Автор: Буняева Н.Ю.   Епихина Н.М.  

Теги: немецкий язык   мнемотехники  

ISBN: 978-5-9667-0359-2

Год: 2007

Текст
                    УДК 372.880.30
ББК 74.268.1 Нем
Б91
Общая редакция серии «Немецкий язык» М. Д. Бузоева
Буняева Н.
Б91 Использование мнемотехник в преподавании немецкого языка / Н. Буня¬
ева, Н. Епихина. - М.: Чистые пруды, 2007. - 32 с. - (Библиотечка «Первого
сентября», серия «Немецкий язык». Вып. 5 (17)). - Текст нем. - На обл.:
N. Bunjajewa, N. Jepichina. Mnemotechniken im Deutschunterricht.
ISBN 978-5-9667-0359-2
В процессе изучения иностранного языка учащимся приходится много
запоминать, учить наизусть. Авторы брошюры предлагают вниманию читателей
систему различных приемов и упражнений, позволяющих при меньших временных
затратах эффективно осваивать как лексический, так и грамматический материал.
УДК 372.880.30
ББК 74.268.1Нем
Учебное издание
БУНЯЕВА Надежда Юрьевна
ЕПИХИНА Нина Михайловна
ИСПОЛЬЗОВАНИЕ МНЕМОТЕХНИК
В ПРЕПОДАВАНИИ НЕМЕЦКОГО ЯЗЫКА
Редактор МД. Бузоева
Корректор Е.В. Широкова
Свидетельство о регистрации СМИ ПИ № ФС77-19078 от 08.12.2004 г.
Подписано в печать 20.08.2007
Формат 60x90'/|h. Гарнитура «Таймс». Печать офсетная. Печ. л. 2,0.
Заказ - 2342. Тираж - 3500 экз.
ООО «Чистые пруды», ул. Киевская, д. 24, Москва, 121165
Тел. (499) 249-28-77, http://www.lseptember.ru
Отпечатано с готовых диапозитивов в Раменской типографии
Сафоновский пр., д. 1, г. Раменское, МО, 140100
Тел. (495) 377-07-83. E-mail: ramentip@mail.ru
ISBN 978-5-9667-0359-2
© ООО «Чистые пруды», 2007


ZUM BEGRIFF «MNEMOTECHNIK» Fur die Griechen war das Gedachtnis so bedeutend und geheimnisvoll, dass sie eine Gottin daraus machten: Mnemosyne. Von dieser Gottin leitet sich das Wort Mnemonik ab, worunter die Gesamtheit Memoriertechniken gefasst wird. Jedes Gehim verfugt iiber etwa 1 000 000 000 000 Gehimzellen. Aber trotz der ungeheuren Kapazitat unseres Gehims sind wir immer wieder unzufrieden mit seinen Leistungen. Mit speziellen Techniken, die die natiirliche Arbeitsweise des Gehims unterstiitzen, konnen Gedachtnisleistung, Konzentration und Aufmerk- samkeit bewusst trainiert und gesteigert werden. Grundlage daffir ist das bildhaf- te Denken: Beide Gehimhalften werden gleichermafien aktiviert. Visualisierung und vemetztes assoziatives Denken werden durch spezielle Ubungen trainiert. Dieses Prinzip hatten die Griechen vor 2000 Jahren erkannt. Sie wussten schon damals um die Bedeutung von Imagination, Fantasie und geistiger Assoziation. Aber auch die romischen Senatoren nutzten diese Techniken. So konnten sie Senat und Volk mit ihren phanomenalen Lem- und Gedachtniskiinsten begeistem. Auch die heutigen Methoden der Mnemotechnik basieren auf denselben Funda- menten. Unter dem Begriff «Mnemotechnik» versteht man allgemein eine Sammlung von Techniken, die es ermoglichen, sich groBere Mengen von (z. T. nicht zusammen- hangenden) Informationen moglichst schnell und relativ dauerhaft anzueignen. Die Mnemotechnik nutzt das natiirliche Assoziieren unseres Gedachtnisses, d. h. die Verknupfung von Fakten mit anderen Fakten, mit visuellen Eindriicken, Ge- danken, Geriichen, einem bestimmten Geschmack usw. Beim Erlemen der Technik geht es in erster Linie darum, diese Assoziationen bewusst zu kontrollieren, d. h. sich eine Grundstruktur bzw. ein Netzwerk zu schaffen, in dem neue Informationen verankert werden konnen. Die verschiedenen Mnemotechniken unterscheiden sich im Wesentlichen in der Art dieses Netzwerks. Welche Technik wem beson- ders gut liegt, hangt u. a. vom jeweiligen Lemtyp ab. Wichtig ist daher, dass den Schiilerinnen und Schiilem unterschiedliche Mnemotechniken zur Ubung ange- boten werden. Um die Merkfahigkeit nachhaltig zu verbessem, ist ein haufiges Training der Techniken notwendig. 3
MEHRKANALIGES LERNEN Aufgabe Raten Sie mal, wie viel Prozent vom Gesehenen, Gelesenen usw. wir behalten konnen? Fiillen Sie die Lticken aus. Wir behalten a) % von dem, was wir lesen\ b) % von dem, was wir horen\ c) % von dem, was wir sagen\ d) % von dem; was wir sehen: e) % von dem, was wir selbst tun. Veigleichen Sie Ihre Antworten mit den Losungen: a) 10 %; b) 20 %; c) 70 %; d) 30 %; e) 90 %. Von der Wichtigkeit des eigenen Tuns zeugen die Worte von Konfuzius: Erzahle mir, und ich veigesse. Zeige mir, und ich erinnere. Lass mich es tun, und ich verstehe! Den Tabellen unten konnen Sie manche statistische Daten entnehmen. Tabelle 1. Informationsaufnahme durch Sinnesorgane Sinnesorgan Informationsaufnahme Auge 10 000 000 Bits*/sec Ohr 1 500 000 Bits/sec Hande, Tastsinn 400 000 Bits/sec Tabelle 2. Angaben zum Lernen und Vergessen Beim Lemen mit behalten wir vergessen wir Ohr: Horen 20 Prozent 80 Prozent Auge: Sehen 30 Prozent 70 Prozent Mund: Sprechen 70 Prozent 30 Prozent Handen: eigenesTun 90 Prozent 10 Prozent * Ein Bit ist die kleinste Informationseinheit. 4
ALLGEMEINE REGELN FUR MNEMOTECHNIKEN Diese Grundregeln erhohen den Erfolg der einzelnen Mnemosysteme: Interesse wee ken Wenn man sich etwas merken mochte, wird es einem leichter fallen, wenn man sich dafiir interessiert. Dieses Interesse kann man weeken, indem man sich Fragen stellt: - Warum will ich mir das merken? - Was passiert, wenn ich mich erfolgreich daran erinnere? - Wozu kann ich die Information noch verwenden? - Nutzen Sie die Frageworter: Was? Warum? Wo? Wann? Wie? Wer? Dadurch erhalten wir Verstandnis fur den Sachverhalt. Gleichzeitig konnen wir nach Verbindungen zu bereits vorhandenem Wissen suchen. Auf diese Weise finden wir zusatzliche Anker, die uns das Merken erleichtern Alle Sinne nutzen Um sich Informationen besser einzupragen, sollte man alle Sinne einbeziehen. Dazu konnen die Lehrenden gelegentlich Fantasiereisen im Unterricht einsetzen, damit die Schuler ganz bewusst die Gerausche oder Geriiche in der Umgebung wahmehmen. Die Beobachtungsgabe kann erhoht werden, indem man die Augen schlieBt und versucht, sich das zuletzt gesehene Bild ganz genau vorzustellen. Ziehen Sie Gefuhle mit in die vorgestellte Situation ein. Wie fiihlt sich Ihr Bild an? Emotionen spielen eine Schliisselrolle beim Speichem und Abrufen von Erinne- rungen. Jede Erinnerung wiederum aktiviert automatisch die daran gekoppelten Emotionen. Bildliche Vorstellung (Bilder, Fantasiereisen, Farben, Bewegungen) Also wir aktivieren unsere Vorstellung von Klangen, Rhythmen, Melodien, Far¬ ben, Formen, Geriichen, Geschmacks- und Tastempfindungen, Mimik und Gestik. Die Klang-, Duft-, Farb- und Bildassoziationen pragen sich besonders tief ein. Daraus konnen wir wichtige lempsychologische Prinzipien schlieBen: - optimale Nutzung der Wahmehmungskanale; - moglichst viele Sinne einsetzen; - Struktur oder Ordnung, die wir selbst entdeckt haben; - selber tun; 5
- Konkretheit; - Bizarrheit; - Lebhaftigkeit; - Farbe; - Bundeln von Informationseinheiten (Chunking). Man sagt, dass die Wirkung von Mnemotechniken auf der Kombination von sprachlich und nichtsprachlich gespeicherten Informationen (visuellen, akusti- schen, motorischen, rhythmischen) beruht. Ihr Gebrauch ist aber nicht unumstrit- ten. Das vor allem deshalb, weil es noch sehr wenig fundierte Untersuchungen iiber ihren «garantierten» Lemerfolg gibt. Viele Lehrer lehnen sie auch als unzeit- gemaB und kindisch ab. 6
MNEMOTECHNIKEN BEI DER ARBEIT MIT DEM WORTSCHATZ Bekannt sind viele Methoden. In der vorliegenden Broschiire wird auf einige eingegangen. Schlusselwortmethode (Keyword method) Bei der Schlusselwortmethode geht es darum, dass man ein zu lemendes Fremd- sprachenwort an ein ahnlich klingendes muttersprachliches bindet, vom mutter- sprachlichen Anbindewort eine Briicke zum neu zu lemenden Wortinhalt schlagt und von diesem eine zu dem Wort, das dem Fremdsprachenwort entspricht, vgl.: russ. spat' (schlafen) -> dt. spat -> spat: schlafen gehen Der Schlusselwortmethode werden bei Lemexperimenten groBe Erfolge nachge- sagt. Die Schltisselwort-Methode wurde von Richard Atkinson den Lehrem nahege- bracht, damit sie sie Schiilem fur das Vokabelnlemen empfehlen. Dabei sind fol- gende drei Schritte zu beriicksichtigen. 1. Fur eine Vokabel wird ein deutsches Schliisselwort gesucht, das jenem akus- tisch oder in der Schreibweise ahnelt. Ein Beispiel: englische Vokabel «window» (Ubersetzung: Fenster) - deutsches Schliisselwort: «Wind». 2. Es muss eine Beziehung zwischen dem Schliisselwort und der deutschen Uber¬ setzung gefunden werden. Dies formuliert man am besten mit einem Satz, z. B.: «Bei Wind Fenster zu!» 3. Der Lemende entwirft sich eine bildhafte Vorstellung von dem Schliisselwort und der zu lemenden Vokabel. Es konnte gesagt werden, dass Personen, die zur Verwendung der Schliisselwort- methode angeregt worden sind, bessere Behaltensleistungen zeigten. Vokabeln konnen auch mithilfe der Kontextmethode gelemt werden, durch die neue Vokabeln (z. B. «table») in einem sinnvollen Kontext eingebettet werden (etwa: «Wahrend des Spiels stiitzen wir uns auf den table»). Das Lemen unter Anwendung der Kontextmethode ist allerdings der Schlusselwortmethode nicht iiberlegen: Die giinstigsten Behaltenswerte erhalt man bei der Kombination der Schliisselwort- mit der Kontextmethode. 7
Loci-Methode (Locus-Methode, Methode der Orte) Eine bekannte Form der Mnemotechnik ist die sogenannte Locus-Methode. Seit der Antike werden Gedachtnishilfen benutzt, die aufbildhaften Vorstellungen beruhen. Die erste Gedachtnishilfe dieser Art wurde um das Jahr 500 v. Chr. von dem griechischen Dichter Simonides entwickelt. Es soil sich dabei folgenderma- Ben zugetragen haben: Ein Grieche, der bei den Olympischen Spielen im Ringen gesiegt hatte, veranstaltete ein Festmahl, zu dem auch Simonides eingeladen war. Zu Ehren des Siegreichen sollte er eine Rede halten. Kurz nachdem er seine Lob- rede zu Ende gehalten hatte, wurde Simonides weggerufen - zu seinem Gluck. Denn unmittelbar nach seinem Weggang stiirzte der Festsaal ein und alle Gaste kamen urns Leben. Viele der Toten waren so verstiimmelt, dass ihre Angehorigen sie nicht identifizieren konnten. Wie sollten sie da ein wurdiges Begrabnis erhal- ten? Das Problem wurde dadurch gelost, dass sich Simonides genau daran erin- nem konnte, wo sich jeder einzelne Gast gerade aufgehalten hatte, als er wegging. So konnte er die Leichen identifizieren. Erstaunt iiber seine Erinnerungsgabe ent- wickelte Simonides daraufhin die Methode der Orte. Bei der Loci-Methode verkniipft man bewusst das, was man sich merken will, mit einer bestimmten Stelle. Weil es in der Antike noch kaum Bucher gab, wurde ungeheuer viel auswendig gelemt. Da waren Gedachtnishilfen sehr gefragt. Romische Senatoren etwa pragten sich ihre Reden dadurch ein, dass sie deren Inhalt bildlich mit den Saulen in den Wandelhallen verkniipften, in denen sie spater die Reden halten sollten. Die Grundidee dieser Technik ist es, einen vertrauten oder einen konstruierten Weg mit markanten Punkten in Gedanken entlang zu gehen und die jeweiligen Wegpunkte mit dem zu lemenden Stoff assoziativ zu verkniipfen. Die Methode kann auf verschie- dene Weise genutzt werden: Will man sich z. B. Informationen fur einen Kurzvortrag fiber die Herkunft ausgewahlter Lehn- und Fremdworter einpragen, kann man bei- spielsweise in Gedanken ein Haus mit wichtigen Wortem moblieren: - im Keller konnten sich dann Worter aus dem Niederlandischen befinden, wie eine Schleuse, ein Frachtschiff mit niederlandischer Flagge, einem Matrosen und einer Jacht im Schlepptau; - im Erdgeschoss befindet sich eine (italienische) Bank, die viel Kapital hat und trotz Risiko geme Kredite vergibt, usw. Wahrend des Vortrags wandert die/der Vortragende in Gedanken durch das Haus und kann sich Schritt fur Schritt wieder an die Beispielworter erinnem. Noch ein Beispiel: Eine Person, die Wortreihe «Baum - Semmel - schwimmen» lemen soil und dies mit der Loci-Technik macht, stellt folgende Verbindungen her: «Rundgang» Wohnzimmer/(Pflanzen) Kiiche/(Essen) Bad/(Wasser) Baum Semmel schwimmen 8
Die Technik des Visualisierens Diese Technik war schon in der Antike bekannt. Laut der Tabelle auf S. 4 behalten wir durch das Sehen etwa 30 Prozent von geschriebenen Wortem. Es gibt aber noch ein anderes, ein bildhaftes Lemen. Dafur gilt eine gunstigere Vergessenskurve, da unser aktives Langzeitgedachtnis eine groBere Kapazitat fur bildhafte Vorstellungen besitzt als flir Worter. Unser Gedachtnis bevorzugt Lemstoff, den wir im wahrsten Sinn des Wortes «begrei- fen», von dem wir uns Bilder machen konnen. Die Abrufmechanismen fur Bilder sind schneller und dauerhafler als fur Lemstoff. Visuelle Vorstellungen sind also besonders wirksame Gedachtnishilfen. Beim Lemen von Wortschatz werden wir in der Regel nicht durch Bilder unter- stiitzt. Wir erzeugen sie also in unserer Fantasie, dem «dritten Auge». Die innere Anschauung ist effektiver als vorgegebene Bilder. Wir machen uns vom Wort¬ schatz Gedankenbilder und kombinieren so verbales und bildhaftes Lemen. Die Satze, die wir behalten, laufen dabei wie ein farbenfroher Film ab. Je bizarrer oder absurder unsere Bilder sind, desto groBer der Lemeffekt. Versuchen Sie es mit dem Satz: «Ich schaue mir ein FuBballspiel an.» So sehen meine Bilder aus: Ich schlieBe die Augen und sehe mich auf der Tribune im Stadi- on; das Spiel ist in vollem Gange. Auf die Anzeigetafel schreibe ich in Riesen- buchstaben: «Ich schaue mir ein FuBballspiel an.» Ich halte das Bild kurz wie in einem Dia fest, um es dann wieder loszulassen. Das Loslassen ist sehr wichtig, um fur den nachsten Ausdmck offen zu sein. Aber vorher kommt noch ein entschei- dender Schritt: das Eingraben der Wort- und Satzbilder in unser Gedachtnis. Bei der Wiederholung stellen sich die mitgelemten Bilder viel schneller und leichter ein als die zugehorigen Redewendungen. Damm konnen Sie sich mehr als vorher auf die Schriftbilder konzentrieren. Stellen Sie die Schrift wie mit einer Kamera scharfer ein. Fahren Sie den Schriftzug mit den inneren Augen nach. Ziel ist es, Bilder und Sprache so eng wie moglich zu verkoppeln. Eine weitere Vertiefung erreichen Sie, wenn Sie dabei still, nur fur Ihr inneres Ohr horbar sprechen. Anschauliche Ausdriicke lemen sich leichter als abstrakte, weil sie «begreifbar» sind. Wir lemen also nicht die Gleichungen «свобода - Freiheit», sondem sehen z. B. die Freiheitsstatue von New York. Die Menschheit arbeitet seit Jahrtausen- den daran, sich von Charaktereigenschaflen, Tugenden und Lastem Gedachtnis- bilder zu machen. Am besten helfen uns bildhatfe Weisheiten und Sprichworter, abstrakte Ausdriicke zu merken. Darin verbinden sich Abstrakta mit tiefem Sinn und einpragsamen Bildem. Zum Beispiel nehmen wir das Wort «Luge». Wenn wir das Sprichwort «Liigen haben kurze Beine» dazu lemen, dann haben wir schon eine lustige Vorstellung von diesem Wort. 9
Die Prazision der Aussage, der Rhythmus und die Kiirze sind weitere Hilfen fur das Gedachtnis. Wir lemen diese unanschaulichen Worter in pragnanten Sprich- wortem, zu denen Sie unschwer die deutschen idiomatischen Entsprechungen finden werden: Ohne FleiB kein Preis. - Без труда не вытащишь и рыбку из пруда. Darum ist es empfehlenswert, Ihre eigene Liste der Lieblingssprichworter zusam- menzustellen, so wie diese: 1. Aller Anfang ist schwer. 2. Ohne FleiB kein Preis. 3. Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen. 4. Kinder und Narren sagen die Wahrheit. 5. Alte Liebe rostet nicht. 6. Ltigen haben kurze Beine. 7. Muss ist eine harte Nuss. 8. Der Tod ist das Ende aller Not. 9. In der Not erkennt man die Freunde. 10. Ordnung ist das halbe Leben. 11. Rache ist suB. 12. Guter Rat ist teuer. 13. Gnade geht vor Recht. 14. Gesundheit ist der groBte Reichtum. 15. Reichtum allein macht nicht glticklich. 16. Tatigkeit ist das Salz des Lebens. 17. Schadenfreude ist die reinste Freude. 18. Schweigen ist auch eine Antwort. 19. Tatsachen sind starker als Worte. 20. Arm und Reich, der Tod macht alle gleich. 21. Die Treue ist die Schwester der Liebe. 22. Ubermut tut selten gut. 23. Undank tut weh. 24. Allzu viel ist ungesund. 25. Ungliick kommt selten allein. 26. Unverhofft kommt oft. 27. Luge vergeht, Wahrheit besteht. 28. Jedes Warum hat sein Darum. 29. Kommt Zeit, kommt Rat. Und noch ein Beispiel fur die Arbeit mit einem Sprichwort oder einem Spruch. Sie nehmen das Bild (S. 11), aber mit Angabe von wenigen Wortem im Kasten (die unterstrichenen werden nicht angegeben) und mit einem Spruch oder Sprichwort. 10
Sie lassen Schiiler in Partnerarbeit die Worter unterschreiben und dann zusam- men eine lustige oder unwahrscheinliche Geschichte zusammenstellen. REDEWENDUNGEN: Es tut mir leidl Entschuldigung! - Entschuldigen Sie, bitte! - Entschuldige! Verzeihung! SPRUCHE / SPRICHWORTER Den Nagel auf den Kopf treffen. Voll daneben! A Her Anfang ist schwer. lrren ist menschlich. WORTSCHATZ Nomen: Maskulina: Mann, Arbeiter, Fufl, Arm. Kopf. Mund. Muskel. Schuh. Hut, Hammer. Stiel. Nagel. Fehler. Schmerz, Neutra: Bein. Haar, Unterhemd. Holz, Eisen, Schild. Loch. Krankenhaus Feminina: Hand, Nase. Hose, Erde. Verben: stehen, schlagen. sprechen. sagen, reden, halten, versinken. wehtun Adjektive und Partizipien: groB, dick, schmutzig. unrasiert. nicht sauber, hasslich 11
Als Beispiel furs Prinzip der Bizarrheit beim Behalten der Worter dient die verbild- lichte Orthografie. Lassen Sie Ihre Schuler fantasieren und auch ahnliche Beispie- le einfuhren. /w0Mom m fa, ^ о v ШПВАи_ N Visualisierungen helfen besonders den visuellen Lemtypen, und in Lehrmateria- lien findet man viele Beispiele dafur. Sehr bekannt sind die Wortschatz-Memories, bei denen Bilder und Begriffe einander zugeordnet werden mussen. Diese Ubun- gen sind vielfaltig variierbar. Gute Erinnerungsstiitzen sind visualisierte Gliederungen. Ein Beispiel finden Sie auf der nachsten Seite oben. Verstarkend wirkt, wenn die Lemenden ihre eigenen Zeichnungen machen. Be¬ kannt ist auch, dass Farben unsere Gedachtnisspur fur Wortassoziationen ver- starken konnen (weiB wie Schnee, rot wie Blut) bzw. das Erinnem stiitzen (farbige Markierungen). 12
Au.tvb&hti j £iftK.B/z f <a*\g 1 TaAiJ'JL, 'Xt'ffLr, ?*M, Iti&CL f Jfa rlrvi t й£С4& wLi,t £c->\ Xck., &AP<.Ctt ^ Acifidd, Mctc-r/ SfbjbsiCLvtji f L\**pe/ ftn^ivs* Mind-Map-Methode Die Mind-Map-Methode, auch die «Mindmapping-Methode» genannt ist eine wichtige Merktechnik. Bei dieser Methode werden Informationen strukturiert, anschaulich verkettet und evtl. durch Bilder/Vignetten erganzt. Da diese Struk- tur der Informationsdarstellung an die Funktionsweise unseres Gehims ange- passt ist, pragen sich auf diese Weise aufbereitete Informationen besonders gut ein. 1. Einstieg Die Klasse wird in drei Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe erhalt eine Liste mit ca. 10 Wortem, die sie sich ausschlieBlich durch Lesen einpragen soil; die zweite Gruppe bekommt eine Liste mit ebenso vielen Wortem und den Auf- trag, sich die Worter durchs Abschreiben einzupragen; die dritte Gruppe er¬ halt eine Liste mit der gleichen Anzahl von Symbolen, die sich die Lernenden merken sollen. Nach einer verabredeten Zeit von 3-5 Minuten werden die Blatter umgedreht. Die Lehrerin/Der Lehrer lenkt die Schiilerinnen/Schiiler kurz durch eine andersartige Information ab und erteilt dann den Auftrag, die 13
Wortlisten aus dem Gedachtnis in der richtigen Reihenfolge aufzuschreiben. AnschlieBend sollte ausgewertet werden, auf welchem Weg die meisten Infor- mationen im Gedachtnis geblieben sind und welche Griinde es dafiir geben konnte. Eine andere Moglichkeit ist, einen Erfahrungsaustausch an den Anfang der Obungs- phase zu stellen. Daffir eignet sich z. B. die Methode des «Kugellagers». Die Aufga- be lautet: Tauscht euch dariiber aus, auf welche Weise ihr euch Daten und Fakten am besten merken konnt. Im Anschluss werden die Ergebnisse im Plenum ausge¬ wertet. 2. Durchfiihrung Sowohl die Locus- als auch die Mind-Map-Methode eignen sich fur die Erpro- bung im Unterricht. Die Schiilerinnen/Schiiler sollten zunachst in Gruppen zu- sammenarbeiten, um sich gegenseitig bei eventuellen Schwierigkeiten beraten zu кбппеп. Als Lerninhalte fur die Locus-Methode im Rahmen einer Unterrichts- (doppel)stunde eignen sich besonders die Rechtschreibung (Worter mit Recht- schreibklippen) oder die Aneignung von Fremdwortem. Mit Hilfe der Mind-Map-Methode kann z. B. der Inhalt eines Sachtextes aufberei- tet werden. Der Darstellung der Sachinformationen als Mindmap muss in diesem Fall das Markieren und Glossieren des Textes vorausgehen. 3. Auswertung Fur die Auswertung bietet sich ein Erfahrungsaustausch an, evtl. in der Form eines Kugellagers. Altemativ konnen die Schiilerinnen/Schiiler in Gruppenarbeit Lemplakate erstel- len, auf denen sie eine selbst gewahlte Merktechnik mit ihren Vorteilen erlautem oder Tipps fur das Auswendiglemen mit System zusammenstellen. Geschichtentechnik In einem Experiment wurde ein Teil der Versuchspersonen aufgefordert, eine Liste von zehn Wortem zu memorisieren, indem sie eine Geschichte konstruierten. Die prasentierten Worter lauteten: Ente, Hausfrau, Hecke, Holzfaller, Kissen, Kolonie, Mobelstiick, schlittem, Striimpfe, stiirzen. 14
Die Geschichte eines Probanden lautete: «Der Holzfaller sturzte aus dem Wald, schlitterte urn eine Hecke hinter einer Kolonie von Enten. Er stolperte iiber ein Mobelstuck, zerriss sich seine Strtimpfe, wahrend er zu dem Kissen hastete, auf dem die Hausfrau lag.» Merkverse Die Zahl der Merkverse fur den Wortschatz ist insgesamt gering. Davon haben wiederum die meisten das Einpragen von Funktionswortem zum Ziel. Der Behal- tenseffekt beruht auf dem Reim. Klangahnlichkeiten und Rhythmik sind hier die Gedachtnisstiitzen. Bei isolierten Inhaltswortem wirken dann weniger semanti- sche als lautliche Assoziationen, z. B.: Hund - Mund - rund - bunt - ... Maus - Haus - aus - raus - ... In Kontexten wird ein Wort durch den Reim akustisch und inhaltlich «vorpro- grammiert»: Einen Drachen bau ich mir aus zwei Leisten und ... Male ihn mit Tusche bunt einen riesengroBen... Auch die Augen fehlen nicht und die Nase im... Das sind naturlich keine Merkverse im obigen Sinne. Gedichte und Lieder sind jedoch sehr gut fur das Memorieren geeignet. Akronyme Die Anfangsbuchstaben eines Wortes (oder eines Fantasiewortes) helfen, sich andere Worter oder Zusammenhange besser zu merken. So erinnert das Wort Wolke Autofahrer daran, was sie vor Beginn einer Fahrt kontrollieren sollten: Passer - Oe 1 - Licht - Araftstoff- Llektrik. Akronyme sind oft individuelle Bildungen. Ein Schuler merkte sich die Namen von Laubbaumen mit dem Kurzwort Belak (£uche, Liche, Linde, /thorn, /Casta- nie). 15
Lernen im Vorbeigehen 1. Haftzettel Eine andere Moglichkeit, die Locus-Methode zu nutzen, ist, dass die Schiilerin- nen/Schiiler die zu lemenden Fakten - z. B. Worter mit Rechtschreibklippen - einzeln auf kleine Klebezettel notieren, die sie an markanten Punkten in ihrem Zimmer oder in der elterlichen Wohnung aufhangen. Dies fuhrt zum einen dazu, dass sie dem Merkstoff haufiger begegnen, z. B. im Bad oder in der Kiiche, oder auf dem Weg aus dem Zimmer zur Kiiche. Zum anderen pragen sich die Lemenden die Informationen gemeinsam mit dem Ort starker optisch ein, z. B. das Schriftbild eines schwierig zu schreibenden Wor- tes. 2. Pinnwand oder Lernposter Wichtige Merkmale dieser Technik sind: - das Lernposter soli im Format DIN-АЗ sein; - es wird mit dicken Filzstiften oder Markers geschrieben; - es soli die ganze Flache ausgeffillt werden. Beispiele fur solche Plakate kann man im Lehrwerk «Genial» nicht nur zum Wort- schatz, sondem auch zur Grammatik finden. 3. Lernlandschaft: Wortschatz zum Anfassen Hinweise fur die Schuler: 1. Legen Sie ein Packchen mit Klebeetiketten oder Haftzetteln auf Ihren Schreib- tisch. 2. Schreiben Sie ein Wort darauf und kleben Sie es an den betreffenden Gegen- stand, am besten mit einem passenden Verb (ein Chunk oder Kollokation), z. B. «die Lampe, anschalten/ausschalten». 3. Vergessen Sie nicht, vorher mit Ihren Verwandten abzustimmen, ob sie damit einverstanden sind. Ich-Wortschatz Weil wir wissen, dass personlich bedeutsame Worter besser behalten werden, sollten die Schuler mit dem Wortschatz arbeiten konnen, der sie besonders inte- ressiert. 16
Aufgabe Was nieinen Sie: Welche Themen waren Шг Schuler besonders interessant? Stel- len Sie bitte eine Themenliste zusammen. Vergleichen Sie Ihre Liste mit der Themenliste unten. Themenliste Wichtigste Informationen iiber mich: Wer bin ich • Wo leme ich • Ich sehe mich so • Meine Familie • Mein zukiinf- tiger Beruf • So sehe ich meine Mutter/ meinen Vater / meine Geschwister • Leute, die ich gem habe und warum • Leute, die ich nicht gem habe und warum • Meine Hobbys • Was ich geme esse / trinke • Meine Lebensphilo- sophie • Meine Wertetabelle Es muss nochmals betont werden: die Lemenden lemen den Ich-Wortschatz bes- ser, weil - er in sinnvollen Zusammenhangen steht; - er uns interessiert oder emotional beruhrt; - er Anknupfungspunkte in unserem Gedachtnis vorfindet; - wir ihn selbst wahlen, sammeln, ordnen und gruppieren; - wir anwendungsbezogen arbeiten und Sprechsituationen vorbereiten. Mein Wissensalphabet Aufgabe Tragen Sie nach dem Beispiel in jede Spalte je ein Wort zu einem bestimmten Buchstaben und bilden Sie damit lustige Satze. Die Tabelle zum Ausffillen finden Sie auf der nachsten Seite. Beispiele (der Seminarteilnehmer): Ein Zfauer isst Z?ratwurst im Z?ett. Ein Dichter kauft D\itzend Eier und eine SafWose. Ein tfausmeister hasst #asenbraten im #ochhaus. Der Maler isst Л/armelade im A/useum. Hinweis: Mit dem «Wissensalphabet» konnte man zu unterschiedlichen Themen den Wortschatz wiederholen. Das macht SpaB, bringt viel Abwechslung im Un- terricht und motiviert die Schuler. 17
Mein Wissensalphabet Leute & Berufe Essen & Trinken Haus & Wohnung A Arzt Apfel Appartement В C D E F G H I J К L M N о p Q R s T и V w X Y z 18
MNEMOTECHNIKEN BEI DER ARBEIT MIT DER GRAMMATIK Mnemotechniken sind auch bei der Aneignung der Grammatik hilfreich und ntitz- lich. Zu erwahnen und zu beschreiben waren folgende von ihnen. Genus-Endungen als Quasi-Wort Die Einpragung der Genera bereitet bekanntlich Lemem, die sich Deutschkennt- nisse aneignen wollen, auBerst groBe Schwierigkeiten. Diese Technik ist fur eine groBere Anzahl von Substantiven gedacht, die das Genus rein morphologisch bzw. durch die jeweilige Endung erkennen lasst. Hier sollte der Lemer zumindest diese Endungen zuverlassig dem Genus zuordnen konnen. Wesentlich erleichtert kann diese Zuordnung werden, indem man die 18 unten stehenden Endungen nicht einzeln lemt, sondem in drei Quasi-Wortem mit folgenden einpragsamen Klangbildem biindelt. Aus folgenden Endungen wird das Quasi-Wort -ig, -ling, -or, -ismus der Iglingorismus -heit, -ung, -keit, -ei, -schaft, -ion, -itat, -ik die Heitungkeiteischaftionitatik -turn, -chen, -ma, -ment, -(i)um, -lein das Tumchenmament(i)umlein Die Behaltensleistung fur diese drei Quasi-Worter, deren Klangbild leicht ins Ohr geht, kann durch Bedeutungsanreicherung noch um einiges gesteigert werden. Unmittelbar nach mehrmaligem erfolgreichem Aussprechen sollte man die Lemer auffordem, nach einer entsprechenden (fiktiven/subjektiven) Bedeutung fur die¬ se Quasi-Worter zu suchen. Nach einigem Uberlegen kommen erfahrungsgemaB Vorschlage fur «Iglingorismus» wie «eine neue literarische Richtung» oder eine «schlimme Krankheit», fur «Heitungkeiteischaftionitatik» eine «exklusive Gesell- schaft» oder ein «Heilmittel» und fur «Tumchenmament(i)umlein» eine «siiBe kleine Figur» oder ein «Heinzelmannchen». Eine weitere Verstarkung/Intemalisierung dieser Quasi-Worter kann man dadurch erreichen, dass man sie auf drei Postern in unterschiedlichen Farben im Klassen- zimmer anbringt und den Lemem zusatzlich dazu rat, ahnliche Poster in ihrem Zimmer zu Hause anzubringen. 19
Genus-Endungen im Merksatz integriert Merksatze, in denen Worter mit den entsprechenden Endungen integriert wer¬ den, konnen als Lemstrategie genutzt werden. Der-Merksatze fur folgende der’-Endungen -ig, -ling, -or, -ismus: Im К a fig [ist] ein Feigling wegen Terror und Vandalismus. Der Konig [ist] mit seinem Mingling auf dem Traktor zum Kommunismus. Professor unterrichtet den Konig und seinen Sprossling im Kommunismus. Ahnlicherweise konnte man mit den d/e-Endungen -heit, -ung, -keit, -ei, -schaft, -ion, -itdt, -ik und den das-Endungen -turn, -chen, -та, -ment, -(i)um, -lein ver- fahren. Dass Deutschlemer auf der Grundstufe hier iiberfordert waren, einen ent¬ sprechenden Merksatz zu entwickeln, ist klar; darum ware es bei dieser Gedacht- nis-Technik sinnvoll, dem Lemer den entsprechenden Merksatz vorzugeben. Genus-Szene Von den gelemten Substantiven mit gleichem Genus werden einige ausgewahlt und bildlich dargestellt. Anweisung: Sehen Sie sich das obige Bild genau an, in dem 10 Substantive des gleichen Genus in einer Szene integriert sind. Bei naherer Betrachtung mtisste 20
Ihnen auffallen, dass die Substantive nicht einzeln dastehen, sondem interaktiv miteinander verkniipft sind. Neun Substantive sind konkret, ein Substantiv ist abstrakt und wird durch ein entsprechendes Symbol konkretisiert. Das unten dargestellte Bild stellt 10 */as-Substantive dar. Versuchen Sie die ^-Substantive auf dem nachsten Bild zu erraten. 21
Nutzen Sie nach Moglichkeit das ganze Blatt aus. Achten Sie in Ihrer Gestaltung vor allem auf das so wichtige Element der Interaktion, d. h. zeichnen Sie so, dass zwei oder mehr Substantive ineinander greifen und dass kein Substantiv allein im Raum steht. Je auBergewohnlicher, verriickter bzw. bizarrer Sie die Szene gestal- ten, um so besser. Nachdem Sie fertig sind, schauen Sie sich Ihre Genus-Szene nochmal genau an. Dann legen Sie sie weg. Nach etwa 30 bis 60 Minuten versuchen Sie, alle zehn Substantive aufzuschrei- ben. Dies musste ohne Weiteres moglich sein, wenn Sie nochmals an Ihre Szene denken. Zur Kontrolle nehmen Sie die Auflistung zur Hand und vergleichen Sie! Fazit: Durch Ihre individuelle Gestaltung haben Sie sich sehr intensiv mit diesen Substantiven beschaftigt. Sie haben dabei eine so starke Assoziation zwischen diesen Substantiven aufgebaut, dass Sie kaum an eines dieser Sub¬ stantive denken konnen, ohne dass auch die anderen vor Ihrem inneren Auge erscheinen. Hatten Sie dies als Deutschlemer getan, so hatten Sie durch diese Zeichnungs- aktion, die meistens auch SpaB macht, das Genus fur diese Substantive (unbewusst) in Ihrem Langzeitgedachtnis abgelegt. ErfahrungsgemaB lassen sich 15-20 Substantive desselben Genus in eine solche Szene integrieren. Fiir wie viele Substantive konnte man sich deren Genus auf diese Art und Weise einpragen? Der Vorschlag ware, mindestens drei Szenen pro Genus im Abstand von ein bis zwei Wochen zeichnen zu lassen. Genus-Geschichte(Geschichtentechnik) Mit Substantiven des gleichen Genus kann auch eine Geschichte geschrieben oder erzahlt werden. So entsteht eine «der-, die- oder das-Geschichte». Sollte memorisiert werden, dass die Worter Baum, Junge, Loffel, Pfeffer, Stuhl, Rock, Fluss, Berg, Strand, To/T/'Maskulina sind, ware folgende Geschichte moglich: Auf einem Baum sitzt ein Junge, der mit einem Loffel Pfeffer verstreut; plotzlich muss er so stark niesen, dass er vom Baum auf einen darunter stehenden Stuhl fallt, auf dem ein Rock liegt. Mit dessen Hilfe versucht er, sich den Pfeffer aus dem Gesicht zu wischen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen hort er hinter einem Berg einen Fluss rauschen. Er geht dorthin und findet am Strand einen Topf mit dem er sich das Wasser ins Gesicht gieBt und somit den Pfeffer entfemt. (Beispiel nach Sperber 1991). Anweisung: Sehen Sie sich die folgende Liste von zehn J/e-Substantiven kurz an und schreiben Sie sich diese Liste auf. Neun Substantive sind konkret, ein Sub- 22
stantiv ist abstrakt und soil durch ein von Ihnen gewahltes Symbol konkretisiert werden. Butter • Bar • Flasche • Angst (Symbol) • Gabel • Kamera • Hand • Burg • Fabrik • Zahl Nun ist Ihre Fantasie gefragt. Fangen Sie mit irgendeinem Substantiv an und erfinden Sie eine Geschichte, in der Sie die restlichen Substantive in beliebiger Reihenfolge integrieren. Je auflergewohnlicher, verruckter bzw. bizarrer Sie Ihre Geschichte gestalten, um so besser. Sie konnen Ihre Geschichte niederschreiben, aber es reicht auch aus, wenn Sie Ihre Geschichte nur im Kopf entfalten. Zum Schluss gehen Sie sie mindestens noch zweimal gedanklich durch. Nach etwa 30-60 Minuten versuchen Sie, alle zehn Substantive aufzuschreiben. Dies miisste ohne Weiteres moglich sein, wenn Sie wieder an Ihre Geschichte denken. Zur Kontrolle nehmen Sie nochmals die Liste oben zur Hand und verglei- chen Sie! Fazit: Durch Ihre individuell gestaltete Geschichte haben Sie sich intensiv mit diesen Substantiven beschaftigt. Dabei haben Sie eine so starke Assoziations- kette zwischen diesen Substantiven aufgebaut, dass Sie kaum an eines dieser Substantive allein denken konnen, ohne dass auch die anderen vor Ihrem geisti- gen Auge erscheinen. Hatten Sie dies als Deutschlemer getan, so hatten Sie durch die Erfindung Ihrer Geschichte, die meistens auch SpaB macht, das Genus fur diese Substantive (unbewusst) in Ihrem Langzeitgedachtnis abgelegt. ErfahrungsgemaB lassen sich 15-20 Substantive desselben Genus in eine solche Geschichte integrieren. Fur wie viele Substantive konnte man deren Genus auf diese Art und Weise verankem? Der Vorschlag ware, mindestens drei Geschich- ten pro Genus im Abstand von zwei bis drei Wochen erfinden zu lassen. Somit konnte man bis zu 60 weitere Problemsubstantive des gleichen Genus oder insge- samt 180 Substantive erfassen. Interaktive Gedachtnisbilder mit Genus-Symbolen Anweisung: Die folgende Gedachtnis-Technik beruht auf der Konkretisierung der (merkmalsarmen) Artikel der, die und das durch drei gut vorstellbare Symbole, die sich markant voneinander unterscheiden. Nehmen Sie den Vorschlag an, der durch einen Lowen, die durch eine Ballerina und das durch ein Flugzeug zu symbolisieren. 23
Wenn sich der Lemende ein neues Substantiv merken soli, kreiert er ein moglichst interaktives Gedachtnisbild. Beispiele: «KafTee»: ein Lowe, der Kaffee trinkt; «Robbe»: eine Ballerina, die mit einer Robbe tanzt; «Krokodil»: ein Krokodil, das im Flugzeug sitzt. Sie erstellen nun in Ihrer Fantasie ein sogenanntes interaktives Gedachtnisbild zwischen dem vorgeschlagenen Symbol und dem Lemsubstantiv. So konnte man sich z. B. folgende Gedachtnisbilder bei den Lemsubstantiven «Salat», «Glut» und «Bett» vorstellen: «Salat»: ein Kopfsalat in Form eines Lowenkopfes oder ein Salat ffessender Lowe; «Glut»: eine Ballerina, die auf gluhenden Kohlen tanzt; «Bett»: ein Flugzeug mit Betten anstatt Sitzen fur Passagiere oder ein Bett mit Tragflachen. Versuchen Sie nun, Ihre eigenen Gedachtnisbilder fur folgende Lemsubstantive zu erstellen. Je auBergewohnlicher, verruckter bzw. bizarrer Sie Ihre Bilder gestal- ten, um so besser. der: Kuhlschrank • Apfel • Loffel • Gtirtel • Schuh die: Wand • Tur • Gabel • Sonne • Maus das: Messer • Fass • Fenster • Handtuch • Wasser Schreiben Sie nun diese Substantive in folgender (neuer) Reihenfolge auf: Handtuch • Wand, Kuhlschrank • Gabel • Apfel • Loffel • Fenster • Giirtel • Tur • Maus • Fass • Wasser • Messer • Schuh • Sonne Nach etwa 30 bis 60 Minuten gehen Sie diese Liste nochmals durch und versu¬ chen Sie, sich an Ihre Gedachtnisbilder zu erinnem. Der Gedanke an eines dieser Lemsubstantive sollte sofort das entsprechende Gedachtnisbild mit einem Lo- wen, einer Ballerina oder einem Flugzeug hervorrufen. Fazit: Durch Ihre individuell gestalteten Gedachtnisbilder haben Sie sich sehr intensiv mit diesen Substantiven beschaftigt. Dabei haben Sie eine so Starke 24
Assoziation zwischen diesen Substantiven und deren Genus-Symbolen aufge- baut, dass Sie kaum an eines dieser Substantive denken konnen, ohne dass auch das entsprechende Symbol vor Ihrem inneren Auge abgerufen wird. Hatten Sie dies als Deutschlemer getan, so hatten Sie durch die Erstellung dieser Gedachtnisbilder, die meistens auch SpaB macht, das Genus dieser Substantive in Ihrem Langzeitgedachtnis abgelegt. ErfahrungsgemaB lasst sich diese Gedachtnis-Technik auf eine sehr groBe An- zahl von Substantiven anwenden. Obwohl sie vor allem sehr gut bei konkreten Substantiven funktioniert, konnen aber auch abstrakte Problemsubstantive auf diese Art und Weise zuverlassig verankert werden, wenn Sie durch ein Symbol entsprechend konkretisiert werden. So konnte man z. B. den Begriff «Trauen> durch eine schwarzgekleidete, weinende Ballerina darstellen. Merkverse Das Wasser des Vergessens ist tief- eine Eselsbriicke kann Sie sicher an das Ufer der Erinnerung fuhren. BloBe grammatische Regeln konnen die Schuler schwer bemerken. Lustige Reime, Gedichte und Merkverse (Eselsbriicken) erleichtert das Behalten. Beispiel: -chert und -lein macht alles klein! Wer ndmlich mit h schreibt, ist damlich! Zum Abrufen der Prapositionen und ihrer Rektion gibt es mehr als einen Merk- vers, zum Beispiel: Mit, nach, von, zu, aus, seit, bei bestimmen stets den Fall Nr. 3. Aus, bei, mit, nach, seit, von, zu finden Dativ immerzu. Akronyme Die Anfangsbuchstaben eines Wortes helfen, sich andere Worter oder Zusam- menhange zu merken, zum Beispiel koordinierende Konjunktionen: Und ^ondem Oder Z?enn АЪет 25
Sprichworter als Lernhilfe zur Aneignung von Verben mit Dativ-Rektion Verben mit Dativ konnen im Kontext von Sprichwortem erinnert werden. Einige Beispiele: 1. Traue keinem tiber 30. 2. Wein und Bier, das rate ich dir. 3. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. 4. Der Apfel fallt nicht weit vom Stamm. 5. Wer einmal liigt, dem glaubt man nicht. 6. Dem Gliicklichen schlagt keine Stunde. 7. Wie du mir, so ich dir. 8. Man soli den Tag nicht vor dem Abend loben. 26
SCHLUSSBEMERKUNGEN Die Erfahrungen beweisen allgemein, dass Mnemotechniken das Lemen und Be- halten von Wortem verbessem. Mit der Mnemotechnik lemen die Schulerinnen/Schiiler eine Lem- und Arbeits- technik kennen, da das Auswendiglemen von Fakten einen groflen Teil des Lem- alltags ausmacht. Die Schulerinnen/Schiiler machen die Erfahrung, dass Auswendiglemen mit Sys¬ tem schnell zu guten Ergebnissen flihrt. Die Schiilerinnen/Schiiler lemen einzuschatzen, zu welchem Lemtyp sie gehoren und welche Form der Mnemotechnik ihnen am meisten liegt. Der haufige Umgang mit Mnemotechniken verbessert langfristig die Merkfahig- keit der Lemenden. Es existiert eine Vielzahl von Mnemotechniken. Da fur ein erfolgreiches Faktenler- nen die Verknupfung von linker und rechter Gehirnhalften eine wichtige Rolle spielt, basieren die meisten Techniken auf Lemformen, bei denen mehrere Sinne gleichzeitig genutzt werden. So sollten z. B. Wortlisten nicht nur durchgelesen werden, sondem z. B. markiert, auf Kartchen geschrieben, sortiert, durch Bilder/ Vignetten erganzt, auf Kassette gesprochen, wieder angehort und emeut aufge- schrieben werden etc. Auch das Assoziieren ist ein zentraler Bestandteil vieler Techniken. Worter konnen z. B. mit anderen Wortem (z. B. per Eselsbriicke) ver- kniipft werden oder mit Bildchen/Vignetten, mit Erinnerungen an bestimmte Situa- tionen, Geriiche, Geschmacke etc. Zum Schluss muss man unbedingt betonen, dass Mnemotechniken Lernstra- t e g i e n sind. Uber ihren Erfolg entscheidet also nicht der Lehrer oder die Lehre- rin. Was wir tun konnen, ist, Erfahrungen und Wissen iiber Mnemotechniken zu vermitteln. Erfolgreiches Lemen hangt nicht allein von bestimmten Techniken, sondem von der Gesamtheit der Unterrichtsbedingungen. Auch die Memorierfahigkeit hangt letztlich von der Einstellung zur Fremdsprache, von den sozialen Beziehungen in der Gruppe, von der Lematmosphare und anderen Faktoren. 27
WICHTIGE TERMINI die Eselsbriicke [in der Schulspr. des 18. Jh.s als LU von mlat. pons asinorum= Ausdruck der scholastischen Philosophic fur einen logischen Mittelbegriff] (ugs.): (auch Merkspruch, Merkreim, Merkvers, Merkhilfe, Lemspruch, Lem- /п7/<? oder selten Eselsleiter) ist eine Gedachtnisstiitze fiir das Erlernen oder Behalten von Fakten. die Imagination [frz. imagination < lat. imaginatio] (bildungsspr.): Fantasie, Einbil- dungskraft, bildhaftes Denken. der Lernertyp: Lemende planen ihren Lemprozess unterschiedlich, sie nehmen den Lemstoff unterschiedlich auf, verarbeiten und bewerten ihn unterschied¬ lich - dieses Wissen fiihrt zu der Einteilung der Lemenden in verschiedene Lemertypen. Die Bezeichnungen fiir die einzelnen Lernertypen sind unter¬ schiedlich. Wesentlich ist zu wissen, dass Lernende unterschiedlich lemen (etwa eher analytisch orientiert oder visuell oder auditiv usw.) und dass kaum ein Lemender einem einzigen Lernertyp entspricht. die Lernstrategie: Eine Lemstrategie ist ein Plan, den jemand im Kopf hat, um ein Ziel zu erreichen. Fremdsprachenlemende wenden sie an, um eine Fremdspra- che moglichst erfolgreich zu lemen: «Lemstrategie ist ein Plan (mentalen) Handelns, um ein Lemziel zu erreichen.» Um sich eine Lemstrategie zurechtle- gen zu konnen, muss den Lemenden das Lemziel klar sein. Das lasst sich gut in einer Wenn ... dtfttrt-Formulierung ausdriicken: Wenn es mein Ziel ist, die Bedeutung eines Wortes zu ermitteln, dann schlage ich das Wort im Worter- buch nach. Lemstrategien unterteilen sich in direkte und indirekte Strategien. die Lerntechnik: Damit werden Fertigkeiten bezeichnet, die Lemende gebrau- chen, um etwas zu lemen, z. B. die Fertigkeit, etwas in einem Lexikon oder einer Grammatik nachschlagen zu konnen. Lemtechniken grenzen sich von Lem¬ strategien ab. 28
QUELLEN Bohn, Rainer: Probleme der Wortschatzarbeit. Femstudieneinheit. Langenscheidt, 19%. Buzan, Tony: Kopftraining. Anleitung zum kreativen Denken. Miinchen: Gold- mann, 2000. Ders.: Nichts vergessen! Kopftraining fur ein Supergedachtnis. Miinchen: Gold- mann, 2000. Klippert, Heinz (1994): Methoden-Training. 11. iiberarbeitete und neu ausgestat- tete Auflage, Weinheim/Basel: Beltz, 2000. Sperber, Horst: Mnemotechniken im Fremdsprachenerwerb mit Schwerpunkt «Deutsch als Fremdsprache». Miinchen, 1989. Sperber, Horst (1991): Miissen denn der / die / das so schwierig sein? Anwen- dungsmoglichkeiten der Mnemotechnik im Fremdsprachenerwerb. In: Wielacher, Alois et. al. (Hrsg.): Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache. Bd. 17.221-243. Svantesson, Ingemar.: Mind mapping und Gedachtnistraining. Offenbach: Gabal, 2001. Voigt, Ulrich: Esels Welt. Mnemotechnik zwischen Simonides und Harry Lorayne. Hamburg: Likanas Verlag, 2001. www.isk-hannover.de/Forum-Doz/mnemo/Sprueche.htm (Dozenten-Forum. The- ma: Gedachtnistechniken fur Deutsch als Fremdsprache. Referent: Dr. Horst Sper¬ ber) www.young-germany.de/glossary.html http://www.mnemotechnik.info http://www.zmija.de 29
INHALT Zum Begriff «Mnemotechnik» 3 Mehrkanaliges Lernen 4 Allgemeine Regeln fur Mnemotechniken 5 Mnemotechniken bei der Arbeit mit dem Wortschatz 7 Schlusselwortmethode 7 Loci-Methode 8 Die Technik des Visualisierens 9 Mind-Map-Methode 13 Geschichtentechnik 14 Merk verse 14 Akronyme 15 Lernen im Vorbeigehen 15 Ich-Wortschatz 16 Mein Wissensalphabet 17 Mnemotechniken bei der Arbeit mit der Grammatik 19 Genus-Endungen als Quasi-Wort 19 Genus-Endungen im Merksatz integriert 20 Genus-Szene 20 Genus-Geschichte (Geschichtentechnik) 22 Interaktive Gedachtnisbilder mit Genus-Symbolen 23 Merkverse 25 Akronyme 25 SprichworteralsLemhilfezur Aneignung von Verben mit Dativ-Rektion 26 Schlussbemerkungen 27 Wichtige Termini 28 Quellen 29 30
ГАЗГГЫ ЖУРНАЛЫ ПОДПИСКА НА ЛЮБОЙ ПОЧТЕ РОССИИ по каталогу Газеты. Журналы агентства Роспечать (раздел Газеты ) ПОДПИСНЫЕ ИНДЕКСЫ • Первое сентября (32024 и 32586) • Английский ЯЗЫК (32025 и 32587) • Библиотека в школе (33376 и 33377) • Биология (32026 и 32588) • География (32027 и 32589) • Дошкольное образование (33373 и 33374) • Здоровье детей (згозз и 32590) • Классное руководство и воспитание школьников (19651 И 19652) • Информатика (32291 и 32591) • Искусство (32584 и 32585) • История (32028 и 32592) • Литература (32029 и 32593) • Математика (32030 и 32594) • Начальная школа (32031 и 32598) • Немецкий ЯЗЫК (32292 и 32599) • Русский ЯЗЫК (32383 И 32601) • Спорт В школе (32384 и 32595) • Управление школой (32652 и 32653) • Физика (32032 и 32596) • Французский ЯЗЫК (33371 и 33372) • Химия (32034 и 32597) • Школьный ПСИХОЛОГ (32898 И 32899) Телефон: (499) 249-4758; факс: (499) 249-3138 E-mail: podpiska@lseptember.ru; Internet: www.lseptember.ru