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Год: 1941

Текст
                    SCHWEIZERISCHER UNTEROFFIZIERSVERBAND
DIE HANDGRANATEN
der schweizerischen Armee
Beschreibung der Hand-
granaten und Anleitung
zu deren Verwendung
ZWEITE AUFLAGE

Inhaltsverzeichnis Seite V orwort................................... 2 I. Allgemeines.......................... 3 Die D.H-G. 17 & O.H-G. 17/25 im Schnitt 4 II. Beschreibung und Handhabung......... 5 1. Defensiv-Handgranate Mod. 17 ... . 6 2. Offensiv-Handgranate Mod. 17/25 ... 8 3. Blinde Handgranate (Uebungshandgra- nate) ..................................10 4. Offensiv-Stielhandgranate Mod. 19 . . 19 Offensiv-Stielhandgranate im Schnitt . 20 5. Offensiv-Handgranate Mod. 40 ... . 24 III. Verwendungsmöglichkeiten der H-G. . . 31 IV. Störungen...............................32 V. Verpackung..............................34 VI. Körperstellungen........................37 VII. Uebungen.................................46 VIII. Kriegsgemässes Handgranaten werfen . . 52 Uebungsprogramm................................55
SCHWEIZERISCHER UNTEROFFIZIERSVERBAND DIE HANDGRANATEN der schweizerischen Armee Beschreibung der Hand- granaten und Anleitung zu deren Verwendung
VORWORT Kurz nach Ende des Aktivdienstes 1914-1918 führte der Schweiz. Unteroffiziersverband als Arbeitsdis- ziplin in seinen Sektionen auch das Handgranaten- werfen in Form eines alljährlich sich wiederholenden Wettkampfes ein. Aus bescheidenen Anfängen heraus entwickelte sich dieser Wettkampf in recht erfreuli- cher Weise, wurde derselbe doch im Jahre 1938 von annähernd 100 Sektionen mit 2500 Konkurrierenden erledigt. Die Bemühungen der Verbandsleitung, das Hand- granatenwerfen technisch und taktisch auf eine mög- lichst hohe Stufe zu entwickeln, fanden ihren vorläu- figen Abschluss in einem dezentralisierten Zentral- kurs, dessen Durchführung unter Leitung von Herrn Oberst i/Gst. Däniker, Kdt. der Schiessschulen Wal- lenstadt, uns durch das E.M.D. ermöglicht wurde. Der Kurs fand statt am 11./12. Febr. in Wallenstadt, 4./5. März in Bern und 18./19. März 1939 in Colombier. In nachstehender knapp gehaltener Anleitung halten wir auf Grund der Erfahrung fest, was über die Hand- granate und deren Verwendung zu wissen wichtig ist. Möge das Werklein, das von Fachleuten geprüft und vom Armeekommando bewilligt wurde, gute Auf- nahme finden. Der Zentralvorstand des S.U.O.V.
— 3 — I. Allgemeines Die Handgranate befähigt eine geschulte Truppe zum Kampfe von Mann gegen Mann. Ihr Gebrauch erzieht den Kämpfer zum Draufgängertum im Angriff und in der Verteidigung. Die richtige Verwendung der Handgranate ist entscheidend im Orts- und Wald- gefecht, im Gefecht bei Nacht und Nebel. Die in unserer Armee zur Verwendung gelangenden Handgranaten sind mit Brenn- und Aufschlag- zündern versehen. Intensives Training im Gebrauch der Handgranate ist nötig, wenn der Wert dieser Nahkampfwaffe voll zur Geltung kommen soll.
— 4 — Zündkapsel Zündkapsel träger Zündschnur Sprengkapsel Kartonbecher Sprengladung Granatkörper Schlagbolzen Schlagfeder Sicherungshaube Schlagbolzenbügel Feuernute Sicherungsnute Dichtungsscheibe Granatkopf Armierungs- hebel Fig. 1 (Schnitt D.H-G. 17)
— 5 — II. Beschreibung und Handhabung Die Armee verfügt über 4 Handgranaten-Modelle : 1. Die Defensiv-Handgranate Mod. 17 (D.H-G. 17). 2. Die Offensiv-Handgranate Mod. 17/25 (O.H-G. 17, 25). 3. Die Offensiv-Stielhandgranate Mod. 19 (O.H-G. 19). 4. Offensiv-Handgranate Mod. 40 (O.H-G. 40). O.H-G. 17,25 D.H-G. 17 O.H-G. 19 Fig. 2.
- 6 — 1. Defensiv-Handgranate Mod. 17 mit Brennzünder (Zeitzünder) (D.H-G. 17) Fig. 3 Gewicht 555 gr. Bestandteile : 1. Granatkopf mit Granatkörper durch ein Ge- winde verbunden. 2. Granatkörper (3m/m dicke gerillte Gasröhre). 3. Zündvorrichtung : a) Armierungshebel. b) Schlagbolzen mit Schlagbolzen bügel und Schlagfeder. c) Zündkapselträger mit Zündkapsel. d) Zündschnur. e) Sprengkapsel. 4. Sprengladung. 5. Sicherungshaube. Sprengstoffladung : Trotyl 70 gr. Splitter : ca. 70-80 Stück. Tempierung : 2,5—3 Sekunden. Wirkung : Wirkt im Umkreis von 50 m vernichtend. Gefährdete Zone : Umkreis von ca. 100 m, kann auch mehr sein. Verwendung : In der Verteidigung. Kennzeichen : Scharfe D.H-G. 17 graufarbig, mit 2 gelben Ringstreifen von 3 mm Breite unterhalb des Granatkopfes (Trotylzeichen).
— 7 — Fig. 3 (D.H-G. 17)
— 8 — 2. Offensiv-Handgranate Mod. 1917/25 mit Brennzünder (Zeitzünder) (O.H-G. 17/25) Fig. 4 Gewicht 360 gr. Bestandteile : Die gleichen wie bei der D.H-G. 17, mit Ausnahme des Mantels des Granatkörpers, der aus glattem, dünnem Stahlblech besteht. Sprengstoffladung: 115 gr. Trotyl. Splitterwirkung : Nur gering. Tempierung : 2,5—3 Sekunden. Wirkung : Wirkt hauptsächlich durch die überaus starke Detonation und Rauchentwicklung. (Moralische Wirkung!) Wirkt durch den Luftdruck im Umkreis von ca. 5—8m tödlich. Durch den dünnwandigen Granatkörper wird die Bildung von wirksamen Splittern auf ein Minimum beschränkt. Verwendung : Nur im Angriff. Kennzeichen : Scharfe O.H-G. 17/25 gelbliche Farbe.
— 9 — Fig. 4 (O.H G. 17/25)
— 10 — 3. Blinde Handgranate (Uebungs-H-G., BI. H-G. 17) Gewicht: 450 gr. Bestandteile sind die gleichen wie bei den schar- fen Handgranaten, nur fehlen Sprengkapsel und Sprengladung. a) Altes Modell ist mit einer Einsatzladung ver- sehen (kleines Pulversäcklein mit Schwarzpulver), in der eine Zündschnur endet. Diese Einsatzladung kann von der Truppe nicht ausgewechselt werden. b) Neues Modell ist mit einer Einsatzladung ver- sehen, die aus einer kleinen auswechselbaren Patrone mit Zündkapselträger, Zündkapsel, Zünd- schnur und etwas Schwarzpulver besteht. Diese Einsatzladung bzw. Patrone kann nach Verbrauch jeweils durch die Truppe selbst wieder ausgewechselt werden. Knallwirkung : Die Einsatzladung dient zur Mar- kierung der Detonation. Die Uebungs-H-G. hat keine Sprengwirkung und ist bei richtiger Hand- habung ungefährlich. Die Handhabung ist dieselbe wie bei den entspre- chenden scharfen Granaten. Kennzeichen : Weiss mit rotem Querband.
— 11 — Einsatzladung (Einsatzpatrone) auswechseln (bei der neuen blinden Handgranate) 1 Schlagbolzenbügel mittelst Sicherungshaube aus der Feuernute in die Sicherungsnute zurück- heben (siehe Fig. 5). 2. Sicherungshaube aufsetzen (nach rechts drehen). 3. Granatkopf abschrauben. 4. Verbrauchte Einsatzladung (Patrone) abschrauben und durch eine neue ersetzen. 5. Granatkopf wieder aufschrauben. Manipulieren mit ungesicherter Schlagvorrichtung kann Brandwunden verursachen. Fig. 5
— 12 — Uebungshandgranate und Wurfkörper Zu Uebungszwecken werden Wurfkörper aus ab- gefeuerten blinden Handgranaten der Modelle D.H-G. 17 und O.H-G. 19 verwendet wie auch die solideren Wurfkörper des Schweizerischen Unteroffiziers Ver- bandes aus Temperguss. Funktionen der beiden scharfen H-G. und des blinden Modelles (D.H-G. 17 und O.H-G. 17 25) 1. Sicherungshaube weg (Fig. 7). 2. Armieren. (Druck mit den Fingern auf den Armie- rungshebel, Fig. 9.) 3. Kontrollieren (SchlagVorrichtung). 4. Ziel beobachten. 5. Wurf. (Der Werfende nimmt unverzüglich volle Deckung.) Durch den Wurf wird der Armierungshebel losge- lassen und der Schlagbolzen durch die Schlagfeder auf die Zündkapsel (bei der blinden H-G. auf die Einsatzladung oder Einsatzpatrone) geschlagen, die Zündschnur entzündet und die Sprengladung in 2.5—3 Sekunden zur Explosion gebracht.
— 13 — Handhabung der D.H-G. 17, O.H-G. 17/25 und blinden H-G. 1. Handgranate gesichert. Die Sichemngshaube verhindert die Betätigung des Armierungshebels (Zündarmierung) (Fig. 6). Fig. 6
— 14 — 2. Sicherungshaube abnehmen : Kräftige Viertelsdrehung der Sicherungshaube nach links (in Pfeilrichtung, siehe Fig. 7) und Abreissen der Haube. Dabei darf der Armie- rungshebel nicht gegen den Granatkörper gedrückt werden. Fig. 7
— 15 — 3. Handgranate wurfbereit. Sicherungsnute Feuernute Rille für Sicherungs- haube Fig. 8 (Granatkopf)
— 16 — 4. Armierungshebel andrücken : Hebel mit den Fingern kräftig und vollständig an den Granatkörper andrücken und so bis zum Abwurf festhalten (Fig. 9). Die Granate ist damit vollständig armiert. Fig. 9 5. Abwurf der Granate und gleichzeitig ruckartiges Loslassen des Armierungshebels.
— 17 — Anmerkungen a) Es ist streng darauf zu achten, dass die Sicherungs- haube der D.H-G. 17 und O.H-G. 17/25 durch Linksdrehung (in Pfeilrichtung, siehe Fig. 7) vom Granatkopf abgehoben wird. Durch überstarke Rechtsdrehung wird der Lappen am Armierungs- hebel nach aussen verbogen, was ein vorzeitiges Funktionieren des Zünders (LebensgefahrI) oder Blindgänger zur Folge haben kann. Aus demselben Grunde darf auch bei aufgesetzter Sicherungshaube der Armierungshebel nicht angedrückt werden (siehe Fig. 7). b) Beim Loslassen des angedrückten Armierungs- hebels wird die Zündkapsel gezündet, und die Handgranate explodiert 2,5—3 Sekunden nachher. c) Bei langsamem Loslassen des Armierungshebels können Blindgänger entstehen. Deshalb ist ruck- artiges Loslassen wichtig. d) Blindgänger dürfen nicht berührt werden ; sie sind an Ort und Stelle durch das hierzu bestimmte Personal zu sprengen. e) Entsicherte Handgranaten (D.H-G. 17 und O.H-G. 17 '25), die nicht verwendet wurden und bei denen der Armierungshebel noch nicht betätigt worden ist, sind wieder zu sichern, indem die Sicherungs-
— 18 — haube wieder aufgesetzt und dann bis zum Anschlag nach rechts gedreht wird. f) Die Handgranaten sind bis zum Gebrauch vor Nässe zu schützen. g) Richtiges Anfassen der Handgranate (siehe Fig. 9 und 10) ist Grundbedingung, um Blindgänger zu verhüten. falsch richtig falsch Fig. 10
— 19 — 4. Die Offensiv-Stielhandgranate Mod. 19 Brennzünder (Zeitzünder) (O.H-G. 19) Fig. 11 und 12 Gewicht: 925 gr. Hauptbestandteile : 1. Sprengladungsbüchse (aus dünnem Stahl- blech) mit angeschraubtem Stiel. 2. Zündvorrichtung (Abreisszündvorrichtung). 3. Sicherungsvorrichtung. 4. Sprengladung. Die Abreisszündvorrichtung setzt sich zusammen aus: a) Abreissschnur mit Porzellanknopf, b) Abreissdraht mit eingelegtem Zündstein, c) Zündkapsel, d) Zündschnur, e) Sprengkapsel. Sprengstoffladung: Trotyl ca. 38 gr. Paramon ca. 344 gr. Splitterbildung, starke Detonation und Rauchent- wicklung. Tempierung : Enthält ein Verzögerungselement, so dassdie Detonation der Granate erst 5,5—6,5 Sekunden nach Betätigung des Reisszünders erfolgt. Kennzeichen : Scharfe Handgranate graufarbig. Blinde Handgranate weiss mit rotem Quer- band.
— 20 — Fig. 11 (O.H-G. 19) Verschlussdeckel _____ Plombierband Porzellanknopf Abreissschnur Stiel Abreissdraht Korkzapfen Unterlagscheibe Bleikugel Zündkepsel ____ Drahtspirale mit eingelegtem Zündstein Fig. 12 (Schnitt O.H-G. 19)
— 21 — Funktion u. Handhabung der O.H-G. 19 (Stiel-H-G.) 1.Verschlussdeckel am Stielende abschrauben (Fig.13). 2. Plombierband (Stoffdeckel) aufreissen (Fig. 14). Fig. 14
— 22 — 3. Handgranate mit der Wurfhand am Stiel ergreifen und mit der andern Hand den Porzellanknopf herausnehmen (oder leichter Schlag auf den Unter- arm), ohne an der Schnur zu ziehen. Dadurch wird die Handgranate entsichert. (Fig. 15). Fig. 15 4. Schnur mittelst Abreissknopf (Porzellanknopf) energisch herausreissen und die Handgranate werfen. Der Werfende muss sich sofort in Deckung begeben.
— 23 — Anmerkung Wird durch Zug am Porzellanknopf der sichernde Korkzapfen herausgerissen, so reibt sich das spiralar- tige, aufgerollte Ende des Abreissdrahtes mit dem eingelegten Zündstein an der Innenwand der Zünd- kapsel. Durch diese Reibung erfolgt die Zündung, die durch einen gut hörbaren Knall und den aus dem Stiel aus- tretenden Rauch angezeigt wird. Der entstehende Funke trifft auf die Zündschnur und nach 5,5—6,5 Sekunden über ein gelochtes Pulverkorn auf die Sprengkapsel und Sprengladung. Nicht verwendete, entsicherte O.H-G. 19 sind durch Wiedereinsetzen des Schnürendes und des Porzellan- knopfes in den Stiel und durch Aufschrauben des Verschlussdeckels wieder zu sichern. Der Verschluss- deckel soll fest, aber nicht zu stark angezogen werden.
— 24 — 5. Offensiv-Handgranate Mod. 40 Aufschlagzünder (O.H-G. 40) Fig. 16 Gewicht 250 gr. Die O.H-G. 40 ist eine Offensiv-Aufschlagzünder- granate. Sie hat Zylinderform und wird in zwei Aus- führungen an die Truppe abgegeben. 1. Scharfe Handgranate, schwarz mit 3 gelben Farbringen (Trotylfarbe) von 1cm Breite. 2. Exerzierhandgranate, AJuminiumfarbe (Silber- grau). Bestandteile: 1. Granatkörper mit Mantel-Oberteil und Mantel- Unterteil. 2. Sicherungskappe mit Sicherungsschraubenbolzen und Vorstecker mit Lederzunge (Transport- sicherheit). 3. Oberer Sprengkörper mit Sprengladungsbüchse. 4. Unterer Sprengkörper mit Sprengladungs- büchse. 5. Zündermechanismus. Der Granatkörper besteht aus zwei dünnwandigen Blechmänteln, die miteinander verschraubt sind. Ueber dem oberen Mantel liegt die Sicherungskappe (Mannssicherheit), die durch den Vorstecker (Trans- portsicherheit) am oberen Mantel gesichert wird und oben mit einer quergerillten Vertiefung versehen ist, in die der Zeigfinger des Werfenden zu liegen kommt (Fig. 19 u. 20). Die Sicherungskappe ist mit dem Granatkörper durch einen Sicherungsschrauben- bolzen im Mundloch der H-G. eingeschraubt. Achtung: Sicherungskappe nie wegnehmen, Lebensgefahr.
— 25 — Im Innern des Granatkörpers befinden sich die ineinandergeschobenen obere und untere Spreng- ladungsbüchse, die mit Sprengstoff (Trotyl 85 gr.) geladen sind. Der Zündermechanismus besteht aus Zündnadel- hebel, Blindsperrhebel und Zugfeder, die miteinander verhängt sind. Darunter die Sprengkapselträgerhülse mit Zünd- und Sprengkapsel. Vorstecker mit Leder- zunge (Transport- sicherheit) Fig. 16 (O.H-G. 40) Offenslv-Handgranate Mod. 40 Quergerilite Vertiefung Sicherungs- kappe (Manns- sicherheit) Mantel- Oberteil Mantel- Unterteil
26 — Funktion: Nach Wegnahme des Vorsteckers (Transportsicher- heit) ist die Handgranate wurfbereit. Beim Wurf (nur Steinwurf) bekommt die Hand- granate eine Drehbewegung (Ueberschlagen). Da- durch fliegt die Sicherungskappe weg, und im Innern des Granatkörpers gehen die zwei Sprengkör- per auseinander, so dass sich die Zündnadel genau über die Zündkapsel stellen kann. Beim Aufschlagen gleiten die zwei Sprengkörper gegen einander, so dass die Zündnadel die Zündkapsel sticht. Die Handgranate detoniert augenblicklich (ohne Verzögerung). Fig. 17 O.H-G. Mod. 40 nach Wegnahme des Vorsteckers (H-G. wurfbereit)
— 27 — Handhabung: Die Handgranate Mod. 40 wird entsichert und ge- worfen wie folgt: 1. Handgranate mit der Wurfhand kräftig anfassen, so dass die Lederzunge des Vorsteckers (Trans- portsicherheit) über dem Daumen, das zweite Glied des Zeigefingers in der Vertiefung (Quer- rille) der Sicherungskappe liegt (Fig. 19 u. 20). 2. Mit der andern Hand oder mit den Zähnen den Vorstecker waagrecht herausziehen (Fig. 20). Die Handgranate ist damit entsichert. 3. Handgranate mit kraftvollem Steinwurf nach dem Ziel werfen. 4. Nach dem Wurf nimmt der Werfer unverzüg- lich volle Deckung. Granaten, welche der Hand des Grenadiers ent- fallen, können, sofern die Sicherungskappe sich nicht vom Handgranatenkörper entfernt hat, gefahrlos auf- gehoben und wieder geworfen werden. Auch ein Anschlägen der Wurfhand bringt keine Gefährdung. Dagegen ist darauf zu achten, dass die geworfene Granate nicht an einer nahen Deckung oder irgend- einem Bestandteil der Geländebedeckung (Baum etc.) streift, da schon nach kurzem Flug die leiseste Be- rührung zur Detonation führen kann. Nicht verwendete entsicherte Granaten werden durch Einstecken des Vorsteckers wieder gesichert, wobei zu prüfen ist, ob der Vorstecker tatsächlich in der Rille der oberen Schale liegt. Die Lederzunge ist unter den Klammern der Sicherungskappe zu sichern.
— 28 — Exerzierhandgranate Mod. 40 (Wurfkörper) Fig. 18 (Exerzier H-G. Mod. 40) Die Exerzierhandgranate Mod. 40 (Wurfkörper) besteht aus einem Stück mit dem Vorstecker (Trans- portsicherheit) ohne den Zündermechanismus. Das Gewicht ist 250 gr. wie bei der scharfen H-G. 40. Kennzeichen, Aluminiumfarbe (Silbergrau). Die Handhabung der Exerzierhandgranate ist die gleiche wie bei der scharfen H-G. Mod. 40.
— 29 — Fig. 19 Fassen der Handgranate Mod. 40 zum Wurf
— 30 — Fig. 20 Wegnahme des Vorstecker von Hand Wirkung: Die Offensiv-Handgranate Mod. 40 gibt eine starke Detonation, und die kleinen Blechsplitter, die eine sehr grosse Anfangsgeschwindigkeit haben, sind in einem kleinen Umkreise sehr gefährlich. Da sie aber sehr leicht sind, verlieren sie rasch an Ge- schwindigkeit, so dass der Werfende auf ca 80 m nicht mehr gefährdet ist.
— 31 — III. Verwendungsmöglichkeiten der H-G. Die Defensiv-Handgranate 17 (graue Farbe, Fig. 3) wird hauptsächlich in der Verteidigung aus einer ausgewählten Deckung (Abweisung von Sturman- griffen) verwendet, da sie eine grosse Anzahl weit- wirkender Splitter erzeugt. Die Offensiv-Handgranate 17/25 (gelbe Farbe, Fig. 4), Offensiv-Stielhandgranate 19 (graue Farbe, Fig. 11) und Offensiv-Handgranate Mod. 40 (Fig. 16, schwarz mit gelben Farbringen) sind mehr lokalwir- kende Handgranaten. Sie finden somit in erster Linie Verwendung im Angriff wie auch zur Vernichtung des Gegners in toten Winkeln und zur Vertreibung des Feindes aus Lauf- und Schützengräben, Unterstän- den, Gebäuden etc., wo sich der Werfende vor den Splittern der eigenen Handgranate nicht schützen kann. Die Leitung von Uebungen im Werfen scharfer Handgranaten bei der Truppe und die Vernichtung von Blindgänger dürfen nur Offizieren übertragen werden, die einen Instruktionskurs an der Schiess- Schule in Wallenstadt bestanden haben. Die Ausbildung weiterer Offiziere bei der Truppe durch diese Offiziere ist verboten. Für diese Aus- bildung ist allein die Schiess-Schule Wallenstadt zuständig und berechtigt. Bei allen 4 Modellen können einzelne Sprengstücke grössere Flugweiten erreichen als oben angegeben. Bei der Ausbildung ist darauf Rücksicht zu nehmen. Besondere Vorsichtsmassnahmen beim Wer- fen von scharfen Handgranaten sind unbedingt erforderlich.
— 32 — IV. Störungen bei der H-G. 17, 17/25 und 19 Störungen werden verursacht durch : a) Falsche Handhabung, b) Feuchtigkeit, c) Bruch einzelner Teile. 1. Störungen bei D.H-G. 17 und O.H-G. 17/25. Handgranate kann nicht armiert werden : Grund: Armierungshebel verbogen. Mögliche Ursache : 1. Sicherungshaube wurde durch überstarke Rechtsdrehung statt Linksdrehung abge- nommen. 2. Armierungshebel wurde bei aufgesetzter Sicherungshaube gedrückt. 3. Grobe Handhabung, Herumwerfen. Abhilfe : Armierungshebel mit Zange zurück- biegen. Wenn nicht möglich, Sprengen der Hand- granate. Oberer Teil des Drehzapfens zum Armierungshebel bricht beim Armieren : Grund : Armierungshebel zu weit unten gefasst. Verhalten : a) Bleibt der Armierungshebel auf dem Zapfen, so wird ruhig fertig gespannt und geworfen. b) Fällt der Armierungshebel ab : Sofort werfen. Wenn Blindgänger : 15 Minuten warten, dann sprengen.
— 33 — Armierungshebel bricht beim Spannen : Grund : Materialfehler (sehr seltene Störung). Verhalten : Handgranate sofort werfen. Handgranate detoniert nicht: Mögliche Ursache : 1. Armierungshebel falsch gefasst und zu lang- sam losgelassen. (Zündpille daher zu wenig geschlagen). 2. Zündvorrichtung durch Feuchtigkeit ver- dorben. Verhalten : 15 Minuten warten, dann spren- gen. 2. Störungen bei Stiel-Handgranaten (O.H-G. 19). Blindgänger : Grund : Zündvorrichtung durch eingedrungene Feuchtigkeit verdorben. (Durch längere Zeit dauernde Lagerung in feuchten Räumen). Verhalten : 15 Minuten liegen lassen, sprengen.
— 34 — V. Verpackung D.H-G. 17 und O.H-G. 17/25 sind in Kistchen zu 18 Stück verpackt. Die Handgranaten sind darin stehend aneinander- gereiht und durch einen Holzkeil gegen Erschütte- rungen gesichert. Dem gleichen Zwecke dient eine unter dem Deckel eingelegte Strohmatte. Der Keil ist vor Entnahme der Handgranaten zu entfernen. Je 3 Kistchen werden in eine Gewehr- Munitionskiste verpackt. Gewicht pro Kistchen : D.H-G. 17: 12 kg. O.H-G. 17/25 : 8,5 kg.
— 35 — Stielhandgranaten werden in Holzkisten zu 28 Stück geliefert. Die zugehörigen Sprengkapseln befinden sich in Schachteln zu 10 und 8 Stück in einem Fach der inneren Kistenwandung. Sie werden erst bei Abgabe der Handgranaten an die Truppen eingesetzt. Gewicht pro Kiste 35 kg.
— 36 — Die scharfen H-G. und Exerzierhandgranaten Mod. 40 werden in Holzkisten zu 27 und 100 Stück an die Truppen abgegeben. Bei der Entnahme aus der betr. Holzkiste ist darauf zu achten, dass die Granaten nicht an der Lederzunge des Vorsteckers, sondern am Granatkörper gefasst werden. Mit der Verpackung müssen die Vorstecker und, soweit auffindbar, auch die Sicherungskappen abge- liefert werden. Verpackung der Offensiv-Handgranate Mod. 40
— 37 — VI. Körperstellungen zu den Wurfübungen mit Handgranaten 1. Stehend. Steinwurf. Die gebräuchlichste und jedenfalls am meisten anzuwendende Wurfart ist der Steinwurf. Hauptmerkmale : Wurf aus dem Ellbogengelerrk. a) Vorbereitende Stellung. Körpergewicht auf das vorgestreckte linke Bein verlegt.
— 38 — h) Ausholende Stellung zum Wurf. Oberkörper leicht zurückgebogen, Körpergewicht auf das zurückste- hende rechte Bein verlegt. Arm nach rückwärts im Ellbogengelenk leicht gebogen. c) Abwurf. Arm von} hinten am Kopf vorbei nach vorne geschnellt, im Ellenbogengelenk gebogen ; Schleuderbewegung des Unterarmes, Wurfenergie in erster Linie aus Ellenbogengelenk und Schulter.
— 39 — Mit der scharfen Bewegung des Armes gleichzeitig Verlegen des Körpergewichtes auf das vorgestellte Bein.
— 40 — 2. Kniend. a) Vorbereitende Stellung. Niederknieu auf das linke Knie, das rechte Bein, im Kniegelenk leichtgebogen, sucht rückwärts einen festen Haltepunkt zum An- stemmen des Fusses. Körpergewicht auf das kni- ende vorgestellte Bein gelegt.
— 41 — b) Ausholende Stellung zum Wurf. Oberkörper leicht nach rückwärts gebogen, Körpergewicht auf beide Beine verlegt: Arm für Stein- oder Schleuderwurf nach rückwärts ausgestreckt
— 42 — c) Abwurf. Festes Abstossen des rechten Beines gegen seinen Stützpunkt, gleichzeitiges Vorschleudern des Oberkörpers und des Armes ; Drehpunkt der gan- zen Bewegung bildet das linke Knie, der Unter- schenkel dieses Beines bleibt während der ganzen Wurfbewegung fest auf seinem Platz.
— 43 — 3. Liegend* Für einen weiten Wurf aus liegender Stellung ist wesentliche Vorbedingung eine richtige Körperlage. Der Liegendwurf ist ein rasches Aufschnellen und Abliegen hinter der Deckung, d.h. der Werfende hat sich der feindlichen Sicht und Waffenwirkung zu ent- ziehen. Der linke Unterschenkel darf nicht vom Boden weggehoben werden. a) Vorbereitende Stellung : Das linke Bein mit starker Biegung des Knies fest auf dem Boden liegend, das rechte mit schwacher Biegung des Knies sucht einen festen Stützpunkt für den Fuss zum Anstem- men. Der Körper in der Hüfte nach rechts gedreht, liegt mit seinem Gewicht auf dem linken Bein. Die Arme auf dem Boden aufgestützt, Gesicht nach unten.
— 44 — b) Ausholende Stellung zum Wurf. Der rechte Arm möglichst weit nach rückwärts, mit dem linken Arm den Oberkörper leicht aufstützen. Der Körper ist in den Hüften schwach nach rechts gedreht. c) Abwurf. Festes Abstossen des rechten Beines gegen dessen Stützpunkt, gleichzeitiges Vorschleu- dern des ganzen Körpers mit Drehung nach links und des Armes im Stein-oder Schleuderwurf nach vorn.
— 45 — Drehpunkt für die Körperbewegung ist, wie bereits erwähnt, das feststehende linke Knie (Fehler : Zu hohes Aufschnellen des Körpers, Maximuu 1 Meter). Alle diese Uebungen werden von Linkshändern gegenteilig ausgeführt.
— 46 — VII. Uebungen 1. Distanzwurf. 6 Distanzwürfe, von denen je 2 in stehender, kniender und liegender Stellung erfolgen. Wertung. Die Würfe werden folgendermassen gewertet: Im Distanzwurf wird für je 10 überworfene Meter 1 Punkt (auf eine Dezimale genau) notiert, z.B. für 25m + 38m + 40m = 2,5 Pkt. 4- 3,8 Pkt. + 4,0 Pkt. - 10,3 Pkt. Distanzwürfe, welche seitwärts ausserhalb der 6 Meter breiten Wurfbahn niederfallen, zählen nur bis zur Stelle, wo sie die Wurfbahn verlassen.
— 47 — 2. Zielwurf. 6 Würfe : zwei in stehender Stellung auf 25 m Abstand, zwei in kniender Stellung aus 20 m Entfernung, zwei in liegender Stellung aus 15 m Distanz. Das Trefferfeld besteht in einer liegenden Scheibe von vier konzentrischen Kreisen von 1, 2, 4, und 6 m Durchmesser. Wertung. Kreistreffer innerhalb 1 m = 4 Pkt. » » 2 m = 3 » » » 4 m = 2 » » » 6 m — 1 » Würfe ausserhalb 6 m = 0 » Treffer, welche auf eine Kreislinie fallen und diese (von innen oder aussen) berühren, werden mit ent- sprechenden halben Punkten gewertet ; z.B. 3,5 Pkt- auf dem 1-m-, 0,5 Pkt. auf dem 6-m-Kreis.
— 48 — 3. Zielhochwurf. 6 Würfe : zwei in stehender Stellung auf 20 m Distanz, zwei in kniender Stellung auf 15 m Distanz, zwei in liegender Stellung auf 10 m Distanz. /5.OO yows/tfi, _ Das Trefferbild besteht aus einem senkrechtstehen- den Quadrat mit 60 cm Innenweite (Lichtweite) und 20 cm breitem Rahmen, dessen untere Kante 2 m über dem Boden ist. Wertung. Treffer durch das Quadrat 2 Pkt. Rahmentreffer 1 Pkt.
— 49 — 4. Mauerziel. Der Grenadier befindet sich max. 2 m von der Mauer und wirft sechs Granaten über dieselbe in das sich dahinter befindliche Ziel. Die Mauer wird markiert durch ein 60 cm breites und 2 m langes Brett, das in 6 m Höhe über dem Boden aufgehängt wird. Markierte Trefferfläche 3 X 3 m direkt hinter der Mauer. Wertung : Treffer auf markierte Fläche Treffer auf Markierungslinie 2 Pkt. 1 Pkt.
— 50 — 5. Zielwerfen aus einem Granattrichter in einen mar- kierten Granattrichter. Sechs Würfe auf eine Di- stanz von 15 m in gedeckter Stellung. Wertung : Treffer in markierter Fläche 2 Pkt. Treffer auf der Markierungslinie 1 Pkt. 6. Flankierendes Werfen ineinen markierten Graben aus einem Granattrichter. Sechs Würfe auf eine Distanz von 15 m in gedeck- ter Stellung. Granattrichter 2 m Durchmesser und Grabentreff- fläche 1 X 5 m. Wertung wie Uebung 5.
— 51 — 7. Fensterziel. Der Grenadier befindet sich unter dem Fenster und hat nach rückwärts max. 1,5 m Raum zur Verfügung. Sechs Würfe durch die Fensteröffnung. Das Trefferfeld besteht aus einem senkrechtste- henden Rechteck mit einem 10 cm breiten Rahmen von 0,8 auf 1,1 m Lichtweite, dessen untere Kante 6 m über dem Boden ist. Wertung. Treffer durch die Oeffnung 2 Pkt. Rahmentreffer 1 Pkt.
— 52 — VIII. Kriegsgemässes H-G.-Werfen Auf Gegenseitigkeit mit Wurfkörper oder blinden Handgranaten. Mit Handgranaten wird versucht, den Angreifer im vorgelagerten Trichterfeld unschädlich zu machen. Engstes Anschmiegen an die notdürftige Deckung in der Richtung des Aufschlages der Handgranate (im Kreis) bietet einigermassen Schutz vor der Explosion dieser Nahkampfwaffe, deren Sprengsplitter über die schützende Deckung hinwegfliegen (Siehe Abbildung unten).
— 53 - •I.Wurf------ LEGENDE.' --------Handgr.Wurf A ----— Karabinerschuss A -------Handgr.Wurf B .......Karabinerschuss B Für den Angreifer gilt es, den Gegner aus seiner Deckung herauszuzwingen; im wohlgezielten Bogen- wurf fliegt seine Handgranate in das feindliche Ver- teidigungsnest, während der Werfer sofort seinen schussbereiten Karabiner ergreift (S. folgende Abb.).
— 54 — Wurf und Schuss (Abb. unten). Der Wirkung des wohlgezielten Handgranatenwur- fes kann sich der Gegner nur durch blitzschnelles Verlassen des Nestes entziehen; im Schnellschuss wird er dabei aber vom Angreifer abgeschossen.
— 55 — Da die Handhabung der scharfen Handgranate nicht ungefährlich ist, müssen die Grenadiere zuerst im Werfen von Wurfkörpern und blinden Handgranaten ausgebildet werden. (Form und Gewicht der Wurf- körper entsprechen ungefähr denen einer scharfen Handgranate.) Zu diesem Zwecke eignet sich das folgende Uebungsprogramm I. Teil (Ueben mit Wurfkörpern oder blinden ab- gefeuerten H-G.). 1. Theorie über die Handgranaten. (Arten, Ver- wendung und Funktionen). 2. Manipulation mit entladenen Handgranaten. (Armieren, Sichern). 3. Ueben im Werfen von Wurfkörpern aus den drei Stellungen, stehend, kniend und liegend, ohne Ziel. 4. Ziel würfe aus allen drei Stellungen mit Wurf- körpern. 5. Ueben im raschen Werfen von 3-6 Wurfkör- pem auf Ziel in allen drei Stellungen. 6. Ueben im Werfen von Wurfkörpern aus dem Lauf auf den Graben (Granattrichter oder Schützengraben) aus ca. 20-30 m Distanz. (Den Gegner aus dem Graben verdrängen).
— Sö- ll. Teil (Ueben mit blinden H-G.). 1. Manipulation mit blinden Handgranaten. (Ar- mieren, Sichern und Auswechseln von Ein- satzpatronen). 2. Die Uebungen Nrn. 3-6 vorstehend mit blin- den Handgranaten ausführen. 3. Erläuterung des Handgranatenwerfens auf Gegenseitigkeit. (Verhalten im Graben etc. siehe Abb. Seite 52). 4. Ueben auf Gegenseitigkeit mit Wurfkörpern oder blinden Handgranaten. Für das Ueben mit scharfen Handgranaten werden besondere Vorschriften durch das Armeekommando aufgestellt.
Bisher erschienene Broschüren Preia 1. Anleitung zum Melden und Krokieren mit einem Verzeichnis der Abkürzungen und Signaturen....................................» 0.60 2. Der Felddienst, zum Gebrauch für Unter- offiziere ....................................» 0.30 3. Indirektes Schiessen mit Maschinenge- wehr .........................................» 0.50 « Die Handgranaten der Schweiz. Armee » (Be- schreibung der Handgranaten und Anleitung zu deren Verwendung) kann zum Preis von Fr. 0.60 das Expl, beim Zentralsekretariat des S.U.O. V., Postfach 2821 Zürich-Bahnhof, bezogen werden, ebenso die Wurf- körper für die Uebungen im Handgranatenwerfen zum Preis von Fr. 1.— das Stück. Die Bezugstelle für die Exerzier-H-G. Mod. 40, wird später bestimmt.
Ausgabe 1941 Verlag Schweizerischer Unteroffiziersverband Zentralsekretariat, Postfach 2821 Zürich-Bahnhof