Автор: Гердт А.А.  

Теги: немецкий язык  

Год: 1955

Текст
                    


1 I DEUTSCHES LESEBUCH FÜR DIE 9. und 10. KLASSEN KHHEA 4AH HTEHEIH HA HEMEIJKOM H3BIKE B 9 h 10 KJ1ACCAX CPE/JHEH LU KOJI bl CocTaeuA A. A. FEPAT rOCy/IAPCTBEHHOE yqEBHOJIEAAFOrWMECKOE H34ATEJIBCTBO MKHHCTEPCTBA nPOCBElHEHWfl PC<PCP M o c k b a 195 5
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1 nPE/JWCJIOBPIE HacTOfliuee nocoöwe hbjihctch xh.hfoh ajih htchhh Ha hcmciixom H3HKe b IX—X miaccax cpeAHefi inxoAbi. 3thm h onpeAejiaeTcn oTÖop MaTepwajia: cocTaBHTejib He cTapajica npejicTaBHTb c HCHepnbiBaiomeii nojiHOTofi Bcex 3HaHHTejibHbix HeMeiiKHx HHcaTejiefl 3a TpH ctojicthh (3TO 6bIJ10 6bl H HCBO3MOJXHO, yHHTbIB3H CpaBHHTCJIbHO HeÖOJIblUOH oÖ'beM khhth), a OToöpaji HHTepecHbie, saHHMaTejibHbie h AOCTynHbie no H3blKy OTpblBKH H3 npOH3BCAeHHft HeMeilKHX KJiaCCHKOB H COBpeMeH- Hbix nporpeccHBHbix nHcaTejiefi h hostob. PasyMeeTcn, cocTaBHTejib xotcji TaKHte cooöiuHTb yqamHMcfl h yqHTejiHM HeoöxoAHMbie cbcachhh no HeMeixKofi JiHTepaType h c stofI uejibio .naji xpaTXHe BCTynHTejibHbic CTaTbH o TBopqecTBe nHcaTejiefi, npeACTaBJieiiHbix b jiaHHofi xHHre. Hecxojibxo cjiob 06 omejibHhix HHcaTejiax. JleCCHHr, X3X H3BCCTHO, HBJIflCTCfl XpynHeftlUHM HeMeilKHM npocße- THTejieM XVIII ßexa; jiHTepaTypnoe HacjiejicTBo ero orpoMHo h oxßaTbi- BaeT caMHe pa3JiH<iHbie jxanpbi: cthxotbopchhh, ApaManmecxHe npoHS- BeAeHHH, (|)H.JIOCO(|)CKHe COHHHeHHfl, JIHTeparypHO-KpHTHHeCKHe CTaTbH H T. Ä. Mbl OCT3HOBHJIH CBOfi BblÖOp Ha ero ÖaCHflX, XOTfl JleCCHHr 3Aecb Menee bcjihk h He cobccm caMocTOHTejien. Aejio b tom, mto mho- THe npOH3BCAeHHH JlecCHHra B JieKCHqeCKOM othouichhh cjihhikom TpyAHbi ajih ynaiuHXCH cpeAHefi iiiKOJibi, a Öojiee «nocTynnbie no fl3bixy npoH3Be,aeHHH JleccHHra HeoAHoxpaTHo y>xe H3,aaBajiHCb y Hac. IloaTOMy Mbl H BKJnOMHJIH B H3Ujy KHHTy Ö3CHH JleCCHHra, CpaBHHTCJIbHO JierKHC no CBoefi jiexcHKe h ne H3jxaBaBUiHecfl y nac jijih cpejiHeH niKOJibi. Bojiee ÖoraTbifi BtiÖop npejicTaBJiHiOT npoH3BejieHHH TeTe. JImtc- paTypHoe HacjiejiHe stoto KpynHenuiero KJiaccHKa neMeiiKofi jihtc- paTypbi nonTH HeoöoapHMo. OTjiejibHbic npoH3Be,neHHfl TeTe hcoäho- xpaTHO H3AaßajiHCb juifl cpeflHefi niKOJibi, ocoöeHijp ero CTHXH. FIpO3a TeTe Menee snaxoMa HamuM yqamHMCfl, nosTOMy mm CMHTaJiH HeoÖxo- AHMblM BKJIIOqHTb B XHHry ÄJIfl HTCHHfl OTpblBXH H3 CTO npO3bI. CTHXO- TBopeHHH TeTe «IleBeii», «Mhhboh» h HexoTopbie «npynie H3 poMana «foAbi yHeHHfl BnjibrejibMa MeficTepa», xoth h BXjixmajiHcb b yueßHHXH AJifl cpeflHefi uixojibi, ho Bcer.ua H3OJiHpoBaHHo ot noHCHHwmero TexcTa. B HaiiieM cöopHHxe ?th cthxotbopchhh .naHbi b coqeTaHHH c tcxctom poMana, hto AejiaeT hx coAepjxaHHe 6ojiee nonaTHbiM ajih ywaiunxcn. 3
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Gotthold Ephraim Lessing (1729—1781) * Lessing, der größte deutsche Aufklärer des XVIII. Jahrhunderts, wurde am 22. Januar 1729 in der sächsischen Stadt Kamenz geboren. Lessings literarische Tätigkeit war vielseitig: er schrieb Gedichte, Epigramme, Fabeln, Abhandlungen über Kunst und Literatur, drama- tische, kritische, publizistische und philosophische Werke. Zu Lessings bedeutendsten dramatischen Werken, die eine ganze Epoche in der Entwicklung der deutschen Literatur bilden, gehören: „Miß Sara Sampson“ (1755), „Minna von Barnhelm“ (1767), „Emilia Galotti“ (1772) und „Nathan der Weise“ (1779)./ „Miß Sara Sampson“ ist das erste deutsche Trauerspiel, dessen Haupthelden Vertreter des Bürgertums sind V In „Minna von Barnhelm“ protestiert der Dichter gegen die feudale Zerstückelung Deutschlands, gegen den Nationalhaß und kämpft für die nationale Vereinigung des deutschen Volkes. Das macht dieses Werk auch f jr unsere Zeit höchst aktuell.J
7 In „Emilia Galotti“ äußert Lessing einen leidenschaftlichen Protest gegen den Despotismus der Fürsten; im Drama „Nathän der Weise“ tritt er gegen religiöse Vorurteile und für die Freiheit der Vernunft auf. Lessing war ein unbestechlicher Demokrat, ein unbeugsamer Kämpfer gegen den Feudalismus und dessen Ideologie, ein unver- söhnlicher Gegner des pfäffischen Idealismus und des religiösen Obskurantismus. In seinen kritischen Werken, besonders in seiner „Hamburgischen Dramaturgie“ (1767—1769), tritt Lessing als Theore- tiker des bürgerlichen Realismus des XVIII. Jahrhunderts auf. Lessings ganzes Leben war der Erforschung der Wahrheit und dem Kampfe gegen Heuchelei und Lüge gewidmet. Lessing war ein furchtloser Kämpfer und ein Mann von der größten Unabhängigkeit des Charakters. Marx und Engels schätzten Lessing als kühnen und folgerichtigen Kämpfer für eine fortschrittliche Literatur. Eine äußerst hohe Einschätzung gaben Lessing auch die großen russischen revolutionären Demokraten des XIX. Jahrhunderts — Belinski und besonders Tschernyschewski. Tschernyschewski hat dem großen deutschen Dichter eine umfang- reiche Arbeit gewidmet — „Lessing, seine Zeit, sein Leben und Wirken“ '. Lessing starb am 15. Februar 1781 in Braunschweig. Nachstehend bringen wir einige Fabeln von Lessing, in denen mit scharfem Witz verschiedene Laster der Menschen verspottet werden: Kriecherei („Der Tanzbär“), Nachäfferei („Der Affe und der Fuchs“), Heuchelei („Der Wolf und der Schäfer“), Habgier („Der Hamster“), Prahlerei und Hochmut. FABELN Der Tanzbär • U o)' cm. Ein Tanzbär war der Kett’ entrissen 1 2 Kam wieder in den Wald zurück, Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück Auf den gewohnten Hinterfüßen 3. 1 H. T. Hep h bi meacKH h, JleccHHr, ero upeMfl, ero >KH3Hb h ÄeflTejibHocTb. 2 war der. Kett’ (= Kette) entrissen — copsajicn c uenw 3 auf den gewohnten Hinterfüßen = auf den Hinterfüßen, für die das Tanzen eine gewohnte Sache war 6
1 „Seht“, schrie er, „Das ist Kunst! Das lernt man in der Welt. Tut es mir flach !, wenn’s euch gefällt, Und wenn ihr könnt!“ — „Geh“, brummt ein alter Bär, „Dergleichen Kunst, sie sei so schwer, Sie sei so rar sie sei1 2, Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei!“ Ein großer Hofmann sein, Ein Mann, dem Schmeichelei und List Statt Witz und Tugend ist3; Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt4 Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt, Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein, Schließt das Lob oder Tadel ein? Der Hamster und die Ameise „Ihr armseligen Ameisen“, sagte ein Hamster. „Verlohnt es sich der Mühe 5, daß ihr den ganzen Sommer arbeitet, um ein so weniges einzusammeln? 6 Wenn ihr meinen Vorrat sehen solltet!“--- „Höre“, antwortete eine Ameise, „wenn er größer ist, als du ihn brauchst, so ist es schon recht, daß die Menschen dir nachgraben, deine Scheuern ausleeren und dich deinen räuberischen Geiz mit dem Leben büßen lassen.“ Der Affe und der Fuchs „Nenne mir ein so geschicktes Tier, dem ich nicht nach- ahmen könnte!“ So prahlte der Affe gegen den Fuchs 7. Der Fuchs aber erwiderte: „Und du nenne mir ein so gering- 1 Tut es mir nach = macht es so, wie ich 2 sie sei so rar sie sei = sie mag noch so rar sein — i<aK 6h CJIOJKHO OHO HH ÖHJIO 3 ein Mann, dem Schmeichelei und List statt Witz und Tugend ist — qejiOBeK, y Koroporo bm-ccto ocTpoy.MHH h joöpojeTejiH JiecTb H XHTpoCTb 4 der durch Kabalen..., des Fürsten Gunst erstiehlt der durch unehrliche Handlungen die Gunst des Fürsten gewinnt 5 Verlohnt es sich der Mühe? — pa3Be ctoht Tpyaa? 0 um ein so weniges einzusammeln — iitoöh coöpaTb Tanne nycTsiKM 7 gegen den Fuchs - nepej .incmicn 7
7 I schätziges Tier, dem es einfallen könnte, tdir nachzu- ahmen.“ 1 Schriftsteller meiner Nation! — Muß ich mich noch deutlicher erklären? 1 2 Der Wolf und der Schäfer Ein Schäfer hatte durch eine grausame Seuche seine ganze Herde verloren. Das erfuhr der Wolf und kam, seine Kondolenz abzustatten 3. „Schäfer“, sprach er, „ist es wahr, daß dich ein so grausames Unglück betroffen4? Du bist um deine ganze Herde gekommen5? Die liebe, fromme, fette Herde! Du dauerst mich 6, und ich möchte blutige Tränen weinen.“ „Habe Dank7, Meister Isegrim8“, versetzte der Schä- ' fer. „Ich sehe, du hast ein sehr mitleidiges Herz.“ „Das hat er auch wirklich“, fügte des Schäfers Hylax 9 I hinzu, „sooft er unter dem Unglück seines Nächsten selbst leidet.“ Der Esel und der Wolf Ein Esel begegnete einem hungrigen Wolfe. „Habe Mitleid mit mir!“ 10 11 sagte der zitternde Esel. „Ich i bin ein armes, krankes Tier; sieh’ nur, was für einen Dorn ich mir in den Fuß getreten habe!“ 11 1 dem es einfallen könnte, dir nachzuahmen — KOTopoMy moijio npHHTH b rojioßy JKejiaHwe nonpaxtaTb Teöe 2 Muß ich mich noch deutlicher erklären? — HyxtHo jih MHe eme HCHee Bbipa3HTb CBOIO MbICJlb? 3 kam seine Kondolenz abzustatten — npHiueji Bbipaairrb co6ojic3- HOBaHHe 4 ... daß dich ein so grausames Unglück betroffen (hat) — mto tc6r nocTHrvio Tanoe CTpauiHoe öe^cTBHe P 5 Du bist um deine ganze Herde gekommen? = Du hast deine ganze Herde verloren? 6 Du dauerst mich — Miie xtajib Teßa 7 Habe Da'nW — Cnacnöo TeÖe 8 Meister Isegrim = Herr Isegrim (Name des Wolfes in Fabeln und Märchen). 9 Hylax — THJiaKc (der Name des Schäferhundes). 10 Habe Mitleid mit mir! — CjKajibca Hajio mhoio! 11 sieh’ nur, was für einen Dorn ich mir in den Fuß getreten habe! — nocMOTpn, KaKyio aaiioay h aacajiHji ce6e b Hory! 8
„Wahrhaftig, du dauerst mich“, versetzte der Wolf. „Und ich finde mich in meinem Gewissen verbunden ', dich von diesen Schmerzen zu befreien.“ Kaum war das Wort gesagt, so war der Esel zerrissen. Der Rabe Der Rabe bemerkte, daß der Adler ganze dreißig Tage über seinen Eiern brütete. „Und daher kommt es ohne Zweifel“, sprach er, „daß die Jungen des Adlers so all- sehend und stark werden. Gut, das will ich auch tun.“ Und seitdem brütet der Rabe wirklich ganze dreißig Tage über seinen Eiern; aber noch hat er nichts als elende Raben ausgebrütet. Der Springer im Schach Zwei Knaben wollten Schach ziehen1 2. Weil ihnen ein Springer3 fehlte, so machten sie einen überflüssigen Bauer 4 durch ein Merkzeichen dazu. „Ei“, riefen die andern Springer, „woher, Herr Schritt vor Schritt?“ 5 Die Knaben hörten die Spötterei und sprachen: „Schweigt! Tut er uns nicht eben die Dienste, die ihr tut?“ Der Adler Man fragte den Adler: „Warum erziehst du deine Jungen so hoch in der Luft?“ Der Adler antwortete: „Würden sie sich, erwachsen, so nahe zur Sonne wagen 6, wenn ich sie tief an der Erde erzöge?“ 1 ich finde mich in meinem Gewissen verbunden — moh coßecTt> noGyjK/iaeT Menn 2 Schach ziehen = Schach spielen. 3 der Springer eine Schachfigur — ujaxMaTHbiü kohl. 4 der Bauer = hier: eine Schachfigur — neniKa. 5 Herr Schritt vor Schritt — toctiohhh LIIar-3a-iuaroM (HacMeiujiH- BaH KjiHHKa neuiKH b Hrpe b iiiaxMaTbi). 6 Würden sie sich, erwachsen (= wenn sie erwachsen sind), so nahe zur Sonne wagen? — Pa3Be ohh, 6yjiyiiH B3pocjibiMH, ocwejiHjiHCb 6bl HO/lHHTbCH T3K BbICOKO K COJlHliy? 9
Johann Wolfgang Goethe (1749—1832) Der größte deutsche Dichter Johann Wolfgang Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main in einer gebildeten und wohlhabenden Familie geboren. Mit 8 Jahren 1 übersetzte Goethe schon deutsche Dichter ins Lateinische, Griechische und Französische, selber übte er sich im Dichten seit seinem 5. Lebensjahr. Im Jahre 1765 ging Goethe auf die Leipziger Universität, wo er auf Wunsch seines Vaters die Rechte studierte, sich aber mehr füi;*' Literatur, Kunst, Sprachen, Philosophie, Geschichte und Naturkunde interessierte. Schon die ersten zwei größeren Werke, das Drama „Götz von Berlichingen“ (1773) und der Roman in Briefform „Die Leiden des 1 Mit 8 Jahren — Bocbmh jict 10
1 jungen Werther“1 (1774), brachten Goethe Weltruhm und machten ihn zum anerkannten Führer der Sturm- und Drangbewegung!1 2 Goethe, der aus der reichen Quelle der Volksdichtung schöpfte, war ein großer Lyriker. Solche Gedichte wie „Heideröslein“3, „Mai- lied“, „Auf dem See“, „Wanderers Nachtlied“ und andere Jugend- gedichte sind als wahre Meisterwerke in die reiche Schatzkammer der Weltliteratur eingegangen. Im Jahre 1775 siedelte Goethe auf Einladung des jungen Herzogs Karl August nach Weimar über. Hier blieb er bis an sein Lebensende. Das Hofleben begünstigte durchaus nicht die literarische Tätigkeit des Dichters. Da faßte Goethe im Jahre 1786 einen schnellen Entschluß und reiste für zwei Jahre nach Italien. Von nun an veröffentlichte der Dichter ein Werk nach dem andern, von denen die wichtigsten folgende sind: „Iphigenie auf Tauris“ 4 (1787), „Römische Elegien“ (1788), „Egmont“ (1788), „Torquato Tasso“ (1790), „Wilhelm Meisters Lehrjahre“5 (1795—1796), „Die Wahlverwandtschaften“6 (1809), „Dichtung und Wahrheit“ (1811 — 1832), „Italienische Reise“ (1816—1817), „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ (1821—1829) und „Faust“ (1774—1831). Das größte und bedeutendste Werk von Goethe ist die Tragödie „Faust“, an der der Dichter fast 60 Jahre lang arbeitete. ^Der große russische Dichter A. S. Puschkin sagte, daß „Faust“ (He größte Schöpfung des poetischen Geistes sei, daß er den Inbegriff der modernen Dichtung darstelle, ebenso wie die „Ilias“7 ein Denkmal des klassischen Altertums sei. Der große russische Kritiker und revolutio- näre Demokrat W. G. Belinski nannte Goethe einen Giganten der Kunst, einen echten und großen Vertreter der deutschen Literatur und betonte stets die enge Verbundenheit Goethes mit seiner Zeit und seinem Volk. Im Jahre 1794 befreundete sich Goethe mit dem andern großen deutschen Dichter, Friedrich Schiller. Die innige Freundschaft und jahrelange Zusammenarbeit dieser Dichter war für beide von größter Bedeutung. 1 „Die Leiden des jungen Werther“ — „Crpa/iamm wojiojioro BepTepa“. 2 Sturm- und Drangbewegung — ÄBUJKemie „6ypu h naTHCKa“, jiHTeparypHoe Teqeuwe b TeoMaHMH b XVIII BeKe. 3 „Heideröslein“ — „FIojieBan poaoqKa“. 4 „Iphigenie auf Tauris“ — „W^HreHim b TaBpu/ie“. 5 „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ — „Toam yueiiMH BujibrejibMa MewcTepa“. 6 „Die Wahlverwandtschaften“ — „HaOupaTeJibiioe cpoacTBo“ (b hobom pyccKow nepeBOje „PoncTBenubie narypbi“). 7 „Ilias“ — „Wjinajia“ foMepa. 11
Goethes literarisches Erbe ist sehr reich: die Weimarer akademische Ausgabe seiner Werke (die sogenannte Sophien-Ausgabe) umfaßt 143 Bücher. Goethe war ein genialer und vielseitig gebildeter Dichter und Gelehrter. Er war ein großer Lyriker, Dramatiker und Romanschrift- steller, ein hervorragender Philosoph, Kritiker, Sprachforscher, Maler, Naturforscher und Staatsmann. Marx und Engels nannten Goethe den größten Deutschen und schätzten sein Schaffen sehr hoch. Marx, der Goethe zu seinen Lieb- lingsdichtern und „Faust“ zu seinen Lieblingswerk^n zählte, wußte viele Werke von Goethe auswendig und zitierte sie oft im Gespräche und in seinen Schriften. Marx und Engels hoben die progressive Bedeutung in Goethes Schaffen hervor, deckten aber auch die Widersprüche in seinem Leben und Schaffen auf. Goethe starb am 22. März 1832. Goethes Werken wurde in unserem Lande immer große Aufmerk- samkeit geschenkt. Fast alle bedeutenden russischen Dichter des XIX. Jahrhunderts haben , sich mit Übersetzungen von Werken Goethes befaßt. Viele Gedichte Goethes wurden von russischen Komponisten in Musik gesetzt. Besonders rege wurde das Interesse für Goethe nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Im Jahre 1949 wurde von der gesamten progressiven Menschheit der 200. Geburtstag des genialen Dichters gefeiert. Besonders feierlich verlief dieses Jubiläum in der Sowjetunion und in der Deutschen Demokratischen Republik. Nachstehend bringen wir neben einigen Gedichten von Goethe Auszüge aus dem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Auf dem See (1775) Und frische Nahrung, neues Blut Saug’ ich aus freier Welt: Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am Busen hält! Die Welle wieget unsern Kahn Im Rudertakt hinauf, Und Berge, wolkig himmelan, Begegnen unserm Lauf. 12
Äug’, mein Äug’, was sinkst du nieder? Goldne Träume, kommt ihr wieder? Weg, du Traum! so gold du bist: Hier auch Lieb’ und Leben ist. Auf der Welle blinken Tausend schwebende Sterne, Weiche Nebel trinken Rings die türmende Ferne; Morgenwind umflügelt Die beschattete Bucht, Und im See bespiegelt Sich die reifende Frucht. Nähe des Geliebten 1 Ich denke dein 1 2, wenn mir der Sonne Schimmer Vom Meere strahlt; Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt. Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege Der Staub sich hebt; In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege Der Wandrer bebt. Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen Die Welle steigt. In stillem Haine geh’ ich oft zu lauschen, Wenn alles schweigt. Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! Die Freuden Es flattert um die Quelle Die wechselnde Libelle, Mich freut sie lange schon; 1 Dieses Gedicht wurde von den russischen Komponisten Aljabjew, Mjaskowski u. a. in Musik gesetzt. 2 ich denke dein ich denke an dich 13
Bald dunkel und bald helle, Wie der Chamäleon ’, Bald rot und blau, Bald blau und grün. O daß ich in der Nähe Doch ihre Farben sähe! Sie schwirrt und schwebet, rastet nie! Doch still, sie setzt sich an die Weiden. Da hab’ ich sie! Da hab’ ich sie! Und nun betracht’ ich sie genau, Und seh’ ein traurig dunkles Blau — So geht es dir, Zergliedrer deiner Freuden! ! > Mailied1 2 V Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Aus jedem Zweig, Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch. Und Freud’ und Wonne Aus jeder Brust. O Erd’, o Sonne, O Glück, o Lust! O Lieb’, o Liebe! So golden schön, Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn! Du segnest herrlich Das frische Feld, Im Blütendampfe Die volle Welt. O Mädchen, Mädchen, Wie lieb’ ich dich! Wie blickt dein Auge! Wie liebst du mich! So liebt die Lerche Gesang und Luft, 4 Und Morgenblumen Den Himmelsduft, Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud’ und Mut Zu neuen Liedern Und Tänzen "gibst. '* Sei ewig glücklich, Wie du mich liebst! 1 der Chamäleon — letzt gebräuchlich: das Chamäleon. 2 3to CTHXOTBopeHHe mhofo paa BcnoMHHaji H. T. MepHbimeBCKHÖ; oh aaxe aanHcaji ero b cboü ahcbhmk h BOCXHmajica hm. IlecHH nepe- Jioxeaa Ha MyatiKy KOMnoaHTopoM CepoBMM. 14
Blumengruß Der Strauß, den ich gepflücket,. Grüße dich viel tausendmal! Ich habe mich oft gebücket, Ach, wohl eintausendmal, Und ihn ans Herz gedrücket Wie hunderttausendmal! Meeresstille 1 Tiefe Stille herrscht im Wasser, Ohne Regung ruht das Meer, Und bekümmert sicht der Schiffer Glatte Fläche rings umher. Keine Luft von keiner Seite! Todestille fürchterlich! In der ungeheuren Weite Reget keine Welle sich. * * Geh! gehorche meinen Winken,. Nutze deine jungen Tage, Lerne zeitig klüger sein: Auf des Glückes großer Wage Steht die Zunge selten ein 1 2. Du mußt steigen oder sinken, Du mußt herrschen und gewinnen Oder dienen und verlieren, Leiden oder triumphieren, Amboß oder Hammer sein. 1 Dieses Gedicht wurde von den Komponisten Ljapunow, Napraw- nik, Rubinstein u. a. vertont. 2 steht die Zunge selten ein = bleibt die Zunge selten stehen
Auszüge aus dem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ Mignons Tanz 1 (aus dem 8. Kapitel des II. Buches) Das zwölfjährige italienische Mädchen Mignon1 2 wurde als kleines Kind von wandernden Seiltänzern geraubt und in die Fremde entführt. Wilhelm Meister rettete das liebliche Kind vor den grausamen Mißhandlungen eines groben Mannes und nahm es später auf seinen Wanderungen mit sich. Mignon liebte ihren Retter, der ihr den Vater ersetzte. Eines Tages kam Wilhelm in schlechter Stimmung nach Hause. Mignon erheiterte ihn durch einen wunderbaren Tanz. Mignon hatte auf Wilhelm gewartet und leuchtete ihm die Treppe hinauf. Als sie das Licht niedergesetzt hatte, bat sie ihn, zu erlauben, daß sie ihm heute Abend ein Kunst- stück zeigen dürfe. Er hätte es lieber verbeten 3, besonders da er nicht wußte, was es werden sollte. Allein er konnte diesem guten Geschöpfe nichts abschlagen. Nach einer kur- zen Zeit trat sie wieder herein. Sie trug einen Teppich unter dem Arme, den sie auf der Erde ausbreitete. Wilhelm ließ sie gewähren4. Sie brachte darauf vier Lichter, stellte eins auf jeden Zipfel des Teppichs. Ein Körbchen mit Eiern, das sie darauf holte, machte die Absicht deutlicher. Künstlich abgemessen schritt sie nunmehr auf dem Teppich hin und her und legte in gewissen Maßen 5 die Eier auseinander; dann rief sie einen Menschen herein, der im Hause auf- wartete und die Violine spielte. Er trat mit seinem Instru- ment in die Ecke; sie verband sich die Augen, gab das Zeichen und fing zugleich mit der Musik, wie ein aufgezoge- nes Räderwerk, ihre Bewegungen an, indem sie Takt und Melodie mit dem Schlage der Kastagnetten begleitete. Behende, leicht, rasch, genau führte sie den Tanz. Sie trat so scharf und so sicher zwischen die Eier hinein, bei 1 FIoA3arojioBKH k orpbiBKaM M3 poMana Tere „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ jiaHbi cocTaBMTejieM. 2 Mignon. — sprich’, [minjom] 3 Er hätte es lieber verbeten — Oh oxotho otkjiohhji 6h 3ro 4 ließ sie gewähren = hinderte sie nicht bei ihren Vorbereitungen 5 in gewissen Maßen — in gewissen Abständen — na onpeAeJieH- hom paccTOHHHH jipyr ot Apyra 16
den Eiern nieder, daß man jeden Augenblick dachte, sie müsse eins zertreten oder bei schnellen Wendungen das andere fortschleudern. Mit nichten! Sie berührte keines, ob sie gleich mit allen Arten von Schritten, engen und weiten, ja sogar mit Sprüngen und zuletzt halb kniend sich durch die Reihen durchwand. Unaufhaltsam, wie ein Uhrwerk, lief sie ihren Weg, und die sonderbare Musik gab dem immer wieder von vorne anfangenden und losrauschenden Tanze bei jeder Wieder- holung einen neuen Stoß. Wilhelm war von dem sonderbaren Schauspiele ganz hingerissen; er vergaß seine Sorgen, folgte jeder Bewegung der geliebten Kreatur und war ver- wundert, wie in diesem Tanze sich ihr Charakter vorzüglich entwickelte L Streng, scharf, trocken, heftig und in sanften Stellungen mehr feierlich als angenehm zeigte sie sich. Er empfand, was er schon für Mignon gefühlt, in diesem Augenblicke auf einmal. Er sehnte sich, dieses verlassene Wesen an Kindes Statt seinem Herzen einzuverleiben 1 2, es in seine Arme zu nehmen und mit der Liebe eines Vaters Freude des Lebens in ihm zu erwecken. Der Tanz ging zu Ende; sie rollte die Eier mit den Füßen sachte3 zusammen auf ein Häufchen, ließ keines zurück, beschädigte keines und stellte sich dazu, indem sie die Binde von den Augen nahm und ihr Kunststück mit einem Bücklinge endigte. / Wilhelm dankte ihr, daß sic ihm den Tanz, den er zu sehen gewünscht, so artig und unvermutet vorgetragen habe. Er streichelte sie und versprach ihr ein neues Kleid, worauf sie heftig antwortete: „Deine Farbe!“ Auch das versprach er ihr, obgleich er nicht deutlich wußte, was sie darunter meine. Sie nahm die Eier zusammen, den Teppich unter den Arm, fragte, ob er noch etwas zu befehlen habe, und lief zur Tür hinaus. Von dem Musikus 4 erfuhr er, daß sie sich seit einiger Zeit viele Mühe gegeben, ihm den Tanz, welches der 1 sich entwickelte — hier-, sich zeigte, sich äußerte 2 an Kindes Statt seinem Herzen einzuverleiben = wie sein eige- nes Kind in sein Herz zu schließen 3 sachte = langsam und vorsichtig 4 der Musikus = der Musikant 2 Ne 4172 17
bekannte Fandango 1 war, so lange vorzusingen, bis er ihn habe spielen können. Auch habe sie ihm für seine Bemühun- gen etwas Geld angeboten, das er aber nicht nehmen wollen. Der Sänger (aus dem 11. und 13. Kapitel des II. Buches) Wilhelm Meister befand sich mit seinen Freunden in einem Wirtshaus. Der Wirt trat herein und meldete einen Harfenspieler an. „Sie werden“, sagte er/„gewiß Vergnügen an der Musik und an den Gesängen dieses Mannes finden; es kann sich niemand, der ihn hört, enthalten, ihn zu bewun- dern.“ Es trat ein alter Mann mit einer Harfe herein. Die Gestalt dieses seltsamen Gastes setzte die ganze Gesellschaft in Erstaunen. Sein kahler Scheitel war von wenig grauen Haaren um- kränzt, große blaue Augen blickten sanft unter langen weißen Augenbrauen hervor. An eine wohlgebildete Nase schloß sich ein langer weißer Bart an, ohne die gefällige Lippe zu bedecken, und ein langes dunkelbraunes Gewand umhüllte den schlanken Körper vom Halse bis zu den Füßen; und so fing er auf der Harfe, die er vor sich genommen hatte, zu präludieren an. Die angenehmen Töne, die er aus dem Instrumente her- vorlockte, erheiterten gar bald die Gesellschaft. „Singt uns etwas, das Herz und Geist zugleich mit den Sinnen ergötzt“, sagte Wilhelm. „Das Instrument sollte nur die Stimme begleiten; denn Melodien ohne Worte und Sinn scheinen mir Schmetterlingen oder schönen bunten Vögeln ähnlich zu sein, die in der Luft vor unsern Augen herum- schweben, die wir allenfalls haschen und uns zueignen möchten; da sich der Gesang dagegen wie ein Genius gen 1 2 Himmel hebt und das bessere Ich in uns ihn zu begleiten anreizt.“ Der Alte sah Wilhelm an, alsdann in die Höhe, tat einige Griffe auf der Harfe und begann sein Lied. Es enthielt ein Lob auf den Gesang, pries das Glück der Sänger und ermahnte die Menschen, sie zu ehren. Er trug das Lied mit so viel Leben und Wahrheit vor, daß es schien, als hätte 1 Fandango — Oan/iaHro. Ein spanischer Nationaltanz, der gewöhnlich von zwei Personen getanzt wird. Die anfangs mäßigen Bewegungen werden beim Tanzen immer rascher und leidenschaft- licher. 2 gen poet. = gegen 18
er es in diesem Augenblicke und bei diesem Anlasse gedichtet. Wilhelm enthielt sich kaum, ihm um den Hals zu fallen; nur die Furcht, ein lautes Gelächter zu erregen, zog ihn auf seinen Stuhl zurück. Als man nach dem Verfasser des Liedes fragte, gab der Alte keine bestimmte Antwort; nur versicherte er, daß er reich an Gesängen sei, und er wünsche nur, daß sie gefallen möchten ... Der Alte schwieg, ließ erst seine Finger über die Saiten schleichen, dann griff er sie stärker an und sang: „Was hör’ ich draußen vor dem Tor, Was auf der Brücke schallen? Laßt den Gesang zu unserm Ohr Im Saale widerhallen!“ Der König sprach’s, der Page 1 lief; Der Knabe kam, der König rief: „Bring’ ihn herein, den Alten!“ „Gegrüßet seid, ihr hohen Herrn, Gegrüßt ihr, schöne Damen! Welch reicher Himmel! Stern bei Stern! Wer kennet ihre Namen? Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit Schließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit, Sich staunend zu ergötzen.“ Der Sänger drückt’ die Augen ein Und schlug die vollen Töne; Der Ritter schaute mutig drein Und in den Schoß die Schöne. Der König, dem das Lied gefiel, Ließ ihm, zum Lohne für sein Spiel, Eine goldne Kette holen. „Die goldne Kette gib mir nicht, Die Kette gib den Rittern, Vor deren kühnem Angesicht Der Feinde Lanzen splittern. Gib sie dem Kanzler, den du hast, Und laß ihn noch die goldne Last Zu andern Lasten tragen. 1 Page sprich’. ['pa:;p] — naac B cpe^HHe BeKa lonouja na ABOpHHCKOfi CeMbH, COCTOHBUJHH npH 3H3THbIX J1HU3X HJ1H KOpOJJHX. 2* 19
Ich singe, wie der Vogel singt, Der in den Zweigen wohnet Das Lied, das aus der Kehle dringt, Ist Lohn, der reichlich lohnet; Doch darf ich bitten, bitt’ ich eins: Laß einen Trunk des besten Weins In reinem Glase bringen.“ Er setzt es an, er trank es aus: B „O Trank der süßen Labe! O dreimal hochbeglücktes Haus, Wo das ist kleine Gabe! 1 Ergeht’s euch wohl, so denkt an mich Und danket Gott so warm, als ich Für diesen Trunk euch danke.“ 1 2 Da der Sänger nach geendigtem Liede ein Glas Wein, das für ihn eingeschenkt dastand, ergriff und es mit freund- licher Miene, sich gegen seine Wohltäter wendend, austrank, entstand eine allgemeine Freude in der Versammlung3. Man klatschte und rief ihm zu, es möge dieses Glas zu seiner Gesundheit, zur Stärkung seiner alten Glieder gereichen. Er sang noch einige Romanzen und erregte immer mehr Munterkeit in der Gesellschaft. . . Wilhelm Meister befand sich in einer großen Unruhe. Da beschloß er, den alten Sänger aufzusuchen, durch dessen Harfe er die bösen Geister zu verscheuchen hoffte. Man wies ihn, als er nach dem Manne fragte, an ein schlechtes Wirtshaus in einem entfernten Winkel des Städtchens und in demselben die Treppe hinauf bis auf den Boden, wo ihm der süße Harfenklang aus einer Kammer entgegenschallte. Es waren herzrührende, klagende Töne, von einem traurigen, ängstlichen Gesänge begleitet. Wil- helm schlich an die Tür, und da der gute Alte eine ^rt von Phantasie vortrug und wenige Strophen teils singehd teils rezitierend immer wiederholte, konnte der Horcher, nach einer kurzen Aufmerksamkeit, ungefähr folgendes verstehen: 1 wo das ist kleine Gabe (Inversion) = wo das eine kleine Gabe ist 2 In Goethes Gedichten zeigt der Text dieses Liedes Abweichun- gen. Dieses Lied wurde von A. Rubinstein in Musik gesetzt. 3 in der Versammlung = in der versammelten Gesellschaft 20
Wer nie sein Brot mit Tränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß, Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte. Ihr führt ins Leben uns hinein, Ihr laßt den Armen schuldig werden, Dann überlaßt ihr ihn der Pein; Denn alle Schuld rächt sich auf Erden l. Die wehmütige, herzliche Klage drang tief in die Seele des Hörers. Es schien ihm, als ob der Alte manchmal von Tränen gehindert würde, fortzufahren: dann klangen die Saiten allein, bis sich wieder die Stimme leise in gebroche- nen Lauten darein mischte. Wilhelm stand an dem Pfosten; seine Seele war tief gerührt, die Trauer des Unbekannten schloß sein beklommenes Herz auf; er widerstand nicht dem Mitgefühl und konnte und wollte die Tränen nicht zurück- halten, die des Alten herzliche Klage endlich auch aus seinen Augen hervorlockte. Alle Schmerzen, die seine Seele drückten, lösten sich zu gleicher Zeit auf; er überließ sich ihnen ganz, stieß die Kammertür auf und stand vor dem Alten, der ein schlechtes Bett, den einzigen Hausrat dieser armseligen Wohnung, zu seinem Sitze zu nehmen genötigt gewesen. „Was hast du mir für Empfindungen rege gemacht, guter Alter!“ rief Wilhelm aus. „Alles, was in meinem Herzen stockte, hast du losgelöst; laß dich nicht stören, sondern fahre fort, indem du deine Leiden linderst, einen Freund glücklich zu machen.“ Mignons Lied (aus dem 14. Kapitel des II. Buches und dem 1. Kapitel des III. Buches) Eines Tages bemerkte Mignon, daß Wilhelm in großer Unruhe war. Als sie ihn nach der Ursache fragte, erklärte er, daß er das Städtchen verlassen müsse. Diese unerwartete Mitteilung bereitete Mignon große Schmerzen. Sie sollte ihren treuen Beschützer verlieren, den sie wie ihren Vater liebte! Als Wilhelm Mignons großen Kummer sah, beschloß er, sie nicht zu verlassen. Am Morgen des nächsten Tages sang Mignon für Wilhelm ein schönes Lied, in dem sie ihre ganze Sehnsucht nach Italien, ihrem Heimatland, zum Ausdruck brachte. . 1 Dieses Lied wurde von dem russischen Komponisten Rubinstein in Musik gesetzt. 21
Als Wilhelm des Morgens sich nach Mignon im Hause umsah, fand er sie nicht, hörte aber, daß sie früh ausge- gangen sei. Nach Verlauf einiger Stunden hörte Wilhelm Musik vor seiner Tür. Er glaubte anfänglich, der Harfenspieler sei schon wieder da; allein er unterschied bald die Töne einer Zither, und die Stimme, welche zu singen anfing, war Mignons Stimme. Wilhelm öffnete die Tür, das Kind trat herein und sang folgendes Lied: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunkeln Laub die Goldorangen 1 glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht? Kennst du es wohl? Dahin! Dahin " Möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn! Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach, , Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, ; Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? — Kennst du es wohl? , Dahin! Dahin Möcht’ ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn! Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg, In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut, Es stürzt der Fels 1 2 und über ihn die Flut. Kennst du ihn wohl? Dahin! Dahin Geht unser Weg! O Vater, laß uns ziehn!3 Melodie und Ausdruck gefielen unserm Freunde b^on- ders, obgleich er die Worte nicht alle verstehen konntfe. Er ließ sich die Strophen wiederholen und erklären, schrieb sie 1 die Goldorangen sprich: "[o-'rä^an] = die goldenen Apfelsinen 2 es stürzt der Fels = der Fels hat einen jähen Absturz, ist steil 3 Dieses Lied Goethes wurde von zahlreichen Komponisten in Musik gesetzt: vom deutschen Komponisten Beethoven, von den rus- sischen Komponisten Tschaikowski und Rubinstein, vom polnischen Komponisten Moniuszko (Mohkmuko) und vielen anderen. 22
auf und übersetzte sic ins Deutsche Aber die Originalität der Wendungen konnte er nur von ferne nachahmen. Auch konnte der Reiz der Melodie mit nichts verglichen werden. Mignon fing jeden Vers feierlich und prächtig an, als ob sie auf etwas Sonderbares aufmerksam machen, als ob sie etwas Wichtiges vortragen wollte. Bei der dritten Zeile ward der Gesang dumpfer und düsterer; das: Kennst du es wohl? drückte sie geheimnisvoll und bedächtig aus; in dem: Dahin! Dahin! lag eine unwiderstehliche Sehnsucht, und ihr: Laß uns ziehn! wußte sie bei jeder Wiederholung dergestalt zu modifizieren, daß es bald bittend und dringend, bald treibend und vielversprechend war. Nachdem sie das Lied zum zweitenmal geendigt hatte, hielt sie einen Augenblick inne, sah Wilhelm scharf an und fragte: ,,Kennst du das Land?“ „Es muß wohl Italien gemeint sein“, versetzte Wilhelm; „woher hast du das Liedchen?“ „Italien!“ sagte Mignon bedeutend; „gehst du nach Italien, so nimm mich mit, es friert mich hier.“ „Bist du schon dort gewesen, liebe Kleine?“ fragte Wilhelm. Das Kind war still und nichts weiter war aus ihm zu bringen 1 2. 1 Das Lied scheint in einem italienischen Dialekt gewesen zu sein. 2 nichts weiter war aus ihm zu bringen — nichts weiter war von ihm (dem Kinde) zu erfahren
Friedrich Schiller (1759—1805) *. Der große deutsche Dichter Friedrich Schiller wurde im Jahre 1759 im württembergischen Städtchen Marbach in der Familie eines Regimentsfeldschers geboren. Mit 12 Jahren kam Schiller gegen seinen Willen in eine Militärakademie in Stuttgart, die sogenannte Karls- schule, wo er 8 Jahre Medizin studieren mußte, sich aber mehr für Literatur, Philosophie und Geschichte interessierte. Schiller begann schon in der frühen Jugend zu dichten. Sein erstes größeres Werk ist das Drama „Die Räuber“, in dem der Dichter leidenschaftlich gegen das absolutistische Regime protestiert. Zu den weiteren bedeutendsten dramatischen Werken Schillers gehören: „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“1 (1783), „Kabale und Liebe“ (1784), „Don Carlos“ (1787), die Trilogie „Wallenstein“ (1797—1799), 1 „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ — „3aroßop OwecKo b TeHye“. 24
„Maria Stuart“ (1799—1880), „Die Jungfrau von Orleans“1 (1801), „Die Braut von Messina“1 2 (1803), „Wilhelm Teil“ (1804) u. a. Schiller ist nicht nur der größte deutsche Dramatiker, sondern auch einer der größten deutschen Lyriker. Sehr bekannt sind Schillers Balladen, wie „Der Taucher“3, „Der Handschuh“, „Der Ring des Polykrates“4, „Die Kraniche des Ibykus" 5, „Die Bürgschaft“ u. a., die der russische Dichter Shukowski vortrefflich übersetzt hat. Von 1789 bis 1791 war Schiller als Professor der Geschichte an der Universität zu Jena tätig. Als Ergebnis seiner gründlichen Geschichtsstudien erschienen so bedeutende geschichtliche Werke wie ..Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung“6 (1788) und „Gesichte des Dreißigjährigen Krieges“ (1791 — 1793). Eine große Bedeutung für Schillers Schaffen hatte die jahrelange innige Freundschaft und enge Zusammenarbeit mit Goethe. Nachstehend bringen wir einige Gedichte und Lieder von Schiller und eine Szene aus dem Werke „Kabale und Liebe“, das Engels das erste deutsche politische Tcndcnzdrama nannte und sehr hoch schätzte. In „Kabale und Liebe“ tritt Schiller mit besonderer Leidenschaftlichkeit gegen Despotismus, Willkür, Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Unter- drückung und Menschenhandel auf. Darum nimmt dieses Trauerspiel auch jetzt noch im Spielplan aller fortschrittlichen Bühnen der Welt (‘inen Ehrenplatz ein. An den Frühling (1781) Willkommen, schöner Jüngling, Du Wonne der Natur! Mit deinem Blumenkörbchen Willkommen auf der Flur! 1 „Die Jungfrau von Orleans“ — „Op-neaHCKaa jieBa“. 2 „Die Braut von Messina“ — „MeccHHCKaa Heßecra“. 3 „Der Taucher“ — aocjiobho „Boaojiaa“, b nepeßojie TKvkob- cKoro „KyÖoK“. 4 „Der Ring des Polykrates“ — „IlojiHKpaTOB nepcieHb“. 5 „Die Kraniche des Ibykus“ — „Hbhkobbi >KypaBJiH“. 6 „Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung“ — „HcTopua oina/ieHim HHAepjiaHAOB* 25
Ei! ei! da bist ja wieder! 1 Und bist so lieb und schön! 1 Und freun wir uns so herzlich, Entgegen dir zu gehn. Denkst auch noch an mein Mädchen? 1 Ei, Lieber, denke doch! Dort liebte mich das Mädchen* Und ’s Mädchen liebt mich noch! Fürs Mädchen manches Blümchen Erbat ich mir von dir — Ich komm’ und bitte wieder, Und du? — du gibst es mir. Willkommen, schöner Jüngling, Du Wonne der Natur! Mit deinem Blumenkörbchen Willkommen auf der Flur! Das Mädchen aus der Fremde 1 2 y (1796) ’ In einem Tal bei armen Hirten Erschien mit jedem jungen Jahr 3, Sobald die ersten Lerchen schwirrten, Ein Mädchen, schön und wunderbar. Sie war nicht in dem Tal geboren, Man wußte nicht, woher sie kam, Und schnell war ihre Spur verloren, Sobald das Mädchen Abschied nahm. Beseligend war ihre Nähe, Und alle Herzen wurden weit, Doch eine Würde, eine Höhe Entfernte die Vertraulichkeit. 1 3Aecb nponymeHo noAJieacamee: da bist du ja wieder; und du bist so lieb und schön; denkst du auch noch an mein Mädchen? 2 Das Mädchen aus der Fremde; gemeint ist der Frühling, den das schöne blühende Mädchen verkörpert > mit jedem jungen Jahr = mit jedem Frühling 26
Sie brachte Blumen mit und Früchte, Gereift auf einer andern Flur, In einem andern Sonnenlichte, In einer glücklichem Natur. Und teilte jedem eine Gabe, Dem Früchte, jenem Blumen aus; Der Jüngling und der Greis am Stabe, Ein jeder ging beschenkt nach Haus. Willkommen waren alle Gäste, Doch nahte sich ein liebend Paar, Dem reichte sie der Gaben beste, Der Blumen allerschönste dar. Hoffnung (1797) Es reden und träumen die Menschen viel Von bessern künftigen Tagen; Nach einem glücklichen, goldenen Ziel Sieht man sie rennen und jagen. Die Welt wird alt und wird wieder jung, Doch der Mensch hofft immer Verbesserung. Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, Sie umflattert den fröhlichen Knaben, Den Jüngling begeistert ihr Zauberschein, Sie wird mit dem Greis nicht begraben; Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf, Noch am Grabe pflanzt er — die Hoffnung auf. Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn, Erzeugt im Gehirne des Toren, Im Herzen kündet es läut sich an: Zu was Besserm sind wir geboren. Und was die innere Stimme spricht. Das täuscht die hoffende Seele nicht. 27
Rätsel (1801—1804) 1 Von Perlen baut sich eine Brücke Hoch über einen grauen See, Sie baut sich auf im Augenblicke, Und schwindelnd steigt sie in die Höh; Der höchsten Schiffe höchste Masten Ziehn unter ihrem Bogen hin, Sie selber trug noch keine Lasten Und scheint, wie du ihr nahst, zu fliehn. Sie wird erst mit dem Strom', und schwindet, Sowie des Wassers Flut versiegt. So sprich, wo sich die Brücke findet, Und wer sie künstlich hat gefügt? Auflösung Diese Brücke, die von Perlen sich erbaut, Sich glänzend hebt und in die Lüfte gründet, Die mit dem Strom erst wird und mit dem Strome schwindet, Und über die kein Wandrer noch gezogen, Am Himmel siehst du sie, sie heißt der Regenbogen. 2 Auf einer großen Weide gehen Viel tausend Schafe silberweiß; Wie wir sie heute wandeln sehen, Sah sie der allerältste Greis. Sie altern nie und trinken Leben » Aus einem unerschöpften Born, Ein Hirt ist ihnen zugegeben Mit schön gebognem Silberhorn. Er treibt sie aus zu goldnen Toren, Er überzählt sie jede Nacht 1 Sie wird erst mit dem Strom = sie entsteht erst mit dem Regen 28
Und hat der Lämmer keins verloren, So oft er auch den Weg vollbracht. Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten, Ein muntrer Widder geht voran. Die Herde1, kannst du sie mir deuten? Und auch den Hirten1 2 zeig’ mir an! 3 Kennst du das Bild auf zartem Grunde? Es gibt sich selber Licht und Glanz; Ein andres ist’s zu jeder Stunde, Und immer ist es frisch und ganz. Im engsten Raum ist’s ausgeführet, Der kleinste Rahmen faßt es ein. Doch alle Größe, die dich rühret, Kennst du durch dieses Bild allein. Und kannst du den Kristall mir nennen? Ihm gleicht an Wert kein Edelstein; Er leuchtet, ohne je zu brennen, Das ganze Weltall saugt er ein!3 Der Himmel selbst ist abgemalet In seinem wundervollen Ring, lind doch ist, was er von sich strahlet, Noch schöner, als was er empfing. Auflösung Dies zarte Bild, das, in den kleinsten Rahmen Gefaßt, das Unermeßliche uns zeigt, Und der Kristall, in dem dies Bild sich malt, Und der noch Schönres von sich strahlt. Es ist das Äug’, in das die Welt sich drückt4, Dein Auge ist’s, wenn es mit Liebe blickt. 1 Die Herde — gemeint sind die Sterne am Himmel 2 Der Hirt — d. h. der Mond > Das ganze Weltall saugt er ein das ganze Weltall nimmt er auf 4 in das die Welt sich druckt — b kotopom oTpaMcaercH MHp 29
Lieder aus „Wilhelm Teil“ (1804) Lied des Fischerknaben Es lächelt der See, er ladet zum Bade, Der Knabe schlief ein am grünen Gestade *, Da hört er ein Klingen Wie Flöten so süß, Wie Stimmen der Engel Im Paradies. Und wie er erwachet in seliger Lust, Da spülen die Wasser ihm um die Brust, Und es ruft aus den Tiefen: „Lieb Knabe, bist mein! Ich locke den Schläfer, Ich zieh’ ihn herein.“ Lied des Hirten Ihr Matten 1 2, lebt wohl, Ihr sonnigen Weiden! Der Senne3 muß scheiden, Der Sommer ist hin 4. Wir fahren zu Berg, wir kommen wieder, Wenn der Kuckuck ruft, wenn erwachen die Lieder, Wenn mit Blumen die Erde sich kleidet neu, Wenn die Brünnlein 5 fließen im lieblichen Mai. Ihr Matten, lebt wohl, Ihr sonnigen Weiden! Der Senne muß scheiden, Der Sommer ist hin. 1 das Gestade = das Ufer 2 die Matte — ropHtifi jiyr 3 der Senne — ajibnHHCKHfi nacTyx 4 ist hin = ist zu Ende 5 die Brünnlein — hctohhhkh, pyqeftKH 30
Lied des Alpenjägers Es donnern die Höhen, es zittert der Steg, Nicht grauet dem Schützen auf schwindlichtem 1 Weg, Er schreitet verwegen Auf Feldern von Eis, Da pranget kein Frühling, Da grünet kein Reis. Und unter den Füßen ein neblichtes1 2 Meer, Erkennt er die Städte der Menschen nicht mehr, Durch den Riß nur der Wolken Erblickt er die Welt, Tief unter den Wassern Das grünende Feld. Jägerliedchen Mit dem Pfeil, dem Bogen Durch Gebirg und Tal Kommt der Schütz’ gezogen Früh im Morgenstrahl. Wie im Reich der Lüfte König ist der Weih, Durch Gebirg und Klüfte Herrscht der Schütze frei. Ihm gehört das Weite, Was sein Pfeil erreicht, Das ist seine Beute Was da fleugt3 und kreucht4. 1 schwindlicht veraltet = schwindlich 2 neblicht veraltet = neblig 3 fleugt veraltet = fliegt 4 kreucht veraltet = kriecht
„Kabale und Liebe“ ZWEITER AKT. 2. SZENE Ein alter Kammerdiener des Fürsten, der ein Schmuck- kästchen trägt. Die Vorigen (Lady Milford, Favoritin des Fürsten und Sophie, Kammerjungfer der Lady). Kammerdiener: Seine Durchlaucht der Herzog empfehlen sich Milady zu Gnaden 1 und schicken Ihnen diese Brillanten zur Hochzeit. Sie kommen soeben erst aus Venedig. Lady (hat das Kästchen geöffnet und fährt erschrocken zurück): Mensch! 1 2 Was* bezahlt dein Herzog für diese Steine? Kammerdiener (mit finsterm Gesicht): Sie kosten ihn keinen Heller! Lady: Was? Bist du rasend? Nichts? — und (indem sie einen Schritt von ihm wegtritt) du wirfst mir ja einen Blick zu, als wenn du mich durchbohren wolltest — Nichts kosten ihn diese unermeßlich kostbaren Steine? Kammerdiener: Gestern sind siebentausend Landskinder nach Amerika fort3 — die zahlen alles. Lady (setzt den Schmuck plötzlich nieder und geht rasch durch den Saal, nach einer Pause zum Kammerdie- ner): Mann, was ist dir? 4 Ich glaube, du weinst? Kammerdiener (wischt sich die Augen, mit schrecklicher Stimme, alle Glieder zitternd): Edelsteine, wie diese da — ich hab’ auch ein paar Söhne drunter. Lady (wendet sich bebend weg, seine Hand fassend): Doch keinen gezwungenen? 5 Kammerdiener (lacht fürchterlich): O Gott! — Nein — lauter Freiwillige! Es traten wohl so etliche vor- laute Bursch’ vor die Front heraus6 und fragten den 1 Seine Durchlaucht der Herzog empfehlen sich Milady zu Gna- den — ero BbicoMecTBO repuor npwKasaji KJiaHflTbca mhjigah * 2 Mensch — 3flecb cjiobo Mensch ynoTpeöJiaeTCfl KaK BbipaaceHHe yjjHBJieHHH, KOTopoe nepeßojiHTca b 33bhchmocth ot kohtbkcts: Äpyr, 4py>KHme, CT3pHK, CJiyiliaH H T. 71. 3 B je BpeMeH3 HeMenKiie KH«3bn oqenb qacTo npoasBajm cbohx no;uaHHblX HH03CMHbIM np3BHTejlflM H B0eHaM3JIbHHK3M. 4 Mann, was ist dir? — CrapHKl Mto c Toöofi? 5 Doch keinen gezwungenen? — Ho Bejib ne no npHHywaeHHio? 6 Es traten wohl so etliche vorlaute Bursch' vor die Front her- aus — npaßfla, BbicrynnjiH HeKoropbie mojiohuh nocMejiee nepea (JjpoHTOM 32
Obersten, wie teuer der Fürst das Joch Menschen verkaufe ’. — Aber unser gnädigster Landesherr ließ alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmarschieren und die Maulaffen nie- derschießen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn auf das Pflaster spritzen, und die ganze Armee schrie: Juchhe!2 nach Amerika! — Lady (fällt mit Entsetzen in das Sofa): Gott! Gott! Und ich hörte nichts? Und ich merkte nichts? Kammerdiener: Ja, gnädige Frau — warum mußtet Ihr denn, mit unserm Herrn gerad’ auf die Bären- hatz 3 reiten, als man den Lärm zum Aufbruch schlug? — Die Herrlichkeit hättet Ihr doch nicht versäumen sollen, wie uns die gellenden Trommeln verkündigten, es ist Zeit, und heulende Waisen dort einen lebendigen Vater verfolgten, und hier eine wütende Mutter lief, ihr saugendes Kind an Bajonetten zu spießen, und wie man Bräutigam und Braut mit Säbelhieben auscinanderriß und wir Graubärte verzweif- lungsvoll dastanden und den Burschen auch zuletzt die Krücken noch nachwarfen in die neue Welt. — Oh, und mit- unter das polternde Wirbelschlagen *, damit der Allwis- sende 5 uns nicht sollte beten hören. — L a d y (steht auf, heftig bewegt) : Weg mit diesen Stei- nen — sie blitzen Höllenflammen in mein Herz. (Sanfter zum Kammerdiener.) Mäßige dich, armer alter Mann. Sie werden wiederkommen. Sie werden ihr Vaterland wieder sehen. Kammerdiener (warm und voll): Das weiß der Himmel! Das werden sie! — Noch am Stadttor drehten sie sich um und schrien: „Gott mit euch, Weib und Kinder! — Es leb’ unser Landesvater — Am jüngsten Gericht6 sind wir wieder da!“ — Lady (mit starkem Schritt auf und niedergehend): Abscheulich! Fürchterlich! — Mich beredete man, ich habe sie alle getrocknet, die Tränen des Landes — Schrecklich, 1 wie teuer der Fürst das Joch Menschen verkaufe — iiohcm np )- aaeT KHH3b aiOÄHHy (doc.ioßHo: napy) .nioaeH 2 Juchhe! — ypa! 3 die Bärenhatz = die Bärenjagd 4 das polternde Wirbelschlagen = das laute Dröhnen der Trommeln 5 der Allwissende — roeno^b BceueaymHft, t. e. bcö 3HaiomHH (nep- koohmü Miner 6oea) 6 am jüngsten Gericht — pe.i. na cTpaiuHOM cyje 3 -V? 4172
schrecklich gehen mir die Augen auf1 — Geh du — sag’ deinem Herrn — Ich werd’ ihm persönlich danken! (Kam- merdiener will gehen, sie wirft ihm ihre Geldbörse in den Hut.) Und das nimm,,weil du mir Wahrheit sagtest. — Kammerdiener (wirft sie verächtlich auf den Tisch zurück) -. Legt’s zu dem übrigen. (Er geht ab.) Lady (sieht ihm erstaunt nach): Sophie, spring ihm nach, frag’ ihn um seinen Namen! Er sqll seine Söhne wie- der haben. (Sophie ab. Lady nachdenkend auf und nieder. Pause. Zu Sophien, die wiederkommt.) Ging nicht jüngst ein Gerücht, daß das Feuer eine Stadt an der Grenze ver- wüstet und bei1 2 vierhundert Familien an den Bettelstab gebracht3 habe? (Sie klingelt). Sophie: Wie kommen Sie auf das? 4 Allerdings ist es so und die meisten dieser Unglücklichen dienen jetzt ihren Gläubigern als Sklaven, oder verderben in den Schachten der fürstlichen Silberbergwerke. Bedienter (kommt): Was befehlen Milady? Lady (gibt ihm den Schmuck): Daß das ohne Verzug in die Landschaft gebracht werde! — Man soll es sogleich zu Geld machen, befehl’ ich, und den Gewinst davon unter die Vierhundert verteilen, die der Brand ruiniert hat. Sophie: Milady, bedenken Sie, daß Sie die höchste Ungnade wagen. Lady (mit Größe): Soll ich den Fluch seines Landes in den Haaren tragen? (Sie winkt dem Bedienten; dieser geht.) Oder willst du, daß ich unter dem schrecklichen Geschirr5 solcher Tränen zu Boden sinke? — Geh, Sophie. — Es ist besser, falsche Juwelen im Haar und das Bewußt- sein dieser Tat im Herzen zu haben! 1 schrecklich gehen mir die Augen auf — ywacHO y mchh OTKpbi- »aioTCH raaaa - bei — 3decb: okojio 3 an den Bettelstab bringen — aejiarb hhiuhmh A wie kommen Sie auf das? — noweMy bei o6 3tom bchomhhjih? 5 unter dem schrecklichen Geschirr •— non sthm CTpainHHM* 6pe- MCHeM
Johann Gottfried Seume (1763—1810) Der hervorragende Dichter Johann Gottfried Seume wurde am 29. Januar 1763 im Dorf Poserna bei Weißenfels als Sohn eines armen Bauern geboren. Sehr früh verlor er seinen Vater und hatte ein sehr schweres Leben. Seume begrüßte begeistert die französische Revolution von 1789. l’nter ihrem Einfluß erwachte in ihm die Hoffnung auf eine Verände- rung der sozialen Ordnung in Deutschland selbst. Seume möchte jenen Tag erleben, „wo nur Brüdern Brüder Hände geben". 1792 erhielt Seume den Titel eines Doktors der Philosophie und wurde Sekretär eines russischen Generals. Später arbeitete er als Korrektor in einer Leipziger Druckerei. I Im Jahre 1801 unternahm Seume eine Reise durch Deutschland. Österreich, Italien, Sizilien, die Schweiz und Frankreich. Diese Reise beschrieb er in seinem zweibändigen Werk „Spaziergang nach Syrakus“ (1802). Im Jahre 1805 machte Seume eine zweite große Reise, dies- mal nach Petersburg und Moskau, zurück durch Finnland und Schwe-
den. Diese Reise beschrieb er in seinem Buch „Mein Sommer im Jahre 1805“. Seume starb nach langen und schweren Leiden am 13. Juni 1810 in Teplitz L Schon nach dem Tode erschienen seine „Apokryphen“ 1 2, in denen Scmnes revolutionäre Gesinnung besonders klar zum Ausdruck kommt 3. Johann Gottfried Seume war von der größten Liebe zum einfachen Volk und von dem glühendsten Haß gegen Tyrannei und Unter- drückung durchdrungen. Seume war selber ein Opfer des feudalen Despotismus und kämpfte mit Leidenschaft für die Befreiung des Vol- kes von der feudalen Unterdrückung, für nationale Einheit und Unab- hängigkeit seines Vaterlandes. Nachstehend bringen wir ein Gedicht von Seume und einige Fragmente aus seinen „Apokryphen“. Das Privilegium Die Fürstenknechte peitschten blutig4 5 Und sogen kühn und drückten mutig. Bis zu dem tiefsten Unsinn dumm; Und sammeln sich noch jetzt in Heeren, Das Mark des Landes zu verzehren 3: Das ist das Privilegium. Sie müssen frei das Land besitzen; Das Hundepack mag ziehn und schwitzen 6, Sie kümmern wenig sich darum; Sie sind geboren, flott zu leben, Die andern büffeln nur und geben: Das ist das Privilegium. 1 Teplitz — eine Stadt in der Tschechoslowakei. * 2 Apokryphen — anoKpH^H — npoH3Be;ieHHfl pejiHrHO3HOH jihtc- parypu, oTcrynaioiuHe ot o^HUHajibH.oro gepKOBHoro yqeHHH. 3flecb HMeiOTCH b BH/iy 3anpeiueHHbie npoH3Be.ueHHH nosra. 3 zum Ausdruck kommen — H3hth ce6e BbipaxeHHe 4 peitschten blutig — öhjih khytom jo KpoBH 5 das Mark des Landes zu verzehren — (mtoÖh) BbicocaTb Bee COKH H3 CTpaHH 6 das Hundepack (so nannten die Adligen die werktätigen Bauern) mag ziehn (= sich mfihen, arbeiten) und schwitzen 36
Der Dolch beschützt, was er sich raubet, Und wehe dem, der anders glaubet', Zieht er den Mund nur etwas krumm 1 2; Der Dummkopf wird ein Mann im Staate; Denn sein Herr Vater saß im Rate: Das ist das Privilegium. Der Städter und der Landmann fahren Dem Feind den Fleiß von vielen Jahren 3; Die fetten Hechte liegen stumm, Steht im Ruin des Vaterlandes Nur fest das Vorrecht ihres Standes: Das ist das Privilegium. Der Aberglaube hilft mit Lügen Das Volk mit Fug und Recht4 5 betrügen Und räuchert dem Palladium r-. Und Skriblerbuben 6 stehn an Ecken, Despotcnspeichel aufzulecken, Und gröhlen: Privilegium! Nun herrscht denn auch bei uns der Fremde, Und fordert blitzend Rock und Hemde, Und herrscht gebietrisch rund herum. Daß man den Atem uns erlaube, Flehn wir mit Demut in dem Staube: Das macht das Privilegium. 1 und wehe dem, der anders glaubet — n rope TOMy, kto AyMaer HHaqe 2 zieht er den Mund nur etwas krumm — ecjin oh tojibko CKpH- bht poT 3 fahren dem Feind den Fleiß von vielen Jahren — BeayT Bpary iukluh MHorojieiHHX ycepaHbix TpyaoB 4 mit Fug und Recht — c iiojihhm npaBOM 5 und räuchert dem Palladium (-= Götterbild) — h npeBO3HocHT HAOJia 6 Skriblerbuben verächtlich'. Schreiber, Schriftsteller
Apokryphen Die Edeln und der Adel stehen gewöhnlich im Gegen- satz *. * Die schändlichste Erfindung der Halbbarbarei ist der Adel mit seinen Privilegien. * Gleichheit ist immer der Probestein der Gerechtigkeit; und beide machen das Wesen der Freiheit. * Wer den ersten Sklaven machte, war der erste Hochver- räter an der Menschheit. * Predigt nur immer Geduld, so ist die Sklaverei fertig! Die besten Apostel der Despotie und Sklaverei sind die Mystiker. * Nicht wo einer regiert, ist Despotie, sondern wo einer herrscht, das heißt, nach eigener Willkür schaltet und die übrigen unbedingt als Instrumente zu seinem Zweck braucht. * Die meisten Regenten fürchten sich mehr vor den Bür- gern als vor den äußern Feinden; ein Beweis, daß die meisten Staaten schlecht eingerichtet sind. * Der Despotismus ist ein gräßliches Ungeheuer, dnd sein Gefolge ist scheußlich. Mit der Furcht fängt die Sklaverei an, aber auch mit Zutrauen und Sorglosigkeit. 1 Die Edeln und der Adel stehen gewöhnlich im Gegensatz — HßOpHHCTBO H ÖJiarOpOflCTBO Haxo/IHTCH B IipOTHBOpeqHH 38
Heinrich Heine (1797—1856) Der große deutsche Dichter Heinrich Heine wurde am 13. Dezember 1797 in der Stadt Düsseldorf am Rhein in der Familie eines verarmten Kaufmannes geboren. Sein Vater wollte aus ihm auch einen Kaufmann machen, aber Heine zeigte dazu weder Fähigkeit noch Interesse. Nach dem ungelungenen Experiment mit dem Kaufmannsberufe durfte Heinrich Heine im Jahre 1819 auf die Universität gehen, wo er auf Verlangen seines reichen Onkels die Rechte studieren mußte, sich aber viel mehr für Literatur, Sprachen, Geschichte und Philosophie interessierte. Heine studierte zuerst in Bonn, dann in Göttingen und zuletzt in Berlin, wo er die Vorlesungen des bekannten Philologen Bopp und des Philosophen Hegel hörte, Im Jahre 1821 erschien die erste Sammlung der Gedichte Heines, später vereinigte Heinrich Heine alle Gedichte, die er in den Jahren 1817—1826 geschrieben hat. in dem bekannten „Buch der Lieder“, das :<9
aus folgenden Teilen besteht: .Junge Leiden“ ’, „Lyrisches Intermezzo“, „Die Heimkehr“ 1 2 und „Die Nordsee" 3. Heines „Buch der Lieder“ ist eines der besten poetischen' Denk- mäler der deutschen Literatur. In den Jahren 1826—1831 schrieb Heine seine berühmten „Rei- sebilder“ („Die Harzreise“4, „Die Nordsee“, „Italien“, „Englische Fragmente“). In diesen Werken tritt Heine schon mit einer schonungs- losen Satire gegen die zahlreichen Mißstände des 'damaligen Deutsch- land auf. Für diese scharfe Satire wurde der Dichter in seiner Heimat verfolgt und sah sich 1831 gezwungen, Deutschland zu verlassen. Bis zu seinem Tode lebte Heine in Paris. Die letzten Jahre seines Lebens hatte Heine unter einer schweren Krankheit zu leiden, die ihn ans Bett fesselte. Trotz dieser schweren Krankheit schrieb der Dichter zahlreiche Gedichte und Prosawerke. In Paris wurde Heinrich Heine mit Karl Marx bekannt, der auf die weitere politische Entwicklung und das Schaffen des Dichters einen großen Einfluß ausübte. Unter dem unmittelbaren Einfluß von Marx schrieb Heine sein bestes politisches Poem „Deutschland. Ein Wintermärchen“ und seine bekannten „Zeitgedichte“5. Heine war ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen Absolutismus und Reaktion. Er glaubte an den unvermeidlichen Sieg des Proletariats über den Kapi- talismus. Aber Heine war in seinen politischen Ansichten nicht immer konsequent, wofür er von Marx und Engels scharf kritisiert wurde. Nachstehend bringen wir einige lyrische und politische Gedichte von Heine. Auszüge aus dem Poem „Deutschland. Ein Wintermärchen“ und einen kurzen Auszug aus den „Reisebildern“. Die Gedichte zeigen Heine als großen Lyriker, dessen Sprache sehr reich, aber einfach und klar ist. Das Poem „Deutschland. Ein Wintermärchen“ ist eine sehr scharfe Satire auf alles Reaktionäre im damaligen Deutschland. Die Auszüge, die wir bringen, zeigen die heiße Liebe des Dichters zu seiner Heimat und seinen tiefen Haß gegen die Feinde des Volkes. Der Auszug aus den „Reisebildern“ soll eine kleine Vorstellung, 'von Heines Prosa geben. 1 „Junge Leiden“ — „lOHoujecKHe CTpa^aHHa“. 3 „Die Heimkehr“ — „Oohtb na poAHHe“. 3 „Die Nordsee“ — „CeBepnoe Mope“. 4 „Die Harzreise“ — „nyreujecTBHe no Tapuy“. 5 „Zeitgedichte“ — „CoBpeweuHbie CTHxoTBopeHHfl“. 40
* Es stellen unbeweglich Die Sterne in der Höh’ Viel tausend Jahr’, und schauen Sich an mit Liebesweh. Sie sprechen eine Sprache, Die ist so reich, so schön; Doch keiner der Philologen Kann diese Sprache verstehn. Ich aber hab’ sie gelernet, Und ich vergesse sie nicht; Mir diente als Grammatik Der Herzallerliebsten Gesicht. * * Auf Flügeln des Gesanges, Herzliebchen, trag’ ich dich fort, Fort nach den Fluren des Ganges’, Dort weiß ich den schönsten Ort. Dort liegt ein rotblühender Garten Im stillen Mondenschein; Die Lotosblumen erwarten Ihr trautes Schwesterlein. Die Veilchen kichern und kosen Und schaun nach den Sternen empor; Heimlich erzählen die Rosen Sich duftende Märchen ins Ohr. Es hüpfen herbei und lauschen Die frommen, klugen GazeH’n; Und in der Ferne rauschen Des heiligen Stromes Well’n 1 2. Dort wollen wir niedersinken Unter dem Palmenbaum, Und Liebe und Ruhe trinken Und träumen seligen Traum. 1 des Ganges — p. Fanr (b Whahh) 2 des heiligen Stromes Well’n - die Wellen des Ganges 4/
* * * Sie haben mich gequälet. Geärgert blau und blaß, Die einen mit ihrer Liebe, Die andern mit ihrem Haß. Sie haben das Brot mir vergiftet, • Sie gossen mir Gift ins Glas, Die einen mit ihrer Liebe, Die andren mit ihrem Haß. Doch sie, die mich am meisten Gequält, geärgert, betrübt. Die hat mich nie gehasset Und hat mich nie geliebt. * * * Du schönes Fischermädchen, Treibe den Kahn ans Land; Komm zu mir und setze dich nieder, Wir kosen, Hand in Hand. Leg an mein Herz dein Köpfchen, Und fürchte dich nicht zu sehr; Vertraust du dich doch sorglos Täglich dem wilden Meer! Mein Herz gleicht ganz dem Meere, Hat Sturm und Ebb’ und Flut, Und manche schöne Perle In seiner Tiefe ruht. * Gekommen ist der Maie, Die Blumen und Bäume blühn. Und durch die Himmelsbläue Die rosigen Wolken ziehn. Die Nachtigallen singen Herab aus der laubigen Höh’. Die weißen Lämmer springen Im weichen grünen Klee. 42
Ich kann nicht singen und springen, Ich liege krank im Gras; Ich höre fernes Klingen, Mir träumt, ich weiß nicht was. * * * Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute. Klinge, kleines Frühlingslied, Kling hinaus ins Weite. Kling hinaus bis an das Haus, Wo die Blumen sprießen. Wenn du eine Rose schaust', Sag, ich laß sie grüßen. * ♦ * Der Schmetterling ist in die Rose verliebt, Umflattert sie tausendmal, Ihn selber aber goldig zart Umflattert der liebende Sonnenstrahl. Jedoch, in wen ist die Rose verliebt? Das wüßt’ ich gar zu gern. Ist es die singende Nachtigall? Ist es der schweigende Abendstern? Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt; Ich aber lieb’ euch all: Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl, Abendstern und Nachtigall. * * * Die blauen Frühlingsaugen Schaun aus dem Gras hervor; Das sind die lieben Veilchen, Die .ich zum Strauß erkor. ' Wenn du eine Rose schaust Wenn du eine Rose siehst
Ich pflücke sie und denke, Und die Gedanken all, Die mir im Herzen seufzen, Singt laut die Nachtigall. Ja, was ich denke, singt sie Lautschmetternd, daß es schallt; Mein zärtliches Geheimnis Weiß schon der ganze Wald. * * * Ich glaub’ nicht an den Himmel, Wovon das Pfäfflein spricht; Ich glaub’ nur an dein Herze ', ’Nen 1 2 andern Gott hab’ ich nicht. Ich glaub’ nicht an den Bösen, An Höll’ und Höllenschmerz; Ich glaub’ nur an dein Auge Und an dein böses Herz. Die Tendenz Deutscher Sänger! Sing und preise Deutsche Freiheit, daß dein Lied Unsrer Seelen sich bemeistre Und zu Taten uns begeistre, In Marseillerhymnen Weise3. Girre nicht mehr wie ein Werther 4, Welcher nur für Lotten 5 glüht — Was die Glocke hat geschlagen Sollst du deinem Volke sagen, Rede Dolche, rede Schwerter! 1 Herze veraltet = Herz - ’nen ~ einen 3 In Marseillerhymnen Weise — B jiyxe Mapcejibe3bi 4 Werther — Held aus Goethes Roman in Briefform „Die Leiden <!<•> jungen Werther“ 3 Lotte — Heldin aus demselben Werk 44
Sei nicht mehr die weiche Flöte, Das idyllische Gemüt — Sei des Vaterlands Posaune, Sei Kanone, sei Kartaune, Blase, schmettre, donnre, töte! Blase, schmettre, donnre täglich, Bis der letzte Dränger flieht — Singe nur in dieser Richtung, Aber halte deine Dichtung Nur so allgemein als möglich. Hymnus Ich bin das Schwert, ich bin die Flamme. Ich habe euch erleuchtet in der Dunkelheit, und als die Schlacht begann, focht ich voran, in der ersten Reihe. Rund um mich her liegen die Leichen meiner Freunde, aber wir haben gesiegt. Wir haben gesiegt, aber rund umher liegen die Leichen meiner Freunde. In die jauchzenden Triumphgesänge tönen die Choräle der Totenfeier. Wir haben aber weder Zeit zur Freude noch zur Trauer. Aufs neue erklingen die Drommeten ’, es gilt neuen Kampf. — Ich bin das Schwert, ich bin die Flamme. Deutschland. Ein Wintermärchen (Ausz ü ge) KAPUT - I Im traurigen Monat November war’s. Die Tage wurden trüber, Der Wind riß von den Bäumen das Laub, Da reist’ ich nach Deutschland hinüber. Und als ich an die Grenze kam, Da fühlt’ ich ein stärkeres Klopfen In meiner Brust, ich glaube sogar. Die Augen begunnen 1 * 3 zu tropfen. 1 Drommeten veraltet = Trompeten 1 Kaput = Kapitel — rJiaBa 3 begunnen veraltet — begannen 45
Und als ich die deutsche Sprache vernahm, Da ward 1 mir seltsam zumute; Ich meinte nicht anders, als ob das Herz Recht angenehm verblute. Ein kleines Harfenmädchen sang. Sie sang mit wahrem Gefühle Und falscher Stimme, doch ward ich sehr Gerühret von ihrem Spiele. Sie sang von Liebe und Liebesgram, Aufopferung und Wiederfinden Dort oben in jener besseren Welt, Wo alle Leiden schwinden. Sie sang vom irdischen Jammertal1 2, Von Freuden, die bald zerronnen, Vom Jenseits3, wo die Seele schwelgt Verklärt in ew’gen Wonnen. Sie sang das alte Entsagungslied, Das Eiapopeia 4 vom Himmel, Womit man einlullt, wenn es greint, Das Volk, den großen Lümmel. Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, Ich kenn’ auch die Herren Verfasser; Ich weiß, sie tranken heimlich Wein Und predigten öffentlich Wasser. vt Ein neues Lied, ein besseres Lied, O Freunde, will ich euch dichten! Wir wollen hier auf Erden schon Das Himmelreich errichten. Wir wollen auf Erden glücklich sein , Und wollen nicht mehr darben; Verschlemmen soll nicht der faule Bauch, Was fleißige Hände erwarben. 1 ward veraltet = wurde 2 vom irdischen Jammertal — o kjäojih 3Cmhoh, t. e. cKopöu, neqajiw 3 Jenseits peA. noTycTopoHHHH MHp 4 das Eiapopeia — 6aioiuKH-6aio; KOJibiÖejibHaa necHa 46
Es wächst hienieden 1 Brot genug Für alle Menschenkinder, Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust, Und Zuckererbsen nicht minder. Ja, Zuckererbsen für jedermann, Sobald die Schoten platzen! Den Himmel überlassen wir Den Engeln und den Spatzen. Und wachsen uns Flügel nach dem Tod, So wollen wir euch besuchen Dort oben, und wir, wir essen mit euch Die seligsten Torten und Kuchen. KAPUT III Zu Aachen auf dem Posthausschild Sah ich den Vogel2 wieder. Der mir so tief verhaßt! Voll Gift Schaute er auf mich nieder. Du häßlicher Vogel, wirst du einst Mir in die Hände fallen, So rupfe ich dir die Federn aus Und hacke dir ab die Krallen. Du sollst mir dann in luft’ger Höh’ Auf einer Stange sitzen, Und ich rufe zum lustigen Schießen herbei Die rheinischen Vogelschützen. Wer mir den Vogel herunterschießt, Mit Zepter und Krone belehn’ ich Den wackern Mann! Wir blasen Tusch Und rufen: „Es lebe der König!“ 1 hienieden — hier auf der Erde - Unter dem verhaßten Vogel meint Heine den Adler des preußi- schen Wappens als Symbol des preußischen Absolutismus.
Auszug aus den „Reisebildern“ (Aus der „Nordsee“) Einen eigentümlichen Reiz gewährt das Kreuzen um die Insel. Das Wetter muß aber schön sein, die Wolken müssen sich ungewöhnlich gestalten, und man muß rücklings 1 auf dem Verdecke liegen und in den Himmel sehen und allen- falls auch ein Stückchen Himmel im Herzen haben. Die Wellen murmeln alsdann allerlei wunderliches Zeug, aller- lei Worte, woran liebe Erinnerungen flattern, allerlei Namen, die wie süße Ahnung in der Seele wiederklingen — „Evelina!“ Dann kommen auch Schiffe vorbeigefahren, und man grüßt, als ob man sich alle Tage wiedersehen könnte. Nur des Nachts hat das Begegnen fremder Schiffe auf dem Meere etwas Unheimliches; man will sich dann ein- bilden, die besten Freunde, die wir seit Jahren nicht ge- sehen, führen schweigend vorbei, und man verlöre sie auf immer. Ich liebe das Meer wie meine Seele. Oft wird mir sogar zu Mute, als sei das Meer eigentlich meine Seele selbst; und wie es im Meere verborgene Wasser- pflanzen gibt, die nur im Augenblick des Aufblühens an dessen Oberfläche heraufschwimmen und im Augenblick des Verblühens wieder hinabtauchen, so kommen zuweilen auch wunderbare Blumenbilder heraufgeschwommen aus der Tiefe meiner Seele und duften und leuchten und ver- schwinden wieder — „Evelina!“ Geht man am Strande spazieren, so gewähren die • vorbeifahrenden Schiffe einen schönen Anblick. Haben sie die blendend weißen Segel aufgespannt, so sehen sie aus wie vorbeiziehende große Schwäne. Gar besonders schön ist dieser Anblick, wenn die Sonne hinter dem vorbeisegeln- den Schiffe untergeht und dieses wie von einer riesigen Glorie umstrahlt wird. Des Versuchs halber 1 2, denn ich muß mein Blut besser gewöhnen, ging ich gestern auf die Jagd. Ich schoß nach einigen Möwen, die gar zu sicher umherflatterten und doch nicht bestimmt wissen konnten, daß ich schlecht schieße. Ich wollte sie nicht treffen und sie nur warnen, sich ein 1 rücklings = auf dem Rücken 2 des Versuches halber — paan ontiTa 48
andermal vor Leuten mit Flinten in acht zu nehmen aber mein Schuß ging fehl1 2, und ich hatte das Unglück, eine junge Möwe totzuschießen. Es ist gut, daß es keine alte war; denn was wäre dann aus den armen, kleinen Möwchen geworden, die noch unbefiedert im Sandneste der großen Düne liegen und ohne die Mutter verhungern müßten. Mir ahndete3 4 schon vorher, daß mich auf der Jagd ein Miß- geschick treffen würde; ein Hase war mir über den Weg gelaufen. 1 sich in acht nehmen — ocreperaibcfl 3 mein Schuß ging fehl — n npoMaxHyjicn 3 mir ahndete veraltet = ich ahnte — h npeAnyBCTBOBaji 4 JA 4172
Heinrich Mann (1871—1950) Heinrich Mann, einer der größten deutschen Romanschriftsteller des XX. Jahrhunderts, wurde am 27. März 1871 in einer wohlhabenden Familie in Lübeck geboren. Nach dem Tod seines Vaters, der Senator, Großkaufmann ‘und Reeder war, siedelte die Familie nach München über. Heinrich Mann war Lehrling in einer Dresdener Buchhandlung, arbeitete eine Zeitlang in einem Berliner Verlag und studierte dann an der Universität in Berlin und München. Sein erstes größeres literarisches Werk war der Roman „In einer Familie“ (1893). Seit dieser Zeit veröffentlichte der Schriftsteller zahlreiche Werke: Romane, Novellen, Dramen, Aufsätze und Publizi- stik. Seine wichtigsten Romane sind: „Im Schlaraffenland“1 (1900), die Trilogie „Die Göttinnen“ oder „Die drei Romane der Herzogin 1 „Im Schlaraffenland“ — b pyccKOM nepeßoae „KucejibHbie öepcra". 50
von Assy“ (1903), „Die Jagd nach Liebe“ (1904), „Professor Unrat“1 (1905), „Zwischen den Rassen“ (1907), „Die kleine Stadt“ (1909), „Die Armen“ (1917), „Der Untertan“ (1918), „Der Kopf“ (1925), „Mutter Marie“ (1927), „Eugenie oder die Bürgerzeit“ (1928), „Die große Sache“ (1931), „Ein ernstes Leben“ (1932), „Die Jugend des Königs Henri Quatre“1 2 (1935), „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“ (1938), „Lidice“ (1943), „Der Atem“ (1949) und „Empfang bei der Welt“ (1950). Von seinen Novellen sind folgende zu nennen: „Das Wunderbare“ (1897), „Flöten und Dolche“ (1904—1905), „Schauspielerin“ (1905), „Stürmische Morgen“ (1906), „Die Bösen“ (1908), „Das Herz“ (1910), „Die Rückkehr vom Hades“3 (1911), „Bunte Gesellschaft“ (1917), „Abrechnungen“ (1924), „Liane und Paul“ (1926), „Sie sind jung“ (1929) u. a. Auf dem Gebiete des Dramas trat H. Mann im Jahre 1910 mit drei Einaktern auf („Variete“, „Der Tyrann“ und „Die Unschuldige“). Weiter folgten die Dramen: „Schauspielerin“ (1911), „Die große Liebe“ (1912), „Der Weg zur Macht“ (1918), „Das gastliche Haus“ (1923) u. a. Von H. Manns literaturwissenschaftlichen und publizistischen Werken* heben wir folgende hervor: „Eine Freundschaft“ (Flaubert und George Sand 4) (1905), „Voltaire5 — Goethe“ (1910), „Zola“6 (1915), „Macht und Mensch“ (1919), „Diktatur der Vernunft“ (1923), „Sieben Jahre“ (1928), „Geist und Tat“ (1931), „Der Haß“ (1933) und „Mut“ (1939). Während des zweiten Weltkrieges schrieb H. Mann sein autobiographisches Buch „Ein Zeitalter wird besichtigt“7 (1944). Schon aus dieser Aufzählung seiner wichtigsten Werke ist zu ersehen, wie groß das literarische Erbe von Heinrich Mann ist. Aber Heinrich Mann war nicht nur ein großer Schriftsteller. Dieser her- vorragende bürgerliche Demokrat war auch ein leidenschaftlicher 1 „Professor Unrat“ — no3AHee stot poMan 6ha H3Aau TamKe noA Ha3BäHHeM „Der blaue Engel“. 2 „Henri Quatre“ — nuraü: [ä'ri: 'katr] — <|)paHuy3CKHft KopoAb TeHpHX IV. 3 der Hades — TaAec — cpen.\ b ApeBHerpeqecKoft MHtjjoAorHH — noA3eMuoe uapcTBO, bä; 6or noA3eMHoro uapcißa. 4 Georges Sand — sprich', [sors zand] — >KopÄ 3aHA (hah CaHA) — <|)paHiiy3CKaH nHcaTejibHHua (1804—1876). 5 Voltaire — sprich', [vol'teir] — BoAbTep (1694—1778) — 3Ha- MeHHTbifl <|)paHiiy3CKHfi nHcareAb h (j)HAOCO(j), npocBeTHTeAb. 6 Zola — sprich', [zo-'lct:] — 3oah (1840—1902) — BHAatouiHHcH (JjpaHuyacÄHfi nncaTeAb. 7 „Ein Zeitalter wird besichtigt“ — „OGaop BeKa“. 4* 51
Kämpfer gegen Krieg und Faschismus, gegen Unterdrückung und jegliche Reaktion. 1933 wurde H. Mann von den Faschisten aus der Akademie der Künste ausgeschlossen, seine Bücher wurden verbrannt, und der Schriftsteller mußte fliehen. Von 1933 bis 1940 lebte H. Mann in Frankreich. Im Jahre 1935 war er zusammen mit Johannes Becher Leiter der Delegation emigrier- ter deutscher antifaschistischer Schriftsteller auf dem Internationalen Schriftstellerkongreß zur Verteidigung der Kultur in Paris. Zu diesem Kongreß schrieb Heinrich Mann die bedeutenden Worte: „Ein ehrlicher Demokrat muß sich darüber Rechenschaft ablegen, daß nur der Marxismus die Voraussetzungen für die wirkliche Demokratie schafft“. 1940 zwang der Überfall Hitler-Deutschlands auf Frankreich den Schriftsteller abermals zur Flucht. Heinrich Mann floh nach Amerika, wo er bis zu seinem Tode bei San Franzisko lebte. Heinrich Mann glaubte an eine helle und schöne Zukunft des deutschen Volkes. 1939 schrieb er: „Ein deutscher Volksstaat der Zukunft geht hervor aus einer einigen Arbeiterklasse Die große Arbeiterklasse Deutschlands wird der innere Halt1 2 des ganzes Volkes werden“. Für diese lichte Zukunft des deutschen Volkes kämpfte Heinrich Mann bis zu seinem letzten Tag. 1949 wurde H. Mann der Nationalpreis I. Klasse verliehen. Man wählte ihn zum Präsidenten der Deutschen Akademie der Künste. H. Mann wollte nach Deutschland zurückkehren, aber die amerika- nischen Behörden legten ihm verschiedene Hindernisse in den Weg3. Endlich schien alles zur Rückkehr in die DDR vorbereitet zu sein. Im April 1950 sollte die Heimkehr stattfinden, aber am 12. März 1950 starb er fern von der Heimat in Santa Monica (Kalifornien). Heinrich Mann war ein großer Freund und Verehrer der Sowjet- union. In zahlreichen Werken finden wir begeisterte Worte über unser Land und unser großes Volk. Nachstehend bringen wir einen Auszug aus H. Manns Artikel „Der Weg der deutschen Arbeiter“ und eine Episode aus dem Roman „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“. 1 geht hervor aus einer einigen Arbeiterklasse — BO3HHKHeT H3 eAHHCTBa paöoqero Kjiacca 2 der innere Halt — BHyTpeHHHft CTepaceHb, BHyTpeHHsm onopa * legten Ihm verschiedene Hindernisse in den Weg — bchhcckw HpenRTCTBOBajm eMy St
Heldentum (Auszug aus dem Werk „Der Weg der deutschen Arbeiter“) (1936) „Wie du siehst, behalte ich meine Ruhe, was nicht gleich- zusetzen ist mit Resignation... Soviel ist sicher daß ich bis zum letzten Atemzuge für meine Freiheit kämpfen werde. Ich habe nie den Tod gefürchtet, und auch heute bin ich nicht bange davor 1 2. Der eine stirbt im Bett, der andere auf dem Feld im Kampf, und es gehört nicht viel Philoso- phie dazu, um würdig zu sterben“. Der diesen Brief schrieb3, sprach vor Gericht: „Meine Herren, wenn der Oberstaatsanwalt auch Ehrenverlust beantragt hat4, so erkläre ich hier: Ihre Ehre ist nicht meine Ehre, und meine Ehre ist nicht Ihre Ehre, denn uns trennen Weltanschauungen, uns trennen Klassen, uns trennt eine tiefe Kluft. Sollten sie trotzdem das Unmögliche hier möglich machen, und einen Kämpfer zum Richtblock brin- gen, so bin ich bereit, diesen schweren Gang zu gehen 5, denn ich will keine Gnade. Als Kämpfer habe ich gelebt und als Kämpfer werde ich sterben mit den letzten Worten: Es lebe der Kommunismus!“ Edgar Andre, ein Hamburger Hafenarbeiter, ist in sei- nem letzten Kampf und angesichts des Todes6 so verehrungswürdig geworden, wie Deutsche seinesgleichen es jetzt werden. Es ist der Deutsche in neuer, herrlicher Gestalt. Das gibt es sonst nicht7, es mußte schwer erworben werden: die Kraft der Gesinnung, mitsamt der Höhe und Reinheit des Ausdrucks. Hier hat man den Tonfall des Hel- 1 Soviel ist sicher — oäho ßeccnopno; oäho ne no/uie>KHT coMHe- hhio; b 3tom MOjKeuib ÖbiTb ysepeH 2 und auch heute bin ich nicht bange davor — h cerojiHH h ee (t. e. cwepTH) ne Öoiocb 3 Der diesen Brief schrieb — tot, KOTOpbifi nanHcaji sto nHCbwo (t. e. 3/irap AhjiPs) 4 wenn der Oberstaatsanwalt auch Ehrenverlust beantragt hat — ecjiH BepxoBHbift npoKypop h noTpeßoßaji jihiuchmh rpaxcAancKHX npas (öyKßaAbHo: qecTH). ripHMeHHH Taityio Mepy HaKaaaHHfl (paniHCTCKH# cyji nbiTajicfl H3o6pa3HTb aHTH(j>auiHCTOB kbk jnoaeft, hko6h JiHiueH- Hbix uecTH 5 so bin ich bereit, diesen schweren Gang zu ’ gehen — to » rOTOB OTnpaBHTbCfl B 3TOT TpyAHblH IiyTb • angesichts des Todes — nepea jihiiom cMepw 7 Das gibt es sonst nicht — 3ioro eine He ßbuio 53
den und Siegers über den Tod hinaus *. Die Worte sind auf- bewahrt für Zeiten, in denen das siegreiche Volk zurück- blicken wird auf seine großen Beispiele. Denn es ist wahr, daß nur die echte Erkenntnis und eine aufopfernde Gesin- nung in den Mund eines Menschen diesen Tonfall legen 1 2 und in sein Herz diesen Mut. Als Gegenprobe3 lese man die ungenauen, schlechten Sätze des herrschenden Aben- teurers4, der Andre in den Tod schicken kann/aber Deutsch kann er nicht, ist auch kein Deutscher5. Wer sieht denn nicht, daß der Nationalsozialist6 ein letzter Zustand ist, Krampf und Sterben einer historischen Gattung7. Schreck- lich in seinem wilden Umherschlagen8, will er mit seiner verzweifelten Furchtbarkeit den Sieger die eine Stunde noch aufhalten. Aber hundertmal hingerichtet, der Sieger lebt. Nicht nur einzelne, ganze Massen wagen täglich das leibliche Verderben9 10; ihr Leben erhält sich nur noch neben dem Abgrund. Jede Stunde kann bei jedem die Gestapo anklopfen, das wäre der Anfang vom Ende — für jeden per- sönlich, nicht aber für ihre Gesamtheit ’°, und für diese um so 1 des Helden und Siegers über den Tod hinaus — repoa, KOTOpbiü HBJiflCTCH noßeaHieaeM aawc nocae CMepm 2 in den Mund legen — noacKa3biBaTb, BHymaib 3‘ als Gegenprobe — KOHTpacTa; b KaqecTBe npOTHBonoao»- Horo npHMepa; a-'iw cpaBHeHiiH 4 die ungenauen, schlechten Sätze der herrschenden Abenteurers — cöHBnHBbie, cKBcpHbie (j)pa3bi BJiacTByiomero aBaHTiopncTa (t. e. Tht- jiepa). — ruT.iep roßopmi h nncaa aaaeKo He oöpaauoBtiM hcmcukhm h3ukom; ero mioxofi caor nepeaKo cayatna MHnieHbio aaa aHTH(j)a- HlHCTCKofi CaTHpbl. 5 aber Deutsch kann er nicht, ist auch kein Deutscher — ho HeMeuKMM hli/kom ou ne BaaaeeT, aa oh Beab h He neweii. — THTaep no HauHOHajibuocTH 6bia ne neMiieM, a aBCTpHÜueM. 6 Der Nationalsozialist — HaunoHaa-counaaHCT, naw (JjaniHCT. Tht- jiepoBubi aeMarorHqecKH naabiBaan cbokj Kpafine peaKnnoHHyio hhth- Hapoanyio napTHio Haunoiiaa-couHaaHCTCKOH paöoqeft napTHew Tep- MHHHH. 7 Krampf und Sterben einer historischen Gattung — npeacwepr- Hbie cyaopo>KHbie ycHaHfl oiHCHBiuero cboA bck miacca 8 schrecklich in seinem wilden Umherschlagen — crpaiuHbiH b CBOeM aHKOM HQHCTOBCTBe 9 wagen täglich das leibliche Verderben — ejKeaneBHo pncKyioT JKH3HBK) 10 für jeden persönlich, nicht aber für ihre Gesamtheit — ann Ka>Kaoro jihmho, ho ne aJifl ßcex BMecTe (t. e. (paiuHCTCKne na-ianw MorfT yÖHTb KaHcaoro b oraeabHocTH, ho ne Becb paÖOMHH miacc, He Becb napoa) 64
weniger, je mehr einzelne als Opfer fallen. Das kämpfende Proletariat Deutschlands durchmißt eine Strecke1, wo Ehre dasselbe ist wie Standhaftigkeit im Leiden, und zum Volks- helden wird der Märtyrer. Anders würde niemand das Bild dieses Volkes begreifen können — in seinen Massen-Pro- zessen: Hunderte Angeklagter, viele schon gefoltert, bevor die Gerichtsverhandlung anfängt, lind andere werden während der Verhandlung auf Befehl des Vorsitzenden in den Keller abgeführt, „zur Vernehmung“. Und Lücken ent- stehen. Wer die fehlenden Gesichter gekannt hat, erblickt sie vor seinem Geist in Leichenfarben und voll geronnenen Blutes. Das droht jedem. Aber nicht Furcht, ein anderer Schauder durchläuft diese Volksmasse: ihr Abscheu gegen dieses gefälschte „Volksgericht“ 1 2, ihr Haß für die Mörder und die Schinder, die zusammen ein Staat sind. Da steigt eine helle Knabenstimme. Der Junge „ruft den Richtern zu: „IHR wollt UNS vier Jahre Zuchthaus geben? Mensch, in vier Jahren sitzen WIR dort oben!“ Dies bei geöffnetem Folterkeller und angesichts eines Gerichtshofes, der aus seinem Recht den Begriff „Mensch“ gestrichen hat. Er kennt nur die Verteidigung seines Staates. Sogar die Verteidiger der Angeklagten sind nicht für sie, sondern zur Rettung des Staates vor ihnen gestellt. Die angeklagten Staatsfeinde sind ausgeliefert3 und ver- lassen, rechtlos und dem Tod anheimgegeben 4. Dennoch die helle Knabenstimme... Hingerichtet sind Rudolf Claus, Fiete Schulze und viele andere Vorbilder dieses Volkes. Ein Handwerker bewirtet den König (Eine Episode aus dein Roman „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“) (1938) Der Wecker schlug an, der König stand auf und rief nach seinen Offizieren. An diesem Tag war viel zu tun und lange zu reiten. Ein Wassergraben mußte trockengelegt 1 durchmißt eine Strecke — npoxoaHT thkoh 9t<iii 2 ihr Abscheu gegen dieses gefälschte „Volksgericht“ — hx oißpa- meHHe k 3T0My nojuevibHOMy „napoanoMy cyjiy“ 3 sind ausgeliefert — naxonHTCfl bo B/iacTii cbohx BparoB 4 dem Tod anheimgegeben — npeaocTaBJieHbi (npe^anbi) cMepiH 55
werden, damit die Belagerer bis unter die Mauer der Festung vordrängen. Dies vollbracht, wurde hin und her geschossen, bis der frühe Abend fiel. Henri 1 war zu Pferd schon unterwegs wegen anderer Arbeiten im weiten Umkreis. Sehr hungrig erreichte er um die Zeit des Nachtessens die Stadt Alen^on 1 2 und begab sich mit wenig Begleitung nach dem Hause eines ergebenen Hauptmannes, fand ihn indessen nicht vor 3. Der Frau war der König unbekannt, sie hielt ihn für 4 einen der königlichen Heerführer und emp- fing ihn nach Gebühr 5, wenn auch mit merklicher Verlegen- heit. „Fall ich Ihnen lästig6, meine Dame? Reden sie frei weg, ich will keine Umstände machen.“ 7 „Mein Herr, dann sag ich es lieber gleich. Heute ist Donnerstag; ich hab in der ganzen Stadt umhergeschickt: nichts aufzutreiben8, ich bin einfach verzweifelt. Nur ein braver Handwerker hier nebenan sagt, er hab’ am Haken eine fette Pute hängen; will sie aber durchaus nicht anders hergeben, als wenn er mitessen darf.“ „Ist er denn in Gesellschaft zu brauchen?“9 10 11 „Ja, mein Herr, in unseren) Viertel macht keiner soviel Witze ,0. Sonst11 ein anständiger Mann, Feuer und Flamme für den König 12 und sein Geschäft geht ganz gut.“ „Dann lassen Sie ihn nur kommen, liebe Dame. Ich habe wirklich Appetit; und wenn er auch langweilig wäre, lieber ess’ ich mit ihm als gar nicht.“ 1 Henri — sprich', [ä-'ris] (AnpH — TeHpHx) 2 Alen^on — sprich', [alä-'sa:] — Ajiancon — rJiaBHUH ropoji c|)paniiy3CKoro aenapraMeHTa Opa. 3 fand ihn indessen nicht vor — ne 3acraji ero, onnaKo, iioMa 4 sie hielt Ihn für — ona npHHsuia ero 3a 5 nach Gebühr — no aocToiincTBy, kbk cJiejiyeT 6 Fall ich Ihnen lästig*? — Bac ne oqenb öecnoKoio? (fl BaM He B THrOCTb?) 7 Reden sie frei weg, — ich will keine Umstände machen — tob(J- pHTC OTKpOBeHHO, H He XOTCJI 6b! BHC ÖeCnOKOHTb • ich hab in der ganzen Stadt umhergeschickt: nichts aufzutrei- ben — h nocbuiajia bo Bee kohum ropojia; HHMero Hejib3H HaftTH 9 Ist er denn in Gesellschaft zu brauchen? — Pa3Be oh xopoaiHÄ coöeceaHHK? 10 In unserem Viertel macht keiner soviel Witze — b HarneM KBap- T3JI0 HHKTO CTOJlbKO HC OCTpHT 11 sonst — 3dect>: BnpoqeM 12 Feuer und Flamme für den König — oh ropHMHÜ iiokjiohhhk KOpOJIH 56
Hierauf wurde der Handwerker geholt und erschien in seinem Sonntagsrock mit der Pute. Während nun diese briet, unterhielt er den König, schien ihn aber gleichfalls nicht zu erkennen: sonst hätte er schwerlich mit dieser Unbefangenheit dahergeredet ’, Nachbarsklatsch, Einfälle, Scherze, alles so gut, daß Henri für die Weile 1 2 den Hunger vergaß. Alsbald verfiel er selbst in den Ton seines Ge- sellschafters — ohne Absicht, und merkte es nicht einmal ... In diesem Augenblick rief die Hausfrau ihre Gäste zu Tisch. Selbdritt3 verzehrten sie das große Geflügel, aber die Hausfrau und der Handwerker hielten sich zurück, der Gast bekam das meiste, und so reichlich er aß, soviel lachte er über die Geschichten seines Nachbarn, davon wurde dieser immer besserer Laune. Daher war es erstaunlich anzusehen, wie er nach dem letzten Glase, als man auf- stehen sollte, das runde Gesicht ganz lang zog und furcht- sam die Augen schloß. Der König hätte auch das für einen Spaß gehalten, da lag ihm aber der Mann zu Füßen und bat: „Verzeiht, o Herr, verzeiht! Dies ist der schönste Tag mei- nes Lebens gewesen. Ich kannte Eure Majestät4, ich hab gedient und bei Arques5 gekämpft für meinen König; hab meine Lust gebüßt, an Ihrem Tisch zu sitzen. Vergebung nochmals, Sire6, ich mußte mich dumm stellen7, damit sie über meine Scherze ein bißchen lachten. Jetzt ist das Unglück geschehen, ein Knecht wie ich hat mit Ihnen zu Abend gegessen.“ „Was machen wir nur dabei?“ 8 fragte der König. „Ich sehe ein einziges Mittel.“ „Nun?“ „Sie müssen mich in den Adelstand erheben.“ 9 1 sonst hätte er schwerlich mit dieser Unbefangenheit dahergere- det — b npoTHBHOM cjiyuae oh bp«a jih Öqjjfa.i 6bi iaK HenpHHyjoeHHo 2 für die Weile — Ha HeKoropoe BpeMH 3 selbdritt veraltet — zu dritt 4 Eure Majestät — aaiue bcjihucctbo 5 Arques — sprich', [ark] — ropoji bo OpanuHH 6 Sire — CHp — ycrapeBinee oöpameHHe: Baiue BejiHnecTBo, rocy- flapb, cyaapb 7 ich mußte mich dumm stellen — MHe npHiiLnocb npHKunyrbca aypaMKOM 8 Was machen wir nur dabei? — Hto «e mbi Tenepb öyjieM aejiaTb? 9 in den Adelstand erheben — BoasojiHTb b äbophhctbo 57
„Dich?“ „Warum nicht, Sire? Ich arbeite mit meinen Händen, trag aber meine Gesinnung im Kopf und im Herzen mei- nen König.“ „Ausgezeichnet, lieber Freund, und dein Wappen wäre?“ 1 „Meine Pute. Ihr verdank ich alle Ehre.“ „Dein bester Witz. Steh auf als „Ritter von der Pute!“ 1 und dein Wappen wäre? — h hto 6bi tu Bbiöpaji b KaqecTBe repöa?
Bernhard Kellermann (1879—1951) Bernhard Kellermann wurde am 4. März 1879 in der Stadt Fürth 1 in einer Beamtenfamilie geboren. Mit 25 Jahren veröffentlichte er sei- nen ersten Roman „Yester und Li“1 2. Weiter folgten zahlreiche Romane: „Ingeborg“3 (1906), „Der Tor“4 (1909), „Der Tunnel“ (1913), „Der 9. November“ (1921), „Die Brüder Schellenberg“ (1924) u./a. / Weltberühmt wurde Kellermann durch seinen wissenschaftlich- phantastischen Roman „Der Tunnel“, in dem er den Bau eines Tunnels unter dem Atlantischen Ozean zwischen Amerika und Europa schildert und zum erstenmal in seinem Schaffen soziale Fragen behandelt. Nach Hitlers Machtantritt blieb der 54-jährige Schriftsteller in Deutschland, wo seine besten Werke von den nazistischen Vandalen 1 Furth — eine kleine deutsche Stadt in der Nähe von Nürnberg. 2 „Yester und Li“ — „Heerep h J1h“. 3 „Ingeborg“ — „HHreÖopr“. 4 „Der Tor“ — „Hähot“. 59
verboten und verbrannt wurden. Kellermann antwortete den faschistischen Barbaren mit einem eigenartigen stummen Protest: er schwieg beharrlich und veröffentlichte zur Zeit der Nazidiktatur kein einziges Werk. Sofort nach der Zerschmetterung der faschistischen Kriegsmaschine durch die siegreiche Sowjetarmee stellte Kellermann sein großes lite- rarisches Talent in den Dienst des demokratischen Deutschland und erlebte als Schriftsteller eine’neue Blütezeit. Kellermann war Ehrenmitglied des Kulturbundes zur demokra- tischen Erneuerung Deutschlands, Mitglied der Deutschen Akademie der Künste und Mitglied des Komitees für die Verleihung der Inter- nationalen Stalin-Friedenspreise. 1949 erhielt Kellermann den Natio- nalpreis I. Klasse, in demselben Jahr wurde ihm zu seinem 70. Geburts- tag der Titel eines Professors verliehen. Kellermann besuchte einigemal die Sowjetunion, die er als treuer Freund schätzte und liebte. Kellermanns letztes großes Werk ist der Roman „Totentanz“ (1948), aus dem wir nachstehend einen Auszug bringen. Obzwar dieses Werk einige wesentliche Mängel hat, ist es ein bedeutender Schritt vorwärts auf dem komplizierten Schaffenswege des Verfassers. Bernhard Kellermann starb am 19. Oktober 1951 in. Potsdam. Dorf Schullehrer Gleichen (Auszug aus dem Roman „Totentanz“) Wolfgang 1 hatte soeben das Licht in seinem Schlafzim- mer ausgedreht, als er ein dreimaliges leichtes Klopfen am Fenster vernahm. Er setzte sich aufrecht und lauschte. Wie- der klopfte es ans Fenster, leise, wie wenn jemand mit dem Fingernagel an die Scheibe pochte. Nun glitt er aus dem Bett und ging näher. „Ist jemand da?“ fragte er laut. „Ich bin es, Gleichen 1 2“, antwortete eine leise Stimme' draußen. „Öffnen Sie das Fenster, Professor." „Wie?“ rief Wolfgang erstaunt aus. Dann lachte er. „Kommen Sie doch zur Haustür, Gleichen.“ 1 Wolfgang — Wolfgang Fabian, Professor, Bildhauer, einer der Haupthelden des Romans „Totentanz“. 2 Gleichen — Lehrer Gleichen, ein aufrechter Antifaschist, gehört zu den Haupthelden des Romans. 60
„Der Mond ist zu hell, öffnen Sie das Fenster, aber machen Sie kein Licht ’. Ich habe meine Gründe“, erwiderte Gleichens Stimme. Wolfgang öffnete das Fenster, und sofort wurde ein bestaubter Tornister auf das Fensterbrett geschoben, dann kletterte ein Soldat, eine alte Feldmütze auf dem Kopf, mühsam durchs Fenster ins Zimmer. „Gott sei Dank, daß Sie zu Hause sind, Professor!“ keuchte Gleichen. Er lauschte in den Garten hinaus 1 2 und zog die Vorhänge zu. „Und jetzt können Sie Licht machen“, sagte er. Gleichen legte die Mütze ab und wischte sich den Schweiß aus der Stim. Sein Gesicht war dick mit Staub bedeckt. Er war um vieles grauer geworden 3, fast ebenso grau wie seine Augen. Die Schläfen aber waren völlig weiß. Sein Gesicht war abgezehrt und hart, seine verstaubte Uni- form abgerissen und beschmutzt. „Weshalb diese Geheimnisse, Gleichen?“ fragte Wolf- gang, nachdem er sich von der ersten Überraschung erholt hatte. „Kommen Sie auf Urlaub?“ Gleichen lachte und warf den grauen Kopf herum. „Auf Urlaub für immer, damit Sie es wissen, Professor!“ antwor- tete er ruhig und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. „Ich bin desertiert!“ „Desertiert?“ Gleichen nickte. Er wollte eine ausführliche Erklärung beginnen, aber Wolfgang unterbrach ihn. „Später, Gleichen!“ sagte er. „Zuerst müssen Sie etwas zu sich neh- men 4 und sich den Staub aus der Kehle spülen. Ihre Lippen sind ja ganz grau! Gehen Sie ins Atelier, die Laden sind geschlossen, so daß niemand hereinblicken kann. Ich werde Retta wecken, sie soll Ihnen etwas zurechtmachen. Erzählen können Sie später.“ Wolfgang weckte seine Wirtschafterin Retta und gab der Alten Anweisungen. „Gleichen ist plötzlich auf Urlaub gekommen, Retta“, sagte er mit gedämpfter Stimme zu ihr. „Er wird vorläufig bei uns bleiben. Niemand darf aber wissen, daß er hier ist. Hören Sie, Retta, keine Seele!“ 1 machen Sie kein Licht — He aajKurawTe cbct 2 er lauschte in den Garten hinaus — noBepHyßiiiHCb b CTopony ca^a, oh npHCJiyiHHBajicfl 3 er war um vieles grauer geworden — oh oneHb noce/ieji 4 etwas zu sich nehmen = etwas essen 61
„Von mir wird niemand etwas erfahren“, antwortete Retta. „Ich kann mir denken, daß Herr Gleichen ausgerückt ist, der Krieg war nicht für ihn.“ Gleichen schlang gierig seine Mahlzeit herunter1, wie ein Mensch, der tagelang keine Nahrung zu sich nahm. Den Wein trank er wie Wasser. Wolfgang, in einen alten Schlafrock eingehüllt, rauchte schweigend seine Zigarre. Endlich hatte Gleichen seinen ersten Hunger und Durst gestillt, er erhob sich und humpelte zu einem Sessel, in den er sich niederließ. „Sie hinken ja, Gleichen?“ fragte Wolfgang. „Nichts von Bedeutung“, erwiderte Gleichen, „Ich bin auf der Flucht gestürzt. Einige Tage Ruhe und das Knie wird wieder in Ordnung sein.“ Er schwieg eine Weile, dann begann er langsam seinen Bericht, den Wolfgang vorhin unterbrochen hatte. Er konnte es nicht mehr ertragen, fing er zögernd an. Er hatte wohl gewußt, daß Krieg keine Sache für Damen und Kinder sei, aber das da draußen 1 2 war ja kein Krieg mehr, es war Gemetzel und Mordbrennerei! Sie gehörten zu einer Formation, deren Aufgabe es war, die Partisanen im Raume von Leningrad3 zu bekämpfen. Die Hauptarbeit fiel einem Regiment schwarzer Parteitruppen zu. „Professor!“ schrie er. „Was haben sie aus unserer Jugend gemacht in ihren Arbeitslagern und Ausbildungs- schulen? Sie haben sie zu wilden Tieren dressiert, sie haben sie in reißende Bestien verwandelt.“ Nein, nein, nicht einen Tag länger konnte er das mit ansehen! Brennende Dörfer, brennende Scheunen, bren- nende Frauen und Kinder, Gehenkte, Erschossene, Totge- schlagene, Gefolterte, Verhungerte... Nein, nein, nein, nicht einen Tag wollte er das miterleben. Er wollte auch nicht mehr davon sprechen. „Professor!“ schrie er. „Lieber will ich wie ein Tier in einer Höhle unter der Erde leben, als diese Verruchtheiten länger mit ansehen. Lieber sollen sie mich hängen, köpfen oder in Stücke reißen!“ 1 er schlang gierig seine Mahlzeit herunter — oh Hca/iHo norjio- maji riHiuy 2 aber das da draußen — ho to, mto tsm (Ha (J)poHTe) npoHC- xo4H.no 3 im Raume von Leningrad — b pafione JleHHHrpaaa 62
„Die Infamen!“ stieß Wolfgang hervor, dann schwiegen sie beide lange Zeit. „Und was wollen Sie jetzt anfangen?“ fragte Wolfgang endlich. „Welche Pläne haben Sie?“ „Welche Pläne?“ Gleichen richtete sich langsam auf. „In erster Linie will ich nach Amselwies 1 gehen und meine Frau und meinen Jungen ans Herz drücken“, antwortete er. „Dann will, ich meine Gesinnungsgenossen in der Stadt besuchen und dann —“ „Und dann?“ „Dann fahre ich nach Berlin, wo eine starke, entschlos- sene Kampfgruppe am Werke ist1 2. Sie haben mir ins Feld 3 Botschaft gesandt, daß sie mich brauchen. Sie besitzen jetzt sogar einen Geheimsender. Der Krieg, lieber Freund, wird nicht mehr ewig dauern. Die Russen haben ungeheure Heere in Marsch gegen unsere Front gesetzt4 5, unvergleichlich ausgerüstet, mit Geschwadern von vorzüglichen Tanks, Scharen von Partisanen kämpfen im Rücken der Front, ganze Armeen. Sie bemächtigen sich der Eisenbahnzüge, zerstören die Lokomotiven und reißen kilometerlang die Schienen auf.“ „Ihre Pläne, Gleichen“, sagte Wolfgang, „scheinen mir ganz vernünftig zu sein. Vorläufig aber lasse ich sie hier nicht fort, damit Sie es wissen! Sie sehen ja halbverhungert aus und müssen erst wieder in einigen Wochen Kräfte sam- meln. Vergessen Sie nicht, daß Sie in Berlin gute Nerven brauchen werden, auch Ihr Knie muß erst wieder völlig aus- geheilt sein.“ Gleichen sah all das ein \ Er nickte. „Besonders mein Knie muß wieder in Ordnung kommen!“ rief er aus. „Sie haben natürlich recht, daß ich in Berlin Kräfte brauchen werde.“ Aber er hielt es für nötig, Wolfgang auf die Gefahren aufmerksam zu machen, denen er sich selbst aus- setzte. „Sie können Gift darauf nehmen 6, Professor“, sagte er, 1 Amselwies — der Name eines Dorfes. 2 am Werke sein — aeficTBOBaTb 3 ins Feld = an die Front 4 in Marsch setzen — nocbiJiaTb Ha (ppoHT 5 sah all das ein = verstand all das 6 Sie können Gift darauf nehmen — b stom Bbi MOBteTe He COMHeBaTbCfl 63
„daß die Gestapo früher oder später hierherkommen wird, und dann werden wir beide gehängt.“ „Das wäre sicher äußerst unangenehm“, erwiderte Wolf- gang, „besonders da ich Kerker und Mißhandlungen mehr fürchte als den Tod. Aber was wollen Sie, in Zeiten wie diesen muß man schließlich etwas wagen. Sie geben mir Gelegenheit, auch meinerseits eine Kleinigkeit • für unsere Sache zu tun, indem Sie sich einige Wochen bei mir erholen.“ Gleichen schlief in dieser Nacht im Atelier wie ein Toter und erwachte am nächsten Tag erfrischt und zuversichtlich. Das erste, was er tat, war, Uniform, Mütze und Tornister einen Meter tief in die Erde zu vergraben. Er arbeitete so geschickt, daß selbst Retta die Stelle nicht wiederfinden konnte. Dann begann er Maßnahmen für ihre allgemeine Sicherheit zu treffen. Sehr geschickt in technischen Dingen, legte er eine elektrische Klingel 1 von der Gartenpforte zum Haus. Eine zweite Klingel brachte er an der Haustür an, dazu einen kleinen Spiegel am Küchenfenster, so daß man sie nicht einfach überrumpeln konnte. Er selbst hauste im kleinen Speisezimmer, von dem aus man durch das Fenster rasch in den Garten verschwinden konnte. Im Garten aber arbeitete er geheimnisvoll eine ganze Woche lang. Dicht am Haus schachtete er eine Grube aus, breit und tief genug, um darin zu sitzen. Nachts ging er mit einem Sack über die Äcker und verstreute die aus- gehobene Erde irgendwohin. Er wollte ein Versteck haben, in dem er sich einige Stunden aufhalten konnte, wenn es nötig sein sollte. Den schmalen Eingang in sein unter- irdisches Versteck verbarg ein altes Mistbeetfenster mit halbzerbrochenen Blumentöpfen. Gleichen hatte recht gehabt: eines Tages kam wirklich die Gestapo in Wolfgangs Haus. Die Spitzel durchsuchten das ganze Haus, Keller und Bodenräume, ohne etwas zu finden. Sie durchstöberten alle Schränke und Betten, durch- streiften den verwahrlosten kleinen Garten und durchwühl- ten die Arbeitskammer und den Heizraum des Ofens. Gleichen hörte ihre Schritte dicht an seinem unterirdischen Versteck vorübergehen. Dann gingen sie wieder weg. Gleichen saß vier Stunden in seiner Grube und wagte 1 eine elektrische Klingel legen — nposecTH ajieKrpHqecKHft 3BOHOK 64
sich erst wieder heraus ’, nachdem weit und breit nichts mehr zu sehen wtir. „Der Galgen ist noch einmal glücklich an uns vorüber- gegangen, Professor!“ sagte er lachend, immer noch blaß vor Erregung. Acht Wochen lebte Gleichen bei Wolfgang, ohne daß irgend jemand etwas ahnte. Er war wieder zu Kräften gekommen 2 und sein Knie war völlig geheilt. Nun aber kennte ihn keine Macht der Welt länger zurückhalten. Einige Abende verbrachte er bei seinen Gesinnungs- genossen in der Stadt und endlich konnte er es auch wagen3, seine Familie in Amselwies heimlich zu besuchen. Da er weder Tram noch Omnibus benutzen konnte, brauchte er drei Stunden für den Weg und konnte bei seiner Frau und seinem Jungen nur eine knappe Stunde bleiben. Zu seiner großen Freude fand er seine Frau bei gebes- serter Gesundheit vor. Sie war ruhig und gefaßt wie immer, nur als er sie wieder verlassen mußte, weinte sie. „Welch ein Land ist das“, rief sic aus, „wo man sich wie ein Verbrecher verbergen muß, nur weil man nichts Schlechtes tun will!* „Du weißt, daß wir für die Freiheit und eine bessere Zukunft kämpfen!“ ermutigte er sie.. Sein Junge durfte ihn in der Nacht bis nach Jakobsbühl ’ begleiten. Am nächsten Tag brachte ihn ein Bauer in einer Fuhre Heu nach der nächsten größeren Stadt, wo er verschwand. Er war auf dem Wege nach Berlin. Eines Tages trat Retta leise ins Atelier und überbrachte Wolfgang einen Brief, der etwas verknittert war und nicht ganz sauber aussah. „Ich mußte mein Wort geben, Ihnen den Brief nur persönlich zu übergeben, Herr Professor!“ sagte sie geheimnisvoll. 1 wagte sich erst wieder heraus — jihujb Toraa ocMejiH.icn chob;i BblilTH 2 zu Kräften kommen — HaöpaTbca chji 3 endlich konnte er es auch wagen — HaxoHeu oh Mor h pHCKHyTb 4 Jakobsbfih! — der Name eines Dorfes. 5 N? 4172 £.7
Wolfgang war mitten in der Arbeit1 und hatte die Hände voller Ton. Er nickte ihr zu. „Legen Sie den Brief auf den Tisch, Retta. Wer hat ihn denn gebracht?“ fragte er. Retta zögerte etwas mit der Antwort. „Es war ein alter, hagerer Mann mit grauen Haaren“, erwiderte sie mit ihrer heiseren Stimme. „Er hatte zwei kleine gelbe Dachshunde mit sich.“ Und Retta ging hinaus. Wolfgang kannte den alten, hageren Mann mit den Dachshunden sehr gut. Eine Botschaft von Gleichen! schoß es ihm durch den Kopf1 2, und sein Herz stockte vor Freude. Trotz seiner beschmutzten Hände öffnete er den Brief ohne Zögern. Es war eigentlich nur ein Zettel ohne Unterschrift, der nur einige Zeilen enthielt. „Mein verehrter Freund!“ lautete er. „Ein lächerlicher Zufall hat uns der Gestapo in die Hände geliefert. Wir waren unser achtundvierzig3, einer ist während der Folter gestorben, aber niemand hat ein Wort verraten. Morgen früh sollen wir alle gehängt werden. Es ist nicht leicht, in Deutschland zu leben, und es ist nicht leicht, darin zu sterben. Uns hält der Glaube aufrecht, daß wir unser Leben für die Freiheit und die Wiedergeburt Deutschlands hingeben. Leben Sie wohl, mein Freund!“ Ein Volk ohne Furcht (Auszug aus der Broschüre von Kellermann „Wir kommen aus Sowjetrußland“) Obschon ich über das neue Rußland, wie ich glaubte, recht gut unterrichtet war und keine Gelegenheit versäumt hatte, meine Informationen zu vervollkommnen, war ich aufs höchste und angenehmste überrascht, als ich meinen Fuß auf russischen Boden setzte. Schon der ungeheure Flugplatz mit den vielen imposan- ten Passagierflugzeugen erfüllte mich mit hoher Achtung, die mit dem letzten Komfort ausgestatteten Automobile, die uns abholten 4, die breite asphaltierte Landstraße, die nach Moskau führt, das großstädtische Leben auf den Straßen, das makellose Hotel — all das mußte Achtung einflößen 1 mitten in der Arbeit — b caMbifi pasrap paÖoTH 2 schoß es ihm durch den Kopf — npoMejibKHyjio y uero b tojiobb 3 wir waren unser 48 — uac ßbijio 48 * die uns abholten — Koroptie npHexajiH 3a HaMH 66
für ein Land, das vor kurzer Zeit Millionen von Toten im Kriege verloren hatte und von barbarischen Heeren ver- wüstet und zerstampft wurde. Ich möchte bei dieser Gelegenheit hervorheben, daß wir bei allen Russen, wo und wann wir sie auch trafen, stets aufs liebenswürdigste aufgenommen wurden. Überall, wohin wir kamen, war man gegen uns aufs äußerste gefällig1, und viele, die uns als Deutsche erkannten, begrüßten uns freudig als die ersten Boten einer neu erstehenden Freundschaft zwischen dem russischen und dem deutschen Volk. Die Schriftsteller Moskaus bereiteten uns eine überaus herzliche Aufnahme. Wir traten in freundschaftliche Beziehung zu den bekanntesten in Moskau lebenden Auto- ren, wie Fedin, Ehrenburg, Simonow, Fadejew, Gorbatow und anderen. Das russische Volk spricht heute nicht mehr vom Krieg. Es will nur Frieden mit allen Völkern. Selbst seine Gegner können das nicht leugnen, daß das neue Rußland im Laufe einer Generation das vollbrachte, wozu andere Völker Jahrhunderte brauchten. Es hat die Masse seines Volkes, das heute 200 Millionen zählt, aus dem Düster der Unwissenheit und des Aberglaubens in das Licht der Bildung und der Kultur emporgehoben, eine ungeheure Leistung, die einmalig in der Geschichte dasteht1 2. Das unermüdliche Sowjetvolk hat sein unermeßliches Land mit Kraftstationen und Wasserkraftwerken überzogen. Nicht nur am Dnjepr und Don hat es riesige Industrie- zentren geschaffen, sondern auch südlich vom Ural, in Magnitogorsk, wo die Fabriken und Hochöfen eine Fläche von 45 Quadratkilometern bedecken, und im Herzen Sibiriens, im Altaigebirge, bei Kusnezk und weiter im Osten. Nicht ein Ölgebiet von Baku besitzt die Sowjetunion heute, sondern unzählige, wie Grosny im Nordkaukasus, Emba im Norden des Kaspischen Meeres, im Ural und im Petschora- gebiet im Hohen Norden 3. 1 überall war man gegen uns aufs äußerste gefällig — bckuv no OTHOUieHHIO K H3M ÖMJIH HCKJlIOMHTeJlbHO JIK)6e3HbI 2 die einmalig in der Geschichte dasteht — decnpHMepnafl b HCTOpHH 3 im Hohen Norden — na KpafineM Ceaepe 67
— ——---------------------------y 1 Das Sowjetvolk ist ein fleißiges Volk der Arbeit und de> Sozialismus. Bei meinem Aufenthalt in Moskau und Leningrad sah ich täglich Hunderte und Tausende von Menschen, im Hotel, auf der Straße, in den Geschäften, in den Schulen, im Thea- ter und in den Museen. Ich sah mir diese Menschen genau an und beobachtete sie allerorts. Diese Menschen hatten alle ein zufriedenes Aussehen. Wenn sie auf den Straßen dahineilten, wie alle Großstädter, so geschah es doch nicht in überstürzter Hast und Nervosi- tät, sondern mit Gemessenheit. Niemals beobachtete ich zer- mürbte Menschen, erschöpfte Wesen, die der Kampf um das Leben zu Tode gehetzt hatte, wie man ihnen in allen Groß- städten häufig begegnet. Viele promenierten sorglos durch die Straßen, Männer, begleitet von Frau und Kindern, oder ganz allein, ein Kind auf dem Arm. Freunde konnten sich an einer Straßenecke endlos lange unterhalten. Sie plauder- ten, waren heiter und lachten. Die Arbeitsfreudigkeit aller Leute war unverkennbar, ob sie die Straßen kehrten ’, was meist ältere Frauen verrich- teten, oder mit schweren Hämmern die Asphaltdecke zer- trümmerten oder auf Baugerüsten herumkletterten. Millionen sowjetischer Frauen sind heute als Ärztinnen, Chemikerinnen, Lehrerinnen, Ingenieure, Geologen, Jour- nalistinnen tätig1 2, kurz, in allen Männerberufen. Viele haben große Berühmtheit erreicht und nehmen leitende Stellungen ein. In allen Berufen und Handwerken findet man die Frau, die zu ihrer Ausbildung die gleiche Lehrzeit zu durchlaufen hat wie ein Mann. Ich sah sie häufig als Chauffeure von Omnibussen, als Fahrer riesiger Trolley- busse, fand sie aber auch als Maurer auf den Gerüsten, und oft sah ich sie Erdarbeiten verrichten. Die Frauen verrichten diese Arbeiten völlig freiwillig. Viele widmen sich ihrem Hauswesen und ihren Kindern, viele aber ziehen es vor, zu arbeiten. Die Frau, die im alten Rußland nur Haushälterin war, hat heute eine große Unabhängigkeit gewonnen, afich sie hat den Kopf frei für andere Dinge, andere Gedanken, für Sport, Theater, Lektüre. Im Laufe der wenigen Wochen, die ich in Rußland verbrachte, begriff ich auch, weshalb der sowjetische Mensch 1 ob sie die Straßen kehrten — noAMerajiH jih ohh yjimibi 2 sind... tätig = arbeiten 68
von heute zufrieden, sorglos und lebensfroh ist. Ich begriff auch sein leidenschaftliches Interesse für Kunst, Theater und Wissenschaften. Die neue Gesellschaftsform hatte in einigen Jahrzehnten einen neuen Menschentypus erzogen. Die Gedankenwelt des sowjetischen Volkes hat sich, erstaunlich erweitert, seine Welt ist größer geworden. Es verfolgt mit größter Spannung alle wissenschaftlichen Forschungen und alle Errungenschaften seiner Gelehrten. Man hat da und dort ein neues riesiges Kohlenbecken erschlossen, man hat da und dort ungeheure Erdölvor- kommen festgestellt. Das Volk genießt mit Genugtuung jeden Erfolg. Es weiß, daß letzten Endes1 die Kohlen und das Erdöl ihm gehören, und jeder Erfolg seiner Wissen- schaftler erhöht sein Gefühl des Reichtums und der Sicherheit, sein Glück. Mit der größten Erregung verfolgt es den Neuaufbau seines mächtigen Landes, dessen gewaltigen Aufstieg es mit freudigem Triumph genießt. Nur auf diese Weise kann man sich die ungeheure Freude erklären, mit der es jeden neuen Fünfjahrplan erwartet, und seinen großen Wunsch, an seiner .Erfüllung mitzuarbeiten. Jede neue Aufgabe bedeutet ihm tiefste Freude, ihre Lösung frohe Genugtuung. Kurz gesagt, ich sah ein zufriedenes, lebendiges, aktives Volk, voller Zuversicht und Optimismus. Und alle schienen stets guter Laune zu sein. Man hatte diesem Volk die wirtschaftliche Bedrückung genommen, man gab ihm die Gewißheit, daß die Zeiten der Ausbeutung und des Frondienstes für immer vorbei seien, und man zeigte ihm ein neues Ziel: das erhabene Ziel der menschlichen Gemeinschaft und des Neuaufbaus seines Landes. Man gab' seinem Leben neuen Sinn und Inhalt, und das ist die Ursache, weshalb es zufrieden und stets guter Dinge ist1 2. 1 letzten Endes — b KOHiie kohuob 2 guter Dinge sein - ÖbiTb b xopouieM nacrpoeHHH
Johannes R. Becher (geboren 1891) Johannes Robert Becher, der größte deutsche Dichter der Gegen- wart, ist einer der hervorragendsten Vertreter der fortschrittlichen Kultur der Deutschen Demokratischen Republik. Becher ist zweifacher Nationalpreisträger, Präsident des Kulturbundes' zur demokratischen Erneuerung Deutschlands ’, Präsident der Deutschen Akademie der Künste, Mitglied des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheits- partei Deutschlands und Minister für Kultur der DDR. Johannes R. Becher wurde am 22. Mai 1891 in München geboren. Am Vorabend des ersten Weltkrieges veröffentlichte Becher sein erstes großes Werk „Verfall und Triumph“8 (2 Bände Gedichte und Prosa). I 1 Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands — eine demokratische Massenorganisation der deutschen Intellektuellen, die eine große Rolle im Kampf gegen die Überreste des Faschismus und für eine fortschrittliche demokratische deutsche Kultur spielt. 2 „Verfall und Triumph“ — „Pacnaa h TopjKecTBo“. 70
Als der imperialistische Krieg ausbrach, befand sich Becher vom ersten Tag an unter den Protestierenden und schrieb mehrere Anti- kriegsgedichte, in denen sein Protest gegen die kapitalistische Wirklich- keit und gegen die bestehende Gesellschaftsordnung zum Ausdruck kam. Von entscheidender Bedeutung für Bechers weitere politische Entwicklung war die Große Sozialistische Oktoberrevolution. Es muß hier hervorgehoben werden ’, das Becher als einer der ersten auslän- dischen Dichter 1917 das junge Sowjetrußland in begeisterten Worten begrüßte. In den Reihen der KPD kämpfte Becher jahrzehntelang unermüdlich für die Sache der Arbeiterklasse, gegen die Herrschaft der Bourgeoisie und gegen den Faschismus. Becher ist ein äußerst fruchtbarer Dichter. Viele Werke in Prosa und Gedichtsform sind in den 40 Jahren des literarischen Schaffens aus seiner Feder geflossen1 2 Bis 1933 veröffentlichte Becher einige Dutzend 3 * Bücher, darunter die Gedichtsammlungen „An Europa“, „Das neue Gedicht“, „Gedichte für ein Volk“, „Verbrüderung“, „Ein Mensch unserer Zeit“, „Graue Kolonnen“, „Der Leichnam auf dem Thron“, die Romane „Die Erde“ und „Lewisit oder Der einzig gerechte Krieg“*, die Erzählung „Der Bankier reitet über das Schlachtfeld“5 und Übersetzungen sowjetischer Dichter wie Majakowski, D. Bedny u. a. Nach Hitlers Machtantritt verließ Becher Deutschland und kam für 10 Jahre in die Sowjetunion, die ihm nach seinem eigenen Bekenntnis zur zweiten Heimat wurde. Hier im Lande des Sozialis- mus gelangte der Dichter zur höchsten poetischen Reife. Solche Gedichtsammlungen wie „Der Glücksucher und die sieben Lasten“6 (1938), „Gewißheit des Siegs und Sicht auf große Tage“7 (Sonette, 1939), „Wiedergeburt“ (1940), „Deutschland ruft“ (1942), „Dank an Stalingrad“8 (1943) und der Roman „Abschied“ (1940) gehören zu den besten Werken dieses großen Dichters. 1 es muß hervorgehoben werden — cAeAyer nojmepKHyrb 2 sind aus seiner Feder geflossen — HanucaHbi hm 3 einige Dutzend — hcckojibko accrtkob * „Lewisit (sprich: lju'i'zit) oder Der einzig gerechte Krieg“ — „J1I0H3HT, HAH EaHHCTBCHHO CIipaBeAAHBafl BOHHa“. 5 „Der Bankier (sprich: barj'kje:) reitet über das Schlachtfeld“ — „BaHKHp o6i>e3HcaeT nojie €htbm“. 6 „Der Glficksucher und die sieben Lasten“ — „WcKaTeAb cqa- CTbfl H CeMb TflrOT“. 7 „Gewißheit des Siegs und Sicht auf große Tage“ — „YBepeH- HocTb b nodeAe h nepcneKTHBa bcahkhx AHeft“. 8 „Dank an Stalingrad“ — „CnacHÖo TeÖe, CraAHHrpaAl“ 71
1945 kehrte Bocher in seine Heimat zurück, wu er seine viel- seitige Tätigkeit als Kulturschaffender, Parteifunktionär und Organi- sator mit verdoppelter Energie fortsetzte. Nach 1945 veröffentlichte Becher mehrere Gedichtsammlungen, wie „Heimkehr“ (1946), „Volk im DunkelrÄlvandelnd“ (1948), sein großes Tagebuch des Jahres 1950 u. a. Eine Auswahl seiner besten Werke erschien in 6 Bänden. Außerordentlich groß sind Bechers Verdienste im Kampf für die Festigung des Friedens zwischen den Völkern. Becher ist Mitglied des Weltfriedensrates. Im Jahre 1952 wurde ihm der Internationale Stalin- Friedenspreis verliehen. Deutsche Nationalhymne 1 Auferstanden aus Ruinen Und der Zukunft zugewandt, Laß uns dir zum Guten dienen 1 2, Deutschland, einig Vaterland3. Alle Not gilt es zu zwingen 4, Und wir zwingen sie vereint, Und es muß uns doch gelingen, Daß die Sonne schön wie nie Ober Deutschland scheint. Glück und Friede sei beschieden 5 Deutschland, unsrem Vaterland, Alle Welt sehnt sich nach Frieden6, Reicht den Völkern eure Hand. Wenn wir brüderlich uns einen, / Schlagen wir des Volkes Feind. Laßt das Licht des Friedens scheinen, i Daß nie eine Mutter .mehr Ihren Sohn bewein^J Laßt uns pflügen, laßt uns bauen, Lernt und schafft wie nie zuvor, 1 Cjioßa Bexepa, Myabixa npocj). T. Swc.iepa (H. Eisler); Ha pyc- CKHH H3blK nepeBeACH D09T0M Be3bIMeHCKHM. 2 Laß uns dir zum Guten dienen — Aafi cnyjKHTb Teße Ha nojibay 3 einig (= einiges) Vaterland — eannoe otcmcctbo 4 Alle Not gilt es zu zwingen — uyxcHo npeojo.ieTb BCflKHe 6e.i- CTBHH 5 sei beschieden — nycTb ßyjxyT yjiejioM 6 Alle Welt sehnt sich nach Frieden — Bee cTpacTHo »cejiaioT MHpa 72
Und der eignen Kraft vertrauend Steigt ein frei Geschlecht empor *. Deutsche Jugend, bestes Streben Unsres Volks in dir vereint, Wirst du Deutschlands neues Leben 1 2, Und die Sonne, schön wie nie Ober Deutschland scheint. Dank an die Freunde in der UdSSR Ihr aber habt mich brüderlich empfangen3, Und alles gabt ihr mir, daß mein Gedicht Soll weiterleben. Dunkle Mächte rangen Mich damals nieder. Zwangen sie mich nicht, Verdank ich’s euch. Und mehr noch habe ich Euch zu verdanken: Werke mir gelangen 4 5, Darin erhob und überstieg ich mich — So seid ihr in mein Werk miteingegangen. Wofür euch aber tiefster Dank gebührt: Niemals hat falscher Stolz mir abverlangt, Daß ich nicht leiden dürfe, was ich litt. Ihr littet meines Volkes Leiden mit, Dafür, ich weiß, wird reicher, euch gedankt, Als ich vermag... Ein Volk dankt euch dafürr>. Der Sieg Du fragst nach meinem Werk, woran ich schaffe. — Ich schaffe nur an einem: an dem Sieg. Du fragst nach meinem Leben, wie ich lebe — Ich lebe nur für eines: für den Sieg. 1 Steigt ein frei (= freies) Geschlecht empor — BbipacTaer (do- CAOciHO-. noÄHMMaeTca) CBOÖOÄHoe noKOJieHMe 2 Wirst du Deutschlands neues Leben — tu craHenib hoboh >KH3HbK) TepMaHHH 3 Ihr aber habt mich brüderlich empfangen. — Als Becher im Jahre 1933 Deutschland verlassen mußte, erwies ihm das Sowjetvolk Gastfreundschaft, und er fand in der Sowjetunion seine zweite Heimat. 4 Werke mir gelangen. — In der Sowjetunion schrieb Becher M-ine besten Werke (siehe die Einleitung zu Becher). 5 Ein Volk dankt euch dafür. Dieser letzte Satz hieß früher: Mein Volk dankt einst dafür. 73
Du fragst nach meinen Freunden, wen ich treffe — Ich treffe nur Gefährten unseres Siegs. Du fragst, was ich die nächste Zeit erwarte — Ich warte nur auf eines: auf den Sieg. Du fragst nach meinen Plänen in der Zukunft — Ich träume nur von einem: von dem Sieg*.. . Einsilbig, meinst du wohl, sei ich geworden '. Einsilbig sag ich nichts als: „Sieg!“ und „Sieg!“ Die eine Silbe, sie umfaßt die ganze Gewalt der Sprache, und der einen Silbe Dien ich mit meinem Leben, meinem Schaffen, Damit mein Leben und mein Werk im Zeichen Des Sieges stehn, wenn er dereinst errungen. Und ich, so mitbeteiligt an dem Sieg, Mein Werk abschließe als ein Werk des Siegs. Wenn sich ein freies deutsches Volk erhebt, So ist dies Deutschlands schönster deutscher Sieg. Für diesen Sieg hab ich gewirkt, gelebt. In diesem Sieg ist auch mein Werk ein Sieg... Der Wind Hört her, ihr Leute, und laßt euch sagen: Der Wind, der Wind hat umgeschlagen.1 2 Und morgen feiern wir ein Fest! Es weht der Wind von Ost nach West. Es weht ein großer Wind heran. Die Herzen hat er aufgetan, Als hätte er sie aufgetaut — Und seht: Der graue Himmel blaut! Es weht ein großer Wind herein, Der fegt das Land vom Unrat rein, Weht ein und aus in jedem Haus Und kehrt das alte Unheil aus. 1 einsilbig, meinst du wohl, sei ich geworden — tu, HaaepHoe, HaXOÄHIIlb, MTO H CT3JI CJIHUIKOM JiaKOHHHHUM 1 der Wind hat umgeschlagen — nepeH. BeTcp nepe.vieHHJi HanpaB- ji ernte 74
Verjagt den letzten Wolkenrest — Es weht der Wind von Ost nach West. Es weht von Ost nach West der Wind. Er singt, Millionen Stimmen sind. Bald weht er leis, ein flüsternd Wehn, Bald stürmt er wie ein Auferstehn. Der Wind vertreibt die Dunkelheit Und bringt uns eine neue Zeit. Ein jeder spürt des Windes Kraft — Das Wetter schön und dauerhaft. Ein Wind, der frei uns atmen läßt: Es weht der Wind von Ost nach West ... Hört her, ihr Leute, und laßt euch sagen: Der Wind hat endlich umgeschlagen: Es weht der Wind von Ost nach West — Und morgen feiern wir ein Fest! Stimmt an ein neues Lied 1 Wir wollen wieder singen lernen. Ein Lied des Friedens soll es sein. Erhebe, Lied, dich zu den Sternen Und reich bis in die fernsten Fernen Und Friede kehr auf Erden ein! Ein Lied der Freiheit laßt uns singen, Das über alle Grenzen schwebt. Es rührt uns auf mit seinen Schwingen, Die Freiheit werden wir erringen. Von solchem Lied wie neu belebt. Das Neue gilt es zu verkünden, Wie es auf Erden Einzug hält, Und Lied wird sich dem Lied verbünden Bis alle unsere Lieder münden In einen Strom: Das Lied der Welt. Der Sieg, der schönste, ist errungen, Ein Sieg, wie er nur uns gelingt. 1 Stimmt an ein neues Lied! — 3anesafiTe Hoayio ueciuo! 73
Von Glück und Frieden wird gesungen. Es hält ein Lied uns fest umschlungen, Der Völker freie Jugend singt. Gesang vom Lernen Wir wollen lernen! Wir wollen begreifen, Die Welt erkennen Und uns verstehn! Wir wollen die Fernen Des Weltraums durchstreifen. Wir wollen die Dinge beim Namen nennen Und auf den Grund der Dinge sehn. Wir wollen das Schöne Uns machen zu eigen 1 Und dienen dem Wahren Mit ganzer Kraft! Wir Deutschlands Töchter, wir Deutschlands Söhne: Wir wollen den Völkern, den friedlichen, zeigen, Daß willens wir sind 1 2, den Frieden zu wahren. Wir lieben das Leben voll Leidenschaft. Es gilt, nicht zu zagen! Es gilt, zu beenden Die Herrschaft des Alten, Denn Friede muß sein. Es gilt, das große Wagnis zu wagen! Es gilt, den Traum durch die Tat zu vollenden! Wir wollen das Bild des Menschen gestalten. Wir wollen lernen und Vorbild sein. Heimat, wir lassen dich nicht Den Mainbauern gewidmet ' Heimat, wir lassen dich nicht, Du, unser Traum, unser Sehnen, Land du des Lachens, der Tränen, Du, unser Lied, unser Licht! 1 Wir wollen... uns machen zu eigen — mbi xothm vchohtb 2 ...willens wir sind ...mbi HaMepesaeMCH 76
Brüder in Ost und in West 1 Widersteht den Gewalten! Haltet, um standzuhalten, Deutschland im Herzen fest! Friede sammelt sein Heer Unter den Fahnen, den blauen, Und das drohende Grauen Weicht vor dem Ruf: „Nie mehr!“ Nein, es wird nie mehr sein, Daß wir dich, Heimat, verlieren Und die Mutter die Ihren Sucht unterm Trümmergestein. Auch über Deutschland erglänzt Himmel, der reich besternte. Auch uns winkt eine Ernte: Friede, vom Glück bekränzt. Deutschland bist du und bin ich! Laßt an den Händen uns fassen. Daß wir dich nimmermehr lassen, Heimat — alles für dich! Philipp Müller 1 2 Erhebe dich, Gedicht, und klage an! Erhebt euch alle, um mit anzuklagen! Erhebt euch, Deutschlands Mütter, um zu fragen: Wer hat ein solches Leid uns angetan? 3 Wer hat zum Krieg, zum neuen Krieg gehetzt? Wer hat die Kugel zu dem Mord gegossen? Ein Deutscher hat ein deutsches Herz zerfetzt. Wer hat uns wiederum den Sohn erschossen — 1 Brüder in Ost und in West Bruder in Ostdeutschland und in Westdeutschland 2 Philipp Müller — ein junger Friedenskämpfer, geboren am 4. April 1931 in München. Der junge Philipp Müller wurde Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands und war 1951 Delegierter auf dem Parteitage der KPD. 1952 nahm er an der Jugendkarawane nach Essen teil. Am 11. Mai 1952 wurde der junge Patriot in der Stadt Essen von der Polizei ermordet. 3 Wer hat ein solches Leid uns angetan? — Kto npuMHHHji hhm Taxyio ÖoJib (Taxoe rope)? 77
Denn er war unser, war wie unser Sohn, Da er für Deutschlands Frieden ist gefallen, Wovon wir alle träumen und wovon Wir wollen sprechen jetzt zu allen, allen: „Die Mordtat bleibt den Mördern unvergessen! Denkt stets an jenen elften Mai in Essen!“ Im Frühling Wenn der Frühling läßt empor hoch den Himmel steigen, summt es in uns wie ein Chor nach des Winters Schweigen: Friede, Friede sei auf Erden! Menschen wollen Menschen werden. — Menschen wollen Menschen werden. — O, du dunkler Chor, der summt! In uns ist ein Ahnen: Sie, die glaubten wir verstummt, melden sich und mahnen: Menschen sollen Menschen werden! Friede, Friede sei auf Erden. — Friede, Friede sei auf Erden. — Und es ist ein solcher Schrei, daß die Berge beben. — Eine Flammenwüstenei, Meere sich erheben, — wenn nicht Friede wird auf Erden, was soll aus uns allen werden? — Was soll aus uns allen werden? — Ihr, gezeichnet von dem Leid derer, die gefallen, — und ihr, die ihr jung noch seid, laßt den Ruf erschallen; — Friede, Friede, sei auf Erden! Menschen, laßt uns Menschen werden! — Menschen, laßt uns Menschen werden! — 78
Friede! — Forderung der Nation 1 Die Tagung des Weltfriedensrates hier in Berlin, der Hauptstadt unseres Vaterlandes, unterstreicht die Bedeu- tung, welche dem deutschen Problem im Kampf um die Erhaltung des Friedens zukommt. Diese Bedeutung wurde in der Grußbotschaft des Generalissimus Stalin an unseren Präsidenten Wilhelm Pieck anläßlich der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik bereits mit den Worten hervorgehoben: „Die Erfahrung des letzten Krieges hat gezeigt, daß das deutsche und das sowjetische Volk in diesem Kriege die größten Opfer gebracht haben, daß diese beiden Völker die größten Potenzen in Europa zur Vollbringung großer Aktio- nen von Weltbedeutung besitzen. Wenn diese beiden Völker die Entschlossenheit an den Tag legen werden, für den Frieden mit der gleichen Anspannung ihrer Kräfte zu kämp- fen, mit der sie den Krieg führten, so kann man den Frieden in Europa für gesichert halten.“ Wenn wir heute davon sprechen, was unser Volk will, so wollen wir Deutsche nichts so sehr als den Frieden. Frie- den, Frieden, nichts als Frieden. Ein jeder empfindet, daß nur unter friedlichen Bedingungen ein Wiederaufstieg Deutschlands erfolgen kann, sowohl in materieller als auch in kultureller Hinsicht, und daß nur ein friedliches Deutsch- land seinen Bewohnern Arbeitsmöglichkeiten zu bieten ver- mag und Aussicht auf Glück und Wohlstand. Wer Deutschland wahrhaft liebt, kann nicht anders als alles zu tun, um den Frieden seinem Volke zu erhalten. Es ist absurd, anzunehmen, daß Deutschland aus einer dritten ~ Weltkriegskatastrophe irgendeine Art nationalen Gewinns herausschlagen 1 2 könnte. In einem dritten Weltkrieg würde Deutschland auch den letzten Rest seiner nationalen Exi- stenz verlieren und würde nicht einmal mehr einen geogra- phischen, sondern nur noch einen historischen Begriff dar- stellen. Es kann keine andere Lösung des deutschen Pro- blems geben als eine friedliche. Deutschland wird ein friedliches Deutschland sein oder unser Deutschland wird nicht mehr sein. Darum ist Frieden das oberste Gebot der nationalen Existenz unseres Volkes, und kein Deutscher 1 Aus der Rede von Johannes R. Becher auf der Tagung des Weltfriedensrates am 22. Februar 1951 in Berlin. 2 Gewinn herausschlagen — hmctb Btiro^y 79
kann sich dieser Forderung entziehen, welche die Nation ? an ihn stellt, gleichgültig, wer er auch sein mag und wo Q immer er auch beheimatet ist *. J Der Friede als Forderung der deutschen Nation, das ist ’ es, wovon wir sprechen wollen. Wie wurde diese Forderung der Nation hier bei uns in ’ der Deutschen Demokratischen Republik erfüllt? Unsere Produktionsstätten dienen einzig und allein dem friedlichen Wiederaufstieg des Landes, der -Stahl unserer jungen Republik fließt für den Frieden. Den Umsiedlern in unserer Deutschen Demokratischen Republik wurde eine ] vollwertige Heimat geschaffen. Durch unsere Schulreform, in unseren Lehrplänen, durch unsere ganze moralische Hal- tung sind wir im Begriff1 2, eine grundlegende friedliche Umstimmung unseres Volkes, eine Friedenserziehung unserer Jugend durchzuführen. Nun sind Sie, Mitglieder des Weltfriedensrates, die Sie hierher zu uns nach Berlin gekommen sind, in der Lage3, unsere Jugend kennenzu- lernen und sie singen zu hören, und Sie werden aus ihren Gesängen keinen anderen Ton vernehmen als den der Sehnsucht nach Frieden, als den Wunsch, in einer freien Heimat als freie Menschen zu schaffen und in Freundschaft mit allen Völkern ein glückliches Menschendasein leben zu dürfen. Das ganze Leben unserer Republik ist von dem unerschütterlichen Willen nach Frieden durchdrungen. Die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik ist eine Friedensregierung. Die Nationalhymne4, die sich unsere Regierung geschaffen hat, ist eine Friedenshymne und als Leitmotiv unseres Handelns dürfen wir ansehen die Worte unserer Hymne, die lauten: „Laßt das Licht des Friedens scheinen, Daß nie eine Mutter mehr Ihren Sohn beweint.“ Unsere Jugend müssen wir davon überzeugen, daß nur derjenige einen Anspruch erheben 5 kann, als Held gefeierj zu werden, der in seinem ganzen Tun und Trachten defn 1 wo immer er auch beheimatet ist — rae 6bi oh hh npoatHBaJi 2 im Begriff sein — HawepeBaibCH, coÖHpaibCH 3 in der Lage sein — öbiTb b coctohhhh 4 Die Nationalhymne — den Text (von Becher) siehe oben (Seite 72) 5 Anspruch erheben — npereHAOBaTb 80
Frieden dient. Der Heroismus unseres Jahrhunderts besteht darin, für die Erhaltung des Friedens zu kämpfen und der Erhaltung des Friedens, wenn es sein muß, sich zum Opfer zu bringen. Friede! — Forderung der Nation. Friede fordert unser Volk wie alle Völker der Erde. In diesem gerechten Kampf um die Erhaltung des Frie- dens steht alles Große und Unvergängliche der Menschheit auf unserer Seite, und eine wunderbare Kraft strahlt aus von allen denen, die ihr Leben und Werk dieser einzig gerechten Sache, dem Kampf um die Erhaltung des Frie- dens, geweiht haben. 6 X- 4172
Anna Seghers (geboren 1900) Die weltbekannte deutsche Schriftstellerin und aktive Friedens- kämpferin Anna Seghers wurde am 19. November 1900 in einer bür- gerlichen Familie geboren. Sehr früh widmete sie ihr Leben der revo- lutionären Arbeiterbewegung. Schon in ihren ersten Werken schildert sie mit tiefem Realismus die schweren Leiden und die harten Kämpfe des Proletariats. Zu ihren bedeutendsten Erstlingswerken gehören: „Der Aufstand der Fischer von St. Barbara“1 (1928), „Auf dem Weg zur amerikanischen Botschaft“ (1931), „Die Gefährten“ (1932). 1933 mußte Anna Seghers Deutschland verlassen. In der Emi- gration setzte A. Seghers ihren leidenschaftlichen Kampf gegen die faschistische Barbarei fort. Zu ihren wichtigsten Werken der Emigrationszeit gehören: „Der Kopflohn“1 2 (1933), „Der Weg durch den Februar“3 (1935), „Die Rettung“ (1937). 1 „Der Aufstand der Fischer von St. Barbara“ — sprich'. Sankt Barbara — b pvcckom nepeBo;ie „BoccraHHe pwöaKOB“. 2 „Der Kopflohn“ — „OueHeHHa« tojiobb“. 3 „Der Weg durch den Februar“ — „IlyTb qepea (jjeßpajib“. 82
Weltbekannt wurde Anna Seghers durch ihren Roman „Das siebte Kreuz“1 (1939). Nach dem welthistorischen Sieg der ruhmreichen Sowjetarmee über Hitlerdeutschland kehrte Anna Seghers in ihre Heimat zurück und widmete sich mit jugendlichem Eifer dem Kampf für ein ein- heitliches, demokratisches, friedliebendes Deutschland. Nach 1945 veröffentlichte Anna Seghers folgende Werke: den Novellenband „Ausflug der toten Mädchen“ (1947), die Erzählung „Hochzeit auf Haiti“, das Buch „Die Linie“ (1949), den großen Roman „Die Toten bleiben jung“1 2 (begonnen in der Emigration, beendet 1949 in der Heimat), „Der Bienenkorb“ (2 Bände Erzählungen, 1953), „Der erste Schritt“ (1953), „Der Mann und sein Name“ (1954) u. a. Im Frühling 1948 besuchte Anna Seghers die UdSSR. Als literari- sches Ergebnis dieser Reise in die Sowjetunion erschien Seghers’ Buch „Sowjetmenschen“. Anna Seghers schrieb zahlreiche Erzählungen, die dem Friedens- kampf gewidmet sind. Anna Seghers ist Mitglied des Weltfriedensrates, Präsidentin des Deutschen Schriftstellerverbandes, Mitglied der Deutschen Aka- demie der Künste. Im Jahre 1951 wurde Dr. Anna Seghers der Nationalpreis I. Klasse verliehen. In demselben Jahr wurde ihr der Internationale Stalin- preis „Für die Festigung des Friedens zwischen den Völkern“ ver- liehen. Nachstehend bringen wir eine Skizze aus dem Buch von Anna Seghers „Sowjetmenschen“ und Auszüge aus dem Roman „Das siebte Kreuz“. In einer Moskauer Blindenanstalt Ich fuhr am Morgen hinaus in die Blindenanstalt. Der Direktor war nicht sehr beglückt von dem Besuch; er stand vor dem Umzug in ein neues Gebäude3. Er hatte wenig Lust, dem Besucher die alte, für seinen Begriff ungenügende Anstalt zu zeigen. 1 „Das siebte (= siebente) Kreuz“ — „CeflbMofi KpecT“. 2 „Die Toten bleiben jung“ — „Mepißbie oct31otch mojioahmh“. 3 er stand vor dem Umzug in ein neues Gebäude — oh KaK pa3 co6npajicfl nepee3>KaTb b HOBbift aom 6* 83
Die erste Klasse, in die wir gingen, hatte Naturge- schichtsunterricht. Reptil-Modelle gingen von Hand zu Hand 1 und wurden von allen befühlt. Die Finger krochen um alle Windungen der Blindschleichen, über die Panzer der Schildkröten. Es gab auch Tiere, bei denen das Abtasten besonders lange dauerte, bis auf den Gesichtern der Schüler ein Ausdruck von Erkennen entstand ... Der kleinste Teil von ihnen ist blind geboren. Die meisten sind durch Krankheit oder Unfall erblindet. Es gibt auch einige, die ihr Augenlicht im Kriege verloren, bei Bombar- dements 1 2 oder als ganz junge Soldaten, die hier die ältesten Schüler sind. Da nicht Bilder, sondern nur Plastiken ihnen zugänglich sind, hängen sie an den Relief-Darstellungen und an den Skulpturen der Menschen, die etwas für sie bedeuten. Die Skulpturen Lenins und Stalins werden in dieser Schule von den Händen der Kinder abgetastet, die wissen wollen, wie die aussehen, denen sie Staat und Schule verdanken. Der Direktor führt eine Kartothek über den Lebenslauf seiner Schüler, die die Anstalt verlassen haben. „Für mich und, wenn ich nicht mehr lebe, für meinen Nachfolger.“ Denn jedes Kind bleibt im Zusammenhang mit seiner Schule. Sein Leben wird nach der Entlassung genau ver- folgt. Die Schule bleibt auch in Verbindung mit seiner Umgebung und seiner Familie. Die im Vorjahr Entlassenen haben ganz verschiedene Wege gewählt. Nur wenige blieben daheim und beschäftigen sich im Haushalt. Andere gingen in die Fabrik (z. B. Webe- rei, Feinmechanik), andere ins Handwerk. Man hat einigen die speziellen Apparate überlassen, an die sie durch den Werkunterricht der Schule gewöhnt waren. Manche wurden Musiker. Ein paar gingen zur Uni- versität. Der Lehrplan der Blindenschule in Moskau sieht für das gleiche Pensum ein Jahr mehr vor als derjenige der gewöhnlichen Schulen. Wer durch sein Examen zur Uni- versität berechtigt ist, hat Anspruch auf einen persönliche^ Vorleser, den ihm der Professor für jedes Werk stellt, das nicht in Blindenschrift übertragen ist. Die alten und neuen Sowjetautoren werden ebenso wie 1 gingen von Hand zu Hand — nepeaaBa/iHCb H3 pyK b pyKH 2 bei Bombardements (sprich: bombarda'mäs) — bo BpeMH 6om- CapAHpOBOK 84
viele Übersetzungen aus fremden Sprachen sofort in Blin- denschrift herausgegeben. Der Lesesaal der Blindenschule ist gestopft voll *. Der Musikunterricht, der Soli und Chöre gerade zum 1. Mai vorbereitet, die Wandzeitung in Blindenschrift, der Gymnastikunterricht, das alles macht die Kinder bereit zu einem glücklichen Leben mit allen Menschen. Auch für sie gilt die Inschrift: Ein jeder Mensch sei ein willkommener Gast am Tische des Lebens! Georgs Flucht (Auszug aus dem Roman „Das siebte Kreuz“ in gekürzter Form) Aus dem faschistischen Konzentrationslager Westhofen flohen sieben Gefangene, unter ihnen die Kommunisten Georg Heisler und Ernst Wallau. Der ganze nazistische Polizeiapparat wird mobilisiert, um die Flüchtlinge wieder zu fangen. Nur Georg Heisler, dem Haupthelden des Romans „Das siebte Kreuz“, gelingt die Flucht bis zu Ende. Die andern sechs geraten wieder in die Hände der faschistischen Henker und finden einen qualvollen Tod. Wie lange er auch über die Flucht gegrübelt hatte, allein und mit Wallau, wie viele winzige Einzelheiten er auch erwogen hatte und auch den gewaltigen Ablauf eines neuen Daseins, in den ersten Minuten nach der Flucht war er nur ein Tier, das in die Wildnis ausbricht, die sein Leben ist, und Blut und Haare kleben noch an der Falle? Das Geheul der Sirenen drang seit der Entdeckung der Flucnt kilometer- weit über das Land und weckte ringsum die kleinen Dörfer, die der dicke Herbstnebel einwickelte. Georg duckte sich tiefer, obwohl der Boden unter ihm nachgab. Er konnte versinken, bevor er von dieser Stelle wegdurfte. Obwohl er geflohen war, um dem sichern Tod zu entrinnen — kein Zweifel, daß sie1 2 ihn und die andern sechs in den nächsten Tagen zugrunde gerichtet hätten — erschien ihm der Tod im Sumpf ganz einfach und ohne Schrecken. Als sei er ein andrer Tod als der, vor dem er geflohen sei, ein Tod in der Wildnis, ganz frei, nicht von Menschenhand. 1 ist gestopft voll — ÖHTKOM H3ÖHT 2 sie — die faschistischen Folterknechte im Konzentrationslager Westhofen 85
Zwei Meter über ihm auf dem Weidendamm rannten die Posten mit den Hunden. Hunde und Posten waren besessen von dem Sirenengeheul und dem dicken nassen Nebel. Georgs Haare sträubten sich und die Härchen auf seiner Haut. Er hörte jemand so nahe fluchen, daß er sogar die Stimme erkannte: Mannsfeld. Der Schlag mit dem Spaten, den ihm vorhin Wallau über den Kopf gegeben hatte, tat ihm also schon nicht mehr weh. Georg ließ das Gestrüpp los. Er rutschte noch tiefer. Plötzlich fing etwas Neues an. Erst einen Augenblick später merkte er, daß gar nichts angefangen hatte, sondern etwas aufgehört: die Sirene. Das war das Neue, die Stille, in der man die Pfiffe hörte und die Kommandos vom Lager her und von der Außenbaracke. Die Posten über ihm liefen hinter den Hunden zum äußersten Ende des Weidendamms. Von der Außenbaracke laufen die Hunde gegen den Wei- dendamm, ein dünner Knall und dann noch einer, ein Auf- klatschen und ein schrecklicher Aufschrei. Sicher Albert', dachte Georg, wie man im Traum denkt, den hätten sie1 2. Das konnte ja gar nicht wirklich sein, daß sie schon jetzt nur noch sechs waren. Der Nebel war noch immer zum Schneiden dick. Nach und nach gingen die Lichter an in den Bauernstuben, die Dörfer wachten auf. Georg griff ins Gestrüpp. Er kroch langsam seitlich. Die Sirene heulte zum zweitenmal los. Sie drang gewiß weit über das rechte Rheinufer. Georg drückte sein Gesicht in die Erde. Ruhig, ruhig, sagte ihm Wallau über die Schulter3. Georg schnaufte mal, drehte den Kopf. Die Lichter waren schon alle ausgegangen. Der Nebel war zart geworden und durchsichtig, das reine Goldgespinst. Über die Landstraße sausten drei Motorradlampen, raketenartig. Georg drückte sein Gesicht wieder in die Erde, weil sie über ihm auf dem Damm zurückliefen. Er schielte bloß aus den Augenwinkeln. Die Scheinwerfer hatten nichts mehr zum Greifen, sie wurden ganz matt im Tagesgrauen. Wenn nur'* jetzt nicht der Nebel gleich stieg. Auf einmal kletterten drei den äußern Abhang herunter. Sie waren keine zehn Meter 1 Albert Beutler — einer der sieben Flüchtlinge 2 den hätten sie = den haben sie also gefangen 3 Wallau war für Georg Heisler eine große Autorität, darum hörte er auch in Gedanken stets Wallaus ruhige und kluge Rat- schläge. 86
weit. Georg erkannte wieder Mannsfelds Stimme. Er erkannte Ibst, an seinen Flüchen, nicht an der Stimme, die war vor Wut ganz dünn, eine Weiberstimme. Die dritte Stimme, erschreckend dicht — man konnte ihm, Georg, auf den Kopf treten — war Meißners Stimme, die immer nachts in die Baracke kam, die einzelnen aufrief, ihn, Georg, zuletzt vor zwei Nächten. Auch jetzt schlug Meißner nach jedem Wort die Luft mit etwas Scharfem. Georg spürte das feine Windchen. „Hier unten rum 1 — gradaus — wird’s bald — dalli.“1 2 Jetzt nur kein Mensch sein, jetzt Wurzel schlagen 3, ein Weidenslamin unter Weidenstämmen, jetzt Rinde bekom- men und Zweige statt Arme. Meißner stieg in das Gelände hinunter und fing wie verrückt zu brüllen an. Plötzlich brach er ab. Jet/i sieht er mich, dachte Georg. Er war auf einmal vollständig ruhig, keine Spur von Angst mehr, das ist das Ende, lebt alle wohl. Meißner stieg tiefer hinunter zu den anderen. Sie wate- ten jetzt in dem Gelände herum zwischen Damm und Straße. Georg war für den Augenblick dadurch gerettet, daß er viel näher war als sie glaubten. Wäre er einfach auf und davon 4, sie hätten ihn jetzt im Gelände geschnappt. Die Sirene stockte zum zweitenmal. Georg kroch seitlich, rutschte mit einem Fuß aus. Eine Sumpfschwalbe erschrak so heftig, daß Georg vor Schreck das Gestrüpp losließ. Die Sumpfschwalbe zuckte in die Binsen hinein 5, das gab ein hartes Rascheln. Georg horchte, gewiß horchten jetzt alle. Warum muß man gerade ein Mensch sein, und wenn schon einer, warum gerade ich, Georg. Alle Binsen hatten sich wieder aufgestellt, niemand kam, schließlich war ja auch nichts geschehen, als daß ein Vogel im Sumpf herum- gezuckt hatte. Georg kam trotzdem nicht weiter, wund die Knie, ausgeleiert die Arme. Plötzlich erblickte er im Gestrüpp Wallaus kleines, bleiches, spitznasiges Gesicht... Plötzlich war das Gestrüpp übersät mit Wallaugesichtern. 1 rum = herum — BOKpyr 2 dalli duaA. — >khbo! 3 jetzt Wurzel schlagen — Tenepb nycTHTb 6bi KOpHH 4 wäre er einfach auf und davon — wäre er einfach aufgestanden und davongelaufen 5 die Sumpfschwalbe zuckte in die Binsen hinein = die Sumpf- Schwalbe flog rasch in die Binsen hinein 87
/ Das ging vorbei. Er wurde fast ruhig. Er dachte kalt: Wallau und Füllgrabe 1 und ich kommen durch. Wir drei sind die stärksten. Beutler haben sie. Belloni 1 kommt viel- leicht auch durch. Aldinger1 ist zu alt. Pelzer1 ist zu weich. Als er sich jetzt auf den Rücken drehte, war es schon Tag. Der Nebel war gestiegen. Goldnes kühles Herbstlicht lag über dem Land, das man hätte friedlich nennen kön- nen ... Georg ging dicht an einer alten Frau, die ihr Enkelkind führte, nach der Chaussee zu. Sie gingen, ohne jemand zu treffen, zehn Meter auf der Chaussee. Die alte Frau war verstummt. Rechts begann eine lange, mit Scherben besetzte Mauer. Sie gingen ein paar Schritte längs der Mauer, dicht hintereinander, Georg zuletzt. Plötzlich, ohne Hupen, war ihnen ein Motorrad im Rücken. Wenn sich die alte Frau jetzt umdrehte, mußte sie glauben, Georg hätte die Erde verschluckt. Das Motorrad sauste vorbei. „Ui, ui“, grunzte die alte Frau, aber sie trot- tete weiter; Georg war nicht nur aus ihrem Weg, sondern auch aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Georg lag jenseits der Mauer, seine Hände waren blutig von den Scherben, die linke Hand war unter dem Daumen eingerissen, und auch das Zeug war eingerissen bis auf das Fleisch. Vor der linken Schmalseite des roten Gebäudes, einer landwirtschaftlichen Schule, lag ein Gewächshaus. Haupt- tür und Treppe lagen auf dieser Seite, dem Gewächshaus gegenüber. Zwischen der Straßenfront der Schule und der Mauer lag ein Schuppen. Georg betrachtete den Schuppen, der ihm die übrige Aussicht versperrte. Er kroch hinüber. Drin war es still und dunkel. Es roch nach Bast. Seine Augen konnten bald die dicken Bastwuschel unterscheiden, die an der Wand hingen, allerlei Geräte, Körbe und Klei- dungsstücke. Da jetzt nichts mehr von seinem Scharfsinn abhing, sondern alles nur noch von dem, was man Glück, nennt, wurde er kalt und ruhig. Er riß sich einen Fetzerf herunter. Er verband sich die linke Hand, mit den Zähnen und mit der rechten Hand. Er nahm sich Zeit zu wählen: eine dicke braune Jacke aus Manchestersamt mit Reiß- verschluß, er stülpte sie über das Zeug aus Blut und 1 Füllgrabe, Belloni, Aldinger, Pelzer — Gefangene, die zusam- men mit Georg, Wallau und Beutler flohen. 88
Schweiß. Er guckte auch nach den Schuhnummern. Lauter feine gute Stücke. Georg kam ein guter Gedanke: er nahm ein Maschinen- teil auf die Schulter und verließ den Schuppen. Dieses Maschinenteil diente ihm als gute Tarnung. Es gelang ihm, auf diese Weise unbemerkt seinen Weg fortzusetzen. Auf seiner linken Schulter wippte er leicht das Maschi- nenteil, an dem ein Firmenschild baumelte. Er wollte das Ding gerade absetzen und sich verschnaufen, als er gestellt wurde. Wahrscheinlich war es eine der beiden Motorradstreifen, die ihn von der Chaussee aus in der Lücke zwischen zwei Häusern bemerkt hatte: die Umrisse eines unverdächtigen, durch die Felder stapfenden Mannes, eine Last auf der Schulter, vor dem stillen Mittagshimmel. Sie stellte ihn, weil sie jeden stellte, ohne besonderen Argwohn. Sie winkte ihm auch gleich ab ’, als Georg sich mit dem Firmenschild auswies. . . Nach einigen schweren und gefahrvollen Stunden lag Georg draußen unter dem graublauen Himmel in einer Ackerfurche. Ungefähr hundert Meter von ihm entfernt lief die Chaussee nach Oppenheim. Nur jetzt nicht steckenblei- ben. Zu Abend in der Stadt sein. Stadt, das war die Höhle mit ihren Schlupfwinkeln, ihren gewundenen Gängen ... 1 winkte ihm auch gleich ab — h cenqac H<e khbkom OTny- cthji ero
Erich Weinert (1890—1953) Erich Weinert, einer der populärsten den Ischen Dichter der Gegen- wart, wurde am 4. August 1890 in Magdeburg als Sohn eines Ingenieurs geboren. Sein Vater war Sozialdemokrat und ein auf- geklärter, progressiv gestimmter Mann, der viel Verständnis für die Leiden und Bedürfnisse der Arbeiter hatte Er erzog seinen Sohn Erich im atheistischen Geiste und ließ ihn mit 14 Jahren als Schlosser- lehrling unter einfachen Arbeitern im Werk arbeiten. Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete Weinert einige Jahre als Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule in Magdeburg, dann wid- mete er sich voll und ganz 1 2 der Dichtkunst und dem politischen Kampf. Erich Weincrts Weg als Dichter und Kämpfer war von Anfang** an klar und bestimmt: von seinen ersten bis zu seinen letzten Gedichten ist er ein proletarischer Dichter im wahrsten Sinne des Wortes3, der die Leiden, Gefühle, Gedanken und Hoffnungen der 1 viel Verständnis für etwas haben — xopomo noHHMaTb mto-jih6o 2 voll und ganz — ucjihkom h nojinocTbio 3 im wahrsten Sinne des Wortes — b cbmom jiymueM cMbicJie cjiOBa 90
werktätigen Millionenmassen zum leidenschaftlichen poetischen Ausdruck bringt Weinert begann sehr früh Gedichte zu schreiben, aber erst viel später (1919—1920) begann er seine Werke zu veröffent- lichen. Seitdem hat Erich Weinert einige tausend Gedichte geschrieben und ist ein wahrer Volksdichter geworden. Erich Weinert stand immer in engem Kontakt mit den werktätigen Massen. 1933 mußte Weinert Deutschland verlassen. Nach zweijährigem Aufenthalt in der Schweiz und in Frankreich kam Erich Weinert 1935 in die Sowjetunion, wo er seine zweite Heimat fand. Hier im Lande des Sozialismus setzte er seine große Arbeit als antifaschistischer Dichter und als meisterhafter Übersetzer aus vielen Sprachen der Sowjetunion fort. Erich Weinert kämpfte in den Reihen der spanischen Republikaner gegen die faschistischen Horden; während des zweiten Weltkrieges kämpfte er zusammen mit allen Sowjetmenschen gegen die faschisti- schen Landräuber. Im Januar 1946 kehrte Weinert nach Berlin zurück und widmete sich trotz schwerer Krankheit dem demokratischen Aufbau Deutschlands. 1949 wurde Weinert zum erstenmal der Nationalpreis verliehen, 1952 — zum zweitenmal. Zum 60. Geburtstag von Erich Weinert im Jahre 1950 richteten Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl im Namen des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den Dichter einen Glückwunsch, in dem es heißt: „Deine Verse sind den fortschrittlichen und friedliebenden Men- schen in der ganzen Welt stets Signal und Aufruf zum Kampf bis zum endgültigen Sieg über alle Kriegshetzer, Unterdrücker und Aus- beuter“. Zu Erich Weinerts wichtigsten Gedichtsammlungen gehören: „Der ' zerbrochene Zeitspiegel“ (1923), „Affentheater“ (1925), „Erich Weinert spricht“ (1930), „Es kommt der Tag“ (1934), „Rot Front“ (1936), „Dem Genius der Freiheit“, „Stalin im Herzen der Völker“ (Weinerts Übersetzungen aus verschiedenen Sprachen), „Der wahre Feind“ (1944), „Kapitel zwei der Weltgeschichte“ (1947), „Rufe in die Nacht“ (1947) und andere. Weinert hat auch zahlreiche Artikel, mehrere Erzählungen und ein Frontnotizbuch „Erziehung vor Stalingrad“ (in einer anderen Ausgabe „Memento Stalingrad“) 1 2 geschrieben. Erich Weinert starb am 20. April 1953. 1 zum Ausdruck bringen = ausdrücken 2 „Memento Stalingrad“ — „IIomhh o CTajiHHrpaÄe“. 91
Nachstehend bringen wir einige Gedichte von Erich Weinert und auszugsweise die beiden letzten Tageseintragungen aus seinem Frontnotizbuch. Proletariers Neujahr 365 Morgen Die gleichen Sorgen! , 365 Tage Die gleiche Plage! 365 Nächte, Aus denen man nicht erwachen möchte! Und nun kommt wieder die alte Frage: Noch einmal 365 Tage? Ja, Genosse! Vielleicht noch dreimal! Vielleicht noch zehnmal! Aber, Genosse, nicht verzagen! In diesen 365 Tagen Brechen wir aus dem morschen Haus Wieder einen Grundstein heraus! Das bedeutet, Genosse: 365 Morgen Sollst du dein Herz mit Haß versorgen! 1 365 Nächte Kräfte sammeln zum letzten Gefechte! Denn cs gibt keinen Gott der Rache! Die Rache, Genosse, ist deine Sache! Einmal kommt doch ein Neujahrstag! Es schlägt dein Herz einen freieren Schlag! 1 2 365 Morgen Nicht mehr für die Herrschenden sorgen! 365 Tage Nicht mehr die alte Zuchthausplage! 365 Nächte Im Glück der erkämpften Rechte! Dann reichen wir der Welt die Hände dar3, Und über alle befreiten Länder Funken die Sender: Genossen, ein glückliches neues Jahr! 1 mit Haß versorgen — HanojniHTb HCHaBHCTbio 2 es schlägt einen freieren Schlag = es schlägt freier 3 die Hände darreichen — no.iaßaTb pyKH 92
An die Arbeit! Alle für alle! 1 (1931) Die ihr 1 2 auf kalten Straßen lungert, Die keiner mehr in Arbeit stellt3, Die ihr bei vollen Scheunen hungert Und betteln müßt um Gnadengeld, Verzweifelt nicht! Schon geht ein Krachen Durch alle Fugen! 4 Noch ein Schlag! Wenn erst die Schlafenden erwachen, Stürzt diese Welt mit einem Schlag. Arbeiter, Bauern, singt nicht mehr Das Lied der Hoffnungslosen! Arbeiter, Bauern, gewaltiges Heer, Soldaten und Matrosen! Jeder auf seinen Posten! Das Antlitz gegen Osten!5 In eure Millionen Herzen dringt Das Mailied, das aus dem Osten klingt: Wir bauen der Menschheit Vaterland. An die Arbeit! Alle für alle! In Karst und Steppe, in Sumpf und Sand, An die Arbeit! Alle für alle! Brüder, brecht eure Ketten entzwei! Reißt auf das Tor! Und der Weg ist frei! Der Reichen Herrschaft geht zu Ende. Noch einen Schlag! Es kracht der Stein. Schon regen sich Millionen Hände, Der Durchbruch will erzwungen sein6. Noch einen Schlag! Die Steine rollen. 1 An die Arbeit! Alle für alle! — 3a paÖory! Bee 3a Bcex! 2 die ihr — bw, KOTopwe 3 die keiner mehr in Arbeit stellt — KOTopwx hhkto He npHHH- Maer Ha paöoiy 4 durch alle Fugen — no BCeM HiBaM 5 Das Antlitz gegen Osten! — FIoBepHHTecb jihuom k BOCTOKy! (t. e. ÖepHTe npHMep c CoBeTCKoro Coioaa) 6 Der Durchbruch will erzwungen sein = den Durchbruch muß man erzwingen 93
Was tausend Jahre stand, zerfällt, Schlagt zu! 1 Wir wissen, was wir wollen. Räumt aus den Schutt der alten Welt! Arbeiter, Bauern, singt nicht mehr Das Klagelied der Knechtschaft! Alle für alle! Unendliches Heer, Das Freiheit, Brot und Recht schafft! Jeder auf seinen Posten! Das Antlitz gegen Osten! Im Sturm, der über die Erde zieht, Klingt der befreiten Völker Lied! Wir bauen der Menschheit Vaterland * 2. An die Arbeit! Alle für alle! In Karst und Steppe, in Sumpf und Sand. An die Arbeit! Alle für alle! Brüder, brecht eure Ketten entzwei! Reißt auf das Tor! Und der Weg ist frei! In seinem Geist Dem Gedenken Ernst Thälmanns zu seinem 65. Geburtstag (1941) Die Henker hatten ihn uns entrissen, Doch entrissen sie ihn unseren Herzen nicht. Lebendig steht er vor unsrem Gewissen, Lebendig wie sein treues Gesicht. Er wußte: Deutschland geht nicht verloren 3, Wenn die Arbeiterklasse zusammensteht. Er hat sie mit warnender Stimme beschworen, Die Einheit zu schaffen, bevor es zu spät4. Es wurde zu spät. Als der Reichstag brannte, Standen die Arbeiter jener Partei5, Die das Wort vom Klassenkampf nicht mehr kannte, Fassungslos und entwaffnet dabei. ’ Schlagt zu! — Beftie! 2 Der Menschheit Vaterland = das Vaterland der Menschheit 3 geht nicht verloren — ne nponaaeT, He norHÖHeT 4 bevor es zu spät (ist) — noKa He no3AHo 5 die Arbeiter jener Partei — hmciotch b bhäy paÖoqHe, qjienij couHajijieMOKpaTHMecKOH napTHH TepMaHHH 94
Wie oftmals rief er: Freiheit und Frieden, Genossen, sie liegen in unserer Hand! Jetzt heißt es: die Front der Arbeiter schmieden! Doch wurde sein Mahnruf verhöhnt und verkannt. Er lebt nicht mehr. Doch es lebt der Gedanke, Für den er gekämpft mit der ganzeh Kraft: Die Klassenfront, die im Sturm nicht wanke, Die große Partei der Arbeiterschaft! Sein Ziel war, den Stolz seiner Klasse zu wecken, Ihr Bewußtsein und ihre Zuversicht, Sie zu härten gegen Enttäuschung und Schrecken, Sie zu lehren, daß Lernen die vornehmste Pflicht. Er paktierte nicht mit den Weisheitspächtern, Die Lenins Lehre verfälscht und verdreht, Auch nicht mit den linken Spiegelfechtern, Mit denen der Feind sich so gut versteht Er fiel im Kampf. Doch sein Traum blieb lebendig. Und aus dem Traum wurde Wirklichkeit: Die Partei der Schaffenden, einig, beständig, Heut lebt sie und baut sie die neue Zeit. Und erheben wir heut uns zu seinem Gedächtnis, So grüßt ihn das Volk, so grüßt ihn das Land: Die einige Arbeiterfront, Dein Vermächtnis, Die große Partei, ist in guter Hand! Fest schreitet, so wild ihre Feinde auch wüten1 2, In Deinem Geist zum Sieg die Partei, Für ein Deutschland, gesäubert von Parasiten, Für ein Deutschland in Frieden, einig und frei! Memento Stalingrad Sawarygino, abends, 31. Januar3 Generalfeldmarschall Paulus und seine sämtlichen Gene- rale haben in Stalingrad kampflos kapituliert. Sie hatten 1 mit denen der Feind sich so gut versteht — c kotophmh Bpar T3K XOpOlUO J13AHT 2 so wild ihre Feinde auch wüten — khk 6h hh HeHCTOBCTBOsajiH ee Bparw 3 am (den) 31. Januar 1943 95
keine Lust, für Hitler die Leonidasse zu spielen ’. Klägliches Ende! Die 6. Armee ist ausgelöscht1 2. Ich hörte, daß einer dieser Generale hier eingetroffen sei. Ich suchte ihn in seinem Quartier auf. Er sitzt, etwas zusammengesackt, mit all seinem Generalsbrokat3, seinen Orden und Ehrenzeichen am Tisch. Ich stellte mich ihm als Deutscher vor. Ich fragte ihn: „Warum hat der Feldmarschall Paulus das Ultimatum der Roten Armee abgelehnt, obwohl er das Unheil doch voraussehen mußte?“ „Von einem Ultimatum hat Paulus keinem seiner Gene- rale Mitteilung gemacht. Ich habe erst vor kurzem durch ein Flugblatt der Roten Armee davon Kenntnis erhalten 4. Ich muß sagen, es enthält durchaus annehmbare Bedingun- gen.“ „Was hätten Sie getan, wenn Ihnen das Ultimatum und dessen Ablehnung rechtzeitig bekannt gewesen wäre?“ „Ohne Befehl hätte ich nichts tun können.“ „Aber Sie hatten doch eine Verantwortung gegenüber dem Leben der Ihnen anvertrauten Mannschaften? Wenn Ihr Gewissen Ihnen befohlen hätte, selbständig zu handeln, wenn Sie gesehen hätten, welche verhängnisvollen Auswir- kungen die Ablehnung durch Ihren Vorgesetzten haben mußte, hätten Sie sich auch dann dem sinnlosen Befehl gefügt?“ ___j „Befehl ist Befehl!“ „War Ihnen nicht klar, daß die Widerstandskraft der Soldaten nur durch einen Betrug aufrechterhalten wurde? Obwohl Sie doch selbst wissen mußten, die Sache steht schief 5, haben Sie Ihre Mannschaften mit der Versicherung hingehalten, daß sie bald herausgehauen würden. Obwohl Sie als General wissen mußten, daß alle Entsatzversuche kläglich gescheitert waren und die Entfernung vom Kessel zur Front schon dreihundert Kilometer betrug, haben Sie 1 die Leonidasse spielen — HrpaTb pojib JleoHHAOB. JleoHHji — cnapTaHCKHft uapb (488—480 no h. 3.)» 3amnTHHK d>epMonHJi b bohhc npoTHB nepcoB, rjie nornö BMecre co cbohm cnapiaHCKMM otph^om. 2 ist ausgelöscht = Ist vernichtet 3 mit all seinem Generalsbrokat = in seiner prunkvollen Generals- uniform 4 von etwas Kenntnis erhalten — yanaTb o möm-jimÖo 5 die Sache steht schief = die Sache steht schlecht 96
den Soldaten bis zum letzten Tag eingeredet, der Entsatz komme bestimmt. Daran haben Sie doch selbst schon lange nicht mehr geglaubt.“ „In solcher Lage hofft man eben bis zuletzt.“ „Bis es zu spät war. Wir wissen, das Ihre Soldaten über das Ultimatum diskutiert haben, weil sie beunruhigt waren. Sie haben aber zugelassen, daß den Mannschaften weiterhin ein lügnerisches Bild von der Lage gegeben und ihnen eingeredet wurde, sie sollten ihrer Führung vertrauen; es bestünde kein Anlaß zur Beunruhigung. Auch wurde unter den Leuten die Behauptung ausgestreut, das Ultima- tum der Roten Armee sei nur ein Zeichen der Schwäche, sie habe gar nicht die Kraft zu einer Offensive. War das auch Ihre Meinung?“ „Ich hielt die Rote Armee nach den Proben an Schlag- kraft, die sie letzthin gegeben hatte, für durchaus fähig, eine starke Offensive zu beginnen. Ich persönlich habe übrigens in meinen Befehlen niemals solche beruhigenden Versicherungen gegeben.“ „Um so mehr aber Ihre Offiziere *, und Sie haben nichts dagegen unternommen.“ „Das gehört mit zu den Aufgaben der Propaganda, für die ich nicht zuständig bin.“ 1 2 „Aber nicht nur damit wurde Ihren Mannschaften die Neigung, ehrenvoll zu kapitulieren, ausgetrieben. Sie wur- den noch mit einer anderen Lüge abgeschreckt, daß sie in der Gefangenschaft alle erschossen würden.“ „Ja, das wurde überall gesagt. Ich selbst habe die Ver- breitung dieser Auffassung nicht befohlen.“ „Aber auch nicht verhindert.“ „Nun, das gehört eben alles zur Propaganda. Und unsere Propaganda ist ja in ihren Mitteln nicht imr^er wählerisch.“ „Warum machen Sie wider besseres Wissen Ihren Sol- daten täglich weis3, die Rote Armee kratze ihre letzten Reserven zusammen? Daran glauben Sie doch selbst nicht.“ „Habe ich auch nie geglaubt. Im Gegenteil, die Zunahme des Kriegspotentials der Russen ist überraschend.“ 1 um so mehr aber ihre Offiziere = um so mehr aber haben das Ihre Offiziere getan — tcm öojibme crapajiacb Baum otpuuepH 2 zuständig sein — Bewarb; 6t>iTb KOMnereHTHbiM; 6biTb otbct- CTBCHHblM 3 jemandem etwas weismachen = jemandem etwas vorlügen 7 M 4172 97
„Also mit dem Schwindel von den letzten Reserven sol- len die deutschen Soldaten bewußt irregeführt werden, damit sie nicht auf den Gedanken kommen *, sich eines Tages dagegen aufzulehnen, daß man sie in einem schon verlorenen Krieg noch sinnlos hinopfert.“ „Das gehört wieder zur Propaganda, um den Wehr- willen der Mannschaften aufrechtzuerhalten.“ „Hier vor Stalingrad liegen jetzt Hunderttausende von Opfern dieser Propaganda. Wäre sie nicht gewesen, so wäre hier nicht ein einziger Deutscher umgekommen.“ Sawarygino, 1. Februar Auf der öden wüsten Landstraße von Wertjatschi nach Norden schleichen endlose Züge von Gefangenen. Sie sind auf dem Weg zur Bahnstation. Alle gehen vornübergebeugt mit schleifenden Schritten1 2. In ihren struppigen Bärten hängen Eiszapfen. Alles, was sie finden konnten an alten Lumpen, Säcken und Woilachs, haben sie sich um Kopf und Schultern gewickelt, um ihre Lederstiefel oder ihre nackten Beine haben sie Stroh mit Draht festgeschnürt. Ich rufe sie an: „Heda, Landsleute, ihr könnt froh sein, daß ihr am Leben geblieben seid. Hitler und seine Befehls- haber hatten euch zum Tode verurteilt, weil sie euch nun doch nicht mehr brauchen können.“ „Mit denen werden wir schon abrechnen!“ schreien einige und schütteln die Fäuste. „Die Gelegenheit hättet ihr schon gehabt, ehe hundert- tausend zum Teufel gehen3 mußten. Jetzt habt ihr kein Recht mehr, euch zu beklagen.“ Sie sagten nichts mehr und wickelten ihre Lumpen wie- der zurecht. Und der Elendstroß setzte sich langsam wieder in Bewegung 4. Ich mußte ihnen noch lange nachschauen, bis das trost- lose Bild sich im Schneenebel auflöste. 1 damit sie nicht auf den Gedanken kommen — htoÖh hm b rcuiOBy He npHxoaHjia Mbicjib 2 gehen... mit schleifenden Schritten — lujih c TpyaoM 3 zum Teufel gehen — hier: umkommen — norußarb 4 sich in Bewegung setzen — TpuraTbca /
Willi Bredel (geboren 1901) Der bekannte deutsche Schriftsteller Willi Bredel wurde am 3. Mai 1901 als Sohn eines Arbeiters in Hamburg geboren. Sehr früh mußte Bredel selber als Dreher in einer Metallfabrik arbei- ten. Dort wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend. 1918 trat er in den Spartakus-Bund 1 ein und in demselben Jahr wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands. 1923 wurde Bredel verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Freilassung arbeitete er ein Jahr als Seemann, dann wieder als Dreher in Hamburg und wurde eifriger Arbeiterkorrespondent. An der Dreh- 1 der Spartakus-Bund — cok)3 „CnapraK“, cymecTBOBaßiuHH b Tep- MaHHH c 1916 no 1918 r. h coctohbluhh H3 jicbbix couHaji-aeMOKpaTOB (JlHÖKHexT, JliOKceMöypr, Hctkhh, MepHHr h ap.); cnapraKOBUH hmcjih uejibiH paß sacjiyr b peBOJiiouHOHHOft 6opb6e, ho AonycKajiH h cept>e3- Hbie OIUHÖKH, 3a MTO HX KpHTHKOB3JlH B. H. JleHHH H H. B. CT3JIHH. B aeKäöpe 1918 r. C0103 „CnapTaK" npeoßpaaoBajiCH b KoMMyHHCTH- secKyio napTHK) TepMaHUH. 7* 99
bank entwarf Bredel kleine Berichte, Skizzen, Reportagen 1 und Erzäh- lungen/die in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht wurden. So wurde Bredel ein echter Arbeiterschriftsteller. 1929 wurde Bredel wieder verhaftet und zu zwei Jahren Festung verurteilt. In dieser Zeit schrieb Bredel seine ersten zwei Romane: ,»Maschinenfabrik N. u. K“, „Rosenhofstraße“. Im Jahre 1933, nach Hitlers Machtantritt, wurde Bredel verhaftet und ins Hamburger Konzentrationslager geworfen, wo er sich über ein Jahr in Einzelhaft befand. Als es Bredel endlich gelang, seinen Hen- kern zu entrinnen, verließ er sofort Deutschland und kam in die Sowjet- union. Hier schrieb Bredel mehrere bedeutende Werke: „Die Prü- fung“ (1935), „Dein unbekannter Bruder“ (1937), zahlreiche Novellen und Erzählungen und den 1. Teil seiner Trilogie „Verwandte und Bekannte“ („Die Väter“). 1945 kehrte Bredel als einer der ersten in seine Heimat zurück und beteiligt sich aktiv an der demokratischen Umgestaltung Deutsch- lands. Er schrieb mehrere Werke: „Fünfzig Tage“, „Das schweigende Dorf“ u. a. 1948 veröffentlichte Bredel ein Buch über den großen Führer der deutschen Arbeiterklasse Ernst Thälmann. 1949 beendete er den 2. Teil seiner Romantrilogie („Die Söhne“), 1954 — den 3. Teil („Die Enkel“). Für sein Schaffen wurde Bredel zweimal der Nationalpreis verliehen. Bredel ist Mitglied des ZK der SED. Nachstehend bringen wir in etwas verkürzter Form Auszüge aus dem Buch von Willi Bredel „Ernst Thälmann“, das auch in russischer Übersetzung erschienen ist und in unserer Parteipresse sehr hoch ein- geschätzt wurde. Ernst Thälmanns Persönlichkeit (aus dem 5. Kapitel) Einfachheit, Gradheit, Ehrlichkeit * Als Ernst Thälmann Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands wurde, stand er vor der Vollendung seines vierzigsten Lebensjahres1 2. Auf fast fünfundzwanzig Jahre politischer Tätigkeit in der Arbeiterbewegung konrfte 1 die Reportage (sprich: re'por'ta^o) — penopra» 2 vor der Vollendung seines vierzigsten Lebensjahres — Ha copo- KOBOM rOAy CBOeH JKH3HH 100
er zurückblicken ’, eine Zeit, reich an Kämpfen, reich an stolzen Erfolgen, überreich aber auch an schweren Rück- schlägen und Niederlagen. Nicht in einem taumelnden Wir- bel revolutionärer Siege 1 2 war Ernst Thälmann der Führer der revolutionären Arbeiter geworden; sein Weg war schwer, unendlich schwer, fer hat in Zeiten des ungeheuer- lichsten Verrats an den Interessen und den politischen Idealen der Arbeiterbewegung und nach einer Reihe bluti- ger Niederlagen, die in der Arbeiterschaft tiefe Depres- sionen hervorriefen, sich das Vertrauen und die Liebe der Arbeitermassen erworben. Einfachheit, Gradheit und Ehrlichkeit, diese hervor- stechendsten Eigenschaften3 Ernst Thälmanns erkannte jeder, der ihn sah und hörte; selbst seine verbissensten politischen Gegner konnten sie nicht in Zweifel stellen 4. Keine blind folgenden Anhänger wollte Thälmann, sondern überzeugte Mitkämpfer. Er schmeichelte der Masse nicht, wie so viele heuchlerische Politiker, die im Grunde das ein- fache Volk tief verachten, sondern er sprach auch vor den Volksmassen über Freund und Feind ungeschminkt5 die Wahrheit aus. Dadurch erzog er die Werktätigen zum selb- ständigen politischen Denken und zum politischen Handeln. Er selber lernte mit Vorliebe6 von den Massen, horchte auf das, was Betriebsarbeiter sagten und vorschlugen, und studierte die Methoden, die das Volk im Kampf selbst- schöpferisch entwickelte. Ernst Thälmann war im Aussehen und Wesen ein unver- kennbarer Sohn der Wasserkante7; übermittelgroß, stäm- mig von athletischem Körperbau. Sein Gang war wiegend, 1 auf fast 25 Jahre politischer Tätigkeit konnte er zurückblik- ken — 3a ero njieqaMH 6biJi homth 25-jicthhü nyTb nojiHTHnecKofl äch- TejIbHOCTH 2 nicht in einem taumelnden Wirbel revolutionärer Siege — ne b nepwoA rojioBOKpyjKHiejibHbix noöen peBOJiiouHH 3 diese hervorstechendsten Eigenschaften — 3th HanÖojiee otjih- MHTejibHbie qepTH 4 in Zweifel stellen — noABepraib comhchhio; ocnapHBaTb 5 ungeschminkt — 6ea bchkhx npHKpac 6 mit Vorliebe — 3decb: ycepÄHO, ciapaiejibHo 7 E. Thälmann war im Aussehen und Wesen ein unverkennbarer Sohn der Wasserkante — 3. TejibMan no bhcuihocth h no xapaKiepy 6bUl THUHqHblM CbIHOM CCBepHOfi TepMaHHH. 101
seine Bewegungen hatten etwas Schwerfälliges L Über sei- nem vollen bartlosen Gesicht wölbte sich die mächtige Stirn des kahlköpfigen Hauptes. Die ausgeprägte starke Nase, die feste Rundung des Kinns1 2 und die Augen, glasklar von leuchtendem Hell, gaben seinem männlichschönen Gesicht das Charakteristische. Die Menschen des deutschen Nordens tragen ihr Herz nicht auf der Zunge3; Gefühle verbergen sie meist hinter einer rauh anmutenden Derbheit4. Sie sind von bedächti- ger, verschlossener, sehr oft auch schroffer Art5. Hinter der rauhen Kruste schlägt vielfach ein mitfühlendes, hilfsberei- tes Herz. In den verschlossenen Gemütern lebt ein starkes Gefühl für Freiheit und Gerechtigkeit, und die schroffe Unnahbarkeit weicht, so wie Prüfung und Bewährung Ver- trauen geschaffen haben 6. Ernst Thälmann, hart und streng gegen seine Mitkämpfer und Freunde wie gegen sich selbst, war in der Tiefe seines Herzens ein durchaus feinfühliger Mensch; sein großes Herz war wärmster Anteilnahme und größter Aufgeschlossenheit fähig. Ein unbeugsamer Sinn 7 und die Energie, mit der er gewohnt war, jede als notwendig erkannte Aufgabe zu lösen 8, standen in keinerlei Widerspruch zu seinen domi- nierendsten Eigenschaften: Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Großzügigkeit. Revolutionär und politischer Führer dieser charakter- lichen Prägung, hat er in der Kommunistischen Partei Deutschlands Kämpfer erzogen, die, seinem Vorbild 1 sein Gang war wiegend, seine Bewegungen hatten etwas Schwerfälliges — y Hero öbuia pacKaqHBaioinaHCH noxoAKa, abhjkchhh erO ÖblJIH HeCKOJlbKO HeyKJllOJKHMH 2 die feste Rundung des Kinns — bojicboh noAÖopoAOK 3 die Menschen des deutschen Nordens tragen ihr Herz nicht auf der Zunge — Ha cesepe TepMaHHH aioah He ouiHwaioTCfl OTKpo- BeHHOCTbK) 4 hinter einer rauh anmutenden Derbheit — 3a Ka>Kymeftcfl cypo- BOCTbK) 5 sie sind von bedächtiger, verschlossener, sehr oft auch schrof- fer Art — OHH OCMOTpHTCJIbHbl, 33MKHyTbI, HepeAKO A3)Ke pe3KH 6 die schroffe Unnahbarkeit weicht, so wie Prüfung und Bewah- rung Vertrauen geschaffen haben — nocjie TmaTejibHoft npoßepKH pe3- Kaa HenpHCTynnocTb cmchhctch y hhx AOBepneM 7 ein unbeugsamer Sinn — HenpemiOHHocTb 8 jede als notwendig erkannte Aufgabe lösen — peinaTb KajKAyio HeoöxoAHMyio 3aAaqy 102 1
nacheifernd *, sich seiner würdig erwiesen. Die kommu- nistischen Arbeiter haben in der Republik 1 2 im Kampf gegen die Reaktion ihre ganze Person eingesetzt3. Sie haben Aussperrung und Erwerbslosigkeit, und das heißt Hunger und Elend, auf sich genommen, sie sind für ihre politische Überzeugung in die Zuchthäuser und in den Tod gegangen. In den schwersten Zeiten für die deutsche Arbeiterbewe- gung, gehetzt von den Mordbuben der SS und SA 4, stünd- lich ausgesetzt den Zugriffen der Gestapo5, täglich gewär- tig eines Endes unterm Henkerbeil6, haben die deutschen Kommunisten in ihrem illegalen Kampf, in ihrer Haltung vor den faschistischen Richtern und Henkern, in ihrem Martyrium in den Konzentrationslagern Thälmannsche Unbeugsamkeit und Treue, Selbstlosigkeit und Opferbereit- schaft bewiesen. Ein hervorragender Kenner der Theorie des Marxismus-Leninismus Ernst Thälmann hat die Intellektuellen stets geachtet und für den Kampf der Arbeiter um den Sozialismus zu gewin- nen gesucht. Solche Intellektuellen aber, die hochmütig auf die Masse herabsahen, die innerhalb der Partei besondere Privilegien beanspruchten und die vor den Arbeitern schul- meisterlich auftraten7, die hat Ernst Thälmann weder geschätzt noch geachtet. Ernst Thälmann, der Arbeiter, der ein politischer Führer von Millionen wurde, hätte dies nie zu erreichen vermocht ohne überlegenen Intellekt8. Er hat als Autodidakt mit uner- 1 seinem Vorbild nacheifernd — CTapaacb ÖHTb aocTofiHHMH ero npHMepa 2 in der Republik — gemeint ist die Weimarer Republik 3 haben ihre ganze Person eingesetzt — uejiHKOM OTaaßaJiHCb 6opb6e 4 gehetzt von den Mordbuben der SS und SA — aaTpaBJieHHbie yÖHfiuaMH H3 OXpaHHblX H IIJTypMOBblX OTpH/IOB FepMaHCKHX (JjaWHCTOB 5 stündlich ausgesetzt den Zugriffen der Gestapo — OKeqacuo pHCKya nonacTb b jianbi recTano 6 täglich gewärtig eines Endes unterm Henkerbeil — b jiioöoh AeHb OJKH^aH CMepTH no/i TonopoM najiaqa 7 die vor den Arbeitern schulmeisterlich auftraten — KOTopbie MeHTOpCKH, TJOKpOBHiejIbCTBeHHO BblCTynajlH nepefl paÖOMHMH 8 hätte dies nie zu erreichen vermocht ohne überlegenen Intel- lekt — oh 6bi 3Toro HHKoraa ne äocthf, ecjiH 6h He o&naaaji oqeHb BHCOKHM HHTeJIJieKTOM 10.3
müdlichem und zähem Fleiß an sich gearbeitet. Und er war ein hervorragender Kenner des wissenschaftlichen Sozialis- mus; seine Vorträge beispielsweise bei Eröffnung marxistischer Arbeiterschulen zeugen davon. Eins seiner Hauptstudien galt der Geschichte der rus- sischen Arbeiterbewegung, der von Lenin geführten Partei, und jede Rede, jeder Aufsatz von Ernst Thälmann zeigen, wie gründlich er es verstand, in die Probleme der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution und des sozialistischen Aufbaus einzudringen. Mit besonderem Nachdruck1 hat Ernst Thälmann die Arbeiter immer wieder ermahnt, die ideologische und theo- retische Selbstschulung nicht zu vernachlässigen, sich nie zufrieden zu geben mit der Aneignung und Anwendung der Resultate der marxistisch-wissenschaftlichen Forschung, sondern selbst zu den historischen Quellen der marxistischen Philosophie vorzudringen und sich so das ideologische Rüstzeug für den politischen Tageskampf zu erarbeiten. Redner und Agitator Ernst Thälmann war im politischen Leben zur Zeit der Weimarer Republik als Agitator und Redner eine der popu- lärsten Persönlichkeiten. Auch im Deutschen Reichstag fand er stets eine aufmerksame Zuhörerschaft, obwohl er nach August Bebels Vorbild die Parlamentstribüne vor allem benutzte, um zu den Massen draußen, zum Volk zu sprechen. In Volksversammlungen, auf Demonstrationen, öffentlichen Kundgebungen, überall, wo Ernst Thälmann als Redner auftrat, jubelten die Arbeiter ihm zu. Es ist erstaunlich, wie Ernst Thälmann trotz der auf- reibenden politischen Arbeit immer noch Zeit und Kraft fand, sein theoretisches Wissen zu bereichern. Und erstaun- lich war auch, wie er von Jahr zu Jahr seine Rednergabe entwickelte. Ausgehend von den kleinen Alltagssorgen1 2 jener Tausende, die gekommen waren, ihn zu hören, legte Thälmann die kompliziertesten wirtschaftlichen und poli- tischen Probleme sowie die Aufgaben und Ziele der kom- munistischen Partei so anschaulich dar, daß es der ein- fachste Mann verstand. 1 mit besonderem Nachdruck — ocoöeHHO HacroftqHBO 2 ausgehend von den kleinen Alltagssorgen — HauHHaa c mcjikhx noßceAHeBHbix hjoka 104
Der Volksmann Wer Ernst Thälmann persönlich kennenlernte, stand bald im Bann 1 seiner starken, kraftvollen Persönlichkeit. Sein klarer Verstand, die ihm eigene Schlagfertigkeit bei unverwüstlichem Mutterwitz, seine urwüchsige, derbe Offenheit, sein geselliges Wesen und vor allem seine ungezierte, einfache, natürliche Art1 2 machten ihn so recht zu einem Volksführer. Seine engeren Kampfgenossen nannten ihn Teddy, und bald wurde er auch von den Arbei- tern so genannt. Wie oft hörte man: „Teddy wird reden!“ Oder: „Unser Teddy hat es ihnen aber gegeben!“3 Die Feinde der Arbeiter höhnten über dies Wort und diese „unmögliche Vertraulichkeit“ zwischen einem Parteiführer und der Masse. Sie begriffen nicht, daß in dem Wort „Teddy“ sich die Liebe und Herzlichkeit und das Vertrauen der Arbeiter ausdrückte. Zwischen Thälmann und den Män- nern aus den Fabriken bestand keine Scheidewand; er blieb ein Mann der Masse, ein Mann des Volkes. Er liebte es, unter einfache Arbeiter zu gehen, unerkannt sich mit ihnen zu unterhalten, ein Glas Bier mit ihnen zu trinken oder Skat zu spielen und dabei ihre Auffassungen und Stimmungen kennenzulernen. Er begab sich oft in völ- lig abgelegene Dörfer und sammelte Tatsachenmaterial aus dem Leben der Tagelöhner und kleinen Bauern. Er reiste nie, ohne Gespräche mit seinen Mitfahrenden anzuknüpfen, um dabei ihre Nöte und Sorgen und ihre politischen Ansichten zu erfahren. Ernst Thälmann besaß einen unerschrockenen Mut. In den Revolutionskämpfen hat er mehr als einmal sein Leben eingesetzt4, immer war er unter den Kämpfern anzutreffen, die mit der Waffe in der Hand die Freiheit und das Recht 1 stand bald im Bann — CKopo nona^aji no.i BJiHHHHe 2 sein klarer Verstand, die ihm eigene Schlagfertigkeit bei unver- wüstlichem Mutterwitz, seine urwüchsige, derbe Offenheit, sein gesel- liges Wesen und vor allem seine ungezierte, einfache, natürliche Art — ero hchbiü yM, cBoiicTBeHHaa esty Haxo/uiHBOCTb b coseiaHHH c HeH3- MeuHtiM ocTpoyMHeM, ero npupoAHaH npaMOTa h oTKpoBeHHOcTb, ero oöiunTejibHocTb h npejKae Bcero ero AociynnocTb, npocTora h ecTecr- BCHHOCTb 3 „Unser Teddy hat es ihnen aber gegeben!“ — „Hy h aaopoßo OTSMiaji hx Harn Ta/un!“ 4 hat er mehr als einmal sein Leben eingesetzt — oh He paa pHCKOBa/I CBOeft >KH3HblO 105
des Volkes verteidigten. Auch als Parteiführer hat er seine Person nie geschont. Er marschierte an der Spitze der großen Parteiaufmärsche und wiederholt hat er durch sein entschlossenes Eingreifen Provokationen der Polizei vereitelt. Nach den Hamburger Oktoberkämpfen (die Partei war verboten, die Polizei fahndete nach Thälmann, dem Führer der Barrikadenkämpfer) veranstalteten die Arbeiter Ham- burgs im Januar 1924 am Revolutionsdenkmal auf dem Ohlsdorfer Friedhof eine Trauerkundgebung für die ermor- deten Führer der deutschen Kommunisten, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, — und als Redner tauchte plötzlich Ernst Thälmann auf. Die Arbeiter bildeten um ihn einen dichten Kordon. Und als Thälmann seine Rede beendet hatte, nahmen sie ihn in ihre Mitte und schützten ihn vor den zahl- reichen Polizisten. Ernst Thälmanns Mut war unter den Arbeitern sprich- wörtlich. Es hieß schon damals von seinen Mitkämpfern und Freunden Edgar Andre und Fiete Schulze, sie seien „furchtlos und mutig wie Teddy.“ In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg hatte die deutsche Arbeiterbewegung in August Bebel einen Führer von außerordentlicher Popularität. Nach Bebels Tod hat die deutsche Sozialdemokratie eine solche Persönlichkeit nicht mehr hervorgebracht. Im Kriege und in der Revolution wur- den Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch ihre Treue, ihre Kühnheit und Entschlossenheit die Helden der vor- wärtsdrängenden Arbeiter. Die Reaktion ermordete beide, denn die junge Kommunistische Partei sollte enthauptet werden. In der Tat war die deutsche Arbeiterschaft jahrelang ohne eine besonders hervortretende Führerpersönlichkeit. Erst als Ernst Thälmann innerhalb der Kommunistischen Partei und dann über den Rahmen der Partei hinaus in den Massen der Arbeiter, der ärmeren Bauernschaft und des städtischen Kleinbürgertums Vertrauen und Ansehen gewann, von Millionen verehrt und geliebt, hatten die Werktätigen Deutschlands wieder einen Führer. Ernst Thälmann wurde der Erbe von August Bebel, von Karl Lieb- knecht und Rosa Luxemburg.
Friedrich Wolf (1888—1953) Friedrich Wolf wurde am 23. Dezember 1888 in der kleinen Stadt Neuwied (Bezirk Koblenz) in einer wohlhabenden Familie geboren. Neben medizinischen Schriften schrieb Wolf viele literarische Werke: bis 1926 veröffentlichte er 9 Theaterstücke, einen Roman, eine Gedichtsammlung, eine Erzählung und Nachdichtungen. Im Jahre 1928 trat Wolf in die Kommunistische Partei Deutsch- lands ein, und von dieser Zeit an begann in seinem Schaffen eine neue Periode: 1929 erscheint sein soziales Drama „Cyankali“, 1930 — das soziale Trauerspiel „Die Matrosen von Cattaro" und das Schauspiel „Tai Yang erwacht“ (über die Chinesische Revolution). 1933 mußte Wolf Deutschland verlassen, und er kam nach kurzem Aufenthalt in Frankreich, Amerika und den skandinawischen Ländern in die Sowjetunion/^ier schrieb er seine besten Werke: das bekannte Trauerspiel „Professor Mamlock“ (1934), das soziale Drama über den Aufstand des Wiener Proletariats im Februar 1934 „Floridsdorf“ (1935), das Drama über den illegalen Kampf der deutschen antifaschistischen 107
Jugend „Das Trojanische Pferd“ (1936) und den Roman „Zwei an der Grenze“ (1938) L Während des zweiten Weltkrieges schrieb Wolf die Dramen „Die Patrioten“ (über den Kampf der französischen Patrioten gegen die faschistischen Okkupanten), „Doktor Wanner“, „Was der Mensch sät“, die Novellen Heimkehr der Söhne“ und „Der Russenpelz“ und mehrere kurze Erzählungen. 1945 kehrte Wolf in seine Heimat zurück und begann sofort uner- müdlich für die demokratische Umgestaltung Deutschlands zu wirken. Nach 1945 schrieb Wolf die Dramen „Die erste Probe“, „Wie Tiere des Waldes“, „Bürgermeisterin Anna“, „Thomas Münzer“, das Dreh- buch zum Film „Der Rat der Götter“. 1949 wurde Wolf der National- preis II. Klasse verliehen, 1950 — der Nationalpreis I. Klasse. Prof. Dr. Friedrich Wolf war Mitglied der Deutschen Akademie der Künste. Wolf starb im Oktober 1953. Nachstehend bringen wir die Schlußszene aus Wolfs Schauspiel „Die Matrosen von Cattaro“, in etwas gekürzter Form die Erzählung „Der Koffer aus Indochina“ und den Aufsatz „Deine eigenste Sache!“ „Das ist nicht das Ende ...“ (Schlußszene des Schauspiels „Die Matrosen von Cattaro“) 1 2 Im Jahre 1918 kam es in der österreichischen Kriegs- marine zu einem Aufstand der Matrosen. Auf den Kriegs- schiffen des Geschwaders von Cattaro wurde die rote Flagge gehißt. Der Kriegshafen-Kommandant von Cattaro und der Kommandant des Geschwaders von Pola (dem damaligen Hauptkriegshafen Österreichs) übersandten den Aufstän- dischen ein Ultimatum, in dem sie zur sofortigen Kapitulation aufgefordert wurden. Im kritischen Augenblick fehlt bei den Matrosen die Einheit. Wenn die Matrosen Franz, Mate, Jerko und der etwas schwankende Toni der roten Flagge bis zum Ende treu bleiben, sind solche Matrosen wie Alois, Trulec, Kuddel und Sepp zur Kapitulation bereit. Die Offiziere, die bestrebt sind, mit allen Mitteln den Aufstand zu unterdrücken, benutzen geschickt diesen Umstand, verhaften Franz und seine drei treuen Kampfgenossen und stellen sie vors Kriegs- gericht. 1 „Zwei an der Grenze“ — „flßoe Ha rpaHHue“. 2 „Die Matrosen von Cattaro“ — „Marpocbi H3 KaTTapo“ — couHajibHan TparejiHfl, BocnpoH3BO/iflmaH c ÄOKyMeHTajibHOH TOHHocTbio HCTOpmo BoccTaHHfl MarpocOB b aBCTpHHCKOM (J)JioTe b 1918 roÄy. 108
Vorderdeck des „St. Georg“1. Morgendämmerung des 3. Februar1 2. Franz (ruhig): Kameraden, wir haben riesige Fehler begangen; aber diese letzte Waffe bleibt uns noch, unsere stärkste Waffe! (Verhalten): Wir werden die Offiziere zwin- gen, ihren Mannschaften zu befehlen, auf uns zu schießen! Wir werden die Matrosen von Pola drüben an den Geschützen vor die Entscheidung stellen, auf die Matrosen von Cattaro zu schießen ... oder nicht! Kuddel: Und wenn sie schießen werden? Und wenn wir dann als Brei hundert Meter tief auf dem Boden der Bucht liegen werden?! Franz: Und wenn wir auf dem Boden der Bucht lie- gen werden! Kameraden, die Schüsse von Cattaro werden ebenso durch die Länder dröhnen wie 1917 die Schüsse von Kronstadt... auch wenn von uns Matrosen längst kein Fetzen mehr übrig ist! Darum, Kameraden, nicht die Sache vernebeln und die Entscheidung verfälschen; die Entscheidung verstärken! Fregattenkapitän: Sehr richtig: die Entschei- dung! Auf eure klare Entscheidung kommt es an!3 Zudem ist — wenn ich recht verstehe — grade euer Matrosenrat ja das System, bei dem auf die Entscheidung aller der größte Wert gelegt4 wird, bei dem nicht einer das Wort zu führen5 hat, sondern wo in wichtigen Fragen jeder seine Meinung sagen kann. Stimmt das? 6 Alois: Absolut! Fregattenkapitän: Nun seid ihr aber wegen des Ultimatums, wie mir scheint, durchaus nicht einer Meinung. Ich schlage also ganz im Sinne eures Systems — vor, abzustimmen. Mate: Quatsch! Alois: Hör’ zu! Fregattenkapitän: ... abzustimmen; und zwar sehr einfach: wer für die Kriegsflagge ist, der trete nach Steuerbord; wer für die rote Flagge ist, der trete Backbord! 1 „St. George“ = „Sankt Georg“ — der Name eines Kriegsschiffes 2 des 3. Februar = am 3. Februar 1918 3 Auf eure klare Entscheidung kommt es an — ot Baiuero acnoro pemeHHH BCe 33BHCHT 4 auf etwas den größten Wert legen — npiuaBaTb HeMy-jiHÖo öojibiuoe 3HaqeHHe 5 das Wort führen — 3decb: BepxoBOßHTb • stimmt das? — He TaK jih? 109
(Schweigen.. — Die Matrosen reden leise und beklemmt mit- einander. Franz, Mate und Jerko stehen schon die ganze Zeit Backbord beim Mast. Der Fregattenkapitän und der Offizier treten in die Mitte.) Franz: Na, Kameraden, wir stehen schon lange! Kuddel (mit Trulec, Alois und ein paar Matrosen, zuletzt auch Sepp und Toni langsam nach Steuerbord tretend) -. Kommt, Kameraden! Wer noch Verstand hat und leben will, hierher! Franz: Toni?! Toni (hält sich die Ohren zu): Verdammt, hör auf, Franz, laß mich... ich weiß, ich weiß, du hast recht, Franz! Aber auch Marco hat recht, Söhnchen Marco; drei Jahre habe ich ihn nicht gesehen, Franz ... Du hast keine Kinder! Marco! Marco! Fregattenkapitän: Die Abstimmung ist klar. Wenn ihr euer eigenes System anerkennt... Franz: Wir brauchen keine Belehrungen! — Kommt, Kameraden! (Er tritt mit Mate und Jerko vom Mast weg nach rechts vorn. Alois, Trulec, einige Matrosen, der Fre- gattenkapitän und der Offizier des „Erzherzog Karl'11 ver- schwinden nach rechts.) Jerko (außer sich): Das ist doch Schweinerei! Franz (zieht ihn zu sich): Still, Jerko, still! — (Er hat unbemerkt seinen Revolver gezogen, ihn aber wieder weggesteckt.) Mate (zum Flaggenmast springend): Saubande!! (Man sieht Kuddel und Sepp am Mast eine große' rote Fahne niederholen ...) Franz (macht einen Sprung, packt Kuddel und schleu- dert ihn weg): Du nicht! Du rührst das nicht an, du nicht!! — Toni!! Los, Toni... wenigstens Kerle sollen es sein!! 1 2 (Toni tritt heran und holt die rote Flagge langsam ganz nieder.) Franz (vor ihr salutierend): Kameraden! Das nächste Mal besser!3 (Auch Mate und Jerko grüßen die rote Flagge.) Sepp (hilflos): Kamerad, Franz ... wir haben getan, was wir ... 1 „Erzherzog Karl“ — der Name eines Kriegsschiffes 2 wenigstens Kerle sollen es sein — nyers sto cnejiaioT xoTb HacTOHUiHe peCma 3 Das nächste Mal besser! = Das nächste Mal macht es besser! 110
Franz: Schnauze *, Sepp! Es kann nicht alles auf ein- mal gehn. Mach’s gut1 2, Sepp! (Gibt ihm die Hand.) (Von rechts hinten kommen schnell der Leutnant vom „St. Georg", der Offizier vom „Erzherzog Karl" — beide jetzt bewaffnet — und eine Gruppe Matrosen, umgeschnallt, mit auf gepflanztem Bajonett3.) Leutnant (mit Revolver): Achtung!!4 Widerstand ist zwecklos! Franz: Wo denken Sie hin5, Leutnant? Wir haben doch abgestimmt. Die Kameraden haben so entschieden (auf ihn los, daß er zurückfährt6): nicht Sie! Leutnant: Den Kerl binden! J e r k o: Riskier’sü 7 8 Mate: Kameraden ... Franz: Schnauze, Junge! Sie sollen sich alle ansehen, was mit uns geschieht... mit uns und mit ihnen! Da, Kameraden! (Er hält die Hände hin und bekommt mit Jerko und Mate die Hände auf den Rücken gebunden H.) Leutnant: Achtung! — Wegführen! (Die Matrosen treten nach rechts herüber, um die Gefangenen in die Mitte zu nehmen.) Leutnant: Halt!! (Vor Franz): Bootsmannsmaat Franz Rasch, wissen Sie zufällig noch den Paragraphen 157 des Militärstrafgesetzes? Franz (sieht ihn an): Jawohl — „Empörung ist vor- handen, wenn es bei einer... nach vorläufiger Verabredung entstandenen Zusammenrottung ... dahin gekommen ist9, daß eine bewaffnete Gegengewalt zur Herstellung der Ord- nung und des Gehorsams notwendig wurde. Auf dieses Ver- brechen steht, wenn Kriegsrecht verkündet istl0, der Tod durch Erschießen“. 1 Schnauze! = halt deine Schnauze! = schweig! 2 Mach’s gut! — ein Abschiedsgruß 3 mit aufgepflanztem Bajonett — c npnMKHyTbiMn uiTbiKaMH 4 Achtung! — 6oeH. c-nymafil, cMHpuo! 5 Wo denken Sie hin? = was denken Sie? — mto Bh! 6 auf ihn los, daß er zurifckfährt — jieJiaeT necKOJibKO mar ob no HanpaB/ieHHio k HeMy, TaK mto tot OTmaTHBaeTCfl 7 Riskier es! — Versuch es einmal! — nocMeft tojimco! 8 sie bekommen die Hände auf den Rucken gebunden = man bindet ihnen die Hände auf den Rucken 9 wenn es dahin gekommen ist — ecjiH aofijieT 40 10 auf dieses Verbrechen steht, wenn Kriegsrecht verkündet ist — noejie 06'bHBJieHHH BoeHHoro nojiojKeHHfl sto npecTyruieHHe KapaercH 111
Leutnant: Achtung! Präsentiert das Gewehr! 1 (Zu Kuddel): Kriegsflagge hoch! (Die österreichische Kriegs- flagge geht hoch. Der Leutnant, der Offizier des „Erzherzog Karl“ und die Matrosen salutieren.) Leutnant: Das Gewehr über!1 2 Gewehr ab!3 (Zu Franz): Was habt ihr nun erreicht... mit eurer Flagge und mit euren Soldatenräten? Franz: Leutnant, wenn einer ’ne Maschine oder ein Steuerruder nicht gleich anfangs richtig bedienen kann, ist darum die Maschine oder das Ruder nichts wert? Eines aber kann ich Ihnen sagen, Leutnant (vor ihm), die Kugeln, die uns niederstrecken werden, ob das in ’ner finstern Kase- matte oder auf ’nem einsamen Schindanger ist, diese Kugeln, Leutnant, werden gehört werden, auf den Schiffen, in den Fabriken und in den Straßen der Städte... von denen, die es dann besser machen als wir! Leutnant: Utopie! Toni (der gespannt dagestanden, stürzt vor, greift die rote Flagge und schwenkt sie hoch; außer sich): Unsere Flagge... Marco! Marco! (er wird von der bewaffneten Mannschaft überwältigt und in die Mitte genommen). Leutnant: Noch einer; also vier! Das ist nun das Ende! Franz: Wenn Sie sich da nur nicht schneiden 4, Leut- nant! Das ist nicht das Ende, Leutnant, das ist erst der Anfang! Der Koffer aus Indochina (Erzählung) Vor kurzem besuchte mich meine Jugendfreundin Kettche, die Witwe des neben meinem Elternhause wohnen- den Bäckermeisters Prietzel. Für Kettche hatte ich mit 12 Jahren wahre Heldentaten vollbracht, Rabeneier aus den höchsten Wipfeln der alten Rheinpappeln geholt und im Herbst Pfirsiche aus dem Garten eines Schokoladenfabri- kanten trotz der Warnung: hier liegen Fußangeln! Ist das nicht schon 100 Jahre her? Kettche hat inzwischen Kinder und Enkelkinder. Wir sprechen über die längst vergangene 1 Präsentiert das Gewehr! — Ha Kapayji! (KOManda) 8 Das Gewehr fiber! — Ha ruieqo! (KOManda) 3 Gewehr ab! — k Hore! 4 sich schneiden — hier: sich irren 112
Zeit, über unsere Schulkameraden, den Schorsch Berger, den Menne Schmitz, das Mariechen Frings. Die meisten sind tot. Nur Mariechen, die den Schorsch geheiratet hatte, lebt noch, allerdings in einer Irrenanstalt. Daran war der Koffer aus Indochina schuld. Das aber ist eine besondere Geschichte. Vor mehr als einem Jahr erhielt das Mariechen, das auch seine 60 Jahre auf dem Buckel hat ’, einen Brief aus dem Militärhospital in Marseille1 2, ihr Sohn, der Fremdenlegio- när Hans Berger, sei aus Indochina nach Frankreich zurück- transportiert worden und in jenem Marseiller Hospital, wo man ihm ein Bein amputiert habe, gestorben. Er habe nichts hinterlassen als einen Koffer, der zu ihrer Verfügung stehe3. Mutter Mariechen wandte sich nun an die Militär- behörde und später an den französischen Konsul, um — wenn der Sohn schon tot sei — wenigstens dessen Koffer zu retten. Es begann ein umfangreicher Papierkrieg zwischen den französischen und deutschen Behörden, zwischen dem französischen Konsul am Rhein und dem Militärhospital in Marseille. Die alte Frau nahm sich schließlich einen Rechtsanwalt: der ließ in französischer Sprache neue Schriftsätze anfertigen und an die verschiede- nen Dienststellen senden. Mutter Mariechen wollte unbe- dingt den Koffer ihres verstorbenen Sohnes haben; es war ja das einzige, was von dem Sohn übriggeblieben. Oft schien die Alte ganz nah an ihrem Ziel zu sein. Man schrieb aus Marseille, der Koffer werde in der nächsten Woche abgesandt. Aber es verging Woche um Woche. Der Koffer kam nicht. Mutter Mariechen war nicht der Mensch, der so schnell den Besen in die Ecke stellte4. Als 16jähriges Mädchen hatte sie einmal einen Jungen, der in den Rhein gefallen und zwischen die Stahltrossen der Landungsbrücke gera- ten war 5, gerettet. Sie hatte den Jungen unter Wasser in den Trossen mit dem Kopf nach unten gesehen, war an dem 1 seine sechzig Jahre auf dem Buckel haben = 60 Jahre alt sein 2 Marseille (sprich: marsei) — eine französische Hafenstadt 3 der zu ihrer Verfügung stehe — KOTopbiw ona moxcct nojiyqHTb 4 den Besen in die Ecke stellen = eine begonnene Sache auf- geben — 0TKa3biBaTbCfl ot HaqaToro aejia 5 der ... geraten war — KoropbiH nonaji 8 N? 4172 113
Stahlseil nachgerutscht und hatte, den Ertrinkenden an einem Fuß hochgezogen. So eine war das Mariechen. Und nun war ihr eigener Junge als Fremdenlegionär in Marseille gestorben und hatte ihr nichts hinterlassen als den Koffer. Darin mußten noch seine Sachen sein, seine Uniform, Briefe, ein Bild oder ein Andenken für sie. Deshalb setzte die alte Frau Himmel und Hölle in Bewegung1, wenigstens den Koffer zu retten. Da wechselte das Konsu- lat seinen Standort. Man mußte die ganze Sache von vorne beginnen. Mutter Mariechen war wie besessen: sie schimpfte, sie drohte, sie gab ihre ganzen Ersparnisse dem Rechts- anwalt, der schrieb an das Generalkonsulat. Sie fuhr selber hin, und da erfuhr sie, daß man diesen Koffer vor einer Woche an ihre Adresse geschickt hatte. Es war ein Koffer aus Aluminium. Mutter Mariechen öffnete ihn und begann erregt verschiedene Sachen heraus- zuziehen und nach Briefen und einem Andenken zu wühlen. Jetzt hielt sie ein dickes Notizbuch mit Bildern und Briefen in der Hand. Das war es, was sie suchte. Fiebernd machte sie sich daran 1 2, es zu lesen. Aber da gab es ganz fremde Namen und Adressen. Und der Empfänger der Briefe war gar nicht Hans Berger, ihr Sohn, sondern ein Fremden- legionär Hans Beyer. Auch das Gesicht auf dem Foto war nicht das ihres Sohnes Hans, sondern das eines unbekannten Soldaten. Es dauerte eine Weile, bis Mutter Mariechen begriff, daß man die Namen der gestorbenen Legionäre Hans Berger und Hans Beyer verwechselt hatte. Auch die Koffer hatte man vertauscht. Am gleichen Nachmittag — es war ein heißer Julitag — sahen die Nachbarn auf dem Luisenplatz, wie eine alte Frau einen Aluminiumkoffer an einem Strick hinter sich her- zog ... Dazu sang sie das alte Soldatenlied: „Die Vöglein im Walde, die sangen, sangen so wunderwunderschön ...“ Als man sie festhielt, wollte sie unbedingt ihren Weg fortsetzen, sie schlug um sich und begann zu toben: „Weg da! Was wollt ihr denn? Ich fahre zu meinem Hans!“ Sie 1 Himmel und Hölle in Bewegung setzen — npnjiararb Bee ycH- jihh; nycKBTb b xoä Bee cpe^cTBa 2 sie machte sich daran — ona npnctynnjia 114
klammerte sich mit aller Gewalt an den kleinen Koffer. Es blieb nichts anderes übrig, man mußte sie in eine Irrenanstalt bringen. Deine eigenste Sache!1 Als ein Bühnenautor unserer Zeit sah ich stets die Aufgabe des Schriftstellers darin, droben auf der Szene und drunten im Zuschauerraum die Trägheit der Herzen, die dumpfe Neutralität der Köpfe zu sprengen und Entscheidun- gen herbeizuführen. Schiller erwähnt in seinem Aufsatz über „Die Gesetzgebung des Lykurg und Solon“ 1 2, daß in der vor über 2500 Jahren bestehenden Stadtdemokratie von Athen jeder Bürger für ehrlos erklärt wurde, der bei einem Aufstand und bei der Frage Krieg oder Frieden sich neutral erklärte. Heute, da nach fünf Jahren 3 bereits wieder das Schwert über uns hängt, da im Oktober 4 unser Land zu entscheiden hat, ob Aufbau oder Bombennächte, ob Krieg oder Frieden — kann da auch nur einer von uns abseits stehen, sich der Stimme enthalten 5, „neutral“ bleiben? Er wäre nicht bloß ein Ehrloser; er wäre ein Selbstmörder. Ich habe als Truppenarzt vier Jahre lang den ersten Weltkrieg miterlebt; ich habe viele hundertmal das Todes- stöhnen „Mutter“ gehört, den letzten Seufzer nach der geliebten Frau, das letzte Röcheln: verflucht sei der Krieg!6 Am Kriegsende dachten wir, diesmal sind wir klüger geworden. Viele waren nicht klüger geworden. So wie wir im ersten Weltkrieg Belgien und die flandrische Küste erobern wollten, so ging es im zweiten 1 Deine eigenste Sache! — Tsoe KpoBHoe äcjio! 2 „Die Gesetzgebung des Lykurg und Solon“ — BaKomviaTejib- ctbo jiHKypra h Cojiona. JiHKypr — JiereH/iapHbiH aaKOHonaTejib JlpeBHeH TpeiiHH (VIII—VII b. ao h. apu); Cojioh — rocy.iapcTBeH- HbiH aeflrejib A(j)HH (594 r. jo h. apwj. 3 nach fünf Jahren — cnycra narb Aer. Wolf schrieb diese Worte im Jahre 1950, das heißt fünf Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. 4 im Oktober — Am 15. Oktober 1950 wählte das deutsche Volk in der Deutschen Demokratischen Republik seine besten Vertreter in die Volkskammer. 5 sich der Stimme enthalten — BO3AepxaTbCH npn roJlocoBaHHH 6 verflucht sei der Krieg! — ÖyAb npoKjiara Boftnal 8* 115
Weltkrieg zum „Ritt gen 1 Osten“. Und wieder hörte ich aus dem Mund der Schwerverwundeten jenes bekannte schreckliche Stöhnen „Mutter!“ und „Verflucht sei der Krieg!“ Zu Zehntausenden sah ich deutsche Jungen und Männer im gigantischen Ringen der Wintcrschlacht von Stalingrad sterben und später im Donbass und am Dnjepr. Aber ich sah auch, wie Soldaten der Sowjetarmee mit den gefangenen Hitlersoldaten, die dem Sowjetland so furcht- bares Unheil zugefügt hatten, ihre eiserne Ration1 2, ihr letztes Brot teilten, wie sie mit ihren Verbandpäckchen die deutschen Verwundeten verbanden. Das sah ich mit eigenen Augen. Und ich hörte auch, wie jene Sowjetsoldaten zu mir das altrussische Sprichwort sagten: „Einen am Boden Liegenden tritt man nicht“ 3. Und da wagen cs hirnverbrannte Verbrecher heute wie- der, zum neuen „Ritt nach Osten“ und zur Schlacht an der Weichsel4 aufzurufen? Sie wagen es, deutsche Jungen als Landsknechte in eine westliche Söldnerarmee hineinzu- locken? Sie wagen es, das polnische Volk, das unter Hitler über sechs Millionen Tote und Ermordete zu verzeichnen hatte, mit einer Hetze gegen die Friedensgrenze der Oder- Neiße 5 zu provozieren ... jenes polnische Volk, das seit 1773 durch die dreimalige „Teilung Polens“, an der auch das Ilohenzollernpreußcn6 teilnahm, sinnlos zerstückelt wurde und von dem ganze Provinzen mit Millionen polni- schen Bewohnern dem damaligen Preußen „einverleibt“ wurden!7 Nein, diese Provokateure sollen wissen, daß die Oder-Neiße-Linie heute die unverbrüchliche Friedensgrenze zwischen unsern beiden Völkern ist, daß diese Grenze von beiden Völkern im gleichen Sinne einmütig verteidigt wird. Unsere Wahl im Oktober stellt also jeden einzelnen von uns vor die Entscheidung: planvolle gemeinnützige Arbeit oder chaotische Krisenwirtschaft, leben von Schulden oder 1 gen gegen 2 die eiserne Ration — HenpHKocHOBeiiHbiw 3anac npoHOBOJibCTBMH 3 Einen am Boden Liegenden tritt man nicht — jie>Kaqero hc CbiOT 4 die Weichsel — Bwc.ua (peKd) 5 die Friedensgrenze der Oder-Neiße — rpaHHua MejKjiy FeptyaH- ckoh JJeMOKpaTH’iccKow Pecnyö.uwKoft h nojibmeft, npoxojunuaw no jihhhw pex O/iep w Heftce w HaaBaiiHaw naponoM rpanwuew Mwpa 6 das Hohenzollernpreußen — roreHuoJi.ucpHOBCKaw ElpyccKfl. Fo- lemiojuiepHbi — AMHacTHfl, npaBHBinaw b Hpyccww w b FepMaHww b 1871 — 1918 r. 7 einverleibt werden — ÖbiTb aHHeKcwpoBaHHUM (o reppuropuu) 116
leben von Arbeit, und vor allein: Krieg oder Frieden. Hier kann die Entscheidung nicht schwer fallen. Hier kann keiner „neutral“ bleiben. Meinen Kollegen der Feder aber und allen Kulturschaf- fenden möchte ich nach 35jähriger Arbeit als Arzt und Schriftsteller heute zurufen: Tua res agitur! 1 Es geht um deine eigenste Sache! 1 tua res agitur! — lateinisch’, es geht um deine eigenste Sache! — peqb H7JCT 0 TBOe.M KpODHOM JICJIC!
Bertolt Brecht (geboren 1898) Der deutsche Dichter B. Brecht wurde in der Stadt Augsburg als Sohn eines Fabrikbesitzers geboren. Nach dem ersten Weltkrieg studierte er Medizin, fühlte sich aber zum Theater hingezogen, wurde Dramaturg1 und Regisseur und begann bald eigene Gedichte und Theaterstücke zu schreiben. Zu seinen Erstlingswerken gehören die Theaterstücke: „Trommeln in der Nacht“ 1 2 (1922), „Im Dickicht der Städte“ 3 (1924), „Mann ist Mann“4 (1927), „Maßnahme“ (1929), „Die Mutter“ (1931, nach Maxim Gorkis berühmtem Roman), „Dreigroschen- oper“ 5 (1932) u. a. Nach Hitlers Machtantritt wurden Brechts Werke sofort verboten und öffentlich verbrannt. Der Dichter mußte Deutschland verlassen und verbrachte die Emigrationsjahre in Österreich, in der Schweiz, in Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland, Persien und schließlich 1 Dramaturg — 3aBenyiomuH jiHTepaTypnon qacTtio npn T&rrpe 2 „Trommeln in der Nacht“ — „Bapaöaubi b hohh“. 3 „Ini Dickicht der Städte“ — „B qame ropoaoß“. 1 „Mann ist Mann“ — „Hcjiobck ecTb uejioBeK“ 5 „Dreigroschenoper“ — „Oncpa hhujhx“. 118
in Amerika, wo er von der Reaktion verfolgt wurde. In der Emigration schrieb Brecht scharfe satirische Gedichte, seinen „Drcigroschcn- roman“ 1 und die dramatischen Werke „Galileo Galilei“, „Herr Puntila und sein Knecht“ 2 u. a. 1948 kehrte Brecht nach Deutschland zurück, wo er sich aktiv arn Aufbau eines neuen Lebens beteiligt. Brecht ist Mitglied des Weltfriedensrates und Mitglied der Deutschen Akademie der Künste. 1951 wurde ihm der Nationalpreis 1. Klasse verliehen. Nachstehend bringen wir zwei Gedichte von Brecht. Einheitsfrontlied (1930) Und weil der Mensch ein Mensch ist, Drum will er was zu essen, bitte sehr! Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt, Es schafft kein Essen her. Drum links, zwei, drei! Drum links, zwrci, drei! Wo dein Platz, Genosse, ist! Reih dich ein in die Arbeitereinheitsfront, Weil du auch ein Arbeiter bist. Und weil der Mensch ein Mensch ist, Hat er Stiefel im Gesicht nicht gern. Er will unter sich keinen Sklaven sehn Und über sich keinen Herrn. Drum links, zwei, drei! Drum links, zwei, drei! Wo dein Platz, Genosse, ist! Reih dich ein in die Arbeitereinheitsfront, Weil du auch ein Arbeiter bist. Und weil der Prolet ein Prolet ist, Drum wird ihn kein andrer befrein. Es kann die Befreiung der Arbeiter nur Das Werk der Arbeiter sein. 1 „Dreigroschenroman“ — „Powan hiijuiix“. 3 „Herr Puntila und sein Knecht“ — „Pochoahh FlyHTHJia h ero öaTpaK“. 119
Drum links, zwei, drei! Drum links, zwei, drei! Wo dein Platz, Genosse, ist! Reih dich ein in die Arbeitereinheitsfront, Weil du auch ein Arbeiter bist. Die unbesiegliche Inschrift (1927) Zur Zeit des Weltkriegs In einer Zelle des italienischen Gefängnisses San Carlo Voll von verhafteten Soldaten, Betrunkenen'und Dieben Kratzte ein sozialistischer Soldat mit Kopierstift in die Wand: Hoch Lenin! Ganz oben, in der halbdunklen Zelle, kaum sichtbar, aber Mit ungeheuren Buchstaben geschrieben. Als die Wärter es sahen, schickten sie einen Maler mit einem Eimer Kalk. Und mit einem langstieligen Pinsel übertünchte er die drohende Inschrift. Da er aber mit seinem Kalk nur die Schriftzüge nachfuhr, Stand oben in der Zelle nun in Kalk: Hoch Lenin! Erst ein zweiter Maler überstrich das Ganze mit breitem Pinsel, So daß es für Stunden weg war, aber gegen Morgen, Als der Kalk trocknete, trat darunter die Inschrift wieder hervor: Hoch Lenin! Da schickten die Wärter einen Maurer mit einem Messer gegen die Inschrift vor. Und er kratzte Buchstabe für Buchstabe aus, eine Stunde lang. Und als er fertig war, stand oben in der Zelle, jetzt farblos. Aber tief in die Mauer geritzt, die unbesiegliche Inschrift: Hoch Lenin! Jetzt entfernt die Mauer! sagte der Soldat.
Hans Marchwitza (geboren 1890) Der bekannte antifaschistische Schriftsteller Hans Marchwitza wurde am 24. Juni 1890 in einer kinderreichen Borgarbeiterfamilie in Oberschlesien geboren. Marchwitza hatte eine äußerst schwere Kind- heit und Jugend, die er in einigen Werken schildert. Im Jahre 1930 veröffentlichte Hans Marchwitza sein erstes großes Werk, den Roman über das Leben der Ruhrkumpel „Sturm auf Essen" und seit dieser Zeit steht er in der vordersten Reihe der deutschen proletarischen Literatur. Weiter folgten seine Romane „Das Walz- werk“1 2 und „Schlacht vor Kohle"3. 1933 mußte Marchwitza Deutschland verlassen, und es begannen für ihn schwere Jahre der Emigration in Frankreich, Spanien und Amerika. In dieser kampfreichen Zeit schrieb Marchwitza die Romane „Die Kumiaks", „Meine Jugend" und „In Frankreich“. 1 „Sturm auf Essen“ — „IflTypM Sccena" (Essen — eine große Industriestadt in Westdeutschland). 2 „Das Walzwerk" — „FIpoKaTiibiH saBO/i". 3 „Schlacht vor Kohle“ — „EnTBa b yrojiwioM pafionc". 12t
Nach seiner Rückkehr in die Heimat im Jahre 1946 hat Hans Marchwitza eine Fortsetzung- des Romans „Die Kumiaks“ unter dem Titel „Die Heimkehr der Kumiaks“ veröffentlicht (1952). Sein letztes Werk ist der Roman „Roheisen“. Flüchtlinge 1 (1936) Die Nacht war schwarz und kalt. Und der Wald, in dem sie besseren Schutz zu finden hofften/ war ihnen zu neuem Schrecken geworden. Auch der Mond hatte sie ver- lassen, so daß sie die ursprüngliche Richtung gänzlich ver- loren. Sie irrten ohne Ziel in dem Dickicht, der eine weh- klagend, der andere unerbittlich drängend. Ein aufge- scheuchtcs Tier entsetzt den Jüngeren so daß er seufzend in die Knie sinkt1 2. Er hat lange Zeit alle möglichen Quälereien im Lager ertragen müssen und ist bloß noch Haut und Knochen 3. Der Ältere sagt trotzdem rauh: „Weiter!“ Er muß hart sein, denn nur Rücksichtslosigkeit gegen sich 4 5 kann sie noch retten. Die Brandwunden auf seiner Brust sind noch nicht - verheilt. Brandwunden von glühenden Zigarren. Er hätte diese Schurken einzeln, einen nach dem andern zerbrechen können, gemeinsam zerbrachen sie ihn. Monatelang war er ein stumpfer, stummer, lebensmüder Mensch und wehrte sich nicht mehr. Er stand nach Komando stramm ; marschierte, den Spaten geschultert6, sang, schuftete nach Kommando in dem öden Moorland. Nur manchmal folgte er der Sonne mit heißen Blicken, wenn diese ihre lange Tagesreise vollendete und noch ein- mal in voller Pracht erglühend und abschiednehmend hinter 1 „Flüchtlinge“ — „ßerJieubi“. Diese Erzählung von Hans March- witza bringen wir in etwas gekürzter Form. 2 in die Knie sinken — onycTHTbcn na kojichh 3 er ist bloß noch Haut und Knochen — y Hero ocrajiwcb KOJKa fla KOCTH 4 Rücksichtslosigkeit gegen sich — decnoma^HocTb uo otiioiiic- hmk> k ce6e 5 stramm stehen — CTOHTb CMHpuo c den Spaten geschultert — c Jionaroft ua mieqe 122
dem westlichen Wald zur Ruhe versank. Und wenn auch selten jemand ein Wort darüber verlor1, so blickten doch seine Leidensgenossen in heimlicher Hoffnung auch dort- hin. Denn dort war die Grenze. Und eine Grenze mußte dieses häßliche Leben haben. Wenige hatten das Glück, die Freiheit aus diesem Lager wiederzuerlangen. Die Gefangenen hatten sich vereinigt, um einander zu unterstützen, den Schwachen und Unglücklicheren zu hel- fen, sich auf den neuen Kampf vorzuberciten. Sie hatten auch Verbindung mit der Außenwelt gehabt. Seit einigen Wochen aber drang keine Nachricht von außen mehr durch. Das Leben im Lager wurde mit jedem Tag qualvoller und unerträglicher. ,,Einer muß raus!“1 2 sagten die Gefangenen. ,,Einer muß es wagen, um draußen die Wahrheit zu sagen!“ Er hatte es unternommen, aus dem mit Mauern und Stacheldraht umschlossenen, von Maschinengewehren und Bestien bewachten Lager auszubrechen. Der Junge, den er aus Erbarmen mitgenommen, hat sich hingeworfen und liegt wie tot. Er stößt ihn an: „Komm!“ „Ein paar Minuten nur!“ bittet der Junge. „Nicht eine Minute!“ sagt er hart. „Reiß dich zusam- men 3, sonst laß ich dich liegen!“ Der Junge erhebt sich und taumelt seufzend mit. Er bleibt aber bald wieder zurück. Er hat das Verlangen, sich hinzuwerfen und sich seinem Unglück zu überlassen. Er wird dem andern durch seine Kraftlosigkeit zu einer un- bequemen Last, zu einer Kette, die ihn am Weiterkommen hindert. Der Ältere bereut, haßt jetzt sein Mitleid, ermahnt, treibt, droht und zerrt ihn erbarmungslos mit. Der Junge bricht abermals den vergeblichen Kampf ab, wirft sich wieder hin. „Ach Gott, meine Mutter, wenn die es ahnen würde!“ Er wird wieder Kind und weint. Der Ältere setzt sich ratlos auf einen Baumstumpf nieder, seine Hand fährt dem fassungslosen Jungen ängstlich über den Kopf. Er sagt: 1 ein Wort verlieren — npopomiTb cjiobo 2 einer muß raus — heraus — o^hh agjimcch BußpaTbc« 3 reiß dich zusammen — 6epu cefia b pyKH 123
„Sei doch vernünftig. Denk doch dran, wenn die ganze Mühe umsonst sein sollte1. Es geht ja nicht anders, Mensch 1 2. Wir müssen schon aushalten.“ Da hört er plötzlich einen langgezogenen Schrei. Er stößt heraus: „Vom Lager! Alarm!“ Zornig, kostbare Zeit vergeudet zu haben3, treibt er jetzt zur doppelten Eile an. Das Begehren nach Freiheit ist erst jetzt, da er sie wieder verlieren kann, in ihm ganz wachgeworden. „Komm! Komm! Komm!“ sagt er hart und unerbittlich. „Wozu bist du denn mitgegangen, w-enn du jetzt nicht weiter kannst!“ gerät er in Wut, als der andere stöhnt. Dann tut er ihm wieder leid und er sagt in milderem Ton: „Komm nur, sei nicht so empfindlich, ich mein es ja nur gut mit dir!“ 4 Er stützt ihn und redet ihm eindringlich zu: „Denk dran, was dich erwartet, wenn du zurückbleibst. Denk an deine Mutter. Es findet sich wohl endlich etwas, w'o wir uns verbergen können, halt noch solange aus!“ Da kommt es wie ein Gewitter heran. SA und SS auf Schnellwagen und Motorrädern. Der Wald flammt vom weißen Licht der Scheinw'erfcr. Es gellen Hupen. Hundertfaches Echo dröhnt zurück. Kommandorufe: „Abgesessen und gesucht!5 6“ Wie auf der Hetzjagd: — „Sucht!“ Die beiden Flüchtlinge kauern und zittern. Der Junge wirft sich hin und sagt: „Ich kann nicht mehr. Es hat keinen Zweck mehr für mich. Renn’ allein weiter, du hast Kinder!“ „Dann leb wohl!“ seufzt der andere, als kein Zureden mehr hilft. „Einer muß weg!Er jagt gebückt davon, kriecht, rennt dann in anderer Richtung. Freudenschreie gellen hinter ihm her, Schüsse erschüttern den Wald. Ein träges, schwarzes Wasser hemmt ihn,7. Kurz entschlossen 8 geht er hinein. „Egal, so oder so Schluß!“ Er versinkt in 1 wenn die ganze Mühe umsonst sein sollte — ecjm 6bi bcc ycu- JIHH OK33ajIHCb HanpaciibiMH 2 Mensch — 3decb\ moh jipyr, jipy^KHiue 3 zornig, kostbare Zeit vergeudet zu haben — HeAOBOJibHbifi tcm, hto noTepnjiH aparoueHiioe BpeMfl / 4 ich mein es ja nur gut mit dir — h xcejiaio Teöe tojibko .aoöpa 5 abgesessen und gesucht! — cjieaaä h huih! (KOManda) 6 einer muß weg! — ozihh hojdkch yÖTH! 7 hemmt ihn — aa^epÄHDat’T ero 8 kurz entschlossen — ne^ojiro aywaa 124
Schlamm, watet, dicht über dem Kopf das blendende Licht der Scheinwerfer. Er kriecht mit dem Kopf unter ein Ufergebüsch und muß bis ans Knie im Wasser bleiben. In dieser Stellung verharrt er und denkt an den Jungen. — „Die Schüsse galten bestimmt ihm '. Umsonst die ganze Mühe!“ Das Wasser ist eiskalt. „Hier hol ich mir den Tod!1 2“ denkt, er besorgt. Das Geschrei der SA tönt immer ferner. Die Schnell- wagen und Motorräder rasen weiter. Das erschrockene Wild und die aufgescheuchten Vögel begeben sich allmählich wieder zur Ruhe. Er wagt sich endlich aus dem Wasser3, schleppt sich aufs Trockene und setzt sich hin. Zweifel befallen ihn: „Hat es noch Zweck? Hat cs noch wirklich Sinn?“ Da knarrt ein Wagen heran4. Ein Pferd stampft und schnaubt, ein Mensch hustet und spornt das Tier an. Der Flüchtling denkt: „Egal, was geschieht!“ und ruft. Der Bauer hält, starrt mißtrauisch und nachdenklich auf den am Wegrand hockenden Fremden, wirft einen Blick zurück. „Steig hinten auf!“ sagt er. Er ist jung, stark, schwerfällig und immer noch voll Argwohn. Mürrisch treibt er das Pferd an und wendet während der Fahrt öfter den Kopf, ohne etwas zu sagen. Dann wirft er dem anderen eine Decke zu. „Siehst aus, wie’n Hund, den man ins Wasser geworfen hat!“ brummt er und schüttelt den Kopf. Die Decke ist dick und warm. Der Flüchtling zieht sie sich über den Kopf und seufzt schwer. Er weiß nicht, wem er sich anvertraut hat. Vielleicht geht es schnurstracks in die Fänge der SA zurück. Der Wald liegt längst hinter ihnen. Der Mond überflutet jetzt mit grünem Licht Wiesen und Felder. Jetzt erst faßt er sich ein Herz5 und fragt: „Wo befinden wir uns denn?“ 1 tlie Schüsse galten bestimmt ihm — sto onpe/ieJieHHo CTpcjioH b Hero 2 hier hol ich mir den Tod — ajiecb si cxBaqy onacnyio öojießiib (sto moh ciwepTb) 3 er wagt sich endlich aus dem Wasser — naKOHen oh ocmcjih- BaeTCfl BblÜTH H3 BOUbl 4 da knarrt ein Wagen heran — Tyi co ckphiiom no/rLearcaeT Tejiera 5 sich ein Herz fassen — ocucjiHBaTbCH 125
Der Bauer dreht halb den Kopf und nennt eine Ortschaft. Der Flüchtling kennt die Ortschaft nicht, sie muß aber in der Richtung der Grenze liegen, denn der Mond scheint noch in ihren Rücken. Die Wärme erinnert ihn an das gerettete Leben. Jetzt möchte er es um jeden Preis 1 behalten. Er bereitet sich vor, es mit aller Verzweiflung zu verteidigen, wenn der Bauer es wagen sollte1 2, ihn der SA wieder auszuliefern. So über- wacht er argwöhnisch dessen Bewegungen, denn diese verraten oft die Gedanken. Er liegt auf der Lauer 3, ver- sucht nach dem Stand des Mondes die Richtung zu be- stimmen und hält den Atem an bei jeder 'hastigen Bewe- gung des Bauern. Er paßt auf den Moment auf, wenn sich der Bauer umdreht, uni rasch den Blick seiner Augen zu prüfen, denn sie sind zumeist der Spiegel aller guten und bösen Vorgänge in der Seele des Menschen. Die Blicke des Bauern zeugen aber nur von Argwohn und zuweilen von Sorge. Das ist ein stiller, aber unheimlicher Kampf um das schwer zurückerkämpfte Leben. Da fährt der Bauer auf ein Dorf zu und hält vor einer der paar Dutzend verstreuter Hütten. Er gibt dem Flücht- ling einen Wink, abzusteigen, und schiebt ihn hastig ins Haus. „Gib ihm zu essen“, sagt der Bauer zu der Frau, die erschrocken in der kleinfenstrigen, niedrigen Stube auf- taucht. Sie hat sichtlich viele Fragen auf dem Herzen, der Bauer winkt ihr aber ungeduldig mit dem Kopf und sie bleibt still. „Setz dich näher am Ofen!“ sagt der Bauer zu seinem Gast, der in der Stube rasch Umschau hält4. Plötzlich bemerkt er ein Bild an der Wand, und das Blut stockt in den Ad,ern — es ist Hitler. Steif läßt er sich am Ofen nieder, steif nimmt er die Milch und da^ Brot an und grübelt: „Hier bin ich wieder so gut wie gefangen!“5. Der Bauer flüstert inzwischen mit der Frau nebenan in der andern Kammer. Die Frau macht ängstliche Einwände. Sie schauen dabei über die Schwelle zu ihm herüber. Und 1 um jeden Preis — jiioÖoh ueHofi / 2 wenn der Bauer es wagen sollte — ecJiH 6h KpecTbHHHH B3AyMa;i 3 er liegt auf der Lauer — oh naciopoxce 4 Umschau hält — ocMaTpHBaeicn 5 hier bin ich wieder so gut wie gefangen — 3/iecb h, coöctbchho, non cTpa>xeÄ 126
der Flüchtling sagt sich nochmal: „Jetzt wird sich’s entscheiden, oder es müßte wirklich ein Wunder geschehen!“ Da kamen die beide herein. Der Bauer sagte: „Ich halte cs für besser, du gehst noch heute nacht über die Grenze!“ Die Bäuerin suchte einige Sachen zusammen und warf sie dem Gast mit einem Seufzer zu. Der Bauer holte eine braune Uniform 1 vom Haken und begann sich sogleich umzuziehen. „So gehen wir sicherer!“ sagte er und sein derbes Gesicht zeigte zum erstenmal ein. gutmütiges Lächeln. Die Bäuerin sagte noch: „Dann ein glückliches Gelin- gen!“ und seufzte nochmal, als die beiden Männer hin- ausgingen. Sie begaben sich ums Dorf herum, gingen über Felder, durchschritten einsame Wiesen und nebclbedeckte Sümpfe. ..Bist du allein weg?“ fragt plötzlich der Bauer. Der andere starrt ihn an. „Nun, lassen wir das“, sagt der Bauer. „Ich kann’s begreifen!“ „Zu zweit!“ antwortet der andere endlich. „Dor eine- konnte nicht mehr weiter gehen und blieb zurück.“ Der Bauer sieht ihn düster an, schüttelt den Kopf und fragt nicht weiter. Ihr Weg führt durch Waldstriche und unwirtliches- Gelände, das der Mond in seltsame Schatten teilt. Der Bauer nimmt noch einmal das Wort. „Gott ja, wir haben es ja auch nicht so leicht!“ 1 2 sagt er, wird noch düsterer und spricht nicht mehr. Dafür schaut er sich besorgter um, während der andere ihm in quälender Ungewißheit folgt. Sie halten endlich an einem Weidengebüsch. Einige hun- dert Meter gradaus erheben sich die kleinen Häuser eines Dorfes. Der Bauer zeigt hin: „Das da, die Bauernbuden, die liegen schon hinter der Grenze!“ Er schiebt den zaudernden Mann vorwärts und sagt: „Na lauf jetzt und wart nicht, bis womöglich noch die Grenzkontrolle kommt!“ 1 eine braune Uniform — KopanHeBoro iiBeTa (J)opMy (tpopMa zep- mqhckux (patuueroe) 2 wir haben es ja auch nicht so leicht — hsm Beab Toxe ne CJiajIKO XHBeTCH 127
Der Flüchtling geht rasch auf das Dorf zu und denkt: „Jetzt braucht er nur die Pistole zu ziehen . ..“ 1 Er dreht den Kopf. Der Bauer geht bereits vorgebeugt zurück. Da befällt den Geretteten eine seltsame Einsamkeit. Nicht eine A4enschcnseele ringsum. Die Todesnot ist über- standen. Er muß nicht mehr zurück in das fürchterliche Lager. Erfüllt ist der sehnliche Wunsch, dem winkenden Leuchten der Sonne zu folgen, die Grenze zu suchen, sie kämpfend zu überschreiten. Er überschreitet sie. Er dreht sich nochmal um. Der Bauer ist weg. Im Nebel sieht er noch seinen großen Schatten. „Ich lebe“ — sagt der einsame Flüchtling und wundert sich, daß er wirklich all diese Schrecknisse durchgemacht hat. „Ich lebe“----- Und zum erstenmal nach der unmenschlichen Hetze erzittert seine Brust — und er weint. 1 jetzt braucht er nur die Pistole zu ziehen = jetzt braucht er nur zu schießen
Hedda Zinner (geboren 1905) Hedda Zinner wurde, im Jahre 1905 in Wien geboren. In ihrer Jugend wurde Zinner Schauspielerin und wirkte mit großem Erfolg an mehreren Theatern Deutschlands. Im Jahre 1928 schloß sich Hedda Zinner der revolutionären Arbeiterbewegung an und trat in die Kom- munistische Partei Deutschlands ein. Im Jahre 1929 kam Hedda Zinner nach Berlin, wo sie für die Zeitung „Rote Fahne“, das Zentralorgan der KPD, zu schreiben begann. Ihre zahlreichen Zeitungsberichte und politischen Gedichte wurden von den Werktätigen mit dem größten Interesse gelesen und machten ihren Namen sehr populär. Nach Hitlers Machtantritt war Hedda Zinner gezwungen, Deutsch- land zu verlassen. Etwa ein Jahr verbrachte sie in Prag, 1934 kam sie in die Sowjetunion. Hier im Lande des Sozialismus erreichte Hedda Zinners Dichtkunst eine neue Blüte. Neben ihrem fruchtbaren dichterischen Schaffen schrieb Zinner zahlreiche Skizzen und Hörspiele für den Moskauer Rundfunk in deutscher Sprache. Auf diesem Gebiet hat sie es zu hoher Meisterschaft gebracht. 9 N? 4172 129
Dank dem historischen Sieg der ruhmreichen Sowjetarmee über die faschistische Kriegsmaschine konnte Hedda Zinner im Jahre. 1945 in ihre Heimat zurückkehren. Sie steht in den ersten Reihen der Kämpfer für Frieden, Demokratie und Sozialismus. In ihrem zwei- bändigen Buch „Alltag eines nicht alltäglichen Landes" (1953) schildert Hedda Zinner das heldenhafte Leben und die schöpferische Arbeit einfacher Sowjetmenschen. Für ihr Theaterstück „Der Teufelskreis" (über Georgi Dimitroff, 1954) erhielt Hedda Zinner den Nationalpreis. Nachstehend bringen wir zwei Gedichte von Hedda Zinner. Wir sprechen verschiedene Sprächen Wir sprechen verschiedene Sprachen: Ich „Friede“, du „Paix“ und du „Peace“ 1 — Doch meinen wir alle das gleiche, In allen Sprachen nur dies: Wir haben das Leben geboren Für Wärme und Sonne und Licht, Wir wollen das Leben behüten, Daß keiner es uns zerbricht! Wie haben wir nicht, wir Mütter, Den Schlaf unsrer Kinder bewachtl2 Das Lächeln, das erste Lallen 3, Wie hat es uns glücklich gemacht! Wie hat uns ein Husten, ein Fieber, Wie hat, was oft Krankheit nur schien 4, Uns nachts nicht schlafen lassen In London, Paris und Berlin. Wie haben wir Pläne gesponnen 5 Und eilten der Zeit voran 6. Mit farbfrohen Zukunftsbildern 7 Ein jeder Traum begann. 1 Paix (französisch; sprich; pc:), Peace (englisch; sprich: piis) — MHp 2 Wie haben wir nicht, wir Mütter, den Schlaf unsrer Kinder bewacht! — Kan mm, MaTepu, tojibko hh oxpawjuiH coh naninx aeiefil 3 das erste Lallen — nepBbiii jieneT 4 was oft Krankheit nur schien — to, mto uacTo tojilko Kaaajigcb ÖOJie3HblO 5 Pläne spinnen = Pläne schmieden = Pläne machen — cTponTb njiaubi 6 und eilten der Zeit voran — h onepex<ajiM BpeMH 7 mit farbfrohen Zukunftsbildern — pajipKHbiMK KapTHiiaMH 6y- Äymero 130
Die Träume für unsere Kinder — Sie können Wirklichkeit sein; Das eine Wort nur; Friede! Schließt ihre Erfüllung ein. Wir sprechen verschiedene Sprachen: Ich „Friede“, du „Paix“ ,und du „Peace“ — Doch meinen wir alle das gleiche, In allen Sprachen nur dies: Wir haben das Leben geboren Für Wärme und Sonne und Licht; Laßt uns das Leben behüten ’, Daß keiner es uns zerbricht! Nachklang 2 Vergiß es nicht. Vergiß es nie: Dies Klatschen der Hände im gleichen Takt, Dies Jauchzen — und wie es uns alle gepackt!3 Wir wurden zum Ton in der Sinfonie Und klangen zusammen zur Melodie: Freundschaft! Vergiß das nie. Vergiß sie nicht: Woher du auch kamst aus Stadt und Land 4 — Die Einheit, die aus uns allen erstand! Aus knisternden Funken wurde ein Licht, Aus Wort und aus Ruf das große Gedicht: Freundschaft! Vergiß es nicht. Bewahr es dir fest 5: Das Bild dieser Jugend, von Kraft beschwingt6, Die wissend7 das Lied des Friedens singt Und deren Singen in Ost und in West Ein tausendfach Echo erklingen läßt: Freundschaft! 1 Laßt uns das Leben behüten! — JJaBaÜTe >xe oÖeperaTb >KH3Hb! 2 Nachklang. — Dieses Gedicht ist dem ‘Jugendtreffen in Berlin gewidmet. 3 und wie es uns alle gepackt — KaK sto Bcex nac 3axBaiHJio 4 aus Stadt und Land = aus Stadt und Dorf 5 bewahr es dir fest = behalte es gut — sanoMiin sto xopomo 6 von Kraft beschwingt — oKphuieinibie chjioö 7 wissend — hier: bewußt — coaHarejibHO 9*
Kuba (Kurt Barthel) (geboren 1914) Der junge Dichter Kurt Barthel, der in die deutsche Literatur unter dem Pseudonym Kuba eingegangen ist, wurde am 8. Juni 1914 als Sohn eines Eisenhahnarbeilers in Gornsdorf ' bei Chemnitz (jetzt Karl-Marx-Stadt) geboren. In der Jugend ging er zuerst bei einem Zimmermann, dann bei einem Dekorateur in die Lehre. Schon früh hatte er sich der Jugendbewegung angeschlossen und war noch in der Jugend Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gewor- den. Er trennte sich aber bald wieder von dieser Partei, als er erkannt hatte, daß sie einen falschen Weg beschritt und die rechte SPD-Füh- rung die deutsche Arbeiterklasse verriet. •> 1933 war der neunzehnjährige Kuba gezwungen, Deutschland zu verlassen. Er ging in die Tschechoslowakei, wo er den Kampf gegen den Faschismus fortsetzte. Während seiner Arbeit in den politischen Laiengruppen „Das neue Leben“ und „Echo von links“ befreundete er 132
sich eng mit dem tschechischen Widerstandskämpfer und Dichter Louis Fürnberg, der sein dichterisches Talent erkannte und förderte. Der Überfall der faschistischen Truppen auf die Tschechoslowakei im Jahre 1938 zwang Kuba abermals zur Flucht. Er ging über Polen nach England. Das hieß aber nahezu aus dem Regen in die Traufe kommen denn die englischen. Behörden zeigten ihre ,.Gastfreund- schaft“ dadurch, daß sie den Antifaschisten Kuba zunächst in einem Lager internierten. Als Kuba endlich freigelassen wurde, mußte er als Maurer und Landarbeiter sein Brot verdienen. In den wenigen Stunden, die ihm nach seiner schweren Arbeit blieben, schrieb er jene Gedichte, die später den Kern des Lyrikbandes „Gedicht vom Menschen“ bildeten. 1946 konnte Kuba endlich nach Deutschland zurückkehren. Er arbeitete ein Jahr als Redakteur im Dietz-Verlag1 2, dann leitete er die Kulturarbeit in einem Großbetrieb (Max-Hütte). 1948 erschien sein Buch „Gedicht vom Menschen“, das ihn in die vorderste Reihe der neuzeitlichen fortschrittlichen deutschen Lyriker rückte3 und für das er 1949 den Nationalpreis erhielt. Im Frühjahr 1949 besuchte Kuba zusammen mit einer deutschen Delegation die Sowjetunion. Er weilte in Moskau, Leningrad, Tbilissi, Gori und anderen Städten, und als literarisches Ergebnis der zahl- reichen tiefen Eindrücke von dieser Reise entstand sein Buch „Gedan- ken im Fluge“, wo wir viele begeisterte Worte über daß große Sowjet- volk und über die mächtige sozialistische Sowjetunion finden. Im Jahre 1952 unternahm Kuba eine große Reise in die Volks- republik China. Seine Erlebnisse und Eindrücke während dieser Reise schildert er in dem Buch „Osten erglüht“. In demselben Jahr veröffent- lichte Kuba eine Auswahl seiner Gedichte. Kuba ist Kandidat des ZK der SED, Abgeordneter der Volkskam- mer der DDR, Mitglied des Zentralrats der Freien Deutschen Jugend, Sekretär des Deutschen Schriftstellerverbandes und Kandidat der Deutschen Akademie der Künste. Er beteiligt sich aktiv am demokra- tischen Aufbau in der Deutschen Demokratischen Republik. Nachstehend bringen wir einige Gedichte von Kuba und einen etwas verkürzten Auszug aus der Reportage „Gedanken im Fluge“. 1 Aus dem Regen in die Traufe kommen —- nozoe. nonacTb H3 ornsi na b nojibiMsi 2 Dietz-Verlag — goHTpajibHoe nsHaiejibCTBO CouuajiHCTHHecKon eanHOH napiMH TepMaHuw; m/iaer npoH3Be4eHHH KjiaccmcoB Mapi<cn3Ma- .ieHHHH3wa n nojiHTmiecKvio n xyuojKecTBenHyio jnrepaTypy. 3 in die vorderste Reihe rücken — BbWßHraTb b nepßbiü psm (aßatfrap/i) 133
Erster Quer durch des Himmels Blau glühende Bahnen, mächtigen Faltern gleich ziehn unsre Fahnen. Küssen die Augen wach, wecken die müden — blaue und samtene schwarze im Süden. Mai Blicke und Fahnentuch fest sich verbünden, mag sich die Sonne dran doppelt entzünden. Schmilzt selbst das Sonnenrund, soll sich’s ergießen, über den Brüdern in . Kerkerverliesen. Richtet’s die Brüder auf in ihrem Sehnen. Sagt’s wie die Fahnen sich recken und dehnen. < Aufruf 1936 Es rosten die starken Maschinen, gelähmt liegt das fruchtbare Land — Und möchte doch blühen und dienen und wartet der bauenden Hand ’. Das Land ruft seiner Jugend zu: Komm, nimm mich hin. Damit ich wieder Heimatland des frohen Volkes bin. Das Land sind die rauschenden Wälder. Das Land ist der blühende Hafn, Fabriken und fruchtschwere Felder und blitzendes Felsengestein. Das Land ruft seiner Jugend zu: Komm, nimm mich hin. Damit ich wieder Heimatland des frohen Volkes bin. Hart schlugen vor Zeiten die Ahnen den Reichen ans goldene Tor. Die Jugend im Marsch hebt die Fahnen der Alten zur Sonne empor. * wartet der bauenden Hand = wartet auf die bauende Hand 134
Das Land ruft seiner Jugend zu: Komm, nimm mich hin. Damit ich wieder Heimatland des freien Volkes bin. Die Jugend der Heimat ergeben, Tyrannen ergibt sie sich nicht — Erkämpft sich und meistert das Leben und gibt ihm ein frohes Gesicht. Das Land ruft seiner Jugend zu: Komm, nimm mich hin. Damit ich wieder Heimatland des frohen Volkes bin. Dem 7. Oktober 1949 1 Viel Blut ward hingegeben seit Münzers 1 2 kühner Tat. Das deutsche Volk will leben und prächtig wächst die Saat. Von Mutterhand von Vaterhand behütet und bestellt, ein ganzes deutsches Heimatland am heißen Herz der Welt. Am großen Glück zu schmieden, am weltenweiten Lied, am guten großen Frieden, Glückauf, du deutscher Schmied. Und über uns im Reinen die Fahne wie Musik. Viel Menschenglück im Kleinen die deutsche Republik. Von Mutterhand von Vaterhand behütet und bestellt, ein ganzes deutsches Heimatland am heißen Herz der Welt. 1 7 oKTHÖpsi 1949 r. öu.na npoBoar.iauicHa FepMaHCKa« JleMOKpa- THqccKaa PecnyöjiHaa. 2 Thomas Münzer (1490—1525) — bojkab KpecTbancKoro Boccra- hhh 1525 r. b nepnoa KpecTtaHCKOH bohhm b repiuaHHH. 135
Gedanken im Fluge (Au s zü gc) (1949) Die Moskauer U-Bahn „Die schönste U-Bahn der Welt“, das gibt keinen Begriff. Superlative geben keinen Begriff. Einen Begriff gibt es vielleicht, wenn man sagt, daß in der ganzen Welt in der neueren Zeit über der Erde nicht solche kostbaren und weitläufigen Paläste gebaut worden sind wie in Moskau unter der Erde. Man fährt auf den schnellen Rolltreppen in die Tiefe und hat das weite Gefühl, als erreiche man eben den höchsten Gipfel eines Berges. So rein ist die Atmosphäre, so licht sind die Hallen, und jeder Bahnhof hat sein eigenes Gepräge; Statuen und Mosaike und echte Steine und Gold und alle Wunder des großen Landes in Einklang gebracht1 mit allen technischen Wun- dern des Abendlandes — das ist die Metro von Moskau. Zahlen nennt man und vergißt man, aber dies: Alle zwei- einhalb Minuten fährt ein Zug, die Verkehrsdichte kann auf eineinviertel Minuten gesteigert werden. Die Züge sind immer voll besetzt, ohne daß es je Gedränge gibt1 2. Die Aus- gänge von den Bahnsteigen sind zu viele, die Hallen sind zu weit, die Rolltreppen sind zu schnell, wo aber der Mensch nicht gedrückt und gedrängt wird, erlangt er ein Gefühl der Selbstsicherheit3 und der Würde. Dies ist ein gutes Gefühl, und Moskaus Pläne sind so groß, so weit, daß sehr viel Selbstsicherheit und Würde darin Platz haben. Eine Maifeier in Moskau Erster Mai, frühmorgens; ein Leben wie in einem Glas voll frischen Sodawassers, kribbelnd, frisch. Fern und nah Musik, Gesang, Farben, aber keine bunten Kleckse, auf ge- lockert — die Straßen sind so weit4. .. Der Himmel über Moskau ist wolkenlos, aber nicht tiefblau ist der Moskauer Himmel, licht ist er, ein nördlicher Himmel. Ich sehe n^ch 1 in Einklang gebracht — d rapMOHww, b co3BynHH 2 ohne daß es je Gedränge gibt ho hm Kor.ua Her HHKaKoft jaBKH 3 ein Gefühl der Selbstsicherheit «ivbctbo yßepeHHOCTH 4 Die Straßen sind so weit — yjnmbi TaKHe mnpoKHe 136
den Bäumen und — glaub’s oder glaub’s nicht: die Blätter sind raus! Überall grüne Spitzen! Das sind die gleichen Bäume, die sie vor wenigen Tagen erst gepflanzt haben. Der Rote Platz ist um diese Stunde sehr still und sehr feierlich. Die Tribünen füllen sich mit Ehrengästen, Eis und Limonade werden angeboten, Äpfel aus Grusien, Orangen. Nur der Marschtritt der anrückenden militärischen Forma- tionen unterbricht die Stille. Sie nehmen die ganze Länge des Roten Platzes ein; ich weiß nicht, wie tief. Der goldene Zeiger am Spasskiturm steht eine Minute vor zehn. Als könnten die Straßen die Freude nicht mehr halten, steigt hier und da ein kleiner Kinderluftballon in den hellen Him- mel, ein blauer — ein roter, und steigt und segelt... Die Uhr des Spasskiturms schlägt bedächtig zehn. Ein einzelner Reiter reitet über den Platz. Marschall der Sowjet- union Wassilewski. „Genossen Matrosen, ich gratuliere euch zum Ersten Mai“. Die Antwort ist ein dreifaches Hurra, welches eine Truppe von der anderen aufnimmt, das hcranrollt und in der Ferne wieder vergeht, und weiter rei- tet Wassilewski. „Genossen Tankisten, ich gratuliere...“ Eine AAilitärkapellc von zweitausend Mann Stärke nimmt Aufstellung1. Wassilewski begibt sich zusammen mit dem Kommandeur von Moskau auf die Treppe zum Mausoleum, während ein Soldat die beide Pferde vom Platze führt. Und dann der Armeebefehl vom ersten Mai. Dreißig Geschützsalven leiten die große Parade ein; sie beginnen und enden genau mit dem Abspielen der sowjetischen Hymne. Und dann marschiert cs heran. Sind das aber Reihen! Lang und gerade, und eine hinter der anderen. Pferdehufe klappern über den Platz — motorisierte Abteilungen, und zu Häupten 1 2 schwere, viermotorige Bom- benflugzeuge. Jede motorisierte Einheit hat ihre eigene Luftabwehr. Lautlos stürmen die Düsenjäger heran, erst wenn sie vorbeigeflogen sind, hört man sie kommen, ohren- betäubend, pfeifend. Die Menschen halten schützend die Hände über die Augen und prüfen ernsthaft und kon- trollieren ihre Streitkräfte. Dies ist kein Schauspiel, dies ist eine Volksarmee, die sich den besten Vertretern des Volkes vorstellt zur öffentlichen Kritik. 1 nimmt Aufstellung — BbiCTpaHBaoTcn 2 zu Häupten — Han ronouaMw 137
Die Tanks sind an den Tribünen vorbei und öffnen ihre stählernen Hauben. Der Rote Platz und der Himmel darüber sind ins Gleiten gekommen. Noch einen Augenblick vollkommene Ruhe, dann rollt eine feuerrote Woge heran. Die samtenen Fahnen der Gewerkschaften werden vor- übergetragen. Danach ein bunter Blumengarten: die Sport- ler von Moskau in ihrem bunten Dreß ', sie heben die Hände über den Kopf und klatschen den Tribünen Beifall1 2, und Beifall klatschen die Tribünen, Beifall klatscht die Regierung, Beifall klatscht Genosse Stalin. Über ihnen segeln leicht seiden und bunt ihre riesigen Fahnen. Kein Lüftchen über dem Roten Platz, nur das Rauschen des Bei- falls scheint die schönen Tücher3 zu tragen. Vorbei4. Rayons, Parteikomitecs, Betriebe, Betriebe. Und noch immer rückt Moskau an. Alle Straßen sind voll Tanz, Gesang und Musik. Großvater und Großmutter haben sich' Stühle vor die Häuser gestellt, auch sic nehmen die Parade ab. Von den Fenstern zur Straße, von der Straße zu den Fenstern, Rede und Gegenrede5, Grüßen und Wieder- grüßen. Und die Sonne drückt, und die neuen Bäume stecken ihre Blätter immer weiter heraus. Es wird Abend, ganz Moskau ist ein einziger jubelnder ’ Festplatz. Jeder tanzt mit jedem, Gruppen von jungen Leu- ten bilden Schlangen6, um sich nicht zu verlieren, aber andere sind auch so klug, und die Schlangen verwickeln sich, und schon wieder wird es ein Tanz. Musik überall! Die berühmtesten Volkssängcr singen auf öffentlichen Plätzen. Hunderte blauer Scheinwerfer tanzen Kasatschok am Himmel. Vorsichtig tasten sich Straßenbahnen und Omnibusse durch die Menschenmassen. Klubs und Cafe’s — beleuchtet bis unters Dach. Sterne und Lichtornamente drehen, bewegen und verändern sich. Lichtflutcn laufen über neue Fassaden. 1 in ihrem bunten Dreß — b cbohx KpacoqHbix ciiopTHBHbix KOCTIOMaX 2 Beifall klatschen — anjioAnpoBaTh 3 die schönen Tücher — KpacwBbic iiojiuTHHma 4 Vorbei — ohh nponuiH 5 Rede und Gegenrede — ojKWBJieHHafl öeceaa 6 bilden Schlangen — oÖpaayioT uenn
Stephan Hermlin (geboren 1915) Der bekannte deutsche Schriftsteller, Kritiker und Übersetzer Stephan Hermlin wurde am 13. April 1915 in Chemnitz (jetzt Karl- Marx-Stadt) geboren. Mit 16 Jahren trat er in Berlin dem Kom- munistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) bei, und seit dieser Zeit beteiligt er sich aktiv an der revolutionären Bewegung. Nach Hitlers Machtantritt setzte Hermlin den Kampf gegen die faschistische Herrschaft einige Jahre illegal fort, wobei er den stän- digen Verfolgungen durch die Gestapo ausgesetzt war. Im Jahre 1936 war Hermlin gezwungen, Deutschland zu verlassen. ; Seine Emigra- tionsjahre verbrachte er in Palästina, Ägypten, England, Spanien, Frankreich und in der Schweiz. Hier im Exil schrieb Hermlin seine ersten Gedichte und Balladen, die noch stark von Symbolik durch- drungen sind. 1944 veröffentlichte Hermlin seine „Zwölf Balladen von den großen Städten" und im folgenden Jahr eine Gedichtsammlung „Wir verstummen nicht". 139
Im Jahre 1945 konnte Hermlin endlich nach Deutschland zurück- kehren, wo er sich zunächst in Frankfurt a. M. niederließ h dann aber im Jahre 1947 nach Berlin übersiedelte. Hier im demokratischen Teil Deutschlands entfaltete Ilermlin eine rege literarische Tätigkeit und veröffentlichte ein Buch nach dem andern: „Zweiundzwanzig Balla- den“ (1947), „Zwei Erzählungen“ („Reise eines Malers nach Paris“ und „Leutnant York von Wartenburg", 1947), „Auch ich bin Amerika. Dichtung amerikanischer Neger“ (in Hermlins Übersetzung, 1948), „Russische Eindrücke" (ein Band Prosa, 1948), „Stalin“ (ein großes Gedicht zu Stalins 70.'Geburtstag, 1949). „Die Zeit der Gemeinsam- keit“ (vier realistische Erzählungen, 1949), „Mansfelder Oratorium“ (1950), „Die erste Reihe“ (dreißig kurze Erzählungen über junge deutsche Menschen, die heldenhaft gegen den Hitlerfaschismus kämpften und in diesem ungleichen Kampf ihr junges Leben lassen mußten, 1951), „Die Sache des Friedens“ (ein Sammelband von Auf- sätzen, Reportagen und Reden aus den Jahren 1948 bis 1953) und andere. Von großer Bedeutung für Hermlins Wachsen als Schriftsteller war seine Reise in die Sowjetunion, die er zusammen mit Anna Seghers, Bernhard Kcllermann und einigen andern deutschen Schrift- stellern im Frühling 1948 unternahm. Hier trat er in engen Kontakt mit sowjetischen Schriftstellern, verkehrte mit zahlreichen werktätigen Menschen der Sowjetunion, und so entstand sein Buch „Russische Eindrücke“, aus dem wir in etwas verkürzter Form eine Kurzgeschichte bringen. Stephan Hermlin ist auch mit zahlreichen Nachdichtungen auf- getreten. So veröffentlichte er in seiner Übersetzung neben dem schon genannten Buch „Auch ich bin Amerika“ zwei Bände der poetischen Werke des fortschrittlichen französischen Dichters und anti- faschistischen Kämpfers Paul Eluard1 2: „Gedichte“ (1945) und „Poli- tische Gedichte“ (1949). Auch der chilenische Volksdichter Pablo Neruda wurde von Hermlin ins Deutsche übersetzt, so z. B. sein „Beleidigtes Land“ (1949). Im Jahre 1948 wurde Hermlin mit dem Heinrich Heine-Preis aus- gezeichnet, zwei Jahre später — mit dem Nationalpreis. Im Oktober 1954 wurde Stephan Hermlin zum zweitenmal der Nationalpreis ver- liehen für die Teilnahme an der Gestaltung des Dokumentarfilms „Ludwig van Beethoven“, der die Persönlichkeit und das musikalische Schaffen dieses großen deutschen Komponisten dem A^olk nahebringt. 1 wo er sich zunächst in Frankfurt a. M. niederließ — rae oh cwanajia nocejiHJica bo <X>paHK(j)ypTe-Ha-MawHe 2 Paul Eluard (sprich: pol edu-'air) — Flojib 3;noap 140
Stephan Hermlin ist Vizepräsident des Deutschen Schriftsteller- verbandes und ordentliches Mitglied1 der Deutschen Akademie der Künste. Er ist Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und beteiligt sich aktiv an der Friedensbewegung und am Aufbau der Deutschen Demokratischen Republik. Eine Familie 1 2 (1948) Den Ersten Mai hatten wir bis in die frühen Nachmit- tagsstunden hinein auf dem Roten Platz verbracht, über den eine sonnenerhitzte Wolke aus Gesängen, Rufen, Blüten- zweigen, Transparenten, roten, blauen, grünen Fahnen, graphischen Tabellen brausend dahinzog. Ein jäher Som- mer flammte aus dem Moskauer Himmel. Auf weiten Umwegen3 waren wir wieder zu unserem Hotel gelangt, mit irgendeinem abmarschierenden Demonstrationszug, im Getriebe von lachenden, Limonade trinkenden, Eis essen- den 4 Menschen. Die Kundgebung stand nahe vor ihrem Ende5. Wir hatten beschlossen, den Abend bei irgendeiner unbe- kannten Familie zu verbringen, mit russischen Arbeitern zusammenzusitzen, wie man sonst an diesem Tage mit Ber- liner, Londoner, Pariser Arbeitern zusammengewesen war. Ein wenig später fuhren Anna Seghers und ich mit unserer russischen Freundin Tamara zu den Durniaschows. Straßen- bahnen lärmten zwischen den feiernden Betrieben. Von den Bauzäunen her leuchtete ein Doppclplakat „Wie im Kampf — so bei der Arbeit“ -- zweimal der gleiche Männerkopf, links im Stahlhelm über die Maschinenpistole hinweg den Feind mit den Augen suchend, rechts, mit dem Bergmanns- helm, und an die Stelle der Waffe ist der mechanische Bohrer getreten: das Gestern und das Heute. Überall spielen Scharen von Kindern zwischen den Wohnblocks, die die Arbeiter der Textilfabrik Trechgornaja 1 ordentliches Mitglied — AcücTBHTejibiibift hjich 2 Diese Skizze wurde von Hennlin auch in den Sammelband „Die Sache des Friedens“ (1953) aufgenommen. 3 auf Umwegen — oKOJibHbiMH nyTflMH 4 Eis essenden — Kyuiaiomwx Mopoxcenoe 5 Die Kundgebung stand nahe vor ihrem Ende — aeMOHCTpauwa (5jIH3HJiaCb K KOimy 141
beherbergen. Wir müssen lange suchen bis wir das richtige Haus gefunden haben, ein kahles und sehr sauberes Haus, in dem es kühl und still ist. Wir läuten an einer Tür im Erdgeschoß ', eine ältere Frau 1 2 öffnet, stutzt einen Moment, lächelt: „Seien Sie willkommen!“ 3 Ja, man hat gestern in ihrer Abteilung gefragt, w'er zwei deutsche Schriftsteller für diesen einen Abend aufnehmen wolle. Sie hat sich gemeldet. In einem Zimmer begrüßen uns vier, fünf Menschen, alte und junge, man hilft uns gemeinsam aus den Mänteln 4, es gibt einen Moment Verlegenheit, alle reden durchein- ander, entschuldigen sich, obwohl es gar nichts gibt, was man entschuldigen müßte, ein Mädchen errö’tet. Drüben im Eßzimmer ist schon der Tisch gedeckt, man geht hinüber, setzt sich, wird gebeten, keine Umstände zu machen 5. Noch einige sind hinzugekommen. Die ganze Familie ist jetzt ver- sammelt. Neben mir sitzt der Hausherr, der Schlosser Was- sili Andrejewitsch Durniaschow, am anderen Ende des Tisches seine Frau, die Textilarbeiterin Agafia Karpowna. Dann sind da die drei Töchter Anna, Alexandra und Elisa- beth, der Schwiegersohn Alexander A'Iaximowitsch Woltsch- kow, drei Enkel. Am eiligsten hat es6 Elisabeth. Ihre Komsomolgruppe gibt gleich auf einem nahegelegenen Platz eine Vorstellung, und Elisabeth ist eine glänzende Tänzerin. Wir scherzen mit ihr, während sie ein paar Bis- sen ißt: sie ist hoch aufgeschossen 7, sieht aus wie achtzehn, a ist aber erst vierzehn. Und schon ist sie davon. ’ Am meisten spricht Agafia Karpowna, eine dunkle, unscheinbare Frau, mit knochigem Gesicht und wachen, gütigen Augen. Sie sind beide keine Moskauer, weder sie noch Wassili Andrejewitsch, sondern stammen aus einem Dorf bei Rjasan. „Wir waren Landarbeiter, schufteten beim Kulaken. Das war noch in der alten Zeit. Damals kam man zu nichts, man konnte sich anstrengen, soviel man wollte.“ < Der Krieg kam. Der Landarbeiter Durniaschow zog für den ( Zaren hinaus, ob er wollte oder nicht, und kam mit einer 1 im Erdgeschoß — Ha nepBOM 3Ta>Ke 2 eine ältere Frau — no>KHJiafl jKeiimima 3 Seien Sie willkommen! — JJoßpo nowaJioBaTb! / 4 man hilft uns aus den Mänteln — hhm noMoraiOT CHHTb najibTO 5 keine Umstände machen — qyBCTBOBaTb ceön KaK ßOMa, 3a* npocio 6 Am eiligsten hat es — öojibiue Bcex cncuiHT 7 sie ist hoch aufgeschossen — ona ohchb BbicoKaa 142
schweren Verwundung davon Dann brach die Revolution aus. und die weißen Generäle griffen das Volk an. Das war eine andere Sache. Wassili Andrejewitsch trat in die Rote Armee ein, kämpfte Jahr um Jahr. Dann zogen sie beide nach Äloskau. Durniaschow überläßt das Erzählen seiner Frau, nur sel- ten fügt er ein paar Sätze hinzu. Dafür achtet er darauf, daß mein Teller immer voll ist, schiebt mir den Eierkuchen hin, überhäuft meinen Teller trotz aller Proteste immer wieder mit Wurst und Käse, schenkt mir Wodka ein. Agafia Kar- powna erzählt, wie sie bis zum sechsundzwanzigsten Lebensjahr noch Analphabetin wrar. Die Sowjetmacht lehrte sie lesen und schreiben und ließ sie das Textiltechnikum absolvieren 1 2. „Heute bin ich eine qualifizierte Arbeiterin und verdiene tausendachthundert Rubel im Monat.“ Ihr Mann sagt: „Sie hatte es immer mit dem Lernen 3. Es macht ihr Spaß 4 und fällt ihr leicht. Ich habe natürlich auch gelernt. Aber sie hat den helleren Kopf.“ „Ich glaube, daß Lernen das Wichtigste ist“, sagt Agafia Karpowna ein wenig geschmeichelt, „wenn die Familie nicht wäre, würde ich richtig weitermachen5, Kurse besuchen und so weiter. Aber Wassili Andrejewitsch ist einer der besten Schlosser im Betrieb und hat im Monat zweitau- sendzweihundert Rubel.“ „Damit haben Sie doch kein schlechtes Einkommen, Ihr Schwiegersohn verdient auch noch“, werfe i.ch ein. Der Schwiegersohn ist Chauffeur. „Warum arbeiten Sie selbst noch, Agafia Karpowma?“ Sie lächelt. „Ich hänge am Betrieb 6. Seit so vielen Jahren habe ich alles mitgemacht, sehen Sie. Warum sollte ich die Hände in den Schoß legen? 7 Ich bin keine alte Frau, wenn ich auch schon Groß- mutter bin.“ 1 kam mit einer schweren Verwundung davon — OTAejia/ica thjkg- JlblM paHSHHeM 2 ließ sie das Textiltechnikum absolvieren — ßajia eä bosmojk- HOCTb OKOHHHTb TeKCTMJIbHblH TeXHHKyM 3 Sie hatte es immer mit dem Lernen — y Hee Bcer^a öhjio Hojihuioe npncTpacrae k yneöe 4 Es macht ihr Spaß — eft 3T0 -UocTaBjmeT yAOBOJibCTBHe 5 würde ich richtig weitermachen — h 6ij no-HacToameMy npo- jojDKajia (yHHTbcn) 6 Ich hänge am Betrieb — h cujibHO npHBflaana k aaßo^y 7 die Hände in den Schoß legen — cHjerb cjioxa pyKw 143
Alexander Maximowitsch, der Schwiegersohn, ist ein demobilisierter Offizier. An seinem sauberen Waffenrock, von dem die Achselstücke abgetrennt sind, trägt er fast ein Dutzend Auszeichnungen, die Zeugen von Stalingrad, der Ukraine, die Zeugen von Bukarest, Belgrad, Budapest, Prag. Übrigens tragen auch Vater und Mutter heute, am Ersten Mai, ihre Kriegs- und Arbeitsauszeichnungen, wie viele Millionen einfacher Sowjetbürger. Alexander Maxi- mowitsch sagt: „Der Vater war auch Soldat, Freiwilliger.“ In das saubere einfache Zimmer ist auf einmal die Ver- gangenheit eingetreten, die schrecklichste, der Schatten des Krieges liegt einen Augenblick über dem weißen Tischtuch. Der einzige Sohn ist aus dem Kriege nicht heimgekehrt. Der Vater wurde bei Smolensk gelangen genommen und von den Deutschen in ein Lager bei Bobruisk gebracht. Wassili Andrejewitsch antwortet kurz, beinahe unwillig, auf meine Fragen. „Sie schlugen uns täglich bei der Arbeit. Täglich. Und vier Monate lang gaben sie uns kein Stück Brot. Nichts als ein bißchen Mehl in Wasser verrührt“. Er hatte die Wassersucht und mußte am Stock gehen, als er aus der Gefangenschaft kam. Wie das zuging? „Die Unse- ren hatten Bobruisk gestürmt. Nachts kamen sie plötzlich ins Lager. Die Nazis rannten in Unterwäsche davon.“ Er war drei Monate im Lazarett und meldete sich dann gleich wieder an die Frontwo er — es war in Polen — noch ein- mal verwundet wurde. Er sieht mich auf einmal an, aus kleinen hellen Augen über den breiten Backenknochen: „Sie dürfen nicht glau- ben 1 2, daß wir die Deutschen hassen. Das waren die deutschen Faschisten. Es gibt aber auch andere Deutsche.“ Alexander Maximowitsch streckt mir sein Glas entgegen: „Wir wollen auf die deutschen Arbeiter trinken.“ Agafia Karpowna deutet auf die Zimmerecke, wo ein Stalinbild und die Familienfotos hängen. „Sehen Sie, bis in den Krieg hinein hing dort auch ein Bild von Thälmann, aber in der Aufregung3 kam es mit anderen Bildern weg. Wir haben es bis jetzt nicht wiederfinden können.“ Wir sprechen noch lange, über Krieg und Frieden und über die Menschen, die das eine oder das andere wollen, und 1 meldete sich gleich wieder an die Front — cefiqac »e cHoaa npOCHJICfl H3 (J)pOHT 2 Sie dürfen nicht glauben — bei we aoji>KHbi jiywaTb 3 in der Aufregung — b cyMaioxe 144
sehr viel über Deutschland. Alexander Maximowitsch kennt sich erstaunlich gut aus l. Dieser Moskauer Chauffeur weiß von den Zuständen in Berlin, er weiß von Bodenreform und volkseigenen Betrieben, er weiß von Bi- und Trizonc1 2. Ich sehe lange in diese einfachen, guten, klaren Gesichter, in die zutraulichen Gesichter der Jungen, die geprüften, wissen- den Gesichter der Alteren. In Wassili Andrejewitschs Leib stecken deutsche und andere Kugeln aus zwei Weltkriegen und einem Bürgerkrieg. Agafia Karpowna, deren alte, ver- arbeitete Hand jetzt das Glas auf das deutsche Volk erhebt, weint immer noch manchmal nachts um ihren Sohn, dessen Gesicht sie nicht vergessen will. Ich sehe auf den reichlich gedeckten Tisch, auf die neue Nähmaschine in der Ecke, auf das neue Kleid, das Alexandra sich in den letzten Monaten erspart hat... Sie haben sich alles selbst erarbeitet — das hier und ihre schöne Untergrundbahn und die herrlichen neuen Wohnhäuser und die Mähdrescher auf ihren Feldern und die vollen Läden. Schaut her: dies sind die wirklichen Helden des Lebens. Es gibt viele, viele dieser Helden — in Deutschland, in Amerika, in China, überall. Die sogenannten kleinen Leute. Hier, in der Sowjetunion sind sie an der Macht. Und sind Riesen geworden, sie, die Arbeiter des Sowjetlandes, die seit dreißig Jahren bewußt an einer neuen Existenz bauen3.. . Wir gehen. Die Frauen umarmen und küssen Anna Seghers nach gutem russischen Brauch. Draußen ist es dunkel geworden. Moskau strahlt im Licht von Raketen, Bogenlampen, unzähligen Leuchtschriften. Blaue Schein- werfer lassen die Stadt tanzen. Hunderttausende erfüllen wieder die Straßen. Das Volk tanzt, singt, feiert seine eigene Größe. Das große Fest des Lebens hat von neuem begonnen. 1 kennt sich erstaunlich gut aus — y/uiBMieabHo xopomo opHen- THpyeTc« 2 Bi- und Trizone — Bhso-hmh ii TpiisoniiJi. Biibohhch nasbisaioT cenapaTHoe oßTsejiHweHHe aM.ep)iKaHCKoü ii npWTaHCKOH 3on oKKvnaumi FcpMaHitH, ocymcc'iBjieHHne npaBKTejibCTBaMM CUIA h BejinKoöpuTaHHH b 1946 r. TpM3OHHH — ipK 3OHbi oKKynaiuni TepMaHiiH: CUIA, Be.iHKO- öpi-naHHH h <J>paHunn. 10 Xh 4172
ALPHABETISCHES WÖRTERVERZEICHNIS npH nepeBOAc cjiob Aanbi Te aiiaucHHH hx, b KOTopwx oiih ynoTpeöJisiioTCH b TOKcrax HacTonmefi kiiihh. YCJIOBIIblE COKPAIUEHHfl adj — Adjektiv hmh npiuiararejibiioe adv — Adverb napeuHc f — Femininum jkchckmh poA tn — Maskulinum MyjKCKofi poA n — Neutrum cpeAHHii poA vi — Verbum intransitivum Henepexo/iHwü rjiaroji vt — Verbum transitivum nepexoAHUH iviajoji ~ THJibaa — 3Hai< 3amchbi onycKaeworo cjiußa - 3H3K 33MeHbi onycKacMoü qaciH cjiob3 pl — Plural MHoxcecTBeHHoe umcjio ohne pl — ohne Plural MHowecTBeHHoe HHc.no orcyTCTByer hjih HeynoTpeöHTCJibHo. A abbrechen (brach ab, abgebro- chen) vt npepbißaTb Abendblatt n -(e)s, Abendblätter BeqepHHH raaeTa Abendland n -(e)s = der Westen Aberglaube(n) m -ns, ohne pl cye- BepHe abermals adv btophuho, onnib, CH0B3 Abgeordnete m, j -n, -n Aeny- Tar(Ka) abgerissen adj hshouichheih, 1130- Äpannbiü abgezehrt adj HCTomeHHbiH Abhandlung f -en commeHHe, CTaTbH ablebend adj OTJKHBaiouuiü ablehnen vt otkjiohhtb ableugnen vt oTpnuaTb, oTpeKaTb- CH abrechnen vi paccuiiTaTbca abschrecken vt OTnyrnBaTb, naiiy- raTb abschütteln vt oTpnxHyrb 146 Absolvent m -en, -en BbinycKHHK, yqamuftcH, aaKanuHBamiuHH UI KOJI y (TeXIIHKyM, HIICTH'iyT w T. A.) abstimmen vi rojiocosaTb abtasten vt oniynwBaTb Abteilung f -en uex abverlangen vt (Bbi)TpeöoBaTb y Koro-jmöo uto-jih6o abziehen (zog ab, abgezogen) vi yxoAHTb Achselstück n -(e)s, -e noroH ächzen vi oxaTb, CTOHaTb Acker m -s. Äcker naniHH Ackerbau m -s, ohne pl 3CMjie- Aejiwe Adler m -s, - opeji Ahnen (pl) npe^KH ahnen vt npeijqyBCTBOBaTb, aora- AblBaThCH Ähre j -, -n kojioc Akademiemitglied n -(e)s, -er aKaAeMiiK. q/ieu aKa/ieMHH Aktion f -en 3kuhh; AeÄCTBHe Alarm ni -(e)s, -e TpeBora
. * allerdings adv kohchho, b caMOM aejie, npaBfla allerorts adv scio/iy Alltag m -(e)s, -e ßyaiiHÜ .ueiib, dymiH alltäglich adj oöbiAeHiibni, 6yÄ- HHMHblft Altertum n -s, Altertümer ÄpeB- HOCTb Amboß tn -sses, -sse naKOBajibiisi Amselschlag tn -(e)s nenne jpos- aa Analphabetin / -nen nerpaMOT- H3H Anbau tn -(e)s BO3ne,ibiBaiiHe, pasmyiCHH?, Kyjibrypa anbieten (bot an, angeboten) vt npejiJiaraTb andächtig adv djiaroroBefino andrängen vt HannpaTb aneignen, sich ycBanBaTb, npn- CBaHBan> Aneignung / - ycßoeHHe, OBJia/je- nne anerkennen (erkannte an, aner- kannt) vt npH3iiaBaTb, yBa>KaTb, IieHHTb anfallen (fiel an, angefallen) vt nanaaaib anfassen vt cxsaTbiBaTb, aoTparH- B3TbC5I anfertigen vt H3roTOBji5iTb, cociaB- JlflTb angeblich adv 6yATO 6bi, hkoöh Angeklagte m -n, -n oÖBWHHeMbifi Angestellte m -n, -n c^yxcamHÜ angestrengt adj nanpHH<eHHbin ängstlich adv HcpcniHTejibHo, po6- KO, 6OH3JIHBO anhaltend adj npoao-iJKHTejibHbift Anhänger m -s, - ctopohiihk, npn- BepjKeneu Anklagebank f -, Anklagebänke CKaMbH H04Cy4HMbIX anklagen vt oöbwhhtij anknüpfen vt 32BH3biBaTb Anlaß tn -sses, Anlässe iiobo,h anläßlich adv no c/iynaio anlegen vt aaKJia^MBaTb, coopy- /KaTb, CTpOKTb anmaßen, sich npiicBaMBaTb ceöe »ito-jhiöo Anmut f ohne pl rpauHH, npe- JieCTb, IipHBJieKaTeJlbHOCTb annähernd adv npHÖJiwaHTe^bHo annehmbar adj npneM/ieMbifi annehmen (nahm an, angenom- men) vt npCAnojiaraTb, npHHH- MaTb Anregung f -, -en CTHMyji, hhh- HiiaTHBa anrichten vt yuHHATb, HaTBOpHTb anrücken vi npudjiHHcaTbca, noa- XO^HTb anschaulich adv narjiauHO Anschauung f -, -en b3fjiha anschließen, sich (schloß sich an, sich angeschlossen) npiiMbiKaTb, npHCOe/IHHJITbCH Ansehen n -s, ohne pl yßajKeHHe, noqcT, 3HauenHe, bcc Anspannung f - uanpHJKCHHe anspornen vt noaroHHTb, nony- K3Tb Ansprache f -n pc<n>, oßpame- nne c penbio Anspruch tn -(e)s, Ansprüche npaso, npereH3HH Anstalt j -, -en aaBejieiiHe anständig adj nopaaonnbift, npw- .'IHtiHblft Anteil tn -(e)s, -e qacTb, äojih, nafi Anteilnahme / -, ohne pl yqacTHe Antrag m -(e)s, Anträge xona- TaflcTBO, npomoHHc, npeA.noÄe- nue anvertrauen vt AOBepflTb anvertraut adj BBepeniibifl, jioBe- POHH MM Anwalt tn -(e)s, Anwälte aauiHT- HWK, 3AB0K3T Anweisung f -, -en yKaaaHHe anwenden (wandte an, ange- wandt) vt npiiMeHHTb Anzeichen n -s, - npH3HaK, npn- MeTa. CMMÜTOM Arbeiterfunktionär tn -s, -e »lea- rejib paöouero /iBwateiiKH Arbeitersiedlung f -, -en pa6o»nifi nocejioK Arbeiterviertel n -s, - paöoHHH KBapraji Arbeitsfreudigkeit / - paAocib Tpyaa icr 147
Arbeitslager n -s, - jiarepb Boe- HM3HpOBaHHOÄ npHHyAHTeJIbHOH Tpy/IOBOH nOBHIIHOCTH B (j)a‘ UIHCTCKOH TepMaHHH Arbeitsproduktivität f - npoH3BO- AHTe<nbHOCTb Tpyjia Argwohn m -(e)s, ohne pl 11040- apenne, He/iOBepne armselig adj xca.iKHft Artikel m -s, - craTbfl Arzneimittel n -s, - Me/iHKaMeHT Asphaltdecke f -, -n noKpoß ac- (pajibTa Ast m -es, Äste cyK Atelier (sprich', ateljei) n -s, -s aTGJibe, MacTepcxafl Atemzug m -(e)s, Atemzüge buh- xaime, B3aox Athen n -s Ä(J)hhlt auf atmen vi B3^oxHyTb Aufbruch m -(e)s, Aufbrüche Bbi- CTyiLienHo; Hauajio; npnroTOB- jieHiie auferstehen vi BOCKpecaTb Aufenthalt tn -(e)s, -e npeöbisa- Hwe Auffassung f -en B3rjiHn, iiohsi- Twe aufführen vt craBHTb, Hcno/iHBTb Aufführung f -en nocTanoBKa aufgeben (gab auf, aufgegeben) vt OTKasbiBaTbcw ot uero-jinfio aufgeklärt adj nDOCBeiueHHbiii aufgescheucht adj Bcnyrnyrbifi aufgeschlagen adj OTKphiTbiü, pac- KpblTblft Aufgeschlossenheit f - OTKposeH- HOCTb; OT3bFBqHBOCTb aufglimmen (glomm auf, aufge- glommen) vi npoßyHuaTbCH Aufklärer m -s, - npocßeTHTejib Aufklärung f - npocBomeHne auflecken vt noMH3biBaTb auflehnen, sich npoTPCTOBaTb auflösen, sich pacTBopHTbcn Auflösung f paapeineHHe (paead- ku) aufmuntern vt oöo/ipflTb Aufnahme f -, -n npiieM aufrecht adj npsiMOÄ aufrechtcrhalten vt nonjiep>KHBaTb aufreibend adj H3HypnTejibHhiH; HanpH>KeHHbiÄ aufreißen (riß auf, aufgerissen) vt pa 3611p 3tl; pasphiBaib aufrichtig adj ncKpeHHHÄ Aufruf rn -(e)s, -e npH3biB aufrütteln vt BCTpaxHBaTb, 33CTa- BHTb OnOMHMTbCH aufschütten vt nacbinaTb Aufschwung m -(e)s, -e noxbÖM aufsteigend adj BoexoAflmnä, nc,a- HHMaiOBlMWCH Aufstieg m -(e)s, -e nojvbeM auftauchen vi nojiBJiaTbcn auftauen vi pacraiiTb Auftrag m -(e)s, Aufträge nopy- •roHiie Auftreten n -s, ohne pl Bbicrynjie- IIHC auftun (tat auf, aufgetan) vt ot- KpblBaTb, paCKpblBMTb aufwarten vi npiicJiyjEnBaib aufziehen (zog auf, aufgezogen) Vt 33BO?UiTb (MCXaHU3M) Augenzeuge m -n, -n cBii.neTejib ausarten vi BbipoHCAaTbca, nop- rilTbCH ausbilden vt oöyqaTb, coBepinen- CTBOBaTb Ausbildung f - oöyqeHHe, o6paso- BaHne ausbrechen (brach aus, ausgebro- chen) vi pa3pa3HTbCH; y6eraTb ausdrehen vt BbiKjnonaTb Ausdruck m -(c)s, Ausdrücke bli- pa>KeHne; zum kommen HaÜTH Bbipa>KeHHe: geben, zum bringen Bbrpa>xaTb Außenwelt f - BHeiiiHHÖ MHp außergesetzlich adv BHe 33KOHa; He33KOHHO außergewöhnlich adj neoöbniafi- UblÖ äußern vt BbipawaTb, H3'bHBJi5iTb außerordentlich adv 'ipc.3Bbiqanno äußerst adv Kpawne Äußerste n -n, ohne pl KpaHHOCTb; bis zum ~n 40 KOima Äußerung f -, -en BbicKa3biQ£Hne ausführlich adj nojjpoÖHLHi * Ausführung f -, -en BbinoJiHenne, HcnojiHenne Ausgabe f -, -en Ha/tanne ausgeleiert adj CTepTbin; H3iiouien- iibifi 148
ausgeprägt adj BbipajKCHHbiu; xo- pomo oqepqeHHbifi, orqeKaiieH- nbin ausgerüstet adj BoopyjKcHHbifi ausgesprochen adj peaxo Bbipa- JKCHHblH ausgraben (grub aus, ausgegra- ben) vt BNKailblBaTb aushalten (hielt aus, ausgehal- ten) vt Bbi;iep>KHBaTb ausheben (hob aus, ausgehoben) vt BbuiHMaib, Konaib auskehren vt BbiMeraTb Ausland n -(e)s, ohne pl 3arpa- HKixa, 3apy6e?KHbie cTpaubi ausliefern vt Bbiaaßarb Ausmaß n -es, -c pa3Mep auspumpen vt BbiKaquBarb ausrücken vi y^upaTb ausrupfen vt BbiimuihiBaTb Ausrüstung j -, -en (jöopy.aoBaHue ausschachten vf pbiTb ausschließlich adv ncKjuoMHTC.nbiio Aussehen n -s, ohne pl bim, na- pyjKIIOCTb aussetzen, sich noyiBepraTbcn Aussicht f -, -en nepcneKTHBa; na- JiejKixa Aussperrung f -en jioKayr, ycTpaneHiie or paöoibi ausstatten vt oöopyjoBaTb, ocua- maTb Ausstattung f -en o^opMJieHne, oöopyjoBaHue Austausch tn -es, ohne pl o6.Men ausweisen, sich (wies sich aus, sich ausgewiesen) y/’ocTOBopflTb CBOIO ,lHqHOCTb Auswirkung j -, -en uocjiejiCTBHe, peSVJIbTAT auszeichnen vt uarpajK^a rb Auszeichnung j -, -en iiarpazia Auszug m -(e)s, Auszüge OTpbi- bok, mBJieqeiiiie auszugsweise adv b BiMe bbi- aep>KKH Autodidakt tn -en, -en caiwoyqKa B Bächlein n -s, - pynecK Backbord n -(e)s, -e GaKÖopr (ac- 6biü öopr cydHa) Backenknochen tn -s, - cKyjia Bäckermeister m -s, - ßyjioqHHK Bahndamm tn -(e)s, Bahndämme TKe/iesHo/iopcDKiiafl uacbinb Bahnhof m -(e)s, Bahnhöfe cran- uhh; BoK3aji Bahnsteig tn -(e)s, -e neppon bändigen vt yKpomaTb bang(e) adv öohsjihbo, TpeBosaio Bann tn -(e)s qapbi, nyrbi Bart tn -(e)s, Bärte öopo/ia 6ast m -(e)s, -c jihko, Mouajio Baugerüst n -es, -e CTpowTejibHHe jieca baumeln vi öojiraTbCM Baumschule f -, -en jrpeBecHUW HHTOMHHK Baumstumpf tn -(e)s, Baum- stümpfe neiib Bauwesen n -s, ohne pl crpon- TeJIbCTBO Beamtenfamilie f -n ceMbfl qw- II0BHHK3 beanspruchen vt npercH/ioBaTb beben vi ;ipo>KaTb, TpcneraTb bedacht Partizip II ot marojia bedenken oH^yMauHbift, paccy- AHTCJlbHhlÖ Bedingung f -en yc-JiOBHe • bedingungslos adj ßeaoroBopoq- HblH bedrohen vt yrpojKaTb Bedrückung f npHTecHeune, nieT Bedürfnis n -sses, -sse norpeö- HOCTb befähigen vt cnocoöcrBOBaTb, jje- jiaib cnocoöübiM; /lanarb BO3- MOJKHOCTb Befehlshaber m -s, - KOMaiiayio- miift befleckt adj sanaTuauHbift begabt adj oAapcHHbiu Begabung f oaapönnocTb, jxap, ,na- poBaHue begeben, sich OTnpaBJiHTbCH, hath Begehren n -s, - xcejiaHiie begleiten vt npoBO>KaTb, conpo- BO>KAaTb, aKKOMnanupoBaTb Begleitung f -, -en cbht3, kohbdö beglückwünschen vt nos/ipaBJiHTb Begriff tn -(e)s, -e noHHiuc Begrüßungsansprache f -, -n npu- BCTCTBeniiafl peqb 149
begünstigen vt öjaronpHHTCTBO- B3Tb, CnOCOÖCTBOBaTb behandeln vt H3JiaraTb beharrlich adv nacToftqHBO Behauptung / -, -en yTBepjKAeiiHe behend adj ömctphih Behörde f -, -n opran BJiacTH; na- HaJIbCTBO; BHCTailUHH behüten vt oxpannib Beifall m -(e)s, ohne pl anjioaHC- MeHTu; OAOöpeHHe Beilschlag m -(e)s, Beilschläge yaap Tonopa beispielsweise adv k npHMepy, na- npwMep beistehen (stand bei, bei gestan- den) vi noMoraib; aauinniaTb Beitrag in -(c)s, Beiträge BKJian beitragen (trug bei, beigetragen) vi h vt co/ieäcTBOßaTb, cnocoß- CTBOBflTb, BHOCHTb BKJI3/I bekennen (bekannte, bekannt) vt npH3HaBaTbc$i, co3HaB3TbCH Bekenntnis n -sses, -sse npH3Ha- HHC, CO3H3HHe bekleiden vt aaiiHMaTb (öoam- HOCTb) bekränzen vt yBenqaTb Belagerer tn -s, - ocajK/iaiomHft belehnen vt jK«jiOB3Tb, ^apirrb Belehrung f -en noyqcHne, na- CTaBJieHHC beleidigt adj oöh wenn bin bemächtigen, sich saBJianeßaTb, OBJia^eBaTb bemerkenswert adj (,’iocTO)npMMe- qaiejibHbiff Bemühung / -, -en ycHJine benachbart adj coce/iHHH berauben vt orpadjiHTb berechtigt adj HMeioiUHÜ npano Beredsamkeit f -, ohne pl Kpacno- peqne, pmopHKa bereisen vt oßbCSHtaTb; nocemaib; nyTeuiecTBOBaTb Bereitschaft f -, ohne pl totob- HOCTb bereitstellen vt noaroTOBHTb bereuen vt co>KaJieTb o qeM-jinöo Bergarbeiter m -s, - roptiHK bergen (barg, geborgen) vt cKpbi- BaTb, npflTaTb berichten vt paccKasbiBaib, no- KJia/ibiBaTb berufen (berief, berufen) vt na- ßiiaqaTb; HsöwpaTb Berufswahl / -, ohne pl Bbiöop npO(j)OCCHH Berührung f -, -en 3decv: oöme- HHe beschatten vt saTeHHTb bescheiden (beschied, beschieden) Vt aapWTb, Ha/JCJIHTb beschimpfen vt (o6)pyraTb, nono- CHTb beschirmen vt pxpanHTb beschleunigen vt ycKopHTb beschließen (beschloß, beschlos- sen) vt nocTanoHjiBTb, pemaTb beschmutzt adj 3arpH3HeHnwü, 3a- naqKaHHbifi beschwören (beschwor, beschwo- ren) vt 3aK;iMH0Tb besessen adj ojiepjKHMHÄ besetzen vl 33HWMaTb besitzen (besaß, besessen) vt B.na- jieTb bessern vt yjiyqniaTb bessernswert adv jiocTofino yjiyq- ineiiMH besorgt adv oaaöoqeHHO Bestarbeiter tn -s, - nepcjiOBHK, OTJIIPIHHK npOH3BO/lCTBa bestaubt adj 3anbuieHHbift bestehen (bestand, bestanden) vi HacTanBaTb; cocTosTb bestehend adj cyniecTByiomml bestellen vt Boa^ejibiBaTb (noAe) besternt adj 3Be3AHbifi, yceaHHbiH 3BC3JiaMH bestialisch adj 3BcpcKnii Bestie f -, -n 3Bepb Bestrebung f -, -en cTpeMJTCHHe betonen vt noAqepKWBaTb beträchtlich adv anaqHTejibHO Betreuung f - o6c,ny>KHBaHHe Betrug m -(e)s, ohne pl oöMan betrügerisch adv oöMaHHbiM ny- TCM betteln vi BbinpaniHBaTb, bhme\jih- B3Tb, HHIIieUCTBOBaTb beugen vt crHÖaib Beunruhigung f -, -en öecnoKofi- CTBO Bevölkerung f - nacejieHHe 150
bevollmächtigt adj noji ho m Qmmn bewachen vt oxpaHHTb bewahren vt oöcperaTb, coxpa- HHTb bewähren, sich onpaB^biBaTb ceosi bewährt adj HcnbiTaniibiii beweisen (bewies, bewiesen) vt aOKa3L>IBaTb bewirten vt yromaTb bewußt adv coanarejibHo bezeichnen vt o6o3HaqaTb, onpc- jejuiTb Beziehung f -en cHomoHHe, CBH3b; 3HHKOMCTBO Bezirk m -(e)s, -e oxpyr, pafton Bier n -(e)s, ohne pl dhho bieten (bot, geboten) vt npcjjia- raTb, npejiocTaBJiflTb Bildhauerei f - cKyjibnrypa Bildungsniveau [-ni-'voi] n -s 06- pasoßaHHe; ypoßeub oöpaaoßa- HH5I Bildwerk n -(e)s, -e CKyjibnrypa; npoHSBejeiiHe ncicyccTBa Binde f -, -n noB5i3Ka Binse f -, -n tpocthhk bitter adj ropbKHÜ blendend adj oc^ennrejibHhiH Blindenanstalt f -, -en saBCAenne jijih c/ieiibix Blindenschrift f - neqaTb juin cjie- nbix Blindschleiche f -ri Me^niiKa blinken vi MepuaTb, cBepKars blitzblank adj apKo BbimimeHHbift blitzen vi CBepxaTb Blüte f -, -n pacuBeT blutig adj KpoBaBbifi, Tawejibifi Bodenraum m -(e)s, Bodenräume nepAaqnoe noiviemeHHe Bogen m -s, - jivk Bogenlampe j -, -n ^yroBaa jiaM- na. (J)OHapb Bootsmannsmaat m -(e)s, -e crap- IIIHHa ÖOUMaHCKOÜ KOMail^bl Bordschwelle j -, -n öopiOBon Kawenb (iiopor) Tporyapa Born m -(e)s, -e hctomhjik Bösewicht m -(e)s, -e.3Jio.aeH Bote m -n, -n bccthmk Botschaft f -, -en Beerb, H3BccTne; MOCOJIbCTBO Botschafter m -s, - iiocoji Bourgeoisie (sprich: burgo'azii) f 6yp>xya3H5i Brandwunde f -n oxcor Brandung f -, -en npHfiofi Brauch m -(e)s, Bräuche oßbiqaft brechen (brach, gebrochen) vt jio- MaTb; cpWBaTb, npepbiBarb, Bbi- pbiBaTb: npoöHBaTbCJi Brett n -(e)s, -er aocKa brüten vi pa3MbimjiHTb; saMbim- JlflTb Buchhandlung f -, -en khhähmh MaraaHii buchstäblich adv öyKBajibHo Büchse f -n pyxtbe bücken, sich HarnöaTbCH Bückling m -s, -e dokjioh büffeln vt 3y6pHTb, ;iojj6htb Bühnenautor m -s. -en .apaMaTypr Bündel n -s, - ny<ioK, CB5i3Ka bürgerlich adj dypjKyaanbifi Bürgermeister tn -s, - öyproMHcrp Bürgertum n -s, ohne pl öioprep- ctbo, 6yp>Kya3H$i. Bürgschaft j - nopyKa Busen m -s, - rpy/ib C chilenisch adj. {sprich: tJb'leinif) ilHJIHflCKHH chinesisch adj KUTaficKuft D Dachshund m -(e)s, -e Taxca (co- 6a.Ka) dahineilen vi xmaTbca dahinschmelzen vi paciaaTb dalli! OuaJt. CKopeü! >khbo! damalig adj TorjauiHWH Damm m -(e)s, Dämme miOTHHa Dämmer m -s, ohne pl cywepKH; sdeeb: Mpai< Dämm(e)rung f -, ohne pl cywep- kh; paccßer darlegen vt paai.aciiHTb darstellen vt npeacTaBJiHTb, H30- öpajxaTb Dasein n -s, ohne pl ömthc, cyme- CTBOBaHHe, >KH3Hb Dauer / -, ohne pl npo/iojiJKHTejib- HOCTb 151
dauerhaft adj npoqubiü, UJiWTCJib- HblÜ, yCTOßqHBblH davonspringen (sprang davon, davongesprungen) vi yöerarb Demut f -, ohne pl cMiipeHne Denken n -s, ohne pl MhmiJieinie Denkmal n -(e)s, Denkmäler na- MHTHIIK derb adj KpoiiKiifi, rpyöbiu dereinst adv Koraa-HHÖyjib dergestalt adv tskhm oöpaanM Dickicht n -(e)s, -e qama dichterisch adj noaiiiqecKHH, jinie- paiypHbiH Dichtung / - no93Hsi Dienst tn -es, -e cjyn<6a dienstbar adv noKopiio Dienststelle f -n HncTanmin Dimension f -, -en paawep Dolch m -(e)s, -e KinuKaji dominierend adj npeoöJia/iaioiiXHft donnernd adj rpeMamufi, rpoMo- Boii doppelt adj y/iBoeunbiii, äboühoh Draht tn -es, Drähte npoBOJioua Dränger m -s, - npiiTeciiHTC/ib, yrneiaTejib drängen vt TOponiiTb Dreck tn -(e)s, ohne pl rp$i3b Drehbank f -, Drehbänke Toxap- IlblH CT3HOK Drehbuch n -(e)s, Drehbücher cuenapHfi Dreher m -s, - TOKapb dreimalig adj rpoeKpaTHbifi drohen vi yrpo>KaTb dröhnen vi rpe.MCTb, ry;ieTb drollig adj jKajiKHü; CMeimiofi, 3a- ßaBHbiii, noTeniHbiH Druck tn -(e)s, -e nenaib Druckerei f -, -en THnorpa(j)Mfl Dudelsack tn -(e)s, Dudelsäcke BOJINHKa dulden vt Tepneib Dummkopf tn -(e*)s, Dummköpfe iv!yneu, uypai< dumpf adj Tynofi, r.’iyxofi durchbohren vt nponaiiTb durchdringen (durchdrang, durch- drungen) vt npoioaib durchgängig adv ece 6ea hck.ho- •ICHHSI 152 durcheilen vt npoßeraib, npoie- Kaib durchqueren vt nepoceKaib durchstöbern vt oöinapiiTb, nepe- pblTb durchstreifen vt ÖpoauTb no ... durchsuchen vt oöbicKWBaib durchwühlen vt nepepbiTb, nepe- UiapHTb Durst m -es, ohne pl xaTKZia dürsten vi >Ka>KuaTb Düsenjäger m -s, - peaKTHBUNH HCTpeönTCJib düster adj MphqHbift, yrpioMHÖ Düster n -s, ohne pl MpaK Dutzend n -s, -e jnoxfiina E Ebbe j -, -n OTJIHB edel adv 6jiaropo;iuo egal adv bce paBHo Egge f “» CopoHa ehren vt qeciBOBaTb; yßa>KaTb Ehrenmitglied n -(e)s, -er noueT- Hhlß UJieH Ehrgeiz m -es, ohne pl qeCTonio- 6 ne Ehrlichkeit f - qecTiiocTb ehrlos adj ßecqecTHbin Eierkuchen tn -s, - omjiot Eifer tn -s, oh ne pl yccpAwe eigen adj coficTBOHHbin eigenartig adj CBoeoöpaaHbiii Eigenschaft f -, -en cbobctbo Eimer tn -s, - Beupo Einakter m -s, - ojmoaKTiiaH nseca cinberufeii (berief ein, einberu- fen) vt npH3blBaTb eindringen (drang ein, eingedrun- gen) Vi BHIIKaTh Eindringen n -s. ohne pl BTOpHce- HHC eindringlich adv yöejHTOjibHo; Ha- CTOÜqHBO Eindruck in -(e)s, Eindrücke Bne- qarjieuHc » einerlei adv bcc paBHo, fieapaa- JIH’IHO Einfachheit / -, ohne pl npocTOTa Einfall m -(e)s, Einfälle BHesan- uax Mbicjii» einflößen vt BHyiuaTb
Einfluß m -sses, Einflüsse bjuih- einfügen vi BiwouaTb Eingang rn -(c)s, Eingänge bxcui einhalten (hielt ein, eingehalten) vi oc.TaHaBJiHßaTbcn Einheit f -, -en cahhctbo; bohcko- Ban nacTb einheitlich adj eaHHbifi einhüllen vt yKyTbiBaTb, 33BcpTbi- BflTb Einigkeit f - ejiHncTBo einkerkern vt ÖpocaTh b TiopbMy Einkommen n -s, Einkünfte uo- xon einladen (lud ein, eingeladen) vt npHi'JiainaTb Einleitung f -, -en BBeaeHiic einlullen vt yßaioKHBaTb einmischen, sich BMeuiHBaTbcw einmütig adv ejuiHoayinno einreden vt BHynraTb Einrichtung f -, -en oöciaiiOBKa, ofiopyaoBainie einschätzen vt ouennBaib einschenken vt naaiiBaTb eintragen (trug ein, eingetragen) vt biiochtb; 3anncbiBaTb, waqep- TaTb eintreffen (traf ein, eingetroffen) vi npnöbiBaTb eintreten (trat ein, eingetreten) vi HacTynaTb: hxoahtb Einwand m -(e)s, Einwände bo3- pa»<eHHe einwiegen vt yoaiOKUBaib Einwohner tti -s, - wiuejib Einzelhaft / - oamhomho? 3aKJiio- qemie Einzelheit f -, -en noapoönocTb, aoTajib einzeln adv OTaeabHC, b oiaeab- HOCTM einziehen (zog ein, eingezogen) Vi BXOAMTb Einzug tn -(e)s, Einzüge HcryiiJie- Htie, BTjeaa Eisenbau m -(e)s, -ten xceaeanoe cipoeniic, >Kejie3Han KoncTpyK- UHH Eisenbahnarbeiter m -s, - jKeaes- IIOaOpOJKHblH paÖOHHIi eisern adj jKeaeäHbiü Eiszapfen m-s, - jieABHafl cocyjib- Ka Elektrokraftwerk n -(e)s, -e ajieK- Tpociaimnn elend adj acajiKHfi; yßorMÜ; hm- HTOJKHblH Elcndstroß tn -sses, -sse >KajiKHÖ 0603 empfangen (empfing, empfan- gen) vt npHHHMaTb Empfänger tn -s, - noayqaTeab, aapecaT empfehlen (empfahl, empfohlen) vt pcKOMen.aoBaTh empfindlich adj qyBCTBHTeabHbiH Empfindung f -, -en qyBCTBo Empörung f -, -en BOsMymeHne, MflTe^K emsig adv ycepano endgültig adj OKOiniaTejibHbiH Entbehrung f -en amncHHC Entdeckung f -, -en otkpi,ithc entfalten vt pasBepTbiBaib entfernt adj oTaajieHHbiii Entfernung f -, -en paccTOBHHe entgegenträumen vi O/KHaaTb b rpesax entgehen (entging, entgangen) vi H36eiaTi>, ycKOJibsaTb enthalten (enthielt, enthalten) vt coaepjKaTb enthaupten vt ooear.naBHTb entlarven vt paaoöaaqaTb Entlassung f -en yBOJibiienne; BbinycK entmenscht adj 03BCpe;ibiH, nore- pWBIHHH qcjiOBeqccKHH 06aHK entnehmen (entnahm, entnom- men) vt fipaib, saiiMCiBOBaTb entreißen (entriß, entrissen) vt BbipBaTb entrüstet adv B03MymeHH0 Entsagungslied n -(e)s, -er neewb oTpeaeHHA Entsatz tn -es, ohne pl eoeH. ocbo- öoxcaeHne ot ÖJioKajiH; Bbipyq- Ka Entsatzversuch m -(e)s, -e no- ribiTKa ocBodowacHHa ot 6.io- Kaai>i entscheiden (entschied, entschie- den) vt pernaTb entschlossen adj peniHTejibiibiii 153
Entschluß tn -sses, Entschlüsse penieHMe entsetzen vt yxcacaTb Entsetzen n -s, ohne pl yacac entsetzlich adv yxcacno entsprechen (entsprach, entspro- chen) vi cooTBeTCTBOBarb entstehen (entstand, entstanden) vi’ B03HHKaTb; DOHBJIflTbCfl Enttäuschung f -en paaonapo- Banne entwaffnet adj oöeaopyHteHHbift entwerfen (entwarf, entworfen) vt npoeKTHpOBaib, HaöpacbiBaib (njian) Entwurf tn -(e)s, Entwürfe njiaH, npoeKT Entzücken n -s, ohne pl bocxhiuc- Hne erarbeiten vi BbipaöaTbiBBTb Erbarmen n -s, ohne pl xta.iocTb erbarmungslos adv deaxcajiocTHo Erbe tn -n, -n iiacjie/iHHK erbleichen (erblich, erblichen) vi ö.’ieziHeTb erblinden vi ocJiennyTb erblühen vi pacuBeiarb Erdball m -(e)s, ohne pl seMHoii map Erdeiischatz tn -es, Erdenschätze 6orarcTBo aeMJiH Erdkunde f -, ohne pl reorpacjnin Erdölvorkommen n -s, - Mecio- po>KÄeHiie ne(j)TH erdröhnen vi aarpcMeTb Ereignis n -sses, -sse coÖmtho erfahren (erfuhr, erfahren) vt V3HaB3Tb erfahren adj onbiTHbift Erfahrung f -, -en onbiT Erfindung f -, -en HsoßpeieHne erflehen vt BbiMa.uiBaTb erfolgreich adj ycnemiibifi, npeyc- neBatomufi erforschen vt nccjie^oBaTb Erforschung f -, -en HCCJie/ioBa- Hiie, noHCKH Erfüllung f -, -cn BbtnojiHenne ergeben adj iipeAaHiibift, noKop-, Ergebnis n -sses, -sse pesyjibTaT erglänzen vi aacHHTb ergreifen (ergriff, ergriffen) vt yXB3TMTbC5I, CXB3THTb, aaxBaibi- B3Tb erhaben adj BO3BbimeHHbiö, bcjih- qecTBeHHbifi erhalten (erhielt, erhalten) vt co- XpaHflTb erheben, sich (erhob sich, sich er- hoben) nO^HJITbCW, BCTaBBTb erhellen vt ocBcmaTb erhöhen vt yBCJimiHTb Erholungsheim n -(e)s, -e ju>m OT/ibixa erkämpfen vt 33BoeBbiB3Tb Erkennen n -s, ohne pl y3H3Ba- HBe Erkenntnis f -, ohne pl no3Haiine erkiesen (erkor, erkoren) vt m- 6wp3Tb, BblÖnpaTb Erlebnis n -sses, -sse nepeMHBa- HHe; coöbiTire; npnoioHeiiHc erleichtern vt oöJiernaTb ermahnen vt yBemeßaTb, noynaTb ermorden vt yöHBaib ermutigen vt oöo/ipwTb Erneuerung f -, -en oÖHOBJienne Ernst tn -es, ohne pl ccpbeanocTb erobern vt 3aBoeBbiBaTb erregt udv BoaÖy^/ienno erreichen vt AocTHraib erringen (errang, errungen) vt Jia6HB3TbC5I, OAepJKHTb Errungenschaft f -, -en .nocTHXte- nne Erscheinung f -, -en ab/ichhc erschießen (erschoß, erschossen) vt paCCTpCJIBTb erschließen (erschloß, erschlos- sen) Vt OTKpHBaTb erschöpft adj oöeccwjieHiibiM, H3- iiypeHHbifi Erschossene tn -n, -n paccTpejiflH- HblH erschüttern vt noTpacaTb erschüttert adj pacmaTaHHbift Erschütterung j -, -en noTpHcenne Ersparnis f -, -sse cßepeJKCHMH; 3X0H0MHH erstaunlich adv y/iHBHTejibno Erstlingswerk n -(e)s, -e nepßoe npon3Beaenne, nepBCHOi; erteilen vt (oT)aaB3Tb 154
ertragen (ertrug, ertragen) vt bli- HOCMTb Ertrinkende m -n, -n yTonaiomnö erwachen vi npoöyjK.aaTbcn Erwachsene m -n, -n Bspoonbiii qejioßeK erwägen (erwog, erwogen) vt B3BeiDHDaTb erwähnen vt ynoMHHaTb Erwartung f -, -en oxciuaHHe erwecken vt BM3biBaTb; paaöyAHTb erweitern, sich pacinwpHTbCfl erwerben (erwarb, erworben) vt npHoßpcTaib, AoöbiBarb Erwerbslosigkeit f - öcapaöoTHiia erwidern vt OTBeqaTb erzielen vt ^oßHBaTbca erzwingen (erzwang, erzwungen) vt npnnyjKAaTb Exil n -(e)s, -e HsrnaHne, ccbijiKa Existenz f - cymecTBOBanne F Fabel f -, -n öacHn Faden tn -s, Fäden HHTKa fähig adj cnocoÖHbiü fahnden vt npec.nc.aoBa Tb, oxo- THTbCH 33 KeM-JI. Fahrer m -s, - BojiHTejib fallen (fiel, gefallen) vi nacTb (ö Goto), norHÖHyTb Fallgrube f -n sanaana, BOJiqbH MM3 Falter m -s, - fiaßoqKa, mothjick Faser j -, -n c|)H6pa fassen vt npiiHHMaTb fassungslos adj pacTepHBimiftcfl, BHe ceösi Faust f -, Fäuste Kyjiax fechten (focht, gefochten) vi epa- JKaTbCW, ÖOpOTbCfl feierlich adv TopxcecTBeinio fein adj hcjehmh, mhjihh, tohkhü, H3JimnbiM, qncTbiH feindselig adv Bpa?K,ae6Ho feinfühlig adv qyTKHH Feinmechanik f -, ohne pl Toqnan MexaHHKa Feldmütze f -, -n muioTKa (y cy- XOnyTHblX 60ÜCK) Felsengestein n -(e)s, -e ropHaa nopoaa Fensterbrett n -(e)s, -er no^/koH- HHK Fernsehwesen n -s, ohne pl Tejie- BH^eilHC Fernstudium n -s saomioe oöyqe- nne Fertigstellung f - saBepinemie Fessel f -n okobh fesseln vt npHBJieKaTb festhalten (hielt fest, festgehal- ten) vt 3ajiep}KnBaTb, ocTanaB- JIHB3Tb festigen vt ynpoqHTb Festigung f - yxpeiuieunc festschnüren vt aaiuiivpoßbiBaTb feststellen vt yciaHaBJiHBaTb, koh- CTaTHpOB3Tb Festung j -, -en KpenocTb fett adj JKHpHblH Fetzen rn -s, - jiockvt, Tpnnxa Fieber n -s, ohne pl jinxopaaKa Filmwesen n -s, ohne pl KHHeMa- TOrpa(j)Hfl, KHHO Fingernagel tn -s, Fingernägel HoroTb (na najibt^e py^u) finster adj MpaqHMÜ, yrpiOMiJK flach adj poBHbiii, iihskhh, imo- ckmh Fläche f -n miomaÄb Flaggenmast tn -es, -e(n) (j)jiar- IDTOK flammen vi njiaMencTb, iibuiaTb flehen vi yMOJism» flicken vt qniiHTb, unonaTb fliehen (floh, geflohen) vi 6e- HcaTb, yöeraTb Flimmer tn -s, - MepuaiomiiH cbct flott adj Becejibiü, 6ecuia6aiiiHbiM Flöz n -cs, -e ropHbiü ruiacT Fluch m -(e)s, Flüche npoKJiHTHe Flucht f -, ohne pl öercTBO flüchten vi yöeraTb, cnacaTbca tfercTBOM Flugblatt n -(e)s, Flugblätter jih- CTOBKa Flügel tn -s, - KpbiJK^, Flugplatz tn -es, Flugplätze aapo- APOM flüstern vi uierrraTb Flut f -, -en bojihh, noTO«; npn- JIHB fluten vi tcub 155
folgendermaßen adv oaeflyioiuHM oöpasoM folgerichtig adj noaieAOuaTCJib- HblH Folgerung f -, -en blibo/i Folter / —, -n iibiTKa Folterknecht m -(c)s, -e najiau foltern vi nbiTaTb, My^urb fordern vt TpeöoBflTb fördern vt cnocoöciBOBaTb, coaefi- CTBOBaTb Forderung j -, -en TpeßoBaHHe Formation f -, -en BoiicKOBaa qacTb; <j)opMnpoBaHHe formen, sich (JiopMupoBaTbcw forschend adj iibiwiRhift Forschung f -, -en nccjiejiOBaHMe Forst m -(e)s, -e jjec, 6op Fortschritt m -(e)s, -e nporpecc Fragment n -(e)s, -e (pparMCHT, OTDblBOK Freilassung f - ocBOÖo>KneHne Fremdenlegionär m -s, -e cojijiaT KHocTpaHHoro jicrMoiia Freudenfest r? -es, -e TopxtecTBO freundlich adj npHBeTJiHBbiü Friedenserziehung f ohne pl MMDHoe HocnHianne Friedensgrenze f -, -n rpamma Mupa Friedcnsveriangen n -s, ohne pl jKOJianue Miipa Friedhof tn -(e)s, Friedhöfe kjkui- 6mue friedliebend adj MnpojiioÖHBbiu Frist f -, -en cpOK fristlos adv öeccpoquo, na ueonpe- aeJieiiHbiM cpoK fromm adj öjiaroqecTHBbiii, na- 6ox<ih>im Fron f - ucTop. tfapiuHHa Frondienst m -es noAiieBOJiBHbiH Tpya Fruchtbarkeit j -, ohne pl njioao- po/uie, njio.^opomioc-i b fügen, sich noBHHOBaibCH Fuhre / -, bo3 Führung f w KOManaoBaHiie füllen vi nanojiHHTb funken vt nepc,q.aBaTb 110 paano Funken tn -s, - ucKpa Funktionär m -s, -e aeHTcvib; ax- TMBIICT fürchterlich adj CTpauiHbifi, yacac- Hbift Furchtsamkeit / - poöocTb, Tpyc- JIIIBOCTb, 6O5I3JHBOCTL Fürst tn -en, -en KHH3b Fürstenknecht tn -(e)s, -e khh- jkcckhh cjiyra Fußangel f -, -n xaiiKaH Fußreise f -n nyreniecTBne IICIIIKOM Futter n -s, ohne pl KopM G gähnend adj seßaiomHÜ Galgen tn -s, - BHccjwu,a gänzlich adv iiojiHOCTbio, oKonqa- TeJIbHO gastfreundlich adv rocTenpHMMHO Gau m -(e)s, -e oßjiacTb, Kpaft Gaunerei j -en MomeHiiHqecTBO, IIJiyTOBCTBO Gebärde f -n jkcct, Mima Gebiet n -(e)s, -e odnacTb gebieten (gebot, geboten) vi no- BCJICBaTb gebieterisch adv BJiacTiio Gebot n -(e)s, -e TpeöoBaHHe; 3a- noB-ejib gebückt adj cornyBUuiHCH gebühren vi H34Jie>KaTb; cjic/io- BaTb Gedächtnis n -sses, -ssc naMHTb gedämpft adj npHrjiynie.HHbiH gedankenlos adj HeoCyiywaHiibiÄ, MaiiiHHajibiihiH Gedankentiefe f - FJiyÖHHa mbicjih Gedankenwelt f - Mnp H.aeü gedeihen (gedieh, gediehen) vi HpoiiBe-raTb, yjaBaTbcsi, (npe-) ycneoaTb, pa3BHBaTbc$i gedenken (gedachte, gedacht) vi IIOMHHTb, BCHOMHIiaTb Gedichtsammlung f -, -en cöop- IIHK CTIIXOB Geduld f ohne pl TepneHHe Gefahr / -, -en yrpoaa, onacnocTb Gefährte m -n, -n TOBapum, cnyT- hhk Gefangene tn -n, -n nneHHbifi Gefangenschaft f -. ohne pl njien Gefängnis 11 -sses, -sse Tiopbua Gefängniszelle f -, -n TiopeMHasi xawepa 156
gefaßt adj cnoKOÜHbiii Gefecht n -(e)s, -c cpajKcnne Gefolge n -s, - cbutb Gegend f -en mccthoctl, Kpaii gegenseitig adj BsamviHbiH Gegenteil n -s npoTHBonojicoK- HOCTb, oßpaTHoe Gegenwart f -, ohne pl npiicyr- ctbhc; coBpeiweiiiiocTb, nacTOfl- IIJOC BpOMfl gegenüberstellen (stand gegen- über, gegenübergestanden) vi TipOTHBOCTOflTb Gegner m -s, - iipotmbhhk Geheimnis n -sses, -sse rafina geheimnisvoll adv TaHHCTBeiiHO Geheimsender tn -s, - Tawnbiä ne- penaTMHK, Tannaa paanocTaH- iihh Gehenkte m -n, -n noBcincHiiwü Gehirn n -(e)s, -e MO3r Gehorsam tn -(e)s, ohne pl no- cnymaHHe, noBiiHOBCune Geist tn -es, -er vm, 4yx, iipn- 3pai< Geiz tn -es, ohne pl CKynocTb Gelände n -s, - MecmocTb gelangen vi jioöiiTbCfl, AOCTHrHVTb gelegen adj pacnojio>KeHHbiii Gelegenheit f -, -en (ydoöHbtü) cjiynaü geleiten vt npoBOJKaTh gelingen (gelang, gelungen) vi yaaBaTbcsi Gelingen n -s, ohne pl y^aqa gellen vi peaKO 3ByqaTb geloben vt Top>i<ecTBeHHo oöemai b Gelüste n -es, -e npnxoTb, H<ejia- HHO gemein adj oöiijhä, oßbiKHOBeii- Hblft Gemeinschaft f - oöihhoctl, co- o6iuecTBo Gemessenheit f -, ohne pl cienen- HOCTb Gemetzel n -s, - pcaiisi Gemüt n -(e)s, -er naiypa; avx; xapaKTcp, npaß Generation f -, -en noKOJienne Genesung f - BbT3,aopoBJieHHe genießen (genoß, genossen) vt nojib3OBaTbCH, Hacjiaxc’iaTbCfl genügsam adj HeTpc6oBaTCJibHbiii Genugtuung f - y^OB.neTBOpeHHe Gepräge n -s, ohne pl OTnenaTOK, (xapaKTepnan) ocoöeHHocib gepriesener adj xBajieHbiä geraten (geriet, geraten) vi nona- TiaTb Gerechte m -n, -n npaßc/iHbiH Gerechtigkeit / - ciipaBejuiHBOCib Gerichtsbeamte m -n, -n cyjieß- Hblft qilHOBHHK Gerichtssaal m -(e)s, Gerichts- säle saji cyja Gerichtsverhandlung f -, -en cy- jieöHbift npouecc Gerichtsvorsitzende m -n, -n npen- cejaTejib cy^a geringschätzig adj HmiTOJKiibiH gerötet adj pacKpacneBiiiHHCH Gerücht n -(e)s, -e cjiyx, MOJiBa Gerüst n -es, -e (crpouTeAbnbie) jieca gesamt adj Becb, iieJibifi; oöiiihä Geschäft n -(e)s, -e warasnH Geschehen n -s, ohne pl coöbiTwe geschehen (geschah, geschehen) vi cjiynaTbcsi geschickt adj jiobkhh, yMCjibifi, MCKVCHblfi, COO6pa3HTeJIbHbIH Geschlecht n -(c)s, -er noKojicnne, po4 Geschöpf n -(e)s, -e coajanne geschmeichelt adj nojibmcHHbiH Geschütz n -es, -e opyjuie geschwächt adj ocjiaßjieHHbiii Geschwader n -s, - acicaapa Geschwätz n -es, -e 6ojitobhh geschwind adv Öbicipo gesegnet adj 6;iaro;iaTHbiH, ÖJia- rOCJIOBeilHMH gesellig adj oöuiHTejibHbift gesellschaftlich adj oömecTBeHHbift Gesellschaftsordnung f - o6me- CTBeHHblM CTpOH Gesetz n -es, -e 3ükoh Gesetzgebung f - 3aK0Ho;iarejib- ctbo gesetzt adj noqTeHHbiH Gesinnung f -en y6ex<AeHHe, D3rnflAbi, oöpa3 Mbicjiefi Gesinnunggenosse m -n, -n ean- HOMbHJUJlCHHHK gespannt adv nanpsDKeHHo 157
Gestalt f -, -en oöpa3, bha, cjniry- pa, cTan gestalten vt nsoöpa^aTb; ~ sich npUHMMÜTb BH4 gestatten vt paapeniaTb gesteigert adj noBbimeHHEiH gestickt adj BbnuiiTbift gestimmt adj nacTpoeHiibiii Gestrüpp n -s, -e rycTofi Kyc/rap- hhk; MPJiKaw ßapocjib Gesundheitsfürsorgestelle f -, -n AHcnaiicep Gesundheitswesen n -s, ohne pl 3ApaBooxpaHCHHe Getreide n -s, ohne pl 3epno, xjieö Getriebe n -s, ohne pl cyrojioKa, ÄBHJKeHwe, cyera getrost adv ciiokomho, cMe.no Gewächshaus n -s, Gewächshäu- ser opaHJKopew gewähren vt paspeiuaib, npejio- craBJiHTb; ziaBaTb gewährleisten vt oßecneuHTb Gewalt j -, -en cnjia; Hacujine gewaltig adj cmHijft, Moryme- CTBCHHblH Gewand n -(e)s, Gewänder njiaTbe, o,ae>KAa Gewehr n -(e)s, -e py>Kbe Gewerkschaftler m -s, - npocj)- coio3HHfi /lenTCJib gewinnen (gewann, gewonnen) vt npMBJieKaTb, cigiohsith; ^oöh- BflTb; BbIHrpblBaTb Gewissen n -s, ohne pl conecTb gewissenhaft adv noßpocosecTHo Gewißheit f - ysepeHHoCTb Gewitter n -s, - rpoaa gierig adv xcaano girren vi BopKOBaTb Glanzstück n -(e)s, -e ayijina« >iacTi> Glaube m -ns, ohne pl Bepa glauben vt /[ywaib, nojiaraTt; Be- pHTb Gleichberechtigung f -, ohne pl paßHonpaBwe gleichen (glich, geglichen) vi no- XOJIHTb, ÖblTb nOXOJKHM gleichgültig adv 6e3pa3.riiiHHo Gleichheit f - paßencTBO gleichmäßig adj paDHOMepHbifi, pOBHblft gleichzeitig adv BMecre c ieM, oä- HOBpeMeHHO gleiten (glitt, geglitten) vi ci<ojib- 3HTb Glied n -(e)s, -er qjien Glorie f -n chhhhc Glückwunsch m -(e)s, Glück- wünsche no3/ipaBjienne glühend adj ropaquii, pacKajjen- HblÜ, 3H0ÖHbIH, xcrynHH, njia- MeHHblft Gnade j -en mhaoctb Gnadengeld n -es, -er mhjiocthhh gold = golden. adj 3ojiotoü Goldgespinst n -es, -e sojioTafl TKaiib Gönner ni -s, - noKpoBHieJib Gradheit f ohne pl npHMOTa Grauen n -s, ohne pl yntac grausam adj xcecTOKHß, cipain- HblM grausen: ihm graust es ewy CTpaiUHO gräßlich adj yxcacHbiß; oTBpaTH- TCVIbllhlH, OMepßWTeJIbHblÄ greinen njiaKaib Greis m -es, -e CTapeii grenzenlos adj öesrpaHHMiibift, ftccnpeÄcyibiibiH Greuel ni -s, - yjKac gröhlen vi opaib, ropjiaHHTb Großartigkeit j - rpaHAH03H0CTb Großbetrieb tn -(e)s, -e KpynHoe npeHnpnHTiie Großstädter m -s, - jKHTejib öojib- Luoro ropo.aa Großzügigkeit f ohne pl uinpo- Ta ua Typ bi Grube f -, -n »Ma, uiaxia grübeln vi pa3ÄyMbiBaTb, jioMaTb ceöe rojioßy Grund m -(e)s, Gründe aho, ocho- Bauwe Grundbesitzer m -s, -n noMemHK, 3eMJieBJiaAejieu Grundlage f -, -n ochobb grundlegend adj ocHOBaTe.nb^HH gründlich adv ocwoBaTejibHO, rjiy- 6oko Grundstein tn -(e)s, -e khmchb cjwnAaMeHTa Gründung f -, -en o6pa30Banne 158
Grundwasser n -s no/moHBeHHasi BOAa Grundzug m -(e)s, Grundzüge ocHOBHaa qepTa Grußbotschaft / -en npwBer- CTBeHHoe otfpaiueHHe, npHBCT- CTBennoc nocjiaHHc gülden = golden adj sojiotoh Gut n -(e)s, Güter TOBap; rpys; Maiepnaji; hmchhc Güterzug m -(e)s, Güterzüge ro- BapHHH noe3A gutmütig adj AoöpoayunibiH Gutsbesitzer m -s, - noMemuK H Habgier f ohne pl HiamrocTb Hafen m -s, Häfen raBaHb, nopT Haff n -(e)s, -c ra(j) (saAue, ot- deAeHHbtü kocoü ot Mop#) Hagel tn -s, ohne pl rpa/i hager adj xyaoü, xyaomaBbiii Hain m -(e)s, -e poma Haken tn -s, - KptoqoK halbzerbrochen adj ncuiypasöH- TblÖ Halle f -, -n (öoAbtuou) 3a.n Haltung f - biu, ocaiiKa; noße- aeniie, Manepa jepHtaibcq Hammer m -s, Hämmer mojiot Hamster m -s, - xomhk handeln vi aeäcTBOBaib Händeklatschen n pyKoruiecKanne Handwerk n -(e)s, -c peMec.no Handwerker tn -s, - peMecjieHHHK harmlos adj öeaoöH^HMH, 6e3- Bpe/uihiä hart adj cipornfi, cypOBbrii, TBep- 4bIH härten vt 3ai<ajiHTb haschen vt jiobhtij, x-BaTaTj», raaTbCH 3a qeM-JiHÖo Haß m -sses, ohne pl nenaBWCTb häßlich adj 6e3o6pa3Hbift Hast j -, ohne pl cneiiiKa, Topon- JlHBOCTb hastig adj nöcneuiHbiH, öbicipbiH Hauch m -(e)s, -e /lynoBeHHe hauchen vi thxo ÄhiiiiaTb häufen vt HarpoMo>K;iaTb Hauptereignis n -sses, -sse caMoc rjiaBHoe, cawoe Bawiioe coßbi- Twe hausen vi oÖHiaTb, xosflÜHHqaTb, KJTMTbCH Häuserblock tn -(e)s, Häuser- blöcke KBapTaji, rpynna Kupny- COB Haushälterin f -, -nen skohomka Hausrat tn -(e)s oßCTanoBKa, nwy- mecTBO Hebung f - noÄi>eM, pocT Hecht m -(e)s, -e myKa Heer n -(e)s, -e boöcko; TOJina; Macca Heerführer m -s, - nojiKOBoaeii hegen vi nuTHTb Heilbehandlung / - jieqoHMP heilen vt jicqHTb; HCixcjiBTh heimisch adj aoManiHHÜ; poanoft; sich fühlen qyBCTBOBaTb ceßq KüK £0Ma Heimkehr f ohne pl Bosspame- H»e na poawny heimlich adj TaiiHbiö heiter adj Becejibifi, pa/iocTHbift Heizraum tn -(e)s, Heizräume ToriKa Heldentat f -, -en no/iBHr, repon- qccKHii nocTyuoK Helfer tn -s, - noMomiiHK Helfershelfer m -s, - nocoßiiHK, COOßllXHHK Hellebarde / -n ajicßap/ia Heller tn rcjuiep (MoneTa), rporn Hemd(e) n -es, -en pyöauiKa, co- poqKa hemmen vt TopMO3HTb, 3aaep>KM- B3Tb Henker n -s, - najiaq herabkommen (kam herab, herab- gekommen) vi cnycKaTbcn heranschaffen vt ^ocTaBJinTb, nofl- B03HTb herausgeben (gab heraus, heraus- gegeben) Vt H343BaTb herausgreifen (griff heraus, her- ausgegriffen) vt BbIXBaTblBaTb heraushauen vt BbipyqaTb c 6oeM herb adj ropbKHft, TepnKiift, cypo- Bblft herbeiführen vt npWBO/iHTb, ycKO- pflTb Herde f -, -n ctsao hereinblicken vi aarJiHAMBaTb Herrlichkeit f -, -en BejiHKOJienne 159
Herrscher m -s, - B/iaciejiHH Herstellung f - ycTaHOB/ieHiie, HSrOTOBJieHHG herumklettern vi naauTb KpyroM hervorbringen (brachte hervor, hervorgebracht) vt npoii3BO- /IHTb, BbL’lBMraTh hervorheben (hob hervor, hervor- gehoben) nOHMÖpKHBaTb, OTMC- qaib hervorragend adj BbiuaiomHUCH hervorstoßen (stieß hervor, her- vorgestoßen) Vt BOCKJIHUaTb hervortretend adj Bbuiaioiunftcfl Herzallerliebste f=das Herzlieb- chen BO3Jiio(uieHHafl herzig adj mwjihh Herzlichkeit f -, ohne pl cepaeq- HOCTb Hetze f - TpaBJIH hetzen vt TpaBMrb, uaTpaBJiHBaTb, aaroiiHTb Hetzjagd f -, -en Tpasjia, ncoua« oxoTa Heu n -(e)s, ohne pl ceno Heuchelei f -, -cn jinueMcpue heuchlerisch adj jiHiieMepHbifi hilfreich adj roTOBbift noMoqb, oönßaTejbiibifi himmelan adv k HeöccaM hinaussenden (sandte hinaus, hin- ausgesandt) vt nocbuiaTb hineinlocken vt aaMaiiHBaTb hineinziehen (zog hinein, hinein- gezogen) vt BTHniBaTb hinhalten (hielt hin, hingehalten) vt oÖMaHbiBaib, o6naAÖ>KHBaTb hinken vi xpoxiaTb hinopfern vt nojKepTBOBaTi» hinrichten vt K33HHTb hinsegeln vi nonJibiTb na napycax Hinsicht f -, -en OTHOiueHue Hintergrund m -(e)s, Hintergrün- de aaaHHH miau, (Jioh hinterlassen (hinterließ, hinter- lassen) vt ocTaßjiHTb not'vie eeßn hinweisen (wies hin, fiingewie- sen) vt vKaabiHaib hinziehen (zog hin, hingezogen) vt \BJieKaTb, npiiB.iei<aTb hinzufügen vt aoöaBjiHTb Hirn n -(e)s, -e MO3r hirnverbrannt adj cyMacme;uinni: cyMacöpoAHbin Hitze f ohne pl jKapa, 3Jiom Hochmut m -(e)s, ohne pl bbico- KOMepne hochmütig adv BbicoKOMcpno, cbi>i- co«a Hochofen m -s, Hochöfen ^omgh- Han iieqb Hochofenwerk n -(e)s, -e qyryii- HOJIHTCÜHblli 3HB04 Hochverräter tn -s, - . rccyaap- CTBeHIIblÜ H3MCHHHK hochwertig adj BbicoKOKaqeciBen- in >iii Hochzeit f -, -en CBaai>6a Hoffnungslose m -n, -n 6e3Ha/ie>K- Hbiit noTepHBimiH HaaoK/iy hofieren vt yxa>KHHaTb Hofleben n -s, ohne pl iipujiBOp- nasi >KH3irb höflich adj bc>kjihbi>ih Höhepunkt tn -(e)s, -e Bepunma. KyjibMiinauhoiihbin uy hkt hohl adj nvcTofi; adv rjivxo Höhle f -, -n neiuepa höhnen vi BbicMCMBaTb, Bbiuiyqu- Baib Hohngelächter n -s, ohne pl 3Jiou, H3BHTejlbHbIH CMCX hold adj MHJihiü, npejiecTHbüi Hölle f -, ohne pl a;i Holzfäller tn -s, - ApoBOceK, ,ie- copyö Honig ni -s, ohne pl Meji Horde f -, -n opja, 6anua, uiafina Hörspiel n -(e)s, -e paawuiibeca Hotel n -s, -s oTejib, rocTiiHHua hübsch adj KpacHBbiä, npcjiecT- III>IÜ humpeln vi KOBbuinib hundertfach adj cTOKpaTHbiö Hupe / -, -n aBTOMoßn/ibHbift ry- Aok, cnpeua Hurraruf tn -(e)s, -e kduk ,?ypa“ husten vi Karu.iHTb Hüttenkombinat n -(e)s, -e mc- Tanji ypruqeckhft kom6iiii at 1 ihrerseits adv b cboio oqepe/ib, co CBOeÜ CTOpOIIW 160
illegal adj HejierajibHbift, no/mojib- HblH imposant adj BiiymHTejibHbiH, hm- nosaiiTHHH Inbegriff m -(e)s, ohne pl boiijio- menne Industrieanlage f -, -n iipo.Mbim- jieHHoe npc/uipHHTHe infam adj jioajiwm, niycHbiü Inschrift f -, -en naanncb insgesamt f -, -en ucero, htoto, B COBOKynilOCTM Insolenz f -, -en ;iep30CTb, iiaxajjb- CTBO Intellektuelle tn -n, -n paöorHHK yMCTBenHoro Tpy^a, HHiejuni- I'CHT irreführen vt bboahtb b 3a6ay>K- Äenne irren vi öayataaTb Irrenanstalt / -en ncuxnaTpHne- CK3H ÖOJlbHima Irrenhaus n -es, Irrenhäuser cywa- cuieaniHH 40M Irrtum m -(e)s, Irrtümer omnöKa, 3a6jiy»acHHe J Jacke f -n KypTKa Jagd f -, -en oxoia, noroHfl jäh adj HcojKH/iaHHbiK, BHeaannbift Jahrhundert n -s, -e cToaeTHe jährlich adv e>Kero^Ho, b roa Jahrzehnt n -(e)s, -e «necsiTHJieTHe jauchzen vi jiwKOBaib jegliche (neonpedeAeuHoe mccto- tiMeHue) Jiioöan, Kanaan Jenseits n noTycTopowHHH MHp Joch n -es, -e niÖT, HpMo, nro jubeln vi anKOBaTb Jugendfreundin f -, -nnen noapy- ra iohocth jugendlich adj loiibift, mnoiuecKHfi Jugendstreich n -(e)s, -e iohoujc- c^afl (dercxafi) uiaaocTb Juwel n, m aparouemibift KaweHb K kahl adj rojnjfi, jibicuh Kahn tn -(e)s, Kähne hcjih, aoatfa kämpferisch adj BOHHCTBeHHbitf, ßoeßoö Kampfgruppe f -, -n öoeaan rpyn- na kampflos adv 6e3 6on Kapazität f -, -en npon3BoacTBeH- naa MomaocTb Karst m -es, -e iiBBecTKOBaa ropa Karst m -es, -e KHpKa, MOTbira Karrieremacher tn -s, - KapbepucT Kartaune f -, -n {veraltet) = das Geschütz opyaue Kastagnette — sprich-, [kastan'je- U] f -, -n KaciaHbOTa kauern vi npiiTaHTbc«; cHaeTb rra KOpTOHKaX Kehle / -, -n ropjio, ropTanb keineswegs adv othioab ne, hw- MVTh Keller tn -s, - norpeö Kenner m -s, - 3Hbtok Kerker m -s, - Tiopbwa, TeMHMna Kerkerhaft f -, ohne pl TiopeMHoe 33K.HKHieHHe Kerkerverlies n -es, -e TiopeMHoe noA3CMe;ibe Kerl m -s, -e napenb Kern m -(e)s, -e 3epno; aapo; cymnocTb Kessel m -s, - kotcji; ooen. „ko- Teji", „mciiiok“ {oKpiptcenue) keuchen vi iibiXTeTb, aa/ibixaTbCfl Kette f -, -n uenb Kiefer f -, -n cocHa Kies m -es, -e rpaBKH kläglich adv ’neMajibHo, ruiaqeBHo klammern, sich uenjiHTbCfl klatschen vi xjionaTb, pyKonjiec- K3Tb Klaue f -, -n jana, kofotb Klee m -s, ohne pl KJießep Kleinbürgertum n -s wejiKa« 6yp- >Kya3Kfl kleinlich adv Me.ioq.HbiH klettern vi BsönpaTbCH Kluft f -, Klüfte ymejibc, 6e3AHa Klumpen tn -s, - kom, crycTOK ’ knapp adj w cKyAHhift; KopoTKHÜ; CH<aTblfi Knapp m = der Knappe opyace- Hoceii, na>K Knecht tn -(e)s, -e daipax Knechtschaft f - paöcTBO, KaÖajia Knie n -s, Knie KOJieno knistern vi ipeiuaTb 11 Na 4172 161
knochig adj KocTJiBBbiä knospen vi nycxaTb noqKH, pacny- cKaibcn Koffer m -s, - qeMOAau Kohlenbecken n -s, - yrojibHbiä öacceiiH Kommandoruf tn -(e)s, -e komhh- Aa kompliziert adj cjiojkiilih Komponist tn -en, -en KCMno3HTop konsequent adj nocjiejioBaTejibHbift köpfen vt oöesr.naBHTb Körperbau m -(e)s, -e rejiocJiOÄe- Hue kosen vt jiacKaTb kosten vi ctohtb Kraft f -, Kräfte cujia Kraftstation f -, -en ajieKTpociaH- HHfl krähen vi neib (o neryxe), KyKa- pCKaTb Kralle f -, -n Koroib Kranz tn -es, Kränze BenoK krampfig adj cyAOpo>KHo Kreatur f -, -en cymccTBo; co3jia- HHe Kreis tn -es, -e Kpyr kreisen vi KpyjKHTbcn Kreuzen n -s, ohne pl Kpeöcnpo- Bamie kribbeln vi KHneTb, ÖypjiHTb kriechen (kroch, gekrochen) vi nOJI33Tb Kriecherei f - paßojienne, hhsko- nOKJIOHCTBO kriegerisch adj BOHHCTBennbiH Kricgsflagge f -, -n BoeHHbift (j)Jiar Kriegsdienstverweigerung f - ot- K33 OT BOeHHOft CJiyJKÖbl Kriegsgericht m -(e)s, -e boch- HblH TpHÖyHaJI Kriegstreiber tn -s, - no^ÄHrareJib BOHHbI Kruste f -n Kopa, o6ojiohk3 Kugel f -, -n nyjin; map Kühle f -, ohne pl npoxjiaAa Kühnheit f -, -en orBara Kunde f -n HsßecTHe Kulturschaffende m -n, -n flearejib Kyjibiypbi kümmern, sich saßoTHTbca Kundgebung f -, -en ^eMOHCTpa- UHH, MaHH(f)eCTaiIHfl Kunstgewerbeschule f -, -n iuko- Jia npHKJia;iHoro HCKyccTBa Künstler m -s, - xy40>KHHK Kunststück n -(e)s, -e (jiOKyc kunstvoll adj ucKycsbiö Kurzgeschichte f -n kopotkhh pacCK33, HOBCJIJia Küste f -n MopcKOÖ 6eper, no- 6epe«be L Labe f, ohne pl 0Tpa.ua Lächeln n -s, ohne pl yjibiÖKa Laden tn -s, .Läden CTaBesb Laiengruppe f -n rpynna cawo- AeHTeJIbHOCTH Ländereien pl seMJiH, yro/ibfl Landmann tn -(e)s, -leute KpecrbH- HHH Landräuber m -s, - 3axB3T<iHK Landsmann m -(e)s, -leute 3ßM- JlflK Landsknecht m -(e)s, -e JiaH^c- KIieXT, HaeMHHK Landstraße f -, - dojibmaa, npoea- »an Aopora langgezogen adj npoTsiÄHbiH langjährig adj MHorojieTHHH langweilig adj cKynHbifi Lanze f -n Konbe Larve f -, -n nyAOBHme Last f -en rpya Laster n -s, - nopoK Laube f -n ßece^Ka Läufer m -s, - ÖeryH lauschen vi npHCJiyuiHBaTbCsi lebensfroh adj »H3Hepa.aocTHbifi Lebenslauf m -(e)S MH3Hb, 6ho- rpa<j)HH Lederstiefel m -s, - KoacaHbifi ca- nor leeren vt onopoxnflTb, onycro- maTb lehnen vt npncjiOHHTb Lehrplan tn-(e)s, Lehrpläne yqeö- Hbiö njian Lehrzeit f - BpeMH yneHHfl Leib m -(e)s, -er tcjio Leiche f -n Tpyn Leichnam m -(e)s, -e Tpyn Leid n -(e)s, ohne pl rope, ne- qajib; 3jjo; o6hä3 162
leiden (litt, gelitten) vi TepneTb ymep6; cipa/iaTb Leidenschaft f -, -en crpacTb Leidensgenosse m -n, -n TOBapum no Hecqacrbio leihen (lieh, geliehen) vt 33HM- CTBOBaTb, Oaa/IJKHBaTb Leistung f -, -en Tpya; ycnexn, ÄOCTJDKeHHH leiten vt pyKOBOjjHTb Lektüre f -n menne Lerche f jKasoponoK Lerchenjubel m -s, ohne pl jihko- Banwe »aßopoHKa Lerneifer m -s, ohne pl npHJieHca- .HHe, ycepjjHe b ynennH letzthin adv ne/iaBHD leuchtend adv chjuohihä, CBep- KatOUIHÄ, CBeTHIIIHÄCfl leugnen vt oTpHixaTb Libelle f -n CTpeKoaa licht adj cseTJibift Licht n -(e)s, ohne pl cbgt liebenswürdig adj jiio6e3Hbiß lockig adj Kynpaßbifl, KypqaBbifi lohen vi njiaMeneTb, ribuiaTb lohnen vt BO3Harpa»jiaTb Lorbeer m -s, -en jiaßp Losung f -en pemenHe Lücke f -, -n npocßeT Luftabwehr f - npoTHBOBO3jiyin- H35I OÖOpOHa Lümmel m -s, - o/iyx Lumpen m -s, - TpaiiKa Lungenentzündung f -en Bocna- jicnne jierKHX lungern vi 6e3ÄejibHnqaTb, rna- TaTbCH 6c3 flejia M Macht f -, Mächte cmia, moihb; BJiacTb; TocynapcTBO, aepHcaßa Machtantritt m -(e)s, -e npaxoa K BJ13CTH mächtig adj MorymecTBeanbiÄ Mächtigkeit f - Mohihoctb Mähdrescher m -s, - KOMÖaiiH mahnen vt nanoMHnaTb; yßeme- B3Tb, npH3bIB3Tb Mahner m -s, - tot, kto npH3bi- BaeT; rjiainaTafi Mahnruf m -(e)s, -e npe/iocTepe- «eHHe makellos adj ÖeaynpeqHbift Maler tn -s, - xyaojKHHK, >khbo- nnceu Manchestersamt [mantfestor-] tn -s xjiormaTOÖVMa/KHbiM öapxaT Mangel in -s, Mängel HejiocTaTOK Männerberuf m -(e)s, -e My>KCKafl npo(J)eccn5i Mannschaft j -, -en jiioah; poo- BOH C0CT3B, KOMailJia, SKHIiaX Manuskript n -(e)st -e pyKonwcb Marine j -, -n MopcKofi 4,J10T Mark n -(e)s, ohne pl kocthhü mo3t; nepeH. caMoe rjiaBHoe, caMoe ncHHoe Marmorbild n -(e)s, -er MpaMop- H3H CTaTyfl Marschland n -(e)s, Marschlän- der Tonb Märtyrer m -s, - MyqennK Martyrium n -s, -rien Mynennqe- CKaa CM-epTb, MyqeHHqecTBO Maschinenpistole f -n aBTOMaT mäßig adj Heöojibiiiow, ywepeH- HblH Maßnahme f -, -n Mepa, Mepo- npwHTHe; treffen npeanpHHM- M3Tb Mepbi Mast m -es, -e(n) MaqTa matt adj MaTOBbift, TycKJiufi; cjia- 6biö Maulaffe m -n, -n adecb: KpwKyH Maultier n -(e)s, -e Myji Mauer f -, -n cTcna Maurer m -s, - KaMemnuK Meereswoge f -n MopcKaa boji- na meisterhaft adv MacTcpcKH, c Ma- CTepCTBOM Meisterwerk n -(e)s, -e mejeßp melden, sich BbißBaTbCH floöpo- BOJIbHO; BBJIHTbCfl Melkerin f -nen jioapKa Menge f -, -n TOJina Menschenalter n -s, ohne pl no- KOJieHiie; bck Menschen(s)kind n -(e)s, -er npHHTejib, Apyr Menschentypus tn -, -pen Tun jiio- aefi menschenwürdig adj aocTofittbifi qejioBexa 11 163
Menschlichkeit f -, -en qe.ioßeq- HOCTb messen (maß, gemessen) vt we- pHTb, M3MepflTb meutern vi dymoBaTb mieten vt HanuMaTb mild adj mhckhm, ne>KHbiH Militärbehörde f -, -n BOCHHbie BJiaCTH Militärstrafgesetz n -es, -e Boen- HO-yrojroBHbift KoneKC mißbrauchen vt 3JioynoTpe6ji5iTb Mißerfolg m -(e)s, -e Hey/iaqa Mißgeschick n -(e)s, -e weyaana Mißhandlung f -, -en jkoctokoc oöpameHwc Mißstand m -cs, Mißstände ne.no- ct3tok; 6ecnopfl/ioK mißtrauisch adv HejioBepqnBO Mistbeetfenster n -s, - napnuKo- Boe okho, napHHKOBaH pawa mitarbeiten vi coTpyAHuqaTb, yqa- CTBORaTb mitbeteiligt adj npHHHMajoiuHfi yqacTHO, cobmcctho c ApyrnMK miterleben vt ncnbiTbiBaTb, nepe- JKHBaTb Mitkämpfer m -s, - copaTHHK Mitleid n -(e)s, ohne pl cocTpa- .aaHHe, >xaJiocTb Mitteilung f -, -en coofimeHHe Mittel n -s, - cpencTBO Mittelpunkt m -(e)s, -e ueHTp mitwirken vi yqacTBOBaTb, noMP- raTb mitzerren vt Tauiwrb c coßou monatelang adv MecanaMW Monteur [sprich-. mon't0:r] m -s, -e MOHTÖp Moorland n -(e)s (SojiOTHCTaji MeCTHOCTb Mord m -(e)s, -e vöhöctbo Mordbrennerei f - 3JiOACHHMn yönHU-ncvpKnraTejieii mörderisch adj yöwficTBeiniww Morgendämmerung f - paccBOT, nacTynjieHne yrpa Morgenröte f -, ohne pl yipennwu 3a pq morsch adj rnnjiow, TpyxJiflBhiw. BPTXHft Motorrad n -(e)s, Motorräder mo- TOHWKJT 164 Motorradstreife f -, -n narpy.’in- pyiomnfi MOTOiiWKJincT Muhe f -, -n rpy/i; cTapawMe; ycn- jjue münden vi RjiiiBaTbcn, BnaaaTb munter adj öojpbiü murmeln vi /Kypnaib, ÖopMOTaru Murren n -s, ohne pl ponor, BOp- qanwe mürrisch adv yrpioMo Muster n -s, - oöpaaou Mutterwitz tn -cs, ohne pl npu- poAiibrii yM,f ocTpoyMne Mystiker m -s, - mwcthk N Nachäfferei f -, -en tJienoe no^- pajKanwe, ofiesbfnniHqaHbe nachahmen vt und vi nojipa>KaTb Nachbarsklatsch m -(e)s cruieTHH coceaeü Nachbarland n -(e)s, Nachbar- länder cocc/(H5i5i CTpana nachdenklich adv aa^yMUHBo Nachdichtung j -, -en (ceoöod- . Hbtu) nepeBoa b CTHxax Nachfolger m -s, - noc.aejoßa- Te/ib, npeeMHHK nachgeben (gab nach, nachgege- ben) vi nojuaBaTbcsi, ycrynaTb nachgraben (grub , nach, nachge- graben) vi pacKanbißaTb Hopbi Nachklang m -(e)s, Nachklänge 3X0, OT3ByK, pesoHanc Nachricht / -, -en HSBecnic, Becib nachrutschen vi ckojibshtb BCJie/i nachschauen vi CMorpeTb bojic,»! Nächste m -n, -n Cjimtkuhm nachstehend adv hwjkc Nachtessen n -s, - v>khh nackt adj rojibiü Nadel f -, -n nro./iKa nahen, sich npn6jiH>KaTbCH Nahrung f -en nnipa namentlich adv ocoöchho Narr m -en, -en rjiyncu; iityT Nationalpreisträger m -s, - jray- peaT HaiutoHajibJioü iipeMiiii Naturforscher m -s, - ecTecTBn- ncnbiTareji'b naturgemäß adv eciecTBeHHo
Naturgeschichtsunterricht m -(e)s, ohne pl saHHTHe no ecrecTBo- 3113111110 Naturkunde f -, ohne pl ecTecTBo- 3HaHiie natürlich adv Koneqno Nebel m -s, - Ty Mau nebelbedeckt adj noKpbiTbiü Tywa- HOM Nebelstreif m -(e)s, -e(n) nojioca TyMana neigen, sich CKJioHsiTbcsi Neigung f -, -en CKJioiinocTb Netz n -cs, -e ce.Tb Neuaufbau tn -(e)s, ohne pl boc- CTaHOBJieHHC Neuerer m -s, - noBarop, nepe/io- BHK npOH3BOHCTBa neuzeitlich adj coBpeweHHbiü nicken vi KUBaTb niederholen vt ciiKMaTb Niederlage f -, -n nopax<eHwe niederlegen vt BO3.no>KWTh niederringen (rang nieder, nie- dergerungen) vt o/iojTCBaTb, no- fiopoib niederschreiben (schrieb nieder, niedergeschrieben) vt aanHCbi- BaTb niederträchtig adv hwbko Nieter tn -s. - KJienajibiiiHK Niveau [sprich-, ni-'vo:] n -s, ohne pl ypoBeiib Not f Nöte ny>i<na nötig adj HyjKHbifi, HeofixoawMWH Notiz f -, -en 3amctka notwendig adj Heoß^omiMbiii Novellenband tn -(e)s, Novellen- bände CÖOpHIIK HOBCJTJ1 nützlich adj nojieäHbifi O Oberschlcslen n -s, ohne pl Bepx- HflR CHJIP3HH Obskurantismus m -, ohne pl Mpa- KoßpCUP Obst n -cs, ohne pl cbpyKTbi öde </<// nycTLinnbiü offenbar odj bbiibim offenbaren, sich OTKpbiBaTbcn. 06- napv>KHB3Ti,cn. npnnBJiflTbcn Offenheit f -, -en oTKpoBeHHocTb Offensive f -, -n HacTynnewwe öffentlich adj nyÖJiwqHbifi Öffentlichkeit f ohne pl oßnie- CTBPHHOCTb ohrenbetäubend adu orJiyniHTejib- hd Opfer n -s, - »epTBa Opferbereitschaft f -, ohne pl ca- MOOTBepÄCHHOCTb opfern, sich npwnocHTb ceßa b jKepißy Ordnung f -en erpofi, yerpoft- ctbo, nopjuiOK Ortschaft f -, -en wecTHOCTb, na- cejieHHbiu nyiiKT Ozeandampfer m -s, - OKeaHCKHft napoxem P paaren, sich coqeTaTbCfl, coean- HHTbCB Pack n -(e)s, ohne pl cöpoA packen vt cxßaTHTb, XBaraib paktieren vi aaKjnoqHTb naKT Palast m -es, Paläste /mopen Panzer tn -s, - nanubipb; TaiiK Papierkrieg m -(e)s, -e ßyMaw- H3H BOJIOKHT3 Parabel f -, -n napaßojra Paradies n -es paw Parteifunktionär tn -s, -e napTHfi- Ilblfi paÖOTHKK Parteitag m -(e)s, -e CT>e3A nap- THH Parteitruppen pl ad.: BoftcKa, co- CT05IB1BH0 H3 HailHCTOB Passagierflugzeug n -(e)s, -e nac- CaJKWpCKWM C3M0JICT Peiniger m -s, - MvqwTeJib peitschen vt conb, ßjirb khytom Peitschenschlag tn -(e)s, Peit- schenschläge vnap njieibio Pensum n -s oßteM npor.paMMH Perle f -, -en weMqyaaiHa Pest / ohne pl qyMa Pfeife f -, -n cbwctok, Tiy/ixa, (bvi^ftra pfeifen (pfiff, gepfiffen) vi CBW- CTPTb Pfeil m -(e)s, -e cipejia Pferdehuf m -(e)s, -e Jioma/imioe K'OHMTO Pfirsich m -s, -e nepciiK pflanzen vt caataTb 16»
Pflaster n -s, - MOCTOBaa pflücken vt omnnbißaTb Pflug tn -(e)s, Pflüge nnyr pflügen vt naxaTb, Bcnaxwßarb phantasievoll adj c ßoraroft $aH- Taaneft Pinsel m -s, - khctb Plage f -n MyqeHHe Planjahrfünft n -s, -e nHTHJieTKa plaudern vi und vt ßojiraTb pochen vi cryqaTb Posaune f -, -n tpomÖoh, Tpyöa Pracht f -en (Prächte) ßejiH- KOJienwe, ÖJiecK Prägung f -en aaKajiKa prahlen vi xBacraibcfl Prahlerei f -, -en XBacTOBCTBO predigen vt nponoBeAOBarb Preissenkung f -, -en chhjköhhc ueH Probestein m -(e)s, -e npoÖHbifl KaMewb Produktionsberatung f -, -en npo- H3BOACTBeHHoe coBemaune Produktionsstätte f -, -n npoH3- bojictbo, npennpwHTwe Produktivität f -, ohne pl npon3- BOUWTeJIbHOCTb, npOJiyKTHBIIOCTb promenieren vi nporyjiWBaTbCfl prügeln vt 6htb, HaßnBarb, kojio- THTb Pute f -, -n wH^eftKa, HHAioiiiKa Q quälend adj MyqiiTejibHbift Quälerei f -en MyqeHHe Qualität f -, -en KaqecTBO Quatsch tn -(e)s, ohne pl B3/iop, qenyxa ((paM.) Quelle f -, -n hctohhhk, pojiHHK R Rabenei n -(e)s, -er Bopoiibe bhuo Rache f ohne pl moctb Rädelsführer m -s, - 3aqnHuiHK Räderwerk n -(e)s, -e MexaHH3M ragen vi B03BbiinaTbCH Rat tn -(e)s, Räte cobct ratlos adv ßecnoMonino, pacTe- pnHHo; ue 3Haa, qTO npejmpH- HBTb rauben vt rpaßHTb Räuberin f -nen paaßofinmia räuberisch adj paaÖoftwwqHÖ, xhiii- HHqeCKHH Raubkrieg m -(e)s, -e rpaÖHTejib- cican Boüna rauchen vi und vt awMHTbcn, Ky- pnib rauh adj cypoßbiw, qepcrßbiö rauschen vi luyueTb, nyjibCHpo- BSTb rebellieren vi BoecTasaTb rebellisch adj MHTex<Hbift, ßyHTap- CKHÜ recht adv cnpasejuiHBO Recht n -(e)s, -e npaBO rechtfertigen vt onpaBAbiBaTb Rechtsanwalt tn -(e)s, Rechtsan- wälte 3amwTHiiK; aABOKar Rede f -, -n pcqb Redner m -s, - opaiop Rednergabe f - nap cjiOBa, Kpac- wopeqrie Reeder tn -s, - cyAOBJianejieu regelmäßig adv peryjiHpHO regen, sich meBe^WTbCH regieren vt ynpaßjiyiTb Regierungsamt n -(e)s, Regie- rungsämtcr npaBiiTpjibCTBCHHan flOJl?KHOCTb Regiment n -(e)s, -er bojik Regimentsfeldscher m -s, - noji- koboh (Jjejibmnep reichlich adv öojiee qeM aoctm- TO’IHO Reichtum tn -es, Reichtümer 60- raTCTBO « reif adj spejibiü, cnejibift reifen vi 3peTb Reih(e)n tn = Reigen tn -s, - xo- pOBOÄ reinfegen vt BbiMOTaTb jxoqwcTa Reis n -es, -er otpoctok, noßer reißend adj xmuHbifi Reißverschluß m -sses, Reißver- schlüsse 3acre>KKa „mojihhb“ Reiz m -es, -e npHBJiCKHTeJib^ocTb reizen vt npHBjieKaTb, mähmtb, pa3Äpax<aTb Relief-Darstellung f -, -en pejibet})- Hoe H3oßpa>KeHHe Reptil n -s, -e [-icn] npecMH- Kaiomeecfl 166
Resignation f - noKopHocrb cyai>- 6e, CMMpcHMe Rest m -es, -e octhtok retten, sich cnacaTbca Rheinbrücke f -, -n peÜHCKHH MOCT, MOCT <iep03 Pp.HH Rheinpappel f -, -n peftHCKHfi to- nojrb richten vt cyAHTb, HanpaßjiHTb Richtung f -, -en HanpaßjieHHC riesig adj moihhmä; rnraHTCKHÜ, HCnOJIHHCKMÖ Rinde f -, -n Kopa ringen (rang, gerungen) vi 60- pOTbCfl Ringen n -s, ohne pl 6opb6a Röcheln n -s, ohne pl xpnn Rock m -(e)s, Röcke nHAJKaK, ciopTyK roden vt K-opqeBaTb; pacMRiuaTb roh adj chipoü, HeoÖpaöoTannbiH Roheisen n -s, ohne pl qyryH rollen vi KaTHTbca Rolltreppe j -, -n scKa/iarop Romanschriftsteller tn -s, - nwca- TeJIb-pOMaHHCT Rost m -es, ohne pl p>KaBqnHa rosten vi pjxaBeTb Rückschlag m -(e)s, Rückschläge Heyjjaqa, neycnex rücksichtsvoll adj sdecbt ocwpoxf- HblH Rudel n -s, - CTajjo Ruder n -s, - Becjio Ruhm tn -(e)s, ohne pl cjiasa rühmlich adj cjiaBHbifl ruhmreich adj cJiaBHbift Ruhrkumpel tn -s, - pypCKHfi max- Tep Ruin tn -s, ohne pl paaopenHe, THÖejib Rundfunk m -(e)s, ohne pl pa- AHOBeniaHHe Runzel f -, -n Mopmima Russenpelz m -es, -e pyccKan my- 6a Rüstzeug n -(e)s, ohne pl opy- >KHe S Saat f -, -en nooeB Sache f -, -n acao sächsisch adj caKCOHCKHfi Sack tn -(e)s, Säcke MeuiOK säen vt ceaTb salutieren vi cajnoroBaTb, npHBeT- CTBOBarb, OT^aBaTb qecTb Salzkruste f - coAOHqaKOBaa Kopa Sämling tn -(e)s, -e c.-x. cennen sammeln, sich ooönpaTbcsi samten adj Öapxanibifi Sand m -(e)s, -e necoK sanft adv iicäho, abckobo Saubande j -, -n npoicnsiTa« öan- Aa säubern vt oqmuaTb sauer adj khcjimü; nepen.\ yrpw- Mbift, Mpaqnbiö saugen (sog, gesogen) vt cocarb säugen vt KOpMHTb rpyAbK) Säule f -, -n koaohh3 säuseln vi menecTeib schaden vi BpeAHTb Schäfer tn -s, - nacTyx Schaffen n -s, ohne pl TBopqecrßo Schaffensweg tn -(e)'s, -e TBopne- ckhh nyrb Schafott n -(e)s, -e amaijjOT Schall tn -(e)s, -e 3ByK schalten vi paciiopsnKaTbCfl, xo- 3HHHH4aTb Scham f -, ohne pl ctbia Schande f -, ohne pl ctha, nosop schändlich adj nocTbumbiii, nosop- HblÄ, Mep3KMft Schar f -, -en OTpflA Schatz tn -es, Schätze coKpoBimje, öoraTCTBO schätzen vt oueHUBaTb, ueHHTb Schatzkammer f -, -n coKpoBHm- HHiia Schauder m -s, - crpax Schauspiel n -(e)s, -e ApaMa; ape- AHine Schauspieler m -s, - apTHCT, aK- Tep Scheibe f -, -n okohhoc ctckjio Scheidewand f -, Scheidewände neperopoAKa Schein m -(e)s, -e ÖiOAAeTeHb, ah- ctok, ÖMJieT Schein m -(e)s, ohne pl cnanae, cb er scheinen vi KaaaTbCH Scheinwerfer m -s, - npoaceKTop Scheitel m -s, - tcmh, MaKyuiKa; npoöop 167
scheitern vi Tepneib Kpynieniie scheppern =~- klappern, klirren vi rpeiweTb, ApeöesjKaTb, CTyqaTb Scherbe f -, -n üöjiomok, qepenoK Scherge m -n, -n najiaw; no.iHiiefi- CKHfi CblinjdK Scheuer f -, -n aMöap, capaii scheußlich adv OTBpaniTejibHO Schicht f -en cjioii; cmchh Schicksal n -(e)s, -e cyjiböa schieben (schob, geschoben) vi cyHyTb, TOJixaTb, ABiiraTb Schiene f -, -n pejibc schier adv noq-rn Schiff n -(e)s, -e cyjiHO, KOpaÖJib schildern vt n3o6paa<aTb Schildkröte / -, -n qepenaxa Schilfhütte f -, -n XH/KMHa, Kpbl- Taa KaMbimoM Schimmer m -s, - Mcpuamie schimpfen vi pyraTL, öpaHKTb Schindanger tn -s, - hvHboacphb schinden, sich Ha^pbiBaTbCR Schinder m -s, - HCHBoaep, MyuH- TCJlb Schlacht f -, -en öhtrs Schlachtfeld n -(e)s, -er nojie ÖHTBbI Schläfe f -, -n bhcok Schlafrock tn -(e)s, Schlafröcke AOManiHHfi xajiar Schlagfertigkeit f -, ohne pl na- XOjiqHBO’CTb Schlagkraft f -, ohne pl cH,ia yaa- pa Schlamm m -(e)s, ohne pl hji, TMH3 schließen (schloß, geschlossen) vt AejiaTb 3aKjnoqeHHe, bbiboj Schlosser m -es, - cjiecapb Schlosserlehrling m -(e)s, -e yqe- hhk cjiecapR Schlummer m -s, ohne pl ApeMora Schlund tn -(e)s, Schlünde nacTb; nponacTb Schlupfwinkel tn -s, - aaKoyjioK Schluß tn -sses, Schlüsse bhboa, 3aKJiioqeHne Schmach f -, ohne pl noaop, cthä schmachten vi tommtbch Schmeichelei f -, -en jiecTb Schmerz tn -es, -en öojib schmerzlich adv öojibHo Schmied tn -(e)s, -e Kyaneu schmieden vt KOBaTb schmunzeln vi yxMbijiflTbCfl schnauben vi (j)bipKaib, xpanerb Schnellwagen tn -s, - öbicTpoxoA- nafi MauiHHa schnurstracks adv npwMo; neMca- JICHHO schonungslos adj ÖecnomaAHbiii schöpfen vt qepnaTb Schöpfer m -s, - TBopeii schöpferisch adj tbopmcckhh, co- 3H^aTejibHbiü Schornstein tn -(e)s, -e Abi m ob an rpyöa Schote f -n crpyqoK Schrecken m -s, ohne pl yntac, Hciiyr, erpax Schrift /' -en comineHHe Schriftsatz m -es, Schriftsätze 6y- Mara, AOKyMCHT Schriftstellerverband tn -(e)s, Schriftstcllerverbände cokj3 rin- caTCjieü Schuften n -s, ohne pl TRJKÖJibiH TpyA schuften vi thjkcjio paöoraTb, HaapbiBaThcji Schuld f -, -en buhü Schuldigkeit f ohne pl 06^33»- UOCTb; seine tun ncnojiHHTb cboü AOJir Schulter f -, -n njicqo Schulung f -, -en yqeöa Schurke m -n, -n neroAHfi, mo- IIieHIIHK Schurze j -, -n (f’apTyK, nepenwuK Schuß tn -sses, Schüsse BHCTpeji schütteln vt tphcth, norpacaTb Schutz m -es, ohne pl aanjirra, yöejKHiue Schützengraben m -s, Schützen- gräben oKon Schwäche f -, -n cJiaöocTb Schwalbe f -, -n jiacToqKa Schwarm m -(e)s, Schwärme poft, CT3H schwärmen vi MeqraTb, yBflCKaTb- C5I, BOCTOpraTbCfl schweben vi napHTb schweifen vi ’ÖJiyÄAaTb, öpo/iHTb Schweinerei f -en cbhhctbo Schweiß tn -es, ohne pl hot 168
Schweißtropfen tn -s, - Kanjia noia schwelgen vi nacjia>KaaTbCH Schwelle f -, -n nopor schwemmen vt cHocHib schwenken vt MaxaTb, pa3Maxn- B3Tb schwerfällig adj neyicjnoxcMfi, th- JKeJIOBeCHblM Schwert n -(e)s, -er Meq Schwerverwundete m -n, -n th- jKejio paneHbiö Schwierigkeit f -, -en TpyanocTb Schwiegersohn tn -(e)s, Schwie- gersöhne 351Tb Schwindel tn -s, - oÖMaii Schwinge f -n KpHJio schwingen, sich (schwang sich, sich geschwungen) no^HHMaTb- C5I schwirren vi jieTeTb, x<y>K>KaTb schwitzen vi noreTb Schwung tn -(c)s. Schwünge pa3- Max, BOOjxyineBJCHHe Seelensgüte j -, ohne pl ii-excnocTb jyinii Seemann tn -(e)s, -leute MopaK Segen tn -s, - Gjiaro^aTb segnen vt 6jiarocjioBJi5iTb sehnen, sich TOCKOBaTb Sehnsucht f - cTpacTHoe jKejia- Hne, TOCKa, cTpeMJiQHHe Seiltänzer tn -s, - KanaTOxo/ien, aKpoöaT seitens präp co cropoHbi selbständig adj cawocTOHTCJibiibiH Selbstlosigkeit f ohne pl 6ec- KOphlCTHC Selbstmörder tn -s, - caMoyÖHHiia Selbstschulung f - caMOo6pa3OB3- Hue selbstverständlich adv caMo co- 6oä paayMeeTCH senden (sandte, gesandt) vt npn- cbiJiaTb, nocbuiaTb Sender m -s, - ' paAHOCTannHH senken vt ciiH3HTb Senkung f -, -en cHExenne Sessel tn -s, - KpecJio Seuche f -, -n noBajibna5i öojiesHb, MOp Sicherheit f -, -en öcsonacnocTb sicherlich adv naßcpHoe sichern vt ooeciiemiBaTb sicherstellen vt o6ecneqKB3Tb Sicht f -, ohne pl bhu Sieg m -es, -e noße^na Sieger tn -s, - noöe/iHTeJib Silbe j -, -n cjiot Sinfonie f = Symphonie / -, -n CHM(J)OHH5I sinken (sank, gesunken) vi na- yiaTb, onycKaibCH Sinn tn -(e)s, -e qyBCTBO, cmwcji, naMepcHHe sinnlos adv ßeccMbic^ieHHO Sitte f -n oobiqaä, HpaBbi Skizze j -, -n onepK Sklaverei f -, -en paöcTBO sogenannt adj TaK H33biBaeMWM Sold tn -es, -c >KajioBaHbe, njiara Söldner tn -s, - iiacMHWK Solidaritätsaktion f -en Bbipa- * senile cojiruapHocTH sonnen, sich rpeTbca Ha cojiniie; nojib3UBaTbC5i ÖjiaraMH Sorglosigkeit f - öeaaaöoTHoerb sorgsam adv TinaiejibHo Spalt tn -(e)s, -e Tpemnna spalten vt pacKOJiOTb sparen vt und vi >Ka^eTb, öepenb, 3K0H0MHTB spärlich adj ckvjihbim, pe^KMä, öeAHbiH Spaß tn -es, Späße niyTKa, 3a- öasa Spatz tn -en, -en Bopoöeü Spaten m -s, - jionaTa Speer m -(e)s, -e Konbe Speichel m -s, - cjuohh speien (spie, gespien) vi nneBaTb speisen vt niiTaTb, cHa6?KaTb Spiegelfechter m -es, - oÖMan- JU.MK, npHTBOpiHHK Spielplan tn -(e)s, Spielpläne pc- nepTyap Spitzel m -s, - innnon, mnuK Spott tn -(e)s, ohne pl HacMeuiKa Sprachforscher tn -s, - H3WKOBe.ii, JIHHFBHCT sprengen vt BapwßaTb, npoKJiaaw- BaTb Sprengstoff tn -(e)s, -e B3pbiBqa- Toe BemecTBo Sprichwort n -(e)s, Sprichwörter nocJiOBHiia, noroBopKa 12 4172 169
Spruch m -(e)s, Sprüche H3pene- HHe, ceHTenmifl spülen vt (npo)nojiocKaTb Spur f -, -en c^ieA spüren vt onjymaTb, nyBCTBOBaTb Staatsanwalt m -(e)s, Staatsan- wälte npoKypop Staatsmann m -(e)s, Staatsmän- ner rocyjiapcTBCHHbiH jieflTejib Stab m -(e)s, Stäbe x<e3Ji Stachel draht m -(e)s, Stachel- drähte Kojnonasi npoBOjioKa stachlig adj KOJiioqHÄ Städter tn -s, - ropoxcaiiHH stählern adj CTajibHofi Stahlhelm m -(e)s, -e crajibHofi LLijieM, cTa.TTbHaH KacKa Stahlseil n -(e)s, -e CTajibHofi Tpöc Stall tn -(e)s, Ställe xjieB, ctoh- JIO, K0HI0UIHH Stamm m -(e)s, Stämme mieMH, po;i; CTBOJI stämmig adj KopenacTbiö stampfen vi Tonaib Stand tn -(e)s, Stände Meciono- cocjioBHe standhaft adj ctohkhh standhalten (hielt stand, stand- gehalten) vi ycioHTb ständig adj HenpepbiBiibifi, no- CTOniiHblM Standort m -(e)s, -e MCCTonaxoJK- jieHiie stärken vt yKpenJiHTb starren vi upHCTajiwio cMoipeTb Staub m -es, ohne pl nmib staunen vi y;iHBJiflTbC5i staunend adj nopajKeHHbifi, vamb- jieHHhift Stausee tn -s, -n (npynnoe) bo.ho- xpaHHjiHiue steckenbleiben vi aacTpeBarb Steg tn -(e)s, -e TponmiKa steif adv HeyKjnojKe, naTJinyTO steigen (stieg, gestiegen) vi noa- HHMaTbCH Steigerung f -, -en noBbimeHHe, • no/rbcM, yBejiimenne, poci Stellung f -, -en nocT, äojdkhoctb, nO3HHHfl Steuerbord n -(e)s, ohne pl npa- Bbiii 6opT Stich in -(e)s, -e ctcjkok stillen vt yionnTb Stimmung f -, -en HacTpoenne Stirn f -, -en jio6 stocken vi ocTaHaBjiHBaTbCH, 3a- AcpxcHBaTbCH; das Blut stockt in den Adern KpoBb ctbihct b JKMJiaX Stockwerk n -(e)s, -e aiaxc stöhnen vi cronaTb störrisch adj ynpflMHÄ Strand tn -(e)s, -e Mopcxofi öeper Streben n -s, ohne pl cipcMJiCHHe Streit tn -fe)s, -e cpax<eHHe, cxßaTKa Streitkräfte pl BOOpyxceHHbie CHJibi Strick m -(e)s, -e BepeBKa Stroh n -(e)s, ohne pl cojiowa Strom m -(e)s, Ströme iiotok struppig adj pacTpenaHHbi.fi, Ba^e- pOIIJCHHblfi Stück n -(e)s, -e nbcca Stufe f -n cTyneub stumm adj 6e3MOjiBHHfi, iicmoh stumpf adj Tynoü stürmisch adj ßypHbijfi stutzen vi cMymaTbca, sarinyrbcsi, ßbiTb osa^aneuHbiM südwärts adv k lory summen vi ^yxoKaTb Sumpf tn -es, Sümpfe öojioto Superlativ ni -(e)s, -e npeBOcxo/i- na$i CTenoHb Symbol n -s, -e cmmboji Syrakus n CnpaKysbi (noproabiü eopod Ha toso-aocroKe Cuqu- auu) T Tagelöhner m -s, - noaciniiHK Tageseintragung f -en OKe^HeB- nan aanHCb Tagung f -, -en ceccnn; cwa/i; 3a- ceAaime Tarnung f - MacKHpoBKa Tat f -, -en nejio, ^cficTBHe, no- CTynoK tätig adj aeHiejibiibift, Aöfi^TByio- iijhh; sein paöoTaib Tätigkeit f -en AeaTejibHocTb Tatsache f -, -n (JjaKT taub adj myxofi Taube f -, -n rojiydb 170
taumeln vi inaTaTbCfl, njioxo nep- >KaTbCH na norax Taurolle f -, -n cBcpHyTbiii Kanar, Tpoc tausendfach adj TbiCHHCKpaTHufi Testament n -(e)s, -e saßemaHHe Tierheit j -, ohne pl 3nepcTBO, »e- CTOKOCTb Titel m -s, - THTyji, sama-BHe toben vi öecHOBaTbCJi, neiicTOB- CTROBaTb Todesnot f - cMcpiejibHaH onac- IIOCTb Todesstöhnen n -s, ohne pl npeji- CMeDTHblH CTOH Todesstrafe f - CMepiHa« xaaHb Todesstreich m -(e)s, -e cMep- Tejibiibifi yaap Ton m -(e)s, ohne pl rjniHa Tonfall tn -(e)s, ohne pl mhtoh3- hhh Tonnenweise adv uejibiMH TOHHa- MH Tor tn -en, -en rjiyneu Tornister ni -s, - pancij tortur f -, -en nbirxa, My^eiine Tosen n -s, ohne pl öymeBaHHe, HiyM, pÖB Tote m -n, -n dokoähhk, yMcpuiHH Totenfeier f iiomhhkm Trägheit f -, ohne pl kochoctb, BOOCTb, JieilOCTb tränken vt HanoHTb Trauerkundgebung f -en Tpayp- HblH MHIHHr Trauerspiel n -(e)s, -e TparejiHH Traum tn -(e)s, Träume Menra; coh; ciiOBM/TOHne treffend adj mctkhh treiben (trieb, getrieben) vt rnaTb trennen vt OTAejiHTb, paaaeJiHTb; sind nicht zu trennen iieoi/ie- JIHMhl treu adj sepfibifi triefen (troff, getroffen) vi CTpynTbCH, Kanarb, tchb triumphieren vi Top>KecTBOBaTb Trockene n -n, ohne pl cyxoe Me- cto, cyiiib trockenlegen vt ocyniHTb Trommel / -, -n öapaöaii Tropfen m -s, - Kamin trostlos adj 6c3OTpa£Hbifi trotzen vi conpoTHBJurrbcn, npoTH- BHTbCfl, ynOpCTBOBaib trotzig adj nenoKOpHbiö, esoe- HpaBHbiä, ynpHMuft, ynopHbifi trügen (trog, getrogen) vl oÖMa- H bl BH Tb Trümmer pl paanajiHHH, oöjiomkh Trümmergasse f -, -n yjinua pa3- BaJlHH Trümmergestein n -s pa3BajiiiHbi trunken adj onbHHeHHbiö türmen vt rpoMOs/iHTb, B03.BbiniaTb U Übereinstimmung f -, -en ccotbct- CTBH0 Überfall tn -(e)s, Überfälle na- na/ich we überfluten vt sajiHBaTb, 3aTon- JIHTb Übergang tn -(e)s, Übergänge nepexoji überhäufen vt ncpenojinsiTb, nepe- rpyjKaTb überlassen (überließ, überlassen) vt ocTaBJiHTb; npeAocTaBJiHTb Überlegenheit f -, ohne pl npe- HMymecTBo übermittelgroß adv Bbiine cpeAHe- ro pocTa Übermut tn -(e)s, ohne pl 3350p, manocTb überraschen vt nopa^KaTb, 3axßa- THTb Bpacmiox Überraschung f -, -en HeojKHjaH- HOCTb, CIOpnpH3 überreich adj oÖHJibHbiM überrumpeln vt 3axB3TMTb Bpac- ITJIOX übersäen vt ycenTb überschreiten (überschritt, über- schritten) vt nepexo/iHTb Übersetzungskunst f - HCKyccTBO ncpeBOAa überstehen (Überstand, überstan- den) vt nepeiiocHTb, nepe./KH- BaTb; BbinepjKHBaTh überstrahlen vt osapflTb überstürzt adj cjihiiikom Topojwi- Bblß übertreffen (übertraf, übertroffen) vt npeBOcxo5HTb 12* 171
übertreiben (übertrieb, übertrie- ben) vt npeyBejinqHBaTb überwachen vt cne^HTb, na6jno- AaTb 3a KeM-Ji. überwältigen vt (npe)oAOJieBaTb überwiegen (überwog, überwo- gen) vt npcoßjiaAaib, ßpaib Bepx überwinden (überwand, überwun- den) vt npeojiojießaTb überzeugt adj y6e>K/ieHHbiM überziehen (überzog, überzogen) vt noKpbiBarb übrigens adv BnpoqeM übriglassen (ließ übrig, übrigge- lassen) Vi OCTHBJIflTb Ufergebüsch n -es, -c npnöpexc- HblH KyciapHHK Umfang tn -(e)s, Umfänge oö'beM umfangreich adj oß'beMHCTbiH umformen vt npcotfpaaoßbiBaTb, nepejiejibiBaTb Umgebung f -, -en epeja, OKpy- JKCHHe umgekehrt adv HaoöopoT Umgestaltung f -, -en npeoßpa- soBauHe umkippen vi ynacTb, onpoKH/ibi- B3TbCH umkommen (kam um, umgekom- men) vi norwfiaTb Umkreis tn -cs, ohne pl OKpyxc- HOCTb Umriß m -sses, -sse oqepiaHHe, CHJiy^T umsäumen vt OKaÜMjiHTb, oKpy- »<aTb umschlingen (umschlang, um- schlungen) vt OÖBHBMTb, OÖHH- MaTb, OKpyxcaTb umschnallen vt aacTeruBaTb (nosic, nopTtfneto) Umsiedler m -s, - nepeceneneu umsonst adv Hanpacno, TmeiHo Umstand in -(e)s, Umstände 06- CTOHTO.HbCTBO umstehen (umstand, umstanden) vt oKpyxtaTb, CTOHTb BOKpyr Umstimmung f - nepeyöeHtjieHHe Umwälzung f -, -en nepeßopoT umwandeln vt npeepamaib umziehen, sich (zog sich um, sich umgezogen) ncpeoneBaTbca Unabhängigkeit f -, ohne pl neaa- BHCHMOCTb unausgesetzt adv HeupepbiBHo unbedingt adv öcsycjiOBHo, aöco- JIIOTHO, BO MTO 6bl TO HM CTBJIO unbefiedert adj HeoncpuBinnncH unbehaglich adi HenpnaTHbiM; ne- yiOTHblfi unbeirrbar adv iieyicnonna unbequem adj neyjioßnbin unbestechlich adj nenoÄKyniibifi unbestritten adv öeccnopno unbeugsam adj HenoKOJieöHMbin, neci'HfiacMHÄ uneigennützig adj öecKopbicTHbiM unerbittlich adv HcywojiMMo unermeßlich adj Heoö’bHTHbiä; ne- H3MepHMblÖ unerschöpflich adj iieHC’iepnaeMbifi unerschütterlich adj nenoKOjicßn- Mblfl unerträglich adj HeBbiHoenMbiÄ Unfall m -(e)s, Unfälle Hecnacr- iibift cjiy'iaw unfroh adv fieaoTpa/iHo Unfug tn -(e)s, ohne pl öeaoöpa- 3«e; ~ treiben 6eao6pa3HnqaTb, öecqnHCTBOBüTb ungeahnt adj HenpeaBHAeuBbrii, HCOJKHAaHHblH ungebeten adj HesBaHbifi. Henpo- MJCHHblft Ungeheuer n -s, - qyaoBJime ungeheuerlich adj qyAOBMiuHbifi ungehindert adv öocnperiHTCTBeHHO Ungestalt j - 6ec(|)opMenHaH tv- lua Ungewißheit f -, ohne pl HeyBe- pCHHOCTb ungewohnt adj HenpHBbimibifi ungeziert adj npocTon, ecTecToen- Hblfi ungläubig adv cKenniqecKH ungleich adj nepaBHbiä Unheil n -(e)s, ohne pl 6cja, ne- cqacTbe unheimlich adj xcvtkhä Uniform j -, -en ijjopMeHHad oac- jK.aa, (popivia, MyH/iHp unmittelbar adv nenocponcTBOHHo Unrat m -(e)s, ohne pl Mycop, COp, OTÖpOCbl, Iie’lHCTOThl unsagbar adv HeBbipaswMO 172
Unschuld / -, ohne pl HeBHHHocTb unscheinbar adj neBapaunhiH; npo- CTOM Unsicherheit f - HeynepeiiHOCTb Unsinn m -(e)s, ohne pl öeccMbic- JIMUa, B3flOp unterbrechen (unterbrach, unter- brochen) vt ncpeÖMBaib Unterdrückung f - yrneTeHHe untergehen (ging unter, unterge- gangen) vi norHÖaTb; Mcqesaib unterhalten, sich öeceaonaTb unterirdisch adj naj3CMiibifi unternehmen (unternahm, unter- nommen) vt npe^npHHMMaTb, 6paTb na ce6n unterscheiden (unterschied, unter- schieden) vt paßJiHqaTb, otjih- MHTb Unterschrift f -, -en ncvmHCb unterstehen (unterstand, unter- standen) Vi nCrZUJHHHTbCH unterstreichen (unterstrich, unter- strichen) vt noAnepKHDaTb unterstützen vt onaabiBaTb non- ;iep>KKy, no;uep>KHBaTb Unterstützung f -, -en no/iaeojKKa Untersuchung f -, -en paspaöOTKa Untertan m -s, (-en), -en noiuiaH- Hhlft Untertasse j -n öjiioaiie Unterwäsche f -n HHHtnee 6e?ibe unverbrüchlich adj HepyuiHMbift Unvergängliche n -n, ohne pl seq- Hoe unvergleichlich adv HecpaBHeHHb, rtccncvioÖHO unverkennbar adj oqeBOHbin, hc- COMHCHHblH unvermeidlich adj Heii36e>KHbiH unversöhnlich adj HenpHMiipHMhiA unverwüstlich adj HeH3Meniibiü, npoqHbiü unvorstellbar adj HeBoo6pa3HMHfi unwillig adv nexoT« unwirtlich adj iierocTcnpMHMHhiH Unwissenheit f -, ohne pl Hesna- nne; neBOKecTBO unzählig adj öecHHCJieniibifi, ne- CMeTIIblfi uralt adj yipcBHiui, MHoroBeKOBoft ureigen adj wcKoHHbiü, KopeHHoä Urlaub m -(e)s, -e otuvck ursprünglich adj nepBOHaqajibHbifl Urteil n -(e)s, -e npnroBop Urteilsverkündung f - orjiamenne npwroBopa urwüchsig adj cawoöbiTiibifi, ecre- CTBC'HHblH V Verabredung f -, -en yroßop verachten vt npeanpaTb veranlassen vt no6y>KÄaTb veranstalten vt ycipanBaTb Veranstaltung f -, -en Meponpnfl- thc (oeuep, coöpaHue u t. d.) verantworten vt oTBeqarb 3a qTO- JIHÖO Verbandpäckchen n -s, - hh^h- BH/iyajibHbiH nepeBHSouHbiM na- KQT verbannen vt ccbuiaTb, H3roiiHTb verbergen (verbarg, verborgen) Vt CKpbIB3Tb verbeugen, sich noKJiOHHTbcsi verbieten (verbot, verboten) vt sanpemaTb Verbindung f -, -en cbhbb verbissen adj ojKecroncHHbiÄ, sjioh verbluten vi HCiei<aTb KpoBbio Verbrechen n -s, - npecTyruieHHe verbringen (verbrachte, verbracht) vt npOBO/’lHTb verbrühen vt oößapHBaTb verbünden, sich ofrbC/iHHHTbCH Verbundenheit f -, ohne pl Tecnan CB5I3B verdammt adj npoicnflTbiü; verdammt! qopT noöepn! verdanken vt ßbiTb oösiaaniibiM qieM-JiHÖo Verdeck n -(e)s, -e najiyßa verderben (verdarb, verdorben) vt und vi noprHTb; nopTHTbca; yMepeTb, rHÖnyTb Verderben n -s, ohne pl rnöejib verdienen vt sacjiyatHBaTb, sapa- öaTbißaTb Verdienst n -es, -e aaejiyra verdoppelt adj yÄ®oeHHHii verdrehen vt HCKaacaTb Verdruß m -sses, -sse Jiocaaa Verdunstung f -, -en HcnapeHHe vereinen, sich oÖ'bejiHnflTbCfl vereiteln vt paccTpaHBaib, cpbi- BaTb, npe^oTBpamaTb 173
Verelendung f -, ohne pl oöHHiua- HMC verfälschen vt cfjajibcii^HUMpoBaTb Verfasser m -s, - amop verflucht adj npoKJisrrbiii verfolgen vt npccjieaoBaTb Vergangenheit / -, -en npouiJioe vergeblich adj HanpacHbrii, TiueT- Hbiii vergeuden vt npoMaTHBaTb Vergleich m -(e)s, -e cpaBHenne vergraben (vergrub, vergraben) vt aaKHJIbDBaTb, 3apbIB3Tb Vergrößerung j -en yBcjiHM?Hwe verhaften vt apecTOBbmaTb Verhältnis n -sses, -sse cootho- meime; im ~ zu no cpaßiie- hjiio c ... verhängnisvoll adj poKOBon verharren vi ocTaBaihCR verheeren vt onycTomaTb verhehlen vt CKpbiBarb, yraHBaTb verheilen vi 3a>KHBaTb verheißen (verhieß, verheißen) vt oficinaTb verheißungsvoll adj MHorooöe- maioimifi verhindern vt (Boc)npennTCTBO- BaTb, (no)MeinaTb, npcyuiTBpa- inaTb verhöhnen vt HacMexaTbc« verhungern vi ywnpaTb c ro.’io.'iy Verkehr m -(e)s, ohne pl ;ibjvko- uwe, cooömcHne Verkehrsdichte f npowejicyiOK Bpc- Memi M-ejKJiy noosaaMH verkehren vi oßmaTbcn Verkehrsmittel n -e, - cpe;iCTBO cuodmemin Verkehrswesen n -s, - TpaiiencpT verkennen (verkannte, verkannt) vt iiejiooucHHBaTb; HenpaBJUibno noHHMaTb verkleistern vt aaMasbiBarb verknittern vt cmbth, CKOMKaib verkörpern vt ojinncTBopHTb, bo- njiomaTb verkünden vt npoBO3rjiamaTb Verlag m -(e)s, -e HsaaiejibciBo Verlangen n -s, ohne pl we/iaHHe, noTpeßnocTh verlassen (verließ, verlassen) vt OCTaBJlflTb verlassen adj oannoKHfi, noKWHy- Tbiii Verlegenheit f - cMymenne verleihen (verlieh, verliehen) vt npiuanaTb; narpaac/iaTb. npn- cyjKaaTb Verleihung j - npncyameHHe vermachen vt saBoniaib Vermächtnis n -sses, -sse 3aseT, saBemaniie vermeiden (vermied, vermieden) vt Hsöeraib vermischen vt cMeniiiBaTb vermögen (vcftnochte, vermocht) Vt ÖblTb B COCTOflHHH, MO^b vernachlässigen vt aanycKaib, npeneoperaTb vernebeln vt aa.nbiM.'iHTb, saiyme- BblBaTb vernehmen (vernahm, vernom- men) vt cjibinjaib, aonpaiiiM- BBTb Vernichtungskrieg tn -(c)s, -e HCTpeöMrejibHaH Boima Vernunft f -, ohne pl pasyivi vernünftig adj paayMHbiii veröffentlichen vt oiiyö.nHKOBbi- BaTb verpflichten vt o6$J3biBaTb Verrat tn -(e)s, ohne pl ii3Mena verraten (verriet, verraten) vi Bbi- AaBaTb, npo.aa.'BaTb verrichten vt ncnojiH«Tb Verruchtheit / ohne pl ruye- HOCTb Versäumen vt nponyci<aTb verschaffen vt ^oÖbißaTb, «ziocTa- BflTb verscheuchen vt cnyniBaTb, npo- rOHBTb verschlossen aaMKHyTbiH verschlemmen vt pacTmiaTb verschmelzen (verschmolz, ver- schmolzen) vi cjiHBaTbc« verschnaufen, sich nepeoecTH ayx verschwinden (verschwand, ver- schwunden) vi nc^eaaTb Versicherung j -, -en yBcpeHno versinken (versank, versunken) vi onycKaiucH verspotten vt BbiciweHBaTi» versprechen (versprach, verspro- chen) vt oöenjaTb 174
Verstand tn -(e)s„ ohne pl paay.M, pa.ccyaoK; der gemeine ~ 3/ipa- Bblfi CMbICJI verständigen, sich oö'bHCHflTbCH Verständnis n -sses, -s$c nouHMa- Hne Versteck n -(e)s, -e yfioKHme verstreut adj paccbinaHHbin verstummen vi ywojiKarb vertauschen vt odMeiiflib vertragen (vertrug, vertragen) vt DbrnocHTb, nepenocHTb vertrauen vi «aoBepaib Vertraulichkeit f -, -en HCKpcu- HOCTb; (J)aMlLlbHpHOCTb, HHTHM- HOCTb vertreiben (vertrieb, vertrieben) vt nporoHHTb Vertreter tn -s, - npencraBUTejib verurteilen vt ocy>KjaTb vervollkommnen vt ycoßepmeHcr- BOBQTb verwahrlost adj sanymeHHbiif verwaist adj ocnpOTOjiHfl verwandt adj poACTBomibifi verwechseln vt nepenyraTb verweilen vi ocTaiiaBJinBaTbCfl verweisen (verwies, verwiesen) vt jjejiaTb ccbijiKy, yKasbißaib verwenden (verwandte, verwandt) vt npHMeHHTb, MCnoJIb30BaTb verwunden vt paHHTh verwüsten vt onycroiuaTb verzagen vi OTuaHBaTbcw verzehren vt c^e^aTb, norziomaTb Verzweiflung f -, -en OTwasiHiie Volksführer tn -s, - napOAHbiü BOJK.Hb Volkskammer f - HapoanaH na- naia (b FflP) volkstümlich adj wapoaHbiä vollbringen (vollbrachte, voll- bracht) vt coBepiiiencTBOBaTb, CBepUIHTb Vollendung f -, -en 3aBepmeHne vollpumpen vt HaKanuBaTb, iia- riOJIHJITb vollstrecken vt ncnojiHHTb, npiiBO- ÄHTb B HCnOJIHeHHe vollwertig adj ikvih^ucuhhä vollziehen (vollzog, vollzogen) vt 3aB0piiiHTh, coBepinaTb, ocyme- CTB.HHTh Vorabend tn -s, -e Kanya voraussehen (sah voraus, voraus- gesehen) vt npeABM/iCTb Voraussetzung / -, -en npe/inojio- jKenue; npeAiiocbuiKa, jionyme- iiue Vorbild n -(e)s, -er odpaaeir, npu- Mep Vorderdeck n -(e)s, -e nepeAHBH najiyöa vordringen (drang vor, vorge- drungen) vi npoHWKaTb, npo- aBnraTbeji vorenthalten (enthielt vor, vor- enthalten) vt yTanßarb, yAep- JKUBHTb, CKpblBaTb vorfinden (fand vor, vorgefun- • den) vi aacTaßarb Vorgang tn -(e)s, Vorgänge npo- uecc Vorgefühl n -(e)s, -e iipe/myB- CTBIie Vorgesetzte tn -n, -n naMajibiiHK Vorhang m -(e)s, Vorhänge sana- Bec Vorkämpfer tn -s, - nepe^oßofi do- pen, noßopHHK vorläufig adj npeaBapHTcvibHbiM, npe/uuecTByionnni Vorleser m -s, - wTeij vornehm adj djiaropo/tHbiü vornübergebeugt adv HaKJioHHB- IIIHCb BFICpea Vorort m -(e)s, -e iipeAMOcTbc Vorrecht tn -(e)s, -e npHBHJiernfl, npeuMymecTBO Vorschlägen (schlug vor, vorge- schlagen) vt nperyiaraTb vorsehen (sah vor, vorgesehen) vt npcAycMarpHBarb, HaMeuaTb Vorsitzende tn -n, -n npejccna- rejib, npe^ceaaTenbCTByiomHft vorsorglich adv npenycMOTpHTejib- HO Vorstand tn -(e)s, Vorstände npa- BJieiiHe: npeaceßarejib Vorstandsmitglied n -(e)s, -er qjien npaBJieHww vorstellen, sich upeÄCTaBJisiTbcn Vorstellung j -, -en npejcraßne- Hwe Vorstoß m -es, Vorstöße yaap, araKa, HacTymienne 175
Vorteil m -s, -e .Bbirona vortragen (trug vor, vorgetra- gen) vt ACKJiaMHpOBaTb, HCnOJI- HHTb vortrefflich adv 3aMcuaTeJibHO, npeKpacHo Vortrupp tn -s, -s OTpsm aBan- rapa Vorurteil n -s, -e npeupaccyAOK vorzeichnen vt naMenaTb, craBHTb (oadauy) vorzüglich adj npeßocxojiHbifi W Wache f -, -n cTpaxa Wachstum n -s, ohne pl poe.T wach werden (wurde wach, wach- geworden) vi npoöyjKjiaTbCfl Waffenrock tn -(e)s, Waffenröcke BOeilHhlii MyH/lHp wagen vt pHCKOBaib, aepsaTb, ot- Ba?KHBaTbCH wägen vt B3BeuiHBaTb Wagnis n -sses, -sse pHCK, ot- Ba>KH0C npemipHATwe wählerisch adj paaßopuiiBbin Wahnsinn m -(e)s, ohne pl 6e3- yMHe, iiOMciiiarejibCTBo, cyMa- CIUeCTBHC wahr adj hcthhubiü, BepHbiu; IipaBAHBUfl wahren vt coxpannib Waldrand tn -(e)s, Waldränder onyiBKa Jieca Walzwerk n -(e)s, -e npoKaTiibift saBoa Walzwerkzeugnis n -sses, -sse npoKaT, npoKaTHaa npo/iyKuHfl Wams tn -es, Wämser KypTKa, (j)y(|)aftKa wandeln vt und vi npeBpaiuarb, XO/IHTb, ÖpOAHTb wandern vi dpaHCTBOBaib Wandlung j -, -en nepeiweiia, npe- oöpaäOBaHjie wanken vi niararbCH, KOJicöaTbcw Wappen n -s, - repö warnend adj npeaynpejKAatoiunß, npejiocieperaiomHft Warnung f -, -en npeaynpe>KÄe- IIHC warten vt yxa>KHBaTb (sa peöen- KOM, 3a ÖOAbHbLM), XOJIHTb 3Ü KeM-Ji. Wärter tn -s, - na^awparejjb, cto- pOÄ Wassersucht f -, ohne pl Med. bo- ÄHHKa waten vi ncpexo/iHTb BÖpoj Weberei f -, -en TKaiiKan cfiaßpH- ica, TKanKoc acjio, TKanecTBO wegführen vt vbcctii Wegrand tn -(e)s, Wegränder oßoqnHa wegschleudern* vt OTUiBbipHVTb wegstccken vt (c)npsrraTb wehklagen vi ceTOßaTb, xtajio- BaTbCfl Wehrwillen m -s, ohne pl bojia K OÖOpOHC, öoeeofi Ayx weichen (wich, gewichen) vi ot- CTynajb, yxo/uiib Weide / -, -n HBa; nacTÖwme Weideland n -(e)s, Weideländer nacTonme, blifoii Weidendamm tn -(e)s, Weiden- dämme HBOBan raTb Weidengebüsch n -es, -e kbhhk, HBDBblH KyCTapHHK weigern, sich 0TKa3biRaTbC5i Weih tn -(e)s, -e KopiuyH weihen vt uocBHinarb Weiher tn -s, - npya Weihrauch tn -(e)s, ohne pl cf>n- MH3M Weilchen n -s, - MHiiyTOMKa, OHCHb KopOTKüe BpeMfl weilen vi HaxojufTbCH Weise tn -n, -n Mynpeii Weisheitspächter m -s, - jiHccyue- iibin (docAOQHo: apendaTop Myd- POCTU) weit und breit adv noBciony weiterkommen (kam weiter, wei- tergekommen) vi npojiBHraTbcsi weiterschlagen (schlug weiter, wcitergeschlagen) vi npoaoji- JKaTb ÖHTbCfl weitläufig adj npocTpaHHbifi/npo- CTOpHblft weitsichtig adj jiajrbHOBWjiHbin Weizen tn -s, ohne pl niiicHniia Welken n -s, ohne pl yBA/unne Welle f -, -n BOvTiia 176
Weltanschauung f -n MHpoBO3- 3peHHe, B3FJIH4 Weltbild n -(e)s, -er MHpOBO33pe- Hue Weltenreise / -, -n KpyrocBeTHoe nyTemeciBne Weltfriedensrat m -(e)s BceMHp- Hbifi Cobct Mapa Werkplatz tn -es, Werkplätze pa- 6onee Mecro Werkunterricht m -s, ohne pl 3a- HHTHO B MaC'iepCKOÖ Wert tn -(e)s, -e iieHHOCTb wertvoll adv uenno Wesen f -n cymnocib, cyme- CTBO Wette f -n aaicnaji, napn wickeln vt MoiaTb, HaMaTWBaTb Widder tn -s, - 6apan; Ösen (co- seesdue) Widerhall tn -(e)s, -e otkjihk Widerschein m -(e)s, ohne pl ot- öjiecK, OTCBeqHBaHHe, oipa^e- niie widerspiegeln vt oipa>KaTb widersprechen (widersprach, wi- dersprochen) vi npOTHBOpeUHTb Widerspruch m -(e)s, Widersprä- che npoTHBopemie Widerstand tn -(e)s, Widerstände conpoTHBJieHne Widerstandskämpfer m -s, - ax- TKBHblft ynaCTHHK ^BIWeHHfl co- npOTHBJieHHfl Widerstandskraft f - cujia conpo- THBJICHHH widerstehen (widerstand, wider- standen) vi npOTHBOCTOflTb widerwärtig adj npoiHBHbift, ot- BpaTHTejibiibiii widmen vt nocßjimaTb Wiederaufstieg m -(c)s, ohne pl BO3pO>KAeHHe, HOBblH DO/CbeM wiedererlangen vt no.nyqurb 06- paTHo Wiedergeburt f - BO3po>xjieHHe wiegen vt KaqaTb Wild n -(e)s, ohne pl ahii±> wild adj Wille tn -ns, ohne pl b-ojih willig adv oxotho, corjiacHO willkommen adj »ejiannbiö Willkür f -, ohne pl nppHSBcxn, Ha- CHJIHe winden (wand, gewunden) vt BiiTb, njiecTH Windung f -, -en H3m6 Wink m -(e)s, -e 3H3K, H3mck Winterschlacht f -, -en 3HMHsifl 6htb3 Wipfel m -s, - Bepxyuixa (aepe- Ba) wippen vt KaqaTb, pacKaxHBaTb Wirbel m -s, - BHxpb wirken vi AeficTBOBaib Wirken n -s, ohne pl aeaTeJib- HOCTb Wirklichkeit f -r ohne pl neficTBH- TeJIbHOCTb wirksam adj «neficTBeHHbiii Wirkung f -en aeöcTBue Wirtschafterin f -, -nen 3kohomk3 wischen vt BbrrnpaTb wissenschaftlich-phantastisch adj nayqno-$aHTacTHqecKMH Witwe f -, -n baob3 Witz m -cs, -e ocTpoyMHe Woge f -, -n BOJina Wohl n -(e)s, ohne pl ÖJiaro wohlhabend adj aajKHTOHHbiH Wohltäter tn -(e)s. -s ÖJiaroAeTejib wohltätig adj ÖJiaroTBopHbift, ÖJia- TO/lCTeJIbHblfi Wohnblock tn -(e)s, -s ähjioü KBapraji, rpynna äwjihx äomob Woilach (= Woilok) tn -s, -e Boft- JIOK wolkig adv oöjraqno wühlen vi Konarbca Wunder n -s, - qy^o Wunderhand f Wunderhände qy/ioTBopnaa pyxa Wunsch m -es, Wünsche nojxejia- Hne, »ejiaime Würde f -, -n ÄOCTOHHCTBO würdigen vt y/iociaHBaTb Wurst f -, Würste KOJiöaca Wurzel f -n xopenb Wüste f -, -n nycTbiHfl Wut f -, ohne pl rneB, npoerb, 6e- UieHCTBO wüten vi nencTOBCTBOBaTb Z zagen vi poöerb, KOJieÖaTbcsi zähe adj ynopHbift zahllos adj ÖecnHcjieHHbiH 177
zahlreich adj MiioroqucjieHHbiä Zähneknirschen n -s, ohne pl cKpe?KeT syöoBHbift Zauber tn -s, ohne pl Be,iHKOJie- nue, onapoBaHHe zaudern vi McjumTb Zeche f -n py^HMK Zeichen n -s, - 3HaK, npnsnaK zeichnen vt mcthtb, noanncbiBaTb Zeile f -n crpoKa Zeitalter n -s, - bck zeitig* adv saßjiarüupeMCHHO Zeitschrift f -, -en «ypnaji Zeitungsbericht tn -(e)s, -e (ea- SeTHOfl) KoppecnoHAeuuHH Zelle f -, -n TiopeMiiaH KaMepa Zepter n -s, - CKnneTp zerbrechen (zerbrach, zerbrochen) vt pa3pymaTb, iicuioMaTb zerfetzen vt (paaoJpBaTb na Ky- ckh, pas/ipoöHTh zerfressen (zerfraß, zerfressen) vt pa3-be;iaTb zergliedern vt pacqjieHHTb, anajiH- SWpOBaTb zermürbt adj U3HypeHiibiir zerplatzen vi jionnyTb zerreißen (zerriß, zerrissen) vt pacTcpaaib, pasopßaTb zerren vt TamuTb, AepraTb zerschmettern vt paarpoMUTb Zerschmetterung f - paarpOM zersplittert adj pasApoßjiöHHbiH zerstampfen vt pacToniaTb Zerstörung f -, -en paapyuienne zerstückeln vt ncKpoMcaTb, paao- pBaTb H.'l KyCKH zertrümmern vt paaßMBarb Zettel tn -s, - jihctok, aanHCKa Zeuge tn -n, -n cBwaeTeJib Ziege f -, -n K03a Ziegelstein tn -(e)s, -e KHpnuq Ziegenbock tn -(e)s, Ziegenböcke KO3ÖJI zielbewußt adj uejieycipeMjieH- Hblfi Zierat m, f yKpaiueHHe, yöpancTBo Zimmermann tn -(e)s, Zimmer- männer u. -leute nnüTHHK Zipfel tn -s, - KpaeiueK, koibihk, yroji Zitrone f -, -n jimmoh Zögern n -s, ohne pl npoMe/uieHiie Zucht j -, ohne pl paßBeaeHHe Zuchthaus n -es, Zuchthäuser i<a- TOp>KHaH TIOpbMa Zuchthausplage f -, -n KaropiKHoe MVMenRe zucken vi B3AparHB3Tb Zuckererbse / -, -n caxapHHfi ro- pomeK Zufall tn -(e)s, Zufälle cjiyqaü, cjyqaiinocTb zufallen (fiel zu, zugefallen) vi Bbinacib na jiojiio zufällig adv cjiy<iaÜHo zufrieden adj aoBOjibHbiii zufügen vt npnqiiHHTb Zug m -(e)s, Züge qepra; npo- ueccHH, UieCTBHC zugänglich adj AOCTymibiü zugestehen (gestand zu, zugestan- den) vt npiißHaBaTb Zugvogel m -s, Zugvögel nepe- jieTHaa. iinma Zuhörerin f -nen cjivinaiejib- Hima Zuhörerschaft f -, ohne pl cjiyma- TejiH, ay^HTopusi zunächst adv npexme bccio Zunahme f - yBejiuqeHHe zurechtmachen vt npHroTOBJiflTb Zureden n -s, ohne pl yroBopbi zurückhalten (hielt zurück, zu- rückgehalten) vt yyjepauiBaTb Zusammenarbeit f - coipyAHHqe- ctbo, coBMeciHafl paöoTa Zusammenbruch tn -(e)s, Zusam- menbrüche KpyLueHiie zusammengenagdt adj cKojioqen- UblM TBO3JI5IMH Zusammenhang tn -(e)s, Zusam- menhänge CB5I3L zusammenklingen (klang zusam- men, zusammengeklungen) vi öbiib ’ co3By4HbiM, rapMOHiipo- BHTb zusammenkratzen vt nacKpecTii Zusammenrottung f -en cKoiuie- nne Hapoja / zusammenstehen (stand zusam- men, zusammengestanden) vi jepataTbCH BMecie Zuschauerraum m -(e)s, Zu- schauerräume 3pHTeJIbHbIH 33JI 178
zusichern vt rapaHTHpoßaib zusprechen (sprach zu, zugespro- chen) vt iipucyHcaaTb Zustand m -(e)s, Zustände nojio- JKOHife, cocTOflHire. Zutrauen n -s, ohne pl jiOBepiic Zuversicht f ohne pl yBcpcH- HOCTb Zweck m -(e)s, -e ucjib zweibändig adj ^bvxtomhlih Zweifel m -s, - coMHenne Zweifler in -s, - ckciithk, comhc- BaiomnncH Zweig m -(e)s, -e oTpacvis; botk3 Zwietracht j paajiop zwingen (zwang, gezwungen) vt npHHyjKaaTb, aacTaBfisiTb, oao- JIOBaTI»

INHALTSVERZEICHNIS — OTJIABJIEHHE Seile Seite flpeAHCJioBHe .............. 3 Gotthold Ephraim Lessing 5 Fabeln 6 Der Tanzbär................. — Der Hamster und die Ameise 7 Der Affe und der Fuchs . . Der Wolf und der Schäfer . 8 Der Esel und der Wolf ... — Der Rabe.................... 9 Der Springer im Schach — Der Adler................... — Johann Wolfgang Goethe 10 Auf dem See................ 12 Nähe des Geliebten 13 Die Freuden................. — Mailied................... 14 Blumengruß................. 15 Meeresstille................ — Geh! gehorche meinen Win- ken ................\ . . . Auszüge aus dem Ro- man „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ Mignons Tanz . 16 Der Sänger............. 18 Mignons Lied 21 Friedrich Schiller 24 An den Frühling.......... 25 Das Mädchen aus der Fremde 26 Hoffnung.................. 27 Rätsel ................... 28 (Der Regenbogen) ... — (Die Sterne und der Mond) ............... 29 (Das Ange)............ 29 Lieder aus „Wilhelm Teil“ Lied des Fischerknaben . 30 Lied des Hirlen .... — Lied des Alpenjägers . . 31 Jägerliedchon.......... — „Kabale und Liebe“ (11. Akt, 2. Szene)............... 32 Johann Gottfried Seume 35 Das Privilegium........... 36 Apokryphen................ 38 Heinrich Heine 39 Es stehen unbeweglich ... 41 Auf Flügeln des Gesanges . — Sie haben mich gequält ... 42 Du schönes Fischermädchen — Gekommen ist der Maie . . — Leise zieht durch mein Ge- müt .................... 43 Der Schmetterling ist in die Rose verliebt................. — Die blauen Frühlingsaugen . — Ich glaub’ nicht an den Him- mel ......................... 44 181
Kuwra ja« »ireHH« Ha HeueuKOM A3. ajih 9—10 kji. cpejHeft LUKoau. PcaaK-rop M PL EdAUuo. riepeimeT xyjiojKHHKa C. M. Mejtbu,epa. XyAO>KecTucHHwfl pejiaKTop />. M. Kucuh. TexHHMecKHft pejiaKTop M. JZ. riemposa. Koppercrop M. 0. IlocenHUKoea. * * * Casho b naöop 3'XII 1954 r. rioAnncaHO k ncnaTH 25/JV 1955 r. 84X10841'39. 11,3(9,3) n. .1. y«i.-n3A. -i. 9,96. Tnpa>K 25 tmc. 310. A 01879. * * yqneArna. MocKBa, Hhcthc iipyA«, 6. 3aK33 4172. T»norpa(t)Hfl hmchh Xanca XetiAewaHHa, r. Tapry, y.T. Ba.n.iHKpaaBH, 4. 3CCP. UeHa 6e3 nepenjiöra 2 p. 50 k., nepenAer KOJiHHKOpOHHfi 1 p. 50 k.
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