Автор: Vielhauer W.
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Год: 1977
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Seite 22 SCHLESISCHE BERGWACHT • Nr.2 Flurnamen aus Schmiedeherg Flurnamen sind manchmal Geschichtszeugen Von Wilhelm Vielhauer Unter den Flurnamen der Schmiedeberger Gemarkung finden sich eine ganze Anzahl, die man als Geschichtszeugen betrachten kann. Es erhebt sich dabei die Frage nach dem Alter dieser Namen. Manche können sich als sehr langlebig erweisen, andere wieder sind wahre "Eintagsfliegen". Die Na men von Bergen, Flüssen und Bächen sind zweifellos die ältesten. Die ersten Siedler haben sie geprägt, um sich orientieren zu können. Nicht ein einziger Name ist darun ter, der einen slavischen Stamm aufzuwei sen hat, auch nicht jener der Eglitz, die im 17. Jahrhundert noch "IseI" oder .Ysel" heißt. In der Eisenmänger'schen Chronik kommt auch die Schreibweise "Iser" und "Isselbach" vor. Es ist dies ein Flußname, der im deutschen Sprachgebiet nicht selten ist (Isergebirge, Bayern, Tauern) und der sich von einem uralten keltogermanischen Wortstamm für "Eisen" ableitet. Die Be zeichnung "Eglitz" ist erst im Laufe des 19. Jahrhunderts aus heute unerfindlichen Grün den aufgekommen. Ich habe ausführlich dar über in der Februarausgabe der .Schmiede berger Nachrichten" von 1958 berichtet. Es steht also fest, daß es ausschließlich deut sche Menschen waren, die sich an der Na mensgebung im Schmiedeberger Tale betei ligten. Sie allein haben es erschlossen, be wohnbar gemacht und zur Blüte geführt. Es liegt nahe, daß der Eisenerzabbau und seine Verhüttung auch in den Flurnamen einen Niederschlaq hinterlassen hat. Es hat den Anschein, als wäre im Laufe der Jahr hunderte viel an altem Namensgut verlo ren gegangen, als in den Zeiten des wirt schaftlichen Niederganges die Hammerwer ke und Schmelzen an der Eglitz eingingen und nur noch Schlackenhalden (Zünderhau fen) von ihrem einstigen Standort kündigten. Nur die .Hammerfelder" (211) und die bei den Hammerteiche (.Oberhammer-" und "Niederhammerteich" 21. u. 75). sowie die "Stollenbrücke" (35) sind übrig geblieben. Die Bezeichnung .Hammerfelder" findet sich sowohl in Ober- als auch in Niederschmie deberg. Sie gehörten zu einer Anzahl Schmiedeberger Hammerhöfe, deren heuti ger Zustand noch von der Wohlhabenheit der einstigen Besitzer zeugt. Da war z. B. der "Niederhammer" (208). das heutige Gut Ruhberg, in dessen unmittelbarer Umgebung in den dreißiger Jahren unseres Jahrhun derts eine der größten Schmiedeberger Schlackenhalden aus dem Mittelalter abge baut wurde. Ihr Eisengehalt muß noch so groß gewesen sein, daß der Abtransport und die nochmalige Verhüttung lohnte. Auch der "Staudenhof" (209). der .Loulsenhot" (210), das Dietrichgut, der sogenannte .Oberham rner" (217) in Oberschmiedeberg und der .Hammerhof" (219). der zuletzt als Ober försterei diente, waren einstige Hammer höfe. In der bayerischen Oberpfalz, wo wir eine neue Bleibe nach der Vertreibung ge funden haben, hat der Eisenerzreichtum zu ähnlichen Verhältnissen geführt. Auch hier zeugen noch zahlreiche alte Hammerschlös ser vom einstigen Reichtum ihrer Besitzer, als dieses Gebiet während des Mittelalters eine blühende Eisenindustrie hatte. - Auf dem "Eisenweg" (207), der über den "Teller" (156) auf den Kolbenkamm ging, wurden zu Beginn des vorigen Jahrhunderts Braun eisenerze aus Herrnsdorf städt. nach Schmie deberg gefahren, um hier zusammen mit dem Erz aus der Bergfreiheitgrube verhüttet zu werden. Dieser Eisenweg erschließt heute noch den nördlichen Kolbenkamm für die Holzabfuhr. Die Eisenmänger'sche Chronik erwähnt in einer Vereinbarung vom 5. Mai 1610 über die Verteilung der Gespanndienste den Schmiedeberger Hammermeister George Leuschner. Sein Name hat sich wahrschein lich in der .Leuschnerkoppe" (43) erhalten. Der 30jährige Krieg hinterließ ebenfalls eine Reihe von Flurnamen als Geschichts zeugen. Hans Reitzig berichtete im .Heem teglöckla" Nr. 18 vom Juni 1951 von den 10000 Kosaken unter dem Woiwoden Radzi will, die 1622 ins Hirschberger Tal einbra chen und Tod und Schrecken verbreiteten, so daß die Bewohner der Riesengebirgsdör fer in die Berge flüchteten, die Schmiede berger in die .höchsten Steinklüfte des Freyen". Der Schmiedeberger Pastor George Werner (1604-1654) hat in einem Handbüch lein aufgezeichnet, wie es damals zuging. Am aufschlußreichsten aber sind die Teile der Eisenmänger'schen Chronik, die in den "Schmiedeberger Nachrichten" Nr. 8 vom August 1955 über die .Puschhäuser" enthal ten sind. Die Reste dieser Buschhäuser wa ren auch zu unserer Zeit in ihren Grund mauern deutlich zu erkennen. Es lag auch da noch mancher Tonscherben herum. Die "Buschbauden " (94) lagen auf der Nordost abdachung des .Freien Berges" (87). Dort gab es das .Oberstädtel" (89). das "Nieder städtei" (90). die "Finkenbauden" (91), den "Baudenwinkel" (92). den .Kirchenplan" (93) und den "Baudenbusch" (88). Sie grup pierten sich um den "Weißen Born" (24) und den .Finkenborn" (77), die den Buschbewoh nern zur Wasserversorgung dienten. Das Recht an Wald, Wiese und Wasser galt als Gemeinderecht; es war die Allmen de. Auch hier waren noch Anklänge im Schmiedeberger Flurnamenbestand zu fin den. Ich habe darüber in einer Abhandlung über die "Fiebige" in der Nr. 23 und 1974 in der "Schlesischen Bergwacht" berichtet. Sie hatten sich in der Nähe der Viktoria höhe als Bezeichnungen für Feldstücke er halten. Im Bereiche oberhalb der Höhne straße sind sie als Acker-, Wiesen- und Ge büschstreifen noch kenntlich. Dort, etwa im Bereich der "Cottbushöhe" , lag einst der "Galgenberg" (104). Der Name stand noch auf dem .Plan von dem Lauf der Eichelsbach nebst den daran belegenen Hauptstraßen in der schlesischen Gebürgsstatt Schmiedeberg" vom Jahre 1810, war aber zu unserer Zeit nicht mehr gebräuchlich. Die Fiebige an dieser Stelle hießen die "Galgenfiebige" (173). Dort war auch die .Galgenwiese" (176). die "Schindergrube" (177) und der "Schindergarten" (178). Die Höhnestraße hieß damals" Viehweg" (200) , vielleicht auch "der Weg nach dem Galgen". Der Schinder selbst hatte das "Langerhäusel" bewohnt, im Volksmunde auch .Hexenhäusel" gehei ßen, gegenüber dem alten Schützenhaus. Es war lange Zeit die Wohnung des städtischen Scharfrichters. Um die Mitte des 18. Jahr hunderts übte Johann Heinrich Kräusel (oder Kreisel) dieses Amt aus. Dr. Hans Reit zig aus Krummhübel wußte zu berichten, daß 1783 der außergewöhnliche Fall eintrat, daß sein einziger Sohn und Nachfolger, Jo hann Joseph Kreisel, die Tochter des Stadt senators Adrian Joseph Haberein heiratete. Bekanntlich galt das Handwerk des Scharf richters und Abdeckers als • unehrlich", und eheliche Verbindungen mit solchen Perso nen waren kaum möglich. d-le Lesen. heut« :-..oII!! Wilhelm Vielhauer: Flurnamen aus Schmiedeberg Walter Krischke: 25 Jahre neue Heimat in Wangen im Allgäu Pressedienst Hoch droben auf dem Landeshuter Kamm stand ehemals, gut sichtbar von Schmiede berg aus, eine Reihe stattlicher Fichten, die schon vor dem Zweiten Weltkriege Wind und Wetter und der Axt zum Opfer gefal len waren. Sie hießen "die Grenadiere" (225). wohl weil sie so in Reihe und Glied standen und auf das weit östlich gelegene Schlachtfeld von Landeshut blickten, wo sich Fouqus, General Friedrichs des Großen, mit den Osterreichern am 23. Juni 1760 um "Preußens Thermopylen" schlug. So war es auf einer Tafel auf dem Gipfel des Landeshu ter Kirchberges zu lesen. Wie der Hammermeister Leuschner, so hat sich auch mancher andere Mann in ei nem Flurnamen über die Zeiten gerettet, freilich nicht immer mit dem gleichen Er folg. So wechselte der "Ruhberg" (117) mehrfach seinen Namen. Ursprünglich hieß er "Kuhberg" , später nach einem Besitzer .Cürüerberq". Von ihm erwarb der preu ßische Minister Hoym, Berg und dazu gehö riges Gut, worauf er zum "Ministerberg" wurde. Hoym wollte sich dort ausruhen, und so kam der Name "Ruhberg" auf. Schließ_ lieh ging der Ruhberg an die Familie Radzi will über. - Im "Tauflingsbergel" (143) hielt sich der Name des Besitzers eines Schmie deberger Konfektionsgeschäftes, C. H. Tauf ling, das vor rund drei Menschenaltern hier bestand. - Ein wahrhaftes Denkmal hatte sich der Geheime Kommerzienrat Johann Sigmund Gebauer gesetzt, der aus armen Verhältnissen heraus eine Fabrik zur Her stellung leinener Bänder gegründet hatte, in der er bis zu 400 Menschen beSChäftigte. Im Winter 1824 zu 25 gab er arbeitslosen Schmiedebergern für den damals hohen Ta gelohn von fünf Silbergroschen Brot und Arbeit, indem er Teiche ausgraben und den Inselberg aufschütten ließ, die späteren "Gebauerteiche" (20). Noch heute, 150 Jahre später, sind sie eine segensreiche Einrich tung für Schmiedeberg. Als letzter Geschichtszeuge unter den Flurnamen sei die "Kippe" genannt. Das war ein künstlich aufgeschütteter Erddamm an der Eglitz zwischen Schlüsselberg und Ruh berg. Er verdankte seine Existenz dem großen Hochwasser von 1897. Das im Bach bett angeschwemmte Geröll Wurde nach der Katastrophe von Soldaten des 5. Pio nierbataillons aus Glogau, die im Fluß Feld bahngeleise gelegt hatten, auf Halde ge kippt. Dann wurde das vermurte Bachbett verlegt. Beim Bau der DurChgangsstraße kurz vor dem Zweiten Weltkrieg ist die Hal de fast vollständig verschwunden. Schicksal Die Flocke treibt hinauf, hinab im Wirbel mit tausend andern. Keines weiß, wohin. Jetzt hockt sie an der Scheibe, späht ins Zimmer. Nun büßt sie ihre !'<eugier. Weinend schmilzt sie hin. Otto Nisch