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SCHLESISCHE BERGWACHT
,
Nr.4
worden ist. Von den Polen bewirtschaftet
werden die deutschen Bauden .Melzergrund­
baude", .Hampelbaude", "Kleine-Teich-Bau­
de", .Spindlerbaude" am Spindlerpaß, .Pe­
terbaude" und die .Alte Schlesische Baude".
Das neue Restaurant der Polen auf der
Schneekoppe an Stelle der alten deutschen
Baude errichtet, war z. Teil 1975 schon ein­
geweiht, und ist 1976 sicher voll in Betrieb
gekommen.
So plötzlich und willkürlich die Bauden
auf dem Riesengebirgskamme errichtet wur­
den, so plötzlich und willkürlich sind viele
von ihnen auch wieder verschwunden, und
kein Stein oder Mauerrest erinnert mehr an
sie, an ihre Gemütlichkeit am Kamin und an
das Zitherspiel des BaudenseppeI. In den
Fotoalben und Ansichtskartensammlungen
der Sommerfrischler aus dem ganzen Reich,
vor allem aber in den Gedanken der letzten
Besitzer und in den Gedanken der Bevölke­
rung des Hirschberger Tales leben sie fort
und werden immer wieder genannt werden
und nie vergessen sein, solange noch ein
Hirschberger auf dieser Erde weilt: unsere
deutschen Bauden auf dem Kamme des Rie­
sengebirges.
Bernd Nörenberg-Magnus
Die Hergstüd! Schmiedeberg
Im reizenden Tal der Eglitz erstreckt sich
zwischen dem Forstkamm im Süden und dem
Landeshuter Kamm im Osten die alte Berg­
und Industriestadt Schmiedeberg (442-727 m)
im Riesengebirge, die sich in einer Länge
von 7,5 km bis zum Schmiedeberger Paß
hinaufzieht. Die Stadt "ist auffallend durch
ihre Schmalheit, denn sie besteht fast nur
aus zwei Straßen, die zu beiden Seiten den
Gebirgsbach der Eglitz begleiten. Eingeteilt
wird sie in Nieder-, Ober- und Mittel­
Schmiedeberg, von denen jedoch nur das
letztere stadtähnlich angelegt ist, während
die anderen Teile dorfähnlichen Charakter
haben. Der Ortsteil Arnsberg (600-700 m)
liegt im oberen Eglitztal eine Stunde südlich
vom Markt. Das letzte zur Stadt gehörige
Haus war der alte Paßkretscham (727 m) auf
dem .Paß" am Südende des Landeshuter
Kammes.
Ihre Entstehung verdankt die Stadt dem
Eisenbergbau und der Eisenverhüttung, wor­
auf schon der Ortsname und die alten Berg­
werkshalden hinweisen. Der Bergbau in
Schmiedeberg ist sehr alt und der Berg von
.alten Männern" geradezu durchlöchert. Im
Jahre 1355 erteilte der Herzog Bolko der lI.
der Stadt Hirschberg das Recht, den Eisen­
stein von dem .Smedewerk· nur im Weich­
bilde Hirschbergs verhütten zu lassen. Das
Original dieser Urkunde befand sich im
Staats-Archiv zu Breslau. 1374 wird der da­
malige Burggraf von Hirschberg, Gotsche
Schoff (Schaffgotsch), als .Erbherr uffen
Smedewerge" genannt. Seither blieb der
1513 zur Stadt erhobene Ort im Besitze die­
ses Geschlechts bis zu dem tragischen Tode
des Freiherrn Hans Ulrich von Schaffgotsch
1635.
Bekannterweise wurden dessen Besitzun­
gen vom Kaiser konfisziert und Schmiede­
berg gelangte 1639 durch Kauf an den Gra­
fen Czernin. Nach der Eroberung Schlesiens
durch Friedrich dem Großen erstand dieser
die Herrschaft und erhob die Stadt 1747 zur
.Freien Bergstadt". Auch überließ er ihr die
zur Herrschaft gehörenden neun Dörfer und
14000 Morgen Forst für den Preis von
144420 Taler, welche Besitzungen die Stadt
aber wieder einzeln verkaufte. Von den al­
ten Bergstädten des Riesengebirges blieb
Schmiedeberg die einzige, in der sich der
Bergbau bis in die Zeit nach dem 1. Welt­
krieg behauptete. Die Grube .Bergfreiheit"
förderte täglich etwa 300 Zentner Magnet­
eisenstein, die auf der Königs- und Laura­
hütte in Oberschlesien verschmolzen wur­
den.
Im 17. und 18. Jahrhundert gelangte die
Stadt durch Leinwanderzeugung und -han­
del zu Wohlstand und Blüte. Davon zeugten
noch die zum Teil in Gärten liegenden alten
stattlichen Patrizierhäuser im unteren Stadt­
teil, von denen eins später Genesungsheim
der Landesversicherungsanstalt Schlesiens
war. Im sogen .• Treutlerhaus" , einem spät­
barocken Gebäude an der Ecke Bahnhof- und
Hauptstraße, wohnte am 17. und 18. August
1781 Friedrich der Große, der W ohltä ter der
Stadt, bei seinen letzten Besuch in Sehrnie­
deberg. Quartier berühmter Staatsmänner
und Dichter war auch das Hotel .Goldener
Stern" in der Friedrichstraße unweit vom
Markt, in dem u. a. 1809 der Dichter Theo­
dor Körner weilte, woran das Theodor-Kör­
ner-Zimmer erinnerte.
Am unteren Ende des langen, schmalen
Marktplatzes, der nur aus zwei geschlosse­
nen Häuserreihen besteht, befindet sich die
kath. Pfarrkirche, die bereits 1225 als Ka­
pelle von Bergknappen gegründet worden
sein soll und welche in der Zeit von 1549
bis 1654 evangelisch war. Ihr Barockturm
stammt von 1674. Das Innere der Kirche ent­
hält Schnitzaltäre und vorzügliche barocke
Eisengitter vor Gruftkapellen. Am oberen
Ende des Marktplatzes steht links das 1786
bis 1789 erbaute Rathaus. Hinter diesem be­
fand sich die turmlose evangelische Bethaus­
kirche (erbaut 1743-1745) mit schöner, von
Schul- und Pfarrhaus flankierter Barockfas­
sade, die leider am 3. Januar 1959 ein Raub
der Flammen geworden Ist.
20 Minuten südlich vom Markt liegt auf
dem aussichtsreichen Trotschenberg (494 m)
in Ober-Schrniedeberg die kath. St. Annaka­
pelle, die angeblich schon 1312 von einer
Schmiedeberger Jungfrau Maria Barbara
Heigewald zu Ehren der h1. Anna erbaut
worden ist. Die Kapelle wurde 1727 erneuert.
In Nieder-Schmiedeberg, 20 Minuten nord­
westlich vom Bahnhof, steht auf einem be­
waldeten Hügel das Schloß Ruhberg (420 m).
das einst dem Fürsten Radziwill gehörte.
Dieser war der Vater der Prinzessin Elise
von Radziwill (t 1834). welche die Jugend­
liebe Kaiser Wilhelm 1. war. Als junger
Prinz verbrachte Wilhelm hier seine glück­
lichsten Stunden. An einem ärmlichen Häus­
chen des unteren Stadtteils erinnerte eine
Inschrift an den Besuch der Kaiserin Augu­
sta Viktoria am 21. September 1897 anläßlich
des Hochwassers, bei welchem am 30. Juli
1897 eine ganze Häuserreihe von den Fluten
weggerissen worden war.
Die rund 6500 deutschen Einwohner
Schmiedebergs betrieben rege Industrie und
es bestanden Fabriken für deutsche Smyrna­
teppiche, Porzellan, Leinen, Filztuch, Wachs,
chirurgische Instrumente, Wollspinnerei,
Bleich- und Appretur-Anstalt sowie Holz­
warenfabrikation. Das größte Werk der
Stadt, die Pohl'sche Porzellanfabrik, beschäf­
tigte gegen 1000 Arbeiter, die große Woll­
spinnerei von Güttler etwa 500. Auch das
"Kunstgewerbe war vertreten durch die
schlesischen Spitzenschulen Hoppe-Siegert
(Hirschberg-Schmiedeberg). Die ehern. litho­
graphische Anstalt E. W. Knippel genoß ei­
nen weiten Ruf durch ihre Landschaftsbilder.
Durch einen Schwarzwälder J. G. Faller war
einst auch die Fabrikation von Schwarzwäl­
der Uhren in Schmiedeberg eingeführt wor­
den. Ein fürchterlicher Wolkenbruch zer­
störte 1802 die Werkstatt und veranlaßte
Fallers Tod, womit dieser Industriezweig
ein frühes Ende fand.
Wegen seiner günstigen Lage am Fuße ho­
her bewaldeter Berge, der Nähe des Haupt­
kammes mit der Schneekoppe sowie des
schönen östlichen Riesengebirges und des
prächtigen Aupatals auf böhmischer Seite,
gehörte Schmiedeberg zu den beliebtesten
Sommerfrischen und Luftkurorten des Ge­
birges, zumal keine Kurtaxe oder Fremden­
steuer erhoben wurde und Unterkunft und
Verpflegung preiswert waren. Vier Bahn­
höfe vermittelten den Verkehr im Orte. Der
Hauptbahnhof ist zugleich Bahnhof für Ho­
henwiese, der Bahnhof Mittel-Schmiedeberg
liegt am direkten Aufstieg zu den Grenzbau­
den, die Station Ober-Schmiedeberg am Auf­
stieg auf den Landeshüter Kamm und den
Schmiedeberger Paß, und die Haltestelle
Wagnerberg ist Bahnhof für Buschvorwerk.
Später kam noch ein fünfter Bahnhof hinzu,
die Haltestelle Schmiedeberg-Bornhöhe beim
Eisenbahnerholungsheim und Koppenauf­
stieg.
Außer den verschiedenen Hotels, Gasthö­
fen und Pensionen standen den Sommergä­
sten in Schmiedeberg zahlreiche Privatwoh­
nungen zur Verfügung. Großer Beliebtheit
erfreute sich das städtische Luft- und
Schwimmbad "Inselbad" mit Insel im großen
Teich, Sprungturm, WasserrutSchbahn,
Planschbecken und Restaurant. Daran grenz­
te der große Sportplatz. Für die Unterhal­
tung der Gäste sorgten Saison-Theater, Kon­
zerte, Familienabende und Tanzveranstaltun­
gen. Historisch war das Margaretenfest. Im
Juli 1914 wurde das 400jährige städtische
Jubiläum feierlich begangen. Von den Gast­
höfen der Stadt war das Gasthaus "Zum
Stollen" bei der Stollenbrücke in der Lie­
bauer Straße der älteste.
Als Wintersportplatz kam Schmiedeberg
dadurch besondere Bedeutung zu, weil die
Hörnerschlittenbahn Grenzbauden-Schmie­
deberg (7 km) die älteste des Riesengebir­
ges war und der Wintersportverkehr im Rü­
bezahlreich hier seinen Ausgang genommen
hat. Die Grenzbauden (1050 m], eine zur Ge­
meinde Klein-Aupa gehörende Baudengrup­
pe, werden von der Fahrstraße Schmiede­
berg-Freiheit durchzogen. Die Baudenkolo­
nie liegt in einer Einsattelung am Ostende
des Riesengebirgskammes.
Erhard Krause
Mitteilung
DDR als sozialistischer Musterstaat
Honeckers DDR ist auf dem Wege zum
sozialistischen ,,1984". Wie Orwells in sei­
nem Zukunftsroman den totalen Allmacht­
Staat des Jahres 1984 beschrieben, beginnt
Honecker 1977 noch stärker als bisher 1984
in der DDR Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Gesinnungskontrolle im "ersten
sozialistischen Staat auf deutschem Boden"
hat in diesen Tagen eine neue Perfektion er­
reicht. "Streng vertraulich" übergeben die
Kaderleiter den ihnen "Anvertrauten" in den
Behörden und Betrieben Mitteldeutschlands
Fragebogen mit ca. 80 persönlichen und poli­
tischen Fragen. Dabei wird neben lücken­
losem Lebenslauf auch die politische Einstel­
lung der ganzen Familie erfragt. Natürlich
spielen Kontakte nach Westdeutschland,
West-Berlin und dem übrigen "kapitalisti­
schen Ausland" dabei eine wichtigeRolle.
Aufgrund der Beurteilungen dieser Frage­
bogen entscheidet der Staatssicherheits­
dienst, ob Genehmigungen von Westreisen
möglich sind oder nicht. "Selbstverpflichtun­
gen" der Befragten legen schließlich auch ge-
nau fest, wer überhaupt Westkontakte in der
DDR selbst zu Besuchern aus West-Berlin
und der Bundesrepublik Deutschland haben
darf.
Nach Helsinki und Grundvertrag sollte die­
ser neuerliche Beitrag Honeckers zur "Ent­
spannung" von der Bundesregierung mehr
Beachtung finden als die lapidare Feststel­
lung in Schmidts Regierungserklärung "die
Bundesregierung sieht die DDR wie sie ist".
- Die DDR aber ist in Wirklichkeit auf dem
Weg nach ,,1984".
EINSENDESCHL lJSS
Für die Ausgabe vom 5. März 1977
Geburtstage bis 20. Februar 1977
Anzeigen bis 26. Februar 1977
Für die Ausgabe vom 20. März 1977
Geburtstage bis 8. März 1977
Anzeigen bis 11. März 1977
Wir bitten dringend, auch die Berichterstat­
ter, diese Termine zu beachten - und danken
für Beacntunq .