Автор: Duden K.  

Теги: wirtschaft   monopole  

ISBN: 3-411-71171-X

Год: 2001

Текст
                    DUDEN


Der Herausgeber Trendbüro ist ein Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel. Es wurde 1992 von Prof. Peter Wippermann gegründet und hat sich auf die Entwicklung von Marken- und Kommunikationsstrategien sowie Pro¬ duktinnovationen spezialisiert. Den ökonomischen Wandel zu beschreiben und in Worte zu fassen, ist Teil der Arbeit. Unter der Leitung von And¬ reas Steinle, Partner im Trendbüro, und der Mitarbeit von Diane Hülsmann widmete sich eine Redaktion aus Praktikern, Fachautoren und Wissenschaftlern den Begriffsdefinitionen. Das Wörterbuch Die wichtigsten Begriffe der New Economy werden in sechs Kapiteln beschrie¬ ben. E-Conomy: Welche Rolle spielen Content und Community in einer Auction-Economy? Work-Culture: Ob Desksharing oder Cappuccino- Working - wir werden anders arbeiten. Stock-Exchange: Schwei߬ ausbruch beim Breakout? Was Bullen und Bären fürchten. New Marke¬ ti n g : Wo herkömmliche Werbung versagt, hilft Ambient Advertising und 1-to-l-Marketing weiter. Knowledge-Management: Brainstor¬ ming statt Braindrain. Die Changeability entscheidet in der Knowledge-Eco¬ nomy. Life-Sciences: Wo liegen die Zukunftsmärkte? Im Biofarming, in der Gentherapie oder im Tissue-Engineering?
DUDEN Wörterbuch de New Economy Herausgegebe von Trendbüro
Herausgeber: Prof. Peter Wippermann/Trendbüro Redaktion Trendbüro: Andreas Steinle, Diane Hülsmann Redaktion Dudenverlag: Dr. Matthias Wermke, Evelyn Knörr Autoren: Prof. Dr. Norbert Bolz, Holm Friebe, Detlef Gürtler, Thomas Huber, Herbert Igelmann, Felix Kaufmann, Dr. Rainer Klingholz, Michael Mühlhaus, Corinna Mühlhausen, Francis Müller, Mac Mueller, Dr. Christina Pfeifer, Hartmut Scholl, Andreas Uthoff, Betty Zucker Redaktionsassistenz: Ulrike Marks/Trendbüro Bildredaktion: Trixi Rossi/Büro Hamburg Dokumentar (Life-Sciences): Dr. Matthias Albaum Konzeption und Artdirektion: Regine Thienhaus/Büro Hamburg Gestaltung: Jeanette Renard/Büro Hamburg Satz und Reinzeichnung: Andrea Junker Umschlag- und Aufmacherfotografien: Kerstin zu Pan Lektorat: Evelyn Knörr/Dudenverlag, Inge Ahrens, Dorothee von Diepenbroick Herstellung: Monika Schoch/Dudenverlag Litho: Peter Beyer Druck und Einband: Progressdruck GmbH gesetzt aus ITC Officina Sans, OCR Buero Das Wörterbuch der New Economy findet sich im Internet unter www.neweconomy-duden.de. Herzlichen Dank an Dr. Matthias Wermke, Evelyn Knörr, Hans Gareis, Monika Schoch, Anke Baumgarten, Klaus Holoch und Angelika Böhm vom Dudenverlag für die gute Zusammenarbeit. Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme. Ein Titelsatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich. Das Wort DUDEN ist für den Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG als Marke geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise verboten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren), auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. © Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 2001 Printed in Germany ISBN 3-411-71171-X
DUDEN Wörterbuch der New Economy Herausgegeben von Trendbüro i Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Norbert Bolz DUDENVERLAG Mannheim • Leipzig • Wien • Zürich
Know le;
5 TER 2 7 6 B I LDNAC H W E IS 2 8 6
Edi tor ZU DIESEM BUCH Es ist gefährlich geworden, den Begriff New Economy in den Mund zu nehmen. Womöglich gehören Sie zu denjenigen, die am Neuen Markt spekuliert haben und, durch Kursfantasien beflügelt, in eine Bärenfalle geraten sind. Womöglich haben Sie aber auch frühzeitig investiert und konnten durch geschicktes Stock-Picking den Einsatz verdoppeln. Seien wir ehrlich: Die Erwartung, ein jeder könne Millionär werden, war maßlos übertrieben. Wenn die neue Internet¬ wirtschaft auch nicht jeden zu Reichtum führte, so brachte sie doch eines mit sich: Ein ganzes Volk interessiert sich plötzlich man nicht mehr für ökonomische Belange. Beim Friseur redet über die neuesten Scheidungsgerüchte, sondern über Firmenhochzeiten. Das enorme Interesse an Wirtschaftsthemen und die Folgen für unsere Sprache waren Auslöser für dieses Buch. Begriffe aus der Geschäftswelt gehen in die A I 11agssprache über. Nicht nur Flüge, sondern auch private Beziehungen werden gecancelt. Zahllose neue Begriffe beschreiben bis dato unbekannte Phänomene. Die Summe der neuen Wörter beschreibt die New Economy womöglich am besten. Es geht um eine ver¬ änderte Arbeitsku 11ur , in deren Zentrum die technologische Vernetzung steht. Der Begriff der New Economy tauchte in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre zunächst in den USA auf und bezeichnete dort den Wirtschaftsaufschwung , der vor allem durch die IT-Branche ausgelöst wurde. Heute steht der Begriff für den Transformationsprozess einer späten
7 I ndustriegese l l schaft hin zur Wissensgesellschaft. Hinter wirtschaftlichen Entwicklungen stehen jedoch immer Menschen mit ihren Visionen. Aus diesem Grund sind die 100 Köpfe, die die New Economy in Deutschland am stärksten geprägt haben, in diesem Buch abgebildet (Stand Druck¬ legung Januar 2001). Ermittelt wurden sie bei einer Um¬ frage unter fünf Chefredakteuren deutscher Wirtschafts¬ zeitschriften. Dazu gehörten Dr. Wolfgang Kaden vom manager-magazin , Andrew Gowers von der Financial Times Deutschland, Thomas Voigt von Impulse, Klaus Madzia von Net-Business und Gabriele Fischer von brand eins. Das Wörterbuch der New Economy will einen Einblick in die neue Form des Wirtschaftens geben. In sechs Kapitel gegliedert, die von Trendbüro in Zusammenarbeit mit Experten und der Dudenredaktion zusammengeste I 11 wurden, sind die wichtigsten Bereiche der New Economy darge¬ stellt. Das Innovationstempo in der Wirtschaft ist enorm. Aus diesem Grund führen wir das Wörterbuch im Netz unter www.neweconomy-duden.de weiter. Schreiben Sie mit uns die Wirtschaft fort. Andreas Steinle Redaktionslei tung T rendbüro Prof. Peter Wippermann He rausgebe r Trendbü ro Hamburg, im Januar 20Ö1
8 V o 1 r w o r t STAND -BY-MODUS DER EXISTENZ Es ist wohl unstrittig, wie die beiden großen Themen unserer Zeit lauten: Globalisierung und Internet. Sieht man genauer hin, so zeigt sich, dass beide Themen im Kern iden¬ tisch sind. Es geht um die weltweite Vernetzung von Wirtschaft und Politik, M e d i e n t e c h n i k und Wissenschaft, Datenströme und Finanzströme. Die New Economy ist eine Wirtschaft des Unsichtbaren. Für sie ist Herbert Marshall McLuhans Vision Wirklichkeit geworden: das dezentrale elektronische Weltdorf, die geschrumpfte Welt der Satel¬ litenkommunikation, in der räumliche Distanzen unwichtig sind, solange man ans Netzwerk angeschlossen ist. Nichts ist heute wichtiger als die Pflege des Netzwerks, das Angebot von Beziehungen und Verknüpfungsmög l ichkeiten. Das erfolgreiche Produkt der New Economy definiert sich nicht mehr „technisch" über seinen Gebrauchswert , sondern „sozial„über seinen Verknüpfungswert . Mit anderen Worten: Das Produkt ist die Schnittmenge von Kommunikation, in die es den Kunden verstrickt. Der soziale Mehrwert der Ware muss im Zentrum aller Strategien des Marketings stehen. Einige überlegen daher schon, ob man nicht besser gleich von „Societing" sprechen sollte. Man kann die New Economy als eine Ellipse beschreiben, die um zwei Brennpunkte konstruiert ist: die Produktivkraft Kommunikation und die kommunikative Lust. Es geht also nicht nur um Information als Datenprozess , sondern auch - und
das ist etwas ganz anderes! - um Kommunikation als Faszina¬ tion. Gerade das Internet stimuliert nicht nur die Pro¬ duktivkraft Kommunikation, sondern auch die kommunikative Lust. Nicht zufällig lauten seine Schlüsselbegriffe „surfen" und „chatten". Im Zeitalter der weltweiten Ver¬ netzung ist Kommunikation die Lust, die sich vergolden lässt. Die Produktivkraft Kommunikation fördert die Glo¬ balisierung der Wirtschaft, virtualisiert Arbeitsver¬ hältnisse, wandelt das Unternehmen zum Konversationsnetz und die Produkte zum Immateriellen. Daraus folgt, dass die Medien das Geschäft der Zukunft sind, die Kommunikation ins Zentrum der Produktivität rückt und sich das Wissen als wichtigste Ressource unserer Gesellschaft erweist. Mit dem Handy und Laptop hat sich die Kommu n i ka t i o n s t e c h- nologie zum ersten Mal von festen Standorten emanzipiert. Mit Beginn der Moderne spalteten sich Arbeit und Heim. Büro hieß bisher: Trennung von Leben und Arbeit. Die Multi¬ media g e s e I I s c h a f t dagegen zielt auf das Homeoffice. Früher ging man ins Büro - heute loggt man sich ins Netz ein. Man arbeitet zu Hause und zwar Shome - und man ist überall zu Hause: als Technomade. So emanzipiert sich die Arbeit vom Arbeitsplatz - die soziale Umwelt der Face- to-Face-Interaktion schrumpft. Dem entspricht die z i v i li¬ sa t i on s e t h i s c h e Norm der Availability, der Stand-by- Modus der Existenz; man muss immer auf Abruf bereitstehen. Die Technik normalisiert die gesellschaftliche Erwartung
Vorwort ständiger Verfüg- und Erreichbarkeit . Diese Bürger der digitalen Weltgesellschaft sind jung, gebildet, ehrgeizig; sie arbeiten in den Universitäten, Telekommunikations¬ gesellschaften, Medienhäusern und Banken; sie sind tole¬ rant, vernünftig, medienkompetent und - nein, nicht unpolitisch, sondern „postpolitisch". Die Netzbürger haben nur eine Leidenschaft: den freien Fluss der Information. Jeder soll sprechen und gehört werden können. Der Computer auf dem Schreibtisch des Büros - das ist ein zwar vertrautes, aber viel zu einfaches Bild vom Büroleben in der New Economy. Hier wird das Modem zum Widersacher des traditionellen Büros. Des Teleworkers Büro ist, wo sein Modem ist. Ob es der Laptop im Flugzeug oder das Handy im Intercity-Großraumwagen ist - ad hoc entsteht das One-Pe r son-0 f f i c e und der Rest der Welt versinkt. Der Com¬ puterexperte Peter Glaser resümiert: „Man fährt nicht mehr zur Arbeit und kommt erledigt nach Hause, sondern die Arbeit kommt nach Hause und fährt erledigt in die Firma zurück." Doch nicht nur der Beruf zerfällt, sondern auch das Unternehmen. Jeder wird ein Unternehmer. Wir arbeiten alle mehr, als wir wissen. Jeder, der heute einen Job hat, hat auch einen Zweitjob, eine Nebentätig¬ keit. Dieser ist Kommunikation. Und im Zeitalter des Internets wird diese Nebentätigkeit immer mehr zur Haupt¬ sache, zur eigentlichen Arbeit. Im Blick auf die Organisa-
1 1 tion von Unternehmen leuchtet das unmittelbar ein. Wenn Hierarchien durch Netzwerke ersetzt werden, besteht die Aufgabe des Managers darin, die Kommunikationsverhält- nisse zu betreuen; er ist nicht mehr der General, sondern der Dirigent - oder der Therapeut. Die New Economy ist in ihren Kommunikationsstrukturen vom Prinzip her „weiblich" . Es ist heute ja unstrittig, dass Frauen besondere Soft Skills besitzen, also über große kom¬ munikative und soziale Kompetenzen verfügen. Beziehungen knüpfen und pflegen - das ist die weibliche Domäne. Das Internet bietet dafür die ideale I nfrastruktur. Denn solche Soft Skills bewähren sich gerade nicht in Hierarchien und linearen Befehlsstrukturen. Frauen haben eine „natür¬ liche" Affinität zu Netzwerk und Teamwork. Sie begreifen Organisation als Konversation. Und deshalb begreifen sie leichter als Männer, dass jede erfolgreiche und dauer¬ hafte Kooperation in Kommunikation begründet ist. Die Stabilität und Flexibilität eines Unternehmens der New Economy zeigt sich an seiner Kommunikationsfreudig- keit. Sollte ein Manager hier versuchen, Führungsstärke durch Befehl und Hierarchie zu beweisen, so wird er allen¬ falls erreichen, dass ihm seine klugen Mitarbeiter vor¬ spielen, die Geführten zu sein. Je mehr sich Wirtschafts¬ unternehmen in flache Netzwerke und nichthierarchische Rückkopplungssysteme verwandeln, umso mehr verlagern
Vo r w o r sich die entscheidenden Machtprozesse auf die Ebene der Mitarbeiter selbst. Damit definiert sich aber die Aufgabe des Managers völlig neu: Er muss sich als Trainer und zu¬ gleich als Schiedsrichter im Machtkampf der Untergebenen verstehen. Eine souveräne Führungspersönlichkeit wird in Zukunft nur noch einen Rahmen definieren, innerhalb dessen sich Prozesse evolutionärer Se l bstorganisation vollziehen können - Führung zur Selbstführung, könnte man sagen. Hierarchie ist der Gegensatz von Kommunikation. Der technische Standard der Netzwerke erzwingt also auch tief greifende Veränderungen im Entscheidungsprozess . Der Befehlsfluss verläuft nicht mehr von der Spitze zur Basis, sondern in kleinen Schleifen. Und so wie Netzwerke kleiner Rechner die Dinosaurier der Mainframes zum Aus¬ sterben bringen, so wird eine Modularisierung der Betriebe in Zukunft einen neuen 0rganisationssti l fordern - fraktales Management. Dieses Zauberwort, das wir wohl Gerd Gerken verdanken, ist rasch erklärt. Das Großunternehmen der Zukunft zer¬ fällt in flexible Unternehmensmodu l e, die quasi autonom operieren. Die Außenbeziehungen nehmen den Charakter der TeIekooperation an, seine Mitarbeiter werden zunehmend Telecommuter. Schon heute gibt es virtuelle Unternehmen, die überhaupt nur projektgebunden im Datennetz existieren. Ist das Projekt abgeschlossen, löst sich das Unternehmen in vollkommen voneinander unabhängige Module auf.
1 3 Wer von Globalisierung der Wirtschaft redet, muss also auch von lokaler Selbstorganisation in den Betrieben reden. Man gewinnt den Eindruck, dass hierarchische Autorität zunehmend durch Kommunikation ersetzt wird. Früher war ja Information in Autorität fundiert - der Chef hat es ge¬ sagt. Heute ist Autorität auf Information fundiert. Und man begreift, dass sich die Effektivität einer Organisation nur durch den Wettbewerb der Informationsquellen stei¬ gern lässt. Das nennt man auch Heterarchie, zu Deutsch: Die Organisation ist ein Konversationsnetz. So entfaltet sich heute gegen den Strich der sozialen Hierarchie des traditionellen Bürolebens eine „flache" Netzwerkkultur. Deshalb orientiert sich auch das Softwaredesign immer entschiedener an Kommunikation. Heute zielt man auf einen Interpersonal Computer, der das Büroleben nicht mehr mit einer Information, sondern mit einer Beziehung beginnen lässt. Der Computer als Hypermedium ist kein Werkzeug, sondern der universale Arbeitsplatz. In diesem Sinne muss man den Cyberspace als Workspace verstehen. Er ist das elektronische Nervensystem der Weltwirtschaft. Die fort¬ schreitende Benutzerfreund l ichkeit macht den Computer unsichtbar. Und genau das meint auch das Konzept des „ubi¬ quitous computing": Der Computer wird unsichtbar - und allgegenwärtig. Das Verschwinden des Computers in seiner Allgegenwart ist das wichtigste Kennzeichen zukünftiger Kommuni kationsverhältnisse.
1 4 Vo r w o Ein Unternehmen ist heute nichts anderes als der Inbegriff seiner internen und äußeren Beziehungen, die im Wesent¬ lichen als I nformationsprozesse gestaltet sind. Tom Peters nennt das,,the intangibilizing of everything": Weder die Organisation noch die Arbeit oder das Produkt lassen sich handgreiflich fassen. Im Internet verkauft man sein geistiges Eigentum nicht. sondern stellt es gegen Gebühr zur Verfügung. Und dabei wird rasch eines deutlich: Bei allen Versuchen, aus Ideen Geld zu machen, ist Zeit der kritische Faktor. Mit an¬ deren Worten, nicht Informationen sind wertvoll, sondern Vorsprungsinformationen . Das passt sehr gut zur Öko¬ nomie des Schenkens, Es ist der Zauber der die man überall im Internet antrifft. I nformationsangebote, dass man mit dem Teil, den man verschenkt, Werbung macht für den Teil, den man verkauft. Je mehr Wahlmöglichkeiten der Kunde hat, desto wichtiger werden für ihn die Marken. Marken sind Navigationsfi 11er im Überangebot; sie funktionieren wie Scheuklappen. Nur wer das versteht, wird in der New Economy erfolgreich sein können. Wenn man Informationen mit einer Suchmaschine sammelt, wird einem rasch das Grundproblem des Internet- Zeitalters klar: 1000 „hits" als Antwort auf meine Frage - so genau wollt' ich es gar nicht wissen! Weniger wäre mehr. Wir leiden nicht an einem Mangel, sondern an einem Zuviel.
Man kann nicht alles wissen wollen, was man wissen könnte. In dem wichtigsten Buch über die New Economy, „Blown to Bits von Evans und Wurster, findet sich dazu der schöne Satz: „ 11 is exhausting to be exhaustive, and people rarely do it. Wer alle möglichen Informationen ausschöpfen wollte, wäre am Ende viel zu erschöpft, um sie noch zu nutzen. Deshalb richtet sich die Aufmerksamkeit heute auf das Thema Aufmerksamkeit. Die Zeitknappheit zwingt dazu, sich auf den ersten Eindruck zu verlassen. Und so lautet die große Frage des Internets: Wo beginnt man die Suche? Hier muss man sich für eine Marke entscheiden - nämlich für einen Browser, für eine S u c h ma s c h i n e , für ein Portal. Der Navigator ermöglicht dem Kunden die Wahl. Und des¬ halb werden die Navigatoren selbst die mächtigsten Marken der Zukunft sein. Im Klartext heißt das, dass alle ent¬ scheidenden Prozesse und Sachverhalte der New Economy zugleich immateriell und hochtechnisch vermittelt sein werden. Und unsere Welt verliert immer mehr an hand¬ fester Greifbarkeit . Prof. Dr. Norbert Bolz Zum Gebrauch Im Register am Ende dieses Buches finden Sie fast 1.000 Wörter, die in diesem Duden beschrieben sind. iLw örter, die so gekennzeichnet sind, haben eine eigene Definition. begriffe ohne Pfeilverweis sind in den jeweiligen Definitionen erklärend verarbeitet.
E-Conomy Das Business im Internet. Neue Markt Bummeln ein. Jede Community hat ihr Geld zu verdienen, ist nicht einfach.
1 7 »Lätze entstehen. Webmalls laden zum eigenes Portal. Doch mit E-Commerce Ein Bad Link und der User ist mit nur
A E - C o n o my 1 8 Account [engl. für: Konto] Zugangsberechtigung zu einem Rechner, einem Netzwerk, zum Internet, einem Online-System odereiner Mailbox. Man braucht praktisch überall dort einen Account, wo eine Mitgliedschaft notwendig ist. Um Zugriff auf den Account zu erhalten, sind zumindest ein Benut¬ zername und ein Passwort erforderlich. Der Internet-Account wird durch einen ^provide r eingerichtet, der dem User die im Internet verbrachten Stunden in Rechnung stellt. Affiliate Program [zu engl. to affiliate = angliedern und engl. p ro g ra m = Programm] Affi¬ liate Programs regeln die Provisionszah¬ lung für Nutzer, die an bestimmte Web¬ sites weitergeleitet werden oder online Käufe tätigen. Angenommenes Beispiel: Auf der Website www.duden.de findet sich ein Link zu einem Onlinebuchhändler. Klickt ein Nutzer diesen Link an und be¬ stellt ein Buch, zahlt der entsprechende Buchhändler eine Provision für die Ver¬ mittlung des Kunden. Eine andere Form des Affiliate Programs ist die Bezahlung für Clickthroughs, also für das Durchklicken durch Seiten, und das Vermitteln von iLr R a F F i c. Mit jedem Klick auf das Banner werden ein paar Pfennige verdient. Agent Unter Agent versteht man in der H-j T ein Programm, das einen Auftrag annimmt und diesen selbstständig ausführt. Häufi¬ ger Einsatzbereich für diese intelligenten Programme sind Onlineshops. Der Besu¬ cher formuliert seinen Wunsch, und der Agent sucht für ihn das passende Produkt heraus. Die Art des Agenten reicht von der einfachen Formularmaske bis zu komple¬ xen 3-D-Animationen, die den Kunden wie ein Verkäufer beraten sollen. Deren Kom¬ plexität und Datenbedarf ist allerdings so erheblich, dass befriedigende Ergeb¬ nisse an der noch mangelnden T_b a n d - breite scheitern. Attachment [zu engl. to attach = anhängen] Das Attachment ist eine Datei, die der Versen¬ der an seine E-Mail „anhängt". So muss er beispielsweise einen Text nicht jedes Mal neu schreiben oder in die Mail hineinko¬ pieren. Er „attacht" ihn einfach. Daneben können auch Bilder oder ganze Video¬ sequenzen attacht werden, wovon im Bü¬ roalltag zur Belustigung aller häufig Ge¬ brauch gemacht wird. Auction-Economy [zu engl. a u c t i o n = Auktion und engl. economy = Wirtschaft] Der Begriff be-
B 1 9 In den neuen Medien mit traditioneller, ökonomischen Prinzipien gegen eta¬ blierte Unternehmen anzutreten, macht Spaß. Die sich permanent verändern¬ den Rahmenbedingungen sollten uns nicht entmutigen, den richtigen Weg mit "Speed" weiterzugehen. DR. STEFAN GLÄNZER, CO-FOUNDER, VORSTAND RICARDO.DE AG schreibt die Tendenz, dass in der New Eco¬ nomy Festpreise an Bedeutung verlieren und stattdessen wie bei einer Auktion frei verhandelt werden. Der Begriff stammt aus dem T E - commerce. Wenn die Kon¬ kurrenz nur wenige Clicks entfernt ist, können sich Festpreise schnell als Ge¬ schäftsverhinderer erweisen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Verstei¬ gerungen werden in immer mehr Geschäfts¬ bereichen eingesetzt. Viele E-Businesses bieten ihren Kunden die Wahl, das Pro¬ dukt entweder sofort zum Festpreis zu er¬ werben oder aber in der Hoffnung auf ein günstiges Schnäppchen zu ersteigern. Avatar Die Bezeichnung stammt aus dem Bud¬ dhismus und meint Götter, die zu den Men¬ schen herabsteigen und menschliche Ge¬ stalt annehmen. Im Internet sind Avatare virtuelle Kunstwesen, Medienkörper, die zuweilen die Popularität von Comicfiguren und Schauspielern erreichen. Lara Croft, Kyoko Date oder Ananova, die erste digi¬ tale, komplett animierte Nachrichtenspre¬ cherin, sind Berühmtheiten des Internets. Neben den virtuellen Idolen ist Avatar auch ein grafisches Pseudonym, das man sich als Verkörperung im Cyberspace zulegt wie etwa beim Chatten in der Netzcommu¬ nity www.cycosmos.com. B 2 B [Abkürzung von engt. Business- to - B usi n ess = von Unternehmen zu Unternehmen] Geschäftsbeziehung zwi¬ schen Unternehmen. Der Ausdruck wird unter anderem in Zusammenhang mit T F - commerce verwendet. Hierbei wird im Gegensatz zum Verkauf von Pro¬ dukten an den Endverbraucher (1Lb 2 c)
2 0 E-Conomy der Handel zwischen den Unternehmen als sehr viel gewinnträchtiger eingeschätzt. Nach Meinung vieler Analysten ist der B2B- Bereich das stärkste Wachstumssegment des E-Commerce. B 2 C [Abkürzung von engl. Business-to- Consumer von Unternehmen zu End¬ konsument] Bezeichnet die Geschäfts¬ aktivität von Unternehmen, deren Kunde der Endanwender, also „Otto Normalver¬ braucher" ist. Zumeist wird der Ausdruck für die Ausrichtung eines Anbieters im Internet gebraucht. In den Anfängen des T E - commerce konzentrierten sich die Aktivitäten auf den Handel mit dem Endkonsumenten. Mittlerweile werden jedoch die sich auf den Handel zwischen Unternehmen konzentrierenden Geschäf¬ te (T B 2 B ) als erfolgreicher eingestuft. Ein klassisches Beispiel für den B2C-Be- reich ist das Angebot eines Versandhan¬ dels im Internet. B 2 E [Abkürzung von engl. Business- to - E m p loy e e = von Unternehmen zu Angestellten] Nutzung eines T I n t r a - nets für den unternehmensinternen In¬ formationsfluss. Ziel einer B2E-Strategie ist, die unternehmensinternen Geschäfts¬ prozesse zu unterstützen bzw. zu optimie¬ ren. Damit soll der Kontakt zu den Mitar¬ beitern verbessert und den Angestellten die Arbeit mit aufgabenspezifischen In¬ formationen erleichtert werden. Dazu zäh¬ len Terminplanung, Organisation von Ge¬ schäftsreisen, Überweisungen etc. Backbone [engl. für: Rückgrat] Unter Backbone ver¬ steht man im Internet die Leitungen, die die gigantischen Datenmengen zwischen den Verteilungszentren transportieren. Backbones sind in der Regel Glasfaserka¬ bel, wogegen Kabel der T le t z t e n meile meistens aus Kupfer bestehen. Die Kapazität des Backbones bestimmt maßgeblich die verfügbare T B and- breite und somit die Schnelligkeit der Internetverbindung. Bad Link [zu engl. b a d = schlecht und engl. link = Verbindung] Fehlgeleiteter Link. Ein Bad Link führt auf eine falsche Website und kann so viel Schaden und Ärger anrich¬ ten. Der User wundert sich, weil er etwas ganz anderes erwartet hat. Für den Anbie¬ ter der Ausgangswebsite hat es neben dem verärgerten Kunden den Nachteil, dass er keine zt_p ageimpressions mehr verbuchen kann. Neben Bad Links gibt es
B auch dead links [engl. für: tote Verbindungen], die aufSeiten führen, die bereits vom Netz genommen wurden. Ge¬ gen diese Form der „Internetverschmut¬ zung" kämpft die Organisation bios, die sich als Greenpeace des Netzes versteht. Bandbrei te Die Bandbreite definiert die Schnelligkeit der Internetverbindung. Sie wird in Bit pro Sekunde gemessen und hängt von der Art der Leitung, der Versendungstechnik und der Zahl der User ab, die gleichzeitig die Leitung nutzen. Megabit-Leitungen sind heute ein Muss für eine vernünftige Firmenanbindung. Datenintensive Anwen¬ dungen wie ASP (Application-Service- Providing) und iLs TR E am I ng funk¬ tionieren nur bei hoher Bandbreite. Man muss Ideen haben, schnell sein und offen kommunizieren. DR. THOMAS MIDDELHOFF VORSTANDSVORSITZENDER BERTELSMANN AG Betaversion Unausgereifte Software, die aber bereits - meist kostenlos - verteilt wird, um den Praxistest dem Endnutzer zu überlassen. Der Hersteller spart sich die Suche nach Fehlern und Funktionsstörungen, indem er wartet, bis die Betatester ihn darüber informieren. Vor der Betaversion steht eine noch stärker fehlerbehaftete Alpha¬ version, auf die Betaversion folgt meist ein „Release-Candidate" und schließlich die „Final Version". Betaversion bezeich¬ net im übertragenen Sinnaauch ein unaus¬ gereiftes Produkt, an dessen Weiterent¬ wicklung gar nicht gedacht ist. Bloatware [zu engl. b l o a t = aufgebläht und Soft¬ ware] Eine zynische Bezeichnung für Software, die mit jeder Generation dras¬ tisch größer wird, sowohl in der Datenmen¬ ge als auch im Speicherbedarf. Aufgrund sinkender Festplatten- und Arbeitsspei¬ cherpreise gibt es nach Meinung vieler Pro-
B E-C o n o my grammierer keinerlei Größenbeschränkung mehr. Da diese aufgeblähten Produkte im¬ mer komplexer und unübersichtlicher wer¬ den, wächst die Zahl der Fehler enorm an. Zum Ausgleich werden Leistungsmerkmale hinzugefügt, die kaum ein Nutzer je be¬ nötigt, die aber gern als Rechtfertigung für die neue Version und den erhöhten Preis dienen. Windows 3.1 beruht z.B. auf ei¬ nem 1-Million-Zeilen-Code, Windows 2000 bringt es auf rund 29 Millionen Zeilen und angeblich fast 63 000 bekannte Fehler. Bluetooth [zu engl. b l u e = blau und engl. tooth = Zahn] Drahtlose Form der Datenüber¬ tragung. Der schwedische Konzern Erics¬ son begann 1994 mit der Entwicklung einer kostengünstigen Technologie, die Daten und Sprache per Radiowellen übermit¬ telt; 1998 bildete sich die Bluetooth SIG (Special Interest Group). Das frei verfüg¬ bare Funknetz ISM (Industrial Scientific Medical) wird für die Bluetooth-Techno¬ logie genutzt. Die Übertragungsleistung liegt noch bei 10 Metern, soll aber auf bis zu 100 Metern ausgeweitet werden. Das funktioniert über einen integrierten Chip, der die kurzen Radiowellen sendet und empfängt. Mithilfe dieser Technik können somit alle Geräte im Büro ohne den übli¬ chen Kabelsalat miteinander kommunizie¬ ren. Kommt man von einer Geschäftsreise zurück, gleicht der Laptop die neuen Da¬ ten automatisch an. Der Name Bluetooth stammt übrigens von dem Wikingerkönig Harald Blauzahn, der im 10. Jahrhundert Norwegen und Dänemark unter seiner Herr¬ schaft vereinigt hatte. Er ist Sinnbild für das Streben, die technische Welt drahtlos zu vereinigen. Bookmark [engl. für: Lesezeichen] Wer durch das Internet surft, steht schnell einem Über¬ angebot an Informationen gegenüber. Um hier nicht den Überblick zu verlieren, kann der User Adressen bookmarken, d.h. als Lesezeichen im virtuellen Adressbuch ab¬ legen. Wird die Adresse einer bestimmten Website besonders häufig benötigt, kommt man über die Bookmarks schneller ans Ziel, da die Adresse nicht immer wieder neu eingegeben werden muss. Bookmarken wird auch im Zusammenhang mit der Suche nach neuen Arbeitskräften verwendet. Hier bookmarkt man die Person, die sich durch eine besondere Leistung hervorgetan hat und bei der man daher über eine mögliche Rekrutierung nachdenkt. Books-on-demand [zu engl. b o o ks = Bücher und engl. o n d e m a n d = auf Nachfrage] Bücher, die
2 3 erst auf Anfrage produziert werden. Books- on-demand ist eine der fortschrittlichsten Entwicklungen, die mit dem Internet ein¬ hergehen. Bücher, die sonst nie veröffent¬ licht worden wären, werden so ohne Risiko publiziert. Aufwendige Produktions- und Lagerhaltungskosten werden gespart, da die Bücher erst auf Bestellung und nach Bezahlung hergestellt werden. Jeder Autor kann sein Manuskript beispielsweise über die Website www.bod.com mit Textver- arbeitungs- und Layoutprogrammen zur Druckvorlage machen. Alle Titel der BoD- Site sind mit einem Onlinebuchshop ver¬ linkt und können über diesen bestellt wer¬ den. Mit der Bestellung wird das Buch einzeln hergestellt und T__j u s t in time an den Kunden ausgeliefert. Bot [zu engl. robot = Roboter] Auch spider [engl. für: Spinne]. Bots sind spezialisierte Tools zum Sammeln von In¬ formationen, die sich auf ihre Nutzer ein¬ stellen und selbstständig das Internet auf Inhalte durchkämmen. Als T Agen¬ ten fungieren z. B. die T s h o p b o t s für kommerzielle Dienstleistungen oder T K NOWBOTS als Wissenslieferanten. Die Datenbanken der Bots dienen den Suchprogrammen als Basis für die Ein¬ ordnung von Begriffen. Bricks and Mortar [zu engl. brick = Ziegel und engl. mortar = Mörtel] Abwertende Be¬ zeichnung für Unternehmen, die nicht in den neuen Medien, der Informations- oder Kommunikationstechnologie Geschäfte machen, sondern in traditionellen Bran¬ chen verankert sind. Gemeint sind also die klassischen Old-Economy-Unternehmen. Dazu gehören u.a. der Einzelhandel, Pro¬ duktionsbetriebe und Versorgungsunter- |nehmen. Bricks-and-Mortar-Unternehmen sind solche, die es im Gegensatz zum virtu¬ ellen Geschäft der T dotcoms mit real assets [engl. für: „reale" Ver¬ mögenswerte, Immobiliarvermögen] zu tun haben. Browser [zu engl. to browse = schmökern, .. überfliegen] Synonym für Ubersichtspro- gramm. EinWeb-Browserist ein Programm, das den Zugriff und die Darstellung von Seiten des World Wide Web ermöglicht. In erster Linie sind Web-Browser dafür ge¬ dacht, Dokumente und Bilder aus dem In¬ ternet herunterzuladen und darzustellen. C 2 B [Abkürzung von engl. Consumer-to- Business = von Endkonsument zu Unternehmen] Bezeichnet den Kommuni-
£_ 24 E-Co n omy kationskanal, der vom Kunden zum Unter¬ nehmen führt. Mit zunehmender Verbrei¬ tung des Internets wächst die Macht des Kunden. Er kann seinen Unmut lautstark äußern, und Beschwerden über Unterneh¬ men finden schnell weite Verbreitung. Dies bringt jene in Bedrängnis, die den Umgang mit kritischen Kunden nicht gewöhnt sind. ZT s UCK-Sites oder Veröffentlichun¬ gen in 1Ln ewsgroups haben schon häufiger zu breiten Boykotten geführt und den angegriffenen Firmen massiven Image¬ verlust beschert. Zahlreiche Websites spe¬ zialisieren sich auf diesen Kanal und bil¬ den zentrale Anlaufstellen, wo sich Kunden über Firmen und Produkte informieren und Kommentare abgeben können. C 2 C [Abkürzung von engl. Consumer-to- Consumer = von Endkonsument zu Endkonsument] Eine Art Flohmarkt im Netz. C2C beschreibt den Handel zwischen Privat¬ leuten. Viele H_w ebauctions sind zum Beispiel C2C-Angebote. Das Parade¬ beispiel für ein C2C-Angebot ist Napster, das Musikportal, wo über eine zentrale Datenbank kostenlos Musikdateien ge¬ tauscht werden. Im Gegensatz dazu wer¬ den beim peer-to-peer-netz- w e r k [zu engl. p e e r = Gleichrangiger] die Daten direkt zwischen den vernetzten Computern ausgetauscht. Die Musikbörse Gnutella (www.gnutella.com) etwa arbei¬ tet nach diesem Prinzip des Handels zwi¬ schen den Endkonsumenten. C-Commerce [Abkürzung von engl. collabora¬ tive commerce, zu engl. to col¬ laborate = Zusammenarbeiten und engl. commerce = Handel] Zusam¬ menschluss verschiedener Unternehmen über das Internet zu einer gemeinsamen Arbeitsgruppe. Je nach Art des Projektes können innerhalb dieser Gemeinschaft Al¬ lianzen geschlossen werden. Anders als der 1L_e -commerce ist der C-Com¬ merce auf projektbezogene oder bleibende Partnerschaften ausgerichtet. Diese Form der Kooperation ist eine Besonderheit der New Economy, die traditionelle Geschäfts¬ beziehungen überholt. Experten zufolge werden C-Commerce-Löungen bisherige Internet-Vertriebsanwendungen ablösen. Certificate- Authori ty [zu engl. certi f i c a t e = Zertifikat und engl. author ity = Autorität] Certifi¬ cate-Authorities sind lizenzierte Unterneh¬ men, die für digitale Verschlüsselungen bei der Datenübertragung zuständig sind, um vor Manipulationen zu schützen und ei¬
X 2 5 ne hohe Datensicherheit zu gewährleisten. Außerdem vergeben sie "T d i g i t a l certificates. Die bekanntesten CAs sind VeriSign, Thawte und BelSign. Channel [engl. für: Kanal] Bezeichnung innerhalb der T i T - B R a N c H E für alles, was mit dem Handel ihrer Produkte zu tun hat. Im Channel tätig sind z. B. der i n t e r - NET-SERVICE-PROVIDER, Großhändler, Systemhäuser und Einzel¬ händler. Sie alle bieten Internetprodukte oder -dienstleistungen an. Im Marketing wird der Ausdruck Channel mit dem Absatz¬ kanal gleichgesetzt. So sind sowohl das Internet als auch der Einzelhandel Chan¬ nels. Vertreibt ein Unternehmen über bei¬ de Kanäle seine Produkte, nennt man das ultichanneling. Chatterbot [zu engl. c h a t = Unterhaltung, Plau¬ derei und engl. robot = Roboter] Ein Chatterbot ist ein intelligentes Compu¬ terprogramm, mit dem man chatten kann, als wäre es eine wirkliche Person. Die Pro¬ gramme lernen durch die Konversationen mit der Zeit immer mehr Dinge und wer¬ den so zu immer „realeren" Gesprächs¬ partnern. Im Internet sind bereits etliche Chatterbots zu finden. Die intelligenten Virtuelle und reale Netze ergänzen sich. So wie das Internet heute ein großes Netz der Kommunikation rund um den Globus spannt, so haben wir - gemein¬ sam mit unseren Partnern - ein solches der Mobilität als Ergänzung geschaffen. DR. JÜRGEN WEBER, VORSTANDSVORSITZENDER LUFTHANSA AG Programme werden zum Beispiel für Kun¬ denanfragen verwendet, die zumeist stan¬ dardisiert ablaufen. Chatterbots sind auch solche Programme, die bei der Verwaltung von Chaträumen helfen. Clicks and Mortar [zu engl. clicks = Klicks und engl. mortar - Mörtel] Abwandlung des Begriffes T b ricks and mortar, des Synonyms für traditionelle Unterneh¬ men der Old Economy. Der Begriff Clicks
c E-Conomy and Mortar bezeichnet nun jene Unterneh¬ men, die versuchen, die neue Webpräsenz (stellvertretend für Clicks) mit den altbe¬ währten Vertriebskanälen (stellvertretend für Mortar) in Einklang zu bringen. Die Mei¬ nungen über diese Unternehmensform sind geteilt: Manche Analysten geben diesen Firmen kaum Überlebenschancen, da ihr E - Business lediglich die Kunden von ihren Filialen abzieht. Andererseits je¬ doch verfügen diese Unternehmen bereits über hervorragend etablierte Vertriebs¬ strukturen und können so Waren schneller und kostengünstiger an den Endverbrau¬ cher liefern. Verstärkt wird der Online-Ge¬ schäftsbereich auch als T s p i N - o F F an die Börse gebracht, um den Kapitalbe¬ darf im freien Markt zu decken. Collaborative Fi Ltering [zu engl. to collaborate = Zu¬ sammenarbeiten und engl. to filter = filtern] Beruht auf der Hypothese, dass Menschen mit gleichen Interessen, das (Kauf)verhalten der anderen als Orien¬ tierung nutzen. Der Onlinebuchhändler Amazon macht sich das Prinzip erfolgreich zunutze, indem er dem User beim Buch¬ kauf mitteilt, was andere Käufer desselben Buches außerdem noch bestellt haben. Man bekommt dadurch Anregungen, wel¬ che Bücher oder CDs einem sonst noch ge¬ fallen könnten. Co-Location [zu engl. c o- = mit, zusammen und engl. location = Standort] Verstärkt wer¬ den Webserver nicht im eigenen Büro auf¬ gestellt, sondern in speziell geschützten Räumen beim T i nternet-ser- vice-provider (ISP). Der Vorteil ist, dass sich die Server permanent unter Kontrolle befinden und gegen Feuer, Strom¬ ausfall, Vandalismus, Sabotage und andere Zwischenfälle geschützt sind. Mehrfache Leitungen ins Internet garantieren störungs¬ freie Erreichbarkeit. Co-Location-Stand- orte entstehen zunehmend auf der ganzen Welt. Die eingebauten Sicherheitsvorkeh¬ rungen wie z.B. die Zugangsberechtigung zum Gebäude über T i r i s-cod es werden immer ausgefeilter, um den hohen Sicherheitsansprüchen von T e-busi- nesses zu genügen. „Colo" ist die lie¬ bevolle Abkürzung des „Server-Safes". Communi ty [engl. für: Gemeinschaft] Bezeichnung für eine Interessensgemeinschaft im Inter¬ net. Der Austausch findet über Chats, E-Mails oder Diskussionsforen statt. Die Mitglieder einer Community interessieren sich alle für ein bestimmtes Thema, z.B.
c 2 7 Ich hatte natürlich gehofft, dass ich mit meiner Idee etwas bewege (wenn¬ gleich sie so revolutionär nun auch wieder nicht war und es insbesondere in den USA bereits ähnliche Dienste gab). Mit einer derart starken Resonanz habe ich aber nicht gerechnet. KARSTEN SCHRAMM, GRÜNDUNGSMITGLIED GMX AG aus den Bereichen Sport, Politik o.a. Eine klassische Internetcommunity sind Fans, die eine eigene Fansite ins Netz stellen, um dort Informationen auszutauschen. Auch der soziale Background, wie die Zugehörigkeit zu einer Szene, kann eine Basis sein. Eine business-com¬ munity hingegen ist in der Regel ein t_E X T R A N E T , das alle Geschäfts¬ partner eines Unternehmens vereint, oder auch ein 11_d igitaler Markt¬ platz, wo alle Firmen einer Branche Zusammentreffen. Content [engl. für: Inhalt] Text-, Bild- und Film¬ material jeglicher Art. Der Ausdruck wird meist stellvertretend für den Inhalt von Websites verwendet. Im Kampf um die Gunst der Onlinekunden ist Content zu einer entscheidenden Schlüsselgröße ge¬ worden („Content is ki ng!"). Beim con¬ tent-management geht es um die richtige Zusammenstellung der inhaltli¬ chen Elemente. Immer stärker rückt dabei auch die geschickte Vermarktung und Mehrfachnutzung von Texten und Bildern in den Mittelpunkt. Die Macht in der Wert¬ schöpfungskette verlagert sich demnach zunehmend zu denjenigen, die die Nut¬ zungsrechte am Content halten. Die wach¬ sende Bedeutung lässt sich auch daran ablesen, dass einige Unternehmen den Titel des c c o vergeben, des Chief-Con- tent-Officers. Copyleft [zu engl. copyright = Urheberrecht und engl. I e f t = links] Urheberrecht in T o pen-source - Systemen. 1984 formulierte der Professor des MIT (Massa¬ chusetts Institute of Technology) Richard
C 28 E-Conomy Stallmann erstmals eine Verhaltensregel für den Umgang mit freier Software. Da¬ nach ist es zwar jedem erlaubt, beliebig an dieser Software herumzubasteln, doch alle Ergebnisse müssen unentgeltlich der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wer¬ den. Bekanntestes Beispiel für ein Copy¬ left ist das Linux-Betriebssystem. Customer- Interface [zu engl. customer = Kunde und engl. interface = Schnittstelle] Allgemei¬ ne Beschreibung für jenen Punkt inner¬ halb einer Struktur, wo der direkte Kon¬ takt mit dem Kunden stattfindet. Dies kann sowohl der Kundendienst eines Unterneh¬ mens sein als auch die Website, auf der der Kunde seine Bestellung aufgeben kann. Die Gestaltung des Customer-Interfaces ist von größter Bedeutung: Ist es zu kom¬ pliziert oder verlangt es zu viele Schritte, wandern viele Kunden zur Konkurrenz mit dem einfacheren Angebot ab. Customizing [zu engl. to customize = indivi¬ duell aufmachen] Personalisierung von Angeboten. Customizing bezeichnet das Zuschneiden von Produkten und Websites auf die Bedürfnisse der Konsumenten. So bieten z.B. Autohersteller wie Smart auf ihrer Website an, sich das individuelle Wunschmodell am Computer zusammen¬ zustellen. Der Kunde wählt aus verschiede¬ nen Farben und Elementen seine Innenaus¬ stattung. Erst nach diesen Vorgaben wird das Auto gebaut. Eine andere Form des Customizing erfolgt über 11_a g e n t e n , intelligente Programme, die Internetan¬ gebote auf die Informationsinteressen der User abstimmen. Bestellt z.B. ein Online¬ kunde beim Internetshop www.leshop.ch zum ersten Mal Windeln in einer bestimm¬ ten Größe, wird ihm nach einem bestimm¬ ten Zeitraum automatisch ein Angebot für die nächstgrößere Windelgröße gemacht. Cybermoney [zu engl. Cybernet ic = kybernetisch und engl. m o n e y = Geld] Cybermoney ist das virtuelle Gegenstück zur harten, greif¬ baren Währung. Der Begriff wird vielsei¬ tig für neue Funktionen des Geldes im In¬ ternetzeitalter verwendet. A) Cybermoney beschreibt neue Geldarten, mit denen man nur im Internet bezahlen kann - Rabatt¬ systeme wie Webmiles sowie geldkarten¬ ähnliche Bezahlsysteme, die vor allem beim ICROPAYMEN T eine Rolle spie¬ len. Im Gegensatz zum bunt bedruckten Papier wird das elektronische Geld nicht im Geldbeutel, sondern auf der Festplatte aufbewahrt. B) Cybermoney bezeichnet
die 11_M a r kt k a p i t a l i s i e r ung von New-Economy-Aktien. Entfernen sich diese sehr weit vom eigentlichen Sub¬ stanzwert des Unternehmens, können bei Übernahmen durch den Einsatz von Aktien extrem hohe Kaufpreise bezahlt werden. Cyberslang [zu engl. cybernetic = kybernetisch und engl. slang = Jargon, Umgangs¬ sprache] Im Universum des Internets ent¬ wickelt sich ein eigener Slang, dessen linguistische Basis Englisch ist. Ludwig Wittgenstein meinte, die Grenzen der Spra¬ che seien die Grenzen der Welt. In der grenzenlosen Internetwelt entsteht die Sprache ebenso rasant wie der Cyberspace selbst. Der Cyberslang findet zunehmend Eingang in die Alltagssprache. Beispiel: „Ich muss mich noch updaten, hatte in den letzten Tagen einfach nicht genug Arbeitsspeicher frei, um mich auf das Pro¬ jekt vorzubereiten." Cybersquatting [zu engl. Cybernet ic = kybernetisch und engl. to s q u a t = besetzen] Die Hausbesetzung im Internet. Cybersquat¬ ting beschreibt das eher unseriöse Vor¬ gehen, sich beispielsweise Namen von Unternehmen oder Produkten als Web¬ adressen registrieren zu lassen. Wenn die Die New Economy steht für die Sym¬ biose von Zukunft und Gegenwart. Für einen E-Business-Spezialisten heißt dies, nicht nur visionär zu denken, sondern praktikable Lösungen für das "Jetzt und Heute" zu schaffen. CHRISTIAN W. MEENTZ EN, GRÜNDER, GESCHÄFTSFÜHRER CONXPERT GMBH & CO. Unternehmen dann mit ihren Namen den eigenen Netzauftritt planen, müssen sie die Adresse für viel Geld freikaufen. Binden¬ de Richtlinien der T. i c a n n besagen, dass Privatpersonen und Firmen miteinge¬ tragenem und geschütztem Namen einen Anspruch auf die Nutzung ihres Namens haben, dass 'T' d omaingrabbing untersagt ist und Unternehmen, die z.T. Millionenbeträge für ihren eigenen Namen zahlen mussten, das Recht auf Schaden¬ ersatz haben.
c E-Conomy Cyberstalking [zu engl. Cybernet i c = kybernetisch und engl. to s t a I k = sich heranpir¬ schen, anschleichen] Datenausspähung, Belästigung im Internet. Cyberstalking meint das Ausspionieren und die Ver¬ folgung im Internet. Der Verfolger Lernt dabei sein Opfer beispielsweise beim Chatten kennen und belästigt es durch E-Mails, reale Post oder Telefonterror. Be¬ sonders Internetneulinge, so genannte newbies, Frauen und Kinder sind ge¬ fährdet. Um dem Cyberstalking vorzubeu¬ gen, rät die US-amerikaische Organisation „Cyberangels" dazu, nicht online zu flir¬ ten bzw. dabei einen Namen zu verwen¬ den, der nicht sofort erkennen lässt, ob man männlich oder weiblich ist. Des Wei¬ teren sollte man nie persönliche Daten wie Telefonnummer oder Adresse ange¬ ben. Doch auch wenn man Vorsicht wal¬ ten lässt, ist es für Profis ein Leichtes, die Spuren nachzuverfolgen, die jeder User im Netz hinterlässt. Cyberterrorismus [zu engl. Cybernet ic = kybernetisch] Terrorismus im Internet. Besonders üble Form der 1^_c y b o t a g e. Cyberterroris¬ mus können Anleitungen zum Bombenbau oder Mordaufrufe im Internet sein. Derlei verbrecherische Aktivitäten werden nach Meinung des FBI primär von politisch mo¬ tivierten Hackern aus dem Mittleren Osten und der ehemaligen UdSSR verübt. Cybotage [zu engl. Cybernet ic = kybernetisch und Sabotage] Bezeichung für Sabo¬ tageakte im Internet mit dem Ziel, Web¬ sites lahm zu legen, den Nachrichtenfluss zu unterbinden oder ganz allgemein Scha¬ den anzurichten, wie etwa durch das Ver¬ senden von in E-Mails verpackten Viren. Der Begriff stammt aus dem Sicherheits¬ berater-Jargon. Er wird auch als Synonym für T l NFORMATION-WARFARE verwendet. Debuggi ng [engl. für: Fehlersuche, Fehlerbeseitigung] Ursprünglich rührt diese Bezeichnung von dem englischen Wort b u g [= Käfer, Wanze, Ungeziefer] her. Früher, als Com¬ puter noch riesige Apparate waren, haus¬ te oft Ungeziefer auf Kabeln, Röhren und Platinen und verursachte nicht selten da¬ durch Systemfehler und Kurzschlüsse. Heu¬ te wird daher der Terminus „bug" auch für Fehler in Systemen oder Software ange¬ wendet. Debuggen ist daher analog das Beseitigen dieser Fehler aus Programmen oder Webseiten. Zu diesem Zweck wird vor¬ her meist eine „Buglist" erstellt.
D._. Deep Media [engl. für: tief(gründig)e Medien] Deep Media ist ein Theorieansatz, der sich aus Enttäuschung über die Zweidimensionali- tät und Kontextignoranz gängiger Internet¬ auftritte gebildet hat. Deep Media wendet sich z.B. gegen die bloße Abbildfunktion, die das Internet im Mainstream-Business haben kann, und die den vorhandenen Möglichkeiten nicht im geringsten gerecht wird, wie etwa das interaktive Fernsehen im Netz (iTV), das auf dem Bildschirm meis¬ tens mit stilisiertem TV-Gehäuse umrahmt wird. Deep Media sucht dagegen nach wirk¬ lich sinnvollen Umsetzungen, die die An¬ wendungen mit den Möglichkeiten digita¬ ler Technologien wachsen lassen. Beispiel: Eine Site, die über die Parkinsonkrankheit informiert, ist für Parkinsonkranke auf herkömmlichem Wege (Maus/Tastatur) schlichtweg nichtaufrufbar. Deep Media bezieht die Kontexte des jeweiligen Users in die digitale Welt ein und würde in die¬ sem Fall als Lösungsansatz die Steuerung z.B. über Voicecommand anbieten. Deep Media kursiert auch unter dem Namen 1Lr ICH MEDIA. Denial-of-Service- Attack (DoS) [engl. für: „Dienstverweigerungsangriff"] Ein Angriff auf ein Netzwerk mit der Ab¬ sicht, es mit sinnlosem Traffic zu überfluten und damit lahm zu legen. Während Computer und Netzwerk mit der Abarbeitung nutzloser Anfragen beschäf¬ tigt sind, bleiben legitime User außen vor. Vergleichsweise „harmlose" Form der T_C Y B O T A G E oder T I N F 0 R M A - TiON-WARFARE, da keinerlei Daten gestohlen oder gelöscht werden. Digital Certificate [engl. für: digitales Zertifikat] Anhang einer elektronischen Nachricht, um die Sicherheit zu erhöhen. Genutzt wird das Digital Certificate, um den Absender einer Nachricht zweifelsfrei zu identifizieren und dem Empfänger die Möglichkeit zu geben, eine verschlüsselte Antwort zu senden. Digital Certificates werden von T C ERTIFICATE AUTHORITIES ausgegeben und werden beispielsweise in Ts ecure Servern genutzt. digitale Signatur Analog zur Unterschrift auf Papier kann man im Internet mittels digitaler Sig¬ natur die Echtheit eines Dokuments be¬ glaubigen. Da digitale Objekte beliebig reproduzierbar sind, entfällt der Unter¬ schied zwischen Original und Kopie. Durch besondere Verschlüsselungsmethoden wird
D E-Conomy die Echtheit eines Dokuments mit einer digitalen Signatur garantiert und kann später von jedem überprüft werden. Möch¬ te der Absender einer E-Mail jegliches "t s p o o F i N G ausschließen, nutzt er sowohl seinen Privatcode als auch einen öffentlichen Schlüssel, um eine persön¬ liche Unterschrift zu erzeugen. Mit dem öffentlich zugänglichen Schlüssel und der E-Mail-Nachricht kann der Empfänger mit¬ tels einer Software die digitale Unter¬ schrift kontrollieren. Ist die Signatur kor¬ rekt, so ist einerseits die Identität des Senders belegt, anderseits ist sicherge¬ stellt, dass die Nachricht beim Übertra¬ gen nicht manipuliert wurde. digitaler Marktplatz Auch VIRTUELLER MARKTPLATZ. Handelsplattformen im Internet. Sie sol¬ len ganzen Branchen ermöglichen, den Austausch von Gütern zu vereinfachen und beim Ein- und Verkauf von Betriebsgütern Geld zu sparen. Auf einer - meistens pass¬ wortgeschützten - Internetsite werden Rohstoffe, Halbfertigprodukte, Gebraucht¬ maschinen oder Ähnliches zwischen Mit¬ gliedern einer bestimmten Branche gehan¬ delt (T B 2 B). Außer dem Zugang zum Internet ist grundsätzlich keine weitere Ausrüstung notwendig. Da sich die Ge¬ schäftspartner oft kennen, ist auch die Be¬ zahlung über Rechnung unproblematisch. digitales Wasserzei chen Um gegen die im Internet weit verbrei¬ tete ll_c opy'N'paste - Mentalität anzukämpfen, kann der Schöpfer eines Werkes seine Urheberrechte mit einem digitalen Wasserzeichen belegen. Bevor er z.B. ein Bild ins Internet stellt und es somit für alle zugänglich macht, bestückt er es mit einem für den Betrachter unsicht¬ baren Erkennungsmerkmal. Selbst wenn Datendiebe das ursprüngliche Bild verän¬ dern und bearbeiten, lässt sich das ver¬ steckte Wasserzeichen herauslesen und somit die Herkunft des Originals bestim¬ men. Bei Videodaten sollen digitale Was¬ serzeichen beispielsweise das illegale Ko¬ pieren von DVDs unterbinden. Domain [engl. für: Domäne, Bereich] Die Domain oder Domäne ist die Adresse einer Home¬ page im Internet. Sie besteht aus dem Ort im Netz, wo sie sich befindet, etwa www für World Wide Web, einem mehr oder we¬ niger frei wählbaren Namen, siehe auch cann oder 1Ld o m a i n - name- sy s t e m, und einem Zusatz für ein Land oder die Art des Angebots: „de" steht für
D Deutschland, „org" für Organisation, und „com" für Commercial. Von Letzterem ist der Ausdruck '? d o t c o m abgeleitet. Domaingrabbing [zu engl. d o m a i n = Bereich und engl. to grab = schnappen] Das „Weg¬ schnappen" von T d OMAiNS bedeutet das Aufkäufen ohne eigene Nutzungsab¬ sicht. Man hofft vielmehr, sie eines Tages teuer Weiterverkäufen zu können. Dies hat dazu geführt, dass es mittlerweile praktisch nur noch Domains wie zsqfaiosrk.de güns¬ tig bis gratis gibt und Firmen zunehmend auf Notlösungen wie „geschmaxsache.de" ausweichen. Die Sensibilisierung der Ge¬ setzgeber und der Rechtsprechung auf die¬ sem Gebiet wächst, wobei Domaingrab¬ bing nach der jetzigen Rechtslage nur in speziellen Fällen strafbar ist (11_c y b e r - squatting). Wir stehen noch am Anfang der Entwicklungen und ahnen die Möglich¬ keiten, die uns die New Economy eröffnet, heute bestenfalls. End-to- End-Commerce-Solutions werden die Old und die New Economy mit¬ einander verschmelzen. RUDOLF GÜNTHER, GRÜNDER, CEO A I T AG Domain-Name- Sy s t e m (DNS) I [zu engl. domain = Bereich, name = Name und system = System] Hie¬ rarchisches Datenbanksystem, welches nummerische Internetadressen (Tip¬ adressen) mit leicht merkbaren Na¬ men wie www.duden.de verknüpft. Ohne das DNS müssten Websites mit Nummern wie 192.129.40.99 adressiert werden und 1Lc ybersquatting gäbe es nicht. Die Übersetzungstabellen finden sich auf unzähligen Name-Servern überall auf der Welt und werden permanent aktualisiert. Das DNS wird von 'Ll c a n n verwaltet. Dotcom [zu engl. d o t = Punkt und c o m = Ab¬ kürzung in Internetadressen für engl. commercial« geschäftlich] Ausdruck für eine neu gegründete Internetfirma,
34 E-Co n o my deren geschäftliche Aktivitäten sich von Anfang an primär oder ausschließlich im Netz abspielen. Dotcoms gelten als Sinn¬ bild für die New Economy. Dot-gone [zu engl. d o t = Punkt und engl. t o g o = gehen] Zum Niedergang verurteiltes Internetunternehmen. Im Frühjahr 2000 entstandene Neubildung in Anlehnung an die Dotcom-Euphorie, die Internetaktien in schwindelnde Höhen geführt hatte. Der Einbruch der Internetwerte brachte viele dieser Firmen, vor allem jene mit hoher Hburn-rate , an den Rand der Pleite und darüber hinaus. Bisher teuerstes Dot- gone war der britische T__e - t a i l e r boo.com, der trotz massiver Anfangsin¬ vestitionen im Mai 2000 Pleite ging. E - B r a n d [Abkürzung von engl. electronic brand = elektronische Marke] Das di¬ gitale Gegenstück zu bekannten Marken und Unternehmen der physikalischen Welt. Das Is B R A N D I N 6 von Produkten und Dienstleistungen ist im Internet von be¬ sonderer Bedeutung, fällt es dem User bei dem Überangebot an Angeboten und Infor¬ mationen doch wesentlich schwerer eine Beziehung aufzubauen. Marken versuchen, die Entwicklung einer (emotionalen) Bezie¬ hung zu fördern. Oftmals gelang es Unter¬ nehmen mit dem 1 f irst-mover- advantage eine Marke zu entwickeln, die fast als Synonym für eine ganze Katego¬ rie steht. So wurde beispielsweise Amazon zum Synonym für Buchhandelim Internet. E-Busi ness [Abkürzung von engl. electronic business = elektronisches Geschäft] Die fälschlicherweise häufig als Synonym für T - E - commerce verwandte Be¬ zeichnung meint alle Formen von elektro¬ nischen Geschäftsprozessen. Gemeint sind damit also alle Unternehmen oder auch Teile davon, deren Geschäft auf dem Inter¬ net basiert, sei es im Vertrieb digitaler Daten oder in der Nutzung von Websites für Verkauf und Vertrieb von Waren und Dienstleistungen. Das kann den Umgang mit Geschäftspartnern (ll-B 2b), End¬ konsumenten (dt_B2c), Mitarbeitern (l'-B 2 E ) oder der Regierung (b 2 g ) betreffen. Echtzei t [zu engl. real time] Ausdruck für alle Internetangebote, die ohne Zeitverzöge¬ rung beim User ankommen. Die Übertra¬ gungstechnik T. s TREAMiNG ermög¬ licht beispielsweise das Echtzeiterlebnis eines Ereignisses, das vergleichbar mit
3 5 Die New Economy gilt für mich als Chance für eine Neudefinition grund¬ legender ökonomischer Mechanismen. Aus der Kombination mit Prinzipien der Old Economy sehe ich heute eine Entwicklung zur "One Economy" und bin von ihrem Erfolg überzeugt. DR. LORETTA WÜRTENBERGER, GRÜNDUNGSMITGLIED WEBMI LES AG einer Livesendung ist. Von besonderem Interesse ist die Echtzeit für T d a y - trader, die über das Internet mit Aktien handeln. Echtzeit-Services sind allerdings relativ teuer, da sie sehr hohe Rechenleistungen verlangen. E-Commerce [Abkürzung von engl. electronic commerce = elektronischer Handel] Teil des T. e - b u s i n e s s , der die elek¬ tronische Vermarktung und den Handel von Waren und Dienstleistungen überdas Internet meint. Im Allgemeinen wird damit der Handel zwischen Unternehmen und Endkonsumenten (ll_B2c) bezeichnet. Vorteile des E-Commerce sind die Kosten¬ ersparnis für beide Parteien, die quasi ab¬ solute Markttransparenz und die perma¬ nente Verfügbarkeit von 24 Stunden am Tag, 7 Tagen die Woche und 365 Tagen im Jahr (2 4/ 7/ 365). Nachteilig wirkt sich hingegen der Sicherheitsaspekt auf den E-Commerce aus. Viele Kunden zögern noch immer zu Recht, ihre Daten und vor allem ihre Kreditkartennummer über das Internet zu übermitteln. E-Government [Abkürzung von engl. electronic g o ve r n m e n t = elektronische Regie¬ rung] Der Einsatz des Internets von Bund, Ländern und Gemeinden zu Verwaltungs¬ zwecken. Die Abgabe von Formularen über das Web könnte Milliarden in der Verwal¬ tung einsparen. Das E-Government kann jedoch erst mit der endgültigen Rechts¬ verbindlichkeit der 11J) I G I T A L E N Signatur voll zum Tragen kommen. Bislang mussten Formulare nach dem Aus¬ füllen ausgedruckt und unterschrieben zurückgeschickt werden.
E E-Conomy E - H u b [Abkürzung von engl. electronic h u b = elektronischer Netzknoten] Be¬ zeichnung für einen zentralen Marktplatz, wo der Idee nach alle relevanten Einkäufer und Verkäufer einer bestimmten Produkt¬ oder Dienstleistungskategorie miteinander Geschäfte machen können. E-Hubs finden besonders im Tb 2 b -Sektor Anklang, da hier Großabnehmer ihre Zulieferer bes¬ tens gegeneinander ausspielen können, während die Zulieferer Kapazitätsengpässe oder Überkapazitäten problemlos ausglei- chen können. E-Hubs können sich aber auch beispielsweise Aquarienfische zum Thema nehmen und so einen zentralen An¬ laufpunkt bilden, wo Züchter und Aquaria¬ ner Räritäten austauschen, Laien sich bil¬ den und alle Interessierten Frischfutter etc. kaufen können. E-Merchant [Abkürzung von engl. electronic m e r c h a n t = elektronischer Händ¬ ler] Allgemeine Bezeichnung für einen Händler, der im Internet Geschäfte macht. Er kann als Tb - tailer im virtuel¬ len Einzelhandel tätig sein, einen Markt¬ platz für den T b 2 b - Sektor führen oder Teil eines Tb licks and mortar sein. In jedem Fall ist er im T e - bu¬ siness tätig. E-Procurement [Abkürzung von engl. electronic procurement = elektronische Be¬ schaffung] Einkauf und Beschaffung von Gütern über das Internet. In der Regel werden über E-Procurement vor allem so genannte c - g ü t e r beschafft, also Waren, die nicht zur Produktion des ei¬ gentlichen Produktes der Firma notwendig sind: Büroartikel, Verbrauchsmaterial, Ar¬ beitsplatzgüter. Die Vermeidung teurer „Ameisenbestellungen" ermöglicht große Einsparungen. Bestellungen gehen auto¬ matisch an den Unterschriftsberechtigten und anschließend direkt an den Lieferan¬ ten, die Rechnung direkt an die richtige Abteilung. Die interne Verfolgung des Vor¬ gangs wird überflüssig. E-Tai Ling [Zusammenziehung aus der Abkürzung von engl. electron ic = elektronisch und engl. r e t a i l = Einzelhandel] Der Ein¬ zelhandel per Internet, e-tailer kön¬ nen sowohl reine Internetunternehmen als auch T c licks and mortars sein. Die georderten Waren werden per Post oder Kurier direkt ins Haus geliefert. E - W a L l e t [Abkürzung von engl. electronic wallet = elektronische Brieftasche]
E Eine elektronische Geldbörse für den Ein¬ kauf im Internet. Digitales „Geld" wird auf T secure Servern gespeichert und kann dort abgebucht werden. Dieses Verfahren soll den Einkaufsvorgang er¬ leichtern, 11_m ICROPAYMENTS er¬ möglichen und ein alternatives Zahlungs¬ system zu Kreditkarten darstellen. Extranet Bezeichnung für den Datentransfer über ein eigenes Netzwerk, das eine hohe Über¬ tragungsgeschwindigkeit gewährleistet. So sind etwa Filialen eines Unternehmens oder Geschäftspartner über ein Extranet miteinander verbunden. Während ein übli¬ ches T intranet normalerweise durch eine ILfireual l gegen Zugriffe von außen abgeschirmt ist, wird hier die Da¬ tensicherheit beispielsweise durch Ver¬ schlüsselung gewährleistet. Die Mitar¬ beiter oder Geschäftspartner können im Extranet schnell und unbelästigt von Wer¬ bung oder sonstigen Unterhaltungsmög¬ lichkeiten auf unternehmensrelevante In¬ formationen zugreifen. Fi Lesharing [zu engl. f i l e = Daten, Datei und engl. to s h a r e = teilen] Zugänglichmachen von Daten für alle Nutzer eines Netz¬ werks. In vernetzten Strukturen können neben Inhalten auch Musik-, Bild- oder Videomaterial kollektiv genutzt werden. Sehr populär ist kostenlose Software wie Napster oder Gnutella, die als Filesharing- Architektur den Austausch von Musik¬ titeln im H_m p 3 - Format über Internet ermöglicht. Fi Ltering Software [zu engl. to f i 11 e r = filtern] Wer ver¬ hindern will, dass halbwüchsige Kinder ihre Nachmittage auf Pornosites im Inter¬ net verbringen, installiert Filtering Soft¬ ware, die den Zugang unterbindet. Wer genug hat von T spams oder täglich hunderte von E-Mails erhält, installiert Filtering Software, die unerwünschte Nach¬ richten selbsttätig löscht und die übrigen automatisch in die entsprechenden Ord¬ ner sortiert. Filtering Software ist eine einfache Form der T j\gent en oder T K N o w B o T s. Sie wird bevorzugt von Eltern oder Arbeitgebern eingesetzt, die den Zugang zu gewissen Websites ver¬ hindern wollen. Firewall [engl. für: Brandschutzmauer] Hard- und Softwaresystem, das ein an das Internet angeschlossenes Netzwerk (T i n trä¬ ne t ) vor unerwünschten Zugriffen schüt-
E E-Conomy 3 8 zen soll. Das Sicherheitssystem ist jedoch grundsätzlich kein vollständiger Schutz gegen Hacker oder Viren; trotz Kombina¬ tionen aus Verschlüsselungen, Codes und Zugriffsrechten besteht die Möglichkeit, in ein Netzwerk einzudringen. Eine Firewall kann umgekehrt auch den Zugriff aus einem lokalen Netz ins Internet begren¬ zen und die Nutzung bestimmter Software verhindern. Flatrate [zu engl. f l a t = flach und engl. r a t e = Rate] Pauschale für den Zugang zum Inter¬ net. Fallen beim Internetzugang zusätz¬ liche Kosten wie Telefongebühren weg und gibt es keine zeitliche Beschränkung für die Nutzung, so spricht man von einer Flatrate. In den USA schon lange üblich, hat es sich inzwischen auch in Europa herumgespro¬ chen, dass eine Flatrate das Internetge¬ schäft mächtig ankurbelt, da es sich viel entspannter surfen lässt, wenn nichtstän¬ dig der Gebührenzähler im Hinterkopf tickt. Globalization- S e r v i c e [zu engl. global ization = Globali¬ sierung] Websites, die ausschließlich in einer Sprache verfügbar sind, erreichen nur einen relativ kleinen Teil der Internet¬ nutzer. Auch wenn fast jeder Englisch versteht, wird die Kommunikation in der Muttersprache meist bevorzugt. Globali¬ zation-Services adaptieren die Websites für die unterschiedlichsten Sprach- und Kulturräume, um so den Lokalen Gewohn¬ heiten gerecht zu werden und die Nutzer¬ zahl zu vergrößern. Dies wird im Internet speziell von lob a l players wie beispielsweise den großen Such¬ maschinen eingesetzt. Global Village [engl. für: globales Dorf] Der Begriff wur¬ de von dem Medientheoretiker Marshall McLuhan in seinem Buch „The Global Vil¬ lage - Der Weg der Mediengesellschaft in das 21. Jahrhundert" eingeführt. McLuhan charakterisiert die Welt als Dorf, weil Me¬ dien es ermöglichen, mit jedem in Kontakt zu treten. Hinter dem Begriff steht das ver¬ traute Bild vom traditionellen Dorf, in dem sich (fast) alle kennen. Die modernen Kom¬ munikationsmittel, allen voran das Inter¬ net, machen es möglich, virtuelle Gemein¬ schaften zu bilden, deren Mitglieder zwar weltweit verstreut zu Hause sind, aber ei¬ nander dennoch so gut kennen, als wür¬ den sie in einem kleinen Dorf leben. Groupware [zu engl. group = Gruppe und engl. w a r e = Ware] Bezeichnung für Software,
JL 3 9 die den T w or k f low in Arbeitsgrup¬ pen vereinfachen und die Zusammenarbeit fördern soll. Die Computer dieser Gruppe sind per T l a n miteinander verbunden. So können Termine koordiniert, Dokumen¬ te ausgetauscht, Nachrichten übermittelt und Datenbestände allen zugänglich ge¬ macht werden. Eine der bekanntesten Groupwares ist „Lotus Notes". heißschalten Mit HEISSSCHALTEN, HEISS¬ STELLEN, HOCHLADEN, UPLOADEN, HOTSTELLEN oder HOTSCHALTEN bezeichnet man den Vorgang, eine neue Webseite oder einen neuen iLc o n t e n t online zu stellen, also im Internet verfüg¬ bar zu machen. Was vorher nur von inter¬ nen Rechnern abrufbar war, kann nun welt¬ weit über das Internet eingesehen werden. ICANN [Abkürzung von engl. Internet Cor¬ poration for Assigned Names and N u m be rs = Internetunternehmen für zugeteilte Namen und Nummern] Die „Internet-Weltregierung" ist eine n o n - profit-organisation, die 1998 vom amerikanischen Handelsministerium auf Druck vom Rest der Welt gegründet wurde. Die internationale Organisation lös¬ te somit die amerikanische Vorherrschaft Ich benutze Geld als Werkzeug. Allerdings mag ich es nicht, an den Schräubchen zu drehen. Um zu bewegen, muss man mit den Großen an einem Tisch sitzen. BERND KOLB, VORSTANDSVORSITZENDER I-D MEDIA AG über das Internet ab und hat sich u. a. die Vergabe von T i p-adressen und die Regelung des T d omain-name- s y s t e m s zur Aufgabe gemacht. ICANN ist hauptverantwortlich für die stabile Funktion des Internets und maßgebliche Instanz bei der Festlegung von techni¬ schen Standards und Richtlinien. Infomediär [zu engl. information = Informa¬ tion und engl. to m e d i a te = vermit-
I 40 E - C o n o my teln] Bezeichnung für zwischengeschal¬ tete Informationsvermittler, vorzugswei¬ se im Internet. Infomediäre bündeln In¬ formationen verschiedenster Anbieter und Quellen, um sie für den User zu filtern und leicht verständlich zu vermitteln. Ein Info- mediär stellt für das individuelle Profil des Nutzers die besten Angebote des Inter¬ nets zusammen. Information- Archi tecture [engl. für: Informationsarchitektur] Di¬ daktik, wie Informationen aufgebaut und dargestellt sind. Information-Architecture ist vielfach auch als information¬ design bekannt und wichtige Grund¬ lage für jeden guten Onlineauftritt. Info- Architekten sind verantwortlich für die Userführung und müssen dafür sorgen, dass sich die Besucher auf einer Webseite wohl fühlen und mit dem digitalen Ange¬ bot zurechtkommen. So werden für einen Internetauftritt so genannte sitemaps (blueprints) erstellt, die genau be¬ schreiben wie die unterschiedlichen Seiten angeordnet und verlinkt werden müssen. Instant Messenger [zu engl. i n sta n t = sofort, unmittel¬ bar und engl. messenger = Bote] Eine Software, bei der der Nutzer sofort erfährt, wenn seine Freunde online sind, und über die er kurze Nachrichten senden kann. Der Vorteil ist, dass niemand zu einer bestimm¬ ten Website gehen muss und die Nachrich¬ ten sofort und privat übermittelt werden, während man seiner üblichen Arbeit nach¬ geht. Der Nachteilist, dass man permanent gestört wird, da auch Werbebotschaften per Instant Messenger verschickt werden. Ein ungewöhnlich erfolgreiches Kommuni¬ kations- und Chatsystem dieser Art ist die icq -Software [Akronym für „I seek you", engl. für: „Ich suche dich"], bei der man nach dem kostenlosen Download sofort mit dem Echtzeit-Chat starten kann. Interface [engl. für: Schnittstelle] Übergangs- bzw. Verbindungsstelle, über die ein Datenaus¬ tausch zwischen zwei Ebenen stattfinden soll. Das Interface kann sich auf die Hard¬ ware (Stecker, Leitungen, Rechner) und die Software (Spiele, Programme) bezie¬ hen. Auch die Tastatur oder die Darstel¬ lung eines Programms auf dem Bildschirm als Schnittstelle zwischen Mensch und Computer kann gemeint sein. I n t e r n e t 2 Das Internet der nächsten Generation, der¬ zeit im Testeinsatz bei zahlreichen Univer¬ sitäten. Internet2 erlaubt dank wesent-
lieh erhöhter Übertragungskapazitäten ei¬ ne flexiblere Nutzung des Netzwerks und die Entwicklung neuer Angebote. Videos sollen in Fernsehqualität zu empfangen sein, Forscher haben schnelleren Zugriff auf gigantische Datenmengen. Das Internet? ist (noch) als Testplattform zu betrachten, auf der neue Technologien erprobt und die Standards der Zukunft entwickelt wer¬ den. Finanziert wird es von privaten Unter¬ nehmen, Universitäten und Regierungen. Intranet Auf Internettechnologie basierendes Fir¬ mennetzwerk, wahlweise mit oder ohne Anbindung an das öffentliche Internet. Das Intranet ist normalerweise durch eine T F i R E w a LL nach außen abgeschirmt. Große Firmen errichten Intranets, um ihren Mitarbeitern ein Forum für den Informa¬ tionsaustausch zu bieten. Intrusion- Detecti on-System [engl. für: Eindringling-Erkennungssys¬ tem] Damit man sich nicht nur blind auf die 1L_f i r e w a l l verlassen muss, arbeitet eine solche Software im Hin¬ tergrund, entdeckt unberechtigte oder abnorme Zugriffe aus dem Internet und verzeichnet diese. Mit den gesammelten Daten einer solchen Software lassen sich Schwachstellen im Sicherheitssystem ermitteln und beseitigen. Dringt ein Hacker tatsächlich in das Computersys¬ tem ein, werden seine Aktivitäten genau protokolliert und das zuständige Perso¬ nal informiert. Die zunehmende Zahl an T D ENIAL-OF-SERVICE- ATTACKEN machtIntrusion-Detection- Systemezum unverzichtbaren Bestandteil populärer Onlineangebote. IP-Adresse IP steht für Internet Protocol (TCP/IP), die „Sprache", in der Daten über das Netz verschickt werden. Es bildet die techni¬ sche Grundlage des Internets. Die IP- Adresse weist jedem Nutzer im Internet eine sich aus vier Zahlen zwischen 0 und 255 zusammensetzende Nummer zu, bei der die Zahlen mit Punkten getrennt werden (z.B.: 207.201.176.71). In der Re¬ gel wird sie vom T provider verge¬ ben. Da diese langen Zahlenkombinatio¬ nen nur schlecht zu merken sind, sind vielen Rechnern im Internet so genannte t.DOMAi N-Namen zugeordnet. I T [Abkürzung von engl. information te c h n o lo gy = Informationstechno¬ logie] Das magische Kürzel beschreibt die Boombranche des ausgehenden 20. und
E-Conomy beginnenden 21. Jahrhunderts. Zur i t - Branche gehören Unternehmen, deren Inhalt die Entwicklung und Vermarktung der neuen Informations- und Kommunika¬ tionstechnologien ist. Das können dem¬ nach sowohl Computer-, Peripheriegeräte- und Chiphersteller, Telefongesellschaften und Softwareentwickler sein als auch T I NTERNET-SERV I C E-PRO- v i D E R und Multimediaagenturen. Jobengi ne [zu engl. j o b = Beruf, Tätigkeit und engl. engine = Motor, Maschine] Weiter¬ entwicklung der s E a R c H E N G i N E, der Suchmaschine im Internet. Jobengines sind Suchmaschinen, die auf die Vermitt¬ lung von Arbeitsstellen spezialisiert sind. Diese Form der Arbeitssuche ist aufgrund ihrer Einfachheit und Zugänglichkeit po¬ pulär geworden. Der potenzielle Mitarbei¬ ter stellt sein Profil ins Netz und bekommt im positiven Fall alle paar Tage Angebote auf seine Annonce, umgekehrt läuft es ähnlich. Mittlerweile existieren auch vir¬ tuelle Jobvermittlungen für 1L_f r e e - und T E -lancer im Netz. Killer- Application [engl. für Killeranwendung] Ein Produkt, ein Projekt oder ein Ereignis, das einer neuen Technologie zum Durchbruch ver¬ hilft. Die Killer-Applications für das Fern¬ sehen waren Fußballweltmeisterschaf¬ ten und Olympische Spiele, für den PC waren es Kalkulations- und Textverarbei¬ tungsprogramme, für das Internet die T B R o w s E r . Killer Applications feh¬ len z.B. noch für das T e -tailing und den 11_m - commerce Konvergenz [zu lat. convergere = sich (an) nähern] In der T i t bezeichnet Kon¬ vergenz das Zusammenwachsen von TV, Computer und Telekommunikation. Durch größere "Jlb andbreiten soll inter¬ aktives Fernsehen auf einem einzigen technischen Endgerät stattfinden. Sonys WebTV ist ein bekannter Vertreter dieser Medienfusion: mit Hilfe einer Set-Top-Box und der Telefonleitung holt man sich das Web auf ein handelsübliches Fernsehgerät. LAN [Abkürzung von engl. Local Area Network = lokales Netzwerk] Ein re¬ lativ kleines Computernetzwerk, dessen Ausdehnung meist auf ein Büro oder Gebäude begrenzt ist. Zu einer lan- party bringt jeder einen Computer mit, schließt sich an das LAN an und verbringt die nächsten Stunden oder Tage verbunden
3 Am faszinierendsten für mich ist die rasende Geschwindigkeit, mit der sich Personen, Unternehmen und Tech¬ nologien entwickeln. Nirgendwo gibt es so viele Firmengründer wie hier, die mit neuen Ideen frischen Wind in unsere Gesellschaft bringen. THOMAS ZELLER, GRÜNDER OFFERTO.COM GMBH mit anderen im Spiel, entweder mit- oder gegeneinander. Bei manchen LAN-Partys treffen sich einfach ein paar Freunde und vernetzen ihre Computer miteinander, an¬ dere sind organisierte Veranstaltungen in Hotels mit hunderten von Teilnehmern. Letzte Meile Distanz von der Telefonbuchse des Endkon¬ sumenten bis zum nächsten Netzknoten eines Betreibers (T b a c k b o n e ). Die letzte Meile entspricht den Ortsgesprächen beim Telefonieren. Der Preis für die letz¬ te Meile bestimmt maßgeblich die Dauer der Internetnutzung durch die Konsumen¬ ten. In Deutschland besitzt der Exmonopo¬ list Deutsche Telekom nach wie vor die physisch verlegten Kabel und darf dafür Durchleitungsgebühren verlangen. Darü¬ ber wird mit anderen rovidern heftig gestritten. Die letze Meile soll dem¬ nächst drahtlos überbrückt werden, etwa durch x_w ireless local loop oder Satellitenkommunikation. Auch in den neuen Mobilfunkstandard T u m t s werden große Hoffnungen gesetzt. L o g f i Le [zu engl. to l o g = eintragen, aufzeich¬ nen und engl. f i le = Datei] In dieser Datei werden sämtliche zur Überwachung ausgewählten Aktivitäten automatisch erfasst. Beim T_w ebhosting gibt die Logfileauswertung Auskunft über die T p erformance eines Online¬ angebotes: Quantitative Eckdaten wie iLv I S I T S , 11_P AGEIMPRES¬ SIONS oder die Verweildauer werden aus den Logfiles erhoben und im Reporting ausgewiesen. Da beispielsweise auch die Websites, von denen die User kommen, im Logfile verzeichnet werden, kann so die Ef-
E-Conomy JL 4 4 fizienz des T w ebannouncements direkt nachgewiesen werden: Von welcher Suchmaschine ein User kommt oder wo er welchen 1Lb a n n e r geklickt hat bleibt kein Geheimnis mehr. Mai L b o m b [engl. für: Briefbombe] So nennt man eine in letzter Zeit im Internet mehrfach an¬ gewendete Form des Angriffs auf einen Server. Dabei werden massenhaft Mails oder sehr große Maildateien an einzelne lt_s e r v e r oder o m ä n e n ver¬ schickt. Dadurch, dass die Bearbeitungs¬ zeit zu lange dauert oder die Speicherka¬ pazität erschöpft ist, wird das Zielsystem gestört. Dies kann bis zum Komplettaus¬ fall eines Systems führen. M a s s - Customization [zu engl. m ass = Masse und engl. customization = Maßfertigung, kundenspezifische Anpassung] Die Ma߬ anfertigung für Massen. Statt Jeans in fünf verschiedenen Größen herzustellen, soll jeder Kunde die speziell für seine Maße angefertigte Hose erhalten. Bei Autos und insbesondere Computern wird das Modell bereits praktiziert. Möglich wird dieses Verfahren durch die direkte Verknüpfung von Website und Fertigungsstätten. Hat der Kunde seine gewünschte Konfigura¬ tion auf dem Web eingegeben, wird in der Fabrik exakt das maßgeschneiderte Modell gefertigt und umgehend ins Haus geliefert. M-Commerce [Abkürzung von engl. mobile com¬ merce = mobiles Geschäft] Geschäfte per Handy. M-Commerce ist ein in Anleh¬ nung an den T e - commerce gebil¬ deter Begriff, der nicht so sehr die heute gebräuchlichen Handy-Geschäfte meint (Auskunft und sonstige Mehrwertdienste), sondern die Einsatz- und Verdienstmög¬ lichkeiten durch internetfähige Mobil¬ telefone, sog. WAP-Handys. Man wählt über das Handy ein Produkt aus und zahlt es auch darüber. Bei T w a p, der ersten Runde des M-Commerce, hält sich das Ge¬ schäft allerdings noch sehr in Grenzen. Metcalfes Gesetz Das nach dem Netzwerkpionier Bob Met¬ calfe benannte Gesetz besagt, dass der Wert eines Netzwerks im Quadrat zur Zahl der User steigt. Je größer die Anzahl der Anbieter, umso breiter ist auch das Ange¬ bot. Und je mehr Interessierte diese An¬ gebote nachfragen, desto gerechter wird der Preis. Wächst der Handel im Internet, würde das demnach für alle Beteiligten eine Nutzensteigerung zur Folge haben,
New Economy ist für mich gleichzu¬ setzen mit unendlichen Herausforderun¬ gen und Speed, Speed, Speed. Das Internet bietet zahllose Möglichkeiten und entwickelt sich mit rasantem Tempo - daran teilzuhaben macht den Reiz dieser neuen Wirtschaft aus. ULRICH DIETZ, VORSTANDSVORSITZENDER GFT TECHNOLOGIES AG für die Anbieter einen höheren Absatz und für die Nachfrager mehr Auswahl zu besse¬ ren Preisen. Eine klassische win-win- SITUATION also. Mi cropayment [engl. für: Mikrozahlungen] Bei der Nut¬ zung von gebührenpflichtigen Websites fallen im Internet kleine Geldbeträge an. Meist geht es dabei um exklusive Infor¬ mationen wie Börsentipps oder um Unter¬ haltungsprodukte wie Musikstücke, die direkt mit elektronischem Geld beglichen werden. Während man bei Summen von unter 10 DM von Micropayment spricht, handelt es sich beim pi copayment [zu it. piccolo = klein] bereits um Pfennigbeträge. Um diese Verfahren pro¬ fitabel einzusetzen, dürfen die Abrech¬ nungsaufwendungen den geringen Umsatz nicht komplett verschlingen. Microsite [engl. für: Mikrowebsite] Teil einer Web¬ site, der gesondert beworben wird und dabei weitgehend unabhängig bleibt. Ei¬ ne Microsite ist unter ihrer eigenen URL zu finden und verfolgt individuelle Be¬ stimmungen. Oft ist sie die digitale Be¬ gleiterscheinung einer Promotion und als solche auch auf den Zeitraum der dazuge¬ hörigen Marketingaktivität begrenzt. Als Satellit teilt sich die Microsite üblicher¬ weise den Webserver mit der grossen Web¬ site und hält sich auch an deren T c o r - PORATE-IDENTIT Y-Vorgaben. Moores Gesetz Grundregel für die Produktivitätssteige¬ rung der Chip-Industrie: Alle 18 Monate verdoppelt sich die Leistungsfähigkeit der Chips - und im gleichen Zeitraum halbie¬ ren sich die Kosten für ihre Herstellung.
M E-Conomy 4 6 Formuliert wurde dieses Gesetz 1965 von Gordon Moore, einem Gründervater des Chip-Konzerns Intel. Bis heute hat es sei¬ ne Gültigkeit behalten. 2010 wird ein nor¬ maler Computer zehn Millionen Mal leis¬ tungsfähiger sein als ein Computer von 1975, und dies zu vielfach geringeren rea¬ len Kosten. Das zeigt sich auch darin, dass z.B. ein Ford Taurus eine höhere Compu¬ terleistungsfähigkeit hat als die Rechner der Apollo-Raumfahrtprogramme. MP3 MP3 ist ein technisches Verfahren, die Menge an Information, die ein Musikstück enthält, so zu komprimieren, dass es sich über das Internet versenden lässt. Das menschliche Ohr nimmt dabei nur geringe Verluste wahr. Das von dem 19-jährigen Studenten Shawn Fanning entwickelte Napster -Programm wurde zur grö߬ ten Bedrohung der Musikindustrie, da es Privatleuten die Möglichkeit gab, Musik¬ dateien im MP3-Format über das Internet kostenlos auszutauschen. Nanosi te [Zusammensetzung aus griech. n a n o s = Zwerg und Website] Eine komplette Website, die nicht in einem extra Browser- Fenster, sondern innerhalb eines anderen Onlineangebotes angezeigt wird. Als Wer¬ beformate eingesetzt, erscheinen Nano¬ sites auf den ersten Blick wie übliche T B a N N E R. Durch die Möglichkeit, mehrere verbundene Einzelseiten auf die¬ ser kleinen Fläche darzustellen, können aber auch komplexe Inhalte kommuniziert werden. Ein Beispiel für diese sehr aufwen¬ dige Werbeform ist der Banner-Commerce: der direkte Handel mit Produkten, die man auf der Nanosite anklicken kann, ohne die geöffnete Website verlassen zu müssen. Navigation Navigation steht für die Struktur einer Internetsite, gleichzeitig aber auch für die Tätigkeit eines Users, eine gewünsch¬ te Information im Netz zu finden. Weiß er, wo die Information zu finden ist, gibt er die URL in die Adresszeile ein. Weiß er es hingegen nicht, kann er mit Hilfe von Suchmaschinen zur richtigen Website ge¬ leitet werden. Ferner gelangt der Surfer von Seite zu Seite, indem er Links anklickt, die ihn besonders interessieren. Netiquette [Zusammenziehung aus engl. n e t = Netz und Etikette] Unverbindlicher Ko¬ dex für richtiges bzw. unerwünschtes Ver¬ halten im Internet, beispielsweise bei Newsgroup-Postings, in Foren oder Chats (auch chatiquette). Der online-
0 4 7 knigge verbietet unhöfliches Verhalten (Motto: Erst denken, dann schreiben) und alles, was unnötig viel Speicherplatz und Zeitaufwand kostet, wie etwa Werbemails, die tausendfach versendet werden und die Mailbox verstopfen. Netzwerk¬ administrator Auch Computernetzwerke funktionieren nicht ohne Pflege. Die dafür verantwortli¬ che Person ist der Netzwerkadministrator. Er kümmert sich um die Installation und Wartung, plant und realisiert Verbesserun¬ gen und steht den Nutzern bei Problemen tatkräftig zur Seite. Schwerpunkt seines Aufgabenbereiches ist daneben auch die Sicherung des firmeninternen Netzwerkes gegen Hacker und T_c y b o t a g e . Newsgroup [engl. für: Nachrichtenforum] Ein the¬ menbezogenes Online-Diskussionsforum im Usenet, einem speziellen Bereich des Internets. Es gibt weltweit zigtausende solcher Newsgroups zu allen nur denkba¬ ren Themen. Die meisten sind eine Art elektronischer Fanclub, manche auch wie das schwarze Brett eines Vereins. Um an einer Newsgroup teilzunehmen, braucht man ein spezielles Programm, das auch in den Standard-Browsern integriert ist. Das Internet ist Tag und Nacht erreichbar, eine interaktive Nutzung ist möglich, leistungsfähige Such¬ möglichkeiten sind gegeben, es bietet Internationalität und ist etabliert. MARCUS NIEDERMEIER, GESCHÄFTSFÜHRER INTERNATIONALE HOLZBÖRSE GMBH ( I H B ) Open Source [engl. für: „offene Quelle", Quellcode] Der Quellcode, also die Basis, aus der Pro¬ gramme kompiliert werden, ist üblicher¬ weise das bestgeschützte Geheimnis in der Software-Industrie. Open-Source-Soft¬ ware (OSS) hingegen macht den Quellcode jedermann kostenlos zugänglich. Besser noch: Jeder kann selbstständig und de¬ zentral den Code verändern oder neue Tei¬ le hinzufügen und die Software so seinen individuellen Bedürfnissen anpassen. Die-
0 E-Conomy se Veränderungen werden wiederum von anderen gelesen und weiterentwickelt. Die momentan wohl bekannteste Open-Source- Software heißt Linux, ihr Pionier, der Held der Szene, Linus Torvald. Eine weitere Be¬ zeichnung für die OSS ist ^public domain. Oxygen-Projekt [zu engl. oxygen = Sauerstoff] Pro¬ jekt, das den Computer „unsichtbar wie Luft" machen soll. Michael Dertouzos, Lei¬ ter des Laboratory for Computer Science am Massachusetts Institute of Technolo¬ gy (MIT), hat 1999 das ehrgeizige Projekt ins Leben gerufen. Die Computertechno¬ logie soll unsichtbar in den Lebensraum des Menschen integriert werden. Statt des behäbigen Klotzes auf dem Schreibtisch verschwindet der Computer in der Wand, der Bildschirm soll als Projektion auf der Tapete zu sehen sein. Das System ruht auf vier technologischen Komponenten: 1. ein multifunktionales Handy, 2. mehrere in den Raum integrierte Computer, 3. ein Netzwerk, das die Verbindungen zwischen allen Handys und Computern schafft und 4. eine hoch entwickelte Technologie der Spracherkennung und -Verarbeitung. Da¬ durch, dass das Oxygen-Netzwerk mittels Sprache funktioniert, fällt es leichter, mit der neuen Technik umzugehen. PDA [Abkürzung von engl. personal di¬ gital assistant = persönlicher digitaler Assistent] Kleine handliche Computer, die üblicherweise Adressbuch, Kalender, Notizblock und zahlreiche wei¬ tere Funktionen bieten. Perinfrarot-Ver¬ bindung können PDAs miteinander kom¬ munizieren und Daten austauschen oder Termine abgleichen. Oftmals können sie auch mit einem Modem ausgerüstet wer¬ den und so Faxe versenden oder online gehen. Weitere Bezeichnungen für den PDA sind handheld, palm-pc, palm¬ top oder pocket-pc. P o p U p [zu engl. to pop up = plötzlich auf¬ tauchen] Der Begriff stammt ursprünglich aus der Welt der grafischen Betriebssys¬ teme, wo auf Mausklick kleine Fenster mit Auswahlmöglichkeiten erscheinen. In¬ zwischen wird er auch im Internet immer dann verwendet, wenn ungewollt oder be¬ absichtigt ein neues T b rows er- Fenster aufspringt. Besonders bei unse¬ riösen Anbietern aus der Pornobranche finden sich häufig derlei Werbeeinblen¬ dungen, die in zahlreich aufklappenden PopUp-Fenstern immer wildere Verspre¬ chungen geben und den seriösen User beim Surfen nerven.
__p_ 4 9 Portal Einstiegsseite und erster Anlaufpunkt, über den der Zugang zu weiteren Websites erfolgt. Informationen und Dienstleistun¬ gen werden einem offenen oder geschlos¬ senen Userkreis zugänglich gemacht. Das vertikale p o R T a L ist ein Internetangebot, das sich an eine klar umrissene Zielgruppe wendet. Sie kon¬ zentriert sich auf ein Thema und geht eher in die Tiefe als in die Breite, wie sich et¬ wa www.fahrschule.de an alle Fahrlehrer und Fahrschüler wendet. Vertikale Porta¬ le sind vor allem im T b 2 b - Bereich wichtig. Im Gegensatz dazu richtet sich ein horizontales portal an eine sehr breite Nutzerschicht mit allge¬ meinen Interessen, wie etwa der Online¬ dienst und die Suchmaschine www.web.de. Ein B u s i N E s s - p 0 R T a L ist ein auf eine Branche spezialisiertes vertikales Por¬ tal, welches ausschließlich geschäftlichen Zwecken dient, wie etwa ein Internet¬ angebot für die Holz verarbeitende Indus¬ trie, über das man zu den einzelnen An¬ bietern oder zu einem T d igitalen MARKTPLATZ kommt. Powershoppi ng [zu engl. power = Macht, Kraft und engl. to shop = einkaufen] Beim Powershopping nutzen Kunden eine Infra¬ struktur, die es ihnen ermöglicht, ihre In¬ teressen zu bündeln und gemeinsam güns¬ tiger einzukaufen. Das dahinter liegende Prinzip, das auch teamshopping oder c 0 - s H 0 p p i N G genannt wird, be¬ ruht darauf, dass mit der Zahl der Käufer eines bestimmten Produktes der Kaufpreis abnimmt. Im Idealfall entsteht aus diesem Konzept eine so genannte win-win- situation: größere und garantierte Absatzmengen für den Händler und gerin¬ gere Preise für die Käufer. Profi Le-Fi Ltering [zu engl. profile = persönliches Pro¬ fil und engl. to f i 11 e r = filtern] Bei diesem Verfahren werden Informationen durchsiebt und nur solche ausgewählt, die den persönlichen Bedürfnissen und Wün¬ schen des Users entsprechen. Das Informa¬ tionsvolumen wird mittels intelligenter Software in Form eines x_a g e n t e n ge¬ filtert. Das Verfahren wird beispielsweise beim dl_c ustomizing von Websites eingesetzt. Prosumi ng [Zusammenziehung aus engl. produc- t i 0 n = Produktion und engl. to c 0 n - s u m e = konsumieren] Das Teilhaben des Konsumenten am Produktionsprozess. „Produzent und Konsument, seit der indus-
B E-C o n omy 5 0 triellen Revolution getrennt, werden in ei¬ nem Wertschöpfungskreislauf wiederverei¬ nigt, wobei der Konsument nicht nur Geld, sondern Markt- und Designinformationen beisteuert, die zentral für den Produktions¬ prozess sind", schreibt Alvin Tofler in „Po¬ wer Shift". Als Prosuming würde man den folgenden Fall bezeichnen: Der Kunde stellt auf einer Website aus verschiedenen For¬ men und Farben seinen individuellen Sport¬ schuh zusammen. Erst danach wird der Schuh produziert. Beide Parteien gewin¬ nen: Das Unternehmen produziert nicht am Bedarf vorbei, der Konsument bekommt sein Wunschprodukt. Das Internet unter¬ stützt diese Form von iw ass-cus- TOMIZATION. Provider [engl. für: Lieferant] Der Provider stellt den Zugang zum Internet her. Er liefert die Leitung, stellt den Speicherplatz für die Homepage zur Verfügung, vergibt die 1L_i p-adresse und sorgt für den Übergang von seinem T server ins Internet. Der Nutzer wählt sich dazu auf den Server des Access-Providers ein und kann von dort aus auf das Internet zugreifen. Synonym zu Provider stehen access- provider oder INTERNET-SER¬ VICE-PROVIDER ( i s p ), die ge¬ schäftlich korrekte Ausdrucksweise. Eine typische Entschuldigung für nicht beant¬ wortete E-Mails: „Mein Provider spinnt. Der muss die Mails gefressen haben." Public Domain [zu engl. public = öffentlich, jeder¬ mann zugänglich und engl. d o m a i n = Domäne, Bereich] Bezeichnung für Soft¬ ware, die ohne Zugangsbeschränkung für jedermann kostenlos nutzbar ist, frei wei¬ tergegeben und verändert werden darf. Der Autor gibt dabei sein Copyright an dem Programm ganz oder teilweise auf. Paradebeispiel ist das Linux-Betriebs¬ system, das Linus Thorvald der Öffent¬ lichkeit zur Verfügung stellte und das von den Nutzern weiterentwickelt und per¬ fektioniert wurde. Bei der häufig fälsch¬ licherweise als synonym bezeichneten freeware darf das Programm eben¬ falls kostenlos genutzt und weitergege¬ ben, jedoch nicht verändert werden, da der Hersteller in diesem Fall das Copyright be¬ hält. Die so genannte shareware ist prinzipiell nicht gratis erhältlich, nach ei¬ ner bestimmten Testphase wird eine Re¬ gistrierungsgebühr fällig, die jedoch in den meisten Fällen recht gering ausfällt. Reverse Auction [engl. für: umgekehrte Auktion] Ein immer populärer werdendes Verfahren, bei dem
R Das Internet bietet den Unternehmen der New Economy revolutionäre Mög¬ lichkeiten der Produkt-, Preis-, Kom¬ munikations- und Wettbewerbsstrategie an, die sämtliche wirtschaftliche Prozesse nachhaltig verändern werden. FRANK BOHMANN, DIRECTOR BUSINESS DEVELOPMENT PRIMUS-ONLINE GMBH nicht der Kaufwillige bietet, sondern der Verkaufswillige. Der Preis geht so lange nach unten, wie ein Anbieter bereit oder in der Lage ist, die Konkurrenten zu un¬ terbieten. Wenn Peter W. beispielsweise einen Mietwagen am Flughafen München braucht, veröffentlicht er seinen Bedarf auf einer entsprechenden Website und er¬ hält innerhalb weniger Tage Angebote von verschiedenen Mietwagenfirmen vor Ort. So erspart er sich nicht nur die lästige Telefoniererei, sondern erhält auch au¬ tomatisch den günstigsten Preis. Der Vor¬ teil für den Anbieter ist, dass er Überka¬ pazitäten oft auch kurzfristig noch an den Kunden bringen kann. (s.a. T d u t c h auction) Router [zu engl. r o u t e = Route, Weg] Weg, den die Datenpakete zwischen den Netzen zu¬ rücklegen. Da das Internet keine direkten Verbindungen zwischen den einzelnen Rechnern kennt, empfängt der Router die gesendeten Daten und schickt sie über den jeweils schnellsten verfügbaren Weg an das angegebene Ziel weiter. Die hohe Flexibilität und Ausfallsicherheit des Inter¬ nets lässt diese Art des Datenverkehrs zu. Rückkana L Eigentlich ein technischer Begriff für die Möglichkeit, Daten in zwei Richtungen über eine Verbindung (Kabel, Stromnetz, ll_w I R E L E s s local loop, Sa¬ tellit) zu schicken. Der Rückkanal unter¬ scheidet das Internet als Medium von den klassischen Medien wie Fernsehen und Zeitschriften, denn es ermöglicht Inter¬ aktivität. Die beiden Richtungen müssen aber nicht unbedingt gleich leistungsfähig sein. Im Kundenkontakt ist ein leistungs-
s E-Conomy 5 2 fähiger downstream, also der Daten¬ fluss vom Netz (Server) zum Nutzer (Client), meist wichtiger als der upstream, also der Datenstrom vom Nutzer ins Netz, über den in der Regel nur die URL oder E-Mail geschickt wird. Secure Server [zu engl. secure = sicher und engl. to s e r v e = dienen, verwalten] T s E R v E R , der ein Verschlüsselungs¬ protokoll unterstützt. Daten und Nachrich¬ ten werden für den Transport kodifiziert und so weitgehend gegen unberechtigte Nutzung durch Dritte geschützt. Gleich¬ zeitig wird mittels eines To i g i t a l certificates verifiziert, dass die heiklen Daten auch wirklich an den autori¬ sierten Empfänger gehen. Secure Server sind das Rückgrat des l' e - commerce, da sie sichere Übermittlung vertraulicher Finanzdaten ermöglichen. Server [zu engl. to s e r v e = dienen, verwal¬ ten] Zentraler Computer innerhalb eines Netzwerks, der den angeschlossenen Teil¬ nehmern (Clients) das Betriebssystem, Speicher, Daten und Ressourcen zur Ver¬ fügung stellt. Über den Server wird das Netzwerk verwaltet. Man spricht daher auch von einer client-server- architektur.Es existieren verschie¬ dene Serverklassen mit unterschiedlichem Anforderungsprofil, wie z.B. der f i le¬ se r v E R, der vor allem Daten und Spei¬ cher bereitstellt, der application¬ serve r , der den Zugriff auf Programme ermöglicht, oder der internet¬ server, der Internetdienste anbietet. Werden viele Server an einem Ort zusam¬ mengeschlossen, um gigantische Daten¬ ströme zu verarbeiten, handelt es sich um eine server-farm. Diese werden meist von T i nternet-service- providern betrieben und dienen vor allem dem 1' w ebhosting. Shi ll-Bidding [zu engl. s h i 11 = Lockvogel und engl. to b i d = bieten] Populäre Bezeichnung für vorgetäuschtes Bieten bei Auktio¬ nen. Im Allgemeinen wird der Begriff bei 1Lw ebauctions verwendet. Die Motivation für das Shill-Bidding ist entwe¬ der kurzfristiger Ruhm bei publicityträch¬ tigen Auktionen oder wie in den meisten Fällen der Versuch, den Preis durch Eigen¬ gebote oder die von Freunden möglichst weit nach oben zu treiben, um so den ma¬ ximalen Profit zu erzielen. Diese Schwin¬ delgeschäfte führen bei Entdeckung zu sofortigem Ausschluss aller partizipie¬ renden Parteien.
Silent Commerce [engl. für: stiller Handel] Die direkte Transaktion von Rechner zu Rechner: Bestellungen und Geschäfte werden selbst¬ ständig getätigt. Bisher ist der Silent Commerce noch in der Testphase. Das meistgenannte Beispiel aus dem Alltag ist der Kühlschrank, der, sobald seine Vor¬ räte aufgebraucht sind, eigenständig für Nachschub sorgen soll. Smart Card [zu engl. s m a r t = pfiffig, raffiniert und engl. ca rd = Karte] Handliche Plastik¬ karte mit integriertem Chip, auf dem „Bar¬ geld" gespeichert werden kann. Telefon¬ karten sind als Smart Cards der alten Schule anzusehen, die idealen Smart Cards sind jedoch multifunktional. Auf ihnen ist Geld gespeichert, welches in jeder be¬ liebigen Form ausgegeben werden kann, sei es am Zigarettenautomaten, im Super¬ markt, für den Babysitter oder als Leihgabe an die kleine Schwester. Gleichzeitig kön¬ nen sie mittels Onlinebanking aufgeladen werden und sind durch den pin-code, der Geheimnummer, gegen Diebstahloder Verlust geschützt. Im Unterschied zur Kreditkarte werden diese Transaktionen jedoch nicht elektronisch gespeichert, die Anonymität bleibt somit wie bei der Zah¬ lung mit Bargeld erhalten. Die New Economy setzt enorme Ener¬ gie frei. Sie ist der beste Beweis, dass der Kapitalismus noch funktioniert. STEPHAN SCHAMBACH, GRÜNDER, CEO INTERSHOP COMMUNICATIONS AG Spam Eigentlich handelt es sich um ein einge¬ tragenes Warenzeichen für minderwerti¬ ges Dosenfleisch aus den USA und bedeu¬ tet „specially prepared assorted meat", also speziell zubereitetes Mischfleisch. Ein Spam steht im Internet jedoch für massen¬ haft unaufgefordert zugesandten Daten¬ müll, der die Mailbox verstopft und den Empfänger nervt. Meist handelt es sich dabei um Werbesendungen, die Reichtum, Sex, Universitätsdiplome, Traumreisen etc.
s E-Co n o my versprechen. Spam bedeutet daher auch „send phenomenal amounts of mail". Eine Flut dieser junkmails [engl. für: Ab¬ fallpost, Datenmüll] kann ein System zum Absturz bringen, wenn die Größe bzw. die Menge der Sendungen die Kapazitäten des Rechners sprengen, und wird daher zu einem ernsthaften Problem. Spamdexi ng [zu engl. spa m = Datenmüll und engl. to i n d e x = auflisten] Zwielichtige Me¬ thode, die beim HLw ebannounce- m e n t eingesetzt wird. Um der Konkurrenz in den Suchmaschinen eine Nasenlänge voraus zu sein, werden die eigenen Inter¬ netseiten so präpariert, dass sie bei der Suche nach bestimmten Schlüsselwörtern zuerst gefunden werden. Indem besonders häufig gesuchte Begriffe mehrfach in die Website eingebaut werden, wird diese von der Suchmaschine auf einer besseren Position angezeigt, was wiederum den T T R a F F i c der Site optimiert. Zur Manipulation der Suchmaschinen werden dazu für den User unsichtbare Elemente in den Code der Seiten integriert, z.B. indem die Textfarbe des Suchbegriffs der Hinter¬ grundfarbe entspricht oder die kleinste Schriftgröße verwendet wird. Der Nutzer wundert sich dann häufig, wie er nur auf diese Site gelangen konnte. Splicing [zu engl. to splice = verbinden, (zusammen)kleben] Bei diesem auch als SESSION-STEALING oder H I - jacking bekannten illegalen Verfah¬ ren übernimmt ein Eindringling eine be¬ reits authentifizierte Internetverbindung und eignet sich somit die Rechte des recht¬ mäßigen Nutzers an. Wenn sich beispiels¬ weise ein Mitarbeiter bereits mit seinem Passwort am Firmenserver angemeldet hat, kann sich ein Angreifer durch Splicing in die Verbindung einschalten und sich so Zugriff zu sensiblen Firmendaten beschaffen. Spoofing [zu engl. to s po of = parodieren, ver¬ ballhornen] Ursprünglich war „spoof" ein Schwindelspiel mit einer gehörigen Por¬ tion Nonsens. Wer nun im Internet spooft, tritt unter einer fremden oder fiktiven Identität auf und versendet E-Mails oder publiziert unter falschem Namen. Spoofing verstand sich ursprünglich als Satire, z.B. indem man sich über die Regierung lustig machte, die Grenze zu böswilligen Aktivi¬ täten, bei denen es um Bereicherung oder Zugriff auf persönliche Daten geht, ist al¬ lerdings fließend. Zunehmend ist der Be¬ griff negativ geprägt, adress-spoo- f i n g bezeichnet etwa die Verwendung einer gefälschten Webadresse, während das
s 5 5 domain-spoofing die fälsch liehe Nutzung eines Domain-Namens meint. Streaming Media [engl. für: strömende Medien] Audio- und Videodaten, die als komprimierter und kontinuierlicher Datenstrom über das Internet gesendet und unmittelbar beim Nutzer abgespielt werden. So kann zum Beispiel herkömmliches VHS-Videomate¬ rial auf eine Computerfestplatte gestreamt werden. Im Gegensatz zum Download muss man bei Streaming Media nicht bis zum Ende der Übertragung warten, sondern sieht und hört nach relativ kurzer Warte¬ zeit, was man bekommt. Für die Nutzung der meisten Streaming-Media-Formate benötigt man eine spezielle Software, die oft schon im r o w s e r integriert ist oder bei Bedarf direkt aus dem Internet installiert werden kann. Bekannte Ver¬ treter dieser Gattung sind RealSystems G2 und Flash. Suck-Si tes [zu engl. to s u c k = saugen, (ugs.) nerven und Website] Beschreibt Web¬ sites, die als Adresse den Namen eines Un¬ ternehmens mit dem Zusatz „sucks" haben, was soviel bedeutet wie „Unternehmen XY nervt". Üblicherweise werden diese Sites von unzufriedenen Kunden ins Leben geru- Für mich bietet die New Economy die große Chance, meine Vision von einem Europa ohne Barrieren heute schon im Internet umzusetzen - jeden Tag wird dieses Ziel greifbarer. JEAN-MARC NOEL, GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER TRUSTED SHOPS GMBH fen, die ihren Unmut über besagtes Unter¬ nehmen kundtun. Die betroffenen Firmen reagieren unterschiedlich: Manche versu¬ chen, die Suck-Site per Gerichtsbeschluss zu unterbinden, andere sehen sie als wert¬ volles Mitteides Kundendialogs, um direkt aus erster Hand zu lernen, wie Produkte und Services verbessert werden können. In¬ zwischen reservieren sich viele Unterneh¬ men vorbeugend gleich ihre eigenen Suck- Sites, damit die T_d o m a i n nicht von den Kritikern verwendet werden kann.
I E-C o n o my 5 6 T-Commerce [Abkürzung von engl. television c o m m e r c e = Handel über Fernsehen] Bezeichnet die Nutzung des Fernsehers, um Waren und Dienstleistungen zu verkaufen. Die Zukunftsvision ist, dass die Zuschau¬ er nicht nur 500 Kanäle zur Verfügung ha¬ ben, sondern auch E-Mails empfangen und versenden, Nachrichten abrufen und na¬ türlich nach Herzenslustshoppen können. Ein Klick mit der Fernbedienung, und schon ist das gezeigte Produkt bestellt. Laut einer Studie der Deutschen Bank soll im Jahr 2004 der TV-basierte T-Commerce größere Umsätze erzielen als der PC-ba- sierte 1L_e - commerce. T rustcenter [zu engl. t r u s t = Vertrauen] Eine unab¬ hängige Instanz, die Sicherheit bei elek¬ tronischen Transaktionen gewährleisten soll, indem sie Echtheitszertifikate an User und Onlineanbieter vergibt. Nachdem man mit einem amtlichen Dokument vom Trust¬ center registriert wurde, bekommt man ei¬ nen zertifizierten öffentlichen Schlüssel, um eine Digitale Signatur einzusetzen. Trusted Shop [zu engl. to t r u s t = vertrauen und engl. s h o p = Laden] E-Commerce-An¬ gebote mit Kundenschutz. Angesichts der Anonymität und Undurchsichtigkeit des Internets schrecken viele Nutzer davor zurück, sensible Daten wie Kreditkarten¬ oder Ausweisnummern durch die Leitung zu schicken. Trusted Shops sollen quasi ein Gütesiegel für Qualität und Kunden¬ schutz im Internet bieten. Das entspre¬ chende Zertifikat erhält ein Onlineanbie¬ ter bei einem 1Lt rustcenter. Zur Zeit gibt es viele Versuche, Standards für Kundenschutz zu formulieren, aber auf Regierungsebene tut man sich schwer mit einer einheitlichen Regelung. Möglicher¬ weise schält sich durch die Konkurrenz im Netz das beste System schneller heraus, als sich die Regierungen einigen können. UMTS [Abkürzung von engl. universal mobile telecommunications system = universales mobiles Tele¬ kommunikationssystem] Technik für Han¬ dys, die neben der Sprach- auch eine aus¬ gedehnte Datenübertragung erlaubt. UMTS ermöglicht den Empfang von Bildern, Musik und Videos auf dem Handy. Über das Telefonnetz sind dann auch Filme abrufbar, Bildtelefonie wird möglich und technische Haushaltsgeräte könnten über das Mobiltelefon ferngesteuert werden. Dadurch, dass die Daten paketweise über-
w__ 5 7 mittelt und mit sehr hoher Geschwin¬ digkeit von bis zu 2 Mbit/s übertragen werden, wird der Zugriff auf große Daten¬ mengen ohne Schwierigkeiten durchführ¬ bar. UMTS wird gern als die 3. Generation (3G) des Mobilfunks bezeichnet. Unified Messaging [zu engl. to u n i fy = vereinigen und engl. message = Nachricht, Mittei¬ lung] Nachrichtenbündelung. Egal ob per Fax, Mail, Telefon, SMS oder Pager ver¬ sandt, beim Unified Messaging Landen alle an eine Person gerichteten Mitteilungen im gleichen Briefkasten. Und jede Nach¬ richt, die verschickt wird, fertigt auch das selbe „Postamt" ab - gleichgültig auf wel¬ chem Weg sie ans Ziel kommen soll. WAP-Technologie [Abkürzung von engl. wireless ap¬ plication protocol= Protokoll für drahtlose Anwendungen] Technischer Standard für Internet-Handys. Die WAP- Technologie erlaubt, mit dem Handy ins Internet zu gehen. Voraussetzung ist je¬ doch, dass die Website auch ein entspre¬ chendes WAP-Format anbietet, damit die Informationen auf die Speicher- und Dar- stellungsgröße eines Handys angepasst werden. Die Daten werden dabei überein spezielles WAP-Gateway in kleinere, binär kodierte Datenpakete umgewandelt, damit sie sich für den Funkverkehr eignen. Geht man über das Handy ins Internet, nennt man das auch wappen. Man kann z.B. Bör¬ senkurse abrufen, sich über Veranstal¬ tungen informieren lassen oder E-Mails verschicken. Webannouncement [zu engl. w e b = Netz und engl. t o an¬ nounce = ankündigen] Das Bekannt¬ machen eines Onlineangebots durch Eintragung in Verzeichnisse und Regis¬ trierung bei Suchmaschinen. Nach dem launch steht auch die anspre¬ chendste Website zunächst einmal isoliert im Internet; außer der direkten Eingabe der URL führt kein Weg zu ihr. Man mel¬ det sein Angebot bei redaktionell betreu- ten Katalogen an und entwickelt für die Aufnahme in die Datenbanken der Such¬ maschinen themenspezifische Schlag¬ wörter, die vor der Eintragung als Meta¬ informationen in die Website integriert werden. Um sich bei den Suchergebnis¬ sen häufig möglichst weit nach vorn zu mogeln, machen sich viele Anbieter das T s PAMDEXING zunutze. Die Bewer¬ bung innerhalb von i' n ewsgroups oder durch aufwendige T_b a n n e r- Kampagnen sind weitere Züge bei der Po¬ pularisierung des Angebotes.
E-Conomy 5 8 Webauction [engl. für: Internetauktion] Ob es sich um Antiquitäten, Raritäten oder altes Eisen handelt, alles wird bei Webauctions ver¬ steigert. Diese Auktionshäuser haben sie¬ ben Tage die Woche rund um die Uhr ge¬ öffnet und ermöglichen durch die extrem niedrigen Publikationskosten selbst die Versteigerung billigster Artikeln. Jeder kann Teilnehmer werden und mitbieten oder selbst Objekte anbieten. Der weltgrö߬ te Internetversteigerer ist das amerikani¬ sche Unternehmen Ebay (Stand 2001). Die größten Webauctions haben mehr als 1 Mil¬ lion aktive Mitglieder und sind Schritt¬ macher der Ta uct ion-economy. Bezahlung und Versand regeln Käufer und Verkäufer direkt miteinander, während das Auktionshaus eine Provision erhält. Webhosting [zu engl. web = Netz und engl. to host = bewirten] Internetdienstleis¬ tung, die Serverplatz für Websites vermie¬ tet. Steht einem Website-Betreiber keine Standleitung zur Verfügung oder sprengt der T T R a F F i c die verfügbare Lei¬ tungskapazität, kann erden notwendigen Speicherplatz auf einem Server mieten. Entscheidende Kriterien bei der Auswahl eines Webhosting-Anbieters sind neben bereitgestelltem Speicherplatz und Zuver¬ lässigkeit vor allem die Geschwindigkeit des Internetzugangs und die zusätzlich angebotenen Serviceleistungen. W e b m a I l [zu engl. w e b = Netz und engl. m a 11 = Einkaufszentrum] Bezeichnung für ein vir¬ tuelles Einkaufszentrum, das auf seinen Websites Verkaufsangebote mehrerer Un¬ ternehmen konzentriert. Ähnlich wie in einer realen mall, also einem Einkaufs¬ zentrum überdimensionalen Ausmaßes, bieten auch in der Webmall verschiedene Firmen ihre Produkte zum Kauf an, und der Kunde kann von einem Shop zum nächs¬ ten schlendern. Die einzelnen Angebote werden entweder direkt über Hosting eingebunden oder über Framing verlinkt. Synomym verwandte Ausdrücke für eine Webmall sind cybermall und on¬ linemall. Webscori ng [zu engl. to s c o r e = (Punkte) erzielen, treffen und engl. w e b = Netz] Verfah¬ ren, das 1Te - commerce - Händler mit Hilfe eines Punktesystems vor zahlungsun- willigen bzw. -unfähigen Kunden schützen soll. Über eine Datenbank erfährt der Händ¬ ler Wohnort, Stadtteil, Straße, Alter, Beruf und Vorgeschichte der Kunden. Eine spe¬ zielle Software „bewertet" diese Angaben
5 9 Mich fasziniert an der New Economy insbesondere, dass sie durch ihre Offenheit ganz neue Möglichkeiten schafft; so versteht sich eBay als Enabler, der den Nutzern den globalen Markt eröffnet, was für jeden un¬ geahnte Erfolgsmöglichkeiten birgt. JÖRG RHEINBOLDT, GESCHÄFTSFÜHRER EBAY DEUTSCHLAND GMBH nun nach Punkten auf einer „Scoring-Kar- te". Je höher der Punktestand, desto bes¬ ser das Ergebnis (exquisite Wohnlage, guter Job etc.). Bei einem hohen Punkte¬ stand kann sich der Händler relativ sicher sein, dass es sich um einen zahlungsfä¬ higen Kunden handelt. Dementsprechend günstiger fällt auch das Angebot der Zah¬ lungsarten aus. Wenn man nicht in Sco- ring-Datenbänke aufgenommen werden möchte, sollte man bei Umfragen, Gewinn¬ spielen, Mailings und beim Onlineshop¬ ping neben den notwendigen Daten nie persönliche Angaben abgeben. Wireless Local Loop [zu engl. w i r e l e s s = drahtlos, local = lokal und l o o p = Schleife] Eine Tech¬ nik, die ILl ETZTE MEILE, ohne Ein¬ satz von Kabeln zu überbrücken. Wireless Local Loop (WLL) benutzt Richtfunk zur Datenübertragung. Das limitiert den Ein¬ satz auf Städte oder Gebiete mit günstiger Geographie. Das wireless world wide web ( w w w w ) ist der Sammel¬ begriff für den drahtlosen Internetzugang. Gelten lL_w ap-handys und Konsor¬ ten jetzt schon als Vorboten, wird spätes¬ tens nach der flächendeckenden Einfüh¬ rung der UMTS-Technologie der mobile Internetzugang so üblich sein wie das mobile Telefonieren.
6 0 Work-Cu Ltu re Die Arbeitsku I tur der Lebensunterneh Homeoffice. Der Angestellte genießt Arbeit geht es in den A f t e r - W o r k - C l u b , Wer keinen Burn-out erleiden will.
6 1 ner. Der Freelancer arbeitet im seinen Virtual Day. Nach der wo man sich zum Socializing trifft.
Work-Cu Itu r e Pl 6 2 Affluenzia [zu engl. affluent = wohlhabend, reich und engl. influenza = Grippe] Reichtum, der sich so schnell ausbreitet wie ein Grippevirus. Die New Economy brachte viele Menschen zu Wohlstand. In zahlrei¬ chen Internet-Unternehmen wurden die Mit¬ arbeiter durch ll_s tock-options reich, wer clever an der Börse investierte, ebenfalls. Das Phänomen plötzlichen Reich¬ tums wird auch als s u d d e n - w e a l t h - syndrome [von engl. sudden = plötzlich, wealth = Reichtum und syndrome = Syndrom] bezeichnet. Das Geld bringt allerdings auch Probleme mit sich, vor allem für den Nachwuchs der neuen Millionäre. So etablieren sich in den USA immer mehr Erziehungsberater, die die Kinder der Neureichen vor der Luxusverwahrlosung bewahren sollen. After-Work- Clubbing [zu engl. a f t e r = nach, w o r k = Arbeit und c l u b = Club, Klub] Party nach Büro¬ schluss. Die Maxime in der New Economy lautet: Work hard, party hard. Doch wie schafft es die schwer schuftende Party- Community, auch unter der Woche tanzen zu gehen, ohne am nächsten Morgen über¬ nächtigt im Büro zu erscheinen? Die Ant¬ wort liegt auf der Hand: Früh damit an¬ fangen und früh wieder aufhören. Seit Anfang 2000 treffen sich medienaffine Mittzwanziger bis Mittdreißiger ein- bis mehrmals wöchentlich ab fünf Uhr an aus¬ gewählten Locations. Spätestens um ein Uhr ist dann alles vorbei und die Party- Gemeinschaft steht am nächsten Morgen pünktlich im Büro. B a c k o f f i ce [zu engl. b a c k = hinten und engl. office = Büro] Sammelbezeichnung für alle Prozesse, die bürointern ablaufen, also nicht im direkten Kundenkontaktstatt¬ finden, wie etwa die Weiterbearbeitung von Bestellungen, die Planung, Abrech¬ nung, Produktion etc. Technisch gesehen versteht man unter dem Backoffice die Netzwerkstruktur, die der Büroarbeit zu¬ grunde liegt: z.B. der gemeinsame Server zur Datenablage, E-Mail-Verwaltung oder Adressdatenbanken. bi Lien [zu engl. to b i 11 = berechnen, in Rech¬ nung stellen] Billen bedeutet, einem Kun¬ den eine geleistete Arbeit oder Auslage in Rechnung zu stellen. Voraussetzung ist, dass die (Vor)leistung tatsächlich „billable", also in Rechnung zu stellen ist. So wird es z.B. sehr individuell gehandhabt, ob die Wettbewerbspräsentation (ll_p itch)
einem Kunden berechnet wird oder nicht. Ein weiterer gebräuchlicher Ausdruck für berechnen ist Chargen [zu engl. to c h a rg e = berechnen, in Rechnung stellen]. Bott Leneck [engl. für: Flaschenhals] Kritische Phase im Projektverlauf. Mit dem Ausdruck wird jener Moment in einem Arbeitsprozess bezeichnet, an dem das schwächste Glied den ILjw o r k f l o w zum Erliegen bringt. Wenn es irgendwo bottleneckt, dann kommt es sozusagen zum Arbeitsstau. Die Antwort auf die Frage, warum der Zeitplan nicht eingehalten wird, könnte lauten: „Es bottleneckt in der Produktion." Briefing [zu engl. to b r i e f = instruieren] Eine Kurzfassung dessen, worum es bei einem Job oder Projekt geht. Der Begriff ist vor allem im Agenturjargon gängig. Der Auftrag¬ geber gibt der ausführenden Partei übli¬ cherweise ein Briefing, auf dessen Basis dann ein Angebot erstellt werden kann. Im optimalen Fall erhält der Auftragneh¬ mer ein schriftliches Briefing mit klaren Anforderungen, sehr häufig jedoch erfolgt das Briefing mündlich und bleibt äußerst vage. Deshalb empfiehlt es sich, schrift¬ lich ein R E B R i E F i N G zu geben, in dem Eine positive Offenheit als Humus für grundlegende Veränderungen und die Möglichkeit, wieder von den Alten zu lernen - das bedeutet die New Economy für mich. PROF. CLAUDIUS LAZZ ERON I, GRÜNDUNGSMITGLIED, CREATIVE DIRECTOR IM STALL GMBH die Wünsche des Kunden konkret ausfor¬ muliert werden, um so Missverständnissen vorzubeugen. Der Begriff wird auch als Verb verwendet: „Bist Du für das Meeting mit Hotzenplotz gebrieft?", was so viel bedeutet wie: „Weißt du, worum es geht?" Bullshit-Bingo [zu engl. b u 11 s h i t = Unfug und engl. bingo (ein englisches Glücksspiel)] Ironische Abwandlung des Gesellschafts¬ spiels Bingo. Auf einem Blatt Papier sind in
6 4 Work-Cu Itu einem 5x5-Raster die gängigsten Business- Begriffe angeordnet (^.corporate identity, Visionen, l o b a l PLAYER, T T OTAL QUALITY Und dL_s ynergieeffekte). Hört ein Mitspieler während einer Besprechung, eines Seminars oder einer Telefonkonfe¬ renz das entsprechende Wort, kreuzt er das Feld auf seinem Block an. Wer horizon¬ tal, vertikal oder diagonal 5 Treffer in einer Reihe hat, steht laut Regeln auf, ruft laut „Bullshit!“ und hat gewonnen. Womöglich hat er damit allerdings auch seinen Job verloren. Die Vorlage zum Bullshit-Bingo verbreitet sich seit etwa 1999 per Fax und E-Mail in deutschen Firmen. Burn-out [engl. für: totale Erschöpfung] Erschöp¬ fungszustand durch Überarbeitung. Der Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger beobachtete bereits in den 70er-Jahren die charakteristischen Symptome an über¬ arbeitetem Personal im Sozial- und Pflege¬ bereich und verwendete dafür den Begriff Burn-out. Er steht für einen der Depression verwandten Erschöpfungszustand. Dieser wird nicht nur durch Überarbeitung ausge¬ löst, sondern auch durch ein zu einseitiges Leben, das ausschließlich auf die Arbeit ausgerichtet ist. Man fühlt sich leer und ausgebrannt. Der moralische Unterton, der r e in dem Begriff Burn-out mitschwingt, erin¬ nert daran, dass der Mensch eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit braucht. Buzzword [engl. für: Schlagwort] Schlagwort, das innerhalb der gegenwärtigen Diskussions¬ kultur häufig gebraucht wird. Im Arbeits¬ leben kommen die Buzzwords vornehm¬ lich aus der aktuellen Wirtschaftspresse oder der Managementtheorie. Als die ers¬ ten an den Endkonsumenten gerichteten Internetunternehmen Pleite gingen, wur¬ de der Ausdruck T b 2 b zum Buzzword. Nicht mehr das Geschäft mit dem klassi¬ schen Kunden versprach Erfolg, sondern der Handel unter Geschäftspartnern. Das Buzzword B2B wurde nahezu zur Beschwö¬ rungsformel, um auf unentdeckte Gold¬ adern zu stoßen. Teilweise werden Buzz¬ words inflationär gebraucht, um beim Gegenüber Eindruck zu schinden. c a n c e l n [zu engl. to cancel = streichen, stornieren] Der englische Begriff ist mitt¬ lerweile eingedeutscht und hat sich fest im ALltagsjargon etabliert. Heutzutage cancelt man alles: einen Geschäftstermin, ein privates Date und sogar seine Bezie¬ hung. Aufträge werden gecancelt und Flü¬ ge leider auch.
c 6 5 Cappucci no¬ Working [zu it. c a p p u c c i n o = eine it. Kaffee¬ spezialität und engl. to wo r k = arbei¬ ten] Bei diesem Arbeitsmodell sichert man sich das Grundeinkommen durch einen Ba¬ sis-Job, der vielleicht 20 Stunden in der Wo¬ che in Anspruch nimmt. Die verbleibende Zeit wird für zusätzliche freie Tätigkeiten genutzt. In Analogie zum Cappuccino wird die Haupttätigkeit, der starke, bittere Kaf¬ fee, von einem Häubchen aus Sahne bzw. Milchschaum und Schokostreuseln, den verschiedenen lukrativen und interessan¬ ten Nebenjobs, gekrönt. Dadurch ist der c a ppu c c i no -wo RK E R flexibler, knüpft neue Kontakte und qualifiziert sich ständig weiter. Casual (Friday) [zu engl. c a s u a l = zwanglos und engl. f r i d a y = Freitag] Während unter der Wo¬ che - besonders bei Kundengesprächen - in vielen Firmen ein strenger dresscode [engl. für: Kleiderordnung] herrscht, geht es am Freitag, dem so genannten Casual Friday, etwas legerer zu. Die Krawatte darf zu Hause bleiben, und sogar Jeans werden geduldet. Jogginghosen bleiben weiterhin tabu. Die lockere Kleiderordnung geht ein¬ her mit der neuen Arbeitskultur in vielen T s tart-ups der New Economy. Die Die New Economy ist für mich mehr Spaß trotz mehr Arbeit. DR. BERND ROTTENBACHER, VORSTAND AMPERE AG Chefs sind jung, die Mitarbeiter ebenfalls, und außerdem will man Jugendlichkeit verkörpern. CEO [Abkürzung von engl. Chief Execu¬ tive Officer] Oberster Manager in der Hierarchie eines Unternehmens. Der CEO, ein Titel aus dem angelsächsischen Raum, wird im Deutschen üblicherweise mit „Vorstandsvorsitzender" übersetzt. In den meisten Unternehmen ist der CEO der
6 6 Work-Cu Ltu re wichtigste und mächtigste Manager. Da viele tart-ups der New Economy wegen des angestrebten oder bereits voll¬ zogenen Börsengangs die Rechtsform einer Aktiengesellschaft haben, trifft man zu¬ weilen auch auf CEOs, die erst Anfang 20 sind. Wenn das Unternehmen nur aus we¬ nigen Mitarbeitern besteht, befindet sich die Hälfte von ihnen ohnehin im Vorstand. C F 0 [Abkürzung von engl. Chief Finan¬ cial Officer] Finanzvorstand. Der Posten des CFO ist die Leitungsfunktion, die T s tart-ups meist zuletzt beset¬ zen. Ohne Börsennotierung reicht es, einen ordentlichen Buchhalter (11_n umber- c r u n c h e r ) als CFO zu haben. Mit dem Börsengang jedoch nehmen die Anforde¬ rungen an diese Funktion dramatisch zu: Er ist wichtigster Ansprechpartner für Bör¬ sianer und Investoren (T investor¬ relations), muss wissen, welche Zah¬ len per 11 a d-hoc-mitteilung veröffentlicht werden müssen, und sollte wissen, welchen Einfluss die Veröffent¬ lichung auf die Aktie hat. Charts [zu engl. c h a r t = Tabelle, Schaubild] Anders als die l_c harts der Börsianer bezeichnet der Begriff im Arbeitsleben die grafisch aufbereitete Form von Informatio¬ nen. Diese werden verchartet. Auf einer Sei- te/Folie sind die wichtigsten Punkte kurz und präzise dargestellt, meist zusätzlich mit einer Grafik versehen. Charts werden vor allem für Präsentationen genutzt. Sinn der Charts ist es, die Gedanken in einfache Worte zu fassen, oder um es mit Karl Pop¬ per zu sagen: „Wer's nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiter¬ arbeiten, bis er's klar sagen kann." Cheftaste Die auch als boss-key bekannte Chef¬ taste rettet computerspielende Arbeitneh¬ mer vor herannahenden Vorgesetzten. Mit Drücken der Cheftaste, meist „ESC", wird das laufende Spiel unterbrochen und durch eine schöne Windowsanwendung auf dem Bildschirm ersetzt. Ist der Chef wieder weg, kehrt man schnell in die virtuelle Realität des Computerspiels zurück. Um¬ gekehrt kann natürlich auch ein Chef von der Cheftaste Gebrauch machen, um vor Mitarbeitern den Anschein völliger Über¬ arbeitung zu wahren. Churn-Rate [zu engl. to c h u r n = wirbeln, strudeln und engl. r a t e = Rate] Abwanderungs¬ quote. Maßstab für die Personalfluktua¬ tion innerhalb eines Unternehmens. Bei
In fünf Jahren dürften 80 Prozent unseres Geschäftes in den neuen Medien laufen, auch wenn Computer und TV noch lange unterschiedlich genutzt werden. "Big Brother" baut da erste Brücken. JOHN DE MOL, GRÜNDER, CEO ENDEMOL ENTERTAINMENT HOLDING vielen T_d o t c o m s liegt die Churn-Rate bei fast 40%, da der Mangel an hoch quali¬ fiziertem Personal einen intensiven Kon¬ kurrenzkampf um Arbeitskräfte ausgelöst hat. Die Aussicht auf Gewinn bringende T o p T i o N E N , speziell von TLpre- i p o - c o m p a n y s , fördert das ob- hopping. Doch auch die immer attrak¬ tiveren Angebote derT headhunter fördern die Churn-Rate. Um der Abwande¬ rung vorzubeugen, wird auf die Pflege der T c ORPORATE culture großen Wert gelegt, schließlich sollen sich die Mitarbeiter wohl fühlen. Manche Unter¬ nehmen versprechen sogar kostenlose Sportwagen, wenn die Mitarbeiter mindes¬ tens 2 Jahre im Unternehmen bleiben. C I 0 [Abkürzung von engl. Chief Infor¬ mation Officer] Oberster Informa¬ tionsmanager eines Unternehmens, der gerne mit einem T c k o verwechselt wird. Angesichts der Tatsache, dass die Ti t die Rolle des aktiven Ideenliefe¬ ranten für Produkte, Dienstleistungen und Prozesse als Schrittmacher im Wettbewerb der New Economy übernommen hat, ist die Aufgabe des CIO, die Möglichkeiten der Informationstechnologie im Hinblick auf die eigene Wettbewerbssituation her¬ auszuarbeiten und sicherzustellen. Der Trend zum CIO erreichte in USA etwa 1998 seinen Höhepunkt - seitdem spricht sich herum, dass über zu vielen Informationen oft das Denken vergessen wird und dass Wissen zwar in Datenbanken gespeichert werden kann, der heiß ersehnte Wissens¬ transfer aber über Menschen erfolgt. Die Abkürzung CIO steht daher auch scherzhaft für „Career is over" [engl. für: „Die Kar¬ riere ist vorbei."].
6 8 Work-Cu Itu CKO [Abkürzung von engl. Chief Know¬ ledge Officer] Geschäftsführungs¬ mitglied für den Bereich Wissensmanage¬ ment. Der CKO ist verantwortlich für Ent- wicklungs-, Speicherungs- und Nutzungs¬ prozesse von relevantem unternehmens¬ internem und externem Wissen. Hierzu zählen die Etablierung von wissensorien¬ tierten Reporting-, Controlling- und An¬ reizstrukturen, von kontinuierlichen Beob- achtungs- und Evaluierungsprozessen der unternehmenseigenen Wissenspotenzia¬ le, sowie die Einführung methodisch¬ instrumenteller Hilfsmittel zur Wissens¬ entwicklung, -nutzung und -Speicherung. Die Gefahr, dass die Verantwortung für das Gelingen eines Wissensmanagements an den CKO (ab)delegiert wird und damit die Wahrscheinlichkeit des Misslingens steigt, ist nicht gering. Col laboration [engl. für: Zusammenarbeit] Collabora¬ tion steht für die Zusammenarbeit eines mitunter weltweit verstreuten Teams über das Internet, etwa in Großkonzernen c -commerce). Ein ausgefeiltes T_M A N A G E M E N T - I N FORMA¬ TION-SYSTEM (MIS) steuert den reibungslosen Verlauf der Collaboration und verhindert Fehlfunktionen, die im r e 'T N etz w E RK entstehen könnten, wie etwa doppelt oder (schlimmer) gar nicht erledigte Arbeit. Als Zentralorgan über¬ nimmt das MIS eine generalstabsmäßige Vorplanung und legt fest, werin welchem Fall exakt welche Dinge im Netzwerk tun darf oder überwachen muss. Commi tment [engl. für: Verpflichtung, Engagement] Das verbindliche Bekenntnis zu einer Sache oder einem Unternehmen. Der Begriff wird vor allem bei der Beurteilung von Mitarbei¬ tern verwendet: „Der Neue zeigt zu wenig Commitment". Commitment kann auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit bekräfti¬ gen. „Sie haben mein volles Commitment, dass ich in Kürze meine Unterschrift unter ihr Angebot setze." Dass es trotzdem rat¬ sam ist, auf die Unterschrift zu warten, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. Commodi ty [engl. für: Ware, Handelsartikel] Gewöhn¬ liche Dinge. Unter Commodity werden Ge¬ brauchsgegenstände verstanden, die einst progressiv oder technisch besonders avan¬ ciert waren und durch weite Verbreitung und Ausgereiftheit zur Selbstverständlich¬ keit geworden sind. Zum Beispiel das Te¬ lefon oder der Personalcomputer. Prophe- zeihend heißt es heute: „Das Internet wird
Q 6 9 zur Commodity, über die man nicht wei¬ ter nachdenkt." Consulting [zu engl. to consult = beraten, konsultieren] Unternehmensberatung. Seit einigen Jahren sind die externen Be¬ rater im Aufwind: Sie beleuchten ein Un¬ ternehmen oder ein Problem von allen Seiten ( T_m onitoring) und unter¬ breiten nach ausführlichen Analysen Lö¬ sungsvorschläge. Die Probleme der Rat suchenden Firmen reichen von mangeln¬ dem Absatz über Imageeinbußen bis zu internen Problemen in der Personalstruk¬ tur. Consultants unterstützen aber auch die 11_S TRATEGISCHE PLANUNG, erstellen Analysen, weisen Wege auf zur Rationalisierung etc. Zuweilen wird Con¬ sultants eine gewisse Arroganz vorgewor¬ fen. Sehr treffend machte sich ein durch die Büros kursierendes T__a t t a c h - ment über das Consulting lustig: Ein Schäfer entlarvt hier einen Mann als Con¬ sultant, da dieser zu ihm gekommen sei, obwohl ihn niemand gerufen hätte, und ihm gegen Bezahlung etwas sagen wolle, was er ohnehin schon wisse. C 0 0 [Abkürzung von engl. Chief Opera¬ ting 0 f f i c e r, zu engl. c h i e f = Im Moment ist in der IT-Branche so viel Bewegung. Diese Entdeckungs¬ fahrt möchte ich nicht verpassen, sondern an ihr teilnehmen und ihren Weg ein wenig mitbestimmen. DETLEF FISCHER, VORSTANDSVORSITZENDER SYSTEMATICS AG Chef, to operate = organisieren, operieren und officer = Vorstand] Nicht ganz klare Position unterhalb des T c E o. Der COO kümmert sich um das ge¬ samte operative Geschäft. Er verantwortet also das Funktionieren aller Geschäftsab¬ läufe, während der CEO den Bereich der Stra¬ tegieentwicklung im Unternehmen leitet. Coopetition [Zusammenziehung aus engl. coope¬ ration = Zusammenarbeit und engl.
competition = Wettbewerb] Die häufig nur temporäre Zusammenarbeit von Firmen, die eigentlich Wettbewerber sind (iLc - commerce). Eine im Internet¬ business extrem beliebte Form, das Geschäft voranzutreiben. Gerade Ts tart-ups können nicht alle Maßnahmen für ein er¬ folgreiches Geschäft zur gleichen Zeit for¬ cieren und arbeiten daher in manchen Be¬ reichen mit der Konkurrenz zusammen, um Märkte schneller besetzen zu können und sich gegen Dritte durchzusetzen. Aber auch die großen Firmen betreiben Coopetition, indem sie z.B. für aufwendige Forschungs¬ arbeiten kooperieren, die ein einzelnes Un¬ ternehmen finanziell überfordern würde. c o p y'n'p a s t e [engl. für: kopieren und einsetzen] Be¬ zeichnung für den Vorgang, Fragmente oder gesamte Objekte per Tastenkombi¬ nation oder Menübefehl von einem Ort an einen anderen zu kopieren. Gerade im Internet hat sich eine Mentalität ge¬ formt, bei der vermeintlich neue Werke einfach per copy'n'paste aus bestehen¬ den fremden Arbeiten zusammengestellt werden. Viele 1Ln e t i z e n s verdrän¬ gen dabei, dass sie sich am geistigen Ei¬ gentum von Dritten bedienen und sich durch die Missachtung von Urheberrechten strafbar machen. CTO [Abkürzung von engl. Chief Tech¬ nical Officer, zu engl. chief = Chef, technical technisch und o f f i c e r = Vorstand] In Deutschland oft als T i T - Manager oder IT-Vorstand be¬ zeichnet. Der CTO kümmert sich um die ge¬ samte Datenverarbeitung eines Unterneh¬ mens, also um jenen Bereich, der früher unter dem Begriff EDV zusammengefasst wurde. Zwischen T c e o, dem ranghöhe¬ ren Manager, und CTO herrscht in vielen Unternehmen Verständnislosigkeit für das Aufgabengebiet des jeweils anderen. CTS [engl. für: Corporate Techno¬ logy Service = unternehmensin¬ terner Technikdienst] Innerhalb von Un¬ ternehmen ist der CTS für die Technik verantwortlich und betreut in der Regel EDV-, Server- und Telefonsysteme. Ur¬ sprünglich auch als support [engl. für: Unterstützung] bekannt, ist der CTS Ansprechpartner für alle technischen Pro¬ bleme und dementsprechend wichtiger Bestandteil jeden Unternehmens. Cubicles [zu engl. cubicle = Zelle, Kabine] Legebatterieartige Aufteilung von Büro¬ räumen in kleinere Einheiten durch Stell-
D 7 1 Die Bedeutung und Attraktivität der New Economy kommt daher, dass mutiges unternehmerisches Handeln viel schneller belohnt wird. Allerdings gilt für Old und New Economy das Erfolgsrezept, nämlich Flexi¬ bilität, Qualität und Geschwindigkeit. MATHIAS ENTENMANN, GRÜNDER, CEO PAYBOX.NET AG wände. Cubicles sollen den Anschein einer gewissen Privatsphäre in Großraumbüros erwecken und so die Zufriedenheit und den Output der Mitarbeiter steigern. An sich gilt diese Form der Büroaufteilung als völlig veraltet, weil sie weder Privatheit vermittelt noch den offenen Gesprächs¬ austausch fördert. Doch im Zuge so man¬ cher Rationalisierungsmaßnahme sind die Cubicles wieder im Kommen. Cutting Edge [engl. für: Schneide] Cutting Edge zu sein, bedeutet an vorderster Front der techno¬ logischen, gestalterischen und strategi¬ schen Entwicklung der digitalen Welt zu stehen. Der Blick ist permanent in die Zu¬ kunft und auf die am meisten avancierten T E - business -Lösungen gerichtet: die Cutting-Edge-Solutions. Wer im digita¬ len Business heute z.B. noch T w a p als DIE mobile Lösung verkaufen will, ist nicht mehr Cutting Edge, sondern wandelt eher auf Messers Schneide. Deadline [zu engl. d e a d = tot und engl. line = Linie] Der letzte Termin, das Ende ei¬ ner Frist oder auch der Redaktionsschluss. Die „Linie" kann „tödlich" sein, wenn ein Nichteinhalten im schlimmsten Fall zu Ver¬ tragsbruch, Schadenersatzforderungen etc. führt. Angesichts dieser fatalen Bedrohung herrscht in den Büros kurz vor den Dead¬ lines auch immer besonders rege Hektik. Desksharing [zu engl. d e s k = Schreibtisch und engl. to s h a re = teilen] Büroorganisation ohne feste Arbeitsplätze. Vor allem in Fir¬ men mit einem hohen Anteil an Projekt¬ arbeit ist diese Organisationsform weit
72 Work-Cultu verbreitet. Wer im Büro ist, sucht sich einen freien Schreibtisch und beginnt mit der Arbeit. Der Vorteil für die Firma: We¬ niger Platzbedarf, hohe Ersparnis. Der Vor¬ teil für die Beschäftigten: Die häufig wech¬ selnden Nachbarn bringen stets frischen Gesprächsstoff mit. Digital Dropout [engl. für: digitaler Aussteiger] Bezeich¬ nung für jene Hightech-Arbeitskräfte, die vor oder nach dem T b u r n - o u t die Kar¬ riere wechseln und lieber T w c j ob s annehmen als weiterhin inT e-busi- nesses zwölf Stunden täglich zu arbei¬ ten und Spitzengehälter zu verdienen. Di L b e r t Amerikanische Comicfigur. Dilbert ist der Held aller Schreibtischtäter. Als untersetz¬ ter Angestellter mit weißem, kurzärmeli¬ gem Hemd und gestreifter Krawatte kämpft er täglich gegen Kollegen, Vorgesetzte und den eigenen inneren Schweinehund. Erist der klassische Versager, dessen Hund Dog- bert weit mehr Erfolg hat. Die Figur, die der Amerikaner Scott Adams nach eigener langjähriger Erfahrung im Großraumbüro erschaffen hat, ist längst auch in Europa zum Kult der Bürowelt geworden. Vom Time Magazine wurde Dilbert mittlerweile zu einem der 25 einflussreichsten Amerika¬ r e ner gekürt. Das in Buchform erschienene dilbert-prinzip besagt nun Fol¬ gendes: „Die unfähigsten Mitarbeiter wer¬ den systematisch in die Position versetzt, in der sie am wenigsten Schaden anrich¬ ten können - ins Management!" Downsizing [zu engl. to downs ize = verschlan¬ ken, abspecken] Verringerung des Perso¬ nalbestands. Sei es Kapitalknappheit, die Reorganisation des Unternehmens oder das Schließen unrentabler Geschäftsfel¬ der: Gründe für das Downsizen finden sich immer. Oftmals geht es einher mit dem utsourcing von einzelnen Ab¬ teilungen. Die dabei erzielte Kostenreduk¬ tion wird an der Börse oft mit steigenden Kursen honoriert. Mit der New Economy sind jedoch viele neue Unternehmen ent¬ standen, die aufgrund ihres Erfolges den Personalbestand innerhalb kürzester Zeit aufstocken mussten. Dieser Vorgang wird mitunter stolz upsizing genannt. drag'n'drop [engl. für: ziehen und loslassen] Textdo¬ kumente oder Textsymbole lassen sich auf grafisch gestalteten Benutzeroberflächen bequem bewegen und von einer Seite zur anderen schieben. Das jeweilige Objekt wird einfach angeklickt, bei gedrückter
E 7 3 Maustaste über die Bildschirmfläche „ge¬ zogen" und an gewünschter Position „fal¬ len gelassen". Employability [Zusammenziehung aus engl. employ- m e n t = Beschäftigung, Arbeit und engl. a b i li ty = Fähigkeit] Arbeitsfähigkeit. Der Begriff wird in Abgrenzung zum Employ¬ ment, der Beschäftigung, genannt. Die Ga¬ rantie auf einen lebenslangen Arbeitsplatz ist in der neuen Arbeitswelt mit ihren fle¬ xiblen Strukturen nicht mehr gewährleis¬ tet. Gefragt sind daher iLf lexisten, die sich auf die ständig verändernden Arbeitsverhältnisse einstellen, indem sie ihre Qualifikationen weiterentwickeln und so ihre Employability steigern. Entschei¬ dend sind hierbei die Bereitschaft zu le¬ benslangem Lernen und eine gehörige Por¬ tion Wissbegierde. "The Future starts here." Das ist nicht nur der Leitsatz für das Webradio. Die Aussage steht für mich auch für den Begriff New Economy. Wurden früher Kontinente entdeckt, wagen Visionäre heute das Abenteuer der Unternehmensgründung. STEPHAN SCHWENK, VORSTANDSVORSITZENDER WEBCAST MEDIA GROUP AG Entrepreneur [frz./engl. für: Unternehmer] Diese Be¬ zeichnung meint speziell Jungunterneh¬ mer, die mit viel Fantasie, guten Ideen und unermüdlichem Arbeitseinsatz neue Unter¬ nehmen gründen. Als Entrepreneur gilt je¬ doch nur, wer in einem selbst gegründeten Unternehmen tatsächlich auch aktiv betei¬ ligt ist. Der Begriff entrepreneur- ship steht für eine wagemutige, eigen¬ verantwortliche und unternehmerische Geisteshaltung. Die Abwandlung entre- p r e n e r d [Zusammenziehung aus Entre¬ preneur und engl. n e r d = Schwachkopf] ist eine sarkastische Bezeichnung für ge¬ schäftstüchtige Computerexperten. Bill Gates gilt beispielsweise als klassischer Entreprenerd: schlechter Haarschnitt, selt¬ same Kleidung, eigenartiges Benehmen. Nichtsdestotrotz ist er ein sehr erfolgrei¬ cher Geschäftsmann.
74 Work-Cultu F 2 F [Abkürzung von engl. face-to-face = von Angesicht zu Angesicht] In Zeiten, da der normale Weg des Kommunizierens über mediale Kanäle stattfindet, bedarf die Begegnung in der realen Welt der aus¬ drücklichen Erwähnung: „Lass uns einmal face-to-face darüber reden." Die Dauer der physischen Anwesenheit in der Firma oder bei einem Kunden wird dementsprechend facetime [engl. für: „Gesichtspfle¬ ge"] genannt. Trotz oder gerade wegen der immer besseren Möglichkeiten der T_t e l e a r b e i t ist Gesichtspflege vor allem wegen der sozialen Kontakte wich¬ tig. „Ich glaube, ich muss mal wieder et¬ was Facetime bei meiner Firma absolvie¬ ren, sonst vergessen sie, wie ich aussehe." Fernanwesenhei t In weiter Ferne und doch so nah. Die Technologie ermöglicht, was drittklassige Science-Fiction-Autoren prophezeit haben: Wir müssen nicht mehr physisch präsent sein, um anwesend zu sein. Das Handy und der mit Modem versehene Laptop machen die Menschen zu modernen Nomaden, die überall und vor allem immer dann erreich¬ bar sind, wenn sie es wollen. Videositzun¬ gen, Webcams und auch das TV transpor¬ tieren die Fernrealität an jeden beliebigen Ort dieser Welt. Allen technologischen Ent¬ r e Wicklungen zum Trotz werden jedoch Vi¬ deositzungen längst nicht so häufig einge¬ setzt, wie es prophezeit wurde. Auch die Virtualisierung der Welt ändert nicht den Wunsch nach realer Begegnung. (T_f 2 f ) fixen [zu engl. to fi x = reparieren] In der New Economy meint „fixen" keineswegs das Injizieren von Drogen, sondern in ers¬ ter Linie das Beheben von Mängeln, so z.B. für den Vorgang des T d ebugging oder das Reparieren von T.b ad links Synonyme für fixen sind bugfixen und glattmachen. Mit fixen kann auch das Festhalten eines Termins gemeint sein. „Lass uns das Strategiemeeting fixen. Was hältst Du von nächstem Donnerstag?" Flatsharing [zu engl. flat = Etage und engl. to share = teilen] Bürogemeinschaft. Zwei oder mehrere Unternehmen teilen sich eine Büroetage oder auch ein einzel¬ nes Büro. Ähnlich wie bei der Zweck-WG gibt es auch hier das Zweck-Flatsharing. Für den Einzelnen wird es billiger, wenn die Kosten für Toiletten und das Putzteam geteilt werden - oder mehrere Freiberuf¬ ler teilen sich ein Büro, weil sie gut mitei¬ nander auskommen und sich bei Projekten gegenseitig unterstützen können.
7 5 F I e x i s t [zu lat. flexibilis = biegsam, ge¬ schmeidig, unbeständig] Flexisten sind Wissensmanager. Sie verknüpfen verschie¬ dene Wissensgebiete so, dass sie miteinan¬ der kompatibel und synergetisch nutzbar werden. Während der generalist wahllos eine unendlich breite Wissens¬ basis schafft und der s p e z i a l i s t auf seinem Gebiet kein Detail auslässt, erstellt der Flexist aus der Flut von Informationen Lösungswege. Er hat einen Blick für das Wesentliche und besitzt statt Fachwissen Fachkönnen. Topmanager auf Zeit sind ebenso Flexisten wie hoch qualifizierte Hightech-Wanderburschen (lljr ech- n o m a d e n ). Sie emanzipieren sich von äußeren Raum- und Zeitvorgaben und haben Zweit- und Drittjobs. Ihre Karriere zeichnet sich durch Umwege, Brüche und Neuanfänge aus. Flexplace-Büro [zu engl. flexible = beweglich und engl. p l a c e = Platz] Büroorganisation mit maximaler räumlicher Flexibilität. Je nach Anforderung des einzelnen Pro¬ jekts, je nach wechselnden Sym- und An¬ tipathien, nach Zahl, Qualifikation und Anspruch der Mitarbeiter lässt sich der Zu¬ schnitt der Räume im Flexplace-Büro ver¬ ändern. Sie eignen sich deshalb für Unter- Für mich - als imaginären Teil der New Economy - ist es das Schönste, alte und gewachsene Strukturen in Unterneh¬ men aufbrechen zu dürfen, um einen neuen, offeneren Umgang mit den Kunden unserer Kunden zu ermöglichen. JOHN EBERSTEIN, GESCHÄFTSFÜHRER NASA 2.0 GMBH nehmen in der Anfangszeit oder in Zeiten extremen Wachstums. Vorteilhaft ist die¬ se Form der Büroorganisation aber auch für Unternehmen, deren Mitarbeiter flexibel arbeiten und viel unterwegs sind, z.B. Un¬ ternehmensberatungen. Ebenso profitieren Firmen mit extrem hoher Fluktuation vom Flexplace-Büro. Freelancer [engl. für: freier Mitarbeiter] Freiberufler. Immer mehr Menschen arbeiten projektbe¬
7 6 Work-Culture zogen mit befristeten Verträgen. Sowohl für das Unternehmen als auch für den Freelan¬ cer bedeutet das eine größere Flexibilität, die natürlich auch mit einem höheren Risi¬ ko einher geht. Für Urlaub und Krankheit müssen freiberuflich Tätige selbst aufkom¬ men. Die Weiterentwicklung dieser neuen Selbstständigen sind die e - l a n c e r [engl. für: „elektronischer" freier Mitar¬ beiter]. Der E-Lancer arbeitet zumeist im Multimediabereich und wird häufig über das Internet gesucht und gebucht. Für be¬ stimmte Projekte werden mehrere E-Lan¬ cer zu einem Team zusammengeschlossen, die, teils über verschiedene Orte verstreut, per Internet kommunizieren und so eine weitgefasste Form der T c o l l a bo¬ ration praktizieren. F r o n t o f f i ce [zu engl. f r o n t = vorne und engl. of¬ fice = Büro] Alles, was der Kunde von einem Unternehmen zu sehen bekommt, zum Beispiel der Empfangsbereich. Zum Frontoffice gehören weiterhin Schalterhal¬ len, Kundenbetreuer, Verkaufsräume, aber auch briefliche Kommunikation oder der jedem öffentlich zugängliche Internetauf¬ tritt. Hierauf konzentrieren sich vor allem die Anstrengungen im corporate d e s i g n. Im Gegensatz dazu muss das ^BACKOFFICE, wo Logistik, Pla¬ nung, Abrechnung, Produktion und ähn¬ liche Dinge ablaufen, nicht ganz so per¬ fekt gestaltet werden. Glass Ceiling [engl. für: unsichtbare Barriere] Die „glä¬ serne Barriere" ist ein unsichtbares Kar¬ rierehemmnis, das eher Frauen als Männer trifft: ein unvorhersehbarer Stopper vor den höchsten Stufen der Karriereleiter (Senior Management, Executive Manage¬ ment). In der Old Economy waren diese Stufen ohne die richtigen Kontakte nicht zu erklimmen, und die hatten bekanntlich die Männer. In der New Economy ist das Glass Ceiling weniger verbreitet, da fla¬ che Hierarchien den Aufstieg erleichtern. Der „Ceiling-Effekt" kommt ursprünglich aus der sozialwissenschaftlichen Statis¬ tik. Er besagt, dass eine Größe kaum noch größer werden kann, wenn sie sich schon auf einem sehr hohen Niveau befindet, beispielsweise kann der Umsatzzuwachs eines Produktes bei und trotz steigender Bekanntheit stagnieren. Globoboss [zu engl. g I o b a l = global und engl. b o s s = Boss] Ein kosmopolitischer Ma¬ nager mit der Fähigkeit, sich überall auf der Welt zu Hause zu fühlen und Spitzen¬ leistungen zu erbringen. Der Ausdruck wird
H 7 7 gelegentlich auch für Politiker verwendet. Jose Ignacio Lopez ist abgesehen von sei¬ nem Ausflug in die Industriespionage ein typischer Globoboss. Der Spanier war u.a. als Manager bei General Motors/Opel in den USA tätig, bevor er VW-Manager in Wolfsburg wurde. Golden Parachute [engl. für: goldener Fallschirm] Auch wenn er bei Flugzeugabstürzen nicht Leben ret¬ ten kann, ist der Golden Parachute sehr be¬ liebt, zumindest bei denen, die ihn erhal¬ ten. Ein Golden Parachute, auch „goldener Handschlag" genannt, ist eine hohe Abfin¬ dung, die zum Beispiel bei Firmenübernah¬ men den Vorständen der übernommenen Firmen als Kompensation gezahlt wird. Klaus Esser zum Beispiel, ehemaliger Vor¬ standsvorsitzender der Mannesmann AG, ist nach der Übernahme durch Vodafone mit einem Golden Parachute von 60 Millio¬ nen DM verabschiedet worden - ein gro߬ zügiges Trostpflaster für seine Niederlage. Handl ing/handeln [zu engl. to h a n d le = handhaben, (be)handeln, bearbeiten] Die deutsche Vorliebe für Anglizismen ersetzt auch ein¬ fache und präzise Worte wie behandeln oder bearbeiten. „Das Handling dieses Jobs ist äußerst kompliziert." Auch als New Economy bedeutet: Spaß, viel Arbeit, unglaubliche Entwicklungsmöglichkeiten ... und (bald) "Old Economy". VOLKER T I ETGENS, GRÜNDER, CEO CONCEPT! AG Verb kommt der Begriff zum Einsatz, eng¬ lisch ausgesprochen „händeln". So kann z.B. ein Kunde einfach zu „handeln" sein. Hardcopy [zu engl. h a r d = hart und engl. copy = Kopie] Hardcopy ist die „reale" Entspre¬ chung einer digitalen Softcopy (= Com¬ puterkopie), sprich ein Dokument in Pa¬ pierform. Das Erkennungsmerkmal der Hardcopy ist, dass man sie in die Hand nehmen kann. Computerdateien haben die
78 Work-Cultu Tendenz, sich bei Abstürzen zu verflüch¬ tigen. Wer sicher gehen will, dass wich¬ tige Dokumente auch nach dem „Abrau¬ chen" nicht für immer verloren sind. Allen Prophezeiungen eines papierlosen Büros zum Trotz machen sich die meisten doch Ausdrucke von allen (mehr oder weniger) wichtigen Dokumenten. Headhunter [engl. für: Kopfjäger] Personalberater und -sucher. Im Auftrag eines Unternehmens suchen und kontaktieren Headhunter ge¬ eignete Kandidaten für gehobene Positio¬ nen. Der erste Anruf eines Headhunters gilt oft als eine Art Ritterschlag: Man hat es geschafft, in der Branche etwas zu gel¬ ten, wichtig und begehrt zu sein. Einige Headhunteranrufe später stellt sich meist Ernüchterung ein: Die wirklich guten Jobs in den wirklich guten Unternehmen wer¬ den selten über Headhunter besetzt. High Potential [engl. für: hohes Potenzial] Nachwuchs- führunskraft. High Potentials sind junge Akademiker, die aufgrund ihrer Ausbildung und Persönlichkeit beste Chancen haben, die Karriereleiter zu erklimmen. Zu den stark umworbenen High Potentials gehören Hoch¬ schulabsolventen, die neben überdurch¬ schnittlichen Studienergebnissen auch Aus- r e lands- und Praxiserfahrung haben, mehre¬ re Sprachen (fließend) sprechen und fit am Computer sind. Zudem muss ihr Charakter für spätere Führungsaufgaben geeignet sein. Das heißt, sie müssen hoch motiviert sein und über T s oft skills wie Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke verfügen. Diese Arbeitskräfte sind rar. Nur Schätzungsweise 4% der Hochschulabsol¬ venten gehören zu den wirklichen High Po¬ tentials. Um diese Überflieger zu ködern, laden manche Unternehmen die potenziel¬ len Mitarbeiter zum Kennenlernen an die Cote d'Azur oder auf einen Segeltörn ein. hire and fire [engl. für: einstellen und feuern] Metho¬ de, je nach Bedarf Arbeitskräfte oder Zu¬ lieferer anzustellen bzw. zu beauftragen und sie von heute auf morgen wieder zu entlassen. Sei es, weil das Unternehmen T D ownsizing betreibt, sich die betreffende Person als inkompetent er¬ weist oder nicht ins Team passt oder weil schlicht und ergreifend ein besserer Kan¬ didat zur Verfügung steht. Der praktisch nicht vorhandene Kündigungsschutz in den USA macht dieses Vorgehen problem¬ los möglich. Die Praxis des hire and fire trägt oft als wesentlicher Faktor zur c HURN rate, der Personalfluk¬ tuation, bei.
I 7 9 Ungefähr 1978 lernte ich Joseph Beuys kennen und änderte seinen Künstlersatz für mich in: Jeder Mensch ist ein Unternehmer. WAU HOLLAND, GRÜNDUNGSMITGLIED CHAOS COMPUTER CLUB Homeoffi ce I c h - A G [engl. für: Heimbüro] Das Büro zu Hause integriert das Berufsleben in die eigenen vier Wände. Viele Berufstätige haben heute die Möglichkeit, an so genannten IVIRTUAL DAYS von zu Hause aus zu arbeiten. Ein Arbeitsplatz mit Inter¬ netanschluss wird eingerichtet, die Büro¬ telefonnummer auf das private Telefon umgeleitet und schon ist es fertig, das Homeoffice. Auf die Frage, wo man morgen arbeite, hieße es dann: in s o h o (Small Office - Homeoffice). Neben Mitarbeiter¬ motivation ist diese Form des Arbeitens auch mit dem Platzmangel zu begründen, der bei den schnell wachsenden New- Economy-Unternehmen herrscht. Nur wol¬ len jedoch die wenigsten ganz von zu Hau¬ se aus arbeiten, weil dabei die so wich¬ tigen sozialen Kontakte wegfallen, (s.a. iLr elearbeit) [zu gleichbedeutend engl. M e -1 n c o r - p o r a t e d ] Das Verständnis der eigenen Person als Aktiengesellschaft. Der Begriff bezeichnet den entscheidenden sozialen I Wandel zur Jahrtausend wende. Menschen sehen sich verstärkt als Lebensunter¬ nehmer, die Eigenverantwortung statt Fremdverantwortung wählen. Diese Ent¬ wicklung geht mit dem ökonomisch er¬ zwungenen Rückzug des Staates aus einem flächendeckenen Sicherheitsnetz einher. Weiterhin befördert die Transformation der Arbeitskultur, in der mehr Eigenstän¬ digkeit und Unternehmertum gefragt ist, das Selbstverständnis als Ich-AG. Dazu ge¬ hört vor allem, wie bei einer realen Aktien¬ gesellschaft permanent am Kurswert der eigenen Person zu arbeiten: „Ich muss meine Ich-Aktie unbedingt wieder nach oben treiben."
8 0 W o r k - C u Ltu r e Incentive [engl. für: Anreiz, Ansporn] Anreiz, eine bestimmte Tätigkeit auszuführen. Da gu¬ te Fachkräfte rar sind und Th e a d- hunter zunehmend zum fjOB- hopping animieren, werden vermehrt Incentives eingesetzt. Sie sollen die Mitar¬ beiter an das Unternehmen binden und sie zusätzlich zu ihrem Gehalt für ihre Arbeit belohnen. Incentives können Geldprämien, aber auch Gratifikationen wie ein neuer Sportwagen, ein Urlaub im firmeneige¬ nen Appartment oder Ähnliches sein. Auch die Einladung zum Essen oder zu einer Par¬ ty gehören dazu. Die Einsatzbereitschaft (iLx o M M i T M E N T ) für das Unterneh¬ men soll so gefördert und belohnt werden. Inhouse-Strategie [zu engl. in-house = im Hause, intern] Im Gegensatz zum T out¬ sourcing versucht die Inhouse-Stra¬ tegie, möglichst viele Arbeitsprozesse unternehmensintern verrichten zu lassen. Die Auffassung, jede Auslagerung von Tä¬ tigkeiten sei zeit- und kostensparend, weicht der Erkenntnis, dass oftmals das Gegenteil der Fall ist, da Fremdfirmen häu¬ fig nicht ausreichend mit der Materie ver¬ traut sind und sich erst aufwendig ein¬ arbeiten müssen bzw. das erforderliche Niveau nicht ohne weiteres erreichen. Intrapreneur [Zusammenziehung aus engl. intra-« inner- und frz./engl. entrepreneur = Unternehmer] Unternehmerähnlich agie¬ render Angestellter. Ähnlich dem Entrepre¬ neur, der durch Innovation und Vision die Welt verändert, gestaltet der Intrapreneur dem Engagement eines Selbstständigen vergleichbar die Unternehmenswelt mit, in der er arbeitet. Intrapreneure werden zwar von vielen Topmanagern gefordert, aber nur von wenigen Unternehmen auch verkraftet, da sie Unruhe in die Abteilung bringen und die fest gefügten Machtstrukturen be¬ drohen. Sind sie dabei erfolgreich, werden sie häufig ausgebremst oder im schlimms¬ ten Fall entlassen, weil sich die Chefs bedroht fühlen. Können die wahren Intra¬ preneure im Unternehmen nichts verän¬ dern, wechseln sie oft frustriert die Firma. Involvement [engl. für: Verwicklung, Engagement] Grad des Engagements für eine Sache. Das gilt sowohl im Sinne der Ideenurheberschaft als auch in der operativen Abwicklung. Ein Mitarbeiter, der sich sehr stark für ein Pro¬ jekt interessiert und engagiert, zeigt hohes Involvement. Das reicht bis zur Identifika¬ tion mit dem Unternehmen. Ein hoher Iden- tifikations- und Involvementgrad wirkt sich positiv auf die Produktivität des Unterneh¬
mens aus. Viele Firmen versuchen genau diesen Idealzustand zu erreichen. So wer¬ den die Mitarbeiter häufig auf sehr per¬ sönliche Weise, z.B. über Partys oder Aus¬ flüge, mit dem Unternehmen verbunden. Jobhopping [engl. für: „Jobhüpfen"] Schneller und häufiger Wechsel des Arbeitsplatzes. Das Jobhopping ist ein neues Phänomen, das sich insbesondere bei jungen Fachkräften der Ti t - und Medienbranche beobach¬ ten lässt. Die Fachkraft wird häufig von einem T headhunter abgeworben und in einem neuen Unternehmen einge¬ setzt. Während man sich einst durch eine mindestens zweijährige Tätigkeit in einem Unternehmen als zuverlässig und bestän¬ dig profilierte, symbolisiert heutzutage ein Wechsel innerhalb weniger Monate Flexibilität. Dieses Phänomen birgt Nach¬ teile für die Wirtschaft, da sich die Gehalts¬ spirale immer schneller dreht und ständig neue Kräfte gesucht und eingearbeitet werden müssen. Jobless Growth [zu engl. j o b l e s s = arbeitslos und engl. growth = Wachstum] Wachstum ohne Arbeitskräfte. Der Begriff bezeichnet die gesteigerte Produktivität bei gleichzei¬ tigem Abbau (T_d ownsizing) oder Wer einmal unternehmerisch tätig war, kann nicht mehr angestellt arbeiten. Die Selbstständigkeit ist der interessantere Lebensweg. WERNER MARC I NOWSKI, VORSTANDSVORSITZENDER POPNET INTERNET AG einer bestenfalls gleich bleibenden Zahl der Arbeitskräfte. Infolge der Auslagerung von Tätigkeiten ins Ausland, des zuneh¬ menden Einsatzes von Robotern und der Optimierung des unternehmensinternen Daten- und Kommunikationsflusses ist Um¬ satzwachstum möglich, ohne neue Arbeits¬ kräfte anstellen zu müssen. Diese Entwick¬ lung beschreibt Viviane Forrester in ihrem Bestseller „Terror der Ökonomie" und bringt damit die Furcht vieler Menschen auf den Punkt. In der Tat gehen Arbeits-
J 8 2 Work-Cu Ltu r e platze, die sich durch standardisierte oder einfache Tätigkeiten auszeichnen in der Arbeitskultur von Morgen verloren. Dem¬ gegenüber können zahlreiche Stellen nicht besetzt werden, da es an qualifizierten Bewerbern mangelt. Jobsharing [zu engl. j o b = Beruf und engl. t o share = teilen] Aufteilung eines Ar¬ beitsplatzes unter (im Regelfall) zwei Be¬ schäftigten. Im üblichen Sprachgebrauch wird unterJobsharing die Addition zwei¬ er Teilzeitkräfte zu einem Vollzeitarbeits¬ platz verstanden, also lediglich eine Um¬ verteilung von Arbeit. Von zunehmender Bedeutung wird hingegen eine andere Va¬ riante sein: Ein und dieselbe Funktion, die die Kapazitäten einer Einzelperson über¬ steigt, wird von mehreren Beschäftigten ausgefüllt. So erfordert z. B. weltumspan¬ nender Aktienhandel theoretisch 24-Stun- den-Arbeitstage für Spezialisten wie den arketmaker. Zwei bis vier Be¬ schäftigte könnten sich im Jobsharing die¬ se Aufgabe teilen. Bei rein zeitlicher Ar¬ beitsaufteilung stellt dies ein praktikables Modell der Flexibilisierung dar. Bei Teilung von Macht ist es ein eher fragiles Prinzip. Dennoch stellt Jobsharing in der moder¬ nen Arbeitswelt ein zukunftsgerichtetes Arbeitsmodell dar. just in time [engl. für: gerade noch rechtzeitig] Pro¬ duktionssystem, bei dem alle zuzuliefern¬ den Teile genau dann angeliefert werden, wenn sie gebraucht werden. Der Hauptvor¬ teil für die Unternehmen: Keine Lagerhal¬ tung, keine unnötige Kapitalbindung. Der Nachteil: Hohe Anfälligkeit des Systems bei Störung des Materialflusses, z.B. durch Streik oder auch Stau. Wer die gesamte europäische Autoindustrie lahm legen will, muss nur einige der größeren Zulieferbe¬ triebe bestreiken. Karoshi [japan, für: Tod durch Überarbeiten] Eine angeblich verbreitete Todesform unter überdisziplinierten japanischen Arbeits¬ kräften. Mitte der Neunzigerjahre taucht der Begriff in der amerikanischen und eu¬ ropäischen Managementliteratur auf, um die damals postulierte Vorbildlichkeit des japanischen Wirtschaftsmodells in Frage zu stellen. Der erste Fall von Karoshi ist 1996 dokumentiert: unvermittelter Herzstill¬ stand eines ansonsten kerngesunden 29- jährigen Arbeiters aus dem Vertrieb einer nationalen Zeitung. Tatsache ist aber, dass es in Japan nie eine Karoshi-Epidemie ge¬ geben hat und dass die Zahl der jährlichen Fälle - zumindest offiziell - nie die Zwei- stelligkeit überschritt.
8 3 Für mich gibt es keine New und Old Economy. Es gibt nur eine Real Economy, die sich durch das Internet rasant weiterentwickelt. Anwen¬ dungen im E-Business sind heute bereits bedeutend, stehen aber noch vor ihrem großen Durchbruch. PAULUS NEEF, GRÜNDER, CEO PIXELPARK AG KodierkLitsche Softwarefirma oder Programmierbude ohne professionelle Ausrichtung und ohne jegli¬ chen Sexappeal. Alles wirkt ein wenig un¬ ordentlich und unprofessionell. Die Selbst¬ darstellung erinnert an die Speisekarte vom China-Imbiss. Das Angebot ist gewal¬ tig, obwohl nur fünf feste Mitarbeiter im Unternehmen arbeiten. Dafür ist von tau¬ senden von Spezialisten die Rede, die als externe T e -lancer für Projekte jeg¬ licher Art herangezogen werden können. Kontexter [von lat. contextus = Zusam¬ menhang] Neue Berufsbezeichnung in der Multimediabranche. An der Schnitt¬ stelle zwischen Technologie und Inhalt (1_content) soll der Kontexter T S YNERGIEEFFEKTE Schaffen. Er stellt den Zusammenhang zwischen Kreation, Technologie und Organisation her. Dieser interdisziplinär arbeitende T_f l e x i s t betreibt ulti- tasking und tritt als intellektueller Sparringpartner in mehreren Projekten gleichzeitig auf. Lounge-Food [zu engl. lounge = Aufenthaltsraum und engl. f o o d = Nahrung] Snacks, die teils in Hotelhallen, überwiegend jedoch in den Business-Class-Wartehallen von Fluggesellschaften gereicht werden. Der Begriff stammt aus dem Vielflieger-Jar¬ gon der Geschäftsreisenden. Lounge-Food ist eine geschickte Erfindung von Cate¬ ring-Unternehmen, die gestresste Busi¬ nessreisende ein wenig bei Laune hält. Kulinarisch erstreckt sich das Lounge-Food von Erdnüssen und Gummibärchen bis zu Bagels und Gebäck.
M 84 Wo r k-C u I t u r e Mausbeutung [Zusammenziehung aus (Computer)m aus und Ausbeutung] Der Begriff be¬ zeichnet das in der Internetbranche durch¬ aus übliche Prinzip, sich die Arbeitswut noch nicht 35-jähriger Singles zunutze zu machen. Diese arbeiten zuweilen sieben Tage die Woche 16 Stunden lang bei nur gelegentlicher Pizza- und Schokoriegel¬ zufuhr. Auf einen erfolgreichen Start-up- Millionär kommen ein Heer von jungen, motivierten Berufseinsteigern, die endlos am Rechner sitzen und niemals das große Geld verdienen werden. Inzwischen sam¬ melt sich der Unmut in losen Tn etz- werken, wie z.B. bei den „Netslaves". Mauspropaganda (Word of Mouse) Die Mund-zu-Mund-Propaganda im Inter¬ net. Benannt nach der Computermaus, die als wesentliches Kommunikationsmittel ein¬ gesetzt wird. Oft ist die Mauspropaganda effektiver als eine groß angelegte, millio¬ nenschwere Werbekampagne. Professionell eingesetzt spricht man auch von iLv i - RALEM marketing. So wurde zum Bei¬ spiel der Low-Budget-Film „Blair Witch Pro¬ ject" allein über die im Internet angeheizte Mauspropaganda zum Kassenknüller, eben¬ so wie sich das 1Lm o o r h u h n innerhalb kürzester Zeit größter Beliebtheit erfreute. M c J o b Schlecht bezahlter Job in Anspielung auf die niedrigen Löhne bei McDonalds. Der Begriff taucht in „Generation X" von Douglas Coupland auf. Dort heißt es, bei einem McJob handele es sich um einen „niedrig dotierten Job mit wenig Prestige, wenig Würde, wenig Nutzen und ohne Zu¬ kunft im Dienstleistungsbereich". Der ame¬ rikanische Wirtschaftsboom wird oft ge¬ hässig damit erklärt, dass eine Vielzahl der neuen Arbeitsplätze McJobs seien. Meeting [engl. für: Treffen, Zusammenkunft] Tref¬ fen mit politischem, ökonomischem, wis¬ senschaftlichem oder sportlichem Hinter¬ grund. In der Arbeitswelt wird der Begriff Meeting beinahe inflationär für jede Be¬ sprechung benutzt. Diese kann einen kur¬ zen Zeitraum von wenigen Minuten bis zu mehreren Tagen umfassen. Das Meeting dient dem Gedankenaustausch, bei dem Ideen und Strategien gesammelt und dis¬ kutiert werden. Unternehmen mit einer ausgeprägten Meeting-Kultur sind für die Außenwelt oftmals kaum zu erreichen, weil keiner mehr an seinem Arbeitsplatz sitzt. Zyniker behaupten, dass sich bei der Flut von Meetings mittlerweile nur noch die Meinung der Langweiler und Langredner gegen die der Schläfer durchsetzt.
8 5 Die New Economy zielt darauf, mit dem Geist unkonventioneller Arbeits- und Führungsmethoden und mit einer gewissen Freiheit für neue Ideen und Visionen Teile der etablierten Wirtschaft in die Informationsgesellschaft zu bringen. SVEN PICKL, GESCHÄFTSFÜHRER AUXION GMBH Messie [zu engl. mess = Durcheinander, Un¬ ordnung, Schmutz] Mit Messie werden scherzhaft chaotische Menschen bezeich¬ net, die nicht in der Lage sind, Ordnung zu halten. Messies sind aber auch Per¬ sonen, die unter einer ernsthaften, psy¬ chischen Störung leiden. Letztere haben einen zwanghaften Sammelwahn, schaf¬ fen es nicht, sich von Sachen zu trennen, nicht einmal von ihrem Müll. Dementspre¬ chend sieht die Wohnung aus, in der nur noch der nötigste Platz freigehalten wird. Die psychischen Problemen der Messies äußern sich in Depressionen, Angstzustän¬ den oder Manien wie die genannte Sam¬ melwut. Am Arbeitsplatz zeigt sich das Messie-Syndrom nicht in dieser Form; eher scherzhaft werden unordentliche Kolle¬ gen, auf deren Schreibtische sich die Akten stapeln, als Messies bezeichnet. Mi ssion-Statement [zu engl. m i s s i o n = Auftrag, Berufung, Mission und engl. state m e n t = Fest¬ stellung, Behauptung, These] Öffentliche Feststellung eines Unternehmens, dass es über die ökonomischen Unternehmens¬ ziele (Wachstum, Gewinn etc.) hinaus noch eine Mission vertritt, z.B. „Zielist, die Le¬ bensqualität aller Menschen zu steigern.“ Ein Mission-Statement kann ein kurzer Slo¬ gan sein, ist oftmals aber ein langer Satz oder ein ganzes Paket von Zielen, Werten und Maßnahmen, was sich jedoch nicht empfiehlt. Das Mission-Statement wirkt sowohl nach innen als auch nach außen: Intern soll es die Identifikation mit dem Unternehmen, den Teamgeist und die Mo¬ tivation der Mitarbeiter fördern. Extern soll es den Kunden begeistern, in der Ge¬ sellschaft die Akzeptanz fördern und das T i mage positiv beeinflussen.
8 6 W o r k - C u Ltu M o b b i ng [zu engl. to m o b = aufwiegeln, anpö¬ beln, über jmdn. herfallen] Mobbing be¬ schreibt eine besonders intrigante Form, unbeliebte Mitarbeiter zu drangsalieren. In der Regel tun sich mehrere Mitarbeiter ge¬ gen einen Kollegen zusammen und versu¬ chen, diesen durch systematische Manipu¬ lation zur Anpassung oder zum Verlassen der Firma zu bewegen. Mobbing existiert auf allen Ebenen der betrieblichen Hier¬ archie und in allen Arbeitsbereichen. Die Mobber lassen ihre Unzufriedenheit und Aggression an ihren Opfern aus. Der psychi¬ sche Druck ist so groß, dass er beim Gequäl¬ ten zu Depressionen, Magen- und Darmer¬ krankungen, Schlaf- und Essstörungen und im Extremfall zu Selbstmord führen kann. Moorhuhnjagd Das als Promotiongag geplantes Computer¬ spiel aus dem Hause Phenomedia hat sich über freie Downloads in allen Büros der New und Old Economy verbreitet. Die Ein¬ fachheit des Spiels ist gleichzeitig auch das Geheimnis des Erfolgs. Die Moorhuhn¬ jagd kann problemlos aus dem Internet heruntergeladen und sofort gespielt wer¬ den und kommt ohne ein kompliziertes Re¬ gelwerk aus. Das Spiel ist denkbar simpel: Über schottischen Hochmooren schießt der Spieler niedliche Moorhühner ab, wofür r e er Punkte bekommt. Bei einer (mental) an¬ strengenden Bürotätigkeit sei das „Ballern" entspannend, sagen die Fans, auf das Brut¬ tosozialprodukt wirke es sich hingegen negativ aus, behaupten die Gegner. Multitasking [zu engl. m u 11 i - = viel, mehr und engl. t a s k = Aufgabe] Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Bereich der Computer¬ technologie und bezeichnet die Fähigkeit eines Betriebssystems, mehrere Program¬ me gleichzeitig auszuführen. In modernen Arbeitsumfeldern wird diese Leistung nicht nur von Computern, sondern auch von Mit¬ arbeitern erwartet. Diese sollen sich nicht ausschließlich mit einem Projekt befassen, sondern in der Lage sein, ihre Aufmerksam¬ keit zwischen mehreren Aufgaben flexibel und schnell aufzuteilen. Mit der steigenden Anzahl der Paralleljobs sinkt jedoch die Kon¬ zentration und Effektivität der Mitarbeiter. N e r d [engl. für: Schwachkopf] Der Nerd ist ein Soziotypus der Informationsgesellschaft. Er verfügt über herausragende Videospiel- und Computerkenntnisse und verbringt sei¬ ne Freizeit vor dem Bildschirm. Durch die soziale Isolation, die der beste Freund Com¬ puter mit sich bringt, und das Spezialisten¬ wissen, über das der Nerd verfügt, bedient
N 8 7 dieser Typus das Klischee des einsamen, un¬ verstandenen Außenseiters. Der Vorgänger dieses Charakters stammt aus den Siebzi¬ gerjahren - der bebrillte, unfrisierte Freak, der skurrilen und einsamen Freizeitbe¬ schäftigungen wie Löten von Kleinteilen oder CB-Funk nachging. Nesting [zu engl. to n e s t = nisten] Mit Nes¬ ting ist sowohl das häusliche Einnisten als auch das „Nisten" am Arbeitsplatz ge¬ meint. Nesting im Job steht für die ein¬ geschränkte Haltung, immer nur mit den¬ selben Kollegen arbeiten zu wollen, seinen Aufgabenbereich niemals auszuweiten und sich neuen Projekten gegenüber zu verwei¬ gern. Gemeinhin drückt der Begriff fehlen¬ de geistige Flexibilität aus. Es heißt, dass die Chiat/Day-Werbeagentur ihre Mitar¬ beiter schon des „Nestings" beschuldigt, wenn sie länger als zwei Tage an einem Tisch zusammensitzen. Netaddi ction [zu engl. n e t = Netz und engl. ad¬ diction = Abhängigkeit, Sucht] Um¬ schreibung für die - schon nicht mehr zu¬ trägliche - Faszination der virtuellen Welt des Internets auf bestimmte Personen. Netaddicts verbringen möglichst viel Zeit vor dem Bildschirm und im Internet, was zu Unser Moorhuhnspiel ist zwar ein hoch attraktiver Unterhaltungs¬ content für das Internet, aber letztlich doch eher eine der wichtigs¬ ten Nebensachen der Welt. MARKUS SCHEER, GRÜNDER, CEO PHENOMEDIA AG gigantischen Telefonkosten führt. Schlim¬ mer sind die sozialen Folgen: ungesunde Ernährung in Form von Fast-Food, Schlaf¬ entzug und, wie allgemein vermutet wird, Vereinsamung. N e t i z e n [Zusammenziehung aus engl. n e t = Netz und engl. c i t i z e n = Staatsbür¬ ger] Ein Mensch, der sich im Internet hei¬ misch fühlt. Anders als der Surfer, der im Netz nur seinem Vergnügen frönt, will
N 8 8 Work-Cu Ltu derNetizen mehr: Regeln, Umgangsformen (T_netiquette), Strukturen. Der Ne- tizen sieht das Internet als Ort sozialen Ge¬ meinwesens, so schließt er sich denn auch virtuellen Städten und Gemeinden an. Networki ng [zu engl. n e t w o r k = ILn e t z w e r k] Networking ist die Kunst, ein Netz förder¬ licher sozialer Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Der Begriff entstammt der so- zialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse und sickerte in leicht modifizierter Form in die Alltagssprache durch. Das Netzwerk unserer Beziehungen zu anderen ist ein T_s oziALES kapital, das Zu¬ gang zu wichtigen Informationen und Res¬ sourcen verschafft. „Nach der Podiums¬ diskussion besteht am Büffet ausreichend Gelegenheit zum Networking." Weil ge¬ schäftliche und persönliche Aspekte dabei oft nicht zu trennen sind, wird manchmal auch von Vetternwirtschaft geredet. Netzwerk Ausdruck für das Geflecht sowohl loser als auch formeller Beziehungen zwischen min¬ destens zwei Interaktionspartnern, seien es Unternehmen oder Menschen mit ähnli¬ chen Interessen. Ein Netzwerk soll die Ef¬ fizienz und Innovationskraft aller Beteilig¬ ten fördern. Das weltweite Werbeagentur¬ r e Netzwerk BBDO basiert auf einem mehr als informellen Fundament: Die einzelnen Un¬ ternehmen sind aneinander beteiligt. We¬ gen seiner Größe hat das Netzwerk einen besseren Handlungsspielraum gegenüber Kunden und Konkurrenten. Zudem können sich die einzelnen Agenturen gegenseitig Kunden „zuschustern" und Informationen austauschen. Verbindungen, die allein auf Absprachen basieren, heißen Klüngel oder Kartell. Technisch gesehen ist ein Netzwerk die Verbindung mehrerer Computer mitei¬ nander, z.B. das T LAN. Das größte Netzwerk ist das World Wide Web. N e w b i z [Abkürzung von engl. new business = (neuer, -s) Auftrag, Unternehmen] Mit Newbiz oder New Business wird in erster Li¬ nie die Anfrage eines potenziellen Kunden nach einer Dienstleistung bezeichnet. Da IT-Dienstleister sich in der Regel nicht über mangelnde Anfragen und leere Auftrags¬ bücher beklagen können und gleichzeitig über sehr begrenzte Mitarbeiter-Ressour¬ cen verfügen, müssen Newbiz-Anfragen nicht selten abgelehnt oder für spätere Zeitpunkte zugesagt werden. New Work [engl. für: neue Arbeit] Oberbegriff für diverse Arbeitsformen, die sich in Organi-
N 8 9 Die neuen Medien sind für kleine Fir¬ men wie uns eine Chance wie der Start des Privatfernsehens vor 15 Jahren. Wieso sollten wir in Zukunft im Inter¬ net kein eigenes Comedy-Programm präsentieren oder einen Erotik-Kanal rund um "Liebe Sünde"? JÖRG GRABOSCH, VORSTANDSVORSITZENDER BRAINPOOL TV AG sation und/oder Design von traditionellen Fabrik- oder Bürojobs abheben. Bei Innen¬ architekten steht New Work für flexible Büroeinrichtung, bei Telekom-Unterneh- men für Videoconferencing-Systeme, und beim US-Professor Frithjof Bergmann für eine Arbeitswelt, in der jeder tun kann, was er will. Mitunter werden unter dem Begriff auch ungewöhnliche neue Berufs¬ felder wie z.B. die Cybergouvernante auf¬ geführt. Gerade weil es keine definitori- schen Grenzen gibt, findet sich New Work auf unzähligen Buchpublikationen. Gemein ist ihnen, dass sie mit dem Begriff auf den PARADiGMENWECHSELin unserer Arbeitskultur hinweisen. Ni ne-to-f i ve-Job [engl. für: Neun-bis-fünf-Uhr-Job] Klassi¬ sche Form des Angestelltenverhältnisses: Ein Job, der um neun Uhr morgens beginnt und um fünf Uhr nachmittags endet. Die¬ se Jobs werden jedoch immer seltener in den modernen flexiblen Arbeitsverhältnis- sen. Mancher arbeitet 14 Stunden am Tag, an anderen Tagen dafür entsprechend we¬ niger. Viele Firmen haben für ihre Mitar¬ beiter Zeitkonten eingerichtet, auf denen die Stunden gehortet werden. Bei hohem Auftragsvolumen werden Überstun¬ den angesammelt, die bei geringer Auf¬ tragslage wieder abgebaut werden. Die Zeitkonten bieten sowohl dem Unterneh¬ men als auch dem Angestellten größere Flexibilität. In anderen Unternehmen, ge¬ rade in der New Economy, gehört es auch ohne Zeitkonten zum guten Ton, mindes¬ tens bis 20 Uhr im Büro zu sein. Numbercruncher [zu engl. n u m b e r = Zahl und engl. t o crunch = beißen] Zahlenfresser oder
0 90 Work-Cultu Rechenknecht. Der Begriff meint Mitar¬ beiter, deren Hauptaufgabe es ist, sich mit den Finanzen des Unternehmens he¬ rumzuschlagen. In vielen ll_s t a r t - ups ist diese Position in der Regel nur unzureichend von Eltern oder Steuerbe¬ ratern besetzt. Spätestens im Vorfeld des tipo wird ein Numbercruncher dann als Finanzvorstand (T c f o ) eingesetzt. Die Rechenknechte werden vor allem von T V ENTURE-CAPITA L-Gesell- schaften beschäftigt, um die Zahlen des Businessplans auseinander zu nehmen. Onboarding [zu engl. on board = an Bord] Beim Onboarding werden neue Mitarbeiter einer Firma in Arbeitsabläufe und in die Firmen¬ philosophie eingeführt. Die Neuen werden quasi an Board geholt. Für Unternehmen der New Economy stellt das Onboarding aufgrund der überwiegend hohen Fluktua¬ tion einen großen Zeit- und Kostenaufwand dar. Teilweise spricht man auch von On¬ boarding, wenn Mitarbeiter in ein neues Projekt eingeführt werden. Open-Col Lar- W o r k e r [zu engl. o p e n = offen, c o 11 a r = Kra¬ gen und worker = Arbeiter] Begriff r e für Beschäftigte in der New Economy. Der US-Soziologe C. Wright Mills führte die Begriffe blue-collar-worker und WH I TE-C OL L A R-WORKE R ein und schuf damit eine Abgrenzung zwi¬ schen den Fabrikarbeitern, die im Blau¬ mann steckten, und den Büroangestell¬ ten, die ein weißes Hemd trugen. Mit der New Economy entsteht nun eine dritte Spezies innerhalb der Arbeitnehmerschaft: Beschäftigte, die mit offenen Kragen ar¬ beiten und auf die Krawatte verzichten. Zum einen ist der Dresscode in den jun¬ gen, aufstrebenden Multimedia-Firmen eh recht leger. Zum anderen arbeiten viele freiberuflich als 11 t elearbeiter von zu Hause aus und kultivieren dort ihren persönlichen Dresscode. Outsourcing [engl. für: Auslagerung] Auslagerung von betrieblichen Tätigkeiten an externe Fir¬ men. Outsourcing ist im Zuge der Rationa¬ lisierungsbemühungen von Unternehmen und der Konzentration auf T k e r n - Kompetenzen „Mode" geworden. Im Gegensatz zur T i nhouse-stra- t e g i e lagern Unternehmen beim Out¬ sourcing Bereiche, die nicht zum Haupt¬ geschäft gehören, aus. Outsourcing kann vollständig oder teilweise geschehen. Ein typischer Outsourcing-Bereich ist die ad-
p 9 1 ministrative Verwaltung, z.B. die Buchhal¬ tung. Die Anwendung neuer digitaler Me¬ dien erleichtert das Outsourcing, da die Zusammenarbeit mit externen Partnern über vernetzte Systeme einfacher wird. P a i rents [Zusammenziehung aus engl. parents = Eltern und Aupairmädchen] Ironische Bezeichnung für die Kindererzie¬ hung durch das Aupairmädchen. Pairents sind meistens ehemalige dinks [Ab¬ kürzung von engl. double income, no k i d s = doppeltes Einkommen, kei¬ ne Kinder], die auf diese Form des Eltern¬ daseins zurückgreifen. Da beide Eltern be¬ rufstätig sind, haben sie kaum Zeit für ihre Sprösslinge und überlassen deren Erzie¬ hung einem Aupairmädchen. New Economy, die Evolution der Ökonomie durch globale Vernetzung, hält endlich Einzug in die Welt des Bauens und der Architektur. HADI TEHERANI, GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER, ARCHITEKT BRT ARCHITEKTEN p a m p e r n Intensive Kundenbetreuung. Der Begriff stammt von der Windelmarke „Pampers". Einen Kunden zu pampern bedeutet, ihn in Watte zu packen, zu bauchpinseln und mit kleinen Geschenken zu beglücken. Es werden allerdings nicht nur Kunden ge- pampert, sondern auch unverzichtbare Mit¬ arbeiter. Mit besonderen T _i ncen- t i v e s werden sie bei Laune gehalten, um im härter werdenden Wettbewerb nicht die besten Köpfe zu verlieren. Parkinsons Gesetz Professor Sean Parkinson veröffentlichte 1955 ein von ihm entdecktes Prinzip: Für eine Arbeit wird genau die Zeit in Anspruch genommen, die zur Verfügung steht. Der Zeitrahmen hängt vom Aufwand der Ar¬ beit ab. Sprich: Habe ich viel Zeit für einen Job, brauche ich auch viel Zeit. Daher ist es notwendig, einen engen zeitlichen Rah¬ men zu setzen, um effizient zu arbeiten. Im Berufsalltag sorgen die T_d e a d - lines der Kunden dafür. Bei der Dok-
9 2 Work-Cu Ltu torarbeit kann ein fehlender Zeitdruck zu unnötigen Verzögerungen führen. Parkin¬ son's Law wird auch in Zusammenhang mit Daten verwendet. Dann meint es: Jede Da¬ tenmenge wächst, bis sie den vorhandenen Speicher vollständig ausfüllt. Zum Glück steigt jedoch auch die Menge an Speicher¬ platz, in einem ähnlichen Verhältnis an (tMOORES GESETZ). Partysurfing Von Fest zu Fest ziehen, meist am selben Abend. Was sich früher nur im privaten Um¬ feld abspielte, überträgt sich nun auf die Geschäftswelt. Immer mehr jL_s t a rt- u p s der New Economy veranstalten Par¬ tys, um auf neue Produkte aufmerksam zu machen, den T_i p o zu feiern oder die Kunden zu lt_p ampern. In Ballungs¬ zentren wie San Francisco werden täglich mehrere Partys gegeben, die sich gegen¬ seitig an Einfallsreichtum und Exklusivität übertreffen möchten. Mit Zugpferden wie Elvis Costello oder einer Picasso-Ausstel¬ lung, die weit über das übliche Gratis¬ buffet und die kostenlosen Drinks hinaus¬ gehen. Hierzulande mag man sich (noch) fragen, wem der Aufwand denn nun dienen mag. Die US-amerikanischen Unternehmen haben die Haltung, dass es um die beste Form der Kontaktpflege geht, schließlich könnte es sich bei den Gästen um mögliche r e Investoren handeln oder um neue Fach¬ kräfte, die sich in ungezwungener Atmo¬ sphäre leichter anwerben lassen. Patchwork- Biografie [zu engl. p a t c h wo r k = Flickwerk] Das Gegenteil vom geradlinigen Lebenslauf. Wiederholte Orts- und Karrierewechsel, da¬ zwischen Mutter- oder Vaterschaftsurlaub sowie Perioden der Arbeitslosigkeit oder Auszeiten wie ein abbat i c a l kennzeichnen eine Patchwork-Biografie. Infolge flexibler Arbeitsverhältnisse, und dem Verständnis des modernen Arbeitneh¬ mers als T i c H - a G, wächst die Anzahl an Patchwork-Biografien. Der Lebenslauf erstreckt sich schon mal über mehrere Sei¬ ten und wird immer erklärungsbedürftiger. Ein Albtraum für jene Arbeitgeber, die ein¬ fache, klare Lebensläufe erwarten und da¬ hinter Zielstrebigkeit vermuten. Moderner eingestellte Personalchefs sehen in der Patchwork-Biografie jedoch Qualitäten: Flexibilität und Mut zum Neuanfang. Pipeline [engl. für: Rohrleitung] Beliebte Meta¬ pher für die Arbeitsorganisation. Herein¬ kommende Jobs gelangen in die Pipeline und werden sukzessive nach Auftragsein¬ gang abgearbeitet. Die Pipeline funktio¬
niert nach dem fifo-prinzip [von engl. first in first o u t = zuerst rein, zuerst raus]. Die Anfrage eines Kun¬ den könnte so beantwortet werden: „Wir können mit ihrem Auftrag erst in zwei Wo¬ chen beginnen, da wir noch fünf andere Jobs in der Pipeline haben." Pitch [engl. für: Spielfeld, Sportplatz] Bei einem Pitch ist es wie beim Fußball: Es gibt ver¬ schiedene Teams, aber nur eines kann ge¬ winnen. Ein Pitch ist eine Wettbewerbs¬ situation, in der sich ein Unternehmen bei der Auftragsvergabe durch einen poten¬ ziellen Kunden gegen seine Mitbewerber durchzusetzen versucht. Vor allem in der Werbebranche sind Pitches üblich. Die Vor¬ bereitung für solch eine Wettbewerbs¬ präsentation ist in der Regel aufwendig, da individuell auf die Kundenanfrage ein¬ gegangen werden muss. Trotz des großen Aufwands werden Pitchpräsentationen meist nicht vergütet. Den erhofften Ge¬ winn im Auge, geht jeder der Bewerber in Vorleistung. Pixelschrubber, Pixelschubser Bezeichnung für Mitarbeiter, die als „Gra¬ fik-Designer" oder „Web-Designer" in die Firma gelockt wurden, um sich dann haupt- Die New Economy ist für mich die Freiheit, schnelle Entscheidungen zu treffen und nicht vertanen Chancen nachzutrauern. ANDREAS MÜLLER, GRÜNDUNGSMITGLIED, CHIEF STRATEGY OFFICER 1 2 S N A P AG sächlich mit wenig unterhaltsamer Grafik- und Bildbearbeitung zu befassen. Mitar¬ beiter, die eine ähnlich monotone Tätig¬ keit im Umgang mit Texten ausüben, z.B. die freudlose Eingabe von Terminen in ei¬ nen Veranstaltungskalender, werden als textschrubber bezeichnet. Plug-and-play- Mitarbeiter [von engl. to p l u g = anschließen und engl. to p l a y = spielen] Bezeichnung
Work-Cultu r e für neue Mitarbeiter, die sofort einsatzbe¬ reit sind. Abgeleitet von Plug-and-play- Modulen für Computer, die einfach nur in die dafür vorgesehene Buchse gesteckt werden müssen, um mit dem Computer¬ spiel sofort beginnen zu können. Auf die Arbeitswelt übertragen handelt es sich um Angestellte, die keine große Einarbeitung benötigen. „Die Müller ist absolut plug- and-play, sie hat sich sofort in den Job reingefuchst." Powernapping [zu engl. p o w e r = Kraft und engl. n a p = Schläfchen, Nickerchen] Effektiver Kurz¬ zeitschlaf. Ein Schläfchen am Nachmittag wirkt Wunder, da der biologische Rhyth¬ mus des Menschen zwischen 12 und 15 Uhr auf dem Tiefpunkt ist. In dieser Zeit kommt es vermehrt zu Fehlern und Unfäl¬ len. Ein Nickerchen in der Mittagspause fördert die Konzentration und Motivation der Mitarbeiter, steigert deren Effizienz und beugt Fehlern vor. Länger als 20 bis 30 Minuten sollte der Schlaf jedoch nicht dauern, da sonst die Tiefschlafphase be¬ ginnt und der Kreislauf sinkt. In den USA ist das Powernapping angeblich in vielen Unternehmen gang und gäbe, in Deutsch¬ land scheint das Experiment firmenin¬ tern leider nicht über die Testphase hin¬ auszugehen. Recruiting [engl. für: Rekrutierung, Anwerbung] Aus¬ druck aus der Sphäre der Personalberater und T H E a D H u N T E R. Der Begriff Re¬ cruiting wird für die Suche nach Mitarbei¬ tern verwendet, vorzugsweise X_H i g h potentials oder leitenden Ange¬ stellten. Das Rekrutieren hat sich in den vergangenen Jahren vor allem in der New Economy zu einem der größten Probleme entwickelt, weil zum einen qualifizierte Arbeitskräfte in der boomenden Internet¬ branche rar sind, und es zum anderen schwierig ist, bei den sich ständig verän¬ dernden Berufsprofilen genaue Anforde¬ rungen an neue Mitarbeiter zu definieren. Sabbatical [engl. für: Sabbat] Berufliche Auszeit. Der Begriff Sabbatical, der in der ursprüng¬ lichen Bedeutung den jüdischen Ruhetag Samstag meint, ist zur Metapher geworden für ein längeres Aussteigen aus dem Job. Während dem klassischen T work- a h o l i c ein Sabbatical noch fremd ist, gehörtes bei den modernen, nach Selbst¬ verwirklichung strebenden Arbeitnehmern (Ty E T T i E s) bereits mehr oder we¬ niger zum Lebenskonzept. Ein Sabbatical dient dazu, die lang aufgeschobenen Träu¬ me zu verwirklichen. Man tut, was man immer tun wollte: Die Grafikerin betätigt
s 9 5 Erfolgreiche Businessmodelle der New Economy werden durch das Mitarbeiterpotenzial gebildet. Inno¬ vation und Kreativität sind not¬ wendige Erfolgsfaktoren - Geld wird mit den Old-Economy-Erfahrungen der Mitarbeiter verdient. PATRICK SCHEEL, GESCHÄFTSFÜHRER FENNER INTERSELECT GMBH sich als Kunstmalerin auf Sizilien und der Texter als Schriftsteller. Die Tätigkeit im Sabbatical hat meist einen Kontext zum tatsächlichen Berufsalltag jedoch ohne dessen Arbeitsdruck oder gesellschaftliche Zwänge. In letzter Zeit erfährt der Begriff eine breitere Interpretation. So meinen z.B. manche Unternehmen mit einem Sab¬ batical die Möglichkeit, im Rahmen einer Auszeit eine Doktorarbeit zu schreiben. Damit knüpfen sie an die Verwendung des Begriffs in der Wissenschaft an. „Sabba¬ tical Year" meint dort seit jeher das akade¬ mische Forschungsjahr. Schein- selbstständigkeit Im Arbeitsrecht bezeichnet der Begriff ei¬ nen selbstständigen Unternehmer, der aus¬ schließlich für ein Unternehmen arbeitet und von diesem wie ein Angestellter behan¬ delt wird. Oftmals sind Scheinselbststän¬ dige ehemalige Angestellte des Unterneh¬ mens. Im übertragenen Sinne beschreibt der Begriff jenen Typus von Praktikanten und neuen Mitarbeitern, die im Vorstel¬ lungsgespräch zwar einen tatkräftigen und selbstbewussten Eindruck machen, jedoch kurz nach der Unterzeichnung eines Ver¬ trags durch totale Unselbstständigkeit auf¬ fallen. Sie zeichnen sich z.B. dadurch aus, dass sie fragen, mit welchem Ende voran die Diskette ins Laufwerk gelegt werden muss. Derlei Scheinselbstständige sind das Gegenteil von 1Lp lug-and-play- MITARBEITERN. s c o r e n [zu engl. to s c o r e = Punkte erzielen] Normalerweise scort man bei Computer¬ spielen, wo jeder Treffer Punkte einbringt. Wer am besten scort, hat gewonnen. Ana-
s 9 6 Work-Cu Ltu r e log dazu kann natürlich auch bei Kunden, Vorgesetzten und nicht zuletzt bei Kolle¬ gen gescort werden, indem man durch be¬ sonders gute Aktionen oder kollegiales Verhalten Pluspunkte sammelt. simsen [Ableitung von SMS = Short Mes¬ sage Service] Simsen meint das Ver¬ schicken von Kurznachrichten über das Handy. Bei den Nutzern gelangte dieses Angebot der Mobiltelefongesellschaften zu unerwarteter Beliebtheit. Das Verschi¬ cken einer SMS funktioniert ähnlich wie das Senden einer E-Mail, wobei die Länge des Textes, der umständlich über die Han¬ dytasten eingegeben wird, begrenzt ist. Die Gebühren für das Simsen sind im Ge¬ gensatz zum Mobiltelefonieren vergleichs¬ weise gering. Sparsame Telefonierer lieben daher das Simsen. Sleepcamel [engl. für: Schlafkamel] In der New Eco¬ nomy wird lange und hart gearbeitet. Da¬ neben gilt es, die verschiedenen Partys und sozialen Verpflichtungen wahrzuneh¬ men, was meistens auf Kosten des Schla¬ fes geht. Ähnlich wie ein Kamel, welches in seinen Höckern Wasser für Dürrezeiten speichert, speichert das Sleepcamel Schlaf für die anstrengende Woche, indem das gan¬ ze Wochenende durchgeschlafen wird. Dass diese Form des „Schlafspeicherns" der ha¬ nebüchene Irrglaube eines T _w ork- a h o l i c s ist, braucht wohl kaum näher erläutert zu werden. Socializing [zu engl. to socialize = soziali¬ sieren] Pflege von Beziehungen mit be¬ stehenden beziehungsweise zukünftigen Kunden oder Mitarbeitern. Ein klassischer Fall: Der Kunde einer Agentur gibt eine Firmenparty, der Agenturchef ist einge¬ laden, hat aber eigentlich keine Lust auf den üblichen Smalltalk. Er kann aber aus geschäftlichem Interesse nicht absagen. Also „ist heute Abend mal wieder Socia¬ lizing angesagt". Die Sozialisie¬ rung betrifft aber auch den Kollegen¬ klüngel. Über interne Partys, Sportclubs, gemeinsames Essengehen etc. werden al¬ le Voraussetzungen für ein freundschaft¬ liches Klima unter den Mitarbeitern ge¬ schaffen. Wenn es funktioniert, wirkt sich das positiv auf das Unternehmen aus, da die Angestellten gern dort arbeiten, die 1L_chur n - r a t e geringer ist, die Mitarbeiter motiviert und zu hoher Leis¬ tung bereit sind und das Ü_t eam- work, das gegenseitigen Respekt vor¬ aussetzt, reibungsloser funktioniert und Spaß macht.
_s_ 9 7 New Economy steht für Aufbruch in eine Zeit ungeahnter Möglichkeiten. Für eine Zeit, in der Mut und Ver¬ antwortung genauso wichtig sind wie das Hinterfragen herkömm¬ licher Marktmodelle und Strukturen. PETER WÜRTENBERGER, GESCHÄFTSFÜHRER YAHOO! DEUTSCHLAND Staffen Swatch-Beat [zu engl. staff = Personal, (Mitarbei- ter)stab] Ein Begriff aus der Agenturszene, der das Zusammenstellen eines Teams be¬ zeichnet. Hat eine Agentur zum Beispiel einen großen Auftrag ergattert, stafft sie dafür das nötige Personal. Das bedeutet, dass aus freien, festen oder auch neuen Mitarbeitern ein Team gebildet wird, wel¬ ches den Auftrag bearbeitet. streamlinen [zu engl. to streamline = Strom¬ linienform geben] Streamlinen meint das Straffen von Prozessen zugunsten höhe¬ rer Effizienz. Das Streamlinen kann sowohl eine Verbesserung der Arbeitsabläufe sein als auch der Abbau von Arbeitsplätzen. Wer von Streamlinen spricht, stößt häufig auf Misstrauen, da es für die Mitarbeiter ver¬ dächtig nach Rationalisierung klingt. [zu engl. b e a t = Schlag] Neue Form der Zeitmessung, die 1998 vom Swatch-Konzern erfunden wurde. Der Tag wird nicht mehr iin 24 Stunden, sondern in 1000 Swatch- Beats aufgeteilt. Jeder Swatch-Beat ent¬ spricht 86,4 Sekunden. Es gibt also keine Zeitzonen mehr, für alle Orte auf der Welt gilt der gleiche Swatch-Beat. User aus ver¬ schiedenen Ländern konnten sich bisher nur schwer auf eine gemeinsame Zeit ei¬ nigen. Verabredungen zum Chat lassen sich nun bequem treffen. „Lass uns Don¬ nerstag um 580 Swatch-Beat treffen." Fragwürdig ist jedoch, ob sich die Swatch- Beat durchsetzt, denn die natürliche Zeit¬ einteilung lässt sich so auch nicht über¬ listen. Frankfurt und New York mögen zwar die gleiche Swatch-Beat-Zeit haben, trotz¬ dem geht in Manhattan erst die Sonne auf, wenn in Mainhattan Mittagspause ist.
Technomade [Zusammenziehung aus Technolo- g i e und Nomade] Neue Spezies von Wissensarbeitern. Technoma- den kennen kein Zuhause. Sie leben in flexiblen Arbeitsverhältnissen und ziehen zu neuen Jobs, wie früher die Nomaden zu Wasserquellen. Ihr Büro tragen sie in Form von Laptop und Handy permanent bei sich. Technomaden arbeiten vornehmlich in Be¬ reichen der Ti t als Berater, Program¬ mierer oder Web-Designer. Ihre Loyalität zum Arbeitgeber ist zeitlich auf die Dauer des Projektes begrenzt. Ganz im Sinne der T i c H - a G versuchen sie, mit jedem neuen Job ihren Wissenshorizont zu erwei¬ tern und ihren Marktwert zu steigern. Telearbei t [Zusammenziehung ausTelekommu- n i k a t i o n und Arbeit] Dezentrale Arbeitsform, die über Datenleitung den Mit¬ arbeiter mit dem Unternehmen verbindet. Erdacht wurde die Telearbeit schon in den frühen 70er-Jahren von Jack M. Nilles und JALA, einer internationalen Consulting¬ gruppe aus Kalifornien. Sie prägten den Begriff des telecommuting [zu engl. telecommunication und commutes Pendler]. Ihr Ansatz zielt darauf, den Arbeiter „zu Stoßzeiten aus dem Verkehr zu holen". Nicht der Mensch pendelt, sondern die Daten. Nicht der Mensch kommt zur Arbeit, sondern die Ar¬ beit kommt zu ihm. Die Telearbeit findet also nicht mehr in den Firmenräumen statt, sondern in der eigenen Wohnung oder an jedem anderen Ort unter Nutzung der mo¬ dernen Kommunikationstechnologien. Der Telearbeiter oder Teleworker überträgt sei¬ ne Arbeitsergebnisse dabei über eine Tele¬ kommunikationsverbindung zum Arbeit- bzw. Auftraggeber. Er hat oftmals den Status eines T f reelancers, kann aber auch fest angestellt sein. Third Place [engl. für: dritter Ort] Früher waren die wichtigsten Orte für die Sozialisation eines Menschen das Zuhause und der Arbeits¬ platz. Infolge des Singledaseins und der zunehmenden Mobilität verlagert sich das Zuhause immer mehr in die Öffentlichkeit, sozusagen an dritte Orte. Dies sind in der Regel gastronomische Einrichtungen wie Cafes oder Kneipen, die als ausgelagerte Wohnzimmer fungieren. Zum Synonym für den Third Place ist in den USA „Starbucks" geworden, die Coffeeshop-Kette mit lege¬ rer Atmosphäre und gemütlichen Sofas. Trainee [zu engl. to t r a i n = lernen, üben] Einstiegsposition für Nachwuchsführungs¬
\L kräfte in Unternehmen. Da Universitäts¬ absolventen zwar über viel theoretisches Wissen verfügen, aber nur wenig prakti¬ sche Erfahrungen haben, die sie auf eine Laufbahn in Großkonzernen vorbereitet, bieten nahezu alle Großunternehmen Trai¬ nee-Programme als Karriereeinstieg an. In ein bis drei Jahren werden Trainees durch verschiedene Unternehmensbereiche ge¬ schleust. Sie arbeiten in konkreten Projek¬ ten (training on the job), sam¬ meln Erfahrungen und knüpfen Kontakte. Bis vor wenigen Jahren war der Wunsch¬ einstieg der meisten Betriebswirtschafts¬ studenten ein Traineeship bei einem nam¬ haften Konzern. Heute konkurriert dieser Karierrestart mit dem direkten Sprung in die Selbstständigkeit oder der Einstieg bei T S TART-UPS. T roubleshooti ng [engl. für: Fehlersuche, Fehlerbehebung] Troubleshooting ist das schnelle Suchen und Beheben von Problemen und Fehlern. Troubleshooter sind meist nicht in das problembehaftete Projekt involvierte Mit¬ arbeiter oder Externe, die aus einer neu¬ tralen Perspektive heraus versuchen, die bestehenden Schwierigkeiten zu lösen. Troubleshooter für technische Kommuni¬ kationsprobleme kann zum Beispiel der T c T s sein. Manchmal ist der Trouble- 9 9 New Economy bedeutet für mich lang¬ fristig das positive Zusammenwirken von traditioneller Ökonomie und neuen Internettechniken mit unend¬ lich vielen Chancen. JULIAN RIEDLBAUER, VORSTAND ADDCOM AG shooter aber auch Diplomat zwischen zwei Parteien. Virtual Day [engl. für: virtueller Tag] An Virtual Days erscheinen Arbeitnehmer nicht im Büro, sondern arbeiten von zu Hause, vom Strand oder anderen ihnen angenehmen Orten aus; Laptops, Handhelds und Mobiltelefone ma¬ chen es möglich. Diese Form der sporadi¬ schen T ELEARBEIT wird von den Unternehmen als ein T i ncentive
\L 100 W o r k - C u I t u eingesetzt, um hart arbeitende Mitarbei¬ ter zu motivieren und ihnen die Möglich¬ keit zu geben, kreativ in einer selbst ge¬ wählten Umgebung zu arbeiten. Da durch das rapide Wachstum mancher Branchen die Büros in der Regel überquellen, helfen Virtual Days auch, die begrenzten Räum¬ lichkeiten der Unternehmen zu entlasten. Virtual Office [engl. für: virtuelles Büro] Büro ohne Bü¬ roraum. Manche Computerhersteller wer¬ ben damit, dass sie Virtual Offices produ¬ zieren: Alles, was ein Beschäftigter für Bürotätigkeiten braucht, findet er in sei¬ nem PC oder Notebook. Vor allem Freibe¬ rufler und Beschäftigte mit hohem Dienst¬ reiseanteil bemühen sich, ihre Arbeit so zu organisieren, dass sie auch ohne Büro funktioniert. Die letzte große technische Barriere - die mobile Internetnutzung - fällt spätestens mit der Einführung von Tu MTS. Die psychologischen Barrieren bleiben: Im Virtual Office fehlt der persön¬ liche Kontakt zu Kollegen, ohne regelmä¬ ßige Rückkehr in reale Bürowelten droht die Vereinsamung. virtuelles Unternehmen Virtuelle Unternehmen kommen in zwei For¬ men vor: Die einfache Variante ist eine Zu- r e sammenarbeit auf Zeit, etwa für die Dauer eines Projekts über das Netz in der Regel durch T_e -lancer. Die zweite, we¬ sentlich komplexere (und bisher sehr sel¬ tene) Variante: Verschiedene existieren¬ de Unternehmen liefern je einen Baustein zu einem neuen, nirgendwo in der Reali¬ tät existierenden Unternehmen, das aus¬ schließlich im Internet besteht. Beispiels¬ weise liefert Firma A die Buchhaltung, Firma B die Adressdatenbank, Firma C die online vertriebenen Reiseangebote und Firma D das Marketing. Alle Leistungen treten im Netz als Firma E unter einem einheitlichen Logo auf. In abgeschwäch¬ ter Form können auch Firmenverbünde, die gemeinsame Services im Internet an¬ bieten oder über das Internet abwickeln, als virtuelle Unternehmen gelten (T c - commerce). Voicemai l-Jai l [zu engl. v o i c e m a i l = digitaler Anruf¬ beantworter und engl. j a i l = Gefängnis] Das Gefühl, als Anrufer der Gefangene ei¬ ner automatisierten Telefonanlage zu sein. Wer kennt sie nicht, die Anrufbeantworter- Systeme großer Firmen? Bevor man zu ei¬ nem leibhaftigen Menschen durchgestellt wird, um eine simple Frage zu stellen, befiehlt eine Computerstimme: „Drücken sie jetzt die Eins. (Pause) Ihre Eingabe war
nicht korrekt. Wiederholen Sie den Vor¬ gang. " und so weiter. Der Anrufer wird über das System unfreiwillig durch unzählige Verästelungen geschleust. Er verliert Zeit, Nerven und fühlt sich wie ein Gefangener der Technik. Der Ausweg aus dem Voice- mail-Jail besteht meist im erbosten Auf¬ legen des Hörers. Webmaster [zu engl. web = Netz und engl. m a s - te r = Meister] Eine nicht geklärte Be¬ rufsbezeichnung der New Economy. Der Web¬ master kümmert sich in manchen Firmen darum, dass die Website funktioniert, in an¬ deren Unternehmen hält er das T Netz¬ werk am Laufen. Oder er sorgt dafür, dass die ungeschriebenen Regeln eines Chatrooms eingehalten werden. Worcation [Zusammenziehung aus engl. w o r k = Arbeit und engl. vacation = Urlaub] Durchmischung von Freizeit und Arbeit. Viele 1Lf reelancer arbeiten von zu Hause aus. Bei freier Zeiteinteilung kön¬ nen sich geschäftliche Tätigkeiten und pri¬ vate Unternehmungen locker ablösen. Die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit ver¬ schwimmen. Ähnlich geht es den moder¬ nen T T e c H N o M a D e N, die ausgerüstet mit Laptop und Handy immer unterwegs Ich will Themen wie Internetsteuern oder Aktienoptionen beeinflussen, die uns als Start-up beeinträchtigen. FELIX FROHN-BERNAU, VORSTANDSVORSITZENDER DOOYOO AG sind. Sie arbeiten vom Cafe aus oder le¬ gen zwischen zwei Geschäftsterminen ei¬ nen Shoppingbummel ein. Manche rich¬ ten sich im Ferienhaus ihr iLv i R T u a l office ein, um die wichtigsten Anfra¬ gen beantworten zu können oder an ihren Projekten weiterzuarbeiten. Die Möglich¬ keit überall zu arbeiten, kann dazu führen, dass die Arbeit in alle privaten Bereiche vordringt. Im Silicon Valley macht der geflügelte Ausdruck die Runde: „No busi¬ ness in bed." Das Bett wird als letzte
102 Work-Cultu Schutzzone ausgerufen, in der nicht der Arbeit nachgegangen wird. W o r d i n g [engl. für: Formulierung, Wortwahl] Der Ausdrucksstil eines Textes. Das Wording beschreibt den Drang, „das Kind beim Na¬ men zu nennen" (und zwar am liebsten beim englischen). Ist ein Text nicht zufrie¬ den stellend, so heißt es: „Wir müssen noch am Wording feilen." Sprich: Der Text muss noch überarbeitet werden. Das richtige Wording ist insofern wichtig, als es dem Produkt, der Firma, der Dienstleistung oder der Website das richtige Profil verpasst. Workaholi c [engl. für: Arbeitssüchtiger] Bezeichnung für Menschen, die extrem viel arbeiten, mindestens 12 Stunden am Tag, mindes¬ tens 6 Tage die Woche. Vielen Workaholics drohen der /L_b u r n - o u t und der Zu¬ sammenbruch sozialer Beziehungen. Trotz der negativen Folgen wird der Begriff oft¬ mals als Kompliment eingesetzt, kommen damit doch Motivation und Leistungswil¬ le zum Ausdruck. Inzwischen bilden sich zunehmend Selbsthilfegruppen im Stil der Anonymen Alkoholiker. Ob Workaholics tatsächlich krank sind und der Behand¬ lung bedürfen, ist Ansichtssache. Psycho¬ logen sagen vielen von ihnen jedoch Me- r e lancholie und Depressionen als Ursache für ihre Arbeitswut nach. Ihr übertriebe¬ ner Aktionismus soll sie von ihrer inne¬ ren Leere und ihren Ängsten ablenken, getreu dem Motto: Keine Zeit für trauri¬ ge Gedanken. Workf Low [engl. für: Arbeitsfluss] Im Arbeitsalltag bedeutet Workflow nichts anderes als Arbeitsablauf, Arbeitsfluss. Im Computer¬ programmbereich meint Workflow jene Ar¬ beitsschritte, die zum Erreichen eines Auf¬ gabenziels notwendig sind, z.B. bei der Arbeitsablaufsteuerung per Software. Working Poor [zu engl. to w o r k = arbeiten und engl. p o o r = arm, die Armen] Bezeichnet je¬ nen Teil der Bevölkerung, der hart arbeitet, aber dennoch an der Armutsgrenze lebt. In vielen Familien arbeiten beide Elternteile, führen jeweils zwei c j o b s gleich¬ zeitig aus und können sich trotzdem auf¬ grund niedriger Mindestlöhne kaum über Wasser halten. Mangelnde Ausbildung, Alter oder ethnische Herkunft sind die primären Gründe für diesen Zustand. Oft verschlimmern offene Kredite mit extrem hohen Zinsen die Situation, da ein Gro߬ teil des verdienten Geldes zur Begleichung von Schulden aufgewendet werden muss.
Y 1 0 3 New Economy bedeutet: Fantasie, Risiko, Mut und vor allem Chancen, Chancen, Chancen. Für unkonventionelle Ideen, neue Unternehmen, kreative Macher, aber auch für alte Firmen - wenn wichtige Grundregeln der Old Economy nicht vergessen werden. RAINER GRABOWSKI, GESCHÄFTSFÜHRER G+J COMPUTER CHANNEL wuppen Ein gebräuchlicher Ausdruck im (Arbeits)- alltag, dessen Herkunft ungeklärt bleibt. Wuppen meint nichts anderes als etwas be¬ wältigen, etwas schaffen. Man wuppt z.B. ein Projekt oder einen Auftrag. Der „Dop¬ pel-Wupper" ist die zweifache Belastung bzw. Bewältigung, etwa wenn Frauen Beruf und Kinder managen. Technisch gesehen ist wuppen der mühelose und schnelle Datentransfer von einem Rechneraufeinen anderen. „Ich wuppe dir etwas rüber." Yettie [Abkürzung von engl. young entre¬ preneurial t e c h - b a s e d = jung, unternehmerisch, technisch orientiert] Der Begriff stammt aus den USA und be¬ zeichnet die neue junge, wohlhabende Elite der New Economy. Der Yettie ist der Nachkomme der Yuppies aus der Old Eco¬ nomy. Sein Reichtum gründet sich auf die eigene Firma oder aber den Besitz von An¬ teilen an dem T s t a r t - u p, in dem er arbeitet. Er ist daher nicht zwangs¬ läufig reich hinsichtlich der privaten Li¬ quidität, denn oftmals ist der Yettie ein 1Lm o p, ein „millionaire on paper". Der durchschnittliche Yettie kann beiderlei Geschlechts sein, arbeitet auf keinen Fall in einem Großkonzern, ist ein T_.w ork- a h o l i c, in der Regel Single oder einem anderen Yettie in einer „Living-apart-to- gether"-Beziehung zugetan.
,o« Stock-Exchange Die Welt des Börsenparketts. Früher ein Volkssport - allerdings ein risk zum Breakout führen. Auf einen Hype Crash. Wann der Bottom erreicht ist.
eine Angelegenheit von Profis, heute anter. Flüsterschätzungen können folgt meist die Korrektur oder gar der
A 106 Stock-Exch a n g e Ad-hoc-Mittei lung [zu Lat. ad h o c = sofort] Pflichtver¬ öffentlichung potenziell kursrelevanter Nachrichten. Gemäß § 15 des Wertpapier¬ handelsgesetzes muss jedes börsennotier¬ te Unternehmen sofort alle Marktteilneh¬ mer informieren, wenn es ein Ereignis gibt, das den Aktienkurs erheblich beeinflussen könnte. Bis vor drei Jahren wurden Ad- hoc-Mitteilungen nur selten und bei wich¬ tigen Ereignissen herausgegeben, wie bei Fusionen, Zukäufen oder gefeuerten Vor¬ ständen. Dann entdeckten die ersten Un¬ ternehmen des 1Ln euen Marktes, dass sie damit kostenlos hohe Aufmerk¬ samkeit erreichen konnten. Seither wer¬ den Ad-hoc-Mitteilungen in großer Zahl mit belanglosem Inhalt verbreitet. Analyst [engl. für: Analytiker] Jemand, der pro¬ fessionell Unternehmen analysiert und auf dieser Grundlage Kauf- und Verkaufsemp¬ fehlungen für die Aktien dieser Unterneh¬ men abgibt. Sein Urteil hat weit reichende Konsequenzen. Eine veränderte Unterneh¬ mensbewertung durch die Analysten eines der führenden Investmenthäuser kann zu starken Kursbewegungen führen. Um eine gute Bewertung zu erhalten, setzen die Unternehmen alles daran, die Analysten bei Laune zu halten. Dafür werden sie mit exklusiven Zahlen in exklusivem Ambien¬ te versorgt. Angel-Funding [zu engl. a n g e l = Engel und engl. t o f u n d = finanzieren] Finanzierung eines jungen Unternehmens oder einer Unterneh¬ mensgründung durch einen wohlhabenden Gönner, der dafür Unternehmensanteile kassiert. Dem T. b usinessangel geht es dabei nicht allein um die Aussicht auf Gewinn, sondern er hält die Geschäfts¬ idee aus ideellen oder persönlichen Grün¬ den für förderungswürdig. Deshalb wird er auch als Engel bezeichnet. Der Maximalbe¬ trag beim Angel-Funding Liegt größten¬ teils nicht über 500 000 Mark. Wenn hö¬ here Beträge benötigt werden, ist es meist notwendig /L_v enture-capital aufzutreiben. Ask-Pri ce [zu engl. to a s k = fragen und engl. p r i c e = Preis] Der niedrigste Preis, zu dem ein Marktteilnehmer gegenwärtig be¬ reit ist, eine Aktie zu verkaufen (Brief¬ kurs). Für den Investor, der eine Aktie kau¬ fen möchte, ist dies der Mindestpreis, den er dafür bezahlen muss. Dem Ask-Price steht der normalerweise etwas niedrigere T_ B i D - p R i c E gegenüber. Über die Differenz zwischen beiden, dem so ge¬
_ B 1 0 7 nannten iLs pread, freuen sich die 1Lm arketmaker. Baisse [frz. für: Verminderung, Abschwächung] Eine mittel- bis langfristig andauernde Schwächeperiode an der Börse. Im Gegen¬ satz zum 11 c R A s H , der oft von panik¬ artigen Reaktionen der Marktteilnehmer ge¬ prägt ist, handelt es sich bei der Baisse um ein Phänomen unsicherer oder pessimisti¬ scher Zukunftserwartungen. Die pessimis¬ tischen T B Aren haben im Kampf mit den optimistischen 1b u l l e n einen Sieg errungen und regieren den Markt. Wie die positiven Erwartungen in der 1Lh a u s s e so können auch die negativen Erwartun¬ gen in der Baisse leicht zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Bär [Wahrscheinlich von engl. bear skin j o b b e r = jemand, der das Fell eines Bären verkauft, bevor er es besitzt] Auch bear. Bezeichnung für die Aktienhänd¬ ler, die die Marktentwicklung pessimistisch sehen. Der Begriff Bär wurde zunächst als Bezeichnung für Spekulanten verwen¬ det, die nicht vorhandene Aktien verkau¬ fen (s H o R T sale). Heute steht der Bär für einen Marktteilnehmer, der erwar¬ tet, dass einzelne Aktienkurse oder die Händler mussten sich bislang in acht Börsen einschalten, jetzt gibt es einen elektronischen Stecker, einen gemeinsamen virtuellen Blue-Chip-Markt. DR. WERNER SEIFERT, VORSTANDSVORSITZENDER DEUTSCHE BÖRSE AG Börsenkurse generell fallen werden, also eher bearish eingestellt ist. Die My¬ thologie der Börse sieht die Bären im ewigen Kampf mit den T bullen um die Vorherrschaft über den Markttrend. Wenn die Bären in der Überzahl sind, spricht man von einem Bärenmarkt oder einer T Baisse. Spricht man von ei¬ ner B A R E N F a L L E, ist damit ein Ver¬ kaufssignal gemeint, das sich jedoch als Fehlsignal erweist, da die Kurse nach dem Aktienverkauf wieder steigen.
,08 Stock-Exchange Beautycontest [engl. für: Schönheitswettbewerb] Im wei¬ teren Sinne jede Wettbewerbspräsenta¬ tion; in der Börsensprache verwendet für die Konkurrenz der Emissionsbanken um T i p o-Kandidaten. Die Investmentab- teilungen der Banken werden dabei vom potenziellen Börsenaspiranten nach vier Kriterien beurteilt: 1. Haben sie überhaupt verstanden, was wir machen? 2. Welchen Wert sprechen sie der Firma zu? 3. Wie stel¬ len sie sich den Börsengang vor? 4. Können wir uns vorstellen, dass diese Leute unse¬ ren Börsengang durchführen? Der Beauty¬ contest ist gleichzeitig ein Prüfstein für den IPO-Kanditaten, ob die Banken den Börsengang als realistisch einstufen. Auch in diesem Fall ist enthusiastische Schön¬ malerei und ein guter T b usiness- p l a n angemessen. Betafaktor Maßzahl für die Kursschwankungen einer Aktie im Verhältnis zum Gesamtmarkt oder zu einem Index. Ein Betafaktor von 1 be¬ deutet, dass die Aktie sich genau im Gleich¬ klang mit dem Markt bewegt, bei einem Be¬ tafaktor von 2 sind die Kursschwankungen der Aktie doppelt so groß. Bewegt sich ei¬ ne Aktie genau in die umgekehrte Rich¬ tung, steigt sie also, wenn der Index fällt, wird der Betafaktor negativ. B i d - P r i c e [zu engl. to b i d = (an)bieten und engl. price = Preis] Der höchste Preis, den ein Marktteilnehmer gegenwärtig bereit ist, für eine Aktie zu zahlen (Geldkurs). Für den Investor, der eine Aktie zu verkaufen hat, ist dies der Preis, den er dafür bekom¬ men kann. „Wenn der Bid-Price nicht gleich steigt, komme ich heute nur mit Verlust aus meiner Position raus", seufzt zum Beispiel der T d aytrader. Der Ge¬ genbegriff ist der normalerweise höhere TLa s k - p r i c e. Blackout-Period [zu engl. blackout = Stromausfall und p e r i o d = Zeitabschnitt] Schweigezeit für befangene Ta nalysten im Um¬ feld eines Börsengangs. Die Analysten einer Konsortialbank dürfen beim Börsen¬ gang eines Unternehmens in den Wochen vor und nach dem Börsengang keine Stu¬ dien überdas Unternehmen veröffentlichen und sich auch sonst nicht öffentlich über das Unternehmen äußern. Blue Chips [zu engl. b l u e = blau und engl. chip = Chip, Jeton] Die wichtigsten Werte einer Börse oder eines Börsensegments. Der Aus¬ druck stammt aus der US-Spielkasinobran- che: Dort sind die Jetons mit dem höchsten
B Wert blau. Zunächst wurde der Begriff für die führenden US-Aktien im Dow-Jones-In¬ dex übernommen, mittlerweile kennzeich¬ net der Ausdruck die Ferraris unter den Aktien weltweit. Blue-Chip-Aktien haben eine hohe market-cap und ein hohes Handelsvolumen an der Börse. Bookbui Lding [zu engl. b o o k = Buch und engl. t o build = bauen] Verfahren zur Preis¬ feststellung bei 1Ln euemissionen. Alle Aktienbestellungen, die in der Zeich¬ nungsphase vor dem Börsengang einge¬ hen, landen in einem Orderbuch (das meist kein Buch ist, sondern eine Datei). Gemein¬ sam mit der konsortialbank, also dem Institut, welches im Vorfeld der T_e mission das beste Beratungs¬ und PLatzierungskonzept vorgelegt hat, entscheidet das Unternehmen nach Ab¬ lauf der Zeichnungsfrist anhand der Daten, zu welchem Preis die Aktien ausgegeben werden und wer wie viel davon bekommt. Im Regelfall wird zu Beginn der Zeichnungsfrist eine Preisspanne festge¬ legt, innerhalb deren sich die Gebote der Anleger bewegen sollten. Bottom [engl. für: Boden] Der Tiefststand des Kur¬ ses einer Aktie innerhalb eines bestimmten 1 0 9 Zeitrahmens. Eines der Grundprinzipien der TECHNISCHEN AKTIENANA¬ LYSE ist die Annahme, dass Aktien sich in Trends bewegen. Bei sinkendem Aktien¬ kurs wäre es vorteilhaft zu wissen, wann der Tiefpunkt erreicht ist und sich der Trend umkehrt. Der Bottom wäre der theoretisch optimale Zeitpunkt des Kaufs. Weniger riskant als das bottom-fishing, also das „Aktien-vom-Boden-Auffischen", ist allerdings, einige Zeit zu warten und zu verfolgen, ob sich die Umkehrung des Trends tatsächlich bestätigt. Break-Even-Poi nt [engl. für: Rentabilitätsschwelle] Der Punkt, an dem Kosten und Erträge gleich groß sind. Dies ist eine ökonomisch relevante Größe, 'weil der Break-Even-Point die Schwelle mar¬ kiert, ab der sich ein Geschäft oder eine Transaktion rentiert. Viele Start-ups der New Economy haben zum großen Bedau¬ ern der Investoren den Break-Even-Point nie erreicht. Im Falle von Börsentrans¬ aktionen errechnet sich der Break-Even- Point in der Regel aus der Provision für den T B R o K E R plus dem T s p R E A o zwi¬ schen T B id- und Ta sk-preis plus den anteiligen sonstigen Kosten für Information und Transaktion. Erst dann, wenn der Aktienkurs höher als diese Sum¬ me ist, wirft die Transaktion Gewinn ab.
B 1 i o Stock- a n g e E x c h Breakout [engl. für: Ausbruch] Außergewöhnliche Kursentwicklung einer Aktie. Ein Break¬ out erfolgt, wenn ein Aktienkurs sehr stark von dem typischen Muster der Aktienent¬ wicklung abweicht. Die T t e c h n i - SCHE AKTIENANALYSE postuliert für diesen Fall, dass eine weitere, verstärk¬ te Bewegung in Richtung des Breakouts zu erwarten ist. Bridge-Financing [zu engl. b r i d g e = Brücke und engl. t o finance = finanzieren] Überbrückungs¬ finanzierung. Beim Bridge-Financing han¬ delt es sich um den Einsatz von Mitteln, die einer Aktiengesellschaft zur Vorberei¬ tung ihres Börsengangs bereitgestellt wer¬ den. Üblicherweise wird dieses Geld nicht als Kredit gewährt, sondern gegen Unter¬ nehmensanteile getauscht und dient der Aufstockung des Eigenkapitals. B r o k e r [engl. für: Makler] Börsenmakler. Der Broker schließt für Banken, Unterneh¬ men oder Privatpersonen Geschäfte über Wertpapiere ab. War früher jeder auf die Dienste des Brokers angewiesen, können Privatpersonen heute direkt über das In¬ ternet bei T_d iscountbrokern Aktien handeln. Brokerboard [zu engl. B r o k e r = Makler und engl. b o a r d = Tafel, Brett] In Börsensälen dienen Brokerboards als schwarzes Brett für Börsenmakler. Auf ihnen werden markt¬ relevante Informationen ausgetauscht. Im Internet sind sie für jedermann einsehbar - und damit so demokratisch wie wertlos. Hinter Fantasienamen versteckt, prahlen die Teilnehmer mit ihrer 1Lp e r for¬ ma n c e und streuen heiße Tipps und Gerüchte aus. Diese dienen oft der Kurs¬ manipulation. Bubble [engl. für: Blase] In der Börsensprache kenn¬ zeichnet die Bubble eine den 11_F a i r e n wert extrem übersteigende Bewertung von einzelnen Aktien, Branchen oder kom¬ pletten Börsen. Bubbles, in der Regelin Verbindung mit dem Adjektiv „spekula¬ tive" benutzt, bilden sich häufig am Ende einer langen 11_h a u s s e oder bei wich¬ tigen Technologiesprüngen. In dem Zu¬ sammenhang kommt es an der Börse oft zu Übertreibungen. Ein Beispiel für eine Branchen-Bubble war die Kursentwicklung der Internetaktien von Ende 1998 bis An¬ fang 2000. BUBBLE-ECONOMY ist ein geringschätziger Ausdruck für den ge¬ samten Markt der Internetcompanys, deren Bewertung an den Aktienmärkten die der
1 1 1 Mit mehr als 40 000 Arbeitsplätzen ist die New Economy die Jobmaschine schlechthin in Deutschland. Endlich wird unter Beweis gestellt, dass man mit Mut und guten Ideen etwas bewegen kann. Ich bin stolz darauf, dass Consors mit dabei ist. KARL MATTHÄUS SCHMIDT, GRÜNDUNGSMITGLIED, CEO CONSORS D I S C 0UNT-BR0KE R AG traditionellen Firmen oft um ein Vielfa¬ ches übersteigt, obwohl sie noch keinen Pfennig Gewinn gemacht haben. Bulle Ein Marktteilnehmer, der im Bezug auf die weitere Marktentwicklung optimistisch ist und steigende Kurse erwartet. Ein populä¬ res, wenn auch vermutlich unzutreffendes Schema zur Erklärung der Genese des Be¬ griffspaars Bulle und T b ä r besagt, dass der Bär es sei, der mit seiner Tatze die Kurse nach unten drückt, während der Bul¬ le mit seinen Hörnern von unten den Kur¬ sen Auftrieb verschafft. Ein Bullenmarkt ist ein Markt, in dem die Bullen über die Bären die Vorherrschaft errungen haben und der entsprechend geprägt ist von Kauflust (H_h A u s s E ). Mit der b u l- l e n f a l l e ist ein Kaufsignal gemeint, das sich im Nachhinein als Fehlsignal er¬ weist, da die Kurse nach dem Aktienkauf wieder fallen. Burn-Rate Auch cash-burn-rate [zu engl. c a s h = (Bar)geld, to b u r n = (verbren¬ nen und r a t e = Rate] Geschwindigkeit, mit der (Risiko)kapital in T s t a r t - ups „verbrannt" wird. Der Begriff wur¬ de mit der New Economy populär, als vie¬ le Start-ups zunächst einmal in schnelles Wachstum investierten und dabei hohe Verluste in Kauf nahmen. Die Burn-Rate meint die Höhe aller Ausgaben für Perso¬ nal, Investitionen, Marketing etc. Der Be¬ messungszeitraum beträgt ein Jahr oder auch nur einen Monat. Wenn die Burn-Ra¬ te jedoch zu einem dauerhaften Bestand¬ teil der Unternehmenskultur zu werden droht, kommen selbst hartgesottene In¬ vestoren ins Zweifeln. Die Steigerung der
B uz Stock-Exch Burn-Rate ist die f l u s h - r a t e , bei der zwar auch Cash verbraucht, aber keiner sinnvollen Verwendung mehr zugeführt wird. Wenn alles Geld sich in Rauch auf¬ gelöst hat, spricht man auch ironisch vom FUME-DAY. Businessangel [zu engl. business = Geschäft und engl. a n g e l = Engel] Businessangels sind pri¬ vate Investoren in einem T start-up. Oft sind es zu Reichtum gekommene Mana¬ ger in den besten Jahren, aber auch Inter¬ netmillionäre in den Twenties, die ihr Geld gewinnbringend in aussichtsreiche Firmen investieren wollen. Der finanzielle Einsatz beim T angel-funding geht selten über 500 000 Mark hinaus. Dafür bieten die „Engel'' neben ihrem Kapital zumeist auch Beratung oder T coaching an und er¬ halten im Gegenzug Anteile der Gesellschaft. Im Unterschied zu entu re-c a pi¬ ta l i s T s sind Businessangels in der Re¬ gel enger mit dem Start-up verbunden und weniger an einem möglichst schnellen und erfolgreichen 1L_e x i t interessiert. Businessplan [zu engl. b u si n es s = Geschäft] Ge¬ schäftsplan, in dem Konzept, Ziele und Wege eines Unternehmens aufgeführt sind. Er beinhaltet Zahlen über die Umsatz- und a n g e Ertragsentwicklung in den nächsten fünf Jahren. Die Erstellung des Businessplans hilft dem Unternehmen, sich über die ei¬ genen Ziele klar zu werden. Außerdem ist er Voraussetzung, um an T venture¬ capital heranzukommen. Der Umfang von Businessplänen variiert von wenigen Seiten bis hin zur Telefonbuchdicke. Als Faustregel für die im Businessplan prog¬ nostizierte Geschäftsentwicklung gilt: In den ersten zwei Jahren sind Verluste er¬ laubt, im dritten Jahr sollten die laufen¬ den Einnahmen etwa die Ausgaben decken - und im fünften Jahr sollte schon ein großer Teil der Anschub-Investitionen zu¬ rückgezahlt sein. Buyback [engl. für: Rückkauf] Ein Buyback erfolgt, wenn ein Unternehmen einen Teil seiner eigenen ausgegebenen Aktien zurückkauft. Dies wird in der Regel als ein „bullishes" Signal interpretiert (11_b u l l e), da das Unternehmen offensichtlich an seine Ak¬ tie und einen Kursanstieg glaubt. Der Buy¬ back ist allerdings auch ein unmittelba¬ rer Akt der dL_K urspflege und der Sicherung von T shareholder¬ value. Durch den Kauf selbst erhöht sich die Nachfrage nach der Aktie und wegen der Reduzierung der Anzahl erhöht sich der Gewinn pro Aktie.
c 1 1 3 Call [engl. für: Ruf] Ein Call bezeichnet die ±_OPT!ON , ein Finanzprodukt (Aktien, Devisen, etc.) innerhalb eines festgeleg- ten Zeitraums in der Zukunft zu kaufen, und zwar zu einem Preis, der bereits in der Ge¬ genwart festgelegt wird (Basispreis). Der Käufer eines Calls kann sich aussuchen, ob er sein Kaufrecht ausüben will oder nicht. Dagegen muss der Verkäufer des Calls auf jeden Fall das unterliegende Objekt zum festgesetzten Basispreis liefern, wenn der Käufer seine Option ausüben möchte. Der Käufer kann bei steigenden Kursen viel Geld verdienen, mögliche Verluste halten sich in Grenzen. Er bezahlt für den Erwerb des Calls eine Prämie, deren Höhe den maxima¬ len Verlust bestimmt, den er erleiden kann. Opportunity is knowing that the internet is just the first chapter and the big story is yet to come. HERMANN-JOSEF LAMBERTI, VORSTAND DEUTSCHE BANK AG Carried Interest [zu engl. to carry interest = Zin¬ sen tragen, abwerfen] Ein Begriff, der vor allem im Zusammenhang mit T v e n - Ture-Capital verwendet wird. Car¬ ried Interest ist ein (oft signifikanter) An¬ teil am Gewinn eines Investmentfonds, den die Manager des Fonds als eine Art Erfolgsanreiz bekommen. Sie sind damit direkt am Ertrag des Investmentfonds be¬ teiligt, was sich, so die Erwartung, förder¬ lich auf ihre Kreativität im Umgang mit den Einlagen auswirken soll. Chart [engl. für: Diagramm, Schaubild] Die grafi¬ sche Darstellung des Kursverlaufs und der Transaktionsvolumina einer Aktie oder eines sonstigen finanziellen Objekts. Charts sind wichtige Hilfsmittel der Hjr e c h n i - schen aktienanalyse. Sie die¬ nen dem Aufspüren von Trends in der Kurs¬ entwicklung und technischer Formationen, deren Studium eine Prognose der weiteren Kursentwicklung ermöglichen soll. „Die Charts zeigen einen eindeutigen Aufwärts-
C 114 Stock-Exch a n g e trend, der vermutlich dazu führt, dass die WiderstandsLinie bei DM 42,50 in den nächs¬ ten Tagen noch einmal getestet wird." Ci r c u i t-Breaker [engl. für: Stromkreisunterbrecher] Me¬ chanismus zum Aussetzen des Handels im Falle eines akuten Zusammenbruchs des Aktienmarkts. Damit sollen Panikverkäufe begrenzt und den Marktakteuren die Ge¬ legenheit gegeben werden, die Situation außerhalb der Hektik des Handelsgesche¬ hens zu überdenken. Eingeführt wurden die Circuit-Breaker, als es an der New Yorker Stock-Exchange im Verlauf eines Tages im Oktober 1987 zum Einbruch des Dow-Jones- Index um 2.2.,lQlo kam. Nach der aktuellen Regelung wird der Handel für einige Zeit unterbrochen und gegebenenfalls für den Tag beendet, wenn der Rückgang des Dow- Jones-Index im Rahmen einer Handelssit¬ zung bestimmte festgelegte Schwellenwer¬ te übersteigt. Zum Einsatz kamen Circuit- Breakers erstmals in dem relativ harmlo¬ sen LlRAS H vom Oktober 1997. Ob die Verwendung sinnvoll ist, bleibt umstritten. Consensus-Rating [zu engl. co nse n sus = Übereinstim¬ mung und engl. rating = Bewertung] Die durchschnittliche Bewertung einer Ak¬ tie durch die nalysten. Während der Begriff Consensus glauben Lässt, dass sich eine Art Jury zusammensetzt, um ein einstimmiges Urteil über eine Aktie zu fäl¬ len, werden tatsächlich nur Durchschnitte gebildet. Beispiel: Die Hotzenplotz AG wird zur Zeit von 15 Analysten bewertet. Auf der üblichen fünfstufigen Wertungsskala stu¬ fen fünf Analysten die AG als Strong Buy (= Note 1) ein, drei als Buy (= Note 2), vier als Hold (= Note 3), einer als Sell (= Note 4) und zwei als Strong Sell (= Note 5). Da¬ raus ergibt sich als Consensus Rating die Bewertung 2,5 - und liegt damit genau zwischen „Kaufen" und „Halten". Crash [engl. für: Zusammenbruch] Eine Situation, in der der Markt sprichwörtlich zusammen¬ bricht, weil es kaum noch Käufer, aber mas¬ senhaft Verkäufer gibt. Die Kurse stürzen scheinbar ins Bodenlose. Im Unterschied zur T B A i s s E, die einen länger an¬ dauernden, nach unten gerichteten Trend bezeichnet, ist der Crash meist eine kurz¬ fristige, nur einen oder wenige Tage an¬ dauernde, krisenhafte Zuspitzung der Si¬ tuation. Binnen weniger Stunden werden Vermögen und Existenzen zerstört, Panik¬ verkäufe setzen ein, die Server der T o n - linebroker brechen unter der Last der Verkaufsaufträge zusammen, verzwei¬ felte Investoren springen aus Hochhäusern.
D 1 1 5 In erster Linie ist die New Economy die Steigerung der Lebensqualität. Infor¬ mationen werden durch das Internet an jedem Ort zu jeder Zeit verfügbar, neue Möglichkeiten der Kommunikation entstehen. Privat betrachtet, schafft sie neue Freizeiterlebnisse. VOLKER BORGHOF F, RESEARCHLEITER, ANALYST D G BANK Wer die Nerven behält, kann mit short sales reich werden. Das Auslösen von lL_c IRCUIT-BREAKERS, die den Handel im Falle eines Crash unterbrechen, soll den Akteuren Bedenkzeit verschaffen. Credi t-Rating [engl. für: Krediteinstufung] Bewertung des mit einer Kreditvergabe verbundenen Bonitätsrisikos durch die T Analys¬ ten einer Rating-Agentur. Das Hauptpro¬ blem bei der Vergabe von Krediten besteht darin, dass der Kreditgeber nicht wissen kann, ob er das verliehene Geld je zurück¬ bekommt. Das von den Rating-Agenturen vergebene Credit-Rating erleichtert es dem Investor, das Risiko der Nichtrückzahlung (Default-Risiko) einzuschätzen, und es sich ggf. durch höhere Zinsen vergüten zu las¬ sen (unkbonds). Die Schuldner werden meist auf einer Skala angeordnet, die von AAA (sehr hohe Wahrscheinlich¬ keit der Rückzahlung) bis D („Betrachten Sie's als Spende") reicht. DAX® [Abkürzung von: Deutscher Aktienindex] Der DAX® repräsentiert die 30 bedeutends¬ ten, nach m arktkapitalisie- r u n g gewichteten deutschen Aktien, die so genannten T b l u e c h i p s des deutschen Aktienmarktes. Daytrading [zu engl. day = Tag und engl. t o t r a d e = Handel treiben] Der Handel mit Aktien und 1L_d erivaten innerhalb eines Tages zur Ausnutzung kurzfristiger Kursschwankungen. Ein daytrader kauft Aktien, um sie noch am selben Tag wieder zu verkaufen. In den USA bewegen Daytrader bereits ein Viertel des gesam-
D 1 1 6 Stock- a n g e E x c h ten Börsenvolumens. Bislang war diese Form des Handels Profis vorbehalten. Die iscountbroker im Internet bieten nun auch privaten Kleinanleger die Möglichkeit, als Daytrader tätig zu sein. Die Hobbybroker gehen dabei ein großes Risi¬ ko ein, vor allem wenn mit geliehenem Geld spekuliert wird. Aus aktuellen Untersuchun¬ gen geht hervor, dass die meisten privaten Daytrader aufgrund mangelnder Erfahrung und Fehleinschätzungen Verluste machen. Delisting [zu engl. d e - = ent-, weg und engl. listing« Auflistung] Streichung eines Unternehmens vom Kurszettel einer Bör¬ se. Hierfür gibt es vier mögliche Gründe: 1. Nach einer Übernahme wird die Notie¬ rung des übernommenen Unternehmens eingestellt (z.B. Mannesmann, JilSander). 2. Nach einem Konkurs oder einer Liquida¬ tion wird die Aktie vom Markt genommen (wie die Aktien der IG Farben zeigen, kann eine Firma jedoch auch Jahrzehnte nach ih¬ rem Ende noch an der Börse notiert sein). 3. Ein Unternehmen zieht sich von ein¬ zelnen Börsen (z.B. Hamburg, Stuttgart) zurück und wird dann dort gestrichen, bleibt aber an anderen Börsen präsent. 4. Der Mehrheitseigentümer kauft die im Streubesitz befindlichen Anteile zurück (T G OING PRIVATE). Derivat [zu lat. d e r i v a r e = ableiten] Das De¬ rivat ist ein Sammelbegriff für verschie¬ dene Arten von finanziellen Terminge¬ schäften, wie z.B. T o p T i o N E N oder 11_F u T u R E s. Im Unterschied zu einem K A s s a G E s c H A F T, bei dem Kauf und Verkauf von Wertpapieren, Devisen, Finan¬ zinstrumenten oder Waren abgeschlossen und unmittelbar ausgeführt werden, er¬ folgt bei einem Termingeschäft die Erfül¬ lung des Vertrages erst nach einer be¬ stimmten Laufzeit. Solche Verträge können nun während ihrer Laufzeit selbst gehan¬ delt werden. Ihr aktueller Wert ist dann ge¬ genüber dem Wert des unterliegenden Ob¬ jekts „abgeleitet". Geschäfte mit Derivaten werden vor allem aus Gründen der Absiche¬ rung gegen Preisschwankungen sowie aus Spekulationsgründen durchgeführt. Di scountbroker [zu engl. discount = Preisnachlass und engl. b r o k e r = Makler] Ein Börsen¬ händler, dessen Tarife deutlich unter dem Durchschnitt liegen. Der Begriff wird ge¬ meinhin synonym mit dem Begriff iLo n - linebroker verwendet. Im Zuge der Popularisierung des Internets bieten ver¬ schiedene Brokerfirmen die Möglichkeit, Finanztransaktionen online zu tätigen und zwar zu drastisch reduzierten Preisen, weil
1 1 7 auf die Beratungsfunktion weitgehend ver¬ zichtet wird und nur noch die Orders am Markt ausgeführt werden. Dies erleichtert den Massen den Zugang zur Börse und hat dazu beigetragen, dass eine Tätigkeit wie das T D AYTRADiNG von einer eher exotischen Angelegenheit für Spezialisten zu einer Art Volkssport werden konnte. Dividende [zu lat. d i v i d e r e = teilen] Der Teil des Gewinns eines Unternehmens, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Dividen¬ denzahlung scheint in letzter Zeit etwas aus der Mode gekommen zu sein. Die New- Economy-Unternehmen machen ohnehin (bisher noch) selten Gewinne, und für die meisten anderen Unternehmen warin den letzten Jahren der Gewinn, den Aktionäre durch Kurssteigerungen der Aktien machen konnten, von wesentlich größerer Bedeu¬ tung als die Gewinnausschüttung. Doppel Li sting/ DuaLListing [zu engl. I i s t i n g = Auflistung] Notie¬ rung einer Aktiengesellschaft an Börsen in zwei Ländern. Bei deutschen Unternehmen mit Doppellisting ist vor allem die Notie¬ rung in New York verbreitet, zum Beispiel DaimlerChrysler an der New York Stock Ex¬ change und Qiagen an der 1I_n asdaq. downgraden [zu engl. to downgrade = niedri¬ ger einstufen] Herabstufung. In der Bör¬ sensprache wird der Begriff für zwei unter¬ schiedliche Vorgänge verwendet: 1. für die Herabstufung von Aktien durch Analysten, d. h., wenn für die Zukunft eine schlech¬ tere T p erformance der Aktie er¬ wartet wird, 2. für die Herabstufung von Unternehmen oder Ländern durch Rating- Agenturen. Die Fähigkeit des Schuldners, seine Kredite zurückzuzahlen, wird dabei schlechter eingeschätzt. Due Diligence [engl. für: ordentliche Prüfung] Prüfung eines Unternehmens auf Herz und Nie¬ ren. Bei geplanten Unternehmenskäufen und Börsengängen ist die Due Diligence der Moment, in dem der Kandidat die Ho¬ sen runterlässt. Hier muss nicht nur die T E Qu i Ty-Story stimmen, sondern auch die Zahlen dahinter. Hier schlägt die große Stunde der 1Ln umbercrun- c h e r. Eine negativ ausfallende Due Di¬ ligence kann den Imagetod eines Unter¬ nehmens bedeuten. Daher sollte sie nur bei schwerwiegenden Zweifeln am Zahlenwerk zur Absage einer Akquisition bzw. eines Börsengangs führen. Due Diligences routi¬ nemäßig einzusetzen, um die Konkurrenz auszuschalten, gilt als unfein.
D ns Stock-Exch a n g e Dutch Auction [engl. für: holländische Auktion] Die Dutch Auction wurde vor allem als Verfahren zur Versteigerung von Blumen in Holland be¬ kannt. Sie beginnt bei einem recht hohen Anfangspreis, der stetig gesenkt wird. Den Zuschlag erhält man durch die Unterbre¬ chung des Preissenkungsprozesses, indem man die sog. „Preisuhr" stoppt. Der Preis ist der, den die Uhr anzeigt. Dutch Auctions werden zunehmend von T o nline- Brokern zur Preisbestimmung beim T IPO eingesetzt. Im Internet ist die holländische Auktion eine Methode, um mehrere identische Artikel zu verkaufen. Die Bieter mit dem höchsten Gebot kau¬ fen dabei den Artikel zum niedrigsten, „erfolgreichen" Preis, der von anderen ge¬ boten wurde. Early-Stage- Investment [zu engl. early stage = Frühphase] Investition von Risikokapital in Unterneh¬ men, die sich noch in der Startphase be¬ finden. Der oftmals anvisierte Börsengang liegt dann noch in weiter Ferne. Earnings per Share [engl. für: Gewinn je Aktie] Die Earnings per Share (EPS) sind eine der wichtigsten Kenngrößen für die Bewertung eines bör¬ sennotierten Unternehmens. Die EPS erge¬ ben sich, indem der Gesamtgewinn (meist eines Jahres) durch die Gesamtzahl der Ak¬ tien des Unternehmens geteilt wird. Bei¬ spiel: Die Hotzenplotz AG hat ihr Eigen¬ kapital in 10 Millionen Aktien aufgeteilt. Sie bringt es im Jahr 2000 nach Steuern auf einen Gewinn von 27 Millionen Euro. Die EPS der Hotzenplotz AG Liegen also bei 2,7 Euro/Aktie. Bei Firmen, die durch Fusionen ständig ihre Größe verändern, ermöglichen die EPS einen Vergleich der Unternehmensleistung über mehrere Jah¬ re. Sie stellen zudem eine der beiden Ausgangsgrößen dar, aus denen sich das 11_K URS-GEWINN-VERHÄLTNIS errechnen lässt - die wichtigste Kennzahl für die Unternehmensbewertung. E a s d a q [Abkürzung von engl. European As¬ sociation of Securities Dea¬ lers Automated Quotation] Europäische Nachahmung der US-High- Tech-Börse Tn a s d a q mit Standort Brüssel. Im Jahr 1996 mit großen Hoffnun¬ gen gestartet, führt die Easdaq heute ein Aschenputtel-Dasein. Die nationalen High- Tech-Börsen sind Wachstums- und liquidi¬ tätsstark, in Brüssel kommen kaum Aktien hinzu, und den bereits notierten Werten mangelt es an 1T_f a n t a s i e . Auch
E 1 1 9 High-Tech-Unternehmen aus kleinen Län¬ dern Europas optieren heute meist für ein 1 listing an einer der Wachs¬ tumsbörsen in London, Frankfurt, Mailand oder Paris. EBITDA [Abkürzung von engl. earnings be¬ fore interest, taxes, depre¬ ciation and a 11 o w a n c e s = Ge¬ winn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Rückstellungen] Eine von vielen mög¬ lichen Darstellungen des Betriebsergebnis¬ ses. In der New Economy wird diese Berech¬ nungsform besonders häufig angewandt, da sie relativ gute Rückschlüsse auf die Pro¬ fitabilität des regulären Geschäfts zulässt. Dass dieses jemals profitabel werden könn¬ te, ist längst nicht immer selbstverständlich. Echtzei tkurse Aktienkursinformation ohne Zeitverzö¬ gerung. Für T B R o K E R und 1Ld a y- trader sind die Echtzeitkurse eine Unverzichtbareinformation. Während Kurs¬ informationen mit 15 Minuten Verzögerung kostenlos überall im Internet zu haben sind, verlangen die Börsen für Echtzeit¬ kurse Geld. Einzelne Finanzwebsites geben sie trotzdem kostenlos ab - in der Hoff¬ nung, über die Werbeeinnahmen Gewinne zu erzielen. Für mich bedeutet die New Economy die Chance, das zu realisieren, wovon viele träumen. ULRICH IVEN, VORSTAND FINANZSCOUT 24 Elevator-Pi tch [zu engl. e l e v a t o r = Fahrstuhl und engl. p i t c h = Wettbewerbspräsentation] Ultrakurze Präsentation des Geschäftsmo¬ dells eines T s tart-ups vor poten¬ ziellen Investoren. Meistens ist die Präsen¬ tationszeit auf 60 Sekunden begrenzt, so lange, wie eine Fahrt im Lift dauert. Nach dem Motto: „Du hast eine Minute Zeit, um Millionär zu werden." Beliebt ist der Eleva¬ tor-Pitch vor allem bei den unter Zeitnot leidenden Risikokapitalgebern.
E 120 Stock-Exchange Emission [zu Lat. e m i 11 e r e = hinausschicken] Börsengang einer Aktiengesellschaft. Der Begriff Emission meint dabei die Ausgabe neuer Wertpapiere. Bis Mitte der 90er-Jah- re gab es in Deutschland kaum mehr als ein bis zwei Dutzend neuemissionen pro Jahr. Mit der Einführung des 1Ln e u - en Marktes hat sich ihre Zahl verviel¬ facht: Im Jahr 2000 dürfte erstmals die Zahl von 200 Neuemissionen in einem Jahr überschritten werden. Für ^L_a n a l y s - ten wie Anleger wird es zunehmend schwieriger, den Überblick zu behalten. Viele konzentrieren sich daher bei ihren Investments nur noch auf die größeren, bekannten Unternehmen. Daher ist es wichtig, die Aktie als Marke zu gestalten. Equi ty-Ki cker [zu engl. e q u i ty = Eigenkapital und engl. k i c k = Tritt, Stoß] Sammelbegriff für Anleihen, die zum Erwerb von Antei¬ len an der Kredit nehmenden Firma berech¬ tigen. Die gebräuchlichste Form ist die Wandelanleihe, die dem Gläubiger das Recht gewährt, zu einem bestimmten Termin seine Darlehen in Aktien umzuwan¬ deln. Die Verzinsung von Wandelanleihen ist meist deutlich niedriger als der Markt¬ zinssatz - statt üppiger Zinsen gibt es eben den Aktienkick. Equi ty-Story [zu engl. equity = Eigenkapital und engl. s t o r y = Geschichte] Die Erfolgsfor¬ mel eines Unternehmens. Die Equity-Story liefert den Grund, warum man eine Aktie kaufen soll. Insbesondere bei 1L_n e u - Emissionen muss das Unternehmen den potenziellen Investoren kurz und präg¬ nant erklären, was am Geschäftsmodell so besonders ist. Das kann ein Alleinstellungs¬ merkmal sein („Antwerpes - die erste In- ternet-Health-Care-Aktie am Neuen Markt"), ein Vergleich (Openshop macht etwas Ähn¬ liches wie Intershop, nur besser) oder auch der Unternehmenslenker (CE Consumer Elec¬ tronics = Erich Lejeune, Mobilcom = Gerhard Schmid). Wer keine Equity-Story vorweisen kann, hat an der Börse nichts verloren. Execution [engl. für: Ausführung] Execution einer Order bedeutet, einen Kauf- oder Verkaufs¬ auftrag auszuführen. Exit [engl. für: Ausgang] Ausstieg eines Inves¬ tors aus einer Beteiligung. Grundsätzlich gibt es vier Exit-Strategien. 1. T b uy- b a c k : Die Altgesellschafter kaufen ihre Anteile zurück. 2. Tradesale: Die Anteile werden an einen industriellen Investor verkauft. 3. Secondary Purchase: Die An¬
E 1 2 1 teile werden an einen anderen Finanzin¬ vestor verkauft. 4. 1Lg oing public: die Anteile werden bei oder nach einem Börsengang verkauft. Wenn alle Exit-Stra- tegien scheitern, gibt es als fünfte Varian¬ te den erzwungenen Totalausstieg durch Konkurs: Die Anteile des Investors wer¬ den wertlos. fairer Wert Der Preis, den eine Aktie haben müsste, wenn die Börse rational wäre. Anhänger des fairen Werts, die so genannten Funda¬ mentalanalysten, halten es für möglich, aus den Geschäftszahlen eines Unterneh¬ mens zu berechnen, was dessen Aktie ei¬ gentlich kosten müsste. Liegt der tatsäch¬ liche Kurs höher als der faire Wert, ist die Aktie überbewertet, liegt er darunter, ist sie unterbewertet und mitunter ein Schnäpp¬ chen. Feste Regeln für die Ermittlung des fairen Wertes gibt es nicht. Die Gegen¬ position vertreten die technischen Ana¬ lysten: Sie halten den aktuellen Kurs einer Aktie für den wahren fairen Wert, da zu diesem Preis offensichtlich Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind. Fantasie Die einzige Begründung für den Kursan¬ stieg einer Aktie, wenn es keinen erkenn¬ baren rationalen Grund gibt. Die Börse un¬ terliegt in starkem Maße psychologischen Faktoren, nämlich der Fantasie der Anle¬ ger. Wenn viele an den Kursanstieg glau¬ ben, auch wenn es keinen rationalen Grund dafür geben mag, steigt der Kurs infolge des höheren Kaufinteresses. In der Börsen¬ sprache wird der Begriff Fantasie üblicher¬ weise in Zusammensetzungen verwendet. Die häufigsten Kombinationen: über¬ nähme fantas i e (jemand könnte das Unternehmen kaufen), internet- fantasie (das Unternehmen könnte mit seiner Website Geld verdienen) oder ganz schlicht kursfantasie (die Aktie könnte noch weiter steigen). Fi rst-Mover- Advantage [zu engl. f i r s t = zuerst, m o v e r = trei¬ bende Kraft und a d va n ta g e = Vor¬ teil] Der Vorteil eines Unternehmens als Erster einen Markt zu erobern, sei es durch eine Produktinnovation oder durch die Ex¬ pansion in fremde Märkte. Der First Mover wird auch als T e a r l y bird bezeich¬ net. Der First-Mover-Advantage gibt dem Unternehmen ein Pionierimage und sorgt üblicherweise - zumindest kurzfristig - für steigende Aktienkurse. Leider ist er jedoch kein Garant für den Erfolg. Häufig werden die großen Gewinne von nachziehenden Fir¬ men gemacht, die aus den Fehlern der Vor-
reiter gelernt haben. Das Start-up, welches als erstes Gewinne erwirtschaftet, gilt als FIRST-PROVER-ADVANTAGE [ZU engl. to p r o v e = beweisen]. First Tuesday [engl. für: erster Dienstag] Kontaktbörse für Kapitalgeber und Ideenhaber. An jedem ersten Dienstag im Monat trafen sich Ende 1998 in London eine Hand voll ideenreicher Köpfe auf der Suche nach Kapital und ein paar vereinzelte potenzielle Geldgeber, die die Ideen in einem Start-up-Unternehmen umsetzen wollten. Diese Treffen etablier¬ ten sich, es kamen immer mehr Interes¬ sierte. Die Idee griff auf andere Länder über. Mittlerweile ist der First Tuesday selbst ein Unternehmen. Weltweit treffen sich allerorten Venture-Capitalists, Busi¬ ness-Angels und Gründer auf der Suche nach einer gemeinsamen Basis. Venture-Capi¬ talists und Business-Angels tragen einen roten Punkt auf ihrem Jackett, die kreati¬ ven Köpfe einen grünen und Berater, Jour¬ nalisten und Anwälte einen gelben. F Lüsterschätzung Umsatz- und Ertragsschätzungen, die nicht von den traditionellen T analysten kommen, sondern vor allem im Internet von Branchenkennern verbreitet werden. In den Letzten Jahren lagen die Flüsterschätzun- a n g e gen bei New-Economy-Unternehmen in der Regel näher an den tatsächlichen Resulta¬ ten als die Prognosen der Analysten. Free FLoat [engl. für: freier Fluss] Streubesitz. Free Float bezeichnet den Anteil der Aktien eines Unternehmens, der nicht in festem Besitz ist, also tatsächlich auch gehandelt werden kann. Bei der Deutschen Telekom z.B. gehören die Aktien in Bundesbesitz nicht zum Free Float. Etliche Börsenneu¬ linge der New Economy erleben vor allem deswegen eine Explosion ihrer Kurse, weil nur ein kleiner Teil der Gesamtaktien zum Free Float gehört. Viele interessierte An¬ leger konkurrieren dann um wenige Ak¬ tien, sodass der Kurs automatisch in die Höhe getrieben wird. Friends and F a m i L y [engl. für: Freunde und Familie] Perso¬ nenkreis, der bei einem Börsengang bes¬ sere Konditionen erhält. Im Rahmen von Friends-and-Familiy-Programmen werden üblicherweise Mitarbeiter und Weggefähr¬ ten des Börsenkandidaten bedacht. Die Auswahl der Personen und die Konditionen können vom Unternehmen frei bestimmt werden. Neben 1s s tock-options liegt darin einer der wichtigsten finan-
E 1 2 3 zielten Anreize für die Beschäftigten von S TART-UPS. Frontrunning [zu engl. frontrunner = Spitzen¬ reiter] T I NSIDERGESCHÄFTE VOn Bankern zu Lasten ihrer Kunden. Frontrun¬ ning wäre z.B., wenn eine Bank den Auf¬ trag erhält, 1000 Telekom-Aktien zu kau¬ fen, der Banker diese daraufhin für 59 Euro/Stück kauft und für 60 Euro/Stück an den Auftraggeber wieder verkauft. Da¬ mit hat er 1000 Euro verdient, und der Kunde wird nie erfahren, dass er für sei¬ ne Aktien 1000 Euro zu viel bezahlt hat. Frontrunning ist verboten, war aber bis vor 10 Jahren weit verbreitet und wurde von den Banken augenzwinkernd toleriert. Heute sind die Sitten strenger geworden: Die meisten Banken praktizieren eine ef¬ fektive Selbstkontrolle. fundamenta le Aktienanalyse Der Versuch, den Verlauf von Aktienkursen zu bestimmen und zu prognostizieren, in¬ dem man auf „fundamentale", d.h. „har¬ te", realwirtschaftliche, Daten zurückgreift, T f Undamentals. Im Zentrum des Interesses stehen Größen wie Umsatz, Ge¬ winnerwartungen, Veränderung von Löhnen und Zinsen sowie das Txur s-g e- Die New Economy verändert die Welt in einem atemberaubenden Tempo. Traditionelle Geschäftsprozesse werden obsolet, Stillstand bedeutet Untergang. Mich dieser Herausforderung zu stellen, macht Spaß und hält mich jung. KLAUS HAGEDORN, GESCHÄFTSFÜHRER METZLER ASSET MANAGEMENT w i N N - v E R H ä L T N i s. Die fundamen¬ tale Aktienanalyse geht davon aus, dass solche Größen in letzter Instanz die Bör¬ sennotierungen bestimmen und gibt auf dieser Grundlage Kauf- bzw. Verkaufs¬ empfehlungen. Fundamenta Ls [engl. für: Basis, Fundament] Die der Be¬ wertung eines Finanztitels an der Börse zugrunde liegenden realwirtschaftlichen Daten. Zu den Fundamentals gehört z.B.
E Stock- E x c h a n g e 1 2 4 die Entwicklung von Gewinnen, Umsatz und Kosten. Die Antwort auf die Frage, welche Bedeutung diesen Daten für die Prognose der Kursentwicklung beizumessen sei, un¬ terscheidet die 11_F UNDAMENTALE von der 1L_t echnischen Schule der 11_a KTiENANALYSE. „Von den Fun¬ damentals her scheint einem mittelfris¬ tigen Zugewinn des Euro gegenüber dem Dollar nichts im Wege zu stehen", sagte der Wirtschaftsminister in einem durch¬ sichtigen Versuch, die Öffentlichkeit zu beschwichtigen. Fundraising [engl. für: Geldbeschaffung] Üblicherwei¬ se bezeichnet Fundraising das professio¬ nelle Spendensammeln von 1L_n p o s wie Greenpeace oder Terre des hommes. Bei Ri¬ sikokapitalgebern ist Fundraising ebenfalls ein gängiger Begriff. Gemeint ist damit die Suche nach Investoren, die in Fonds mit je¬ weils drei- bis fünfjähriger Laufzeit einzah¬ len, damit die Gesellschaft in T s t a r t - ups investieren kann. Fusionitis Fiebrige Überaktivität bei Unternehmens¬ zusammenschlüssen. Fusionitis wird in der Regel unterstellt, wenn zwei Großfusionen kurz nacheinander auftreten und alle Me¬ dien, Banker und Börsianer darüber spe¬ kulieren, wer der Nächste sein dürfte. Die geplatzte Fusion von Deutscher und Dresd¬ ner Bank im Frühjahr 2000 wurde als aku¬ ter Fall von Fusionitis interpretiert. Die Börse hatte zwar die Fusionsankündigung bejubelt, nach der ersten Konkretisierung gerieten aber beide Aktien unter Druck. Es kam den Aktionären eben nicht darauf an, irgendwie zu fusionieren, sondern mit dem richtigen Konzept. Futures [engl. für: Termingeschäfte] Wenn der Kauf oder Verkauf von Aktien oder Waren zu ei¬ nem bestimmten Zeitpunkt zu besonderen Konditionen vereinbart wird, die Überga¬ be und Durchführung aber zu einem spä¬ teren Zeitpunkt stattfindet, spricht man von einem Termingeschäft. Das Spekulieren mit Futures ist riskant, da der Verlust das eingesetzte Kapital stark über¬ schreiten kann. Gap [engl. für: Lücke] Von einem Gap spricht man, wenn die Preisnotierungen eines Finanztitels zwischen zwei Zeitperioden einen „Sprung" aufweisen. Das ist der Fall, wenn zum Beispiel eine Aktie morgens zu einem Preis eröffnet, der höher ist als der Höchststand am Vortag. Ursache hierfür können Nachrichten sein, die erst nach
H 1 2 5 Börsenschluss des Vortages bekannt wur¬ den. Wenn die Lücke dann im Handelsver¬ lauf geschlossen wird und der Kurs wieder auf das Vortagsniveau sinkt, wird dies in der Regel von der echnischen aktienanalyse als ein Signal dafür interpretiert, dass sich die Gegenbewe¬ gung fortsetzen wird. Global Player [zu engl. g I o b a l = global und engl. player = Spieler] Ein global tätiges Unternehmen. Entweder verfügt der „welt¬ weite Spieler" über eigene Tochtergesell¬ schaften vor Ort oder beteiligt sich an lo¬ kalen Unternehmen. Global Player suchen sich oft andere Global Player als Partner oder Zulieferer aus, um durch eine gemein¬ same Strategie von dem kulturspezifischen Wissen und den Kontakten des anderen zu profitieren und so T_s ynergie- effekte zu erzielen. Going private [zu engl. to g o = gehen und engl. p r i v a t e = privat] Rückkauf eines Un¬ ternehmens von der Börse. Nicht jeder Blütentraum vom großen Geld beim Bör¬ sengang geht in Erfüllung. Manchmal kommt die Aktie nicht so ins Laufen, wie es sich der frühere Alleineigentümer vorge¬ stellt hatte, oder aber die Alteigentümer stellen fest, dass die Erwartungen der üb¬ rigen Aktionäre sie in ihrer Entfaltung hemmen. Das Going private als Gegenstück zum T G oiNG public kann in sol¬ chen Fällen die Lösung sein: Mit einem Rückkaufangebot an die freien Aktionäre kann der Hauptaktionär die Aktien zurück¬ kaufen. Im Regelfall handelt er sich dabei allerdings eine ganze Menge Ärger ein. Da ein Going private meist bei Aktien vor¬ kommt, die keine gute T p e r for¬ ma n c E hatten, werden viele Aktionäre argwöhnen, dass sie nach dem Flop beim Börsengang jetzt zum zweiten Mal abge¬ zockt werden sollen. Hausse [frz. für: Prozess der Vergrößerung, Erhö¬ hung] Mittel- bis langfristiger Trend stei¬ gender Börsennotierungen. Der Markt ist geprägt von einer zuversichtlichen Grund¬ stimmung, die durch Kursgewinne bestä¬ tigt wird. Die T B u l l e n regieren den Trend und tragen den Aufschwung auch über kleinere Schwächephasen hinweg. In der Hausse scheint es kinderleicht, viel Geld zu verdienen. Nur die Chefs der No¬ tenbanken warnen gelegentlich vor „irra¬ tionalem Überschwang" (11_h y p e ). Eine orrektur in dieser Situation könnte dazu beitragen, den langfristigen Haussetrend zu stabilisieren.
126 Stock-Exch Hype [engl. für: Täuschung, übertriebene Wer¬ bung] Überbordende Begeisterung, die das Kursniveau an der Börse hoch treibt. Ein Hype lässt die Kurse so stark anstei¬ gen, dass sie in keinem sinnvollen Verhält¬ nis zu den zugrunde liegenden T _f u n - Damentals mehr zu stehen scheinen ( T_ K URS-GEWINN-VERHÄLT- N i s). Der Begriff Hype wird auch auf ein¬ zelne Aktientitel bezogen. Er bezeichnet dann eine übertriebene Stimmungsmache für eine bestimmte Aktie, in der Regel ge¬ schürt von Marktteilnehmern, die von der ausgelösten Bewegung profitieren wollen. I - B a n k [Abkürzung von engl. Investment B a n k ] Ein Unternehmen, das ausschlie߬ lich mit Wertpapieren und Anleihen han¬ delt. Die meisten I-Banks bieten auch T b r o k e r - und Beratungsservices an. Sparkonten, Kredite oder sonstige Bank¬ dienstleistungen gibt es bei diesen Geld¬ häusern jedoch nicht. Indi kator [zu lat. i n d i c a r e = anzeigen] Indika¬ toren sind Daten, die von 1Ta n a l y s - ten oder sonstigen Marktbeobachtern als Grundlage für die Vorhersage ökonomi¬ scher Entwicklungen herangezogen werden. a n g e Häufig werden dabei Indikatoren, die auf realwirtschaftlichen T. _f undamen¬ tal s beruhen (z.B. Auftragseingänge), von „technischen" Signalen, die sich aus der Interpretation der T charts er¬ geben, unterschieden (11-T echni- SCHE AKTIENANALYSE). Inkubator Auch incubator, [von lat. i n Cu¬ ba r e = sich niederlegen, bebrüten] Brut¬ kasten. Inkubatoren sollen T s t a r t - ups in Rekordzeit marktfähig machen. Die jungen Firmen mögen zwar eine viel¬ versprechende Geschäftsidee haben, oft fehlt es ihnen aber an T K n o w - h o w und adäquater Infrastruktur. Im übertra¬ genen Sinne sind mit dem Brutkasten die von T .venture-capital - Ge¬ bern geschaffenen Rahmenbedingungen gemeint. Dazu zählen Büroräume, Kommu¬ nikationstechnik, Beratung durch Consul¬ ting-Unternehmen Und T B USINESS- angels und die Möglichkeit, schnell auf wechselnde Expertenteams zuzugrei¬ fen. Die Gegenleistung besteht meist aus einer zuvor vereinbarten Gewinnbeteili¬ gung oder aus Firmenanteilen. Eine wei¬ tere Bezeichnung für den Inkubator ist accelerator [zu engl. to ac¬ celerate = beschleunigen], Sinnbild für den „Beschleuniger".
1 2 7 Die Internetbranche wird weiter boomen. Ich denke, das wird die größte dynamische Entwicklung nach der Erfindung des Autos werden. KURT OCHNER, FONDSMANAGER, VORSTAND BÄR CAPITAL INVESTMENT Insider [engl. für: Eingeweihter] Personen mit Zu¬ gang zu kursrelevanten Informationen. Gute Nachrichten überein Unternehmen können den Kurs verdoppeln, schlechte Nachrichten können ihn halbieren. Wer früher als der Markt von solchen Nachrich¬ ten erfährt, könnte deshalb hohe Gewinne ohne finanzielles Risiko machen - wenn es da nicht das juristische Risiko gäbe: Wer Zugang zu internen Unternehmens¬ daten hat, wird vom Wertpapierhandelsge¬ setz als Insider definiert und darf aus die¬ sem Informationsvorsprung kein Kapital schlagen, also keine Insidergeschäfte ab¬ schließen. Anders als das mittlerweile ver¬ pönte 'T F RONTRUNNING sind Insi- dergeschäfte trotz Verbots in Deutschland weit verbreitet. Zu ihrer Bekämpfung gibt es hierzulande (noch) nicht so scharfe Ge¬ setze wie beispielsweise in den USA. Investmentbanki ng [zu engl. i n ve s t m e n t = Investition und engl. b a n k i n g = Bankwesen] Zum Investmentbanking gehören die Bereiche Asset-Management (Vermögensverwal¬ tung), Underwriting (Anleihen- und Ak¬ tienplatzierung) sowie H-M E R G E R S & acquisitions. Mit dem Invest¬ mentbanking erzielen Banken den Gro߬ teil ihrer Profite. Große Banken wie die Deutsche Bank reduzieren daher ihre Ak¬ tivitäten im Retail-Geschäft, also dem klas¬ sischen Filialgeschäft, das gemessen an Aufwand und Personalkosten kaum Gewinn beisteuert. Aufgrund der großen, ökono¬ mischen Bedeutung fühlen sich erfolg¬ reiche Investmentbanker als Stars der Finanzwelt und werden auch als solche behandelt. Ihre Gehälter und ihr Selbst¬ bewusstsein erreichen beizeiten astrono¬ mische Höhen.
I 1 2 8 Stock- E x c h a n g e Investor- Relations [zu engl. i n v e s t o r = Kapitalanleger und engl. r e I a t i o n s = Beziehungen] Pflege der Beziehungen eines Unterneh¬ mens zu seinen Investoren. Der Kurs einer Aktie wird maßgeblich von der positiven Einschätzung des Unternehmens von Sei¬ ten der Investoren beeinflusst. Ein bör¬ sennotiertes Unternehmen tut daher gut daran, seine Investoren exklusiv zu behan¬ deln, vor allem was den Informationsfluss betrifft. Das heißt, dass sie sofort über un¬ ternehmensrelevante Entwicklungen in¬ formiert werden und im Unternehmen einen Ansprechpartner für ihre Belange haben. Im letzten Jahrzehnt ist der Begriff Inves¬ tor-Relations als Ergänzung zur traditio¬ nellen t-PR eingeführt worden. I P 0 [Abkürzung von engl. Initial Pub¬ lic Offering = anfängliches öffent¬ liches Angebot] Börsengang eines Unter¬ nehmens. Das Initial Public Offering, auch going public genannt, bezeichnet die 1Ln euemission von Aktien zum Kurs, der von den Banken festgesetzt wird. Weil es noch keine Erfahrungswerte für die Bewertung dieses Unternehmens durch den Markt gibt, ist der Kauf der Aktien ei¬ nes IPOs ein risikoreiches Unterfangen, bei dem man schnell viel Geld gewinnen, aber auch verlieren kann. Das so genann¬ te IPO-Gehen ist Ziel und eigentliche Be¬ stimmung der meisten T s tart-ups. Dafür sind jedoch bestimmte Vorausset¬ zungen an Rechnungslegung, Kapitalaus¬ stattung und Publizität (T r i s t i n g ) zu erfüllen. In allen Fällen kommt es da¬ bei zu besonders intensiven Prüfungen (to UE Diligence) und manchmal zum mehrmaligen Verschieben des IPO. Da der Gang an die Börse manchem Jung¬ unternehmer innerhalb kürzester Zeit gro¬ ßen Reichtum bescherte, wird der Begriff IPO auch scherzhaft mit „Instant Porsche Owner" übersetzt. Junkbonds [engl. für: Ramschanleihen] Junkbonds - oder freundlicher ausgedrückt high- yield-bonds [zu engl. h i g h = hoch und y i e l d = Ertrag] - sind Wertpapiere mit hohem Risiko. Es handelt sich um An¬ leihen mit einem zweifelhaften T c re- d i t - r a t i n g , die entsprechend hoch¬ verzinslich sind. Weil der Spekulant beim Kauf der Anleihen ein großes Risiko ein¬ geht, muss der Schuldner ihm dieses durch eine außergewöhnlich gute Verzinsung vergüten. Oftmals werden db l ever- aged buyouts mit der Ausgabe von Junkbonds finanziert.
1 2 9 Korrektur Euphemistischer Ausdruck für Kursrückgän¬ ge an den Börsen. Wenn Aktien besonders stark gestiegen sind, ist die Wahrschein¬ lichkeit groß, dass sie auch besonders stark fallen. Im Unterschied zum ll_c rash, bei dem fast alle Marktteilnehmer verlie¬ ren, bleibt bei einer Korrektur all denen, die schon länger in eine Aktie investiert haben, noch ein Plus. Die Telekom-Aktie z.B., die im März 2000 schon mehr als 100 Euro kos¬ tete (das war die „Übertreibung"), war im Juli schon wieder für weniger als 60 Eu¬ ro zu haben. Wer schon zum Börsengang 1996 zu 14 Euro eingestiegen war, kann sich noch immer über eine I' p e r for¬ ma n c e von gut 400 Prozent freuen. Die Korrektur wird üblicherweise mit dem Ad¬ jektiv „gesund" versehen und ist, wenn sie kommt, meist „überfällig". Erst wenn sie partout nicht zu stoppen ist, wird sie um¬ benannt - in ILb a i s s e, Debakel oder „Salami-Crash". Kurs-Gewi n n - Verhältnis (KGV) Hilfszahl zur Ermittlung des 1Lf a i r e n wertes bei Wachstumsunternehmen. Faustregel: Wenn die Gewinne eines Unter¬ nehmens jedes Jahr um 50 Prozent steigen, darf der Aktienkurs 50-mal höher sein als der Gewinn pro Aktie, bei 100 Prozent Stei¬ gerung darf er 100-mal höher sein. Vorteil des dynamischen KGV: Es gibt eine rationa¬ le Erklärung für die Kursgipfel der Aktien am T_n euen markt. Nachteil: Die Unternehmen müssen das hohe Gewinn¬ wachstum nicht nur einmal, sondern dau¬ erhaft erzielen - beim ersten Ausrutscher nach unten implodiert der Aktienkurs. Kurspf Lege/Kurs- kosmeti k Beeinflussung des Aktienkurses eines Un¬ ternehmens durch das Unternehmen selbst oder durch nahe stehende Banken. Der Ak¬ tienkurs kommt durch Angebot und Nach¬ frage zustande. Wer mit seinem eigenen Aktienkurs nicht zufrieden ist, kann in ge¬ wissen Grenzen nachhelfen oder nachhel¬ fen lassen. Wenn beispielsweise die Kon¬ sortialbanken der Hotzenplotz AG eine Woche lang mit T limit-orders alle Angebote aufkaufen, landen die Ak¬ tien der Anleger nicht im Minus. In engen Grenzen kann Kurspflege sinnvoll sein - einzelne Großaufträge können sonst zu unrealistischen Preisen führen. Wird ein Kurs aber über längere Zeit künstlich hoch gehalten, fällt danach der Absturz umso stärker aus: Als die Banken die Stützung des Telekom-Kurses beendeten, sank der Kurs innerhalb weniger Minuten um mehr als drei Prozent.
K Kurs-Umsatz-Ver- hältnis ( KU V ) Auch umsatz-multiple genannt. Kennzahl für die Bewertung von Wachs¬ tumsaktien. Beispiel: Die Hotzenplotz AG macht 20 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Ihre H_M ARKTKAPITALISIERUNG beträgt 120 Millionen Euro. Daraus errech¬ net sich ein KUV bei Hotzenplotz mit dem Faktor sechs. Während für tan- dardwerte das G v die gebräuch¬ lichste Bewertungskennziffer ist, ist es bei Wachstumswerten oft nur mäßig aussage¬ kräftig. Das dynamische KGV erlaubt es, die Wachstumsraten mit in die Bewertung zu in¬ tegrieren. Im Unterschied dazu erlaubt das KUV, auch solche Unternehmen zu bewer¬ ten, die noch gar keine Gewinne machen. Letter of Intent ( L 0 I ) [zu engl. I e 11 e r = Brief und engl. i n - t e n t = Vorhaben] Vorvertrag zwischen einem T st ar t-up und einem Finan¬ zier, meistens einem T venture- capitalist, der die Vorstellungen beider Seiten über die künftigen Geschäfts¬ beziehungen formuliert. Der LOI wird im Allgemeinen als Startpunkt der Zusam¬ menarbeit gewertet und oft auch schon als solcher kommuniziert. Im Hintergrund arbeiten allerdings die jeweiligen Juris¬ ten noch an der endgültigen Formulierung des Vertrags, was nicht selten zu Überra¬ schungen führt. Leveraged Buyout ( L B 0 ) [zu engl. I e v e r a g e = Hebelwirkung und engl. b u y o u t = Aufkauf] Die Tu b Er¬ na h M E eines Unternehmens, finanziert durch Schuldenaufnahme. Ein LBO erfolgt dann, wenn ein Unternehmen ein anderes aufkaufen möchte, aber nicht genügend Eigenkapital für die Finanzierung besitzt. Die fehlende finanzielle „Hebelwirkung" wird dann durch Kreditaufnahme bei Ban¬ ken oder durch die Ausgabe von Unterneh¬ mensanleihen hergestellt. Oftmals han¬ delt es sich dabei aufgrund der finanziell angespannten Lage des Unternehmens um hochverzinsliche T j unkbonds. Nach erfolgreichem Abschluss des LBO werden zur Tilgung der Schulden oft Teile des über- nommenen Unternehmens verkauft. Limi t-Order/ Limited Order [zu engl. I i m i t = Grenze und engl. order = Auftrag] Kauf- oderVerkaufsauftrag, bei dem eine obere bzw. untere Preisgrenze an¬ gegeben wird. Während unlimitierte Orders gerade bei kleineren, wenig liquiden Aktien die Gefahr mit sich bringen, von anderen
L 1 3 1 Marktteilnehmern „abgezockt' zu werden, bestimmt der Käufer bei Limited Orders, bis zu welchem Betrag er maximal einstei¬ gen möchte. Wenn der Preis das Limit über¬ steigt, wird der Auftrag nicht ausgeführt. Vor allem bei 1Ld aytradern ist das Abstauberlimit gebräuchlich: Direkt nach dem Kauf werden die Aktien sofort wieder zum Verkauf gestellt - bei einem Kurs, der weit genug über dem Einkaufspreis liegt. Findet man jedoch keinen Käufer, muss man eventuell am Ende mit Verlust verkaufen. Listing [zu engl. to l i s t = auflisten] Einfüh¬ rung, Notierung einer Aktie an einer Bör¬ se. Für die Einführung eines Wertpapiers an einer Börse muss das Unternehmen die börsenrelevanten Anforderungen erfüllen (iLi po). Die Börsenzulassungsstelle ent¬ scheidet dann auf Antrag einer Bank und auf der Grundlage eines Zulassungspros¬ pekts über das Listing. Lock-up-Periode [zu engl. to lock up = abschließen] Zeitabschnitt nach einem Börsengang, in dem die bisherigen Anteilseigner keine Aktien verkaufen dürfen. Am T neuen m a r kt in Deutschland beträgt die Lock- up-Periode mindestens sechs Monate, Altaktionäre können sich allerdings auch Man muss Fantasie und viel Know-how mitbringen, um zu wissen, ob ein Wert Erfolg verspricht. MARC SCH ADLER, FONDSMANAGER NORDINVEST GMBH schon beim Börsengang auf eine längere Lock-up-Periode festlegen. Für Kleinak¬ tionäre ist das Ende dieser Frist oft ris¬ kant. Wenn Altaktionäre plötzlich größe¬ re Stückzahlen ihrer Aktien auf den Markt werfen, gerät die Aktie unter Druck und der Kurs sinkt. Long Position [engl. für: lange Position] Termingeschäft in Erwartung steigender Kurse. Eine Long Position einzugehen ist die klassische
M 132 Stock-Exch Handlungsweise des Investors: Er kauft zunächst einen Vermögensgegenstand in der Erwartung steigender Kurse (ll-B ä r ), um ihn dann zu einem späteren Zeitpunkt möglichst mit Gewinn wieder zu verkaufen. Durch den Akt des Kaufs geht der Markt¬ teilnehmer eine Long Position ein. Durch den abschließenden Akt des Verkaufs schließt er die Position wieder. Der inspi¬ rierte Kurzaustausch zweier a y - trader könnte etwa so verlaufen: „Bist du long oder short Hotzenplotz?" - "Ich glaube, wir haben das Schlimms¬ te hinter uns. Ich bin seit heute long". Der Long Position steht die hort position gegenüber, die man ein¬ geht, wenn man in Erwartung sinkender Kurse zunächst verkauft. Margin [engl. für: Rand, Grenze, Spielraum] Der Margin, die Marge, ist bei Aktien die Min¬ desteinlage, die ein Kunde auf seinem Kon¬ to halten muss, wenn er Aktien auf Kredit beim T broker kauft. Der Margin soll den Broker gegen Verluste des Kunden schützen. Sinkt der Wert dieser Einlage unter das Minimum, erhält der Kunde einen margin-call, d.h. die dringende Aufforderung, Geld nachzuschießen. Im Weigerungsfall behält der Broker sich das Recht vor, Titel aus dem Portfolio zu ver- a n g e kaufen. Aus Sicht des Kunden kommt der Margin-Call meist ungelegen, nämlich in einer Situation, in der seine finanzielle Lage stark angespannt ist. „Liebling, du bekommst dein Diamantarmband ja wie¬ der, aber ich habe gerade einen Margin- Call bekommen und kann IBM unmöglich zu diesem Kurs verkaufen." Marketmaker [zu engl. m a r k e t = Markt und engl. t o m a k e = machen] Bank- oder Börsenmak¬ ler, der dafür sorgt, dass mit einer Aktie ord¬ nungsgemäßer Handel stattfindet. Gerade bei kleinen Unternehmen mit nur wenig Tfree float kommen Angebot und Nachfrage nicht automatisch zusammen. Der Marketmaker sorgt dafür, dass Kauf¬ oder Verkaufswünsche auch tatsächlich erfüllt werden, indem er selbst Kurse stellt oder für kurze Zeit ins eigene Risiko geht. In den Tagen und Wochen nach einer EUEMissiON hat der Market¬ maker, meist die konsortialführende Bank, die Aufgabe, den Markt erst einmal zum Funktionieren zu bringen sowie Tkurs- pflege zu betreiben. Marketorder [zu engl. m a r k e t = Markt und engl. o r d e r = Auftrag] Der Auftrag, einen Finanztitel zu kaufen oder zu verkaufen,
M und zwar zum Preis, der gerade auf dem Markt gültig ist. Diese Auftragsart ver¬ spricht schnelle Ausführung f x e - c u t i o n ), allerdings ist der Preis, zu dem abgeschlossen wird, schwer vorhersehbar, besonders wenn der Handelsverlauf gera¬ de hektisch ist. Im Zweifelsfall möchte man daher lieber eine 'T i_ im ited order verwenden, um eine Preisgrenze setzen zu können. Markt- Kapitalisierung [von engl. Market-Capitalization] Die Be¬ wertung einer Aktiengesellschaft durch den Markt. Die Marktkapitalisierung, auch market-cap genannt, ergibt sich aus dem Börsenkurs der Aktie und der Anzahl der ausgegebenen Aktien. Sie stellt einen Indikator für die Größe eines Unterneh¬ mens dar und gibt darüber Aufschluss, wie schnell der Kurs einer Aktie in Bewegung kommt. Der Aktienkurs eines Unterneh¬ mens mit niedriger Marktkapitalisierung ('T s mall caps) kann sich schon bei vergleichsweise geringem Transaktions¬ volumen signifikant verändern und gilt daher als eher riskant. MDAX® [Abkürzung von engl. M i d c a p DA X®] Segment der Frankfurter Börse mit 70 1 3 3 mittelgroßen Aktiengesellschaften, so ge¬ nannte M I D C A P S (jl_M ARKTKAPI- T a L I s I E R u N G ). Der MDAX® repräsen¬ tiert sozusagen die 2. Liga der Deutschen Börse. Zusammen mit den Werten des H_D A x® 30, den wichtigsten deutschen Standardwerten, bildet der MDAX® den DAX® 100. Diese „Midcaps" sind jedoch keineswegs klein und unbekannte Unter¬ nehmen. Zu ihnen gehören z. B. Pro7, Por¬ sche, Sixt und Wella. M e r g e r [engl. für: Fusion] Der Begriff Merger be¬ schreibt die Fusion zweier Unternehmen. In der jüngsten Zeit haben beinahe täglich Unternehmenshochzeiten Schlagzeilen gemacht. Die Begriffe merger-ma¬ nia und 1L_f usionitis beschrei¬ ben das fast schon panische Vorgehen, auf Teufel komm raus zu fusionieren. Ange¬ heizt werden die Zusammenschlüsse durch den Druck einer globalisierten Wirtschaft, die die Unternehmen zu weltweiter Präsenz zwingt, wollen sie im Wettbewerb beste¬ hen. Außerdem erhofft man sich durch das Fusionieren H_s ynergieeffekte, da einzelne Abteilungen zusammengelegt werden können. Dies bedeutet sowohl Kos¬ ten- als auch Personaleinsparungen. Aus diesem Grund haben Fusionen meist einen negativen Beigeschmack.
134 Stock-Exch Merger of Equals [zu engl. m e r g e r = Fusion und engl. e q u a I s = Gleichgestellte] Fusion eben¬ bürtiger Unternehmen. Das Zusammenge¬ hen gleich starker Partner wirkt sich im Gegensatz zur Übernahme nicht nur mo¬ tivierender auf die Mitarbeiter aus, son¬ dern wird auch günstiger besteuert. Um die Steuerlast möglichst gering zu halten, suchen sich daher übernahmefreudige Un¬ ternehmen bevorzugt ebenbürtige Partner für die Fusion - sofern die Finanzbehör¬ den es akzeptieren. Nach außen wird solch eine „Hochzeit" oft mit Doppelnamen wie Daimler-Chrysler demonstriert. Bei allen Gleichheitsbekundungen gibt es natürlich trotzdem meist ein Unternehmen, das die dominante Rolle einnimmt und bei der Ge¬ genseite Frustrationen auslöst. So fühlt sich z.B. die amerikanische Seite bei Daim¬ ler-Chrysler von den Deutschen über den Tisch gezogen. Mergers and Acquisitions (MSA) [engl. für: Fusion und Akquisition] Ban¬ ken- und Investorjargon. M&A bezeichnet in der Regel das Aufgabenfeld spezieller Abteilungen von Banken, Unternehmen oder unabhängiger Firmenmakler, die bei Käufen und Verkäufen von Unternehmen oder Unternehmensteilen vermitteln. Häu¬ a n g e fig versuchen Firmen, ihre Marktposition nicht aus eigener Kraft zu verstärken, son¬ dern durch den Kauf von oder den Zusam¬ menschluss mit anderen Unternehmen. Zu diesem Zweck richten sie eigene Abteilun¬ gen ein oder beauftragen unabhängige Unternehmen, die potenzielle Kandidaten ermitteln, den Kontakt herstellen und das Geschäft abwickeln. Momentum [lat. für: Augenblick] Ausdruck für die Schwungphasen bei New-Economy-Ak- tien. Während in der Welt der T s tan- dardverte Auf- und Abwärtsbewe¬ gungen relativ ruhig ablaufen, machen Hightechwerte große Teile ihres Kursan¬ stiegs in kurzen Boomphasen, um dann wieder relativ lange in eine Seitwärtsbe¬ wegung überzugehen. MOP [Abkürzung von engl. millionaire on p a p e r = Millionär auf dem Papier] Reichtum, der nur in Aktien steckt, also ausschließlich auf dem Papier vorhanden ist. Dies bedeutet leider häufig nicht sehr viel, da bei Kursverfall das Geld schnell wieder verloren ist. Und das scheinbar Naheliegende, der umgehende Verkauf der Aktien, ist in manchen Situationen unmög¬ lich. Dem einen droht die Steuerlast: Wer
1 3 5 Die New Economy gibt mir persönlich die Möglichkeit, Ideen noch schneller umzusetzen und einer breiten Masse kostengünstig zur Verfügung zu stellen. Dies ermöglicht einen Sieg von Kreativität und Geschwindigkeit über Macht und Kapital. MATTHIAS GÄRTNER, GRÜNDER, CEO E. MULTI. AG Aktien länger als ein Jahr hält, spart bei¬ nahe 50% Steuern. Doch innerhalb eines Jahres kann viel passieren. Der andere ist einer von den „glücklichen" Optionsbesit¬ zern, dessen Firma gerade den '! i p o hatte. In der T l ock-up-periode, das sind meist die ersten 6 Monate, dür¬ fen diese Aktien nicht verkauft werden. Und so schwinden sie dahin, die Millionen. Nasdaq [Abkürzung von engl. national association of securities dealers automated quota¬ tions] 1971 gegründete computerge¬ stützte Börse in den USA, an der vorrangig Wachstums- und Hochtechnologieunterneh¬ men notiert sind. Die Nasdaq ist Vorbild für den Frankfurter 11_n euen markt und Inbegriff des Börsenbooms und der New Economy. Über ein zentrales Compu¬ tersystem werden landesweit Geld- und Briefkurse angezeigt und mehr als eine Milliarde Aktien tagtäglich gehandelt. Die¬ ser Handel läuft voll elektronisch ab und zeugt von hoher iLv olati lität. N E M A X [Abkürzung von Neuer-Markt-Index] Der Index des 11_n euen Marktes der Frankfurter Börse. Der Tjb lue-chip- Index mit den 50 größten Werten des Neuen Marktes heißt NEMAX 50, der Ge¬ samtindex NEMAX All Share. Neuer Markt Spezialsegment der Frankfurter Börse für Wachstums- und Technologiewerte, einge¬ führt im April 1997. Mit gerade einmal zwei Aktien (Bertrandt und Mobilcom) erlebte der Neue Markt seinen Durchbruch Anfang 1998, als der etwas windige Börsenguru
N 136 Stock-Exchange Egbert Prior in einer TV-Sendung mehrere hundert Prozent Kursanstieg für die Mobil¬ com-Aktie prophezeite - und Recht behielt. Die Deutsche Börse AG wollte kleineren innovativen Wachstumsunternehmen den Börsengang ermöglichen und eine Platt¬ form für risikobewusste Anleger schaffen. Onlinebroker [zu engl. b r o k e r = Makler] Börsenmak¬ ler im Internet. Die Onlinebroker machen den Aktienhandel auch für Laien erschwing¬ lich. Einwahlen, anmelden und schon kann man das Geschehen an der Börse mitbe- stimmen. Kaufen, verkaufen, Aktien, Bonds, Fonds und Optionen - der Onlinebroker bie¬ tet alles zu günstigeren Provisionen als die klassischen Banken. Der Kaufvorgang selbst wird so einfach wie möglich gehal¬ ten: Anzahl gewünschter Aktien angeben, mit einem Klick ist die Order getätigt. Üblicherweise finden sich auf den Web¬ sites des Onlinebrokers auch umfassende Informationen zu Aktien und dem aktuel¬ len Tagesgeschehen an den Börsen. Option [zu Lat. o p t i o = freier Wille] Eine Option ist ein Finanzgeschäft (T p e r i v a t ), bei dem der Käufer das Recht (aber nicht die Verpflichtung) erwirbt, einen Vermö¬ gensgegenstand zu einem späteren Zeit¬ punkt zu kaufen (T c all) oder zu ver¬ kaufen (T p u t), und zwar zu einem Preis, der in der Gegenwart bereits festgesetzt wird. Der Verkäufer der Option geht die Ver¬ pflichtung ein, die komplementäre Trans¬ aktion durchzuführen, falls der Käufer sei¬ ne Option ausübt. Für die Übernahme dieser Verpflichtung erhält der Verkäufer unab¬ hängig von der Ausübung der Option durch den Käufer eine Prämie. Der Handel mit Op¬ tionen erfolgt oft aus Gründen der Absi¬ cherung gegen Preisschwankungen, aber auch aus Spekulationsgründen. Outperformer [zu engl. o u t - = über-, aus- und t o p e r f o r m e = leisten] Aktie mit über¬ durchschnittlicher Kursentwicklung. Vie¬ le Aktienanalysten bezeichnen ihre Kauf¬ empfehlungen als „Market-Outperformer". Der große Vorteil: Eine Aktie muss nicht unbedingt steigen, um die Kaufempfeh¬ lung zu rechtfertigen - bei insgesamt fal¬ lenden Märkten reicht es aus, wenn sie weniger stark fällt als der maßgebliche Aktienindex. Auch als Verb gebräuchlich: „Fondsmanager Müller hat den World-In¬ dex outperformt (= geschlagen)." Parkett Börsensaal. Parkett bezeichnet die Börse, wie man sie aus dem Fernsehen kennt:
E Massenhaft hektische, verschwitzte Män¬ ner in mehr oder weniger weißen Hemden, die sich kryptische Kommunikationscodes zubrüllen. Der Boden ist übersät mit Pa¬ pierschnitzeln. Man wird sich das Bild ein¬ prägen müssen, denn es wird vielleicht nicht mehr lange zu beobachten sein. Mit der Möglichkeit des Computerhandels wird die physische Präsenz der Börse zuneh¬ mend ineffizient. Performance [engl. für: Vorstellung, Leistung, Abschnei¬ den] Wertentwicklung von Kapitalanla¬ gen, insbesondere von Investmentanla¬ gen, meist in Prozent ausgedrückt und auf eine bestimmte Referenzperiode bezogen. Bei einer Verdopplung des Aktienwertes beträgt die Performance beispielsweise 100 Prozent. Die Performance spiegelt aber auch den Anlageerfolg des Fond-Manage¬ ments wider. Position Eine Position (oft wird die englische Aus¬ sprache verwendet) nimmt man ein, wenn man eine Transaktion tätigt, also kauft oder verkauft, aber die gegenläufige Transaktion (Verkauf oder Kauf) noch nicht durchge¬ führt hat. Man hat dann eine exponierte Stellung inne. Indem man zu einem späte¬ ren Zeitpunkt die gegenläufige Transaktion tätigt, schließt man die Position wieder. Unterschieden werden T l ong posi¬ tion s, bei denen man zunächst kauft, um später zu verkaufen, und T s hort p o s i t i o n s, bei denen in Erwartung sinkender Preise zunächst verkauft wird. Pre-IPO-Company [zu engl. p r e - = vor-, T i p o und co m pa ny = Unternehmen] Ein Unter¬ nehmen, das vor dem Gang an die Börse steht. Der Titel Pre-IPO wird mit Vorliebe in Stellenanzeigen erwähnt, da die Aus¬ sicht auf 'T s tock-opt i ONS ein hervorragendes Lockmittel für hoch qua¬ lifiziertes Personal ist. Der erste Tag an der Börse, das T g oing public oder auch IPO, kann einen Teil der Belegschaft zu T M o p s machen. Program-Tr a d i ng [engl. für: Programmhandel] Computer¬ gestützter Aktienhandel. Alle großen Ak- tien-Handelshäuser haben individuelle Computerprogramme, die in bestimmten Marktsituationen automatisch Käufe oder Verkäufe durchführen. Beliebte Indika¬ toren hierfür sind das Unter- bzw. Über¬ schreiten einzelner Börsenindizes oder technische Indikatoren wie das Kreuzen der 200-Tage-Linie eines Aktiencharts. In Krisensituationen kann Program-Trading
138 Stock-Exch einen Abwärtstrend dramatisch verstär¬ ken. Da alle Computer ähnlich program¬ miert sind, verkaufen auch alle zur selben Zeit, sodass aus einer Krise schnell ein ±_c rash wird. Der Wall-Street-Crash vom Oktober 1987 gilt als der erste von Computern verursachte Börsenkrach. An der New Yorker Aktienbörse wird deshalb den Computern der Stecker gezogen, wenn die Kurse zu tief fallen: Bei einem Rück¬ gang des Dow Jones um mehr als 200 Punk¬ te an einem Tag wird das Program-Trading ausgesetzt. Put [engl. für: Stoß] Verkaufsoption. Für Pri¬ vatanlegerist ein Put die einzige Möglich¬ keit, mit fallenden Aktienkursen Geld zu verdienen. Der Put gibt dem Käufer das Recht, zu einem festgelegten Termin eine bestimmte Aktie zu einem vorher festge- Legten Preis zu verkaufen. Sinkt die Aktie unter diesen Basispreis, steigt der Preis des Puts. Verkaufsoptionen werden als hei¬ ßes Spekulationsobjekt gehandelt, mit de¬ nen sich beim Crash verdienen lässt, oder als Absicherung gegen Kurseinbrüche. Return on Invest¬ ment (ROI) [zu engl. r e t u r n = Rückfluss und engl. i n ves t m e n t = Investition] Maß für a n g e die Rentabilität einer Investition. Dabei wird das investierte Kapital in Beziehung zum Nettogewinn gesetzt. Über den ROI lassen sich unterschiedliche Anlagemög¬ lichkeiten miteinander vergleichen: die mit dem höchsten ROI ist dabei vorzuziehen. Roadshow [engl. für: Straßentheater] Präsentations¬ tour eines Unternehmens zu Analysten und potenziellen Investoren. Roadshows fin¬ den in den Wochen vor einem Börsengang statt, um für die neue Aktie zu werben. Präsentatoren sind der Vorstandsvorsitzen¬ de (ll_c e o) und/oder der Finanzvorstand (ll-C F o). Übliche Roadshowstationen eines Neuen-Markt-Kandidaten sind Frank¬ furt, München, London sowie je zwei bis drei weitere Städte in Deutschland und Europa - hin und wieder auch New York. Für die wichtigsten Fondsmanager und Analysten gibt es Einzelgespräche, für den Rest größere Veranstaltungen. Scalper [zu engl. to s c a l p = skalpieren, kahl scheren] Ein spekulativ orientierter Markt¬ teilnehmer, der sich mit extrem kleinen Transaktionsgewinnen zufrieden gibt („nicht dicker als eine Kopfhaut"). Meist ist das En¬ gagement in einer H_p o s i t i o n schon nach wenigen Minuten wieder beendet.
s 1 3 9 Vom Scalper unterscheidet sich der typi¬ sche 11_d aytrader dadurch, dass er sich immerhin an T_c harts orientiert und damit im Vergleich fast wie ein lang¬ fristig orientierter Investor erscheint. Scal¬ per lösen bei Daytradern, aber auch bei Tmarketmakern häufig allergi¬ sche Reaktionen aus. „Diese Scalper, die in jede Kursbewegung hinein sofort ver¬ kaufen, können den schönsten Run zerstö¬ ren", schimpft der Daytrader. Seed-Capi ta L [engl. für: Anfangs-, Startfinanzierung] Auch seed-funding. Finanzierung einer Unternehmensgründung. Das Seed- Capital unterstützt die Ausreifung und Um¬ setzung einer Geschäftsidee in verwert¬ bare Ergebnisse, auf deren Grundlage das Geschäftskonzept für das Unternehmen erstellt wird. Das Seed-Capital macht die Idee also start-up-fähig. In den meisten Fällen kommt in der allerersten Phase das Kapital von den Gründern selbst oder den „drei F": family, friends und fools - Verwandte, Freunde und risiko¬ liebende Verrückte - werden angepumpt. Shareholder-Vatue [zu engl. shareholder Anteilseig¬ ner, Aktionär und engl. v a l u e = Wert] Der Wert eines Unternehmens für die Ak- Die New Economy bedeutet für mich die strukturelle Veränderung in der Wirtschaft und Gesellschaft, weg von einer industriebasierten hin zu einer informationsbasierten Wirtschaft und Gesellschaft. WASSILI PAPAS, FONDSMANAGER UNION-INVESTMENT GMBH tionäre. Anders als etwa Gewinn, Umsatz oder 1L_m arktkapitalisierung ist der Shareholder-Value nicht objektiv messbar, sondern eine subjektive Größe. Zumeist wird darunter eine möglichst gute Börsenbewertung der Aktie oder die Er¬ höhung der T D iviDENDE verstan¬ den. Im übertragenen Sinn ist der Share¬ holder-Value ein Managementansatz, bei dem die Steigerung des Aktienkurses die zentrale Aufgabe ist. Begründer des Share- holder-Value-Ansatzes war 1986 der US-
s 140 Stock-Exch Ökonom Alfred Rappaport. Die Orientie¬ rung am Aktienkurs steht im Gegensatz zum iLs TAKEHOLDER-VALU E-An- satz, der die Interessen der Beschäftig¬ ten höher gewichtet. Short Position [zu engl. s h o r t = kurz und engl. po¬ sition = Position] Termingeschäft in Erwartung fallender Kurse. Ein Marktteil¬ nehmer geht eine Short Position ein, in¬ dem er ein Vermögensobjekt verkauft, das er noch gar nicht besitzt. Der s h o r t e r oder shortseller verpflichtet sich damit, den Vermögensgegenstand zu ei¬ nem späteren Zeitpunkt zu kaufen, und dadurch die Position wieder zu schließen. Das Geschäft rentiert sich dann für ihn, wenn die Kurse in der Zeit zwischen Ver¬ kauf und Kauf gefallen sind. Der short sale [zu engl. s a l e = Verkauf] ist das Gegenteil der klassischen Investition. Das Verlustpotenzial ist theoretisch unbe¬ grenzt und damit eine besonders gewagte Spekulationsvariante. Das Eingehen von Short Positions in Erwartung sinkender Kurse ist die typische Transaktionsform des T ß ä R E N. In Deutschland ist Short- Selling für Privatpersonen nicht gestat¬ tet, in den USA schon. Manche Investoren sagen, das Eingehen von Short Positions verderbe auf Dauer den Charakter. a n g e Small Caps [zu engl. s m a 11 = gering und c a p = Kurzform von capitalization] Small Caps sind Aktiengesellschaften mit einer ge¬ ringen T MARKTKAPITALISIE- R u N G, im Allgemeinen weniger als 500 Millionen DM (256 Millionen Euro). Der Handel mit Small Caps bietet erhöhte Gewinnchancen, aber auch erhöhte Risi¬ ken, da oft schon geringe Umsätze aus¬ reichen, um den Kurs signifikant zu be¬ einflussen. Der Gegenpol zu den Small Caps sind die big caps, große Unterneh¬ men, deren Aktien einen beträchtlichen Anteil am Geschäft ihrer Heimatbörse ha¬ ben (T B L u E chips). Ihre Market- Cap ist sehr hoch. Spin-off [engl. für: Nebenprodukt] Ausgliederung einer Abteilung. Spinn-off bezeichnet die geschäftliche Abtrennung einzelner Ge¬ schäftsbereiche vom Mutterhaus. So haben beispielsweise mehrere große US-Telefon- gesellschaften ihre Mobilfunk-Bereiche abgetrennt und als eigenständige Unter¬ nehmen in T i p o s an die Börse ge¬ bracht. Vorteile von Spinn-offs: Ihr Ka¬ pitalbedarf wird im freien Markt gedeckt, gleichzeitig ermöglichen sie den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen auch an direkte Konkurrenten der Muttergesell-
s schäft. Außerdem kann man so das kreati¬ ve Potenzial von Neugründungen nutzen. Diese Form der Unternehmensgründung wird auch start-out genannt. Spread [engl. für: Ausstreuung, Spannweite] Bei Aktien gibt der Spread die Differenz zwi¬ schen T B i D - und T_a s k - p r i c e an. Um bei einer Transaktion Geld zu ver¬ dienen, muss die Kursbewegung größer sein als der Spread und die Transaktionsge¬ bühren zusammen (T b re ak-even- p o i n t). Im Fall von 11_f u t u r e s handelt es sich beim Spread-Trading um den gleichzeitigen Kaufund Verkauf von Kontrakten derselben Art, die zu unter¬ schiedlichen Zeiten fällig werden, oder von Kontrakten mit unterschiedlichen Ob¬ jekten. „Der Spread November/Sojaboh- nen vs. Dezember/Weizen hat sich in den letzten Jahren als außerordentlich lukra¬ tiv erwiesen." Stakeholder-Value [zu engl. s ta k e h o Id e r = jemand, der mit einem Einsatz an einem Spiel be¬ teiligt ist, und engl. va lu e = Wert] Ma¬ nagementansätze mit dem Ziel, „Wert" für alle die zu schaffen, die von den Auswir¬ kungen der Unternehmenspolitik betroffen sind. Gemeint sind damit zumeist die Be¬ schäftigten. Mit dem Stakeholder-Ansatz 'wird Besorgnis darüber zum Ausdruck ge¬ bracht, dass eine einseitige Ausrichtung des Unternehmenshandelns am Wertzu¬ wachs für die Aktionäre die realwirt¬ schaftlichen Erfolgsgrundlagen untergra¬ ben könnte. Es geht dabei etwa um die Frage, ob nicht eine langfristig vertrauens¬ volle Zusammenarbeit mit den Beschäftig¬ ten durch die Imperative einer kurzfristi¬ gen Orientierung am Börsenkurs gefährdet wird. Die Ziele von ’is harehol- der-value und Stakeholder-Value stehen dabei nicht unbedingt im Wider¬ spruch zueinander. Standardwert Die größten oder meistgehandelten Wer¬ te einer Börse. Während der ähnlich ver¬ wendete Begriff T b lu e chips so¬ wohl bei den traditionellen als auch bei den Wachstumsbörsen eingesetzt wird, sind mit Standardwerten üblicherweise die gängigsten Werte der traditionellen Börsen gemeint. In Deutschland gehören dazu die 30 Aktien des "TLj) a x®, in den USA die 30 Aktien des Dow-Jones-In- dustrial-Index. Start-up [zu engl. t o start u p = anspringen, starten] Ein neu gegründetes Unterneh-
s 142 Stock-Exch men, dessen Zukunft hoffnungsvoll, aber eher ungewiss ist. Finanziert werden die¬ se Unternehmen in der ersten Stufe mit dem Eigenkapital der Gründer, darauf folgt meist das ngel-funding von Freunden und Verwandten, und schlie߬ lich das lt_V ENTURE-CAPITAL.In der Venture-Capital-Sprache sind mit Start¬ ups Unternehmen gemeint, die bereits ein¬ satzfähige Produkte haben und mit deren Vermarktung beginnen. Typisch für Start¬ ups sind exorbitant hohe Umsatz-Wachs¬ tumsraten, ein hoher Investitionsbedarf und eine hohe ß urn-rate.AIs Ziel steht für die meisten Start-ups der T_i p o, der Börsengang, und irgendwann später hoffentlich einmal eine positive Unter¬ nehmensbilanz. Stock-Option [zu engl. stock = Aktie und engl. option = (Wahl)mögLichkeit] a k - TiENOPTioN. Stock-Options sind Wertpapiere, die es ermöglichen, zu ei¬ nem festgelegten Kurs Aktien eines Un¬ ternehmens zu erwerben. Stock-Options sind in den USA ein gebräuchlicher Ge¬ haltsbestandteil, in Europa sind sie meist nur in Unternehmen der New Economy üblich. Beispiel: Ein Topmanager bekommt statt einer Million nur eine halbe Million Euro Gehalt, aber dafür die Möglichkeit, in a n g e einem Jahr 100.000 Aktien zum gerade ak¬ tuellen Preis von 50 Euro zu erwerben. Ge¬ lingt es ihm, den Aktienkurs bis dahin um 20 Prozent auf 60 Euro zu steigern, brin¬ gen ihm die Stock-Options eine Million Euro Gewinn zusätzlich zum Festgehalt. Für Mitarbeiter in tart-ups sind Stock-Options ein erstklassiger Antrieb, um bis zum Börsengang an Bord zu blei¬ ben, denn erst dann kann die Stock-Op¬ tion überhaupt einen Wert erhalten. Stock-Picking [zu engl. stock = Aktie und engl. t o p i c k = herauspicken] Investment in die vielversprechendsten Aktien. Während es in guten Börsenzeiten ausreichen kann, wahllos zu investieren (auch der Affe, der mit dem Dartpfeil auf den Kurszettel wirft, kann da eine gute 1Lp erformance machen), muss in schwachen oder trägen Börsenzeiten schon sehr genau ausgewählt werden. Einen guten T return on investment erhält dann nur der An¬ leger, der geschickt die besten Aktien her¬ ausgepickt hat. Stock-Spli t [engl. für Aktienteilung] Aktienaufteilung, um zu stark gestiegene Kurse „Leichter" zu machen. Auf dem US-amerikanischen Ak¬ tienmarkt besteht für das Unternehmens-
s 1 4 3 management die Möglichkeit, jede existie¬ rende Aktie zur Kapitalberichtigung in zwei oder mehrere neue Aktien „aufzuspalten". Das Unternehmen erklärt die alten Aktien für ungültig und gibt an die bisherigen Anteilseigner neue Aktien in einem be¬ stimmten Teilungsverhältnis aus (1:2, 1:3, etc.). Somit bleibt der Anteil, den jeder Aktionär an dem Unternehmen hält, kon¬ stant, aber der Wert der einzelnen Aktie verringert sich dem Teilungsverhältnis ent¬ sprechend. Der nach dem Split gesunkene Preis macht die Aktie für Kleinanleger er¬ schwinglicher. Das gegenläufige Verfahren wird reverse-split genannt. Stop-Loss-Order [zu engl. I o s s = Verlust und engl. order = Auftrag] Ein Verkaufsauftrag, der aus¬ gelöst wird, wenn ein bestimmter Aktien¬ kurs erreicht bzw. unterschritten wird. An¬ statt weiter zu warten, ob die Aktie nicht vielleicht doch noch „zurückkommt", be¬ grenzt man die Verluste und schließt die ll_p o s i T i o N. Bei welchem Kurs man die Stop-Loss Order setzt, ist eine Frage der Interpretation der harts und der persönlichen Verlusttoleranz. „Natürlich kam der Kurs zurück - zehn Minuten nach¬ dem meine Stop-Loss-Order abgeräumt war", ärgert sich der Investor, der seine Order anscheinend falsch platziert hatte. Das wirklich Neue an der New Economy ist vor allem die Geschwindigkeit. Die Regeln sind die gleichen wie bisher - das Tempo macht den Unterschied. BERNT WEBER, VORSTANDSSPRECHER COMD I REKT BANK AG strategische A L L i a n z Intensive und weit reichende Zusammen¬ arbeit zwischen zwei Unternehmen bei ge¬ ringer Kapitalbeteiligung. In der Wirt¬ schaft sind strategische Allianzen etwa das, was Koalitionen in der Politik sind: Jeder behält seine Identität, aber beide einigen sich auf Vorhaben, die sie ge¬ meinsam durchsetzen wollen. In der New Economy wird der Begriff inflationär ge¬ braucht. Wenn windelservice.com seinen
s_ 144 Stock-Exch Bedarf bei Pampers deckt, ist das bereits eine Allianz. Strategisch wird sie erst, wenn windelservice.com nur noch bei Pam¬ pers einkauft und dafür 0,7 Pfennig Rabatt pro Windel bekommt. Das wäre dann eine lt_A D-HOC-MITTEILUNG wert. Sweet Equity [zu engl. sweet = süß und engl. e q u i ty = Eigen kapital] Spezielle Form der Mitarbeiterbeteiligung. Für Sweet- Equity-Programme muss eine AG eine zu¬ sätzliche Aktienklasse schaffen, die nur den Mitarbeitern vorbehalten ist und erst nach Ablauf einer Sperrfrist an der Börse gehandelt werden kann. Der Vorteil für das Unternehmen: Die Mitarbeiter müssen für ihre Beteiligung echtes Geld zahlen und sind bis zum Ablauf der Sperrfrist an die Firma gebunden. Der Vorteil für die Mitar¬ beiter: Das Sweet-Equity-Programm wird, zumindest in einigen Staaten, steuerlich begünstigt. Der Nachteil: Das 2-Klassen- System ist kompliziert und weckt den Arg¬ wohn der freien Aktionäre. S y n e r g i e [zu griech. s y n e r g i a = Mit-, Zusam¬ menarbeit] Das Prinzip 1+1=3 oder: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Das bedeutet, dass das aus einer Fusion entstandene Unternehmen mehr wert ist a n g e als der addierte Wert der beiden einzel¬ nen Unternehmen vorher. Im Zuge der tjUSIONITIS wurde der Begriff Synergie zum magischen Wort. Die meisten Unternehmenszusammenschlüsse werden dadurch begründet, dass man Synergien realisieren bzw. Synergieeffekte nutzen wolle. Mit Synergien können sich ergänzende Geschäftsfelder gemeint sein, genauso aber auch Rationalisierungsmög¬ lichkeiten. Die Tatsache, dass über die Hälfte der Fusionen fehlschlagen, spricht dafür, dass Synergien in der Praxis doch nicht so leicht zu realisieren sind. Meist wirkt sich jedoch die Ankündigung einer Fusion und der zu erwartende Synergie¬ effekt positiv auf den Aktienkurs eines Unternehmens aus. techni sehe Aktienanalyse Bestimmung und Vorhersage des Verlaufs von Aktienkursen unter Verwendung „tech¬ nischer" Indikatoren. Damit sind Daten ge¬ meint, die sich rein auf die Bewegungen des Aktienmarktes selbst, also auf Preise und Transaktionsvolumina beziehen, ohne wei¬ teren Rückgriff auf realwirtschaftliche Grö¬ ßen. Auf der Grundlage einer grafischen und statistischen Aufbereitung dieser Da¬ ten (T_c hart) versucht der technische Ta n a l y s t, Trends der Kursentwicklung
u 1 4 5 zu identifizieren und entsprechende Kauf¬ und Verkaufsempfehlungen abzugeben. zeigt demgegenüber einen weit gerin¬ geren Verlust. TMT [Abkürzung von: Technologie, Medien, Telekommunikation] Anfang 2000 ge¬ prägte Zauberformel für die Branchen mit der höchsten kursfantasie. TMT löst als direkter Nachfolger die Zau¬ berformel Internet ab. Konkurrierend da¬ zu gibt es mittlerweile auch das Kürzel time [Abkürzung von: Telekommunika¬ tion, 'Ti t, Medien und Elektronik]. TMT- Aktien wurden als diejenigen identifiziert, die neben den reinen T _o o t c o m - und 1Lb 2 B - Aktien am stärksten vom Inter¬ net profitieren würden. So wie TMT-Aktien bis Februar 2000 am stärksten am Kurs¬ aufschwung teilhatten, waren sie auch be¬ sonders stark von der darauf folgenden T_k orrektur betroffen. Top [engl. für: Spitze] Ausdruck für einen re¬ lativen Höchststand einer Aktie. Der Be¬ griff Top wird gern verwendet, um die ak¬ tuelle Situation besonders düster aussehen zu lassen. Beispiel: „Hotzenplotz hatte im Juli 2000 mehr als 40 Prozent gegenüber ihrem Top im März verloren." Das klingt zwar dramatisch, aber der übliche Ver¬ gleich mit dem Stand zum Jahresbeginn T r a d e r [engl. für: Händler] In der Börsensprache Ausdruck für kurzfristig orientierte Inves¬ toren mit rein spekulativem Interesse. Der Anlagehorizont der Trader ist auf Tage oder Wochen begrenzt. Bei einem Anlage¬ horizont von Minuten oder Stunden spricht man von tjAYTRAÖERN. Übernahme Aufkaufeines Unternehmens durch ein an¬ deres. Gebräuchlich ist auch der englische Begriff take-over. Je nachdem, wie begeistert das Management des Zielunter¬ nehmens ist, spricht man von einer freund¬ lichen oder einer feindlichen Übernahme. Feindliche Übernahmen sollen den Aktio¬ nären des Zielunternehmens oft durch eine sog. tender-offer versüßt werden: das Angebot, ihnen ihre Anteile zu einem Preis abzukaufen, der deutlich über dem gegenwärtigen Marktpreis liegt. Parade¬ beispiel für eine feindliche Übernahme ist die Vodafone-Mannesmann-Fusion. Nach- dem Mannesmann das Fusionsangebot der Briten mehrmals abgelehnt hatte, begann Vodafone den Kampf mit dem systemati¬ schen Aufkauf von Mannesmann-Aktien, bis diese sich schließlich geschLagen ge-
1J_ 146 Stock-Exch ben musste und es zu einer „gütlichen Einigung" kam. Underperformer [zu engl. u nder = unter und engl. performer = Darsteller] Aktie mit unterdurchschnittlicher Kursentwicklung. Viele Aktienanalysten bezeichnen ihre Verkaufsempfehlungen als „Market-Under- performer". Da es weit mehr Kauf- als Ver¬ kaufsempfehlungen gibt, müsste es also weit mehr Aktien mit überdurchschnitt¬ licher Kursentwicklung geben als mit un¬ terdurchschnittlicher. Rein statistisch kann dies jedoch nicht der Fall sein. Unterstützung Von Unterstützung für einen Finanztitel spricht man, wenn z.B. beim Fall des Kurses einer Aktie unter ein bestimmtes Niveau verstärkt Käufe einsetzen, die ein weiteres Absinken des Kurses verhin¬ dern. Das gegenläufige Phänomen ist der widerstand: Immer wenn der Ak¬ tienkurs auf ein bestimmtes Niveau an¬ steigt, werden verstärkt Verkäufe getätigt, die verhindern, dass der Kurs den Wider- standslevel übersteigt. upgraden [zu engl. to upgrade = aufwerten] Der Begriff bezeichnet zum einen die Hö- a n g e herbewertung von Aktien durch Analysten, was bedeutet, dass für die Zukunft eine bes¬ sere p ERFORMANCE der Aktie er¬ wartet wird. Zum anderen bezeichnet er die Hochstufung von Unternehmen oder Län¬ dern durch Rating-Agenturen. In diesem Fall wird die Fähigkeit des Schuldners, sei¬ ne Kredite zurückzuzahlen, positiver bewer¬ tet. Im Computerbereich heißt upgraden, dass man seinen Rechner mit der neues¬ ten Software aufrüstet oder die Speicher¬ kapazität erweitert. Venture-Capi ta l [engl. für: Risikokapital] Venture-Capital (VC) ist eine gängige Art der Finanzierung von iLs T a R T - u p s, die über nicht genü¬ gend Eigenkapital verfügen. Risikokapital¬ geber (venture-capitalists) haben sich darauf spezialisiert, hochriskan¬ te Jungunternehmen, die oft nicht mehr als eine Idee und einen T r u s i n e s s - plan vorlegen, zu finanzieren. Die Tatsa¬ che, dass das Geld in neun von zehn Fäl¬ len unwiederbringlich verloren ist, wird dadurch ausgeglichen, dass die Zuwachs¬ und Gewinnraten im Erfolgsfall immens hoch sein können. Volati lität [zu lat. v o I a t i l i s = flüchtig] Schwan¬ kungsbreite. Je volatiler eine Aktie ist,
2 1 4 7 New Economy - das sind neue Köpfe, neue Interaktion, neue Arbeitsweise, neue Flexibilität, neue Ausbildung, neue Offenheit, neue Lust am Risiko. DR. FLORIAN LANGENSCHEIDT, VENTURE CAPITALIST, VORSTAND BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT & F. A. BROCKHAUS AG desto höher und extremer schnellt der Kurs rauf und runter. Die Faustregel ist dabei: Je kleiner und jünger ein Unternehmen, desto höher die Volatilität - jede einzel¬ ne Nachricht kann die Lage der Firma kom¬ plett verändern. Das zeigt sich gerade bei den jungen Unternehmen am T n euen markt. Für die 30 Unternehmen des ±_J)A x® wird die Volatilität in einem eigenen Index gemessen, dem v d a x. W e b - I P 0 Sonderform des T i po. Der Web-IPO findet komplett im Internet statt. Börsen¬ aspiranten bieten im Internet über spe¬ zielle Dienstleister Aktien vorab an. Das ist eine Vorstufe des tatsächlichen Börsen¬ gangs und dient dazu, den Markt zu tes¬ ten. Außerdem ermöglicht der IPO, schon vor dem Börsengang frisches Geld zusam¬ menzubringen. z e i c h n e n Bei einer Tn euemission können Anleger innerhalb eines bestimmten Zeit¬ raums, der ZEICHNUNGSFRIST, durch das Zeichnen der Aktien ihren Wil¬ len bekunden, eine bestimmte Anzahl der neu auszugebenden Aktien zu kaufen. Häu¬ fig wird dabei eine Preisspanne vorge¬ geben, innerhalb deren die Gebote zu lie¬ gen haben (T b ookbuilding). Der tatsächliche Emissionspreis und die dem einzelnen Anleger zugeteilte Menge an Aktien entsprechen der Nachfrage. Wenn von Anlegern mehr Aktien gezeichnet werden, als verfügbar sind, spricht man von Überzeichnung.
1 4 8 New Marketing Neues Marketing für die neue Wirtsch Wo einst Produkt war, ist jetzt Kommu Kontakte „1 -t o-1" geknüpft. Below the
1 4 9 aft. Aus Verkaufen wird Beraten, nikation. über das Internet werden Line wird die Awareness der Stil-
A Marketing New 1 5 0 A d c I i c k [zu engl. a d = Anzeige und engl. t o c I i c k = klicken] Beschreibt die Quote von Besuchern einer Website, die das dort geschaltete T_ß a n n e r eines Werbe¬ treibenden anklicken. Eine Quote von 2% gilt bereits als gut. Adimpression [zu engl. a d = Anzeige und engl. i m - p r e s s i o n = Eindruck] Eine Adim¬ pression oder ein a D v i E w bezeichnet das Auftauchen eines T banners in voller Größe auf dem Bildschirm des Users. Verfahren wie die zeitliche Rotation von verschiedenen Bannern auf einer Inter¬ netseite oder das T_a dtargeting machen es nötig, das Werbevolumen pro Banner in Adimpressions anzugeben. Adservi ng [zu engl. ad = Anzeige und engl. to serve = dienen] Das Einspielen der Tb a n n e r auf verschiedenen Websites. Mehrere Unternehmen haben sich auf die Anzeigendistribution im Internet spezia¬ lisiert. Sie agieren als Bindeglied zwischen Werbekunden, die Banner schalten wollen, und Werbeträgern, die Banner publizieren möchten. Diese Schaltstellen verfügen über eigene Ts e r v e r, über die die Banner verteilt werden. Der Anzeigen¬ kunde nennt seine Zielgruppe, der Werbe¬ träger definiert seine Nutzerschaft, der ADSERVER schickt die Werbung zu den entsprechenden Websites. Adtargeting i[zu engl. a d = Anzeige und engl. t a r g e t = Ziel] Bei dieser Form der Onlinewerbung bekommt der Website¬ besucher einen zu seinem Profil passen¬ den T B A N N E R zu Gesicht. Bei Zugriff lassen sich generell der Tb r o w s e r, das Betriebssystem und manchmal auch das Herkunftsland des Users bestimmen. Was der User beim Anklicken des Banners dann sieht, ist auf diese Daten abge¬ stimmt. Benutzt ein Werbetreibender gar Cookies, so kann jede Information, die der Nutzer im Internet preisgibt, auch über längere Zeit gespeichert und später zum Adtargeting verwendet werden. Fahndet man in einer Suchmaschine nach einem Reiseführer für San Francisco, so könnte ein Banner auf der Ergebnisliste den pas¬ senden Flug bewerben - selbstverständlich vom nächstgelegenen Flughafen aus. Advertorial [zu engl. advertisement = Wer¬ bung, Anzeige und engl. e d i t o r i a l = Leitartikel] Bezeichnung für redaktionelle Artikel, die geschickt verpackte Werbebot-
A 1 5 1 schäften enthalten, bzw. eine Werbeform, in der die Anzeige wie ein redaktioneller Text aufgemacht ist. Advertorials können die im deutschen Presserecht geforderte Trennung zwischen redaktionellen Inhal¬ ten und Werbung verletzen, wenn sie nicht klar als solche gekennzeichnet sind. Ein typisches Beispiel ist der „Artikel", der nur durch das kleine Wort „Anzeige" mar¬ kiert ist, und einem unseriösen Produkt, wie etwa Tabletten, die eine Gewichts¬ abnahme von über 10 kg pro Woche ver¬ sprechen, einen seriösen Touch geben soll. Speziell auf Websites finden Advertorials zunehmend starke Verbreitung A k q u i s e [Kurzform von A k q u i s i t i o n = (Neu¬ kundenwerbung, zu frz. acquisition = Kauf, Erwerb] Akquise meint alle Akti¬ vitäten eines Unternehmens, um neue Kun¬ den zu gewinnen oder neue Geschäfte ab¬ zuschließen. Zu den Mitteln der Akquise zählen der Direktkontakt im Außendienst, die Dienste des Internets ews- LETTER), die Post (M A I L I N G S) und natürlich das Telefon. Letzteres kann professionell über allcenter in Telefonwerbeaktionen genutzt wer¬ den. Etwas vornehmer ausgedrückt heißt der Tätigkeitsbereich der Akquise auch „New Business". Ich assoziiere mit New Economy die neu¬ zeitliche Aufladung eines alten Natur¬ gesetzes: Survival of the fittest. Die Mischung aus Angst, Ablehnung, Neugier, Faszination und Inspiration ist wohl die Dialektik, die Fortschritt ausmacht. DR. OLIVER HERMES, GESCHÄFTSFÜHRER BAADER HERMES/Y&R A m b i ent Advertising [engl. für: umgebende Werbung] Bezeich¬ nung für alle Werbebotschaften, die sich außerhalb der typischen Werbeträger prä¬ sentieren. Die Anzeige auf dem Toiletten¬ deckel, der Werbeslogan auf dem Griff des Einkaufswagens im Supermarkt oder auf der Rückseite der Taxiquittung sind klassische Beispiele für Ambient Advertising. Nicht immer geschmackvoll, dafür aber aufmerk¬ samkeitsstark schleicht sich das Ambient
A New Marketing 1 5 2 Advertising in den Alltag des Verbrauchers ein, um der allgemeinen Werbemüdigkeit etwas entgegenzusetzen. Awareness [engl. für: Bewusstsein] Bewusstsein, Wahrnehmung einem Produkt gegenüber. Durch Werbung und weitere Kommunika¬ tionsmaßnahmen T B E LOW-TH E- L i N E soll das Bewusstsein des (poten¬ ziellen) Konsumenten für das Angebot geschärft werden. Denn nur wer ein Pro¬ dukt überhaupt wahrnimmt, kann ein Kauf¬ interesse oder Markenbewusstsein ent¬ wickeln. Banner [engl. für: Fahne, Spruchband] Die recht¬ eckige Werbefläche findet sich inzwischen auf fast jeder Website und ist noch immer die populärste Form der Werbung im Netz. Statische Banner aus der Frühzeit des In¬ ternets lockten mit einem unbewegten Bild, während heute überwiegend animier¬ te Banner mit kleinen Filmen um die Gunst der User buhlen (11_R ich media). Noch immer soll der Besucher der Website zum Ta d c l i c k animiert werden, der ihn zum Angebot des Werbetreibenden führt. Neue Formate wie z.B. T_n ano- sites bieten ihm über den Adclick hi¬ nausgehende Interaktionsmöglichkeiten oder verführen mit neuen Technologien wie T s TREAMING media. Auch wenn Banner als störend empfunden werden und sich die Ladezeiten erhöhen, sind sie für viele iLc o n t e n t - Anbieter, auch content-provider genannt, die einzige Einnahmequelle. Besteht eine Website aber nur noch aus einer Ansamm¬ lung von Bannern, wird sie abfällig als Bannerfriedhof bezeichnet. Banner-Burnout [zu engl. t o burn o u t = ausbrennen] Auch ein Werbebanner hat nur eine be¬ grenzte Lebensdauer: Unterschreitet die Zahl der i_A d v i e w s eine bestimmte Schwelle, so verliert das Banner an At¬ traktivität. Wenn die User nicht mehr auf die Werbebotschaft klicken, und die ll_c lick-rate unter die übliche 0,5%-Marke sinkt, ist es an der Zeit, die Werbegrafik auszutauschen. below the Line [engl. für: unterhalb der Linie] Kommuni¬ kationsmaßnahmen, die nicht zur klassi¬ schen Werbung gehören, sondern mit ge¬ zielter Promotion, durch spezielle Events oder Sponsoring die gewünschte Ziel¬ gruppe anvisieren. Below-the-line-Akti- vitäten haben den Vorteil, große Streu¬ verluste zu vermeiden, above the
1 5 3 line [engl. für: über der Linie] sind die klassischen Kommunikationsaktivitä¬ ten eines Unternehmens. Diese umfassen UBLIC relations, Verkaufs¬ förderung und Werbung in Form von Anzei¬ gen und Plakaten oder Werbespots in den gängigen Medien. Da die traditionelle Wer¬ bung mit vielen anderen Medienangebo¬ ten konkurriert, misst man Below-the-line- Aktivitäten künftig einen sehr viel höheren Stellenwert bei. B e n e f i t [engl. für: Nutzen, Gewinn] Mit Benefit ist der Nutzen eines Produkts oder einer Dienst¬ leistung für den Verbraucher gemeint. In Werbe- oder Multimediaagenturen gilt es meist, den Benefit eines bestimmten Pro¬ dukts herauszuarbeiten und in den Mittel¬ punkt der jeweiligen Kampagne zu rücken. Benefitting bedeutet aber auch, ein Werbeangebot mit einem direkten Nutzen auszustatten, wie etwa durch Gutscheine, spezielle Rabatte oder Verlosungen, um höhere Aufmerksamkeit zu erzielen. Best-Pri ce- S h o p p i n g Auch discounting oder bar¬ gaining [zu engl. b e s t = beste/r, p r i c e = Preis, to s h o p = einkaufen, d i s co u n t = Rabatt und bargain = New Economy ist für mich die Kombination von neuen Möglich¬ keiten durch das Internet in Verbindung mit einer neuen Denk- und Handlungsweise. ALBERT GOLLER, LEITER DER ZENTRAL¬ STELLE E-BUSINESS SIEMENS AG Sonderangebot] Die Liste der Begrifflich - keiten ist lang, doch gemeint ist immer das eine: die Schnäppchenjagd - ein Phäno¬ men, das sich trotz ausgeprägtem Marken¬ bewusstsein und steigender Bereitschaft, Zugehörigkeit und soziale Anerkennung durch den Kauf und Besitz bestimmter Pro¬ dukte zu symbolisieren, weiter durchsetzt. Für den Best-Price-Shopper zählt in erster Linie der emotionale Kick des Schnäpp¬ chens, das „Etwas-gespart-zu-Haben", ob¬ wohl er es wahrscheinlich ohne das rote
B New Marketing 1 5 4 Preisschild nie gekauft hätte. Der Best- Price-Shopper ist nicht oder nur in ge¬ ringem Ausmaß marken- oder produkt¬ treu. Dieser Trend zeigt sich gerade auch im Internet bei 'T w ebaucti ons, db_R everse auctions und dem 11_P OWE RSHOPPI NG. Bottom-up [engl. für:auf dem Kopf, verkehrt herum] 1. Kundenorientierter Marketingansatz. Das Unternehmen regelt nicht aus der „fer¬ nen" Konzernzentrale die Beziehungen zu den Kunden, sondern pflegt den direkten Kontakt und orientiert sich an den Kun¬ denbedürfnissen. Diese Haltung soll der Gefahr der Betriebsblindheit entgegen¬ wirken, da die Köpfe in den oberen Eta¬ gen häufig zu weit vom realen Leben ent¬ fernt sind. 2. Bezüglich der Börse meint der Bottom-up-Ansatz den Versuch, über die Analyse der wichtigsten Kennzahlen eines Unternehmens die Entwicklung der Aktie vorherzusagen. Brand-Extension [engl. für: Markenausweitung] Auch brand-stretching. Markener- weiterung, Markentransfer. Wenn Unter¬ nehmen ihre Marke auf neue Produkte aus¬ weiten, spricht man von Brand-Extension. Dabei profitiert das neue Produkt von der Bekanntheit und dem zl i m a g e der Mar¬ ke. Man möchte auf diese Art neue Ziel¬ gruppen erschließen. Das übergeordnete Ziel ist dabei die Steigerung des Unterneh¬ mens- und Markenwertes. Entscheidend ist, dass der Konsument den Tjmage- tr ans f er als glaubwürdig empfindet. Beispiel für eine Markenerweiterung ist Beiersdorf mit Nivea. Nachdem alle mög¬ lichen Plegeprodukte unter dem blau¬ weißen Markendach vereint waren, wurde auch die dekorative Kosmetik (Lippenstifte etc.) einbezogen. Ganz ohne Risiko ist ei¬ ne Brand-Extension nicht. Es besteht die Gefahr, dass die alten Produkte „kanniba- lisiert" werden. Brandi ng [zu engl. b r a n d = Marke] Bezeichnung für das professionelle Entwickeln einer Marke, um das Produkt leichter wiederer¬ kennbar zu machen, es von Konkurrenz¬ produkten eindeutig abzuheben und den Kunden daran zu binden. Dazu gehört vor allem der Markenname, der einprägsam sein muss und keine negativen Assoziatio¬ nen hervorrufen darf. Auch das visuelle Erscheinungsbild wie Form, Farbe und Logo sind von immanenter Wichtigkeit für das Branding. Die Gestaltung der Werbung, des T M ERCHANDISINGS und der R gehört ebenfalls dazu. Je populä-
c 1 5 5 Die Marke wird künftig entscheidend sein. Egal ob im Free-TV, Pay-TV oder Internet. Nur Unternehmen, die eine Marke kreieren, werden in Zukunft die Gewinner sein. THOMAS HA F FA, VORSTANDSVORSITZENDER EM.TV & MERCHANDISING AG rer und erfolgreicher eine Marke ist, des¬ to höher ist ihr b r a n d - v a l u e [engl. für: Markenwert], also ihr immaterieller Wert. Der konkrete Wert, den die Marke hat und der einen geschäftlichen Aktivposten bildet, bezeichnet man mit brand¬ equity [zu engl. e q u i t y = Stamm¬ kapital]. Als wertvollste Marke der Welt gilt derzeit Coca-Cola. Brand- Recogni tion-Code [engl. für: Markenerkennungscode] Mar¬ ken werden aufgrund einzelner Elemente wiedererkannt: Marlboro beispielsweise an der Farbe Rot, Adidas an den drei Streifen. Der Erkennungsgrad einer Marke ist dabei nicht nur abhängig von visuellen Elemen¬ ten wie dem Logo und dessen Farbigkeit, sondern auch von Sprache, Geruch oder Musik. Ein Song oder Klang, der einen Wer¬ bespot immer begleitet, kann zum Wie¬ dererkennen einer Marke führen. Die Eta¬ blierung eines Brand-Recognition-Codes benötigt Kontinuität. Zu viele Wechsel im Auftritt der Marke erschweren ihre Wieder¬ erkennbarkeit. Callcenter [zu engl. c a 11 = Anruf] Ein Callcenter ist der Ort, an dem eingehende Kunden¬ telefonate professionell bearbeitet wer¬ den (inbound) bzw. von dem aus neue Kundensegmente akquiriert werden (out¬ bound). Steigende Verbreitung fand die¬ se Form des Kundendialogs seit Mitte der Neunzigerjahre. Mithilfe von T re¬ lationship-marketing sollen die Konsumenten enger an das Unterneh¬ men gebunden werden. Callcenter werden meist im To utsourcing von einem Dienstleister betrieben. Die dort Ange-
€ 156 New Market! stellten können mithilfe eines ausgeklü¬ gelten Computersystems alle den Kunden betreffenden Daten innerhalb einer Se¬ kunde auf ihrem Bildschirm haben und Routinefragen zu Abrechnungen, Auftrags¬ status oder Adressänderung bearbeiten, ohne dass teure Fachkräfte der Firma damit beschäftigt sind. Claim [engl. für: Anspruch, Behauptung] Jene Zeile einer Anzeige oder eines Werbespots, in der die Vorzüge des Produkts zentral hervorgehoben werden. Der Claim ist kurz, prägnant und stellt die Produktvorteile in den Vordergrund wie etwa: „Ariel wäscht nicht nur sauber, sondern rein". Der Begriff wird häufig auch als Verb benutzt: „Sie claimen, mehr Nutzer zu haben als wir." Cli ck-Rate Auch CLICKTHROUGH-RATE. [ZU engl. to click = (an)klicken und engl. t h r o u g h = durch] Gibt das Verhält¬ nis zwischen den Sichtkontakten und tat¬ sächlich angeklickten Bannern (H_ad- c l i c k s) an. Auf einer durchschnitt¬ lichen Website befinden sich mehrere Dut¬ zend Links und Schaltflächen. Zur Optimie¬ rung der Website hilft es zu wissen, was wie oft angeklickt wird. Wenn 100 Leute das Banner sehen und 10 darauf klicken und n g zur Website des Werbenden gelangen, be¬ trägt die Clickthrough-Rate 10%. Ursprüng¬ lich war die Click- Rate als Erfolgskontrolle der T B a N N E R -Werbung gedacht: Je mehr User ein Werbebanner anklicken, desto höher die Wirksamkeit der Werbung. In den letzten zwei Jahren ergaben jedoch mehrere Studien, dass diese Maßzahl kei¬ ne realistischen Werte liefert: Mehr als drei Viertel aller Klicks auf Werbebanner wurden von den Betreibern der Websites selbst pro¬ duziert, um den Werbekunden eine hohe Wirksamkeit ihres Banners vorzugaukeln. Click-Stream [zu engl. to c l i c k = (an)klicken und engl. s t r e a m = Strom] Wenn Nutzer sich durch Websites klicken, wird dieser Weg in den T l o G F i L E s des T s e r v e r s gespeichert. Die Auswertung der Logfiles gibt Auskunft über Nutzungsfreundlich¬ keit und Probleme der Website und ermög¬ licht die Erstellung von Nutzerprofilen. Welche Verlinkung ist erfolgreich, wo be¬ reitet die 1Ln avigation Schwierig¬ keiten? Anhand des Click-Streams werden Websites optimiert und ihre Nutzbarkeit vereinfacht. Reißt der Datenstrom ab, hat der Nutzer die Website verlassen. Ob dies geschieht, weil er nichts Interessantes fin¬ det oder die Pizza geliefert wurde, darüber geben die Daten leider keine Auskunft.
C Cluetrain- Man i fest [zu engl. c I u e = Anhaltspunkt, Hinweis, Schlüssel und engl. train = Zug] Von den US-Marketingexperten Christopher Locke, Rick Levine, Doc Searls und David Weinberger 1999 verfasstes und veröffent¬ lichtes Manifest mit 95 Thesen, das als eine Art idealistische Grundsatzerklärung der New Economy gilt. Grob gesagt geht es um den Umgang der Wirtschaft mit dem Individuum. Das Manifest kritisiert dabei die Sprache, die Haltung und die Bevor¬ mundung der Unternehmen, die den Men¬ schen nur als Konsumenten sehen, und for¬ dert eine radikale Änderung. Mit Thesen wie „markets are conversations" (Märkte sind Gespräche) oder „companies need to realize their markets are often laughing at them" (Unternehmen tun gut daran, auf das Gelächter im Markt zu hören - oft gilt es ihnen) wollen die Autoren auf Missstän¬ de in der Geschäftswelt aufmerksam ma¬ chen. Auch wenn es manch einem doch etwas missionarisch erscheinen mag - das Manifest findet weltweit hohe Beachtung und wurde von zahlreichen Größen aus der New Economy unterzeichnet. Co-Brandi ng [zu engl. b r a n d = Marke] Gemeinsamer Marketingauftritt mehrerer Firmen für ein Produkt, etwa Visa-Kreditkarten mit Mer¬ cedes-Logo oder McDonald's-Kindermenüs mit Disney-Figuren. Erfolgreich kann Co- Branding nur sein, wenn die Marken auch zueinander passen. Typischer Flop: der VW-Porsche aus den 70er-Jahren. Communi t y - Marketing [zu engl. community = Gemein¬ schaft] Eine Community ist in diesem Zusammenhang eine Gemeinschaft, die nicht nur auf das Internet begrenzt ist, sondern vielmehr eine Interessengruppe innerhalb der Gesellschaft darstellt, die einer Subkultur ähnelt. Das Community- Marketing ist eine anspruchsvolle Form des New Marketing, da die Unternehmen hier versuchen, sich mit den Abnehmern zu verbünden, indem sie ihnen z.B. einen Ort im Netz zur Verfügung stellen, an dem sie kommunizieren, sich informieren oder auch einkaufen können. Insbesondere klei¬ neren Unternehmen mit Lifestyle-Produk- ten gelingt diese Art von Erzeuger-Ver¬ braucher-Gemeinschaft, da sie durch ihre ^LAUBWÜRDIGKEI T eine höhere Akzeptanz erwarten können. Großunterneh¬ men verdächtigt man hingegen immer des Strebens nach Gewinn und Wachstum. Das macht es für sie schwieriger, sich mit einer Community auf dieselbe Ebene zu stellen.
c iss New Marketing Communi ty of Choice [zu engl. c o m m u n i ty = Gemeinschaft und engl. c h oice = Wahl] Der Begriff geht auf den Schweden Torbern Bergmann zurück, der ihn 1775 für chemische Prozes¬ se verwendete. Heute wird Communities of Choice im soziologischen Kontext ver¬ wendet - und zwar für neue Wahlverwandt¬ schaften. Wo sich soziale Gefüge wie die Familie auflösen, entsteht ein neues Be¬ dürfnis nach Zugehörigkeit. Man wählt sich Gemeinschaften auf Zeit und wech¬ selt diese je nach Bedarf. Die Soziologie nennt das t r i b a l i s i e r u n g [zu lat. t r i b u s = Stamm] der Gesellschaft. Mitglieder eines Zigarrenclubs oder Be¬ sucher einer schicken Bar gehören zu einer Community of Choice. Auch das Tragen ei¬ ner Marke verrät Zugehörigkeit: Wer Nike trägt, gehört zu einer Gemeinschaft, die sich über die Markenwerte definiert. Das Logo fungiert als Zugehörigkeitscode. Corporate Culture [engl. für: Unternehmenskutur] Bis in die Achtzigerjahre hatten Unternehmen nur ein Ziel: Wachstum und Gewinnmaximie¬ rung. Erst die Übersättigung der Märkte ließen andere Aspekte ins Blickfeld gera¬ tenen, beispielsweise die Unternehmens¬ kultur, die sich aus komplexen Faktoren zusammensetzt: Wie ist die Philosophie eines Unternehmens, wie kommuniziertes mit seinen Partnern und den Medien, wie mit Angestellten? Wo will es sich positio¬ nieren, und wird es von außen auch dort wahrgenommen? Wie groß ist die Dishar¬ monie zwischen der Selbst- und Fremd¬ wahrnehmung? Vielen T s tart-ups fehlt die Corporate Culture, was als pri¬ märer Grund für eine hohe T c h u r n- r a t e gilt. Die Corporate Culture ist aus¬ schlaggebend dafür, wie sich die Mitar¬ beiter an ihrem Arbeitsplatz fühlen. Da¬ bei ist meist nicht entscheidend, was das Management sagt, sondern was es tut: „action speaks louder than words" - Taten sagen mehr als Worte. Corporate Identity (CI) [engl. für: Unternehmensidentität] Die Corporate Identity ist das Erscheinungsbild und Erkennungszeichen eines Unterneh¬ mens, das nach innen und außen durch ein einheitliches Design aller relevanten Kom¬ munikationsmittel vermittelt wird. Es geht also um eine ganzheitliche Kommunika¬ tion, die das T image verbessern soll. Die CI sorgt für Mitarbeitermotivation, da sie im Idealfall eine Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen bewirkt. Zum c i - M i x gehören corporate
1 5 9 Die New Economy bringt Pioniergeist, Kreativität und Dynamik in die Wirt¬ schaft. Eine innovative Verknüpfung dieses Ideenreichtums mit den Stärken und der Erfahrung der Old Economy bietet interessante und erfolgverspre¬ chende Zukunftschancen. DR. MICHAEL OTTO, VORSTANDSVORSITZENDER OTTO VERSAND GMBH & CO. Communications (Unternehmens- kommunkation: Werbung, Verkaufsförde¬ rung, Public Relations), corporate design (Unternehmensdarstellung durch Logo etc.) und corporate behavior (Unternehmensverhalten). Cross-Channel- Business [zu engl. cross = übergreifend, c h a n n e l = Kanal und business = Geschäft] Absatz- und medienkanal¬ übergreifendes Geschäftsmodell. Cross- Channel-Businesses sind Unternehmen, die sowohl im Internet präsent sind und dort E - commerce betreiben als auch über reale Geschäftsstellen verfügen (Blicks and m o r t a r ). Neuere Studien und die Pleiten von so genannten one-channel-businesses wie der Online-Modehändler Boo.com haben gezeigt, dass Unternehmen mit mehreren Vertriebskanälen in der Regel erfolgrei¬ cher sind. Cross-Channel- Marketing [zu engl. c r o s s = übergreifend und engl. c h a n n e l = Kanal] Die heutige Vielzahl der zur Verfügung stehenden Medien- und Absatzkanäle bringt es mit sich, dass auch Marketingmaßnahmen nicht auf einen Ka¬ nal beschränkt bleiben, sondern konzen¬ triert über diverse Kanäle gestreut werden. Eine Kombination aus mehreren Medien mit unterschiedlichem Aufmerksamkeits¬ profil kann so Menschen in verschiede¬ nen Verfassungen erreichen. Konkret könn¬ te das so aussehen, wie der Autokonzern Ford es im Frühjahr 2000 in den USA vor¬ gemacht hat: Ganzseitige Zeitungsannon¬ cen (1Lt E A s E R) weisen auf TV-Spots
c 1 6 0 New Marketing mit dem neuen Modell hin, in emotiona¬ len TV-Spots wird die URL der Website promotet, auf der sachliche Hintergrund¬ informationen zu den Fahrzeugen zu finden sind. Zusätzlich gibt es immer noch den Ford-Händler als persönlichen Kontakt. Crossmedi a-Format [engl. cross = Kreuzung und engl. media = Medien] Etablierte Medien wie Print und TV werden zusammen mit den neuen Medien genutzt, um eine ge¬ meinsame Botschaft zu übermitteln. Um die Lücken zwischen den einzelnen Medien zu überbrücken, wird eine integrierte Dra¬ maturgie für den T m e d i am i x ver¬ wendet. Mit der reinen Nennung der In¬ ternetadresse im TV-Spot ist es hierbei allerdings nicht getan. So versuchte RTL im Herbst 2000 durch Werbung für das For¬ mat der Sendung „Hautnah" auch auf die Websites neugierig zu machen, indem der Zuschauer das neue „Hautnah"-Model wäh¬ len kann und zusätzlich zu Informationen über die Sendung auch noch eine Menge nackter Haut geboten bekommt. Cross-Selling [zu engl. cross = Kreuz und engl. t o s e 11 = verkaufen] Branchenübergreifen¬ de Kaufangebote. Wer das nötige Kleingeld zum Hummerkauf hat, sollte auch gern und viel für Schmuck ausgeben. Im Internet ist es eine Sache von Sekunden, Angebote mit¬ einander zu verknüpfen: Bücherund Lebens¬ mittel, Reisen und Sprachkurse etc. Solan¬ ge der Surfer die zusätzlichen Angebote eher als Service denn als Aufdringlichkeit erlebt, gibt es ein Cross-Selling-Potenzial. Doch auch in der realen Welt gibt es seit Jahren erfolgreiche CS-Modelle: Tchibo- Shops und Tankstellen-Supermärkte. Customer- Relationship- Marketing (CRM) [zu engl. customer = Kunde und engl. relationship = Beziehung] Elektronisch unterstützte Pflege der Kun¬ denbeziehung. CRM-Systeme schaffen die Voraussetzungen für das Sammeln und Analysieren kundenbezogener Daten, z.B. Kaufverhalten, berufliche Stellung, Ein¬ kommensgruppe. Auf dieser Basis werden Handlungsrichtlinien entworfen, um Kun¬ den persönlich anzusprechen, ihre Zufrie¬ denheit zu erhöhen und damit langfristig die Kundenbindung zu stärken. Leiderist in der Praxis noch unklar, was alles unter diesen Begriff fällt. Die einen verstehen darunter ewsletter für Kun¬ den, die anderen 1Lp r o f i l i n g , wie¬ der andere die Integration der gesamten Versorgungskette.
n 1 6 1 Eine New Economy gibt es für mich eigentlich nicht. Das Internet hat aber neue Vertriebskanäle eröffnet, die es Unternehmen erlauben, ohne Begrenzung durch Öffnungszeiten oder Zeitzonen weltweit zu agieren. M A 6 N A X MANUEL LÜDERS, ÜNDUNGSMITGLI ED, CEO TBI D INDUSTRIE KTIONEN AG R E U Database- Marketing [engl. für: datenbasiertes Marketing] In¬ formationsorientiertes Marketing. Alle nutz¬ baren Informationen aus dem Unternehmen oder von außerhalb sollen in die Marketing¬ strategie für alte und neue Produkte ein¬ fließen. Man nutzt z. B. die Erfahrungen der CUSTOMER-CARE-DIVISION (neudeutsch für: Reklamationsabteilung), um so das Produkt oder den Service zu verbessern. Der umstrittene Nebeneffekt: Durch Verknüpfung verschiedener Info- Quellen lassen sich Persönlichkeitsprofile erstellen, die den Konsumenten „gläsern" machen - und die herrschenden Daten¬ schutzrichtlinien aushebeln. Di rektmarketing Alle Marketingaktivitäten, die ein Unterneh¬ men in direktem Kontakt und durch indi¬ viduelle Kommunikation mit der Zielgrup¬ pe verfolgt. Ein Anbieter spricht dabei den potenziellen Kunden im Rahmen der Ver¬ kaufsförderung entweder auf schriftlichem Wege (Kataloge, 1L_n ewsletter, 1Lm a i l i n g s ), in Telefongesprächen (Telefonakquise), in persönlichem Gespräch durch Außendienstmitarbeiter oder am 1Lp o s (Point of Sale) an. Datengestütz¬ te Computeranwendungen (11_crm, T D a T a M i n i N G ) unterstützen das Unternehmen bei der adäquaten Kunden¬ ansprache. Der Anbieter erhofft sich gerin¬ ge Streuverluste, da die Zielgruppe direkt angesprochen wird. Oft ist dies jedoch nur ein Wunschdenken, da Vertreter meist ab¬ gewimmelt werden und viele Mailings un¬ gelesen im Papierkorb landen. Besondere Anreize können hier 1Le arly birds und 1L_g ive-aways schaffen, denn wo es was umsonst gibt, ist immer was los.
E 162 New Market Early Bird [engl. für: früher Vogel] Ganz im Sinne des alten Sprichwortes „Early bird catches the worm" (Früher Vogelfängt den Wurm) bezeichnet der Early Bird eine Werbebot¬ schaft, die zu einer besonders schnellen Reaktion veranlasst. Im T d i r ekt- marketing wird meist ein besonderer Anreiz, der „Wurm", zur raschen Antwort bzw. Bestellung innerhalb einer bestimm¬ ten Frist geboten. Durch die Aussicht auf einen besonders günstigen Preis, ein klei¬ nes Geschenk, die Teilnahme an einer Son¬ derverlosung o.Ä. soll der Kunde zu schnel¬ lem Handeln motiviert werden. Legt er das Mailing oder den Katalog nämlich erst ein¬ mal wieder aus der Hand, gilt das andere Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn". Emotional Design [engl. für: emotionales Design] Der Begriff drückt den gestalterischen Ansatz aus, dass Design vor allem die Gefühlswelt des Kon¬ sumenten ansprechen muss, damit sich Pro¬ dukte verkaufen. Das Überangebot an Wa¬ ren erschwert unsere Fähigkeit, rationale Kaufentscheidungen zu treffen, sodass Emo¬ tionen eine Art Kompassfunktion im Pro¬ duktdschungel übernehmen. Darüber hin¬ aus verkörpert das Design das T image einer Marke. Farben und Formen sind kom¬ munikative Botschaften, über die eine Be- i n g Ziehung zum Konsumenten aufgebaut wird. Ein gutes Beispiel für Emotional Design ist der iMac von Apple. Die bunten Farben nehmen dem technischen Gerät die Kälte und wecken die Assoziation der spielerisch einfachen Bedienung. Ethnomarketing Auf bestimmte Bevölkerungsgruppen kon¬ zentriertes Marketing. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland die Differenzierung von Zielgruppen nach ethnischen Gesichts¬ punkten, insbesondere in Hinsicht auf die türkische Bevölkerungsgruppe. Die poten¬ ziellen Kunden werden dabei mit eigens für sie konzipierten Spots und Anzeigen um¬ worben. Engagiert werden dafür türkische oder türkisch-deutsche Marketingfachleu¬ te, die die Geschichte, Kultur, Mentalität und Wünsche, aber auch das Konsumver¬ halten ihrer Landsleute gut kennen. Das entsprechende kulturelle Wissen ist hier¬ bei entscheidend für den Erfolg einer Kam¬ pagne. Fauxpas wie etwa die Sondertele¬ fonkarte der niederländischen Telecom KPN mit dem Konterfei Atatürks, dessen Politik heute nicht unumstritten ist, können bis¬ weilen massive Ablehnung hervorrufen. Euro-Styles Der europäische Binnenmarkt macht mit seinen 320 Millionen Menschen etwa 40%
E 1 6 3 des Welthandels aus. Über die verschiede¬ nen Euro-Styles wird versucht, die Konsu¬ menten dieses Marktes nach einheitlichem Muster über die kulturellen Unterschiede hinweg zu kategorisieren. Aus einer Stu¬ die des französischen Centre de Commu¬ nication Avance in Zusammenarbeit mit Europanel, dem Zusammenschluß der euro¬ päischen Verbraucherpanelinstitute, sind 16 verschiedene Konsumententypen empi¬ risch abgeleitet worden. Dabei geht es in erster Linie nicht um demographische Fak¬ toren wie Alter, Geschlecht, Einkommen etc., sondern um Lifestyle-Gruppen mit sehr unterschiedlichen Wertesystemen, Verhaltensweisen und Motiven. So gibt esz. B. den karriereorientierten Euro-Busi¬ ness, den vorsichtigen Euro-Prudent, den korrekten Euro-Moralisten und den for¬ schen Euro-Pionier. Eventmarketing [zu engl. event = Veranstaltung] Das Veranstalten von mehr oder weniger gro¬ ßen Ereignissen zu Werbezwecken. Von Eventmarketing spricht man beispielswei¬ se, wenn für die Produkteinführung eines neuen Wagens ein kostenloses Konzert in der Innenstadt organisiert wird und dabei nebenbei der Wagen beworben wird. Diese Form der 11_b e low-the-li ne -Ak¬ tivitäten nimmt mittlerweile einen großen Es ist an der Zeit, dass wir Europäer endlich den Amerikanern die Profis abwerben - und nicht umgekehrt wie bisher. BURCKH AR D T BONELLO, GRÜNDUNGSMITGLIED MEOME.DE GRÜNDUNGSMITGLIED NOVEDIA SYSTEMHAUS GMBH Stellenwert im Marketingbudget ein, und es haben sich zahlreiche Spezialagenturen zur Durchführung von Events etabliert. Expectation- Management [zu engl. expectation = Erwartung] Expectation-Management heißt so viel wie: die Erwartungen anderer, insbeson¬ dere die der Kunden,zu managen, in der Regel herunterzuschrauben, damit zu ho¬ he Erwartungen nicht unerfüllt bleiben.
E 164 New Marketing Es kann sowohl im privaten als auch im be¬ ruflichen Bereich betrieben werden und ist besonders hilfreich, wenn die Ressourcen (Zeit, Geld, Kräfte) knapp sind. Bei einem Kunden, der sich eine komplette Website innerhalb von zwei Wochen wünscht, wird der Dienstleister zum Expectation-Mana¬ gement greifen müssen. In etwa so: In An¬ betracht des doch beträchtlichen Umfangs an strategischer, kreativer und technologi¬ scher Leistung, die der Auftrag umfasst, so¬ wie der Knappheit der Arbeitsplätze in den neuen Medien wäre das Produkt frühes¬ tens in zwei Monaten in der T b eta- version zu haben. Eyeballs [engl. für: Augäpfel] Eyeballs sind das Web-begriffliche Äquivalent zu Leser oder Zuschauer. Obwohl man konsequenterwei¬ se von Pair of Eyeballs sprechen müsste, handelt es sich bei fünf Eyeballs um fünf Personen, die sich eine Site angeschaut haben. Andere Zählweisen sind ll_p age- impressions oder ll_v i s i t s . Fencing [zu engl. to fence = ein-, umzäunen] Preispolitische Marketingstrategie. Um möglichst alle Kundensegmente abzu¬ decken, wird ein Produkt häufig in ver¬ schiedenen Preisklassen angeboten, etwa zu einem „Spottpreis" im Discounter oder entsprechend teurer im Fachhandel. Durch Fencing soll verhindert werden, dass die Kundensegmente, die bereit sind, höhere Preise zu zahlen, preisermäßigte Produkte erhalten. Diese personelle Preisdifferenzie¬ rung kann durch „Zweitmarken" unterstützt werden. m o-name-produkte stammen häufig aus demselben Haus wie das ungleich teurere Markenprodukt. Da diese jedoch in unschönen Verpackungen stecken, besteht für den Kunden, der das obere Preisniveau bevorzugt, wenig An¬ reiz, das Produkt zu kaufen. fire and forget [engl. für: abfeuern und vergessen] Ten¬ denziell abschätziger Ausdruck für die Funk¬ tionsweise elektronischer Medien ohne tjüCKKANAL wie z. B. das Fern¬ sehen. Daten oder Information werden auf den Konsumenten „abgeschossen". Eine Rückmeldung, ob diese Informationen zur Kenntnis genommen oder empfangen wer¬ den, erfolgt jedoch nicht. Im Gegensatz dazu ermöglichen Medien wie das Inter¬ net die Interaktion. Franchising [zu engl. to franchise = Lizenz er¬ teilen] Vertikale Absatzorganisation zwi¬ schen selbstständigen Unternehmen auf
_G_ 1 6 5 vertraglich geregelter Basis. Der Franchise¬ nehmer übernimmt das Firmenkonzept und den Namen des Franchisegebers und darf dieses gegen Entgelt nutzen. Er tritt mit eigenem Kapital und auf eigenes Risiko ein. Ein Franchisepaket besteht aus einem Absatz-, Beschaffungs- und Organisations¬ rechten, dem Nutzungsrecht an Schutzrech¬ ten, der Ausbildung des Franchisenehmers u.v.m. Franchiseunternehmen treten am Markt einheitlich auf. Das berühmteste Beispiel dafür ist wohl McDonalds, was auch erklärt, warum der Hamburger über¬ all gleich schmeckt. Generations Unter der Bezeichnung Generation® wer¬ den die Jugendlichen verstanden, die von Kindesbeinen an den Umgang mit dem Computer erlernt haben. Für sie ist er ein alltägliches Werkzeug, das sie ohne großen New Economy ist ein Modebegriff, der eine durch das Internet getriebene Gründerwelle beschreibt. Am Anfang war Euphorie, jetzt ist Depression, bald kommt Normalität. Dann ist New Economy einfach Economy. DR. MATHIAS DÖPFNER, VORSTAND ZEITUNGEN, MULTIMED I A/ELEKTRO- NISCHE MEDIEN AXEL SPRINGER VERLAG AG Respekt aber mit Kompetenz bedienen, während die ältere Generation dieses Ins¬ trument noch immer mit kritischer Distanz beobachtet. Dies spiegelt auch das neue Selbstbewusstsein und den Gründergeist dieser Generation wider. G i ve-away [zu engl. to give a way = wegge¬ ben, verschenken] Werbegeschenk. Ein Give-away wird sowohl auf Veranstaltun¬ gen mit hohem Öffentlichkeitswert, z.B. auf Jahrmärkten oder bei Fußballspielen, verteilt als auch an Kunden verschenkt, die das Unternehmen besuchen. Die kleinen Präsente können Produktproben wie Scho¬ koriegel oder CD-ROMs, aber auch Werbe¬ geschenke der niederen (Kugelschreiber und Luftballons mit Firmenlogo) oder der gehobenen Kategorie (Markenfüllfeder¬ halter mit Firmengravur) sein.
G 166 New Marketing Glaubwürdigkeit Auch credibility. Anfang der Neunzigerjahre war Credibility vor allem in der Jugend- und Musikszene ein gebräuch¬ licher Ausdruck dafür, wie souverän und glaubwürdig eine Person war. Heute wird der Begriff auch für Geschäftsbeziehungen verwendet und steht hier stellvertretend für Professionalität. „Der hat seine Credibi¬ lity total verspielt" könnte zum Beispiel ein Kommentar nach einer verpatzten Prä¬ sentation sein. Insbesondere spielt die Glaubwürdigkeit aber in der Kommunika¬ tionspolitik eines Unternehmens eine gro¬ ße Rolle, ist sie doch eines der wichtigsten Elemente der Akzeptanz und Etablierung. Je höher die Glaubwürdigkeit, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für die Wirksam¬ keit der Kommunikation und die Akzep¬ tanz eines Produktes, desto besser ist das T I mage und desto höher der Absatz. Global Brand [engl. für: weltumspannende Marke] Auch megabrand, Weltmarke, Mega-Marke. Ob eine Marke ein Global Brand ist, hängt von ihrem Bekanntheitsgrad und ihrer Strategie ab. Global Brands sind weltweit vom Konsumenten identifizierbare Mar¬ ken, die auch bei geringen Unterschieden im Marketing-Mix nach denselben strate¬ gischen Prinzipien arbeiten, die in jedem Land dasselbe Erscheinungsbild, Logo und denselben Namen haben und auf allen rele¬ vanten Märkten stark positioniert sind. Zu den größten Global Brands gehören Coca- Cola, Marlboro, McDonalds und Microsoft. Probleme treten jedoch auf, wenn der Na¬ me in der anderen Sprache eine andere (negative) Bedeutung hat, wie etwa „Uno" (Fiat) auf Italienisch zwar „eins", auf Fin¬ nisch aber „Trottel" bedeutet. Schlechte Erfahrungen machte auch Rolls Royce in Deutschland mit seinem Modell „Silver Mist" (Silberner Nebel). Glokalismus [Zusammensetzung aus g I o b a l und l o - k a l] Je globaler die Strukturen werden, in denen Menschen Leben, desto größer wird das Bedürfnis nach Heimat, Ortsge¬ bundenheit und einer vertrauten kultu¬ rellen Identität. Für das Marketing der T G LOBAL player bedeutet dies, dass Werbekampagnen nicht mehr einheit¬ lich in allen Ländern eingesetzt werden, sondern ganz gezielt den Lokalen Eigen¬ arten angepasst werden. Goodwi l L [engl. für: Wohlwollen] Mit Goodwill ist das Wohlwollen und die positive Einstel¬ lung gemeint, die Konsumenten und Inves¬ toren einem Unternehmen, einem Produkt
G 1 6 7 oder einer Marke entgegenbringen. Gerade bei l_s T art-ups der New Economy ist der Goodwill häufig mehr wert, als das Unternehmen an sich. Das bedeutet, dass dem Unternehmen Vertrauen in seine Leis¬ tung und seinen (zukünftigen) Wert ent¬ gegengebracht wird. Von Goodwill-Effekt spricht man dann, wenn durch den guten Ruf und das gute Image eines Produkts die Verkaufsbedingungen anderer Produkte desselben Unternehmens positiv beein¬ flusst werden. Green Washing [zu engl. green = grün und engl. t o w a s h = waschen] Bei dieser Strategie wird selbst das geringste ökologische Merk¬ mal eines (unökologischen) Produktes wer¬ bewirksam genutzt. Diese Methode wird vor allem auf dem Automarkt angewendet. In der Werbung für einen neuen Wagen wird dann gern auf den geringen C02-Ausstoß hingewiesen, der vielleicht unter dem Durchschnitt liegen mag, aber dennoch umweltschädlich bleibt. Häufig taucht das Green Washing auch im Zusammenhang mit Hygiene- und Waschmitteln auf. Gueri llamarketing Was tun, wenn die Konkurrenz übermäch¬ tig ist oder das Geld nicht für einen groß angelegten Werbefeldzug reicht? Die Al- Wir waren das Wasser in der Wüste. MICHAEL ZERR, GESCHÄFTSFÜHRER YELLO-STROM ternative lautet: Den Kleinkrieg starten, Guerillataktiken einsetzen. Statt Geld wird vor allem Energie eingesetzt. Diese Form des Marketings setzt das Auffinden eines spezifischen Marktsegments voraus, da man hier die besten Chancen hat, sich mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mit¬ teln zu behaupten. Das Unternehmen kann sich dabei auf einzelne Produkt- und Ziel¬ gruppen konzentrieren, außergewöhnliche Vertriebskanäle einsetzen oder eine geogra¬ phische Begrenzung vornehmen. Schritt für
H 1 6 8 New Marketing Schritt versucht der Guerillamarketer, Markt¬ anteile zu gewinnen, ohne den Marktführer auf sich aufmerksam zu machen und einen großen Werbegegenfeldzug auszulösen. Homeshoppi ng [zu engl. h o m e = Heim, Zuhause und engl. to s h o p = einkaufen] Auch teleshopping. Die Nutzung von Telekommunikation, um Einkäufe zu tä¬ tigen. Dies kann per Telefon, Fax, E-Mail oder online geschehen. Der Kunde kann sich das Produkt seiner Wahl im Fernse¬ hen, Katalog, Internet etc. ansehen und dann bestellen. Der Begriff screen¬ shopping [zu engl. screen = Bildschirm] ist noch etwas genauer und schließt das Printmedium aus: Gemeint ist ausschließlich das Einkäufen vom Bild¬ schirm aus. Der Kunde sitzt entweder vor dem Computer und kauft in einem Online¬ kaufhaus ein oder relaxt im Fernsehsessel, sieht sich Infomercials an und bestellt die dort angepriesene Ware per Telefon. So oder so, man braucht das Haus nicht mehr zu verlassen. Image [engl. für: Bild, Bildnis, Vorstellung] Die Vorstellung, die ein Einzelner oder eine Gruppe von einer anderen Person, Gruppe oder Sache hat. Das Image beruht sowohl auf objektiven Tatsachen als auch auf sub¬ jektiven Gefühlen oder Erfahrungen. Es spielt im Marketing eine große Rolle, da sich Produkte in ihrer Qualität nicht mehr stark genug voneinander unterscheiden. Um sich von anderen Produkten abzugren¬ zen, muss ein positives Image aufgebaut werden. Dieses bietet den emotionalen Mehrwert (T_z usatznutzen). Auch wenn es in einem Slogan heißt „Image ist nichts, Durst ist alles", ist es doch gerade das Image, was den Konsumenten speziell zu diesem Produkt greifen lässt. Imagetransfer [zu engl. i m ag e = Bild, Bildnis, Vor¬ stellung] Übertragung eines bereits be¬ stehenden Images auf eine andere Person, ein anderes Produkt oder Unternehmen. Ein Imagetransfer findet in Bezug auf Pro¬ dukte meistens durch die Verwendung der¬ selben Marke statt. Das neue Produkt pro¬ fitiert dann von dem positiven Image und der Bekanntheit einer bereits gut einge¬ führten Marke. Einen Imagetransfer ver¬ suchen Unternehmen aber auch in ihrer T.publi c-relation s - Strategie zu erreichen. Dies gelingt ihnen insbe¬ sondere durch den Einsatz so genannter Tb e lo w-t h e - l i N E-Maßnah¬ men. Indem Adidas z.B. Streetball-Tur¬ niere organisierte, die über ein breites
1 6 9 Rahmenprogramm wie Hip-Hop-DJs und Skateboardrampen verfügten, gelang dem Sportartikelhersteller der Transfer vom miefigen Turnhallenimage zur angesagten Kultmarke. intergeneratives Marketing Marketing für alle Altersklassen. Wer sein Produkt nur an die Stammkunden vermark¬ tet (Ernte 23), altert mit diesen und stirbt schließlich aus. Wer sich ausschließlich an den Jungen orientiert (Camel) vergrätzt die Alten unter seinen Kunden. Wer alle erreichen will, muss auch alle ansprechen. Intergeneratives Marketing wählt dabei unterschiedliche Ansprachen für die Ge¬ nerationen oder eine gemeinsame, alters¬ übergreifende Ansprache. Interpassivität [zu lat. inter- = zwischen- und lat. p a ssi vu s = duldend, untätig] Bei In¬ terpassivität handelt es sich nicht um das Gegenstück zur Interaktivität, sondern um eine passive Variante von dieser. Der Ge¬ nuss bzw. Konsum wird hier anderen über¬ lassen: Fernsehkomödien lachen für uns, Kopiergeräte übernehmen das Lesen, Vi¬ deokameras betrachten die Sehenswür¬ digkeiten unserer Reisen, Videorecorder sehen unsere Wunschsendungen und An¬ rufbeantworter hören sich unsere Anrufe an. Interpassivität kommt überall dort vor, wo Maschinen oder Personen für uns so¬ wohl die Erfahrung als auch den Genuss übernehmen. Das gibt uns die Zeit für an¬ dere Tätigkeiten, andere Genüsse. Der Be¬ griff stammt ursprünglich aus der Kunst und wurde Anfang der Neunzigerjahre von dem slowenischen Philosophen Slavoj Zizek geprägt. Interstitial [zu engl. i n t e r s t i c e = Zwischen¬ raum, Sprung] Auch intermerci al. [aus interaktiv und engl. commercial = Werbespot] Interaktiver Werbespot im Internet. Kaum hat man gelernt, all die blinkenden T R ich-medi A-Banner zu ignorieren, kommen die Werber mit in¬ teraktiven Videosequenzen daher. Beim Wechsel von einer Internetseite zur nächs¬ ten wird das Interstitial im gesamten Browserfenster angezeigt. Die eigentliche Zielseite wird nach kurzer Verzögerung meist automatisch dargestellt. Intersti¬ tials werden als Werbeform nur selten angewendet, da sie im Vergleich zu den wesentlich dezenteren T b a n n e r n extrem in das Surferlebnis eines Users eingreifen. Des Weiteren benötigen Inter- mercials viel 'T b andbreite, was bedeutet, dass sie den Nutzer zum Warten
New Marketing JC 1 7 0 vor dem leeren Monitor zwingen. Und da die meisten Internetnutzer notorisch un¬ geduldig sind, wird sich diese Werbeform eher geringer Beliebtheit erfreuen. Keep-out-Price [zu engl. to keep o u t = fern halten und engl. p r i c e = Preis] Bezeichnet den Einsatz von niedrigsten Preisen, um der Konkurrenz den Zugang zu einem Markt praktisch unmöglich zu machen. Dieses Verfahren erfreute sich zuneh¬ mender Popularität bei finanzkräftigen 'T E - businesses, die manche Produkte zum Einkaufspreis verkaufen, nur um Marktanteile und Zugang zu neuen Kunden zu gewinnen. Kaum ein anderes Unternehmen wird versuchen, in solch einen Markt zu drängen. Die Konkurrenz ist damit effektiv fern gehalten. Kultmarketing Kultmarketing, so wie es in dem gleich¬ namigen Buch von David Bosshart und Norbert Bolz beschrieben ist, bedeutet, Marken mit Mythen und Geschichten auf¬ zuladen und diese für die Konsumenten mit einem spirituellen Mehrwert zu verse¬ hen. Der Mangel an Kultischem und Rituel¬ lem in einer Gesellschaft, die vorwiegend wissenschaftlich und rational-analytisch orientiert ist, hat die Basis für diese Form des Marketing geschaffen. Mythos wirkt ab¬ satzsteigernd. Coca-Cola und Nike sind z.B. Kultmarken, die durch Historie und Legen¬ denbildung Kultstatus erlangten. Kultmar¬ keting setzt häufig auf Mund-zu-Mund-Pro- paganda und eine Produktinszenierung, die den Geschmack der s tilgruppe trifft, ohne das Etikett „Kult" zu offen¬ sichtlich zu transportieren. Labeling [zu engl. label = Etikett] Der Begriff definiert Zielgruppen oder Lifestyle-Typen aufgrund eines exemplarischen Konsumver¬ haltens, das Rückschlüsse auf andere Kon¬ sumvorlieben offenbaren soll. Die durch eine Vorliebe für eine Marke eruierte Ka¬ tegorie steht also symptomatisch für even¬ tuelle andere Präferenzen. Beispiel: Die Käufer von Retro-Puma-Schuhen dürften Mitte zwanzig sein, einem urbanen Umfeld angehören und möglicherweise einen krea¬ tiven Beruf ausüben. Diese Gruppe dürfte nun eine Affinität zu Produkten mit ver¬ wandter Stilsprache haben beispielsweise zu Boot-Cut-Jeans oder Cordhosen. Launch [engl. für: Einführung, Premiere] Wird ein Produkt nach seiner Entwicklungspha¬ se auf dem Markt eingeführt, spricht man von seinem Launch. Im Falle einer Web-
1 7 1 Die New Economy ist die Verschmel¬ zung des Know-how der Old Economy mit den Technologien einer digitalen Welt. Bei mir persönlich hat sie Kreativität freigesetzt und mir Wege eröffnet, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. PROF. PETER KABEL, GRÜNDER, CEO KABEL NEW MEDIA AG site handelt es um den Augenblick, in dem der T c o n t e n t online geht. Beim Launch wird die Site der Netzöffentlich¬ keit oder den Businesspartnern zugäng¬ lich gemacht. Ein s o f t l a u n c h be¬ zeichnet die initiale Publikation einer Website für den öffentlichen Zugang. Oft handelt es sich dabei um eine T b e - TAVERSION mit noch nicht vollstän¬ digem Inhalt oder Funktionsumfang. Der Softlaunch dient dazu, etwaige Fehler und Probleme auszumerzen und ersten Nutzern den Zugang zu ermöglichen. Nach dieser 'Generalprobe' wird der hard- launch dann oft mit einer Werbekam¬ pagne oder Presseberichten angekündigt. Das Bertelsmannportal www.wissen.de ging beispielsweise zunächst mit einem Softlaunch an den Start und wurde bis zum Hardlaunch laufend aktualisiert und er¬ weitert. Eine Neuauflage, Neuausrichtung oder Neupositionierung eines Produktes oder einer Marke wird mit relaunch bezeichnet. Leapfrogging [zu engl. leapfrog = Bockspringen] Kaufentscheidungen werden in Erwartung besserer Angebote auf die Zukunft ver¬ schoben. Das Leapfrogging trifft vor allem auf technologieorientierte Märkte zu, wo die Entwicklung zu besseren, schnelleren Produkten zu günstigeren Preisen inner¬ halb kürzester Zeit vonstatten geht. Vor alLem im Computerbereich gibt es stän¬ dig Preissenkungen und Produktinnova¬ tionen. Steht der Konsument nicht unter Zeitdruck bei seinem Kaufvorhaben, kann er ein günstigeres Angebot abwarten: „Ich kaufe mir den Computer erst in 3 Mona¬ ten, dann ist er günstiger. Die Diplomar¬ beit muss so Lange warten."
1 New Marketing 1 7 2 Loyalty-Marketing [engl. für: Loyalitätsmarketing] Der mo¬ derne Konsument legt sich ungern fest (T o pt I on i s mu s), seine Existenz als moderner Nomade tangiert nicht nur die Arbeitswelt und das Sozialleben, sondern auch die Markentreue. Mit Loyal¬ ty-Marketing soll der vagabundierende Konsument an die Marke gebunden wer¬ den. Dabei gibt es verschiedene Strate¬ gien: durch Service nach dem Kauf (Drei¬ jahres-Service-Garantie beim Autokauf), durch Treuekarten (Miles&More-System der Lufthansa), durch Information (Kun¬ denzeitschriften) und durch Kundenklubs und VIP-Events. Im Idealfall führt Loyal¬ ty-Marketing ZU T 0 NE-TO-ON E- MARKETING. Mai Ling [engl. für: Postsendung, Aussendung] Direktwerbebriefe. Meist ist Mailing nur eine besser klingende Bezeichnung für Werbepost, die vermehrt den Briefkasten überschwemmt. Sie wird im Internet auch für PAMMiNG, das massenhafte Aussenden von E-Mails, verwendet. Mai¬ lings können den (potenziellen) Kunden aber durchaus auch mit sinnvollen, inte¬ ressanten Informationen versorgen. Eine weitere Ausprägung ist die m a i l i n g - L i s T E, ein themenspezifischer E-Mail¬ Verteiler, der von einem Interessenten abonniert werden kann. Der Anbieter ver¬ sorgt die Abonnenten regelmäßig mit News zu bestimmten Themen. Das Besondere an einer Mailingliste ist, dass der Abonnent die Mail nicht nur lesen, sondern auch beantworten kann und so die Möglichkeit zum Dialog besteht. Bei vielen Mailing¬ listen entscheidet ein Moderator im Vor¬ feld, welche News veröffentlicht werden, um T J Unkmails oder beleidigende Beiträge, sog. f l a m e s , zu verhindern. Mailinglisten werden neben T c o m mu¬ ni t i E s auch von privaten Unterneh¬ men genutzt, um einen besseren Kontakt zu ihren Kunden zu halten. Mediamix Medienmischung. Eine Werbekampagne kann sich vieler Medien bedienen: Radio, Fernsehen, Zeitung und Zeitschriften, Pla¬ kate und natürlich auch das Internet sind mögliche Werbeträger. Abhängig von Pro¬ dukt und Zielgruppe wird versucht, die optimale Kombination von Medien, den Medienmix, zusammenzustellen, um den Kunden möglichst umfassend und ausdau¬ ernd zu umwerben. Ein schlecht geplan¬ ter Mediamix lässt eine Werbekampagne wirkungslos verpuffen, da ein Großteil der Medien die ausgewählte Zielgruppe unter Umständen überhaupt nicht erreicht.
M 1 7 3 The global e-business will give us access to the private dient base globally, without having branches. DR. JOSEF ACKERMANN, VORSTAND DEUTSCHE BANK AG Mee too [engl. für: ich auch] So wie erfolgreiche Menschen Idole und Vorbilder sind, wer¬ den auch erfolgreiche Produkte kopiert. Das Plagiat versucht, als Trittbrettfahrer an den Erfolg des Originals anzuknüpfen. Da¬ bei kann das Produkt selbst, der Name, das Design oder ein anderer Aspekt kopiert wer¬ den - natürlich immer nur in dem Rahmen, wie dies das Marken-, Patent- und Urhe¬ berrecht zulässt. Nicht nur Produkte und Produktdesign, auch die Werbung bzw. einzelne Stilmittel der Kommunikation las¬ sen sich kopieren. Merchandising [zu engl. to m e r c h a n d i se = auf den Markt bringen] Merchandising ist die Weiterverwertung bekannter Charaktere und Symbole durch den Verkauf von Han¬ delsware: T-Shirts mit dem Logo von Pop¬ gruppen, Spielzeugfiguren von Charakte¬ ren aus bekannten Filmen, Kaffeetassen mit Aufdruck von Comicfiguren. Merchan¬ dising ist ein erfolgreicher Geschäftsbe¬ reich: Diverse Filme haben ihre Produk¬ tionskosten bereits vor Anlauf in den Kinos mittels Merchandising eingespielt. Multichanneling [zu engl. m u 11 i - = mehr, viel und engl. c h a n n e l = Kanal] Absatzinstrumen¬ tarium, das über mehrere (Kommunika- tions)kanäle verfügt. Multichanneling im Bankgewerbe beispielsweise meint die Möglichkeit des Kunden, seine Geschäfte am Schalter der Geschäftsstelle oder am Geldautomaten zu regeln. Des Weiteren besteht die Option, das Telefon (phone- banking) oder das Internet (On¬ linebanking) zu nutzen oder In¬ formationen wie etwa Börsenkurse über
N New Marketing 1 7 4 Videotext oder Fernsehen abzurufen. Der Kunde wählt die Alternative, die ihm be¬ züglich Geschwindigkeit oder Erreichbar¬ keit am angenehmsten ist. Verfügt ein Un¬ ternehmen über ein derart ausgefeiltes Netz an Dienstleistungen bzw. Services, bedeutet das einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten. Newsletter [engl. für: Neuigkeitenbrief] Direktmar¬ ketingmaßnahme und Sonderform der ±_m ailingliste. Beim Newsletter handelt es sich um einen Verteiler, der die Abonnenten mit Informationen in Form von E-Mails versorgt. Newsletter bieten den Teilnehmern jedoch kein Diskussionsfo¬ rum. Sie werden häufig als Marketingins¬ trument für Werbung, Pressemitteilungen und insbesondere für den Kundenkontakt und die Kundenbindung eingesetzt. Der Vor¬ teil des Newsletters ist, dass er abonniert wird und den Briefkasten des Users nicht ungewollt verstopft. Für das Unternehmen bedeutet es, dass sich der Abonnent für das Produkt tatsächlich interessiert und die Informationen nicht ungelesen ver¬ loren gehen. Nischenmarketing Als Nische oder marktnische wird der Teil des Marktes bezeichnet, der gar nicht oder nur unzureichend abge¬ deckt wird, obwohl Nachfrage besteht. Beim Nischenmarketing zielen die unter¬ nehmerischen Aktivitäten auf die Felder, auf denen andere, womöglich größere Konkurrenten nur schwach oder gar nicht vertreten sind. Nischenmarketing ist der Motor, der viele kleine Unternehmen an- und vorantreibt. Gerade in der New Eco¬ nomy wurden zahlreiche Nischen wie z.B. der Onlinebuchhandel, das Onlinebanking oder das 1Lf unctional food ent¬ deckt und erfolgreich vermarktet. No-Name-Produkt [zu engl. no n a m e = kein Name] Ein Produkt, das durch keine besonderen Markenqualitäten wie etwa einem coolen T I mage auffällt. Typische Fälle sind Handelsmarken wie „Ja!". Für No-Name- Produkte wird in der Regel nicht gewor¬ ben und auch beim Design kein Aufwand betrieben. Dadurch können sie billiger pro¬ duziert und angeboten werden. Die Preis¬ differenz zwischen Markenartikeln und No-Name-Produkten gibt einen Anhalts¬ punkt für die Stärke der jeweiligen Mar¬ ke, da sie sich in ihrer Qualität meist wenig voneinander unterscheiden. No- Name-Produkte verzeichnen in wirtschaft¬ lich schlechten Zeiten besonders hohe Marktanteile.
_0_ 1 7 5 Non-Profi t - Marketing [zu engl. non-profit = nicht auf Gewinn ausgerichtet] Marketingaktivitä¬ ten, die nicht auf Absatzsteigerung, Wachs¬ tum und Gewinn ausgerichtet sind, sondern der Unterstützung und Erfüllung bestimm¬ ter (sozialer) Ziele dienen. Diese Art des Marketings wird insbesondere von n o n - PROFIT -ORGANISATIONEN ( N p o ) betrieben. NPOs sind gemein¬ nützige Gesellschaften oder Institutionen, die nicht gewinnorientiert arbeiten und eine soziale Aufgabe erfüllen wie z.B. ein Kinderheim. Zunehmend müssen sie sich durch private Spenden finanzieren. Um diese zu erhalten, wird Non-Profit-Marke¬ ting betrieben. Etwa in der Form, dass potenziellen Spendern ein Direktmailing geschickt wird. One-to-One- Marketing/ 1-to-1-Marketing [engl. für: Eins-zu-eins-Marketing] Die Interaktivität und Zielgenauigkeit des In¬ ternets ermöglicht die gezielte Ansprache einzelner Menschen. Der Erfolg des One- to-One-Marketings hängt von einer guten Datenbank c rm), dem dL_p r o f i - ling und einem geschickten T d ata- mining ab. Die Marketingmaßnahmen New Economy bedeutet für mich die Möglichkeit, den Verbrauchern eine [zielgerechte und serviceorientierte Dienstleistung anzubieten. PHILIPP HUMM, GESCHÄFTSFÜHRER AMAZON.DE GMBH werden auf den Kunden zugeschnitten und orientieren sich - im Idealfall - an sei¬ nen individuellen Bedürfnissen. Darüber hinaus soll ein Dialog entstehen. One- to-One-Marketing kann beispielsweise in Callcenter n umgesetzt werden, wo der Kunde mit einem Vertreter des Händlers spricht. Dieser hat über die Da¬ tenbank ein Profil des Kunden und kann so besser auf ihn, seine Probleme und Wün¬ sche eingehen. Letzlich bleibt der persön¬ liche Kontakt unverzichtbar.
0 176 New Market Opinion-Leader [engl. für: Meinungsführer] Opinion-Lea¬ der nehmen in ihrer sozialen Gruppe die führende Stellung beim Meinungsbildungs¬ prozess ein. Sie fungieren als Vorbild für die unentschlosseneren und unsichereren Mitglieder ihres sozialen Umfeldes. Ihre Meinung ist bei Kaufentscheidungen re¬ levant, schließlich definiert sich die per¬ sönliche Befriedigung eines Kaufes auch über die Bestätigung, die die Mitmenschen bieten. Es ist wichtig, die Opinion-Leader in der Werbung zu erreichen, da von ihnen ein Multiplikatoreffekt ausgeht. Hätten z.B. nicht einige sportliche Freaks ange¬ fangen, mit Rollern und Kickboards durch die Stadt und zur Arbeit zu fahren, wären diese wohl kaum so populär geworden. Die Werbung für diese Produkte setzte erst wesentlich später ein. Optionismus Kunden tendieren dazu, sich im Überan¬ gebot der Märkte nicht mehr festzulegen. Sie picken sich stets die Rosinen heraus: Heute so, morgen anders, immer mit der Option zu wechseln. Die Loyalität zu einer Marke schwindet. Der Begriff steht auch für den Trend, dass der Konsument ein Produkt nicht mehr erwirbt, sondern für die Zeit, in der er es benötigt, für das Nut¬ zungsrecht zahlt. Damit erhöht er für sich i n g die Handlungsfreiheit und entgeht dem Zwang, sich festlegen zu müssen. Dieser Trend erschwert natürlich die Marketing¬ maßnahmen der Unternehmen, die auf Kundenbindung ausgerichtet sind. Daher sollte dem Konsumenten das Gefühl ver¬ mittelt werden, dass er zwar aus zahlrei¬ chen Möglichkeiten wählen kann, aber die eine doch die beste ist. Pageimpression [engl. für: Seiteneindruck] Um den quanti¬ tativen Erfolg einer Website zu bewerten, werden neben den iLv i s i t s auch Page- impressions gemessen. Jeder Sichtkontakt einer Einzelseite wird in den T l og- files mit einer Pageimpression ver¬ bucht. Gemessen wird am T s e r v e r , der die Daten ausliefert; ob sich eine Sei¬ te jedoch im T B R o w s E R komplett auf¬ gebaut hat, bleibt hierbei unbeantwortet. Der Quotient aus Pageimpressions und Vi¬ sits ergibt die pi/v-rate, welche die Nutzungsintensität eines Angebots cha¬ rakterisiert: eine relativ hohe PI/V-Rate von 12 bedeutet, dass der Nutzer bei sei¬ nem Besuch im Durchschnitt 12 Einzel¬ seiten abgerufen hat. Payback [zu engl. to pay back = zurückzah¬ len] System, bei dem jeder Kauf mit einer
E 1 7 7 Die Macht und der Einfluss, den die neuen Medien jedem Einzelnen von uns geben, ist enorm. Das Verhältnis zwischen Anbieter und dem Kunden definiert sich völlig neu. DR. PAUL ACHLEITNER, CHIEF FINANCIAL OFFICER ALLIANZ AG bestimmten Anzahl von Punkten belohnt wird, die der fleißige Sammler (und somit auch Konsument) später in Form einer Aus¬ zahlung einlösen kann. Der interessierte Kunde bekommt die Payback-Card bei je¬ dem der offiziellen Partner dieses Systems, die vom Supermarkt über Reiseanbieter bis zum Onlinedienst reichen. Ab einer be¬ stimmten Punktzahl wird ihm der Betrag gutgeschrieben. Diese preispolitische Ma߬ nahme ist zwar keineswegs neu, man den¬ ke nur an die Rabattmarken, doch ist sie umso effektiver, bindet sie den Kunden doch an einen bestimmten Händlerring. Außer¬ dem wird der Käufer durch spezielle An¬ gebote mit sehr hoher Punktzahl zum Kauf animiert, da ihm so das Gefühl vermittelt wird, er hätte etwas gespart (!1_b e s t - price-shopping). Auch die klas¬ sischen Rabattmarken erleben in manchen Supermärkten ihr Comeback. Permission- Marketing [engl. für: Erlaubnismarketing] Eine Form des Marketings bei der der Ver¬ braucher dem Werber die Erlaubnis gibt, ihn mit Informationsmaterial zu versor¬ gen. Aufgrund der zunehmenden Wir¬ kungslosigkeit der Massenwerbung hat Seth Godin den Ansatz zum Permission- Marketing in seinem gleichnamigen Buch entwickelt. Klassisches Marketing, von Godin INTERRUPTION-MARKE¬ TING [zu engl. interruption = Unterbrechung] bezeichnet, stört den Empfänger meist bei einer Tätigkeit, so unterbricht beispielsweise ein Radiospot den coolen Sound, ein TV-Spot den Film, ein doppelseitiges Inserat den Artikel. Das Permission-Marketing fragt zunächst um Erlaubnis, bevor ein Dialog entsteht. Es steht auf drei Säulen: Die Botschaft
E New Marketing 1 7 8 muss erwartet werden, sie ist personi¬ fiziert und für den Empfänger von Be¬ deutung. Das Internet spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ein abonnierter 11_n E w s L E T T E R ist erwünscht, per¬ sönlich an den Adressaten gerichtet und für diesen von Relevanz. Auch die Kun¬ denzeitschrift, die durch ein Kreuzchen auf dem Anmeldeformular bestellt wird, gehört dazu. Personalisierung Ein wesentliches Kennzeichen des New Marketing ist die Personalisierung der Kun¬ denansprache. Diese umfasst neben der persönlichen Ansprache mit Titel, Vorna¬ me, Nachname und Anrede auch weiter gehende Parameter wie psychographische oder soziodemographische Informationen, Kaufhistorie und Konsumentenverhalten. Die Personalisierung wird von Ansätzen wie dem T Datamining oder dem T c R M unterstützt. Point of Fun [zu engl. p o i n t = Punkt und engl. f u n = Spaß] Neuinterpretation des point of sale (Pos), des Verkaufsorts, als Spaß- und Freizeitort. Innovative Shop¬ ping-Konzepte gestalten das Einkäufen als Freizeiterlebnis. Die Shopping-Mall Blue¬ water bei London beispielsweise besteht aus ornamental verzierten Hallen und me¬ diterran anmutenden Plätzen, die zum Fla¬ nieren einladen. Die Bewerbung der Waren beschränkt sich auf den Raum der Shops. Bluewater soll Eigendynamik entwickeln, eine eigene Stadt sein - mit Kino, Fitness¬ center und einer eigenen Polizeistation. Die Entwicklung zeigt sich überall, Ser¬ vice wird wichtiger: Kleidergeschäfte wer¬ den mit Bars aufgewertet und sollen Orte sein, wo man sich amüsiert - immer mit der Option zu kaufen. Der Point of Sale entwickelt sich über den Point of Fun zum Point of Life. Pre-Launch- Marketing [zu engl. p re - = vor und engl. t o l a u n c h = einführen] Das Produkt wird schon vor der eigentlichen Markteinfüh¬ rung beworben. Das Zielist dabei, das In¬ teresse und die Neugier beim potenziellen Konsumenten für das bald auf den Markt kommende Produkt zu wecken und sein Bewusstsein dafür zu schärfen. Wenn es schließlich erhältlich ist, kennt es der Kon¬ sument bereits und tut sich bei seiner Kaufentscheidung nicht so schwer. Productplacement [engl. für: Produktplatzierung] Diese ±_b elow-the-line - Maßnahme
B 1 7 9 bezeichnet die gezielte Platzierung von Produkten in Filmen, Büchern und ande¬ ren Medien. Die beworbenen Produkte wie Autos, Bier, Zigaretten, Designer-Labels oder Fastfood-Restaurants werden nicht zufällig präsentiert. Die Unternehmen zah¬ len dafür, meist mit einer Kombination aus kostenlosen Leistungen und direkter oder indirekter Bezahlung. Ein erfolgreiches Beispiel für Productplacement war die Prä¬ sentation des BMW Z3 im James-Bond- Film kurz bevor der Wagen auf den Markt kam (j1_p re-launch-marke- t i N g). Während diese Werbeform in Kinofilmen eine legale Praxis darstellt, fällt es im Fernsehen eigentlich unter die verbotene Kategorie schleichwer- bung, also eingemogelte Reklame. Wer¬ bung und Inhalt, so sieht es das deutsche Gesetz vor, müssen deutlich getrennt wer¬ den. Da Productplacement im Fernsehen jedoch so gut wie nicht geahndet wird, hat es sich mittlerweile als gängige Werbe¬ maßnahme etabliert. Profi Ling [zu engl. to p r o f i le = ein Profil erstel¬ len] Das Profiling beschreibt die Sammlung und Auswertung von Daten, um sich ein möglichst akkurates Bild der anvisierten Zielgruppe machen zu können. Primär geht es beim Profiling darum, Verbraucher mög- New Economy bedeutet, die eigenen Kerngeschäfte sinnvoll zu erweitern, neue Märkte zu besetzen sowie Marken crossmedial zu pflegen und auszu¬ bauen. Was dabei zählt, ist Geschick und vor allem Schnelligkeit. DR. HUBERT BURDA, VORSTANDSVORSITZENDER HUBERT BURDA MEDIA HOLDING liehst genau kennen zu lernen, um Mar¬ ketingaktivitäten optimieren zu können. Bei Yahoo werden beispielsweise persön¬ liche Startseiten entworfen, die über eine 1Lp ERSONALisiERUNG genau je¬ ne Informationen enthalten, die die User interessieren, z.B. persönliche Aktienkur¬ se oder den jeweils aktuellen Kontostand. Auch der Onlinebuchhändler Amazon nutzt das Profiling, indem er die Wege des Nut¬ zers im Netz auswertet und ihm persön¬ liche Buchvorschläge macht.
p ; iso New Marketing Public Marketing [engl. für: Öffentlichkeitsmarketing] Ge¬ samtheit aller Marketingmaßnahmen, die auf die allgemeine Öffentlichkeit ausge¬ richtet sind. Das Public Marketing soll die Unterstützung der Öffentlichkeit für das Unternehmen sichern. Dazu gehört, dass gesellschaftliche Entwicklungen und Wer¬ tewandelprozesse berücksichtigt werden. Über das Public Marketing versucht das Un¬ ternehmen, Bürger, politische Organe, Me¬ dien und andere Gesellschaftsmitglieder für sich zu gewinnen. Neben dem klassi¬ schen T p R -Instrumentarium gehören vor allem auch gesellschaftsorientierte Maßnahmen wie etwa ein Sozioprogramm, Spenden u.Ä. dazu. Public Marketing wird aber nicht nur von privaten Unternehmen eingesetzt, sondern meint auch das Marke¬ ting, das eine öffentliche Einrichtung oder Verwaltung zur Verbesserung ihres Anse¬ hens betreibt. Public-Private- Partnership (PPP) [engl. für: öffentlich-private Partnerschaft] Zusammenarbeit von öffentlichen Stellen und Privatwirtschaft. In der Regel verfol¬ gen PPPs einen guten Zweck. Die Wirt¬ schaft steuert die notwendigen Gelder bei, die öffentlichen Stellen stehen mit ihrem Namen für Seriosität und nichtkommer¬ zielle Beweggründe ein. Beispiel: Die Zu¬ sammenarbeit des Bundesgesundheitsamts und der Pharmaindustrie bei der Aufklä¬ rung über die Nützlichkeit von Impfun¬ gen. Auch im kulturellen Bereich wächst die Popularität wirtschaftlich-künstleri¬ scher Kooperationen. Public Relations (PR) [engl. für: Öffentlichkeitsarbeit] Public Relations ist die Abteilung einer Firma, die dafür sorgt, dass die Wahrnehmung der Firma in der Öffentlichkeit dem ent¬ spricht, was sich die Geschäftsleitung vor¬ stellt. PR ist die Kunst, nicht die Unwahr¬ heit zu sagen und dabei die Sachverhalte doch positiver oder größer (bei Proble¬ men auch häufig kleiner oder unbedeuten¬ der) erscheinen zu lassen, als sie tatsäch¬ lich sind. Mottos der PR-Branche sind „Tue Gutes und rede darüber" oder auch „Klap¬ pern gehört zum Handwerk". Pull-Strategie [zu engl. to p u 11 = ziehen] Bei der Pull-Strategie sollen Konsumenten durch den gezielten, massiven Einsatz von Wer¬ bemaßnahmen und gleichrangigen Kom¬ munikationsmitteln für das Produkt eines Unternehmens interessiert werden. Im Idealfall wird durch die massive Werbung
R ein hoher Bekanntheitsgrad und ein po¬ sitives T I mage erzielt. Der potenziel¬ le Konsument wird neugierig und möchte das Produkt erwerben. Auf diese Art wird der Handel praktisch dazu gezwungen, das Produkt in sein Sortiment aufzunehmen. Somit wird es in die Absatzkanäle „ge¬ sogen". Im Internet spricht man von Pull- Strategie, wenn Kunden beispielsweise durch Anklicken von T b anne rn oder Links auf die eigene Website „gezogen" werden. Push-Strategie [zu engl. to p u s h = schieben, drücken] Bei der Push-Methode richtet der Herstel¬ ler sein Augenmerk auf den Handel. Die¬ ser soll über Methoden wie persönliche Verkaufsgespräche, direkte Präsentatio¬ nen, eine leistungsgerechte Rabattpoli¬ tik, einen guten Kundendienst etc. davon überzeugt werden, das Produkt in sein Sor¬ timent aufzunehmen. Auf diese Art wird das Produkt über den Handel in die Ab¬ satzkanäle „gedrückt". Werbemaßnahmen, die sich an die Konsumenten richten, wer¬ den zunächst nur ergänzend eingesetzt. 1s N EWSLETTER oder so genannte E-Mail-Ticker würden in der virtuellen Welt dem Push-Gedanken entsprechen, da dem Konsumenten hier die Informationen so¬ zusagen „reingedrückt" werden. 1 8 1 Relationship- Marketing [engl. für: Beziehungsmarketing] Eine Mar¬ ketingstrategie, die in den frühen 90er- Jahren populär wurde. Das Unternehmen stellt im Marketing nicht mehr das Produkt oder den Preis in den Vordergrund, sondern die Beziehung zu den Kunden. Bei diesem Ansatz kommen Serviceleistungen eine zentrale Bedeutung zu. Es geht nicht mehr darum, was man dem Konsumenten ver¬ kauft, sondern was man für ihn tut. Die Strategie zielt auf eine langfristige Kun¬ denbindung. Rich Media [zu engl. r i c h = reich und engl. media = Medien, Werbeträger] Anknüpfend an die Idee von T d e e p media bezeich¬ net Rich Media im Onlinemarketing in erster Linie T banner, die nicht nur statisch sind, sondern mit zusätzlichen Effekten die Aufmerksamkeit auf sich zie¬ hen, um die Tc lick-rate zu ver¬ bessern. Dabei kann es sich um Klänge, Animationen oder kleine Videosequenzen handeln, eben alles, was den Nutzer fas¬ ziniert und zum Anklicken verführt. Auch Werbeformen, die losgelöst von der eigent¬ lichen Website funktionieren und dabei multimediale Reize bieten, fallen in die¬ sen Bereich. Auf den H_c o n t e n t von
182 New Marketing Websites bezogen, bedeutet Rich Media die fantasievolle Umsetzung der techni¬ schen Möglichkeiten. Selbst- kannibalisierung Der Kannibale, der den Artgenossen frisst, schadet damit seiner Art. In der Wirt¬ schaft meint Selbstkannibalisierung die Gefahr, das eigene Unternehmen durch in¬ tern konkurrierende Vorhaben zu schädi¬ gen, z.B. indem Teile des Geschäfts auf ^-BUSINESS umgestellt werden und dadurch Umsatzeinbußen in den Be¬ reichen entstehen, die weiterhin über klas¬ sische Vertriebskanäle laufen. Nach dem Motto „Kannibalisiere dich selbst, bevor es andere tun7' handeln beispielsweise Zei¬ tungen, die ihren Stellen- und Wohnungs¬ markt extensiv im Internet auf Kosten der Printausgabe positionieren. Auch beim brand-stretching muss darauf geachtet werden, dass sich die Produkte und Marken nicht selbst kannibalisieren. Semioti sches Benchmarks ng Auch VISUAL BENCHMARKING [zu engl. v i s u a L = visuell und engl. ben ch m a rk = Maßstab, Richtlinie] Methode, durch den Vergleich von Kom¬ munikationsauftritten innerhalb eines Me¬ diums oder einer Branche, visuelle Trends zu erkennen. Die leitenden Fragestellun¬ gen bei der Analyse sind: Welche Bild¬ inhalte und Bildstile dominieren? Worin unterscheiden sie sich von der Konkur¬ renz? Das semiotische Benchmarking wird vor allem in der Planung werblicher Kom¬ munikation angewendet sowie in allen Fragen des Corporate Design. Wenn Un¬ ternehmen eine spezifische Bildsprache verbreiten wollen, bedarf es eines Ins¬ trumentariums, um diese zu definieren und strategisch einzusetzen. Semiotisches Benchmarking unterscheidet sich vom klassischen enchmarking, dem Messen von Produkt- oder Unternehmens¬ leistungen, in der Spezialisierung auf die Unternehmenskommunikation. Shadowanzeige [zu engl. s h a d o w = Schatten] Mit den so genannten Schattenanzeigen sind Son¬ derwerbeformate gemeint, die sich im re¬ daktionellen Teil eines Printmediums „ver¬ stecken". So kann z.B. der Fließtext durch eine Anzeige abrupt unterbrochen werden oder auch grafisch in diese integriert wer¬ den. Letzteres geschah in einer Stellen¬ anzeige von Saatchi & Saatchi, bei der der redaktionelle Beitrag des Artikels in einen dreistöckigen Hamburger eingearbeitet war. Zwischen den Brötchenhälften steck-
s 1 8 3 Die Unterschiede zwischen Old und New Economy sind nicht mehr relevant. Eine mutige, junge Generation hat die Welt verändert und dem unflexiblen Establishment schlaflose Nächte bereitet. Das freut mich. DIRK HUEFNAGELS, LEITER MARKENKOMMUNI¬ KATION KONZERN HYPOVEREINSBANK AG te nicht etwa die Hackfleischbulette, son¬ dern der Text. Eine Shadowanzeige soll un¬ auffällig in das Blickfeld des Lesers rücken, der die Anzeige wie einen Artikel liest und so auf das Produkt aufmerksam gemacht wird. Weiterhin hat die Shadowanzeige durch ihre z.T. ungewöhnliche Form gera¬ de den Aufmerksamkeitseffekt, den sich viele ganzseitige Anzeigen wünschen. Sharebranding [zu engl. share = Aktie, (Geschäfts¬ anteil und engl. brand = Marke] Die Aktie selbst wird zur Marke. Für ein Un¬ ternehmen, das den Börsengang plant, ist es neben den formalen Bedingungen fast ebenso wichtig, auch das Potenzial des Unternehmens über ein prägnantes T B RANDiNG am Markt zu positio¬ nieren, um sich gegenüber der Konkurrenz zu profilieren. Diese Strategie gewinnt zu¬ nehmend an Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf den 1L_n euen markt, der für viele T s tart-ups attraktiv ist, dem viele Aktionäre aber aufgrund der teilweise massiven Kurseinbrüche im¬ mer kritischer gegenüberstehen. Neben einer smarten Idee und einem guten Businessplan sollte sich das Unternehmen durch eine Aktie mit star¬ kem Markencharakter von den Wettbewer¬ bern abheben. Wenn die Etablierung als Marke gelingt, steigt auch das Vertrauen in Unternehmen und Aktie und erhöht de¬ ren Wert. So konnte sich beispielsweise die Siemenstochter Infineon schon lange vor dem Börsengang als Marke etablieren und ihren Wert dadurch enorm steigern. Shopbots [Zusammenziehung aus engl. to shop = einkaufen und engl. r o b o t = Robo-
s 184 New Market ter] Softwareprogramme, die unermüdlich das Internet nach den günstigsten Ange¬ boten durchsuchen und ihren Besitzern die jeweiligen Funde melden. Theoretisch sollten sie intelligente Ta g e n t e n sein, die ihrem Nutzer selbstständig das jeweils beste Angebot herausfischen. In der Praxis sieht es leider anders aus: Die derzeit verfügbaren Shopbots werden erst dann aktiv, wenn der Besitzer auf einer Website das Produkt seiner Wahl gefunden und ausgewählt hat. In diesem Moment sucht der Shopbot auf anderen T E -business -Websites nach einem identischen Produkt und vergleicht die Preise, manchmal sogar unter Berücksich¬ tigung der Versandkosten. Findet der Shop¬ bot ein günstigeres Angebot, wird der Nut¬ zer informiert. Das Problem ist nur, dass nicht alle Websites durchsucht werden, und nur in den seltensten Fällen wird tat¬ sächlich das günstigste Angebot gefunden. S i Ivermarket [engl. für: silberner Markt] Ausdruck für den Seniorenmarkt. Silver steht für das ergraute Haar dieser Zielgruppe. Lange vernachlässigt und als Betagte, Kukidents, Grauschläfen oder Alte bezeichnet, ge¬ winnt die Generation der über 50-Jährigen mehr und mehr an (wirtschaftlicher) Be¬ deutung. Das Liegt zum einen daran, dass sich diese Zielgruppe in den nächsten Jah¬ ren enorm vergrößern wird (im Jahr 2030 ist jeder Dritte über 60 Jahre alt). Zum an¬ deren ist die Kaufkraft der 50- bis 70-Jäh¬ rigen dreimal so hoch wie die der 19- bis 49-Jährigen. Mittlerweile bekommt die ver¬ schmähte Zielgruppe von Marketing- und Werbeleuten so freundliche Bezeichnungen wie Best-Agers („im besten Alter"), Mid- Agers („im mittleren Alter"), 50+, Silver- surfers u.a. Die „jungen Alten", so heißt es, seien gegenüber Neuem aufgeschlos¬ sen, aktiv, konsumfreudig und ließen sich nicht mehr auf einen Typus festlegen. Social Marketing [engl. für: Soziomarketing] Marketing¬ maßnahmen, die nicht auf eine Umsatz¬ steigerung, sondern auf die Durchsetzung und Verbesserung sozialer Grundsätze, Ideen und Ziele setzen. Mithilfe des Marke¬ ting-Instrumentariums soll auf das öffent¬ liche Bewusstsein in gesellschaftlichen Fragen wie Ausländerfeindlichkeit, Ge¬ sundheitswesen oder Familienplanung Einfluss genommen werden. Es handelt sich also in erster Linie um ein T_n o n - profit-marketing, das versucht, nicht nur die Einstellung, sondern auch das Verhalten und die Werte des Einzelnen zu ändern, beispielsweise mit Spendenauf¬ rufen und Plakaten gegen Ausländerfeind-
s 1 8 5 lichkeit. Zum Soziomarketing gehört auch das ö K o M a R K E T i N G. Hier besteht das Ziel darin, das ökologische Bewusstsein der Menschen zu schärfen und ein umwelt¬ bewusstes Verhalten zu fördern. S t i Lgruppe Marketingansatz, der die klassischen Ziel¬ gruppen in Stilgruppen splittet. Konsu¬ menten lassen sich nicht mehr einfach nach soziodemographischen Faktoren wie Alter, Beruf, Einkommen etc. kategorisie¬ ren. Stattdessen formieren sich im Zuge der zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft so genannte Stilgruppen, zu denen Konsumenten aufgrund gemeinsam geteilter Wertvorstellungen gehören. Die Mitglieder einer Stilgruppe müssen nicht notwendigerweise einer Altersgruppe oder sozialen Schicht angehören; entscheidend ist hierbei der gemeinsame Lebensstil, die emotionalen Gemeinsamkeiten und damit einhergehend das entsprechende Konsum¬ verhalten. (S.a. T L A B E L I N G ) strategi sehe Planung [von gleichbedeutend engl. strate¬ gic planning] Der Begriff der Stra¬ tegie ist seit den 60-Jahren eine zentrale Konstante im Sprachschatz eines jeden zu¬ kunftsorientierten Managers. Im Kern geht Die New Economy ist Triebfeder für Fortschritt, Innovation, Kreativität und gesellschaftliche Veränderung. GERHARD SCHMID, GRÜNDER, CEO MOBILCOM AG es immer um das „In-Beziehung-Setzen- und-Halten" von zwei zentralen Größen: den internen Kompetenzen und den Ent¬ wicklungen im Umfeld der Unternehmung. In den vergangenen Jahren beherrschen zu¬ nehmend Modelle und Konzepte die Diskus¬ sion, die durch zwei unterschiedliche He¬ rangehensweisen charakterisiert sind: Beim o u T s i D E - i N - M o D E L L ist die Be¬ trachtung des Umfeldes der Startpunkt für strategische Überlegungen, wie z.B. Bran¬ chenanalyse-Konzepte und T s z E N a -
186 New Market riomethoden. Die Perspektive der INSIDE-OUT-METHODE fokussiert hingegen die internen Ressourcen bzw. Be¬ findlichkeiten. Ein tiefer gehendes Strate¬ gieverständnis sollte die Aufmerksamkeit auf die Schlüsselfrage eines jeden Mana¬ gers in turbulenten Umwelten lenken: Wie kann eine Unternehmung möglichst opti¬ mal das dynamische Gleichgewicht zwi¬ schen Planen, Handeln, Umdenken und Neu¬ orientierung in Richtung Zukunft halten? Targeting [zu engl. to ta rg et = zielen auf] Marketing, das speziell und trennscharf auf eine Zielgruppe zugeschnitten ist. Auf die¬ se Weise ist es möglich, den Wirkungsgrad der Werbung zu optimieren und Streuver¬ luste zu minimieren. Die gewünschte Ziel¬ gruppe kann über T p a t a m i n i n g ermittelt werden. Ferner ist es möglich, durch d s e r v i n g Werbung ziel- gruppen- und nutzerorientiert zu steuern. Tausender- Kontakt-Prei s ( T K P ) Der TKP ist ein Maßstab für die kommunika¬ tive Leistung eines Werbernediums. Kosten und Reichweite werden dabei in Bezie¬ hung zueinander gesetzt, der TKP bezeich¬ net also die Kosten für 1000 age¬ j n g impressions oder 1La d v i e w s. Bei einigen Internetportalen kann man feste Pageimpression-Pakete buchen. Die Kosten errechnen sich dann aus dem fest¬ gelegten Pageimpression-Volumen mul¬ tipliziert mit dem TKP der jeweiligen Platzierung. Teaser [engl. für: Anreißer, Heißmacher] Ein Tea¬ ser ist ein kleiner Appetitmacher, bei dem zunächst nicht ersichtlich ist, für welches Produkt er wirbt. Die Verrätselung der Wer¬ bebotschaft soll Neugierde wecken. Die spätere Auflösung spekuliert auf den Aha- Effekt. Eine der ersten deutschen Teaser¬ kampagnen im großen Stil war die Markt¬ einführung von Daewoo Mitte der 90er- Jahre. Erst lehrten Plakate, den Namen richtig auszusprechen, bevor man erfuhr, dass es sich dabei um eine neue Auto¬ marke handelt. Inzwischen werden auch Lockvogelangebote als Teaser bezeichnet. Top-down [engl. für: von oben nach unten] 1. Klas¬ sisches Marketing, bei der die Unterneh¬ mensleitung eine Strategie beschließt, diese an das mittlere Management weiter¬ leitet, welches dann über geeignete In¬ strumente und Maßnahmen zur Umsetzung entscheidet. Nach Einschätzung der Mar-
1 8 7 New Economy - hinter diesem Schlag¬ wort verbirgt sich die faszinierende Aufgabenstellung, die Dynamik des Internetzeitalters mit den Stärken etablierter Wirtschaftsbereiche zu verbinden und so zukunftsorientierte neue Wachstumsfelder zu entwickeln. DR. RON SOMMER, VORSTANDSVORSITZENDER DEUTSCHE TELEKOM AG ketingtheoretiker Al Ries und Jack Trout sei gerade dieser Ansatz falsch, in um¬ kämpften Märkten von wünschbaren Stra¬ tegien und Zielen auszugehen, um danach die geeigneten Maßnahmen abzuleiten, und entwickelten das T b ottom-up- Prinzip. 2. Auf die Börse bezogen bedeu¬ tet der Top-down-Ansatz, dass man von der Gesamtentwicklung einer Volkswirt¬ schaft sowie der jeweiligen Branche aus¬ geht, um von dort auf die Entwicklung eines einzelnen Unternehmens sowie auf dessen Aktienkurs zu schließen. Total-Quality- Management (TQM) [zu engl. t o t a l = komplett und engl. quality = Qualität] Ganzheitlicher Managementansatz, mit dessen Hilfe nicht nur die Qualität von Produkten und Gütern eines Unternehmens gesichert werden soll, sondern auch alle anderen relevanten Ele¬ mente. Hierzu werden die „weichen Fak¬ toren" wie Freundlichkeit der Mitarbeiter im Umgang mit Reklamationen, flinke Auf¬ tragsabwicklung oder Verlässlichkeit der Absprachen mit den Kunden gezählt. TQM füllt meist mehrere Ordner und führt zur Einrichtung diverser Arbeitsgruppen, stößt aber oft auf Unwillen bei den Mitarbei¬ tern, da es schnell als Bevormundung des Einzelnen verstanden wird. Traffic [engl. für: Verkehr] 1. Ein Begriff aus der Onlinewerbebranche, der die Zahl der Be¬ sucher einer Website angibt. Da dieser Be¬ griff wenig aussagekräftig hinsichtlich der Leistung von Onlinewerbung ist, werden dafür andere Messgrößen wie ll_p a g e - impressions oder dL_c lick- rates herangezogen. Der Traffic einer
u 188 New Marketing Website oder eines sonstigen Internet¬ knotens wird in Mega-, Giga- oder Terra- bytes gemessen. Der Datenverkehr wird dabei in beide Richtungen ermittelt: Up¬ loads und Downloads addieren sich zum Traffic, der im Internet üblicherweise ge¬ sondert abgerechnet wird. 2. Im Büroall¬ tag existiert noch eine weitere Bedeutung der Bezeichnung Traffic. DerTrafficerist das Mädchen für alles, das den termingerech¬ ten Arbeitsablauf der Jobs und den büro¬ internen Geschäftsverkehr verwaltet, also der ehemalige Innenkontakt. Unique-Selling- Proposition (USP) [engl. für: einzigartiges Verkaufsargu¬ ment] Das USP ist ein Alleinstellungs¬ merkmal, ein Nutzenversprechen, das ein Produkt gegenüber anderen auszeichnet und nicht ohne weiteres kopiert werden kann. Der amerikanische Werbefachmann Rosser Reeves hat mit diesem Ansatz die Voraussetzung für eine erfolgreiche Pro¬ duktpositionierung geschaffen. Da sich mittlerweile kaum mehr ein Produkt qua- litativvom anderen unterscheidet, gilt es, sich vor allem hinsichtlich des Marken¬ images abzuheben. Das geschieht über die Formulierung eines T zusatznut¬ ze n s, der (meist) auf die Gefühlsebene des Konsumenten abzielt. Valuebundling [engl. für: Wertbündelung] Die dahinter¬ stehende Idee ist simpel: Kombiniere eine möglichst große Anzahl von Angeboten und verkaufe sie zu einem vergleichsweise günstigen Preis. So wird versucht, die Preis¬ transparenz im Markt zu unterlaufen und höhere Profite zu erzielen. Ein Beispiel für Valuebundling ist ein Bürosoftwarepaket, dasTextverarbeitungs-, Datenbank-, E-Mail¬ und Präsentationsprogramme, Tabellenkal¬ kulation und weitere Funktionen enthält, und das zu einem Preis, den man noch vor wenigen Jahren für die Textverarbeitung allein hätte bezahlen müssen. Ständige Ver¬ besserungen halten vorhandene Kunden bei der Stange, auch wenn diese Programme teilweise zur 1Lb loatware ausarten. Vergleichende Werbung Nach jahrelangem Verbot entschied 1998 der Bundesgerichtshof, dass die EU-Richt¬ linie zur vergleichenden Werbung auch auf das deutsche Werberecht anzuwenden sei. Nun ist es erlaubt, ein Produkt direkt mit dem Konkurrenzprodukt zu vergleichen, ohne dieses dabei jedoch herabzusetzen oder zu verunglimpfen. Der Vergleich darf außerdem nicht irreführend sein und muss objektiv bleiben. Eine der ersten Werbe¬ kampagnen mit vergleichender Werbung
V 1 8 9 war der Spot von Mobilcom, die sich im ty¬ pischen Magentarot der Telekom über eben diesen Konkurrenten lustig machte und da¬ mit sogar eine Gegenwerbekampagne der Telekom provozierte (Mogelcom). Virales Marketing Marketingansatz, bei dem Werbebotschaf¬ ten so lanciert werden, dass sie sich wie ein Virus selbstständig verbreiten. Die un- gewöhnliche Vermarktung des Films „Blair Witch Project'7 ist ein gutes Beispiel dafür. Über das Internet wurden Gerüchte ver¬ breitet, sodass sich schon vor dem Start Mythen um den Film spönnen. Virales Marketing lässt sich jedoch nur schwer steuern, und oft ergibt es sich zufällig wie der nicht vorhersehbare Massenerfolg der 11_m oorhuhnjagd. Virales Marke¬ ting hat durch neue Möglichkeiten der virtuellen Mund-zu-Mund-Propaganda wie E-Mail, Chat und SMS an Bedeutung ge¬ wonnen. Visit [engl. für: Besuch] Wer viel Besuch hat, ist beliebt. Deshalb ist es im Internet fast zum Sport geworden, die Visits einer Adresse zu zählen und stolz als Beweis für die Qualität anzuführen. Die Anzahl der Visits bestimmt auch die Preise für T B a N N E R auf einer Website. Unter- Die New Economy bedeutet für mich persönlich das stark durch Technik getriebene neue wirtschaftliche Zusammenspiel zwischen Anbietern und Kunden von Waren, Wissen oder Dienstleistungen. STEFAN GRELLER T, VORSTAND MARKETING CONRAD.COM AG nehmen nutzen die Anzahl der Zugriffe, ähnlich wie die Quoten beim Fernsehen oder die Auflage einer Zeitschrift, als of¬ fizielles Beliebtheitsbarometer. Visual Boosting [zu engl. v i s u a l = visuell und engl. to b o o st = ankurbeln, verstärken] Der Begriff steht für die gestalterische Idee, dass sich ein Produkt über die Form erklärt und erlebbar wird, wie bei den Megaperls von Persil. Die kleinen Kugeln
w 190 New Market drücken auf symbolischer Ebene konzen¬ trierte Energie aus. Diese Wirkung wird für den Verbraucher erlebbar gemacht, indem er über ein Sichtfenster in die Verpackung hineinschauen kann. Transparenz in der Verpackungsgestaltung spielt vor dem Hintergrund des Visual Boosting eine be¬ sondere Rolle. Produkte senden über die Verpackung visuelle Reize, kleine Ver¬ lockungen oder erklärende Signale aus, um auf sich aufmerksam zu machen, vom Verbraucher wahrgenommen und schlie߬ lich gekauft zu werden. wal-martisieren Der US-amerikanische Hypermarkt Wal- Mart, der neben den herkömmlichen Le¬ bensmitteln alles von Gartenmöbeln über Elektrogeräte bis hin zu Kinderspielzeug vertreibt, ist seit 1998 auch in Deutsch¬ land vertreten. Seither wurden zahlreiche Läden wal-martisiert, was soviel bedeutet wie einen Supermarkt oder besser gleich eine ganze Kette davon aufzukaufen und diese neben der Firmenstrategie auch sämtliche Wal-Mart-Sitten und -Gebräu¬ che übernehmen zu lassen. Das reicht vom Servicegedanken bis hin zum „Morning- Cheer", bei dem die Angestellten auf einen fröhlichen Arbeitstag eingestimmt wer¬ den. Üblich ist auch der T c a s u a l f r i d a y, an dem alle bis hin zum Mana- i n g ger statt des Anzuges in Jeans und Ober¬ hemd mehr „Menschlichkeit" zeigen. Ganz einfach ist es natürlich nicht, die ame¬ rikanischen Gepflogenheiten in Deutsch¬ land zu etablieren. Viele Ansätze wie den Morning-Cheer musste Wal-Mart aufgrund der hiesigen Mentalität und Neigung zur Muffeligkeit fallen lassen. Webpromotion [zu engl. w e b = Netz und promo¬ tion = Beförderung, Unterstützung] Verkaufsfördernde Maßnahmen im Inter¬ net. Auch die schönsten Websites mit dem interessantesten T_content helfen wenig, wenn der Nutzer das Angebot nicht kennt und auch nicht darauf aufmerksam gemacht wird. Bei der Webpromotion un¬ terscheidet man zwischen internen und externen Maßnahmen. Die internen Ma߬ nahmen beinhalten alle Aktivitäten, die innerhalb des Internets umgesetzt wer¬ den, wie etwa Tb a n n e r, Anmeldung bei Suchmaschinen oder Linktausch. Ex¬ terne Maßnahmen entsprechen der klas¬ sischen Promotion. Über Plakate, Stände auf Jahrmärkten oder in der Innenstadt, Gewinnspiele oder Sonderaktionen wie Bungeejumping wird um Aufmerksamkeit geworben. Je auffälliger die Promotion, desto größer der Aufmerksamkeitseffekt und desto höher der Zulauf.
z 1 9 1 Für mich bedeutet die New Economy, die Firma Beate Uhse international auszurichten und neben dem traditio¬ nellen Angebot das Internetsegment mit dem bekannten Namen Beate Uhse verstärkt zu nutzen. BEATE ROTE RMUN D, GRÜNDERIN, AUFSICHTSRATSVORSITZENDE BEATE UHSE AG Zusatznutzen Wenn ein Produkt neben dem funktiona¬ len Nutzen noch über einen emotionalen und spirituellen Mehrwert verfügt, wird dies mit Zusatznutzen oder added value [zu engl. to a d d = addieren, hinzufügen und v a l u e = Wert] bezeich¬ net. Aspekte wie T i m a g e , Garantie¬ leistungen oder Kundendienst erfüllen diesen Zusatznutzen. Liegt dieser vor¬ nehmlich im Image eines Produktes oder einer Marke, spricht man vom emotiona¬ len Mehrwert. Die weichen Faktoren wer¬ den immer wichtiger, da sich viele Produk¬ te wie z.B. Handys für den Konsumenten kaum noch in ihrer Qualität unterscheiden. Wer außer eingeweihten Technikfreaks kennt schon die wahren Vorzüge der ein¬ zelnen Modelle? Rationale Entscheidun¬ gen sind im Produktwirrwarr nur schwer zu treffen, daher wird der emotionale Nut¬ zen in der Werbung meistens in den Vor¬ dergrund gerückt (^T u s p). Der Begriff Added Value oder Value Added hat sei¬ nen Ursprung in der Wertschöpfungskette (value-chain) und meint die Wert¬ steigerung eines Produktes auf dem Weg vom Rohstoff bis zum Konsumenten.
,,2 Knowledge-Mana Die Wirtschaft der Ideen. Wissen, wo kann. Mithilfe von Brainstorming oder gesammelt. Beim Datamining werden die
gement 1 9 3 das Wissen ist und wie man Brainwriting werden neue Informationen organisiert. es nutzen Ideen Das Wissen
A 194 Knowledge- Ambiguitäts¬ toleranz [zu lat. ambiguitas = Doppelsinn und lat. t o l e r a r e = ertragen, erdul¬ den] Bei der Ambiguitätstoleranz geht es um die Fähigkeit, widersprüchliche Infor¬ mationen (i_p aradoxie) wahrzuneh¬ men und zu verarbeiten. Wer komplexe Sachverhalte positiv bewertet und sie als Energiefeld für neue Ideen und Lösungs¬ wege erschließt, ist ambiguitätstolerant. Darüber hinaus geht es um das Aushalten von Unsicherheiten, was angesichts der zunehmenden Komplexität von Märkten erfolgsentscheidend sein kann. Assessmentcenter [zu engl. assessment = Einschät¬ zung, Beurteilung] Das Wort bezeichnet ein bestimmtes Auswahlverfahren. Auf be¬ sonders attraktive Stellenausschreibun¬ gen kommen nicht selten dutzende, wenn nicht gar hunderte von Bewerbern. Um sich möglichst viele von ihnen gleichzei¬ tig anzuschauen, werden diese zunächst zum Assessmentcenter eingeladen. Diese dauern meist ein bis zwei Tage und helfen die T s oft skills der zukünftigen Mitarbeiter, insbesondere der künftigen Führungskräfte einzuschätzen. In Rollen¬ spielen und Miniprojekten versucht man herauszufinden, wer welche Qualitäten Management zeigt, wer sich wie in Diskussionen und bei der Teamarbeit verhält und wer sich durchsetzen kann. Autopoi ese [zu griech. a u t 6 s = selbst und griech. p o i eTn = machen] Der Begriff Autopoi- ese wurde 1972 von Humberto Maturana geprägt und von diesem gemeinsam mit Francisco Varela weiterentwickelt. Er er¬ klärte damit die Organisation lebender Sys¬ teme. Das pompös klingende Wort wurde zu einem zentralen Begriff der 11 s y s- T EMTH EOR i E. Der Grundgedanke liegt darin, dass lebende Systeme nicht einfach nach außen offen, sondern zunächst ge¬ schlossen sind. Sie besitzen die Fähigkeit, sich selbst zu erhalten und zu erneuern. Soziale Systeme wie eine Familie, ein Kul¬ turkreis oder ein Unternehmen existieren durch fortlaufende Kommunikation. Für das Management muss in diesem Zusammen¬ hang klar sein, dass jede Wahrnehmung subjektiv ist und dass immer der Emp¬ fänger entscheidet, was verstanden, wie gehandelt und welche Konsequenzen ge¬ zogen werden. Die Risiken, die sich mit einem Wissensmanagement verbinden, werden verständlich: Eine Organisation, die sich auf sich selbst und auf die eige¬ ne Wissensbasis wie Dokumente, Erfahrun¬ gen, Kommunikationen etc. bezieht, läuft
Die New Economy kann man auch als Ideenwirtschaft bezeichnen, in der nicht immer der Schnellere und Klüge¬ re gewinnt, sondern vor allem der Kreativere. Gut, dass ich mich für den Beruf "Kreativer" entschieden habe - und nicht Schlaumeier geworden bin. ANDRE KEMPER, GESCHÄFTSFÜHRER HOLDING SPRINGER S JACOBY Gefahr, wichtige externe Vorgänge zu ver¬ passen. Veränderungsnotwendigkeiten von außen, etwa des Marktes, treffen auf kei¬ ne angemessene interne Resonanz. Benchmarki ng [zu engl. benchmark = Prüfstein, Maßstab] Beschreibt die Methode und den Vorsatz, sich an den Besten in einem je¬ weiligen Feld oder einer Branche zu orien¬ tieren und von ihrem Vorbild zu lernen. Die Leistungsvorgabe (Benchmark) ist T B EST practice. Populär wurde Benchmarking insbesondere durch seine Anwendung bei der Xerox-Corporation, die sich in den 70er-Jahren dadurch neu im Markt positionieren konnte. Der Blick von außen auf interne Aktivitäten kann durch Variablen wie Umsatz, Gewinn, Mitarbei¬ terzahl, verkaufte Stückzahl etc. greifbar gemacht werden. Aus den Ergebnissen der Vergleiche wird ein Stärken-/Schwächen- Profil erstellt, das Anhaltspunkte liefert, in welchen Bereichen sich das Unterneh¬ men verbessern muss und wo schon opti¬ male Leistungen gezeigt werden. Best Practice [engl. für: beste Praxis] Best Practice ist der beste in der Praxis umgesetzte Weg, eine Leistung zu erbringen. Viele Unterneh¬ men betreiben einen enormen Aufwand, um die besten Methoden für einen Leis¬ tungsprozess zu suchen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens (T B ENC HMARK i ng). Der Transfer der Best Practices gilt als zentrale Aufga¬ be der Wissensverteilung in einem Unter¬ nehmen. In der Praxis allerdings wird bei diesem Transfer das 11_t acit know¬ ledge meist zu wenig beachtet. Darum ist er oft weniger erfolgreich als erhofft.
B 196 Knowledge- blinder Fleck Meint ursprünglich den Bereich der Netz¬ haut, an dem der Sehnerv austritt und in dem keine Rezeptoren vorhanden sind. Auf diesem Ausschnitt wird daher kein opti¬ sches Bild erzeugt. Der Mensch ist auf die¬ sem Fleck blind. Im übertragenen Sinne ist der blinde Fleck ein wesentliches Kon¬ strukt der T s Y s T E M T H E o R i E. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, etwas zu sehen. Der blinde Fleck macht es dem Beobachter unmöglich, seine eigene Dif¬ ferenzierung zu beobachten. Wenn jemand seine Kollegen mit der Unterscheidung Freund/Feind beobachtet, sieht er eben Freunde und Feinde, aber nicht, dass er sie selbst dazu macht. Eine hilfreiche Strate¬ gie, den blinden Fleck wahrzunehmen, ist, verschiedene Perspektiven hinzuzuziehen, denn vier Augen sehen mehr als zwei. Boot leggi ng [zu engl. to bootleg = schwarz her¬ stellen, schwarz handeln] Bootlegging- Prozesse sind Innovationsaktivitäten, die im Geheimen stattfinden - teilweise gegen den Willen des Managements. Untersu¬ chungen zeigen, dass diese Innovations¬ prozesse oft überaus erfolgreich sind und so manches Unternehmen gerade ihnen seinen Erfolg verdankt. Aus Managersicht gilt das Bootlegging als subversiv, eigen- Management mächtig und kompetenzüberschreitend. Dabei sind diese „untersagten" Innova¬ tionen oft nicht nur erfolgreich, sondern auch effizient, müssen doch alle Mittel höchst ökonomisch am Rande der Legali¬ tät beschafft werden. Vom Geschäftsbe¬ reich Pharma der Bayer AG wird z.B. unde¬ mentiert behauptet, dass alle relevanten Erfolge nach 1945 durch Medikamente er¬ reicht wurden, die hinter dem Rücken des Managements entwickelt wurden. Braindrain [zu engl. brain = Gehirn und engl. drain = (Abfluss)rohr] Der „Abfluss" von Wissenskapital in Form von Experten. Unternehmen und Länder leiden darunter, dass ihre Fachkräfte abgeworben werden. Vor allem Länder der Dritten Welt müssen mit ansehen, wie die Computerexperten, die sie hervorbringen, in die Industriena¬ tionen abwandern. Doch auch innerhalb der Industriestaaten gibt es einen Kampf um kompetente Arbeitskräfte (lt_w ar for talents). Über besondere Tricks und Kniffe wie spezielle T_ incentives versuchen die Firmen, ihre besten Mitar¬ beiter zu halten. Brainiac [Zusammenziehung aus engl. b r a i n = Gehirn und engl. m a n i a c = verrückt,
wahnsinnig] Die Zusammensetzung aus Gehirn und Wahnsinn beschreibt eben die¬ sen Typus von verrückter, besessener In¬ telligenzbestie, der von vielen Unterneh¬ men gesucht wird. Das Anforderungsprofil für den Brainiac schließt zusätzlich Kom¬ petenz und Durchhaltevermögen ein und natürlich die Bereitschaft, alles zu geben, die Nächte durchzuarbeiten, und das auf ei¬ nem hohen Niveau - ein Wahnsinniger eben. Brainstorming [zu engl. brain = Gehirn und engl. storm = stürmen] Brainstorming ist eine allgemeine Form des Nachdenkens über eine Sache oder ein Problem und fin¬ det in allen Bereichen Anwendung. Diese Kreativitätstechnik kann systematisch, also unter Berücksichtigung von logischen Zusammenhängen, oder unsystematisch als eine Art Stoffsammlung betrieben wer¬ den. Meist am Anfang eines Prozesses oder einer Problemlösung ist jeder Beitrag will¬ kommen. Dabei sollte keine Zensur statt¬ finden. Insbesondere im Agenturalltag ist das Brainstorming populär, wo sich krea¬ tive Köpfe dieselben zerbrechen, um Kon¬ zepte für Kunden zu entwickeln. Brainwriting [zu engl. b r a i n = Gehirn und engl. t o write = schreiben] Schriftliche Form Die New Economy ist die Ideen¬ wirtschaft: Ideen und Kreativität werden das wichtigste Kapital. Das ist eine gute Nachricht für alle, die mehr Ideen als Geld haben. SEBASTIAN TURNER, GRÜNDER, GESCHÄFTSFÜHRER SCHOLZ & FRIENDS BERLIN des T B rainstorming. Diese Krea¬ tivitätstechnik ist insbesondere dann sinn¬ voll, wenn allen Teilnehmern die gleichen Chancen zur Meinungsäußerung einge¬ räumt werden sollen, ohne dass sich einer zu sehr in den Vordergrund drängt. Die Ideen und Lösungsvorschläge werden auf¬ geschrieben und in einer Art schriftlicher Diskussion weiterentwickelt. Man geht da¬ von aus, dass die Kreativität einer Gruppe steigt, wenn die Idee eines Teilnehmers aufgegriffen und verarbeitet wird.
_C— 198 Knowledge- Changemanagement [engl. für: Management des Wandels] Changemanagement bezeichnet grund¬ sätzlich jede Form bewusst durchgeführter Veränderungen innerhalb einer Organisa¬ tion. Oft wird jedoch großer Widerstand gegen Veränderungen geleistet, da ein Ver¬ lust der gewohnten Strukturen und der Si¬ cherheit befürchtet wird. Die change¬ ability [engl. für: Wandelbarkeit] des Einzelnen, also die Fähigkeit, sich häufig, schnell und nachhaltig neu auszurichten, wird nicht nur durch strukturelle, perso¬ nelle und konzeptionelle Entscheidun¬ gen beeinflusst, sondern auch durch die iLc ORPORATE culture und das Betriebsklima. Im Zentrum des Change¬ managements steht daher eine offene, frei fließende und glaubwürdige Kommunika¬ tion der Beteiligten. Eine solche Atmosphä¬ re zu schaffen und Änderungen zuzulassen ist die Aufgabe des Managements, um auf Veränderungen am Markt zu reagieren. Chaosmanagement [zu griech. chäos = der unendliche leere Raum, gestaltlose Urmasse des Welt¬ alls] Die Chaostheorie geht davon aus, dass sich hinter scheinbar willkürlich und regellos ablaufenden Phänomenen wie dem Wetter, dem Hirn oder auch der Bör¬ se eine Ordnung verbirgt. Das Chaos ist ein Management geregeltes Durcheinander - mit unbere¬ chenbarem Ausgang. Formuliert wurde die als wissenschaftliche Revolution geltende Theorie u.a. von Edward Lorenz, Benoit B. Mandelbrot und Manfred Eigen. Dieser An¬ satz fand Einzug in die Managementtheo¬ rie, da sich auch Unternehmen in chaoti¬ schen Märkten behaupten müssen und sich Entwicklungen häufig nur schwer prog¬ nostizieren lassen. Anhänger des Chaos¬ managements gehen davon aus, dass Un¬ ternehmen zur Selbstorganisation und spontanen Kreativität fähig sind, wenn man sie lässt. Das funktioniert, indem ein grober Rahmen geschaffen wird, in dessen Grenzen sich das Chaos entfalten darf. Chinese Wall [engl. für: Chinesische Mauer] Nach der Chinesischen Mauer benannt symbolisiert die Chinese Wall innerhalb eines Unter¬ nehmens die Informationsbarrieren, die so dick sind, dass nichts durch sie hin¬ durch dringt. So wissen z.B. die einzel¬ nen Abteilungen nichts von der jeweiligen Tätigkeit der anderen. Chinese Walls wer¬ den auch bewusst errichtet wie etwa in Investment- und Universalbanken, um bei¬ spielsweise Interessenkonflikte zu vermei¬ den oder um sicherzustellen, dass wich¬ tige Informationen nicht in die falschen Hände geraten.
c 1 9 9 Coaching [zu engl. to coach = trainieren, be¬ treuen, vorbereiten] Beratung durch einen (in der Regel) psychologisch ausgebildeten Coach. Unternehmensintern unterstützt und berät er sowohl in Kompetenzfragen, als auch bei persönlichen Problemen. Als außenstehender Experte leidet er weniger unter Betriebsblindheit und ist im Gegen¬ satz zu Vorgesetzten, Kollegen oder Le¬ benspartnern weniger voreingenommen. Dies ermöglicht ihm, die Situation neutra¬ ler zu analysieren, mehr oder weniger ty¬ pische konstruktive Verhaltensmuster zu spiegeln und den Lösungsprozess zu opti¬ mieren. Das kürzlich in Mode gekommene o N L i N E c o A c H i N G ist die Beratung via Internet. Die New Economy ist für mich ein ge¬ sellschaftlich ermutigendes Symbol für Schumpetersche Unternehmen und "schöpferische Zerstörung". DR. MARKUS CONRAD, GESCHÄFTSFÜHRER LIBRI HOLDING GMBH ColLective Notebook [engl. für: kollektives Notizbuch] Mecker¬ kasten des Unternehmens. Das Collective Notebook ist eine kreative Arbeitstechnik, bei der die Mitarbeiter in der Form eines T B rainwritings die Möglichkeit haben, in einem „Notebook" Ideen zur Pro¬ blemlösung aufzuschreiben. Vorteilhaft ist, dass der Einzelne in der relativ anony¬ men Atmosphäre eines Notizbuchs dazu er¬ mutigt wird, auch unliebsame Kritik zu äu¬ ßern, die im günstigsten Fall konstruktiv zur Verbesserung genutzt wird. Meist wird das Collective Notebook jedoch entweder gar nicht oder nur für Albernheiten unter den Kollegen genutzt. Communi ty of Practice [zu engl. communi ty = Gemeinschaft und engl. p r a c t i c e = Praxis] Eine Ge¬ meinschaft von Praktikern, die sich durch gemeinsame Arbeit und eine geteilte Sicht¬ weise auszeichnet. Formal hält diese Corn-
2oo Knowledge munity nichts zusammen. Dabei ist nur, wer mitarbeitet. Die Idee gründet auf den Forschungen des Instituts of Research on Learning (IRL) im Silicon Valley und nimmt im Wissensmanagement eine zentrale Stellung ein. Die Gemeinschaften unter¬ scheiden sich von etzwerken, da sie zum einen intensiver Zusammenar¬ beiten, indem sie gemeinsam Projekte ent¬ werfen und umsetzen. Zum anderen sind sie freier, da sie auf keine spezifische Aufga¬ be festgelegt sind und zeitlich unbegrenzt Zusammenarbeiten. Communities of Prac¬ tice entstehen aus sich heraus und sind durch ihre Identität, ihr Selbstverständ¬ nis und ihre Neugier verknüpft. Sie sind äußerst lernfähig, da sie von dem Interesse an der Aufgabe getragen werden und weit¬ gehend frei von Machtspielen sind. Computer-based Training (CBT) Nutzung von PC-basierter Lernsoftware zum Zweck der Wissensaneignung. Die Grundidee des CBT ist, über ein individu¬ elles, durch den Computer präsentiertes Lernprogramm den Stoff auf unterhalt¬ same Weise aufzunehmen und zu verar¬ beiten. Der Lernende kann dabei seinen persönlichen Weg bezüglich Zeit, Tempo und Inhalt festlegen. Das Lernen wird zum T e d u t a i nm e n t mit Hilfe von Ani- Management mationen, Videos und Ton. Euphoriker pro¬ phezeiten gar das Ende des herkömmlichen Unterrichts und des Lehrers. Mittlerweile wurde für die Lehrer Entwarnung gegeben, da sich herausstellte, dass CBT den klas¬ sischen Unterricht zwar unterstützt, den Lehrer aber nicht ersetzen kann. Computerliteracy [zu engl. I i t e r a c y = Fähigkeit, lesen und schreiben zu können] Die Fähigkeit, mit einem Computer umzugehen. Seit den 90er-Jahren kann die Computerliteracy mit der Fähigkeit, lesen und schreiben zu kön¬ nen, nahezu gleichgesetzt werden. Wer heute nur über geringe oder gar keine Com¬ puterkenntnisse verfügt, gilt fast schon als Legastheniker. Core-Competence [engl. für: kernkompetenz] Das Kern- kompetenzenkonzept richtet den Fokus auf das Bündel von Fähigkeiten, Aktivitä¬ ten und Aufgaben, die der Leistungsfähig¬ keit und Einzigartigkeit eines Unterneh¬ mens zugrunde liegen. Es versucht, bislang weitgehend nicht benennbare Erfolgsvor¬ aussetzungen explizit und damit greifbar zu machen. Als Baum dargestellt sind die Kernkompetenzen wie die Wurzeln und der Stamm. Die Geschäftsfelder stellen die zentralen Äste, die Produkte die Blätter
D 2 0 1 Die Euphorie um die New Economy hat uns den Börsengang erleichtert. Der Hype ist nun tot. Aber Qualität wird sich durchsetzen. Da bin ich optimistisch. Und Optimismus ist ja eines der wichtigsten Merkmale der New Economy. RALF DRECHSLER, GRÜNDER, GESCHÄFTSFÜHRER DAS WERK AG dar. So wird deutlich, dass die Kernkom¬ petenzen die eigentliche Basis darstellen, auf der das Geschäft ruht. Corporate University (CU) [engl. für: Unternehmensuniversität] Auch corporate campus. Begriff, mit dem Unternehmen zunehmend ihre Wei¬ terbildungseinrichtungen bezeichnen. Das Label soll eine gewisse Reichhaltigkeit des Angebotes für die interne Fortbildung sug¬ gerieren. Von einem guten CU-Konzept darf man neben einer starken Integration von Fachwissen, Methodenkompetenz und der Orientierung am praktischen Kontext auch ein intensives Tc o a c h i n g im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung er¬ warten. Der konkrete CU-Alltag bleibt dann jedoch meist hinter dem Anspruch zurück, im universitären Sinne zu arbeiten. Oft geht es stattdessen darum, eine Arena zur Ver¬ mittlung eines gemeinsamen Grundver¬ ständnisses für die strategischen Ziele des Unternehmens und für die Netzwerkbil¬ dung unter den Beteiligten bereitzustellen. Datamining [zu engl. d a t a = Daten und engl. mining = Bergbau] Der „Datenberg¬ bau" meint die Entwicklung und Anwen¬ dung bestimmter Techniken zum raschen Auffinden von wichtigen und relevanten Informationen und von Wissen in großen Datenbanken. Viele Unternehmen verfü¬ gen über eine große Zahl von fähigen Mit¬ arbeitern, die gemeinsam über ein breites Wissen verfügen. Dieses zu organisieren, zu strukturieren und mithilfe der 1Li t über Datenbanken allen zugänglich zu machen, ist der Ausgangspunkt des Datamining. Im Bereich des Marketings können z.B. Kun-
2 0 2 Knowledge- dendaten profitabel über eine spezielle lie R M -Software ausgenutzt werden. Datawarehouse [zu engl. d a t a = Daten und engl. warehouse = Warenlager] Samm¬ lung von Daten, um Entscheidungen im Management zu erleichtern. Dataware¬ houses sind üblicherweise die Kombination vieler verschiedener Datenbanken inner¬ halb eines Unternehmens. Sie ermögli¬ chen flexiblen Zugriff auf Informationen und vermitteln gern die Illusion, man kön¬ ne sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt ein umfassendes Bild vom Zustand des Ge¬ samtunternehmens machen. Digital Divide [engl. für: digitale Trennung] Die Spal¬ tung der Gesellschaft in diejenigen, die mit Computern umgehen können und deren Sprache beherrschen (T computer¬ literacy), und jene, bei denen das nicht der Fall ist. Digital Divide bezieht sich auf die dadurch entstehende wachsen¬ de Kluft zwischen den unterschiedlichen Bildungsschichten, Einkommensklassen und Bevölkerungsgruppen. Edutai nment [Zusammenziehung aus engl. educa¬ tion = Erziehung, (Aus)bildung und Management engl. e n te rtai n m e n t = Unterhal¬ tung] Das Edutainment zielt auf die unter¬ haltsame Vermittlung von Wissen. Durch interaktive Präsentationsformen wie Inter¬ net oder CD-ROM werden dem Lernenden spielerisch Inhalte vermittelt. Die Kom¬ bination aus Text, Bild, Ton und kleinen Filmsequenzen macht das Lernen kurzwei¬ lig und amüsant. Und wer mit Spaß lernt, lernt leichter. Emergenz [zu lat. e m e r g e r e = auftauchen] Als wichtiger Baustein der y s ten¬ th e o R i E knüpft die Emergenz an die Überlegung an, ob das Ganze mehr sein kann als die Summe seiner Teile. Der Be¬ griff beschreibt dabei das Phänomen des Entstehens neuer Ordnungsebenen. Das überzeugendste Beispiel für das Prinzip der Emergenz ist die Evolution lebender Systeme. Von der Zelle über das Organ und den Organismus bis zum psychischen und sozialen System hat sich eine faszinieren¬ de Entwicklung ergeben, die zur Bildung von neuen.Systemen mit jeweils ganz un¬ terschiedlichen Komplexitäten und einzig¬ artigen Gesamteigenschaften führte. Im übertragenen Sinne gilt das auch für das Entstehen der New Economy und des In¬ ternets, wo völlig neue Geschäftsfelder emergiert sind.
__E_ 2 0 3 emotionale Intelligenz Das Konzept das durch Daniel Golemans gleichnamigen Bestseller populär wurde, bezeichnet die Fähigkeit, sich der eigenen Gefühle und der anderer bewusst zu sein und damit intelligent und geschickt um¬ zugehen. EMPATHIE, also das Vermö¬ gen, sich in andere hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen, Intuition und die Fä¬ higkeit, die eigenen Gefühle und Leiden¬ schaften bestmöglich einzusetzen, gehö¬ ren zur emotionalen Intelligenz. Goleman stellt u.a. die These auf, dass in Unterneh¬ men der EMOTIONALE QUOTIENT ( E Q ) weitaus wichtiger und erfolgsent¬ scheidender als der klassische Intelligenz¬ quotient (IQ) sei. Empowerment [zu engl. to empower = ermächtigen, befähigen] Im Gegensatz zum T_b o o t - legging wird den einfachen Beschäf¬ tigten offiziell mehr Macht und Einfluss unter der Annahme eingeräumt, dass sie ohne ständige Anleitung durch den Chef selbstständig und eigenverantwortlich agieren können, motivierter, engagierter und effizienter arbeiten und unterneh¬ merischer denken. In vielen Betrieben der New Economy funktioniert dieses Prinzip. Großkonzerne traditioneller Natur arbei- New Economy ist für uns Europäer vor allem eine Lernphase. New Economy ist die Bildung einer talentierten, pragmatischen, wissensbegeisterten und leistungsfähigen Gesellschaft in Europa. ALEXANDER STRAUB, GRÜNDER, VORSTAND MONDUS.COM ten hingegen noch immer eher in einer traditionellen „Kommando-Kontroll-Kul¬ tur" nach dem Motto: „Handle selbststän¬ dig, aber so, wie ich es für richtig halte". Ent Lernen Fähigkeit, Gelerntes wieder zu vergessen, um Raum für neue Ideen und Handlungs¬ optionen zu schaffen. Während es beim Wissensmanagement bislang darauf an¬ kam, Wissen aufzubauen und z.B. über die T i T abrufbar zu machen (T m i s),
2 0 4 Knowledge- M a nagement wird nun ganz bewusst das Element des Vergessens in die Diskussion eingeführt. Genauer gesagt, geht es um eine Dekon- struktion und Neubewertung von Wissen und Erfahrungen. Es gilt, eigene Stand¬ punkte zu hinterfragen und Abstand vom „Das machen wir immer so" zu nehmen. Feedback [engl. für: Rückmeldung, Reaktion] Der Begriff meint in der Arbeits- und Organisa¬ tionspsychologie eine Rückmeldung über die Arbeitsleistung und das eigene Han¬ deln. Ziel ist es, durch das wiederholte Rückspiel von Verhaltensbeobachtungen eine Änderung und damit eine kontinuier¬ liche Verbesserung des Arbeitsverhaltens zu erreichen. Die Grundidee des Feedbacks geht auf B. F. Skinner zurück, der annahm, dass die positive oder negative Rückmel¬ dung ein Verhalten und sein weiteres Auf¬ treten erhöht bzw. verringert: Belohnung versus Bestrafung oder „Zuckerbrot und Peitsche". Feedback wurde inzwischen z.B. in Form von regelmäßigen Mitarbeiterge¬ sprächen institutionalisiert. Fuzzy Logic [zu engl. f u z z y = fusselig, schwammig und engl. logic = Logik] Begriff aus der Elektrotechnik, der eine Methode be¬ schreibt, mit ungenauen Daten umgehen zu können. Die mathematische Theorie der unscharfen Mengen wurde in den Sechzi¬ gerjahren von Lotfi A. Zadeh entwickelt. Beim Prinzip der Fuzzy Logic werden neben exakten Daten auch vage Angaben berück¬ sichtigt, um die Komplexität der Informa¬ tionen gerade so weit zu reduzieren, dass man trotzdem noch ein brauchbares Modell erhält. Die Fuzzy Logic entspricht eher der menschlichen Denkweise in „mehr" oder „weniger" als der klassischen Logik, die nur die Begriffe „wahr" oder „falsch" kennt. Global Brain [engl. für: globales Gehirn] Unter Global Brain wird die enge Verknüpfung der Men¬ schen durch weltweite Computernetze ver¬ standen. Marshall McLuhan hatte einst den Begriff des „globalen Dorfes" geprägt. Aufgrund der weltweiten Vernetzung wird heute jedoch eher von einem Superorga¬ nismus gesprochen oder eben von einem globalen Gehirn, in dem sich ein kollek¬ tives Wissen oder eine kollektive Intelli¬ genz entwickelt. GLoba L-Knowledge- Economy [engl. für: globale Wissensökonomie] Durch die zunehmende Globalisierung, die Informations- und Wissensintensität und das staatenübergreifende 'T n et-
_J±_ 2 0 5 E-Business ermöglicht es unseren Kunden, die klassischen Länder- und Unternehmensgrenzen zu überschrei¬ ten. Für unser langfristiges Wachstum ist es daher außerordentlich wichtig, dass wir (...) international unsere Aktivitäten kontinuierlich ausbauen. STEFAN ROVER, GRÜNDUNGSMITGLIED, CEO BROKAT INFOSYSTEMS AG working per Internet entwickelt sich die Welt zu einer globalen Wissensgesell¬ schaft. Für die Wirtschaft bedeutet das u.a., dass das Th umankapital in der Wissensgesellschaft eine Schlüssel¬ rolle einnehmen wird. Dieses globale Den¬ ken gilt jedoch momentan noch als sehr elitär und berücksichtigt nicht, dass 60% der Weltbevölkerung noch nie telefoniert haben und 40% nicht über Strom verfü¬ gen. Zu einer Gtobal-Knowledge-Economy kann es de facto also erst kommen, wenn die sozialen Gegensätze ausgeglichen wur¬ den (S.a. T_J) IGITAL DIVIDE). Groupthink- Phänomen [zu engl. g r o u p = Gruppe und engl. to t h i n k = denken] Gruppenspezifi¬ sche Vorgänge, die zu Fehlentscheidun¬ gen führen können. Zunehmend wird in Teams gearbeitet, die durch ihre Dynamik die Produktivität des Unternehmens stei¬ gern. Es kann aber auch zu negativen Aus¬ wirkungen kommen, dem so genannten Groupthink-Phänomen, das von Irving L. Janis erkannt und beschrieben wurde. Gruppendynamik kann eine Art Gruppen¬ zwang bewirken, der von einem direktiven Führungsstil, von situativen Faktoren wie Zeitdruck oder Abschottung (z.B. bei ab¬ solutem Stillschweigen überein Projekt), von einer ungleichen Informationsver¬ teilung innerhalb der Gruppe und von dem Meinungsführer abhängt. Bei einer sol¬ chen Konstellation kann es zu Selbstüber¬ schätzung der Gruppe und Fehleinschät¬ zungen der Situation kommen. Humankapi ta L [aus gleichbed. engl. human capi¬ tal] Ausweitung des traditionellen Kapi-
H 2 0 6 Knowledge- nagement taIbegriffs der ökonomischen Theorie, auf Eigenschaften der menschlichen Arbeits¬ kraft. Ausbildung und generell der Erwerb von Fähigkeiten werden als eine Investition verstanden, die in der Zukunft zu Erträgen in der Form von Einkommen, besseren Jobs etc. führt. Der Ausdruck wird sowohl auf sozialer Ebene als Arbeitsvermögen einer Organisation bzw. der Gesellschaft wie auch auf individueller Ebene als Inves¬ tition in die eigene Zukunft verwendet. Hypertext- Organisation hypertext bezeichnet im Internet¬ jargon ein über Links verbundenes Netz aus Text-, Bild- und Dateneinheiten. Auf diese Art entstehen mehrere Ebenen, zwi¬ schen denen je nach gewünschter Infor¬ mationstiefe gewechselt werden kann. Die Hypertext-Organisation ist nun eine Or¬ ganisation mit drei sich überlagernden Strukturebenen: dem Business-System, dem Project-Team und der Knowledge- Base. Das Business-System entspricht der Ebene der operativen Geschäftsprozesse, das Project-Team gleicht der Ebene wech¬ selnder Projektarbeit und die Knowledge- Base entspricht der Gesamtheit des Wis¬ sens, das in der Organisation vorhanden ist. Neues Wissen wird in einem Unterneh¬ men dann erzeugt, wenn im Rahmen der Projektarbeit neue Erkenntnisse gewon¬ nen werden, die dann auf der Ebene der Knowledge-Base von den Teammitgliedern z.B. in Form von Berichten an andere Or¬ ganisationsmitglieder weitergegeben wer¬ den. Danach wenden sich die Projektbetei¬ ligten wieder dem operativen Geschäft auf der Ebene des Business-Systems zu, bis neue Projekte anstehen. Nach den beiden führenden Wissensmanagement-Forschern Nonaka und Takeuchi ist die Fähigkeit ei¬ nes Unternehmens, Wissen zu generieren und zu integrieren, davon abhängig, wie gut es gelingt, den Wissenszyklus zwi¬ schen den drei Ebenen zu organisieren. Ignoranz [zu lat. ignorant i a = Unkenntnis] Ignoranz in Form von Unwissenheit oder absichtlicher Unaufmerksamkeit ist im Ver¬ halten aller Systeme zu finden. Sie gewinnt im Wissensmanagement besondere Bedeu¬ tung. Zum einen kann eine kollek¬ tive i g n o r a n z als das zentrale Pro¬ blem der mit Daten überfluteten Wissens¬ und Informationsgesellschaft betrachtet werden. Zum anderen kann eine so genann¬ te positive Ignoranz als Strate¬ gie gegen die wachsende Informations¬ flut gesehen werden im Sinne von „Mut zur Lücke". Eine gut dosierte „Ökonomie der Unbelehrbarkeit" kann sich auszahlen,
I 2 0 7 wenn sie sich nicht darin erschöpft, den¬ selben Fehler fünfmal zu machen. Imagineering [Zusammenziehung aus engl. i m a g e = Bild und engl. to engineer = kons¬ truieren] Der Begriff meint das künstliche Herstellen von Vorstellungs- bzw. Fantasie¬ welten. Diese Welten verschieben die Gren- zen zwischen Bild und Gegenstand. In den zunehmend medial organisierten Arbeits¬ und Lebenskontexten wird Image, das Bild, zum wahrnehmungsprägenden und damit wissensgenerierenden Faktor und somit zu einem Schlüssel für das Verstehen und Gestalten von Innovations- und Change¬ prozessen. Mögliche neue Produkte, Pro¬ zesse und Arbeitsstrukturen können vir¬ tuell durchgespielt werden. Infomappi ng [zu engl. m a p = (Land)karte, Plan] Wissen, wo das Wissen ist. Bei der derzei¬ tigen Informationsflut ist Orientierung vonnöten. Es gilt, die relevanten Informa¬ tionen zu sichten und für sich nutzbar zu machen. Gibt man beispielsweise einen Begriff in eine Suchmaschine ein, werden meist unzählige Links aufgeführt. Dieser Informationüberfluss kann schnell zu ei¬ nem Informationsüberdruss führen, was die Forderung nach Organisation nach sich Für mich ist die New Economy die Chance, den Blick nach vorne gerichtet, Zweifel hinter sich lassend, neue Wege beschreiten zu können. Der Beweis des Produktivfaktors "Innovation". MAX C ARTELLI ER I, GRÜNDUNDSMITGLIED, CO-CEO FINANCE CIAO.COM zieht. Infomapping bedeutet also, Infor¬ mationen und Wissen zu organisieren und zu koordinieren. Information- Broking [zu engl. broker = Makler] Auch wissENSBROKERAGE. Das Ver¬ mitteln von und Handeln mit Informatio¬ nen. Der infobroker durchsucht Da¬ tenbanken, Onlinebibliotheken, CD-ROMs oder das Internet. Die Kunst des Wissens-
208 Knowledge- brokerage besteht darin, Informationen in der Weise miteinander zu kombinieren, dass sie einen einmaligen, perfekt auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitte¬ nen und schnell verfügbaren Vorteil für den Suchenden bieten. Information- Fatigue-Syndrom [zu engl. information und engl. fatigue = Ermüdung, Erschöpfung] Ein von zu vielen Informationen ausgelös¬ tes Stresssyndrom. Menschen, die täglich enorme Mengen an Informationen über die verschiedenen Medien (Internet, Fax, Print¬ medien, Telefon etc.) bewältigen müssen, können unter diesem Syndrom leiden. Es äußert sich u.a. in Zweifeln an den eige¬ nen analytischen Fähigkeiten und chroni¬ scher Nervosität.. Helfen kann da nur das Abstandnehmen vom eigenen Perfektions¬ drang und das Leben nach dem Motto: Wis¬ sen, dass man nicht alles wissen kann. Information- Overload [zu engl. information und engl. overload = Übergewicht, Überbelas¬ tung] Informationsüberlastung. Durch die Zugänglichkeit der Informationen über das Internet und die Printmedien ist ein An¬ gebot entstanden, das von niemandem Management mehr bewältigt werden kann. Die Infor¬ mationsaufnahme hat bei vielen Menschen ihre Kapazitätsgrenze erreicht, wobei das Gefühl der Überlastung von Mensch zu Mensch verschieden ist. Im schlimmsten Fall endet der Informationsüberdruss im T I N F 0 R M A T I 0 N - F A T I G U E - SYNDROM. Information- Superhighway [zu engl. information und engl. h i g h w a y = Autobahn] Die Superdaten¬ autobahn, ein bildhafter Vorläuferbegriff für das heute gebräuchliche Wort Internet. Der Begriff wurde 1992 im US-Präsiden- tenwahlkampf von Al Gore geprägt, damals Kandidat für die Vize-Präsidentschaft. Er erkannte als erster bedeutender Politiker das Potenzial leistungsfähiger Datennetze, von denen es damals bereits ein noch weit¬ hin unbekanntes gab: das Internet. Information- Warfare [zu engl. information und engl. warfare = Kriegsführung] Kriegsfüh¬ rung mittels Informationstechnologie. Der vom US-Autor und Datenexperten Winn Schwartau geprägte Begriff beschreibt die aggressiven Formen der Ausschaltung der Konkurrenz via Internet. Beispiele:
2 0 9 Das Internet verändert unsere Gesell¬ schaft grundlegend. Es bringt Infor¬ mationen in bisher nicht gekanntem Umfang, zu niedrigen Kosten und sofort zu jedermann. Dies zu verbreiten und neue Lösungen zu entwerfen, ist eine wunderbare Herausforderung. THOMAS HEILMANN, GRÜNDUNGSMITGLIED E C 0 N A AG Computerviren, die per E-Mail geschickt komplette Datensysteme lahm legen, oder 1T1 j u N K M a i L s , die für Stunden oder Tage auch die leistungsfähigsten T s E R v E R blockieren können. Infosmog [Zusammenziehung aus Information und Smog] Mit Infosmog bezeichnet man den Überfluss an unwichtigen Infor¬ mationen, Datenmüll, den wir per E-Mail, Handy, Fax, Internet, Fernsehen etc. emp¬ fangen, denn zuviel Information trübt die Sicht. Die Datenflut kann das Urteilsver¬ mögen schädigen. Infotainment [Zusammenziehung aus I n f o r m a t i o n und Entertainment] Der Begriff beschreibt die Verbindung von Information mit Unterhaltungswerten. Durch Fernseh¬ sendungen wie die „Sendung mit der Maus" haben wir schon in Kindertagen die Ver¬ bindung beider Welten kennen gelernt. Bereits hier wurde das Unterhaltsame mit Wissenswertem gespickt. Je wichtiger In¬ formationen werden und je mehr ihre Men¬ ge zunimmt, umso größer wird auch die Bedeutung, die dem Lustfaktor bei der In¬ formationsübermittlung beigemessen wird. Innovations¬ management Eine Innovation ist eine Erneuerung, die mehr ist als eine bloße Verbesserung. In¬ novationen sind für jedes Unternehmen wichtige Voraussetzungen zur Sicherung ihrer Position im Markt. Das Management kann das Klima und die organisatorischen Rahmenbedingungen schaffen, um den Nährboden für Kreativität und Innovation zu fördern. So werden z.B. Kernphasen und
2 1 0 Knowledge- M a nagement Systeme für Innovationsprozesse definiert. Oft ist allerdings bei aller Managerartistik ein programmierter Durchbruch trotzdem nicht lenkbar. Innovationsrate Maß zur Messung der Innovationskraft eines Unternehmens. Der Umsatz des in einer bestimmten Periode eingeführten neuen Produktes wird dabei ins Verhältnis zum Gesamtumsatz der Periode gesetzt. Bei der heutigen Innovationsrate der T^r t - Branche ist dabei leicht nachzuvoll¬ ziehen, dass ein Produkt im Laufe seines Lebenszyklus mehrmals veränderten Anfor¬ derungen oder anderen Technologien an¬ gepasst werden muss. Der innova- tionsquotient misst den Anteil der Bevölkerung, der die Innovation über¬ nommen hat. Intellectual Capital (IC) [engl. für: intellektuelles, geistiges Ka¬ pital] Das IC ist der immaterielle Wert¬ schöpfungsfaktor, der an die intellektuel¬ len Fähigkeiten des Menschen und an das strukturelle und juristisch geschützte iLl NTELLEKTUELLE EIGENTUM von Organisationen gebunden ist. Als wichtigste Kategorien gelten Innovations¬ fähigkeit, Kundenzufriedenheit, Manage¬ mentfähigkeiten, Allianzen, brand¬ value, Mitarbeiterbeziehungen, Um¬ weltschutz und Öffentlichkeit bzw. mage. Das IC kann als Differenz zwischen Markt- und Buchwert gesehen werden, da es sich in Prozessen, Produk¬ ten oder Dienstleistungen wertsteigernd niederschlägt und am Markt entsprechend belohnt wird. intellektuelles Eigentum Juristischer Fachbegriff. Unter intellektu¬ ellem Eigentum wird das Wissen verstan¬ den, welches durch Patentierung, Marken¬ bezeichnung (Trademarks) und Copyright anerkannt und international geschützt wer¬ den kann. Daran gebunden sind die Verein¬ barungen für Preisgebung und Lizenzen. Knowbots [zu engl. to k n o w = wissen und engl. r o b o t = Roboter] Softwareprogramme, die unermüdlich das Internet nach aktu¬ ellen Nachrichten oder Informationen zu einem bestimmten Thema durchsuchen und für ihren Besitzer Daten sammeln. Sie sind vergleichbar mit ll_s h o p b o t s und der Familie der lt_A g e n t e n zuzu¬ ordnen. Leider gibt es bislang keine wirk¬ lich überzeugenden Exemplare dieser Ka¬ tegorie, und Otto Normalverbraucher muss
K 2 1 1 H New Economy als Gegensatz zur Old Economy umschreibt eine neue Form unternehmerischer Möglichkeiten. Zum einen der Einsatz neuartiger Technologien, zum anderen ein Freiräume schaffendes und Innova¬ tionen förderndes Arbeitsumfeld. RALPH DOMMERMUTH, VORSTANDSVORSITZENDER UNITED INTERNET AG sich mit den etablierten Suchmaschinen zufrieden geben. Know-how/Know-why [engl. für: wissen, wie bzw. wissen, war¬ um] Zwei Formen der Wissensbeschrei¬ bung, in denen meist konkrete, anwen¬ dungsbezogene Informationen um ein Thema gebündelt werden. Das Wissen be¬ ruht dabei auf den eigenen Erfahrungen und ist praktisch umsetzbar. Man weiß also, wie und warum etwas gemacht wird. Mit Hilfe einer systematischen Aufberei¬ tung des Know-how und Know-why ver¬ suchen sich Unternehmen einen Überblick über die eigene Wissensbasis zu verschaf¬ fen und sich diese unabhängig vom eigent¬ lichen Wissensträger zu bewahren. Gera¬ de auf das Know-how des Einzelnen haben es die Unternehmen bei ihrem Kampf um die begehrten Mitarbeiter abgesehen. Knowledge- Backbone [zu engl. knowledge = Wissen und engl. backbone = Rückgrat] Know¬ ledge-Backbone (KBB) ist ein Darstellungs¬ und Speicherformat von Wissen in seinem kontextuellen Zusammenhang (beispiels¬ weise regional oder industriebezogen). Das Internet ist eines der wichtigsten Know¬ ledge-Backbones unserer Zeit, aber auch TV, Printprodukte, Handys oder der PC bilden ein Rückgrat für Informationen. Ein KBB ist interaktiv zugänglich, kann kon¬ tinuierlich an Veränderungen angepasst werden und dient als Wissensbasis für kom¬ plexe Entscheidungsprozesse. Knowledge-Booster [zu engl. k n o w le d g e = Wissen und engl. to b o o st = ankurbeln, verstär¬ ken] Ein Knowledge-Booster ist ein soft¬
212 Knowledge- waregestützter i n t r a n e T)raum, der Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Organisation bei der Erzeugung von Wissen unterstützt. Die Mitarbeiter sollen sich ihre Ideen und Erfahrungen gegen¬ seitig zur Verfügung stellen, wobei sie die Qualität ihrer Beiträge gegenseitig beur¬ teilen. Das kann am Ende einer Zeitspan¬ ne die Basis für ein Wissensranking und Prämiensystem bilden. Know Ledge-Economy Auch KNOWLEDGE-BASED ECO¬ NOMY. [engl. für: Wissensökonomie] Eine Wissensökonomie wie die New Economy wird im Wesentlichen durch die zwei Pro¬ duktionsfaktoren Kapital und Wissen cha¬ rakterisiert. Hieraus ergibt sich, dass Ka¬ pitalrentabilität und Wissenseffizienz die zwei wichtigsten Ziele in einer Wissens¬ ökonomie sind. Deren Optimierung unter¬ stützt die globale Vernetzung und setzt sie bis zu einem gewissen Maß voraus. Sie ermöglicht die ortsunabhängige Erzeu¬ gung von Wissen sowie den schnellstmög¬ lichen Zugang zu und die Verteilung von Wissen und Kapital. Knowledge-Flow- Management (KFM) [zu engl. knowledge = Wissen und engl. to f l o w = fließen, strömen] Als Management Teilbereich des Wissensmanagements fo¬ kussiert das KFM die systematische Steue¬ rung und Organisation von Wissensflüssen bei der Entwicklung und Nutzung von Wis¬ sen. Das sind „Flüsse" zwischen Personen, Teams, Bereichen und auf den unterneh¬ mensübergreifenden Ebenen. Dabei geht es nicht nur um die Vernetzung von PCs, sondern auch um direkten persönlichen Austausch. Im Zentrum steht die Kommu¬ nikation. Ziel ist, das relevante Wissen am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt wirksam werden zu lassen. Know ledge-Gap [engl. für: Wissenslücke] Zunehmende Kluft zwischen den unterschiedlichen Wis¬ sensständen verschiedener sozioökonomi¬ scher Schichten. Die bessere Nutzung des Informationsangebots bei höheren Bil¬ dungsschichten führt zu einer weiteren Verbesserung ihres Wissens und damit in¬ direkt zur Vergrößerung der Kluft zwischen den verschiedenen Schichten. Im Zeital¬ ter der neuen Medien ist die Diskussion dieser These aktueller als je zuvor: So sur¬ fen laut Statistiken der OECD aus dem Jahr 2000 ca. 20% der Abiturienten im Netz (omputerliteracy), während der Anteil bei Menschen mit Hauptschulabschluss nur bei 8% liegt. (11_D IGITAL DIVIDE)
K 2 1 3 Know Ledge- Landscape [engl. für: Wissenslandschaft] In einer Wissenslandschaft werden die Wissens¬ dokumente räumlich angeordnet und in Form von Landschaftsstrukturen veran¬ schaulicht (ISSENSLANDKAR- T E). Das Ziel dabei ist, einen verständ¬ lichen Überblick über die Wissensbestände einer Organisation zu verschaffen sowie ein schnelles und zielorientiertes Aufsu¬ chen von Wissensdokumenten zu ermögli¬ chen und das 11_k n ow l e dg e - flow¬ man ag em ent zu unterstützen. Knowledge-Network [engl. für: Wissensnetzwerk] Wissensnetz¬ werke haben die Verteilung und Verknüp¬ fung von Wissen und Wissensträgern zum Ziel. Sie können organisations- oder unter¬ nehmensspezifisch, aber auch themen-, branchen- oder regionalspezifisch ausge¬ richtet sein. Ein Wissensnetzwerk ist die formelle, durch eine Infrastruktur gestütz¬ te oder auch informelle Kontaktpflege von Wissensträgern und stellt einen Schlüssel¬ faktor der New Economy dar. Knowledge-Product [engl. für: Wissensprodukt] Ein Know¬ ledge-Product besteht aus einer Anzahl von meist softwaregestützten Werkzeugen Die New Economy ist der Evolutions¬ sprung der Old Economy auf ihrem Weg zur One Economy. ANDREAS SCHMIDT PRESIDENT, CEO BERTELSMANN E-COMMERCE GROUP und einer methodischen Anleitung zum pro¬ blembezogenen Einsatz wie z.B. das Tabel¬ lenkalkulationsprogramm Excel, welches die Finanzindustrie erheblich beeinflusste. Das Knowledge-Product fokussiert, ermöglicht und beschleunigt die individuelle Fähig¬ keit zur Problemlösung. Wissensprodukte gewinnen im Rahmen einer Wissensöko¬ nomie zunehmend an Bedeutung, da sie Problemlösungen unabhängig vom eigent¬ lichen Wissensträger ermöglichen und er¬ heblich zur Wissenseffizienz beitragen.
K 214 Knowledge- Knowledge-Ranking [engl. für: Wissensrangliste] Das Know¬ ledge-Ranking ist eine mögliche Form, wie im Rahmen des Wissensmanagements die Erzeugung von Wissen für eine Organisa¬ tion gesteuert und unterstützt werden kann. Die Mitarbeiter oder ein dafür be¬ stimmtes Gremium bewerten systematisch die der Organisation zur Verfügung gestell¬ ten Wissensbeiträge. Am Ende einer Perio¬ de werden die Beiträge ausgewertet und einem Ranking unterzogen. Das Ranking kann schließlich durch ein Prämiensystem oder andere Belohnungssysteme unter¬ stützt werden. Auf diese Art und Weise sollen die Mitarbeiter dazu motiviert wer¬ den, dem Unternehmen ihr Wissen zur Ver¬ fügung zu stellen. Know ledge- Stock-Market [engl. für: Wissensaktienmarkt] Der Wissensaktienmarkt ist ein iLv i r t u - Eller Marktplatz, auf dem An¬ teilsscheine an einer Produktidee von Mit¬ arbeitern eines Unternehmens gehandelt werden. Er ist damit ein Instrument zur Bewertung von Wissenspotenzialen bzw. ntellectual Capital und unterstützt zugleich die Anreizstrukturen eines wissensbasierten Unternehmens, da gute Ideen honoriert werden. Management Knowledge-Worker [engl. für: Wissensarbeiter] Der vom Managementguru Peter F. Drucker ge¬ prägte Begriff meint alle Beschäftigten, bei denen die eigenen Erfahrungen und Kennt¬ nisse notwendige Voraussetzungen für ihre Arbeit sind. Dabei ist der Begriff wesent¬ lich weiter gefasst als Kopfarbeiter oder gar Intellektueller - bereits heute können um die Hälfte aller Beschäftigten der In¬ dustriestaaten als WISSENSWERKER gelten. Drucker ist überzeugt, dass der Übergang von der Industrie- zur Wissens¬ gesellschaft nicht nur kleine intellektu¬ elle Eliten betrifft, sondern den größten Teil der Bevölkerung. kollektives W i s s e n Kollektives Wissen teilen sich mehrere Menschen eines Kulturkreises oder einer Organisation, die mit den ungeschriebenen Verhaltenskodizes, Spielregeln, geheimen und/oder geteilten Werten, Normen, Ta¬ bus, Ritualen etc. vertraut sind. Kollekti¬ ves Wissen ist aber auch das Expertenwis¬ sen oder die geschützten Rechte einer Organisation. Im Gegensatz dazu steht das individuelle, private Wissen eines Einzel¬ nen. Von Kollektivierung wird dann ge¬ sprochen, wenn das individuelle Wissen der Gruppe zugänglich gemacht wird. Es
M 2 1 5 sichert das Überleben und die Entwick¬ lung der Organisation. künstliche Intelligenz (KI) Die Idee von lernfähigen, intelligenten Computern, die eigenständig Entscheidun¬ gen fällen und nach menschlichem Ver¬ ständnis denken können, gibt es seit fast 50 Jahren. Der Ahnherr Marvin Minsky und Hans Moravec, Direktor am Robotics Insti¬ tute der Carnegie Mellon Universität, sind die wichtigsten Vertreter der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Sie versprechen z.B. intelligente Haushaltsroboter und gegen Ende dieses Jahrhunderts Wesen, die dem Menschen geistig überlegen sein werden. Das Vermarktungsfähigste sind derzeit „intelligente" Babypuppen mit „Gefühlen" und einem wachsenden Wortschatz. lernende Organisation Die Lernfähigkeit der Organisation ist ei¬ nes der großen Themen in der Manage¬ mentdiskussion seit den 90er-Jahren. Da¬ bei geht es weniger um die betriebliche Weiterbildung als um die Frage der Gestal¬ tung von Strukturen, Strategien und Kultu¬ ren mit dem Ziel einer verbesserten Ent¬ wicklungsfähigkeit der Unternehmung. Das Individuum, die Gruppe oder das interor- Die New Economy fordert permanentes Lernen in immer kürzeren Zyklen, mit immer höherem Entscheidungsrisiko, das heißt, lots of opportunities. ALEXANDER RUZICKA, CEO CENTRAL EUROPE HMS & CARAT GMBH & CO. KG ganisationale 11_n e t z w e r k sollen mal Impulsquelle, mal Wissensträger und mal Adressat sein. Der Begriff des T e nt- lernens macht deutlich, dass es beim organisationalen Lernen nicht um das rei¬ ne Anhäufen von Informationen geht, son¬ dern darum, Erfahrungen zu vereinigen, neu anzuorden und umzuwandeln. Die For¬ derung „lernen zu lernen" ist zukunftswei¬ send. In der Praxis endet das Konzept der lernenden Organisation jedoch häufig als Etikett ohne Konsequenzen.
M 216 Knowledge local Knowledge [engl. für: örtliches Wissen] Wissen, das vor Ort in einer bestimmten Umgebung von einer einzelnen Person oder einer Gruppe entwickelt wird. Neben dem T_xnow- h o w umfasst das lokale Wissen auch 11_K OLLEKTIVES WISSEN Und Milieuwissen, ein Wissen aus Beobachtung, aus Tabus sowie Tipps und Tricks. Ohne das Wissen örtlich verankerter Personen oder Gruppen sind z.B. Entwicklungspro¬ jekte kaum umzusetzen. Was in der Makro¬ politik schon längst erkannt wurde, fließt nun auch in die Mikropolitik der Unterneh¬ men ein: Nicht unbedingt der Verkaufschef kennt die Kunden im Warenhaus am bes¬ ten, es kann auch der Hausdetektiv sein, der auf seinen Monitoren seit Jahren tag- ein, tagaus das Treiben der Kundinnen und Kunden beobachtet. Management- Information-System M i s ist ein computergestütztes Informa¬ tionssystem, das eine Führungskraft in ihren Planungs-, Koordinations-, Kontroll- und Entscheidungsaufgaben unterstützt. Eine in Theorie und Praxis eindeutige Be¬ griffsverwendung hat sich noch nicht ab¬ schließend herausgebildet. Während die frühen Typen von MIS vornehmlich auf das Generieren von statistischen Berichten Management abstellten, sind neuere Systeme wesent¬ lich reichhaltiger. Ein wichtiger Bestand¬ teil eines MIS ist das T__d ataware- HOUSE. M e m e t i k [zu griech. mimeTsthai = nachah¬ men] Die Theorie der Memetik geht auf den Evolutionsforscher Richard Dawkins zurück. Sie untersucht, wie sich in de¬ zentralen Systemen Informationen ver¬ breiten. Ausgangspunkt der Theorie sind so genannte kulturelle meme, eine Art Ideen-DNS. Ähnlich wie anatomische und verhaltensbedingte Eigenschaften über ±_£EN E von einer Generation auf die nächste weitervererbt werden, breiten sich kulturelle Errungenschaften über Me¬ me aus. Wie findet beispielsweise eine gute Idee den Weg durchs g l o b a l brain? Dawkins stellte fest, dass sich manche Informationen gar nicht verbrei¬ ten, andere hingegen epidemisch. Jede erfolgreiche Idee, Erfindung, Mode, Reli¬ gion oder Technik pflanzt sich memetisch über die Gehirne der Menschen fort - ähn¬ lich einem Virus. Mentaltraining Das Mentaltraining soll reale Handlungen oder Bewegungsabläufe verbessern, in¬ dem diese zuvor geistig eingeübt werden.
2 1 7 New Economy setze ich mit dem Inter¬ net gleich. Das globale Netzwerk ist eine der größten Erfindungen des letzten Jahrhunderts. Es erhöht den Preis- und Wettbewerbsdruck, schafft transparente Märkte und ändert das Verhalten der Anbieter. ANDRE KÖTTNER, FONDSMANAGER, AUTOR UNION-INVESTMENT GMBH Mentaltraining ist im Spitzensport wie in Managementetagen beliebt. Zahlreiche Bücher, Videokassetten und CD-ROMs ver¬ sprechen Erfolg. Wer sich auf eine wich¬ tige Sitzung oder einen entscheidenden Wettkampf vorbereitet, geht den optima¬ len Verlauf vorher im Kopf mehrfach de¬ tailgenau durch. Dieses geistige Einüben soll sich dann positiv auf die reale Hand¬ lung auswirken. Mentor i ng Wie Mentorin der griechischen Mythologie fürTelemach, den Sohn des Odysseus, ein väterlicher Freund und ständiger Gefährte und Helfer war, soll auch der mentor in Form eines erfahrenen Mitarbeiters aus der Führungsebene den m e n t e e, den jungen, aufstrebenden Nachwuchs, be¬ gleiten und unterstützen. Er ist dafür ver¬ antwortlich, seinen Schützling in die not¬ wendigen Tricks des Berufsalltags einzu¬ weisen und ihm oder ihr die erforderli¬ chen Kontakte zu verschaffen. Mentor und Mentee dürfen jedoch nicht gemeinsam in einer Abteilung arbeiten, damit das per¬ sönliche Verhältnis und die Atmosphäre unbelastet bleiben. Zusätzlich finden beim Mentoring Seminare und Projekte zur ge¬ zielten Weiterbildung statt. Dem Nach¬ wuchs soll so der Weg in die Führungs¬ etage geebnet werden. Mi dd le-up-down- Strategie [engl. für: Aus-der-Mitte-heraus-Strate- gie] Unternehmensstrategie, bei der die wesentlichen Impulse für den Wissensauf¬ bau und die Richtungsfindung der Orga¬ nisation aus der mittleren Führungsebene kommen. Bei der Middle-up-down-Strate- gie wird das mittlere Management als Quel¬
218 Knowledge- le organisationaler Wissens- und Verände¬ rungsimpulse erkannt und aktiv befähigt bzw. gefördert. Und das macht auch Sinn, schließlich bildet diese Ebene die Schnitt¬ stelle zwischen Topmanagement und Ar¬ beitnehmern. Mi ndmappi ng [zu engl. mind = Gedanken und engl. to m a p = abbilden] Mindmapping ist eine Kreativtechnik, die hilft, unstruktu¬ rierte Gedanken geordnet darzustellen. Sie wurde von dem britischen Lernforscher Tony Buzan entwickelt. Im Prinzip funktio¬ niert Mindmapping so, dass von einem zentralen Begriff oder Bild assoziativ wei¬ tere Begriffe abgeleitet werden, um diese wiederum im nächsten Schritt spontan mit weiteren Begriffen zu verknüpfen. Das Re¬ sultat ist ein Mindmap, welches ein breites Spektrum an Ideen und Fakten beinhaltet. Mnemotechnik [zu gr. m n e m e = Gedächtnis] Ein Ver¬ fahren, welches das Erinnerungsvermögen verbessern soll. Ziel der Mnemotechnik ist, ein System zu schaffen, in dem Erinnerun¬ gen in Form von Gedächtnisbildern an ima¬ ginären Orten abgelegt werden. Einfacher ausgedrückt: Die Mnemotechnik stellt Me¬ thoden bereit, um Eselsbrücken zu bauen und so die Leistungsfähigkeit des Gedächt¬ Management nisses zu vergrößern. Im Computerzeital- ter hat die Mnemotechnik neue Aktualität erhalten, weil die Erkenntnisse insbeson¬ dere für die Gestaltung grafischer Benut¬ zeroberflächen wertvoll sind. Eine der ers¬ ten verbreiteten Anwendungen dieser Art auf einem Computer war die abstrahierte Nachbildung eines Schreibtischs (Desk¬ top) auf dem Bildschirm. Monitoring [zu engl. to m o n i to r = überwachen, kontrollieren] Systematisches Beobach¬ ten, Analysieren und Auswerten einer be¬ stimmten Situation. Innerhalb eines Un¬ ternehmens meint Monitoring häufig die Überwachung und Analyse bestimmter Be¬ reiche, in denen etwas schief läuft, wie et¬ wa ein Produkt mit geringem Absatz oder ein schlechter ll_w o r k f l o w . Der In¬ formationsmangel ist hier das größte De¬ fizit des Unternehmens, das nicht weiß, wo der Fehler liegt. Hier setzt das Monito¬ ring an mit meist externen, z.T. aber auch internen (Unternehmens)beratern, die he¬ rauszufinden versuchen, wo das Problem liegt und wie es gelöst werden könnte. Muddling-through [engl. für: Durchwursteln] Das scheinbar ungeordnete Durchwursteln durch Problem¬ stellungen. Der Kontext komplexer und dy-
d 2 1 9 namischer Umwelten lässt diese negativ an¬ mutende Strategie in einem anderen Licht erscheinen. Die teilweise unbekannte neue Welt der New Economy lässt viele Begeben¬ heiten wenig plausibel erscheinen. In un¬ bekannten Situationen steht man keinen optimalen Lösungen und Strategien ge¬ genüber. Da hilft nur Ausprobieren. Kämpft man sich durch, recycelt Vorgefundenes, schließt Kompromisse, kann ein solches Vorgehen durchaus in eine vielverspre¬ chende Richtung und gegebenenfalls zur T B EST practice führen. Letztlich gilt die Erkenntnis des Organisationsfor¬ schers Karl Weick: „Lieber ungeordnetes Handeln, als geordnetes Nichthandeln". Das Internet bringt mehr und geziel¬ tere Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen, Informationen zu beschaffen und selbst zu agieren. SUSANNE WESTPHAL, GRÜNDERIN, GESCHÄFTSFÜHRERIN PREISWÄRTER ONLINE GMBH NeuroLinguis- tisches Program¬ mieren (NLP) Der von John Grinder und Richard Bandler stammende Begriff beschreibt ein in den Achtzigerjahren entwickeltes Modell. Das Aufdecken der Prozesse zwischen Gehirn, Sprache und gelernten Strukturen soll neue Wege der Kommunikation und Gestaltung von Interaktionen ermöglichen. Ziel ist es, sich und andere besser zu verstehen und verändern zu können. NLP führte zu einem wahren Psychoboom und damit zu einem blühenden Markt für Ausbildungen, Publikationen und Beratungsleistungen. Kaum ein Verkäufer, der nicht NLP-gestählt ist. In der klassischen Psychologie ist NLP jedoch umstritten. Kritiker sehen Unver¬ einbares zu einem Theoriencocktail auf¬ bereitet. Dem Nutzer von NLP wird sugge¬ riert, dass persönliche Veränderung und die Beeinflussung anderer in kürzester Zeit erlernbar und damit erstrebenswert seien - eine undenkbare Vorstellung in der „klas¬ sischen" Therapie. Das NLP hingegen äu¬ ßert keine moralischen Bedenken hinsicht¬ lich der bewussten Manipulation anderer.
2 2 0 Knowledge- Management Null-Fehler- Toleranz Beschreibt den Anspruch, keine Fehler zu machen. Trotz gegenteiliger Beteuerun¬ gen ist die Fehlertoleranz in vielen Unter¬ nehmen minimal. Eines der aktuellen Kon¬ zepte der Qualitätsförderung nennt sich denn auch Null-Fehler-Konzept und hat zum Ziel, Produkte hundertprozentig feh¬ lerfrei zu erzeugen. Dieses Bestreben steht ganz im Gegensatz zur Wissensmanage¬ ment-Perspektive, die Fehlerfreundlich¬ keit in einem Unternehmen als innova¬ tionsfördernd erkennt: Eine Fehlerkultur steigert die Lernwilligkeit, Risikofreudig¬ keit und Kreativität der Mitarbeiter und kann so zu außerordentlichen Denkleis¬ tungen anspornen. Open-Space- Methode [zu engl. o p e n = offen und engl. s p a c e = Raum] Spezielle Methode des Orkshops. Entwickelt und popu¬ larisiert von Harrison Owen bezeichnet die Open-Space-Methode ein Verfahren, bei dem alle an einem Themenfeld beteiligten Personen selbst bei großen Gruppen zu ei¬ nem offenen Treffen eingeladen werden. Es gibt keine vorher festgelegten Themen oder feste Referenten. Nach dem Prinzip der Selbstorganisation finden sich die Arbeits¬ gruppen selbst zusammen und erarbeiten Lösungen. Es gibt nur wenige Spielregeln; die beiden zentralen besagen: 1. Es gibt keine Hierarchie unter den Teilnehmern. Jeder kann eine Arbeitsgruppe eröffnen. 2. Das „Gesetz der zwei Füße" legt fest, dass jeder Teilnehmer die Arbeitsgruppe wechseln kann, wann immer er möchte. Bei dieser Methode ist ein nicht geringes Maß an Selbstdisziplin und Eigeninitiative vonnöten, damit die einzelnen Arbeits¬ gruppen nicht im Kaffeeklatsch enden. Opportuni tytaker [zu engl. opportunity = Gelegen¬ heit und engl. taker = Interessent] Personen mit einem ausgeprägten Sinn für günstige Gelegenheiten und der Fähig¬ keit, diese auch zu nutzen. Zeiten des Wan¬ dels bieten flexiblen und lernfähigen Men¬ schen viele Möglichkeiten. Sie operieren transparent und hierarchiefrei in Netz¬ werken und achten darauf, win-win- s i tu at i on en zu schaffen, also Si¬ tuationen, die für beide Seiten von Vorteil sind. Opportunitytaker sind sozusagen die Schnäppchenjäger der New Economy. Paradigma [zu griech. parade igma = Beispiel, Muster] Der Begriff wurde von T.S. Kuhn in die Wissenschaftstheorie eingeführt.
2 2 1 New Economy heißt mehr als alles andere Gründergeist, Innovationskraft und eine ganz neue Art zu denken. Die New Economy ist nicht weniger als ein Paradigmenwechsel. Und das pünktlich zum neuen Jahrtausend - das kommt gut. CHRISTIANE ZU SALM, GESCHÄFTSFÜHRERIN T M 3 Ein Paradigma ist ein Denkmuster, das das Weltbild einer Epoche und seiner Wissen¬ schaften prägt. Ändert sich dieses Muster, spricht man von einem paradigmen¬ wechsel. Historisches Beispiel ist der Wechsel vom geozentrischen zum heliozen¬ trischen Weltsystem. Die so genannte ko- pernikanische Wende hatte für das Selbst¬ verständnis des Menschen und für religiöse und weltliche Belange Konsequenzen, die weit über die Grenzen der wissenschaftli¬ chen Forschung hinausreichten. Der in der New Economy zu beobachtende Paradig¬ menwechsel besteht unter anderem darin, dass Wissen zum zentralen Produktivitäts¬ faktor der Wirtschaft wird. Paradoxie [zu griech. paradox! a = „Verwun¬ derung über einen sinnwidrigen Sach¬ verhalt"] Der Widerspruch in sich. Als zentraler Baustein der T s ystem- Theorie hat der Begriff der Paradoxie unlängst wieder eine herausragende Be¬ deutung erlangt. Eine Paradoxie scheint auf den ersten Blick unsinnig oder wider¬ sprüchlich, wie die Behauptung des Sokra¬ tes: „Ich weiß, dass ich nichts weiß." Die Struktur von Paradoxien ist einfach: eine selbstbezügliche Aussage wird negiert. Die Fähigkeit zum Umgang mit Paradoxien ist eine wesentliche Voraussetzung, in kom¬ plexen Entscheidungswelten erfolgreich zu sein. Um Widersprüche und die sich daraus ergebenden Spannungsfelder wie etwa globale Vernetzung versus lokale Ver¬ antwortung, unternehmerischer Wettbe¬ werb versus Kooperationen zu meistern, ist mbiguitätstoleranz vonnöten. Ein Sowohl-als-auch-Denken und -Handeln scheint erfolgversprechen¬ der als ein Entweder-oder zu sein.
p 2 2 2 Knowledge- nagement Perception- Management [zu engl. perception = Wahrneh¬ mung] Die Wahrnehmung ist ein durch Sinnesreize beeinflusster Prozess der Infor¬ mationsgewinnung: Menschen entwickeln aufgrund ihrer Wahrnehmung ein Bild von ihrer Umwelt. Das Perception-Management will das Bild der Menschen von der Umwelt im Sinne der angestrebten Ziele beein¬ flussen. Als Klassiker gilt der folgende Fall: In einem Kaufhaus mussten Kunden oft lange vor den Aufzügen warten und waren deswegen häufig verärgert. Als ein Inge¬ nieurteam die Möglichkeiten für eine bes¬ sere Aufzugssteuerung untersuchte, stell¬ te es fest, dass den Kunden gar nicht die Lange Wartezeit missfiel, sondern die Lan¬ geweile beim Warten. Das Aufstellen von Spiegeln und das Spielen von Musik stei¬ gerten die Kundenzufriedenheit drastisch. Es gilt also, die Wahrnehmung von Kun¬ den, Geschäftspartnern oder Mitarbeitern in eine positive Richtung zu lenken. Querdenken Querdenken meint verschiedene Methoden des kreativen und interdisziplinären Den¬ kens: Mittels 1Lb rainstorming, der Verfremdung von Problemen oder Ana¬ logiebildungen wird versucht, innovative Ideen zu entwickeln. Das Querdenken soll ergiebig, sprunghaft und unbegrenzt sein. Nicht der eine richtige Gedanke wird ge¬ sucht, sondern möglichst viele. Dies birgt Chancen und Gefahren. Querdenken ent¬ wickelt Neues, stellt damit aber Bestehen¬ des in Frage. Was passiert, wenn die ver- queren Gedanken zu unbequem sind? Nur in wenigen Unternehmen sind explizite Performanceziele für besonders „schräge Ideen" definiert. Rational Overchoi ce [zu engl. rational = vernünftig, o v e r = über und engl. choice = Auswahl] Informationsüberflutung. Die rasante Zunahme der verfügbaren Infor¬ mationen übersteigt die menschliche Auf¬ nahmefähigkeit. Selbst bei größter An¬ strengung können nicht alle für die Lösung eines Problems relevanten Informationen verarbeitet werden. Viele Menschen leiden aufgrund der dauernden Informations¬ berieselung unter Orientierungsproble¬ men und Stress. (T i nformation- F AT IGUE-S YNDROME) Reframi ng [zu engl. r e - = zurück, wieder und engl. f r a m e = Rahmen] Etwas in einen an¬ deren Rahmen stellen bzw. umdeuten, so¬ dass es in dem neuen Rahmen eine ande-
s__ 2 2 3 Die New Economy bedeutet für mich, Erfahrungen ohne Altlastennutzen zu machen, verkrustete Strukturen aufzubrechen, Neues zu gestalten und in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. TORSTEN WEBER, GRÜNDUNGSMITGLIED, VORSTAND IHRPREIS.DE AG re Bedeutung erhält. Man sieht Vertrautes auf eine neue Art und Weise, sieht etwa De¬ fizite als Vorteile und kann dann die Res¬ sourcen neu einsetzen. Die Eigenschaft, leicht aufbrausend zu sein, kann z.B. po¬ sitiv in die Fähigkeit umgedeutet werden, sich nicht einfach unterkriegen zu lassen. Auf diese Weise können vermeintliche Defizite von Personen oder Organisationen als Ressourcen erkannt und in der Folge genutzt werden. Seek-Simpli ci ty [zu engl. to s e e k = suchen und engl. s i m p l i c i t y = Einfachheit] Dadurch, dass die Welt virtueller, vielschichtiger und unübersichtlicher wird, erwächst um¬ so mehr das Bedürfnis nach Einfachheit und Kontrolle. Das beginnt bei der Infor¬ mation, von der man einen nicht geringen Teil als überflüssig disqualifizieren muss, und geht hin zum Leben, das einfacher und authentischer werden soll. Das Prin¬ zip der Einfachheit spiegelt sich wider in der Managementregel kiss, „Keep it simple and stupid" („Halt es einfach und simpel."). Einfachheit suchen angeblich auch manche New-Economy-Millionäre im Silicon Valley, die auf Bauernhöfen ohne Strom und Telefon leben. Das Ursprüng¬ liche wird in einer immer komplexer wer¬ denden Welt wieder erstrebenswert. Selbstreferenz Der Begriff ist von zentraler Bedeutung in der s ystemth eori E.Er meint die Selbstbezüglichkeit geschlossener Sys¬ teme und bezieht sich auf den 11_a u - TOPOiESE -Gedanken. Systeme neh¬ men immer - und vor allem - auf sich selbst Bezug. Organisationen etwa produzieren Entscheidungen, die auf die vorherigen Ent¬
2 2 4 Knowledge- Scheidungen Bezug nehmen und zukünf¬ tige oft schon mit einbeziehen. Dieser Selbstbezug hat Vorrang gegenüber der Fremdreferenz. In Unternehmen kann des Öfteren die interne Abstimmung wichtiger sein als die Informationen des Marktes. Ski ll-ki LI [zu engl. s k i 11 = Geschick, Fähigkeit und engl. to k i 11 = töten] Ein Job, der den Fähigkeiten des Arbeitnehmers nicht ge¬ recht wird, da das Aufgabengebiet weit unter dessen Niveau liegt. Dies kommt vor allem in sehr straff organisierten Unter¬ nehmen mit genau spezifizierten Stellen¬ beschreibungen vor. Vom Arbeitnehmer wird hier nicht mehr (und nicht weniger) erwartet als beschrieben. Häufig sind Skill¬ kills mit T m c j o b s gleichzusetzen. Ski l L-Maps [zu engl. s k i 11 = Fähigkeiten und engl. m a p = (Land)karte, Profil] Mitarbei- terprofil. Skill-Maps bilden die Fach- und sozialen Kompetenzen, Kenntnisse, Erfah¬ rungen und besonderen Fertigkeiten der Mitarbeiter ab. Sie dienen als Informa¬ tionsinstrument für Rekrutierungen und Projektarbeit. Ferner geben sie Aufschluss darüber, welches Wissen und welche Fähig¬ keiten im Unternehmen vorhanden sind. Ferner geben sie Aufschluss darüber, wo Management welche Mitarbeiter qualifikationsgerecht eingesetzt werden können. Soft Skills [zu engl. s o f t = weich und engl. skill = Fähigkeiten] Kompetenzen im zwischen¬ menschlichen Bereich. Dazu zählen etwa Kommunikations-, Team- und Konfliktfä¬ higkeit (soziale Kompetenzen) und eine gehörige Portion empathie. Im Ge¬ gensatz dazu spricht man von hard skills, wenn es um die rein fachli¬ chen Qualifikationen geht. Soft Skills wer¬ den insbesondere bei Fach- und Führungs¬ kräften immer wichtiger, da zum einen das e a m w o r k an Bedeutung ge¬ winnt und sich zum anderen eine auto¬ ritäre Führung wenig motivierend und kreativitätsfördernd auf die Mitarbeiter auswirkt. soziales Kapital Das Kapital, welches sich in Beziehungen durch wechselseitige Kompetenzzuschrei¬ bungen, Wertschätzungen und direktes Vertrauen herausgebildet hat. Weitge¬ hende Einigkeit herrscht darüber, dass ge¬ rade das soziale Kapital des Einzelnen (^t-i c H - A G ) in der New Economy eine wesentliche Entwicklungsvoraussetzung darstellt. Das Entwickeln und Pflegen von persönlichen 1L_n etzwerken wird
s 2 2 5 sowohl für das jeweilige Individuum als auch für die Organisation immer wichti¬ ger. Die Gradwanderung zwischen positiv zu bewertenden Netzwerken und wenig zu¬ träglicher „Klüngelwirtschaft" ist schwie¬ rig. Die Probleme sind ebenso alt wie das Phänomen selbst, gewandelt haben sich nur die Arenen, in denen Netzwerke ge¬ pflegt werden: vom Führungskräftekegeln zur Golfplatzbegegnung. Einige Erfolgs¬ regeln im Umgang mit Netzwerken blei¬ ben jedoch konstant: Authentizität, Ver¬ lässlichkeit und Vertrauen auf der Ebene des einzelnen Akteurs, Offenheit, Transpa¬ renz, und klare Regeln auf der Ebene des Gesamtnetzwerkes. Storytelling [engl. für: Geschichtenerzählen] Eine nar¬ rative Methode aus der Psychologie, die für den Wissenstransfer in Unternehmen eingesetzt wird. Das Storytelling hat zum Ziel, in Form zusammenhängender Lernge¬ schichten Erfahrungskontexte zu schildern und so reale Erfahrungen zu simulieren. Denn das lt_K n o w-h o w kann nicht nur durch den Charme von Statistiken vermit¬ telt werden, sondern auch durch schein¬ bar nebensächliche Begleitumstände. So erstaunt nicht, dass die Methode „Brüder Grimm" in Zeiten des Wissensmanage¬ ments wirtschaftstauglich wird. New Economy bedeutet für mich das Aufbrechen alter Strukturen, effizientere Märkte und vor allem eine neue Unternehmenskultur. VOLKER KUHNW A LDT, LEITER FONDSMANAGEMENT NORDINVEST GMBH Strategizing [zu engl. strategy = Strategie] Kon¬ tinuierlicher Strategieanpassungsprozess. Die Notwendigkeit des Strategizing ist mit der beschleunigten Entwicklung des tech¬ nologischen Wandels und der Veränderung allgemeiner wirtschaftlicher Rahmenbe¬ dingungen verbunden. Der Strategiebil¬ dungsprozess muss kontinuierlich den ver¬ änderten Verhältnissen angepasst und ggf. neu strukturiert werden, was in etwa einem Radwechsel am fahrenden Auto gleicht.
s 2 2 6 Knowledge- M a nagement strukturel Les W i s s e n Das Wissen einer Organisation, das sys¬ tematisiert und kodifiziert in Datenban¬ ken, Expertensystemen und Technologien lagert. Es handelt sich aber auch um die Kultur, die in den Abläufen und Struktu¬ ren eingebettet ist. Strukturelles Wissen verbleibt im Unternehmen, wenn die Mit¬ arbeiter abends nach Hause gehen. Wenn in manchen Unternehmen ganze Führungs¬ crews ausgewechselt werden und sich trotzdem nichts ändert, lässt das struktu¬ relle Wissen grüßen. Systemtheorie Die Systemtheorie stellt heute den Rahmen für ein heterogenes, weit verzweigtes Feld von Forschungsaktivitäten dar, wobei es keine einheitliche Theorie gibt. Im Kern geht es mehr um die Auseinandersetzung mit den Beziehungen und Wechselwirkun¬ gen zwischen den unterschiedlichen Ele¬ menten eines Systems, als um die Natur der einzelnen Elemente (Atomismus). Die Dynamik des Ganzen ist gemeint. Die Sys¬ temtheorie als eigenständige Wissen¬ schaftsperspektive ist seit den 30er-Jah- ren bekannt. In den vergangenen Jahren haben sich insbesondere die auf soziale Systeme abstellenden Arbeiten des Sozio¬ logen Niklas Luhmann zu einer Art Grund¬ perspektive für zahlreiche Kulturwissen¬ schaften herausgebildet. Die von Luhmann zu einem Gedankengebäude zusammenge¬ fügten Begriffe wie Beobachtung, Ta u - TOPOIESE, T B LINDER FLECK und Tp ara D o x i E weisen eine gro¬ ße heuristische Kraft für das Verstehen von komplexen Sozialsystemen auf. Szenariomethode [zu lat. s c a e n a = Bühne, Szene, Spiel] Der aus den Theaterwissenschaften stam¬ mende Begriff Szenario meint ein in sich geschlossenes Bild der Zukunft. Hermann Kahn, der Ahnherr der Zukunftsforschung, prägte diesen Begriff im Zusammenhang mit strategischen Militärplanspielen. Über Pierre Wack und Ute von Reibnitz fand die Szenariotechnik Einzug ins Management. Basisphilosophie ist das Denken in Alter¬ nativen. Um in der komplexeren Umwelt mögliche Entwicklungen zu betrachten, werden verschiedene Zukunftsbilder und Konsequenzen erarbeitet. Darüber hinaus werden im Sinne eines „Was wäre, wenn..." unvorhergesehene Ereignisse mit ihren Wir¬ kungen simuliert. Es geht weniger darum, die Zukunft vorherzusehen, als um die Vor¬ stellung in den Köpfen der Entscheidungs¬ träger anzureichern, sie mögliche Situatio¬ nen mental vorzubereiten und damit die eigene Zukunft besser gestalten zu können.
227 Tacit Knowledge [zu engl. tacit = stillschweigend und engl. knowledge = Wissen] i m - Plizites wissen. Der Begriff be¬ schreibt das „stille" Wissen, das an den einzelnen Menschen und an Beziehungen gebunden ist, nur schwer übertrag- und teilbar sowie nicht oder nur schwer kodi¬ fizierbar ist. Es besteht aus spezifischen Informationen, Erfahrungen, Intuition und Überzeugungen. Das implizite Wissen ent¬ hält auch die in Beziehungen zu Kolle¬ gen, Kunden, Lieferanten u.a. eingebet¬ teten wichtigen Erfahrungen und Faktoren wie Charaktereigenschaften und macht den Wissenstransfer äußerst schwierig. Vernetzte PCs allein sorgen nicht für ver¬ netzte Köpfe. Tangible Knowledge [zu engl. tangible = greifbar und engl. k n o wled g e = Wissen] Als einer der wichtigsten Begriffe im Wissensma¬ nagement beschreibt das Tangible Know¬ ledge das EXPLIZITE WISSEN, welches aus dem menschlichen „Denkap¬ parat" herausgehoben werden kann, da es beschreibbar ist. Es ist dokumentierbar, lässt sich darstellen und speichern (z.B. in Form von Texten) und ist unabhängig vom eigentlichen Wissensträger transfe¬ rierbar. INTANGIBLE KNOWLEDGE [zu engl. intangible = ungreifbar] hingegen ist das schwer fassbare Wissen, welches nicht vom eigentlichen Wissens¬ träger extrahiert werden kann, wie z.B. das berühmte Fingerspitzengefühl. Teamwork [engl. für: Gruppenarbeit] Beim Teamwork arbeiten mehrere Personen in einer Grup¬ pe zusammen. Die Personen interagieren (im Idealfall) partnerschaftlich und mit Respekt vor der fachlichen Kompetenz und persönlichen Integrität des anderen. Team¬ fähigkeit ist mittlerweile zu einer der wich¬ tigsten T .so ft skills geworden, da die heutigen komplexen Aufgaben sel¬ ten im Alleingang bewältigt werden kön¬ nen. Das Team wurde geradezu zum Non¬ plusultra der Managementtheorie und ist auch in der Praxis sehr beliebt. Wird im Einzelfall die Form des Teamworks jedoch nicht konkretisiert, werden häufig Tritt¬ brettfahrer treue Begleiter. Derzeit wird der Mythos vom Team jedoch ernsthaft hinterfragt. Anlass sind Erfahrungen, dass vor allem kreative Leistungen doch wohl besser und zum Teil schneller von Einzel¬ nen erbracht werden. In der Praxis skan¬ dieren zuweilen diejenigen „Sei teamfä¬ hig", die ihre Karriere gerade nicht ihrer Teamfähigkeit verdanken.
T 228 Knowledge TeleLearning [Zusammenziehung aus engl. tele¬ com m u n i ca ti o n = Telekommunika¬ tion und engl. to le a r n = lernen] Die Möglichkeit, über die neuen Medien orts- und zeitungebunden zu lernen. Synonym werden auch e-learning oder o n - linelearning verwendet. Beim Te- lelearning werden die Lerninhalte aus dem Internet oder dem T intranet eines Unternehmens abgerufen, sodass der Schü¬ ler den Ort und die Zeit des Lernens selbst bestimmen kann. Durch die multimedialen Möglichkeiten (Interaktivität, Integration von Videos u.a.) und gleichzeitig höhere Reichweite des Trainings eröffnen sich neue Formen des Lernens, teletutoren versuchen den nicht vorhandenen Lehrer zu ersetzen. Diese stehen in der Regel zu festen Zeiten per Telefon oder per Chat für Fragen zur Verfügung. Oft werden verschie¬ dene ll_w B T s zu einer Virtu¬ ellen Universität zusammen¬ gefügt, aus deren Angebot der Telelerner sich seine persönlichen Lehr- und Studien¬ gänge zusammenstellen kann. Think-Tank [zu engl. to t h i n k = denken und engl. ta n k = Tank, Panzer] Denkschmiede. Think-Tanks sind Vereinigungen und Ins¬ titutionen von Forschern und Praktikern Management aus unterschiedlichen Fachgebieten, die in gemeinsamen Projekten neue Entwick¬ lungen in Kultur, Wirtschaft und Gesell¬ schaft aufdecken und dazu innovative Lösungsansätze entwickeln wollen. Die heute bekanntesten Think-Tanks gruppie¬ ren sich oft um traditionelle, große Uni¬ versitäten wie Cambridge oder Harvard. Das Massachusetts Institut of Technology (MIT) ist ein weiteres Beispiel. Think-Tools [engl. für: Denkwerkzeuge] Methodische Instrumente, die softwaregestützt komple¬ xe Denkprozesse sichtbar machen und den Prozess der Erzeugung von Wissen unter¬ stützten sollen. Dabei werden interaktiv zu¬ gängliche Wissensdokumente erstellt, die Wissen speichern und logisch funktionale Verknüpfungen erhalten sollen. Die Denk¬ werkzeuge sollen die zentralen kognitiven Grundfunktionen menschlichen Denkens im Umgang mit Komplexität unterstützen. Trial and Error [engl. für: Versuch und Irrtum] Der darwi- nistischen Evolutionslehre nachgebildete Innovationsstrategie: Etwas Neues wird probiert und wieder verworfen, wenn es sich nicht bewährt. Daraufhin wird so lan¬ ge nach einer neuen Lösung gesucht, bis ein zufrieden stellendes Ergebnis erzielt
w 2 2 9 ist. Der Trial-and-Error-Ansatz zeichnet sich durch ein beherztes, pragmatisches Vorge¬ hen aus. Die eher spielerische Herangehens¬ weise hat aber auch Nachteile. In vielen Fällen versteckt sich hinter einer geschei¬ terten Innovation eine revolutionäre Idee, für die die Zeit noch nicht reif ist. Virtuelle Univer¬ sität (VU) Die VU ist eine ortsungebundene Univer¬ sität, die ihr gesamtes Lehrprogramm über das Internet anbietet und den Prüfungsab¬ lauf virtuell organisiert. Ein kooperieren¬ des 11_N E T z w E R K von Organisationen, Professoren und (Forschungs)instituten stellt Lehrveranstaltungen, Prüfungen und Zertifikate zu einem Studienprogramm zu¬ sammen. Dieses wird den Studenten über das Internet unter der Voraussetzung einer vertraglichen Bindung weltweit zugäng¬ lich gemacht. In der Fernuniversität Hagen wird dieses Konzept der virtuellen Univer¬ sität derzeit umgesetzt und erprobt. Visualisierung [zu lat. v i s u a l i s = „zum Sehen gehö¬ rend'7] Die Visualisierung ist ein unver¬ zichtbarer Bestandteil bei der Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Wissen. Die optische und interaktiv zugängliche Dar¬ stellung von Prozessabläufen wird einge- Die New Economy ist ein Sprint aus Platons Höhle: Blendendes Lichtfeuer ohne Wärme. Luftwurzeln ohne Humus. Aber fortschrittsnot-wendend. PROF. DR. CLEMENS RENKER, GESCHÄFTSFÜHRER C. KREUL GMBH & CO. KG setzt, um die wesentlichen Bestandteile eines Prozesses sowie die Parameter der einzelnen Prozesseinheiten festzuhalten und sie transparent für Interpretation, Analyse und Generierung von Entschei¬ dungen zu machen. Beliebt sind daher im Arbeitsalltag bildlastige und computerge¬ stützte Präsentationen ä La Powerpoint. War for Talents [engl. für: Krieg um Talente] Der Sieg im Kampf um kompetente Fachkräfte ist ein
w 2 3 0 Knowledge- zentraler Erfolgsfaktor in der New Eco¬ nomy. Wurden früher Kriege um Boden¬ schätze geführt, kämpft man heute um die Schätze der New Economy, die kompeten¬ ten Fachkräften. Allerdings wählen nicht mehr die Unternehmen die Besten aus, sondern die Besten wählen sich ein Unter¬ nehmen. Diese Besten gilt es für sich zu gewinnen, was neben guten Arbeitsbedin¬ gungen häufig durch zusätzliche Anreize wie Aktienoptionen, Gratifikationen etc. erreicht werden kann. Web-based Training (WBT) [engl. für: netzbasierter Lehrgang] Be¬ schreibt einen Lehrgang, der im Gegen¬ satz zum ll_c B T, das als Software auf dem lokalen Rechner gespeichert oder von einer CD-ROM geladen wird, aus dem Inter¬ net oder aus dem T i n t r a n e t eines Unternehmens abgerufen wird. Änderun¬ gen im Lernprogramm müssen so nur ein¬ malig auf dem T s e r v e r vorgenom¬ men werden, da bei modernen WBTs der einfache T b r o w s e r als Zugriffs¬ instrument genügt. Darüber hinaus ent¬ fallen schwierige Installationen, und letzt¬ lich wird durch das WBT-Konzept der Vernetztheit die Grundlage für wertvolle Interaktion von Lehrenden und Lernen¬ den bereitet. Nicht nur diese Gründe haben Management entscheidend dazu beigetragen, dass sich WBTs einer immer größeren Beliebtheit erfreuen (^Lj elelearning). Zahl¬ reiche Unternehmen bieten ihren Mitar¬ beitern mittlerweile passwortgeschütze WBTs im Rahmen von T c orporate UNIVERSITIES. Webucation [Zusammenziehung aus engl. w e b = Netz und engl. education = Erziehung] (Weiter)bildungsangebote im Netz. Das Internet wird zunehmend für die Wissens¬ vermittlung genutzt. Über das b t oder T v irtuelle Universi¬ täten wird den Interessierten Wissen vermittelt. Die Schnelligkeit des Netzes und die Interaktivität fördern den Lern¬ prozess und vereinfachen ferner durch In¬ tegration von Bildern, Filmen, Grafiken etc. die Komplexität der Lerninhalte. Mitt¬ lerweile werden auch vom Arbeitsamt Se¬ minare über das Internet angeboten, bei denen die Teilnehmer praktisch online un¬ terrichtet werden. W i L d c a r d [zu engl. w i l d = wild und engl. card = Karte] Der aus der T s zenario- methode stammende Begriff meint ein sehr unwahrscheinliches Ereignis, das im Falle seines Eintretens aber einen sehr
W 2 3 1 nachhaltigen Effekt auf die Zukunft hat. Zum Beispiel hielt man die Mikrowelle lan¬ ge Zeit für eine Wildcard, weil niemand glaubte, dass sie sich durchsetzen würde. Als sie es schließlich doch tat, hat sie die Ernährungsweise der westlichen Welt stark beeinflusst. Im Computerbereich ist eine Wildcard ein Platzhalter, der für verschie¬ dene, beliebige Zeichen oder ganze Zei¬ chenfolgen stehen kann. Am bekanntes¬ ten sind die Wildcards ? und *. W i ssensgesel L - schäft Das Bild einer Gesellschaft, in der Wissen gegenüber anderen Faktoren wie Kapital und Boden zum entscheidenden Wettbe¬ werbsfaktor wird. Im Gegensatz zum Schlag¬ wort Informationsgesellschaft betont der Begriff der Wissensgesellschaft die fach¬ lichen und sozialen Fähigkeiten des Men¬ schen, die es erst ermöglichen, aus Infor¬ mationen Wissen entstehen zu lassen. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Themas „Wissen" ist man auf gesamt¬ gesellschaftlicher wie auf unternehmeri¬ scher und individueller Ebene am Aufbau von wissensfördernden Infrastrukturen (Internet, ntranets, 1Li n f o - broker etc.), Kulturen (lebenslanges Lernen) und Strategien (z.B. Kernkompe- tenz-orientierte Perspektiven) interessiert. Daten, Informationen und letztlich auch Wissen sind der zentrale Rohstoff der New Economy. Wissensingenieur I Der Wissensingenieur unterstützt den Pro¬ zess und die Organisation der Erzeugung von Wissen. Er übt dabei oftmals eine Ver¬ mittlerrolle aus, indem er die Wissensträ¬ ger bei der Dokumentation ihres Wissens methodisch und kommunikativ unterstützt. Das dabei gewonnene T ex p liz i t e wissen wird abschließend vom Wis¬ sensingenieur kodifiziert, in Programm¬ systeme übersetzt und in Form von z.B. Anweisungen zugänglich gemacht. Dieser Begriff suggeriert allerdings fälschlicher¬ weise, dass Wissen ein Objekt ist und Orga¬ nisationen wie Maschinen funktionieren. Wi ssenslandkarte Auf einer Wissenslandkarte werden die Wissensdokumente geographisch angeord¬ net und in Form von Entfernungsabstän¬ den visualisiert. Diese kann je nach Frage¬ stellung bestimmt werden. Der Begriff Wissenslandkarte wird darüber hinaus häu¬ fig so verstanden, dass auf ihr die sehr un¬ terschiedlichen Formen subsumiert werden, in denen Wissen lokalisiert werden kann, z.B. in Form von T y ellow pages oder in einer nach Schlagwörtern geordne-
2 3 2 Knowledge- ten Datenbank. Ziel der Erstellung einer Wissenslandkarte ist neben dem Sichtbar¬ machen vorhandener Wissensquellen auch das Aufdecken von Überschneidungen im organisatorischen Wissen und insbeson¬ dere von Wissenslücken. W i ssensmanagement [zu gleichbed. Knowledge Management] Die Gesamtheit der Strategien und Prozes¬ se zur Wissensnutzung und -entwicklung auf verschiedenen Ebenen des Unterneh¬ mens. Wissensmanagement bezieht sich nicht so sehr auf die Inhalte des Wissens, sondern mehr auf die Gestaltung von Rah¬ menbedingungen, Strukturen, Prozessen und Methoden. In der Praxis gibt es zwei unterschiedliche Richtungen des Wissens¬ managements: das „Management von Wis¬ sen" und das „Management für Wissen". Ersteres konzentriert sich darauf, Wissen zu bewirtschaften. Wissen wird als Objekt behandelt, mit der Gefahr, große infor¬ mationstechnologische Seifenblasen und entsprechende Desillusionierungen im Ma¬ nagement zu produzieren. Das Manage¬ ment für Wissen orientiert sich an der dynamischen, impliziten und mehrdeuti¬ gen Qualität von Wissen und fokussiert auf die relevanten Rahmenbedingungen und Spielregeln für Wissensnutzung und -entwicklung. Management Workshop [engl. für: Werkstatt; Arbeitskreis] Ar¬ beitstreffen, in dem zu einem vorgege¬ benen Thema in einer moderierten Diskus¬ sion etwas erarbeitet werden soll. Ähnlich dem inflationären Gebrauch des Begriffs E E T I N G wird mittlerweile fast je¬ des Treffen, das länger als 2 Stunden dau¬ ert, als Workshop deklariert. Yellow Pages [engl. für: gelbe Seiten] In Anlehnung an das Branchentelefonbuch bezeichnen die „gelben Seiten des Wissens" ein Verzeich¬ nis aller Mitarbeiter im T i ntr an et eines Unternehmens. Neben allgemeinen Kontaktdaten sind auch Aufgabengebiete, Projekterfahrung und Kompetenzen ver¬ zeichnet. Die Yellow Pages stellen eine einfache Form der T_w issensland- karte dar und sind in der Regel nach unterschiedlichen Kriterien durchsuchbar. Vor allem in Großorganisationen bzw. in speziellen Situationen wie Fusionen von Unternehmen oder bei Neueintritt eines Mitarbeiters können Yellow Pages dazu beitragen, schnell den richtigen Ansprech¬ partner für eine Frage zu finden. Die Ein¬ führung dieser Seiten erweist sich oft als hochpolitisches Vorhaben, da die Transpa¬ renz von relevanten Expertisen nicht im¬ mer gewünscht wird, vor allem wenn Mana-
z 2 3 3 Es ist wie im richtigen Leben. Dieje¬ nigen, deren Werkzeuge Begeisterung und Kreativität sind, werden bearg¬ wöhnt, weil ihre Leistung nicht messbar scheint. Die Zeiten, in denen es hieß "Sagen Sie meiner Mutter nicht, dass ich Werber bin, sie denkt, ich bin Pianist im Puff", sind aber wohl vorbei. OLIVER SINNER GRÜNDUNGSMITGLIED, CEO SINNERSCHRADER AG ger hoch oben in den Organigrammen nicht als relevante Experten erwähnt werden. Dies mag wohl einer der Gründe für die bis¬ lang geringe Erfolgsquote dieses Tools sein. Zukunftswerkstatt Eine Methode aus den Sechzigerjahren, die heute als Tool auch im Wissensmanage¬ ment eingesetzt wird. Ihr Erfinder war Zu¬ kunftsforscher und Schriftsteller Robert Jungk, der die damals von Politik, Wirt¬ schaft und Militär beherrschte Zukunftsfor¬ schung demokratisieren wollte. Ziel war es, die Menschen anzuregen, selbst über ihr Leben zu bestimmen, sich mit der Zukunft zu beschäftigen und ihre Zukunftswünsche offensiv zu vertreten. Was die Methode ausmacht, ist die Einbeziehung der Betrof¬ fenen und ein Drei-Phasen-Schema für den Zukunftsworkshop: Auf die Kritik an der Gegenwart folgt ein utopischer Gegenent¬ wurf, aus dem in der Realisierungsphase Zielvorstellungen und Handlungsalterna¬ tiven abgeleitet werden. Nach diesem Ab¬ lauf kreieren Teams, Abteilungen und gan¬ ze Organisationen im sog. „Future Search" in intensiven Dialogen eine für sie wün¬ schenswerte Zukunft. (Ts z E N A R i o - METHODE)
Life-Sciences Die „Wissenschaften vom Leben". Auf die Revolution des Körpers und der Natur. Das Genetic Engineering schreibt den
2 3 5 Revolution der Technik folgt die Ein neuer Zukunftsmarkt entsteht. Bauplan Gottes neu. Transgene Orga- M p d i 7 i n von moraen.
A 2 3 6 Li f e-S c i e n ces Acquisition and Deve lopment [zu engl. a c q u i s i t i o n = Erwerb, An¬ schaffung und engl. d e ve lo p m e n t = Entwicklung] Im Gegensatz zum klassischen RESEARCH AND DEVELOPMENT (R&D), also der Forschung- und Entwick¬ lungsabteilung (F&E) eines Unternehmens, lässt sich eine neue Tendenz von For¬ schungsstrategien vor allem bei Pharma-, Biotechnologie- und IT-Konzernen beob¬ achten. Die eher behäbigen Großunterneh¬ men übernehmen oder engagieren immer häufiger kleine Forschungsteams mit Pio¬ niergeist, um von deren Fachwissen, Enga¬ gement und natürlich ihren Ergebnissen zu profitieren. Aquapharmazi e Medizin, die aus Meereslebewesen gewon¬ nen wird. Dabei handelt es sich um natür¬ liche Stoffe, die dank hochtechnologischer neuer Verfahren für Gesundheit und Wohl¬ befinden des Menschen nutzbar gemacht werden können. So wird aus Moostierchen, millimetergroßen Meeresorganismen, eine Substanz gebildet, die das Wachstum von Tumoren hemmen soll. Ferner arbeiten For¬ scher an der Gewinnung von Pilzen, die in Meeresschwämmen leben und von denen man sich antibiotikaähnliehe Wirkstoffe verspricht. Aromascanner Ein Gerät zur Ermittlung der biologischen Identität (T b i o - i d ), mit dem bei¬ spielsweise Computer-Sicherheitssysteme Personen anhand ihres Geruchs identifizie¬ ren sollen. Die künstlichen Nasen müssen den Duft zunächst in einzelne Komponen¬ ten auftrennen, die dann von Sensoren re¬ gistriert und in entsprechende elektrische Signale umgewandelt werden. Bioanalytik Die Bioanalytik ist ein interdisziplinäres Gebiet der Biowissenschaften. Sie befasst sich mit der Entwicklung und Anwendung analytischer Techniken und Methoden. Der fortschreitende Erkenntniszuwachs in der modernen olekularbiolo- g i e ist nicht zuletzt auf die gewaltige Weiterentwicklung bioanalytischer Metho¬ den wie etwa der T_m assenspek- t r o n o m i e zurückzuführen. B i o b o t [Zusammenziehung aus engl. biology = Biologie und engl. r o b o t = Roboter] Biologische Wesen reagieren auf ihre Um¬ welt, indem sie Eindrücke aufnehmen, sie verarbeiten und dann mehr oder weniger überlegt handeln. Biobots sollen nach die¬ sem natürlichen Vorbild agieren. Ausge¬ rüstet mit künstlichen neuronalen Netzen,
B 2 3 7 New Economy ist eine Frage der per¬ sönlichen Einstellung. Es ist nicht der Unterschied zwischen Stahl und Internet. Es geht um Pragmatismus, Leadership, offenen Umgang miteinander, Mensch im Mittelpunkt. Das entscheidende Wort ist New, nicht Economy. DR. FRIEDRICH VON BOHLEN, VORSTANDSVORSITZENDER LION BIOSCIENCE AG Gehirnen aus Metall und Silizium, sind sie lernfähig und bewältigen Aufgaben, die zu lösen ihnen kein Programmierer beige¬ bracht hat. So weichen sie beispielsweise Hindernissen aus, inspizieren und repa¬ rieren unzugängliche Rohrsysteme. In Zu¬ kunft könnten Biobots selbstständig Ge¬ nerationen von noch besseren Nachfolgern entwickeln und bauen, sich also regelrecht vermehren. B i o c h i p Nicht ganz einig ist sich die Fachwelt bei der Definition des Biochips. Für die Gen¬ techniker ist er ein Synonym für den 'T D N s - c H I p, der das Erkennen be¬ stimmter DNA-Sequenzen ermöglicht. In der Nanotechnologie handelt es sich beim Biochip um einen Computerchip, der aus organischen Verbindungen mit Halbleiter¬ eigenschaften besteht. Biomoleküle wer¬ den mit elektronischen Bauteilen ver¬ knüpft. Eine weitere Verwendung für den Biochip gibt es in der Medizin (Txhip- chirurgie). Mikrochips werden in Menschen implantiert, um z.B. beschä¬ digte Nervenzellen mittels elektronischer Sensoren zu stimulieren. Biocomputer Computer, dessen Rechenwerk aus orga¬ nischen Verbindungen besteht. So sollen elektronische Bauelemente wie Dioden, Schalter, Transistoren etc. durch organische Materialien wie T Proteine oder Nu¬ kleinsäuren ersetzt werden. Die T b i o - Elektronik verfolgt bei ihren For¬ schungen grundsätzlich zwei Richtungen: Zum einen die schon genannte Nutzung or¬ ganischer Verbindungen für elektronische Bauelemente und zum anderen die Ausnut¬ zung der Fähigkeiten informationsverar-
238 Life-Scien beitender biologischer Systeme wie etwa die Reproduktion, das Lernen, die Selbst¬ organisation und Evolution. Der Biocom¬ puter wäre wesentlich leistungsstärker und doch viel kleiner als der normale Rechner. Die zu erwartende Größe der organischen Bauelemente läge im Nanometerbereich. Die Entwicklung eines Biocomputers wird jedoch wohl noch einige Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Bioelektronik Bioelektronik ist ein interdisziplinäres For¬ schungsgebiet, auf dem biologische, bio¬ chemische und chemische Methoden mit den Methoden der herkömmlichen Elek¬ trotechnik, der Physik und der Halbleiter¬ technologie verbunden werden. Durch Mischtechnologien aus Biochemie und Halbleitertechnik sollen neue Bauelemente entwickelt, die konventionelle Mikroelek¬ tronik durch auf molekularer Ebene funk¬ tionierende Schaltkreise ergänzt und die herkömmliche Mikroelektronik durch mole¬ kularelektronische Technologien nach und nach ersetzt werden, (s.a. "T b i o com¬ puter, lbw E T W A R E ) Bioethik Die moderne T Biotechnologie wirft neue ethische Fragen auf: Darf man beispielsweise Zellen Mäuse mit Genen ces eines Menschen züchten, Embryonen für Forschungszwecke im Reagenzglas heran¬ wachsen Lassen, Tiere oder gar Menschen klonen? Weil die meisten dieser Experi¬ mente angestellt werden, um medizini¬ sche Möglichkeiten zu verbessern, muss die Gesellschaft zwischen Chancen und Ri¬ siken abwägen und verbindliche Normen definieren. Dazu haben sich in den meis¬ ten Ländern offizielle Bioethik-Kommis¬ sionen aus Ärzten, Biologen, Ethik- und Rechtswissenschaftlern gebildet. Biofarming [zu engl. b i o l o g y = Biologie und engl. farming = Landwirtschaft] Biofar¬ ming basiert auf dem Umstand, dass 1L_g entechniker fremde Gene in Nutzpflanzen oder -tiere einbauen kön¬ nen, wodurch t t ransgene Or¬ ganismen mit neuen Eigenschaften entstehen. So machen zusätzliche Gene für Wachstumshormone Schweine zu Tur¬ boschweinen, die in kürzerer Zeit ihr Schlachtgewicht erreichen als herkömm¬ liche Borstenviecher. Maispflanzen mit eingebauten Insektengiften, pilzresis¬ tente Kartoffeln oder Tomaten, die auch nach Tagen der Lagerung nicht vermat- schen, sind andere Beispiele für neue gentechnisch erzeugte Produkte aus der Landwirtschaft.
2 3 9 Bi o-I D Mithilfe unserer „biologischen Identität' können uns Computer als Individuen wahr¬ nehmen und eindeutig identifizieren. Ne¬ ben den klassischen biometrischen Ver¬ fahren (1Lb i o m e t r i e) kommt bei der Feststellung der Bio-ID eine so genannte Kontextanalyse zum Einsatz, die auch die Geometrie der Gesichtszüge, die Frisur, Größe und Haltung einer Person zu ihrer Identifikation heranzieht. Bioimplantat Bioresorbierbare Implantate, die auf Milch¬ säurebasis hergestellt sind. Bei komplizier¬ ten Knochenbrüchen musste man bisher zu Metall greifen. Der stählerne Fremdkör¬ per kann nun durch ein Bioimplantat er¬ setzt werden, das das Knochenwachstum und damit den Heilungsprozess nicht be¬ hindert und sich nach einer Weile im Kör¬ per zu Kohlendioxid und Wasser zersetzt. Analysten sehen hinter dieser Idee großes Potenzial, schließlich bricht sich jeder einmal die Knochen. Bioinformatik Interdisziplinäres Forschungsgebiet an der Schnittstelle zwischen Biologie und Informatik. Die moderne T Moleku¬ larbiologie produziert eine Flut von Daten, deren Organisation und Analy- Mein Leitsatz im Allgemeinen und für die New Economy im Besonderen lautet: "Geht nicht" gibt's nicht. ULRICH BI RSNER, GRÜNDER, CEO GENESCAN EUROPE AG se Probleme aufwirft. Die Beziehungen zwi¬ schen den Daten werden so komplex, dass neue Verfahren zur Ergebnisaufbereitung und Visualisierung immer wichtiger wer¬ den. So investiert IBM mittlerweile mas¬ siv in eine Life-Science-Abteilung, in der der zunehmenden Biodatenflut Rechnung getragen werden soll. Ein Projekt ist da¬ bei die Entwicklung des Supercomputers namens blue gene, welcher 1000 Bil¬ lionen Rechenschritte pro Sekunde aus¬ führen soll.
B 2 4 0 Life-Sciences Biokyberneti k [zu griech. kybernetike = Steuer¬ mannskunst] Wissenschaft zur Beschrei¬ bung dynamischer und komplexer leben¬ der Systeme und Prozesse. Sie besagt dass alles, vom Klima über das Wachstum der Wälder bis zu den Lebensvorgängen im Ozean, miteinander verbunden ist und sich gegenseitig beeinflusst. Kybernetische Prozesse lassen sich mit komplizierten ma¬ thematischen Modellen berechnen, solan¬ ge die Einzelteile des Systems genau be¬ schrieben werden können. Ist das nicht der Fall, driftet die Biokybernetik rasch in die Esoterik ab. Biometrie Ursprünglich die Lehre von der Anwendung mathematischer Methoden bei Lebewesen. Im engeren Sinne Sammelbegriff für Ver¬ fahren zur elektronischen Identifikation von Individuen anhand unveränderbarer per¬ sönlicher Merkmale. Identifizierungsmög¬ lichkeiten sind Handgeometrie-Scanner, Stimmerkennungssysteme oder Irisscan- ner. Die biometrischen Sicherheitssysteme würden Schlüssel, Codewörter und Geheim¬ zahlen überflüssig machen. Bionik [Zusammenziehung aus Biologie und Technik] Wissenschaftsgebiet, das technische Probleme nach dem Vorbild der Natur zu lösen versucht. Durch viele Millio¬ nen Jahre evolutionärer Anpassung an die Umwelt besitzen lebende Organismen ei¬ nen unerschöpflichen Fundus an Antwor¬ ten auf alle möglichen technischen Fragen. Das zeigt sich anhand so offensichtlicher Beispiele wie der Vielgliedrigkeit der Ex¬ tremitäten als Vorbild für Arbeitsroboter, dem Gehirn mit seinen komplexen Schalt¬ kreisen als bislang unerreichtes Vorbild für Rechner und Wolkenkratzer als Nach¬ ahmung des Grashalms. Bionomics [Zusammenziehung aus engl. biology = Biologie und engl. economics = Ökonomie] Bionomie. Die Zusammenset¬ zung aus Biologie und Ökonomie bedeu¬ tet nicht, wie häufig fälschlicherweise angenommen wird, die wirtschaftliche Nutzung von biologischen oder biotech¬ nologischen Forschungsergebnissen. Bio¬ nomics ist eine Theorie, die davon aus¬ geht, dass Wirtschaftssysteme nicht wie konstruierte Maschinen funktionieren, sondern sich wie in der Biologie evolutio¬ när entwickeln und wachsen. Mit der The¬ matik beschäftigt sich insbesondere das im Silicon Valley beheimatete Bionomics Institutes unter dem Präsidenten Michael Rothschild.
JEL 2 4 1 E-Business wird immer wichtiger werden, egal, ob es sich darum handelt, Informationen über das Internet abzurufen oder in der Lage zu sein, Kundenbestellungen gleich am nächsten Tag ausliefern zu können. Man muss da einfach mit der Zeit gehen. DR. METIN COLPAN, GRÜNDER, CEO QIAGEN GMBH Biopharming [Zusammenziehung aus engl. biology = Biologie, farming = Landwirtschft und p h a r m a cy = Pharmazie] Wenn Gentechniker Pflanzen oder Tieren Erbgut¬ fragmente für die Produktion von pharma¬ kologischen Wirkstoffen einbauen, spricht man von Biopharming. So lassen sich et¬ wa mit Kartoffelpflanzen oder Ziegen Arz¬ neimittel oder deren Vorstufen, die von diesen Lebewesen normalerweise gar nicht produziert werden, in großen Mengen und billiger als auf herkömmlichem Weg her¬ stellen. Eine amerikanische Firma hat beispielsweise eine T t ransgene Ziege erzeugt, aus deren Milch sich ein bestimmter Antikörper isolieren lässt. Werden an diese Antikörper Medikamente gegen Krebs angekoppelt, kann der Wirk¬ stoff im Organismus direkt zu den Tumo¬ ren geschleust werden. Bioreaktor Behältnis, in dem unter kontrollierten Bedingungen Zellkulturen wachsen. Im weiteren Sinne auch Hjt ransgene Tiere, Pflanzen und Bakterien, die für die Produktion vorwiegend medizinisch rele¬ vanter Tp r o t e i n e eingesetzt wer¬ den. ( jL_b iopharming) Biorefinery [engl. für: Bioraffinerie] Die Chance, ein Stoffgemisch aus nachwachsenden Rohstof¬ fen und Bioabfällen nahezu vollständig zu neuen Wirkstoffen zu verarbeiten, spielt ei¬ ne immer größere Rolle. Bioraffinerien stel¬ len u.a. alternative Treibstoffe wie Ethanol und Biogas her, erzeugen den chemischen Rohstoff Milchsäure zur Kunststoffherstel¬ lung (T B ioimplantat) und produ¬ zieren Papier, Gewebe und Dämmstoffe. Das Konzept der Bioraffinerie beinhaltet
2 4 2 Li fe-Sci e n c e s neben der Rentabilität vor allem auch öko¬ logische und soziale Aspekte wie Nachhal¬ tigkeit und Umweltverträglichkeit. Bioscout- Technologie [zu engl. b i o l o g y = Biologie und engl. s c o u t = Kundschafter] Die Organisa¬ tion und Analyse der Datenmenge ganzer T G ENOM E können nicht einfach nur durch immer leistungsfähigere Rechner ge¬ löst werden. Neue Lösungsansätze für die effiziente Analyse der Daten sind erforder¬ lich. Wird die DNS-Sequenz eines bis dahin unbekannten T gens entschlüsselt, so stellt sich die Frage, welche Aufgabe dieses Gen im Organismus übernimmt. Die ermit¬ telte DNS-Sequenz wird mit den Sequenzen bereits bekannter Gene verglichen, um durch eventuelle Ähnlichkeiten der Funktion des unbekannten Gens auf die Spur zu kommen. Über eine spezielle Software wird die neue Gensequenz mit den bereits dokumentier¬ ten Sequenzen verglichen. So lassen sich Hinweise auf die mögliche Funktion des Gens bzw. des aus der Gensequenz abge¬ leiteten T proteins finden. (Bio-)Solar- forschung Solarforscher beschäftigen sich mit der Nut¬ zung der Sonnenenergie und versuchen, die natürlichen, biologischen Regelkreis¬ läufe im Labor nachzubilden. Das ehrgei¬ zigste Ziel dabei ist der Nachbau der Pho¬ tosynthese. Die Vorstellung geht dahin, mit Hilfe künstlicher Photosynthese-Sys¬ teme alles, was in der Natur durch Son¬ nenenergie hergestellt wird, auch im Rea¬ genzglas fertigen zu können. Daneben hoffen die Forscher darauf, ein Verfahren entwickeln zu können, das den Bau bio¬ organischer Solarzellen ermöglicht, die einen wesentlich höheren Wirkungsgrad als bisherige Solarsysteme versprechen. Biotech-Aktie Immer mehr Life-Sciences-Unternehmen operieren als Aktiengesellschaften, um über staatliche Fördermittel hinaus mit dem Kapitalfluss ihrer Investoren die kos¬ tenintensiven Forschungstätigkeiten fi¬ nanzieren zu können. Die Entschlüsselung des menschlichen T g enoms hat einen wahren Biotechboom ausgelöst. Für An¬ leger bringt diese Entwicklung giganti¬ sche Kurschancen aber auch hohe Risiken mit sich, schließlich stehen vor der Ent¬ wicklung eines bahnbrechenden biotech¬ nologischen neuen Verfahrens oder einer Iblo ckbuster-arznei gigan¬ tische finanzielle Investitionen. Weniger riskant als ehrgeizige Biotech-Start-ups sind Investitionen in Aktien etablierter
__c_ Pharmariesen oder in Biotechnologie- Fonds bzw. Beteiligungsgesellschaften. Biotechnologie/ B i o t e c h Zusammengesetzt aus Biologie und Technologie (bzw. engl. biology und engl. technology), Mutterbe¬ griff aller Bereiche, die sich an den Schnitt¬ stellen zwischen dem Natürlichen (Bio¬ logie) und dem künstlich Geschaffenen (Technologie) ansiedeln. Blockbuster- Arznei [zu engl. blockbuster = Knüller] Megaseller-Medikament, Arzneimittel mit hohem Bekanntheitsgrad und guten Ver¬ kaufszahlen, das auch als Synonym für die Herstellerfirma als Ganzes gelten kann. Populärstes Beispiel: Aspirin von Bayer (T L i festyle-medikamente). Block-Bank- Baby-Making [zu engl. to b l o c k = blockieren, bank = Bank und to m a k e = machen] Das BBB-MODELL zur Empfängnis- kontrolle basiert auf zwei Säulen: 1. Das Blockieren derZeugungs- bzw. Empfäng¬ nisfähigkeit von Mann und Frau und 2. das Deponieren von Samenzellen und Eiern auf einer Bank. Wer sich fortpflanzen will, kann auf seine in Kyrotechnik (bei Tiefst¬ temperaturen) bei einer Bank konservier¬ ten Samen- bzw. Eizellen zurückgreifen. Das Wort Block wird dabei für jede mög¬ liche Art des Blockierens der Empfängnis benutzt, gleichgültig, ob Samen- bzw. Ei¬ leiter dauerhaft durchtrennt oder ledig¬ lich abgebunden werden. Ins Gespräch ge¬ brachtwurde dieses Modell erstmalig unter dem Namen BB-System (Block-Bank-Sys¬ tem) vom britischen Wissenschaftler und Autor Robin Baker. Chimäre Ein Gewebe, das zwei oder mehr genetisch verschiedene Zelltypen enthält, oder ein Individuum aus derartigen Geweben. Im weiteren Sinne gehören dazu auch Indi¬ viduen aus artverschiedenen Geweben, wie die „Schiege" aus Schaf und Ziege. Streng genommen entsteht nach Defini¬ tion auch bei einer Organtransplantation eine Chimäre. Chipchirurgie Chirurgische Eingriffe, bei denen T b i o- chips in den Körper von Menschen ge¬ pflanzt werden. Die biologischen Mikrochips werden beispielsweise in die Netzhaut im¬ plantiert, wo sie elektronische Signale ei¬ ner kleinen Videokamera empfangen und
c 2 4 4 Li fe-Sci e n c e s so dafür sorgen, dass Blinde (zumindest schemenhaft) wieder sehen können. Ein an¬ derer Einsatzort dieser modernen Biochip¬ technologie befindet sich hinter dem Ohr des Menschen. Mit Hilfe eines Mikrofons und eines Sprachcomputers werden Stim¬ men und Töne aufgezeichnet und zu die¬ sem Chip gespielt; Taube erhalten damit einen Teil ihres Hörsinns zurück. Auch gelähmte Menschen profitieren von der Chipchirurgie. So gibt es heute schon ei¬ nen Gehstimulator, ein Gerät, dessen Elek¬ troden ausgefallene Nerven ersetzen und die Beinmuskeln stimulieren. Mithilfe ei¬ nes so genannten Gangrobotors sollen in Zukunft sogar Querschnittsgelähmte wie¬ der gehen können. Chromosom [von griech. chroma = Farbe und griech. s o m a = Körper] Wörtlich: stark färbbare Zellkörperchen. Abgegrenzter Teil des dL_G e n o m s mit einer linearen Abfolge von hintereinander angeordneten T G E N E N und anderer T d n s. Als morphologische Einheit ist das Chromo¬ som lediglich während der Zellteilung als x-förmige Struktur im Zellkern sicht¬ bar. Menschliche Körperzellen besitzen 46, Ei- und Samenzellen (Keimzellen) je 23 Chromosomen, die sich bei der Befruch¬ tung addieren. Computer-aided- Drug-Design (CADD) [engl. für: Arzneimittel-Entwurf mithilfe von Computern] '11_p r o t e i n e sind Wirk- und Regelstoffe der Zelle. Sie beste¬ hen aus einer Kette von Aminosäuren, win¬ den und falten sich zu komplexen dreidi¬ mensionalen Strukturen. Sie greifen in den Stoffwechsel ein, indem sie sich an ande¬ re Moleküle, die etwa an der Oberfläche von Zellen sitzen, anlagern. Zu diesen pas¬ sen sie, wie der Schlüssel in ein Schloss. Auf dieselbe Weise findet auch der Aids¬ erreger HIV seine Andockstelle an jenen Immunzellen, die er befällt. Am Computer lassen sich solche Strukturen simulieren und geeignete Wirkstoffe entwerfen, die in derartige Bindungsvorgänge eingrei¬ fen. Wenn nach dem CADD die Strukturen solcher Designermoleküle einen therapeu¬ tischen Erfolg versprechen, machen sich Chemiker an die Synthese, um eine Sub¬ stanz aufzubauen, die womöglich einmal zu einem Medikament wird. Cyborg [Zusammenziehung aus engl. cyberne- t i c s = Systemwissenschaft und Orga¬ nismus] Menschmaschine. Der etwas unscharf gefasste Begriff Cyborg hat zu weit reichenden Diskussionen in den So¬ zial- und Kommunikationswissenschaften,
D aber auch in der Medizin und T r i o - Technologie geführt. Gemeint ist ein Organismus, der menschliche Organe und technische Geräte in sich vereinigt. Aus kultureller Sicht lässt sich der Cyborg in die lange Reihe der künstlich erschaf¬ fenen Lebewesen einreihen, von Golem über Frankensteins Monstrum bis hin zu den Borg von Star Trek. Medizinisch ge¬ sehen ist ein Cyborg ein Mensch, der auf technische Hilfsmittel angewiesen ist, um weiter überleben beziehungsweise um besser leben zu können. So ließe sich et¬ wa der Komapatient, der an Lebenserhal¬ tungssysteme angeschlossen ist, oder ein Mensch mit Herzschrittmacher als Cyborgs bezeichnen. 2 4 5 In den nächsten fünf Jahren wird es so viele interessante Entwicklungen geben, dass es für Ärzte und Patienten ein Problem wird, aus dem Korb der vielen Möglichkeiten auszuwählen. DR. PETRA STRÜMPER, VORSTANDSVORSITZENDE C Y B I 0 AG Desi gnerbaby Kinder, die nach den Vorstellungen ihrer Eltern designt, also regelrecht genetisch geplant werden. Mit Hilfe des T g en- passes haben es Paare, die sich Nach¬ wuchs wünschen, in Zukunft in der Hand, nicht nur das Geschlecht, sondern auch das Aussehen ihres Babys bzw. dessen Präsdisposition für bestimmte Krankheiten von vornherein zu bestimmen oder auszu¬ schließen. Die Vorstellung von unzähligen blonden, blauäugigen und makellosen Designerbabys gehört zum Worst-Case- Szenario der Genforschungsgegner. Differenzierung [von lat. d i f f e r r e = sich unterschei¬ den] Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht früh genug entscheiden: Wo vor¬ ne und hinten ist zum Beispiel, wo einmal Kopf oder Schwanz wachsen sollen. Sämt¬ liche Informationen zur späteren Muster¬ bildung in einem Organismus stecken be¬ reits in einer gerade befruchteten Eizelle. In ihr spult sich das fest definierte Pro¬ gramm der Differenzierung ab, das genau bestimmt, ob aus einer Zelle einmal ein
Li f e-S c i e n c e s D 2 4 6 Auge oder ein Zeh werden soll, wo rechts und Links ist und wann welcher Entwick¬ lungsschritt eingeleitet wird, damit nicht vor dem Arm eine Hand wächst. D N A / D N S Desoxyribonucleic acid bzw. Desoxyribonukleinsäure. Ein großes Molekül, das in Form eines Doppel¬ stranges (Doppelhelix) angeordnet ist. Die DNA ist eine Art biologische Schriftform auf einem konstanten Rückgrat. Vier un¬ terschiedliche Moleküle, die so genann¬ ten Basen, sind mit den Buchstaben A,T, G und C symbolisiert und in variierender Reihenfolge angeordnet. Die Basen funk¬ tionieren wie ein Schriftsatz, der abgele¬ sen wird. Dabei kodieren drei Basen eine Aminosäure, die Bausteine der Proteine. In der DNA ist die gesamte Erbinformatio¬ nen eines Organismus verschlüsselt, sie dient als Matrize für die Produktion von Proteinen. Beim Menschen ist sie in 50 000 bis 150 000 verschiedene Abschnitte un¬ terteilt, die T_ ß E N E . D N S - C h i p Briefmarkengroßes Glas- oder Silizium¬ plättchen, auf dem mehrere tausend „Erb¬ gutschnipser eines Individuums als kur¬ ze DNS-Stückchen in Reihen angeordnet sind. Diese enorme Dichte erlaubt es, tau¬ sende von Genen gleichzeitig innerhalb kurzer Zeit zu analysieren. Mit DNS-Chips lassen sich spezifische Genaktivitäten ei¬ nes Individuums feststellen. Sie dienen zur Diagnose menschlicher Genmerkmale und sagen individuelle Krankheitsrisiken vo¬ raus. Möglicherweise gehört der DNS-Chip schon bald neben Pflaster und Thermome¬ ter zur Ausstattung eines gut sortierten Medizinschrankes. DNS-Computer Biologen wissen schon lange, dass die Natur bessere Datenspeicher baut als NEC oder IBM. Immerhin birgt jeder mensch¬ liche Zellkern auf der T_d n s über zwei mal drei Milliarden Informationseinhei¬ ten, mit denen sich der menschliche Orga¬ nismus ein Leben lang relativ fehlerfrei betreiben lässt. 1994 hat der kalifornische Informatiker Leonard Adlemann gezeigt, dass sich mit der DNS sogar richtige Com¬ puter bauen lassen. Dafür werden für alle Lösungsmöglichkeiten eines mathema¬ tischen Problems DNS-Stränge mit unter¬ schiedlichen Sequenzen im Reagenzglas gemischt und dann Schritt für Schritt sämtliche falschen Lösungen durch ein DNS-abbauendes Enzym eliminiert. Auf DNS-Basis wurden bereits einfache Schach¬ computer gebaut. Theoretisch lassen sich mit DNS-Computern in einem Tropfen Flüs-
E 2 4 7 Die New Economy in den Life-Sciences bietet Unternehmen eine mit ausrei¬ chend Kapital ausgestattete Plattform und die erfolgreiche Umsetzung bisher ungeahnter Möglichkeiten der Diagnose und Therapie von lebensbedrohlichen Krankheiten. DR. DIETER MERZ, VORSTANDSVORSITZENDER BIOTEST AG sigkeit mehr Daten schneller verarbeiten als in den größten Parallelrechnern der Welt. (T B iocomputer) D o L L y Bereits 1997 gelang es dem schottischen Roslin Institute und der Firma PPL Thera¬ peutics das weltweit erste Säugetier zu er¬ schaffen, das aus einer ausgereiften Körper¬ zelle geklont wurde: das Schaf Dolly. Damit wurde - zumindest theoretisch - die Mög¬ lichkeit geschaffen, auch andere Säuge¬ tiere oder Menschen zu T klonen, also genetisch identische Abbilder zu erzeugen. Embryogenese Prozess, bei dem nach der Verschmelzung von mütterlicher und väterlicher Ei- und Samenzelle durch die fortwährende Zelltei¬ lung ein Embryo heranwächst. Im Laufe der Embryogenese entstehen im Rahmen der zeitlich genau abgestimmten T Dif¬ ferenzierung die Organe eines komplexen Lebewesens, in dem die Arbeits¬ teilung zwischen den verschiedenen Zell¬ typen genau geregelt ist. Embryosplitting [zu engl. to s p l i t = teilen] Zu dem Zeitpunkt, an dem ein Embryo erst aus vier oder acht Zellen besteht, ist es möglich, ihn unter dem Mikroskop mikrochirurgisch zu teilen. Aus den Fragmenten entstehen künstliche Mehrlinge, die genetisch iden¬ tisch sind, wie natürliche eineiige auch. Sie können einzeln in die Gebärmutter einer Frau verpflanzt werden. Die Technik wird seit den 70er-Jahren in der Tierzucht ein¬ gesetzt, etwa um besonders ertragreiche Milchkühe in Massen zu produzieren. Seit 1993 ist bewiesen, dass sich auch mensch¬ liche Keimlinge zerpflücken lassen und zu
243 Life-Scien lebensfähigen Embryonen heranwachsen. Dieses Verfahren der T_r e Produk¬ tionsmedizin ist in Deutschland jedoch verboten. Embryotransfer Nach einer T i n-v i t ro - ferti¬ lisation (IVF) kann ein Embryo zwi¬ schen dem zweiten und vierten Tag seiner Entwicklung aus dem Reagenzglas trans¬ feriert werden. Er wird dann in die Gebär¬ mutter einer Frau gespült, die künstlich mit Hormonen auf dieses Ereignis vorbe¬ reitet werden muss. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit nistet sich der Keim¬ ling ein und entwickelt sich zu einem nor¬ malen Organismus. Erbgutclaim [zu engl. C l a i m = Anspruch] Anspruch, den Biotech-Unternehmen auf bestimmte DNS-Sequenzen erheben. Private Biotech- Firmen investieren enorme Summen in For¬ schung und Entwicklung. Über dl_p a - Tente versuchen sie, sich die exklusiven Nutzungsrechte an ihren Entdeckungen zu sichern. Da Biotech-Firmen als privatwirt¬ schaftliche Unternehmen nach dem üb¬ lichen Kosten-Nutzen-Prinzip arbeiten, würde sich ihrer Meinung nach ihr For¬ schungsaufwand nicht lohnen, wenn an¬ dere von ihren Ergebnissen profitierten. ces Erbkrankhei t Manche Krankheiten haben ihre Ursache in falsch hergestellten körpereigenen Pro¬ teinen, basierend auf einem Fehler im 1Lg enetischen code der ULd n s . Das Leiden ist also erblich. Schon eine einzige Abweichung in der Abfolge der Nukleotide kann tödlich sein, wie z.B. bei der Blutkrankheit Beta-Thalassämie. Mit 1L_d NS-CHiPS lassen sich an Zell¬ proben fehlerhafte Erbgutvarianten im Labor aufspüren. ES-Zelle [zu engl. embryo stem cells = embryonale Stammzellen] Die Zellen eines vier bis sieben Tage alten Embryos sind noch 1_T OTIPOTENT, sie sind also „unsterblich" und noch nicht differenziert bzw. auf eine Funktion spezialisiert. ES- Zellen können sich in jede denkbare Zel¬ le des Organismus entwickeln. Durch die T I N vitro - Vermehrung solcher Zel¬ len können ES-Zelllinien hergestellt wer¬ den, die als zellulärer „Rohstoff" für die künstliche Züchtung von Ersatzzellen oder ganzen Organen genutzt werden können. Extropianologie Bezeichnung einer neuen Wissenschaft, die sich mit dem Transhumanismus be¬ schäftigt, also der Überwindung des zeit-
E 2 4 9 lieh begrenzten Menschseins. Die Extro- pianologen suchen nach neuen Wegen der Lebensverlängerung. Dabei arbeiten sie zum einen an der weiteren Erforschung der künstlichen Intelligenz - durch Symbiosen von Mensch und Maschine soll beispiels¬ weise ein Zustand digitaler Unsterblichkeit erreicht werden; zum anderen beschäfti¬ gen sie sich mit der Erforschung der b i o - s T A s I s: der Zustand des Kälteschlafs. Dabei werden Menschen nach ihrem Able¬ ben bei minus 196 Grad in flüssigem Stick¬ stoff eingefroren. Die Extropianologen hoffen, Verfahren entwickeln zu können, mit denen diese Körper wieder ins Leben zurückgeholt werden. Forschungs¬ aufwand-Umsatz- Verhältnis (FUV) Das Verhältnis von Forschungsaufwand zu Umsatz ist bei einem Biotech-Unterneh- men ein möglicher Ansatz zur qualitativen und quantitativen Unternehmensanalyse. Hohe Forschungsaufwendungen können dabei eine konsequente Ausrichtung auf die Zukunft symbolisieren. Sie machen Sinn, solange sie nicht zu stark die Cash¬ reserven angreifen. Gerade bei jungen Fir¬ men ist hier Vorsicht geboten. Aber auch bei etablierten Großkonzernen würde ein zu hoher Forschungsaufwand den Gewinn Das ist beim Goldrausch eben so: Nur wenige werden Edelmetall finden - und auch noch die Claims abstecken können. Darin liegt wahrscheinlich die große Spannung und Spekulationskraft. PROF. DR. BURGHARDT WITTIG, VORSTANDSVORSITZENDER MOLOGEN HOLDING AG schmälern. Es ist also auf ein ausgegliche¬ nes Verhältnis beider Größen zu achten, bevor man investiert. Frei Landversuch Nicht alles, was für olekular- BIOLOGEN und 1L_G ENTECHNI- K E R theoretisch machbar wäre, ist auch erlaubt. Und nicht alles, was in abgeschirm¬ ten Sicherheitslabors hergestellt wird, darf diese auch ohne weiteres verlassen. So braucht es insbesondere für gentechnisch
2 5 0 Life-Scien veränderte Organismen eine spezielle Ge¬ nehmigung, bevor diese im Freilandversuch auf einer begrenzten, überwachten Fläche unter praxisnahen Bedingungen kultiviert werden können. Die Premiere für solche ge¬ nehmigten Versuche fand unter massivem Protest von Umweltschützern im April 1987 auf einem kalifornischen Erdbeerfeld statt. Dort wurden gentechnisch veränderte Bak¬ terien freigesetzt, die verhindern, dass die Pflanzen bei geringen Nachtfrösten er¬ frieren. Seither hat es auch in Deutschland eine große Anzahl genehmigter Freiland¬ versuche mit Pflanzen, Tieren und Mikro¬ organismen gegeben. Functional Food [zu engl. functional funktionell und engl. food = Lebensmittel, Nah¬ rung] Lebensmittel, das nicht nur satt macht und der Ernährung dient, sondern weitere Funktionen erfüllen soll: Joghurt, der die Abwehrkräfte stärkt, ein Softdrink, der vorbeugend gegen Krebs wirkt, und Kau¬ gummi, das die Hirnaktivität steigert. Neu¬ entwicklungen in diesem Bereich sollen häufig allgemein das seelische Wohlbefin¬ den heben - sie werden beispielsweise mit Johanniskraut angereichert. Die tatsäch¬ liche Wirkweise der meisten Functional- Food-Produkte ist allerdings umstritten. Häufig wirkt nur der Placebo-Effekt. ces Gefühlschip Mikrochip, mit dessen Hilfe sich Gefühle über den Computer austauschen lassen sol¬ len. Diese doch recht abenteuerliche Idee war bisher nur aus der Science-Fiction bekannt. Derbritische Kybernetiker Kevin Warwick hingegen hat sich zu Selbsttest¬ zwecken bereits neun Tage lang einen Chip implantieren lassen, der mit seinem Com¬ puter kommunizierte, ihn begrüßte, wenn er das Institut betrat, und ihn jederzeit in¬ nerhalb des Gebäudes orten konnte. Das zweite Experiment besteht daraus, seine Nervenfasern mit einem Chip zu verbin¬ den, sodass nervliche Impulse ausgelöst und registriert werden können. Auf diese Art sollen zunächst Gefühle wie Schmerz oder Wohlbefinden gemessen und dann vom Computer an den Empfänger zurückge¬ sandt und noch einmal erlebt werden. Gen [zu griech. g e n o s = Geschlecht, Gat¬ tung] Ein Gen ist ein funktionaler T d n s - Abschnitt, der die kodierenden Sequenzen für ein T protein enthält und diese Information von einer Generation an die nächste weitergibt. Gene sind für die un¬ terschiedlichsten Funktionen im Körper verantwortlich. Sie können sowohl ein un¬ scheinbares kleines Rad im großen Stoff¬ wechselprozess sein als auch äußere Merk¬
G 2 5 1 male wie Augenfarbe, Haarfarbe und kör¬ perliche Gestalt bestimmen. Andere Gene wiederum können durch Funktionsverlust oder Überfunktion der Grund für schicksal¬ hafte und oft unheilbare Krankheiten sein. Genertai nment [Zusammenziehung aus G e n for¬ sch u n g und Entertainment] Veränderung des Erbguts aus ästhetischen Gründen bzw. Nutzung genetischer Er¬ kenntnisse zu reinen Unterhaltungszwe¬ cken. Genetische Bauanleitungen, die ent¬ schlüsselt und in einen fremden Körper oder Stoff verpflanzt werden, können scho¬ ckieren - oder unterhalten. So ließ der Künstler Eduardo Kac ein Tjrans- genes Kaninchen züchten, welches bei Schwarzlichtdeutlich grün leuchtet. Hier¬ zu nutzte er ein aus der Qualle Aequorea victoria stammendes Gen, dessen Gen¬ produkt ein grün fluoreszierendes Protein ist. Die Biotechfirma Prolume aus Pitts¬ burgh produziert ferner Flüssigkeiten, die beim Auftreffen auf einen Gegenstand einige Sekunden lang hell leuchten, und vertreibt sie in den USA als erheiternde Munition für Wasserpistolen. Gene-Targeting [zu engl. g e n e = Gen und engl. to t a r - g e t = zielen auf] Jede Zielgerichte Verän- Neue Geschäftsmodelle haben ungeahntes Potenzial für die Zukunft, das bedeutet New Economy. MICHAEL RAUM, GESCHÄFTSFÜHRER SELLBYTEL derung des Genbestandes einer Zelle fasst man unter dem Begriff Gene-Targeting zu¬ sammen. Dies reicht von der gezielten In¬ aktivierung von Genen (T.jcnock-out) bis hin zum Austausch und Einführung von Genabschnitten (knock-i n). G e n e t i c Engineering [zu engl. genetic = genetisch und engl. to engineer = bauen, konstru¬ ieren] Gen-Ingenieure können Erbgutfrag¬
252 Li f e - S c i e n mente von einem Organismus in einen zwei¬ ten schleusen. Notwendig dazu sind ein isoliertes Gen, ein i_v e k t o r als Gen¬ fähre und eine Zielzelle. So gelang es 1973 erstmals, ein Gen von einem Bakterium auf ein anderes zu übertragen. Seither ist Genetic Engineering eine gängige Metho¬ de, um genetische Informationen auch über Artschranken hinweg auszutauschen. Der Amerikaner Herbert Boyer, Miterfinder dieser Methode, gründete 1976 gemeinsam mit dem Anlageberater Robert Swanson mit 500 Dollar Startkapital die erste Bio- tech-Firma. Als „Genentech" 1980 an die Börse ging und sich der Kurs binnen Mi¬ nuten verzweieinhalbfachte, erlebte die Wall Street ihren ersten Anfall von einem Biotech-Boom. Geneti c-Rights- Kampagne [engl. für: genetische Rechte] Die im Ju¬ ni 2000 vom Technologiekritiker Jeremy Rifkin ausgerufene Kampagne richtet sich gegen die Gefahren der „Gen-Revolution" und die Patentierung des menschlichen Erbguts. Die finanzkräftigen Life-Science- Unternehmen dürften nicht die Kontrolle über den menschlichen 1s g e n p o o l übernehmen. Die Kampagne richtet sich außerdem gegen eine T g enetische DISKRIMINIERUNG. ces geneti sehe Diskriminierung Diskriminierung, die auf dem Vorhanden¬ sein bestimmter Gene eines Individuums beruht. Es wäre schlimmstenfalls denkbar, dass Arbeitgeber ihre Angestellten in Zu¬ kunft anhand genetischer Merkmale ein¬ stellen und dass Versicherungen ihr Klien¬ tel nach der Wahrscheinlichkeit für das Auftreten bestimmter Krankheiten einstu¬ fen oder womöglich bei einer besonderen Disposition für eine Krankheit eine Ver¬ sicherung ablehnen. genetischer Code Das Alphabet des Lebens umfasst nur vier Buchstaben: A, C, G und T. Eine endlose Abfolge der vier Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin bilden den eigentli¬ chen genetischen Code, in dem die Bauan¬ leitungen für sämtliche ll_p r o t e i n e verschlüsselt sind. In der DNS-Doppelhelix stehen sich immer die zwei Basen A und T, sowie G und C als Paare gegenüber. Jeweils drei dieser Basenpaare codieren die Infor¬ mation für eine Aminosäure. Die Aneinan¬ derkettung mehrerer Aminosäuren ergibt ein Protein. Der genetische Code für ein Protein kann tausend bis eine halbe Mil¬ lion Basenpaare lang sein. Der Gesamtcode eines Menschen umfasst 3,12 Milliarden Basenpaare (einfacher Chromosomensatz)
2 5 3 und würde ausgedruckt 750 000 DIN-A4- Seiten nach dem Muster ACTGTGATCGAGA- GATACCTAATGA... ergeben. Der genetische Code von zwei x-beliebigen Menschen ist im Durchschnitt zu 99,9 Prozent identisch. geneti scher Fingerabdruck Ähnlich wie der gewöhnliche Fingerab¬ druck ist auch der genetische Fingerab¬ druck bei jedem Menschen einzigartig. Er beruht auf der Identifizierung hoch vari¬ abler T d N s-Sequenzen, die ein für je¬ den Menschen individuelles Muster besit¬ zen. Genetische Fingerabdrücke sind bei der Identifizierung von Individuen hilf¬ reich, beispielsweise bei Vaterschafts- oder Täternachweisen. G e n f o o d [zu engl. f o o d = Essen, Nahrungsmittel] Genetisch veränderte Lebensmittel. Indem neue Informationen in die Gensequenz von Pflanzen und Tieren eingelagert wer¬ den, verändern sich deren biologische Ei¬ genschaften: Sie wachsen beispielsweise schneller, werden größer, gedeihen auch unter widrigen Bedingungen, sind resistent gegen Schädlinge, Pilze und Bakterien oder haben verbesserte Lager- und Transport¬ eigenschaften. Wie sich diese genmani¬ pulierten Pflanzen und Tiere in der natür¬ lichen Umgebung verhalten und ob sie tat¬ sächlich „unschädlich" für den Menschen [sind, wie von der Agrarindustrie gern be¬ hauptet wird, wird jedoch erst in einigen Jahren sicher zu beurteilen sein. Bisher stößt Genfood noch auf massive Ableh¬ nung in der Bevölkerung. Die ^L_n o v e l- food-verordnung sorgt daher u. a. für dessen Kennzeichnung. Genkartierung Unter Genkartierung versteht man die Po¬ sitionsbestimmung einzelner Gene im Erb¬ gut. Das Erstellen von „genetischen Land¬ karten" ist ein wichtiges Forschungsgebiet in den Biowissenschaften, um die Genetik von Organismen besser zu verstehen. Gen¬ kartierungen ermöglichen die Diagnose von Erbkrankheiten bereits vor der Geburt und sind eine wichtige Voraussetzung für gentherapeutische Versuche. Genoceuti ca L [Zusammenziehung aus engl. g e n e = Gen und engl. pharmaceutical Arneimittel] Als Arzneimittel genutztes Gen, das per lL_v e k t o r direkt in den Organismus eines Individuums eingefügt wird. Pharmazeutisch wirksam sind in der Regel die vom Gen kodierten Genprodukte, also die abgeschriebene T R n s oder das entsprechend der Gensequenz gebildete
2 5 4 Li f e - S c i e n c e s T p r o t e I n , die den Heilungsprozess vorantreiben sollen. Trotz aller Fortschrit¬ te befinden sich die Versuche mit Geno- ceuticals noch in einem von vielen Rück¬ schlägen gezeichneten Anfangsstadium. Abgesehen von ethisch-moralischen Ein¬ wänden ist die Wahl geeigneter Vektoren und die Reduzierung möglicher Nebenwir¬ kungen auf ein Minimum besonders pro¬ blematisch. Genom Das gesamte genetische Material eines Chromosomensatzes, der Gesamtgenbe¬ stand einer Zelle, also die vollständige Erbinformation eines Individuums. Das menschliche Genom besitzt schätzungs¬ weise 50 000 bis 150 000 Gene, von de¬ nen ca. 10 000 bekannt sind. Genomi cs [engl. für: T g enomik; Zusammen¬ ziehung aus engl. g e n e = Gen und engl. e co n o m i cs = Ökonomie] Neben der herkömmlichen Bedeutung ist mit dem Ausdruck ferner das Geschäftemachen mit Genen gemeint, das zu einer Boombranche und einem der heißesten Börsenthemen des 21. Jahrhunderts geworden ist. Über die Geheimtipps mit exorbitanten Gewinn¬ chancen wurden schon so einige morali¬ sche Bedenken verworfen. G e n o m i k Die Genomik beschäftigt sich mit der Cha¬ rakterisierung von T G E N o M E N. Neben den DNS-Sequenzdaten werden weitere In¬ formationen benötigt, um ein Genom voll¬ ständig zu bestimmen. Dazu gehört insbe¬ sondere die genaue Lokalisierung der Gene und ihrer Kontrollelemente. G e n p a s s Auch Genzeugnis. Ein Ausweis, auf dem in Zukunft der Gencode bestimmter ausgewählter Gene eines Individuums als so genanntes genotyping vermerkt werden soll. Damit soll es jedem Einzelnen möglich werden, mit Hilfe von geeigneter Vorsorge schon früh gegen die Krankhei¬ ten vorzugehen, die aufgrund einer vorhan¬ denen Prädisposition ausbrechen könnten. Zudem eröffnet die Einführung eines Gen¬ passes den T __P HARMAKOGENETI- K E R N neue Möglichkeiten: So könnten Art und Dosierung eines verordneten Medi¬ kaments genau auf den Genotype jedes einzelnen Menschen abgestimmt werden. Ungeklärt ist allerdings, wie sich der Pa¬ tient der Zukunft gegen den Missbrauch dieser Daten, beispielsweise durch Versi¬ cherungen oder Arbeitgeber wird schützen können, denn durch einen Genpass be¬ steht die Gefahr T g enetischer DISKRIMINIERUNG.
G_ 2 5 5 Dank des Glaubens der Kapitalmärkte an die New Economy haben wir in den letzten zwei Jahren Dinge verwirklicht, für die wir vor zehn Jahren noch zwanzig Jahre gebraucht hätten. DR. ALEXANDER OLEK, GRÜNDER, CEO EPI GENOM I CS AG G e n p o o L [zu engl. poo l = Teich, (Schwimmbe¬ cken] Die Gesamtheit des Erbgutes einer Spezies. Der Genpool verändert sich im Laufe der Evolution, wenn durch T mu¬ tation neue Gene entstehen, die ih¬ rem Träger und dessen Nachkommen einen Überlebensvorteil verschaffen, oder aber wenn vorhandene Gene „verschwinden". G e n t e s t Moderne T_m olekularbiologie und die Ergebnisse des Th um an ge¬ nome project machen es möglich, an winzigen Blut-, Speichel- oder Haar¬ proben ausgiebige Gentests durchzufüh¬ ren. Dabei wird die DNS einer Person auf bestimmte Gene und damit auf mögliche Erkrankungen, Eigenschaften und Veran¬ lagungen hin untersucht. Mit T d n s - chips lassen sich zahlreiche Gene in einem Arbeitsgang analysieren. Dies ist nicht nur für Mediziner und Betroffenen von großem Interesse, sondern Leider auch für Versicherungen oder Arbeitgeber, die wissen wollen, ob bestimmte Personen irgendwann an einem erblichen Leiden erkranken oder eine Veranlagung zu Dia¬ betes, Darmkrebs oder Herzinfarkt haben ( T_G ENETISCHE DISKRIMI¬ NIERUNG). Allerdings sagt ein Gentest nur selten etwas darüber aus, ob und wann bei diesen Betroffenen tatsächlich solche Krankheiten ausbrechen. Gentherapi e Grundsätzlich die Korrektur eines gene¬ tisch bedingten Fehlers in einer Zelle, ei¬ nem Organ oder im Organismus. Die ein¬ fachste denkbare Form der Gentherapie ist, mithilfe eines T_v e k t o r s die intakte Kopie einer fehlerhaften DNS-Sequenz in
2 5 6 Li f e - S c i e n c e s die Zelle einzuschleusen, um dadurch die Funktion wiederherzustellen. Die Genthe¬ rapie ist der Hoffnungsträger im Kampf ge¬ gen viele genetisch bedingte Krankheiten wie Mukoviszidose, Alzheimer oder Krebs. Trotz erfolgsversprechender Ansätze sind die Möglichkeiten der Gentherapie jedoch noch längst nicht voll entfaltet. grüne Gentechnik Bezeichnung für die Anwendung von Me¬ thoden der Gentechnik in der Landwirt¬ schaft und der Nahrungsmittelindustrie. Das Adjektiv „grün" meint dabei jedoch nicht eine sanfte, ökologisch sinnvolle Me¬ thode, sondern bezieht sich auf die Farbe der Pflanzen. Ziele sind u.a. die Einführung von Resistenzen gegen Insekten-, Viren- und Pilzbefall, die Optimierung der Produkt¬ qualität hinsichtlich des Nährstoffgehalts (Aminosäuren, Mineralien, Fett, Vitamine, Kohlenhydrate), verbessertes Wachstums¬ verhalten und vieles mehr. Und dies alles mithilfe der Gentechnik. Der Konsument leistet bis jetzt noch heftigen Widerstand gegen die grüne Gentechnik und weigert Sich, IT. G E N F 0 0 D zu konsumieren. horizontaler Gentransfer Während man bei der geschlechtlichen Weitergabe von Erbinformation über die Keimbahn von vertikalem gen- transfer spricht, versteht man un¬ ter horizontalem Gentransfer die Über¬ tragung von DNS über Artgrenzen hinweg. Der horizontale Gentransfer wird als ei¬ ne mögliche Gefahr bei der Kultivierung genmanipulierter Pflanzen diskutiert. Ei¬ genschaften genetisch veränderter Nutz¬ pflanzen könnten in natürliche Biotope transferiert werden und dort das biologi¬ sche Gleichgewicht stören. Human Genome Project (HGP) Das 1990 ins Leben gerufene internatio¬ nale Forschungsprojekt hatte die Dechif¬ frierung des menschlichen T g e n o m s, der Summe aller Erbinformationen des Men¬ schen, zum Ziel. Im Frühjahr 2000 melde¬ te jedoch Craig Venter und seine Firma Celera, das „Alphabet des Lebens" ent¬ schlüsselt zu haben. Dadurch, dass Venter die über das Internet frei zugänglichen Daten des hugo-projektes nut¬ zen konnte und mit der shot-gun- methode sequenzierte, ist ihm der „Wettlauf" gelungen. Doch mit der Ent¬ schlüsselung fing die Arbeit erst an, müs¬ sen doch nun die einzelnen Bruchstücke wieder zusammengesetzt und den Genen ihre Funktionen zugewiesen werden. Mit dem Wissen des HGP hoffen die Forscher,
2 5 7 auch das p R o T E o M - p R o j E kt erfolg¬ reich zu Ende bringen zu können, welches die Identifizierung und Charakterisierung aller im Körper des Menschen vorkommen¬ den t P R o T E I N E zum Inhalt hat. Bei¬ de Projekte sind die Voraussetzung dafür, "IL E RBKRANKHEiTEN heilen oder lindern zu können. Hybrid Pflanzlicher oder tierischer Bastard. Er ist der Nachkomme von artverschiedenen Eltern. Anders als bei der iLc h i m ä r e sind alle Körperzellen eines hybriden In¬ dividuums genetisch identisch. Ein Bei¬ spiel aus dem Tierreich ist die Kreuzung zwischen Pferd und Esel, der Maulesel. ICSI Abkürzung für Intracytoplasma¬ tische Spermieninjektion. Mit der Methode befruchten T r e Pro¬ dukt i on sm e o i z i n er eine weib¬ liche Eizelle mit einem einzigen Spermium, das sie über eine haarfeine Kanüle inji- ziieren. Der in der Natur vorgesehene mil¬ lionenfache Wettlauf der Spermien zum Ei wird dadurch zugunsten einer zuvor aus¬ gelesenen Samenzelle künstlich entschie¬ den. Auf diese Art können Männer Kinder zeugen, deren Ejakulat nur sehr wenige aktive Spermien enthält. Die Lernkurve ist enorm steil, und selbst die Leute, die scheitern, haben soviel Erfahrung gewonnen, dass sie zu den begehrtesten Talenten auf dem Markt zählen. DR. HENDRIK BRANDIS, GRÜNDUNGSMITGLIED, PARTNER EARLYBIRD VENTURE CAPITAL Identi ty-Hacker Zukunftsvision eines Technikspezialisten, der sich illegal Zugang zu den Aufzeich¬ nungen über unsere biologische Identität verschafft. Je mehr Sicherheitssysteme auf biometrischen Verfahren beruhen, des¬ to größer ist die Gefahr des Identitäts¬ diebstahls - schließlich ist es unmöglich, sich eine neue Iris oder Hand zuzulegen, wenn deren Code in die falschen Hände geraten ist. Der zukünftig vorstellbare öffentliche Verkauf von Identifikations-
daten zu Marketingzwecken (ähnlich den Adressdaten) dürfte von massiven Protes¬ ten begleitet sein. impfstoffhaltige Lebensmittel Nahrungsmittel, deren Erbgut dahinge¬ hend verändert wurde, dass sie Impfstof¬ fe bilden und damit vorbeugend gegen be¬ stimmte Krankheiten immun machen. Mit der schmerzlosen Aufnahme des Impfstoffs über die Nahrung soll nicht nur der Nadel¬ stich vermieden, sondern auch die Gefahr von unerwünschten Impfnebenwirkungen gesenkt werden. in vitro/in vivo [Lat. für: im Glas bzw. im Leben] Versuche am vollständigen, unversehrten, lebenden Organismus werden als In-vivo-Experi¬ mente bezeichnet. Beispiele sind die Her¬ stellung einer iLr ransgenen Ziege, aus deren Milch man Antikörper gewinnen möchte, oder aber auch die Arzneimittel¬ prüfung am lebenden Mensch oder Tier. In- vitro-Experimente sind dagegen Versuche an einzelnen Zellen, Geweben oder ganzen Organen, die zum Zweck des Experiments vorher einem vollständigen, lebenden Or¬ ganismus entnommen wurden. Die Versu¬ che werden isoliert vom Mutterorganismus durchgeführt. Eine in-vitro-fer- t i l i s a t i o n ist demnach eine außer¬ halb des Körpers der Mutter (extracorpo- ral) auf künstliche Art und Weise durch¬ geführte Befruchtung. IP-Produkt [Abk. von engl. identity preser¬ ved = unveränderte Identität] Kenn¬ zeichnet Produkte, die nicht künstlich ge¬ netisch verändert wurden. Diese Idee geht von der Vision aus, dass in Zukunft dieje¬ nigen nach dem IP-Label Ausschau halten müssen, die keine genetisch modifizierten Lebensmittel zu sich nehmen mögen. Da 11_g E N F o o D jedoch auf große Ableh¬ nung in der Bevölkerung stößt, wird es eher bei der Tn o v e l - f o o d - Kenn¬ zeichnung bleiben als bei einer Eti¬ kettierung von „natürlichen" Lebensmitteln. Iris-Code [zu engl. i r i s = Iris und engl. c o d e = Kode] Die Iris eines jeden Auges hat ein absolut einzigartiges Muster und ist ein besseres Identifikationsmerkmal als Fin¬ gerabdrücke. Die Suche nach Sicherheits¬ mechanismen und Methoden der unzwei¬ felhaften Identifizierbarkeit hat vielen Unternehmen die Augen geöffnet. Das per iris-scan gelesene Muster kann in einen Code umgewandelt und gespeichert werden. Einmal registriert braucht der Nut-
2 5 9 Die New Economy ist die Möglichkeit und Chance mithilfe des technischen Fortschritts und kreativen Ideen Veränderungen der bis dato gültigen Gesetze, Regeln und Verhaltens¬ weisen zugunsten der Verbraucher herbeizuführen. UWE GÜNTHER, GRÜNDER A C E N T R 0 zer fortan nur noch in das Auge einer Ka¬ mera zu blicken, und seine Identität wird zweifelsfrei festgestellt, wenn ihm nicht der iL_i D E N T i T Y - H A c K E R in die Quere kommt. Jungbrunnen- cocktai l Fantasietrunk, der die Hoffnung symbo¬ lisiert, die moderne Genforschung könne in Zukunft Krankheiten und fortschreiten¬ des Altern aufhalten. Zurzeit werden Anti- Aging-Therapien mit Hormomsubstitution angeboten. Verabreicht werden „Hormon¬ cocktails", die auf den jeweiligen altersbe¬ dingten Verlust von körpereigenen Steuer¬ substanzen abgestimmt sind. Tatsache ist und bleibt jedoch, dass jeder Mensch altern und sterben wird. Auch mithilfe der Gen¬ technologie wird das Leben in Zukunft wohl nicht ewig dauern. Junk-DNS [zu engl. j u n k = Trödel, Müll] Der grö߬ te Teil unseres Erbguts enthält Fragmen¬ te, die von den Zellen offenbar gar nicht genutzt werden. So birgt ein menschlicher Zellkern von einem hundertstel Millimeter Durchmesser vermutlich 80 000 bis 100 000 Gene. Auf seiner zwei Meter langen DNS- Doppelhelix wäre allerdings theoretisch Platz für zwei Millionen Gene. Weil die Wis¬ senschaftler nicht wissen, warum ein Orga¬ nismus mit jeder Zellteilung 95 Prozent Ballast weitervererbt, haben sie diesem Anteil den Namen Junk-DNS gegeben. Ver¬ mutlich ist der „Trödel" eine Art Spielmas¬ se der Evolution, aus der hin und wieder per Zufall Kombinationen entstehen, die sich für das entsprechende Lebewesen als hilfreich erweisen können. Ferner sagt man ihr nach, dass sie als Baustoff für den Zell¬ kern diene und ihm Stabilität gebe.
K 2 6 0 Li fe-Sci e n c e s Keimbahnchi rurgie Gentherapeutische Manipulation der menschlichen Keimbahn, also der Ei- und Samenzellen. Ein gelungener Eingriff in die Keimbahn eines Menschen mit einer E RBKRANKHEiT hätte zur Folge, dass dieser nach dem Eingriff intaktes Erb¬ gut an seine Kinder und Kindeskinder wei¬ tergeben würde. Mit der Keimbahnchirugie hofft man, die Menschheit von der Geißel genetischer Erbkrankheiten zu befreien. Kerntransfer Befruchtete Eizellen enthalten einen Kern, der die gesamte Erbinformation des Lebe¬ wesens enthält. Wird dieser Kern mit einer Mikrokanüle herausgesaugt, bleibt eine kernlose Zelle zurück, die bald absterben würde. Sie lässt sich allerdings mit einem völlig fremden Zellkern neu füllen und ent¬ wickelt sich dann ganz normal. Mit Hilfe dieser Methode gelang es dem Briten Ian Wilmut 1997, ein Schaf zu l o nie- re n . Er verschmolz eine Euterzelle eines sechsjährigen, drei Jahre zuvor geschlach¬ teten Schafes mit der entkernten Eizelle eines zweiten Schafes und verpflanzte das Fusionsprodukt in die Gebärmutter eines dritten Schafes. Dort wuchs, als Tochter von drei Müttern, eine eineiige, aber neun Jah¬ re jüngere Zwillingsschwester des ersten Schafes heran: Das Klonlamm o l l y. Klon [zu griech. k l ö n = Schößling, Zweig] Die Dublette eines Individuums. Gemeint ist eine Gruppe genetisch identischer Zel¬ len oder Individuen, die durch asexuelle, also nichtgeschlechtliche Vermehrung aus einem gemeinsamen Vorläufer entstan¬ den sind. Umgangssprachlich ist ein Klon ein Individuum, das genetisch identisch mit seinem „Elter" ist (H_o o l l y ). Die Klonierung speziell von Säugetieren hat seit Mitte der 90er-Jahre für großes öf¬ fentliches Interesse gesorgt. Während das Klonen von Nutztieren, z.B. einer ertrag¬ reichen Milchkuh, eine ethisch noch zu verantwortende Anwendung darzustellen scheint, ist das Klonen eines Menschen zur Zeit weder technisch praktikabel noch gesetzlich gestattet. Knock-out-Maus [zu engl. to knock o u t = außer Funk¬ tion setzen] Maus, bei der durch mole¬ kularbiologische Techniken die Funktion eines T g e n s gezielt ausgeschaltet wur¬ de. Das äußere Erscheinungsbild der Maus, z.B. frühzeitiges Altern oder Krankheits¬ erscheinungen, und eine detaillierte mo¬ lekular-biologische Untersuchung können Aufschluss darüber geben, welche Funktion das „ausgeknockte" Gen hat - bei der Maus und aufgrund der relativ großen geneti-
sehen Verwandtschaft womöglich auch beim Menschen. Die Erzeugung von Maus¬ mutanten ist ein wachsender Wirtschafts¬ zweig. Zahlreiche Firmen bieten mittler¬ weile gezielt genmanipulierte Mäuse oder entsprechende embryonale Zellkulturen kommerziell an. Leaching [zu engl. to l e a c h = bleichen] Auch Bioextraktion. Manche Bakte¬ rien sind durch ihren Stoffwechsel dazu fähig, aus schwach metallhaltigen Erzen Metalle wie Kupfer, Zink, Nickel und Uran, aber auch Gold und Silber zu lösen. Die Bergbauindustrie nutzt dieses auch unter dem Begriff erzlaugung bekannte Verfahren dort, wo der Einsatz konventio¬ neller Bergbaumethoden wirtschaftlich nicht vertretbar ist. In der Umwelttechnik hat sich diese Form der Bioextraktion auch bei der Sanierung metallkontaminierter Böden bewährt. In Zukunft dürften auch gentechnisch veränderte Mikroorganismen verwendet werden, die eine höhere Gift¬ festigkeit gegenüber Metallen haben. Li festyle- Medi kament Medikamente, die nicht der Bekämpfung von Krankheiten, sondern der Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens dienen. M 2 6 1 Dazu zählen sowohl Kräuter, Naturextrakte und Vitamine als auch Viagra, Prozac oder Melantonin. Passend zu den Lifestyle-Me- dikamenten etablieren sich immer mehr Lifestyle-Medizindienstleister: Kliniken, die nicht nur nach Funktionalität, son¬ dern auch nach ästhetischen Gesichts¬ punkten eingerichtet werden, Arztpraxen, die sich in „Wohlfühllounges" verwandeln, sowie Apotheken, die einem gestylten Wellnesscenter ähneln. Massen- Spektrometrie Analyseverfahren, mit dem sich die Häufig¬ keit und Größe von Molekülen bestimmen lässt. Kombiniert mit Computern und Gas¬ chromatographen analysieren Massenspek¬ trometer routinemäßig und weitgehend automatisch Gemische selbst kleinster Mengen von Substanzen und werden in der Prozesskontrolle, Kriminalistik, Um¬ weltanalytik und DNS-Analytik eingesetzt. Mi lestone- Payments [zu engl. milestone = Meilenstein und engl. payment = Zahlung] Zahlungen für den Abschluss bestimmter vertraglich festgelegter Forschungs- und Entwicklungs¬ abschnitte, die auch den weiteren Fortgang unterstützen sollen. Kleinere Biotech-Un-
M 2 6 2 Life-Sci en c e s ternehmen erhalten immer wieder Meilen- steinzahlungen von großen Pharmakonzer¬ nen, mit denen sie durch eine vertragliche Kooperation verbunden sind. Die Pharma¬ riesen gliedern aufwendige Forschungs¬ projekte gern aus und fördern kleinere Bio¬ tech-Firmen, deren Forschungsergebnisse sie wiederum nutzen dürfen. Beispielhaft dafür ist die Kooperation zwischen dem Biotech-Neuling Morphosys und dem Phar¬ mariesen Bayer, der die von Morphosys entwickelten Technologien zur Herstel¬ lung von therapeutischen und diagnosti¬ schen Antikörpern in seinen Entwicklungs¬ programmen nutzen will. Molekularbiologie Unter den Naturwissenschaften ist die Bio¬ logie die Lehre vom Lebendigen. Als Zweig davon beschäftigt sich die Molekularbio¬ logie mit den kleinsten biologisch aktiven Einheiten von Lebewesen - den Molekülen. Sie erforscht dabei, wie Stoffwechselprozes¬ se auf molekularer Ebene ablaufen, und un¬ tersucht insbesondere auch Struktur und biologische Eigenschaften der T p ro¬ te i N E , der T D N s und der 11_r n s sowie die Wechselwirkungen dieser Mo¬ leküle untereinander. Die moleku¬ lar g e n e t i k untersucht speziell die molekularen Mechanismen, die der Ver¬ erbung zugrunde liegen. Mutation Jede Veränderung in der Basenabfolge, der Sequenz, einer DNS bezeichnet man als Mutation. Der Organismus oder die Zel¬ le, die diese Mutation trägt, heißt mu- tante. Eine Mutation kann sich spon¬ tan ereignen oder durch die Einwirkung eines so genannten mutagens, einer chemischen Substanz oder eines physika¬ lischen Einflusses (radioaktive Strahlung), induziert werden. Mutagene erhöhen die natürlich vorhandene Mutationsrate um ein Vielfaches und sind nicht selten der Grund für Mutationen, durch die die Wachstums¬ kontrollmechanismen einer Zelle außer Kraft gesetzt werden können, was unge¬ hindertes Zellwachstum bzw. Tumorentste¬ hung zur Folge haben kann. Für Forschungs¬ zwecke werden häufig künstlich erzeugte Mutanten eingesetzt. Nanobi o - technologie [zu griech. n ä n o s = Zwerg] Interdiszi¬ plinäre Zusammenarbeit von T b i o - Technologie und Nanotechnologie. An der Schnittstelle zwischen den beiden Forschungsgebieten liegt ein enormes Ent¬ wicklungspotenzial, da sich T s y n e r - gieeffekte durch die Verbindung von physikalischen Verfahren mit biolo¬ gischen Objekten und biochemischen Sub-
2 6 3 stanzen auftun. Die molekulare Maschinen¬ technologie, die bei der Entwicklung von T_b i o c h i p s eingesetzt wird, ist cha¬ rakteristisch dafür. Die enge Zusammenar¬ beit von Molekularbiologen, Pharmazeu¬ ten, Physikern, Biochemikern, Medizinern, Ingenieuren und weiteren Wissenschaft¬ lern eröffnet für die Nanobiotechnologie insbesondere in der T.b ioelektro- n i k , der Medizin und der Gentechnik neue Wege und Möglichkeiten. Neurobionik Zusammengesetzt aus Neurologie, Biologie und Technik. Bezeich¬ nung für eine Wissenschaft, die sich um Erforschung und Bereitstellung techno¬ logischer Ersatzlösungen bei neurologi¬ schen Störungen kümmert und mithilfe der T c H i p-CH I RURG i E zum Ein¬ satz bringt. Über einen implantierten Chip wird beispielsweise versucht, einem quer¬ schnittsgelähmten Menschen das Gehen zu ermöglichen. Neurochip Weil Nervenzellen über elektrische Im¬ pulse miteinander kommunizieren, können Implantate aus Siliziumchips in diese Ver¬ ständigung eingreifen und damit zerstör¬ te Nervenleitungen überbrücken. Wenn Ner¬ venzellen auf der Oberfläche dieser Chips Mit Dienstleistungen kann man kein dauerhaftes Geschäft aufbauen und keine Forschung finanzieren. Also muss man möglichst schnell eigene Produkte auf den Markt bringen. DR. PETER HEINRICH, GRÜNDUNGSMITGLIED, CEO MEDIGENE AG anwachsen, können sie als Signalgeber oder -empfänger funktionieren. Neurochips wer¬ den in der H_n europrothetik genutzt. Zukunftsforscher denken schon an Neurochips, die die Leistung von Gedächt¬ nis und Bewusstsein erweitern oder sogar zwei Gehirne zum Zwecke der Datenüber¬ tragung miteinander verbinden sollen. Neuroinformatik Wissenschaftsrichtung, die mathemati¬ sche Rechenverfahren (Informatik) mit der
N 2 6 4 Life-Scien ces Wirkungsweise von neuronalen Netzen, wie dem menschlichen Nervensystem verknüpft. Mit neuroinformatischen Methoden lassen sich etwa die Bewegungskoordination, die Orientierung im Raum und die Hindernis¬ vermeidung von Robotern steuern. Mit Un¬ terstützung der Neuroinformatik ließen sich aber auch Fahrpläne der Deutschen Bahn erstellen, bei denen vom ICE bis zum Busverkehr auf dem Land alle Verkehrsmit¬ tel sorgfältiger, als es heute möglich ist, aufeinander abgestimmt wären. Neuroprothetik Klassische Prothesen, wie das Holzbein des Piratenkapitäns, sind künstliche, tote Er¬ satzteile für einen geschädigten Körper. Inzwischen aber lassen sich mit Hilfe der Neuroprothetik amputierte Gliedmaßen, Augen oder Muskeln regelrecht ersetzen. In diesen Prothesen sitzen 1s n e u ro¬ ch i p s, Mikroprozessoren und Elektromo¬ toren, die mit dem zentralen Nervensystem vernetzt sind und so verloren gegangene Funktionen ersetzen. Mittlerweile können selbst vollständig gelähmte Patienten mit der Kraft ihrer Hirnströme einen Compu¬ ter dirigieren und so mit ihrer Umwelt kommunizieren. In sonst bewegungslosen Muskeln von Schlaganfallpatienten oder Querschnittsgelähmten wollen Neuropro- thetiker zukünftig reiskorngroße Elektro¬ den einpflanzen, die von den Patienten selbst gesteuert werden. Novel-Food- Verordnung [zu engl. n o v e l = neuartig und engl. f o o d = Essen] EU-verordnete Kennzeich¬ nungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel. Die „neuartigen Lebensmit¬ tel" müssen ein Genehmigungsverfahren durchlaufen, bevor sie auf den Markt kom¬ men. Praktisch wird sich durch die Novel- Food-Verordnung jedoch so schnell nichts ändern, da sie eine Vielzahl von Schlupf¬ löchern bietet. Von Kritikern wird sie daher auch gern als „Mogelpackung" bezeichnet. So besteht für genmanipulierte Zusatz¬ stoffe, Enzyme und Aromen z.B. keine Kennzeichnungspflicht. Ferner fehlt eine einheitliche Sprachregelung bei der Kenn¬ zeichnung. Die Industrie selbst darf in die¬ sem Punkt mitmischen und lässt der Krea¬ tivität freien Lauf. Ihre Vorschläge für die Etiketten von T g en food sind eher kaufanregend denn abschreckend, z.B. „mit moderner Biotechnologie erzeugt", „ernährungsphysiologisch optimiert" oder „nachhaltig umweltfreundlich produziert". Nutriceuticals [Zusammenziehung aus engl. nutri- t i o n = Ernährung und engl. pharma-
p 2 6 5 ceuticals = Arzneimittel] Weil vor al¬ lem die US-amerikanische Gesellschaft nach immer mehr Fitness, Wohlbefinden, Leis¬ tungsfähigkeit und guter Ernährung giert, haben clevere Food-Designer Mischungen aus Vitaminen, Spurenelementen, Antioxi¬ dantien und anderen Wirkstoffen kompo¬ niert, die sich positiv auf die Konzentra- tions- und Erinnerungsfähigkeit auswirken und Alterungsprozessen entgegenwirken sollen. Was die Nutriceuticals genannten Elixiere wirklich taugen, ist allerdings mehr als fraglich. Wirkungsvollere, aber auch kei¬ ne universell nutzbaren Wundermittel sind nach Meinung von Ernährungsspezialisten Naturprodukte mit erwiesener Wirksam¬ keit wie Brokkoli, Algen, Knoblauch oder Sojasprossen. Die New Economy ist für mich die Wiedergeburt des Pionier- Unternehmertums. FRANK A . ROTHAUGE, LEITER TECHNOLOGIE RESEARCH SAL. OPPENHEIM J R. & CIE. Patent Firmen wie Incyte oder Celera Genomics, die Erbgut Ts equenzieren, melden den T G ENETiscHEN code tausen- der Gene vorsorglich zum Patent an. Sie verlangen Lizenzgebühren für den Fall, dass Dritte mit dieser Information kommerzielle Produkte wie Diagnostika oder Medikamen¬ te entwickeln. Ob diese Patente genehmigt werden, etwa vom Europäischen Patentamt oder dem US-Patentamt, ist noch offen. Kri¬ tiker verweisen darauf, dass Gene Produk¬ te der Natur sind, die seit Jahrmillionen existieren und, wie beispielsweise eine neu entdeckte Pflanze, prinzipiell nicht paten¬ tierbar sind. Die Unternehmen wollen aber aufgrund ihrer hohen Forschungsaufwen¬ dungen die Sicherheit, dass sie und nicht irgendwelche Trittbrettfahrer von ihren Erkenntissen profitieren. PCR [Abkürzung von engl. Polymerase Chain React ion = Polymeraseket¬ tenreaktion] Labortechnik, die es ermög-
2 6 6 Life-Scien Licht, in kürzester Zeit winzige Mengen einzelner DNS-Sequenzen millionenfach zu vermehren und so nachweisbar zu machen. Mit ihr lassen sich Gendefekte finden, aus Speichelproben die Vaterschaft klären Oder 11_G ENETISCHE FINGERAB¬ DRÜCKE für die Kriminalistik erstellen. Erfunden hat die Methode 1983 der ex¬ zentrische US-amerikanische Biochemiker Kary Mullis. Die Biotech-Firma Cetus, für die er damals arbeitete, verkaufte das PCR- Patent später für 300 Millionen Dollar an den Schweizer Pharmariesen Hoffmann-La Roche. Mullis sah davon keinen Cent, er¬ hielt aber für seine Entdeckung 1993 den Nobelpreis. Seither hat er der Wissenschaft den Rücken gekehrt. personalisierte Medizin Maßgeschneiderte Arzneimittel, die entspre¬ chend der genetischen Prädispositionen für jeden Patienten individuell zusammen¬ gestellt werden. Mithilfe des geno¬ typings bestimmen 1L_p harmako- genetiker, welches Medikament in welcher Dosierung für den einzelnen Men¬ schen am besten geeignet ist. Herkömm¬ liche Arzneimittel sind nämlich auf den Durchschnittspatienten abgestimmt, so¬ dass die erhoffte Wirkung nicht immer op¬ timal ist. ces Pharmacoeconomi cs [Zusammenziehung aus engl. pharma¬ cology = Pharmazie und engl. eco¬ nomics = Wirtschaft] Pharmakoöko¬ nomie. Diese Disziplin stellt sich ebenso wie die „normale" Wirtschaft vor die Kos¬ ten-Nutzen-Frage. Ist ein bestimmtes Me¬ dikament den Entwicklungsaufwand wert, das heißt, nützt es etwas, können die Kosten gedeckt werden, oder gibt es ver¬ träglichere und günstigere Alternativen? Dabei muss berücksichtigt werden, dass es sich nur bei wenigen Arzneimitteln um T-B lockbuster-medika- mente handelt. Viele Arzneien decken den hohen Forschungsaufwand nicht, wenn die Nachfrage zu gering ist oder sie wie im Fall der Abtreibungspille Mifegyne zu selten verschrieben werden. Die Blockbus¬ ter-Arzneien tragen also auch den Auf¬ wand für andere Medikamente. Forschun¬ gen für eine sehr seltene Krankheit fallen entsprechend geringer aus. P h a r m e r [Zusammenziehung aus Pharmazie und Farmer] Mit diesem Begriff wer¬ den die Landwirte bezeichnet, die sich auf T nutriceuticals spezialisiert haben. Der Pharmer ist es, der in Zukunft hormon-, vitamin- oder enzymangereicher¬ tes Gemüse, Obst oder Getreide anbaut.
p 2 6 7 New Economy bedeutet für mich die Steigerung wirtschaftlicher Produk¬ tivität und Effizienz durch den Einbau neuer Technologien, das Aufbrechen traditioneller Strukturen zugunsten flexiblerer Organisationseinheiten mit höherer Eigenverantwortung. PROF. DR. BERND R. SEIZINGER, GRÜNDER, CEO GPC BIOTECH AG Pharmakogenetik Wissenschaftlicher Zweig der Pharmakolo¬ gie, der sich mit der Entwicklung, Herstel¬ lung und Verabreichung von Medikamen¬ ten beschäftigt, die auf das persönliche Genprofil eines Patienten zugeschnitten sind. Während sich in der Vergangenheit die Medikamentierung lediglich an Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht des Patien¬ ten orientierte, ist es das Ziel der Pharma¬ kogenetik, Medizin zu entwickeln, die sich an der individuellen genetischen Ausstat¬ tung eines jeden Menschen orientiert, um maximale Wirkung mit minimalen Neben¬ wirkungen zu erzielen. Man kann in diesem Zusammenhang von einer Feinjustierung der medikamentösen Behandlung sprechen. Pipelinescore [zu engl. pipeline = (Rohr)leitung, Pipeline und engl. s c o r e = Stand] Grö¬ ße zur Analyse von Pharma- und Biotech- Unternehmen. Für die Pipelinescore wer¬ den alle Produkte des Unternehmens den Stadien Forschung/Entwicklung, Zulas¬ sung (mit vorlinischer/klinischer Prüfung), Markteinführung und Marktetablierung zu¬ geordnet und entsprechend mit Punkten bewertet. Der erreichte „Score" zeigt, wie stark das Unternehmen in welchem Bereich engagiert ist, und ist damit eine wichtige Entscheidungshilfe für Investitionen. Post-Genom -Ära Wenngleich die ll_s equenzierung ganzer Genome ihre Bedeutung be¬ halten wird, wird sich doch der Schwer¬ punkt des Interesses in der nun folgenden Post-Genom-Ära hin zu der Analyse von In¬ teraktionen und Funktionen von T g e - N E N und 1Lp r o t e i n e n verlagern. Dies geschieht mit dem Ziel, neue Targets
2 6 8 Li f e - S c i e n c e s für neue Medikamente zu entwickeln. Kind der Post-Genom-Ära ist die T p ro¬ te o M I K. Präimplantations- diagnostik (PID) Genetische Untersuchung einer oder meh¬ rerer T in vitro befruchteter Em¬ bryozellen vor der Implantation. Krank¬ heiten mit genetischer Ursache oder das Geschlecht des Kindes können so festge¬ stellt werden. Wird dabei entdeckt, dass der Embryo von der untersuchten gene¬ tischen Störung betroffen ist, wird kein Transfer in die Gebärmutter durchgeführt. Die PID an t t otipotenten em¬ bryonalen Zellen ist nach dem Embryo- nenschutzgesetz in Deutschland jedoch (noch) verboten. Gefahr der PID ist eine ENETISCHE DISKRIMINIE¬ RUNG schon vor der Geburt und langfris¬ tig die Schaffung einer genetisch „ein¬ wandfreien" Gesellschaft. Prion 1982 meldete sich der US-amerikanische Wissenschaftler Stanley Prusiner mit ei¬ ner ziemlich verrückten Idee zu Wort: Hinter ein paar geheimnisvollen Krank¬ heiten, die das Gehirn befallen, vermute¬ te er „infektiöse Proteine", Eiweißstoffe, die sich eigenständig vermehren. Die Vor¬ stellung von sich selbst replizierenden Proteine n war ein krasser Ver¬ stoß gegen das Dogma der dL_M o l e - KULARBiOLOG i E, nach der Proteine einzig auf Basis der T p n s entstehen können. Heute ist in groben Zügen klar, wie Prionen Krankheiten auslösen: Be¬ stimmte Proteine, die in ihrer dreidimen¬ sionalen Struktur falsch gefaltet sind, füh¬ ren zu schweren Funktionsstörungen im Gehirn. Obendrein sorgen die gestörten Proteine dafür, dass abnormale Schwes¬ terproteine sich ebenfalls zu Prionen um¬ strukturieren. So breiten sich die gefähr¬ lichen Substanzen wie eine Infektion in einem befallenen Organ aus - und sie kön¬ nen auch auf andere Organismen über¬ springen. Bekanntestes Beispiel für eine Prionenseuche ist der Rinderwahnsinn BSE (Bovine Spongiforme Enzephalitis), der befallene Tiere an Gehirnzersetzung verenden lässt. 1997 hat Stanley Prusiner den Nobelpreis für seine mittlerweile ge¬ sicherte Theorie erhalten. Protein [zu griech. p r ö t o s = erster] Eiweiße. Proteine sind als organische Hauptbe¬ standteile die elementaren Funktions- und Bauelemente der Zelle und entstehen durch die reihige Verknüpfung von zwanzig ver¬ schiedenen Aminosäuren. Proteine unter¬
2 6 9 scheiden sich insbesondere durch die An¬ zahl und Kombination der Aminosäuren, deren Anordnung wiederum durch die Ba¬ senabfolge der DNS vorgegeben ist. P r o t e o m Der Begriff Proteom wurde 1995 von dem Australier Marc Wilkins geprägt. Er um¬ schreibt das vollständige individuelle Pro¬ teinspektrum einer Zelle oder eines Or¬ ganismus. Jede der ca. 210 verschiedenen Zelltypen im menschlichen Körper benutzt verschiedene Proteine mit unterschied¬ lichen Funktionen im Stoffwechsel. Das Proteinexpressionsmuster jeder einzelnen Zelle heißt Proteom. Proteomi k Die Proteomik befasst sich mit der Analy¬ se von T p roteomen, also mit der Identifizierung und Charakterisierung von Lproteine n sowie deren Funktion und Wechselwirkung untereinander. Die Proteomanalyse ist die logische wissen¬ schaftliche Konsequenz aus der Entschlüs¬ selung des 11_G enoMS. Sie ist der Schritt hin zu der Frage, welches T g e n beziehungsweise Protein für welche Krank¬ heit in welcher Weise verantwortlich ist und welche pharmakologischen Targets sich anbieten, (s. a. T_h umane ge¬ nome project) Reproduktions¬ medizin Neben der gängigen Methode, Nachwuchs durch Sex zu produzieren, haben Medizi¬ ner und Biologen reproduktionsmedizini¬ sche Verfahren entwickelt, bei denen die Fortpflanzung vom Schlafzimmer ins Labor verlagert wird. Dazu gehören T i n - v i - T R o- Befruchtung, Leihmutterschwanger¬ schaften, T.. I C S I Und /F E MBRYO- splitting. Manche Wissenschaftler glauben, dass die Fortpflanzung zukünf¬ tig sogar völlig vom Sex getrennt sein wird: Nach diesem Szenario lassen sich Frauen in jungen Jahren Eizellen entneh¬ men; Männer lagern Spermien ein und las¬ sen sich danach sterilisieren. Wann im¬ mer der Wunsch nach Kindern aufkeimt, besorgen Reproduktionsmediziner eine N-VITRO-FERTI LISATION, wobei Ei- und Samenzellen von beliebigen Spendern kombiniert werden können, und Frauen tragen ihr Wunschkind aus. Brave New World lässt grüßen. R N S Ribonukleinsäure. Das langket- tige, informationstragende Erbmolekül T d n s ist zwar das wichtigste aller Bio¬ moleküle, ohne RNS bleibt die „Bibliothek des Lebens" jedoch ungelesen und unüber¬ setzt. Die RNS unterscheidet sich von der
2 7 0 Life-Sci e n c e s DNS durch das Vorhandensein eines an¬ deren Zuckers und die Verwendung der Ba¬ se Uracil statt Thymin. In ihrer Funktion als Boten-RNS fungiert sie als Nachrich¬ tenüberträgerin, indem sie Gene der DNS transkribiert, also abschreibt und an den Ribosomen in ein Protein translatieren, also übersetzen lässt. Roboti k Die Robotik ist eine sich rasant entwi¬ ckelnde wissenschaftliche Disziplin, die 11_K ÜNSTLICHE INTELLIGENZ, Computerwissenschaften, Mechanik, Nano¬ technologie, Psychologie, Anatomie, De¬ sign, Biologie, Neurophysiologie, Lingu¬ istik und viele weitere wissenschaftliche Felder involviert. Ihre interdisziplinäre Forschung will Maschinen konstruieren, die intelligente, lernfähige, mechanische Einheiten mit lebensnahem Verhalten ver¬ einen. Die Roboter sollen den Menschen sowohl in der alltäglichen Umgebung als Haushaltshilfe oder am Arbeitsplatz un¬ terstützen als auch als nanotechnologisch konstruierter Kleinstroboter körperliche Disfunktionen (l\c hipchirurgie) ausgleichen. rote Gentechnik Bezeichnung für die Anwendung von Me¬ thoden der Gentechnik in der Medizin, vor allem der Human- aber auch der Veteri¬ närmedizin. Wie die T .grüne Gen¬ technik stößt auch die rote Gentech¬ nik in der Gesellschaft auf unterschiedliche Meinungen. Die einen befürchten eine 't G ENETISCHE DISKRIMINIE¬ RUNG, die anderen hoffen auf Heilungs¬ mittel gegen Krankheiten wie Krebs, Aids und Alzheimer. Die rote Gentechnik stößt gemeinhin auf geringere Ablehnung als die grüne. Screening [zu engl. to screen = sieben, sich¬ ten, überprüfen] Systematische Reihen¬ untersuchung von Molekülen in Bezug auf spezielle Eigenschaften. Beim Erbgut- screening wird die DNS auf ein be¬ stimmtes genetisches Merkmal hin unter¬ sucht mit dem Ziel, genetische Faktoren zu ermitteln, die beispielsweise bei Men¬ schen mit einer Erkrankung häufiger auf¬ treten als bei gesunden. Einsetzbar ist das Screening auch in der Kriminalistik, wo ein Täter durch Massen-DNS-Tests über¬ führt werden kann. Sequenzdatenbank In Sequenzdatenbanken werden Sequen¬ zen gesammelt und dokumentiert. Eine Vor¬ aussetzung für eine vergleichende Analy¬ se von Sequenzen (Sequenzdatenanalyse)
s 2 7 1 ist der freie Zugriff auf Sequenzdatenban¬ ken, etwa über das Internet. Seit Veröf¬ fentlichung der ersten Sequenzen biologi¬ scher Makromoleküle wie p r o t e i n e und DNS wächst die Menge der analysierten Sequenzen exponentiell. Die Sequenzdaten¬ bank des Europäischen Molekularbiologie- Labors (EMBL) in Heidelberg verdoppelte in den 90er-Jahren ihren Datenbestand et¬ wa alle zwölf Monate, was die weltweiten wissenschaftspolitisch bedingten Anstren¬ gungen zur Sequenzierung ganzer Geno¬ me widerspiegelt. Sequenzi erung Unter Sequenzierung versteht man grund¬ sätzlich die Bestimmung der Basenabfolge eines T d n s-Moleküls bzw. der Abfolge der Aminosäuren in einem ll_p r o t e i n. Im Jahre 1975 legte der englische Chemie- Nobelpreisträger Fred Sanger mit der Ent¬ wicklung seiner Sequenzierungsmethode (Sanger- Methode) den Grundstein für das mächtigste Werkzeug zur Analyse der Pri¬ märstruktur der DNS. Sanger freute sich damals über die Sequenzierung von fünf Bausteinen in einer Woche. Heute ist die Sequenzierung tausender Bausteine in einer Minute möglich. Es werden verschie¬ denste Methoden zur Sequenzierung gan¬ zer T g E non E mit Milliarden von Bau¬ steinen eingesetzt. Die von Craig Venter zur New Economy bedeutet: Einsatz neuer Technologien von der Forschung bis zur Produktvermarktung mit frischem Unternehmergeist, um die traditionslastige Pharmaindustrie zu revolutionieren. DR. SIMON MORONEY, VORSTANDSVORSITZENDER MORPHOSYS AG Sequenzierung des menschlichen T g e - Noms angewandte Methode ist die so genannte SHOT-GUN-METHODE.Sie basiert auf der möglichst statistischen Zerkleinerung des Genoms in kleine Frag¬ mente sowie deren Sequenzierung und Zusammensetzung wie bei einem Puzzle. SNP (Snips) Abkürzung für den englischen Ausdruck „single nucleotide polymorphism". SNPs sind die minimalen Unterschiede im Erb¬
2 7 2 Life-Sei ences gut verschiedener Menschen, die die In¬ dividuen so unverwechselbar machen. Man schätzt, dass etwa jeder tausendste der mehr als drei Milliarden Bausteine der menschlichen DNA ein SNP ist. Demnach machen nur 0,1% unseres Erbguts die Individualität eines Menschen aus. Die Wissenschaft zielt darauf, diese SNPs im menschlichen T g e nom zu lokalisieren. Tissue- Engineering [zu engl. t i s s u e = Gewebe und engl. engineering = Technik] Heute kön¬ nen ganze Gewebeverbände und Organe im Labor gezüchtet und vermehrt werden. Ursprung dieser Gewebe sind Körperzellen eines Patienten, dem so nach der Vermeh¬ rung „eigenes" Gewebe transplantiert wer¬ den kann. Die größten Erfolge werden bei der Produktion von Haut, z.B. für Verbren¬ nungsopfer, und von Knorpel für Patien¬ ten mit Gelenkerkrankungen erzielt. Eine Reihe junger Biotechnologiefirmen ver¬ sucht, die Züchtung von Gewebematerial als Dienstleistung auf dem Markt zu eta¬ blieren. Hinter dieser Technik verbirgt sich ein großes Marktpotenzial. Totipotenz [zu lat. t o t u s = ganz und lat. p o t e n s = fähig] Direkt nach der Verschmelzung ei¬ ner Ei- und Samenzelle besteht ein Embryo noch aus totipotenten, also alles können¬ den Zellen. Nur in diesem Zustand können - natürlicherweise oder im Reagenzglas mithilfe des 11_e mbryosplitting - durch Teilung des Embryos Mehrlinge entstehen. Im Laufe der 11_e mbryo- genese verlieren totipotente Zellen ih¬ re Alleskönner-Eigenschaft und 1L_d i f - FERENZiEREN zu spezialisierten Körperzellen, etwa zu Leberzellen und Knorpel. In ihnen sind jeweils nur die dort notwendigen Gene an- und alle anderen abgeschaltet. Beim i_K lonieren aus Körperzellen müssen die bereits diffe¬ renzierten Zellen in den undifferenzierten Alleskönner-Zustand zurückversetzt wer¬ den. Dies gelang entgegen allen Erwartun¬ gen dem britischen Wissenschaftler Ian Wilmut 1997 erstmals beim Klonieren des Schafes mit der offiziellen Laborbezeich¬ nung 6LL3/3, besser bekannt unter dem Namen T d o l l y. transgene Organi smen Grundsätzlich handelt es sich hierbei um Organismen, deren Erbgut künstlich hinzu¬ gefügte Erbinformationen enthält. Entwe¬ der werden die fremden DNS-Sequenzen, die Transgene, in die Keimbahn eines Or¬ ganismus eingeführt (vertikaler
V 2 7 3 gentransfer ), beispielsweise per Mikroinjektion in die befruchtete Eizelle eines Tieres, oder aber außerhalb der Keim¬ bahn (T_H ORIZONTALER GEN- TR A N S F E R) mittels eines geeigneten Transportvehikels (i—v e k t o r ) über¬ tragen, beispielsweise in die Lunge eines an Muskoviszidose erkrankten Menschen (±_JG E N T H E r A p i E). Bei Pflanzen gibt es die Möglichkeit, über Bakterien oder über eine Genkanone die fremde DNA zu übertragen. dt_K nock-out-mäuse sind transgene Tiere, die „Gentomate" oder die „Impfmöhre" transgene Pflanzen. Vektor Die wissenschaftliche Bezeichnung für eine g e n f ä h r e ist Vektor. Gemeint sind Vehikel, in die T dns eingebaut werden kann, welche dann in dieser Form zum Zweck der Vermehrung oder der Pro¬ duktion eines t p r o t e i n s in Zellen eingeschleust wird. Genfähren, dns- shuttle oder Vektoren sind die Werk¬ zeuge der T G entherapie. Belieb¬ te Vehikel sind Plasmide oder Viren, deren DNS mit einer bestimmten zusätzlichen Gensequenz ausgestattet wird, um bei¬ spielsweise das Fehlen eines Proteins in einer Zelle mithilfe der eingeschleusten DNS zu komplementieren und so ein gene¬ tisch bedingtes Leiden zu heilen. Die New Economy bedeutet für mich, als Ärztin Unternehmerin zu werden und meinen Traum von den Mög¬ lichkeiten des Tissue-Engineering zu verwirklichen. DR.ESZTER tänczos, VORSTAND BIOTISSUE TECHNOLOGIES AG virtuelle Haus¬ apotheke Ein personalisierter Medizinschrank mit Internetanbindung. Die virtuelle Hausapo¬ theke erkennt ihre Patienten am Finger¬ abdruck, ist in der Lage, Kontrolluntersu¬ chungen (wie die Messung von Blutdruck, Cholesterin und Temperatur) selbstständig durchzuführen und die Ergebnisse an¬ schließend automatisch via E-Mail an den Hausarzt zu verschicken. Darüber hinaus kommuniziert die virtuelle Hausapotheke
w 2 7 4 Li f e - S c i e n c e s mit ihren Nutzern: Sie erinnert sie an die Untersuchungen und die Einnahme von Medikamenten, hält personalisierte Infor¬ mationen, aktuelle Warnhinweise oder das Biowetter bereit, und bestellt automatisch Medikamente bei einer nahe gelegenen, vernetzten Apotheke nach, wenn sie zur Neige gehen. W e t w a r e [Zusammenziehung aus engl. wet = feucht und Software] Software, die organische Materie mit konventioneller Hardware verbindet. Bill Ditto und andere Wissenschaftler des Georgia Institute of Technology arbeiten an der Entwicklung ei¬ nes hybriden Biocomputers, der Neuronen (Nervenzellen) zum Verarbeiten von Infor¬ mation verwendet. Die Software, die die Neuronen mit dem Rechner verbinden, wird Wetware genannt. Das Ziel des Projektes sind Chips, die dem menschlichen Gehirn ähneln, also Computer, die denken und ler¬ nen können und kreative Fähigkeiten ha¬ ben. Der Leiter des Projekts Bill Ditto rech¬ net jedoch selbst nicht mit einer Marktreife des T B i o COMPUTERS vor 2010. X e n o - transplantation [zu griech. x e n o s = fremd und lat. tra n s p la n ta re = verpflanzen] Un¬ ter Xenotransplantation versteht man die Verpflanzung von tierischen Zellen und Or¬ ganen auf den Menschen. Ständig wächst der Bedarf an menschlichen Ersatzorga¬ nen für die Transplantation. Um dem nach¬ zukommen, wird die Übertragbarkeit von tierischen Organen geprüft. Es besteht je¬ doch die Gefahr, dass diese Organe vom menschlichen Körper abgestoßen werden bzw. Viren enthalten, die beim Menschen Krankheiten hervorrufen - Gefahren, die man auch mithilfe der Gentechnik in den Griff zu bekommen hofft. Die gruselig an¬ mutende Vision, ein Schweineherz in einen Menschen zu implantieren, ist gleichzeitig eine große Chance für Menschen mit de¬ fekten Organen, die ohne eine Transplan¬ tation sterben würden. Zel Itransplan- tationstherapie Gewöhnlich haben alle Körperzellen eines Erwachsenen ihre Tjtotipotenz ver¬ loren und sind für bestimmte Aufgaben spezialisiert. Eine Ausnahme bilden die Stammzellen, die vor allem im Knochen¬ mark vorkommen. Aus ihnen können sich noch die verschiedensten Zelltypen bil¬ den. Deshalb entnehmen Ärzte beispiels¬ weise Krebspatienten, die mit einer extrem hohen Dosis an Strahlen oder Medikamen¬ ten behandelt werden, zuvor Blutstamm-
2 2 7 5 Für mich als Gründer eines biopharma¬ zeutischen Unternehmens bedeutet die New Economy die Möglichkeit, neuartige Therapeutika für lebensbe¬ drohende Krankheiten schneller und billiger als bisher finden, entwickeln und vermarkten zu können. DR. WOLFGANG RICHTER, GRÜNDER, VORSTAND MORPHOCHEM AG zellen, die sie nach der Therapie zurück in das Knochenmark transplantieren. Aus dem Transplantat kann dann im Erfolgsfall ein neues intaktes Blutsystem entstehen. In Zukunft wollen Wissenschaftler aus Stamm¬ zellen ganze Organe züchten, die sich spä¬ ter verpflanzen lassen. Ein ganz entschei¬ dender Vorteil dabei wäre, dass dann mit körpereigenem Zellmaterial gearbeitet werden würde. Zulassungsrisiko Eines der Risiken bei der Investition in die Biotechnologie-Unternehmen ist das Zulassungsrisiko eines neu entwickelten Medikaments. Erst mit dem Erhalt der Zu¬ lassung durch die zuständige Behörde (BfArM in Deutschland, EMEA in Europa, FDA in den USA) kann die Vermarktung des Mittels erfolgen. Vorher wissen weder Un¬ ternehmen noch Anleger, ob sich der For- schungs- und Herstellungsaufwand ren¬ tiert. Das Unternehmen selbst hat keinen Einfluss auf die Behörde. Von objektiver Seite wird geprüft, ob das Medikament den Zulassungskriterien (Sicherheit, Wirksam¬ keit, keine bis geringe Nebenwirkungen) entspricht. Wird ein Produkt abgelehnt, kommt es oft zu einem Kurssturz. Für klei¬ nere Unternehmen kann dies sogar das Aus bedeuten.
2 7 6 r 'M u~. IfL T_W ÖRTER nsen die roten iftion sind mit ei> : G R I F F E, die i Die folgenden rund 1.000 Wörter finden Sie in qiesem Buch in sechs Katyite mit einer eigenen Defini Seitenzahlen darauf. B E haben lediglich schwarze Seitenzahlen. sehen. Im Register vqrwe' n Definitionen verarbeitet oder erklärt sind, A 1-to-l-Marketing 1 75 24/7/365 35 above the line 152 Accelerator 1 2 6 Access-Provider 5 0 Account 18 Acquisition and Deve¬ lopment 236 Adclick 1 50,1 52,1 56 Added Value 1 91 Ad-hoc-Mitteilung 66.106.144 Adimpression 1 5 0 Adress-Spoofing 5 4 Adserver 1 50 Adserving 150,186 Adtargeting 1 5 0 Advertorial 1 5 0 Adview 150,152,186 Affiliate Program 1 8 Affluenzia 62 After-Work-Clubbing 62 Agent 1 8,23,28, 37,49,184 Akquise 1 51 Aktienanalyse, funda¬ mentale 123,124 Aktienanalyse, techni¬ sche 109,110,113, 124.125.126.144 Aktienoption 142 Ambient Advertising 151 Ambiguitätstoleranz 194,221 Analyst 106,108, 114,115,120,122, 126.144 Angel-Funding 1 06, 112,142 Application-Server 5 2 Aquapharmazie 236 Aromascanner 236 Ask-Price 106,108, 109,141 Assessmentcenter 1 94 Attachment 18,69 Auction-Economy 18,58 Autopoiese 194,223,226 Avatar 1 9 Awareness 1 5 2 B B2B19,20,32,34, 36,49,64,145 B2C19,20,34,35 B2E 20,34 B2G 34 Backbone 20,43 BackOffice 62,76 Bad Link 20,74 Baisse 107,114,129 Bandbreite 18,20, 21,42,169 Banner 44,46,57, 150,152,156,169, 181,189,190 Banner-Burnout 1 52 Bannerfriedhof 1 5 2 Bär 107,111, 132,140 Bärenfalle 1 07 Bargaining 1 5 3 BBB-Modell 243 Bear 107 bearish 107 Beautycontest 108 below the line 152,163,168,178 Benchmarking 182,195 Benefit 1 5 3 Benefitting 1 5 3 Best Practice 19 5,219 Best-Price-Shopping 153,177 Betafaktor 1 08 Betaversion 21 , 1 64,170. Bid-Price 106,108, 109,141 Big Caps 1 40 bitten 62 Bioanalytik 236 Biobot 2 36 Biochip 237,243,263 Biocomputer 2 37, 238,247,274 Bioelektronik 2 37, 238,263 Bioethik 2 38 Bioextraktion 261 Biofarming 2 38 Bio-ID 236,239 Bioimplantat 239,241 Bioinformatik 239 Biokybernetik 2 40 Biometrie 2 3 9,240 Bionik 2 40 Bionomics 2 40 Biopharming 241,241 Bioreaktor 241 Biorefinery 241 Bioscout-Technologie 242 (Bio-) Solarforschung 242 Biotech 2 43 Biotech-Aktie 2 42 Biotechnologie 238, 243,245,262 Blackout-Period 1 08 blinder Fleck 1 96,226 Bloatware 21,188 Block-Bank-Baby- Making 243 Blockbuster-Arznei 242,243,266 Blue Chips 108,115,135, 140,141 Blue Gene 239 Blue-Collar-Worker 90 Blueprint 40 Bluetooth 2 2 Bookbuilding 109,147 Bookmark 2 2 Books-on-demand 22 Bootlegging 1 96,203 Boss-Key 66 Bot 2 3 Bottleneck 63 Bottom 1 09 Bottom-Fishing 1 09 Bottom-up 15 4,187 Braindrain 1 96 Brainiac 1 96 Brainstorming 197,222 Brainwriting 197,199 Brand-Equity 1 5 5 Brand-Extension 1 5 4 Branding 34,154,183 Brand-Recognition- Code 155
27 7 Brand-Stretching CADD 244 CI 158 Consensus-Rating 11 4 154,182 Call 113,136 CI-Mix 1 58 Consulting 69 Brand-Value 15 5,210 Callcenter 151, CIO 67 Content 27,39,83, Break-Even-Point 155,174 Circuit-Breaker 152,170,181,190 109,141 canceln 64 114,115 Content-Management Breakout 11 0 Cappuccino-Worker 6 5 CKO 67,68 27 Bricks and Mortar Cappuccino-Working Claim 1 56 Content-Provider 152 23,25 65 Click-Rate 1 52, 1 56, COO 69 Bridge-Financing 110 Carried Interest 11 3 181,187 Coopetition 6 9 Briefing 63 Cash-Burn-Rate 111 Clicks and Mortar Copyleft 27 Broker 109,110, Casual (Friday) 25,36,159 copy'n'paste 32,70 119,126,132 65,190 Click-Stream 156 Core-Competence 200 Brokerboard 110 CBT 200,230 Clickthrough-Rate 156 Corporate Behavior Browser 23,42,48, CCO 2 7 Client-Server-Archi¬ 1 59 55,150,176,230 C-Commerce 24,68, tektur 5 2 Corporate Campus 201 BSE 268 70,100 Cluetrain-Manifest 157 Corporate Commu¬ Bubble 11 0 CEO 65,69,70,138 Coaching 112, nications 1 5 8 Bubble-Economy 11 0 Certificate-Authority 199,201 Corporate Culture bug 30 24,31 Co-Branding 157 67,158,198 bugfixen 7 4 CFO 66,90,138 Collaboration 68,76 Corporate Design Bulle 107,111, C-Güter 36 Collaborative Filtering 76,159 112,125 Changeability 1 98 26 Corporate Identity Bullenfalle 111 Changemanagement Collective Notebook 45,64,158 Bullshit-Bingo 63 198 199 Corporate University Burn-out 64,72,1 02 Channel 25 Co-Location 2 6 201,230 Burn-Rate Chaosmanagement 198 Commitment 68,80 Co-Shopping 49 34,111,142 chargen 63 Commodity 68 Crash 1 07, 114, Businessangel Chart 66,1 13,126, Community 26,1 72 129,138 106,112,126 139,143,144 Community of Choice Credibility 1 66 Business-Community 27 Charts 66 1 58 Credit-Rating 115,128 Businessplan 90,1 08, Chatiquette 46 Community of Practice CRM 160,161, 112,146,183 Chatterbot 2 5 199 174,178,202 Business-Portal 49 Cheftaste 66 Community-Marketing Cross-Channel- Buyback 112,120 Chimäre 243,257 157 Business 1 5 9 Buzzword 64 Chinese Wall 1 98 Chipchirurgie 2 37, 243,263,270 Computer-aided-Drug- Design 2 44 Computer-based Cross-Channel- Marketing 1 5 9 Crossmedia-Format c Chromosom 244 Training 2 00 160 C2B 23 Churn-Rate 66,78, Computerliteracy 200, Cross-Selling 160 C2C 24 96,158 202,212 CTO 70
— 2 7 8 CTS 70,99 CU 201 Cubicles 70 Customer-Care- Division 161 Customer-Interface 2 8 Customer-Relation¬ ship-Marketing 1 60 Customizing 2 8,49 Cutting Edge 71 Cybermall 5 8 Cybermoney 2 8 Cyberslang 2 9 Cybersquatting 2 9,33 Cyberstalking 3 0 Cyberterrorismus 3 0 Cyborg 2 44 Cybotage 3 0,31,47 D Database-Marketing 161 Datamining 161,174, 178,186,201 Datawarehouse 202,216 DAX® 115,133, 141,147 Daytrader 3 5,1 08, 115,119,131,132, 139,145 Daytrading 115,117 Deadline 71,91 Dead Link 21 Debugging 30,74 Deep Media 31,181 Delisting 11 6 Denial-of-Service- Attack 31,41 Derivat 115,116,136 Designerbaby 245 Desksharing 71 Differenzierung 245.247.272 Digital Certificate 25,31,52 Digital Divide 202,205,212 Digital Dropout 7 2 digitale Signatur 31,35,56 digitaler Marktplatz 27,32,49 digitales Wasser¬ zeichen 32 Dilbert 72 Dilbert-Prinzip 7 2 Dinks 91 Direktmarketing 161,162 Discountbroker 110,116 Discounting 1 5 3 Dividende 117,139 DNA 246 DNS 244,246,248, 250,253,262,268, 269.271.273 DNS-Chip 237,246, 248,255 DNS-Computer 246 DNS-Shuttle 273 Dolly 247,260,272 Domain 32,33,41,55 Domaingrabbing 29,33 Domain-Name-System (DNS) 33,39 Domain-Spoofing 5 5 Domäne 32,44 Doppellisting 11 7 DoS 31 Dotcom 23,33, 67,145 Dot-gone 3 4 downgraden 11 7 Downsizing 72,78,81 Downstream 5 2 drag'n'drop 72 Dresscode 6 5 Duallisting 11 7 Due Diligence 117,128 Dutch Auction 51,118 E Early Bird 121,161,162 Early-Stage-Investment 1 1 8 Earnings per Share 11 8 Easdaq 118 EBITDA 119 E-Brand 3 4 E-Business 2 6,34, 35,36,71,72, 170,182,184 Echtzeit 34 Echtzeitkurse 11 9 E-Commerce 19,20, 24,34,35,44, 52,56,58,159 Edutainment 200,202 E-Government 3 5 E-Hub 36 E-Lancer 42,76, 83,100 E-Learning 2 28 Elevator-Pitch 11 9 Embryogenese 247.272 Embryosplitting 247.269.272 Embryotransfer 2 48 E-Merchant 36 Emergenz 202 Emission 109,120 Emotional Design 1 6 2 emotionale Intelligenz 203 emotionaler Quotient 203 Empathie 203,2 24 Employability 7 3 Empowerment 2 03 Entlernen 203,21 5 Entreprenerd 73 Entrepreneur 73 Entrepreneurship 73 E-Procurement 36 EQ 203 Equity-Kicker 1 2 0 Equity-Story 117,120 Erbgutclaim 2 48 Erbgutscreening 2 70 Erbkrankheit 248,257,260 Erzlaugung 261 ES-Zelle 2 48 E-Tailer 3 4,36 E-Tailing 36,42 Ethnomarketing 1 62 Euro-Styles 1 6 2 Eventmarketing 1 63 E-Wallet 3 6 Execution 12 0,133 Exit 112,120 Expectation- Management 1 63
2 7 9 Extranet 2 7,37 Extropianologie 248 Eyeballs 164 F F2F 74 Facetime 74 fairer Wert 110, 121,129 Family, Friends and Fools 1 39 Fantasie 118,121 Feedback 204 Fencing 1 6 4 Fernanwesenheit 74 FIFO-Prinzip 93 File-Server 5 2 Filesharing 3 7 Filtering Software 3 7 fire and forget 16 4 Firewall 3 7,41 First Tuesday 1 2 2 First-Mover-Advantage 34,121 First-Prover- Advantage 122 fixen 7 4 Flame 1 72 Flatrate 38 Flatsharing 7 4 Flexist 73,75,83 Flexplace-Büro 7 5 Flush-Rate 112 Flösterschätzung 122 Forschungs¬ aufwand-Umsatz- Verhältnis 2 49 Franchising 1 64 Free Float 122,132 Freelancer 42,75, 98,101 Freeware 5 0 Freilandversuch 2 49 Friends and Family 122 Frontoffice 7 6 Frontrunning 123,127 Fume-Day 11 2 Functional Food 174,250 Fundamentals 123,126 Fundraising 1 2 4 Fusionitis 12 4, 133, 144 Futures 116,124,141 FUV 249 Fuzzy Logic 2 04 G Gap 1 24 Gefühlschip 2 50 Gen 216,242,244, 250,260,267,269 Generalist 7 5 Generation@ 1 6 5 Genertainment 251 Gene-Targeting 251 Genetic Engineering 251 Genetic-Rights- Kampagne 252 genetische Diskri¬ minierung 252,254, 255,268,270 genetischer Code 248,252,265 genetischer Finger¬ abdruck 253,266 Genfähre 273 Genfood 253,256, 258,264 Genkartierung 253 Genoceutical 2 53 Genom 242,244, 254,256,267, 269.271.272 Genomics 254 Genomik 2 54 Genotyping 254,266 Genpass 245,254 Genpool 252,255 Gentechnik, grüne 256,270 Gentechnik, rote 2 70 Gentest 255 Gentherapie 255,273 Gentransfer, horizon¬ taler 256,273 Gentransfer, vertikaler 256.272 Genzeugnis 2 54 Give-away 161,165 Glass Ceiling 7 6 glattmachen 74 Glaubwürdigkeit 157.166 Global Brain 204,21 6 Global Brand 1 66 Global Player 38,64, 125.166 Global Village 38 Globalization-Service 38 Global-Knowledge- Economy 204 Globoboss 76 Glokalismus 1 66 Going private 116,125 Going public 1LI p o 121,125,128,137 Golden Parachute 77 Goodwill 1 6 6 Green Washing 1 6 7 Groupthink-Phänomen 205 Groupware 38 Guerillamarketing 167 H handeln 77 Handheld 48 Handling 77 Hard Skills 224 Hardcopy 77 Hardlaunch 170 Hausse 107,110, 111,125 Headhunter 67,78, 80,81,94 heißschalten 39 heißstellen 39 HGP 256 High Potential 7 8,94 High-Yield-Bond 128 Hijacking 5 4 hire and fire 7 8 hochladen 39 Homeoffice 79 Homeshopping 1 68 hotschalten 3 9 hotstellen 3 9 HUGO-Projekt 256 Human Genome Project 255,256,269 Humankapital 205 Hybrid 2 57 Hype 125,126
Regis ter 2 8 0 Hypertext 206 Information-Fatigue- Interstitial 169 Hypertext-Organisa- Syndrom 208,222 Intranet 20,37, tion 206 Information-Overload 208 Information-Super- 41,212,228,230, 231,232 Intrapreneur 80 I highway 208 Intrusion-Detection- I-Bank 1 26 Information-Warfare System 41 IC 210 30,31,208 Investmentbanking ICANN 29,32,33,39 Infosmog 209 127 Ich-AG 79,92, Infotainment 209 Investor-Relations 98,224 Inhouse-Strategie 66,128 ICQ 40 80,90 In-vitro-Fertilisation ICSI 257,269 Inkubator 126 248,258,269 Identity-Hacker Innovations- Involvement 80 257,259 management 209 IP-Adresse 33,39, Ignoranz, kollektive 206 Innovationsquotient 41,50 Ignoranz, positive 2 06 210 IPO 90,92,108, Image 85,1 54,1 58, Innovationsrate 210 118,128,131,135, 162,166,168,174, Inside-out-Methode 186 137,140,142,147 181,191,210 Insider 122,127 IP-Produkt 258 Imagetransfer Instant Messenger 40 Iris-Code 26,2 58 154,168 intangible Knowledge Iris-Scan 2 58 Imagineering 207 227 IT 18,41,42,67,70, impfstoffhaltige Intellectual Capital 81,98,145,201,203 Lebensmittel 2 58 210,214 IT-Branche in vitro 2 4 8,258, 268,269 in vivo 2 58 intellektuelles Eigentum 21 0 Interface 4 0 25,42,210 Incentive 80,91, intergeneratives J 99,196 Marketing 1 69 Jobengine 42 Incubator 1 26 Intermercial 169 Jobhopping 67,80,81 Indikator 1 2 6 Internet2 4 0 Jobless Growth 81 Infobroker 207,231 Internetfantasie 1 21 Jobsharing 82 Infomapping 207 Internet-Server 5 2 Jungbrunnencocktail Infomediär 39 Internet-Service- 259 Information- Provider 2 5,26, Junkbonds 115,128, Architecture 40 42,50,52 130 Information-Broking Interpassivität 169 Junk-DNS 259 207 Interruption- Junkmail 54,1 72,209 Information-Design 40 Marketing 1 77 just in time 2 3,82 K Karoshi 82 Kassageschäft 116 Keep-out-Price 170 Keimbahnchirurgie 260 Kernkompetenz 90,200 Kerntransfer 2 60 KFM 212 KGV 129,130 KI 215 Killer-Application 4 2 KISS 2 23 Klon 247,260,272 Knock-in 251 Knock-out-Maus 251, 260,273 Knowbots 23,37,210 Know-how 126,211, 216,225 Knowledge-Backbone 211 Knowledge-based Economy 21 2 Knowledge-Booster 211 Knowledge-Economy 212 Knowledge-Flow-Mana- gement 212,213 Knowledge-Gap 21 2 Knowledge-Landscape 213 Knowledge-Network 213 Knowledge-Product 213 Knowledge-Ranking 214 Knowledge-Stock- Market 214 Knowledge-Worker 214 Know-why 211
Kodierklitsche 8 3 local Knowledge 21 6 Konsortialbank 1 09 Lock-up-Periode Kontexter 83 131,135 Konvergenz 42 Logfile 43, 1 56,1 76 Korrektur 125, LOI 130 129,145 Long Position 131,137 Kultmarketing 170 Lounge-Food 83 künstliche Intelligenz 215,270 Kursfantasie 121,145 Loyalty-Marketing 172 Kurs-Gewinn-Ver¬ M hältnis 118,123, Mailbomb 44 126,129 Mailing 151,161,172 Kurskosmetik 129 Mailingliste 172,174 Kurspflege 112,129, Mall 58 132 Management-Informa¬ Kurs-Umsatz-Ver¬ tion-System 68,216 hältnis 1 30 Margin 1 32 KUV 130 Margin-Call 1 32 Market-Cap 109,133 Marketmaker 82,107, L 132,139 Labeling 1 70,1 85 Marketorder 1 32 LAN 39,42,88 Marktkapitalisierung LAN-Party 42 29,115,130,133, Launch 57,170 139,140 LBO 130 Marktnische 1 74 Leaching 261 Mass-Customization Leapfrogging 1 70 44,50 lernende Organisation Massenspektrometrie 215 236,261 Letter of Intent 1 30 Mausbeutung 84 letzte Meile 2 0, 43,59 Mauspropaganda 84 Leveraged Buyout McJob 72,84,102,224 128,130 M-Commerce 42,44 Lifestyle-Medikament MDAX® 133 243,261 Mediamix 160,172 Limited Order 130,133 Mee too 1 73 Limit-Order 12 9,130 Meeting 84,232 Listing 119,128,131 Megabrand 1 66 2 8 1 Mehrwert 1 91 Multichanneling Meme 21 6 25,173 Memetik 216 Multitasking 83,86 Mentaltraining 21 6 Mutagen 262 Mentee 21 7 Mutante 262 Mentor 21 7 Mutation 255,262 Mentoring 217 Merchandising 15 4,173 Merger 1 33 N Merger of Equals 1 34 Nanobiotechnologie Merger-Mania 133 262 Mergers and Acqui¬ Nanosite 46,1 52 sitions 127,134 Napster 46 Messie 8 5 Nasdaq 117,118,135 Metcalfes Gesetz 4 4 Navigation 46,1 56 Micropayment NEMAX 135 28,37,45 Nerd 86 Microsite 4 5 Nesting 87 Midcap 1 3 3 Netaddiction 8 7 Middle-up-down- Netiquette 46,88 Strategie 217 Netizen 87 Milestone-Payments Networking 88,204 261 Netzwerk 68,84, Mindmapping 21 8 88,101,200,215, MIS 203, 216 224,229 Mission-Statement 8 5 Netzwerkadministrator Mnemotechnik 21 8 47 Mobbing 86 Neuemission 1 09, Molekularbiologie 120,128,132,147 236,239,249,255, Neuer Markt 106, 262,268 120,129,131,135, Molekulargenetik 262 147,183 Momentum 1 34 Neurobionik 263 Monitoring 69,218 Neurochip 263,264 Moores Gesetz 45,92 Neuroinformatik 263 Moorhuhnjagd 84, Neurolinguistisches 86,189 Programmieren 219 MOP 103,134 Neuroprothetik MP3 37, 46 263,264 Muddling-through 218 New Work 88
Newbie 30 Newbiz 88 Newsgroup 24,47,57 Newsletter 151,160, 161,174,178,181 Nine-to-five-Job 89 Nische 1 74 Nischenmarketing 174 NLP 219 No-Name-Produkt 164.174 Non-Profit-Marketing 175,184 Non-Profit-Organisa¬ tion 39,175 Novel-Food-Verordnung 253,258,264 NPO 124,175 Null-Fehler-Toleranz 220 Numbercruncher 66,89,117 Nutriceuticals 2 64,266 0 Ökomarketing 1 8 5 Onboarding 90 One-Channel-Business 1 59 One-to-One-Marketing 172.175 Onlinebanking 1 73 Onlinebroker 114, 116,118,136 Onlinecoaching 1 99 Onlineknigge 46 Onlinelearning 2 28 Onlinemall 5 8 Open-Collar-Worker 90 Open Source 2 7,47 Open-Space-Methode 220 Opinion-Leader 1 76 Opportunitytaker 220 Option 67,113, 116,136 Optionismus 172,176 Order a r k e t- ORDER Outperformer 1 36 Outside-in-Modell 185 Outsourcing 72,80, 90,155 Oxygen-Projekt 48 P Pageimpression 20,43,164,176, 186,187 Pairents 91 Palm-PC 48 Palmtop 48 pampern 91,92 Paradigma 2 20 Paradigmenwechsel 89,221 Paradoxie 194, 221,226 Parkett 136 Parkinsons Gesetz 91 Partysurfing 9 2 Patchwork-Biografie 9 2 Patent 248,265 Payback 1 7 6 PCR 265 PDA 48 Peer-to-Peer-Netzwerk 24 Perception-Manage¬ ment 222 Performance 43,110, 117,125,129,137, 142,146 Permission-Marketing 1 77 personalisierte Medizin 266 Personalisierung 178,179 Pharmacoeconomics 2 66 Pharmakogenetik 2 54, 266,267 Pharmer 266 Phonebanking 1 73 Picopayment 4 5 PID 268 PIN-Code 53 Pipeline 9 2 Pipelinescore 2 67 Pitch 62,93 PI/V-Rate 176 Pixelschrubber 93 Pixelschubser 93 Plug-and-play-Mit- arbeiter 9 3,95 Pocket-PC 4 8 Point of Fun 1 78 Point of Sale 1 78 PopUp 48 Portal 49 Portal, horizontales 49 Portal, vertikales 49 POS 161,178 Position 1 37,138,143 Post-Genom-Ära 267 Powernapping 9 4 Powershopping 49,154 PPP 1 80 PR 1 28,1 54,1 80 Präimplantations¬ diagnostik 2 68 Pre-IPO-Company 67,137 Pre-Launch-Marketing 178.179 Prion 268 Productplacement 1 78 Profile-Filtering 4 9 Profiling 160,174,179 Program-Trading 137 Prosuming 4 9 Protein 237,241 , 242,244,250,252, 254,257,262,267, 268,269,271,273 Proteom 2 69 Proteomik 2 68,2 69 Proteom-Projekt 2 57 Provider 18,41, 43,50 Public Domain 4 8,50 Public Marketing 1 80 Public Relations 153, 168.180 Public-Private-Partner¬ ship 1 80 Pull-Strategie 180 Push-Strategie 181 Put 136,138 Q Querdenken 222 R Rational Overchoice 222 Real Asset 2 3
2 8 3 Rebriefing 63 Recruiting 9 4 Refraining 2 22 Relationship-Marketing 155.181 Relaunch 1 70 Reproduktionsmedizin 248,257,269 Research and Develop¬ ment 236 Return on Investment 138,142 Reverse Auction 50,154 Reverse-Split 1 43 Rich Media 31,152, 169.181 RNS 253,262,269 Roadshow 1 38 Robotik 270 ROI138 Router 51 Rückkanal 51,164 s Sabbatical 92,94 Scalper 1 3 8 Scheinselbstständig¬ keit 9 5 Schleichwerbung 179 scoren 9 5 Screening 2 70 Screenshopping 1 68 Searchengine 4 2 Secure Server 31, 37,52 Seed-Capital 1 3 9 Seed-Funding 1 39 Seek-Simplicity 2 23 Selbstkannibalisierung 182 Selbstreferenz 22 3 Semiotisches Bench¬ marking 1 8 2 Sequenzdatenbank 270 Sequenzierung 265, 267.271 Server 44,50,52, 150,156,176, 209,230 Server-Farm 52 Session-Stealing 5 4 Shadowanzeige 182 Sharebranding 1 83 Shareholder-Value 112,139,141 Shareware 5 0 Shill-Bidding 5 2 Shopbot 23,183 Short Position 132, 137,140 Short Sale 107,115, 140 Shorter 1 40 Shortseller 1 40 Shot-Gun-Methode 256.271 Silent Commerce 5 3 Silvermarket 1 8 4 simsen 96 Sitemap 4 0 Skill-kill 224 Skill-Maps 22 4 Sleepcamel 96 Small Caps 133,140 Smart Card 5 3 SNP (Snips) 271 Social Marketing 1 8 4 Socializing 9 6 Soft Skills 78,194, 224,227 Softlaunch 1 70 Soho 79 soziales Kapital 88,224 Sozialisierung 96 Spam 37,53,172 Spamdexing 5 4,57 Spezialist 7 5 Spider 2 3 Spin-off 2 6,140 Splicing 5 4 Spoofing 32,54 Spread 1 07,1 09,141 staffen 97 Stakeholder-Value 140.141 Standardwert 1 30, 134.141 Start-out 1 41 Start-up 65,66, 70,90,92,99,103, 111,112,119,123, 124,126,128,130, 141,142,146,158, 167,183 Stilgruppe 18 5 Stock-Option 6 2,1 22, 137.142 Stock-Picking 1 4 2 Stock-Split 1 4 2 Stop-Loss-Order 1 43 Storytelling 22 5 strategic Planning 185 strategische Allianz 1 43 strategische Planung 69,185 Strategizing 22 5 Streaming Media 21, 34,55,152 streamlinen 9 7 Suck-Site 2 4,55 Sudden-Wealth- Syndrome 62 Support 70 Swatch-Beat 97 Sweet Equity 1 44 Synergie 1 4 4 Synergieeffekt 64,83, 125,133,144,262 Systemtheorie 1 94, 196,202,223,226 Szenariomethode 185, 226,230,233 T Tacit Knowledge 195,227 Take-Over 145 Tangible Knowledge 227 Targeting 1 86 Tausender-Kontakt- Preis 186 T-Commerce 5 6 Teamshopping 4 9 Teamwork 96,224,227 Teaser 159,186 Technomade 75,98, 101 Telearbeit 74,79,90, 98,99 Telecommuting 98 Telelearning 2 2 8,230 Teleshopping 168 Teletutor 2 28 Tender-Offer 145 Termingeschäft 1 2 4 Textschrubber 93
ter ? 8 4 Reais Think-Tank 228 Think-Tools 228 Third Place 98 TIME 145 Tissue-Engineering 272 TKP 186 TMT145 Top 1 45 Top-down 1 86 Total-Quality-Manage¬ ment 64,187 Totipotenz 248,268, 272,274 TQM 187 Trader 1 45 Traffic 18,31,54, 58,187 Trainee 98 Training on the Job 99 transgene Organismen 238,241,251, 258,272 Trial and Error 228 Tribalisierung 1 5 8 Troubleshooting 99 Trustcenter 56 Trusted Shop 56 u Übernahme 130,145 Übernahmefantasie 1 21 Umsatz-Multiple 1 30 UMTS 43, 56,100 Underperformer 146 Unified Messaging 5 7 Unique-Selling-Pro¬ position 1 88 Unterstützung 146 upgraden 1 46 uploaden 39 Upsizing 7 2 Upstream 5 2 USP 188,191 V Valuebundling 188 Value-Chain 1 91 VDAX 147 Vektor 252,253, 255,273 Venture-Capital 90,106,112,113, 126.142.146 Venture-Capitalist 130.146 vergleichende Werbung 1 88 virales Marketing 84,189 Virtual Day 79,99 Virtual Office 100,101 virtuelle Hausapotheke 273 Virtuelle Universität 228,229,230 virtueller Marktplatz 32,214 virtuelles Unterneh¬ men 1 00 Visit 43,164,176, 1 89 Visual Benchmarking 1 82 Visual Boosting 1 88 Visualisierung 2 29 Voicemail-Jail 100 Volatilität 13 5,146 VU 229 w wal-martisieren 190 Wandelanleihe 1 20 WAP-Technologie 44, 57,59,71 Warfor Talents 196, 229 WBT 228,230 Webannouncement 44,54,57 Webauction 24,52, 58,154 Web-based Training 2 30 Webhosting 43,52,58 Web-IPO 1 47 Webmall 58 Webmaster 1 01 Webpromotion 190 Webscoring 5 8 Webucation 230 Wetware 238,274 White-Collar-Worker 90 Widerstand 1 46 Wildcard 2 30 Win-Win-Situation 45,49,220 Wireless Local Loop 43,51,59 Wireless World Wide Web 59 Wissen, explizites 227,231 Wissen, implizites 2 27 Wissen, kollektives 214,216 Wissen, strukturelles 226 Wissensarbeiter 98,214 Wissensbrokerage 207 Wissensgesellschaft 231 Wissensingenieur 231 Wissenslandkarte 213,231,232 Wissensmanagement 232 Wissenswerker 21 4 Worcation 101 Wording 1 02 Word of Mouse 84 Workaholic 94,96, 102,103 Workflow 39,63, 102,218 Working Poor 102 • Workshop 220,232 wuppen 103 wwww 5 9 X Xenotransplantation 274 Y Yellow Pages 231,232 Yettie 94,103 z zeichnen 147 Zeichnungsfrist 109,147 Zeitkonto 89 Zelltransplantations¬ therapie 274 Zukunftswerkstatt 2 33 Zulassungsrisiko 275 Zusatznutzen 168,188,191
2 8 5 Porträts Achleitner, Dr. Paul 177 Ackermann, Dr. Josef 173 Birsner, Ulrich 239 Bohlen, Dr. Friedrich von 2 37 Bohmann, Frank 51 Bonello, Burckhardt 163 Borghoff, Volker 11 5 Brandis, Dr. Hendrik 257 Burda, Dr. Hubert 179 Cartellieri, Maximilian 207 Colpan, Dr. Metin 241 Conrad, Dr. Markus 199 Dietz, Ulrich 4 5 Dommermuth, Ralph 211 Döpfner, Dr. Mathias 165 Drechsler, Ralf 201 Eberstein, John 7 5 Entenmann, Mathias 71 Fischer, Detlef 69 Frohn-Bernau, Felix 101 Gärtner, Matthias 135 Glänzer, Dr. Stefan 1 9 Goller, Albert 153 Grabosch, Jörg 89 Grabowski, Rainer 103 Grellert, Stefan 1 89 Günther, Rudolf 33 Günther, Uwe 2 59 Haffa, Thomas 1 5 5 Hagedorn, Klaus 1 23 Heilmann, Thomas 209 Heinrich, Dr. Peter 263 Hermes, Dr. Oliver 1 51 Holland, Wau 79 Huefnagels, Dirk 1 83 Humm, Philipp 1 75 Iven, Ulrich 11 9 Kabel, Prof. Peter 1 71 Kemper, Andre 1 95 Kolb, Bernd 39 Köttner, Andre 21 7 Kuhnwaldt, Volker 225 Lamberti, Hermann- Josef 113 Langenscheidt, Dr. Florian 1 4 7 Lazzeroni, Prof. Claudius 63 Lüders, Max Manuel 161 Marcinowski, Werner 81 Meentzen, Christian W. 29 Merz, Dr. Dieter 247 Middelhoff, Dr. Thomas 21 Mol, John de 67 Moroney, Dr. Simon E. 271 Müller, Andreas 93 Neef, Paulus 83 Niedermeier, Marcus 47 Noel, Jean Marc 5 5 Ochner, Kurt 127 Olek, Alexander 25 5 Otto, Dr. Michael 1 5 9 Papas, Wassili 139 Pickl, Sven 8 5 Raum, Michael 251 Renker, Prof. Dr. Clemens 229 Rheinboldt, Jörg 5 9 Richter, Dr. Wolfgang 275 Riedlbauer, Julian 99 Rotermund, Beate 191 Rothauge, Frank 265 Rottenbacher, Dr. Bernd 6 5 Rover, Stefan 2 05 Ruzicka, Alexander 215 Salm, Christiane zu 221 Schädler, Marc 1 31 Schambach, Stephan 53 Scheel, Patrick 9 5 Scheer, Markus 87 Schmid, Gerhard 18 5 Schmidt, Andreas 213 Schmidt, Karl Matthäus 111 Schramm, Karsten 2 7 Schwenk, Stephan 73 Seifert, Dr. Werner 10 7 Seizinger, Dr. Bernd 267 Sinner, Oliver 233 Sommer, Dr. Ron 1 87 Straub, Alexander 203 Strümper, Dr. Petra 245 Tänczos, Dr. Eszter 2 73 Teherani, Hadi 91 Tietgens, Volker 7 7 Turner, Sebastian 197 Weber, Bernt 1 43 Weber, Dr. Jürgen 2 5 Weber, Torsten 223 Westphal, Susanne 21 9 Wittig, Burghardt 2 49 Würtenberger, Dr. Loretta 3 5 Würtenberger, Peter 97 Zeller, Thomas 4 3 Zerr, Michael 1 6 7
2 8 6 Bildnachweis Herzlichen Dank für das uns zur Verfügung gestellte Bildmaterial. S. 21/Thomas Middelhoff ©dpa; S. 25/Jürgen Weber ©dpa; S.35/Loretta Würtenberger ©dpa; S. 53/Stephan Schambach ©dpa; S.67/John de Mol ©dpa; S. 107/Werner Seifert ©dpa; S. 111/Karl Matthäus Schmidt ©dpa; S. 127/ Kurt Ochner ©Norbert Michalke/images.de; S.155/Thomas Haffa ©Michael Dalder/Reuters; S. 165/Mathias Döpfner ©dpa; S. 167/Michael Zerr ©dpa; S. 171/Peter Kabel ©dpa; S. 173/Josef Ackermann ©dpa; S. 177/Paul Achleitner ©dpa; S. 201/Ralf Drechsler ©argum; S. 219/Susanne Westphal ©F. Heller/ argum; S. 237/Friedrich von Bohlen ©Anja Hassinger und Nichael Ackermann; S. 249/Burghardt Wittig ©dpa; S. 263/Peter Heinrich ©Bilderberg Titel und Aufmacher wurden von der Fotografin Kerstin zu Pan erstellt. Sie studiert Kommunikationsdesigm an der Universität Essen und hat in London, St. Petersburg und Los Angeles gelebt und gearbeitet. Zu Pan gewann 2000 den Kodak Nachwuchsförderpreis mit dem Projekt „Watching the clouds". Teile ihrer Arbeit sind unter www.zu-pan.de zu finden. Herzlichen Dank für die Genehmigung, an folgenden Orten fotografieren zu können: Der Titel und Aufmacheir zum Kapitel Stock-Exchange (S. 105/106) wurde in der Hanseatischen Wertpapierbörse in Hamburg fotografiert. Die Auf¬ macherfotografie für das Kapitel New Marketing (S. 148/149) entstand vor dem RWE-Gebäude in Essen. Der Inhalt des Bauchladens stellte die RTM Kommu¬ nikationstechnik freundlicherweise zur Verfügung, ebenso wie den Nokia Organizer für den Aufmacher des Kapitels Knowledge-Management (S. 192/193).
DUDEN Wörterbuch der Szenesprachen „Die deutsche Sprache macht was mit." Und was sie alles mitmacht und mit sich machen lässt, führt das Buch dann auf 200 (winzig-witzig bebilderten) Seiten pointiert vor: eben nicht nur mit Vokabeln wie grinden, cruisen, switchen, burnen, also mit Anglizismen aus den diversen Klein- und Großnischen des Trends, sondern auch mit solchen Kostbarkeiten wie zuföhnen (für zuquatschen), eintüten (Ladendiebstahl) oder dem barocken Dreierpack fürs Cannabisrauchen: quarzen, knülzen, harzen, die zeit, dieter Hildebrandt Das Wörterbuch der Szenesprachen und die Website www.szenesprachen.de haben folgende Preise gewonnen: Stiftung Buchkunst, „Die schönsten deutschen Bücher 2000", 2. Preis; Deutscher Designer Club (DDC), Wettbewerb für „vernetzte Kommunikation", Goldmedaille; Deutscher Preis für Kommunikationsdesign, Designzentrum Nordrheinwestfalen, Auszeichnung. DUDEN - Wörterbuch der Szenesprachen Herausgegeben und bearbeitet von Trendbüro. Mit farbigen Abbildungen. 224 Seiten. ISBN 3-411-70951-0 Ladenpreis 24,90 DM oder 182,- öS oder 23,- sFr.
288 w w w. n e w e c o n o m y Trend BÜRO Das Ende eines Buches ist nicht das Ende von Sprache. Deshalb möchten wir dieses Buch im Internet - unter www.neweconomy-duden.de - weiterentwickeln und fortschreiben. Mit Wörtern, die Sie hier vielleicht vermisst haben, Begriffen, bei denen Sie eine andere Definition kennen, oder Ausdrücken, die Sie kennen gelernt haben. Unter www.neweconomy-duden.de gibt es Raum für Resonanz, Kritik und Anregungen. Oder Sie schreiben an Trendbüro, Stichwort "New Economy", Hohe Brücke 1, 20459 Hamburg, info@trendbuero.de
Die Autoren Prof. Dr. Norbert Bolz lehrt am Institut für Kunst- und Design¬ wissenschaften der Universität Essen Kommunikationstheorie. Detlef Gürtler schreibt als freier Wirtschaftsjournalist für die Financial Times Deutschland. Thomas H u b e r ist Chefredakteur des Internet-Wirt¬ schaftsmagazins Net Investor. Herbert Igelmann ist Diplombiologe und führt seine Studien an der medizinischen Fakultät der Universität Hamburg fort. Felix Kaufmann arbeitet in den Bereichen Strategy und Global Communications bei der Multimediaagentur Razorfish AG. D r. Rainer K l i n g h o l z ist Chefredakteur von Geo Wissen. Michael Mühlhaus ist am Institut für Soziologie der FU Berlin in den Arbeitsgebieten Wirtschafts¬ soziologie und soziologische Theorie tätig. Corinna Mühlhausen betreut Unternehmen und Marken als selbstständige Trendforscherin und freie Journalistin. Francis M ü 11 e r ist Chefredakteur im Trendbüro, wo auch Holm F r i e b e im Bereich Consulting und strategische Planung arbeitet. Mac M u e 11 e r ist Medieninformatiker und arbeitet als Kontexter in der Multimediaagentur im stall. D r. Christina Pfeifer ist Ge¬ schäftsführerin im Software- und Beratungsunternehmen Think Tools GmbH. Hartmut Scholl ist Gründer und Vorstand der reflact AG, ein auf New-Media-Consulting spezialisiertes Unternehmen. Als freier IT-Berater lebt und arbeitet Andreas Uthoff in Boston, USA. Die Expertin im Change- und Knowledge-Management Betty Z u c k e r ist als selbst¬ ständige Unternehmensberaterin in der Schweiz tätig.
Die New Economy polarisiert: Die einen üben sich in Nachrufenz,reden von BubbIe-Economy und Dotgones. Die anderen glauben an die ungeahnten Möglichkeiten, die eine vernetzte Arbeitswelt bietet. Eins steht fest: Die Wirtschaft ist im Wandel und mit ihr die Sprache. Neue Arbeits¬ modelle entwickeln sich heraus wie das Cappuccino-Working . Das Internet lässt technische Begriffe in die A I Ltagssprache einfließen. Begriffe wie IPO, Ange l-Funding und Venture-Capital sind in aller Munde. Doch was steckt dahinter? Duden und Trendbüro blicken auf den sich neu entwickelnden Economy- Slang. Ein Nachschlagewerk für alle, die sich im Zuge des Börsenbooms und der Entwicklung der New Economy stärker für Wirtschaftsfragen