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Gefdiichfe der Stadt Stettin.
Gefdiidite der Stadt Stettin. Von IRarfin Wehrmann. Stettin. Verlag von ü e o n Sauniers Buchhandlung. 1911.
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^orroorf bes ^erfaffers. ®as oorliegenbe Vudj ocrbanft [eine Csiitftefjung ber Slnregung bes Inhabers ber VerlagSbudjhanblung, bereu girnia gerabe jefjt 75 Bahre befiehl- ®as SebürfniS nad) einer gufammenfaffeiiben ®ar= [tellung ber @e[djid)te Stettins ift ifjm roiebertjolt entgegengetreten, unb es ift nicht gu leugnen, baß ein foldjeS nortjßnben ift, ba feit bem ©rfdjeinen non $r. ®t)iebe§ Efjronit non Stettin (1849) bie Stabtgefrijidjte feine ausführliche gufammenhäiigenbe Sehanblung erfahren bat. Sluf ®runb langjähriger Stubien habe i<h eS über» nommen, eine folcfje gu liefern. ®abei war ich mir ber Schwierigfeit ber Slufgabe ftctS bewußt, bie weniger barin liegt, baß bie @efd)id)te Stettins, wie man glaubt, feine großen SJlomente unb ©reigniffe bietet, als in ber großen Sßerfcßiebcnßeit beS erhaltenen urfunblidjeu unb ardjioalifdjen CuellenmaterialS. (Ss ift fiir bie ältere Beit über» aus bürftig, fo baß e§ faum möglich ift, ein oollftänbigeS Vilb oon ben mittelalterlichen guftänben gu entwerfen, Bür bie fpätere Beit, etwa feit bem 16. Q^rßunbert, wirb eS umfangreicher unb wädjft bann allmählich lawinengleid; an. SS ift mein Seinüben gewefen, möglidjft alles burdjguarbeitcn, unb bieS würbe mir burd) baS alt» bewährte (Sntgegentommen ber Verwaltung beS ftönigl. StaatSardjioS gu Stettin feljr erleichtert, aber ich weiß feßr wohl, baß meine Arbeit nur Stücfwert ift. (SinerfeitS tonnte bod) nidjt alles SRaterial gang bewältigt, anbererfeitS mußte oiel von bem gefammelten Stoff bei Seite gelaffen ober gang turg gufammengefaßt werben. ®eSl)alb habe icß hier unb ba in ber Tarftellung barauf bingeroiefen, wo weitere gorfdjuiigen gur Stabtgefchidjte wünfchenSwert finb, unb ba§ ift befonberS ber §all für oiele Seiten ber Verwaltung unb beS fRedjtS wefenS. 2luf bie Srfjilberung ber inneren B,lftänbe habe ich lllGhr Vadjbrnct gelegt als auf bie Srgählung ber äußeren Vorgänge. Stoß bem h°ffG ’<h, ^6 gefamte ©ntwidelung Stettins im gangen Har bargeftellt ift. Silit Slbbilbungen, Vlänen unb anberen Veilagen hat ber $err 'Verleger baS Sud) reich auSgeftattet, wofür ihm befonberer ®ant
VI gebüljrt. fiu bauten ift aud) oerfd)icbeiieit Bereinen, bie eine oon Borlagen für ben Bilberfdjmud freunblidjft gut Berfügung geftcllt haben. ©aß er ftef) etrnaS ungleidj auf ba§ Bud] verteilt, ljat feinen ®runb barin, bafj für bie ältere Beit loirflid) braudjbare unb nütjlidje ülbbilbungen nid)t <ju befdjaffen mären. ©eit niefjr als 25 Baljren befdjäftige id) midj mit bem ©tubium ber pommerfdjen Sefdjidjte unb tjabe gerne baran gearbeitet, nidjt weil biefe Arbeit gerabe befonberS angie^enb unb befriebigenb ift, fonbern in bem Söunfdje, bie Kenntnis doh ber Bergangenljeit fßommernS, bie bad) aud) fiir bie ©cgeniuart nidjt oljne Bebeutuug ift, (ju Derbreiten unb gu uertiefen. ©er ©ebanfe, baß bies> and) fiir bie pommerfdje ^auptftabt wünfdjenSmert ift, ßat mir bei ber ?lb faffung biefe§ ®ud)e§ über Diele ©dpoierigteiten ljinweggeljolfen. ©läge es burdj Söort unb Bttb giim Berftänbniffe ber ©utroidelung ©tettinS beitragen unb namentlich feine Bürger in ber Slnljänglidjleit an bie Reimet ftärfen I ©tettin, im ©eptember 1911. tl!*rofe|Tor Dr. ^llartin ?ilcl)rm<uin.
^onvort öe$ ^erfeßers. 'JJlit ber Verausgabe einer ßtefd)id)te ber ©tobt (Stettin erfüllt bie iBerlagSfirma ihrer Vcimatftabt gegenüber eine ©aiifespflirfjt. Qn ihr würbe bie ffirnto heute oor 75 fahren gegrünbet, unb wenn fie fief) bie ßiuijje .Seit ihres öeftebenS hinbtird) einer gleidjmäfng fort fdjreitenben ©ntwicfelung erfreuen bnrfte, fo oerbantt fie baS nor ollem bent freitnblidjcn ^ntereffe, baS mau if)r Ijier non vielen ©eiten entgegenbrodjte. (Sin anbereS fommt tyin^u. Steinern ©rofjoater, bent ßirünber ber Sncf)bmiblung, nnb meinem Bater war eS oergönnt, ihre Strafte für baS @emeinroof)l ber ©tobt einjufetjen. SBie feljr ihnen bereit GSebeitjen nm bergen lag nnb mit weldjer Siebe fie an ber SJaterftobt gingen, weiß ich, unb ich glaube baljer and) in iljrent ©inne 31t bmtbeln unb iljr Slnbenfen 31t ehren, wenn id) ba§ Qubilöttnt ber fjirnta jttni ?lnlofj ber ^erottSgabe gerabe einer ©tabtgefd)icf)te gewählt t)ßbe. ®ie 9lu§fül)ruitg meines planes ift nur baburd) möglich geworben, bafi ber $err ißerfaffer fidj mit größter Sereitwilligfeit ber mübetwllen unb langwierigen Slrbeit unterzogen ljat. Qljm gilt mein befonberer Tauf. Stettin, beu 1. Cftober 1911. 3>er gkrfcfler.
(Seite gnMte-^widjnis. 1. Kapitel. Ut(jefd?idjte 1 2. ff ®te ißenbenjeit 4 3. n TaS Ginbrittßen beS ßbriftentumS 11 4. .. S)ie beutfdje Stobt 19 5. tf Stettin« (Entivirfcluiifl in ber erften Hälfte beß 14.^abrbunbertß 32 ß. il ®ie mittelalterliche iPlütejeit Stettin« ßl 7. M Stettin in ben binnbenbutßifd) pomnicrfdten Kämpfen . . . 107 8. ff Stettin unter ©oßiflaro X. (147ß—1523) 121 9. Stettin um 1500 . . . 141 10. n ®ie Seit ber ^Reformation . . 157 11. H Stettin in ber jroeiten Jpiilfte beß Iß. $al)rf)iinbertß . 195 12. n Stettin im Beitalter beß bretfiißiäbrißen Krießeß 241 13. .. Stettin unter fdjtuebifdjer £>errfcbaft 282 14. •t (Srroerbunß Stettins burd) IJreufjen 327 15. n Stettin unter bem Jföniße griebrid) Söiltjelni 1. 340 Iß. H Stettin unter ber fReßieritnß griebridiS beS ©rofien . . 370 17. ft Stettins gran^ofeiiieit 408 18. » Stettin im 19. gabrbnnbert bis jur Viuffjebunß ber gcftunß 435 19. n ®ie neuefte ßtü fcit IWS . . . . 494 yinnierfunßtn............................................................ . 519 £>rt$- unb Uerfonen-SHeflifter 531
(Seite 1. 'Sie cilteften Siegel Stettins 35 Wad) ben ülbbrüden im 'Illtertumßmufeum 311 Stettin. Sigillum Burgensium de Stitin. Secretnm civitatis Stetin. S. Scabinorum in Stetin 2. Siirflopfer ber Sdjlofifirdje . . . .87 8luß „®au unb itunftbenfniäler beß Wcflicwnißßbeprfß Stettin". £>eft XIV, 1. (Stettin 1909) S. 84. ü!gl. ©alt. Stubieu XXXIII. S. 101—109. 3. ®rabftein beß Siitterß Henning nun Weberg (1370) in ber (Sdjlofjfircfjje . 103 Sluß J0au= unb Stunftbentmäler oeß Weflierunßßbejirfß Stettin". $eft XIV, 1. (Stettin 190#) S. 69: Hic iacet dominus Henninghus de Rebeigli miles, qui obiit anno domini MCCCbXX sabbato post festum ascen- sionis domini, cuiue anima per piam misericordiam dei requieseat in pace amen. 4. $of Sdjuljftrafee 4 . . . 141 Warb einer UHjotoßrapbie von Sdjalow im ißefifje beß Stettiner SBeifebrß-SBereinß. 5. Sliter Speid)er ... 142 Wad) einer ^otoßrapbie von Sgaloro int tbenye btß Stettiner ®erfebrß=®ereinß. 6. Stein mit ^unftiüQppen ottß bem Seglerljanfe 145 y?urf) einem Gltdjb im SMitje ber SBorfteber ber tfaufmannfebatt in Stettin. Ser Stein würbe 1901 im Atelier beß ©brfeiißebäubeß ßefunben. Gr ftamint auß bent Slufatiße be§ 17. ^nbtbuubertß unb ftellt neben bent Sdjiffe büß Sßappen ber Stabt unb ber ®eroanb=> fdjneiberjunft bar. 7. Tenfftein Snrnimfe III . . 189 8Iuß „®ait- unb Äunfibentmäler beß iKtflierunßfbejirtß Stettin". £>eft XIV, 1. (Stettin 1909) S. 19. tößl. ?)tonatßblätter 1898 S. 147 f. 8. Saß Sdjlofj in Stettin ... . . 2U3 9?acb einem Shtpferflidje in SWerianß topographia electoratus Brandenburgici et ducatus Pomeraniae. ca. 1650. 9. S<$n>ei(jert)of 216 Sind) einer ißljotoßrapbie.
©eite 1(). Sür am Sdjiueigerljof e . 217 Wad) einer ^'^otoflrut>l)ie Don Sd)alo)D int ©efive be8 Stettiner ©ertel)rs5=©ereinS. 11 £>eumarft 220 Warf; einer Vitboßiapbie Bon Wob. ©eißler. ©erlaß d. Saiinenberß u. Tübr in Stettin. 12. ©ilb Stettins au§ ber Srägerrolle 230 Wad) einer farbißen 3eid)tturtfl in ber Wolle ber Stettiner Sxäßerjnnft Dom 27. SWärj 1620 tut elßl. StaatSarrfjiD ju Stettin. (®epof. Stabt Stettin Tit. VIII. Sect. 91a Wr. 10a.) Ter im ©orberßrunbe fteljenbe beitiße VaurentiitS war ber Sd)iitj= pat'on ber 3unft. 13. Sliter Wateteller......................... . 250 Warf; einer Sitljoßrapljie von Wob. Meißler, ©erlaß D. 'Tannenberß u. Tiibr in Stettin. 14 DaS Stettiner (Sljrenwappen non 1000 201 Warf; ber farbißen Qeidmitnß in ber ©erleibmißSurfunbe Dom 14. September (n. St.) 1660 im Urfunbenard)iD ber Stabt Stettin. 15. Dentmiinge . ............. 309 Warf) einem ßyemplar ber ‘•WebaiUe in bem SlltertumSinufenm in Stettin. 10. Die ^atobitirdje 314 Warf) einer Vitfjoßvapfjie Don Wob. (SJeipler. ©erlaß d. Tannenberß u. Tiißr in Stettin. 17. Die SßeterSfircfje ... 323 Warf; bem ©tlbe in (Sßr. girfermannS „£)iftorifrf)er Wi.rf;ri.bt Don ben alten ßinwoljiicrn in ©ommern", Stettin 1724. 18. 4yoItent)auerfd)eS $au§ (erbaut 1721—22) 345 Warf, einer ©botoßrapbie. 19. 'Tier Wofjniartt mit ber Ißafferfunft non 1732 340 Warf) einem Stirfje im SlltertinnSmitfeum in Stettin, ©erlaß von 5. ißalboiv in Stettin. 20. Die SWarienfirdje . 348 Warf; einem Stidje Don V. Jtii rfiboff in Stettin 1789. 21. ®aS ßönigStor 350 Wad) einer Vitboßrapbie Don Wob. (feifjler. ©erlaß D. Tannenbcrß u. Dübr in Stettin. 22. Qfaaf Salingre 383 Warf; einem Ölßemälbe im ©efive beS 4>errn äfapitän j. S. Stubenraurf; in SdjWtnn i. SW. 23. ©ilb ber breiten Straße 1790 390 Warf; einer Vitt;ofli.ipt)i- im Slltertumgmufeum in Stetun 24. Tenfmal griebridjg be§ ©roßen 407 Wacß einer älteren ©botoßrapbie.
XI1L ©eite 25. 3. ©eil ...............................426 Wad; einem Ölgemölbe im SöefiVe beö Äbnißl. TtarienftiftS« gijmnafunnS in ©tettin. 26. Qotjann ?lugilft ©oef . .... 438 Wad» einem ©tidje tm Slltertunismufenm ju ©tettin. 27. ©tettin nom üogengarten auS . ...............439 'Jlad; einer ßeidmung von B. ^eterS, fli’ftodjeit Von £>. ißiufler. 28. ©tettin non ber Cbermiet an§ . 441 Wad) einer ßeidjitung von Viitte im WltertumSmufeum in ©tettin. 29. ©tettin Dom redjten Cberitfer (1837) . 442 Wad) einem ölgemätbe von G. Teffoiv im Wltertunidmufeum in ©tettin. 30. Der Uhiltan . 461 Wad) einer Photographie. 31. ©d)lofjl)of non Cften gefeFjen (nad) 1831) 469 Slu3 „'Bau unb ft’unftbentmäler beS Wegierniißßbejirfö ©tettin”. Jpeft XIV, 1. (©tettin 1909) ©. 53. 32. ftarl öoeive 490 3iad; einer 'ßpotoßrapbie. 33. 2eon ©aunier . 492 Wad) einer ')5botoguipl)ie. 34 Der greitjafen . . • 500 Wad) einer 'bbotograpbie. 35. Ter SWanjelbrunnen . 502 Wad) einer 'bbotoflrapbie von SBiSbed, im iöefiye beß Stettiner SBeitetjrä-Vereins. 36. TaS ©djlofj non Worbioeften 505 illuß „S)au= unb iiunftbeiitinäler beS WeßieruiißStiejirtsS ©tettin". Jpeft XIV, 1. (©tettin 1909) ©. 37. 37. SiatljauS 506 Wad) einer 'libotoßiappie. 38. Tas ftiibtifdje 'BeriualtungSgebäube . 508 Wad) einer ‘fbotoßrap^ie von ßafper im Befifce beS Stettiner BertebrS SBcreinS. 39. Tie SBugenljagentirdje 509 sWad; einer 'Jßbotoßiapbie von ftafper im 'Befilje be8 ©tettmer JBerfebrS'Syereinö. 40. Wlbert ©d)luton> 510 Wad, einer ^botoßiapbie. 41. ©iegel ber Wlterleute be§ ©eglerIjanfeö 518 Wad) bem Sießelftempel im 5Befi(je ber SJorftetjer ber Kauf mannhaft.
'•pcrjeidjnis ber ^afefn unb 23ei(aijen. 3u Seite I ®aS Stettiner Sdjlofe nor 1577, auß ber 23ogel» f(f)nii non Silben.............................................. 124 Stuß „Sau* unb ibunftöeuhnüler beß Wegierungßbejirlß Stettin" £>eft XIV, 1 (Stettin rJüli) “älbb. 1. jßer Ulbbilbung liegt eine 3e'd)iiung auß bem (Jafcre 1607 (im Ägl. Staatßard)ive in Stettin. Stett. SIrd). t'- I- Xit- 71 sWr. 21) ju ®runbe. 11. Stettin uni 1590 .................... 142 Wild; ber Ulbbilbung im Stäbtebnd) üon ®eorg '-Britin nnb granj JQogenberg. (Uluß welcher Vlnßgabe bie Borlage flammt, bat fid; bisher nidjt fieber feftfteUeu laffen.) III. Stettin um 1600 218 Wach einem Stiche (int Ulltertumßniufcum) non einem £(• gemälbe, baß fid) un Börfengebäubt befinbet. IV. Flugblatt über bett Ulufruljr in Stettin im (Juli 1616 ... 255 ‘Xaß Drigittal befinbet fid) in ber Sibliotljet beß ftgl. Stnotß ardiiveß ju Stettin; eß fdjeint baß einjige erhaltene (fremplar ßu fein. V. eilten Stettin auß ber Bogelftfjau. .ßeicöitung non .fjeinrid) ftote 1625 267 (£tn Exemplar ber Jürigiitalaußgabe befinbet fid) im Ulltertumß muieum ju Stettin. VI. Stettin uni 1650 280 Wad) bent Silbe in Wieriaiiß topograpliia electaratus Bran- denbttrgici et dneatus Pomeraniae. ca. Iti5(». VII 'JJlaii ber Belagerung non Stettin im (Jahre 1659 non £> Sdjaeoiitß . . 289 Wad) enter Beidjnung in ber Sibliotljet bet ®efellfd)aft für pommerfdie ®efd)td)te unb Slltertnmßfunbe. VIII. Plan de la ville Stettin anno MDCCXX1 343 SerfleinerteWad)bilbungbet!Drigiiial}eidmung(in ber Bibliotbel ber (MefeUfdjaft für pommerfefee ®efd)id)te unb Ulltertumßfunbe). IX. Stettin 1735 . . . 351 ‘Jlnfidit von fWuttl). Seutter in Ulugßbittg. Xie '-Borkige befinbet fid) in bet Bibliotljef ber föefilbdjaft für pommcrfdie ®efdiid)te unb Ulltertumßtuiibe.
XVI 3« ©eite X. (Stettin um 1740 ... 370 F. B. Wei ner del., J G. Ringlin sculps., Mart. Engel- brecht excud- XI. (Stettiner Bettung uom 21. Wonember 1806 417 Die Wummer enthält bie ÄapitulationSbebinflunflen oom 2!». Dltober 1806. XII. Sian ber (Stabt Stettin mit ber näd)ften Um» gegenb. Son Sau bau in & ßo., in (Stein graoiert doh ß. Sanne 1828 . .......................... 435 Die Sorlaße befinbet fid) in ber Söibltot^ef ber ©efellfdjuft für pomuierfdje ßefdjirfite unb 9lttertumgfunbe. XIII. u. XHIa. Cberbürgermeifter non Stettin 449 1. Dberbürßermeifter S- V. fbirftein (1809—1828). Warf) einem Ölßemälbe im Sefifce beö $errn ®ef). Saurat Trabet in Stettin. 2. Cberbürgermeifter 91. ff SWafdje (1832—18451. Warf) einem Stiebe im Seftye beg ffräulein Tiafcbe in Stettin. 3. Dberbürßermeifter 6. 91. gering (1849 1867). Wad; einer Sbotographie. 4. Dberbürgermeifier % ß. Surftfoer (1868—1877). Wad) einer Sbotoßtapfite. 5. Dberbürgermeifter Dr. $ $aten (1878—1907). Wad) einer Sbotograptne 6. Dberbürßermeifter Dr. ff. 9lcfetntann (feit 1907). Wad) einer Sbotograpfrie. XIV. Die alte Saumbriide .... 501 ‘Warf) einem Silbe imSermaltuugöberirfite b. Stabt Stettin 1909. XV. Die neue Saumbriide ..................501 Warf) einem Silbe im Ser waltungöberirfjte b. Stabt Stettin 1909. XVI. Sian ber Stabt Stettin. 91 ngefertigt burrf) ba§ am StabtuermeffungSamt. Sdjultje, Dberlanb»6(Wuffe meffer 1911.............................................. . tumtw Die mit piolett bejeirfneteu ßinßemeinbunßen finb nirfjt, roie auf bem Sinne ftebt, 1910, fonbern 1911 erfolgt.
1. Miipitcl. ^Irgeftfyidjk. Mann ift ©tettin ciitftanbeii? TuS ift eine fyrnge, bie fehl' oft geftcllt wirb, ober bodj nie beftimnit beantwortet werben tann. ©tauten nnb ©tiibte hüben fidi faft niemals plötjlid) in einem genau aiijugebenbcn ^eitpunfte, fonbern entwideln fid) gan^all mählidj aus Heinen Vlnfängcn, von betten bie (Mefdjidjtc feine Jtenntnis hat. ©ic hängen, and) wenn ihre redjtlidjc Vegriinbung zeitlich betannt ift, bod) mcift mehr ober weniger mit älteren, nad) nnb nad) crwadjfcnen Vilbungeii beS menfdjlidjcn ©enicinfdjaftslebens jufanimen unb fdjiefjen feiten aus „wilbcr S&itr^cl" hervor. ©S ift bahcr, wenn mau es unternimmt, bie elften 'Jlnfängc einer Sliifiebliing 311 erforfdien, ber Vcrfnrf) burdjaus beredjtigt, in eine 3eit vollbringen, von ber feine fdiriftlidje ober miinblidje JUtnbe in nufere Jage bcriibcrflingt. 3-reilidj ift cs woljl überall unmöglid), fidjcre 'Jiad)rid)t baiwn 31t erhalten, wann jjuerft eine 'Jlieberlaffung an ber Stelle entftanbcn ift, wo fid) bie ©tobt fpäter cntwicfelte. 9)lan muß fid) jnfrieben geben, wenn ein Vlicf auf bie natürlidie Hefd)affenl)cit bet trtcs unb ber fflegcnb nnb auf bie biirftigcn JHefte ober 3eugni)fc niettfdjlidier 'Jätigfeit, bie bort aitfgefunbcn worben finb, einigen 'Jlnbalt 311 Vermutungen ober ©djliiffen gibt, ^lud) bie ÖJefdjidjtsforfdjung barf hier mehr als fouft mit 2Sahrfd)einlid)teiten redincn, mnf; fid) freilid) ftets bcwufjt bleiben, bafj cs fid) eben nur um foldjc Ijanbelt. Tie Ideologie tann mancherlei lehren, was 311111 Vcrftiinbniffe ber fpätcren ©ntwicfelung nidjt ohne '-Wert fein mag, inbeffen ift es nidjt bie Aufgabe ber ge’d)id)tlidjen Vetradjtung, eine uollftänbigc gcologifdje ober crbgefd)id)tlid)e Tar ftellnng bes MebieteS 311 geben, mit beut fic es 311 tun h‘ü. Sind) ift eS nid)t inöglid), bas Gntftehen unb Vtadjfen einer menfdjlidjcn Ülnficblnng allein aus ber natürlirijcn Vefdjaffenhcit ihrer Vage 311 erfläreii, es ift Ijinrcidjenb befannt, baf; hierbei gatt,] anbere Ve» bingungcti nnb Mräftc mitgewirft ljaben unb oft weit ftärter, als inan aii3itiiebmcn beliebt. Tie Cbcr beginnt in einer Sntfcrnnng von ber Cfifec, bie in ber Vuftlinic etwa 80 km beträgt, fid) 311 teilen nnb ihr ^al
2 Urflefd)id)te. bebentenb 31t erweitern. Dicfe Erweiterung nimmt und) Cften bin immer mehr 31t, inbem baS weite Jöcdett bes Danimfdjcn Gees einen groben Seit beS CbertalS ausfüllt. ülnf bem (inten Ufer gießen fid) au ber eigentlichen Cber .fräßen entlang, bie fid) nad) 9lorbcn <511 alb mäßlid) nict)r ertjeben, bis fie bann 311m $apenwaffer unb fraff wicber abfladjeit. ?ln ber Gtelle, wo bie beiben Hauptarme ber Cber mehr fad) in Serbinbiing fteben, fteigen biefe .frügel bireft iwm SBaffer empor unb geljen nach 'JBeften 31t in eine fanft gewellte Hochebene über. frier bietet bas etwa 7 km breite Dal mit feinen fnmpfigen liefen nod) bie 9Jlöglid)tcit, einen ßanbiibcrgang nadj Cften 31t fcßaffeit, während weiter abwärts fid) ber breite Gee von Damm als ein betrnd)tlid)eS frinberniS bagwifd*en legt. Die 9lnße beS ruhig baljiitfliefjenbeii ^IiiffeS, ber Gdjuß, ber bitrd) fein weites Dal im Cften geboten ift, ber bequeme nnb natürlidje Bufammenßang mit bem weftlid) gelegenen Gelände, bie SJlöglidjfeit, 311 ®affer ober and) 31t Vanbc bie anbere Gcite bes Dales gu erreichen, bas alles finb iUorgüge ber Gegend, in ber Gtettin liegt. Die Slerbinbitngcn, bie bnrd) bie Cber und) ber Cftfee, fowie nach bem fiiblid) liegenben Vanbe gegeben finb, biirfen au biefer Gtelle nidjt bcfonbcrS ßeroorgeßoben werben, ba fie woßl faum oon Vlnfatig an eine ülusfdjlag gebenbe Söcbcntimg gehabt haben. 9tid)t ber Sölid in bie XSJeite hat bie erfteu SInfiebler hierher gezogen, fonbern bie unmittelbar nahe liegenben SSerljältiiiffe. .friermit foll nun nid)t behauptet werben, baß bie 'JJtcnfdjen, bie fid) guerft auf ben .fräßen am Unten Cberufer nieberließen, fid) ber ißorgiige ihrer neuen .freimat flar bewußt waren unb gerade beSwegen ben fßlag auSwäßlten, nein, was fie bortl)in führte, läßt fid) un» möglich beftinimen; man mag, wenn man will, es einen Bufall nennen, ^ebenfalls fanden fie bort Vcbeiisbcbingungcn, bie fie für notwendig hielten, 'Jlaßrintg nnb Gdjuß, mod)te ihnen beides baS ©Jaffer ober bas franb bieten. Söie füllen wir uns ein Silb oon bem ßuftanbe beS Gebietes 31t jener 3c>t machen, als einft ßier bie erfte fefte Gieblung entftanb? Die ©puren ber nießrfadjen ®er= gletfd)crung, bie heute nur nnißfam, aber nod) beutlid) genug 31t ertennen finb, bie 'ÄUrtuiigen beS großen .fraffftaufecs beeinflußten bamals gewiß in gang anderer ilSJeife ben Gßarafter ber Vanbfdjaft alS heute. Gumpf unb SSalb ßerrfdjten uor, jener in ber Gliederung beS fjlujfes, biefer auf ber fräße. GS muß jebod) ber fhantafie über laffen bleiben, fid) eine 53orftellung oon jener llrgeit 311 ntadjen, bie C^efd)id)te hat nur leife barattf hinöubeuten, wie gar feljr and) bie Vaiibßhaft fid) im Vaufe ber ^ahrhunberte geändert l)at. 9iod) weniger ift fie, aber aud; teilte anbere sJBiffeiifd)aft iuiftanbe, eine Beit au
Stein« unb Bronjejeit. 3 jugeben, wann fid) gncrft auf ben .fwhen am liiifcu ©berufet Tlenfcfjen bauernb niebergelaffen hoben, ober wer biefe waren, woher [ie fainen. G’S ift müßig, ja faft vermeffen, Bermutungen aufjuftellen. 'Jtur baraiif mag ßiugewiefen werben, baß ßeute bie '?lnfid)t fel)r verbreitet, wenn and) nidjt oljite 'Bibcrfpritd) ift, bie äüeften Sitje ber ©ermanen feien im Silben ber ©ftfce in ÜJtedlenburg unb fßonunern gewefen. $>abcn fid) Spuren biefer Beoöltcrung bes VanbeS erhalten? Sind) hierauf läßt fid) fdnver eine beftimmte Antwort geben. Sollen wir bie angeblid) von fUtenfdjenljQnb bearbeiteten Steine, in beiten lebhafte ^ßantafie ft'unftprobutte von „Urbewohnern" erblidt t)at, wirtlid) als ßeugniffe menfd)lid)er Uätigteit anfel)en? ©ber vermögen uns einzelne auf bem Gebiete bes heutigen Stettin aufgefunbene ober in ber ©ber auSgebaggcrte Steinbeile unb ='J(rte viel von ber älteften 3eit beridjtcn? (SS ift ja nid)t ju bezweifeln, baß fdjon in jener fßeriobe ber Kultur, bie man gemeinhin bie Steinzeit 31t nennen pflegt, bort SJlenfdjen wohnten, aber folrije gang vereinzelte ^itnbe bieten und für nufere Kenntnis feßr wenig, ißiir tonnen uuS and) nicht wunberu, baß in tiefem befd)räntten SBezirTe fo auffallenb wenige 9Mte ber Bereit entbedt worben finb. Söie oft ift in ben fpätcren ^al)rl)itnt»crten ber Boben burdjgewühlt, wie oft ift an jeber einzelnen Stelle gebaut, niebergeriffen unb abermals bis in bie iiefe be§ BobcitS hinein gebaut worben! (ftwaS mehr liberrcfte Ijat man ans fpiitercr 3cit entbedt, in ber bie Btonze bas am meift’en benutzte Material für bie .^erftellung von (Seräten unb 'Baffen barftcllte. Sidjer erftredt fie fid) über mehrere Qahrljunberte, in benen bie (Jiegenb von Stettin, wie eS fd)cint, bereits bidjter bewohnt war. darauf beuten manrfjcrlei gunbe aus ber llmgegenb, bie aufgebedten ÖJräberfelber bei ber OlaSanftalt in (SJrünhof unb auf bem Zentral« friebhofe, von benen, fo wenig fie and) burd)forfd)t finb, bod) wohl anzimehmen ift, baß fie in bie jüngere Bronzezeit gehören, g-reilid) haben biefe mit ber Slnfieblung, bie wir auf beni eigentlidjen (Gebiete ber fpäteren Stabt annehmen, wenig 311 tun, aber fie geigen unS bod), baß in biefer Segcub eine Bcvölferung ihren feften Söohnfiß hatte. ®aS ertennen wir, viclleid)t für eine etwas jüngere (£pod)e, and) aus ben bei 9teii 'Beftenb aufgebedten Braubgrubengräbern unb ben ebenbort gefunbeiien fließen eines ÜöpferofenS, in bem einft Urnen uub Jongefäße aus bem in jener @egenb vorhanbeuen Üon hergeftellt worben finb. ’ÖIiitf) für biefe Beriobe lernen wir aus ben einzelnen Csrgebnijfeit ber urgefd)id)tlid)en Spaten=gorfd)ung taum mcl)r, als baß bie Stelle Stettins bereits früh befiebelt worben fein mag. Siefer laffen fie unS nicht bliden, unb eS finb unb bleiben
4 JRönicrjeit. Jllermntitngen, bie freilidj feljr nabe liegen, wenn von einem früh zeitigen .ßanbelsiierfefrr an ber wichtigen Cberftrafje gefprodjeu wirb, föeweife hierfür liegen nidjt einmal aus ber fpnteren periobe vor, bie uns in bie fliöniergeit Ijinemführt. SÜJie bat man fid) in früheren Qaljrljnnberten, in beiten bie gelehrte 5®clt bnrdjauS alles mit ben iüömerii in Pcrbinbung bringen wollte, abgenüiljt, and) (Stettin ans römifdjer 'JSnr<eI crwadjfen 311 lafl'en! Plan fdjente nidjt vor ben tiibnften nnb abentenerlidjften Grbidjtnngen nnb Pamen§crt(ärungcn juriitf. 'Wenn man fo verwegen war, ftnlin mit Sulins Gäfar 31t vertniipfen, fo war es nod) nidjt einmal befonbcrS gewagt, in ben Sodini (SideiToi), bie ber Geograph KlanbioS Ptolemaios (ungef. 1'>() n. teljr.) erwähnt, bie Porfaljrcu ber Stettiner 311 erblicfen, nnb halb ocrwaubeltc eitle Gelebrfainteit ben Wanten ber Stabt in Swlinuin. Weiter bat man mit Ijeifjem Pemiiljen bie STenntniS ber Eliten von ben Vänbern an ber Cftfee erforfdjt, ben Seefahrer Pijtljeas von SJlaffilia, einen ;feitgenoffen VtleranberS beS Großen, bis bortbin gelangen (affen, als er angeblich baS ©ernfteinlanb in Samlanb entberfte. i’lber befoiincncr gorfrfjnng bat biefe Mitnahme nidjt ftanbgcbaltcn. Über bie Gcgcnb von Stettin erhalten wir burdj iljn ebenfo wenig ffttnbe, wie bnrdj bie römifdjen fyorfdjer. Gewiß ift ber Ginfluß beS römifdjen Kaifcrrcidjes and) bis in bas Pliinbnngsgebict ber £ber vorgebritngcn, eS ift and) woljl an bem 3?lnffe entlang eine .(janbelsftrafje gegangen, aber fidjer nad) weifen (affen fidj Schiebungen 311 JHotn nidjt. Tenn bie brei römifdjen fDlüngen, bie in ber Stabt 311111 Seil unter 911113 merfwürbigen Ilm« ftänben aitfgefnnbeii worben finb, fötinen nidjt als Pewcisftiide bienen. Tie elften ^abrljnnberte nad) Gljrifti ßiebnrt lidjten nid)t im minbeften bas Tuntel, bas über bein Gebiete an ber unteren £ber ruht, nnb gehören bnrdjans 31t ber periobe ber @efdjid)te ber Stabt, bie etwas fiiljn als Ihgefdjirijte bchcidjnet worben ift, wenn fie andj wirtlich Gk'fdjidjtlidjes überhaupt nodj nidjt bietet. 2. Kapitel. J>ie ^eubeiijrit ie gernianifdjen Stämme an ber Sübtüfte ber Cftfee, mögen fie Senuionen ober füngier ober fonftwie geljcifjen haben, verliefjcn nad) nnb nad) itjre SBoljnfifie unb brangen nad) 'löeften nnb Sübeit vor, oft vielleicht nad) Ijctgcn Kämpfen nut ben von £ften Ijer nadjbrängenbeii flawifdjcn Pölferidjaften. Tiefe iafjten
Ter Zinnie Stettin. 5 nllmäl)lid) in bem fnft gah3 ueröbeten ßnnbe feften 3'iifj »nb ficbelten fiel) 311111 Teil nn ben Stätten, wo bereits Tentfdjc gewoljnt (innen, 511111 Teil nn neuen bläßen nn. Go iniirbe bie Gtelle mit linfen Cbcriifer, nn ber fid) i>ielleid)t Werinnncn guerft ihre .£>iitten gebaut Ijnttcn, eine f(awifd)e ’HJohnftätte nnb erhielt, wie eS fd)eint, non ber neuen töeoölfernng ben 'Jlnmen Stettin. 'Was bebentet bet Minute, ber gewiß anfänglich eine etiunS anbere ^orni lintte? Jin Tentnngen ift fein Wnngcl: bn foll ber 'Jlame non einem Worte, bas „öorftc" bebentet, nb^ideiten fein, fo baß es mit bem (intbnujtljifdjen ,,'-ünrftn= bnrg" ber norbifdjen Snge tbentifd) wäre, nnbere wollen es nut „Wipfel" ober unter Berufung nnf bie Jlntorität bes pontmerfdjen (Sljroniften JljomnS Sl'nntjow mit „Sdjilb“ in 'jlerbinbniig fegen, nnbere nlS „ßnfnmmenflnß" erflären. 'Ulan fieljt, eS ift eine reich’ lidje Jlnswnljl rwrhanbcn nnb immer nod) freies J-elb für neue Tcntnngen, bn bisher feine allgemeine Jlnertennnng gefnnben l)Qt. Um weiter 311 fominen, müßten bie älteften ^iwnen be§ 9lnmenS crforfdjt nnb nnterfnrfjt werben, beim er Ijnt fid) allein in ben Beitcn uerfdjieben geänbert, bie nnS gcfdjidjtlid) befnnnt finb. Sehen wir 00m polnifdjen Sczecino nnb Szczecin ab, fo finben wir nachweisbar Stitin nnb Stetin, nnf jeben f^nll mit einfachem t gefdjrieben. Tie '4?erboppelnng biefes ®nd)ftabens fommt nidjt uor bem 15. $nl)r [jnnbert rwr, gewinnt nber bnlb allgemeine Wültigfeit. (Stwas früher bereits nennt innn bie Stabt im Wegenfnß 311 bem 131t) gegriinbeten 'Jlen Stettin immer allgemeiner Jllten Stettin. (Srft im 1H. Qnljr hnnbert fehlt man allmählid) 31t bem einfndien 'Jlanien Stettin ^nrürf, beffen gönn nun erft feft nnb nnwnnbelbnr wirb. bereits int uierten nadjdirifllidjen Qnljrljnnbert fdjeinen flnwifdie Stämme bis nn bie Cber oorgebrnngen 31t fein. Cb bie breite Tnl nieberimg iljrcr SSnnbernng und) üßeften binberlid) entgegentrnt, wiffen wir nidjt; fpnter fdjeint fie nllerbingS längere ei|ie ®rengc 3wifdjen ben Stämmen gebilbet 31t l)nben. Jlnf bem linfen Ufer faßen bie Söi 13011 ober ÜUelntabcn, bie fpäter and) Chitinen ßießen, auf bem rcd)ten bie Stämme, bie innn mit gemeinfnmen Flamen Sommern nannte. Cb nber biefe ®ten3linie immer eingeljnlten worben ift, ob nidjt iiicllcidjt ber niirblidje Seil ber fftanbow roenigftens für einige Beit bie Iinti3ifd)*pommerfcf)e Canbfdjeibe gewefen ift, läßt fid) nid)t fidjer entfdjeiben. l£s wirb fid) weber beftimmt angeben Inffen, oon welchem Stamme bie Slawenanfieblnng Stettin begriinbet iniirbe, nod) weld)eni fie bie längfte Beit angcl)örte. 3für Batjr hnnberte fehlt jebc fid)cre Slachridjt, nnb wir finb nid)t imftanbe, bie (S'iuwüfelnng bes Crtes nnrf) nur überfrd)tlidj barjiiftellen. Tns
6 Ser SBuißWafl «Stettin. Silb, ba§ wir non bem alten flawifdjen (Stettin 31t entwerfen fudjen, bebentet nidjt viel nieljr als einen Cuerfdjnitt aus jenen 7—8ftaljr» Ijunberten, bie vergangen waren, als enblid) ber £rt in baS ßidjt ber Gfefdjidjte trat, ja eS fiiljrt uns wofjl weit meljr in bie fpätefte Slaweiijeit als in bie ältere. Sie (Slawen legten, wie uns beridjtet wirb unb galjlreidje fRefte bezeugen, im Vanbe eigenartige (Srbwerfe, bie fogcnanntcn $8itrg wälle, an, bie wofjl in elfter £iuie ber SJerteibigung uub bem Sdjutje ber Sevölfennig bei feinblidjen Eingriffen bienten. Sic erftanben teils auf £wfjen, bie non ber fRatur bafiir gefdjaffen 311 fein fdjieiien, teils in fiimpfigen 'Jlieberungen, in benen fidj foldje Bufludjtsftättcn leidjt Ijcrftellen ließen. SefonberS geeignet aber waren Crte, an benen fid) ßiijcbuiigeu unb Sümpfe iiebcneiuanber fanben, wie es an ber Stelle mm Stettin ber $all war. leinen natürlidjeit Sdjuß nad) Cften tjin bot ba§ weite, fdjwer paffierbare £al. Ser ^latj bebiirfte eigentlidj nur einer fünftlidjen Sefeftigung nad) Xöcften Ijin, unb eS war eine 9lrt non Sing gefdjaffen, bie uneinnehmbar eifdjeinen mußte. So haben wir unS ben alten 5öenben=Snrgwall Stettin 511 beulen auf bem Glebiete, ba§ von fninpfigem ©elänbe im Slorben nnb Silben begrenzt war. Spuren biefer Slieberungen finb beute nodj an beiben Stellen 311 entbeden. Son brci .^ügeln ift bei Stettin bie JRebe; man fann fie vielleidjt norf) erfeitnen, fo feljr and) baS ganje Gielänbe burdj Sebauung, Abtragung unb Eluffdjiittung veränbert worben ift. Eluf biefem Giebiete ljaben, wie e§ fdjeint, flwei Siirganlagcn beftanben, von benen bie ältere etwa bie Stelle beS fpäteren SdjloffeS ehinatjm, bie anbere wofjl ihren Wittelpnnft in bem 'JJlarieiiplatje batte. $m einzelnen bie Gtrenjen feftgulegen, baS ermöglidjen and) nidjt bie 1888 aufgefimbencii jafjlreidjen 9lcfte flawifdjer ßeit, ba fie nidjt fijftcmatifdj bitrdjforfdjt worben finb. Elber fo viel ift baburdj gewonnen, baß wir wiffen, ber mittelalterlidje Stabtgraben, ber bie Stabt iiadj korben ^u fdjütjtc, bat bereits in flawifdjer ,3eit beftanben, wie eS fdjeint, als eine natürliche Senfe, bie burdj 'Uleiifdjeiiljanb vertieft unb auSgeniitjt würbe, 'fjfäljle finb bort ju Sage getreten, in benen man iRefte von prüften ober SSoljG wegen erblideu faim, wenn man nidjt bei ifjnen an Subftruftionen von pfaljlbauartigen Santen bellten will. Giewiß war biefe Einlage burdj ©rbwälle, *PciItifaben unb ff-Iedjtwerfe verftärft, bie anfänglidj in einfaeßfter SBeife b^rfieftcllt, im Eaitfe ber ßeit aber erweitert unb verbeffert wurben. fjernbalten uiiiffen wir inbeffeit ben GJebanfen an Stein», namentlich 8'e(]c^,nn*eit, bie ben Slawen imbeTaniit gewefen fein füllen. Srotjbcni muß baS gaiijje SBert in ben leijten feiten ber
Ser Surßroaü Stettin. 7 (Etaiveiiljerrfdjaft recf)t mifeljiilid) gewefen fein, fobaß bie fteftigfeit ber Surg (Stettin weithin fprürfjiuörtlirij bctaiint war. SJeldjeni biente biefe gange Shilage? iJlatiirlid) war fie in erfter ßinie bcftimmt, ber unnuoljnenben Sevölterung als ^’ufludjts ort bei firiegeu nnb feinblidjen ©iufällen, foivie als Scrteibigungs punlt be§ gangen ©ebieteS gu bienen. Hierher fonnten fid; bie einzeln ober in Surfern woljneuben Slawen gurüdgiehen unb bem Sorbringen feinblidjer Sdjaren ftaiibljalten. Siefe Surgwälle waren gum größten Seile anfäiiglid; taimi baiternb bewohnt ober wenigfteuS nur oon einer Vlrt von ScfatjuiigSniaiiiifdjaft behütet. Salb aber bilbeten fie fid) gu Slittelpunften einer ßanbfdjaft aus, bie fiir ben wirtfdjaftlidjen Scrfelji unb fiir bie Senvaltung immer mehr an Sebeittung gewannen. ©in abgegrengtes Serritorium fdjloß fid) einem foldjen Surgwälle an, unb bie Setvofjiter biefeS ©aitcS ivaren in niannigfadjer Segieljiing an ibn gefniipft. Sie ivaren gum Sienft unb gur Sertcibigung verpflidjtet, unb je mehr bie Slawenftämme eine ftaatlidje JCrganifation erhielten, befto bcftimniter würben biefe fßflidjten. ©rft allmätjlid) bilbete fid) bei ben Slawen eine ?lrt von gürftenftaub auS, unter ben Häuptlingen ber cingelnen ©aue gewann einer bie beljerrßhcnbe Stellung. Siefer tonnte bie Surgwälle fcl;r woljl als Stüßpuiitte feiner SJladjt im ßanbe benutjen. ®r ftellte an ifjre Spiße Surgljerren, bie gugleid) feine Oberhoheit in bem Surgwarbbegirtc vertraten. £ft nahmen fie in einem ber Surgwälle bauernben SBoIjnfilj unb übten audj in {VriebenSgeiten von bort au§ bie Serwaltung beS gangen SegirteS aus. ©ine foldje ©ntroirfelung vom einfadjen ©rbwerfe bis gum Hauptpunfte eines größeren ©ebietes biirfen wir für Stettin ainieljmcn, ja biefe ätfeiibenburg fdjeint fdjon frütj eine befonbere SBcbeutiuig gewonnen gu ljaben, entwebcr als Wrengfeftc ober als widjtiger Übergangspuuft über bie £bcr ober als 'JJlittelpuntt eines großen (MaueS. ©S entftaiiben im IBitrgivallc Sauten, au§ .fjolg einfad), aber nidjt oljue Sdjmud erridjtet, bie gum Seil als SSoIjnftätten für ben Surgljerrcn unb feine Ceute, gum Seil aber aud) anberen .ßwerfen bienten. Sa war ber ftrug, ber ljaupt fädjlid) ber Sitj ber Sauverwaltung gewefen gu fein fdjeint; bort mußten bie Sewoljner bie Abgaben abliefern, bort empfingen fie bie Sefeljle unb Vlnorbnintgcn beS Surgljerru ober gürften, bort Ijattcn fie fid) gu Sienftcn gu ftellen. Sind) mögen in iljneit WeridjtS= verljanbtungeii ober Serfanimhingen ber ©augenoffen ftattgefunben haben, bod) bienten biefem .ßivede, wie berichtet wirb, in Stettin eigene Sauten, wcldje bie beutfdjen Seridjtcrftatter ©ontinen nannten. 9ludj ein fürftlidjer Hof beftaub, fo wirb gemelbct, in Stettin.
8 Xrifilatv. — Ter fylcrfen Stettin. Sieben ihrer Vcbcntung als fteftiingen unb VerwaltiingSmittel punttc gewannen bie Vurgimille and) ule Icmpelftälten eine befonbere ÜSidjtigfeit, unb Stettin nahm in biefer Veziehnng eine hcrrnnragcubc Stellung ein. ^reilid) erhalten mir über biefe Verhältniffc Sind) ridjten nur burdj bie elften Voten ber djriftlidjen Vcljre, benen es (in redjtem Verftänbuiffc für bie ficmbcii ;{uftänbe fehlte unb bie biefe mit niisfdjweifeiiber Vbantafie ihren beutfdjcn Viinbsleuteit fdjilberten. Von einem Tempel bes Triglaw in Stettin wiffen fie nidjt genug 31t beridjteu. mit wnnberbarer Slunft füll er gebaut fein, bie Wänbe aiifjen unb innen mit Vilbwertcn gefdjmiirft, bie SJleiifdjen, Vögel unb atibcre Tiere barftellten. Vunte ^arbeit crgläiijen überall, reidjc Sdjät;c finb im Jmicrit aiifbewahrt, Veuteftücfe, bie mm .ttriegS» Zügen Ijeimgcbrndit finb. Tort fleht and) bas breitöpfige Vilb bes Wottcs. 'Wir Wüllen biefe Slarfjridjten, bie mit bem, was wir fünft mm ber Atunfttätigfcit ber Slawen wiffen, wenig ,pifammenpaffcn, auf fid) beruhen lallen unb un§ nur an bie Jatfadje halten, baf; in Stettin ein Vliitclpiiuft beS Triglawbienftes war. 'Jlatiirlidj ift cs iinmöglidj, (eben einzelnen, mm ben bcutfdjen 'JJtondjeii ermähnten Vunft in ber Vurg, wie einen uugewöljnlidj fdjönen unb grofjeu Sliifsbaum, eine Gliche ober eine Vriirfe, örtlid) feftjulegen, nne man es fo oft ucrfiidit hat. Wiffen mir bod) nidjt einmal, ob bie (Erzähler, bie 3‘ibrzeljiitc fpäler ihre eigenen (Srlebniffe nad) ber (Sriiinernng ober bie überfommenen (Erzählungen anbercr nicberfdjriebeu, nürflidj alles in fo treuem (Mcbädjtniffe batten, baf; wir ihren Worten and) beute nodj gar fo große Widjtigfeit beilegen bürfen. 'Jiebcu unb bei beut alten Vitrgwalle, ber auf ber .frohe mit feiner Umwehrung lag, entftanb allmäljlidj eine Slaweiniicbcrlaffung, ein Torf ober frieden am ^litffc. War es nidjt mitiirlid), baf; gar manrije Vewoljncr bcS Vanbcs fiel) bauerub bidjt bei ber fyefte an Hebelten, bie ihnen immer Sdiut; bot, unb bart, wo fid; allmäljlidj ein regerer Vcrfehr cntwidclte, ihre 'Jlaljrung leidjtcr 31t finbeii meinten? Tie Cbei unb bie weiten fifewäffer ber Wegcnb boten für bie fjifdjcrci, ein VieblingSgewerbe ber Slawen, em ausgcbeljnteS fVelb; iljren f?ang tonnten fie hier leidjt abfetjen, ba bei Verfammliingcii unb fteften ein Vlartt unb .fjanbelsuerfchr ftattfaub. So erwudjs allmäljlid) eine wenbifdje llnterftabt Stettin nörblid) unb öftlidj ber Vnrg, etwa in ber 'Jlusbeljnuug zwifdjen ber Vaitm unb ber .fjagenftrafje, an ber Cbcr entlang. (Erft burdj längere Arbeit fann biefeS fumpfige (Gebiet bem bluffe für bie 'Jlnlage von Syohnftätten abgewonnen worben fein Tie Vewoljner ftanben unter bem Burgherrn, hatten aber unzweifelhaft 30 gemciniamcn Werfen eine Vlrt uon («ciitcinbcorbnuiig mit 'jilte|ten
Slmvifdje Kultur. () nn ber Spitje. Siu» £>olj unb £eljiu hergeftcllte füllen, bie ebenfo Icidjt unfgebaut, wie jcrftört würben, erhoben fid) auf Ijalbfuiiippgeiit SBoben. Vlbfälle aller Ülrt, Vebensinittel, Sdjerben, Mnodjen, ftifdj fdjuppen u. a. in., würben einfach ljinauSgeworfen, wo fie im 'JJloore verfanfen. Cb bieS (Stettin etwa and) eine 9lrt von llmwallung batte, ift zweifelhaft, (ebenfalls war es frfjou burdj feine natürlidje Sage jwifdjcn .fwlje, Sumpf unb fftufj gefdiiißt. £>ier gingen bie gifd)er ihrem ©enterbe und), hier crwiirijs ein eiufadjer .fjanbwerfs betrieb, hier cntftanb eine Slrt non .fjanbel. Betjfenfcr, Spinnwirtel, Bernfteinperren in roljer Bearbeitung, Sdjleiffteine, Heine £>nfei)eii, 3onfd)crben ber flawifdjen 9lrt haben fid) tu Biengen gefnnben Sie bezeugen nnS, baß eine lauge ßeit, bereu Tatter wir nidjt anjugebeii vermögen, eine foicfje Bieberlaffung bcftanben bat, fie laffen uns viellcidjt and) eine geiuiffe (intwicfcliing ber ßiiftönbc erlernten, aber fie jeigcn bori) vor allem ben nichtigen Stanbpiinft flawifdjer Kultur. Bk'itn oft, bereits vor Qfabrßunbcrtcn, behauptet worben ift, Stettin fei urfpriinglidj ein V^ifrtjcrborf gcwefen, fo ift biefe Hingabe, bie oon feljr vielen Stabten CftbentfdjlnnbS gemadjt wirb, nidjt gonj ohne Beredjtignng, iiifofcrn als tatfädjlidj viele ffifdjer an ber Stelle ber fpätereii Stabt woljnten. Slber wcber war iljr Sßoljnfitj em Torf tu bcntfdjem Sinne, nod) ift biefe Slnfiebluug ber cigentlidje Hinfang Stettins. Seine Bhirjel liegt in ber Slarociibttrg auf ber £>iil)e, bie an ihrem f?iiße entftanbcue Sieblung fommt crft an jiveiter Stelle in Betracht. Siegen nun für bie ©efdjidjte be§ flawifdjen Stettin aus ber langen ^eitperwbe bis in ben Hinfang bes 12. BahrljitnberlS gar feine tJiadjridjten vor? Bei ben Kämpfen, bie von ben Tciitfdjen gegen bie Slawcnftämmc jur ;’>eit Marls bes ©roßen gefüljrt worben finb, ift bie ©egettb an ber unteren Cber nidjt berührt worben. Hludj ans ben ^aljren, in bcticii .£>einridj I., Ctto I. ober beffeu Badjfolgcr gegen bie Slawen fämpften, aitS ben Tagen eines Dlarfgrafen ©ero unb feiner tapferen Blaniteii bringt feine Munbe über bies ©ebiet ,ju uns. Ten Tentfdjen, bie uielleid)t bis borthin vorriidten, nber hier (ebenfalls nidjt feften A'iiß faßten, maditeu bie von Barben über bie See unb in bie f}lüffe uorbringenben Täncii bie .£>errfdjaft über bie Cberflainen ftreitig. ?luf ihren Bügen tainen biefe BJifinger, bie in ber BfoniSburg fid) einen feften Siß fdjnfen, in bas Manb nnb lanbeten mit ihren Sdjiffen viclleidjt and) mandjmal bei ber Bnrg Stettin. (Sriiinerungen baran fönneii wir in ben norbifdjen Sagen entbeden, unb bie in ber Cber aufgefinibcnen Srijwerter biefer 'KMfüiger finb viclleidjt bei foldjen jährten in bie
10 Stümpfe ber Tönen unb Sohn. Tiefe gefüllten, ^nbeffen auch für biefe Beit fehlen beftimmte Ijiftorifdje Eingaben. Ihn ein fidjereS BeugniS für Stettin gu gewinnen, tjat man einen £rt SdjineSghe, ber in einer ber f^ornt unb Beit nadj gleicf) iinficheren Urlaube (um 950) vortommt, als Stettin angefeljen, bocfj es liegt Ijicrfiir fein ©runb vor, man barf woljl nur an ©liefen beuten. Qn biefer Seit, als 983 ber furchtbare Slufftaub ber Slawen bie beutfdje £>errfd)aft gwifchen Elbe unb £bcr gum 3lIfantmenbrudje bradite, begann von Silben Ijer ber ?lnftnrni ber Solen gegen Sommern. Cb ber $ergog Soleflaw big in bie ©egenb non Stettin vorbrang, ob bie bortigen Slawen an ben weiteren Stümpfen aud) gegen bie Teutfchen teilnaljmen, wiffeu wir nicht, wahrfdjeinlid) überwog aber hier ber bärtifctje Einfluh unb blieb baS 11. Baljrljunbert ljinburdj beftchen. Tabei mögen Stümpfe ber Seewenbeu, bie von fRügeu ober Bfitlin auS iljre Wahrten unternahmen, bei ber alten Dberfefte ftatt= gefunben haben. Sin bem JfjaubclSvertehr, von beffen Umfang bie alten 9lad)ridjteii über Bulin, baö fagenfjafte Sineta, nicht genug gu ergä()len wiffeu, nahm ungweifelhaft Stettin teil, ja eS frfjemt in biefer $eit für foldjen Sertehr bie Sebeutung gewonnen gu haben, bie eS im Slnfange bes 12. ^aljrhuiibertg befafj. Teutfche unb Tauen, ^Joleu unb SRuffen, Slngeljörige ber verfd)iebenen Slawenftämme tarnen woljl auch h’erl&er» taufdjten unb hanbelten mit ben Sewohncrn. SIrabifcheS .ftadfilber, baS als SSertmeffer beuutjt würbe, beutfcfje SJlüngen, non benen g. S. eine grofje SJlenge aus ber Beit M 1050 bei Sdjwargow gefunben worben ift, tonnen als 3icltGniff«' eineö foldjen .fjjanbelS gelten. ES muh alfo neben allen friegerifcfjen feiten, in benen Staub unb Serwüftung, Stampf unb Streit an ber Ober herrfdjten, auch frieblidjc Sage gegeben haben. Sie erfte djroiiitalifdjc Erwähnung Stettins freilidj geigt un§ ben Ort in ber .£>anb oon gcinben. Qm Stärg 10!) 1, fo beridjtct eine polnifdjc (Shrouit, nahm fiergog SÖIabiflaw Stettin, „einen giemlid) bevölferten unb reidjen £rt bes ßanbeS", ein unb führte von bort uucrmefjlidje Seute unb mi= gäfjlige Stlaoen fort. sJJlag auch manches hierbei übertrieben fein, eS fteht woljl feft, bah fßommeru, beffen $ürft gerabe bamalS feine .fjerrfdjaft bis an unb über bie Ober gur 9lnerfeiinitng bradjte, um bie üöenbc be§ 11. BaljrljunbertS unter pohiifdje Oberhoheit tarn, ©efonbcrs ber £>ergog Soleflaw (1102—1137) fudjte biefe auS= gubeljnen unb war bemüht, bie Slufftänbe uiebergufd)Iagen. gurdjtbar witrbe baS ßaub ^)ciiiiqefnd)t, bie Sevölterung mit Reiter unb Schwert niebergeworfeu, aber immer wieber gwaitgen Erhebungen ben Solen fiirfteu, gegen bie S01,,,Ilcr11 311 gielje»- ^>c iue*t bavon Stettin
Jteleiifiuupfe. 11 betroffen würbe, ift iticfjt befmntt, aber cs wirb beridjtct, baf; bei bem letzten entfcfjeibeiiben ftelbguge uon 1119 Soleflaw mt Stelltet liegen bie gefte vorbrang, bie, von Sumpf nnb fijentäffern auf allen Seiten umgeben, fnr uncinneunibar galt nnb als bie „Shittcrftabt" (b. b- moljl bie erfte nnb ältefte Stabt) oon gang jammern angefeljen mnrbc. Tas Uis ermöglichte ben ißolen ben Übergang; fie eroberten ben Söall, machten grobe Stellte nnb gahllofe (gefangene nnb ver« wüfteten bie gange Otegcnb. Tie SBibcrftanbstraft ber Sommern nnb iljres dürften SSartiflaw, ber vielleicht in ber 'Burg Stettin weilte, mar gebrochen, mit furchtbarer Strenge begrünbctc Soleflaw feine £tei rfdjaft, man gitterte vor feinem Samen. ?lbcr auch nitefte Suite Stettins war oernidjtet, bie Scoöltcrung verlor iljr Selbftgefiujl, fie war bis gum Tobe getroffen. SBoljl ftanb nodj auf ber .£>ölje ber Triglawtempel, ben, wie eS fefjeint, nidjt einmal Soleflaw an= pitaftcu wagte, woljl geboten bort nodj bie tjeibnifenen Srufter, aber neben ber polnifdjen Eber(joljeit hatte Stettin jetjt bie .£>crrfcfjnft bcS Sonimcrnfiirfteii gu tragen, bie Tage beS freien beionifdjen Slawen* tiunS waren baljin, bereits war bie Slrt bem Saume an bie SBurgel gelegt. Sier aber folltc Den entfdjeiüenben .fjieb ausfutjren? 3. Kapitel. Das Einbringen bes ^Ijriftcntitnis. Si ^>7 ,m ^rieben vom 3<il)ie 1120 Ijattc Soleflaw ben fßoniuieni W Sluitabme beS EbjriftcntumS gur Sebiiigung gemadjt, ba er nur bann Sicfjerljeit für bie öhengen feines Vanbcs unb eine baitcrnbe .fjcrrfdiaft in fßommcrn gu erlangen glaubte wenn bie beibnifdje Scvöltcrung djriftlidj geworben fei unb mit ber poliu|djcit .ffirdje in enge Serbiiibimg gefetjt werbe. Tie Sommern hingen in ber Skiffe bem .fjeibentum an, aber infolge ber vielfadjen Seriiljrimgen nut ben Sadjbarn war bie djriftlidje Seligion bod) fdjon in baS Vanb eingebritiigeii unb nidjt oljne Syirtung geblieben. Sud) in Stettin fanben fich Snljänger bcS GbrifteiitumS, bie gwar ibren Wlauben taiini offen betaiuiten, aber bodj jebergeit bereit waren, für feine Sterbreitung tätig gu fein. Ter ^ergog 'ffiartiflaw war, wie cs fdjeint, in feiner Qugenb (Sljrift geworben unb badjtc nidjt barait, irgenb etwas für bie Srbaltung bes morfd) geworbenen .fjcibeiitumS gu nnterncljmen. So nur ift ber allgenieine Slbfall von ber nationalen Seligion gu erflären, ber eintrat, als £)ergog Solcflaw ben Slantt fanb unb in bas Itanb fanbte, ber es verftanb, ber flawifdjen Sc
12 Bifdiof Ctto uon Bombern. uölteniiig bie cfjriftlidje ßehre nalje^nbringcn. Ter Bifdjof Ctto Don Bamberg übernahm auf feine Bitte baS fdjwcre 'Werf ber pommerfdien Wliffioii unb erwies fid) burdj feine natürlidje Bcreb- famfeit, SJiilbe unb Borfidjt, fowic burdj ein eigene^ CrganifationS talent als fehr geeignet für biefe Sltifgabe. Sind) baf; er fein Unter nehmen als ein bentfdjes, nur mit polnifdjer llnterftütjung in Eingriff genommenes auffaßtc, war ber Sadje forberlidj, beim ber .fjjafj ber 'Pommern gegen 'Polen trat auf biefe fWcifc nidjt fjinbernb in ben '-Weg. 3m 'JJlai 1124 madjte fidj Ctto auf bie Steife, nadjbem er alles woljl erwogen unb vorbereitet hatte, unb iibcrfdjritt int Einfang 3ttni bie pommerfdje Phcnje mit einer Sdjar bentfdjer SUoudje, PJeiftlidjen unb Baien unb in Begleitung einiger polnifdjer Üblen, namentlich beS „®rafen" 'ßaulicitts. 'löartiflaw [teilte fid) bem Bifdjof oon vornherein freunblidj, aber mit einer gewiffen ^uriirfljaltung gegen über, im ßaitbe felbft fanb biefer in 'Purit? unb Sanimin balb willige ßnljörcr, bie fidj burdj bie Slnnahme ber Saufe uon ber Ijeibitifrfjeii flieligiou losfagten. Tie uerfdiiebeiten Biographen CttoS bcridjten uon fehr grofien (Erfolgen unb er^äljleu von fönnlidjen SWuiibertateii. SSJir bürfeu biefen ©rjäfjlitngen reinen grofien gefdjidjtlidjen 'Wert beilegen. Ter 'Priifeniiiger BlÖiidj, £>erborb unb Gbo verfaßten iljre Biographien in ber Senbeiig, bett 'J.Raiiu, befjen -^eiligfpred)inig bei ber Riiric beantragt worben war, als biefer G'hre witrbig 31t fdjilbern, iljn in ba§ ßidjt eines .^eiligen 311 [teilen, feine Säten unb Srfolge möglidift aus,pifdjinücfen unb 311 vergrößern. Co fomnit in iljre (Stählungen ein legenbenhafter [fug, unb bie wirflidjen (Sreiguiffe laffen fidj fdjwer heraiisfinbett. Srotjbem füllen hier bie 'Borgänge nadj ihnen bargeftellt werben, oljne baß im einzelnen immer £Tritif geübt werben fann. 3m'Jluguft 1124 etwa gelangte Cito uon Samnün, wo er beim .{icraoge frennblidje Slufiiatjme unb Unterftütiung in feiner 'JJliffionS- arbeit gefuiibett Ijatte, nadj SPolltn, bas bamals uon feiner alten Blüte nur nod) wenig bewahrt jtt haben fdjeint. £ier trat iljm fluni elften SJtale heftiger 'Aöiberftanb entgegen. Snblidj uerfprad)en iljm bie '-Wolliner, fidj ber djriftlidjen ßehre gegenüber ebenfo 31t ucrljahen wie bie Stettiner. „Tenn bereit Stabt tft bie ältefte unb uorneljmfte int ßanbe ber 'Pommern, unb es würbe llnredjt fein, wenn wir eine nette Sleligion annehmen wollten, bie nidjt uorljer burdj bie Stettiner anertannt worben ift.“ Tarattf madjte fidj ber 'Bifdjof mit feiner Sdjar 311 Sdjiff auf nadj Stettin unb lanbete — es foll gegen Snbe bes 'Jlugnft gewefen fein — 31t nädjtltdjer bet ber Slawenburg
$Bt|djof OttoS Sütißfeit in Stettin. 13 Gs gelang ben ftremben tjeimlidj ben Ijei^oglidjen £>of 31t errcidjen, in bem fie ein fidjercS Jlfijl gefunben 31t haben meinten. Tie elften Jßerfudje, unter Berufung auf ben £>ci-3og bie Mitnahme bes Gljriften tttiuS bei ben Stettinern bitrd)3ufe{jen, Ratten wenig Grfolg, ja audi ber -öinweiS auf baS bem ^olenbjer^oge gegebene ©erfprerijen ntadjte jimädjft geringen Ginbnirf. Sils Otto bann aber ertlärte, er wolle Gefanbte nad) 'fJolen fenben unb um weitere DJcrbaltnngSmafircgeln bitten, ba erfdjraf man in Stettin bodj, weil man einen neuen Ärieg fürdjtete. TeSljalb erhärten bie 53ewoljncr bem Sifdjofc, fie wollten and) iljrerfcits eine Wefanbtfdjaft au iöüleflaw fdjiden itnb bie ßu fage eines bauerliaftcu ^-riebenS unb einer Grleidjterung beS Tributs forbern, wenn fie bie djriftlidje tWeligion aniieljmen fällten. Sind) in Stettin war ber Üßiberftanb gegen bas Ghriftentum nidjt fo feft gegrüiibet, wie öS gunädjft ben Mnfdjein batte, bas .fjeibciitnin war and) ljier bereits niorfd). SöeiügftenS gelang es ben DJliffiotiareii burd) feiertid)e Umzüge unb Dieben bei bett ßentcii Mufmertfaniteit 311 erregen unb allmäljlidj Dlnbänger 511 gewinnen War rüljreub erzählen bie ^Biographen, wie Otto 3wci Söljnc eines vornehmen Stettiners — Toniijlaw wirb er genannt — jnr Saufe bradjte, wie ihre DJiutter fid) als Ghriftin befannte unb bann nidjt nur ihren Watten fiir bie neue ßeljre gewann, fonbern and) galjlreidje aubere eblc Slawen bem ffiifdjof gufiibrte. So war immerhin frfjon einiges in Stettin errcidjt, als bie (Sefanbteii aus 'jlolen jnrürffehrteii nnb bie 'JJielbuug bradjten, ber -fjer^og wolle ben Tribut Ijerabfetjcu nnb bie Caft ber ft’riegsfolgc crlcidjtcrit, wenn bie Stettiner bie djriftlidje Dleligion aititcljmen würben. Ta befdjlofj eine große '-Berfammlung, ben 'Wiberftanb gegen ben öifdjof aufptgeben unb fid) bem Stfillett 'BolcflawS 311 fügen Otto ging alsbalb energifd) gegen baS •Öeibcntum vor, ließ bie Tempel abbredjen, baS Triglawbilb 3er ftorett, vermiet es aber babei ängftlid), fid) felbft mit ben geftnibenen Sdjätjen unb töenteftiiden 311 bereidjern. Mud) uerfnljr er nidjt gar 311 rigoros, fonbern verfdjonte 3. eine alte Gidjc, bie an einer C-uelle ftanb unb von ben Stettinern ljodj uereljrt witrbe. Tarauf legte ber üöifdjof ben Writnb 311 3wei Slirrijen, bereit Dlltäre er bem heiligen SIbalbert unb ben Dlpoftelu Petrus unb Paulus roeiljte. Ter Sau, fo einfad) er and) war, tonnte natiirlidj in ber füllen Beit, bie fid; Otto tiodj in Stettin aufljielt, nidjt iwllenbet werben, 'üo biefe elften Wottesljaufer gcftaiiben haben, bariiber ljat inait tricl nadjgebadjt unb geforfdjt; eine volle Sidjerljeit wirb fid) bei ben unfidjereit Eingaben nie er3ielen [affen. GS ift inbeffen wahrfdjeinlid), baf; bie '|?eter '^anlstirdje anfjerljalb bes 'Burgumlles im 'Jlorben
14 TaS Eljriftentiini in Stettin. etwa qh ber Stelle erridjtet worben ift, wo feitbeni bie ^afjrljunberte [jiuburdj ein ben llpoftelfiirften geweiljteS EottesljanS geftanbeu ljat unb nodj fteljt. ES war in erfter Vinie ba^u beftinunt, ben djrift= udjeii (glauben unter ben etwas entfernt von bem fBurgroalfe in 'Dörfern unb einzelnen £>öfeu woljnenben Slawen gu verbreiten. 'Bon ber 'llhalbertsfirdje ift feine Spur mcljr vorljanben; fie füll in ber SJlitte bes Stettiner dJlnrftcS erbaut worben fein, nlfo bod) woljl in bem Rieden, ber nm J-itße bes 'BurgwalleS nn ber Ober lag, fie ftanb uielleidjt auf ber Stelle ber fpäteren Slifolaifirdje, b. lj. auf bem heutigen neuen 'JJiarft. Turdj 'Jlrebigt unb SMcljrinig würben bie Stettiner für bie du iftfidje Vcljre gewonnen, aber bie 'JJliffionare begnügten fid) mit oberflädjlidjer 'Berfünbigung, um nur redjt halb unb fdjnell bie deute gur Taufe gu füljren. Sou einem wirflidjeu Einbringen djriftlidien ©huibcnS, mm einer llnigeftaltung ber Sitten unb be§ Gebens fbimte und) feine Siebe fein, ber Same mar aus gefirmt, feine weitere 'Bflege, fein 'löadjstum unb feine Slusbreitiing mußten ber Jeit unb bem 'Idirfeu berer uberlaffen bleiben, bie ber lUifdjof als QJeiftlidje für bie neue Eemeinbe guriidließ 'liier unb wie viele bas waren, wiffen wir leiber nidjt. Um fo eifriger teilen unS aber bie Ramberger 'Blöndjc mit, baß in Stettin 900 ,Vamilten unter gewoljnt nnb biefe alle mit llnsiialjme eines *ßriefterS bas Evangelium angenommen Ijätten. (Es ift felbftuerftänblidj, baf) tjier eine gewaltige Übertreibung vorliegt, eine berartig große füeoölterung, bie fid) auf viele Taufenbe belief, ift für bas flaivifdje Stettin, bas erft wenige ^faljre vorljer int polnifdjen St’ricg ftarfc Bcrlufte gehabt batte, gang uiibeufbnr. 'Hon Stettin au§ befudjte Ctto und; gwei 'Burgwälle, bie gum Stettiner S3egirfe gebürten, ©rabicia unb Gubin werben fie genannt. 'JJlan geljt wofjl nidjt feljl, wenn inan in beni elfteren (Burtj a. £. wicber erfennt. Ten gweiien S3iirgwall glaubt mau nenerbings in bem an ber £ber bei Sdjöiiingeu licqeiibeii fogenannten Sdjloßberg, ber £>eibeftabt, entbedt gu Ijaben. $m 'Jlouember verließ ber '-Uifdjof Stettin unb fdjidte fidj bereits im g-ebruar 1125 gur SHüdfeljr nadj 'jlolen an. Ter ('Irunb gum (Eljriftentiim in Stettin war gelegt, eS galt aber nun weitergubaueu unb bie Jöevölferuug wirflid) ginn djiiftlidjen SWeinitniS unb Ceben gu ergieljen. Ta§ war natiirlidj nidjt fo fdjnell uwglidj, eS fehlte an gar vielem. Tie pommerfdje Stirdje war nidjt organifiert, bie wenigen im Sanbe guriidgelaßenen ißriefter ftanben ber großen SJlaffe fremb gegenüber nnb gewannen nur langfam tiefer gebeuben Einfluß Sieben ber ßaljl berer, bie fidj
Stfdjof Ctto8 jweiter 2lufeutbalt in Stettin. 15 ber Taufe unterzogen, aber bodj jumeift bie neue ^Religion nur äußerlidj angenommen ljatten, gab e§ überall weit größere Waffen non Ungetauften. (ES ift Ieid)t erflärlidj, baß Sdjwierigfeitcu erwudjfen, bie jit iiberwinben weber bie djriftlidjen ^ßriefter, nod) iljre neuen Wlaubensgenoffen iniftanbe waren. Sie <Jioietrad^t roudjS, ber Triebe nut ^ßolen würbe geftört, eS trat eine Scaftion ein, bie befonberS uon ben Ijeibnifdjen Srieftent offen unb int geljeimen geforbert würbe, ©ewalttätigfeitcn tauten ljier unb bort uor, ober man fudjte bie alte unb bie neue ^Religion ju vereinigen. 3fn ber 2lbalbertS« firdje ju Stettin erridjtete man neben bem Jlltar beS (EljriftengottcS einen foldjen für ben Triglaw. Vergebens fudjte Söartiflaiu E)ier= gegen eiiijufdjreiten, man tjörte nidjt auf iljii, ja es trat eine fönt •jweiung jwifdjen iljm unb ben Stettinern ein. Söifcfjof Ctto, ber audj uon Samberg aus in Serbinbung mit Sommern blieb, entfdjloß fidj, um fein Söerf nidjt ganj untergeben jit laffen, im griiljjaljr 1128 31t einer ^weiten SliffionSreife. TieS mal fant er unter bem Sdjutje beS beittfdjen ftönigd Uotljar, ber fdjon al§ Sadjfenljer^og IcbljafteS ^ntereffe für bie (Jljriftiaiiifierung ber Slawenläitber gezeigt ljatte. (Er langte gegen (Enbe Slai 1128 in Temmin an, erreidjte in llfebom auf einer ßanbesoerfammlutig bett Sefdjluß ber Slnnaljuie beS (EfjriftentumS unb wirtte bann nidjt oßne (Erfolg unter ben Siutigen. $n Stettin ftanben bie djriftlidje unb bie Ijeibnifdje Sa«ei fidj befonberS feinblidj gegenüber. Sdjon broljte ein netter (Entfall ber S°lut, unb Soleflaw riidte erzürnt über bett Slbfall ber Sommern mit ftarfer SSaffeugewalt Ijerait. Stur mit großer Sliilje gelang eS bem Sifdjof, ber felbft bem Soleu- berrn cntgegcneilte, einen ^rieben 31t vermitteln. Tiefer (Erfolg trug nidjt wenig bajju bei, baS Slnfcljcn beS beutfdjen ilirdjenfürften aud) in Stettin gu Ijeben. Seine Slnßäuger, unter betten ein Slatin mit Samen 'JSitfcac befonberS gerüljmt wirb, fdjarten fidj um ifjn, al§ er in ben letzten Tagen beS Jfttli bort eintraf unb fogleirf) itt bie SeterSfirdje 30g, um Wottesbienft 31t Ijalten. Slber bie (Gegner ber neuen ^Religion empfingen bie Sliffionare mit £ärm unb Tumult, wagten inbeffen nidjt, mit Sewalt gegen fie uorjugeljeti. Tie Vebens- gefaljren, non betten bie Samberger Slöndjc feljr uiel reben, waren woljl nidjt fo groß unb finb erft in ber Sljmttafie übermäßig gewadjfett. $n ben folgettben Tagen madjte fidj bei bett Srebigteti, bie Ctto felbft ober ber zum fünftigeti CaitbeSbifdjofe aitSerfeljcne Vlbalbert in bem Surgwalle unb in ber Slawen-'llnfieblung ljielten, SJiberfprudj geltenb, eS laut gelegentlidj <ju ^anbgreiflidjfeiten, aber 311 energifdjem Raubein war bie Ijeibnifdje Sorü'i nidjt fäljig. ‘3» e'net Serfamiiilung
IG $iid)lidje Orßcmifütion. würbe ber Befdjhtfj gefafjt, bem .fieibentnme 31t entfagen, vielleidjt erft nie Otto broljte, ba§ 'Jlnatljcma über Stettin 31t verhängen, b. [). und) ber. l’hiffaffimg ber .fteibcit ben Ort bem fthidje bes mädjtigen Ghriftcngottes unb bamit audj ber JRadje ber 'Bolen unb Teutfdjen preiS3ttgehen. Gs gelang iljm, bie Stettiner mit ihrem dürften Jffinrtiflaw aiiS3iiföljiieii Tie beibeit ftirdjeu wiirben neu geweiht, Geiftlidje befiehl unb woljl fonft nodj bie iiotwcnbigftcn Giiiridjtungen fiir ben g-ortbeftaub beS Ghrifteutums getroffen 'Jlnr wenige BJodjcn weilte £tto bicsmal in Stettin, bann 30g er weiter, um bereits im .fjcrbfte über Sßolen in bie .fieimat ^urürf^ufebreit. Sein perfönlidjcS SBirfen in 'Bommern war 311 Gnbe, bod) bis 31t feinem Tobe (1139) behütete er bie junge 'Bflanae, bie er im fernen Slawcnlanbe eingefetjt bat, mit treuer gürforge. 'Bor allem betrieb er bie Tioaefaii Ginridjtung beS VanbcS, bie Crganifation ber tird) lieben 'Berwaltung, bie Söcihe bes 311m Bifdjof gewählten Slbalbcrt. Bnbeffen ber Slnfprudj, ben fowoljl ältagbeburg, wie ©liefen auf bas üanb erhoben, verzögerte bie Gntfdjeibung in Mont. 'JJlan befdjlofi 1133 bie Ginridjtung von zwei Bistümern im Üßeften unb Cfteu bes Vanbes, Stettin nnb 'Bommern, unb imtcrfteflte fie mit ben gejaulten Territorien 'BoleiiS ber G^biözefc SRagbeburg. Bur 'Jliisfiiljruitg fain inbeffen biefe päpftlidje Beftimnuing nidjt, unb erft nad) langen weiteren 'Ber banbliiugen würbe 1140 baS pommerfdje 'Bistum eingeridjtet unb Vlbalbert als elfter 'Bifdjof geweiht. 'JRit Abgaben voni 'Bflttge, .£>ebiingcii aus einer Slnzaljl uoit 'IRärften, Si'rügeii ober Salzpfannen, Behüten unb einigem Wrniibbefitj fdjeint baS 'Bistum, beffen Grenzen mit beiten be§ Vanbes ziifammcnfielen, ausgeftattet worben 311 fein. Sind) in bem Burgbezirte Stettin ober in bem 'Burgwalle felbft mag ber Bifdjof 'Befitj unb .fjcbuugcn erhalten haben, bas einzelne läfjt fidj aus ber Srüiibuiigsiiifunbe nidjt erfeben ISbenfo wenig wiffeu wir von ber Siitwidelung Stettins nad) ben verfdjiebenen 'Jiidjtiiugen ljin, wie fid) baS fird)lidje Vebeu geftaltete, wie baS (Sljrifteutum an Boben gewann, wie fidj etwa unter feiner 'Blirfung baS mirtfdjaftlidie ©etriebc umänberte. 'Jlidjt bas geringfte BcugniS liegt vor, aber wir tun gewifj gut baran, uns bie (Siu wirtung ber neuen '.Religion auf bas Sehen unb Treiben ber Slawen in Stettin anfänglich nidjt als feljr tief vorsuftellen. GS wirb in vieler .fiinfidjt nodj ben Ginbrurf eines heibnifcbeit Ortes geinadjt, ja bas .fieibeutum bort nodj lange Seit eine gröüerc ßaljl mm 'Jliibäiigern gehabt haben. Gewifi fehlte es nidjt an Streitigfeiteu 3wifd)cn ben beiben Parteien, waljrfdjeinlidj traten wieberljolt 'Be- wegungeii Ijetoor, unter benen bie djriftlidjen Geiftlidjen, bie in Stettin
j?>« SSenbenfrtujjitH 17 tätig waren, nidjt wenig 31t letoen tjatten. ©b biefe Scanner, bie nod; alle fremben, polnifdjcn ober beutfdjen, StammeS waren, e§ oerftanben, mit ben einljeimifdjen Slawen in gutem Giiwerftaiibniffe 31t fteljcn nnb and) bereits JRiirftjalt an eingewunbciten Caiibsleuten fanben, würben wir gerne wiffen, aber ®untel liegt für unS über bem Vauue. ®a bringt bie‘Jladjridjt oon bem mertwürbigen ©enbentreugsnge oon 1147 wicber eine ft'iinbe über Stettin. Gin Seil ber .fjeeres fdjaren, bie fidj in JDlagbeburg 311m .Kampfe gegen baS Stawculanb, gegen bie ©botriten unb Vintisen, gefummelt ljatten, rürftc oor Stettin unb fdjloß es ein. GS waren woljl bei biefem £>eere bie SJikijofe ?lnfelm uon Havelberg, ^jeinridj oon Wldljren unb ber 'JJlarfgraf '2llbredjt/ Saljen fie wirtlidj bie Stettiner für Reiben an, bie erft mit bem Sdjwerte 311111 djriftlidieu Glauben belehrt werben mußten? Ober waren Ijmter ben rctigiöfen löewcggrünben, bie ben ßug fjerooi riefen, weltliche »erborgen? ®aß ba§ Gljriftentuiu wieber oollftänbig in Stettin untergegangen war, ift nidjt richtig, ja e§ feljlt jeber ^Inhalt für bie Vlnnaljme, es fei gerabe bamalS eine befonberS Ijeftige JReaftion feitens ber Ijeibnifdj gefilmten Bewohner eingetreten. Um ben brobenbeii Sturm ber Jtreusfaljrer absuwcljren, erridjteten bie Stettiner ein STreuß auf bem Sünrgwalle unb öHanlaßten ben Sbifcfjof Sloalbert, ber fid) bort aufhielt, mit ben giifjrern ber feinblidjen Sdjar 311 ocrljiiiibeln. „fföarum feib iljr bewaffnet gegen uns gesogen? yßollt iljr ben Ghrifteiiglauben ftärten, fo tut e§ nut 'Vrebigt, aber nidjt mit Söaffen!" fo fragte er nnb erreidjte and), baff bie beutfdjen £>erren mit bem ßanbeSfürften Dtatibor, ber hier bie 'Berteibigung leitete, in Untcrljanbliing traten unb bann absogen. Qn .fäaoelberg befanute fidj Siatibor 1148 offen 311m djriftlidjen Glauben, unb balb entftanben 31t Stolp an ber 'jJeene unb 31t Grobe auf llfebom btc erften Ulöfter im Vanbc; 311 ber SluSftatiung beS leijtercn gehörte ba§ ®orf .ßülldjow bei Stettin. Vag and) ber Gebaute einer planmäßigen Germanifieriing bes poiiimerfdjeii Vanbes nod) nidjt im GefidjtStreife ber Griinber biefer Stiftungen, fo würbe bodj bas iBanb mit ©eutfdjlanb enger getnüpft unb Sommern bem Uierfeljr mit ben ©eutfdjcn allmatjlich eröffnet, bereits sogen beutfdje Kaufleute unb -^änbler Oortljin, um mit beu Slawen in .paubelsbesiebungen 311 treten, ja fidj oielleidjt baueriib ober Dorübcrgcljenb in bem Gebiete niebersulaffeit. 8B0 aber fanben fie 311 folajem JBertchr oeffere Gelegenheit als bei ben SJurgen, ben 'JJlittelpunften ber einzelnen Gaue? ®ort fpielte fidj bet £)aiibelS betrieb ber Ginwohncr ab, bort war eS möglidi, wirtfdjaftlidie Wifjrmaiiii, non Stellt», > V
18 Die DCnenljerrfdjaft. Schiebungen anhuYnüpfen. Slidjt nur vom Sadjfcnlanbe aus fudjte man m bem l*anbe am SJlcere Juß 311 [affen, and) in Samberg mar baS ^ntereffe an bem (Gebiete, ba§ ber Sifdjof Otto einft neu entbedt batte, burdjaus nicfjt erlofdjen. Aerobe um 1180, als ber (SebanTe ber ^jeiligfpredjung be§ SmnmernapoftelS eifrig erörtert würbe, richteten fid) bie Slkfe unb ®ebanten oon neuem bortfjin. ®s würben ®r- tunbigungeii über bas Vanb eingegogen, unb bies mag maiidjen £aicn gum 3line nt>d) Sterben bewogen unb nach Stettin geführt haben. Jreilid) madjte fid) in jener Beit bort ber Sinfluß einer anberen auswärtigen Station noch mäd)tiger geltcnb. Die Danen fudjteit, nadjbcm S°lcn e§ aufgegeben batte, feine .£>errfd)aft biS an bie Cftfcc unb Ober gelteiib 311 machen, bortl)in ihre VJtadjt auShiibebnen. SBalbemar unb fein Jreunb, ber Sifdjof Wbfaton oon IRoestilbe, batten an ben Stümpfen £>einrid)§ beS Vöwen gegen bie Stauen teil* genommen unb 1168 Stiigcn gewonnen. Sd)or. babei fdjeineii bie Dänen mit ben pommerfdjen Jürftcn in Stonfldt geraten 31t fein. Sie griffen biefe batb in ihrem eigenen Vanbe an unb brangen mit ihren Sdjiffeit um 1170 in bie Obermnnbungen ein. Sie lagerten 1171 oor Stettin, bas in Dänemart als eine faft unbehwinglidje Jette galt. £öie fie es aber einige Jahre 3uvor mit Slrtona gemacht batten, fo ocrfud)ten fie and) hier, baS .£>olh be§ ScfeftiguiigswerfeS in Sranb 3U fteden nnb fo bie Surg cinhunebmen. Der bänifdje ©bronift Saro SrammatifuS erhäljlt mandjerlei oon ben Jtämpfen um Stettin, bod) Dürfen wir ißm nicht alles glauben, waS er 311m Steife bei Danen erhäl)It. Der Surgbcrr Stettins, SBartiflaw, em ?hi gehöriger bc§ pommerfdjen JürftcnbaufeS, foll heimlich mit SBalbemar über bie Übergabe oerbanbelt unb fiefj in fein Vager begeben haben, aber mit biefer 9lad)rid)t paßt nicht redit 3iifamincii bie Hingabe, baß bie Dänen faft inioerrid)teter Sache abhogen unb fid) mit ber nominellen Unterwerfung SBartiflawS begnügten. SBalbemar fdiemt in ben folgenben Jahren nod) niedrere Büge gegen Sommern unter nominell, ja oielleid)t 1176 Stettin abermals belagert 311 b‘tben. JnDeffen bie Unterwerfung beS .fjerhogS Sogiflaw I., ber furh oorl)er (1181) al§ beutfeber Scichsfürft anertannt worben war, erfolgte erft 1185. Sei biefen Kämpfen unb ben gleid)3eitigen llriegeu £ieinr.d)§ bes Vbwcn würbe Stettin gewiß öfter, als unS beruhtet wirb, in Slitltibcnfchatt ge3ogen. Die USiberftanbsfraft ber Slawen würbe nad) unb nad) auf gerieben, ihre 3al)l oerringert, ißre Sin ficblung ging woljl mehr als einmal in Jlammeii auf. Jür eine Sefieblimg ber Stätte mit Gmwanbcrern anbercr Station würbe ber Slaß gefd)affen, and) ben Jürften unb Herren ber Gebaute nal)egelegt,
Teutfdje ßinwanberunß. 10 fid) anftclle beS bahinfdjwiiibenben 23olfe§ ein neues gu bilbcn. Ter £>rt fdjeint in biefer ;feit ganj bunieber gelegen ju haben; frelmolb, ber um 1168 feine (Stlaoendjrouit fdjrieb, erwäßnt ißn nie, obwohl er ä. 23. Tentmin oft genug nennt. Tem wiberfpridjt fdjeinbar beS Tönen (Sajo (Sdjilberung, ber er^fitjlt, „(Stettin fei bie ältefte (Stabt 'ßoninierus, anfeljulid) mit feinem Ijoljen 'Italic unb burd) bie 9iatur unb feine iöurg überaus feft". Tod) je mehr er ben £rt Fjetanö^ ftrcidjt, befto Ijeller erftraljlt ber Shiljm bes (Eroberers. 2Sir bürfen wohl anneljnicii, baß bie (Slawenburg nut ber 2lufieblung an ihrem ftufje im Vaufe bes 12. ^al)rljimberts äußerlid) faum gewadifen, fonbern fogar entfdjieben .juriirfgegangen ift. (Es mußten aubere Kräfte wirffam werben, um einen $ortfd)ritt, eine 2Öeiter= ober 2leu bilbnng bes (flemeiiiwefeus Ijerbeiiufüljren. 4. Kapitel. Pie beiitlrtie £tabt. ^uf ber 4>öf)e neben bem alten Surgwälle entftaub in biefer 3eit c*ue ,,CUC 1,0,1 äuiuanbernbeu ^remben beutfdjen, bänifdjen ober and) flawifdjeu (Stammes. (ES waren anfänglidj nur einzelne, a(lmäl)lid) mehr ßeute, bie beS .franbels wegen I)ierljer tarnen, gimädjft ooriibergebeub fid) l)ier aufljielteu, bann aber bauernb blieben. 2Bo füllten fie fid) ihre 2BoI)iiftätten, bie 23Iodl)äitfern ähnlidj gewefen fein mögen, erbauen? Tie Slieberung au ber Ober war oon ben frütten ber (Slawen befeljt, fobaß bort faum 'JMaß fiir bie (Eiuwauberer war. 2lud) lub baS fumpfige, unwirtlidje (Eebiet bort nidjt 311m lohnen ein Tagegen bot fid) auf ber frohe SRaum genug, auf bem bie Slnfiebler ben (Sdjuß bes SurgwalleS gettoffeit. Tiefe neue Gieblitng — wann unb oon wem fie juerft begriinbet worben ift, wiffeu wir nidjt — ift in ihren Anfängen nidjt planmäßig angelegt worben, fonbern ijat fid) und) unb nad) entwictelt. (ES tann aber nidjt gefdjeljen fein oljne beS ßanbeSfürfteii ober feines 23ittgl)crrn in (Stettin. Tie 23riiber 23ogiflaw I. (geft. 1187) unb Kafimir I (geft. 1180) forberten ungweifelßaft nidjt oljne 2lbfid)t unb ,'Jiel bie djriftlidj=gerinaiiifdje Kultur in ihrem ßanbe, mit il)rer frilfe entftanbeii Klafter, bie mit beutfdjem ober bänifd)ent Klerus befetjt würben Sind) finbcii fid) in ifjrcr 3eit bie erften Spuren einer ßaien-@inwanberung. Trotjbem tann man nodj uid)t oon einer jicb bewußten (Oermauifierimg fpredjen. Tie dürften haben im einzelnen ihre Uiiterftüljuug ben (Einwanbercrn zuteil werben (affen, aber biefe 2*
20 ®ie ®rünbung ber Safobitiirfje. nidjt abfidjtltrf) in§ 2anb gegoßen. 3br Serwanbter, löartiflaw Swantiborig, ber .Surgbcrr oon Stettin, tont ber ©uironnberung oielleidjt meljr entgegen, also fie; er war ber Srünbcr bes ft'IofterS £toloatj, ba§ mit bänifdjen Slöiidjen befolgt würbe, unb betätigte ftets eine befouberS djrifteiifreunblidjc ßlefinnuitg. ®*ef.e Herren fjinberten fidjerlidj bie neue Slnfiebluug bei ber ^efte Stettin nicht Sou allen, bie fid; bort nieberließen, mirb uns nur einer genannt, Seringer au§ Samberg, ein Slatin oon ebler Seburt. SBann er nad) Stettin gefommen ift, läßt fidi nidjt angeben; baß er mit feiner .fbeimat, nameutlidj nut bem Slidjaelsflofter, in bem fid) bas ®rab bes Sqdwfs ßtto befanb, in Scrbiiibung ftanb, mirb ausbrüdlidj überliefert. @r war es oielleidjt, ber bie SöadjSfdjenfung an baS Stlofter (1182) ocr mittelte. Som .fjergoge Sogiflaw erljielt er ßfrunbbefiß bei Stettin unb gewann in ber neuen beutfdjeu ßJemeinbe, bie fidj bei bem Surg= walle bilbete, eine aiigefeljenc Stellung. XSenii biefe audj nod) feine rcdjtlid) feftgelegte politifdje ober tomnnuiale Crbuuiig befaß, fo ift e§ bodj anguucljmen, bafj bie ®eittfdjen fid) einen güljrer erforen, ber geiwuifdjaftlidje Unternehmungen leiten unb ihre Qfntereffen oer treten tonnte. Set allem 'JJlangcl an fRedjten unb SriuUegien, hei ber gang ifolierten Stellung, wcldje bie 'Deutfdjeu im Slawenlanbe entnahmen, wirb bod) bereits ber 'Jlnfang einer Crganifation vor« ljanbert gewefen fein. 'Diefe erfuhr gerabe burdj Seringer bie widjtigfte görberung baburdj, baß er für bie ßJemeinbe einen Slittelpunft fdjuf in einer Sfirdje, bie er oor bem Sttrgwalle erbaute. ®er ftonvent bes Samberger STloftcrS nnterftiißte gewiß bie Slnsfiiljrung unb fanbte Slöncße nadj Stettin, bie ifjni mit Slat unb Xat gur Seite ftanbeu. ißem anbers füllte bies ®otteshaiis in bem fremoen Vanbe geweiljt werben, als bem Ülpoftel 5nf°hus, bem Sutton her ^rembeii unb Silger? ®ie Söeilje tonnte nur ein Sifdjof vornehmen, unb bie redjt« ltdje Segiiinbung ber Shrdje, bie Seftimmnng über IfJatroiiat unb Slusftattung mit Sefiß beburften ber ®eiiet)miguiig ber ßanoesregierung. ®iefe gu erlangen bot fidj ßlelegenljeit, als halb nadj bem £obe Sogiflaws I 1187 in Stettin eine ßanbesoerfammlung ftattfanb. follte bort nameutlidj audi bie oormiinbfdjaftlidje 'Jlegierung bes üanbeS für bie unmiinbigcn Söljnc bes .fjergogs, bie jungen ^iiiften Sogiflaw II. uub .fta|intir II., georbnet weroeit. üin biefe Ser= fammlung wanbte fidj Seringer mit ber Sitte um Seftätigung feiner 'änorbnuiigen, bie baliin gingen, baß bie neue Qüitobitirdje, mit 'Jicfeui bei Stettin ausgeftattet, unter bem SnlF0+ldte bes Samberger Shdjaelstlofter fteljen uub burdj Slbndie, bie oon bort gefunbt würben, oerwaltet werben follte. Sinn gab bie GinwiUiguug ljieigit,
’55ie beutfdjc 9?ieöertaffituß. 21 unb int SSeifcin vieler ©eutfdjeu unb Slawen wciljte SBifdjof Siegfrieb baS neue ©ottcsljaiiS als fßiarrtirdje ber Teutjdjen mit bent ’Jlcdjte ber ‘Saufe unb be§ ©«gräbniffeS. .fjierbiird) nntrbe ein VJlittclpunft gefdjaffen, um ben fidj bie erftc bcutfdje SUebertaffung bilbete unb u(lmöl)Iid) anSgeftaltete. Jroar tonnen wir bie weitere Gntwicfeliing Siniädjft nidjt verfolgen, ober bie fpiuere ©eftaltmtg, bie Mittage eines 'UlarttcS (an ber Stelle bes Ijeutigen JRoßinarftcs) unb ber Straßen, fleigt nnS, baf? wir ljier bereits eine fijftematifdje Qkiitiftnrg nadj Md ber beutfdjen Stabtaiitageu in bent STolonialgebictc anj*tneljnien haben. 'Die glcidjniäßtgcn, im rcdjteit Söinfel fidj fdmeibenben Straften, bie bnS Ijeutige Stnbtgebict jwifdien ber Heinen 'Doinftraßc. ber SSoIlwebcr® unb iöreitenftraße trotj uieler fpätcrer Gin unb Um bauten und) 3cigt, geben unjweifdbnft auf bie erfte Mittage guriief. Gs muß audj babet bereits eilte einljcitlidjc ßeitung gewaltet haben, unb viclleidjt baben wir in Geringer, ber freilief) in ben llrfunbeit nidjt weiter genannt wirb, ben erften jener Wänner 311 erblidcn, bie als Untcriidjnier (possessores werben fie fpäter genannt) bei bet Mn= tage uon Stabten tätig waren. 9latnrli(b ging bie Mnsgcftaltung ber ’Jleitgrünbung nur taiigfam war fief)- Gs fdjeint and) halb eine fdjwere .fteimfudjung über fie getommen 31t fein, als 11 »9 ein bäntfdjer fjelbgug gegen ba§ Stettiner (Gebiet erfolgte. 'JBuS bie Wrantaffutig war, tonnen wir nur ver= muten Gute ßosfage ber Sommern oon Der banifdjen Cberfjoljeit bewog ben Slönig Stunt, 31t ben SStaffen 31t greifen unb gegen Stettin 31t 3icben, baS er bamalS jcrftvrt 31t haben fdjeint; eS witrbe and) woljl eine bänifdje ober riigifdje Sefaßung in bie fflurg gelegt. 'Dänil'dje Gljroniteit bcridjten, baß Stettin 1190 wieber anfgebaut worben fei. £?b eS fid) babei nm eine Söieberljerftcllnng unb fHcubefeftigung ber ©urg ober um einen Mufban ber beutfdjen Mnficblitng ljanbelt, ift nidjt 311 eutfdjcibeu, wir mögen inbcS an beibe* beuten. “Damit Ijängt nielleidjt 3iifantmen, baß 1191 ber Sifdjof Sigwin von Gannuiii bie ©riinbnng unb Miisftattung ber ^afobitirdje beftätigte unb iljr beit Adjuten aus brci Dörfern »erlief), von beiten ßaben nnb Garow nod) heute befteljen. Sßartiflaw verlor banials feine Stellung als IBurgljerr Stettins. Mn feine Stelle trat viclleidjt 3iinädjft fein Soljn '-Öartljolo maus, bann aber halb ber flawifdjc Gble iRojivar. 3fn biefer geit begann man eine cinfadje löefeftigung nm bie beutfclje 'JHcbcrlaffitng aimilcgen, um tfjr einigen Sdjutj gegen feinb lidje Mngriffe 311 geben. £taß fie audj im Qnncrii fidj weiter auS= geftaltetc, tonnen wir vermuten, ba cS an einigen Mnbeiitiingen nidjt feljlt. Gs ift iubeffen bie 3aljl her crljaltcitcn Urtunben attS biefer
22 SBruitbenburßifrfje .fterrfcßaft. 3eit überaus gering, unb fie bieten fiir Stettins <^efcf)irfjtc fo gut wie rtid)t£>. ®a bie djronifalifcßen Slufgcicßiuingen ebenfo bürftig finb, fo muffen wir weit häufiger, als es Tritifdjer ©cfdiidnsbarftcllniig angemeffcn ift, älerinntiingcn aufftellen unb bie (Srgäljlnng mit einem „oielleicßt" ober „wie eS fdjeint" ot§ nnfirfjci femigcidjnen, uns audj oft mit bem offenen Söctenntniffe begnügen, baß wir uidjtS wiffeu. ®as trifft gang befonberS gu für bie überaus widjtige $»it ber elften Gntwidelung bes beutfdjen Stettu:; bie fRotigcii, au§ benen ein Sdjluß gu gießen ift, finb gnng fpärlidj, einige Slamen finb anfällig erßalten, eine ober bie nnbere Slngabe gibt einen unfidjereii 3lnßalt, unb nur eine (Quelle läßt uns ein wenig tiefer blicfcn, ber Stabtplan. Slber nnd) er erlaubt bodj fdjließlidj nur fBermutungeii, ooIKoninwu fidjcren Staben gewinnen wir burdj ißn nidjt. 3öir tonnen anS ißm nur bie äußere fflilbung ber Slnfieblung crfennen, wie gerne würben wir etwnS erfuhren über bie innere Qfeftnltimg, über bie Crntfteßiiiig ber politifdien Wemeinbe, über bas S3erljältni§ Der neuen beutfdjen ©runbung gu ber alten flawifdjeu Slicberlaffititg. 33tr wiffeu nidjt einmal, ob wir mit Siecfjt bie neue Qfemeinbe als emo beutfdje begeidjnen bürfcn, ob fidj bort nidjt aud) Tönen nieberließen. (Sine Stiiße fanb bie ^ortbilbung ber beutfdjen .Kolonie um bie 33enbe beS 12 3nßri)inibertS oielleidjt barin, baß bamals bie bänifdje ßeßusßoßcit über fßoniniern eine ;feit lang geftürgt würbe unb bie astanifdjen fOlartgrafen oon ©ranbenbuig oon 1197 bis 1211 bie Cberßerrfdjaft befaßen. Cb non ben bamaligen Kämpfen aitdj Stettin betroffen würbe, ift iinbetannt, aber baß bie branbenburgifdjen Herren, bie in iljrem ßanbe bereits mit QSermaitificrnng oorgii.qen, ber beutfdjen 'Jlicberlaffung wenigftenS niefjt ljinberlidj in ben 33eg traten, tann woßl als fidjer gelten. Sollten bie fHlartgrafen nidjt eine SJefaßung in bie fflurg gelegt unb biefe naturgemäß Slnfdiluß an bie beutfdjen SSewoßner gefudjt ßaben-«' 3a, füllten nidjt wirtfdjaftlicße Sfejießungeii gwifdjen ber SRart unb bem Cberlanbe entftanbeu fein, bie gur .fjebuug beS beutfdjen Stettin beitrugen? Tie branbenburgifdje ßeßnSßoßeit war aber nidjt oon langer Tauer, 1211 gewannen bie Säuen bie .fjierrfdjaft über Sommern guriiif. Cfs Iain and) in ben folgeiibcn 3nßren gu heftigen Kämpfen, bei benen 1214 ber fölarfgraf Sllbrccßt 11. ißafewalf unb Stettin eroberte, aber halb an bie Tönen oerlor. ^a|? biefe bie langfam oor fidj gcljenbc Wcrmanificrung bcS ßanbcS irgenb wie (jiiiberten, ift nidjt nadjweisbar, and) mißt waljrfdjeinlidi. leilirfi hegt wieber em faft unburdjbringlidjeS “Iluntcl über Stettin, unb bie einzigen bürftiqeit Reugniffe für baS ^ortbefteßen ber beutfdjen ?Iuüeblimg bieten uns bie Wamcii iwu einigen
$)ie Seriuanifientng ^ommernS. 23 Sciftlidjen. 1220 werben ald foldje SanluS, Vlnbreas unb Hlubolf, fowie ber Serwalter ber Qafobifirdje, ber Samberger 'JJlönch .fjcinridj, erwähnt. ®ie crfteren mögen an ber 'ßeter^ßaulSfirdje tätig gewefen fein unb fo birett mit bem beutfdjen Stettin nidjtS 31t tun gehabt haben, ober baff fie felbft beutfdjcr Vlbftammung waren, biirfen wir woljl vermuten. Stuf eine ©ntwirfeluiig ber beutfdjen Semeinbe weift vielleicht bie Sdjenfitng ljin, weldjc bie fterjogin VInaftafia ber $atobi= firtfje machte; fie überwies iljr baS ®orf SJtanbelfow, wo ber (Samminer Sifdjof alSbalb bie Stelle bes VlltarS unb ben fiircfjljof junt Sau einer Itirdje weihte. Qljr Soljn Sogiflaw II. fügte auf bent Sterbebette ein ®orf Ijinju, unb 1220 würbe bei ber Jrauerverfammlung, bie ans Vlnlaf? beS SobeS bes ^cr^ogS in Stettin aufammengetommen war, bie gan^e Sdjentung beftätigt unb urfunblidj feftgelegt. Siclleidjt gewann biirrfj bie Überwcifung biefer Dörfer an bie beutfdje Alirdjc and) bie beutfdje Sevöltcrung bei Stettin an BuwadjS. ®enn follten bie Samberger VJlöiidjc ihren Olrunbbefiti nidjt lieber ©eutfdjen als Slawen aut Sewirtfdjaftung übergeben ljabcn? 1a,gi verlieben fie bie Vider entweber an bort bereits anfäffige Slänner ober an eigens gu bem 3>necfe ins ßanb gerufene Sauern, wie eS anbere geiftlidje Stiftungen bereits taten. SRit Vlderbau werben fid) faft alle Vlnfiebler befdjäftigt haben, and) wenn fie ^aitbel ober ein £>anbwerf trieben. ®ie 3citverfjä[tniffe waren allerbingS einer ruhigen Sntwidclung redjt ungiiuftig. ®ie bäuifdje Sorljerrfdjaft brach 1223 infolge ber ©efangennaljmc beS .QöitigS SJalbemar gufammen, Sommern würbe 1225 frei non frember ßehnStjoljeit, aber balb begann von neuem ber branbcnburgifdje Vlnfturm gegen baS ßanb, beffen Herren wiebcr ,jwei gana junge dürften Samirn 1. unb SÖartiflaw HI. waren. Vlber gerabe fie finb es gewefen, bie eine planmäßige Sermonifieritng in bie .fjanb nahmen, in ihre Beit fällt ber VInfang bes beutfdjen Stäbte= unb ßehnSwefcnS in Sommern, unter ihrer ^Regierung werben beutfdje Dörfer t)ier uub borl gcgrüubct. Vludj bie eigentlidje beutfdje Stabt Stettin ift bamalS entftanben, unb .fjergog Sarnini hat ihr bie redjt liehe Srunblage gegeben. SBicber beflogen wir ben Stängel an beftimmten 9la<hridjtett aufs hödjfte. .ftabcu wir für bie Vlnlagen anberer beutfdjer Stäbte in bem oftbeutfdjcu .tfolouialgebiet, in baS jetjt immer mehr ber Buftrom ber Vlnfiebler gelenft würbe, bie urtunblidjeu Vlbmadjungen mit ben Unternehmern unb wiffen, wie uub unter welchen Sebingungen fie baS SJerf begannen unb ausführten, für Stettin haben wir nur bas Siefultat urfunblidj bezeugt, sieben ber alten Sttrg, in ber 122!) ein SJartiflaw, ber fpätere £>err von Sütjtow, als Sitrgljcrr gebot, würbe in uub an ber Stelle ber flawifdjeu Vlnfieblung, bie ziemlich
24 Die beutfdje Stabt. verfallen fein ning, eine beutfdje angelegt. SBcnn fdjon 1242, ehe bie Stabt Stettin als beutfdje anerfriiint würbe, ein Scfjitltljeif? Söcrncr oortommt, fo fönnen wir woljl in ihm ben Unternehmer ber netten Slnlagc erfennen. Sind) ift es uielleicfjt erlaubt, iljn als ben erften uns befannten Slngeljorigen ber gamilie Saruot ai^ufeljcn, bie halb eine beoorredjtigte Stellung in ber beutfdjen Stabt einncljmen füllte. Diefer SBerner, fo nehmen wir an, würbe uielleidjt mit anberen 31t- fammen 00m .fjteraoge Santini I. beauftragt, ben Slawcnort Stettin in eine beutfdje Stabt nnt^itioanbclii, b. t). neben ber beutfdjen Sin fieblung, bie fidj bereits um St. gafobi gebilbet Ijattc, eine gweite am Slbljange ber £>ölje unb am ghiffe cinßiiridjten. Die Slbfidjt, aus beiben eine Stabt mit beutfdjem Sledjte 31t bilbeti, fpridjt ber $cr£og am 28. Dc3embcr 1237 in einer llrfunbe aus. Damals war bas üBcrt bereits begonnen; fdjon woljnten Deutfrije in bem Slaweuflertcn (oppidum), ber im Vorbcu unb Siibett eine Vefeftigung ljatte unb fidj im SBeftcn au ben SBall ber Surg aiileljutc, jufammen mit Slawen, aber bie Einlage ber Straften, bc§ VlarfteS ttnb einer Süiirfje für biefett gierten war nod) nidjt vollenbet. Der .£jer3og feftte auf bett fHat beS SifdjofS Slonrab uon (Sammin unb im (SinoerftänbuiS mit feinen Vafallen teils beutfdjer, teils flawifdjer Slbftammung 311= nädjft eine Orbuung ber firdjlidjcn («emeinben feft. Die in bem gierten bereits woljnetiben Deutfdjen füllen wie iljre ßanbsleute in ber gafobi Slnfieblung 31t biefer Stirdjc geboren, obwohl fie außerhalb bes gleitens liegt, bie Slawen bagegeu, bie bort woljuett, ihre geift- lidjc Verfolgung in ber 'Betritirdje fitdjen, bie ebenfalls nid)t innerhalb ber Sefeftigmtg liegt. (Sbenfo werben bie Slawcnbörfer in ber Vlcilje auf beibe ©otteSljäufer oerteilt, bie 311t Cinten ber nadj Vren3lau füljrenben Strafte (fie mag etwa in ber Slidjtung ber ^afcwalter (Sljauffee gegangen fein) 3U St. gafobi, bie 311t Sledjten 311 St. 'Betri gewiefen. gugleidj oerleiljt ber .yer3og aud) biefe Stirdjc, wie alle in Stettin nod) 31t erbauenben s4Sfacrfircf)eii bem 'Bamberger 'JJlidjaels flofter, fie füllen alfo alle burdj beutfdje ffieiftlidje verwaltet werben. SJlati erfeunt aus biefett Veftimnningcn Varnimd beutlidj bie Vlbfidjt, bas Dcntfdjtum 311 förbern unb feinen Vertretern suniidjft wcnigftcnS bie gciftlidje Leitung beS gefaulten Stettin 311 übertragen. Die llm- waublung beS Slawenfledens in eine, beutfdje Stabt erfuhr babtirdj eine wefentlidje görberung. Sie würbe nadj glcidjmäftigem 'Blaue angelegt. Der SJlarft lag, wie es bad fumpfige Scbict erforberte, möglidjft nalje au bem Slbhauge, bie Straften gingen parallel ber £ber, unb baS («01136 würbe burd) anbere, bie biefe fdjnitten, in einaelne 30 bebaueiibe Vicrerte geteilt. Das enge («ebiet mit 311m
Tie Vlnliige ber beutfdjen Stnbt. 25 Teil nodj rcdjt funipfigeni ®rutib unb üJobcit jwang hier unb ba, von ber iwlltommcncn JRcgelniäftigfeit, bie man aiiberSwo ftreng einfjiclt, a^pwcidjen. UU§ ber Bebauungsplan fiir biefe Einlage feft qeiegt worben war, galt cS and) BerbinbiingSftrafteu sniifrijen iftr unb ber höher gelegenen ^afobi-Sliifieblintg licrjultcllen; fie witrben nidjt [teil Ijinaufgeführt, fonbern in fünfter Shnmniinig angelegt, wie eS in ben heutigen auffteigenben Schulden , Breiten-- unb Sdjitli Straften nodj 311 crfenuen ift. So wudiS bie beutfdje Stabt Stettin auS gwei Teilen jufammen, beut, ben wir bie Q?aEobt Slnfieblnng nannten, mit bem Sloftmartt als SJlittelpimft unb ber Unterftabt, bem Slarocnflcctcn, ber fidj um ben $euniartt bilbete. Tauchen beftaiib jiniadjft nodj fiir fid) bie alte Burg auf ber $olje beS Sd)lof|e§ unb be§ 'JJlaricnplatjcS. (Stu Blirf auf ben Stabtplan läftt iwdj heute biefe brei Teile crtciineu, wenn and) infolge ber BeränOerungeii, bie baS gan^e We länbe bei ben unaufhörlichen SJaiiten erfahren hat, bie Qjrci^en nidjt überall gaiiß genau aiijugebcn finb. Ter Slnoau ging in biefer fleit, in ber eS bem Unternehmer nidjt fdjroer würbe, neue Ülufiebler herbe i jugieben, vcrhaltniSmäftig fdjitell vor fid), freilich nidjt als ob bas gaiye für bie Stabtanlage beftimmte Webiet fofort bebaut worben wäre. 9lein, man gab aud) hier ber neuen Wniiibuiig einen Umfang, ber gunäihft und) fRauni genug für -fiöfe, Warten unb '.'Icfcr frei lieft. .£>ai bod) ber fßlaß, ben man für bie Stabt beftimmie, viele Cfahr- hunberte hinbitrdj faft nolirommeii aitögcreiefjt big 311111 ^aljre 1845, in bem bie erftc gröftcre Stabterwciterung nad) Sübwcften 31t erfolgte. Btaut bie altüberlieferte 9cadjrid)t, baft 1240 bereits eine 'Jhebei laffung ber graftsiSfaner in Stettin erfolgt ift, richtig ift, fo nutft bamalS bie Einlage im wefeutlidjen iljrem ciuftereii Umfange nad) voüenbet gewefen fein. Tie SHöfter ber grauen 9Jlönd)c würben überall in ben Stabten bidjt an ber sJJtaucr angelegt, unb fo madjt eS bie Begrünbitng bes Stettiner Sl'lofterS fahr wahrfdjeinlid), baft bie Sdjiitjweljr im (Silben 1240 bereits gefdjaffen ober wenigftenS in Virbeit war. Vluf ber anbercti Seite nntrbc vor 1243 non ber .£>cr3ogin 'JJlariaime, Barnims Wcmahlin, ein 9lonnent(ofter beS ^ifterdciiferorbenS begriinbct; es erhielt am 27. Januar unb 5. $e bruar bes genannten QahrcS uom £>er3ogc unb ber ^er3ogin urtuub Iidje iBcrfdjrcibungcu iiber feinen Wrunbbefitj unb feine Hebungen. Tics ftlofter lag auftcrhalb bcS Stabtgrabcns unb ber woljl erft fpätcr erbauten DJlauer nidjt weil von ber £bcr; bie 'Jlamen bei SHofterljofs unb ber 3«au«iiftwifte erinnern nodj an bies graueutlofter. (£S erhielt reichen Wrunbbcfitj in nahegelegenen Törfcrn, wie Wrabow,
2ß innere Siniidjtuug ber beutfdjen Stubt. Vrebow, Solagin (fyater Jrauenborf genannt) u. a., Hebungen unb bebeutenbe fRedjte. 3hm überwieg ber $>ecjog and) bie s4?etriFird)c, b. fj. baS fßatronat über fie, bas bemnadj baS Samberger klafter 1237 nidjt übernommen 311 Ijaben fdjeint, unb bie Jlirdje ber heiligen 'JJlaria mit itjrem Sefitj- 9Rit biefer ift rootjt baS fdjon früher begriinbete WotteSljauS be§ .«(öfters gemeint, .fjierauf fdjeint bie Se-jeidjuitug binsnweifen, beim unter ber Ijciligen 9Jlaria haben wir oielleidjt nidjt an bie Jungfrau VJiaria, fonbern an bie Vlaria 'JJlagbalena ju benfen, ber baS fllofter geweiht war. Sludj bie Vifolai firdjc mit ber fßfarre ber Stabt wirb ihm übertragen. .fjieranS ertennen wir, bafj bamalS für bie neue Stabt (civita») bereits bie .«irdje gegrünbet worben war. Sie lag auf bem Tlartte ber neuen Slnfieblung in bem alten Shtwenflerfen, oielleidjt an berfelben Stelle, wo einft bie oom 'ötfdjDf Ctto gegrünbete Slbaibertsfirche ftanb. SSir fönuen biefe Seitgrünbung cntfprcdienb ber QalobUVnfieblung bie Vtrolai ’Mnfieblung nennen. So ift, wie wir fehen, bie firdjlidje ©in ridjtung oollenbet. 'Sie neue beutfdje Stabt war äufjerlidj angelegt, eS galt nodj bie Verwaltung, bie ©eridjtsbarteit unb baS fHedjt ber neuen Sürger 311 orbnen unb ben Sefitj ber ©emeinbe feft^ulegeu. “Siefen ab- frijliefjenben Sdjritt hat ber .fjergog Santini 1 mit ber Urfimbe vorn 3. SIpril 1243 getan, burdj bie Stettin redjtlidj a(ß beutfdje Stabt anerfannt worben ift. Schon oor iljrer SluSfertigumj waren bie Ginridjtimgen getroffen worben, bie für bie ftabtifdje ©emeinbe not wenbig waren. SScrner Saruot, ber Veiter ber ganzen (Mrünbimg, war bereits oom .fjergoge 311m Sdjuftljeifien, b. h- 311m Vertreter ber lanbeSherrlidjen ©ewalt, ernannt worben. “SaS eigenartige aber ber beittfdjen Stabte war eS, bafj bie ßlemeinbe in ihrer Verfaffung, Verwaltung nnb (RedjtSpflegc eine rcdjttidj begriinbete uub privilegierte Sclbftänbigfr'it befafj. Vlit foldjer Sluffaffung oon bem ®efen einer beutfdjen Stabt waren bie neuen Surger in baS frembe Canb ge= tommen, bie (Redjte, bie fie in ihrer alten Heimat befeffen hatten, wollten fie auch in ber neuen nicht miffen, unb es inufjtc eine gefchliche ©ritnblage gefdjaffen, b. h- ber 9leit-Wriiubimg ein Stabt redjt oom VanbeSbcrrn ^uertannt werben. “Sicfcr oerlielj, wie woljl leidjt ertlärlich ift, nidjt willtürlich eines ber befonberS oerbreiteten (Rechte, fonbern basjentge, welajeS bie neue (jkmeinbe ober ihre Vertreter 3U haben wünfditen. 311 Scrhanbluugen hierüber mufften einige SRitglieber ber Semcinbe erwählt unb fo ber Slnfang mit ber Vegrimbung einer «öryerfetjaft gemadjt werben, bie mit ber ßeitung ber gemcinfdjaftlidjen 9litgclcgciiljcitcn betraut würbe. Oft mag auch
ToS Sdjöffeufollefliuni. 27 fdjon ber Unternehmer fid) eine 5lrt uon JHcit befonberS ijur ßnt fdjeibung uon Streitigfeiten gebilbet haben; eS ift faunt bentbar, baß bie beutfdjen ®iitwanberer, weldje bie Slnfdjauungen unb ©eiuoljntjeitcu red)tlidjer Slrt aus ihrer $ciinat mitbradjten, ohne eine gewiffe £>rb= mtng and) nur voriibergehenb aiiSfomnien tonnten, ©er Sdjultljeiß brauchte zur GieridjtSverwaltinig Dlänner neben fid), bie baS Urteil Zit finben hatten, ©iefe waren in mandjen Stabten bie 'JJlitglieber beS 9iateS, ber von Slnfang ber reditlidjen ©rifteiijj an beftanb, in anberu gab eS bagegen ein Sdjöffentollegiitm, in beffen föänben neben ber ffleridjtsbarfcit aud) bie gefaulte Leitung ber ftäbtifdjen dermal titng tag. ©ieS war ber fVall in 9Jlagbebitrg unb ben Stabten, bie fein Stabtredjt aunahmen. Sins ber Wegenb, wo bieS vorwiegenb (Mültigteit hatte, fdjeint ein großer ©eil ber von betn Unternehmer nad) Stettin gezogenen (Sinwaitberer gefomtnen 311 fein, unb fo war eS natiirlid), baß ber Sdjultljeiß SScrner unb feine VanbSleute fdjon halb, {ebenfalls vor betn Sitte ber redjtlidjen ©egrütibung ber neuen Stabtgentcinbc, ein Kollegium von Sdjöffen bilbeten. SBir werben besljalb bie in ber Urtunbe vom 3. Slpril 1243 genannten Bürger als bie erften Schöffen Stettins anjiifehen haben, and) wenn fie nidjt atiSbrüdlidj als foldjc be^eidjnet werben, ©ic ffllitglieber biefer erften leiteuben SBeljörbe waren Stephan Sdjütte, Johann Span, Sllbert von iSranbenburg, .fjieintid) von VJlagbeburg, Cambert von Sanbotv, Sllbert von Sparrenfelbe, £>einridj oon (Muhen, (Merljarb .Rränter unb ©erljarb von ©öntiß. ©iefe 'JJlänner baten bett Herzog 53anum um bie offizielle Serleihmtg bes SRagbeburger StedjteS, baS fdjon einige fällte früher (1235) bie neue Stabt 'ßrenzlau von ihm erhalten batte, ©urdj bie mehrfadj erwähnte Urtunbe von 1243 erfüllte er biefe gorberung itnb beftätigte -bamit als Vanbcsljerr einen redjtlidjen .ßuftanb, ber fidj bereits oon felbft in ber neuen (Memeinbe ausgebilbet hatte. ;{u einer beutfdjen Stabt gehörte not wenbigerwcife and) als Wenicinbebefitj eine feft begrenzte Stabtflnr, bie von ben Siirgcrn z11 gemeinfauier Slußung übernommen würbe, wie bie Sllmenbe ber beutfdjen ©örfcr. SUS fold) Stabtfelb, von bem ber üanbcsljerr einen beftimmtcn jährlidjeit Gaiton erhielt, überwies biefer ben Stettinern lot) $ufen (etwa 6000 SJlorgen) Slderlanb unb 30 .{pnfeit SÖcibelanb, außerbem ®eibegered)tigteit oberhalb unb unterhalb ber £?ber auf eine 'Dletle hin. $n einer Urtunbe vom gleidjen ©age geftattete ber Herzog ben 'Bürgern nod) attSbrüdlidj bie 'Benuljuitg ber 'AMefcn unb SBalbuiigeit zwifdjeu ber Stabt ©amm unb bem Qhuaflnffe. 'BJciter würbe ber Glemcinbe freie gifdjerei auf ber Ober eine 'JJleile weit oberhalb unb unterhalb
28 Ta§ ©tnbtredjt. — Ter SRcit. ber Stabt iicrfdjricbcn; fie erhielt and) Freiheit uom S^l 1111 Ungclb (ba§ ift ein Steuerauffdjlag auf (betreibe) im gingen ßaubc mit SluSnahme ber ßollftätte« Tiocuow unb .fioiberg, wo bie Stettiner bie .fjäffte 311 3aljlcn Ijatten. Sdjltefjlidj fetjte ber $«-309 bie .fjöljc be§ ihlagen3olle§ (4 ißfenit. oon jebem 'öagenpferbe) unb be§ UngclbS (y2 'JSicrbung non ber £aft) feft. SQagbebitrger Stabtredit wirb fiir bie Stabt Stettin bie redjtlidjc Cbmnblage 31t weiterer innerer (Sntwictelung. (SS war nidjt ein genau fixiertet SRedjt, baS fjier fdjematifdj übertragen würbe, fonbern bas McwotjnljeitSrcdjt, wie cs fidj in SJlagbebitrg auSgebilbct hatte, fanb feine 'Jliiweiibiing unter ©erüdfidjtigung ber befonbcreti ißer= Ijältniffe. Tic im ®olfe lebenben unb anertaiinten SRcditSnormen, wie fie etwa bie Sdjöffeu 311 .fjallc 1253 fiir bie fdjlefifdje Stabt Weumartt mitteiltcn, legten bie Stettiner ihren S3erwaltuug§= 1111D CheridjtSeiiiriiijtungeit, ihren Slcdjtsfprüdjen u. f. w 311 ©rintbc. Tafj and) fie non SJlagbeburg eine ähnliche ^lufgeirijnitrig erhielten, ift unbefannt nnb faum waljifdjeiulidj. Tagegen wiffeu wir, bafj bic Sdjöffett oon Stenin fief) in 3iiicifelhnften fällen nadj ÜDlagbcburg waubteu unb um ©eleljrung ober Sntfdjeibinig baten. (Sbeiifo würbe iljr Sdjöffenftuhl für anbere Stabte if?onimerii§ mit 9ftagbebttrgifdjein Ncdjte eine ®rt oon oberer Quftanß in 'Jledjtsjallcn. Tiefe Sdjöffeu hatten in Stettin anfänglidj neben ber fJtcdjt’ fyredjung bic Stabtvcrwaltniig in ben £änbeit. ^war laffen uns bie Urrünben bie Cnitwidliing nidjt beutlidj ertennen, ba Sdjoifen in Stettin auSbriicflidj erft 1290 erwähnt werben, aber bie Vertreter ber Qknteinbe, bie in bett erfteti fahren urfitnblidj genannt werben, haben ftetS ben Sdjultheifjen an ihrer Spilje unb fiitjrcn feine weitere Skjcidjiiiing, fo bafj wohl nur an eine einige leitenbe SBeljörbe 311 beuten ift unb biefe wirb, wie in SJlagbeburg felbft, ba§ Kollegium ber Sdjöffeu geiocfen fein. $m 3abre 1263 werben 311m erften fülale in Stettin SRatstjerren (consules) erwaljnt, unb mut tritt biefe .Uörperfdjaft (universitas consnlum 12(>8) immer mehr Ijenwr. SBie fic fidj neben bem Sdjlffenfollegiuin gebilbet hat, [afft fidj nur «er nntten. ift nidjt im Megenfaije 31t biefem, aber wohl infolge be§ 3itnchmcnben Selbftänbigteit?gefü§leS ber fflenteiiibe gefdjeljen. Ter Sdjulthcih war Vertreter ber Ijer3oglidjeit Gewalt in ber Stabt; je mehr bie SBiirgerfdjaft fidj al§ eine freie Korporation fühlte, befto lebhafter würbe ber 'föitnfdj unb baö Verlangen nadj einer eigenen felbftänbigcn llerwaltung, bie unabhängig 00111 Vaitbesljerrn bie Siedjte ber ®emeinbe vertreten tonnte. ®o ift es ertärlidi, bafj andi bic Stettiner fidj halb einen Dlat bilbeten, wie cs in allen
®er 9tut. 29 beutfdjen Stäbtcn gefdjat). Gr nntrbe non ben Vürgern gewäljlt unb übernaljm junädjft mit beut Sdjiiltljeißen unb ben Sdjöffen 311= fantmen bie Vertretung ber gefaulten Sürgerfdjaft. Madj unb nadj fiel bem Mote immer nieljr bie eigentlidje ßcitung ber ftäbtifcfjen Singe legenljeitcn 311; er uerfjaitbelte mit bem ßanbesljerrn unb ftcllte felbftänbig Urfunbeii aii£> (gitcrft 1283). Shifänglidj fdjeint ber Sdjultljeiß and) an ber Spitje bed Mates geftanben 311 haben, allmäljlidj aber mürbe feilte unb ber Sdjöffen Sätigfeit auf bie eigentlidje Medjtfpredjung befdjränft. ®er Mat mürbe mit ber Beit faft gang unabljängig bau iljrer fOlitwirfung unb wählte fidj bann feine eigenen Heiter unb Sßorfteljer. ^reilidj finb Sürgenneifter (proconsules) erft 1345 fiir Stettin urfunblidj nadjweisbar, aber es ift fidjer an^uneljmen, baß e§ fdjon Qatjrjeljnte vorljer foldjc gab. JfiJäljrenb bie Sdjöffen woljl von Slnfaug an auf ßebenSjcit iljr Slnit verwalteten, ift ba§ fiir bie Matmanneii unfidjer. ilöir erfaljreu and einer Urfunbe non 1309, baß am lÖalpurgiätage (1. SJlai) bie neuen SJlitglieber gewäljlt mürben unb mit ben miebergemäljlteii älteren iljre Sitje einnaljmen. ®aS tlmgt fo, al§ merbe ber gange Mat alle $aljre erneuert, roobei natiirlidj SBiebcrmaljlen ^äufig vorfonimen miiffcu. G§ ift inbeffen moljl an bie fpäter iiblictje, alljäfjrlidj erfolgenbe Ilmfetjung, b. Ij. teilweife Grueuernng, be3 MateS 311 bcnfen. SÖir finb bei bem ffllangel au Madjridjten nidjt imftaubc beutlidj 31t erfeinien, wie fidj ber Mat in Stettin entwirfelt ljat; wiffen mir bodj faum einige Manien oon SMitglieberu. daraus geljt Ijeruor, baß eine Meilje von Familien, bereu Manien fidj erft in biefer JJeit allmäljlid) bilbcti, Ijäufig in bem Mate vertreten ift; mir finben Slngcljörige ber Gefdjlcdjter Segelet, SiUfe, Vrafel, Soltwebel, Slngermiinbe, SBitte, ©iintersberg, £>oljeiiljau§, Sanne, Mite u. a. 111. ®ie Baljl ber Wtitgliebcr fteljt nidjt feft; eS merben aber gmeimal (129(1 unb 1302) in Urfiuiben 15 MatSljcrren (mit bem Sdjiiltljeißen) aufgefiiljrt. Qljre amtlidje üätigfeit 311 fdjilbern, ift fiir biefe ältefte Jeit nidjt möglidj, fie ljabeii gewiß neben ber Verwaltung ber gefaulten Stabt unb iljrer öefitjungen aitdj von Slnfang an ein gewiffes Straf redjt 3. S. im $anbel§= unb Oarftverfeljr befeffen. Sie urtiinben in biefer ßeit bisweilen allein, einige SMale mit bem Sdjultljeißen unb ben Sdjöffen 3ufainmen, einmal (1290) [teilen Sdjultljeiß, Sdjöffen, Matöljerren uub bie Gemeitibe eine Urfunbe au§. Gineii Sdjluß Ijierawä 31t madjen, ift faum erlaubt, ba wir au§ ber galten ßeit bi§ 1325 nur fedjd von ber Stabt Stettin ausgefertigte Urtuiiben fcnneii ®ie Viirgerfdjaft (uiiiversitus civium) bilbetc bie Gemeiube ber Stabt. SÖie fie entftanben, woljer bie eiii3elneu ©lieber gefommen,
30 Sie SBürßerfdjaft. wer unb was fie an bie Cber gcfüßrt ljat, baS finb grageu uon ljoljem ^Xntereffe unb uon großer ©ebeutung für untere Kenntnis vom ältefteu Stettin,' aber gragen, bie bocf) nur feßr itnfidier 31t beantworten finb. CSntftanben ift bie Sbürgergenteiiibe (civitas) redjtlidj natürlich erft 1243, aber gebilbet ljat fie fid) fdjon vorßer, ja ntandje von ben Slngeßörigen mögen bereits galjr3eßute lang in ber gafobi ftabt gewoljnt haben, Ser größere Seil ift inbeffen um 1240 ein» gewanbert, unb biefe (Sinwanberung hörte natürlich mit 1243 nidjt auf, fonbern nahm nun erft einen größeren Umfang an unb bauerte nod) lange fort. (Serabe ber llniftanb, baß bie redjtlidje Srunblage gegeben worben war, bracßte viele ßeute ba^u, iljren Söoljnfiß in bie neue beutfdje Stabt ju verlegen. DBoljer tarnen biefe Stettiner 'Bürger ber erften geit? SaS tonnen nnS bie Flamen fageii, inbeffen bodj nur guin Seil unb in redjt befdjränftem Umfange. 5Bir muffen bebenten, baß bie gamiliennamcii erft in biefer geit entftauben unb fidj noch nidjt immer vom SSater auf ben Soßn forterbten. Cft genügte ber SBontame gut SBegeirijnung, ber Bürger gab ficfj felbft ober anbere iljm einen näßer tenngeidjneiiben Beinamen. (Er naßm biefeu fefjr oft von bem Crte, aus bem er fam, bodj braudjte bieS nidjt jebcSmal feine nrfprünglidje £jeimat 311 fein, fonbern bie Stätte, wo feine Familie ober er juleßt bei ber DSanberung gefeffen ober wo er fidj juerft im Slawenlanbe iriebergelaffen hatte. Sie Sßanbe rang auS bem SSJeften nadj bem Cften ging bei vielen gamilien in (Etappen vor fidj; auS ißrer ehemaligen Heimat wanbten fie fidj 3. B. nadj Branbeuburg, ©lagbeburg, Saljwcbel, Ghtbeii u. a. 0., ließen fidj bort nieber, bann 30g aber ein gweig ober ein ©lieb weiter nadj Cften, etwa nadj Stettin, unb würbe bort mit betn Dianten bes CrteS, von bem er fam, be^eidjuet. Slnbere gamilien ljatten fidj junädjft in einem Sotfe im (Slawenlanbe angefiebelt, ein Singe höriger 30g bann in bie neue Stabt unb erljielt als Flamen eine flawifcße Crtßl^eicßniing, obwoljl er ein guter Seutfdjer war. So gibt alfo biefer uns nidjt immer DluSfunft, aus weldjer ®egeub bes alten beutfdjen ©ebieteß ber Sräger bes Dlaniens ober feine gamilie urfprünglidj ftammte. Sie gahl ber auS ber erften <}eit Stettins erhaltenen Flamen ift auefj feljr gering, gn ben llrfunbeu werben nur wenige genannt, unb baS ältefte Stabtbndj beginnt erft mit bem gaßre 1306; wir fönnen es alfo für bie Sarftellimg ber griiljscit ber (Semeinbe nur mit Borfidjt ßerai^ießen, ba wir ja nie wiffen, wann bie betreffenben Bürger ober iljre ganiilieit nadj Stettin gefommen finb. Sie Satfadje, baß bie neue Stabt baS DJtagbe burgifdje IHedjt annaljm, ljat fdjon bie iUermutung naljegelegt, baß
Sit $ertunft ber ©ürget. 31 bie elften ©ärger, bie maßgebcnbeii (Siiifluß ßattcii, ans einem ©ebiete tarnen, wo biefes (jerrfdite, alfo au§ ©ftfalen, ber ©lart ©ranbenbitrg, ©leißen, ber ßaufiß, Sdjlefien. ©ortßin weifen and) gum Seil bie fdjon erwähnten ©amen ber elften Sdjöffeu (©rauben* bürg, ©lagbcbnrg, Snnbow, (Silben, Somit)), fowie fpätere, wie Siltwebel, ©fterobe, ©teslau, ©crleberg n. a Saun fäljren uns aber feljr galjlreidje Orte weiter und) ©Seften, nad) ©Jcftfalen unb bein 'Jlieberrljein, unb e§ tritt im ßaufc ber ßeit, wie wir nod) feljen werben, immer bentlidjer Ijervor, bafj bie ©leljrgaßl ber Stettiner ©ärger entweber bireft auS jenen ©ebieten an ber ©Scfer, ßippe, ©uljr unb bem ©Ijein getommen finb ober bort iljre älteftc Heimat geljabt ljaben. Sortljüi weifen ©amen, wie Wlfmiinbe, Slngermiinbe, Sl'ölu, vom ©Ijeiue, nad) ©Seftfalen bagegen foldje, wie ©Jeftfal, ©ratel, ©Sirmingljaufen, Snisbnrg it. a. m. 'Sie ©ürgerfdjaft Stettins ljatte gum allergrößten Seile tßre urfprünglidje ^eimat im weftelbifdjen ©ebiete, ©ieberfad)fen unb ©Seftfalen. Sortljer mögen and) foldje eiiiftmals getommen fein, bie fid) nad) einem flawifd)en ©rte (©Sollin, ©Juffow, ©agmiißl, ©enfitn, ©öliß) benannten Jlnbere ber. ältefteii ©cgeidjiiungen geben uuS feine SluSfunft über bie Heimat; fie finb oon ber ©efdjäftigung (fträmer, Segeler, Sdjreiber, .fpafe, ©Hiller, ©länger), von geiftigen ober förperlid)cn ©igenfdjaften, oft vielleidjt in fpöttifdjem Sinuc, (©Sicfe (Sapiens), $ung, ©rot, ft'lein, ©Sitte (Albus), Start, Sdjele (Luscus), 9iiet (Dives), ©arfoot, ©ropefej ober von ißreu Käufern in Stettin (^oljenßaitf, Atelier, ©lule) berge nominell. Sie älteftc ©evölferuiig Stettins war nid)t fo bunt gemifdjt, wie man oft angenommen bot, unb ift nidjt in erfter ßinie burdj ben Zufall gufaminengefiibrt worben, fonbern eine gemeiufame Heimat verbinbet viele. VluS einzelnen ©ebieten ©SeftbeutfdjlanbS fdjeint eine planmäßig organifierte ©Säuberung nadj ber neuen SDber= ftabt ftattgefunben jii ljaben, vielleidjt von ben elften mit ber ©riin bung beauftragten Untcriieljmerii veranlaßt. ©om ©iirgerleben in ber ältefteii Stabt vermögen wir uns fein ©ilb 311 madjcii. ©Sir tönneii e§ uns woljl nidjt einfaeß unb befdjeibeu genug vorftellen. ©iebrige £>oljbänfer erljoben fidj in ber Stabt neben ben einfadjen Atirdjcn. ©Ian begann fidj erft allmäljlidj in bem neuen ©Jobnfiije ein^uridjteu. Sie au§ ber Heimat mitgebradjten ©eiuolm Ijeiteu, ©rbnungen unb ©edjte ließen fid) ljier erft nadj unb nad) einfiiljren, eS war eben alles nod). im ©Serben. 3U ber weiteren ©iitwidclung bes ©enieinwefenS bradjten bie füljnen unb wagemutigen ©ärger ben beften ©Sillen mit, aber fie beburften, um etwas jit erreidjeii, ber talträfligen lliiterftüßung bes ßanbesljerrn. ©r mußte
32 Stettin uub bet ü’iuibeSljtrr. bie Stabt, bie er begrüubct tjatte, weiter ftütjeu, iljr SRedjte unb Vrioilegien verleiden, otjne bie fie all? beutfdje Stabt nidjt bcfteljen, vor allem uidit bie 'Jltifgabe erfüllen tonnte, bie iljr geftellt war. Sie füllte £>anbel unb bewerbe Ijebeit unb förbern, bie biSIjer im Slawenlanbe arg banieber gelegen (jattcn, UAerteljr mit ben weftlid en beutfdjen Gebieten aiitniipfeu unb fo bas ßanb au ber unteren Ober ber allgemeinen Jl'ultur eröffnen, (ffewifj ift fid) Sarmin I. bi<feS Ijoljen Zieles nidjt tlar bewufjt gewefeii, aber bafj er burdj bie öfriiubung unb Smlage uon beutfdjen Stabten fein Vanb wirtfdjaftlidj unb tulturell heben wollte, bas ift nidjt 311 bezweifeln. Um biefen (Geballten auSzufiiljren, Ijabeit bie ^ommern^eraojie, Sarnim unb feine 'Jladjfolger, audj in ber folgeiibeu ßeit vielerlei getan. Stettin begann bamalS fidj in ber ShJjtuug 31t entwirfeüi, bie für bie Stabt auf bie Tauer bczeidjnenb unb bebeutfam geblieben ift. 5. jfapitel. btetttns feiilwidlelitug in ber eilten löffle bes 14. ^alhßnnberts. fz ’tettin Ijatte, wie alle beutfdjen Stabte, eine grofje lliiabljäugigfeit ei'l)«Uen; es war felbftänbig in feiner inneren Verwaltung, felbftänbig würbe es audj in gewiffem Sinne nadj aufjen inbezug auf fein VerljältuiS 311 anbern ftäbtifdjen (fJeiueinbeu. SKeitere Diedjtc unb '-Privilegien 311 gewinnen, ben Umfang bes VcfiijeS 31t meljren, im Qniiern bie Vcrfuffniig unb Verwaltung auSäugeftalteti, bas war bas Streben ber Viirgerfdjaft uub 3war ftets mit bem Vhmfdje, bie Sclbftänbigteit 311 erweitern unb 311 fidjern. Tabei war unb blieb aber bie Stabt ftetS bem ßaiibesljerrn untertan. ;)rgenb ein ®egen= faij 3Wifdjen beiben beftaub urfprünglidj nidjt, es wäre foiift fauiii 31t uerfteljen, wie bie $er3oge bie Siitwirfelung ber Stabt fo eifrig förberten. Söeiber ^utereffen gingen nebeneiiiauber Ijer. Tie aufblüljeube Stabt biente ber fUladjt bed ßanbesljerrn, unb biefer war iljrer fyreiljcit förbcrhdj, gewährte iljr Sdjutj unb 'Jlulje 311 gebedjlidjem 'lüadjstuiit. 'Blau barf babei nidjt anneljnieii, baff bie giirften ben Stäbten alle bie 3aljlreidjen Stedjte unb Vefiljungeii nur „ber 'Jlot gcljordjenb, nidjt bem eigenen Triebe" gewaljrten, nein, fie bradjtcn burdj bie QJriiubitng unb Segiiiiftigung ber Stabtgcmcinbeii in iljr (gebiet ein neues, belebeubes Element, baS freie, aufftrebenbe Vurgertiim, bas geeignet war, bie .Qräftc beS Vanbes 130113 aiibcrs aiiS3iibeuten uub bem («enieuiwoljle uuljbarer 31t madjen, als cd bisher gefdjcljen war.
Stettin unb ber Vanbeä$eir. 3Ö Söir feljcn beSßalb in bem größten Seile be§ erftcn Qaljrfjunbertö bcibe, gürft nnb Stabtgemeinbe, in befter (Eintradjt einanber Ijetfcn nnb förbern. Sie Snrgerfdjaft, bie fid) bind) 3lIäll9 auS ^ent '-ISeften fortbauernb ergänzte, gewann nad) unb nad) alle bie Sorredjte, bie fie and iljrer ober iljrer Säter Heimat fannte unb nidjt entbeljreu tonnte, bas JHedjt, ^nuungen 31t bilbeu uub ein fRatfjauS ju bauen, fefte Crbnungeu fiir Soll, .fianbel unb ©djiffal)rt, Seftiiunningcn über fliedjt unb unb (Gerid)tSbarteit. Son befonberer Sebeutnng aber war gunäd)ft ba§ Serl)ältnis, baS fidj gwifdjcn Stabt unb VanbeSljerrn auSbilbetc. Diefer war ber (Srnnbfjerr unb erhielt nad) ber geftfeßnng oon 1243 als 'Ihierfeiiiiuug feiner Stellung eine jäljrlidje Saljlung non bem Stabt» felbc uub and) woljl oon bem eigentlichen Sefitje innerhalb ber Stabt. Tiefe Summe bauerub fcftgulegen, gelang ber Sürgerfdjaft bereits 1283; ber £>crgog Sogiflaw IV. fetjtc bamalS bie £ölje ber als „Orböre“ begeidjnetcn Abgabe auf 100 Start öranbcnburgifd) feft. Seljr gefdjictt hatte bie Stabt biefe baburdj gewonnen, baß fie bem ^etjoge ein Sarleljn oon 600 Start ^fenn. gewährte uub fid) bafür bis jur SRii(fyal)Iitiig biefe unb anbere Serfpredjungen mad)en ließ; natürlich ift bie Sd)ulb nie getilgt worben. (Größeres ljatte bie Siiirgerfdjaft bereits früljer erreidjt. Seben unb in ber neuen Stabt befanb fid; nod) ber alte Jüurgwall ber Slawengeit; er war nidjt nur ein £>inberniS für bie Musbeljnnng ber ftäbtifdjen Slieberlaffung, fonbern mußte aud) ben beutfdjen Bürgern als eine (Gefaßr für bie Selbftänbigteit iljreS ©emeinwefenS erfdjeinen. .£jatte mau bod) in ben älteren beutfdjen Stabten fdjon läugft alles aufgewanbt, biefe Swingburgeii lanbeSljerrlidjer ^»oljeit auf fricblidjem ober gewaltfanieni Siege gu bcfeitigcn. Siie es ben Stettinern gelang, beit $ergog Starnini I. 1249 gur Slufgabe bes SSurgwallcs gu bewegen, ift nidjt gang flat; eS Ijeifjt gwar, baß er burdj iljre Sitten veranlaßt worben fei, bie Surg aufgngeben, gewiß wirb aber neben ben Sitten nod) etwas (Greifbareres mitgewirtt Ijaben. .ßugleicf) gab er bas feierlidje Serfpredjen, nie wieber eine SBurg in Stettin aufgubguen unb feinem feiner Safallen gu geftattcn, innerhalb breier Steilen um bie Stabt eine foldje angulegen. Der 'Jiaiint für ben Slusbau ber Stabt war frei, bie beiben Teile ber Sicberlaffung, bie um St. $afobi unb bie um St. Sifolai, tonnten enger gufammenwadjfen, unb halb entftanben neue Straßcngügc, bie fid) bie £>ol)e hinaufgogen, wie ber Oltböterberg (heute ifk'lgerftraße). Die Käufer brängten fid) allmäljlid) enger um bie alte Siirgftatte, wo ber ßanbcsljerr einige £)Öfe in feinem Sefitj beljalten hatte. (Sinige Saljre fpäter (1263) überließ bie Siirgcrfdjaft eine Stelle ber alten Surg bem neu erridjtetcn Domtapitel nou St. Sdri Wet)tmann. O)ef<t|(djte von Stettin. 3
34 (Stettin unb Vogiflaro IV. gum Van eines !)Jlarien=®omeS auf bet -frohe (in sumrao) bes heutigen VlarienpIatjeS. •frergog Samirn I. unb feine Slachfolger hielten fidj nur vorüber» gefjenb in Stettin auf, namentlich bei ber Vollgiehung urtunblidjer Sitte. ®agu uerfammelten fie in ber Stabt iljre Vafallen unb ©etreuen. Stucf) mit bem State ber Stabt Derljanbelten fie oft in ben mannigfachen Sloten unb Kriegen, bie Vranbenburg über baS ßanb bradjte, bis 1250 burdj ben Vertrag oon frohen=ßanbin Sommern in ein fefteS ftaatsrechtlidjeS Verhältnis gut 'JJlarl trat. (Sbenfo beiiutjte Vornan I. bie friilfe ber Stabt gerne, als er nadj bem £obe feines Vetters SSartiflaw III. (17. Vlai 1204) baS gange pommerfdje fianb in feiner franb vereinte. Viele Vegabungen Stettins mit Vedjten unb Vefißungen finb als greife für geleifteten Veiftanb aufgitfaffen. Schwerere feiten brachen an nad) VamimS JJobe (13. Slo» oember 1278), als ber 'Jlltefte beS ®efd)Iedjtes, Vogiflaro IV., ber für feine unmünbigen Vrüber bie Vegierung füljrte, in einen heftigen Streit mit ben SJlarfgrafen geriet. ®r fanb aber frülfe bei gahlreidjen norbbeutfdjen dürften, neben bie 1283 in bem 'Jioftoder ßanbfrtebens« bünbniffe mehrere Stabte, gum erften SJlale gleichberechtigt, traten. Su ihnen gehörte auch Stettin. Serabe hier fürchtete man bie ftetig roadjfenbe fDladjt ber branbenburgifchen Herren, bie (Srnflufj unb -frerr fdjaft auch i*11 unteren Vbergebiet gu erringen fudjten. Unter ßübectS Rührung tarn biefe erfte größere Einigung ber Stabte guftanbe. Valb barauf beanfprudjte Stettin bie verljeißene £ilfe, als bie Vranbenburger iljren ßanbeSherrn Vogiflaro IV. hart bebrängten. ®er Vat bat in einem Schreiben doch 4. Quli ßübed um fdjleunige Slbfenbuug eines £)ilfSforpS. Vis in bie Valje ber Stabt fdjeint ber flrieg bamals gebrungen gu fein; ob fie felbft baoon berührt roorben ift, wiffeu wir nicht. Sbenfowenig vermögen wir im eiugelnen bie Vorgänge gu ertennen, bürd) bie Stettins »ßolitit beeinflußt roorben ift. Soviel inbeffen ift beutlidj, baß ber 9iat in biefen unruhigen Seiten, in benen neben bem Streite mit Vranbenburg ein ^ruift ber hergoglidjeu Vrüber Vogiflaro, Varnim unb Otto Ijergiug, roirtlidj eine eigene ftäbtifdje '.ßolitit trieb unb wie eine felbftänbige unabhängige Wlacht je nadj bem Vorteil, ber für bie ©emeinbe barauS gewonnen werben tonnte, Stellung gu ben Streitfragen nahm, ßange Seit ftanb Stettin, wie eS fdjeint, treu gu bem .frergog Vogiflaw, bann aber oerbanb eS fidj 1292 mit ber $ergogin=&ßitwe Süechtilbe, bie ihrem Stieffoljne Vogiflaw gumeift wenig freunblidj gefinnt war. ®aß ber Stabt auS foldjem Verhalten, baS gu beurteilen uns bie erhaltenen 'Jladjridjten nidjt erlauben, ©eroinn erwudjs, töimcii wir auS inandjen ?lugeidjen entnehmen.
(Stettin unb ©ogiflaw IV. 35 'Jluguft 1293 beftätigte ©ogiflmn feierltcf) bie Stettin bisher gegebenen SHedjte unb %?rinilegien, ba bie bamaligen Siatsljerren mit bem Sdjultljeifjen ^jeuiefin an ber Spitje QoijanneS uon $bln, 9Irnolb non Sanne, fßeter non ©raiel, Qfoljannes Scfjele, Sobelin Schreibet, ^foljanneS SBufforo) gu feiner ©artet hielten. Smige $afjre fpäter, als 1295 bie Teilung fßommentS gtuifefjen ©ogiflaro unb Ctto notyogen iniirbe, fpielten bie ©ertreter ber Stabt bei biefem roiefjtigen ISlbb. 1. ®ie älttflen Sieget Stettins. Staatsatte eine Ijeruorragenbe Stolle. 9lm 1. Quli mürbe beftinimt, bafj bie guiucifung ber Vanbesteile burd) 8 fRttter unb 4 ©ärger Stettins, 'Jlrnoib non Sanne, ©eter non ©ratet, ben Sdjultl)eif;en 4>einrid) ©arfoot unb QobanneS SSuffoiu, uorgenommen merben füllte. ®abei fiel fie an ba§ ®ebiet beS ^jerjogs Ctto I., bas SJlittclpominern nmfafjte unb alle Stabte mit ©lagbeburgifdjem Steckte umfdjlofj. Stettin gab biefem ^jergogtum ben Slamen unb übernahm mit anberen bie befonbere ©iirgfdjaft für baS galten bes ©ertrages. 3*
Stettin unb Cito 1. 36 Ter neue Canbesfjerr Otto I. verlielj, wie wir nod) weiter feljen werben, Stettin viele fReifjte unb 'Privilegien, bie ber ©ntwidelung ber ftäbtifdjen ©eineinbe giinftig waren. Qljre Selbftänbigtcit wudjs in mandjer fRidjtung; vielleicht erhielt bie Stabt bereits int 'Anfänge beS 14. QafjrljimbertS bie eigene äRünggerechtigfeit, nadjbcm bie ßanbesljerreii fcfjoii länger bort eine PHinge unterhalten hatten. Sieben ben Ijergoglidjeu Prafteaten unb Senaten, bie ben ©reifenfopf führten, tauten in biefer 3eit audj folcfje vor, bie bereits als ftäbtifdje angufeljen finb 'Audj fie geigen ben il'opf beS ©reifen, ben wir ebenfalls in beut älteften Siegel ber Stettiner Sdjöffen unb beut Setretfiegel ber Stabt finben. ®ies trat erft im Verläufe bes 14. ^aljrljiinberts an bie Stelle bes früheren Siegels, baS ber Sage nadj Stettin bereits 1181 von ben $ergogen Stafiinir unb Sogiflaw erljalten fjaben füll. Css taun aber, ba es bie lluifdjrift Sigillum Burgensium de Stitin hat, nidjt vor 1243 entftanben fein, ©er erljaltene brongene Stempel, ber, nadj ben Sudj= ftabcn gu urteilen, im 13. ^aljrljunbert angefertigt worben ift, geigt einen throncnbeii .fjerrfdjer, bem gwei SSappcnfdjilber mit ©reifen gttr Seite ftetjen, gwifdjen Türmen unb unter einem ©reipafj, auf bem fidj Türme unb fünfer erheben. Sie crfte erljaltene Crigiualurfunbe, an ber bieS Siegel Ijängt, flammt aus bem Qatjre 1333. ©amalS fdjeint baS Heine Siegel eiitftaiiben gu fein, baS bie lluifdjrift ljat: S. Civitatis Stetin Antiquae unb ben fteljenben ©reif unter einem Purggiebel geigt. ©ie Pegeidjnung eivitas Stetin untiqua wirb erft nadj 1310 gebräudjlidj. ®ie Stabt ftanb in ben erften ^aljrgcljnten nadj 1300 in gutem Einvernehmen mit iljrem üanbesljerrn. ES waren verhältnismäßig ruljige feiten für bas ßanb an ber unteren ©ber, beim an bem großen Stampfe beS ©änenlönigs Eridj 'JJieiweb unb bes 'JJlartgrafen PJalbemar von Pranbenbttrg gegen bie aufbliiljenbeii norbbeutfdjeit Stäbte unb namentlich gegen Stralfunb, fdjeint fid) Stettin nidjt beteiligt gu ljaben. ®aS vorfidjtige 3»rücHjalten Ijiug mit ber äljnlidjen Haltung ©ttoS I. gufammen, ber in ben ^aljreu bes STonfliftes gwifdjen ©äneniart unb Sranbenburg gu feinem märtifdjen ßeljnsljerrn ljielt, inbcffcii oljne iljn befonberS gu unterftiitjen. Er betätigte im September 1308 Stettin alle Sicdjte unb Privilegien unb erneuerte bie bariiber ausgeftellten llrtuiiben. ©asfelbe tat im Quni 1309 ber äöolgafter £>ergog 'hJartiflaw IV., ber turg gitvor bie ^jerrfdjaft in feinem ßanbeSteile übernommen ljatte. ®a beibe £jcrgogtiimer, Stettin unb Sßolgaft, in eiigfter Perbiubung [tauben uub ben .fjerreu gut gefilmten .fjiaiib gehörten, mufften nadj bein Üeiluiigsvertrage bie Pafalleii uub Stäbte beiben dürften £>ulbigung leiften. Stettin ljat bamalS bem neuen SSJolgafter
Stettins $altu>iß in Kriegen. 37 •fjcrgoge geljulbigt nnb barauf bie Sleftätigung feiner Privilegien oon ifjnt erhalten. Tiefe Stellung ber Stabt ,ju ben beibeu pommerfdjen ^crgogeit war für fie von nidjt geringer Pebeutung, ba fie fid) bei Streitigfeiten mit iljrem eigentlichen CanbeSljerrn an ben anberen dürften wenben nnb feinen Peiftanb forbern fonnte. Taburd) ljatte bie Stabt einen Sdjutj gegen Übergriffe beS .f)er(jogs, ber faum je verfugte. Cb ber Stettiner Siat etroa 1313 bie Xöolgafter $errfdjaft um Sjilfe anging, als er mit .fjerjog Ctto wegen bet Sdjiffahrt auf ber Cber unb fRcglitj unb wegen ber ©etreibeauSfuhr in -ßwift geriet, ift unbefannt. Pad) ber llrfnnbe, burdj bie am 30. Buni biefer Streit beigelegt wnrbe, fdjemt er nidjt unbebeutenbe Slusbeljuung angenommen ju ljaben. SS ift bort von ber Teilnahme anberer Stäbte itnb Pafallcu, von Slerbädjtigungen, von Slnljängern ber ftäbtifdjcu unb ber herjoglidjen Partei bie Siebe. Poch bebenflidjer würbe bie Sadje, als vor 1319 bie Pafallen unb Stäbte bes ^er^ogtumS Stettin mit iljrem VanbeSljerrn wegen einiger Purgen in heftigen Streit gerieten. Sie fdjloffen am 18. 3uni 1319 ein SiinbniS mit PJartiflaw angeblich gegen einige Pitter, in SSaljrljeit aber gegen Ctto. ®S ift nidjt betaunt, wie weit Stettin an biefem Broifte beteiligt ift unb weldjen SluSgang bie Sadje genommen Ijot. Sidjer ift jebodj, baß ber Streit halb ausgeglidjen wnrbe, befonberS als ber Tob bes Plartgrafen SSalbemar (14. Sluguft 1319) von neuem bie niärfifdje ^rage eröffnete. Pei ben folgenben Perfjanblungen fidjerten fidj bie beibeu .fjergoge Ctto unb PJartiflaw vor allem ben Peiftanb ber Stäbte, unb Stettin übernahm einige SPale bie Piirg fdjaft für bie dürften ober ftreette iljncn Ofelb vor. Tafj bei ben Mampfen audj bie Stabt in Plitleibenfdjaft gezogen worben ift, wie eS fpätere CHjroniften behaupten, erfdjeint wenig glaitblidj. (Mewijj waren biefe unruhigen unb unfidjeren Beiten für £janbel unb Perteljr ber Piirger fdjablid), in iveldjem Plafje bies ber galt war, läßt fidj aber nidjt erfenneu. Tic Stabt Stettin leiftete bem ^>er<joge Ctto audj birett £>iilfe. ®r befenut am 17. $uni 1338, baß er gunt ßohne für ben Peiftanb, ben ihm Stettin im Kriege gegen ben Plarfgrafcn gcleiftet habe, ber Stabt 6 £mfcn im Torfe Pteffenthin überweife. TaS gefdjah wenige SJlonate vor bem Slbfdjluffe beS ^rieben©, in bem ber Plarfgraf ßubwig von Praiibenburg, ber Sßittelsbadjer, bie Celjnsherrfdjaft über bas ßanb Stettin aufgab. Sin ben Perljanblungen, bie fid) jahrelang lji«3ogen, naljmen audj Vertreter Stettins teil, unb eS mag in ber Stabt nidjt geringe Pefriebigung gcljerrfdjt h°be,t> ^ie I- un& fein uütregierenber Sohn Pamim II1. am 14. Sluguft 1338 in JJrantfurt
38 Stettin int Streit mit bem ?onoe8^erm. vom fiaifer ßuöroig mit iljrem ßanbe belehnt mürben unb bie ©larf» grafen nur ba§ Vlnfallsridj* erhielten. 3n bem bamals abgefdjloffenen Vertrage mürbe beftimmt, baß bie Stäbte bis gum 2. fjebruar 1339 bem ©iarlgrafen al§ Sventual» nadjfolger bie ßirbfjulbigung leiften fällten. Diefcr ©uuft ber 91b» niadjung bot alSbalb Slnlafj gu einem neuen fionflitte. Stettin meigerte fid) nämlid), ben ©ranbeuburgern gu Ijulbigen unb berief fiel) auf ben Deiluiigsvertrag non 1295, in bem beftimmt roorben mar, bafj ben SSolgafter Herren Eigentums* unb Erbrecht and) im Stettiner ßanbe guftefje. Die ©iitger roollten bie 2SitteI§6adjer nidjt als gu* tunftige Herren anertennen, fonbern an bem <55reifengefd)le<f)te fcftljalten. Cb etroa bie ^ergoge ©ogiflaro V., ©arnim IV. unb ©lartiflaro V., bie in SSoigaft bie £>errfd)aft batten, ben SSiberftanb ber Stabt gegen bie gorberung be§ granffurter gnebenS geroetft ljaben ober ob bie Söiirgerfcfjaft non felbft fidj ber märtifdjen $ulbigung roiberfetjte, ift nidjt tlar. ^uni 1339 nerbanb fidj Stettin in feierlichen ©er* trägen mit Ereifenbagen unb Eollnoro, unb bie brei Stabte oerfpradjen ben SSoigafter ^ergogen, fidj bei flebgeiten ihrer flanbe§berren unb bereu Erben niefjt an einen anbern .£>crrn verroeifen gu laffen unb nad) bem JluSfterben ber Stettiner ßinie nur ben S8olga|tern untertan gu fein, Dagegen gaben biefe ben Stabten bie 3ufid)erung, alle ihre JRedjte unb ©rivilegien gu erhalten unb ihre ftorbernngen, befonberö inbetreff be§ SlbbntdjeS be§ SdjIofjeS ©ritter, gu erfüllen. ?lucf) anbere Stäbte bes Stettiner $ergogtiun§ fdjloffen fid) an, fobafj ein grofjer ©unb guftanbe fam mit bem auSgefprodjenen groede, ben enentuellen Slnfall be§ flanbeS an ©ranbenburg gu oereiteln. Ctto I. unb ©arnim III. hingegen nerbanben fid) mit bem ©lartgrafen flubroig, ber für ben f?all, bafj ein offener JTrieg auSbrädje, $ilfe mit ganger ©ladjt gufagte. SSenn e§ aud) nidjt gum Kampfe mit ben ©laffen getommen gu fein fdjeint, fo oerfdjärfte fid) ber Streit bennod) febr. 2lm 28. Januar 1341 fydbigten ©at unb ©iirgerfefjaft oon Stettin ben ^ergogen non SSolgaft mit bem ©erfpredjen, bi en und eren Erfnamen to blivende ewichliken unb bie Crböre, bie fie ben Stettiner Herren gegablt hätten, fortan jenen gu entrichten. Darauf betätigten ©ogiflaro V., ©arnim IV unb SSartiflaro V. ber Stabt alle ©rivilegien unb Siedjte. »für Strafe erklärte fofort ©arnim III bie Stabt aller ©edjte unb Eiiter für oerluftig unb nerlegte ben Sdjöffenftubl von Stettin nad) b. b- naljm ber Stabt baS ©rivileg, fiir alle ©erooljner beS ßanbeS Stettin ©edii unb Urteil gu finben. Der Ijeftige groiefpalt legte fidj, roie e§ fdjeint, al<3 bem $ergoge ©arnim Sfinber geboren rourben unb bani" bie ©efaljr be§
(Stettins .Qonflift mit Barnim III. 30 SInfallS tut Sranbenburg für (Stabt nnb ßanb in weite gerne rürftc. KJie aber ber (Streit fd)Iießli(b beigelegt würbe, wißen mir nidjt; Biartgraf ßubwig oergidjtete anf bie geforberte £>ulbigung, unb and) .fjergog Barnim gab nad). Sßieber bebauern mir aufS Ijödjfte, baß über bie gange Sln= gclegenßeit fo bürftige Badjiidjteii oorliegen, benn öS ift tlar, baß ißr Berlauf oon größter Bebeutung für bie (Stellung (Stettins gegen» über feinem ßanbeSljerrn gewefen fein muß. ©as (Sclbftbennißtfein ber Bürger mag nidjt wenig gemachten fein, als fie ernannten, meld) eine Blad)t iljre (SJemeinbe befaß. Sffiagte bod) $ergog Barnim gunächft nicht, ben BMberftanb, ben fie ißm geleiftet ljatte, gu beftrafen, fonbern nerlaufte am 15. guli 1345 ber (Stabt fogar Bliinge unb Soll uub oergießtete bamit anf bödjft bebeutfaine $errfd)erred)te. £>ierbitrdj würbe oielleidjt baS (Selbftgefüßl ber Bürgerfdjaft nod) meßt beftärtt, unb halb war fie oon neuem in einen (Streit mit bem ßanbeSljerrn oerwidelt. ©iefer führte, wie es ben Slnfcßein bat, mit ?lbfidjt einen Swift Ijerfeei, nm bie (Stabt, bie iljm oor turgem mit fo großem Erfolge SBiberftaiib geleiftet ljatte, 311 bemütigen. Barnim III. war nadj allem, roa§ wir oon ißm wiffen, ein Blann oon entfdjloffener Straft, ber fid) feiner (Selbftberrlidjfcit woljl bewußt war. gljm mar beSßalb ber Sriumpb Stettins in innerfter (Seele guwiber. ©aber cntfdjloß er fidj gu einem (Schritte, oon bem er fidjer wußte, baß er ber Einlaß gu einem Slonflitte werben würbe. Slitf ber (Stelle bcS alten BurgroalleS ljatte fidj Barnim I., als er 1249 biefen ber (Stabt überwies, einige $öfe oorbeljalten, aber Weber er nod) feine Bad)» folger fdjeinen oon biefen einen anberen Gicbrand) gemadjt gu hoben, als baß fie bort oorübergeljenb Cnartier nahmen. C’ergog Barnim TU begann nun, fidj bort ein fjaus, b. b- pine befeftigte Böoljnutig, gu erridjten. ©aS rief in ber Bürgerfdjaft große Slitfregüng ßeroor. ©er £>ergog, beffen Borfabren feierlich gelobt hatten, eS fülle niemals eine Burg in ber (Stabt erridjtet werben, wollte fid) eine Smingburg erbauen, um bie ^reiljcit ber (Stabt niebergugwingen, bie Bürger gu tnedjten! ©aS war ein Sntdj jener feierlichen ba§ burfte unb tonnte bie Bürgerfdjaft nicht bulben. Blan bewaffnete fid) fdjnell, ftürmte hinauf 0,1 bie (Stelle, wo bie Simnierleute beS •föergogS au ber Slrbeit waren, unb oerjagte fie fdjnell. ©odj bem leicßten (Siege folgte balb eine üble Bieberlage, ßeiber wiffen wir garnidjts oon bem Berlaufe ber Mngelcgenljeit, nur baS (Silbe lernen wir aus bem Bertrage oom 24. Sluguft 1346 Tennen. ©amalS entfdjieben ber .fjergog Bogiflaw V. nnb ber Kamminer Bifdjof goljann als (SdjiebS» lichter beu Streit, aber in einer gönn, bie fofort tlar geigt, baß eS
40 (Stettins Temütißunß. Sarnim III. gelungen war, bie (Stettiner ©ärger völlig 311 bemütigcn. Dem ^er^oge wirb bie (Stätte beS £jufes auf ber tBiirg 3ngefprodjen; bort muffen „9iat, Sdjöffen, Silben uub Wemeiube" ber (Stabt vor die smaheit und vor den broke bem dürften ein Steinhaus, 100 ftuß lang, 30 ftufj breit unb 25 §ufj Ijodj, mit gwet Stodiverten, einem gewölbten Keller unb einer 12 $uß boljen Steinmauer barnm erbauen. Taneben füllen fie eine fteinerne Kapelle, fo groß wie bie St. 3®gen8< fapelle oor Stettin, errieten, einen Ktrdtljof barnm anlegen unb eine 5 $uß Ijolje fteinerne ©lauer auffüljren. Silles bies füll bi§ jtim 'Uhdjaelistage (29. Sept.) bes nädiften $aljreö. alfo in wenig mel)r als einem $aljre, fertiggeftellt fein. So mußte bie ©ürgerfdjaft, bie fid; oermeffen ljatte, ben ßanbesherrn nut (Gewalt an bem Sau beb vtaufes 311 ljinberu, iljn felbft erridjten unb (puar in einer Slusbeljniing nnb Slusfüljrung, baß ba§ Sebäube einer feften Burg febr äljnlidj war. Slber bamit nod) nicfjt genug, bie Stabt mußte iljm bie jwei Trittei be§ Stabtgeridjtes, bie ber toergog in ber uoraufgegangeneu 3eit bem Slate oerpfänbet ljatte, wieber überantworten, ben britten Teil füllte ber Sdjultljeiß oon bem ßanoesberrn 31t ßeljii nehmen. Tiefer erhielt audj freies SeifügintgSredit über ben fjof bei bem SJlarienbome, ben fid) Barnim l einft (1263) vorbebalten ljatte. Tagegen verfpradj Barnim III. ber Stabt weiter nichts, alS baß fie baS ßeljn an ber Burg, b. h- ber Stätte beS alten Surgwalles, mit SluSnahme beffcn, was ber .ßer.^og nnb bie Tomljerren von St. HJhirien baran befaßen, bemalten füllte, ferner baß bie Bürger, bie wegen eine? ßeljnbefißeS im ßanbe in Streit mit bem ßanbesljerrn waren, biefen ,ju 9Jlannred)t inneljaben füllten, unb enblid), baß er alle llr fuubcii ber ftäbtifdjen (ilemeinbe betätigen wollte. Tiefer ©ertrag be^eidjnet baS Gnbe ber greißeit unb Seibftänbig feit, bie ber Stettiner fRiit unb bie Sürgerfdjaft erftrebt ljatten unb fifjon faft erreidjt 311 ljaben glaubten. Bon jctjt an ljatte ber Verflog eine feite Burg innerhalb ber ©lauern nnb tonnte baburdj jeben neuen Berfud), llnabbängigteit 311 gewinnen, leicfjt verbiubern. Gr war jeßt tatfädjhd) ber fjerr m ber Stabt unb ift es für alle Seit geblieben. Tenn bie Bebingungen, bie beu Bürgern auferlegt worben waren, würben aud) erfüllt. Salb erhoben ficfj auf ber $bne bas fteinerne £)aus, ber crfte Slnfaug bes nodj Ijeute befteljenben SdjIoffcS, unb bie Kapelle, au§ ber im ßaufe ber ßeit bie Sdjloßtirdie erwadjfen ift. Sarnim III. ließ fie bereits am 3. Cftober 1346 bem heiligen Ctto, bem ?lpoftel ber Sommern, weißen, beffcn 9lu= beiden im ßanbe oon neuem 311 beleben er fidj angelegen fein ließ. 3uglcid) ftiftcte er bei biefer Cttenfirdje ein Tumfapdel von 12 'JJlit
Stettin im £mnfabunbc. 41 gliebern, bas in enge ©erbinbnng mit bem älteren Warientapitel trat. SluS bem netten ©erhältniffc, in bem Stettin als SRefibeiiäftabt ju bem .fjer3oge ftanb, ergaben fidj fiir bie folgcnbe ßeit mieberljolt Vlnläffe 31t heftigen Streitigteiteu, immer kwieber rangen Wat nnb ©ärger, bie im ©unbe mit anberen Stabten waren nnb unwillig manche non biefen fid) 311 größerer Freiheit unb Selbftänbigfeit ent» wideln faljen, mit ben VmtbeSljerren nm ihre Stellung, aber baS Sdjidfal Stettins war in einer Se^ieljung burdj ben ©ertrag von 1346 entfdjieben. So ift eS and) erflärlid), bafj bie Stabt in bem .fjanfabunbe feine große Wolle fpiclen fonntc, fie war in ihren Gntfdjlüffen unb fßlänen nidjt frei. ®ie oft aufgeworfene $rage, wann Stettin Wit» glieb biefeS SunbeS geworben ift, läfjt fid) cbenfo wenig beftimmt beantworten, wie bie $rage nad) bem ©ritnbungsjaljre ber ^»aiifa felbft. ®ie Stabt hatte 311 ßübed, ber bebcntenbften beutfdjen Stabt an ber Cftfec, bie fdjon früh in ©ommern widjtige .fjanbelsprivilegien erwarb, bereits im 13. igaljrhunbcrt mancherlei ©ejiehungen. ®ie beutfifjeii Kaufleute, bie fid) in Stettin eine neue .fieimat gegriinbet hatten, fanben bei ihren erften ^anbelSunternehnumgen, bei jährten auf ber Cftfce ober 3ügen ins Vanb einen £>alt an Viibed, baS in ber neuen Stabt nicht einen M'onfurreiiten, fonbern einen Gehilfen bei feinem rftfechanbel erblidte. (SS fdjeinen and) Slnfiebler auS Viibed nad) Stettin getommen 311 fein unb baS ©nnb 3wifd)en beiben Crten nodj enger gefniipft 311 fjaben. ^Dabnrd) würbe bet gefd)äftlid)c ©erteljr erweitert unb bie Cberftabt in ben .fjanbel nad) Dänemarf, befonberS nad) Sdjonen cingeführt. Sdjon 1278 erhielt fie 3ufammen mit Viibed, ©Msmar, Woftod, Stralfnnb, GJreifswälb unb ben übrigen weiibifdjcn Stabten 3ollfreil)eit unb fidjeres (Geleit 311m ©efudje ber beiben ^aljrmärtte 311 fmiftanger auf Seelanb. ©anials hatten fid) alfo bie Würger biefer Stäbte bereits 31t gemeinfamem .fjanbeln 311- fammengetan, ob freilich auf (Wrunb eines förmlichen Vertrages 311 einem feften ©unbe ober in lofer Einigung, mag 3>vcifelbaft erfdjeinen. ©alb baranf traten fie im Sioftoder Vanbfrieben 3ufammen an bie Seite ber iiorbbeittfdjen dürften. Stettin gehörte and) 311 ben Stabten, bie bereits bamals für ihre Würger 311m ©efudje ber Sdjonifrfjen Wärtte volle ©erfeljrs» unb ^anbelsfreiheit, fowie Sdnctj im gangen bänifdjen Weichegenoffen; fiir bas Saljr 1283 ift ein ßleleitsbrief bes Slönigs (Srid) erhalten. 'Hoch größere Sidjerljeit gewannen bie Stauf» leute, bic 3um .fjanbel nach Täiiemarf gogen, als ber Stönig 1284 fid) auf neun ^aljre an baS Woftoder ©üubniS anfdjlofj unb voll tommene fjrcil)eit beS ^»anbcls in feinem Vanbc gewäljrte, fowie fie
42 (Stettinfi Segie^unßtn ju Säitemart. in iljrem Sorgcljen gegen Slorwegen gu unterftütjen verfptadj. ®aS finb bie Slnfänge beS SunbeS Stettins mit anbeten norbbeutfdjen Stabten, baS ift eine ber Söitrgeln, ans benen ber ftarfe Saum ber •fjanfa mvuä)§. grcili^ ftanb Stettin bei bem Stampfe ber Stäbte mit Norwegen (1283—85) niefjt in erfter ßinic, ja mir miffen nidjt einmal, ob eS fid) wirflidj baran beteiligte, aber bie .f?anbelS= oorteile, weldje bie Stäbte im gtieben gu ßalntar (1285) gewannen, tarnen and) ibm gugnte. Stettin würbe in bem ^rioileg, baS ber norwegifdje Stönig Geriet) am 13. SJiärg 1285 ben Stäbtcn erteilte, miterwäljnt, and) war bie Stabt bei ben Serljanblungen, bie fßfingften 1294 in SönSberg gepflogen würben, burd) ben JRatSljerrn SUbert oon Srenien oertreten. 9US im erften ga^rgeljute beS 14. ^aljrtjnnbertS ©ritt) Wenveb oon ©änemart ben Slampf um bie $errfd)aft über bie beutfdje £ftfee= tüfte begann, naljm Stettin nidjt baran teil, fonbern fjielt fid) oorfidjtig guriirf, ebenfo wie es anbere Stäbte taten, oon benen jebe Sonber» politif trieb. Stettin beteiligte fidj wenig an ben Serljanbiungcn, nur anf einer Serfammlnng, bie in ©reifSwalb im Slovember 1310 ftattfanb, war Slrnolb Sranbenburg als Vertreter Stettins gugegen. gn biefer $eit faxten bie Stettiner waljrfdjeinlid) feften gufj in Sdjonen. Ter Uintauf unb baS Salgen ber geringe fütjrte guerft bie beutfdjen Kaufleute bortljin, halb aber waren fie and) bemüljt, itjre Ijeimifdjen Sßaren bort abgufetjen. Hin foldjen £anbel gu betreiben, legten einzelne Stabte fRieberlaffungen, fogenannte güten, an, in benen bie Kaufleute gu beftimmten Beiten nut iljren Sßarcn erfdjienen, Stauf nnb Saufd) rwllgogen, bie geringe einfalgten unb gum Sran§= porte fertig niadjten. (S§ ift fidjer, bafj and) Stettiner fdjon friilj nad) Sdjonen tarnen unb anfangs als Säfte auf ber ßübifdjen gitte unter bem Sdjutje unb ber ®erid)tSbarfeit beS ßübifdjen SogteS ifjre ®efdjäfte beforgten. SIber bereits im Slnfange beS 14. galjrljunberts erwarben fie auf Trage unb galfterbo, ben beiben fßuntten, an benen ber Serfeljr ber beutfdjen Slauflentc feine 9Jlittelpuntte ljatte, eigene gitten, anfänglidj nodj in einem SdjutjoeiIjältniffe gu bem mädjtigeren ßübed, an beffen gelb gu galfterbo baS ber Stettiner ftiefj. Salb aber würbe biefe fRieberlaffung felbftänbiger unb erfjielt einen eigenen, uon Stettin bortljin gefanbten Sogt. ?luf Tragö unb galfterbo erfdjienen nun alljäljrlidj nom Sluguft an Stettiner STaufleute unb oerblieben bort bis Snbe September ober bis in ben Vlonember. gn biefen SJlonaten beoölterten fidj bie Silben, unb eS begann ein ungemein reger Serfeljr gwifdjen ben Sürgern ber oerfdjiebenen Stäbte einerfeitS unb ber einljeimifdjcn Seobltcrnng anbererfcitS. gür bereu
Der Jpcinbel in Schonen. 43 fflebürfniffe brachten bie Kaufleute SBareu mit, bie auf ben ftart befuditen SRärtten jum Verlaufe fanien. Su ber befdjwerlidjen unb gefährlichen Seefahrt taten fid) natürlich bie '-Bürger einer Stabt ju= fammen, unb fo entftanben baib ©efellfdjaften unb Kompagnien ^uni Swede ber Schonenfahrt, au§ benen fid) allmählidj förmliche SBriiber- fdjaften ober Vereine entwidelten. So mögen fich bereits in biefer Seit and) in Stettin ©enoffenfdjaften juin ^attbel nach Schonen gebilbet ljaben, roie wir 1310 eine Srüberfdjaft ber Kaufleute erwähnt finben. Die freilief) erft für fpätere Seit urtunblich nach« weisbaren fDlarienbriiberfdjaften oon Dragö unb galfterbo, bie fpäter einfad) Drater« unb galfterbofahrer genannt würben, finb gewiß auch fd)on in ber erften £>äifte beS 14. QahrhunbertS entftanben. Unter bem Sdjutje ber gitngfrau SJlaria unternahmen ihre SRitglieber bie galjrt über baS ©leer unb hielten in ben gitten ju Dragö unb galfterbo treu gufammen. Sie bilbeteii in gewiffent Sinne audj eine S3ermögen§gemeinfdjaft unb waren nach ber frommen Sitte beS 9JtitteI= alterS bebad)t, burdj ben Sau einer Kapelle in ber grembe ober burd) fjeiftlidje Stiftungen in ber .fjeimat fowoljl für bie tir<hlid)e ffierforgung im SluSlanbe als audj für bie ^erftellung eines geiftlidjen Sammel« unb SRittelpunfteS in ber Sßaterftabt gu forgen. Cb bie St. Sinnen» SSrüberfdjaft ber ffiornholmfahrer fdjon bamalS entftanben ift, läßt fidj nicht beftimmt fageu, eS fanb aber fidjerlidj von Stettin aus nad) iöornholm feit alter Seit ein $anbelSvertehr ftatt. So fehen wir, wie fidj in biefer Seit .ßanbel unb Sdjiffaljrt ber Stettiner in ber SRidjtung gu entwideln begannen, bie für bie Stabt auf bie Dauer befonberS bebeutfam geblieben ift. gür ben Sßertehr jur See, fowie auf bem ßanbe unb auf ber Cber war oon befonberer Söidjtigfeit bie Soübefreiung, bie ber Stabt bereits 1243 nerliehen worben war. Sim 19. Dezember 1283 erhielten bie Sürger baS 9ied)t, alle @üter, bie fie getauft ljatten, zollfrei auSjuführen, unb 1315 würbe ihnen bie greißeit uon S°K unb Ungelb nochmals beftätigt. Sillen Kaufleuten beS $ergogtum§ Stettin gewährte 1275 ber gürft Söijlaw II. oon iRügen freien S3erfehr in feinem ganzen ßanbe, unb £>ergog ©ogiflaro IV. von Sßolgaft bewilligte 1297 ihnen ungefjinberte Sin« unb SluSfußr für ben Swinehafen. Sind) für bie ißeene erhielten bie Stettiner 1320 völlige Sollfreiheit, nadjbem $ergog Ctto I. bereits vorher verfprod)en hotte, bie bortigen ungeredjten S'öUe ju befeitigen. Damals würbe ber Stabt Stettin bie Sllfa9e gemacht, es füllten alle bie gaßrt hinbernben Säume in ber Cber unb JReglitj entfernt werben. fRodj einmal 1349 beftätigte Verjag Samirn III. ben Bürgern bie Sollftciljcit auf ber Cber, Swine, Sßeene, auf bem
14 £>mibcl unb Sdjiffaljtt. £>aff nfw. Damit war ibrcm'^anberfrcie Saljn ciefdjaffen, er wudjS unb beljnte fid) halb nadj allen Seiten auS. (Jin befouberS wichtiger .fjanbelSartifel war neben ben ^ifdjeii bas ©etreibe, baS, je niebr ber Ülnbait int ßanbe burdj bie bcutfdien ©inroanberer gnnaljm, beftu gidjlreicher auSgefüljrt würbe. ©3 felbft im ßanbe aiifjutaufen unb bann weiter gu verhanbeln, war von Einfang an baS ©eftreüen ber Stettiner (Burger, befßalb war eS fiir fie von befonberer (Kid)tigteit, baß ^jergog ©arnim I. bereits 1253 fremben Kaufleuten verbot, vom .fperbfte bis £ftern in feinem ©ebiete ©etreibe git taufen, ein ©erbot, baß er 1271 wieberßolte. Dabei war bie Slbfidjt, bie ben gangen mittelalterlichen £>anbel bcrjerrfdjte, in erfter ßinie für ben fflebarf beS probugierenben ßanbeS felbft gu forgen unb bann ben ©orteil ber etwaigen Slusfuljr ben Ijeiinifdjen Kaufleuten zugute tonunen gu laffeu. $u biefem ßwede verorbnete ©ogiflaw IV. 1281, eS folle fein ©etreibe auf Kähnen, fonbern nur auf größeren Sdjiffen aus ber (ßeene unb Swine auSgefüßrt werben. Damit würbe woljl ben Stettinern, bie an ber unteren £ber allein größere Sdjiffe befaßen, bas (ßrivileg ber ©etreibcauSfutjr gewähr» leiftet. ©alb barauf würbe wieber verboten, baß ffrenibe ©etreibe ausfiißrtcii, außer wenn fie e8 von einem (Bürger getauft ljatteu, unb baß bie 'RuSfuljr von Korn nur mit (Killen unb guftimmung bes (Rates unterfngt werben folle. Damit begab fid) ber ßanbeSfjerr eines (RedjteS, ba» von nicht geringer ©ebeutung fiir ben goanbel war; er tonnte nunmehr nidjt oljne weiteres bie ©etreibeauSfuljr auS Stettin, wenn er eS für nötig fjielt, alfo g. (B. bei einer 'JRißernte ober Deuerung, verbieten, fonbern mußte erft ben (Rat um feine ©in willigung bitten. Durdj biefe ©erorbnungen würbe ber Kornfjanbel gu einer (?lrt von SRonopol ber ©iirger. DaS würbe nodj erweitert, als £>ergog Ctto 1312 beftimmtc, eS bürfe gwifdjen Stettin unb Ürfer= münbe ©etreibe unb SReljI gu Schiff nur nach Stettin verleben werben, unb ein Qaljr fpäter alle älteren ©eftimmuugen über bie SluSfuhr von ©etreiOe ausbriidhd) beftätigte. Daburdj würbe ber -fjanbel mit biefem Slrtitel auf ber unteren £bcr gang ausfdjließlidj auf Stettin geteuft. DaSfelbe gefchaß aber aud) mit anberen $>anbeISgegenftänben, wie g. ©. ©rennljolg unb Koljlen, für bie ebenfalls beftimmt würbe, baß nidjt« aus ben (Kälbern, befonberS nichts von ber ßber aiiberS» woßin als nadj Stettin gebracht werben folle. (!lni alterwidjtigften inbeffen war für ben gangen $anbel baS ber Stabt 1283 verlieljeue (Rieberlagsrecht. Sille ©üter ohne (Jlusnaljme, mochten fie bie Ober auf- ober abwärts nach Stettin tomnien, füllten bort niebergelegt, b. h- eine beftimmtc ,Beit gum ©erfauf gcftellt werben, Srft nad)
Tie yiiebeitaflößeiedjtißfeit. 45 Slblouf biefer §rift burfte ber Sdjiffer bie SBarett wieber einlaben unb weiterfaßren. ®S würbe and) ftrctig «erboten, einen anberen SBafferweg gu bentißeii als bie ©ber fclbft bei Stettin vorbei; man nannte biefen vorgefdjriebenett Sßeg bie „redjte gafjrt". @S ift ftar, bafc bieS 9tieberlage= ober Stapelredjt, baS fiir einzelne ^Irtifel niete Stäbte befaßen, nad) unfern Segriffen eine ungeljeure Hemmung für ben freien Serteljr bebeiitet; nad) mittelalterlidjer Slnfdjauuug war es eine bered)tigte 'JJlaßregel gur Rebling bes [jeinü|djeii £>anbels unb gut Tedung beS eigenen SebarfeS. Tie Siirger Ratten bas erfte 9ied)t auf alle SÖaren, bie in iljre Stabt tarnen, nur mit iljneii burfte unb mußte ber grembc ober ®aft tjanbelit. Sperrung ber ©ber bei Sladjt,gelten, bamit bann nidjt etwa ein Sdjiff Ijeimtidj burdj bie Stabt faljre, biente ein Salten ober Saunt, ber über bie ©ber gelegt unb angefettet werben tonnte. Tiefe Slieberlagsgeredjtigteit, bie, wie wir feljett werben, fpäter bie llrfadje uneitblidjer Streitigteitcn würbe, fdjeint gewoljnlidj nidjt gang ftreng burdjgefüljrt worben 311 fein. Sin ber Ober befaßen grantfurt unb Sreslau, an ber 'IBarttje Vanbsberg basfelbe Stedjt. ülnfätiglidj fdjeint ber Serteljr gwifdjen biefen Stabten nur gering gewefen gu fein, aber als er wudjS, naljmen fidj bie dürften felbft ber gorberttiig bes ©berljattbels an unb fudjten bie einfeitige SJirtfdjaftspolitit ber Stäbte, foweit es moglidj war, gu ntilbern. So erljielten auf Seranlaffung ber Slarfgrafen Söalbemar unb Qoljantt V. von Sranbcnbnrg bereit Untertanen 1311 oom £jergoge ©tto I. bie freie Turdjfaljrt burdj ben Saum Stettins oott unb nad) ber See. Sieben bem Serteljre auf bem SBaffer war oon Scbeutung ber anf bem 1/anbe, ber in alten 3eiten oft weit befdjwerlidjer unb gefäljrlicfjer als jener war. Ter gnftanb ber Straßen erfdjwcrte gang befonberS bie Steifen ber Jtaufleute. 9Bir Ijörten bereits 1237 oon einet SlönigSftraße nactj Srenglau unb finben 1277 eine ebenfoldje erwäljnt, bie oon Stettin nadj flctermiinbe füljrte, aber in weldjetn Suftanbe mögen fie gewefen fein! £ergog Samirn I. beftinunte 1278, baß ber öffentlidje SJeg, ber ftetS oon Stettin nadj @rabow gefüljrt ljabe, nie gefperrt werben bürfe; es beburfte bemnadj erft eines befonberen ©ebotcS, eine foldje Straße offen gu Ijalten. giir bett ^anbelSrerteljr beftanb and) gu Vanbe ein 3>oang, mußten bie oorgefdjriebeiieti Straßen benußt werben, es war oerboten, auf anberen gu fatjren. So würbe 1302 ber Söeg oott Sdjwebt nadj Stettin auf bie üiitie ®arß, Steinfenborf, Tantow feftgelegt, unb bie Stabt ®artj erljielt bas Straßenredjt, b. Ij. bie Sluffidjt barüber, baß alle jt'aiifleiite, bie gwifdjen Sdjwebt ttitb Stettin verteilten,
4(3 Der 93au befe DammeS. nut ihren Sßaren biefe Straße enthielten. Sbitcfjtig für Stettin war bie ffierbinbung nadj bem Cften. £jier bot bie breite fumpfige Sicherung beS gluffeS mit ben anftoßenben Sßiefen bem Serteßr nidjt geringe Sdjwierigteiten, eS war aber burdjauS notroenbig, ljier eine Straße ober einen Übergang gu fdjaffen. Defeßolb erhielt bie Stabt bereits 1245 ba§ 3iedjt beS gährgolleS nad) Damm unb 1274 bie gößre nid) ßübgin. Stuf bie Dauer tonnte aber biefe Serbinbung nidjt genügen, unb bie Sügerfdjaft erwarb 1299 oom $ergoge Ctto I. bie (Erlaubnis, einen Damm unb Srüden oon Stettin nad; Damm angulegen. ©S ift ein Seidjen beS UnterneljmungSgeifteS, ber in ber Stabt Ijerrfdjte, baß biefe große SJert fo balb in Eingriff genommen unb, wie eS fdjeint, audj fcfjirell ausgefüfjrt würbe. Die lange Sriirfe (etwa an ber Stelle ber heutigen £>anfabrüde) wirb bereits 1283 erwähnt, alS bie ßaftabie auf bem rcdjten Cberitfer Idjon Sewotjner ljatte unb als ßabeplaß für frembe Scfjiffe benußt würbe. 1302 war man nodj mit bem Sau befdjäftigt, 1314 würbe bereits ber 3oll erhoben unb brei galjre fpäter ausbrüdlidj beftimmt, baß bie guhr« leute, bie auf bem SBege nadj Stettin bie Stabt Slltbamm berührten, bort nidjt aufgefjalteti werben burften. Der große Sau muß feljr erßeblitfje Ausgaben nerurfadjt haben; nodj fpäter belüfteten bie ftofteii für feine Unterhaltung ben ©tat Stettins in ljotjeni Stoße. 316er erft tjierburdj würbe bie Stabt redjt eigentlich ber Slittelpunft bes £aiibets unb SerfeljrS für bie gange Umgegenb, fie tonnte fidj ein eigenes SdirtfdjaftSgebiet fdjaffen. Der Serteljr in bie Söeite war anfangs gewiß befdjräntt, eS feljlt inbeffen nidjt an ^eugniffen, baß er beftanb. Samentlidj fdjeint audj ber Sufammenljang, ben bie neu einwanbernbeii Sürger mit iljrer alten nieberfädjfifdjen fpeimat unterhielten, hierauf gewirtt gu Ijabeu. IZiMr Ijoren bereits aus ben erften galjrgeljnteit beS 14. QaljrljunbertS oon einem Serteljr mit Soeft, Dortmunb unb anberen weftfälifdjen Crten. Qm einzelnen bie SluSbeljnung näher gu begeidjncn, bagu feljlen nnS für biefe .rfeit bie Sadjridjten. Über bie Sßaren, mit benen man in unb oon Stettin aus Ijanbelte, wiffen wir beffer Sefdjeib. ßS würben, wie wir bereits gehört haben, in erfter ßinie (betreibe unb £>olg, baS bie weiten gelber uub Xöälbec beS ßaubeS in reidjlidjem Slaße boten, auS* geführt, wätjreiib oon Sorben ßer Dran u- a. gur ßinfuljr tarnen; baß baneben Saig unb Söein bebeutenbe ^anbelsartitel bilbeteii, biirfen wir woßl ohne weiteres anneljmen. Sonft geigt uns bie ältefte Sollrolle, bie allerbingS nicht iu urfprünglidjer gorm erhalten ift unb etwa auS ber Seit gwifdjen 1283 unb 1293 ftammt, baß in Stettin mit gellen, Dudj, £>onig, SßacßS, Söolle, Sielj, gleifdj,
Stäbtifdier ©runberroerb. 47 fßed), Jecr, (äifcn, ?3ier, Srot, Slfdje, Hopfen, .9'upfcr, 3i,l,b Slei u. a. m. Cianbel getrieben würbe. ®ic bort feftgefeßteu .Soll’ füge entfpredjen gumeift ben in ßübed nnb in anberen norbbeutfdjen Stabten üblidjen. ®iefe Stolle ift and) ein Seugniß bafiir, baß ber franbel Stettins gegen baß Silbe beß 13. 3afjrt)unbertß nidjt mein gang unbebeiitenb gewefen fein fann. Slni beutlidjften tritt ber Sluffdjwung, ben Stettin bamals naljm, in ber Erweiterung nnb Slußbeljnung beß ftäbtifdjen ÜBcfitjeß tjeriwr. SJlit großem Erfolge waren 'Jiat nnb Surgerfdjaft nad) biefer Stidjtung tjin tätig. Snnädjft war eß für bie ©emeinbe widjtig, ein @ebiet in ber Siiiljc ber Stabt 311 gewinnen, auf bem eß mögtid) war, 'JJlüljlen angulegen, unb bagu erljielt fie 1253 oom .frergoge Samim I. ben oon Sdpvargow ßcrfoinmenben Sadj gwifdjen fßonp inerensborf unb Sdjenne mit allen feinen .ßuflüffen gum Eigentum. Ilm aber feine Üöaffertraft außguuutjen unb Dlüßlen angulegen, beburfte fie eigenen Erunbbefitjeß an bem Sadje. ©eßljalb taufte bie Stabt nod) in bcmfelben ^aßre oon bem frergoge baß gange ®orf fßommereußborf. ®ieß ©ebiet fdjeint aber allmäljlid) für bie ftäbtifdjen 'JJlütjlenanlageii nidjt genügt gu ljaben, unb batjer erwarb bie Stabt 1277 oon Ijergoglidjen iBafalleii bie beiben Törfer ftrefow unb SBuffow mit im gangen 114 frufen unb gewann bamit ben wafferreidjen Sad), ber von ber frölje bei SBuffow ßerabtommt unb gum fülüljlenbetriebc gang befonberß geeignet ift. ©roßen SBefitj unter» halb ber Stabt mit reidjem Söalbbeftanbe erljielt Stettin 1301, als frergog Otto I. ifjnt bie krampe unb ben gangen Segirf gwifdjen biefem gluffe, ber (Moll 110 wer freibe, ber Qljna, bem ®ammanfd), bem S^abunfluffe unb ber Ober mit allen Qnfeln, Srüdjen, freiben unb SSälbern überließ, friergu tarnen 1307 bie gwifdjen Swante, ®ammfdjem See, großer Slegliß, langem Wraben unb Ober gelegenen Qnfeln, b. t). baß gange Srudjlanb redjtß von ber ©ber von ber Swante biß gur Söubeniß bei fßobejudj, bem ®raben unb bem Oberarm, ber gegenüber von ©üftoro fid) mit bem frauptfluffe vereinigt. ®iefer Sefiß erljielt eine weitere Slußbetjnung nad) Slotben, alß 1312 aud) bie bewalbeten ÜÜerber nörblidj von ber Swante biß gum sfJapen» waffer Eigentum ber Stabt würben. Qetjt befaß fie baß gange @cbiet ani redjten Ufer ber ©ber. Broar tarn Stettin wegen ber fflrengen fdjon früt) in Streit mit ben Stabten Wtbamm unb ®ollnoro, aber es behauptete feinen iöefitg. Siad) anberer Stidjtung erweiterte fid) biefer 1319 burdj ben Slntauf ber Ober» unb Unterwiet, ber beiben urfpninglidj flawifdjen Slieberlaffungen unmittelbar vor ber Stabt. 3m 13-1 würbe baß Stäbtd)eii UJölitj mit feinem ®ebiete
48 ©tübtifcber ®iuuberroert>. (Eigentum Stettins, unb eS entftaiib bas eigentümlidje WbhängigteitS» DertjciltniS jener Stabt, bas faft fünf ^ahrtjunberte tjiiiburdj beftanb unb eine bcbeutfame Stolle’ in ber Sefdjicfjte Stettins fpielte. 3fn ber Wälje non *ßölit} gewann bie Stabt 1338 burdj ilauf einige .ßufen bei SJleffentljin, wenn biefe nidjt fdjon früher erworben worben finb. ^enfeitS ber großen Weglitj faßte Stettin 1328 burdj beu (Erwerb beS TorfcS ißobejitd) feften fyitß unb betaut 1333 bie Törfer ßüb^iit, Üerglanb unb Sdjwartelaitt am Tammfdjcn See, fowic 133(> bie beiben 3?liiffe Wegeliß mit iljren Qnfeln. '2llS bann bie Stabt 1351 uon bem '-Bifdjofe ^riebridj oon (Eammin nodj baS Torf Wemiß mit 3 ajlüljlen unb bie 2 $öfe Sdjwar.jow fiir 1480 'JJlart Pfennige taufte, war ber ßanberwerb in ber .fpauptjadje abgefdjloffen. Tas Gebiet, baS Stettin 311 eigen war, ift auf eine ®röße oon etwa 3—4 üuabratmeilen ab^ufdjäßen, unb bot ber ®emeinbe (Eintiinfte, bie nidjt unbebcutenb gewefen fein tonnen. Ter eigene Befiß ber Stabt würbe woljl ocrpadjtct, uub hierfür tarnen bie SJiirger felbft in erfter ßiuie in Setradjt. Tie in ben ftäbtifdjen Törfern woljnenben Bauern unb Aloffäten ljatten an iljren ®runbljerrn Abgaben 311 jaljlen, wie audj bie SJfebintftnbt ißölitj eine beftinunte Orböre entridjtete. Tie fDliiljlen uub SSalbungen ber Stabt bradjten gewiß nicht geringe (Erträge ein, freilich mag bie Verwaltung, bie Ausübung ber grunb Ijerrlidjen Sledjtc, ber ©eridjtsbarfeit unb beS fßatrouatS, audj mandje Älofteu uentrfadjt Ijaben. '2luf jebeu fjall war Stettin in ben ljunbert Qaljren feines BefteljenS audj inbe^ug auf feinen Srunbbefitj gar mädjtig gewadjfen. SiSir bebauern nur, baß wir fo wenig wiffen, weldje SRänner in biefer .ßeitepodje bie ©efdjicfe ber ftäbtifdjen Seiueiitbe fo geleitet Ijaben, baß fie einen berartigen Sluffdjwung neljmeit tonnte. (Einige Warnen finb woljl überliefert, aber eS finb eben leere Warnen, bie uns über iljre Präger nidjtS fügen. (Ein tüdjtigeS, mannhaftes ©efdjledjt muß es aber gewefen fein, baS im Wat unb in ber 'Bürgerfdjaft fidj betätigte, fief) auf neuem Boben eine £)eimat gründete uub in titrier Seit bort Buftäube fdjuf, bie Ijutter ben älteren im SKeften Teutfdj lanbs wenig ^urüdgeblieben fein mögen. Tas ^auptuerbienft wirb ber .ttörperfdjaft aiijiifpredjen fein, ber bie ßeitiuig ber ftäbtifdjen ülngelcgeiiljeit gufiel. Taß ber Slot ber Stabtgcmeinbe fidj erft allniäljlidj aus bem Sdjoffeiitollegium entwidelte unb 311 einer felbftäiibigcn Storporation mit 'Bürgermeiftern an ber Spitje ausbilbete, Ijaben wir bereits gefeljcii. (Es fdjeinen jjunädjft 2 Bürgermeifter gewefen 31t fein, bie elften mit biefem Titel urtiuiblidj be3eidjncten finb Bordjarb Swinenfe
Ser Slot. 49 unb Hermann uon ber £ippe im Qaljre 1345. Über bie SSafjI ber Statsmitglieber wiffen wir auS biefer nur, baß fie, wie bereits erwähnt worben ift, am 1. fOlai erfolgte. SBäljrcnb fie gunächft auf ein Qfaljr geftf)el)cn gu fein fdjeint, bahnte fidj nad) unb nad) ber Srand) an, bie SJlitglieber auf ßebenSgeit gu wählen, an bem beftimniten Sage (bent 1. SJlai) nur bie notwenbigen Sleuwaljleti uorguneljmen unb bie Ämter gu verteilen. BJir fdjliefjen baS erfte ans ber Satfadje, baff eingelne Slatsherren eine längere Steiße oon fahren faft regelmäßig wieber uorfoninien, wo foldje urtimblidj genannt werben, g. 8. Arnolb Sagtnil)! uon 1304—1323, 3foßanneS uon Brätel 1317— 1334, Bernßarb Scßele 1316—1322, SBerner SteinßuS 1317—1334, Sobelo Rouener 1320—1326, ber oben genannte Borcßarb Swinenfe 1327—1345, QoßanneS fpölilj 1327 1346, £jeinricß XÖader 1338—1345, ißeter £>oneSben 1327—1331, SSerner Söitte 1331—1338 u. a. m. greiltd) barf babei nidjt uer» fdjwiegen werben, baß bie urtunblicßen (Erwähnungen uon Slawen ber StatSßerren redjt feiten finb, gewöhnlich werben nur gang allgemein bie domini consules civitatis genannt. SUS folcße ftellen fie entweber für fid) Urfunben aus unb uertreten allein bei (Eintragungen in baS Stabtbud) bie Setneinbe, ober fie werben gttfamnien mit ber Bürger» fefjaft (meinheit), bisweilen aud) mit ben Sdjöffen unb Silben (1346) genannt. Qtt bem älteften erhaltenen Stabtbudje, uon bem nur biirftige Stefte auS ben fahren 1305—1314, 1324—26, 1344—46 unb 1350—52 auf nnS geformten finb, treten bie StatSl)erren erft feit 1345 häufiger auf. (Es enthält (Eintragungen ber freiwilligen Seridjtsbarteit über Auflaffungen uon Käufern ober Stenten, Befiß» Übertragungen, Verläufe unb SSieberfäufe, Abtretungen uon Bcfiß- anteilen aud) an Sdjtffen, uormunbfdjaftlid)e Beftimmungen u. a. m. (Biefe Alte finb an ben Seridjtstageii, bie regelmäßig alle 14 Sage am fUlontage abgeßalten würben, uor bent Scßöffentollegium uollgogett worben. Anbere Stabtbüd)er, bie Silagen ober „Begiftinge" (b. ß. Scßciituiigcii) enthielten, finb nid)t ntel)r uorßanben. Saljcr tonnen wir uns uon ber AmtStätigfeit beS States in biefer 3^1 fein HareS Bilb machen, eS ift aber ungweifelßaft, baß er nicht nur Berwaltungs», fonbern in gewiffen Sadjett auch SeritßtSbeßorbe war. Sonft hatten bie Schöffen bie niebere Seridjtsbarteit ber Stabt unter bem Borfilje beS Schultheißen. ®iefer würbe uom flanbeSßerrn beftellt, bod) fdjon 1319 feßeint einmal ber Siat ben Bcrfud) gemad)t gu ßaben, bas Sericßt eigenmäd)tig gu befetjen. Ser £>ergog uerließ baS Amt an eilten Bürger als erblüßeS ßeßn. Boni Anfänge ber beutfdjen Stabt an befaß eS bie gamilie Baruot. Am 24. April VSe^rmann, von Stettin j
50 '3>aß grfjuljtiißeiidjt. 1321 beleljnte .fjjergog £>tto I. ©ernljarb Sdjele unb feine Geben mit bem Sdjulgengeridjte unb mit ber Sdjitlgenftraße in ber SBiet oor ben ©lauern ber (Stabt (Stettin. Qu biefer (Straße auf ber Cbetioief lag ber Sdjulgenljof, ein erblidjeS ßeljn be§ Sdjultljeißcn, unb fie unterftanb in Souberljeit feiner perfönlidjeii QuriSbictioit, tuäljrenb fonft bie Sdjöffen als llrteilfinber iljm gur (Seite [tauben. Sim 8. ^funi 1334 ertjielteu bie Gebrüber ©eter unb Qfoljaiin ©htffow ba§ (Stettiner Gcridjt mit ber Sdjulgcnftraßc gu erblidjeni ßeljn, unb im ©efitje biefer gamilie ift es Qaljrljnnberte fjinburcf) geblieben. Üöie bie Sdjöffenbant befetjt mürbe, ift fiir biefe Seit meßt betannt, inbeffen bürfen wir anneljmcn, baß man batb begann, fie aud bem Statd= follegium 31t bilben. Sie Giiitünfte au§ ben Strafen (broken), bie gumeift in Gelb beftanben, lauten gu einem Sattel bem Sdjultljeißcn, gu groei Seilen bem ßanbesljerrn gu. Gs ift aber fdjon erwiiljnt worben, baß ber $ergog gu einer nidjt nciljer gu beftimmenben Seit feinen Slnteil am Stabtgeridjte bem State oerpfänbet ljatte, baß biefer e§ aber 1346 iljm wieber einlöfen mußte. Siem Sdjulgengeridjte waren guftänbig bie Straf= unb Sioilfadjen ber Bürger untereinanber, bodj feilten aud) Ijergoglidje ©a)allen wegen SJtorb, ljanbl)after Sat unb in Silagen, bie fie mit ben ©ärgern wegen Srfjulben [jatten, nad) einem Ijergoglidjen ©rioileg uon 1307 fidj uor bem Stabtridjter ftellen. Grunblage fiir bie Siedjtfpredjiuig biente bad alte ©lagbeburger Stedjt, ber Siat ljatte aber bie ©efugnid, mit .ßuftim mutig bed ßanbedfürften Siedjtsgrunbfätje unb Honftitutionen für bie Stabt aufguftellen. So finb foldje g. ®. für bad Grbredjt bereits 1305 erlaßen worben, in benen namentlich ©eftimmungen über bie „©abeleue", b. Ij. ben Slnteil ber £>inter(affenfdjaft, weldjer ber nädjften weiblichen ©erwanbten gufällt, getroffen würben. 3u ber (Semeinbe im engeren Sinne gehörten bie ©ärger, bic gu ©ürgerredjt in ber Stabt faßen. Um bied gu erwerben, mußten fie ötiiubbefilj ljaben, einen Gib fdjwören unb iljre ©amen in bie 'Jlolle ber ©ärger eintragen [affen, wofür eine Abgabe gu galjlen war. $n bem Gibe gelobten fie, bem State treu unb geljorfam gu [ein, ftetd bad ©eße ber Stabt im Sinne gu ljaben unb alle Slbgabeti, fowie Sienfte gu leiften, bie geforbert würben. SaS älteftc erljaltene ©ürgerbudj, in bem bie Stauten ber nett aufgenommenen ©ärger uergeidpiet würben, beginnt erft mit bem Qaljre 1422. Sie ©ürger- fdjaft ergängte fid) entweber burdj ©ufnaljme oon ©ürgetföljnen ober burdj Buwanberuitg, unb gwar gefdjalj e§ in ber älteren ljoupt fädjlid) auf biefem ©Jege. Sie große ÜÜU Slamen, bie in beit Gintragungen bes früljer erwiiljntcn Stabtbudjes oorfommeti, ermöglicht
$einiat bet älteften (Stettiner ©ih'ßtr. 51 e§, einigermaßen eine Sorftellung bavon 311 geben, woljer ber ununter» brodjene Strom oon Ginwanberern nad) Stettin tarn; er fdjeint um 1300 gang befonberS ftnrf gefloffen gu fein. Sian erleunt, bafj förntlidje SlttSwanberergüge aus einer unb berfelben Gegcnb nadj Oftcn gegangen finb. Sius bem iDeftfcilifcfjen Gebiete um £>amm, Tortmitnb, Slünfter flammen befonberS galjlreidje Familiennamen, bie mir in Stettin treffen. ©S fann nidjt Bufall fein, baß bort fid? niebcrlaffenbe ßeute nad) Serge, Slünfter, Unna, Dortuumb, ©eoern, Sedlingtjaufen, SSirbingtjaufen, Soeft, SSarenborf, Sllfen, (äffen, $agen, ©odjum unb oielen anberen in jener Gegeitb gelegenen Orten benannt finb. Stad) bem öftlidjen SSeftfalen weifen Samen, wie $Ö£ter, §erforb, Siinbc u. a., aber audj ans bem Silben ftammenbe Samen finben wir in Stettin oertreten. Gewiß läfjt fidj nidjt in jebem einzelnen Falle beftimmt behaupten, baß ber Same gerabe oon biefem weft» fälifdjeu Orte fjerrüljrt, befonberS wenn eS fidj um fjäufiger oor= fommenbe Slawen Ijanbelt, aber baß enge ©egiefjiingen gwifdjen ber Stettiner ©ürgerfdjaft unb SBeftfalen beftanben, bafiir gibt es nod) ein anbereS Zeugnis. $m Ffaljre 1344 vergiftete oor ben Stettiner Sdjöffen Sodjer oon ßinbe (<le Tilin) anf baS oäterlidje ©rbc, baS et in SÖeftfalen ljatte. ©in anberer Siirger wirb erwäljut, beffen ©ater in ^ertogenbofdj (in buscho ducis) in ben Sieberlanben woljnte. 'Jlus ben Gegenben am SHjeitt (bortfjin weifen and) Samen wie Duisburg, Köln, Seuß) unb weiter befonberS auS bem eigentlidj nieberfädjfifdjen Gebiete, aus ^januoocr uub ©raunfdjweig, fowie auS ber SHtinarf unb bem Slagbeburgifdjen finb feljr viele Siirger nad) Stettin getonnnen. ©S mag genügen Samen gu nennen, wie ©rannfdjiveig, ©reinen, ©eile, Dannenberg, GoSIar, Göttingen, £)iIbeS= beim, Slagbebttrg, Cfterburg, OSnabrütf, Ofterwiet, Salgwcbel, Stol« berg, Stabe, Steubal, ©Serben u. a. m. Slnbere ©inwanberer Ijaben iljre Samen von näljer gelegenen Orten in Sledlenburg ober Komment felbft übernommen. öS ift inbeffen nidjt möglid), an biefer Stelle bie gcfaniten älteren Stettiner Familiennamen gu beljanbeln. So viel floßt aber feft, baß bie grofje Stenge ber Stettiner Shirgerfdjaft iljre itrfprünglidje Heimat in Söeftfalen unb Slieberfadjfen ljat, bafj von bort Fabrgeljnte lang ein Sugug nadj Stettin erfolgt unb für lange Seit ber Sitfammeidjaug aufredjt erljatten ift. 53ir. finben in einer gangen Steitje oon roeftfälifdj-meberfädjfifdjeu Stabten, in Soeft, Jameln, ßünebnrg, £jauun u. a., biefelben Fantiliettllai|tc,t wie i'1 Stettin, wobei freilidj nidjt immer an einen unmittelbaren Snfam- menljang gu beulen ift. F>ir ßübed, mit bem Stettin ja in enger Serbinbung ft iitb, ift auf biefe Datfadje bereits Ijingewiefen worben, 4“
52 DaS $anbwert. unb äljnlich fteljt eS mit IHoftod ober SöiSmar. ilni frfjliefjlidj baS Jöilb oon ber äitfainintnfejjung ber Sürgerfdjaft nodj 31t erweitern, mögen Stauten wie Däne, Döring (Thuringus), Briefe, golfte, 9iorb= manu, %JoIe, SBenbe, SBeftfal, ißreufee (nad) Cften weifen and) Slameit wie Dl)orn nnb 9tiga) ober oon ^lüffen berge!eitete, wie von ber Gelbe, ber Sippe, bem Stbein, ber Söefer, genannt werben. ®S ift ein bunteS ihlb, bas nnS bie Slawen bet ©ürgerfdjaft barftellen, aber im leisten ©rnnbe ift es bodj einbeitlidjer, als eS junädjft ben Slnfdjein ljat. Wahrung nnb Unterhalt gewannen viele Bürger, wie bereits bervorgcljoben ift, au§ bem .fjanbel unb Serteljr. hierauf beuten audj Slainen sbeseidjuungen, wie Kaufmann, £jafe (=•= £>öter), At'rämer, $elltoper ober ^ubefoper ( ^äutefäufer), Slleiberfcller u. a. bin. hierbei fanben and) Scrbienft ßeute, bie als guljrmann, Jloggen= meifter, ftaljnfiibrer, GdjiffSbauer (liburnifex) bezeichnet werben. SJlit bem .ftanbel waren eng verbuvben bie (bewerte. Qm älteften Gtabt= budje finben wir eine grofje 3aljl von allen möglichen $anbwertem erwäljnt. bunter fReiljenfolge feien genannt gleifdjer, Siider (Sludieiibäder, fRoggenbätfer), Srauer, Wliiller, I?od), Gchnneb (Solb fdjmteb, SJlefferfdpnieb, ftupferfdjmieb), Gdjwertfeger, Sarbier, Döpfer, ftannengiefser, Gdmffelmadjer, fieffelflider, ©rapengiefjer, Jliftennuidjer, genftcrinadjer, Xöollwcber, Dudjfdjerer, ©erber (Sßeifjgerber), il'iirfdjner, Sticmfdineiber, Dafdjenmadjer, Gdjneiber ober Gdjröber, ßeinwanb* fdjneiber, Wepfdjleger (•= Geiler), SJlaurer, ßetpnbecter, Zimmermann, Gteinbriirfer ( *pflafterer), '.ßergamentenmadjer u. f. w. Stuf baS Sorljanbenfein mancher ©ewerte beuten and) bereits Gtrafjennamen au§ ber älteren Jeit. iöenn fid) £janbwerter in (Stettin nieberliefjen, fo traten fie unsweifelljaft, fo wie eS Stand) in itjrer weftlidjen .ßeunat war, and) halb gu Innungen unb ©ilben äufammen, befonberS nadjbem ber neuen ©emeinbe baib nad) 1243 baS Sledjt verlieben worben war, foldje 311 bilben. Die Säder von Stettin werben bereits 1277 in einer Xöetfe erwäljut, bafj man an eine ©ilbe benten fanit. Die TVleifdjer erbielten am 13. Dezember 1312 vom Gdpiltbeifeen, Gdjöffen unD 9tat eine auSfiibrlidje Stolle. 9Benn ihnen hierbei aufjer einem Gdjladjtbaufe nidjt weniger als 56 gleifdibäntc in ber Gtabt eingeräumt werben, fo ljat man barauS auf bie SlnSbeljnung biefeS ©ewerbeS unb audj auf bie Zaf)1 fcer Sevölterung gefdjloffcii. ©s ift jeood) vorfidjtiger biefen Gdjlufj nicht 311 Rieben, ba bie 7?leifd)er fidjer nidjt nur für bie Sewolpier ber Gtabt, fonbern aud) fiir bie bort vertebrenben gremben tätig waren. Vlufjcrbem wiffen wir nidjt, ob alle bie gicifdjbäntc regelmäßig in Senut}uitg genommen waren, ©nie jweite ©ewerberolle ift erhalten vom 1 Cttober 1313 für baS
®ewerfe. 53 ?(nit unb BJert ber „Grofischmcde und Kleinschnwde, Schwerthfcgcr, Messerschmede, Nagelschmede, Grapengeter, Koperschmcde und Pantzermaker etc.“; banadj füllen ljöd)ftenS 14 fflrob» unb 10 .ft'lcin fdjmiebe in ber Stabt tätig fein bürfeit. ßine Dtolle ber ft'iirfdjncr ftammt aus bem Qaljre 1350. U'urg crwäljnt merben bie Briiber» fdjaften ber SBollweber (1310), ber £ud)mad)er (1325), ber Segel» madjer (1351). Seiuifj haben and) aitbere ©ewerte fdjon banials fid) mit beftimmten Statuten unb ©rbnimgen organifiert, ja biefe ©ilben fdjeinen bereits einen gewiffeu ©iitflufj in ber Stabtoerroaltung gu befitjen, werben fie bodj in bem Vertrage non 1346 neben Sdjöffeu unb fRat auSbrüdlid) erwähnt. Tanadj ift es waljrfdjeiitlid), bafj bie 9llterlcute beftimmter ©ewerte bereits bamals in widjtigen 'Jingo legenljeiten mit gur Beratung (jeraiige^ogeii würben. 'JBir biirfen basfelbe woljl aud) fiir bie Dtlterleute ber Kaufmann Brüberfdjaft annefjmen, bie, wie erwähnt ift, guerft 1310 genannt wirb. Dieben i^r gewann balb befonbere Bebeiituug audj bas ?lmt ber ©ewanb» fdjneiber (b. fj- ber Üudjfjänbler), baS 1350 t>om 9iate Statuten erhielt. 2llS ein befonberS widjtigeS ©ewerbe ift bie J^ifdjerei gu nennen, bie entweber IjanbwerfSmäfjig betrieben würbe ober oon ben Bürgern nadj altem fRedjte felbftänbig auSgeübt werben tonnte. Bor allem aber ift nidjt gu iiberfeljen, bafj ber lanbwirtfdjafthdje Betrieb nod) in ben Stabten bamals einen bebeutenben Umfang ljatte. $eber Bürger trieb aud) in gewiffem Umfange Sldcrbau, ba er feinen Dlnteil an bem Stabtfelbe auSnugte. Ob bieS als Sllmenbe in gemein» fchaftlidjer Dlutjimg war ober in einzelnen Stüdeu bebaut würbe, ift nicht flar. daneben ljatteu oiele Bürger audj in ben benad)bartcn Sörfern eigenen ober ^ßadjtbefife unb trieben als „Bauleute" Slderbau unb Bieljgudjt. Dieben ben Bollbürgern woljnten in ber Stabt natürlidj audj ftrembc ohne Bürgerredjt. ®ieS befaßen audj nidjt bie gilben, bic 1261 in Stettin erwähnt werben unb baSfelbc Dledjt wie in DJlagbe» bürg genoffen, fowie bie Slawen ober Söenbeu. ®ic wenigen Dladj» tommen ber alten Bewohner bes wenbifdjen Stettin, bie nicht in ber neuen beutfdjen Beoölferung aufgegangen ober auSgewanbert waren, hatten gumeift ihren DBoljnfitj in ben Slnfieblnngcn vor ber eigen!» lidjen Stabt genommen. ?llS butenlude woljnten fie in ben beiben Briefen unb waren, wie eS fdjeint, gumeift als fjifdjer tätig. Sogial unb redjtlidj waren fie oon ben Bürgern gerieben, biefe faßen fie bereits wie eine nicbere ft'laffe von DRenfdjen au. ®ie Stabt felbft war, wie ergäljlt worben ift, auS gwei teilen, ber Qfatobi» unb Dlifolai-Slnfieblung, gufammengewadjfen. ^fm 3abrc
54 Sic Dlauer unb bie Sore. 1309 itnterfcfjieb inan gwifdjen einer Den- unb Slltftabt, ber alte SERarft (1310) war ber heutige 9iofj=, ber neue Dlarft (1306) ber £>cit warft. 9US britter Scgirf fam ber alte Surgwall (jingu, ber inbeffen gum Seil bem Somfapitel non (5t. Diarien, gum Seil bem gjergoge gehörte unb nicht ber ftäbtifdjen (Heridjtsbarfeit unterftanb. Sic gange (Stabt war non einem Srabeit (1278) unb einer Dlauer umgeben, bereit Sau bereits oor 1283 begonnen worben war. 1286 fetjte ber Dat eine Süße oon 100 Dlarf (Silber feft ad opus civitatis, worunter wir nur ein fo großes Unternehmen ber ©cmcinbe oerfteljen rönnen, wie eS ber Dlauerbau gewefen fein muß. Tiefe ältefte Diener batte benfelbeit Verlauf, wie bie fpätere mittelalterliche (Sie begann an ber Cber etwa bei ber Saumftraße, ging am Sllofter= ljofe bic^jt beim (Schlöffe hinauf, ben SönigSplatj nnb Sarabeplatj entlang, fo baß bie eigentlichen Ißlälje cbenfo wie ber (Sdjloßgarten als (Stabtgraben braußen lagen, bog bann in ber Segcnb beS Dofen- gartenS um unb erreidjte etwa bei ber SUoftcrftraße wieber bie Cber. 2ludj an biefer entlang würbe früh eine einfache Dlauer, oielleidjt nichtiger als bie (Stabtmauer, aufgefiiljrt. Set flehte (Stabtteil auf bem rechten Cberufer war woljl nidjt befeftigt. Son Soren werben in ber älteften 3eit erwähnt baS Dlühlcntor (1268), baS an bem (Silbe ber Dliiljlcnftraße (1305), ber heutigen ßuifenftraße, ftanb, baS .£>eilige=®cift=Sor (1306) an ber (Siiboftede ber (Stabtmaiter, baS Paschardi-Sor (1307), baS fpäter in Serftümmelung biefeS nidjt gu ertlärenben DamenS als Saffower unb Saffauer begcidjnet würbe, unb fchheßlidj baS grauentor (1307) bei bem grauenflofter im Dorben ber (Stabt. Son ben Heineren SBaffertoren ragten ßabe= briiefen in bie Cber, bie für baS Anlegen ber (Sdjiffe bei bem Diangel eines feften SolIwerfeS notwenbig waren. (Genannt werben bie (Schneiber- (1302), Dlittwod)S= (1306), £>one§beiiS- (1307), gifdjer (1308), fiiiter (b. h- Sleifdjer 1310), S«Peu= (1311) Sriicfen, bie iljren Damen entwiber oon fSamilien ober oon (Stäuben erhalten haben. Über bie Cber füljrte bie bereits erwähnte lange Sriide. $n ber (Stabt fclbft erhoben fidj bie Käufer gum großen Seil nodj auS £>olg gebaut; ber Sefitjer eines (Steinljaufes befam banadj feinen Damen (Stein ober öohenhauS. Deben ben großen, befonberS in bie Siefe fidj erftredenben Gerben (hereditates) ftanben fleinere Suben (1325 cramboden erwähnt). Son größeren Sauten werben außer ben tirdjudjen im erften ^fahrhunbert beS beutfdjen (Stettin genannt baS ftaufhauS (theatrum), baS gn erridjten bie ßlemeinbe bereits 1245 bie (Erlaubnis erljiclt unb aus bem allmäljlidj baS DathauS ftwudjs, bas (Schlachthaus an ber Juiterbvürfe (1312), bie (Jkifdj’
Tie Straßennamen. 55 unb Srotfdjarren (1307 unb 1351), bic Sliinge (1309), bas SelUjauS (1325), baS ginn Sßerfoitfc namentlidj audj uon ^ifdjcn im kleinen beftiuimt war, ein griidjteljauS (domus frugum 1325), bie Slawen» [taue (1305), Spegelftovc (1344), ißapenftoue (1345), ebenfo wie bie Stooe ber SBollweber (1310) Sabeftnben, bie fid) großer Seliebtljeit erfreuten, bie Stoßmüljle (1306), bie Slpotßefc (1345), bie Stabtroage (1350), bie Silberljüttc (1350). Tie Straßen waren redjt eng unb gum Teil in fünften .Urummnngen angelegt, oft in ber SBeife, baß bie eine nidjt unmittelbar bie ^ortfeßuug ber anberen war, fonbern ein wenig fcitroärtS oerfdjoben fortlief, ©epflaftert ober, wie eS bamalS ljieß, gebriidt waren bie Straßen nidjt, IjödjftenS mit Sdjritt fteiuen verfeljen, bamit bie ßeute nidjt in bem argen Sdjmuß oer» faulen. Tiefer war befonberS groß, weil fcljr oiele Sürgcr Sielj hielten, ba§ fid) gum Seil ungeftört auf ben Straßen Ijerumtriob. SereitS redjt frittj tarnen Slawen für bie Straßen in Olcbraudj. Sic finb gum Teil non .franbwertern ßergenownien, wie non ben SBoll« webern (1306), Sauleuten (1306), iTnodjenljaitern (1306), Sdjmieben (1306), .fraten (1345), (SJrapengicßern (1351). friergu tonnen wir aitdj bie Sättel (1306) unb s^apen=Straßc (1345) redjnen. Sladj Familien finb benannt bie Soßmann» (1306), froneSbcn» (1311), SUlittiDodj (1306), Tännebier=Straße (1325). Sluf Ijeroorragenbe Sauten ober befonbere ©rtlidjteiten weifen ljin bie Surg» (1305), Stühlen (1305), iRoßmäljlen- (1306), Ober» (1306), Toni» (1307), graiten=Straße (1309). Sonft finben wir Segeidjnungen, wie bei St. SlifolauS (1305), bei bem Tom (1306), bei bem ^atobitirdjßofe (1306), bei bem Sllofter (1308), bei ober auf ber Surg (1308), oor bem freiligen=65eift Tore (1308), bei ber langen Sriicfc (1309), oor bem Safd)arbi=Tore (1309), bei ben Slinoritcn (1308), beim Saum (1324) u. a. m. genier mögen nod) erwäljnt werben bie breite (1306), bie furge (1306) Straße, ber Siöbenbcrg (1306), ber .fragen (1306), ber ©algenbcrg (1311). Tagu tommen bie nadj gifdjen (1306), .freu (1325) ober ftoßlen (1345) benannten SFlärtte. Tiefe Slawen geben uns gugleicß eine SorfteHung oon ber Sebauung beS innerhalb ber SJlauern liegenben Sebietes unb laffen uns ertennen, wcldje (bewerbe, gamilicii unb Örtlidjtciten al§ befonberS bebcutfaw aitgefeljen würben. Sor ber Stabtniauer lagen bie bereits erroäljntcn ©ber« uub Unterbiet, wo fidj aud) ein ftirdjhof befanb, fowic am anberen Ufer ber ©ber bie ß oft ab ie. Tie bort rooljnenbcn Siirgcr unterftanben nidjt bew ftäbtifdjen Sdjöffengcridjte, fonbern einer eigenen WJeridjtS« bcljörbe, bem ßaftabifdjeu Qleridjt, baS mit einem IRedjtSvogt unb
56 SBerMjr. Sdjöffen befetjt war. 9iad) ber £jöfje 311 lagen bad Stabtfelb unb gahlreidje ©ärten, — ein ©arten ber 9loniteit wirb 1310 erwähnt — in benen fogar SBein (1278 fonnnt ein Weinberg bei Grabow, 1314 einer auf ber Oberwief vor) unb £>opfen gebaut würben. ®ie SRüljlen würben burd) Söaffer getrieben, boch wirb 1352 aud) eine SSJinbmiiljIe erwähnt. 3n ber Ober nidjt weit non bem ®aum, ber gugleid) als Wehr unb als (Störfang biente, befanb fid) bie Sßferbefdjwemme. Sin ben Gabebrüden legten bie Schiffe, Sloggen, Schuten, ißrähme, Hähne an, tuben unb löfdjten, wobei bie alte fträgerbrüberfdjaft SIrbeit unb Serbienft fanb. gwifdjen ber Stabtinauer unb bem bluffe führte nur ftellenweifc ein fdjmaler Weg entlang, bie Waren mußten burd) bie Wafferpforten t)erau§= unb Ijineingetragen werben. '.Much bad gcgenüberliegenbe Ufer, an bem fidj halb Speicher erhoben, fowie bie 'Uarniß würben gum Vlnlegen oon Schiffen benutjt. ®ie gangen .frafenanlagen waren noch fehr bürftig unb einfach, unb bod) lag auf bem Waffer fdjon bamals bie gufunft ber Stabt. ®ort fpielte fid) ein großer Seil beS bürgerlichen Gebend ab, bort ljanbelte ber Wauf= mann mit bem Sdjiffer, ber ihm Waren gubradjte ober fortführte, bort würben bie ©efdjäfte mit bireftem Häuf ober SSerfauf abgemad)t, bort legten bie 3?nhr3euge ber gremben an, bie in Stettin Slieberlage halten mußten, gaft alle Bürger, Haufleute, ^aten, gifdjer, £atib- werfer, waren an bem '-ßerteljr, ber fid) hier abfpieltc, mehr ober weniger beteiligt, GtemeinfameS ^ntereffe uerbanb fie alle unter fid) unb mit ber gangen Gemeinte. Oft mag eS bennodj babei gu heftigen Streitigleiten, ja gu Gewalttaten getommen fein; eS war ein gu Stampf unb Streit geneigtes ®efd)led)t, bad nidjt lange gögerte gur 'Waffe gu greifen. Silur wenig taffen und baoon bie Slufgeidjnungcii bed älteften Stabtbud)es ertennen, in benen bisweilen Sühnen wegen eines 'JJlorbed ober 'JJergleidje bei Streitigleiten befonberS oon SJlachbarn über ben druppenval (Traufe) ober bad glint (ben Bonn), gumeift aber frieblidje Gefdjäfte ocrgeidjnet finb. SSir tonnen und oon bem eigentlidjen Geben unb Treiben ber alten Stettiner fein rcdjtcs Wlb entwerfen, wenn wir nidjt unfere Sßljcintafie gar gn frei walten taffen wollen, hätten fie barualS, wie in anberen Stäbten, eine Ghromt führen laffen ober hätten bie fpäteren Gefdjledjter bie alten Stabt= unb Söiirgcrbüdjer beffer aufbewal)rt, wir tonnten heute Stettin unb feine öürgerfdjaft oon 1250 etwa bis 1350 in gang anberem Gidjte crblirfcn, als eS und möglich ift. Jrotjbem fetjen wir nicht ohne SBewuiiberung, was bie Stettiner in jener ^eitepodjc geleiftet unb gefdjaffen Ijobcn. ®ie Stabt ift neu
Tit Kirchen. 57 angelegt, mit Wanern umgeben, gar inandjeS öffentlidje Sebäube erridjtet unb allmäljlidj auSgcbaut worben. Vor allem aber ift bamalS audj ber Srunb gelegt worben gu ben großen Kirchen, Kapellen unb Klöftern, bie auf lange 3^’it Stettins fonberlidjer Sdjnuicf unb Stolg waren, greilid) bat bie Vürgerfchaft bieS nidjt alles aus eigener Kraft gefdjaffen, .ftergog uub Sifdjof, geiftlidjc Korporationen unb Crbeu Ijaben mitgewirft. Sille fudjten burdj Stiftungen unb Sefdjente fidj ein Serbienft um bie Kirdje gu erwerben, fpenbetcn gern gtt ben SSerfen praftifdjer grömmigteit uub ftellten fidj unter beit Sdjutj eines ^eiligen bei allen Sefdjäften beS tiiglicfjen Seberts. 23ar ^atobuS, beffcn Kirdje auf ber $ohe waljrfdjeinlidj fdjon um bie Witte beS 13. ^aljrljiiiibertS als ftattlidjer Steinbau in bett formen bcS gotifchen Stiles mit 3 Sdjiffen inib 2 Türmen auf geführt würbe, ber Patron ber ^remben unb ißilger im allgemeinen, fo verlieh St. SlitolauS ben Schiffern unb Scefaljrern feilten befoubereit Sdjulj. Taljer erhob ficfj in allen Seeftäbten eine iljm gewciljte Kirdje, unb bie Stettiner, bie einftmalS auf bem heutigen netten Wartte ftanb, würbe waljrfdjeinlidj fogleidj bei ber Slnlage ber beutfdjen Stabt errichtet; fie wirb fretlidj als Kirdje nidjt oor 1305 urfunblidj erwähnt. Sott Slnbeginn an ftanben 3lat unb Kaufmannfdjaft gu ihr in engem Verljältniffe, fie befaßen bort ihre Kapellen unb Slltäre unb waren bei ber Dotierung unb ©rljaltung ber Kirche befonberS beteiligt. Sie übten fdjon früh 01If bie Kirdjeiwerwaltung Siiifluß burdj iJJrooiforen auS, bie bereits 1344 erwäljnt werben. 3U Satobi unb Slifolai tarn in ben norbbeutfrfjen Stabten St. Warien. ^n Stettin war, wie bereits erwähnt, bie iljr geweihte Kirdje eine Stiftung beS .fjjergogs Varnim I (1263) unb gwar bie vorneljinfte, bebeutenbfte unb reidjfte geiftlidje Stiftung ber Stabt. Sin ber Warien firdje erhielt baS bereits 2 Oaljre früljer gegrünbete Tom» ober Kollegiatftift feinen Sitj unb fein SottesfjauS. (£S beftanb auS 12 Witgliebern, bie unter ber Seitung eines ^ropfteS bie SotteSbienfte in ber Kirdje abguljalten ober iljiu burdj iljre Teilnahme Slang gu verleihen Ijfltten. TaS Kapitel erhielt teidje Sdjentintgen, fo baß eS halb in großem Umfange Srunbbefitj ober grunbljerrlidje SRedjte in ber Umgegenb von Stettin, in bem ißrjritjer Sanbe unb an anberen Orten befaß. Ter tropft betam bie Vefngniffe beS SlrdjibiafonuS, b. h- be§ Vertreters beS VifdjofS, in Stettin mit bem JRedjte uub ber Vfliäjt bie geiftlidje Seridjtsbarteit bort gu Ijaubtjabeu. Ter ftäbtifdje Vefitj ber Kirdje, bie halb' ftattlidj aufgebaitt worben gu fein fdjeint, umfaßte ßaicpt» fädjlidj baS Sebiet beS WarieuplaßeS, wo baS SotteSljauS ftanb, mit ben baranftoßenbeii Straßen, bie nadj beut Toni benannt würben»
58 Tie Äßfter. Tag Kird)fpicl [taub nidjt unter Stabtrcdjt, bie Bewohner hnttjcn nidjt bic IHed'te unb ißflidjten brr SBiirger, fie fafjen auf ber Kird)en« freiljeit. TaS Heinere, aber ebenfalls halb reich geworbene (St. ©ttcn» tapitel, baS .^erflog Sarnim III. 134<> bei ber non ber Stettiner Siirgerfdjaft ßur Strafe erbauten Kapelle aut fürftlidjen £jaufe eiuridjtete, ftanb in einem engen ^ufammcnljaMge mit bem von St. SJlarieu. 9?eibe cjeiftlicfje Xtörperfdjnften gewannen im geiftigen unb geiftlidjen fleben Stettins eine große SBebeutung, oiele aiigefefiene unb tüdjtige SJlänner auS bem Slbeb unb bem IBiirgerftanbe gehörten 31t ihnen. SBalb bcfamen bte Tomijcrren, als fie iljr Kapital an (Selb nutzbar angulegen begannen, Gtuflnf? and) auf baS wirtfdjaftlidje flehen ber Slürgerfdjaft. Tie Tomtirdjen würben eine (Selbmadjt, bei ber Hlat unb Siirger in ber f}orm oon Btentenläufen Sütleiljen aufnaljmen. Tie aufgefiifirten wer Kirdjen, St. ^atobi, St. 'Jlifolai, St. SJlarten unb St. Ctten, waren bie GotteSfiaufer innerhalb ber Stabtniauer, nur bie beiben jjuerft genannten aber ißfarrlirdjen mit Wemeinben, bie beiben anberen hatten feine eigentliche Gemembe. G? ließen aber bie Tomljerren oon DJlarien bie SBewoljuer ber ßaftabie geiftlidj per« forgen. Gine ^ßfarrlirdje war bagegen bie unmittelbar oor ber Stabt liegenbe IßeterStirdje, 31t bereu Sprengel bte Unterwirf unb bie nahe» gelegenen Törfer an ber Cber gehörten. Sie war recht eigentlich baS (SotteSfiauS her Sifdjer, bie fiter ihren geiftlidjen SJlittelpunft hatten. Tie beiben großen Klöfter, baS ber grangistaner an ber Süb« feite ber Stabt innerhalb ber 9Jlaucr gelegene (1240) unb baS ber Bifter^ienferinnen (1243), baS biefit oor bem Stabtgraben im Slorben lag, finb bereits erwähnt. Tie graugiStaner, IDlinoriten ober grauen Srüber, wie fie hier meift genannt werben, hatten bie befonbere Sluf= gäbe ber Seelforge unb ißrebigt unb erfreuten fid) bei ber Wrgerfdjaft großer ^Beliebtheit, fobaß fie infolge reidjer (Sefdjentc iljr Klofter unb iljre Kirdjc, bie heutige ^Yüfiniiniätirrfje, ftattlidj crridjten tonnten. Ter frühgotifdje Gljnr ift wohl bereits um 1300 aiifgefiitjrt, unb an ihn fdjloß fid) halb baS breifdjiffige ßanghauS an. ßlerabe bie an« gefefienften (Sefd)led)ter, wie 3. ®. bie SBaroot, fdjeinen fid) früh 31t biefem ßJotteSfiaufe gehalten unb bort ihre lebte Uiuheftätte gefunben 31t haben. 'Vornehmer war bas Slonncntlofter ber Bifter^tenferinnen oor ber Stabt, baS als eine Stiftung ber .§er,ugin SJlarianne fid) großer GJiinft bei bem £jcr3og§haufe crfteute. Sßenn bie frommen grauen, bie bort ben Scßleier nahmen, auch mancherlei Xßcrle ber ®armfier3igteit, '‘Pflege oon Krönten unb Sinnen, ocrridjteten, fo lag bod) bie iBebeutung beS KlofterS auf anberem (Sebiete. GS erwarb fehl’auSgebelmten (Srunbbefiß namentlich nn ber unteren £>ber, wo
®ie fjofpitäkr. 59 ber Slawe oon grauenborf nod) tjeute nn baS graucnflofter erinnert, unb gewann fiter beutfdjcr ft'ultur nnb beutfdjcr Slrbeit ein grogeß gelb. ®aß Scr^cidjniß ber ©iiter uom galjre 1312 ^eigt miß redjt beittlicfi, wie weit fidfi ber Sefitj beß ß(öfters erftrcdtc unb waß bort fiir Slnfieblung unb öewirtfdjaftung bereits geleistet worben war. Cbft unb ©cmiifc», SSeitv uub £jopfenbau wnrbe uon ben JBögtcn, Sdjul^en unb Sauern in ben .Oloftcrbnrfern eifrig getrieben. Ter Sßropft nnb bie 9ibtiffin naljmen einen vornehmen Slang ein, bie Slonnen felbft lebten in ruhiger Snriidge^ogeiiljeit. Um 1309 war innn mit bem San ber neuen fteinernen Sloftertirdje befdjäftigt, fie ergob fid) bnlb anfehnlid) mitten in ben Sebäuben ber ganzen ft'lofter nnlnge, bie biß nn bie Cber rcidjte. Seidjtuater ber Slonnen wnr ber Slbt beß 3iftcr,3ienfertIoftcrS Jlolbat), baß 1302 einen eigenen -fjof nm gtöbenberg (nn ber Stelle beß heutigen ftäbtifdjcn Serwaftungß» gebäitbeß) erwnrb. $ier fintten bie ft'olbntjer SJlöndje, bie oft nach Stettin tarnen, iljr Slbfteigequnrtier. Sei feiner nüttelalterlidjen Stabt fehlten ^ofpitäler jur Sflege uon Slrnnfen unb flitr Slufnciljme uon gremben, unb gernbe bie Siirgcr ber auf bem ftolonialboben gegriinbeten Stäbte liegen eß fidj angelegen fein, bie ©lenben, bie fern oon ber Heimat weilten, für» forglidj anfäuneljnien. 'Ser pflege ber 9litßfätjigen in erfter ßinic bienten urfprünglidj bie St. ©eorgßhüfpitäler, bie auS gitrdjt oor Slnfteduug uor ber Stnbt angelegt würben. ®aS Stettiner wirb jttni erften SJlale 1307 urtunblid) erwäljnt, ift aber jebenfallß älter; eß lag uor bem S°ftg°rbi=^Drc 3,lr Einten etwa bort, wo ijeute ber Söietfdje Sl'ircfifiof fidj befinbet. Sicllcidjt ift baß St. ^fürgenfiofpital bei einer fdjon älteren SRidjaelißtapeUc angelegt, bereu ißntronnt 1300 ber 'ißrior uon St. gafobi erhielt. SQIit biefer Stiftung ftnnb früfi in engftem gufammenhang baß £>eiIig -©eifth o fpitn l, baS urfunb» Iidj guerft 1295 genannt wirb. Sladj einer Eingabe füll eß ftfioit 1237 gegriinbet worben fein, wäre bann alfo bereits angelegt, alß Stettin alß beutfdje Stabt nod) nidjt beftanb. ©ß lag unmittelbar uor bem nad) iljm benannten Jore unb gatte glcidjfallß eine Kapelle. Seibe Käufer erwarben burdj Sdjenfungen ein nidjt unbebeuteubeß ®er= mögen, baß uon Srouiforeu verwaltet unb befonberS in .^njpotljefen auf ftäbtifdjc ©ninbftürfe angelegt würbe. Söann baß britte Stettiner ^wfpital, baß ber heiligen fflertrnb, auf ber ßaftabie gegriinbet worben ift, föunen wir nidjt angeben. 1308 beftanb eß, wie eß fdjeint, nodj niefjt, unb bie Sladjridjt, baß bamalS ^ergog Ctto baß Slirdjeiigebäube auf ber ßaftabie uollenbet fiafie, oerbient feinen Glauben. Sßir gören erft im galjre 1402, bafj man au St. ©ertrub
ßo £>ie ®eiftlid)en unb bofi tivcfjlicfje ?cben. baute. B»r pflege uub 9lufnatjme armer grember, namentlich aber gu bem Bu'erfc, für ’hr Seelenheil unb iljr Begräbnis gu forgen, bilbete fidj and) in Stettin eine fogenannte ©lenbenbrüberfdjaft. Glenbe mürben bie ^retnben genannt, Schon 130*» wirb eine foldje ©cnoffenfdjaft ermähnt, iljr gehörte wohl ber ftrantenljof (curia infirmorum), ber 1310 genannt wirb unb fid) oielleidjt fdjon au ber Stelle beS fpäter fogeuannten BoljanniSljofcS an ber guljrftraße befanb. (£s befanben fidj in Stettin nidjt wenige Kirchen uub geiftlidje Stiftungen, unb ©eiftlidje, fowie ßaien waren bentüljt, fiir ihrer Blit= menfdjen Seelenheil unb pflege gu forgen. ®ie Bühl ber Klerifer war fdjon bamalS niefjt gering. 9ln St. ^Ynfübi war ber Sßrior mit mehreren auS Bamberg gefanbten Blöndjeit, an St. Biarien unb St. Otten waren bie Tomljerren, an St. BifoIaitS unb St. Beter bie Bfarrljcrren tätig, ^b’ien ftanben überall Bitarc ober ülltariften gur Seite. Sie hielten ben OlotteSbienft an ben Bebenaltären, bie in allen WottcSljäiifern oon eingelnen Bürgerti ober Korporationen in immer größerer Bohl geftiftet würben. Blt biefent SSelttlerus tarnen bie Blöndje unb Bonnen, bereu Baßl wir nidjt abfdjäßen tonnen. Wewiß flammte bie Bleljrgaljl aller biefer Klerifer in biefer Seit noch auS ber ^rembe, erft allntäljlidj ergängte fiefj iljre 3aljl aus Familien, bie im ßanbe einheimifdj geworben waren. Sie hoben ungweifelljaft in nidjt geringem Blaße bagu beigetragen, beutfdje Kultur unb G5e= fittung nadj Stettin gu oerpflangen. $hneti lag auch ber llnterridjt ber Qugenb ob, unb eS liegen einige Slnbeiitungen oor, baß er nicht gang oernacfjläffigt worben ift. ftreilidj finben wir foldje nur in ber Srroäljnuiig einiger Sdjulmcifter, oon benen ber ältefte uns befaunte ber 1305 genannte Blagifter Bolbewin ift. '?(n bem Blarien» bom beftanb oon Anfang an eine eigene Sdjule, beren ßluffidjt bem SdjolaftituS beS Kapitels guftanb. S3ie ber llnterridjt betrieben würbe, bariiber fehlt eS gang an Beugniffen, inbeffen werben auch biefe Schulen mit bagu beigetragen haben, ein ftarteS, frommes Oiefcfjledjt herangugieljen. Seine grömmigfeit tat fidj, weuigftenS äußerlidj, gur Genüge funb in ben galjllofen Stiftungen, Sdjentungen, in bem gangen engen Berljältniffe, in bem eS gur Kirdje ftanb. Söir Ijören oon ber Callfaljrt einer Stettinerin nadj Sladjeu, von ber greube eines Bürgers an bem OJefange unb bem Crgelfpiel im Bonnenflofter» wir lefen in ben Urlauben oon großem Geifer für bie Berfdjöneruug unb 'JluSgeftaltung ber OJotteSbienfte, oon reidjen ©oben an Kirchen unb Klöfter. Blögen fie audj nicht immer gang felbftlofer Blilb= tätigfeit unb grömmigfeit entfprungen fein, non einem gewiffen geiftigen Ceben unb Streben geugen fie boch- 'Cie füllten wir bieS
Stäbtebünbniffe. 61 oertennen, wenn wir guriicfbliden auf bie gange Seit ber SluSbilbung Stettins non ber SSenbenburg 31t einer innertief) nnb äufjerlidj gefeftigten beutfdjen Stabt, bic fid) in einem Saljrljnnbert non etwa 1250 an niädjtig entwidelt [jat burdj bie Sätigfcit üjrer föiirgcr unb unter bem Sdnttje iljrer ßanbesljerren. 6. st a p i t e l. Pie miffcfanerHifie 23futegeit Stettins. fi^fcytettiii fanb etwa um biefelbe Seit, in ber eS non feinem ßanbeSljerrn gebemütigt würbe, engen Mnfdilufj an anbere Stäbte. IBiclleidjt ljat gerabe bas Scrfaljren bes .fjergogfi 9tat unb föiirgcrfdjaft neranlafjt, braufjeit Söciftanb gu fndjen. Sie Stäbtebünbniffe jener Seit batten ja in erfter ßinie ben S’ued, bem ^Bürger in ber grembe, ioo er redjt= unb fdjutjloS war, Sidjerljeit gu nerfdjaffen, unb eS waren befonberS wirtfdjaftlidje Sfntereffeu, bie foldje ^Bereinigungen guftanbe bradjten. ®ocb aud) gur Slbwcljr lanbesljerrlidjer Übergriffe taten fidj bie Olemeinben gufamnien, bie immer mehr ein Sefiiljl non üjrer iUladjt unb löebeutung betauten. öeibe ®eweg« griinbe fjaben fidjerlidj bei Stettin mitgewirtt, alS cs engeren Slnfdjluß an bie fogenannten roenbifdjen Stäbte, flübed, SSJismar, 'Jloftorf, Stralfimb, OJreifSwalb, fudjte, bie fdjon länger in engerem JBitnbe [tauben. Söirtfdjaftlidje ^ntereffen wiefeit Stettin gang befonberS au biefe ^anbelSplätje, als es auf feinen Eintrag im September 1352 m bie Giniginig aufgenommen inurbc, bie feit 133!) gur Sidjenmg beS SeeoerfeljrS gefdjlojfen worben war. IBon ben Stoffen, bie bei etwa notwenbigen llnterneljmungcn erwudjfen, übernaljm ßübed ein drittel, wäljrenb fRoftod unb ißiSniar, ebenfo wie Stralfunb unb Stettin je ein drittel trugen. SJlit aller fßorfidjt fdjloß fidj bie Stabt biefer engeren ^Bereinigung an, ba bie leitcnbcn 'JJlänncr woljl niefjt oljne föeforgniS waren, wie fid) ber ßanbeSljerr bagu oerljalten werbe. ®iefe ©rwägung beeinflußte audj in ber folgenben Seit faft regelmäßig iljre fßolitif, fo baß Stettin in bem Stäbtebiutbe immer nur eine wenig bebeutenbe fRolle fpielte. ®er öuiib ber wenbifdjen Stäbte war gunädjft auf gwei Saljrc gefdjloffen worben, würbe aber im September 1354 auf biefelbe SL’it oerlängert, nadjbem fidj ®reif5walb angefdjloffen ljatte. CSie Stettiner ljieltcn fidj aber bereits Ijier mertwiirbig gurürf, fie überualjmeii nidjt wieber einfad), wie bie anberen fünf Stäbte einen beftimmten Seil ber Stuften, fonbern wollten nur, foweit bie Sadje fie auginge, ben
62 Seilnaßme an ben Kriegen gegen Sänenuirt. felben Seitrag wie ßlreifStualb gaßlen. Sind) bei ben mannigfadjen SerßanbluitgeH, bie in ben uädjften Qaßren befonberS in Cübed gefüljrt würben unb an henen fidj Stralfunb, Softod, SßiSmar, and) ®reifS= walb befonberS beteiligten, war Stettin nidjt uertreten. ßs ift baS immerljin auffallenb, aber non Slnfang an fdjeint in ber Stabt ber ©runbfaß geßerrfdjt gu Ijaben, bie Sorteile beS SunbeS für fid, felbft gu genießen, aber nad) Slöglidjteit fidj fern gu galten, wenn nidjt oas eigenfte Qntereffe in fjrage tarn. Salb inbeffen mußte eS ben Sßert ber gufammengeljörigteit unb beS gemeinfdjaftlidjen .ftanbeln« erlernten, als burdj König SßaltemarS IV. Sorgeßen in Sdjonen aud) feine Sedjte unb Sefißungen bort gefäßrbet würben. Son ber Summe, bie ber König im gruljjaljr 1361 für bie (Erneuerung ber ‘ßriuilegien forberte, einen Seil gu tragen war aud; Stettin bereit, unb eS übernaljm auf bem Sage gu Jtoftod (19. PJtai 1361) oon ben 4OOO Start ßüb. (gleidj etwa 25000Ü Start) mit Stralfunb gufammen ein drittel, alfo ben Slnteil, ben eS im Sertrage uon 1352 gugefagt ljatte ?ll§ aber halb barauf Sßalbemar bie Qnfel ©otlanb mit Sßisbij proberte unb baburd) bie Stäbte, namentlich bie wenbifdje ®ruppe, in iljren Qntereffen ernftlidj bebroljte, ba tarn am 8. September 1361 ein K'riegSbünöniS biefer Stäbte mit Sdjweben unb Sorwegen gegen ben König uon Sänemart guftanbe. 2Iuf ber Serfammlung ber Satsfenbeboten uertraten bie Sürgermeifter Jpeinridj Söobbermtn unb ^ermann Ißape bie Stabt Stettin, unb fie geljörten mit gu benen, bie für eine ^anbelsfperre ©änemarfs, bie (Erhebung einer Vlrt uon SunbeSfteuer, bes fogenunnten ipfunbgoIIeS, eintraten, ba and) für iljre Stabt widjtige Qntereffen auf bem Spiele ftanben. Stettin übernaljm eS mit Kolberg unb 9lnHam unb ben fleinen Sadjbarftäbten 6 Koggen (eigentlidje KriegSfdjiffe uon etwa 100 ßaft), 6 Sdjniggen ober Sdjuten (leidjte SranSportfdjiffe) mit 600 Slann gu ftellen unb für fidj allein nod) eine Slibe (3Surfgefd)üß) mit ScbienungSmannfdjaft gu liefern. 3m 3-riiIjjaljr 1362, als fid) bie flotte fammelte, erfdjienen uon Stettin 2 Sdjiffe mit 200 Slann ßeiber ift eS unS nidjt betannt, weldjen Vluteil Stettin im eingelnen an ber KriegSfaljrt naljnt, bie bei ^elfmgborg ein für bie O'reifswalber Serbünbeten jammerlidjeS ßnbe naßm S)ie glotte wnrbe bort gum großen Seil ucrnidjtet, ber Sitnb mit ben norbifdjen Königen gefprengt, fobaß man in ben Stäbten froß war, gegen ßnbe 1362 einen Sßaffenftillftanb mit SSalbemar abfdjließen gu rönnen. S)ie (Einigung ber Stäbte loderte fid) halb, als auf ben uerfdjiebenen Sagen bie ?lbredjiutng über ben befdjloffenen IßfitiibgoII unb über bie Ä'riegSfoften erfolgte, lieber madjte ftaj bad (Singet
Seilno^me an ben Slricgen ßeyen Sänemar!. 63 intereffe ber Stäbte in großem Umfange geltcnb, unb and) bie SiatS- Ijerren, bie auf ben galjlreidjen £>anfetagen in Söismar, ßübed, fHoftod, Stralfunb ober ®rcifswalb bie Stabt Stettin oertraten, Hermann *ßape, ^einridj Söobbermin, QoljaiuieS '.ßötitj, Qcbcrljarb Stabe, £>artwig Stralfunb, Vertljolb Sippe, Rinning ßinroanbfniber unb not allein Henning Söeftfal, faljen eS gunädjft als iljre Slnfgabe an gum Vorteile iljrer Stabt gu ljanbeln. Qn bem grieben nom 22. Vovember 1365 erljielt Stettin mit ben anberen eine Veftätigung feiner SJiecfjte in Sdjonen. Safe eS wenig Steigung für eine gortfetjung bes SlriegeS ljatte, bewies bie Stabt baburd), bafe fie 1364 gu fRoftod für biefen $all IjödjftenS ein Sdjiff mit 50 Wann gu ftellen uerfpradj unb fidj feljr vorfidjtig bamit entfcfjulbigtc, man tonne fidj oljne Erlaubnis beS £>ergogS auf feinen Vunb einlaffen. Siljitlidj war bie Haltung audj in ber folgenben 3eit> als bie Stonföberation von WreifSwalb gu gerfallen begann unb bie Haltung nameutlidj ber wenbifdjen Stäbte redjt tläglirfj war. (Srft ben preufeifdjeu Stabten gelang eS wieber, baS ©efüljl ber ©emeiufdjaft in iljnen gu erwerfen, als Sinnig Söalbemar burdj grobe VertragSbrüdje einen neuen Siampf gerabegu IjerauSforberte. Qoljannis 1367 waren auf ber galjlreidj befitdjten Verfammlitng in Stralfunb Henning Söeftfal unb 3o(jainieS Seuete als Vertreter Stettins, unb, wenn man fidj audj nodj nidjt gu einem offenen Vrudj nut SDäneniart eutfdjliefeen Tonnte, fo fpradjen audj fie gegen bie Vefenbung eines SageS, gu bem bie bäuifdjen ©efanbten aufforberten, unb für Verfjanblungeu mit ben preußifdjuiieberlänbifdjen Stabten, ©iefe füljrten bann eublidj am 11. Vovember 1367 gu ber grofeen Slölner Stonföberation, burdj bie ber Sl'rieg ber uerbünbeten Stäbte unb dürften gegen Söalbemar oon neuem befdjloffeu würbe. Stettin war in Slolu nidjt vertreten, ftanb aber ungweifclljaft auf ber Seite ber wenbifdjen Stäbte, bie bort energifdj ben Slrieg unb bie erften Vorbereitungen betrieben. ®S erljielt offizielle Witteilung von ben gefaßten Vefdjlüjfen unb beteiligte fidj bann an bem IRoftoder Sage, auf bem Veujaljr 1368 bie Slontingcnte ber eingelueu Stäbte feftgefetjt würben. ®ie Vertreter, Rinning ßinwanbfniber, Henning Söeftfal unb Hartwig Stralfunb, bewilligten unter Vorbeljalt ber Genehmigung beS Slates eine Sl'ogge mit 8ü bewaffneten, Qn Stettin felbft fdjeint allerbingS bie Siriegsluft nidjt fonbcrlidj groß gewefen gu fein; gu ber ßübeder Verfammlung, bie am 5. Februar ben Slbfagebrief an ben Slonig Söalbemar abfaßte uub audj bem £ergoge Jöarinm 111., wie vielen anberen dürften, SJiitteilung bavon madjte, erfdjieneu Stettiner ©efanbte nidjt, uub bie Stäbte Ijatten SJlülje, ben 'Jtat gut Stellung bes Sion tingenteS gu veraitlaffen. Seljr uorfidjtig uerljielten fidj Henning ißeftfal
64 Stilnöbme nn ben Sriefltn qeßtn Sänemarf unb Süarquarb 93orab aud) auf bem 9i oft oder Sage (SJlärg 1368) gegenüber ber gorberung erljöljter fflunbesljülfe. ®S mürbe gimädjft nur einer oon ben beiben Hauptleuten, bie man non Stettin uerlangte, ernannt unb gwar SUlarquarb IBurab. Stuf ber Stralfunber Jßerfammlung am 6. Oftober 13(58 waubten bie uier erfdjienenen SRatSfenbeboten, als eS fid) um bie öefeftigung ber Kölner Sonföberation unb bie SluSfüljruug ber SSefd) affe ljanbelte, um fid) niajt gu binben, baS beliebte SJlittel beS HinljaltenS an; fie erhärten, cor ber Jöefiegelung bem SHate Scridjt erftatten gu muffen, fpäter aber oollgog Stettin, jufammen mit Solberg unb Stargarb- ben SöuubeSbrief. Sroßbem ftellte bie Stabt fdjließlidj mit Stargarb nur 1OOO SDlann unb mit SSiberftreben eine SRafdjine. 2©ie Sättig Sßaibemar, um bet oerroanbten unb befreunbeten Surften Hülfe gu fud)en, fein 'Jteidj uerliefs, >oie bie SJlotabe ber bänifdjen unb norwcgifdjeit Süfte burd) bie glotte ber Stabte glüdte, wie Sotiig Hnlon oon SJlorwegen fdjon im Sommer 1368 einen SSaffenftillftanb fdjloß, im Herbfte 1369 gang ©änemart in ben Hänben ber SBerbünbcten war unb ber 9teidj§rat fidj unterwarf, baS i)t Ijier nidjt näljer gu ergäljlen. 2ßir wiffeu nidjtS über bie Seilnaljme ber Stettiner an bem Stiege, nidjtS oon 'Berbienften, bie iljre Hauptleute fDlarquarb iBorab unb fpäter 2,ibemann Sßatfer fidj unter beS ßübeder SBiirgermeifterS iSrrnto 'Ißarborp Eberleitung im SriegSrate erwarben. Slßeldjen (Sinbrud mögen bie fBadjridjten oon ben (Erfolgen in ber Heimat gema$t ljaben! IBariiimS 111. (geft. 1368) Söljne, Safimir IV., Swantibor 111 unb Vogiflaw VII., bie ßanbeSßerren ber Stabt, uerljielteu fidj neutral unb wagten nidjt gegen bie Stäbte iljreS ßanbeS, bie bamals in bem SBimbe bie größten 'Borteile gewannen, irgenb etwas gu unternehmen. $0, audj fie mögen fid) über ben .Qufammew- brudj ber bänifdjen 'JJladjt int füllen gefreut ljaben. 91adj längeren SBerljanblungen auf oerfdjiebenen Sagen, auf benen wieoer Henning äßcftfal, (fberljarb Stabe ober ©gbert OJerwer bie Stabt vertraten, tarn ani 24 fDlai 1370 ber griebe in Stralfunb guftanbe, burdj ben ber Stäbtebunb ein großes allgemeines Scrtebrsprwileg für ©änemart, ben 'Bfanbbefitj ber widjtigften fdjonenfdjen Jeften, fowie ein JJtit» beftimmungsredjt über ben bänifdjen Sbron erljielt. $u ben 23 Stäbten, bie Vertreter nadj Stralfunb fanbten, geljorte audj Stettin; eS würbe in bem griebensoertrage mitaufgefüljrt unb biefer gur 9tatifitation an ben Slot gefanbt. So würbe ber Stabt mit ben anberen Stäbten iljre Stellung, bie fie fdjon in Sdtonen befaß, gefidjert, unb baS große Privileg SßalbemarS vorn Satire 1370 war unb blieb für fie bie magna cbarta iljrer banfifdicn Stellung.
Verhältnis ju ben Vunbeßberren. 65 ®ci ben nun folgenben unerquidlidjeit Vertjanblungen über bie Verwaltung ber verpfänbeten fdjoneitfdjen feften, bie Verteilung ber Solleintiinfte, bie fonftigen VIbredjnungen, bie Stellung Söalbemarß jur £>atifa uub ben SLtjronftreit in Tänemart nad) feinem Tobe (1375) trat Stettin wenig Ijeroor. ©ewig naljm e§ an mandjen Verfanimlungen Teil unb fudjte vor allem and) bei ben finanziellen Erörterungen nidjt ju Sdjaben ju lammen, aber irgenb eine leitenbe ober maßgebenbe Volle fpieltc bie Stabt hierbei nidjt. fdjeint, als ob man bort ber ^Infidjt war, baß für ihren $anbel ber Cftfeeoerfeljr, ber bodj in erfter ßiuie bie wenbifdjen Stäbte beS Vunbes intereffierte, nidjt allein oon au§fd)Iaggebenber öebeutung war. güt ebenfo widjtig tjielt mau bie Vejieljitngen zum .fjinierlanbe, baS Stettin betjerrfdjte. TaraitS entftanb ein gewiffer Eegenfaß z11 ben Verbünbeten, beim eS fudjte biefe vom bortigen Verteljr in äljnlidjer SÖeife fernzuljalten, wie e§ ben binnenlänbifdjen Kaufleuten ben üöeg über See oerfperrte. Stettin wollte bett ®ewinn oon beibeu hoben, uub ba§ mag ein Girunb gewefen fein, baß ber Vat bie ftäbtifdjen Qntereffen nidjt ju eng mit betten ber $anfa vertnüpfte, alfo wieber redjt ecjoiftifdje fßolitif trieb. Tas beeinflußte natürlich and) ba§ Verhalten ber Stabt gegen» über ben ßanbeSljerren. Tie jungen dürften, Variante 111. Söhne, bie nadj altflaroifdjer Sitte bie Vcgierung im Stettiner Herzogtum gemeitifam führten, waren, wie eS fdjeint, nidjt imftanbe, bie Stellung iljre§ Vaters ber Stabtgemeinbe gegenüber aufredjt zu erhalten. Vat unb Siirgerfdjaft erreidjten fdjon im fDlärj 1370 bie Vcftätigung nieler alter Vedjte burdj VeuauSfteUuiig unb Vefiegcluug ber alten Urhmben- Qm guli 1371, fowie, nadjbem Kafimir im Kampfe gegen Vraubenburg gefallen war, im guni 1373 betätigten bie Stüber nodj einmal alle Vefißungcn unb ^Privilegien ber Stabt. Zugleich verliehen Swantibor unb Vogiflaw ben Vürgcni bie gagb auf ftäbtifdjem, fowie bie gagbfolge mit SBinbljunben auf Ijerzoglidjem (Mebietc. VJic feljr fie fidj widjtiger Vcdjte begaben, bie fie noch ’n ber Stabt befaßen, zeigt bie Tatfadje, baß fie 1378 bie ihnen juftehenbeu zmei Trittei be§ ©eridjteS ber Stabt für 5200 SRart Silber verpfänbeten. Tie Gintünfte auS bem ©eridjte erhielt jeßt 311 zwei Tritteln bie Stabt, ber Veft ftanb ben Grbridjteru, ben Söuffow, zu, beneu biefelben dürften 1374 ben 'Anteil ebenfalls oerpfänbet ljatten. fflewiß veranlaßte bie ©elbnot, in ber bie pommerfdjen ^erzöge in biefer Seit bauernb ftedten, fie biefe Vedjte preiSzngeben. GS begann gerabe bamalS, al§ bie Teilung beS pommerfdjen ßanbeS in immer meljr einzelne Heine ^errfdjaften bie fürftlidje 'JJladjt oljue bie§ fdjon ungemein fdjwädjte, biefe infolge ber unbeftänbigen Volitit unb ber fdjledjteu Siuanzwirtfdjaft bebeutenb zurüdzugeljen, tväljrenb IMeljrniünit, Bon Stettin. <
66 Otto 3aQe^ujet. ber Sibel nnb bie Stäbte an Vebeutung unb Ginfluß im ßanbe wud)fen. 3n ber ftänbifdjen Vertretung nahmen bie ftäbtifdjen (hemeinben in biefer Seit eine immer bebeutenbere Stellung ein. Sieben bem Sibel unb ber ®eiftlidjteit gewannen fie halb einen C^influfe auf bie ßanbeS» regierung, ber nur 311 oft oon iljnen in |elbftfüdjtigem Qntereffe aus genuljl würbe. Um audj ben Herren beS Sßolgafter .fjjergogtumS gegen« über gefiebert gu fein, ließ fid) Stettin uon Vöartiflaw VI. unb Vtgiflaw VI. im SJlai 1376 ebenfalls eine SHeiE)e oon ilrtunben betätigen. Von bem, was in biefen fahren in ber Stabt oorging, Ijaben wir feine Vadjridjt; wir finb immer nod) faft nur auf bie Ilrtunben angewiefen. Sie laffen uns aber feiten einen Vlid in bie ^juftänbe unb Verljältniffe tun, unter benen fie ausgefertigt würben. ®a mögen manche Streitigteiten unb Kämpfe im Qnnern oorgetommen fein, ba mag mancherlei fid) ereignet hauen. baS für bie Gntwidelung ber Stabt uon großer Vebeutung war, ba mögen audj ÜDlänner tätig gewefen fein, Die eS uerbienten im Slnbenfen ber fpäteren Sefajiedjter fort» guleben. Von all bem finben wir nichts berichtet; nur ein SJlaiui au§ biefer Seit, überhaupt ber eingige faft aus oent gangen Vlittel» alter, ift tjeute noch in Stettin bem Flamen nadj betannt Otto 3ageteufel, feit 1381 SRatstjerr, feit 1387 Vürgermeifter. Um feine Verfon ljat fidj ein Kreis oon Sagen gebilbet. GS ift baS ein Veioeis bafür, baß er bort eine bebeutenbe Stellung eingenommen ljat. 3rür bie Stabt war er in nieten Senbungen unb hanfifdjen Slngelegenljeiteii tätig unb oft üjr Vertreter bei ben Verfammlnngen ber Stäbte, auf benen er mit 'JUtarquarb Vorab ober ^ßaul Srauenol für bie Qntereffen Stettins eintrat. ®r wat aber audj mit fpergog Swantiboi III. be» freunbet. Seinen Vamen hat fidj Sageteufel in Stettin erljalten burch fein Seftament uom 4. JDlärg 1399, burdj baS er neben anberen ßegateu eine Summe anSfetjte gur Erwerbung unb Unterhaltung eines £>aufeS, in bem 24 arme Kinber, oornehml'ch audj ginblinge, ergogen unb gur Schule gehalten werben feilten. ®iefe Stiftung trat halb nad) 3ageteufelS $obe (am 9. Sept. 1412) inS ßeben. Sonft ift audj Die Seit feiner Sätigfeit für unS noch befonberS bunfel. Unb babei war fie mit oeu Kämpfen gut See gegen bie Seeräuber, bie man bie VItalienbrüber nannte unb uon betten Sage unb Vollslieb noch gerne beridjten, mit ben norbifdjeii V^rwicfeluugen gur Beit ber großen Vlargrete uub ihres SthüßlingS, Gridjs oon tßommcrn, mit ben braubenburgifdjeii, medlettburgifdjen uub polnifdjen Kriegen bewegt unb unruhig genug. Von all biefen Vorgängen muß auch Stettin berührt unb waljrfaje.nlidj feljr heftig bewegt worben fein, ©iretten Anteil naljm eS an ben
Seilnaljmt an ben Äämpfen gegen bie (Seeräuber. 67 gafjrten, bie bie Ijmtfifchen Stäbte gur befriebung ber See gegen bie Seeräuber unternahmen. fragen beS SdjabetterfaljeS befchäftigten bie SiatSfenbeboten faft auf ollen Sagungen, bei benen jetjt Stettin, wenn eS fie befdjidte, meift burd) SJlatipiarb Porab, Paul Sraoenol, QohanncS Setiefe, Sibemann SSacfer u. a. tu. nertreten war. Sie Plage aber würbe, als ber Krieg SänemarfS gegen Schweben unb SNedleuburg begann unb ber Kampf fid) um Stodholm feftlegte, immer fdjliminer; unerträglichen Sdjaben erlitten .fjanbel unb berteljr auf ber Cftfee. Stad) oerfdjiebenen wenig erfolgreidjen herfudjen, an benen Stettin fid) nidjt bireft beteiligte, befehle^ enblich ber £>anfatag in Viibed (SJlärg 1394) eine grofje ^lottenrüftung gegen bie Piraten. 'Jla<h bem '.plane, ber bort aufgeftellt würbe, füllte Stettin gitfammen mit Stargarb, Wollnoro, ®artj, ©reifenljagen, Samin unb (Sanimin 2 Koggen mit 200 bewaffneten, fowie 2 Sdjuten unb 2 Sdjniggen [teilen. Sßenit wir erfahren, baß ßübed allein bas Sreifadje, Stralfunb allein baS Soppelte übernahm, fo wirb es flar, baft Stettins ßeiftungSfähigteit im bergleid) gu jenen beiben Stäbten recht gering war. Bur «ollen Ausführung lam inbeffen biefer Plan nicht. Stettin erflärte fidj gwar nod) am 5. ®lai mit ihm uollfommeu cinuerftauben unb oerfprad) auch bett befdjlüffen beS bunbeS nachgufommett, aber tatfiidjlid) [teilte eS nidjtS gu bem Seeguge. Sagegen beteiligten fid) feine Vlbgefanbten an ben berhanblungen mit SJlargrete wegen ber befetjung StodljoImS, unb Stettin gehörte mit gu ben Stäbten, welche bie bürgfehaft für bie greilaffung bes PledlenburgerS Albredjt übernahmen. Sie erfolgte erft im September 1395, unb bamit würbe ber Kriegsguftanb in ber Jüftfee befeitigt. Qttbeffen galt eS nodj, bie bitalienbrüber »lieber guwerfen, bie fortfuhren ben Perteljr gu beunruhigen. Stettin [teilte gu biefen mannigfachen herfudjen feine Sdjiffe unb fam fogar mit anberen pommetfdjen Stäbten in ben berbad)t, bie braten gu begünftigen, am Staube teilguneljmen, ihnen beute abgutaufen unb ®eleit gu geben. Ser .fjodjiiteifter beS Seutfdjen Jürbens madjte ber Stabt biefen Porwurf, obgleid) ßübed fid) ihrer annaljm unb ben Streit gu uergleidjen [ud)te; er gog fid) inbeffen nodj bis 1402 hin« AIS im Auguft 1398 bie SiatSfenbeboten in Kopenhagen mit SJtargrete wegen Übergabe StodtjolmS, baS bie Stäbte in Pfanbbefifc genommen hatten, berieten unb [ich bann entfdjloffen, bie Stabt ber Königin auSguliefern, ba erhielt aud) Stettin, beffen Pertreter gugegen waren, mit ben anberen Stäbten am 28. Auguft eine beftätigung aller Siechte unb Privilegien für Sänemarf, '-Norwegen unb Sdjtveben. B»r befriebung ber See war fd)on im April biefes BatjreS eine neue grofce Stiftung befdjloffen worben, bei ber Stralfunb, ©reifSwalb unb 5*
^attfifdjc 8-rnnJeluiißttt. fib Stettin mit ben anberen 31t ißnen gehörigen Stabten 2 Schiffe mit 200 Wann 3U [teilen übernähme«. ßugleidj füllte Stettin bie ißm unter» ober jugeorbneten Stäbte ßur 'Xeilnaljme unb Sludrüftung ber oorgefchriebenen Streitfräfte anhalten. ®a§ gelang ißm freilich nicht, benn biefe Heinen QJemeinben hielten fid) nod) oorfidjtiger guriid, unb bie Stettiner (Mefanbten tlagten in Kopenhagen, baß bie „ooerfwuifdjeu" (b. h- ljinterpommerfdjeii) Stäbte „also nicht to gedan hebben, alse des van den Steden en gedregen war“. Stettin felbft fdjemt nidjt Steigung 311 größerer fRüftuug gehabt 3U haben, ed mar bei bem Kontingente, bad ed mit Stralfunb unb Olreifdwalb aufjubtiugen hatte, nur noch oou einem großen Sdjiffe mit 70 Wann bie SRebe. Sind) an ben fpätercu Seefahrten, bie 139!) uub 1400 unternommen würben, nahmen bie poinnierfchcu Stäbte faum teil, wir wiffen nidjt, ob Stettin Schiffe ba^u fanbte. Xrotjbem blieb bie Stabt im £>unfabunbe, befdjidte, freittdi recht unregelmäßig, bie Jage Cftafob oon Srulle war gewöljulidj iljr Vertreter) unb ftanb auch bei ben Bunbedgenoffen in foldjem 21n]elicn, baß fie am 25. Wai 1402 in ben Bunb aufgenomnien würbe, ben bie wenbifdjen Stäbte 3U gegenteiligem Sdjuße uon neuem auf 5 Qaljre abfdjloffen. ®amit gewannen biefe fjanfifchen Ber» wicfelungen fiir Stettin einen gewiffen Slbfdjluß. .£>at bie Stabt audj nießt mit in erfter ßime geftanben, fo lj“t fie fid) boch ben Pflichten, bie iljr and ber Üeilnaljme an ben hanfifdjen Privilegien erwudjfen, nicht entzogen, unb wir feljeit, wie fidj in biefer unruhigen Seit and) iljre Bertreter mit Bat uub Üat an ben gemeinfamen Beratungen unb Unternehmungen beteiligten. Sdjon bad eigene $ntereffe au ben uorbifdjen Berhältnifien, bad im Vaufe ber Seit junahm, jjwang fie ba^u nidjt feriijiifteljen. BJeuiger birett als biefe norbifdjen Kämpfe befdjäftigten ben Siut uub bie Bürgerfdjaft bie mannigfadjen Kriege, bie oon ben ^erflogen mit ben Badjbarftaateu geführt würben, inwieweit fie ber Stabt Sdjaben ober Berluft brachten, läßt fidj nidjt nadjweifeu, 311 groß wirb er nießt gewefen fein. ®eitn biefe nadjbarlidjen Streitig feiten, bie ja in biefer $eit eigentlidj nie aufljörten, batten meift nur geringen Umfang unb griffen faum über bad ©ebiet IjiuaitS, in bem fie fidj abfpielten, unb feiten feljr tief in bad wirtfdjaftlidje ßebeu ein. dagegen boten fie ben Stabten ©elegeuljeit, bie ftetd gelb» bebürftigen Herren fidj burch bie Bewilligung uon Sluleiljen 311 oer pflichten. gür ben Schuß bed reifenbeu Kaufmannd mußten fie freilich felbft forgen, wie ed Stettin burdj ben Beitrag oom 12 Sluguft 1379 tat, ben ed in ©emeinfdjaft non Stralfunb unb Bafewalf nut einigen uderincirfifdjen Stabten 311m Schüße gegen Stäuber unb
Jtilttnfjmt nn Kämpfen ber ?nnbe§fjerren. 69 SJlorbbrenner abfdjlofe. gür ben S8erfet)r gcrabe bortljm waren non befonberer SBiditigfeit bie ©tragen, bie über ®artj a. £. gingen nnb bei ßöcfnitj bie Slanbuw iiberfdjrittcn. ES war beSljalb ein (Gewinn, bafj Stettin 1388 gufammen mit einigen Heineren (Stäbten für bie IBürgfdjaft, bie fie für eine ©djulb ber .^erjage ©wantibor nnb Sogiflaw an ben £jodnneifter beS beutfdjen SOrbenS ubernaljmen, nidjt nur ben $oll gu ®artj, fonbern audj baS SBerfpredjen erhielten, ©djlofe nnb ßanb flödnig feilten nidjt oljne iljr SBiffcn uerfetjt werben. TieS war nm fo wichtiger, al§ halb baranf ein Triebe mit ber SJlarl guftanbe fam. ES ift nidjt notwenbig, ljier auf bie fortwäbrenben branben burgifdj’poinmerfdjen ©treitigfeiten nnb ®rengfe()ben ober bie merflen burgifdjen Kämpfe emgugehen. SBaS bie ehrgeizigen 'fßläne beS ÖergogS ©wantibor HL, ber 1109 bie ©tattljalterfdjaft ber SDlittel marf befam, für eine Söirfnng auf bie Entwicfeluug feiner Siefibeng« ftabt geljabt IjaBen, läfet fidj u'djt erfeiuien. Ebenfowenig feljen wir, wie fidj bie Sürgerfdjaft gegenüber ber Teilnahme ber dürften an ben preufjifdj-polnifdjen '43erwidelitiigen »erhielt. Sollte fie aber nidjt mitgewirft hn&eni M fie fid) balb oon bem Sünbniffe mit bem beutfdjen Drben roieber loSfagten unb fidj ißolen näherten? Ter ©djutjbrief, Den König Hölabiflaw oon ißolen am 18. Siuguft 1390 ben pommerfdjen unb anberen ©täbten für ihren ißerfehr mit ißolen uerlieh, war bo<h gewife oon großem 'Ißerte audj für Stettin. Tie neue ^anbelSftrafee oon Krajau auS längs ber Söartlje nadj fßommern fam ihm befonberS gu ®ute. greilidj war fie nidjt uon langem ®eftanbe, obwohl ^ergog ©wantibor nodj 13‘Jß ben Kratauer Kauf- leuten freien '.Berfetjr in feinem ©ebiete unter ^erabfegung ber bis« fjerigen Söüc »erlich- Sieben biefen ^od^pelitifdhjcn Vorgängen, an benen ©rettin bodj nur inbireft beteiligt war, beidjäftiqten bie SBiirgerfdjaft in weif bötjerem SJlafje, allerlei innere Slngelegenljeiteu, befonberS 'Ißiiufdje auf Erweiterung ober Seftätigung Der ftäbtifdjen SRedjte. ^eljt lag ihr »iel baran, bie Seefahrt gu fidjeru, beSljall’ liefe bie Stabt fidj 1384 »on bem SBolgafter £)crgogc SÖartiflaw VI. einen ©djutj' unb ®eleitSbrief für alle feine ©eweiffer unb .fjäfen, fowie für fein ganges GJcbiet geben. Einige $abrc fpäter würbe iljr für Den 53efiidj beS £>afetiS in 'JSolgaft fogar »olle ß-reiljeit »erlichen, ein Sledjt, baS für bie Safert in bie £ ftfee »on Sßidjtigfeit war. Emen anberen Vorteil bradjtc ben Slürgern bie 'Herfdjrcil’itng SogiflawS VI. »on SSolgaft (1389), ber fie uon bem Sleniegelb (einer Abgabe »om fHuber) in feinem ßanbe gang befreite, ^on geringerem vßiert, fo
70 ^Stettiner ©Jiinjtn. fdjeint eS, war eS, al§ 1390 bie Stettiner Herren alten Serooljncrn Stettins baS Singeln in ben fiirfltitfjen ©eroäffern, rote bem fjaff, oljne Slbgaben geftatteteu. 3oIIfreitjeit für allerlei Sßilbbret nnb Sieh, baS gum Slußen ber Stabt nnb gum Sertaufe auf bem SJlarfte eingefiibrt rottrbe, oerlief) Sroantibor 1412 ber ffliirgerfdjaft. SSir roiffen nidjt, roeldje Sebeutung baS Sledjt tjatte, ba roir über bie Bolloerbältniffe biefer 3eit nur fdjledjt unterrichtet finb. ©S fefjlt an Eingaben, in roeldjem Umfange bie alten .gollpriDilegien ber Stabt nodj ©iiltigfeit hatten, roaS für ©infuljrgölle erhoben würben, roeldje Einnahmen bem $ergoge ober ber Stabt baraus erroudjfen. Sagegen erfahren roir au§ biefer Seit einiges über iljr fDlüngred)t. Sim 2. Slpril 1397 erljielten Wat unb ©emeinbe baS Wedjt, „roitte ißenninge“ gu müngen unb babei oon jeher Süarf Silbers brei ßot als fioftcn abguredjnen. Siefe SSitten rourben nad) bem Worbilbe ßübedS unb ber anberen roenbifdjen Stäbte eingefüljrt, ba ber alte Pfennig, ber im ©croidjt nnb im ©eßclt immer tiefer fanl, bem ftarf entroirfelten Serlehr nicht mehr genügen tonnte. Sie Stettiner Stüde rourben mit bem gefrönten ©reifentopfe, bet fid) auf langem ober furgem Strenge in einem Sdjilbe befanb, unb mit bem Sprudje nomine domini amen ober sit laus deo patri geprägt. Sen Stettinern mufj fpäter eine Heinere SRünge erroünfdjt geroefen fein, benn am 7. Quni 1408 erlaubte Sroantibor bem Wat to der not, to der vodinge (Waljruug) und tor kopenschap ber Bürger einen Pfennig oon 4 hinten« äugen gu fd)lagen Qn großer Wlaffe finb foldje Siercßeit, bie einem ljalben 'Bitten gleich gu feigen finb, aufgefunben in oerfdjiebenet Prägung mit bem gefronten ©reifentopfe auf ber einen unb bem ©reifen auf ber aubern Seite. SBie fdjroierig unb oerroirrt bie SDliinguerhältniffe ber bamaligen Seit waren, baS geigen redjt beutlidj bie 2?erl)anblitngcn bet .fjanfatage, auf benen namentlich im Anfänge beS 15. QfaljrljunbertS bie SWiingfrage einen ftänbigen ißunft ber SageSorbnung bilbete. Sille biefe fjanblungen mit ben oerbünbeten Stäbten unb ben eigenen, foroie fremben ßanbe§herren geigen unS, roie umfangreid) bie Sätigfeit beS WateS in biefer Seit geroefen fein muß unb roie fie fid) auf mandje ©ebiete erftredte, bie ber mobernen Stabtoerroaltuug fern liegen. Sei anberen Stäbten ift unS burdj erhaltene Srief biidjer bie SWöglidjfcit gegeben, ans ber fiorrefponbeng ein Silb oon ber ©efd)äftstätigleit bes WateS gu entwerfen. ßeiber fehlen für Stettin foldje Duellen, aber aus ben an anberen Orten erhaltenen Briefen erfeljen roir, baß auch ^er Stettiner Wat einen nidjt unbe- beutenben 53rieftued)fel mit ßübed ober Sanjig, mit Stralfunb ober
JDberfdjiffafjrt. 71 ©targarb, mit bem ^odjmeifter beS beittfdjeii CrbenS ober ben SBolgafter unb (Stolper Herren u. a. m. unterhielt. SReidjt bie Sebou» tung ber ©tabt auch nidjt an bie anberer heran, fo tarnen bod) and) hier Sachen unb fragen oor, bei benen bie SiatSberren bie Stolle oon Diplomaten fpielen mußten. Es galt bie Qntereffen ber eigenen ©emeinbe roahrguneljmen unb ihre Siechte mit Bäljigteit gu behaupten, aber and) bei bem roachfenben Verteßr mit ben Vürgerfcbaften anberer ©täbte bie Beziehungen gu pflegen. Seroiß fdjeute man in biefer gewalttätigen Beit nidjt oor redjt energifdjcn SRaßregeln gurüd, aber eS gab bod) geroiffe fßuntte, über bie man fich auch bamalS in @üte einigen mußte. Eine für ©tettin redjt bebeutfame {frage mar bie ber Cber« fdjif faßet, für bie ©tettin gang befonberS roidjtige Srioilegien, roie baS Slieberlageredjt, befaß. Be mehr ber Verteßr auf bem {fluffe gunaßm, oon befto größerer Vebeutung mürbe baS Verhältnis gu bem flußaufwärts gelegenen Eebiete, befonberS gu ber SJlart, bie in grantfurt ihren niidjtigften Ort an ber Cber befaß. Silit biefer ©tabt entroicrelte fidj naturgemäß ein ftdnbig roadjfenbet Verlebt, unb eine Einigung gioifchen beiben ©emeinben erroieS fich halb als burchanS notroenbig. £ange ftanben fie einanber frieblid) gegenüber, ba leine ber anberen an Slladjt unb Vebeutung überlegen geroefen gu fein fdjeint unb bie beiberfeitigen CatibeShetren nicht baran badjten, eine territoriale SßirtfchaftSpolitit gu treiben, ©ie überließen eS ben ©täbten, fich folgen fragen gu einigen unb gu Dergleichen, ©o fdjloß ©tettin 1354 mit granlfurt einen Vertrag über bie ©djiffafjrt auf ber Cber, in bem Veftimmungen über ben Goßn ber ©djiffer, über fein Verhältnis gu ben ©djiffSfnedjteit, roie git ben Kaufleuten, über bie (fradjt u. a. in. getroffen rourben. Sind) für Iriegerifdje Beiten fucfjte man bie ©djiffaljrt auf bem {fluffe gu fidjern, unb ©tettin oerhanbelte beSßalb mit ben SRarlgrafen ßubroig (13(53), ©igmunb (1379) ober Bfoft (1398—1403). SJlan gab fidj SJlühe, bie SBeßre, burd) bie bem Verlebt ein arges ^»inberniS entftanb, gu befeitigen, bie SledjtSanfprüdje ber Staufleute gu fiebern, bie Sreitelpfabe am ghtffe gu fdnitjen, baS B°ll‘ unb ©eleitSredjt feftgulegen. Xöie oiele ^»inberniffe errouchfen bem $anbel anS manchen mittelalterlidjcn SiechtSanfchauungen unb ©ebräueßen! Das Girunbrubrredjt roar eins bet fdjlimmften, ba eS ben Verlieft beS ©uteS mit fidj brachte, ba§ auf bem flanbe bei Bufammenbntd) ober ©turg ber Söagen ben Soben berührte ober auf bem SSaffer bei ©djiffbriicfj unb ©tranbung auS ben Schiffen fiel. Sßoljl n>ar man oon Sliters ber namentlich gegen baS barbarifdjc ©traiibtecht eingefdjritten, aber auf ben ßaub=
72 Kämpfe mit ber ©tat!. unb iffiafferftraßen hielten bie ©rimbherren eS tjortnncfig aufrecht. Gs war infolgcbeffcn ein großer gortfdjritt, al§ Swantibor HI. 1407 bie Stettiner unb alle Slaufleitte bei Sd)iffbriid) ober Stranbung im 4>aff, auf ber Ober, bent Daninifdjen See ober anbereit (Mewäffern ooni (Mnnibrnljrredjte befreite unb ißnen bie Bergung ißreS Gutes geftattete. ©6 freilich biefe Berorbnung viel genüßt hQh muß Zweifelhaft bleiben. Sei ber gefdndjtltdjen (Sarftellnng ber Gntwidelung Stettins in bem .ßeitabfdjnitte oon ber ©litte be§ 14. etwa big gur ©litte be§ 15. galjrljunbertS Fjabert wir bisljer baS galjr 1413 als einen Gilb* pimtt attgefcljen. Dies h°i nämlich für bie Stabt nidjt gerabe an fid) eine fonberlidje Bebeutung, aber be^eidjnet bod) ungefähr ben Gintritt veränberter Berljältniffe in mcljr al§ einer JHidjtuttg. Das ift zum Seil ein gufatt, ba wir uon biefer Seit an einige Quellen befißen, bie für unfere SlemitniS be£ mittelalterlichen Stettin feljr widjtig finb, wie bie ältefte Bürgerfprache (1411), GeridjtSbüdjer (1400), baS Biirgerbnd) (1422). Sum attbern Seile aber verlieren um biefe Seit bie großen politifdjen Greigniffe im £jaitfabunbe an Bebeutung, unb e§ treten, foweit eS Stettin angeht, bie Heineren, aber für bie Stabt feßr widjtigen .£>anbel§* unb BerfehrSfragen mehr in ben ©litteb puntt bes giitereffeS. SUSbann aber machen fieß bie ueränberten Ser hältniffe in ber ©larf, wo burdj bie erften ^ohenjollem eine ftarte gürftenniadjt gegriinbet wirb, and) für Stettins Gntwidelung gettenb, wäßrenb zugleich im ßanbe felbft bie Ohnmacht bed £>errfd)erhaufe§ junimmt. Bereits 1412 lagen bie Stettiner Herzoge im Kriege mit bem Burggrafen griebrid) von ©ürnberg, ber bie ©larf Branbenburg ver» waltete. ?luf bem Stremmer Damm fochten am 24. ©ttober, wie eS heißt, auch Stettiner Bürger mit. Gs folgte aber halb ein SBaffen ftillftanb, ber jebod) nidjt uon langer Sauer war. St'rieg unb grieben wedjfelten ab, baS ßanb um Stettin würbe wieberholt von Siaub= unb ©lünberungszügcn Ijeinigefud)t, and) ben Bürgern mag mancher Sdjabe zugefügt worben fein. Sa traf bie Stabt am 10. ©lai 1415 mit ihren ßanbcSherren, ben .£>ergogeii Otto II. unb Sl'afimir VI., bie 5Reid)§adjt. Honig Sigmunb fpradj fie zu Houftaiij auf bie Silage beS Burggrafen griebridj aus, weil fie, ebenfo wie bie gürften unb Zahlreiche Bafallen in bet Ucfermarf, fidj jenem unget)orfam gezeigt hätten. So fdjlimm bie Strafe erfdjeint, eine SBirfung hatte fie faum, wir hären wenigftenS nid)t§ bauen. Ulrich mürbe fie wuljl halb auf- gehoben, als e§ 1415 unb 1416 zu einer vorläufigen Ginigung zwifd)en fßommetn unb Branbenburg tarn, ^oef) auch fie war wieber nidjt
innere Streitißfciten. 73 doii langem Söeftaube, bie ftehben inib STämpfe begannen doii neuem nnb gegen fid) unter mannigfachen SBcdjfelfällen bis 1427 bin. (Srft bamals fant ein griebe uon längerer Dauer guftanbe, in bem freilid) bie Hauptfrage wegen beS ftaatsredjtlidjeu SBerljältiiiffeS ißoiiuiieriiS gur SRarf nidjt geloft würbe. SSäßrenb ba§ ßanb in biefen faßten »en äußeren Stümpfen beim gefndjt würbe, erfdjütterten fdpuere innere Streitigfeiten Stettin, ßeiber wiffeu wir wieber nidjt genug bäumt, um ben 3ufaminciil)aiig unb bie $olgc ber Greigniffe gang gu uerfteljen. ift aber flar, bafj fid) in ber Stabt gum erften fOlale eine {Bewegung ber 33ürger= fdjaft gegen ben {Rat geltenb madjte in äl)itlid)er Hßeife, wie eS bamals in uielen norbbeutfd)en Stäbten gefdjafj. Die ftarte finaugielle ®e laftnng ber ©emeinbe, bie Ungufriebenljeit mit ber ftäbtifd)en Sßolitif, ba§ Streben nadj Deilnaßine an ber Stabtuerroaltung waren bie llrfadjen biefer fogialen Unruhen, unb e§ waren nieiftenS bie Hanb« werfet, bie fid) gegen ben {Rat erhoben. Cb bie Unruhen in Slnflant (1386), bie SJerfaffungSänberung in Stralfunb (1391) ober ähnliche {Bewegungen in anbereit Stäbten einen Ginflitß auf bie fBerljältniffe in Stettin auSiibten, ift unbefannt. SSir erfahren gum erften ®a(e int 3afjre 1416, baß neben ben SRatSljerren aud) 9Uterleute Don 11 ©ewerfen an ber Stabtnerwaltitttg teilnafjmen. Dafj bereits früher Vertreter ber ©emeinbe in roidjtigen Slngelegenljeiten gur {Beratung mit Ijingugegogen würben, ift wahrfdjeinlid), aber burdjaitS unfidjer. $n ben llrfunben, bie doii ber Stabt ausgeftellt worben finb, werben foldje nie erwähnt. SBettti fie bagegen in llrfunben, bie anbere für bie Stabt auSfertigteit, bisweilen neben bem State genannt werben, fo beweift bas für iljre redjtlicfje Stellung fefjr wenig. GS ift an gttncf)men, bafj um 14OU in Stettin bie Biinfte eine Deilnaljme an ben SerwaltitngSgefdjäften erlangten. Cb bieS auf frieb(id)cm SBege ober, wie an anberen Crten, burd) eine {Revolution erreicht worben ift, läßt fidj nidjt entfdjeiben. Sladjridjten über eine fold)e Siuberung muffen fdjon oor brei 3fal)rljuiiberteit gefeljlt ljaben, beim ißaul JVriebeborn, ber 1613 feine ©efd)id)te Stettins auf ©runb forgfaltiger Stubien Verausgab, fdjeint barüber and) nidjtS gefunben gu haben. Gr fdjreibt, iiibem er guglcidj feiner Giitriiftung über ben unruhigen „iPöbel" {.’luSbrucf gibt, gang allgemein, baß „anfänglich bie {Regierung einig unb allein bei bem State, als ber orbeiitlidjen Cbrigteit, geftanben, mar. hernach aber etlidje Sllterleute ber ©ewerfe mit gu 9tat ge« gogeu habe." Daß in Stettin tu biefer ßeit eine fogiale {Bewegung fjerrfdjtc, geigen mannigfadje '-Borgängc. ßlitf bem großen Hanfatage gu ßübed 1418
74 93er&cmfun0 Stettins. hatten bie Stäbte in einer BufantmenfteHuiig ber Statuten auch ein ftrengeS Sorgehen gegen alle Serfdjroörer unb i!lufrii()rer gegen ben SRat feftgefetjt unb fcharfe Strafen jeher Stabt angebroht, bereu Wat fid) in feiner Stacht irgenbroie bekrönten liefee. TieS Statut rourbe and) im SRatljaufe uon Stettin gur Kenntnisnahme ber ffiemeinbe auS« gelängt. TaS erregte aber allgemeinen Unroillen, ba roaljrfdieinlidj fdjon Borger allerlei llnjufriebenljeit mit bem Wegimente beS WateS oortjanben mar. ®S tarn gu Tumulten, ber Wat rourbe iiberroältigt, ber SluSIjang beseitigt unb Dernidjtet. Sluf bem Oübeder ^anfatagc im September 1419 roollten bie SRatfenbeboten anfänglich fofort bie angebroljte Strafe, bie Serhanfung, b. h- 9litßfd)lufj auS ber $anfa unb Serluft ber ißrioilegien, über Stettin verhängen, aber fie festen fie auf Serroenbung Don Stralfunb unb ©reifSroalb Dorläufig nod) auS. 3u ber Serfammlung, bie im Slpril 1420 in SSißmar ftattfanb, tanien aucf) Vertreter Stettins, auf beren Sitte ber Semeinbe nod) einmal eine [frift bis gum 24. 3funi für bie neue Slufljänguug ber Statuten gegeben rourbe. Slud) bie £>ergoge Otto unb Kafimir oerroanbten fid) für ihre Stabt, inbeffen rourbe fie, als man auf bie SBarnungen nidjt hörte, im $uli roirflid) au§ ber .fjanfa auSgefdjIoffen. Tiefe Strafe fcfjeint nidjt oljne (Stnbritcf geblieben gu fein, benn auf bem im September ftattfinbenben Tage gu Stralfunb erfdjienen bie beiben Sürgermeifter oon Stettin, @erb Wöbe unb Qoljann oan Tolgen, unb [teilten bie Sadje möglid)ft harmlos bar; bie Tafel fei aufgehängt roorben, aber bie GSemeinbe ljabe gebeten, fie roegguneljmen, unb fie hätten baS tun müffen, ba ihnen Sefaljr an Geib unb Geben gebroht habe, fie h°fften inbeffen, „eS roürbe rooljl beffer roerben unb bie Tafel roieber aufgehängt roerben tonnen". (Es bauerte aber bod) nodj mehrere SWonate, bis Stralfunb am 17. 9Jlärg ben .franfeftäbten melben tonnte, ber Slufruhr fei beigelegt unb bie Tafel mit ben Statuten am 10. Wiärg roieber aufgeljängt roorben. Tarauf rourbe bie Ser« hanfung aufgehoben, bie Stabt muffte aber nach öem Sefdjluffe ber Stralfunber Serfammlung (21. September 1421) roegen iljrer SBiber» fpenftigteit eine Strafe oon 2000 Whein. Oiulben galjlen. Tie Seioegung, bie in ber Stabt Fjerrfdjte, fdjeint recht lebhaft geroefen gu fein unb hatte ihren tieferen GJrunb geroifj in gang anberen fragen als in ber Slufhängung ber hanfifdjen Setanntmadjung. Tie (Währung blieb befteljen, fobafj bie Stäbte fid) noch 1426 auf bem Gübeder Tage mit ben Stettiner unruhigen [juftänben bc« fdjäftigten unb Stralfunb, foroie GireifSioalb beauftragten, barüber nähere Wachridjten eingugiehen. SBaS barauS geioorben ift, wirb nid)t berichtet, inbeffen brach halb ber Sturm in Stettin los. Ten letjteu
Ter SSorcfeftfje Slec^tS^anbfl. 75 Slnlafj bagu gab eine SteuerauSfdjreibung. Stuf ©rititb bes> SleidjS friegSfteuergefetjes oom 2. Tegember 1427, burdj ba§ bie Erhebung beS „gemeinen Pfennigs" fiir ben Krieg gegen bie ^juffiten feftgefefct worben war, wnrbe bie Saljlung and) non ber Stabt Stettin geforbert. Ter Siat fdjrieb eine neue Steuer au§, unb barüber geigte fidj bie Sürgerfdjaft aufs fjödjfte empört. fjatte man bod) gemeint, in ber Stabttaffe fei genug ffiorrat, bie ffieidjöfteuer gu gahlen; wo blieben bie Grinfünfte ber Stabt, warum legte man nidjt SRedjenfdjaft? 9J?an rebete offen banon, bafj bie SJlitglieber be§ fRateS unb iljre Familien ben SRutjen non ben ftäbtifdjen Sinfünften hätten, bie ^anbwerter aber unb Heinen Sürger bie ßaften tragen füllten. So fpradj man in ben QnnungSfjäufern, in ben Verbergen, im fRatSfeller, ljier unb bort in ber Stabt unter ber Sürgcrfdjaft, in ber fdjon länger ein geheimer ®roH gegen ben fRat tjerrfdjte. .£>atte bod) biefer gerabe jetjt bie Stabt in einen ärgerlichen IRedjtSljanbel gebracht, ber niel 9litf fetjen erregte. fRadj bem Tobe beS Kämmerers Sllbredjt Sorrfe (1425) waren bie TeftamentSoollftreder, bie er beftellt ljatte, bie JliatSljerren $an§ Sorde unb Tubflaw fRatjmerSborf, fowie £einrid) uon Sorde mit ber SBitwe 9lnna, geborenen uon Slffen, in fehr heftige Streitig feiten über ben Sladjlaf; geraten. TaS au§ jener Seit erhaltene ffleridjtßbud) ift ooll oon Klagen ber SBormiinber gegen bie SBitroe über ba§ ^ergewebe (ben SRadjlafj), über liegenbe unb ftchenbe fflriinbe unb allerlei ®üter. $ene brei SRäuner fühlten fid) ber Aufgabe, bie ihnen gugefallen war, felbft nidjt gewadjfen unb nahmen oor SRidjter unb Sdjöffen nod) $anS uon ®roHe unb ®ottfdjalf oon Sorde gn SRifoormünbern an. Sei ben Serhanbluugen füllen fRafjmerSbotf, ber ein giemlidj ftrcitfüdjtiger SRann gewefen gu fein fdjeint unb oiele Sadjen oor ©eridjt oerfod)t, unb $attS uou Sotrfe bie Schöffen in öffentlidjer Sitjung gefdjmäljt unb gefdjolten tjabcit, als fie ein un» günftigeS Urteil oon ihnen erhielten. Tarauf würben fie, wie beridjtet wirb, wegen ^riebenS» unb 9?cd)tSbrnd)§ in§ ®efängniS geworfen. S3ie fid) ba§ im eingclnen oerhält, ift nidjt gang Har. Sim 25. Slpril füllen beibe fdjon wieher freigefommen fein, unb babei wirb über5 liefert, fie feien breioiertel <?ahre im ®efäitgniffe gewefen. TaS ftimmt nidjt mit anberen Stetigen, auch ift es nidjt erfidjtlidj, wie SlaljmerSborf pi bie feinblidje Stellung gegenüber bem State geriet. SBir muffen annehmen, baß biefe geinbfdjaft StatjmerSborfS unb be§ $an§ oon Sorde burdj bie ®efangenfetjung unb bie balb banadj erfolgeube ®er= weifung auS ber Stabt tjeroorgerufen worben ift. ift nad) allem, wa§ ergäFjft wirb, nicht baran gu gweifeln, bafj beibe am 25. Slpril 142ß mit tßjeib unb Kinb oerfeftet, b. h- verbannt worben finb. Sie füljlten
76 Hufftnnb geßen btn SRnt. fid) bitter gefräntt, verließen in Haß nnb Born gegen ben Slot iljre Heimat unb flogen nad) ©ollnow. Obwohl fie llrfeljbe gefdjworen hatten, gaben fie fid) nidjt flufrieben, fonbern wanbten fidj an ben Slaifer Sigmunb. Tiefer befahl am 9. Slpril 1427 ber Stabt, fid) mit ben beiben SJlännern flu einigen unb fie in iljren früheren Staub mieber einflttfeljen, unb lub ben Slot Vor fein £>ofgerid)t. Bu gleicher Beit wirften aber bie Verbannten im geheimen bei ber Vürgerfdjaft immerfort gegen ben Slat. Sie erhoben, wie e§ Ijeifjt, in einem Sdjreiben, baS fie au bie ?llterleute beS Kaufmanns unb ber ©ewerfe ridjteten, fdjwere Slnfdjulbigungen gegen iljn unb inSbcfonbere gegen ben Kämmerer Veter VJarbenburg namentlich wegen ber Verwenbuiiq ber ftäbtifdjeir ©infünfte. SllleS bieS bewirtte, baß bie Vürger mit llngeftiim von bem State Sledjenfdjaft verlangten, Slegierenbe Vürger» meifter waren vom l. SJlai 1427 bte 1428 ©ertjarb Stöbe unb Hatte van Tolgen, aber neben bem erftereu ljatte ben größten (Sitifluß im Slate Johann ©rabow, ber fo manches Qaljr im fitjenben Slate baS Vürgermeifteramt betreibet ljatte. Tiefe beiben SJlänner waren eS, bie fidj ganj etitfdjieben weigerten, Sledjenfdjaft flu legen, fie achteten, wie eS TljoniaS Kantjow in ber Spradje feiner Beit alte» briidt, „eS ein fdjimpflidj Ting fein, baß fie bem gemeinen ißöbel füllten Stedjenfdjaft tun", unb fügten, „fo manS oon ihnen haben wollte, fo Ijätten fie einen ßanbeSfürften, ber wäre ißr Oberer unb nidjt fie, bemfelben wollten fie Stedjenfdjaft geben“. Tarauf gingen bie Vertreter ber 93iirgerfd)aft, unter benen neben ©erb oon Slffen einige Sllterleute, wie ber VäCter HanS fiirdjljoff, ber fhwdjeiiljaucr Henning Vifdjer, HanS Unruh, Henning ©rufe, TreweS ^oßenljolt u. a., bie Hauptrolle fpielten, mit Seroalt vor. ©erßarb Slobe unb (Johann ©rabow verließen im September bie Stabt, bie jeßt ganj in bie Hänbe ber aufftäiibifdjen Vürger geriet. Obgleidj ber größte Teil ber StatSmitglicber fid) vorfidjtig fluriictgeljalten hatte, würbe boCh bie am 1. SJlai erfolgte Vefeßung ber einflelnen 'Jimter im Slate umgeftoßeu unb neu geregelt. $war ließ man Klaite SBigger im Vürgermeifter» amte, aber Kirchhoff würbe Kämmerer, ©erb von 9lffen übernahm baS Slmt eines Biegelljerrn, Sleftin bas eines SJltihleuherrn, .fjanS Unruh würbe SHüiiflljerr, Vifdjer Vierherr ufw. Sin neues, bemofratifCheS Slegiment würbe in ber Stabt eingerichtet. Tie gludjt ber beiben alten verbienten Viirgermeifter erregte über bie Stabt hinaus großes Sluffehen. ©rabow unb Stöbe unb oiellei<ht au<h anbere SJlitglieber beS alten States, bie aus ber Stabt gewidjen waren, fanben Sdjutj beim £>erfloge Kafimir. @r flog mit SBaffcngcwalt in bic Stabt unb warf nidjt ohlle erljeblithcn VJibcrftanb ben Vlufftanb nieber. Tie
Slieberrotrfimfl bes SlufflanbeS. 77 SUcibrlöfüfjrer ©erb von Slffen unb .£>an§ von Slffen würben auf beut Stabe Eingerichtet, anbere in§ (Gefängnis geworfen nnb bann auS ber Stabt vermieten. Sim 18. Cftober würbe bie Stabt 31t einer <55elb= ftrafe oon 12 000 SJtart verurteilt unb ber alte Stat wieber eingefegt. SereitS am 16. Slovember nielbete er nadj ßübed, bafj bie beiben füljrer ber Bewegung geridjtet feien, unb bat, bie fliidjtigen nidjt aitfaunefjmen. ©abei werben mit Slamen genannt Henning Sßifdjer, £>ans Unruh, Henning Strafe, fjanS Sleftin, Sl'lauS fjarleS, ©ietridj oom Signe, ^ßeter SJleijer, Sernb Swertfeger, Sl'lauS ©ummow, £>einridj Smebe, ber Sdjneiber, $einridj Siitfow, SJlattljeuS Stofelitj, ^anS Söinmann, fatob oom ® rolle, ^ermann Ströpelin, ber Schreiber, ©ietricß ran fjeroorbe, ber SBeingapfer, £>anS ^oljenijauS unb Steijnete oan ber ©ober. ©ie Bafjl ber (Gegner beS alten SlateS war beninadj nicht gering, unb eS war nur bem energifdjen Eintreten beS ßanbeS» tjerrn gu verbauten, bah bie {Revolution fo fdjnell vorüberging. ®odj bie Sürgerfdjaft mußte ben Slufruljr fdjwet büßen, bie fjwlje ber Straf fumme gwaitg ben Stat, Slnleiljen aufguneßmeu bei Siirgetn unb frembeu, bei geiftlidjen Stiftungen unb Ebelleuten, unb eS würbe ber Slnfaug gu bem finangiellcn Stuin ber Stabt gelegt, ber auf lange Beit ljin verberblidj wirtte. Sie Sladjridjt, baß ber fpetgog biefe (Gelegenheit benutjte, fein £auS in ber Stabt ftart gu befcftigen unb gu einer .ßroingburg auSgubauen, „bamit er ber Bürger SRutwillen gähmete", ift nicht gang ftdjer. ©och ift e§ immerhin möglich, baß stafimir bamalS fein Sdjloß erweiterte. ©er Stat, in ben am 1. SDlai 1429 faft alle alten SJtitglieber wieber gewählt würben, bemühte fidj, bie Eintradjt in ber (Gemeinbe herguftellen. Einige ber flüchtigen, wie ©ietridj vom Shine unb £>anS Unndj, erhielten bie Erlaubnis gur Stiidteljr, unb „aller £>aß unb alle Bwietradjt“, bie lange gwifdjen bem Slate, bem Staufmann, ben SBerfen unb gemeinen ®ürgeru geherrfcßt batte, würbe in ber Shtr= fprate von 142!) als befeitigt ertlärt. ©er Stat verbot jeben Sluflauf ober jebe Serfammlung gegen Slot unb (Gemeinbe unb bebroljte alle (Gewalttat mit ©obeSftrafe. Gr felbft befcßwor bie neue Einigung, laut ber Staufmann, Söerte unb jebermann bei alter freiljeit unb (Gerechtigfeit erljalten werben füllten, unb auch bie (Gemeinbe ober iljre Vertreter leifteten einen foldjen Eib. Son jetjt an würbe meljr als früher bei Stabtangelegenljeiteii bie ^uftiinminig ber SBerte unb gemeinen SSürgerfdjaft aitSbrücflidj geforbert, unb mit Willen und Vulbort der werke unde ganzen gemeinen Borger ftellten Sürger meifter unb Siatmannen Sdjiilbüerfchreibuiigen ober anbere Urfunben aus. SJlan verfäumte e§ aber, tlar uub beutlidj feftgufeßen, in weldjen
78 (Stettin in ber Sldjt. fällen biefe Einwilligung eingeholt werben mutte, bie Slompeteiijen beS Slateä unb ber üöürgerfdjaftSvertreter würben nidjt ausbrüdlidj beftimmt, batjer tarnen Honflitte unb (Streitigfeiten immer roieber uor. Tie Stabt würbe in biefett Bal) reit ebenfalls ftart heimgefudjt burtf) ben ißrojefj, ben £>an§ Vörde unb Tubflaw SlatpnerSborf gegen fie anftrengten. Tie VermitteliiugSverfudje ber .fjerjoge fdjeiterten. £>ans Sorde gab, wie berichtet wirb, eS balb auf, ben Stampf gegen Stettin gu führen unb überlief) bie Sßaljrung feiner Qntereffen feinem Schwager SSinefe uon Slffen, ber jufammen mit SlatjmerSborf am fpofe beS StönigS Sigmunb gegen bie Stabt tätig war. äRetjr» fadje VJlanbate ergingen an fie, unb am 1. Vluguft 1429 würbe Stettin uon Sigmunb förmlich in bie yictjt ertlärt. Ter $erjog fdjidte in biefer Slngelegenljeit ®efanbte an ben St'ouig, eS würbe aber nichts erreicht, fonbern Sigmunb, ber am 19. September 1431 einen Erlaß gegen baS rcuolutionärc Treiben ber Büufte, wie eS fid) u. a. audj in Stettin tunbgetan hatte, an bie !Reid)ftänbe ausgeljen ließ, erneuerte bie $Reid)Sad)t über bie Stabt. Sie ljabe, fo Ijeifjt e§ in ber Urtunbe, trog be§ töniglid)en Serid)t§fprucf)e§ Vörde unb VatpnerSborf nidjt (Genugtuung geleiftet, besfjalb ljatten biefe ba§ Sledjt, gegen fie ein äufdjreiten, unb jeber Verfeljr mit ber geädjteten Vürgerfdjaft fei verboten, ^war Ijören wir gar nidjtS von ber Sßirfiuig ber Sicht, aber bod) fdjeuten ^ergog unb Siat feine Höften unb Vtiiljen, bie Vlngelegcnßeit beigulegen. (Gnblicf) erhielten fie bie Bufage, ber Vfalg» graf SBilljelm bei »tljeiii folle bie Sache entfdjciben. Tiefer tjob bann (1433) bie Sicht vorläufig auf unb jitierte beibe Parteien vor baS Slongil gu Vafel. Sind) bort tarnen bie Verljanblungen ju feinem Slbfdjluffe, bod) erreidjte Stettin am 28. September 1434 gu Siegens bürg, baß Slaifer Sigmunb einen grieben ber Stabt mit VaßmerSborf unb SSinete von Slffen fd)lofj unb bem State gu Stolberg bie Ent* fdjeibung über bie nod) fdjwebenben Streitigfeiten übertrug. Tamit würbe bie Sicht enbgültig aufgehoben. Ta inbeffen ber Siat von Stolberg feine (Smtfdjeibung Ijerbeifüljrte ober tjerbeifüljren tonnte, ging im Bahre 1438 nodj einmal eine Sefanbtfchaft ber Stabt an ben neuen Stönig Sllbredjt 11. Enblich am 23. September 1439 würbe bie Streitfadje burd) Vermittler geiftlitfjen unb weltlidjen StanbeS beigelegt. $anS VordeS SBitwe unb Stiuber, fowie SBinete von Slffen, (Dubflaw uon SlatjmerSborf unb iljre Reifer füllten iljre (Güter in ber Stabt ^uriiderljalten unb bort ruljig woljnen tonnen. Bugleid) würbe einigen auS ber Stabt entwichenen Teilnehmern au bem früheren Slufftanbe bie ©rlaubnis ^ur Siüdfeljr in bie Stabt gegeben. So würbe biefe „langwierige unb befdjwerlidje" Sadje beigelegt unb ver
©tettin unb bie Berbiinbeten ©täbte. 79 tragen, ©ie ljatte, obwohl es fid) anfänglich gar nidjt birctt um ftaötifdje Qiitereffen ljanbette, allmählich immer weitere Greife in 3)lit= leibenfdjaft gezogen unb bie Strafte ber ©tabt nidjt unerheblich in Slnfprud) genommen. Sluch biefer Oorrfefdjc 9ied)töftreit trug mit baju bei, bafj Stettins ginanjen in Unorbnung tarnen, Ebenfo fdjäbigte ber gange ^ßroflefj mit ber Sldjterflärung unb anberen recht nadj’ teiligen folgen ben ^rieben unb bie Eintradjt in ber Oürgerfchaft auf lange 3eit Ijin. Sie Erhebung ber großen SleidjSfriegSfteuer oon 1427, bie mit Slnfaß 311 ber revolutionären Bewegung gegeben tjatte, würbe nur fümmerlidj burdjgefütjrt. ©tettin ertlärte 1429, als eS jur 3«hlung gemahnt würbe, baß fein £>err, £jergog Slafimir, fiir bie ©tabt antworten werbe, nnb biefer fdjrieb, er wolle fidj mit feinen Herren unb greunben befpredjen unb fpäter feinen Entfdjluß mitteilcn. ®o fudjte fid) jeber mit Vlusreben ber ^aljluug 311 entjieljen, inbeffen melbete bie ©tabt am 6. Sluguft bem Shirfürftcn fjriebridj oou Oranbenburg, fie tjabe gut görberimg beS BugeS gegen bie bötjmifdjeii Steher bie Summe an ihre SanbeSljerren abgeliefert, Oialjrfdjeinlidj meinte man bamit baS an St'afimir gejafjlte Strafgelb unb wollte baburdj weiterer tUlaljunng auS bem Silcge geljen. Bfn biefer fdjweren Beit, bereu golgen noch lange genug in ben galjlreidjen ©djulbbriefeu ober, wie man nadj mittelalter! idjem Sprach' gebrauche fagen muß, IReiitciioerfdjreibungen 311 fpiireit finb, ljat ©tettin bei ben oerbiinbeteii ©tobten taum Unterftüßung gefunben. 3,uar ljatte eS noch 1428 mit Stralfunb, EreifSwalb, ülnllam, Demmin unb ben Stettiner unb SBolgafter Herren einen Oiiingoertrag auf 5 Bfaljre gefdjloffcn, aber an ben Oerljanblungeii über bie Erneuerung unb Erweiterung biefeS OiinbniffeS (im Segember 1433) beteiligte fidj ©tettin nidjt mehr unb hielt fi<h auch 0011 1430 bis 1434 Dün ben ^anfatagen fern. Ebenfowcnig nahm bie ©tabt an bem unljeil« vollen unb langwierigen St'riege ber ©täbte gegen Stönig Erich teil ©ie Ijielt fidj bamals mehr als oorficfjtig guriid, entfdjulbigte fidj bisweilen mit redjt biirftigen unb fabenfdjeinigen Eriinben, fudjte bann aber, als eS im Buli 1435 3U bem griebenSfdjIuffe von SBorbingborg tarn, an ben bort gewonnenen Outrechten Slnteil 311 betommen. Oidjt oiel anberS wat es mit ber Haltung ©tettinS, als im Slorbeii ber Slampf um bie Union ber btei Slouigreidjc begann unb Erichs beS ißommern $errfdjaft gufammenbrach. ©tettin war von 1441 an auf ben Sagen wieber häufiger vertreten gumeift burdj ©erb Erute ober ißeter Slutftebe, audj finben wir feinen Flamen in ben mannigfachen Entwürfen nnb ißlänen gur Erneuerung unb Oe=
80 Streitigteiteu mit brn Ji'anbeSßtrren. feftigimg beS Stäbtebünbniffes (1441, 1443, 1447), ober troßbem war bie wirtlidje Dätigfeit ber Stabt fiir ben Sunb gering. Da gelten woßl bie Stettiner 1446 einmal einige griebenSfcßiffe gegen bie Seeräuber auf ber Cftfee, ba nannten fie am Sdjußbünbniffe non 1447 teil unb gelobten 8 fReifige 31t ftelien, ba ertlärten fie wieberßolt fid) bereit bie Giraten 311 betämpfen, aber bann blieben fie wieber auS uub ließen fid) rußig maßnen, ja mit Strafe bebroßen. Dabei fudjten fie ißten .fjanbel in Sdjoneu auSgiibreiten unb 311 ficfjern unb befiegelten 311 feinem Scßuße and) mit ben anberen Stabten 1451 bie fedjsjäßrige Doßopefate bet ^anfaftäbte oom 18. Cftober 1450. .Qu gleicher Seit fiußte unb fanb Stettin wieber Plnfdjluß an bie benadjbarten Stäbte ber wenbifeßen Wruppe. Dodj and) biefen gegenüber war baS 'Serljalten oft meßt als tiiljl, unb ßübect ober Stralfunb erßoben wieberßolt Silage über Stettin. Pim 22. $uni 1451 ßßloß eS mit Stralfunb, SreifSwalb, 'Jlntlam unb Demmin eine Ginigung 3U gegenteiligem Scßuße unb 3ur Sidjerung ber Straßen. Soldje Scßußbünbniffe ßatten bie Stäbte in jener Seit allcrbingS feßr nötig, beim eS ßerrfdjten in fßommern Quftänbe, bie fricblicßen ^anbel uub ffierteljr auf bem ßanbe, äßnlicß wie auf ber See ungemein erfdjroerten. ^eßben unb Stampfe tobten in gang fßommern. 3fn ben ßeftigen Streit Stolbergs» mit ben Sifdjöfen oon ßammin griff aud) Stettin oermittelnb ein, unb au ben Stampfen mit Sranben bürg, bie fid) in größerer Stöße Stettins in ber llrfermart abfpielten, mußten and) Bürger ber Stabt auf Sefeßl ißrer ßanbeSßerrcn, SlafimirS VI. (geft. 1434) unb QoadßimS (geft. 1451), teilneßmen. Gerft am 3. SJlai 1448 laut ein Stiebe uou längerer Dauer 3uftanbe. Dabei feßlte eS nidjt an Stonflitten ber Stabt mit bem ^ergoge. Pim 18. Quli 1446 würbe ein SBergleid) über mamßerlei Streitpunfte gwifdjen Stettin unb bem Spergogc Soadjim gefdjloffen. Durdj einen Übergriff beS fRateS in bie ®eridjtsbarteit be§ dürften fdjeint ber Swift entftanben 31t fein, er ßatte einen ftRann, auf ben er faljubete, mit Gewalt oom ßergoglidjen Sdjloffe ßolen laffen. Damals einigten fidj ber S^ergog unb bie Stabt über bie Crbörc, beren £>öße auf 500 SJtart feftgefeßt würbe, über bie Stage bcS ftäbtifdjen GeleitSrecßtcs, bie Plbgabe oon ber ^ifdjerei (bie für bie ßergoglidje Dafel 31t liefernben „Gßfifdje") unb bie Sreißeit be§ ßergoglidjen CwfeS. Diefe Ginigung fdjeint gur Sufriebenßeit beS ßanbeSljerrn ausgefallen gu fein, beim im Saintar 1447 beftätigte er ber Stabt nidjt nur einige altere Ilrtunben, fonbern ^ereignete ißr audj baS Dorf SJleffentßin, bei bem fie biSßer bereits Sßiefen unb .fjolgungen befaß. Damit würbe bie
Tie GrbfdjaftSfrafle im «Stettiner Vanbe. 81 ftäbtifcße Grunbßcrrfdjaft über baS Torf bcgriinbet, von bent bie Familie Söobbermin bamalS ben größten Teil befaß. Troßbent bracß ber Streit mit ^erjog ^oadjim über bie Crböre, bas Geleit nnb bie „Gßfifdje" nadj einigen Qaljrcn nod) einmal auS, nnb ber £>er3og USartiflaw IX. von SBolgaft verglidj 1451 beibe Parteien; es fdjeint inbeffen ber fjjeraog feine nnS nidjt betannten Slnfprüdje aufgegeben 311 ßaben. SBenige SJlonate fpäter (am 22. September 1451) ftarb ^oadjim unb ßinterließ nur einen nnmünbigen Soßn Ctto. Sdjon länger ftanb baS Stettiner SürftenßanS auf vier Singen, unb man mußte mit einem Grlofdjen biefes JfroeigeS bes alten QheifenftamnieS redjneit. G§ ivar baßer natürlidj, baß bie, weldje einen Slnfprudj auf bie Grbfdjaft ljatten ober 31t ßaben glaubten, fidj fdjon uorljer rüfteten, ißn mit aller ÜDladjt geltenb 311 uiadjen. Gs waren bie Söolgafter .^errett unb ber Sranbcnbitrger Slurfürft J^riebridj II. Qcne begrünbeten iljre IHedjte mit ber llerwanbtfdjaft unb bem ®efamtbefiße bes pom merfdjen gürftenßaufeS an bem galten Canb, biefer mit bem ber Wart .ptgeftanbeiieii Slnfallredjte auf fßommern. Tie SSoIgafter dürften, roeldje bie Stabt Stettin auf jeben $all für fidj 31t gewinnen fudjten, verließen am 28. Slpril 1449 ben „Sürgcrmeiftern, Siatmann .Kaufmann, Ginrooßnern unb allen gemeinen SHürgern" ein bebeut» fames Privileg. Sie fidjerten ihnen Bullfreißeit auf SSaffcr= unb ßanbftraßen, £5rciljeit vom Uledjt ber Grunbrußr unb ber Stranbung 3U. Ter H’urfürft JJriebrtdj von Sraitbeiiburg übernaljm bagegen bie Slormunbfdjaft für ben jungen £>er3og £tto III. Gine Seit lang würben bie beiben '-Parteien, bie begeljrlidj nadj bem Grbe anSfdjauten, nodj burdj gemeinfame (fntereffen an ben Streitigfeiten um bie •fjinterlaffenfrtjaft beS alten UnionSfönigS GridjS geeinigt, ber rußni- unb tatenlos fein Cebeit 1459 in 'Jiitgcnroalbe befcßloß. Stettin aber war itt jener ßeit befdjaftigt mit einem äußerft ßeftigen Streit, ben eS gegen feine Sladjbarftabt Stargarb führte. Troß aller perfönlidjen ©esieljungen, bie 3wifdjen ben SSerooßnern ber beiben 'Jladjbarftäbte hcrrfdjten, troß ber vielfadjen roirtfdjaftlidjen öerüßrungen uub be§ regen SierfeßrS beftanb boeß feit alter Seit ein geroiffer Gegenfaß 3wifdjen Stettin unb Stargarb, ber feinen Grunb in ber Giferfndjt beiber Gemeinheit gegencinanber ljatte. Tie Stabtpolitif im Süittelalter war im ftrcngften Sinne beS SöorteS partihilariftifdj nnb eigenfüdjtig; jebe Stabt ßielt an ißren SRedjten unb >ßrivi(cgien feft unb trat, wenn biefe irgenbwie vcrleßt würben, bem, ber bagegen verfließ, rüdfidjtSlos entgegen, modjte e§ fein, wer es wollte. Ta§ eigene SBirtfdjaftsgebict 31t erßalten unb jebe Störung al^uroeßren, war eine ber roidjtigften Slufgaben ber ffile^rmann, PefäWt »on Stettin.
82 (Streit mit «Starßarb. ßeiter beS (StabtregimenteS. Son ollen (Stäbten, bie in (Stettins Päße logen, war (Stargarb bie einzige, bie ftarf genug war, feinen Qntereffen entgegenguroirfeii, unb es- verftanb, allerlei SRedjte gu erwerben, bie benen ber größeren Stadjbarftabt binberlid) fein tonnten. ®ie ßanbeS= ßerren waren gu allen feiten geneigt, folcße oljne Siiirfficßt auf ältere fcßon befteljenbe Privilegien 311 verleiben, mochten bann bie ©emeinben eS oerfudjeit, fidj in ©üte ober mit ©ewalt auseinanbergnfeßeii. Sinn beftanb uni bie SJlitte beS 15. QaljrbunbertS ein fdjarfer ©egenfat} gwifcßen ben Herren beS (Stettiner ßanbeS unb ben ßinterpommerfeßen fjergogen, 30 bereu ^errfdjaft (Stargarb gehörte, unb bieS gefpannte PerßältniS übertrug fidj aud) auf bie beiben «Stäbte. (Stargarb machte von einem iljm frütjer verliehenen Privilege roeitgebenben ©ebraueß unb oerlub Korn in Heine, fladjgeßenbe gaßrgeuge, bie eS bie Qßna ljinab ans fpaff, Dtelleicfjt and) inS fjaff führten; bort würbe eS in größere (Sdjiffe umgelaben unb über bie (See 3. S. nach ßiibed gebradjt- ®iefe SUuSfußr oon ©etreibe ärgerte bie (Stettiner, bie fieß auf bie Privilegien von 1283 unb 1312 beriefen, bureß bie ißnen baS 9lieber= lageredjt unb baS alleinige 9iecf)t ber ©etreibeauSfußr gugefagt worben waren. ®abei war eS immerhin fraglich, ob biefe ffiorreeßte and) gegen (Stargarb gültig waren, ob g. S. bie Qßna 8U ben bort erwähnten ©ewdffern gu redjnen war unb baS Uierbot ber SluSfußr von Korn fid) auf (Stargarb begog. ES fanben manche Erörterungen über foldje fragen ftatt, wieberbolt fdjeint and) ben (Stargarbern bie Qaßrt auf ber Qljna bei ©ollnow gefperrt worben 311 fein, aber fie naßinen immer wieber SluSfußr von Korn vor. ®a entfeßloß man fidj in (Stettin, bie Bürger ber Sladjbarftabt mit ©eivalt gur SlnerFeititung bes (StapclredjtS gu gwingen. Somit begann ein Kampf, ber fid) Qaljrljunberte ßingog unb in feinen aüedjfelfäHen redjt beutlicß geigte, wie rüdfichtSloS unb eiufeitig man auf beiben (Seiten feine Qntereffen waßrnaljm. 'Ser Verlauf fteßt nidjt in allen Eingelbeiten feft, obwohl Gdjriftftiicte nnb 'Briefe, bie gewcdjfelt würben, gur ©einige vorliegen. E§ lammt fiir baS BcrftänbniS biefeS (Streites and) taum barauf an, alle einzelnen Porgänge gu fdjilbern; eS genügt bie Sarftellung ber fjauptereigiüffe, wobei ein näßeres Eingehen auf bie auSgetaufdjten Kläge» unb PerteibigungSfdjriften fidj erübrigt. (Sie haben weit meljr Qntereffe für bie ytedjt§= als für bie ßolalgefdjußte. ®ie f^rage, auf weldjer (Seite baS formale JHecßt ftanb, ift fdjwer gu entfdjeiben, jebe Partei ljatte von ißrem (Staubpunfte auS baS fHedjt, ißre Privilegien aufreeßt gu erhalten unb fid) auf fie gu ftüßen. Qm Qabre 1454 brad) ber Kampf auS. (Stettin fperrte im grübfabr ben (Stargarbern bie SluSfaljrt auS ber Qljna in ben ®ammfcßen
4>anbel§fließ mit Stargarb. 83 See burd) fßfäljle unb naßm baS bort jur SluSfußr lagernbe Horn fort. ©od) biefe räumten bie Sperre, fo gut fie tonnten, wieber fort unb befdjwerten fid) bei ben gürftcn über bie Gewalttat ber Stettiner. Slamentlid) wanbten fie fid) an bie SSolgafter Herren, bie als nädjfte (Erben beS alten Königs (Srid) für baS ^ergogtum fßommern in SBetradjt tarnen, .fjatte and) Sßartiflaw IX. mit feinen SÖljnen (Erid) II. unb Sßartiflaro X. erft wenige galjre giwor Stettin baS bebeiitfame Privileg oon 1449 verließen, waS niadjte eS iijnen auS, jetjt ben Stargarbern beiguftefjett unb ben Stettinern mit (Entgieljuitg ber gugeftanbeneu 9ied)te 31t broljen? So betätigten fie am 14. ^uli 1454 ber Stabt Stargarb alte iljre ^Privilegien über bie freie Sdjiffaljrt burd) bie gljna bis inS Tleer; würben ber £>ergog von Stettin ober bie Stettiner fie bei ®ollnow ober anberSwo baran tjinbern, fo verfpradjen fie jenen bie gaßrt burd) bie fßecne unb Swine gu oerweigern. ®aS faß feljr gefäljrlid) auS, war aber nidjt fo fdjlimm. Sdjon im fJlooember 1455 gewann Stettin babureß, baf; eS bem XÖolgafter gürften eine Summe oon 1OOO fRljein. Ghilben gu 7 °/0 oorftredte, eine Slnertennung ber Bollfreißeit in bem SSolgafter £anb. ©abei ift es nidjt glaublid), baß bie Stettiner einfadj gufaljen, wenn auS ber Qljna Horn auSgefüßrt wittbe. ©aß ber 9tat oon Stettin in bem neuen fjafen an ber gßna= SJiünbuug, b. ß. ber Stelle, wo bie ©üter aus ben Käßnen in größere Sd)iffe verlaben würben, immer eine unerlaubte Konfurrengftätte beS Stettiner £>afenS faß uub fidj benüiljte ben Serteßr bort gu ljinbern ober burd) SluSlegung von Sdjiffeii gang gu fperren, ift audj für bie Beit anguneßmen, für bie beftinunte 'Jladjridjten nidjt vorliegen. Stettin war bamalS eine wetjrßafte Stabt, bereu Sürger ober KriegSfuecßte in Kampf unb Streit lagen mit mectlenburgifdjen Herren unb Stiftern aus bet llingegenb, bie bei SJeraubuiig von Sßareiigügeu nidjt nur mit Sefdjwerbeit ober, wie es bamalS gegen .fjergog Uliidj von 2Jledleti= bürg gefdjaß, mit bem Slainie antworteten, fonbern and) mit Sclbft gewalt vergingen. SSie bie Stargarber im £>erbft 1454 Stettinifdje Sdjiffe gu Üöolgaft ljatteu außalten laßen unb ßeute angeworbeii ßatteu, biefe gu überfallen unb auSgupliinbern, fo Ijaben aueß bie Stettiner fid) bieS fießer nid)t gaßre ßinbuid) rußig gefallen laßen. Sie legten ber KornauSfußr StargarbS alle möglidjeu Sdjwierigteiten in ben Jföeg unb naßmen 1458 Sdjiffe, bie vor ber gßna lagen, in Vlrreft, ja raubten fie oielleidjt audj auS. ©er stampf ualjm halb fdjärfere gönnen an, Sdjiffe würben von beiben Seiten ausgefanbt, 'Bürger ljier unb bort aufgegriffen, Xüaren bcfdjlagnaßmt, eS entbrannte ein ©anbclStrieg, ber in ben gönnen eines regelrechten SöaffcugangeS gefüljrt würbe, ©uneben wedjfelte man Briefe uub Sdjriftftüde. ©er 6'
84 ®er Streit mit Starßcirb. jturfiirft non Sranbenburg, £>crjog CttoS oon Stettin Stormnnb, be= fdjulbigte Stargarb ber Steuerung, -fjerßog Otto bezeugte, bafj bie 3JefdjIagnal)me von Sdjiffen burdj Stettiner mit feiner 31iftiniIIllni9 gcfrfjebeii fei. ®or allem aber traten bie Stäbte in Korrefponbeiij mit llüberf, bem Raupte bes großen SunbeS, bem beibe angeljörten. Stargarb fowoljl, wie Stettin crflärten fidj bereit, ihren Streit einem Sdjicbsgeridjte ber benadjbarten ^anfaftäbte 31t unterwerfen, beibe betonten jebodj fcljr beftimmt ihren Stanbpunft. Gflje inbeffen bieS SdjiebSgeridjt in Uätigteit treten tonnte, verfudjten nod) fliuei Herren ben Streit 31t vermitteln. $111 Vluguft 1458 teilte fyürft Vlbolf mm Slnljalt bent Slate 31t Stargarb mit, er fei vom Könige griebridj 311m Kommiffar in Sadjen beS Sje^ogS Ctto gegen Stargarb ernannt worben, nnb zitierte iljn nadj ^erbft, unb halb melbcte fid) and) ber 3Jifdjof Henning oou Gammin uub ernannte ben ®omljerrn grölidj SBefifal 311m ’Jlidjter. Silan proteftierte in Stargarb gegen ben töniglidjeu Kommiffar, naljm am 21. Cltober einen 3<ermittelinigSvorfdjlag ber ftäbtifdjen Schiebsriditer oon Stralfnub, (Greifswalb, Slntlam unb Demmin an unb retcfjte meljr ober weniger gut begriinbete .Klage» fdjriften ein. GS breljte fidj um bie irrige, ob Stargarb für Korn baS Stapelredjt Stettins innehalten miiffe, unb um bie Klage über (Gewalttaten. Soldje fdjeiueu häufiger uorgefommen 31t fein, al§ in biefen Sdjriften erwäljnt wirb. 3friebeboni, ber Stettiner Gljronift, er3äljlt, baß 1458 bie Stettiner eines SageS in ber ^riitje Stargarb mit bewaffneter Ipanb überfallen unb geplünbert, aber halb bie Stabt wicber verlaffen h(ittc11- SSirb von biefem Überfalle bei ben 81er» Ijaublungeii in ben ^aljrcn 1458 unb 59 audj nidjt auSbrücflid) gefprodjen, fo fann er bodj ftattgefimben tjaben. Soldje nadjbarlidjen Sefudje mit bewaffneter .£>anb tarnen oft genug vor, bavon madjte man nidjt viel Slufljeben. Derartige (Gewalttaten gingen neben ben llerljanbhingen her unb hätten fie taum geftört, wenn nidjt burdj anbere llmftänbe bie Silirtfamfeit ber Sdjicberidjtcr gehemmt worben wäre. Stralfnub 30g fidj fdjon gegen Gilbe bcS 3aljreS 1458 von bem unerfreulidjen Auftrage jiirüct Kolbatj würbe burdj ben Kamminer Domljerrn Ijin unb Ijer verhanbelt, Vübed fudjte 311 vermitteln unb bradjte audj am 8. Sllai 1459 mit .fjülfe anberer Stäbte einen vorläufigen 'Bergleid) 3iiftanbe, ben für Stettin ber SJürgermeifter 'lllbredjt (Glntbe unb ber 'Jlatsmann Klaus Sanbow annaljmen. ®odj and) Ijierbnrcf) würbe ber Streit nidjt au§ ber Sßelt gefdjafft, er naljm vielmehr balb wieber redjt gewalttätige formen an, 3111110! ba Stettin bamalS audj mit bent .£>cr3oge Gridj 11. in ^eljbe lag unb iljm nm 28. SJlai baS Sdjlofj dritter uub anbere Crte an ber Swine verbrannte. lli^wcifelhaft
Streit mit Storflurb. 85 lief? ber £>er3og von bort auS ben Sdjiffen Stettins nuflnuern, bu fdjeuten bte SBürger nidjt vor Selbftljilfe gnriirf. Qm Slnfange beS QaljreS 1460 naljm fid) enblidj (Sridj II. StargarbS an nnb erflärte offen, bafj er Stettin wegen feines UngeljorfantS jiidjtigen wolle. Tie Stabt erljielt 311 gleicher Qeit 'Jlbfagebriefe vom ^erjage, von ber Stabt ©reifenberg, vom Atomtur von Qadjan, fowie von mehr als 90 [jinterpommerfdjen 9lbligen. Stettin fürdjtete fid) inbeffen nidjt, fonbern riiftete fid) 31er ©egenwefjr, beftellte fReinljolb von Sdjeniugen ßitm Stabtljauptmann nnb beantwortete Qeiiibfeligfeiten baburdj bafj eS gegen Untertanen beS ^erjogS, bie ©efdjäfte mit Stettiner '-Bürgern Ijatten, ebenfo vorging. ?lm 22. Q-ebruar aber würbe baS Stettiner QollljauS an ber großen fHeglitj von ben Stargarbern überfallen nnb inebergebrannt, and) ba§ Stettiner (SigentnmSborf '-Bcrglanb grunblidi auSgeplünbert. ffiinige 'JJlonate fpäter erwiberten bie Stettiner, bieSmal von niedlenbnrgifdjen nnb pommerfdjen Herren uuterftütjt, ben SSefndj. Sim 25. Qnni brangen fie in bie Stabt Stargarb ein, mußten aber halb vor ben 3ufammeneilenben ©ärgern wieber weirijen nnb mit erbeutetem ©ielj abjieljen. ©ar 311 rüljmlidj fdjeint biefe Tat ber Stettiner nidjt verlaufen 31t fein, fogar bie lotalpatriotifdjeii ©eridjt erftattcr ljaben allerlei baran aitSjufeßen. Turdj foldje nnb äljnlidje Sßorgängp würbe ein giitlidjcr 'JluSgang beS Streites lange vereitelt. Qcbe von beiben '-Parteien warf ganj regelmäßig ber anbern vor, fie habe Sdjulb baran, baß ber in Viibed gefdjloffeue Sßcrgleidj von 1458 nidjt gehalten werbe. Vludj fonft fehlte eS nidjt an ©orwürfen unb filageii befonberS audj Viibed gegenüber, baS immer wieber, nidjt au§ Qntereffe für Stettin ober Stargarb, fonbern auS Sorge um feinen eigenen .tjanbcl, 31t vermitteln fudjte. SluSgeglidjen würbe ber Streit bamals nidjt, Stettin behauptete feinen Sledjtsanfpnidj gegenüber Stargarb immer unb feljte iljn and) fdjließlid) burdj. Tie Qljnaftabt tonnte bodj nur mit SDliilje einen wirtlidjcn Seeljanbel treiben, bie ©erfdjiffung auf ben Qlüffen, bie Umlabung in anbere Qaljr^euge waren umftänblidj unb toftfpielig. ^Iber bie eigenartigen SVirtfdjaftS- intb £>aiibelSuerIjä[tiiif]e ber mittelalterlidjen Stäbte brachten es mit fidj, baß jebe ©emeinbe, bie eS nur irgeub möglidj madjen tonnte, fidj einen Qugang 311m ©leere fdjaffeu wollte. Sils allmäljlidj eine territoriale ftVirtfdjaftspolitif an bie Stelle ber totalen 31t treten begann, ba ßörte bieS ©emiiljen von felbcr auf. Qür Stettin war ber Stampf mit Stargarb, wenn er fidj and) nodj bis inS 18. Qatjrljunbert fjiitgog, nidjt von feljr tiefgeljcnber '-Bebrütung. Tic (Erbitterung unb ber Stontiirreii3iieib fdjeinen 3war auf beiben Seiten oft groß gewefen 311 fein, baß aber Stargarb ber Cberftabt fiir iljren Seeljanbel ernftlidj
86 Streit mit bem SWarienfapitel. gefätjrLicf) roerben tonnte, baS ljat bod) niemals felbft ber fleinmütigfte ©ärger geglaubt. Jtleimiuit roar aber um bie ©litte beS 15. BatjrljunbertS burdjauS nidjt eine ©igenfdjaft ber ©ärger ober, oielleidjt beffer gejagt, beS fRateS. öeioifj roaren nidjt alle bie roaderen §anbroerfer ober eßrbaren Kaufleute SlriegSljelben, bie fogleidj mit bem Sdjroertc breinfdjlugen, aber fie roaren gum großen Deile geiootjut, mit itjm umgugeljen unb nameutlidj, wenn eS fidj um baS eigene Wut Ijanbelte, tapfer gu ftreiten. (Starter uielleidjt nod) als bie perföttlidje Dapferfeit im Stampfe roaren ber ©lut, bie ©utfdjloffenljeit unb bie .ßäljigteit im .franbeln. 2ln bem, roaS man für fein fRedjt anfalj, ljartnärfig feftguljalten, fidj oor gürften unb Herren nidjt gu beugen, baS fdjeint audj djaratteriftifdj gu fein fiir bie Stettiner ©atsljerren jener ßeit. Sölit bem ©larien» fapitel geriet mau bautals wegen allerlei Weredjtfante, nameutlidj audj roegen beS gifdjereiredjteS in Streit. Der ©rgbifdjof oon ©lagbeburg nerfudjte gu oermittcln, aber baS Stapitel fpradj bie ©ffommunifatiou ber JRatSfjerren unb ba§ gnterbift über bie Stabt aus. Dabei gefdjalj es, baß ©ärger fidj im Born an ©eiftlidjen oergriffett, fo baß eine „©apenfludjt" erfolgte. Die Sadje ging bis an bie päpftlidje Slurie. 9hn 13. ganuar 1462 beauftragte ©iuS II. ben ©ifdjof oon ©ammin mit ber Dlufljebung beS gnterbitteS unb ber Unterfudjung ber Vln= gelegenljeit; wenn eine ©inigung nidjt binnen fedjS Söodjen guftanbe tomme, follc er oon neuem bas Qnterbift über bie Stabt oerljängen. ©Ur wiffen oon bem ©erlaufe biefer Unterfudjung nidjtS, aber eS fdjeint eine oorläufige ©inigung gwifdjen bem JRat unb bem Dom= fapitel erreidjt roorben gu fein. Dabei blieb freilidj nodj mandjer ftreitige ©unft ungelöft Sind) ßier foditen, roie eS fdjeint, fRat unb (Gemeinbe tapfer iljre JRedjte burd). Diene fdjwere Stampfe in ber Stabt unb um fie bradjen aus, als am 7. September 1464 ber junge $ergog Ctto III. oon Stettin inS ®rab faul, ofjne ffirben gu ljinterlaffcn. DaS galjrljunbert, beffen ©erlauf für Stettin fjier gefdjilbert ift, bebeutet ben £)öljepimtt ber inittelalterlidjen ©ntwidelimg ber Stabt. $n iljrem Umfange, iljrem Dhtßetn, in ber ©erroaltung, in bem wirb fdjaftlidjen unb fogialen Veben Ijabeit fidj in biefem 3citraunt bie ©erljältniffe unb Buftänbe gebilbet, bie, gwar in mandjen ©ingelljeiten oeränbert, bod) lange Beit beftanben Ijaben nnb fdjließlidj für bie Wemeinbe oertjänguisooll geworben finb. ©in ©ilb Stettins aus ber Be*t um 1400 gu entwerfen, ermöglidjen unS nur wenige Diefte ber ©ergangenljeit, oiel weniger als in anberen Stabten. Son ber Stabtmauer mit iljren Därmen unb Dören, ifjren SBiefljäufern unb ©Jafferpforten ift fo gut roie nidjtS erhalten, ein eingiger Durmreft oertrauert fein Dafein auf
Sie Stauern unb Sore. 87 einem $ofe ber Sauniftrafje. Jn biefem ^P’traitnt zumeift finb bie ehemals fo ftattlidjen SSeljrbouten entftanben, an ihnen mögen aud) bie beiben Stettiner Saumeifter gearbeitet haben, bereu Samen an Saunierten in Sranbenburg a. b. &. erhalten finb, bie Steifter Heinrich Srunäberg uub SitoIauS Straft, ^ebenfalls waren beibe in ben erften Slbb. 2. Sihtlopfer bet ©cfctofjfiicbe. f Jahrzehnten be§ 15. JahrhunbertS in ihrer Heimat tätig. Jufammcn mit ober nad) ihnen arbeiteten bort an ben Sauten ber Stabt anbere Steiftet, j. S. Jürgen ber Stabt „Shtremefter" ober SitlauS ber Stabt „Sijinmermann". SBann im einzelnen bie Stauern unb Sore fo auSgebaut finb, wie wir fie auf ben älteften Sarftellungen noch im 16. Jahrhunbert feljen, wirb fid) nidjt beftinimt angeben laffen. ®§ ift auch immer wieber baran gebeffert unb erneuert worben. Sie
88 Sauten. eigentlichen vier Slabttore waren fdjon halb nad) 1400 ftattlidje Weljr« bauten mit 9lußenbefeftigungen, vor bem Jßaffowfchen unb bem Slhljlcn tore werben 1421 unb 1425 eine ober jwei „.ftameiben", b. t)- Anlagen jur 9lbweljr, erwähnt, bie fid) jenfeitS beS StabtgrabenS befanben. Starter befeftigt würben fie erft fpäter; 14(57 würbe bie neue Saftei vor bem „.fjeil. Weiftes Sor“ unb 1472 „bie Saftei vor bem Stühlen* tore aufgelegt unb ber Oraben vor bem Saffower Sor“. Gs ift erflärlid), bafj man gerabe in biefer unruhigen Beit bie Stabt auf jebe inoglidje Weife ju fidjern unb ju befeftigen fudjte. Sind) nad) ber Cber ju würbe bamals bie Stauer verftärtt uub bie Wafferpforten würben, wie eS fdjeint, vermehrt. Wir hören von neun folgen Soren, von bem „Sombore“ an ber jum fyiißgängerverfehr beftimmten Saum briiefe bis jum „Stönnefenbore" bei bem granjiStanertlofter. 9ln unb auf bet Stauer ftanben Wiefl)äufer, bie jumeift von Stabtbienern als Wohnungen benutjt würben, aber ebenfo wie bie Slauertiirme jur Serteibigung bienten. Sie ßaljl beiber anjugeben ift fiir biefe Seit, in ber nod) vieles geänbert nnb nmgebaut würbe, nidjt moglidj, fie wirb aber nidjt Hein gewefen fein, hinter ber Stauer befanb fid) nur ein fdjmaler OJang. Sie Käufer reichten jiemlidj nahe an fie heran, wie wir eS j. S. von ben .fjöfen bes SifdjofeS von Gammin an ber Heinen Soinftrafje unb beS Uolbaher 9lbteS ant Sofcngarten ober von bem feften Sdjloffe ber ^erjage wiffen. 9lnd) vor bem Waben nnb bem Walle, ber bie äufjerfte Sdjutj wehr ber Stabt war, lagen einjelne -fjäufer uub bie Sorftäbte ber „overften Wiet“ ober ber „grauenwiet" am grauewSor. 91m heiligen (SJeiftberge unb vor bem Saffower Sore befanben fid) ebenfalls GJe bäube. innerhalb ber Stauer war bie Stabt nach unb nach aus» gebaut worben, bie Baljl ber fteinernen Webäube, ber fünfer, Silben unb Steller, nahm bebeutenb ju, unb manch ftattlidjer Sau ber Wohlhabenheit Familien mit hoihrageitben GJiebeln, Sorbauten unb großen .fjintergebäubeii würbe in biefer Beit errichtet. S)aS fftat« IjauS am ^eumarft ift bamalS auSgebaut, wahrfdjeinlich in ber fform, bie es bann ^ahrljiiiiberte h’nburd) bewahrt hat; and) uon biefem gotifdjeit Sau jeugen nur nod) bie biirftigfteu Sefte. Sie (bewerte bauten fid) hie fiir iljren G5ewerbetrieb ober ben .fjanbel notwenbigen Saulidjteiten, Sellljäufer, Speidjer, baS Sliiterljauö, baS WanbhauS in ber Slofjmiiblenftrafje, in ber and) bie ältefte 9lpotl)cte ber Stabt lag. 9ln bem Sau ber stirdjen unb Stlöfter war man in biefer ßeit ebenfalls mit großem Gifer tätig, nameutlidj halb nadj 1400 an St. Bafobi. Samals würben ber Umgang um ben ljoljen Gtjor unb bie nichtigeren Seitenfdjiffe Ijergeftellt. Stit jwei ftattlidjen Siirmen
TuS Stbeit in ber Stabt. 89 ragte bte Afirdje ftattlid) empor, bodj 1456 ftiirgte ber fiiblidje ein, ein beweis bafiir, bafj man in biefer Seit ber eifrigften Qtautätigfeit bisweilen wenig forgfältig in ber WuSfiiljrung vorging. Ebenfo war man an St. SUlarien, St. 9lifolaus unb ben fletnen Alirdjen ober Kapellen, ben £jofpitälern unb ftlöftern mit Stauten befdjäftigt, eS laffen fid) jebodj, ba von all biefem faum etwas erljalten ift unb nur einzelne, nidjt immer beutlidje 9lotigen auf biefe Tätigteit ljin weifen, Eingelfjeiten nidjt augeben. Tas einzige erljaltene IßrivatljauS, baS in feiner Einlage in biefe Seit guriidgeljt, ift baS tßriorat§I)au§ bei Qafobt, bas im Sintern gang oerbaute alte 93farrl)nu§ ber Stirdje. 3it ber Stabt, bie in iljrem Siufjeren fid) oon anberen nur wenig unterfdjieb, auf ben engen, oft redjt unfauberen Straften, ben nur gum Teil gepflafterten 9Jlärfteu, auf unb an bem gluffe fpielte fidj ein reidjeS Seben ab, reidj au Virbeit unb SJluljc, reidj an Stift unb greube. Star bie Stabt audj nur Nein, ber WefidjtSfreiS ber S3ewol)tier nidjt weit, fo waren bod? bie SebenSformen reeftt niannig faltig unb geugten oou reger Tätigfeit, emfigem gleift unb forgfältiger SluSnuftung ber vorljaubeiteu Strafte. Tabei war freilidj bem eiii^clneit fein SSirfungstreiS eng begrengt, freie Entfaltung bes FnbiuibuumS lieft ber Weift ber Seit faum je gu, aber gerabe biefer Swang, ber bis inS einzelne ging, ermoglidjte e§, auf fleiuem Webicte etwas gu leiften ober wenigftenS beit SebenSunterljalt fidjer gu finben. Tie tüeftimnmngen unb Wefetje, bie bem Kaufmann, bem ^aubwerter, jebem Bürger gang fefte Sdjranten feftten, würben nidjt als brücfenb empfunben. Ter Sdjutj, ben jebe eljrlidje Virbeit fanb, bie gürforge ber Stabtverwaltung, bie jebem Jöewoljner guteil würbe, waren in jenen unruljigen Seiten eine SSoljItat. Ter 9t at ljatte bei ben laugen Slämpfen unb Streitigfeiten fdjlieftlidj bod) feine bcljerrfdjenbe Stellung in ber Wemetnbe behauptet. Tie Softt feiner fWitglieber betrug gewöftnlidj 28, oon benen aber jebeS Qaljr nur 16 ben fiftenben ober gefdjäftsfiiftrenben 9lat bilbeten, wäljrenb 12, fo gu fageit, beurlaubt waren. Tie Umfetjung fanb oor bem 1. SDlai ftatt; an biefem Tage ergängte fidj ber 9lat bttrdj 9leuwaljl, wäljlte biejeuigen, bie fiir baS nädjfte $al)t wirtlid) mit tätig waren, unb verteilte bie Ämter. ibei biefem etwas umftänb’ lidjen Serfaftren warben jebeSmal gimädjft 12 9JHtglieber, bie im uorigett $al)re nidjt im 9tate gefeffen batten, gur WefdjäftSfiiljrung auSgewaljlt unb bann 4 auS bem bisljer fiftenben 9late auf ein gweites 3aljr wiebergewäftlt. Su biefen gehörten ber 9tegel nadj je ein üöürgerineifter unb ein Hämmerer, fie füllten gewiffermaften bie Trabition im State waljren unb bie Fortführung laufenber
ö<) Ter Tat. ®efd)äfte erleichtern. Sind) zweijähriger Slmtstntigfeit hatten biefe bann eine Tultepaufe non einem 3aljre. Tie beiben roidjtigften 'Ämter ber Viirgermeifter unb bei» JlänunererS würben fafl regelmäßig non benfelbeu 3 Tlännerit verwaltet, bie nad) einigen Qfntjren ber Tiit gliebfdjaft baju berufen unb bann ineift bis an iljr flebenSenbe immer wieber gewählt würben S8ei ben anberen ‘Ämtern wedjfelte man bagegen mit ben ^erfüllen giemlidj häufig, weil eS bei biefen nidjt fo feljr auf beftimmte ffadjfenntniffe anfant. Tlandjinal tarnen aud) in biefer 5ßeriobe Slbweidjungen uon ber üblichen Söaljl twr. ES würben bisweilen ftatt 4 and) woljl 5 non ben SJlitgliebern beS fitjenben 910168 wiebergewäljlt, eS ift and; vorgefomnien, baß ein JRatSljerr brei Qaljre Ijintereiuanber mitfaß. 3m allgemeinen aber hielt man ftreng an ber Slrt ber llmfeßung feft, bie fidj im Anfänge bes 15. 3aßrl)unbertS IjerauSgebilbet ljatte. Tom ^aljre 1413 an liegen bie Verzeidjniffe ber gewählten unb wiebergewäljltcii Tiit« glieber be§ Slates für bie weiften $al)re uor. Tie 'Änberungen, bie in einzelnen Öafjren vorgenommen würben, beuten barauf ßin, baß eS bei ber SSaljl ober bei ber Verteilung ber 'Ämter nidjt offne (Streit abgegangen ift. Tie gum Erfaße für bie ausgefdjiebenen Tlitglieber neu gewählten TatSljerreu gehörten jumeift bem (Staube ber Kaufleute an, bodj tonnte auch ein ^anbwerter in ben Slat tommen, nur war eS (Sitte, baß er bann fein .(janbroerf nidjt weiter betrieb. Ein eigentlidjeS 'Patriziat, b. h- eine beftimmte Sln^ahl oon Familien, auS bcnen ber Slat feine Tlitglieber nahm, gab eS in Stettin nidjt. 'löenn audj manche Slawen in ben Verjcidjniffen oft wiebertetjren, ja auch wohl 31t gleidjer -Beit Vater unb Sohn im Täte fißen, fo tauchen boch immer neue Slawen auf, unb neue Familien finben Vertretung in ber hödjften Stabtbeljörbe. 3m 15. 3afjrl)unbert finb nad) ben uorhaitbenen, wie eS fdjeint nicht ganj uollftänbigeu Verjeid)iüffen, Angehörige von etwa 110 (flefdjledjtern im Slate vertreten, unb nur wenige, wie von ‘Äffen, ißaul, Vorrat, 'JBarbenberg, Veringer, ®olb= bed, VJigger, von Vorcfe, guge, Quaft, ßoijtj, Sliube, begegnen ttnS häufiger. Tie 311m erften Tlale gewählten Tlitglieber hatten eine ftattlidje 3eftlid)teit aiiSjurüften. Ta fie aber immer teuerer würbe unb für bie neu 311111 Täte Eeforenen eine ftarfe Velaftung bilbete, fdjaffte man 1455 bie „TatStöfte" ab. ES würbe beftimmt, baß bie neuen Tatsherren 30 Tljein. Ohilben gut Verteilung an bie älteren ‘JJlit glieber unb Veamten bes SlateS zahlen unb ein Slleinob von 2ys Tlarf Silber „geformeret und gescliicket in einen sulvernen Kopf edder Schower (= Vedjer) up dat beste und zierlikeste utgerichtet ftiften
Der ''Hat- 91 füllten Die Següge ber SlatSmitglieber waren in biefer $eit nidjt veträdjtlidj. Die Gntfchäbigung, bie fie für iljre Amtsführung bezogen, beftanb in ber Befreiung non einigen (Stenern unb Dienften, in einem beftimmten Deputat an ßeoenSmitteln ober £>olg unb in einigen anberen Gmolunienten. Dafj aber bie VatSljerren aud? fonft mandje Vorteile genoffen, ift nidjt gu leugnen, allem ber Gßre halber hoben bie weiften bie Sürbe nicht auf fid) genommen. Qfn bem fitjenben 9iate befanben fidj 2 Sürgermeifter unb 2 .Uammerer. Bwei 5Rat§l)erren hatten al§ SSeinljerren bie Auffidjt über ben 9tatS* wemfeller, 2 Vögte bie (Meridjtsbarleit in bem ftäbtifdjen Eigentum, 2 Siegelljerren bie 3?ürforge für bie Sauten, 2 Vlüljlenljerren mußten bie ftäbtifdjen Stühlen, 2 Dammljerreii ben großen Damm, ber burd) ba» Cbertal nad) Cften fitijrte, beauffidjtigen, unb 2 SBetteljerren waren Vorfißenbe beS 2öettegend)te§, baS bei .^anbdiftreitigteiten gu entfdieiben ljatte. Seit 1428 bisweilen unb von 144z an regelmäßig betlcibeten 2 3iat§l)erren baS Amt ber gifdjljerren, wäljrenb bas ber 9Jlül)leiil)erren einging. Sei bem jebeSinaligen (Eintritt in ben fißenben Vat ljatte jeber .£jerr ben Gib gu leiften: Bat ick van desseni Dage wente to Sunte Philippi und Sunto Jacobi (1. 3J?ai) der Stad Ere, Beste und Vraineu beweten wil, alse ik alderbeste I an und mach und alse myne Synne und Witte toseggen, und wes men in Rades ise handelt, dat wil ik neigende seggen, wen dar id sik van Rechte wegen gehöret, und dat ik nicht nyges anheven wil, id sy denne mit des Rades Wdle. Alse my God helpe. 3fn ben Glefdjäften, bie ben Ulatsljerren oblagen, würben fie nur oon einem tleuien fßerfonal non Seamten unterftüßt. Der @tabt= fdjreiber, oft ein ©eiftlidjer, nut einigen Weljülfen, mehrere (Stabt= tnedjte gur Vebienung ber Herren unb Ausführung ber ihnen erteilten Aufträge, ein JDtarttmeifter, ßöllner, ßanbreiter, ein „ßoper" unb „Vrefbreger", bas waren in biefer Seit etwa bie Veamten, bie ber Verwaltung gur Verjagung ftanben. Die reifigen Slnedjte, bie gum <Sd)iitje ber (Stabt angeworben würben, uub bie von ihr befdjäftigten ^anbwcrler, wie ber <Stabt-Vlauer=, 3i|lin,er= ober ^iegelmeifter, ber Armbofterer u. a. in, waren nidjt im eigentlichen (Sinne Seamte, fonbern nur geitweife von ber (Stabt befdjäftigt. Vlit folchen fdjloß man befonbere Verträge auf ein ober gwei 3fanre, wie g. V. ber Stat am 1. April 14f>2 .fjanS SSrege gu feinem Dienftmann annahm; „wo de Rad siner to behuvede, is were to Water efte to Lande, dar scholde he sil gutwillich inne finden laten“. Dafür erhielt er 100 'JJlart ^intenaugen, freie Sßohnung, % ßaft SRoggen, 1 Söifpel Staig,
92 Tie Smfprafe. 6 Sahen £>olg, 1 Tonne gleifd), 1 Viertel Sutter nnb .fpaltung oon 2 Sferben. 3hm würbe oom Slate ba§ (Scfjlofj gu Sierruben, bas ber (Stabt (Stettin uerpfänbet worben war, 3m Verwaltung übertragen unb ber Tienftvertrag am 1. Cftober 14(>2 auf ein weiteres Qaljr erneuert. (Später (1 465) übergab ber Siat bas (Sd)ioß an .£>eintidj Söuffow gegen bie Verpflichtung einer idbrlidjen Abgabe oon 100 Vtart. Tie Sefugniffe uub Stedjte be§ States waren feljr weitgeljenb, ja faft unbefdjräiitt. Verwaltung, Vult<jei mit» Sieditfprecljung lagen ihm ob, unb er batte auf allen biefen ©ebieten and) bie SefugniS, allgemein gültige Verorbnungen uub Seftnnniiingen 311 erlaffen. 23ir lernen fie auS ben „ Sur [prüfen " biefer Seit fcitnen. 3» jebem 3nOre gweiinal, am SBalpurgis- (1. 'JJiai) unb am 'UlidiaeliS'Tagc (29. <Sep= tember), wurbe ber auf bem •£>eumarfte oerfamweiten QJemeinbr oom fKatljaufe au§ eine Setannimadning beS States ocrlefen, in ber bie für bie 'Bürger gültigen Seftimnniiigen enthalten waren. Tiefe Sur* fprafen, bereu Tejrte aus ben fahren oon 1411 biS 1480 gienuidj oollftänbig erhalten finb, waren anfänglich redjt turg, würben aber all* mdljlid) ausführlicher. ©S ift nicht ohne S'üereffe, 31t beobachten, wie immer mehr ©ebiete bes wirtfdjaftlidjen, IjäuSlidjen ober perfönlidjen ßebens ber poligeilidjeu Sluffidjt bes JJiateS unterftellt würben. „Ter Siat gebietet" ober „ber Slot uerbietet", fo beginnen bie einzelnen Seftiniminigen ber Surfenden uub fdjließen mit ber Troljnng „Do Rad wil einen Broke (>= 'Strafe) nehmen* ober „De Rad wil id richten“, (geboten wirb, bafj jeber '-Bürger fid) mit bem nötigen Srot= torn oerfehe, ben (Sdioß gur rechten Seit galjle, bie (Straßen rein halte, „dat en Naber to dein andern kamen möge“, auf fein ffeuer ad)te, feinen $arnifdj bereit IjaLtc, bie iljm obliegenbe SBadjtufiidjt erfülle, feine (Sdjweine aufs 3rib treibe ufiu. Slber nicht nur gur SeobadjUMlg feiner äußerl .djeu Vflidjten wirb er ermahnt, nein, er füll auch vor- fidjtig in feiner Siebe fein unb nidjt fdjelten ober räfmiicren. L)o Rad de but, dat he hehben eine havesche Mund, fo Ijeißt eS jebeS- mal in ber Snrfprate. Verboten werben falfdies ftllaß, ©ewidjt, un gültige 'JJlünge, gu lange 'JJleffer (ba§ SJlaß für bie erlaubten hängt uni Siathaufe). nidjt geftattet finb Vorfauf, b. h- Ätanf von Atom u. a. oor ben Toren ber (Stabt, l’lusfuljr oon ©etreibe unb oon SJlcljl oljne ©rlaiibniS beS SiatS, SluSgapfen von freinbem Sier außerhalb beS (StabtfellerS, ber unbefdjränfte .fpanbel mit ^remben ufw. 3fm eingelnen erfahren biefe Seftimmuugeii im ßaufe ber Seit uatürlidj Verauberungeu. (Seit 1442 richtet ber 9iat feine befonbere Slufmerffainteit audj auf ben ^ifdj nameutlid) ^eringSljanbel unb bie Sehmiblung be§ SBeinS; nienianb foll ben SSein gapfen, beoor er fid) gefelgt lj°he, ober alten
®ie (Burfprafe. 93 ©ein gu neuem mifdjett. $e und) llmftänben wirb bie SluSfufjt von Sl'orn verboten ober auf 3e*t erlaubt. Über ben Qterteljr von ßeidjterfaljrgeugen auf bem (Stettiner (Gebiete in Sdjoiten, über ben Verlauf von Stodfifdj unb gering enthält befonberS bie (Burfprafe uon 1448 (Beftimmungen. (Dort wirb ben (Bürgern aud) geboten, ben Steimveg vor ihren Käufern unb ©ohmtngen nidjt 31t iinbern, fonbern ihn 31t erhalten. Sdjweinefofen werben 1456 verboten, iviifte b. lj- 1111 bebaute Stätten füllen nad) bem (Schote beS SlateS (1459) bebaut werben, Sdjlamm, ffJtift, .Qeljridjt bürfen nidjt auf bie Strafen unb (Blätje getragen werben (1462). Qit einem Qahre (1456) werben wieber gang befonberS eingefjenbe (Berorbnungcn über ben ©eilt getroffen, öhibeufdjer barf nadj SJlartiiti nur von anfäffigen (Bürgern gezapft, frember ©ein nidjt ohne beS Slates ©ille angeftedt werben. ^n anberen fahren (3. ®. 1464) wirb giirforge für ben Stornljanbel getroffen, vor allem foll bie eigene (Biirgerfdjaft fid) verforgen unb einfaufeu, feiner bem anbern fein (Brot verteuern, nnb ber (Saft (grembe) barf erft Ijaubcln, wenn bie (Siitljeimifdjen bas, was fie nötig haben, erworben haben. (J§ war eine gange Sieilje von ©eboten ober Verboten, bie ber (Bürger beS 15. SaljrbuitbertS 3U beadjteu ljatte, wenn er nidjt G5elb= ftrafe galjlen ober vor ©eridjt fteljen wollte. Seine perfönlidje greiljeit war in gang anberer ©eife eingefdjränft, als eS heute ber f^all ift. Überall umgaben iljn Giefetje unb (Borfdjriften, überall Strafen unb (Droljungen, unb wenn ber Slat and) bie (Burfprafe mit ben ©orten fdjloft: De Rad de danket juw, dat gy ere Word willichliken gehöret hebben, fo flang bod) immer wieber burd): we dat nicht deit, de Rad wil id hoehliken richten. @r hatte neben poligeilidjer gugleich aud) rid)terlid)e (Befugnis. (Sr tonnte (Berorbnuugen ober iTonftitutionen erlaffen, wie er 3. 59. 1464 eine auf lange 3eit gültige (Beftimmung über bas (Srbredjt traf, in ber baS $eergewebe uub bie Stabe, b. lj- bie Slnteile bes SJlanneS nnb ber ft-ran an einzelnen ©egenftänben beS SladjlaffeS, für Stettin feftgefetjt würben. Sluf (Dafcln, bie im Slat» häufe aufgcljängt waren, ftanben biefe unb ähnliche ürbnungen ver ijeidjuet. (Das Stabtgerid)t gehörte feit 1378 gu gwei (Dritteln ber Stabt gemeittbe, 311 einem 'Drittel ben ©ufforv. (Befolgt wnrbe eS burd) bie Sdjöffett, 311 beiten man auSfdjliefjlidj SJlitglieber beS SlateS wählte. (Die ßeitung hatte einer ber (Bögte, unb iljm [tauben ein Schreiber unb ein (Diener 3m (ßerfiigung. Sieben iljm tonnte and) ber Unterfdjulge ber ©uffow gugegen fein. Sie ljatten in 3ivil= unb Sl'riminalfällen bie Siedjtfpredjuitg, wäljrcnb 06130(110 Slngelegenheiten, wie fie in ben (öttrfprafen erwähnt würben, ber ^urisbittion beS SlateS allein unter*
94 jDqS ©tabtgevidjt. ftanben. ®ie SeridjtSgefälle würben gwifdjen ber ©tabt unb ben SÖuffow geteilt. Über bas Serfaljren in Srogeffen, bei benen oft eine Dietfadje Silage nötig war, geben bie erhaltenen Werid)tSbiid)er nur mangelhafte Slufflänmg. ®er fogenannte eblir querelarum, ber für bie 3fahre 1400—1420 erhalten ift, enthält nur ein SergeidjniS ber Silagen, bie an ben beftimmten @eridjt§tagen (21 ober 22 Slontagen im Qahre) uorgebracht finb. Ss haubelt ficf) um (Streitigfeiten über ^anbeldartifel, wie Slorn, SBein, Stehl, £>olg, $lad)S, Steer, gering, $Ieifd), ßalen u. a. nt., über allerlei £>au§gerät ober Slleibung, um (5rbfdjaft§= ober Sonnuitbfd)aftöfadjen, aber audj um fDlijjhanblungen, (Gewalttaten ober Seleibigungen. ®ie Urteile finb in bem Sudje nicht oerjeidjnet. Som ©djöffenftuhle in ffllagbebnrg würben wieber« holt SJtechtsbelehnuigen eingeholt, Qn bem (GeridjtSregifter finben fidj auch recijt zahlreiche Sitte ber (»genannten freiwilligen Serichtsbarfeit, Sluflaffungen (upbedinghe), Serfchreibungen, Ueftamente, SollmadjtS« erteilungen u. a. m. ?lUe§ bie§ würbe im SBortlant in bie ©djöffen« büdjer eingetragen, bie nicht erhalten finb. Sei ber grofjen Sebeutung, weldje bie Stirdjen unb geiftlidjen Stiftungen mit ihrem grofjen @runb= ober Slapitalbefifje für ben GJelbnerfcljr hatten, würbe fiir alle geridjt= lidjen Serljanblungen, bei benen jene beteiligt waren, 1373 ein eigene^ Sud) ber geiftlidjen Schaffungen angelegt. (£§ ift in gwei Steilen fiir bie Saljre 1373 — 1522 erhalten unb gibt reidjeS Slaterial für unfere St'enntni? ber inneren Serljältitiffe ber ©tettiner ©tabtgemeinbe. SSir fehen beutlidj, wie grofj ber (Sinflufj ber geiftlidjen Slörper« fcfjaften auf bas SöirtfdjaftSleben war, nidjt allein burch ihre» Sefitj an Raufern unb (Grunbftücfen in ber ©tabt, fonbern auch burch bie Anlegung unb Serwertung ihres SaroermögcnS. ©ie ftellten bie gröfjte, ja oielleidjt bie einzige grofie (Gelbniadjt bar, bie burch ihre Stenten ober £>ijpotljeten faft bie gange Sürgerfdjaft beherrfchte. ®iefe (Gcridjtöbiidjer inhaltlich auSgunutjen ober and) nur nadj ihnen ba§ Serfaljren bei ben geridjtlidjen Serhanblungen barguftellen, ift hier nidjt möglich, »ber eingehenbe llnterfudjungen würben un§ einen tiefen Slid in bie wirtfdjaftlidjen 3»ftänbe ©tettinS im 15. ftaljr ljunbert tun taffen. (Sin anbered Serlaffimgdbudj, in bem gang allgemein bürgerliche Sluflaffungen aufgegeidjnet finb, beginnt mit bem Qaljre 1495 unb ift nur bi§ 1523 erhalten. Slnfänglich machten bie ©djreiber bie Slufgeidjmmgen auf ben Sergamentblätteru in lateini« fdjer ©pradje, bodj bereits nor 1400 finbet bie nieberbeutfdje immer häufiger Serwenbung. Sieberbeutfdjen UrfprungS war bie Sürgerfdjaft. ©ie erhielt auch i» biefem ßeitabfchnitte noch umfangreiche Csrgäiiguiig au§ ber
®ie $öür0trfd)üft. 95 alten Heimat, roie nidjt nur einzelne neue auftretenbe Slawen be= weifen, bie jetjt fdjon vollfommen ben ©harafter ber Familiennamen anna^men, fonbern aud; ^Begießungen 51t SNeftfalen ober bem 9lieber= rtjein geigen, bie l)in unb wieber bei UledjtSgefdjäften tjervortreten. Vlllmäljlid) aber Ijorte biefer ßufluß naturgemäß auf, bie ©iirgerfdjaft ergänzte fidj auS fidj felbft ober erhielt BitwadjS aus ben benadjbarten Orten, feltener auS entlegeneren GJegenben. Qu Beiten galjlreidjer Sterbefälle, bie im 15. Qaljrljunbert ljaufig eintraten, tarnen neue ©inwanberer in größerer galjl Ijerbei, entroeber fjerbeigerufen von greunben ober Sefannten, bie iljncn ein gutes gorttomnien unb reidjlidjen ©erbienft oerfpredjen tonnten, ober audj auf ber SSauberung al§ .fjanbwertSburfdjeii. Um tjier iljr GJewerbe treiben gu tonnen, mußten fie baS Siirgerredjt erwerben. „De Rad de but, dat hir neen Gast leng schole liggen wen Was unde Wadel (= ©lonot); welk Gast hir leng licht, de Rad wil sinen Broke nemen“ (1430) ober schal sin Schot geven van allem Gude, dat he hantiret, bi gesworen Eden und schal alle Unplicht, di de Borger don, mede utstan geliken unsen Medeborgern (1442)“. Vortmer but de Rad, dat ein jewelik, de hir Jar und Dach togebolde und gewonet heft, dat he sin Schot geve und winne de Borgerschop und doe Borgerrecht, edder de Rad wil er Schot utpanden laten und darto sinen Broke nemen“ (1445). So beftimmen bie ©urfprafen. ©3er baS 99iirgerre<f)t gewinnen wollte, mußte ein ©infdjreibcgelb galjlen, groei Särgen ftellen unb ben ©ib leiften; audj war ©ebingung, bafj er ©igentuui in ber Stabt erwarb. ®er Slawe ber neu aufgenonuneneii ©ärger würbe in baS ©ürgerbudj eingetragen, anfänglich mit .fjingu» fügung feiner Särgen (tideiussores), fpäter lieft man biefe fort. ®er ältefte Steil beS erhaltenen SürgerbitdjeS umfaßt bie galjre 1422 bis 1603; ob eS bamals erft angelegt roorben ift, bleibt unfirfjer. SSir fönneu auS iljm fiir bie eingeluen gahre feftftellen, roie viele neu ©ingewanberte unb ©iirgerföljne, bie ebenfalls bie angeführten ©e bingnngen erfüllen mußten, baS ©ürgerredjt erworben ljaben ©iS gum galjre 1465 fdjwanft bie gahl gwifdjen 14 unb 185. ®iefe $öhe würbe 1453 erreidjt, oljne baß wir ertennen tonnen, waS ber Einlaß gu biefer großen gunaljme war. gni ®urdjfdjuitt finb es etwa 40 jäljrlidj. ®ie £>eimat ober ber Staub werben bei ben ältefteii Gintragungen nur unregelmäßig angegeben. ©S werben genannt ©in roanberer auS Stargarb, ©renglau, JlrnSwalbe, Glollnow, ©afewalf, Sreifenljagen, ®arg, ®ramburg, flleuwarp, Sreptow, Slörenberg u. a., aber audj aus grantfurt, ©lagbeburg, ®angig. ©on betannten Ulameii feien, oljne baß im eingeluen angitgeben ift, ob iljre Präger eingeboren
96 ®ie SSürgtr. ober gugewanbert finb, in Sturge erwähnt Slinbe, ßotje, Stofenow, .föellewid), Sageteufel, Slantjow, ßoijtie, griebrid), SrunSberg, £>ouefd), fßijl, 'löegener, Swaue, Äöittenbord) ufw ®ie Pingaben über Staub unb Sewerbe (meift in lateinifdjer Segeidjnung) geben un§ eine iPor l'tellung non ber PJlannigfaltigteit ber Sewerbe, bie in einer mittel alterlidjen Stabt betrieben würben. ®a finb eingetragen in bunter tHeiljenfolge 'Belgmadjer, ßeineweber, PJlaler, Solbfd)iniebe, 'Dlaurer, Sd)neiber, Söötidjer, Slnudjenhauer, Uieepfdjläger, guljrleute, Sarbicre, Sdjmiebe, Sdpifter, ßidjteinadjer, 9iiemfd)neiber, ißantinenmadier, $arnif$mad)er, Töpfer, Serber, Sdpuertfeger, Stiften madjer, Sitdjfdjerer, SJlabler, Söäder, '-Naber, Steffelflider, Sd)erenfd)leifer, Siirtler, Uhrmadjer, Sd)iffbauei, Stiirfdpier, Stortenmarfjer ufw. SBeiter finben fid) Plpotljeter (1431), 'Mlünjnieifter, Stornier, Sanleute (- ßanbwirte), §nl)rlente’, Sdpffer, Schreiber, Studje, Staufleute, $?ralpifül)rer, Präget, nun bauen 1453 eine befonberS grofje 3af)( aiifgenommen wirb. sJhir feiten wirb bie SBofjnung ber Pleubürger genannt, wir finben aber erwähnt, bafj fid) 1453 nid)t weniger als 35 auf ber Cberwief, 12 auf ber Plieber» wief, 3 bei St. Sertrub, 6 auf ber ßaftabie, 3 auf ber Ijeil. Seift Sßief, je einer am Störfang unb im Splittfjoje nieberiiefien 1443 würben Bürger ber Böllner auf bem SBerdjfrit (einem Stabtturme) unb ber Üiirljiiter im 9iatl)aufe, 1456 ber Stüfer im Stabtfeller, 1451 SHau§ IDlolner im Sernauer Heller, 1462 £>einritf) SSegner auf beni Stüterhaufe u. a. m. 3u ben '.pflichten ber Sürger gehörten ber '2öad)bienft unb „vorme Dore to sittende“, wie e§ in ben Surfprafen Reifet, fowie bie Ser» teibigung ber Stabt in Notfällen, woju SSeljr unb Söaffen bereit gu halten waren. Scftorfam gegen ben ehrfamen Plat würbe immer wieber eingefdjärft. ®r ift bie oberfte Setjörbe für bie Sürger; bem ßanbeS» fürften treu uub gef)orfam fein, ift für fie, wie es ftfjehit, minber widjtig, bod) wirb bei ber Serfünbigung ber Surfprafe uon 'JJHd)acliS 1428 ben Sürgern and) eine berfloglidje fmünjorbnung mitgetedt. Ok i s et ein Seede und (ine Wanheit, dat wi uns plegen to beschattende des Jares ens Schot to gevende 6 Schill, to Vorschote und van dem Bunde 2 Penninge, Ijeifjt e§ 1411 unb in fpüteren Surfproten, wir wiffen aber uon bei Steuerpflid)t ber Sürger au§ biefer Beit ju wenig, als bafj wir angeben fönnten, wie biefer Sd)of) erhoben würbe unb ob anbere Abgaben gu leiften waren. Qfm Serid)te unterftanb ber Siirger nur bem ber Stabt. De Rat but, dat nymant sines sulves Richter sin schoie, men ein jewehk schal sik alhir an Borgerrechte genügen laten, und nemant schal den andern in utwerdich Gerichte teen edder Sake up em vorgeven bi ener lodegen Mark Snlvers
SRedjte ber btirger. 97 (1456). ©6 eine berufuitg an baS fürftlidje ^ofgericht erlaubt uub möglid) war, ift zweifelhaft, eS fdjcineu aber bcrartige Jiille auch bereits in biefer Seit uorgetonimen gu fein. 3)en fßflidjten ber bürget, bie nodj mannigfaltiger gewefen fein mögen, al§ tjier angegeben roerben fann, ftefjen bie 'Jlcdjte gegenüber. Sie genoffen uor allem ben Sdjutj ber Stabt unb ihrer Sßriutlegien. <£fjr Gigentum roar ihnen gewäljrleiftet, fie tonnten ihren ^>anbel unb ihr (bewerbe fidjer treiben, foroeit eS bie Statuten bes fllateS ober bie bcftinimungen iljrer Gtlbe uub briiberfdjaft geftatteten. ®aS bürget» recht madjte fie frei uon Abgaben unb Tienften, bie etwa ben VanbcS» Ijerren gu leiften roaren; bafür gahlte bie Stabt bie jährliche Crböre. Güten gcroiffcu, aber nidjt genau begrenzten Slnteil an ber Stabt» uerroaltung hatte bie bürgerfdjaft, roie bereits ergäljlt roorben ift, fdjon Ziemlich früh- Seit 1416 roäljlte ber Stat jciljrlidj auS anfangs 11, fpciter audj 12 ©enterten, gwei bis oier Slltcrleute auS, bie neben ben bertretern ber Slaufmannfdjaft ober ben Sdjöffen bei roidjtigeren Slngelcgeitljeiteu Zur ^Beratung Ijinzugezogeu würben; eS roaren 24 bis 28 SHepräfentanten bes 4>anbroerfSftanbeS. $öie bie Gemeinbe banadj ftrebte, Ginfluf; im Stabtregimente git gewinnen, zeigen befonberS bie Unruhen uon 1428, es rourbe aber burch t>iefe bewegungen bie ariftotratifdje Stabt« uerfaffung im gangen nur wenig bef<hriinft. SSie roir bereits gefeljen Ijaben, lag eS gang int belieben beS States, bie biirgeruertreter gu bett bertjanblungen Ijingugugieljeu ober bei Seite gu laffen. Taljer bebeutete bie gormel im Slnfange feierlidjer Ilrtunben „3Sij böiger meifter uub Stat, Schöpen, Clberlttbe beS .flopmann, QÖerte unb gange SJlcnfjet to Stettin" nicht uiel incljr als ein fßriinten mit ftolg tliiigenben SSorten. Unter ben bürgern bilbeten bie Kaufleute bie oorneljmfte Klaffe. Gin Grofjljanbel in mobernem Sinne beftanb nidjt, jeber Kaufmann befdjriinfte fid) auf ben bireften Ginfauf uon SSaren, bie er in nidjt allgugrofjen poften wieber abfetjte. Jrotjbem fdjieb er fich ftreng uon bem Krämer, ber in ber Stabt ben Kleinnerfauf betrieb. '2ludj ber Stettiner Kaufmann fuljr gu Schiff ober gu Süagen hinaus, um g. b. uon Schonen geringe, uon '.Norwegen ober Sdjroebcn Stodfifche, uon glanbern Üudj, uon ^ranffurt a. ©. unb Guben SSein, aus 'Bolen Getrcibe, aus bem ©ften unb Sieben bie mannigfadjften bfaren ein guljolcii unb bann in ber Heimat weiter gu uerljanbeln. Qm einzelnen bie Gebiete anzugeben, bis wohin er uorbrang, ift nidjt möglich- f>luS ben wenigen Sdjriftftücfeu, bie uns auS jener $eit erhalten finb unb einen Ginblitf in ben taufmännifdjen berteljr Stettins geftatten, geht nicht bcutlirij Ijeruor, weldje SBareit anher benjenigen, nach benen S5e$tmann, ü>efdji<$te ton Stettin. n
Ö8 ©anbei. überall Sladjfrage war, hauptfädjlidj auf ben (Stettiner Warft tarnen, eS fdjemen aber DefonberS Sifdje, ©olg, Saig unb 4ßein gewefen gu fein. Sladjrichten liegen not über ©aubelsoertehr mit ben norbifdjen flänbern, glanberu, Englanb, Dangig, £t)orn, Elbing, Königsberg, Siiga, Steoal, mit granffurt a. £>., SreSlau, Solen, wäbrenb Eingaben über ©aubelSbcgiehungen mit 11)eft= ober ®httelbeutfd)lanb fehlen. Sicher ljaben aber in befdjränttem Umfange audj foldje beftanben, obwohl Stettins ©interlanb eigentlich mehr im Dften lag; es umfaßte Dorneljmlid) baS Cbergebiet in weitem Sinne. Daß bie Stabt hier- in Konflikt mit granffurt tarn, ift bereits ergählt worben. ßlncfj fudjten bie Stettiner, als bie SJlart Sranbenbitrg mit ißolen in ^einb= fdjaft geriet, in biefem ßanbe fefteu guß gu faffen. Sie erreidjten 139U bie geftlegung unb Erneuerung ber alten Straße über .ßaiitodj. 3-tedidj gerieten fie barüber wieber in Streit mit bem beutfdjen ß’rben, ber oon bem biretten ©anbelSöerteljr gwifdjen Stettin unb Solen nidjtS wiffen wollte. Sroß aller Sefdjwerungeu unb ©inberuiffe, Die bei ©anbei Stettins erfuhr, fdjeint er in biefer Beit in oerljältniS» mäßig großer Sliite geftanben gu haben. Sun größter Sebeutiing war ber ©anbei auf Schonen, wo bie Stettiner SHebertaffung fief) immer meljr eutwidelte. Sieben ben Daugiger, Kolberger, Stral» funber, Stoitocfer uub ßüoeder Ritten behüte fid) DaS Stettiner Selb auS, auf bem etwa 60 SInfieblungen beftanben. Bur Beit beS ©eringSfangeS erfdjienen beren Sefitjer duS Stettin unb nahmen au bem regen ©anbelStreibeu Seil, baS fidj fjier entroidelte. Eintauf ber gefangenen gifdje, iljr Salgen unb ihre Serpadung befdjäfiigten gahlreidje ©änbe, unb baneben würbe mit Den Einheiuiifdjen ©anbei getrieben. Daß eS babei gwifdjen ben beutfdjen Kaufleuten auS ben ocrfdjiebenen Stäbten gu Streitigteiten tarn, wirb gerabe auch für Stettin aus ben fahren 13b4 unb 1454 erwähnt SJlan warf ben Stettinern bie Einführung oon allerlei Steuerungen oor. Bur Sidjc= riiug biefeS ©anbelSoerteljrS ließen fief) bie Stettiner non ben bänifdjeit Königen EeleitSbriefe auSftellen, oon 1455 au liegt eine gange Slngaljl oor. 2Iudj in $alfterbo unb SJlalmö (Ellenbogen) beftanben Stettinifcfje Sitten. 1448 ertauften bie Kaufleute ber Stabt, „bie ba pflegen oon Stettin nadj Ellenbogen auf ben ©ermgsfang gu fegelii", bort ein Stiicf ßanb gegen eine jährliche SIbgabe an baS Donitapitel gu flunb. ©ier war ber ©anbei mit ber Ijeimifdjeii Seoöltermig bie ©auptfadje, unb gu feinem Schiebe bilbete fidj neben ben älteren Ecfellßhafteii ber Soruljolni', Dragi unb Salfterbofaljrer bie St. 9Jlarienbruber= fdjaft gu Ellenbogen. SlUe biefe Kompagnien würben burdj ©anbelS= intereffen gufammengehalteu, aber auch burch ein religiöfeS Sanb
Schiffahrt. 99 oertnüpft, ba fie gemeinfam geiftliche Stiftungen in niedreren Kirdjen Stettins errichteten. Sie oerftaubeu itjr Vermögen nutzbar angulegen, batjer waren biefe Sruberfdjaften für bie SluSleitjung onn Stenten ober GSelbauflaffimgen oon nidjt geringer SSebeutung. ®on ihrem SBirteu, ihrem ©efdjäftsbetriebe oermögen wir uns au§ ben bürftig erhaltenen SReften nur ein allgemeines SBilb gu machen, aber funbiger JVorfdjung ift eS fdjon gelungen, gerabe biefen Sweig bcS $anbelS nadj VJlög lidjEeit aufgutldren, uub feitbem ift audj ein bisher oerfdjolleiieS Stürf bcS alten Slrdjioes ber Tratet aufgefunben worben, baS 1461 angelegte Sud) ber Tratet. Sn ihm finb allerlei £>anbelSgefd)dfte in ber Heimat unb fjrembe eingetragen. SBir feljen, bafj fidj fd)on bamalS förmliche ©efellfchaften gufammentaten, bereu Teilnehmer je nad) ber (Sinlage ffiewinn aus bem Setriebe gogen. Soldje Stompagniegefdjäfte waren gang befonbers gebräuchlich bei bem Setriebe ber Sdjiffahrt. 2ln einem Sdjiffe ljatte neben bem $nhrerf &er einfach ber Sdjiffer tiiefj, oft eine gange Sahl non Kaufleuten Anteil, ba ja natürlich feiten ein einzelner ein galjrgeug allem befrachtete. Siu fRadjridjten über bie Slrt ber Sieberei unb beS gangen SerfahreuS bei ber Seefahrt fehlt eS leiber. Daher tonnen wir meift nicht angeben, ob bie Sdjiffe, auf beneit bie Stettiner ihre SBaren oerfradjteten, iljnen felbft gehörten unb in Stettin beheimatet waren ober ob fie an'bersroo ihren ^cimatSfjafen hotten nnb für Stettiner {Rcdjnung fuhren. (Sin IjiefigeS Schiff, Das aus bem bisfaiji» fdjen Sufen für preufjifdjc Kaufleute Saig Ejolte, wirb um 14U2 erwäljnt, aud) mandj anbereS Schiff mag für frembe {Rechnung in ber Cftfee unb weiter hinaus gefahren fein. 211S Sieber oon Schiffen, bie für König (Stich unö Königin SRargrete 1412 gechartert würben, finoen wir genannt SRerten oon SBaren, $ofo£i oon fZBebel, liubete oon bem £>ageu, Heinrich unb ^ermann oon Sljfen. Sonft hören wir oon Stettiner Sdjiffen faft nur burdj Sdjriftftdde, in benen Der {Rat fid) über Slrreftierung ober Seraubung oon folchen befdjwcrt unb (Srfat) forbert 1385 wirb in Kingfton up $iiü ein nach ßübed unb Stettin gehöriges Sdjiff „la Christofre“ ungehalten, 1387 liegt ein Sdjiff beS Stettiner SJoljann JRilenow, au bem auch ber {Ratsherr fReinholb oon Sort Slnteil bat, in SReoal oor Sinter, 1389 wirb KlauS {RipenS Schiff in Taugig fcftgelegt, 1403 bie Kogge beS Sfatob Sobeter, bie auf 350 Sfunb 10 Schilling flam, gefdjätjt wirb, in Saijonne weggenommen. 1412 bot 4>anS Tufer fein Schiff in 'Jteoal erft oertauft, bann aber gurudgenommen, 1418 finb Stettiner Schiffer oon $ollänbern beraubt unb gefangen gefetjt worben. Ilm biefelbe Seit würben wieberbolt Schiffe in preufjifefjen Stäbten gewaltfam 7*
100 ©d'iffaljrt. angel)cüten, rooi über ber IRat lebhafte Silage beim .fjodjmeifter erhob. Bmei ©ärger baten 1125 bie Sllterleute ber großen (Silbe 311 Siiga um ^iiffpractje für ihr’ bei ©otlanb auf ber ^aljrt mm glanbern nach fHiga gefdjecterteS Sd)iff. 1450 mar ein uon (Stettiner Kaufleuten mit SBein unb $anffanten nad) Königsberg befradjteted Schiff burch ben (Sturm nach ßibau oerfdjlagen unb bort geftranbet, 1461 war ein mit Stettinifdjem Sitte belabened Sd)tff, bad nad) Stettin fuhr, auf bem Sellen ausgeraubt roorben. ®aS finb einige 9lad)ridjtcit über bie Seefahrt aus biefer Beit; fie tönnen bei bem SFlangcl eitigebeiiber Aufzeichnungen und roenigftenS ahnen laffen, in roeldjen sJlid)tungen bie Stettiner Schiffe hauPHüdjlith nertehrten. Bitgleich aber geigen fie bie großen Sdjroierigteiten unb Sefal)ren, bie bamalS ber Sd)iff« fahrt entgegentraten. ©ingebenbere Unterfudjungen über bie See» gefdjidjte, roie fie neuerbingS von berufener Stelle angeregt roorben unb, roerben unzweifelhaft auch Stettins Anteil an bem Seel)anbel in etwas tlarereS Sicht feßen. ©aß berSd)iffbau in Stettin felbft betrieben rourbe, ift an fid) anjuuehmen, wirb aber aud) burch baS ©ürgerbuch beroiefen, in bem roir befonberS 1460 eine größere Bal)l uon Schipburoer unb Stanemater oergeidmet finben. ©ie Schiffbauerlaftabie fommt mit biefem Bauten erft 1500 oor, bodj haben auf ber „luttefen ßaftabie" (1325) fcßon früher Werften gelegen. Stuf ben £>afen weift ber „$aoening" (141)5) genannte untere Seil ber Splittftraße hin- Unweit bes 3-luffes an ber ^agenftraße lag baS £>auS ber Srägerbrüberfdjaft, bie unter bem Sd)Utje beS heiligen ßaurentiuS feit alter Beit alS eine Bereinigung geprüfter unb geübter Arbeiter baS flabcn unb ßöfdjen ber Schiffe beforgte. An bet Ober erhoben fich Speicher, flager- unb Selllj* ufet, rootjin bie Präger bie Söarett aus ben Schiffen brachten. Bad) mittelalterlicher Sitte war biefe Korporation ftreng organifiert mit Alterlettien an ber Spiije unb religiöfen Einrichtungen, bie für bas Seelenheil ber SRitglieber bienten. ©ie ftaufmannfchaft Stettins war feit alter Beit ebenfalls torporatio oereinigt unb hatte ihren UBittelpuutt im Seglerhaufe, 3ft auch baS, roaS griebeborn barüber erzählt, erfttnben, fo ftamml boch biefer Bufammenfchluß zu gemeinfamer Arbeit, zu roirtfchaftltcfjer ober reli= giöfer Unterftiißung aud ber älteften Ben ber beutfdjen Stabt, ©et „ft'opmanii", wie eS hieß, wählte feine Alterleute, bie halb eine Bolle in ber Stabtreg-erung fpielten, unb fdjuf fid) eine fefte Crganifation. Sieben biefe trat bie Bereinigung ber SBanbfci)iieiber, ber ©ttdihättbler, bie auch in Stettin eine aiigefehene Stellung entnahmen. Betbe itorporationen rourben 1460 oereinigt; ad)t Alterleute leiteten bie
SRorftoerfehr. 101 Glefdjäftc beß Bereinigten Kaufmanns »am Seglerhaufe unb beS CBewanbfdjnittes. 3hr Sennögen war für bamahge Serljdltniffe nidjt gering, fie befafjen Slltäre, 'Bitarien unb anbere gciftlidje Stiftungen in mehreren Kirchen, namentlich in ber be§ tjeiligen SlifoIattS. Scharf gcfdjieben non biefen (üroßfaufleuten (wenn bag SJort für biefe Beit erlaubt ift) waren bie Kramer unb bie £>alen (= £>öfer). Tiefe befafjen baS auSfdjlicfjlidje SRedjt, mit beftimmten SIrtiteln, wie £5ifd)en, Sutter, Kufe, Tran, Seer u. a. m., ben Kleiuljanbel gu betreiben. TaS ältefte bcraiinte '.ßriuileg ber Hafen ftammt non 1476. BO1« Baljl war auf 24 feftgcfcljt, bie in ebeufouiel Silben an ber Cber iljr Sewerbe betrieben. Tie Silben gebürten bei Stabt mib würben ihnen gegen eine jäljrlidje SRicte übergeben Tie Kramertompagnie ljatte ein «ßrioileg Don 1384; banadj foll fie eren kram upslan edder veyle hebben allene bynnen der vir Wenden der Huser edder Keller utgenaiueii twe Mnrkedage in der Weken. 9lodj auSfitfjr« lidjere Scftimmungeu enthielt bag ^ßriuiteg non 144-1; lebermann aud ber Sürgerfdjaft würbe e§ nerboten, mit Kramwaren außguftehen. SRur an ben brei ^aljrniärften unb an ben wöchentlichen SRarlttagen burften Hanbiuerter ihre uerfertigten Staren in befdjräntteni Umfange fcilljalten. Ter Süodjenmartt würbe in biefer Beit SlittwodjS auf bem ft-ifd) unb SounabenbS auf bem fjaulen Stadt (einem Teile ber JlRöndjenftrafje) gehalten. Sind, hier war alleg ftreng geregelt, jebem (Srwerbsgweige waren gang beftimmtc Sorfdjriften gegeben. Stan batte bag jeben Sürger bei feiner Hantierung gu fdjütjen, aber audj bad ^fntereffe ber QJemeinbe gu wahren, baburdj, bafj man eine llberprobuftion ober einen 'JRangel auf jebem Ölebiete beg wirtfdjaftlidjen ßebenS gu ljinbern fudjta- ^Reglementiert unb uer= orbnet würbe überall, am meifteu inbeffen beim Hanbwert. „Wo! benen Soben" H°tte eg gu Stettin in biefem Beitraum woljl tauni, aber eg muß bod) feinen SJlann genäljrt haben. Tie 3aljl ber bewerte naljm gu, immer neue Hanbruerfe würben hier heiinifdj, oon auswärts tani fortgefefct Srfatj. SJenig ift eß nur, waß wir aug ber Beit oon 1350 etwa bis 1450 über bag Hanbwerfswefen in Stettin erfahren, unb ber funbige gorfdjer, ber bie ßiinfte in ber mittelalterlichen Stabt bargeftellt hat, ift genötigt gewefen, ben größten Teil feiner ÜRadjridjten ber fpäteren Beit gu entnehmen. 'Jlber oicl oon bem, wag im 16. unb 17. Qahrbuiibert beftanb, ftammt natürlich auß früheren Beitabfdjnitten, fobaß bag Silb, bad er entworfen hat, gumeift audj für biefe paßt. Sidier haben in ber Seriobe, bie ung hier befefjäftigt, nur bie Kürfdjner (1350), bie Sßollwebcr (1357), bie SdjnhiHactjer (1362?), bie SRaurer (1380) unb bie Söttdjer (1420,
102 TaS $anbwer!. 1473) itjre Bunftrolfen erhalten, teils nom State, teils oom ^er^oge beftätigt. Tie Serfaffuug bet @i!ben bilbete fid) in biefer ßeit mehr unb meßt aus. Tie 5Sal)l ber Altermänner erfolgte gum Teil unter ber Auffidjt beS States, ber überhaupt fid) bamalS um bie .fjmnbmerfS» orbnungen 31t flimmern anfing unb gerabe auf ben in ben Bünften organifierten Teil ber 50iirgerfd)aft einen größeren (Einfluß gewann; ba iljre Vertreter gu ben ^Beratungen gelegentlich hinjugegogen würben. Anfangs waren bie ©eroerfe bet Sdjuhmadjer, Söttdjer, ^olgwrafcr, SSollwebcr, Schmiebe, Sdjneiber, ffürfdjner, $aten, Söder, Stnodjen= ljaiier, SSeber vertreten; oon ihnen tommcn bie ^»olgwrafer feit 1425 unter biefen benorredjtigten fünften nidjt meßt oor, bagegen treten mit befdjränltem Siechte feit 1417 bie Siiemfchneiber ein. XÜenn wir nach ber Bahl &er Alterleute, bie jebe biefer Büufte hot» urteilen bürfen, fo ift bie bcbeutenbfte bie ber Xöollweber. SSann unb wie biefe Vertreter be§ $anbroertcS mit bem ehrfamen State gufammen- traten, läßt fich nidjt angeben, ba nähere sJiad)rid)ten fehlen; eS heißt nur, baß „bie Alterleute biefer Stabt Sebeilj unb SBoljlfaljrt neben bem State in hodjwidjtigen Artifeln unb norfallenben ©efdjäften mit raten follen". Trotjbem tarnen, wie fdjon erwäljnt worben ift, gerabe in biefer ßeit immer wieber Unruhen oor. Sie ridjteten fich nur gum Teil gegen ben Slat, oft waren bie £>anbiuerfcr mit ihren Alterleuten ober ben oom State jeber Bunft gefeßten Seifißcrn, bie geroiffermaßen baS AnffidjtSredjt beS States auSübten, fo mtgufrieben, baß fie fogar mit ©ewalt gegen fie oorgingen. TeStjalb wnrbe oom Siat roieberljolt ber ©emeinbe jeber Auflauf ober jebe Serfammlung bei ßeibeSftrafe oerboteit. TaS innere ßeben fpielte fidj in ben Bünften nach altem Stedjt unb ^erfommett ab; fie waren, jebe für fich, ArbcitS* gemeinfdjaften mit ftrengen Sefetjen unb Crbnungen, in benen befonbers ber Umfang ber Arbeit unb bie Baßl ber ©efellen unb ßeljrlinge fcjtgefeßt waren. Tie Bunftbrüber tontrollierten fich felbft aufs ftrengfte, niemanb burfte bem anberen 311 ftarte fionfurreng machen. Stoch meßr beauffidjtigten fie aber bie Angehörigen anberer Bünfte, baß eS nur feiner wagte, in baS Arbeitsgebiet beS anberen einjugreifen, Bufdjer ober ©öiit)afen, bie nidjt jur Bunft gehörten, würben unbarmljerjig oerfolgt. Strcitigtciten tarnen natürlidj unauf= hörlidj oor, aber biefer Bwang unb bie ftete gegenfeitige Kontrolle ljatten bod) bas ©ute, baß bie ©ewerte ftreng auf orbentlidje Arbeit hielten. Stad) mittelalterlicher Sitte bilbeten bie Bü»fte jumeift audj eine religiöfe ©emeinfehaft, bie fich nur b’e ®eauffid)tigung ber fDtitglieber, fonbern audj bie praftifdje B-iirforge für jtranfe unb 53er= ftorbene angelegen fein ließ. 3hren SJlittelpuuft hatten fie an Altären,
2)q3 $>anbwert. 103 bie fie in ocrfdjiebcnen ftirdjen ftifteten unb mit Kapitalien aiH8- ftatteten. (Sine große 3af)I oon foldjen Stiftungen fommt in ben geiftlidjen Sßerlaffungsibüdjern biefer $eit oor. SBir finben j. ®. in St. ^atobi bie SBolliocber, Sdjuljmadjer, Söder, Sdjmiebe, 4>afen, ülbb. 3. ®rabflein beö $Ritter3 $enninß oon iRcberß (1370) in btr Sdjlofjfircfje. Sdjnciber, Jlnodjeuljauer, Sabftüber, Kannengießer mit Elitären ober Sitarien vertreten Sind) in anberen Kirdjen beftanben fold)e Stiftungen, mie j. S. in St. Seter »nö S°ui &er $ifcf)er ron ber llnteriuief u. a. m. 2lu§ allem, wa§ wir über bie fünfte au§ biefer ßeit nerneljmen, geljt, fo bürftig auct; im ganzen bie Sladjridjten
104 Kiidjen unb Sflöfter. Finb, bod) fo oiel Ijeruor, bafj fid) gerabe in iljuen regeS Heben, eifrige Tätigteit nnb entfdjiebener ^ortfdjritt geltenb madjten. (Gewiß biirfen wir nidjt an bie bolje (Siitniideliiiig beS £janbwerfeS in ben oberbeutfdjen Stäbten beuten unb bie Serljältniffe in ©tettin mit benen in Nürnberg, Slugsburg nnb anberen Ertön uergleidjen, eS feljlt aber and) faft ganj baS DJlaterial, um einen foldjen Jlcrgleidj aiijuftcllen. Tenn wo finb bie (Srjeugniffc bes euiljeimifdjen £>anb= werte geblieben? Glut überaus bürftige Dlefte ljaben fidj ertjalten, unb non biefen wiffeu wir nidjt einmal immer, ob fie in Stettin unb non bort anfäffigen SRciftern angefertigt worben finb. ®odj geigen j. Sö. bie alten (Dioden ber Sdjlofjtirdje non 1471 ober non 1473, bie uerfdjiebenen (Grabplatten in St. QoljaimiS ober ber (Grabftein bcS DiitterS .Henning non IReberg u. 3- 1370, ber in ber Sdjlofjtirdje ertjalten ift, ber befonberS fdjönc Türtlopfer an biefer St'irdje (S. 87), ber fogenannte Tebelowteldj ber ehemaligen Glifolaifirrfje (1493) u. a. m. jur (Genüge, bafj bas (Gewerbe in ©tettin audj nidjt oljne fünftlerifdjes ©mpfinben auSgeübt unb gepflegt worben ift. Tie (Golbfdjmicbe, bereu .ßatjl in ber Stabt nidjt gering war, bie SSaffeitfdjmiebe nnb anbere ^anbroerter ljaben gewifj gar mandjeS ißruntftiid für bie woljlljabenben Bürger angefertigt, unb bie iölüte bes beutfdjen Sliuift fjanbwerts ift woljl and) für Stettin uon Einfluß unb ®ebeutuiig gewefen. Tic (GotteSljäiifer unb K l ö ft e r, bie fidj in ber Stabt immer ftattlidjer erhoben, waren mit reidjem Sdjmude ausgeftattet, feljr wenig aber ift audj ljier ertjalten, fo baß wir unS feine Sorftellung oon iljrcm Slusfeljen in jenen Tagen beS SRittelalterS madjen tonnen. Ilm 1400 entftanb auf ber ßaftabie, beren ^ßarodjialjugeljöriglcit nodj 1384 einen ©treit jroifdjen bem ©t. ällarientapitcl nnb bem ißrior uon St. ^fafübi fjeroorrief, bie St. (Gertrubstirdje mit bem bajugeljÖrigen £wfpital, baS 1421 einen bifdjöflidjcn Vlblaftbrief erljielt. Um bie GRitte bes ^aljrljunbertS würbe in ber SRöndjem Itrafte ein Klofter ber Karmeliter angelegt, bie nadj iljrcm weiften £>ut unb SRantel audj bie weißen GRimdje genannt würben, ©rauften oor ber Stabt erljoben fidj in (Grabow bie (Gebäube ber 1360 he grünbeten Kartljaufe (GotteSgnabe. GRit feinem reidjen ©efitje an (Gruiibftüden uub Kapitalien würbe gerabe biefeS Kloftcr feljr balb ein befonberS bebeutenbeS (Gelbinftitut, baS nidjt nur immerfort weite ßänbereien iiamentlidj an ber unteren Eber unb Raufer in ber Stabt anfaufte, fonbern audj in großem Umfange (Gelb auf Dienten auSlielj. Glidjt minber wußten bie beiben ©omtapitel oon St. GRarien unb St. Etten, an bereit SJereiniginig man fdjon bamals badjte, ober bic
Geiftißeß Vtben. 105 Gt. Qatobitirdje iljren Sefiß 31t mehren unb iljre Kapitalien ertrag- reidj angulegeit. Die B°hl ber Geiftlidjcn, bie in ber Gtabt tätig waren, muß in biefer Seit feljr groß gewefen fein; war bod; bie Stircße bamalS bie eingige Ginrichtung, bie ihren Dienern eine An ftellung auf ßebenßgeit unb bauernbe Serforgung gewährte. Daher fudjten unb fanben aud) viele Angehörige Gtettiner ^nmilien bei iljr eine Serforgung. B11 ben einheimifdjen Geiftlidjen taiu bie große Baljl ber fremben, bie in ber Gtabt verteljrtcn. Die einen erfdjienen bort terminiereub, b. t). bettelnb, bie anberen ljatten bafelbft Gcfdjäfte gunieift redjt weltlidjer Art, ber Sifdjof von Gammin, ber Abt von ft'olbat) unb anbere Prälaten fanben fid) gu ben ^Beratungen ber Gtänbe ein. Gino Gijnobe beß gefamten S?Ieru§ ber Gamminer Diögefe fanb am 26. Buni 1448 in Gtettin ftatt. Sifdjof Henning leitete fie, aber leiber wiffen wir nidjtß von bem, wa§ bort beraten nnb befd)Ioffen würbe. Gß tonnte miß fouft gewiß einen Slid tun laffen in ben ®cift, ber in ber bantaligen ft'irdje Ijerrfdjte. An SBiberfprud) gegen bie ßcb re ober au ßeidjen, baß aud) anbere Auf faffungen vom ßfjrifteiituine ’ fidj geltenb machten, fehlte eß ljier in biefer Seit nidjt. Qu ber näljeren unb weiteren llmgegenb Gtettiuß verbreitete fidj gegen Gube beß 14. Qaljrfjunbcrtß bie Gelte ber Söalbenfer. Die ßirdje ging gegen fie mit energifdjen Slaßregeln vor, 1393 würbe in Gtettin Geruht über bie ileßer gehalten, bie Gemeinheit würben auseinanber gefpreugt, einzelne Angehörige erlitten and) roof)l ben Dob. Daß gleidje ®efd)id hotte 1411 in Gtettin ein 9Jlann, „be Ijabbc vele Grbome unb vele Gtutfe bi fid, be roebber beu Griftenlooeii weren". Gr behauptete Gotteß Golju gu fein, würbe aber vom „Sletjcrnieifter“ verurteilt unb „gengliten to Afdjen" ver« bräunt. Arger 'Aberglauben Ijerrfchte in weiten Streifen, JVurdjt unb Sangen ergriffen alle bei jebem Greigniß, baß ungewöhnlich 3U fein fdjien. Sei Slaturerfdjeinungen, bie für ben gemeinen äüenfdjcip verftanb unertlärlidj waren, gitterte man vor bem ßorne Gottes unb fudjte burdj allerlei Gaben unb Gtiftungen an bie Stirdje iljn abgu« wenbeu. Go eröffnen miß fnandje leftamente ober Gd)enfitiigßbriefe, fo foiwentionell fie audj in ber gornt finb, bodj einen Slid in ben Gciftcßguftanb unb bie Söeltauffaffung jener Beiten. Gic finb alß berariige Beugniffe um fo wertvoller, je bürftiger fonft unfere fienntniß von bem bamaligen geiftigen ßeben in Gtettin ift. 9htr gang ver» eingelte Stetigen laffen ein Gdjlaglidjt barauf fallen unb geigen, baß eß mit ber Silbung hu’c woljl ,,och fdjledjter ftaiib alß in anberen beutfdjen Gebieten. 5Bie feljr bebauern wir, baß lein Geiftlidjer ober Siirger eine Art von Gtabtdjroiiit aitgttlegen verfudjt ljat! 23aß für
106 ©djulroefeit. (Stralfunb, ßiibed ober anbere Stabte tu biefer SBegiefjung gcfdjeljcn ift, feljlt in Stettin gang. SaS SBerf beS ißrior StjcobericiiS oon St ^Vafobi, ber 14(58 ben fogenannten Liber Sancti Jacobi anlegte, fann faum als eine (Sfjrotii! ber Stabt begeidjnet werben; baS S8udj enthält Ur funben, bie fiel) auf biefe ftirdje begieljen, unb fDHttcilungen über bie an iljr tätigen frieren. Sind) fonft Wunen wir oon wiffenfdjaftlichen ßeiftungen auS Stettin nidjtS beridjten. ®S tjerrfctjte bort ber praftifdje Sinn für £anbcl unb (bewerbe, gröfjereS Jgntercffe für ft'unft ober Söiffenfdjaft war faum oorljanben. Sro^bem entftanben audj tjicr oerljältniSmäfjig früfj Sdjttlen. SUicfjt nur am SJlarienbome würbe unter Sluffidjt beS SdjolaftifuS oon Sdjulmeiftern unb iljren ®efjülfen llnterridjt erteilt, fonbern audj fonft fonunen foldje roiebcrljolt oor. SereitS 1371 war bei St. gatobi eine Sdjule eiiigeridjtet. ®S fam bamals wegen biefer mit bem Somfapitel, baS wie in anberen Stabten ba§ alleinige Stedjt bcS SdjulefjaltenS in Stettin beanfprudjte, gu einem Streite, ber fidj galjrgeljnte lang tjingog unb bis an ben 'ßapft gebradjt würbe. SonifatiuS IX. beftätigte gweimal (1391 unb 1404) ben *ßrooiforen ber gafobifirdje baS Sledjt eine Sdjule gu ljalten unb einen JReftor angnftellen. Srotjbem tjörte ber Sffiiberftanb beS JTapitelS nidjt auf; für bie gfaljre 1462 unb 1469 liegen 3e>i(jniffe eines neuen Streites oor, ja eS würbe in bem letjten galjre fogar bie Slufljebung ber lateinifdjen unb ber beutfdjen Sdjule bei St. gatobi angeorbnet. Slber biefe SInorbnung tarn nidjt gur SluSfüIjrung. gn ben Slnftalten würbe natürlidj gang nad) ber ?lrt ber mittelalterlidjen Sdjulen geleljrt nnb gelernt; ob man oiel über bie ^InfangSfenntniffe beS SrioimnS IjinauStam, ift gweifelftaft. ®S begogen aber audj aus Stettin mandje Jünglinge ober äRänner bie .^odjfdjulen in Italien, grantreidj unb Seutfdjlanb. gn ben meiften UnioerfitätSniatriteln oon Sologna ober ipariS, oon iPrag, $eibelberg, fJloftocf, ßeipgig ober ©reifSwalb finben fid) ©eiftlidje ober Baien de Stetin oergeidjnet; was auS biefen geworben ift, oermögen wir nid)t angitgeben. $n ben unatljigen Seiten finb gewifj mandje biefer Sdjolaren weit verfdjlagen ober gar unter« gegangen, mandje oielleidjt audj git angefefjenen Stellungen im Beben einporgeftiegcn, otjne bafj wir baooti etwas wiffen. güt ari»e Sl'iiaben, bie in Stettin gur Sdjule gefjen wollten, errichtete, wie bereits erwähnt worben ift, Otto gageteufel eine Stiftung, bie halb nadj 1412 ins Beben trat unb gunädjft in einem £jaufe in ber SRofjmarftftrafje, feit 1469 in ber Heinen Somftrafje untergebracht war. Dies Slfijl, bas in jenen Sagen ber Kämpfe woljl gute Dienfte leiftete, ljat fidj alS ein ®enfmal milbtätiger IDlenfdjenliebe aus ber Beit erhalten, alS in bem ftrange ber nieberbeutfdjen Stäbte an ber Cftfeetüfte and; Stettin
(Stettiner ©rbfrfinftöfrafle. 107 eine Slüte barftellte. (Strahlte fie audj nidjt fo tjeroor wie^ßübcrf, (Stralfunb ober Sangig, fo trug fie bod) gum (Sdjmucte mit bei. SaS mittelalterlidje (Stettin liegt fiir ben inobernen SRenfdjcn iveit gurücf, weil fo wenige 'Jlefte baran erinnern, aber fid) in jene Sage ber inneren unb äußeren Kämpfe, beS eßrfamcn States, ber tiidjtigen Sürgerfdjaft, in bie Sage bet ljodjragcnben Siirute unb 'JJlauern, ber ftattlidjen ßirdjen unb ftolgen ©iebelbäufer int Weifte guriirfgunerfeßen, Ijat einen befonberen SRei^. 7. Jfapitel. Stettin in ben branbcnbiugifdi-pommerfdien >10 tupfen. nt 7. (September 1464 ftarb ber junge £>crgog Ctto III. in einem Sliter oon etwa 20 $aljreu. -JJtit iljm erlofdj ber (Stettiner $wcig bc& alten $ergoßSfjaiifeS, ber feit 1295 in SJlittelpommern bie Stcgieruug geführt tjatte, unb bie grage, wer bort bic .gSerrfctjaft erben werbe, mußte entfdjiebcn werben. SBir wiffeu bereits, baß auf ber einen (Seite bie SBolgafter .fperren Slttfprudj erljoben, ba bei ber einftigen Seilung ber Wefamtbcfiß beS gangen dürften gefcfjIecfjteS auSbrüctlid) feftgefeßt worben war, auf ber anberen (Seite aber ber SJlarfgraf oon Sranbenburg auf ®runb ber ßefjnSljerrfdjaft, bie er über ^ßommern beanfprudjte, baS (Stettiner ßanb als tjeimgefaHen forberte. Sie ßeljnSobertjoljcit ber Sraiibenburger .gierten war einft anerfaunt, im ßaufe bet $aljrl)unberte aber aufgegebeti, bann oon neuem beanfprudjt worben. Ser Sufammeußang ber beiben pommerfdjen ßinieu ljatte fidj in bcrfelben Seit immer nietjr gelöft, ja infolge oon manrijerlci $eljbett war ein Wegenfaß gwifdjen iljuen entftanben, ber fidj befonberS in bet legten Seit bebeutenb uerfdjärft ljatte. ber (Stabt (Stettin gab eS Sluljänger beiber Parteien, unb baS ßntfdjeibenbe bei ber (Stellungnahme ber ©ingelnen war ber ®ebanfe, oon wcldjer (Seite ift woljl ber größte Vorteil fiir iljn gu erhoffen? $c nadjbem ber Siirgcr nietjr gcfdjäftlidje SScrbinbungen mit Sranben« bürg ober mit fßommcrn=Sßolgaft ljatte, wanbte fid) feine Steigung biefem ober jenem ßanbe gu. (StwaS aubereS war eS mit beit leiteiibeu UJliinnern ber (Stabt, bem Slate; bei iljuen fani nidjt allein ber per» fönlidje Vorteil, fonbern baS $ittereffe bet (Stabt in grage. SieS aber ging baßin, bie Stedjte unb $reiljeiten, bie fie befaß, nidjt nur gu erljalten, fonbern and), wenn eS möglid) war, gu erweitern. 53on weldjer ber beiben Parteien tonnte man aber am erften einen (Gewinn in biefer S^idjtung 'erhoffen? Ser fturfürft $riebridj II unb fein
108 Parteien in Stettin. Sruber Sllbredjt mären al§ geiube be§ SürgertumS betannt; biefer lag in beftänbigem Kampfe mit ben fübbeutfdjen Stäbten, jener ljatte 1442 unb 1448 Scrliji Kölln gur fJtieberwerfung gegwungen unb mit norbbeutfdjcn dürften Sufammenfünfte gehabt, um fie gu gemein» fatnem Sorgehen gegen bie (Stäbte gu vcranlaffen, fo bafo felbft bie fjanfa fid) bebroljt fühlte. ©ie SBoIgafter Herren bagegen ljatten, wie wir gefeljen haben, fdjon feit längerer ßeit fidj bemüht, bie erfte (Stabt bc§ umftrittenen ßanbe§ für fid) gu gewinnen; oon iljnen war nidjt nur eine Erweiterung ber ftäbtifdjen Privilegien, fonbern audj ein milbe§ Regiment gu erhoffen. ©eöljalb ift e§ ertlärlidj, bafj ber gröfjte ©eil be§ Slates auf ihrer Seite ftanb unb ihre Slnfpriidje auf ba§ ßanb begünftigte. ©aneben fdjeint öS infolge ber engen Segieljuttgeii, bie gerabe gwifdjen bem Stettiner .fjergogtum unb ber benachbarten Sfflatf beftanben, unb infolge be§ perfönlidjen EinfluffeS, ben griebridj II. al§ Sormitub beS jungen Otto III. gewonnen ljatte, in ber Stabt audj eine Heine branbenburgifdje Partei gegeben gu baben. Spätere tenbeugiög gefärbte ©efdjidjtsfdjreibung ljat in foldjer Parteinahme für bie Start einen ©errat am Saterlanbe erblicft unb biefer ^Infidjt SlitSbrud gegeben in ber Ergäblung von einem Vorgänge, ber fid) am offenen Stabe beS Stettiner .£>ergog§ giigetragett haben füll. §ll§ bie fleidje int ©ome von St. £tten in ©egenwart ber Vertreter bes Sibels unb ber Stäbte beigefetjt würbe, habe, fo ergäbt Kantjow, ber Sürgermeifter von Stettin Sllbredjt fölinbe Sdjilb unb £>elm in bie ©ruft geworfen, wie e§ beim SluSfterben fnrftlidjer unb abliger ®efdjled)ter Praudj war, unb babei ausgerufen: ,,©ar lidjt unfe fjjerfdjop". ,,©o bat aiverft be Sibel fad), trat ein Eirfftebe, wo man fedjt, tjerfor unb fprant in bat ®raf unb halbe ben Sdjilb unb fjelm Webber ut unb febe, @linbe löge bat al§ ein eljrloS Söfewidjt; ib ivereit nod) fjjertoge to Stettin unb Pommern, bat weren ere natürlife gebaren fjerrn, be wölben fe nidjt utfdjlan. Unb fdjideben fort Sdjilb unb £>elnt an fjertorfj Erifen unb fjertodj Söartiflaffeu mit Slttbebinge ere§ ©eljorfameS". ©iefe bramatifdjc, audj poetifdj oft nerherrlidjte Sgene tann, wie nadjgewiefen worben ift, fo nidjt ftattgefunben haben, fdjon weil beftimmt beridjtet wirb, bc£ toten fpergogS Sdjilb fei mit in ba§ Stab gelegt worben. SUttdj tann iiad) allem, roa§ fonft über ßllbrecfjt Slinbe betannt ift, von einer verräterifdjen Parteinahme btcfeS 'JJlanneS für ben Kurfürften gar feine Siebe fein. So fdjarf, wie in ber Rantjowfdjen Sthifberung ber ©egenfatj; ^jie Sranbcnburg — h>e Söolgaftl Ijervortritt, ift er in biefer ßeit fidjer nodj nidjt gewefen. jJJlan wartete in Stabt unb ßanb gunächft ab unb fudjte bie Ent» fdjeibitiig hiaguljalten. ©a erfdjienen im Dttober ©efanbte bei
(Stettins Stellung gegenüber bent j?urfürften tJriebridj. 109 Söolgafter ^erjoge unb bes iturfürften in (Stettin, um bie ^ulbigung gu forbern. SBäljreub bie gürften burd) Serljanblungen am Xiaiferljofe iljre ißläne biirdjaufetjen bemiiljt waren, ging ber Stat in feiner ißolitif eigene Sßege. Saß man fi<f) bort im gemeinten Hoffnungen auf (Erlangung ber ßleidjSfreitjeit madjte, ift oermutet roorben, läßt fid) aber ni<f)t beroeifen; folcöe Sebimfen lagen in Slorbbeutfdjlanb, roo eS fo roenige fHeidjSftäbte gab, rec±)t ferne. SIber roenn and) bie Sßläne nidjt fo weit ginaen, fo roollte (Stettin bod) feine (Stellung gegenüber bem neuen ßanbeSljerrn möqlictjft felbftänbig geftalten unb bie oerlangte Hnlbigung nur für einen ßoljcii ißreiS leiften. hierbei war gewiß bie Sorge um ben Cberbanbel unb nameutlidj um baS Slieberlageprioileg oon auSfdjlaggebenber Sebeutung, beim man fürdjtete, e§ werbe fdjroerlidj erhalten bleiben, roenn Stettin unter märfifdje .^errfeljaft fäme. S)aS Serljältniö 31t grantfiirt, baS gerabe in biefer Seit fief) immer meljr au einem ft'oiifitrrenafampfe geftaltete, oeranlaßte bie Stettiner Siirger in erfter ßinie alt ber Sßorfidjt unb Surüdßattnng, bie fie ben Sraiibenburgern gegenüber beroiefen. S)at)er roat bie 3u= oerfidjt beS llurfiirfteit, ber mit nidjt geringem Selbstvertrauen fdjrieb, baß bieÜJlädnigiten imßanbe unb fonberlidj bie Stabt Stettin iljm geneigt fei, nur redjt fdjroadj begrünbet. Uladj langen Serljanblungen erlangten bie HpofjengoVrern am 21. Sülarj 1465 bie Sliisftellimg beS taiferlidjen Sricfes, burdj ben fie mit bem flanbe beleßnt würben, Slber bamit war nodj nidjt oiel erreidjt, beim nur gegen eme Saßlimg oon 37000 ßhtlben follte biefe Urfunbe, bie mit anberen beim Slate oon Nürnberg niebergelegt roorben war, ben branbenburqifdjen Herren auS= geliefert roerben. Sie ponmierfdjen Stäbte leljnten e§ aber entfdjieben ab, bie Hulbigunq gu leiften, roenn bie ftaiferurfunbe nidjt roirflidj oor» gelegt würbe, unb iljr 5®it>erftanb gegen bie SJlärfer trat auf ben oerfdjiebenen Sagen immer beutlicber beroor. SRit ben Söolgafter §ürften attfammen fdjeint Stettin felbft bamals am taiferlidjen Hofe gegen bie ?lnfpriidje ber H°f)enaollern geroirft au haben. Sei einem Seile bes Sibels aber geigte fi<f) eine Hiuneigung au Sraitbenburg, unb bieS trug mit baau bei, baß bie Hrraoge Sridj unb SSarriflaro iljre Slnfprüdje nidjt au ßodj fpannten, fonbern fid) oon neuem mit bem fiurfürften griebridj, ber gleichfalls feine ^orbenmgen Ijcrabftimmte, in Serljanblungen einließen. So fam bie Ser|ammlimg in Solbin auftanbe, bei ber bie Sürgermeifter Sietrich öfraboro unb Sertram ißaul mit ben beiben SRatsßerren ißeter ©arenßolt unb Soadjint SJlellentin bie Stabt Stettin oertraten. H^r rourbe am 21. Januar 1466 ein Sertrag abgefdjloffen, beinaufolge bie beiben Ußolgafter Hrraoge baS ßanb
110 Sffiiberftanb Stettins gegen bte ^nlbigung. (Stettin coin JTurfiirften für fid; unb iljre Grben gu ßeßn itaßtnen unb mit iljm ein (Sc^utj» unb ©ruijbünbniS fdjloffen; bie Stäube beS fjergogtumS füllten beniHurfürften unb ben ^ergogen ^ulbigung leiften. ©er gwibe über biefen frieblidjen SluSgang bes Streites gab Vertrant fßaul SluSbrucf, inbcnt er nadj ber Vefiegelung beS Vertrages nut gefalteten .fjänben ausrief: Gloria in excelsis deo et in terra pax honiinibus bonae voluntatis! ©od) biefe banfbate $reube mar oerfrüfjt. Seljr balb madjte fid) bei ben Stäuben beS ßanbeS Stettin eine fjeftige üppofition gegen bie fjulbigung geltenb, bie fie nadj beut Vertrage non Solbin leiften füllten, unb bie Stabt Stettin geigte fidj bereits im Slpril 14(56 bei ben in Sarft a. £). gepflogenen Verßanblungen feljr gurüdtjaltenb unb erflärte, man miiffe, beoor eine beftimmte Sufage wegen ber fjmlbigung uioglid) fei, ben Vefdjluß ber allgemeinen Stänbeoerfammlung abwarten. ©od) fdjon am 22. Slpril gab ber Stat bie beutlidje Grtlärung ab, bie Stabt fei nidjt fdjulbig, bem Jt'urfürften bie Grbljulbigung gu leiften uub tonne iljm ben Gintritt in Stettin nur mit fjodjftens 200 Jßferben geftatten. ®aS war eine tlare unb bünbige Slbfage. SBie ift eS gu ertlären, bafj in ben wenigen SJtonaten, bie feit bem Slbfdjluffe beS Solbiner Vertrages oerfloffen waren, eine foldje Sbiberung in Stettin eintreten tonnte? 2ln ben leitenben Stellen im State war ingwifdjen fein SBedjfel eingetreten, Vertrant Vaul unb ©ietrid) Grabow waren nod) bte üorfitjenben Viirgermeifter, unb eS ift tein Slngeidjen bafür Dortjanbeu, baß fie bem britten Viirgermeifter Sllbrecßt Glinbe, ber bamals nidjt gum fitjenben State gehörte, in tiefgeljeljenber VteinungS? rerfdjiebcnljeit gegenüber ftanbeu. ©agegen ift eS waljrfdjeittlidj, baß fid) in ber Vürgerfdjaft eine Cppofition gegen bie Stellung geltenb madjte, bie ber Stat bei ben Solbiner Verljaiiblungeii eingenommen ljatte, uub baß biefer bann felbft bie neu gefdjaffene Sadjlage anberS beurteilte wie früljer unb bemnad) feine ißolitif änberte. GS tarn gu erregten Verljanbluugen gwifdjen ben SJlitgliebern beS States unb ben Vertretern ber Vürgerfdjaft; non einem „Stumor in Stettin" wirb in einer gleidjgeitigen Slufgeicßnung berichtet, in ber audj uon einer fdjließlidjen „Goncorbia“ bie Siebe ift. Vermutlid) fjat ber Siat fid) mit ber Gemeinbe oertragen, gumal ba, wie eS fdjeint, ein ©eil be§ Sibels non Slufang au gegen ben Vertrag war unb bie ©ppofition ber Vürger unterftüßte. ©aß aber aud) bie SSolgafter $crgoge im ^iiitergrunbe mitgewirtt unb burdj allerlei Verfpredjungen bie ab leljnenbe Haltung bet Stettiner beftärtt ßaben, ift waljrfdjeinlid). ©er Kurfürft ^riebridj wat über bie troßige SSeigerung ber Stabt aufs Ijödjfte empört. SBie tonnte fie es wagen, ißm, bem
SBttfrinbluitßeu mit bet SWart. 111 mächtigen SleidjSfurften, ber fdjon mandje wiberfpenftige Semeinbe jum ©eljorfam gejwitngen ljatte, trotj ber flaren unb beutlidjeu ®er= tragsbeftimnunigen bie jjugefagte ^ulbigung 31t oerweigern! Qn Ijellem gorne erliefe er am 1. SJlai 1466 ein Sdjteiben an Siirgermeifter, SRatmann, Sllterleute beS fiaufmann unb ber SSerfe unb bie ©cmeinbe. ßwietradjt uub t'lrgernis wollten fie mit iijrer ^errfdjaft erregen unb bie Solbiner Slbmadjungen nidjt ljalten, obwohl bie Übertreter ber Stabt banials feierlich ertlärt hätten, dit scholen nicht pomcrsche Dedinge wesen, sunder was man dedinge, dat scholde wol geholden werden. „Wi hopen nicht“, ruft ber fiurfürft auS, „dat gy dy Lude sind, dy uns unse liecht nemen edder des verweren scholen.“ 6)0113 befonbers empört war er aber über bie gorberung ber Stettiner, er Jolle nicht meljr als 200 fReifige in bie Stabt bringen. „Wy weten noch wol, wu stark wy in unse eygen Stpde rydeu scholen.“ üßiel ©inbrucf wirb bieS broljenbe Sdjreiben in Stettin faum gemadjt haben, obwohl and) Verflog SBartiflaw X, ber in ber 9läfee in Sarg weilte, fich cein ßurfiirften gegenüber Ijödjft entriiftet über ben lln- geljorfam ber Stettiner ftellte. ®ie folgenben ÜBerhmtblungen, bie im SJlai unb Quni 31t Stettin ober ÜRuppin ftattfanben, waren ergebnislos, bie Stäube beS ^er3ogtnmS unb oor allem Stettin oerljanbelten für fidj unb ftärlten fidj gegenteilig in ihrer ablehnenbcn Haltung, ja felbft bie -$er3oge 3eigten bereits offentunbiger, bafe fie ebenfalls baran buchten, fich heu Solbiner ÜBerpflidjtungen 31t er^icljen. ®a liefe ber ft'urfürft am 12. September 1406 ein 3n>eiteS ernfteS Sdjreiben an bie Stabt ergeben, in bem er 90113 entfdjieben bie £>ulbigttng bis SRidjaeliS forberte; wenn baS nidjt gcfdjelje, fo werbe er mit anberen gurften (Gewalt gegen fie anwenben unb oor allem eine ^anbclS= fperre uerljängen. Sim 28. September aber fdjob er, oielleidjt infolge einer ÜBerwenbung ber £jer3oge, ben ©nbtermin für bie f>ulbigung auf ben 28. Cttober ljinauS unb lub bie Vertreter ber Stabt 311m 20. Cftober nach ®artj a. C. ®ie unfichere Haltung beS JTurfürften war bie ÜBeranlaffung, bafe bie Stettiner ruljig bei iijrer ableljnenben Haltung oerljarrten, als in ben folgenben UJlonaten bie frudjtlofen Ißerhanblnngen fidj fotogen, aber audj fdjon mandjerlei geinbfelig- leiten an ber pomuierfd' märfifdjen ®reit3e oorfamen. $er3og <£ridj II, ber engen Slnfthlug an ißolen fudjte unb fanb, würbe immer mehr bie Seele beS SßiberftanbeS. 8« offenem Srndje fam eS, als in üßommern bie ^ladjridjt eintraf, Alaifer griebrirf) hQhf a,lt l4- CI tober 1466 ben Solbiner Vertrag faf|iert unb ben SJefefjl erlaffen, bie £>et3oge SSartiflaw unb Gridj füllten fidj in feine ÜBeränberung betreffe, ber ÜeljnSabljcingigteit ber Canbe Stettin unb ißommern einlaffen.
112 $nnbelä!tit0 mit ber SJiarf. Qn ben erften SJloiiaten beS Jahres 1467 ging ber Äitrfürft 3-riebrid) 311 ernften SJlafjregeln gegen bie Stabt Stettin über, fügte ihrem Verfeljr guerft burch rigorofe 3ollerljebung manchen Schaben gu unb erliefe balb barauf ein Verbot beS £>anbelS groifchen feinem ßanbe unb Stettin. „Wir haben“, fo fcfereifct er, „ein gemein Gebot in allen unseren Landen usgeen lassen, dass nymand durch unser Land den von Stetin einicherleye Kaufinansschatz und Waren zu- füren, noch abfüren oder Handel mit ihn haben soll.“ Slidjt nur ßiibed, fonbern audj bie £jergoge non 'Uledlenburg unb Saufen würben aufgeforbert, biefe .ftanbelSfperre gleichfalls anguneljmeii unb gu verfünben. Vei ben dürften hotte biefe Sitte (Erfolg, flübed ba» gegen unb bie £>anfa traten für Stettin ein unb roanbten fid) in Schreiben, in benen gum Seil ein redjt brofjenber Son angefdjlagen rourbe, an bett st urfürften. J^fefet geigten auch bie beiben .£>ergoge SÖartiflaw X. unb (Erich II-, bie fidj in biefer Streitfrage non ben (Juriften ber neuen ©reifSwalber llniuerfität beraten liefeen, offen ihre Släne. Sie Stäube bes ßanbeS leifteten ihnen bie $ulbigung, unb ihnen folgte am 26. SJlai 1467 bie Stabt Stettin. Sie betätigten ihr in einer Urfunbe alle alten Hiedjte unb Sßriutlegieri, befonberS biejenigen, de dar luden up ere Segelacie, Nedderlage, Tolle, Stratentolle. ßugleid) aber gaben fie ihr baS roidjtige JJ?cd£)t, bafe Sdjulbforberungen an Stettiner Sürger nur in ber Stabt felbft ein» geflagt roerben füllten. Slodj bebeutfamer war bie Verpflichtung, bie oon ben dürften übernommen warb, ohne (Einwilligung ber Stänbe feinen ßanbfrieg gu beginnen unb bei Streitigfeiten gwifdjen ihnen felbft ben Stettinern gu geftatten, bafe fie fich bem anfdjließen bürften, ber bereit wäre, fid) ihrem StidEjterfprucfje gu unterwerfen. <Jit biefem wichtigen Privileg fam am 1. Qfuni ein groeiteS, baS oielleicfjt nod; größere Vebeutung hatte- SBartiffaro X. fagte ber Stabt gu, baß alle Sdjiffe mit Söaren, bie oom .fjaff auS bie Cber aufwärts itadj ben SJlarfen, Vleifjeu, Sachfen, VöfjmeH, Stolen ober umgefehrt auS biefen flänbern bett glufj abwärts führen, in Stettin Slieberlage halten füllten; basfelbe follte auch mit ben gu ßanbe geführten Söaren ge» fchehcn- Sliemanb aus ben Cberlanben follte über Stettin hiaauS bei Strafe ber Sfonfistation ber ©iiter ffaufmannfdjaft treiben. Sa= burch war baS alte Siecht ber Vlärter vom Qahre 1311, bafj fie mit ihren Sdjiffen ungehinbert ben Vaum von Stettin paffieren burften, aufgeljoben unb iljnen bie birefte Verbinbung mit ber Oftfee unter» bunben. ®aS war bie SIntwort auf bie btanbenburgifche Sperre. SBie bie SSirtung biefeS £jaitbelSfriegeS für beibe Parteien loar, ver= mögen wir nidjt gu beurteilen, fidjer aber haben fie nicht geringen
Shitfi bet Brmibenburger. 113 Sdjaben erlitten. Der Sturfürft, ber mit ber Eröffnung ber triegcrifdjen Unternehmungen abermals zögerte, hoffte immer nod), bie trotzige Stabt jum flladjgeben 311 bringen. So ermahnte er bie Stettiner 3. 'B. in einem Schreiben oom 2. 2J?ai 14(»8 nodjinalS, ben Vertrag oon Solbin aiijuertcnnen; wenn fie baS täten, füllten für ben £>aubel JRitfje nnb Triebe im ßanbe herrfdjeit. ®od) bie ßorfitng fanb fein Getjör. Qm 14(58 begann ber Strieg, in bem bie Braiibenburger halb bis ßödnitj uorbrangen nnb bie Burg bort entnahmen. 'Jliidj Wartj fiel in iljre .fjiänbe. Spätere Überlieferung berichtet oon Verrat, ber Bürgermeifter 'Sllbredjt Gllinbe füll mit babei im Spiele gewefen fein. Gr pflog, fo loitb erzählt, in SdjillerSborf heimliche 'Berhanblungen mit ben branbenburgifdjen Bäten nnb uerfprad) fogar, ben Blättern bie fiore Stettins 311 öffnen. ?lber burd) iljre ^ögernng nnb burdj bie SSachfainteit ber 23ürger= wadje, befonbers ber Slnodjenhaiier, bie fid) nod) im lebten Slngenblicte an bem fßaffauer Siore einftellten, würbe ber h<>iterliftige 'Bnfchlag uereitelt. ®iefe oon ben Gljronifteii immer weiter auSgemalte unb bramatifdjer geftaltete Grjäljlnng ift inbeffen unzweifelhaft ein Brobutt ber gefdjäftigcn Boltspljantafie, bie in Grinnerung an bie fdjweren Beiten biefeS StriegcS fpäter nidjt genug uon 'Berrat unb 'Berrätcrn 311 berid)ten wufjtc. £b ber Slurfürft bamals überhaupt einen 'Bn= fdjlag auf Stettin unternahm, ift giueifeltjaft, uub uon einer branbeu burgtfdjen fßartei in ber Stabt, bie fid) nod) bagu auf offentuubigen 'Betrat eiiigelaffen haben füll, fiubet fid) in ben beglaubigten iKacf) richten feine Spur. Wibrecht Slinbe, ber audj fpäter eine aiigcfeljene Stellung in Stettin entnahm, hat 3nhr0tmberte lang ben Barnen eines 'BerräterS tragen muffen, bis enblich bie gefdjidjtlidje gorfdjung ilju uon biefem fdjweren 'JJlatel gereinigt hat- ®er Stampf int Stettiner ßanbe bradjte bie .^erzöge Söartiflaw unb Gridj in große BebräugiiiS, fobafj fie £>ilfe fndjenb fid? an 'Bolen waubten. Gin uorläufiger 'Waffcnftillftanb tarn guftanbe, ber St lieg brach aber balb wieber aus unb bauerte fort trotj wieberl)olt ein geleiteter 'Berhanblungen, bei benen bie Stäbte Stralfunb unb GlreifS walb ober Bolen bie 'Bermittelung übernahmen. ®iefe witrbeii befoiiberS in Bolen geführt, unb als 'Bertreter Stettins waren bie 8fatSl)erreii StlauS Steuen unb 'Slrnb uon ber ®ibe zugegen. 'Was fie in Betritau auf bem JHeidjStage auSgeridjtet ljaben, ift unbetannt. Gine neue äöenbung naljni ber langwierige Streit, als im Slpril 1470 Slurfürft JVriebrid) H. ber £>errfdjaft in ber Biart entfagte unb fein Bruber üllbredjt bie Regierung bort übernahm. 'JJiit Gnergie unb Sattraft griff ber neue .fjerr bic Sadje au, befonbers ba fid) ber HVrticiiiaun. voll Stettin 8
114 Ter Triebe gu Prenjlau 1472. Slaifer für iljn entfdjieb. (£3 tarn wieber ju Jläntpfen an ber Wrettje, unb bie verfdjiebenen faiferlidjen Planbate, bie an bie ^er^oge unb iljre Untertanen, aud) an bie Stabt Stettin im Vlu^juft 1471, ergingen, blieben nidjt oljne (Einbrncf. So fam am 16. September ein slöaffen= ftillftanb auf etwa neun Pionate ^uftanbe; bie Straßen füllten frei nnb friebfaui fein, ber Kaufmann unb ber fafjrenbe Plann nngefdljrbet unb fidjer reifen. Ter Pat von granffurt beftätigte am 8. Cftober bem von Stettin, baß biefe Sicherheit aud) für bie Stettiner Kaufleute gelten Jolle. Taniit war bie märfifdje .fcanbelsiperre auf gehoben. Sll<ä bann U'urfürft Plbredjt felbft in ber SJlarf erfrijien, fdjtoß man am 30. Plai 1172 ^u Prenzlau g-rieben. Tie ßehnd Oberhoheit Pranbenburgs über Pommern-Stettin wnrbe anerfamit, bie jpulbigung ber ßanbftänbe für ben Slurfiirften .pigefagt. Ter lange Slampf mar beenbet wotbeit, aber in einer SSeife, bie noch gar viele Sdjwierigfeiten nnbefeitigt ließ. Tie Stabt Stettin, bie anfänglidj im Plittelpunfte bed Streites ftanb, trat juletjt faft gar nidjt tätig hervor. .£>atte man bort fein £$ntereffe mehr an bem Streite, nad) bem man bie großen Privilegien von ben ^er^ogen erhalten hatte? Ober war im Pate eine anbere Pistung in ber Politif ()ur (Geltung gefommen? Um bad $al)r 1470 verfd)winben and ben leitenben Stellen ber Purgermeifter bie Pfänner, bie feit längerer ßeir biefe '.'inner immer wieber oerwaltet ljatten, Sllbredjt Sliube (feit 1436 im Pate, 1448 jiim erften Plale Purgermeifter), Tietridj (Arabow (feit 1442 im Pate, 1158 jiierft Pürgermeifter) unb Pertram paul (feit 1442 int Pate, 1464 guerft Purgermeifter). Tie neuen Piirger» meifter, Sttaud Oolbbet (feit 1469), peter Parenljolt (feit 1470), Wluus Steven (feit 1471), bie biefe PHirbe bi§ 1478 abwedjfelnb verwalteten, fdjeincn für ein teinlenfen ber Stabt gegenüber Praitben« bürg eingetreten 31t fein, ©linbe legte 1171, vielleidjt, weil er bei ber Umfetjung be§ Pates am 3. Plai nidjt wieber bad regierenbe Pürgermeifteranit erhielt, fein ?luit nieber unb verjidjtete burd) bie Urfitnbe vom 28. Quni auf alle '.’lnfprüdje an bie Stabt. Tanut rourbc audj ber privatred)tlid)e Streit, ben er jufammen mit Tietridj 65rabow ober beffen (Erben feit längerer ßeit gegen bie Staot ver mutlidj wegen eines Kapitals führte, cnbgültig erlebigt. (Er fdjeint nod) einige Bahre ui Stettin gelebt ,pi haben. Tic unruhigen Beiten bes Krieges (jaben bem .vanüel 311 ßanbe uub auf bem g-luffe fidjerlid) mancherlei Sdjaben unb Pcrluft gebradjt, ,jttr See aber verfebrten bie Stettiner Sdjiffe ungeljinbert. fjür bie jähiüdje Sdjoiienreife ftellte ber König von Täitemarf jebesmal einen Sdjußbrief aus, benn ohne einen fotdjen wagten bie hanfifdjen Stäbte
©anbtl. 115 nidjt ben alten .fpanoelsuerteljr aufrecht 311 erhalten, ba fich in Däne« marf ba§ löeftreben regte, bas ßanb non betn fjanbel ber ^reinben frei ju machen. Dennoch bebeuteten bie ^Beziehungen 31t ©(honen für ©tettin, baS gerabe in biefer Seit feine Ijerrfdjenbe Stellung im TVifcfjljanbel begriinbete, noch anßerorbentlidj uiel. Drotj ber ungunftigen Seiten ljielt inan baran feft, auf biefent Sebiete nicht anbere ©taöte hodjfonunen 311 taffen, ging fogar mit (Meioalt gegen Heinere ®e= meinben, mie SlöSlin, oor nnb begriinbete 1475 ein eigenes Slompagnie« haue in 'JJlalmö, ioo oom Domfapitel gu ßunb ein £iof fiir einen Sfahreszins uon 5 Sth- ®nlben gepadjtet mürbe, hiermit [teilen int Sufammenhange mieberljolte SBefdjmerben, bie uon ben $anfatagen 1475 unb 147G gegen bie ©tetnner ruegen ihrer Slbfonberung uon ber beutfdjen stompagrfie in SRaltnö erhoben mürben. Sluch geriet man mit bem bortigen State in Differenzen, al§ er uon bem $ofe bie fleiftinig uon ©djoß, llnpflidjt ufm. forberte. (ES ift beutlich 8U ertennen, baß 311 berfelben Seit, als bie ©tabt ©tettin für ben Sinnen- IjanM bie michtigften ißriüilegien erlangte, ber UnternebmungSgeift ber bortigen Kaufleute redjt rege mar unb biefe ben SBerfehr über See anf alle Weife aufrecht ju erhalten, ja 31t erweitern fich bemühten. Die (Senoffenfdjaften ber Drafer, galfterbo- unb (Elleiibogenfahrer waren, mie auS einzelnen Slotizen heruorgeht, für ben 3?ang ber geringe unb iljren Verlauf nicht niinber eifrig tätig, als für bie (Erhaltung ber alten ^anbeLSbezieljungen. 3n biefer Seit fdjeint noch eine nierte Bereinigung zu biefent S'oecte entftanben zu fein, bie ©t. rinnemiBruberfdjaft ber Somholmfahrer, bie freilidi nur aus einer (Eintragung uon 1499 befannt ift. Sluf bie Crbnumj bes ^anbelS unb bie ^Beobachtung ber alten (»efetjc unb 9?orfdjriften maren Stat uub Slaufmannfihaft in gleicher 'Weife bebacfjt. Reiter ließ immer mieber in ben SBürgerfpradjen b*e (Gebräuche unb Beftiininungen über ben Jlterteljr mit ^remben, über ®etreibe= unb SBcintjanbel uerftinben, ben SBortauf uerbieten, ben Sroang zur Slieberlage in (Erinnerung bringen. 3hrn lag nor allem baran, ben Singen feiner ^Bürger zu wahren, fie uor 'Betrug, Über« uorteilung unb jeglichem Sladjteil zu fdjügen, aber audj 31t Stedit unb ®ljriid)feit im $anbel mit anberen anzuhalten. Dies mag nidjt ganz überflitffig geiuefen fein, beim 1477 richtete ber Siat uon Sliirn« berg an ©tettin eine Silage über gifdjuerfälfdjmig. 'lieben bem State erließen bie ^anbelstompagnieu ähnliche SBorfdjriften unb forgten burd) ihre Crbnungen, bie in ben SJlutljbüchern aufgezeidjnet mürben, zur meift m ®emeinfdjaft mit ahnlidjeu ®cfellfchaftcn anberer £ianfaftäbte für Slufrechterljaltuna aller bet SBeftimmungen, bie für einen georbneten 8*
116 Taß fSegkrtjauS. fjaiibe! notwenbig waren. Ta tjaiibclte es fid) um bie gifdjerei, bie ^jerftellung ber Tannen, bie ?lrt ber SBagcn, bie ®erwcnbitng oon Saig, bie ßeidjterfaljräeiige, baS ßöfdjeu unb ßaben, bie ßudjt uub Drbnttng auf ben Sdjiffen, ben Soll, ben ©infauf unb Verlauf, ben perföiilidjen Serfeljr in ben gitten unb ßagerhänfent ufiu. QJei bem Mangel allgemeiner ftaatlidjer aber gar internationaler iöeftnnmungen mar eine foldje iKegefuttg burd) bie einzelnen Stäbte burdjatts not» wettbig ©ine neue Crbnung erging 1472 fiir bie Stettiner Korporation, in ber bie Kaufleute in ber $eimat feit langer Seit vereinigt waren. Ter iftat einigte fid) mit ben Jlltcrleuten bes Kaufmanns über Statuten für ba§ SeglerßauS, ju bem jeber „edjt unb red)t geborene, ehren werte Kauf» uub £>anbelSmanti", aber fein $anbwerfer geljörcn füllte. Sluf ©inlabiing ber Jllterleute mußten fie jttr ißerfammluiig erfdjeinen unb „gemeine Stabt- unb KaufmatniS-^änbel, fo ihnen von einem ehrbaren 9tate proponieret worben, einträdjtiglidj mit bcfdtließen helfen." gür ©rljaltung oon ßudjt unb Slnftaub 31t Jorgen, war in biefer Seit, in ber fid) oft unbäitbige Kraft in SSort unb Tat funbtat, ganj befonbers notwenbig; baber würben für ben ikrteljr auf bem Seglerhaufe ftrenge Üforfdjriften gegen Sdjlagen, Sfollfaufen, Spielen, Sd)ulbetunad)eii, Sadjbefdjäbignng u. a. m. erlaffen. ?htd) in gefelliger Segiehung naljm bas Seglerbaus, wie an anberen Crten baS 'JlrtursbauS, eine attgefeljene Stellung ein. Mandjer Bürger war gar ftolg barauf, iljin anjngeijöreii, unb glaubte wobt bie gabel, baß es fdjon vor „etlidjen ßunbert Jahren bei ber SSJenben Jeit ein foldj öffeutndieS unb feljr jterlidjeS anfeljnlidjeS £>aitS allljier gewefen, bariu bie Ijantierenben Kaufleute iljre gewöhnlichen ^ufanimentünfte uub fonberbaren Ijcibiiifdjeu gefte, Jedr uub Trinfgelage, gehalten." ©in eigenes KompagnieljauS befaßen and) bie Träfet in ber Ober» ftraße feit 1463 burd) bie Stiftung iljres SlltermanneS KlauS Toni, ber 3itr Siusfteuer armer Jungfrauen ©infünfte beftimmt ljatte. TaS Traferbud) uon 1461 £cigt, baß bie Kaufleute es woljl uerftauben, bas Verwögen iljrer ©enoffenfdjaft gut 311 verwalten uub baS Kapital ertragreidj aitßtilegen. Tie Sdjüßengilbe entftairb vielleidjt in biefer Seit, als ber märtifdje Krieg an bie äöeljrljaftigfeit ber '.Bürger große sJlufprüd)e madjte, wenn fie urtunblidj and) erft 1491 nadjiueisbar ift. Sie befaß gleidjfallS ein .fjatis am St. Jafobi Kitdjljof unb einen Vlltar in ber Jafobitirdje. ?lus allen 9ladjricßteu, fo bürftig fie audj finb, gewinnt man ben ©inbrud, baß bie Stabt in ben Jaljren bes ©rbfolgefriegeS einen nidjt geringen Sluffdjwuiig naljm. TaS beweifen bie erfolgreidj6
©crljiiltitiS zu ©ronbenbutfl. 117 bie ihr ©at betrieb, unb bie rege Täiigfeit ber ©iirgerfdjaft, bie fid) auf verfdjiebenen ßlebieteii beS wirtfdjaftlidjen ober fozialett Vebcits offenbarte, baS gebt and) aus ben (Eintragungen bcS ©ürger- bndjeS hervor. ©Benn 3. ©. im (fatjre 1466 nidjt weniger als 160 ©eubiirger aiifgenommen würben, fo fann ba§ ja auf große ©bgängc in ben voraufgegaugcnen (faljren fdjließcn laffen, aber biefe mären nidjt fo halb erfetjt worben, wenn nidjt bie neuen ©iitgcr, bie jinn Teil au§ bet gteinbc in bie Stabt zogen, bie ©nsfidjt gehabt batten, bort iljr ©rot 311 verhielten (fn ben folgenben (fahren war bie ©ufnaljnic non ©ärgern nidjt geringer als gewöhnlich, namentlich aus ben benadjbarten Törfern fanb ein .ßujitg ftatt, bet vielleicht burdj bie weiteren unruhigen $eiten veranlaßt würbe. Tenn bas ©erljältnis jroifrfjen ©ontmern unb ©ranbenburg blieb audj nadj bem ©ren,flauer ^rieben ein jiemlid) gefpannteS. Ter Celjnseib würbe zwar von ben .fierjogen unb ben Stäuben geleiftct, wie aber Stettin fidj babei verhielt, wiffen wir nidjt. (^ebenfalls traute ber argwoljnifdje SRartgraf (foljann, ber für feinen ©ater, ben jtnrfürften ©Ibrcdjt, bie ^Regierung in ber ©Hart führte, ber Stabt nidjt im geringften. Sdjon im (fuli 1473 hatte er ben SRat im ©erbadjt, baß er auf ©bfall finite. Gs ift unzweifelhaft, baß man in Stettin bie ©orgänge in ber ©larf attfmerffam beobadjtete unb von bem Serwürfniffe ber bortigen Stäbte mit itjrem CaiibeSIjcrrn wußte. Gewiß gab eS in ber Stabt eine ©artei, bie gegen ©rauben- bürg unb ben ©renzlauer Trieben agitierte, wäljrenb anbererfeits ©nljänger ber Hoßenzollern nidjt fehlten, gär iljre Sache wirfte, wie e§ fdjeint, bet päpftlidje flegat ?lntoniuS ©oniimbra, ber fid) 1473 uub 1474 längere ßeit in Stettin aufljielt. Ten CTegnern ©rauben bürge war bagegen int Seljeimcn Herzog ©Bartiflaw X. zngencigt, wäßrenb fjer.jog (Erich H , obwohl er im derzeit nid)t anbers gefinnt war, fieß bodj vorfidjtiger ^nriicfljielt. Gr ftarb am 5. (fuli 1474 Zu ©Jolgaft, nnb fein Tob führte halb z» neuen Kämpfen unb Streitigfeiten. Sein ältefter Sohn ©ogiflaw X. übernahm, etwa 20 (faljre alt, bie ^Regierung unter fdjivierigen ©erhältniffen, bie ißm nidjt, wie bie alte fagcnljafte Überlieferung beridjtet, von feiten feiner ©Hutter, ber Herzogin Sophie, crwudjfen, fonbern in ber Sage beS -ficrzog tumS Stettin iljren fflntitb ljatten. Tie§ ßJebiet würbe von ben beiben Cinieit bcS Herzogtums ©Bolgaft verwaltet, bie feit 1372 bieSfeitS unb jenfeitS ber Swine beftanben. Hi^urdj waren bereits Zwifdjen ben ©rübern Grieß H. unb ©Öartiflaw X. Sdjwierigfeiten entftanben, bie fidj für ben jungen Herzog fortfeßten. ©ber er
118 Stettin unb bie pommftfdjen tVitrllen gewann halb Slnfdjlufj an ben Ctjeim, weil bie 3>oitterftellung beS Stettiner ßanbeS bie dürften budj gu einmütigem £)anbeln wer anlafite. Tenn bie bärtigen Stänbe, namentlich bie Stabt Stettin, fudjten aus ber ftaatSredjtlid) unfidjereit Sage be§ umstrittenen (Gebietes Sorteil gu gieren. Sie verhielten fiel) gegenüber ben fjorberungen iEjrer ßanbeSfjerren ableljnenb unb benagten bie Stellung, bie fie Sranbenburg gegenüber einnehmen tonnten, je nacfjbem e§ ihnen gut biinfte. 8ln Sogiflaw trat bie gorbenmg heran, baS Stettiner Canb alS ßeljn Dom Slartgrafen gu empfangen. @r weigerte fid) beffen, unb fein Cgeim fowogl wie feine SRutter beftärtten ign in feiner ablegnenben Haltung. Ta war eS für iljn oon 5Bid)tigteit, wie fid) bie Stänbe gu biefer grage fteHten, ob fie iljm fofort bie $ulbigung leiften würben. Stettin lernte eS ab, ohne weiteres gu bulbigen, unb forberte gunädjft oor ber ^julbigung bie Seftätigung feiner Srifdegien. Teni Slarfgrafen Johann eridjien ber Seitpuntt günftig, bie Stabt für fidj gu gewinnen, unb er oerlielj iljr oielleidjt auS biefent @runbe ein auSbrüdlidjeS Srifileg beS freien unb fidjiren SerfefjrS in feinen ßanben. greilid) erreichte er nidjt oiel baburdj, aber bem SRate würbe burd) foldj Sorgeben ber Süden geftärft, er tonnte mit feinen fjorberungen gang anbers tjeroortreten, and) alS am 25. Sooeinber 1475 bie binterponimerfdjen Stänbe bem .fjergoge Sogiflaw gu Stargarb ljulbigten. So waren bie Serljältniffe längere Seit Dolllommen ungeflärt; eS Ijerrfdjte wieber Streit gwifdjen Sranben= bürg unb Sommern, ber fdjon faft gu neuem Kriege führte, Stettin aber verhielt fich neutral gwifdjen beiben Sarteien unb wartete ab, wo eS am meiften gewinnen tönne. Turd) fein Serljalten tarn Stettin, wie eS fdjeint, audj in S?on= flitte mit bem benachbarten Sibel, ber loenigftenS gum Teil für bie pommerfdjen giirften eintrat. ®ir erfahren, bafj einer, ber gu ihm gehörte, in bie ßiefangenfdjaft ber Stabt geriet unb erft nach längerer Seit bie greil)eit gewann. Sind) fonft wirb oon Unruhen mancher 2lrt im ßanbe berichtet. Snbhd) aber gelang eS, eine (Einigung gwifdien Sommern unb Sranbenburg fjetguftellen, inbem Sogiflaw oerfpradj, bem Sfurfiirften Wibrecht, wenn er felbft ins ßanb tarne, ben ßebnSeib gu leiften. llngweifelljaft hat bei biefer Vlbmadjung auch Stettin eine beoeutfame Solle gefpielt. Sogiflaw gewann bie Stabt, inbem er iljr am 23. Qanuar 1177 nicht nur iljre alten SRedite betätigte, fonbern auch über bie Srioilegien, bie fein Sater uub £h«m »hr verliefen hatten, hinaus iljre greipeiten erweiterte. Söer etwas gegen ihre Sürger ljat. foll fein Siecht nur in Stettin fachen, unb fie felbft follen oor feinem auswärtigen ©eridjte, als oor ben
Stritß mit Vranbcnburg. 119 ßergoglidjen ffieridjten fief) gu verantworten bte Spfficfjt buben. 3oII freibeit mürbe ihnen gugefagt nidjt nur im gangen («ebiete, bag ber .frergog jegt befaß, fonbern and) in bem, ba§ er etwa nod) gewinnen mürbe. Von bem Vedjte ber QJritnbniljr würben bie (Stettiner voll= fommen befreit, unb ein neuer gatjrmarft würbe ihnen für ben 16. Cttober bewilligt. Sei einem Streite gwifdjen ben beiben ßanbe§= Ijerrett hatte bie Stabt ba§ 'Jledjt, fid) bem angiifdjließcu, ber fief) ihrer ßntfdjeibnng fügen wollte. ߧ finb feljr ausgebehnte greiheiten, bie l)ier ben Stettinern namcntlidj für ihren .franbel gu Söaffcr unb gu ßanbe gegeben würben. Vogiflaw mußte bie friilbigung, bie ihm geleiftct würbe, gar teuer erlaufen, aber er erreidjte wenigftenS, baß Stettin fief) nidjt oon ihm unb feinem fraufe abwanbte. 3tittdd>ft frfjien greunbfehaft gwifdjen ben beiben Vadjbarlänbern unb ihren frerrfdjerljäufetit baitetnb begrünbet gu fein, Vermählte fid) hoch Vogiflaw im September 1477 mit SJlargarete, ber SLocßter be§ fi'urfürfteii griebridj II. illber nidjt lange banaeß begann 'Jßartiflaw X. plötjlicß wieber beu Atampf gegen Vranbenburg, inbem er am 6. Mprit 1478 («arg a. C. überfiel unb eroberte. Vei ber Überrumpelung biefer Stabt, bie fpäter oon ber Voltsfage mannigfach auSgefcßinücft worben ift, waren Vürger oon Stargarb nnb Stettin eifrig tätig. Sie hatten ein großes gntereffe baran, bic Cberfefte in pommerfeßem Vcfige gu wiffeu. TamalS etflang in ihren Straßen ber alte Sdjlacßtruf: .frorfa Stettin! uub erweefte bie märfifdjc Vc fagung aus ruhigem Sdjlaf. Valb banad) fiel aud) Vierrabeit in bie .fräitbe ber Sommern, unb Vogiflaw X., ber fid) alsbalb feinem Scheint anfcßloß, gab baS Schloß ben Stettinern gur Verwäßrung. Sic oerteibigten es mit Erfolg, als ber fDlartgraf goßann erfeßien, um bie gefte eingiiiieljmen. Vei ben folgcnben Kämpfen aber, in benen Vogiflaw fidj nidjt fonberlid) aitSgeidjnete, gerieten bie Sommern in foldje VebrängniS, baß ber junge frergog froh war, im Vtai 1478 einen VBaffenftillftaub gu erlangen. Valb barauf erfdjien Aturfürft 2Ubredjt felbft in ber füfarf unb begann nadj woljl vorbereitetem Vlane ben gelbgug. Unter feiner eigenen ßcitung würbe ber Sturm auf Vierraben unternommen, unb iljni gu wiberftcljen war bie Stettiner Vefagung außerftanbe, ginnal ba baS pommerfdje freer, baS in ber Väßc ftanb, beim Vlnrürfen ber 'JJfärfer floß. Vlm 14. Septeniber witrbc Vierraben eingenommen, ein Erfolg ber Vranbcnbitrger, ber, wie es fdjeint, befonbers aud) burd) gefdjirfte Verweiibung ber We fdjüge erreicht würbe. SSas auS bet Vefagung wurbe, wiffeu wir iiicfjt, aber neben ben Sölbnern, bie Stettin angenommen hatte, wirb aueß mancher Vürger in bie («cfangcnfcßaft geraten fein. Cb ber
120 Ser Triebe uon 1179. fpäter erhobene Sorwurf, bie Stettiner hätten bamalS ihre Sdjulbigfeit nicht getan, berechtigt rogr, vermögen mir nicht 31t beurteilen. Söie ein Sturmwinb braufte ßnrfürft SHbrecfjt burcf) ba§ ßanb, groaitg ben ^ergog Sogiflaw gttr gludjt, verfolgte ibn unb naljm Singen unb Stäbte ein. CDabei würbe audj bas föebiet ber Stabt arg verwüftet, Raubet unb Serfeljt gefdjäbigt, unb nidjt wenige Siirger fielen in bem Stampfe. Salb nntrbe Sogiflaw gum 'ffiaffenftillftanbe gezwungen, nnb ba§ von ben geinben iibel beimgefudjte ßanb tonnte fich ein wenig erholen. Qetjt traten bie Stäbte, namentlich Stettin, entfdjiebcn für IVriebcnSitnterljanbInngen ein unb fitdjtcn biefen gu gutem ®nbe gu verhelfen. (Bewiß mag Sogiflaw in feinem Qnnern bisweilen gemurrt unb gegürut hoben, baß bie Sürgerfdjaften iljn je£t im Stidje ließen, unb gu ber Slbneigitug gegen bie SRadjt ber Stäbte, bie er fpäter fo oft bewies, würbe in biefer ßeit ber ©ntnb gelegt. SU§ währenb ber SBaffenftillftaubsuerhanblungeu .fjergog SSartiflaw X. am 17. ®egcmber 1478 ftarb, wnrbe Sogiflaw ber alleinige $err über gang Sommern. (Sine Beit lang buchte er baran, ben Al'rieg gegen Sranbenburg gu erneuern, aber er eiitfdjieb fich bann ginn Sadjgebcn uub erfanntc im ^rieben git Srcnglau (20. Qiuii 1479) bie ßcljnsherrfdjaft SranbcnbjirgS an. 'Somit war für lange Beit ber Streit gefdjlidjtet, ber and) für Stettin von großer Sebciitiing gewefen war. 3m letjten fflrnnbe hatte bie Stabt in bem Stampfe ber beiben Sodeien ben größten Sorteil errungen, fie hatte ihre fRedjte, Sritrilegien nnb Stetheiten nidjt nur behauptet, fonbern in bebcuteiibem Umfange erweitert, fie hatte trog be§ Slrieges ihren ^taiibcl treiben unb ihre Sürger fdjiißen föunen, fie ljatte vor allem iljrem ßanbeShcrrn gegenüber eine Scbeutung unb Selbftänbigfeit gewonnen, wie fie iljr bisher nod) nicht guteil geworben war. 3eßt war nur bie fjrage: Söirb bie Stabt im grieben biefe Stellung behaupten fönnen? 8. Slapitel. £> feil in unter jSSogifTcw X. (1476 1523). ogiflaw X., ber erftc pommcrfdje gürft, ber es ocrfudjtc bie lanbesherrlidje (Bemalt in feinem ßanbe gu begriinben unb ein wirflidjed Staatsgebilbe in Sommern gu fdjaffen, mußte*um bieS gu erreidjen, uor allem bie Selbftänbigfeit ber Stäbte bredjen. Stit ber iljm eigenen vorfidjtigen Sdjlauljeit ging ber fäergog nidjt bireft auf bie§ .ßiet 3U- fonbern fudjte allmäljlidj ^-ortfdjritte ju
Uniibfjänfliflteit (Stettins. 121 machen. Bunädjft Fjnttc er in ber 9lot beS branbenburgifdjen Krieges bie ftäbtifdjen Sriuilegien beftätigt unb babttrdj .fjilfc gewonnen, aber nndjbem er uon bem 2lnbrauge ber geinbe befreit war, ging er Schritt fiir Sdjritt gegen bie Stäbte uor. ^iiljrer unb 'Berater hierbei war für ben jungen ^icrgog SBerner uon ber Sdjnlenbnrg, ber wert» wiirbige Wann, ber e§ in biefer Seit verftanb, bem Startgrafen uon Sraubenburg uub bem .fjergoge uon Sommern 51t glcidjer Beit gu bienen. Stettin batte uor bem Sraiibenbitrgifdjen Kriege einen hoben (ftrab uon llnabljängigteit erreidjt unb biefe wäljrenb ber Sot, in bie bas £>ergogsljans geriet, erheblich erweitert. Turdj bie grofecn Sriuilegicn uon 1467 waren bie Sledjte unb (^reifjeiteri ber Stabt in einer Steife vermehrt worben, bafj bie VanbeSljerrfdjaft nur nodj wenig gu fagen ljatte. ferner war baS ^ergog§honö ber Stabt pefuniär verpflichtet, bie fjiirften Ijattcn wieberljolt oon iljr ®elb aitfneljmen unb baniit eine briirfenbe 21 bljängigfeit übernehmen müffen. Tafe eS mit ben ginangen Stettins bamals aber nidjt fefjr glängenb ftanb, geljt aus ben gahlrcidjen 21nlethen fjeruor, bie ber Stat um 1480 madjte. So mädjtig bie Vage itadj aufeen erfdjien, im Bauern traten oiele 'JJtaugel unb Sdjäben hervor. Ter ®egenfatj gwifdjen bem State unb einem grofecn Seile ber „gemeinen" Sürgerfdjaft war nur oberflächlich befeitigt, in weiten Streifen tjerrfdjtc llngitfriebenljeit mit ber Serwaltung ber Stabt, ber Steuer» unb ®crictjtsvcrfaffung, .fjanbel unb SerFeljr hatten fdjwere Schläge erlitten, unb ber llnternchmungSgeift, ber fidj nod? regte, täufdjte aufmertfame Seobadjtcr faum barüber, bah eS mit ber mittelalterlichen Slütc Stettins gu ßnbe ging, llngiueifelfjaft ift biefe Satfadje bem •ßergoge Sogiflaw ober feinen Stäten nidjt entgangen, unb banadj richteten fie ihren Sian im Sorgeljen gegen bte Stabt ein. hatte freilich ben 21 nfdjcin, als ocrlieh Sogiflaw ber Stobt nodj gröbere llnabljängigfeit, inbem er am 23. Januar 1482 mit ihr einen Scrtrag über feinen 2lnteil am Stabtgeridjte fchlofe. ScrcitS 1378 hatten bie $ergoge Swantibor HF uub Sogiflaw VII. gwei Trittei beS Berichte« für 5200 Start au Stettin oerpfänbet. Betjt überliefe Sogiflaw ber Stabt biefe gu eigen nnb würbe bafür nidjt nur uon ber jRüdgahlung ber Sfanbfumme befreit, fonbern erljielt auch Grlafe anberer Sdjulben, wie ber oon ftoadjim uub Otto III. entliehenen 3200 'Jiljein. ®itlben, fowie bie Stürflieferung ber 1455 uom .fjergoge (Sridj für 1000 ®nlben verpfänbeten 27 filbcruen ®efäfee nnb Zahlung uon 5000 Start Stettiner Stiinge. TaS war gewife ein holjer Sreis, ben bie Stettiner für ein 'Jtedjt begaljlten, baS fie fdjon mehr alS 100 3°bre tatfädjlidi befafecn. Ihn ben Sertrag ber ©emeinbe nodj
122 Verbnnblitnflcn mit beni .frerjoßr. annehmbarer gu machen, vergidjtete ber .frergog auf einige 9lnfprüd)e, bie bisweilen erhoben roorben waren, aber bocf) hödjft groeifelhaft erscheinen muhten, frergog Stafitnir VT. ljatte oon ben Stettinern eine Slbgabe oon gifcheii, bie fogeiiannten „©tefifdje" geforbert, bie oon ben gifdjern an ben fjergoglidjen frof geliefert werben füllten. ©S war über biefe Vaturallieferuncj roieberljolt gu Streit getommen, Vogiflaro oergidjtete jetjt auf fie. ©benfo erfannte er baS Eigentumsrecht ber Stabt an bem Dorfe Verglaub, ba§ ihr 1333 vereignet roorben wat, ausbrürflid) att unb begab fid) be§ jährlichen Slblagers in Sßölitj, b. h- er vergidjtete auf ba§ 9ledjt, in biefer Stettin gehörigen SRebiat» ftabt auf fioften ber ©emeinbe ©infeljr unb frerberge gu galten. SBichtiger als baS, roaS ber frergog hier aufgab, roar fiir ilju bamals Cfrelb nnb Seit gu gewinnen; wollte er bod) bie alten lanbeSherrlidjen Siechte, bie im Vaufe ber Sahrljunberte oerpfänbet, vertauft ober oer-- loreit roorben waren, allmählich guriieferroerben. Deshalb ging fein Veftreben oor allem barattf au§, birefte Jlbgaben oom ßaubbefifee gu erhalten, aber bagu beburfte er ber Suftimmung ber Stäube, ©in ßanbfdjoh aus bem Stettiner franbe würbe ihm 1482 auf bem Dage gu llcfermünbe fiir groei ^aljre bereinigt, tarn aber erft 1484 gut Erhebung. Sind) Stettin würbe mit feinem Eigentum Ijetcmgegogen. SBic anbere Stäbte, weigerte eS fid) gu galjlen, fo bah lange Ver= hanblungeu notwenbig würben, frierbei muhten bie IRatsfenbeboteu bereits bie Drohung vernehmen, bah ber frergog biejenigen, bie ben Sdjoh nicht gahlen unb ihm hierin imgehorfam fein würben, pfänben werbe. SJR an entfd)loh fi<h, ih« gu gafrleit, als man merfte, bah ein anberer ©eift in ber ^Regierung waltete, gegen ben nicht fo leidjt SBiberftanb gu leiften war. ßugleich gog biefe bie Vertreter ber Stäbte gur Teilnahme an ben VerivaltungSgefchäften heran. Sei einem Streite groifchen Stralfunb uub Stargarb waren bie Viirgermeifter Stettins ?lrnb oon ber SSibe, frans ©erben uub DeroeS 'Jleveling im Ijergoglichen Slate mit tätig unb bradjten einen Vergleich guftanbe (1486 Deg. 31). Vhtrben fdjon hier gwei Stäbte gur 2lnerfennung eines vom frergoge eingefegten SdjiebSgeridjteS genötigt, fo groang er halb banad) auch Stettin gum Slbfdjluffe eines Vertrages, ber beiberfeitige SlHfprüdje entfdjieb. Sim 27. Sluguft 1489 fanb gu SBarnoro eine Vefpredjung beS frergogS mit Vertretern ber Stabt, beit Viirgermeiftern ?lrnb oon ber SSibe unb DeioeS Sleoeling unb ben fiänunerern SRidjel Jöittenborn unb SQlichel Vure, ftatt. ©S banbelte fid) um Streitigfeiten wegen beS Datnntfdjeit Sees, ber Crbötc, b. h- ber jährlichen Slbgabe, bie oon ber Stabt an ben SaiibeSfürften gu leiften war, unb wegen ber fräufer auf ber frerrenfreiheit. Von feiten beS frergogS würben
Der Vertrnfi oon 1191 123 alte ?Infprüd)e fjeftei.b gemacht, bie löngft Herfahrt 311 fein fdjienen, aber auf ben üerfdjiebeiien Sagen jit VJarnow, Treptow a 5R. unb an anberen Orten hielten bie fRäte feft an bem, wa§ ihnen aufgetragen worben war. ßänger al§ ein 3faljr jagen ficf) bie Verhanblitngen bin, fdjlicßlidj aber würbe am 12. Januar 1491 51t (Stettin ein Vergleidj gefcf)Ioffen, in bem fid) „Viirgermeifter, SRatmanneii, Staufmann, SSerte unb (Jemeinbe" mit bem ^erjage Vogiflaw einigten. Ter Tammfdje (See würbe mit allem Bubeljör, ^ifcfjerci ufw. bem dürften jiigefprodjen, ifjm fällte bie (Stabt alle 3faf)re auf (St. Vifolai (6. Tej.) 1250 JRarf Crböre jatjlen unb eine Vaft IRoggcn liefern. VeibeS ljatte ber ^erjog erreicht, inbem er eine mehr al§ 2 Qaljrljunberte alte Urtunbe Ijeranjog. SHogiflaro IV. ljatte 1283 ber Stabt Stettin jiigefidjert, fie falle jäljrlid) nur 100 SRarf Vranbenburgifd) Crböre galjlen, unb ifjr für 600 SRarf Pfennige ba§ Eigentum be§ Tamnifdien See§ überlaffen, fidj unb feinen Gerben jebodj ben fRüderwerb aorbeljalten. Steiner ber fpciteren gürften ljatte an einen SRiirftauf gebadjt, ba fanb man in VogiflawS X. St'aiijlei ben alten ©rief unb faßte fofort ben Eutfdjluß, ben ehemaligen Ijerjogltdjen SJefitj juriidjugewinnen. Selb wollte man bafür nidjt jaljlcn, ba würbe bie Silage gegen Stettin erhoben, e§ ljabe burd) beu Vertuft Vierrabeus, ber burdj bie Sdjulb ber Burger erfolgt fei, bem ^jerjogSfjaufe einen Schaben jugefügt, ben bie Stabt erfeijen miiffe. 3Ran erflärte fid) jebodj bereit, einen Berjidjt auf jene SRüdfaufSfiimme unb auf ba§ Eigentum be§ Tammfdjeii Sees al§ Erfaß aujufeljen ^uriftifdje QSntadjten fpradjcn fid) für bie gorberung ber ^Regierung au§. Tabei tarnen bie Slnfdjauungen unb Erunbfäße be§ römifd)en 5Redjt§, baS in biefer .Beit immer meßt non ben beutfdjen SRedjtsS gelehrten angenommen würbe, jur Slnwenbung, unb Stettin blieb fdjiießlidj nichts übrig, al§ ficf) bem UrteilSfprudje 311 fügen. Schon .oortjer ljatte e§ in bie neue gcftfetjung ber jäljrlidjen Slbgabe an ben ßanbesRjerrn willigen muffen unb biefe bereits feit 1468 gegaljlt Ter britte Bunft be§ Vertrages betraf eine Slngelegenljeit, bie 311 befonbers heftigen Streitigfeiten geführt 311 tjaben fdjeint. 8« beu Steuerungen, bie Bogiflaro als notwenbig jur Schaffung einer wirtlidjen Verwaltung beS VanbeS unb Hebung ber fiirftlidjen SRadjt ertaniite, gehörte audj bie Grünbung einer feften fRefibenj. 3U biefem B10^ löfte er ba£> Slblageredjt, bat» ber ÜanbeSljerr in Stabten, Sflöftern unb Sorfern befafj, ab unb ging baran, fidj einen [tÖubigeu Söotjnfiß 311 fdjaffen. Slfar er biSljer oiel im Vanbe umfjergesogen, fo fatj er halb ein, baß ficf) ber SJhttelpunft ber fiirftlidjen Verwaltung unb feine SRefibeti3 nur in Stettin befuibeu tönne. Tort befaß and) bas ^erjoge hau§ feit Varuim HI. ein [teiiierneS £au§. ßwar ljatten bie Bürger
124 TnS finfllidje $cniS in Stettin. immer mietet verflicht ben dürften ben ®efit; ftreitig gu mndjcti nnb gu verljinbern, bofj fie fidj tjier bnnernb uieberliefjen, bod) gcrabc biefer äiiiberftanb ber 'ftäbtifdjen Gemeinbe reifte Sogiflaw, fid) burdj Grridjtung eines feften SdjloffeS 511m .fjerrn ber Stobt gu tuadjen. Tagu fam, baf; er fidj int Jebruar 1490 mit ber jungen fßringeffin Vlnna uon fßolen, ber Tochter bes STönigS ftafimir, uerlobte. Ta erivieS es fidj als nötig, baS gtinge ^rofroefen, ba§ bisher nur wenig gcorbnet war, neu eingurichteu unb fo 31t geftalten, bafj eS gegen baS polnifrije nidjt gar gu feljr abftad). Tesljalb wollte er weingftcuS vorläufig ben fiirftlidjen .£>of etnigeriuafjcit würbig Ijerftellen unb verlangte, bafj bie Käufer unb Silben, bie von Sürgern auf bem Gebiete, ba§ 311 iljm geljörte, erbaut worben waren, fofort abgebrochen würben. Gs erhob fidj ein Streit bariiber, roie weit ber Segirf bes fiirftlidjen .^anfcS reiche; bas war um fo nndjtiger, weil biefe fogenannte .fjerrenfreiljeit nidjt unter ber ftäbtifdjen fturisbiction ftanb. 'Jladj laugen Serljanblungeit rourbe in bem Settrage vom 12. Januar 1491 feftgefetjt, baf; bte beiben Straften, bie am fiirftlidjen £>ofe vorbei* füljrten, etwa bie heutige Heute Siitter- uub ein Stüd ber ^ßelgerftrafje, bi§ in ben Ulinnftcin, ber fidj in ber 9Jlitte befaub, gur Herren freiljeit gehören füllten, ebenfo roie bie St. Dttenfirdje, bet von flattern unv gebeue .£>of felbft nnb bie gum Hirdjljofe beftinunte Stelle Gs laffen fidj bie Grengen, bie ljier genannt finb, Ijeute nidjt meljr genau angeben, aber -and; in jener Seit fdjeineit fie unfidjer geblieben gu fein, ba fpäter roicberljolt noch Streitigfeiten über bie Slnsbehnnng ber Herren* freiljeit entftanben Sn ben weiteren SBeftimuutngen beS Vertrages erfannte ber .fjergog bas Torf .ftreforo unb 5 .fntfen in Sthmellcntin als ftäbtifdjes Eigentum an, eutfagte auSbrücflidj allen Nnfprüdjen, bie fidj auf ben IBerluft von Uierrabcn begrünbeten, unb geftanb ben Stettinern baS fRedjt gu, bah ein ^Bürger einen anbern nur uor einem einljeimifdjen Geridjtc belangen Jolle, wobei freilidj bas fürftlidjc Gericht ausbritdlidj als guläjfig anerfannt rourbe. fRamcntlidj füllte ber fßrogefj, ben bie Stabt mit Vübefe Slhtfforo wegen bes StabtgeriditS führte, vor biefent Geridjtshofe entfdjieben werben. ©eiter würbe beftimmt, bah ber £>ergog baS Slblager in ^ölit;, auf bas er erft 1482 vergidjtet hatte, beljalten follte uub bie Stabt 40U 'Jitjein. Gulben galjlcn muhte, weil fie bie Wünge nidjt nadj bcS .fjergogs Gebot ljatte fdjlagcn laffen. Tie neue Ijer^oglidje 'JJlüugorbnung vom 19. Dlärg 1489 faub befonberS bei ben Stabten groben ©iberftanb; fie wollten von iljrem alten Gebrandje unb JRedjte nidjt laffen, vor allem beit bebcutenben Gewinn, ben fie aus ber IBerfdjIedjteruiig bet Wiinge gogen, nicht aufgeben, roie es bei ben neuen Schillingen, bie IBogiflaro einführte, ber Jall
k o o □ y DD 0° 00^0 00 00 00 a Die Stadtmaur. b Wiehhauss C. Ein fahrt zus Wagen hauss <1 Au ff diesem ort dicMiinh AuIJ diesem ortt dike Apolekersch Ilauss f. Die peltze Stra/se. g. Henne an beiden seilen der Stra/se li Die fürstliche Schniide. Die fürstliche Schniide. i Das Wagen haus. Klokenthurn. Kirche S Otten eingang m Eingang zur Kirch. 11 Apoteke o. ihorhauss. p unden die Rilterslube q die l/aiiss-Renterey. r ein Pferdslal s Brandt Stelle t Dreyalte Kellerschraden U erste renne v. 2 Renne vorlengst dem C plankenthun iffl (> B ffi EfflSBEffiaEfSffiB StB C3ÜJ £DES EEBEBBffifflHH B B 0 H B B w. Allfl diesem ortt Jürgen Stegen f/attss x. Die Fürst rufsc. y Au ff diesem ortt Thomas. I.ambrechts //auss z. Tenne A. Einfarlh au/Ts /'. Ilauss. B. Der Platz C. Renne vor dem Hauss D.oben F. G. gemach E. linden die t'ant/.lcy. F. Raths Stube G. Der Fanget /turn W.Oben der gro/'se Säet Enden grofse HoFfsltiben. J. Mauer am oldlbiiterberg K. Der oldtbiiterberk L. Alle Kirche undt Fürstliche stettinsehe Ilauss. V\.Die Landlrenthey. N. Keller. „0 Der gang nach dem Frauenthnr P //. Rar. J. E G. gern ach i ndt vohrn der Trumelher Steil ist zum letzten abgebrandt. Q Die Kuchen. R.ßack undt Brauhaus. S.Die Frauen Sira Fse. 1. 'J'as ©tettiner Srfjlof) oor 15^7, o^g ^er 'Uogelfdjou oon Silben
Die 4>od)jeit VogiflmvS X. 125 war. ®e§i)alb berief fid) (Stettin auf feine Dliinzprivilegicn, bie eS 1397 nnb 1408 für ewige feiten erhalten batte. Ter £>erzog aber flimmerte fid) um bas alte !Rcd)t nidjt, fonbern zwang Stettin 311 ber angegebenen (Strafe unb zum Verfpredjeti, fid) tiinftig nad) ber CanbeS Währung zu ricßten. Üßeldj eine Stieberlage batte bie ftolje Stabt mit biefem Vertrage erlitten! gaft auf allen ffiebieten ihrer Verwaltung fjatte f*c bem ^erjage Siuräunuingcn madjen müffelt. Sßir tonnen uns beiden, bafj Vogiflaw mit ftol^er Vefriebigitng über ba§, was er erreidjt batte, am 2. gebruar baS Vcilager mit ber ^irin^effin 2lnna feierte. Vei ihrem Sin^uge ftauuteu bie marteren Vürger über ben Ollatiz unb bie Vrfld)t beS polnifdjen ®efo!geS, bas bie fürftlidje Vraut begleitete. SBar aud) burd) SSerner uon ber Sdjulenburg für ben Empfang ber zahlreichen hoben Weifte, fiir iljre Vewirtuug uub Sin* quartierung alleS woljl vorbereitet, fo tonnten bie Vürgerbätifer bod) faum bie iDienge ber gremben faffen, unb bie Ställe reidjten nur mit Vliibc für bie erwarteten 4000 Vfer^p aus. 9lod) nie batte Stettin ein foldjeS geft gefel)en, für baS eine Unmenge von Vier, Uöein, ®ewürz, gleifd), gifdjen u. a. m. zufammengebrarfjt worben war. Ta ging e§ am fürftlidjen £>ofe bod) l)er mit Sdjmaufcreien, Trintgelagen, Tänzen uub Turnieren. Vamentlid) bie polnifdjen Herren, von benen einer beim ßanzenftedjeu fid) auszeid)ncte, riefen allgemeine Vewunberung hervor. Vei bem lebhaften Verteljr unb bem ungebunbeneu fleben werben bie VJadjen auf bem 'Jtatljaufe unb an ben Toren maiidjerlei zu tun gehabt haben. Viirgermeifter unb iHat aber, bic beim ©inzuge bem ßanbesljcrrn unb feiner neuen ®emal)lin ljulbigteii, werben bad gewiß mit gemifdjten Olefüblen getan haben. Wußte ihnen baS geft bod) als eine Siegesfeier bc§ Vanbesherru über iljre Stabt etfd)eineit. Dabei wußten fie, baß bie Streitpuutte, bie zwifdjeu bem Herzoge unb ihrer (Memeinbe beftanben, nod) nidjt erlebigt nnb cntfdjieben waren. Tie Verljanbliingen bauerten wirtlid) nod) lange fort, iiamentlid) wegen ber Vlüuze. 3 war verfpradjen bie Viirgermeifter im JCttober uub Vovember 1491, barauf 31t halten, baß im £>aubel bie neuen 'JJtünzeii gebraudjt würben, aber fie nagten immer wieber über ben großen Verlieft (250 Witlben), ben bie Stabt burd) bie Neuerung erleibc. terft am 18. September 1492 ertlärtc Vogiflaw, biefe Sadie fei enbgültig entfdjieben unb er fönne nidjt znlaffen, baß fie immer wieber aufgerübrt werbe; er wolle bie ,,.£)errlid)teit unb ben Vraud) ber Vtünze weber ihnen nod) jemanb gönnen, fonbern fie für fid) behalten". \'il)iilid)e fdjroffe 'Jlntworteu erhielten bie Vertreter ber
126 Streit mit bem ©ttenlopitel. Staot aucf) in anberen Sadjen, bie bei ben verfdjiebenen Dagfaljrten gur Spradje gebradjt lunrben. So war uon einem Sdjiffe, haS bei Ufebom geftranbet war, ein Drittel ber Cabung als bent Canoesljerrn verfallen burd) bie hcrä09iid)en Beamten aurüdbetjalten worben. DJiit Diedjt beriefen fid) bie Stettiner auf ihre ^Privilegien, burdj bie fie von biefer alten, aber foum nod) gebräurijlirijen Abgabe befreit worben roaren. Der Öerjog aber 30g gleidifallS einen Vertrag au§ längft vergangenen Dagen Ijeran, unb bie Stettiner erklärten fdjliefelid), fie wollten Seiner ©naben 45 ükilben 311111 Sefdjente geben, bamit baS Sdnff frei fei, natürtidj ohne auf itjre Wecfjte 31t ve^idjten. Dludj inbetreff be§ DtefifeeS in Sdjmellentin, ber Stühlen u. a. m. erljielteii bie Senbboten be§ DlatS eine wenig befriebigenbe Slntwort. Dieben biefen unerquidlidjeu Berljanblungen be§ Dtat§ mit bem $er3oge ging ber ^ßro^efj mit ßiibete SOtiffow wegen be§ Stabt= geridjte§, ber vor bem fiirftlidjen £jofgeridjt geführt würbe unb fidj tauge Ijinaog, fowie ein Streit mit bem Cttenfapitel nebenher. Die fiirdje von St. Ctten war immer metjr bie £>offird)e bes bezüglichen £>aufe§ geworben unb ljatte 1489 unb 1491 von Jöogiftaw S9eftäti= gangen ihres SefitjeS unb ber Dledjte be§ DomtapitelS ertjalten. Der £>er3og verlegte am 25. Januar 1491 bie von feinem ®ater Grictj im Qaljre 1472 beim SMofter 'Butow geftiftete DJlarienbrüberfdjaft, eine 'Bereinigung von Dlbligen, bie alS Slbgeicfjen eine Dlrt von Crben trugen, an bie Cttenfirdje unb verbanb bamit eine Stiftung für ben Unterhalt unb bie Gr^ietjung von 24 fi'naben. Diefe Slu^eidjnung, bie ben Domherren von St. Ctten guteil würbe, fdjeint audj iljre 'llitfprüdje gefteigert 31t haben Qm Sßertrauen auf bie fnilfe iljreS fürftlicfjen ißatronS erhoben fie auf ©runb alter Serfchrgibungen bie gorberung, bie Stabt müffe bem Sfapitel eine jährliche Diente von 20 Start unb aufjerbem 50 Start gintenaugen jährlich unb 3war in ber neuen Stülpe ßahlen. 9tadj iinenblfdjen Berhaiibfungen tarn am 25. Dioveniber 1493 ein SSergleicf) 3uftanbe. Das Kapitel ver= jichtete auf bie jährliche Diente unb ertlärte fidj mit ber Qahlang ber 50 Start gintenaugen nach altem Slihi3fufee 3itfrieben. Dagegen fprach ber Diät alle Käufer unb f>öfe ber Domherren — eS werben im ganzen 5 aufgc3ählt — vom Schüfe unb 93urtgin& frei, fo lange in iljneii nicht weltliche fßerfonen wohnten, gerner würbe bem STapitel erlaubt ein StaltljauS Ijintev ber Xfircfje an ber Stauer 311m Sutjeii ber Stirdje 3U erbauen. Qn biefer Seit ber Streitigteiten unb fßro3effe bradj auch ein Swift mit ber Dladjbarftabt Dlltbamm au§ wegen eines 'Werbers in ber grofeen Dieglitj, ber bie „'.ßlagc" feiefe. DJlan einigte fich fdjliefelidj baljin, bie ©ntfdjeibung bem fiirftlidjen
®ie giiljrt iBofliflowö X. 127 $ofgerid)te gu übertragen, eine Einigung, bie [jbdjft begeid)iienb für bie (Stellung ber (stäbte gu ber ßanbeSregierung ift. ®ieS fällte am 31. Quli 1493 bas Urteil, in bem bie ©reugen in ber Peglit; für beibe (stäbte feftgefeßt mürben. Außer ber jätjrlidjen Orböre mußte bie (stabt in biefen fahren and) nodj wieberholt (1492 unb 1494) bem ^ergoge ben oon ben (stäuben bewilligten ßanbüfjofj gahlen; uon jebem £>aufe war ein Utljeiii. ®ulöen, oon ber Silbe % Snlben, oom Steller ein Ort auf 2 Qaljre gu entridjten. ES mag fdjwer gewefen fein, biefen Sd)oß ein» gutreiben, gumal ba mancherlei Ungliidsfälle, ftrantljeiten, Plißernien u a. m. bas ßanb Ijeimfudjten. Sind) broljte wiebet U'rieg, ba Söogiflaw immer mehr barauf ausging, fid) oon ber branbenbiirgifdjen ßehnSherrfdjaft frei gu madjen unb biretten Anfd)luß an ben ftaifer unb ba§ Petd) gu fliehen. Er uerweigerte bie nad) bem Sobe beS Murfürften Albrecht (1486) geforberte ßel)n€t)ulbigung unb wußte bie fdiwäd)lidje ^Regierung beS neuen Slurfürftcn Johann burd) lange 'Berhanblungen, trotzige Haltung unb (jartnärfigen ?öiberftanb eublid) gum Pad)geben gu bringen. Qn bem 'Beiträge oon Pijrit) (26. Plärg 1493) fpradj Johann ben .fjergog unb feine Erben bes flel)nsempfangeS lebig unb begnügte fid) mit ber Buficherung bes ErbanfallS. V3ei bem Abfdjluffe biefer nridjtigen unb fiir Pommern feljr vorteilhaften Abmachung waren and) Certreter (Stettins gugcgen; fie l)ängten mit ben anberen (stnnbeii baS Siegel ihrer Stabt an bie Urlaube unb erhielten eine Ausfertigung. Jrotj biefcS Erfolges gab eS Sogiflaw nid)t auf, fid) an ben itaifer SJlarimilian hsrangubrängeii in ber Hoffnung, baburch Sil) unb Stimme auf bem PeidiStage gu erhalten. Er lieg fief) 1496 oon Plajimilian gum ®ienfte bei bem beabficfjtigten Pomguge an werben unb betam bagu am 13. Cttober oon ber Stabt Stettin eine 19eil)iilfe oon 1400 Pl)ein- ®ulben. Am 16. ®egember brad) ber £>ergog uon Glartj auf unb trat feine berühmte Steife an, bie nicht ein StriegSgug nach Italien, fonbern eine Pilgerfahrt nach bem heiligen ßanbe unb nad) Pom würbe. ®ie fpärlidjen Pad)richten, bie auS fernen ßanbeii über bie Abenteuer beS £jergogS in bie Heimat brangen, erregten bie pijantafie feiner Untertanen in hohe’111 Pleiße. 'JJlan ergäl)lte oon mertwiirbigen ©rlebuiffen, von großen £>elbentaten, oon heften unb Ehrungen, bie nur gum geringen Eeile ber PJahrßeit entfprad)en. Aber ber märd)enl)afte ®Iang unb Sdnmmer, ber bie Perfon beS £>ergog§ gu umgeben begann, erhöhte ungweifell)aft fein Anfehen aud) in Pommern, unb mit Stolg erfuhren bie Stettiner, baß ber Pame ihrer Stabt in JJerufalem, Pom, 'Benebig befannt
128 Die Piufteln' beS ^ergogS. würbe unb ber 9ittf evviva il duca di I’omerania e di Stettino an mandjen Vrten Italiens erflang. Pleniger Ijörte ober, wenn bie ftiinbc bavon in bie ^eimat brang, verftanb man von ben Peftre- bungen, bie ber $ergvg and) bei biefer ®elegenljeit nidjt aus ben klugen verlor, feine gürfteninadjt 31t erljöljen. 3» biefem Zwede liefe er fidj in Pom vom Zapfte Pleranber VI. widjttge Privilegien erteilen, macfjte fid) mit bem rönnfdjen Pedjte in ben italienifdjen llniverfitätsftäbten betannt unb nahm berüljmte Pedjtsgeleferte nadj Pommern mit. ?lm 12. Slpril 1498 gog er nad) langer Pbwefeuljeit wieber in Stettin ein, freubig begrüßt von feiner Familie unb ben Pewoljnern ber Stabt. Er ging in bie ©ttenfirdje, wo ein feierliches Debenm abgeljalten würbe. Das Sdjwert unb ben £>ut, bie iljm Papft Pleranber VI. SSeifjuadjten 1497 gefdjenft ljatte, würben bort aufgefjängt unb lauge Zeit als wertvolle Erinnerungen an bie merf wiubige galjrt aufbewaljrt. Das abergläubifdje Polt fafj freilief) ein Unljeil verljeifeenbes Porgeidjcn barin, bafe fitrg vor ber ?hifunft be§ •fjergogd feine Poffe, vor allem fein Ceibfeengft, im Stalle fielen. Da§ Unglücf blieb nidjt aus. Plit einem aufs Ijödjfte gefteigerten Peivufetfein von feiner £>errfdjermadjt unb bem feften PJillen, ben Pliberftanb ber Stäube 311 bredjen, war Sogiflaw Ijeimgeteljrt. Er ljatte im Peidje gefeljen, wie bie Jürften überall bie fottveriine Pladjt be§ VanbeSljerrn ftärtcr als früfjer betonten, wie fie bas fidj all inäljlidj gur Geltung burdjringenbe romifdje Pedjt gu biefem 3mede benufeten, wie fie fidj bemiiljten, vornefjmlidj bie Selbftänbigfeit ber .nirdje unb ber Stäbte 311 bredjen. f^iir bie Stäube bes CanbeS war es eine feljr wenig angeneljme Überrafdjung, als ber £>ergog halb nadj feiner Piidfeljr auf einem ßanbtage 311 Stettin befannt gab, bet Kaifer ljabe iljm gu ^nnsbrnd baS Pedjt verlieben, golbene HJlihtgen gu fdjlagen unb ben Zoll <511 SBolgaft uub Damgarteu gu erljöljen. Sofort erljoben bie Stäbte namentlidj gegen bas gweite Privileg Einfprudj nnb beriefen fid) auf iljre alten greiljeiteu. Sdjhefelidj aber erfinden fie fich bamit eiiwerftaubcn, bafe von aud» länbifdjen Kaufleuten ein fjoljerer Zoll erljoben werbe, hiermit war aber Pogiflaw nidjt gufrieben, unb ein neuer Streit entftanb gwifdjen jljm unb Stettin, bas von feinen alten Zollbefreiungen nidjt ablaffen wollte. Es batte bamals feinen bebeittenbften Sdjiffsverfeljr in ber ©ftfee unb nur geringe Pegieljungen über biefe Ijinaus. Padj ben Sunbgollregiftern paffierten 1497 ben ©ftfeefnnb im gangen (55 pommerfdjc Sdjiffe, von betten 37 nadj Stralfnub, aber feind nadj Stettin geljbrte. Die Sdjiffaljrt ber Stabt in ber ©ftfee berührte aber gerabe PJolgaft, unb bort füllte ber erljöljte ßoll erljoben
(Streit mit bem ^trjogt. 129 werben. Ta§ bergoglidje Rliingprioileg ljatte bie Stabt nur wtber- willig anertaniit, jetjt ljatte ber Ätaifer eß nidjt nur beftätigt, fonbern and) noch erweitert, unb wegen ber SJliiljlen bei Semit) war ber Bwifi nur oorliiufig beigelegt worben. So entfpann fid) alßbalb ein neuer lebhafter Streit, in bem Sifdjof VJlartin oon Eainmin ginn Sdjiebßridjter beftellt würbe. Sei ihm reichte bie Stabt int Tegember 1499 eine Klagefdjrift ein, bie oon bem hergoglidjen Sadj Walter alßbalb mit einer feljr fdjarfen Sdjrift beantwortet würbe. @r hielt an ben brei gorberungen wegen ber Rlünge, beß 3°^ unb ber Rlüljleu feft, ja erhob von neuem Silage wegen bes Bölitjcr 'Jlblagerß, beß halben Weridjtö in Stettin unb ber Vororte. föS folgten im Saufe beß galjreß 1500 weitere Schriften oon beiben Seiten, unb ber fßrogeg würbe in ben gönnen beß römifdjeii Redjteß geführt. Stettin berief fich immer wieber auf bie oon bes £>ergogß Sorfahren erhaltenen unb tonfirmierten ißrioilegien. Ter gürft ba= gegen lief) einweuben, (lat dese Artikel unnütte, witloftig und wedder Recht och wedder gemeine Nutt si. Tie Parteien brachten Rcdjtß* gutadjten unb Belehrungen oor; bie juriftifdje gatultät ber llnioerfität (Erfurt reichte eine feljr gelehrte, mit ßitaten reidjlidj oerfeljene ©ent» fdjrift ein, unb 'Betruß oon Ravenna, ber Rechtslehrer, ben Sogiflaw auß BQöua mitgebradjt ljatte, oerfafjte eine nicht niinber gelehrte Slb» hanblung über bie ßölle ber Stettiner. So würben Sdjarffinn unb Welehrfamfeit angewaiibt, fpitjfinbige Red)tßbelehrung ljerall9eg°9e11 unb bte römifdjeii Rechtßquellen benutjt, um biefen Streit 311 ent fdjeibeu, aber eß fam, wie eß bei bem umftänblidjen Verfahren jener Beit gu gefdjeljen pflegte, nidjt gu einem Gmtfdjeibe. Tie Stimmung beß gürften gegen bie Stabt, bie ihm fo Ijartnädig Söiberftanb leiftcte, würbe immer gereigter. Sine grofje Bonunterfdjlagung, bie 1500 von frentben Kaufleuten begangen, aber aufgebeeft worben war, würbe ber fiirftlidjen Regierung ein Slnlafj, an ihrer gorbening beß erhöhten Bolleß feftguljalten unb baß Berljältniß nod) itnerquictlidjer gu geftalten. Tie hergofllidje fRünge in Stettin würbe 1500 förmlidj eingeridjtet, Reibereien mit ber SRart wegen beß ^aitbelßoerteljrs 31t Gaffer unb gu ßanbe tarnen wieberljolt oor. gm Rate felbft fdjeint Bwiefpalt geljerrfcht gu Ijaben; ba gab eß ßieguer beß $>ergogß, bie für bie Redjte ber Stabt eintraten unb fie aufredjt gu erhalten beftrebt waren, fowie Slnhänger beß Sanbeßherrn, bie für Rachgeben uub Sintradjt wirtten. Soll eß boch am 17. gebruar 1502 gu einem £>anbgemeuge im Rathaufe getommen fein unb gatob £>oheiiljolg ben Kämmerer Baleiitin £>acfebolt oerwunbet Ijaben. Ta war eä wohl ertlärlidj, baf) audj in ber Stabt üätlichteiten gwifchen Bürgern unb ®«4rmottn, don Clcttln a
130 Demütigung ber Stabt. bezüglichen Beamten oorfamen. So gefdjalj es int De3ember 1502, bafj eines VlbenbS ein fürftlidjer Diener $anS Slamel mit DeweS 93ofj in einen Streit geriet, in bem beibe alSbalb hanbgreiflidj würben. 'Sariiber erhob fidj in ber Stabt ein Auflauf, man wollte Slamel mit ©ewalt fortfüljren. Der £>ezog liefe fofort bie SluSlieferung feines Dieners forbern, ber unter fein bjergoglidjeS (Bericht gehörte, ber Stat inbeffen roarf ifen in baS (MefängniS im Statfeaufe unb locigerte fid), ihn ohne weiteres herauS3ugeben. Darüber würbe SBogiflaro feljr äoriiig, oerliefj mit feiner ©emaljlin unb feinem ganzen $ofe Stettin uub fiebelte nach @art) über. Um bie wiberfpeiiftigen Bürger 311:11 Sladjgebeit 311 gioingen, liefe er bie gewöhnliche ßu= unb Slbfuljr 311 SBaffer unb 311 ßanbe fperren. ^nbeffen bewog faum foldj feinblidjes Verhalten bie Stabt 3U111 Sladjgeben, fonbern eS gewann bort ruhige Überlegung ben Sieg über bas unüberlegte Raubein. Vergebens fall Qafob £>ohenhol3, ber wegen {JriebenSbntdjeS eine ßeitlang oom Slate auSgefchloffeu worben war, aber balb feinen Blafe wieber ein» genommen h<iUe, gegen beu £>er3og gerebet uub, wie iljm fpäter oor« geworfen würbe, baS gemeine Bolt auffäffig gemadjt ljaben, öie Sllehrljeit im State mar für Sladjgeben. Ss war ja tlar, bafe bie Stabt im llnredjt toar; ber fürftlidje Diener unterftaub niyweifelhaft ber Seridjtsbarfeit feines .fjerrn, uub bas Stabtregiment hötte fein Stedjt ihn bem 3uftänbigen Slidjter oor3ueuthalten Sind) in ber Bürgerfd)aft fdjeint bie Stimmung in fu^er 3e’t umgefdjlagen 31t fein. '-Bereits am 4. Januar 1503 ftellten Bürgermeifter, Stat, (bewerfe unb (Gemeinheit Bollmadjten für 5 SJlitglieber beS BlatS unb 10 Sllterleute beS Kaufmanns unb ber SSerte aus, mit bem $er3oge 311 oerhanbeln. Schon am folgenben "Jage würbe ber Vertrag ge fdjloffen. Der £>er3og will am 15. Januar in Stettin einreiten; ber Stat unb DeweS Boß’ Berwaiibtfrfjaft füllen ihn vor bem Dore um Beleihung unb (flnabe bitten uub oerfpredjen, fich ljinfort als rechte Untertanen 311 uerhahen. Der Sürgermeifter 'ilrnb Siamniiii, ber fidj mit SSorten unb Daten gegen ben dürften oergangen hext, füll aus Stettin unb bem ßanbe weidjen, aber feine (Güter uerfaufen unb baS Selb mitnehmen bürfen. Die Stabt hat in brei Dermiuen 1500 Stfeein. (halben als Strafe 311 3al)len. SHlein mit foldjen Beftimuiungen begnügte fid) Bogiflaw nicht, er oerlangte unb fetjte es burch, bafe bie Stettiner bie Raufer uub Sieben hinter bem l)et3og(idjen £>ofe bis 31er Jtnneuftrafee abbredjen, bie Stellen räumen unb bie Befitjer entfd)äbigeii muffen, währenb er felbft oer= fpridjt, gleichfalls Baiilidjfeiteu bei bem £)cuife Jiieber3iireifeen unb fich beSfealb mit ben Domherren oon St. £>tten 31t uertragen. Diefe
®et (Sttjlofjbnu. 131 Sefeitigung ber Käufer füllte iljm bie Dlöglidjteit geben, gur (Sidje rung be§ <Scf)Ioffe§ eine Dinner 31t errichten nnb Neubauten oorgu nehmen. Gnblid) wnrbe beftimmt, bafe in bent Stabtgeridjte ferner nidjt Dhtglieber bes IßateS al§ (Sdjöffen fitjen, fonbern bagu Don ben Vllterleuten bes Kaufmanns ßeute erronljlr werben füllten. Einen Dollen (Sieg ljatte Sogiflaw errangen, bie (Stabt gebemütigt ©ewife naljm er am 15 Qannar mit ftolgem (Selbftgefüljl bie Unter® werfttng bes WateS entgegen. ®er Siamelfdje (Streit unb feine üblen (folgen ljaben nodj lange in ber Erinnerung ber (Stettiner fortgelebt, in allen Q^ronifen ber fpäteren Beite» wirb er auSfiiljrlid) behanbclt unb befonbers oon ben $ofljiftoriograpl)en mit einer gewiffen ©einig tuiing bie (Strafe ergafelt, welche bie übermütige (Stabt traf. Dian brachte and; ben £ob ber £jergogin SInna, bie am 12. Sluguft 1503 in Üdermünbe ftarb, bamit in Serbinbnng; fie fei, fo ljiefe es, au§ (Srijrerfen über ben eiligen Wufbrudj ertranft unb habe fid) in llder niunbe, wo fie in einem frifcf) gelallten ©emadje CJofenung nehmen mufete, ben Sob geholt. ®er £>ergog erwies fidj halb nadj bem 9lbfd)Iirffe be§ Vertrages ber (Stabt wieber gnäbig, inbem er am 27 ?lpril iljr einen üluffdjub für baS Wbbrerijen bei fünfer bewilligte. 9luf feinem £>ofe errichtete Sogiflaw alSbalb ben Dradjtbau bes (SiibfliigelS, ber nur nod) in feinen unteren Seilen erljalten ift. ?lu§ einigen Ulbbilbungen vermögen wir un§ eine Sorftellung oon bem mit (liebeln unb gwei ftattlidjen Siirmen gegierten $aufe gu machen. Sliletn ber {fangerturm geigt beute nod) einiges oon ber bamaligen ®etoration. £)ben befanb fid) ber grofee (Saal, unten waren pof ftuben, bie in ber pradjtoollen $olgberfe mit bem reidjen unb gefdjniad® vollen Saitenwerte einen fonberlidjen (Sd)mud featten. 'Jladi bem Vlltboterberge gu würbe eine Dlauer aufgeführt. ®er Sob ber £>ergogiii SInna feat e§ wohl nicht bagu fommen taffen, bafe biefer neue Sau nodj oft ber (Sdjauplat? grofeer unb glängeitber (feftlidj feiten war ®er .pergog fanb gröfeereS ©efallen au herberen finiilidjen ©enüffeit, Sxintgelagen unb (Sdmiaiifereien, al§ an feineren feften, wie fie bie junge polnifdje Königstochter aus iljrer ©eimat nadj Sommern gu übertragen gefudjt ljatte. Sludj ljielt fich in ber nädjften Beit ber ffürft wieber oiel aufeerfjalb Stettin auf unb gog ntirubig ini ßanbe uniljer. ®ie in ben Sertrag oom 5. Januar 1503 aufgenommeiie Se ftimmung über bie Sefetjung be§ (Stettiner (Sd)öffen)tuljis würbe am 7. September 1504 niiljer baljin auSgefüljrt, dat vorder kein Borger- mester, Keinnierer efte Radtminin to Stettin schal ein Scfaepe wesen noch gekaren werden. Elf <Sd)öffen würben oom 'Jiate au§ ben 9*
132 SogiflaroS güvfotflt für bie ©tabt. Sllterleuten unb bem gemeinen Kaufmann gewäljlt, Sogiflaw beftätigte fie. Die Sd)öffen übten uon nun an baS Söahlredjt fiir baS Kollegium felbft auS unb ertöten auS ben 'Rlterleuteii unb Kauf leuten „bienlidje unb tüdjtige ißetfonen". Durch biefe Trennung beS SdjöffenftuljlS vom Slate würben natürlidj bie Wladjt unb ber (Einfluß biefeS gefdjmälert, aber mau tonnte audj uiel eher auf eine unparteiifdje JRechtSfpredjung redjtien. Qnfofeni ift biefe wichtige Seuorbnuitg, an ber man bie Qaljrljunberte tjinburd) feftljielt, gewiß fegensreidj ge- wefen, unb es wirb baburch waljrfdjeinlkh, bafj baS energifdje Sor geben SogiflawS gegen Stettin nidjt allein bem Selbftgefüljle unb autofratifdjer (Sefinnnng entfprang, fonbern baf; arge 'JRißftänbe in ber Stabt ein (Eingreifen ber {Regierung in bie bortigen Serljältniffe ertlärlid) unb notiuenbig niadjten. ßeiber erfaljren wir wenig uon ben (Einzelheiten, oor allem fehlen fRadjridjten über baS Serfdjulben bes oerbannten Rrnb fRantmin, beim bie harte Strafe ift woljl faum allein burch feine Haltung in bem fRamelfdjen $anbel ju ertlären, eS werben ba nodj mandje anbere Sadjen mitgefprodjen Ijaben. 'Ruf jeben gall ljatte ber jtuifdjen Stabt unb Eanbesljerr fein (Enbe, uon jefet an trat biefer mit einer gewiffen (Energie für bie Sntereffen feiner Stabt ein. DaS tat er mit (Erfolg, alS ber ®raf Sernb uon £wljenftein auf (sjrunb eines taiferlidjen {ßrioilegS oom 29. ^uli 1505 ben -Soll bei Sdjwebt jii erljöljen begann. fünf bie Sefdjwerbe ber Stettiner wanbte fich Sogiflaw an beu Hurfürften Qoadjim oon Sranbeuburg, unb biefer zwang 1508 ben (Srafen, ben erhöhten Soll ab^uftellen. 'Rber 1517 machte ber @raf S3olf, SernbS Sruber, uon neuem baS jRedjt ber (Erhöhung geltenb. 'RbermalS uerroanbte fidj ber £>er,jng für bie Stettiner bei bem Kurfiirften unb bat bringenb uni Slbftellimg. Diesmal beburfte eS erft nachbriictlidjer Drohung feitenS Sogiflaios unb Stettins, bis Kurfürft Sfoadjim 0111 s0- Cttober 1518 erflärte, eS falle nur ber alte Soll erhoben werben. Der Herzog war audj bemüht, ben äußeren Sllftnnb Stettins 311 beffent. Saufällige Käufer unb wiifte (b. lj- unbebaute) Slätje bienten ^u „einem mertlichen ^all, Schwädjung unb Vlbbrudj ber Stabt". Deshalb verlieh er a,n 19- Dezember 1511 bem State baS iRedjt, uon benen, bie Kapital auf foldjen Käufern ober Stätten hatten, ju verlangen, baß fie biefe in einem Qaljre aufbauten ober uerfiniften, wibrigenfallS fie ber Stabt ^ufieleu. SluS biefer Ser orbnung ift nidjt ohne weiteres gu fließen, baß Stettin bamals in eine 9lrt uon Serfall geraten war. ,,'JBüfte ißlätje" ljat eS auch i’1 ber fpäteren Seif in ber Stabt gegeben; mandje Sefißer ließen bie
^ßrogeß bt8 3nfob $o&enf;olfr 133 '“Plätze uitgenufet liegen, anbere rourben im ßaufe ber 3eit herrenlos, wenn $8. bie Vefitjer bic Stabt ocrliefeen, nnb nod) groang leine Vauorbtuuig bagu, bie Raufer ober 'piätje inftanbguhaltcn. SUS ein unangenehmer Stadiflang bes lefeten Streites groifchen bem .fSergoge Vogiflaro unb ber Stabt ift in biefen fahren oiel bie Siebe oon bem Vrogeffe beS Qatob ^ohenholg. Trofe zahlreicher Sdiriftftüdc unb itmfangreidjer Sitten finb roir nicht imftanbe, in biefer 'Angelegenheit ein ficheres Urteil gu fällen, eS liegen oon beiben Seiten Vefdjulbigungen mannigfacher 'Art oor, ol)nc bafe roir erteiincn fönnen, wer in biefer Sadje Stcd)t hatte. Satob Hohenholz, ber roicberljolt als Verteibiger ber ftäbtifchen Sied)te fid) fdjarf gegen ben ßanbesherrn geroanbt hatte, mar 1504 gum Viirgermeifter gewählt roorben. Tie SBahl biefeS feines ©egnerS nahm, roie eS fcheint, ber •frergog febr übel, Hohenholz felbft tat roieberholt unoorfid)tigc Siufeerungen uub trat gegen beS ^ergogS ©ebot mit ben Stralfunberu in Verbinbung, als biefe in g^h*56 mit Vogiflaw lagen. @r oer= laugte beSfjalb uon ihm SRedjtfertiguiig oor bem fürftlichen £jofgerichtc. 'Als fid) £jol)enl)olz beffen weigerte, würbe er wegen Shiffäffigteit Der urteilt unb bes ßanbeS oerroiefen. ©r begab fich 1507 nad) Verlin, wo er Vcrroanbte hatte, unb erreichte, bafe ber Aturfürft $oad)im fid) für ihn bei bem ^jergoge uerroanbte. Tiefer erflärte auf alle Vitten immer wieber, er fei bereit einen 9led)tstag angufetjen unb .frohen l)olg gu oerl)ören. Unter 3ufid)erung fid)ereu ©cleitS erfchien .frohenholg 1508 in Stettin, würbe aber bort, roie er fpäter behauptet, uon Tieitern beS frergogS oerfd)iebentlich bebrofet uub gefährbet. Sind) mufete er fid), als Vogiflaro am 13. Quni 1508 auf bem Segler= häufe als ©aft beS States erfchien, oor bem genügen dürften ucr= bergen, ber feinen ©egner nid)t als Viirgermeifter anerfennen wollte. (Sbenfo war er auf Steifen nad) Tänemart oor Verfolgern nidjt ficher unb mufete, als er 1510 wieber in Stettin war, aus ber Alird)c flüdjten, ba er mit bem Spicfee bebroht würbe, frohenholg roanbte fich an baS taiferlid)e Alamincrgerid)t mit einer Slpeflation gegen bas Urteil beS frofgeridjts, unb nun begann bort eine lange Verhanblung, oon ber bie erhaltenen Sitten unS ßunbe geben. Verid)te unb ©egen berichte, Stepliten unb Tuplifen, BeugeiiDcrhöre unb (Stationen wed)feln ab, oljiie uns tlar fet)en gu laffen, roie ber Streit entftanben war unb oerlief. frohenholg befdjroerte fich auch über ben Stat, ber ihn auf Vefeljl beS frergogS ol)tie Schulb beS VürgernieifteramteS entfetjt habe. Tie fürftlidjen Veififeer beS StammergerichtS fuchten in ber leibigen Sache gu nermitteln, aber immer wieber ertlärte Vogiflaro, er fei gum Verhör bereit unb wolle frohenholg aufnehmen bod) biefer
134 Serokid) mit ^oljenljotj- lehrte alles ab unb wolle itjn nicht als feinen CanbeSljerrn anerfennen. SluSführlid) [teilten bie fiirftlidjen [Räte am 20. ?lpril 1513 ben gangen $anbel bar. ^wtjenbolg ljabe ben .fjernt gefdjniäE)t unb fid; ftets geweigert, um Sergeihung unb Gfnabe gu bitten. So Ijobe er bereits 1508 tjöbnifcfj gefügt: „9ßaS wollt iljr oon mir haben? Soll ich auf bie finie fallen uub fpredjen: inea culpa, mea maxima culpa, al§ bie fßfaffen tun?" (Ebenfo unbotmäßig ljabe er fidj in anberen Sachen benommen gegen ben jungen £>ergog Samirn, gegen ben Slat, fei in allen Stiiden bem £>ergog guwiber gewefen, ha&e ben Strai funbern beigeftanben, einzelne Sürger, wie $anS (EngelTt ober $unS fßinfenS .frauSfrau, unredjtmäßig um Weib gebracht ober DaS hcr3°0; liehe GJeleit mißachtet, freilich behauptete ^ohenholg, alle biefe Se- fchulbigungcn feien erlogen. So gog fich ber Streit hin, beim .Qammcr= gericht fam eS gu feiner (Entfcheibung. ®a fdjloß am 27. Quni 1511 — wir uermögen nicht gu ertennen, wie eS gu biefem Slbfdjluffe fam — baS fiirftlidje $>ofgericht in Stettin einen Sergleidj gwifchen ^ohenljolg unb bem State babin, baß biefer jenem für baS uor« enthaltene Deputat, baS ihm als Siirgermeifter gufomme, 500 ©ulbeii gablen unb ibn auf ßebenSgeit, fo lange er in Stettin wohne, oom Sdjoffe frei laffen fülle. ßugleidj würbe erflärt, ber £>ergog habe alle llngnabe unb allen Unwillen gegen ^oßenholg cmfgegeben unb bie Jlluge gegen ihn eingeftellt. griebeborn, ber uon Dem gangen Streite nur ben leljten (Entfdjcib fennt, behauptet, Sogiflaw habe auf Sitten bes StaiferS unb ber dürften biefen Sergleidj guftanbe gebracht unb ^johenljolg wieber in fein ?lmt eingefetjt, roahrfdjeinlidjer aber ift eS, baß £>obentjolg fcßließlidj ber gewefen war, ber nadjgab unb bie Sergeibung feines ßanbeSljerrn fudjte unb fanb. ®ie tief gcljenbeii Gfegeufäße, bie ljier entfdjiebcn gewaltet hQ&en> finb für uns nidjt gu erlernten, aber eS ift waljrfdjeinlidj, baß ber £>ergog in .fjohetiljolg bie letjte im Slat nod) oorbanbene ßppofition gegen feine lanbeSh^triithe SJtadjt niebergroang. 9ln eingelneii ßonfliften fehlte es and) in ber folgenben ^ieit nidjt gang. Slnlaß bagu boten befonbers bie WcridjlSoerljältnif|'e in ber Stabt. Schon bie oerwicfelte Crbnung beS StabtgeridjteS, an bem neben ber Stabt bie Jamilie SBuffow 9lnteil batte, tonnte unb mußte leidjt gu Streitigfeiten über bie ftompetengen unb bie O'eridjtS gefalle führen, fliibefe Söuffow ftrengte wegen foldjer ftrittigen fragen wieberljolt fßrogeffe gegen bie Stabt uor bem fiirftlicfjen $of= genchte an. So erhob er 1491 unb 1502ftiaae wegen feines SlnteilS am ©eridjte unb beftritt bem £jergoge baS Sledjt, ben Stettinern baS (Bericht gu uerfaufen (Einige ^ctfjre fpäter entßhieben bie fiirftlid)en
Die ®eri<btSbartcit. 135 £)ofridjter, baß bie ©elbftrafen int allgemeinen tjalb bent Grbridjter, Ijalb bem 9iate aufallen, einzelne aber biefem allein, befonberS alle Süriidje ((Gelbftrafcn) oon allerleye Wunniathe (b. h- falfdjem unrechte Waghe edder Wichte und Schepel, allerleye valsche Spisekop, ok we to kleine Brot und ungeve (b h- ungefunbeS) Fleysz vorkoft. .gugleidj entfdjieb baS ^ofgeridjt einzelne ©treitpuntte, bie atuifdjen ßübefe SSufforo unb ber ©tabt, namentlich and) roegeit bes Dorfes ßiib^in fchwebten. Dies Urteil tarn inbeffen nicht jur Ausführung. Deshalb toaiibte fid) ber 9iat Befdjwerbe fitljreitb an ben •fjcraog, baS $ofgerid)t betätigte aber baS friiljere (ErtenntniS. Drofe foldjer Stitfcfjeibungen blieb ber gemeinfame Anteil an bent Stabtgerichte eine fortbauernbe Cuelle non ©treitigfeiten. Dagu Tanten nod) bie ©djroierigleiten, bie aus bem fflorljaubenfein ber uer= fdjiebenen (Gerichtshöfe in ber ©tabt erwttdjfen. Unterftanben bod) bie Bewohner ber ßaftabie, ber beiben SBieten unb ber ftäbtifdjen (EigentumSbörfer ber SuriSbittion beS IRateS allein, bie gahlreidjett (Geiftlidjen bem geiftlidjen (Gerichte, bie Bewohner ber Dlarienfirdjen Freiheit ber (GeridjtSbarfeit biefer Jlirdje unb bie berjoglidjen Beamten ber fRedjtSfprcdjuitg beS fiirftlidjen (GeridjtS. 5Bie follten aus foldjen oerroirfelten Berljältniffen bei ben immerfort in etuanber greifenben fJledjtSfragen nidjt fortiuäljrenb STonflifte entfteljen? Glamentlidj baS geiftlidje (Gericht, bas [tetS beftrebt mar, alle möglichen ©ad)en, 3i»il unb föriininalprojeffe, an fidj 311 aieljen, erregte immer roieber Un(ptfriebenljeit unb 'Dliftbilligung. ©o tarnen and) in ©tettin Be fdjroerben mandjer Art nor, bie tun fo berechtigter roaren, alS gerabe biefer (Gerichtshof mit bem Cffigial ber ^Propftei an ber ©pitje e§ an Unparteilichlcit fehlen lieft. 23ie roeit in ber freimütigen (GeridjtS» barteit bie ©jemtion beS ftleruS mit allem, roaS au iftnt gehörte, ging, ßeigen redjt beutlidj bie fogenannten geistlichen Berlaffnng§> biicher, bie fiir bie ^fabre 1373 bis 1522 erljalten finb. Qn fie würben bie Auflaffungen, Stäufe, Berfäitfe, ftontrafte u. f. ro ein» getragen, bei benen irgenb roie SUeriter, Jtirdjen, Ül'löfter ober geift lidje Stiftungen aller Art beteiligt roaren. 'Dian führte im ©djöffen« gerieftte fiir biefe gefonberte SRegifter, unb bei ber groften galjl ber geiftlidjen 'Pcrfonen ober Störperfdjaften roaren bie (Eintragungen in biefen Biidjern feljr aaTjIreidj. .(Tonflifte mit bem fiirftlidjen (Gerichte, bem alle auf ber herrcnfreil)eit roohnenben ßeiite unterftanben, ent ftanben ebenfalls oft, feitbem Bogiflain ftreng unb riüffidjtSloS über ber Beobadjtung feiner (GeridjtSbarfeit machen lieft. Die ©rennen be§ Be^irTeS, ber oon ber ftäbtifdjen QuriSbiltion ejimiert war, ftanben nidjt feft ober waren oft ftreitig, unb bie .Qompeten^en waren nidjt
136 Berh^ltn'S ber ©tabt gum SanbeSljerrn. immer gang flat. ©o ljatte fdjon ber fRamelfcfee ©treit non 1502 Slnlafe gu bem Bufammenftofee gegeben, unb ätjnlidje $älle fcljrten mehrfad) micber. Sim 8. ©eptember 1516 mürbe ein ^jofbiener ©berharb Morb in einem ft-rauenhaufe auf bem fRöbenberg (Stofen garten) non bem ©tabttnedjte yans Stittrr erftocfeen. 33egcn biefer ©cmalttat erhob fich ein ©treit gwifdjen ber fürftlicfjen ^Regierung unb ber ©tabt. Unenblid) lange Berhanblungen rourben uor ber Sfommiffion gepflogen, bie uom ^ergogc eingejctjt roorben roar. 33ie geroötjnliclj erfolgten Bertagungen unb Bergögenutgen uon beiben ©eiten, unb bie Slngelcgeuljeit gog fid) bis in baS $aljr 1523 bin, ohne baß roir erfahren, ob unb roie fie beigelcgt rourbe. (SS ift aber für baS SBerfjältniS, baS gwifdjen ber ^Regierung unb ©tettin beftanb, Ijödjft bcgeid)nenb, bafe Diesmal bie Berhanblungen gang rubig ner« liefen. (Jbenfo uerljielt eS fid) bei ben ©teuerauSfdjreiben, bie uon ber ^Regierung erlaffen rourben. Söie bie ©tabt gang regelmäfeig ihre Erhöre in ber fpolje non 1250 Wnlbeit an ben -£)ergog galjlte, fo weigerte fie fidj and) nidjt mehr bie Abgaben, bie g. 50. 1512, 1515 ober 1518 nach bem Befdjluffe ber ßanbftänbe gum Teil gur SlnSftattung uon *ßriiigeffinuen auSgefdjrieben rourben, oon ben Raufern, Buben unb Stellern gu ergeben ober uom ftäbtifdjen ßanb» befitje gu gahlen. Bon einem 33iberftanbe, roie er früher geroöhnlidj roar, erfahren nur nichts. Bidtt minber fügte fiel) bie ©tabt in bie hergogüdje ÜJlüngorbnung, fie gab in biefer Beit baS eigene Blüngen gang auf. $n bem ©djloffe fanben in biefen fuhren mancherlei Scftlidj feiten ftatt, bei benen and) Vertreter ber ©tabt gugeqen waren. Ta rourben 1513 bas Beilager beS ^crgogS ®eorg mit 'Jlmalia uon ber Bfalg, 1515 bie .frodjgeit ber ^ßrin^efftn 9lnna mit bem £ergogc ®eorg uon ßiegnitj, 1518 bie Bcrmählung ©opfeias mit bem £>ergoge ftricbridj I. uon ©djIeSroig gefeiert. ©ewife ging eS babei bod) her, an (heuränge hatte ber alte .fjergog (flefalleu, mit ben galjlreidjen ßloften, bic in bie ©tabt fameu, erfreute er fid) an (Belagen unb mandjerlei Bcr= gnügen. Tod) and) bie Trauer führte un ©djloffe ein, als Stafimir VIII., BogiflaroS ©oljii, am 29. Oftober 1518 burd) einen UnglüdSfall auS bem Beben geriffen würbe. (iS begann eiitfam gu werben umBogiflaro; er foll fid) in bem ©djloffe nidjt mehr rooljl gefühlt nnb oft BBoljnung in einem ihm gehörigen g)anfe am ÜRarienplalte genommen haben. Tort habe er fidj, fo ergäljlen bie ©hronifteu, ohne ©djeu ber „BJolluft beS ßeibeS mit ©hebrudj, ©ffen unb Trintcn" hingegcben. Cb baS wirflidj fo fd)Iintm war, fann ljier nidjt naher unterfudjt roerben. Tie eifrige Tätigfeit BogiflaroS in ben legten $afjren feiner
fjanbeldflreitigteitcn. 137 Segiernng fpricfjt nidjt gerabe befonbers für bie SBatjrfjeit biefer Sdjilberung. Unermiiblitf) tvar er mit ber ff-rage über bie ftaatdredjtlidjc Stellung Sommernd 311 ber Start Sranbenburg befdjäftigt, unb in Stettin, bad enge Schiebungen gu bem Sadjbarlanbe hntto, «erfolgte man mit lebhafter Vliiteilnaljmc bie Serhanblungen, bie fdjriftlidj ober münblidj geführt warben. Sian wünfdjte iuotjl im ^ntcreffe bed (fpanbeld unb Sertehrd eine frieblidje Urlebigung ber Sadje. (Erfuhren Stettiner Sürger bod) fdjon bamalS bidroeilen, roeldje .ftinberniffe man in ber Start ihnen bereiten tonnte. Sereitd 1511 ljatte bad ©bitt bed fiurfürften $oadjim I., in bem beftimmt roorben roar, alle SBarero bie in bie SSarttje non unterhalb bjer ober and ber Jffiartlje ftromab gingen, füllten hiioor Sieberlage in grantfiirt galten, gang befonberen llnroillen in Stettin erregt. Ter alte SBartljeljanbel, ber gerabe in ber lebten 3eit in Slufnaljme gefommen roar, erhielt bitrtf) biefe ganh ungeheuerliche Seftimiuuug einen fdjrocreu Sdjlctg. Sian tonnte fie fidj in Sommern nidjt gefallen laffen, unb Sogiflaw ließ bie ©ber für ben märtifdjen Serteljr fperren. Sind) fdjloß er am 21. Vlpril 1512 gu grauftabt mit Solen unb Sadjfen eine Ülbmadjung, burd) bie man für ben £>aiibelduerteljr oom Cften nadj bem Sleften bie SBege unter möglidjfter Unigeljung ber Start feftlegte. Tad Kampfmittel, bad mit ber ©berfperre angeroanbt würbe, roar natürlich oon grocifelljaftem Sterte, ba ed Sommern unb befonberd Stettin taum weniger fdjabete ald ber Start. Tcdljalb ift cd rooljl nie ftreng burdjgefiiljrt roorben; man ljat ed nidjt getobe^u aufgehoben, aber bie ganzen Serljältniffe ergroangen halb eine ßulaffung bed Turdjganged, and) ald man 1519 nod) einmal ju biefer Stoffe griff. Tantald roar ber Streit groifrijeit Sranbenburg unb ber Start roieber befonberd heftig entbrannt itnb nahm an Sdjärfe immer mehr 31t. Tie £>attbeldfperre vergrößerte bie Giegenfätje, unb Stettin erlitt abermald nidjt unbeträdjtlidjen Sdjaben. Sraditen ed audj bie eigenen Qntereffen ber Stabt mit fidj, baß bie Siirger bad ^aiibeldocrbot möglidjft milbe (jmibljabtcii unb befonberd mit ben ^rantfurtern fidj fo gut ftellten, wie fie tonnten, fo blieben bodj audj hwifdjen ben Seroohuern beiber Stäbte 3>»iftigteitcn nidjt aud. Sdjon 1503 betlagte fidj ber Jranffurter Kaufmann Stinß, man wolle ihm bie freie Turdjfitljr von gering biircfj ben Stettiner ftafen nitfjt geftatten, obwohl er fogar in Stettin bie Kaufmannfdjaft erroorben 31t haben behauptete. Gd ift nicht tlar, ob ljier perföulidje Serhältniffe bad Sorgetjen ber Stettiner gegen SSinß veranlaßten, ober ob tiefere (firünbe vorlagen. Slber jebenfalld roar mau nicht geneigt, bad Sedjt ber Jrantfurter auf freie
138 ©ie $anfa. ©urdjfaljrt ohne weiteres anguertennen. ©ie gange Sage beS Stettiner SSiniicnljanbclS blieb bei ben politifdjcn ßiiftänben höd)ft unfidjer. So e bie Sdjroebter BoIIerljebung, fo brauten and) anbere Steuerungen unb Seläftignngen immer roieber Unruhe mit fid). ®aS gcßt and einem Sriefe beß Stettiner SRatß an ben non Jrantfurt au§ bem Bahre 1518 heroor: ®ie Serfjältniffe anf ber Cber lägen fo, baß man oon Stettin feine Wüter gu Sheaffer oerfdjiffen tonne, ©agegen befdjroerte fid) 1519 ber Slurfürft Boadjtm über ben „iDlntroillen" ber Stettiner, oon benen bie alte gewöhnliche Schiffahrt auf ber Cber oerljinbert werbe; er wüßte „etwas baqegen gu erbeuten, baS ben oon Stettin fo oerbrießlidj unb nachteilig fein follte, als ben Seinen bie Serljinberung ber Sdjiffatjrt". 2®ie ftanb Stettin in ber Beit ber ^Regierung SBogiflaroS X. jur •fjanfa? ®ing and; bie SSlüte beS SBimbeS iljrem Wnbe entgegen, fo behauptete er bod) in ben leßten Ba^rgeljnten beS 15. Bahrhnnbertß noch im gangen fein altes Slnfeljen. grcilid) mußten bie beutfdjen Stäbte iljr ^janbelßgebiet gegen bie oorbringenben £ollänber unb ßnglanber ebenfo roie gegen ben allmählich entfteßenben ©igenßanbel ber norbifdjen Söller oerteibigen. 9lodj größeren Sdjaben aber fügte ber $anfa bie nenbegrünbete Sladjt ber beutfdjen ©erritorialfiirften gu, bie in ber felbftänbigen ißolitif iEjrer Stäbte unb in bem SRüct= halt, ben biefe an bem 50unbe fanben, einen SReft ber alten ftäbtifdjen llnabßängigtcit erblictten. ©cShalb trat and) Sogiflaw ber £janfa cnergifdj entgegen, unb eine golge baoon war, baß Stettin fid) alb mäljlidj an ben Ser|ammlnngen unb Jagen nidjt meljr beteiligte. Bn ber 1494 aufgeftellten unb 1506 erneuerten SRatrifel ift Stettin nod) als SJlitglieb ber $anfa mit einem Beiträge oon 40 SRI). Wulben aufgeführt. 9US aber 1516 ber bänifdjc König fid) bei ben Stäbtcn ertunbigte, ob „de van Stettin ander der van Lübeck und anderer wendischen Steder Privilegien beschermet mede sin edder nicht“, ba antworten bie ßübeder gang falt, „dat eren Oldesten davon nichts bewust“; man wiffe nur, baß fie itjre eigene Kompagnie gu Balfterbobe fjätten, wolle aber weitere gorfdjung anftellen. So un= gilfrieben roar mau bamals mit ber Haltung Stettins, baß man eS gerabegu oerleugnete. 1518 würbe ber Stabt oorgeroorfen, fie fei feit bem B°hre 70 nidjt meljr oertreten gewefen. ©ie ßanfifeßen ißrioi» legien aber nahmen bie Stettiner für fich weiter in Slnfprud), ließen fidj entroeber eingelne WeleitSbriefe auSftellen. fiir bie fie eine Webüljr an bie beutfdje Kanglei beS ©änentönigS gahlten, ober erwarben von ben £>errfdjern allgemeine Sdjußbriefe für bie Sdjonenfaört. ®iefe fanb regelmäßig ftatt, unb tiidjt wenige Stettiner Familien waren an
£>nnbt( unb Sdjiffaljrt. 130 bem S?efit?e auf ber Sitte 31t galfterbo beteiligt. ES finb bort für bie erften galjrgehnte beS 16. ^aßrljunbertS 41 ®uben nnb 5 nn bebaute gelber feftgeftellt loorben, in benen ülngeljörige ber gantilieu Saul, ©toppelberg, Soß, SJiifteljof, ©unnenberg, ^oljenbolg, Srinrf, ©adjteleben, Sraunfdjweig, Eolbbet, ßoiß, ©affe, SOerbermann 11. a. iljre G5efif)äfte betrieben. 9ln ber ©piße ber Sieberlaffung, bie fid) bort gur Beit i>e§ .^eringSfangeS bilbete, ftanb ber oom Slate ernannte Sogt. Er tjatie für bie Crbnung unb bie Seobadjtung ber alten fjanbelSgebräudje gu forgen, audj (Streitigfeiten, toie fie g. S. 1493 mit bem Ergbifdjofe non ßitnb 11. a. oorfamen, gu entfdjciben. ©er Serteljr auf ber gitte fdjeint in biefer Beit nod) wenig abgenommeit gu haben, bie mit bem (Stettiner Birfel begeidjneten Sonnen mürben in bebeutenben SJleiigen auSgefüljrt, entroeber nad) (Stettin, »on i»o fie bann roeiter »erljanbelt würben, ober aud) auf (Stettiner (Sdjiffen in anbere fjäfen. Ebenfo mar ber £>anbel, ben bie Kaufleute in ©djonen mit gremben ober Einljcinüfdjen trieben, nidjt gering, wenn ihm freilief) aud) bereits mancherlei £jemmniffe in ben SKeg traten. ©onft erfaßten mir feljr wenig über ben Serteljr, ben (Stettin mit anberen ©tabten unterhielt, ßödjftenS bie fiorrefponbeng mit ©angig läßt uns mancherlei frcmiblidje ober feinblidje Segiefjtingeii erlernten. Sie (Sunbgollregifter non 150ß »ergeidjnen 15 Stettiner (Sdjiffe, bie ben ©unb paffierten, eine B<tßb bte redjt niebrig erfdjeint, wenn wir bannt »ergleidjen, bafj bort 95 ©tralfunber galjrgeuge cin= getragen finb. ES laßt fidj jebodj hieraus fein ©djlufj gieljen für bie fjölje unb Scbeutung ber ©djiffaljrt ber ©tabt, beim »iele ©djiffe niadjten iljre gafjrteu regelmäßig in ber Cftfee felbft. ©er Sßolitif beS .fjanfabiinbeS ftanb Stettin fern; ob freiwillig ober burdj ben ßaiibesljerrn gegwungen, bleibt unentfdjieben. Ein »orfidjtigeS .gurürfbalten ljat ja, wie wir gefetjen ljaben, ber fRat ber ©tabt in auswärtigen Slngelegenßeiten, bie ibn nidjt bireft angingen, ftets bewiefen, fobaß fie fein Scrtraucn bei ben »erbiinbeten Stabten genoß. QÜS ©tettiu fid) im ©ominer 1507 befdjwerte, baß es nidjt ^u ber bamalS in ßübect tagenben Serfanimlung geloben worben fei, obwoljl eS doreb so lange Tidt und Jare gu ber fjaitfa gehöre, antwortete man, es fei unterlaffen mit fHiicffidjt auf bie £>eimlid)feit ber gu beßanbelnben gragen. Sian beriet bort über baS SerljältniS ßübedS gu ©äncniarf, baS 1509 ginn Kriege führte. Söäßreub ©trolfunb fich baran beteiligte unb cmpfinblidje Serlufte batte, hielt fid) ©tettiu guriief, mußte allerbingS bafür von ben ©täbteu ßübect unb ©tralfunb manchen ©djabon an ©d)tffen unb Eiitern erlciben.
140 Soßiflawß ßntt. ©er .fjergog nahm fid) aber feiner Untertanen an nnb neriangte oon ßiibe.f Sdjabenerfatj, fowie Sd>ut} itjreS .fjanbelß. Gegen Stralfunb ivanbte ficf) Sogiflaw, ber im Sunbe mit .Honig Johann uon ‘Däne matt ftanb, bann felbft. Binar gelang eS iljm nidjt, bie mädjtige Stabt niebergugwingen, aber fie fdjloß bod) 1512 einen Sergleidj. Stettin bat fiir Stralfunb nidjtS getan, fei eS, baf; bie Stabt nidjt imftanbe war, gegen ben Sditlen bcS ^ergogS gu fjanbeln, fei eS, baß bie Sürger überhaupt wenig Sijmpatljie für bie niädjtigcrc Sieben buljleriit ljatteii. 2ludj fonft haben bie Stettiner feiten in einem engeren Serljältniffe gu ben Herren am Strelafunb geftanben. ^m 'lRärg 1520 waren einmal Scnbeboten uon Stettin (Surgermeifter Qafob ^ohenljolg), GreifSwalb unb Vlnriam in Stralfunb mit ben bortigen SRatSnerren jufammew, um über ein Slufgebot, baS ber £>ergog an bie pommerfdjcu Stabte batte ergeben laffen, gu beraten. £>ier füljrte fie bie Cupofition gegen ben ßanbeSherrn gufammen, gemeinhin aber Ijerrfdjte etwas wie Giferfucht unb {Reib gwifdjen beiben Stabten. ©ie letzten Qaljre ber SlegierungSgeit Sogiflaroß waren für Stabt unb ßanb wenig glüdlidj. Sradjten fdjon bie politifdjen ^uftänbe mancherlei Unrucje, fo würben audj im Innern bie Sertjältniffe wieber fdjledjter. Ter $ergog felbft weilte oft außerhalb beS ßanbeS unb war gang mit ben branbenburgifdjpn £änbeln befdjaftigt, feine {Räte geigten in ber {Regierung nidjt mehr bie alte Gucrgie unb ©iidjtigteit. ©ie Unfidjerljcit im ßanbe rourfjS roieber, roogu audj bie fortwäljrenben g-etjben unb Streitigteiten an ber märtifdjen Grenge beitrugen, ber Sertetjr auf ben Straßen würbe burdj {Rcaiber gefährbet, Überfälle beS faljreuben STaufmannS würben häufiger, i« ber Stabt felbft tarnen Gewalttaten uor. (SS madjten fidj auch in fßommerit bie Seroegungen geltenb, bie bamals im gangen beittfdjen ßanbe baS .öeranitaheii einer neuen -Seit, baS ßebenbigwerben eines neuen GeifteS anfünbigten. So begann and) in Stettin neue frifdjere fluft gu wehen, Sogiflaw aber uerftanb e§ nicht meljr, fidj in biefe ^cit hineiugufinben, unb bie ßügel ber {Regierung entglitten unmerftidj ben Rauben, bie einft fo ftart unb riidfidjtslos im ßanbe unb fonberlidj in feiner £>auptftabt gewaltet hnüen- hatte baS SerftanbniS für bie Gegenwart oerloren, als er am 5. Cftober 1523 in Stettin aus bein ßeben fefjieb. Qu St. Ctten würbe er beigefetjt. Gin fcfjön auSgcfüljrteS auS .fjjolg gefdjnitjteß (Epitaph, auf bem ber .fjergog mit feiner Familie am Stenge Gfjrifti fnienb bargeftellt ift, hat fein Sohn Samirn XI. iljm gu Gljren um 1550 anfertigen laffen. G§ hängt heute noch in ber Sdjloßtirdjc, bie fidj au ber Stelle beS alten CttenbomS erhebt.
(Stettins Sauten. 141 9. Kapitel. Stettin nm 15(10. m Slnfange beß 16. 3al)rljunbert§ [teilt fidj Stettin bem 93efncher nidjt unwefeiitlid) anberS bar, wie ^itr ^eit ber mittelalter lidjeit Slüte ber Stabt, etwa 50 3al,re jinwr. Start bewehrt burd) bie Stabtmaucr mit 4 ftattlidjen Soren, etwa 10 Sännen unb minbeftenS ebenfooiel Söiethäitfern, gefdjüßt burd) ben baoor liegenben ©raben, Ijat Stettin eine gar fefte Sage. 1km Eften führt ber große Stein bamm burdj bie Saftabie bis an bie Eber, unb oon bort geßt eß über bie lauge Drüde in bie cigent» lidje Stabt. Sludj Ijier erljebt ficfj eine Waner in einiger Entfernung vom gluffe, unb nenn Sore ober Pforten führen in bie Unterftabt, bereu Straßen allmäljlidj hinauf« [teigen. Sort liegen ba§ KI öfter ber [Jranjiötaiier, ba§ fRatljauS am $euniarft mit ber unmittelbar barauftoßenbeu Jtirdje oon St. 9litolai unb baß SeglerhauS. Steigen wir bie [anft gcwiuibeneii Straßen hinan, fo fallen inSVIuge baß fürftlidje .gjaiiS, beffen gierbe ber Sogiflawbau ift, ber Warten« bom, bie mäd)tige3alobitird)e unb anbere (Mebäube, bic fidj Ijier uub bort anfeljnlidj erljeben. Saueben befiubcn fid) Heine ®uben unb nidjt wenige unbebaute Stellen. Ser Haum, ber von ber Stabtmaucr ein« gefdjloffert ift, bietet nodj manchen ^lat} ju Neubauten. Hur in einigen Seilen finb bie Straßen eng unb würflig, meift peinlich breit, uub nod) nicht fdjließen .fjäufer, bie mit uielen Stocfwerten in bie £>öt)e gebaut finb, Suft unb Sicht ab. Sie Warttplätje haben teilweife eine größere Vlußbehnung als fpäter, ber Koljl« unb Hoßmarft Ijängen faft noch unmittelbar jufammen. ?luf anberen neljmen allerbingS Sdjarrcn unb Serfaufßbiiben jiemlidj oiel %Mat} fort, unb manche Vorbauten, fiellerljälfe ober Seifdjläge engen bie Straßen ein. hinter ben Käufern liegen oft ©arten, namentlich an ber SBeftfeite ber Stabtmauer.
142 SluSfeben ber Stobt. ‘Abb. 5. Sliter Speicher. ®or ben Stabttoren fteljen bie Scheunen unb SBirtfchaftsgebäube ber Sürger, bort liegen ©bft- nnb Steingärten. Tie „Butenclorschen“, bie in ben Sorftäbten, ber Cber= unb llnterioiet, bei St. gürgen vor bent Sßaffonjfcfjen ober nor bem SJlühlentore unb am ßlofterljofe rooljnen, treiben gum größten Steile h'anbroirtfdjaft, ©ärtnerci ober gifdjerei auf ber Cber unb iljren Seitenarmen. Vluf ber Caftabie fteljen einzelne Speicher, bort finb ßagerplätje, ^olgljöfe unb Schiffswerften ober Steibeftätten für baS Sieb ber Stettiner. ®§ ift fcfjroer, ein 53ilb non bent Slusfefjen ber Stabt in biefer geit gu entwerfen. Tie ältefte angebliche Slbbilbung Stettins ift bie, welche Sebaftian ©fünfter in feiner guerft 1543 gebrudten ßoSmograpljie bringt, aber leiber ftellt baS „ßontrafeit" nicht Stettin, fonbern Stralfunb bar unb trägt irrtümlich ben ©amen jener Stabt. Tiefe falfdje Ein- gabe macht unS and) anbern Silbern gegenüber etwas arg- wöhnifd), aber bie Slnfidjt, bie in bem Stäbtebudje non @eorg Sruiu unb grätig $ogenberg enthalten ift, fcheint ber Stirt licfjfeit im allgemeinen gu ent fprechen. TieS Silb non 1576 ift nicht gu verfdjieben von bem, baS mir uns für ben Vlnfaitg beS 16. gahrfjunbertS madjen bürfen, nur müffen roir un§ hüten, auS ben geidjiutngen ber eingeluen ©ebäube roeitgehenbe Schlüffe auf iljre ardjitettonifdje (Seftaltnng gu giehen. Ter fßljantafie bleibt noch übrig, beim audj mit ber eingigen furgen Sefdjreibung von Stettin, bie aus biefer geit uorliegt, vermögen wir nicht viel angufangeit, obrooljl fie von einem ©fanne herrührt, ber bie Stabt lannte. Sljomas Jtantjow fdjreibt in feiner erften h°^beutfdjen (Sljronil, bie ivahrfdjemlich vor 1538 volleubet roorben ift, „von Stettin". „Stettin ift bie eltifte Stat in Sommern, ift aber nodj vor tnrtjen garen geringer geroeft roau ber Sunb ( Stralfunb) unb ©ripfroalbe. Vlber ftjber baS bie £jertjogen bafelbft haben £>off gehalten, hotS überaus feljr gugenhomen, ift roeit über ®ripfroalbe geftigen unb gibt bem Sunbe nidjt viele nach- ®S leit an ber Ober an einem Simberge unb ift audj fdjtjr burdjauS fteinen,
II. Stettin um (®ruin unb .ftogenberg).
©ie Seoölterimg 143 aber nidjt fo Ijnpfdj unb gleidj non £>cwfern unb ©offen wie ber ©unb; bod) ljatz meljr unb beffer ©emedjer in ben ^ewfern als 311m Sunbe, ljat aroeeu Utjunie (= ©ome) unb funft ßtou Ißfarfirdjen in ber Stat unb eine uor ber Stat, weldje Sauet ißeter fjeiffet unb uon Samt Ctten erbaioet ift, bargu jwei Elofter in ber Stat unb ljart oor ber Stat eine SarttjauS unb Qunrffrawenclofter. “Sie Surften Ijaben bar audj einen Ijnpfdjen .£>off unb feint funft anbere ftatlidje Sebew ba." Sfflir muffen unS Stettin nidjt Dorftellen wie einen ber mädjtigen Orte, an bie wir gewöljiilid) beuten, wenn wir itnS ein Silb oon ben mittelalterlidjen Stabten ntadjen. Sidjt wie Slütiiberg ober ßübed, WitgSburg ober ©an^ig barf unS baS Stettin jener ©age oor baS geiftige Sluge treten, wir muffen uns mit einer befdjeibetteren Sorftellung oon feinem SluSfeljen begnügen, wie eS unS etwa in ben Heineren pommerfdjen ober märtifdjen Stabten entgegentritt, bie beute nodj teil weife im Sdjmude ber mittelalterlidjen Sauten prangen. ?ln Umfang war Stettin größer als $ijritj ober Königsberg in ber Sleumart, aber in feinen SBeljrbauten waljrfdjeinlidj nidjt viel anberg geftaltet. 9lie wirb, fo oiel wir feljen, audj in fpäterer Beit Stettin wegen feiner Sauwerte fonberlidj gepriefett ober als eine fdjone unb ber Sewuitberung würbige Stabt bargeftellt; man riiljmt gelegentlidj einzelne Sauten, aber im ganzen muß ber Einbrucf, ben fie bot, bodj ftetS einfad) unb befdjeiben gewefen fein. SSoIlen wir tret; allem Slangel an beftimmten Eingaben eine Bald für bie Seoölferung Ijaben, fo bürfen wir gewiß nidjt über 4—5000 IjinauSgeßeu. ©ie Steuer beS gemeinen Pfennigs, bie 1495—1498 oom Einfontmen aller über 25 Saljre alten Sewoljuer ißommerns erhoben würbe, bradjte in Stettin jäßrlidj 210 ©ttlben ein, wäljrenb in Stralfunb unb feinen ©ötfern 475, in Stargarb 140, in ©reifSwalb 70 ©ulben einfamen. ES läßt fidj barauS beregnen, baß eS 1495 in Stettin nur 200 ißerfonen gab, bie meljr als 25 ©ulben (etwa 400 yJtarT) jäßrlidjeS Einfontmen ljatten. ©ie .ßunaljnie ber Seoöl* feruitg war, foweit wir fie aus ben Eintragungen in baS Sürgerbudj ertennen tonnen, nidjt feljr ftarf. $n ben ^aljren oon 1479 bis 1518 würben im ©nrdjfdjnitt jäljrlidj 23 Seubürger aufgenommen, ©er Slbgang muß inbeffen weit bebeutenber gewefen fein, junial ba bisweilen, 3. S. 1484 unb 1500, „große Sterben“ oortamen. ©er eßrbare Stat war im fRatljaitfe für bte Sürgerfdjaft tätig unb forgte für IRedjt unb Crbnung in ber Stabt, freilidj fdjon nidjt meljr unbefdjräntt, fonbern gar oft oom fjer^oge beeinflußt. Erließ er nodj am 4 Slai 1479 mit „einmütiger Seliebung ber Sllterlente beS Kaufmanns, ©ewertc unb ganzen ©emeine eine K’onftitution oon
144 I)tr Slot. Srbfüllen, .fpeergeroette unb Serabe", fo würbe iljm fpäter nidjt nur baS Seridjt im Sdjöffenftußl genommen, fonbern and) fonft feine SefugniS, Sledjtsgrunbfäße aufjuftellen, nidjt unerljeblittj befdjränft. Die Surfprate, in ber bie gültigen Seftimmungen fiir bie Sürgerfdjaft betannt gemadjt mürben, blieb feit 1480 im wefentlicfjeu unveränbert. güt fidj felbft gab ber Stat am 3. Qimi 1516 eine Crbnung, nadj ber jeher SlatSljerr jju ben Sißungen um 8 Uljr, wann de Klocke in Saute Niclaus-Kerke sleit, auf bem Slatljaufe erfdjeinen foll; wer gu fpät fommt ober oljne Gmtfrfjulbigung auSbleibt, galjlt eine Selb ftrafe. S3iel ljaben biefe Seftimmungen, wie eS fdjeint, nidjt genüßt. Über unregelmäßiges Slbßalten ber Sitjungen uub fdjledjten Sefudj wurbe audj fpäter getlagt. Sim 30. Cltober 1523 würbe nodj einmal im Slate ein Sefdjluß über biefe Vlngelegeiifjeit gefaßt. ®er SJürger= meifter foll bie SiatSperfonen jufammciiljalten unb ber (stabt Sefdjäfte unb Slotburft mit iljnen überlegen. ®ie (strafen fiir SJerfäumniffe unb fßerfpätungen feilen unerbittlidj eingeforbert werben; unb jwar wirb ben beiben jüngfteii Siatsljerren baS wenig angeneljme Sefdjäft beS Sin^ieljens ber (strafgelber übertragen. SllS Seamte ber Stabt ftanbeu bem Slate ju fJJienften ber Stabtfdjreiber, ber Stabtfjofmeifter, ber oberfte Diener, brei reitenbe unb fieben anbere Diener. fBon biefen waren uier als Quartiersbiener, je einer als löaumfdjließer, £>offdjließer unb SJlarttmeifter tätig. SJom .fjanbel ber Sürger Stettins fagtKanßoro: „Qre groffifter £>anbel ift mit geringe, gifdje uub SSeijn. Der beringt wirt fdjijr auS allen Stetten baljin gefljuret. So fdjiden fie ine bie Eber fjinauff gein granrfffjort, oon bar er in alle Orter wirt geljolt, barjegen fie von fVrandfljort roibberfriegen S8ein, Kupffer, Gif en, roeldjS fie ban oortbljan über baS ganße ßanb gu Romern, in Denemarden, Sdjweben, Slorwegen unb fßreuffen fdjiden." fjricbeborn beridjtet vom Qaßre 1481, baß „foldj eine große SJlenge von gering allljier an» fommen, roie guvor nidjt gefdjetjen ober gefjöret roorben, alfo baß alle Sürger» unb KaufmannSljänfer voll gelegen. (SS ljaben aber bie Kaufleute großen Sdjaben baran erlitten, beim fie bie Haft meßrenteilS für 30 Sulben eingetauft, aber fiir 10 ober 8 Sulben roieber geben muffen". 3m Qaljre 1507 roar ein feljr gelinber SBinter, bem ein überaus frurfjtbareS Qaljr folgte, fo baß ein 5®ifpel Sioggeu nur 2 Sulben, ber Söifpel Serfte 1 Daler, ber SSifpel £>afer 1 Sulben, bie Donne Sier 8, eine Donne Söein 30 Srofdjeu toftete. Bum Sergleidje mag bie Eingabe bienen, baß 1520 ber fßreis fiir 2 SBifpel Sioggen 9, für eine l*aft SSei^en 18 Sulben in Stettin betrug. ®ie Sortäuferei, bie nacfy bamaliger Slnfdjauung ben
Qanbel unb ©eiverbe. 145 Vlbb. 6. «Stein mit Sunftnxippeii auß bem Seßlerbaufe. Bewohnern ber Gtabt ganj ungemein fdjäblidj war unb ftänbig in ben Kurfprafen verboten würbe, war nidjt ansjurotteu; immer wieber fudjten (S’inljeimifdje uub ftreinbe namentlidj betreibe aufßufaufeu, ehe eß in ber Gtabt <jur Dieberlage unb jitm regel redjten Kertatife gefoinmen war. ©eßfealb erliefe ber Dat 1523 am 4. Cttober nod) einmal ein außbrürtlidjeß Verbot beß Ißorfaufß bei Gtrafe beß Ker Infteß uon GEljre unb ®ut (£ß gefdjah baß in betreiben Seit, in ber man in Teutfdjlanb gegen bie grofeen ^anbelßgefellfdjaften, gegen bie „Plonopolien" tämpfte. Gin äbulidjer Gdjulj bet eigenen Virbeit gegenüber frenibet wirb amt) in beu .£>aiibwertßrollen mit befonberem Dadjbrude hervor geljoben. Setjt waren bie (bewerte nidjt mehr bamit aufrieben, bafe ber Kat iljre Privilegien beftätigte, faft immer würbe bie tjeraoglidje Kegierung angegangen, ben alten giinitngßbrief 311 fonfirmieren. Goldje lanbeßljerrlidjeii Kcftatigungeii erhielten in biefer Seit u. a. bie Köttdjer (1500) unb Gdjneiber (1514). Gireitigfeiten bagegen frfjlidjtete ber Kat, wie er 1503 baß Vlmt ber SSeifebärfer mit bem ber ^außbäcfer wegen beß KrotverfaufS verglidj. Tie ftrenge Trennung ber verfdjiebenen (bewerte mit ber peinliriiften llntcrfdjeibung ber einzelnen erlaubten ober verbotenen Virbeiten naljm in biefer Seit nodj 311. Wir Ijöreit inbeffen fo wenig vom .fjaubwerte, bafe eß nidjt 311 fügen ift, wie bie Vlrbeitß unb ©rwerbß-Kerljältniffe in Gtettin waren. Tie fpäteren (Sreigniffe laffen eß aber alß waljrfdjeinlidj erfcheinen, bafe bie .ftanbroerfer bamalß redjt guten Kerbienft ljatten. ®U3ii mag ber Ijeraoglidje .fiofljalt and) nidjt wenig beigetragen haben. 'Wir lefen, bafe ber .^eraog (Solbfdjmiebe, Dialer, Gattler, Gd)miebe, XUe^rmaiui, Bon «ttitln
146 ®a8 Sehen in Stettin. Stellmacher, Sifdjler, Xttrfjfcfieier u. a. befcfjnftigte. ?litd) bas £>of= gefinbe mit feinen Kittern, Qunfern nnb Knechten t)at gewiß ben ^anbwerfern mancherlei Arbeit gegeben. So Famen auch Ceute nach Stettin, bie Derfdjiebene, bisher bort faum oertretene (bewerbe ober fünfte oerftanben. ©ir finben in bem ©ürgerbudje oergeidjnet ©erlenftider, ©lafeioerter (= @Iafer), ©edenfleger (= Sdjüffelmadjer), Vudjbiuber, (Gürtler, Klipfenmafer (= Verfertiger oon einer beftimmten Slrt oon Sdjuhen), Rotfilter, (= fjigljut machet), ©liefleger (== ülbereiter), ©ofoorer (= Sudjljäitbler), Kumpemafer (= Verfertiger oon ßeibdjeu), Kuntormafer (= Üifdjler), Slrmbofterer (= 'Jlrmbruftmadjer), ©litten» mater (— Verfertiger oon ©litten) u. a. m. Von bem Slnteil, ben bie Kaufleute oom Seglerhanfe nnb bie (Seroerfe an bem Stabtreginiente haben, erfahren mir aus biefer $eit nichts VähereS, aber bei manchen Verorbnnngen, bie oon ©ärger» meifter unb 'Jlat erlaffen roerben, roirb bie Ginroilligung ber ©ärger» fdjaftSoertreter auSbrüdlich ermähnt. Ss hot jebodj ben SInfchein, als höbe ber Kat gerabe jettf baS ©eftreben, bie Teilnahme ber $anbroerfer guriidgubrängen. SS macht fich bort eine ariftofratifd) patrigifche Strömung geltenb, bie mit einer SIrt oon Seringfchäßung auf ben gemeinen ©lann unb ben unruhigen „fßöbel" herabblidt. ®er ©egenfat) ber oerfdjiebenen Sdjid)ten ber ftäbtifdjen ©evölferung oerfdjärft fidj in biefer ^eit gang offenbar, hätten wir mehr ©ad) ridjten über baS Geben in Stettin unb ben Verteljr ber Viirger unter einanber, roir würben fidjerlid) mandje Spuren baoou entbeden, roie fich bie große fogiale ©eroegung ber nädjften $aljre oorbereitet, roie es überall gäljrt. Leuten nicht oielleicht mancherlei Verbote beS KateS inbetreff ber Kfeibung, ber gefte u. a. m., roie roir fie bereits in ber ©urfprafe oon 1472 finben, ober ernfte ©rmahnungen gum ®eljorfam gegen bie Cbrigteit barauf t>in, bah »tau reoolntionäre Strömungen bemerfte unb fürchtete? Von bem neuen g ei ft i g en Geben, baS in biefer 3eit in '3)eutfdjlanb erroadjte, fpitren roir in Stettin taum etwas. 'Sie ©eilen ber großen ©eroegung brangen nicht bis in bas Ganb am ©leere, unb roaS bortljin fam, fanb in einer Stabt, in ber bie WeifteSroiffenfchafteii wenig gepflegt würben, nur geringe ©eadjtung. ©oßl mögen Stettiner, bie bamals auf beutfehe Unioerfitäten, nadj Srfurt unb ©ittenberg, fjeibelberg unb ©ien ober gar nadj ©älfdjlanb gogen, eingelnes oon ber neuen 'Jiidjtung in bie £>eimat gemelbet Ijaben, aber ihre ßatjl roar nur flein, unb manche Don ihnen feljrten nicht in ihre Vaterftabt gurürf Slber and) bort madjte fidj ein engerer Slnfddufj an bas Jteid) bemertbar, befonberS feitbem $ergog Vogiflaro ©egiehungen
Sdjutroefen. 147 gum STaifer unb gu einzelnen beutfdjen dürften angutnüpfen begann. Slefer al§ früher braiigen beutfdje Kultur, Sefittung unb CebenSart nad; Sommern not. Söenn 1490 guerft ein Sudjbänbler unb ein SBudjbinber in Stettin oorfomnien, fo biirfen wir barin ein ßeichen feljen, bafe jefet bort and) Südjer Slbfafe fanben. 311 ben SReife büdjern ober ^tinerarien, bie in jener Beit g- ®- »on Sebaftian 'Brant oeröffentlidjt würben, auf ber Sparte beS SlürnbergerS Grljarb ©rglaub (ungefähr 1490—1500) wirb audj Stettin genannt, unb eS mag mancher SBanberer bamalS bortljin wie auf eine @ntbedungS= fafert gegogen fein. Sdjuten beftanben an St. SQlarien unb unzweifelhaft an einigen Sfarrfirdjen, Unterridjt erhielten bie Knaben in bem erwähnten fürft- lidjen Kollegium oon St. Ctten unb aud) uielleidjt in QageteufelS Stiftung, bie fidj feit 1469 in einem -£>aufe ber tleinen Tomftrafee befanb. Slber fdjon bie Tatfadje, bafe hödjft feiten einmal ein ßeferer erwähnt wirb, geigt, bafe bie UnterridjtSanftalten nur geringe ®e beutung im ftäbtifdjen ßeben hatten. Utefer als gang oereingelte Stetigen, g. B. oon ber „olben Sdjole" (1485), befitjen wir über baS Stettiner Sdmlwefen nidjt; oon bem UnterridjtSbetriebe wiffen wir garni<ht§- Ter Bilbungsguftanb ber weiften Bürger war gewife redjt gering, liefen unb Sdjreiben waren, wie auS einzelnen üliibeutungen fpäterer Beit hervorgeht, h°4) lange für uiele imbetainite Künfte. (belehrte SJlänner gab eS in ber Stabt wenige, oielleidjt einige unter ben ©eiftlidjen, fidjer mandje unter ben fiirftlidjen IRäten, oon benen einzelne auf ber £>ochfdjule eine atabemifdje SSürbe als üllagifter ober Tottor erlangt hatten. 'Jlber für oiele Aufgaben muffte Sogiflaw grembe gewinnen, wie ben furfächfifdjen Dr. Johann oon Sfitfdjer, ber fidj einige Qaljre in Stettin aufljielt, ober bereits früher ben berühmten Italiener BetruS oon Staoenna. St ift oon QlreifSioalb wieberholt nach Stettin getommen unb hat auch eine lange lateinifche JJtebe oeröffentlicht, bie er bort im $erbfte 1500 frei aus bem Sebädjtniffe huf halten wollen, aber nicht gehalten hat- TamalS fanb eine Sijnobe ftatt, bie Sifcfeof 'Dtertin oon ©animin berufen hatte. Vluf iljr würben oiele SJtifeftäube, bie fidj in ber Kirdje uub ©eiftlichteit bemertbar machten, beraten unb am 5 Cttober entgeljenbe 'Beftimnnnigen für ben KleruS erlaffen. SluS biefen Befdjlüffen im allgemeinen auf bie guftänbe gu fdjliefeen, ift nicht oljne Weiteres richtig, unb im befonbern bürfen wir uns bie Stettiner <$eiftlidjteit burchaus nicht als oerfommen in Siinben unb unwürbig ihres StanbeS oorftellen. Sicher hot eS audj hier nicht an räubigen Schafen in ber 10*
148 Die ©eiftlidjen. £>erbe gefeljlt, aber unter allen fpäteren Hejdjroerben treten Silagen über llnfittli<h!eit unb anftößigeS Geben ber ©eiftlicßen am aller= weiften juriirf. So bürfen mir moljl annefjmen, baß bie Domherren von (5t. 'JJlarien unb (St. Ctten in iljren Siitrien ein rnßigeS Geben führten, ^reilicf), um iljre gottesbienftlidjen '.ßflidjteii fdjeinen fie fidj nicht viel getiimmert ju haben; biefe überließen fie ben ^aljlreidjen IBifaren, bie eine eigene Srüberfdjaft unter '.ßroviforen bilbeten. (Sie verfaßen ben ©ottesbienft an ben Slltären ber Stirdjen, bie in großer ßaljl von frommen Geilten geftiftet roorben maren, unb verwalteten baS ju biefen (Stiftungen gehörige Vermögen, wovon feljr viele (Sin tragungen in ben ©eridjtsbüdjern .ßengniS ablegen. Sie Domherren felbft traten, wie es fdjeint, weniger in bie Cffentlidjteil, manche von ihnen mögen audj bie '.ßflidjt, in (Stettin ihren UÖoljnfiß 311 ijaben, nidjt beadjtet unb es vorgejogen haben, iljre fßriibenbeil an anberen Crten 311 verbrauchen. Qn ben Domtapiteln finb in biefer Seit 9ln gehörige bes pomnterfdjen Sibels wenig vertreten, aber woljl finben mir in iljnen manche 'JJlitglieber (Stettiner Familien. Gange ßeit war Detan an (St. Ctten (1488—1519) Dr. Henning von ©linbe, ein Soßn bes StürgermeifterS Wibrecht ©linbe. Wndj ber Dlj^faurar £>einridj 'JHebefinb (1488—1499) ober bie Domherren Petrus .’pouefdj (1498), 'Hcuil Hartljolbi (feit 1516) u a waren woljl geborene (Stettiner. 'Hon ihrem Geben wiffen wir nidjtS; bebeutenbe ©eleljrte, bie fidj in jener Seit einen 'Jlamen gemadjt Ijaben, finben roir nidjt unter iljnen. ©rinnerinigeu an iljre 'Jöoljiiungen, bie um (St. SJtarien unb bei (St. Ctten an ber Stabtmaner ober in ber Domftraße lagen, haben fidj nicht erljalten, roenn roir nidjt baS eigenartige unterirbifche (leine ©eroölbe, baS unter bem £>aufe in ber Heinen Domftraße (Vir. 4) neuerbings entbedt roorben ift, für einen geheimen Steller eines geifD lidjen Sperrn anfeljen wollen, ©r tonnte oielleidjt von mandjeni erjäljlen, was unS als wenig angemeffen fiir einen ©eiftlidjeii erfdjeinen würbe. SftiitjmeiisroerteS wirb von einem Domherrn WnbreS SBranb, ber 1510 ftirbt, beridjtet; er hat, fo tjeifet eS, auch bem Stifte viel ©uteS getan. Das Vermögen ber beiben Domftifte war redjt bebciitenb. ©riinbbefitj hatten fie in .jaljlreidjen Dörfern um Stettin ober im 'Hijritjer SGeijader. XGegen beS Dorfes £robenfeld)oro führte bas 'JJlarienfapitel feit 1510 einen 'Gro^eß gegen bie ©rufen von .fcoljenftein unb 'Bierrabeu, ber fidj viele 3«hre hinjog. Vludj fonft hatten bie Domherren gar mandje 'Jledjtsftreitigteiten um ©runb' befiß mit WbelSgefdjledjtern, bie bereits lüftern nadj bem firdjlidjen (Eigentum ausfdjaiiten. $n ber Stabt befaßen bie Stifte galjlreidie fünfer unb waren ftets beftrebt, neue <pt erwerben, ba biefer fteuirfreie
Die gofobifirdje. 149 Befiß befonbers norteilljoft roar. Bor altem aber verfügten fie über ein großes JTapitalvenhögen, baS in Stabt nnb Sfanb ginSbar angelegt roorben roar. güt baS frrdjltdje Veben in ber Stabt roaren bie Domfirdjen oon geringerer Bebeutung, ba fie feine '-Pfarrtirdjen roaren uub ihre Sprenget nur wenige £»anfer gablten. Drotjbem machten and) bürgerliche gantilien nnb Korporationen in bei Dianin fird)e Stiftungen oon Elitären, SJleffen, Bitanen ober fanben bort ihre letjte Slulieftätte. gn ben Deftanienten biefer Bpit werben gewöhnlich aud) St. 'Diarien unb St. Sitten mit Bermäcfjtiiiffen bebacfjt; mit Borliebe beftimmte man, roie es fdjeint, ein ffieläut nut ben fdjönen Worten ber ©ttenfirdje, bie 1471 unb 1473 neu gegoffen roorben roaren. Die .f)auptpfarrfird)e ber Stabt roar bie von St. obi, bereit 'Patronat immer noch bas Bamberger DlidjaelSfloftcr befaß. Bon bort Ijer tarnen bie fpriore, bie an ber Spitje ber GJeiftlirfjfeit ftanben. Sic rocchfelten in biefer Beit giemlid) oft, man batte offenbar in Samberg ben Sßunfd), bie nadj Stettin entfanbten 'Dlonrije nidjt burd) gu lange Slbroefenljeit bem Klafter gu entfrembeu Dem Brior ftanben ein Unterprior unb ein eigens gum Srebiger ernanntet Bruber gur Seite. 9lber neben ihnen roirtte an ber Slcrdje eine große ;}cifjl von Bitaren, benu St. gatobi war gang befonbers reich mit Elitären, Bifarieit unb anberen Stiftungen ausgeftattet; eS finb mehr als 80 nadjroeiSbar. Siele ber an ibnen befdjäfngten (Meiftlirfjen gehörten Stettiner gantilien an, wie von Slffen, Beringet, Debeloro, QJlinbe, Qiotbbef, WtnterSberg, ^ohenbolg, £>ovefd), Coiß, Scheie, SSeftfal, SSufforo u. a. Sind) biefe Bi la re taten fid) gu einer @enoffenfd)aft gufamnicti, bereit Borfteher ebenfalls oft vor «Seridjt gu tun hatten Denn ('ielbgifdjäfte gab es genug, nidjt nur für bie ftircfje, fonbern aud) fiir bie eingeluen Stiftungen, unter benen in biefer 3pit befonbers häufig Seelmeffen, Slimofen, Dagetiben ober Blarientiben (baS beißt beftimmte gortesbienftlidje geiern) vortameu. gn St. ^Jcifobi batten viele fünfte, ber Bat, bie Dritter, bie Sdjüßen, bie Sdjöffeu, bie Segler, bie C>öfei ihre Elitäre, Iper roirtten Brüberfdjaften ber heiligen Dreifaltigteit, ber gebntaufeiib 5)1 ater unb elftattfenb gungfraiic* beim Oiottesbieufte nut. SQlit reidjem GJepränge unb großem Wange war er ausgeftattet, an ben gabireidien Slltären fanben regelmäßige geiern ftatt, unb oft brängte fid) in bent weiten Baume beS gotifdien Baues eine ungäl)lige Dlcnge von Slnbädjtigen, befonberS an ben gublreidjen gefttagen, welche bie Slitdje bamals feierte Dann ertlang bie Orgel, bie 1486 erwähnt roirb, bann rourben bie Behquieu gegeigt, bie man auS Bamberg gefanbt ljatte. Biele ljpil*Üp Q'efäßp, Bilber
150 Tie gafobi- unb bie ©tfolaifctdje. unb mancherlei Zierrat bienten jum Gchmude beS ©otteShaufeS. ©on i^m ift nicht« auf unfere 3eit gefomnien, auch bie zahlreichen Stab fteine, bie einft in ber Kirche lagen, finb oerfchwunbeii. 3n unb um 3alobi fanben mahl bie meiften Siirger ber Gtabt ihre ©ul)eftätte, aber fdjon bamalS ging man mit biefeu ©räbern wenig pietätSooU um. Ter ©lange! an ©laß zwang oft z» riicffid)tSlofem ©erfahren, unb bei ben häufigen Sauten mürbe gar manches filtere ohne weiteres Zerftört unb befeitigt. ©etabe gegen (Enbe bes 15. ^ahrljunbertS fanb ein großer Umbau ftatt, bnrch ben bie $?ircf)e eine oöllig oer« änberte ©eftalt erhielt, ©leifter £>anS Sönete fcßloß 1504 biefett Satt ab. Ta erhob fich baS gewaltige ©laffio beS einen TurmeS, beffen Knopf am 13. $uli 1503 aufgefetjt würbe; er ragte 180 gufj in bie £>öhe als ein weithin ficfjtbareS 'löaljrzeidjen ber Gtabt. Tie Geitenfchiffe waren leljt ebenfo hoch wie baS ©littelfdjiff, unb an ber ©orbfeite war ein neues angefiigt worben. Gtrebepfeiler an ber Giibfeite, lange Slenben, ein fcf)öner Kapellenanbau im Sorben zierten oon Vlußen baS Webäube, baS fonft in einfachen, aber burch ihre Timenfionen wirfenben formen baftanb. Ihn bie Kirche herum lagen bie Käufer ber ©eiftlichen unb ©itare. 3» bem ^tattfe an ber Güb feite, baS heute noch als ber ciltefte ©rofanbau GtettinS erhalten ift, wohnte ber ©rior mit ben iljm z"gefellten Samberger ©löndjen. ©roßen Slnftoß erregte es, baß fie bort Sier auSfchenften, baS fie unter bem Gchutje ihrer Gteuerfreiheit oon ©afewalf ober ®amm ein« führten. Cft genug befeuerten fich bie ©rauer über biefe Konturrenz- aber felbft bie Gtabtoerroaltung, bie für ihren GtabtteÜer baS ©riuileg beS SluSfchenfenS oon fretnbem Sier ljatte, oermocßte nichts gegen biefen ©lißbrauch geiftlidjer greißeit auSzurid)ten. Urfpriinglich mar eS wohl nur für ben Kalanb ber ©eiftlichen, eine ©efellfchaft gefelligen ©baratterS, gefreßen, aber halb ftellten fid) and) anbere ©äfte in biefer „offenen Gchente" oon Gt. $atobi ein. 3« ber ©apen unb ©rapengießer-Gtraße (ber oberen Gchulzenftraße) befanben fid) ©ifarienhättfer, bie aber aud) in anberen Gtraßen nicht fehlten, eins oon ihnen in ber ©eljet Gtraße nannte man baS ©aternofter=.f>auS. Tie zweite ftäbtifdje ©farrtirdje war bie uon Gt. ©itolai, in bie bas alte Keffin, faft bie ganze Unterftabt an ber Cber, ein gepfarrt war. 9(uch hier fehlte es nicht an ©ifarien unb Gtiftungen aller 2lrt, beten ©atroue oornehmlid) einzelne Kaufleute, Griffet unb gifcher, fowie ihre Korporationen waren. Tie SUterleute beS SBanb= fchnittS unb Kaufmanns ftifteten hier ©larientiben ober Tiben ber ©lebelibinge (bcS ©litlcibenS) ©lariä, bei beneu zu beftimmten gelten
ftofpitäler. 151 ©efänge gu ®t)ren ber heiligen Jungfrau gefangen würben. Tie Krämer errichteten fjier eine (Stiftung fiir bie Cidjter, „de dar werden gedragen vor dat Sacrament, wen men to den Kranken geit“, eine Kompagnie ber 1OOOO fRitter ober eitieSrasmuS 53riiberfd)aft beftanben Ijier. (£inige ©lieber ber ©emeittbe beforgten bie äußeren 3lngelegen= beiten, befonberS bie Verwaltung beS Vermögens ber Kirdje, baS nidjt fehr groß gewefen gu fein fdjeint- Sfarrljerr war lange 3a[jre .fjerr SRatttjiaS Vlet (minbeftenS feit 1405 bis etwa 1536); fein £>attS lag in ber grauenftraße Sieben ber Kirdje befanb fidj eine iljr gehörige Vabftube, bie woljl reidjen Grtrag brachte. Von bem ShtSfefjen ber Slifolaifirdjc, bie bidjt neben bent JRatljaufe lag, tonnen wir uns aus biefer -Seit feine rechte Vorftellung machen. Sie war ziemlich lang unb breit unb ljatte einen Turm, in bem eine ©locfe hing, bie nut ber mertroürbigen ^nfdjrift oerfeljen war: Lewer Bole nim miner wahr. Wenn et seven sleit, so findestu mi alidar. He sprack: Ja. Son bem inneren Sdjmurfe biefer Kirche, bie recht eigentlich baS ©otteShauS auch bes nieberen ViirgerftanbeS war, ljat fich nicht mehr als ein toftbarer Keldj erhalten. Gr ift 1493 oon bem SRöndje (Siegelte Tebelow geftiftet, mit feinem Schmud unb in feiner gangen SluSfüßrung ein Kunftwert, vermutlich ein Teuf mal einljeimifdjer ^janbwertStüdjtigteit. Qn Vifolai tarn e§ gu einem (Jjgeffe, al§ 1490 ein ßutaS 9?iemann einen ffiitar geroaltfam aus feiner Kapelle oertrieb nnb biefe abfdjlofj. Vielleicht bürfen wir in biefer Tat bereits ein Slngeichen für bie guneljmenbe SRißadjtung ber ©eiftlidjfeit unb SIb wenbung von ber Kirche erlernten. GtwaS ähnliches geigt auch ber Tiebftaljl, ber 1479 in (St £$afobi vorlaut. Tie verbiente Strafe erreichte biefe K'irchenfdjänber in Kiel. Tie St. ©ertrubsfirdje unb baS babei befinblidje £>ofpital anf ber ßaftabie ftanben unter ber Verwaltung von SBorftetjern, bie auS bem Vürgerftanbe gewählt waren. (Sine eigentliche Sßfarrfircfje war bieS ©otteSljaitS nicht nnb befaß feinen <ßfocrer, fonbern ben ©otteSbienft beforgten SBifare ober auch SRönche bes Karmeliter IDrbeiiS, bie gugleidj bie Krauten beS .fjofpitalS, namentlich foldje, die an den bösen Pocken liegen, pflegten. Von bem Van wiffen wir nichts. Tie beiben anberen ^jofpitäler vor ber Stabt, vom ^eiligen ©eift unb St. Jürgen, würben in ähnlicher SBeife burch weltliche Stoviforen oerwaltet; fie waren mit reichen Stiftungen unb großem Sefitjc auSgeftattet. Sin ben Kapellen, bie gu ihnen gehörten.
152 Ätrrficn nnb fflöfter. roaren Weiftlicße ber (Stabt tätig. St. Jürgen vor bent <ßaff orofdjen Sore befaß Silben auf bent Heiligen Weift Serg nnb bent Söbenberg. £»ier batte and) bie größte Srüberfcfjaft ber Stettiner ftlerifer, ber ftalanb oon St. Jürgen, ben retigiöfen Slittelpunft. Unter ßeitnng eine§ SetanS nnb mehrerer Serroefer vereinigte fid) bie ®eiftlid)teit fltt tirdjlidjen feiern nnb gefclligen ßnfannnentiinften. Salb fpielten biefe bie Hauptrolle im ßeben ber Sriiber, nnb bic Baien fpotteten roobl oft über bas aitsgelaffene Sreiben, baS bei foldjen geften ftattfanb. ®a§ niefjt nnbebentenbe Sermögen nnb bie mancherlei Freiheiten, roeldje biefer fialanb befaß, madjten biefe Srüberfcfjaft ^n einem Welbinftitnte nnb git einer GrnicrbSgenoffenfdjaft, bie fiir baS wirtfdjaftlidje ßeben ber Stabt von nidjt geringer Sebentnng roar. SJiefe Sätigfeit ber Weiftlidjcn erregte halb Scib nnb lln ^nfriebenheit bei ben Siirgern, bie fidj in ihrem (bewerbe beeilt trädjtigt fühlten. 3m Sd)illing§fottnent, ber 1495 auf bem Söbenberg erwähnt wirb, hatten bie Seginen ihren SBohnfitj. Unter biefem Samen roaren Frauen, bie in tlöfterlidjer 5öeife jufammenlebten, ohne baS Weliibbe ber Sonnen abgulegen, fiir bte ft'ranfenpflege tätig; fie verbienten fidj mit ihrer SIrbeit ihr Srot. Wcftiftet roar ber Stettiner Konvent jtt einer nnS itnbcfannten .Seit, wie eS fdjeint, non einem ffllanne mit Samen Schilling. 3hr HanS führte nodj fpäter oft ben Samen SeginenhauS. Sor ber Stabt lag bie Seter Saul5=Rirdje, 31t ber bie Se roohner ber Sorftäbte gehörten. Tas Heine efjrwiirbige WotteStjauS roar niit Sifarien ausgeftattet, bereit Satrone entroeber einzelne Familien, S. bie ßoit?, Sonnenberg, Siarbenbcrg n. a., ober Fünfte unb Wilbett, rote baS Sdjiniebeamt unb bie Fifdjerinnung, waren. Ter Sau war wohl int 9lnfaiige beS 15 3ahrh»nbertS aiifgefiihrt roorben; bie Slirdje befaß ein inaffiveS Weroölbc mit bebcutenber Spannweite unb ljatte bamals vielleidjt 3 Sd)iffe. 1517 würbe ber Turm neu gebedt; einzelne Stüde von biefem Sau finb nodj heute vor hanben, inSbefonbere einige adjtedige Kalffteinpfeiler. Qm Fahre 1520 rourbe bas ®ebäube burch einen neuen Stabtgraben unb einen SBall gefdjüßt. 9lnt Klofterljofe befanb fid) attdi bas reid)e unb angefeljene Fungfrauentlofter, in bent bie „begebenen 3»ngfrauen" unter ßeitnng ihrer 9ibtiffin nnb Srioritt fidj frommen 'IScrfen unb Tienften roibmeten Sehen Södjtern abliger Wefdjlcdjter, wie ber iSidftebt, Sanimin it. a., faubeit hier audj Ftnigfrauen auS Stettiner Siirger familien, Seringcr, SJttlf, Kroger u. a., Unterfunfi fiir iljr ßeben
Die Hlöfltr. 153 Der 2anb= unb Hapitalbefitj beS ftlofterS war bebeutenb, unb feine Werwaltuug erforberte bie Straft eines SJlanneS, ber als Stlofterpropft bent Hoiiuente jur Seite ftanb. (Er vertrat iljn jitnieift bei ben Wed)tsgefd)äften, unb bie Gieiftlidjen Qoljann Srebow, Qoljann Sdjare, $afob Warbenberg ober Wlidjel Sirdjent, begegnen un§ um 1500 oft in ben Gieridjtsbüdiern bei Serlaffungen, Hänfen ober Weilten verfdjreibiingen. Die Hlofterbörfer an ber Cber brachten reidje (Erträge, bod) Ratten bie Sägte ober Hauptleute eS Ijäufig nidjt leidjt, bie Untertanen 31t ben Slbgaben, Dienften unb Stiftungen aii^ufjalten @ar oft mufften ber Stopft ober ber Sogt in ben vcrfdjiebenen Dörfern Gieridjt galten unb Streitigfeiten entfdieiben ober llngefjorfam beftrafen. Die Werwaltung bes SefitjeS fdjeint nidjt fonberlid) forg fältig getuefen 31t fein, man ljat c§ wenigftend nidjt für nötig gehalten, bie einft um 1312 angelegte Wlatritel fortjiiführen, in ber bie alten ^Privilegien unb Sriefe, fowie bie filoftergiiter nnb (Eintiinfte auf» ge^eidjnet worben waren. So mögen mancher Sefitj unb niaiidjes Wedjt im ßattfe ber .ßeit verloren gegangen fein, wie 3. SB. baö filofter 145*7 mit bem Watsfjerrn 'Peter Sprenger tun £>ercui§gat>e von ©üterii projezierte. $n ber Hirdje unb in anberen Wäinnen befanb fid) ein verhältniSmäfjig reidjer Sdjatj an wertvollen (Geräten, Ornaten, Heldjen, firetijeii unb Deden, bie woljl 311111 Deil bie Wonnen tunftreidj angefertigt ljatten. Da waren geftidte Worfjänge, Wlanipeln, Stolen ober Silben, auf betten Silber von ber Slttf erftetjung ober Himmelfahrt Gljrifti, vom jüngften ©eridjt 11. a. in. bargeftellt waren, Wläntel für bas Silb ber SJlaria Wlagbalena, ber Sdjutjheiligen beS HlofterS, ober ber Wlabonna unb manche anbere Hoftbarfeiten. 'Wie bas Sieben innerhalb ber Winnern fidj abfpielte, bavon ljaben wir feine Haube, aus ber einen anfällig erhaltenen Slngabe, bie ein (Ebelmann vor Gleridjt madjte, er habe eine „greunbin" ini Hlofter oft befudjt, bürfen wir feine 31t weitgeljenben Sdjlüffe jieheti. Sind) von beu Saulidjfeiten beS HlofterS wiffen wir aus biefer ^eit faitm etwas. Dodj ftanb woljl bamalS bie ftirdje, wie fie im 14. Jaljrljunbert erridjtet worben war. SSegen ber (Erhaltung ber Stabtniauer, au bie baS (Gebiet ftiefj, tarnen niannigfadje Streitig» feiten mit bem Wate vor, eS hcrrfdjte aber im allgemeinen jwifdjcn beiben gutes (Einvernehmen. Weit mehr im ftäbtifdjen ßeben ftanb baS ^ranjisfaner» flöfter, bie grauen Wlöndje tauten mit beu Sürgern in nahe Serüljrung. War aud) bie £>odjfdjät;iing, bie man vor ber feel forgerifdjeu Dätigfeit, ber Sinnen nnb Hrantenpflege ber Wiinoriten einft geljabt hatte, im Sdjwinben begriffen, fo erfreute fid) ihr jtonvent,
154 Tie ÄlBflet. namentlich bei ber nieberen Seoölterung, boch noch immer einer geroiffen ^Popularität. 911S ©egriibniSftätte roar bie ftlnfterhrche feljr beliebt, unb manche ber beute faft untenntiich unb unleferlidj geworbenen (Grabplatten ftammt auS biefer iJeit. SDBotjl fpottete muii bereits nicht feiten über bie ©ettelniöncfje unb roar nicht mehr fo freigebig roie früher, aber man ftanb immer noch einem freiinb« fdjaftlichen ©erhältniS 311 ihnen, ba fie auf xuirtfcfjaftlicfjcm (Gebiete ben ©iirgern faum Konfurreng machten unb roeber auf bent (Gelb= marfte, noch im Raubet eine SRolIe fpielten. Ter ftonuent mit bem CGarbian an ber Spitje liefe eS fogar 311, bafe Gaien bei ber ©er roaltung ber Kirche unb beS KlofterS mitwirtten. ßludj in biefer Beit ift noch an ben (Gebäuben, bie einen roeiten ©tatj einnaljnien, gebaut roorben, ber Kreuggang roar eine B’erbe beS KlofterS. SBaS oom Geben unb Treiben ber ©rüber berichtet roirb, mufe mit ffiorficht, ja mit SJlifetrauen angefeljen roerben, ba fpäterc tenbengiöfe Tar ftellung eS oft in bunfehi färben gu geichnen liebte. (Geroife rourbe bie ©egel beS Fjeiliqen grangistuS mit bem (Gebote ber Slrmut nid^t mehr ftreng beobachtet, geroife roaren auch h’er gar manche ©rüber in ihrem SBanbel anftöfjig, aber eine ausgeprägte SUifeadjtung gegen biefe Sllöndje geigt fich ’n (Stettin nicht. TaS neue KI öfter ber io eifeen ©löndje in ber nach ’hnen benannten SDlöndjenftrafee ljat im geiftlidjen unb bürgerlichen Geben ber Stabt feine grofee ©olle mehr fpielen tonnen. Tie Karmeliter manche tonnten nicht einmal ben ©au ihrer ber heiligen Slnna geweihten Kirche ferligftellen, ber hohe ®hor> ber angelegt fein foll, ftanb lange ^Vnljre als ber allein oollenbete Teil. ben (GeridjtSbüdjern treten bie witten Moneken mit ihrem ©rior unb llnterprior feiten auf; eine St. Sinnen ©riiberfehaft, gu ber and) befonberS bje Stabttnedjte gehört gu haben fcheinen, wirb oon 1497 bis 1522 wiebertjolt genannt. ©Joher baS ©erwögen biefer Stiftung ftanimte, wie grofe eS war ober roie eS oerroaltet rourbe, baS finb fragen, bie fidi nidjt beantroorten laffen. ftiir baS ftäbtifche Geben roar oon ©ebeutung audj baS braufeen liegenbe Kartljäufertlofter, beffen Konoent eS oor anberen oer ftanb, bie Kapitalien in ber Stabt nutzbar angulegen. Tiefe geift lidje Stiftung rourbe ein iGelbinftitut erften ©angeS, bas für ben (Grnnbbefiij oon gröfeter ©ebeutung roar. Tie Schulboerfihreibungen ober ©entenbriefe, bie oon ben Karttjau|ern auSgeftellt würben, finb galjlreichcr, als bie einer anberen Korperfdjaft. Ter B’n§fufe, gegen ben fie ’Gelb auSIichen, betrug in biefer B^t meift ß oom .fmnbert. Tie (Erträge tarnen bem Klofter auS reichem ©efitje in ben Törfern
GJtiftlichtS Geben in ber Stabt. 155 an ber unteren Eber, auS Hebungen non SRüljIen ober Böllen, roie [ie in bent SBeftätigungSbriefe oon 1449 aufgewühlt finb. £b nod) bamalS roiffenfcfjaftlidje Stubien, uon benen ein Heiner erhaltener 3left oon ©anbfdjriften geugniS ablegt, in bem Tarife blühten, läßt fich nidjt angeben. sJRit anberen Klöftern besfelben CrbenS in SRoftorf, Jranffurt a. D., ©ilbeSheim u. a. unterhielten bie ©erren uon ber Stettiner Srieberlaffung GiotteSgnabe gefcfjäftlidjen ffierteljr. Die gange Gebenshaltung ljatte in biefem Klofter einen vornehmeren Vliiftrict), mit Seelforge, Krönten unb Vlrmenpflegc gaben fid) biefe Gieiftlidjen roenig ab. Sie führten ein befdjaitlidjeS Geben, ueradjteten aber in ihrem recht ftattlidj auSgebauten Klofter roeltliche Jreuben ober Seniiffe burdjaus nicht. Slufjer biefen in ober bei Stettin gelegenen Klöftern hotten and; anbere fortgefeftt fBewiebungen jur Stabt. Daftin tarnen frembe Settelmöndje unb terminierten bei ben ^Bürgern, b. t). fummelten Vilmofen ein. Da falj man JranwiStaner auS GJrcifenberg ober fßijrift, Dominifaner aus ißaferoalt ober Gaiumin mit bem Settelfacf in ben Straffen herumgehen, ba erfdjienen woljl auch Dönniesbrüber au§ SJlectlenburg, bie iljre mit Gflörfchen behangenen Sdjweine oor fich her trieben. Die vornehmeren Cifterjienfer aus Kolbat? hatten ihr VIbfteigequartier im Slbtshofc am JRofeiigarten, Vlugnftiner fierten auS Warft ober Stargarb erfdjienen gu ^Beratungen über bie SRefornt’ plane ihres DrbenS. Bu bem S3ilbe, roeldjeS baS Strafjcnleben jener Beit bot, gehörten bie Kuttenträger, unb manche Ginroirtung auf bie Seroofmer mag oon ihnen ausgegangen fein. DaS fönnen roir natürlich nidjt im einzelnen fontrollieren, bodj füllten nicht bie Gegatc, bie in faft allen üeftamenten jener Dago für Kirchen, Klofter nnb anbere Stiftungen auSgefeftt werben, barauf hinbeuten? Da uer= machte 3. 58. 1511 ftlanS $3ölte ©elbfummen, gumeift Heine ^Beträge, an bie Kirdjen uon St. SJlarien, St. Dtten, St. fRitolauS, St. Jafob, St. fßeter, an bie grauen unb roeiften fDlönche, bie Jungfrauen, bie ©ofpitäler uon St. Jürgen unb bem ©eiligen Weift, an bie Slrmen uon St. Giertrub. Jn ähnlicher SBeife haben Diele SBürger, bie '-Ber mögen befafjen, fich nut bem ungerechten SDlanimon einen Schaft im ©immel gu erwerben gefucht. Wüte VÖerte 31t tun roar eine 'Pfhdjt ber ©hriften, ber fich feiner 31t entziehen fudjte. Das beroeifen auch bie zahlreichen fflrüberfdjaften w»r pflege ber Vinnen unb (Slenben, ber SBitroen unb SBaifen, bie in Stettin beftanben. Die dop nehme SBrüberfchaft St. SRarien, bie ©erwog IBogiflaro an bie Cttem tirche nerlegt hatte, lief? eS fief) angelegen fein, Knaben 3U erwieljen, bie 5Brüberfd)aft St. £tten roirfte in bemfelbcn Sinne, bie fBerroefer
156 SJiifjftintmunß geßfn bie Gtiftlirfjfeit. ber Sinnen, bie Korporation ber Glenben trugen fiir bie pflege in Kranfljeiten ober fiir bie ©egröbniffe ber ßfrcinben Sorge. Gute onberc ftragc ift eS, ob bie ©.leit ober Klofter Geiftlidjen aucf) fonft im ßcbeu ber Stobt eine bebentenbe Stolle fpielten. Slnf roirtfdjaftlidjem Gebiete roar es entfdjiebeti ber galt, unb $roar nidjt immer 311t 3nfriebenljeit ber Voten. Tie rege Tiitigteit, bie jene im £)anbel ober im Gelbuerfeljr entroidelten, rourbe uon Jfaitflenten nnb .ftonbroerfern feljr ungern gcfeljen. Tenn roie tonnten fie mit ber Kirdje fontnrrieren, bie fidj fo uielcr ©cuoi^ugitiigen erfreute? Tie JVrciljeit uon Steuer unb Sdjofj, oon Tieuften unb ©iirgerpflidjtcn erregte immer meljr llii3nfriebenljcit. SScnit bie Geiftlidjen bürgerliche Slabntng trieben, warum 30g man fie nidjt audj 31t bett ©erpflidjtimgen fjeran, bie anberen Gewerbetrcibenben aiifedegt roaren? SBanim lief? man fie frei uon ben oft redjt fdjroeren ßaften, bie anbere tragen mufften? Tiefe llngeredjtigteit marijte ben Staub ber Geiftlidjen unbeliebt, ja jum Teil gerabe^u oertjafjt. SJian fdjalt auf bie faulen Settelfärfe, bie Trofjiien, bie fid) uon anberen ernäljreu ließen, itnb forberte immer briugeuber Slbftellung biefer fDlißftänbc. So tarn e§ 311 manrijen Streitigfeiten be§ SlatS mit ber Geiftlidjfeit, 311 matidjeu ärgerlidjen .fxiubclti einzelner ©ärger mit fßfarrent, ©tfaren ober ©löndjen. Gs lag eine 'JJlifjftünmitng über biefe ^uftnnbe in ber ßuft, unb gcrabe in Stettin madite fie fid? uni fo meljr gelteub, alS es bort unter ben Geiftlidjen jener Seit faum ©Immer gab, bie ein ©erftänbniS fiir bie üblen ©erljältniffe fjatteii. Söir erfahren nie etwa§ bauon, bafj ©fairer ober iDlöttdje eine (jernorrageube Stellung in ber Stabt einnaljnien ober eine befonbere Stolle im ßeben ber ©ärger fdjaft fpielten. Tie Sdjeibitng gwifdjen Klerus unb ßaieutum fdjeint feljr grofj gewefen 31t fein. Tie Geiftlidjfeit würbe meljr unb meljr ein fVrenibforper in ber Stabt, ber iljrer Gntiuideliing oft ljinberlid) fein mußte. Tiefe Tatfarije würbe freilidj erft uon einzelnen empfunben, aber biefe Gnipfiubung inufete immer allgemeiner werben, je mehr ber Klerus fidj uon ben ßaien frijieb unb ihren Qntereffen in inandjen ©unften gerabe^u entgegenarbeitete. So cntftanb bei aller i’lnljäng lidjfeit an bie Kirdje als foldje bod) ein Gegenfaß gegen ihre fRcpriifentaiiten, uub jwar befonberS in ben Streifen ber ©iirgerfrijaft, bie am nieiften unter ben materiellen ©urteilen ber Geiftlidjfeit 31t leiben batten, unter bett .£>anbroerfern uub Heinen ©iirgern, bie oft in ben Kleriferu redjt unbequeme Stoiifurrenten erbliden mufften. Tort begann es 311 gäljren, bort regte fidj im ftilleu eine Dppofition, bort würben Sln.^eidten fitnb, bie auf einen itabcnben Sturm Ijinbeutetcn.
Sojiale unb firctjlic^e Beroegnngen. 157 10. jtapitel. Pir Seit ber ^kformation. 99ft88oginle unb tirdjlidjc Bewegungen, bie fid) feit langer ^eit vorbereitet ljatten, begannen um bas $ahr 1520 fidj audj in Stettin 311 regen, ©s baljnte fid) eine neue Beit an, in ber mehr als bisher bie ©injelperfimlidjfeit im Stabtregimente uub in ber Wirdje 311t Weitung 31t fonimen fudjte. 'Die lli^nfriebcnljcit mit ben beftcljenben Berhältitiffen fam 311m 'Ausbnirfe, befonbers als uon Wittenberg (jer bas Wort uon ber Freiheit beö ©briftenmenfdjcn ertönte unb ber Stuf nadj einer ^Reformation bet Slirdje lauter würbe. Bn ben Stabten fanben fid) Ceute, bie es oerftanben, biefe Bolts ftimmung 311 fdjüren unb fid) 311 giiljrern ber fojialen 'Bewegung 311 machen, ntodjten fie aus luirflidjer Über.^eugung uon bem 'Jledjte, ba§ fie uerfodjten, ober aus ©l)rgei3 unb £)aß gegen bie Ijerrfdjenbe St taffe tjanbeln. Wir feljen unter ihnen uaineittlidj -fianbwerfer, aber aud) Hanfleute, bie bei ihren Berufsgeiioffen oft großen Anhang gewannen. Diefen Demagogen gegenüber hatten bie Vertreter bes bisherigen ^Regiments nidjt feiten einen fdjweren Staub, weint fie ihre Stellung in ber Stabtuerwaltnng behaupten wollten. Cb fie bie wirtlidj uor Ijanbenen 'JJHßftänbe nidjt erfaunten ober ob fie biefe nur ableugneteu, ift nidjt in jebem ftalle 311 entfdjeiben. Wewiß bat eS unter ihnen yjläiuier gegeben, bie riirffidjtsloS iljre Bladjt ausnußtcii unb fidj and) nidjt fdienten, in eigenem Bntereffe 31t verwerten unb Wemeinbe gelber gerabe3it 311 uiiterfdjlagen, waren bodj bamals bie Wewiffen nidjt fo fein wie in nuferer Beit, aber baß alle feite Bürger Diebe unb Betrüger waren, wie fie oft gefdjoltcii würben, ift 130113 unglaublich- Als ein neuer Streitpunft trat bie religiöfe grage 00311, unb fie wirfte weiter 3erfeijenb auf bie Sdjidjten ber Beuölteruiig. Sdjloß fid) audj vornehmlich bie Bürgerichaft ber neuen firdjlidjen JHidjtuiig an, fo blieb bodj audj bte '.Ratspartei, wenn wir bie Anhänger beS alten StabtregimcutcS fo nennen töiuien, uon ber neuen Bewegung nidjt unbeeinflußt. ©S fd)icben fidj hier bie 'Parteien in anberer Weife, unb bie Anhänger ber tirdjlidjen SReform waren nidjt immer 3iigleidj einer Umbilbuug ber Stabtuerfaffung 3iigeneigt. Die Stell« geftaltung ber Sl'irdje ljatte aber audj weittragenbe folgen für bie fojiale unb wirtfdjaftlidje Bewegung; man benfe nur an bie ejemte Stellung ber Weiftlidjen in ber biirgerlidjen Wemeinbe, bie ja fdjon lange ein Stein bes AnftoßeS war unb oft bett Anlaß ba3U gab, Stellung gegenüber ber rcligiofen 'Jieform 31t neljmen.
158 Einfluß uon SutberS Sluftreten. ©ann bie erften 'Jladiridjten oon bem Vluftreten VutljerS nach Stettin gelangten, löfet fid) mdjt feftftellen. üJewiß wirb man feiner ^ängfeit erft größere Vlufmertfamfeit ^ugemaiwt haben, als er immer mehr in einen offenen Wegenfalj 31t ber alten Atirdje geriet. SefonberS feit ber C^ip^iger Difputation, bei ber ^eijog Sanum, Sogiflaws ©otjn, jiigegen mar, mag SäljereS über ba§ tiiljne Sluftreten beS SlöndjeS in ber Stabt bctannt geworben fein, nnb ba§ Qntereffe an biefer neuen Sewegung imirbe lebhafter, al§ 1520 aud) einige Stettiner in ©Ittenberg immatrifuliert worben waren. Sie berichteten in Sriefeti oon ben neueften Sorgängen nnb iiberfanbten bie großen ^Reformation» fd)riften ßittljerS in bie Heimat. Salb tarnen fjerumjießenbe ^ßräbi» tarnen nach Stettin, uerfünbeten bie neue ßeßre, unb bie fRadjridjt oon ben Ereigniffen auf bem SeicßStage 3U ©ormS, 311 bem fid) $)erjog Sogiflaw begab, erregte gewiß große Sewegung. So würben ber ^Reformator unb fein ©ert befannt, unb gar mancher Streit über feine Ceßre wirb in ben Streifen ber Sürger ober ber Eeiftlichen au§gefod)ten worben fein. Sicher glaubte nod) niemunb, baß ber Vlnfang 3U einer völligen Trennung oon ber alten Jltrd)e gemacht war, baß halb eine Sdjeibung gwifdjen Sllt unb Seugläubigen eintreten werbe, man badjte nur an eine Umgeftaltung ber tirdjlidjen Ser» bältniffe, bie reriit Dielen erwiinfd)t erfchien. Daher falj man bie hierher üerfdjlagenen 'Anhänger ber ßutljerfdjen Sßartei nod) nicht als Eegner ber Hirdje, fonbern als Sertreter einer anberen SRidjtung an, unb felbft bie «Jeiftlidjeri uerfagten ihnen nicht ohne wDitereS Srebigt jtubl ober 'Altar. Eine fdjon früher viel erörterte fjrage würbe infolge ber Ereigniffe in Stettin uon neuem aufgeworfen. Sian hielt bie Seit für getommen, aberniuls wegen ber Steuerfreiheit ber ® ei ft lieh en nnb 3iuar befonbers wegen ber Sefteueriiug bes ftäbtifdjen ErunbbefitjeS ber Dom« ftifte, 311 üerhanbeln. Der Streit hierüber war nidjt oerftummt, feitbem ber JRat in bem Sei trage von 1492 bie fünfer unb £>öfe beS Otten ftifts als frei oon Sdjoß nnb GJrmib^inS aiierfaniit ljatte. Sielleidjt hatten bie Domherren m ber leßteu Seit ihren Sefitj burd) Vlnfauf uon Raufern vermehrt, oielleicht tarn aud) nur gerabe jetjt ber Unwille über bieS Srioilegutm ber Eeiftlidjen 311 befonbers lebhaftem 'AuS» brurfe. Vluch i,n Säte regten fich Zweifel, ob man mit jenem Ser trage md)t ber Eemeinbe llnredjt getan habe. Sian befdjloß, über biefe Vlngelegenljeit, bie bamals tu uielen Stäbten 311t Erörterung tarn, ben tDlunn um 'Jlnt ju fragen, beffen Same in aller Stunbe war unb ber in fircfjlidien fragen uon uielen atS ein befonbers tompetenter Siebter angefeljen würbe. 3m ^aljre 1522 richtete ber
SutljerS Srief an ben 9lat. 159 JRat an SRartin Cutter ein Schreiben unb bat um feine SReinung über bie ^erangiefjung ber (Meiftlidjen gu ben bürgerlidjen Saften. Da biefer Srief nidjt erhalten ift, miffen wir nidjt, ob ber gefomte '.Rat mit bem Sdjritte einoerftanben war ober ob nur ein Deil ber 'JJlitglicber fid; fo gu Suttjer befannte ^ebenfalls miiffen aber greunbe beS '.Reformators im Slate gefeffen unb fidj nidjt gefdjeut Ijaben, mit ihm in Serbinbung gu treten. Er antwortete am 11. Januar 1523, allerbingS in einer SSeife, bie woljl bie SJleljrgaljl faum befriebigte. Denn er fcfjrieb, ber gefdjloffeue Sertrag beftelje gu IRedjt; wenn er aber nidjt beftänbe, fo fei eS billig, bafj bie Domljerreu bie bürget* lidjen ßaften mittrügen, unb ber Stat Jolle, falls fie fidj weigerten, burdj eine allgemeine Crbnung bafür forgen, bafj fie ber Cbrigleit untertan feien. SRan fieJjt, bafj mit biefent Sefdieibe nidjt uiel angufangen war. Dafjer ift eS nidjt wunberbar, bafj bie Sympathie für ßuttjer im Stettiner Siat infolge biefer Slntwort nidjt wudjS. 3a oielleidjt fdjieben fid) bort fegt bie (Meifter, unb e§ bilbeten fidj bie beiben Parteien, bie fidj oon nun an immer feiublidjer gegenüber- traten. Sion ben Siirgermeiftern neigten fidj Qafob Sjofjenljolg (1504—24) unb £>anS Stoppelberg (1508 -38) ber neuen firdjlidjen fRidjtung gu, wäljrenb goadjim SDtto (1512—35) unb Sloritj ©linefe (1519—45) wenigftenS im Slnfange an ben alten Einridjtungen feft gufjalten roünfdjteii. gür bie 'JiatSljerren, bie biefer Slnfidjt waren, galt fdjon jegt als $aupt unb güfjrer iljr ,,'JRitfumpan" $>anS ßoitj, ber Sohn beS früheren Siirgermeifters URidjel ßoifj, (f 1494). Seine gamilie fommt feit ber SRitte beS 15. gatjrljunbertS in Stettin oor. Cb bie Überlieferung oon itjrer ^erfunft aus bem Sauernftanbe ridjtig ift, muß batjingeftellt bleiben. Salb tarn fie in Stettin gu SBoljl« ljabenijeit unb Slnfetjen. ^anS fdjeint guerft baS ©runbftiirf in ber grauenftrafje erworben gu Ijaben, auf bem feine Erben bas fdjon gegierte £>auS erbauten, baS Ijeute nodj auf beut Sdjweigertjofe oon ihrem Sieidjtuni geugt. SSie ber '.Rat bamals unter einanber uerwanbt unb uerfdjroägert war, erlernten wir aus ben 'Jladjridjten über biefen ßoitj; ber Siirgermeifter ^oljenljolg war mit feiner Sdjwefter uub er felbft mit beS SürgermeifterS ©linete Schwefter vermählt. Er ljatte als Satron galjlreidjer tirdjlidjer Stiftungen in oerfdjiebeiteii Kirdjeu enge Serbinbungen mit ben ©eiftlidjen uub tjirig, wie eS fdjeint, aus iibergeugung an ber alten firdjlicfjen ßeljre feft. Em 3?reunb ber '.Partei ßutljers war ber Kämmerer Joachim Knljle (1520—43). JRoch meljr alS int State madjte fidj bie Spaltung in ber Siirger* fdjaft gelteub. Unter ben Slngeljörigen bes SeglerljaufeS unb ber ©ewerte fam eS gu lebhaften Erörterungen infolge bes Antwort
1(iü Saul t>om Sobe. fdjreibenS ßutberd. 9Jlnn fah, wie ber SRat Fid) betrübet entgweite, ntßii befprach in ben ^nfariinienfiitiften im Stabtteller ober bei ben SRorgeitfpradjen bie Buftanbe in ber ßemeinbe unb Stirdje, man [d)alt, wie es '-Brand) ber Sürger iuar, auf einen ehrbaren Slat. Sdjou früh traten als Rührer ber lutljerifd) (Mefinnteii, bie gugleidj gegen ben !Hat ^eßten nnb fdjürtcii, bet '-llpotljefer Jllaus Stellmadjer, (feit 151(1 Sürger), ber IRüiigmeifter Senebift Sdjröber (1515) unb ber Sdjueiber KeweS JJriebrid) (1508) heruor. Sei ihnen fielen bie Süinfdje nad) einer SReform bes StabtregimeutS mit foldjen nad) einer llmbilbung bes SlirdjenwcfeiiS gufammeu. 3» Üjren Streifen fd)eint bereits etrna im Qanuar be§ BaljreS 1523 ber Shtnfd) laut geworben 311 fein, über bie neue religiöfe Mehre nidjt nur uon einzelnen '.ßräbifanten, bie gufällig nad) Stettin famen unb fid) bort nur uor übergebenb aufljielteu, Scleljrung 311 erhalten, fonbern einen Sßrebiger unb Mehrer bauernb bei fid) gu feljeu, ber ihnen bas ßuangclium uerftiube. Tesljalb erging aus ihrer 'JJlitte ein Schreiben an Muther, er möge einen foldjeu 'JJlaitu fenben. Tiefer Sitte willfahrte ber Reformator; in feinem Sluftrage erfdjien uielleid)t fdjon im Februar 1523 in Stettin Saul itoni SRobe, ber 1489 bei dueblinburg ge boren, feit 1513 in SJitteuberg ftubiert unb fid) friil) an Mutljer augefdjloffen Ijntte. VllS tßrebiger unb Mehrer batte er bann in Jüterbog unb in bem nabe gelegenen Torfe Oehna gewirtt. Son bort fam er nad) Stettin, wo er bei ben greunbeu unb Snljängern ber Vut()erifd)eii Mehre Slufnaljnie fanb. ßr uerfüubigte baS ßuan geliuni guerft unter freiem $immel, wie es in jener religiös bewegten Beit häufig gcfdjal), nnb gwar nach alter Überlieferung auf ber Maftabie bei ben bort gum Sertaiife geftellten 'JRüljlfteiueu. Ter 3U lauf, beu er fanb, wud)S, ba er mit ruhiger Sefonnenljeit gefprodjen gu hoben fdjeint, fo bah ber (begenfatj, in bem er gu ben übrigen ßeiftlidjen ftanb, nidjt fdjarf hervortrat. ßr verlangte feine '.Reiterung ber fird)lid)eii Beremonieii unb betonte woljl Ijauptfädjlid) nur bie (Skunbleljreu bes '.Reformators uon ber Rechtfertigung allein burd) ben ©lauben unb ber grunblegenben Sebeutung ber Sibel. So tarn es, bah er felbft bei Wegnern ber firdjlidjen Reformation Bnftinimung fanb. '-Ruf Sitten feiner ^reunbe erwirfte ber 3lat oom fßrior an St. gafobi Johannes bie ßilaubnis, bah 'Jtobe nadjmittagS in biefer Ät'irdje prebigeu fönne, uub präfeutierte als Patron mehrerer Stiftungen itjn bem Srior als Sitar. Bit ber Slirdje bat er längere Beit gewirft; {jergog Sogiflaw hörte feine Rrebigt am 4. 31111’ 1,r’23 unb ljatte au iljr nichts aiisgufeljen. 9leben iljm traten aud) anbere GSJeiftlicfje berfelbeu iRidjtung in Stettin auf unb prebigten gum Keil nur
SHtfliöft Streitißftiten. 161 ooriibergehenb, roie FotjanneS ft'tüpftro, gum Seil bauernb, roie SRifoIaue ^ouefdj, ber uielleidjt ein Stettiner non ©eburt roar. Vlllmäljlid) tarnen natürlidj bod) mancherlei Unruhen nnb Streitig feiten oor. Bereits im Februar ober SOinr^ oergtiffen fief). wie berichtet wirb, gwei SRünggefellen tätlich an bem Unterprior, nnb and) gwifdjen ben ©ciftlidjen entftanb halb 3onf unb Streit über religiöfe Fragen, ©in SlifoIauS ShoniaS g. B. griff Slobe Ijeftig an unb roollte iljn overpuchen, dat he de Lude jo by dein olden Geloven beholde. ®agu tarn, bafe ber'fßrior Johannes, roie eS fdjeint, 1523 ober 1524 burdj SßetruS Sudjner erfetjt würbe, ber bem Auftreten SiobeS in feiner Uirdje Sdjroierigteiten entgegenfefete, and) bem Sdjelten uub Sdjmätjen, ba§ auf beiben Seiten erfolgte, nidjt entgegen trat, hierbei geidjnete fid) oielleidjt fdjon bamals, jebenfaltS fpäter ber bifdjöflidje ftapellan Beter Bröntfe au§, ber befonbers heftige Eingriffe gegen fftobe richtete, ©in folcfjer Streit, ber auf ben Stängeln au§gefod)ten würbe, regte natürlich bie ©emüter ber Biirgerfdjaft nidjt roenig auf unb fdjuf eine tiefgeljenbe Sdjeibung ber Parteien Sie Beroegung wuchs unb würbe burd) wichtige politifdje Fragen, bie an bie ©emeinbe Ijerantraten, nodj erheblich oerftärft. Vltn 5. Oftober 1523 ftarb $ergog Sogiflaw X. ©r hotte ber SieformationSberoegung in feinem ßanbe ziemlich gleidjgültig gegen« über geftanben, jebenfalls feine rechte innerlidje Stellung gu ber ini Borbergrinibe fteljenben religiöfen ®rage geroonnen. SUS fich ober Unruhen unb reoolutionäre Bewegungen in ben Stäbten funbtaten, erliefe er am 24. September 1523 einen fdjorfen ©rlafe gegen bie verlaufenen Münche und losen Leute. Bon feinen Söhnen unb 9lad)folgerii galt ©eorg I. als ein entfefjiebener Anhänger ber alten Stirdje, Barnim XI. bagegen als ein etwas lauer unb unentfdjiebener 3-reunb ber Cuttjerfcfjen Sßnrtei. Vlber nidjt bie Frage nad) bem Bertjalten ber jungen £>ergoge in ben Sleligiongfadjen befdjäftigte Slot unb ©emeinbe in erfter fiinie, fonbern bie ^mlbigungSangclegenheit. Badjbem Bogiflaw bie Selbftänbigfeit ber Stäbte befdjränft unb fie ber abfoluten ©eroalt bes ßaubesherrn unterworfen hatte, madjte fich jetjt bort eine Steaftiou gegen bie SJtinberung ber ftäbtifdjen Unab« ljängigfeit geltenb. ©§ fefjien ben Stettinern bie rechte Seit getommen gu fein, ben neuen dürften gegenüber ihre alten Br*°>legien unb Siechte geltenb gu madjen unb bereu Betätigung oor ber $ulbiguiig gu forbern. ®ie £>ergoge bagegen roollten erft nach her .£>ulbigmig bie Freiheiten ber ©emeinbe betätigen. So tarn e§ gu einem fdjarfen Slonflitte gwifdjen Stabt unb ßanbesherren. ®et güljrer ber oppofitio neUen Bartei im State roar £jan8 ßoift, ber 1524 gum Bürgernieifter XUetfrmann, von Stettin. <.
162 Spaltung in ber Sürgerfdjaft. gewäljlt würbe unb non nun an in bem regelmäßigen Stedjfel immer wieber bie Leitung be§ fitjeiiben Sates erljielt. (staub er in ben firdjlicßen fragen in einem Wegenfatje 31t feinem Sdjroager unb Vlmt§= getroffen Stoppelberg, fo war er in ber £ulbigung§angelegenljeit mit biefent einer SReinung. 3m Säte faß mau, wie e§ fdjeint, biefe {Jrage fiir widjtiger an als bie religiöfe. Tie Sürgerfdjaft bagegen forberte immer bringenber eine Neuerung bes At'irdjenwefenS unb war Ijödjft unjitfriebeu, baß bie SatSljerreu in biefer Se^icljung nidjtS taten, ja bie Wegner, wie lioitj unb (Stoppelberg, fidj jufantmenfanben. URati rebete offen uon Seftrebungen bcS SatS, bie firtj gegen bie Sürgerfdjaft ridjteten, unb fdjalt immer lauter auf bie SRißwirtfdjaft ber (Uique, bie iljre 'Jimter nur 311 eigenem Sorteile auSitüße. Selbft oon Stoppelberg er^üljlte man gan^ offen, er ljabe oom Stabteigentum, bem Störfange, unb oom St. ßteorg ßirdjenader Stüde 311 feinem Steingarten genommen, fowie gegen be§ SateS Sefdjluß im ftäbtifdjen Seljöl^ 311 Semit; unb anberSwo Säume fällen laffen unb 3U eigenem Süßen verwanbt. Solcß ®erebe, wie es über mandje Slitglieber bes SateS umlief, war woljl geeignet, ben Unwillen ber ©emeinbe 311 erregen, unb 3U ben genannten bemotratifdjen güljrern gefeilten fidj halb anbere, wie ber Sdjneiber £>an§ Teßmattn, ber ©robfdjmieb $anS Sabbante, ber Sarbier 3oadjim ©djmibt, 3afob Stege, ftafper Srinrf u. a., bie immer lauter eilte 'linberiing ber „Soli3ei", b. tj- bes ftäbtifdjen ^Regiments, Der langten. Tiefe gorberung trat neben ben SJunfdj, „baß ba§ Stert WotteS feinen Fortgang Ijaben unb inan bie Sinnen oerforgett unb eine Sdjule aufridjten follte". 3m grauen SUofter fanbett im grüljjaljr 1524 wieberljolt Ser» fantntlttngeti bes Teils ber Sürgerfdjaft ftatt, ber bringenb bie SIbftellung ber Sefdjwerbett verlangte. Ta ging eS ftiirmifdj 3U. Sor anberen führte Allans Stellmadjer bas Stert; er brattg barauf, baß ber Sat eine „gute Politie an richten“, einen SluSgleidj mit ben fjürftett wegen ber (ürbljulbigung 3iiftanbe bringen unb Wotteß Stert anueljmen folle. Sehen iljnt traten befonberS Senebilt Sdjröber, 3af°b Stege ttnb teafper Srind Ijernor unb gaben ber ÜRißftimniuiig gegen ben 9tat, ber feit längerer Jeit leine Sißungeii ljalte, lebljaften ülusbrud. tSiiblidj einigte man fid), einen größeren 'RuSfcljuß Don 300 uub einen Heineren oon 48 Släniiern 3U wätjlen, bie mit bem Slate oer- Ijanbeln feilten. Tiefer weigerte fidj lange, bie 30rberungen ber (Semeinbe 31t bewilligen, geriet aber in immer größere SebrängtiiS, ja oerlor eine ßeitlaug gatt3 bie 4>errfdjaft; eS wirb wenigfteus beridjtet, baß Stellinadjer bie Stabtfdjlüffel mit (Gewalt an fidj
Tie 48 Vlätmtr. 163 genommen tjctbe. Ta fcgeint fid) ber fRat trog bes Streites, ben er mit ben SanbeSljerren ljatte, an biefe gewaubt gu gaben. Sie beftellten gergoglidje IRäte als Vermittler in bem lernte gwifdjen SRat nnb ©enieiiibe, unb biefe bradjten am 28. 'JRai 1524 einen Vergleicg guftanbe. Vadj iljm füllen 48 etjrlicge unb oerftänbige 9Ränuer, bie aus ber ©emeinbe erwäljlt werben, mit bem VatStollegium unb ben Vllterlcuten über eine gute Voligei unb ^Regiment beraten unb bie 'JJläugel im Stabtregimeute beteiligen; wenn fie fief) nidjt einigen, wollen bie .frergoge bei ber Erbljulbigung bie Entfcgeibung treffen. So würbe ber Vürgerfcgaft eine Teilnagme an ber Verwaltung gu« geftanben, freilidj eine 9leuorbnung war erft in weite ?lusficgt geftellt unb bie Jrage ber firdjlidjeii ^Reformation garnidjt gur Erörterung getommen. TeSgalb bebeutete biefer Vertrag niegt oiel ineljr als ein iöaffenftillftanb, bie Ungufiiebenljeit bauerte fort, ja wudjö wieber, als man merfte, wie befonbers bie Viirgermeifter Woig unb Stoppelberg bie 48 SRäuner mit VHfjacgtung beganbelten unb, um igre gorberungen nidjt gu erfüllen, ben IRat garnidjt gu Sitjungen beriefen. Slucg bie frergoge fagen fieg in ber froffnung auf eine Einigung mit ber Stabt bitter getäufegt. Bunäcgft fuegte man oon iljrer Seite aus bie oerfproegeue llnterganblung burig allerlei Stäube Ijittaus gufdjiebeu, bann trat inan in einen giemlicg erregten, aber ergebniS lofen Sdjriftroedjfel. ßwar bradjten bie oon ben Sfürfteii beftellten Vidjter, unter benen fieg aueg Vifcgof EraSniuS oon Eanintin befanb, 1525 eine gegenteilige 3©’age guftanbe: Tie frergoge wollten wäljrenb ber Srrung ben Stettinern gnäbige Herren fein uub fie fdjirmen, unb biefe gelobten ©egorfam als treue Untertanen. Ter eigentlidje Streit aber wegen ber frulbigung fanb trog langwieriger Verljanblungen, ungültiger Scgriftftürfe unb ©utadjtcn, bie g. V. non ber juriftifdjen gafiiltät ber granffurter Unioerfität erftattet würben unb fieg gum Teil für bie Stabt auSfpradjen, leine Veilegung, uergebenS bemüljte fidj Vifdjof EraSniuS Qagre lang, iljn gu feglicgten. Taneben befdjäftigten bie Ereigniffe im Vorbei! ben JRat, ba bie ftäbtifdien gntereffen bort nidjt niinber in ffrage tarnen als bie ber anberen franfaftäbte. üöenn Stettin fidj aiug bem Vitnbe lange fern gegolten gatte, fo naljm eS boeg an ben Veratungen teil, bie im SRärg 1520 gu Stralfunb wegen ber bänifdjen Übergriffe ftattfauben. slönig Eljriftian IT. von Täiiemart ljatte bas Biel im 'Auge, bas mertantilifdje Ubergewiegt ber franfa in feinen SReidjen gu bredjen, unb biefer fßlon trat offen gu Tage, als er im September 1520 ben nationalen SÖiber- ftaub in Scgwebeu niebergegwutigen uub fidj Stodljolms benüiegtigt ljatte. 2lber unter ©uftav Söafas gügtung ergob fidj bort ber 11
Die .£>anfa. 164 Slufftanb halb wieber unb mit größerem Grfolge. Die $anfa gögerte nod) lange, bie Schweben nerfprodjene .fjjilfe gu leifteu, unb erft im f5rü[)jaf)r 1522 mar bie Stimmung für ben STrieg entfdjieben. Gine flotte würbe uon ßübect auSgefanbt, gu ber alSbann bie Sdjiffe ber 58unbeSftäbte fließen. 'Die Operationen ljatten aber nur ein gering fügigeS Refultat, unb auf bem großen läge ber Stäbte in Stralfnub, gu bem and) giemlidj fpät RatSfenbeboten Stettins erfdjienen, geigte fid) wenig (Geneigtheit gu energifdjen ßeiftungen; man einigte fich mit SJlüfje über einen Termin, an bem bie {Jlotte gur SluSfaljrt bereit fein füllte. Stettin fdjidte gwar fein Schiff gu ber flotte, bie im UJlai in See ging unb anfangs mit (Glücf operierte, bann aber einen unrühmlichen Rücfgug antrat, fanbte inbeffen, roie iljm ber Rat uon ßiiberf im September 1523 begeugte, ben Ratmann 3aSper Bremer mit 30 ßaft 'JJteljl nnb 30 ßaft Roggen gu £>ilfe. 211S bann ftönig ftriebrid; alS Stönig uon (Däuemart unb Rorwegen anerfannt worben war, beftätigte er am 1. September 1524 ben in Kopenhagen an= wefenben Senbeboten bie Briuilegien, bie ihren Stabten uon bänifdjen Königen uerlieljeii worben waren. ßugleidj erhielt ßüberf bie Soll madjt, ungefähr innerhalb gwei Qafjren bent Könige bie ^aufaftäbte namljaft gu madjen, bie ben SJlitgenuß au biefen 'ßriuilegien tjaben füllten. UUß biefer Vertrag in Stettin betannt würbe, war eS natürlich bie Aufgabe beS Rates, ber Stabt ben Slnteil an bem wichtigen Sßrioileg gu fidjern. Gr erlangte bann auch, baß ßübect am 23. Quni 1526 beurtunbete, baß Stettin ,,to all eollikeu Privi- legien, Fry- und Gerechtigkeit in den Riken Dennenuuken in rechter Tidt vermöge bcrorder Confinnation namkundig gemaket“ fei. 3u gleidjer Seit oerfpradj ßübed audj, bie uorgebracbten SBe fdjwerben über Bebriidung ber Stettiner in Dänemart bortljin gu feiiben. “Diefe politifdjen (Gefdjäfte nahmen bie Dätigteit bes Ulates natiirlid) nidjt wenig in Slnfprudj, fobaß bagegen bie inneren Sin« gelegenljeiten gurücftretcn mußten (Dagit tarn, baß eS nidjt an mannigfadjen Reibereien mit Branben» bürg feljlte, ba ber Kurfürft Soadjim I. bamalS mit beu pommerfdjen •fjergogen wegen ber Grbljulbigung wieber in .Swift unb Streit geraten war. Gr ließ fernen Unwillen an Stettiner Kaufleuten, g. 58 Sfafob UJlilbenitj unb 'Balger greiberg, aus, unb audj baS brachte uielfältige Sdjreibereien unb Rerljanblungen mit fich, bie <5n einem langwierigen ißrogeffe am ReidjStammeigcridjte führten. Sn biefer Sadje ftanben bie dürften ber Stabt gur Seite, obwohl bie 3rrung gwifdjen ihnen nodj nidjt befeitigt worben war. ^Damals Derfdjärften fich inbegug auf bie Religionsfrage bie (Wegenfäße nidjt unwefentlidj, namentlidj
Jliiftflhinp beß S'iul vorn Sobc. 165 infolge ber heftigen Singriffe, bie vonfeiteu ber alttirdfliqjcn Weift lieben gegen *ßcnil vom fRobe nnb feine ©efimningßgenoffen erfolgten. Eß foni gu einer offiziellen Sefdjmerbe über '.ßcter Srömfc, ber mit ben Ejeftigftcn Sdjmähmorten gegen bie ßeljre oom ßaienfeldje eiferte, unb ber fRat trat in Serljanblung mit bem Srior von St. ^afobi. ®iefer gob enbhdj nad), alß bte Wemeinbc bie Srftellung SRobeß ginn tßrä bifanten bringenb verlangte. So mürbe ^aitluß förmlich an ber Kirche angeftellt unb tonnte vor= unb nadjmittagß prebigen. 'Dieß 3ugeftänbni§ ift nur barauß gu erflären, baß fRobe im allgemeinen redjt gemäßigte gorberungen aufftellte unb vor allem einer gemalt famen Stuberung ber firdjlidjen Scbrdudje energifdj entgegen trat. Deshalb erfchien er audj ben Slltgtäubigen alß berjeinge Slnfjänger ßuttjerß, ber am erften gu bulben mar; „er bat beß Srebigenß mit fonberm fjleiß geivartet unb eine lange 3«t ahn e™>(l Suberung baß Evangelium verfiinbet". Salb famen anbere ©eiftlidje nach Stettin, bie mit iljm gemeinfam für ßutljerß ßetjre mirften; nielleidjt mar einer von ihnen burd) ben b^rjoglidjen SRat $oft von 'Jlemitj, ber ein mariner gtennb ber neuen firdjlicfjen SRid)tung mar, auß SSitienberg eingelaben morben. ^m alten Kleruß machte fid) bie SSirfung ber ßutberfd’en ßef)re bereits geltenb. ®aß Kapitel ber Kartljaufe vor ber Stabt erliefe am 24. Slpril 1524 eine öffentliche SStarnnng an bie auß bem Klafter entwichenen SRöndje unb forberte unter SInbrohuug von Strafen gur fRüdteljr auf; ob eß bamit einen Erfolg batte, ift unbefannt. Sluch auß anberen Klöftern fdjeinen bereitß eingelne Sin gehörigen außgetreten gu fein unb ihre Weliibbe anfgegeben gn haben. Ebenfo fam eß ivegen verfdjiebener Stiftungen in ben Kirchen gu Streit, ba bie ißatrone bie Serfügung über bas Kapital verlangten unb bie Wciftlichen fich weigerten, eß heraußgugebcn ober meuigftenß 5Reajenfd)aft gu legen Selbft ber Slot lelpnc eß ab, eine altber» gcbradjte Baljlung an ben .ftalanb von St. <fitrgeii gu leiften. 9?odj energifd)er ging er vor, alß man in biefer Seit einen SJeubau ber SRauern uub bie Slitßbcfferung ber Stabtrocille begann $iergu miirbe eine allgemeine Steuer außgefdjrieben, unb man verlangte bie Baljlung and) von ber Weifttidifeit, namentlich von ben beiben Tomfapiteln von St. SRarien unb St. Ctten. fRntürlidj erhoben biefe lebhaften SEöiberfprud), galjlten aber fdjliefelid) 200 GJulüen. ®a bie Stabt fich bamit nicht gufrieben gab, mürbe ber Streit vor bie $ergoge gebracht, unb biefe entfchiebcn am 19 SRai 1525, baß bie ^ßriefterfchaft ober Klerifei nodj 250 Sulben in ^roei Terminen galjlen unb 50000 9Rauer= fteine liefern follte. ®afiir mürbe fie von aller weiteren Seihilfe gu bem Sau befreit, ber fich auf bie gange SRauer uub bie SSälle vom
3of»nnne8 ÜlmanbuS. IGfi ^eiligen ®cift Sore bis jum Jungfrauen Klofter erjtrccfte. Ter SRat oerfprach bagegen, bie ^3rieftcr[d)nft 311 fdjiitjen unb und) iljre ©eridjts barteii nicht 311 ftören.' Jn biefer geit war <5U Stralfunb ber Silberfturm erfolgt, ber jur Vertreibung ber ©eiftlidjeu führte unb baS bortige Stabtregiment ftiirjte. Tiefer reoolutionäre 'JluSbrudj ber allgemeinen llnjufrieben- tjeit wirfte aufreijenb auf anbere ©emeiitbcn unb oerfetjte bie Weift liehen in foldjen Schreiten, bafj fie fidj mit ber Sitte um Oefjutj an bie ßanbe^herren manbten. Tiefe roollten einerfeits bie Erlaffe bes KaiferS ober be§ 'JleidjsreginicntS in ihrem ßanbe burdjfüljren, wagten aber anbererfeits nidjt mit Energie ben Stäuben bes ßanbeS entgegen jutreten, bie 311m grofj-m Teil ben Steuerungen geneigt waren. Sie ftelltcn Sdjutjbriefe für gciftlidje fiörperfdjaften auS unb liefen am 23. SJlai nnb 2. Juni Inventare über bic Atleinobien be§ Wonnen unb bes JranjiStanertlofterS in Stettin aufnefjmen, um einem unrecht mäßigen Seifeitefdjaffen ber Sdjätje oorjubcugen. Tann erließen fie am 13. Juli ein fdjarfeS Sdjreiben an alle Stäbte, in bem fie bie taijerlidjcn Vlanbate jur Seadjtung einfdjärften unb geboten auf rüljrerifdje iJ3rebiger ju beftrafen unb ju oerweifen, fowie bte M^ljerige Crbnung be§ ©otteSbienfteS ju beobadjtcn. ©eorg I. tjatte woljl gern nodj mehr getan, aber ihm waren bie fjänbe burch bie Stellung ju feinem Vrüber Varnim gebimben, unb biefer liefj eS an Entfdjieben heil nach ber einen ober ber anberen Wichtung hin fehlen. föefonberS fdjwiertg war aber ihre Stellung Stettin gegenüber, ba fie mit ber Stabt immer noch Streite wegen ber $ulbignng lagen. So begann fich flsrobe bamals bort eine lebhaftere Sewegung gegen bie alte Kirche geltenb ju machen, bie burdj ba§ Shiftrcteu oon fßrübitanten ber bilberftürmifchen Hlidjtung genährt würbe. „E§ fernen etlicfe uprurifdje fffrebiger int fianb; be prebigeben apenbar, men fcfjolbe be fßopen, fUlonnete, Jürften uub wer aoer fie ljielbe. Derbeiigen • Der tilgen) unb oorjagen." Einer oon foldjen revolutionären ©eiftlidjen war JeljanneS SlmanbuS, ber au§ ^teuften feiner aufreijenben Hieben wegen ausgewiefen, gegen Enbe beS Jaljres 1524 nach Stolp gefommeu war unb bort im Sinne ber gewalttätigen 'Heilerer gewirtt hatte. Etwa im Sommer ober $erbft 1525 erfchien ei ui Stettin unb fanb hier einen für feine Sßirffamfeit geeigneten Voöen 'Ulan war in weiteren Streifen beS $anbwerfer= unb fiaufmannftanbeS mit Saul oom Wöbe nicht juf rieben; er ging ju oorfichtcg gegen bie alten ©ebräudje oor, feine 'Ulube uub gaggaftigfeit fefjienen nicht geeignet eine Vlbftellung ber 'Ulifeftänbe herbeijufüfjren Ta war boch 'llmanbnS ein anberer SFlann, ber otjne Hlücffidjt auf jllutoriiai unb Vergangenheit
SBertttbi0unfl8fd)ifibtn beS fflateS. 1H7 rebete, was ber großen SJlenge gefiel unb (Gottes SBort weit flarer unb richtiger 31t beuten fdjien als JRobe. Tie Erregung ftieg, eS fam gu allerlei (Gewalttaten. 9lm 14. ©ooember batten ber junge ©artelt .fjialle unb ftafob Scßulber mit einem ©ifar non 6t. gafobi Qobattn Kroger luegen eines fftecßtSftreitcS um eine Söifnrie eine lebhafte llntcrrebung, bei ber eS 311 Tätlicßfeiten fam. ber ßßriftnadjt würben gwei 65eiftlid)e in ber ^afobifirdje angegriffen, unb am 27. Tegember entftaub ein Tumult beim grangiStanerflofter. Slatiirlidj luanbte fid) ber JUeruS ©efcßwerbe füßrenb an bie ßanbeSßerren unb bracßte babei allerlei Klagen uor: ba fällte ber 9?at eine TiSputation ber „Sdjeltprebiger" unb ber ©loudje auf betn SJlarfte oeranftaltet ßaben, bei ber baS $olg gum Verbrennen ber altfirdjlidjen (Geiftlidjen bereit gelegen ßabe, ba ßabe er ben Vlöndjen baS Singen, ©rebigen unb Cäuten uerboten unb allerlei Störungen gebnlbet. ß-iißrer &er 9lufriißrerifd)en waren ber junge ©artelt £)alle, Qafob Sdjulber, Vierten Krufe, ©ituS SroanteS, ©eter Slüße, Qatob Stege u. a. m. Es ift flar, baß in fo erregten feiten fid) mandjerlei (Gerücßte in ber Stabt oerbreiteten, bie nicßt im geringften ber 'JBaßrßeit entfpracßen, baß bei beiben Parteien arge Übertreibungen in 3®ort unb Sdjrift oor- famen. TaS geßt and) au§ bem Slntwortfdjrciben hervor, baS ber SRat am 27. Januar 1526 auf bie 2lnflagefcßrift ber dürften bin nerfaßte. ßr gibt gu, baß allerlei Unruhen uorgefommen feien, weift aber bie übertriebenen Scßilberungen beS Johann Kroger guriid unb erflärt, bie ßrgäßlung oon bem „©rennen auf bem Vlarfte" fei ein (ofeS (Cetebe; er wiffe oon feiner TiSputation. Tie Vlöncße hätten auf Sitten bes SlateS felbft nerfprodjen, fid) beS ©rebigens gu enthalten, beim eS fei bitrcß ißr Schelten großer Unwille in ber (Gemeinte entftanben unb 9lufrußr gu befürchten gewefen. „Ter gemeine fDlann fei jetjt burd) oieles Cefen ber Sibel unb anberer djriftlicber Sdjriften eines anberen geleßrt unb unterridjtet'', fo baß er fid) ber ©löncße ©rebigen rerbeten ßabe. Tas gange rußig unb wiirbig gehaltene Schreiben geigt, baß ber ffiat bereit war, bie Unruße- ftifter unb (Gewalttäter gu beftrafen, aber baß er im (Grnnbe bie Sdjulb an ben Unruhen ben Vlöudjen, bie „wedder de klare Wort Gades geprediget“, gufdjob. Ein ernftlidjes Strafgeridjt Derßängtc er baher nicßt, unb audt bie ^ergoge taten faunt etwas anberes, als baß fie um biefe Seit ^oßamieS 9lmanbuS feftneßmen uub in (Garß in ben Turm werfen ließen, Vad) einiger -Seit mürbe er loSgelaffeu unb beS ßanbeS oerwiefen. Taburd) würbe für bie Stellung ber CanbeSßerren wenig erreicßt, fie würben, wie Sfantjoro fcßreibt, je länger je weniger bei bem gemeinen ©lanne g.'adjtet. Tiefe ©ppofitiou
168 Sltliflißfe Bänftreien. fatit aud) gum SluSbrudc, als itn SERai 1587 in (Stettin ein Canbtag ftattfanb; ßier ließen bie dürften ben jüngfteii SRcidjStagSabfdjieb vertiinben, Sibel unb Stäbte jebodj verwarfen ißu mit ben SBorten, fie wären faiferlidjer SJlajeftät unb ißren fürftlicßen ©naben mit ßeib unb Ent verpflichtet, aber ©ott roollten fie ber Seelen halber geßoreßen. 5D?it biefem ®ef(ßeibe mußten fict> bie .fpergoge begnügen, wenn fie fid) ißre Stänbe nidjt nod) meßr entfremben wollten. Saßen fie bod) felbft in Stettin, wo fie längere geit refibierten, wie ber Swift über bie Religion alle Serßältniffe gu verwirren fdjieu. Da fäntpfte S3aul von« fRobe mit bem SBorte unb ber Sdjrift gegen ben 4tird)= ßerren CiboriuS Sdjwidjtenberg in ©rinimen, ber ißn in einem ®ucßc Handwiser to dem rechten chnstliken Wege ßeftig angegriffen ßatte. Da er bieS ben ponunerfdjen dürften gewibmet ßatte, ßielt e§ JRobe für feine ^fließt, fid) in einem 1527 gu SÖittenberg gebrudten IBiuße Vorfechtinge der evangelischen und christlyken Lere gu verteibigen. Son bem Baute, ber unter ben ©ärgern Stettins ßerrfißte, finb Spuren auf uns getommen in ben maudjerlei Ergäßlungen, bie fpätere Eßroniften in ißre Darftellungen aufgenommen ljaben. 5BaS wußte man nidjt bamals in Stettin alles gu ergäßlen auf ber einen Seite von ben böfen Jlnfcßlägcn unb ißlänen ber altgläubigen ®eift= ließen, ber HRöndje, fowie ißrer Slnßänger im 5Rat unb in ber 23ürger= feßaft! 5Bie rebete man aber auf ber ©egenpartei von ben böfen Steuerern, bie in fiirdje unb ©emeinbe alles ©efteßenbe umftürgen wollten, ben ßanbeSßerren nacßftellten unb unter ber ©eftalt be§ Evangelii ißre „©overige'1 bemäntelten. Da mag maneße üble 9lad)= rebe, maneßer .Ulatftß gläubig aufgenommen unb weitergetragen worben fein. ©Mr tonnen im eingeluen ftßwer uuterfrßeiben, was bavon auf ©Jaßrßeit berußte. fRicßt einmal bie Selt9cliau§fa0en *n ben ver> feßiebenen Ißrogeffen, bie fieß an biefe Streitigfeiten antniipften, geben uns immer einwanbfreie ©erußte, ba in ben bagwifeßen liegenben faßten bie Erinnerung an bie ©orgänge in jener bewegten ©eriobe feßr getrübt worben war unb viele Sengen faum nod) unterfrßeiben tonnten gwifeßen bem, was fie erlebt, unb bem, was fie geßört ßatten. Es ergäßlt .fiänßow von bem räntereießen, „lügenßaften nnb betriiglußen" £>anS Stoppelberg, ber bem „trefflidj vorneßmen" £>anS ßoiß nadjftellte, nicßt nur weil er in ißm ben ßauptfäcßlicßften ©egner ber ^irtßenreformation gefeßen ßabe, fonbern weil er auf ben reießen unb „von ben Bürgern woßl gelittenen SJlann“ eiferfüißtig gewefen fei unb feinen Einfluß int Stabtregimente gu ftürgen beabfidjtigt ßabe. Daß in biefer Seit ein ©egenfaß gwifdjen ben beiben ©ürger« meiftern, bie wir fonft amß einträchtig neben eiuanber walten feßen,
£>anS StoppelberQ. 169 beftanben bat, ift glaublich- ®§ fehlt aber jebeS geugniS bafiir, bafj fich biefe nerfcfjiebene Barteiftelliing in einem fo perfbnhdjeu Stampfe geändert habe, wie Rantjoro ergäljlt, ber fidjtlid) fiir ßoitj als ben Anhänger ber dürften eine Vorliebe hol. in Stoppelberg bagegeu ben böfen jReooIutionär unb Uuruljeftifter erblicft. Soll er bod) alles barauf angelegt hoben, bie ßanbeSIjerren aus ber Stabt gu entfernen, um gang nach eigenem Willen gu fdjalten unb gu malten. ®r habe, fo ergäbt ber S^ronift, einen Srief ben grauen iRöndjen gugeftedt, in bem oon einem Anfdjtage gegen ben $ergog ©eorg bie tRebe mar. ®ie UJtöiicfje hätten iljn bem dürften gugeftellt, ber anfangs über ben 'Blau feljr erfcfjrocten gcmefen fei, bann aber eine Unterfudjung angefrellt habe, bei ber Stoppelberg felbft in breifter Weife alles abgeleugnet habe. ®ie Herren hätten, obwohl fie ibn für fdjroer verbädjtig angefeben hätten, nicht gewagt gegen ibn eingufdjreiten. SRandie Untiarbeiten enthält biefe Srgähluug, oor allem aber fiubet fidj bei ben fpäteren umfangreichen Serljören über Stoppelbergs eigenmächtiges Sorgeljen in ftäbtifcfjen Angelegenheiten, wobei gahlreidje Anfchulbi» gungen gegen biefen SRann erljoben werben, feine Spur von biefem Sorgange. ®eSljalb ift ber gange Seridjt, ben and) griebeborn in feine ©efdjidjte Stettins übernommen bot, als eine jener Stlatfcfj= gefcfjicfjteii angufeljeii, bie in jener erregten ßeit in ber Stobt ergäbt würben. Warum gaben gerabe bamalS bie geongislaner ihre SRieberlaffung in ber Stabt auf? Sie hätten fid) bod) baburch, bafj fie ben au« geblid) geplanten Anfdjlag bem 4>ergoge oerritten, ein Anrecht auf feinen Schüfe erwerben muffen. Srotjbem »erlief}, wie berichtet wirb, 1527 her ©arbian Qafob Sdiröber mit einem Seile ber SRöndje bas RIofter, unb ber Stonvent begann fid) allmafjlid) aufgulöfen. ®S blieben nur nodj einige ©rüber gurürf, bie an ben alten ©ebräud)cn fefthielten unb bie alte Stiftung, bie faft brei Qatjrbuiiberte beftanben hotte, nidjt untergeben laffen wollten. 'Ser Abfall ber Rleriter würbe nach unb nach allgemeiner. Sonft aber gaben bie Anhänger ber alten Sl'irche ihren Wiberftanb nicht auf, fie oerteibigten fich °uf jebc Weife gegen bie Stefter, bie in Stettin immer mehr bie Cberljunb gewannen. Sangen boch bie Ratholifen Stralfunbs bereits oon ber Stabt: Stettin, du piepest wol gut to syn, nu heftu drunken der Ketter Wyn, den kanstu nicht vordowen Nini Purgacien! Dat is in in Rat, dat schall di nicht geruwen. 'Mhnlidje Spott« unb Sdjnuihfdjriften würben oon betben Parteien
170 Stlciuä Stellmacher. uerbreitct. So würbe eine? SRorgenS betannt, am Murine be. SRarien nrche [ei eine Schrift angebeftet, in ber bie heftigften Singriffe unb Schmähungen gegen ben Siirgermeiftcr £jan§ Stoppelberg ata ben ärgften 3-einb bcS alten (Mlaiibetta enthalten feien. 9ll§ ben, bet bicS Sdjnftftücf bort angebracht hübe, bezeichnete ber Volfsmitnb atabaib Sertljolb, ben alten GMorfner oon St. gafobi. Fr würbe fofort gefänglich eingegogen unb, ata er leugnete, auf bie Folter gebracht unb gepeinigt, wie Stoppelberg ipdter behauptete, auf biretten Stafcl)! bes £>ergbgS (Meorg. Ter arme SRann nannte ata Vlnftifter uer« fchrebene ©eiftlidje, wiberrief aber bie Slawen unb würbe fdiließlidj baburch, baß ber Scharfrichter iljm heiße $>ering§Iata in ben -öata goß, onnt ßeben ginn Tobe gebracht Tiefer Vorgang erreate im* geheueres Sluffehen. Tie einen warfen bent genfer oor, er habe beit (JMöcfner abfidjtlicf) getötet, baniit er nidjta gegen bie Vapiften aus fage, anbere be)d)itlbigten offen ben Viirgernieifter Stoppelberg, er habe eigenmächtig ohne Sluftrag be§ fRateS bie peinliche Unterfudjung angeftellt, unb erhoben bie heftigften Vorwürfe gegen ihn. $it biefett Wegnern gehörte oor allem Sl'lauS Stellmadjer, bem oer [Rat unb namentlich Stoppelberg bie göbterrolle nicht uergeihen wollten, bie er bei bem 91 ufruhr uon 1524 gefpielt hatte. Fr ba» gegen war empört bariiber, baß Viirgenneiftcr unb Slat bie bamata eingeridjtetc karger Übertretung ber 48 URänner abfidjtlich Ftintenaii festen, fid) uni bie Veftimniungen be§ Startrages uom 28 SJlai 1524 nicßt flimmerten unb eigenmächtig bie Wefd)äfte ber Stabt führten, wie es ihnen gefiel Ter Unmut barüber war allgemein, unb man bezeichnete gang offen in allerlei Sdjriften $atta Stoppelberg ata ben, ber oornebmlid) im [Rate ein JjMgefiänbniS gegenüber ber Vürgerfdjaft betämpfte. Tie alten Starwürfe ber unrechtmäßigen Slneigmtng ftäbtifcheii Figentunta unb bc§ wiilfürlidien ^Regiments würben uon neuem gegen ihn erhoben. Fine perfönlicfje geinbfehaft gwt[d)en Stoppelberg unb Stellmacher tarn bazu unb fuhrte zu allerlei ärger- lichen Sluftritten, bei beiten and) be§ letzteren Fhefrau beleibigt würbe. Tem fRate würbe fdjließlich bas Treiben fo gum Sieger, baß er auf Stoppelbcrgs Slnregung gegen Stellmacher ata ben „JRäbeta» unb $aupt- fübrer m bent ?liifnil)r" Slnflage erhob nnb ihn gum 30. ßuni 1528 uor ^Richter unb Sdjoffen zitierte. Ter Slngcflagte erfeßien nicht, auch ata er noch gweimal oorgeforbert würbe. Ta fprach ba§ (Merid)t nach altem ^erfominen über ben ungeliorfanten Bürger bie Verfeftung unb Verbannung aita. Stellmacher hatte jebodj oon ben dürften einen @eleita= unb Scf)iigbrief erlangt, ben ber fRat nicht anerkennen wollte. Sim 21 ^uli erfdjien Stoppelberg mit Sewaffneten im tßfarrhaufe
(Die ‘ßrojeffe StoppelberßS unb StellnwcbtrS. 171 flu SJlöljringen, wo SteÜtnadjer fidj aufbalten follte, unb lief} es vom Steller bis 311m SBobcn burdjfudjen. Ter Berfeftcte rourbe ^roar nidjt gefunben, aber eS fam babei allerlei 'JJlutroillen oor, fobajj ber STapellaii ißeter Sßritje fid) bei ben ilanb^Sbei’ren befragte, ber <Sdjut), ben fie aller ffleiftlidjfeit fliigefagt hätten, fei verletjt roorben. Tie $erjoge, bie fcfjoii längft gegen (Stoppelberg als ben 'Berteibiger ber ftäbtifdjen Selbftänbigfeit eingenommen waren, liefjen itjn wegen hoppelten SBntdjeS be§ fiirftlidjen SdjutjcS auf ben 7. Jluguft nor iljr $ofgerid)t in ßlart} forbern. Stoppelberg erfdjicn nidjt, aber feine Vertreter, .frans SBramer unb RJeorg Sdjmibt, Übergaben einen ißroteft gegen biefe Sitation, inbem fie fidj auf baS Privileg SBogifläroS X. nom 23. Januar 1477 beriefen, burdj bas ben (Bürgern gugefagt roorben ipar, fie fällten uor feinem auswärtigen Giericfjtsljofe 511 SRedjtc ftefjen. Broar erfrärten bie (Räte, bie« Privileg fei nidjt gültig, aber ®toppelberg fteHte fidj audj 311 ben beiben folgenben Terminen nidjt. Ta rourbe er wegen groben UngeljorfamS verfeftet unb geächtet. ®r batte aber bereits vorfjer bem Slate ange^cigt, baf; er wegen ber ßabung oor ein „auswärtig ungewöhnliches" ©eridjt, roaS roiber ber Stabt ißrivilegien fei, ^Berufung beim faiferlicfjeii Stammergeridjte ein gelegt habe. Tie freraoge wagten, wie es fdjeint, nidjt baS Urteil gegen Stoppelberg jur 'Bollftredung 311 bringen. ®r verblieb un« angefod)ten in ber Stabt; roäbrenb bas Verfahren, baS er beim Staminergeridjte gegen bie dürften eingeleitet batte, weiter ging. Ju gleicher -Seit batte Stellmacher, ber vor bem Borne feiner ®egner aus ber Stabt wich, bort ^Berufung gegen bas Urteil beS StabtgeridjtS eingelegt. Eins beiben fßrogeffen erroudjfen ber Stabt grofce Sl'often nnb viel 'Ärger. @ine nnenblidje gülle von Scfjriftftiicfeii würbe äwtfdjen Stettin unb Speier gewechselt, fobafj e§ eine wahre dual ift, alle biefe fRepliten, Tuplifen, G^eptionah unb Tefenfionalartifel, öollmadjten, (ßrotofolle ufro. burdj^ufeben unb auS bem gotmelfram berauSaufucben, roaS fadjlidj non Qntereffe ift. Unb fdjliefjlidj famen biefe ^ßrojeffe, roie bie weiften vor bem fReidjSfanimergerichte geführten, nidjt $um Slbfchluffe, man fudjt vergeblich nadj einer enbgiiltigen Gcntfdjeibuiig. Tiefe itnerquicflidjen Streitigfeiten waren natürlidj ber ®nt» roirfelung ber firdjlidjen Ißerbältniffc Ijödjft ungiinftig; fie liefjen bie roidjtigften fragen jjuriidtreten, mau erfdjöpfte feine Straft in flein lieben Bänfereieii unb petfönlidjen Eingriffen, wie fie ®. auch aroifdjen bem SiatSberrn £>an§ 'Jlebelung unb bem Elpotljefer £>an§ Vogelfang vortamen, alS biefer jenen befdjulbiqte, er habe bei ber ißfingftfeier ber Staufmaimfdjaft, ber fogenaiuiteii Ulaigrafenfabrt, 1526 ^eljn
172 Slnberuitfl bet gofttSbienftlidjen Sornten. ©ulben unterfdjlagen. SRntürlid) fam es gu einem ©rogcffe, ber bis ans ilammergeridjt ging. Son anberen Streitfällen erfahren roir nur gelegentlidj einiges, aber eS ift gu erlernten, bafe bie ßuftänbe in ber Stabt mit ben fdjarfett ©egenfätjeii, bie nidjt nur groifdjen ben ?llt= unb Steuglaubigen, fonbern aud) gwifdjen ben Slnfeängern unb ®egnern beS 9iateS, gwifdjen biefem unb ber VanbeSfeerrffaft beftanben, int feödjften ©rabe imerquidlid) waren. SllleS roar in ©äferuug, nidjtS getlärt, ber 3lü’efPnlt rourbe immer gröfeer. Ta befanben fid) aud) bie eoangelifdjen ©eiftlicfeen in übler Vage; von einer Seite rourben fie gu offenem, entfdjiebenent Sluftreten, natnentlidj aud) gur SIbfdjaffung ber alten firdjlidjen ©ebräucfee gebrängt, von anberer immer wieber gur ©orficfet geinafent. ©anlttS nom Stöbe tjatte fid) biSfeer in feiner etwas gagljaften Slrt gefcfeeut, bie Stoffe unb bie Taufe in beutfdjer Spradje gu halten unb roar and; mit ber freier bes tjeil. Slbcnbmafels in beiberlei ©eftalt gurüdfealtenb geroefen. ^fetjt mufete er fidj inbeffen iibcrgeugen, bafe er nidjt länger in biefer Stiftung feintet anberen ©eiftlidjen guriidftefeen burfte, unb begann auf baS Trängen feiner Slnfeänger ben ©otteSbienft in neuer gorm gu fealten. Sofort befafel ifem ber Stat, mit folf er Steuerung aufgufeören. Stöbe aber fefete ent= fdjloffen bem State auSeinanber, er fönne, nadjbem er lange -Seit mit ber Slbftellung ber alten ©ebräufe gegögert feabe, nidjt mefer länger bem ©erlangen ber ©emeinbe roiberftefeen; er miiffe „in biefen gefäfer lidjen aufnifererifdjett Väufen in Sorge fteljen, wenn eS nidjt geftattet würbe, bafe ber gemeine Wann fidj gu ?Iuf rufet unb Empörung begebe". Darauf wagte and) ber Stat nidjt, baS ©erbot aufredjt gu erfealten unb geftattete, „beutfdje Weffe, Taufe unb Satrament unter beiberlei ©eftalt gu fealten unb gu reifen". Darüber erfeob alSbalb ber ©rior oon St. ^cifobi, Qofeann Shmfeofer, bei feinem ©orgefefeten, bem SIbte beS ©tif aelSflofterS gu ©amberg, ©efdjroerbe, unb biefer fanbte einen ©oten an ben Stat, um als ©atron gegen foldje Steuerung ©infprudj gu erheben. ©S gelang, bei ber ©crfeaublung ein frieblif eS Übereintommen gu ergielen; ber Stat verfpraf, bie latfeolifdjen ©eift lidjen an Qatobi in iferen Slmtern gu belaffen unb nidjt gu feinbern, bagegen rourbe von ber anberen Seite gugefagt, Stöbe ben Solb roie einem ©rebiger gu geben. Tiefe gütlidje Slbmadjung rourbe aber halb burdj neue Streitigfeiten gwifdjen ben ©eiftlifen beiber Stiftungen geftört, fobafe ber Stat abermals vermitteln mufete. Wan madjte ab, bafe Stöbe in St. 3«fobi unb Weiftet StitoIauS in St. Stitolai Sonntags unb freitags von 6 bis 8 ober von 8 biß 10 Ufer, an ben SBerltagen von 7 bis 8 Ufer prebigen unb ihres SlniteS warten, gu anberen feiten ber ©rior unb feine ©eiftlidjen „bet iljrcm SSefeu
Der Sertrag Bon ©rimnifc. 173 unbeirrt bleiben fülltenaud) füllte man ben eoangelifdjen Pfarrern „mäßige 5Bant (= Jlleibung), Jleldj, Srot unb SJcin geben unb mit ber Sonntagsglode 31t ihrem ißrebigen läuten". Die ^er^oge Seorg unb Sarnim ließen tiefen Sdjritt 31t, meil fie, nod) immer im (Streite mit ihrer £auptftabt, es nidjt gang mit ben Sürgern oerberben wollten, 3itmal ba fie bamalS in emften Ser- tjanbluiigen mit Sranbenburg begriffen waren unb ba^u ber 4>ilfe ihrer Stäbte beburften. Wad; unenblidjen Serhanblungen fam enblid; ein ?lusgleicfj mit bem Knrfiirften $oad)im I. guftaiibe, ber in bem Vertrage 311 ©rimtiiß am 26. Sluguft 1529 auf bie ßeljnSoberljotjeit über Sommern oe^idjtete unb fidj mit bem Ittedjte beS erblidjen Sin falleS begnügte. SDa^u mußte bie ^uftimmung ber ßanbftänbe geforbert werben, bie ben Sranbenburgerii bie (Srbljulbigung leiften füllten. SInfangS erhob fid) auf bem ßanbtage 311 Stettin (16. Cftober) Sßiber fprudj, aber fdjließlidj gaben Sibel unb Stäbte nadj, als ihnen bie 4>erjoge einige gugeftänbniffe einräumten. So tonnten bann am 25. Cftober bie Urfunben ool^ogen unb am 23. Desember bie alten Erboerträge erneuert werben, hierbei hön9tC11 and) bie Vertreter Stettins ihr Siegel an bie Urfunben unb erhielten bie Sufidjerung, baß im gälte ber Erneuerung, bie bei jebem 2:f)roiui>ecf)fel erfolgen mußte, audj ein SIbgefanbter ihrer Stabt ^iti^ugegogen werben füllte. Die Uneinigfeit 3Wifdjen ben beiben fiirftlidjen Stübern, bie einer ruhigen Entwidelung Stettins fdjon lange Oinberlid) war, fanb burch biefen für ißommem giinftigen Slusgleich fein Enbe, ba fie fidj über bie Stirdjenfrage nidjt einigen tonnten. Miau fah in Stabt unb ßanb bie Slnuäherung ©eorgs an ben ftreng fatholifdjen Hurfürft Soadjim I., beffen Swdjter er hpiratete, mit '-Mißtrauen unb fürdjtete eine ent fdjiebene SBenbung beS $er3og§ gegen ben eoangelifdjen ©lauben. Son bem fchwadjett unb energiclofen Sanum erwartete man in biefer Schiebung nicht niet £>ilfe, unb fo würben bie Serljältiiiffe immer unficherer unb 3erfaljrener. Sim ungetlärtefteu war bie ßage in Stettin. Qu einigen Rirdjen wirften eoangeltfche unb fattjolifdje ©eiftlidje neben einauber, in anberen, wie namentlidj ben beiben Domfirthen, hcrrfcfjte nodj allein ber alte ©otteSbienft, ba bie Domherren an ihren @c brauchen feftljielten. Sn ben Kföftcrn, Kapellen unb -frofpitälern waren ebenfalls Slnljänger ber alten Kirche tätig unb weigerten fid), bie Sorberungen ber Eoangelifdjen 311 erfüllen. Sn ber Siirgerfchaft, bie im Sabre 1530 burch bie Slufnaljme oon 864 Weltbürgern feljr oer- mebrt würbe, ljatten wohl bie Weugläubigen bie Wleßrljeit, aber bie Heinere Partei ber Katljolifen muß nodj oon großem Einfhiffe gewefen fein. Die Uiisufriebenljeit in ber Stabt war auch fonft groß. SJaS
174 Der Abfdjteb SRobeö. war aus ber 1524 feftgefeßten Bürgernertretnng geworben? Der Bat vermieb es nad) HRöglidjteit, bte 48 'JDlänner gu berufen; 2oiß unb Stoppelberg, bie beiben allmädjtigeu Biirgermeifter, bie in ber Beli* gionSfrage Wegner waren, geigten fid) völlig einig in bein iÖiberftanbe gegen bie Anfpriidje ber ©emeinbe auf eine regelmäßige Anteilnahme an ber Stabtverwaltung. Bon ber Ijergoglidjen Begierung war nidjtS ju erwarten, weber für nod) gegen ben Bat, fie ließ ben Dingen itjren Vauf unb müßte fid) immer nod) ab mit enblofen Berljanblungen über bie $ulbigung ber ©tabt, bie nun fdjon ^Jfaljre lang verweigert worben war. Da ftarb giemlid) plößlid) in ber 9ladjt vom 9. gum 10. 2Jlai 1531 $ergog ®eorg. Qeßt meinte man woljl, werbe Barnim, ber bie Bügel ber '.Regierung gunädjft allein in ben fanben tjatte, einen enfdjeibenben Sdjritt tun uub bie Berfjältniffe regeln. Dodj e§ gefdjat) nidjtS. Da gab fogar ein fo treuer Blann, wie e§ ißaul vom Bobe war, jebe Hoffnung auf Befferung ber Berljältniffe auf, er glaubte auf eine Crbnung ber tirdjlidjen Berljältniffe Stettins, namentlich and) auf eine fefte Aufteilung unb regelredjte Befolbung nicht meljr redjnen gu tonnen. $atte er fdjon im gebruar 1531 einen Buf, ber von ©oSlar au§ an itjn erging, nidjt gang abgeleßnt, bann aber bod) immer wieber gegögert, von feiner bisherigen BJirhingSftätte, wo er nun „adjt volle Baljre oljne alle Berfolbung unb Bertröftung geprebigt hatte", gu fdjeiben. Auf erneute biinglidje Berufung verließ er (Snbe Auguft ober Anfang September Stettin unb ging nad) ©oSlar. Den leßten Anftoß gu feinem (Sntfdjluffe gaben vielleicht bie ©reigniffe im Auguft. Die allgemeine Uitgufriebenljeit mit bem '.Rate veranlaßte bie gefamte Bürgerfdjaft, ben gemeinen Kaufmann, Alter- leute, Söerte unb ©ilben, gufammeiigutreten unb am 2. Auguft eine große Befdjwerbe an ben £>ergog Barnim cingureidjen. 9Ran flagte, ber Bat halte feine Sißungen unregelmäßig unb ßabe ber Bürger» fdjaft einen Dag gum Borbringen iljrer Anliegen wieberljolt ab« gefdjlageit, aud) iljr Anfudjen, eiiblidj ben Streit mit ben ßanbesfiirften gu (Snbe gu bringen, ebenfowenig erfüllt, wie bie Bitte um Blaßregeln gur Betätigung ber bänifcßen ^Privilegien, gur Abteilung ber branben burgifd)en Bälle ober ber Ijeimlidjen (Sinftiljr. Das Stadteigentuni werbe gum Deil von BatSmitgliedern gu eigenem Bußen verwandt bie 48 Blänner feien feit Bahren nicht berufen worben, bie Ijödjft notwendige Aufteilung eines Sijndituö habe ber Bat, ber in fidj un einig unb groieträdjtig fei, abgelehnt. Bür ben 'Prediger, ben „ein ehrbarer Bat gum Deil felbft erfordert habe", feien von ber ©emeinbe oft Cohn, Unterhalt unb BJobnung erbeten, bie Aufrichtung einer
'Jledjtfeitiautttj bef 'RateS, 175 dinftlichen Schule, barin „bie 3ugenb, fo gu ßudjt, @tjre unb erwaS gu lernen geneigt wäre, gehalten unb gelehrt werben möcfjte", oiele Stale verlangt worben, boch bei iftat habe nidjt einmal eine Vlntwort erteilt, infolge biefer Sefdjweiben übergab ber 9iat am (5. Sluguft bem £>ergoge eine Siedjtfertigungsfdjrift, ^unieift in redjt fchwädjlidjer SSeife werben bie einzelnen fßuntte mit ber Semertung abgefertigt, man ftetje iubetreff biefer Slngelegenljeiten in Serhanblung. 'Die 4« URäimer feien nur beftimnit gewefen, eine gute ^ßolijei aufguriditen, uub bas fei gefdjeljen; fie regelmäßig gu berufen, fei nicht möglidj, beim gu widitigen Sadjen würben bie 54 'Jllterleute gu ’tJiate geforöert, wenn bagu nodj bie 48 Hirnen, fo feien baS mit ben 24 'Jtab niitgliebern im gangen 126 ^erfüllen, unb mit fo oielen tönne mau nidjt uuterljaiibeln 'Der SRat beftreitet entfdjieben, baß ber fßrebiger uon iEjm berufen worben fei; er ljabe eS nur gefchclien laffen, baß „einige beS IRateS ilju erforbert". troßbem iljm jährlich 6 Qiulben gegeben, auch mehr reichen wollen, wenn „bie ©tabt berbalben nicht bei taiferlicher IRajeftät ober fonft in ©djaben geführt werbe". (SS fei Sache berer, bie ben ißrebiger berufen hätten, ißn gu entlohnen ‘Die (Srridjtung einer djriftlicfjeii Sdjule ftellte ber JHal gang einfach bem £>ergoge anheim, ©chließltdj erfiärte er fich bereit, einen Dag fiir bie Sürgerfdjaft angufeßen, bod> bürfe biefe leine Serfammlung cibtjcilten ooer ben SRat brangeu. Vluf biefe Antwort hin entfdjieo £>ergog Sanum mit feinen IRäteu am 7. Vluguft in ber ^auptfadje gegen bie Siirgerfchaft. 3*war würbe bem State befohlen, bie gewöhn lidjen ©ißungstage abguljalten unb alles widjtige mit ben Vllterleuten, wie von a'terS her gebräuchlidj, gu beraten, aber entfdjieben, baß Die 48 SRäimer nicht ^iiidu^u^ie0en feien. Die verfchiebeuen S<’ fdjwerbeti füllte ber Stat abftelleti, babei würbe ber Sürgerfdjaft buS Stroot oon 1524, Serfammlungen abguljalten, einbringlich eingefdjärfu Die größte ßnttäufdjuug aber mußte ihr bie 'ilntwort mbegiig auf bie iReiigicnsfadje bringen, ba ber £>ergog es ablehnte, irgenb welcue 'Jtiiberuug oorguneljnien, unb jebe Steuerung verbot. ©S ift oerftäublidj, baß burch biefen Sefajeib bie Uiigufriebenljeit ber @emeinbe nodj nermeljrt würbe. £atte man fidj bod) einer foldjcii ablehiienbeu Haltung bes öergogS um fo weniger oerfefjen, als auf bem jüngften Canbtage (21. SDtai) bie ©taube ein Slusfdjreiben hatten ergeljen laffen, baß man baS Ijeiltgc ßuangelium follte ungeljinbcrt lehren uub prebigen. Der Unwillen ber Siirger ridjtetete fich befonberS gegen ben Sürgermeifter £jans ßoiß, in bem man ben geiftigeu llrljeber bes Sefcheibes gu erbliden glaubte SDaljer hörten bie Unruhen m ber ©tabt nidjt auf, man rottete fich troß bes ßergoglidjen Serbots
176 Sufruljr in Stettin. jufammen, unb „ib ging mit follitcr llngeftumidjeit unb llprohr to, bat ib to erbarmenbe was". Bunt 2luSbrud)e tarn biefe Stimmung nn £>crbfte, als bie Kaufleute oon iljrer Sdjonenfahrt jjuriidtamen. Sie erfuhren erft jefet, bafe ißaul oom SRobe Stettin oerlaffen tjabe. Bugleid) mürbe betannt, bafe ber junge Sohn unb ©rbe beS £jerjogS ©eorg, iß^ilipp, in Stettin angelangt fei, um bie ^errfdjaft neben feinem Cheim Sarnim 311 übernehmen. Er ljatte, „woroofel (je nodj jung waS, bennod) guten Jtofem", unb man fjoffte oon iljm gerabe für ba» ©oangelium me(. So fanb am 13. Cttooer 1531 eine Ser fammlung ber Sürger ftatt, in ber man befdjlofe, bem Srior uon St. Bfatobi unb bem Sfarrer oon St. Slitolai aufagen ju laffen, „bafe fie fid) Singens, filiiigenS unb 'JJleffeljaltenS unb bergleidjen Beremonien enthalten feilten, aud) baS Satrament nidjt austragen, nod) lateinifdj taufen; wenn fie folcheS nicht abfteUten unb ihnen barüber etwas begegnen würbe, bürften fie niemanb flogen, aud) füllten bie SRönche fid) in ben Jllöftern galten unb auf bie ©affen nicht gefeit". 211S Rührer waren bei biefer Serfammlung tätig £janS Steinbad) unb Sartel $alle, ber oor allem gegen ben Slat h^rjog, feine SDlitglieber „für £d)fen fd)alt" unb £jans ßoitj als ben böfen ©eift be-jeidjnete. Cb eS wahr ift, bafe Stoppelberg im geheimen bie Stenge gegen ben 9iat aufhetjte, läfet fid) nicht beftimmt entfd)eiben; eS Reifet aber bei einer BeugenauSfage einmal oon iljm: „Stoppelberg fieberte bie fßfeile, $alle mufete fie abfdjiefeen". Ter Sefc^lufe ber Sürgerfdjaft fanb natiirlid) nid^t bie Buftimmung befe States. Ta oerfammelte fid) am 17. Cttober früh bie ©emeinbe in grofeer Bald auf bem ^eumartte. Tie Sllterleute brangen in baS SiatljauS, wn ber Slat fdjon um 7 llljr jufaiiimengetreten war. ©S tarn ßu ftiirmifdjen Serhanblungen, ba man oerlangtc, ber Slat falle einen anbern '.ßrebig« an St. gafobi annefemen uub ben Stfdjlufe ber ©emeinbe wegen ber ©eiftlichen genehmigen. Tie SJlenge wollte bie Slatsherren nidjt auS bem £>aufe laffen, ehe fie etwas befchloffen hätten, unb fo blieben biefe ben gangen Tag bis 6 Uhr abenbS gufammen, ba fie ertlärten, fie tonnten nur etwas bewilligen, was nidjt wiber ,,©ott ober ihre georbnete Cbrigfeit unb aud) ber Stabt mifelid) fei“. Salb richtete fich bie S3nt beS SoIfeS namentlich IKgen ßoitj, ber, wie eS fdjeint, beu hut Gnädigen 'JBiberftanb beS States oeranlafete. ©nblta) aber liefe man bie SlatSherren h< imgehen, nachbem fie eibhd) oerfprucheu h°tt^>1, am midjfteri SRorgen wieberum aufs SlathauS gu tommen. Bngwifchen hQtte $ergog Sarnim, ber iwn bem Slufruljr Slelbung erhielt, bem 'Rate anfagen laffen, er folle mit ben Sllterleuten am
®trf;anblunflen. 177 folgenbeu Sage um 1 llljr auf bad Sdjlofe gu tommen. Sie brei Sürgermeifter, Voife, Otto, ©linete, unb einige SRatSljerren folgten biefem Sefefele, roäljrenb anbere iljrem (Eibe getreu auf bem fRatljaufe erfdjienen. Sie Vllterleute weigerten fidj oor ben -frergog gu tommen, audj als biefer fie nodj zweimal entbot. Sie ertlärten mit ber ©e* nieinbe, fie wollten auf bem Dlatljaufe bleiben, unb bie DJlitglieber bes DlateS, bie nidjt gu iljuen tämen, wie fie eiblidj verfprodjen Ijätten, nidjt weiter gum fRatftuljle forbern, fonbern beffen eutfetjen. SaS ging oorneljmlidj auf ßoitj, iljn wollte bie ©emeinbe nidjt meljr als SJürgermeifter ljaben, unb man fefete iljn ab. Salb mufete ßoife auS Stettin roeidjen, wollte er VeibeS unb liebens fidjer fein. '2lm Sounerstag, bem 19. Cttober, frütj erfdjienen Dlat unb Sllterleute, wie iljnen geboten worben war, oor ben fürftlidjen Diäten auf bem Sdjloffe. Siefe fdjalten gunädjft bie Vertreter ber Siirger» fdjaft wegen iljreS geftrigen UngeljorfamS gar Ijeftig, bann bradjten fie ben bereits uerfünbeten 'llbfdjieb beS WugSburger DleidjStageS, ber alle Steuerung in Jl'ircfeeugebräudjen bis auf ein allgemeine^ djrifl lidjeS Jtongil oerbiete, fowie bie (Eutfdjeibung beS frergogS oom 7. Sluguft in (Erinnerung unb ertlärten, baS von ber Siirgerfdjaft erlaffenc Serbot ber djriftlidjeit Zeremonien fei wiber biefe Drbnuugen unb beSfealb nidjt gu billigen. Ser SRat erwiberte, er fei bereit, für Dlobe einen anberen fßrebiger an ^afobi gu beftellen, bodj bürften Serfammlungen ber ©emeinbe gu Sumult unb Slufruljr nidjt ftatt finbett. Sie Dllterleute baten um einen Dluffdjub ber Serfeanblung, bis fie fidj mit itjren SLRitbürgern beraten Ijätten. 2lm Dladjmittage trugen bie SIbgeorbneteu ber ©emeinbe ben Ijergoglidjen Diäten iljre Serteibigung oor, beflagten fidj aber gugleidj baritber, bafe ifenen bie 48 DJlänncr wieber entgegen worben feien; bie ©emeinbe fei nur gufammen getommen, um wegen ber gemeinen ©ebredjen, fonberlidj beS ©laubenS, Diät gu pflegen, an ?lufrufer unb Sumult Ijabe niemanb gebadjt. Sie Diäte ermaljnten abermals gur (Einigfeit unb entliefeen bie DUterleute, als biefe auf ber oom Slate oerfprodjenen ffierljanblung beftanben, mit giemlid) nirfjtsfagenben Porten. So verlief bie lange Unterrebung oljne redjteS Ergebnis. Es ift nidjt gu verwunbern, bafe mau in ber Siirgcrfdjaft Ijödjft ungufrieben war, ja es fdjeint gu allerlei Unfug unb Störung getommen gu fein. SöenigftenS wirb bem jungen frergoge ^ßtjilipp, ber eben erft in Stettin eiugetroffen war, von feinem Eljeiiu am 24. ©ttober beridjtet, in St. 3afobi feien Saufe unb üüeiljwaffer umgefdjüttet, bie Silber aus ber fl'irdje getragen unb bie DJlonftrang auS bem Eiborium genommen. Srotjbem erteilten bie dürften am 28. Cttober ben Pfarrern von ^fatobi Weltmann, Okfangte Don Stettin.
178 $an8 unb Simon Voiß. unb Slitolai, fowie ben Wöndjcn bie ©rlaubnis, iljren ©otteSbienft wie biöljer ju tjulten unb liefen biefen Sefdjeib bem State unb ben Sllterleuten, bie ju einer Serfammlung in bie Ctteitfirdje berufen roorben waren, uertiinben. „Slienianb fall fie baran ljinbern, ba fie iljreS Jtird)eugebraud)§ auf (Erlaubnis g. g. ©naben fid) wieberum unterfangen." gugleid) lourbe iljnen »erboten, eine 9inberung mit bem gageteufelfdjen Kollegium »orgnueljmen; bereu Sorfteljer Ijätteu gemelbet, man gebe in ber Stabt bamit um, biefe alte Stiftung auf» jitljebeu unb in eine ®d)ule unijuroaubeln. Wit ernftlidjer Waljnung 311 untertänigem ©eljorfam entliehen bie 'Jtäte bie Serfammlung. Sluffallenb ift, bafj aon feiten ber gürften nidjtS fiir ben feines SlmteS entfetten $anS ßoitj gefcfjalj. (Er Ijcrtte, wie roieberbolt be ridjtet wirb, offen erflärt, er wolle bei ben alten geremonien bleiben, bis burdj ben ßanbeSfürften eine anbere Crbnung gemacht worben fei, unb fidj geweigert, mit ber aufrührerifd)en ©emeinbe 31t uer ljanbeln. Um ben SSiberftaub ber Sürgerfdjaft nidjt nod) 31t oer« ftärfen, liefe bie ^Regierung iljn woljl frfjeinbar fallen, gab iljm aber eine gufludjtSftätte in Tamm gu feiner Slbfetjung ljatte audj ein Streit beigetragen, ben fein Sohn Simon mit Slnton ©olbbete ljatte. Tiefer hatte oon jenem wegen einer Serrounbung, bie er burdj ihn erlitten featte, eine (Entfdjäbigung uon 400 ©ulbeu »erlangt. ?lls Simon auf redjtlidjer (Entfdjcibung oor bem State ober ben gürften beftanb, entwich ©olbbete nadj grantfurt unb flagte bem Uurfürften oon Sranbenburg, er tonne uon ben ßoitjen fein IRedjt befommen. Tiefer trat fiir iljn bei ben 'JJonimernfürften ein, erhielt aber bie Antwort, eS fei ©olbbete baS iRedjt burdjauS nidjt geweigert. $rotj bem nahm Joachim iljn in feinen Sdjutj, um ben Sommern, mit benen er wieber in gwift lebte, llnaiuieljmlidjfeiten 311 bereiten, ©olbbete fdjrieb einen geljbebrief au Stettin unb broljte, falls iljm nidjt Sedjt werbe, bie Sürger aufjer ßanbeS -ju überfallen. £b woljl man in ber Stabt wufjte, bah ©olbbete fid) mit Unredjt über ßoitj beflagte, fo erregte feine Ulbfage bodj viel böfcS Slut, unb man »er« langte uon bem Sürgermeifter, er fülle ben .fjaiibel aus bet S3elt fdjaffen. Ta er ba^u nidjt imftanbe war, wiidjs bie (Erbitterung gegen iljn, jiimal ba ©olbbete, obwoljl ber Jl'urfürft infolge energifdjen GinfdjreiteuS bes .fjerjogS Samirn fid) uon iljm loSfagte, bodj fort» fuhr IRaubjüge in baS ßanb jtt unternehmen. Stoppelberg füll eS gewefen fein, ber bie Stettiner weiter gegen ßoitj anfljetjte, fo bah biefer Tamm verliefe unb nach grantfurt a. C. ging, um ben ilur fürften ju einem Sergleidje mit ©olbbete 311 ueranlaffen. TaS mißlang, unb audj als ßoitj nadj >ßoi)inierii jiirüdgeteljrt war, tonnte ber
Streit mit ben $erjoßen. 179 ärgerliche £>anbel nicht beigelegt werben. SBegen biefeS Streites, ber fid) 3«Ijre lang ^üi^og, foll £>erjog ®arnim folcfjen ®riinin gegen Stettin gefafet haben, bafe er fein £>oflager nad) (Rügenwalbe »erlegte. Slber nidjt biefer 3anf allein erzeugte bie SBerftimmung bes Siirften gegen feine Stabt. Tie ?lnfprüdje ber Stettiner waren bei ber fdjmädjlidjen Haltung ber ßanbesfeerren geroadjfen, man fudjte gerabeju alles heruor> roa§ man flogen fie oorbringen tonnte, unb fpannte ben Sogen immer ftraffer. Erbljulbigung unb Seftätigung ber Srinilegien, ßoll unb SRünje, SlornauSfuhr unb Sdjiffafert, (Recht nn ben (JJliifjIen unb am 'ßopetiwaffer, Sotronat unb (Redjt ber jlirdjenneuerung, turj im ®runbe faft alle ftäbtifdjen Freiheiten unb Sorredjtc tarnen jur Erörterung, bei ber oft hctouSforbernbe unb unehrerbietige diufeerungeit oonfeiten ber Stettiner laut mürben. SBudfS bod) bamalS bie Sürgerfdjaft an ßatjl unb (Reichtum, baute man bodj an ben SJlauern, (löällen unb Sräben ber Stabt mit befonbereni Eifer, uerbaub man fidj bod; mit anberen ftäbtifdjen ©emeinben gegen bie fürftlidje (Regierung. 9lm 23. Fe^ruar 1532 Bereinigten fidj bie Stäbte Stettin, Stargarb, Shrife, Earfe, Solliioro nnb ©reifenljagen wegen beS „niedlichen SlbbrudjcS ihrer jeitlidjen Währung" auf einige $unlte. 'ISaljrlidj, bie 'JRänner, bie bamalS bie ßeitung in ber .fjanb hatten, müffen eS trotj aller inneren Streitigteiten oerftanben hoben, bie Entwidelimg in grofeem Umfange ju förbern unb eine neue Sliitejeit ber Stabt anjubaljnen. ßoife unb Stoppelberg waren fidjerlid» IRänner, bie bei grofeem Eigenwillen nnb ausgeprägtem Selbftgefüljl ju ben wenigen in ber Eefdjidjte ber Stabt bebeutfam heroortretenben Serfönlidjfeiten gehören; eS ift nur ju bebauern, bafe wir uns oon ihrem SScfen unb Streben fein tlareS Silb ju machen vermögen. flampfeSfreubigfeit, wo eS fidj um Fntereffen ber Stabt Ijoubelte, beljerrfcfjte fie in (jähem (Srabe. ?ludj mit bem ?lbte beS 3Jli<haelS= berget SUofterS geriet ber (Rat in einen heftigen Streit, als biefer Sefdjwerbe über bie Slnftellung beS Soul oom (Robe erljob unb mit feiner Silage anS Slammergeridjt ging. 'JRit GJefdjid ftellte ber SijnbituS Fatob Slrellner in einer langen Tenffdjrift bie ganjen Scrljältniffe bar. Ter (Rat ertannte baS fflamberger Sotrouat ohne weiteres an beftritt aber entfdjieben, bieS SRedjt oerletjt ju hoben. Ein neuer Srojefe, ber lange Faljre anbauerte, erwudjs barauS ber Stabt. Sind) ber alte Streit aroifdjen Stoppelberg unb Stellmadjer loberte in biefen Faljren wieber empor. Tiefer war im Sertrauen auf bie vom flaifer nnb ßanbeSfiirftcn erhaltenen Schntjbriefe nach Stettin jurüefgefehrt unb lebte, wie er fpäter behauptete, bort ruhig unb 12*
180 Stoppclberg unb ©ttHnm^cr. frieblidj Stoppelberg inbeffen ljatte ben Sd)impf, ber iljin oon feinem («egncr gugefiigt roorben roar, nidjt »ergeben ober oergeffen. So fam eS, bafj SteUmadjer, als er in ber tjergoglicfjeu Sdjmiebe ein ißferb befdjlagen ließ, am 16. Slpril 1532 von Stabtbienern verhaftet unb in ben „biifteren Keller" beS Stathaufes geworfen rourbe. Sion bort brachte man iljn alsbalb in bie „ißeiii» ober ^oltertammer", wo ber Sürgermeifter Stoppelberg, ber ßJeridjtsoogt £>anS Tolgemann, ber Stabtfrfjreiber £>anS ßübte nnb einige Schöffen mit bem Sdjarfruhter erfdjienen. Ter Sefeljl -jur Reinigung rourbe gegeben, bocfj Stellmadjer unb fein SiedjtSbeiftanb, ber gugegen roar, proteftierten gegen bieS Verfahren. SBicber fammelten ficf) auf bie Kunbe von ben Vorgängen galjlreidje Sürger oor bem Statljanfe. ®aljer gab Stoppelberg fdjliefelidj nadj unb entliefe Stellmadjer aus ber £)aft, nadjbem biefer ber Stabt llrfeljbe gefdjrooren unb Siirgfdjaft geftellt ljatte. Statürlich betlagte er fidj bei bem ^ergoge über bie Serletjung beS taiferlidjen unb fürftlicfjen (SJeleiteS. Ebrooljl Sarnim nichts gu feinem Stutjen unternahm, entftanb bo<h abermals ein feeftiger Streit im State unb in ber Sürgerfdjaft. Sian roarf Stoppelberg oor, er habe eigenmädjtig oljne beS States Buftinimung gefjanbelt; er bagegen erflärte, er habe fich erboten, bie Sadje auf feine eigenen Koften unb auf eigene Gfefaljr gu führen unb für allen Schaben uub iRacfjteil eingutreten. Stellmacher betrieb feine Sache mit grofjem (Sifer unb gog mieberfeolt von Stamm, roo er fidj niebertiefe, nach Speier, aber roeber er, nodj feine (Gegner erlebten ben SluSgang bes ißrogeffeS. Qnbeffen ljatten Stat unb («emeinbe auch burdj biefe Sadje oiel Serbrufj, Slrbeit unb 'Ärger. ßunädjft aber roar, roie eS fcfjeint, StoppelbergS Stellung noch unerfchüttert, unb er fchaltete unb waltete eigenmädjtig, aber nicfjt oljne (fJefdjid in ben ftäbtifdjen Slngelegenljeiten. 3hm ift eS n»otjl gu verbauten, baß Stöbe, als er («oSIar wegen uiierquicflidjer Sertjältniffe verließ, ivieber nadj Stettin guriidtehrte. (Er erljielt gwar immer nodj nicht eine fefte Vlnftellung, aber eS fdjeinen ihm vom State bodj roenigftenS 60 («ntben jährlich gugefagt roorben gu fein. Stöbe h°t i*d) non nun an roieber bemüljt, für Triebe unb Ccinigteit in ber Stabt gu wirten, im Sinne beS UrbanuS SthegiuS, ber bereits am 1. gebruar 1532 bie dürften unb Stäbte ifionimerns vor ©eroalttat, Slttfruljr unb (Smpöruug gewarnt hatte. SJtan gewinnt ben (Sinbrud, als fei um 1532 ber £)öljepuntt ber geroaltfamen ^Bewegung, ber Slevoliition, erreidjt uub ruljigere Beiten feien nadj unb nach eingetreten, bie eitblidj eine Sntfdjeibung Ijetbeifüljrten. ®agu trug audj ber Urnftaiib bei, baß bie dürften allmählich gu ber (Srteiinuüs burdjbraiigen, eS gelje auf bem bisherigen USege nidjt
SßenbuHß jum Srieben. 181 werter Sic fafecn, wie iljre 9J?acf)t im ßanbe immer meljr gufainnicii bracfe, wie fidj überall ©iberftanb gegen bic ^Regierung geigte, unb meinten, „wo be Stebe alfo fortgefaferen Ijebben, ib feebbe nergen fein dürfte ebber Ebbelman blioen mögen". Söielleicljt war eS bem jungen ^ergoge ißljilipp unb feinen SRäten gu bauten, bafe man energifefeer aufgutreten unb Die Vorgänge namentlich in ben Stäbten aufmerffaiuer gu «erfolgen begann. So ging man baran, bie £>anb auf bie Scfeätje ber SHoftcr gu legen, liefe fie «crgeidjnen ober naljm einen Seil in eigene ®erwaljrung, um einer Sefitjnnljme burdj anbere giiDorgutommen. Vludj bie förmlidje Sciluna ißommerns in gwei £>ergogtunter, bie am 21 Cttober 1532 erfolgte, war infofern «on Einflüfe, weil jefet jeber ber beiben dürften in feinem ßanbeSteile ungefeinbert fdjalten unb walten tonnte unb bie fortgefetjten ^Reibereien gwifdjen beiben ein Enbe fanben. £>ergog Saniim XI. erljielt baS ßanb Stettin unb griff feier unb bort mit gröfeerer Energie ein. SefonberS ging man gegen bie abligen Strafeenräuber «or, «on benen tnaiufeer audj ben Stettinifdjen auf ben Straffen nadjgcftellt uub fie beraubt featte. SlfmuS «on Eicfftebt g. S. befannte bei feinem Serfeöre im ’JJlai 1532, bafe er Kaufleuten «on Stettin bei bem fdiwargen See wieberfeolt Sudj abgenommen feabe. Stabt unb ßanb atmeten auf, al§ biefer 'ßlage nietjr unb meljr ein Enbe gemadjt würbe. Sind) bie religiöfe Sewegung ging in biefen Qaferen in ruhigere Saljnen über. Siir erfahren wenig barüber, bürfen aber annetjmen, bafe bie ßefere be§ EoangeliumS, ber ja burefe ben iRärnberger IReli» gionSfrieben «orläufig eine ungefeinberte Enrwideluug geftattet worben war, allmählich in weitere Kreife brang unb in ben feiten ber SRufee unb be§ ftriebenS liefe ftetiger ausbreitete, als in ben Sagen bc§ 3ante§ unb Streites. Slofel fefelte eS nidjt an Eingriffen bet Katfeolifen gegen bie Eoangelifcfeen, gegen bie biefe fidj nidjt minber heftig wehrten. fliboriuS Scfewidjteiiberg neröffentlidjte 1532 noefe einmal eine Sdjrift gegen bie „fetterligeu unb oalffen Scriftcn" be§ IßauIitS «om fRobe. dagegen gelang c§ biefem, mandjen fatfeolifdjen Eeiftlidfeen für bas e«angelifcfee Sefenntnis gu gewinnen, unter benen ber cfee malige Qafenitjer SRöndj Sernfearb Strofefniber genannt wirb. Er wanbte fiefe oiufe am 10. Quli 1534 mit einem ernften Schreiben an ben Sefan unb ba§ STapitet «on St. SRarien, bie cbenfo wie bie Tomfeerren «on St. ©tten an ber alten Hirdfee feftljielten, unb mafente fie, baoon abgulaffen unb ber SSaferfeeit nidjt länger gu wiberftreben, audj niefet weiter gegen bie eoangelifdje ßefere mit Sdjriften, Sifpu. tationen unb allerlei Srohungen gu tämpfen. Er madjte and) warnenb barauf aufmerffam, baS euangelifdje Sott foitiie faum nodj aufgefealteu
182 ßanbtcifl }u Treptow. werben, gegen bie VHberftrebenben mit Wcroalt Dorgugeljett. Die crfdjrocfenen ßleiftltdjcn wanbten fid) mit ber 'Bitte um Sdmtj an ben ^jergog Sarnim unb erhielten non biefem eine beruhigenbe Slntwort. @cf)ori oerljanbelte mau wegen einer enblidjen Prbnung ber tirdi ließen Verhältniffe. (£8 erwies fich als burrfjauS nötig, ben oölttg unfidjeren Bitftänben ein ®nbe 311 madjcn unb baS ßirchenwefen, baS infolge ber Dielen Slnberungen in ber Verwaltung unb Verwertung ber Äirdjengüter, in ber SluSgeftaltung beS SotteSbienfteS, in ber Veftellung ber Weifthdjen ufw. gäitßlidE) aufgelöft gu fein fcfjien, auf neuer Wrunblagc eingurichten. SBaS in anberen beutfdien ßänbern bereits gefdjeheit war, mufjte and) für Sommern erfolgen, unb bie ^crgoge mußten bies SStrf felbft in Singriff nehmen, „wollten fie fid) nidjt um ßanb unb Meute bringen". DcSßalb begannen fie mit ben Stäuben gu unterljanbeln unb fdjneben einen ßanbtag gu Treptow a. V. auf ben 13. Degember 1534 aus. 'JJlit großem (Eifer unterwarfen fid) bie fiirftlidjen Dcäte ber Slrbeit, oor altem audj bie Stäbte gur Vefd)idung beS TageS unb gur Teilnahme an ber Veratung gu ner= anlaffcn. Dagit war eine Vcfeitigitng ber (Megenfäge, bie in ben eingelnen ©emeinben beftanben, feljr notwenbig, unb fo gab fidj in biefer Bei* bie Regierung SRiilje. ben alten Swift, ber gwif<$en Stoppelberg unb ßoitj uub ihren Slnljängern Ijerrfdjte, nach 'IRÖg lidjfeit beigulegen. (Es fdjeint iljr bamalS gelungen gu fein, für ßoitj bie (Erlaubnis gu erlangen, baß er wieber unbehelligt in Stettin wohnen burfte, gitntal ba er offen ertlartc, er fei ein alter SRann unb wolle in feiner $eimat rußig fterben. SRan ertannte, baß ßoitj, ber bis an fein l£nbe bem alten (Glauben treu blieb, ber firdjlidjen Neuerung nidjt meßt gcfaijrücß fein werbe, f^efjt war Stoppelberg, obwohl er in ben Singen ber Regierung immer nod) als Slufrüßrer galt, ber SRann, ber unbeftritten ben größten (Einfluß auSübte. (Er madjte itjn in biefer Seit gugunften einer Slntiäßerung ber Wemeinbe an bie Vläne ber £>eröoge geltcnb unb wirfte bafür, baß man trotj ber no<ß nidjt beigelcgteii Streitigteiten nicht fdjmollenb gur Seite ftanb, alS eS galt, eine Veuorbiiung beS pommerfeßen JtirdjenwefenS gu fdjaffen. Vielleicht riet and) Johannes Vngenßagen, ber auf bie Vittc ber dürften gufagte, an biefem Vierte niitjuarbeiten, bei einem fnrgen Slufetißalte in Stettin gur Verfößnung unb bewog ben Vat, fich QlIf bem ßanbtage gu Treptow oertreten gu laffen. Voul oom fRobe arbeitete im Sluftrage ber Stäbte eine Dentfcßrift aus, in ber ßeroorgeßoben würbe, baß gu einer „guten Crbinang unb ^ßoitgei" oor allem eine (Eintracht ber ^Religion int ßanbe gehöre, unb madjte
VanbtaQ }it Treptoro. 183 gur Erreichung biefeS Zieles praftifdjc Vnrfdjläge fiir bic einheitliche Kircheiwerfaffung, bie Einrichtung oon ©djulen u. a. m ®ie Voroerljanbliuigen m £reptow begannen am 7. ®egember, unb Vitgenfjageu arbeitete alsbalb eine Kirdjenorbuung aus, bie am 14. ®cgember nach Eröffnung bes ßanbtageS ben ©tänben oorgelegt würbe. Es erhob aber gegen fie nidjt nur ber Söifcfjnf EraSmuS non Eammin Einfpntdj, fonbern auch ber größte 'Jeil beS 'Jlbeis unb einige ©täbte, gu benen woljl ©tettin gehörte, waren mit ber Voi läge nidjt einoerftanben. ©ie fiirdjtetcn bie große Vladjt, bie auS biefer Crbnung ben £)ergogcn erioudjS. SIber ißre fefte Haltung wirftc auf bie Vertreter ber ©täbte. bie befonbers auf eine Freigabe bes EoangeliumS brangen. Sßre Vebenfen naljm bie ^Regierung gur roeiteren Erroägung entgegen. 2rotj beS hartnödigen SSiberfprudjes, an bem ber Vifdjof, feine (Setreuen unb ber ?lbel feftljielten, tarn ber Vefdjluß guftanbe, „bat man aoer bat gange Canb baS billige Eoangcliuni luter unb rein fdjolbe prebigen'1. SUS ßanbtagSabfdiieb mürbe bie Kirdjenorbuung VugeiitjagenS publigiert unb im grütjling 1535 gu Sßittenberg gebrueft. ®amit war fiir bie pommerf<$e Kirche ein Erimbgefetj gefetjaffen worben. Eine fehwierige ?lufgabe aber war eS, bie bort gegebenen Ve< ftimniungen im eingeluen burdjgufiifjren unb namentlich gnnädjft in ben ©täbten eine neue Regelung beS KirdjenwefenS gu fifjaffen. VcfonberS in ©tettin war infolge ber oorauSgegangenen Unruhen eigentlich alles in Verwirrung geraten. Patrone oon Vifarien unb anbereu geiftlidjen ©tiftungen hatten eigenmächtig ba§ Kapital an fich genommen, mancher ©dnnudgegenftanb war aus ben Kirchen ober Kapellen oerfchwunbcn, ber '.Rat felbft erhob Slnfprudj auf baS SRecfjt, über baS Kirchenfiiber u. a. m. gu oerfügen. Es beburfte großer SRülje, bie Unorbnuiig gu befeitigen unb wieber rectjtlidj fiefjere 3u ftänbe gu fcfjciffen. ®ie Vorarbeiten fiir eine foldje fReuorbnung, bie nadj bem Vefdjluffe beS Treptower ßanbtageS burd) eine Vifitatton aus geführt werben füllte, hatten tüdjtige SRänner in ©tettin bereits in Eingriff genommen. Vor allem war eS wieber VQul oom fRobe, ber fid) große SRiilje gab, eine Erunblage fiir bie beoorftcljenbeii Verljanb lungeu gu fefjaffen. Es liegen oon feiner £anb maudjerlei Schrift« ftiirfe oor, g. V. über bie £)ofpitäler gu ©t. Weorg unb oom ^eiligen Seifte, bereu Vermögen er gur Verforgung ber Sinnen oerwenbet haben wollte. Runädjft war es nötig, ein Qnoentar unb SRegifter über baS Vermögen angufertigeu, bamit man wußte, was nodj oor« fjanben fei, beim feit lange war teme JRedjenfdjaft gelegt worben. <War buch bie Klage allgemein, baS geiftlidje Ent fei oerfdjieubert
184 Tie erfle ÄirtfjenBifttation. ober gu roeltlidjem Gebrauche gcroanbt roorben, bie Geiftliößen aber erhielten feine ober feljr bürftige Verfolgung. Gs galt baßer erft baS Vermögen ber s<irdjeii nnb Stiftungen roieber in ©rbnung 311 bringen nnb bann eine redjte Verfolgung oer ^rebiger nnb ber Sinnen ein» guridjten. Ta erljob fid) aber eine große Scßroierigfeit. SSie füllte man benen, bie in ber oerroidjenen 3ed firrfjlicfjeö Vermögen an fid) gebracht hatten, eS roieber abnehmen, roie namentlidj ben 9tat, ber angeblich ber Sicherheit roegen, eben|o roie bie dürften, einen Teil beS StirdjeitfilberS in Verwahrung genommen hatten, oeranlaffcn, es roieber IjerauSgugeben? Gs ift tlar, baß ein Teil beS SRateS einer Vifitation nicht freubig entgegenfaß. Slngcblidj fürchtete man fiir bie Brioilegien ber Stabt, bereit Selbftänbigfeit abermals bebroßt fein follte, in BJaßrßeit aber fcfjlug rooßl manchem baS Geroiffen über unrechtmäßige Bereicherung auf fioften ber Stabt, .fpergog Barnim geigte am 16. ^ebntar 1535 bem Bäte, ber Gemeinbe unb ber gefaulten Geiftlichfeit StettinSoffigiell an, er ßabe QloßanneS Biigeubagcn, ben Grafen Georg oon Gberftein, Qafob SSobefer, IRiibiger 'JJiaffoio unb Bartholomäus Suaroe beauftragt, im Sehruar bie Vifitation in ber Stabt oorguneßmen. Tie oerfeßiebenen Vorfdjläge 'Jlobes über bie ?lngaßl unb bie Befolbung ber Geiftlidjen fanbcit gumeift bie Billigung ber Bifitatoren, bie fidj nad) bem Befehle bes £>ergogs an bie müheoolle Slrbeit machten. GS ift fiir uns fdjroer, biefe Tätigten, bie oom 21. Jebruar bis weit in ben 'JRärg, ja oielleidjt nodj länger bauerte, ridjtig gu beurteilen, ba roir unS feine rechte Borftelhing baoon machen fönnen, roie bamalS bie 3uftänbe in Stettin im eingelnen lagen. TeSßalb muffen roir uns bamit begnügen, baS GrgebuiS ber BifitationSarbeit gu betradjten, bas in einem unbatierten Slbfdjicbe oorliegt. TaS erhaltene Sloniept geigt beutlicß bie perfönlidje SDlitarbeit BugeiiljatjenS, ber niaiidjerlei ßufäße mit eigner $anb ljingugefiigt ßat. Grunblage fiir bas neue Sl'ircßenroefen gilt natürlich bie Treptoroer £rbnyng, unb itjr gufolge wirb bie bisherige häutig ber ßeremonien unb ber ftirdienregierung aufgehoben. Tie Bifitatoren überlaffen bie beiben Tome unb baS Briorat oon St. $afobi mit ihren Bermogen unb Ginnciljmen ber Verfügung ber .fiergoge, bie, roie man ßofft, bamit eine llnioerfität ober eine anbere Stiftung begritnben roerben. §iir bie ^\afobifirche roirb bie Vnftellung eines Brebigers, breier Haplane, eines Lüfters nnb ©rganiften, fiir St. Vifolai bie eines BrebigcrS, groeicr ßaplane unb eines JtüfterS geforbert; außerbem foll ein Bräbifant für bie Sinnen in St. Georg unb St. Gertrub gehalten roerben. Tie BrterSfirdje foil ißren eigenen Bforrljerrn ßaben. fjür St. ^atobi unb Slifolai roerben B<ml oom Stöbe
Str Vifitation&rbfcbieb Uon 1535. 185 unb DlifolauS ^ovefdj als Ißfarrer beftätigt in ber ©rroartung, baß fie „fid) ber wahrhaftigen Verfünbigttng bcS (Evangelii" befleißigen. Sie gefaulten Kapitalien unb ©infiinfte ber Kirdjen, Kapellen, 'Altäre, Vifarien, DJlemorien, Vrüberfdjaften u. f. n>. mit allen Kenten unb Bmfen werben <ju einer einzigen großen Kaffe, bem gemeinen Kaften, vereinigt, bie Verwaltung wirb 6 Siafonen ober Verwefern übertragen, bie eine genaue ^nftruftion für iljr 'Amt erhalten. Sie erften Vürger, bie hieran ernannt werben, finb £anS Keveliug, Qoadjim Kegelftorp, DJlattßiaS Vobefer, ßutaS Kamin, Ctto Diamin unb ^oad)im Vinte, ^ßneii übergab ber Diät einen Seil bcS in Verwäßrung genommenen Silbers (im ganzen 2G0 Vlarf) uub verßieß, ben (SrlöS auS ben bereits verfauften Sdjätjen (800 Wulben) an ben Kaften abguliefern. Sas Vermögen, baS aus ben beiben ^aupttirdjen bem Kaften jufloß unb teils au§ Wrunbftüdeii, teils auS Kapitalien beftanb, wirb auf 13G65ys Ghtlben angegeben, eine Summe, bie in Sßirflidjfeit faum bem entfpradj, was bie Kirdjen mit allem ihrem .ßubeßör befaßen Später ift nod) viel über biefe Vermögensverßältniffe verljanbelt worben, unb bie Siafone hatten eine fdjwere Aufgabe, mit ben ver= fdjiebenen beteiligten Patronen ober Dlutjnießern von Stiftungen 'Abmachungen ju treffen. ®S war inbeffen ein (Srunbftorf für bie genteinfame Kaffe gefdjaffen worben. Sas weitere git beforgen, bie ßinfen unb Kenten ober bie Kapitalien von ben Sdjitlbuern ein« auaießen ober einauflagen, würbe brei SUlitgliebern beS KatS, $anS flübed, .£ianS Solgemann unb Veter Stampe, aufgetragen. AuS bem gemeinfamen Kaften fallen bie Vefolbungen an Weiftlidje, Kirdjen beamte, beu Sdjulnieifter unb feine Sefellen geaaßlt unb bie Kirdjen gebäube mit ben baau gehörigen Käufern in gutem ,3uftanbe erhalten werben. Sie Siafoue hoben jebeS ^aßr über ihre Verwaltung Kedjeii fdjaft vor bem Kate an legen. Sie '-Befeßung erlebigter Stellen wirb bem Kate augefprodien, ber in Gegenwart eines VrebigerS, ber Siatone nnb etlicher Alterleute ber vornehmften Wewerfe „eine anbere tugeub ließe Verfon in beS Verftorbenen ober Abgeftanbenen Statt erfetjeii“ foll. Ser Sdjule wirb baS fogenannte St. ^afobS'Kifarien .fiauS augewiefen. Qßre Dehnung foll bem Sdjulmeifter, ben Vrebigern unb anberen baau verorbneten 'fjerfonen überlaffen, babei aber bie fädjfifdje Vifitatiou nad) Vlöglidjteit befolgt werben. DSinfelfcßulen werben verboten, eine DJläbdjenfdjule, „barin man Sdjreiben, Gefeit unb Singen lehre", wirb in AuSfidjt genommen. Dieben bem Kirdjen unb Sdjulroefeii wirb eublidj and) bie Armenpflege georbnet. Aus bem Vermögen ber ^ofpitäler von St. (Meorg, bem ^eiligen Weift, St. GJertrub, fowie bcS (Jlenben Kaufes wirb eine eigene Kaffe, ber
186 2>q8 SobanniSflofter. Sinnen .Raffen, bcgriinbet, in ben and) freimiHicje Gaben ober bic (Erträge ber Klingelbeutel fließen. ^tjrc Verwaltung füljren ad)t Tiafonc, neben ben uorljer genannten nod; $einrirf) SDtoIIer nnb GgibiuS Vricßtc. (Sie batten bie Kaffe eingundjten, fiir bte Unter» briuguna ber Krauten nnb Sinnen (Sorge an tragen, fowie bas Slötige gur Verwaltung beS KaftcnS in bie $anb gu iiefjmen. ®aö finb int großen bie Veftimmungen beS VifitationsabfdjiebeS oon 1535, bie Wrunblagen für bic weitere Gntwicfelung ber (Stettin« Kirrfjen-, (Sdjul nnb Sinnen Ginridjtungen. 3fm allgeineinen ljaben fie fid) bewäßrt, im einzelnen war natürlich nod) oielcs genauer auSgugeftalten nnb weiter gu bilbeii. ®afe Vatronatsredjt über bie beiben .fjauptpfarrfirdjen ber (Stabt war bem State gugefprodjen, bamit war ba§ SBanb gelöft worben, ba§ Qatjrljunberte lang bie ^fafobifirdje mit bem Vamberger WticfjaelS» flofter oerbnnben ljatte; e§ ift, wie e§ fdjeint, oon biefer (Seite fein nacfjbrürflidjer Ginfprucfj bagegen erhoben, ©agegen fam eS fpäter wegen biefcS Sledjtes gu einem langen (Streite gwifdjen ben ^ergogen nnb bem State, ber erft 1612 im wefentlicfjen gugunften biefeS ent fdjieben wnrbe. ®ie neu gefdjaffenen (Stellen würben befetjt, cingelne altere Oieiftlidjc, bie fid) nidjt gu ber euangelifdjen Celjre befannten, erhielten nadj ber Crbnung, bie Söngenßagen für bie in Klöftern unb (Stiften oerbleibenben KIcrifer 1535 oerfaßt unb ber Kirdjenorbuung angetjängt tjatte, auf ßebcnSgeit notDiirttige Scrforgnng. Gs tann auffallen, baß in bem (Stettiner VifitationSabfdjiebe mit feinem SBorte beS gran8i§fanerflofter§ erwäßnt wirb. ®a§ fjat woßl feinen @ninb barin, baß oon ißm ber Stat bereits oorßer SSefitj genommen unb baraitS ein jpofpital für fcßwadie, alte unb oerarmte Vürger gejd.affen ljatte. (Scßon 1528 war VifolauS JRÖljIe als ißrebiger unb Verwalter bet' Kaffe angeftelh worben. Gine Vtarnfel, in ber bie Vefißungen unb Ginfünfte ber oerfdjiebeneu .fjofpitäler unb Wottesßäufer auf aegeidjnct würben, legte man 1536 an; erft fpäter (1557) vereinigte man baS geturnte Vermögen, gu bem audj ba§, was oon bem alten Kalanbe ober fonftigen SBrübcrfdjaften übrig geblieben war, getjörte, gu einer eingigen SDtaffe, bereu jäßrlidje Binfcn 1564 auf 13779 Gulben angegeben werben. (So entftanb ein großes $ofpital ber Sinnen, fiir bas bic Heineren (Stiftungen uon (St. OJertrub, (St. Georg, oom ^eiligen Weift gewiffermaßen Filialen waren. ®as Vegineuljaus am Stöben» berg (Stofengarteii), ber fogenannte SdjiniuqSfonoent, würbe für bic Slufnaßme oon grauen euigeridjtet. ®a§ weiße ober Karmeliter Klofter, für bas eben erft ber ßoße Gßor ber Kirdje erridjtet worben war, ging in ben Scfiß ber (Stabt über; man uerlcgte 1550 ljierljer bic
(S^ulwefen. 187 Stabtfchule, bie faft brei Saljrtjunberte bort iljre Untertunft getjabt ljat. Gange Verhanblungcn mad)te nod) bie £ rbnung Der einzelnen (Stiftungen, bie in ben oerfdjiebeiten Kirchen beftanben, notwenbig. Vinn muffte guiwidjft feftftellen, wa§ bnoon oortianben war, bnnn mit ben Ißatronen, gum Seil 'priuatperfoncn, gum Seil (Milben unb fünften, oerljanbclit. SaS Kapitaloermögcn oon wielen würbe eingegogen unb bem Slrnien Kaften gugelegt, für nnberc erhielten bie Vatrone Kapellen ober (Meftüljle. 9ludj bie Crbnung be§ (SdjuIroefenS machte und) oielc (Schwierig feiten, uub bei ber groeiten Vifitation, bie 1539 ber gum (Supcrintcnbcnten ernannte Vaul oom Stöbe oornaljni, geigte e§ fid), bafj in biefer £jinfid)t wenig gefefjefjen war. Grs wirften hier unb bort in ber (Stabt fogar nod) Geljrer, bie ber fatljolifdjen Konfeffion anhingen ober burdi nnorbentlidjeS Geben Slnftofj erregten. Sie Unterfunft in bem $aufe an ber (Ede ber Vapeii* nnb 'Ulöiuiier Strafe war überaus bürftig, bie lateinijdje (Sdjule nidjt mit ben nötigen Gehrern oerforgt nnb bie beutfdje faum regelrecht eingerichtet. ®rft 155U würbe beffer für bie lateimjdje (Sdjule gejorat; SRobe arbeitete felbft bie Crbnung für fie au§ unb bemüljte fidj mit (Eifer nm bie Vefferuiig ber 3»ftänbe Sodj nodj 1560 nullte er ben 91 at bringenb mahnen, enblidj beu Vau bet beutfdjen Knaben« unb SJläbdjcnfdjiiIe in Eingriff gu nehmen; „fie ift", fo fdjrieb er, „baS ebelfte Kleinob in ber (Stabt, barin lebenbige Vtlbe, nämlich ber Vürger junge K'inber unb Knaben, ergogen werben, barauS in Kirdjen unb fRattjaufcrn treue uub gefdjidte Siener unb Hauswirtinnen ergogen werben", gür biefe wichtige 'Aufgabe geigte bie (Stabtoerwaltung geringes ftntereffe unb liefe baS (Sdjulwefen lange Beit in mehr alS tümmerlidiem 3uftaube. 'Jludj bie lateiuifdje Vats- fdhule, an ber halb tüchtige Vlänner, wie VetruS Veder, ^oljann Kogeler, 3°adjnn (Mrüneberg u. a. m., wirften, behielt eine unfertige (Jfeftalt. SBei eingelnen in ber (Stabt Icbcnben Gehrern, (Stiitjlfdjreibem ober Vedjennieiftcrn, beten Können gumeift recht bürftig war, liefjen bie Vürger, bie ihre Kinbcr überhaupt etwas lernen laffen wollten, in bie Gehre gehen. 'Jlidjl Stat unb Vürgerfdjaft allein hatten au ber Sleugeftaltung gu arbeiten, bie Gbfnng gar oieler fragen blieb ber GanbeSherrfdjaft oorbcljalten. Sic beiben reidjen Soinftifte oon (St. SRaricn unb (St. Ctten hatten bie Hergogc alS (Stiftungen ihrer Vorfahren fich fdjon bei Den Sreptoroer Verljanblungen referoiert, nuD eS foftete oiel SJliitje, fie in bie neue Crbnung eingufiigen. Werabe an biefen Kirchen hielt fich bei fatljolifdje Giotte&bienft lange. Sic Somljerren wollten iljre Vräbenbeu nidjt aufgeben unb fetjten allen Verfudjcn gur
188 (Mrünbung beß ^ßftbagoQiumß. Umgcftaltung energif<hen SSibcrftanb entgegen. Qnt ßanbe aber Ijutte man an bicfen Stiften ein fonberlidjeß 3ntcrcffc. t>a fie in nidjt geringem Umfange alß Serforgungßanftalten für 'Ulitglieber beß Sibels bienten. Sujoit friil) madjte fidj eine Slgitation bafür geltenb, an Stelle ber Stifte eine „ftatthdie Sdjule ober llniuerfität" 311 erridjtcn. Tod) bie dürften lieben fid) ^nnädjft auf eine foldje ^nfagc nidjt ein, ?Uß bann aber ber Sibel einen Slnfprudj anf biefe geiftlidjen Stiftungen crljob, micfen bie gnrften iljn in fdjönen Schreiben (12. nnb 25. Sep tcmber 1535) ab nnb ertlärten, baß fie nidjt baran bädjtcn, fie fiir fid) 5u oerwenbcn, fonbern allgemeinem Stuben bienftbar madjen, namentlich auß St. Sülarien unb St. Otten in Stettin eine llnioerfität erridjten wollten, freilich tarn eine foldje Ginridjtung nod) nidjt fo halb .piftanbe. Sllß am 8. Februar 1541 in Stettin bie befinitioe Teilung beß ßanbeß in bie beiben „Orte" Stettin unb SBoIgaft erfolgte, ba gaben Sarnim unb fßl)ilipp enblid) iljre Slbfidjt funb, einen ‘Xeil ber Grinfünfte fiir bie Plriinbuitg eineß fßäbagogiumß, b. I). einer ($r= jieljungßanftalt, 311 benutzen Bnnädjft würben am 16. Tejember 1541 bie beiben Stifte oeretnigt unb eine aemeinfame Serroaltung etngefebt bann erfolgte burd) bie llrfunbe oom 25. Oftober 1543 bie Segriinbinig beß fßabagoginms, einer fturftenfdjnle, in ber „anftatt beß Sdieineß ber Same redjter Tugcnb nnb (fl)rbarteit, gegen ben Slberglauben unb Superftition eine Slnleitung #ur rechten SBaljrneit beß göttliajen SBorteß unb djriftlidjen (Klaubens" gefäet unb gepflanzt werben follte. Tie Sdjule unb &r,)iel)inigßanftalt trat 1544 unter iljreni SReftor Slntoniuß Slaltljer inß ßeben. Sie roar oon Slnbeginn fiir Schiller beftimmt, bie bereitß bie Slnfänge ber (ateinifdjen Sprache gelernt ljatten, nnb befaß iibnlid) wie bie um biefelbe JJeit geftifteten fädjfifdjeii dürften fdjulen einen außgefprodjen gelehrten Qufdjnitt, fo baß fie einen atabemifdjen Slnftnd) edjielt. 3nt Sdjutje ber alten SJlarientirdje, in ber nun aud) eoangclifdjer GBottesbienft eingerichtet würbe, erblühte biefe SInftalt allmäljhd) 311m Segen ber Stabt unb beß Vanbcß. Tie Ottenfirdje ljatte man urfprüngfidj gan^ abtragen wollen, aber als Sarnim um 1538 fein Stettiner Sdjloß außbaute — ein auß Stein gehauenes SBappeii an bem heutigen Dftflügel erinnert nod) an biefen Sau —, ba würbe aud) biefe Jfirdie erneuert unb blieb oon nun an alß Schloßtirdje 311111 firdjlidjen ßicbraudje beß herfloglidjen föofeß erfjaltcn. ßu ihrem Sdnnude ließ ber fieqog um 1545 ein auß £>ola gefdjnitteneß (Spitapb fiir Sogiflaw X. unfertigen unb bort auf hängen. Sluß bem nidjt für bas Säbagogium oerroanbten iSintommen beß neugeftalteteu Slarienftiftß fdjuf man Sräbenben, bie an hetfloglidje Seamte unb Slblige oerlieben würben. Ta? alte TUgeteufelfche Stift,
Die £)ttenfir<be. 189 2lbb. 7. ©enfftein SöarnimS III. bas nalje bei ber 'JJlarientircbe in ber Heinen Dom ©trage feine Unter funft batte, trat in nabe ißerbinbiing mit biefem ©otteSbaufe.
190 Oberburg. Ta? ßiflerjit iifennnen=filofter uor ber ©reibt würbe, wie bie anberen großen Jelbflöfter bes Vanbeß, non ber '.Regierung in Sefitj genommen. Sian liefe aber bie oorfeaiibeiien Jungfrauen rufeig in bem Stlofier, in bem fidj 1553 und) fünf, 1563 jwei ÜRonnen befanben; bie letjte Domina ftarb 1544. Sluß bem außgebeljuteii Grunbbefitje bilbete man allmnt)iidj ein furftlidieß 3lmt ober eine Domäne. Daß Gottesfeauß fdjeint nidjt meljr lange bem tirdjlidjeii Sebraudje gebient 311 feaben; mau wanbeite eß nodj im ßaufe beß 16. Jaferfeunbertß in ein Jeugljauß um. Serlaffen war halb audj bie fiartfeaufe oor ber Stabt; $er,3og Samirn nafem oon iljr Sefitj unb liefe fie gu einem Sdjloffe umbauen, baß fpäter alß Oberburg belanut geworben ift. Jti ben Jormen ber beutfdjen fRenaiffance, mit Dünnen unb ©iebem gebaut lag eß auf ber $öfee über ber Ober. Jum SInbenlen an feinen Vifen Santini IIL, ber einft baß Jlartfeäuferflofter geftiftet ljatte, erriefetete Santini XL feier 1543 einen Dentftein. 'Jtuife maiufecrlei SBanberungen ift er feeute in ber Jafobifirdje untergebradjt unb als einß ber wenigen Dcnfmäler, bie an baß alte ^erjogsfeauß erinnern, erfealten. ^er^ng Samirn XI nafem in ber ftartfeaufe 'JBofenung, alß 1551 ein Sranb einen Deil beß Stettiner Scfeloffeß in Slfdje legte. Die llmgeftaltinig beß Slirdjenwefenß in ber Stabt war erfolgt. VI ber mit ber äußeren Jorm änberte fidj nidjt fogleidj ber innere Sinn. Slodj lange bauerte eS, biß bie eoangelifdje ßefere wirtlich Gingang in bie $er,-jen unb (SJemüter fanb, nodj lange würbe oon vielen ber alte («taube feftgefealten, ja. eß fanben fid) immer wieber ßeute, bie für ttjn '.ßropaganba madjten, fo bafe bie eoangelififeeii Geiftlidjen oft gegen foldje auftreten mußten. Vlucfe bie Jormen beß ©otteßbienfteß, bie Gefänge unb Jeftfeiern blieben nod) lange erfealten unb würben erft allmäljlidj umgeftaltet. Unter ben 'JRännem, bie fiife um bie 'Reformation ber Hirdie in Stettin oor anberen oerbient gemacht Ijaben, ift ißauluß oom SRobe an erfter Stelle 31t nennen; er bat bie fdjweren Jeiten beß Slampfeß burcfelebt unb mit unermüblidjem Gifer an ber Gntwiitelung ber Sriufee gearbeitet. Söenii er bei ben fdjwierigen Scrfeältniffen au<fe bisweilen ben 9Rut verlieren wollte unb Ißfingftcn 1537 fein Imt in Stettin aufgab unb nadj Vüneburg ging, fo feing fein ^erg bod) an ber Stabt, unb er lehrte auf 'JBunfctj beß ^eriogß Sariiim im ^erbfte 1538 bortljin (jurüd. Siß an fein Vebensenbc (12. Januar l -r>63) ift er bort geblieben unb feat bei ben mannigfachen Streitigleitcn unb Sdjwierigteiten in feiner milben, aber beftimmten Söeife gewirlt. Vluf Sijnoben unb bei Sifitationen, bie audj für Stettin in ben nädjften Jahren nodj feödjft notwenbig waren, trat er für bie reine ßefere ßutfeerß gegen
©ie erften eDanßelifdjen (^eiflltdjen. 191 abweidjenbe 'Anfichten, wie fie 3. 93. 'fJetruS löeder in Stettin ueibreitete, energifd) ein. Söeniger als uon Wooe iniffen wir uon bent Dlanne, ber in ben Beiten ber Anfänge ber eoangelifdjen Jtirdje Stettins neben iljm oft genannt wirb, DitoluiiS uoni $ofe ubpr WitolauS $öuifdj, fo wenig, baß man bezweifelt fiat, baß beibe Wanten biefelbe ifJerfon bezeichnen. @r ftarb bereits am 21. Dlärz 1541. ®ewiß uerbienten and) bie anberen euangelifdjen Qfeiftlidjen ber erften Beit an biefer Stelle genannt 311 werben, ®corg Sracow an St. Diarien, 'Anbreas 88ol)lgeniiitlj an St. Jacobi, Bfoljann ©raiiow an St. Witolai, Slnbreas 'Jßfeiffer, DifoIauS Wöljle an St. Qofjannis u. a. m. 9lber was finb oas mehr als leere Damen? Doch weniger wiffen wir uon ben Bürgern Stettins, bie fid) in biefer Beit um ilirdje imb Sd)tile, um 'Armen« unb ffrantenpflege uerbient machten unb an ber Weugeftaltung ber firc^Iidjen unb fo.yaleii giirforge mitarbeiteten, ©arunt fei nur im allgemeinen Ijeroorgeljoben, bafe bie 93ürgerfdjaft Stettins in biefer politifd) unb religiös bewegten 'fieriobe eine große Bald non Wannern befaß, bie mit Gifer unb Siebe fiir bas SBotjl ihrer Stabt tätig waren; baß babei bisweilen Seibenfdjaft unb Selbftfudjt mit im Spiele waren, foll temeSwegS geleugnet werben. 911S fiir bie tirdilidie Weiterung eine fefte ©runblage gefefjaffen wotben tuar, ba tarn auch bie Seit, mit ber Sanbesljerrfdjaft ben langjährigen Streit beizulegen. Wad; ben heftigen Kämpfen um bie fpulbigung unb 93eftätignng ber '.ßriüilegien, bei beneit ^aijllofe Schrift« ftücfe gewedjfelt unb Wedjtsgutadjtcn uon uerfdjiebenen llniuerfitnten, wie grantfurt, SSittenberg, Ceipzig, eingeholt würben, trat im Baljie 1535 allmählich eine ^Beruhigung ein. Dian uerfud)te fid) gegenfeitig ent« gegen zu tommen, fo baß am 23. April bie Vertreter ber Stabt mit ben fiirftlidjen Säten einen Vertrag abfcfjloffen. Gs würbe beftimmt, baß Stettin bie £mlbignng an einem uon ben .fierjogen feftzufetjenben Jage leiften unb bafiir bie Weftätiguiig feiner 'firinilegien erhalten folle. 'iSciter würben bie einzelnen Streitpunfte wegen beS Bolls, ber Dlünzgeredjtigteit, ber Wemißer Dlühlen, beS ©cridjtswefeu» ufw. erleüigt. Bu einem Streite mit bem ©omtapitel uon St. Diarien über eine Baßlung auS ber jläntinerei unb Sdjoßabgabe uon ben ©omturien würbe ein fßergleidj uorgefdjiagen. Bin allgemeinen waren biefe 'Abinadjiingeii für bie Stabt iiugiinftig. ©eshalb tann man fid) nidjt wunbern, baß bie Deftimmungen llnzufriebenljcii in ber Würgerfdjaft imb bem Wate erregten. Dian warf ben 'Vertretern uor, fie hätten ben fiirftlidjen Waten als parteiifdjen SdjiebSridjtern uiel Zu feljr nachgegeben, unb fie fcheinen tatfädjlid; ber Sanbesljerrfdjaft meljr jugeftanben ju ljaben, als fie uerantworten tonnten. Gs tarn
192 SlmtStiieberlegunß StopptlbeißS. barüber gu neuen Streitigfeiten unb Unruhen, fobaß bic Slbmadjungen nidjt beftätigt würben. ^tergog Vartiiut mußte 1538 gerabegu ein 3rieben§gebot an Viirgermeifter unb 9iat ergeben laffett unb ungebühr- liche 3ufaninientünfte ber Gilben oerbieten. (Der Unwille richtete fidj bamals gegen bett Viirgermeifter Stoppelberg. 9Ran warf iljm nor, er trage Sdjulb an bem ungünftigen Slbfdjluffe, unb, ba einmal bie 'JJlißftimniuug fid) ßuft madjte, fo tarnen and) anbere Vefdjwerben gum 9lu§brud. (Der Stellmadjerfdje ißro^efj bereitete ber (stabt Diele SIliitje unb große K'ofteit. 3)lan erinnerte fid), bafj Stoppelberg einft ertlärt Ijabe, er wolle alles, was ber (stabt aus biefer Slugelegenljeit an llntofteii erwadjfen werbe, auf fid) neljmcn. Qctjt oerlangtc man uon iljm bie (Erfüllung feines VerfpredjeuS. $nt fRatc felbft war eine ftarte (ßartei gegen ben Viirgermeifter tätig, ber fid), wie eS fdjeint, allerlei Gigenmädjtigteiten Ijritte gu fdjulbett tommen laffett. Er foll ein Sdjreibcn an ben König oon (Dänemart aufgeljalten unb bei ber Kauf man nfdjaft ben iRat rerleumbet haben. So tarn e§ am 12. Slpril 1538 gu einer erregten Sitjung beS fRateS, an ber bie Vllterlente als Vertreter ber (SJemeinbe teilnatjmen. Vartel .£>alle madjte bem fRate berbe Vorwürfe wegen bcS Verhaltens gegen bie Kaufleute. Sllö e§ aber Ijeraitsfam, bafe bie auf SluSfagen StoppelbergS beruljettben 'Jlnfdjulbigungen unbegrüiibet feien, ba wanbte fid) ber allgemeine Unwille gegen iljn. SUSbalb erljob er fidj unb ertlärte: „ßiebe greitnbe, <dj bin lange euer Viirgermeifter gewefen, bafiir iljr midj audj gehalten, beS ich midj bebaute. SBeil idj aber Dermerte, bafj man mir gang nidjt folgen unb meinen Stat nidjt meljr gelten unb in meiner eigenen Sadje bie fRatifitation unb Kouftitution nidjt tun will, fo fage idj allljier mein Vürgcrmeifter=9Imt auf unb will euer Vügermeifter Ijinfort nicht meljr fein uub midj Ijinfürber wie ein anberer gemeiner Vürger nähren unb ooben (b. lj. unterhalten) uub neljme alfo hiermit mein Vefdjeib unb ißasport (b. lj. 9lbmufterung)". Gr fpradjS unb verließ bie SRatsftubc. Vergebens Dcrfudjte fein greuttb Vartel .fjallc ihn gu halten, unb auch bem iiadjgefanbten IRatSbiener ertlärte er, baß er nidjt mehr Viirgermeifter fei. (Der Stat nahm bie 9lbbantuug an uub wählte an feiner (stelle einen anberen. (Daß c§ Stoppelberg aber mit feiner SlmtSnieberleginig nidjt Gruft war, geigte fidj balb. Voll 9irger bariiber, baß mau nidjt nodj weiter in ihn gebruugen war, wanbte er fidj am 3. 9Rai mit einer K'lagefdjrift an ben £>ergog unb behauptete, ber IRat habe iljn gewaltfam feiueS Vlmteö eutfeßt. Varnim forberte ben IRat oor baS £>ofgeridjt, unb biefer ertlärte hier, wie bie Sadje in Vialjrljeit uor fidj gegangen war. Gr lehnte bann aud) bie ftorberung beS £>ergog§ ab, Stoppelberg fein Gintoinmen gu laffett.
StoppclbergS Silbe- 193 Sin neuer ©rogejj cutftanb, ba ber Stltbürgermeiftcr Silage erhob, ©ergebens befahl Santini am 2. SUlärg 1540 bem SRate, Hm roieber in fein Slint «ingufetjen. ©Ian blieb bei ber Steigerung, ber ©rogefj uor bem fReidjStanimergeridjte ging roeiter, biß am 3. Februar 1542 baS Urteil gefptodjen rourbe, baS bie SlmtSnieberlegung StoppelbergS fiir redjtmäjjig erflärte. ®er Staun, ber eine foldje 'Jiolle in ber Stabt- uerroaltung gcfpielt ljatte, war bainalS bereits aus bem Ceben gefdjicben. US ift fdjwet, ein Urteil über iljn gu fallen, aber fidjer ift nidjt alles, roaS itantjoro uon iljm fagt, als ricfjtig angiierlennen. Ur ficht in iljm nur beit Giegner ber hergoglidjen ©ladjt. Ungroeifelfjaft aber roar (Stoppel berg einer ber bebeutenbften ©ärger, bie Stettin gehabt ljat. Sin ben ©riuilegien unb J^reiljeiten feiner Stabt bat er feftgehalten unb fie mit ber gangen SJladjt feiner ^ßerfönlidjfeit verteibigt, um bie ©euorbnung ber tirdjlidjen ©ertjältniffe ljat er fid; verbient gemadjt. Der ftäbtifdje ©runbbefitj ift unter feinem ©egimente burdj ben Slnfauf beS ®orfeS Sleffentljin, ber am 11. ©ovember 1534 erfolgte, beträdjtlidj erweitert roorben, gwifdjen SBiirgerfcfjaft unb fRat bat er ein teiblicfjeS ©erljältnis bjergeftellt. Slber Stoppelberg roar ein Ijerrfdjfüdjtiger ©lann, ber niemanb neben fidj bulben wollte, ber fidj nidjt fdjeute, eigennütjig unb felbftfücfjtig au verfahren. Sein Stiirg, in ben audj fein fjreunb ©arte! .fjalle ljineingegogen würbe, ift ber Stabt nidjt jum Segen geworben. ©odj lange flang fein ©ante ben Stettinern in ben Oljren, beim Sl'lauS Stellmachers ©rogefj gegen iljn imb feine Urbeu machte ber Stabt viel gu fdjaffen, bis er fdjliefjlidj um 1553 im 9lcidjS fammergeridjte erlofd). ®ie ©erbanblungen gwifdjen bem dürften unb bem SRate gingen inbeffen fort. ®ie Ijergoglidjen ©evollmädjtigteH, Wraf Oteorg von Uberftein, ^oft Teroitj unb $atob SBobefer, gaben fid) alle SJliilje, einen SluSgleidj guftanbe gu bringen, bod) »an feiten ber Stabt erhob man immer neue ©efdjwcrben, fobafj man fdjlicßlidj über nicht weniger alS 23 fünfte gu beraten hatte- SBiberftanb beS fRateS roar aber nidjt meljr fo fräftig, unb in ben letjten lagen beS 3uli 1540 tarn man gu einen« Slbfdjluffe, ber nun bodj im roefentlidjen bie ©eftimmungen oom 23. Slpril 1535 wieberljolte. Sim 4. Sluguft 1540 leifteten ©ürgernieifter SDtoritj öjlienete, SUauS Sadjfe, ®aoib ©rauitfdjwcig, Stummerer Dr. Ubcrljarb von ©eile, ^(oadjim Stühle, £>anS ^ohenljolg, bie fRatmaniten, bie SUterleute bcS SlmtfinannS, ber STnodjenljauer, ©öder, Sdjuljmadjer unb SSollroeber im Flamen ber öfemeinbe ben .fjergogcn ©arnim XI nnb ^ßfjilipp I ben ^ulbigungSeib unb ocrfpradjen ben ©ertrag oon 1535 gu halten, wogegen bie dürften ber Stabt eine ©enerabJlonfirination ihrer tQe(irinann, Ocf4l4tt ton Etrtttn 13
194 9?tti)trßan(j ber fiäbtifdjen SRadjt. Sßriuilegien, Sledjte unb Freiheiten erteilten. SRndjbem fo junäd)ft bie ©runblage gu einer (Einigung gelegt roorben roar, rourbe bann am 6. Vluguft ein neuer Vertrag groifdjen ben SanbeSIjerren unb ber ©tabt abgefdjloffen, in bem einzelne Seftimmungen oon 1535 mobi= fixiert unb anbere tjin^ugefügt würben. Tod) nur in uubebeutenben Fragen gaben bie -ftergoge nad), in ber .fpauytfadje be^eidjnete aud) biefe Wbmadjung einen ©ieg ber CanbeStjerrfdjaft über bie ©tabt. Tod) ein§ roar erreicht, Triebe. Ter lange ©treit, ber für bie @nb roidelung ber ©tabt nidjt tjeilfam gewefen roar, ljatte fein (Silbe gefnnben. ©tettin ftanb nad) aufjen ungebrochen mit feinen alten Stedjten unb Freiheiten ba, im Innern aber roar feine Stellung eine anbere geworben. Ter Berfud), bie ehemalige llnabljängigfeit wieber jit gewinnen, war geheitert, bie erftartenbe gürfteninadjt hatte bie Stabt, bie für fur^e Seit fich wieber trotjig erhob, niebergearoungeii, aber eine Fülle oon ftreitigen fünften lag noch Dor> f° bafj immer wieber uon ueueui Stonflilte auSbradjen uub erft recht eine ißeriobe beS £>ab erS begann. Ter Sliebergang ftäbtifcher SLRacfjt tritt aud) beutlich hero°r in bem tläglid) gefieberten Berfudje, ben bie ^janfaftäbte unternahmen, bie alte oorl)errfd)enbe Stellung in ben norbifchen Staaten wieber jugeroinnen. 'JBir wiffen nidjt, wie fid) bie leiteuben SQänner ©tettinS ,ju bem ißlane eines Jürgen Sßullenroeber uerhielten, ber beu St'rieg gegen Tänemart begann, um ßübed wieber ^ur Bormadjt in beu Cftfeeläubern 311 erheben. (ES roar wenig Steigung 311 einer Teilnahme au bem Unternehmen uorhanben, man roar Aufheben, wenn bie Sßriui- legien auf ©choiien erhalten blieben, wenn bie Stettiner bort auf ihren gitten ruf)ig £>anbel treiben tonnten, roaS fragte man oiel nad) ben ^ollänbern unb ihren (Eingriffen in bie Cftfee ober nach ber bänifdjen Thronfolge? So fanben bie ©tralfunber IRatSfenbeboten, bie im Slpril 1535 nad) ©tettin tarnen, um bie ©tabt jur Teilnahme an bem Stampfe aufauforbern ober einen Beitrag ju ben Stuften 311 erbitten, bort wenig ®el)ör. ©ie tarnen gerabe, ald ber SRat mit ben $erjogen uer» ljanbelte; man 30g fie fogar jii ben Beratungen unb nahm ihre Bermittelung, wie eS fctjeint, in Slnfpruch- Tann uerfprad) ber Slat, 15OU ©nlbeii 311 ben St'riegSfoften ju jahlen, aber nur ein Heiner Teil ber Summe tarn 31er SluSjahliing. Tas ift baS einzige, womit ©tettin fid) an bem Unternehmen beteiligte. Ter gaiye Beitabfchiiitt, in bem bie Stabt unter lebhaften Stampfen im Qiinern auf religiöfem unb lnchlid)em (Gebiete ber Freiheit 3UHI Siege uerl)alf, eubet in ber ftäbtifd)en Sßolitit nach aufjen unb nach innen mit einer beutlidjen Weberlage bed ©tabtregimentS.
Äanipf mit ber ftihfknmadjt. 195 11. ftapitel. Stettin in ber jweilen XäCffe bes 16. :f bie 3eit ber religiösen unb fogialeu stampfe folgt m ber gweiten Hälfte be§ 16. SahrhunbertS eine (ßeriobe, in ber anbere Qntereffen bie (Entwirfelung Stettins beeinfhiffen unb iRat uub (Siirgerfdjaft bewegen. SBoljl befdjäfngt fie bie weitere ?lu§ geftaltung ber tirdjlidien Crganifation ober bie (Erörterung bogmatifdjer fragen norf) lebhaft, aber in ben (Borbergruub treten mehr unb meljr fragen über ba§ SBertjälliiiS ber ßanbeSljerren gu ber Stabtgemeinbe nnb über bie .fjanbelspolitif. ®ie warfjfenbe giirftengewalt madjt fidj gegenüber ber ftäbtifdjen ©elbftoerwaltung rüctfidjt§lo§ geltenb unb fudjt in bie SRedjte ber ©tabt (örefdje gu legen. Slber ebenfo energifd) bemiiljt fid) biefe, iljre ^anbelSoorredjte anberen Stäbten gegenüber aufredjt gu galten ober gar gu erweitern, hierbei aber finben bie Söürger eine llnterftüfeung bei ben dürften, bie *n biefer 3^it guerft in größerem Umfange eine ftaatlidje SBirtfdjaftspolitil gu treiben beginnen unb bie Stabt in ihrem Kampfe gegen anbere ®emeiubeii gerne unter* ftütjeu, um barauS für iljre ißläne (gewinn gu gieljeii. ®afj bie Stabt baburd) iljre ©onberftellung oerliereu mufete, fdjeinen bie Rührer ber (Bewegung gunädjft nidjt bemertt gu ljaben; e§ war jebodj eine un auSbleiblidje ftolge be? gemeinfamcii SBorgefeeuS gegen bie (Segnet, bafe bie ftäbtifdje SöirtfdjaftSpohtit uon bei fürftlidjen beeinflußt, ja verbrängt würbe, bafe anftelle ber lotalen ^ntereffen meljr unb meßt bie territorialen traten. üluf biefe XÖeife bahnte fid- ba§ (Enbe ber Autonomie ber Stabt an; fie Derlei iljre felbftänbige Stellung im Staate, würbe allmählich em «Slieb in iljm unb mufete ihre befonberen Qntereffen ben allgemeinen unterorbneu. ®iefe (Entwictelung Stettins würbe begiiuftigt burd) mehrere fdjwere ©djläge, bie feinen Söohlftanb trafen, unb befdjleunigt burdj bie Xatlraft be§ £>ergog§, ber in biefer Seit bie (SefdjicCe bes Stettiner ßanbeS lenlte. 0 h a n n r i e b r i dj, einer ber bebeutenbften unb Iraftuollften dürften auS bem (Sreifengefdjlcdjte, fafe e§ al§ feine widjtigfte Slufgube an, bie ©tabt ©tettin feine Cjerrfcfeermadjt fühlen gu laffen unb gu bemütigen. Sßie haben fRat unb Surgerfdjaft unter feiner fRiidfidjtSlofigteit gefeufgt unb 1584 offen betannt: „Sdjwer ift es mit bem Teufel gu fedjten unb mit großen Herren gu rechten!" fRan wunbert fid) gwar über bie Säljigfeit, mit ber bie (Bürger* fcfjaft ben flampf führte, unb über bie Uraft, mit ber fie bie jdjweren SdJläge auSfeielt, aber bod) madjte fich fdjon im Qnnern ein fleinei 13*
196 fanbegfteuern. ©eift bemerfbar. Stan rcrfo^t iuoIjI nadj außen fdjeinbar nodj große gntereffen, aber trieb bodj babei eine Itirdjturmspolitit unb geigte fidj oft in Dielen Slnfdjauungen ßöcf)ft befdjräntt unb engljergig. Sebeittenbe SJtänner mit größeren ©efidjtspuutten treten in biefer 3eit in ber Stabtoerwaltung nidjt fjeruor, eS ift unter beu gaßlieidjen Stamen, bie unS in Ilrtunben unb Slttenftiirfeu genannt werben, feiner, ber nodj fjeute in weiteren Streifen befannt ift. Tie große Stenge geigt fid) biSwuIen redjt fleimnütig, beadjtet in abergläubifdjer Sdjeu allerlei angeblidje llßunbergeidjen unb erblich in iljnen TeufelSwerfe unb Vln« geidjen ßerannaljenben Unglücks. SBie finb bie pommerfdjen ©Ijroniften, ein Stitolaug oon fl'lemptjen, Salentin uon Sidftebt, goadjim oon Stebell u. a. m., eifrig bemüht, foldje lounberoare ßeidjen be§ gött- lidjen 3orne§ aufaugeid)nen unb ber Stit= unb Sladjwelt gur SBarnung oorgußalten. gn Stettin aber finbet fidj nod) feiner, ber e§ ber DJlübe für wert fjäft, bie fötalen ©reigniffe aufgufc^reiben. Tie enbgiiltige Teilung ber pommerfdjen fjerrfdjaft am 8. ge> bruar 1541 ljatte ben £>ergog Samirn XI. gum alleinigen £>errn beS Stettiner ßanbeS gemadjt, obwoljl ber .Jufamnienljaiig ber beiben „Orte" forgfältig gewährt worben war. Tie ßanbeSDerfammlungen, bei benen jetjt bie Vertreter ber Stäbte bie tätigfte Stolle fpielten, fanben feit 1544 faft regelmäßig alle Qafjre ftatt, entweber für beibe ßanbesteile gemeinfam ober für jebeit gefonbert. Stettin war ber fjauptfit, biefer ßanbtage, uub feine Sertreter naljmen oft eine füljrenbe Stellung ein. Tie Serljanbhingen bezogen fid) oorneljmlidj auf Steuer fragen, ßanbfdioß, aufjerorbentlidje Seiträge, Steidjsfteuem, ben ge= meinen «Pfennig u. a. m. Sei Den fcßledjten ginangoerljältniffen be§ ßanbe§ mußten fid) bie gürften immer wieber nut ©elbforberungen an bie Stäube wenben unb faßen gerabe bie Stäbte als eine fo ergiebige OJelbqitelle an, baß biefe m t aller SJladjt einer ungeredjteii Selaftung entgegentraten. Tie gorberungen würben immer un gemeffener, als goßann griebridj 1570 bie Siegierung übernahm. Seine foftfpieligen Steigungen, feine weitgeßenben «ßläne madjten fort gefeßt neue Steuerbewilligungen nötig, bie für Stabt unb ßanb überaus briirfenb waren. Slber was fragte ber „töniglidje" fjjergog im Sollgefiiljl feiner madjtuollcn Stellung oiel nadj bem Söotjlergeljen feiner Untertanen? ©r griff gu bem Slittel, burdj bie ?lccife, b. ß. eine inbirette Steuer auf Setränfe, nameutlidj auf Sier, feine ginaugeu gu beffem. Tiefe Steuer, „fo bisljei im ßanbe nit gewefen", wollten bie Stäbte, bie fie für itjre fommunalen Sebürfnijfe benutjten, nidjt für bag ßanb bewilligen, goljann griebridj aber bemiiljte fiel), immer wieber bie Streife burdjgufeßen. fam gu heftigen Kämpfen,
£>erjog Srid)6 ®urd)jua 1563. 197 namentlich mit (Stettin, bem ber ^erjog wegen ber Slblefenung anberer gorbenmgen arg ^iirnte. ©rft nad) langen ffierfeanblungen, bei beiten Sibel unb Stäbte fo jufammenftanben, bafe fie genieinfani brofeten, beim Kaifer Serufuiig cinjulegcn, gab ber -frerjog ben Serfudj auf. Das war fiir beu ftoljeu SRanu ein bitterer Scfelag, unb fein Unwille über bie wiberfpenftigen Stäbte würbe baburcfe nod) gefteigert. 3m allgemeinen fjerrfcfjte in ber ^weiten Hälfte beS 16. Safer- hunbertS in Sommern Stiebe, Sroftbem waren bie Seiten unruhig unb bracfeteii mancfee Giefaferen aud) non aufeen mit fid), fo bafe barnntcr bie (Sntioidelung ber Stäbte jti leiben featte. 9lid)t nur nerfolgte man bort ben Kampf beS StaiferS gegen bie Serbünbeten oon Sdjmaltalbeu unb fpäter bie ©rfeebung beittfcfier Surften gegen bie fpanifd) feabsburgifcfee Ubermacfet mit Spannung, obwofel bie eigenen ßaubeSfeerren fidj faft ängftlidj fernfeielten, fonbern eS ^og aud) 31t beu fpätereu £>änbelu mancfeer Stettiner aus ober verfudjte, bei ihnen ffiefdjnfte ju macfeen, wie wir eS oon ben Söfenen beS alten £>anS ßoife, Stephan unb $anS, wiffen. Sic [tauben mit (Srinubad) unb feinen ißarteigenoffeu 1564 in Serbinbung unb traten audj fonft mit auswärtigen gürften ober Herren in gefcfeäftlicfec Schiebungen. Der SRat uon Stettin entsag fid) in biefer Seit nidjt ber Sfti<fet, für bie Sidjerfeeit ber Stabt ju forgen. 31m 17. Qanuar 1548 bestellte er $anS ‘Paris als „Söallfefeer", ber am SSallbau unb im Seugfeaufe arbeiten unb als eine „Slrtoloreiperfon im gelbe unb bei ber Sefafeung, wenn eS oon Hlöten fei", tätig fein folltc. Dirett oon KriegSwtrren berührt würbe Stettin inbeffen erft 1563, al§ ber ^jerjog ©riefe oon Sraunfdjweig feinen abenteuerlicfeeu 3«g burd) Sommern unternahm, um feine Sölbnerfcfearen nadj Solen hu fiiferen. SJie regte bie Slacfericfet oon feinem ^erannafeen bie pommerfdje 9te> giennig auf, bie nur hu halb bie SBeferlofigteit unb ©fenmadjt beS iianbeS ertannte! Söic erfdjraf man in Stettin, als im Sluguft bie SRelbung eintraf, bie Sd)ar oon etwa 7000 Kriegern nafee mit reidp lirfeem gelbgefdjüfe uub oielen SBagen feeran! SBofel war bem $erjoge ber Slufentfealt in ber Stabt abgefcfelagen unb nur ber Durcfehug geftattet worben, aber wer roufete, weffen man fid) trat) aller Slb macfeungen oon ben Sölbuern 311 oerfefeen feaben werbe? Der fRat liefe fofort alle Säume auf ben SSälleu abfeauen, Scfeauhförbe unb Wefdjüfe bortfein bringen unb bie gefamte Sürgerfdjaft in brei gäfenlein auf bem SSalle Slufftellung nehmen. Die KriegSfcfear betrat am 21. Sluguft um 10 Ufer burd) ba§ £>eilige-®eift=3,or bie Stabt unb gog burefe bie Uuterftabt über bie lange Srürfe nad) ®anun ju. Staunenb fafeeu bie Sürger beu langen ßug, waren aber frofe, als
198 SMjrßaftißfeit ber Stabt. er um 3 llßr. oljne weiteren ©djaben anguridjten, bie ©tobt paffiert ljatte unb auf bem großen ©teinbamm $att madjte. ®ort ner» prooiantierte man bie Striegsleute, .feergog C?ritt) aber, ber fidj in bem fumpfigen Selänbe reißt unfidjer fütjlte unb in einer „SJhifetnipe“ (SJIaitfefalle) gu fifeen meinte, 30g möglidjft balb weiter. 91od) lange fpradj man in ©tabt unb ßanbe oon biefem „£>anS Serifen-firiege". burd) ben ©tettin fioften uon 1125 Sulben erwadjfen waren. ®icfer nod) glüdlid) genug »erlaufene Sinfall würbe bie SBer anlaffung, buff man in ©tettin fidj nodj mehr um bie ©idjerung ber ©tabt tiimnierte. Ein befonberer ßlitSfdjufj, ber aus bem Sitrger meifter Qoadjim ipiate unb ben fRatSßerren Sregor Srudjniann, 3oadjim Stitjerow, ©ebaftian Wumm unb SlmbrofiuS $abemer beftanb, würbe eingefefet, „bie Söälte, Staben unb anbereS 311 befidjtigen, was unb wie ifeo in ber ©tabt gu bauen, fid) gu uergleidjen unb alSbalb aufgufdjreiben unb bem Stat iljr frfjriftlid) SebenTen vorgubnngen". SJlan ging aud, roirflid) mit ber Strbeit an ben SBerfen uor, liefe 1504 brei ©tücf Sefdjüge für 682 Sulben gießen unb nerorbnete uon neuem, baß ber 1560 angenommene ©tabtßauptniann Siemens ©töfeer „in SJlufterung unb Slufrüftung innerhalb unb außerhalb ber ©tabt aufwarten folle". Sind) bem ^Jeugfeaufe am ftoßlmartt würbe größere Slufmertfainteit gewibmet. Sin Inventar oom 3un* 1571 geigt uns, baß eS mit 29 ©tücf großem Sefdjütj, Slartaunen, ©cßlangen, 'JJlnrfern, galtonetten ufw, mit 21 ©tücf eifernem (Siefcfjiife gang gut oerfeßen war. 8Iuf beni ißaffower Üore befanben fid) ebenfalls Sefdjiitje, unb bie beiben gwifdjen biefem unb bem SJtiißlentore gelegenen feften Jürme, ber $uloer= unb ber ßoßc Surm, waren gleichfalls woßl ausgeftattet. ©0 war bie ©tabt gegen Sefaßren oon außen leiblich gefiebert. ®afiir ©orge gu tragen, mußte um fo notwenbiger erfdjeinen, als 1563 ber große ftrieg auSbratß, ben ©djweben gegen ftanemarf um bie .£)erri<h<ift in ber ©ftfee begann unb ber alle an ißr gelegenen ©tauten in SJIitleibenfdjaft gog. 2ludj ©tettin würbe uon otefen ©irren ffljwer betroffen. GS fudjte burd) gefdjidte Slerljanblungen feinen $anbel wußrenb ber Hriegswirren gu fdjüßen. ißon ©djweben nnb $)änemarf witrbe bie ©tabt umworben, aber uon Anfang an war ber Uiat ber bänifdjen 'Partei gugcneigl. ©hißte er bodj woljl, baß ber ©tettiner .üanbel feinen ©djioerpunft in Tänemarf ljatte, beSIjaib bewußte er fiiß fort gefegt, Jfönig griebridj II günfrig gu ftimmen, oljne es babei gang mit Srtdj XIV. oon ©djweben gu uerberben. Sbenfo galt es, mit ßübed unb ber £>anfa nad) ©öglidjleit frieblid) auSgufommcn. Tos foftete in biefen ^aßren uiele 'JJlüße, gaßllofe Briefe unb ©djriftftiide
Ser fltbtnjäljnfle norbiftfje Äriefl. 199 roitröen geroedjfelt, immerfort Wefanbtfdjaften nad) Sänemart, Srfjweben, Cübecf, (Stralfunb auSgerüftet. Sie SHatSfenbeboten roaren mit ben Nöten ber ^erjoge eifrig beftrebt, grieben 311 »ermitteln unb bie Neutralität fßomnternS 31t fdjiitjen. SieS gelang aber nidjt, bie Sdjroeben nahmen 3. B. 1564 unb 156(5 Stettiner Sdjiffe fort, unb audj bie Säuen fdjeuten fid) nidjt, groei Sdjuten, bie für Niga ober ßüberf befradjtet roorben roaren, als Ißrifen fortgufü^ren. Sin ben tjanfifdjen Beratungen beteiligte fid) Stettin nadj Nlöglidjteit unb fudjte einerfeitS Sänemart, auf bem „ber Stabt ©ebeiljen ober SBer= berb" berutjte, unb baS biefent gugeneigte ßüberf nidjt 31t erzürnen, anberfeitS aber aucf) mit Sdjroeben nidjt 31t bredjen. Sa mußten bie Vertreter ber Stabt, SlmbrofiuS $abemer unb SlmbrofiuS Sroaroe, 1565 auf ben $anfatagen »orfidjtig oermitteln, fo baß eS iljnen gelang, eine ßegation nadi Sdjroeben burdjanfetjen. Siefe rourbe Stralfuub unb Stettin übertragen, unb 1566 ging @eorg Straupiß als NatSfenbebote nad) Storftjoim, roäbrenb gugleicf) ^jabemer unb ©Iia§ Sdjlerfer in Jlopenljagen Berljanblungen füljiten. Sie fdjroebifdje Sefanbtfdjaft geriet in bie ßataftroplje. bie infolge be§ SBabnfinnS CcridjS 1568 Ijereinbradj, unb teljrte unoerridjteter Sadje ßeim. Sa» gegen oerftanben bie beiben ©efanbten in Atopenljagen oom Könige ^riebrid) TT. burdj reidjlidje Selbgefdjente eine 3ufidjerung 51t er» langen, baß bie Stettiner Bürger mit ßaftgelb uon iljren SBaren in Sänemart »erfdjont bleiben füllten. SaS roar immerhin ein (Srfolg, ber bein bänenfreunblidjen Bertolten Stettins unb bem gefdjidten Sluftreten feiner Bertreter gu »erbauten roar. ®nblidj rourben bie ^riebenSuerfjanblungen groifdjen Sdjroeben unb Sänemart auSfidjtS» notier unb Tarnen auf bent griebenStongreß, ber ooni 5. September bis gum 13. Segember 1570 in Stettin tagte, 311m Slbfdjluffe. ^ergog $oljanii griebriefj roar oom ßaifer SJlariniilian IT. gum ^pringLpaf fommtffar für biefe 3ufnnilne,,funft ernannt roorben. Seine .fjanpi ftabt bilbete für einige Nlonate ben SJttttelpuntt ber biplomatifdjen Berljanblungen über bie baltifdje $rage. Sort tarnen Tuiferlidje, bänifdje, fdjroebifdje, polnifdje, fäcfjfitdie, lübijdje G5efanbte gufammen. Ser Nat ljatte oiel 311 tun, für bie jaßlreidjen ffläfte bie erforber» najen „ßofamente" gu befdiaffen nnb alleS gum Empfange Ijerguridjten. Nodj fdjroieriger roar e§, bie Berljanblungen 31t einem gliirflidjen Ccnbe 31t fiifjren, nameutlidj fidj mit ben gorberungen ber Stäbte ab3ufinben, enblidj aber gelang es bem .£jer3oge $oljann ^riebridj, einen SluSgleid) ßuftanbe 3U bringen Sie $rage aber wegen ber ^errfebaft auf ber Cftfee rourbe nidjt gelöft, unb in baS BerljältniS ber pommerfdjen Stäbte 31t ßüberf tarn ein arger Nlißtlang. Stettin ging aus biefen
Sainim XI. unb «Stettin. 200 Sßirren nod) leiblidj gut Ijeruor, feine Privilegien in Dänemart unb m ©djweben waren erfealteu geblieben unb fein Serluft oerljältnid’ ucäfeig gering, fo baf; bie ©tabt barauf verjicfetete, eine gorberung auf Srfatj ju erljebeii. Dagegen war ber inbirette ©djaben, ben fie erlitten ljatte, nirfjt unbebeutenb; bie Sefdjwerben, weldje bie Filter lento ber brei Compagnien über Serletjung wirtlicher ober angeblidjer Prioilegien auf ifereii Ritten in Drago, galfterbo unb (Ellenbogen erhoben, fanben faum Srlebigung. Sarnim XI. trat roäferenb biefer unruhigen ßeit wenig energifd) für fein ßanb unb feine £>errfdjaft ein, bewies aber im allgemeinen, obwohl and) iljm ein ftarf ausgeprägtes fürftlidjeS ©elbftgefüljl nidjt abging, feinen Untertanen gegenüber Sßoljlwollen ober Sutmütigfeit. DeSIjalb tarn er mit ©tettin gang leiblich auS, unb bie Sürger gaben in manchen fragen bem dürften nadj, weil fie wufeten, bafe er an eine Unterbrürfung ftäbtifdjer Frc’beiten nidjt badjt«'. ©o geftattete ber 9iat iljm 1535 bie Einlage eines SlbjugsfanalS oon bem ©djloffe aus burch bie ©tabtmauer unb ljatte 1556 nichts bagegen, btrfj er bei bem fiirftlidjen £>aufe einen Sang auf ihr tjerftellen liefe, ja trat ihm 1552 einen Saum oor bem runbeii Dunne beS auSwenbigen WiihlentoreS bei bem bort erbauten Ijerjoglidjen ßuftfeaufe gur Einlage eines SartenS ab. Diefe Conjeffionen bebeuteten mehr, als nnS heute erfdjeinen will, benu an ben ftäbtifdjen SefeftigungSwerfen irgenbwie etwas ju änbern ober einem anbern, mochte eS auch ber ßanbeSljerr fein, einen Singriff in fie 311 geftatten, galt als ein Senat an ben Freiheiten ber ©tabt. SS fam gerabe über foldje Fragen, bie fich auf bie Stauern ober Söälle ber ©tabt bezogen, wiebcrljolt 311 ben Ijefticjfteii ©treitigteiten, unb wenn ber 9iat feier bem ^erjoge Sarnim foldje ßugeftänbniffe, wenn fie audj nodj fo befdjeiben waren, flu machen geneigt war, fo liegt barin ein SeweiS, bafe man mit ifem in gutem Sinoernebmen ftanb. DaS geigt audj bie ©tiftung, bie Sarnim unb feine Semafelin 1563 errichteten. Sin .fjofpital am Clofterfeofe für „redjte wafere Sinne unb gebredjlidje Beute, fo ber Sllmofen wert fein, ehrliche alte befannte unb wafere baudarme Beute, bie Sliters, Cranffeeit unb Slrmut wegen ficfe nidjt erljalten mögen, beSgleicfeen alte fronte £>ofbiener, aucfe alte SauerS« leute" würbe oon ifenen begrünbet, 1565 mit Capital unb Srunb- befitj auSgeftattet unb im folgenben Fahre eröffnet. SllS ein „Deut mal lanbeSoäterlicfeer Fittforge" feat biefe ©tiftung lauge Fabre an jener ©teile beftanben. Fm Fafere 1785 würbe für fie ein neues Sebäube erridjtet, baS erft niebergeriffen wnrbe, als man für baS ©tift einen Seubau in SJeftenb feerftellte.
Streitiflfeikn mit brr Vanbe&otrrfdiaft. 201 ©erabe in jener Seit, als baS .^er^ogSpaar in folrfjer Steife für bie fßfiege armer unb franter ®erooljner Stettins forgte, Ijerrfdjte ein Streit 3roifdjen ber ^Regierung unb ber Stabt, bereits 1544 begann ber JRat über Bollbefchroerungen burdj fürftlidje Böllner Klage 31t führen, unb immer roieber rourben uon iljm im ßinverftänbniffe mit ben Sllterleuten beS Kaufmanns unb ber ©eroerte foldje 23efdjroerben vorgebradjt, 3. 23. in einer langen Deutfdjrift vom 10. 9Rära 1551. ßS fanben 23erljanblungen ftatt, bie fidj Bahre lang tjingogen, oljne 31t einem rechten SRefuItate 31t führen. Salb Tanten 31t ben Boll fragen anbere 2Ingelegenljeiten, in benen fid) bie ©ürgerfdjaft bcfdjroert fühlte, fooaß im gebruar 1554 roieber eine ausführliche Scfjrift an ben £ier3og eingereicht würbe, in ber mau eine ganse ßifte von Klagen auffüljrte. ßS ljanbelte fid) 311m Deil um Kleinigkeiten, roie bie Sefdjlagunljnie von Dielen, Stilllegung eines DeidjeS bei SRemitj, Übergriffe Ije^oglidjer SImtSleute u. a. m., aber bie 9-Rißftimmimg in ber SÖügerfdjaft, bie aud) über baS SluSfdjiffen von ©etreibe unb bie viel verbotene 23orfäuferei fragte, rourbe fo groß, baß am 24. Slpril 1550 ein förmlicher Vlufftanb ber ©emeinbe gegen ben SRat entftanb. SRan roarf iljm vor, er tue feine ^ßflicfjt nidjt uub begiinftige 311m SRadjteil ber ©emeinbe bie ?luftäufer ober „SRonopoIiten", burd) beren Sfsrattiten ba§ ©etreibe verteuert werbe. SRur nut Wiitje gelang eS bem SRate unb ben 23ertretern ber ^Regierung SRiitje 311 fdjaffen. 23arnim verbot 1557 von neuem ber ©emeinbe, fid) 311t llngebiitjr 3ufammen3iirotten. Doch bie llnsufriebenßeit blieb befteljen, unb baS 23erljdltniS ber Stabt 3um ^jje^oge rourbe gerabe in ben folgenben Baljren, roie auS umfangreichen Klage* unb 23efd)roerbefd)riften hervor* geht, nidjt befonbers freunblid). Bnb^itg auf bie KornauSfußr beftritt ber 3?ürft bem fRatc baS ’Jledjt, eigenmächtig unb felbftänbig 23er orbnungen 31t erlaffen, als einige Kaufleute fid) 1502 bei ihm über em 2iiiSfut)rverbot beS SRateS befdjroerten. ßS roar baS eine in biefer Beit viel erörterte $rage, ob biefer baS SRedjt habe, oljne Buftimmung ber ^Regierung ein berartigeS 23erbot 3U erlaffen. Bl> folchem Streite tarnen noch saljUofe anbere 23efd)roerben, bie SRat unb 23ürgerfdjaft feit 1500 immerfort vorbrachten. Uni §oll unb ©eridjt, um SRüljlen unb SBiefen, um ben 2lbtSßof unb ben Söeinberg u. a. m. fianbelte eS fich; Ql,<h über ben SRutroillen bes ^ofgefinbes erhob man 2<>- fdjroerben. Die ^Berhanblungen rourben jahrelang fortgefeßt, aus« fnhrlid)e Dentfdjriften ausgearbeitet, ©machten eingeforbert unb über* reicht unb immer neue Angelegenheiten hmeinge^ogen. um Cftern 1570 rourbe ein ßntrourf 31t einem 23ertrage von ben IRäten ausgearbeitet unb vorgelegt, bod) nodj nid)t 311m ?(bfdjhtffe gebradjt.
202 $erjO0 goljann fjritbritf). Scfeon griff in biefe (Berljanblungen ber junge ^ergog gofeann griebridj bisweilen ein, ber mit nidjt geringem Selbftgefüfele am 31. ®egember 1566 non einer gafert an ben taiferlidjen .fjof unb nadj Ungarn gurüdteferte. ®S geigte fid) gar halb, baf; biefer -Sperr gang anberS aufgutreten liebte, als fein alter Cfeeim, ber feit einiger Seit in befdjaulidjer fRufee auf ber Cberburg lebte unb fid) möghdjft wenig um bie SRegieruugSgefdjafte tiimmerte. @t einigte fidj 15(59 mit feinen ©rofeneffen, ben fünf Söfenen IßfeilippS I., bafein, bafj er auf bie ^errfdjaft oergicfeten malle. fturdj ben Vertrag uom 3. ßlpril überliefe er ben beiben SSritbern gofeann ^riebricf) unb Sarnim b. j. baS ßanb Stettin unb befeielt fid) nur (Befife am Stettiner Sdjloffe, an ber Cberburg, foroie ben (Riefebraudj einiger hinter not. Samirn b. j. gab bie SRitregierung auf unb nut 3»ftimmung ber ßanbftänbe rourbe gofeaun griebridj .föerr beS Stettiner ^jerjogtumä. gn ben erften gaferen rourbe er in feinen feodjffiegenben fßlänen oft burdj baS ©in greifen beS alten ^iergogS (Barnim gefeemmt, bis biefer am 2. 91o nember 1573 auS bem ßeben fdjieb. gn St. Ctten erinnert an ifen nodj ein fdjöner üeld) oon 1558, ben er fiir bie Sebürfniffe ber eoangelifdjen ©emeinbe eilfertigen liefe. SRit gofeann 55rtebri<f) gog ein anbereS ßeben in baS Stettiner Sdjlofe ein. Der junge $err, ber fid) braufeen in ber SSelt umgefefeen featte, griff bie Sefdjäfte mit Energie an. SEQit Sranbenburg rourbe über bie ©rboerträge unb bie ©rbeinigung oerljanbelt unb bereits 1569 bie Sermäljlung beS ^ergogS mit ber fßringeffin Grbmut, ber älteften Jodjter beS .fturfürften gofeann @eorgS, nerabrebet. Um feiner jungen ®cmafelin einen fürftlidjen Söofenfife gu bieten, befdjlofe gofeann griebridj, einen grofeen Umbau be§ Stettiner SdjIoffeS vornehmen gu (affen. (Bereits 1570, als oiele feofee unb oornefeme ®äfte in in Stettin rocilten, roar ifem baS £>aus als eines gürften nidjt roürbig erfdjienen. (Rad) SarnimS XI (tobe fing er baS ffierf an, berief als Saumeifter ben dReifter ?lntoniuS Söilfjelni, oielleidjt einen Italiener, oerfdjrieb Steine unb anbereS SRaterial. 1575 rourben bie Cttentirdje unb ber grÖfete Steil beS alten SdjloffeS abgeriffen, nur ber (BogiflaroSbau unb ber gum 2eil eben erft erridjtete SarnimSbau blieben erfealten. gm Stile ber italienifdjen (Renaiffance rourben itirdjc nnb fürftlidje (Mebäube erricfjtet, unb bas ffSert, obtoofel eS am 28. Cftober 1576 burdj einen Sranb aufgefealten rourbe, fdjnell fertiggeftellt, fo bafe man baS neue £>aiis bereits im gebruar 1577 in ®ebraudj nefemen fonnte. ®ie Sdjlofefirdjc, bie bamals in ber gönn erricfjtet rourbe, bie fie nodj feeute unb groar nadj bem Umbau oon 1909 roieber in urfprünglidjer Söeife geigt, rourbe erft etroaS
203 9lbb. 8. ®aö Sdjlofj in Stettin (äJierian).
204 Da8 (Stettiner fpätcr vollenbet. Silbljaner unb SJtaler, unter benen Johannes Saptifta, Siavib SJiettel unb SReifter ßljriftoplj genannt werben, fdjmiirften fie mit Wemälben; auf bem 'tlltarbilbe finb bie .fjergoge Sarnim XL uub Sfofjann ^riebridj felbft bargeftellt. Unter bem Elitäre legte man eine Wruft fiir ßaS $ergogSljau§ an. War ftattlidj unb anfefjnlidj erfjob fidj ba§ ftürftenfdjloß, baS bamals im großen nnb gangen feine Ijeutige Weftalt erljielt. gnnen unb außen roar eS reidj auSgefdjmüdt, redjt ber Siß eines ftolgen, pradjt liebenben .fjerrfdjerS, ber Fjier am 17. gebritar 1577 galjlreidje Wäfte, fürftlidje Serfonen aus Sranbenburg, ßiinebnrg, Sdjlefien, 91nljalt, mit iljrem großen Wefolge empfing, um feine Sermätjluiig mit Wrbnntt von Sranbenburg gu feiern. Sie Stauung fanb im Sangfaale ftatt, bie f}eftlidjfeiten bauerten niedrere Sage, sieben ben .fjofbeamten, für bie bereits 1575 eine neue Crbnnng erlaffen roorben roar, ljatten and) 9iat unb SürgerfdjaftSvertreter viel gu tun, für bie Untertnnft ber galjllofcn gremben, Crbnnng unb Sidjerßeit gu forgen. Um bie Quartiere für bie Wäfte gu beftimmen, ließ man ein SergeidjniS ber fünfer Ijerftellen, in benen foldje unterfomnien Tonnten; eS ergaben firt) als geeignet bafür etwa 300 Käufer, bie fiir itngefäljr 2000 Pferbe Stallung boten. S>aS {Jeft verlief troß alles Webräiige unb großer Unritfje glürflidj, unb bie Stettiner Sürger ftaunten geroiß bie bei ben llmgügen, ben fVefteffen, Sluffüfjritngen ufro entfaltete Pradjt gur Weniige an, wenn fie and; über bie Sieufte uub Weib» auSgaben oft gefeufgt ljaben mögen. 3fn biefer Beit werben gnerft als färben ber (Stabt, wenn man für biefe Seit fdjon von foldjen fpredjeit barf, SRot unb Sian erwäljnt, benn foldje Rebern trugen bie von ber Stabt geftelltcn Srabanten auf iljren .fjüten, and) befanben fidj rot=blaue Säßnlein nn yeugljaufe. S)ie Wefüljle, mit benen bie Stettiner bem gefte beirooljnten, waren bodj gemifdjt. 3u ber f^reube über ben Wlang, ber über ihre gute Stabt erftraljlte, Iain bereits bie SeforgniS vor ber eigenmädjtigcn SMlIfiir unb bem ©elbftgefüljl bes $ergogS. Ratten fie bodj bavon fdjon genug erfaßten, befonbers bei bem Sau beS fiirftlidjen £>aiifeS ober ber Sdjloßtirdje, als er bei biefer Welegenljeit gerne beu piaß an ber SRauer erweitern wollte. Sa ljatte ber SRat alle bie alten Privilegien nnb Urfunben tjenrorgeßolt, aber was fragte ^oßann griebridj viel banadj? SereitS ljierbei mußte man erfennen, baß ber giirft mit einer geroiffen fonveränen Seradjtung auf bie Stabt tjerabfalj. (sdjon 1509 ljatte er von iljr oljne weiteres bie Stellung von pferben unb Söagen gu einer Steife geforbert unb roar feljr ungnäbig geroefen, als ber fRat bieS ableßnte, roeil man bagu nidjt verpflichtet fei. (Sdjließlidj beroilligte er bie gorberung, wenn audj unter proteft, aber nun fam ber
'Jkojefft ber (Stobt ßeflen ben ^erjofl. 205 §ergog faft jebeS ^aljr (1574 fogar breimal) mit berfelben gorbentng. $ebeSmaI gefdjat) basfelbe, erft leimte ber Stat entfdjieben ob, bann aber willfahrte er sub protestatione. Grnftlidjer würbe ber Stonflift, als ber fjürft 1572 uon ber Stabt freies ünartier nnb ©ienfte in bent ftäbtifdjen ®orfe ®erglanb nidjt nur verlangte, foiioern and) furjerljaitb fidj felbft naljm. Stuf bie ©efdjwerbe antwortete ber .fjerjog Ijödjft ungnäbig, bad) ber Stat richtete ein fefjr ernftes Schreiben an ibn, inbeni er bitter über Scbmäljreben, Gewalttaten, ^ortnabme oon fßferben flagte unb ben ßanoestjerrn an bas ißerfpredjen erinnerte, jeben bei feinen Stedjten 311 fdjütjen. Slber immer fdjärfer würbe ber Gegenfatj gwifdjen £>erjog unb Stabt, man ljat bisweilen ben ©inbriuf, als ob Qoljann griebridj ben Stat abfidjtlcdj reijte. 'Sie Stabtoerwaltung wehrte fid) tapfer unb appellierte, wenn fie oor bem 4>ofgerid)te iljr Stedjt nidjt burdjfetjen tonnte, an bas Steidj» fammergeridjt in Speier. $n bem Slrdjive biefes GeridjiSbofeS, baS beute ju SBetjlar aufbewabrt wirb, finben fidj auS ben fahren 1573 bis 1594 bie Sitten über nidjt weniger als 10 jßrojeffe, bie oon ber Stabt gegen ben ßanbeSljerrn geführt würben. t£S banbelte fidj 3. S. um bie fjifdjerei in ber ©ber, ba ber £>erflog nidjt nur eine Slbgabe an {Jifcfjen für feine Steife! forberte, fonbern audj 1578 bie bisljer gegaljlte SietognitiouSgebuljr eigenmächtig erboljte, um bie 3agb= geredjtigfeit in ben ftäbtifdjen ^Salbungen, namentlich gwifdjen J?rampe unb Qljna, um bie SJtüljleiiaiilageii, um Gingriffe in bie Steigerten unb Stedjte ber Sdjneibet , Sdjmiebe* uub S8eutler={Junft, um bie JtriminalgeridjtSbarteit u. a. m. Dbwoljl ber Stat 1583 ertlärte, „bafj ihm nichts betümmerlidieres fei, als mit bem gnaoigeii geliebten ßanbeSfürften unb £>errn in foldje Söeitlänfigfeiten, mannigfaltige iffrojeffe unb Errungen 311 geraten", warf ber £>er3og ber Stabt wieberljolt oor, fie fudje immer wieber Baut unb Streit, unb taffierte 1584 einen eben erft gefdjloffenen Vertrag uber bie {joljung in ben ftäbtifdjen ^Salbungen, bie Qagb, ben SJlüljlenbau auf ber ©ber unb bie fjifdjerei. SlefonberS gerei3t würbe bie Stimmung wieber, als Johann ftrteoridj oon neuem 'föünfdje inbejug auf bie SJefeftigungsaiilagen äufjerte. 1578 würbe iljm unter SBorbeljalt geftattet, eine Slbflitfjrinne burdj bie Stabtmauer in ben Graben 311 letten, aber bebentlidjer erfchien eS bein State, als ber .fjerjog eine Söafferleitnng von 3«belS= borf in fein Sdjlofj 311 bauen begann. Sdjliefjlidj würbe iljm audj bieS geftattet, aber hellauf loberte bie Gntrüftung, als ber ljeröoglidje ®aumeifter Söilljelm babei ohne weiteres bie Stabtmauer in ber Slälje beS SJtiiljlentores burdjbradj. ®aS erfdjien als eine '^erletjung
2<>6 (Streit bet Stabt mit bem £)ergo(je. ber ftäbtifdjen greitjett unb Sicherheit, ber JHat legte 1582 Vroteft ein, oerbot bie gortfegung ber Ülrbeiten unb erljob abermals Klage beim SieidjSfammergerichte. ^oljann griebridj war empört, als er bie ßabung jur Verljanbtung erhielt. „SBie wir, fo fdjrieb er am 21 ganuar 1583, nufere jufteljenbe lanbeSfürftlidje tjolje Dbrigteit uub Sieqalien unabbriirtjig unb unoerfdjmälert gu erhalten gemeinen, fo finb wir (Such unb (Suren Stadjfommen in (Suren woljl erlangten ljabeiibeu ißriiHlegieu, Stedjten uub Seredjtigfeiten (Siutrag gu tun nidjt bebadjt." Ta er fid) aber um biefe Beit ben Vertretern ber (Stabt freunblidj unb gnäbig erwies, befdjlofj ber Stat für bieSmal nadjgugeben, liefe inbeffen eine feierlidje Verwahrung in baS ißrototoll aiifiietjnien. iljiilidje Streitfragen tarnen oor bei bem Vau eineS BauneS auf bem Stabtwalle oom 2Jliiljleii= bis gum gcauentnr, auch Ijier gab man auf feiten ber Stabt nadj. £>artnäcng blieb ber Stat aber, als gotjann griebridj 1587 beim Sdjloffe ein eigenes Sor burch bie Stabtmauer bredjen wollte uub bei biefer ©elegenljeit behauptete, bie Slingmauer an biefer Stelle gehöre iljm. Ta ging man wieber auS Kanimerqeridjt unb Ijolte ein SiedjiSgutadjten oon ber SBitteu beiger gurifteiifafultät ein. Tiefe äufjerte fidj in einem für Stettin giinftigen Sinne, fobafe ber SBiberftanb beS States geftärtt würbe. Taljer mnjte eS bem gürften garnidjtS, als er oom Jt'aifer Stubolf II, an ben er fidj fdjriftlidj wanbte, einen (Srlujj oom 2. gimi 1588 erljielt, in bem iljm ber s43au eines neuen ToreS geftattet würbe, „wofern Vürgermeifter uub Stat barüber fein Vebenlen nodj Ve fdjwerung haben“. Tiefe aber hatten feljr viel bagegen einguwenben, uub ber 'l'iogefi würbe wettergeführt, obwohl eS ber gürft feljr übel aufnaljm, bafj feine Stabt fidj bireft an ben ATaifer wanbte. (Sr aber iiberfaiibte burdj ben Görafen ßubwig oon (Sberftein feine gorbemngen nidjt nur wegen ber Toranlage, fonbern audj wegen goll unb Jkcife an flaifer Stubolf II. unb reifte im September 1588 felbft nadj Vrag, wo bie Verljanblungen nutet ber SJlitwirfuug ber Stettiner ßanbftänbe geführt würben. Ta er aber wegen beS JoreS leinen anberen Vefdjeib erljielt, fdjeint er fidj beruIjigt gu haben. 1593 madjtr ber £>ergog inbeffen einen neuen Verfndj, „ein Vfärtleiii", wie eS jetjt heijjt, gu erlangen. Ter Stat leljnte ben VJnnfdj ab unb ridjtete oon neuem eine (Singabe an ben flaifer unb baS Rainmeigericht, foüafj Stubolf II. am 6. guli 1594 ben ^omniernfürfteii erumhnte, eublidj feine Streitigteiteii nut Stettin beignlegen. SJtit langen Sdjriften unb 6Jegenfdjriften, Steplcten unb Tuplifen würbe ber Kampf weiter gefüljrt, bie Stabtregierung aber füljlte fidj bem Vanbesljerrn gegen über nidjt fidjer unb bat ben Kaifer um einen Sdjufebrief, ben fie
Streitigteiten in btt (Stabt. 207 am 9. Sluguft 1595 erhielt. Söie notwenbig ba§ mar, geigte ber Umftanb, bafj am 20. Uluguft ber Watmann ®enebift Sud)§ gefangen gefegt rourbe. Stofe aber roar ber gorn be§ dürften, als er falj, bafj feine Stabt fid) unter faiferlitfjeti Sdjutj (teilte. ®a bot iljm im 'Mnfange beS SafjreS 1596 ein nädjnidjer lunnilt, bei bem ein Beit) junge beS £>ergogS oon ber ftäbtifdjen SSadje feftgeuommen rourbe, bie Selegenbeit, ben 9iat feine Uiignabe füljlen gu taffen. Sofort mürben giuei ©iirgermeifter mit ber Söadje ber oergangeuen iRacfjt auf baS Sdjlofe gittert, um fidj roegen bes Vorfalls gu oerantroorten. Sie erfdjienen geljorfam, rourben aber ofjne weiteres feftgeuommen. .ßninr entliefe man bie beiben Sürgernieifter nad) einigen Stunben, oen 2Uad)tmeifter uub feine «eilte roarf mau aber inS Sefängnis. SRatürüd) ertjob ber Wut alsbalb ®efdjroerbe beim ft'aifer unb ftellte umfangreidje Unterfudjungen unb SSerljöre an, wobei eS fiel) ergab, bafj baS Ijergog lidje §ofgefinbe, ^ofjunter unb ßeibjungen, feljr oft burdj Seroalt taten bie frieblidjen Bürger beläftigte ®er St'aifer ermahnte ben $ergog, ben Sdjutj, in bem Stettin ftefee, gu beadjten ®ie Sadje rouroe bamit woljl beigelegt. SBaren in biefen Sadjen JHal unb iönrgerf^jaft einig, fobafj iljre ©ertreter, bie Unterteilte bes Kaufmanns unb ber Seroerfe, oft bem ©ergehen beS etjrbaren WateS auSbriidlid) guftiinmteu, fo gab eS bod) audj mandje Ulngelegenbeiten, burd) roeldje bie Smtradjt arg geftört rourbe. ßu iljuen geljörte in erfter ßinie bie Stage ber betreib' ausfuhr unb beS £>aubels nut ßebensmittelii. ®aS ©olt glaubte, fobalb bie ©reife ftiegen, ftetS, baS fei oon beu Kaufleuten oeranlafet, bie burd) Utuftauf ber Söaren unb SRonopoltjanbel bie armen iflurger briiden rooltten. Utile Utnorbniuigen beS WateS in foldjem Salle, niodjte er bie Slusfnljr oon Korn oerbieten ober erlauben, fab bie grofee Wlenge mit ©lifetrauen an. So entftanb immer roieber Ungufriebenljeit, auS ber leidjt Stinnult unb Ulufftaub erroudjfeu. ©ei einer foldjen Selegenheit tarn eS 1589 gu einem Ulnfturm bet ®e- roerfe gegen beu Wut. SUlan roar befoiiberS beS §olgfaufes roegen m Streit geraten. ®abei benaljmen fidj brei äRänner fo ungebiiljrlid) gegen ben Wat, bafe biefer fie gefangen fegen liefe, darüber entftanb grofee Pmpörung unter ben Silben unb fünften, ein Uluflauf auf bem Wlartte folgte, bei bem man rierfudjte, bie Sefaugeneii gu befreien. Bugleidj erhoben bie Ullterleute mandjerlei S°d>en,n9«<> i- ® roegen ber (Sinfefeung oon 100 Wlihineru als Wertreteru bei Sürgerfdjaft. Wadj längeren 'Berhanblungen brachten bie fürftlidjen Wate am 25. Dftober 1589 einen Wergleidj guftanbe, in bem ba§ aufriiljrerifdje Söefen ber (bewerte fdjarf getabelt würbe. ®ie befangenen füllten frei gelaffen
208 Unjufriebeii^eit ber B Hißet fdjaft mit bem Slate. werben, bie Bewerte aber Fidj in jeber (Gewalttat enthalten, bem Bäte geßorfam unb mit bem alten redjtmäßigen Beginiente Aufheben fein. ®ie Brregung in ben .fjiaiibwertertreifen legte fid) inbeffen nidjt SLRan blieb unaufrieben mit bem Slate, ber bie Bürger» fdjaft mit ungewohnter Sluflage unb Jtaje befdjiuere unb baburdj bie ßebensmittel verteuere, unb fdjalt auf bie Kaufleute, bie mit SluS länbern in Sefd)äftsvertel)r baS (betreibe im üanbe auftauften. „®ie Semeinbe fetjet fid) miber ben Bat", fdjreibt fßaul griebeborn 311111 J3?aE)re 1590, erruäljiit aber nidjt, baß fdjon 1580 bie (bewerte lebhaften (Sinfprudj gegen eine ßnlage auf allerlei Kaufmannswaren erljoben unb eine auSfiif)rlid)e Supplifation einteidjten, in ber eine Bürgervertretung geforbert nmrbe. Seßte ber Slat aud) bamals bie 3u läge burd), fo Jjörten bie Befdpverben bod) nid)t auf, unb infolge be§ KonflifteS oon 1589 würbe bie Stimmung wieber erregter. ®er fRat wollte 1590 abermals eine inbirette Steuer auSfdjreiben, uni eine tjanfifd)e Kontribution leiften 31t tonnen. Bunädjft trat ißm ber $ergog entgegen uub verwehrte ber Stabtoerwaltung ba§ Bedjt jur Einführung einer foldjen Sluflage, bann aber erljoben bie Sllterleute ber neun £jauptgeiverte Binfprudj gegen bie Sdjäbigung ber Bohrung, bie aus ber Berteuerung ber CebenSmittel entfteije. Söie unjufrieben man in ber Bürgerfdjaft mit ber ganzen 9lmtSfül)tung beS Bats war, jeigen bie fjorberungen, bie man bamals ftellte; eS füllte Bedjnung oon ben Stabtgüteru gelegt, Beridjt über bie „BathauSfchulben", bie fid) bamals bereits auf meßr als 60000 Bulben beliefen, erftattet, bie monopolifdje fjanbhmg, baS übermäßige Slusfdjiffen beS KornS, bie Bortäuferei abgefdjafft werben. Sind) verlangte man, baß 100 SRänner auS ber ©emeinbe bem Bäte beigegeben würben, iljn in feinen ©efdjäften 311 unterftütjen unb 311 beauffid)tigen. @S tarn bei ben Berljanblimgeii wieber 3U mancher Unruhe unb „tätlichen £>anblungen", bis im Deaember ber ßeraog eingriff unb in tagelangen Beratungen unb Bertjören enblidj eine ©iitfdjeibuiig fällte, in ber et einaelne Befdjwetben als berechtigt anertannte unb iljre SIbftellung bem Bäte auftrug, fonft aber ben Bewerten feinen Unwillen auSfprad) unb fie 3U befcßeibeuem Vluftreten mahnte. yiudj bie ©infetjung ber 100 Blamier würbe abgefdjlagen, ba ja bie Sllterleute in „gemeinen unb wid)tigeu Sadjeu allewege mit 31t Bat geforbert unb geaogeit würben". So blieb alles beim Sitten, bet Bat erließ nur eine ©rbnung über bie £jolalieferung, bie BatSfjerren, Sdjöffen, Sllterleuten ufw. alljäßrlid) auteil würbe, unb gab Beftimnuuigen über ben BrofeffionSeib, ben bie $aiibwerfer 311 leiften ljatten. ®al)er bauerten bie Berljanb» hingen awifdjen Bat unb Bewerten, bie Befdjwetben gegen ben $ei’3og
Suniulte in ber ©tabt. 209 ununterbrochen fort, unb umfangreiche SIttenftüde auS ben fahren 1591 bi§ 1597 legen oon bet SJlülje geugniS ab, bie tnan fid; mit ber {Beilegung beS 3roifte§ gab- £>b aber tatfädjlidj auf beiben ©eiten ftetS guter Söille zum griebeit herrfdjte, tann man billig bezweifeln, wenn man bie ^ödjft gereifte ©tiuimuiig auS zahlreichen ©djriftftüden erfeunt uub oon ben mancherlei tumultuarifdjen Greffen (Sezember 1595, Januar 1596) härt. 3US ein güljrer ber un-jufriebenen Bürger wirb ber IRiemer -fjauS 53elitj genannt unb uonfeiten ber SRatSpartei als ein Ijödjft böswilliger, aufrül)rerifd)er ÜRann gefdjilbert, bet überall „gefdjmäljet, gefdjänbet uub uor allen einen ehrbaren {Rat, fRidjter unb ©thöffen aufs greulidjftc injuriert habe". SSelitj madjte mit '.Redjt bem {Rate bie fdjroeren Vorwürfe ber Ungeredjtigteit, beS Sigen« nutjeS, ja bet betrügerifdjen Verwaltung unb bedte bie SRängel, foweit er eS tonnte, offen auf. S>er Unwille ber Viirgerfdjaft äußerte ficf) befonberS in ber füllen SBodje 1597 in Shtfrufjr unb Suniult, eS half aber nichts. ®enn ber {Rat faß in feiner 3Radjt ju feft unb erhielt Unterftügung uon bem Herzoge, ber verniittelnb eintrat. St Zitierte ben {Rat aufs ©djlofj, unb biefer erfdjien bort, obwohl er, wie griebeborn erzählt, mitten but(h ben gemeinen Raufen gehen nutzte, ber „mit 53elig auf ben ©affen ftanb, grunzte, murmelte, tumultuierte unb Sljt unb Veil bliden lieh". ®a war ein ehrbarer fRat gar fehr erfdjroden unb gab bei ber Verljanblung wenigftenS bie geplante Sluflage auf. JWäljrenb man hin unb Ijer beriet, ent« ftanb am Karfreitag (25. fülärz) auf ber ßaftabie iu ber ©ertrubfirche ein Sumult, ber inbeffen, wie erzählt wirb, uon ben ©djiffern halb gefüllt warb. ®ie fürftlidje {Regierung gab fidj alle möglidje 9Rühe, ben Vcfdjroerben über bie ©etreibeauSfuhr gerecht ju werben unb oer= aniahte ben {Rat z» bem ^ugeftänbniffe, bah non allem im ßanbe aufgetauften Korn ein beftimmter Seil auf ben ©tabtljof geliefert werben falle, bamit bort ben Bürgern ber ©djeffel {Roggen für 25 ©rofdjen, ber ©djeffel SBeijen für 5 CrtStaler uertauft werbe. Sugleidj würbe eine Vlufnahme beS ©etreibeoorratS iu ber ©tabt auSgeführt; man fanb 1512 ßaft 27 ©cheffel SSei^en, 1600 ßaft 10 ©djeffel {Roggen, 45 ßaft füReljl- ®iefe SRahregeln füllten ba^u bienen, bie SBeforgniS uor Setreibemangel unb Seuerung zu befeitigen. Gin enbgültiger Sntfdjeib beS Herzogs erfolgte erft am 14. Slpril, enthielt aber nidjt uiel mehr als Vetweife auf ältere Verträge, fowie Verwarnungen unb S>roljuugen au bie Semeinbe. SJlau erfeunt abermals bie ©hn«iadjt beS gürften ober feinen Vlaugel an gutem Söillen, enblid; georbnete Verljältniffe z» fdjaffen. ®r hoffte üielleicfjt im füllen auf ben Vugenblid, iu bem bie guftänbe in ©tettin zu HJf $rtnanu, »on Stettin- «4
210 (Stettin unb grantfurt a. £>. einem gufammenbrudje ber eigenen Serwaltung führen mürben, um bann mit aller Straft einaugreifen. ®a bie lineinigfeit aud) in ber Sürgerfdjaft fo aunaljm, bafj fid) fogar bie ^anbroerfer gegen iljre SUterleute manbiett unb iljuen nidjt meljr Vertrauen fdjenfen wollten, mufete ein foldjer .Beitpunft gar nidjt meljr feljr fern erfdjeinen. ®afe gofjann grieorid), ber am 9. gebruar 1000 jiemlidj plöfelicfj ftarb, ibn nidjt meljr erlebte, mag für bie Stabt in einer Seaieljung alt» em (Slüd, in anberer aber audj ald ein Uttglüd angefeljen werben Er wäre woljl ber 'JJlann gewefen, Drbiiung au fdjaffen. gu Stettin atmete mau fidjerlidj bei bem Stöbe be§ $eraog* auf, ber wie feiner feiner Sorgänger ober 'Jladjfolger in bie ftäbtifdjen Seii)ältni|je ein gegriffen ljatte. Sei ben ftaatSredjtlidjen Stümpfen, bie um bie ©litte be§ 16. galjr’ ljunbertS ^jutfc^en fßomuiern uub Sranbenburg wegen ber Erbeinigung, ber STlnroartung unb ber Erneuerung ber ©ertrüge vor fidj gingen, war ba§ ©erf)äItni§ a,u• fdjen Stettin unb grauffnrt a. £>. oon grofeer Sebeutung. '-Wir wiffen, bafe eS an Reibereien amifdjen beiben Cber- ftäbten nie gefehlt ljat, bafe biefe St'onflifte um fo ernfter unb Ijeftiger würben, je meljr fid) bie fortgefefeten Streitigfeiten ber Radjbarftaaten oerfdjärften. SefonberS al§ goljann oon flüftrin in feiner uirffidjtS« lofen SBeife eine SBirtfdjaftSpolitif in feinem neumärtifdjen Staate einleitete unb burdjfüfjrte, bie auf eine birefte Sdjäbigmig beS Stettiner Ober unb Söartl)eljatibel§ feinausging, würbe baS SerljäitniS awifdjen ben Stäbten redjt gefpannt, obwoljl fie in mandjen Seaietjungeu genieinfam gegen Erfcfeweruiigen be«i SerfeljrS burdj bie Stüftriner ober Cberberger golle unb gegen Si'aiialpläne oorgingen. 9)lan war in Stettin argwöfenifdj gegen ben Sluffdjwung granffurtö, ba§ nament * lid) im £>anbel mit fßolen gefäferlidje St'onfiirreiia madjte. ®a§ alte Rieberlagsredjt würbe oon ben Stettinern fdjärfer al§ friiljer geljanb habt unb a- oerlangt, bafe ber oon (Silben ober Straffen eingefüljrte ffßein, ber ein feljr bebeuteuber ^anbelsgegenftanb war, in ber Stabt „getellert", b. lj. au§ beu Sdjiffen m einen Steller gefdjafft werbe ulib bort brei Jage liege. ®er Sefudj ber beiberfeitigen ©lürfte würbe eingefdnänft unb anbere SJlaferegeln a*11» Staben be§ freien SerfeljrS auf beiben Seiten eiugefübrt. UJlan oermieb inbeffen beu Slbbrudj ber ®ejiel)uugeu uub begnügte fidj mit tleinereu Stampf mitteln. 'lieben ber Söirtfdjaftöpolitit ber einaelnen Stäbte begann fidj immer meljr bie ber Serritorialfürften geltenb a11 madjen. Sei bem engen Sanbe, ba§ beu pommerfdjen mit bem murfifdjen $anbel uer banb, ift e§ erflärlit^, bafe eine feinblidie Störung ber Seaieljunqen
$>anbe(3fpetre. 211 Ijöchft befdjwerluh würbe, ©in beliebtes, aber and) feljr gefährliches Kampfmittel roar ein ^anbelSverbot ober eine (Sperre ber SBaffer« unb ßatibroege. So fperrte ^ergog Sarnim XL im ^erbfte 1560, um ber Start gu fdjaben, bie Cber, mufjte aber halb eiitfeljen, bafe biefe 'JJlaferegel fein ßanb fdjroerer traf als baS benachbarte, unb baS Serbot wieber aufheben. Soldje unb äljiilid)e Vorgänge erfchwerten eine giitlidje Seilegitng fdjwebenber fragen über ben Salghanbel, baS Sanb ber (Stettiner ^eringSfäffer u. a. in. (So gefdjal) eS 1562, bafe in ^rantfurt, als man bort bie Sichtigfeit ber uon (Stettin oerlabenen .(peringSfäffer wieber einmal angroeifelte, ohne weiteres „baS Sonnen banb" bei einet Witgaljl gu Heiner ©ebinbe genauen routbe Cbrootjl baS gelegentlich bereits früher gefdjetjen roar, fo nahmen bie (Stettiner eS biesmal feljr übel unb baten ihren ßanbeSherrn um fdjarfe ®lafe regeln gegen bie granffurter. Sarnim roar bagu geneigt, ba er gerabe gegen bie Start feljr verftimmt roar unb eine Sdjäbigmig namentlich auch beS (Stettiner Salgljaiibels fürchtete. £>atte bod) bie (Stabt bereits feit 1560 baS Saigmonopol, baS Kurfiirft Qoadjim II. für ben ^anbel nad) (Sd)lefien bem (Stettiner £>aufe ber ßoitje unb ber Serliner ^itiria VlnbreaS ßinbljolg verliehen I)nüe, mit °Hcn möglichen Slitteln betämpft unb uereitelt. VI ber wie leicht founte ein ähnlicher ^lan anftandjen, roie leicht eine anbere Steuerung ben (Stettinern unroiber bringlidjeu (Schaben tun! Sarnim überliefe ber (Stabt ben entfdjeibenben (Schritt gegen grantfurt, aber mit feiner geheimen Silligung veröffentlichte (Stettin am 17 'JJlai 1562 baS ©bitt, burch baS uon QohanniS (24. Quni) ab jebe Sdjiffahrt ftromauf oerboten würbe; and) würbe ber (Stabt ^ranffurt jeber freie Sertehr auS unb in (See unterfagt. ®aS roar ein (Schlag gegen bie anbere Cberftabt, mit bem ein mehr alS iya ^abrtjiuiberte baueruber Stampf begann. Wlarfgraf Qoljaun trat alSbalb energifdj gegen ben „unleiblidjen 9ladjteil unb Sdjaben" auf, ben bie Stettiner in „grofeer Ser meffenheit“ bem gangen £>aufe Sranbenburg gufügten. ®ie Serl)anb lungen, bie auf feinen Sorfdjlag eröffnet würben, verliefen ergebnislos. ®a madjten am 19. 3fuli beibe märtifdje dürften betannt, bafe vom 10. Suguft an bie Start für alle Söaren, bie von Stettin tarnen ober Stettinern gehörten, gefperrt fein fülle. ®amit wat ber ^anbelS frieg regelredjt eröffnet unb madjte halb auf beiben Seiten feine nn vermeiblidjen folgen fühlbar. Sian ging infolgebeffen wieber auf Serljanbluiigen ein, bei benen bie pommerfdjen dürften eine gweifel hafte Solle fpielten, währenb Starfgraf Johann gielberoufet verging nnb fid) burd) bie nachgiebige Haltung feines turfürftlidjen SruberS wenig beirren liefe. $n Stettin fdjlug bie anfänglid) fiegeSgewiffe 14*
212 ftanbelSpolitit. Stimmung alunäl)iictj um; man gab fcfjliefeticf) nad) unb hob am 28. Cttober baö Sperr - (Sbitt auf. ©arauf rourbe bie @ren je ber 'JJlart für bie Stettiner roieber geöffnet. Sie Stabt ljatte im Kampfe jroar eine ©ieberlage erlitten, aber eine .fjjanbljabc 31t weiterem Kor« geben gegen grantfurt bebalten, ba bei ber Slufhebung be§ Sbittes uom 17. 9Jlai bas ©erbot bet Surdjfuljr grantfurter SBaren burdj ben Stettiner £>afen nidjt jurüctgenommen roorben roar. Somit roar ba§ lange Seit ber 9ladjbarftabt jugeftanbene 9ted)t gefdjrounben, unb ’ bie grantfurter, bie glaubten, es fei ber ehemalige ijuftanb wieber bergeftellt, erfuhren halb mit iljren SSaren eine 3uriidroeifung. ©on neuem begannen ©erhanblungen, bod) natürlich oljne Srfolg. gn Stettin roar man anfangs um fo ftanb ljafter, als man inbejug auf ben Saljljanbel einen oollen Sieg gewann. ?lm 15. September 1563 erlannte ber Kaifer in einem ©ertrage ba§ ©edjt ber Stabt auf bie Saljeinfuhr an nnb beftellte einen taiferlidjen gattor in Stettin, ber baS ©orjfalj oon bortigen Kaufleuten einjutaufen unb weiter ju beförbern ljatte. 9llS aber halb barauf ein juriftifdjeS ©utadjten fich für bas oon grantfurt erfeffene SRedjt beS freien ©erteljrs auSfprad), ba gab man jroar in Stettin nidjt nach, liefe inbeffen bie alten gönnen beS £janbel§ für grantfurt befteljen unb befonberS Kramroaren ben Saum im allgemeinen frei paffieren. So blieb bie ©edjtSlage unfidjer. SDlancherlei ©erljältuiffe, ber Streit ber pommerfdjen unb braiibenburgifdjen gürften um bie ßrbuerträge, neue Kanalpläne, bie Cberjölle oon Küftrin uub Sdjwebt, ber ©erfudj bie Sanjiger .£>anbelsftrafee füblidjer ju uerlegen, nidjt am roenigften auch ©lifeernten, oerfdjledjterten halb baS ©erf)ältniS jroifdjen ben beiben Cberftäbten roieber, fobafe man fdjon oon neuem an eine Sperrung badjte. PefonberS ber Korn ljanbel befdjäftigte feit 1559 ben IRat unb bie Sllterleute be§ Kauf inanns iu Stettin feljr; mau erliefe nadj längeren ©erhanblungen, bie über ba§ ?luöfdjiffen mit bem ^erjage geführt worben roaren, am 22. gebruar 1564 eine neue Crbnung, „bamit bem Kauf mann billigerroeife bie stoniIjantierungS=9lahrung gegönnet unb audj biefe Stabt mit jiotbürftigem ©orrat uerfehen roerben mödjte". Saju follte uon jeher ßaft Korn, bie uerfdjifft werben folle, 1 Sdjeffel al§ „Saj“ jum ©orrat gegeben roerben; uon biefem füllte au arme unb uuuermögenbe ©erfüllen verlauft roerben. Srotj aller ©erfudje, ja trofe fdjeinbar guten ©BillenS tonnten fidj Stettin unb grantfurt auf ben uerfdjiebenen Sagen nidjt einigen, ba feine uon beiben Stabten ben prinzipiellen Stanbpunft aufgeben roollte unb jebe, obwohl man fich nidjt oerheljlte, bafe jeglid)e ©efreiung ben £>anbel förbere, an ben alten ©edjten unb Privilegien fefttjielt.
£>anbtlßtrie0 mit grantfurt a. £). 213 (Jrnfter rourbe bie £?age, alß 1571 turj nad) einanber ber Sur- fürft goadjint II. uub ber fDlartgraf goljaun auß bem Ceben fdjieben. 9Jlan tjatte in Stetttin unb im übrigen 'Bommern gehofft, bafj fidj mit bem Dobe beß letjteren, in bem man nidjt oljne Unrecht ben eifrigften SBiberfadjer fßommemß erbtirfte, bie roirtfdjaftlidjen Ber» hältniffe beffern roürben, jumal ba ber neue Surfürft gohrotn Georg ber Schroiegeruater beß ^erjogß gofeaiin griebrich roerben füllte. Eß geigte fid) jebodj halb, bafe man auf branbenburgifdjer (Seite bitrcfjaitß nidjt niilber auftrat, nielmehr allerlei Srfdjroerungen oornaljm. ©er Stettiner 'Hat fudjte unb fanb Seiftanb unb .fuilfe beim S'aifer, ber burdj eine Urfunbe uom 16. SIpril 1571 bie Stabt Stettin mit allen iljren fJtedjten unb 'Briuilegien in feinen Sdjutj nafjm. Sllß ein geichen feiner Pfnabe ©erlief) SHajimilian TI. iljr zugleich baß SRedjt, „in allen iljren SSefiegluiigen ju iljrem gnfiegel unb fßetfdjaft . . ein 9tot= roadjß ju gebrauchen". Tiefe Berleihungen, bei benen im geheimen beu 9iatßfeiibeboten ju %?rag noch mandjeß ermntigenbe !®ort jn Ehren getommen fein mag, neranlafjtcn bie Stettiner ju energifdjem 'Borgehen gegen granffurt, man tonfißjierte Sßareit, arretierte Sauf leute unb uerroeigerte Genugtuung. 9lni 28. guli 1571 erliefe ber Slot ein ©bitt, burd) baß alle Saufleute, Schiffer unb gaftoren geroarnt rourben, frembe Saufmannßgüter außer Slötfafe, Sitpfer, Buder, SUaitn, Bitriol uub anberen Sramroaten au ber Stabt oor überjufüljreu; bieß fei nötig, um „ben erheblichen Titrchfdjleif" ju befeitigen, „fo auf bem Eberftrom . . gebraucht unb ber Stabt unb ben Bürgern ju großem Sd)aben gereiche". Ebrooßl gohanu griebrich anfciitglidj mit biefem Borgeljeu Stettinß nicht einoerftanben roar unb beu 9iat ernftlid) oerroarnte, ließ er fid) bod) halb belehren, baß ein foldjeß Verfahren im gntereffe ber Stabt liege, unb tat uidjtß gegen bie Durchführung beß Gbiftß, auch alß Surfürft brohenbe Briefe gegen Stettin erließ. 'JJlan begann roieber mit 'Berhanblungen, ber junge Stettiner fjetjog nahm fid) aber energifch feiner Stabt an, rocihrenb ber Surfürft oft redjt unbebadjt unb fdjrorotfenb bie Sache granffurtß uertrat. Da erfolgte bie Sataftrophe. ?Im 1. Blärj 1572 liefe ber Stat uon granffurt Stettiner Saufleute, bie jum bärtigen 9leminifjere= 'JJlartt eingetroffen roaren, gefangen nehmen unb ihre gefronten 'ffiaren uub Gelber mit Sefcßlag belegen. Durdj bieß unerhörte Verfahren wollte bie Stabt geroaltfron eine Slnerfennung iljrer alten Gered)tfame in Stettin erzwingen. Dort roar bie Aufregung groß, alß bie Sladjridjt uon bem Greigniffe eüitraf. gn fieberhafter Dcitigfeit Juchte ber fftat $ülfe beim 9ieid)ßtantmcrgerichte, boch ein uon biefem erlaffeiier ®efehl
214 Wärfiltbe $cmbtl3fpetre. gur Aufhebung bes SIrreftS würbe oon granffurt fdjnöbe abgeroiefen. Trotjbem liefe man halb barauf bie gefangen genommenen Kaufleute frei, ja ben SBertefjr groifchen beiben Stäbten uon neuem anfnefemen. SUS bie Stettiner merften, wie unfidjer man bamals in biefer ganzen Slngeiegenfeeit auf branbcnburgrtdjer Seite oorging, fjielten fie an ber gorberung, bie Sadje burd) baS fReidjStammergeridjt 311 entfdjeiben, unbebingt feft. Tie Jranlfurter lehnten eS ub, beffen Kompeteng anguerfennen, unb ftellten ber gegnerifdjen Stabt bie Silage nor bem Kammergeridjte in Serhn anheim. So fdjien bie gange grage auf einem toten fünfte angefommen gu fein, baS WrhaltniS groifchen ben fJladjbarlänbern oerfdjledjterte fid) gufeljeubS. Ta griff ber Kurfürft Qoljann Seorg gu bem uon bem Stettiner 4>ergoge Derfdjmäfeten Wittel, er verhängte am 5. Cftober 1572 bie Sperre bes ÜBerfeljrS für Stettin unb Stettiner ®üt*r in ber gangen Warf oom 21. SDTtober ab. 3't’ar Derfudjten bie Stettiner iljre SBaren unter bem Flamen benadjbarter Stäbte auf ben Warft gu bringen, aber uon ®ranben bürg au§ ging man rürffidjtSloS oor, verwarnte bie pommerfdjen Stäbte, beroadjte bie ®renge, ftellte Unterfudjungen mit Stettiner Kaufleuten an, bie in granffurt erfdjienen, furg, tat alles, bie Sperre anfredjt gu erhalten. Tie '-ßerljanblungen beS SReidjStammergeridjtS, an baS fid) jefet aud) bie pommerfdjen gürften roanbten, nahmen, wie immer, feljr tangfamen gortgang, iiber Tentfdjriften, fßroro tolle ufw. fam man nidjt redjt hinaus. Stettin fudjte auf alle SBeife feinen SBeg ruhig weitergugehen unb fanb hierbei gumcift audj Unter* ftütjung fettens feines ßanbeSherrn. Troft ber fdjroeren Schläge, bie bamals bie Stabt trafen, trot? ber grofeen 9?erlufte, bie eS erlitt, hielt man an bem Srunbfatje feft: granffurt hat ben Königs* unb Warft frieben gebrochen, um ein SRedjt gu erzwingen, baS ihm niemals gu geftanben worben ift, unb und) ber Kurfiirft hat einen fdjroeren fRethtSbruch begangen, greilidj brachten eS bie Serhältniffe halb mit fidj, bafe ber ®egenfutj ber beiben Cberftäbte mehr in Sdjriftftüden als in ber ^ßrajris gum MuSbrucf fam. Tie ftrenge ®rengfperre liefe fich auf bie ®auer nicht aufrecht erhalten, Stettiner Kaufleute oet feljrten, wenn and) mit iBorficht, wieber in märfifdjen Stabten. Ta rourben im Dftober 1574 auf bem Warfte gu Schwebt plotjlidj etwa 100 Stettiner oerhaftet nnb iljre SSaren mit 58efdjiag belegt. 3roar gab man bie ßeute halb roieber frei, aber bie Sitter blieben in 9lrreft. SlbermalS würbe natürlich Klage über Seroalt unb SBerletjung bes WarftfriebenS laut, roieber begannen feljr gereigte tRerljanblungen. Ter Kartet roarbe angegangen, bie Stettiner fdjicften eine Sefanbtfdjaft nach ^öln an ber Spree, gegenfeitige SBeläftiqungen unb (Stjitaiien
®a? Sanffjau? ber ßoiße. 215 fönten täglitf) nor, aber ein 9lu?gleidj roar nidjt gu finben. Sind) einmal, am 21. September 1575, erneuerte ber Knrfiirft ba§ Sperr ebift gegen Stettin, nadjbem and) bie Tagung gn ’Preiiglait oljne Grfolg oerlaufen roar. Salb banadj geroaitn ba? Serljältni? gwifdjen ben dürften ein freimblicfjcreS SInfeljeu, ber Bant ber beiben Stäbte aber blieb ber alte. ®a oerfügte am 3. gebrnar 1576 ba? fiommer- geridjt in Speier in einem erften Sprudje bie Slitfßebung ber Slrrefte burdj beibe Parteien; bie eigentlidje Streitfrage wegen ber freien 'J'nrdjfatjrt fanb inbeffen feine Gntfdjeibung. ®er nnenblidje Bant ging weiter unb bradjte beiben Stäbteu immer größere Serlufte, fobaß fdjon halb nadj 1580 tjier roie bort eine Grfdjlaffung eintrat. ®abei rourbe aber ber grunbfäßlitße Stanbpunft nidjt aufgegeben, tljeoretifd) bie Grengfperre ebenfo roie bie Sperre be? Saume? aufredjt erhalten unb bie fnr^ficfjtige .^anbel?politif fortgefetjt. So oerblutcten fid) bie (Gegner allmäljlidj, ber S^ogeß oor bem Seidj?fammergerid)te blieb nod) gahrgeßnte lang ein Kreb?fdjaben im roirtfdjaftlidjen ßeben beiber Stäbte. G? oerloßnt ficf) nicht ber Wiilje im eingelnen ben Fortgang ober ben Stillftanb ber Serljanbluiigen barguftellen. gür bie SSirt fdjaft?* unb $anbel§gefd)id)te Stettin? aber liegt in ben unenblidjen Vlftenbänben ein reidje? Waterial oor, ba? l)ier, roo e? fid) um eine allgemeine Stabtgefdjidjte hanbelt, nicf)t au?genutjt roerben fann. gür Stettin? Gntroidelung roar ber Streit geroifj oon grofjer Sebeutung, fcßnitt aber bod), roie e? fdjeint, nidjt fo tief in ba§ allgemeine ßeben ber Stabt ein, roie ein Greigni?, ba? gerabe in bie Beit be? tjeftigften Kampfe? fiel, ber große Santrott be§ .fjanbel?» baufe? ber ßoiße, ber für gang Sommern überau? oerßä)Tgni?Doll rourbe. 'Sie oier Sößne be? alten .fjan? ßoitj, Widjael, Simon» Stepljan unb .fjan?, hatten ba? Gefdjäft be? Sater? fd)on früh bebeutenb erweitert. gljre girma, bie in ®angig unb ßiineburg Sieberlaffungen befaß, erwarb eine Sebeutung in Sorbbeutfdjlanb, bie ben Inhabern, roie roir bereit? gefeßen ßaben, fogar in poütifcßen Angelegenheiten einen nicht geringen Ginfluß oerliel). 911? Sanfier? roaren befonber? Stephan, ber eine Beidang in ßiineburg bie Gefdjäfte führte, unb £>an? in Stettin in ben Grumbacßfdjen $änbefn tätig unb unterftüßten burd) Slnleifjen ben Wartgraf 9I(bredjt ?Ilfibiabe? oon Sranbenburg Kulmbad), fo baß 1554 ber Kaifer Karl ben ^ergogen Samirn unb Sh*IiPP befaßt, gegen Stephan ßoitj, weil er mit be? Seidje? geinben in „allerlei SrQdifen" fteße, eingufdjreiten. ®a? Sanfßau? rourbe ber Slittelpunft be? Gelb- unb Krebitoerfeßr? nidjt nut in Sommern, fonbern roeit über bie Grengen be? ßanbe? fjinau?. gürften uub Ablige, Stäbte unb Stiftungen, Kaufleute nnb
216 J)tt foi^t. ^anbrocrfcr oertrauten ihm Kapitalien gegen t>oE)e Binfen (bi§ gu 12 %) an ober machten bei ihnen Anleihen gegen SSürgfcfjaft, bie anbere für fie übernahmen, gür ben gelbarmen ?lbel £nnterpoinnkrn$ rourben bie ßotfje eine ßtnelle, bie imerfrfjöpflid) fdjten, unb ihre 'Uludjt in bein gangen ßanbe roud)§ fo fehr, bafe faum ein größeres Unter nehmen ohne fie guftanbe fommen fonnte. Sliict) in Stettin felbft übt. 9. Sdjweijer^of. ftanben ’ßrroatperfonen foroohl roie Korporationen in ®e fdjäftSuertehr mit ihnen, legten bei ihnen ihr Selb an ober nahmen Ünleiljeu auf. Sogar bie Stabt, bereu ginangoer hältniffe bamals fc^Iecfjter gu roerben anfingen, trat mit bem $anbel§hmtfe ßoife in enge Begieljungen. ?Il§ 1569 bie üßolgafter.^ergoge oon ihm eine Summe oon 25000 Sulben entliehen, übernahm Stettin neben anberen Stabten bie B.trgfchaft. ßetber fehlt immer nod) eine eingehenbe Unter= fudjung über ben Umfang unb bie VlttSbehnung be§ gefd)äft lidjen BerfeljrS ber girnta, fo bafe beftimmte Üngaben über ihr Vermögen ober bie au§ge= lieljenexi unb aufgenommenen Summen nirfjt gemacht roerben fönnen. „Sßer etroaS gehabt ober befontmen, hot & alles ben ßoitjen gugefeljret", fagt griebeborn, ber unter mmtdjer» lei moralifdjen Betrachtungen ihren Stolg nnb £>ndmnit tabelt, aber auch ihre SJUlbtätigfeit rühmt, gn Stettin befaß bie gamilie mehrere Späujer unb Speicher, foroie ein Stücf ßanb oor bem SRühlentor. gljr äßofenljauS erbauten fie fich an ber Berglehne gwifdjen guhr« unb grauenftrafee neu unb prädjtig auS, in ben gönnen ber Übergangsgeit uom gotifchru Bauftile gu bem ber iRenaiffancegeit. (Jin [tattlidjer Sreppenturm, beffen gaffabe mit feinen SBanbftrcifen unb fttofetten gar anfehnlcch gcfchmudt ift, uub
Sanin it ber Soiße. 217 Slbb. 10. Sdjroeittiljof. bie Holztäfelung an ber ®ede eines Saales im Obergefcßoffe zeugen nod) ßeute oon fonft entfcßwunbener ißrarfjt. 2öaS fiir ein großer Serteljr mag ljier geßerrfdjt ßaben, roo ber Slittelpuiitt beS ausgebeßnten GfefcßäfteS lag, wie mögen ljier zaßtreicße grembe unb Sürger ein« unb ausgegangen fein, wie mag man ljier oft Ijerrlidj unb in greuben gelebt ßaöen! ®odj bie Ungunft ber Seiten, bie llnruße ber politifcßen Serßiiltniffe, ber übertriebene Söagenuit bei Spetutationen fußrten ben Sturz beS HaufeS ßerbei. Sßir finb nodj nicßt in ber ßage, im einzelnen feftzuftellen, waS bie letjte Urfacße zu bem ßufammenbrudje gab, aber eine feßr bebeutenbe polnifcße StaatSanleiße, bie oon bem Sanfßaufe übernommen würbe, fcßeint feine Strafte überftiegen zu ßaben. ffiinige einfidjtige Släuner, wie ber Kanzler Qatob oon ßitjewitj, faßen vtelleicßt fdjon oorauS, waS beoorftanb, aber bie große Stenge in Stabt unb ßanb war oollftänbig iiberrafdjt, als betannt würbe, fj>anS ßoiß fei um Cftern 1572 mit feiner gamilie aus Stettin entwidjen unb, um fitß feinen Serpflidj tungen zu entzießen, nadj Solen gegangen. (Sine Kataftropljc oßne ßfleitßen tarn burcß ben Santrott über baS ganze ßanb. Son unabfeßbarcn folgen war ber faße $ufammenbntdj für ben Icinblidjen (ftrunbbefitj namentlich in £jinterpommern, bocß audj in Stettin waren bie Serlnfte feßr groß. ?luS ben unenblidjen Srozeffen, bie ficß an ben Santrott anfnüpften, unb auS ben Scßilberungen ber Beitgenolfen ertennt man, wie tief bieS (SreigniS in bie SennögenS» oerßältniffe zaßleeidjer Sürger, Korporationen unb ber Stabt felbft eingriff. ®ar oiele Sdjidfal»fcßläge trafen in ber zweiten Hälfte beS 16. Qaßrßunberts Stettin, bie Streitigteiten mit ben ßanbeSfürften, ber norbifcße .Krieg, ber Kampf mit granffurt, ber Santrott ber ßoitje. ®a ift eS teu. Sönnber, baß bie wirtfcßaftiidjen Serßältniffe ber Stabtgemeinbe ficß rierfdjledjterten. Sroßbcm bebentet biefe Seit
218 SluSftfjtn ber Stabt. für bie gefamte Gntroirfetung feljr oiet, ja fie hat bie Grunblage für biefe gelegt. SamatS Ijaben fich bie Sonnen ber ©tabtoerroaitung, bie foziaten nnb nürtfcfjaftlidjen Buftänbe im großen unb ganzen auSgebilbet, bie bann länger al§ ein Saljrljunbert fortbeftanben. Gin SBilb oon bem 2lu§fet)en ber ©tabt fann und bie bereits erwähnte SInfidjt oon Sitten»(Stettin geben, bie in bem etwa 1570 erfdjienenen ©täbtebudjc oon Georg Sritin nnb Srang ^ogenberg ent» batten ift. Sie eigentlidje (Stabt innerhalb ber Sefeftigung hat ben alten Umfang bewahrt, an fie lehnen fich bie Sorftäbte an, bie immer mehr gewachfen fein fcfjeinen. Stuf bem rechten Ufer ^ätjlt bie Caftabie mit ihren oerfchiebenen Seiten, ber ©d)iff§bauerlaftabie, ber 5ßoggenbitrg, bem BarfjariaSgange, ber ^ßtabbrin, ber großen Saftabie, bem Jliiterhanfe ufw., fcfjon 1559 metjr als 150 fchoßpftichtige Sewohner. Sor bem tfrauentore erftredt fich an ber Cber bie Slieber miet, in ber bie als S?orn= unb Mutterhaus bcnußte Slirdje be§ Qung» franenflofterS liegt. Sach Söeften zu fdjließt fidj ber Äilofterfjof mit ber fßeter»fßanl§firdje unb bem unweit baoon gelegenen fiirfttichen Garten an, in bem fich ein GufthauS befinbet. Sor bem *D?üt)lentore flehen einige Käufer mit Gärten. Stuf ber ©übfeite ber (Stabtmauer liegen ber .fjeiligc Geiftberg mit wenigen SSohngebäuben unb ber fRoßmiihte, an ber Cber ber fogenannte ©törfang unb bie Cberroiet. Sie Stauer am gtuffe hat 8 Sore, bad Saum-, ^ifcfjer , Slitwoch , $one§ben», ^apenbrüd , ßaiigebrücf-, Slöntenbrürf = Sor unb bie .fjaoelnig; oon ihnen ragen ßabebrüden m bie Cber hinein, ein eigent lidje§ Sollwert befinbet fidj nur zroifdjen ben beiben Srücfen. Sic SefeftigungSantagen ber (Stabt haben auf bem Sruin $ogen bergfdjen 5ßlane ein weit ftatttidjereS Slnfehen, at§ fie in SBirtlichfeit befaßen, $m Maljre 1595 roerben in einer offiziellen Slufnafjme neben ben 4 oft genannten (Stabttoren nur 3 Sürme (ber ^uloer» turnt, ber habe Surin unb ber Gefangen» ober Sorturtnrm) unb 6 auf unb an ber Stauer ftehenbe SBiethäufer erwähnt. Mfjre ®r= hattung fcfjeint oiel zu wünfchen übrig gelaffen zu haben. SPieber» hott wirb baruber gettagt, baß ©tücfe ber Stauer niebergefatlen feien unb nichts fiir bie Sßieberherftellung gefdjehe. Saß man fonft allerlei tat, um bie (Stabt oerteibigungSfäljig Zu »lachen, ift bereits erwähnt roorben; nod) 1593 ließ ber Sat 4 ©türf Gefdjüße burch ben ftäbti. fdjen Gefdjüßgießcr .fjanö Goerling herfteltcn unb im ßengljaufe oer» wahren. Sott befanben fich f°nft nodj mancherlei SBaffen, geuer rohre, (Scfjroamb ober fpanifche Soljre, Storfer, .fraten, ßuntengerät, eiferne unb fteinerne Engeln u. a. m. Sie ©tabt felbft fdjeint nach bem Silbe feljr breite Straßen unb weite Slaße zu haben, bod) auch

Tie ©tragen. 219 bieS ift falfdj, wie nocf) tjeute ein (Song burdj bie Slltftabt feigen tann. SBir wiffen, bag eS bort riirfjt im minbeften fo auSfag, wie es bie Slnfidjt auS bem SSruin-^ogenbergfcgen SSitdje barftellt. Tie ©tragen würben burd) gaglreicge SluSbauten, Stellergälfe u. a. in. nod) enger gemalt, als fie fchon waren. Tiefe waren bem ^ergoge goljatin griebrich ein befonbereS Sirgernis in ben ©tragen, bie nage bei bem ©cgloffe lagen. Son 1575 an befahl er immer wieber bem fflate. biefe Steller in ber gugr», ^elflen, grogen Tom-, ©djutjftrage unb am Clbböterberge gu beteiligen, fflang furcgtbar war bie llnfauberteit auf ben ©tragen. Sidjt nur in ber jcitjrlicf) gweintal oerlefenen Sürgerfpracge würbe bie fReinljaltuiig angeorbnet, feit etwa 1560 ergingen Serorbnungen über Serorbnungen, bie ©affen gu reinigen, ©trafen würben angebrogt, aber eS würbe nicgtS gebeffert. TaS Sieg, baS ein groger Teil ber Sewogner hielt, trieb fid) ungeginbert umher, fo feljr auch wieber .ftergog gogann griebricg barüber Silage ergob unb fo bringenb er Wbftellimg folrfjer „Unfläterei" uerlangte. Silier Slbfall, ©cglantm, SJlift unb Unrat würben auf bie ©tragen geworfen unb blieben bort liegen, obwoljl ber Slat einen eigenen Sing auf bem „Tappenberg" auf ber ßaftabie gur Slbtage oon foldieni Senge einricgtete. Tie guftänbe mi'tffen nad) allem, was wir gören, fdjrerflid; gewefen fein. SSenn nidjt ber Slat bisweilen bei befonberen ©elegengeiten, wie bei fiirftlidjen ^jodjgeiten, geftlidjfeiten ober Se fudjen, burdj ben ©cgarfridjter unb feine Slnedjte bie fflaffen grünblicg gätte reinigen laffen ober biefer 1593 oerpflicgtet worben wäre, baS „ftintenbe SlaS“ weggubringen unb ben SJlartt gu fäubern, fo wäre eS für bie SBürger wohl noch befcgwerlicger unb gefährlicher gewefen, bie ©tragen gu paffieren, als es ogiiegin fdjon war. SRit ber Sflafterung ftanb eS nid)t beffer; nur einige ©tragen waren „gebrüdt“, wie man bamals fagte, ober gatten wenigfteuS emporragenbe ©teine, mit bereu $iilfe man non einer ©eite auf bie anbere gelangen fonnte. ©ine ©tragenbeleucgtung tanntc man nidjt, nur auSnagniSweifc würben brennenbe S«gpfaiinen ober garfein an ben ©tragenerfen befeftigt, um einiges Cidjt in bie Tunlelgeit gu bringen, fflewötjnlicg blieb ber Sürger beS SlbenbS gu £jaufe uub ging geitig gur Stuge ober fucgte mit einer ßaterne feinen SBcg in ben finfteren fflaffen. Son ben Sriontgäufeni Stettins tonnen wir uuS eine Sor= ftellung nur machen nadj ben Sauten in anberen ©täbteu, in benen megr Beugen beS 16. gahrgunbertS erhalten finb. Sind) gier ftanben ftattlicge ffliebelgäufer mit ber ©djmalfcite nadj ber ©trage gu unb erftrerften fich weit in bie Tiefe, ©ie enthielten nerhältniSmägig wenige unb nicgt allgugrogc SSognräume, bagegen umfangreiche glttre,
220 Sie ©äufer. £)öfe, JRaitrnlicfjfeiten gum ®rauen, ®arfen unb Slodjen, Stallungen, ®öben, Speidjer unb was man fonft gebraitdjte. Senn eigene ßanb- roirtfd)aft trieben nod) bie mciften ®erool)ner; fie fjatten ifjre Kirfer im Stabtfelbe oor ben Soren unb ihre ©liefen, bie 1504 31t ben eingeluen .ßäufern „unroanbelbar unb in unoerriidtcm Staube" gelegt rourben, roäbrenb fie früher nad) bem ©rmeffen ber ®ürgernteifter verteilt roorben roaren. Cb bie gaffaben ber Käufer aud) I)ier mit reichem Sdjmitcf in gotifd)ein ober 9tenaiffance=Stile aixfgefiifjrt unb gegiert roaren, tonnen roir nidjt beurteilen. Son einer befonbers regen ®aii- tätigtert geugen bie fJiadjridjten nidjt, unb bie wenigen erhaltenen tlbb. 11. ©runtürft. ®efte ober bie in ebenfo geringer Scifjl übernommenen Slbbilbungen unb .getyiungcn geigen eine giemlid) bürftige SluSftattung. ©in großer Seil ber ®eroohner wohnte in frödjft einfathen ®uben ober Stellern. ^äljlte man bod) 1005 neben 334 toaufern 673 ®uben unb 461 Steller. ©in fal)renber Sd)üler, ber 1590 nad) Stettin fam, fd)reibt in feinem Sagebud)c: „Gs wohnt viel SoIteS unter ber Gerben, fonberlid) von bem ^anbroerfSvolf, in Stellern unb Gewölben." Sonft nennt er Stettin eine große unb rooßlerbaitte Stabt; „eS finb bie fjjßufer mehrenteilS mit gebrannten Sieg^11 gemauert, aud) hat eS barin feine roeite Gaffen unb ®Iätje." Gbenfo rühmen fübbeutfefje Weifenbe, bie 1586 unb 1590 nad) Stettin tarnen, eS als eine „luftige, fd)öne Stabt" ober einen „wohl erbauten Ort", wiffeu aber
©ie SBenualtung ber Stabt. 221 von einzelnen ©ebauben nichts ju berichten. Slur baS fürftlidje Schloß wirb als ftattlich geftfjilbert mit „luftigen ßimmern, Sälen unb Stamniern uub einem gewölbten fdjönen Stalle". Sind) ber ßuft garten beS J^er^ogS mit „lieblidjett rooljlrtedjenben STräntern unb Blumen, fd)öuen abgerichteten ßaubeti“ ufm. wirb erwäljnt. Sauft ljat man ben ©inbrud, baß baS SluSfeljen ber Stabt nidjt gerabe imponierenb war. ©ie Stabt ift in vier Quartiere eiugeteilt; baS erfte umfaßt ben alten Steffin an ber Cber um ben £>eumartt Ijerum. ßu bem ^weiten geljören bie am bidjteften bewohnten Straßen ber Stabt, bie breite Straße, ber fRöbenberg unb ber fRofengarten. ©en 'IRittelpunlt bes britten StabtteilS bilbet etwa ber Woßmartt, er erftredt fidj bis an bie studjew unb Sdjloßfreiljeit, wäfjrenb jum vierten Quartier bie 3-rauenftraße mit ben jur Cber Ijeruntergeljenben Straßen vom 4?eu= marft nörblidj gehört. Qn biefen vier Stabtvierteln jäßlte man im ßahre 1559 ungefähr 1510 jjum Stabtfdjoß verpflichtete Bürger, ©awu tommen noch bie in bem SRegifter nicht aufgewühlten Bewohner ber nicht unter ftäbtifdjer ©erichtSbarteit fteljenben Bewohner beS 2Rarientirchen= unb beS Sdjloßbejirfes, foroie bie vor ben Soren wohneitben. SchätjungSwei)e mag bie gan^e Bevölterimg um biefe ßeit auf etwa 6000 Seelen angegeben werben. ©ie Verwaltung ber Stabt war im Verhältnis gu ihrer ©röße recht tompligiert unb erforberte einen wiemlidj großen Apparat von Beamten, ©er eljrbare '.Rat, ber bie overfte ßettung ber gefaulten Stabtgefdjäfte in ber §aub hotte, beftanb auS 28 VJlitgliebem, von benen immer nur ein Seil ben fitjenben SRat bilbete. Qn ber ßifte ber erwählten fRatSperfonen lehren Ängeljörige einiger Familien wieber Ijolt vor, Brinl, Söiiftebofe, Söerbermauu, ©linele, Sdjaum, ^joljenljolw, Brietjle, Sadjtlebcn, gudjS ober Voß, Schwelleitgrebel u. a. m., aber bawwifdjen erfdjeinen auch immer neue Warnen, fo baß von einem eigentlidj ratsfähigen Spatriwiat audj jetjt nicht bie fRebe fein taten, ©ie Ilmfetjung ber Ämter erfolgte wie bisljer, bodj bie Stellen ber brei Bürgermeifter unb ber brei fiäninterer würben auf ßebenSjett befeßt, nur fo, baß bie einaenien Inhaber in ber eigentlidjen ©ejdjäftsfübrung abwedjfelten. So würbe 1589 beftimmt, baß tnn- fürber bie feeren Stummerer gleichergeftalt wie bie Herren Bürger» meifter umfdjidjtig nach ber Crbnung iljr Ämt verwalten füllten ÄuStritt au§ bem Wate würbe nur auSnaljmSweife geftattet. ©ie Ärbeiten ber SRttglieber häuften fich i’1 biefer bewegten ßeit fo fehr, baß mancher Vürger fich fträubte, in ben Wat einjutreten, ba er ba burch feine ©efdjäfte ju verfäumen fürchtete, ©ie (Entfdjäbigung, bie
222 Stäbtifdje Seamte. fie genoffen, beftanb aus einigen (Smolumenten, Teputaten nnb grei feiten unb mar reibt geringfügig, 'Jleben bem Stabtfcbreiber, ber bie laufeiiben ®efcb<ifte• ju beforgen, baS 9Irdjw gu vermalten, bie STorrefponbenfl 311 beforgen batte« mürbe feit 1534 ein recbtshinbiger SijiibihiS angeftellt. Tie immer ^unebnienbe Balji bet Sßroaeffe unb SedjtSgefdjäfte madjte einen foldjeu unbebingt uotmenbig, unb mir finben tüdjtige IRecbtSgeleljrte, mie fJe. Stephan fl'lintebiel, Dr. 'JJlidjael Teuber, Dr (Sßriftoplj griebendj, in biefem Slmte tätig. Stabtfcbreiber nnb SijnbihiS, bie nidjt Wlitglieber beS SateS maren, batten bie eigentliche ©efdjäftsfiiljrung. Son ihrem unb iljrer ©eljilfen gleiß ßeugen noch tjeiite bie bitten 'Jlltenftöße, bereu Slenge fdjon in ber diueiten Hälfte bes 16. galjrbmiberts unljeimlidj aumädjft. Sie maren bie, meldje bie IHedjte unb '-Privilegien ber Stabt leimen unb nn gefcfjinälert erhalten mußten. TeStjalb legten Sebaftian Stumm (geft. 1564), (£lia§ Sdjleter (geft. 1599) unb 'paul griebeborn, ber 1597 StabtfelretariuS mürbe, allerlei Stopiarien, Ciren^büdjer unb Tiplomatarien an, in benen fie midjtige Urfunben unb Verträge 311m bequemen (SJebraudje fummelten unb aufjjeidjneten. SerbältniSmäßig groß mar audj bie Baljl ber übrigen Seantten ober Tiener. Ter Stabtljauptmann ljatte bie yiufficfjt über bie <jur Sicherung ber Stabt bienenben ©inridjtungen, bie gürforge für „bie Sluftenmg unb illuSrüftung innerhalb unb außerhalb ber Stabt". Tas BeugljauS am Stoblmarfte, ber 'ßulverturm unb baS 'PuIoerbauS miterftaiiben iljm. Ter Stabtljofmeifter hatte bie Leitung ber ötonomie, bie bei ber Selbftuermaltung ber ftäbtifdjen ßänbereien unb Törfec redjt mnfangreidj mar, ihm maren bie Sägte, bie Sdjäfer 31t Serg lanb, Stretoro, Semitj ufiv. untergeben. Trei reitenbe Tiener mußten bie Bttationen ben untertänigen Sauern überbringen, ©efangene ein- Ijolen unb Sotenbienfte außerhalb ber Stabt verridjten. Sier anbere Tiener maren als Saumfdjließer, al§ 'JJlarftmeifter, als Sdjul^e auf ber SJiet ober als Tamnijöllner tätig, ein £>auSfdjließer ljatte bie Sorge für baS IRatbauS mit feinem gnventar an Slobilien, £>auSgerät, Staunen, glafcßeu, Tellern, Slronen, ßeudjtern, Steffeln, ßeinen ufiv. gm gafjre 1573 mürbe für bie Stabt Silbergefcfjicr im SJerte von 450 ®ulben angefertigt, baS bei ben geftlidjteiten in ber großen SRatSftube benutjt mürbe, hierbei batten vier Stabtbiener, für bie 1569 eine eigene Crbnnng aufgefetjt mürbe, bie 'Jlufmartung unb fonftige Tienfte; fie bilbeten mit ben anberen Tienern eine eigene Srüberfdjaft, 311 ber audj bie Torfnedjte ober Cuartierbiener, bie 1587 eine gnftrultioii erhielten, ber ftäbtifdje Stall unb ber SBagen fiiedjt, bie ben Seit= unb SJageuftall ju beauffidjtigen batten, foroie
Sßudjtorönung. 223 anbere, oft nur gelegentlich bestellte Slnedjte unb Tiener gehörten. Sluf bem St. gatobitirdjturm ljatte ber ^jauSmann feine 8öo&nung, um von bort aus auf eine etmaige jjleuerSbrunft 31t achten. Ter Stabtgimmermeifter, ber VJtaurer unb bie Steinbrüder roaren mit Stauten ober '.Reparaturen befdjäftigt, ber Srüdentieper tjatte Tienft auf ben Srüden. gür ba§ SSeinljauS ber Stabt, ba5 tjinter bem SRatljaufe 1564 erbaut rourbe, befteltte man einen Stellermeifter. terft 1588 rourbe eine regelrechte Xyadjtorbniing erlaffen, a(§ e§ fidj heraus [teilte, bafe ber SBadjtmeifter unb feine oier Jtnedjte bie Sicherheit unb Crbnung in ber Sladjt nidit aufrecht ertjalten tonnten. Suglidj mufete ber SBadjtmeifter 25 ißerfonen auS ber Vürgerfdjaft nadj ben eigens hierfür geführten 'Jiegiftern jur SUadje aufbieten unb auf bie üuartiere verteilen. ®r felbft unb bie 'li.ladjttnechte hotte« für bie rechte Crbnung im ÜSadjtbienfte 3U forgen. $11 ber ßaft, bie bter= burdj ben '-Bürgern aufgelegt warb, tarnen auch noch ©elbabgaben, bie fie ,jur Teduitg ber Atoften in jebem Quartal 311 leiften hatten, Eigentliche Sjefutiobeamte roaren ber gronbote unb ber Scharfrichter, ber bie mannigfachen 'JRarterroeifyenge, gangen, Pfannen, Steffel, Srenner, beauffidjtigte unb beiuijjte. Tiefe Beamte erhielten jumeift nur ein gang tleineS bares Eeljalt unb roaren in ber ^jauptfadje auf ein Teputat an AHeibung, $013, (betreibe u. a. m. angeroiefen. Tafe babei ein nicht geringer Teil ber Erträge ber ftäbtifdjen 'Jlder brauf= ging, bafe and) mandjertei llnterfdjleife, Srpreffuugen u. a. ni. vor tarnen, ift woljl ertlärlidj, wenn audj bie [täbtifdje Verwaltung fidj baburdj j« fdjütjen fudjte, bafe fie jeben einjelneii ber Tiener einen Eib fdjioören liefe. JlSegen iljreS Eigentumes ljatte bie Stabt mancherlei Streitigteiten, 1548 mit Tamm roegen ber 05rennen in ben $ol jungen, feit 1561 mit Eollitow roegen ber Vriidje unb SBiefen an ber Atrampe. Tiefer 'ßrojjefe 30g fich gahr^eljnte lj’«> befonbers ba auch £>er<lü0 goljann griebrich Slnfpriidje erljob. (&r oerftanb eS, auS bem Streite ber beiben Stäbte Oeivinii 31t 3ieljen, beim als er am 13. SJIäty 1584 bie Ereilen feftfetjte unb bie verfdjiebenen Errungen beilegte, nahm er ein beträdjtlidjeS Stüd, beu fogenannten ^iirftenflag, fiir fidj in Veiih. Ebenfo ging ba§ (hebiet be§ Torfeö ßüb3in am Tammfchen See, uni ba§ ber Stat feit etroa 1500 mit ben SUufforo [tritt, ber Stabt verloren, al§ 1568 unb 1569 Suiadjten ber llnioerfitäten gngolftabt mtb grantfurt ertlärten, bas Torf fei ben jjefjigen Inhabern bunf) Verjährung 3ugefaHen. Tagegen gewann Stettin neuen Vefife an ber Verg= (1549), ber ')ßopplion= (1550) unb ber StiidudSmiihle (1552), fowie einselne weitere 'Anteile in Wteffentljin (1558), 'ßommerenSborf
224 tie (Einnahmen ber (Stabt. unb Kretow (1560). ®a§ BerßältniS be§ UntertanftäbtchenS ©ölitj rourbe burch einen ©ertrag vom 21. Quli 1571 geregelt; e§ mußte eine £>rböre -uon 50 sJJlarf jäljrlich galjleu, fonft Slbgaben an £>olg, Sutter ufro. leiften unb ®ienfte B. bei BefeftigungS arbeiten ufro. tun. ®ie (Einnahmen ber (Stabt fegten fid) aus regelmäßigen 2lb gaben ber Bürger unb ber fonftigen ßinrooljner, aus allerlei unregel mäßigen ©efällen, aus (Erträgen ftäbtifdjer Unternehmungen ober Befißuugeii, fßädjten unb anberen Hebungen gufanunen. Der Scßoß ber ©ärger roar eine auf Selbfteinfd)ätjung beruljenbe BetmögeciS« fteuer, bie oon ber gefaulten faljrenbeii unb liegeitben $abe, ber ©ar fdjaft, auSfteljenben Kapitalien unb IHenten gu entrichten roar. ®agu fam ber fogenannte Borfdjoß, ben bie Bürger fiir ißreS £>aufe§ Werät, Kleinobien, Kleiber ufro. mit 0 Schillingen entrichteten, bie fonftigen ©inrooljner, bie nidjt gu Bürgerrecht faßen, als eingige ©elbgaljlung leifteten. ®er (Ertrag roar erftaunlich gering, fobaß, roenn bie Selbft- einfchätjuiig roirflidj richtig roar, bie Sürgerfdjaft recht arm geroefen fein muß, benn er belief fich in ben Baßreu oon 1575—1600 auf burcßfdjnittlid) nur etwa 2500 @ulben. ®lit oollem lRecßte hat man gefugt, baß, wenn biefe (Einnahme als bas f?erg ber (Einfünfte ber Kämmerei begeidjnet rourbe, in ber Sat biefeS £jerg nur fdjroadj roar unb ben ftäbtifdjen Organismus nidjt tjinreidjeub mit ©lut gu oer« forgen vermodjte. greilidj ljatte bie (Stabt galjlreidje anbere ©innaßtne» queßen, bie gum Steil redjt ergiebig roaren, aber fie roaren ungleich unb unregelmäßig unb baßer fdjroer vorßer gu berechnen. SS roaren allerlei Sebüßren, g. 23. für (Seroinnung beS Bürgerrechts, (Straf gelber, ©infünfte beS Stabt», beS ßaftabifdjen unb beS 2Bettegerid)t£, Abgaben ber Stabt ©ölig unb ber ftäbtifdjen Dörfer, .Solle, ©rträge auS bent flfatSroeinteller uub ben Biertellern, aus ben Sftiißlen, bem Siegelljofe, ben Babftuben, bie BenutjungSgebüßren vom Kran, ben Sdjarreii, bie SQieten für ftäbtifdje 2Boljnungen ufro. ®agu famen bie ©rgebniffe ber eigenen 2Birtfdjaft gu Berglanb, Kretoro, fRemiß. ®ie Summe ber ©innaßmen roar in ben eingelnen Sfaßren feljr oerfdjieben, fie bewegte fidj in ber Beit von 1560—1600 gwifdjen 10254 Sulben (1561) unb 25011 (i. 3- 1571); im ®urchfchnitt belief fie fidj auf etwa 15000 ©ulbeti. ®iefe llnfidjerljeit ber ©in» naljmen erfdjroerte eine regelredjte ginangroirtfdjaft, man fomite roeber mit einem beftimmten ©rtrage oorljer rechnen, nodj genau fontrollieren, ob überall richtig geroirtfdjaftet roorben roar. ®en (Einnahmen ftanben redjt erljeblidje 2lue>gaben gegenüber. ®aß baS £eer ber Beamten mit ben baren Begügen unb oor allem
Die ßinnngütrroaltunfl. 225 mit ben Deputaten mannigfadjfter ?lrt gar uiel nerfdjlang, ift fdjon heruorgehoben worben. ES läßt ficf) fdjiuer berechnen, wie tjod) etwa biefe SliiSgabe war. ilöeiin fie fdiäßungsweife auf 5575 ®ulben jährlich angegeben wirb, fo mag bas eljer 31t ttiebrig als 31t ljod) fein. Verhältnismäßig geringer waren bie anberen orbentlidjen UlitS» gaben, 311 benen u. a. bie Drböre (406 Qhtlben 21 ®r. 6 St) ge- hörte. Dagegen erreidjten bie aiifjerorbentlidjeii ?luSgaben in jebem ^aljre eine redjt beträdjtlidje -£)öl)e. Soldje würben beanfprudjt burch fHeifen unb ®efanbtfd)aften, Sro.jeffe, Sauten, Reparaturen, namentlidj beS großen SteinbammeS, ®efd)ente an gürftlidjteiten unb Sefanbte, Erbhulbigungen, fVefte, Tjanfifche Kontributionen ufw. ES wirb be redniet, baß bie Stabt in ben ^aljren 15(>0 —1609 für foldje ^wede mehr als 18000t» (Hülben auggegeben tjabe. Diefe Soften machen es erflarlidj, baß bie gefaulte Summe ber Slusgaben ebenfalls feßr fdjwanfenb war. Der niebrigfte Setrag beläuft fid) in ben Qfaljren uon 1560 —1600 auf 7498 ®ulben (i. $. 1562), ber Ijödjfte auf 23792 ©ulben (i. $. 1571). ^uuädjft überfteigen in biefem Zeitraum bie Einnahmen nodj jum Steil nidjt unbebeutenb bie Ausgaben; baS erfte Defizit finbet fidj 1567, bann aber finb feit 1574—1586 bie Ülusgaben faft regelmäßig höljer als bie Einnahmen. Um ben {^eöl betrag 311 beden, mußte ber Rat immer wieber außerorbentlidje ?lb gaben erljeben, bie man als inbirefte Steuer auf SSaren legte. Da fie aber nur freiwillig unb auf Beit bewilligt warben, fonnte bie Kämmerei nidjt fidjer bannt redjnen, aud) war ber Ertrag feljr fdjwanfenb. Deshalb blieb, um überhaupt bie ftäbtifdje Verwaltung fortjufidjren, nidjtS anbereS übrig als bie Aufnahme uon Sdjulben. Daburdj geriet bie Stabt, bie iljre Einnahmen nur geringfügig unb gang unregelmäßig 311 erljöljen uerftanb, in uollfommeit ungefunbe {?niaii(werljn(tniffe; eS würben IHiileUjeit über Vlnleiljen aufgenommen, für bie ljulje ßiufen (6%) bejaljlt werben mußten, widjtenb man an eine regelredjte ?lbtragung ber Sdjulben nidjt badjte. Es ift wahrhaft erfdjredenb 31t feljen, wie bie ftäbtifdje Sdjulb, bie 1560 nur 4450 (Sulben betrug, bis 1600 gaii3 regelmäßig auf 125625 ©ulben ftieg. 3ft ba uerwunberii, baß gegen foldje 'ISirtfdjaft, bie ber Rat ängftlidj 311 uerbergen fudjte, „bamit ber Stabt geringe Ein fünfte nidjt propaliert unb ber galten ©emeinbe entbedet würben", bodj enblid), al§ einiges bauen betannt wnrbe, bie Surgerfdjafl fidj unwillig erhob unb *ßroteft euUegte? Vludj ben .Rämmerern fdjlitg wnljl baS $er3, wenn fie beim Slbfdjluffe ber Subresredjnuug, bie bem Slate ßitr Dedjarge Erteilung emgereicht würbe, immer wieber auf bie fteigenbe Sdjulbenluft tjiniueifen unb über bie $öhe ber Wt^rmann, ton €trtttn. 15
226 DaS ®eritßt8roefen. BinSgaßlung fingen mußten. ÜJlcindjer fal) mit Sißreden oorauS, baß Stettin einer ft'ataftropije entgegen ging, wenn nitfjt eine eutfdjiebene Anbetung eintrat. Den bamaligen Dlitgliebern beS StatS ift ber Vormurf gu madjen, baß fie nidjt an eine ^Reform ber ftäbti ftßen Serroaltung badjten, baß fie oielmeßr uon fraffeftem Ccigemiutj beßerrfdjt an ben befteßenben 3uftönben feftßalten roollten. Sind) im ftäbtifdjen SeridjtSmefeu rißen arge Übelftänbe ein. teilte Quelle uiiaufßörlidjcn Streites mar ba« VerßältntS ber Stabt gu ber fjanulie Vhiffom, bie im alten Vefiße bes (SrbridjteramteS mar Dian ftritt über bie Sfompetengen, bie Erträge, bie (Sjefuttoe Die Stabt ljatte bie unbefdjräntte (MeridjtSgemalt in beu Vorftäbten, ben beiben Caftabien unb liefen, ausgenommen bie Sdjulgenftraße auf ber ©bermief, unb in ben ftäbtifdjen Dörfern. Sie mürbe bort burdj ba§ laftabifdje (tfendjt ober auf beu fogenannten Vogtbiugen burdj abgcorbnete fRatSljerren geßanbßabt Diefe erfdjienen bagu jäßrlidj minbeftens einmal in Völitj ober in ben Dörfern, entjdjieben bie SledjtSfälle, oerfünbeten bie Slrtifel, „fo beS 'JiateS Untertanen geßorfamlidj gu ßalten ljaben", unb naljmen bie 'Jtecßmingcn ab. 3ugleidj mürben bie Verorbuitngen über bie ftäbtifdjen Dicnfte, bie gumeift ungemeffen unb iinbeftimmt maren, über bie 'Abgaben an ben Stat ober an foldje Bürger, benen biefe oerpadjtel morben maren, befaunt gemadjt. 3» ber eigentlichen Stabt erftredte fidj bie Seridjtsgemalt ber 'ISuffom auf baS Gfebiet gioifdjen ber 'Baum unb langen 'öriide bis auf bie 'Ulitte ber ©ber unb bis in bie £>aoeling, foiuie auf bie Sdjulgenftraße ber ©bermief. Von bem übrigen Deile ber Stabt geljörteu bie STirdjenfreiljeit bei St. Dianen uub bie Scßloßfreißeit mit iljren Vemoßuerii nidjt unter bas Staotgeridjt, beffen Sied'* fpredjung audj fonft galjlreirfje egimierte '^erfüllen entgegen maren. (£S ift tlar, baß eine foldje ^erjplitterung ber WeridjtSgeioalt gu uu« anftjörlidjpii Slouflifteii füßren mußte. Desljalb ging ber Siat am 29. Degember 1551 mit grenben auf einen Vertrag ein, burdj ben bie ©rbridjter Viibete uub ifjeter SBuffom ber Stabt Stettin iljren 'Anteil am ©eridjte für 5800 (Sulben oertauften. Diefe 'Abmadjuug fanb jeboef) nidjt bie Suftimniung be§ fjjergogs Barnim, ber oielmeßr 1558 feinem State ^fatob Sißewiß bie Slmuartfißaft auf baS Stettiner Sdjulgengeridjt oerließ. So blieb ba§ alte mißüdje Verhältnis in ber Stabt befteßen, ja eS mürbe nod) unerquidlidjer, als bie ®rbridjter fidj um bie 'Ausübung iljreS 'JledjteS felbft gar nidjt meßt tümmerten, aber um fo meßr auf bie ridjtige Verteilung ber eingeßeuben Straf gelber brangen. Dlit ißrem Vertreter, ber gerobßnlid) ein einfadjer Scßreiber mar, tarn es gu uugäßligen Streitigteiteu. Sogar jjoßauu
Daß ©eridjtßwefen. 227 griebridj griff ein unb befahl gunädjft bem Abam Aöitffow 1585, entroeber perfönlich ben orbentlidjen Gerichtstagen beijumotjuen ober fid) burdj einen gelehrten Siidjter oertreten 3U laffen. Da bieS nidjtS geholfen 31t hoben fdjeint, 30g er 1593 einfad) ben Anteil Abam 'IflufforoS am Stabtgeridjte ein unb beftellte am 2. ganuar 1594 einen her3oglidjen Sdjultljeifjen unb llnterfdju^en. hiergegen proteftierten 3ir»ar Siat, fHidjter, Sdjöffen unb Alterleute, aber alle ®efdjioerben unb Ülagefdjriften, mit benen bie Stabt biß an ben Waifer ging, niitjten nichts, ber $er3og beljielt ben Anteil am Stabtgeridjte in feiner £>anb unb lieft bie GeridjtSgeroalt burd) einen beftellten fRidjter ausiiben. '.Bielleidjt mar biefe Anbetung ein Vorteil, eS mar roenigftenS bie Teilnahme ber Angehörigen einer gamilie befeitigt morbeit, bie längft faft jebe giihlung mit ben ftäbtifdjen Buftänben oerloreu hotte unb iljr altes Erbredjt nur nadj alS eine Einnahmequelle betradjtete. greilid) begannen alSbalb iinenblidje Bönfereien über bie Geridjtß barfeit mit bem £>er3oge, ber oft rüdfidjtsloS bie fRedjte ber Stabt verlebte. Sefettt rourbe bas Stabtgeridjt mit Sdjöffen; alS foldje rourben nad) ber Crbnung oon 1504 auch fernerhin feine iRatSuerroanbte beftellt. Dagegen beanfprudjte feit 1551 ber ^etßog bie 2®aljl ber Sdjöffen, bie vom Slate anSgeübt rourbe, unb fetjte biefen Anfprudj and) burch. B11 berfelben 3eit rourbe eS gebrciudjlidj, baf} Angehörige ber Geroanbfdjneibergilbe 311t Sdjöffenbanf auSgeroäljlt, unb foldje <ßerfoneu, bie nidjt bajit gehörten, nur ausnaljmsroeife mit bem Sdjöffeuamte betraut würben. ES feljlte nidjt an mandjerlei Sefdjroerben über biefen Stand), ebenfo roie bie Sdjöffen roiebertjolt über fDlängel be§ Gerichts flagten. Am 17. De3ember 1583 publizierte beShalb ber Diät eine neue Geridjtsorbiiung, in ber 7 orbeiitlicfje Gerichtstage im gatjre feftgefetjt, bie gönnen ber Öabung unb bes '^erfahrens beftimmt, über bie ^rofuratoren, bie Sernfuug unb Erefution Anorbiunigen getroffen rourben. Der Stat beftellte aus feiner fülitte einen fJlidjU oogt, ber im Gerichte bie Leitung ljatte, unb befolbete einen Sdjöffen biener, ber anf Sefeljl beß SogteS bie Parteien zitierte, gn beftimmten gällen, befonberS bei Übertretungen oon allerlei Crbnungen, hotte ber IHat für fidj eine gurißbittion; an iljn ging bie Appellation oom ßaftabifdjen Gerichte, baS ebenfalls von Schöffen unb 3«ei auS bem Wate gewählten fHidjtoögten befetjt rourbe. '.Boni Stabtgeridjte erfolgte bie Berufung an bas ^ofgeridjt, für baS bereits 15(56 eine neue Crbnung erlaffen roorben roar. Der Wat fudjte ftets bie Selbftänbig feit ber gurisbiftiou aufredjt 311 erhalten unb betonte beSljalb nameutlidj bie Gnmblageu bes WedjteS, bas in Stettin Giiltigfeit ljatte. ES 15*
228 ®ic StrafuoUjiebunß. beruhte auf ber Stabt R'onftitutioiien uub Crbniingen; baneben galten baS 'JHagbeburgifcfee 'Weidjbilbredjt, gemeines Sadjfeu ober flanbredjt unb gemeines faiferlidieS 9ietf)t. ®er Slat erliefe 'Deflorationen namentlich 1568 über bie Srbfälle unb fiir bie SPiirgerfdjaft allgemein gültige Serorbnungen. DaS Sdjöffengeridjt fudjte Jieditsbelefening uon Dlagbeburg. ®ie Srefutiue übte bie Stabt felbft aus; fiir .^in ridjtungen liefe fie um 1560 einen neuen Malgen im Siiben ber Stabt auf ber Salgwiefe erridjten. bereits 1574 mufe er erneuert luerbeu. Daneben beftanb oor bem Dluljlentore baS fogenannte Slöppengeridjt, roo gafelreidje £>inritf)tuiigeii burdj geuer ober burdj bas Scfewert uollgogen warben; 1542 warben bort 7 Diorbbrenner auf einmal „gefdjmoft". SluS ben 3Qbren l-r)73—1580 werben 5 ©retutiouen wegen SljebrudjS, Slotjudjt, Sigamie u. a. m. beridjtet. So tjatten ber ftäbtifdje Sdjarfadjter unb feine ftnedjte reidjtidjc Slrbeit, für bie fie nad) einer befonberen Sebüferenorbnung entloljnt würben, ©men armen Sünber mit bem Strange 311 ridjten, foftete einen Salben. 'Wenn ber Sdjarfridjter einen an ben Staat, bie Scfeaiibfäiile, bie auf bem ^eumartte ftanb, ftellte ober aus ber Stabt ftdupte, erljielt er gleidjfalls einen ©ulben. Die Sefängniffe in einem Dlauerturm ober ber fogenannte „JJinfenbaiier" im JRatfeaufe waren feiten leer. Dlit Sdjwert unb 'Jiab, mit fteuer unb Salgen ging man in gleicher 'Weife uor, wenn bas Stabtgeridjt bas Urteil gefprodjen ober bas fiaftabififje Seridjt verurteilte Diiffetäter 31a ©retution übei wiefen b«tte. Daneben liefe oiufe ber $ergog feine SeriditSgewalt nidjt minber ausüben unb 1574 einen neuen Salgen uor bem Dliiljlentore erriditen, an bem ein Dialergefelle, ber im Sdjloffe einen Diebftafel begangen ljatte, als erfteS Opfer Ijing. 2IIS Q^panii gnebridj aber 1596 bort einen neuen 'Jiabeuftetn 31t erridjten oefaljl, erfeob ber '.Hat bagegen 'jkoteft, ba bie Stelle ftäbtifcfeer 'Befitj uub ber ßanbed« furft eine (Srefutioii in ber Stabt ausjuiibeii nidjt berechtigt fei; man feabe iljm feien» nur unter Dorbefealt ber SRedjte ber Stabt nadj gegeben. Srofebem fetjtc ber ^ergog [djliefelidj feinen Söillen burdj. (Sine Slrt uon ^janbelsgeridjt war baS 'Watergeridjt, baS nadi ber Seftimmung uon 1536 burdj bie Silterleute beS SeglerljuufeS uub beS siaiifmannes uerwaltct würbe. Tantals feob mau bie Slppellatiou nadj WiSbij auf uub übertrug fie bem 'Jiate, bodj nodj 1562 liefe man fid) eine Slbfdjrift beS gotlänbifeijeii WaterrediteS tommeii, „bat ein jeber, be tor See wärtS feanble, fid feina ndjten mag.“ ©ine Sßolijei gendjtsbarteit befafeen bie auS bem 'Jiate beftellten ,,'Webbeljerren"; fie füllten, wie eS feeifet, uugüdjtige unb ungeborfaine ßeute in Selb« [träfe nefemen ober fonft mit gebüferlidjer ßeibeSftrafe nadj ber Sdjöffen
T)ie Tätigkeit ber ©atStietren. 229 Erkenntnis [trafen, ^re ©efugniffe rourben, roie e§ fdjeint, allmählich erroeitert, je meljr eS (Sitte warb, ba§ gefdjäftlidje unb bas ©rivat leben ber ©arger gu benuffidjtigen unb immer meljr Sdjranten mtf- gitridjtcu, über bic niemanb Ijinausgeljcn füllte. Söemt mir guriidblidenb bie gefamtc ©erroaltungS unb (öeridjtS tätigkcit beS SHateö betrachten, fo können roir nidjt umhin, über beu Umfang ber (Mcfdjäfte, bie feine ©litglieber eutroeber in iljrer Sefamt- Ijeit ober ringeln 311 verrichten Ijätten, Erftauneu gu äufjcrn. Tie }Rat§tjerren mufften Diplomaten fein bei itjren ©erljanbtungen mit dürften unb einljeimifdjen, fowie auswärtigen Staatsmännern, wenn e§ galt bie fRedjte ber Stabt gu roaljren unb bei vielfachen [Reifen in Sdjroeben ober Dänemark, auf ben £>anfatageu ober bei ©eratungen mit Frankfurt bie Sadje iljrer (Semeinbe gu oertreten. Sie Ijätten ba§ ©ermögen unb ben ©efitj ber Stabt gu verwalten, wobei fie halb als JVinaugmänuer, halb at§ ßanbroirte tätig fein mufjten. Sie fafjen gu Weridjt unb Ijätten itt ben verfdjiebenfteii Fällen gu ent fdjeiben. Eine ^-iilfe von Obliegenheiten lag ben getreu ob, bic itjr Amt nur als EIjrenamt bekleibeten. SRan mufj vor biefen SRännern, mögen fie audj in mandjer ©egieljintg, roie roir faljen, iljre ©flichten nidjt nach moberner Slnfdjauuttg aufgefafjt unb erfüllt tjabeu, bod) alle Sichtung tjaben unb barf nicht an Eingeltjeiten, bie uns tjeixte fremb unb fonberbar erfcheinen, Slnftofj nehmen. ©ei ber Tätigkeit be§ fRateS ift eine Entroickelung beutlidj erkennbar, weit roeniger ift ba§ ber galt fiir bie Siirgerfchaft. Die formen, in benen fie fich ergängte, ihre Anteilnahme am Stabtregiment, ihre Organifation erfuhren keine roefentlichen, roenigftenS keine bauernben ©eräuberungen. Die ßaht ber ©erootjner ber Stabt, bie baS ©ärger recht befaßen, roar, roie e§ fdjeint, geitroeitig recht klein, greilidj ver langte man von benen, bie ein (Mefdjäft ober ein ^anbroerk in ber Stabt betreiben unb Girunbbcfitj erroerben roottten, bie (Meroiniiung be§ ©iirgerredjteS, aber gafjlreictje anbere Einwohner, nicht nur bie ejimierten kirdjlidjcn ober fiirftlidjen ©eamten, fonbern auch 'Arbeiter, Tagelöhner u. a. m., liefien fich at§ ©ärger eintragen, bent ©iirgerbudje finb beSljalb üaitflcute unb .fjaubroetfer am tjäufigften vergcidjnet, nur gelegentlidj begegnen itn§ bort ©räbikanten, fRent» mcifter, fiirftlidje Diener, ©roturatoren, ©otare, Sekretarii, bisweilen audj ein Sdjulmeifter ober Stutjtfdjrciber 11 a. in. ©egclmäfjig er» gängte fich bie ©ürgerfdjaft burdj eine 3nh* D0U ©iirgerfötjnen, aber biefe war bodj giemlid) gering, fobafi mau wobt eine nidjt unbe beutenbe Abroanberung annehmeu mufj. Daburdj ift audj gu erklären, bah wir eigentlich nur wenige Familiennamen immer roieber in ben
230 Die Sürgerfcfjaft. Giften finben, bagegen mandje non betanntcn Epfdjledjtern balb per fdjniinben fefjen. SBaS ber CBrunb für einen foldjen ftänbigen SBedjfel roar, läßt fid) nidjt erlennen; vielleicht waten bie ganzen roirtfdjafl eichen Sertjaftniffe ber Entroicfelung einer in ben gamilien forterbenben EefdjaftSfiihrung nidjt gimftig. So blieb bie ^nroanberung von auSroartS immer eine Quelle ber Ergänzung ber Sürgerfdjaft. Sogar SluSlänber aus -fpollanb, Sdjottlanb, Dirol, felbft and ^Slanb fanben Vlufnaljme allerbings gumeift unter beftimmten SorfidjtSmaßregelu, namentlich rourbe ben Schotten, bie ja bamals viel im Ganbe herum gogen unb mit grofjem Slrgrooljn angefeljen rourben, ftreng verboten mit bem VluSlanbe £anbel gu treiben ober fdjottifdje STnedjtc gu halten. Sonft roanberten natürlich Geute aus pommerfdjen Stabten galjlreidj gu. Sluffallenb aber ift eS, roie viele Seubiirgcr ans bem fädjfifdjen unb ttjüringifetjen Oiebieten flammen; roir finben foldje aus Geipgig, DreSben, ÜBittenberg, Sorgait, Steiften, groictau, Erfurt, Seit}, Sdjleufingen, Sdjmaltalben, .tloburg u. a. m. Ebenfo tarnen au§ ber Gaufitj unb Sdjlefien Emroanberer ober au§ bem Sßeften von Slünfter, CSnabrücf, Effen, Dortmunb, Emben, fogar aus füb beutfdjen Stäbten, roie §eudjtroangen, Sbrblingen, Sürnberg ufro. ES läftt fidj nidjt angeben, roie viele von ben gugeroanberten bauernb in Stettin anfäffig geblieben finb ober roeldje Sebeutung fie im bortigen Geben gewannen, aber immerhin geigt fdjon eine gang ober’ flädjlitfje, Eingelljeiten nur anbeutenbe Setradjtung, baft bie Stettiner Sevölferung fich aus redjt verfdjiebenen Elementen gufammenfetjte. Sollte e§ möglich fein, barauS einen Schluß auf bie Entroicfelung Stettins unb feiner Sürgerfdjaft gu giehen? Die ßahl ber jährlich angenommenen Sürger belief fich in biefer ,'}eit auf etwa 80—90, nur im Qafjre 1562 rourben auf einmal 600 Seitbiirger eingetragen. Stan hat baS mit einem großen Sterben erflären roollen, baS unmittelbar voranaegangen fein unb eine fo umfaffenbe Ergängung nötig gemacht habe» ES ift aber, fo viel roir auch von Seftilengen unb Stranfhenen hören, eine foldje gerabe 1560 ober 1561 nidjt befannt. ES erging vielmehr bamalS vom Säte eine 'Hufforberuiig gur Eeroinnung beS SiirgerredjtS, bie einen foldjen Erfolg hatte, baß gafjlreidje Serootjner ber Stabt, bie biS bahin bas Surgerredjt gu geroinuen verabfiuimt hatten, fidj melbeten unb ben Siirgereib leifteten. hierbei gelobten fie nidjt nur einem ehrbaren Säte unb ber Stabt, fonbern jefit audj bem CanbeS= herrn Weljorfam unb Sreue: „Qd will orf gern bi Sag aber Sacht, wann mi E. E. Sat verbaben läßt, perfonlidj erfdjeinen unb in allen Dingen, bat mi vorgeljolben ift, ein treuer gcljorfamer Sürger fein."
©ürflttorbnunßen. 231 SefonberS oerfprach ber Seubürger, fid) nn feinem Slufruhr 31t be teiligen, nientnnb vor ein frenibes @erid)t zu ^icljen, ber (Stobt fßrioi» legien zu fdjütjen, oor altem bie Sieberlagegered)tigteit zu beobachten unb feine gremben aufzunehmen. Diefe unb anbere ^Bürgerpflichten ober bie Crbnungen bes Sate§ mürben regelmäßig in ber Sürger [proehe oerfünbet, bie minbeftenS groeimal im gahre »on iw ßanbe be§ SathaufeS oerlefen mürbe, (Daneben nber würben bie Serorb nungen auch »»» ben Hanzelu betannt gemacht ober burch ben ®rud Derbreitet gmnier mehr würbe e§ Sitte, auch in bie ^3rinat» uerhnltniffe ber Sürger reglementierenb einzugreifen, ihnen für ntte möglichen Sorgänge Sorfchriften 31t geben, ©ine Kleiber unb Soften (b. h- ^ochaeitSfefh) Crbnnng würbe nm 2. guli 1558 erlaffen unb wieberholt erneuert. Silan traf Seftimmungen für alte gamilicn feftlidjteiten, Verlobung uub Sibbelfofte (b. i. bie Sewirtung ber .£>ochjeit§bitter), ^odjgeit imb Kirchgang, Hinbeibier ufw. gc nnch ben oier Stäuben, in bie man bie Seroohner teilte, würbe ber 3luf= roanb an Speifen abgeftuft, unb SBorfdjriften für Sanz uub SRufif würben gegeben. Sei ber flebensfreube unb ber ®cnuf3fud)t, bie im bamaligen O5efd)led)te herrfdjten, mögen jn foldje Crbnungen not wenbig gewefen fein, e§ fpridjt fich aber in ihnen and) ein gut Seil be§ status aristocraticus au§, ber ba§ ©hararteriftifc^e in ber Stabt= oerwaltung roar. Sürgermeifter, SatSljerren, Schöffen unb Sllterleute rooltten in ber Kleibung uub beim geiern ber gefte etroaS uor ben Kaufleuten unb Stauern, ben ^anbroertern unb Schiffern ober gar oor ben Serootjnern ber Sorftäbte, Srägern, Sagelöhnern unb Heller leuten ooranS haben. Söuhtiger al§ biefe Crbniingen waren bie geuerorbnungen, bie feit 154t» immer roieber publiziert würben. Schon feit alter ßeit beftanb fiir bie Sürger bie *ßflid)t, bei geuerSgefahr £ilfe gu leiften, aber Seftiinmungen, wie jeber einzelne babei mitzuroirfen hatte, würben erft jetjt gegeben. SRnn benußte bazu bie Einteilung ber Siirgerfcfjaft, bie fiir Krieg§= unb Söachzniecfe längft in ©ebrnttch roar. Sas ^>eilige-®eift=Siertel hotte 220, baS ißaffauer 450, baS SHühlen» 350 unb baS Keffin Siertel 350 SJlann z» ftellen, bie in Sotten zu 10 eingeteilt waren, gebe Sötte hatte ihren beftimmten Samnielplatj, roo fie unter ihrem Sottmeifter zufammentrat. Über biefen ftanben bie SiertelSljerren, bie wieberholt im gahre nadjzufehen hatten, ob jeber Sürger feine Söaffen wol)! uerroaljrte unb ob bie geuergeräte, ßeiter, Eimer, Spritjen, bie Schlitten mit ben Kufen unb Sonnen, in Crbnnng waren. Sind) bie Srunnen, zu öeren Unterhalt bie fie bemtijenben anwohnenben Sürger eine Slrt oon
232 iJeuer» unb Sßarfjtorbnutiflen. ßfenoffenfdjaft bilbeten unb Seiträge ju fahlen butten, rourben regele maftig reoibiert Sei iljnen muftteu, fobalb ber £iaii§niann oom ^afobitirdjturme mit ber ^cuerglocfe unb bem .fiorue fetter gemelbet batte, beftimmtc Klaffen ber Seoölfcrung erfdjcinen unb SBaffer .gehen, anbere muftteu ^ferbe [teilen, bic 3i«tinerleiite nnb ©Innrer war allen übrigen ^ur .£ilfe bereit fein Sei Dladjt rourben an einzelnen Stellen angebrachte, mit Kienfpänen unb ©edj gefüllte Pfannen angejiinbet. SSeun alles nadj ber Crbnung ridjtig gefdjah, roar ed rootjl möglich, bem gefährlichen (Elemente, bad in ben engen Straften oft furdjtbar wütete, roenigfteud einigermaftcn Einhalt ^u gebieten Slber bafj nicht feiten allgemeine Serroirrung tjerrfcfjte, Aufregung unb Unorbnung eine fidjere Slbroeljr ber Eefahr oerhiubertcn ober gar unmöglid) machten, ift febr erflärlicfj. Srofibem ift ed bemerfendroert, baft Stettin nicht in bem Slafte non ^euerdbrüiiften beimgefudjt roorben ju fein fdjeint, roie ed bei anberen Stäbten ber $nll roar. 3111 Qahrc 157t) brannte ber Surin ber ©lanenfirdje, 151)1 bie Stoftmiiljlc niebcr, fonft wirb non gröfteren Sränben faum etroad gemelbet. Sludj ^ur Erfüllung ber Söadjtpflidjt trat bie Siirgerfchaft nadj iftrer alt Ijergebradjteii friegerifchen Einteilung jufammcn, fonft aber jogen bie Sürger nidjt meljr aud ju Kampf unb JVetjbe, fonbern gingen im Sdjutje ber Stabt frieblidj ihren Wefdjäften nach- ®>e Seiten hatten fich geänbert; tarnen auch nodj auf ben Straften Über fälle unb Hläubcreien genug nor, fo hatte bodj bie Sicherheit bort angenommen, feitbem eine moberncrc Staatsverwaltung nadj ©löglidjfeit ben Scrfeljr ju fdjüften fudjte unb bad ®efdjlecht roeniger geroalttätig unb riicffichtdlod ßu roerben anfing. Son birettem Kriege blieb Sommern uerfdjont, fo baft Stettin feine fonberlidjeu Stiftungen Dorjunehmen hatte. Saft man • bie Ställe, Wräben nnb ©lauern erhielt, auch Welbaudgaben fiir ben Sau 1581, 1586 unb 1590 (im ganzen etroa 1000 ®ulben) nidjt fdjeute, roar für bie Stabt eine Ehrenpflidjt, roie man um bicfelbe Seit audj bad Watljaud ftattlicher audbaute unb 1584 unb 1591 mehr al§ 2000 Eulben bafiir audgnb. 3hrc Siebe juui SSaffenljanbroerf betätigten bie Sürger in ber Sdjutjenfompagnie, bte 1546, 1561 unb 1566 neue Crbnungen erhielt, auch fonft mandjerlei görberung oom Wat ober SanbcSljcrnt erfuhr, ftm Sdjütjengarten bei St. Jürgen fanben bic Übungen nnb bad Königdfdjieften ftatt, ju bem ber 9iat 1581 fedjd £>ofentndjer aud englifdjem SSant ber ®ilbe flufagte. Unter allgemeiner Teilnahme rourbe um ©fingfteu bad Sdjiitjenfeft mit bent IDlaireiten gefeiert, bei bem audj ber .frergog erfefjien, um mit feinen Siirgern an bem geftc teiljuneljmeii. Ed waren ^aljre bed Jriebend, unb auch bic
XiiS $>anöwerf. 233 Unruhen im Innern, hielten bie gebeiljlirfje ©ntwitfelung oon (bewerbe unb £>anbel nut wenig auf. ®a$ .£>anbroert befanb fidj auf ber -£>öt)c feiner SÖIüte, wenn and) ber .ßunftgwang oft einen wenig günftigen Ginfluß auSübte. So feljr fid) bie oerfd)iebcnen (Milben gegen cinanber abfdjloffcn unb ängftlidj au itjrcn JHedjtcn unb Vnüilcgien fefthielten, fo niadjtc fid) bod) and) ein Qjcfütjl ber ßufaiumengctjörigtcit iin £>anbwcrfc qeltenb, unb man einigte fid) wieberljolt gu genteinfamem Vorgehen gegen ben JRat, um bie Qiefamtintercffcn gu vertreten unb (Sinflnß auf bie Stabtvcrwaltung gu gewinnen. Jrotj allen VJiberftrcbcnS tonnte ber iRat fid) ber ^orberung nidjt entgiel)en; 1551 würbe auSbrüdud) fcftgefeßt, baß bie unterteilte ber 'Ißerte „biefer Stabt ß>ebeÜj unb Vtohlfart neben bem 9iat in tjodjwidjtigen Virtiteln unb oorfallenben <Mefd)äften mit raten füllen". VluS ben neun .fpauptgewerten, ber .Unodjenhaucr, harter, Schuljmadjer, Sdpteibcr, SBoIIweber, Sdjmicbe, iööttdjer, ytiirfdjner, Sliemer, würben jährlich am 3. 9Rai je (» ober 4 Vliterleute gewählt, bie gnfaninicn mit 8 Vllterleiitcu vom Segler» häufe unb vom (Mewanbfdjnittc eine Vlrt von VürgerauSfdjitß (ge wohnlich 52 Vcrfonen) bilbetcu. fVreilid) ftanb feine Vcrufuug int freien (Srmeffen bes fltatS, unb eS fehlte an einer feften Veftimmunq feiner Vefugniffe. (53 nutjtc nid)t viel, baß ber Stat 1591 bcfdjloß, er tönne „nadjfinnlidje unb vernünftige Srinncrungen gar wol)l leiben", er behielt bnd) bie ßeitung ber @efd)äftc allein in beu $änbeit. (Sine neue, fefte Crganifation erhielten bie weiften fünfte bereits in ben fahren von 1530—1550. ßiilbebriefe auS biefer 3eit liegen fiir faft alle (bewerte vor, anbere betonten etwas fpäter neue Stollen. (Mar bunt ift bie SRenge ber oerfdjicbcnen 3ünfte, unter benen fid) mandje taum nodj eriftiereube befinben, wie bie fieffelboter, J?lafd)eu- breljer, (Marbrätcr u. a. m. Slodj bunter wirb baS Vilb, wenn wir tut Viirgerbudie unter ben neu eingetragenen V.trgern von Schwert» fegern, Gontormachern, SRalern, Sappetniadjern u. a. ui. lefen. ®ie ^unftorbnungen würben vom JRat gegeben uub vom jpergoge beftätigt. Sie enthielten genaue Veftinnnungen über bie ^ahl ber SJtcifter, bie bei faft allen (bewerten eine begrengte war, über bie ffiefelleu unb Sehnungen, bie Virbeiten, baS Vermögen, bie Vliterlente unb was fonft iu ben Vereid) ber 3imft gehörte. Überall ift baS Veftreben ertennbar, bie @rwcrbstatigteit genau gu beftinimen, jebe Über probuftion burdj Verbote gu verljinbern, jebe nonritrreiig burdj außer» halb beS VlmteS ftebenbe ßeutc unmoglidj gu machen, feben Übergriff eines anberen ^anbiverfes ftreng gu verbieten. VlnS biefen Verhält niffen mußten natürlich unenbltdje ©treitigfciten erwadjfen mit bem
234 DaS ©anbmerf. State, wenn er bie Sedjte eines ®erfeS nidjt genügenb gu fdjütjen fdjien, mit nnberen SSerten, mit gufdjern nnb Sönljafen, ober aud) mit 3nnftineiftern felbft. Dabei fam eS 3« ißrogeffen aller Slrt, unb bie Slftenftüde be§ StatS nidjt minber, wie bie ber fjer^oglidjen Sie gientng, ja audj beS SReidjStammergeridjteS legen baoon ßeugniS ab. ^afjlreidje Klagen non £>anbroerfern famen oor, weil fie nun ber 3uuft nidjt aufgenommen worben waren, oon ©cfellen, bie fidj über iljre SJleifter befdjwerten, oon gangen (bewerfen, bie ben oerbotencn Setrieb non ^anbroerfen auf bem ßanbe gur Slngeige bradjten. (fSang befonbers aber oerfolgten bie fünfte bie ^ufdjer, bie aufjerljalb iljrer Qieniein fcfjaft arbeiteten, befonbers feitbem ber .£jergog in faft jebem £janb werfe einige ^reimeifter prioilegierte, bie, ohne gum ©ewerfe gu gehören, iljr ^anbroerf betreiben burften. Doch trotj aller foldjer Streitigfeiten unb Kämpfe, trotj bc§ engen WeifteS, ber m ben fünften Ijerrfdjte, bliiljte im allgemeinen baS ^anbroerf, eS ljatte in SSaljrljeit golbenen Soben. Sßir wiffen gwar faft nidjts oon bem ßeben unb Treiben ber Stettiner ^laubwerfer, nidjts oon ihrem Serbienfi, aber au§ ber großen 3Qhl ber (bewerbe treibenben, bie in biefer 3eit nadj Stettin famen unb bort ihren Grroerb fudjtcn, barf man woljl fdjliefjen, bafj in ber Stabt ©elegentjeit gu gewittnreidjer ülrbeit war. Die Slefibeng unb bie £)anbelSftabt mit ftarfem Serteljr gog manchen Sleifter unb GJefellen (jierfjer, unb nidjt wenige oon ihnen mögen gu SSohlftanb gefommen unb ehrbare Stettiner Sürger geworben fein. 3®a§ aber biefe braoen unb tiidjtigen SJletfter fünfen, ift faft alles oerfdjwunben unb gu örunbe gegangen. DaS Söenige, was fidj ljier bort, in Slufeen erhalten hat, fann uns faum ein 93ilb 0011 ihrer Kunftfertigfeit geben. Göang anberS würben wir urteilen tonnen, wenn eS möglich wäre einen Slid in bie bamaligen .fjäufer ber Wohlhabenheit Stettiner Sürger gu werfen Da ftanben bie feften ßaben unb Sdjränfe, bie grofjen Difdje, Stühle unb Settlaben, ba prangte in Staljuraum unb ft'üdje manches ißrunb gerät neben ben gewöhnlichen WebraudjSgegenftänbeit, ba lagen in Sntljen bie CJewänber unb ßinneti, unb wohl baS mciftc roar oon cinhcimifdjen 'JJleiftern angefertigt. „Die ©etreibeauSfuljr, Scfjiffatjrt unb Kaufmanns« hanticrung ift ber Stabt t>erg unb ßeben“, fdjrcibt ber Stat i. 3- 16<>6. Die gweitc £»älfte bcS 1(>. 3aljrhuitbcrtS begeidjuet trotj aller Klagen unb Sefdjroerben einen .fjöljepunft beS Stettiner .^aubelS, ber halb barauf in tiefen Serfall geriet. Die Kaufleute bilbeten bte Korporation gum Seglerljaufe mit (> Sllterlcuten. 3» ihr gehörten audj bie (Meroaiibfdjneibcr (b. Ij Jitrfjljäiibler), bie 1544 unb 1586 oom
Ter ©anbei. 2.35 {Rate neue (Statuten erhielten. SUS Srunbgefetje für ben Srofehanbel galten bie SOrbnungen, bie gleichfalls oom SRate „ber Kaufmannfchaft Ijalben" gegeben rourben. Sie enthalten bie näheren Veftimmungen über ben SefchäftSoerteljr mit ben Säften unb ben gattoren (b. h- Vertretern auSroärtiger ginnen), über ben Rornljanbel, ben Vorrat an Setreibe, über baS 5Bettgerid)t ufro. Tie Kaufleute gum Segler häufe hatten bie allgemeinen ^anbelsintereffen ber Stabt toahrgunehnten. TeSljalb finben roir in ben Elften unzählige Verichte unb (Eingaben, bie ber „ehrbare Kaufmann“ an ben fRat richtete. fUleift enthalten fie bittere Klagen unb fchilbern bie guftänbe in Stettin in ben fdjroärgeften garben. VefonberS lang roar ber VSunfdjgcttel, ben bic Kaufleute am 9. ganuar 1556 übergaben, .©ier rourbe Vefdjroerbe geführt über bie unerlaubte RotnauSfuhr unb ben Vorfauf, groei Vorgänge, bie ftänbig in ben Rlagefdjriften roieberteljrten, über ben Schiffbau, bie gradjten, bas Votlrocrf, ben tlRangel an oereibeten Rornineffern, gölle itfro. ähnliche Vefdjroerbeti rourben in ben folgenben galjren unaufhörlich roicberholt. Ter fRat beriet gewöhnlich über bie Söünfche, erteilte audj roobl eine fRcfolution, traf h*n in,b roieber iHnberungen, roar aber meift fclbft faum imftanbe, bie SRife- ftänbe abguftellen ober bie ©anbelsoerljältniffe gu beffern. VJie be^ mühte er fich 6- 11111 bie roidjtigen gollfragen, roie tämpfte er feit 1555 gegen ben Sdjroebter ßoll! äöie feljr befefeäftigten ihn goll ftreitigfeiten mit anberen Stäbten, 5. V. mit Sreifsroalb, Sarg a. ober Vaferoalt! Srofee Slufregung Ejerrfcfjte in Stettin, als ©ergog gofeann griebridj im Anfänge beS gahrcS 1588 eine gollerhöhnng oornaljm. Tie angefdjlagenen fürftlidjen Vlanbatc rourben gerriffen ober bcfchmutjt, [0 bafe eine grofee llnterfudjung über biefen Schimpf angeftellt roerben mufete; eS fam natürlidj nichts heraus, nnb bie gollcrhöhung blieb beftefeen. S§ gelang aber 1544 unb 1571 bem JRate, eine Srhöljung beS fteibtifchen goIleS auf bem Tamm gu erreichen. Tie Kaifer bewilligten fie, befonbers weil bie Unterhaltung beS eine beutfdje SR ei le langen TammeS unb ber 7 Vrüden feljr beträchtliche Koften oerurfadjte. gaft noch meljr SRiitje machte bie grage bes Verlaufes. @S war ftreng oerboten, irgenb weldje SSaren, bie gu Söaffer ober gu Canbe in bie Stabt gebracht würben, aufgutaufen, beoor fie regelrecht auf bem SRartte gum Verlaufe geftellt roorben waren. Sehr oft aber gefchah e§, bafe Cente oor bie Tore gingen unb bort um bie an-- tommenben Suter hanbelten ober Setreibe in llfebom ober Ücter= miiube einfauften, efee eS in bie Stabt gebracht roorben roar. Ver- bote gegen einen foldjen Vortauf erfolgten immer roieber, aber gang
236 ®er ßornfjanbtl. ab^uftellen roar „trotj allen SSeheflagenS ber gemeinen ©ürgerfdiaft" biefer ©rauch nicfjt ©S roar ein .ßanptpriiijip ber ftäbtifdjen ©Mrt fdjaftspolitif, allen ©licbern ber Stabtgeuicinbc bie ©löglidjteit 511 bieten, in gleicher ©öcife birctt an§ erfter .£>anb iljren ©ebarf jn be .yeljen unb ben ^roifdjenhanbel auS^ufdjalteu. liefern ©runbfatje cntfpradjen audj bie ©cftiinniungen über ben .W'ornljanbel, bie feit alter 3eit üblid) roaren, aber, roie e§ fdjeint, ,yierft 1563 in einer Crbnung, „roie e§ nut bem 9(uSfrfjiffen falle gehalten roerben", ju» fammengefaßt rourben. ©Ian roar beftrebt ben ©iißen beS Kauf mamtS mit bem ^ntercffc ber nadj billigem ©rotforn oerlangenben ©evölfenntg 31t vereinigen, ©in ©orrat an (betreibe follte von ber Stabt unb non ben einzelnen ©ärgern gehalten roerben. ©alb gab man hierüber neue ©erorbnungen; eS mußte für jebe ßaft, bie auS» geführt roerben fällte, eine geroiffe Abgabe an (betreibe, bie fogenannte ,,'Jajt", in ber Stabt jum ©orrat gegeben roerben. Sobalb ber 'JJreiß beS ©etreibeS nur ein roenig ftieg, äußerte bie ftäbtifcfje ©evölferung fofort ihren Unwillen, fdjob alle Sdjulb auf Spefulatiou ber .^änblcr, fdjalt auf bie Monopole unb roar git Sluftuljr geneigt. TcSfjalb ljatte ber ©at ein ^ntereffe baran, bitrrf) ?liiffpeidjcrung oon (betreibe ober audj burdj ein Wusfiihrverbot foldjen Unruhen jiroorgiitommcn. 1590 oerbot er bie ©erften» unb ©lalflausfuhr, ließ bie in ber Stabt be finblidjeu ©orräte an ©oggeu unb ©Seiten reoibieren unb oerorbnete, baß oom ©oggen ber 10. unb oom SBeijen ber 8. 3eil in ber Stabt bleiben nuiffe. Sluf foldje ©Seife fudjte man baS ^ntereffe ber ©c» wohnet 511 wahren, bodj bereits 1597 fam eS, roie bereits beridjtet rourbe, infolge einet Neuerung roieber £u einem ©ufftanbe. ^nfolgc- beffen erließ ber ©at am 25. 3uli 1597 eine neue auSfiiljrlidje ßorn orbnung, in ber bie frühen ©eftimmnngen oerfdjärft unb bem ©e treibehanbel enge ©rennen gezogen rourben. erfter flinie follte baS in bie Stabt gebrachte ©etreibe gut 'Serfung beS ©ebarfeS in ihr felbft bienen, ©rauer, ©ärfer, ©raiuitroeinbreniier, bann aber and) bie ©eroerte unb bie einzelnen ©ürger füllten fich bis Tlartini (11. ©ooeniber) ben nötigen ©errat beforgen, erft in ^weiter ßinie burfte JTorn roeiter oerfauft unb auögefdjifft roerben. ©Ian fann fidj benfen, baß wegen foldjer unb äljnlidjer ©orfdjriften mandje Streitigfeitcn entftanbeu. ©s ift hier nidjt möglich, auf bie ©rn^eltjeiten einjugeljen, aber ber Hoffnung mag SluSbrud gegeben roerben, baß ber Stettiner £>anbel einmal eine erneute griinblidje Tarftellung finbe; ©Raterial liegt trog beS üblen ©efdjirfeS, baS bie Slrdjivalien bes SeglerljaufeS getroffen ljat, nodj ziemlich reidjlidj oor.
£>er ftanbtl. 237 Sieben bei» (betreibe bilbete ber SS ein einen befonbers widjtigen £janbelsgegenftanb in Stettin. SBon ben feit 1571 in großer 3aljl erhaltenen (Srlaubniöfdjeiiien, bie ber 9int fiir baS 'Itorbeifdjiffen von Sparen auSftellte, belieben firt) bie weiften auf SSein aus St'roffen unb ®uben, ber 311m großen Seil nad) fSanjig gebrad)t wnrbe. @S ljatte fid) ber t&randj eingefüljrt, baß bie ^nffer nur brei Sage in ben Sdjuten imb ^röljmeii in Stettin liegen blieben, aber nidjt auS geloben unb in Steller gefdjafft würben. SUS ber SRat von Stettin 1574 auf (SJritnb ber 9lieberlagSprivilegien eine Steuerung oerlangte, fam es gu langen Üferljanblungen. SRljein unb fran^öfifdje SSeine würben in geringerer SJlenge importiert; wir hören Ijauptfädjlidj von foldjen, bie fiir bie fürftlidje .fpofljaltung beftimmt waren. Um ben nötigen Sforrat in ber Stabt 311 ljaben, erließ ber SHat 1581 eine SSeinorbniuig, in ber brei 'Jiatsljerreu, beu SBeinljerreit, bie beu (Sinfauf fiir ben Stabt SSeinfeller 311 beforgen hatten, bie Sluffidjt über bie Sdjenten übertragen würbe unb and) bie greife feftgefeßt würben. SSeiter fpielt in bem Stettiner ^aiibel bie ©iiifuljr von gifdjen, namentlidj geringen, eine große Wolle. ißJir wiffen, baß 1598 nidjt weniger als 5612 Sonnen eingejiiljrt worben finb, von benen ber größte Seil wieber 3iir Slitsfuljr fani. Über biefen Sweig beS Stettiner £anbelS liegt eine ausfüljrlidje Slrbeit vor, bie jeigt, welche ISebeittuiig er für ben gaumen Crt ljatte, wie er aber and) von maiidjen Sdjwanfungen gerabe in biefer Seit tjeimgefiidjt würbe, bereits 1545 tlagte ber Wat feßr lebhaft über ben Wüdgang beS £jeringSljanbeIS infolge ber ilinberung ber Weligion — er badjte babei woßl an bie Slbfdjaffung ber ftrengen gaftengebröudje — unb infolge ber Vorliebe für ben mit Soijfala gefallenen gering. SUS weitere wichtige ^anbelsgegenftänbe mögen nodj S11I3, $olj, 'ISoIle, Seincwanb, Sud), (Sifen (DSmunb aus Sdjweben), Wtiiljlfteine erwäljnt werben, oßne babei au eine vollftänbige Sluf^äljlung 311 beiden. Seil Stleinljanbel in ber Stabt betrieben bie 4?af en unb bie Slrämer. Wad) alter Qfeftimmung, bie 1582 erneuert würbe, ljatte bas £>ateiuvert 24 Wlitglieber, bie voni Wate gegen eine fcftc ©ebiiljr ein Privileg unb eine Stube an ober auf ber Cber erhielten. $ljnen würbe baS Wedjt bcS £>anbelns mit beftimmtcn ©egenftänben, 5Vifd)en, Sutter, Stäfe, Sljran, Cidjten, Seer u. a. m., übertragen; es erbte fidj aber nidjt oßue weiteres fort. S>ie Slrämer bilbeten gleidjfalls eine firüberfdjaft, bereu '-Privileg 1583 erneuert würbe. Sie besagen bie beiben ^aljrmärfte (im Sluguft unb flloveniber), ljatten aber bort Sdjuß vou. fremben £>aufierern, Seillplcrn, Sdjotten u. a. m. gar feljr nötig. 3tuei jößrlidje Ißferbemärfte würben 1585 für ben
238 Der Setljanbtl. Slpril unb Cttober eingerichtet. Sin folgen Dogen mag lebhafter üßerleljr in ber Stabt geljerrfcht haben, nnb ber 'JJtarltmeifter mit feinen Dienern ljatte- uiel mit ber ©rfealtung ber Crbnung beim Kaufe unb 'Bertaufe, ber SRuljc unb Sidjerljeit gu tun. @S gab hierfür gang beftimmte 'Borfdjriften, wie eS ja Sitte war, alles 311 reglemen« tieren. Seit 1560 waren bie ßöljne unb bie '^trbeitSgeit für bie „'JlrbeitSleute" beftimmt, um biefelbe 3eit erljielt bie Sniberfdjaft ber Dräger ihre Crbnung, unb bad) waren Unruhen, ßwiftigteiten unb Unordnung nidjt 311 befeitigan DaS wirtfdjaftlidje Sehen ljatte bereits eine foldje 'Jlusbeljnung unb fo oerwidelte fVormeu angenommen, bafe eS fdjwer war im eingeluen alles nadj 'Jiedjt unb 'Braud; aiiSgufüljreii. Der Jtreis ber ßänber unb Stäbte, mit benen Stettin bamals im 'Berfeljr ftanb, war im dSrunbe nur tlein. SBir wiffeu nicht uiel mehr, als bafe ee> in ^anbelsbcgiefeuiigeii mit ber 'JJlarf, Söljmen, ißolen, Schlefien, ßaufitj, SJleifeen ftanb, bafe natürlich mandjerlei ©efdjäfte mit ben Heineren flladjbarftäbten gemadjt würben, obgleid, gerabe ljier oft Dleib unb 'Blifegunft obwalteten. Sröfeer als ber HJerfeljr nach ^el11 Sinnenlanbe war ber gur See. 9IIS Cftfeeljafen ljatte Stettin, wenn eS auch an ßiibed, Stralfunb unb Danzig nidjt feerantam, boch eine nidjt geringe 'Bebeutung. Bafelen für bie Stettiner 'Jieeberei uermögen wir nidjt angugeben, aber ber Schiffbau, für ben auf ben Eintrag ber Sllterleute beS .Kaufmanns 1558 eine Crbnung erlaffen würbe, war nicht uiibebeiiienb; oon 1556 -1562 warben 14 Schiffe oom Stapel gelaffeii. Sie füllten feauptfächlidj ben Stettiner Kauf leuten gur IBefradjtiuig bienen unb durften nor Slblauf oon 0 fahren nidjt oerfauft werben. Die Stettiner Schiffe, bie oom £>eimatSljafen auSliefen, unterhielten befonbers ben 'Bericht in ber Cftfee nadj Kolberg, Daugiq, Königsberg, SSölgaft, ffiieifSroalb, Stralfunb, SBartlj, SRuftoct, ßübecf. Der Slnteil, ben bie Schiffe Stettins an bem 'Ber= teljr burdj ben Sunb hatten, war bis 1558 feljr gering; erft uon ba an finb in ben Suubgollregifterii meljr als uier oergeidjnet. Die feöcfefte Bafel finbet ficfe im ^atjre 1558 nut 54, fonft paffierten etwa 80- 40 ben Sunb. Sie unterhielten ljauptfädjiidj 'Bertefer mit ben i’hvberlanben unb bis 158!) mit Norwegen; nur wenige fuferen nadj grantreicfe unb fßottugal. ^m gangen war ber Vnteil, beu bie Siettiner Sleeberei an bem bamals aufblühenbcn atlantifdien ’Berteljr unterhielt, unbebeutenb; fie hatte ifer Sebiet woljl faft auSfdjliefelidj auf ber Cftfee felbft. Dafe aucfe bie Scfeiffafert mit mandjerlei 53e fdjwerben gu tun ljatte, ift gu uerftefeen Die Sdjiffer flagten 1590 jiber Störung ifereS GrwerbeS burdj frembe, iiamentlidj Ijaüänbifcfee
®er Jpanbrf. 239 Sdjiffer, über bie ßeid)terfdjiffaf)rt burd) bie ^bna unb Uder, über bie ßöfd? unb ßabcylätje, über Untiefen unb 33er|cf)Ia:nrituiig ber ©ber u. a. ni. Binar wanbte ber 'Bat and) biefen Slängeln feine Slufmerffamteit au, erlief) SolIwertSorbnungen, forgte für ben 'JluSbait ber Stabtwage, befdjaffte auf Stabtfoften eine „Sdjale" unb baute 155b ein neues SalgfiauS auf ber ßaftabie ober 15451 ba§ neue Sßanb Ülbb. 12. ihlb ©tettinS auß oer ÜiäßerroHe. IjauS am fRofjmarft. Bfnbeffen bie Wagen über allerfjanb Sllängel Ijörten nid)t auf. Sind) auf bem .^anbelSgebiete beobachten mir ben Vorgang, bafj Stettin für fid) felbft forgen mufjte. 'Bon bem ßanbeSljerrn erfuhr bie Stabt taum gbrberung unb llnterftütjuug, oft eljer Sdjäbignng ober Urfdjroerung. (Sbenfo wenig bot ber£>aitfabunb, beffen 'JJladjt unb ©tnflufe gegenüber ben felbftänbig geworbenen norbifdjen Staaten immer meljr
240 Tie £>anfa. gitrurfging, wirtfame llnterftüfeiing. 'Jiiigftlid) ljielt (Stettin nn öen alten ißriüilegieii feft, befdprfte and) wieber bie Tagungen ober beteiligte fid) an ®efanbtfdjaften, bie ber Sitnb ausrüftete, aber es gab fdjpn teilte in (Stettin, bie über bie ljanfifdjeii Kontributionen al§ eine nnniitje WitSgabe Nagten. 9Jlan begann 311 erlernten, bafe bie Cber= nnb SJartljejdnffaljrt, bie fiir Stettin befonbers widjtig waren, aufeertjalb beS ffiefidjtstreifeS ber .fjjanfa lagen. ®aS bebeiitete bagegen bie Wieberlaffuug ber Stettiner auf /yalfterbo, über bie @liaS Schleifer als Bogt 157!) einen Bendjt erftattetc? Sluf ber gitte [tauben nod) 18 Buben feljr uerfdjiebener ®röfee, bie meljr ober niinber ban fällig unb oerfallen waren. BJeiiige ^aljre fpäter, 1597, befanden fid) bort nur 18—20 jumeift aufgegeoeiie, baufällige Buben. Tiefe Tatfadjen beweifen am beftcn, bafe eS oorbci war mit ber ^anfifdjen ^errlidjteit Stettins, bafe eS eigentlidj gaiijj überflüffig war, wenn ber 'J?at nod) jäljrlid) einen Sdjoneiroogt ernannte. Sie alten Kompagnien, bie Trafer, bie ^al[tevbo= unb (Slbogenfaljrer, liefeen fid) 1592 iljre alte 'Holle nod) einmal betätigen, würben aber immer mefer ©efellfdjaften jjnr Besorgung ber in Krautljeit ober Wut ge ratenen Brüber. güt biefen ßwerf würbe 1556 bie alte ©laus Tornfdje Stiftung oerwanbt. Stie fid) 111 biefer Bcriobe ber Gntwidelung Stettins bie äufeeren nnb bie wirtfdjaftlidjen ßuftänbe ber Stabt für lange Seit auSbilbeten, fo war eS aud) ber ^?all auf tirdjlidjem unb geiftigem (Gebiete. ilÖas bie ^eit ber Deformation neu gefdjaffen ljatte, baS erljiclt jetjt bie formen unb bie Meftalt, bie 3«l)rl)uuberte Ijinbiird) bewahrt würben. Taju beburfte eS nod) mandjer müljfeligen Arbeit in ben Bifitationen, bie in biefen Saferen (1539, 155(1, 1568, 1573) fid) immer wieber holten Sim meiften 'JJiulje madjte bie BermögenSorbnung ber Kirdien; eS war unenblidj fdjwierig, aus ben alten Degiftern bie Ginliinfte unb ben Kapitalsbefife feftauftellen unb eine gi regelte Kaffenuerwaltiing 311 fdjaffen. 'Jlur allmäljlid) gelang baS, fo bafe man enblid) fiir bie Befolbung ber Kirdjen- unb Sdjulbiener, bie äufeeren 9liigelegeiiljeiteii ber Gemeinben bauernbe Beftininiungen treffen tonnte. ?lucf) ljierbei tarn eS wegen ber JJeftftellung bes GlrunbbefitjeS ber Kirdjen ober ber Berwenbung ber $n ben einzelnen Stiftungen, Bifarieii, Glemnfijnen gehörigen Kapitalien 311 mandien ifiro^effen, bie fidj lange ßeit ljin jogen. 'Befonbers bebentfani war ber Streit, in ben ber Wat mit ben ^er^ogen über bas ^atronat oon St. gafobi unb Witolai geriet. Tie emfige Jätigfeit ber ^roviforen, burd) bie es gelang, eine fefte Crbnnng Ijeräuftellcii, uerbient alle ^odjadjtung. Sie arbeiteten mit Eingebung für bie ®emeinben unb erwarben fidj um baS Stettiner
ftirdjenwefen. 241 ftirdjenroejcn ein bouerubeS Serbienft. Söotjl rourbe bamals mandjerlei van bem alten Sigmurfe ber ®otteSljäitfer bei Seite gefdjafft ober oerfauft, aber bie Seit verlangte bieS teils, weil man Vlnftoß baran iiafjm, teils, weil man Selb brauchte. SHabifal ging man erft weit fpäter mit einer foldjen Sefeitigung oor: SReßgeroänber, Atafeln nnb Silben, blieben nodj lange galjre in (Mebrand). giir bie firdjlidje Uetjre nnb ben ©ottesbienft wtirbe burdj bie ftirdjenorbnung nnb Slgenbe oon 1583 eine fefte ©rnnblage gefdjaffen. (SS bilbete ftdi in Stettin ein ftrengeS Vntljertnm IjerauS, fo ftreng, bafj alle ab roeidjenben Vetjren, modjten fie tnjptofaluiniftifdjer ober fijntretiftifcfjer Slrt fein, riictfidjtSloS befiimpft nnb itjre Slnljänger aus Slmt nnb Srot gebrängt rourben. ©aS erfuhren ©eiftlidje, roie goadjim Stijge unb goadjini grife, bie als Sacramentierer unb ft'aloiniften abgefegt rourben, ober '.ßetriis Setter, ber gum Serlaffen ber Stabt bewogen rourbe, weil er verbadjtig roar, mit Cfianber Serbinbungen gu unter» ljalten. ©er SSunfdj, bie SotteSßänfer in ftattlidjem Sau ju erljalten ober audj auSjubauen, lebte fort. So rourbe 1579 bie Slifolaitirdje mit einem neuen ©timt oerfeljen, fiir St. fficrtrub 1569 eine neue @lode gegoffeit unb maiirfj ftattlidjeS (Grabmal in St. gatobi erridjtet. (£s ift fjier nidjt möglidj, auf bie ®efdjidjte ber einzelnen ©otteS» [jäufer einjugetjen. ©abei wäre and) nidjt oon großen Vorgängen 3U berichten, aber rooljl oon bem ftillen, ernften iJöirfen nnb Söalten glaubenstrener ©eiftlidjer, bie bei aller (Sinfeitigfeit im Greife iljrer ®emeinben uub barüber IjinauS mit Segen tätig roaren. 'JJlänner, roie (Sljriftoplj Sttjmmel (f 1588), .W'oitrab Serg (f 1592) ober griebridj SRutige (f 1604) an ber 'JJiarienfirdje, goljanneS (logier (j- 1605) an gatobi, goljaniteS Slenno (f 1609) au Vhtolai, @eorg tRfjete (f 1586) an St. Setri u. a. m , Ijaben nidjt nur in Stettin einen guten Stuf geljabt, fonbern fidj jum ©eil audj burdj wiffen» fdjaftlidje ©ätigfeit einen befannten Samen erworben. Siele gebrudte Srebigten laffen uns ertenneu, baß fie es mit iljrem Slmte ernft natjmen unb (SiotteS Sßort unb UutberS Vetjre mit (Sifer oerfiiitbeten. fDlit bem Sdjulroefeii ftanb eS in ber Stabt jwar beffer als früljer, aber nad) unfern '-Begriffen nodi fdjledjt genug, ©as fürftlirfje Säbagogium roar mit geleljrten Veljrern rooljl oerfeljen unb erfreute fidj eines regen SefudjeS. ©er llnterridjt ljatte von Slnfang an einen atabemifdjeii Slnftridj, fo baß fiir mandje ber Sefudj ber dürften« fdjule ben einer llnioerfität erfeßte. ©amit ^ogen ftubentifdje ®e» bräudje unb Unfitten ein, unb roiebertjolt mußten bie gürften, bie iljrer Stiftung ftetS ein fonberlidjeS gntereffe entgegenbradjten, ober ber 9iat gegen Sügellofigteit, Unfug unb Übermut ber gugenb energifdj HBf^rmann, (KefAi^tc Don Stettin. jg
212 Sdiulteefen. einfdjreiten. (Sin Deil ber Sdjüler ljatte beim ©otteSbienfte in ber SJlariem ober in ber Sdilofjlirdje ben ®efang ausguüben. Unter ber ßeitnng be§ tüchtigen Komponiften ißljilipp DitlidjiuS, ber von 1587 bi§ 1630 am fßäbagogium als Kantor wirfte, würbe manch tunft voller Sefang auSgeführt. Übler als mit biefer reidj botierten unb ftattlid) unterhaltenen Slnftalt ftanb eS mit ber fRatSfdjule, bie feit etwa 1550 ein fläglidjeS Unterfommeu in bem ehemaligen Sinnen tlofter gefunben ljatte. S3or allem fehlte e§ an ®elb, ben fReltor unb bie ßehrer auch nur notbiirftig gu befolben ober bie äußeren gu- ftänbe gu beffern. Darunter litt natürlich ber innere Betrieb, fo bag bie Klagen nicht aufhörten, gmmerhiu gegen viele Stettiner, bie hier ihre Vorbereitung erhalten hatten, auf ^odjfdjulen in ber 'Rahe unb gerne, um namentlich theologifdjen unb juriftifd)eu Stubien obgu= liegen. 9Rit bem nieberen Sdjulwefen wollte eS noch weniger vor= wärtS gehen. Die theologifd) gebilbeten Küfter an ben Stabtfirchen füllten für Knaben unb SJläbdjen Schule hatten, aber im ©runbe waren eS bod) hauptfächiich bie viel betämpften SBintelfchulen, bie wenigftenS einem Deile ber gugenb notbiirftige Kenntniffe vermittelten. Dagegen tonnten bie vom State tongeffionierten beutfdjen Schulmeifter ober Stuhlfdjreiber wenig auSr’djten, eine regelrechte görberung bes SdjulwefenS erfolgte nicht. ®ang anberS forgte man für Sinne unb Kraute. Das falj man als eine religiöfe spflidjt an, ja man hielt eS für eine Slotwenbigteit, bag Vettler in ber Stabt feien, bamit bie Bewohner Söohltätigtect üben tonnten. Diefe an bie tatholifdje Seit erinnernbe Slnfdjanung tommt gum beuthdjen SluSbrucf in ber Settler>Crbnung, bie 1553 burd) ben StabtfrjnbifuS Dr SBinS aufgefetjt unb 1574 revibiert würbe. @r bentt gar nicht baran ben Vettel burd) geeignete SJlafj» regeln gu unterbrürfen unb gu befeitigen, nein bie Settier werben gu einer Brüberfdjaft vereinigt, mit befonberen Slbgeidjen verfeljen unb gerabegu privilegiert. gwei Settelvögte muffen auf Crbnung hauen unb bafür Jorgen, bafj nicht frembe Bettler einbringen. Die Sinnen tjäufer, wie baS 'PinfenljauS am Stöbenberg, baS Klofter, baS alte SeqinenhauS auf bem fRofengarten, bie ^ofpitäler von St. gürgen, St. Spiritus unb St. Wertrub würben von bagit beftellten 'groviforen verwaltet. (Sine fdjwere Sorge bereiteten bem Stabtregiment bie auf treteuben epibemifdjen K'ranfheiten, 'Jßeftilen^eji, bie in erfchredenber SSeife auch in Stettin häuften. 'Paul griebeborn berichtet in feiner Stettiner ®hr0I,tt immer wieber von einer pestis ober lues epidemica. Da füllen 1564 in einem halben gahre in ber Stabt 2500 fDlenfdjen geftorben fein, 1565 nnb 1567 wütete fie fchon wieber. gm Sommer
Slimen- unb Rrontenpfleße. 243 1577 würben nad) feiner Angabe 2476 ‘ßerfonen non einer foldjen Rrantßeit ßiiigerafft. ftaft oßne Unterbredjung teljrten foldje fßefti* lenken jaßrlidj wieber. Sdjon 1549 ermahnte ber 9iat gur 'J^orfidjt bei bem ^ahrniarftSuerteßr unb befaß! bie fflaffen gu reinigen, 1564 erliefe er eine eigene ^ßeftorbnung unb richtete im folgenben Qaßre ein „SiedjßauS“ auf ber grofeen ßaftabie bei bem fflertrubenfirdjljofe für bie 'ßefttrauten ein. ferner liefe er allerlei 'Ulittel gegen bie 'ßeft betannt madjen, IBorfidjtSmaßregcln uon ben Rangeln oertünbigen, aber alles ljalf nicßtS, weil man es trotj aller Sefeßle beS £>ergog§ ober beS 9lat§ au ber nötigen 9leinlidjfeit feßlen liefe. 3>n ben engen unfauberen Straßen, in ben ungefunben Rellerwoßnungen ßaufte bie Rrantßeit furdjtbar. Der StabtpljßfifuS, ber minbeftenS feit 1565 regelmäßig oom 9late beftellt würbe, ober anbere Argte, %$eftbalbiere, Rurpfufcßer oermocßten nidjts gegen biefen furchtbaren $einb auSgu ridjten. SSaS in beu brei befteßenben Apotßeten, ber heutigen ßöwen (um 1530 entftanben), .f>of= (um 1530) unb Abler'Apottjete (um 1570), an 'Ulitteln oerfauft würbe, tonnte woljl nicßt »iel nütjen. Diefe ^ßeftgeiten laffen unS aud) einen Sölicf tun in bie Un» bilbuug unb ben Aberglauben ber Söeoölferung. 9Jlit einer gewiffen ftumpffinuigen ©leidjgültigfeit ftanb bie SJlaffe foldjen £>eimfud)ungen gegenüber. 'Ulan naßm biefe Schiftung rußig fein. 'Aberglaube beljerrfdjte baS bamalige fflefcßledjt, oon Söunbergeidjen ber oerfcßiebenften 'Art beridjtet gläubig ber gebilbete ffriebebom ebenfo wie alle anberen Sßroniften, oon SJlirateln ßanbeln auSfüßrlidj bie ffleiftlidjen in iljren 'ßrebigten unb fflrbauungs» bücßern. $n fliegeuben 'Blättern unb Straftaten würbe oon Blut* unb Sdjwefelregen, oon ungewöhnlichem Donnern unb ölifeen, oon Deufelgeifteru unb waS eS berartig meßt gab, ergäßlt. 23ie mußte fold) Aberglaube bei ber großen 'JLIlaffe, ber e§ an geiftiger SJilbuiig gänglid) fehlte, aud) moralifd) wirten! fflS wirb besßalb über Sitten (ofigfeit, llngudjt unb anbere ßafter gur ffleniige getlagt. (SS war eine 8eit, in ber ein großer Steil be§ SBolfeS in llnbilbung faft oer fam, wäßrenb ein anberer lebhaftes Qntereffe an Stunft unb '-Kiffen fdjaft gewann. Audj in Stettin gab es bamalS ßeute, bie wiffen fdjaftlidjer gorfdjung ihre Deilnaljme guwanbten ober fidj gar felbft mit foldjen Stubien befdjäftigten, bie mit Vorliebe in (ateinifdjer Spradje profaifdje ober poetifdje Wrfudje madjten unb fflefaüeit baran fanben, in Sljronobiftidjen bie 8eitereiguiffe gu oerewigen. 8» biefen gehörten nicßt nur etwa ffleiftlicße unb ßeßrer, nein Sdjöffen, wie 'BetruS Sleumart ober Abam SJlöfler, liebten foldje 93efd)äftigung. $n biefer 8eit hielt aud) bie 'Bucßbrucfertunft ihren ®ingug in Stettin. 16
244 SBudjbrud. Qm Qaljre 1569 betam Qofjann Sidjljorn au§ Qrantfurt a. D. ein Suchbruderpriirileg für Sitten Stettin unb mürbe alSbalb mit bem Drude amtlicher 93eröffeut(idjungen betraut. Sein Sdjwiegerfolm SlnbreaS Seltner übernahm nad) einigen Qaljren bie Cffigiu unb brudte fdjon jafjlreidjere Werte, unter benen ber Meine SatedjiSmul ßutljerS uon 1574 unb „bat utje Deftament" uon 1576 tedjnifd) tjeruorrageu. Daneben errichtete ber SubbiatonuS an St. SRarien 05eorg ffttjete eine Slnftalt namentlich gum Drude rmn Salenbern, aus ber al§ erfte§ betanuteS Wert 1577 ein Widjleiu oon ßometeu Ijeroorging. ßu gleidjer Seit mürbe ber 93uchh«nbel in Stettin Ijetmifdj; e§ maren guuädjft meift manbernbe „Wtdjfüljrer", bie iljre Ware feilhielten. Sei bem reuen llerfetjr, ben jetjt bie Stabt mit anberen Deutfdjen unterhielt, 30g auch bie (joctjbeutfdje Spradje meljr uub mehr ein. Die llmgangSfpradje blieb freilich nodj lange ba§ Ütieberbeutfcfje, aber in öffentlidjen Slngelegenljeiten aalt e£> halb al-s feiner fjodjbeittfdj gu fpredjen unb gu fdjreibeii So mürbe biefe SRunbart um 1540 befonbers burdj beu StabtfetretariuS Sebaftian ÜRumni auch in ber ftäbtifdjen Sanglei gebräudjlid). Der Sieg be§ fremben Dialetteö ift ein Seidjen, bafj Stettin begann, fid) mehr unb meljr bem allgemeinen beutfdjen Wefen angu- nähern, bafj ber lluterfdjieb gmifdjeti nieber unb oberbeutfdjen Stäbten allnuiljlidj ausgeglidjen mürbe. Sc bebeutet auch in biefer Öegieljung ba<^ 16. Qafjrtjuiibert fiir bie ©ntmideluug ber Stabt einen Qortfdjritt. Qür ^Religion unb Spradje, für IBermaltung unb ^Regierung, für £juiibel unb 'Uertcljr mürben bamale neue (Srunblagen gefdjaffen, burd) bie bem Semeinmefen auf lauge Seit bie Wege gemiefen maren. 12. ytapitel. Steffin im ^eifaifer bes Dreißigjährigen /iriegeo. j^yjißjie erfte Hälfte beS 17. QabrljunbertS ift für Stettin gang j- MonberS ereignisuolt. Sie bringt einen fiuangiellen Su famnienbrudj ber Stabtoermaltung, Srieg, Qrembljerrfchaft, bp§ (Silbe be§ alten jjerrfdjerqeidjkdjteg. unb bie SSegrünbung ber fdjroebifdjen ^Regierung mit fich- Dabei tut fich in ben erften Qatjr gefjuteii trotj vieler Ungliicfdfälle unb Streitigfeiten eine nicht geringe Wüte im £janbel unb ißerteljr, im ßeben unb Dreiben ber Söemoljner funb. @5 ift, al§ ob ber Stabt cor ben langen triegerifdjen 93er midelungen, in bie fie halb fjineingegogen mirb, noch einmal auf turge Seit Qriebe unb SRulje menigftenS uon aufjen her befdjieben
Samirn Xll. 245 fein füllen, Freilid) ini Innern ijerrfdjen roieber Kämpfe groifdjen £anbeSbetren, 9?at uub Sürgerfdjaft uub uerjeljren ^uni Steil bie Alraft ber leitenben Streife, aber eS gelingt, einen Ausgleich 31t fdjaffen, fo bafj ber PJenieiube nod) ein Qafjraeljnt ruhiger ©ntroictelung gegönnt ift. Tann aber bringen bie Gefahren be§ grofjen Krieges, ber immer weiter um fid) greift, bis an bie SRauern ber Stabt, unb halb fetjen fid) frembe Sdjaren in ihr bauernb feft. Stettin gerät unter bie •fjerrfdjaft ber Sdjroeben unb roirb oon ihnen feftgefjatten, nad)» bem ber letjte .fjer^og au§ bem (Sreifengefdjteditc in§ ©rab gefüllten ift. $cifj iiniftritten roirb bie Stabt mit bent ganzen ponnnerfdjen Cattbe, bod) SJladjt gilt in biefer Seit oor Nedjt, bie frembett ©eroalt habet behaupten fie. ®s ift eine fdjroere Seit, oon ber bie Stabt l)cimgefud)t roirb; politifd) losgeriffen oon ber ßanbfd)aft, mit ber fie burd) zahlreiche natürliche Schiebungen eng uerbitnben ift, roirb fie einem grembtörper eingefiigt unb mit ben ©efdjiden beS AuSlanbeS nerfnüpft. Fohauu $riebrid)§ Nachfolger war fein Stuber Sarnim XII., ber nur ungern bie ©rbfdjaft antrat. Tenn bie Finanzen be§ ßanbe? roaren fo zerrüttet unb bie Serpflidjtnngen für ben neuen £>errn fo brüdenb, bafe >»an fdjier nerzweifelte, eine $ilfe auSfinbig 311 madjen. Tazu madjten bie Streitigfeiten unb Srojeffe mit Stettin ein erträg- liches NerljältniS beß ^er^ogS zu ber erften Stabt be§ ßanbe§ faft unmöglid). AIS Sarnim bort erfdjieti unb man über bie übliche .fjmlbigung 511 nerhanbeln begann, Gereinigten fid) fämtlid)e Stäbte be§ ßanbeS ju ber Sitte an ben neuen ^erjog, er möge ifjneit bie gewöhnlichen ^-eierlidjfeiten ber -foulbigung erlaffen unb fich m’f ber Zahlung non 20000 Wulben begnügen. (Srft nach langen Serhanb hingen erflärte fich ber Rürft bereit, biefe Sitte gu erfüllen. Tarauf erfdjienen am 17. Februar 1601 au§ jeber Stabt einige Vertreter m Stettin, um fiir ihre SRitbürger ben ®ib ju leiften unb ben oer abrebeten Anteil an ber NefognitionSgebühr nebft einem ©efdjenfe ju iiberreidjen. Stettin toftete biefe <£>ulbigung bod) immer noch etwa 6500 ©ulben, eS erhielt bafür bie übliche Seftätigung feiner Nedjte unb Freiheiten. Silan oerfudjte auch alsbalb in eingeljenben Se ratungen bie Streitpunfte, bie zroifdjen Stabt unb Herzog beftanben, auS bem Söege ju räumen, aber fam bod) ju feinem Ausgleiche- SereitS am 1. September 1603 ftarb Sarnitn XII ®r rourbe mit feierlichem (Gepränge in ber Sdjlofjtirdie beigefetjt. TaS OJeroitter, bas roährenb be§ SegräbniffeS eintrat unb bei bem ein Slii) in ben JJurm non St. gatobi fuhr, erroedte in ben abergläubifdjen ©emiitern bange Ahnungen unb Sefürchtungen. Ter faft 60 Fohre alte SogiflaroXIII.,
246 SDrbnuiigen. ber bisher in fflartl) in gliirflidjer Stille gelebt batte, iibernabm bie ^errfdjaft. 3»näd)ft fam er nur norübergehcnb nad) Stettin, Derfudjte aber alSbalb energifdj, bie fdjlmunftcn Sdjäben ber CanbeSregierung gu beteiligen. 91 ber bie finangiellen Wtiftftänbe Stettins tieften fid) nidjt fo leiefjt beffern, gumal ba eS ber Stat nicht magte, wirflid) energifch eingugreifen. ©Ian fud)te woljl ljier imb ba gu Sparen, aber bie Sdjulben wuchfen beftänbig; maren fie bod) im ^aftre 1604 bereits auf meftr als 184900 Ghilben geftiegen. ©eun es einmal gelang, ben StabtbauSftalt giinftiger gu geftalten, fo blieb bodj immer bie .fjötje ber BtnSgaljlung für bie Stabtocrmaltung tjöcfjft brüdenb. ®abei oerfäumte ber Stat nidjt, burd) allerlei Crbnungen bie oerfdjiebenen ©erftältniffe beS ftäbtifdjen ßebenS gu regeln, immer mit ber löblichen Slbfidjt, Unregelmäftigfeiten ober Schaben gu befei'tigcn. Segen ben fo uiel befämpften ©ortauf fdjritt man non neuem ein unb fetjte bie Stuuben beS erlaubten Kaufes feft; es mürbe verboten, vor 9 llfjr morgens unb nachmittags non 12 bis 3 llljr, fo lange bie rote §atjne nidjt abgenommen roar, etwas gu taufen ober taufen gu laffen. (Ebenfo würben ©eftiiumungcn erlaffen über ben £*olgf)aiibel, fiir ben ein auf ber ffllöllenroiefe neu angelegter $of biente, ober über ben ©einljanbel, ber fid) befonbers nadj ®uben, Kroffen unb giirftenberg erftredte. (Eine neue ©ollwerfsorbining uom 27. 3uli 1604 traf ©eftimmungen über baS Saben imb Vöfdjen ber Sdjiffe an ben in bie Cber tjinemgebauten ©rüden unb fetjte Jajen für bie hierbei oortommenben Arbeiten feft. ©eiter würben bie ©orfdjriften für bie .fjrocftgeitSfefte ber Sürger erneuert, wobei fidj roieber bas Seftreben funbtat, ben llnterfdjieb ber Stäube recht beutlid) IjerDorguheben. 9ludj bie Sauern im Stabt« eigentum erhielten eine auSfütjrlidje Crbnnng für iljre JVeftlidjfeiten, Kleibung u. a. m. (Ebenfo betam bamalS bas ©ettegeridjt ein neues Steglement, in bem nidjt nur bie Bufammenfeftung biefes SeridjteS auS 4 Statsfterren unb 4 Slngeljörtgen eines ehrbaren Kaufmanns feftgelegt, fonbern audj bie alten ©eftimmungen über ben £>anbelS= oerfebr ber Säfte unb ber Ratteren mit ben ©ärgern erneuert rourben. Bugleid) erlieft man eine neue Kornorbnung mit ben oft eingefdjärften Seftimmungen über ben (Eintauf unb ben ©orrat an (betreibe, fiir ben bie eingelnen ©ärger unb bie bewerte gu forgen batten. SllleS bies geigt, baft bie ©eriualtung ber Stabt bemüht roar, baS private unb' öffentlidje Veben ber ©ärger fetjütjenb gu regeln. Schwere Sorgen madjte bem State abermals bie grage ber £>ulbigung, bie £>ergog ©ogiflaro immer bringenber forberte. Stettin bot bereits im September 1604 bem dürften bie Baljlung einer Selb fummc an, wenn es mit ber „SlitSridjtung" oerfdjont werbe. (Erft nadj
Voßiflaro XIII. unb TbilifV H. 247 längeren berhanblungen roar Vogiflaro bereit, fid) mit 6000 (Bulben Aufheben zu geben; freilief) mufete bie Stabt ifem, feinem .^offtaate unb (Bäften noch ein @t)renmabl ueranftalten, bie üblichen ®efd)enfe überreichen unb in einem SReoerfe ben Verzicht auf bie geier als einen befonbern (BnabenbeweiS bes £>errfcf)erS anerkennen. 9lni 5. 2lpril 1605 fanb bie fhtlbigung ber Stabt auf bent 9?att)aufe ftatt, roo ber Herzog mit ftattlichem (Befolge erfchien. Qn zierlicher bebe begrüfetc ber StjnbifuS Dr. Samuel Schwalch ben dürften unb feierte bie Vlütc bes ^erzogshaufeS, bas bamals 8 männliche Sproffen zählte. SUSbann rourbe oon Viirgermeifter unb bat, foroie oon ber uor bem SRathaufc uerfammelten ^Siirgerfchaft ber übliche ®ib geleiftet. ©ine feftlidje Veroirtung, bie oon 2 bis 9 Uhr bauerte, befchlofe ben Jag. Vogiflaro Zeigte fich ber ®tabt im ganzen recht roohlgefinnt. So hatte ber Jfiirft, ber bereits bei ber ©riinbung oon Franzburg ein befonbereS ^ntereffe für bie Hebung ber Qfnbuftrie beroiefen hatte, bic 9lbfid)t, auch in Stettin ein grofees SBolI unb Spinnroert anzulegen. Cer (tiefe aber bamit bei bem bäte auf energifchett flSiberftanb, fo bafe aus ber Sache nichts rourbe. Söieber geigte es fich, bafe bie ftäbtifdjc Verwaltung wenig VerftanbniS für weitere ©efichtSpunfte hatte. Der fonft energifch auftretenbe Viirgermeifter SHejanber oon bammin (1602 bi§ 1622) fah in biefer Veziehung nidjt weiter als bie anberen sJbit glieber beS bateS, unter betten feine SlmtSgenoffen Simon Siefelbrecf)t unb Valthafar Sachtleben neben ben Kämmerern (Bregor SScrbermaun, Jürgen (Biefe unb Satob Simon bie bebeicteitbften geroefen zu fein fcheinen. 3» engherzigem Kampfe gegen bie Konturrenz ber bachbar ftabte, roie Slltbamm, unb gegen baS auf bem ßanbe fich geltenb machenbe .fjanbroerf erfchöpften biefe SDlänner ihre Kraft. SDRitten in mannigfachen planen ftarb am 7. Sbärz 1606 Herzog Vogiflaro XIII., unb fein Sohn ^ßljiHpp IJ- übernahm bie begie» rung beS Stettiner ßanbeS. Durd) ben neuen Jhroitroechfel ent ftanben ber Stabt abermals erhebliche Koften, unb noch waren bie Ausgaben für bic beiben letjten .fjulbigungen nicht beftritten. Der bat roar fchon gegen ©nbe bes QahreS 1605 mit ben Sllterleuten beS Kaufmanns unb bet (Beroerte in Veratung über bie Sdpilben getreten. Dabei fcnliig er eine Abgabe (ßltzifp) »an ben ©etränten als aufeerorbentliche Steuer oor. Sine foldje „3ulage‘‘ roar bereits 1580 auf 4 3ahre bewilligt roorben, aber Ijödjft unbeliebt geroefen. Jrofebent einigte man fich enblich am 3. 9)iai 1606, eine beftimmte Slbgabe oon Vier, Sffiein, Sbeth unb Vratiutroeiii zur Tilgung ber •ßulbigungsfoften zu erheben, unb machte zugleich bie Jaje befanitt. Obwohl ber SRat allerlei Heine ßrleichterungen zugeftanb, erhob fief)
248 Sie Sltjife. bod) oon rerfdjiebenen Seiten SBiberfprttdj bogegen, unb nameutlidj bie Sraner roanbten fid) fofort an ben £>erjog *ßl)ilipp mit ber Sitte, bie neue Sraiiffteuer’ nidjt ,51t buiben. Siefcr falj in tfjrer Ginfüljruiig, roie e§ fdjeint, tatjadjlidj einen Gingriff in feine lattbeSljerrlidjen SRecfjte, befdjieb Vertreter beS ’RatS unb ber Sürgerfdjaft anfS Sdjlofj unb oerljanbelte mit iljnen. Gs tarn babei ju erregten ©jenen, be= fonberS ba ber SRat gegen bie ©ratter feljr jornig mar unb iljnen ahe 3ufammentitnfte oerbieten wollte. Gr unterlag jebodj, fo bafj bas gattje SSerf ins (Störten geriet. Sie alte ^inanjroirtfdjaft bauerte fort, neue SluSgaben (3. ©. 1600 eine Gntfdtäbigung für bie oicl faltigen Sienfte ber Sdiöffett) famen baju, bie tjofjen 3irtfen mufjten geaablr, neue Sdjulben (1606—13 burdjfdjnittlidj im Qfatjre faf* 24000 QJulben) aufgenonnnen werben. 5BaS blieb bem Slate übrig, als eS abermals nut einer Zulage ju oerfudjen? Gr begann mit ben Stauern ju uerljanbelit unb mit ben üllterleuten 51t beraten. Sdjltefjlidj waren rie bereit, einen $itfd)Iag auf allerlei SSaren ju bewilligen, bod) natürlidj nidjt oljne fid) felbft Vorteile ju fidjent. So madjte am 1. SDiai 1608 ber SRat befannt, baf) oon allerljanb ju SSaffer ober ju ßanb in bte Stabt gebradjten Kaufmanns unb Äramwaren, fowie oott ben (Getränten eine Abgabe gejaljlt werben fülle. Gin SLuSfdjttfj oon Vatsmitghebern unb Vertretern bes Stauf= tnannS unb ber QJeroarfe erljielt bie Aufgabe bie ffielber ju fammeln unb ju uerwalten, bie einjig jur Slbtragung ber Sdjulben oerroanbt werben feilten. Ser Grtrag ber Abgaben, bereu £rolje in einem Sarife feftgefetjt würbe unb bie neben ben (Mctränfen (betreibe, ©Wie, SSadjS, ßeineroanb, Sud), •£>*'>Ij, -gering, Salj, Grje u. a. m. trafen, rourbe auf etroa 150(»0 ßjulben gcfdjatjt S3ie aber glaubte man jefet ben Sßiberftanb bes ßanbeSljerrn ju überrotnben, ber hirj oorljer eine foldje Zulage oerboten ljatte? Ser 'Jiat meinte feljr fing ju ljanbeln, inbem er bie Slbroefenljeit beS fjerjogS bemitjte, um bie Steuer einjitfüljren, er taufdne fidj aber. ©creitS am 16. Quni erging aus Veuftettin, wo fid) ©Ijilipp befanb, an ben SRat ein energifdjes Schreiben, in bem er jum fofortigen ©eridite über bie unerhörte Slfjifc aufgeforbert rourbe. Sie JRedjt fertiqungSfdjrift beteiligte ben Unmut beS ^erjogS nidjt, er erliefe Diel» meljr ein feljr fdjarfes fDlanbat, baS am 17 $tyli uon allen .Ranjelit ber Stabt Detlefen werben nutzte. SRücffidjtSlos tabelte ©tj’lipp bie ganje ginanjroirtfdjaft beS SRates unb feine Kuljnbeit, mit ber er eS wagte, nidjt nur bie oor jroei ^aljren nidjt bewilligte Sranffteuer, fonbern audj einen tjoben 3°^ auf a^e tjeimlidj oljne SSiffen ber lanbesfürftlidien ß'brigfeit einjufüljren. Gs rourbe jebermann
£)er Vertraß »on 1612. 249 oerboten, biefe Steuern gu gahlen. Vergeblich oerfucfjte ber Stat bie Slotwenbigteit feines Vorgehens gu rechtfertigen, oergeblid) halte er uon ber juriftifcfjen gafultät gu Warburg ein gelehrtes (5hitad)ten ein, ber £>ergog beharrte bei feinem Verbote. Slod) einmal erflärte er, ber Slat habe fdjledjt gewirtfdjaft, bie Urfachen ber ntifjlidjen Vage ber Stabt feien nicht bie .^ulbigungSfoften, fonbern, wie auch i'1 Värgertreifen gemuntelt mürbe, allerlei „llnterfdjleiferei, ©igennuij uub Slachläffigteit". @r fei bereit, auf Wittel unb SBege gu gebenten unb bem State gu helfen, wolle babei aber feinen lanbeSfürftlidjen SBillen rcfpcftiert fehen unb bie wahren llrfacfjen ber .Urantheit wiffen. Wie mag man im Slate über bie fernere Slntlage, bie ber ^ergog erhob, gemurrt hnben, befonbers ba mau fid) getroffen fühlte! Wie mag man über bie fdjarfc Betonung ber Slutorität beS ßanbeSherrn gegenüber ber ftäbtifdjen Verwaltung erfchrotfen gewefen fein! Tas hatte mau oon bem dürften, beffen Vermählung am 10. Wärg 1607 auch Stat unb Bürgerfdjaft mit groben fVeierlichfeiten gefeiert, bem man am 27. Slpril 1608 geljulbigt batte, tauni erwartet. Stur niüljfam nnb gewuuben fuchte fidj ber Slat in einem Berichte oom 26. Januar 1610 gu oerteibigeu, bod) Vh>lipp blieb feft. Ruinier beutlidjer traten bei ben bis ins ^ahr 1612 fortbaiiernben Unlerhanbluugen bie groften Wängel ber Verwaltung gu Sage, immer fdjonungSIofer würben bie Übelftänbe aufgebeeft. Tabei brachte bie Siegierung bie gasreichen Streitpunfte, bie immer noch gwifdjen .'pergog unb Stabt beftanben, gu erneuter Srörterung. Sie Beratungen, Slonferengen auf bem Schlöffe ober bem Siatbaufe nahmen fein (Snbe. Um aber in ber ginangfragc einen giinftigen Befdjeib gu ergielen, entfchloffen fich ber Stat uub bie Vertreter ber Bürqerfdjaft enblid) roeuigftenS bie Befdjmerbcn ber Ijergoglidjen Siegierung aus bem S&ege gu räumen, unb am 27. SJlärg 1612 Tarn ein Vergleich hierüber guftanbe. Tiefer Vertrag, ber in ber umftänblidjen, ja oft gerabegu tauni uerftänblidjen JVorm biefer ßeit abgefafjt ift, umfafjt 11 Sßunfte. -Bunädjft würbe inbetreff bes VatronatS ber beiben Uirrfjen uon St gafobi unb Slitolau über baS man feit 1545 (tritt, feftgefetjt, bah ber Slat Vatron ber Rirchen fein füllte, ber ßanbeSherr aber bei ber Befetjunq bes VaftoratS an St. Qatobi ein BeftätigungSrecht auSguiiben hatte. Tie (Berichts barfeit in ftirdjen” unb Schulfachen befam baS geiftlidje Äonfiftorium. 2In ihrem Slnteil am Stabtgeridjte hielt bie hergogliche Siegierung feft, unb bie £>älfte ber ®intünfte unb ber Strafgewalt Derblieb bem ^ergoge. Ilm möglidjft bie Verwicfelungen unb Streitigteiten, bie auS biefem gemeinfamen Befi^e entftehen tonnten, gu befeitigen, würbe im eingelnen
250 ®«r Settrao »on 1612. feftgefetjt, rote ber ftürft burd; feinen (Schultljeifi, ber Slat burd) ben aus feiner *mitte gewählten QieridjtStiogt bie S?ed)tfpre<hung mit ben (Schöffen auSüben, in roeldjen ber Stat allein entfdjeiben, roie man bei SBerljaftungen, Slrreften unb in ©oligeifadjen norgeljen, roie roeit bie Seridjtöbarfeit bes (Schöffengerichts gehen fällte, roa§ ber lliiterfdjulge unb ber Schöffenbieiier 31t oerrüfjteii Ijätten, rote bie 'Jladjtroadje 31t tjanbljabeu wäre. SSegen bet SJliiljIeit einigte man fid) bafjin, baf; bie 9Jlül)le nor bem ©afforoer Üor nicht ben Södern bienen füllte, eine SRalgmühle auf bem JVluffe gegen eine jährliche Abgabe angelegt roerben burfte. Xöeiter ncrglid) man |id) über bte fragen roegen bes StedjteS an ber ©ber unb ben anberen fjliiffen, über bie ber ftiirft ba§ £>ol)eit§red)t behielt, über bie Stieberlags gerecfjtigfeit unb ba§ Stecht, ben Saum gu öffnen nnb gu fdjliefjen, baS ber (Stabt nur unter lanbeSherrlicher Muffidjt gugeftanben rourbe, über baS 91n§fdjiffen bes ftorues, bie ftifdjerei, ba§ Söafferredjt ufro. 3m allgemeinen behielt bie (Stabt ihre alten Stedjte, aber bie Stegierung gewann immer mehr bie ©efugniS, auch hier ein SSort mitgufprechen. Mhnlidj nerhielt e§ fid) mit ben Seftiinmungen über bie BöHe auf (Sdjlachtniel) unb SBilbbret, bie $agb 11. a. m. (Seljr eingehenb rourbe feftgefetjt, welche Herren- unb $tird)enl)äufer bei (St. Diarien uon ber ftäbtifchen OierichtSbarfeit nnb ben bürgerlichen ®icnften frei fein füllten, unb gugleid) würben bie Segirfe, bie gur Schloß unb sJJ?arientird)en freiheit gehörten, genau feftgelegt, um Übergriffe ber ftäbtifchen fßoligei nach SJtöglichfeit gu üerljinbern. (Stiblid) erfolgten ©eftimmungen über ba§ ^olgrccht ber fürftlidjen Untertanen, bie in ben acht SÖaffer börfern an ber ©ber wohnten, über eine SSafchbant im gluffe unb über ein Stafet ober ©tanfroerf am (Stabtgraben hinter bem grauen tore. ‘Diefer Sergleid), bei beffen Ausfertigung neben ben fürftlidjen Stäten alle SJlitglieber eines ehrbaren StateS, ber (Stabtfdjreiber ißaul griebeborn, (Sdjöffeu unb Mlterleutc beS ßaufmannS, fowie ber neun .ftauptgcroerle gugegen roaren, blieb auf lange Beit grunblegenb für baS DerljältniS groifd)eit (Stabt» unb ßanbeSregierung, man nannte ihn ben „gülbenen ©ertrag", MlS ein (Sieg ber ftäbtifchen ©erroaltung ift «r faum angufehen, bie ßanbesherrfd)aft hatte redjt fing bie mifjlid)e Vage ber Stabt benutzt, fie gu ber Mitnahme oon Seftimmungen gu nötigen, bie ber (Selbftänbigfeit ber Wemeinbe erheblich? ©efdjränfungen auferlegten, ©b man ba§ in ber Stabt bamalS nicht fo empfanb ober ob man über bie Srlebigung biefer (eibigen (Streitpunlte in jebem galle froh roar, mag unentfdjieben bleiben, ^ebenfalls rourbe ber 2lbfd)lufj burdh ein öffentliches 'Santfcft in ben fiird)en gefeiert, unb bie Stubenten bes ©äbagogiumS führten gur fjeicr eine luftige ft'omöbie
3)ie Einfeßuno btt 60 Ttönntr, 251 auf, in ber ber „SBoblftanb beS griebenS unb baS ©erberben ber lln eiliigteit" bargeftellt rourbe. Hatte man wirtlich funberlidje llrfadje gum geiern? ®ie fcfjroierige ginangfrage roar einer G'ofung nodj feljr fern, unb bie Slot roudjS von Tag gu Stag. Die Sorfchläge, bie uon tjer^oglidjer (Seite gur ©effening gemacht rourben, Erhöhung ober ftrengere Eingießung beS ®d)offe§, Verpachtung ber ßanbgiiier, roaren bem Slate nidjt angenehm, immer wieber fam er auf bie gulage unb bie Trantfteuer guriid. SJlandj bitteres, aber wahres SBort mußten bie Slatsljerren fid) fagen laffen, befonberS in bem fiirftlidjen Erlaffe oom 29. Cftober 1612. Hier ging bei Hergog mit iljnen gar ftreng mS Seridjt, tjielt iljneti oor, baß fie nidjt im geringften fidj bemiiljten, bie Ausgaben gu oer minbern unb bie Einnaljnien burdj geredjte Erhebung ber Abgaben, oerftänbige Verwaltung ber (Stabtgüter, beffere JOrbnung in ber (Stabt felbft gu erhöhen. Tie Ijergoglidjen Weite machten treffliche Vorfdjlägc, aber fie prebigten tauben Cbren. Ter Stat entwarf groar einen ©lau gur Tilgung ber (Sdjulben, aber traf ben Siern ber gangen (Sache nidjt. Er wollte felbft oon feinen Einfüuften, Deputaten unb ©rroilegien nichts aufgeben unb eS mit ben beoorredjtigten Hlaffen ber SevÖlterung nicht uerberbeu. Tod) immer bringenber traten bie gorberungen an ihn Ijeran nicht nur oonfeiten beS .fjergogS, ber bie Herren „wegen fdjjledjter SSirtfdjaft roie (Schulbuben abtangelte", fonbern auch oon feiten ber Sürgerfdjaft, bie immer mifjtrauifdjer rourbe. Sticht mehr im geheimen unb oon eingelnen, fonbern fchon gang offen unb von ben Sllterleuten beS ftaufmaiinS rourbe eine geregelte Vertretung ber Sürgerfdjaft gur Slnteilnahme an ber Verwaltung geforbert. Tie Er roäljlung von 60 Wännem gu biefem ßroeefe roar non jefet an bie Hauptfrage bei allen ©erhanblungen, bie fich ohne Slufhören hingegen, ge mehr ber Stat fich 0egen eine folctje Einrichtung fträubte, befto größer rourbe bie SJlißftimmung in ber (Memeiube. Tie ratsfeinbliche ©eroegung nahm immer größeren Umfang an unb fanb eine (Stuße an bem Hergoge, ber bie Eiufetjung einer Sürgervertretung für „nicht uneben" erllärte. Enblidj blieb bent Slate nichts weiter übrig als nadjgugeben. Vlm 27. SJlai 1613 geigte er bent gürften an, er roolle feine Sorfdjläge annetjmen, unb überreidjte eine Gifte von 60 Wannern, bod) ba erllärte fich bie Vürgerfdjaft mit ben ©Innen nicht ein verftanben. Ter (Streit um bie Slusroahl ber SJläuuer, bie Erhöhung beS (SdjoffeS, bie ©rüfung ber alten .Uämnierei-SlechiiungeH, bie Tilgung ber (Sdjulben ufro. erhob fich oon neuem. Slach langen llnterljanb hingen lam eS am 26 Sluguft gu einem Ausgleiche; eS rourben mit guftimmung ber Alterleute 6U SJläuner ernannt, bie ©unfte, über bie
252 Bentöbunßen bet 60 SRänner. fie beraten fallen, beftimmt, unb „gute ©inigteit", wie eS fjeifjt, mürbe gefdjaffen. So mar enblicf) etwas erreicht, freilidj gunädjft nur eine neue •fnftang gebilbet, bie iiber SJlittel unb Stege gur Beffentng beraten fällte; aber bie Slrt, wie biefe wirtlich erreicht werben tonnte, ftanb nod) nidjts» feft. Dod) ber Umftanb, bafe ber Stuf jetjt Vertretern ber Bürgcrfdiaft einen (Jinblid in bie Verwaltung gu gewähren bereit war, wirfte berutjigenb auf bie erregten ©emüter. T)ie 60 SDlänncr leifteten am 6. September ben @ib, übernahmen bie ihnen uom State nberlaffenen 'Ämter, nnb 12 oon ihnen würben mit ber fdjroerften Slufgabe, ber Prüfung ber früheren ^Rechnungen, beauftragt. Balb geigte eS fid) aber, bafe ber Slat burchauS nicht gewillt war, ihnen bie Slrbeit gu erleichtern, ja er machte burch allerlei fleinlidje 'JJlafe regeln ihnen baS ßeben fo faiter, bafe offene Silagen laut würben. Bei allen Boifdjlägen, bie feitenS ber Bürgeroertreter gemadjt würben, bet allen SRaferegeln, bie fie gur Bermiuberung ber SluSgaben trafen, tarn eS gu Streiiigleitcn mit bem State. So ernft fich bie GO SRänner, unter benen ber Brauer Daniel Schreiber eine führenbc Stellung ein nahm, bemühten, Befferung gu fdjaffen unb Vtifeftänbe abguftellen, fo feljr bewies ber Stat wieber eigennützige (Sefinnung. Die Sßünfche, bie fie oorbraditen, fanben faum Beantwortung, bie Unterfudjungen, bie fie wegen unrechtmdfeiger ©efdjäftSführung gegen eingeme Bcr fonen, g. B Bhitipp Snfeliti, anftellten, fticfeen auf Sßiberftanb. Die Wemeinbe, bie alle fjoffnuna auf ihre Datigteit gefegt fcjatte, fab fich halb hierin getäufcht. SSaS fie erwartete, bafe in furger Seit eine Befferung eintreten werbe, gefdjab nicht, unb man fchob jetjt bie Sdjnlb ben SDläniiern gu, bie fich »ergebens SRüfee gaben, ben SlugiaSftall gu reinigen Deshalb würben Borwürfe unb Silagen gegen fie laut, unb fdjon im Sluguft 1614 befdjwerten fid) g. B bie Slrämer beim fjergoge, bafe bie 60 SRanner ihnen ben fjanbel mn allerlei SlaufmannSwaren am Bollwert oerboten. Stoch immer fehlte ein SRittel, bie ffinangen tatfädjlid) gu beffern, Der Slat tarn unaufhörlich auf bie Weträntfteuer unb Bitlage gurücf, unb nach anfäuglidjer Steigerung ftimniten bie 60 SRänner gu. Stad) uncnbiidjen Berfeanbl ungen würbe am 20. SRärg 1615 eine Daje auf Sl'aufniannSwareii fertiggeftellt. Slatürlidj regten fich fofort bie Sonber» intereffen ber Brauer, ber ^jolgljdnbler unb ber Slaufleute. Der Slat aber reichte bie reuibierte Daje bem fjergoge gur Betätigung em unb bat um Sntfdjeibung über bie widjtigfte {frage, nämlich über bie {feft fetjung beS BierpreifeS. SRan ntufe baran beulen, waS für eine Bebeutung baS Bier bamals im burgerlidjen .fjaushalte hatte, um gu
Unruhen. 253 uerftetjen, wie gerabe ber SßreiS uon Ijödjfter SBidjtigfeit für olle Se» woljner ber Stabt war. Da§ Sier war in armen nnb reichen gamilien faft baS emsige gebräuchliche ©etränt; wie am -fpofe Runter unb Damen morgens ihre Sierfuppe, abeuÖS iljren Krug Sier 3U fiel) nahmen, fo war e§ in bürgerlichen Streifen faft nodj mehr ein SiahruugSmittel, baS burch nidjtS anbereS gu erfetjen war. ©ine ®r ijöljung beS 5ßreife§ traf baljer alle Streife uub erregte jebeSmal, wenn fie oorgenommen würbe, große Wißftimmuiig, bie fidj natürlich gegen bte Srauer ridjtete, oon benen eS fogleidj hieß, baß fie fich Qllf Stuften beS nieberen SoIteS bereidjern wollten. Deshalb wagte ber Stat nidjt, bie oon iljnen geforberte Steigerung beS JßreifeS aus eigenem ®nt fdjluffe 311 genehmigen, aber auch nidjt al^uleljnen, ba er bie Srauer nicht erzürnen wollte. Der ^er^og weigerte fich anfangs gleidjfalls, in biefer Sache <ju entfdjeiben, bewilligte aber fdjließlidj bie Sier af^ife, ohne über ben SerfaufSpreiS in ber Stabt eine ©ntfdjeibung 311 treffen. Da einigte fich bann ber Stut mit ben Srauern über bett SierpreiS, unb am IG Quli 1616 würbe uon ben Stapeln ein Defret beS States verlefen, in bem betannt gemadjt würbe, baß infolge ber hohen greife unb beS geringen Sorrats an ©erfte unb Wal3 ber SreiS für baS Quartier Sitterbier auf 16 unb Krugbier auf 13 fßfennige erhöht werben müffe. Sofort regte fich Unjufriebeiiheit beim Solte. in ber Stitolairirdje erhob fidj ba§ Wurren: „Sßij fdjäle nu twe KiderhngS Seer brinten1" Statürlidj fcfjalt man auf bie Srauer, bie reidj werben wollten, unb auf bie 60 SJläitner, bie eine foldje Selaftung beS SolfeS nidjt gehinbert hätten. Überall rotteten fidj bie Heute jufanimen, nament« lieh am Sollwert, wo bie Dräger fid) einfanben, auf beu ßaftabien unb in ben SSieten. SJtan fcfjlug Drommein, einzelne Raufen jogen auf ben ^eumartt, wilbeS ©efdjrei würbe laut: „Sdjlagt ben Sdjelm 3U Dobel" Der Siirgermeifter Sllejanber von Stanimiu (1602—22), ein alter SJtanu, war aufs höctjfte erfdjrectt, berief auf ben Wittag beu Stat unb ließ, fo weit eS noch uiöglidj war, bie Stabt« unb SSaffcr tore fdjließen. Vlber bereits erfdjiecteit bewaffnete Sdjaren oor bem fRatljaufe, unb vergebens uerfudjte ber SpnbituS Dr Qatob Dreber fie 3U beruhigen. „Die göftiger (b. lj bie 60 Wanner) finb ehrlos, Schelme unb Diebe unb haben bie Stabt beftoljlen. SSo bleibt baS große (Selb, baS bie ?lrmut alle ^aßi geben muß? SBir hoben einem ehrbaren State gefdjworeu, ber ift nufere Cbrigteit, bem Ijaben wir unfern ®ib getan uub nicht ben ^öftigern, ben Schelmen unb Dieben. “ So ertlangen immer lauter bie Sdjeltworte, unb bie aufgeregte Wenge brängte in baS StatljauS, in bem einige Statöherren uoll Slngft bem
254 »uf ftanb. Dreiben gu)d)Ql1ten. Slnbere eilten aufs Scßloß, um bort ^ilfe gu fucßen, über ber $>ergog war abwefenb. Die fi'nftlidjcn SRäte erließen fofort einen Vefeßl, bie SJlenge folle rußig auSeinanbergeßen unb ißre SJefcßwerben, wie eS fid) gegieme, oorbringen. Dodß fdjon ßatte baS 2iolf Shit oergoffen, ben oberften Stabtbiener ßoreng Drewelow im Statßaufe fdnedlid) umgebradjt unb feine Veicfje aus bem genfter geworfen. SllSbalb begann man bie fteller etlicher Vrauer, oor allem ben beS oerßaßten Daniel Scßreiber am Sloßmartte 311 pliinbern, unb ber '.ßobel „foff eine gange Stufe ooll frifcß Vier auS". ?lm SlbenO bes 16. 3uli gogen bie SSieffcßen unb ßaftabiefcßen ab, bod) bie ?Iuf ftänbiftßen übernaßmen bie SBadje, bie Stabt war in ber ®ewalt beS „gemeinen fßöbels". Stläglid) war bie Stolle, bie ber Stat fpielte; ängftlid) futßte er alle Sdjulb onn fid) abguwenben, ber Viirgermeifter Jagte, wie in einem gleidjgeitig gebrudten glugblatte ergäßlt wirb, mit Rittern unb Veben: „ßiebe Sürger, gebet end) gufrieben, eS foll alles wieber abgefcßaffet unb bei eurer oorigen alten ®ered)tigteit erßalten werben." s<Mud) bie Vürgerfdjaft tat nidjtS, faum einer folgte bem @ebote beS StabtßauptmannS Qoßann Steumann, ber bie Sürger aufbot, bie ^jerrfcßaft ber großen SJtaffe gu brecßen. SUm 17. Quli früß begannen bie llnrußen in ber Stabt oon neuem, bie Stenge tuniultuierte wieber oor bem Statßaufe unb fucßte bie 60 SJtänner auf, um fie gefangen bortßin gu bringen. Die Statsßerren eilten abermals aufs Schloß unb erfuhren bort, baß ein fürftlicßeS griebegebot oom £>ergoge 'ßßilipp auS Stolbaß eingetroffen fei. Dies würbe oon bem ßergoglidjen Stat Dr. Jürgen Valentin SSintßer ber aufrüßrerifcßen SJlenge oorgelefen. madjte baS feinen ©inbriuf, ber ßärm beS oon Stunbe gu Stunbe anwacßfenben VolfeS, baS bereits baS ftäbtifcße SeugßauS, ben fßuluertiirm 11. a. m. erbrocßen unb fid) nut Kaffen oerfeßen ßatte, würbe immer größer. Da oertiinbete SSintßer oon ber ßaube be§ StatßaufeS auS, man ßabe befcßloffen, ben alten Vierpreis wieber ßerguftellen. $ubel unb TJreubenfctiiiffe ertönten; bie gtißrer ber Slafriißrer, unter benen £>an§ SSinicfe oon ber ßaftabie, SJtartu1 Briefe aus ber Stabt, fßmd ftametfe oon ber Stieberwief unb gtfdjer ^armann oon ber Cberwief befonbers genannt werben, brangen inS StatßauS unb ftellten ißre weiteren ftorberungen, oor allem bie Slbfcßaffung ber 60 SJMtiner. Vergebens verfucßte ber StjnbifuS fie gu beruhigen; bie SDtenge braußen tobte unb oerlaugte, baß bie neun ^auptgewerfe geßolt würben. Seßr langfam unb allmäßlid) erfdjienen uon biefen etwa 50 fßerfonen. SSintßer oerßanbelte mit ißnen unb teilte bie ^erabfetjung beS VierpreifeS mit. Sßäßrenb bie 'Vertreter b»S StateS unb beS dürften gum Scßloffe eilten, blieben bie Sewerfe


©cfcf dfcll 4t$ 2lta ©tdfitl Mitt 2-A fylij- ANNO idi«. ’Sont SfMffru^r ber 05 ürgcrfc^fft j )fjr< £>f>rigf«t vnt> Bic tfo 55Q<mi<r Bafclbß. •’? Ömnaefr bcrSJwdjfcudjtigc/W’gcbomc Jiliß $<rr J>rr PHILIPPUS j: erflog;« Cut* ponnncrn/bcr (Safftiben vnb OVcnberv^ ür* ;uOvngcn,©raffen ;« ©üflforc, vnbXJcern z^^P^'oer lanbe lawcnbifrg vnb SJutbow. o?acfj lob? äXA5W*>(afl auff bie ^agtgelegen / jpat ein Crbar Siatfc vno Dtedb. IBürge»/ rnfa beffen ein $&mb4t Den ie». war ber Ciingffag /;u Tllten Chitin ?cn prebigern in 6er hinten abjiilcfen vberamworten laffen/ “ißeil ffc aber biefe» in bebenden genommen. Ijat ein ©Oiatl? einen Qstubenten ermahnen laffen/ eine prebigt reffelbuftn Qlormiftageo in C-5?«olai ttircbm ;u fallen' onb nad; getaner Prebigt/ folc^ ÜHanbat ab|utcfen be? foHen/ wclcijco/ ate to gefdjefccn/in ber jRirdjen (alß man beten follen) ein groffen Xtiniult vnb gtudjen erreget. £)enn aU ba« gemeine ©efinblpn / fonßerlicb bic alten vnnb jungen^Bnbfrz au|j ber förc^en gangen/ haben fie »fcn vnterhO einanbcr |uge? fcJjrpcn mb gefaget: QBp fehlen nu twe Äirfcrüngß ®ecr Drin? rfen Qßat/ wat/ fd^ölc wp nu twt äitfcrlingß Q5ecr brmdtn $ vnb berglcw^en 2iU nun foldjee bic Präger an bet ©rabe ne# ben anbern crfiörtten / fcaben fidj anfangs nur ffner io. an bic <>ö. Männer gemac^t/unb gefraget/ -Cb es ein ©. IXatfi m it ff}« nen alfo bewilliget vnb beföloffen/ bag fie (ölten2. Äirferlmgö tSiertriiiefen < £>arauff ftcmitgroffer jenifctytfbigung geanfc »ortet/ 0i< Wilflen nichts baruon/wefdjes aber biefe 10 tSiirgc» fein genügen gehabt t »ierauff £aben fief? ber laffabifäcn in bic 300. jufamm acronet/pnb mit einer grummel in einer Kriegs; 3 ff crbnung
wbmmg na f? bem DCat^ufe »nb de Wt ßer >>rr<Xammin neben Dem oberen ©ientr loren^ gmanbt/ eben Conult im X-ttfiattfe gefeanben t <?«« *ntcr ten J>uf* fen Den S8urgerm:«P« angcrebet vnb gefeagett QBie rin (SrbM OUftvnb bie Jo.römwr barju fernen/bafe f? folc^onerot £?icfe vn1) QMetfMerunv; auffbnntjcn »reiten < ^ejfenbtrt®urtf gtrwifeer feljr «rf broefrn/ mif gittern «wt beben geantwortet Vrl gebetten/ man wol«feine X5anbe anfegen z vnü Wßdt lieben (©Ärger/gebet eudhu (heben / eafolidfte witerabgcfeWw vnb bep ctvrcr vorigen alten Sfertdjagfat erhalten tverr.n- 3« bemt fanget lortm? ter oberfe« Wiener mvbieQJik* gttmit Scfcdtroortm aniiigreiffrn/fagente: 36r Cklfetnicrt vnb tofe kidjtferbig ©effabkin/wao börffet |br euch vnterff cQcn/ mit fe’c^cr ©etvalt vnb amgcflümigfeit m bie fJrepVeit »ejjOiao ^aufco |u fallen? 9L<b<r folgen <Bcrtct, $ er vom tyrrn EBwr« ßcrmci|Ier gefhaff i werten/ lagen?«: (Sp/ e p lorenij / ba« ifl viel / 3« tarne hucen ffe rrn ^urgerrrseifkr gefragte? ei' w jhu Wftc von fcft geben obtir «ort^»fe»gcn< ^arauffergeantwor» ect/©!tof3nn?ernie^i(&«n/ rnbiftafeMo mit ctfe^rodxnem ®cmftt.5e burdje nadj Dank gangen / atebaW fdjfcgt cü ner auff biefen (UDiencr mit einem Äohr / ba§ er $ur irrten fdlec/ ®a nehmen ^nebicQJo^fnechtcvnbfeMeppen ibne gwo ^Xrep# pen Ijinauff auff ben ©an& ©abl/fagcnbe: l£r fep mdjt werth/ bm man j§ne $ur Xbilr hinauf; werffen follcz nehmen ffmt terwegtn mit fernem JXapir vnb iöoldj [o er iWj an ber ^dtei* gehabt / vno werffen traoben gum $<nßcr fcimmber auff ben ßftarcFt vor bao *Xathau|j /b)fen ihneaüba gum <5p«tafc! Ift gen ecnfelben 'lag vnb formte 37a$t/ bi jj er barnadj von etlft c$en anbfrti vom piaß gtfdjaff« worben, 2lle ce nun gegen ten2lbenbt fommcn/ijtciB feberwiber nac^ feinem lofametu gegangen. ^olgenbci
gaben pdj bic Cber vnb odibee <03idwnz $u ben loflöbifcgcw gefehlten zrnb in3 Fartgepenztinfehmit förtr £)tonw.J> ftadj Dem Oiatgaufe gejogenzvnter befftn aber / ale her erßc gauf? fen vorbe v f fcinb c>. ftürßlidje .öffkirer in btc anbtre Orbnung tiarjwifchen getretetnz mit anffetr«ftm$Ar|lli$cnPat(m(ti jum Sncbcn vtrmagnct zQ33oron ffcabcr fein genügen gaben wällen/ fonbern forrgejegen z vnü ben .Offiarern jur antwort geben: fetten ffc Sürfdi^c ®efegl ober SÖlanMaz fo feiten ft« auffe SXatfjaufi gehen zunc baffelbe offene’xg vor febermennijp tidj gerunber vnb aUefenz trefcfja.aiicg gefegefim. Qüeii fic aber im abwtfen 3. g. fön. f i in genügen Man gaben weiten zgaben fiefdmptlicg ober laut gefärpen: 5?em/ jncinzwir fönnen ober wollen folcgeo ogne 3.g.fö. föegtn wart niefy cingegen ober glauben / .barauff ein ßewaltigw Riffen w folget i)L QJnb aie bicgürßlicfetCflfitira’ttiber vom 3atF;fiaufc itadj ftoffc gangen z fcinb fte mit bcllem ^anffen b^auff auff M Öfathanfj gefallen z taffcliige eingenommen z ficb vnttreiita enber ‘ fu wollen ben !Xa fampe bm cro. nern auff bäoCKatfiau^ ßokn z fte feiten brr s&ürgcrfcfjafft rtefc* rißt IXecbnwng tbun. auff («inb ber halbe thcil aüffm IKatfanfe geblieben / bie anbern in ber ^twe omb^r gegangen > btc 9? atheperfobnen fainpf Ctn (?cd$wn gefuebet/ welch* 0$ «wo tbcile oorßcöttz iiembtid? ein Werfer in ten ftitpenfaflcnz ein Ccbnewcr in bei» ^itw/vnbtcrgleic&enzauchtinenQ3ütgtr/wcldhcr vmb frw flung fnneo leben# vmb föottco willen gebettenz vnb vergeben? k* nette nur 500. föüibtn von tiefem föcibe bcFommcn/bit woU te er gerne wiber fcerfür geben. Stefe onb anßere me$r z terem an ?er jahl 27. von btn gcrotfcn f® befrmmenz fcabe» pc mit ^nifchm vnb btfen fpdnifchcn Worten: ^«e viel 3 u/ W»
tytfu geFriegte q&it t»ic( frrf tu Ädlbcr/tgchaffc Wommen bcp bem icibc frinuuff aufr basXat* h<auß gefAfcr« / vnb bafclbß ben SOJuwochtnCfUiche / vnb folgen* Den £)onncrßagbiß fölocFi. ftachmittag/ jämmerlich ohne ei* tilge <?peiß vnb Xrarcffiflcn (aßen / bic ringen auf: ben 60« fein a»ß Cer €5rabt enttrunnen« ^ntcr hfta iß tue gemeine £\finblcin in bic ©rawcr ÄeUer grfatlen/gc fraget vnb gefaxt: JJajtaatidj jtvcp fticferiing»©tcrgebrawene »ne Cie kennen •wf;CenÄ<U«ngcn(wni(ii/«ijft cic frept (Straffe gcfctjtt/ he ©öhn mit ©roten vmib ijrcnai>ßgtfch!agen/ba» ©icr mi< JJfltften Prüfen vnb Pötten außgefoffen / barnach bie gönnen tnijtvcp gepaivcn vnb alkrlep muthtriü vnb Icichtfcrngfcn bar* be p getrieben/ baß eg $u erbarmen gewefen/ taf; fich auefj bie ivot »ermägenben reifen beute teforget/ (g möchte über unb ober ge* henvnb bic ganpt (Stabt gepiünbcrt werben / bahero fie verur* fachet / ihre Qjai?rföptft vnb €Mlbcrwcrrf in anbei leine J04u* fer p tragen/ auch c'n® t^8 flU£ c<** <S?<abt gemacher. SÜnbrocif ein@efchrcp cntßanbcn / baß he €?tubcnteil »nb ÄauffgtleUcn bae «uf> ö<m ^cugfjaufe nt hmenz unb unter bic Kebeßen richten rootten/haben fie foU ty« erfahren/ bcrfcalben ba*3eug$<»ue mit 300. flRann bcfc^ct. JTae^bicßm fein etliche mit ber ©rurnmet jiach beß &m#* tert Jfcaufc gangen/ a!» ihme folche» funb worben / iß er von fei* wem ^aufe auff einem Q5ange nach £offc gcepfer. Tilgte nun gegen bcnTlbenb fom men / haben eine thtiff CaeOtathauß in Verrohrung bellten/ heanbern fei nb mit beb JDrummcl/ großen fchicffcn / freße! vnb muthviücn/ bie Tracht turch' in aßen (Mafien ge$ogtn/biß auflf ben OJtorgen frü. £>tn folgtncen ^Öonnerßag war ber is. (üben fich 300. flftann auftben OSareft vcrfam’tt/ einte ifrbarn IXathei» grummel vomXhurn genommen/in aücn^ßcnlchlaaen wnHußrMfffflfaflm; fich ein ftb«©ärger/hp vcrimt
JJabvnh in einer MbttifrStunfce mit feiner fcßcri&Ber rnD unter <2£tf)r o uff Dem (Storche feite ffntw faßen / wcfc^o auefe ßcfdjc£en. 2t le aber ein SDtann / fo in einem ÄeHer roof> tut/ DomaUm^t em^cmifc^gewefen/ g«t feine gron» ffefcan Jfjreo QJtonnee ffatt/ mit einem ongegörttn £>cgen wo sSpieffe «uff frep'n ÖJfcnrfte nebenff andern eingepeHet« Snmittelff |>at fie!} etlidj rucfjiofj QHfmbtein voll gefoffen / vnb fidj vertief)* tnen I affen/ tvie fie Den teufen tprtn Spcct '^Bürff/jkifc^/äU^ ten QBi^men nehmen vnD fu^fufftg Darbep macker tvoltcr. QL'te nun Ue Statt m fcldjer greifen Ovfafcr geflanten / vnö jetf rman vermevnet/ es tvürbc nun aUeg ju ftütfen gehen vnt vertvü* ff et werten/ ifl burcij fd)icti!ng teü 2lfiined)tigen ©ottetf/ \ft.®n.et> lentg von ter ^agt «nfcinmen/vno weil fie eben in teilet QBefcr tn ter Srraifen ge|l mDcn'haben j.$.© Wttcn bin cb |te nad) £offc reuten nitiifen/ ta t>cnn‘^-S (35n.<Uvt>^lt> b fohlen/ etliche greife (5efd)iip vnt> eine 'Jonne l'ulff^r 4ufft>uS Scl)lo|i jii führen / nn SlotbfaU ful) &ar* nut ju bcfdjüijcn. 97adjtntrrag (Bloct a. t>aben ^-3 ® n. 4.<Ji-('mtneter fainyf tetn (?irtferOTarf-l?a(ct vom -^ojfe äuff ten Wiarcf/ vnb u all« C^a||cn gneben tublafenhetunbet gefeijutet/ viwpatter gutterOTarfdfaLf bas ^iirflädK QSantat ipnen vorgetefeii / ta vnter antern tu fee t i« t>rep vorneinbiten «Puncren gewefen; I- ^)afj 3-^ fle 6ey $ren alten privik&ien Weite fdjüt^nvnt $atw: abm II* (5cIle Die ^«fe wü 25fcrfldgcrutiq a6gcf.*ßaffet- ZZA ©ollen ye©ec%i0 ^Jecnner ar^efetset wertet- 2lls nun foldjetf vcrlefen, ift letcrtnanßiilvnt frtctlid) ivfberumf |Wd) ^>a«f« gangen/ vnt ferner fein Jumult gefpicet Worten. RVas b’vrauff «etter erfolgen tvut / gibt bte gelt Photo!Mih*'Su&fnbffh,
gjerftellung ber fRulje. 255 auf bem Danafaale bes fRatfeaufed, roo mit wilbem, luüftem Sefdjrei unb nidjt ofene Dällidjteiten verfeanbelt würbe. Die Sitterleute unb bie von ben 60 Slännern, bereu inan batte feabfeaft werben tonnen, würben bort fcftgefealten, ber Slotar Slnbread flagge, ber von ben Slufftänbifdjen feerbeigefeolt worben war, fudjte vergebend SRutje gii ftiften, er geriet babei felbft in ßebendgefaljr. „Die gan,je Vladjt über ljaben fie bie Drommel in allen ©affen mit Scfeiefeen unb Sännen gefdjlagen. “ Sim 18. Quli früfe traf £>er<jog ißljilipp mit feinem ©efolge in ber Stabt ein unb ergriff fofort Slaferegeln, bie fRufee wieber Ijerju [teilen. Der IRat, Kaufleute, ©ewerte würben auf bad Sdjlofe ent- boten. Dort erflärten bie Sürger, fie wollten auf ber Seite bed £>et,jogd unb bed IRated ftefeen, weigerten fidj aber mit Söaffengewalt gegen bie Slufrüferer vorjugeljen. Sobann bradjten fie iEjre gorbe= rungen inbejug auf bie Sefferung ber ftäbtifdjen Serwaltung, bie ©rfealtung ber alten greifeeiten, bie SIbfdjaffung ber Siertaje unb ber Sierjife u. a. in., vor. Der IRat felbft, an beffen Spitje jetjt ber Sürgermeifter ©lernend Slidjaelid erfdjien, ftellte fidj unter ben Sdjutj bed $erjogd, bei bem er mit ®ut unb Slut bleiben wollte. Darauf liefe biefer burd) einen £erolb in ber Stabt SRufee unb grieben ge= bieten unb betannt niacfeen, bafe ber alte Srci-' für bad Sier gelten, bie 60 SRänner abbanten unb alle Sefdjwerben unterfudjt werben füllten. Darauf legte fid) ber Slnfftanb, ber, wie einige halb gebrudte „Seriefete" ober „waferfeaftig neue Leitungen" beweifen, über Stettin ljinaud Sluffefeen erregte. Den fdjwerften Sdjaben ljatte bie Slutorität bed SRated erlitten, gegen ben bie fifeärfften Slnfcfeulbigungen laut geworben waren. Stan nafein feier nur „Doctored, Dellerleder unb Scfewägerten" in beu 'Jiat auf, fo featte ein Sürger beu Herren felbft äugerufeii. IRatlod unb ofeumädjtig ljatten fie fidj unter ben Sdjutj bed ßanbedfeerrn geflüdjtet unb bamit bie Selbftänbigfeit ber Ser^ waltung preisgegeben, '-ßfeilipp II. liefe aldbalb bie ftfewere Slrbeit ber Steuorbnung unb ^Regelung burdj einen grofeen Slusfdjufe in Singriff nefemeit. Diefer war aud fiirftlidjen 'Jiäten, Statdfeerren, Sertreteru ber Kaufleute unb ber ©eiverfe jiifanimengefetjt, audj ber g-üferer ber 60 Stänuer, Daniel Sdjreiber, würbe jjuin grofeen Sirger bed Stated feinjttgejogen. Unenblidj war bie Stüfee ber llnterfudjung, uitauffeörlüfe bie Klagen uub Sefdjwerben, ^afellofe Seridjte über bie ©reigniffe vom 16.—18. Quli würben eingereiefet, Qnquifitionen uub Serfeöte fanben ftatt, IReifetfertiguiigdfdjriften ber 60 Stürmer, ber ßaftabifrfeen unb Söietiftfeen liefen ein. Stodj feeute fann man fidj
256 Unterfudjunfltn unb '-öerntmtßtn. in ben Slftenftöhen foitin gurecht finben. DaS erfte, waS erfolgte, war ber fürftlirfje Slbfdjieb oom 14. Sluguft 1616, ber bie Enllaffung ber 60 SRänner oerfügte unb bie Serwaltung unb Slnffidjt über bie Stabtgiiter unb Einnahmen bent Slate übertrug. Die UnterfncfjungSfoinmiffion, bie baS gange gatjr hinburdj tätig war, bectte bei ber Prüfung ber alten ^Rechnungen viele lltiorbnungeu, 'JRätigel unb Sdjäben auf, bie teilweife an llnterfdjlagung uub Setrug nahe Ijerniireicfjten. Sluf einen Seridjt an ben .^ergog gab biefer feine ßntfdjeibung über bie SluSftellungen funb, bie teils nieber gefdjlagen, teils aber aud) weiter unterfudjt werben füllten. Daraufhin würben Klagen gegen frühere Kämmerer ober beren Erben erhoben unb oerljanbelt, ohne baf; im einzelnen viel babei herauStam. ^ur Sefferung ber ßage gefdjalj etwas burd) baS SRanbat beS $ergogS vom 24. SJlai 1617. Die Verwaltung ber (stabtgiiter würbe bem State beiaffen, bod) mit manchen Sefdjränlungen, inbem nicht nur 17 Sürger ben einzelnen VatSljerren bei ber Slbminiftration gur Seite ftetjen füllten, fonbern and) ein SluSfchufj von 18—20 SJlännern gu ben ®efd)äften ber Kämmerei uub gu ber Prüfung ber SHedjmntgen unb Slegifter Ijingugegogen werben füllte. Diefe hoppelte Sürger- oertretung oon 17 SJlännern, bie eingelnen VerwaltungSgweigen gu= geteilt würben, unb von 18 'JJlännern (8 Kaufleute, 6 Sauern, 4 $anbwertern) würbe fogleid) eingefetjt unb ljat längere Seit be= [tauben. Die größte ®?ülje madjte bie grage ber sd)iilbentilgung unb ber ginangreform. Sin Vorfdjlägen, Verljanblungen, Seratungen ufw. fehlte eS nidjt, ber IRat tarn aber immer wieber auf bie .Bulage gurüd, unb fie wäre aud) bewilligt worben, wenn ber $ergog nidjt proteftiert Ijätte. Er fd)lug eine gerechtere birefte Sefteuerung unb eine freiwillige Slbgabe oor, ftieß jebod) auf SBiberftanb. So ging bie Seratung hm unb Ijer unb würbe burd) baS Eingreifen ber ßanb» ftänbe nod) erfdjwert. Sdjliefjlid) würbe bann eine breijährige Steuer auf ben ®runbbefig (vom $aitfe 12—4, oon ber Sube 6—2, von bem Keller 3—1 Sulbeu ufw.) neben bem gcwöljnlidjcn Stabtfdjoffe bewilligt, als ber Slat fid) entfdjloffen hatte, für biefelbe Seit auf feine Deputate gu ocrgichten. gn ber Serorbnung beS -frergogS grätig f. oom 2. Vovember 1619 würben biefe Seftimmungeu mit ber Seftätigung einer breijäljrigen ßulage auf Kaufniannswaren unb auf tWetränfe gufammengcfafjt. ßugleüh würbe ein SürgerauSfdjufe oon 22 SJlitgliebeni eingefetjt, ber biefe Slbgaben erheben unb baS Selb verwalten füllte. Damit war bie '.Reform beenbet, bie fo fiimmerlidj fie auch mar, bod) immerhin für bie Entwidelung ber ftäbtifdjen Verwaltung eine große Sebentung hatte. Die abfolute ®ewalt beS IHateS war gebrochen, bie
£)a$ fleiftiße Sehen in bet Stabt. 257 Sürgerfd)aft batte jeijt eine regelredjte Vertretung, man machte ben Slnfang, bie birefteu unb inbireften Steuern gerechter 311 «erteilen. Vbilipp II- fjntte bei biefen langwierigen Verl)anblungen nidjt gerinqe’^atfraft unb Vefonncnbeit betoiefen. Gr war babei oon einer Batjf tüchtiger Slate unterftügt, unter benen fein flankier Wlartin yjtarftirller ober bie State Vogiflaw ißljilipp (££)enini|j unb Jürgen Valentin VJiiitljer benwrragten, Sie biatten «eben anberen iljre Vtol)iiitngen in Stettin unb hoben and) ba§ geiftige ßcben in ber Stabt. ®ieS gewann in beit Qaljren Philipps eine felteue Vlüte befonberS infolge be§ lebhaften QfntereffeS, bad ber -Öer^og allen Ve: ftrebuugen auf bett Gebieten ber Vöiffenfdjaft unb Stuuft entgegen* bradjte. '«Huf feine Slnregung fertigte ber Hloftorfer Gilljarb ßubitt nad) genauen Slufnaljmeii eine gtofje ft'arte beS ßanbeS an, bie 1618 oeröffentlidjt mürbe. Sie ift mit ornamentalem Seiwert, VJappeit, Stammbäumen, tßorträts, befonberS aber mit Silbern pomiuer fd)er Stäbte geftbmürtt. Sictet bie ßlnftcfjt uon Stettin auch teilte genaue SSiebergabe ber Stabt, fo ift fie bod) für nufere Kenntnis fet)r roertooll. Slnbere SBerte, namentlidj gefdjidjtlidien 3fnljalt§, regte ber £>er-jog au ober unterftütjte fie. Von ihnen ift tjter an erfter Stelle bie „l)iftorifd)e Verreibung ber Stabt Sllten* Stettin" 311 nennen, bie Saul griebeborn (geb. 1572) 1613 IjerauSgab. Gr war feit 1597 Setretar ber Stabt, würbe 1616 in ben Stal gewäljlt unb uerwaltete oon 1630 bis 311 feinem üobe (1637) baS Vint beS VürgermeifterS. Sein Viert bat bis auf bie ©egenwart feinen Viert bel)alten, ba ber Verfaffer mit Sorgfalt unb bie 9lad)rid)teit über feine Vaterftabt fanimelte, Urfunbeu unb Sitten im ganzen oer ftänbig beiiutjte. Später (1623) gab er nod) eine titriere lateinifdje Vefdjreibnttg ber Stabt heraus. 3« ben literarifd) tätigen Wläitnern, bie mit bem ^erjage SbtHpp in Verbinbung ftanben, gehörten namentlich and) bie ffleiftlidjeu unb ßebrer ber Stabt. Von jenen finb 311 nennen ber Wfarrer an St. Wlarien Dr. Daniel Gramer, beffen grojjeS „VommrifdjeSitirdjen Gl)roiiiton" 1628 erfdjien, berSlrd)ibiatou^oad)iiu Srätoriuö, ber al§ fiirdjenlieber Tidjter befaunt geworben ift, ber ®iaton an St. 'Jlifolai gauftinuö Slenno, ber S°ftur 011 ®t- Seter Soul Shilippttö GrabeliuS u a. m. Sie alle oeröffentlid)ten (Megen- beitSreben, 61cbid)te in lateimfd)cr unb beutfdjer Spradje, SrebiflteH ittib gelehrte 9lbl)anblungen in großer 3al)l, nicht gerabe literarifdje ßunftwerte, aber 3eitgitiffe eines wiffenfd)aftlid)en Strebens. $11 Vlüte ftanb baS fürftlidje Säbagogium, bem Cicrjog Sbilipp befouberS jugeneigt war. Wimmer wie ber Siettor Gbriftopf) ^unidjiuS, ber Slonrettor £>eiiirid) ftielniann, ber 1617 3U111 IReformationSjubiläum (Heermann, oon Stettin. 17
258 fiunfipfltße Bbil’WB II. ein ßut^erfeftfpiel nerfafete unb doii [einen Spülern auffii^ren liefe, wirften anregenb auf weitere fireife. Sind) Bürger ber Stabt folgten ifjrem Borbilbe unb fdjloffen fid) gu einem fireife gufammen, ber fid? bie fßflege ber SBiffenfdjaft angelegen fein liefe. SBenu wir aud) über ifere poetifdjen ober profaifdjen ©rgeugniffe lädjeln unb ifjre 1)rud« fdjrifteii mannigfadjer 9Irt mit 9ied)t oergeffen finb, fo ljaben bodj ber ©ifer biefer SJlänner unb itjre greube an bem, was fie fdjreiben, etwas SlüljrenbeS. Bei allem inneren £>aber, bei ben iinglürflidjften ^uftänben in ber Stabt finben fie iljre Befriebigung am Berfemadjen, am gemeinfamen Berfefjr, wobei eS feiner unterläßt, bie unfterblidjen Berbienfte beS anberen tjeruorguljeben unb in fjotjen ^önen fein ßob gu Derfünben. SSie feierten fie alle itjren dürften, iljren SJlacen! SSenu er feinen SeburtStag beging, am 3af)r^atifang unb gu Söeiljnadjten, bei Jeftlidjfeiten unb fürftlidjen Befudjen, immer [teilten fie fid) ein mit ®liidwunfd)gebid)ten, ßobreben unb ®rutf werten, freilidj nidjt allein oon Begeiferung getrieben, fonbern oft in ber Hoffnung auf eine redjt reidje Seloljnung. fßljilipp naljm biefe ^ulbigungen in feiner ruhigen SBeife an, wie etwas, baS gu einem fürftlidjen ßeben gehörte, unb featte feine Jreube baran, wenn fein £>of in Stettin als ein Sife ber Sllufen, als eine Stätte, wo SBiffenfdjaft unb fiunft gepflegt würben, gepriefen unb befangen warb. Silit grofeem ©ifer betrieb ber [Jürft bas Sammeln doii allerlei fiuriofitäten unb SJlert= würbigfeiten unb gewann bafür einen ber bebeutenbfteii Agenten, ben belannten 2lugSburger_J3l)ilipp £jginljofer, mit bem er eifrigen Brief= roedjfel unferljielt. ©r mufete für ben 'fjommerntjergog allerlei gum Seil £)öd)ft mertwürbige Arbeiten beS fiitnftgewerbeS anfertigen laffen, wie g. B. bie fonberbare Spielerei beS SRaierljofeS ober ben wunberbar tunft= unb gcfdjniarfDollen Sdjranf, ber mit feinem mannig faltigen Qntjalt uub in [einer bis inS Gingelne fein burdjgefüljrten Bearbeitung nod) fjeute als ein ©unberwert bes bamaligen fübbeutfdjeu ©ewerbeS gilt. $ür feine fiunfttammer, in ber neben Spielereien unb [Raritäten audj mandje fiunftgegenftänbe, Silber, Beidjnungeii aufbewaljrt rourben, begann '^Ijilipp ein eigenes ©ebäube an baS Stettiner Sd)Iofe angubauen als ein oonditorium Musanun et artium, bas 1619 fertig gestellt würbe. Sind) bei biefem Bau nnterftüfete iljn ißljilipp $ainljofer, ber im ^aljre 161 £ felbft nadj Stettin tarn nnb einige SSodjen beS £jergogS ©oft roar. VluS bem bamals uon iljm aufgegeidjneten Sagebudje erfahren wir doii bem ßeben am Stettiner $ofe, oon Dielen ißerfoneit, bie bort nerteljrten, uon ben fiunftfdjäfeen, bie ber 3?ürft mit Stolg ben ^reunben geigte. Blau
ßeben in ber Stabt. 259 ljatte bamals in Stettin feine fjreube an gutem (äffen, einem träftigeu Srunte, am SBaibmert, aber ancf) an Südjern unb Silbern, an HJlün^en unb tDtebaillen, an flunftroerfeit unb H'uriofitäteii, bie int Sdjloffe überall oortjatiben maren. (5§ ift ungmeifelljaft, meint and) im einzelnen nicht narij^umeifen, bafj burd) bie§ ßeben am ^ermöglichen £>ofe ben ^aiibmertern Stettins manche Arbeit unb mancher Berbienft gefdjaffen mürben. Sind) gogen auS ber Jrembe Sufdjler nnb ©olbfdjmiebe, SOlaler unb Silbfd)iiifeer, Dredjfler unb ©taSmadjer, Sudjbritrfer unb Sudjljänbler in bie Stabt, feitbem ber Stuf mm beö ^ergogS ^ntereffe an tunftgemerblidjen ?lbb. 13. üllter SlatSfetler. Cüegeuftäubeii in meitere ßanbe gebrungeii mar. Sie ljatten, mie eS fdjeint, an ber Stabt iljr (Sefallen, beim eS „florierte Stettin an ©eleljrten, au $of« unb Kaufleuten, fo bafe einer Slnfpradj unb Kon oerfation finbet, mojtt er ßnft fjat“. 2>er fürftlidje SSeinberg unb ber ßuftgarten oor bent UJtüfjlentore boten einen angenehmen Slufeutljalt unb maren oft Sdjauplätje froljer J^efte, unter benen befonbers bie freier, bie 1612 ju (Sljren bes neu gewählten KaiferS ÜDlattljiad oeranftaltet mürbe, int ffiebädjtttiS blieb. 3» ber Stabt felbft mürben mandje Sauten aitsgefüljrt, um iljr ein ftattlidjereö Slusfeljen ju geben; fo fanb int ©ttober 1608 bie feierlidje (Sinmeifjung bes Neubaues ftatt, ber in ber grofjen 'SJomftrafje (Ijeute 9lr. 22) für bie fürftlidje Kanjlei errietet unb nad) ber Sitte ber $eit mit Qnfdjriften, Söappen 17
260 Tüflert «Stimmungen. unb ©mblemen ausgefdjmüdt roorben roar. Sei ben ytircfjeii oon St. Bieter unb St. Bfatob rourben 1602 unb 1603 Türme erridjtet unb einzelne Sürgerljäufer in biefer Beit neu Ijergeftellt ober au§= gebaut. So machte Stettin bamals auf frembe einen ganj „luftigen" ©inbrud, wenn and) rootjt faum alte ba§ au§ oerfdjiebeHfarbigen Biegetftcinen erbaute fßatt;au§ fo berounberten, roie Sljilipp .^ainljofer, ben eS mit feiner bunten ^affabe art ben Tom in Siena ober ben (Sampaiiile in Stören^ erinnerte. Son ber JfJradjt ift [jeutc nidjtS norbanben; nur bie ©eroölbe beS Stellers mögen nod) uon bem alten Sau Beu!lni§ oblegen. Ten fRutjm, beit ßotalpoeten bamalS non Stettin vertünbeten, roerben roir nid)t roörtlid) neljmen, jiimal ba roir in beu nüdjtenten Sdjriftftütfen uiel meljr Klagen über teuere Beit, ißeft unb Jtranffjeit (1613), Überfdjroemmungen, UnglütfSfälle u. a. m. lefen. ÜRit trüber Slljnung uub einer faft frantljafteu SRelandjolie fafjten bie Beitgenoffen foldje Vorgänge auf. SJlan fatj überall unb immer Slnjeidjen be§ brofjenben BomeS Glottes, modjte ein geroaltiger 8ßal= fifdj an bie lüften beS ßanbe§ getrieben roerben, uon bem man finodjen gur SBarnung für fpätere ©efdjledjter am Sdjloffe auft)ing, ober irgenb ein fßoltergeift fid) unliebfam bemertbar madjen. Sin Bauberei unb bas oerberblidje Treiben ber gieren glaubten audj bie ©cbilbetften unb tonnten bie [?nrdjt bauor nidjt bannen. Selbft in ben politifdjen Serljanbliingen tritt bisweilen foldje trübe Stimmung beutlidj gu Tage; es roar, al§ ob mau bas fommenbe ©lenb atjnte. Sicher würben baburdj audj bie Tattraft unb llnternefjmungSlufi ber Sürger geläljmt, im .ftanbel madjte fidj allmäljlidj ein Stillftanb bemertbar, ben mandjerlei Serfudje gur Sefferung ber Serljältniffe, roie bie Gcinridjtung uon ^roei jiitjrlidjen fßferbemärften (1613), neue Crbnungen für ben ^jaiibel mit grcinben, Serbote ber llonfurreng feitens auswärtiger Xtleinijänbler auS .fjollanb ober Sdjottlaiib (1610), Serljanblungen über ben .ftanbel mit ber SJlarf unb bie SSartlje fdjiffaljrt u. a. m., nid)t 311 befeitigen imftanbe waren. Sim 3. Februar 1618 fdjieb ber .fjer^og fßljilipp, erft 45 Btüjre alt, auS bem ßeben. Siu ber Seite feines ein Baljr normet ucr ftorbeiieu jüngeren SruberS ©eorg fanb „ber Sater beS Saterlands" in ber fjiirftengruft ber Sdjlofjtirdje bie letjte Sluljeftätte. Siu beibe erinnern jioei bort befinblidje ©emälbe, auf benen bie gürfteu auf bem Totenbette liegenb bargeftellt finb. Ter 'Jladjfolger '.ßljilippd, fein Stuber grana II., war infolge bes rafefjen $jinfterben£ ber ©lieber bes pommerfd)en $ürftengefd)Ied)te§ uon trüben Slljnungeii erfüllt. 9lid)t oljne ©nergie, aber oljne redjteS Selbftoertraueii unb tJreiibigfeit waltete er feines SlmteS. 3n Stettin ljatte er fdjroierige
Streit mit Starßatb nnb ©ollnoro. 261 Slnfgaben; bie ginanjreforni war nod) nirfjt erlebigt, i» bie fragen, bie iljm feine Bäte verlegten, mußte fid) ber (jerjog, ber biötjer als Bifdjof von Sammln in Heineren Berf)ältniffen gelebt tjatte, ninfjfam einjuarbeitcn verfudjen. So Diel BeucS, Stabtaulage, Slccife, llnter= fudjung beS Säminerciwefens, brängte auf ißn ein, baß er balb unmutig bie ©efdjäfte meßr unb meßt feinen 'Beamten überließ unb nur feiten perfönltdj eingriff. Sind, Gratia oerjidjtete gegen 3al)Iung von 15000 ®ulben auf bie .fjjulbigung unb beftätigte am 21. Sep= tember 1618, als bie Stettiner ben Sreueib geleiftet batten, iEjre Privilegien. Die Stabt tjatte bantalS neben bem nod) lange nidjt beteiligten ginanaelenbe nod) mit vielen Streitigfeiten unb $änbeln gu tun. Sunädjft fant e§ ju neuem Streite mit Stargarb unb Sollnow roegen beS ftornßmibelS, beit bie Bewohner biefer Stabte auf ber $I)na trieben. 3war ging man jeßt nicht meljr mit Sßaffengewalt gegen fie vor, aber ber 9iat erneuerte eine Berorbnung, burch bie cS allen Sdjiffern verboten würbe, vor ber Sßnanuinbitiig Som aus ben .ttäljnen unb Sdjuten in bie Seefdjiffe ju laben, hiergegen erljob fid) Söiberftanb feitenS ber Sdjiffer nnb ber ^änbler au§ Oiollnow unb Stargarb, bodj ber Sliat fdjritt mit Strafen gegen bie llngcbor famen ein. 'Ulan begann alSbalb mit Schriften unb Segetifdjrifteit ju ftreiten, berief fid) auf '“JlriDilegien unb SRedjte, 30g tjanfifdje grei= beiten heran, fowentge aud) von biefen nod) beftanben. Die Stargarber unb (Mollnower riefen Stralfunb ju £>ilfe, unb ber Bat biefer Stabt brachte wirflid) bie Sadje vor bie $anfatage. Sind) Stettin befeßirtte wicberßolt biefe Scrfammlungen, auf betten man ängftlid) über eine Betätigung ber bättifdjeti Privilegien burd) ben Sättig Sbriftian IV. beriet, ber 1593 felbftänbig bie ^Regierung angetreten batte. Der SijnbifuS Dr. Samuel Sdjwald) nnb ber BatSberr Qafob Srebbin waren feit 1598 wieberbolt in Hübert bie Bertreter ber Stabt, ver- mochten aber, ba Stettin eigentlich feine befonberen llrfunben über feine Bedjte in Dänentarf befaß unb feine Privilegien ^ttr Betätigung vorlegen tonnte, nidjtS red)t auSauridjten. Cbrooljl bie Soften für folcßc ®efanbtfdjaftcn hort) mären, fotuite man fid) bod) nidjt ent= fdjließen, bavon abaufcljen. Qn Hübert fanb 1618 aud) bie Berbanblung wegen bes Streites mit Stargarb unbGJolInoio ftatt, natürlich obneförfolg, fo fetjr fidj gnebeborn, ber bie Stabt vertrat, auf baS alte BieberlagS» red)t berief. (Sr behauptete, Stettin fei allein auf ben £>anbel angewiefen, wäljrcub bie beibcu Stäbte reiefje Hanbgiiter befaßen unb fein 9lcd)t auf Sechanbel unb Schiffahrt hätten. Diefe Berhanblungen verliefen cbenfo fläglidj, wie bie anberen Beratungen ber fpanfatage.
262 ®tr ©rojeg mit granffurt. ©tettin ljatte faum nocfj einen ©utjen non bem alten ©itnbe, beffen ©lacht unb ©ebeutung läiigft baljin luaren. ©bcnfoiueuig uermodjte bie 4panfa in ben letalen ©treitigteiten eine entfdjeibenbe ©olle 511 fpielen. Sieben biefem gante mit ©targarb unb ©ollnom ging bet stampf mit granffurt a. D. bet’- ®eit gahrfteOnten fdjmebte ber ^ßrogefj uor bem ©eicbSfammergeridjte, bie Elften fdjmollen immer meljr an, bie fioften mürben immer größer. Unter ben meljr als 24000 Giulben, bie ©tettin non 1560—1609 fiir ©edjts» unb giuftizfadjen auSgegebeit ljat, mirb mobl ber ©often für ben grattffnrter ©rogeß ber betracht licf)fte fein. Sin ©erfudjen jur ©eilegung bes ©treiteö unb an ffier mittelnng fehlte cS nidjt, felbft (SF>riftian IV. mm ®änemarf uerfudjte 1600 eine gütliche ©erbanblung berbeiznfübren, erfuhr aber uon feiten Stettins eine febnöbe Slbleßnung. ©niftlidjer gingen ©ranbenburg unb ©ölen mit Drohungen, SSarnungen unb ©erboten, ja mit We roaltmaßregeln, roie ©efdjlagnahme oon öütern, uor. Slber alle foldje ©litte! fdjafften ben ^Srogefj nidjt auS bem SBege, er ging meiter mit ©eplifen, Tuplifen, Üripliten, ©edjtSgutadjten, ©erhören ohne ®nbe. ©nblid) am 13. guni 1623 erfolgte baS Urteil bcS ©eidjSfammer gericf)t§; eS uerfünbete, ©tettin habe nidjt baS ©edjt, ben granffurtern ben ©aum 311 fperren, fonbern miiffe ihnen, roenu fie bie ©ieberlage uon brei Tagen gehalten unb bie üblichen gölte bejaljlt bitten, bie galjrt in ©ec geftatten. ©tettin unterlag in bem langen ©treite, fügte fidj aber bem Urteile niefjt, fonbern fuhr fort, bie ©iualen ju beläftigen, fo tueit biefe überhaupt nod) imftanbe maren, iljren ©ieg auSjitnußen. Tenn granffurt ljatte fidj faft oerblutet in bem U'ampfe, ben eS über feine JTräfte hinaus burdjfodjt. Sind) in ©tettin batte man zuleßt beu ©rozeß nur nod) beS ©rinjipeS ruegen geführt Tenn bie UnterneljmungSluft mar fo meit gtirürfgegangen, bafe ber ©at fidj nicht fdjeute, 1619 ausjjufprechen, „baS Slbenteucrn gur ©ec fei gefährlich unb beffer anberen ©ationen 311 überlaffen". Taljer mar audj ber Slnteil, ben ©tettiner ©djiffe an bem ©erfeljr burch i>en ®«nb nahmen, in biefen gabren feljr gering, ©on 1588—1619 haben ibn nie mehr als 39 gabrgeuge paffiert, 1613 finb in ben gollbüdjern nur 7, 1617 nur 12 ©djiffe auS ©tettin uer^eidjuet. Tie gatjrjjettge, bie nach Cften fuhren, famen faft auSftbließlid) auS ben ©ieberlauben, ganz uerein^elt auS ©ortugal ober grattfreid), ber ©erfebr mit ©oriuegen ljatte fo gut mie ganz aufgcljört. (Sine Urfadje bicfeS ©üdgangeS liegt gerniß in bem ©lange! an UnternehmungSlnft ber ©tettiner unb in bem finanziellen ©anfrott ber ©tabt. ©Ian fudjte ben ©innenbanbel noch einigermaßen aufredjt 31t erhalten, ftieß aber auch hier überall auf ©djmierigfeiten bet
©anbei. £63 Sranbenburg unb 5ßolen, auf ber ÜKtartljc unb ber Cber, auf ber Uder uub fßeeue. Sind) bte aut 3. Slouember 1619 oom ^eraoge grana auf brei gjaljre bereinigte Stabtaulage fdjäbigte uielleidjt beu .£janbelsoerfef)r nidjt roenig, unb biefe Slbgabe oon beu SBaren rourbe bann 1622, 1629 unb 1634 immer wieber auSgefdjrieben. Tie neuen Crbnungen für baS ®ettegerid)t ober baS Sollwert (1618), bie erfte Einrichtung eines georbneten SoteubienfteS (1622) für bie Seforgung oon Sriefen oermod)ten jur Selebung beS ^anbelsoerteljrS nur wenig beantragen. ES roar eine traurige Seit für bie Stabt, aber man ertaiutte bort nod) nidjt einmal recht bie ßage, fonbern meinte, eS ftcfje gaua gut mit ifjr, wenn nur bie augeublidlidjen ginananöte einigermaßen gehoben würben. Silit einem geroiffen Stolae faß man auf baS ftäbtifdjc Eigentum unb oeraeidjnete 1616 mit Sefriebigung eine gunatjme ber Saljl ber Seuölferung in ißölitj, ben Törfern unb SHüßlen. Tic Verwaltung würbe orbentlidj unb forgfältig geführt, bie SRatSßerren ljielten regelmäßig baS Vogtbiug, unterfudjten alle SHängel, ftellten fie nadj SJlbglidjteit ab, aber bie gauae ©efdjäftS füßrung unb ber SSirtfdjaftSbetrieb blieben unoeränbert in ben alten gönnen erhalten, Es trat ein Stillftanb ein, bet ben Slnfang aum Slüdfdjritt bebeutete. TaSfelbe ift auf allen (Gebieten au beobachten; eS fehlte an Eeift unb Geben, an gortfdjritt unb Entroideluug. ©ine Unterbrechung biefer Stuße erfolgte t)öd)ften§ einmal burdj eine Erenaftreitigleit, wie fie 1619/20 awifdjen GJollnoio unb Stettin um ben Scfitj bes JHeßnbrucßeS im Jlamelwerber entftanb. Silit ber ganaen llmftänblidjleit jener ßeit würbe wieber oerßanbelt, ®rena befidjtigungen mit bem unausbleiblichen „Effen unb Sier" fanben ftatt, führten aber bieSmal a» einer Einigung in bem Vertrage uom 19. SJlai 1620, burdj ben bie Erenae feftgefetjt rourbe. 9lud) uertrug man fidj balb barauf gütlich über ben ^aubelSuerteßr ber Sürger Stettins unb EollnoroS. Sold) ein Erfolg galt ben Stettinern als ein großer Sieg, fo fefjr ging ihr gntereffe in JHrdjturmspoIitit auf. Unb bodj begannen fdjon bamals bie Unruhen in Sößmen, bie ein Stjmptou beS aufs §öcf)fte gekannten (MegenfatjeS ber Parteien roaren, ihre Söirfung auch Quf Sommern auSaubeßnen. Silan fing an einaufeljen, baß bie ßriegSoerfaffung beS ßanbeS gana elenb roar, baß eS faft roeßrloS jebem geinbe offen lag. Tod) bie Serfudje, bie ^eraog grana uub feine Slate a» einer Sefferung biefer ßuftäiibe unter» naljmen, fdjeiterten an bem Sßiberftanbe ber Stänbe, ja bie ?luSfüßrung etroaiger Sefdjlüffe würbe oom Sibel unb oon ben Stäbten gerabeau hintertrieben. 3war mufterte ber £>eraog 1619 bie bewaffnete SHannfdjaft Stettins unb anberer Stäbte, aber biefe weigerten fidj, ßlefdjütje aur
264 Sibonia oon Sorcfe. IBerteibigung be§ ßanbeS bereit 311 [teilen. So blieb alle« beim Sllten, obwohl bereit« 1618 ein ftomet „wie eine Stute broljenb am .£>immel§ fenfter" auSgeftedt war unb abergläubige Wemüter erfrfjrerfte. SBon foldjem Slberglaubcn war and) $erjog graua beljerrfdjt, unb ber Qlebanfe an Btmberei unb .fjereuwcfen peinigte ibn wie alle feine Beitgenoffeii. Eine „newe Bettung" non 1580 erzählt non „graufamen ®ingen“, burd) bie eine Bauberin in Stettin offenbar geworben, unb •fjerjog goljann griebrid) glaubte an bie teuflifchen ftünfte ber (Slifabetb oon ®obfd)üg, bie befdjulbigt würbe, ben ßanbeSfürften „Söit) unb Sinne“ benommen 311 haben. Sie würbe 1592 auf bem $eumarft enthauptet unb ißt ßeidjnam oor ben £oren Derbrannt, ©benfo würben in ben folgenben gahren mehrere Ißerfonen hingerichtet, weil fie „Drohungen wiber ber £>errn fßerfon hotten nernehnien laffen“. 3m ftlofter 'JJlarieiifließ lebte Sibonia oon ®orcfe, bie burd) ihr jjäxitifdje« unb unoerträglidje« SBefett fortwährenben Streit hatte mit ihren Sliwerwaubten, ihren St'loftergenoffinnen unb allen, mit benen fie in ^Berührung tarn. So fcßuf fie fid) überall geinbe, bie balb behaupteten, bie hochmütige grau habe fid) ber Bauberei ergeben. 'Bei bet Unterfudjung, bie gegen fie angeftellt würbe, laut man ju ber Überzeugung, Sibonia habe tatfädjlid) burd) Bauberfünfte ihren perfönlicßen geinben allerlei Schaben ^(gefügt. So würbe bie lln glüctlidie am 21. 9looember 1619 in bie Cberburg abgeführt unb bort gefangen gefegt. las £wfgerid)t leitete eine eingchenbe Unter fudjung ein unb fanbte bas ißrotofoll über bie Slusfagen ber S8e= fcßulbigtcii, bie alle Sefchulbiguugen ruhig ^uriidwieS, fowie ber Beugen, bie gar oerwunberlidjc Slnflagen oorbradjten, an ben Slagbeburger Sdjöffenftuhl. ®iefer crfanntc, baß man Sibonia peinlid) befragen follc. Tarauf wurbe bie über 70 gaßre alte grau am 28. guli 1620 in bet Cberburg gefoltert, bi« fie enblid) jebeS non ihr geforberte ®eftänbni§ ablcgte. hierauf wurbe fie oom $of gericßte am 1. September verurteilt; fie folltc mit bem Sdjwerte hingerichtet unb bann ihr ftörper auf bem Scheiterhaufen oerbrannt werben. ®ie§ Urteil wurbe oor bem 28. September auf ber fürft lidjen ®erid)töftättc oor bem 'JJlüßlentore ausgeführt, Bange nodj lebte biefer graufige fßroseß in bem Slnbenfen beS SBolfcS, man feßob ihr balb bie Sdjulb 311, baß fie bas alte ^jeraogshaus 31t Stöbe gebetet habe. Wenige 'JJlonate nad) Sibonia fdjieb Herzog grunz am 27. 'Jlo oember au§ bem Beben, naeßbem ihm in feinem legten ßebcnSjahre wieber bie brohenbe 'J?eft Sorgen gemadjt h°tte, fo baß feine State mit ber Stabtnerwattung in ^Beratung über '.BorfidjtSniaßregeln eintraten. ?lud) granz hinterließ feine fRadjfommeu, fein Sruber 1Bogiflaw XIV.
Unßünflißf Befaß'- 265 übernahm bie Siegierung im Stettiner ßanbe. ®r roar, al§ 1622 fein Stuber Ulrid) ftarb, als leijter ber ferfjS Söhne Sogiflawd XIII am ßeben. Slbermalö mufeten bie pommerfdjen (stabte fid) mit bem neuen £jergoge einigen, burd) eine ßatjlung oon 12(juO ®ulben bie foftfpielige 9litSridjtuiig ber ©rbhulbigung abgulöfen; ba§ Slufbringen be? 65elbe§ madjte um jo metjr Sorge, al§ eine frijioer brüdenbe Weiterung in biefen ^aljren fjerrfdjte. ®ie ßletreibepreife waren fo ljod) geftiegen, roie Taum je guoor, ein roirtfdjaftlidjer Sicbergang trat ein, ber bad Sdjlimmfte befürd)ten liefe. ®ie feergoglidje Regierung fudjte auf oer= fdjiebene Sßeife gu feelfen, erliefe föiüngebitte, befdjräntte 1622 auf Sitten ber Stäbte ben ^janbel frember Raufleute, ber freilich aud) nad; ihrer SJteinung nidjt mehr gang gu oerbieten fei, „ ba and) mit frembe" ßeiiten am Orte gii banöeln fidjerer fei al§ feeinärtd gu abenteuern". ®d gelang bem State oon Stettin eine 2ar= unb Sietual*Crbnnng guftanbe gu bringen, bie am 22. SJtärg 1623 erlaffen unb wenige Sage barauf oom £)ergoge beftätigt würbe, audj erfdjien im Januar 1624 eine gleidje Crbnnng für ba? gange Stettinifdje $ergogtum. ®od) biefe SJtaferegeln nütjten wenig, ba bie fid) fortgefefet oeränbernben Serfeältniffe notwenbigerroeife bie greife wieber oerfdjoben. ®ie ftaufmannfdjaft nnb ber QJewanbfdjnitt erljielten am 12. SJtärg 1624 eine neue Stolle, in ber man auf bie ungünftige ßagc bed $anbel§ Studfidjt gu nehmen fudjte, ohne inbeffen einfdjneibenbe fJtnbeniiigen namentlich audj in ber prioilegierten Stellung biefer Korporation oor» guneljmen ober bie Sefdjwerben, bie bariiber laut würben, gu beriirf* fidjtigen. ®cr Stat ljatte mit ber ginangDerwaltung immer nodj genug gu tun, liefe fidj babei aber bie SJlitroirfiing ber 17 unb ber 18 SJtänner nur Ijödjft ungern gefallen. ($r oerfjielt fidj Sefdjwerben unb SSünfdjeii gegenüber meift ableljnenb, ba bie SJtänner, bie bamals im State fufeen, nidjt gerne etroad an ben befteljenoen ßuftänben änbern wollten. Sie roaren frolj, bafe bie Serwaltung ber Stabt nod) fo fortgeführt werben tonnte, unb meinten, ©rljeblidie? erreidjt gu hn|ben, als Sogiflaw nadj ber $ulbigung ber Sürgerfdjaft am 24. September 1621 bie Stirn* legien ber Stabt feierlich beftätigte. war bad letjte fötal, bafe cd burdj einen pommerfdjen .fptrgog gefdjalj. Vln alte längft nergangene Beiten, in benen Stettin eine fclbftänbige Stellung eingenommen ljatte, erinnerte ed, ald 1625 bie Sebriiber oon Söuffow, bereu Sorfaljren einftmald bie (Abrichter in Stettin geroefen waren, ben lefetcn Steft itjrer $errlid)teit in ber Stabt aufgaben, inbem fie bad £aud in ber Sdjulgenftrafee, bad Sdjulgengeridjt, rerlauften. Cft genug hatten bie Sürger mit ben Shifforo unb bem oon iljnen beftellten fRirtjter im
266 flrießörüflunßen Streite gelegen, jetjt übte ber Fjer^ogHcfje Schultheiß (1620 Dr Theobor VIönnieS, 1628 Dr. ^onc^iin VrätoriuS) ritljiq unb ungeftört bie Q'uriS- biction im Stabtgerichte aus, unb neben iljni roar ber alljährlich au§ ber Vinte beS Vates geroählte VichtSuogt tätig. ?lud) bas Verhältnis ber VatSIjerren, namentlich bet Viirgermeifter, zur herzoglichen Vegierung roar ein anbereS geroorben. Ruinier mehr rourbe eS Sitte, bafj SVänner mit gelehrter Vilbung in ben SRat eintraten, roie Dr. ©lernens SDlidjael, ber uon 1616—1630 Viirgermeifter roar, ober Vlagifter Valthafar Setser ober SDlagifter 'ilbam Vlöfeler (beibe 1614 in ben SRat getoren), Vaul ^riebeborn (1616) u. a. m Sie ftanben ben herzoglichen SRätcn in ihrer ganzen Slufchauung näher als ben Siirgern unb erfannten bie Slutorität bes Staates roillig an. Tie ftäbtifdje Selbftänbigteit machten.fie nur geltenb, fobalb eS fich um Steuern unb Stiftungen fiir baS ßanb hanbelte. TaS gefchah, als man infolge ber triegerifchen ßuftänbe im Veidje bas „TefenfionSroert" oon neuem in Slugriff nahm. Tie Stäube erhoben gegen SInroerbung oon Truppen unb anber« roeitige gorberungen ©öifpruch. unb befonbers bie Vertreter ber Stäbte Stettin unb Stargarb lehnten 1623 foldje Vlafsregeln als unnötig, ja als gefährlicf» ab. ©rft als ber oberfäcfjfifefje Kreistag, ber im Ulprfl 1623 Zu Jüterbog tagte, bringenb bie Slufftellung eines feeres forberte, bereinigte ber ßanbtag zu Stettin im 3Rai bie Slnroerbung oon Truppen unb bie 'Jlusfchreibung einer TefenfionSfteuer. 3n Stettin rourben oier SRänner (Johann Treier, GJeorg Veoeüng, Heinrich Vraunfchroeig, griebrich GJerfdjoro) mit bem ©beziehen ber Steuer beauftragt, bie für baS £aitS 1, fiir bie Vube ys unb fiir ben Steller Vi Ghilbcn betrug. Vach hem Vegifter tarnen in ber Stabt 676, in ben Vor ftäbten 226 unb un Sigentum ber Stabt 25 Glulben ein. ßauter als über biefe Zahlung flagte man über bie ©inquartierung ber Solbaten, obroohl auf Stettin nur 90 Vlann fielen. Tie fortgefetjten Vcfchroerben ber Stäote, unter benen Stettin bic leitenbe Volle fpielte, hotten roirflich Zur golge, bafe ber Herzog im £>erbft bie Solbaten roieber entlief). @s ift ein Mögliches Schaufpiel, bafe bie Stabt, bie bamals allein innerhalb ihrer Vlauern ohne bie Vorftabte 325 Käufer, 630 Vubeii unb 494 Steller zählte. nict)t imftanbe zu fein behauptete, eine ©in« quartierung zu trugen. Tiefer fur^fidjtige Sßiberftaub füllte iibie folgen bringen, beim bie Striegsiinruhen näherten fich ihr bolb immer mehr. ®leichfain als Vorbote erfchien 1624 oon neuem eine hifeigr Seuche, bie allerlei Vlaßregeln z»r Slbroetjr, roie bie Slnftellung eines VeftarzteS unb eines „ValbiererS", auch ben ®rlaß eineS feljr auS« führlidjen „politifchen VeftregimentS“ uom 30. 3uni 1625 ueranlaßte Tie Boljl ber TobeSfälle roar aber roieber erfdjrecflid) hu<h; finb bod)
Klufee Podeiuch ü Blten* Stettin aus der Dogelfdtjau IS MtinAe t»r«s> M.RartHfc KlotW TI S tehum» Kink. Ä FQ Ktaftwlfoff. «. F.0 Hww Huff T. F.ti Holt Hoff Dhofo/ifh u.D^ur^ H3u**nberh,StfHin. Steti.vum llrkt Mtiqun.vivu pulrhra aitu hiUnsirtuv^x am««**. ImpU« fa*hnts.S»dt>f pri narin Principum. Pomera nr MrtropolU alailpa Ub«. ratibss llliulris.cunmer - rtfa nobiUs.atediaairiK ar. libu» crit*bns,ariibM d«MM HYib. plrni 4a.* *a*<3 ****>*•'* k 'ä-^* < tl MAUewmfca brn,i» IX. Hoalbm b»o* C. PfkAabnnk» Zeidjnung non hrinnd) Kote 1625.
SlufjtreS 2luS[ef)tn ber (Stabt. 267 1624 meßr als 1O(tO unb 1625 faft 2000 'ßerfonen geftorben. Tie Weift ließen waren ntcfjt imftanbe, alle Säten in ben Ririßenbiidjeni 311 »er jeidpten, bie fie nad) einer Verfügung SßilippS II. feit 1617 31t füfjren batten, ^n biefer unglürflidjen Seit fcßieb am 6. gebmar 1625 ^er^og fßßilipp Julius »an SBolgaft aus bem ßeben unb ßinterließ, ba aud) er ohne fJJadjtommen baljiit ging, feine $errfd)aft bem letzten Sproffe beS alten Wrcifenßaufes, Sogiflaw XIV. Sorgen unb bange Slßnimgen beftßwcrtcii bie ©emüter, unb oiele fUlenfdjen ließen fid) burd) allerlei fogenannte '-IBunberjeidjen erfdjrecfen, bie ^oßannes SJUtraelius in feinet (Sßronit forgfam »erjeid)nete. Slnfpredjenber als baS Silb, baS wir unS nad) ben jeitgenöffifdjen Slufjeidjnungen »on ben inneren .ßuftänben ber Stabt madjen, ift eine Tarftelluug »on bem äußeren '2luSfeßen Stettins. Söir »erbauten fie bem SJlaler ^einridj fiote, ber, au§ ©eile gebürtig, fid) 1590 in Stettin niebergelaffen ljatte. TaS ®ilb, baS 1625 im Verlage ber Suißßanblung bes @eorg Sdjultje erfdjien, ftellt un§ bie Stabt im Scßmucte ber mittelalterlidjen Sefeftigung bar, bie in biefer SÖeife nicßt meßr lange beftanb. Stettin madjt nadj biefer topograpßifdj gewiß genauen Slnfidjt einen ftattlicßen ©inbrucf mit ben Titanen ber SHrdjen, beS ScßloffeS, ber Sefeftigung, ben 311m Seil ßocßragenben Raufern, ben weiten flößen unb Straßen. Tiefe faßen freilidj in SBirflidjfeit gang anberS aus, ba aud) in biefer Seit bie Unfauberteit trotj aller HJlaßnungen nnb (Gebote feßr groß war. Qmmer wieber, wie 3. S. in ber Sürgerfpradje »on 1624, würbe ben Siirgern geboten, „Straßen uub Können rein 3U ßalten" uub allen Unrat auf beu „ßeptenberg", einen ^laß ßintcr ber großen ßaftabie, 311 füßren- „Söer baS nidjt tut, foll »on Stunb an gepfänbct werben ober einen £>alsbrud) 3» geben fdjulbig fein", b. ß. am fiaat, bem Sdjanbpfaßl, ber fid) auf bem ßrautniarft befanb, öffentlich auSfteßen. ßebßafte (Erregung riefen in ber Stabt allerlei GJerücßtc im Qnßre 1626 ßeroor. @S tarnen aus Sacßfen fRacßricßten über bas ^jerannaßen ber »DlanSfelbfdjen Sruppen nadj Stettin. ®S erfcßien bort ber faiferlidje Cberft Daniel Hebron unb bot im Kamen bes WeneralS SBallenftein Seiftanb an, e§ ßieß aucß, ßönig Wufta» Slbolf oon Scßweben 3ießc mit einem großen $eere ßeran unb ßabe bie Slbfidjt, Stettin 3» befeßen. Tiefe unb äßnlicße Sotfcßaften »er anlaßten bie ße^ogluße ^Regierung, abermals bie StriegSrüftuug inS Sluge 3U faffen, aber man fam über bie ©inridjtung eines ftriegS* rateS nidjt ßinauS, weitere Sorteßrungen fdjeiterten an bem SBiber* ftaube ber Stänbe. Welang eS aucß noiß im grüßling 1627, ben Turcß marfcß fcßwebifcßer Sruppen »out pommerfcßen Webiete ab3Ulenten,
268 ©ie fjraujburßer Kapitulation. fo 30g int Cftober eine auS ißolen gurüdieljrenbe Ijolfteinfdje Vlnnee burd) (Stettin. Sa fnnnte ber Bat fetjen, wie naße bereits bie Kriegsunruhen waren, obwoljl gerabe er bei ben Beratungen über baS SefenfionSwert fid) fo abletjnenb nerljalten hatte, bafe er feine (Stabt oon ber Vanbfolge auSfd)loß, als anbere CTcmeinben fid) bagu bereit erflart hatten. Er wies barauf fjin, bafe ^aitbel unb Berteljr fid) gerabe oantalS hoben, baß (Stettiner (Sdjiffe mehr als friiljer befdjäftigt waren, ^nljreii bod) 1626 nidjt weniger als 98 nnb 1627 fogar 140 ljier beheimatete gahrgeuge burd) ben ©unb. 9Jlan meinte, baß bie Bcutralität beS ßanbeS aud) fiir bie ©tabt am norteilhafteften fei, erful;r aber halb, wie eS für einen oljnnuidjtigen wehrlofen ©taat unmöglich ift, neutral gu bleiben. '2lm 10. Bonember 1627 mürbe £>erjog Bogiflaw gum Slbfdjluffe ber grangburger Kapitulation gezwungen, bie baS Canb ben ßöallcnfteinfdjen ©djaren öffnete, ©tettin als fürftlidje SRefibexigftaht war non einer Einquartierung ausgenommen, füllte and) non Surd) märfdjen r>erfd)ont bleiben, bodj bereits im 5e&ni°r 1628 gog ber Dberft ^auSmann mit feinen Kompagnien burd) bie ©tabt. ©ie hatte natürlich bie Kontribution, bie auf ben Sanbtagen gu SBolgaft unb ©tettin befdjloffen würbe, mitgutragen. SSaS half eS oiel, wenn fie fid) weigerte 311 gahlen unb *ßroteft erljob? Sim 23. $uni 1628 ftellte ber Bat einen ©djulbbrief aus über bie einzelnen freiwilligen Beiträge, bie gur Secfung ber Kontribution oon 60000 Salem für Slbwenbung ber taiferlidjen Earmfou aufgebracht worben waren. SBieberholt mußte man burd) Oiefdjente an fberfte ber SSallenfteinfdjen Wrniee ein ge toaltfameS Einbringen oon Jruppen abwenben, Kötteriß beanfprudjtc 1500, Slrnim 3000 Saler, nnb bamit erreidjte ber Bat nodj faum eine Berfdjonung ber EigentumSbörfer. ES fcfjien woßl eine $eit lang, als ob ©tettin burd) bie ©perrung ©tralfunbS einen Borteil fiir feinen ©d)iffSnerfehr haben folle, übertraf boch bie gaßl feiner ben ©unb paffierenoen Schiffe bamals bie ©tralfunbS, aber SBallenftein warnte im Segeniber 1627 bie ©tabt, ©djiffe, bie ben gemben beS KaiferS nitßlidj fein fönuten, auSgeben gu laffen. Btenig Borteil hatte fie auch, als er am 19. 3itli 1628 ber ©tabt ©tettin einen ©djußbrief auSftcllte unb iljr ungehinberte Schiffahrt gufidjerte. Sie Sänen feßten fich auf bem Buben feft unb erhoben bort einen goll, fchwebifdje ©duffe oerhinberten ben Berteljr nad) beu £>äfen, bie non ben Kaiferlichen befetjt worben maren. Uni wenigftenS non ben Säuen einige Erleichterung gu erhalten, würben im Sluguft 1629 Baul fjriebeborn unb Ehriftian ^ippmann nadj Kopenhagen gefanbt. ©ie erreichten, baß ber Soll auf bem Buben balb befcitigt würbe. Sie
Sie -Staiferlidjen in ber 3?ät>e ber Stabt. 269 Sperre ber ft'ornauSfuljr, bie non ben ff'aiferlidjeu verfügt wnrbe, um bie Slnlegung non Vorrats bäufern gu erjiuingen, mar ein neuer Sdjlag für bie Stabt, fie unterliefe eS nidjt, bitterlidj barüber 31t Hagen. T^reilid) finb folcfje Klagen, bie baS ßlenb in ben fdjmär^eften ^arbeit barftellten, nidjt mörtlidj 311 nehmen, galt eS bod), bie Sage möglidjft bemitleibenSroert bar3iiftellen, fdjon um bie Steuerlaft 31t erleichtern. “DaS oerftanb ber 'Jlat oon Stettin meiftertjaft, als bie verfdjicbeneit Slrten ber Seftciientng von ben Vanbtageii beraten unb befd)(offen mürben, gemeiner Pfennig, St'opffteuer (1628), 9lf^ife. Stettin fdjob immer feine Stabtfdjulben oor, bie eS iljm itnmöglidj madjten, etwas fiir baS 2anb 3U tun. ES erflärte fiel) nur bereit, oon ber Sranf fteuer, bie ber .fjersog 3ur Stignng ber Sdjulben non neuem bewilligt ljatte, einen beftimmten Seil an ben fjiirften 31t entrichten. ßu ber felben Seit aber mufeten ©ürgenneifter unb 9?at eine Sdjulb non 18000 Salem bem ^>er3oge uon grieblanb gegenüber anerfemien; audj fie mar maljrfdjeinltdj baburd) entftanben, bafe bie Stabt eine Einquartierung ab3iituenben nerftanb. Ser £>er3og SBogiflain, ber bamals fdjon traut roar, tonnte feine Stabt tauni nodj fdjiißeu. Ebenforoenig uermodjten bie neu einge» ridjteten ©eljörben, ber Seljeime SHat unb ber Staatsrat, in bem Stettin burd) feinen Sürqermeifter ElemenS SJlidjael uertreten roar, au§3urid)ten ober iljre tBefdjliiffe burd)3iifetjen. Sie geringe pommerfdje SlriegSmadjt, bereit Einquartierung bie Stäbte fo unwillig trugen, tonnte bie roeit ftärtere taiferlidje Ulrutee, bie fid) immer ungefdjeuter in Sommern feftfefete unb bort arg häufte, nidjt in Sdjranten halten. SereitS im VJtär3 1630 forberte ber taiferlidje geibmarfdjall Sorquato (Eonti bie Übergabe uon Sarlj unb ©reifenfeagen. Sa baburd) Stettin felbft bebroljt würbe, verweigerten ber fjei^og mtb bie Stäube bie (Erlaubnis 311t töefefeung. 911S bie ^Bommern bei ben (Berljanblungen ftanbljaft blieben, ba liefe (Eonti am 24. unb 28. EOtai bie beiben Stäbte mit (Seroalt bcfefeen unb nerlangte balb audj bie Übergabe Stettins vom £>er3oge. Sogiflaw letjnte natiirlid) ab, aber er wäre ui^roeifelljaft ber ©eivalt gewichen, wenn Konti foldje 011311 roenben gewagt Ijätte. Er tat eS vielleidjt nidjt, weil er beforgt wat, Stettin mödjte ein 3iueiteS Stralfnub werben, unb baS Eingreifen bes SdjivebenlönigS fürdjtete, beffen füafeeii bereits befamit roar. .Honig Euftav 91 bolf ljatte, feitbem er mit Stralfunb ein SBüitbiiiS gefdjloffeu ljatte, ben ©ebanfeii nidjt aufgegeben, bie feinem Sleidje uub feiner baltifdjen £>errfdjaft broljeitben Sefaljreu burd) eine ®e fefettng jammerns unb namentlidj Stettins ab3iiroeljren unb einem Singriffe 3unor3utommen. 3u bem 3’üe,:fe trQt er £>er309e
270 2luhmft Suftaö SlbolfS. unb ber (Stabt in geheime Slerbinbung. Ein fd)webifd)er Slgent fudjte in (Stettin bei ben Bürgern unb bei £wfe (Stimmung für (Sdjmeben gu madjen. Wan war bort anfangs zweifelhaft, ob eine fdjwebifdje 'Befetjung roitnfdjenSwert fei. SUS aber bie Sefahr nonfeiten ber Kaiferlidjen immer näher tjeranriidte, ba wanbte, wie eS fdjeint, ein großer Seil ber töeoölferung feine Steigung ben ©djweben 311. Qm geheimen würben bie SBiinfdje bem Könige überbracht. Segen Enbe bes Quni 1630 erfdjien Emanuel Wippe mit beftimmten Aufträgen Suftao SlboIfS in ber ©tabt, um namentlich aud) ben Slot 31t oer anlaffen, ber Shifnaljme einer taiferlidjen Sarnifou gu wiberfteljen, ba ber König in wenigen Sagen eintreffen tönne. Er nerfidjerte bie ©tabt ber £>ulb beS Königs, ber fie oor einer Störung ber ©djiffaljrt unb beö £>anbeis gu fdjiitjen entfdjloffen fei, erhielt aber vom Slate feine beftimmte Qnfage. fjergog Sogiflaw verfudjte audj jeßt nodj bte Sleutralität feines WanbeS aufrecht 311 erhalten, nadjbem er fid) bereits vorher burdj eine Sefanbtfchaft, bei ber fidj and) ber StatSljerr ifJaul Qriebeborn befanb, vergeblich bemüht hatte, ben König von einer Wanbung in ißonimern abßubringen. 31m 24. Quni 1630 langte Suftao Slbolf bei ber ißeenemiinbung an, ging fogleidj an bie ©wine vor uub fanbte von bort am 4. Quli ben ©tettiner fjeinrid) ©djwalenberg an ben fjergog unb ben Stat ber ©tabt. Slbermals betonte Sogiilaw feine Sleutralität, bod) am 10. Quli erfd)ienen bte fdjtuebifdjeii ©d)iffe vor ©tettin, unb ber König bcgog nut feinen Sruppen (etwa 8000 SJtann) bei ber Cberburg ein Wager, ©ofort rüdten bie Stegimenter bis bid)t vor bie ©tabtmauer, ol)ue baß man oon ©tettin aus ben 'Berfud) 311 einer 9lbwel)r gemacht 311 haben fdjeint. ®erl)anblungeu begannen von neuem, .fpergog 39ogiflaw erfchien fd)Iießlidj felbft unb brad)te feine großen Sebenfen oor, bie er gegen bie Qorberung einer Slufitaljme ber fdjxvebifdjen Sruppen hatte. Suftao Slbolf ertlärte, fo wirb berichtet, er tomme nicht alB geinb bes Kaifers unb bes 8teid)eS, fonbern als SBefreier ißomnternS non folgen, bie baS Wanb unrechtmäßig bebrücften. ®urd) fanfte Sroljung wußte er enblidj beu £>ergog 311 beftimmen, baß er bie ®iu= williguug gab. Cßne Baubern zogen fdjwebifche Sruppen über einen fdjmalen ©teg gwifdjen zwei unfertigen Sräben ben SBall hinauf in ©tettin ein „zum Beidjen ber Eroberung". Sie SJlauern .würben befeßt, bie große Wenge ber Sruppen brachte man in einem befeftigten Wager unter, baS bei Srabow gwifdjen ber ©tabt unb ber Cberburg angelegt würbe. S>ie SBürger verfd)oiite matt mit Einquartierung, unb ein töniglidjer Erlaß vom 12. Quli verbot ftrengftenS, fie irgenb wie gu beläftigen ober bei ihnen Cuartier gu nehmen. Suftav 31bolf
IBtfeftigunß ber (stabt burd) bie Schweben. 271 nahm Söotjnung in ber ©berburg, fam aber wieberholt in bie Stabt, al§ bie fofort eingeleiteten Berßanblungen über ein BünbniS mit ißommern nicfjt recfjt vorwärts gingen. (Srft burd) eine Siebe, bie er am 1. September im Sdjloffe hielt gelang es ihm, bie Sebenten wegen beS ÜBerßältniffeS gu 'Branbenburg einigermaßen gu beseitigen, unb am 4. September wurbe bie ©efenfioalliang gwifd)en bem £>ergoge unb bem Könige abgefd)loffen. 'JJitt gäßer Brette batten bie pontmer= fcßen Bevollmächtigten an ben alten branbenbnrgifcßen (Erbverträgen feftgeßalten unb wenigstens bie Befeitigung ber bebenflidjften 'Be Stimmungen beS Vertrages erreicht. (Iber bie Stimmung in ber Bürgerfdjaft fehlt e§ aus biefer ßeit an biretten 3eugniffeit, aber balb keßen auch Stettiner 'Boeten ihre ßeier gu ßßreu Könige „Suftav Ulbolf, be§ 'BerteibigerS 'BommernS" ertönen. Dr. Qoßanues Sieder wibmete ihm ein „(.hebet unb Dantpfalm auS bem Propheten gefaia". Bon ben Kungeln herab rerfünbeten gatob gabriciuS, ber bem Könige balb als gelbprebiger folgte, ®aniel (Sramer, Joachim ißrätoriuS, (Eßriftopß Scßulße, ®aniel BJafferfiißrer, Samuel gucßS u. a. m. baS ßob be§ „fiegreidjen ßöwen aus bem Sterben". (huftav SIbolf aber mußte bie Stettiner gang energifd) gu Slrbeiten unb ßeiftungen ßerangießen. (Er erließ eine „^efenfionSverfaffung“ unb eine „ünartierorbnung", in betten bie gegenseitigen ißfhdjteti genauer bestimmt würben. 3mei '.Regimenter Schweben erhielten Ouartiere in Stettin. Klagen über eingelne Sewalttaten unb ®ieb= ftäßle ber Solbaten fanben fdmelle (Erlebigung. (huftav Ülbolf war eiitfdjloffen, Stettin als feften 'Jhinft für feine friegerifcfjen Operationen in iDeutfthlanb gu behaupten unb gu biefem 3wede möglichft ftart gu befestigen. Sunädjft fidjerte matt bie ©berburg, bie fdjon bamals viel Schaben erlitt, burd) Starte '.Wälle, bann ging matt Sofort mit ben Slrbeiten gum 'Kau non neuen Berfdjangungen vor. ®ie ®in= wohnet felbft mußten bett Solbaten helfen, bereits im Vluguft arbeiteten nidjt weniger als 2259 ißerfonen aus ber Stabt unb ben Borftäbten mit Schippen unb Karren. Der ißlan, ben ber König felbft ent worfen unb ber Ingenieur 'BortiuS weiter auSgefiißrt hatte, faß vor allein eine Befeftigung nach Sübwefteu vor, fo baß bie ©berwiet mit hineingegogeu werben füllte. Bor ber Stabt wurbe bie Slnleguug ber Sternfcßange geplant, bie ßaftabie, ber Bleidjßolm unb bie Silber wiefe würben ftart befeftigt. 2)ie Schweben betrieben bie Arbeit befonberS nach bem gälte SJtagbeburgS mit größtem (Sifer, fie nahm aber mehrere gaßre in Slnfprud) unb verurfadjte ber Stabt viele Koften unb ben Bürgern unfägliche SDliilje. SJtan feufgte oft über bie ßaften, aber ber König ober feine ©ffigiere nahmen irt biefer
272 Scßroebifcße ßinquartierung. Begießung feine Slüctfidjt. So rourbe 1032 ber Sürgerfchaft eine neue (Steuer auferlegt, bie fogenannte SSallguIage, bie bagu beftimmt roar, bie SJlittel gur ©rßaltung unb ©rbauung bet Söulle, fowie gut Reparatur ber Brüden, Dore ufro. aufgubringen. Bon jebem (Scfjeffel sJJlalg, ber in ber Stabt uerbraudjt rourbe, mußten 3 Schillinge gegatjlt werben. SJlau ßat über biefe Slbgabe, bie nur uorübergeljenb beftetjen füllte, aber lange beibeßalteii rourbe, gang befonbers viel geflagt. Stettin rourbe burd) biefe fdjroebifdje Befeftigung ein feßr ftarter, ja für faft uneinnehmbar geltenber SBaffenplaß. Bor bem mittelalterlichen SBall unb ber Blauer erljoben fich allmäljlidj fieben Baftionen ober Sollwerte mit Stavelins. Die 3teftungdanlage im Süben rourbe nicht fo auSgeführt, roie man geplant ljatte, unb blieb giemhch fchwadj Qm Sommer 1032 fctjeiuen bie Slrbeiten um bie eigentliche Stabt im gangen beenbet geroefen gu fein, aber braußen rourbe immer weiter gebaut. Schon in ben faßten 1030—1032 ljatte baS VJlilitär in Stettin am meiften gu fagen. Die Saften ber Berteibigung rourben bem ßanbe aufgelegt burdj Einführung einer Abgabe uon ben Kaufmanns» roaren, bie auf ben Strömen unb in ben .fjäfen erhoben würben. Diefe Seegölle ober ßigenten, bie Schweben überall an ben Jtüften ber Cftfee erljob, belüfteten ben SdjiffSverfeljr gar feljr; 4% Sßrogent oom 22erte aller ein unb auSgefüljrten Witter füllte gegafjlt werben, roie bie feßr horte ßigentorbnung uon 1032 forberte. Dafür genoffeu bie Stettiner beu Schuß ber Sdjroeben. ®uftau Slbolf, ber bis in beu Vlnfang bes September fein Stanbquartier oor Stettin tjatte, fiiuberte bie Umgegenb uon ben Kaifedidjen. Sei biefen Kämpfen wnrbe audj baS ßager bei Stettin, in bem Selbmarfdjall $orn mit 1000U ÜJlann eingetroffen roar, gegen einen Eingriff ber f^einbe fiegreid) oerteibigt. Dabei gingen bie Dörfer in ber 9lälje ber Stabt, Sdjroargow, Scheune, ^JommerenSborf, Blöljringen, Blanbeltoro, in flammen auf. Droß aller ßaften erroectten boch bie Erfolge ber fdjwebifchen SBaffen in Stettin immer meljr Begeiferung für ben fiegreicßen König. Bereits am 27. Januar 1031 ließ ber Siettor ber SiatSfdjule ^oljanneS SJlifraeliuS eine uon iljm gebicßtete Tragico- Comoedia burdj feine Schüler auffiißreu, in ber er barftellte, wie bie von geinben arg gequälte '.ßomeriS burch Slgatßanber (ben guten Blann) befreit rourbe. Die ßaljl berer, bie über bie grembljerrfchaft unb bie Ohnmacht beS angeftammten $>errn entrüftet roaren, tuirb nidjt groß gewefen fein; ob bie mannigfadjen Serüchte, bie über Konfpirationen Stettiner gegen ben König umliefen, auf BJaljrtjeit berußten, läßt fich nicfjt meljr eiitfdjeiben. Ein Stettiner Baltßafar
®uftau 21)olfS 'Job 273 Rentei »erfaßte bamals eine Verteibigungsfdjrift für ßhiftau 2lbolf unb pries iljn als ben SRetter m ber Slot. 9ladj ben fiegretdjen Kämpfen bei ^ranffnrt a. 0. feljrte ber König int ©oniiner 1 (531 nod) einmal nadj ©tettin guriid nnb ernannte halb barattf nad) Sluberufung Karl VanerS ©ten V feite ^nni ßegaten in ber pommerfdjen .£>aupt- ftabt. ®ort entfaltete fid) jetjt ein reidj bewegtes ßeben, ©nrdjgüge mancher ?lrt, Qtefanbtfdjaften ans SJlosfau, (Snglanb, granf reidj, ßanbtageuerfammlnngen, bie wegen ber fortgefefeten ©elbforbernngeu Ijäufig waren, wed)felten mit einanber ab, nnb ©tettin war eine Beitlang ein SRittelpnntt ber europäifdjen Volitit. Sieben bem fdjroebi fdjen ßegatcn fpielte ber £>ergog, mit beffen Sefunbljeit eS immer fdjledjter würbe, eine giemlid) tläglidje Stolle (£r war faum meljr alS ein ®aft in bem alten ©djloffe feiner Slljnen nnb ljatte wenig gu fügen. SSäljrenb er Verorbuuugen über bie Steinigung ber ©trafjen in ©tettin erliefe, eine neue Kleiber, £wdjgeitS=, Kinbtauf= uub Ve gräbniS Crbnung ber ©tabt „gur Slbwenbung tünftiger göttlicher Strafen" beftätigte (1631) ober bie Sa£= unb üßiftual Crbnung 1632 erneuerte ober mit ber Gcntfdjeibung oon allerlei £>anbwertSftreitigteiten gu tun ßatte, führte 29jelte bie Verljanbluiigen mit ben ©tänben unb übermittelte bie immer roadjfenben Selbforberungen beS Königs, ©o begeiftert man aud) feinen ©iegeSlauf oerfolgte, man feufgte bod) über bie Saften, bie gu tragen maren. ®er Stat leßnte eS runb weg ab, ben Slnteil ber ©tabt an ben 1632 bewilligten Abgaben gu gatjlen, ba fie bereits anberweitig ftart belaftet fei; er ljatte and) für einige Beit ßrfolg bannt. ®er ©ouuerneur Sjelfe tarn ber ©tabt unb nanientlid) itjrem Viirgermeifter Vanl griebeborn mit einem gewiffen SSoßlwollen entgegen, foweit er founte, unb fetjte eS halb audj burd), bafe bie Sarnifon auf 20UU SRanii ermäfeigt würbe. SSaljrenb man wieber auf einem ßanbtage gu ©tettin über bie Vewilligung uon gorbernugen ftritt, tarn im Stooember 1632 bie Sladjridjt an, ber König fei am 6. bei ßiitjen gefallen, ©ein Vereljrer SJlitraeliuS uerfafete alSöalb, nadibem er fdjon am 1. Slouember 1631 ein gweiteS „Komöbienfpipl" Parthenia ljatte aiiffüljren laffen, ein brittes @uftau = Slbolffpiel, baS mit ber Klage bes Volles über ben 'Job beS StetterS fd)liefjt. gur bas ©djieffal ©tettiaS ift ber ©djweben fönig uon tief einfdjneibenber Vebeutung gewefen Gfr leate ben fflrunb gu ber langen grembßerrfdjaft, bie fiir bie (Sntwicfelung ber ©tabt ßöißft uerljänginSDoll werben füllte, ©o ift bas ßJefüfel, bas ber ©tettiner (SJefdjidjtSfdjreiber uom rüdblictenben ©tanbpuntte aus für ®uftau fllbolf ljat, gwiefpältig. (£r tjat bie ©tabt oor ber ßfewaltßerrfdjaft ber Kaiferlid)en gerettet, aber loSgeriffen oon bem ©taate, bem fie Weir mann <je(4tätt »on ®tettlr
274 Sie ©eitjältniffe in ber Stabt nad; 1632. redjtmäfjig gufallen mufete, unb baburdj eine im gangen recht traurige ©eriobe ber Stabtgefcbidjte eingeleitet. ®a§ ©erbältniS Stettins gu Sdjroeben mürbe burcb ben Job ®uftao SlboIfS nidjt geänbert. Sjette tjielt bie ^jerrfcfjaft in feften £>änben, unb ber Stabtfefretär Qoljann gabriciuS, ber 1633 nad) grantfnrt a. SR. gefdjidt mürbe, um eine .fperabfetjung ber ßigenten gu erroirfen, erhielt eine ableljnenbe Slntroort. gaft nod) niefjr mürben bie Stettiner bebrüctt burd) bie immer flarer fjeroortretenbe 21 bfidjt ber fdjroebifdjen ^Regierung, ©ommern auf jeben 3^11 feftguljalten unb ben rooljlbegrünbeten SRedjtS» anfprudj beS branbenburgifdjen Jturfürften beifeite gu fdjieben. Sie gerieten in einen fdjlimmen ®eroiffenSgroiefpalt, als im SRai 1633 ber yturf iirft ®eorg SBittjelm gunt Sefudje bei bem .^ergoge ©ogiflaro erfdjien. Sollten fie ibn als ihren tünftigen £>errn begrüben unb ihm binbenbe .Qufidjerungen machen, miifjrenb bie fdjwebifcbe ^Regierung fdjon offen ertlärte, ohne SatiSfattion teinenfallS bie Stabt IjerauSgeben gu roollen? Sie ftreng lutljerifdje Seiftlidjfeit fdjeint fdjon bamals gegen ben laloiniftifdjen Sranbenburger geroirtt unb Stimmung für Sdjroeben gemacht gu haben. Sludj ber Aufenthalt beS jungen ft'urpringen griebridj ©Jilhelm, ber oom Dttober 1633 bis gum Januar 1634 bei bem^ergoge weilte, um ßanb unb ßeute tennen gu lernen, über bie bereinft gu Ijerrfdjen er berufen fdjien, hot woljl taum fiel ©ufjen in biefer JRidjtung gehabt. Sie änderen guftänbe ber Stabt roaren in biefen fahren nidjt befonberS fdjledjt. Sie ßriegpunruljen berührten fie birett taum, bie Srnten fielen befriebigenb aus, ber SdjtTföoerfeljr mar oerljältiiiSmäfsig reye, etroa 106 Stettiner Sdjiffe paffierten 1628—35 ben Sunb. 3a, ein £>ollänber Kornelius ©laufen ©ethal bat 1633 ben 5Rat um eine ®elbunterftiitjung für ben ©lan, eine Surdjfaljrt oon Slpenrabe an ber ßftfee gum ßifter Sief bei Stjlt fjerguftelleii. SRan beriet in Stettin lange barüber, leljnte aber eine ©riljülfe ab, bis ber Unternehmer fein ©rojett „gur SßJirflidjteit beförbert Ijabe"- ®etfelbe 'JRann füll fid) aud) erboten E»aben, bie ©eene auf minbeftenS 9 gufj gu oertiefen, fo bafj mau teuie ßeidjterfdjiffe mehr nötig habe- Aud) biefer ©Ian tum nidjt gur Slusführung. SSirflidj praftifdjen .ßroecten biente bie 1635 erlaffene Crbnung unb ©etiebung für bie Uder» unb 3hna=Süf)rt. 2luf nidjt gerabe ungiinftige ffierhältniffe roeift bie Stiftung beS fiämmererS ^ermann ©ercth°f (1607 in ben 9iat getoren, 1627 U'ämmerer, geftorben 1633). (£t beftimmte fein $au§ am 'Jtöbenberg gur Slufnahme armer SBitroen. 'IRit einem ©ermögen oon 190000 SR art roirtt bieS Stift heute nod) fegenSreid). Sie Verlegung ber gefamten pontmerfchen ^Regierung nad) Stettin (1633) nnb Der
jßie SReflinitittgverfafjunß uon 1634. 275 rege Serfeljr, ber mit Sdjweben beftanb, brachten fidjerlid; ben $anbel unb ©ewervetreibeuben mamfjen Serbienft unb oeranlafeten niifjt wenige frembe ^anbwerter, namentlidj aud) ©olbfdjntiebe, fid) in Stettin niebergulaffen unb bas Sürgerredjt 311 gewinnen, Ebenfo 30g baö fiirftlidje ^ßäbagogiuni unter bem SRettorate bes SJiartiit ßeuftfjner (1623—41) unb oe§ ^JoljanneS SiifraeliuS (1642— 58) 3aljlreid)e frembe Scfjiiler Ijerbei, fo bafe es gerabe in biefer ßeit 3U grofeer Slüte gebielj. So finb woljl bie Klagen be§ 9tate§, bie er fortgefetjt bei ben ßanb» tagen über bie uiierfdjwinglitfjen gorbetungen unb bie fdjweren ßaften oorbractjte, nidjt gar 31t wörtlicf) 3U nehmen. Er beregnete 1634 bie Stoffen, bie ber Stabt feit ber Slnfunft be§ SifjwebentönigS burd) Einquartierung, Sauten unb Steuern erroadjfen feien, auf meljr als 4U0UUU Eulben. SSenn fie wirflitfj in ben oier Qaljren fo viel ljat aufbringen fönnen, inufj eö mit bem Söofjlftanbe ber Sürger nidjt fo übel geftanben ljaben, wie immer behauptet wirb. Schwerere Seiten famen aber halb über bie Stabt, al§ bie fdjwebifcfje SJimfjt in ®eutfdjlanb burdj bie Sheberlage oon Slörblingen (16. Sluguft 1635) einen oertjängniSoollen Sd)lag erfjielt. Sdjon oorljer ljatten in fßommern ber ^ersog unb bie Stänbe oerfmfjt, wieber ^Neutralität 3U gewinnen. Um eine belfere Serwaltung be§ ßanbes, autfj für ben galt, bafe ber tranfe Sogiflaw mit bem Sobe abginge, 3U fdjaffen unb 3U fidjern, war nn Slnoember 1634 eine fogenannte „StegimentSoerfaffung" befdjloffen, b. 1). eine oberfte ßanbes beljörbe gebilbet, ber bie gefamte Serwaltung unterteilt würbe. Stettin erfjielt jefet Sil) uub Stimme in bem Stollegium ber ßanbräte, bas bistjer im Stettiner ^erjogtum allein au§ ber fRitterfdjaft berufen worben war. Ter Sürgermeifter gnebeborn war ber erfte Vertreter ber Stabt in biefem ftänbifdjeu SluSfdjuffe unb wirfte bort mit ben anberen für ben Slnftfjlufe ißommernS an ben fraget ^rieben (3U. SJlai 1635), aber vergebens, beim baS ßanb befanb fidj in voltr ftänbiger Sewalt ber Sdjweben. SereitS im September, als Sranbe 1 bürg bringenb bie Slnnafjme beS griebenS forberte, brang ein faiferlidjed <jeer in baS ßanb ein unb gelaugte bis in bie sJlälje oon Stettin. 'Da forberte ber ©eljeime SRat oon bem Steidisfai^ler Cjenftjerna bie Stäumung Stettins von jeher Sefaijung, ba bie Stabt bann vor ben Sfatferlicfjen fidjer fein werbe. ?ll§ biefe ^orberung natürlüfj abgelefjnt würbe, fdjlug bie Stimmung in Stettin um. ffllan flagte, bie Sdjweijen trügen allein bie Sdjulb, bafe baS ßanb oom kriege Ijeimgefucfjt werbe, unb eS lam faft 3U einem Slufruljr gegen bie Sarnifon. Erft bie Siege SanerS unb SBrangelS unb bie Sertreibung ber faiferlidjen Selatjungen au§ Stargarb, s|3aiewalt unb ®arfe befferten wieber 18«
276 SBofliflaro XIV. Tob. ba§ SßerßältniS jjwifcßen ben ißommern unb ben Scßweöen. Slucß oerftanb e§ Sjelte, bie Stettiner gu berußigen, inbent er ißnen allerlei ßuficßerungen machte, fie in ißrem $anbel unb Sewerbe ju fdjüßen. Ta ftarb am 10. SRarj 1637 <jergog Vogiflaw XIV ber leiste be§ alten ©reifengefcßlecßtet,. Scßon lange batte man ba§ ^jinfdieioen bei. tränten dürften ermattet, aber al8 e§ eintrat, war man bod) oon bem traurigen ©reigniffe überra|cßt unb tiefe Trauer äußerte ficß überall. SBa§ füllte nun werben? Ter recßtmäßige Vlacßfolger war ber iturfürft von Sranbenburg, bie SJladjt ßatte Sdjweben im ßanbe. Vange Sefiircßtungen unb Slßnungen quälten alle Patrioten, unb bie ßanbftänoe tarnen in einen @ewiffen§tampf, ob fie bem Vranbenburger, bem fie burd) einen Treueib verpflichtet waren, ober bem Scßweben, ju bem fie in einem VertragSverßältniffe ftanben, geßorfam fein füllten. Ten Verfließen be§ fiurfürften Seorg SBilßehn, Jftegierungbiecßte in ißi mmern ausjuüben, trat Vielte energifcß entgegen. ®r geftattere aber, baß bie StegimentSverfaffung fortgefiißrt würbe unb bie „filrftlicß pommerfeßen ßinterlaffenen Stäte" bie ©efcßäfte beforgten. Tie§ 91 nß geben ßatte feinen Srunb barin, baß bie ftaiferlicßen, benen ficß branbenburgifcße Truppen anfcßloffen, wieber in Ißommern einbrangen, fo baß Vaner unb Sßrangel ficß nur mit Wlüße im ßanbe ßielten Tie firiegSlaften für Stettin würben erßeblicß größer. Tie Stabt mußte ©etreibe liefern, Selb (30000 Taler) aufbringen unb aud) nod; Solbaten aufneßmen. Söenig fftüdficßten naßinen jetjt nocß ber Souoerneur Vjelte, ber feit bem 9lovember 1637 auf bem Scßloffe woßnte, ober bie in unb bei Stettin tommanbierenben ©eneräle, bereu Aufgabe eS war, bie feßwebifcße <jerrfcßaft auf jeben fjall aufrecßt ju erßalten. Vaner forberte 1638 immer neue ßieferungen, oermeßrte bie ©arnifon, fo baß bie Suttner ficß ivieber mit unaufßörlidjen Klagen an Vjelte wanbteii. Tiefer im ganzen ißnen woßlgefinnte Wlann ftarb jebocß am 6. Slpril, al£ turj guvor bie SRäte ber Stettiner ^Regierung, bes ^ofgericßts unb be§ ßonfiftoriumS infolge be§ branben* burgifcßen (EinfprucßeS ißre Slmter niebergelegt ßatten. faß erbärmlicß au§ in ißammern.“ Tie Cffijjiere unb Solbaten Vanerb, ber nacß Vjelte§ Tobe ba§ fürftlicße $auS in Stettin befefjte, geboten nacß eigenem Sefallen, bie georbnetc Ver= waltung unb Ittecßtfpreißung ftanben ftiU. Tajtt wütete wieber bie ißeft unb raffte 1637 unb 1638 gaßlreicße Vlenfcßen in Stettin baßin; im 9lugu|t 1638 ftarben bort 635 '.ßerfonen. Tie Teuerung war feßr groß, unb troßbem verlangte Vaner von ber Stabt für bie Verpflegung ber Truppen monatlicß 25000 Taler. Ter neue ©ouverneur für ^jinterponimern, Seneralmajor Qoßann ßiUjeßööt, tonnte bem
'J)te fdjrotbifdje SRtßierung. 277 SHate nicht helfen, ba er mit geringeren 3?ollma^ten al§ fein Vlmtö Vorgänger auSgeftattet unb SBaner al§ ©eneralgouverneuer unter» georbnet roar. Um bie ^orberungen ju oerminbern unb jugleid) IBefcfjuIbigungen, bie gegen bie (Stettiner vorgebrucht worben waren, jit entlräftigen, fanbte ber JRat im SRärj 1638 ben SRat§f)errn Johann <ßafd)oro, ben Stabtfelretär Johann gfabricinS unb ben Jlauf« mann ?lnton ^annotoro an ben SRarfcfjall nad) SBolhn. (Sie festen burtf), baß bie (Stabt in vier SRonaten nur 5OOOO Saler gu jjüt)lcn hatte. 3uglei<f) aber wurbe ber 93efef)I gegeben, bie ’BefeftigungS» arbeiten roieber aufjuneljmen. infolge biefer ©elbauflagen mufjte bie Iranlfteuer auf alle SBeroohner, auch bie bisher ejimierten, auS gebetjnt roerben, eine SRaßregel, bie natürlich viel böfeS ©tut matzte. 1)ie Schließung be§ fürftlidjen £ofgericf)t§ hatte gur golge, baß ber lanbeSljerrlidje Stabtrichter Dr. Joachim §abriciu§ auch bas (Stabtgeridjt fd)loß ®od) auf ein SRecf)t§gutad)ten ber SRoftocfer Quriftenfalultät tjut mürbe e§ nach einiger ^eit roieber eröffnet, bamtt bie JRedjtSpflege nidjt volllommen ftill ftelje. Sanft übernahm natürlich allmählich bie fcfjwebifcfje ^Regierung bie SBerroaltung be§ ßanbeS unb richtete fid) bart fjäußticf) ein. 21l§ 1640 bie Stänbe bie neue 9te» gierungSform ablehnten, liimmerte man fid) in Scfjroeben roenig um biefen SÖiberftanb. ®ie SBeljörben rourben beftellt, ba§ Jlonfiftorium unb ba§ £ofgerid)t neu befetjt. 2?erfudje, burd) Sefanbtfdjaften nach Stodholm, roohin ber 'Jtat auch feinen Selretär $otjann gabriciuS fdjictte, (Erleichterungen unb bie ^Beibehaltung ber alten SRegierungSfcrm burd)jufetjen, hatten leinen (Erfolg. Jroßbem ging 1639 noch einmal ber (Sefretär fVriebrich ^afdjoro nach Sdjroeben, erhielt aber auf feine Sitten unb Sßorftellungen leinen befferen Sefcheib. Qnjroifcben roar ber fineg abermals bis in bie niäbe oon Stettin irorgebrungen. Um @arß, Damm unb ttdermünbe rourbe gelämpft, unb in Stettin berrfd)te großer Sdjreden. $n ©ranbenburg faßte man fogar ben ißlan fid) ber Stabt, bie, roie man erfuhr, nur oon 1750 SRann befeßt gehalten rourbe, ju bemächtigen, ber ®ebanle rourbe jeboch balb roieber aufgegeben, ba eS unmöglich n>ar, „bie roohlgebaute fjeftung mit vielen Saufenb roohlaffeltionierten ^Bürgern unb .^anbroertern" einaunehmen. 9Ran glaubte alfo auf branben burgifcher Seite nicht auf bie Sympathie ber Stettiner rechnen ju lönnen, unb mußte roobl, roie 3. ®. ber ißaftor an St. SRarien Dr. 3alob gabriciuS bie pommerfchen Stänbe in fchroebifchem Qntereffe gu beeinfluffen bemüijt roar. 2Hß im fRooember 1640 griebrich Wilhelm Slurfürft von IBianbenburg wurbe, fucf)te er alsbalb 2ln» näherung an Sdjroeben unb ließ im SRärj 1641 Sßerhanblungen mit
278 ßiefanblicbatttn nad; Stocff;olm. bem fflouoerneur ßiHjefjööf roegen eines SßaffenfhUftanbS antnüpfen. Tiefer rourbe halb barauf in Stocfholm bereinigt, rooijin [im 311 fammen mit ben branbenburgiftfjen ffiefanbten abermals gfriebricf) haftbare begab. ®r erhielt oon ber {Regierung einen etroaS freunb= lieferen S9efd)eib auf feine Bitten unb Befchroerben. Du Königin ©briftine oerfprach in bem ©rlaffe uom 25. Cftober 1641 bie Stabt bei ben 3friebenSunterf)anbIungen gu fdjiitjen, iljr bie JtriegSIaft nach 9Röglid)teit gu erleichtern unb gab bem {Rate bie ©rlaubniS bie bürger* liebe unb SBiillguIage auf brei Qafjre roeiter gu ergeben. 'Dagegen rourbe eS abgelebt bie fligenten herabgufetjen, obwohl gerabe über biefe Slbgabe gang befonbers getlagt rourbe. ©§ gingen, fo biefe eS, gablreiche feefahrenbe ßeute oon Stettin fort, ber SBarenljanbel mit BreSlau giefje fich mefer unb mefer nach BreSlau, ber Salgbanbel nach ®angig unb in anbere Stäbte. Cbwohl (eine ^Inberung gefcbaffen rourbe, traten bod) batb beffere Berhältniffe für bie Stabt ein, als roenigftenS ber ßrieg groifchen Branbenburg unb Scferoeben aufhörte. Ter neue (Seneralgouoerneur Torftenfon unb ber ©ouoerneur oon ^jinterpommern Sljel ßillje, bie 1641 ifer 2lmt antraten, erroiefen fid) ber Stabt im gangen rooljlgeneigt unb fuefeten ifer roieber aufguhelfen. Qm September 1642 ging gfriebrid) Bafdjoro gum britten SRale nach Stodbolm, um roieber allerlei Befchroerben unb Bitten oorgutrageu. Ter {Rat, an beffen Spitje bamals bie Bürgermeifter 3Rid)ael {Reumann, Johann TtUieS uub ^einrtdi Braunfchroeig ftanben, befdjlofe aber gu gleidjer Seit bie günftige Stimmung, bie in Studf)nlm Bommern gegenüber gu herrf<hen fdjiert, gu benutzen, um ©iroeiterungen ber ftäbtifefeen SRedjte gu erlangen. SRan gab bem Setretär ben Sluftrag, fich Dort barnm gu bemühen, bafe bie fdjroebifdje {Regierung auf ben Anteil am Stabtgerid)te, ben ber ßanbeSherr befafe, oergicf)te unb bie brei Bachmühlen bei SRemitj, bie einft ber Stabt gehörten, bann aber an baS <jergogShauS gelommen waren, ihr roieber überlaffe. ®s bauerte lange, bis {ßauhoro einen BefcEjetb auf feine Einträge erhielt, er fiel günftig auS. $n einer Urtunbe oom 27 September 1643 rourbe ber Stabt Stettin gur Belohnung für treue <jülfe bie ben ^jergogen oon Bommern guftehenbe ^jälfte beS Stabtgeriajts mit allen {Rechten unb ©infiinften übertragen, fo bufe ber Stabtrichter mit ben elf Sdiöffen bie WeriditSbarteit auSguiiben bube- ®em $of= gerichte oerblieben bie 5Dbergericf)tSbarteit unb bie Berufung. 3uQbeidt) rourbe in einer groeiten Urtunbe bem {Rate bie ©rlaubniS erteilt, bie brei roüft liegenben Bachmühlen bei {Remitj für bie Stabt in Befitj gu nehmen unb aufguhauen; eine enbgültige Übertragung folle ge färben, wenn eine nähere llnterfuchung über bie {Rechtöanfprücfje
Die griebenSoerbanblunßtn. 279 oorgenommen roorben fei. Sie erfolgte burdj eine Urfunbe ber Königin (£ljri)tine oom 24. gfuli 1649. So erlangte bie Stabt mitten in biefer böfen Seit eine recht bebeutfanie ©rroeiterung iljrer SRedjte- gnbegug auf bie fonftigen Sßünfdje erhielt ^afdjoro aud) gumeift günftigen Sefdjeib, bie gulage rourbe auf 5 galjre ohne Sat»Il,n9 einer StefognitionSgebühr bewilligt, bie Slüdgahlung eines Sorfdjuffeö oerfprodjen. 91m 10. Slooember 1643 rourbe baS ©eridjt ber Stabt überroiefen, ber Borfdjufj groar nidjt gurüdgegahlt, aber bie Stabt erhielt burd) Johann Cjenftjerna ein fogenannteS indultuni Moratorium auf groei, fpäter nod) auf fünf galjre, burd) baS bie Sefriebigung ber ©laubiger ber Stabt hinauSgefdjoben rourbe. 91 od) einmal brachte ber ®infall beS taiferlidjen ©eneral SÖadjt meifterS goadjim Gruft oon Slrocforo im Sommer 1643 ben Strieg in bie 9läl)e Stettins, ba feine Scharen bis Stargarb oorbrangen, roirtlidjen Schaben erlitt aber bie Stabt babei taum. Der Krieg näherte fid) feinem Gnbe, bie griebenSoerhanblungen batte'1 bereits in CSnabriicf begonnen. Dorthin entfanbten im guui 1643 bie pommerfcfjen Stänbe groei Slbgeorbnete, Blarj oon Gicfftebt unb Dr. griebrich SJtunge, ben SpnbituS ber Stabt Stettin, ber bagu oom SRate beurlaubt rourbe. Seibe roaren mit Unterbrechungen gahre lang bei ben Beratungen tätig unb oertraten mit treuem Gifer bie gutereffen ihrer £jeimat. Die pommerfd)e grage rourbe betanntlid) allmählich bie roichtigfte oon allen, bie man bamals beriet, unb recht eigentlich ber SJlittelpunlt, um ben fich bie gange griebenShanblung brehte. Dabei trat SRitnge auch roader für Stettin ein, unb tämpfte bafür, bafj bie Stabt mit bem gangen pommerfd)en ßanbe oereint blieb. SDlan fehnte fich bod burch auS nicht nach ber branbenburgifchen .gjerrfdjaft, bie Jhirfürft griebrich SBilhelm mit allen SJlitteln burdjgufetjen bemüht roar, eS E)errfd)te aber ber SSunfd), eine Teilung beS ßanbeS gu oereiteln. Tiit 9luf» merffamfeit oerfolgte man in Stettin bie Berhanblungen, bie für baS ©efdjid ber Stabt fo ungemein wichtig roaren, oerfäumtc aber auch nicht, ui Schweben für fie eingutreten. Sei ben griebenSoerhanblungen, bie groifchen Schweben unb Dänemarf gepflogen rourben, fud)te man oor allem bie SunbgoHfreiljeit, bie einft ben Stettiner Schiffen oer bürgt, aber feit 1638 nicht mehr anertannt roorben roar, roieber gu erlangen, unb in bem grieben oon Srömfebro (15. Sluguft 1645) rourbe tatfächlid) gugeftanben, bafj auch für bie Stettiner ber £benfeefd)e Sertrag ©ültigteit behalten folle. fJladjher hat freilich Dänemarl bie gufage nicht gehalten, gn Schweben felbft oertrat im ^erbft 1644 abermals griebrich ^ßafchoro bie gntereffen feiner Stabt unb bemühte fich Dor allem um bie golloerhältniffe unb bie ^anbelsfreiheit Gr
280 ©tnflufj DeS ÄrießeS auf bir ftäbtifißeii Serfältniffe. Tonnte inbeffen nidjt oiel meljr als allerlei Scrfprecßungen, aber feine beftinnnten 3uft<ßerungen erreidjeu. ßange 3eit blieb baS Sdjicffal SßommernS unentfcßieben. 5Bie ein ßöiue tainpfte fhirfürft griebricß SBilßelm um bie roidjtige Cberftabt, mußte aber fcßheßlidj bod) nadj= geben, fßonimern mürbe geteilt, unb in bem griebeiisinftrumente noin 14. Cftober 1648 erßielt Sdjroeben mit bent oorpommerfcßen ßanbe aucß Stettin unb einen ßanbftricß am redjteii Cberufer. So würbe bie Stabt enbgültig fcßweoifdj, was fic tatfädjlidj fdjon feit 18 gaßren roar. SereitS oor bem griebenSfdjluffe ljatte bie KönignvSBitwe SRaria SIconore eine Beitlang in Stettin refibiert, jetjt rourbe ber fßfalggraf Karl Suftao Wouocriieur 'ßommernS als 97adj folger DorftenfonS, ber fidj bie Sijinpatljie ber Stettiner erroorben ljatte Slicten roir gurüd, roeldjen ©inflnß ber breißigjäßrige Krieg auf bie ßiitmidelung Stettins geßabt ljat, fo muß oor allem ßeroorgeßoben werben, baß nidjt alle Klagen unb Sefcßroerben oljne weiteres ais roaljre unb objeftioe Darftellungen ber .Quftänbe angufeßen finb. SRit ben frdbtifdien gmangeu ftanb eS, roie roir gefeljen ijaüen, bereits oor bem Kriege fo fdjlimm, baß ein SufammeHbnufj erfolgte. SRan war bei einer befferung begriffen unb fdjeint audj fdjon einigen Gsrfolg bamit ergielt 311 ßaben, als bie fdjrocbifdje Cffitpation eintrat. Sou ber Beit an mußte bie Stabtgemeinbe freiließ oiel leiften, obroobl nidjt immer gang flar ift, waS oon iljr ober oon ben Bürgern geforbert rourbe. Srotjbem gewinnt man ben ©inbrncf, als fei fie notfj nidjt am (Silbe ißrer ßeiftungsfäßigteit angelangt. GS feßlen leiber be- ftiinnite Baßleiiangabeu iiber bie (Smnaljmen unb Slusgaben ober über bie Sdjulben, inbeffen geigt bie gange Berroaltung, baß man nidjt fcßlimmer, ja oielleidjt nodj beffer ftanb als um 1610 Die Kämmerer, unter benen 'ßßilipp iSnfelin, fßaul Siefe, .fjjermann Serctßof, (Sßriftian fpipmann, goßann DillieS, fßeter SRiUieS, föeinricß Braunfdjroeig, ?lnton ffleifdjoio, Valentin Durow gu nennen finb, muffen im gangen oerftänbig giroirtfdjaftet ßaben unb, wenn audj bie (Siiinaßnien auS bem ftäbtifcßen (Eigentum ficßer gurürfgingen, bocß nodj immer leiblicß auSgelomniPii fein. Dabei füll ber Beftanb ber ginangen burcßauS nicßt als glängenb, ja nidjt einmal als befnebigenb bargeftellt, fonbern nur ßeroorgeljoben werben, baß man oon einem iRuin ber Stabt, ber burd) ben Krieg ßerbeigefiibrt fein foll, nicßt fpreeßen fann. Stettin ift in ber gangen *^eit, wenn roir onu bei Befetjung ber Scßroeben, bie mißt als geinbe famen, abfeßen, niemals oon feinblidjen Scßaren ßeimgefueßt ober gar geplünbert roorben. (Sine anbere grage ift eS, roaS bie eingelnen Sürger unb (Siniooßner in biefer B^it gu tragen unb gu leiben ßatten, roelcßen (Sinfluß ber Krieg auf bie (SrroerbS=
5tetinum. VI. (Stettin um 1650 (ÜJlerian).
©er ^cnbel unb Sßerftljr. 281 verfeältniffe ljatte. ©afe bte Bafel ber Heroofener jurüdgegangeu ift, nnife al§ firfjer gelten. Qni Safere 1627 zäfelte man in ber Stabt 809, 1659 bagegen nur 609 fünfer. ©rofebrni finb in allen biefen Bfaferen neue SBnrger unb jroat nirfjt nur Hürgerföfeue, fonbern and; grembe aitfgenommen roorben, unb biefe zogen bod) roofel feierljer, roeil fie Slrbeit unb Herbienft zu gewinnen feofften. Sind) bie bereits erwähnte ©atfadje, bafj gerabe in ben ^afeten oon etwa 164u an ber Hefucfe beS <ßdbagogiuniS ungemein zabireiefe roar, weift barauf fein, bafe bie Herfeältniffe in ber Stabt nidjt fo fcfeliinm roaren roie an anberen Orten. ©er $anbel erlitt fidjer fdjroere Scfeläge, aber er ging nie ganz jjti Eriinbe. $n ben J^atjrerr um 1625 roar er reifet rege, fpäter litt er unter ben allgemeinen Buftänben, bod) and) nidjt berartig roie auherSwo. ©er Herfefer mit Sdjrocben blieb immer ertjalten unb loudjS noife in biefer Seit. SJlifecrnteit unb ?luSfuferverbote fcfeäbigten freilief) ben (Setreibefeanbel, ber fidj nad) ©anzig unb Hamburg 30g. ©er Hertefer mit ben IRieberlänbern feörte feit 1640 faft ganz auf, wie überhaupt bamals Stettiiter Scfjiffe nur vereinzelt ben Sunb paffierten; 1644 unb ,1645 ift fein einziges in ben fRegiftern ein- getragen. Hon Stettin foninienb fuferen in ben Bahren 1627 burd) ben Sunb 189 Scfjiffe, oon 1630—35 roaren eS jährlich ungefähr 70, bann fanf bie Bafel auf 30 unb weiter immer tiefer, bis ebenfalls 1645 fein Scfeiff auS Stettin in ben fRegiftern verzeichnet ift. ?ln äfeiilidj genauen Bafel611 für bie Scfeiffafert auf ber Cftfee fehlt es leiber; bafe inbeffen auch fie burefe ben bänifdjen Boll, ber feit 1628 auf bem fRuben rtfeoben würbe, arg gefdjäbigt worben ift, barf als fidjer gelten. SRoife mefer litt bie ftatjrt auf ben ftlitffen befonbers burdj bie geiHbfcfjaft SifeivebenS mit Sranbenburg unb Holen, ©er .franbel zu ßanbe ging bagegen nid)t ganz 61I1> baS Z61Üen allein fifeon bie Rlerfeanblungen, bie 1625, 1630 nnb 1645 über bie reitenbe fflotenpoft non ©anzig unb Hamburg geführt rourben. ©er ärgfte Sdjlag, ber ben Stettiner £anbel traf, roar ent)ct)ieben bie Einführung ber ßizenten, ber ?lbgabe von aller Ein unb SluSfufer. Qn einer ©entfdjrift von 1651 wirb ausführlich bargeftelft, roie venudjtenb biefe Steuer geroirft feat. 'Uber bodj roar eS nidjt ber breifeigjäferige Krieg, ber „an Stelle bes alten füfenen K'aufmannSgeifteS ein ängftltcfe furzfidjtigefi Spiefebürgertum erzeugte", baS roar, roie roir gefefeen feaben, fdjon vorfeer gefcfeeljen. Helfer als mit ben Kaufleuten vom Seglerfeaufe ftanb eS mit oen Kramern, BemPl6rn unb Kleinfeänblern, bie burefe ben fßerfefer in ber Stabt unb bie Einquartierung manefeen SBerbienft hatten. Sind) bie Bafel unb Slrt ber $aiibroerfSgilben iiufem ju. Um 1619 erfeielten bie meiften eine Seftätigung iferer fRollen.
282 Die Slitsfüljrunß ber grtebenSbefiimmunßtn Der ffufammenfchluß würbe immer enger, ber Kampf gegen Von» hafen unb £5ufcf)cr, gegen bie ^janbroerter auf bem ßanbe unb prioilegierte greimeifter bauerte fort. Dorf) aud) tjierin trat, foroeit bie erhaltenen Sitten uns ein Urteil erlauben, um 1630 eine gewiffe Stagnation ein Wachten fid) and; Ijter b’e ^{eitDer^ältiiiffe geltenb ober oerfnocherte ber (Gewerbebetrieb fo, baß man für bie eigenen gntereffen taum noch etwas übrig hatte? Das SBilb, baS oom Geben unb Dreibeit in Stettin am Schluffe be§ großen Krieges gu entwerfen ift, bietet wenig ErfreulidjeS. 916er fd)Iimmer als bie augenblidlidjen guftänbe erfd)eint bie 9liiSfid)t auf bie gufunft. SßaS wirb aus ber Stabt werben, bie jefjt einem fremben Staate angehört? 13. Kapitel. Stettin unter Icfiwcbtlrfjcr «äerrfffiaft. er griebe war gefdjloffen, aber bie Schwierigfeiten ber 21uS= führung aller in bem instrumentum pacis Dorgefetjenen SBeftimmnngen erwiefen fid) balb als faft unüberwinblid). Die fdjroebifche ^Regierung geigte hierbei bie gange 5Rüc!fid)tSlofigteit, bie fie fdjon oorher Schwächeren gegenüber bewiefen hatte, grn 10. Slrtifel beS griebenSoertrageS war beftimmt worben, baß gang Vorpommern mit ber gnfel Vügen unb bagu auS ^interpommern Stettin, (Gartj, Damm, Eollnow, bie gnfel SöoHin mit ber Cber, bem $aff, ben brei SluSflüffen Veene, Swine, Dieoenow unb bem an beiben Seiten anliegenben ßanbe an Schweben fallen füllten, über bie 9lbgrengung bes im Cften ber Eewäffer gelegenen (Gebietes füllte eine freunbfdjaftliche Einigung groifchen Schweben unb Vranbenburg erfolgen. Diefe unbeftimmte SInorbnung gab alsbalb ben fchwebifdjen Staatsmännern bie £>aitbhabe, Vranbenburg auf alle Sßeife gu quälen. Die Stettiner waren, wie eS fdjeint, mit bem Sdjidfal, baS ihre Stabt an Sdjroeben gebracht hatte, gang gufrieben, an feine ^jerrfdjaft hatten fie fid) bereits gewöhnt unb erhofften gugleidj oon bem SReidje, baS fo großen SBert auf bie Erwerbung beS CbergebieteS gelegt hatte, eine görberung ihrer gntereffen unb eine fdjonenbe Erhaltung ihrer Vedjte. Eine branbenburgifdj gefilmte Partei fdjeint es in ber Stabt nicht gegeben gu haben. 9ln ben Verhanblungen, bie über bie (Grengregulieruug gaßre lang geführt würben, hatte bie Stabt Stettin feinen biretten Ginteil. Doch würben bie oielen Sdjroierigfeiten, bie Schweben babei machte,
Der ©tettiner SRejefj Bon 1663. 283 bie unenblicben (Streitigfeiten, bie erroudjfen, mit QMereffe oerfolgt. Die Stage über bie oon Sdjroeben and) in ben ljinterpommerfdjen £jäfen beanfprudjten ßigenten roar fiir (Stettin nid)t oljne SBidjtigteit. ©S fonnte fürchten, an feinem .fjanbel (Schaben gu erleiben, falls jene an fidj roenig tonturrenjfäljigen Heinen Seeplätje banon befreit würben, ©benfo roar für bie (Stabt nidjt oljne Sebeutung bie ©ntfdjeibung bariiber, ob baS ?lmt (Stettin gum fdjroebifdjeu ober branbenburgifdjen SInteile gehören fülle. Sagen bod) aud) Sefiftungen ber (Stabt, '.Siefen, SBtiidje unb Dörfer, wie fflerglanb unb ßübgin ober ißobejitd), bas bem QoljanniStlofter gehörte, auf bem rechten Cberufer, unb eS roar burdjauS erroünfdjt, baft biefe ©ebiete nidjt einer anberen ßanbeS» Ijerrfcfjaft gugeroiefen rourben, roie bie (Stabt felbft. 9ladj langen ^Beratungen rourbe enblidj in bem Stettiner fRegeffe oom 4. 9Jfai 1653 bie ©renge feftgelegt unb groar in einer für Sdjroeben feljr günftigen SEßeife, fo baft ein Streifen ßanbes auf bem redjten Ufer ber Cber oon Sibbid)oro bis nad) ©ammin biefem ßanbe jufiel. Damit roar bie Trennung ber beiben pommerfdjen ßanbeSteile oollgogen. Utodj einmal taten bie beiben ^Regierungen, bie baS ©rbe SogiflaroS XIV. übernommen ljatten, fidj gu einem gemeinfdjaftlidjen '-Serie jufammen, nämlitfj feine ßeidje, bie feit 17 Qafjren im Stettiner Sdjloffe ber enbgültigen Seifeftung ljarrte, jur lefjten SRiifje in ber ^iirftengruft ber Sdjloftfirdje ju bringen. 9lm 25. SERai 1654 fanb bie traurige §eier unter großem ißrunte ftatt; ber JRat ber Stabt ging mit im Srauerfolge, bie ®ürgerfd)aft Ejielt bie Straften befeftt, burd) bie ber Bug ging- Son bem Sadjlaffe bes alten ^erjogSljaufeS roar nur roenig nod) im Sdjloffe oorljaiiben, baS meifte roar an SogiflaroS SReffen, ben ^erjog ©ruft Sogiflaro oon ©rot), gefommen, anbereS roäftrenb ber unruhigen Beiten oerfommett unb oerloren. Der gürftenfitj beS ©reifem ljaufeS rourbe öbe unb leer unb nie roieber bie bauernbe SBoIjnftätte eines ^jerrfdjergefdjledjteS. jßäljrenb ber Serftanblungen über bie SUuSeinanberfetjung ber beiben Staaten fanben jugletd) bie ^Beratungen über bie ©inridjtung ber fdjroebifdjen Serroaltung SommernS ftatt. SereitS am 10. Januar 1649 erging eine Verfügung über bie oorläufige ©eftaltung ber pommerfdjen ^Regierung. fRefibenj blieb Stettin, roo bie meiften ®e fjörben iljren Sift ertjielten. Salb barauf traten bie pommerfdjen ßanbftänbe jufammen, um iljre Sßiinfdje über bie enbgültige ^Regelung ber ßanbeSoerroaltung ju äuftern. Sie roätjlten eine Deputation, um biefe natfj Stodfjolm jju überbringen, Dr. ^riebridj IRunge übernaljm e§, bie ßfntereffen ber Stabt Stettin babei 31t oertreten. fRamentlidj
284 Die fdjroebifdjt Untcrfudjunß. bat er uni Konfirmation iljrer 5ßritiilegien unb Sefreiung non ßigenten unb uon Einquartierung. Qu bent Sefdjeibe, ber am 24. $uli 1649 im Flamen ber Königin Efyriftine auSgeftellt rourbe, nerfpradj man ber Stabt bie Seftätigung iljrer alten iRedjte, wenn eine Ißriifung ber llrfunben erfolgt fei. Das Stabtgeridjt folle fie behalten, bie 33er« minberung ber ©arnifon unb ^erabfefjung ber ßigenten rourben ba gegen abgefdjlagen. Die ^Regierung gab aber bie 3«fage, alles möglidje gu tun, um ben $anbel Stettins gu heben unb bie Se fdjroerben abguftetlen. gür eingelneS rourbe eine llnterfudjung burdj eine Kommiffion in SluSfidjt geftellt; mehrere ißläfje unb Käufer, bie oon ber Stabt ber fdjroebifdjen fRegierung überlaffen roorben roaren, rourben iljr guriidgegeben. So febrte bie ©efanbtfdjaft mit einer wenig befriebigenben Slntroort gurüd, bie alles einer fpäteren Ent« fdjeibung oorbeljielt. Ürofcbem roar bie Stimmung in Stettin IjoffnungS« ooll, unb man feierte audj tjier gu SReujaljr 1650 bas griebenSfeft mit Danf fiir bie eiiblidje ^Beilegung beS langen Krieges. Der fReftor beS ipdbagogiumS Johannes SRifraeliuÖ unb ber Konreftor £>einridj Sdjäoe oeranftalteten bramatifdje Sluffüfjrungeu „gur Segeigung eines bantbaren ©emüteS gegen ©ott roegen ber guten Hoffnung gu oöHiger Sefriebung be§ beutfdjen ßanbeS". gngroifdjen traf bie fdjroebiftfje Kommiffion, bie auS Johann Cjenftjerna, bem ©eneralgouoerneur Karl ©uftao SBraugel unb bem SBigepräfibenten SRifobeniuS ßilljeftröm beftanb, in Stettin ein unb trat in berhanblungen mit bem ßanbtage, ber gufammengerufen rourbe unb feine SBünfdjc äußerte. Sie unterfudjte audj bie Sßritro legien unb 0-reiljeiten, roeldje bie Stettiner Sürger unb Einroofjner bisher in ^interpoinmern befeffen hatten; es tjanbette fidj babei um allerlei $>anbelSDorred)te, g. S. auf galjrinärtten, JßerfeljrSfreiEjeiteii u. a. nt. namentlich in ©ollnoro. gnt Sommer 1650 fanbten bie Stänbe eine neue Deputation nadj Storfljolm, angeblich um ber Königin Efjriftine bei iljrer Krönung bie ©lüdroünfdje ipommernS gu überbringen, tatfädjlidj aber, um abermals allerlei Sitten gu äufjern. Die Stabt Stettin orbnete bagu ben SijnbifuS Dr. ^oadjim Sdjnobel unb ben SRatSfjerrn ißeter Krüger (feit 1645 im SRate) ab, bie ben Sluftrag erhielten, Sefrijroerben über Einquartierung unb Ejgeffe oon Solbaten ufro. oorgubringen unb bie alten SSiinfcfje unb Sitten gu erneuern. SBäljrenb fie nodj in Schweben roaren, erhoben bte Sllterleute beS Kaufmanns unb ber neun ^auptßeroerfe lebhafte Klage beim State barüber, bafj fie bei ben Sefdjlüffen über biefe unb bie oorige Senbung gar nicht gefragt roorben feien; oljne ihre Suftint’ mung habe man g. SB. audj bie Überfenbung eines ©efchenfeS oon
SRifjftimmunß ßtßen ben Bat. 285 1000 ©ulben nach Schweben befchloffen. ®er JRat, ber bereits feit längerer 3«t fich um bie Vertreter ber Bürgerfchaft wenig getünunert batte, uerfucfjte biefen Borrourf 311 entfräftigen, obwohl er offenbar felbft empfanb, bafj er in biefer Schiebung fein gutes ßJewiffen habe. ®er toniglidie Befcfteib oom 23. ^e^ember 1650, ben bie ®tputierten erft im nächften (Sommer beimbrarsten, mar nidjt geeignet, bie Stini mutig bet 'Bürger gegen ben SRat 311 beffern. (Denn rodljrenb alle anberen Söiinfc^e unb Befdjroerben, namentlich auch roegen ber ßijenten, abgelehnt roaren ober ihre ©ntfcheibung auf fpätere 3e*t uerfcfjoben roorben roar, rourbe uon ber fdjwebifchen ^Regierung ein Slntrag beS States angenommen. gäljrlid) füllten 2000 Saler aus ben ©iufünften ber Stabt genommen werben, bamit bie StatSljerren „ifjren Stanb unb ifjr Slmt mit befferem Befpeft unb Slußfommen führen formten". ©S roar niefjt 3U oerrounbern, bafj bie Bürger barüber murrten, aber eine teilroeife ©rmäfjigung ber ßi3enten unb bie Buflöfung beS „blauen ^Regiments" in Stettin (im ganuar 1652) fdjafften auch ihnen einige (Erleichterung. ®er Slot fudjte 1653 roieberum burd) eine ©efanbtfdjaft, bie gohann gafob Sreber übernahm, eine 916= ftellung oon Befdjroerben befonberS ber $anbroerfer über bie uielen greimeifter, bie ber gunft nidjt angehörten unb uon ber ^Regierung bie ©rlaubniß jum Betriebe iljreS ^onbroerfeS erhalten hatten. 3« errotrfen, foroie bie ßollfreiljeit für Stettin 3U erhalten. Buch biefe Senbung tjatte feinen ©rfolg. Besprechungen aller Slrt mürben gemacht, bie gorberung ber Bollfreujeit unb anberer Botred)te aber einfad) abgelehnt. Tugegeu beftätigte bie Königin am 24. September 1653 feierlid) bie 'tßritjilegien unb SRecfjtc ber Stabt, wie fie in ben her3ogtiihen llrfunben aufgeführt roorben roaren, unb nahm bie Bürger unb ©inroohner, bie ber neuen ßanbeSherrfdjaft gehulbigt hatten, in ihren Schuft unb Schirm. Btaren auch bie Beftimmungen über bie ^Regierung beß ßanbeß noch nidjt eiibgüitig getroffen, fo hatte mau boch mit ber Sinrichtung einen SInfang gemacht, unb in ber Stabt felbft roaren troft ber Unftcherheit ber politifcheu ßage allerlei neue ©rbnungen erlaffen roorben. So regelte ber Bat burch einen Bet gleich DOnt 21. gebruar 1650 baS Berljältniß beS Kaufmanns uom Seglerhaufe 311 ber Kramer Kompagnie. SBer 3m See ^anolung treiben wollte, muftte baß Kaufmanns „Berbabung“ für 50 ©ulben gewinnen, bagegen follte ber Kaufmann, ber mit Kramwaren hanbelte, ber Krame- Kompagnie beitreten. ®er <Jwecf biefeS Bergleidjeß war, ben feit lange beftehenben ©egenfaft 3wifchen ben beiben faufmänn feften Korporationen nach SRöglidjfeit auß3ugleichen ®aS erfchien um fo notwenbiger, als ber Unterfchieb 3101!djen ©rofjhanbel, fo weit
286 ÄBniß Kurl X. ßfotftu». oon einem foldjen bie (Rebe fein tann, unb ber Kramerei ficfj mehr unb meljr oenvifdjte. Die Seefdjiffaljrt naljm groar in biefem guijre einen tlenien Sluffdjroung — 1650 paffierten 84 'Stettiner Sdjiffe ben Sunb unb 1649 fuhren 79 nieberlanbiftfje Sdjiffe oon Stettin au§ burdj ihn, — aber er bauerte nidjt lange. Die Einnahmen aus bem VollroertSgelbe, bie im Qaljre 1638 fidj nur auf 103 Eulben belief, naljm in ben folgenben galjren gu unb erreichte 1657 bie für Stettin nidjt unbebeutenbe •öötje oon 750 Eulben, bod) halb folgte eine 'Jlbnaljme. ?luf galfterbo befafe Stettin 1650 nod) feine gitte, aber biefer Vefitj roar tauni meljr als eine Erinnerung an alte <^eit. Die Einfuhr oon gering ging ungemein guriid, fie begann natfj 1648 fidj nur langfam gu Ijeben. Der erhoffte Vlnfang ber befferen feiten für £anbef unb Verlebt rourbe halb roieber unterbrodjen, ai§ imganuar 1654 Karl X. Euftao an Stelle EbriftinaS, bie iljre '.Regierung nieberlegte, König oon Sdjroeben rourbe. Seine (Regierung brachte oon neuem fdjroere Seiten fiir Stettin, unb man mertte bort halb, bafe ber König oon feinen beutfdjen Vefifeungen redjt grofee ßeiftungen forberte. 'Die grage ber Einquartierung unb ber Unterhaltung pommerfdjer (Regimenter be« fdjafiigte oon 1654 an bie Stänbe fortgefefct bei ihren gufammenfünften; Stettin füllte 1200 SRann aufnehmen. Der (Rat orbnete im September ben ©ber=SefretariuS gobocuS SlubreaS ^iltebranbt, einen geborenen Stettiner (geb. 1617, geft. 1679), nacfj Sdjroeben ab unb gab ihm neben feiner gnftruttion eine Vittfdjrift an ben König mit. gn iljr bat ber (Rat um Verlegung be§ pommerfdjen £>ofgeridjt3 nad) Stettin, roeitere Vereinigung ber 1650 auf 5 galjre gugeftanbenen Sulage, Veftätigung ber Sadjmüljleii unb bet. StabtgeridjteS. £>iltebranbt (tiefe, roie er in galjlreidjen Schreiben berichtete, in Stodljolm auf Schmierig« feiten. Die triegerifefjen Vorbereitungen ftörten bie ruhigen Verhanb« hingen, unb erft am 16, 'JRärg (teilte ber König eine Urtunbe au§, in ber bie Veniitjer äRiihlen ausbrüctlidj ber Stabt oon neuem al§ Eigentum überroiefen rourben. genier rourben bie gulage auf bie SBareii unb bie gortififationSfteuer (Sßallgulage) auf 8 gahre oe langert, boefj fo, bafe jene ben ßigenten in einer feftgufetjenben (Seife entfpräcfje unb biefe für ben V.iu ber geftungSroerte oerroanbt roerbe. gür anbere Vefdjroerben uerfprach bie (Regierung Unterfucfjung unb, roenn es möglich fei, Slbfeilfe. Eine Veftätigung be§ StabtgericfjtS rourbe abgelehnt. VUS ^iltebranbt mit biefem roenig befnebigenben Vefdjeibe im 'lloril 1655 gur..dtebrte, roar Schroebifcp Vommern unb namentlich bie Eegenb um Stettin bereits oon KriegSlärm erfüllt, gür ben
Der fd)i«fbifd)>polnifdt Krieg. 287 ^elbgug, gu bem fidj Sari X. Suftao gegen 'ßolen rüftete, fammelte fid) bort ein meift auS Teutfdjen beftefeenbeS .fjeer in ber (Störte oon etwa 17000 SRann. Der gelbncarfcfjalt Slroib SSittenberg roar mit ber ßeitung ber Stüftung beauftragt unb gum Statthalter oon Sommern ernannt roorben; feinen SBoIjnfit; nahm er im (Stettiner (Schlöffe. 9lm 4. Quli mufterte er bie Gruppen bei Tainin unb trat am folgenben Tage ben SRarfcf) nad) ißolen an. SBcnige Doge fpäter gog fich roieber bei Tamm ein fchroebifcfeeS £>eer gufainmen, etwa 15000 SUlann ftarf, mit bem ber König am 15. 3itli bei SSolgaft gelanbet toar. Sr erfchien fclbft in Stettin, ooin fRat unb ber Siirgerfchaft feierlich empfangen, unb nahm am 29. 3uli eine SRufterung ber ^Regimenter oor, um alsbalb ebenfalls nach fßolen oorgurücten. 3°honn Cjenftjerna rourbe gum Statthalter oon Sommern ernannt unb erhielt ben Sluftrag, oon ben beiben Stäbten Stettin unb Stralfunb eine Anleihe oon 100000 Talern eingutreiben. Doch biefe gorbentng rourbe abgelehnt, ba man nicht imftanbe roar, eine folche Summe aufgubringen; man tlagte vielmehr über bie fchweren ßaften, bie ben Stäbten bereits aufgelegt roorben feien, unb über ben SRücfgang oon .franbel unb Seroerbe infolge ber Kriegsunruhen uub ber brohenben Soft- SereitS am 22. Sluguft 1G55 gebot ber Souoerneur Sigel ßillje ben Bürgern [ehr energifch, bie bisher gafelreich gehaltenen Schroeine abgufchaffen, ba fie bei ber fich auSbreitenben Krantheit gefährlich fein fönnten. 3m Bahre 1656 rourbe fie fchlimmer, fo bafe man auch im Wate ernftlidje SorfidjtSmaferegeln traf. Sin ißeftreglement rourbe erlaffen, eine eigene Kommiffion unter ßeitung beS ^Ratsherrn Wubolf £>elbt (1652 in beu Stat gewählt) eingefefet unb eine Umlage für bie 9Je ftreitung ber Koften auSgefcfirieben. Sin Serfucfe, bie roüft liegenbe St. Qürgentapelle oor bem ißafforoer Tore als ißeftljauS eingurid)ten, fdjeiterte an bem Söiberfprudje beS SeneralmajorS oon SSirfe, beS Kommanbanten ber Stabt, ber baS Sebäube für militärifche Broecte in Slufpruch nahm. SllS bann ber Stat baS Sertrubhofpital bafür beftimmte, erhoben bie ißrooiforen bagegen 5ßroteft, fo bafe auch hieraus nichts rourbe. 3n berfelbeu Beit erfocht Karl Suftao mit -£>ilfe ber brauben«- burgtfchen Truppen feinen grofeen Sieg bei Söarfchau (18. bis 20. Quli 1656) über bie ißolen. Doch halb wanbte fich &aS Slücf, ber König gab ben Kampf mit biefen geinben auf unb wanbte fich gegen Tänemarf. Sofort brangen polnifcfjc Schuren in £>interpommern ein, tarnen fogar bis in bie fRäfee oon Stettin unb uerroüfteten bie Umgegenb fdjredlid), roobei auch bie ftäbtifchen Sigentumsbörfer grofeen Schaben erlitten. Diefe Kriegsgefahr rourbe bie iBeranlaffung, bafe
288 ®rr Krieg. bie jdjwebifdje Regierung nidjt nur bie Sefeftigungsarbeiten in Singriff nahm, fonDcrn Dafür aud) einen ©elbbeitrag uon ber Stabt verlangte. Ser fRat bewilligte 3000 Sgler, forberte aber, bafj bie töniglidjen Seamten unb bie 'Bewohner ber greihäufer mit gu ben Haften fjetangegogen würben (Sine Slufnafjine, bie gu biefem gwede erfolgte, ergab, bafj in ber Stabt mit Den Sorftäbteu 345 Säufer, 907 Silben unb 231 Steiler vorljanben waren. Son biefen waren JVreiljäufer ober von föniglidjeit Sebienten Deroohnt 83 fünfer, 12G Buben unb 31 Keller. Sie gorberung be§ States war bei ber nidjt geringen ;)ahl ber befreiten Käufer von großer Sebeutung, unb e§ ift erflärlicf), baß er, al§ bi* '.Regierung ihre Suftiniiniing jur Sefteuerung ableljnte, an baS Tribunal in SSiSmar appellierte, bem vom Könige bie ©ntfdjeibung über biefe Streitfälle überlaffen wurbe. Sonft verhieß Karl ©uftav einige ©r« leidjterung, e§ tonnte aber gerabe jeßt wenig erfolgen, ba ber Krieg immer neue Slnfprüdje notwenbig madjte, gunial al§ and) Sranbenbutg eine feinblidje Stellung gegen Schweben einnahm. Ser Kurfürft griebrid) SBilßelnt ßatte feit bem Slbfcfjluffe be§ Stettiner SraftatS von 1653 bie Hoffnung nie gang aufgegeben, bodf) nocß Stettin gu gewinnen. Siefer ©ebante beßerrfdjte fe ne Bvlitif, er gebaute aber mit Borficßt meßr gu erreidjen al§ mit ®ewalt. Sesljalb ließ er ficf> nur wiberwillig auf bie SBerhanblungen ein, bie groifdieu »nb Cfterreid) wegen eines SunbeS gegen Karl ®uftav geführt würben. war iljm unangenehm, al§ er bie Stadjridjt erhielt, baß ber Kaifer ben Befehl gegeben habe, ein £jeer fülle nad) Bommern aufbredjen, unb ließ ungern einen Seil feiner Sruppeu bortljiu an marfcfjieren. Ser taiferiidje gelbgeugmeifter 3-reiljerr be Soudjes tarn mit 14000 'JJtanii im üluguft in Sommern an, eroberte ©reifenljageii, ließ Sanim einftfjließeit unb verfucfjte burd) bie Sefeßung ber Unfein Ufebom unb SBollin, fowie burd) bie ©innaljme ber Stäbte SBolliu unb Sanimin ben S3eg in bie ©ftfee für Stettin abguf^neiben. ®S gelang inbeffen ben Kaiferlüfien nicht. bie $eene unb Swine gu fperren. Dlm 7. September fiel ©amm m ihre £>iinbc, obwohl aud) bie Stettiner ©arnifon verfudjt hatte, bie widjtige Seftung gu unterfingen. Salb barauf erfdjieiien bie feinblidjen Sruppeu, gu beiten aud) Sraubenburger unter bem Srafen Soßna gefloßen waren, vor Stettin. ®S waren im gangen wenig über 6000 MRanu. Sine 9lufforberuiig gur Über« gäbe, bie an ben Kommanbanten, ©eneral Saul SJirß, $ceiherrn von Ji>rel)ulin, erging, wurbe abgeleßnt, unb autf) Der IRat ertlärte auf ein SdjreiDen be§ branbenburgifd)en ©eneralö, baß bie Sitrger ihrem Könige treu bleiben wollten. Sie Sarnifon beftanb au§ etwa 2000 SRann,
Plan der Belagerung von Stettin im Jahre 1659 von Scharvtus. VH.
Sie Selaflerunfl oon ©59. 2 HO oon benen bie uieiften treffliche unb guuerläffige ßeute, ginnen uub ©übernianlänber, roaren. Sie UluSriiftung ber geftung mit Kriegs» material mar nidjt gut, man tlagte über Stängel an ^uluer. Sie Särgerfdjaft mar gut Serteibigung ber Stauer unb beS SßalleS uerpflidjlet unb gu biefem ßmecfe in 11 Kompagnien, 8 in ber eigentlichen ©tabt, 3 in ber ßaftabie unb ben SBieten, organifiert. ©ie wählten iljre Unteroffiziere, gciljnridje, ßeutiiantS felbft, mäfjrenb bie jüngften SatS» Ijerren Kapitäne roaren. Tiefe bilbeten mit einer Deputation beS SateS baS Kollegium ber Kriegstommiffare, bie neben bem Kotnmau bauten baS SerteibigungSroefen gu leiten Ratten. Ser ©egenfafe, ber gwifdjen ber Sürgerfdjaft unb ber ©arnifon, bem State uub ben fdpuebifdjen SefetjlShabern oft Ejeroortrat, hemmte bie Slrbeiten feljr. Sie ©tabt roar burdj bie mittelalterliche Stauer unb ben ©raben, fowie burd) bie oon ©uftao Slbolf angelegten unb roeiter ausgebauten Söerte mit 7 Saftionen ober Sollroerten gefdjütjt. Sie Slufjenroerfe, roie bie ©ternfdjange unb bie alten Sefeftigungen am Störfange im ©üben, rourben uon ben Serteibigern aufgegeben, als bie Selagerer, uon benen bie Kaiferlidjen in ber £>auptfadje im ©üben, bie Sranbenburger im Sorben ber ©tabt lagen, bie geftung ^u befdjiefjen begannen. ©S gelang ihnen nicfjt, fie nollftänbig eiugufdjliefjen, ba es an ©djiffen fehlte unb man bie äufaljrt roeber fperren, noch uom rechten Ufer auS au bie ©tabt herantommen tonnte. Slit allen möglichen ©efdjoffen, wie fie bie bamalige artilleriftifche Kunft tannte, ^anbgranaten, Settel faden, Staultörben u. a. m, rourbe bie ©tabt im September unb befonbers im Cttober beroorfen Tie SBirtung roar aber im allgemeinen gering; eS entftanb feine eigentliche geuerSbrunft. Um fo gröfjer jeboctj roar bie Seunruljigung, bie burdj bie Sefdjiehung bei ber Sürgerroeljr heruorgerufen rourbe, unb ber Kommanbant unb Wat muhten fidj alle Stühe geben, fie gur Erfüllung ihrer «Pflichten anguljalten Tie Kriegs» fonuniffare liehen im ©eptember bie eingeluen Kompagnien uor fidj tommen, um fie gu ermahnen, muhten aber uon Offizieren unb Staun fcfjaften uieleßinroenbuugen, Sefdjroerben unb®ntfdjulbigungeu entgegen» neljmen. ©ie tlagten über ©eroalttaten ber ©olbatesta, fie befchulbigten ihre eigenen ©ffigiere, roie g. S ben Kapitän ber 5. Kompagnie Dr. Konrab Solte (feit 1059 im State), ber geigljeit unb bes gort» bleibens vom Stalle. Täglich tarnen Klagen oor baS KriegStollegium: ba uerroeigerte ein Sürger feinem Kapitän, bet nidjtS uerftänbe, ben ©eljorfam, ba ging einer mit ber Staffe auf feinen Cffigier loS, ein anberer fam betrunfen gur Stadje unb fing eine Sauferei an, mandje muhten mit ©eroalt gum Tienfte herbeigeholt roerben, turg bie ?lntlagen Ijörten nicht auf. Trofcbem roagte bas Kriegstollegium nicht mit 6)<|rtnm, Vcf^t^tc oon viettin
290 ‘tluftjelncnß ber Selaßerunß. ftrengen Strafen oor^ugeben, ba bie ißiirgerwefjr immerhin einiger» maßen bie ©arnifon entlüftete. Siefe madjte oerfdjteoene ^Inöfdlle, non benen einer am IDlartinStage befonbers erfolgreich war. Sie fdjroebifdjen Sruppen leifteten bei ber ißerteibigung auSgegeidjueteS; ©eneral ©irß bewies ficfj als gefdjidter unb eifriger ^elbljerr. Sie SFeiagerungstruppen madjten baljer nur geringe gortfdjritte. Sa fie bie Stabt nicfjt oollftänbig einfdjließen tonnten, fo ßerrfdjte bort fein eigentlicher ÜRangel; oon Stralfunb unb ßübect tarnen ßebenSmittel em befonbers reicfjer gifcfjfang gab ber SBeuöltening faft einen Übei fluß an Slaljrung. Ser Honig Hari ©uftau maljnte bie Stabt ^itr Sefenfion unb oerfpracfj $iilfe burcfj ben ©rafen ©rangel, ber oon Stralfunb auS ©riefe an ben SRat fanbte unb Peiftanb gufagte. ©iitlidj erfdjienen audj, ba ber ©afferweg immer offen blieb, wieoer- tjolt ißerftärfungen, unb am 11. Slouember (n St.) tarn ©rangel felbft in bie Stabt. Gr ertannte halb, baß Stettin fidj halten tönne, unb fufjr am 15. wieber ab, nadjbem er bie ÜBiirgerfdjaft wegen iljrer Haltung belobt ljatte. Sie ©ebulb ber ^Belagerer mar halb erfdjöpft. Gütige Scfjlappen, bie fie am 12. unb 14 Slooember erlitten, unb oor allem baS falte unb feuchte ©etter, baS oiele Hrantljeiten in ben ßageru erzeugte, ueranlaßten be Soudjes am 10 SHooember bie Selageruug aiifju» tjeben unb ben Slbmarfdj angutreten. Stettin war gerettet; ootl fjreube melbete ber Stat bem ©rafen ©rangel bie „ßiberation" Sarauf fpradj ber Honig in einem Sdjreiben oom 0 Se^ember bem State unb ber Siirgerfdjaft feine Slnerfennimg fiir „bie tapfere Siefohi tion, Stanbbaftigteit unb Unuerbroffenljeit“ auS unb uerljieß, bie Stabt „beS bei biefer Cccafion erlittenen SdjabenS unb UngemacfjS Ijalber gu foulagieren unb etwa fjabenben desicleriis ®efriebigung gu fdjaffen". 3n ber Stabt beging mutt am 23. Slovember baS SiegeSfeft, unb eS würbe Sraudj, ben 10. Slooember audj in ben nädjften $aljren regelmäßig burdj ©ottesbienfte unb geftlidjteiten ^u feiern Sim 14. September (n. St.) 1000, als Höiiig Hari X. ©uftau bereits geftorben war, uerltelj feine ©itwe £>ebroig Gleonore in einer feier» lidjen llrfunbe ber Stabt ein neues ©appen, in bem neben baS Sdjilb mit bem Stettiner ©reifen ^wei ßöwen geftellt finb, bie eine Höncgsfrone barüber Ijalten; bas ganje ift oon einem ßorbeertranje umgeben, ^ugleidj würbe bett bamaligen Siirgerlneiftern heiiiridj uon Srannfdjweig (1041 — 71), 'ßeter ©erife (105H- 06) nnb ©Ijriftoplj Stidjter (1059—09), fowie allen iljren VlmtSnadjfolgern ber Sibel uerlieben. Jn ber Stabt war man ftolj auf bie ruljntuolle ißerteibigung, oon ber in ber ©eit oiel bie Siebe war. ®alb erfdjienen Skridjte mandjerlei
Quftanb ber Stabt nad? ber ©elaßerunß. 291 Slrt, eine „furje, bennod) ausfüljrlidje ©efdjreibuug" unb „'.Boies unb ®ute§, welches bie Stabt eilten Stettin anno 1659 . . auSgeftanben unb erfahren". Sie würben mit eben foldjem ^Jntereffe gelefen, wie bie 'Jladjrichten über ben fdjwebifdj-polnifdjen $?rieg in ber „(Suropäi fdjen Leitung“, bie fidjer 1656, vielleicht fdjon feit längerer Seit bie ©hetefdje Druderei IjerauSgegeben ljat. Der Sdjaben, ben bie Stabt bei ber ^Belagerung erlitten batte, war nidjt fo grofj, wie er oon ben Seitgenoffeii bargeftellt wurbe, wenigftenS ber ©erlitft au SRenfdjen war gering, von ©ärgern Ubb. 14. Da8 Stettiner (Sljmiwappen von 1660. foll nur ein einziger erfdjoffeu worben fein, ©or ben ©lauern war allerbingS viel oerwiiftet, bie fdjon faft jerftörte unb verfallene Cberburg, St. Jürgen vor bem ißalfower Sore mit bem bortigen Sdjütjeuljaufe unb bie ©lüljlen waren ebeitfo wie bie beibeu ©fielen uiebergebraimt worben. £>anbel unb ©erteljr ljatten natürlidj burdj bie Sinfdjliefjung erljeblidj gelitten, aber bereits vorljer war namentlidj bie Seefaljrt infolge bes Krieges mit ben Dänen fetjr gefdjäbigt worben, ja bie galjrt burdj ben Sunb ljatte 1657 faft gan^ auf= gehört. [taub überhaupt in biefer 3eit mit bem Stettiner Raubet traurig, unb ber ©Joljlftanb naljm, wie es fdjeint, immer mehr ab. W
292 (Manbtfdjaften nad) Schweben. Darauf beuten bie 1654 erlaffenen Qrbnungen für^ochgeiten, Saufen unb Segräbniffe unb bie Kleibcrorbnung nidjt minber hin, als bie ftänbigen Semühungeii, baS 'Armen«' unb Settelroefen in ber Stabt gu beffern. 3m Januar 1660 beriet man im Slate mit ^ugiefjiing ber Sllterleute über galjlreicfje Sefdjroerbeu unb trat alSbalb nut ber 9ie= gierung in Serfjanblung wegen einer an ben König gu fenbenben Deputation. Doch etje ein Sefcfjlufj gefaßt rourbe, langte bie 9latfjridjt an, Karl X. Suftau fei am 13. gebruar 1660 gu Sotenburg ge= ftorben. Da entfdiloß man fid) im SJlärg, ben Sürgermeifter ßfjriftoplj 'Jiidjter unb ben fftatSljerrn ^eiuridj Starte (feit 1655 im Slate) nebft groei Vertretern ber Sürgerfdjaft an ben PleidjSabmiral (Grafen Karl Qhiftau Äörangel nad) Stralfunb gu fdjicfen. SDlan bat unter anberm um Slbroenbung einer neuen 'Belagerung, bie im ^riiöjaljr, al'S bie 'tjembe oon Damm unb Sreifenl)agen auS Streifgüge unternahmen, gu brühen fdjien, um Sludgabe beS non ber (Äarnifon in 'Befitj ge nommenen SBant- ober ßeugtjaufeS am Kohlmarh, um Sntjdiaoigung ber erlittenen Serlufte. Der Vefdjeib fcfjeint roieber nur Verfpredjungen enthalten gu haben, boch balb machte ber Triebe oon Clioa (3. 'JJlai 1660) ben fchlimmften SBefürdjtungeu ein Snbe. Sfcir ben vierjährigen König Karl XI rourbe eine uormunb fdjaftlicfje Ptegierung eingefeljt, bie aus ber Königin-SJitwe ^jebiuig (Eleonore unb fünf SJlitgbebern beS PleidjSrateS beftanb. Sine uon ben vielen Aufgaben, bie fie gu löfen hatte, roar bie eublidjc Sin« ruhtung ber pommerfcheii Verwaltung. 3™ Quni 1660 fanb in GJreifSwalb eine Jßerfaunnlimg oon Übertretern pommer|d)er Stabte ftatt, um über gemeinfame $ntereffen, namentlich oucfj über bie Ute gierungSform gu beraten, •fjiergu erfchienen oon Stettin aus ber Sürgermeifter Shriftoph SHidjter unb bie Platzherren SaSpar 'JJleijer (1645 in ben 9tat gewählt) unb ^jeinrid) Starte. Sie hatten ben Sluftrag, fid; nad) bem Stäbtetage fogleictj nad) Stoctljolm gu begeben, um bort Sitten wegen ^Befreiung uon ßaften, wegen ber Slieberlag? gerechtigfeit, ber bürgerlichen Bl*tage, ber SSiebererftattuug oorgefd^offener Summen, ber Pliictgabe beS SeughaufeS u. a. m. oorgubringen. Von ben Deputierten rourbe SJleijer unterwegs in Stralfunb „wegen beS bofen S-erez" tränt, bie beiben anberu langten ini J^uli in Stodljolm an. Sie fanbeii im allgemeinen freunblidje ?lufiiat)me unb erhielten nad) längerer Beit aud) Sefdjeib auf iljre SBünfdje. 3in September ergingen Srlaffe au bie pommerfche ^Regierung, in beueu llnterfudjungen wegen bei 'JlieberlagSgerechtigteit Stettins, wegen ber greiljäufer unb ber bürgerlid)en gulage angeorbnet würben. Die Plüdgabe beS Beug haufeS am Koljlmartt mürbe befohlen, eine Srhöljung beS DammgolleS
Armenpflege. 293 feftgefefct, anbereS fpäterer Entfdjeibung porbeljalten Die ©efanbten nahmen ein Schreiben bes 9leid)SrateS, in bem ber Stabt „fonber bare gnäbige Affection ihres in bisherigen ftfjroeren 3eiteu rühmlich crroiefenen ©Joblverhaltens halber" aitSgebriirft rourbe, mit in bie Heimat. Die griebensgeit, bie fiir ©ommcru freilich nur auf turge Seit folgte, benuhte ber Pat für ein bebeutfameS SBert ber SSohlfahrt, inbent er 1660 eine Anbetung in ber Armenpflege vornahm. 3fn ber PeformatiouSgeit h°tte man auS bem Vermögen ber ucrfdjiebenen $ofpitäler unb Stiftungen einen gemeinfamen Armentaften gebilbet, ber von Proviforen unter Aufficht bcS Pates nerroaltet wnrbe. 3» ihm gehörte auch baS gu einer ©erforgungSftätte armer Sürger um gcftaltete St. QohanniStlofter. Dies befafj in ben Dörfern 33ölfcf)enborf uub pobejuch, bem (Mute prilip unb einem ißjalbe in Armenheibe einen nicht unbeträchtlichen Pefitj. ®s fcheint, als ob bie Eintünfte auS bem Eigentum unb bem recht bebeutenben Kapitalvermögen nicht mehr in erfter ßinie bem KI öfter, fonbern bem gefaulten Annenroefen in (Stettin gu gute tarnen. Deshalb tonnte eS nicht mehr, roie ehemals miubeftenS 150, fonbern nur etwa 100 Pfleglinge aufnehmen, gumal ba infolge ber höheren ©reife bie übliche Paturalverpfleguug gang erheblich größere Soften uerurfadjte. Daher befdjlofj ber Stat bas Stlofter oon bem Armentaften gu trennen uub für fich oerroalten gu laffen. gugleich fdjaffte er bie Speifitng ab unb gab ben Qjnfaffen neben ber Söohnung „Pröven“ (b. h- ptäbenben) oon ßebenSmitteln ober auch eine ©elbunterftüfeung. Die Proviforen behielten bie Serroaltung unb bie Aufficht über baS filofter, rourben aber oom Pate tontrolliert. Dem Armentaften bagegen überroieS man bamals anbere Stiftungen mit ihren Eintünften, roie baS ßJertrub hofpital auf ber ßaftabie, baS als Siedjen ober KrautenhauS biente, bie beiben fogenannten Armenteller am heiligen Seift tore, bie wahrfcheinlich gu bem in ber Släfje liegenben, verfallenen $ofpital gum Fjeiligen Seift gehörten, foroie bie brei „Kling häufer" am ©fühlen« unb grauentore unb auf ber ßaftabie. $n ihnen wohnten SBärter, bie nach bem Schluffe ber Stabttore biefe öffneten unb bafür eine Abgabe erhoben, bie bem Armentaften guflofj. Aufjerbent würben ihm noch einige Kapitalien, Kolletten unb ©eiträge uon Privaten ober uon ber Stabt gur Untcrftütjung ber Armen über luiefen. Auch bie Einrichtung eines SPaifenhaufeS, baS nach ben uorher« gehenben ©eftgeiten recht uotwenbig gewefen fein mag, rourbe roenigftens norbereitet; eS ift erft 1684 guftanbe getonimen. Die ©litte! bagu gemährten einige Permädjtniffe.
294 Tie ©ulbigung von 1663. Wan unternahm eS auch fonft, bie burd) ben Sfrieg entftanbenen Sdjciben 311 tjeilen. Tie Sürger fteüten bie befdjäbigten .fjciufer, foroeit eS iljre 'JRittel erlaubten, nricber Ijer, bie R'irchen rourben auS= gebeffert, oor allem baute mau an bem Steinbanun, beffen Erhaltung gu allen feiten ber Stabt feljr uiele fioften madjte. Weiter galt eS, bie geftungSroerfe neu ijeram'idjten unb 31t nerftärten. Sin biefer SIrbeit roirfte rooljl Sßenbeliu Sdjilbtnedjt, ber Ingenieur unb .ßeug meifterber Stabt Sitten Stettin, mit, ber infolge feines 1652 erfdjienenen Wertes „Harmonia in fortalitiis construendis, defendendis et oppu- guandis“ als eine Slutorität im geftungSbau galt. Sei bem Sau rourbe baS alte 'ßaffoioer Tor, baS bei ber Selageanig oon 1659 eütgefdjoffen roorben roar, befeitigt unb bafür baS „9leue Tor" ge- fdjaffen, ba§ am Enbe ber breiten Strafe lag. Ebenfo liefe bie fdjrocbifdje ^Regierung an anberen Teilen ber Wauer unb ber Werfe fortgefegt arbeiten unb uerroanbte bagu bie uon ben Sürgcrn erhobene „Wallgulage". Tod) alle biefe Serbefferungen erfuhren eine nidjt geringe Hemmung burd) bie Teuerung, bie namentlich im Qagre 1661 im gangen Canbe ljerrfd)te. Ter Wifpel Weigen toftete bamalS etwa 35—39 Taler unb ftieg im folgenben $af)re fogar auf 39—48 Taler (nad) heutigem ffielbroert ungefähr 525—720 Wart). So milbe unb fdjoneiib im allgemeinen bie fdjiuebifdje fRegierung baS beutfdje ßanb unb feine Seroobner behanbeltc, allerlei Jl'onflitte blieben bod) nicht aus. Sie forberte 3. S. 1662 non ber Stabt Stettin bie Stellung eines JRüftroageiiS mit 6 Sferben gur Sefdjidung beS ^Reichstages 311 IRegeitSburg. Unter lebhaftem Ißroteft lehnte ber fllat biefe gorberung ab; bie Stabt gagle eine Ijolje Drböre uon 311 Talern 20 Sd)ill- unb fei gu teiner anberen Ceiftung verpflichtet. Tod) roidjtigere fragen befdjäftigtett bie eingefegte $auptfommiffion, bereu Sräfibent ber Oleneralftatthalter ffarl (Suftao Wrangel roar. 9lur mit qrofeer SRüge brachte fie bie IRcgierungSform uom 17. ^uli 1663 guftanbe. Turdj fie rourbe ein IRegierungSfollegium in Stettin eingeridjtet, nadjbcm bte norgefdjlagene Verlegung nach Wolgaft oon ben Stäuben ab= gelehnt roorben roar. 51m 3. Stuguft 1663 leifteten IRat unb Sürger» fdjaft oon Stettin nor ben töniglicgen SeuoIImäcgtigten im fRatfjaufe unb auf bem .fjjeumarft ben üblichen Grib ber Treue Tarauf rourbe bte non ber uormunbfdjaftlidjen ^Regierung im 'Hamen beS Sl'önigS Slarl XI. am 31. Januar 1663 auSgeftellte llrfunbe ausgeliefert, in ber bie ^Privilegien ber Stabt beftätigt rourben. Ter IRat aber roar mit bem Sdjriftftücfe nicht einnerftanben, ba bie bort uorfommenbe Einfdjränfuiig inbetreff ber Seftätigung ber Privilegien, „fo roie fie ein febeS im guten (Seroäljr unb Sefig gaben", bebenflid) erfdjieu.
Sitten unh Scdjroerben ber ©tabt. 295 Tie Stommiffare, bie innn um ffirflärung biefer fonft nidjt üblidjen SBorte bat, leljnten eine Slnberung ab, gaben aber bie gufidjerung, bafe bie gönnet ber Stabt unb iljreu SRedjten in 3ut1|Ilft feinem Sladjteite gereidjen fotte. Slud) mit einer llnterfudjung ber ftäbtifdjen Serroaltung Stettins befdjäftigte fid) bie stommiffion in biefen gabren (1(5*53—66). Tabei rourben gafjltofe Sefdjroerben oorgcoradjt. Unter anberen erljoben bie Sltterleute eines etjrbaren .Kaufmanns, ffleroanbfdjiiittS unb Segler* IjaufeS allerlei Silagen gegen Sürgermcifter unb Slat, norneljmlidj audj roegen beS Slnteils ber Sürgerfrtjaft an ber Stabtoermaltung, ber immer roieber ein (Megenftanb bcS Streites rourbe. Ter Stat befdjlofe im ©ftrber 16ß3, ben SijnoifuS Dr. ©djnobel nadi Stodliolm ßu fenben unb gab iljm eine ausführliche gnftruftion mit, in ber bie befonberen ÜBünfdje Stettins auSgefprodjen roaren. Ta ber 3uftaut> ber Stabt fdjledjt fei unb über „faft tägliches Utbnefeinen" geflagt roerbe, füll er eine groeiiütjage Gjemption oon ber Slccife, 3urüd= erftattung oorgefdjoffener (Selber forbern, foroie um (Erleichterung ber (Einquartierung unb ber ©rböre bitten unb anbere „Tefiberieu" ooi bringen. Srtinobel featte in Storftjotm ^aljlreidje Jlonfereitjen mit ÄJlitgfiebern ber ^Regierung unb übergab eine Sleilje oon Tenffdjriften, unter anbern einen „unoorgreiflidjen Sluffafe, roeldjermafeen bie Eom» niercien bei biefer Stabt gu rebreffieren unb in Sajmang roieber ^u bringen fein möchten“. Qn iljm wirb über ben ^janbel ber gremben, namentlidj ber ^ollänber, über 3oü>teuerungen, bie ßigenten, föon furreng ber Stargarber unb Slltbammer, bie bürgerliche .ßulage u. a. m. geflugt. SiS 311m Sluguft 16ß4 blieb Sdjnobel in Studfeolm; als er roieber nadj Stettin jurüdfeljrte, braajte er nidjts mit als leere ffierfpredjungen. Tie föniglidje IRefoIution oom 20. guli lß64 lehnte faft alle Sßünfdje ab. ljatte man beim eigenen ßanbeSherrn nidjts erreicht, fo madjte man ben Serfuch, oom fiurfürften oon Sranbenburg roenigftenS einige Grleidjterung für ben ^anbelSoerfeljr in beffen ßanbe ju erzielen, gfn bem eben angeführten Sluffatje rourbe auSgefüljrt, bafe „nach gefdjeljener 3er’ unb Abteilung beS ljiNterpommerfdjen ßanbes gffjro flurfürftl. Turdjlaudjt jju Sranbenburg Ijüljer unb mebriger Schienten, roie audj fämttidjer ßanbfaffen gntention unb 3roed bafjin gerichtet fei, roie .ftanbel unb Sfambel oon biefer Stabt ab* unb nach t>en tjinterpommerfdjen Stabten gezogen roerben möge, roie beim unleugbar, bafe flolberg unb Stargarb bei nerroidjenen gaferen in uterflicheS Slufnebmen, biefe Stabt Stettin aber in grofeen Serberb geraten". Sor allem roirb bort geiuiinfdjt, „bafe ber ©her unb Söartljeftrom
296 ftanbetöbejitljunßtn. geöffnet unb forootjl piefigen Sfauf« unb £>anbelSIeuten, als ben mrirfifcfjeii bartntf Raubet unb Sßanbel 311 treiben, auf- unb ab unreifen unb alfo in beiben gürftentümern unb ßanben freie coininercia ßit ejercieren geftattet werben möge". Solche unb ähnliche Silagen über 3oIIbefd)werben, Straßengirechngfeit, ben grauffurter .fjanbel ufn». brachte bie R'aufmannfdjafi fdjon 1662 bei bem R'urfürften oor. Sie faiib aber aud) fjier wenig ®chör; in einem langen Schreiben oom 1. SRärj 1664 wurbe ihr erflärt, bafj bie weiften Sefdjwerben, foweit fie überhaupt berechtigt feien, nidjt befeitigt werben tonnten. C3>er ft'urfürft machte bie ®runbfätje beS bamals Ijerrfdjenben ötouo= mifdjen SgftemS, bes SRertantiliSmuS, fdjroff geltenb. Er legte eS barauf ab, ben Jpanbel £intervommernS, ber S?ur= unb Sleumarf, ja audj beS fdjlefifdj=polnifdjen £>interlanbeS non Stettin abjujieljen unb feinem Territorium guguroenbeu. TeShalb Hefe er 1662 unb 1663 ben „neuen ®raben“ gwifdjen Ober unb Spree Ijerftellen, burdj ben eine biretre Söafferoerbinbung beS oberen CbergebieteS unb ^ßolenS mit ber SLQarf gefdjaffen wurbe. Tiefer „SRülrofer Stanal" war für ben Stettiner £anbel ebenfo fdjäblidj, wie bie fommerziellen 3Raß= nahmen SranbenburgS in £>interpommern. Ter fiurfürft fpradj e§ audj in bem Schreiben oon 1664 inbirett aus, bafj er gar nidjt baran bente, ben Stettinern mehr Erleichterungen zu oerfdjaffen, als es ihm für fein eigenes ßanb gut bünfe; waS er ihnen gugeftanb, waren Stlcinigfeiten. SSieberljoIt oerfjanbelten Stettiner in ben nädjften ^atjren mit ben ^rantfurtem unb SreSlauern, ohne inbeffen etwas ßu erreichen. So waren im Quli 1671 einige Slbgeorbnete Stettins in SreSlau, um bie bortigen Kaufleute oom ®ebra"d)e beS neuen ©rabenS abzubringen, ber ©egenfatj jwifdjen Sommern unb ber SRart wurbe tubeffen eljer oerfdjärft als gemilbert. Eine neue Scrolle für ben SBertebr auf bem Tamm wurbe 1665 erlaffen, über bie SReoifion ber SollwertSorbnung beraten, ein Tarif für bie ßeidjterfaljrjeuge auf= geftellt, oon benen eS 1663 nur 44 mit einer Tragfähigkeit oon 34 bis (> ßaften gab. Tie ^Regierung befahl 1667 bem Slate, Sefdpoerben, bie ?Ilter- leute unb ©ewerte nad) reiflicher Überlegung gegen SImtSperfonen oorbrädjten, „mit Sanftmut" aiyu^öreu unb nad) ©ebütjr 311 beadjteii. SRon einer regelrechten Teilnahme ber Sürgeroertreter an ber Stabt Verwaltung war nicht bie Webe, ja bie 'JJlitglieber beS SRateS nahmen eS fefjr übel, wenn ^Bürger irgenb eine Sefdjwerbe laut werben ließen. So tjerrfrtjten in ber Stabt neben ber SRißftimmung über bie unglütf lidjen wirtfchafthchen ßuftänbe Unfriebe unb Eiferfudjt jwifchen ben einzelnen Stäuben, ©lau war oon einer überreizten Empfinblidjteit
©djulwtfrn. 297 beherrfdjt, bie fid) bei oerfdjiebenen (Gelegenheiten äußerte unb aud) auf baS SBerhältniS 311 ber «Regierung roirfte. ßu (Streitigfeiten lam es bei ben Arbeiten gur ^erftellung einer richtigen .^ufenmatrifel, nad) ber eine {Regelung ber Slbgabeiwerhältniffe erfolgen füllte. Tabei rourbe 16(54 ber gefamte Sefitj ber ©tabt ©tettin auf 1161 ßanb hufeit unb 5 SRorgen feftgeftellt. JJiir bie SBefteuerung aber rourbe nad) langen {Berhanblungen baS gange ©tabtgebiet auf 800 unb fpäter (1681) auf 521 £ufen berechnet. Sind) hierbei madjte fid) ber Gigen nutj ber beteiligten Sßerfonen geltenb, jeber fudjte bet ber ©teuer anlage möglidjft gut abgiitommen GtroaS mehr ©emeinfinn geigte fid), al§ ber {Rat 1666 bie Anlegung eines {ßeftljaufeS in Grroägung gog unb bafür freiwillige ©oben oon ben {Bürgern erbat. GS tonnte roirflid) ein $auS in ber «Rieberroief getauft unb im folgenben ^atjre eröffnet roerben. 9lud) bie Snnftgenoffen, bie bei ber «Betrifirdje am STIofterhofe, einem nicht ber ftäbtifdjen (Gcridjtsbarteit unterftehenben ©tabtteile, roohnten, erneuerten bamals ihre ^Srüberfcfjaft; fie biente gur Unterftütjuiig in STrantfjeitS* unb (Sterbefällen. Übel ftanb es mit bem ©chulroefen ©tettinS. Qn ben groangiger fahren roar allerlei gur Crbnung ber ©djulen gefdjeljen; eS roar fiir bie oom {Rate bestätigten beutfd)en ©djulljalter eine ^nftruttion auf= gefetjt unb 1623 oom £>ergoge beftätigt roorben. Tie ©djulmeifter taten fich halb barauf gn einer gunftartigen ©enoffenfehaft gufammen, rooburdj and) baS SÖinfelfchuIroefen befeitigt roerben füllte. TieS gelang tret) aller {Bemühungen nidjt, ja bie Saljl ber nidjt ton= geffionierten ©djulmeifter roar g. SB. 1641 fjöljet als bie bet betätigten. Tie SRatSfdjnle erhielt 1627, als 9RitraeliuS bie ßeitnng übernahm, einen oon ihm ausgearbeiteten, feljr auSfüljrlidjen ßehr plan, foroie neue (Gefeße für ßehrer unb ©djüler. ©0 fümmerlidj auch bie äußeren {Berljältniffe biefer ©djule roaren, fo nahm fie boch unter bem SRettorat beS tüchtigen SRanneS einen nicht geringen 9luf= fchmung, unb auch fein SRadjfolger Grich Sßelshofer (1642—63) fudjte nach HRöglidjfeit bem eintretenben SBerfall entgegenguarbeiten. «Richt anberS erging eS bem Sßäbagogium. GS erlebte eine 3eit hoher SBlüte, aber nach t>eni ^obe beS SRitraeliuS (3. Tegember 1658), ber 1642 bie ßeitung biefer Slnftalt übernommen hatte, trat ein ftarfer SRürf- gang, ja faft oollftänbiger Untergang ein, obwohl bie fdjroebifdje {Regierung alles moglidje tat, bie ©djule roieber gu heben Gine große SBifitatioit oon 1663 berfte bie «JRifjftätibe auf, bie fioinmiffion, bie halb barauf bie ©chule unterfuchte, fchlug gunächft bie {Bereinigung beS SBäbagoginmS mit ber (GreifSroalber llnioerfität unb beren Verlegung nach Stettin, bann aber eine irollftänbige {Reorgaui|ation oor. Sils
298 JtrießSrüftunßtn. regium Gymnasium Carolinum wurbe 1667 bie ulte ^ürftenfdjule gu einem atnbemifdjen Gfaninafium untgeroanbelt Die geftunten Verljultniffe (Stettins gerieten in biefen Qaßren in einen unoerfennbaren Stillftanb, wenn and) bie ^Regierung fid) gier unb bu bemüljte, eine ^ortentwicfelnng ßerbeigufüßren. ES tjtfrrfdjte eine peffintiftifdje Slnfdjauung, bie gu bem Elauben fiitjrte, ber Weber gang ber Stabt fei niefjt aufgu|alten. Vielleidjt war bie gange politifdje flage baran fdntlb. Die unftdjern ^iiftänbe in Sdjroeben, ber offentunbige Wirfgang feiner 9Jlacf)t ließen fein redjtcS Vertrauen in ber Vürgerfdjaft auffoninien, befonberS ba man immer roieber neue friegerifdje Verroidelungen fürdjtete. Diefe Slßnung erroicS fid) balb als ridjtig, als im Dezember 1674 gelbmarfdjall SBrangel mit 160o0 SRann ben Slanipf gegen Vranbenburg eröffnete unb Gienero1 major uon RBuIffen mit fieben ^Regimentern, bie er bei Stettin ge fummelt ßatte, in ^interpommern einbrad). So erfüllte roieber SlriegS» lärm Stabt unb ßanb. VereitS eße bie Runbe oon ber Weberlage, bie baS fdjroebifdje £>eer am 18. Quni 1675 bei ^eßrbellin erlitten batte, begann man in Stettin bie Vorbereitungen für einen beoor= fteljenben jfampf. Sim 22. Quni fegte ber JRat ein ftriegsfollegium ein, baS aus bem Vürgermeifter ®ottfrieb SdpoeHengrebel (1674—78), bem Stummerer Valentin griberici (feit 1657 im fRate) unb ben iRatSfjerren Eßriftian Strauß (1660), Qfoljantt Gfauferoinbt (1665), WfoIauS Stüter (1665), Daniel DillieS (1667 in ben SRat geroäßlt) beftanb. Es ßielt in ben SRonaten oon $uni bis Dezember Sigungett ab, in beiten allerlei SRaßregeln, SBünfcße unb JJorberungen beS GfauoerneurS erörtert würben. Der fiegreidjc fiiirfürft griebrieß SBilßelm ßatte faßen im £erbft 1675 bie Slbfidjt, auf Stettin felbft lo&gugeßen, unb fprad) bie Hoffnung aus, „mit ißm balb fertig gu roerben, roeil uon allem SRangel brin fein foHe". Er mußte fieß aber gunäcßft bamit begnügen, SBolgaft einguneßmen unb fuß auf ben Oberinfein feftgufegeii Sicherung ber Eber naßm bie 5Re= gierung im Cftober ein Stettiner Sdjiff „Engel ®abriel“ als SBacbt fajiff an, bas eine fRefognoSgierungSfaßrt ins .ffaff unternahm. Ebrooßl in biefem $aßre fein birefter Singriff gegen Stettin erfolgte, bereitete man fid) bort bod) auf einen foltßen uor. Stöiug Slarl maßnte gweimal SRat nnb Vürgerfdjaft gur Dreue unb Staub ßaftigfeit unb fprad) fein Vertrauen aus, baß bie Verooljner fid) als treue unb ßergßafte ßeute erroeifen würben. Der gelbmarfcßall ÜBrangel oerßanbelte mit bem SRate wegen ber VefeftiginigSbauten, für bie in ben legten 4 fahren aus ben SBallgelbern nnb ber flämmerei meljr als 24100 Daler eingetomnien roaren. ES wurbe
Strießgrüftungcn. 299 aud) an ben Böällen, Schanaen unb SBerlen gearbeitet, währenb bereits brciitbenburgifdje Truppen ®arlj, Stargarb, ©ollnow, Sßollin, Baferoalf befetjten nnb Stettin beobachteten. Qm folgenben 3fahre gebaute ber Jlurfürft abermals fogleid) auf Stettin loSjugehen. Tod) oon affen Seiten wnrbe ifjni abgeraten, Stettin ohne weiteres anaugreifen, ba eS nicht fo leicht einaunehmen fei, wie ber Sriirft glaube. Solche Bebenten, au benen auch bie ganje politifdje £age Slnlaß bot, bewogen ihn fdjfiefelidj bie Belagerung gum ^weiten Blale hiuauSgufchiebeti. SSaljrenb er im ben Jlantpf in Borpommern eröffnete, organifiertc @raf Ctto Söilhelnt Slönigsmard, bent anstelle' SBrattgelS ber Oberbefehl in ^onttnern übertragen worben war, bie fdjroebifchen Streitfräfte unb erfdjtett aud) in Stettin. Gr hatte an bent ^uftanbe ber ^eftungSwerte allerlei auSaiifetjen. ©er .ftomniaubant, Oieneraltnajor von SBulffen, war wegen ber Slrbeiteu, bie von ber Bürgerfdjaft au leiften waren, mit biefer in Bunft geraten unb badjte f<hon baran fein ft'otntnanbo aufaugeben. fiönigSmard bewog aber ben oerbienftvollen Cffiaier gum Bleiben ttnb ernannte beu Cberften greiherrtt Suftao SIbolf Horn gum Bigefommaiibantcn, was ben Beifall bcS Ulates fanb. SJlan forgte für bie Berprooiantierung, fonute aber fonft bei ber nüber' fpenftigen Haltung ber Bürger nicht oiel burdjfetjeu. Tas ftriegS» tollegium hielt nur nod) wenige Sitzungen ab unb befdjäftigte fich fjauptfäd)lid) mit allerlei Slleinigteiten. Tie Garnifon beftanb wohl tauni au§ mehr als 1100 Btann, obwohl iljre Stärfe offiziell weit höher angegeben wirb. Sie hatte fdjon int gtuhialjr Streifgüge fleineter feinblidjer Scharen abguweljren. Gs würben attef) wieber Sdjiffe auSgerüftet, bie ben SSafferweg fdjütjen follteu, bodj brattben bttrgifdje gahrgeuge beherrfdjten balb baS .fjaff unb brangett bis in ben Tamntfchen See oor. ®ine ernftfjafte Oiegenwehr auf bem SBaffer würbe burdj ben 'JJlangel an ®elb gehemmt, ba bie Befitjer ber in ber Stabt vorhanbenen 43, meift feßr Heinen Sdjiffe biefe nur gegen Beachtung aut Berfügung ftellen wollten. Tatjer tonnte ber überft Beter Sreinter bie geftung Samnt nicht halten, als feittblidje Truppen fich gu Sßaffer unb gtt Canbe bem Sßlatje näherten. Gr aog fidj mit ber Befafjung nach Stettin auriid unb überlief) Tamm ben Branbeu bürgern. So würbe Stettin oon ^interpommern abgefdjnitten, unb balb fdjlofj fidj ber SRing um bie Stabt, griebridj SSilhelm, ber feft glaubte, bie Bürgerfdjaft fei aum größten Teile gegen einen ernft haften SBiberftanb, beaog am 15. September 1676 baS Hauptquartier bei Itretow. Sogleich forberte er bie Stabt gilt Übergabe auf, bod) bie Biahnungen beS JtonigS Slarl XI unb beS ©rafen ftönigSmard
300 Die (£infdjliefjun(j ber ©tabt 1676. bewirften, baß bie Bürgerfdjaft ertlärte, fie wolle bem Ronige iljrer Bflicht iiacf» treu verbleiben. Die (Stettiner waren gwar nidjt feljr friegerifdj gefilmt unb l).atten mit ber ©arnifon unb bem Romman- banten non üöulffen, ber wenig beliebt war, mancherlei Ronflifte, aber fie waren entfdjloffen iljrer Bürgerpflidjt nadjgntommen. DaS Rriegstolleginm trat feit bent ^uli wieber 311 häufigeren Beratungen gufammen. $n ben Sßadjtartifeln unb in ber Defenfimtsorbnung hielt man bie alte Berpflidjtung aufrecht, baß bie 11 Bürgerfontpagnien ben Dienft auf ber inneren Blauer gu verfcljen hatten, bagegen iu ben äußeren SBerten nidjt nerwenbet werben fällten. SBaS bie Stabt an Bnlfsr unb Blei, an (Siefdjüijen unb Gewehren befaß, war nicht fehr galjlreicfj, aber hoch immerhin geniigenb, um bie Bürgerfdjaft für einige Seit *n &en Staub gu fetjen ber ©arnifon Beiftanb gu leiften Die vollftänbige (Smfdjließung nergögerte fidj etwas, weil ber Rurfürft erft nadj bem galle DemminS (10. Cftober) feine Stre» fräfte um Stettin gufammengiehen tonnte. Qm Borben ber Stabt würben Sdjangen angelegt, unb bort begannen auch bie Rämpfe um bie Sternfchange. Sim 28. Cttober eröffnete man bie Befdjießung unb fegte fie in ben nädjften Dagen fort, bie Rugeln richteten aber nur geringen Schaben an. Drotjbem war im Bäte bie Beigung fiir einen langen üßiberftanb fehr gering; man erwog, ob man nidjt an ben Rönig ober an RnnigSmard fenben unb „ber Stabt fctjlechten Suftanb" oerntelben füllte. Die Bürgerfchaft, bie meljr auf Schwebens Seite ftanb, wiberfprach einer foldjen ®efanbtfdjaft. Doch als baS Bombarbement am 1. Bovember größeren Schaben anrichtete, fanben doii neuem Beratungen ftatt, in benen bie fUlängel ber Stabt gur Sprache tarnen. Sßieber war eS bie Bürgerfchaft, bie oon einer Ber» hanblung mit bem Rnrfiirften abriet; man traute bem talviniftifdjen föerrfcher nicht, in bem baS Bolt einen bitteren geinb beS Cutljer» tumS erblidte. Balb geigte es fich, baß bie Branbenburger felbft nicht mehr an einen Srfolg badjten. Der Rurfürft ertannte, baß feine Druppen nnb bereu SluSrüftung nicht genügten, baß baS fchledjte SBetter ein längeres Berweilen nidjt mehr guließ. Sim 16 Bovember brach er besgalb mit feinem .fjeere auf, nadjbem bie Schiffe bereits vorher iljre B^ften auf bent Dammfchen See nnb ber Cber verlaffen hatten. Der größte Steil ber Druppen ging in bie Biinterquartiere, mit einer SIngahl von Infanterie» unb Ravallerietompagnien würben alle wichtigeren Crte um Stettin befetjt. Denn anftelle ber Belagerung trat bie Blocfabe, unb berRurfürft verbot feinen Untertanen jeglichen Berteljr mit ber Stabt.
Sh'flunßfn gut Abroeljr. 301 gn Stettin war man redjt frolj, als bie feindlichen Sruppen abjogen. Boll ©tol^ erinnerte man fidj, bafe gerabe nor 17 galjren ber geinb bie Belagerung ljatte aufgeben müffen. So feierte man ein boppelteS Sanffeft, bei bem eS an ©pottuerfen über bie Branben* burger, bie fo eilig baoon gogen, nidjt fetjlte. ßrnftere Burger unb bie meiften Offiziere erfannten aber, bafe biefe Belagerung nur baS Borfpiel einer ^weiten, längeren unb Ijärteren fein werbe. gn ben jtirdjen fdjalten unb wetterten bie ©eiftlidjen gegen bie gottlofen Kaluimften. König Karl belobte in einem ©djreiben oom 19. ße oruar 1677 bie ©tabt unb uerfpradj alles Blöglidje, aber oon einer patriotifdjen Stimmung, uon Begeiferung für ben König, baS Bater- lanb ober bie ^einiatsftabt war nidjtS 311 fpüren. Dian rüffele fid) wenigftenS in ben nädjften Blonaten für ben Kampf. ©raf Königs* ward forgte für ©elbmittel, bie er im gebruar nad) ©tettin iiberfanbte, tonnte aber bie ©arnifoii, bie jetjt im ganzen aus 4125 Blanu (3300 Infanterie, 700 Kauallcrie, 125 Artillerie) beftanb, nidjt uer ftärfen. Sie Berprooiantierung ftiefe auf ©djwierigfeit, ba bie Blorfabe ber geftung non ben Branbenburgern jiemlidj ftreng burdjgefuljrt würbe unb namentlidj bie Berbiiibung mit Hinterpommern abgefcfjuitten worben war. Einige meljr ober niiuber glüdlidje ©treif unb Beute« ijüge in ben erften SJloiiaten beS gaqres 1677 brachten Borräte m bie ©tabt, aber mau mufete fdjon bamals burd) Erlafe einer Sar* orbnuiig fiir ßebensmittel eine brofjenbe Seueriing ab^uweljren fudjeu. Diedjt unbequem waren für bie Beuölterung bie branbenbiirgifdjen ©djiffe, bie anfingen, fid) auf bem £aff ober auf bem Sammfdjen ©ee feftgulegen. SieS ©efdjwaber, baS auS etwa 15—20 galjrgeugen beftanb, feinberte nidjt nur bie gatjrt in ©ee, fonbern ftörte audfe ben Betrieb ber gifdjerei. ©efjr umfangreidj waren bie Borbereitungen, bie ber Kurfürft für eine träftige Bcfdjiefeung ber ©tabt treffen liefe. SöaS er an ©efdjütjrn, Btörfern, Haubifeen Ijeranfdjaffen, an ©tiiatugeln, ©ranaten, Braubfugehi, £>anbgranaten, an Buloer, Blei unb ßunte Ijerftellen unb bann 311 SSaifer in bie Balje ber geftung bringen liefe, wirb unS genau überliefert. ®S war eine foldfee Btenge, bafe eS ben Stettinern angft unb bange werben tonnte, gm guni riidten bie Sruppen allniäljhdj üur bie ©tabt, befonbers oou ©üben feer, wätjreub im Cfteu bie Befafeung uon Altbamm bereits Borftöfee madjte, bodj burdj bie im Blodljaufe unb in ber gollfdjaii^e liegenbeu ©djweben unb burdj einige Söadjtfdjiffe auf bem Sunjig ober ber Beglitj ab geweljrt würbe, griebridj BMUjelm bejog mit feiner ©emaljlin uub grofeem .ftofftaate am 7. guli bas Hauptquartier bei Süftow. Bon
302 Tie Belagerung Don 1G77. bort erliefe er ein (Schreiben nn bie Stettiner Bürgerfdjaft nnb forberte fie auf, bie Stabt, bie it)m oon ben Sdjioeben iiiiredjtinäßig uorent- ljalteu werbe, ju überliefern. (Sin SBiberftanb fei fein Seiten bet Treue, fonbern ber Beradjtung oon Kaifer unb fReicf)- ©ine Slntroort gaben bie Stettiner mit fianoiieiifdjüffen. Balb famen Heine @e= fedjte bei ber Sternfdjanje oor, bod) ein ernftlidjer Slngriff erfolgte nidjt, ba ber Kurfürft erft feine übrigen Truppen erwartete. SLRctit begann i^roifdjen mit Sdjai^anlagen bei Güftoro uub an ber Heinen iRegliß, um bie Cber ju befeerrfdjen, unb liefe bort eine Brürfe über ben glufj bauen, ßrft bann ^ogen fid) bie Branbeu bürget näßer an bie geftung Ijeran, baS Hauptquartier lourbc am 14. 3uh uad) BonunerenSborf verlegt. Tie Stettiner Ganiifon be- gnügte fid) in biefen Tagen bamit, einige Kugeln ßinaiiSjiifenben unb auf Booten bie Strbeiten ber Belagerer 31t ertauben. Tiefe rourben burd) baS fumpfige Terrain erfdjwert, in bem es oft faft unmöglid) mar fort^ufommen. Ten „fdjledjteften SBeg, ben er jemals paffiert ljatte", fanb bort ber branbenburgifdje Kammerjunfer Tietridj SigiSmunb oon Bud), beffcn Tagebud) eine roid)tige Cuelle für bie Gefdjidjte ber Belagerung Stettins ift. ßr ljat im Gefolge feines furfürftlidjen Herrn ben größten Teil ber triegerifdjen Borgänge bei ber Stabt erlebt. Sim 10. Quli mürbe er 311m Generalmajor uon Sdjwerin gefanbt, nm 311 fefjen, maS biefer am redjten Cberufer anSgeridjtet habe. ßS mar iljm nämlidj ber Befeßl gegeben worben, fid) oon ber bei Güftow übet bie Cber gefcßlagenen Brürfe au§ einen SBeg burdj bie Brüdje 311 baßnen, um fo an ben grofeen Steinbamm 311 gelangen, ber beu eitrigen Zugang nad) Stettin oon Cften aus bot. Blau war im Hauptquartier 3U ber ßrlenntnis gefommen, bafe bie Belage- rung ohne ßrfolg bleiben werbe, wenn nidjt audj oon bort Ijer ein Singriff erfolge ober wenigftenS jene Straffe befetjt werbe. Gefdjüßt war fie burd) ein BlorfßauS an ber Heinen uub burd) bie .ßollfdjai^e au ber großen 'Jtegliß. Blit unfäglidjer Blüße gelang es ben Blann« fünften SdpoeriuS einen 'BJcg burd) bie fumpfigen SBiefen, ba§ bidjte Geftrüpp unb über bie Bfafferläufe ße^uftellen. ßine Unmenge oon Bainnftämmeii, Brettern, gafdjiuen ufw. würben ba3u uerroanbt. Qn ber Vladjt 311m Hi. Quli erreidjte man ben Tamm unb fetjte fidj 3roifdjeu ber Heinen unb großen fRegliß feft. 400 Sdjweben, bie oon ber Stabt and auf bem Blafferwege in bie 3ollfcßan3e gefanbt worben waren, madjten einen Singriff auf bie Branbenburger, würben aber 3urüdgeworfen. Tas BlodßauS würbe befdjoffeu unb bann im Sturm genommen. Tarauf gaben bie fdjroebifdjen Truppen bie 3ollfd)an3e auf, ftedten fie mit ber Brüde, bie über bie große JHeglife
Tie Belagerung von 1677. 303 führte, in Branb unb gegen fid) gu Schiff in bie Stabt gurüct. Tautet ivar ber SSeg von Cften l)er auf bie Stabt gewonnen, unb Sdjweriit fämnte nidjt auf bem Tantme gegen bie ßaftabie vorguriieten. Sin ber '.ßarnitj fetjten fid) bie Branbenburger feft, um von ljier and ben vor ihnen liegenben Stabtteil gu befdjiefjen. SJlertwürbiger Sßeife ift man h^r nidjt weiter mit berfelben Energie vorgegangen, mit ber man angefangen l)atte. Ter verljäftnidmäfjig fdjmale Tamm, ber fich burdi bas fumpfige Gielänbe I)ingie[)t, erfdjwerte wobt bie Opera- tionen fo, bafj bie Hoffnung aufgegeben wurbe, von biefer Seite ben entfdjeibenben Sdjlag gu führen. Sim 3. Sluguft wurbe Schwerin abberufen unb an feine Stelle ber Cberft von Sdjöning mit bem stommanbo betraut. TamalS begann man aud) auf bem linten Ufer mit bem Eingriffe. Qm Süben ber Slltftabt befanb fid) bas furfürftlidje ßager, von bem and ber Borftofj gegen bad ^eilige Oteift-Tor erfolgen füllte. Qm Sborbeu gegenüber bem ftranentore lagen vorläufig, big bie vom Stur« fürften erwarteten liineburgifdjen Truppen anfamen, 4000 SJlann unter bem Befehle bed £>ergogd von $olftein. ®ine ®infd)hefjungs- linie mit mehreren Siebouten oor bem Blühten- unb bem Sleuen Tore gog fid) in weitem Bogen um bie Stabt im SBeften, Sim 23. Quli famett bie ßüneburger unter bem ©eneralmajor von Snbe an, unb bie @infdjliefjung mit etwa 22000 SJlann war beenbet. 3n ber Stabt Ijatte ingwij’djeu ber Siat alles gur Berteibigung eingeridjtet, eine Tefenfions=Berfaffiing erlaffen unb bad fltiegd tollegium von neuem beftelh @d beftanb aud bem Bürgermeifter Schwellengrebel, bem Slatiberrn Boljanii ffianfeiwini, bem Spnbitud (Soröwanb, bem Hämmeret Qatob ^Vrel)berg (feit H>5(> im Slate) unb vier Sllterleuten. Ten .Kompagnien ber „el)rliebenben Biirgerfdjaft“ würben bie Sßi.djtartitel von neuem vorgebalten, nad) benen fie ver pflidjtet waren, bie innere Blauer gu befetjen. SUS Stabttapitän wurbe 3ol)ann Staute aud Stellingen in öft (S’utlanb beftellt. Schon in ben erften SSodjen ber Belagerung tarnen mancherlei Klagen vor, unb Beidien von Äleinnurt ober SJtangel an Berti auen taten fich tinib. (Siiiige Briefe bed Srafen Stönigdmard, bie Gmtfatj anfünbigten, belebten inbeffen wieber ben Blut ber Bürger, unb Qleneral von Söitlffen war entfcfjloffen, bie il)m anvertraute geftung auf jeben T?all gu halten Obwohl auch jetjt bad Berljältnis gwifdjen iljm unb bem State ober gwifd)eu ber («aniifon unb ber Bürgerfdjaft nidjt befonberd freunblid) war, fo hielt ber Jlommanbant bod) feine Slutorität aufredjt unb verftanb ed gumeift, bebentlidje H’onflitte gu vermeiben. Bei etngelnen Bürgern fanb er $ülfe unb Beiftanb; unter iljnen fpielten
304 (Die Selaßerunß von 1677. ber ©cfjiffer 'fjaul üßuft, ber roieberholt abenteuerliche Streitige gu SBaffer unternahm unb balb aud) bei ben Sranbeiiburgern als gefäljr» lidjer „Schnaplian" befannt roar, unb ber Kaufmann 3faaf SJidjeiiljagen eine befonbere Stolle. (Diefe uub anbere Sürger, bie eifrig für bie Serteibiguug ber fdpuebifdjen ^errfdjaft tätig roaren, rourben barin von ben (Stettiner ©eiftlidjen unterftütjt. Sie faljen, roie einer uon ihnen, griebrich gabriciuS, (DiafonuS an St. Slitolai, fdjrieb, in bent Kampfe einen foldjen „für uufereS ©otteS ßegre". (Denn ben ftrengen ßutheraneru galt ber taluiniftifdje Kurfiirft als ein geiub, auf °ße Söeife betämpft roerben mufete. Srofebem gab es, roie auS mancherlei 'llnjeidjen hervorgeljt, auch eine Partei in Stettin, bie für Sranbenburg eintrat, geroife nidjt aus nationalbeutfdjer Sefinuung, roie eS £>ans Sjoffmantt in feinem fdjönen SRoman „Söiber ben Kurfürften" barftellt, aber bodj oielleidjt in bet (ErfenntniS, bag ba§ magre Qfntereffe Stettin auf biefe Seite IjinroieS. Sou foldjen (Erwägungen erfahren roir freilich nidjtS auS ben oerfdjiebeiten Stettiner gleidjgeitigen Sdjilberungen bet 'Belagerung, bem .,diarium obsidionis Stetinensis“ ober ber „furjen, bodj wahrhaften Sefdjreibung“ ober auS ben ganbfdjriftlidjen Sotijen beS griebrich gabricius. (Ein erfter (Erfolg ber Sranbenburger roar bie (Einnahme ber Stcrufdjaiiäe am 4 üluguft. (Es gelang iljuen audj, fidj am (Dünnig in einer Seboute feft^ufefeen, obwohl bie Kämpfe mit ben Sdjiffen nicht gerabe fehr erfolgreidj waren. gn nüihfeliger Arbeit würben bie feinblichen Satterien im Sorben unb Sübeu ber Stabt Ijergeftellt unb bie ©efdjütje in bie ßaufgräben gebracht. (Es roar bie Mlbfidjt beS Kurfürften, fo balb roie möglich, mit einer feljr nadjbrüctlidjen Sefdjiefeung ber Stabt 31t beginnen, unb tatfädjlidj rourbe am 14 Sluguft bas geuer aus 5 Satterien, von benen je 2 im Sorben unb Süben unb 1 im Cften lagen, eröffnet uub meljrere Sage fortgefeijt. „(Daburdj entftanb em fo graufameS (Donnern unb Krachen, als ob Trimmel uub (Erbe entfallen wollten.“ (Der Ober ft oon ber Sotlj rourbe fdjroer verrounbet unb ftarb balb barauf; audj fonft roar ber Serluft an SRenfdjcnlebeii nidjt unbeträdjtlidj. ©röfeer faft noch war ber Sdjabcn, ben baS feinblidje geuer an ben ©ebäuben ber Stabt anridjtete. 2lm Iß. Vluguft rourbe ber (Durni ber fUlarienlirdje in Staub gefdjoffen, er ftürjte auf baS (Dach nnb uernidjtete faft bie gaiijje Kird)e. Sind) bie (ßetersfirdje rourbe jum grofeen Seil jjerftört, unb in ber folgenben Sacht rourbe bie gatobihrche ei’1 Saub ber glommen, bie, roie es feeifet, bis in bie ©räber brangen. (Es roar gar fdjauerlidj anjufefeeu, als in ber buntlen 9ladjt bas ftattlidje SotteSljauS „gleicgfani in einem Vlugenblid in Vlfdje gelegt unb 311m
Bt’djiefhnifl ber «Staut. 305 Steinhaufen gemacht würbe". ®as Sdjlofe, St. Witolai unb St. goljannid blieben gleichfalls nidjt uuDefrfjäbigt, unb jjaljlieidje Briuatbdufer würben in Sriimmer gesoffen. Srotjbem lefente ber Rommanbant eine Slufforberung jjur Übergabe, bie griebridj SBilljelm an ibn richten liefe, entfdjieben ab, ebenfo erflcirte bie Bürgerfehaft, fie wolle ihrem Könige SSälle unb Wlauern befenbieren, audj wenn fie ifent bie Käufer unb Kirdjen nidjt erhalten tönne. So falj fidj ber Kurfürft, ber eine fdjnelle (Ergebung erhofft hatte, ”t biefer Hoffnung getäufdjt. Er mufete nodj weitere fcfewere Eefdjütje Ijeranbringen unb bie Batterien näljer an bie Stabt führen. ®amit begann ein langwieriger Kampf mit immer neuen Bt fdjiefeungen oon ber einen unb mit SluSfällen oon ber anberen Seite. SBuIffen hatte anfänglich feine rleme Schar oon SSerteibigern febr gefdjont, ba er auf Entfatj unb £>ülfe burd) KönigSmard fjoffte. SIl§ aber ber Sag, an bem biefer eui^utreffen verfprodjen hatte, vorbei war, ba tonnte ber (General nidjt länger untätig jufehen, wie bie geinbe mit ihren Arbeiten täglidj näher an bie geftung Ijeranrüdten. ®e§haib machte er im Sluguft unb September immer wieber balb nach Worben, balb nach ©üben Slusfälle um bie Schanzarbeiten ber Wegner gu vernichten ober wenigftens aufjuhalten. Stofe maiidjer Berhtfte würbe Ijierburdj bod) einige^ erreidjt, fo bafe ber 'JJJut ber Berteibiger wudj§. Sludj tarn bamal§ ein Sdireiben beS ©reffen KÖnigämarcf au ben Wat, in bem er wieber Hoffnung auf .fjiilfe machte. SBulffen felbft fcheint eine Beitlang nod) einmal auf Ent falj gehofft zu haben, bod) balb mufete er einfehen, bafe e§ bamit faum etwas fein werbe. 2lm 7. September liefe ber Kurfürft mit 130 Stiiden eine neue, überaus heftige Ranonabe auf bie geftung eröffnen, „gft oon allen Batterien, fowoljl uon ber ßanb- als sföaffer= feite noch viel erfchrctflidjer beim oorljin zu fdjiefeen unb mit (Granaten hereinzuwerfcn abermal angefangen unb continnieret worben, aud) fo gefehwinbe, al§ wenn eine Wlnöfetcnfalve gefdjehen, bie Stüde gelöft worben, wobei audj häufig Wrauaten, Stintputte, SBettelfäde unb Bomben herein geworfen." ®er Schaben in ber Stabt war fehr grofe, tein -fjau§ blieb unbefdjäbigt. Srofebem hatten bie Branbeit» burger wenig Hoffnung auf einen balbigen Erfolg. ®enn obgleich bie Belagerer ber Stabt immer näher rüdten, zeigten boch neue ?Iu§ fälle, bafe ber SJlut ber Belagerten nicht gebrochen war. greilid) wirb fpäter behauptet, ber Eeneral Söulffeu unb bie fdjwebddjen Solbaten hätten gerabe bamald nur auf Slntreiben ber Bürger, ja nur gezwungen bie geftung verteibigt, aber biefe Slngabe berufjt fidjer auf unbegrünbetem Stabttlatfdj, ber fich in biefen Sagen fefer breit XBe^rtnann, Oef$t$te Don Stettin. 20
Ter Blinenangriff. SO» machte. Ter ßommanbant verbanbeite am 22. September mit bem SlriegSfolIegiiim, ba§ allerlei Klagen unb Befdjwerbeu vorbradjte. Er oerteibigte fid) gegen bie Befdjulbigung, bafj bem Qeinbe nidjt geniigenb Slbbrud) burd) ?lu§fälle gefdjebe, mit ber roohl berechtigten Bemerfung, er muffe feine ßeute fdjoiieit. Tagegen machte er ben Bürgern ben Borrourf, bafj fie iljre ißflidjt nidjt mehr erfüllten unb nidjt auf ben Sßall tarnen. Blau mar in ber Stabt roirtlidj über bie Berlufte an ®ut unb Blut empört unb fdjalt auf bie Solbaten, bie ihre Srfjulbigteit nidjt täten. Tabei madjten biefe faft täglidj SluSfällc unb gewannen mandjen Erfolg baburdj, baß fie bie Be- lagerer gurüdbrängteii ober itjre müljfam angelegten 'XSerfc jerftörten. Tagegen naljm am 23. September ber Cberft oon Sdjöning bie oor ber ißarnitjbrüde liegenbe Schaume, rourbe aber oerljinbert in bie ßaftabie einjubringen, ba bie Briide fdjleunigft in Branb geftedt roorben roar. Qn ben ßagern ber Branbenburger unb ßüneburger falj e§ in biefen ^erbfttagen nidjt feljr erfreulidj aus. Tie fortroäljreuben Kämpfe unb Arbeiten, bie nidjt unbebeutenben Berlufte unb nidjt am roenigften bas naffe, falte Sßetter, bas oiele Jlrantbeiten Ijeruorrief, oerfdjlinnnerten bie Stimmung. Blau ftanb gwar bidjt au ber ßtufjeiifeite ber geftuug§= wälle, aber einen Sturm tonnte man nur wagen, wenn oorljer Brefdje in fie gelegt roorben roar. TeSljalb rourbe jetjt ber Slnfang gemadjt, mit Blineii gegen bie Söälle ver^ugeben, ohne babei mit ber Stanonabe auf^ubören. Tiefer Eingriff nahm einen feljr langfameu Qortgang, benn oiele ber oon ben branbenburgifdjen Qugenieuren angelegten Bluten batten feinen Erfolg ober fügten fogar beim Ejrplobieren ben Belagerern meljr Sdjaben ju al§ ben Belagerten. Tiefen gelang e§ aud) nidjt feiten burd) Gegenminen bie Arbeiten ber Qeinbe unroirtfam ju madjeit. ES rourbe oon ben Belagerern audj rooljl einmal ein Sturm oerfudjt, aber aitrüdgefd)lagen. So bauerten bie Stümpfe ben September unb Cftober b'»^11^ fort, unb eö ift taum nötig, bie Einzelheiten, bie oon ben Ebroniften genau oergeidinet roorben finb, Ijier 511 berichten. Qm Silben errangen bie Branbenburger Erfolge, naljmen mehrere SSerte ein unb brungeu bi§ an bie tßallifaben unb ben SBall vor Tie ßüneburger würben im Borbeil roieberljolt jurüd getrieben, ja erlitten nidjt unerhebliche Berlufte, unb Sdjöning gelang e§ nidjt über bas Eis in bie ßaftabie einzurüden. Ta§ Eube beS StampfeS, ber nun fdjon vier Bloiiate bauerte, roar taum abjufeljen, aber ber Sturfiirft Qriebrid) BJinjeliu roar feft entfdjloffen, nicht roieber unverrichteter SBeife oon ber Stabt ab^ugiebjeii; er batte feine Eljre baraii gefetjt, fie ju gewinnen.
SJlifiljellißttitcn in ber Stabt. 3U7 Söie falj eS in ber Stabt auS? Dort war bie Stanbljaftigteit bei einem Seile ber Bürgerfdjaft fefjr erfdjüttert. DaS furchtbare, fortbauernbe Bombarbement, non beffen SBirfung bie Sagebücher nidjt genug gu ergäben wiffen, ber Sob rrieler Bewohner, bie fortgefetjten SBadjen ufw. fjatten ben SJhit gebrochen. Sim 24. Ottober fjielt ber ®eneral oon 'Kniffen eine Beratung mit bem State unb ber Bürger fdjaft ab unb ermähnte gu weiterem 'Kiberftanbe. Tod) ber ®egenfatj ber beiben Parteien tarn gu beutiidjem SluSbrucf. Der Siat unb bie Btehrgaljl ber ft'aufinaunfdjaft füllen, wie beridjtet wirb, für (Ergebung gewefen fein, „baS gemeine Bolt aber wollte nidjt". Sludj baS ift wohl nidjt fo ohne weiteres glaubhaft unb entfpringt bem ®erebe, baS infolge ber ftrengen Blaferegeln beS SeneralS gegenüber ben Bürgerlompagnien entftanb. SBuIffen liefe nämlidj burch baS SrwgS» tollegium, baS fonft taum nodj irgenb etwas tat, eine Unterfudjung über bie Bürgerweljr anftellen. Dabei ergaben fidj feljr üble .Suftänbe, bie auf bie Str legstätigfeit ber Jtompagnjen ein böfeS ßidjt warfen. Slatürlidj fdjalten auch fie auf bie SJlilig unb fdjoben iljr alle Blifeftänbe gu, aber eS ift tlar, bafe bie meiften Bürger fdjon längft iljre Bflicht nicht mehr erfüllten. Den Sabel, ber darüber laut wurbe, nahm man bem Stommanbanten feljr übel, eS tarn gu ßanf, Streit, ja gu Sätlichteiten, ber ®egenfatj gwifdjen ber Bürgerfdjaft unb ber SoIbateSta würbe immer fchärfer. Der Bat war in fdjlimmer Vage; er burfte eS mit ben Bürgern nidjt oerberben, aber mufete fidj auch nwglidjft gut mit bem ®eneral gu ftellen fliehen. 2BaS füllte gefdjeljen, wenn, wie man bamals erwartete, ein Sturm erfolgte? Dauer hatte man befonbere Slngft, man fürdjtete Blünberung, Ber wüftung unb Branb. Da liefe ber Bat gegen ®nbe Cftober bie eingelnen ftompaguien oorforbern unb Blann für Blann befragen, ob man einen Sturm abwarten unb mit ®ut unb Blut abwehren wolle. Die meiften ertlärten fich entfehieben bagegen. ^tifolgebeffen nafem ber Slot am 1. Booember einftimmig bie Srtlärung an, eS fei not wenbig, einen Slttorb gu fchliefeen. Der Sturm, oor bem man fich fo fehr fürdjtete, ging am 3. Bo uember oor fich, mifeglüefte aber. ®s folgten neue Stampfe, bie für bie feljr gufammengefdjmolgene ®arnifon immer fdjwieriger würben, gumal ba bie llnterftiigung burdj bie Bürger nur noch gering niar. Daher mußten im ßaufe beS BonemberS mandje bisljer behaupteten SBerte an ber grünen Schange unb an anberen Orten aufgegeben werben. Der fturfürft erhielt bagegen eine Berftärfung burdj ein bänifdjeS Begiment. D.e SluSfälle ober Streifgüge, bie man gu BBaffer ober gu ßanbe machte, tonnten nidjt melji oiel nütjeii, bie geftung war 20*
308 ®ie Kapitulation. nidjt meljr gu tjalten. Ein Berfudj be§ fiommanbanten, Berooljner ber Gtabt gum Golbatenbienfte anguroerben, fdjeint nidjt oiel Erfolg gefjabt gu ljaben. E§ ift berounbernSroert, roie bie Heine Gdjar uon Gdjiueben fidj unermüblidj mit SJlinenfprengen, SluSfällen unb 2Ib= meljr ber (Sturmangriffe betätigte unb bis gum letjten Slugenblid tapfer ausbarrte. ®iefer fdjieit am 20. ©egember gefominen gu fein, als burdj eine grofee ®line im Gilben eine Srefdje in ben Söall gefprengt rourbe unb nur nodj bie (Stabtniauer bie Eegner trennte. ®a entfdjlofe fid) SBulffen, nadjbem er eine Beratung mit ben uorneljmften Bürgern gehalten ^jatte, roegen ber Einleitung ber ft'apitulation§= bebingungen mit feinem alten Sßaffengefäljrten, bem lüneburgifdjen (Generalmajor uon Enbe, in Berbmbuiig gu treten. Sim 22. ®egember fdjrieb er an iljn unb bat itjn, beim ßurfürften eine Berljanblung gu uermitteln. Sim folgenben Sage erfolgte bie Slntroort; griebridj Sßiltjelm naljm ba§ Stnerbieten an, unb am 25. fam ein uorläufiger SUaffenftillftaiib gum SIbfdjIuffe. Eeifeln rourben auSgeroedjfelt, Slom miffare ernannt. ®er Stat beftimmte ben Bürgermeifter Gdjroellen» grebel, ben GijnbifuS EorSroanbt unb ben Kämmerer Balentin griberici gut Seilnatjme an ben Berfjanblungen; fie mufeten bem Ü'urfürften eine Bittfdjrift überreidjen, in ber man um Gdjutj unb Enabe bat. Ser Slapitulationsuertrag rourbe am 26. unb 27. Segember uon griebridj Sßiltjelm unb uon bem Eeneral uon Söulffen untergeidjnet. gn iljm geftanb man ben fdjwebifdjen Golbaten Slbgug „mit fliegenben galjnen unb Gtanbarten, flingeiibem Spiel, uollem Eeroeljr, Gad unb sfßud" gu. Ser Kurfürft uerfprad), „in SieligionSfadjen feine Bir änberung gu madjen, fonbern e§ in bem Gtanbe gu laffen, roie es jetjo roar, bie Kirnen, (Sdjulen, £>ofpitäler bei iljren greiljeiten, Eutern unb Hebungen gu beljalten, bem SRate unb ber Bürgerfdjaft bie Ißriuilegien gu erhalten unb feine ^ßlünherung unb Branbfdjutjung gu geftatten". (Sogleid) nadj Slbfdjlufj be§ SltforbS befefeten branben- burgifdje Gruppen ba§ Sleue Sor mit bem KönigSbollroerf, foroie bie Befeftigung am ißarnitjtore. Sim 1. ganuar 1678 gog bie tapfere Sefafeung, foroeit fie au§ Gcfjiueben beftanb, ab; e§ roaren nur nodj 270 SRann gu gufj unb 9 Steifer mit 21 galjiien unb 1 (Stanbarte. Sin bemfelben Sage ridjtete ber Stat an ben fturfiirfteri bie Sitte um Betätigung ber $riuilegien unb liefe iljm ein Eefdjenf uon 1000 Salem, bem Jturpringen ein foldje§ uon 500 Salem überreidjen. gm gangen gab bie Gtabt al§ Eefdjenfe an bie uerjdjiebenen branben burgifdjen Herren unb Beamte 3150 Saler auß. „E§ befanb fidj bie Gtabt in jämmerlidjem ßuftanbe, benn feine Eaffe roar, ba man unbeljinbert gefjen tonnte, roeil ljalbe unb gange
Der (Einguß beS Äurfürflen. 309 (liebel burd) ba§ abfdjeulidjc Sdjiejjeii in biefelbe geftürgt lagen. @o roar aud) faft nidjt ein 4?ait§ in ber gangen Stabt, bas nidjt gu Srunbe verborben roar; faum 10 ober 20 Stuben roaren in allen Raufern braudjbar, alles hatten bie Scannten gerfdjmettert, oorauS roar fo uieler fiirdjen nnb @otte§l)äufer tläglidjer Stuin tläglid) angu« feljen." Diefe allgemeine Sdjilbcrung roirb burd) eine oon ber branben» burgifdjeu ^Regierung oeranftaltete Slufnaljme im eingelneu beftätigt. Son 1297 S8of)nftätten roaren nid)t roeniger als 410 ruiniert ober gang roiift; am meiften Ijätten baS £ieiIige=Seift= unb baS ^ßaffauer» Siertel gelitten, b. b- bie füblidjen Stabteile, bie oon ben Sranben burger Satterien befcfjoffen roorben roaren. Sei ber Selagerung oon 1077 ift bie nrittelalterlidje Stabt in Drummer ge= fünfen, bie alten Siebei, bie (Erter unb Seifdjlägc finb veruid)tet. @rft am 6. ganuar roaren bic Strafen von Sdjutt unb Drummern foroeit gefäubert, bafj ber Sl'urfürft griebrid) SBilbclm mit einem grojjen (befolge feinen feierlichen Singug in bie Stabt halten tonnte. Der fRat empfing ben Sieger am fReuen Dore unb überreichte ihm bie ?Ibb. 15. Denfmünge. Sdjlüffel ber Stabt, auf bem Sdjlofjljofe leiftete bie Sürgerfd)aft ben .fjntlbiguiigSeib. Der fturfürft roar auf ben Sieg fehr ftolg, beim bie (Eroberung einer [tarfen geftung galt in jener Beit faft mehr als eine geroonnene gelbfd)lad)t. gu Sdjrift unb Silb, in Sieb uub SBort rourbe beS fturfürften ^elbentat gepriefen, er felbft liefe 'JRiingen barauf prägen unb einen Sobelin anfertigen, auf bent bie Übergabe ber geftung bargeftellt ift. (Ebenfo fanben bie SingugSfeierlidjteiten auSführlidje Sefdjreibungen; man tonnte fid) faum genug tun gu frt)tlbern, roie bie „lange beroaljrte gungfer uunmehro in bie 2lrme eines burd)l. 2lnroerberS geliefert roarb", ober oon bem „pommerifdjen SBaffentlang unb Stettinifdjem SelägerungSgroang " gu ergätjlen. fRatiirlid) rourbe aud) bie Dapferteit ber Stettiner Sürger gerühmt, aber biefen !Rut)m hot fpätere gorfd)itng nid)t ungefdjmälert gelaffen.
310 Besprechungen be§ Hurfürften. fltirfjt Stettins Bürger, fonbern bie Solbaten ber (fiarnifon leifteten bem ffurfürften fo lange SBiberftanb. Bereits am 26. ©egember Ijatte griebrid) Sßiltjelm bem {Rate oerfprodjen, „für Stettins Slufneljmen nnb bafj fie roo möglidj feiner Stabt in Deutfrijlanb nachgugeben habe, forgcn gu roollen". Qm einzelnen fpradj er fein Schauern über bie Ginäfdjerung ber ffirdjeit au§ nnb oerfjiefs, bie Biarientirdje auf eigene Höften ivieber gu erbauen, für St. 3fatobi Blaterialien gu liefern unb eine ffollelte gu bewilligen. Sind) bie Bürger feilten mit £>olg unb anberen SRaterialien eine Bei- hilfe gum SReubau ihrer Käufer erhalten unb für etliche Sfaljre non Kontributionen frei fein Kbenfo erwies er fidj anberen SSünfchen ber Bürgerfdjaft gegenüber, bie fidj auf $omm=, Brüden» unb geftungs bauten, auf Sdjulben ber Krone Schweben, ben Salghanbel, fjanbwertS- fachen begogen, gnäbig unb h'übooll. Sum aber erflärte ber Shirfürft, „er fei bereits non felber bebadjt gewefen, nidjt allein, fo balb nur bie Seiten etwas ruljiger unb beffer werben, bie Ijoljen collegia provincialia nad) ber Stabt gu oerlegen, fonbern audj gu geroiffen Seiten unb gwar öfters perfönlidj gu refibieren". gn einer SRefoIution wurbe gugleidj ben Stettinern ber Befitj unb Cüenufj ihrer Befitjungen im gangen Bommern gewäljrleiftet, ber flhifentljalt oon Stuben in Stettin unb ben uatjeliegenben Stabten fflartj, öireifenfjagen, Wollnow, Damm ftreng unterlagt. Ihn ber fdjwer barnieberliegenben Stabt wieber aufgubelfen, lub ber ffurfürft fofort Stettiner 9lbgeorbnete nad) Berlin, bie wegen ber ^Privilegien unb ber ftäbtifdjen Berhältniffe SluStunft unb IRat erteilen füllten. Bereits im ganuar 1678 oollgog ber ffurfürft bie llrtunbe, burd) bie alle vprioilegien, fRedjte unb greiljeiten ber Stabt beftätigt würben. Buch bie fonft vorgebrachten Sßünfdje ber Stettiner fanben burd) ben neuen CanbeStjerrn hu^u°He Grlebigung. @r beftätigte ihnen ben Befitj ber Sachmühlen, baS fRedjt, bie Schöffen gu beftätigen, baS halbe Stabtgeridjt, wieberholte feine Sufage betreffenb eine ffollelte gum SBieberaufbau ber gafobifirdje unb gab allerlei Krleidjterungen fiir bie Berpflegung ber (Marnifon, Satzung ber Crböre unb ber UanbeSfteuern. Dagegen würben bie ftäbtifdjen ©efdjütje nidjt gurüd gegeben unb bie Sdjliiffel ber Stabt bem ffommanbanten gur 9luf bewahrung anvertraut. Sehr willfommen waren ben Bürgern fidjerlidj bie Berfpredjungen, bie oon ber furfürftlidjen ^Regierung für ben .fjanbel unb Berfehr gemacht würben. getjt mufften bie befchwerlichen fflreng» behinberungen unb Solle fortfallen, fegt war eS möglidj, mit grantfurt unb Stargarb fidj gu einigen. So mag in weiten ffreifen bet Stabt hoffnnngsoollc greube geherrfcf)t ljaben, als fich allmählich bas
Oihfotfle beS SJurfitrften für bie Stobt. 311 roirtfchaftlidje ßeben roieber zu regen Begonie, als bie Sürger liai baran madjten, ißte Käufer aufjitbauen, roogn ihnen gollfreiljeit für ®au= Materialien zugcftanben roorben roar. Toch nur feEjr langfant roudjS neues ßeben auS beu Sluinen, unb matidje (Snttäufchung blieb nidjt au§. Sieben benjenigen, bie fid) mir ber neuen Siegierung anSgeföfjnt Batten, gab eS eine nidjt geringe Slngabl oon foldjen, bie fiir Sdjroeben eintraten, Tagu gehörten bie ©eifthdjen, unb unter ihnen fdjeint griebridj gabriciuS befonbers gegen bie neue taluiiiiftifdje fRegterung geiuettert ju haben. ®r rourbe beStjalb int Slpril als (Befangener auf baS Sdjloß geführt, bort ein halbes galjr bemalt unb bann mit £auS= arreft beftraft. 51 iS bie furfiirftlidje Siegierung bie Sdjloßfirdje fiir Den ©otteSbienft ber Sleformierten einridjten rootlte, ba ertjob fidj ein geivaltigeS Sdjelten oon ben Mängeln, fo bafe fdjliefjlidj ber ßurfürft eingufchreiten brobte. Trotj biefeS StüberfprudjeS gerabe feitenS ber ®eiftlidjen entzog er ben firdjlidjen Serljältuiffen ber Stabt nidjt fein roofjlrooIlenbeS gntereffe. gür bte Söieberljerftellung ber gafobifirdje, in ber nur eine .ffapelle notbürftig gur Slbljaltung beS ClotteSbienfteS fjergeridjtet roorben roar, rourben ^roei Toiletten bewilligt, unb oier Sürger madjteii fich auf bie Steife, um für ifjr eiugefdjoffetieS ®otteS= IjattS 31t fammeln. Ter Ertrag roar aber nidjt fo groß, baß man fogleidj au ben Slufbau gehen tonnte. Ebenfo forgte bie Siegierung bafür, baß baS ®tjmnafiimt roieber eröffnet rourbe, obrooljl bie ®ebäube no<h 311m großen Seile in Trümmern lagen. Ter Sdjiißenfonipagnie ber Sürger überroteS ber fiurfürft bauernbe Reblingen ober Unter ftütjungen jum Sleubau ihres SctjießhaufeS. Ter Suchbrurfer Taniel Starrte erhielt ein ^Srioileg als furfiirftlidjer .£jof= unb ißäbagogi Sudjbrurter unb bie Stonjeffioii, allein bie „wöchentlichen Crbinar Jeitungen" 311 briicfen SJlan badjte noch an anbere Serbefferungen, aber bie fortbauernben triegerifchen Ercigniffe ließen eS nidjt zu, baß alle biefe ißliiue fofort in Singriff genommen würben. Ter im Slo« oember 1678 ernannte ®ouueriieur ®ottlieb uon Sörftel mußte fein Slugenmert audj auf bie SSieberijerftellung ber geftungSroerte richten uub im griihjahr beS nädjften galjreS eine Heine branbenburgifdje Sefatjung in ber Stabt initerbi Ingen. Tiefe follte auch uerljinbern, baß uon ben bort roeilenben Slnhäugern SdjroebenS Unitriebe uorge nommen würben. Ta ber Slat hierin ein $eidjen beS 'JOlißtrauenS erblictte, fdjirtte er Slbgeorbnete nach 'Potsdam, gfjnen ertlärte ber fturfürft am 13. guni, baß er bie Treue ber Stettiner nidjt bezweifele unb iljren er- neuten SluSbrurt berSlnhänglidjteil mit befoubereinSöoblroollenaufneljme. üöenige SÖodjen fpäter aber mußte griebridj SMIhelm ben grieben uon St. ®erniain (29. guni 1679) unterzeichnen laffen, burdj ben
312 JHitdfeljr Stettins unter fdjroebtldje Herrfdjaft. (Stettin roieber an Sdjroeben abgetreten rourbe. SRit tiefem Sdfjmerge naljm ber Sranbenburger ben Vertrag an, ber allen feinen ftolgen Hoffnungen ein ®nbe madjte. SaS eben erft gwifdjen Stettin unb SJranbenburg getnüpfte SJanb warb über Srwarten fdjnell gelöft. Sladjbcm bie SSerljanblungen mit Sdjroeben über bie SluSfiiljruug ber {?riebenSbeftnnmungen gum Slbfdjluffe getommen waren, würbe bie Stabt Stettin am 3. Segember 1679 uon ben Sranbenburgeni geräumt. Set neubeftellte fdjroebifdje ®eneral=@ouverneur von fßommern, ®raf jTrnigSmarcf, naljm feinen Sitj im Sdjloffe, unb eine neue Be*l ber grcmbljerrfdjaft begann. Ser Buftaub ber Stabt war bamals, wie eine genaue Mufnaljme geigt, nodj Ijödjft traurig. Sie Baljl ber „totaliter ruinierten, gang eingefdjoffenen, meift ruinierten, eingefdilagenen ober gang roüften" Häufet roar erftaunlidj grofe, nur von feljr wenigen tjeifjt eS, bafj fie nidjt von ®ranaten getroffen roorben feien, Satfädjlidj lag bie Stabt nod) in Sriimmern, unb wenige Sürger wagten bereits roieber gu bauen. Selbft 1081 roar ber Sdjaben erft gum fleinften Seile auS= gebeffert. „Sic Stabtinauern, fo Ijeifet eS, oom Ijeiligen ®eifttore bis anS alte ^ßafforoer Sor unb vom Sdjloffe bis auS flrauentor finb teils feljr gerfdjoffen, teils gar eingefallen. Sie Siirine finb ruiniert, vorn neuen Sore bis anS SRüljlentor fteljen 3 *Bulvertiirme, fo in fertigem Staube, unb 9 Sßiefljäufer, bavon 5 total ruiniert." 'Jlodj 1684/85 ift in ben Elften feljr viel von ruinierten Häufel'«, roüften Stellen, von SReitbait ufro. bie fRebe, nnb erft 1688 fann vergeidjnet roerben, bafe bie ftäbtifdjen ®ebäube, Sruden, Siirme nnb Stabtinauern meiften teils repariert roaren. SBor ben Soren |ab eS faft nodj fdjlimmer aus. Sie ®igentumSbörfer lagen in Sniininerii, baS Stabtfelb roar verroüftet, bie Wlüljlen unb Sdieunen waren verbrannt. SaS wirt» fdjafthdje ßeben lag guiig barnieber, Hanbcl unb SJerteljr, Bjnbuftrie unb (Bewerbe Ijätten einen Sdjlag erhalten, von bem fie fidj fdjwer erholen tonnten, unb bie Hoffnung vieler *Öerooljner burdj Slnfdjlufe an SSraribeiiburg ein neues Slbfafegebiet für iljre SSaren gu erlangen, roar roieber bafjin. llnfäglidje SRitfje ljat eS gefoftet, bie fdjwer bar nieberliegenbe Stabt roieber gu heben, baS verlorene Selbftvertrauen ber & irger gu ftärfen unb gu beleben. (Eine nidjt geringe Batjl foll eS vorgegogen ljaben, iljren Slufentljalt aufgugeben unb anberSwo Arbeit imb SJerbienft gu fuetjen. So ift ber gange ßeitabfdjnitt, in bem bie Stabt nodj einmal unter fdjroebifdjer 4perrfcfjaft ftanb, getenngeidjnet burdj unaufljörlidje Serfudje unb Semüfjungen gur SBefferuug ber traurigen Buftänbe. 9Jlan tann ber Regierung hie Vlnerfennung nidjt verfugen, bafe fie alles SRöglidje in biefer iöegtefjnng verfudite, aber
Sdjroeben8 gürfoiße für bie Stabt. 313 fie tonnte ober wollte nidjt energifch eingreifen, nm es nidjt mit bem 9?ate ober ber Sürgerfchaft 311 oerberben. Won Ijntte wohl in Sdjweben eine Jlhnung, biefer SSefitj werbe tauni auf bie Taner 311 halten fein, aber man gab fidj SDlülje, iljti fo lange wie möglich 311 behaupten, unb trat besljalb ben Sewoljnern mit einer nidjt gut angebrachten SHlbe unb Sdjonuiig gegenüber. 3fn ber Stabt felbft madjte fidj gerabe jetjt ber alte ©egenfatj gwifchen SRat unb Sürgern wieber feljr gum llnfegen ber ©emeinbe geltenb. Statt einmütig für bad SBoljI ber Stabt 311 arbeiten unb 311 forgen, verbrauchte man Kraft unb Stühe für K'leinigteiten, unb ber Gigennutj ber verfchiebenen Klaffen hemmte eine gebeiljlidje Entwirfelung auf .gahrgeljnte. Sdjon beoor Stettin ben Sdjwcben wieber übergeben worben war, ridjteten bie Vertreter ber pommerfdjen Stäube an beu König Karl XI. bie Sitte, ber guten Stabt 31t oerljelfcu, „bah fie bie iljr guftehenbe SieberlagSgeredjtigteit genießen fönne, unb bei bem Kurfürften oon Sranbenburg 311 beförbern, baß ben Stettinern bie freie {janblung auf ber £bet unb SSarltje ohne Sdjwierigfeit geftattet werbe". Qm Sovember 1679 ging audj eine ®efanbfdjaft ber Stabt, bie aus bem SpnbituS Soljann ©anfewinb (feit 1665 im fRate), bem Sats- herrn Qatob Sdjabelod (feit 1667 im SHat) unb ben SUterlenten Erb mann Sinbemaiin unb Sertljolb ^riefeltet beftanb, nach Sdjweben uub fanb mit ihren Sorftellungen beim Könige gnäbigeS ®eljör. greilidj oiel mehr als Serfprechungen tonnte er nidjt geben. „Söeil er große llrfadje (jabe wegen ber befouberen Treue unb Stanbljaftigteit, welche bie Stettiner bei ber aiiSgeftanbenen harten Selagerung ber Krone Sdjweben bewiefen, benfelben alle gnäbige Erlaubnis wiberfahren gu laffen, fo wolle er VllleS, waS gu bem vorigen SJotjlftanbe unb ber Slufnaljme Stettins gereidjen tonne, foweit es nur irgenb tunlich fei, gur Segeugung feiner toniglidjen £mlb ben Stettinern bewilligen." SHrtlidj geftanb er ihnen greiljeit von ber Einquartierung unb ben Kontributionen auf fünf Qaljre, von ber ?lfgife für ihre eigenen ßebenS= bebürfniffe unb von ben ßigenten für Saumaterial gu Slußerbem verfpradj ber König unentgeltliche Cieferung von $olg für bie Sürger, fdjenfte für ben Sau ber ^atobifirdje 60 SdjiffSpfunb Kupfer unb bewilligte bafür eine Kollette in Sdjweben. TaS gefdjentte Kupfer gelangte aber nidjt nach Stettin, ba baS Schiff, ba§ es überbringen follte, ftranbete. Qfnbeffeii machte eS ba§ gefummelte ®elb (von 1678 bis 1682 tarnen 14530 Salben ein) ben Stettinern möglich, allmählich ihre Kirche wieber aufgubauen. Sdjon 1680 unb 81 warben gwei ©loden neu qegoffen, aber erft 13 Saljre fpäter war ber große Sau, für beffen innere Slusftattuug galjlreidje Korporationen ober private
314 Unttrfutfcunß bei ftäbtifdjen Serfjältniffe. Schentungen machten, im roefentlid)en fertig, greiltd) um ben Surnt roieber gang aufaubauen, reichte ba§ Weib nidjt au§, man begnügte ficf), auf ben notbiirftig gebecfteu Stumpf niet Scftiirindjeu ju fetjen. ®ie CpferroiHigfeit unb ber Stagenuit, mit benen bie Sürger ben Sau angriffen unb ju Gnbe führten, finb aller Serounberung wert unb werben mit Stecht burd) eine ®ebärf)tni§tafel in ber Kirdje and) ber Stadjroelt als nadjaljnntngSroürbig norgeljalten. Slbb. 16. ®ie ^atobifirdjc. Um bie ponnnerfdjen Serhältniffe, bie burd) ben Krieg in Serroirrung geraten roaren, non neuem ju orbnen, er nannte im $uli 1680 ber König Karl eine Kominiffion, bie au§ bem Sleidjsrat Glas Stolamb, bem Weneralgoiroerneur Sclbmarfd)aU @rafen KönigSmarcf, General leutnaiitSperling, ßanb bÖfbaig f&. galfenberg beftanb. 91 udj ber Stat non Stettin erljielt ben Sluftrag, (Erhebungen über ben 31Iftnn^ Stabt unb ihrer Se roohner an^uftellen unb bie SB ü nfd) c unb 91 n träge ber Sürger einjuforbern. “Da liefen uon faft allen (bewerten bie „desideria“ ein.Sdjriftftücfe, in benen bie ßage ber^anbroerter als überaus traurig gefd)ilbert unb StaatSIjilfe bringenb geforbert rourbe; in galjllafen SJtemorialen, Sefdjrocrben ober fßrojeften nerlangte man vor allem eine Steorganifation bes States, Sefdjräntung ber ®eljälter ber Stabtbebienten, Unterfliegung ber SImtSfüljrung, SRedjeiifdjaftS legitng ufro. roar leine Heine 9lrbeit, roeld)e bie Kommiffare ju leiften hatten, aber fie gingen gegen Slifjftänbe entfdjieben nor. Gs würben bie Slatsljerren $oljann Sdjmibt (feit 1658 im State), SUbinuS Sel)r (feit 1674) unb Sertljoib Sdjmibt (feit 1677) ihrer 9imter
RRnfireßtln brr fdjWtbifdjen Rommiffton. 315 entfefct unb gu 3000 Dalern (Strafe verurteilt. (Dann rourbe ber Riat, ber non nun an nur auß 17 Verfonen befteben fällte, neu fonftituiert, roaß um fa nötiger roar, als feit Sdjwellengrebelß Dobe (1678) nur nod) ein Viirgermeifter Valentin griberici (gewählt 1679) im Slmte roar. ?luf ben Vorfdjlag ber Kommiffion roäljlte ber Riat am 2. RRai 1681 vier neue Viirgermeifter, Qoljann Sanferoinb (feit 1665 im Rlate), $afob Schabelocf (feit 1667), ber aber balb roieber von biefem Slnite entfernt rourbe, Grißpin Gerftmann (feit 1671) unb Grbman einbemann (feit 1680); Kämmerer rourbe neben Gbriftian Straufe (feit 1660 im Riat unb feit 1679 Kämmerer) nod) ^otjann Ütfer (feit 168U). Daß Rtatßfollegium erhielt ben Vefeljl, oon nun alle Ginnaliinen unb Slußgaben nicht nur burd) bie Camerarii allein berechnen gu laffen, fonbern bagu je einen Vertreter ber Kaufmannfchaft unb ber ©eroerte htagugugiehen. 9US aber ber Riat oon ben Sliter leuten bie Venennung oon jroei fßerfonen forberte, proteftierten biefe mit ben 19 unb 17 Vlännern. Gin langer Sdjriftenroechfel begann, unb von neuem heronite ber Streit groifchen Riat unb Vürgerfdjaft bie Dätigfeit fiir bas allgemeine Vöohl. Qngroifchen aber liefe bie Kommiffion ben Vürgern, bie ihre fünfer aufgubauen begannen, bie vom Könige verheifeenen llnterftüfeungen gu teil roerben, unb biefer felbft gab unter bem 31. RRärg 1681 ber Stabt mannigfache Grleidjterungcn von ben ßigenten, ‘Privilegien für einroanbernbe ^anbroerfer, Freiheit beß RJlaterialß fiir RRanufatturen ufro. Slnbere erbetene Vefreiungen von ber ßablung ber Drböre unb ber RtetoguitionSgelber ober Vereidigung von ©nabengelbern tonnten nur in Slußficht gepeilt roerben. Rlod) manche anbere Slnorbnungen, Gntfdjeibungen, Ginridjtungen warben von ben Kommiffaren getroffen, eß fehlte aber leiber an SRitteln, fie jur Durchführung gu bringen. SBaß niitjte eß g. V-, wenn ber eroige Streit ber Kramertoinpagnie mit bem Kaufmann vom Segler« häufe roegen Vräfeutation gut SllterniannSroahl ober RlatSfäljigfeit gu ©unften ber Kramer entfliehen rourbe? Der Streit bauerte bod) noch Qahre hiaburd) fort, Vefchwerben unb ^{nnfereien hörten nicht auf. Vebeutfamer roaren bie Verfuche gur Hebung von £>anbel unb Scf)iff= fahrt. Gine Unterfuchung ber Stettiner Rleeberei im Satire 1680 hatte feftgeftellt, bafe in Stettin nur 33 Meine Schiffe heiinatßberedjtigt waren. Die Slnteile ber Rleeber waren fehr gering, an ben brei gröfeten waren 15 biß 17 beteiligt. Die 'JRängel beß $anbelß ftellten brei Kaufleute, 3atob Schabelocf, 3faat SBidjenhagen unb Gbriftian ßinbe, in einem ausführlichen RReniorial bar. Vor allem proteftieren fie gegen bie geplante neue ßigenttaje, ben hoben ßoll auf VJolle, gegen ben bei
316 Äonflifte beS {Rats unb btt Söüißtrftfjaft. ®arg non allerlei SSaren erhobenen goll, ben ^anbel ber gremben u. a. m. Sie Hauten, bafj Jamburg, ßübed, Tangig, Kolberg unb {Roftod ben $anbel mit Sdjlefien unb ber SRarf an fid) gögen. Tie Antwort, bie oom Könige barauf erteilt wurbe, tonnte wenig beliebigen. Sie enthielt wieber nidjt Diel meljr als fdjone SBorte unb Berfpredjitiigen. Tesfjalb ivanbte fidj Sdjabelod nod) mit weiteren Tenffd)riften an baS Stodljolmer (Sommergtollegium, erreid)te aber and) hier nidjt niel. Allein bie Such unb {Rafd)«ÜRaiiufaftur erljielt eine ertjeblidje gorberung burd) bie Seftimmung, bafj bie Söolle frei nad) Stettin unb bie gabrifate ebenfalls otjne Boll nad) Schweben eingeführt werben burften. ßangc wurbe biefe Sergünftiguug aber nidjt geftattet, fonbern bereits 1686 aufgehoben. Tafür wurbe freilich beftinnnt, bafj bie „in ben beutfdjen fProoingen befinblichen ®arnifonen Ijinfitro allegeit oon bem in Stettin gemachten Suche betreibet werben feilten". Trog aller Senciiljungen ber fdjwebifdjen {Regierung, bie barauf geridjtet waren, bie mifjlidjen Serhältniffe gu beffern, blieb ber ßiiftanb im allgemeinen t)öd)ft traurig. Ta§ geigen nicht etwa nur bie fort gefegten Klagen über Armut unb über Sebrudung — wann wären bie jemals oerftummt? —, fonbern oielmehr bie unaufhörlichen Kon flifte unb Streitigteiten gwifcheu {Rat unb 58ürgerfd)aft. ©erabegu feiublid) ftanben fie fid) oftmals gegenüber, fo bafj eS einmal hiefj: „Tie in Stettin f reffen fid) untereinanber felbft auf." Ter {Rat fprach wieberholt oon „unruhigen Köpfen", bie ihn als bie oon ©ott gefegte Dbrigfeit nid)t refpeftieren wollten. Sefdjwerben über Sefdpoerben liefen bei ber {Regierung ein, biefe aber wußte meiftenS feinen ©ntfeheib 511 treffen. Ter {Rat fanbte 1685 ben SijnbituS Dr. ^ermann Siebranb nach Stodholm, „ber Stabt großen Sebruct, nieberliegenbe ^anblung unb {Rührung unb übrigen miferablen Buftanb bürguftellen". ®r blieb anberthalb Bahre in Sd)n>eben unb erreichte auch einige ©rleidjterung ober Unterftütjung, g. ®. auf fünf gahre je 4000 Taler gur Austeilung an Sürger, bie ihre Käufer reparierten. Aber bie Siirgerfd)aft befd)werte fich über bie @efanbtfd)aft unb bann über bie Serwenbung ber Summe Ta redjtfertigte fich ber SRat bei ber {Regierung unb überreichte 1688 ein SBergeidjniS ber neuaufgebauten Käufer; eS waren 95 in ber eigentlichen Stabt unb 61 auf ber ßaftabie unb in ben SBieten. geber einzelne Sürger fühlte fich über bie {Blaßen bebrüdt unb ungerecht behanbelt; gerabe ihm ging es befonberS fdjledjt, unb hoch füllte er immer wieber gahlen. Tie gal)Ilofen Sdjriftftüde bilben eine hödjft unerquidlidje Ceftüre unb geigen bie Selbftfudjt unb ben ©igennug in abfehredenber Töeife. Taneben ging baS ©egänf ber Oiewerte unb Bünfte; bie Klagen ber
Die SürgerBertretun0. 317 Kirchen- unb ^ofpitaloerroaltungen; bie Slangftreitigfeiten ber StalS Herren untereinanbei ober ber Sllterleute eines ehrbaren Kaufmann?, ®eroanbfdjiintes unb SeglerljaufeS tjörten nidjt auf ?lllniäf)lid) bilbete fidj in biefer Seit infolge be? ®egenfafeeS, ber groifchen Stat unb Sürgerfchaft fjerrfdjte, eine förmliche regelmäfeige Slrt ber Sürgeroertretung aus. Seit 1690 etwa fanben Serfatnmluugen ber „etjrliebenbcn Sürgerfchaft" int Seglerhaufe ftatt. Dort rourben Söiinfche, Sefdjiuerben, Defiberien uorgetragen unb oon ben Sllterleuteu beS Kaufmanns, bie als „ein ülusfdjuß ber Sürgerfdjaft“ tätig roaren, bem State fcfjriftlich eingereicht. Diefer gog auch 'fieber Vertreter 31t einzelnen ftäbtifdjen ©efdjäften hi"ölI> berief bie 18=9Jlänuer, ja bilbete btSroeilen gemifdjte Kommiffionen 3. S. fiir bie Stabtgulage, beu Sinnen« taften, ben Stabtbau, bie Sütefen u. a. m. 5Bar ljierburdj auch eine Teilnahme ber Sürger an ber Stabtoerroaltung gefchaffen, fo roar eS bodj feljr übel, bafe für fie eine rechtliche ®runblage fehlte. ®S ftanb gang im Seheben be? States, bie desideria civiurn, bie allein in ben Qaljren oon 1694—1726 fo gatjlreidj roaren, bafj bie Sdjriftftüde fiebeu ftarte Slttenbaiibe füllen, 31t beachten, eine Ulniroort gu erteilen ober ad acta gu legen unb unberücfficfjtigt gu laffen. Qmmer roieber beflagte fich bie Sürgerfchaft, bafe fie auf ihre Slnträge feine Stefolution beS States erhalte. 6? fjerrfdite aber bei ihr felbft teilte ©inigfeit. Die 15 SUterleute ber ©eroerfe befdjmerten fich über bie bes Kaufmann?. Sollten fie für fidj allein ober gufammen über bie „gemeinen Stabt« fachen" beraten? Das roar eine grage, bie mit gröfetcm (Eifer beljanbelt rourbe; enblicfj (1701) rourbe entfdjieben, ber Kaufmann falle erft „a parte befchliefeen", bann ben Sefchlufe ben ©eroerfen mitteilen unb ihr „®utbefinben ad protocollum nehmen“. Sind) biefe Seftimmung rourbe natürlich angefochten, unb fo blieben gum Serberb ber Stabt überall bie unfidjeren ßuftänbe beftehen. Der Stat follte nadj einer Seftimmung tron 1681 Ijalb auS Kauf« feilten, halb au? ßiteraten, b. h- ftnbierten Slännern, beftehen, unb eS rourbe oerboten, bafj mehrere SJtitglieber einer Familie iljm an« gehörten. Stan tiimmerte fidj um beibe? nicht, ber Stat ergänzte fich gang nach Seiieben, bis 1706 bie Sürgerfchaft leljafi bagegen proteftierte unb fich über ben „erjeffio angeroadjleueu Sdjroäger«Siat" bitter be tlagte. SJieber fanben auSgebeljnte Serhanblungen mit ber Siegierung ftatt, aber eine Slbljilfe erfolgte nidjt. Sind) bei ber jährlidjcn „Ilm fetjung" be? State?, bie am 3. SJlai oor [ich ging, famen Unregel« mäfjigfeiten oor, fo bafj bie Siegierung einfchreiten mufete. Der Stat hatte feine fefte ©efdjäftSorbnung, er führte bie Serroaltung nach feinem ©efallen. SBieberfeoIt forberte bie Sürgerfchaft eine llnterfudjung ber
318 Tie SuriSbiction in ber Stabt. „Slbminiftratiou", namentlich and) ber Stabtgüter; eS würbe auch einmal 1702 ein Slnfang gemacßt, aber balb fcßlief bag SBert wieber ein. Sdjroere fliegen erljoben ficß gegen bie fiämmerei, bie nament' licf) in ber Verteilung ber Abgaben nnb ber Veßaublung ber Sieftanten ber fcßlimmften llngerecfjtigteit befcßulbigt würbe. Sind) hierfür würbe eine Unterfucßung angeorbnet, bie Hommiffion arbeitete faft 6 Qaßre ebne (Erfolg nnb löfte fid) bann auf. Tie Verteilung beS SeroiSgelbeS blieb eine ftänbige Cnelle non Streitigfeiten nnb Vefcßwerben, 3lb= ßilfe würbe nidjt gefdjaffen. SJlan wirtfd)aftete ohne feften ©tat; wie es mit ber SiecßniingSlegung ftanb, ift nidjt gang flar. Tie Tätigfeit beS States war babnrd) ungemein erfdjwert, baß feine VJirtfaniteit unb feine Siedjte fief) nicht auf bie gange Stabt ober alle Vewoßnet erftredten. Ter Vegirt beS ScßloffeS unb beS fogenannten flonigl. SUofterßofeS, ebenfo wie bie fiireßenfreißeit um St. SJlarien bilbeten eigene ©eineinben in ber Stabtgemeinbe, bie föniglicfjen Veamten unb anbere ejiinierte fßerfonen unterftanben eben*- falls bem Slate nicht. Sie alle batten, foweit fie nidjt etwa bürger« liehe Slaljrung trieben, feine ißflicßten ber Stabt gegenüber unb wachten ängftlicß über ihren Sonberredjten. ift flar, baß ßierbureß unenb> ließe Streitigfeiten ßetDorgerufen werben mußten. Söie oft hat ber Stat iierfucßt, bie fogenannten £5reit)äufer gu ben ftäbtifdjen Abgaben Ijerangugießen, wie oiele Unterfudjnngen, Suftrationen, Slufnaßmen haben ftattgefunben! fjaft beftänbig lagen bie fturatoren unb Slbmi» niftratoren ber SJlarienfirdje im Streite mit bem Slate. ®ang befonbere Sdjwierigfeiten machte biefe Jlbfoitberung einzelner Stabtteile ober beftimmter fßerfonen inbegug auf bie 3furi§bittion. Ter Slot befaß bie ©ericßtSbarteit über bie Stabt, iljre Vewoßner unb baS ftäbtifeße Eigentum nur, foweit biefe nidjt bem fiireßen- ober bent fgl. Vurggericßte unterftanben. Sr beftellte einen Slatsßerrn als Stabtricßter, ber jebeS« mal brei 3aßre ben Vorfitj im Sdjöffengeridjte führte. ^aubelSfacßen gehörten oor baS SBette= unb baS Seegericht, für bie 1671 unb 1683 neue Crbnungen eingefüßrt würben. SUS ßödjfte Qnftang galt baS Obertribunal in SSiSmar, für beffen Unterhalt bie Stabt einen feften Veitrag gu galjlen ljatte. TaS Vlarientircßengericßt gog bie Vewoßner ber Hirdjenfreißeit uub bie Untertanen in ben ber flireße gehörigen Törfern oor fein ftorum, baS Vurggericßt ljatte bie (SericßtSbarfeit über bie im Scßloffe unb auf ber Slgl. Sreiljeit woljnenben fßerfonen. Slatürlid) war ber bürgerlichen ©eridjtSbarteit ebenfalls nidjt unter- worfen bie ©arnifon, für bereit Unterhalt bie Stabt ©elbgaßlungeri unb Slaturalien liefern mußte. Tie ©inquartieriing ber Solbaten, bereu ^aßl ficß 1696 auf meßr als 16U0 belief, war eine ber feßWerften
Die Dätigteit bes fRateS. 319 Saften, bie oon ben Bürgern 311 tragen waren, unb bie 'Biditär- oerwaltung griff oft rurffid)t§lo§ in bie Steckte ber Stabt ein. 21IS fie 1(597 ein großes 'JRagazin oor bem ^eiligen ®eifttor erbaute, wurbe ein Sßroteft be& fRateS wegen loiberrcdjtlidjer Befißnaljme eines ftäbtifdjen ©runbftiuTeS einfad) unbeaditet gelaffen. SBenn wir bie SRißftänbe unb bie Sdjwierigteiten beriicffidjtigen, fo miiffen wir bod) anertennen, baß ber 'Jiat eS iiidjt an (äifer in feiner 'Mrbeit für bie Stabt tjat feflen taffen. Daß er wenig erreidjte, ift nidjt allein feine Sdnilb. 'Bon ben 'JRitglieberu treten oor anberen Ijenwr bie Bürgermeifter Gljriftian Strauß (1985—1703), ^ermann Siebranb (1702—1712), Dbeobor Scheren berg (feit 1087 im '.Rate, 1702 Kämmerer, 1703—1706 Bürgermeifter), Daniel Dillies (1704 bi§ 1712), Qoljann 'Jlubolf Qatjn (1712—1727) unb (Sfjriftian griebrid) Jrerjberg (1712—1726), fowie bie DiatSßerren (Sljriftian Braunfdjweig (feit 1683), SRidjciel 'JJlattljiaS (feit 1692), SRattßäuS ^einridj ßiebeljerr (feit 1703), Qatob Sllbretfjt 3nltrülü (feit 1714), Qfatob Baiifeloro (feit 1714). $n ben einzelnen 'Mintern ljaben fie, foweit eS ihnen möglid) war, meift fleißig gearbeitet. Die Berwaltung ber Stabtgiiter madjte in biefer Seit oielleidjt bie größte 'JRüße, ba eS galt, bie fdjweren Sdjäben, bie burd) bie Belagerung uon 1677 oerurfacßt worben waren, einigermaßen 311 heben. Die Badjmiifjlen waren »oll ftänbig niebergobrannt, erft feljr allmählich tonnten fie wieber aufgebaut unb oerpad)tet werben. Scheune, Scßwarjow, Kretow, Bblfdjenborf, SSuffow, fRemit}, Sdjmellentin, fßomerensborf, 'ßobejud), ^Jrinp, 'Jlrmen^eibe, bie Schäferei (Scferberg trugen nod) 1693 oiele Spuren ber Berwüftung. Die große Slufnaßme unb Katafteroermeffung, welcße bamalS bie fdjwebifdje ^Regierung oorneljmeit ließ, gibt uns eine genaue Befdjreibung mit ausgezeichneten fjlurtarten. Die 3al)l ber Sauern, Koifäten, ©inlieger, Wirten, Dagelöljner war red)t gering 'JJlandje 'Mderftreifen ober Warten lagen roüft, bie Webäube waren juin Deil nod) nidjt wieber t)ergeftellt unb bie Erträge biirftig. ®S fehlte überall an VlrbeitSträften unb an rechtem 'Blut ober Selbftuertrauen. 'Dlit ber Stabt 'Böliß ßerrfdjten fortwaljrenbe Streitigteiten über bie Seiftungen ißrer Bewoljner, bie 1697 behaupteten, Stettin wolle fie 511 „Sflaoen" machen. Über bie Stabtwiefe, bie „Silberbütte", geriet ber tflat in einen Prozeß mit ber SRilitäroerwaltung, ber erft nad) Saljren entfliehen wurbe. Sdjwere Atoften oerurfadjte bie notwenbige SBiebertjerftellung beS großen SteinbammeS, unb obwohl bie ^Regierung eine Beihilfe zufagte, mußte fdjließlidj bie Stabt fid) bod) felbft helfen. Der feßr auSgebeßnte 'IBatbbefiß (7884 DJtorgen) war taum nod) bie große ®innat)mequel(e, bie er gewefen war; eS feljlte eine rechte
320 3uftünbe in bei Stabt. gorftfultur, unb bas .^olzholen unb iHoljrfcfjiieibeii, baS ben Sürgern ber Stabt umfonft, beu Senwljnern bet adjt SSafferbörfcr (Sraboro, Srebow, 3ülldjow, Sollinten, grauenborf, Sotjlow, (Sanelwifd) unb (Klienten) gegen eine geringe Slbgabe guftanb, war ber Siitwicfelung ber SJälber unb Sriiche nidjt bieulidj, ba oiel SJlifebraudj baniit getrieben würbe. Tie SaijI ber SBiefen, bie 31t beu einzelnen Käufern ber Stabt gehörten, war nidjt feljr grafe (500 SJlorgen), unb ifjre Sluijung würbe burd) bie 'föafferoerhältniffe erfdjwert. (Ss Ijerrfdjte in ber Stabt uub ihrer Umgebung grofee Slrmitt. Segen baS Setteln auf ben Soffen würben wieberholt 'Verbote erlaffen, um eine Siegelung beS 'JlrmenwefenS müljte man fidj in biefer Seit unaufhörlich- Tie ^ofpitäler, baS Mlofter, ba§ SBaifenljauS reichten nicht au§, bie Slrmen unb Mranten aufgunehmen unb zu oerforgen. Tenn immer wieber brachen epibemifdje Mranfheiten aus, gegen bie man fich uergeblid) burch allerlei Sorficfets» uub ?lbfpetrungSmaferegeln Zu fdjütjen fudjte. SefonberS in ben gahren 1700 unb 1710 würben Seranftaltungen gegen baS (Einbringen ber '-lieft au§ $olen unb Talgig getroffen, ein „poIitifdjeS Seftreglement" uub ein „mebi^inifcheS 'ßeft= (Soufilium“ publiziert, ein Sefunbljeitstollegium non acht 'JJlitgliebern gebilbet. TieS orbnete baS SluSlegen oon Söadjtbooten auf bem Tammfdjen See, Kontrolle ber gremben an ben Toren au, forberte SefunbheitSpäffe unb legte ein Tagebudj über bie Mranteu unb Ser= ftorbenen an. ?llle§ baS half aber wenig, beim faft 2000 'ßerfonen ftarben bainalS. SJlan fing audj an, ben Vlpotfeeten ber Stabt eine gröfeere Slufmertfamteit zujuweiiben, oifitierte fie wieberholt unb erliefe SJlebizinal=Taj=Crbnungen. 5Bie bie fßeft, fo fiicfete man auch bie geuerSgefahr burch allerlei Serorbnungen gu betämpfen; eine neue geuerorbnung würbe 1712 oom Slate erlaffen Sor allem war bie regelrechte Unterhaltung ber '.Brunnen notwenbig; ba^u waren bie anwoljnenben Siirger oerpflidjtet. Sie bübeten Seuoffenfchaften mit Slbminiftratoren, bie bafür zu forgen batten, bafe bie Sriinueu regelnuifeig in Stanb gehalten nnb, wenn nötig, repariert würben. Tie M'often würben auf bie fünfer oerteilt. Turd) mannigfadje anbere Crbnungen traf ber Slat gürforge für bie Sürgerfdjaft. (Sine Crbnnng für ßoljnfuljren würbe 1081 nach langer Seratung erlaffen unb wieberholt erneuert, babei oerbot man oor allem auch bas fdjnelle galjren in ben Strafeen. (Sine ftrenge SJlaljnimg erliefe ber Slat gegen baS übermafeige Srauntweintrinfen. 9U§ aber ber ®ou= uerneur Sielte 1697 befahl, e§ Jolle fidj niemanb nach bem „gapfen fdjlage“ (Sommers um 9, ÜSinterS um 8 Ufer) auf ber Strafee feljen laffen, ba befdjroerte fich bie Sürgerfchaft bei ber Siegierung über biefe Serorbnung.
Die Sdjüfeentompagnie. 321 Seitbem bie fdjruebifdje ©arnifon verftiirtt roorben roar, verloren bie Süigerfompaguieii nietjr unb meljr an Sebeutung. Die Verpflichtung ber ®ürger gum SSadjtbienfte blieb allerbingS befielen, fie rourben and; immer, roieber bagu herangegogen, aber meljr gur Slufredjterljaltung ber Crbnung in ber Radjt ober gur Kontrolle an ben Soren. ©S roaren adjt Kompagnien in ber Stabt uorljanben, gu benen 1705 nodj eine fiir bie Herren- unb Kirdjenfreitjeit tarn. SUIS 1700 ein Sataillon ber ©arnifon gum SRarfcbe beorbert tourbe, erljielt ber Rat ben Sefetjl, täglicfj etroa 100 SJlann für bie SBadjen gu ftellen. Darauf ridjtete er bie Sürgerwadjen ein, bie ben Sleidjljolm, baS ßangebrüdtor, bie Scfjnede, bie grüne Sdjange, bas Seite Dor inroenbig unb baS SRüljleit tor mit 06 fOlann, ferner baS graueutor unb bie Saumbrüde mit 10, foroie bie Sdjiffbauer ßaftabie unb ben Sßlabbrüi mit 13 SJlann gu befeften Ijätten. Satürlicf) tarnen roieber ungiitjlige Klagen über biefe SBadjtpflicljt, Serfudje, fid) iljr gu eutgiefjeu unb Strafen nor, bie roir auS ben gum Seil erhaltenen Söadjbüdjern teunen lernen tonnen. DaS SBaffenljanbroerr übten bie Sürger in iljrer Schüfeen* tompagnie, bie nad) ber Selagerung neu organifiert rourbe. Sie erljielt allerlei Rechte unb ^Privilegien für itjren König, auch bie ©rlaubniS, am ^eiligen ©eifttore ein neues SdjiefjfjauS gu erbauen. ©3 entftanben jebodj Streitigfeiten unb Reibereien gwifdjen ben Kaufleuten unb ben ^anbroerfern, bie 1700 gu einer Seilung in eine Kompagnie ber Kaufmannfdjaft unb eine ber Künftler unb ©eroerte füljrte. Sei bem jätjrlidjeii JBogelfdjiefjen tarn eS immer roieber gu manchem ärgerlidjem Bwifte, ber meift feine Urfadje in 3itutg= uub StanbeSfrageu §atte. Sludj bie Kaufgefellen hotte» fidj f<h°» früher gu eigenen Sdjiefjübungeii unb feften gufanimengetan unb erhielten, nacfjbem manche von ihnen fich bei ber Verteibigung ber Stabt anSgegeidjnet hatten, 1687 ihre erften Safeungen. SluS biefer Sdjüfeenfompagiüe ber ^aiiblungSbieiier ljat fich ’m ßaufe ber Beit ber „Verein junger Kaufleute" gebilbet, ber im ^aljre 1887 bie freier feines gweiljunbertjährigen SeftehenS beging. ©rofte Setjwierigfeiten machte bem Rate bie Crbnung ber Straften * reinigung. Die Buftänbe roaren immer nod) berartig, baft eS taum gu vergehen ift, roie bie Seivoljner biefe Unfauberteit ertrugen. Sim 31. Cttober 1683 rourbe eine eigene „fUliftorbnung" erlaffen, in ber beftimmt rourbe, baft ber von ben Seroofenern gufammengefeljrte Straftenunrat burd) Karren roeggefdjafft roerben füllte. Dafür rourbe von ben Raufern, Suben unb Kellern eine Slbgabe erhoben. iDlan lieft aber biefe Einrichtung roieber eingehen, unb bie Unfauberteit nahm in fo erfchredenbem SDlafte gu, baft bisweilen eine militärifdje tUt^tmann, 0Je|<6l<4te von Stettin. 91
.322 Ter fReubau ber Käufer. Ejetution oorgenommen werben mußte, uni bie ^Bürger jur Erfüllung tßrer Sßflicfjt gu groingen. TteS UJtittel wurbe feit 1708 regelmäßig angeroanbt. TamalS ließ'bie ^Regierung betannt matßen, baß jeben Sotmabenb ein Unteroffizier mit etlichen ©emeinen in ber Stabt ßerum» geßen unb nacßfeßen werbe, ob bie ©affen gereinigt feien. SBenn oor einem .fjaufe Unrat gefunben würbe, füllten bie Solbaten ißn ben 53erooßnern ins $auS werfen unb biefe in ©elbftrafe neßmen. Dbiooßl ber fRat gegen eine folcße „militärifdje Slnftalt" proteftierte, wanbte man bod) oßne weiteres bieö braftifdje W.ttel an. Troßbeni blieb fcßließlicß aud) ßier alles beim Sllten, b. ß. bie Straßen, ©affen unb fßliiße würben nidjt gereinigt, unb bie fi'lagen über bie „Scßweineiei" ßörten nidjt auf. 2Rit bem fReu= unbSluSbau ber Raufer ging es feßr langfam oor fid). fRad) 1091 madjte ber fRat ben SBerfud), burtß Erteilung oon greijaßren gu regerer Tätigfeit angutreiben. ®S waren immer nod) feßr oiele Käufer feit ber SJelagerung ruiniert unb oerfallen, ja oiele Stellen, namentlicß auf ber ßaftabie, lagen gang roüft Ta§ ift eigentlicß oerrounberlicß, ba naCßguroeifen ift, baß bie Seoölterung ficß in biefer 3e*l nitßt unbeträcßtlicß oermeßrt ßat. Db ba§ fßlatat oom 7. SRarg 1081, burd) baS „gremben, bie fid) in Stettin gu fegen ßuft ßaben", greißeit oerfprodjen rourbe, oiel bagu beigetragen ßat, fann groeifelßaft erfcßeinen, aber Tatfadje ift e§, baß 1087 im IBürgerbudjc 316 fReuoürger eingetragen roorben finb. greiluß ift barunter eine oerßältniöntäßig große Baßl oon Sürgerfößnen (88) unb foltßen, bie ats „auS Stettin geoürtig" (53) begeicßnet finb, aber trotjbem bleibt bie gunaßme nocß recßt bebeutenb. ?lu<ß 1088 unb 1089 rourben meßt als 109 SPürger aufgenommen, fünft belief ficß bie Slufnaßme auf etroa 50—60 jäßrlicß, bedte alfo oielleicßt ben Slbgang. 5Rad) ben Tabellen ber in Stettin „oertrauten, getauften unb begrabenen SRenfdjen", bie für bie gaßre 1656—1763 faft oollftänbig im Trude oorliegen, finb g. 33. 1682—83 im gangen 190, 1690—97 aber nur 139 ißerfonen begraben roorben;in anberen gaßren (g. 53.1712—13:315) ift bie 3aßl freilief) erßeblicß ßößer. Um 1659 rourben in ber Stabt etroa 1279 Raufer, '.Buben unb Steller gegäßlt, ein SBergeidjnis ber Sebäube oom gaßre 1706 entßält bagegen 1385 fRummern. Eine fßerfoneiiaufnaßme oom Dttober 1709 ergab eine Seoölferung oon 10900 'ßerfonen in ber Stabt unb in ben '-Borftäbten, im Sluguft 1711 roerben 11 307 Serooßner ermittelt. Unter biefen befanben ficß nur 1155 ^Bürger, roäßrenb gur ©arnifon 3408 äRänner geßörten. Tie SBoßnungSoerßältniffe roaren fcßlecßt, feßr oiele Serooßner ßauften in steilem, ein Übelftanb, ben bie ^Regierung 1708 gu befeitigpn
3uben in «Stettin. 323 fid) bemühte. 3u&en ljatte, roie ergäblt ift, Shirfürft ^riebrid) 5öill)elm ben Slufentfjalt in (Stettin oerboten, fpäter aber rourbe einzelnen burd) befonbere Weleitsbriefe geftattet, bort oorübergehenb gu roeilen, anberen, ben fogenannten Sd)ufejuben, erlaubte man aud) bauernb in ber Stabt gu rooljnen, e§ rourbe ihnen aber £>anbel mit SQetall, Silber, Wölb ufro. auSbrücflid) unterfagt. SSiebertjolt fam e§ in biefer 3ett gu geroalt= 2lbb. 17. Tie ‘JkterSfirtfce tätigen Eingriffen unb Befdjimpfungen gegen fie, aber and) gu Silagen über unberechtigten $anbel. Ter SRat fprad) mefjrere SQale ben SBunfdj au§, man folle bie Quben roieber „gang abfdjaffen, ba fie in ber Stabt grofeen Sd)aben angeridjtet". Qn einer SReifebefdhreibung oon 1694 helfet e§ oon Stettin: „Tie JFfirdjen finb anjefeo in fdjle<htem Splenbeur, roeil bie Spitjen in ber Belagerung heraatergefdjoffen. Tod) ift bie Qafobifirche faft roieber repariert unb fehlt blofe bie Spifee“. Einige Safere fpäter roar bie 21
324 DoS Äirdjen= unb Sdjulrocftn. fitrcfje auch im gnnern roieber auSgefdjmücft. Dort rourben neben ber Orgel £>elm, Degen unb ^anbfdjuh be§ tapferen (BerteibigerS ber Stabt, be§ GJeneralS oon' SSulffeu, aufgehängt, ber im Quni 1678 in Sdjroeben ftarb unb in ber gatobifirdje beigefetjt rourbe. gn ben fahren 1709 bi§ 1711 rourbe ber ftattlidje (Barocfaltar non bem jungen 4j>olgbilbfjauer (Ertjarb ßöffler aufgebaut. „Die gange Jtirdje ift, fa Ijeifjt e§ in ben Sitten, bittet) bie ©nabe (SotteS unb mit Dieter guten feigen beigetragenen milbcn (Seifteuern üöllig roieberum erbauet unb mit Dietern @uten auSgegieret roorben “ Dagegen blieb bie SRarien» tircfje im SSerfalt, obwohl auch für itjren Slufbau eine Jtoltette erbeten rourbe. ßbenfo rourbe St. (ßeter 1683 nur notbiirftig auSgebeffert, unb mit bem Sdjloffe ftanb e§ nicht Diel beffer. Die fdjroebifcfje (Regierung tat faft nichts für bie (Erhaltung, obwohl ber Senerat» gounerneur, non 1687 bi-S 1607 fRiI§ (öielfe, bort feine SSotjnung batte. (Einige Deile benufcte man gu militärifchen Bmecten al§ SRagagin unb 3eugljau§, unb einem iSefucher erfchien al§ ba§ SehenSroertefte „ein fdhöner fßferbeftall, fo unter ber (Erbe gang geroölbt ift". Unter ben Seiftlidjen, bie in biefer -Seit an ben Stettiner flirdjeii tätig finb, befanbeu fich taum heroorragenbe SRänner. Qm ftrengfteu, einfeitigften ßuttjertum befangen, eiferten fie gegen jebe anbere fir<fj= liehe (Richtung, üertrugeu fich aber unter eiuanber ebenforoenig, fonbern lebten in faft beftänbigem Streite. Der eifrigften einer roar ber fchon genannte D. griebrich 8abriciu§ oon St. (Ritolai (geft. 1703), ber audj mit bem (Rate in erheblidjen Jlonflitt geriet. Durch CTefebi famteit geidjiieten fich ber ©eneralfuperintenbent D. Jlonrab DiDurtiug (Rango (geft. 17U0) unb bie beiben (Eranier, griebrich ber (Kater (geft. 1691) unb gohann (Eljriftoph ber Soljn (geft. 1714), au§. Bfn biefer Beit trat bie Stabtgeiftlidjfeit iuSgefamt für baS Sdjul- roefen ein uub roanbte uueh beu beutfehen Schulen einiges Qntereffe gu, bod) gebeffert rourbe an ben (Berhältniffen wenig. (E§ blieb bei ben eingeluen meljr ober roeniger fougeffionierteu (Redjen-- unb Schreib» meiftern, ben Ätuftern unb SMinfelfdjulmeifteru, eine allgemeine Orb» nung erfolgte nicht. Die Stabtoerroaltung tiimmerte fidj wenig um bie Sdjuleu unb beließ auch bie (RatSfdjule in ihrem fünimer» lidjen guftanbe. Der Siettor Weorg UÖeljIing (1682—1719) gab fich alle mögliche (Blühe, bie Slnftalt gu heben, aber bie Bucht ber Schüler, bereu Baßl fid) in biefer 3eit auf etwa 150 belief, blieb fefjr locfer. (Bor allem tarnen beftänbige Streitigfeiten mit ben fflijmnafiaften oor, bie jenen ba§ (Recht be§ DeqentragenS üerroeljrten. Sludj baS (fhjni nafium (Earolinuni hatte mit ben SRißftänben ber Beit gu tämpfen unb an ben geljlern, bie biefer Slnftalt anhafteten, fthmer gu leiben.
Der ©anbei 325 Der atabemifd)c Gfjarafter rourbe oon ßetjrern unb (Schülern ängftlidj gewaljrt; mit Sorlefungen, IRebeaften, Difputationen pruntte man, oljne nnrflid) ernftlidjeS gu leiften. 9locf) mehrere SRale taudjte ber Sßlan auf, bie llnioerfität ®reif§walb mit ber Sdjule gu Bereinigen unb nad, Stettin gu oerlegen. Da man fdjließlidj baoon abfalj, rourbe 1703 eine große Sifitution oeranftaltet, bod) aud) biefe nütjte nidjt viel, ben Serfall vermodjten bie gelehrten IRettoren unb ^ßro- fefforen nidjt uiifguljalten. „Die Seit von 1648—1713 ift ungweifelljaft bie traurigfte (Spodje für Stettins ©anbei." Die§ Urteil, ba§ Suftao Sdjmoller fdjon oor Saljren fällte, roirb burdj alles beftätigt, wa§ wir im einzelnen über ben ©anbei biefer Qatjre erfahren, unb gilt gang befonbers für ben legten Slbfdjnitt biefer ^ßeriobe, ber mit bem Sfaftre 1679 beginnt. Sfa, bie Sage würbe immer trauriger unb fiimmerlidjer, obwohl bie fdjwebifdje ^Regierung ben Serfudj madjte, energifdje Schritte gur ©ebung be§ ©anbels gu tun. Sim meiften batte er gu leiben blirdh ben ®egenfaß, in bem Sranbenburg gu Sdjweben ftanb. Kurfürft griebridh III. war ebenfo wie fein Sätet bemüht, auf jebe SBeife ben branbenburgifdjen ©anbei oon Stettin abgugieljcn unb bireften Serteljr angutnüpfen. 'JLRan begann um 1680 tyoUänbifdjeS Saig fiir bie SCRart unb ©interpommern gu begieljen, baburd) erlitt ber Stettiner Salgljanbel fdjweren Schaben unb ging gu ®runbe. Die fRioalität StargarbS unb ©ollnowS gegen Stettin würbe oon ber ^Regierung begünftigt, Sdjweoen aber erljob ben tjeftigften SSiberfprud) unb fudjte bie Sdjiffaljrt auf ber 3hna gang gu ljinbern. 9Ran oerfudjte e§ bann mit einer Seratung, gu ber Kommiffare in Damm unb K'olbaß 1684 gufammentraten. SRit großer ®rünblidjteit ging man gu SBerte, wie bie gebrurfte „aufrichtige unb wahre ^Relation" beweift, aber wa§ war ba§ JRefultat? ®§ blieb beim Sitten, man tonnte fid© nidjt einigen, ßbenfo erging e§ mit ben SBerljanblungen über ben alten Streit gwifdjen Stettin unb grantfurt. T>er Cberfjanbel würbe burd) Sötte unb Abgaben nodj meljr al§ frütjer belaftet. DeSljalb wanbtcn fid) bie SCRärter oon ber Cber ber ®lbe gu. Da forberte bie fdjwebifdje Siegierung felbft im Slpril 1697 ben Stettiner SRat auf, gwei Deputierte gur Serfjanblung wegen ber 3-rantfurter unb Stargarber Sdjiffaljrt nnb wegen ber Slieberlage nad) Stodbolm gu fenben. Der StjnbiniS Siebraub unb ber Kaufmann ßange trafen bort ein, fie tarnen aber gu ungünftiger Seit an, ba König Karl XT turg oorljer geftorben unb für bie Sertjanblungen tein red)te§ Qntereffe oorljanben war. Die Deputierten ljatten gwar Stubieng beim jungen Könige Karl XII. unb trugen iljm unb ber ^Regierung iljre Slnliegen
326 ©anbei unb Schiffahrt. oor, ober bie Slelation über itjre Steife beridjtet inefjr oon bem, waS bie Slbgeorbneten wollten, als waS fie erreidjt tjatten, eS blieb aud) hier alles beim 9llten. llneinigfeit tjerrfdjtc in ber fiaufmannfdjaft felbft. Db jeber, ber „fid) ber Raufhanblung bebiene", bem Segler* häufe angehören müffe, wer bie SHterleute gu wählen ljabe, bariiber entftanb oon neuem Streit, unb über bad Sisertjältnis ber Rramer gu „einem ehrbaren Raufmann" §errfd)te faft ununterbrochen gant. Qmmer wieber fam bie $rage ber freien SetreibeauSfuhr gur ®r= örterung. SJlan Ijielt an bem alten ©runbfaße feft, bafj man in erfter ßinie für ben 29ebarf ber Sewoljner forgen müffe. 2IIS gegen Cnibe beS QaljrtjunbertS ber SetreibepreiS fef)r ftieg, würben wieber bie 23öben, Speiser unb SJlagagine auf ben Sorrat hin reoibiert unb bie ?lu§fd)iffung von Rom verboten. SJlit wahrer Slngft verljtnberte man, wenn eS möglich war, einen ©anbei grember; gwei „SJlofto* witifcfje Raufgefellen" mußten e§ 1697 erfahren, waS eS hiefj, freie ©anblung in Stettin gu treiben. 2luf alle SSeife wurbe ber 23erfu<h gemacht, ben ©anbei nicht gang gu GJrunbe gehen gu laffen, aber bie 2lrt, wie man bieS verfudjte, war berart, bafj man ängftlich an ben Siechten ber Stettiner feftljielt unb jebe Steuerung auSfchloß. 23on bem unheilvollften (Sinfluffe auf ©anbei unb SSanbel war bie Stettiner SQüngverwaltung, bie in biefer ißeriobe „an einem Csnbe übergroße (Sewiffenhaftigfeit, gepaart mit geringer ßeiftungSfähigfeit, am anberen eine 3?alfchmüngcrei geigt, bie an Schamlofigleit in ®eutfdj= lanb nidjt ihresgleichen hot“- 23iS etwa 1688 war baS SJlüngwefen in guter SJerfaffung, aber burd) bie Schulb beS (JöeneralgouverneurS Stils 29iel!e riß bann eine gang unglaubliche SJlißwirtfchaft ein, bie bei bem fßrogeffe, ber feit 1698 gegen ben hohen ^Beamten angeftrengt wurbe, anS ßicfjt tarn. ®ie folgen biefer fchmadjvollen betrügerifdjen ffierwaltung machten fich auf lange <fal)re hin geltenb. Sticht viel beffer als mit bem ©anbei ftanb eS mit ber Schiffahrt. Bur Stettiner Sieberei gehörten 1685 nur 35 Schiffe, bie ftieg bis 1708 auf .56. ®aS größte gahrgeitg war baS „gleutfchiff SBappen von Stettin" mit einer Sragfähigfeit von 170 ßaft unb 18 SJlann Sefaßung. ßum ßetdjtern bienten 16—32 gaßrgeitge. über baS gal)rwaffer wurbe fortwährenb gelingt, bie ©olgfdjiffer ruinierten eS gang befonberS. l)aS 2lbmiralitätS=Rollegium in Stockholm tat nichts. 23on bein Umfange ber gaßrten in See erfahren wir einiges burch bie Eingaben, wie viele Seepäffe vom Slate auSgeftellt würben. 23ir finben g. 23. für 1705 61, für 1706 63, für 1707 53 folcfje fßäffe ausgefertigt, wätjrenb es fonft lairm 20—40 waren. ®er ©aupt= vertehr fcfjeint nach ^(mftcrbam gegangen gn fein, obgleich über
Daß ©anbroert. 327 bie SBeguahme oon Schiffen auf ber (Jaljrt nad) £>ollanb, Snglanb, Jranfreid) roiebetholt Klage erhoben luurbe. Qfni £janbroerfßroefen lagen bie 93erf)ciltniffe faft nod) fdfjlimmer. fünfte unb (Milben hielten ängftlid) an il)ren alten fßrinilegien feft, roadjten auf baß eifrigfte über iljren Vorrechten unb galjlten gu iljrer ?lnerfennung jährlich ein beftimmteß Utetogiiitionßgelb an bie ftäbtifdje Kämmerei. (So uiel Bant unb (Streit unter ben Silben t)errfdjte, m einem waren fie einig, in bem $affe gegen bie greimeifter, bie mit Srlaubniß ber Ulegierung iljr £>anbroert betrieben, oljne ber Bunft an^ugeljören. SRan gab folgen bie Kon^effion unzweifelhaft gerabe beßljalb, weil man ben zünftigen ^anbroerten Konfurrenz fdjaffen unb fie baburdj zu regerer Dätigteit antreiben wollte. Slber welch eine glut non Vefdjroerben über biefe greimeifter erhob fidj! Die Ulegierung fani bem Slnfturm 1686 infofern entgegen, alß fie be- ftimmte, eß füllte in jebem Slmt uorläufig nur ein fjreimeifter ange= Jetjt roerben. Verftänbig war ein Verbot beß Ulateß über Sonntagß» ruhe, erregte aber natürlich i>en Unwillen ber ßoß' unb Kudjenbäder, bie am (Sonntage ihre (Scharren nicht öffnen füllten. Von einer Vlüte beß £>anbroerTß tann in biefer Beit nidjt meljr bie Uiebe fein, unb über bie flauem ber Stabt roerben (Erzeugniffe taum noch hinaußgegangen fein. So roar ber Buftonb bet Stabt Stettin um 1710 tjüdjft fläßlief), bie Verwaltung ber Stabt leiftete roenig, unb ihre Seftrebungen idjeiterten meift an ber Untätigteit ober Sleidjgültigfeit ber ^Regierung. Den Vürgern feljlte eß an Selbftoertrauen unb SSagemut. ^anbel, Verlebt, Seroerbe, geiftigeß unb fircfjlidjeS ßeben roaren in eine ?lrt oon Stagnation geraten, bie für bie Sntroidelung ber Stabt gefährlich ju werben brohte. 14. Kapitel. ferroerbung Stettins burcfl 15*rfufieii. ©«RK^pr roidjtigfte Vorgang in ber neueren Sefdjidjte Stettinß, ber Slnfall ber Stabt an baß Königreich fßreufjen, ift aufß eugfte mit ben Daten unb Sdjictfalen beß Königß Karl XI f non Schweben nerbunben. Ulidjt ohne feine Sdjulb ging ber größte Deil ber beutfehen Sefiijungen nerloren; ob fie aüerbingß noch auf lange 3e*i äu h°lten roaren, ift eine anbere grage. SBie in Stettin im 'Anfänge beß 18. Baljrtjunberts bie Stimmung Sdjroeben gegen* über roar, Ififet fich fefjroer Jagen. (Eß finb aber Slnzeichen uorljanben,
328 Äßnifl Karl XII. uon <S5d?n>eben bafe für mandje Kreife als Weitung aus betn offenfunbigen Werfalle nur ber Slnfdjluß an Seeußen galt, roäljrcnb anbererfeitS oiele oor ber energifdjen WegierungSroeife beS WadjbarftaateS Slngft ober Sdjeu batten Bunädjft rourbe bie Slljronbef'teignng beS Königs Karl XII., ber nad) fur^er oormunbfdjaftlidjer Wegierung feljr balb felbft bie £>errfdjaft übernaljm, mit ben üblichen, offiziellen geiern unb geft lidjteiten begrüßt. ?lm 15. gebruar 1700 fanb bie £>ulbiguug ftatt, roeldje bie föniglidjen Kommiffare, ber Seneralgouuerneur OJraf SDIellin, Kanzler Scfjroalg unb WegierungSrat Cagerftröm, entgegennaljnien. gn unb oor bent Watfjaufe leiftetcn Wat, Sdjöffen unb bie gefronte Siirgerfdjaft ben (gib, nadjbem oorljer in ber gatobitirdje ein geft gotteSbienft gehalten roorben roar. @anz roie fonft rourbe ein ®aft= nialjl im Watfjaufe oeranftaltet. ®S fetjlte audj nidjt an ben üblidjen Sebidjten, geftfdjriften, mit benen namentlidj Dr. griebridj gabriciuS aufroartete. Tie Seftätigung ber Snoilegien, bie oon bem Könige felbft oolljogen roerben follte, ift nidjt erfolgt, ba bie KriegSereigniffe eintraten unb in itjreni fidj faft überftürgenben Serlaufe alle anberen ®efcfjäfte zurüdbrängten. Unjroeifelßaft erroedten bie großen Erfolge, bie Karl XII. fofort gegen Tänemart unb Wußlanb erzielte, audj in (Stettin großes gntereffe unb gewannen bem jungen gelben Serounberung. ©ein glänzenber Sieg bei Warroa (am 20. Wooember 1700) rourbe am 15. gebruar 1701 oon Wat unb Siirgerfdjaft gefeiert; „ein jeglicEjer Würger ljat fid; fo fröljlidj erzeiget, baß fie beS ÜlbenbS fdjöne emble- mata unb Illumination aller fünfer präfentiert ljaben". SWan feierte mit um fo froljeren Kerzen, als bie Stabt nodj oon allen Sefdjroerben beS Krieges oerfdjont roar. TaS rourbe aber in ben nädjften gaßren anberS. Ter .fjaubel Zur See erlitt mandjen Scfjaben, Turdjmärfdje beS SDlilitärs, Ein- quartierungen, audj Sauten an ben geftungSroerten ließen feit 1705 etwa bie Sürger füllen, baß fie zu einem Staate gehörten, ber einen großen, immer mefjr fidj auSbeljnenben Krieg fiitjrte. 2lbergläubifdje gurdjt fafj in tjeftigen Stürmen, ungeroöljnlidjer Kälte, rounberbaren ^immelSerfdjeinungeu Sorzeidjen tommenber böfer Beiten. §Iuf ber gludjt traf bie Königin Katharina oon Solen, beS Königs StaniflauS ®ema(jlin, mit großem Oiefolge ein; iljr ljatte König Karl Stettin als BufludjtSort angeroiefen. Ter Wat ljatte oorljer baS Sdjloß mit allein Wötigen auSftatten müffen unb empfing auf Sefeljl beS Königs mit ber Sürgerfchaft am 28. Wooember 1705 bie Säfte. Sradjten fie audj mandjen Serbienft nadj Stettin, fo empfaub man bodj balb ben Slufentljalt recht läftig unb unbequem, ba bie Solen unb grau Zofen anfprudjSooll auftraten unb fidj in itjren Quartieren wenig
Nöte in ber «Stabt. 329 riitfficßtSDolI benaßmen. Ulagen unb Scfcßroerben rourben laut, bie Vlnroefenßeit eines tatßolifcßen Qjeiftlicßen erregte befonberS ben 11 n= willen ber Softoren. Ter $of Derrocilte in Stettin bis gum ^Va^re 1709, baS non nerfcßieDenen CSljrortifteH als ein befonberS ungliicf» lidjes begeidjnet roirb. „®S roar ber SBinter non ©eißnad)ten bis Cftern, fo ift im ftirdjenbudje non St. Sder rergeidjnet, ungemein ßart, bergleidjen aud) alte unb üielerfaßrene ßeute taum gebenfen tonnten, Tarauf ßat fid) nidjt allein gu grofjer Seftürgung aller fcßroebifdjen Untertanen bie ungliidlicße Scßtacßt bei ißultaiua im (jutio erfahren laffen, fonbern aud) NlißroadßS an ßanb- unb Saunt' friidjten unb ein, roie anberen CrteS fo aud; ßier, erft in Tamm, Ijernadj auf ben Törfern unb in Stettin fid) äußernbeS Sterben oiel Scßaben unb Seftürgung gemacht." Sie fcßrerflidß ßaufenbe Seft, oon ber fdjon beucßtet rourbe, madjte einen tiefen Ginbrucf auf bie Semiiter ber Stettiner unb erroedte bei allen bange Vlßnungen. Tagu tarnen in biefen faßten bie gaßlreidßen Turdjmärfdje, bie @in= quartierungen unb anbere ßaften. Qm 5Närg 1711 erfcßten ftönig StaniflauS non Solen mit feinem £jofftaate unb großem (Befolge in Stettin. Scßroer roar eS, bie ^rentben untergubringen, aber glüd» lirijer Steife oerließen fie bereits im Sluguft roieber Stettin ©aS bebeuteten aber alle biefe ßaften unb Slogen gegenüber ber einen Sorge, roaS aus bem fdjroebifcßen Sommern werben füllte? Ter ßönig ftarl faß in ber Türfei unb flimmerte ficß wenig um fein Neid). ©aS roar oon ißm nod) gu erhoffen? ®S ift rooßl taum gu begroeifeln, bafj fein Starrfinn ibm bei einem großen Seile namentlich feiner beutfcßen Untertanen bie Spmpatßie oerfißergte. Tie fcßroebifcße Negierung ßatte genug bamit gu tun, baS eigentliche Sdjroeben gu fdjütjen, fie forberte beSßalb am 3. Quli 171U, als bie Nuffen, Solen unb Tönen ficß fcßon gum Singriff gegen Sommern rüfteteu, alle Serooßner auf, gur Serteibigung bes ßanbeS bie ©affen gu ergreifen unb ficß in bie Stäbte gu flücßten. Sroar bemüßten fidj bie großen SNäcßte burd) ben .fpaager Ser» trag (4 üluguft 1710) bie Neutralität aud) SommernS gu retten, bod) (Seneral Rrafforo fammelte bei Stettin Sruppen, unb .ftart XII. erßob Sroteft gegen jene Wbmadjung, bie „unter bem Scßein ber Neutralität eine Slrntee gu Sunften feiner ^einbe aufguftellen beftimmt fei". SercitS im grüßjußr 1711 begann man in Stettin mit Sor» bereitungen gu einer Serteibigung ber Stabt, (ßne Slufnaßme beS SeftanbeS ber Sürgedompagnien — 8 in ber eigentlichen Stabt unb 4 in ben Sorftäbten — ergab, baß 1779 Sorfonen gu ißnen gehörten, gur fie roaren abei nodj nießt 800 (Beroeßre üorßanben, unb aus
330 ffrteflfiertiflntffe. bpm StaatSgeugbaufe tonnten IjödjftenS 300 geliefert roerben. Ter Stommanbant, (Generalleutnant oon SReijerfelbt, forberte Stat unb Siirgcrfd)aft auf, bei ben Qortifitationsarbeiten mitgutjelfen, fie weigerten fich unb baten bringenb bie (SigentumSbörfer unb Sor= ftäbte gu fdjoncn. Slangel an allein (teilte fief) balb IjerauS, nor allem audj an (Gelb. Ta oerfudjte eö bie (Regierung mit enter frei* willigen Snleilje unb wanbte fid) an bie (Gewerfe unb 21 Sürger nm ber ilitfforberung, (Beiträge 311 geicfjnen, bie gu 8% oerginft unb fidjer geftellt werben follten. Tiefer (ßlan fanb wenig (Gegenliebe, fieben Sürger geidjneten 14000 Taler, bie (Gewerfe nur 2000, fo bafe bie Slnleifje nidjt guftanbe tarn. Qm Sluguft marfd)ierten (Ruffen, Solen, Sadjfen, Tönen non oerfdjiebenen Seiten in Sommern ein. '21 ber infolge SRangelS an ßebenSmitteln unb ber oorgerüdten QaqreSgeit fam e§ nodj nidjt .ju friegerifdjen Cperationen, ba§ feinblidje £>eer begog balb bie Söinter* quartiere. Tie (Ruffen Ejielten aber (Gartj befett unb beobachteten oon bort au§ Stettin. Qm flRai be§ folgenben Qaljre£> rüdten bie Truppen gegen bie Stabt oor, brannten unb plünberten in $ofjen» jobben unb ftedten bie Hupfer* unb (ßäbagogienmüljle, bie nid)t weit oor ben QeftungSwerfen lagen, in Sranb. Ter £>berbefel)lSljabei' Qürft SRcngitoff erfdjien felbft, liefe aber gunädift Stettin nur in weiterem llmlreife einfdjliefeen, wäljrenb ber JTampf um Stralfunb unb (Rügen entbrannte. Vlls bte Serbünbeten bort Unglüd batten, würben bie oor Stettin liegenben fäcfjfifcfjen unb ruffifdjen Truppen abgerufen. Son Serlin auS oerfolgte man bie Sorgänge mit grofeer 2Iuf= merffumfeit, unb bie preufeifebe (Regierung madjte ben Serfudj, gioifdjen ben friegfüljrenben SRädjten gu oermitteln. Sie oerljanbelte mit SRengifoff unb bem fdjwebifdjen Seoollmädjtigten (Grafen Stelling, bod) ber Sorfdjlag, Stettin an Sreufeen gur Serwaljrung gu über« geben, fanb bei beiben feinen Seifall. Tie (Ruffen gogen fid) oiel* meljr enger um bie Stabt gufammen. So würbe bie SeforgniS be§ Königs Qriebridj I. oon (ffreufeen, Stettin werbe in bie (Gewalt ber (Ruffen fallen nnb Qar (fteter „ben Qufe auf Stoafteas ftefjle fetjen", immer gröfeer. TeSfealb oerfudjte er nodj Karl XII burdj ben nadj Senber gefanbten Cberft (Sofanber gur Übergabe ber ßberfeftung gu bewegen, e§ war aber oergebenS. Qn Stettin fdjeinen bamals Stimmen laut geworben gu fein, man bürfe nidjt an ber fdpruebifcfjen Sadje feftljalten, fonbern muffe ben Scfjnt} Sreufeens audj oljne unb gegen ben Stellen beö Königs annet)men, unb eS ift erflärlidj, bafe (Rat unb Sürgerfdjaft wenig
Stimmunßen in ber (Stabt. 331 Steigung ljatten, abermals eine ^Belagerung gu ertragen unb gar in bie ©ewalt ber gefürchteten SRuftowiter gu fallen. Daher traute bie fcfjroebifdje [Regierung beu Stettinern nidjt meljr gang; fie warnte nidjt nur öffentlich nor Spionierung, 5?unbfdjaft ufro., fonbern roarf auf ffirunb eines ©erebeS ben Jöürgern fogar offen oor, fie wollten ilyre Stabt gcwaltfam oon Sdjweben trennen, Dagegen erflärte ber ftommanbant öffentlich, er fei oon ber Sreue ber tBewotjner ooll» fommen übergeugt, unb ber [Rat erliefe gngleid) eine Sefanntmadjung, „es mödjte ihnen auch guftofjen, was ba wolle, [o wären fie fantt unb fonberS feft gefinnt, in ihrer Brette gegen ihren £)errn, ben Stönig, beftänbig gu oerbleiben unb biefelbe mit ihrem SBlute unb lieben gu befiegeln". SDlan braucht an ber Slufrichtigfeit biefer ®r llärung nidjt gu gweifeln. Drotjbem ift eS fidjer, bafe neben ber fchwebifdjen Partei, fiir bie bamals ber auS OlreifSwalb nach Stettin geflüchtete Seneralfuperintenbcnt Johann griebrich SRaijer, ber h^fetge uub hartnärfige geinb ber ißietifteii (er ftarb ain 12. SRärg 1712 in Stettin), gang befonbers tätig war, auch eine anbere beftanb, bie bas, $eil ber Stabt im Slnfchluffe an Ißreufeen [ah. ®ie greunbe eines frieblicfeen Ausgleiches waren eS wohl auch, bie im gebruar 1713 eine [Beratung oon [RatSmitgliebern [ffliirgermeifter greijberg (1712 bis 1726), ftämmerer griebridj von Vangen (feit 1694 im Slat), [Ratsherr SR. Viebeherr (feit 1703) unb gohann gäbide (feit 1711)| unb Alterleuten (SBanfelow, Vübide, firüger unb SBartholbt) über bie Aufnahme ber Jtommergien u. a. m. guftanbe brachten. Dabei würbe befonbers über baS tBerljältniS gu granffurt unb Stargarb unb bie SöartefcfjiffaEjrt oerljanbelt; fptadj man auch ben SBunfdj nach einem Slnfchluffe an ißreufjen nicht aus, fo Hingt er boch hier unb ba leife burch- Zugleich [teilten Kaufleute unb Schiffer Seredjnungen über ben Schaben auf, ben fie wäljrenb biefeS Krieges bereits erlitten ljatten. Die höchften Summen (16—10000 Daler) melbeten Viebeherr, Sanftleben b. ä. unb Samuel trüget an. Die Hoffnung auf eine frieblicfee Übergabe Stettins wuchs, als infolge ber oergroeifelten Vage Schwebens im SOiai 1713 bie SDiinifter unb ber ®raf Söclling, ber nadj bem Dobe beS ©rafen SRellin (12. ganuar 1713) gum ©eneralgouoerneur oon Ißommern ernannt worben war, in Serljanblungen mit bem jungen preufjifdjen .Wönig griebridj SBilhelm I. traten, gn biefe griff befonbers ber holfteinifdje SRinifter greiljerr oon ®örtj ein, ba er baS SBeftreben hatte, für feinen £>errn, ben £jergog Karl griebrich »an (Sottorp, ben oermutlidjen (Srben ber Sdjwebentrone, noch 3U retten, was möglich war. ®r fdjlug oor, ißreufjen [olle gemeinfam mit ^olftein Stettin unb SBiSmar
332 T)te ßtnftfjfitfninß Stettins. unter bem fRamen eines Sequesters (b. I). uorläufiger Berwaltung) befeßen unb fo biefe Jürte unb bas übrige fd>webifd)e fßomtnern fdjiitjen. Tiefer Borfd)Iag wurbe angenommen, unb ber Giraf Jffielling erflärte fid) bamit einnerftauben. Qfni geljeimcn war abgemadit worben, bafj, wenn ber $ergog oon ^olfteiu in Sdjwebeu fuccebiereu würbe, „Stettin famt bem ^eeueftrom unb allem, waS gwifdjen biefem unb ber See belegen fei", für immer au fßreußen fallen folle. SUS and) Blengifoff fidj bereit erflärte, bie Slusfüljrung beS Vertrages nidjt gu f)inbern, eilte ber fjolfteinifdje 'JRinifter oou Baffewitj nad) Stettin, um uon bem Stommanbanten, bem General Qoßann Slnguft oon SReperfelbt, bie Übergabe ber ^eftung an fßreußen unb £>olftein gu Bedangen. Tiefer weigerte fid; aber feljr beftimmt, ben ißlatj oljne auSbrücflidjeii Befefjl feines Königs, an irgeub jemanb gu übergeben, eße feinblidje Übermacht ilm gwänge; er Ijabe bie eigenljänbige Crbre .ftarls, ben Crt gu mainteuiereu uub feine freniben Truppen ein» guneßmett. Tem preußifdjen (General ®rafen Sdjlippenbad), ber im Qfuli narb Stettin gefanbt wurbe, erflärte er, er glaube nidjt an bie Slbfidjt ber fRuffen, bie fjeftung förmlidj gu belagern. $n Berlin bebauerte man baS Sdjettern beS Blones unb erflärte, ber SS'ommanbant möge, ba er fid) wiberfeßt habe, alles Unljeil oer- antworten, baS barauS folgen werbe. SReugifoff gog gegen Stettin heran, wäljrenb Jfönig ^riebrict) SBilßelm Truppen an ber Wrenge bei Tamm Stellung nehmen uub jebe Qufuljr nach Stettin fperren ließ; er lehnte eS aber gang entfdjieben ab, bie fRuffen bei einer Be lageruug gu unterftiißen. Sim 1H. Quli trafen ruffifdje Truppen not Stettin ein. Balb famen bagu fädjfifdje, unb mit etwa 24000 SRanu begann Btengifoff bie Stabt gu belagern Qn ber Jeftung, bie non ben einen als fo woljl prooiantiert begeidjnet wurbe, „baß fie wenigftenS brei 3afjre laug eine Belagerung auSftefjen fönne", non auberu als in fcfjlecfjtem Quftaiibe befhiblict) gefdjilbert wurbe, foll eine Bejahung oon <>000 Blann geftanben haben. Tiefe Slngabe barf wol)l als übertrieben gelten; eS ift fpäter immer nur uon 3200 SRann in ben '.Regimentern bie JRebe. ©bwoljl bie ^eftungSwerfe in fcfjledjtem Qu ftanbe waren, fo war Bleijerfclbt bod) entfdjloffen, bie Stabt gu galten, and) als fäd)fifd)e Slrtillerie mit 70 ft'anonen, 30 'IRörfern, 2 ^aubißen uub reichlicher SRunition anlangte. Tie beiben SSiefen unb Tarnet) würben non ben Schweben niebergebrauut. Sim 2. Sluguft warfen bie fRuffen bei Brebow unb QabclSborf eine Sdjange auf, bei ber eS alSbalb gu allerlei Sdjarmütjeln fam. Tie erften Sfugeln fielen am 23. in bie Stabt Sin SluSfall am 30. nüßgliicfte nollftänbig, bagegen gelang eS ben Jcinbeu am 13. September, bie Stentfdjange eiuguuetjineu,
Tie Sefdjieliunfl ber ©tabt. 333 wobei 60 SRann gefangen ober getötet würben. darauf gaben bie Saiweben dämm auf, baS bie ’Jiuffen befetjten. (Sine (Sefanbtfd)aft ber dämmer Siirgerfchaft erfdjien in Soöejudj bei bem (Srafen Sdjlippen bacf), ber bie preußifdjen Truppen befehligte, unb bat um Sdjutj gegen bie unbarmherzigen Shiftowiter. Tiefer melbete nad) Serlin, es feien ebenfalls deputierte auS Stettin bei ihm eingetroffen, uni fid) bem preußifdjen .Könige 311 unterwerfen; viele vornehme grauen leien auS ber Stabt nach ißobejudj cjeflitcfjtet. ,'{n>ei Effiliere, bie er in bie geftung gefanbt hätte, hätten ben Suftanb in ihr als entfetjlidj gefdjilbert; allgemein fei mau bort gegen bie fdjwebifdjc '.Regierung erbittert unb erwarte mit Rittern unb Sagen jeben Tag ben Sturm unb bie fßliinberung burd) bie fRuffen. So fdjlimm ftanb es wohl in SJatjrljeit nod) nidjt. die Sarnifon wenigftenS tat ihre Sdjulbigfeit unb unternahm am 20. September einen erfolgreichen SluSfall nadj dämm. ffwei Tage barauf begann allerbingS von 'Jlomerensborf, Scheune unb Kretow auS baS Som» barbement, baS bie Selagerer heftig erwiberten. gnfolgebeffen wuchs bie Slufregung in Stettin; iRat unb Sürgerfdjaft verlangten von bem Stommanbanten bringenb, er folle bie Stabt nidjt gänzlichem SRuin preiSgeben, fonbern auf Sllittel ber ^Rettung benfen. SRegerfelbt bat um aSaffenftillftanb, erhielt aber eine abfdjlägige Antwort. Sieimeljr würbe am 28. ein fetjr heftiges geuer von ^ruei Satterien auS eröffnet, bie oor ber Stabt vom SOtüljlen bis zmu Weiten Tore angelegt worben waren. „@S war", fo fdjreibt ber fdjwebifdje gelbprebiger Bicfermann, „als ob $mintel unb Grbe oergeljen wollten, unb viele, bie auswärts gebient uub bie größten Selagerungen unb Sombarbe» mentS mitgemadjt hatten, verfidjerten, fo etwas nie gehört ju haben". '<?ld)t Stunben bauerte bie Sefdjießung, burd) bie befonbers bie .öäufer in ber großen unb Heinen SUollwebcr-, in ber SRiihlenftraße unb am SRoßmartt, im ganzen etwa 60—70, in Trümmer gelegt würben. 'Jim 'Jlbcnb erfdjienen ®raf Sdjlippenbact) unb oon Saffewiß in ber Staot unb veiinittelten einen Stillftanb von fünf Tagen. die Sürger» fompagnien übergaben bent Jlommanüanten bie (Srtldrung, „fie feien vor (Sott, ihrem Jlönige, iljren SSeibern unb ßinbern oerantwortlid), bie äußerfte (Jrtremität von ber Stabt abzuwehren", unb entfdjloffen, bie SSaffen meberzulegen. Saffewitj bot einen Sertrag an, bureb ben ’lReijerfelbt bie Stabt bein Herzoge von (Sottorp übergeben follte, wäljrenb Sdjlippenbadj verfud)te, Preußens gutereffe zu vertreten, der ft'ommaiibant zögerte eine turze SJeile; als aber aud) bie Stettiner (Seiftlidjfeit in iljn brängte, ben Slttorb anjuneljnieii, ertlärte er am 29. September fern PinoerftänbniS mit bem von Saffewiß vorgelegten
334 Ter Bertraß Don <Sd)iuebt. Vertrage. „3d) überlaffe bie fernere gürforge bem £>ergoge non Gottorp, um fid) mit einet neutralen fßuiffance nunmehr in Stettin feftgufetjen." Bafferoife beeilte Fid), fofort in ber Stabt feften gufe gu faffen, übernahm baS Rommanbo, liefe gwei fdjwebifdje Bataillone in bolfteinifdjen Tienft treten unb bie anberen Truppen am 2. Cttober auS ber geftung rüden, gür fßreufeen galt eS, fcfenell gu feanbeln, um fid) nidjt, wie eS Bafferoitj wiinfdjte, bei ber Ginnafenie Stettins gang auSfdjalten gu laffen Sdjlippenbad) oerfeanbelte mit Blengitoff, Äönig griebrid) SBtlijelm eilte felbft herbei unb brachte bann am 6. Cttober in Schwebt ben fogenannten ^auptregefe guftanbe. 3n iljm würbe Stettin oon ben norbifdjen üllliierten an fßreufeen „gur tpoffeffion unb Sequeftration" biß gum grieben mit Sdjroeben über- geben. Ter fiönig uerfpradj, weiter in bem St'riege neutral gu bleiben, erhielt aber bie .gufage, bafe bie Berbünbeten iljm, wenn Schweben wegen biefes BertrageS fßreufeeu feinblidj angreifen würbe, mit ihrer gangen yj?adjt beiftefeen wollten. Sofort am 6. Cttober riidten 1GOO fßreufeen unter bein Cberbefefel beS Generals oon Borde in Stettin ein. Ter Jlöiüg erfd)ien felbft in ber Stabt, währenb bie fRuffen unb Saufen abmarfdjierten. Tie Belagerung Stettins 1713 tjat nichts grofeartigeS an fid); Belagerer unb Belagerte finb nur mit halbem bergen bei bem BJerte, ba fie wiffen, bafe bie Tiplomaten an ber Virbeit finb, bie Streitfrage auf anbere BJeife gu löfen Tie Bürger ber Stabt wünfdjen vor allem inöglidjft balb 9Iufhören ber geinbfeligfeiten, oon ^elbenmut ober 'Aufopferung für ihren fdjroebifdjen ßanbeSherrn ift feine Spur oorhanben, nichts als Jtlagen über fdjwere „Seroitia", Kontributionen, ßaften ufw. werben laut Berftänblidj mag baS Berljalten ber Bürger« fchaft fein, aber jammerooll bleibt eS hoch immer. 'Auen auf ben König griebrich BUilfeelin fdjeint es einen folgen Ginbrud gemacht gu haben; er fpridjt gelegentlich mit wenig £>odjadjtung oon ben Stettinern. Sonft roar er über baS, roaS er erreicht hatte, feljr erfreut. Gr hatte feften gufe gefaßt in bem Crte, um ben fein Grofeoater fo heftig getämpft hatte, unb roar entfdjloffen, nicht wieber oon bort gu weichen. Borläufig war er freilich nod} nicht alleiniger .fperr in Stettin; neben feinen Truppen lagen bort bie bolfteinifdjen. Balb Ijerrfdjte gwifefjen beiben eine gewiffe Giferfudjt unb feiublictje Stimmung, bod) ber General oon Borde fdjeint eS oerftanben gu haben, bie Stettiner für fich Ju gewinnen. Gs helfet wenigftenS, „bafe bie Bürgerfdjaft fich über bie Sequeftration feljr satisfait begeuget". Später wirb freilidj berichtet, bafe fie „ber preufeifdjen Blilig roenig Gütlidjes tut unb ihnen fein Stüdchen Brot gibt. ?ludj betlagen fich bie Stettiner feljr wegen ftarfer Ginquartierung".
’Jlot in ber Stabt. 335 "Die Stellung beS IRateS roar recht fdjroierig. 20 le fällte er [ich ber fdjiuebifdjen ^Regierung unb jiigleid) ben beiben Slommanbanten, bem preufjifdieu Generalleutnant uon Borde unb bent holfteinifdjen Generalmajor ^jorn, gegenüber oerljalten? SLQufjte er ba nidjt in einen ftonflitt ber ißflidjten geraten? So madjte ifjm beim audj bie Sie gierung miiiiblidj unb fdjriftlidj ben Borrourf ber Slbiuenbung uon Sdjroeben. „Der ftönigl. Sdjroebifdje Giuilftaat ift in statu quo geblieben, unb trotjbeni ljabt Qtjr Und) an ben General non 'Borde unb bie preufjifdje ^Regierung geroanbt." Sehr energifdj verteibigte fid) ber Bat gegen bie Slntlage, erfuljr aber audj, als er fidj an bie Siönigin Ulrite (Eleonore nut ber Bitte um Grlafj uon Abgaben jur Bettung aus groffer fRot roanbte, eine Ablehnung unb mufjte fidj mit allgemeinen Berfpredjungen jufrieben geben. Die Bot roar tatfädjlidj in ber Stabt grofj; bie lefjten Spuren eines muffigen SöoljIftanbeS roaren baljin. (Sine nidjt geringe Sahl oon Beroohnern roar aus ber Stabt gefloßen, etroa 60 fünfer roaren ruiniert, £>anbel unb Berfeljr ftodten oollftänbig. '21 uf flehentliche Gefudje bereinigte bie fcfjiuebifdje ^Regierung eine ßotterie 311111 Beften ber Stabt; fie fam aber nicht juftanbe. Die Caft ber (Süiquartierung nahm im Qahre 1714 ftänbig ju, ba man uon preufjifdjer Seite planmäfjig barauf auSging, bie Gatnifon immer meljt ju uerftärfett. Der Bat roar, als roieberfjolt bie 'Rufforberitng an iljn erging, für Ouartiere ju forgen, in peinlicher 'Verlegenheit; ängftlich fragte er bie ^Regierung um '.Rat, wie er fidj verhalten folle, erhielt aber bie Slntroort, er folle bie Einquartierung nur uollgicheii. gut Cftober tarn griebridj SSiltjelni 311 einer Beoue nach Stettin unb ftellte bei biefer Gelegenheit bereits bie gorberung, ber Bat folle bie Sdjlüffel ber geftung ausliefern. „Der Blagiftrat madjte ^war Diffifultäten, allein man glaubt, baff man leicht 'IRittel finben werbe, fich berfelben 311 bemächtigen.“ '2lm 22. Booember 1714 langte Steinig Slarl XII nad) abenteuer» lidjem Bitte in Stralfunb an; in Stettin fallen bie Sdjroeben auf bie Baajridjt hierfo« ei» Dantfeft gefeiert haben Balb nad) feiner Slntunft fdjrieb ber Stönig an griebridj SSilhelm unb forberte bie Bünmitiig Stettins unb beS übrigen befetten Gebietes. BIS Graf Sdjlippenbad) nach Stralfunb tarn, um im Barnen beS preufjifdjen SlbnigS bie Beroeggriinbe ber Sequeftration tlargulegen, blieb Starl bei feiner gorberung unb wollte audj auf eine Büdjahlung ber Stoften nur teiliueife eingeljen. Da erlannte man in fßreuffen, bafj ein Strieg unuermeiblid) fein werbe, uiw bie Garnifon ber Stabt rourbe in ben erften SRonateu 1715 erheblich uerftärlt, fo bafj bort 4560 preufjifdje
3.10 (Stettin in preufjifdjem Scquefter. Solbaten neben 1122 ^jolfteinern lagen. Die weiteren Veeßanblungen, in benen ftarl wenigftenS etwas entgegenfam, oerliefen trotjbem erfolg= loS, ba bie Verbunbeten offen ertlärten, Stettin unb baß ßanb biß jur *ßeene fönne man oor bem griebeu nidjt räumen. Die ißreußen madjten fidj injwifdjen immer meljr ju Herren in Stettin; Seneral oon Vorcie naljm bie Sdjliiffel jum ^tugljaufe unb ju ben Vuloertürmen in Verwahrung unb erljielt bann ben Vluftrag, bie ljolfteinifdjen Sruppen auß ber Stabt ju entfernen, jebodj oljne GJewalt. Verhältnismäßig leictjt gelang eß ifjm am 27. ’Jlpril, baß ljolftewtifdje {Regiment beß ©eneralmajorß .fjorn jur fRiebecleguiig ber Süaffen ju bringen unb oor bie Sore ju fütjren. Die .yolftein ober Schweben freunblidj gefilmten Sürger batte er burdj Slnbrofjung ftrenger Strafen abgefdjredi, fidj irgenbwie ju riiljren unb gejwungen, alle SJaffen außjuliefern. ßugleidj würbe bie fdjwebifdje {Regierung aufgeljoben unb fämtlidjen Seamten befohlen, binnen 48 Stunben bie Stabt ju oerlaffen. Die Verwaltung beß fequeftrierten ©ebieteß übernahm bie preußifdje {Regierung in Stargarb. 2llß ben ©eiftlidjen verboten würbe, ferner im öffentlichen ©otteßbienft für ben Schweben* fönig ju beten, erljoben fie SBiberfprudj, aber einer oon ihnen, ber bem Verbote juwiber hnnbelte, würbe einfach auf bie geftung {ßeitj abgeführt. {lllß fie nodj weiter in törichter SJeife ber neuen {Regierung ben ©eborfam oerroeigerten, fperrte man ihnen ju ^3fingfteii ohne weitereß bie SHrdjen unb jwang fie jur fJlnerfennung beß ihnen out gefegten ßonfiftoriumS in Stargarb. Der ßrieg VreußenS gegen Schweben begann, unb um Stettin fammelte fich balb eine ftarte ’Jlrmee, bie auß preußifdjen unb fach« fifdjen Sruppen beftanb. Sei Völfdjenborf unb Ba&^borf waren bie ßager, auß benen im guli bie {Regimenter nad) Vorpommern abgefütjrt würben. Von ben ßriegßereigniffen würbe Stettin nur inbireft berührt, ljatte aber natürlich burd) bie Jiämpfe, bie fid) auf ben Oberinfein abfpielten, beträdjtlidjen Sdjaben. Sehr läftig waren oor allem auch bie unaufhörlichen Durdjmärfche, unb ©eneral oon Sorde füljne ein ftrenges {Regiment. Daher „wirb bafelbft fehr gefeufjt, maßen bie $anblung feit oier gaßren ganj nieberliegt, babet bie ©inwoßner {ßeft, Strieg unb ein Sombarbement haben außftehen müffen". Durch baß Stoniglidje Sntrnt oom 24. 3Rai 1715 würbe bie gnterimß Vlbminiftration ber fequeftrierten oorpommerfdjeit ßanbe an* georbnei. Vergebens weigerten f’ch wieber bie Stettiner ©eiftlidjen, oiefe Sc tanntmadjiing oon ben Jtanjeln ju Detlefen, ba würben brei preußifcße gelbprebiger baju fommanbiert, bie ißublifation ju
DreugtlöbinS (Stettins. 337 oollgieljen. Die verftänbigen ©ärger fügten fid) nnb merften balb, bafj innn oon preufjifdjer Seite fdjon bamals Erwägungen anftellte, bie ßuftänbe ber Stabt gu beffern, namentlidj ben 4>anbel 311 beben, beim Stönig griebridj ©Wilhelm geigte offen grofjes gntereffe für bie Stabt, bte er wieberholt befudjte. gm U?ai 1716 ljatte er bafelbft eine gufamnienfunft mit bem 3ordi ©eter. Damals mag auc^j eine DlitSfpradje über baS Sdjidfal ©orponnnernS erfolgt fein, nnb griebridj ©Wilhelm entfdjlofj fidj, ba§ iljm jnnädjft nur vorläufig überlaffene ßanb bnbnrdj feftcr nn fidj 51t feffeln, bafj er oon ben Eingefeffencit ein Dreugelöbitis forberte. Sdjon am 29. September 1716 befahl er bem ®enernl von ©orde nnb bem ©eljeimen 9iat von SRaffow, ber tnr^ vorher jiiin ©räfibenten aller in .£>interpontniern nnb in bent fcqiieftrierten Diftrilte ©orpommernS befinblitfjen ftollegien ernannt worben war, von ben ©ewoljnern ber Stabt Stettin nnb bes um liegenben ®ebiete§ bieS fflelöbnis entgegenjuncljinen. Durch ba§ ©ateiit vont 14. ganttar 1717 würben bie Stäube unb Deputierten jti biefem actus solemnis auf ben 25. gebruar nadj Stettin gelaben. 3war machten fie junädjft Sdjwierigfeiten, aber alle ©ebenten unb ©Weigerungen würben •jurüdgewiefen; audj ber Stettiner 9iat unb bie SUterleute wollten fidj anfangs nidjt auf ben £)anbfdjlag einlaffen, bodj am beftnnniten Termine erfdjienen audj iljre Vertreter. gu ber Sdjlofjtirdje würbe ein @otte§bienft nut feierlichem Debetim abgeljalten, barauf leifteten bie Deputierten ben ©evolhnndjtigteit be§ Königs, Eeneral von ©orde unb ©räfibent von 'JJlaffow, bett $anbfdjlag unb verfpradjen, bie ihnen oorgelefetteit ©erpflidjtungen treu ju ljalteu. Der 9ltt verlief oljne Störung „in gehöriger 'JJlagnificenj", wie bie Stettiuifche orbinäre ©oft^eitung oom 2. 'JJlärj berichtet. ,,'Jla<h bem actus finb alle Deputierte an 10 Dafeln woljl tradieret unb herauf unter corbinlcn unb reciproqiten gelicitationen ganj vergnügt auSein« anber gefdjieben.“ Qu bem Eljreitgefdjente von 1000 Dalern unb 200 Dutaten, baS ben Itoinmiffaren übergeben würbe, trug Stettin 638 Daler bei. Der 'Jlat überreichte bie ftäbtifdjen 'Privilegien jur ©eftätigung, erljielt fie aber balb gurüd, ohne baß eine foldje erfolgt war. Seitbem Stönig griebridj ©Wilhelm feierlidj al§ bte „itjige ljöd>fte Cbrigteit“ anertannt worben war, begann er in reger gürforge für baö ßanb tätig ju fein. Durch einen Gcrlafj vom 17. 'JJtai würbe vorläufig eine Crbnnng für bie fRatSwahlen erlaffen, nndjbem fdjon vorher eine Wtoinmiffion, bie au§ bem ©encral von ©orcte, bent ©eheinten 9tat von ßaureuS unb bem StriegSrat SBirifelniaiin beftanb, jur llnterfuchung ber ftäbtifdjen ©crwaltung eingefefjt worben war. Sie XBe^rmann. oon Stettin. oo
838 ?lbt«tuiiß Stettins an ^Jreugen. hat tljre Dätigteit freilich erft fpäter aufgenommen. Dagegen über» reidjte fdjon 1715 eine ftäbtifdje Kommiffion bem Könige eine „^Relation loegeit be§ Stettinifdjen coinniercii", in ber ausführlich bie Sd)äben beS $anbeIS gefdjilbert unb 'Borfdjläge gur Sefferung gemacht rourben. Die SHeberlagSgeredjtigfeit njufj, fo Ijeifjt eS bort, unueränbert beibehalten roerben. HRit biefer gorberung Ratten bie Stettiner fein Sind; am 4. Sluguft 1718 erging eine Üabinetsorbre an ben SRegieeungSrat oon flettoro, in der griebridj üöilljelm offen auSfpraaj, er werbe ein Verbot ber SluSfuhr gegen bie nunmehrigen concives ben Stettinern feincSiuegS gugeben, bie antommenben SSaren hätten brei Dage gu lagern, tonnten bann aber weiter geführt roerben. Darüber erljob fid) grofje ©mpörung in Stettin, ber 9?at erhielt aber auf eine Eingabe bie turge Shitroort: „GS bleibt bei ber SRefoIution; ber SRat foll fid) beruhigen." Die vorläufige Sefitjnahme Stettins fanb halb ein (Silbe, alS nad) bem Dobe Karls XII., ber bie Sequeftration nie anertannt hatte, Sdjroeben fich bagu entfdjlofj, mit tßreufjen in SBerljanblinigen gu treten. SereitS im Sluguft 1719 rourben bie jkäliininarien unter» geidjnet, unb am 21. ganuar 1720 tarn ber griebe gu Stodljolm guftanbe. Die Königin Ulrile (Eleonore trat an griebridj SSiIhehn „in perpetunm bie Stabt Stettin mit bein bagu gelegten gangen Diftritt ßanbes groifdjen ber ßber unb ißeenefirom nebft ben gnfcln SBollin unb llfebom famt ben WuSflüffen ber Sroine unb Dioenoro, bem £>aff unb ber Ober" ab. Der König gatjlte groei Millionen Üaler. Durch ©rlafj oom 30. ganuar entliefe bie Königin bie SSerooIjner biefeS GJebieteS ihrer ißflidjt gegen Schweben unb verroies fie an ben König oon tßreujjen. Diefer ergriff burch baS fßatent oom 29. SRai töefitj oon bem ßanbe unb erinnerte bie ©ingefeffeiien au ben bereits 1717 geleifteten panbfdjlag. So rourbe Stettin preufeifcf) unb enblid) mit bem Staate verbunden, bem es nad) Stecht unb Gicrecbtigfeit bereits mehr als 80 gavre früher hätte gufallen müjfen. Die fdjwebifdje geit ift für bie Stabt eine traurige fßeriobe geroefen; bie Slngliebetung an baS frembe ßanb, bie Trennung oon bem (Gebiete, gu bem Stettin bie meiften natür liehen Söegiehungen hatte, bie Kriege, in bie eS l)ineinge$ogen rourbe, haben bie Gmtroidelung nicht nur aufgehalten, fonbern bie Stabt fogar arg gurüdgebradjt. Die fchwebifdje ^Regierung hatte bei allem SSoljlrooIIen, baS fie ihren beiitfdjen fßrooingen entgegenbrachte, nidjt bie Kraft unb ben ÜSillen, bie gerrütteten guftänbe gu orbnen. Die förmlidje $ulbigung ber neuen preufjifdjen Untertanen oer» jögerte fidj, befonberS ba bie Stänbe abermals allerlei Sdjinierigteiten
$ulbiflunfl in Stettin. 339 madjten. Sie rourbe aber bann auf ben 10. 2luguft 1721 feft« gefegt. 'Jladj beut Vefeljle be§ Königs füllte bie gefamte Vürgerfdjaft ber Stabt Stettin tjulbigeii; beöhalb erfolgte eine 2luf nähme ber Ein= ivobner nad; iljrer Einteilung in Klaffen unb Weroerfe. 3fn ber Korporation ber Kaufmannfdjaft mürben 80 'JJlitglieber ge^ätjlt; an (Milben unb 3ünften roaren nidjt roeniger als 57 oorbanben. Die meiften SCQitglieber (67) batte bie ber Sdjiffer, bann folgten bie hinter ber Sdjuljmadjer mit 46, ber Sdjneiber mit 42, ber Klein bänbler mit 39, ber -ffifdjer mit 34, ber ßeinroeber mit 32 Wit gliebern. 2lnbere (Gilben, roie bie ber Waler unb ber Verliefen» madjer batten nur je 5, bie ber Söpfer, Runftpfeifer, 'Jlabeler, 3inn» gießer, Kammadjer je 4, bie ber Kupferfchniiebe, Vudjbinber, Such« fdjeerer je 3, enblidj bte ber Sdjönfärber, Rleinbinber, Klempner, Vofamentierer nur je 2 'Weifter. Ser König traf am Worgeti bes 7. 21uguft mit großem (Gefolge oor Stettin ein, nahm eine Dieone über bie Truppen ab unb hielt feinen Eingug in bie Stabt; beim (Gouverneur ftieg er ab. 21m Slbenb unternahm er eine Spazierfahrt auf ber Ober. 'Sen nädjften Sag benutze er bagu, um roieber eine Sruppenreoue, eine Vefidjtigung ber Vürgerfompagnien, bie auf bem IHoßuiarft oerfammelt roaren, unb abermals eine Cuftfahrt auf ber Ober oorgunehmen. 2lm 9. Sluguft befudjte ber König baS Vogelfdjießen ber Sdjiitjenfompagnic ber Kauf leute uub naljm felbft baran teil; babei fdjentte er ben Sdjüßen einen großen filbernen '.ßofal mit ber ^fnfctjrift: „Vivat alles, SÖaS gut 'Vreußifdj ift; bie e§ nidjt feijn, baS (Mott ein ßeidjen an fie Shue". 2lm £>ulbigungstage, Sonntag, bem 10. Sluguft, oerfammelteu fid) bie Teilnehmer auf bem Sdjloßljofe unb gegen an bem (Gouvernements* häufe, oon roo ber König bem gufah, vorbei gur Warientirdje. 2115 ber Wonardj mit (Gefolge bort erfdjienen roar, Ijtelt ber Vige (GeneraVSupcrintenbent Dr. CaurentiuS Savib Vollhagen bie fßrebigt über ben Sejt auS bem 1. Vdrusbriefe: „fyürdjtet (Gott, eljret ben König.“ 'Jladj einem feierlidjen Sebeum nahm ber König von einem erhöhten fßlatje aus, ber oor bem 21ltarc erridjtet roorben roar, nad) einer 2lnfprad)e beS Cberpräfibenten von Wafforo bie £jitlbiguiig ber Vitterfdjaft, ber 'Vertreter ber Stäbte unb ber (Geiftlidjfeit entgegen. Sarauf begab fidj bie gange Verfammlung auf ben Sdjloßljof, roo bie Stettiner Vürgerfdjaft unb bie bäuerlichen Vertreter ben Eib leifteten unb mit bem [Rufe: „Vivat $riebridj VJilhelm!" bie geier befdjloffen. ES folgten noch bie üblidjeii ^eftlidjteiten, Verteilung einer $ulbigimg£« münge, Sefteffeu, Illumination ufro. 2lm nädjften Sage erhielten bie Vürger bie ihnen abgenommcneii VJaffen gurücf. Sie Regierung ließ 22*
340 Hoffnungen uub (Jr Wartungen. eine Heine Scferift erfdjeinen, in ber baS alte Slnredit beS preufeifdjen RönigS an (Stettin unb Vorpommern nadjgewiefett würbe. gn flafel» reictjen gebrucften Veridjten, Sieben unb Sebidjten gab man ber greube über bie Hulbigutig SluSbrucf, pries ben ftönig unb fpradj bie ßu* verfielt ans, bafe Stabt unb Sanb einer traurigen Vergangenheit, einer unbefeaglidjcn Segenivart unb einer wenig SuteS verfeeifeenben ßutunft entflogen roorben leien. Überall tat fid) bie Slfenung timb, bafe mit bem 10. Sluguft 1721 eine neue (ßeriobe für Stettins Gntwicfelung beginnen roerbe, unb bie Herren ber meifteu Stettiner waren oon ©efüljleH hoffnungsvoller greube bewegt, fliimal ba griebridj VBilljelm gauj offenfunbig beu Vürgeru fein SBoljIroollen fleigte. greubiger Stolfl erfüllte and) fein .£>erfl barüber, bafe er bie Cberftabt, mit ber er „einen gufe am SJleere batte, um am cominercio ber weiten SBelt teilnefemen gu tonnen", fein eigen nennen tonnte. (Diefem Stolfle gab er fpäter SluSbrucf in ber ßnfdjrift, bie er an ba§ Verliner Sor fetjte: Fridericus Wilhclmus, Rex Borussiae, ducatum Stetinensem, cessuin Brandenburgicis electoribus, sub clientelae fiele Pomeraniae ducibus redditum, post fato ad Suecos delatum, iustis pactis iustoque pretio ad Panim usqueeinit, paravit sibique restituit anno MDCCXIX ac portam Brandenb. fieri iussit. 15. ft'apitel. Stettin unter beut Röntge ^rtebritß ?5irßefm f. bem ®eÜ*lin ber preufeifdjen -Sperrfdjaft tjcbt eine neue ^Per*°be in ber Gntwidelung Stettins an. (Die alten, feit ßahrhunberten befteljenben ßuftänbe erfahren eine burdj- greifenbe Slnbenmg, ba fie nidjt meljr in bie ßeit paffen. ÜBaS ift auS bem alten, auf feine Uiiabljängigfeit ftolflen Oiemeiuroefen geworben? Seine Selbftänbigfeit gegenüber ber Staatsgewalt ljat eS längft ver» loren, wenn eS audj fid) bemüfet ben Sdjein aufredjt flu erljalten, als befitje es nodj feine einftmalige greifeeit. (Die ßeitung bat eine tleine Bafel oon Vürgeru, bie eine Slrt oon Vatrifliat bilben. Sie feaben fidj von yforruption iiidjt frei gefealten uub bie Sefdjäfte bisweilen nur in fdjänblidiem Gigennutj geführt. (Der reidje Vefifj ber Stabt ift flum Deil verloren gegangen, fluni Seil burdj fdjwere Kriege ver» roüftet. (Die Verwaltung wirb in ber feergebradjten SBeife fortgefüfert, neue gönnen finben feinen (Eingang, Verfudje flu ^Reformen fcfeeitern an bem Jföiberftanbe namentlich ber bevorrechtigten ftlaffen. Slber audj bie gcfamte Vürgerfdjaft, bie in iferen Silben unb ßünften an
&viebrtcf» SBiftjelm I. unb bie Stäbte. 341 ben alten Privilegien ängftlict) feftfjait, geigt fid) immer imeber unfähig 31t irgenbwie einfdjneibenben 9inberungen. Selbftfudjt nnb (Eigenliebe beljerrfdjen alle Stänbe, ©emeinfinn nnb llnteriiebmuiigß= geift finb erlofdjen. SRan wünfdjt rnoljl allgemein eine Sefferiing ber Bnftänöe, aber feiner mögt eß, bie ’JJlißftänbe and) nur offen aufgubedeu, oiel meniger £>anb an itjre Sefeitigung gu legen. Ta greift ber neue ^err, König griebridj SSilljelni, mit fefter £janb ein. Ter energifdje Platin, ber feine abfolute .£>errfd)aft mit Sladjbrntf betont unb lonfequent bur^fiiljrt, erfennt, bafj faft alle Stabte feiner ßanbe, infonberljeit and) baß neugewonnene Stettin, in itjrer ftänbigen ^nfolveng unb ifjrer oerworrenen Kämmerei 93er« loaltinig fiir ben Staat nidjt baß leiften, maß er oon iljnen oerlangen faitn unb will. Tiefe (Erfenntniß veranlaßt in erfter ßinie ben König 511 ben Reformen im Stäbtewefen. Ter Staat foll fidj jetjt in alleß eiiiniifdjcii; „an bie Stelle vereingelter wiberfpredienber Privilegien treten meljr unb mehr gleidnnäßige ©ruubfätje, an bie Stelle oli- gardjifdjer Korruption eine integre georbnete Verwaltung". Söaß fo griebridj SSilljelm im allgemeinen fiir bie preufjifdjen Stäbte gefdiaffen ljat, baß verbantt iljm im befonberen Stettin; eß ift burdj iljn eine neue Stabt, ein neiteß ©emeinrvefen geworben. Qljrer weiteren (Entwitfelnng ift burd) il)n ber SSeg gewiefen, auf lange $eit ljat er ber Stabt baß djaralteriftifdje GJepräge gegeben. Tie widjtigfte 9!Jlaßregel war bie llnterftellung ber Stabt unter bie 93e'waltimgßbcljörben beß Staateß. Taburd) wurbe bet CHemeinbe jebe Selbftänbigfeit genommen. Tie ftaatlidjen Organe griffen in alle 8i»eige ber ftäbtifdjen Verwaltung ein unb tjatten nidjt nur bie Cbeiauffidjt, fonbern and) baß Sewtiligung^redjt fiir alle Ausgaben unb fiir alle fDlafjregeln, bie ber 9lat etwa rorgitncljmen gebadjte. 'Jladjbein fdjon oor bem befinitiven Übergänge Stettmß in prenßifdjen SeHtj bas Stargarbcr Kriegßfommiffariat bie Sliigelegeuljeiten ber Stabt bearbeitet hatte, wurbe 1723 bie pommerfdje Kriegß unb Tomänenfammer in Stargarb begriinbet, aber nod) im ßaufe beß felben ^fafereß nad) Stettin verlegt, wo fie am 15. Tejember itjre erftc Sitjung im Sdjloffe abhielt. Tie Kammer ljatte bie Sluffidjt über alle Kämmereien, beren ttliiter uno (Einnahmen, fie beforgte „bie 9lbncl)iiuing aller Kämmerei- unb ftäbtiidjen Kaffen" unb ljatte Sorge gu tragen fiir fJleubelebung ber Stabtwiutfdjaft, „aller einheimifdjeii unb außlänbifdjeu ^Qnblungßgweige, 'Ulanufalturen, gabrilen unb £)anbwerferaiigelegeiitjeiten, £>afen=, 93au« unb Sdjiffaljrtßjadjen" ufw. Tie eigentlichen Tegernenten für bie Stäbte waren bie coniinisurii loeorum, bie Steueriäte, benen bie gefamte Kontrolle anvertrant war.
342 5)1« ßöniglidjen Btbörben in Stettin. giir ©tettin tjatte ein Blitglieb ber STammer felbft baS ^egernat, anfangs ber Gleljeimrat n, ßettoro, bem in Slommergienfadjen ber Atrien§= unb Tomänenrat Utjl beigegeben mar. 1728 trat an beS erften ©teile ber GJeßeimrat n. ©djroeber, bod) 1734 erljielt Uljl bie Bearbeitung beS gangen ©tettiner ©tabtroefenS, aber fdjon 1735 rourbe oerorbnet, bafj er baoon bispenfiert roerben unb ber Blagiftrat in ratljäuSlidjen unb ©tabtfadjen ßinfort immediate an bie Slammer beridjten folle. Blit bem ißräfibium rourbe Philipp JOtto n. GJruinbtoro (geb. 1 984, geft. 1752) betraut, ber bereits feit 1720 an bie ©piße ber aud) 1723 nad) ©tettin oerlegten ^Regierung geftellt roorben roar. ©r rourbe allmätjlid) £>berpräfibent fänitlidjer Beworben in ber Btouittg, audj beS .fjjofgeridjtS, baS erft 1739 nad) ©tettin uberfiebelte. (St erljielt 1723 einige roüfte ^auSftellen am Boßtnarft unb erbaute fid) bort mit ftaatlidjer Unterftiißung ein anfeljnlidjeS 5Bol)nf)au§. ®aS Stonfiftorium fam 1738 nadj ©tettin, ein Blebiginaltollegium rourbe 1725 eingeridjtet. ®urd) bie Berlegung unb Ginridjtung aller biefer Bewürben tarn eine große 3at)l uon Beamten in bie ©tabt, bereu Benölterung baburdj einen nidjt unbeträdjtlidjen ßuroadjS gewann. Um eine beffere Berbinbung mit ber >£jauptftabt Ijerguftellen, begann man 1724 bie -SaEjl ber regelmäßigen ißoftfaljrten gu oermel)ren. Bacf) einem Bergeidjniffe oon 1718 Tarnen unb gingen roödjentlidj groei Boften non unb nad) Berlin, ebenfo tjäufig oerleljrten 'JSagen nadj unb oon £jinterpommern unb Jamburg. Blandjerlei ©djroierig-^ feiten oerljinberten bamalS eine Berbefferung. Bon Bebeutung für bie Beworben roar audj bie ©djaffung eines Bul'litationsorgans, ber 1727 oerorbneten „^ntelligengen", in benen roödjentlidj eine „©efignation über ©ubljaftationen unb eine BreiSlifte" gu erfdjeinen hatten. Bereits feit bem Anfänge beS QaljrbunbertS erfd)ien im Berlage oon Giabriel ©aßle bie „©tettinifdje orbinäre Boft Bettung" groeimal roödjentlidj, beren ältefte erhaltene Bummer aus bem Qaßre 1710 ftammt. Gine befonbers roidjtige Aufgabe ber ftaatlidjen Berroaltung roar eS, bie ©tabt, in ber bie bei ben beiben Befd)ießnngeii non 1G77 unb 1713 erlittenen ©djäben nod) feineSroegS auSgebeffert roorben roaren, roieber aufgubaueti. Damit begann eine große baulidje Um« geftaltung. Bereits am 20. Booember 1721 erging ein föniglidjes Batent roegen Bcförberiing beS 9lnbaueS ber in ben pommerfdjen ©täbten befinblidjett roüften ©teilen, beren tn ©tettin 92 gegäljlt rourben, unb roegen Slnfeßung ber in jeber ©tabt nodj fetjlenben £janb roerter, unb 1723 rourbe in allen Sheifen unb ©täbten eine töniglid)e Bclanntmadjiing uerbreitet, burd» bie allen benen, bie in ©tettin roüfte Bläße bebauten, greifjeiten unb Benefigien gitgefagt rourben
ßf'uck HSusanbalh SntHm.
Sßlan unb SJatafler oon (Stettin. 343 Biuiädjft verfertigte ein bagu beftellter Sauinfpettor unb ßanb« meffer nad) ber gitftruftioti vom 26. September 1720 einen 'Blau ber Stabt, in bem „bie ^auSftellen unb waS bagu gehörte nad) ßänge unb Söreite nad) ben Stabt vierteln mit ben Ola [[en" bargefteüt maren. Tad Siefultat biefer Slrbeit, bie xnelleidjt non bem bamals in ®or« pomntern be[d)äftigten ßanbmeffer (Ernft Sluguft 5J?orbt gergeftellt worben ift, liegt in bem großen 'Blatte vor, ber als Plan de la viIle de Stettin Anno 1721 begeidjnet unb im Criginal erhalten ift. gn fauberfter ?lit§fügruug finb fämtlid)e Raufer ober Srnnbftiicte mit Salden begeidjnet, bie fid; auf bie auf bem ißlane felbft angebradjteu 33er^eicf)niffc begiegen. (ES gab banadj in ber Stabt 904, auf bem SMoftergofe 47, auf ber ßaftabie 177, im gangen alfo 1128 SBogit« fjäufer; gierbei finb bie roüften Stellen unb bie Speidjer an beiben Seiten ber Ober nidjt mitgeredjnet. gür nufere RenntniS beS ba« maligen Stettin ift biefer auSgegeidjnete ißlan befonberS widjtig. (Etwas fpäter, mie eS fdjeint, begann man auf 99efegl beS STöniglitgeii Si'otnmiffariatS mit ber Slufnaljmc eines grofjen fiatafterS. 2)er 8?at beauftragte am 22. September 1722 mit biefer langwierigen unb ftgwierigen 9lrbeit feine 'JJlitglieber «Daniel ®opfe (feit 1712 im SRate), Sdjulg (feit 1715) unb griebricg Sleumann (feit 1718). Sufammen mit bem Stabtgimmermeifter gogaim £>ögn unb bem Stabtmaurer Samuel Sricbel madjteii fie fidj am 1. Dttober ans 'liiert. Sim 18. guni 1723 war bie Slrbeit für bie SJlügleu , ^eilige Seift«, 'ßaffauer» unb Steffin Viertel beenbet; für bie ßaftabie unb Sorftabte wurbe fie nidjt fortgefegt. (Genaue ißrototolle, in benen jebeS Srunbftiirf nad) feinen OJrengen befdjriebett ift, liegen vor unb geben uns ein 33ilb von ben banlidjen ßuftänben unb ben Srunbftüden ber Stabt. Silan lieft baritt viel von verfallenen Sebäuben ober wüften flögen, von Streitfragen um bie (Srengen, unb ber ßinbrud, ben man gewinnt, ift nidjt gerabe feljr erfreulidj. Slber um bie Sdiäben auSgubeffern, bagu wurbe ja biefe Slufnagme gemadjt. 9luf birefte Wranlaffung unb gum Seil mit llnterftiigung bes StönigS begann alsbalb eine rege öautätigteit, burd) bie Stettin nad) unb nadj ein gang anbereS SluSfetjeii ergielt. S9ereitS 1724 fdjrieb griebridj Sßilgelm an feinen grettnb, ben gürften fleopolb von ©effatt. „gn ber Stabt wirb Ä tout force gebattet, unb wirb in Seit von anbertgalb gagr feine wüfte Stelle fein oon ber legten SSombarbierung, audj von meines (SrofjvaterS ^Belagerung." gaft alles, waS von ben mittelalterlidjen (Siebeigäufern nod) ftanb unb meift baufällig war, rifj man nnbarmgergig unb ogne SRiictficfjt auf etwaigen SentmalS« wert nieber unb erricgtete bafür bie eittfadjcn, itüdjternen fünfer, bie
344 Reubau oon Stettin. oljne weiteren Sdjmurf, aber fauber unb orbentlid), meift mit nur groei Stodroerten uub allenfalls mit einer ober meßrereu Slanfarben in bem Ijotjen Biegelbadje fid) gleidjmäßig nebeneiuanber erhoben. feilte finb biefe Sauten au§ griebridj Willjelms 1 Seit aud) fdjon roieber Derfdjrounben, aber ein Silb bauou geben etwa bie SRarieuftiftsljäufer am ßönigSpIaß groifdjen ber Heinen unb großen Tomftraße, bie freilid) erft unter griebridjs H ^Regierung 1741—43 fertig geftellt roorben finb. '^ßnlidje Raufer ftanben am Sarabeplatje, ber bamals, burdj Sufdjütten öe§ alten Wallgrabens gefdjaffen rourbe, ober fjier unb bort in ber Stabt. (Sang befonbers gafjlreidj befanben fie fid) auf ber ßaftabie. Tiefer Stabtteil ljatte nämlidj bei beu Sefdjießnngen feljr gelitten, besljalb gab ber König 1727 bem ftriegSrat Uljl uub bem SJlajor be ißrero ben Sefeljl, einen ißlan gum Sleubau au ber großen Straße gu entwerfen unb nerfpradj, 20000 Taler bagit gu geben. ©S melbeten fidj anfangs mir wenige Sefißer, bie gum Sauen bereit waren; fie würben burdj bie ßieferung non .£>olg uuterftütjt. Später waren audj anbere ßigentümer nidjt abgeneigt, mit ftaatlidjer Seiljufe Neubauten gu erridjten. ?luf ber Silberroiefe burfte ber .Qommergienrat Sanfelow 1731 einen ©arten, ben em Tidjter fitlju „ein ftolgeS ßuftreoier" nennt, unb fpäter einen £>olgljof anlegen griebridj Willjelnt I. intereffierte fidj auf baS lebljaftefte für alle biefe Sauten unb Slnlageu unb brängte immer roieber feine Seanitcn, in ber ßlrbcit fortgufabren. „Mr müßt ben Sau mit größtem ©ruft pouffieren“, fdjrieb er 1729 an ben Sdifibenten non ©rumbtoiu. Slber trotjbem ging bas Wert mdjt fo fdjnell weiter, roie eS begonnen roar, obrooljl roieberßolt ©elb (faft 30000 Taler) gu Uiiterftütjungen bewilligt unb eingelnc Serootmer bireft gum Sleubau gebrängt würben. Slllmäljlidj aber entftanb ljier ein neuer Stabtteil, uon bem ber treff- Iidje ßotalbidjter Saltßafar Taniel Sartcls fdjon 1734 fang: Wer fonft nor Qaljr unb Tag an bie|en Ort gegangen, ber fieljt benfelbigen nidjt oljn Seromtbern an, weil bie ßaftabie barf mit fdjöneu Käufern prangen, bergleidjen niandje Stabt fidj feiten rüljmen tann. Tie Käufer fteljen gleidj unb finb oon gleidjer $ölje, bie gerne gibt ben Sdjein, als ob man eines felje. gn äljnlirtjer Weife rourbe auf ber Cberroiet unb in bem neuen gort fßreußen gebaut. Tanebcn begannen audj eingelne Sürger in ber eigentlichen Stabt ftattlidjere ©ebäube gu erridjten. Tei Wem» Ijänbler Samuel Sartj ließ 1721—22 an ber ©de ber Slüljlen- unb Heinen Wollrocber Straße baS fdjöne, große .£>auS auffübren, bas mit reidjem Sarodfdjmud ausgeftattet nodj ßeute eine S>eröe ber
Sauten. 345 (Stobt ift. Slnfrelle eines ölten (SiebelljoufeS in ber flcineu 'Boni [trage, in bem ba§ gageteuffelfdje Kolleg untergebradjt war, plante man 1732 nnb 1734 einen Sleubau 311 erridjten, ber allerbingS erft fpäter auSgefiifjrt wurbe. (Bie Seljorbeu mußten ebenfalls auf Sefeljl bes Königs bauen; fo wurbe am rechten Cbenifer 1723—26 berlßacfljof erbaut, bie nor« nnb tjinterpommerfdieii Stäube entfdjloffeu ndj 1725 auf birefte Sliiregung griebridj SlMltjclms gum Sau eines d’anbfdjaftS« 9lbb. 18. ilßolfenljiuteildjeS £>au8 (erbaut 1721 22). ljaufes. “Ben 9itfj unb Slnfdjlag beS CberftlcutnautS oon Köalrawe 30g ber König bem ttjni eingelieferten, uon sJJlajor be fßrew unb bem SRaurernieifter £>ans giirgen JReinete (aus DJlagbeburg) entworfenen uor unb bewilligte jur 'JluSfitbritiig wieberljolt Weib, gu beu gabren 1726—29 ift baS fdjöne ©ebäube, baS Ijeute große Um« änberungen erfahren bat, fertig geftellt. gum Sdmiucfe ber Stabt eutfdjlofj fidj ber König 1729, eine SSaffertimft, „ein lebcnbeS Spring« waffer", auf bem Slofjniarft 311 erridjten. SIbraljam (Bubenborf
21 bb. 19. Der SRofjmattt mit ber äßufferfunft non 1732.
Sdjlof; unb Atirdjenbrnitcn. 347 übernahm bie .fjerftellung ber SSafferleitung oon ber „Jl'idermiihle" bis in bie (Stabt, unb und) langen ©erhanblungen unb Slrbeiten lief} ber ©runnen, ber banialS nahe bei bem Gfcffjanfe beS JRoßniarttS (©r. 18/10) ftanb, am 15. Vluguft 1732 fein SSaffer fliim erften Wale fpringen. ©in ülbler fpielet ()ier mit taufenb SBafferbaHeii, wonecßft ein raufdjcnb ft'laug ba§ bünne Cljr erfüllt, unb wenn er foldje läfet 311 feinen ßlreifeii fallen, fieljt man, ivie Silberfdjaum au§ allen Wufdjeln quillt. So fingt ©artelS roieber ebenfo finn wie gefdjmactooll! ©id)t nur ein ©runtftüd war biefer Sruiinen, fonbern burd) iljn wurbe (Stettin 311m erften Wale mit duellwaffer verforgt, unb einzelnen ©efißern wurbe bamals unb fpäter birefter Slufdjluß an biefe Sßafferleitung geftattet. Tie Stabt mußte bie ©aumbriide 1731 umbauen, fo baß man bariiber fahren tonnte, unb fpäter beibe ©rüden fo entrichten, baß bie töniglid)en ©alleren burdjlegen tonnten. 9Iud) ber Stein» banini wurbe wieberljergeftellt. Ter Jtönig griebrich SBilljelm wurbe felbft ©außen beim Sdjloffe, baS in ben einfachen, fdjlirfjten gönnen, bie eS helIte 0nt> ßergeridjtet, mit einem Wanfarbenbad) oer» feljen unb außen glatt iiberpußt wurbe. Taiieben erhielten bie Türme ben Sdjnuid ber ©arodhauben, auf benen golbene .RönigSfroiten unb baS föniglicße Wonogramm angebradjt würben. Tie alte llßr ftellte mau wieber t)cr; bie barauf angebrad)te gaßreSgahl 173(> begeidjnet baS ©nbe biefer ©autritigteit. 9lnS biefer 3^ ftaninit auch ber Trophäenfdjmud, ber fid) auf ben Torpfeilern an ber ©elgerftraße befiubet. ©in Teil beS ScßloffeS wurbe als Slrfeual bemißt, in anberen befanben fid) bie SlmtSräume ber -jafjlreidjen ©eßörben. Sils ein befonberS fdjöner ©au erfdjien ben Stettinern bie Warientirdje. gßre ©Bieberherftellung, bie ©olleiibung beS TurnieS, auf bem im $uli 1732 äljnlidje -Sierate wie auf ben Sdjloßtürmen angebradjt würben, hat man in ©Jort unb Sieb feßr gefeiert. Tic ©rofefforen bes ßhjmnafiumS, Dr. Cuabe unb gfoßann Samuel gering, tonnten bie ©nabe beS Wonardjeu unb bie Sluuft beS Slrdjitefteu oon Sßalrawe nicht genug rühmen, ©benfo wurbe an ben anberen fiirdjen gebeffert, in St. Qatobi ber große Slltar eublidj fertiggeftellt, in ber goßannisfirdje bas ßieftiißl repariert ©ine große Serbefferung war eS, baß man jeßt mehr als bisljer fiir eine orbentlirije ©flafterung ber Straßenbämme 311 forgen anfing, ©nergifdje StabinetSorbres ergingen an ben Wagiftrat, fofort ohne „itnnnße Sßeitläufigteiten bie Straße auf ber Vaftabie 311 pflaftern“. ©ine neue Straße würbe 1738 an ben ©rebiger» unb ©rofefforen Käufern bei ber Waricntirdje angelegt, nadjbem bie
348 Straßtnpflafler unb StroßenbelenditunB. Stabtmauer bort abqeriffen roorben roar. Da? ©oltroerl mußte in btefer Seit ebenfalls mit ©flafter oeifeben roerben. Staunen erregte e§ aber bei ben ©ärgern, baß 1733 auf Eintrag SrinnbforoS „juni großen Stbb. 20. ®ie SWarienfirdje. Ciiftre ber fdinnen Stabt" 150 ßaternen an ben nötigften Orten angebracht rourben. gu iljrer Unterhaltung rourbe ba§ Selb oer= roanbt, ba? in beu Sorbucbfeit einfatn. ©on Sonnenuntergang nämlich bis 10 lltjr abeubS tjatte jebe 'ßerfon, bie ein 2"or paffierte,
Ter geftuußäbau. 349 3 'Pfennige nnb fiir jebe« fßferb 1 ©rofdjen 311 galjleti „Ter ijellen Campen Sßradjt", bte am bentroürbigen 1. (September 1733 gum erften SRale erftrahlte, erroieS fich aber balb nidjt al§ geiiügenb, fo baft mieber oerorbnet mürbe, bafj jeber beS SlbenbS nut einer brenneflbeit Caterne gu geljen habe. Cluct) bie alten SSrunneii mürben oon 1728 au gum gioßen Teile oon Serlmer „'Plumpeiimachern" in 'jumpen umqeänbert. llßas eS aber fiir Sdjroierigfeiten madjte, beim (Stettiner fDlagiftrat foldje unb anbere 'Jtnberungeii burdjgufüljren, bas Tann ber redjt erteiinen, ber fidj bie 'Dhilje madjt, bie 10 er= haltenen Slftenbänbe ber Kriegs» unb Tomänentammer betreffenb (Stettiner 'Pumpen unb Brunnen gu lefen. GS ift gerabegu unglaublich, mit was fiir turgfidjtigen Ginroänben, Sebenfen unb (Srrougitngen ber Slontg unb bie Seljörben gu tim ljatten. VJlan tann es iljm in ber Tat nidjt verbeulen, meint er mitunter grob bagmifdjen fuljr unb auf bie „renitenten unb miberfpenfttqen" (Stettiner gehörig fdiimpfte. Tie größte 'Jlnberinig erfttfjr Stettin in biefer geit burdj ben Großen geftungSbau. Tabnrdj mürbe bie äufjere Cfntroideluiig ber Stabt auf anbertljalb Qaljrljuuberte beeinflußt. Tie 9lnSfiiljrung beS gemaltigen SaueS tann ljier nur furg beljanbelt merbett griebuch 'JBiltjelm I., ber 1719 wegen ber ausgemachten ©etbgaljlung mit bem grieben nidjt fonberltdj gufrieben toar, roar fofort entfdjloffen, bie Stabt gu einer ftarten geftung iimgugeftalten. Tie oon ben Sdjroeben hergeftellte SSefeftigung, gu ber 9 Saftionen vor bent mittelalterlichen Stabtgraben uub ber 'JJiauer gehörten, genügte nicht mehr ben gorbe» rungen ber moberneu gortifilationSliinft, roar audj gum großen Teil verfallen. 9ladj langen SJorarbeiten, bei benen ber au§ ljollänbifdjeii Tienften in bie preußifdjp Slrtnee übergetretene ©berftleutnant ßlerljarb ßorneltu§ von SBallraroe befonbers tätig war, begann 1724 ber Sau. (Sitte gnfdjrift auf bem um 8. ®lai biefeS galjres in ber Slorbfdjange (beim granentor) gelegten ©runbftein, vermeloete, baß ber Slonig gur (Srhaltung eitteS fo toftbaren JlleinobS bie Stabt beffer gu befeftigen roillenS fei. 211S griebrich SötHjelm im Sluguft felbft in Stettin erfdjien, ba roar er über baS, roaS bereits gefdjehen roar, feljr gu» frieben. „QsS ift gewiß, fo fdjrieb er an ben giirften Ceopolb von Teffatt, baß in Die turge Seit unb mit wenigem ®elbe eine große Jlrbeit gefdjeljen. 'löallraroe beroeift, baß er ljabil ift uub nit feines gleichen hat; idj bin feljr mit iljm gufrieben." Ta§ „hertulifche SSert fiir beiber fßommern Slugapfel, be§ gangen SlorbenS Surg Stettin", rourbe energifdj fortgefüljrt. 9Jlan roarf im galjre 1725 ben Stabtgraben auf ber 9lorb unb ÜÖeftfeite gu unb fdjuf bort allmäljlidj bie geräumigen ipiäße, bie ber roeiße (jeßt jtönigsplaß) unb ber grüne 'Parabeplat;
350 Die tJeftunßStore. genannt rourben. Die Stabtmauer mit ben alten Dünnen, 2Sief* häuferit, Daren imirbc 311111 größten Deil niebergeriffen. Durdj ben £>auptiuall, aor bem ein tiefer Söallgraben angelegt rourbe, führten vier Dore. gm Silben unb Sterben würben bie alten grauen* unb .ßeilige Seifttore für bie neuen Anlagen umgebaut, an ber Stelle beS 9Jliif)Ien= unb beS Sielten DoreS bagegen gan,} neue Sauten errichtet. 1725 begann SBallraroe auf Sefeljl beS Königs in ber gortfeßung ber Sreiten Straße ben Sau eines Dores, baS im folgenben gafjre fertiggeftellt rourbe. Die Silbljauerarbeiten an ber äußeren gront [teilte ber Silbljauer DamaS fiir 15U0 Daler fier, ber Sdjmud an Slbb. 21. Da8 JlönißStor. ber ^nnenfaffabe rourbe erft 1740 gefertigt. DaS ftattliche Sarodtor, baS ber König felbft in feiner baran angebrachten Qnfdjrift baS „Sranbenburger" nannte, aber balb nach bem bereits 1724 al» Serliner Dor benannten Sleuen Dore allgemein biefe Se^eidjiiung erßielt, ift in feinem reichen Sdjmucf uon Drophäen, ©mblemen, bilblidjen Darftellungen ein tüchtiges SSert QEjnt trat roürbig jur Seite baS jtueite fßrunftor, bas ebenfalls in ben fahren 1725—1727 nach Sefeitigmig beS SJliihlentoreS in ber gortfeßung ber Heinen Domftraße errichtet rourbe. DaS SInflamer Dor, roie es bamals hieß, hat noch tlaffifdjeren (£hotatter als baS anbere; mgthologifche giguren, SJlarS unb ^»ertuleS, ber preußifche Slbler, bie golbene KönigSfrone, beS Königs Slanienjug, allerhanb Embleme unb Drophäen fdjmiicten
IX. Stettin 1735 (gjinttlj. Seutter). I
Ser (MtunpSbait. 351 biefen San. 9IIS Sentmäler JJriebrid) SBilhelmS T. finb fie erhalten nnb geigen bem heutigen ®efd)lechte jiigleid), ino bie bamalige Stabt burd) beu ®ürtel ber geftungSwerle eütgefdjloffen war. 9lud) bie einfadjer gebauten iparni^ unb Siegentore ftellte man bamals tjer 'Sie nad) unb nad) mit grofeen .Qoften erridjteten Sefeftigungen be* ftanben au§ 9 Saftionen, bie im Sorben burdj baS an bie eigentlichen Söerte fidj auleljnenbe gort Slnljalt, baS bann gegen ben Söillen bes Seffauer gürften beu Samen gort ßeopolb erhielt, feljr oerftärft waren, gn äljnlidjer SJetfc fdjlofe fid) an bie Sorbioeftede baS gort SBilfeelm an, währenb feit 1729 bie alte Sternfdjange 31t bem gort 'ßreitfeeu umgebaut würbe. Slitf Eintrag beS (BoiioerneurS, beS gürften ©feriftian Sluguft oon 9lnl)alt>3erbft, würben bort [eit 1734 Slohn» ljiüifer erbaut. Ser Stbmg felbft unb fein greuub ßeopolb oon Seffau intereffierten fid) währenb beö gangen SaueS, für beu in ben galjren 1724—1740 etwa eine Slillion Saler ausgegeben unb meljr al§ 43 Slillionen Steine verwenbet worben finb, auf bas lebfeaftefte fiir alles. Cbwofel bie Stabt ober bie Sewoljner nidjtS gu ben fioften beigutragen Ijätten, bemühte fidj griebrid) Söilfeelm auf eine oon ßeopolb gegebene Vlnregitng fein, bod) inbirett bie (Silben gu einer Seiljülfe Ijerangugiehen. Ser Vberpräfibcnt oon (Gritmbfow mufete 1739 bei ben uornehmften giniungen anfragen, ob fie nidjt bereit feien, ben Sau uon Souterrains an bem Söalle beim Serliner Sore gu übernehmen, „bamit bie giillnng be§ ßodjcS bort befto eher erreicht, auch ber Stabt ein mehreres flüftre gegeben werbe". Sie weiften (Bewerte lehnten eS ab, nur bie Schiffer, Söder unb Stauf* leute erbauten gum Seil mit llnterftütjiing foldje Stafematten am Sarabeplaij, bie fie für ifere Bmede benutjen burften. gfm gafere 1740 war bie gange Einlage im wefentlicheu fertig, Stettin war ba burd) oielleidjt eine ber ftärffteu gelungen ber ^eit geworben. Cberft Söallrawe, ber eigentliche Sanmeifter, würbe doii griebrid) II gum (Generalmajor unb (Sfjef beS gngenieurtorpS ernannt; fpäter würbe er wegen Unregelmäfeigteiten, ja wegen $od)DerratS taffiert unb ftarb 1773 als (Gefangener in Slagbeburg. 3u ber geftung gehörte natürlich aud) eine ftarte (SJarnifon, bie feit 1716 immer meljr oergröfeert würbe. Son ben bamals bort- fein verlegten ^Regimentern fei nur erwähnt baS beS gürften oon Slnljalt Bcrbft; au§ ihm ift int ßaufe ber 3eit baS ®renabier=Segiment Stönig griebrich Söilljelm IV. (®rftcS pommerfcheS) Sir. 2 entftanben, ba§ nun balb gwei .galjrhitiiberte feinen Stanbort in Stettin hat- Ser gürft (Sljriftian Sluguft oon WnhalOBerbft würbe im ganuar 1729 gum ßommaitbanteu ernannt. SSährenb man noch *’ber bie für ihn
352 Die ©arttifon. int Sdjloffe einguridjtenbe VJofjnung beriet, rourbe ifjm in bent $aufe an ber (Sete ber großen Doiuftrafee unb bes VlarienplageS, roo er bantalS rooljnte, am 2. Vlai 1729 eine Dodjter Sophie Slugufte IVrieberife geboren, bie fpatere rttffifdje Kaiferin Katharina 11 Die Solbaten rourben anfangs attSfdjliefelidj in Viirgerquartieren uittergebradjt. Dafür mufete baS SeruiSroefen georbnet werben. (Erft 1725 gelang e§, ein ^Reglement fertiggiiftellen, burdj baS eine eigene SeruiS« fontmiffion auS 2 Offizieren, 3 Kriegsräten unb 4 Vertretern ber Vürgerfdjcift eingefegt rourbe. Vatürlid) erljoben fidj fortgefegte Streitigfeiten über bie SeruiSabgaben, bie non ben Vürgeru gu leiften roaren, unb über bie (Einquartierung; befonbers lange rourbe über bie grage geftritten, ob bie emittierten Verooljtter gu ben Cafteu ljeran= gitgiefeen feien; fdjliefelidj blieben and) fie bauon nidjt oerfdjont. Später galjlte ber König gur (Erleidjterung ber Stabt monatlidj 300 Saler unb liefe bann Kafernen, g. V. an ber (Ecfe ber beibeu Varabepläge, erbauen. Dort unb in einigen Varatfen würben jebodj nur bie oerljeirateten Solbaten nntergebradjt, roäljrenb bie lebigen in bett Viirgerquartieren uerblieben. Deshalb batte bie Seruidfommiffioti weiter fdjroere Slrbeit, ba ben Vürgeru feine Cafteu unbequemer unb oerljafeter roaren als bie (Einquartierung ober bie Slbgaben für bereit Slblöfung. fRadj einem Vergeidjniffe oon 1725 tjatten bie (Eigen« tiimer (int gangen 1378) fiir bie (Garnifon monatlich 123G Daler attfgubringen. gür bie Vefagttng würben balb attdj Vlagagine, g. V. baS 172t» an ber heutigen 'JRagaginftrafee erridjtete, ein Cagarett bei ber ißetrifirdje, Vuluerfthuppcn ufw erbaut. Cgrte auf Vefdjroerben ber Stabt irgenbroie IRücffidjt gu nehmen, befahl ber König 1738, auf bem £>eumarfte bie ^auptiuadje angulegen. Dafe bei ber Vebeutung, bie bas SRilitär in ber geftung ljatte, audj mandjerlei Küiiflifte mit ber ßivilbevölferung uorfameu, ift feljr erflärlidj. SRan fudjte foldje burd) ein ^Reglement oon 1737 gu befeitigett, in bem feftgefegt rourbe, roeldje Sadjett uor baS Sotroer« nement unb roeldje uor bie ^Regierung ober bie Kriegs« unb Domänen fanttner gehörten. Der Vfagiftrat uerfndjte auch wieberholt feine SRecfjte gegenüber bett Vhlitärbeljörben gu uerteibigen, mufete aber gewöhnlich auf Vefeljl ber ftaatlidjeit Vcgorben ttadjgebeit. Obwohl fo Klagen über bad militärifcfje {Regiment nidjt auSblieben, uerfannte man bod) in Stettin burdjaus nidjt bie grofeen Verbienfte, bie König griebridj SBilfeelm fid) um bie Stabt erwarb. SRan prieS itjn bei feinen roieber- gölten Vefudjen ober an feinem (Geburtstage in überfdjroänglidjer SBeife. Um ein Veifpiel uon ber meljr als bqgaiitinifdjen SIrt unb VJeife gu geben, roie ntan bamalS bett Vlonardjen gu feiern beliebte,
^Reformen im Innern. 353 fei eine ©teile mitgeteilt auS einer Siebe, bie ber ©tubiofuS SJlattl). Otto llbed)el am 15. Sluguft 1727, bem GteburtStage beS StunigS, im (Spmnafium ljielt nnb ber Siettor Di Cuabe brncfen liefe. 311 ihr wirb griebridj ilöilbefm mit bem Staifer SluguftuS uerglidjen; eS tann, wie biefer eiixft uon Stoin, fo and) jener oon (Stettin fagen: ®ie ©tabt, barin mein Slug nur Riegel erft gefdjaitet, fjat nadjmalS meine £>ano uon HÖlarmor aufgebauet. „(Stettin ift nun eine Königin pommerfdier (Stäbte geworben, lueldjeS bie Slrone feines Sores rebet. (Stettin ift baS Vergnügen nnfereS SJlonardjen, unb ber SSiberfdjein, fo ©einer SDlajeftät uon ben Sonnen ftraljleit ihrer eigenen GJnabe unb QJeiuogenfeeit in bie Singen leudjtet, hat eS gu einem 'flarabieS berfelben gemadjt. CsS fafe biefe ©tabt in ^infterniS, ^reufeenS ©onue ertjellete biefelbe, fie luar ein ©tein unb Slfdjenljaufeit, griebridj Söilljelm fjat ben (SJrauS ber 3ie9el weggefdjafft; ifere Käufer waren umgeriffen, unb S. SJlajeftät fjat tuie SluguftuS 'fJaläfte bafür erbauen (affen." ®er fd)on nneberljolt an geführte Eaftabifcfjc ß5erid)tS-©efretariuS SSaltljafur Daniel SBartelS entwarf 1734 bas „jeljt blüfeenbe (Stettin mit poetifdjer fieber“ unb gab 4 Safere fpäter nod) eine goitfetjimg. ©ort tjeifet eS: ®ein ^-riebrtcf) SBilljelm t)at fo reirfjlirf) bid) erquitft, er fdjauet ftetS auf bid) mit ljoljen Wnabenbliden unb wirb bid) wie bisher aud) fernerhin begiurfeii. ©o gut eS ber braue SSartels gemeint ljat, fo fd)led)t, ja ungenießbar finb feine (Berfe. Sticht nur bem Slufeeren nad) hQt Atiebrid) Sßilhelm ©tettin um» geftaltet, fonbern aucf), waS uielleid)t nod) widriger ift, bie inneren ßuftänbe einer grünblidjen iöefferung unterzogen. §ür bie Unter» fudjung beS „rathäuSlidjen SBefenS“ wurbe burd) bie SiabinetSorbre uom 2. Slpril 1721 eine Stomnnffion eingefetjt, bie aus bem (.General leutnant u. Sorcfe, bem ffiet)*meIt Äi'iegSrat uub Hfyebirettor u. ßettow unb bem Slegierungs , £>ofgerid)ts unb StommiffariatSrat u. CaureuS beftanb. ©ie erhielten ben Sluftrag, unter Zuziehung beS $ofratS SSintelmann, bie Stämmeni Siedpmngen uon 171« an gu prüfen, bie SRedhiiuiigSbefette abguftellen, bie (Sinnahme möglid)ft gu uerbeffern, bie SluSgabe gu uerminbern, für bie Siatsmitglieber eine fefte 59e- folbung anguorhnen, baS Slrebitwefen gu unterfud)en unb ein aus fül)rlid)es fHeglemenr gu entwerfen. ®iefe fdpuiertge unb langwierige Slufgabe naljm bie St'ommiffion, aus ber u. ßettow balb auSfdjieb, mit (Sifcr in Eingriff, ^fn ber erften Sifeung, bie am 16. ©egember 1721 gufanimen mit bem Slate ftattfanb, wurbe biefer fofort aufgeforbert, eine grofee Sohl uon Sliifftellungen, SRedpiungen unb ’Öerid)ten IStirmann, (PeM)t4te uon Stettin. n >
354 ®a8 ratfjäitßlicfje Vießltment oon 1723. vorgulegen. 9Jlit itjrer '-Prüfung befdjäftigte fidj bie Sommiffion, in ber Söinfefmann bie meifte Wrbeit gu leiften ljatte, längere $eit, bann rourben bie Sauten unterfudjt unb bie Stabtbörfer bereift. So griff man baß Sßerf fogleidj in praftifdjer 23eife an unb fdjeute fid) nidjt, rüd fidjtßloß bie fdjroeren Sdjäben aufjubetfen. Sereitß am 15. ?luguft 1722 ljatte fie „bte Unterfudjung inforoeit t>onbrad)t, baß bie nerübten Acta commissionis gefrfjloffen unb felbige uermittelft iljrem uon ber ©ad)eu .•fuftanbe abguftattenben Seridjte nad) £>ofe eingefaubt werben tonnten“, .ßngleid) itbetgab fie bem SDlagiftrat eine „gnteriniß’gnftruftioii uub 'ßrovifioitabSerorbnimg", nad) ber er fidj fofort gu ririjten ljatte. Sian begnügte fid) ljier gunädjft baniit, Sorfdjriften für bie Ser- mögenßverroaltung gu geben, bie ber 'Berbeffenmg aut weiften beburfte. Vlttf Srunb beß ®erid)tes rourbe bann baß „Stettinifdje 'Jtat ßäußlidje {Reglement" außgearbeitet unb am 18. SRärg 1723 uom Jlönige vollgogen. Tamit roar bie gefeglidje (Urunblage für bie ftäbtifdje Verwaltung gefdjaffen, bie 88 galjre ©eltung gehabt ljat. Qn feinem erften SJzitel fjanbelt bieß feljr umfangreidje Schrift ftiid „von bem ratl)äitßlid)eii Söefen in genere, imgleidjeu beß SRagi» ftratß, beffett Cffigianten unb Tiener 9lmt unb Verridjtuugen". ?l(ß eine iljrer roid)tigften Aufgaben faß eß bie ft’ommiffion an, bie 3nljl ber ftäbtifdjen {Beamten möglidjft gu verminbern. ginmerijin blieben anftelle ber bisherigen 18 Slitglieber beß Dlagiftratß nodj 16, nämlid) 3 '.Bürger meift er, 1 Sijnbituß, 2 frömmerer unb 10 Senatoren; von ben fonftigen 59 '-Beamten beließ man 45. Taß alte SBaljlredjt ver blieb bem IHatßfollegium, bod) follten „alle eigennügigen Wbfidjten wegen gteunb= uub Sdjroägerfdjaften bet gu eligierenbeu SRitglieber gänglid) auf bie Seite gefegt, audj feine anbere alß bem fßublifo tiidjtige unb nüglidje 'JRänner geroäljlt unb bie Konfirmation ber felben bei S. Sgl. ©lajeftät gefud)t werben". Tie SBaljl erfolgte auf ßebenßgeit unb für beftimmte Winter; bie jäljrlidje llmfegung beß IRateß mit ben nod) gebräudjlidjeu „gar feltfamen ßeremoniett uub nidjt wenigen Soften" rourbe abgefdjafft. gür etwa eintretenbe '-Befangen ober Emeritierungen tonnten groei übergäljlige Senatoren geroäljlt roerben. Ter erfte Siirgernieifter, gugleid) alß ßanbrat ber Sorfigenbe ber ftäbtifdjen ftörperfdjaft in ben pommerfdjen Stäuben, rourbe auf 93orfcf)Iag beß 'JRagiftratß unter groei Sanbibaten von ber Ijödjften ßanbeßobrigfeit berufen unb unterftanb ber ftriegß unb Tomäneutainmer. Er ljatte bie oberfte Wuffidjt unb 'Berantivortung in allen Stabtfad)en, baß „baß $uftig=, Ctonomie=, {ßoligeb, Sirebit unb ftommergien Söefen in guter Crbnnng verwaltet, niemanbem baß 'Jiedjt gebeugt, fonbern überall unparteiifdj abminiftrieret werbe";
Ser Vtaßiftrat. 355 inSbefonbere mürbe iljin bie Slufficht über „Die Kirdjen, Klofter, Sdjulen, £>ofpitale, Kurrenbe, VormunbfchaftSfadjen, irujleidjen ßegata, Stipenbia" ufw. anvertraut. Ser jroeite Viirgermeifter ift ber Stell Vertreter be§ erften, ljat aber iuSbefonbere bie Verwaltung beb Voli^ei wefenS, bie Spejialauffidit über bie pia corpora unb bas Sßaifenamt. Ser britte Viirgermeifter vermaltet bafe guftijwefen unb ift Vorfitjenber be§ Stabt«, ßaftabifdjer unb SSettgeridjtS. Sie brei Wmter würben ben beiben fdjon feit 1712 tätigen Viirgermeiftern (Sljriftiair griebrid) greuberg unb goljann fRubolf gal)n, fowie bem bisherigen Kämmerer Valtljafar Sdjad (feit 170(5 im SRate) übertragen. Ser Sijnbitud bot alö advocatus curiae bie Vrojeffe ju führen unb bie Weredjtfanie ber Stabt gu vertreten. Ser erfte Kämmerer (camerarius perpetuus), woju SRatthäuS $emrid) ßiebetjerr, ber feit 1703 im State faß, ernannt ivurbe, ift ber veranfnwrtlidje JRenbant ber Stabtfaffe unb bot als foldjer eine Kaution von 4000 Salem <ju ftellen gljm »oirb bie Wiiffidjt über alle ötonoinifdjcn Angelegenheiten, ba§ Stabteigeutum, bie Sörfer, gorften unb Vauten übertragen, gur Seite fteben ihm ein Kämmerei Kontrolleur (Rändel, Der Stabtbofmeifter (gohann yUterjer) unb ber Vaufdjreiber. Sie {Rechnungen muffen alljährlich ber Kriegs« unb Somänentanuner eingereidjt unb von ihr geprüft roerben. Ser gweite Kämmerer (Karl (Sljriftian Straufe) hQt bie Verwaltung ber gulagstaffe, baneben bQt er bem erften Kammerer ju affiftieren; ein gulagSfdjreibcr ift iljm untergeorbnet. gür bie jebn Senatoren, von benen je 5 bem Seleljrten unb bem Kaufmanns« ftanbe angeboren follen, werben bie Aufgaben unb Pflichten gan^ im einzelnen beftimmt; fie finb Veifitjer in ben Derftfjiebeneii 93er waltungSjiveigen, hoben bie Vertretung be§ SJlagiftratS bei ben ©twerten, bei ber Verwaltung ber Kirdjen unb milben Stiftungen; jwei füljren als ßaftabifdie ©eridjtSvögte bie '-Polizei in ben Vor ftdbten unb beauffidjtigen bie ftäbtifdjen gorften, Söiefen unb Vrüdje. ßtud) bat> Vaubirettorium Ijot einer von ihnen 311 verwalten. Ser gortfdjritt biefer Veftimmuiigen beftetjt in ber genauen gejtfetjung ber beu einzelnen SRatSinitgliebern übertragenen gunttionen, wobei ba§ follegiale Vö'igip burdjattS feftgeljalten ift. (SS follen gaiij regelmäßig Sißungen ftattfinben, ju beren Vefuch bie 'Jiateljerren verpflidjtet finb Sajii tommt bie ftrenge unb ftänbige Sluffidjt, bie von ber StaatSbeljörbe geführt wirb. (Sine weitere feljr wefentlidje Verbefferung ift e§ auch, bafe für bte Vlitglieber beö SDlagiftratS ftatt ber biShense» unregelmäfeigen Slccibentien unb Hebungen ein beftimmteS (Sinfommen au§ ber Kämmereitaffe fejtgefetjt wirb, neben bem man freilich ein Seputat an ©etreibe unb $olj noch beibeljält. £>ter bleibt 23*
356 SInteil ber Siirßerfdjnft an ber Stabtoerwaltunß. inan alfo auf ljalbem SBege fteljen, aber man ljatte fidj bamals bei ben Sefolbungen aller Seamteu nodj nidjt gur uollen Olelbwirtfdjaft aufgefdjwuugen. Sin barem Weibe ertjalten 1723 bie brei Sürger* meifter je 200 Soler, ber Sijnbitus 406 Safer 16 Wrofdjen, jeber ftämmerer 104 Saler unb jeber uon ben Senatoren 49 Saler unb 8 (Srofdjcit. Sas fonftige Seanitenperfonal ift im Serbältnts gu ber Wröfje ber Stabt nodj immer redjt galjlreidj. Ws finb uorljanben an Ol’ti- cinlibus: 1 Cberfetretär, 1 Stabtanwalt, 2 WeridjtSfetretorien, 1 Stabt Ijofmeiftcr unb ötonoinieiufpettor, 1 3ulofl§fdjreiber, 1 DiatSgöHner unb SSäger, 1 Sammgölluer, 1 ft'anglift. Siu Sienern werben beftellt. 2 Sürgermeifterbiener, 1 ftämmereibiener, 1 SluntiuS beS Stabt« unb yaftabifdjen WeridjtS, 1 Sollwerts* uub 3ulagSbiener, 1 befangen* Wärter unb WeridjtSbiener, 1 Srüdenticper (b. h- ©rüdenWärter), 2 SKagenfnedjte. Sils ^jeibebebiente finb uorgefefjen: 6 $olgwärter unb Sdjütjen (b. fj- fförfter) gu Serglanb, 'JJleffenttjin, im Slotfljaufe an ber ©arnitj, auf bet Cberwiet, in Söbenberg unb bei ftragwief Slufjetbem erhalten nodj Sefolbung auS bet ftämmereitaffe ber Stabt* pljijfituS, ber StabtdjirnrguS, 3 Guattiet|djreibet, ber ft imftpf eifer, ber Stabtgimmermanu, ber Surmbläfer, ber Stabtuljrmadjer, 1 Sdjom fteiufeger unb 4 SBagentnedjte. Überaus befdjräutt ift ber Slnteil, ben bie Siirgerfchaft an ber Stabtuerwaltung erhält. GS ift nidjt nadj bem Sinne beS autofrati fdjen Sflonardjen, bie Sürger gut Slitarbeit ober gar gur Kontrolle ber Verwaltung tjerangugiehen, beim einerfeits ift „foldje fjunttion mit Serabfäumung ber eigenen Slrbeit oertnüpft", anbererfeits liegt eS bem Staate allein ob, foldje Sluffidjt gu führen. Sie Unterfudjung ljatte feftgeftellt, bafe bie Seiorbnung ber fogenannten 17 SRänner gut SJlitwirtung bei ber Kaffeiwerwaltung nidjtS genügt ljatte. Srotj- bem wirb biefe alte Sürgeroertretung nidjt gang abgefdjafft. Sen 8 Sllterleuten ber ftaufmannfdjaft unb ben 9 ber ^auptgewerfe (ftnodjeit* bauer, Sätfer, Sdjmiebe, SJollroeber, Sdjuljmadjer, Sdjneiber, Sud) madjer, Söttdjer, Siieiner) foll alljäljrlidj ber SJledjnungSabfdjlufj mit ben Selegeu gur ©rüfung gugefanbt werben; fie haben aber nur baS Stedjt, einige SJlonita bem State mitguteilen, bie enbgültige Steoifion unb Gmtlaftung ftehen ber Kammer gu. gur Slitarbeit tonnte ber Stat Sürger tjeraii^ietjen bei ber Slbmiuiftratiou ber geiftlidjen Wütet, inbem er fie gu ©roniforen ernannte. Sim widjtigften war bem Könige bie Crbnung beS ftäbtifdjen ftaffenwcfenS, benn auf biefem (Gebiete waren bie Vligbräudje am fdjlimmften. Gute uuglaublidje lluorbuung, eine furdjtbare Stadjläffigteit,
Cvbnunß beS HaffemuefenS uub bei' ginanjen. 357 in miet) eine böfe llnreblidjteit Ijntten bort Eßlatj gegriffen. Sladjbem int gafjre 1722 fdjon 15493 Wulben an Dliidftänben t>on'.ßacht ober nnberen Abgaben eingctriebeii roorben mären, blieben noch 34 862G)ulben foldjer Stoffe übrig. Sie Summe ber Sd)ulben betrug 251 678 (Bulben, fo baß bie Sinfen ben größten poften in ber VluSgcibe barftetlteii. (Sine Slbljülfe mar bringenb notig, unb fie rourbe gefdjaffen burd) bie Sorfdjrifteii, bie in bem ratljäuSlicfjen ^Reglement gegeben rourben. (SS ift nidjt nötig ober auch taum angebradjt, hier alle biefe Scftiinmungen für baS Haffenroefen mitguteilen, eS genügt, beroorguheben, baß über» all fdjarfe Hontrolle eingefnljrt mirb; bie Prüfung ber Hämmerei» (Rechnung erfolgt burd) ben SJlagiftrat, bie 'Vertreter ber ®ürgerfd)aft, ben Steuerrat, bie Hammer unb fdjliefelicfj bittet) bie DberredjnungStammer in Berlin. getjt mirb regelmäßig ein (Stat aufgeftellt unb oon ber Hammer anfänglich für 1, fpäter für 5 galjre genehmigt. 'Halb nad) 1723 tritt infolge ber'Jleugeftaltung eine auffällige Sefferung in (Sin nähme unb SluSgabe ein, fo bafj faft regelmäßig ein Übcrfdjuß bie Slerminberung ber Sdjulben ermöglicht. Sparfamfeit mürbe babei anfs äußerfte geübt unb rüdfidjtSloS bie 53eanffid)tigung bitte!) bie Staate» beworben gewahrt. Ser SJlagiftrat mußte über bie größten Hleinigfeiten an bie Hammer beridjten, jebe außerorbeutlidje SluSgabe genehmigen (offen unb auch, meint nad) feiner ^Meinung ber Stabt Unrecht gefdjalj, artig ben SRunb halten. (Sr rourbe 1725 fdjarf gefabelt, roeil er „bei ben alten fdjmebifcheii fonueränen gnß maintenieren nnb fich her fdjulbigen Suborbination 311 entziehen fudjet". SJlan mertt oft bett Hrüdftod griebridj SSiltjelniS I., ber oljne Slürffidjt auf bie Siechte ber Stabt, wenn es baS allgemeine Staatsrool)! erforberte, ißr gehöriges ßanb gum geftungSbau in Sefitj nehmen, ®ruubftiicfe ober £>äufer, bie ber Stabt gehörten, als Staatseigentum oHupieren ließ. giir bie ginaiigeu ber Stabt roaren am roidjtigften ißr ®ritnb = befitj. Sesljalb enthält baS ratl)äuSlid)e Siegleinent bie eiugehenbften ®orfd)riften iiüer feine Serroaltung unb Skrbefferung. gunädjft roirb in ausführlichen ®er()eid)niffen ber Sefitj in unb außerhalb ber Stabt feftgeftcllt unb ber ÖJrunbfat) betont, alles möglichft nitßbringenb gu uerroenbeu. SBas nichts abroirft, füll ueräußert werben; fo wirb 1726 ber obere Stabtroeinfeller am fioljlmarlt au goljann Sauiel Slonneman uerfauft, bagegen ber Heller unter bem Siatljaufe gu einem offenen 'ffiein» unb Sierfdjant eingerid)tet unb oerpadjtet. Sie eigene Slder roirtfdjaft ber Stabt roirb abgefdjafft unb aus bem bisher oon ber Hämmerci felbft bcroirtfdjafteten ßanbe ein neues Slderroert auf bem Soriteij gefdjaffen unb in ^ßadjt aitSgcgeben. 9US ber Honig 1726 beftimmtc, baß jebe .fperrfdjnft fid) aufs äußerfte befleißigen folle, bie
358 SOMiorationen im fläbtifdjeti ©ninnbbtftfc. SBriidje urbar gu machen unb gu befiebeln, mußte aud) (Stettin auf feinen ®efetjl mit foldjen Arbeiten im Rrampegebiete beginnen, baS bi§ bafjin faum irgenbiuie anSgenutjt mürbe. Ter fogenannte Stabunfdje ®erg rourbe gur Einlage einer .^ollänberei bemißt, 1727 eine foldje bei 'IBoIfsIjorft unb auf bem langen ®erge angelegt. (Sehr eingeljcnbe Unterfudjungen rourben über bie ftäbtifdjen SRüijlen angeftellt; eS beftanben 1722 adjt Sßaffer- unb groei SHnbniiiljIen. gum ftäbtifdjen ©tgentum gehörten 1724 'Rrmenljeibe, Rreforo, ber tjolje unb ber enge Cbertrug, Sffleffentljin, fflemiß, ®öliß, ißrilip, '.ßoinnterensborf, (Scheune, (Sdjroargoro, Gdjmellentljin, Sölfdjenborf, SBufforo, mit im gangen 1549 Untertanen. 3eljn Qfafjre fpäter rourbe eine genaue Sermeffung unb Rataftrierung beS CanbeS oorgenommen, babei ergab fich folgenbeS: 2435 SJlorgen 97 Stuten £anb 1. Rlaffe, 144 164 <> » 2. „ 28 — „ beroad))eneS Canb, 844 7!t „ Uyiefen, 81 7 „ Roppel, 228 3 „ ^ütimg, 345 9 „ beroadjfener ©ruch- Cbrooljl bie Rammerei bamals oon ben Slderroerfen, Rriigen unb SBiefen 1104 Taler an Sßadjt mefjr einnahm als im $aljre 1722, roar bie oorgefeßte ®eljörbe bamit nodj nidjt gufrieben, fnnbern orbnete auf Sefetjl beS Rbnigs an, baß baS (Stettinifdje Eigentum nicht mehr in eingelnen (Stücfen oerpadjtet, fonbern, fo roie eS bereits in Dftpreußen gefdjab, in ©eneralpadjt aitSgegeben roerben folle. Ter SJlagiftrat wollte baS erft nicht, rourbe aber, roie gewöhnlich, bagu gegroungen unb fdjloß 1735 mit bem Slmtmaiin ^ofj. ©Ejriftoplj (Spaarmann einen ffleneralpadjttontraft auf neun $atjre. ®ei ber ®achtfunnne oon 5916 Teilern fdjeint biefer fein Sefchäft gemacht gu haben, benn er gab fdjon 1737 ben Routraft auf, unb für ttjn trat R. Rolbe 1738 ein. 'Ruch bei biefer neuen ®erpadjtnng würben genaue Slufnaljmen unb ®ermeffungen oorgenommen, bie uns geigen, baß man eS nirgenbS an ®erbefferungen fehlen ließ. Sfftan (teilte bamals ein Tienft= reglement für bie Untertanen in |ebem Torfe feft, in bem beftimmt würbe, roaS bie Sauern an Tienften bem Sßädjter gu leiften hatten. ®efonbere (Sdjwierigfeitcn madjte immer noch baS Serhältnis ber (Stabt ®öliß gu (Stettin, trotj aller Serorbnungen unb ®eftimmungen hörten bie (Streitigfeiten nicht auf. (Seljr eingeljeiibe Sorfcßriften enthält baS ratljäuSltctje Stegfement über bie (Stabtforften; eS mußte ber irrationellen Söirtfchaft unb ber ^olgoergeubung burcfjauS ein ®nbe gemacht roerben. Tie fdjarffte Rontrolle über baS Slbholgen unb über bie
®a£ ©teuer-, baS Sau- unb baS Suflijroefen. 359 ßieferung beS TeputatfeoIgeS rourbe angeorbnet unb gugleidj S‘*rforge getroffen, bafe bie oom Könige erlaffenen ©bitte betreffenb Slnforftung unb ©ifjonung aud) roirllidj befolgt rourben. Ter ©rfolg ift nidjt auSgeblieben, ber Ertrag auS ben ©tabtgütern begann fidj gu feeben. SJlit grofeer 'Dlüfee rourbe baS Slbgabe unb ©teuerroefen ber ©tabt georbnet; ben Sürgerfdjofe feob man auf. Tie roidjtigfie ©in« nafemequelle rourbe bie fogenannte Zulage, b. fe- eine Slbgabe oon SRalg, unb oon eintonnneiiben unb auSgefeenben SBaren. ©ine neue Crbnung rourbe 1722 eingefiifert, bie im allgemeinen 1 ißrügent oom SBerte ber SSJaren als Slbgabe feftfetjte; einzelne fiir bie Tnrdjfufer nadj Serini ober grantfurt einfommenbe Suter rourben oon ber 3l,l°9e befreit. Tie fonftigen ©innafemen auS bem Sürgergelbe, baS bei ber ©rroeroung beS SürgerredjtS gu gafelen roar, auS bem ©tättegelb, auS ben SRetognitionSgebüferen, bie oon ben Seroerten für geroiffe Sefug« niffe ober ütedjte entrichtet rourben, roaren giemlid) gering, ©troaS meljr brachten baS SolIroerlSgelb, ber SrücfengoU, bie ©tabtroage u. a. m. ein. Tie Erhebung beS ßolleS auf bem langen ©teinbamm, fiir btffen ©rljaltung 1723 ein ^Reglement erlaffen roarb, verpachtete man für 500 Taler; fie rourben für bie Unterhaltung beS TammeS verbraudjt Tem Sauroefen rourbe ebenfo grofee ©orgfalt geroibmet, ftrenge Sluffidjt über bie ber ©tabt gehörigen Sebaube angeorbnet, bie fidj aber audj auf bie ^ßrivatbauten erftredte. 5®aS auf biefem Sebiete geleiftet roorben ift, feQl fd)on oben eine Tarftellung gefunben; hier mag bie Slngabe genügen, bafe in ©tettin 1721 noch 92 roüfte ©teilen, 1743 bagegen nur 6 oorhatiben roaren unb bafe in letjterem Safere bort 1491 Käufer mit ßiegelbäcfeern, 31 mit ©trofebädjern unb 20 ©djeitnen gegäljlt rourben. Ter ©tabtbauetat, ber feit 1732 regel« mafetg an bie ßriegS« unb Tomänentammer eingereidit rourbe, featte bamals eine £>öfee von 2361, im närfeften Safere von nur 1101 Talern. Ter groeite Titel beS ratfeäuSlidjeit ^Reglements nut 44 ißara grapfeen befeanbelt baS Suftijmefen; micfe I)iCr finb mandjerlei Ser befferungen eingefiifert. Snbeffen bie gröfete ©cferoierigteit rourbe niefet befeitigt, ba eine einfeeitlicfee SendjtSverfaffung noife niefet gefefeaffen roerben tonnte. «Reben bem alten ©tabtgericfete, fiir baS ber ©tabt« ridjter unb 11 Vlffefforen ober ©cfeöffen vom äRagiftratStollegium geroäfelt rourben, beftanben baS laftabifdje Sericfet, baS Slurienlirdjeit geridjt unb bis 1725 baS Sitrggendn, unter beffen SüriSbittion bie Serooljner ber ^errenfreifeeit, befonbers beS ülofterfeofeS, ftanben; fie rourben fpäter in SnfNjfadjen an bie «Regierung, in «ßoligeifatben an bie Kammer verroiefen. Tie ©imnofener beS neuen gort «ßreufeen würben 1738 unter bie SeridjiSbarfeit beS 'JRagiftratS geftellt. TaS
öifolge ber SReform. 3(iO Serfafjren in StonturS= unb 'IScdjfclfadjen erfuljr gwar eine Sercin fadjung, war aber immer nod) uerwirtelt unb umftänblidj genug; es erübrigt fid), e§ an biefer (stelle genauer 311 befdjreiben. 3Ran fudjte and) auf biefem (Gebiete Crbnnng unb Unpartcilicfjteit 31t fdjaffen, bie Stliqnenwirtfdjaft 311 befeitigen unb ft'onflitte gwifdjeii ben einzelnen ©eridjtsljöfen unmöglidj gu ntadjen. 'JRit ber norfteljenben Sarftellung ift ber gnljalt beS ratßäiiSlidjen ^Reglements nidit erfdjöpft, aber fie tann Dielleüfjt genügen, um einen ©inbruef bauen 31t gewinnen, wie fiir alle 3>ueige ber ftäbtifdjen Ser» waltung eine gang neue ©ruiiblagc gefdjaffen würbe. Crbnung unb Sparfamteit, SReblidjteit unb Oicredjtigteit füllten in ben Stabten wieber Ijerrfdjen unb biefe 31t niißlidjen nnb wertuollen Seilen beS Staates madjen. Rönig griebridj '-löiltjelm 1. war ein 9Raun, ber wußte, waS er wollte, unb burdjfüljrte, was er als gut unb ßeilfant ertannte. SRit fonberlidjem gntereffe ljat er fid) um bie ©ntwictelung Stettins gefümmert unb, wie aus ben gaßllofen ©rlaffen unb ©bitten IjeiDor« gellt, and) bie fleinften Slngelegenljeiten nidjt unbeadjtet gelaffen. So ift itjm gu Derbanten, baß bie feljr gurüdgegangene Stabt entlief) wieber einen Sluffdjwung naljm. 'Rnßerlidj tut fid) ein foldjer fdjon in ber ßunaljme ber Seuölternng funb, bie fidj im galjre 1720 auf 6081 Sßerfonen belief unb 1740 auf 12 360 geftiegen war. Ser Sajwert ber Käufer betrug im galjre 1737 meljr als eine SRillion Saler. Sie ftäbtifdjen Sdjulben waren 1739 auf 85 884 Saler gnrüdgegangen. Ser SJoIjlftanb ber Sürger war freilid) nidjt beträdjtlidj. Qn ben galjren 1720 unb 21 würben bie Sürger in 4 ßlaffen, ©roß-, SRittel», föleim unb nod) geringere Sürger geteilt, ßu ber erften gehörten nur 27 ober 24, 311t gweiten 152 ober 144, gur britten 680 ober 353, gur uierten 234 ober 446 Sürger. SSeitere berartige Slufftcllungen, bie einen Ser» gteicfj erniöglidjen, finb bisher nidjt betannt geworben Sie Sürger- tompagnien blieben befteljen, aber oerloren innner meljr iljre Scbeutimg. Sagegen fpielten bie beiben Sdjüßentompagnien eine bebeutenbe Stolle im Stettiner Siigerleben. Jlbnig griebrid) SBilfjelm ließ iljnen mandjen ©nabenerweis gitteil werben. SaS jäljrlidje Sogelfrfjießen auf bem ber Stabt gehörigen Sogelftaiigenplatje, ber 1735 wegen ber 'Einlage beS gorts Heopolb ein wenig nadj Sorben in bie ©egenb beS heutigen CogengartenS nerlegt würbe, war ein allgemeines SolfSfeft, an bem fidj 911t unb ^ung, Seid) unb 9(rm beluftigten. SaS SdjütjenljauS, baS am Ijeiligen ©eifttore lag, war ein 9Rittelpmift beS gefelligen SerteljrS. Senft begann baS Heben ber Sürger bereits allmäljlidj anbere gönnen anguneljmen; eS madjten fidj infolge ber ^unaßme beS
Tie friuuöftfdje Kolonie. 361 SRilitürS unb ber Beamten neue Einflüffe geltenb. Ter ocrßültiiiS= müßig geringen gaßl non Bewoßnern, bie wirflid) Bürger waren, b. ß. baS Bürgerredjt erwarben, trat bie größere SRenge berer gegen über, bie entweber ejimiert waren ober feinen Söert auf bie Erlangung bes BitrgcrredpS legten. (So bilbete bie Beoblferung ber (Stabt feine in fid) gefdjloffene Eemeinbe mehr, fonbern eine SRaffe oon Bewoßnern, bie nur burd) ben genieinfanten SBoßuort ßufannnengeßalten würben. TaS wurbe nod) oermeßrt burd) bie Einricßtung ber fran^öfi« fdjen Kolonie, bie trotj energifdjen SBiberfprudjeS bes SRateS burd) 5?öiiiglicfjeS patent oom 6. Quni 1721 erfolgte. Tie oollftünbig erinnerte Stellung, bie ^reißeit oon Bürgergelb uub Einquartierung ber Koloniften erregten in ber Stabt oiel Slnftoß. Ter 311111 Tireftor ber franjöfifd)eii Kolonie ernannte Cbergerid)tSrat oon QJauoain ßatte gar mandjen Kampf mit ben Bürgern auSjufedjten; er fanb aber immer wieber Scßutj beim Könige, ber burcß jaßlreicße KabinetS= orbreS alle Belüftigungen ber neuen Bewoßuer ftreugftenS oerbot. 'Jlotß bei ber Erbßulbigung oerfudjte ber 'Jtat auf briugenbeS Bitten ber Bürgerfcßaft, biefer bie gleiten Borred)te, wie fie ben Koloniften 3ugefagt würben, 31t gewinnen, ßatte aber feinen Erfolg bamit. Tie neue Eemeinbe in ber Stabt, bie eigene EeridjtSbarfeit unb eigene Verwaltung ißrer Slngelegenßeiten befaß, naßni 3iemlid) fcßnell 31t, 1722 beftanb fie bereits auS 70 Familien. Ter König intereffierte ficß perfönltd) lebßaft fiir biefe Erünbung, ba er ßoffte, baburcß bie ÜRanufafturen in ber Stabt 31t ßebeu. TeSßalb forberte er baS fraii3Öfifd)c Tireftorium auf, für Slnfeßiing non gefdjidtcn unb be mittelten ßoßgerbern ober SBollfabrifanten 3U forgen. $n ber Tat gogeri folcße fpanbroerfer nad) Stettin, wie au§ ber ßifte ber IRitglieber ber franjöfifdßen Kolonie von 1740 3U erfeßen ift; fie entßält 41 .Hauseigentümer unb 47 Qnquilinen (b. ß. URieter) uub barunter nicßt wenige ßoßgerber, 3. V. Slbraßam Salingre, unb Tucß niacßer, 3. B. Samuel Tubenborf. Es fam burd) biefe Slufieblung ein 00113 neues Element in bie Stettiner Bevölferuug, baS mancherlei 3ur Eutwidelung ber Stabt unb ißrer gewerblidjen Berßültniffe bei getragen ßat. Ter preußifcße Eeograpß Vlbel ßat beSßalb rooßl nid)t llnrcd)t, wenn er 1735 fdjreibt, baß Stettin fiiß burd) bie baßin gelegte frati3Öfifd)e Kolonie unb bie Einlage oon SRauufaftureii fd)uell geßobeu ßabe. grcilid) bie einftmalige Einheit ber Beoöltenuig wurbe burd) biefe Einlage und) meßr 3erriffen. Tie eigeiitlid)eu Bürger, bie Be- woßner ber Kird)eii= unb bie ber .£)errenfreißeit, bie Koloniften, bie Beamten, bie '2lngeßorigen ber Earnifon, jebe Klaffe ßatte ißrc
362 geuerotbnung unb ©trafjtnrtuugung. befonberen Stecßte unb ißflidßten. Tiefe roaren bei ben tnirflidjen Bürgern aut brüdenbften. Tiefer llmftanb roar oielleidjt ein Sntnb bafür, baff man ißre Verpflidjtung gum Sladjtroadjtbicnft aufßob unb 1729 elf Slacßtroädjter unter groei SBadjtnieiftern anftellte, bte ben regelmäßigen Tienft gu leiften ßatteu. SJleßr ©cßroierigteit madjte bie Crbnung beS geiierlöfdjroefenS. Sinen großen gortfdjritt bebeutete bie 1722 erfolgte Srünbung ber geuerfogietät, für bie eine genaue Slufnaßme ber fünfer erfolgte, gn ber reoibierten geuerorbnitng oon 1728 rourben befonbers and) bafür Seftimmungen getroffen, baß bie nötigen ßöfdjgerate nidjt nur oorßanben, fonbern and) in gutem guftanbe feien. Ter Stönig felbft fdjentte ber Stabt groei in Serlin oerfertigte geuerfpritjen, bie bei ißrer Slntunft feßr beiounbert rourben. gür bie ^errenfreißeit mußte baS ßöfdjroefen befonbers georbitet werben; eS madjte ßier giemlid) oiel SJlütje, bie SDlannfdjaften unb Geräte gu befcßaffen. Sin übler $untt in ber ©tabtoerroaltung roar immer roieber bie ©traßenreiniguug. Cb bie ©tabt ober bie Slnrooßner beu Slraut martt, auf bem ber Haut ftanb, gu reinigen batten, batüber rourbe gaßre lang geftritten. Tie SJlißftänbe fdjeinen bamals fdjlimmer geroefen gu fein als in ber fdjroebifdjen geit, bie Silagen unb Se= ftßroerben ßörten nitßt auf. Verorbnungen rourben immer roieber erlaffen, aber ebenfo wenig beadjtet, roie bie alten SBeftimmitngen ber Sitrgerfpradje, bie 1724 gum letjten SRale oerlefen roorben gu fein fdjeint. Tiefe alte Sinridjtung paßte in bie neue geit nidjt meßr ßinein, burd) baS gntelligengblatt ober burd) fonftigen Trud tonnten bie Crbnungen leidjter unb fcßneller betannt gemad)t roerben. SS blieb aber nod) üblitß, amtlicße Setanntmadßungen oon bett Sl'angeln gu oerlefen. gm gangen war baS Verhältnis ber Vürgerfdjaft gu bem State in biefer Seit weit frieblidjer als früßer, ungroeifelßaft infolge ber neuen Sinricßtung ber ©tabtoerroaltung. Tie SlHeinßerrftßaft bes SJlagiftratS roar gebrocßen, er ftanb unter ber ftrengften Kontrolle beS ©taateS, er wagte eS faum, fid) felbftänbig gu rüßren. Ta bie bürget faßen, roie bie töniglicßen beßörben jetjt eigentlid) alles beforgten, rourbe ißr gntereffe an ben Vorgängen in ber Verwaltung geringer, ber Sentein» finn fdjroanb immer meßt. Tie berooßner ber ßaftabie, bie fid) guriict gefeßt fühlten, brachten roieberßolt Silagen über guftänbe in ißrem ©tabtteile oor, aber nicßt meßr beim Slate, fonbern bei ber firieg§= unb Tomänentammer. SllS 1737 ein großes $odjroaffer, ba§ übrigens ber ßofalbidjter VartelS gu befingen nidjt unterlaffen ßat, großen ©djaben am rechten Cberitfer anricßtete, ba erßob fidj oon bort ber
•Der £>anbd. 363 fRuf nad) Staat?fjilfe, unb biefe rourbe aud; nad) SJlögIid)feit geleiftet. Sie eigene Straft itnb (Selbftänbigfeit gu erroeden, roar bie JReform griebrid) SBilfjelniS I. nidjt geeignet, fie fdjuf nidjt freie Sürger, fonbern Untertanen. Söie feljr e? bamal? an Selbftgefüf)! feljlte, ertennen roir redjt, wenn roir auf bte Semiiljungen be§ König? um bie Hebung be? Stettiner .£> anbei? einen Slid roerfen. 2öie ljat er gearbeitet, um einen neuen Eeift in ben Stettiner Kaufleuten gu erroeden, roie bat er geroettert: „$hr Krämer!", roie ljat er alle? mögliche angefangen! Söenn e? ifjin gelungen ift, beu ^anbel tatfäd)Iid) au? tiefem Verfall etroa? gu Ijeben, fo haben bie Stettiner felbft roenig bagu getan. Klagen unb Sefchroerben liefeen fie genug laut roerben, aud) Släne entroarfeu fie unb Sßrojefte, aber entfdjloffene Sattraft beroiefen fie nidjt. Sie Kaufmannfchaft beEjielt iljre altljertömmlidje Serfaffung unb ihren SRittelpunlt int Seglerhanfe. SDbgleidj bie mittelalterliche .£>anbel?!ompagnieit ber Srater*, galfter unb Ellbogenfahrer längft jebe praftif<f)e Sebeutung oerloren Ratten, liefe man fie gu gefelligen $roeden unb gur Erhaltung unb SSerroaltung be? Vermögen? roeiter befteljen. Sn ber Korporation gehörten 1739 nur 85 Kaufleute; teine eingige ber bamal? uorhanbenen girmen hot fid) bi? heute erhalten. Sicht? geigt oielleicht bie hin’ unb herfdjroantenbe (gntwidelung be? Stettiner .fjanbel? mehr, al? bie Satfadje, bafe faum ein Kaufmann?hau?, fo weit roir e? feftftellen tonnen, oiel mehr al? ein Qahrhunbert über bauert hot. Sie Kramer bilbeten roie früher eine eigene Kompagnie. Sa? Söert ber 24 £>aten erhielt 1722 einen föniglidjen Sdjnfebrief, bie eingelneu Oieroerbebetriebe beburften einer befonberen Kongeffion. Sie fRegieruijg erteilte aud) eitigelnen ißerfonen, bie nicht ber Kauf« niannfchaft angehörten, namentlich Schiffern, eine Erlauben? gum .fjanbel. Siefe fogenannten Kongeffionarien roaren natürlich ben Kauf« leuten feöchft unbequem unb oerljafet, aber bie ^Regierung hielt, fo fdjeint e?, ähnlich roie bei ben 4?onbroerf?meiftern, eine foldje Kon turreng für gang groedbienlidj; mandje biefer Kongeffionarien hoben e? gu niefjt geringem Vermögen unb Slnfeljen gebracht. Ser fjanbel Stettin? bot in ben fahren 1715—20 einen troft» lofen Slnblid. Sie Cigentabgaben beliefen fidj 1719/20 auf 10248 Saler, nur ein Viertel non bem, roa? fie unmittelbar nach ihrer Einführung 1634 eingebradjt hatten. „?llte, roohletablierte Kontor?, bie bei ben felben ganiilien saecnla burdj beftanben unb ben fjanbel tontinuierten, finb oerarmt unb haben ihr Kapital in ßanbgüter angeroanbt“, fo flagte man bamal?. 9Jlit Energie griff bie preufeifefee Regierung ein, liefe Konferengen abhalten, (Gutachten augarbeiten, oerljanbelte mit ben
Tie WieberlaßSßeitrfjtiflfeit. :m>4 '2llterleuteii bet Kauftiiannfdjaft uub befpradj bie SBiinfdje ber ©iirger. Kriegsrat llljl hatte bie fdjtuere Aufgabe, bie Gomiiierjienüliigelegeiihciteii 311 bearbeiten, aber ber König felbft befdjäftigte fidj ^eitwcife uuauSgcfeßt mit ihnen; ben Söeinljanbel mit ©erlitt, ben Saljhanbel, ben ffletreibe« ljanbel nadj Oacfjfen, ben Raubet mit (Meivürj» unb SIpotheterroaren gu Ijeben, alles baS lag ihm perfönlirfj am ^er^eit, unb er hatte lange bie Hoffnung, bafj fidj feine hanbelSpolitifdjen ©läne erfüllen mürben. 28aö für .fcjinberuiffe aber iljm uon allen Seiten, nidjt 311m minbeftcn von Stettin auS erroudjfen, tann man nur auS ben unenblidjen ©er- Ijanblungen unb ben galjllofen Sdjriftftücfeti ertennen, bie in umfang» reidjeu ©fteiiftüdeu erhalten finb. ©leljr Ginfidjt al§ bie meiften Stettiner Kaufleute beroieS ber Kaufmann ©eumaitn, ber im SQlärg 1724 ein ausfüljrlidjeS ffiutadjteu einreidjte unb barin bie ©ilbttng eitteS Sommerj Kollegiums unb bie Grridjtuitg uon $anbelSfompaguieit uorfdjlug. Tie ÜHterlente oom Seglerhaufe hoben bemgegenüber nidjt nur bie Sdjroierigteiten, bie foldjer ©rüitbung entgegenftanben, hervor, fonbern zeigten and) fo roeuig UuterneljmungBgeift, bafj bie Kriegs« unb Tomäncntammer ein feljr abfpredjenbes Urteil über bie Stettiner abgab. So fdjeiterten alle bie fdjonen Gntroiirfe unb ©rojefte, aud) ber 1725 uom K'ammerbirettor £jille ausgearbeitete ©Ian betreffenb bie Grridjtung einer großen £janbelsfompagnie, au bem SSibcrftanbe ber Stettiner. 9lm 3äljeften hielten fie an ihrem ©rioileg ber ©ieberlage feft, aber ber König tümmerte fich nidjt um ben SSiberfprudj ber ©iirger« fdjaft ober bie Ginroenbuttgeit, bie ihre Slbgeorbneten bei einer Kon= ferenj in ©erlitt marijteii. ?lm 8. Januar 1723 erfdjien ber ©C3eß, ber guuädjft uerfudjSroetfe bie freie Turdjfaljrt ber Söaren anorbnete; nur für ßeittfamen, Sifen unb Tran blieb ben Stettinern unb graut furtern baS ©ieberlagSredjt erhalten. Ter uom Könige ben Stabten aitfgcjioungeue ©ertrag mürbe nadj unenblidjen ©erljanblungen, bei betten bie Sonberiutereffen immer tuieber burdjbradjen, 1728 auf fedjS galjre verlängert, ja im folgenben gaßre probemeife ein gang freier fjanbel ^mifdjen Stettin unb granffurt eingefüljrt. Gin bebeutfamer Jlttffdjroung beS £>anbelS veranlaßte bie Stettiner Kaufmantifdjaft, bie jetjt ben ©urteil beS freien ©ertehrS erfannt 311 haben fdjeint, fich 1731 fiir bie gortfeßung biefer ©robejeit attSaufpredjen. Ta man aber gttrdjt vor bem Gittbringeu frember ^aitbelsljäufer hatte, rourbe ber burdj ben Stegeß von 1723 gefdjaffene Suftaub roieber hcr9eftcWi- TaS bamals herrfdjenbe Sijfteni beS ©lerfautiliStiniS ließ eine $anbelS» freibeit im eigeutlidjeu Sinne nod) nidjt 31t Tie ©emiiljutigett ber preußifdjeu ©egierung blieben nidjt ohne Grfolg; ba3ii trug ber allgemeine volfSroirtfdjaftlidje ?luffdjrouttg, ber
Vnnbel unb Seefahrt. 365 in ben fahren 1728—32 feinen .fjotjepuntt erreichte, erljeblid) bei. Die (Siir unb SluSfiiljrliften geigen eine Steigerung, bie allerbingS geitweife ivieber abnimmt. Der ^olgejport unb ber SBeinimport, bie bebeutenbften .^anbelsgweige ber Stabt, wnchfen beträdjtlid). Qn ben Seridjten, bie ber Vlagiftrat feit 1733 jäfirlid) nom (Soniniercio erftattete, treten allerbings bie Klagen immer nod) feljr tjeruor. ßieiuötjnlid) Ijeifjt es: Stein fonberlid) commercium! Qa 1739 behaupteten Stat uub Kaufmannfdjaft jogar, ber £janbel ljabe in ben letzten 10 ^nljren eher ab= als giigenommen. (Obwohl bainals tatfädjlidj eine geiviffe Flauheit int ®efd)äfte berrfdjte, geigen bodj bie 3al)len im allgemeinen eine Steigerung. 'Kiel Sorge madjte bem Könige ber WetreibeIjanbel, ben gu förbern ihm befonbers am bergen lag. Diefer £>anbel, ber nadj einer ’Mufjeruiig bes 'JiateS „oon jeher ber principalfte in Stettin" gewefen war, hatte Sdjweben als ?Ibfatjgebiet verloren. Die ^Regierung Derfurfjte einen Verlebt nad) fRufjlanb gu fdjaffen, fanb aber bei ben Stettinern fehr wenig (Gegenliebe, fo bafe ber KornUjport unb Qmport gering blieb. ?ll§ and) ber Verfudj eines Vertel)rS mit ^ßolen mißlang, ertlärte griebrid) SSiltjelm ärgerlich: „Die Stettiner Kaufleute finb fdjläfrig unb iiadjläffig." 'JJlaii tann ihm baS Urteil nidjt oerbeiifen, ba alle feine guten 'llbfidjten auf Vöiberftanb ober fülle 'Ablehnung ftiefjen. Die 1725 in Verlin gegrnnbete ntffifdjc ^anbelstoinpagnie, beren Vertreter in Stettin baS Siirgcrredjt gewannen, füllte ben penibel mit ntffifdjeii Düdjern beleben; fie fanb aber bei ben Stettinern ooll« foninienen SRangel au llnterneljmungSgeift. Vluf eine Slnfrage ber '.Regierung wegen ^janbcIS mit Däuemart, gaben bie Kaufleute bie ©rtläruug ab, eS finbe fidj nieniaub, ber fid) mit bem $anbel baljin abgugeben ßuft hätte SJlit ber Seefthiffahrt ftanb eS ebenfalls feljr fdjledjt. Die Ve= miiljungeii bes Königs, ber Stabt Stettin Sunbgollfreil)eit gu verfchaffen, mißlangen, bagegen vertrat er wieberholt recht energifch Sorberungen ber Kaufleute an bie Krone Sdjweben. Der Verlebt nut Sd)weben aber ging immer mehr guriict, 1729 fuhren nod) 10 Stettiner Sd)iffe nadj Stocfljolni. Die Seegölle uub ßigenten, ber 'JRangel an .f)aubelS= oerträgen, bie Konturreng ber £>ollänber, aber auch bie 'Jlad)läffigleit unb geringe ßeiftungsfäljigteit ber Stettiner Schiffer unb beS Sdjiff ooltes hemmten bie Seefahrt in biefer Seit mehr als bie fdjledjten SSafferoerhäUniffe in ber 'Seene, bie bamals nur an einigen Stellen 6—6% $ufj Diefe hatte. Die {Regierung begann 1731 mit Vorarbeiten für bie Vertiefung ber Swine, auSgefiihrt würbe ber Sau erft fpäter. Die Sahl ber Stettiner Schiffe belief fid) 1720 nur noch auf 38 große
366 ©ewtrbe unb IJnbufhie. unb Heine; fie flieg gwar im ßaufe ber Qaljre etwas, blieb aber immer feljr gering. Tie Sinnenfdjiffaljrt mar nidjt oiel umfangreidjer, alle Tarifreformen tonnten fie nur wenig ßeben. ©er SJartljeljanbel würbe müljfam neu belebt, unb ber Serteljr auf ber Eber naljni audj nur feljr langfam gu. Söir ertennen audj ljier überall ben Einfang gu einer Sefferung, bie Heime einer neuen (gntwidelung, aber nur feljr allmäljlidj Ijob fidj bie Stabt, bie nodj nidjt bie Straft ljatte, auf eigenen fjüfeen gu ftefjen. übidjt anberS ftanb eS mit ben gewerblidjen Buftänben. Sind) in ber ^anbwerfspolitit befolgte tJrtebrici, XöilIjelni T. bie merfantiliftifdjen ©runbfätje: Seförberimg ber £>erftellung möglidjft vieler Söareit im Qnlanbe, fowie Sdjaffen unb Sdjutj einer einfjeimifdjen 3nbuftrie unter fteter ßlnffidjt be§ Staates. ©ie Bünfte erhielten gum grofeen Seile 1739 neue Privilegien unb ®riefe, nadjbeni infolge beS fReidjSgefetjeS von 1731 bie alten görmlidjteiten unb Sebräudje ab» geftellt worben waren. @S würbe bann audj verorbnet, bafe bie (bewerte, bie ißren Slbfafe in ber Stabt allein ljatten, wie Söder, Srauer, Sdjlädjter, Sarbierer, Saber, fflpotßeter, SRaterialiften unb $öfer, gefdjloffen bleiben, b. ß. nur eine beftimmte Slngaljl von Sleiftern ljaben füllten. SInbere bagegen mufeten als nidjt gefdjloffene hinter nadj Slnorbnung ber Hammer unb beS States neue Sleifter aufneljmen. ©aneben betjielt fidj bie Siegierung vor, patente für greimeifter gu erteilen. Qm eingelnen würben mandjerlei Slifebräudje, unnötige geftlidjfeiteu, bie Anfertigung foftbarer SJleifterftüde it. a. tu. verboten. 3m allgemeinen aber befanb fidj ba§ £>anbwerf bamals in redjt tiefem Serfall, bie Sunftfertigfeit alter Beiten war gugrunbe gegangen, befonbers audj weil infolge ber allgemeinen bürftigen Serßältniffe ficfj ben $anbwerfSmeiftern feine ©elegenljeit bot, beffere ©egenftänbe gu ver- fertigen. SBenig nur ift erhalten, was ein größeres Serftäiibnis unb beffereS ©efdjid beweift, nnb mandjeS bavon mag von ben frangöfifdjen SJlanufafturifteji angefertigt fein, bie in eingelnen B^eigen weit gefdjidter waren als bie einljeimifdjett. ©er Sl’önig aber fudjte auf alle SSeife bie Oaniifatturen gu förbern unb gu ßeben. ©agu erteilte er Privilegien unb Porredjte, g. S. 1721 für bie Anlage einer Seifenfieberei in Stettin. Bur Rebling ber SSollinbuftrie liefe er 1723 eine Spiimfdjulc begrünben, in ber IjerrenlofeS ©efinbe unb ^öferweiber wödjentlidj ein Pfunb SBolle fpinnen mufeten. ©urdj ißn erßielt ber Staufmann 3faat fllaubij auS Amfterbam 1720 eine St'ongeffion gur Anlegung einer Buderfieberei in ber ©rapengiefeerftrafee (Sdjulgenftrafee), unb eS gelang aud) eine Aftiengefellfcßaft ober, wie man bamalS fagte, eine privilegierte ^anblungSfompagnie gum Setriebe unb gum $anbel mit Buder gu
Snbuftrie. 367 begrünben. Obwohl 9laubp 1721 eine gweite ^Raffinerie entrichtete unb mancherlei Staatsljülfe erhielt, machte baS Unternehmen bod) balb banfrott, unb 'Jlaubt; flüchtete unter VJlitnahme einer nicht unbeträchtlichen Selbfumme. Tiefer SBorgang erregte großen Unwillen unb ftärlte ben Sßiberftanb, ben ein Teil ber (Stettiner Uaufmannfchaft ber ©rünbimg von Wnfang an entgegcngefeht Ijatte. Beffer gelang bie Hebung beS Schiffbaues, bie burdj ein patent uom 23. Cttober 1719 eingeleitet wurbe; auch h'er trat Staatshülfe burd) ©rlafe uon ßigenten auf einige Qahre, (Selbunterftütjung u. a. m. ein. Tie erften auf ®runb folger SSergüiiftißinig gebauten (Stettiner (Schiffe trugen bie begeichnenben 'Jlameii „Hoffnung befferer Beiten" unb „Hoffnung von Stettin". URartin Stiisfe baute 1724 einen Tudertahn, 3oad)im Sprenger fpäter mehrere gröfeere Schiffe. Qn ben Bahren uon 1726—1736 würben in Stettin 43 neue Schiffe gebaut, uon benen bie größten eine Trag- fähigfeit uon 80 Saften hatten unb etwa 6600 Taler lüfteten. 2lud) im Schiffbau waren grangofen, 5. B. ein Kapitän ©uillarb, tätig. „Tie Stabt Stettin, fo fcfjreibt Batob fßaul o. ©unbling in feinem pommerfdjen SltlaS (1724), befteht aus bem ftattlichen $anbel, Schiffahrt, 3ucfer=Sieberei, ÜRanufalturen, gifdjereien unb anberen ftattlichen bewerben, fo biefe Stabt in 3?Ior uub Aufnahme gebracht haben." Sinnig griebrich Söilhelm freute fich, tuenn er nach Stettin tarn, über ben allmählichen fjortfdjritt uub fprad), fo fehr er fich aud) immer wieber über bie Stettiner ärgern muhte, wieberljolt feine SSe^ friebigung auS über baS, waS er bort fah, t>ielt aber auch mit Tabel uub Strafen nicht gurüd. (Sin befonbereS 'Ärgernis bereiteten il)m gu allen Beiten unb an allen Orten Untätigleit unb Trägheit. Um ihr eiitgegeuguarbeiten, liefe er mit $ülfe ber ffapitatien, bie ben beiben alten verfallenen Stiftungen, bem ißinfen= unb bem Beginenhaufe, gehörten, nal)e beim heiligen ©eifttor an ber ©de beS fftöbenbergS ('Äofengarten) baS Bucht» unb WrbeitShauS errichten; gu bem 'Bau, ber 1726 fertiggcftellt wurbe, verwanbte man bie Steine oon einem alten auf bem B3ege groifd)en Tamm unb Stettin ftehenben Turme. (SS füllte gut Unterbringung uon „unverfdjämten, gefunben unb ftarten Bettlern, ungehorfamen, boshaften unb wiberfpenftigen ©efinbe, lafter» haften unb Iieberlid)en Berfonen" bienen, bann aber, wie bereits erwähnt, aud) bie Söollmanufattnr heben. 3-ür il)n war bie fittlidje görberung feiner Untertanen nid)t miiiber wichtig als bie materielle. Teshalb waiibte er auch fiirdjen» ivefen ber Stabt feine Wufmerlfamfeit gu. TaS SSiberftreben ber lutl)erifd)en ©eiftlidjen gegen ben reformierten £>errfd)er unb ihren anfänglichen Jtampf gegen baS ihnen vorgefetjte Wonfiftorium überwanb
368 Tas SKtdjeniuefen. er jiuor balb; er begann aber oon neuem, als er 1721 ©otteSbienft für eine beutfdpreformierte ßlemeiitbe anfangs in ber Sdjlofe=, fpäter in ber JoljauniStirdje,. bie aud) als ©arnifontirdje biente, einzuridjteu befahl. Ter erfte ©eiftlidje btefer ©emeinbe, griebrid) ßanbau, ljatte ebenfo, roie ber erfte frangöHfcfje Ißrebiger Mauclerc mandjerlei 9ln= feinbungeit zu erleiben. Jn roeitgehenber Toleranz überwies ber Völlig 1722 zur 'llbfjaitung beS tatholifdjen SottesbienfteS, für ben biSljer ein .JjauS auf ber ßaftabie gebient hatte, eine „oerbecfte Kammer" auf bem Sdjloffe. Obwohl er nur für bie ©arnifon ftattfinben unb alle Jahre einmal ein fatljolifdjer Skater baju nadj Stettin tommen füllte, fo beobadjtete man bod) biefe ällaferegel mit grofjem SRifetrauen unb flagte roieberljolt, bafe Ijeimlidj polnifdje Jefuiten in bie Stabt tarnen, gür bie 'Beamten ber ^Regierung, ber StriegS- unb Tomänentammer, foroie anbere ©rinderte begrünbete ber fiönig 1726 bie Sdjlofegemeinbe unb liefe fid) burd; bie feeftigcii Stümpfe ber Stettiner ©eiftlidjen gegen bie Vlusfouberung biefeS Teiles ber Beoöltcruug auS ben übrigen $arod)ien nidjt im minbefteii beirren, fonbern wies fpäter aud) bie anberen Stöiiiglidjen Bebienten oom Stonfiftorium unb .fj>ofgerid)t an biefe fßerfonalgemeinbe. Sbenfoldjen SBiberftanb fanben feine Berorbnungen, burd) bie er 1736 uub 1737 ben ©ebraudj ber alten ©Ijorröcfe, Stafeln unb SRefegeroänber, foroie einige au§ fattjofifdjer Beit nod) befteljenbe '.Riten, mie ba§ Slufftellen jaljlreidjer breiinenber ßidjte auf bem Slltar, oerbot. hierin faljen bie lutljerifdjeii <55eiftlidjeti ein unbered)tigte§ Borgeljen beS reformierten £>ettfdjerS, aber alle Borftellungen, Silagen uub Befdjroerben rourben ftreug jurüdgeroiefeu. Tie BeforgniS ber lutberifdjen ©eiftlidjen roar unbegrünbet, griebridj Xöilfeelm Ijielt fid) ftreug an baS, roaS er im Stodljolmer grieben gelobt ljatte, bie Untertanen „bei bem freien fReligionS-Erercitio zufolge ber unoeränberteii 'SlugSbitrgifdjen Shinfeffion nad) 'JRafegebung Tit. 1 ber pommerfdjen jtirdjenorbnung als bes ßanbes gunbamentalfatjung jeber Beit uu betümmert unb ungeträntt gu laffen". TaS faljen bie 'ßrebiger bann allmählich aud) ein unb feierten 1730 bie Jubelfeier ber Übergabe ber SlugSburger Stoufeffion in Stirdje unb Sdjule mit oielen %Jrebigten, '.Reben, SJlufifauffüljrungen unb ©ebidjtcii. ßllS wenige Jaljre fpäter bie STriegS= unb Tomänentammer bei ber Stabt anfragte, ob fie Salzburger Emigranten im Stabteigentum unterbringen roollte, leljnte bie Bürgerfdjaft ba§ infolge eines gegriffen SRifetrauenS ab. iVtan empfing aber trotjbem im SRai 1732 bie burd)= Ziehenben Salzburger, bie zumeift oon Stettin zu Sdjiff nadh ^Jreufeen gebradjt rourben, freunblidj unb faminelte für fie eine Follette, bie meljr als 1000 Taler einbracfjte. Tie Bürger aber roaren ganz
Sdjulroefen. 369 frot), als bie ©äfte auS ber Stabt fortgefafereii roaren. Wait ljatte, roie aus mandjen ^tufeerungen tjertroraugeljen fdjeint, an ben frangöfifcfeen Slnfiebleru genug. *3)06 nie ganß erlofdjene Wifetrauen ber Stettiner ©eiftlidjeu gegen ben sl'önig rourbe roieber rege, als er fidj bem uon ifetien betämpften IßietiSmuS guroanbte. ©aS mufete befonberd ber 1730 an bie gofeanniS» tirdje berufene ißaftor gofeann Gferiftopfe Sdjinmeijer (geb. 1696, geft 1767) erfahren, ber nadj ?l. $. grancteS Sßorgang fidj ber t>er= (offenen unb Dertommenen gttgenb anjitneljmen begann. ©öS geiftlidje Winifterium falj in ber Grridjtung einer Slrtnettfcfeule unb eines SBaifeti- IjaufeS auf ber ßaftabie (1730), foroie in beu fonftigen Sdjulgriinbititgeti, roie bem ßefererfeminar, nur pietiftifdje Seftrebungen unb betämpfte al(e§ auf baS tjeftigfte. ©agegcn nahm fidj ber Sinnig beS roadereti WattneS an, uerlielj iljm ißriuilegieit, Unterftütjungen u. a. m., ba er feine Sattraft unb feinen ©laubenSmut Ijodjfdjätjte. Gigette Un uorfidjtigfeit unb beftäubige Wrlenmbung feiner ©egtter liefern Sdjinnt etjer bie ®unft griebridj SBilljelmS oerlieren, fo bafe er fdjliefelidj Stettin nerliefe unb nadj Slattjenoro 30g. @S gingen aber bodj nidjt alte feine ©rünbungen ein, nnb fein ffiJirteit roar nidjt gang uergeblidj. Wan begann allmäljlidj bte beftcljenbeii Sdjulen, modjten fie uon bett Lüftern in ben einzelnen ©emeiitben ober uon foiijcffioiiierten ober SSinfel* Sdjulmeiftern gehalten roerben, unter geregelte Slufficfet 511 nehmen. Vludj bie beiben reformierten ©emeinben legten 1721 Sdjulen an. Um bie Siatsfcfeule lümmerten fidj bie Gpljoren mehr al§ früher, reoibierten fie bisweilen, ftcllten Sefferungen in SluSfidjt, ja erfeöljten fogar einmal baS ©efealt ber Sdjultollegen. ©er Singechor ber Sdjule roar bei beu Segräbniffeit, £>odj(jeiten, Stiubtaufen unb anberen geften tätig unb 30g als „Gurrenbe" in ber Stabt umher. ©öS Stöniglidje ©tjinuofiiim rourbe bereits 1716 nadj griinblidjer llnterfudjung neu eingerichtet; eS gelang aber trotj ber nerfdjiebenften ^Reformen unb ÜBemüfeungen, bie fidj audj ber fRettor Dr Widjael griebridj Cttabe (1716—1751) angelegen fein liefe, nidjt, bie Slnftalt ju redjter SBIiite jti bringen. ©er atabemifdje Unterridjtsbetrieb, bie greifeeit ber Stubiofen, bie mannigfach anberSroohin gerichteten gntereffen ber Beferer, unter betten namentlidj goljaitn Sonntel gering feeroorragte, feinberten eine gebeifelidje Gntwidelung. Srotj ber StaatSauffidjt gingen audj bie IBermögenSoerljältniffe ber Warientirdje fo ^uriid, bafe 1739 ber ßönig eine ftonimiffion ^ttr llnterfudjung ber pioruni corporum in ißommern einfetjte. Gitter ber ißrofefforen beS ©ijmnafiuniS, Dr. ©aniel be Superoille, ber fidj fpäter um bie ©rünbting ber Uniuerfität (Srlaugett fefer oerbient gemadjt ljat, gab 1733 als StabtpfeijfituS bie ülnregung tBtirmann, ®ef<5t<$u Mit Ctettln 24
370 Der fDterfantiliSniuS SriebritßS be8 ©roßen. jum San eines StabtlajnrettS auf ber ßaftabie. G§ bauerte ^war nod) einige .ftfaßre, bis ber SBait guftanbe Fant, ba ber SRagiftrat natürlid; feine Sättel bewilligen wollte ober tonnte, aber ißm ift bod) bie erfte Segrüiibung eines ftäbtifdjen JtranfenßaitfeS ju banfen. Die oier in ber Stabt befteßenben ?lpotßeten würben regelmäßig infpijiert. ?luS ber Sdjilberung von beni Söirten beS JtunigS griebridj 'JBilßelni I. fiir Stettin geßt woßl üeutlid) ßeroor, baß er in alle ßweige bes öffentlichen ßebenS eingegriffen unb ©uteS gefdjaffen ßat. Gr ßat bie Stabt and tiefem 'ßerfali einer neuen Sliite entgegengefußrt, unb bie beiben von ißnt erbauten g-ertungStore werben bie Stettiner fiir atle Seit an biefen Slonardjen, ber ficß uni ißre Stabt bie größten Serbienfte erworben ßat, erinnern unb fein Slnbenfen erßalten muffen. 16. Kapitel. Stettin nnfer ber 'jKefliertntg ^riebritfis bes großen. S^ji^ie Arbeit, bie flönig <^riebricß SBilßelin I. in unb mit Stettin tuVl begonnen ßatte, fiißrte griebricßH. fort, gewiß im ('Seifte feines SßaterS, aber bod) and) mit weiteren fielen unb anberen Sätteln. Vluf bem ©ebiete ber inneren Stabtverwaltung änberte er wenig an ben Gtnridjtungen, ja vielleicht 3» wenig, fo baß ßier ein Stillftanb eintrat, weil ben neuen Slnfdjauungen unb üluffaffungen feine Stecßnung getragen wurbe Dagegen entwidelte er fiir $anbel unb 3fnbuftrie Die Grfolg verßeißenben Slnfäitge, bie fjriebricß äßilßelni gemadjt ßatte, weiter unb füßrte Stettin ^u einer verhältnismäßig großen SSIüte empor. Gs ift entfdjieben ein ßoßeS Serbienft griebrießs beS Großen, wenn er baS mirtfd)aftlicße ßeben ißreußenS nad) ben ©ruiibfäßen beS SlerfantilismitS regelte unb bis ins eingelne auS bilbete. 2öaS in anberen europäifd)en Staaten längft gefdjeßen war, baS feßte er in feinem ßanbe burdj: Scßuß be§ ßeimifdjen ©ewcrbeS gegen ba§ VluSlanb, Hemmung ober Serbot ber Ginfubr frember (Vnbuftneerjeugniffe, (Jörberuug ber §luSfußr inlänbtfdjer gabrifate, llnterfagimg bes GjporteS ber ßeimifeßen JRoßftoffe. Die Sdjärfen unb übertriebenen Sfoiifequenjen biefeS SijftemS tarnen erft fpäter jum ülitSbrude, junäajft wirfte bie gefamte 4Öirtfd)aftSpolitit beS Königs fegenSreid) unb trug aud) ba^u bei, baß Stettin gaitj eine preußifdjv Stabt wurbe. Die anfänglid) nod) in einigen Greifen ßerrfdjenbe Hinneigung 3)1 Sdjweben fdpoanb, unb bei ben fpäteren friegerifdjen Wrwirfelungen mit Sdjweben geigte fidj feine Spur meßt bavou.
X. (Stettin um 1740 (3?. S. SSerner).
Bürftlidje Sefudjt in Stettin. 371 „Sim 2. $uni 1740 um 3 Uljr nachmittags ift an baS ©ouuer* nement bie betrübte Sladjridjt mit einer Stafette eingelaufen, roeldjet ©eftalt beS Königs in Preußen, unferS allergttäbigften Königs unb £errn SRa jeftät ben 31. SRai in ißotsbam beS TobeS verblichen", fo ift in einem Tagebudje verzeichnet; „beu 29. Boni ift allfjie in allen Kirdjen eine ßeidjenprebigt gehalten roorben, bie ^Regierung ift in bie Sdjlofjfirdje, bie Sürgerfchaft in bie Batobitirdje mit ißrogeffiou ge gangen." Sie £mlbigung für ben König griebridj II fanb in Stettin am 2 Sluguft ftatt; ber SDberpräfibent oon ©rumbforo nahm ben ©ib ber fRitterfdjaft, berC^Jeiftlidjfeit unb ber SRagiftratStollegien SorpommernS in ber SRarientirdje, ben ber Siirgerfdjaft unb ber Sauern auf bem Sdjloßbofe entgegen, ©ine förmlidje Seftätigung bet ftäbtifdjen ißrtoi legien erfolgte nidjt meljr, burdj ein allgemeines Satent ertannte ber König bie bisherigen Siechte uub ^reiljciten aller feiner Stäbte an unb Jagte iljnen feinen laubeSIjerrlidjen Sdjutj 31t. Bum erften Tlale fam ber König im Quli 1743 nach Stettin, um eine ffteoue über bie pommerfchen ^Regimenter abjuljalten. Bit bemfelben ßroecfe erfcfjien er in ben Bohren 1747 bis 1753 faft alb jährlich bort, fpäter aber berührte er bie Stabt nur nodj feljr feiten unb ließ feit 1764 bie regelmäßigen Sefidjtigungen bes SJiilitärS faft ftets (mit SluSnahme oon 1769) bei Stargarb ftattfinben. Bm griebenS fahre 1763 fam bie 9lad)rid)t nadj Stettin, ber König roerbe bort eintreffen. ©S entftanb große Slufregung, unb man beriet Ijin unb her, roie man ihn empfangen follte. Ter ©ouverneur, ^jerjog Sluguft Söilhelm uon Srauufchmeig=Seuern, riet eiitfdjieben oon bem geplanten Slufjuge ber Sürgerfompagiiien ab, ba „biefer boch nur in llnorbnung uor fich geht'« mödjte". ©he man fich »odj geeinigt Ijotte, traf bie Slachridjl ein, ber König roerbe nicht über Stettin reifen. Slljnlich war eS ben Sürgern fchon im B11'1 1762 ergangen, als baS ©eriidjt fidj verbreitete, ber ruffifefje Kaifer Seter III., ber foeben mit ißreußen Brieben gefchloffen tjatte, roerbe Stettin befudjen. Sian riiftete bereits gum feftlidjen ©mpfange, richtete baS ßaubljauS fiir ben hohen ©aft her, ba traf bie SHachrirfjt nou feiner ©rmorbung ein. Tie in Stettin geborene Kaiferin Katharina beftieg ben Thron beS mächtigen Sachbar reiches. Slud) fonft Ijotte bie Stabt in biefer Beit nur feiten fiirftlidjen Sefuch- 91m 28. Bnli 1744 erfdjien bie Sdjroefter beS Königs, ßiiife lllrife, bie Sraut beS fdjroebifdjen Thronfolgers, in ber Stabt unb rourbe feftlidj empfangen, ©ine ißarabe auf ber neuen Straße am Serliner Tor, ein BeftniaIjl im ©arten beS Dberpräfibenten von ©rumbforo, ben bie jetjt in ben Slnlagen aufgeftellte Statue ber Blora gierte, unb eine BHi»nination würben oeranftaltet. Tie fpottlnftige 'Jkingeffin 24*
372 tJtfhtng unb ©arnifon. aniüfierte fid) feljr über bie fßerücten ber Herren uom SJlagiftrat unb uon ber GJeiftlicfjfeit, fanb aber bie Stabt djarmant. gür Stettin ift fiönig griebridj nidjt in erfter ßinie als ber grofje JtriegeSljelb unb fiegreidje gelbtjerr uon ©ebeutung, fonbern als ber geniale, weitblidenbe griebenSfürft, als ber görberer nationaler SBoljl fahrt. Sie .ftriegSereigniffe haben bie Stabt nur wenig bireft berührt, geinbe ljat fie vor iljren 'JJlauerii nicfjt gefeljert. Ser Jtönig unter» fcfjätjte bie Sebeutung ber uon feinem ©ater gefdjaffenen geftung nidjt, fie galt itjm vielmehr als bie letjte SufludjtSftätte für ba§ föniglidje •£>auS, bie Sehörben unb ben Staatöfdjatj. SeSljalb wurbe auch an ben SÖerfeu fortgebaut, unbrauchbare Siefte ber mittelalterlichen ®e= feftigung, 3. © einen „fieben SDläntel" genannten Surm am grauentore, befeitigte man uub naljm gortififatiouSarbeiten befonberS 1759 energifdj in 'Jingriff, über bie Sienfte uub ßieferungen, bie man ljierfür von ben Stettinern forberte, tarn eS wieberljolt 31t heftigen Streitigfeiten. Sie Sürgerfchaft, bie biircfj eine ßabinetSorbre vom 20. November 1758 von foldjen ßaften befreit worben war, ertjob ©efdjrverbe, ber Sou» verneur aber verlangte „ohne weiteres ©ontrabicieren unb Stafonieren" bie Stellung ber geforberteu Arbeiter, fo bafj fdjliefjlid) ber 'JJlagiftrat nachgeben muhte. SaS Verhältnis ginifdjeu ©ürgerfdjaft unb fülilitär war in biefer Seit überhaupt feljr gefpannt. Ser ^ergog Sluguft SBilhelm von ®raunfdjweig»®evern, ber von 1747 bis 1781 ©ouverueur ber geftung war, lag in beftänbigem Kampfe mit bem SJlagiftrate, um bie ifjm guftehenbe ßieferung uon <jolj auS ben Stabtforften gu erreidjeu. Siefer proteftierte immer wieber gegen bie ßeiftung, wurbe aber mit feinen Sefdjwcrben regelmäfjig abgewiefen. Sind) atibere Jt'onflifte tarnen vor, fo bah bei ©ouverneur 1754 fdjrieb: ,,©S ift in allen föniglidjen Stabten, ja wohl gar überall fein gröberer -f>afe unb infamere ©raftifen wiber ba§ föniglidje 'JJlilitär gu finben als hier-“ Srotjbem war bie fflevölferuiig gut preufjifdj gefirmt. Sie Siegel taten beS JTönigS, von benen bie Stettinifdje Seitung regefntäfjig ausführlich berichtete, verfolgte mau auch h*er mit Qröfjtem gutereffe, jubelte über feine ©rfolge, feierte bie griebenSfdjlüffe. Sie ©rofefforeii uub ©ijmnafiaften verherrlichten in ©ebidjten unb Sieben bie Säten beS Sl'önigS, bte ©ärger fdjmüdten fidj, wenn eine SiegeSnadjricht eintraf, mit ben ©ivatbänbern, bie auS Slnlafj foldjer freubigen ffireig iiiffe Ijergeftellt würben. SBie uiele Stettiner in ben Kriegen mit getämpft unb für ben Slönig uub baS ©aterlanb gefallen finb, ift nicht angugeben. ©ewifj aber haben auch fie mit beigetragen gu ber fjoljen Sldjtung, bie griebridj von ben ©ommern gewann. „Sie hoben
Ärießcrifät (Jreiflniffe. 373 mir jeberzeit", ertlärte er 1780, „in Bertetbiguug beS BaterlanbeS forooßl im gelbe als 311 £>aufe mit (Gut unb V3lut beigeftatiben". Die erfte birette Berüßrutig mit triegcrifcßcn (Sreiguiffen erßielt bie Bevölfernng, als 1744 etroa 1000 öfterreidjifcße (Befangene in Stettin eintrafen nnb eine 3eitfang *m gort Preußen untergebracßt rourben. ©riiftlid) näßerte ficß ber Krieg inbeffen ber Stabt erft 1757, al§ and) bie Sdjroeben ben Kampf gegen ißrenfjen begannen, gür bie Koften ber Berteibigung ißotninernS naßm bie IRegiernng bei ben Stäbten eine zinsbare ^Inleitje auf; fjiergit zeicßneten 17 e£imierte Kaufleute Stettins eine Summe von 0700 Malern. Sin ißr roaren ber Kommerzienrat Bartßolb mit 1000, ber ^jofrat Klippel, ber KriegSrat Banfeloro mit je 800, ber (Bel). Kommerzienrat Otto, Kaufmann Olfen nnb Kommerzienrat Simon mit je 500 Salem be= tciligt. Die Sdjroeben befeßten bamals Ufebom unb SBollin, fperrten bie 'geeite, Swine unb Divenoiv unb ftreiften von ßöcfnitj auS bis bidjt an Stettin. (General von SQanteuffel, ber bie geringen preußifdjen Streitmäcßte tommanbierte, forgte bafür, baß bie geftungSroerte in Stanb gefeßt rourben. gut Slovember unb Dezember traf (General von ßeßroalbt mit einem größeren £)eere bei Stettin ein unb z^ang bie Sdjroeben zum Stüdzuge. Sine Slnregung beS Königs, Stettiner unb Stolberger Kaufleute füllten Kaper gegen bie Sdjroeben auSlegen, fiel auf ungünftigen Bobett, niemanb wollte ficß barauf einlaffen. Sind) im nädjften galjre traf man allerlei Borbereitungen für ben galt eines Eingriffes unb rießtete fid) auf eine Belagerung ein, boeß eS gelang, bie feßroebifeßen Sruppen fern zu ßalten. Sa näßten bie Buffen. EllS fie vor Scßroebt lagen, entftanb in Stettin große Be= forgniS, fie z°0pn at)Cr ‘*bpr Vßrife unb Stargarb nacß ^interpommern. Stößer tarn ber KriegSldrm im gaßre 1759; nießt nur rourbe bie 8aßl ber (Gefangenen unb Berrounbeten immer größer, fo baß faft alle Kircßen zu ißrer Unterbringung benußt rourben, aueß zaßlreicße glüeßt* linge auS Küftriu fanben ficß in ber Stabt ein. Dabei maeßten bie Scßroeben roieber ßier unb ba Streifzüge bis vor bie Sore ber geftung, unb bie (Garnifon mußte mancßerlei (Gefecßte liefern. (Groß rourbe im Sluguft bie BeforgniS vor einer (Sinfcßließung bureß bie Buffen; ber (Gouverneur ließ ben Beftanb an CebenSmitteln aufneßmen, forberte bie taglidje Stellung von 100 Sllann zur SBacße unb bereitete alles Zit einer Berteibigtmg vor. Dodj roieber blieben bie geinbe aus. Sluf bent £)aff fam bie Heine preußifdje glotte, bie in Stettin auS» gerüftet roorben roar, am 10. September mit bem feßroebifdjen (Gefcßroaber in ein (Gefecßt, baS für jene unglüdlicß ausfiel; aeßt preitßifcße Scßiffe gingen verloren, unter ben gefangenen Seeleuten befanben ficß aueß
374 Staatfibeb&rben in Stettin. manche Stettiner. 'Sie Schweben fuhren bis in ben Damtnfdjen See unb fperrten burch ©erfentung non Steinfäften ben Dungig. Dagegen fidjerte man ben Stettiner §afen baburd), bafe man bei ber llnterroief einen zweiten Saum über bie Cber legte unb pfätjle einrammte. Der SchiffSoertcfer erlitt natiirlid) arge Störung, aud) mürbe, roie bie Kaufleute roieberfeolt tlagten, bie Korrefponbeng gefeinbert, ©riefe non Jamburg ober ßübed rourben oon ben Sdjroeben aufgefangen. 3m 3afjre 1760 fanben oiele Kämpfe bei Paferoalt unb 'Prenzlau ftatt, bod) ©ellingS unb SPernerS tapfere Druppen roarfen bie Sdjroeben gurüd. Dafür riidten im Cttober Kofafen oon Warfe auS bis oor Stettin unb überfielen bei Kolbifeoro einen preufeifdjen ©orpoften Die pommerfdje Flottille lag in biefem unb bem folgenben Qafere bei Biegenort, oljne fich in einen Kampf eingulaffen. Qm Cttober 1761 rourben aber 30 mit 'Waren belabene, nad) Stettin beftimmte Schiffe oon ben Sdjroeben fortgenommen. Das 3ahr 1762 brachte ben grieben mit Sdjroeben, ber am 22. Wai abgefd)Ioffen rourbe. Der Krieg rief naturgemäfe oiel Unruhe in ber Stabt feeroor. Die Slusljebung unb bie Unterhaltung ber ßanbmilig, um bereit Crganb fation fid) ber ^ergog oon ©eoern befonbere ©erbienfte erroarb, legten audj bet ftäbtifdjen ©eoölferung fdjroere flaften auf. ®S oerbient 9ln erteunung, bafe fie meift gebulbig getragen rourben, obrooljl $anbel unb ©erteljr gum gröfeteu Seil ftodten unb eS überall an Welcgenfeeit gum ©erbienft fehlte. griebridj liefe bie Crganifation ber StaatSoerroaltung im gangen fo beftehen, roie fein ©ater fie gefdjaffen ljatte, unb fjielt fehr ftreng auf treue Pflichterfüllung. ?ln ber Spifee ber Stettiner KriegS= unb Domänen=Kammer ftanb oon 1742 bis 1763 ber Präfibent o. Slfdjer« leben, ber fich ber ^ttfriebenljeit feines ftrengen WebieterS erfreute; and) bie Dezernenten für Stettin, bie commissarii loci, mie ®d, Dfdjirner, Sdjäring, Papprife, Bimmermann, roaren o ortrefflidje ©eamte. Wit Stettiner 'Jlngelegenheiten ljatten oiel gu tun befonbers bie KriegSräte K. g. $ille, D. g. HEjI unb 3. 3. ©aufeloro. Die fRe- gierung in Stettin, bie oornel)mlid) eine guftigbeljörbe roar, erhielt 1747 eine neue Weftalt infolge ber grofeen llnterfuchung bcS pommer fchcn WeridjtSroefens, baS in biefem $ahre Samuel o. Socceji oor nahm. Damals rourbe ber unglaubliche Sdjlenbrian in ber güljrung ber Progeffe mit einem Sd)lage befeitigt; oon 2500 ©edjtSfadjen, bie am Wnbe 1746 in Stettin unb KöSlin fdjroebten, waren im Sluguft beS folgenben QaljreS in Stettin nur noch 40 im Wange. ©on ©ebeutung für bie Stabt roar bie (Siiiridjtung eines Ko mmerg« Kollegiums in Stettin, bie 1747 oon ber Kammer angeregt unb
®aS Äommrej-Äoneßtum in Stettin. 375 bann in Berlin beiuillipt rourbe. ®S feilte anftelle ber auf bem Seglerljaufe ftpttfinbenben Kaufmannfdjafts-SBerfammlung, bie nidjtS recfjt leiftete, „bie in commercio oortommenben Sadjen" traftieren. SaS neue Kollegium rourbe gufammengefefet aus ben Kriegs* unb Somänenräten Ufjl, Sanfeloro, SJranbeS, Üfdjirner, ben Kaufleuten Sdjerenberg, Krefefdpnei unb Simon, unb auS ie groei Übertretern beS SülagiftratS ((Sljrift. ®ottl. Sülafdje unb Gljriftoplj <£>einridj Köhler), ber Kaufmannfdjaft unb ber Sdjifferfompagnie. Unter beni iBorfifee bcS KammerbirettorS o. Sdjlabrenhorf fanb am 28. Sluguft 1748 bie erfte Sitjung ftatt, bie förmlidje Giufüljrung beS neuen Kollegiums oergögerte fid) inbeffen unb erfolgte erft am 10. ©egember 1750. ©iefe S3el)örbe tjat, roie bie üßrototolle geigen, 1751 fleifeig gearbeitet, bann aber feörte iljre Sätigfeit meljr unb meljr auf. gm Segeniber 1754 regten bie Kaufleute Sdjerenberg, gfaal Salingrc unb SS. Sdiröber beim üßräfibenten o. SIfdjerleben eine 9leubelebung beS Kollegiums an. Slufänglid) leljnte baS ©eneralbireltorium biefen Antrag, ben ber üßräfibent feljr befürwortete, ab, ba „baS Cber* Commercium gu Stettin nod) tiicfjt genug arrangiert, nod) auf folgern gufee fei, bafe eS beStjalb allba bereits eines Kommergtollegii bebürfe“. ?lfdjerleben trug inbeffen ben üßlau bem Könige perfönlid) oor unb erreidjte, oafe biefer bie Ginridjtung befaljl. Sofort rourbe eine gn= ftruttion fiir baS Komnierg=Kollegium in Stettin auSgearbeitet unb am 29. ganuar 1755 oom Könige unterfdjrieben. Seine Hauptaufgabe roar „üßerbefferuug unb gacilitierung beS DberljanbelS, ber gabriten unb SRanufatturen unb Seförberung beS auswärtigen SebitS gebauter SRanufafturen“. ®aS Kollegium, fiir baS bie Stettiner Kaufleute jäbrlidj 200 Saler aus ben Hafengelbern galjlten, rourbe am 6. üDiärg 1755 eingefiiljrt. ®S beftanb auS bem üßräfibenten o. Slfdjerleben, ben Kriegs* unb Somänenräten SBanfeloro, Sfdjirner, H^le unb ben Kommergienräten SSartljolb, Sdjröber, Salingre, Slrfeberger unb Sdjäring. gljm audj bie SRedjtfpredjung in HanbelSfadjen gu ge roinnen, gelang nidjt, aber eS roar in tjeroorragenber Jffletfe für bie Gntroideiung beS HanbelS tätig unb erwarb fid) grofee üßerbienfte. Sie görberung bes H a n b e l S fafe König griebrid) oom SJegimt feiner ^Regierung an als eine feiner roidjtigften Aufgaben an, bestjalb glieberte er bem ©eneralbirettorium alSbalb bas felbftänbige fünfte Sepurteiuent für gabrifen, Kommergien unb flRanufafturen an. SBie rotdjtig iljni infonberl)eit bie Hebung bes Stettiner HanbelS war, geigt feine befonbere HerDütfeebung in ber neuen Sienftorbnung, bie bas Ofeneralbirettoriinn 1748 erhielt; eS Ijeifet bort: „QnSbefoiibere foll baS ©cneralbireftorium barauf arbeiten, bafe ber HaHbel, fooiel
376 Ter Qanbel. eS immer möglid) gu mnctjen, über Stettin gezogen werben möge; baneben füllen iitfonberljeit biejenigcn Staufleute, roeldje bereits en gros ljanbeln ober foldjen .fpaubel anfangen, auf alle nur erfintilid)e SßJeife protegiert unb iljiien alle £jülfe geleiftet roerben." Qn feinem politi« fdjon Teftamente uon 1752 befdjäftigt er fidj wieberljolt mit ber Aufgabe de favoriser ou faciliter le connnerce de Stettin. Sin ißlänen unb fßrojetten fehlte eS nidjt. 3Jlan falj in Stettin felbft ein, roie bie Stabt fid) in ben Qaljren iljrer Bugeljörigfeit junt preufjifdjen Staate bereits gcljoben [jatte, aber man oerljeljlte fidj audj nidjt, roaS nod) fetjlte. Bfu einer Tenffdjrift oom 5. Sluguft 1740 fegte bie Stettiner Staufmannfdjaft gati3 oerftänbig auSeinauber, wo burdj bie Stabt gegiubert werbe, bie SJorteile, bie aus iljrer Sage erwiid)fen, ooll auSjjunitgeii; al§ foldje ^inberuiffe bezeichnete man bie fd)Iedjte Serbinbnng burd) bie ^ßeene, ben Suiib^oli, bie Slbfper^ rung oon fßolen, bie Stapelredjte an ber Cber, bie Stabt3iilage, bie ljoljen Bolle in Sdjroebt u. a. m. Sßon ben SQitteln, burd) bie man foldje $inberniffe befeitigeu 311 fönnen meinte, mögen gier nur ber SluSbau ber Swine uub bie Slerbefferung beS SdjiffbaueS erwähnt roerben. ffliigrenb bie Serfaffer bet Tenffdjrift offen erflärteu, bafj ber £>anbel in turjer Beit „floriffant ju madjen fei, roenn ber Stabt grmitfurt foroogl als Stettin freiftege, iljre SÖaren auS ber See 31t fommanbieren unb ben Cberftrom hinauf 3U transportieren", ljob ber 9tat uadjbrüdlidjft gervor, „bie fftieberlagSgerecgtigfeit fei baS befte Slleinob biefer Stabt“. Tiefer (gegenfag ber Slnftgauungen über baS, waS ber Stabt Ijeilfam unb nüglid) fei, 30g fidj burd) alle ®et ganblungett, ja eS fam, als oon ber SlriegS' unb Tontaitenfammer fragen über bie SJlöglidjteit, bie frühere Sllüte beS Stettiner ^janbelS roieberljer^uftellen, aufgeroorfeu rourben, ju einem ernftlidjen Streite 3roifdjen ben Parteien. Tie Stammet felbft jäljlte bie Stapelgerecgtig* feit 311 ben öauptfcgäben beS Stettiner ^jjanbelS. Tiefer ^Infidjt roar and) ber .Qöuig felbft, roie 1751 ber ®eg. ginanjrat gaefdj offen mitteilte, als er mit Sertreteru beS IRateS unb ber Staufmannfrfjaft eine ßonferenj „über einige bie Slufrecgtergaltuug unb Serbeffetung beS commercii betreffenbe fünfte" abgielt „S. 9Jiaj. ift willens baS commercium in Stettin in beffereit §lor unb Slufnagme 31t fegen, fo felbiges uou ber Glbe über Jamburg ab unb über Stettin 31t 3icljcn." Ta3it roar bie Sluftjebung beS StapelredjtS notroenbig, unb trog beS ^ßrotefteS ber Stettiner rourbe burdj SBerorbnung oom 22. Januar 1752 ber freie £janbel auf ber £ber Ijergeftellt, ber ytegef? oon 1733 aufgeljoben uub allen preufiifdjen ^airbelSftäbten bie ungefjinberte 3öaren=2IuS unb ßinfutjr unb ißorbeifaljrt
$>anbel8freit>tit. 377 Zugeftanben. Slllein für Üeinfamen blieb ber .ßroang ber Slieberlage beftehen. Klagten unb jammerten aud) manche Kaufleute, befonbers bie int State fafeen, iljre Stabt fei um iljre „roagre Slüdfeligteit" gebracht, fo gemanu bod) ber Oiebanfe oon ber greiljeit beS ^janbclS allmät)lid) immer meljr Sluljänger. Bereits 1764 bei ber grofeen Konferenz, bie in Berlin mit Vertretern bet Kaufmannfdjaft auS ^»irfdjberg, BreSlau, Kolberg, Stettin, SJlagbeburg, ^jalberftabt unb Berlin gehalten rourbe, roar oon ber alten Slieberlage tauni nodj bie Siebe. die Stettiner deputierten (Senator lllrid), Kommerzienrat Slrtjberger, dielebein, Sanne, griefener, Selnoro) ljobeu Dielnietjr ben Singen beS biretten ^anbelS uub ben Schaben jeber Befdjroerung nadjbriicflidj Ijeroor. damit entfprachen fie allerbüigS nidjt meljr ben Ißlänen be§ Königs, bet bamals in SJlonopoleit uub ber ©rünbung prioilegierter §anbelS= gefellfd)aften ein wichtiges SJlittel gur Hebung beS ^anbelS falj. Sei ber Slitbienz, roeldje bie Vertreter am 22. dezember beim Könige hatten, fpradj fid) biefer beSljalb fehr ungnäbig über ben Söiberftanb auS, beu man feinen Intentionen entgegenbringe uub nannte bie Kaufleute „einfältig unb fdjläfrig". ES ift merfroürbig, bafe gerabe bie Stettiner, bie fo bartnäefig auf Erhaltung ihres SlieberlageprioilegS brangen, jetjt bie eifrigften Berteibiger bcS greiljanbelS roaren. Qhnett erfdjienen alle SJlonopole, bie übrigens aud) griebridj ber (SSrofee nur als notroenbige Übel, als Übergangsformen beS ooltsroirtfdjaftlidjen Betriebes anfah, gerubelt als ^inberuiffe beS £>anbeIS. „die greifeeit, fo ertlärte bie Kaufmannfdjaft 1770, ift bie Seele beS £anbelS, baS (Gegenteil aber, bie Einfdjräntung biefer ober jener bereits ejeolierten Braudjc oon $anblnng auf geroiffe gubioibua ober bie Kompagnie* hanbhnigeu finb fo überhaupt bem fßiiblitum als befonbers bem Kommerzroefen im ganzen betrachtet tjödjft nadjteilig." deshalb roiberftrebten bie Stettiner fortgefegt ber ©rüubung oon prioilegierten ^anbelSgefellfdjafteit. Sie erllärten fich 9c0en bie 1765 geplante ^rolzhanblungSfompngnie, unb bei ber 1770 errichteten ffielrcibeljanb* lungSfompagnie auf bet £ber rourbe auSbrüdlid) Ijeroorgehoben, bafe gier nidjt ein monopoliurn, fonbern ganz frei« $anbel beabfidjtigt fei. drogbem fanb bie Wrünbung roenig Entlang in Stettin, unb bie Unterbringung ber 'Jlftieu madjte oiele SJlüge. Einige gaferc fpäter lehnten bie Stettiner eine Beteiligung au einer äfjnlidjen in Sd)lefieu errichteten ISefellfcgaft bireft ab. Sonft fafeen fie ben Singen gemeinfamer Slrbeit ober Sufammenfaffung ber einzelnen sträfte roofel ganz 9ut e*u, wenn aud) ber Eemeinfinn noch wenig entroidelt roar. der Errichtung einer Börfe, roie fie 1754 angeregt rourbe, ftanb man uidjt abgeneigt gegenüber; bie SluSfüferung unterblieb aber oorläufig,
378 Ser ©anbei. ba e§ an einem Rlafee mangelte. Gin Ranftomptoir rourbe unter ber Sireftion be§ Kriegs» unb SomänenratS lUridj nadj langen Rerljanb» hingen enblidj 1708 erridjtet. ^Seifiger gliidte eS, bie Kaufleute 311 ber 1768 in Rerlin gegrünbeten Slffehtranggefellfdjaft Ijerangugiefjen, nadjbem man bereits 1753 ben SHerfudj gemadjt ljatte, eine foldje in (Stettin gu bilben. (£§ ift nidit gu leugnen, bafe bie Stettiner fid) in uielen Regierungen eigenroillig unb furgfidjtig geigten; bie guten 9lbfidjten ber Regierung uerfannten fie oft. Ter König uerlangte burdjauS bie Unterorbnung bet perfonlidjen Qntereffen unter bie bet Slllgemeinljeit, unb gu einer foldjen Sluffaffung uermodjte fid) bie Kaufmannfdjaft, ebenfo roenig roie bie fonftige Revölferung aufgu fdjroingen. Grft allnuifjlidj mufeten fie baS lernen Gin nidjt gu unterfdjätjenbeS SRittel, ßeljren auS bet fort» fdjreitenben Gutroidelung gu gieljen unb gu uerbreiten, roar bem Könige bie Statiftil. ®r füljrte gang regelmäfeige Reridjte unb Tabellen über alle möglichen Vorgänge auf bem Gebiete be§ ©anbelS ein. (Seit 1750 liegen uor jäfjrlidje „Spegifitationen, roie uiel an allertjanb SSaren unb Gütern über Stettin gu Söaffer nerfdjidt roorben", bie uon 1754 an gebrudt fidj gu oollftänbigen Ginfuljr» unb 9htS= fuljrliften entroidelten. Saneben gab man Rergeidjniffe über beu SdjiffSoerfeljr unb bie Getreibepreife feerauS, forberte vorn Rat jäljrlidje SSeridjte über ben ©anbelSoerteljr ufro. Saljet liegt für ba§ 18. ^al)r= ljunbert ein feljr umfmigreidjeS XRaterial für eine Gefdjidjte beS Stettiner ©anbelS uor, baS erft gum lleinften Seile auSgenufet roorben ift. Sie galjlen beroeifen, roie ber SBert ber feeroartS ein» uub airS» geführten Söaren giemlid) regehnäfeig roudjS, bie Ginfuljr aber bie VluSfuljr ftetS um ein beträcfjtlicfjeS überftieg. Sßeniger ftatiftifdje Eingaben liegen uor für ben £5lufjl)anbel. Gr mufete eigentlidj neu begrünbet unb ber Cber erft roieber Reben tung für ben Rerteljr gewonnen roerben. Sdjon 1742 rourbe bent Generalbireftnrium bie grage uorgelegt, ob nidjt „eine iittereffante ©anblung uub Kommunifation groifdjen Stettin uub ben htrmärti» frfjen unb magbeburgifdjen Stäbten gu etablieren fei". Siefein groede bienten bie Einlage beS Rlauefdjen Kanals groifdjen Glbe unb £)aoel nnb befonbetS bie Söieberljerftellung beS oerfallenen ginorotanalS, ber 174(> fertig rourbe. Rlit grenbe fdjrieb ber König am 12. Sep» tember 1749 an ben fßräfibenten oon 9lfdjerleben: „Safe bie Sdjiff» faljrt oon ben SRagbeburgern, Sdjlefiern unb Rerliiiern fidj meljr als uorljin über Stettin gieljt, tjabe idj mit Rergnügen vernommen unb groeifle nidjt, bafe ber gute Grfolg baoon fidj nodj weit ftärfer feljen laffen roerbe, wenn nur ben Kommergianten barunter, fo oiel roie
Ser $anbel. 379 möglid), bie $anb geboten roirb, um ihnen ben ^anbel in Stettin mehr unb mehr angenehm gu machen." Ein SRittel bagu roar bie auf Seranlaffung beS Steuerrats Banfeloro 1752 erfolgte ^erabfeijung ber ©bergölle unb ihre ©leichfteCung mit ben Elbgölleii. Sehr balb nahm bie SRenge ber nach Berlin, SRagbeburg, Sd)lefien oon Stettin veqanbten SSaren nicht unbeträd)tlid) gu. Sic Slnlage beS SP’-om berger Hanois (1773—74) gab Stettin einen Seil beS Sangiger ^anbelS. SSereitS burd) bie geteilte oom 22. September 1744, oom 3. Januar unb 20. fLRärg 1750 roar ber 'Berfud) gemacht roorben, ben SBertehr mit ißolen gu beleben; er fam aber trotj aller Erleidite rungen nidjt recht in ®ang, befonberS baS polnifdje ©etreibe, baS gur Ausfuhr gugelaffen rourbe, blieb auS. Sonft befolgte Honig griebrid) in feiner SetreibehanbelSpolitif biefelben Srunbfäfje roie fein Bater, ja bas agrarifdje Schuijgollftjftem rourbe oon ihm nod) weiter ausgebaut unb bie 'JRagaginieritng von ©etreibe, bie JJriebrid) SBilhelin begonnen, in ber großartigften Steife ausgeftaltet. ^n ben SRagaginen füllte „fiir bie Sinnen unb baS 2anb foviel 'Borrat jeber= geit vorhaiiben fein, baß biefelben iys ^aljre bamit verfinget roerben rönnen", ©ernt biefe SRagagine füllten nidjt nur für ben Unterhalt ber Solbaten bienen, fonbern eine ungerechte ©etreibefpeliilation ver= hinbern unb im Qntereffe ber ©efamtbeit bie 'greife regeln. Ser Stettiner $anbel hatte faft nur mit pommerfd)em Rnrn gu tun, ba bie Einfuhr auS ißolen unb ’IRectlenburg gum inlänbifchen Honfum faft regelmäßig verboten unb nur in einigen SiuerungSjahren erlaubt roar. Ser Surd)gangSverteIjr roar nie bebeutenb. Einen ^auptgroeig beS Stettiner ©efdjäfteS bilbete feit langer Seit ber^olghanbel; auch h*Et traten manche £jinberniffe ein, befonberS im Berfebr mit Englanb, unb bie ^Regierung roar nicht imftanbe, biefe gu befeitigeu. Sagu famen allerlei Streitigteiten mit bem JRagiftrate wegen beS fRatSholghofeS auf bem SRöllen unb beS SBracf» unb Stättegelbes. Sie größte Beunruhigung aber trat ein, als ber Honig 1765 bie Errichtung einer .^olghanblttngSfompagnie in 9luSfid)t nahm unb fofort betrieb. SRan fanbte Sevutierte (Sanne unb Selnoro) nach ®«lin, bie aud) DaS Berfpredjen erhielten, „bie Stettiner füllten in bem ^olgh«nbel, welchen fie bisher gehabt, ferner ungeftört beiaffen roerben". So tonnte fich biefer Sweig beS Stettiner $anbeIS ruhig entroideln, unb baSfelbe gilt auch für anbere bebeutfame ©egenftänbe, roie SBein, geringe u. a. m. Ser SranSport von frangöfifdjem Söein nach ^Berlin ober nach ©«h^Hfn It)Or in manchen Sfaljren fehr bebeutenb; um nur einige Süßten anguqeben, es famen 1765
380 Der Seeljanbel. nad, Stettin «jur See meljr als 31000 Cjfjoft grangwein, nad) Berlin würben bauen . über 10000 Qrljoft gefüljrt. 9lm 2Sein= fjanbel waren feljr niete Kaufleute beteiligt; eine fliftc uon 1794 gäßlt 34 ginnen auf, uon benen genannt fein mögen: 3t. ©. ©ribel, SBitwe Sonnemann, Satingre, Dilebein unb ©omp., Sanfelow unb ©omp., ®. G. Seltfjufen, S. ®. Sßädjter, g. g. SJießlow jun. Der .fjanbel mit grantreidj war infolgebeffen nidjt unbebeiitenb; uon Stettin ging bortfjin ^olg in ben uerfdjiebenften gönnen. ©ering war ber birefte Serteljr mit Spanien, ißortugal unb Italien, ba, wie 1764 nadjbrürflidj tjeruorgeljoben wirb, ben preußifdjen Schiffen auf bem mittellänbifdjen VJiccre bie nötige Sidjerljeit uor ben „Sltgierern" feljlte. *3)er auS Sorwcgeu ftammeube Kaufmann Elfen in Stettin erhielt 1756 ba§ Serfpredjen, baß, wenn eins feiner Sdjiffe genommen unb bie 9J?annfrf)aft in bie ©ewalt ber Seeräuber getommen wäre, für iljre SluSlöfung an ben fiirdjentüreit gefamnielt werben follte. Der engtifdje Serteljr war and) nidjt bebeutenb, bie ©infuljr uon Stcintoljten giemlidj gering. Dagegen würbe uon bort her in groben Staffen Dalg (g. S 1776 über 28000 Rentner) unb Dabat (1788 mehr al§ 17000 Rentner) eingeführt. Der Raubet mit Dänemarf unb Sdjweben war wenig lebhaft; ber ^eringSimport erreidjte 1784 mit 33 000 Donnen feine größte $ölje, eS ift aber nidjt erfidjtlidj, woljer bie SBare tjcntptfädjlicf) tarn. Slaterial unb ©ewürgwaren würben nornehmlid) aus ^ollanb eingeführt; bie Bahlen beS Kaffee-gmportS ftiegen faft regelmäßig bis gu ber enormen ^öße uon 29 194 Beutnern im gaßre 1785. Der Serteljr mit Sußlanb würbe 1764 als tjödjft bebeutenb bargeftellt, £>anf, Dalg, ßeber würben in Stenge importiert, ©in Setfudj, birefte Schiebungen gurßeuante angutnüpfen, erfolgte 1765, nadjbcm ein Qaljr uorher ein Sdjiff aus Snnjrna in Stettin eingetroffen war. 2Jlan begrünbete bie ßeuantifdje .fjanbhmgstompagnie als eine Slttiengefellfdjaft, bie baS 3Jtonopol für Saumwolle, Sübfrüdjte uub anbere ßeuanteprobutte erhielt. ®s tarnen jebodj nur 4 Schiffe auS Smijrna ober Saloniti uadj Stettin, bann brach bie Kompagnie gu= fammen, itjre Söarenuorräte würben uon ber Saut übernommen, ©in gweiter Serfudj, ben 1787 bie SeehanblungSgefellfdjaft mit biretter ©infußr oon Saumwolle nadj Stettin madjte, hatte leinen befferen ©rfolg; je ein Sdjiff traf in ben beiben nädjften galjren ein, bann hörte man nichts mehr baoon. SllleS bieS geigt beutlidj, baß ber gefamte Raubet Stettins troß ber mancherlei Schläge, bie er namentlidj in ben Kriegsgeiten erlitt, auffteigenbe Denbeng ljatte, allerbingS langfam, ba uiele Sdjwierig= leiten gu überwinben waren. Der Sßert ber feewärtS ausgegangenen
SBaff erbauten. 381 Wüter belief fid) 1768 auf 922 419 Daler, 1790 auf 190612t» Saler unb ber SBert ber eingegangenen Sßaren 1768 auf 1 7156395s Daler, 1790 auf 3 983 130 Daler. Diefe Zunahme rourbe bauptfächlid) ermöglicEjt burdj bie großen SBafferbauten, bie ftonig griebridj an ber Swine vorncbwett liefe. Sdjon lauge roar eS ber Sßunfdj ber Stettiner, einen befferen unb tüxgeren 'I?eq in bie Cftfee gu erhalten; bie galjrt burd) bie 'ßectte, fo roirb 1740 genagt, tann bei tonträrem Xßinbe 14 Stunben bauern unb erforbert in bem fdjroebifdjen SSoIgaft erljeblidjeit Slufenthalt unb Soften. Sdjon griebrich SBilljelm I batte ba§ Slert ber Swine^fRegnlienmg beabfidjtigt, aber erft fein fRadj folger liefe cs fofort nad) bem ^Regierungsantritt in Singriff nehmen, gm griüjjaljr 1747 roar bie Swine foroeit fdjiffbar, baß ber See= oertebr Stettins fid) gum größten Unwillen SdjroebenS oon ber 'ßeene abroanbte. Der Sau rourbe nad) bem fiebenjährigen Sriege roieber aufgenonimcit unb um 1790 fertiggeftellt. 2ln ber SRünbung entftanb balb eine Shifieblung, bie fdjon 1764 oon 155 gamilien bewohnt rourbe unb im folgenben gatjre Stabtredjt erhielt. Sroinemünbe rourbe ber Sortjafen Stettins unb h°& (ich langfam bei roadjfenbem SdjiffSoertcbr. Die ScfjiffSberoegung in beiben Reifen nahm in ben erften fahren gu, ging aber, alS ber eiiglifdj fran^öfifdje Seetrieg begann uub fpäter and) Siuffen unb Sdjroeben ben $afen geitweife blodierten, roieber gurüd, um bann oon neuem gu fteigen. greilid) blieben bie Sdjroantungen immer nod) reefet groß. gür bie glußfdjiffahrt rourbe 1760 ein neues ^Reglement erlaffen. Die grasten aber ließen fid) nidjt feftlegen, fie fd)wanften ungemein hin unb her trotj beS 1766 aufgeftellten DarifeS. Die Sd)iffer= tompagnie erljielt 1756 eine neue ©rbnung, in ber aud) fiir bie Sius» bilbung ber Seeleute Sorge getragen rourbe. Sin 23orfd)Iägen unb Seratungen über bie Hebung ber Sdjiffaljrt fehlte eS nidjt, befonberS im galjre 1769; eS gelang aber nicht fogleich Slbljülfc ber Schoben unb .^inberniffe gu fct)affen, immerhin rourben niandje SInregungen gu fpäterer Gntioideiung gegeben. Siu gortfdjntt ift trotj vieler Sd)wierigteiteit gu erlernten. Die iReeberei Stettins gät)lte 1751: 79 Seefdjiffe mit 4675 ßaften, 1762; 35 „ „ 1901 „ , 1786: 147 „ „ 17919 „ . Dem SdjiffSverteljr bienten auch mancherlei Üinbernngen unb Sauten int £afen. Da man über SRangel an ßöfdjplätjen tiagte, regte baS JJommerg-S?oIlegium 1755 bie Sefeitigung ber am Sollroert fteljenben Sieben an; baS machte aber unenblid)e Sdjroierigteiten, unb bie Serljanblungen gogen fich gahrgehnte lang ljin. 9lodj
382 Sie Slaufmannf^aft. 1820 hatten 76 £janbelSleitte ©lanbuben, Sifdjc, Sdjragen unmittelbar an ber ©ber. Um einem ©ebürfniffe nad) .£>eringSremifeit abjuhelfen, begann man nadj abermaligen langen ©eratungen 1797 mit bem ©au eines neuen SellljaufeS fjinter bem Sdjladjtßaufe auf bem rechten ©berufer. ©lafferbäume, bie gur Sperrung beS .fjafenS bienten unb für bie Sicherheit ber geftung notwenbig ivaren, würben ftatt früher 10 nur nod) 4, im Sunjig, am ©leidjholm, am Schnedentor unb in ber ©aruitj, unterhalten Sie beiben ©ber , bie ©arnif)«, bie Boll brürfe mußten immer wieber repariert werben; jum Seil hatte» fie ftattlidje ©ortale unb ©orbauten. Seljr große Hüften verurfad)ten ber Stabt bie ftänbigen ^Reparaturen unb ©auteu beS großen Stein bammeS, für beffen Unterhalt eine Beitlang eine Abgabe von ben ©ranntweinbrennern erhoben würbe; eS mußte aber wieberljolt für bie Uliisbefferungen, bie faft in jebem Qfafjre nötig waren, eine ftäbtifdje Uinleiße aufgenommen werben. Senn bet Sannnjoll reichte baju bei weitem nidjt auS, obwohl ber ©adjtertrag von 1747—1802 auf baS Doppelte von 500 auf 1051 Saler ftieg. SRit ben fonftigen bem £>anbel bienenben Einrichtungen, ber Stabtivage, Strähnen unb Speichern, faß eS immer nodj feljr fümnierlid) auS, aud) bie ©erun reinigung unb ©erfdjlammung ber ©ber erregte viel Ärgernis. Die Staufmannfdjaft behielt iljre alte ffierfaffung jjttm Segler« häufe mit adjt Untermännern. ©Jer wirflid) Sroßßanbel treiben wollte, mußte fidj burd) Saßlung einer Eebüßr in bie Storporation eintaufen. Daneben hatten bie Ston^effionarien von ber ^Regierung eine SpejialerlaubniS junt .^anbelSgewerbe, ohne baß fie baS ©ärger« recßt unb bie SlaufmannSverbabung gewinnen mußten. Sie hatten aber nidjt, wie bie jur ©iirgerrecßt gefeffenen .Raufleute, Statoil freiljeit für bic SÖaren, bie fie fiir iljre {Rechnung nadj auswärts fanbten. Sie Staufmannfdjaft jjäßlte 1740 nur 90, 1782 bagegen 150 SRitglieber. URafler gab e§ anfangs 4, fpäter 5, für bie 1782 eine neue ©rbnttng erlaffen würbe. 3m Qaßre 1763 erfolgte eine Uluf ftellung ber in Stettin befinblicßen Staufleute unb gabritanteii unb eine Einteilung in brei Stlaffen. 3» ber erften gehören bie Staufleute, „roeldje über See unb en gros Ijanbeln, auch ein tonfiberableS ©er« mögen befitjen", eS finb 33, von benen genannt werben mögen Silebein, ÜRoniiemann, Salingre, Scßröber, ©lafdje, ©litte, Sanne, ©anfelow. $n bie jwcite werben bie Slaufleute unb ffabritanten, gefeßt, „fo im SRitf eines guten ©erntögenS fteljen unb fid) in ihrem negoce für anbern hervortun“. 81 werben aufgeführt, unter ihnen Dellwig, Cubenborf, Erifdjow, fRaljm, ©tto, Stolle, Biteimann, ©Jiefelow, Sreift, Sdjerenberg, ©eterfen. 19 gehören 311 benen, „weldje
Tie S?aufmannfd)<ift. 383 nur mittelnicifeige unb Heine .ßanbfung treiben ober fonft in iijrett Klanufatturen fd)led)t finb". ßeiber fefjien äljnlidje Ciften au§ fyäterer i'lbb. 22. 3foaf iSfllinflie. Beit; fie würben geigelt, bafe fidj bie ®erntögen§oerf)iiltniffe bei gar wandten oon ben genannten ertjeblid) oeränbert unb gau<j neue GJe= fdjäfte fid) tjeraufgearbeitct haben. SBon ben ©tettiner Maufleuten
384 «Stettiner Kaufleute. biefer geit toten fid) bei ben ©erbanblitngen über bie -fjanbelSoer« ßältniffe mehrere rüßmlidj tjeroor. g. 3- ©anfelow, ber baS Scfdjäft feine§ SaterS gafob ©anfelow (f 1731) übernaljm, würbe Slat ber Kriegs» unb Toutäneitfauimer unb fpäter beS Kommerg» Kollegiums, ofjne feine Glefdjäft aufgugeben CsS ging nadj bem Uobe feines SohiieS in ben ©efitj beS gfaat Salingre über, ber ben Kaufmann (£. ß. Söißmann als Kompagnon aufitaßni. Salingre, ein 9lngeljöriger ber frangöfifdjen Kolonie, würbe einer ber aiigefeßcufteii Kaufleute Stettins, ber oom Könige Ijod) geadjtet würbe unb ein großes Sermögen erwarb. ?lm Soßmarft unb in ber Königftraße befaß er Käufer, in benen er aud) inbitftrielle llnterneljninngen an legte. GJottfrieb griebridj Tilebein erßielt 1750 bie Kongcffion gur kaltblütig, fein Soßn Karl G)ottljilf würbe 1784 Sürger. Stubolf Eßriftian Giribel auS kamburg würbe 1773 in bie Kaufmannfdjaft aufgenommen. 9lus bent Sürgerbttdje mögen als neue ©ärger erwäljnt werben Simon ®ottßilf unb Taniel griebridj Sßeinreidj aus Stargarb (1766 unb 1772), @eorg griebridj kelltoig aus Sawitfdj (1784), Karl griebridj Sdjleidj auS ?lngermünbe (1785), Taoib Gloltbammer (1785), goßanti (Sljriftian SSilljelm ßoberf auS Temmiit (1790), goljann griebridj grauenfnedjt auS ©afewalf (1791), @eorg Ernft SDleifter aus ©ledlenburg Schwerin (1791), ®uftao SBilßelm ÜRofenow aus ffiölfdjenborf (1792), goljann ßubwig Kirftein aus Stargarb (1793), goljann Tljeobor Sdjerenberg auS Swinemünbe (1796), Gleorg griebridj £>empteinnadjer aus Stenbal (1798), goljann griebrid) SlnbreaS ®ottlob ©itjfdjti) aus SBarin in ©iedlenburg (1802), Karl Sljeobor Tiedljoff aus Stargarb (1804), goßann SRidjael ©ruß aus $agen (1804), goljann ßßriftian Söadjentjufen auS fRibnitj (1804), gean ©ierre Tegner aus ©erlitt (1806). Siele ginnen, bie eiuftmalS Sebeutung fiir bie Stabt hatten, finb oerfdjwunben. Tenn eS ift baS Eigenartige in ber Stettiner Kaufmannfdjaft, baß feljr oiele ®e= fdjäfte entweber nidjt lange in ber Stabt beftanbeii ober nadj einiger Beit in anbere $änbe übergingen unb einen anberen Samen erhielten. Tie llrfadje für biefe Tatfadje liegt nidjt immer flar gu Sage unb tann audj in oerfißiebeiteii llniftänben gefudjt werben. Tie wieber» ßolteii Sdjläge, oon betten baS llßirtfdjaftSleben Stettins getroffen worben ift, ljaben gewiß feljr oiel gu ber llnbeftänbigfeit beigetrageii. Tie geit gegen Enbe bcS 18. galjrljunberts war eine Epodje ber ©lüte beS Stettiner £>attbe!S. ®a-5 begeugeti neben ben trodenen galjleit and; tnandje Sdjilberungett, bie aus jenen galjrcn giemlidj galjlreidj oorliegen. 2Rag man and) einzelne oon iljneti, wie g. ©. g. g. Sells Ijödjft intcreffante unb (eßrreidje ©riefe über Stettin
Ser $<inbel. 385 au§ bem galjre 1797 (erf^ienen 1800) ober bie Sarftellungen in £. 3B. ®rüggemann§ auSfüfjrlidjer ®efdjreibung fßontmernS (1779 — 1806) unb ©. g. SSutftracfS titrier Sefdjreibung IßommernS (1793) al» gum Seil uon ßofalintere|fe befangen unb nidjt als un parteiifdj anfeljen, fo mögen bie Hingaben in firugS topograpljifd) ftatiftifdj ’ geogtapljifdjem SBörterbudje meljr (Glauben finben, baljer äufamntenfaffenb ben hanbel (Stettins fdjilbern unb jeigen, wie iljn bie 3P<tQenoffen beurteilten; wir lefen bort folgenbeS: „Set widjtigfte sJlatjrung§gweig für Stettin ift ber Raubet, 31t weldjem bie Stabt bequem liegt. Surdj ba§ £>aff unb bie fleine HJleerenge, ben Swineftrom, ift bie Eber mit ber Eftfee uerbunben, nur ift ber Swineftrom fiir belabene Seefdjiffe -ju feidjt, unb bie Waren muffen in ber Swinemünbe auSgelaben unb auf fogenannten ßeidjterfdjiffen nad; Stettin gebradjt werben. Sie an ber Ober unb Wartlje liegenben Stäbte, uorjüglidj granffurt, Breslau unb fßofen, jieljen ifjre meljrften ^anbelSbebürfniffe über Stettin unb oerfenben über biefen Ert itjre entbetjrlidjen fßrobulte unb gabrifate, jebodj geljen aud) mehrere Waren, weldje im eigentlichen (Gebiet ber Eber gewonnen werben, auf Jamburg, inbem bie Sdjiffaljrt in bie Hlorbfee früher aufäiigt unb länger bauert als in bie Eftfee, bie Hlffefurajyen bort woblferler finb al§ Ijier unb ber Sunbßoll bie Waren verteuert Sind; fefjlt eS in Stettin meljrenteilS an Hliidfradjt, weldjeS ber galt in Jamburg nidjt ift. Stettin verforgt aud) einen grofjen Seil ber iturmarl unb bie Stabt ^Berlin mit Slaterialwaren, fonberlid) mit Wein. Sie Stabt Ijat ben Stapel auf ßeinfaat, unb ein feljr ergiebiger 9latjrung§ijweig ift ber ^olgljanbel, inbcffen ljat bie 9liitjfjoljabmiiii= ftration, weldje Ijier einen Eberbudjljalter befolbet, in Hlnfeljung be§ inlänbifdjen ^olje§ baS IBortaufSredjt unb in Slnfefjnng be§ füb preufeiföljen einen llorfptung uon 6 <ßroj)ent. Ser gndjten unb Salgljanbel ift widjtig unb hat in neueren Beiten feljr angenommen, ift aber meljr Spebition3= al§ fßropreljanbel. Sa§ ljaitptfädjiidjfte ^inberniS, weldjeS bem Stettiner £anbel entgegenfteljt, ift, bafj c§ an IRürffraöfjt feljlt. Sie SlnSfnljrprobutte finb fdjwer unb füllen bie Sdjiffe, aber bie ßinfnljrprobiifte finb meljrenteilS oon ber 9lrt, bafj mit einer Sdjiffölabung bem Werte nadj geljn unb metjr Stettiner SdjiffSlabungen befahlt werben töinien." fHljnlid) lauten gleichzeitige Urteile, wie fie 3. S. o. Segueliu in feiner Sarftelluug ber Slccife unb Bolloerfaffttng (©erlitt 1797) ober g. g. göllner in feiner betaunteu fReifebefdjreibung (erfdjienen 1797) fällen. Hieben ber Haufmannfdjaft beftanben bie Sframertompagnie, bie im galjre 1763 nur 26'Dlitglieber aäljlte, bie gunft ber .£>öter, beren SJefiTmann, »on Ctetttn. 25
386 Der Stleinbanbel. Brirwieg uon 1746 bie Überfchreitung ber früher feftgefetjten 3al)l uon 24 bei ber Slufnafjme geftattete, unb bie ber ftleintjänbler Die Söareu, mit benen fie ljanbeln burften, roaren im eingeluen feftgefetjt; bafe eS babei gu manchen Streitigfeiten fani, ift erflärlid), befonbers ba fid) aud) Solbaten unb Solbatenroeiber mit bem Bertauf oon Biftualien befdjäftigten. ßs rourben [eit 1790 eigene ßrlaubniS fdjeine für 25 bis 30 Sempler auSgeftellt, bie mit einigen ßebenSmittelu tjanbelten. Befonbere gürforge oerroanbte man auf bie ißreiä regulierung, feit 1768 fetjtcn Vertreter beS ©oiroernemeiitS, ber ©arnifon, ber STriegs- unb Domänen • Sfammer, ber ßlccife = Direftion unb beS SRagiftratS fäljrhd) ben !ßreiS für Bier unb Branntwein feft. DieDJlilitäroerroalturigoeranlafeteeSebenfalls, bafewieberljolt Biftualien» taren erlaffen rourben. Sind) um bie nötige Sufuljr oon gleifd) unb glichen fümmerten fid) bie Befjörben, bie ©arntfon fetjte 177u gum grofeen Slrger ber Qunft einige greifdjludjter an. SBenn Silagen über bofee Brotpreife, üoer SJlangel an ©etreibe, über fd)Ied)te§ ober teures Bier laut rourben, fo pflegten 'JJlagiftrat unb (Gouvernement fid) gege t feitig bie Sdjulb gugufdjieben, unb bie SlriegS« unb Domänentammer featte genug gu tun, bie Swiftigfeiten beigulegen. (Jaljrnnirfte fanben im gangen 5 ftatt, 2 Sl'ramr, 1 Biet) t 2 Söollinärfte. Der Sommerframmarft am 'Jjloutag nad) SUlariä Himmelfahrt (15. Sluguft) rourbe urfpriinglidj auf bem Stofemarfr, fpäter auf bem ^eumartt unb in ber Hagenftrafee abgehalten, bort featte immer ber äßintermarft am fljlontag na<b ßaibarina (25. SRo oember) feine Stätte. gin (Jahre 1788 verlegte man beibe auf ben Slofemarft. Bferbemärtte rourben im gort Bceufeen abgebalten. Die beiben SBollmärfte fdjeinen 1743 eingerichtet roorben gu fein, fie roaren am 8. (Juni unb 20 ©ftober; alfmählidj verloren fie gang an Bcoeutung unb horten 1794/95 auf. (fine eigene ffllarttpoligei, beren Beamte uniformiert rourben, ridjtete man 1790 ein unb beftellte bamals and) 2 SluSrufer für bie gum Berfaufe foninienben Biftualien. Blit ben BJirtShäufern, oon benen ber Saftljof gu ben brei Jlronen in ber breiten Strafee vielleidjt brr altefte roar, ftanb eS nad) einer Silage, bie 1761 laut würbe, in ber Stabt redjt fdjledjt. Der Blagiftrat rourbe bringenb ermahnt, fiir beffere gu forgen. ßr madjte audj allerlei Berfudje, erliefe 1766 eine BJirtSbauStare, in ber 17 ®aft Ijofe erwähnt werben, g. B. ber golbene £>irfd) unb brei Slronen in ber breiten, Sßrina von Bceufeen in ber Bluljlcnftrafee, ©eibener Sinter, Sdjroarger Slbler, Braunes SRofe, Sinnig von *ßreufeeti unb Drei Bolen auf ber ßaftabie. 1802 war baS gröfete baS 1797 eingerichtete Hotel be Boiffe in ber äJlütjlenftrafee, eS hatte aber nur 16 ßinimer für
j£>ie Snbuflrie. 387 grentbe, bagegen für 40 Sferbe Stallung. Die ßifte ber grembeit wnrbe regelmäßig in ber Leitung ober in bem gntelligengblatte oer= öffentlidjt. Qljneii [tauben feit 1741 and) 2 Sänften ober Sortedjaifen gur Serfiigutig, ein Serfud) SlietSwagen nadj Serliuer Sorbilb gu galten, fdjlug 1756 fläglidj feljl. Der grembenuerfeljr in Stettin war gar nidjt gering, in größerer Baljl erfdjienen befonbers JRuffen, bie ben Seeweg benutjten. Salb tauten audj Wäfte, uni bie Stabt fennen gu lernen, unb bie ßaljl ber IHcifebcfdjreibiingen, in benen Stettin gefdjilbert wirb, ift gar nidjt fo gering. Siner ber beriiljmteftcn SReifenben, bie ber Stabt einen Sefitdj abgeftattet ljaben, Wilhelm uon ^umbolbt, fdjreibt in feinem Dagebudje oon 1796: „Der $anbel nimmt täglidj gu, bie gnbuftrie fdjeint feljr groß, wenigftenS ift befonbers auf ber ßaftabie unb an ber Wafferfeite überhaupt un« aufljörlidj oiel ßeben unb Dätigteit.“ Diefer Qnbuftrie, gu ber audj griebridj Wilhelm I. ben Writnb gelegt hatte, ließ griebridj ber Wroße faft nodj meljr görbenntg guteil werben als bem £>anbel. Sie auf jebe SBeife gu Ijeben, iljr Staatsfdjuß gu gewähren, Unternehmungen gu unterftüßen, Anregung gu neuen ?ln lagen gu geben, war ihm eine ber roidjtigften Slufgaben feines tönig lidjen Slmtes. ßtin 25. 'JJlai 1749 erging an bie pommerfdje Kammer bie Crbre, „baS pommerfdje S)lanufaftur= unb gabrifenwefeii auf einen beffereu guß 311 feßeu". Dem Kriegsrate Uljl würbe baS Direftorium im Kontmergieii- unb Slanufafturwefen übertragen unb bie Slnorbnung getroffen, e§ folle in jeber Stabt auS ber .301)1 ber Htatmänuer ein eigener gabrifeit Qiifpettor ernannt werben. gu Stettin madjte ber Ulagiftrat erft wieber oiele Sdjwierigteiten, feiner oon ben Slitgliebern wollte bie§ filmt übernehmen. Da würbe einfadj ber bisherige gabrifeit KommiffariuS giliuS gum gnfpeftor in Stettin bestellt, unb ber SUagiftrat mußte, fo feljr er fidj audj gegen bie Ser letjung feines freien Waljlrcrfjtä [träubte, iljm Siß unb Stimme im Ulate geben. Uladj bem Dobe beS giliuS (1767) würbe griebr St'arl Dljit0 g»>» Senator unb gabrifeiognfpeftor gewählt. Son feiner £>aitb liegen galjllofe SluSarbeituiigcn, Seridjte unb Dabellen oor, bie ein großes UJlaterial gur Wefdjidjtc ber Stettiner gnbuftrie im 18. galjr Ijunbert enthalten. Seit 1768 fanb auf ber Kammer jebe SJodje eine Konfereng über baS gabrifwefen ftatt, gu ber als Kommiffare beS StagiftratS ber leitenbe Sürgermcifter unb ber gabrifeit gnfpeftor erfdjcinen mußten. Um bie Hebung ber Wolhnanufaftur hatte fidj bereits griebridj Wilhelm I eifrigft bemüljt; 1740 würbe ein Wollmagagin angelegt, feit 1749 mußten jährliche Seridjte über bie Serarbeitung ber Wolle
388 Tie Subuftrie. unb bie eitigeluen in biefem ^nbuftriegweige tätigen SRanufatturierS eingeliefert werben. Unter ben Tud) , Seng- unb Rafdj , .fjut-SJladjern unb Gtrumpfwirfern befanbeu fid) niete frangöfifdje fioloniften. gür bie Geibeninbuftrie unb bie Einlage non ÜRaulbeerplantagen im Gtabt« gebiete mußte ber fDlagiftrat ftänbig Gorge tragen unb jäfjrlid) barüber beridjten. Wlan nerarbeitete bie Geibe befonberS gu Säubern, ljierfiir waren 1789 bereits 5 Gtütjle in Tätigfeit. Eine Gegeltudjfabrit wurbe 1777 angelegt, unb ber Senator Thilo begrünbete 1782 eine „Tafelbamaft-, ßeinew unb Gegeltudjfabrit", bagu tarn feljr balb noch eine neue berartige Einlage, bie and) glaggentudje fabrizierte. Thilo ridjtete 1788 and) eine 3-abrif für hänfene ^euer Gdjläudje nnb «Eimer ein. "Ser Verarbeitung von ßeber bienten mehrere Einlagen, g. V. bie 1758 gegrünbete Qudjtenfabrit ber ®ebrüber Raljm. Tie Voccarbfdjc ßeberfabrit, bie oon ber Regierung 1788 mit einem Sorfdjuffe non 2504 Talern unterftiißt wurbe, befdjäftigte 1796 16 Arbeiter. Sine gabrif gur ^erfteHung von tiirfifdjeni Suntpapier entftanb 1760. Sim bebeutenbften war lange Seit in Gtettin bie TabatSinbuftrie; 3faat Galingre erhielt fdjon 1746 ein tönigl. Privileg für eine Tabaffabrit, bie fidj allmäfjlid) gu ber größten inbuftriellen Unternehmung entwidette. Turdj bie Einführung bes TabatmonopolS (1765) unb bie ®eneraltabaf- abminiftration (1767) wurbe ihre Tätigteit gehemmt, aber als baS Dlouopol 1786 aufgetjoben wurbe, tonnten fofort 12 ^abritanten wieber frei itjr Scwerbe auSiiben. Unter ihnen befdjäftigte Galingre 1788 etwa 180 Arbeiter unb [teilte gabrifate im Hßerte von mehr als 70000 Talern tjer; fonft war bie [}abrif von Reithufen mit 73 Arbeitern von Sebeutung. Qm gangen befdjäftigte biefe $nbuftrie 316 Arbeiter. 1797 wurbe bie ©eneraltabatSabnuniftration wieber eiitgefüljrt, worüber man in Gtettin fetjr wenig erfreut war. Veltljufen legte 1790 eine Buderfieberei in ber äJlüljlenftraße an, in ber balb für 140000 Taler Buder unb Gijrup Ijergeftellt würben; fpäter tarn bie Raffinerie ber ®ebrüber Gdjidler hing«. Ter fjofapotljeter 9J?ctjer erljielt 1782 unb 1788 je 5000 Taler von ber Regierung gur Ein« ricfjtiuig unb Unterhaltung einer fjrangbranntweinbrennerei unb ßitör« fabrit, bie 1796 15 Slrbeiter befdjäftigte. Bwei Älaufleute betauten 1765 bie Erlaubnis gur Einlage einer Geifcnfieberei auf ber ßaftabie trotj eines fehr lebhaften SBiberfpritdjeS beS Rlagiftrats. Bfn ®rabow entftanb eine Ülmüljle, bie allerbingS nadj einigen Baljren nieberbrannte. Eine Slnterfdjmiebe wurbe 1782 auf bem Sleidjholm von 3. ®. Geijbel begriinbet unb von ber Regierung imterftütjt; gwei Bahre fpäter wanbeite man biefe Einlage in eine Slttiengefellfdjaft um, bie baS Privileg ber £>erftellung von Sintern für Rommerii, ©ft unb Sßeftpreußen erljielt.
Ter ©djiffbnit. 389 Tantals würbe (Stettin ber Wittelpuntt be§ (5dj tf f ba ites, für bie preußifdjen (ßroninjen, unb bie ^Regierung gewährte fiir ben San oon Schiffen Unterftütjungen. 2lu§wärtige ©aunieifter begannen Ijier nadj ben Siegeln ber Jjollänbifdjen fiunft größere galjrjeuge, j. S. 1754 ein§ oon 130 ßaften, ju bauen. Seit 1760 tuar im Sluftrage ber SRegierung ber Sdjiffbaubireftor Cuantin in Stettin tätig unb ftellte auf feiner Söerft befonbers feit 1776 fiir bie SeehanblungSgefellfdjaft gatjlreidje (Scfjiffe fertig. Ta§ ©ewert ber Sdjiffdjimmerleute madjte ißm tiiele Sdjmierigteiten, inbeni e§ iljm bie ?lrbeiter wegnaljm. Des- halb erging 1782 an ba§ ©entert mieberljolt ba§ ©ebot, ben betrieb ber Söerfteu, bie gerabe jetjt fefjr ftart befdjäftigt feien, nidjt ju ftören. Damals nämlich, jur Beit bes großen SeetriegeS, ftanb biefe Snbuftrie in Ijodjfter ®lüte, es Ijerrfdjte eine rege Tätigteit; uon 1781 bis 1795 ntnrbcn in (Stettin 144 (Scfjiffe gebaut, bie 1388660 Taler wert waren, ßieß bie Tätigteit and) fpäter nadj, fo baute man 1805 bei Stettin nod; 20 Seefdjiffe, unb bie gewerblidje Tätigteit auf bett Werften war lange 3eit ein .fjaiiptgegenftanb be§ SntereffeS fiir bie gremben, bie Stettin befudjten. Wit biefer turjen Slufjätjlung ift teincSwegS erfdjöpfeiib bar= geftellt, was, in biefer Seit an inbuftrieHen Unternehmungen in Stettin entftanb. Die Staatsbeljörben jeigten oft einen gerabeju fieberhaften ©ifer, bem Wunfdje be§ Wonarchen nadjjutonunen. Wöglidjft alle Waren füllten im gnlanbe Ijergeftellt werben, beStjalb würben immer neue fionjeffionen unb ^rioilegien auSgefertigt Tann galt eS, bie neuen Unternehmungen nadj Wöglidjfeit ju unterftütjen, unb baju gab man ihnen ©elbljilfen, fdjrieb ißreiSaufgaben au§, fetjte fßrämien feft. Su ben jährlichen SDeridjten burfte nur fein fRücffdjritt oer« jeidjnet werben, fonft tarn fofort oon SSerlin eine Sladjfrage ober harter Dabei wegen Sladjläffigleit. SS ift nicht ju oerwunbertt, baß manche 21 ttlagen fich burchauS nidjt glütflidj entwidelten unb balb wieber cingingen. Sm Saßre 1753 würben in Stettin 56 Se werte aufgejählt, ih« Saljl oerminberte fidj bi§ 1805 auf 48. Tie oon griebrich Wilhelm T. burdjgcfiihrte Staatsauffidjt über bie Snnfte unb bie Sefeitigung älterer, nicht mehr jeitgemäß erßheinenber ®räudje wurben fortgefetjt. gn ben uon ber ßricg§= unb Tomänenfainmer auSgeftellten Seftätigungen bet Snuunggprioilegien würben bie meiften 'Jlmter al§ nttgefdjloffene, b. h- cd§ foldje erHärt, in benen bie Bohl bei Wcifter unb Sefellen nicht befchränft war. fReben ben Wanufafturen hotte ba§ künftige -ßanb wert einen ferneren Stanb, e§ befanb fidj in einem itbergangSjuftanbe, in feljr nielen ©ewerten naljm bie Bohl ber Weifter rafd) ab. 2lm
390 dir Stabtoerroaltunfl. gröfjten roaren in Stettin 1805 bie ©ewerfe ber Sdjneiber nnb Sdiulj mattier mit 151 ober 149 Vleiftern, bagegen gab eS in brei Ämtern nur inSgefaint 4ü Satter, fowie 30 Knodjenljaiter. demgegenüber erfdjeint nnS bie oon 2Q 'ßeriitfenmattiern recht bod). Sliihenb roaren nodj bie hinter ber Söttdjer (50), ber difchler (40), ber Vautoffelmadjei (28), ber Sattler (22) unb Scfjlofter (22). der Slnteil, ben bie frangöfifche Kolonie am ^anbroertbetriebe nimmt, roai nidjt bebeutenb; eS roerben 1805 in ben ©eroerlen nur 81 frangöfildjc Weiftet gewählt. gebem ?lmte roar oom Vlagiftrat ein Senator alS Vnfiljer beigegeben, ber bie Verwaltung gu beauffidjtigen ljatte. die Stabtoerroaltung rourbe nach bem rathäuSIidjen Slegeffe oon 1723 unter ftrengfter 'Äuffidjt ber ftaatlictjen Vehörben geführt, der 'Dlagiftrat nutzte für jebe SluSgabe bie Sewiliigung ber Kammer erbitten. '-Keim er irgenb etwas oljne iljre ©rlaubniS unternahm, erhielt er einen herben Verweis, unb oon einem freien VerfügungS« redjt ober einer felbftänbigen Verwaltung roar tauni noch bie Vebe. daneben fprach in ber geftung baS ©oiroernenient in vielen gragen ein eiitftheibenbeS Söort mit. ©ine 9tnbennig in biefer Stellung ber Stabt im Staate rourbe aud) burd; baS allgemeine preufjifdje ßanb« redjt non 1794 nidjt fjerbeigefn^rt. Sieben bem fDlagiftrat ftanbeii nadj biefem ©efefee „Siepräfentanten", biefe nertraten aber nur ein gelne Korporationen, in Stettin bie Kaufmannfihaft unb bie ©croerte, nidjt bie gefamte Viirgerfdjaft. Wufjer ben eigentlichen Siirgern, bereit ,3aljl immer geringer rourbe, ba oiele eS nidjt für nötig hielten. baS Sürgerreiht gu erroerben, gab eS bie ©.rinderten unb bie S<hutj» uerroanbten. ©S fehlte ein gemeinlameS Vanb, baS bie ©inroohner oerfnüpfte, unb oon einer deilnahmc an ber Stabtoerroaltung roar fo gut roie nicht bie Siebe. daS freie SBahlrecht beS SJlagiftratS rourbe immer roieber mit Sladjbrurf geltenb gemacht unb auch oon ben Vehörben faft regel mäfjig beachtet, ©r beftanb auS 17 fDlitgliebern, bie, auf ßebenSgeit gewählt, ein beftimmteS ©ehalt unb Wccibentien, b. h- Abgaben erhielten, bie ihnen auS befonberen gunftionen gufielen. dem birigierenben Sürgermeifter ftanben g. V. bie ©ebiihren gu, bie herumgiehenbe Seil tanger, „Komöbianten uno Citadfalber'1 gu gahlen hatten, die Slatural lieferiingen rourben abgefchafft. der erfte Siirgermeifter, ber immer nod) ben ditel ßanbrat führte, betam im ganöen Gl9 daler 4 ©rofdjen, ber groeite 465 daler 6 ©rofdjen 2 Vfe,,nige, ber britte 466 daler 12 ©rofdjen 2 Vfennigc. daS Siecht ber Vefeljung ber „ftäbtifchen ißnligei« unb guftig« bebienungen" würbe bem SJlagiftrat 1789 ausbriicfhch beftätigt. die
Ter SJlaoiftrot. 391 3nl)l ber Seamten hatte im Caufe ber 3eit nur rocnig ziigcnonnncn, eS roerben 1804 nur 53, baruntcr 9 ^Joh^eibicner aufgefuhrt. (Se ift foft unbegreiflich, roie bie wenigen Hanzleibeamten bie ungeheuere SJlaffe oon Sdjriftftürfen fertigzuftclleii vermochten, bie fid) in bem ftäbtifdjen 91rd)ivc fo auhäiiften, bafj roieberholt eine neue Prbnung erfolgen niugte; fdjon ber Sleft, ber heute nodj vorliegt, flögt Slefpeh vor bem {Jleifje ber Seamten in biefer Schiebung ein. 9lud) bas 9Imt ber SlatSherteii ober Senatoren roar in biefer 3cit nidjt leicht. Unter ber ftreugcn guajtei ber Staatsregierung nnigten fie tiidjtig arbeiten, Scridjte fdjreiben, Säbelten unb ftatiftifdjc Seredj iiungen aufftetlen unb rechtzeitig einliefern. ®ie faufmännifchen Senatoren flagten roieberfjolt, bafj fie taum Seit für ihre ißtioat geidjäfte begleiten, unb nicht feiten lehnten neugeroahlte Senatoren eS ab, baS 9lmt anzunehnien. gleig, Sorgfalt, Sparfamleit rourben ihnen unerzogen, Allagen über llnorbnuiigen tarnen taum nod) vor. Unter ben Shumern, bie bamalS 311m Sßoljle ber Stabt arbeiteten, mögen als trefflidje Seanite Ijier ermähnt roerben bie Sürgermeifter Johann ßubroig $?iftniarfjer auS Sßijritj (1739—68), 9Ibam Qoadjini Sanber aus Stettin (1751 —1769), ®avib griebrich SlatthiaS (1749—1770), StaniSlauS goadjim Srenbelenburg auS 9lutlam (1768—1781), goljanii ®aoib Slinboro (1769—1772), (Sottljilf Söbmer (1772 -1796), gog. SSJiltjelm Siebtel (1791—99), Johann ®avib Sracgi (1796—1809), Johann Samuel SHüIler (1799— 1803) unb Hari griebrich Söulfien (1803—1807). Sei ber SOagl ber redjts gelcljrten Senatoren befchränfte man fich nicht mehr auf geborene Stettiner, fonbern fuchte erprobte SJlänner auch anbersivoher 311 gewinnen; man wählte 3. S. 17fi3 ben Jlriminalrat 6). ©ottfrieb SJleinljoIb, 1772 ben SubfetretariuS Sog, 1796 ben Sleferenbar Daniel grieb. Sourroieg, 1799 ben SlegierungSreferenbar S. ©. Sethe m ben fDlagiftrat. Unter ben faufmännifdjpn SJlitgliebern ver bienen neben bem fchon roieberholt genannten Senator Sljüo noch ©rivähnung Hari ©ottl). SlattljiaS (1761), (Sljriftian grieb. Sanne aus Serini (1772), Salthafar Daniel Slofoct auS 9lntlam (1772) u. a. m. (Sine fchwere 2aft roar für bie SRitglieber beS SJlagiftratS bie iljnen obliegenbe Teilnahme an ben Stettiner Untergerichten, bem Stabt , Vaftabifchen , SBetO ober Seegerichte; faft jeber oon ihnen roar bei einem beteiligt. ®ie 3erf?liUerung ber ®eridjt§barteit erfchroerte bie Sieditfprechung ungemein, eS tarn fortbauernb 31t Hon fliften. ®e§halb machte man roieberholt ben Serfudj, bie vier <*5c- ridjtshöfe zu vereinigen, eS gelang aber 1752 nur bie Atombination
392 ©ie ®eridit8. unb ffänuiiereUSBerwaltune. beS StabtgeridjtS mit bem ßaftabifchcn 51t erreichen. Tiefer Gerichtshof, ber nun bie guriSbittion über bie ©inroofjner ber Stabt, ber ßaftabie unb ber SBiefen ljatte, rourbe burd) einen Direttor unb oier Slffcffoten befcfjt. Siel rourbe burd) biefe ^Bereinigung nidjt erreicht, ba bie gerfplitterung b« ftäbtifdjen (SeridjtSbarteit nodj äiniatjm. Gs bilbeten fid) nämlich als Deputationen beS SlagiftratS baS SBaifen» amt, baS bie SRedjtfpredjung in Snrmunbfdjaftfadjen übernahm, unb baS Sauamt fiir Sauprojeffe tyerauS. Dazu tarnen baS SBett» geridjt für .fpanblungSfadjen, baS Seegeridjt fiir Streitigfeiten groifdjen Schiffer unb SdjiffSooIt, baS gohanniSfloftergeridjt mit guriSbittion in bem Kloftereigentum unb baS Kämmereigeridjt in ben Sachen, bie fidj auf bie ftäbtifdje .Stoffe bezogen. SergebenS regte bie {Regierung nad) einer eingeljenben Sifitation 1782 oon neuem bie Kombination ber einzelnen ftäbtifdjen Gerichte an, ftieß aber auf ben SBiberfprudj beS 'JRagiftratS, ber and) beftetjen blieb, als ein feljr oerftänbigeS, oon bem ißräfibenteii o. fIRafforo auSgearbeiteteS ißrojett oorgelegt rourbe. Die Sertjanblungen jogen firf) galjre lang ljin, man erreidjte aber nichts als bie Knftellung eines offiziellen {RatSanroalteS als SRanbatarS ber Stabtgemeinbe, fonft blieb alles beim alten. gu ben Streitigfeiten ber einzelnen ftäbtifchen ©eridjtStjnfe untereinanber tarnen natürlich fortroäljrenb foldje mit bem 'JRarienftiftSgeridjte ober ber {Regierung. SRehr Crbnung tarn in bie Kämmereioerroaltung, befonbers ba bie Kammer ftänbig fdjarfe ßlitffidjt übte. Sßeil ber ginanzzuftanb zunächft bauernb feljr tläglich war, begnügte fie fich nicht nur mit regelmäßigen SReoifionen, fonbern orbnete 1752 eine grünbliche Unter» fudjuug burdj ben Kriegs» unb Domänenrat Ulrenbt an. GS roar nämlich bie Klage erhoben roorben, bie Kämmerei bleibe ginSgelber in ber $öhe oon faft 4500 Talern fchulbig unb fei nicht imftanbe biefe zu zahlen. SIrenbt mußte roirtlid) berichten, baß bie Stabt bem Santrott nahe fei. Um iljr zu helfen, bereinigte bie {Regierung bie SBiebereinfüljrung ber 1748 aufgehobenen Walzzulage, b. h- einer ’JIb» gäbe oom Walz, bie faft 3000 Taler eingebracht hatte, unb rerfuchte bie alte gorberung oon 7? 872 Talern, bie feit alter Seit bie Stabt an bie Krone Schweben ljatte, einzutreiben. Weiter rourben überflüffige Käufer unb Sauten, bie ber Stabt gehörten, oertauft, barunter auch »ber runbe Turm" un bem SDlöndjenbrücttor, unb fo rourbe allmäljlidj einige Crbnung in bie ginanzoerhältniffe gebracht. Später forberte bie Kammer noch einmal einen ausführlichen Seridjt über Slbftellung ber Wißftänbe im ginanz» unb Kameralroefen ein, unb ber Wagiftrat erftattete iljn in recht gefehlter SBeife. {Ratiirlich
Tie ftäbtifdjen ffinanjen. 393 roaren an ben Ubelftänben nidjt er felbft ober bie Sürger fdjulbig, fonbern bie ganzen 3eitDert>öltniffe, bie ©arnifon it. a. m. Son feiten ber Sertreter ber Siirgerfdjaft rourben roiebertjolt Klagen laut, baß ißnen bie ^Rechnungen nidjt oorgelegt roiirben, roie es baS rat= tjäuSlidje ^Reglement rorfdjreibe, eS erging beStjalb 1795 bie Ser= fiigung an bie Kämmerei, bie bort beftimmte Vorlegung unweigerlich au§3ufiiljren unb etwaige IRonita forgfältig ju beadjten. Um einen Gsinblirf in bie Kämmereioerroaltung .ju geben, feien ljier einige 2ln gaben über bie Einnahmen unb SluSgaben nadj ben Etats gemacht bie feit 1743 oon Trinitatis, fpäter oom 1. $uni an auf ein ^aljr aufgeftefit rourben: Einnahme: SluSgabe: 1743/44: 21543 Tlr. 9 ®r. 3 fßf. 18191 Tlr. 20 ®r. 1 Sf- 1754/55: 22429 „ 11 w 8 „ 22349 „ 6 „ 5 „ 1764/65: 34904 „ 10 H 2 „ 33 472 „ 17 „ 5 „ 1774/75: 31706 „ 17 4 „ 28890 „ 22 „ 6 „ 1784/85: 45 285 „ 18 5 „ 42494 „ 15 „U „ 1794/95: 35 642 „ 11 10 „ 33 298 „ 11 1804/05: 63 138 „ 4 rt 7 „ 40 722 „ 1 „ 1 „ Tiefe wenigen Sohlen feigen ein außjrorbenrfidjeS Sdjwanten in ben Einnahmen unb ?luSgaben, trotjbem ift eine Steigerung un» oerfennbar. ßu ben Einnahmen trugen erheblich bei bie Stabtgulage, bie Slbgabe oon Sßaren, fiir bie 1765 unb 1802 neue Tarife auf gcfteßt rourben, unb bie 3ülf9eföUe; D0U geringer Sebeutung roaren ber Sdjofj, b. fj. baS ©runbgelb, bafe Siirgergelb fiir Erroerbung beS SiirgerrechtS ober bie WeridjtSgefälle. §ur baS ^inan^roefen ber Stabt roai roeitauS am roidjtigften bie auf perfönlidjes Setteiben beS Königs oorgenommene unb ber Stabt aufge^roungene Serbefferung itjreS WrunbeigentumS. SöaS griebridj in biefer Segietjung fiir feinen Staat unb inSbefonbere für Sommern geleiftet ljat, roie er burdj Meliorationen, Hebung ber ßanbroirtfdjaft, SIbljiilfe bei SRotftänben, Urbarmachung oon Sümpfen unb Srüdjen u. a. m. bie Kultur beS ßanbeS gehoben unb burdj innere Kolonifation bie Seuölfe» rnng oermefjrt hot bebarf ljier feiner Tarfteßung; eS ift roiebertjolt gefdjilbert, aber bodj nodj nidjt oollftänbig geroürbigt roorben. Sind) bie Stäbte rourben ju foldjen Unternehmungen reranlafjt, unb fo erging bie KabinetSorbre oom 31. Te^ember 1746 roegen Urbarmachung ber Cberbrüdje awtfdjen Schwebt unb Stettin an ben tIRagiftrat biefer Stabt, geljlte eS biefem an SerftänbniS für bie roeitblicfenben Stäne unb guten Slbfidjten beS SRonardjen ober regte fich &ei ihnl t>er Sßiberfpruch gegen bie Seoormunbimg in ber Serroaltung beS
394 fflobunßfii unb Slnfitbelungen. ©tabteigeiituniS, er ging jebenfa'lS mir feljr 3ögernb auf foldje Unter nefjininigen ein. Ta erfolgte am 17. Quli 1750 eine feljr energifdje SabinetSorbre an ben SDlagiftrat 3U (Stettin, in ber ifjm ber fdjärffte Tabel ausgefprodjeu würbe über ben SBiberftanb gegen „bie 311m Soften ber @tabt unb beS ganzen VanbeS georbneten SRobuitgcn unb Urbarmachung ber ®rüdje'' unb barte (Strafen allen benen, weldje fich uiiterfteljen, „ber bortigen ©ürgerfdjaft eine ganj conträre, üble unb unoerantioortlidje Qbee uon bem ganzen SSerle 311 machen", an gebroljt würben. TaS half; bereits am 25. Quli fam ein Soutraft 3wifdjen bem Dlagiftrat unb bem fRcgierungö unb ^ofgeridjtSejetutor ^otjann (Stjriftian (Sdjwant über bie Urbarmachung beS SrampebrudjS juftanbe. Tie Siirgerfdjaft, bie fidj auch jetjt nod) bem Vlbfdjhtffe beS Vertrages wiberfetjte, würbe auf Sefetjl be§ Königs nidjt weiter befragt. Gdjwanf nahm bie Virbeit fdjnell in Vingriff; Gdjwantenfjeim, fjorfabenberg, fpäter ßangenberg würben oon ihm angelegt. 3» gleicher 3c’t begannen auf Soften be5 Königs bie IRobung unb Vln bauung am IRabunfdjen Serg, W0311 oon ihm 10—12000 Taler bewilligt würben; auf ftäbtifdjem (hebiete, baS ber Kriegs- unb Toniänentammer gegen einen Kanon oerfdjrieben wurbe, entftanb bie <jollänberei Gdjwabacf) Vliid) fing man mit SSerhanblungen wegen ber „©utreprife" — biefer VluSbrud war bamals gang gebräudjlidj — am Kamelftrom an. 1754 wurbe ein Kontratt mit bem Hauptmann o. SBIanfenburg abgefdjloffcn, bie Unternehmung aber, bie 3m Einlage oon flamelshorft (fpäter KamelSberg) führte, wurbe burd) oiele (Streitigfeiten mit ©ollnow aufgehalten, fobafj fie erft 1777 311m Slbfdjluffe gelangte, 'Ähnliche (Sdjwierigteiten erweichten ben fRobungen bei ^Pobejrtdh) auS ben ©efitjoerljältniffen 3'i’ifdjen bem Johannis tlofter, bem bie VBiefen unb Srüdje bort gehörten, unb ben fflebriibent VRattljiaS in Stettin unb Tamm wurbe 1750 ein ©rb3inSloutraft gefdjloffen; fie übernahmen auch 3um Teil bie Urbarmachung beS (Me laubeS am (Steinbamm. ginfenwalbe, (StjbowSaue, f^riebritfjsbiirg (fpäter griebenSburg) finb bort entftanben. Ter Kolbatjer VlmtSrat Gtjbow übernahm bie SRobungeii bei fflerglanb, wo greberSborf (fpäter griebridjSborf) unb SBilhelmsfelbe angelegt unb mit Solonifteii befetjt würben. Serhanblungeu würben geführt über Unternehmungen an bem ®obenberg ober bem 3llngfernberg; bei Slrmenheibe mußte ba§ ^oljanniSflofter Virbeiten vornehmen, unb auch an anberen ©teilen blieben SReliorationen nicht au§. $Rod) 178(5 erhielt bie ftäbtifcfje Sämmerei ein Sapital oon 20 000 Talern oom Könige gefdjenft, ba§ für bie SRobinig beö QtjnabrudjS oerwenbet unb erft nadj fedj§ ^aljren mit 1 ®ro3ent oe^inft werben füllte. Vlud; h*er tönnen nidjt alle
Arbeiten im ftäbtifdjen ®nutbbffifte. 395 (Eingelljeiteii aufgcfüljrt ober bie befonbere Tätigfeit eiitgelner ©Jänner, roie 3. S bes ©ringen SRoritj non Vlnljalt ober be§ IjocfjDerbieHteit graiig Saltljafar n. Srenfenljoff, gcroiirbigt merben, bie in bie Stettiner Virbeiten tätig eingriffen nnb energifd) halfen, wenn ber fRat gögerte nnb unentfdjieben war. Tiefer Unternehmung war fjinbertid), baß ba§ ftäbtifeße (Eigentum feit 1735 in OJeneralpadjt ausgegeben worben war. Ta bie erhoffte Steigerung ber (Erträge nidjt erfolgt war unb itnenblidje Streitigfeiten fich erhoben hatten, war ber VJJagiftrat fehr bamit einoerftanben, baß 1753 bie 65eneralparfjt aufgehoben unb bie Verpachtung ber eingeluen Vlrferroerfe roieber eingeführt rourbe. Später gab man auf höhe« Slnorbnung hin Kämmerei ffiiiter unb Verwerfe auf (ErbginS auS, fo g S 1767 Sdjroargoro an ben Kriegs unb Tomänenrat Ulrich unb 1787 ©einig an ben Kaufmann 65. (Ehr- Velthufen. l’fberall rourben Koloniftcn angefegt unb Verwerfe angelegt; man brachte ben Sauern, wenn and) mit VJliilje, ben Vlnbait ber Kartoffel bei ober veranlaßte fie gu oeränbertem SBirtfdjaftSbetriebe. fflegen ber Tienfte ber Untertanen begann ber VJiagiftrat Vertjanbliingen, aueß als bie Vlufljebitng ber (Erbuntertänigfcit, bie ber König roiinfehte, oon ben pommerfdjen Stäuben abgelehnt worben roar. Ter Stabtfefretär (Eggeling bat 1785 in allen ftäbtifdjen Törfcrn feftgeftellt, was bie Sauern unb Koffäten an ßaljliingen ober Tienften gu leiften hatten; eS ift baraitS gu erfeljen, baß bie £>anb unb Spannbienfte gum großen Teile abgelöft roorben roaren VUfe foldje unb anbere Seiferungen trugen natürlich 3»r Hebung ber Sefißnngen ber Stabt bei. .gut gangen Stabtecgentum roohnten 1798 3324 SJlenfdjen. „Sehr important" roaren für bie Stabt bie SBiefen; iljr (Ertrag ftieg uon 1169 Taler (i. g. 1772) auf 2214 (i g. 1802). gur 6>e meinljütung biente ber ©JöIIenbruch; ißn benutzten alle Sürger, bie Vieh fjielten ,in& Öen Stabtljirten befolbeten. Vlicf bie fonftigen Ser hältniffe in ben (EigeiitumSbörfern ober in ©ölig, auf bie VluSübung ber £>errfdjaftSredjte ufro. fann fjier nicht eingegangen roerben; in ben ©rotofollen unb fogenannten „©räftatiouStabellen" oon 1746 unb 1754 liegt allerbingS ©Jaterial genug gu einer eingehenben Sdjilberung oor. Vludj bie Verwaltung ber 10 ftäbtifdjen Staffermüljlen unb ber auSgebehnten gorften erfuhr eine Scfferung. Ter $olgoerroüftung rourbe (Einhalt geboten, für regelmäßiges Scßlagen unb Vlnfdjonen Sorge getragen. So lange bie ftaatlicfjen Sehörben mit (Energie unb Strenge bie ftäbtifcfje Verwaltung gur Tätigfeit antrieben, ging bie fortfeßreitenbe (Entroicfelung weiter; fobalb aber ber gwang auffjörte, trat JRulje ein.
396 Bautötigtcit. Tie Kriegs- unb Tomänentammer brachte bereits 1754 ben 91uSbau ber Stabt in Anregung unb trieb gu größerer Bautätigteit an, ba „ein ©langet an CogementS" fei. Sie feftte 1766 burd), bafe aus bem gonbS ber 9lccifegetber Brünnen unb llnterftütjungen fiir Bauten bewilligt würben. Tagu mufeten bie Bauunternehmer bie Spiäne unb .ßei<f)Hiingcii einrcidjen, bie non bem Baubireftor ober ßanbbaumeifter — biefe Steife ljate 1779 bis 1788 ber bcfannte 9Ird)iteft Tavib Giilh) (geb. 1748, geft. 1800) — begutachtet würben. Tie Bautätigfeit hob fich fofort, 1766 würben bereits 5, 1767 6 fünfer neu erbaut ober unigebaut. 9tuS ben eingereidjten Zeichnungen ift gu erfeunen, wie man befonbercn SBert auf ftatttiche fjaffaben legte 9lbb. 23. Bilb ber breiten Straße 1790. unb ber ®efd>mad fich immer mehr bem Barod guwanbte. Ta würben red)t anfehnlidje Käufer mit ©aterien, 9lttifen unb reicher Tefo- ration errichtet am SRofemarft, in ber Cberftrafee (uon ®lafd)e, Schutte unb BlatttjiaS), am ^arabeptag, in ber Schufeftrafee (vom Konbitor Gouriot) ober in ber breiten Strafte (vom Seiler Brehmer). $n biefer Seit würbe and) wahrfdjeintid) vom Kommergienrat Salingre bas vornehme £auS am ©ofjniartt erridjtet, baS vor 1786 in ben Befife beS 9tItermannS Sßiefetow überging. Tie Stabt betam burch fotdje Bauten ein gang anbereS Slnfeljen, fo bafe Söithetm von ^umbolbt 1796 bie fefer guten unb grofeen Käufer in ber breiten unb Blühten ftrafee unb am IRofemartte rühmenb erwähnte. Tie flatafteraufnahnien für bie geuerfogietät geigen, bafe ber ©Jert ber Käufer erhebtidj ftieg.
©trafjtnrtintflunfl. 397 Sludj Straften würben reguliert ober neu angelegt, $. © 1793 am Klofterljofe; ber alte Turdjgaiig burd) ben Sdjroei^erljof rourbe als öffentliche Strafte anertannt. Sie Stabt nahm 1773/74 eine grofte ^Reparatur am SRattjaufe vor. Sllte, nidjt mehr brauchbare Sauten, Sünne, ©lauern, audj ber auf bem Krautmarlt fteljenbe Kaat rourben befeitigt Qm Qaljre 1801 ftellte ber SRagiftrat einen eigenen Stabt bauinfpettor au, ber ftatt be§ biöljer im Sieufte ber Stabt tätigen Cffigiers bie ^Iixffidjt über bie 45 in ber Stabt, 29 im Stabteigentum vorljanbenen ftäbtifdjen ©ebäube, 22 'Brüden unb 45 Sdjlammfäften übernahm. „Sic Stabt fieljt völlig roie eine ©rovinaialftabt unb im ganzen unangeneljm au§. ®nge bergige unb rointelige Straften, fcfjfedjteS fßflafter", fo ftat SJilftelm von fjjumbolbt in Stettin in feinem Sage budje notiert. 'Jlod) fdjlimmer roäre fein Urteil geroefen, roenn er einige Qahre früher bort geroefen roäre. Senn feit 1751 hatte mau roenigfteuS einiges für bie ©flafterung getan, fobalb bie Slnfunft bes Königs bevorftanb. Sonft entfdjulbigte fidj ber 'JJlagiftrat, roenn Klagen namentlich feitenS bes ®ouvernement§ laut rourben, entroeber bannt, baft fein ©elb vortjauben fei unb er ohne ©eneftmigung ber Kammer nidjts tun tönne, ober baft bie betreffenbe Stelle nicht gu feiner „fßertinenj“ gehöre. ©in 2od) im ^ßflafter ber fRitterftrafte auSjubeffern, bauerte ber Berljanblungen roegen neun SRonate. ©troaö mehr gefdjatj feit 1782, aber e§ blieb immer nod) genug ©runb ju Klagen. 'Jiljiilid) ftanb e§ mit ber Straftenreinigung. Sas ®ouver= nemeut tlagte über bie Uiifauberteit, bie Kammer erlieft 1703 ein fdjarfeS 'JRanbat. Sian broftte ben ©eroohnern mit harten Strafen, 'JRilitärejetution, erlieft von neuem 'JRanbate unb fßublitanba, beforgte aud) „Slufttarren“ jum ©Jegfdjaffen bes „llnfianbes", troftbem blieb e§ beim Sllten, unb bie Quftänbe roerben nodj 1794 al§ unerträglich ge fdjilbert. Sin bie SBafferleitung, burd) bie ber Qontaine auf bem SHoftmartt Sfflaffer jugefiiljrt rourbe, erhielten audj einzelne Bürger Slnfcftluft; bod) ^Reparaturen an ben '.Röhren unb bem ©affin erroiefeu fid) unaufhörlich alS nötig. Qn biefer Beit rourbe bie Stabt von redjt vielen Schabenfeuern Ijeimgefudjt. ®e brannten 1782 in ber ©aumftrafte fieben Käufer völlig nieber, 1785 rourbe ein Speidjer SilebeinS vom (feuer jerftört, 1795 legte ein großer ©raub mehrere Speidjer in ber Cberftrafte in Slfdje. Sie gröftte Qeitersbrunft aber entftanb am 9. Quli 1789, al§ eilt ©lit) in ben Surm ber Btarienfirdje einfdjlug unb in turjer bas ftolje ©ebäube in eine fRuine verroanbelte. 'Ißenig fonnten bei biefen ©ränbeti bie ^ur Slbroehr von ffeuer orgaiiifierte ©ürgerfd)aft
398 StueifjfjuV unb ^ßolijei. ober bag Blilitär auSridjten. GS würbe jwar uiel über eine neue geuerorbnung beraten, bie erft 1796 ueröffeiitlidjt innrbe; man erbaute für bie uortjanbenen 11 geuerfpritjen 1790 ein ueueg £>auS am Slot) 1= marft (Ijeitte BmbadjfdjeS £>aug), erließ and) Qiiftruttionen für bie BiertelSmeifter, für bie bei geuerSgefaljr burd; Suten unb STnarrcn gufaniuiengerufene Biirgerfd)aft ober für bie Biirgerfompagnien, aber elje fie jufammenfamen, mar ber Sdjaben meift fdjon gefdjeljen. ßbenfo wirb wieberholt über bie Unjidjerljeit in ber 9iacf)t gelingt. Acht Badjtwädjter würben 1748 alg nidjt augreidjenb ertlärt, man uer« mehrte iljre -Saljl fpäter auf 13. AIS bie Stummer für jebe Badjt bie Stellung oon 50 „fßatroullierern" aug ber Bürgerfdjaft forberte, war bag Souuernement gang empört barüber, bafj Bürger mit Gewehr fidj auf ber (Straße fetjen laffen füllten, unb broljte, foldje fofort 31t arreftieren unb unter bie ißritfcfjc ju ftecfen. „Dag iPoli^eiroefen in (Stettin ift erbärmlidj in allen Stürfen", heißt eg 1740 in einem Berichte, ber Blagiftrat aber behauptete, „baß in biefer guten Stabt folcfje gute Berfaffung unb Berechnung oor» banben, bergleidjen in fremben Stäbten wenig anjutreffen." ®ewiß, Berorbnungen gab eg genug, aber baß fie auch befolgt würben, ift nidjt wahrfdjeinlid) nadj allen ben Silagen, bie immer wieber laut würben über bie <Sicfjerfjeit6= unb Blarttpolijei. Da befdpuerte fidj einer über Diebereien unb Überfälle, ein anberer über bie Un= crbnung ber Solbaten, ein britter über llberfdjreitung ber Biftualien taten ober über fdjledjte Semmeln. Die Stammet beantragte 1760 bie Grrichtung eines eigenen '.ßoliaeibirettoriumg, wie eg in Berlin beftelje, erljielt aber eine Ablehnung. Da forberte fie uon ben Senatoren felbft eine perfönlidje Bifitation beg Blarftes, unb bie armen geplagten Herren mußten audj bieg ®efd)äft übernehmen. SBeldje Sdjwierigfeiten hatte her jweite Bürgermeifter bei ber Ber waltung ber Sßoli£ei, b’f *h111 oblag! GS fehlte an Beamten, feine Befugniffe hatten Grenzen an ber Herren- unb Slirdjenfreiheit. So fal) eg am Gnbe beg 18. ^ahrljunbertS auch *n biefer Beziehung übel mig; man waljrte woljl beu äußeren Sdjein burd) Grlaß uon Orb nungen über Blarftucrfehr, ®cfinbe u a. m , fegte Dajeu unb Coljne feft, ljatte aber tatfädjlidj feine redjte Biacht, foldje Borfd)riftcn wirtlidj ijur Ausführung 311 bringen. 3Jm Armenwcfen würben einzelne Berbefferungen uorgenommen, befonbers ba nad) allgemeiner Silage bie Bettelei wudjg. Gin eigenes Slollegium uerwaltete ben Armenfaften, beffen Ginfünfte aber gering war. Blau fummelte in ben Sl'irdjeit unb Käufern Beiträge, bie Stämmerei johlte jäfjrlidj 200 Daler, aber bodj reidjte baS uorljanbene
Slrmen« unb (Sitfunbbeitärotfen. 399 Eelb nidjt aus, um ben jafjlreidjen Slrmen — eS roaren 1800 meljr al§ 500 ©erfonen ober gainilien mit roödjentlid) 91 Malern 17 ®rofdjen gu unterftiitjen — in ber bittersten Rot ju helfen. Silan madjte be§= halb roieberljolt ©erfudje, bie Einfiinfte beS VlrmentaftenS gu erhöben. TaS ©JaifenhauS rourbe von ihm getrennt unb eine eigene 53er waltung bafür eingerichtet. Einige Stiftungen, 3. ®. bes ®efe. TommerjienrateS Hermann £tto (1759), gaben ihm bie SJlöglidjleit, 24 5Baifen aufgitneljmen unb gu erjiefeen. DaS gotjaiinisHofter rourbe 1753 in feinen Einrichtungen fo umgeftaltet, bafe 104 gainilien ober ©erfonen llntertunft unb eine ®elbunterftütjung erhielten. Tas ©etriftift am ftlofterhofe, in bem „alte redjtfdjaffeiie Tiener unb bereu SBitroen“ JMnfnafeme fanben, befam 1785 ben fdjon lange befdjloffenen, aber immer roieber vergebenen Reubau, ebenfo rourbe ba§ ©erdljof Stift in feiner äufeeren unb inneren Einrichtung umgeftaltet. Um bie Strafeenbettelei 31t befeitigen, ridjtete man neben bem 5lrbeitS= ober Sudjtljaufe am Röbenberge audj nodj auf ber ßaftabie eine Spinnfdjule ein, in ber meljr als 100 ©erfonen mit Spinnen be- fdjäftigt roerben tonnten. Eine ßeifebant griinbete ber ©lagiftrat 1740 jur Unterftiifeung für £>anbroerter. Epibemifdje Trautheiten fecrrfdjten wieberholt in Stettin, wie bie Rufer ober bie ©lottern, an benen 1766 bis 1767 143 ©erfonen ftarben. Ter 9Jlagiftrat bcftellte einen StabtphijfituS; als foldje verbienen Dr. goljann goadjint JRhjabes (geft. 1772) unb ©rofeffor Slölpin (geft. 1801) befonbere Erwähnung. Es gab 1770 in Stettin 6 Tottoren, 4 91potljeter unb 8 Efeirurgeii, bie nadj £anb roerferart ein eigenes 9lmt bilbeten, 1796 roaren fdjon 9 approbierte 9irjte vorfeaiibeii. Tas Stabtlajarett auf ber ßaftabie roar faft immer in fdjledjtcm guftanbe, unb wieberholt oorgenommene Reparaturen halfen nidjt viel. 1803 rourbe ein £>ebamnieiiinftitut tu einem £>aufe auf bem ©labbrin eröffnet. Seit 1780 etwa entftanben Sterbetaffen, unter benen bie von goFj. ßubro. geige begrünbete fdjon balb 160 ©litglieber hQUe. filtere ©ereinigungen, bie äfenlidje ßroede verfolgten, würben umgeftaltet, 1790 beftanben in Stettin 10 Sterbe- gefellfdjaften 9Jlan hörte in biefer ßeit auf, bie Toten in beu Tirdjeit unb auf ben fie umgebenben ©lätjen 311 begraben unb eröffnete im geifere 1802 ben gemeinfdjaftlidjen Alirdjfeof vor bem Vlntlamcr Sore. Tie SluSeinanberfetjung mit ben einzelnen ®emeinbeu toftetete nn» enblidje ©lülje. Ter SijnbituS ©öttdjer femte fich 11111 gemein nütjige 5Bert feljr verbient gemadjt; „fein ßofen roar eS, roie bie originelle ®rabfrfjrift melbete, alS erfter auf bem neuen Tirdjbofe begraben 311 roerben"
400 Tie Seoölfetunfl. Tie gamilien» namentlich bie TobeSan3eigen, beten Seröffent» lichung in bet flgl. prioilegierten Stettiner 3eitnug in biefer Seit Sitte rourbe, feigen unS, bafj Stettin in mimet größerem Umfange eine Dlilitär= unb Seamtenftabt geworben war; baS tjatte auch in befonberem Dlaße gum Shuoachfen ber SJeoölterung beigetragen. Tie genauen ftatiftifdjen Erhebungen ermöglichen eS unS, Qahr fiir Seiht bie SeDölfetungfe^abl feftjuftellen. Tie nur feiten oortommenbe Vlbnahme ift meift aus ben ftriegSereigniffen 31t ertlären, bte fid) Stettin näherten nnb roohl manche gamilie 311m Fortgänge oeranlaßten. 1740: 12360 Einrooljner 1775: 14280 Einwohner 1745: 12031 w 1780: 14984 ff 1750: 12966 ff 1785: 15584 ff 1755: 13357 ff 1790: 16249 ff 1760: 11088 ff 1795: 16703 ff 1765: 12915 ff 1800: 18430 n 1770: 13990 ff 1805: 18973 rf Stettin rechnete 3U ben bamaligen preufjifdjen ©roßftäbten, roar wohl ber äußeren SluSbeljnung nach eine ber tleinften, ftaub aber an Ein roohner3ahl unb Sebeutung anberen ißroniii3ialhauptftäbten taum nadj unb roar fdjon bamals ber erfte SeehanbelSptöß ißreußenS unb 3itgleidj eine ber ftärfften geftungen beS Staates. Siel genannt rourbe bie Stabt, als 1769 bie gefctjiebeiie @emat)liii beS Dringen oon Steußen, bie 'JJrin3effin Elifabeth oon Sraunfchroeig, nach Stettin oerbannt rourbe. Sie lerne bort im Schlöffe anfänglich wie eine (befangene; 1774 ftellte man iljr baS alte SlmtShauS 3« Qafeniß als Sommer- aufenthalt 31er Verfügung. Sroar gab ihr Stönig griebrich Söilhelm IT. bei feiner Thronbefteigung bie Freiheit, fie oerblieb aber in Stettin. 1810 burfte fie fich bi« fogenannte SÖbagogienmühle taufen unb als befdjeibeneS Sommerpalais einrichten. Ter Same ^riebridiSgnabe, ben fie ihm gab, ift balb oerfchollen, aber als „ißrii^eß Schloß" lebt eS heute noch weiter. Cft in bürftigen Sertjältniffen, aber nidjt oljne baS Veben 30 genießen, oerbradjte bie 'fSrii^effiii ihre Tage, bis fie am 18. gebruar 1840 im Filter oon 95 Qaljren ftarb unb in ber alten Jiirftengruft ber Sdjloßtirdje beigefeßt rourbe. Tie 3fiirftiit, bie nicht ohne Sdjulb einem fo traurigen Sdjicffal oerfiel, erregte anfänglich bei bem fentimentalen ®efd)ledjt jener Tage ein taum oerbienteS Slitleib. Solche oon einem geroiffen Diangel an fittlidjem Empfinben 3eugenbe Sluffaffung roar bamals 3eitgemäß. Tie „Sluftlärung" madjte fich auch *n Stettin geltenb. Dian (lichte auch h*et „bie gefunbe Vernunft immer meljr auf ben Tljron aller inenfchlicheii Vlugelegentjeiten
®a8 ßtiftißt ßeben. 401 gu erljeben". Sfernunftgemäß glaubte nmii gu ljanbeln, als man fid) entfdjlofj, bie 1789 abgebrannte SRartetifirdje, beren 40üjäljrigeS töe fteljen nod) 1743 mit großem Ißomp gefeiert worben war, nidjt wieber aufgubauen. Söar es nidjt viel vernünftiger, an ber (Stelle eines ©otteSljaufeS, beren eS, wie man meinte, in ber (Stabt genug gab, eine (Sternwarte, eine (Sdjule ober ein (Stallgebäube gu erridjten? (So blieben bie SRuinen Faljrgetjnte lang fteljen, bie SRariengemeinbe würbe gunädjft vorläufig, bann bauernb mit ber (Sdjlofjgemeinbe ver- einigt. TaS Vermögen beS SRarienftiftS aber verwanbelte eine ft'abinets« orbre vom 30. Tegentber 1 804 in einen „£ülfsfonbs für bie ©eleljrten unb öemnädjft allenfalls SRittet uub fRealfdjulcn Der ^ßroving tytammern". SJernünftig erfdjien eS and), bas Vegat beS (Senators 3nftronj> ba§ f>*r ben ilusbau beS ruinierten Turmes ber Fatobitirdje beftimmt ivar, nidjt für biefen S^etf, fonbern für allerlei ^Reparaturen uub prattifdje Stauten gu verwenbeu. Tas gange tirdjlidje ßeben in 'fßrebigt unb (Seelforge ivurbe von biefem ßJebanfen „vernunftgemäßer ^Religion“ befjerrfdjt. TaS geigen bie Trurffdjriften, fjteebigten, ©ratiilationS- ober StaileibSfdjriften, bie immer nodj gaßlreidj erfdjienen. Tie ©eift- lidjen betrieben jetjt mit Starliebe (Stubien, bie itjrem Slmte ferne lagen, unb waren gum Teil in leitenber (Stellung SRitglieber ber aletljopljilifdjen ©efcllfdjaft (1742) ober ber Freimaurerloge (17G2). Ter frangöfifdjc £jofprebiger von fjtararb, ein SRanit von vielfeitiger ®ilbung uub leb» ljafteni Fittereffe für bie Sßiffeufdjaften, fpielte bort eine große fRoIle unb ftcllte allerlei pljljfifalifrfje Starfurfje an. Ter Sl'onfiftorialrat Futob (Sdjimmelmanii, ber in (Stettin ein (SonberlingSleben fiiljrte, gab eine Überlegung bet (fbba tjerauS. ßubwig Söilljelm ©rüggenianit, $of unb (Sdjloßprebiger, veröffentlidjte in ben ,valjren 1779 bis 1606 feine „ausfüljrlidje ®efdjreibung beS gegenwärtigen ^juftanbes bes Rtanigl. Sßreufjifrfjen ^jergogStumS Star- unb £jinterpommern", ein Ijeute nod) feljr wertvolles Söerf; bie befonbers IjerauSgcgebeite Sta= fdjreibung ber (Stabt (Stettin wibmete er ber in (Stettin geborenen Jlaiferitt llatljarina von fRußlanb ßiterartfdj waren tätig ber Sion fiftorialrat F- Sl. F- S3ieltc (geft- 1802), ber S-taftor an (St. Qtafobi 91. SSüftenberg (geft. 1787), ber Staftor an (St. Slitolai F- Eli Pfennig (geft. 18U4) unb vor allen bet ?pnftor an (St ißetri F00cb>IU Starnljiirb (Steiubriid (geft. 1789), ber eine große ßaljl von Heineren unb größeren (Sdjriften gur poinmerfdieii ober (Stettiner ©efdjidjte IjeraitS gab. Sein (Soljn unb fpaterer VlmtSnadjfolger Folj- F00^)- Steinbrüd (geft. 1841) fetjte biefe Tätigleit fort. Um bie Förberung beS mufifa lifdjeu L'ebeuS in (Stettin war eifrig benuiljt ber Staftor au (St ©ertrub Folj. il. Fr- Trieft (geft. 1810), ber nidjt nur bie Stegenfionen für (Heermann, ttcfdglc^te ton Stettin. 26
402 Daß Gdjulwefen. bie ßeitungen faft ausfdjließlidj uerfaßte, fonbern and) Sluffüljrungen oeranftaitete. 'Bietiftifdje Sleiguugcn fanben nidjt bie Sillignng ber ©eiftlidjen. (Sine Heine £)errenljuter=®cmembe, bie 1744 auf ber ßaftabie ein 'BetljauS erwarb, wnrbe oon ihnen arg befämpft unb iofte fid) balb wieber auf. Tod) bie aufflärenbe Tenbeng brang tiidjt in alle Streife; bie beutfdje (Eljriftcntnmßgefellidjaft, bie eifrig fiir ben alten ©laubcn ftritt, ljatte and) einen ßwcigvcrein in Gtettin, ber ben ineiften rational iftifdjen ©eiftlidjen ein Tom int Sluge war. Seffer, wie eß fdjeint, vertrug man fidj mit ben beiben reformierten ©emeinben, ob- wohl es audj ljier nidjt an '.Reibereien feljlte. Tie tatljolifdje ©enteinbe, gu ber fidj in Gtettin unb ben benadjbarten Törfern 1774 etwa 1140 '^erfonen aus bem'JJli(itär= unb ^ivilftaube redjneten, ljatte feit 1740 einen ftänbigen Pfarrer, bent 1774 ein grociter gur Geite geftellt würbe. Tafj man in biefer ßeit audj bem Gdjulioefen, beffen bebeutung fiir bie 9lufflärnng immer wieber mit ljoljen SBorten gepriefen wnrbe, größere Slufmciffantfeit guwanbte, ift erflärlidj. 'JJlit bem afabemifdjeit ©ijiniiafium freilidj ftanb eß fünnnerlidj genug, gwar feierte man 1744 mit galjllofen Sieben unb großem 'fJtunfe baß 200jäfjrige Jubiläum ber alten giiftcnfchule, aber bie unglücflidjen gerfaljrenen ßuftäiibe traten immer wieber beutlidj Ijeroor. Gin wcd)felnbes Sleftorat, baß nadj bem Sorbilbe ber Uniuerfiiäten 1757 eingeridjtet würbe, neue ©efetje unb fortgefeßte Bifitationen, bie befonberß feit 1771 auf Seranlaffung bes SJlinifterß Jreiljerrn oon Qeblig burch tüdjtige Gdjulmäitner oorgenommen würben, trugen nur gu ooriibergeljenber 'Befferung bei. Befoubercß Qntereffe roanbte ber Gdjule ber Gtaatß= miiiifter ©raf .fjertjberg gu, ber felbft einft Gdjiiler bort gewefen war. Sind) bas preußifdje Dberfdjultollegium, baß 1788 bie (Einführung bes SlbiturieiitenejamenS anorbnete unb ben treftlidjen Qolj. ^fafob Gell gum ftänbigen Sieftor bcftellte, mußte bod) fdjließlirij einfeljen, baß baß Ijöljere Gdjulwefen Gtettins eine cinfdjncibenbe 'Jinbcning »erlangte. Go entfdjloß man fidj gur 'Bcrbinbung bes ©ijmnafiumß mit ben oberen Stlaffen beß Biatstijccumß, bie burdj Jlabinctßorbre oom 25. 3a= nuar 1805 aiigeorbnct würbe, ©rößerer Srequcng als bas ©tjmnafium erfreute fidj bie große Slatßfdjule, bie 1793 gum Siatshiceiint erljoben würbe. Ter Gdjulbetrieb war bort im allgemeinen beffer, aber audj ljier blieb feljr oiel gu wiinfdjen übrig, befonbers mbegug auf bie äußeren 'Berljältniffe, baß Gdjullotal in ber 'JJiöndjenftraße, bie Sefolbung ber ßcljrcr unb bie Gdjulgudjt. ©roße 'JRüljc um bie Jpebung ber Vluftalt gab fidj ber 1792 gum Sieftor bcftellte
Taö ©djulhiefen. 403 Dr. griebridj Stad), bem bei ber 'Bereinigung ber bciben höheren Sdjulen gufammen mit Sell bie ßeitung be§ königlichen unb StabtgijmnafiumS übertragen würbe. Tie (Stiftung bes Otto vfageteufel erhielt 1774 einen Neubau auftelle bes alten, ihr uon TinnieS oon Cften oermadjten Kaufes in ber tieineu Tomftrajje; baS jurüdgegangene Vermögen erlaubte meift nur bie Aufnahme non 16—17 Alumnen. Sin Berfudjen, Schulanftaltcu ^ur üßorbereititng für ba§ prattifdje Sieben gu begriinben, fehlte es nidjt. Ter JRcltor ber Statöfdjule tJJtag. (Sljr. Anbr. 'Büttner legte 1750 ben SJAIan gu einer „aufaurichtenben matbematifrf) praftifdjen 'Jiealfchule" uor. Ähnliche Webanten entwidelte 1787 in einer Tcnffdjrift ber 'Brofeffor 3- (£. 3hn, eine eigene Reichem fdjule wollte gr. Stodj begriinben. Tod) alle biefe 'Bläue tarnen nidjt ,;ur Ausführung, bagegen wurbe tatfcidjlid) 1789 auf ber ßaftabie eine Steuermaniifdjule eingerichtet, bie mit ber ßaftabifchen Schule ver= bunben wurbe. Tiefe unterhielt bie '.Regierung vornehmlich für bie Seminariften, bie fonft auch nn ber gröfjten ßlementarfdjule ber Stabt, ber fogenannten SRinifterialfdjuIe, befdjciftigt würben. Ter Affeffor SRich- Wottfr. Sternberg fjinterliefj 1752 fein £>auS am Spiabritt flur Anlegung einer Armenfdjule, bie 1803 mit ber ßaftabifchen uereinigt wurbe. Aufjer mehreren 65arnifonfd)ulen gab eS nur nodj Heinere Schulen, bie oon ben Lüftern ober ton^effionierten Sdjulmeiftern gehalten würben. Wegen bie SSintelfdjuleii war man mit (Erfolg oor gegangen, 1788 beftanben aufjer ben genannten Schulen nodj 11 Heinere Anftalten, 1793 im ganzen 19. Turdj mancherlei Bifitationen unb 'Jievifionen wurbe tatfächlidj baS Sdjulwcfen nicht unerheblich gehoben, fo bafe, wenn auch 00,1 einer allgemeinen Sdjulbilbung noch nidjt bie '.Rebe fein tanii, boch bie grofje SRehrjahl ber Siinber regelredjten Unterricht erhielt. Am fchledjteften war e§ mit ber höheren Silbung be§ weiblichen WefdjlechtS beftellt; eS gab nur einige Heinere ^ßrioat fchulen, wie bie 1806 oon ber oerwitwcten ftriegSrätin Ulühlbadj errichtete, balb barauf oon (Sljarlotte ßiebert übernommene Anftalt in ber (Vraitenftrafje ober bie 1807 oom Tirettor Slod) gegriinbete Tödjter fdjule für bie gebilbeteit Stänbe. TaS geiftige unb gefellige ßeben ber Stettiner ausführlich ju fchilbern, ift hier nidit möglid), fo oerlodenb audj bie Aufgabe ift. DJlaterial für eine foldje Tarftellung liegt oor, namentlich in beit uerfdjiebcnen Schilbeningen, bie oon ber Stabt unb ihren 'Bewoljnern in SReifebefdjrcibungen, wie oon Qolj. ®ernoulli(1778j, oon 3. ßöllner (1795), oon Sö. v. £>nmbolbt (1796), oon fRellftab (1797), von ß. &. Slüttner (1798) u. a. entworfen worben finb. IBefonbere ®eadjtung 20*
404 Ta8 Sehen in ber Stobt. uerbienen bie wieberfjolt erwähnten, uom ißrofeffor Q. Sell «erfaßten ©riefe über Stettin; burcfj fie erhalten wir ein, wie es fdjeint, natur» getreues Stlb uon ber Stabt unb bem roirtfdjaftlicfjeit unb gefelligen ßeben in ifjr. ‘Der Serfaffer tjält mit feiner Stritif nidjt guriüf, ja er fabelt mahl mitunter gu ftreug unb tritt als fdjarfer Sittenrichter gegen ben flujuS, bie llnmoralität, bie Cergniigunggfudjt, ben Kaftengeift auf. wäre intereffant gu erfahren, wie fich Sells SQitbürger über biefe Sriefe, in benen iljuen grünblidj bie SBaljrljeit gefagt wirb, ge äußert ^abeii, wenn fie fie überhaupt gelefen haben. Taß Sell mit feiner Kritif nicht gang Unrecht hatte, geigen gur ©enüge auch anbere ftußeruugeti. 33. u. {junibolbt g. S. beridjtet gang gutreffenb: „Tie «Sefellfchaft foll hier feljr nach ben Stäuben abgefonbert fein, unb ber 3lbel unb bie Kaufmaiinfdjaft fehl wenig gufammen tommen." ©s ift hi>treid)enb betannt, baß bamals bie Sdjcibung ber Stunbe über» auS ftreug war, baß ein fdjarfer ©egenfatj gwifdjen Bioil uub UJlilitär, groifdjen Beamten unb Bürgern beftanb. „Ter ßujuS, fo notiert £>umbolbt, foll unter ben Kaufleuten fehr groß fein, er fdjeint iubeS bodj fleinftäbtifdj. SSenigftenS trägt nichts baS 'llttfeljen einer großen unb lupiriöfen Stabt an fich- finb fcljr uiel (Equipagen, ba jeber nur irgenb bemittelte Kaufmann eine hält. Ter größte Slufwanb foll im CSffen unb Trinlen gemacht werben." Tiefe Seobadjtungcn beS feinfinnigen Steifenben roerben burdj anbere Seridjte beftatigt. Ter ßujuS mit Suljrroerten unb ©aftereien wirb immer roieber erroäljnt, felbft ber fehr uorfidjtige Söllner tann bie Semertung nicht unter brürfen, baß man in Stettin „mächtig trintt". £anS uon £>elb, ein betannter Serlitter ißubligift, tarn 1803 bortljin, nadjbent er eben eine längere geftungSljaft in Kolberg abgefeffett hatte. Ur fanb in ber Stettiner ©efellfchaft feljr freunblicße Slufnaljme; uon bem gefelligen Serteßr bei bem <präfibenten u. ^ngerSleben, bem Kaufmann SBießlow, bem Kammeraffeffor SBotjba ergäljlt er mit Segeifterung. Jrau Kaufmann Tilebein, „uor beren Talent unb Scharffinn mandjer 'ßbilofoplj unb Sdjöngeift Sdjamabe fdjlagen muß", uergleidjt er mit grau u. Stael. SJlan fpeifte auf bem „uon oben bis unten beroalbeten grauenborfer Serge", uub bie Tafel roar jebeS 95lal „ein SJlagagin ber belicateften Speifen". Slnbere fdjilberit unS baS ßeben in ben ucrfdjiebeueit „Steffourcen", bie nrfprüiiglidj redjt einfach ausgeftattet, allmäljlidj pruntuoll unb glängeub rourben, ober ben Serteljr bei „görfter", „Siaiuone“ unb roie bie SSirte fjeißen mögen, bie ihre Staunte ber „eleganten" SBelt öffneten. Taß fidj im Slnfange beS 1!) galjrhunberts überall ©efdjmact unb Ißruntfucht, leidjtlebiger Sinn unb Senußfudjt breit machten, geht aus allen Sdjilberungen Ijeruor.
Bedungen unb Seitfcljnften. 405 Siefe werben ergänzt burd) bie Beitmig. Bwar bringt bie roöcfjentlitf) gweimal erfdjeinenbe „ft gl. prioilegierte Stettinifdje Qeitung" feljr wenige Söericfjte ober Slotigen ans Stettin felbft, aber bie ?lngeigen mannigfadjer Slrt laffen ertennen, bafe man in Stettin gu leben oerftanb nnb baS Ceben genofe. Slllerlei SBergnügungen, Sdjauftellungen, Siebenten, Söälle, JVenerroerte, werben bort angctünbigt, ©etränfe, ßebenSmittel unb Selitateffen reidjlidj angeboten. Slodj reidjer an foldjen Annoncen als bie Bettung »R ber „Stettinifdje 3ntelligeng= Bettel“ ober, wie er fpäter ljiefe, baS „Bfntelligengblatt“, in bem and) bie amtlidjen Sctanntrnadjungen, bie 'jßreid», SchiffafertS» unb fjremben« liften erfdjienen. SBaS bie Beit'lll9 011 politifdjen Sladjridjten bringt, ift in biefen bewegten ßeiten natiirlid) »on gröfetem ^ntereffe; ob eS aber ein foldje« aud) immer bei ben bamaligen ßefern fanb, ift zweifelhaft, ba bie Sefd)äftigung mit 'fßolitif in jenen Sagen wenig beliebt war. Sa§ war Sadje ber Siegierung, was ging eS ben Sürger ober Untertan an? Slegere Seilrtaljme wanbte man ber Citeratur gu, unb baS war audj in Stettin ber ^all, wie eS bie Singeigen in ber Bettung beroeifen, in benen nad) bem ©efdjmarf ber $eit »iele Steife» befdjreibungen angefiinbigt werben. Slodj meljr beweifen baS aber bie mannigfachen Beitfdjriften, bie in biefer Beit in Stettin erfdjienen. Sie ljaben gwar meift nur ein furgeS Safein gefriftet, aber bafe immer neue feerauSgegeben werben, geigt bodj, bafe ein nidjt geringes literarifd)eS ^ntereffe »orfeanben war. Senn mit Citeratur befdjäftigten fte fidj meiftenS, wenn fie auch baneben beleferenbe unb aufflärenbe Senbengen »erfolgten. Ser „Stettiner Sdjauplafe ber Sßernunft unb beS CöcfdjmadS“ (1777—78), baS „pommerfdje Slrdjio ber SBiffenfdjaftcn unb bes (MefdjmactS" (1783), bie „unbetannten, wie aud) gu wenig befannten Söaljrbeiten ber SJlatljematif, Sßljtjfif unb Sßhilofopbie" »on IJJrofeffor 3»b- Bat. SJleijen (1787—88) laffen fdjon burd) iljre Xitel ertennen, waS fie bringen, Seleljrung unb Unterhaltung unb gwar gum Seil in gar nicht übler f^orm. Slnbere UnterhaltungSblätter finb ber „Solbatenfreunb“ (1789), „Sie SBaljrljeit“ (1791), „wöchentliche Unterhaltungen fiir fjreunbe ber ©efunbheit" (1799), bie „pommerfche Callas" (1799—1800). Siefe nimmt bereits auf politifdje Vorgänge Segug, was noch mefer ber galt ift bei ber »ornehmften ber Stettiner 3eitfcfjriften, ber 1800 »ou Sireftor ftodj begrünbeten „Gurijnome“. So turge Beit fie auch nur beftetjt, fie bringt oortrefflicfje Sluffätje »ont fßrebiger Srieft, ftonrettor Ceoegow, ftriegSrat ß. fDliidjler, Schul rat ©artholbrj u. a. m. Sem grofeen ßefebebürfniffe tarn entgegen eine »on ß. ß. OelridjS 1752 gegriinbete BeitungSgefellfdjaft, bereu ßeitung feit 1782 Sell übernahm.
406 Da« Xbeater. SHidjt minber rege ift bie Deilnaljine fiir baS Dljeater. SDJnn arrangierte ßiebhaberoorftellungen, in benen 1749 unb 1750 „oornetjme Damen" ben ßib non ßorueille unb anbere fraugofifd)e Stüde auf führten. Die SBanbertruppe bes grang Sduidj erljielt 1754 bie Cer« laubniS, in bem fleineu fionwbientjaufe, einer ehemaligen Slemife auf bem 4>ofe bes (Seglerfjaufcs, Vorftellungen gu geben, unb erfdjien bort oon nun an mehrere 3nhrc nacheinanber. Sie brachte Stüde oon SHacine, ^jolberg, «Jottfrficb, SHoliere, Voltaire jur Aufführung, liefe baneben aber aud) noch ben £>anSiuurft auftreten ober bot Pantomimen bar. 1770 erfdjien gum erften SDlale bie Döbbelinfdje Sheaterbüljne in Stettin, unb im 'JJlai 1775 erljielt fjrau Sßaefer ein ^lioileg gur Veranftaltung oon Aufführungen. 3&re Diuppe bradjte am 29. ^uin 1784 gum erften 9JlaIe in Stettin Schillers Stäuber auf bie Sühne. '.Bon feinen Dramen mürbe in biefer Seit nur nodj SDlaria Stuart 1804 aufgeführt. Sonft bradjten bie beiben Sdjaufpielertruppen, namentlidj bie St’arl DöbbelinS, in ben ueungiger fahren Starte längft oergeffener 'Berfaffer, Slitterfchaufpiele, fomifche Opern, Sallette, Dramen non Jtoijebue ober 3flanb gur Darftellung. Das j?omöbientjauS mürbe 1791 unb 1792 megen ber Jeuergefährlidjfeit umgebaut, uadjbem ein Vorfdjlag (Milhjs, über bem Spritjenhaufe am jtoljlmartt einen gang neuen Jbeaterfaal fiir 2Ö7 fßerfonen gu erbauen, oon bem QJeneral« bireftorium eine fefjarfe Ablehnung erfahren hQ,te; „baS Stettiner Sublitum, h«6 eS bamalS, oerliert tuctjts, roenn auch f)ier teme Romainen gegeben roerben". Dagegen beljanbelte man 1805 ein ißrojett gur (Errichtung eines fteljenben Dhraters auf Attien freunblidjer unb gab audj bie (Erlaubnis gum San; bie balb eintretenben friegerifdjeu ßr eignnfe Derljinberteu bie Aufführung. Die oft febr ausführlichen Se- fpredjuiigen ber Sorftellungeu, bie in ber Behling erfdjienen, geigen, mit roeldjem Qntereffe man alle 2lj«iterüoigäiige oerfolgte. ßs erfdjien and) als Sdjaufpieler ber 1735 in Stettin geborene Johann ßtjriftian Staubes, oon beffen gahlreidjen Stüdett einige aufgefiibrt rourben. AIS er oer einfamt unb oeranut eine 3«! lang 1789 in feiner $eimatsftabt lebte, fanb er (Munner an manchen ftrennben bes Dheoters, roie beut Sijnbitus Söttcher, bem Sraueigen Sergeinann, Raufmann Otto, Dr. Rölpin. Das miififali|dje $ntereffe roar in biefer Seit nidjt genug. 31U Sdjiitjenhaufe (am ^eiligen ßei|ttor), bem oberftäbtifefjen ftafino cgi Domftr. 22), ber unterftäbtiidjen 'Jieffource (am Sollwert) uub an anberen Orten rourben oft 'Ulufitaiiffiiljningen oeranftaitet, in benen bie oerfdjiebeufien Ijerumreifenben Shinftler auftraten. Sefonbere 'Beibienfte um roirtlich tünftlerifdje Vorführungen erroarb fidj ber SJlufifbireftor $aat.
Snmmlunßen. 407 ®et)r beliebt war eS in biefer Beit, (Sammlungen aller Vlrt, non fUlÜHjen, ©emälben, SQaturalien ober aHerljanb fhiriofitäten, fowie ?lbb. 24. Dtntmal 8riebricf)3 beS (Mropcn. Söibliotljeten angulegen ober gu oertnebren Die gelehrten ’Reifenben pflegten foldje aufgufudjen unb in if>reu Uieifebefdjreibungen gu
108 *3^aS ®enfmal griebritljS btS (Wrofeen. uergeicijnen. So befidjtigte Sernoiilli in Stettin bie Ulaturalienjammiung beS $ofapotljeter§ SJtcijer, bie .Vtuiiftfniiiinlung beS bort in ©arnifoit fteljenben dürften oon ®e[fau, bie Kuriofitäteiifammlung ber flöge, bie ©ibliotljefen beS (ftmnnafinmS, beS K'oufiftorialrat törüggeniann u. a. in. Alliier befdjreibt auSfüljrlidj bie Sammlung ruffifäer Tentmünjeii, bie infolge einer Seftinimung ber Kaiferin .Katharina (1763) nn ben fDlagiftrat gefanbt rourben nnb 1X02 nut 27 Stiicf bereits einen nidjt geringen Söert ljatten. (Er rüljmt aufeerorbentlidj bas ÜJliin^tabinet beS Kaufmanns glecf unb befndjt bie pommerfdje Sibliotljef im flanbfdjaftSbaufe, für bie ber fleifeige Kantor an ber StatSfdjule ßtjriftopfe Kiel (Eljroniten unb llrtunben in grofeer 3aljl abgetrieben ljatte. ’ülndj ^juinbolbt beridjtet oon foldjen Sefudjen unb läfet ertennen, bafe baS geiftige ßeben in ber Stabt iljm einiges gntereffe abnötigt. So bietet Stettin um bie ilöenbe bes galjrljunbertS ein gur anbereS Silb als etroa 50 galjre friifjer. (Es ljat in biefem ßeitraum in jeber ©egieljung, mag man eS auf bie roirtfdjaftlidje ober bie geiftige QEntroidelung Ijin betrachten, einen aufeerorbentlidjen gortfdjritt gemacht. SSeni aber oerbantt bie Stabt baS in erfter ßinie? lln« ^roeifelfeaft ljat ber grofee König griebridj nidjt nur ben Slnftofe bagu gegeben, fonbern and) uiiermublidj alles, maS ber Stabt gum SKotjle bienen tonnte, geforbert. Tesljaib roar eS eine fßflidjt ber ©nut= barteit, wenn Stettin ju ber (Erridjtung eines StanbbilbeS griebndjs beS QJrofeen, roo^u Oiraf ^erfeberg bie pommerfdjen Stänbe unfforberte, audj einen Beitrag gab. Sim 10. ©ttober 1793 rourbe bie oon Sdiaboro Ijergeftellte SDlarmorftatne auf bem fßarabeplafee um Vlntlamer £or entfjiillt. ©S roar ein gefttag für Stettin, als ^erfeberg in feiner Hiebe bie fjolje EDleiniing beS SJloiiiirdjen non fßommern begrünbete, unb Ijelle ßidjter erftraljlteii am Slbenb 511 CEljren bes Königs, beffen $triegS= unb griebenStaten audj Stettin jju einem grofeen Sluffdjrounge oertjolfen ljatten. 17. Kapitel. Stettins Jran^olcnjeit. rofe aller Sereferung fiir griebridj beu Srofeen jubelten bie ®tett“,er fe*neni SHadjfolger griebridj Sßilljclm IE, für ben ffliaf $erfeberg am 25. September 1786 bie <£>ulbigmig entgegennaljm, laut gu, ba fie uon djm (Erleidjterungen mandjer Slrt, ©efeitigung ber uerljafeten SHegieueiroaltiinq unb anberer (Einridjtuugen
(Einfluß ber fnirtjöfifrfjen Neootution. 409 erhofften (53 erfüllten fid) and) ißre Hoffnungen in biefer Vejicßung, bie neue Negierung lieft mandje 'hnberung eintreten, uerminbeite bie fdjweren ßaften unb Slbgabeu, bie griebrid) II feinem Volle auf- erlegt tjatte, lieft aud) in oer (Strenge ber Veaufficßtigung nadj. ?lls auS granfreid) bie Nudjndjten oon ber großen Sleoolntion ßerüber- fameii unb bic neuen (SJebaiifeu oon Wreifteit uub ©leidjßeit fid? aud) in ben beutfdjen ßanben oerbreiteten unb gar niandjen begeifterten Vlnßänger fanben, ba oerftanb eS bie preuftifcfje SRegierung nidjt, fid) mit biefer neuen Gieifte^ridjtung abjufinbeu. 'Ulan meinte, im (Staate griebridjS beS Wroßcn fteße alles fo mufterßaft, baß irgenb eine tiefergeßenbe 'Jlnbernng nur oerberblid) fein tönne. ©ie Stettiner lernten bie Vorgänge jcnfeits bes NßemS auS ißrer Leitung leimen, bie ftetS auSfüßrlidie Vendjte über fie bradjte. ?ln bem Kriege VreußeiiB gegen grantreicß naßmen fie geringen Slnteil. gn birefte Verüßntng mit granjofen ber Neuolutionä^eit tarnen bie Vewoßner ber Stabt, als oom Herbft 1794 bis 311m grüßjaßr 1795 einige ßunbert fran^öfifdje Kriegsgefangene im gort Preußen untergeDracßt waren 9Jlau naßm bie gramben über QJebüßr gaftfreunblid) auf, verteßrte mit ißiicn unb war ootl Vewunberinig bes SluSlänbifdjen. Tie ßofungSioorte greißeit unb (Mleidjßeit oerrütften, wie Sell beridjtet, bie Kopfe mancßer Toren, man affektierte ben SanSluIottiSniuS uub äffte aueß ßier ben granaofen nacß. ©ie Vegießungen ju granlreiiß, bem niet bewunberten ßanbe moberner (Sntroirfelung, rourben uoeß erweitert, als feit 179G ein fran^öfiftßer Konful Villiot ber erfte Ver- treter eines auswärtigen Staates in Stettin würbe, ©er allgemeine SBettbiirgerfiiin griff um fid), uub ber Patriotismus ober bie Vater lanbsliebe traten bagegen jjuriid, wie eS in mamßen Sluffätjen ber Stettiner ^fitfdjriften 311m SluSbrude tarn. SRan intereffierte fid) für bie Vorgänge im Sluslanbe weit meßr, als für bie 3uftänbe unb (Ereigniffc im Vaterlanbe. ©tefe roaeßfenbe leilnaßmlofigteit für alle öffentlidjeii fragen, bie ben Staat ober bie Stabt betrafen, war ein SRefnItat ber Veoormunbung ber Untertanen, bie burd) griebrieß Sßißjelm T. eingefüßrt worben roar. SJlan war jufrieben, wenn griebeu ßerrfeßte unb Hanbel nnb Vertetjr nidjt geftört würben, ja man prieS bie preußifeße politil, bie feit bem griebeu oon Vafel (1795) bie Neutralität forgfältig roaßrtc. ©eSßalb begrüßten aud) bie Stettiner griebrid) Sßitßelm III., Dem Vertreter Des sJJlagi|tratS jiifainmen mit ftänbifdjen ülbgeorbneten am 7. guli 1798 in Vertin ben Hutbigungäeib leifteten, als ben griebensfurften mit großer greube. ?lls er mit ber Königin ßuife 1804 auf enter Seife jur Neune naeß Staigarb bie Stabt paffierte, rourbe
410 Anfang ber ffritßSnot. iljni ein feierlicher Empfang bereitet. SRitglicbcr ber flaufmannfd)aft nnb beS SdjIädjtergeroerleS, foroie eine ftattlidje non .ßanblungs buttern ritten bem KonigSpaare entgegen nnb geleiteten es 311m ^Berliner Sore, roo ber SRagiftrat i^ni feierlichen ®ruß entbot, Qu ®ebid)ten nnb fReben tonnte man ben Canbesoatcr nidjt genug rühmen ttnb ben Segen preifen, ber non feinem frieblidjen 9®irten auSgittg. (Erfreute fid) bod) bamals ber $anbel Stettins infolge ber burd) bie Jraitgofen vorgenommeneii Sperrung ber (Elbe einer feljr großen Slüte. „Tie Ober roar", fo fjeißt eS in einer bamaligcn Sdnlberung, „mit Sdj.ffen unb Höljnen, uni Söaren eitijuneljmen ober $u löfcfjen, mehrmals fo bebeett, baß oft fiir Heine Soote, um burdj^utommen, leine Öffnung ju finben roar, ja 30 bis 40 belabcne Sdjiffe biSroeilcu außerhalb bcS Saumes liegen bleiben mußten, bis bie innerhalb ber ©rüden befinblidjen Srfjiffe gelöfdit rourben." TaS rourbe balb anberS, unb bie Stettiner Kaufleute feilten oor anberen erlernten, roeldjen Unfegen bie übertriebene preußifdje JfriebenSliebe über baS Vaub brachte $atte man fich ijunädjft noch gefreut, baß bie Kriegsgefahr int .fperbft burd) £>augroiß befeitigt roorben roar unb freunblidje Se^ieljungeu 31t granlrcidj gefiebert jtt fein fdjienen, fo brachte boch int 'Anfänge beS Jahres 1806 bie 9h fcßting .fjannonerS bie geinbfdjaft EnglanbS mit fid). ES jögerte nidjt, als bie Sdjiffahrt eröffnet rourbe, gufamnten mit Sdjroeben bie forgloS auSfahrenbeu preußtfdjm Sdjiffe aufgreifen unb roegnehmett flu loffen. (Sitte ungeheure Seftürgung erregte bie SRadjridjt in Stettin, baß 33 Stettiner Sdjiffe in bie ^aiibe ber geinbe gefallen feien, rooburd) ben JReebern unb Kaufleuten ein Sojaben von roeit über eine 'JRillion 3dient entftanbeii fein foll. 9IIS bann auch Sdjivebett bie prcußifd)en £>äfen fperrte, ba trat, roie eS beißt, „ein gcinjlidjer Stillftcmb aller £janblungSgefd)äfte ein gahllofeSIrbeiter, HRatrofen, Bimmerleute rourben arbeitslos, unbvergeblidjverfudjte bie JRegierungbiefemElenbc, baS infolge ber ftart gediegenen ®etreibepreife balb nod) großer rourbe, abjttljelfen. Ta hatte man bie KriegSnot in ber Stabt, bie roenige ©Jochen « vorher, als man bie brohenbe ®efaljr nicht erlannt hatte, in eitel greube unb ^ubcl fdpoelgte. JRuffifdje Truppen, bie im September 1805 in Sdpoebifdj-Sommern gelanbet unb bann jutn Kampfe gegen bie (5-caiijofen nach Hannover vorgerüdt roaren, traten auf Sefcßl beS Siatfers Sllejanber I., ber nach ber Schlacht bei 2lufterlitj bett Krieg aufgab, im Slnfattge beS QahreS 1806 ben fRürfiiiarfcf) nach Dfteit an. Einige ^Regimenter paffierten babei Stettin; fie ju begrüßen, erfd)ienen am 8. 'JRärj ft'önig S-öebrid) '-löilheltn TU. unb Königin Cuife bort. ©lättjenb roar ber Empfang, ben bie Stettiner ihrem
® Jurf) bes KönißSpuareS 180«. 411 $errfchcrpaarc beredeten. '-Wieber geleiteten $anblimg§biener nnb Sdjlüdjter tjoct; jn Stoß in prnd)tiger ?liiSrüftung bie hohen ©elfte irt bie Stabt zum ßanbljaufe, wo für ba§ Koingspaat Cnartier bereitet nwrben war. Tort wnrbe es oon ben ©encrälcn unb (Stabsoffizieren, ben Vertretern ber ßanbeSfollegien, ber ßanbftänbe, bes SRagiftratS unb ber Kaufmannfdjaft begrüßt; und) bie ißrinzeffin ©lifabeth war 311111 Empfang erfcfjieneir. Tas ©cfolge war namentlich in ben ftatt lidjen Käufern in ber SOliiljienftraße unb am fRoßmartt bei ben Kauf= teilten SBießlow unb Taniel (Scfjultj u. a. untergebradjt. Ta aud) für oiele ruffifcfte Offiziere Quartier befdjafft werben mußte, fo ljatte bie Scroisfommiffion oiel 'JRülje unb '?!rbcit geljabt, alle Slnforberungcn Zu beliebigen. Si§ zuni 12. 'JJlärz blieben König unb Königin in Stettin, febril Tag bcfiditigten fie ruffifdje Truppen unb wohnten ihrem 'JJlarfdje burdj bie Stabt bei. Taneben fanben aber nodj zoh^ reidje geftlidjteitcn ftatt, an benen bie Königin Cuife mit liebens mürbiger ftreunblidjfeit gerne teilnahm. Ta würben gefttafeln im ßanbljaufe unb ®aüc beim ruffifdjen Konful £übner, ber an ber ©cfc ber Heinen Söollweber Straße unb bes SRoßmartteS wohnte, ober im Sörfenfaale (am Volliperf) oeranftaltet. Tabci entfalteten bie reichen Stettiner Tarnen bie ganze ißradjt ihrer Toiletten, fo baß fogar bie Königin bewunbernb baoon z» ihrem ©emable fpradj. „3fa, mein Kmb", erwiberte biefer, „ba§ finb auef) bie Stettiner Kaufmanns- frauen, bu bift aber nur eine einfadje Solbatenfrau". Ten £>öljepurift erreiditen bie geftlidjteiten am 10. SRärz, als bie Königin ihren ©eburtstag feierte. SJlit gut gemeinten, aber redjt fdjledjt gelungenen ©cbidjten begrüßten fie 12 Tödjtcr oon Kaufleuten (SSißmann, 'Weinreich, SQcicfjter, ©ober, ^cllwig, ©oltbammer, Sebert, ißeterfen, Tiebridj, £>ecfer, Sraun), bie Sdjiißengilbe, bie Kaufmannfchaft, Solbaten flauen unb Kinber. Sie nahm alle biefe Verfe unb 2ln fpradjen, fo weit fie nidjt burch „Viöbigfeit" vereitelt würben, Ijulbvoll entgegen Vlm 'Jlbcnb war große Illumination, bei ber audj bie SSaugefangenen bie oergitterten genfter ber Kafematten erleiidjtcten Sil} ich glcidj im finftern ßorf), eßr idj meinen König bodj. 'JRit allegorifdjcn Tarftellungen, Transparenten unb 31If{hriften feierte man baS Königspoar: ®crfchmähc nidjt, ßiiifc. '-öürgerpflidjt, wir fegnen biefj, oergiß uns nicht! ober pries ben ^rieben: 'Wenn feinen Souoerain grranfreidj mit ßorbeern fdjmüdt, fühlt ißreußenS Untertan, wie Jjrieb unb Shilj beglürft.
412 Ter SluSbrudj beß Äricßtß. Ter Soll, ber in bem obcrftäbtifCßcn Stafino (große Tmn (Strafte 22) ftattfanb, war befonbers glängenb, unb bie Königin beteiligte fidj mit greube nm Tange. bie beiben leßten Tage ronren mit allerlei geftlidjteitcn außgcfüllt; bei einer großen Eour unb einem Salle, ben ber König im Panoßaufe gab, geigten fid) beibe roieber ßödjft gnäbig unb ßuIbDolI. Stadjbem griebrid) Sßilßclm mamßerlci Sbißgeidjnungen verlieben, g. SH. Tilebei» gum Gcß. Kommcrgienrat, Tnniel Sdjultj, Cegler unb Tilfdjmann gu Koinmergicnriiten ernannt tjatte, verlieft er mit feiner QJcmaßlin bie Stabt. Tie Erinnerung an biefen Sefud) bat fid) lange erßalten, ber 'JRagiftrat beftimmte, baß bie Slüßlen ftraße ßinfort Vuifenftraßc, ber grüne Sarabcplaß sionigSplatj beißen unb baß Slnflamer Tor ben {Ramen KönigStor führen füllte. Ter Gruft ber Seit matzte fid) inbeffen balb feßr füßlbar. Sereits Enbe Sluguft rourbe ben Kaufleuten mitgeteilt, baß fie, ba ein völliger Srudj groifdjen grantreid) uub Sßreußen in Slußfidjt fteße, für bie Sidjer» ftcllung ißreS Eigentums in frangöfifdjen £)äfen forgen füllten; aud) fei auf bie Vlufßebung ber Slodabe ber Cftfecßafen nidjt gu redjnen. SllßDalb madjte fi<±> eine friegerifdje Stimmung in mandjen 95er» offentlidjungen ber 3e>tfd)Hften bemertbar, ja fie tarn offen gum Slußbnid in einer Temonftration, bie einige jüngere Kaufleute oor bem Cjaufe beß Konfulß Silltot in ber breiten Straße oeranftalteten. Sie bradjten ißm eine Katjenmufit, warfen iljm bie genftcr ein unb oerßößnten ißn fogar, alß er am folgenben Jage unter miliiärifdjem Sdjuße bie Stabt vertieft. Ter Krieg roar erflärt roorben. Söie roenig inbeffen baß JDlilitär Dorbereitet roar, geigt bic Tatfadje, baß ber Stettiner Wagiftrat auf eine Anregung oon Serlin ljin am 7. Cttober eine Sammlung gur Sefcßaffung oon SBintertleibung für bic pummerfdjen {Regimenter eröffnete unb 4000 Taler bafür bewilligte. Tic beiben in Stettin garnifonierenben {Regimenter Crofticn (SRr. 7) unb Sorrfe (SRr. 30) roaren feit ber SRobilmadjung oon 1805 oon ber Stabt fern geblieben; eß ftanben jetjt bort nur 7 fogenanntc britte 'JRusfetier» bataillone, bie gumeift auß roenig braudjbaren unb unguueiläffigcn SRaimfdiaften beftanben. ©ouoerneut ber geftung roar feit 1799 ber Generalleutnant Gisbert SBilßclm greißerr Don {Romberg, ber 77 gaßre alt roar, Kommanbant ber Generalmajor Kurt Gottfrieb doii Knobels borf, bem im Sommer 1806 als Kommairbant beß gortS Sß^ißcit ber Generalmajor SonaDentura oon {Rand) gur Seite gefetjt roorben roar. fßloßmajor roar ber IRajor griebrid) Söilßelm Don Cindcrsborf, unb gngenieur oom *)BIafte ber SRajor Georg gofepß oon Harenberg. SBcit früßer als auß ißrer erfaßten bie Stettiner burd) SRacßrußten auß Serlin, baß bte preußifdjen Truppen in Thüringen
®it gludjt nach Stettin. 413 eine vernidjtenbe Slieberlage erlitten ßatten. SBereitS mit 18. Oftober trafen ©riefe Dom Kgl. ^>ofe, non 'JJliniftern, ßoßen U1,b 2J?ititär= beamten in Stettin ein, in benen biefe itjre Slnfnnft amnelbeten unb um Cnarticre baten. Sie Servistommiffion ßatte plöljlicf) alle $änbe voll au tun, um nur einigermaßen bie 5®ünfd)e gu erfüllen. SBaß mar geftßeßen? ®ie Sdjladjten bei fena unb Slnerftebt am 14. Cftober rnaren gefdjlagen, baS prctißifdje £>eer roar aufgelöft, ja faft vernidjtet, uub auf bie 9lacßrid)t ßiervon ßatte man in ©erlin fogleid) ben Kopf verloren. 9luße roar als bie erfte Sürgerpflidjt protlamiert roorben, aber fhidjt roar baS ßofungSroort aller berer, bie im Staate etwas be= beuteten. „UllleS rourbe in ©erlitt", fo fdjreibt ein 'Augenzeuge, „oon furcßt unb Slngft eingenommen, alles rannte mit bett Köpfen gegen einanber, alles wollte fließen; ©erlitt faß einem ©iettenforb äßnlid), ber im Sdjwärnien begriffen ift. IHIleS, waS reidj unb oorneßm war, bie ßoßen Cffijjianten, Kapitaliften, ber Sibel eilten mit ißren Scßäßen über £>al§ unb Kopf nad) Stettin, Küftrin ober Sd)lefien." Stettin roar oor allem ber 3uflud)tsort für bie ßoßen ©eßörbett unb fämtlidje Königl. Seneralfaffen. Sie Kriegs» unb ®omänenfanuner in Stettin veranlaßte fofort ben ©lagiftrat, bie notroenbigen ©orbereitungen z« treffen; in großer (Sile unb mit nberfturzenber Haft macßte man ficß baran, fiir bie angemelbeten Säfte, bereit ßifte meßrerc 100 ©erfonen umfaßte, Söoßttung unb SluSfpaiinung ßtt bcforgen. SBäßretib man nocß bei ber 'Arbeit roar, trafen am 19. Cttober bie oier Kinber bes KonigßpaareS mit ißrer ^Begleitung in Stettin ein. 'JJlan mußte fie in ©rivatcjuartieren, beim Kommerzienrat Tau. Sdjulß am Sioßmartt, beim Herrn v. £ften in ber breiten Straße ober im ßaubßaufe unterbringen. ®ort ftieg aucß bie Königin ßuife ab, bie am Sladjmittage beSfelben ‘Jageß attfam, nadjbem fie erft wenige Sage oorßer ben KriegSfdjauplatj ocrlaffen ßatte. fRocß roaren für ißre ?Infunft wenige ©orbereitungen getroffen, bie «><ßt recßt außgeftattet; eS ßerrfcßte bort, roie ber junge Kronprinz in feinen 'Aufzeicßiiungen über bie fludjt fcßreibt, folcße Kälte, baß mau es taum ausßalten tonnte. Srotj ber traurigen ßage roar bie Königin nicßt verzweifelt, fie feßrieb am 20. Cttober an ißren Semaßl jenen ßerrlidjen ©rief, in bem fie ißn maßiite: „9htr um Sottesroillen feinen fcßänblidjeit f rieben!" Sind) fanb fie bie Stimmung ber Stettiner ©ürger redjt fampfesfreubig unb patriotifdj, ein Urteil, baß beftätigt roirb burd) eine Wufzeidjnuitg, bie Sarlieb SJlertel, ber Herausgeber beS ^Berliner „freimütigen", gemadjt ßat: „ßinen ernftcren unb ebleren Slnblid als bie ^Berliner flüdjtlinge geroäßrten bie Stettiner felbft. So brüdenb ihnen aucß bie Überfüllung ber Stabt mit flücßtlingeii
414 Tie Stimmung in Stettin. roar, gu benen fid) balb and) bie Berliner Warnifon gefeilte, nahmen fie fie bod) gaftfrei auf. Ser öffentliche Son roar babei fo patriotifd), bafe ich überzeugt bin, eS fjätte nur einer ^ßroflamation beburft unb eines tätigen Alommanbnnten, uni bie Stettiner fo gut, als fpäter hin bie Stolberger taten, bie Berteibigung ihrer geftung felbft über nehmen gu ntad)cn." Siefelbc Stimmung bcS Stolfeö geigte fid) aud), al§ mit ben anberen hohen Beamten aus Berlin ber ftabinetSrat ßombarb in Stettin erfd)ien. ihm faf) man allgemein beit böfcit Weift beS S?önigS, ja matt betrachtete ihn, mit Unrecht, als einen im frangöfifetjen Solbe ftehenben Berräter. Sd)on al§ er am 19. Cttober im Gnglifdjen $ofe in ber ßuifenftrafee abftteg, geigte fich, n>ie eS beifit, fDlifeftiinmung gegen iljn. Am näd)ften Sage madjte er ber Königin im ßanbhaufe feine Aufwartung; ba liefe fie ihn auf Be^ treiben ber Grbpringeffin Blaria Baulorona non Söeiniar unb ber Bringeffin SBilljelmine oon Cranien, bie fich in ihrer Begleitung befanben, verhaften, unter bem Borgeben, ihn oor ber Bütt bes BöbelS gu fchitfeen. Sein Wepäct rourbe in Befdjlag genommen, er felbft auf bte Söache geführt. Tiefe Berhaftung ßombarbS, gu ber fidj bie Königin übereilt, aber in einem Wefiihle für nationale Gljre oerleiten liefe, machte grofecS Auffehcn. Sie ftonigin nerliefe am 'JJlittage beSfelbeit Tages Stettin unb fuhr über Bobejud), Sl'leboro, Söilbenbrud) nad) Jtüftrin. Ser patriotifdje Kaufmann von Gffen übernahm eS, iljr als SBcgroeifer 311 bienen unb begleitete bie Blagen. $n Aliiftrin traf fie ben Stönig, ber auf ben Bcridit feiner Wemafelin fofort bie greilaffung ßombarbS verfügte. Sie föniglidjen Jlinbcr fuhren erft am 'JJlorgeii beS 21. CftoberS oon Stettin ab, um fid) burch ^interpommern na<h 'Sangig 311 begeben. Gütige Sage verblieb bie Briitgeffin Bülljelm noch in ber Stabt in banger Stimmung, ba, roie fie fdjreibt, jeben Angenblict anbere 'Jladjridjtcn antamen, bie fid) ftets balb als falfd) ergaben. Tic 'JJlinifter, Släte, Wencräle roaren in ooller Bergwciflung; aud) ber VJliniftcr oon Stein, ber im Accife birettioiiShnufe abgeftiegen roar, tonnte nichts auSrid)tcn. Gr wollte gwar gunädjft bem Befehle beS ftönigS, bafe alle Bcl)örben, .Waffen ufw. fofort nad) Sangig tarnen, für feine Ißerfon nicht golge leiften unb folgte, bafe bie Staatsgelber gu Sdjiff fortgebradit würben. AIS er aber fal), bafe fein Aufenthalt in Stettin ohne Bitfeen fei, reifte audj er ab. Blas taten bie SJlilitärbeljörben fiir bie Sidjerung ber geftung? Gs ift faft unglaublich, bafe bei ber Blobilmadjung nidjts für bie Armierung gefd)ebeii roar. Grft am 17. Cttober traf ber erfte Befehl ooni CberfrtegSfollcgiiim ein, bie geftung gegen einen feinblichen
Serbereitungen jur Scrttibißung. 415 Slngiiff in Screitfigaft gu fetjen. Todj nidjt oor bem 20. mürben Slrbeiteu begonnen ober wenigftenS bie (Stellung oon Slrbeitern verlangt. 2Ran fing audj wirtlidj an, ^Reparaturen am $auptwaUe vorgunegmen, lief? bie Kafematten räumen, bie fdjönen ßinbenbäume auf bem Möall uub bei V?ort 'freugen niebergauen unb traf audj SRagregeln für eine '-Berproviantierung. Slber bei allem biefem vergaff ber Gouverneur oon fRomberg, ber auf ben jungen Kronpringen roie auf anbere ben Gmibrucf eines alten abgelebten, faft finbifdj geworbenen ©reifes madjte, nidjt bie üblidje ©parfamteit unb ßangfamteit. Sind) in biefen foft= baren Slugenblideu unterliegen er unb fein fßlatjingenieur e§ nidjt, ängftiidj ben Snftangenroeg eingugalten. mit ber Kriegs- unb Domänen tammer gu verljaiibeln, roegen Quittungen unb ?lnroeifungeu in langen ©djnftroedjfel gu treten, Garlieb SRcrtel, ber baran gebadjt ljatte, burdj eine ißroflaniation bie (Stettiner gum SBiberftanbe aufgurufen, erfannte gang ridjtig, bafj mit biefen SRännern, bie an ber ©ptge ber ©tabt ftanben, nidjtS ausguridjten fei. Die vorganbeuen SerteibigungSmittel an Geftgiiijen, SRunition, ©tganggeug u. a. m. befanben fidj gwar nidjt in befonbers gutem Suftanbe, aber roaren jebenfallS ginreidjeub, um eine ffierteibigung gu roagen. Sin SRilitär roar geitroeife übergenug in ber ©tabt; bie ^Berliner Garnifon (6000 'JJlann) traf in ber ©tabt ein, täglidj lauten verfprengte S:ruppentörper ober einzelne Slücgtlinge on» aber e§ niar, alS wenn man Slngft ljatte, gu oiele ©olbaten in ber geftung 311 fammelit, Starnberg brängte gerabegu barauf, bag biefe fidj möglidjft fdjnell entfernten, um fidj bem Könige gu ertjalten. Sille, bie fieg etwa anboten, bei ber fBcrteibigung ber ©tabt gu gelfen, rourben ftreug abgeroiefen, ja roegen Qnfuborbination mit ©trafen bebrogt. Kein Söunber roar eS bager, bag fdjheglitg roirfltdj alle, bie nitgt gur (Jtanrifon gegarten, fidj in roilber Qludjt über bie ßaftabie nadj $jinterpommern fortbrängten. 93u§ fällten unter biefen Umftänben ber SRagiftrat unb bie ®iirgerfdjaft tun? gebe ©inmifdjung in bie militärifdjen Slngelegcii Ijeiten roäre ignen teuer gu fteljm getommen, fo ermagnte man beim audj gier gur SRitge unb Crbnung. Sin IBerfudj, bie alten Sürger» fonipagnien gut 'Berteibigung mitgerangugieljen, fdjeiterte roieber an bem SBiberftanbe be§ Gouverneurs, ber von foldjen immilitärifdien JBerteibigern nidjtS wiffeu wollte. Da tarn bie Sladjricgt von ber Kataftroplje von ißrenglau, roo am 28 Cttober bie Slrmee be? dürften $ogenloge auf freiem Selbe fapitulierte. ©ie ivirtte roagrgaft vernidjtenb auf ben Gouverneur unb feine Cffigiere, bie jetjt alles für uiufonft gielten unb feft banon
416 Sie gtüngofen vor (Stettin. iibergeugt waren, SBiberftanb [ei nur fdjäblidi Dian liefe bie ver- fprengten Stefte ber Slrmee gar nidjt metjr in bie Stabt fjinein, man falj fdjon jetjt eine Kapitulation al§ unatisbleiblidj an. Sind) ber 'JJiagiftrat teilte biefe Übergeuginig, wufjte aber nicfjt redjt, waS er fiir biefen galt tun follte. Ter Präfibent ber Kriegs» unb Tomänen tammer, beffen SBefeljle unb Slnorbnungeii einguljolen unb gu befolgen er feit langem burdjaitS gewohnt war, befanb fidj nidjt in ber Stabt, auS eigener Initiative irgenb etwas gu unternehmen wagte er nidjt Ta roanbte er fid) au ben Staatsnunifter K ß. v. gngerSleben, ber infolge eines Zufalls in Stettin gnrüdgeblieben war, mit ber ®itte, „in biefer fritifdjcn Periobe bie fo feljr uotwenbige ßeitung ber 3it»ilangelegeitlieitcii gu übernehmen". ^ngerSleben erfreute fidj feit feiner früheren Tatigteit in ber pommerfdjeu Kammer, bie erft im ülnfange beS galjteS lbü6 ein Silbe gefinibeit ljatte, grofjer 59e» liebtljeit in ber Stabt. Sr letjnte eS anfangs ab, otjne foitiglidjen Pefcljl fidj in 'jlngelegenljeiten gu mifdjeu, bie iljn oon 'Jlnits wegen nidjtS angingen, erflärte fidj aber bann bodj bereit, fiir bie Stabt eingutreten, erfdjien auf Dem fRatljaufe unb traf einige Slnorbnungen, unter benen bie lüidjtigfte war, bafj er bie föniglidje Kaffe fofort nad) Swinemünbe fcrjctffen liefe. Ta erfdjien am SOlittag bes 29. Cftober frangöfifdje Kavallerie vor ber geftung, uub ein ©ffigter verlangte unb erljielt (Eintritt in bie geftung. (£t [teilte im 'Auftrage WluratS, beS SrofjljergogS von Perg, an ben ©ouvcrneur gang unverblümt bie Slufforberuiig, bie geftung gu übergeben, ba fie von 100000 grangofen umgeben fei. Stomberg war ratlos; batte er bodj fdjon am vorigen Tage feinen Sotjn, bett fleutuant von Starnberg, au ben König gefanbt mit ber Slnfrage, wie er fidj im gälte einer foldjen Slufforbeniitg verljalten folle. gefjt fragte er gngersleben, ber gu itjm eilte: „93aS ift nun gu tun?** Tiefer gab eine feljr vorfidjtigc 'Antwort, bie unS Ijeute unleiblidj forreft erfdjeiiit; er müffe bie Qrntfdjeibung ben SJlilitärbefjörben überlaffen, halte aber eine StetognoSgierung für nötig, wie öS mit ben feinblidjeu Truppen ftänbe. Ter (Gouverneur lehnte bie Übergabe ab, öodj faiim war ber Parlamentär cntlaffcn, ba biftierte er bem 'Aubiieur Traganb einen Kapitulationsciitwiirf, ben er audj ben Generälen v. KnobelSborff unb von Stand) oorlegte. Um 4 Uhr uadjmittagS erfdjien ein gweiter Parlamentär unb vet langte eine fategorifdje 'Antwort. 'Jloniberg war wieber faffungslos, hielt aber bann einen Kriegsrat ab, waijrenb gngerSlebcn ben fran göfifdjeit ©ffigicr, Kapitän be pire, mit fidj in fein Cuartier nahm unb fidj bort mit ihm über eine eventuelle Kapitulation unterhielt.
© t c 11 i n e r 3citun& No. 92- ftrtVtaßr btn u Slovtmber 1806, "G*uMJJKeii:iit d.c Beut’!*;«. Notificat'oe*. L’Etnpcreur de» Eignens et Ro< d'talie < »endu lc j. du present uuüs de Ncvotubre un decret con- cernant les pays occuoe« pui l'aunce tran^use,. 11 rtnfcnne les dispositions ainvintcs qu’il Importe de faire connoitre au pubiic.« Snvoir: Les Etats de Sa Majejze lc Rot dc Pnuac, ^nqnjr par l'armic tian^aise -sont divisc» en quarre deputtje- ments; i) V dep-uteinem de Bcriiu.est Jivwc hü mSinc en 4 provinccs. Sevuit r La Mai die d’Ukrtinc, ommandec patJkls. Ha- ri et, Chef de Bataillon. La Prignitz, coinmandee par Mr. .Ncrin.Cpc- lonj. La vielte M t rch e, -cutn mandee par Mr 'B-ous- sm, Colonel. La rrioycnnc Marche, cwheardee psr Mr. le General de division Clarke. s)Celui de Custrin, xcmprcn-LU la nouvc’.le Marr he, co.trmand4e per Mr le Gbncrai Je Bii J«dc Menard. 3) Cclui de Stettin, coinp'-cndm la Pomfiapic, coininandc per k GciKr.il de Brigade Thorirmot. 4) Cclui de Magdeburg unnprcndia, Savcii; LeOuchi dcMagdeboui^ ? “wnlXlÄ U Comtfdc Mansfe.d >M<. Champ.ca.ua Le Ccidc de la uiab J (5|,j rc|lli^.B A ßurg. Ft la yille de Halle, cu.timtuitKcpai. M. 1. nu- te ur, Ad;iiJanr-cotninand<w»r Les provinccs centinueront d’vtre divtrfes en «y-_ des coinmc eile* le sont prcsentenient, les msgifhets des viiles, les baillifs, les conscdlers des radies, les tonte1 Ilers prbviiKiaux des «rdes et les mr rbres des chanibres dc euerre et des doiraincs sont unain- tenus dans leurs ft tcrions, ils prfteront lc scunenr suivsnt entre les tnains de Mes&cuis les Cominan dans jnilitaire« et des Intendant» noimncs Convnis- ’aires A cct effet, lesqucU dreasaont n pnxis vn ©nuveritttiitnt »on Berlin. ® e t a n n t m a <t> u n g. •St. 9Xaicftötber Saifer ber franpQn unb Sbutg not 'ttnhni bul’tn. iiitter bem 3. biefe» flJUnaW in ®rtref b.»c m Or- franiJtothe« -XBittre bnrtjten f'anbe etne ©er« »rbnutifl 0-eren Subnlr bnrj) ^esenwärtigH )nr Jüc-umji'fj M '/iithiam« paHadu wirb. ®<e een bet fraiijMltoftt tirni« etoberten fanbe ®r. »SJeidHt -M #ö»i«*t>Mt •’JJtmfien ünt) ttt »ter r,tntf eiiiscibrt'b «4itt'id>: 1) 5C0« 5>epntt'wit ts?n ijietlitt, rsddjtt btnmitberWi oua ui« ttowtye. beliebt. Xieft finb: bie 11M r '1»<*t r teetebe unter.bem ’lMfebl brt Wäfte IcaeVH Rottet M’t 'tite*'9rirciiiji, -urttl bem öberft Stert». S)k 3H»sn«tf. i'uter bem Obrtfi ’fco.etfftn. SMf ‘.^itteitnorJ, tutter bem 2>t»ifienA«QfMttAl Clcile. al Xif X)e;..uniiMt »c« Tilff 11 tt, begreiftbtetu mar fr tiub unter bem Vtrt^abe/^einrat Alt» 1 arb. j‘. Slu’A ,-’>:ti'.utev:.’xt 00# (Stettin« beßtetft <JJont' nur. u».ct ••»•» i®cfrbl Art ISriflnbe > ©ecerd b «ti»»« M 4» X«* ©tparen'-itt »on -HÄngbrbvTt« b»3icf’' ins Mh 4 jfb eb ur^ i>ie feran'l)on Äau«tel» ttit ^a«ift»<it I biefe flehen unter bem f yunnant Coffinnbaut C(ft>an»or«ur» ber J tu <B u r a teftCirr. unb b»e <Ät«bf fr a !t»;.biefe leatere fleht unter bem $lbiuta<it>€intrtairba«t «lautour. 3n ollen »orqeuanutrn ’UJraeiitien verMeibt ti, natfl mit Mr, bei ber b'ei'rtiiptrJiBnrhenuiifl in freite, fo wieaucl ui ben SfMbten t ,i ®?asift' ato ’Perfbnen, auf bem Kanbe sie Wmtieure, tu ©liuerrhhe, bie yanbrätbe unb bie ArtefiH1 unb Xnmemen Graniten, beibebalteit iverbetu N’^rftfilt bef non btfi'rti allen lebet fetac biAfyertaen CImtte nerndnunaen.uiuinterbtodi.n ♦».tjufeFen bot. jeber»»» b..frn in --.fijcbfu Wmttti 10U nad-flebenben Äb m bit Cianre bet SSrl fi'r ffeinmanbanteu, unb ber fu ffomntifl Civh »d b.tK jtcorbnetefi Sntrhbaitttn« tbiejeju bte b«
bat gut retntcra les uonts de töusks memhrvs coir. puK.nt les ajrontes cv-destus. Formale du sermenr. „Je jure d cxerccr loyakwcnt 1 gutoi itö qui m’cst „conti'-c. par Sa MajeltC; fEmpercttr des Fran^ais.ct „ilot.d’lralic, de ne in’en servir que pour le intiiii- „ucn de 1’ordre et de la tranquillitl publipuc, de „concourir de tout mon. pouvoir A l’execunon des „mesures qui seront ordonu&s pour le Service de „l’annee fran^aisectde n’eutictenir «neune contspon- „dance nvec ses ennemis. “ L'administration generale des quaue dfpaitcinents cst eonriee sous 1 autorite de Mr. I liAcndimt-gcneral dc l’annee (Mr. Peru}. A uivAd-nrfnisn-ateur-g&ifnil des financet et des domaincs {Mr. Estcve}. Et A un Rcccvcur-geueral de*- contribusious {Mr. liabouiileriel Chaque departcincit scra dirigC par un Coininis- saire imperial-pui asststera toujours aux assemblces de ia chmnbfc des nüerrcs et des doimiincs, fern tc- Hir r-ögisrrc des dvlrbcrations er-veil lern au bien de autre serricc. Chaque province anra son Intendant, qui rcmpli- ra les fimetions de Prebet, d'lntcndant des finaiices qor prendr« possesdon dc rous les magnzius, caiascs er domnines appartenent au Roi, rl dirigera en out re la perccptiQH des- imppfitions, l’adtninistration des Joiuaincs, inines, salines, et la rennte des coutiibu- t.uns extraordinoira*. 11 scra ftabli dan« chaque province ui» Receveur, daius In cai»*e dnquel routes les-ivcctes quelconqucs serpnt versees et les veiscments qui y seront fpits, seront eonsrstfs par des pieces’veroanx. Les magistrats des villes,. les baillifs 'conseillcrs des ,ailles et pnxriHciaux, coirrinucront de conespondre, euere eux et la chauebre de guerre et des domnines, suivanr t'ordre prccideininent ötabli. La-inagjstraruix dc la ville dc Berlin seracomp»- >ie dun Conseil de soixanre. arembres et d’un (c- aüti de sept membres. Les Electivn-s ftrtes par lesserublcc des. deux nlil- k. piincipuhk bourgeois de cette ville, tenu Le 30. du mors dernier et constaröe par le procis-vcrbal de nette assenrblöe sont appiouvccs par Sa Majeste l»n<- pönale er Royale, ainsi que. le choix que les soixantg rnembres flds paur formet le conscil, ont faitdeso.pt njeinbrcs'pour coinposer le coinitd adininittratif. Meflteurs* les Coimnandans de province, organise- ront dans leurs- Arrondissements- dc» Lrigades.de gen- d innerie uhoifit pann t les propiütaixcs du nays tibfit l* nombre et rempkuxment dc ces. briuades seront •retcnnmfs par le Goiiverneur-g-cnctal. Ces brigades seront deftinces A maintenir la panquillite du Fays »1 A y* fflire respccter les pcrson.ies et les- piopriercs, il y aura auprösdc chaque Commandant de pro» nicc nu detochement de troupe fran^iis». x II' scra Organist dans la ville de Berlin une garde /juvgcoxse, c; d fiua cröc dans qluique deptutemenr siegen bie «flame« alle* betsf, welche Liefe« €ib ju infa» Vnbcit; in ri" 'llrctefon eilttMgcrrunlffejj. (Fi be « - £ o r nt rl. fz3d> fdjivire, fie (Wmalt, bie mir üsh ®r. WajeftÄt /,bem Ämter brr 3ratlp.'fc.ii uub Ateiifctc von 3talieu «imct/ „trauet ift, mit ber grvjteii Cmjalitat auiginibru uub fit „nicht «nberi al« |u &baltung ber örbnting unb ber of« „fentltrljcn SRube «njiirrrnbetiz aitd> au« atlen mciucn „Ärdfteii betiutragrn, um bic ©flafingrln rnb «ftwrbnun» „«eu, melde mir für ben ©ienft bjq franjWffrn Slrmee •„vorgeirltrieben imben, atti>;ufünrtj»« unb treber TJricf« „trechfel ncib iraeitb eine cuibfeSltt von SRerbiiibuug-mit „be« Sciubvn berfelbeli ju unterhalten. <5o iral>t mir „Wett helfe." ®ie (’knerabSibmfiiiflratioH fjmmtfiiljer vier twrge« nannter ©epartcmenW, iib unter bem Obetbefcbl be« ®e» nerahSntenbahteu ber Sfrmee, Jbi-rru © arü, beutlet neral-Sbrniitiftrator ber -Sinauien uub ber ©»maiiteii/ >?errn €freue, imb, bem CicrSteuer-QÜunebiiler, Jfcernt £ a b ou i H e r t e, ilbcrtrageu. 9ln ber <®5pine ieber cmjelnen ©epartement« tßerwal' tuiifl, wirb eil» fiaiferftdMr .llcniimiffatiirt (leben,, ber bet ben ffeffwnen ber ffrioied» unb ©ejiiaüitnfnmnieru juge» den feyn, übet bte U?erl)aitbluiige>t berß-lben etn TrctcfbB führen, uub bab ISefie beb ©ienflcö int S7ameit bei Jtau fer< irabrnebnierf wirb. Ätir jebe «Provinj wirb ein Sntenbatlt -FeflenL ber al« «prafeft unb al« 'jntenbanf ber St:ian;eii, hü JVöifial. ©Ja/ aaiiue, JiatTen unb ©anwiuen an fich nehmen, bie ?rfec< bung ber Auflagen, bte ?3ern'<iftini« ber ©oqiair.cu, ber Vicrgtretfe, ber ffialjwerfe, unb brr Qjettrcitung ber aufcer» erbentliehen ©tenern, ane.biieu wirb. £<n i»ber «ürohiiu wirb ferner ein (Einnehmer angeftcFt werten, pt bejen Saffe alle eingcaang/uc ©eiter abgeliw fett, nnb tiber «Seien €inua|>me Sprctefsir gehalten wer* ben feil. ©ie 9JUgifltijb*perfwten in ben ©täbt-tn, brtgkidwn bie SlmUeuH, bte ©teuertdtöe ftnb bie S'anbrctbe, bleibe« in ißren biihertgcn Öerbaltiiifffti nnb SJerbiiibungcn, fe« wrbl unter fid?, a|« mit ben Urte fit«- unb ©rwaine«/ Sammern. ©a« b£agt(lraf« ÄaKegium ber Stabt 9'i-rfin, nürb van )e(t an au« einem SRutb van fedijia Sitjilicbcrn, unb rfuj einem 2luäfd;uj twn ficben Mitgliedern befrebrtt, ©ie v»n ber «Bcrfamnllung ber jweitatiihib auae'i-hew ften ©Ärger biefer ©tabt, am 30. bi« veigatigencn Mo/ natK laut bem bariiber abgebaiteuen Wrotofdl, artroffir/ tun ®ableu, |u b<tu 9fatb ber Cecbjiger, fo wie bie von biefem SXatb erfolgte (Ernennung oon fiebert Mifflieberrt, tvelcln b.u5 5?fnvaltuiia« ©oti'it’r auAmacben feil, beben ©e-.. Äaifeilieb«jiw’ialicfa Si-'icfiät ;u bedingen ßerujet. ©ie Herren JtomnMnbaiiten ber (Jrovirjett follen in ib/ reu rrfpcftiven ©ejirfen ©cuba;ipitte ©riaaben erridten, Me tu Sfitfrechrtaltiing bfr bmfntlirfien fXube, fo wie |U ©ulieruii« bet Slcrfoinn unb betf ©inentbuni«, gebrainjit nwrbeu feilen. bufem ©ienfl (innen nur wirffidie Wrimb-Cigeiirbtipter jiigelatfen werten, ©ir 'Xnjabl ben fetben inib ihr Stanbgiinrtier, wirb t|Mi bnu ©encrah wjptnvrnatr befljmint werten.
uno jou plusieurt comnuflions nüliraues pour jugei Jt fiirc*punir 4 es mnroÜeure; foat itonnnces Com- mifiaües infpdriaux dans' les chcfs-licps de döpaice- mcnu; ftvoir: Mr Big non, poür le Dfpaitement de Berlin, il rciici.;. ä Berlin.. L ili .ticr, pot'r ie Departement de Cuitrin, il iviidera A.Cuftrin. Mr. Laigb: > pocr le Departement de Stettin, il icl-derä « Stettin. Mr. Cha? Lons, pour le Departement de Magde- ( bouig, il rclidera 'Burg. Sont nomnies Intcndmirs dts provinccs de la Mar- ch. Ukraine, Mr. Pietchmn beilc.-.-il refidera i Prc.irr.low, De la Prigniu, Mr. Gaspard, il icfi- dera A Pcicberg. De la vkille-Marcne, Mr. Chi- Kai Ile, ii rclidcra A Srciiithal fSteiidai). De la rille dc Halle, Mr.'Clnrac, ii rclidera A Halle. Les .autorircs civrlcs et militoires ront renus do sc conforiner chacun en ce qui le conccme aus dispo- lirioHS du deeret de Sa Majefle l'Empereur et Koi du 3. du present infliS de Novembre, rappcllc dsui» 1» präsente. La Susdite notification scra-lue, publiEc et nfHchce partout oil befoin sera. Berlin, ie 8. Novembre 1806. Le General de Division, giand-officier dc In k'gion d’hdnneius Gouverneur general dc la rille de Berlin ct des provinces prussiennes, de Magdc- houiig, dc la vielte Marche, de la inoyonneMar- chcptle Prignirz, de la Marche-Ukraine, dc la nouvclle Marche dc la Pomcranie, et Conitnon- dant dc la inoycmie Marche. Ci a k k e. SJerlhbenOer ©efaniitmacbimg-'acniiii war Her bef vte c-tfee «Dtouat« iti ’Mdrifninq bei vetgefebttrbenen eiblpen ®t(üf>be« atigefeM. jlu tiefem Gnbirotcf rourben bie rf< fentlid'eu Beamten ber veifcbiebtuen 3ft>eiqe ber nllgemeü neu EaubeCverivultana, bie 8?orgeftfteu brr Stabt nnb bie ©epntirtrn btr ^uraerfcbift .auf bad Äittigl. ©rbloft iiifnmnien berufen. ©,r fu. tiefer Danblmtg ßeivdblte ©aal trat auf fefgrnbe $rt Vi.iigeiid>tet. 3'1’ Dintcr, flrnnbe beifelbei: brf.'-:b ftefe eiif» mit fcbarfadjrotbeiH £ud; befddagene £ri;vbuita von vier ©Ulfen, auf treldjer ein rotbfamtner, mit «olbncn Jrefftu verjieitcr Eebnftfld ftaob, unb über biefen htltore eine farmofinrotbe atlavne mit greifen be-'-ijte xyrppperie, bie iisifcbw beu »ter am Gute bei ©aale« im Daitqirfel befiiiblicfieu ©dulen «uSge» ftatmt mar, eine ?(rt vwi Dbronbimmef. Sltir ber unter« flen fefir breiten ©tufe ftanbrn, für bte tXbefd ber franjb Öfchen *3erm.tltnng, ftd)v Gefiel, uub vor ber Crbibnng ein mit grni>cm £ud) bcbaiigeuei* £u'cb für ben fatferli- eben (foniinitfatiu-J. ben Stäuben be« ©aale« ro« reu mehrere Weiten .©tuble unb Igaufeu für bie ffbef« nab •Diitßltebcr b c v. rftljiebeuen taiibefbebötben, fo roie für bie ^taflijtraiOporfonen unb für bie ©epiitirteu nubW«- prqjentanfen ber Qsiirgerfcbaft, biugeflefit. ©ie feier an- rorfegbeu ftörtgl. ©taaNntinifler, bie btrmalißtn SBorge» taten w -D-taliebe; ber »berfttu ftuibetbefcörbeti befwx ®ei iebem SfffltWAtrbattteK einer tfrovln» fol ft4 nv ©etaiUtiütnt franjefniter (nippen befmbcii. 5» ber ©tabt -fecrliu feil eine ©ürgcf ®8rbe erriefetet, uub in irbem Departement eine ober mehrere Wditalr» Commifftonen Mellt werben, trekfer bie SXaiebeun! pr Verantwortung ueb ©träfe lieben jofl. £u ÄatferE gonuiiiflaiien in bin ^miMorttu tegl.-.fiew 'Departement! finb ernannt: Jf’trr tBigno 11 fiir ba?A?r« yartemait.ron © e 11 i n, refibirt in Vertin. n^>r. ©a b a t f e r,z für bat Departement.v.’n (EiJft r i tr, tefibict tu (Eiiilriu. fatale, für ba« ©eparteraiJit vv» Gtettin.- rrjfe bitt <n Gtettin, baa 10n«,.für bae Departement von Wlaßbe« bürg, rciDir; ,n Viirg?' 3» Sntenoauten iu ben $ro»injett finb ernannt: §ür bieUfermarfe JC>ert $ietcfrawbtHe, refibirt tu Drenilbt». Sür bte <PrieaniD, Jt>err GerApavb, refibirt fit tyerleber.0. Sür bi« Sfltmarf, tyxt GfeiWtUe/ rtfibirt m ® tenb-a l. Jür oie ©tabt £>en irtarae, refibirt a £«Ue. ©dmmtlidie Givil« uub 8Ri(it<fir<2(utoritdteH finb, ieber an feinem Sbttle verpflichtet, fich nad; bem Sulhifo be» von ©r. Saiferl. .ffimgl. sDinjrilai uuterm ?. biefe» Sflo« im*« erlaffcneu ©cfr- t«. ju riclitcn, auf tvclcbe« bumit fytnaeroieten roirb. Vorirebenbe 5Sef<mntmart>unü feil übetall, wo tt ttflt- L’tlieb •eia m.iq, vwaefefen, cefannt geniad-t iniMurtb Affer.tiitben lütifeblag ju icbermanii* ^eimn'.if ^ftudtt rotrben. ®eqln, am 8. November 1806. ©er ©ivtfivtttf General, Greaoffiiier berGbrenfrgtcy, General ®ouve<ueur ber ©tabt Berlin, fo rote ber preitflifcbi'U $r»vinten: oXaflbebitrp, Slttmcife «Ötiftclmarf, $rieggtr, Ufrrntarf, «cctimarf tu b flJommcniJ beOfllnc&eu Äommanbant ter Beittrt- HiarL klärte. ben ficfe jnr Wccprett, bie venebirbenen Colleaia ter ©fable Verwaltung ugb Oie SXevriientanten ber ^ürierfdmft'ii« Stufen ber vorgebadjten GrVibuna. Um 12 Ufer Wittagfl erfebienen bie (fi;efo ber frantiftidjen atbminflration be< Eanbei, unb nnbmeii auf ber Biiterflen ©taffil ber <Fr« bffetiuci bie wir fie beflimmteu Tläbe ein; in brr cJiitce nenilicfi Ge. Greegienj bet ©ivificnO-General (fdarte, General ®Mi*’erueur von Berlin uub von beit erob.-rten Ttvvnipit te, C'ommaubant btr SNittelmarf; tbm ;ur Wtdjwu Ge. GrceBeiij ber General .feülin, (fommai; baut von Berlin «., uub ber (fbef feine« ©eneral-Cta*« be«, Dberfl Eauberbiere; jur Einten;- ber Ober - tenbant btt 91rmtt, Derr ©atu, ber Ober ft-nanl» tu.» ©omainer Stbinnüllrator Derr € ft e v e unb ber Ober ©teuer,€iunebmtr Derr Eaboutfltrie. ©phalb au-fc U'fa? aenommen batten, taten fiel) auch «He Shiivefi-, be; barauf trlrob ficfe ber General CAouvernttir, nnb H-1 *t bie ©ifiung mit einer furjen Slnrebe. Gr ftcKte ber i •« fnmmlnng vor, baft Ge. fWaieftät ber Äeifer beti €ntwr < Bern von ®ertin baburch einen grvfien ^tnyK feine« 3-‘ trauen« rrtbeift, bafi ei bte EanbeObcUtben bei bret amttffübrunj gefaffen, unb btr ‘feürgerfitMrft ei«« au« ib< rtr SKitte gewäblteti SlenvattungOMiV oen-clitgt !;abe. ©urdf> bte Gefinnungen nnb biifcb ba« ®etragen btt ©ür2ergt?«ft fei ba« Zutrauen b«4 »ollfomincti e•>
fttfitfertigt. ft feoffe, bafe bie« auch in bet fkt« feit. Juli >epn werte, unb bafe fit? um bie« »iblidi ;u »tt forecun, ietjt feier jufamraen berufen worbta wären. Sie fcofncfetbaltiing bet Orbmtng unb her feifrntitcben iXutie wären fo wef-ntlicfee Siebten be« fBürgtr«, bub fcfion »fer eigner SSortferd Ulfe Uw ©(iid.h>rtr.üiiii-.b«l).'.:ra ti ;:fa> Mrt, baß fie fttfe''b«{n anfertfdiig maafteu, baßbie«. mttci b*n vorfeanbenett Umfidnben {Wfefiich n«tfe:gj»i, unb hab, beutreultcfeer (Befolgung biefer 'Borfcferiff, (£r, a(« ©tu- eenteur, gewiß alle« rott« von ihm abfeinge gern bttrragen Würbe, um bie ?afi be« gegeiiwärfaeti ft'igenWicf« fo er' traulich tu machen, al« mr immer in Hirt. Ser ffaiferiic&e Coramiffwiu«, J?irr OMgitov; la« (Eapauileuio.n ber ©tabt ©tettin. tRacfebem ba« (fbrt: (Preußen-untf bie ßclhing ©tettin »on bem ©eueral feafalft im Flamen ®r. Aatferltdi Staig, lieben Kofent, be« ©rofeberjog« von «Berg aufgrtortm, unb' biefe Söfforberuna nach ber erhaltenen abKNäglicbea antwort bringeub wirberbvlt worben iß, fo iß oon-bem ©MfKiUeutenant mit ©cuvermur, «Farrn von iXonibcrg, utib bem ©tneralmajor ven- Suolu-loborftmt ?uiirfeuim fee« ©enernl« tffli ©cuieeorp« «. fXanbum,, unb be«-«>??a jor« vom ©eniecoip« (Barceu befcfeloflen wortbn, bie eltibt ©tettin unb ba« Rott (Preußen unter folgenben ©ebüiaum <tn< an ben £errn ©eueral fafafie, Commanbeur bit Awmtgartr 0r. £aiferlicbei»J&oferitbc« ©n^feeriogiLVvii SSerg, ju übergeben. Srage. Sie gante-gegenwärtige ®efonung mit: Cinfcfeluß'be« flejnen ©tabrt nnb aller SRilitairrerfviu-n, treidle feinen SCfeeil ber (Brtafeuna atrtmacfeen, erhält freien ?(b»u,f mit ©affen unb 'Bagage, entrveber. nach. £& luWOimtpreux foeu, ober nad) etfeleffrii. antwort. Sie ©arnifon tiefet mit alftn mifttatriWen Cfetemeicfeta •tt», legt bie ®4ffen auf bem ffilaei« nteber unb wirb pe, fangen nach Rranfreitf» gefefeieft. Sie Offifiere finb auf ihr «fferenwort Srregäaefangene, unb erbauen 'Paffe, wohin, fie verlangen; Rraae. ©efrachtt ©ärnifon behält ihr ©fgenffium, unb fergirttfirfe Mf tferCbrenWort, an bewert; wdefeen fit wäfeku wirb antwort. Sie Offijiere behalten Segen, tgagAge, SPferbe, nnb •1H, wat ihnen gebärt Senge. Sa« Jbontgficbe Cigentfevm wirt Mir grantäfifrten tnipiwu übergtbam antwort. Wt« in ber Jtfhiug brifitbiirhe Siaentbimi ©r. «Rat»< Wt bt« Staig« ooir*ttuf<>)‘tttrb ben Srantäfiföeir.i£nipi M* «Wgeiiefert. Senge JDieCaniifcr erfeilt feeinr 9u«tnar|aj’ atli nöthijr £ülft, antwort. fiMgrfanben. Segne.- JCeu- ArttttficfeeirSTtupptn wirb weniafien« 24 ©tunbet! 8»tb #e(a(feu nm ihre Anaelrarnfecittn tu beforgen Antwort' W« «Rifat wirb fern Ttcußvcfien gtvppen tut SJefor atrny ifertr Angelegenheiten tugeßaiibtn S r a «1 e. fPdferenb biefe» »4 Ctnnben foll ben (truppen ft nttnmrtr# ba« ^rrtofoF über Mt biäberfge fierfeaubhm« unb itiglu* bie (in trtPcbcn^Fe«e*,’f’*’»’'»rf'tt!ifl roärtli® votgefcferieotne) Jormelbe« eibltaien SJerforecfeen« in fram rtfi'cber ftvracfce von biefe wart, feit tauf von ben auwe» fenben Roiiial «Rimßeru, von fben ehr,ein, in fetutfeferr ClHikbe roiebrrboft, unb Sie ließen tieie'be aigbann auch ihr in rrfoeftturn Untergebener, uacb allen eintelnrn 3mei> gen ber Abmrnißiation; leiften. ifhen bteRn €it (egten fobann auch bie neu erriefet te 5B e r ro a 1111 ji e « <E 0 m > mitte, ber Slatb ber Crdniaer, nrbfl brr •X'iir» «er<®nrhe imb bie «Xepräfeutäutt 11 ber ünrigen ®lirgerfefeafi ab. «Diawihät; be« .ttaifer« ber Rrantofen, bn« SBrrfimfcfre 2f>or übtrgrben werben. ® ntw ort. Sa« ®er(itiifd;e 3feor füll ben Rrnmlfifdien SVitpoeu eingeräumt werter, weiche einen 'l'ofkii auf ber Ober» briefc' erhalten. Siefe beiben «poften (ollen um 6 Ufer Morgen« von beu Sraniififchen Sruppen befeit werten. S«a«e. Sie SaiferPrfi'Rrtniöfrfcfieii Sruppen refrettiren unt j^üfeen- bgo Ciqei.tk.m- >er Cinwolmrr ber Rtfiun« eiettin, bW. Rcrt ^reirfien-unb ber fBotfiäbtr. antwort. gugefümbtn. ftraar Sie Säffiffim atfer Stilitärmfonen frSen auffehtßcfeui ber Aaikrlicb'SrantMt^tn £rurpen rechnen fänurn. Autwo-tr. Sugcfiairten- Sragt. ®bnr f?agi t.t Ratifftntion biefer CapitnlJtfon an, feäcen alle ifembfeligrtitim gegen bie ©tobt ©tiitiu auf. Antwort. gucjeflanbeu. Staat. Sit'Aranten imb Stern :.nbetc 11 von brr ®reufiifcfien Armee, weid;» firfe in ber Leitung befinben, werte« ber (jroBmütfeigen ‘Befenirtlung ber SraniöüRtait Struppen ubertalten ©tettin, bin ap. Oftofeer rpr1«. rt.« 6 Ufer AbtnH. Antwort. 3ugefianbln. Ser 6d»a., weither liefe in ber Reifung befinbet, wirb be« Sraiijöfifcfn n i.-nppen nherarten (£« fol'en von beiben Centn Offiziere' von- ber ArtitTerie unfvom ©eiiieeorp* ernannt werota, um alte SXngatiu», Munition, .fattc::? Tlaiie v. f. ro.z bie in brr Jefiuug finb, tu überliefern uub in ©mpfang {tt nehmen. 3m ^tmitgnartitr {u Mihn:tgen, ben-29. Oftcber 150«. Ser 'BrigabegenrraJ imb t'-mmanbe'ir ber Avantaarbe be« SXefervccrip« ßavüllcrie unter bem .ftoniniaubo ®r. Aaiferltd)1 Söntqlichen J^obrit, be« ©Ml'rrjog« von ®trg, tiflitenant be« Aaiftrt. Viteneid>n»t: fa falle 5<h habe bi>fe Cap.tulativn jefefien. unb billige ifert Aufführung Str fBnrcn vot: Slontberg, ©ouverneur. Siefe Capittilätion habe ich gefefecu unb billige ifert Kuifüfentnq. Ser Cfeef be« ©tneralftabeo. Unnrieicfmtt. Sn« WeHiarb •Riferingcn, ben ij. Oftobtr um ui Uhr Sbrr.N.
8) e n t ft -t #8 c t f A I t e. ©ie {ftarnirvn von Kaabebtir t ift ant t1 ten biefe* nm » Uhr iWi-raen* vor bem <**nrfi1>«U 7&v voibti befihrt SmantM Treitotfcht ©cnerak, achtftujiit»t O’fi,’-.t, »met •*«b i»an(ia tninenb hlehu«tn., unter' melcbcu itch treu tauienO JCtiiler^en b-’ftv'-' ~;«-»n. Ii'"5 «c<‘;::!,,rt.',r. iieMhnn-et* frariwr, eine’Kilian «Pf. ^’fter, eine ame Sjinthm-Kiuiinaae, , n? 'luermefiliebe vXeuqi veu Srtilinie 'iriuirh finb in Jini'if ifcheif-rniibe;'. ©er fiberft (''"rar1' unb brr Xbiutqnt.Si'itintaubant 9Ci- »otb baren voryfri-ru fciib bem Käfer im SRn.nen be# et< mn i».h Ki'frten Qoipö, i’jJritii «öeruabotte imb toaritfan ’pmk) ferfjiiq Jjtjnen nhwicbr, weid'« ,u '."itbccf von bem ’eorv* be* ^Jriieral ‘Zki er erobert roorben finb. ©tatb tut neneften unb'tefiiminteften rjicrfjricbten nrnretl 21 •'??>•'• Herunter fiei; ;ooo Wnn» gut beritrne •nevakrLie lieft aeu, bie wu bem SMüthcrl’dicu dorr* ju ’Bcfan.’enen <jen:H>t worben» to bat iitreb baß Siciultot metr buben ^afkuhnoiicii hunbert unb iivmijia Jahnen W..Utanban.'iv unb brei nnb virrjm taufciib (Sefangene •n bi» Jbjnbc pf* .riesei# gefallen finb. h.lI,‘’-,rbimpt bctr'.at b't ii.nabl bet Wffaiitjfiien» bie in Oh’ic'ji Jü'jugc g.'mnd'i wort-n ftnbA meb al* bmibert «nb vierjit) tuifuib Kann bte ber jrobertui ftabnen, ’W a»j -r.j; bie ber »v.o.entch vor brnt Jeinbe unb btui tSrfjIadnfrCf genommen, mehr al* xoo; unb ber Ä'anone.i iu fSe.üu unb iu ben ftl'irgebenon 3»' •Witgen, 'niebr al* 4000, Sprint, vom 4 fllovetnbtr. ..vier ift gegenwärtig «lleö ruhig. ü9ir bahnt eine Jr.tu/ RliCff (SJuniifoiu vt»B wngoübr 30,000 Wann, roorunttr lf ®nrbe bei Äßifer* ift. ®ie ift bei bin Storgern em» '»artiret. ^©«rMaifer wohnt auf bem ®tb!offc unb ber «Prinj von •bfnkbatel t.rbrm «pallaft be* Honig*. £*r 5t tifer rtitet uiih !^a',e a"4' ’;,,f 9<’®t'*'€«brte um fid) ;n haben, r.“» wo fr ß’ße wirb pt fjemöl’nlicb »en eitlem $au- Kn Sceugiertger ti’tmnqt. *. r 1 ’r“f '’r Xmrrblfirfit ber Jftrft von S'enevent, rltcb'ÄramölHcfer Kcnifter ber gußnmrtiqeu 21ngrfe »»Ibeiten, in Sherlin em. ©er Wencral’Sgeauniour ift am 1; biefe* mir feiner ©ragouen©ivifion ht« eingeräcft ©ivifion führt to neue Sahnen ober ©tanbarten, bie ‘p Jranjofrn aniommen haben uub bie am iten be* Kor J "» um to Uhr bem Ämter nut vieler JeirrHchfett fiter. Jjeen mürben Kan bemetft, baft be» Kintfter, ®taat*. '“’cretatr, fleipin mit bem .ftatfer arbeiten. ©er .ft’aifcr bat ba* P'rab bei «reim Snebrich* befehen f.i. c « Keifen von Berlin qcf».tene, biirtfi ihre (afte J* ftarfe fteftnna ®panbäu, weid'» raoo Kamt ©ariib j hatte nnb überflüftig nut Mrira* 9fntnmnition Unb s ®'n«m.neiu verleben mar ift tn ber ?7acht vom agffrn "'Imgeft, unb bat fich am ar. vermöge Cnritulnticn er» t«r ÄneaeaefciMen, mit äußnabnie tr. Cffteierf, wiche mit einem Itaffe gerieften, ftmjebeu ’ ti wohin Ae rool'm. _ Tu iii' v»n; ii ^.i'oemoer. s.^-:r, (’,raj,u1'no., von S'»rg i'Jrmj KüraO ift vorge» r" aUbitr emWrefteii - ©r.-fbeii, vem 3g. Oftcber. , ©tn 34. b.ei’rt ift ter Cb.-rftl euttuaui S’hiarb, Sani» roerben er. WnjeMt, be* Jtaifert ber Jranioftn, ht bf» ftger ftifibttit anuetommen, um ba* @ouveriienwnt int Stanien t5r. Kaieftit beß .Harfffß, feine* ßetrn. tu übet» uebmen. (?r bat fub fogletrfj tu unferm Äurfurften w »ugr» trefeber ui btefer'SKabf eine* Kanne*, ber brm ®i<f qer btt ?f«>ft»rltK fo nabe ftefjt, einen neuen bewerf «on b.tm UVoblroolien germiv« yüi» taü Kbenteu. £«ui iyt .ft bte erfte 2f6tbeilnttg ber SJaierfebew ©rnppen, oviwW tooco Kann ftarf, iu bie (Stabt ein» seruefr. ©tefe t|t bei etuer fo groften ©rttvreniabl bodi liimltch rub:?i, nx'kbeß wir wrinaltcb ber ^acbfanibeit imb bem« tbatigen t'ifer unfer* (lomntaubauten tu veu bauten1 habt*. ffitrbfen, »om n. O’tober» 3u tetrim finb 600 ©Jaurej unb Stmmerfeutt requirirt worben, um an ben JeftUMaßmerfeu bei Qßtttenberg tu arbeiten. faliciibura. vom'r. ’Rovtmbet ©irSöntgl. (rcbwfbtfrften Xrupprn im ¥auen6urgi'W)en unter bem öberften ffliortan, welche au* a Bataillon* tetbarenabierß, iebei von f00 K*nn, unb au* 4 tfßtabron* Ämolanbfcber ©raaoner, »ebeß von 60 Kamt, beheben, habe« nnnmebn tn vertriebener 'üftaebt ürbre tum ^bjuge tibarttn, unb bürftru fid) nad) ber Cftfee begeben, um iu ©tbiffe arjugeben. iaitenbura, vom 2. »Ritember.' .£etttc brechen bie ft6t;«)l. ®c&tvebifdxn ©rttmtr an* bem tauer^mafdjen auf unb marfebtreu über Slagebnri nach tStralftinb ab. Etifttcf, vom 8- »Rovember. ©ie ©cblacbt »on XübeJ, m weichet bte Jraniofen fo viel iapferfeit-enUfictot bähen, ift eine ber blutigllen bie« f** Aricge*.gewtfen. fcß ift ]u bettierfen, baft fich bafelbft ? (iorpß brr groften «Ärmer tn einem ^wifchenraum von 2 ®ti xben vereinigt l>aben. ©aßijerp* be* gtirßen von hJonte-lforvo ift bafelbft jiterft ettigerucft/ inbem e* über baß rechte Ufer ber ©rave aefegt ift. ©iefe* Gor»* bat uutenveg* em groftc« ©etafchcntent, welche* bte idmmtc licht ’ftogage ber 'Preuftiftfiett Slrniee, au* 300 ®ageu be» ftebntb, eßcortirte, gefcblmwn. ©tefr« an* tcoo Kann beftehenbe ©etawetitem wueo* nut' allen ben-Wägen ge< nomnten. Um Kfttag würben troo ®chwebqn, worunter 2 eocabroneu ©ragoner, .u befangenen gemacht. 3« Bleicher Seit rourbe big Stabt angegriffen, bie ibore. fot« ctrt, bie Stofitonen unb »lalle erftiegm, 31 .Kanonen, <coo (Mefanatne, worunter iro Offerier* unb- ir Jabiten finb, in bie ©eroafi beo fprimen gefallen, ©ie «breiigen ftnb bi« Cchroarrau. unb Wabfow verfolgt roorben. 2<in anbero ffllcrgen »trlagte ßftnera! £>lüchrr tu capitultrrn. Jf)ter folgt bie Kapitulation, ber ]iifo(ge 33 ShatuOou* uub r+ €*cabr»<1* tbr. Waffen unb Jahnen abaeben Kapitulation. ©er ®r Kreetlenj ber General Blücher fleh bnrifl feine fa§e getihtb.gt ffnOet |u capit’iliren, fo nimmt et bte ttn fRam«ti ber 3 lictpJ ber grofen ftranöfifcben Slrmee in tpolition biefer Oerter, gemachten «fitbinanngen an, nänv heb irr. »hmiF ®r. Ka/erliu en Jf'obtil, be* Nrof her.crß von ffierq. ör. ©ntrfiiand.1 ge ©oteit, he* KatfcboU« «pttnitw tim 1' rteitjorvo. unb ®i ffrcelieni b»* 'Kar<cfia((« Couit. welche Kr.pttulatton, »umen* ber 4 Sfr ran ftc roß, tratet
Jj>em» ©wiffotröXÜentrflle ftiffp unb Rimnib, mtfdje lobet eine ©tvifign bed elften arme« Gorpd tatet bru “St« len bed ©larfcßall gtlrfteu inm 9>'mte,gorvo,,eoinmltn, en, uutrricicßnet- ift, ba ficß felbiged bei ber Ärtutt, wefcße cnpituiirt, am närßften fceftubet. Btt. r, ©ie gruppen unter bcniJ5cftßl ®r. (frrHUmf Je* ®entH*i vor. 7>iil$<r, röwjpl G-ivirtleru-, jmante^e «k »Artillerie uni alle ©etawementer, tvddje uuttr fnupm ffiefcßl geftanbvtt, fohfn Ätiegcdgefiiugcu fepn. Strt. s. ©te ftßaffcn, Uferte, Sanoiten unb ffiiunrtiott Jeher ®rt, feilen auf bet GttUe btr Sranibfifcben Slrmee «udgeliefert werben. Ätt. ?.. ©ie Jperren Cfffc.erö v»U allen Stabe« bie ®a< beW mir einbegriffen, feilen tßwjßaffen, ® ft ib« 7111b üiv gcae, unb bte Unteroffuitrd uub eolbaCen iofe Äornifler Wib fflbaiitelfdcfe behalten. Art. 4. ©ie J&trreu Offeriere gebe« ftch auf ^atele gefangen, unb verpflichten ficß, fid; tiacß benen ihnen an« gewiejenen W&en bin tu. fttgebeti. tfrt. $. ©ie SXilitai« Gaffe «nb alle ®r. ¥reuftifcbeti ®a)eftilt jugebirenbeu Scnbd, welch • ;nr ©ieppfitto« bed brrtti ©ettetaW von SMtkßer ftnb, foUeu.fcer Sramöitfcben arntee eingebänbigt werben. 3U biefer J^infhür verläßt mau ftef) auf bie Qlarole btf .{icrrn ©eunal« v. <5lud;ef. Sfrt. 4. Jjerr Seneta! ven Qölikffer wirb btirch feinen ©eneral Qirartiermeffler ben 55«ftitnb‘ aller Gorirö unb ©e taicßemmter, weldje unter feinem Sorpd geflauten haben «nb bavoti getrennt ftnb, aufgeben. Sfrt. 7. ©ad VrettftiRh« Slrniee.ferpd, unter Gommnnb» €>r. Grcclleni M Jj>eirn SciteraiO von QMüdxr, wirb eite KRirtag mit ben Äriegt Ebtvn, oor ber Rraujöfifchen tnee mit teilten ® affen, fPnlwertbogxUz fliegntbrn S«ß' «en nnb ßtanbatten vorbef btfiliten, unb uaeßbem 13 berf Cnfen glänel her Sraiiibftfcßen arm« »affnt ift, bi« e<Bafr Jen itieberlcgen. ©oppelt nuegeferrrget )U Pfatfnn, ben 7. November, ynterieidjint: ©er ©enerirl von 5? 1 ü cb e r. ©ie ©iviftoirö'Seneräle gillv unb öiivaub. güb'tl, vont 9. November: ©er 4. bicfeO ift btr fchrecHiißlfr gag in ber SenJiicpft ♦•'ibettt geworben, ©a (ich ber ^reugifcßt Sineräl 9lal}< er mit 4000 «Kann m imfrer (Stabt tefanb, fo fiengrn btt granfpftü unter bem 9)t«r|diaU Qöernabot« k. bed borgen« um 9 Uhr ben angriff argen bie Vreuffcn ander» kolb ber ©tabt au. SUon betben ©eitel» warb mit bet größten gnvferfeit unb Erbitterung gefoeßren. Segen Mittag krängen bie graniofeit nut llcberlegenbeit gegen >te ©tabt vor. tfer ben fitfnren würben fle nut Äartdt» fcveiifener empfangen.’ ©trd hielt fie aber nicht ab; fie krängen ine töurgthor oor; an ben anbei« ghvrcn waren fit jnrilcfgebrängt worben. «Run begann ber fftrcßterlicßfte Jttfmpf in ben Gtrafteu. ©i« fffreuflen batten mrbtere'SIr» rifferie in benfelben, bie vielen ßcfcaSeu ««richtete. Silier ©Biberftanb hielt aber bie firatiibfifife gapferfeit unb Ueberlegenbeit nicht wrtuf, inbem uad> uub nach bie gcnie JpinsbffRbc Jtifanterie jti bir ©tabt.brang. ©ie $ran» jofen verfolgten bie fpreugen bitt tu bie Käufer, Suchen nnb ankere htfeirtlRbe ©fbänbe, in benen cd m einen’, ffirchterlidj'r wcntrftcl laut ©te S^rfflacre batierle ilöer 3 ßtnnbe«, roäljreub tvelcßrr fuh bie .»Raufen ber feirfj« n«me unb ber 5Berwutibet*n in bui ©traben uub ben ^ämerii, vorjiiglich- bei beftt SSnrgtljore, «titicrorbentlich Vi'ftcn JiBrf) mehrere Ciiuvohntr von ?i:becf renrben rin Opfer t*r tfciWelighitetf» «Mitt «nbern ber SVrebtgW ©teltcrvcot. Uneibnungrti unb irprcffe’ iwen von ber fcbrecflicpr'1 QVgcbenlhit fyft i.'i».7trenm'icb. fjn«bcn meiften Käufer« warb geplünbivt, bto sie ©entruß tnblitb bemftlhtn Eim halt tligt«. ©je ivreufjifete Sarnifon imter bem ©euer«! SRantnr* narb enbltcj Ariegdgefanflen afmccbt. fienttai hatte fich aud ber.Grabt iitrucf gejogen.- • Man rfdjnrt bie SfnjaW ber gobten nnb fCcrwunbete'' an bem fibiiiHichcu Sagt in i.üb‘c? von briben Griten gm i’ooo üfiflan. flXan ift bröhrt befeßöftigf gervefin, bi* ©trafieii uub panier von ben gobteu ;u redugen. iübccf, vorn 10 üRotrniber, Sfiuju« atrö bem ©agd Oiefcbl vnm 9. 5?ooeiube» jttr arttfef. ©i« (ütnwohticr btr Ctabt Sübecf tutb brffen ®cbi<{' ftnb unter ben berönbrin iSch'>ht"r. SaiRri. -Jigiiitl h'ftät gefebt. 3cöa <5c4öat 0-t ihre öiutfe (lört, ift brerßer. ©er OftnrRi'aU OJrtnj von ^ioiwc tfv'reo erinnert gruppen be* erften (»orp«, baß bie ®taM hibref, obglti“ mit if türm eittgenomtnen, titcfct ald eine feinblicßj GtakJ betrachtet roerbch baif, nnb baft ber ^ratiiofifrce <5olNl wett entfernt, ficß arö ei« wilber Stieger ju beuelmrö11' gefühlvoll uub ntettfdilicß nach bem ßiege feon htuB- @ e hlautenb mit bem Origenal. f ©er ©itieraMJonimunbaiit bed iplaft’ 3- fßiaifon. -Oanrtitrg, ben f giovbr. ittn 1 lißr »Radjnnttagtf. 9n biefrnt »ttgenblic! ftmtnt hier brr Cßttrfiirft’ «JJ •Oefleit,Raffel iießft bem Eburprinn’ti an. Gaffel ift o^ beu Sraniöiifcßen gruppen unter Gonimanbo JteÄ Seneral’ QRortiet in ber vergangenen (f unabenb ^aeßt beicii" unb ber ffßnrfürft wirb, ficß muß ecßleowig begebet». Hannover, vom 7. fftoMthl'tr. . ©ft Herren Eaitbrätbe von SXunchßanien unb wi’ffirf’' fmb biefen ißiorgen atto bem JbaiiptqiifiTtiec ®r Er. r.ru> bed J^errn 9ieicßdmnrfd,nlrö f&ortier, von Gaffel hier tri' ber ttngttroffen Sßie utan vernimmt, haben btefelo'J von Gr. <£r«eflrn; eine äufierft gute 3ftifuaßme .erfabrf’ unb für inner fjanb bie beften 3ufid)eruiigeti erhalten. Ed beftätigt fich, bafj am 4. biefe» 2000 gtymn Jrattr Piche gruppen von Gaffel in ©hinten eingenicft fiub. Äucß iH •llvfinont niib fXintelii foKen bereite grani’l1 feße gruppen eingenkft Ron. . ®te « ßetftt, irii» unfer £a«b iu ber golge ttur tilient fleineu Gorpd Sratijhfffcßer gruppen befeßt werb»’- ?(|rö bem iKraunftfmeijfcßen, vom 30. öftohti. w ©gd-©Mlogtßtim iRriwiutchwefg ift von ben SraölJL ald ein erobertet raub in SSeüb genommen worben. tterai 9N«lratfon, weichet bi« bedfallftge fffrotlgicatioti laffen, ift Qonnnattbant tu SBrauufjßWtig. Sliuß-ßueb'^ bürg ift von beu $raii|ofeti befehl OJnabritcf, vom ay. dftohef. ..t- Zm Sranioien balvi bie bmaeßbarten TreufiF., ©örfer b.-fent, aWetn bie Srmnett br# giirftrntbunrö bnief uußt betreten, ©bau fcßnieicßtlt (ich, baft bie uJverfdjen £aube vetichont bleiben werben, ©ie W haben fämmtfieß bad dcmitlinietf'he verlaffen.
©fimbcucf, c: it a< Ofhbtr. Siefen ERo.rge-t PW ’ö UM fam ©eueral Oroitbjeiiti Cbvr nnr 3cit ber Oftuwilon be« -©autiSrerftben ift -W । 5_’rln ftanb) mit cttv« 60 Watai-ifdjnt ©r.wneru 'jisr au. £r fcbtcftr ßfctrf? barnuf nn unfre gaubfo «Xejierumi eine *fyf(<intiin, be« fjnbalt«: bas <•» im o 0r sjttcjf/ !« be« .Itöiiig« »»n tfoff.-ub ba« flarfttr.r'tni. Cftta'iütf •Ur £nc&(tbicfdbcii in'Wenn ui'brn<’, i>it fqmii:fi''l)en Stu-- "ritaten befräw er im Slamcn bco Jftoiiig« tc. ©ie yurscn, reelfbe hier rinriick-n ivurbeii. folltrn bie llreimle unb c« falle funcr awberu Siegut- "ion, al« bitm vom ©eueral fr'.bft, 3»bß? itleiftet Serben ic. SHtouii, vom 6. 5fto»cm(ier ®cftern-trafen ?r. £ilrd)l<iud)t, brr jturftirft »en ^ef- If*» nebft brtn .ftitrpiiiijtii, »en (Eaftel hier ciu unb feilten bi’iitt sorgen ihre Äafe veil Mer nach (Prt-Ieoreig fort. oOrejg Jnigl. J^obeit, bie .Wurfürftin, i|t »u fiaftel geblieben. SMvbalen, oom 37. Ortober. .©eueral Daenbrli, ir-elcber in öftfrrtflaiib ringeiürft batte am 26. fein Jbauptqiie.rtier ju grer. vSte Ävantgjrbe ber sjlorbSttmee unter bent ©eneral ®taiibj*an ift» rw SXnnn ftaif, am 27. in SXiMer em.- Mt, wo «tu fclbigen Uage aud; ©eueral sffiiqjauö aufam. »SBeftebaten, »ein 39 ©Hoben , bie ©raffrbuft gingen ul für <Ee. P^aieftät, beu Wnio »on .ro[laut', nidjt burdj SXilttair, faubern bitreb Slnfdjretbe« be« 9ibmi-ii(lratioii«'@ol(egii |n SKfu et, " wm ßtnoiunicn ciir.-fi finb auf ‘-Befehl heg ÖeneraM Aicfcab «Itr TicUBiftbeSib'er unb ahbre Trenftifdie Mao« rAabgenommen iroroen nnb feine ^feufit-dje Untfornwu 'mfeti «eiter getrautujw-rben. . .«ncij tfmben uub ®flmbrn fallen fdjon von ben grätig ’Ic9‘J>oSäub»fttien Etappen befeöt fein. Sfmfterbam, »tun 2«. ©Hoben tyeflae Tortugiefiftfc« Conful Sinfonie br O'üijtpo« v'lva bät auf pofeeit (Befehl jur (Beruhigung bei fetmmier«- "HfaJ änieigcn (affrtt, baft bie ©tigt. gtatfe'unter gerb P Seinem bereit« »01 b.itr n tiefe« vou giffaboi; nie» ‘yt -abnefegelt fei nnb baft bit volifvrumene ÖUuMitÄt Tortugall fortbflur». WaliH, wm ai. Öftober. (^ute ffolae btrecblarbt am 14. re*r bit ürtergabe ber i'tabeße »on (Erfurt, weid« ben iß. erfolgte. #000 ytriiiunbete unb tooc ffiiann geftinb# ijtuppcn ftelen als r^egificfangue in bie JfAnbe ber Rr«»|oün. Unter biefeu Jfinben fidj brr SclOniarfcball Viö neu borff, ber 5?ri«i »en ypnicn unb bie PlrnrraliieiMtnanrt £<irii4 unb fer^ert. ötJ’ttenborif t»«t (ebr fianf, '©et @refif)«;og von Ketg, «dcfier (Erfurt eingeftfiloifrii unb ;itr €äpjtufation gejniun/ batte, gab ihm rinnt von feinen Stellten 1 SSorn ®iair, »ent af. OTtobet I i.'ptr SStiig »oh SPüttetnterg bat geruhet, oon bem hpjJ’h'ten 5)r. ®.ill jriwn^oriefitiiaru ttVer ferne CdjJ< 'iiik amiibiren, uub i|>u bafür fair einer prdebtigen v Jbenrn Dofe^joeldie 100 £>ut«ten enthielt, |u Felobiwn. »ifien biefr« bat er feine bafigen. Affentlicbeii Söoilr« 'jjen bffeblnfRii ^h^JDafiiißäbtic&w iwb bi« -ftuibliäubt mifeetofc* «fiati«, »MU tfi. fftobH, * 5?a< edjiff le iiffitf-t, Wrlrpea am 14, ©fteber |u tFreji eingelaufrn 1,", liat mehrt e feinhliehe Äabrieag« tt IWn (L:i bet Unter anbetn tilrftt iwlt »cm fJufeii euwn 10 tbrs auf ffnaliKio auegitanfenrH ^auffabnr/ ber na^ ©ueuoo* We« beiiinimt war, m 0ruu? geboUrf, na töten» e» jf bo.I) »tritt' bie etwa auf 3 SKiUicneH gei'c(iii*,te t'abuna tefnlten a 1 b’io b ?*iuinmfm (Es tmt am 1;. io'tf'nflL (ÖeJtnjene aMflcfqjifft. »tni 34. ©höbet. J©af ©eaidjt, al« trenn Äpitm'en au Sft’inaaH ben Ärieg erflärt habe, ift gaii; ungegjdnbet. Die ’Qfutrthtät W l'ortugail-ift von alietr hiegfuljteubeii ®^bteu ancrf«nut gonbon, vom 4. 9?o»ember. T>ic hier allgemein tjerrfebenbe ©Jeiniing tft, b ifr fett' balo ber Jfaiifvf in ©ciirfdjlanb aufbömr lub.eli' aitt< maliget ftrieteitv-SliJcag ljier erfolgen rte.be, Beleber & niiiin güufitieH iXefultst führen burfte. Slenpri, vom 7. öfteber. <£t vergebt fein 'Jag, roo hier nidjt u*l* SJaiibttcii bixserichtet werHn. ?ini jo, «September batte SÄari'dbafl SSafteHa p Talmi in Calabria Ultra fein £aut>tquartfer. F-’gen bie von b?ir (Ena’Jnhfrn bifeht1’« Sott« ifou $X«gio unb öeiglio i»Ar nodj tiiefrN unternommen irorbeu. S)«*-9Kmfcb«ll u»K»e erft beibe (Ealabtien oon ben ^njurgentrn fäubern unb hatte tu bem Cnbe feine Jrurpeif in < (Solennen vert&tilt, Mr alle ©fgenben burt&ftjeiften. Wenehig/VMU 11. Oftobcr. ®a tHrfdjii’beut ©euetia'uifdic Seeleute fch *nf ben (fiigii.cbr’i imb Kirftifdicn UY;rgoiebilfen, tveldie b‘e biefiar 0t?.ot uub (Ebioiia blocfirt Ijaftrn, aff Tiloten Braut-fee» hffe«. io bat uufee «DtArine Tnifeft, J£>err Wertm, iffd > lieb erflärt, baft fie im fBetteuiimffatl mir bem jobe ftnift'iverbfu foüi-n. 2?'oitt, vom ao. CepfeiiM. SEfarige fipodje ipiirte nian in bei: öfi'tpoftra u » •« Mtffeieb.ne, mc[,t unbeträchtliche tfrbftbfte, CBieit, »out' aj; ©höbet. 3ii (Foiiftantin»i'e( finb am 14, (Pevteinbrr Mr bi^ertgl PYofrtijier unb SÄuftr, nebft anbeni Terfoiten, abgelebt uub elfterer axretirt worben. T.rfnmn ©giu «ft mit «atm JtotpC tu bte Heine SßJaKacOti eingefallen. ©ciniig, wm 6. «ftovenrter. 4'eiite geftfta| bir 6+rfte Ziehung ber fiJrrutt. SPefirriiiftii’iheu 8a eit goireiie, |um ÜBeftyi bc't Snoai» hthir utib IBHtwrti ‘’Scii'mutigfc auc6 edjub unb 5fc» men Sluftalteti. £>ir bctauogeugnifrt ^vmmetii Bann; 7t. 74. 8. aj. 3J V)»rnri fehr r 9? a c&rttfTtetr Such b'M Siilb;iifd> ift »on ben Sranjvien brfrte WM»." ©ein ITobe t rf bertilmitNi SeueuMn in Stfnfa, Jjierrr fflhuiao Tarf, wirb iebt burd) ©cftottlilutücftt mib-rfarorfjen, uirt twan »erficbert, baft yj «in ^ojiroM baf tt »on 0anfcoau«. nach ^urooa aefaieft- 1 Ltnrn« burfo errndit hab« unb auf friaefcÄinrfft ujt Mgritjtw fak
ST n i e i tf t‘ !&er Ht einiger -Jett u itertroften» ^Shrnffongorct# bienR fütihig euien Sonntag um ben atibetn 1Bormitt«c« in ber 3aMif jrfte gelten unb am näft» Ren Sonntage bamit bet Anfang gimadji roerben. ®tet#m ben 19. fQovanbr 1806. GUfj. tEntbinbungen. ©i; atu toten b. ®t. tu ^eubcktfbenlmrg erfolgte glutHifte Bittribun: meinet Rra-. t»»« einem Cobne, leige ift, untre SJerbtttunj be« ®i»tftvurfte«, metntm SBerwanbrtn unb Seegaben getariamd an. ÄMtia ben iftM Tlooeniber ue*5. ©er Regioamgdijiath von >fc c*1tebt. SKttne flrau -würbe am irten -b. s®. «JKitrar< um 1 Ubr *01 emem jeßinb?« e5«t>n oluttuft entbuubru> weift« 1 ift meinen greunben. uub a?ertvaiibten blrtnrft «rgebeuft Wieige Skttir ben arten Sftooember i«c6. 3«bann Saraf ftraife. TcbeefrtU. J>eute ft b um r Iftr entrft mir brr JTo# meinen mit tnivergtguftta ^begatten, ben Kaufmann <K>v Carl Pe« einen, in einem Sitter von 11 Soor, » OTviiath. ©tefcn für tnift nnb b“en unmünbiaen fttiibrr uuerfliftfteti 53’t« lüft «nafte ift bieh,irrf> afien m-iiien Svunceit, unter □er« bittung ber ©enlesbok jnirnirgti, ergeb«; ft begannt. ®tet/ na ben aogen November i8«<. Sermjtn'kte Semwma iTIarta petjrfcn, arbobrije ÖrtiiUijtg VI. ®- Stilen meinen' Jrrunb 'n teige uf) lugleift- *rge» benjl en, baf <ch tje (beüMte meine« fertigen jJfrHue« ununterbroftcu fortfetjen tvpjbe, unb emrrbte jtiift |um |eu«ibten W?';(n>otl«. AVERTISSEMENTS. (*tn feber bteftger ^Bürger unb ©nrootjner wrb tye« nut «ufgeforbert, bis jum taten jBe.ember b. 3- bei SSeriuft feiner florberunq, ju 5Haftbau|e »or ber -er nant’t'n 3iguibauone«£i mmiffton alle« baqeiuge (u tlqujüiren, roat, er nn fcebenein.ttem, Sachrn, SPnar n, 3t-beitenz ober fon'ten auf Steftnung ber ®rabt an bie StaiwrWft« ftranjofiffti Atrniee ober beren 71xnle, ober aud) auf* Statvbaiit, abadiefert i)at. ßugleicb twrb betamit geraaftt, bag »Sm iftett SRovbr b. an,. feuie Üiquibntion auf 9?ed,:tunq ber Stabt Jw gültig angenommen roerben roirb, wenn lolfte n.ftt junor vor» einem ber beiben {Bürgerin« .|ter IBraftt wk SSnlften «fiignlrt roorben. Stettin ben rten «ftonetnber 1806 IburgermtifUre nnb Statb. ?« »<rb Cieburft ein jebmr beg gefteOfh-ife getixan*' lj unb Sorf au« beu '-'xabtbnVftem ju enävenbe*1 Stettin bin lyteti Sk’.'eniber 1806. SBütqcriiicifcre unb %.t$ J U V t r ! « m I M Jboluin Milbe r ;ft leb i» t« i-'ntt«’ oon pollaiw trbalttr, finb <m "‘«brNflen Vc.ife in ba* * bto_____________________________Jeb. Cbrift. (Braff. fteier boSdabift^r ßeriM vor 00 lüaltdur J'üte, ftibiebntel erb aibtel binnen, tn ircldiu r<t felbe idboit vm 9ti:’fl*v^bant attbeio .etomruev tR bitlW iM btbeo, beo 3 ®erdm.ifler Sr., ______________________ _____ Ja ?»i tiiettimirafe^^ date Xoct.(£rbien, beo «4 £ 16 mfiiler ______________________ ____________am Jh 1 roaift. Xasfif. Roggen, Sy.up. veiCdii^ik-ne dorren <.offee, R*1* Thran -4c bey Ph:l, I. gtn, ___ ffohr ><kal labe No. io CibtOWt «UnioOi'rwr Äopg»'’. heb ^••dlebem, O'efre Qb-tPreft Vie. oox 3<b b«be eine ildoe -S>ntb<o oute« v rPeuealn (5fi^ «iir ji,ni £ai>r* «ojuiati n Stetru bet> aifl-.j Uiovv Ito* g Werrtiweurer Sr ,!»l'r >.r-»i'imri>fe » ..... n | ®ute eiuvetnaCie ^eaii. igtn.'ba« ÄCFed «iKtiUt. s®. unf •tniu> bat 6tüd für i 0r. uuo • 6 aif. fi*1 (U^babea beo______________________________» o i rf flt> ffuibtbat von peMt n Sab'to, ’olio n iviff • d’0ft; Ud)t.j, uni iDiufif.' wtn fli-n, tarn fil< ^ond'brer iofc in Hut anüdnbige Ron.it.on IrKimef hütete SM üd)t ao? unb tvu tritb be: S'aufroomi $ortif tu ®l,f titt am of-. teben.___________________________________ €io,g 4 tft.r 'Bebiruft, ber g usntp f.»np| rbiUd'* ttßoblvtrba’ten* aufjiinerifeo tat, *n n lo'ert <« iomrara, beo mir, re mag a -er frtu J^aabiverter frr1' Sluroie bin a«geit Oetob'r >8.6 & or cf t, ?anM Xlrertor. ®kt een j m^abein bnojti’fpe* feitfttoft voa a«u>f| blaue rott fllö^tuni bnfd)bro.-br<'.effi Wttff aehuft tat, *1. bi'fen etri'i ®elte ein eirfatt 0 B., auf brr aufern **! 23asp nfrttlb «’ tinetn örbfnOire tje ruljerb u.ib *•' tat briiteu balf lbe ifavo ii obn<- <h-e>u beünMiii, iv erfc-tbt' fotdW mit ob r ebne ® J au bi» j>riren Ttf b r unb ch d« In ®rftt<n, aeoea ein Jtoucerr ut-b ÄuttunH bet Ttabiaa,«, abjoaebeei freu bH atir 4 fribetne'i 35-t.iÜ n, a- iwtcbri ba« Skufl-Hib M t J! oerfl-”-. ibn ©«„tube^nten v. ®ruae( itebfi jwbu1' ten^bifinbuaj ORit j®ci)iF-r 2irB n 4wgbi r# finb von Trato*' <4 ®t‘ ' ? Wb. tjivarboli rbw miraett irerbd] bi. ea.p ias'r beffdoen tvt-b ertutSt, fid> auf« bc. nr* mir iu melben. Gtettin b'n i jt?n 9*i>embrr iv^*' ________________________________St. X. W? a ’’ ® 0Rlt Ftbiffir Otanntna« iinb 40 iiher ii, an CRimtaflk ai b«ro j bracht irorben . leb rivdie beu ?l ofünget ber.t.b.v, fo'di« auf* k:sefl-e in pfarp w n<b Mti Ctittin bt« Jji<8 W.'ven>ber iloC > 3. muffte.
Tie Kapitulation Stettin^. 417 (Er legte iljm au<f) bereits ben (Entwurf ber Veftinnnungeii oor, wie bie Sürgerfdjaft bei einer Übergabe 31t beßanbeln fei, nnb Jagte ihm ein don gratuit 31t. gn bent Xtriegsrate waren ber ©ouoerneur, bie Kommanbanteu unb ber gngenieiirmajor fiir bie Übergnbe; oon ben übrigen anwefenben Qffijieren erflärte fid) feiner ciitfdncben bagegen. Vlan übergab bem fruiijöfifdjen Offizier ben (Entwurf ber Vebingungeit, unb biefer feljrte um (> lltjr 311111 Weneral Cafalle, ber bie fraitjöfi= fdjen Gruppen fommanbierte, giiriirf. gngerSleben wagte nidjts gegen ben SSefdjfufj 311 tun, obwohl er empfanb, baß er auch für iljn unglüdlidje golgen ßaben fönne SSäljrenb beffen waren oon ber Sarnifon auf bie fran^öfifdje Kauallerte, bie fid) ber geftung 311 feljr genäljert ljatte, einige Sdjiiffe abgegeben worben, bodj ba§ Sdjießen wurbe alsbalb unterfagt. \>ll§ Cafalle ben Kapitiilationöoertrag, in bem ber freie Vlb^ng ber preufjifdjen ®arnifon geftridjen worben war, Suriirffanbte, verfudjte Slomberg nod) einmal eine Steigerung, bod) Cafalle erfdjien in ber Sladjt felbft bei iljm, unb fRomberg unter» fdjrieb. Tarauf wurbe ber fdjmaljlidje Vertrag nad)t§ um 11% llljr in SRößringen audj oom (Ehef be§ fraiißöfifdjen ®eneralftabe§ Veliarb angenommen; ebfiifo wurbe bie ßioiltapitulation gebilligt, bie bciben ©eneräle Cafalle iinü Veharo erhielten oon ber Stabt ein Qfefdjent oon je 5000 Couisbor sugefidjert nnb ber fransöfifdje ^Parlamentär ein iReitpferb. Sim früljen SRorgen be§ 30. ©ftober war alles abgemadjt, bie ftarfe geftung Stettin übergeben unb 3war, wie fidj jetjt Ijerausftellte, an ein Häuflein oon 800 feinblidjen fReitern. „Les hussards de Votre Majeste prendront possessiou des portes de la ville, fo nielbete SDlurot um 5 llljr bem Kaifer. 9Rit SRedjt tonnte Slapoleon in feinem 24. Bulletin oertiinben, baß bie Kapitulation oon Stettin nur burdj bie äußerfte (Entmutigung 3U ertlaren fei, bie an ber Cuer burdj bie Vernichtung ber preußifdjcn Slrmee ßeroorgerufen worben fei. Ter arme HJrcis, bem man baS Won» oernemciit übertragen ljatte, „ba eö iljm bei ber Slbnalmie feiner Kräfte unftreitig angenehm fein werbe, in ein rußiges Verhältnis 311 fommeii", bie anberen ebenfo fdjwadjen (Scneräie, ber gugenieiirmajor, ber fpäter in ber Leitung fein Verhalten beim Slbfdjluffe ber Kapitulation redjt fertigen wollte, obwohl er nur hin unb her gelaufen unb in Tränen ansgebrodjen war, erhielten fpäter burdj trieglgeridjtlidje Urteile ihre Strafen, bie 3war nidjt oollftredt würben, aber iljre Sdjanbe offen barlegtcn. Sludj gngerSleben wurbe wegen jctneS Verhaltens jur Ver- antwortung gesogen unb oorläufig au§ bem StaatSbienfte entlaffen. Tie Sütger, oon benen oielleidjt oiele oon ben Vorgängen in ber Vadjt oom 29. 311m 30. ©ttober nicfjts wußten, mußten feljen, KBc^rmann. ttcfdilrtjte »on Stettin. 27
418 Srcntjöfifdje Sinquiirtierung. ivie am fUlorgen frcui^öfifcfje .fpufaren in bie Stobt einritten unb Soften am Berliner Sore, auf ber langen Brüde unb an anberen Buuften aufftellten, wie bie ©arnifon auf bem grünen ^?arabcplufe bie Steine non ben G3ew»hren abfdjraubte unb bann uor bem Sore bie ©affen ftrcdte, um in bie Sefangenfdjaft geführt 31t werben. 91ur wenige oon ihnen empfanben bie tiefe Sdjmad) unb roanbren ihre ©ut gegen ben (General uon KnobelSborff, ben fie uom ißferbc riffcn unb mifjtjanbelten Gnigelne enttarnen nod), wie eS Ijeifjt, über bie ßaftabie nad) ^interpontmern. $?ür Stettin begann bie ftraiiflüfenfleit. Sie flunächft in bie geftung einrüdenben JJratiflofen, etwa 2700 SJlaiui, mit bem Sroß^er^nge uon Berg, bem Cfecneral Seliarb, bem ©arfdjall ßanneS unb bem QJeneral Suchet blieben nidjt lange bort, fonbern flogen bereits am nädjften Sage nad) Samm unb übernahmen bie Verfolgung ber Breufjen nadj $interpommern, bodj fdjon einen Sag fpäter flogen in eingelnen Abteilungen 10000 SDlann Infanterie ein, unb bie SeruiSfommiffion, bie am 1. 9louember burd) bie Slöte 3itelmann unb SSetEje, ben SpitbtfuS Kirftein unb ben Kaufmann Kugler uerftörtt würbe, hatte ungeheuere Arbeit gu leiften. Stan muß anerfennen, bafj man fid) auf preufjifdjer unb frangöfifdjer Seite 'JJliibc gab, bie fdjweren ßaften nach ©öglid)feit gleichmäßig gu uer= teilen Sie gange Stabt wurbe in 29 Cluartiere eingeteilt; in jebem füllte ein möglidjft ber franflöfifdjen Sprache funbiger Bürger für Crbnung forgen unb alle Sefdjwerben entgegennehmen. Sie füllten auch barauf adjten, bafj bie Snlboten Brot unb ^leifch aus ben Sftagoflinen, roogu man auch bie Bifolai-, Johannis», $etri= unb (Mertrub=Kird)en einridjtete, erhielten unb bie Bürger ihnen nur ©Öffnung, Betten, Neigung, aber audj ©ein, Sier unb Branntwein lieferten. Stofe biefer Anorbnungen famen iiatiirlid) mancherlei QErprcffunge« nnb AuSfd)reitungen uor. Ser ©ouuerneiir Shouuenot bemühte fid) ernftlidj, fie gu nerbinbern. ^in allgemeinen benahmen fid) bie frangöfifdjen Sülbatcn aud) gang uerftänbig, unb bie 6inwol)iier fügten fid) mit SJiulje unb Befonuenheit in bie Berhaltniffc. Srüdenber waren bie CffiflierSquartiere, ba hier bie Verpflegung geleiftet werben mußte. Sagu famen bann bereits im Vouember allerlei ßeiftungen fiir ben Ausbau ber geftungSwerfe, ben bie frangöfifefje ÜDlilitär Verwaltung alsbalb 111 Eingriff nafem. £>iergu mußten bie Bürger sJ®aterialien, ^anbwertgeug, ©agen u. a. m, liefern unb bie Sauern ber Umgegenb 9lrbeiten leiften. Sie Kriegs unb Somänenfammer, bie bie ®efd)äfte wieber aufgenommen hotte, fonnte fid) ber Aufgabe nicht entfliegen, bie Befehle bagu auSgiifchreiben.
ö-caujBfifrfje Sinquartierung. 419 fRachbem einige S^itlang bie Safjl ber frangöfifdjen Sruppen, nun benen bie weiften nur burd) bie Stabt Ijinburdjgogeit, geringer geiuefen roar, roudjS fie balb auf meljr al§ 5000 an, unb bie (Sui quartierung madjte roieber uiel Sdjroierigteiten, befonbers, ba eS einzelne Sinroohner lernten, fidj ber iljnen obliegenben ißflidjt gu entgieljen ober bie ßaft gu verringern. Segen Silbe beS VovemberS riirften Vabenfche ^Regimenter in bie Stabt ein. Sei ihrer Siir quartierung fam eS gu mandjerlei Streitigfeitcn, ba biefe SRljeiiu buiibStruppeii oon ?Infang an roeit riirffidjtslofer auftraten ald bie fjraugofen. SRan ftellte nun eine ßifte ber Raufer auf, iu ber für jebeS eutgelne feftgcftellt rourbe, wie viele fRäume mit Solbaten belegt roerben fonuten. Sabei ergab eS fid), bafj im gangen 22 Sinrooljner in ber ßage roaren, (Quartiere für Senenile gu ftellen; eS roaren Silebein, Sanne, Bergmann, Silfdjmann, SBitte, Cegler, Scfjitlfe, Söietjloro, $übner, Veltjjufen, Vlbehing, Saloro it. a. geglichen Söiber« fprud) gegen bie gugeroiefene Sinquartierung lehnte ber Stabt 5tom« niaubant v. Vincenti fcfjroff ab. Sa ber £>anbel natürlid) vollfommen ftodte, fudjten bie SUterleute ber kaufmannfdjaft unb ber SRagiftrat um einen ^iibult für bie SBedjfelfdjulben nad), ber ihnen aud) guge« ftanben rourbe. Sie pommerfchen ßanbftäube fegten eine kommtffion ein, bie mit bem fraiigöfildjen ^ntenbanten be§ SeparteinentS Stettin unb ber ißroving Vonimern ß’Vligle bie SfriegSfteuern unb tRequi- fitiouen regeln follte. Sui Januar 18U7 verlangte Sljouvenot von bem 9Ragiftrat unb ber Servisfonuuiffion ein VergcidjniS aller Sinrooljner mit Slngabe iljrer Vermögendverljältniffe, ba er eine gerechte Verteilung ber {Quartiere herbeiführen wolle. Sie ßifte rourbe geliefert; bauach teilte man bie Vewoljner in gehn klaffen. Sie erfle, gu ber nur bie kaufteute SBitte, Steinefe, VMegloro unb Salingre gehörten, follte 100 SRatin, bie groeite, gu ber neben anberen Sauger, Siifdjmann, Sribel, San. Sdjulg, Silebein, Velthufen, Vanfeloro gerechnet rourben, 60, bie britte 45 Vlann Sinquartierung als Ijodjfte QaEjI aufnehmen. SieS mit vieler sIRühe ausgearbeitete fReglement half aber nidjt allen ?Rif; ftänben ab, Vefchwerben über ungerechte Verteilungen hörten nidjt auf, gange ?ltteiibiinbe finb bam.t ungefüllt ^fn ber Sat, bie Siu rooljner hatten roährenb beS anbauernben kriegeS fdjroere ßaften gu tragen, unb bie Stabt als foldje muhte immer roieber burch „Vräfeiite" an Selb, Vfrrben, ßebenSmitteln u. a. ni. bie Sunft ber frangöfi f<hen Seneräle unb SDffigiere gu gewinnen fuchen. Sie Sinquarrie- rungen hörten nidjt auf, im $uli lagen roieber meljr als 8000 DJlann iu ber Stabt 27
420 (Stettins Saften unb 9?i5te. Ta rourbe ertblid) nm 9. Quli 1807 ber imglüdlidje griebe gu Tilfit abgefdjloffen, aber ba§ Sdjicffal ber Stabt Stettin rourbe erft redjt uufidjer. gn fioiroention oom 12. ^uli, über bie fdjon Damals ein preufjifdjer 5ßatriot bad Urteil fällte, bafj ber llnterljänbler, ber fie gefdjloffen, entrocber in§ grrenljauS ober an ben CTalgen geljöre, roar bie Seftimmuiig enthalten, bafj Stettin, ber Scfjlüffel ber Eber, oon 6000 SDlaitn befolgt bleiben folle; bid wann, rourbe nidjt feftgefetjt, fonbern nur gefagt, bafj bie SSeooIliiiädjrigteii beit Termin bed JlbgugeS beftininicii füllten. Tie frangöfifdjen Truppen füllten auf Staatdtoften nerpflegt roerbeit. Tie Släumuug ber fonft non ben grangofen befetjten CTebiete iyreufjend füllte uont 20. guli bid ginn 1 fJlooember erfolgen, bodj erft, roenn bie bem ßanbe auf= erlegte Kontribution abgetragen roorben fei, über bereu £rolje fein Sßort gefagt roar. Taljer roar bie gange Slbniadjung illuforifdj, unb eS ift geuiigcnb befannt, roie Slapoleon unb feine tSeoo 11 ntädjtigten e§ oerftauben, ifjre gerbenden immer meljr gu fteigeni. gür Stettin begann jetjt eine redjte ßeibendgeit, als frangöfifdje Truppen oom Eften gurüdteljrten unb bie ßaften ber Einquartierung immer fdjroerer madjten. „Tie Slot ber Eiuroobner ift entfetjlidj, unb inan iniife non einem Tage gum anbern immer metjr befürdjten, bafj SBergroeiflung fidj iljrer bemädjtige", Ijeifjt ed tu einem ©eridjtc. Ter CTouoeriteitr ßiebert leljnte es groar ab, ^Regimenter in anbereu benadjbarten Stäb'en untergubringen, erroied fidj aber infofern ent gegenfonimeub, alö er bte SJtljeiiUmnbs* unb italienifdjen Solbaten, bie immer bie fdjlimmften CTrifte roaren, möglidjft fdjncll roeiter beförberte. Trotjbem forberte er felbft für fein Eluartier bie ßtefe- rung ber gefamten Einrichtung, unb ber 'JJiagiftrat mufjte auf Sefetjl ber Kammer ßiebertd Xöoljnung im Sffiietjlorofdjen £>aufe üollftänbig mit $aus= unb Küdjengcrät audftatten. ßluct) bie Tlarfdjälle unb Eeneräle, bie nur üorübergetjeiib in Stettin weilten, oerlangten nidjt nur CTefdjcnte, fonbern audj ftattlidje ^Bewirtung; bie bes? Dlarfdjall SJrüne foftete bem Kommergienrat Sdniltj täglidj 100 Taler. 2lin meiften Slnfprüdje madjtegrau'JJiarfdjall Soult, .fjergogiit oon Talmaticn, bie im $erbft 1807 ui Stettin enitraf. gfür fie rourben bie beiben nebeneinauber liegenben .fjäufer oon Sdjtilij unb SBietjloro eingerichtet, ihr unb iljren Kinbcrn gu ÜSeiljnadjteii gar ftattlidje CTefdjentc, g eine medjanifdjc ßanbfdjaft mit beweglichen Figuren, bie 70 Taler foftete, bargebradjt ÜlIS bann Soult felbft im Tegeuiber enitraf, galt e§ bie Koften für bie täglidje Tafel, für bie £>erridjtung einer ßoge im Ttjeater u. a. m. aufgubringen. 3ufjlten bie Eluarticrgeber audj einen Teil, fo mufjte ber SRagiftrat fie bodj unterftütjen; bie
ftontributiouen unb $anbelsfpcrre. 421 prcnfeifdje [Regierung tat nidjtS anbere?, als bafe [ie bie Stabtocr- roaltung auf fpätere fRitcfgaljIiing oertröftete. SercitS am 4. SRouember 1806 mar uon ber jtanfmannfrfjaft eine Kontribution oon 10 Millionen JJranf oerlangt morbeit, bie man eine Belang auf 4 'JJlilltonen ermäfeigte, bann aber mieber in alter -fpoFje feftfetjte. ©iefe Summe mürbe allerbingS nidjt in oollem Umfange gegahlt, ba eS gelang, burd)gu[etjen, bafe bie gelieferten 5Saren unb mandjerlei erlittene Serlufte mit angeredjnet mürben. Slber immerhin leifteten einzelne fDlitglicber ber Kaufmannfdjaft oor fdjuferoeifc gang beträdjtlidje 8«IjUtngen, fo bafe bis 1808 im gangen an SQaren unb OJelb etma 2ya Slillionen graut abgefiifert roorben roaren. Jur Slufigleidjung unb regelrechten Verteilung ber ßaften rourbe burdj KabinetSorbre oom 29 l’luguft 1808 eine eigene Kontribution?* unb SdjäljungJ Kommiffion beftellt; bie meiften, bie gur Batjlung angebalten rourben, befealfen fidj mit Sola-SBecfefeln mit 6 fßrogent auf? gafer. ©ie ßage ber Kaufleute roar an fid) fdjon fdjledjt genug. ©enn bie am 21. fRoucmber 1806 non [Rapoleon angeorbnete ^anbelS* fperre traf bie [Reeberei ber Cftfeefeäfen befonbers fdjroer. SBar ber Stettiner Sdjiffsoertefer bereit? nor bem SluSbrudje beS Kriege? fo gut nne aufgeljoben, fo rourbe in ben KriegSgeiten unb bei ber Sperre and) nod) ber leigte 3te[t neruidjtet. ©'e Bafel ber Stettiner Seefdjiffe, bie fid) 1805 auf 174 belief, ging auf 109 gurücf, unb biefe lagen entroeber untätig im $afen ober rourben im 2luSIaube befdjäftigt. 3fn ber erften Hälfte beS Saferes 1808 rourben bie unauffeonicfeen ©urdjgüge frangöfifdjer ©nippen, bie nou Cften tainen, roieber fendjft t>e)ct)roeriid), immer neue fRegimenter riieften auS .^interpommern feeraii, um fid) bei Stettin unter bem Kominanbo Soult? gu fammeln. ©in grofee? Saracfen« unb BplUager rourbe bei Kretow erriefetet, roogu man non roeitfeer Arbeiter requirierte, ©er 1803 non ber preiifcifdicn Wilitärnerroaltuug angetaufte Ccjergierplat) reirtjte nidjt auS, non ben anftofeenben gorften mufete ein ©eil niebergefeauen roerben 30000 SRann follen bort untergebradjt roorben fein, unb ein lebhaftes Siroaf unb ßaaerleben entroicfelte fid), baS feinen £>öfee- puntt am 15. Sluguft erreidjte, als bie grangofen ben ©eburtStag ifereS itaiferS feierten, gtjm gu ©feren fdjiitteten fie an bem feödjften fpuntte ber Glegeub einen .(higel auf, ben fRapoleonSberg, ber 1813 nadj ber ßcipgigcr Sdjladjt ben Flamen „©eutfdjei 9krg" erfeielt. Soult liefe beu ©ag in ber Stabt burefe S9all uub Illumination feiern. Salb barauf gogen biefe ©nippen roieber ab, unb bie Saracfeu, Kiidjen, fRemifcn, Sdjläcfetercianftalten bei Kretow, Söuffow, ®cfcr= berg, ber Steiiifnrter URufele ufro. [tauben leer.
422 tJi-nnaöfifcfje SBefatJunß in Stettin. TaS fernere ©efefjicf Stettins eutfdjieb fid), als eS enblidj am 8. September 1808 gelang, ben ®arifer Vertrag guftanbegubringen, in bem bie Summe ber nodj non 'ßreufeen gu galjlenben Kontribution auf 140 SRillionen feftgefetjt rourbe. 3»(jlei(h rourbe beftimmt, bafe Stettin mit 3600 SRaitn befetjt bleiben follte. Tarauf räumten bie grangofen im Tegember baS rechte Cberufer, bie ber eroigen Turdjmärfchc björte auf. ®as ljatten aber bisbjer bie Stabt unb bie eingelnen ®eroohner fdjon leiften muffen! Tie Stabt berechnete bie Höften, bie fie oom 29. Cttober 1806 bis gum 1. Tegember 1808 gehabt hatte, auf 270660 Slater, unb bie Kaufmannfdjaft baS, roaS fie an barem Selbe ober an Söaren geliefert hatte, gar auf 573 314 Taler. Tagu tarnen noch bie SluSgaben, bie ben Ouartiergebern erroadjfcn roaren, g. 53. hatte Ehr. Sribel an EinquartierungStoften inner» halb eines galjreS 5726 Taler begafelt. 5llS Stettin enblid) wieber eine preufeifdje Stabt, aber mit frangofifdjer ©efatjuug rourbe, geftalteten fich Serhältniffe gwar etwas beffer, aber bie Verlegung ber fRegierungSbehörben nad) Stargarb, bie Vlbreife mancher wofelhabenber gamilien bradjten neue ®erlufte, bie burd) bie franjöfifcfje Sarnifon nicht erfetjt werben tonnten. Tagu mufete jetjt bie Stabt einen Slnteil an ben preufeifdjen ftriegsfontributionen in ber fpöfee oon 22 420 Taler aufbringen, unb oiele ginnen ljatten burdj bie h°he Abgabe, bie fiir bie tonfiSgierten englifchen Sparen gu gafelen war, feljr erhebliche 5luSgaben, bie fie taum leiften tonnten, berechneten fie bod) fpäter ben ölefamtoerluft, ber ihnen hieraus erroachfen roar, auf mehr als 2% SRillionen Taler. Eingelne Raufer fallierten, anbere löften ihre Olefdjäfte auf. Ta bie frangöfifche ^Regierung fich an bie feftgefetjte 3ahl ber Stettiner bcfafeung nicht hielt, fo roud)S bie ßaft ber Einquartierung balb roieber ins unerträgliche, ßroar follten bie Einwohner fiir bie fRatitraloerpflegung auS ber .Hoffe ber Königlichen Kommiffion ent» fchäbigt roerben, aber biefe hatte entroeber felbft fein Selb ober gafelte fo fäumig, bafe bie SBorfdjüffe erft nach langer Beit guriidgegahlt rourben unb oiele 53erootjner oerarmten. Erft burch baS entfdjiebenc Eintreten beS SebeimratS Sad erhielt bie Stabt 1810 unb 1811 einige beträdjtlidje Summen oom Staate. Tie Kämmerei roar, roie ber Kämmerer 53ourroieg 1810 fcferieb, in ftets roachfenber Selbnot unb tonnte nicht einmal bie Sehälter gatjlen. gm Cttober 1811 rourbe ber fRcgierungSrat gritfdje mit einer llnterfudjung ber ftäbtifchen ißerhältniffe beauftragt. SRit großer Sorgfalt untergog er fich biefer fdjroeren Slufgabe. Ter bericht, ben er erftattete, beginnt mit ben ^Sorten: „Tic ßage Stettins ift über alle befcfereibung unglürflich
Suftänbe in ber Stabt. 423 nnb erlaubt nitfjt, uon ben (Jinwoßnern alles bas gu forbern, iua§ geleiftet roerben fall." ®r rechnet für 1812 ein Tefigit nun 77 000 Salem ßerau§ unb mufe gugeben, bafj bie Sinnaßmen fid) roaßrfdjeinlidj nod) Dertingern roerben, ba „mit ber Hemmung be§ £>anbel§ ber SSoßlftanb gerftört ift" unb immer meljr fjanblungsßäufcr (Stettin oerlaffen ober fallen, wie e§ fdßon mit Tilebein, Steinefe, Salingre, Seltßufen, Seger unb Cobeban u. a. gefdjeßeit ift. Ter flontniiffat fprirfjt e§ alä unbebingt notroenbig au§, bafj ber (Stabt (Srleidjteruugen gugeftanbeu werben nnb Staatsßilfe guteil roirb. Dian meinte woßl nid)t feiten, bie große ©arnifon oon 6—7000 SQann bringe ber (Stabt grofje Sorteile. Tod) ber Stabtrat SJlafdje wies in einer SluSeiiiaiiberfetjung nad), baß biefe Sliificfjt taum ridjtig fei, ba bie Cieferanten faft nidjtS au§ ber (Stabt bezögen, bie (Solbaten aber feinen ßoßu betauten, alfo aud) nirfjtS auSgeben tonnten; bie Der» gütungSfäße, bie nocß bagu feßr unregelmäßig unb fpät ge^afjlt würben, feien barauf berechnet, baß bie Giuquartierteii nur Quartier betauten, e§ fei inbeffen allgemein Üblid), fdjon nm Stuße gu erljalten, ben (Solbaten mandjcrlei an ßebenSmitteln gu reichen. „Tie Ginrooßner", fo frßloß er, „fdjreien unb ßaben ©rutib gum Sdjreien, weil fie nidjt begreifen tonnen, roarum gerabe (Stettin bie ßaft be§ gangen ßanbeS tragen folle“ ©eroiß ift biefer letjte Slugruf übertrieben, aber er ift ein 3eicfjert ber Sergroeiflung, bie weite Greife beßerrftßte. Taneben ift inbeffen aud) uidßt gu leugnen, baß ntancfje fireife ber Stabt fid) gang gut mit ben ßerrfdjenben Serßältniffen abfanben. Söar e§ gu oerrounberu, baß oiele (Sinrooßner jetjt, roo offigiell griebe groifdjen grantreid; unb fßrciißen ßerrfcßte, ficß auf einen möglidjft guten guß mit ißren ©äften gu ftellen furßten, baß fie mit trielen oon ißnen, bie burd) ßiebenSroürbigteit unb ©alanterie fid; auSgeidjneten, fretmb- fdjaftlid) oerteßrten? SRan barf nidjt gu ßart über fold) Serßalten urteilen. Sei aller Slot ber geit madjte fid) bod) aud) in Stettin ba§ Sebürfnig nad) allerlei Scrgnüguiigen geltenb. wirb fpäter roieberßolt beßauptet, baß namentlich bas weiblicße ®efd)led)t ben grangofen feßr entgegengetommen fei unb mit ißnen auf Siebouten unb DlaStenbällen fid) meßr al§ billig oergnügt ßabe. 9Sir roiffen baneben aber aud), baß fid) ernfter '.Patriotismus unb treue Slnßäng litßfeit an ba§ Saterlanb tunbtaten. TaS ertennen roir fogar au§ ber Reifung, bie einige .geitlang als „pommerfdße geitung" in Stargarb, bann aber wieber als „f?gl. prioilegierte Leitung" in Stettin erfdjien. Qn ben SJlifgelleu, in Heinen ©ebidjten, ßßaraben, ^abetri, Seit» gefprädjeu uub Slnelboten finben fid) oft uerftedte Slnbeutungen unb Slnfpielungen auf bie unglüdlidjen Suftänbe. Tenn offen gu fdjreibcn.
424 Branb ber fRifolaifirdjt. ba§ war bei ber ftreiuicii frangiififdjen ßcnfur unb ben roieberßolten Tarnungen beö GJouoerneurS ßiebert nidjt niöglidj. Übte biefer bodj fo fdjarfe Sluffidjt, bafj er am 10. 'JLRai 1811 bic Slblieferung aller SBaffen oerorbnete unb eine ftrcnge grembenpoligci einridjtete. Sdjärfer nod) ging er auf ßößeren Befeßl gegen alle cnglifdjen Sßaren uor unb liefe roieberßolt linterfudjungen anftellcn ober audj gange ßager fonfiSgieren. Srotjbem fudjten ber SRagiftrat unb bie ^Regierung immer nröglirfjft gut mit ben frangöfifdjen BeßÖrben auSgiifommen unb Sfon fliftc gu uermeiben. 1811 fam e§ bei bem Sommerjaßrmarfte gu (Streitigfeiten groifdjen Bürgern unb (Solbaten, e§ gelang aber trotj ber giemlid) erregten fiorrefponbeng ben grieben roicberßerguftelleu. (Jin längerer SiSput erßob fid), al§ in ber 'Jlndit oom 9. gum 10. Se= gember 1811 bie bid)t beim 'Jiatßaufe fteßenbc fRikolaifirdje, bie bamals als £»eitmagagin benutzt rourbe, in flammen aufging unb gang nieber- brannte. Sie frangöfifdjen unb preußifdjen Beßörben ftellten fofort eine Unterfucßitng über bie llrfacfje be§ geiicrS an; man oerniutete rooßl Branbftiftung unb bcfdjitlbigte im geßeiuiett ben frangöfifdjen ^eulieferanten, er ßabe fid) Unregelmäßigkeiten unb llnterfdjlngungen gu (Sdjulben tommen laffen unb burd) ben Sörnitb eine lluterfudjung unniöglidj madjen roollen, aber man roagte bod) nidjt, foldje 53er= mutungen offen gu äußern. Ser fPoligeibircftor Stolle, ber einen Slonflift mit ben SRilitärbeßörbcn oernteiben wollte, ging bei ber Ber neßmnng ber Beugen nidjt mit ber fonft oon iljm beroiefeiten llmfidjt unb Energie oor unb erljielt beößalb uon ber Stargarber ^Regierung einen ernften Berroeid. 91 ber ber Sadje weiter auf ben @runb gu goßen unterließ man bodj, unb bie Urfadje bes Branbes, ber bie Stabt roieber eines ißrer ältefteii Baubenkmäler beraubte, blieb un* aufgeklärt. Saß es in biefer traurigen Beit audj roirflidje treue '•Patrioten in Stettin gab, bie an ber Sufunft ißre§ BaterlanbcS nidjt ucrgroeifcltcn, geigt oor allem bie „Stettiner SonntagSgeitung", bic 1808 mit 26 fRummern erfdjien. $11 ißr tritt edjt beutfdjer Sinn ßeroor, man feiert Hermann ben Befreier, ßutßcr, griebrid) ben (Großen, bie Königin ßuifc unb ßanbelt oon beutfdjer Spracße unb ßitcratur, bte ba§ Banb fein follen, bas alle Sentfdjc oerbinbet. Sin ißr ßaben neben Stargarbern, roie bem Sdjulrat f^albe, audj Stettiner, roie Sireftor Stodj u. a., niitgearbeitet nnb beroiefen, baß audj iu ben Brüt'11 ber ftnedjtfdjaft freier beutfdjer SRnt unb neu erroadjenbeS .^eimatsgefiißl in Stettin eine Stätte gefunben ßaben. !Reu geroetft rourbe foldje GJcfinnung, roie ßinreidjenb bekannt ift, gerabe in jener Beit, in ber Stettin befonbers unter bem Qodje ber ^rembßerrfdjaft feufgte, burefj bie inneren ^Reformen, bie greißerr fiarl
®it Stäbteorbnung toon 1808. 425 oom Stein in bett wenigen ©tonnten einfiilirte ober uorbereitetc, in benen er bie ßeitung bed gefamten preußifdjeii Staatdwefeud in ben $änben ljatte. „Semeingeift unb ©ürgerfinn", Tugenben, bie im 18. Qaljrljunbert in ber ftäbtifdjen ©eoölferung faft gang gefdjwunben waren, wieber 311 erwerfeit, bie ©ärger an Sclbfttätigfeit, ja an SelbfU Verwaltung ber eigenen Slngelegenljeiten zu gewönnen, bie Stäbte int Sinne fdbftcinbiger ©emeinwefen 31t organificren, bad waren bie ©ninbgebanfeii, bie Stein unb feine SRitarbeitcr bei ber Sludarbeitung ber preußifdjeii Stäbteorbiuing vom 19. SRooember 1808 beljerrfdjten. Ter Turdjfüljmng ber ©eftimmungen, bie fie entlädt, traten überall Sdjwierigteiteu entgegen, tauni irgenbwo aber größere ald in Stettin, wo bie fianjöfifdie URilitärocrroaltung natiirlid) ben neuen „Sbeeu", bie Napoleon unljeimlidj uub gefaljrlidj erfdjienen, mit VJtifetrniien gegenüber ftanb. Stber bie ©ärger ber Stabt erzeigten fid) bed ©er trauend, bad bie preußifdje {Regierung ihnen erwied, burdjaud würbig. unb e§ ift eine greube, 31t beobadjten, wie bie Stabtuerwaltung oljne Säubern and SSerf ber SReform ging unb bie einzelnen ©ärger fid) ben geteilten Stufgaben nidjt entzogen. So naljm man in Stettin bie neue Stäbteorbiuing, bie am 19. Tegember in ber Seitung publiziert würbe unb balb barauf bem ©iagiftrate amtlich guging, wenn and) nidjt mit Begeiferung, fo bodj mit oerftanbiger SRntje auf unb lehnte einen SSiberfprudj, ber oon einer Seite angeregt wnrbe, entfdjieben ab. SIRan begann fofort ge« meinfam mit ben bisherigen ©ürgerfdjaftsocrtrctern bie Slrbciten imb ftellte gunädjft eine Seelentabelle, b. Ij. eine ßifte aller ©ewoljner, auf. Tiefe ergab int Januar 1809 eine Bcuölterimg uon 18375 ©erfonen oljne bad SRilitär. Cbgleid; fctjoii oorljer eine offcntlidjc Slufforberung gur (Gewinnung beS ©ürgerredjtd erlaffen worben war, ftellte ed fid) bodj im Jebruar heraus, baß nur 1295 ©ärger, bie nad) bem § 76 ber Stäbteorbiuing ftimmfätjig waren, in ber Stabt oorljanbeu waren. Tarauf wnrbe beftimmt, baß Stettin 63 Stabtuerorbnete uub 21 Stell« Vertreter zu wäljlen ljabe unb bagu 17 Bewirte 31t fdjaffen feien. SRit Sorgfalt würben alle ©orbereitungen für biefe ©3aljl getroffen, unb mit einem tiefen fittlidjen Grüfte festen bie ©eiftlidjen in ©rebigten beu ©ärgern bie Bebeutung biefed Sltted auseinauber. Sim 6., 7. unb 8. SRärg würben bie Stabtoerorbneten gewäfjlt, bie als Sertreter ber ganzen ©iirgerfifjaft alle ftäbtifdjen Slngelegeuljeiten 311 crlebigen beredjtigt waren. „TaS Sefctj unb iljre SBaljl, fo fagt ber § 110 ber Stäbteorbnung fdjon, finb iljre Bollmadjt, iljre Überzeugung unb iljre Slnfidjt oom gemeinen ©cften ber Stabt iljre Qnftriittiou, ißr ©cwiffen aber bie ©eljörbe, ber fie besljalb SRedjenfdjaft gu geben
426 Stabtierorhnete unb Tlogiftrat. ßnben." SRacf) ber fßrüfitng unb ^Bestätigung ber SBaßl fanb am 18. Tlärg 1809 oormittagS 8 Ußr in ber großen TatSftube beS Tat« ßaufeS bie erfte Terfammlung ftatt, bei ber 62 Tlitglieber anwefenb waren Der StprbifuS Tebepenning übergab im Sluftrage beS Tlagiftrats bie auSgefertigten Teftätigungen. Sobann roäßlte bie Terfammlung beu Sdjulrat 3 3. (Sell gum SJorfteljer, ben EonceffiouariuS TI. Tergemann, baS ältefte Tlitglieb, gum Stelloertreter, ben TatSaiiwalt ß. E. Diecfßoff unb ben ftleiberljänbler g. S. Eierte gu fprotofollfüljrern. Tiit ernftein gleiße unb rußiger ©ewiffenßaftigteit griffen bie neuen Vertreter ber Türgerfdjaft bie notweiibigeu Slrbeiten an; bie oerftänbige ßeitung Sells half über manche Sdjiinerigteiten, bie ficß auS bem Terßältniffe gum Tlagiftrate ober gu 2Ibb. 25. 3. 3. Seil. bem frangöfifcßen ©ouoernement ergaben, meift glncflrd) ßinwcg. 3n ben regel« mäßigen Terfainmlungen, bie balb in ben Saal im Spriijenßaufe am ftoßl« marft oerlegt würben, beriet man ein Eintommenftcuer-Teglement, ben Ent wurf eines EefdjäftSreglementS für ben Ttagiftrat, eine „freiwillige" Slnleiße oon 20000 Daler, aus ber fpäter eine „notwenbige" oon 30000 wurbe, bie Saßlung ber ftriegSfnften, wobei bie jammeroolle ginanglage ber Stabt gur Erörterung tarn, u. a. in. (Sann mußten bie SBaßlen für bie oerfdjiebenen Deputationen — eS waren anfangs 13, balb 14 —, für bie Stellen ber SegirfS- oorfteßer unb oor allem für ben neu gubilbenben Tlagiftrat oorgenornmen werben. §ür bie Stelle beS CberbürgermeifterS präfentierte man nad) ber Teftimmung ber Stäbteorbnung brei fßerfonen, ben Türgermeifter 3oßann ßubroig ft i r ft e i n (feit 1807 gweiter Türgermeifter), ben Kaufmann ftarlßubwigSBißmaiin unb ben SpnbifuS Tlidjael griebricß Tebcpcnning (feit 1807 SijnbifuS). Der erftere wurbe bann gum Cberbürgermeifter ernannt. 31U 3*»” fanb bie Sßaßl ber Stabträte ftatt, bereit 3aßl auf fünf befolbete (außer bem Cberbürgermeifter) unb 15 unbefolbete feftgeftellt wurbe. Es würben gewählt gum Türgermeifter ber bis« ßerige SijnbifuS Tebepenning, gum SijnbituS ber Senator Scßmiebede, gum ftämmerer ber Senator Sourwieg, gu Stabträten bie Senatoren Tlafdje unb grieberici. Unbefolbete Tlitglieber beS TlagiftrateS würben bie Kaufleute Sßißmann, TJadjenßufeit, fKietjlow, ßubenborff sen.,
(Einführung btB neuen TlogiftratS. 427 oon Gffen, Sohrn, bie bisherigen Senatoren fRaßm unb ©raff, ber Kommergienrat ©ilfdjmann, ber Softbirettor Hauptmann o. fRappin, ber ßotfentommanbeur fRüsfe, ber Sraueigen ßebouj sen., ber fjof« apotgeter !Jfnwnann- &cr Seifenfabrifant ßebme unb ber Seifenfabrifant fRoiroel. ©ie Vefolbungen für ben ©berbürgernieifter unb bie Stabt« rate mürben feftgefetjt, fie betrugen für ben erfteren 3000, für bie anberen 1500—1000 Saler. Sann beftclltemanbieSnbalternoffigianten, im ganzen 13 ^ßerfonen, unb fonftige Slngeftellte ber Stabt, wie ben VhijfituS, (Et)irurgns, Saumeifter unb JRatSanwalt. Sajwierigfeit madjte bie geftfegung ber ^fenfionen für bie nietjt wieber gewählten üRitglieber beS alten SRateS; hierbei fant eS gu langen, oft recht un« liebfamen (Erörterungen. ©en fJlbfdjluß ber Einführung Der Stäbte« orbnung bilbete bie feierhdie (Einführung beS neuen SRagiftrateS unb bie Vereidigung feiner SRitglceber. Sie fanb am Geburtstage be§ Königs, bem 3. Sluguft 1809, in ber gatobifirdje ftatt, wo nach einem ©otteSbienfte ein fRegierungStommiffar, ber IRcgierungSrat Sielte, eine feierliche Slnfpradje hielt unb ben neuen Scaniten ben Eib abnahm, gür bie Voligeioerwaltung würbe eine tönigtiefje Sehörbe eingefegt, bie int Slpril 1810 unter ßeitnng beS ^poIi^cibireftorS Stolle in Sutigteit trat. $u igr gehörten 6 Sureau- unb 23 Ejefutiobeamte in 5 '.Reineren. Somit war bie neue ftäbtifdje Verwaltung begrünbet. ES beginnt ein neuer SlDfdjnitt in ihrer ©efdjidjte, bie geit berSelbft« Verwaltung, bie auf eine gang anbere ©runblage geftellt worben war als einftmalS. Gin felbftänDiges ©emeinwefen füllte bie Stabt wieber fein, aber im Staate unb mit ihm aufs engfte oerbunhen. Siefer übernahm jetjt bie ©eriditsbarfeit in Der Stabt; alle bie Derfdjiebenen ©ercdjtShöfe, Stabt unb ßaftabifdjeS, VJett« unb Kolonie ©eridjt, baS SBaifen- unb Vauamt, würben gum 1. guni 1811 aufgehoben unb an ihrer Stelle baS föniglidje Stabtgeriiht eingefegt, ©ie gurisbittion beS VlagiftratS hatte ein Gilbe, ©urd) baS ©efeg oom 2. fRo« nember 1810 würbe bie ©eroerbefreiheit eingeführt unb baS alte gunftwefen gu ©rabe getragen. SDtit biefer greiljeit für .£>anbel unb ©ewerbe paßte nicht gufammen ber legte SReft ber alten Stettiner fRieber- lagSgeredjtigfeit, baljer hol& man &cn ßeinfaatftapel am 28. guni 1810 auf. Ebenfo ging man mit iünberungen im Slbgabenwefen oor, ber Stabtfdjoß, bie Stabtgulage hörten auf, ©runbbefig unb ©ewerbe« betrieb ftellten bie ©runblage für bie K'onimunalabgaben bar. Sind) bie Einführung ber anberen ^Reformen, bie fid) an ^jarbenbergS fRamen anfnnpfen, würben wenigftenS oorbereitet. ©aß manche oon ihnen auch in Stettin erheblidjen Söiberftanb fanben, ift ertlärlicß; wie hätte man fid) ohne weiteres in biefe gang neuen Vetfjältniffe finden follen?
428 9?eue Xurdjjüße unb ©inquurtierunßen. 3ii brr fßnwingiahierfiimmlung, bie auf CBritiib be§ ginanggefctjcs vom 7. September 1811 im Würg be§ nädjften Jahres in Stargarb gufaninicntrat, um nier Vertreter fßommernS für eine ©eneraltonimiffion gur ßiquibation unb {Regulierung be§ ißrovingialfrfjulbeiiroefenS gu wählen, rourbe ber Siabtoerorbiicteu-Borftcher ?lnbrcä bcputiert. Tie ftäbtifdjen Vertreter crwäljlten bort in jene ftommiffion, bie and) äiigleicf) eine 9lationalrepräfentation barftellen füllte, ben £jofrnt Brummer gu Sreptoro a. }R Slber clje biefe Bcrfammlung in Berlin eröffnet roorben roar, erhielt bie Stabt Stettin burdj bie $fönigl. sfabinctSorbre uom 26. ?lpril 1812 bas {Redjt, einen eigenen {Reprä* fentanten fiir fie gu erwählen. Tic Stabtoerorbneten beftimmten bagu ben Cberbnrgcrmeifter Jlirftein, ber vom 23. Quli big gum 3. Sluguft an ben Beratungen in Berlin teilnaljm. ©r ertannte babei, roie tpreufjen, oon fdjroeren ßafteit bebrürft, nidjt iniftanbe roar, bie ßeiben ber eingelnen ßanbesteile fofort gu milbern. Stettin muffte neben bem eigenen llngliirfe and) bag be§ gangen BaterlanbeS tragen, ob= wohl c§ gerabe bamals burdj bie fortbauernbe Bfilitärfjerrfdjaft faft oon iljm loggelöft roar. £>at biefe audj ben neuen ©iuridjtungen feine eigentlidjen .^inberniffe in ben Söeg gelegt, fo tonnten fie bodj nidjt iu ber ®eife feften guf; faffen unb fidj entroitfeln, roie es woljl anberswo gefdjalj. SRürffidjten muffte man immer wieber neljmen auf bie SRadjtljaber in ber Stabt, 'Jhirffidjten auf baS Bcrljältnis, in bem man gu ber frangöfifdjen Berroaltimg ftanb. BJeldj ein £>inbernis für bie Arbeiten be§ SRagiftratS unb bet Stabtoerorbneten bilbete immer bie traurige ginanglage, bie es tauni erlaubte, ben notroenbigften Bebürfniffen geredjt gu werben! Seitbem fidj fRapoleon gum Kriege mit fRufjlanb entfdjlofien unb bie gewaltigen Lüftungen angeorbnet ljatte, begann für Stettin abermals eine fdjroere ßeit be§ ßeibenS. SSieber gogen ungätjligc Sdjaren auS aller .fjerren ßänber burdj bie Stabt unb nahmen bort auf tiirgere ober längere Beit üuartier. Sic rourbe in 51'riegsgnftanb oerfetjt, bie Bier nnb Branntroeinfdjänfen rourben früh abenbg gefdjloffen, bas $ort {ßreufjen oon feinen Bewohnern geräumt, ber Berteljr am Sollroert groifdjen ber langen Briide unb ber Baum brürfe gefperrt, bie ©arnifon oerftärtt. fRidjts „als $imme( unb grangofen" erblictte man, roie ein Slugengeuge fdjreibt, an mandjen Sagen uor bem Berliner Sore; fie untergubringen unb gu verpflegen madjte ber Serois= ober BerpflegungMt'ommiffion tincnblidje Btülje. Bei ben Berljanbliingcii mit ben frangöfifdjen eoinniissitin-s de guerre roar befonbers ber fRegierungsbircttor o. SRohr, ein patriotifdj gefilmter unb fehl' tüdjtiger Beamter, eifrig unb erfolgreidj tätig freilich roar
®ie Erhebung BreufjenS. 429 oft genug bie j?affe leer, nnb bie BerpflegungSgelber fiir bie Dffigiere tonnten taum aufgebracht luerben, obwohl bie ©rouing einen erhebe lidjen Beitrag leiftete. Ed fjalf fcfjliefjlicf) nichts, man niufjtc gelt» weife wieber ben ©ärgern bie Berpflegung auferlegen. 9lllmählid) hörten bann bie ®urd)güge auf, unb e§ trat wieber metjr Slidje in ber (Stabt ein. ÜJlit lebhaftem fntereffe üerfolgte man bie weiteren Borgänge im Cften. <Geroifj war in bem preufjifdjen .£>ülfdforp§ and) manch Stettiner, unb trotj ber heiniifdjen 9lot ueranftaltete man int Dftober 1812 eine ftollctte fiir oerwunbcte ftrieger. 9lud) wurbe infolge be§ fJieffriptes oom 10. SJtai 1812 mit ber Crganifation einer Bürgerwehr begonnen. 'Sa brach in ©reichen bie ^eit ber Erhebung an. (Ser 9lufruf oom 3. gebruar wurbe in (Stettin betaimt, als ber SJlarfchall Sauouft bort weilte. Seine 9lnorbnungeii, in ber riidfichtslofeften SSeife oor« gugeljen unb bie Umgegenb ber geftung 511 Derwüften, würben auf bie Sitte bes SRagiftratö oom 9Jlarfd)all Slugerau in ©erlitt wieber aufgehoben. Srotj ber frangöfifdjeu (Gewalthaber oerlaS ber treffliche, fromme ©rebiger ber frangöfifd)en (Gemeinte grang 9luguftin 9iiquet, ber 1811 nadj Gtettin getommeu war, ben Slufruf oon ber [tauget ber Sdjlofjfirdje unb oeranlafjte ba§ Stirdjenfonfiftorium feiner (Ge* meinbe, fofort bie 9lusrüftung non fieben greiwilligen gu übernehmen. 9lnbere blieben nicht gurüd; ba fanbten ber SiegierungSbireftor ©ohteil» borf 200 SJaler, ber 9tegierung§rat ßitelniann 150 Saler unb ner pflichteten fich, freiwillige wäl)renb ber ®auer be§ fl'riegeS 31t unter- halten. fn ben (Gabenliften ber geitung, bie in Stargarb erfchien, finben fich offen unb oerfterft gahlreidje Stettiner, bie int einzelnen hier namhaft gu madjen unmöglich ift E§ gingen and) ©Jänner unb Jünglinge, .fpaubwerter, Kaufleute, (Gijmnafiaften, gumeift Ijeimlid) au§ ber Stabt, um fich Stargarb gum Tienft fiir ba§ Baterlanb gu [teilen, wie ber bamalige Sdjnler ©urgolb ergählt, oft nicht ohne ßebensgefahr. Bon ben (Gijmnafiaften melbeteu fid) faft 100 gum freiwilligen Eintritt, unb eine gange SHeilje uon gamilienuätern ftellte fid) „ mit 9lnfopferung uorteilhafter bürgerlicher Berhältniffe" frei- willig gum (Sienfte, wie g. B. ber Subreftor bes (GijmnafiumS g. (G. (Grafjnianii. ?lbcr roäl)renb nodj bie freiwilligen ©renfjeiiet fid) gufaniineiifanben, wäljrenb überall im ßanbe bie Hoffnung auf Errettung unb Befreiung wud)§, ba begann für Stettin ber leijte ?lft ber frangofengeit, nnb nielleidjt ber, weldjer bie fdjwerften ßeiben über bie Stabt bradjte. 9lni 15. februar erflärte ber Eouoetneur ber geftung, ®iDifionä= general Baron Eraubeau bem fülagiftrat unb beni ©oligeibireftor, bafj
430 BtlaßerunßSjuftanb. auf Befehl be§ BigcfönigS Ghtgen bie Stabt Stettin in Belagerung?» guftanb erflärt [ei. .Qugleidj forberte er fofort bie Cieferung oon 6000 Stürf Ccfjfen unb bem nötigen gutter jur Berpflegung ber frangöfifdjen Garnifon. ®a inan iljm vorftellte, baß es gang unmöglidj fei, biefe ungeheure gorbcritng gu erfüllen, ermäßigte er fie auf 1500 Cdjfen, verlangte bafür aber anbere Lieferungen. Bodj war fein geinb vor ber Stabt erfdjienen, aber fdjon begannen für fie bie Leiben unb Laften einer Belagerung. Granbeau, ber erfranfte, mußte bie Leitung auf Blonate Ijin bem Kommanbanten, Beigabe General SJufreffe, übertragen, neben bem al§ Befehlshaber ber 9lrtitlerie=Dberft Bertfjier unb ber gngenieurmajor ©fjulliot tätig roaren. Sie Befatjung beftanb gufammeu mit ber oon Samin au§ etwa 8000 SRann, gum Seil grangofen, gum Seil ^rollänbern. Wehr als 320 Gcfdnitje unb 167 Bferbe roaren in ber geftung. Sie preufeifdje Siuiluerroaltung in ber Stabt Ijörte auf, ber Blagifttat befolgte ben Grunbfatj, gegen jebe Gewalt gu proteftieren, bie Bequifitionen ber frangöfifdjen Wilitärbeljörben nie gu uiiterftüfeen, fctjliefelicfj aber fie gu erbulben. Bei foldjem paffiveit SBiberftanbe tonnte ba§ Gouvernement nidjt viel auöridjten, roenn e§ nidjt mit Gewalt unb militärifdjer Gjefution vorgehen wollte. Sa§ gefdjatj bereits im gebruar, al§ bie Lieferung von £olg audgefdjrieben rourbe Sa liefe Sufreffe mehreren ^jolgljänblern, foroie bem Pberbürgermeifter unb 2 Witgliebern be§ BlagiftratS je geljn Solbaten in§ £>au§ legen. Lebljafter Broteft gegen bie Berletjung ber Konvention, bie mit graut reidj gefdjloffen roorben roar, niitjte nidjt viel, ja am 23. gebruar ertlärte ber Gouverneur, bie Stabt ljabe nur feinem SLillen gu getjordjen, er allein befitje über Leben unb BermÖgen ber Bürger Gewalt. Gr einigte fidj aber mit bem Wagiftrat unb beit Stabt» verorbneten batjin, bafe bie Berpfleguiig ber Gatnifou von ber fran göfifdien Berroaltung, bie be§ LagarettS unb bie Giiiridjtuug ber Kafernen von ber Stabt übernommen würbe. Sarauf lüfte fidj bie föniglidje BerpflegungSfommiffion auf. Wegen Gnbe be? gebruarS ließen fidj bie erften Kofafen oor ber Stabt feljen, unb al§ bann bie offigielle Kriegserfläntng am 16. Wärg erfolgte, erfdjienen audj balb preufeifdje Sruppen Buerft ljatte man woljl bie Hoffnung, bie grangofen würben feine weiteren Berfudje madjen, bie Stabt gu fjalten, aber gerabe in ben Sagen, in benen König griebridj BJilljelm 111. ben „Vlitfruf an mein Bolt" vom 17. Wärg erliefe, letjnte bet Gouverneur oon Stettin bie Übergabe ber Stabt entfdjieben ab, unb bie Blodabe begann Ihn ben Sdjreden unb Gefahren einer Belagerung gu entgehen, »erließen fdjon bamals
ffiinfdjlitfjunfl ber ©tobt. 431 manche Söerooljner bie ©tabt, anbere fcfeidten wenigfteuS iljre Slngcljörigen feinauS, wäljrenb viele burd) iljr SInit ober burd) SRücfftcf)t auf iljr (Gefdjäft unb iljr £>auS unb £>abe oeranlafet würben, bort gu bleiben, ©ie mufeten gunäd)ft mitanfeljen, wie ber (Gouverneur, otjne bie Sitten beS SJlagiftratS gu beachten, bie fünfer ber Unter» unb Cberwiet ebenfo wie alle fonftigen (Gebäube auf 450 ©djritte (Entfernung von ber geftung abbredjen liefe. Sind) begannen um ben 20. SJlarg allerlei ©djarmüfeel unb tieine (Gefedjte mit ben Kofaten unb ^ßreufeen. Ser (General o. Sauenfeien ljatte baS Koniniuitbo über bie preufei» fcfjen Sruppen übernommen, bie gur (Einfdjliefeung Stettins beftimmt worben waren. (Er erliefe am 23. SJtärg einen SageSbefeljl, in bem jeber Serteljr mit ber ©tabt verboten würbe. Sie eingelnen 53or= bereitungen unb Operationen, bie bei ber Slodabe ©tettinS unb ®ammS oorgenommen würben, gu fdjilbern, ljat im allgemeinen geringes gntereffe. (ES ift ertlärlidj, bafe bie preufeifdieii Sruppen fid) auf bie (Einfdjliefjung uub bie Slbwefer von SluSfällen befdjräiiften, iljre eigene ©tabt inbeffen unb bereu Scwoljner möglidjft gu fdjonen fudjten. Gladjbem bann im $erbfte 1813 baS (Gefdjid Slapoleons burd) bie ©iege ber SJerbüiibeten entfdjieben worben war, tonnte eS ja nur nodj eine grage ber .Seit fein, wie lange ber SBiberftanb ber grangofen bauern werbe. Slber biefe lange Seit bradjte ben ©tettinern oiele Sefdjwerben, Sebrürfungen, Slot unb (Elenb, wie wir eS am beften aus ben Sage« büdjern SillaretS unb (GroenlunbS leimen lernen, bie getreulidj auf« geidjneten, wie eS in ©tettin guging. ©ie ergäljlen von gafellofen Stequifitionen beS frangöfifdjen (Gouvernements. Dies fdjrieb bereits am 29. SUärg eine Kontribution oon 30000 Salem aus. 211S ber SJlagiftrat nidjt fogleidj barauf einging, würben ber Sürgermeifter Siebepenning, ber Kammerer Sourwieg, ber ©tabtrat 'JSifefdjhj unb neun augefeljene Kaufleute, Srebe, Souffaint, CGribel, ßöwer, Soccarb u. a., in £)aft genommen unb nadj gort ißreufeen gebradjt. Sarauf bewilligten am 1. Slpril bie ©tabtverorbneten bie Slusfdjreibung ber Kontribution, unb als fie aufgebradjt worben war, erljielten bie ®e= fangenen am 3. Slpril iljre greiljeit wieber. (Eine gweite Slusfdjreibung oon 40000 Salem erfolgte am 1. ®lai. Sie Slepartition aud) biefer ©limine mufete genehmigt werben, nadjbem alle (Gefucfee um (Erlafe ober SJlinberung rergeblidj gewefen waren. „Siefe SluSfdjreibung mufete fdjon von vielen wegen (Gelbmangel burdj (Ejelution beigi trieben werben." Sim 3. guni verlangte ber (Gouverneur (Granbeau, ber bie (Gefdjäfte wieber übernaljm, abermals bie ßablung von 40000 Salem. „Siefe neue gorberung oerfefete bie (Eüiwoljner in
432 GMbfoiberuiißen unb Slequifitionen. bie größte tBeftürjüng, ba man bie llinuögliißfeit <jur Aufbringung biefer (Summe unb, baß biefe ^orberung inonatlidj erfolgen werbe, iioraiisfeßeii tonnte." Ser ülagifttat unb bie (Stabtuerorbiieteu rer« fiußten alles, ben Souueriieur um^uftimmen, erhielten aber 311111 größten Seil militärifdje Einquartierung, um fie 311111 'Jladjqeben 31t bewegen. Sroßbem mar eS unmöglidj, bie ^orberung 311 erfüllen, unb bie ftäbtifdjen Seßörben blieben trot> aller Sroßungcn, Serljaftuiigcu unb Efefutionen ftanbßaft. Sa ließ ber Soiinerneur am 17. Qnli bie ftäbtifdjen (Steuerliften funfiS^iewti imb bie Kontribution, bie fogar auf 5OOOO Saler crljöljt worben war, felbft auSkßrciben. 'Dlau trieb etwa 14 500 Saler ein, bie auf bie wieber auf 40 000 Saler ermäßigte gorberitug oitgeredjnet würben. Sodj bie (Stabtuerorbncten mußten jeßt bie iRepartition bewilligen, llnenblidje Serßanbluiigeii, Sroßungeit, militärifdje uub .ßiüil Efetntioncn waren nötig. Qm (September forberte baS Souoernemeiit wieber 40000 Saler, erließ bann aber baoon 10000, ber JReft mußte aber oon neuem auf bie ßhiiwoßner oerteilt werben. Sann würben im Cftober für bie brei 'Dlonate Cttober, 9looember unb S^ember je 25000 Saler oerlangt, aber bie gra^ofen mußten jetjt felbft ertennen, baß foldje (Summen nidjt mehr eiii3utreiben waren, uub begnügten fidj fdilteßlidj mit geringeren. 'Dian fieljt auS biefen Dlaßregeln, über bie ber 'Dlagiftrat fpäter einen auSfüßrlidjen ffleridjt erftattet ßat, weldje ungemein großen üeiftungen allein an Selb3al)lungen an bie arme Seuölterung, bereu ßatji unb Seroienft oon Sag 31t Sag abnaßm, geftellt würben Sie (Summe aller geleifteteten Kontributionen wirb auf 155G51 Saler bereißnet. Sa3u famen nodj bie fortwäßreiiben Slequifitioneu oon allerlei PebenSmitteln, Setreibe, 'Dießl, Srot, Söein, Sier ufw. ober oon ßieferungen an $013, ßeber u. a. m. SSurbe niißt fofort geftellt, waS man verlangte, fo erfolgte oßne weiteres fflefdjlagiiaßme ber Sornite. ßu gortififationSarbeiteu mußten ßeute geftellt, Dlaterialien geliefert werben, fur3 eS beftanb bie fdjwerfte Sewaltßerrfdjaft in ber (Stabt, (Sie äußerte fidj audj bisweilen in Dlaßregeln gegen einzelne Serfoneu, bie in ben Serbadjt gerieten, baß fie gegen bie grai^ofen 311 intriguieren unb bie Ipreußen im geßeimen 31t nnterftiißeii wagten. SaS wirb oon meßrereit Sewoßnerii er3äßlt. Ser (Stabt3immermeifter Krauß ging mit feinen Sefellen unb 'öurfdjcn 31t ben Selagerern über, ber (Sdjiffer 'Düsfe fall von einem auf ber (Sdjiffbaulaftabie belegeuen £>aufe aus ben ißreußen burd) .ßeidjen 9ladjridjt oon ben beuorfteßeiiben AuSFdllen gegeben ßaben. Anbere, wie bie Kaufleute Söadjentjnfen, Souriol, Soltbammer, Romann, bie (Stabträte 'Dlafdje unb Kugler, bie
©efaiißenftVunß uon «Stettiner Bürgern. 433 Branntweinbrenner ftüctfortlj unb Stoltenbuxg, ber Schiffer (Schreiber, unterhielten Veroinbuiigen mit ben Belagerern unb oerleugneten auch in biefer fdjroeren Seit nicht ben patriotifcheii (Sinn, ber fie befeelte. ©teljrere Sürger rourben als uerbädjtig non ben grangofen verhaftet unb nach gort Preufeen gebracht, fo ©öhreiuueifter ©lüller, Ceberhänbler ©alliarb, Kaufmann Heupel, Pofthalter Siaucone, ©laurermeifter Burcharb, Kaufmann (Souriol u. a., bie im (Sinverftänbniffe mit ben 'Belagerern fteljen füllten. ®er Budjbrucfer Strucf rourbe borthin gebracht, ba man iljm oorroarf, „9lufruhrgettel" gebrucfi unb oerbreitet gu E^abeti. Söeu fidj am 28. guni einige Slrbeiter gufammengerottet hatten, um ihren Coljn gu forbern, liefe ber ©oiroertieur fofort ben Dberbürgermeifter Kirftein, ben Viirgermeifter ©ebepenning unb ben Sanfbireftor (Sebert arretieren unb auih nad) bem gort Preufeen führen. Sie mufeten bort mehrere Sage recht ungemütlich gubriugen, ba man fie gur Bewilligung einer Kontribution groingen wollte, gm preufeifdjeu Hauptquartier liefe man, als biefe Gewalttat befannt rourbe, fofort einige gefangene Cffigiere bei USaffer unb Brot feftfetjen unb bem ©ouverneur nütteilen, bieS ©efängniS roerbe ebeufo lauge bauern roie ber Slrreft ber Viirgermeifter. Jer Poligeibirettor (Stolle mufete felbft nach gort Preufeen gehen, als bie Stettiner beu ©eburtStag ihres Königs am 3. Sluguft gu feiern wagten, grangöfifche Patrouillen fdjlugen bie erleuchteten genfter ein, ©ffigiere, ja ber ©ouoerneur felbft follen fich baran beteiligt haben. Solche Vorgänge trugen natürlid) bagu bei, baS Verhältnis groifdjen ben grangofen unb ©in roohnent immer übler gu geftalten. ßeuten, bie auS ber Stabt flüditen wollten, madjten fie Sdjroierigteiten, liefeen fie aber bann boch hinaus, als infolge ber gehemmten gufuhr bie Slot in ber Stabt oon Jag gu Jag ftieg. gm guni fanb eine Slufnaljme ber anroefenben Be völferung ftatt, bei ber man aud) feftftellen roollte, welche Berooljner mit 'Brot gu unterftütjen feien. Vöie bie greife für ßebenSmittel fliegen, auf roeldjc SSeife bie Stettiner fdjliefelidj ihr Ceben frifteten, roie bie Pferbe fämtlich gefdjladjtet rourben unb man fich au bie nierfroiirbigfte, ja an faft roiberliihe Koft gewöhnte, baonn ergäben bie Jagebüdjer gar uiel. 97atiirlicf) erging eS ber frangöfifdjen Befatjung nicht beffer. ®ie Solbaten Juchten mit (Sifer nadj oerfteefteu PahrungS mittelu unb fdjeuten nicht oor ©iebftahl unb ©croalttat gurücf. ©adj nüinblidjer Überlieferung foll eine ehtgige Kulj beim Sdjmiebemeifter Jreijer am ©ofemartt bie Belagerung überlebt ljaben; ein Sefelle mufete fie beroadjen unb ftreidjetn, bamit fie nicht ihr Vorhanbenfein verriete ©lau tann fich benteu, bafe bie Stimmung ber Burger unb ber Solbaten immer fdjliiumer rourbe, je länger bie Belagerung RUeicmann, Uefölcfete von Stettin. oo
434 Die Befreiung Der Stabt. bauerte. ®a würben bie 'Jladjridjten uon beu Ijtrrlidjen Siegen betannt, man tjörte non ber fJlieberlage fJlapoleonS bei Ceip^ig, von feinem fRüd^uge über ben fRtjein, aber bie geiubfeligTeiten bei Stettin, bie ©infdjließung bauerten fort. CsriiftlidjeS oermodjte ber ©eueral uon $löß, ber an bie Stelle SauenßienS getreten war, mit feinen wenigen, fdjledjt ausgerüfteten Sruppen unb feiner geringen Slrtillerie nidjt ju unteriieljnien. ÜRan tämpfte bet ginfenwalbe am Kefperftege, bei Girabow, '.ßommerenöburf, gubelsborf unb warf einige Kugeln in bie Stabt. Sind) wäljrenb be§ 'JBaffenftillftanbeS oom 4. (Juni bi§ 311111 16. Sluguft würben biefe Sdjarmüßel bem Vertrage entgegen nidjt gang eingeftetlr. Später erfdjienen Kanonenböte auf bem ®unjig unb bem Tammfdjen See, unb bie Befdjießung würbe heftiger, ohne inbeffen größeren Sdjaben aiijiiridjten. Sie Ungeoulb ber Bewoljner wudjS ftänbig; was ljatte biefe fortwuljrenbe Sdjießerei nod) fiir einen gweef? Ser ©on uerueur aber wollte immer nodj nidjt auf bie wieberljolt angebotenen SSerljanblungen eingeljen, obwoljl audj er einfefjen mußte, bafe ber weitere SBiberftanb nutjloS, ja töridjt war. Sranüeau, ein tüdniger, energifdjer Offizier, ljielt eS mit feiner Sbre nidjt fiir oereinbar, bie Kapitulationsoorfdjläge aitjiincfjmen. ©r war ein Bewunoerer gnebridjS bes ©roßen, beffen SRarmorftanbbilb in Stettin er burd) eine ^ol.joertleibung gegen etwaige Befdjäbigung fdjugen ließ, wie er bem SJlagiftrate in einem liebenöwiirbigen Schreiben nütteilte. ßnblidj, im fJlouember, ließ er fidj auf Sferfjanblungen ein. Sie ijogen fidj aber 311t Ijödjften Blißftimmung ber Stettiner meljrere SBodjen lang tjirr. '-Und) al§ am 21. 'Jlooember bie Kapitulation abgefdjloffen worben war, bauerte e§ nodj längere Seit, bis am 5. ®e ijember bie Übergabe erfolgte. „C weldj tjaße greube bie eingeleiteten Berbanblungen, ber enblidje Slbfdjluß uiio bie erfolgte fRatififation ber Kapitulation ljier erregt ljaben, läßt fidj nidjt befdjreiben unb tann felbft bei ber nidjt ju be^weifelnoen Seilnaljme jebe§ Patrioten nur oon allen benjenigen redjt innig empfunben werben, bie fo, wie id), fieben gaßre in ber engften Stlauerei nuferer bisherigen Be= Ijerrfdjer unb Sijrannen gelebt unb alles Ungemadj-ber über neun monatlidjen Belagerung erbulbet ljaben", fo beridjtete ^olijeibireltor Stolle bereits am 2. ^e^ember an bie Ütegierung in Stargarb ®iefe greube äußerte fidj auf baS lebljaftefte am 5. tegember, als nadj bem Slbmarfdje ber grangofen, bie entwaffnet abgefütjrt wurben, ber ©eueral oon iptötj mit feinen preußifdjeii Sruppen in bie befreite Stabt unter ©lodengeläut eingog. 'JVagiftrat unb Bürgerfdjaft empfingen iljn feierlidj, unb man beging biefen Sag mit einem Sebeum,
XII <ß(an ber Stabt Stettin 1828.
©injuflÄfeiei am 5. Sejember 1813. 435 baS auf bem KönigSpIatje augeftimmt würbe, einem SotteSbieufte in St. Jacobi, einem gefteffen im K'afino unb ^lliiininatwn. „Vlir betrachten", fo Reifet eS in bem SeitungSberidjte, „biefen unnergefjlidjen Sag al§ ben glüdlidjen 'Jlnfaug nuferer SBerfÖfjnung mit bem tjärteften Sdjidfale, unb ewig bentwürbig wirb er unS unb unfern 'Jladjtommen fein", Granbeau oerabfdjiebete fid) mit einem fefjr Ijöflicfjen Sdjreiben oon bem ©berbiirgermeifter unb erfannte barin an, bafe er „baS feljr feltene Salent befeffen ljabe, ohne Unterlafj bie gänglidje Gegebenheit au fein Vaterlaub unb feinen Souoetain gu beweifen uub gugleidj bie burd) bie fJlotwenbigteit gebotenen Opfer 311 bringen", ©ber- bürgermeifter, Viirgermeifter unb {Rat bradjten am 5. Tegember iljre patriotifdjen ©efinnungen in Sdjreiben an ben König griebrid) SSilbjelni unb an ben Staatstangier greiljerrn oon ^arbenberg gum ?luSbrude. „Qe weniger wir imftanbe waren, bie 9lnftrenguiigen uuferer Vrüber 311 bem gered)teften Kriege beS VatcrlanbeS ju teilen, um fo brüdenber füljlten wir bie geffeln einer frcmben entarteten ^errfdjermacht, unb um fo freubiger fdjliejjen wir uns nadj fiebenjäljrigen Ceiben an nufere Vrüber wieber an.“ Stettins grangofcngeit war gu Gnbe, eine Veriobe in feiner ©efdjidjte, bie oon gang eigenartigem Qntereffe ift, ba fie bie Ve= wot)uer ber Stabt auf eine fdjwere ißrobe ftellte unb oft in einen argen Konflift ber ^Pflidjten bradjte. Sod) biefe traurige Seit ftellt immerhin eine ruhmvolle Gpodje in ber Stabtgefdjidjte bar unb hat läuternb auf bie Scfininuig ber Stettiner gewirft unb fie 31t neuer Sattraft unb neuem Selbftgefüljl gewedt. 18. Kapitel. Stettin im 19. Saßrßunbert Bis gut Aiifßi’ßung ber Jeflnng. ’ie fdjwere Seit bet grembljerrfdjaft uub Velagerung hatte ben fej» Zj VSoljlftaub Stettins oofiftänbig vernidjtet. Sie ginangeii ber Kommune waren gemittet, bie Umgegenb ljatte unter ben triegerifdjen Greigniffen feljr grojjen Sdjaben erlitten, bie Vorftiibte waren niebergebrannt, bie Sörfer unb eingeluen Slnfiebelungen gerftört, bie tiefer uub Gärten oerwüftet. Sraurig, überaus traurig faß eS in unb um Stettin auS. 3U ben fdjweren ßeiben, oon benen öS bireft betroffen worben war, tarnen nodj bie Saften, bie infolge ber politifdjen Greigniffe auf bent gangen Canbe rußten unb au benen es feinen Slnteil gu tragen hatte. GS galt tatfädjlid) fiir Stettin wieber oou oorne angnfangen unb eine neue ©runblage git weiterer Gntwideluug 28*
436 VBtßinit einer neuen Entwidelunß gu legen. So beginnt mit bem galjre 1814 eine neue ifieriobe in feiner ©efdjidjte, in ber auf faft allen ©ebieten DeueS gefdjaffen rourbe unb ein erft langfam, bann fdjnetler einfetjenber Vluffdjroung erfolgte. SSoljl famen nod) mandje fdjwere Beiten, aber ein günftigeS ©efdjid bewahrte Stettin oor foldjen Schlägen, wie eS fie in ben vergangenen galjrljunberten immer roieber erlitten ljatte. Bahre, bie im allgemeinen ruhig verliefen, machten eine anljaltenbe Virbeit gut Vlbftellung ber iütifeftänbe unb gur Teilung ber SBunben möglich- DaS allmählich ent» ftefjenbe moberne SöirtfdjaftSleben in feinen vollftänbig veränberten formen roirfte günftig unb beförberte bie Entroidelung iu einer Sßeife, bie man im Vlnfange biefer ißeriobe nidjt ahnen tonnte. (Sin ^jinberniS hierbei rourbe meljr unb meljr ber geftungSgürtel, ber bie duffere VluSbeljnung lange Beit befdjrcintte. Die enbgültige Söefeitigung biefer feljr fdjroer empfunbenen Einfdjnürung ift baS widjtigfte Ereignis in ber neuen Stabtgefdjidjte. DeStjalb wirb biefer VIbfdjnitt bis gum Qfaljre 1873, in bem bie geftung aufgehoben roorben ift, geredjnet, obwohl nicht verfaulet wirb, bafj biefe 60 Bahre teineSroegS im gangen eine einljeitlidje 'ßeriobe barftellen, fonbern in fidj felbft gar nianuig» faltige Sferfdjiebenljeiten inbegug auf bie Gntwidelung ber Stabt uub beS ftäbtifdjen CebenS enthalten. SBeit mannigfaltiger als früher roirb baS moberne ßeben unb Dreiben in einer Stabt. SBie entfaltet fidj bie ftäbtifdjc Vkrroaltung, bie iljre Dätigteit auf gang anbere ©ebtete erftredt, wie verroidett gugleich unb verfdjiebenartig roirb baS VBirtfdjaftSleben, roie oielfeitig bie Virbeit ber öerooljner, roie verfdjiebenartig bie ft'ultur unb töilbungl Es ift unmöglich, alle biefe unb anbere Segieljungen im eingelnen barguftellen. DaS ift auch faum nötig, ba in biefer Beit ficfj bie Eigenart ber ftäbtifdjen ©emeinben mehr unb mehr verroifdjt unb balb eine ber anbern in ben meifteu Dichtungen ähnlich, ja faft gleich roirb. So gilt eS non nun an, ben Sßerfudj gu wagen, nur baSjenige in Jlürge hervorguheben, baS Stettin gu bem gemacht hat, roaS eS geworben ift, unb baS Eigenartige in feiner neueften Gntwidelung gu fdjilbern. Dabei muffen mandje Eingelljeiten, bie an fidj roidjtig unb intereffant finb, gurüdtreten, weil fie in eine allgemeine ©efchidjte beS 19. galjr hunbertS gehören, ljier wollen wir nur Ijörcn von Stettins ©efdjiden unb bem SBirfen uub Sßalten ber SHänner, bie fidj um fein VBoljl verbient gemadjt ljaben. DaS erfte USerf, baS man nadj bem Gnbe ber giangofeugeit in Vingriff nahm, war baS „Detabliffement", bie '-lyieberljerftellung. gunächft half man ber äufjerften Dot unb Virmut, in bie mandje ^erfonen befonbers burch i>aS Vlbreifjen ber fünfer in ben Sorfiäbtcit
2ßofcltätißfeit ber Stettiner. 437 geraten mären, burd) milbc (Baben ab. SieS rourbe namentlich er möglidjt burd) bie Summe non 1000 ©fuiib Sterling, bie ein Vollbauer $ülfsfomitee int SQärj 1814 an ben IRagiftrat überfanbte. Ser Stabt- rat Sdjmieberfe übesnaljm bie Verteilung, bei ber auch ©ewohner oon Tamm unb f intenwalbe berücffidjtigt würben. Sleidjem ßroede bienten 1000 Saler, bie am 0. Segember 1815 ber Sraf oon ©idftäbt in Stoblentj überwies, um fie „an arme burd) bie Belagerung ungiurflid) geworbene Stettiner (Einwohner bort, wo bie 9lot am grb|jeften ift, 511 geben". Sind) in Stettin felbft regte fid) bie SRilbtätigleit; ein fronen unb ein SDläbdjen herein jur lliiterftütjinig oon Citroen uub Söaifen gebliebener ©ommern bilbeten fidj 1814 unb wirften fahre lang fegenSreidj. für oerwunbete ftrieger fammelte man wieberljolt, grünbete 1815 einen Verein fiir eine ^iiunlibenanftalt am Seitlichen ©erge, ber brei fahre fpäter bort ^roei Käufer von f nvaliben beziehen laffen tonnte, ©alb barauf fdjuf man baS ©iirgerSRcttungS-f nftitut gur Unterftütjung hülföbebiirftiger ©ürger; eS begann feine Sätigteit 1819 unb ermöglichte burd) SluSIeitjung jinSIofer Sarlehen mandjem verarmten ^anbwerter eine SBiebereinridjtung feines Seroerbes. Sa= neben taten bie Stettiner audj mandjerlei für ba§ preufjifdje Vaterlanb; ber Stabtrat 'JJIafdje fammelte gut (Srridjtung eines poinmerfdjen Kavallerieregiments 1025 Saler, unb eine im Slpril 1815 veranftaltete Sammlung eigab für bie 9luSriiftung von freiwilligen 718 Saler. Sin ben ©reigniffen ber fahre 1814 unb 1815 nahm man tätigen Slnteil. Sie im Söinter in bie Heimat 3iirürfmarfd)ierenben niffifdjen Sruppen fanben m Stettin freunbliche Aufnahme. Ser Sieg bei ©elle-SlUiance, ber Sinnig in ©ari§ würben mit SanfgotteSbienfteu unb feftvorftelliingen int Sheater gefeiert. 23ie begrüfjte man am 25. Sejember 1815 baS aus feinbeSIanb jjurüdfeljreiibe 1. pommerfche f nfanterie ^Regiment, beffen <5Ijef ber junge Kronprinz friebrich SSiltjetni geworben war! 3Rit roeldjer freube feierte man am 18. funi 1810 ein allgemeines friebenSfeft in ber Slirche, bem Sheater unb in ber Safinogefellfchaft. Sie Slufhängung ber SebächtniStafeln, auf benen bie ©amen ber m ben Kriegen ©efallenen verßeidjiiet worben waren, befdjlofj biefe ©rinnerungSfeiern an bie vergangene fchwere, aber auch grofje Seit. für bie Uöieberherftelhnigsarbeiten ber Stabt Stettin rourbe von befonberer SBichtigteit bie neue Crganifation ber preufjifdjen ©roviiißial- behörben, bereu 9Iuffid)t bie Stabt unterftellt roar. Sie mit ben ©er» roaltungSgefdiäften betraute, 1808 in Stargarb eingerichtete ^Regierung rourbe 1814 nach Stettin verlegt, ©lar bie Stabt bereits vorher (1812) als „eine in ihrem bisherigen Verhältnis befonbere, ben fireifen
438 ©berpräfibent 3. 21. ©art. gleidjgeftellte Jtorporation" anerfannt worben, fo bilbete fie and) (efet einen SlreiS unter ber Sluffidjt ber erften 2lbteilung ber {Regierung. (Sine befonbere {Bebeutung aud) für bie ©tabtoerwaltung bctam baS Stint beS ©berpräfibeuten ber {prooiu3 SPommern. GS würbe gunädjft bem bereits erwähnten ©taatsminifter ß. ß. oon gngerSleben über« tragen, ber 1812 wieber in ben StaatSbieuft aufgenninmen unb auf {Bitten ber pommerfdjen Stäube 311m SPräfibenten ber ©targarber {Regierung ernannt worben war. Tod) bereits am 10. gfanuar 1810 würbe er 311111 ©berpräfibeuten am {Rhein beftellt, unb fein 5lmt in Stettin erhielt ber bisherige Oleiieralgouoerneiir ber 5Rf)eiiilaiibe 3 ohaiin 51 u g 11 ft tarn ber 2Ibb. 26. ©ad (geboren am 7. ©ttober 1764 in ßleoe). 9Rit ihm SDiaint nach ißoinniern, ber in 15 fahren unermüblidjer Tätigteit bie ihm anoertraute SProoiii3 311 neuem ßeben unb neuer {Blüte führte, ©ein SBirfen ift für ba§ gange ßanb unb infonbertjeit für ©tettin uon größtem ©egen gewefen. Gr oerftanb es, fid) in bie pommerfdjen ißerhält« niffe oollRänbig ein.yileben unb erfüllte fein • {ßerfpredjen, „in 'Pommern nod) ein 3weite§ unb britteS 'Pommern in üultur unb {Bevölterung 311 erfdjaffen“ ober bahnte wenigftenS bie Erfüllung an. 3n ber äußeren Stellung trat für bie ©tabt bereits 1826 infofern eine Sinberung ein, al§ fie wieber mit bem {Ranbower greife vereinigt wurbe. 3oha.ni 2lu0uft ©ad ®ie§ für ^re Wä*c ©ntwidelung nidjt giinftige {BerljältniS bauerte bi§ 311111 16. 9Rär3 1857; bamals wurbe oon neuem em eigener Stabt« freiö geöilbet. Ter planmäßige Slufbau ber 3erftörten '.Porftäbte begann fdjon 1816. ^uerft wurbe bie ©berwiet wieberhergeftellt, uub balb fanben inbuftrielle Einlagen oerfdjiebener 2lrt bort eine ©teile. Tagegen ließ eS bie SRilitäroerwaltung 3itnädjft auS iRiirffidjt auf bie geftung nidjt 31t, baß bie SBaulidjteiten ber Unterwiet wieber aufgebaut würben, ßange Beit häuften hier eit^elne {Bewohner in ben Stellern ihrer nicoer gebrannten Käufer ober in elenben Quitten, bis bann erft nadj gabren gadjwert« unb $o(3ijäufer crridjtet werben burften. Solchen, bie fid) aiiberSwo anbauen wollten, überwteS ber SUlagiftrat spiäße in ber {RatSplantage, wo allmählid) „eine neue {Met" an ber {Berliner
Tie Slnlagen Bor bem Sönißßtore. 439 ßanbftrafee entftanb. Gbcnfo erhob fid) auf ber £öl)e bei bem alten Tomei) eine Sorftabt, bie 1817 ben fllamen „9lcu-Tornei)" erljielr Sur Stillegung unb Unterhaltung öffentlicher Einlagen bilbete fid) 1810 eine ©efellfdjaft, bie fpdter auf Slnregung beß Cbeipräfibenten Gad tu einen „Einlagen» unb Serfdjönerungß Herein“ umgeroanbelt mürbe. Cer lief} eß fid) angelegen fein, nor bem @Iaciß ber geftungßroerte groifchen bem £tbnigß= uub fyrauentore Slnpflangungen DerjufteHen, bie im 3lufd)liiffe an beit neuen Scgräbmßplatj auf $al)rgel)nte h'11“11® einen befonbereti Gdjmud ber Gtabt bilbeten. Gin Sdnuanenteid), ein ®otfenl)äuld)*n, ein fiaffeehtmß, in bem im grü^Iing and) Srunnen fiir Siurgäfte gereidit rourben, madjten biefe fid) balb erroeiternben Sln- Slbb. 27. Stettin Bom Vogengarten auß. lagen gu einem freunblidjen Suftgarteu unb boten ben SBeroofjnent angenehme Gpagiergäuge. Sereitß 1825 befaug ber ^aftor Q. G. Seng an ff£eter='.ßaul in ber BeitUpg biefen „rounberbaren $ain, ber int ^BÜhlxtgsglange prangt mit ber Qugenbfdjönbeit reigenber ftiille". „Tauf, lauter Taut beu 9Jlanen ber ^jeintj’ unb Soltbammer unb allen SBacteren, bie bidj pflegten unb warteten’" 'Jladj ber einen Geite behüten fie fid) biß gum .Uirdihofe ber beiben reformierten ©emeinben ober bem fogenannten frangöfifd)en Serge, ber eine Wußfidjt auf bie Cber uub beit Tammfdicu Gce bot, ja faft biß gum Cogengarten, betn alten Sogelftangenberge au ber Unterwirf, auß, bett bie ßoge gu bett brei Sitfeln 1828 paditete unb 1 «67 täuflid)
440 9Infiebeluneen oor ber ©tabt. erwarb. Sad) ber anberen ©eite beS SlönigStoreS erfolgten fpäter Slnpflangungen, bie fid) längs ber geftungSroerfe bis gum ^Berliner Sor Ijinjogen unb immer ftattlidjer fjeraiuuudifeit. Slußerhalb be§ erften geftungSraijonS, in bent überhaupt feine Saulidjfeiten crridjtet rourben, entftanben nad) unb nad) gadfroerfbauten, £anbt)äufer unb Sillen. Die Sorftäbte ©rüntjof mit bet ©artenftraßc ober Atupfermühle mit bem „Sangen (Marten" roiefen balb einzelne freunblidje fünfer auf. TaS BanbtjauS ber ®ringeffin fölifabetl) rourbe roieber inftanb» gefeßt, unb fie uerbradjte bort mit ihrem Heinen £>offtaatc iljre galjrc oft in Weiterer ©cfelligfeit. 2IIS fie am 18. gebruar 1840 ftarb, fiel ba§ Srunbftürf „fßrinacfjfdjlofj" roenigftenS gum größeren Seile an bic gürftin uon Siegniß, bie balb gu fünften beS Stettiner SlrmcnrocfcnS barauf uergid)tete. Ss ift fpäter uerfauft roorben unb in ben Sefiß ber neuen Siebertafel ober anberer fiäufer übergegangen. Sind) in biefer ©egenb nad) Sraboro gu erhoben fid) Sanbfjäufer, unter benen baS ber uerroitroeten ©eljeimrätin Silebein in gülldjoro balb ba§ be« tanntefte rourbe. (55 bilbete gerabegu eine ©ehenSiuürbigfcit unb rourbe uon ben Slitgliebern beS foniglidjen Kaufes bei Sefud)en ©tcttinS roieberßolt befidjtigt 9lad) ber anberen ©eite ber ©tabt roar ber uiel gerühmte Seltljufenfdje ©arten, ben 1823 ber Eberpräfibent ©acf erwarb, um bort ßaniudjen gu güdjten unb ben Dbftbau gu pflegen, ein ©d)mud ber GJegenb; er ift fpäter bem Sau beS SaljnljofeS gum Opfer gefallen. Säeiter hinaus roaren baS ©runbftürt Cap clieri unb ber fiofafenberg, ber feinen Samen feit berSelagerung uon 1813 führte, beliebte ?luSfid)tSpunfte. ©o crroudjfcn uor ber geftung neue ©tabtteile unb S8ol)n» ftätten, bic fid) immer meljr an bie 1855 mit ©tabtred)t uerfeljcnc Crtfdjaft ©rabow ober ba§ Torf Sreboro anfd)loffeit. Sian uereinigte 1850 nadj langen SerfjanblungenSliipfennüljle unb ©rüntljal ober©riinl)of unb 1804 bie neu entftanbene „ißommerenSborfer Einlage" mit bent ©tabtbegirfe. Saß foldje 91nfiebelungen außerhalb ber ©tabt entftanben, war gang natürlich. Senn in bem uon beu geftungSroerfen umgebenen Saume herrf<f)te, al§ bie Seuölferung langfam, aber ftetig gitnahm, balb ein Stängel an Saupläßen unb an Söohnungen, ber überaus briirfenb unb unbequem rourbe. Sian fanb faum 93latj für bie not» roenbigften Sauten; ba§ neue ffrantenljauS mußte 1832 auf bem redjten Cbcrufer am Sßlnbrin an einer roenig geeigneten ©teile crridjtet werben, gür ba§ ebenfalls 1832 fertiggeftellte ©qmnafialgcbäube hatte nur burd) bie Sefeitigung ber {Ruinen ber Slarienfirche ein ®latj gewonnen roerben tonnen. SaS Sörfengebäube rourbe in ben Qaljren 1833—1836 am $eumartte bidjt bei ber ©teile, wo baS alte ©cglerljauS ftanb, ftattlid; anfgebaut, mußte aber bie unbequeme
abb. 28. Stettin uon ber ©benvief nn3.
9lbb. 29. (Stettin uont regten Cberufer auä (1837).
Gnneitcrunfl bet fteftung 184.5. 443 Seihe ber [eit 1738 bort befinblidjen $nuptwad)e lange 3afjre ertragen; erft 1865 wurbe fie non bort oerlegt. Tie Sefte ber abgebrannten Sifolaifirdje beseitigte man in ben ^aljren 1812—1816 unb gewann in bem „neuen SRarfte" einen Ijöcfjft notwenbigen '431atj fiir ben Starttoerfehr. Tie 1824 gegrunbete Cttofdjnle tonnte nirgenb anberg als auf bem Schweigert)ofe, bie griebridj S®i(t)eInt5^Jieaifd)uIe 1840 nur bort, wo baS alte StatSlijceum an ber Stelle beS ehemaligen weiften yjlöndjsflofterS ftanb, einen ißlatj fiuben. Son bem baulichen 3uftanbe ber Stabt, namentlich and) oon ber 2lrt ber Srivatljäufer entwirft eine Sfigge beS K'reiSpIjijftfuS Dr E. yjlullcr, bie 1843 im Trude erfdjien, ein anfdjaulicfjeS Silb. Gr unterfdjeibet brei Klaffen non fünfem, bie alten Giebel häufet, bie fleinbürgcrlidjen Sauten, bie urfpriinglich nur gwei Stod» werfe ljatten unb oljne jeben Komfort eng, würfelig unb bunfel waren, unb bie mobernett größeren Slietshäufer. ?luch in Kellern wohnten nod; red)t oiele Genie, unb bereit Eingänge verengten bie Straften in Ijödjft unbequemer SSeife. Tiefe waren gumeift an fidj fdjon eng unb infolge ber ljoljen Käufer finfter unb unfreunblich- Überall madjte fidj ber Slangel an Sl°B geltenb, unb eS wurbe immer tlarer, baft für eine weitere Gntwidehing ber Stabt roenigftenS eine Erweiterung ber geftungSwerfe burdjauS notwenbig war. .ßwar gelang e§, ben Sian ber Sebauung ber Silbcrwiefe, ben ber Kafjn» bauer Slartin DJlafdje bereits 1832 entworfen batte, gur Ausführung gu bringen. Tie Grbmaffen, bie bei bem Sau beS SatjnfjofeS fort» gefdjafft werben muftten, benutjte man gur Slufljöljimg biefeS fumpftgen GelänbeS uno fdjuf feit 1842 einen neuen Stabtteil an ber Sarnitj. Aber man gögerte guiiädjft, bort SJoljnljäufer gu erridjten, teils weil von feiten ber SOüIitärbeljörbe bagegen Ginwenbungcn erhoben würben, teils weil man fanitäre Sebenfen h‘dte. GS bauerte beShalb mehrere gafjre, bis Ijier eine regere Sautätigtcit einfeftte unb Straften angelegt würben. So Ijalf audj biefe Seuanlage faitm über bie SSoljnuiigSnot fort, bie immer gröfter wurbe, ba bie Seoölferutig fich oon etwas mehr als 25000 im gatjre 1816 auf 41573 im galjre 1843 gehoben hatte- Taher wurbe bie KabinetSorbre beS Königs griebridj Söilljelm IV. oom 24. April 1845 mit grofter greube begriiftt, bie eine Erweiterung ber Stabt auf ber Sübfeite beS liirfen CberuferS burdj .fjinauSfdjieben ber geftungSanlageii nadj bem gort fßreuften gu genehmigte Tiefer groftartige Sau bauerte bis 1848, es wurbe baburdj ein nicht unbe» beutenbeS Gebiet gum Anbau, bie fogenannte „Slenftabt", gewonnen. Sie wurbe mit ber breiten unb fdjönen Ginbenftraftc unb ben fie redjtwinfelig fchneibenben Seitenftraften unb gwei freien Stiften feljr
444 Die ftäbtifdje Serroaltunß. ötcicfjninfjig angelegt. Ter Anbau gefdjat) anfänglich nur tangfam, bann aber fdjneller, bod) erft in ben fechgiger galjreu roar biefer Teil im roefentliäjen bebaut. Tort errichtete bie Stabt an ber (Elifabeth* ftraße ben großen SReuban für baS goljanniSflofter, beffen redjt oer fallencS bisheriges $eim an ber Qoljannisfirdje abgebrochen roerben tonnte. Qn ber fRäße erljielt 1856 auch bie grtebridj'SöilljelinS Sdjule einen fReubau giir beu ftommanbanteu ber geftung, bem bisher ein .fpaitS in ber großen SSollwebcrftraßc (9lr. 26) gur Verfügung ftanb, rourbe am Siftoriaplatj ein ßfebäube errichtet, baS 1868 fertig rourbe, gu gleicher 3eit baute mau baß Artilleriebepot unb balb barauf baS Wilitär Üafino (1872 eingerocifjt). So erftanben iu ber fReuftabt einige ftattlidje Sauten, roäljrenb bie meiften Srioatljäufcr in ober 9lücfjtern(jeit unb laugroeiliger Olleidjförmigfeit aufgefiitjrt rourben. Wan fudjte beu Uilatj möglidjft auSgunußen unb errichtete beSfjalb ßolje, oierftödige Sebäube SJroßbem war balb roieber ber SJoßnungS' mangel feljr groß, ba bie Sevölferung bis gum gaßre 1855 auf 55076 ftieg. Stettin ift „bie Stabt beS feßlenben JRaumcS", fo ßieß eS bamals. TeSßalb ging Honig griebridj Söilßelm IV. auf bie Sßünfdje itadj Slbtjülfe ein uub fegte burd; ft'abinetSorbre nom 3. Oftober 1856 eine Slommiffion ein, bie in (Erwägung gießen follte, roie „burdj Stettins (Erweiterung baS größte ^inberniS gu befeitigen fei, welches ber oollen (Entfaltung feiner ^anbelstätigteit im Söege fteße". (Es fanben lange ffierljanblungen ber fiommiffion ftatt, gu ber ßioilbeamte, roie ber Cberpräfibent Senfft o. ^ßilfach unb ber Cberbiirgermeifter gering, uub Dffigierc, roie bie fommanbierenben ©eueräle n. (Mraboro unb n. SBufforo, gehörten. Slü»e unb (Ent= würfe gu einer (Erweiterung ber Stabt, befonbers nadj fRorben ßin würben auch uon einer ftäbtifdjen Spegialfommiffion ausgearbeitet unb beraten, boefj bie Angelegenheit geriet 1860 inS Stocfeu unb würbe bann gang bei Seite gelegt. Tie 3e't. entfdjeibenbe uub burdjgreifeube Sefdjlüffe in biefer Segieljung gu faffecr, roar nodj nicht getomnien. Tie Sevölferung, bie fich 1871 auf 76 280 oermeßrt hatte, mußte ben Broang ber geftung nodj weiter ertragen. Unter biefen llmftänben ljatte eS bie ftäbtifcije Serroaltung nicht leidjt, bie Sefcßäfte gu führen. '-Rad) bem (Enbe ber grangofen geit mußte fie fidj erft nadj ben Seftimmungen ber Stäbteorbiuing oom 19. fRovember 1808 regelrecht organifiereit unb iljre ßiefdjäftS Führung gufammen nut ben Stabtoerorbneten auSgeftalten. TieS ®efetj blieb lange bie OJntnblage unb bie 5Rorm ber Slerroaltung, benu bie reoibierte Drbnung oom 17. SRärg 1831 fanb in Stettin feine (Einführung, ©efährbet rourbe fie burch bie am 11. Würg 185U
Die ftäbtifdjen ginanjen. 445 erlaffene GJemeinbeorbnutig, burd) bie ber redjtlidje llnterfdjieb gwifdjen (Stabt unb Dorf befeitigt werben füllte. <£tje aber bie ©erarbeiten für bie gebotenen neuen Gnnridjtungen in (Stettin beenbet worben waren, erfolgte 1852 bie ©iftierung biefer Arbeiten uub am 30. ©lai 1853 ber Erlaß ber ©täbteorbnung fiir bie feefjö öftlidjen ©rovingen; bieS im wefentlidjen nod) beute gültige Sefetj wurbe 1854 iu ber ©tabt burdjgefüljrt. Qn bemfelbcn Qabre erhielten burd) aller» bödjften Erlaß Cbcrbürgeruieifter, ©iirgermeifter unb ©tabtuerorbneten» ©orfteber bie ©eredjtigung, als SlnitSabgcidjen golbene .Stetten gu tragen. Ebenfo wurbe bamals ©tettin bas 9ieci)t gur ©räfeiitation eines ©er« treterS gum ^errenbanfe nerliel)en SÖie fid) in ben fedjgiger fahren bie ©erwaltung ber ©tabt entwidelte, wie ber Kreis ber Eefdjäfte immer größer wurbe, wie bie 3abl ber ©eamten fortwäljrenb wnd)§, baS läßt fjd) bier nirt)t bar« ftellen, obwoljl eS für bie @efd)id)te ber ©taöt nid)t oßne Sßidjtigfeit unb Sntereffe ift. Es ßanbelt fid) babei aber nm fo Diele ©pegial- fragen, innere Slnorbnungen unb ®iurid)tungen, baß eine ©ebanblung ben ©ahmen biefer Darftellung uolltomnieii fprengen würbe. Es fei nur betforgeboben, baß aud) hier bie ©elbftnerwaltung immer meßr auSgebilbet warb, baß neben ber Slrbeit beS ©lagiftratS unb ber Singefteliten bie freiwillige Dätigfeit ber ©ärger in ber ©tabtner orbneten-©erfammlung ober in Deputationen unb Hontmiffionen im Caufe ber ßeit reger unb fegensreidjer wurbe. Die fdjwerfte Slrbeit war auf lange Qabre bin bie Crbnung ber ftabtifd)en giiiaugen, bie infolge ber triegerifdjen Beiten in Ijeillofe Serwirrung geraten waren, Ein ©erid)t auS bem ^aßre 1814 ftellt baS auSfül)rlid) bar. ©Jas für eine ©lifere war eS, wenn bamals bie Einuabme nur 37 7U1 Daler, bie Slusgabe bagegen 130933 Daler betrug, bie ©Bulben fich auf mel)r als 500000 Daler beliefen unb jäl)rlid) faft 10000 Daler Bilifeii gu gaßlen waren! „Die Kämmerei« taffe, beißt eS, ift nicht imftanbe, bie nötigen ÜluSgaben, nidjt einmal für bie ©efolbung, gu leiften." ©eratungen beS ©lagiftratS unb ber ©tabtDerorbneten führten gu feinem befriebigenben ©efnltate, unb man half fid) guuädjft mit bet SluSfcßreibung von ©reitragSquoten als ©orfd)iiffen ©alb aber griff bie ©egierung ein unb orbnete 1816 eine tommiffarifdje llnterfudpmg ber gefaulten ftäbtifdjen ©er waltung an. Die beiben ©egierungsräte Hamann unb 9loe reichten einen ausfiibrlidjen ©eridjt ein, in bem fie gatjlreidje ©orfd)lage gur ©erminberung ber 'JluSgaben unb gur befferen ©erwaltung madjten. ?US ber ©lagiftrat biefe nidjt ohne weiteres aimebmeii wollte, erhielt er von ber ©egiernng einen fdjarfen ©erweis unb mußte fid) auch
446 Unterfudjung ber ftäbtifdjen Verljältnifje. vom SRinifterium bett Vorwurf gefallen laffen, bafj „er offenbar nidjt ba§ Vefte beS f^eni^inruefeits ber Stabt, fonbern bloß fRcdjtljaberei unb Auflehnung wiber bie 'JJlaferegcln ber oorgefetjten Vcljörben bezwede". Tafj in ber Verwaltung ber Stabt oiele Vlängcl vorljanben waren, mufe als unzweifelhaft gelten. ®er Vlagiftrat fdjeint fid) nod) nidjt fo in bie neuen Verfjältniffe Ijineingefunben ju l)aben, bafj er alles überfcljen tonnte, bie Stabtoerorbnetcn liefern eS an ber iljnen obliegenben Auffidjt fehlen, wie überhaupt ber erfte (Sifer, ber fid) bei bent Srlafe ber Stäbteorbnung gezeigt ljatte, crljeblid) gefüllten war. (SS gelang zwar, bie ftäbtifdjen Sdjulben in ben galjren oon 1816—1822 oon etwa 500000 Salem auf 23000Ü ßu oer- nünbern, aber fpäter machten fidj allerlei Verfäuinniffe beniertbar; e§ unterblieb bie fRedjnungSlegung für einzelne VerwaltungSzmeige, es erfolgte feine Überfidjt be§ StabtljausljalteS, eS tarnen Uuregelmäfeig’ feiten rerfdjiebener Art oor. 'JRan tlagte in ber Stabt, bafj bie Abgaben trotj be§ offenbaren SöadjStitmS ber Veoölferung unb ber Bunatjme be§ SBoljIftanbeS nidjt ermäfeigt würben, man warf ben SRitgliebern bes ÜRagiftratS allerlei ®igenniädjtigfeiten oor, furz, bie IRifeftimmung naljin 311 unb wanbte fid; bereits gegen beftimmte tßerfonen. inwieweit biefe an ben unzweifelhaft vorljanbenen 9Jlife» ftänben, über bie wieberljolt Allagen an bie Stabtverorbneten Ver= fanimlung geridjtet würben, wirtlidj Sdjulb trugen, ba§ foll Ijier nidjt erörtert werben. ®nblid) reidjten ini September 1829 einige Vürger eine ausfüljrlidje Vefdjwerbe au bie '.Regierung unb baS URinifterium ein. Darauf erljielt ber VegiernngSrat v. gtjenplilj ben Auftrag, eine griinblidje Unterfudjung uorzuneljmen. Diefe bauerte meljrerc Jgaljre unb ergab tatfndjlidj eine nidjt uiibebeutenbe llnorbuung in ber ftäbti= fdjen Verwaltung; man liefe aber, ba turj vorher (1828) ber Eber bürgermeifter Scirftein geftorbeu war, einige Sßitiifte nnerlebigt uub hoffte, bafe burd) bie VJaljl bes neuen Oberbürgermeisters .fjjeinrid) gerbinanb Steinitfe ein energifdjerer Bug in bie Verwaltung fominen werbe. Diefer ljatte aber in ber furzen $eit feiner AmtStätigfeit (bis 1832) einen fdjweren Staub gegenüber ber Oppofition, bie fidj in ber Vürgerfdjaft lebljaft funbtat. Die Sefferung ber Verwaltung wurbe baburdj erfdjwert, zumal ba, wie e§ fdjeint, ber 'JRagiftrat immer nodj nidjt (jugeftel)en wollte, bafe überhaupt llnrcgelnüifeigfciten oorgefominen feien. Offener ging ber im Sluguft 1832 zum Ober= bürgermeifter gewählte bisherige (feit 1824) zweite Vürgermeifter ÜlnbreaS griebridj 'JJlafdje vor. gljm, bem alten Jl'eiiner ber Stettiner ftäbtifdjen Buftänbe, gelang e§, bie meiften Vlifebräudje unb Übel= ftänbe al’zuftellen unb baburd) bie (Segnerfdjaft allmäljlid) zu befeitigeu.
Tie ginanjDedjältniffe. 447 ®o war bie int ^fuli 1834 ergebende Entfdjeibung ber '.Regierung für ben 'JJlagiftrat nn allgemeinen günftig, wenn er and) wegen mannig- facher Ülcrabfäuniung ber Sßflidjten unb Serftöfee gegen bie Stäbte» orbnung in eine (Melbftrafe genommen wnrbe. 911S enblidj 1836 gum erften 'IRale bie in ber Stäbtcorbnung oorgefdiriebene öffentliche 'M nähme ber fiämmerei»9ledjnungen erfolgte, ba würbe ber uneri|iiicflidje Streit beenbigt, ber ben JJortfdjritt in ber Stabtoerwaitung ungemein gehemmt hatte Unzweifelhaft ift es ein bcfonbereS ißerbienft 'JJlafcheS, ein foldjeS für baS SBoljl ber Stabt notwenbigcS (Shwemeljnien feer geftcllt unb eine geregelte unb orbenthche Rührung ber ©efdjäfte angebahnt gu hoben. Eingeleitet würbe biefe ghicflirfiere 'ßeriobe ber ftäbtifdjen Serwaltung burch bie $eier, bie gur Erinnerung an bie oor 25 fahren erfolgte Einführung ber Stäbteorbiuing am 18. 2Rärg 1834 begangen würbe. Tiefe SBerljältnlffe tun fidj auch *n ben ßaljlen be§ jäljrlidjen ftäbtifdjen Etats funb, bie bis etwa 1832 in Einnahme unb 'MS» gäbe feljr fdjiuanten Erft allmätjlidj treten eine gröfjere Gleich’ niäfeigteit unb eine gletctjbleibenbc ^unaljme ein. SRan hot ben Ein» brucf, bafe anfangs bie Sliifftellungen feljr tüuftlidj gurechtgemudjt finb, um auf jeben galt einen Überfcfjufe Ijeraitsgurechnen, wäijrenb notwenbige ®ebicrfniffe unberiidfidjtigt blieben. Tann aber begann man bei aller Sparfamfeit, wie fie banialS in ^reufeeit überall im Sraudje war, ridjtigere 'Mfatje gu machen unb im gangen mit mehr iBerftäiioniS gu wirtfdjaften. Einige wenige fahlen (unter gortlaffung ber OJrofdjen unb '-Pfennige) mögen bie Entwidelinig beS Stettiner Etats in biefer Seit geigen: Einnahme: Slusgabe: 1820: 197 734 Tuler 174 208 Taler 1830: 200 970 „ 171863 „ 1842: 374261 „ 339 313 „ 1852: 397048 „ 352009 „ 1855: 477786 „ 410812 „ 186(): 502 392 „ 450439 „ Soldj Sluffchwung ber fjinangoirljältiiiffc würbe ermöglicht gu» näcfjft burd) ftaatlidje ^Beihilfen. So würbe ein SBorfchufe oon 1O4OU Talern bewilligt unb bann bie fRücfgahlung mit Den ginfeii gum grofeen Teile erlaffen 'JRcljrere Reifere hinburch erljielt bie Stabt einen regelmäfeigen ßufdjufe oom Staate. Leiter tjalf bie neue Steuerorbnung. SRadj bem Eefetje über bie 9Jlcitjl= unb Schladjt- fteuer, bie 1820 in Stettin eiiigefüljrt wnrbe, gingen 33*4 °/0 oom URaljlwerf unb 169/s oom Sdjladjtoielj an bie Kämmerei ab. TeSljalb
448 Str ftäbtifdje ©runbbefit}. fanb bie Agitation, bie 1849/50 befonbers oom Stabtrat SERoritj in Stettin gegen biefe Steuer betrieben wnrbe, wenig Entlang bei ber ftäbtifdjen Verwaltung. (Ebenfo bradjten and) bie biretten @e meinbcfteuern, bie fid) auS fßerfonal* nnb fRealabgaben gufammen« fetjten, balb ftänbig wadjfenbe Veträge. Über baS Slbgabenwefen, baS in biefer 3l’it uielfadjcr ifinberung unterlag, ljier anSfüfjrlid) gu Ijanbeln, ift nidjt möglidj, bodj mag bem SBnnfdje, bafj baS 0|itang wcfen Stettins im 19. Qaljrljuiibert eine fachgemäße Unterfudjung uno Darftellung finöen möge, ?lusbrnct gegeben werben. Sin biefer Stelle mitffen bie Eingaben genügen, bafj uon 1806 bis 1843 im ganzen 802 660 Saler Sdjulbcn übernommen ober neu gemacht, aber 53G018 Saler jurüdgeaaljlt worben finb, fo bafe ein SReft oon 266 642 Salem blieb. Die gröfeeren Stabtanleiljen würben freilidj, bei ben immer wadjfenben Vebürfniffen unb Unternehmungen, erft fpäter aiifgenommen 6Jute, gum Seil aud) gefdjidjtlidje öemertungen über bie ginangoerwaltung enthalten bie Erläuterungen, bie bem gebrudten ?luSguge auS ber IHedjnung ber Slammereitaffe für 1843 beigegeben finb. Sine furge Überfidjt gibt ber Vortrag, ben Ober» bürgermeifter SRafdje am Sage feineS 50 jährigen DienftjubiläumS (1. September 1857) hielt unb im Datei erfdjeinen liefe, ^m all« gemeinen erlennt man beutlidj, weid) eine STQiihe bie Crbnung ber oerworrenen guftänbe erforbertc, wie Dorfidjtige Sparfamteit um fo notwenbiger war, je mel)r fidj bie Slnforberuugeii an bie Mommuneii fteigerten, wie aber trotjbem auf allen ©ebieten ein gortfdjritt un« nerfennbar ift. So regelte man aud) bie ötonomifdje Verwaltung neu unb war bemüht, bie Erträge ber gorften unb Vrüdjc gu heben, für bie muii einige Seit einen eigenen Cberförfter anftellte. irtedjt grofee Slrbeit mad)te bie {Regulierung ber gutSherriidjen unb bäuerlichen Vertjiiltniffe im Stabt« unb ftloftereigentum, bie in« folge be? Ebift? oom 14. September 1811 notwenbig wurbe. D.e Verhaitblungeti unb filrbeiten begannen 1816, tarnen aber erft redjt m glufe, als 1817 bie ©eneraltuminiffion in Stargarb crridjtet unb halb barauf eine eigene ftäbtifdje STommiffion eingefetjt worben war. Durd) einzelne {Regeffe würben in ben ftäbtifdjen Dörfern Strelow, Sdjeune, Vemitj, VJuffow, tßonunerenSborf, in ben Vorwerten Sdjwargow, Ederberg ttfw. bie Separation unb GJemcinheitsteilung, bie Ülblöfung ber Abgaben u. a. m feftgefetjt. Daburdi erfuhr ber ftäbtifdje Srunbbefife eine feljr tief eingrcifeiibe lÜnberuiig, unb eS blieben im biretten Sefitje Stettins, nadjbem bie Sutsberrfdjaft auf« geljoben worben war, im wefentlidjen nur bie gorften bei XSuffow, UReffentljm, Söolfsgorft unb Vobenberg, fowie bie Vrüdje an ber
XIII. Dßerbürgerineifter uon (Stettin.
XITIa. Cberbürgermeirtcr uon (Stettin
Sie Stabtuerroaltune- 449 Cber, in benen baS giofje Glsbrudj eine gorfterei bei bem neu angelegten giiugfernbcrg erljielt, bie SStefen unb SSerber gwifdjen ber Cber unb bem Sammfdjen See am Samnianfdj, an ber Krampe unb bem Tungig. (Eigentum bed KlofterS blieb bie gorft oon Slrnten tjeibe. Tanadj betrug ber ©runbbefig ber Stabt aufjerljalb beS ©emeinbebegirfS 2138,50 ha, ber bed Klafters 977,57 Im. Sei biefer '.Regulierung ging mandjeS Stürf beS alten StabtbefitgeS uerloren, uub cd ift faum gweifelljaft, bafj bamals nidjt immer mit ber wünfdjenSwerteii llmfidjt uerfaljren nmrbe. Ster tonnte aber afjiten, bafe bie Sind’ beljniing ber Stabt fpäter ben iHiicffauf einzelner ehemaliger Sefitj1 ftücte notroenbig madjen werbe? (Einen notgebruugenen (Erwerb madjte bie Stabt 1831, ald fie bei einer Subfjaftation bie Wüter Srutjen unb ©roh ißopplow im Streife Selgarb erwarb, um ein Kapital uon 10000 Salem gu retten. Wlit einem Heinen Serlufte tonnte fie aber bie ©üter bereitd im nädjften galjre wieber uerfaufen Sie gröfjte Sdjwierigteit bereitete bie Siegelung bes Iterljältniffed Stettins gtt feiner 'JRebiatftabt ^3ölitg, bte galjrgeljnte Ijinburdj au bauerte. Sic Sliifljebnng ber Untertänigkeit bradjte fofort oiele Konflitte mit fidj; über bie Ijertömmlidjen Slbgaben, Sienfte unb 'Jledjte ber Sßolitjer fam ed gu uiierquirflidjen Streitigfeiten, bis in einer Sleilje uon ^teogeffett bad SlblöfiingSucrfaljren eingeleitet würbe. (Enblidj wnrbe burdj 'Jlbfinbitug ber gegenteiligen gorberungen baS alte UterfjältniS aufgeljoben, nur bad ifSatronatdredjl bed Stettiner 'JRagiftratS über bie Sßölitjer Kirdje geugt nodj uon bem meitwürbigen töanbe, bas galjrljunberte lang bie Heine Stabt an bie größere unb mädjtigere SRadjbarin gefeffelt batte. Sdjon biefe wenigen 'Jliibeutiingcn geigen, weid) eine gülle von neuen Aufgaben in biefer ßeit ber Stabtuerwaltimg erwudjfen. Sie aud ben gönnen beS 18. galjrljnnberts, in bem bie Selbfttätigfeit ber Kommunen faft gang befdjräntt worben war, in bie beS 19. tjin itbergufüljren, bad eine große Baljl uon neuen gorberungen ftellte, madjte ungemeine Sdjwierigfeiten unb itnenblidje SRülje. Tabei be fanben fidj bie ^uftänbe iu einer fortlaufenbeii ©ntwideluitg unb bradjten Qaljr für galjr anbere gbecn, Slrbeiten unb ©efdjäfte, fo bafj eine gcwiffe llnriilje nnb ein (Erproben unausbleiblich waren. SaS geigen namentlidj bie Iterljanblungcn verfdjiebener Koinniiffioiien, bie uom SJlagiftrate unb ben Stabtuerorbneten g. S8. 1841 uub 1844 „gur Prüfung neuer ober uerbeffcrter (Einridjtungen im Komniuual wefen" eingefetjt würben. 'JJtan ftaunt, lueiut man bie itjnen uorgelegten Sßrojefte unb Üorfdjläge lieft; fie finb uon ber tBetcmann, von Ctetttn 9,.
450 Sie ©olijeiuernraltutifl. mannigfacßften Slrt unb bejieljen fid) auf $aiibelSbebürfniffe, Sd)ul= roefen, ©aSbeleudjtung, SBafferleituug, Keubauteu, ©rroeiterung ber Stabt u. a. m. 3ft and) burdj bie Beratungen vielleidjt junädjft und) nidjtS ©ofitiveS erreicht roorben, fo finb bod) bereits bamalS ©cbanten befprodjen roorben, bie jum Seil erft weit fpäter jur 3lu§- fiiljrung gebradjt roerben fonnten. Serabe biefe Erörterungen jeugen mitunter uon einem fouft nidjt immer bemertbaren weiten ©Ilde ber ftäbtifdjen Sejörben ober ber leiteuben ©länner. ©8ie feljr bie ganzen Einndjtiingen nod) im gluffe roaren, geigt aud) baS BcrIjältniS jroifdjen Staat unb Stabt; and; f)ier mußten fitfj erft allmäljlid) fefte (SJrunbfätje jeraiiSbilben, 3. B. für bie Ißolijeioerroaltuug Stettins, bie in biefer Beit meljrfad) SBanblungen ju erfahren jatte. Buerft einer töniglidjen Befjörbe, beren Ceituug ber ©olijeibireftor Stolle ljatte, übertragen, ging fie 182ß auf ben ©lagiftrat über, ber eine „Jinniglidje ©olijei-Sireftion" auS feiner ©litte bilbete. Siefe ljatte bie ©erroaltung ber ©otijei in ber Stabt Stettin, fämtlidjen ©or ftäbten unb in Bollinten, $rauenborf, Bülldjoro, Breboro, ©raboiv unb ben ©ommerenSborfer Einlagen; bie Ceituug übernahm ber Stabtrat Sdjalleßn. Qm Qatjre 1851 rourbe bie Beljörbe roieber als eine rein föniglidje anertannt unb oon nun an burd) einen ©olijeibireftor, ber meift ben Sitel eines ©räfibenten erljielt, geleitet. Sabei erfuhren bie Crganifation, bte UnterljaltiuigSfrage, bie Stompetenjen oerfdjiebene Anbetungen. Sic roadjfenbe SlitSbeljnung ber Stabt, bie 1852 in 17 Bcjirfe eingeteilt rourbe, baS ©erljältniS ber ©olijei ju anberen ©efjörben, bie Stellung Stettins ju unb in bem ©anboroer Greife u. a. m. bereiteten nidjt geringe Sdjroierigteiten unb führten wieberljolt STouflitte fjerbei. Sabei fam audj bie ßanbftanbfdjaft ber Stabt jur Erörterung. Sie roar fdjon auf bem erften Canbtage non ©ommern, ber uom 3. Cttober bis jum 18. Sejember 1824 in Stettin tagte, vertreten, erljielt aber erft burdj bie tgl. Serorbiiuug wegen jufünftiger ©er faffung ber „ftominunallanbtage in ©ommern“ vom 17. Sluguft 1825 baS gefeßlidje IRedjt ber Bertretung burdj einen Abgeorbneten. ©ine befonberS roidjtige Neuerung wurbe für beu ilaufmannS- ftanb gefdjaffen. Sie nur uodj bem ©anieii nadj befteljenben brei alten ^anbelSfoiupagnieii unb bie ©ereinigung beS SlaufmanuS jjum Seglerljaufe tonnten unter ben umgeftalteten ©erljältniffen nidjt meljr als eine redjte ©epräfentation ber llaufmannfdjaft augefeljen werben. Sie Illage, baß viele angefetjene Slaufleute fid) von ben ©erfamui- lungen im Seglerljaufe fern hielten, rourbe oft erhoben, aber ber ©orftanb, ber auS 8 'Jllterntännern beftanb, ljatte feine SJladjt, eine 'Jinberung ßerbeijufüfjren. Sesljalb griff bie Staatsregieruiig ein unb
©ie Korporation ber Kaufiuannfdjaft- 451 erridjtete burd) Serorbnung ootn 15. fRooeniber 1821 anstelle ber biö= Ijerigen faufmännifdjen ßünfte, Silben unb Jnnungen bie „Korpo ration ber Kaiiftnanafdjaf t", in ber Hoffnung, bafe baburdj ber Semeinfinn ber Kaufleute getjobeii werben würbe. ©iefer Sereinigung fällte eS obliegen, „ba§ allgemeine Jntereffe ber Sdjiffaljrt unb beö £>anbelö ober eines JweigeS beSfelben“ ju heben, alle „öffentlichen Einrichtungen unb SInftalten, welche 311111 Setriebe beS ^anbelS bienen, 311 unterhalten, fowie ba§ eigene Sermögen ju oerwalten". ©ie Sertretung unb ßeitung ber Korporation erhielt ein SluSfdjufe oon 9 Sorfteljern, bie oon ben Slitgliebern auf 6 Jahre gewählt würben. Jiir bie, roeldje baS taufinännifdje Seroerbe mit ben im allgemeinen flanbredjte näljer beftimmten ^Rechten in (Stettin anSiiben wollten, roar bie Aufnahme in bie Korporation ßroang, unb fo ftanb fie eigentlidj, roie mit SRedjt gefagt ift, mit ber Jbee ber in preufeen geltenben Seroerbefreiheit in SBiberfprud). Erft 40 Jaljre fpäter finb bie prioatredjtlidjen Sorfdjriften be§ Korporatioiisftatutö burdj baö Ein» führuiigSgefefe 311m allgemeinen beutfdjen .fjjanbelögefetjbudje uom 24. Juni 1801 aufeer Kraft gefetjt roorben; bie faufmännifdjen 9iedjte roaren nicht mehr »0» ber Jugehörigleit gur Korporation abhängig, unb fie rourbe eine JntereffeiiDertretung auf ber Srunblage bes frei’ roilligen Beitritts. Sin reoibierteS Statut erhielt fie am 14. SJlärj 1870. ©iefe Korporation, bie am 24. Januar 1822 feierlidj eröffnet ronrbe unb beren erfter Cbearorfteljer Komnierjienrat SRahm war, gäfjlte bamals 226, 1872 bagegen 728 SRitglieber. Sie roar oon nun für bie Entroidelung be§ £>anbel§ unb ber Sdjiffaljrt oon ber gröfeteit Sebeutung unb trug an ihrem ©eile feljr uiel 31t bem Sluffdjwunge bei, beu bie Stabt naljm. Jfere Sorfteljer finb ftetig bemüht geroefen, neben bem SBoljle ber Korporation audj baS Sebeiljen ber gefaulten Semeinbe im Singe 31t beljalten. Sin ihrer Spitje ftanben als 9ladj folger 9laljm§ oon 1828 bi§ 1849 ©aniel SQilljelm Sdjult; (geft. 1852), nadj iljm Jriebridj Sdjilloro (geft. 1864) unb oon 1864 an Joljann Heinrich Emil fRahm. Unter benen, bie neben iljuen im Sorftehcr= amte tätig roaren, finben fich Slamen, roie Sribel, 'JJleifter, ©heuue, SSädjter, URetjentljin, Jrefeborff, Silling, Sdjlutoro, SSeinreid), Sadj hufen, be la Sarre, Schröber, Guiftorp, Srumin, fjaler, Sraroiij u. a. m. Son ber ©ätigteit ber Korporation legen JeugniS ab bie Jahresberichte ber SBorftefjer, bie feit 1845 in ununterbrodjencr fReihe oorliegen. Si§ 1836 hielt bie Kaufmannfchaft ifere Jufammenfiinfte, bte anfangs nur breimal in ber SBodje, fpäter täglidj ftattfanben, in bem alten Seglerfeaufe in ber Sdjuhftrafee; am 19. September biefeS Jahres be3og fie baö ftattlidje Sörfengebäube am £>eumartt, ba§ nach ben 29*
452 Sßaffer» unb Hüfenbauten. Binnen beS (Meß. CberbauratS Dr. SJlatßiaß in Berlin von bem Stabt» baiuneifter itremfer erbaut roorben roar. Tort fanb and) bie am 17. September 1836 gegrünbete Eefetlfcßaft „Slbenbßalle", bie vor» neßmlidj aus Kaufleuten beftanb, ein Heim. fRocß eße biefe neue Drganifation ber Kaufmainifcßaft erfolgt roar, batte bie Staatsregicnnig ein Sßert in Singriff genommen, ba§ für ben Stettiner $anbet unb Sdjiffaßrt von ber grüßten Sebeutuug fein mußte. Seit ber ^Regierung griebridjS beS (Großen roar fiir ben Hafen in Sroinemiinbe wenig gefdjeßen; mau ßatte gwar 1804 unb 1805 'JJläne unb Entwürfe für eine Bcrbefferung ber Einfaßrt unb beS gaßrwafferS ßergeftellt, bodj bie friegerifdjen Ereigniffe batten bie Slrbeiten geßenimt. Erft 1816 würben fie roieber aufgenommen, unb bereits im folgenben Qaßre begann man mit ber Stillegung groeier 'JJlolen, einet Slrbeit, bie 1829 oollenbet rourbe. Ter Erfolg ber Sauten, benen ber Cberpräfibent Satt fein befonbereS Qntereffe gu= roanbte, roar überrafcßenb; baS gaßrroaffer in ber Swine vertiefte ficß auf 6 m. Tagegen betrug bie Tiefe ber Cber trotj mandjer Baggerungen im ^aßre 1840 burdjfdjnittlidj nur 4 in. Um für bie größeren Sdjiffe eine beffere Jaßrt 311 fcßaffen, ftellte man 1841 ben Turdjftidj, ber bie Cber mit bem Tainmanfdj verbinbet, bie KönigSfaßrt, bet, fo baß bie „enge Cber" nidjt meßt paffiert gu roerben braudjte. Tann ver tiefte man allmäljlidj bas ftaßrroaffer bes gluffeS bis auf 5 in unb beteiligte bie fdjarfen Krümmungen, fo baß von 1862 an Sdjiffe bis gu 4,8 in Tiefgang oßiie Ceidjtening nadj Stettin ßinauffommcii tonnten. .Qugleidj würben bie Hafeiianlagen in Sroinemiinbe ftäubig ausgebaut, ber Ceudjtturm 1857 volleiibct. sl’lit weldjem 3ntcrcffe man biefe Slrbeiten in Stettin verfolgte, geigen oor allem bie uon 1839 bis 1859 regelmäßig erftatteten Scridjte ber Kommiffnre beS BlagiftratS; in ißnen wirb bie Söaffer|’traßeii = 3rage immer roieber erörtert, man fpridjt SBiinjdje unb Hoffnungen aus unb bittet uni Sefdjlcunigung ber Slrbeiten. BefonberS würbe bann and) bie ^Regulierung beS CberbetteS oberßalb Stettins bringenb gcforbert, ba bie 3llftä»be bort troftloS waren unb bie ßage ber Kaßnfdjiffer fidj immer meljr uerfdjledjterte. Sludj bier würben Slrbeiten vorgenoniineii unb viele Sefferungen burdjgefiiljrt, bod) eine Slbßilfe erft fpäter erreidjt. Ter Stettiner Hafen felbft mit feinen Sollwerten unb Slnlagcn erßielt in biefer 3c’t eine grüiiblidje llingeftaltung. Bor allem be= feitigte man, allerbingS erft nadj laugen Berßanblungen unb feßr atlmäßlicß, bie Buben, Speidjer unb GJebäitbe am Sollwerte, bradj 1827 bie SBaffertore ab, riß bas alte SellßauS nieber, um an beffen Stelle baS fogenaiinte ftäbtifdje Subenßaus gu erridjten. Sim BI“brin
4>ciffrt- unb Sri1rftn=Sautfn 453 uub auf ber Sdjiffbaulaftabie würben gur Cagenuig ber .geringe neue Sellfeäufer aiifgefüfert. Die Ufer beS würben mit feolgernen Sollwerten befeftigt, in beu gaferen 1843 bis 1850 baS Dampffdjiff bollroert erbaut imb balb bis gur grauentor Maferne verlängert. Dabei mufete ber SSafferlauf eingeengt roerben, um ben Sdjtffen baS Sin legen gu erleidjtern unb baS ßabeufer gu Derbreitern. Sin ber redjten glnfefeite erbaute man 1838 ben S«dfeof mit einem grofeen Speidjer. 3m gafere 1 sl:i erljielt bie Uferftrecfe gegenüber bem Satmfeofe Gnfenbafenanfdjlufe, ber 1^71 wieber befeitigt rourbe, als baS maffioe Sollwert bort eingeftürgt roar. Dagegen rourbe 18G4—68, als ber gentralgiiterbafenfeof angelegt rourbe, an ber Sariiit) eine gröfeere Um fifelagftelle groifdjen Sdjiff unb Gifenbafen feergcfteUt. Der ftänbige SRangel an Cöfdjpläfeen veranlaßte ben figl. fRegierungS-jlonbutteur SBalter 1853, einen SI°n gur Anlage eines ^afetibaffinS auf ber grofeen Sdjläcfeterroiefe uub gur Sefeitigung ber Heinen Sdjlädjterroiefe 311 entwerfen. Die Sorftefeer ber ftaufmanufdjaft reidjten baS fßrojett an ben Slinifter für £janbel, Gieroerbe unb öffentliche Slrbeiten ein, gur SluSfüferung tarn eS nidjt. Dagegen rourbe 1858 ber „grüne Giraben" groifdjen Slabrin uub Silberwiefe vertieft unb eine Ser« binbung groifdjen Dber unb Sarnitj für Seefdjiffe fjergeftellt. Die Cänge ber ftäbtifdjen Sollwerte betrug im gafere 18G7 etwa 10700 gufe. gür bie lange Sriitfe erfolgte 1820 ein Seitbait; man fdjhtg bamalS nor, iljr ben Flamen Kronpringbrüde gu geben, ljatte aber bodj meljr Wljrfurdjt nor ber alten Senennung als 80 gafere fpäter. fReu erridjtet rourbe in ben gaferen 1853 bis 54 bie neue Sriitfe, bie gegenüber bem Satjnfeofe an ber unteren Spifee ber bort liegenben gnfel uorbei nad; ber Silberwiefe füljrte. Ungefäfer 140 m unterfealb erbaute man 18G8 eine ßifenbafen Dreljbrütfe. Diefe unb anbere Sauten am £>afen füllten guuädjft unb vor allem ber Hebung beS SdjtffSverteferS bienen, ber roaljrenb ber grangofengeit gang inS Stotfen geraten roar unb allmäfelidj gu fteigen begann. DaS mag bie turge fDlitteiluug beroeifen, bafe bie Summe ber in Stettin feeroärtS ein unb ausgegangenen Sdjiffe fidj belief: 1814 auf 1524 unb 1128, 1835 G89 «r 555, 1850 11 1160 ir 1072, 1860 W 1479 11 1674, 1870 tl 1924 ff 1951 Sdjiffe. Die Bafel mufete 1835 fo feljr feerabgefeen, weil bie ßeidjterfdjiffafe rt infolge ber Sertiefuug atiffeörle. 1848 unb 18G4 würbe ber Seeoertefer
454 Die Dampffcfjiffaljrt. burd) bie bcinifdje Slorfabe be? Sroinemünber $afen? geljinbert, währenb e? 1870 nur bei einer Slntunbigiing einer foldjen burdj frangöfifdje SlriegSfdjiffe verblieb, bie am 18. Sluguft vor ber Sroine erfdjienen, um alsbalb roieber gu verfdjroinben. (Sinen befferen ®in= blid in ba? SBadjfen be? Seenerfeljr? roiirbe un? eine gufammcn’ fteliung ber ein» unb au?gefüljrten ßaften geben, bod; fjierfür liegen bie ßaljlen nid)* fo bequem vor. $ier mufj bie Eingabe genügen, bafe 1838: 14 773, 1872: 198325 ßafteu gur See angefommen unb 1838- 31 225, 1872: 342 216 Caften ausgegangen finb. Qm einzelnen ben 5?erfehr gu fdjilbern, roeldje Siidjtungen er einfdjlug, roie er fidj entroidelte, ift an biefer Stelle nidjt möglidj. ^ervorge^oben muß aber roerben bie ffiebeutung, roeldje bie 1857 erfolgenbe Slblöfung be? Sunbgoll? natürlich audj für Stettin ljatte ferner ift ber SBerfudj, eine birefte SJerbmbung Stettin? mit Slmerita Ijerguftellen, bemerfenSroert; ber 1869 gu biefem groede be» grünbete „Saltifdje ßloub" fonnte fidj aber infolge vieler Havarien, bie feine Schiffe erlitten, Süden? ber gradjten unb ^atjrpreife u. a. m. nidjt Ijalten; bie ©efellfdjaft mußte fdjon 1876 liquibieren. Die SReeberei Stettins beftanb 1836 au? 168 Sdjiffen mit 18 384 ßaften, 1872 au? 219 Sdjiffen mit 32 642 ßaften. Die gu nähme ift nidjt fo außerorbentlidj, roie man gu erroarten geneigt ift, aber bie gange beutfdje Sdjiffaljrt befanb fid; gerabe bamal? in einem guftanbe ber (Sntroidelung unb Umgeftaltung, ber manche Sdjroan» fungeii mit fid) bradjtc. Sim bebeutungSvolIften ift natürlich ba? Gmtfteljen ber Dampffdiiffahrt Da? erfte Dberbainpffdjijf, ba? int Slpril 1826 uuf ber Cberroiet vom Stapel lief unb ben Flamen „Atron« pringeffin (Slifabeth" erhielt, begann am 8. Tlai feine galjrten nodj Sroinemiinbe. Söa? roar eine foldje JJaljrt, bie 6 Stauben bauerte unb auf bem erften ißlatje 2 Daler 15 Silbergrofdjen lüftete, bamal? für ein (Sreigni?! gfmmer roieber verfilterten bie 23efitjer bes Schiffe?, flommergieurat SRaljni unb ©eneralfonful ßemoniu?, baß ber ^Betrieb gang fidjer nnb gefahrlos fei. flangfam mehrte fich bie galjl ber Dampffdjiffe, beren es 1850 9 mit 303 ßaften, 1872 bagegen fdjon 59 nut 5307 ßaften gab. Dem gegenüber ging bie gafjl ber Segel fdjiffe in biefen fahren non 173 auf 156 herab. Sie naljm aber mit 27 «17 ßaften immer nodj bie tjerrfcfienbe Stellung ein. Die meiften Stettiner ßlroßfaufleute trieben in biefer geit audj Uteeöerei, unb gu bem üblichen Sdjmud ber Kontore gehörten bie SRobelle ber
Die Giftnbabn. 455 Ttattlicfjen Sorten, Sdjoner ober SriggS. Gine See Slffefuran3 Gefell fcßaft auf Slftien würbe uon ben ft'aufleuten SBißmann, Steinide, 29eiß, Söießlow unb Gribel 1821 gegriinbet unb erljielt burdj bie töniglidje STabinetS Crbre oom 5. ^“»imr ©eredjtfame zunädjft auf 15 Sabre. 24 Qaßre fpäter folgten bie Stettiner Strom-Serfidjerung§= gefeHfctjaft, 1855 bie See unb Jluß-SerficherungSgefenfcbaft ißomerania unb 1857 bie Union, SIttiengefellfdjaft für See= unb glußuerfidjerungen. Sur ^eranbilbung eines tüchtigen SdjifferftanbeS würbe auf Slnregung beS Cberpräfibenten Sarf 1823 eine SdjiffaljrtSfdjule auf ber ßaftabie in Stettin eröffnet; fie entwicfelte fich, wie berichtet wirb, unter ber ßeitung oon zwei flefjrern feljr gut. Sieben bem SSafferwege wanbte bie Siegierung jetjt and; ben ßaubftraßeii erhöhte Slufmertfamfcit gu. Sn ben fahren 1822—1827 wnrbe bie CStjauffee non Stettin nad) Gartj a. O. erbaut, bie ju ber grofjen ßinie Serlin—Danzig gehörte. Salb folgte bie Einlage fofcfjer fhinftftrafjen nach ffiorpomnierit (1829) unb nach Stargarb; ljierbei mußte ber alte Damm, ber ftets ein SdjmerzenStinb Stettins gewefen war, auSgebaut werben. GS war eine große ^Erleichterung, baß 1838 ber bisher oon iljr erhobene Dammzoll an ben Staat abgetreten würbe unb biefer bannt bie Pflicht ber Unterhaltung beS DamnicS unb ber zahlreichen Srüden, auch ber langen Srücfe, übernahm. Die Gljauffee nach Söliß würbe erft 1855 angelegt. Damit war ein Straßennetj, ba§ einigermaßen bem roadjfenben Serteljr genügen tonnte, hergeftellt worben, aber fdjon würbe ber Gebaute beS SaueS einer Gifenbahn eifrig erörtert. Sereits 1835 be= tjanbelte ber JRebatteur Slb. Slltuatcr in ber erften Stummer ber neu gegriinbeten „SörfeinSadjritfjten ber Oft-See" (nom 14. Sluguft 1835) biefe ^rage, -junächft im allgemeinen. Salb aber trug er ben Sor» ftetjern ber STaufniannfdjaft ben Sian nor, eine Gifenbahn oon Serlin nadj Stettin 311 bauen. Gr fanb gute Slufnaljme unb eifrige 3-örbe» rung namentlich audj bei bem Cberbiirgermeiftcr Slafdje. Unter beffen ßeitung bilbete fidj am 1. SUliirj 183G baS „Serlin=Stettiner Gifen baljn=$lomitee", uon bem baS SJert uorbereitet würbe. Die Sor arbeiten unb bie Slitfbringung beS SlnlagctapitalS uon meljr als 2% Slillioncn Dalern nergögerte bie Grlangung ber lanbesherrlichen GrlaubniS. Sils aber im 3uni 1840 bie Schwierigfeiten befeitigt worben waren unb bereits am 3. Sluguft ber erfte Spatenftich 311m Sau bei GberSwalbe gemadjt war, ba erfolgte audj am 12. Cttober 1840 bie föniglidjc Seftätigung, bie uierte, bie in Preußen für einen Sahn» bau erteilt würbe. Der Sau würbe 3Uerft uon GberSwalbe nach Serlin, bann oon GberSwalbe bis Slugermiinbe fertiggeftellt unb
456 Eifenbnßn-Bauttn. enblicf) bie Streife von Stettin bi§ Slngcrmünbe in Eingriff genommen. 3fn unb bei ber Stab: war babei bie gortfdjaffung großer Erbmaffen am Sdjnedentor nötig, unb bie Stabt erljielt bort burdj bie Einlage bes BaßnßofeS ein gang anbereS Jlusfeßen; iljm mußte g. B. ber ehemalige Beltßufenfdje ©arten weidjen, ber 9laum an ber Cber würbe erweitert unb gepflastert. Es war ein großer gefttag für Stettin, al§ am 15. Sluguft 1843 bie gange Streife bem Berfeßr übergeben wurbe unb Hönig griebridj SSilßelm IV. mit bem ißrinjen oon fßreußen unb anberen gürften ßier mit ber Eifenbaßn eintraf. Wit bem Tonncr ber ©efdjüße unb bem Sauten ber 6'lodeu würben bie ßoßen ©äfte begrüßt, unb bei bem ^eftmaßle begliidroüiifdjte ber ftönig bie Stabt Stettin, baß fie jetjt burdj bie Eifenbaßn mit bem Binnenlanbe eng oerbunben werbe Biele Hoffnungen, Söünfdje unb Erwartungen fnüpften fidj an biefe Baßn, bie, wie eS ßieß, „ein neuer Bing jener Jlette ift, weldje balb bie Bölferfdjaften Europas gum fteten grieben unb wadjfeuber Xöoßlfaßrt mit einanber verbinben fall". Bad) bem erften gaßrplan fußren täglidj je 2 güge gwifdjen Stettin unb Berlin, bie in 4% Stauben bie Strede mit (5 Stationen gurüdlegten. Ter Berfeßr wurbe balb redjt bebeutenb, wenn audj gunädjft immer wieber oerfidjert werben mußte, bie galjrt ljabe leine ©efaßr. Eine ftiißnßeit erfdjien eS anfänglidj vielen, baß man 1851 fogar einen Badjtgug gwifdjen beiben Stabten verfeijren ließ. Ter weiteren Entwidelung be§ EifenbaßnwcfenS war ber 5®eg eröffnet. Wan ßatte fdjon vorßcr nadj langer öffentlidjer TiStuffion bie Sßeiterfüßrung bi§ Stargarb befdjloffen, unb am 1. Wai 1846 wurbe biefe Strede in Betrieb genommen. Sie gweigte fidj vor bem Baßnßofe ab, ging über bie Cberwief’Straße unb auf einer $olg« briide, bie 550 in oberljalb ber fpäteren Eifenbaljubriide mit ^>ilfe oon BaßmS Qfnfel über bie Cber gebaut wurbe, gur Silberroiefe ßinüber. Erft in ben faßten 1866 bis 1869 wurbe bie bisherige Stopfftation in eine TurcßgangSftation umgewanbelt, ein befouberer ©üterbaßnßof vor bem ^ßarnitjtore angelegt unb bie neue Eifenbaßn* breßbrüde mit bem Biabuft über bie Silberwiefe erbaut. Tie Stargarber Sinie wurbe bann allmiiljlicß nacß Bojen unb fpäter nad) RöSlin fortgefetjt. Erft 1863 erfolgte bie Eröffnung ber vorpommetfdjen Baßn, bie nadj einigen Sfaßren audj nadj Wedlenburg Slnfißluß erhielt. So gewann Stettin in biefen Qaßren Baßiwcrbiiibuug nad) ben wießtigften Bicßtungen. Tie Verwaltung biefer Cinien ßatte bie Berlin=Stettiner Eifeitbaßn-®efellfcßaft, bereu Tireftoren lange ßeit ber ©eß. föommergienrat JJreßborff, ber ©eß. BegierungSrat Benfe unb ber ©eß. Baurat Stein waren TaS VerwaltungSgebäube, vorneßm
®aß fßoflroefen. 457 unb ftattliiß oberßalb beß Saßnßofeß an Der AtarUStraße erbaut, rourbe nm 1. Raimar 1858 in Senußung genommen. SßHe im eingeluen bie Gifenbaßn auf bie Giitroideliiug ber (Stobt uub ißreß Serfeßrß roirfte, läßt fid) allenfalLß burd) faßten nad)= roeifen. ®abitrdj roirb aber ber Ginfluß beß neuen Serteßrßmittelß bod) nur nad) einer Slidjtung ßin bargeftellt. Gß ift ficfjer, wenn and) niajt burdj ftatiftifdie Eingaben gu beroeifen, baß ber Gefidjtsfreiß ber Serooßner burd) biefen engeren ?lnfd)hiß an anbere Crte erweitert rourbe, ja, baß fid) ein neuer frifdjerer Geift in ber (Stabt geltenb madjte. ®ie fdjnetlerc Übermittelung oon Sladjridjtcu, bie ßaufiger roerbenben Steifen, ber road)fenbe Scfud) brad)ten eß mit ficß, baß allerlei Steuerungen unb Sefferungen ißlaß griffen. S3or allem roar baß mitürlid) ber ^all auf bem Gebiete beß Softroefenß. Gß uer« feßrten 1815 roöd)entlid) 12 §aßr , (> Sleit- unb 4 Sotenpoften, bie fidj biß 1840/41 im gangen auf 99 nerineßrten. Taß Ißofifußrroefen, baß in biefer .Seit ein Hauptmann firiele beforgte, ßatte alfo einen feßr anfeßiilicßsn Umfang, uub ber ^erfouenoerteßr roar iiberauß rege. “Daß ißoftamt rourbe 1328 oon ber großen ®oni=Straße (Sir. 22) nad) bem Jl'önigplaße (Str. 2) uerlegt; ber erfte Srieftaften, in ben aber nur unfraufierte Sriefe gelegt werben Durften, rourbe 1825 int Aßoftljaufe angebraeßt, balb folgten groei anbere im Statßaufe unb im Stadßofe. Spätere Gefdjäftßräuine fiir bie Ißoft rourben 1854 in bem ^interßaufe ber ft'gl. Sauf in ber großen SBollweber 'Straße gefdjaffen. 5Dtit ber Ginfiißntng ber ®anipff(ßiffe unb Gifenbaßnen erinelt natürlid) ber ißerfonen uub Sriefuerfeßr eine gang anbere Geftaltung, fo wurbe g. S fdjon 1835 burd) beu fcäuifdjen Tampfer ,,‘Dronning SDtaria" eine Serbinbung gwifdjen (Stettin unb Slopenßagen gefeßaffen, bie jeboeß balb roieber einging; 1843 begann ein anbereß Unternehmen. Sind) nad) Sdjweben oerteßrte eine Beit lang von (Stettin baß preußifiße Sdjtff „Stagler" roödjentlidj einmal, biß eß 1859 auf einer §aßrt ftranbete. Slodj widjtiger faft wurbe bie 1843 ßergcftellte ißott bumpffdjiffßverbinbnng groifdjen (Stettin unb Stronftabt, bie fo ftarf bemißt rourbe, baß fie einen erßeblicßen Steinertrag abroarf. 'I'er .Sauptoerfeßr uon Stußlanb nad) bem SÜeften ging banialß über (Stettin, uub eß roirb roieberßolt bendjtei, baß gaßlreicße Stuffeu gerabe biefe Stabt alß Geburtsort groeier rnffifcßpr ftaiferinnen gern befudjten. Gß roar ein Serluft, alß mit ber Gröffnuiig ber Cftbalm (1853) bie Dampfer „SSIabimir" unb „SPrenfjifajer Slbler" allmäßlicß aufßörten im Stettiner Jpafen gu erfdjeiiieu gür bie gefamte '^oftuerroaltung ridjtete mau am 1 Januar 1^50 bie Cberpoftbirettion Stettin ein, mit ber 18G8 bie Stralfunber vereinigt rourbe. ®ie erfte
458 SDJobernt Ginricbtiuißen in bet ©tabt. eleftrifche (Lelegrapljenliiiie würbe 1849 nach Serlin Ijergeftellt, nad) Stralfnub eine foldje 1851, nad) Swinemiinbe 1854 an gelegt. ®ie Station war anfänglich auf bem Saljnljofe, bann in einem £>aufe ber ^eiligen ©eift Strafte nnb feit 18(>4 im Sörfen- gebäube untergebradjt. (Liefe Serbinbung burd) ©ifenbaljn, ®anipffdjiff unb Selegraplj riidte Stettin befonbers ber ßanbeSljmtptftabt nalje. 3° man tann inerten, baft fid) non jetjt an ber ©influft (Berlins meljr unb met)r geltenb madjte. ®ie Stettiner wollten balb nidjt hinter ber ©roftftabt guriidftehen. ®S würben 1843 (Lrofdjfen eingeftellt, obwoljl fie, wie geflößt wirb, meift nodj wenig gu tun ljatten; baran aber feilten natiirlid) nidjt bie redjt Heinen Gmtfernungen in ber Stabt, fonbern bie oon ber Sßoliget gu Ijodj angefeftten greife Sdjulb fein. ®S ift wobt nidjt gang gufällig, baft man in bemfelben Qaljre, in bem bie ©ifenbaljn eröffnet würbe, bie erfte „Sranitbaljn" für guftgänger in ber eigentlichen Stabt legte, nadjbem Dorfjer mit ber Sltdage eines foldjen „SrottoirS" ein Heiner SInfang auf ber ßaftabie gemadjt worben war. SRit Stolg fpagierten bie Stettiner in ber 9ieiffd)läger= Strafte nor bem Sannefdjen £>aufe auf biefer Safin, unb ber 'JRagiftrat oerfprad) ben 'Bürgern, bie eine foldje „oerbefferte (ßflafterung für bie ffuftgänger" anlegen wollten, einen Bufdjuft auS ber ftänemereifaffe- fDlan begann aud) bamals einen Stampf gegen bie Vorbauten, Steller hälfe, (treppen ufw., bie fich roe’t in bie Strafte erftrerften unb ben Serteftr hemmten, eS bauerte aber noch feftr lange, bis fie be feitigt würben. Sind) bie tiefen, ja gefährlichen fRinnfteine, in benen bei fRegenwetter baS SSaffer wilb baljinftrömte, nerfudjte man wenigftenS mit feften (Brüden unb (Bohlen gu verbeden. So ift un nerfennbar, baft man beftrebt war, bie Stabt im ^nnern gu mobernifieren unb iftr ein beffereS Slnfeften gn geben. (Lagu biente audj bie Einlage ber ©aöanftalt. SBeldj ein SdjmergenStinb ber ftäbtifdjen (Berwaltung war ftets bie Straften beleiuhtung gewefen! UBohl ljatte fi<h <m<h h’®r manches gebeffert, aber am fidjerften ging ber braoe (Bürger immer noch, wenn er feine eigene ßaterne mit fich führte; bie an Stetten über ben Straften hängenben ßaternen oerbreiteten nur ein feljr mäftigeS flidjt. 9la<h bem (Berlin bereits 1825 ben Ülnfang mit Einführung ber ©a§* beleiuhtung gemadjt ljatte, würbe eS aud) für Stettin allmählich Bett, fich biefe Erfinbiing ber 9leugeit gu eigen gu machen. Sind) ljier gab woljl ber ßifenbaljnbau ben letjten SUnftoft; 1848 würbe bie ©aS» anftalt m ber ©berwiet oollenbet. 21m 23. SIpril biefeS ^aljreS erftraljlte bie Stabt gum erften ffRale im ©lange oon 593 öffentlidjen
ffiafferkitunß unb Feuerwehr. 459 ®aSlaternen, wäljrenb 2100 fßrivatffaininen Cidjt in ben ^läufent verbretteten. SDcifo biefe Erleudjtung im 3fat)re 1848 erfolgte, fafjte man gerabegu ftjmbolifd) auf, unb man fann eS bem braven Stettiner Gljroniften Fr- Sljiebe nidjt verbellten, wenn er feine in biefer Seit vollenbete Eljronit mit ben SBorten fcfeliefet: „Stettin erfdjeint gegen- wärtig in einer fo fdjönen ©eftaltnng, wie eS nod) fein frühere? Zeitalter fatj." Tie ^erftelhtng einer üBafferleitung erfolgte beträchtlich fpäter. Tie Ceituug, bie König griebridj Söilfjelm I. jur Speifung beS SJrunnenS auf bem fRofemarfte ljatte herftellen laffen, war längft ver fallen, ja man hatte ifen, ba feine Unterhaltung feljr Ijolje Stoffen verurfadjte, fdjliefelid) abgebrodjen unb auf bem ftäbtifdjen Sauljofc bei Seite geftellt. Ter Tätigfeit bes StabtbauratS .fjobredjt war eS ju bauten, bafj baS SBafferwerf am 1. üftobev 1865 in Setrieb gefetjt wurbe. ES wurbe in ber ©berwief erbaut unb bas ^jodjrefervoir jur Filtrierung beS Ober» unb EntnbwafferS auf bem Stofafenberge an» gelegt. Für bie Caftabie tonnte bie Ceituug erft im folgenben Fahre fertig geftellt werben. Slnfang 1806 waren 144, Enbe 1867 bereits 586 Käufer aitgefdjloffen. Tie F0IItane auf bem fRofemarfte wurbe in bie Witte beS ^3latjeS verlegt, reftauriert uub mit ber Ceituug vcrbunben. Sind) ein KanalifatiouSprojeft arbeitete $obred)t bereits bamals aus, eS tarn aber erft fpäter flut Ausführung. ©ättjtfid) umgeftaltet wurbe in biefer Seit baS ftäbtifdje Feuerlöfdjwefen, nadjbem eS fidj immer mehr IjerauSgeftellt hotte, bafe bie bisherigen Anftalten vollfommeti uuaureidjenb waren. Tie alte ©rbiiung von 1796 hotte bie allgemeine Cöfd)bienftpflid)t in grofeem Umfange eingeführt, fo bafe bei jebem Slranbe eine Unmenge von ißerfonen erfdjieuen, von benen aber bie wenigften ernftlid) mit halfen. Wit grofeem Cärm riidten, fobalb bas Fener oom Safobi» firdjturm fignalificrt worben war nnb bte £)ranbfignale ertönten, bie Spritjen heran, bie 'JBafferfufen würben unter fdjrettlichem ®etöfe herbeigefrfjleift, bie 'Bürger, bie an ber fReilje waren, eilten mit ihren (Geräten jjufammeit, aber, wenn alles 511m Eingreifen bereit war, gab eS gewöhnlich nicht mehr viel ^u retten ober 311 fcfeütjcn. ^Regierung unb Stabtverwaltung mühten fid) jahrelang ab, eine Sefferttng ,ju fdjaffem Wan bradjte 1847 eine neue Feiierlöfd)=©rbnnng juftanbe, burdj bie bezahlte fRettungsmannfdjaften eingeführt würben. Tod) aud) hier entfdjlofe man fid) nod) nidjt 311 bem Srudje mit ber all» gemeinen Cöfdjverpflidjtung, unb bie 1856 erlaffene Anorbnung [teilte biefe wieber in ben SSorbergrttnb. So blieb fdjliefelith alles beim alten, unb nur bie ®eräte würben verbeffert. Einige gröfeere Stänbe
Snbuflrit. 460 wiefen auf bic Sieformbebürftigfeit bin, unb eine große 3°ßl 1,0,1 ^auSbefißeru forberte bie Grridjtung eines organifierten geuerroep^ forpS, roie eS Serlin feit 1851 befaß. Ta aber bie Sloften gu ßodj erfdjienen, begnügte mau fidj 1857 mit ber Slnftellung oon gwci £>berfeucrmännern, bie ben USadjbienft 511 leiten Ijätten. Gin erßeb lieber gortfdjritt mar eS, baß bie fi'aiifmannfdjaft 1858 eine eigene 'pacfßofsfeueriveßr einndjtete, bie nneberßolt mit Grfolg tätig war. ÜDlan entfdjloß fid; 1851 eine grünblidje llmgeftaltung vorgitneßmen; ba entftanb aber von neuem bie Srage, ob bie Stabtuerwaltung ober bie ißoli^ei bei Siettungsai beiten bie ßeitung ßaben muffe. 'Jladjbem bieS gu ßhmften ber (Stabt entfdneben worben war, ging fie audj energifdjer vor, ftellte 1864 ben fRegierungSbaumeifter Soft als Sranb- bireftor an, ber alSbalb bie Ginridjtung einer Serufsfeuerweßr in bie .ßanb naßm. (Sie trat am 1. 3on,,or 1865 ,n Jätigteit, unb bie alte Kalamität beS ßöfeßwefens ßöne nacß unb nacß auf. Gene feßwere '.probe ßatte bie ftäbtifdje geuerweßr, f,ir i>ie in ber 9J?öncßcii= ftraße auf bem alten £?Ioftergrunbftüct ein Tienftgebänbe erridjtet wurbe, gu befteßen, als am 14. unb 15. 9Rai 1868 ber gewaltige Sranb in ber (Staßlbergfdjen unb fRüdfortßfdjett Spritfabrif auf ber Cberwiet au ibraeß. GS war bieS bie größte gcuerSbrunft, in ber (Stabt in biefer 3°it vorgefommen ift. Tie Tanipftraft unb bie ficß ftetig entwufelnbe Tecßntf gaben bem Gewerbe aueß in Stettin eine gang anbere ©eftalt. Tie Sfnbnftrie war bis baßin im Grunbe boen nur ßjanbwert erft bie Vlnwenbttng ber naturwiffenfcßaftlicßeii ßenntniffe auf bie Tedjntf unb bie Ginfüßrung ber Tampfmafcßine ergeugten eine wirflidje Groß» utbuftrie. Tie erfte Grünbung einer moberiien inbuftriellen Einlage ift bie int SRärg 1817 burdj ßeinruß Toßrn unb ^foßaiui griebrid) Veltßufen inS ßeben gerufene ißommerfdje ^rovingial .ßuderSieberei. Sie ßatte ißre fRäume anfangs in bent Sfeltßufenfdjen ßattfe in ber ßuifenftraße, fiebelte aber bereits 1823 in baS neuerbaute gabrif= gebäube auf ber ßaftabie über, in bem in redjt einfadjer SBeife ftolonialgucfcr raffiniert wurbe; fpäter ging man aueß gur Verarbeitung beS VübemVoßgucferS über. Tie Sieberei ift auf lange 3°it rP<ßt eigentluß bie Stettiner gabrif gewefen, an ber ficß gu beteiligen gewiffermaßen eine Gßrenpflidjt ber Kaufleute war. gür viele Stettiner gantilie ßat i>en Grunb gu Veidjtum gelegt. Tie 1835 erridjtete Vene Stettiner ^3ticferfieberei ßat 1862 ißren eigent» ließen betrieb eingeftellt, wäßrenb bie 1849 gegrünbete ft’ommanbit* (Mefellfdjaft Söitte, Scalla, ßubenborff gu ber ?Iftiengefellfdjaft 9Refdje= ritter .ßueferfabrit umgebilbet worben ift. Tie weitere Vegrünbung
©>d)iff3bauaiiftalten. 461 oon gobrifcn ging in biefem 3eitrnum Inngfoni unb rußig nor ficf), auS {(einen Slnfängen, bie uon einzelnen Unterneßmern gelegt waren, entwidelte fiel) allmäßlitß ein größeres 'JSerl, baS bann bie strafte be§ einzelnen iiberftieg unb bie ®ilbung einer Slttiengefellfcfjaft uer anlaßte. ©o ift auS ber 1837 uon S. ®. VJteifterS (Sößnen ange (egten (Stettiner ßifengießerei, bie balb barauf mit ber SRafdjinen fabrit, in ber ©eijbell unb uou SBürbeti bie erften ®ampfmaf(ßinen in Sommern bauten, uereinigt würbe, nad) mandjen ftnbeningen ber girnta 1872 bie SlftieiuSefellfdjaft norm. SRöder unb $odberg, bie ßeutigen ©berwerle, entftanben. Eine Heinere Eifengießerei uon 3(bb. 30. Sultan. Söroumid) beftanb eine S^itlang auf bem „SlrtßurSberg", ber früher ein beliebtes ®erginiguiigS(ota( ber ©tettiner gewefen war. 311 ®rebow begriinbeten 1851 nnb ®rod eine 'IRafcßinenbauanftalt bie nad) guten Erfolgen 1857 in eine ?lftieugefellfd)aft mit einem Srunbtapital uon einer 'JJhdion Sater uerwanbelt würbe. ®ieö ift ber Slnfang bes ,,'lhtllanS", ber 1859 bie erfte Cofomotiue unb 1866 bie erften Heinen Sl'riegSfdjiffe für bie preußifd)e SRarine ablieferte. (Die Entwitfelung ging gunädjft (angfam uor fid), bod) umfaßte bie (Srnnbflädje ber Einlage im 3al)re 1870 bereits etwa 8 ha. unb ungefäljr 1800 Slrbetter würben bamals bort befd)äftigt. •Rennen
462 Sabriten. roir nod) bie britte größere Sd)iff§roerft, bie fjeitte in (Stettin beftetjt, fo Ijaben roir einen alten Stettiner Namen gu crtoäljnen. (Die gamilie NüSle fonunt fdjon frülj unter ben Slaljnfcfeiffern ober (Sdjiffbauerit oor; 1815 ift gunädjft für ben Sau tjöt^erner Seefdjiffe bie SSerft 'Jlüöfe angelegt roorben, auf ber bann bie erften preufjifdjen (Dampf- tanonenboote gebaut rourben. ©5 ift nidjt möglid) alle inbuftriellen Unternehmungen, bte in ber 'JJlitte be§ 19. ^atjrljunbertS entftanben, Ijier aufgufübren ober gar ausführlicher gu betjanbeln. SBir feljen aber, roie neben ben ßuderfabrifen unb Anlagen ber ßifeninbuftrie namentlidj ba§ 'JJlüfjlen* geroerbe in ber 1837 troin Jlonful (ßaul ©utide erridjteten 9®alg müljle, ber Sülldjoroer (Dampfmüljle (1857) ober ber Nlatjlmüfjle oon 91. £. ganber (1858) feften gufe bei Stettin fafete, roie bie ^erftelluug djentifdjer <ßrobutten in (ßommerettSborf (1857) unb in Slienten (1872) einen bebeutfamen 9lnfang naljm, roie bie feit alter Bcit betriebene Seifenfabrifation altmäEjlicf) einen grofeen Sluffdjroung in oerfdjiebenen Einlagen oon Srijinbler unb SRiitjell, oon grang ©djttlg ober (Dittmann u. a. m, geroann. Namentlid) rourbe bann bie ^erftellung oon ©Ijamottefteinen in ber oon 5?. (Dibier 1852 begriinbeten gabrit unb bie .gententfabritation in ber 1853/55 erridjteten erften beutfdjen ^ortlanb-ßenientfabrit oon großer Bebeutung. 3b* folgten bie 1862 oon ©uftao 9lbolf Soepffer unb ^>eiirri<±j ©raroitj angelegten gititen» roalber unb bie 1871 gegrünbete Brebower gabrit. Sind) bie 1855 oon gof). üuiftorp in ßebbin erbaute Einlage, an bie fid) bann anbere Unternehmungen anfdjloffen, rourbe für Stettin roidjtig. (Daneben fanben bie feit alter Beit an ber unteren Cber beftefjenben Biegeleieu bei ber roadjfenben Bautätigleit, roie e§ fdjeint, genügenbe 93ef<±)äfti= gung. ©§ mögen nod) bie Brennereien unb Brauereien, 3>d)orien fabrif (oon $. @. Sßeife 1866 angelegt), (Dampffdjneibcmüljlen erroäljnt roerben, um ein Bilb oon ber allmäljlidj roadjfenben gnbuftrie Stettins gu geben. gerucr entftanben in ber ONitte ber fedjgiger gatjre ©efdjäfte gur 9Infertigung oon .fjerreirfleibern im ©rofeen, unb mehrere tjeute blüljenbe inbuftrielle Unternehmungen (g. B. oon 91. it'reij, ©. SBolfentjauer, ß. ßinbenberg, Störoer n. a. m.) gefjen in itjrem llr= fprunge in biefe Seit guriid. 9llle§ bie§ geigt, bafe ber llnterneljmungg» mut ber Stettiner, ber feljr lange 3*6 barniebergelegen ljatte, fidj oon neuem gu regen begann, bafe ein frifdjer ©eift in bie ©efd)äft§ weit eingog, bafe fidj ein Vlitffdjroung anbaljnte, ber feöcfeft oerljeifeungS- ooll roar. (Da§ Hingt audj burd) bie Berichte ber 9Jlagiftrat§= fommiffare ober ber Sorftefeer ber Sfaufmannfdjaft bei allen 'lÖünfdjeu unb Klagen feinburdj. 3ft im 9lnfange biefeS BeitabfdjuitteS oon
(bewerbe unb fcanbel. 463 größeren inbuftriellen ^Betrieben nod) nid)t bie ’Jlebe, fo gä^jlt ber galjreSberidjt doii 1872 nidjt weniger als 41 inbuftrielle Slttien ®efellfdjafteu mit einem bar eiugegaljlten Slapitale von meljr als 26 aJlillionen Salem auf. Sie bet größeren gewerblichen Einlagen aber mit Dampfbetrieb betrug 1870 überhaupt 75. '-fflerfeu wir nod) einen SBIirf in bie alten Slbreß unb Sefdjäft§büdjer (Stettins, bie feit 1829 im Srud erfdjienen finb, fo tonnen wir ebenfalls ertennen, wie ^»anbwerf unb (bewerbe fidj entwidelteti, feitbem bie 1810 gefdjaffene Sewerbefreiljeit bie bibber in Sdjranteu gehaltenen Strafte entfeffelt hotte. Clingen bei bem Söettbewerbe audj einzelne alte (bewerbe ein, naljm aud) bie Sluflöfung ber fünfte ober ihre geit gemäße llmgeftaltung vielen SJleiftern ben gewohnten .£jalt unb Sdjutj, fo wurbe bodj ein neuer ®eift erwerft, ber fidj frei uub felbft» ftänbig betätigte. SaS beweifen nidjt nur bie faft alljährlidjen SßeiljnachtSauSftellungen, bie meift im „baijerifchen £jofe" ftattfanben, jonberu namentlidj bie 1852 imb 1857 mit großem Erfolge veran» ftalteten pommerfdjen Qnbuftrie=91usftellungen, für bie baS Ejergier» hauS am ^Berliner Sore nidjt ausreidjte. 'Jlodj großartiger war bie (bewerbe-- unb gnbuftrie»$>lu§ftelliing im galjre 1865; fiir fie würben in ber ©euftabt unifaiigreidje Sauten erridjtet, unb in ber ©rinne» rung ber Stettiner fpielte fie lange ^eit eine große Stolle. Illuch hier geigte fid) ber Sluffdjwung be§ (Gewerbes, wenn auch ber Glefdjmad unb bas tiinftlerifdje ®efüljl gumeift nodj fehr wenig auSgebilbet waren. SaS trat audj in ben offenen ©efdjäften uub liäben gu Sage, bie alle einfad) eingeridjtet unb feine große SluSwaljI boten. Sie gangen ©erljältniffe waren eben redjt befdjeibeu, fReidjtum, laSSoljlljabenbeit war im allgemeinen feiten uub bementfprechenb bie ©adjfragc nadj CujuS gegenftäiiben, baS Stangen nadj Steilheiten gering. Ulllniäljlidj rief aber ber wadjfenbe ©erteljr audj fjier einige Stnberung IjetDor, ber Einfluß ^Berlins madjte fidj geltenb. Son bort tarnen verfdjiebene biSljer taum gum ©erlaufe geftcllte SBareu nach Stettin, bie Eefdjäfte vergrößerten fidj, ja begannen audj bereits einigen SBert auf UluS» ftattung unb Einridjtung gu legen. So eutwictelte fidj g. SB. bie 1831 eröffnete SJlanufafturen unb 'JJlobewaren $anblung (SJuftav Slbolf Soepffer uub (£o. redjt bebeutenb, fo baß ber Qnljaber vor ber Stabt eine eigen« Seibengudjt aulegte. ?lubererfeitS wurbe aber fdjon bamals bie Silage laut, baß bie Slälje ©erlinS, obwohl man bamals noch nidjt gar gu häufig eine Steife baljin unternahm, fauffräftige Sl'itnben abgielje. Siefe Slonfurreng trieb aber bie ®e[djäftSIeute unb £>anb= werter bagu, größere ülnftrengungen gu madjen, um fie au§ bem gelbe gu fdjlagen. Sagu bilbeten fidj ^Bereinigungen uub ©efellfdjafteu, bie
464 ®eifid)erunfl$»®efeOf<Mten unb Säulen. eS g. 8. Stettiner Gewerbetreibenben ermöglidjten, 1851 bie ßonboncr ober 1855 bie ißnrifer ÜBeltausftellung 31t befudjen. ©aburdj würbe gewiß ber ©efidjtSfreiS erweitert, ber llnterneljnutngSgeift gewedt. Tiefer ift and) beutlidj erfennbar in anberen Srünbititgen, unter benen bie Berfidjeiung§=®cfelIfdjafteH unb Sauten eine befonbere Bebeutung ljatten. Sie preußifdje BatioiialSerfidjerungs=®efellfdjaft, bie gunädjft nur bie geuer» unb Transport Berfidjerung pflegte, würbe 1845 erridjtet. 1856 folgte bie ßebenS = BerfidjerttngS - Gefellfdjaft „Germania"; mit ißrem großen Kapitale bebentete fie, al§ fie unter ber ßeitung bes SireftorS Dr. Wmehtng einen großen üluffdjwung naljm, eine fo bebeutenbe Gelbmadjt in Stettin, wie fie bie ftäbtifcfje Spartaffe in älterer $eit »nrf)t barftellte. Siefe würbe 1823 eröffnet unb fanb balb giemlid; großen ßufprudj. Vluf Slnregung beS SHittcr= gutSbefitjerS oon Bülow Gttmmerow würbe 1824 oon einer Ber- einigung angefeljener ®roßgrunbbefitjer Boi»»t<?ni§ uub Kaufleute bie „Bitterfdjaftlidje ^Srioatbanr oon Sommern" begriinbet, al§ bie erfte beutfdje Bnoatbant, ber bie Befugnis gur 'lluSgabe oon Sanfnoten erteilt würbe, ßu bem Kuratorium gehörten Stettiner Kaufleute, bie fiir bie ©ewäljrutig oon Blitteln gur £jebung beS BerfeljrS unb ^anbels unb gur ^erftellimg oon ^eringSlagerljäufern auf ber ßaftabie eifrig eintraten. Siefe Saut ljat, obwoljl fie, oielleidjt nicßt immer oljne Grunb, uielfadjen Angriffen auSgefeßt war, ben größten Giufluß auf ben ®elbuerfefjr in Stettin ausgeübt, bis 1846 bie preußifdje Saut burdj eine neue Berfaffung meljr Bebeutung gewann. ®a§ etwa 1820 eingeridjtete Bantfontor befanb fidj am Betritirdjplaß im (Salowfdjen £>aufe, würbe aber 1841 an ben fRoßmarft in baS eigene ©ebäube oerlegt, baS fjeirte ber 9teidjSbanf getjört; Sireftoreu waren in biefer Seit Bauer, Beterfen unb Barfefow. Kleinere Banffjäiifer gab eS 1858 in Stettin nur 6 mit 17 angeftellten Beamten; e§ mag bas 1822 erridjtete BantljauS S. Sibel erwäljnt werben 3fn biefer ^Jcit trat natiirlid) aud) ber £>anbel in ein neues Stabium ber Gntwidelung, freilidj nur feljr laitgfam uub allntäljlidj. 'Ser Sief= ftanb war fo groß, baß eS bebeutenber Slnftrengungen beburfte, empor gutommen. BJie ber Cberpräfibent Sad fidj um bie Hebung bemüßte, ift fdjon wieberfjolt angebeutet worben, aber aud) iljm gelang eS nidjt oljne weiteres, auf biefem Gebiete Grfolge gu ergielett. Gitte Sdjöpfung, auf bie er felbft redjt ftolg war, war ber Stettiner SBoll marft, ber gum erften Btale im ^uni 1825 auf ber ßaftabie ab^ geljalten würbe unb feßr erfolgreidj uerlief. Gr entwidelte fidj bann immer weiter uub bradjte in ber BHtte 3uni jebeS Qaljr einen regen Berteljr nadj Stettin. Befonbers als ber 'JJlarft auf ben Ba^^epläßen
S>er £>iutbe(. 465 ftattfanb, erwudjS in ber Stabt ein foldjer OlefchäftSuerfehr, bafj aud) Rotels nnb fReftaurantS in biefen Sagen überfüllt waren unb größeren Unifalj batten als oft fünft im ganzen übrigen gahre. SaS waren glanjenbe Sage für bas $otcl be ^ruffe in ber ßttifcn» ftraße, wo namentlid) ber poinmerfdje Mbel fein Slbfteigequartier hatte, für bie SBcinteller ober ben „ßuftbidjten" in ber Srcitenftrafje. Mud) bie bciben Sfaljniiärtte tjattcii bamals eine große Vebeutung. Sic Leitungen füllten fid) mit Mutigen freniber unb einljeiniifdjer £>aiibel§ laute, Vergnügungen würben uerauftaltet, SehenSwürbigfeiten ftellten fid) ein, bie ben Veifall ber fdjauluftigen 'JJieuge fanben. $ier bewahrte ber £>anbel nod) feine alten einfadjen gönnen, fdjwierig aber war es für ben Qlroßhanbel, fid) nid)t nur nad) bem tiefen Verfall 511 heben, fonbern fid) and) ben Mnforberungen ber mobernen Seit aiijiipaffen. (ES tarn eine Veriobe beS StillftanbeS, bie 31t iiberwinben fid) bie tftaufmannfdjaft wol)l bemühte, aber taum fertig brad)te. Sie Seitverljältniffe in ben erften gahracljnten waren fo ungünftig, baß ber ©etreibeljanbel ganj banieberlag unb ber £>olj= unb SBeinhanbel ber Slonturrena Jamburgs, ßübedS unb VremenS unterlag. (Eine ausfithrlidje Sentfdjrift, bie oon ben Vorfteljern ber Üaufmaiinfdjaft über bie llrfadjen bes Verfalls oon Raubet unb Sdjiffaßrt Stettins 1828 veröffentlicht wurbe, fießt bie llrfadjen in bem Vlangel an ftaatlidjem Sdjutj gegen ben fremben $anbel unb gegen (Mefaljrett auf vielen $anbelSwegeu. Vlan verlangte beshalb eine Sdjutjpolitif im weiteften Sinne; bie (Einfuhr fämtlidjer über feeifdjer (Eraeuguiffe füllte nur burd) preußifdje Seehäfen erfolgen, auf bem 'JJlittelmeere beu preußifdjen Sdjiffen Sicherheit verfdjafft, £>anbel§verträge füllten mit ben fiibanicritanifdjen Staaten abgefdjlofjen werben. SJlandje von biefen unb anberen Uöünfdjen würben erfüllt, aber von größerem (Einflüße auf bie Hebung bes ^anbelS waren bie Verbefferung be§ Sdjiffaßrtsiucges, bte fortfdjreitenbe Regulierung ber ©ber uub bie (Eifenbaljitverbiiibung. ^Sollten wir wieber Saßlen fpredjen taffen, fo würben gerabe fie am bentlidjften geigen, wie Gin nnb MitSfuljr bis etwa 1839 nur langfant ftiegen, bann aber rafd)er gunaßmeii, wenn and) einjclne Sd)lägc nid)t ausblieben. gm gangen wudjs bie SSareneinfuljr von 76000 Sonnen im Mnfange biefeS ßcitabfdpiittes bis auf 496 000 Sonnen im galjre 1872. Sie MuSfußr, für bie genaue Saßlen nidjt vorliegen, blieb junädjft weit hinter ber (Einfuhr jitriicf, aber in ben galjren 1860 bis 1869 Ijob and) fie fidj bebeutenb, nadjbein enblidj 1857 bet Sunbaoll aufgehoben würben war. Sugleid) ließ bie neue Vahiwerbinbung mit Vofen Vreslau baS Sefdjäft nad) öfterreid) trotj ber SitrrfjgatigSaöllc gana erljeblid) ESe^rmann, SeWAtc »on Stettin. qn
466 ffihftliche 53efudje. warfen. TaS ^anbelsgebiet erweiterte fid) bebeutenb, freilief) galt eS in fdjarfen fiampf mit anberen flößen einguircten. Jür einige Jahre tarn, wie fpäter bie flaufmannfdjaft in fchmerglicher Erinnerung geftebt, „bie 3eit ber größten fßrofperität beS Stettiner EigcnhanbelS unb ber Sieeberei". Tie jährlichen .fpanbelSberidjte ber Sl'aufmannfdjaft enthalten ein reidjeS SJlaterial gur Eefchidjte beS Stettu.er £>aubelS unb werben im flaufe ber Jeit immer reidjhaltiger. Trotjbeni ift ihre Tarftellung bisweilen einseitig, allein vom Jiitereffe für Stettin beeinflußt unb reich an Silagen unb Üöiinfchen. Seit ben fünfziger Jahren etwa wirb eine größere Entwirfelitng angegeben, unb 1853 [jeißt eS, baß bem Stettiner $anbel günftige Siefultate möglid) gewefen feien trat} aller ihm entgegenftehenben ^inberiiiffe. 3u biefen gehören, wie befonbers 1865 unb 1866 hervorgehoben wirb, fchon bamals bie ^öße ber ^afenabgaben — „fie finb ein ftchenbeS Thema> baS immer unb immer wieber berührt werben muß" — unb bie Stontiirreng Jamburgs, fowie bie JeftungSwertc ber Stabt. 'Bon Eingelljeiten, für bie in biefen Jahresberichten ober in ben ver|d)iebenen Leitungen uiel Stoff oorliegt, foll hier nicht bie Siebe fein; eS genüge, bie gange Entwidelung be§ $anbeIS baljui gu charatterifieren, baß er nach langfamem Slufftieg fich unter glüdlidjen politifdjen fflerhältuiffen fchnell entfaltete unb in erfter flinie Eigen» hanbel war, hinter bem bie Spcbition gitriiaftanb. So bebeutungSvoIl biefe gange geitepoche fiir bie äußere unb innere Entwidelung Stettins gewefen ift, fo wichtig finb fiir bie Stabt natürlich auch bie großen Vorgänge in bem gefamten Slater» lanbe geworben. Es war, als habe bie Jett ber Slot unb beS Un glürfS bie Stettiner enger an baS preußifche ß’önigSljauS gefeffelt. 'JJiit großem Jubel empfingen fie im Juni 1820 ben STönig Jriebndj Sßilhelm III., ber bie JcftungSwerte unb bie ftirchen befidjtigte, eine Sßafferfahrt auf ber Ober unternahm unb Swineniiinbe befudjte, um bie angefangeiien Stauten in Slugenfdjein gu nehmen. Slocb größer war faft ber Jubel, als bie gange föniglidje Jamilie im folgenben Jahre in ber Stabt erfdjien. SJlan Ejatte bort wenige Sßochen vorher eine Jeier gum EebädjtniS ber oor 100 Jahren erfolgten '.Bereinigung Stettins mit Sfreitßeii begangen, wobei ber Cberpräfibent Sad ui ber Jatobitirche in einer Siebe einen Siüdblid auf baS uctfloffene Jahr» hunbert warf. Sinn begrüßte man ben JToitig unb feine Sohne unb Tödjter, bie in Jiillchow baS flanbhauS ber J-rau Tilebeitt unb ben SSeinberg bei Jrauenborf befudjten. Ein engeres IßerhältniS bilbete fich balb gwifchen bem fironpringen unb ber Stabt. JebeS Jahr laut er als Statthalter von fßummern, als Ehef beS gweiten Erenabicr»
23efud,e unb Seiet«. 4(i7 ^Regiments ober als tommanbiereiiber Wciteral beS pommerfdjen Slrmee« torpS nacf) Stettin unb geigte nicßt nut für ba§ Plilitär, fonbern für bie gange Entwidelung ber Stabt ein regcS Qiitereffe. Turcß fein lebhaftes, liebenSwürbigeS '.Kefen gewarnt er eine große Popularität; man freute fid), baß er an ben Porgängen ber Stabt Slnteil iiaßiu, baß er mit einigen Einrooßnern faft freunbfcßaftlid) oerteßrte, man feierte jaßrlid) feinen WeburtStag nicßt weniger als beu beS Königs, man begrüßte mit bcfonberen geftlicßfeiten aud) feine ©emaßlin, als fie 1825 gum erften SJlale nad) Stettin tarn. Ter ftäbtifeße SBeinberg bei grauenborf würbe bamals ber Kronpringeffin Elifabetß gu Gßreit „ElifenßÖße" genannt unb bilbete fid) balb gu einem beliebten Somnierlofale ber Stettiner ßerauS. Sind) baS erfte Stettiner Tanipf fdjiff erßielt ißren Slawen. Tie ßoßen Wäfte ftiegen bamals ftets im ßanbßaufe in ber ßuifenftraße ab, ba im Sdjloffe immer nod) bie alte Pringeffin Elifabetß woßnte. Tie patriotifdjen Wefinnungcn taten fid) in gaßlreidicn Webidjten tunb, bie bei foldjen Wclegenßeiten oon bem Stralfunber PegierungSpräfibenten oon Dioßr, uon ßubwig Wiefebrecßt, ß. uon SBallenrobt u. a. ueröffentlicßt würben. ?In ßoßen Pefutßen feljlte eS and) fonft in ber Stabt nidjt; namentlidj aus Puß= lanb trafen oft ^ürftlidjteiten in Stettin ein. Paterlänbifdje feiern gur Erinnerung an bie großen Ereigniffe ber ^reißeitStriege würben anfangs regelmäßig oeranftaltet. Pllnuißlicß aber ließen bie neueren politifdjen Vorgänge im ^n- unb Sluslaitbe folcße gefttage, wie ben 18. ©ttober ober ben 5. Tegember, an Pc« beutung gurüdtreten. gaßrgeßnte lang uereinigten fidj aber nodj alljäljrlid) am 3. 5e^ruar ^1C eßemaligen greiwilligen oon 1813 bis 1815. Sei biefer Welegenßeit war bis 1842 ein beliebter f}eft= rebner ber Profeffor Dr. SB. Pößmer (f 1842), ber mit niedreren feiner Kollegen am Wrjmnafium, wie befonbers bem Profeffor QuftuS Wiinter Wraßinann (f 1852), in ben gwangiger Qaßren in Stettin ber Pertreter beS in Teutfdjlanb ßerrfdjenben pijilßellenismuS war. Plan fdjroärmte and) ljier für bie greißeitstämpfer, bilbete einen Perein ber Wriedjenfreunbe unb ueranftaltete Sammlungen ober Kongerte guin Peften ber Hellenen. Tie an anberen ©rteu ßerrfdjenbe Pegeifterung für bie Polen tarn bagegen ljier nidjt redjt gum SluSbrud, ba gerabe 1831 Stettin oon ber ßljolera arg Ijeimgefndjt würbe. Trotj aller SlbfperningSmaßregeln, bie uon einer eigenen bereits im ftuni ein gefelgten ©rtstommiffion (SJlafcße, Scßalleßn, Dr. Pillrot) unb ben 4 Segirfstonimiffionen uorgenommen würben, troß aller SBarnungen unb guten Patfdjläge, bie oiele Siegte, g. S9. ber Weneralargt Dr. SBafferfuljr, in ber Seitung ueröffentlidjten, tarnen am 25. Sluguft 30»
4G8 (X^oterivlXnruben 1831. bte erften STraiilljeitSfallc not. Tie ftrengen ißoligeiüorfdjriften über Quarantäne, .Tesinfigierung, ^Begräbnis u. a. in. erregten bei ber un= uerftänbigen SOlengc, bie barin eine Sefdjränfung iljrer greiljeit nnb Sdjmälerung beS Serbienftes erbliche, nidjt geringen Unwillen. Tie Vlufregung, bie infolge ber fdjrecflidjen $Tranff>eit bereits in ber (Stabt Ijerrfcfjte, wudjS um fo meljr, je unfinnigere unb töridjtere Oeriidjte uerbreitet würben. 91m 1. (September wanbte fid) bie SBut ber auf» gebradjten SRaffe gegen einen Slrgt, fo bafe biefer burd) 2JliIitär gefdjiifet werben mufete. Sim SIbenb tarn eS namentlich auf ber ßaftabie 311 grofecn Unruljen; ber ißöbel [türmte bie bortige Slpotljete, fowie baS .fjauS eines Stabtrates. Tie Sage wurbe redjt fritifdj, ba ber gröfete Teil ber GJarnifon gur Sperre ber poliiifdjen Srenje aus» geriidt war. Tod) ber gweite Kommanbanl Cberft uon Srijen liefe bie guriidgebliebenen Solbaten alarmieren unb auf ber ßaftabie bie tRnlje wieber Ijcrftellen, wobei eS iiidjt an ffierwunbeten feljlte. Ihn foldje bebauerlidjen Vorgänge gu uerljinbern, bilbete fidj ein Sidjer IjeitSuerein unter bem Sorfitjc bcS STonfulS Sind). Tie alten Sürger» fompagnien würben aufgeboteit unb bewaffnet, bie {janblungSbiener, bie Wpmnafiafteu unter bem Sloinmanbo bes IßrofefforS Soljmer, eine berittene ©ürgergarbe übernahmen ben 'JBadj- unb ©rbnungsbienft. Stuf bie Dlad)rid)t uon ben Unruljen eilte ber fl'ronpring fofort nad) Stettin, tonnte aber lobenb anerfcunen, bafe burd) bie uerftänbigen SJlaferegcln ber „guten ^Bürger Stettins" bie IRulje wieber l)ergeftellt fei unb „bie irregeleiteten" beftraft ober jur ßrbnung gebradjt feien. Tie Straufljeit hielt fid) bis in ben Tegember uub forberte im gangen 252 Tote. Sm nädjfteu Saljre tarnen wieber uereiugelte gälte uor, bie VJlaferegelu gegen bie Gljolera tonnten aber balb aufgehoben werben. TaSfelbe UnglüdSjaljr 1831 brad)te ber Stabt unb ber gangen ißrouiitj einen fdjwercn Serluft burd) beu Tob beS hochuerbieiitcii Cberpräfibenten Sad, ber am 28. guni 1831 ftarb. Unter allgemeiner Teilnahme wurbe er in feinem (Starten au bet Stelle beS Ijcntigeii SaljnljofeS bcigefeijt. Sei beffen Slnlagc bradjte man bie ßeidje in em ®rab auf bem allgemeinen SegräbniSplatje, wo e§ nod) Ijctde erhalten unb gepflegt wirb. Xöie allgemein bie Sereljrung war, bie er genofe, geigte nidjt nur eine in ber gafobitirdje abgehaltene Se= bndjtnisfeicr, bei ber SJhifitbirettor Oelfdjläger bas 9tequiem uon DJlogart auffüljrte, fonbern and) bas Tcufmal, baS iljm bie Sl'auf» mannfdjaft in ber tpiantagc oor bem Slönigstor erridjtete unb am 1. Slpril 1833 enthüllte. Seine 'Jladjfolger im Slmte, uon Schönberg (1832—1835), uon Sonin (1835—1852), uon Seufft^ilfach (1852
Senfntrt! bc-3 ®rof;tn Jtmfihftcn. 4<>9 bi§ 18(56), uon fDHindjIjaufen (1866—1882), bemühten fid), in feinen SScficn weiter 31t roaubelii nnb on iljreni Seile Stettins Untroidelung gu förbcrn. Sine Grinncrungsfeier wcir ntidj bic Gntljiilluiig ber oon 2. ®iü) mann mobegiertcn Srgbüfte beS Kurfürften griebrich SBilljelm, bie 1834 auf bem ®d)lof;l)afe al? ein ©cfdient Des Königs aufgeftellt rourbe. ®in Senrmal bem £>errfdjer gu erridjten, ber bie Stabt faft
470 griebridj SBilbtlm TV. in (Mrunb unb Soben gefdjoffcn hatte, war eigentlich) mertwürbig, aber bie SBunben waren längft gebellt, unb bte Seit batte allch Stettin gelehrt, weldje Serbienfte fiel) ber große Kurfürft um fßommern erworben ljatte. Silit weid) freubiger Erwartung unb Hoffnung man in Preußen ben ^Regierungsantritt beS Königs griebriefj SSilljelin IV. im fraljre 1840 begrüßte, ift geniigenb betannt. SRit ehrerbietiger Siebe ljatten bie 'tßreußen an bem alten König gehangen, unb aud) „bas banfbare Stettin“ bezeugte biefe bitrcfj Errichtung eines DentmalS, baS oon fr Drafe aus weißem fararifefjem SRarmor gefertigt unb 1848 auf bem KönigSplaije erridjtet würbe. Siele SSiinfdje waren aber unter feiner ^Regierung nidjt erfüllt worben; fo ljatten bie Stettiner nergebenS um eine Erweiterung ber geftungSroerfe gebeten. Son bem neuen Könige, ber Stettin fo oft befudjte, ljoffte mau befonbere gÖrberung ber Ijeimifdjen fritereffen. Die freubige Erwartung ftieg, als er am 17. 3imi &er ftäbtifdjen Deputation, bie nadj Serlin gefanbt worben war, offen ertlärte: „Unter nnS bleibt eS gang beim Eliten." Deshalb empfing man ben König mit lautem frubel, als er am 19. September bie Stabt befudjte, unb bereitete iljm einen feftlidjen Empfang. 3« ber .^ulbigung in Serlin würben als Sertreter ber Stabt ber Ober» bürgermcifter SRafdje unb ber Stabtoerorbneten Sorfteljer Eörlitj gefanbt. Salb traten audj widjtige tüuberungen unb Seffcrungeu ein, ber Eifenbaljnbau unb bie Serlegnng ber ^eftnngcsiuerfe, unb trotj oieler Euttäufdjungen, bie befanntlidj nidjt aitSblieben, witdjS bie Sympathie für ben König, wie ein Sefudj im fruni 1843 bewies, hierbei unternahm er eine gahrt bet Cber unb beflieg ben frilo, ber turg oorljer gugänglidj gemadjt unb, wie es heißt. einem wilb» beroadjfenen, ungitgänglidjen unb fterilen SBalbwipfel gu einem qe= fälligen, wirtlidjen SRuljepuntte umgeftaltet worben war. 9luf ber Heimfahrt beeljrte ber König baS Sdjütjenfeft in Sollinfen mit feinem Sefudje. 'Die Stabt felbft gab iljin eine ’geftlirtjteit an ber Sri»jen= Eidje bei frntenwalbe, bie er mit feinem Sntber SBilljelm 1821 gepflangt Ejatte. Salb famen unruhige Seiten. Die innere Sßotitif trat in ben Sorbergruub, bas Serlangeu nadj ber einft oerfprodjenen Serfaffuug würbe immer lebhafter, audj in Stettin regte fidj baS frntereffe an biefen unb anberen fragen, frn ben uereinigten ?(uSfdjüffen, bie am 18. Ottober 1842 in Serlin gufammentraten, waren bie pommerfdjen Stäbte burdj oier Sbgeorbnete oertreten, unter benen fid) aus Stettin ber Kommerzienrat SJißmann befanb. ES ift betannt, wie bie
Tie SortoffelreBolutioii 1847. 471 Beratungen wenig frncßtbar oerliefen unb „in biefer gäßrenben Seit allerßaub unbeftimmte Hoffnungen erwecften, feine aber befricbigten". Tie erregten Seuiüter würben in (Stettin oor allem audj uon wirt fdjaftlidjeu fragen bewegt. Tie Slngelegenßeiteti beS SoIluereinS, bie Ginfüßriing ber Gifenbaßtten unb bie baburdj ßeruorgerufenc llnt= geftaltung beS HanbelS unb BerfeßrS, ber (Streit uni SdjttßgoII ober greißanbel befdjäftigten bie Kaufleute aufs lebßaftefte. G§ bilbete fid) bereits banialS eine Gruppe rabifaler greißänblcr, bie mit bem güßrer ber greißanbelSpartei goßit $rince=(Smitf) in Ber* binbuiig traten. Sind) ben raftlofen englifcßen Agitator Gobben feierte inan im Sluguft 1847 bei feiner Sluwefenbeit burd) ein geftntaßl. Gin greißanbelSoerein wurbe im gebruar 1848 unter bem Borfitje beS KonfulS (Muticfe gegriinbet; bod) fdjon bamals fam eS gu oiel= fadjen Streitigfeiteu, wie bereits länger ein Sroiefpalt in ber Kauf matinfdjaft ßerrfdjte über ben Ginfluß, Gingen unb 23ert ber Tiffe- rettgialgölle. Gbenfo widjtig unb bebeutungsuoll war bie BleinungS- oerfdjiebculjeit übet bie Gutwidelung be§ Gewerbes unb bie inbuftrielle Tätigfeit. ?IIS im gaßre 1846 infolge ungewößnlicßer Trodenßeit bie Grnte feßr fcßledjt ausfiel uub im folgenben gaßre bie fßreife für ßebenSmittel, nameutlidj für Brot unb Kartoffeln, feßr fliegen, ba brad) in Stettin, nadjbem eS in Berlin gu Gewalttätigfeiteu getommen war, ein üliifrußr au§. Tie nieberen Bolfsntaffen, in benen fdjon länger Ungufricbenljeit über ÜlrbeitSlofigfeit unb Teuerung ßerrfeßte, glaubten, bic Regierung für alle Bot ber Seit uerantwortlid) madjen gu muffen. 21m Sonnabenb, bem 24. Slptil 1847, fam eS bereits am Blorgeti am Bollwert beim Berfaufe ber Kartoffeln gu erregten Sluftritten, unb eS folgte ein Sturm auf einen ©berfaßn. SOlan pliinberte iljii unb wanbte fidj) gegen bie Bäderläben; balb ßerrfdjte rwlb ftänbiger Slufrußr in ber Stabt, gegen ben bie oöllig überraftßte Boligei mad)tloS war. SSiie einft 1616 bei bem Biertuinulte gogen pliiubernbe Sdjaren biirdj bie Stabt, fo baß bie gum grüßlingSmarfte nacß Stettin gefommenen Häubler fdjuell ißre SBareu gu retten fudjteti. Gnblidj am Blittag wurbe Generahuarfdj gefdilagen, Infanterie* unb 9lrtillerie-3lbteilungen befetjten bie Straßen unb nameutlidj bieBädereien. VllS bie aufgeregte Blenge in bet Uiiterftabt nidjt weidjen wollte, ja baS Blilitär mit Steinen bewarf, ba wurbe feßarf gefeuert; eS floß Blut, aber bie Blaffen ftoben auSeiuatiber. gür bie ffladjt über» naljmen bie alten Bürgerfompagnien ben Sßadjbienft. 2lm nädjften Tage würben neue Berfmße gu B^inberungeu gemadjt, boeß fofort mit ßfewalt giirürtgewiefeti. Tiefe „Jtartoffelreoolution" beuurußigte baS gefcßäftlidje ßeben in Stettin auf längere S^J IIlaH mußte bie
472 ©olitifdieS febtn in ber Stabt. Berfäufer in poligeilidjcn ober militärifdjeii Sdjuß ncljmen, einen feiten ©reis für bie Stiirtoffeln beftiminen, ein SluSfuljrucrbot erlaffen unb bie VJlaljlfteuer auf einige ßeit teilroeifc aufljeben. SDie 9lnftifter unb Seilneljmcr erhielten ljarte geridjtlidje Strafen. Bei ber Erörte» rung ber Sdjulbfragen ftießcn bie Parteien arg gufamuien. DaS politifdje ßeben rourbe reger, unb in GJefelffc^aften unb AllubS, unter benen ber im £>otel bu 9lorb tagenbe Slorbflub befonberS beliebt roar, befpradi mau bie Sagesfragen mit ßeibenfdiaft, begeifterte fid) in feurigen greißeitSreben unb meinte oft bamit baS Baterlanb gu retten. 9ludj in ber Sßreffe fanben, forocit öS bie ,$»nfiir erlaubte, foldje politifdicn Erörterungen eine Stelle. Eine eigene ©lonatsfdjrift fiir baS öffentlidje fleben begrünbete 1847 2B. flüberS unter bem fJlamen „Der SBäcßter an ber Cftfee", ber „bie greiljcit wollte, bie Blutter ber giuilifation, bie greißeit für 9lUe“, aber, roie refigniert bemerft roirb, „oft fdjroeigen muß, wo eS ©flidjt roäre 311 reben“. Die $eitfcßrift übte fdjarfe flntif and) an allerlei Stettiner guftänben, roie j. 99. bem SefängniSroefen, unb beridjtete regelmäßig über bte Berßanblungen beS BiirgeruereinS. Diefer ßatte fid) im Slnfange beS gaßreS 1847 gebilbet unb befdjäftigte fid) nanientlicß nut toninui- nalen Slngelegcnßeiten. Der Cberbürgermeifter'JBartenberg (feit 1845 im Slmte), ber Bürgermeifter Sdjallcßn (feit 1836 im Slmte), anbere Blitglieber beS Blagiftrats, fionful Entidc, guftigtonuniffariuS Sricft u. a. beteiligten fid) an ben 'Berßanblungen, eS gelang aber nod) nidjt, baS gntereffe ber ©ärger an ben ftäbtifdjen Berßältniffen in größerem Blaßftabe gu beleben. SBar bod) baS fogar bei ben Stabtoerorbneten Berfammlungen nidjt Diel anberS; immer roieber flagte man über ben mangelhaften Bcfud), unb bodj füljrte gerabe bamals bie fiabinetsorbre uom 23. guli 1847 bie Cffcntlidjteit iljrer Berßanblungen ein. Die großen politifdjen gragen bewegten bamals bie ©emiiter meljr alS bie fieiiten lotalen. BefonbereS gntereffe erregten natiirlid) bie Berljanblungen beS uereinigten ßanbtageS, ber am 11 Slpril in Berlin gufammentrat. Die pommerfdjen Stäbte roaren burd) 16 Slb« georbnete uertreten, Stettin burdj ben Blebi.ginalaffeffor Slpotljefer Bitter. Er trat bei ben Beratungen über bie Eintommenfteuer unb baS gubengefeß ßeruor unb bcfürroortete bie uolle Emangipation ber gilben So roar baS politifdje ßeben in Stettin gcroedt, ba bradj baS gatjr 1848 an. Die erften Badiridjten uon ber ©arifer fReuoIution tarnen am 28. gebruar an unb rourben auf ber Börfe uom Kaufmann SBeibner uerlefen. fllatürlid) entftanb große Sluf regung, bie uon Sag gu Sag iund)6 unb immer neue gorberungen
TaS 3oßr 1848. 473 and) fiir Preußens innere 3>iftänbe tjervorrief. Salb lief eine Petition in ber Stabt um, in ber ein beut'djcS Parlament, Sßrefefreitjeit, Sdjrourgeridjte u. a. m. geforbert rourben, unb am 12. fDtärj fanb im Saale beS SdjüßenßaiifeS bie erfte politifdje Serfainmlung Stettins unter bem Sorfitje bes SitftizfommiffariuS Trieft ftatt, in ber biefe 'Petition jaßlreidje llnterfdjriftcn fanb. gür bie Polizei unb bie Siirgerfdjaft mar foldj eine Serfammlung gang etwas neues; man mußte auf beiben Seiten nidjt redjt, mie man fidj oerljalten follte. TeSßalb fanb fie, roie es fdjeint, nidjt bie Scteiligitng, bie man rooßl erwartet ßatte. Jludj begannen fitfj jetjt bie 'Parteien 311 fdjeiben, beu 'Jtabifaleii traten bie Glemäßigten gegenüber. Ta naljm fidj bie Stabtuerorbnetem'Serfanimlnng, als baS offizielle Organ ber ©ärger fdjaft, ber Sadje an. Sian berief bie erfte öffentliche Siljuitg zum 14 lülärz in bie Aula beS ©iimnafiitmS. Tort ftellte bet Sorfteßer, Sueßbrurfereibefitjer $effenlanb, ben Antrag, eine Sitte um fofortige Serufuug beS vereinigten ßanbtages an ben König zu ridjten. Tiefer Antrag rourbe angenommen, bodj eße bie 'Petition abgefanbt roorben roar, traf bie Sladjridjt ein, baß griebridj SPilßclm ben Söunfdj bereits erfüllt fjabe; man begrüßte bieS mit gubel nnb oeranftaltete eine glhnniuation. Tie Sladjridjteit von ben .ffämpfen in Serlin erregten in Stettin große Aufregung unb feßr verfrfjicbcne Seurteilung; eS fam bei ben aufgeregten GJemütern rooljl z11 lebhaften Streitigfeiten, aber lluritßen entftanben nidjt. Trabbi in übernahmen bie bewaffneten zeßn Sürger* roinpaqnicu ben SPadjbienft unb füßlteit fidj hierbei ungemein roidjtig, fo baß man fogar vorfdjlug, and) bie Sdjüijen z« 'Patrouillen zu verroenben .£)ier unb ba fanben ©ufammenläiife, Katjenmufiten ober fonftiger Unfug ftatt, im ganzen aber blieb alles ßarmloS. Tem feßr beliebten (Sencral v. Sellin, ber feit 1825 Äommanbant ber ge|tung roar unb 1837 fein fünfzigjähriges giibiläuin unter großer Seil* naßme ber Sürger gefeiert ljatte, wollte eines Sadjts eine Sdjgr ßerumfdjroärinenber Beute ein £>ocß barbringen Ter Vllte fußr feine Stettiner nidjt fdjled't an, baß fie ißrem Könige nidjt bte Treue ßalten wollten, trotjbcm jubelte man ißm zu. Ter fommanbierenbe ©eueral v. SSrangel ging bei folcßen Auftritten feßr »orfidjtig vor, ganz i'ii ©egenfatje z11 feinem fpäteren Serßalten uub ßafdjte nadj einer geroiffen Popularität bei ber Siirgerfdjaft. TaS 'JLRilitär mußte weiße Siitbeu anneßmeii unb überall bas befte Ginverneßmeit mit ber Bivilbevolferung an ben Tag legen. SBoßl räfonierten unb fdjimpften einzelne rabifale Temofraten barüber, baß baS ftonigSrcgiment am Kampfe in Serlin teilnaßm, uub erzäljltcn allerlei Sdjauergefdjidjten
474 Seitunßen. uon feinem Verhalten babei, boct) biefe Wifjftimmung wurbe faum allgemein, ba bie Solbaten bod) nur ifjre Sflid)t getan batten. Ter Cberft bieft eS inbeS fiir nötig, fein ^Regiment zu verteibigen. 3u bem Segräbniffe ber in Serlin Sefalleiien, für beren £jintcr= bliebene and) in Stettin eine bcträdjtlidje ®elbfumnte gefummelt mürbe, begaben fid) Diele Stettiner in bie .fjjauptftabt. Wan feierte burd) eine QUriiiiination baS, waS fiir baS Soll errcidjt 311 fein fdjicn; babei wehten in ber Stabt and) fdjwarz-robgolbene ^aljneii, bie al§ Seichen ber alten beutfdjen Slaiferßeit galten. Wit ßttbwig Eiefebredjt begrüßten Diele ibeal gerid)tete Wanner bie neue beutfdje Einheit unb erhofften non iljrem Könige bie entfdjeibenbcn Sdjritte 311m Sdjaffcn eines einigen TeutfdjlanbS. SSaren bod) bie meifteu angefeljeneu Sürger bei aller bemofratifdjen Überzeugung non ftreug monardjifdjer Eefinnung, unb biefer gaben Wagiftrat unb Stabt» uerorbnetc in einer Vlbreffe, bie ber Sijnbifus Sierfe entworfen ljatte, unziueibeutigen VluSbrucf. Vludj fonft zeigte es fidj, bafj oiele unflare unb nermorreue Vlnfichten über bie Seitfragen ljerrfd)teii unb fid) oft in fonberbarer Söeife funb taten. Ter Kaufmann 31. Woritj fetjtc bamals einen non 100 griebridjSbor auS für eine Virbeit über ben „SSert ober Unwert bes mobcrucn fiouftitutioualiSmuS" unb beftellte alS ißreisridjter o. Setljmann ^jollweg, o. Stleift Wetjow unb QulittS Stahl. Tagegen ljielt Enbe Würz Stöbert Ißntfj, ber bamals in feiner Saterftabt woljnte, brei Sorlefungeu, in benen er ben gefd)idjtlidjen ßufamnienljang ber jüiigften Ereigniffe in granfreid) unb Tentfdjlaitb nnb iljre Erfolge erörterte. Wit feinem glänzenben SHebnertalente begeifterte er bie Suljörer, wie er and; fonft wieberljolt für bie bcmofratifdje Partei ooll Eifer auftrat. So erfdjienen in ben Seitiingen oon iljm verfaßte Slrtifcl, beren Sebeutung nidjt 311 verfemten ift. Wit einem Wale gewann bie SJSrcffe eine Wadjt, bie fie bisljcr nidjt gehabt ljatte. Unter ber ftrengften .ßenfur ljatte bie i?gl. privilegierte Stettiner .Seitung ifjren ßeferu nur einige Widjridjten auS bem $n unb VluSlanbe unb Vlnzeigen gebracht. Vludj für bie anberen ljier erfdjeinenben Slätter war öS nidjt möglidj, eine offene Spradje 31t fiiljren. TaS wurbe mit bem Erlaffe beS ^rcfjgefetjeS oom 17. Wärz 1848 aubers, unb alsbalb entftanben neue Leitungen ober bie bisherigen würben umgeftaltet. Tie Cftfeezeitung fam oom 3. Vlpril an täglidj IjerauS, felbft bie privilegierte -3eitiuig folgte vom 1. Qfuli an biefem Seifpiele. SereitS am 1. Wai begann bie „Slene Stettiner Leitung" Zu erfdjeineu. Ebcnfo verwaubelte fidj ber bcmofratifdje „SBädjter an ber Cftfee" in ein roödjentlidj, bann täglidj crfdjeinenbeS Slatt Tic
®a8 politifdje feben. 475 Britber unb B. (Srafsmann gaben non SRitte 9Jiat bie „T'eittfcfje üöorfjenfcfjrift fiir Staat, iTircfje uub BolfSIeben" IjerauS, au bie fid) uom 1. Quli an bie uon benfelbeu SRannern rebigierte „Borbbeutfdje Beitnng für ^oiitit, .fpanbel unb bewerbe" anfdjiof?. Sie uertrat eine lonftitutionell-monarchifdje Bidjtiing unb Tiiinpfte mader bafür. SUS SEöodjenfdjrift erfdjienen uom 1. ^fuli ab bie „'sJJatriotifcfjen Blätter", bereu SRitarbciter befonberS aus afabemifd)en Streifen ftammten; roir ftnben barunter befannte fRainen, roie SRegiernngSrat Biteimann, Staats minifter fflierfe, Dr. Sdjarlait, Brofeffor gering, Slffeffor trieft, Brofeffor Dr. SBonit;, Oberlehrer Dr. Sribel u. a. m. B» biefen SBIättern tarn nod) ber „Stettiner Beobachter". Seiber fennen roir uon ben meiften biefer Bedungen nur wenige Bummern, unb baS ift um fo ineljr gu betlagen, als fid) gerabe aus ihnen bie Beitftininumgen unb bie örtlichen Berl)ä(tniffe am heften erfennen laffen. Söir miiffen beShalb oergidjten, weitere Gingelljeiten über bie Borgänge in biefer Beit mitguteilen. B11 bebauern ift eS and), bafi private Slufgeidjnuitgen über biefe Be<t nidjt belannt geworben finb, auS benen roir fidjer mandjeS erfahren würben. Uöie mag bie beutfdje Srage in ben geiftig angeregten Streifen Stettins erörtert roorben fein, roie ift tatfadjlid) in ben verriebenen politifdjen Bereinigungen, befonberS in bem fo!iftitutionelbmonard)ifd)en, bem pntriotifdjen St'Iub ober im BolfS= uereine, bebattiert roorben! Bfm Cogengarten ober bei grauentnedjt rourbe ntandj heftiger SBortftreit auSgcfodjten unb mit mehr ober weniger BcrftänbniS politifiert. Bei entfdjieben bemofratifdjer ®e= finnung, bie in weiten Streifen Ijerrfrfjte, bewahrten boefj bie meiften Bürger ihre treue 9InE)ängIidjfcit an baS StöuigShauS. Unb wenn man aud) auf Stönig unb Bringen gelegentlich tüchtig fdjimpfte, eS rourbe bod) bem oiel verfannten unb oerleumbeten Bungen uon Breufjen, als er am 2. Vluguft 1848 mit feiner ©emaljlin unb feinem Sohne nach Stettin fam, ein feierlicher Empfang bereitet. 21uS ber gangen Br°mttg waren Seute borthin gufaminengeftrömt, um ihrem Statthalter Beidjeit ber Sreue unb Eingebung gu geben, unb bie Demonftration einiger Stettiner Demofraten trübte bie greube wenig. Bum Bertreter Stettins in ber grantfurter Bationaloerfammlung rourbe Brüfeffar ßubroig Wiefebredjt geroiifjlt, ber fich *» ihr bein rechten Bentrum, ber fogenannten Stafinopartei, anfdjlof). £?tjne in ber Berfammlung befonberS heruorgutreten, hat er iljr bis gum IRat 1849 angehört; bamalS fdjieb er auS, weil in ihr nach feiner Slnfidjt „gum 5Bol)Ie beS BaterlanbeS nichts mehr gu fdjaffen war“. ßebljafter unb erregter rourbe baS politifdje Veben in Stettin roieber im ^erbfte beS Jahres 1848, als fid) bie Unruhen in Berlin
476 Vertreter Stettins im Sanbtafle. erneuerten unb bie preußifdje Slatioiialoerfammliing aufgelöft würbe. ES ift betannt, baß fid) ber ßorn vieler Stettiner gegen beu ©eueral o. SBrangel richtete, ber babei bie militärifdje ßeitung ßatte. Silan braßte bie ©emaßlin bes fonft beliebten ©eneralS, ber am 13. Slpril 1784 in Gtettin geboren war, 31t bringen, ließ eS aber 311111 ©lüd uub 3ur Qrettbe bes unerfeßrodenen Sitten bei leerer Troßung bewenben. ®ie Jätigteit beS bcmofratiftßen SereinS war feßr rege, in ben Seituitgeti unb ben Serfammlungen begann ein ßeftiger Kampf. Srotjbeiti ßat man ben Einbrud, baß and) bamals biefe gan^e Seweguttg nid)t feßr tief ging; fie befdjäftigte oorneßmlicß bie gebilbeten fireife, Kaufleute, Slfabemifer, Seamtc, wäßrenb bie große SRaffe ber Scoöltcrung fid) jiemlidi gleidjgiiltig ober ableßnenb oerßielt. Erging eS bod) bamals maudjeni .£>eißfporn, ber auf bte Dörfer bei Gtettin ßinauSjog, feine poltttfdje SMcisßeit 31t oerfüiibeit, übel genug. Qn ber gur Sereinbarung ber preußifdjeii GtaatSoerfaffung be« rufeiteu Serfammlitng war ber GtjnbifuS Eierte ber Vertreter beS ft'reifeS Stanbow; er würbe im Quni 311m ßanbioirtfdjaftSniinifter berufen, betleibete biefeS Stint inbeffen nur wenige SRonate. Qn ber auf Sruub ber Serfaffttng oom 5. ’S'eßentber 1848 3iifamtnenbcnifenen 3ioeiten Kammer vertraten 31001 tonferoatioe Stbgeorbncte, ^iiftig= tommiffariuS firaufe unb ber SlmtSrat Kögel in ©arbeit, ben SBaßl» trei§ Gtcttm«@reifettßagen, wäßrenb in ber erften Kammer Stbgeorbncte für Gtettin = SreifenIjagen = Gaaßig=,'f3t)riß ber llnterftaatSfetretär Eraf 0011 Siilow unb Seneralntajor oon ©raubt iu Serlin waren. Sind) 311m Erfurter Parlament wählten Gtettin unb Ereifenßagett ben tonferoatiD=tonftitutionell gefilmten CDireftor ber g-riebridj-SWilßelntSfdjitle Dr. Karl ©ottfrieb Gtßeibert, einen SJlaiut reattionärer, aber gut beutfeßer ©efinnung. ®ie Jntigfeit biefer SRänuer in ben ©arla= menten 311 fdjilbern, geßt über ben Slaßnien ber Gtabtgefdjidjte hinaus, bagegen geßört in eine foldje bie folgeube Bufanimen fte11ung ber 83ertreter Gte11in§ in bem preitßiftßeuflanb tage: 1850—51: Erfte Kammer: SßaßlfreiS Stettin-Sianbow« @reifeiißagen-5ßi)ritj: Cberpräfibeiit oon Sonin unb Cbergertdjtsaffeffor Kolbe in Gtettin. ßweite Kammer: SBaßlfreiS Gtettin=@reifenßagen: EiitSbeftijer Kögel in ©arbeit unb Kaufmann SScgener in Gtettin. 1852—54: Erfte Kammer: SSaßltreiS Gtettin: Kaufmann 'ISegener. 3>veite Kammer: SSaßlfreis Gtettin ©reifenßagen: ©utSbefitjer Sende in .fjjctitridiSborf unb Kommei^ienrat SBitte in Gtettin. Qm Qaßrc 1854 erljielt Stettin ba§ Hledjt 311t ^ßräfentatiou eines SertreterS in bem burdj Serorbnung oom 12. Cftober 1854 gebilbeten .^crrcitßaitfe. Erft 1859 fdjeint eine foldje von feiten ber Gtabt erfolgt 311 fein; fie
Tie äußere fßolittl. 477 ift feitbeni vertreten geroefen non 1859—1897 burd) ben Cberbiirger= meifter gering, uon 1809—1895 burdj ben Stabtrat Tljeunc, uon 1895—1907 burd) ben Cberbürgermeifter Dr ^afen unb uon ba an burd) ben Dbcrbürgeruieifter Dr. Vlcferinann. VIbgeorbnete ber jiveiten Stammet waren für Stettin unb Sanbow 1856—1858 Seueral- StonfuI ßemoniuS uub Slebijinalrat Dr. fftt)abe§ in Stettin, 1859 bi§ 18(51 gabritbircftor Toßru in Stettin unb fßrofeffor Sneift in Serlin. Seit 1861 bilbete bie Stabt einen eigenen SBaljltreiS unb iuar vertreten uon 1862—1866 burd) ßfoljn ^rince-Sntitl) in Serlin, 1866—1867 burd) beu Slebafteur 3Jlid)aeliS in Serlin, 1867—18K7 burd) ben überlebter Tbeobor Sd)iuibt (geftorben am 21. ßjanuar 1887), 1888—1908 burd) Seneralfcfretär 9JI. Srömcl in Serlin unb uon ba an burd) ben ßfuftijrat ßippmann in Stettin, ßft and) in ber erften ßeit bie ißarteifteHung ber Slbgeorbneten nidjt immer ganj tlar unb beutlid) angegeben, bie meiften tjaben ben entfdjieben liberalen Parteien angcljört. SUS bie lebhafte Sewegung allmäljlid) abflaute, gingen aud) mand)e oon beu ßeitungen, wie bie ißatriotifdjen Slätter, ber SJädjter an ber Cftfee, bic Vleue Stettiner unb bie Slorbbeiitfdje .ßeitung wieber ein. ?lllerbing$ entftanben and) neue, wie ber ©eneraDSlnjeiger (1849), bie Sommerfdje ßeitung (1849—1865) unb 1859 ooit neuem bie 'Jleue Stettiner ßeitung, ber balb bie über ßeitung (1863—1875), bie Stettiner (1865—1910) unb bie fpoinnterfdje ßeitung (1867 bis 1910) folgten. Tic Sorgänge ber äußeren '^olitit fanben in ber Stabt nid)t geringeres ßntereffe als bie ber inneren. ßs war uatürlidj, baß mau l)ier ben Stampf iu Sd)leSwig-£>olfteiu mit befonberer Teilnahme ver- folgte, bie freilid) erßeblirf) geringer wurbe, als bie banifdje Fregatte „£jaufruen" ben fjafen von Swinemiiiibe eine ßeitlaug fperrtc unb baburd) bem .£>anbel Stettins nid)t geringen Sd)abeu ^ufiigte. Uni fo größer war aber bann bie Sefriebigung, als eS enblid) 1857 gelang, bie Slufßebung beS Sunb^olleS gu erreichen. Sfie tjatte man gerabe in Stettin über biefe Sefdjwernng beS CftfeeßanbelS gelingt unb immerfort bie Sefeitigung geforbert! Troß ber banialS Ijerrfdjenben ^jnnbelStrifiS atmete man auf unb erhoffte von ber ßutunft eine Sefferung ber Serhältiiiffe. Gbcufo eröffnete bie neue 'Sira, bie mit ber Übernahme ber Slegcutfdjaft burd) ben fßrtiijcil SBilljelm begann, frohe 31usfid)ten auf bic ßöfuiig ber beutfdjen fjrage, mit ber bie politifd)en '-Parteien aud) in Stettin fid) lebhaft befdjäftigten Tavon jeugt bie yibreffe, bie im fUnguft 1859 bie Sürgerfdjnft an ben 'Prinjregenteii rid)tete. ülugeregt burd) ben Tircltor Dr. 'Jliuclniig fpradj fie barin
478 Äronptirtj griebricf) SBilhelm in Stettin. gang int Sinne ber Gifenadjer Grflarung, bie Stubolf uon Seiuiigfen mit 34 Genoffe« um 19. JQfitli ueröffentlidjt ljatte, bie Sitte um Sdjaffung einer neuen beutfdjeii 3clltralgewalt auS. ®iefe Stettiner Slbreffe erregte großes Sluffeljen, ba fie bett ^Regenten jur Äußerung über feine ißlöne unb Gebauten inbetreff ber beutfdjen ginge oer« anlaffeit füllte. ®ie Slntwnrt, in ber mit aller Sorfidjt ber SBunfdj nad) einer Umgeftaltung ber SunbeSoerfaffung unter „gewiffenljafter Sldjtung nor frembem 'Jledjte unb fRüdfidjlnaljme auf baS gurgeit ÜJtbglicfje" als berechtigt aiiertaniit mürbe, übte feljr oeifdjiebene SBirfung auS. Siele Stettiner, unter ihnen audj Simeiung, wanbten fich nom fRationaloerein ab unb fdjloffen fidj ber beutfdjen gortfdjritt§= Partei an, bie auf lange in weiten Streifen ber woljlljabeiiben Sürgerfchaft bie tjerrfchenbe blieb. SRit SRitgliebern beS KönigSljaufeS trat Stettin in nähere Ser« binbung, als 1859—1860 fßring griebridj Kurl bort als fßioifionS fommanbeur ftanb unb mit bem tommanbierenben General u. SBttffow, bem Dberpräfibenten o. Senfft ^ßilfadj u. a. Sertetjr unterhielt. Stach ber iljronbefteigung König SBi IhelmS I bei beffen Krönung in Königsberg ber Stabtoerorbueten=®orfteher3Begener(t 20. Sluguft 1862) al§ einer ber nom pommerfcheu ^ßroniiiaiallaiibtage gewählten Sengen gugegen war, wurbe ber Kronpring griebridj 'Willjelm gum Statthalter oon fßommerii ernannt. Gr hielt im guli 1802 Sruppenbefichtignngen in Stettin ab unb wurbe auf einer ©ampferfaljrt nadj graueuborf nom ©berbiirgermeifter gering im Slaiuen ber Stabt begrüßt. ®er Kronpring fpractj bamalS miinblich unb fdjriftlidj Stettin feine Srjmpatljie au§ unb oerhieß, bafe er fich baS SBotjI ber Stabt befonberS angelegen fein laffen wollte. Sei mehrfachen Sefudjen, mit benen er Stettin, befonberS feitbem er im SJlai 1864 gum tommanbierenben General beS 2. SlrmeetorpS ernannt worben war, beehrte, wieberljolte er biefe SufidjentHg unb bewies fein gntereffe audj, als er im 'JJlärg 1865 brei SBodjeu mit feiner Gemahlin im Gebäube beS GeneraltommanboS $of hielt- ®r nahm an einer Konfereng teil, in ber bie Sebürfniffe beS Stettiner ^janbelS beraten würben, unb legte babei eine redjt gute Kenntnis ber einfdjlägigen Serljältniffe an ben Sag. JRitten in ber KonflittSgeit, bie natürlich audj *» Stettin bie Gemüter erregte, oergaß man hoch nicht im gahre 1863 bie großen Üaten uno Greigniffe gu feiern, bie oor einem halben galjrlj'tnbert oor fidj gegangen waren. Sin bem großen beutfdjen Suriifefte, baS im Sommer in Beipgig abgeljalten wurbe, nuljnten galjlreidje Stettiner teil, bie am 5. Sluguft ben einbrudSoollen SBorten £jeinridj o. SreitfdjfeS laufdjten. SBaS machte eS ihnen aus, baß fRobert Snit} in einem
Tie Strieße toon 1864 unb 1866. 479 ©ebicfjte über bie troftlofe ßage beS SaterlanbeS ben gcftjubel miß* billigte unb SBaffer in ben SBein ber 53egeifterung fdjüttete! Sö. Glaus (geftorben als penfionicrter Sßrofeffor ber griebrich -- SBillielniefdjiile) antwortete iljm mit träftigen Sßerfen. gn (Stettin felbft mürbe am 18 Cttober em großes Eriniierinigsfeft gefeiert, baS auf bem Ejergier platje uor bem berliner Tore ftattfanb. SJlagiftrat, Stabtuerorbnete, Kaiifmanrrfdjaft, (he werfe unb Vertreter ber SBeljorben begaben fidj in feierlidjem 3lI0e bortljin, SPruß ljielt bie JRebe, in ber er bie yjhfjftimmung über bie politifdjen ^uftänBe hinter ber Erinnerung an jene große Seit gurüeftreten liefe. Sind) am 5. Tegember gebaute man in einer geier, bie ebenfalls galjlreiche Teilneljmer fanb, beS Tages, an bem uor 50 fahren Stettin non ber Sloctabe befreit worben war. ®eim Subelfeft ber Sdjladjt bei SHelli Sllliance (18. guni 1805), gu bem ©iefebredjt eine Kantate bidjtete, bie Dr. Vereng tamponierte, war bie Stimmung bereits guuerfidjtlidjer unb IjoffniingSfroljer. Tenn ber bänifdte Krieg ljatte bie politifdje Sage geticirt, unb ber Erfolg war audj in Stettin, obwohl eS burch bie Storfabe beS Swinenuinber ^afenS abermals Schoben erlitt, nut großer ©efriebignng begrüßt worben. TaS galjr 186f> brachte bann ben Slufang einer neuen ©eftal« tung TeutfdjianbS, unb baS pommerfdje ÜIrmeeforpS, bas am 9. SJlai mobil gemadjt würbe, naljm an ben Kämpfen ruljmreidjen Slnteil. freilich wat eS eine fchwere Seit für bie Stabt; in iljr Ijerrfcfjte uom guni bis gum Cttober bie Eholera unb raffte meljr als 2000 tßerfonen baljin, bie Soljne Stettins ftanbeu auf SööljinenS Sdjlachtfeibern, unb uicle uon iljnen gaben bort iljr ßeben für Das ißaterlanb hin. Silber wie begrüßte man bie Erfolge! Sah inan bodj fdjon am 25. guni ben gefangenen Kurfürften uon fieffen in Stettin eintreffen, wo er anfangs im Schloße, bann im $otel be SfJruffe Sßohnung naljm, unb balb aurtj gablreidje ofterreidjudje Kriegsgefangene, bie in gort Sßreußen ober in ber Kaferne am Sdjnedentore untergebradjt warben. 3öie jubelte ßubwig Siefebredtt bei ber SJladjridjt uon Königgrätj: llnfre forgenuollen gragen ßöften fich in wenig Tagen, SSiS ber lefete Sweifel fchwieg. Unb wir fdjaiien nun, wir aljnen, ^joljengollern, beinen gähnen Schließt fidj au bie neue Beit. Tie SHürfteljr ber fiegrcidicii Truppen, ber SBefudj beS Kronpringeu, ber am 10. SDlärg 1867 bie iljnen uerlieheneu galjnenbänber über brachte, waren patriotifdje gefttage, burch bie manche bisher Ijerrfchenbe Spannung geloft warb.
480 Ter Ktieß von 1870/71. 5Bie lebte ber patriotifdjc Sinn ber Stettiner auf, al§ int Sommer 1870 ber große Krieg begann! TaS ziveite SlrmeelorpS, beffen Kommanbo an ber Stelle bes> Kronprinzen ber Seiteral v. granfecfij iibernaljm, riirfte erft am 5. Sluguft au§, uatjni aber bann au ben Kämpfen um IDletj, ^ßaris unb im Jura ruljnmolleu ?lnteil. Jn ber Stabt regte fiel) bie eifrigfte Tätigfeit fiir bie pflege ber Krauten unb Serivunbeten unb für bic Serforgung ber gurücf« gebliebenen Solbatenfamilien. 3m flanbljaitfe unb im Kafino arbeiteten unb müljten fid) unermiiblidj Stettiner grauen uub Jungfrauen, au ber Sörfe, in ben JeitungSejpcbitionen, m ben verfdjiebenen ÜlmtS [teilen fammelte man Saben für bie Krieger. @ar maudjer Sürger madjte fid) auf, um biefe beit im gelbe liegeiiben Solbaten 311 über« bringen. SSie jubelte Mit unb Jung, wenn bie SiegcSiiadjridjtcn eintrafen unb bie erften Tepefdjen bei Salomon am £>eumarfte an« gefdjlagen mürben! Ta weiten bie Jahnen, ba feierte man überall bie glänjenben Taten, illuminierte bie £>äufer, fang bie Kriegslieber, von benen zaljlreidje Dr, ßorenz in fDhtfif fetjte. Stöbert Srutj ftellte in geiftreidjen Sorträgen vielen guljörern bie beutfdje ßlefdjidjte bar, bie jetjt 311 einem Ijerrlidjeii Jiele gelaugt 311 fein fdjieu. Ju großer 3al)l mürben in unb bei Stettin fran^öfifdje (befangene unter« gebradjt. Tie Offiziere erregten zmar burdj iljr Sluftreteit im £mtel be ißruffe ober in ber Jennijfdjen Konbitorei f)in unb mieber unlieb« famen Slnftoß, aber mitten im Krieg fdjloß fidj ntaiuf) Saub ber greunbfdjaft mit ben befiegten geinben. Tie SUannfdjaften, bie un gort Sßretißen unb in großen ßagern auf bem Sjerzicrplaß, bei sJleu« Tontet) ober in Krcforn untergebradjt mürben, bilbeten einen befonbereii Vlnjieljungspuntt fiir bie Jugenb. Sie fal) mit Staunen bie Beute in ben üöallgräbeu nad) gröfdjen unb allerlei Kräutern fudjen unb trieb einen lebhaften £>anbel um Uniformtnöpfc mit iljuen. Sine nidjt geringe Jaljl von iljuen fanb ljier iljre letjte Siuljeftätte, unb nod) Ijcutc zeigen Srdbcr bei Kretow unb grauenborf, fomie ein fpäter erridjteter fflebenlftein auf bem ehemaligen 'JJlilitärfricbljofe vor bem ^Berliner Tor, baß [jimberte von franzöfifdjen Kriegern fern von ber $eimat beftattet worben finb. Tie Opfer, bie ber Krieg and) oon ben Stettiner gantilien forberte, maren fdjwer, gar uiandjcS blüfjcnbc ßeben fanb auf bem Sdjladjtfelbe ober in ßazaretten ein Silbe, aber iljr Tob mar nidjt vergcblidj, ißre Slameii finb auf Sljrentafeln in Kirdjen uub Sdjulen aufgezeidjnet. Sie ljaben mit« geholfen, ba§ neue beutfdje Kaifertum z11 fdjaffen. Soll Jubel be« grüßte man bie Erfüllung be§ alten SBunfdjeS nadj beutfdjer Sinljeit; Kaifer Sßilljelm mar e§, 31t beffen Sljren bie Stabt im Januar 1871
SWdjStaßSubeeortniete (Stettins. 481 fid) gu feftlidjer geier meinte. ^tjnt unb feinem fiegrcidjen £>eere gölten bie bantbaren Xßünfdje bei bem grofjeu griebenöfefte am 26. Februar, unb biefem ®anfe rourbe nad) Saljren Qn beuorgngter Stelle ein beutlidjer Slusbrud gegeben, als um 1. Vlooember 1894 in ®egeniuart feines ©ntelS, bes JtaiferS Sßiltjeim II., baS .ffaifer» unb $?rieger=®entmal, baS Start ^jilgerS auSgefüljrt ljatte, enthüllt murbe. ®enfmäler fiir anbere gelben jener 3eit, ben Hronpringen Sriebridj SBilljelm uub öiSmarrf, finb lange geplant, entworfen unb befprodjen; wann fie erridjtet fein roerben, ift immer nod) groeifelljaft. Stettin erhielt burd) bie SSerfaffung beS norbbeiitfdjen SinibeS baS Uiedjt, einen eigenen Slbgeorbneten in ben neuen 'JieidjStag 311 entfenben. Sn ben fonftituierenben Dteidjstag rourbe 1867, nadjbent ber guerft geroäljlte Dr. sJJlid)aeIiS=Ücferinun£)e abgeleljnt ljatte, ber flonful (Suftao SDlitller (geft. 1889) gefanbt, ber bie ©tabt and) in ber erften CegiSlaturperiobe (1867—71) oertrat. SBon 1871—78 roar Sf). Sdjinibt Vertreter ber ©tabt, bann trat nadj einer feljr müljfamen Söaljlfampagne SUbert ©djlutoro bis 1884 an feine Stelle. 9?on ba an roar bis 1893 3Raj fBrbmel 'Jlbgeorbneter Stettins; er oerlor für bie ^fatjre 1893—1898 bas 'JJlanbat an S^B Herbert, erlangte eS 1898 nod; einmal, um eS 1903 abermals an jenen abgugeben. 1907 rourbe Dr. ®oljrn gum SleidjstagSabgeorbneten geroäljlt. '.Bielleidjt eine $olge ber neugewonnenen ©rofjniadjtsftellung beS beutfdjen SieidjeS roar eS, bafj eS gelang, eine alte Sortierung Stettins an bie strone Sdjroeben enblidj gn erlebigen. SluS bem 3faljre 1655 ftammte ber 'Jlnfprudj ber Stabt auf bie Stüctgahhing einer ber fdjroebi« fdjen ^Regierung geleifteten galjlnng, bereit (Srftartung in ber £>o(je oon 41000 Malern 1660 jugefagt roorben war. Sielfache Serfndje, bie Sadje im SBege ber Serljaitbluitg auSgugleidjen, roaren immer roieber vergeblich geblieben. ®eSljalb rourbe 1870 ber JRedjtS» weg befdjritten, gleidjgeitig aber ein ®ergleicf) angeboten. ®iefer tarn burdj bte Oemiiljuttg bes St niferlidjen Ofefanbten tn Stodljolm, Sreiljerrn d. Siirfjttjofen, guftanbe, unb im Slpril 1872 erfolgte bie 3aEjlung oon 36 862 Malern 4 Silbergrojdjen 6 ^Pfennigen an bie Stiinuiierei= taffe 'Ulit Sefriebigung erfüllte biefe ©rlebigung einer langwierigen, unangenehmen 9lngelegeiitjeit bie Stabtoäter. Csbenfo betaut bie Stabt im Suli 34000 Jaler gurücferftattet für bie Untcrftütjungen, bie fie an Stauen ber gum Kriege cinbernfenen ßanbroeljrleute gegaljlt hotte. Üöeldj eine Jeit oon 1814—1871 ift oor unS ooriibergegogen! iÖeldjen SBecfjfel nnb was für SJeränberungen hot fie audj ber Stabt Stettin gebradjt oon ber S^’^tK^föloft ber Srall8°fen bis gum Siege über fie, oon ben Schreit, ttt benen fie ftolg als getreu a.‘et)rtnann, QtefrfMte Bon Stettin. o«
482 ®a3 .(iirdjemvefen. in ber (Stobt geboten, bis gu bem Sfaßte, in bem fie als ©efangene bort weilten! Unb bodi tritt ber llinfcßwung nidjt am tlarften in ben äußeren ftaatlidjen über ftäbtifdjen ißerßältniffeii gu Sage, fonbern er macßt fid) vielleicht nod) meljr geltenb in ben inneren, namentlidj ben geiftigen guftänben. ©iefe (Entwirfelung im eingelnen gu fdjilberu ift ßödjft angießenb, aber auch fdmnerig; man müßte, um fie beutlidj oor Singen gu ftellen, bie gefamten geiftigen unb fogialen Strömungen beS 19. 3fahrhlin^ert§ wenigstens bis etwa 1870 in ÜSetraißt gießen unb geigen, wie fie in Stettin gum SluSbruct gefommen finb. ®a oaS über ben Slaßnten biefer Stabtgefdjidjte ßinauSgeßt, fo mögen einige Slnbeutungen unb lofale (Erinnerungen genügen. (Eine Sleftauration bcS ftirdjenwefenS nad) ber fVrangofengeit erwie§ fid) balb alS burißauS notwenbig. 3ur|öct)ft galt eS, äußerlidj bie ßirdjengebäube wieber ßerguftellen, bie gumeift gu profanen 3wecten benutjt worben roaren. ©ie Slitolaitircße rourbe, wie bereits berichtet roorben ift, gang abgetragen, bie ©emeinbe nadj St. QoßanniS oerlegt. ©iefe fiirdje erfußr einen umfangreichen SluSbau, ber aller= bingS bie üblen folgen beS fdjlecßten SangrunbeS nicßt gang befeitigeu tonnte. Sleu geroeibi rourbe im Sluguft 1818 bie ißeter=ißauIStirdje, bie man aud) SBalltirdje nannte. Qfßre Umgebung rourbe freunblidj geftaltet, als 1844 ber Kaufmann $. ©. SLloigt ben ißlatj mit Slnlagen oerfeßen ließ, unb 1858 erßielt bie ffirdje burch föniglicße ©nabe einige gemalte ©laSfenfter. ©ie Scßloßhrdje, in ber bie Warien gemeinbe ißr tirdjIidjeS $eim erßielt, rourbe 1819 unb 1893 im Innern ausgebaut, St. J^atobi befam 1827 eine neue fdjöne Crgel, um beren Slnlage fich ftarl Soewe befonbers bewußte. ®aS eingige neue SotteSßauS, baS in biefer $eit errichtet rourbe, war bie 1861 geweißte tleine ßutaStirdje in Hupfcrntiißle; fie blieb aber im eng|ten ßufammen» ßange mit 93eter=93aul, unb ein Verfließ, bort, foroie in ©raboio, SSreboro, giilldjoro neue ißaroeßien gu begrünben, gelang nidjt; bie Staöt ©raboro mußte fidj mit einem tlencen Setfaal begnügen. Sludj bie tatßolifdje ©eniemoe in Stettin roar nidit imftanbe, fidj ein eigenes ©otteSßauS gu errießten, fie benußte einen Saal im Sdjloffe weiter, obrooßl er oiel gu tlein roar. ©ie jübifdje Senieinbe bagegen, bie fidj erft 1816 bilbete, naeßbew bureß baS ©bitt oom II. Vlärg 1812 bie biSßerige SBoßtumgSbefdjräiitung aufgeßoben roorben roar, unb balb roudjS, erridjtete fid) um 1836 ein eigenes ©otteSßauS auf einem Srunbftiide am SRofengarten. ©ort würbe bann 1873 —1875 nadj ben Sßlänen beS Stabtbaurat Struljl eine ftattlidje Synagoge erbaut. Dbrooßl fo troß ber gunaßnie ber ©eoölterung nur eine neue unb bagu feßr tleine Slirdje erftanb, bagegen groei große in ben legten
Saä firrfjlirfjr ßeben. 483 3aljrge(jnten uerfdjwunben waren, tann man boaj eigentlich nidjt fageii, baß tirrfjlidjeS ßeben unb religißfer Sinn in (Stettin mangelten. frt eingeluen ©cmemben, 3. 8. ber frangöfifdj-rcformierten, in ber ernfte Stauner, wie fr 91 Sliquet (1811—39) unb 9t. s^ßalmi<* (1840—58), tätig waren, ober in ber Sdjlofetirdjc, iu ber neben 93. @. JRidjter (1818—1862) unb G5. (JaruS (1864—79) bie ©eneralfiiperintenbenten Sifdjof Shtfdjl (1828—1854) unb D 91. ®. Jaspis (1855—1885) ©otteS Söort nertünbeten, war bei aüeii Sdjwantungen unb 98ano hingen, ber bie djriftlidje ßefere in biefer $eit unterworfen war, ba§ religwfe ßeben rege uub guni Seit oon tiefem ©rnfte erfüllt. 9iuci, anbere ©eiftlidje, wie ß. ßijbell (1817—1826), 3H. fr @. Sdjünemann (1820—1851), 91. $1). Sonfen (1852—1885), fr £1). frfcfeer (1827 bi§ 1853), ©. 91. Scfeiffmann (1843—1883), C. fßauli (1861—1900), fr fr 91. Steinmefe (1862—1906) an St fritobi, fr 65. 91. Sefdienborf (1827—1875), & 98. friebridjS (1856—1892) an St. 3ofeanni§- Slifolai, ß. 91. 9®. frniat, (1828—1'854) an St. Giertrub u. a. m., waren in weiten Greifen beliebt unb angefeljen unb wirften gum Seil über iljr geiftlidjeS 9lmt feinauS in fegenSreidjer Sätigteit auf uer« fdjiebenen ©ebieten. ßbenfo erfreuten fid) bie ißrebiger an St. fßetc r <PauI, wie fr ®. fleng (1789 — 1826), fr fr Steinbrürf (1788—1841), .£>. @. £jafper (1851 —1880), @5. $>. 91 Hoffmann (1838—1883), in iljrer ©emeinbe grofeen 9lnfefeenS uub wufeten djriftlidjen Sinn gu werfen unb gu pflegen. 9UIe hielten treu gu ber 1817 gefcfeloffenen Union unb waren in ber bamals gefdjaffenen Bereinigten Sijnobe m bunben. Saneben entftanben fpäter feparierte ©emeinben uub Heinere Setten, bie fidj ©otteSljäufer nnb Selfäle in ber 9leuftabt erridjteten uub ebenfalls ein reidjeS ßeben uub 98irteu entfalteten. Sie beutfdj tatfeolifdje Sewegung, bie 1844 burd) Htouge uub ßgerSti eingeleitet wurbe, fanb audj in Stettin 'ffiibcrljall. .fpier bilbete fid) im frili 1845 eine tleine ©emeinbe, bie iljre GJotteSbienfte in ber 9lula be§ G5ijmnafium§ abfiielt. ßbenfo entftanb in berfelben $eit, an geregt burd) bie fogenannten ßicfetfreunbe, eine freie ©emeinbe, bie inbeffen feine gröfeere Sebeutitiig gewinnen tonnte. Ser ©berpräfibent Sarf batte aitdj fiir tircfelidje unb religiöfe 9lngelegenljeiten ein rege§ fritereffe. So war bie erfte feiner uielen ©rünbitngen uon Vereinen unb ©efellfdjaften 1816 bie ber Sibel qefellfdiaft; er qab 1821 bie 9lnregiing gu ber ßrinneriingdfeier an bie uor 700 fahren erfolgte 9lntunft be5 SifdjofS SDtto uon Samberg ui fßn,n|ncrn unb nafem lebhaften 9hiteil an ber ©ebädjtnisfeier be§ 9lug§burgcr SctenntiüffeS (1830). frir bie Hebung fittlidjer 9lotjtänbe bilbeten fidj pim Seil auf feine Seranlaffung Serenie, g. S. gur 81*
484 ShimLn unb Slinicnpfleße. Sefferung entlaffener ©efangenen unb gur pflege uerwaljrlofter Winber. 1831 wurbe in Sülldjow baS SlettungSbauS eröffnet, baS fid) fpäter unter ©uftau QaljnS uerftänbnisuoller Ceituug gu großem Umfange enrwirfelte. Qn ber Stabt felbft fragte eine am 18. SLRai 1837 auf ber Caftabte eröffnete Winberbewaßranftalt für bie unbeauffidjtigten Kleinen. Der Krauten unb Ungliidlidjen tiafjin fid) bie djriftlidje Ciebestätigfeit an in ber uon '21. SR. 65röpler (geft. 14. Januar 1875) 1850 begriinbeten ©linbenanftalt, bie Fpäter ein fdjönes $eim in SReu=Dornei) erljielt, in ber ©löbfinnigen=9lnftalt Kiirfenmiitjle (1862), in bem Kutber= unb Diafoitiffenljaufe Salem (1868), für baS fid) ber Kronpring griebridj SBilljelm nnb bie Wronpringeffin ißiftoria fonberlicE) intereffierten, in bem uom fiommergieiirat duiftorp geftifteten Kranfenbaufe SJetljanien (1869) unb in anberen Slnftaltcn. Söie ein Wrang legten fie fid; um bie alte Stabt, fie gu fdjütjen uor geiftigem ober förperlidjem Grleitbe. 5Radj einer Seit, in Der baS ßtjriftentum foldje SBerte ber Ciebe über Oiebüljr uernad)läffigt ljatte, erroad)te befonberS in ben fed)giger Qaljreii wieber ber Sinn für pratnfdjcS SBirten, wie e§ ßljriftuS feine Sfünger geleljrt ljatte. Das geigt fief) aud) in ber guneljmenbeii 5Bol)lrätigfeit, bie fid) freilid) aud) uorfjer bei allen möglichen UngliidSfällen betätigt ljatte. Qn ^eH Äfcitimgen finben fid) immerfort Sitten unb Slufrufe, in benen gur Sammlung uon (Selb für arme SlbgcDrannte aufgeforbert wurbe, unb oft erwieS fidj bie SRilbtätigfeit ber Stettiner feljr freigebig, wie g. S. bei bem grofjeu ©raube uon Jamburg (1842). Snfolge foldjer ©efinnung erfuhr audj baS trmenwefen in biefen Sfaljren erljeblidje Serbefferuiigen in feiner Verwaltung. DaS frütjere fogenannte gudjtljauS wurbe gu einem Slrbeitsfjaufe umgebilbet, baS s2lrmenßauS erljielt als Siedjen* anftalt neue Släume in einem Sliigel beS KranfenljaufeS, baS SertrubS- ftift wurbe inngebaut uub für baS Klofter, wie bereits erwähnt, ein großer '.Reitbau erridjtet. Die Ceituug beS gefamtcu SlrinenwefenS ljatte bie 'Jlrinenbirettion, ber eiugelue Deputationen gur Seite ftauben. Durdj baS Vegulatiu uom 26. 1866 wurbe biefe Verwaltung uiugeftaltet; bamals ridjtetc man 24 Slrmentommiffiouen ein. 3U ben alten ^jofpitälern, uon benen baS Vercfljoff Stift 1 «33 fein 20üjäl)iigeS ^Jubiläum feiern tonnte, laut bas grofje SaIingre=Stift. VereitS 1841 war ber Stabt ein VermädjtniS beS ©eß. WommergienratS S-riebridj Söilljelm Salingre gugefallen. Über bas Kapital fam eS aber gu langwierigen Streitigfeiten mit ben ®rben, unb erft am 13. Sep teniber 1855 tonnte bas ©euaitbe in ber fReuftabt mit 34 SBoljnungeu für IjilfSbeburftige Stauen eingeweiljt werben. 3»f(iin'iten mit bem großen Qoljaiinistlofter umfaffen biefe SBoljItätigteitsanftalten einen
SanitätSroeffn. 485 Komplej uon mefjr al§ 70000 IQuabratfuff. ?ludi baS ftäbtifdje SBaifeiifjauS, beffcn Uiiterljaltung oiel Sorge unb SJlülje gemadjt ljatte, erfjielt 1856 in ber (flifabetljStraffe ein neues Sebäube, baS Baum für 140 K'inber bot. gn Sülldjow beftimmte grau Silebein (geft. am 21. Sluguft 1854) iljr oiel gerüfjmteS ßanbtjaud gu einem Ber» forgungdljeini für unuerljeiratete Södjter non Beamten, Kaufleuten unb .(janbroerfern aus Stettin. Bon anberen SSoljltätigfeitseinridjtuiigen, roie bem Bürger-Bettinigs-giiftitut, ift fdjon beridjtet roorben, e§ ent» ftanben nodj nteljrere foldje Stiftungen unb Sriinbiiugen, roie g. B. baS £janbhmgS»2Irnien»gnftitut, ber ifraelitifdje SÖoljltätigfeitsuerein, Slftjle unb Cbbadje u. a. in. Sas SanitätSwefen gu orbncn unb gu oetbeffern roar in biefer Seit befonbere Beranlaffung, ba roiebertjolt bie Uboiera in Stettin auSbradj. Shiffer in ben galjren 1831 unb 18i>6 trat fie gum Seil nidjt niinber fdjretflidj 1848 unb 1849 auf. Sie gangen gefunbljeit» lidjen Berljältniffe ber Stabt roaren, roie bie mebiginifdj-topograpbiidje Sfigge uon Dr. ß. ,£>. Blütler (1843) geigt, roenig günliig. Sad lag nidjt allein an allgemeinen, oom Klima uub oon ber Sage abhängigen Berljältniffen, fonbern ljatte feine llrfadjcn audj in ber engen Bauart ber Stabt. Sie Kinberfterblidjfeit roar redjt groff, man muffte aber faum etwas bagegen gu madjen. gnöeffen begann man bodj bie Kraulenauftalten gu uerbeffern; bas alte „Stabtlagarett“ rourbe 1838 abgebrodjen. BBäljrenb beS BeubaueS benutjte man eine Bararfe au ber grünen Sdjange, bie fpäter nodj bis 1859 als ißoctenlagarett biente. 1840 formte ber Bau am Blabrin, ber für 162 Kraute Baum enthielt, in Benutjung genommen werben. (Sin Kinberfranfen» ljauS rourbe 1851 in ber Kinberljeilaiiftalt, bie anfänglidj and) in ber ißlabrinftraffe, bann aber im eigenen £>anfe in ber Bcuftabt unter» gcbradjt roar, Sauf ber Beniiiljiiiigen bed Sei). BlebiginalratS Dr. Steffen eröffnet; balb trat iljm fein Soljn Dr. 91. Steffen (ge= ftorben 1910), ber eine Slutorität auf bem Sebiete ber Kinberfjeilfunbe rourbe, gur Seite. SaS alte ^cbammeninftitnt erfjielt 1868 ein neueS $eim in ber ©lifabetlj»Straffe; Blebiginalrat Dr. Beljm (geft. 1880), ein audj auf anberen (Gebieten ber 5öiffenf<fjaft tätiger Wann, ljatte lange galjre bie ßeitung biefer Slnftalt. Ser fßflege oon Kranfen and) au§ ber Stabt bienten bad 1862 erridjtete goljanniterfranfentjauS in Siilldjoro unb USafferfjeilanftalten in ßcferberg unb grauenborf. Braftifdjc Slrgte waren in Stettin 1821 nur 11 vorljanben, gu benen nodj 8 Sljirurgen famen, Slpotfjefen gab ed 5. Sic Qaljl ber Birgte belief fidj bagegen 1857 bereits auf 44 promoüierte unb 11 Sßunb» ärgte. SamalS taten ficff bie tJirgte gu einem wiffenfdjaftlidjen Berein
Safi ©cljulwefen. 486 gufanunen, ber feitbem fiir bas SanitätSwefen ber ©tabt non nidjt geringer SBebeutung gewefen ift. $n iljm waren audj bie weiften ber alten Slrgte tätig, beren Slawen nodj Ijeute in bantbarer Erinnerung fortteben E§ mögen nur einige genannt werben, au§ älterer Beit SJlcbiginalrat Dr. ßcßniann (geft. 1827), Dr. fRljabeS, Dr. Sefjm (geft 1880), Dr. Steffen, ft'reiSpljijfifuS Dr. Eeletnetp unb GJeiierab argt Dr. SBafferfußr, au§ fpäterer Dr. 91. Steffen (geft. 1910), Dr. fRunge (geft. 1876), Dr. SBißuiaitn (geft. 1881), Dr. E. SBraub (geft. 1897), Dr. ftugler, Dr. ©djfeid) (geft. 1907), Dr. 23oijfen (geft. 1901), um lebenbe nidjt gu erwähnen. gnfolge ber ftetig wadjfenben Sevölterung war es nötig, 1868 einen neuen SegräbniS- plats bei Sleniiß einguridjteii unb in (Gebraudj gu neljmen. 2luf bent alten griebfjofe bei ben Einlagen unb bort braunen ljabeti bie SJlänner unb grauen, bie in biefer Beit in Stettin wirftcn unb arbeiteten, gumeift iljre legte ffiußeftätte gefunben. fflland) Erabbenfntal, einfad) unb fdjlidjt, geugt oon iljuen unb ruft fie bem nactjlebenben (Gefdjledjte in§ (GebädjtniS, bafe nad) OJiefebrecfjtS SSorteu fie niebeu aud) mögen leben int .fjergen, ba§ oon ißnen fpridjt. Ear oiele, bie e§ woljl oerbient Ijätten, finb in biefer ©arftelluitg nidjt genannt worben, aber fie follen barunt borg nidjt oergeffen fein Hielte (Generationen wudjfen Ijeron. gür fie gu forgen, fie gu tiidjtigen Bürgern Ijerangugiefjen, war bie 9lufgabe ber Sdjulen, bie im ßeben ber Stabt naturgemäß eine große SJebeutuug ljaben unb eine widjtige Hlolle fpieleii SBa§ ljatte g. SB. in ber Heineren Stabt baS Eijnmafium für eine Stellung! E§ war, befonbers nadjbcm e§ iu bent Hleubau auf bem SJlarienplatj ein für jene Beit großartiges $eim erljalten ljatte, ber Stolg ber gebilbeten ftreife. Eine Baljl tjenwrragenber ßeljrer, bie auf baSCSeiftesIeben ber Stabt großen Einfluß (jatten, war an iljm tätig, ber Sdjulrat Dr. gr. ftodj (geft. 1849), bie SJirettoren £>affelbad) (geft. 1864) unb .ßjeijbeiitann (geft. 1877), bie ißrofefforen g. (G. (Großmann (geft. 1852) unb fein Soljn fp. (Großmann (geft. 1877), ber bebeutenbe HJlattjeniatiter unb Spradjgeleßrte, ber oft genannte Siditer ßubwig (Giefebredjt (geft. 1873), bie (Gefdjidjts forfdjer SS. Söljmer (geft. 1842) unb .£>. gering (geft. 1886), ber fein* gebilbete ?l. SSellntann (geft. 1851), ber Spradjforfdjer ft. E. 21. Sdjmibt (geft. 1869), ft. Stal)r (geft. 1863), $. Boniß (geft. 1888), (G. ’Spitfdj (geft. 1903), ber geniale g. g. Ealo (geft. 1872) uub oiele anbere Sdjon biefe Hlamen, bie gum Seil weil über bie Stabt IjinauS belannt waren, rufen in alten Sdjülern eine gitlle oon Erinnerungen Ijeroor unb werben nod) ßeutc iu bantbarem (Gebädjtuis bewahrt. Slntjänglidjfeit
©aS Gdjuliveftit. 487 an bie alte Wnftalt roar ftets em befonbcicr Sorgug beS (Stettiner ©ijiMiiafiumS, fie geigte fid) bei ben non 1823 bis 1840 regel» mäßig gehaltenen atabemifdjen ßrinneriingSfeften, bei ber Jubelfeier im Qaljre 1845 unb fanb SluSbritcf in gasreichen (Stiftungen. Sßlar bod) bamals, als bie Seamten noch nidjt fo roie Ijeute ein 'lÖanberleben führten, ein großer ©eil ber atabemifdj ©ebilbeten GtettinS auS biefer Gdjule fjeroorgegangen, bie ficfj ftetS rühmen tonnte, eine nicht geringe ffafcl oon Slännern Ijerangebilbet gu haben, bie fpäter im ßeben ©üdjtigeS, ja .fjervorragenbeS leifteten. ©ie Überfüllung ber Slnftalt veranlaßte bui Wlagiftrat, bie Errichtung eine§ neuen ftäbtifdjen Ghjmnafiums in Erwägung gu gieljen. Wach langen Serljanblungeit taiu ein Sertrag guftanbe, bem gufolge ber iDlagiftrat am 1. Ctlober 1869 auS beni Satronat beS ©tjmnafiumS ausfdjieb unb bie fdjon vorfjer erridjtete provifonfdje Ijötjere ßefjr« auftalt allniäljlidj gum GtabbQkjmnafium auSgeftaltete. ©iefe neue Gdjule erhielt nadj einiger Beit ein eigenes ßtebäube an ber grünen Gdjange unb entividelte fich unter ber ßeitung beS ©ireftorS ffrang Siern balb feljr günftig. Sugleid) begann man bie eingerichteten Wealflaffen gu einer fJiealfdjule unb bann gu einem Wealgijmnafium auSgugeftalten, beffen ßeitung ber ©ircttor ®. (Sievert tjatte. ©ie ältere Wealanftalt, bie in ihren Anfängen bis auf ben Cberpräfibenren Gart gurüdgeljt, rourbe nach beu ausführlichen fßlänen beS Sl'onfiftorial» ratS fi'od) unb ber (Sdjulräte ©reift (geft. 1836), Sraßmann (geft. 1866) unb Ulrich int 3faljre 1840 als ^debridj SJilljelmSfchule unter bem ©trettor Gdjeibert (geft. 1898) eröffnet unb erhielt bann, als bereits Sö. Slleinforge (geft. 1883) bas ©ircftornt übernommen ljatte, ein neues ®»bäube in ber Weuftabt. Go rourbe baS Ijötjere Gdjulroefen ber Gtabt, um beffen Entroidelung fich neben bem WJagiftrat befonberS ber Sßroringial=Gch»lrat Dr. ©h- SBeijrmann (geft. 1892) verbietet machte, ben Scbürfniffcn entfpredjcnb auSgebaut. Bur •ßebung beS ©enterbe» ftanbeS biente bie 1834 gegrünbete ®eroerbefd)ule. ©ie neue ftäbtifdje Einrichtung, bie mit ber Gtabteorbnung eintrat, bradjte auch eine vollftänbig neue ©eftaltung beS SoItSfchuImefenS mit fidj. ©ie 1811 eingefeßte Gcfjulbeputation forgte bafür, baß bie deinen privat unb Sßintel faulen allmählich befeitigt unb bafür ©eincinbefdjulen gefdjaffen rourben, fo baß eS möglich ntar, ben allgemeinen Gdjulgroang roirtlidj burdjguführen. 1872 beftanben in ber Gtabt 16 berartige Knaben» unb Wtäbdjenfdjulen außer ben höheren, ber 1843 eröffneten ftäutifefjen hüljeren unb einer gehobenen Söctjterfdjule, foroie ber 1819 eingerichteten Unterftäbtifcfjen Sürger» fcfjtile, bie bei ber Jubelfeier von 1824 ben Warnen Cttofdmle erhielt.
Tag Sdjulrotfen. 4RR Tas ftänbige Sßadjfen ber SIrbeiten, bie ber ftäbtifdjen Schuloerroaltung oblagen, erforderte bie Slnftellung eines Stabtfdjiilrate (1854—1866 Silberti, 1866—1881 ISalfam). SJlan begann bereits in biefer Seit einfache, aber burdjauS angemeffene unb yraltifdje ®ebäube ljergu= ftellen nnb legte im SJlagiftrat nnb bei ben Stabtoerorbneten SBert barauf, in biefer Segieljung nidjt tjinter anberen Stabten gurüd* gufteben. Sieben ben bffentlidjen Sdjulen maren bie fßrioat* Slnftalten, namentlich für bie 53ilbung bes weiblidjen ®efdjledjte§, oon nidjt geringer ©ebeutung; bie Glifabethfdjule, bie Sdjulen bes Dr. @efeniu§ unb bes Dr. SBegener u. a. m. haben einem nicht geringen Teile ber weiblichen ©coblterung al§ Stätten ber ßrgiehung unb bes llnterrid)t§ gebient. Jnft al§ ein Unredjt will e§ erfdjeinen, wenn oon ben SRännern, bie in ber Stabtfdjulbeputation für biefen wichtigen Sroeig ber S?ommunal=S3erwaltung gearbeitet ljaben, ober oon ben Celjrern, bie mit Segen unb Srfolg in ben Sdjulen tätig gewefen finb, ljier Slawen nicht genannt werben. Sßer will fie aber alle ober auch nur in will* türlidjer SluSwaljl etliche anfüljren? Tafj bie ßeljrer tjäujig unter fetjr fchweren äußeren SJerljältniffen treu unb forgfam ihre 'ßflidjt erfüllt haben, baoon legen oiele 53eridjte ßeugniS ab. Sie hoben audj gufammengeljalteii, um einanber beigufteljen, ba§ beweift bie bereits 1830 begrünbete fßrioabSöitwen* unb Söaifen ft'affe ber Stettiner ©lementarleljrer, fie hoben fidj gu bilbenben unb gefelligen $weden Gereinigt, fie ljaben audj über ihre nädjften Slufgaben hinaus fich um baS @eifte§Ieben ber Stabt oerbient gemadjt. (Sine (Erwähnung oer- bient ba§ Stettiner ßehrerfeminar, ba§ in feinen Slnfängen auf Sdhinnierjer gurüdgeht. Slu§ ben beiben ßehterbilbungSanftalten, bie an ber ßaftabifdjen unb ber SJlinifterialfdjule beftanben, würbe e§ 1811 burdj ben Sdjulrat SBartljolbrj (geftorben 1815), ben greunb Sdjleiermadjerg, eingerichtet, bann burch bie Schulräte Sernljarbt (geft 1831), ®rafjmann unb Tireftor ©oltjfdj geleitet. $n ber Heinen Tomftrafje erhielt biefe 83ilbuug§anftalt ihr $eiin; 1861 würbe fie nach ißölitj oerlegt. Sieben ber Silbung be§ (MeifteS begann man in biefer Seit ber be§ ßörperS Slufmertfamteit gu fdjenten. Sßie ba§ Turnen nach bett greiljeitsfriegen burdj ben Sdjulrat JRocfj unb ben Stabtrat Hugler (geft. 1843) in Stettin (Eingang fanb, wie e§ bann bereits gu nidjt geringer SSlüte gebieljen al§ ftaatSgefährlidj eingefdjräntt unb oerboten wnrbe unb wie e§ fid) feit 1840 unaufljaltfani in Schulen unb ffler* einen entwidelte, ba§ hQt £>ugo fRüljl in feiner ©efdjidjte ber ßeibe§= Übungen in Stettin ausführlich ergäljlt Ta erfahren wir, bafj bie
3)aB Reuter. 489 grage über bie pflege ber förperltdjen Übungen einen breiten JRaitm in ben ftäbtifdjen Berljanbhingen cinnaljm, bafj SJlänner, roie ber Bürgermeifter Gdjalleljit, Direftor Gdjeibert, fßrofeffor ßangbein u. a. ni., fid) lebljaft bafür intereffierten. £fii bem 1847 gegrünbeten (Stettiner Surnverein unb in anberen äljnltdjen Bereinigungen waren gaßlreidje angefeljeue Biiiger eifrig tätig, fudjten felbft ©rljolung unb ©efunbljeit, unb förberten froljeii (Sinn unb gefunben Seift. Go trug and) biefe Sätigfeit mit bagu bei, eine frifrtje Vuft in bie alten Blauem ber Gtabt gu bringen. Sind) fonft erroadjte neues Veben in ber Gtabt; man begann meßr unb mehr ba§ gntereffe angemeinen ?lngclegenljeiten roiffen« fdjaftlidjer unb geiftiger 'itrt guguroenben. ftunft unb SSBiffenfdjaft haben in (Stettin gwar nie eine große SRolle gefpielt, aber gerabe in ber erften Hälfte beS 19. QaljrljunbertS ift baS meßr al§ fonft ber galt geroefen. Taß bie Gtettiner fdjon früljer eine geroiffe Borliebe fiir baS St [je ater ljattett, ift bereits beroorgeljoben roorben. ®ie traurigen roirtfdjafthdjen Berljältniffe, bie nad) ben greiljeitsfriegen fjerrfdjten, brachten aber fiir ba§ Jljeater fdjroere Beiten; befonbers um 1818 roar bie ^rngc beS gortbeftcheiiS feljr grocifelljaft. Baib aber wurbe bie Jeilnaljnie roieber lebljafter, uub auS ber Gtettiner Leitung geljt tjervor, baß bie ©ireftoren Gouriol unb Serladj es oer= ftanben, nut ben bamalS beliebten Biiljrftiiden ober romantifdjeu Üragöbien ben Scfdjmad ber Bürgerfdjaft gu treffen. Slllmäljlidj würbe eS aber briugenb notwenbig, ftatt beS alten fteinen ßomöbien ßaufeS, baS auf bem $ufe beS GeglerfjaufeS ftanb, ein neues Sebättbe gu erriditen. Sladj langen Berljanblttngen übernahm e§ bie Jf'aufmannfdjaft, ein GdjaufpielljiiuS auf bem SlönigSplatje groifdjen ben beiben Tomftraßen gu erbauen. ®aS große, von bem Cberbaurat VangljanS in Berlin Ijergeftellte Sebäube rourbe am 21. Cftober 1849 mit einer Sluffüljrung von SoetljeS Crgnioiit eröffnet unb ift in ber alten vorneljnien ßkftalt JJaljrgeljnte lang ber Sl'unft eine BfIcgcÜuite geroefen. SSoljl finb audj fdjon bamals fdjroere firifen nicht ausgeblieben, unb ber SSedjfel ber Tireftoren (Geringer, £jein, Gaffe, Starlfdjulg, Slctermann) roar gientlidj groß, aber ber Gin« fluß, ben bas Sweater auf bie Bevölferung auSgeübt fjat, barf nidjt unterfdjaßt roerben Eine Bevölferung, bie in ber £jauptfadje praftifdjc Berufe betreibt unb int ljarten Stampfe umS ‘S'afein ftetjt, gu böljercn gbealen fjinaufgufütjren, ift nidjt immer leidjt geroefen, aud) tvoljl oft nicht gelungen, gnbeffen gerabe ,n biefer Jett fanb fief) ftetS ein SlreiS von SJlänneni unb grauen gufauimen, bie eS fief) angelegen fein ließen, bie Shnift gu pflegen.
490 Die SRiifif. 2lbb- 32. Jlail ßoewe. 53ie bliißte bamals in Stettin bie 5ßftecje ber SJ1 u f if ’ Überaus reid) an ftongertangeigen finb bie Leitungen. Das größte Sßerbienft hatten in biefer ^Begießung bie SRitfifbireftoreit .fjaacf (geft. 1825), Siebert, Oelfd)lägcr, (S ftoßmali) unb vor altem ftarl ßoeme, ber 1820 nad) Stettin fam 6s ßieße eine nette Siograpßie bicfes ßervor ragenben 'DlnfifcrS unb ftomponiften fcßreiben, wenn ba§ Dhifitlebcn Stettins in feiner Beit gefdjilbert werben füllte, 6r eröffnete 1824 eine 'JJlufiffdjule unb veranftaltete balb regelmäßig 2IboimementS= fongerte, in benen er bie 'JJleiftcrwerte großer ftomponiften, g. S. 1827 bie Ouvertüre gu SßatefpeareS SommernaditStraum, bie gelij 51?enbelfol)ii-5Hanl)olbi) felbft birigierte, ober 1835 '-Badjs JRattßäus 'Paffion u. a. m , fowte feine eigenen (Oratorien auffüßrte. Sefpern in ber Qfafobifirdje, 2luffiißntngen im Sdjütjcnfaale, 'JJlufitfefte fanben auf feine Cerantaffung ftatt, frembe ftiinft (er flog er nad) Stettin, unb nidu nur ein großer Deil ber Seoölferung geigte gntereffe bafür, and) ^riebnd) ®ilßctm IV. naßrti als ftronpring bis weilen an foldjen ftongerten teil. ®iefebred)t, ßociveS 3retmb, ^er ißm für feine ftompofitioneii fo manchen Sejt lieferte, bat in einer fdjöiien Siebe beS ftomponiften Sebeutung fiir Stettin bargcftellt. Daß ißm bie Stettiner banN bar finb unb fein Slnbenfen feftbalten, ßaben fie burd) bie ßrridjtung bes DentmalS gegeigt; e§ fteßt vor ber gatobi- tird)e, in ber ber'Uteifter bie Orgel fpielte unb fo oft burcf) feine ftongerte bie 3ttl)öier gu ßößercn Sphären emporfiißrte Dort rußt fein $erg, baS nad) feinem Dobe in ftiel (1869) an biefe Stätte gebrad)t ift. Sind) gu mitfifalifdjcn '-Ker= einigungen taten fid) tiinftliebeiibe Stettiner gufammen; wir hören gelegentlid) von einem ^nftrumental-, einem £luartett= unb einem Opern SBerein; fpäter fpielt u. a. ein ßefangverein ßoncorbta eine Stolle, 1866 aber wurbe ber Stettiner SRufitvcrein gegrünbet, ben BoeiveS 'Jlad)folgcr Dr ft. 21. floreng lange $aljre leitete unb bamit bas mu’italifdic ßeben ber Stabt ungemein förberte. Die bilbenbe ftnuft ßat in Stettin in älterer Beit feine pflege, ja woßl aud) wenig S3erftänbni§ gefunben. 2ßa§ an Sammlungen l)ier ober bort vorfjanben war, enthielt fautn cigentlidje ftiniftwerfe.
•Qunftpfltßc. 491 Grft um 1830 crwadjte einiges $ntereffe, als ber ©tettiner ®. $>. ßengeridj in Sioin als SRaler arbeitete unb ein treffliches Slltarbilb für bie Qatobitirdje tjerftcltte. (f’troaS ganj 9leueS mar bie SlnSftellung, bie 1834 ßubroig 'JJloft (geft. 1883) mit feinen Silbern uer anftaltete; er roirfte als ©eure- nnb Porträtmaler lange Seit, unb noch beute jettgen oiele Silber uon feiner Üätigteit. Sielleidjt hier burd) ueranlaßt, bilbete fidj im Pouember 1834 ber .Runftuerein fiir Pommern, fiir ben bie ©tabträte Diedljoff unb ßemoniuS, Direftor Dr. $affelbadj, Srauereibefißer ©djeefer, ß. 9Jloft befonbers tätig waren. Gs gelang iljnen im ffrüljjaljr bes folgenben ^aßreS bie erfte ft'unftauSftellung im ©djüßen häufe ^uftanbe ju bringen. Sie ift bann regelmäßig roieberßolt worben, intb ber berühmte .Qunft ljiftorifer ffranj fingier (geboren in Stettin 1808, geft. 1858) urteilt in feiner 1840 erfdjienenen pommerfdjen fiunftgefdjidjte, baß „feine glänjenben Grfolge bewiefen ßaben, baß and) baS Soll fid) riiftig ftrebenben Talenten gegenüber nidjt gleidjgültig verhält". ßu biefen redjnet er t>or allen ben ©tettiner Sßeobor fjilbebranbt (geb. 1804 geft. 1874), einen ber erften fDleifter ber Tüffelborfer Sdjule. SSir tonnten baneben nennen @mil Jefdjenborff (geb. 1823) unb beu Ulquarelliften ®buarb fjjitbebranb (geft. 1868), ber jroar fein ©tettiner war, aber in ber ©tabt feljr betannt unb beliebt war unb bort feine letjte Sluljeftätte fanb. ®ine anfeljnlidje ®enui(befamni(ung fdjuf fidj ber Seneralfonful 9Jlanrer, ber fpäter nadj Serlin überfiebelte. Gr hinterließ biefe 1876 ber 1857 gcgriittbeteii ftäbtifdjen Silbergalerie. Satiirwiffeufdjaftliche Sammlungen entftanben im (Jh)innafiitm, fiir baS ber Cberpräfibeiit ©ad bte 9luSgeftaltung bes WufenmS in bie Söege leitete, unb in ber ©djöpfnng bes unter bem Samen „Pom- merfdjeS SJlufeum" 1864 gegrünbeteii SereinS. Gr bat meljrerc ^fabr= äeßnte eifrig gefammelt uub baS jßntereffe für Saturwiffenfdjaft in weiteren fireifen geweift, ©ogar eine Sternwarte beftanb einige ßeit auf bem alten (bijinnafialgebäubc in ber fUlöudjenftraße. ftür bie geiftigen Sebiirfniffe ber ©tettiner forgte eine i’lii^aßl non Sudjhanblitngen, unu benen bie Slitolaifdje unb bie SJloriitfche bie älteften waren bie leßtere trat 1836 ßeon ©amtier ein, ber fich fpäter als ©tabtuerorbiicten = Porfteljer (1863—1877) große Serbienfte um bie ©tabtvcrroaltung erwarb, ba er eS uerftanb, in bewegter ßeit bie Serljanblungcn mit uerftänbnisuoller llmfidjt 311 leiten unb befteljcnbe ©egenfätje nadj 'JJlöglichfeit auS^ugleidten 9Jlit= unter erfdjienen roieber in ©tettiu ßeitfdjriften angemeinen QfnljaltS; bodj fcheinen folcße Slätter, roie ber „pommerfche PolfSfrcttnb" (1829), ber „Sielroiffer ober ber Seobadjter au ber Cber" (1829), ber „^jerolb
492 SBiffcnfdjaftlidje Streine. in 9Jorbbeutfd)laiib" (1832) ober ba§ „fßontmerfdje $irdjenblatt‘‘ (1835) nidjt langen ffieftanb gehabt 31t haben. (Später ift, abgefetjen oon einigen ^adjblättern, mir nod) groeimal ber Serfndj gemacht ivorben, foldje ^eitfdjriften in Stettin herauSgugeben. Siob. Stuf) liefe 1860 bie „Stettiner SRontagSgeitung“ als 2Bodjcnfd)rift für fßolitif, fiiteratur, ffiinft nnb offcntlidjeS ßeben erfdjeinen, nnb ßnbivig ©iefebredjt begriinbete in bcmfelben Qaljre feine .Qeitfdjrift „DamariS", für bie er faft allein bie Beiträge fcfjrieb. Qcincs etwas längeren Bebens erfreuten fid) bie „fßommerfchcii fßrouingialblättcr", bie auf ©ade Seranlaffung ber ©uperintenbeut £aten in Treptow a. 9t. 1820 berauSgugeben anfing. (Sie würben 1832 burd) bie „Saltifdjen ©tubien" erfetjt, bie ßeitfdjrift, bie uon ber ©efellfdjaft fiir pontmerfdje ©cfdjidite unb 9lltertum§funbe feeraiisgegebeu nnirbe. 'Biefe würbe 1824 bei @e= legentjeit be§ CttofefteS uom £ber- präfibenten ©ad in§ ßeben gerufen unb wirfte in feinem ©inne für bie ©rwedung unb ^Belebung be§ ^nter» effeS an ber $eimat SRänncr, wie ©iefebredjt, Söljmer, u. fDteöem, gering, .fjaffelbadj, 9t. Sllempiu, ^itjfdjhj, SJf)- ©djmibt, ®. firatj u. a. — um nur ©tettiner git nennen — finb fdjrift» ftellerifdj für fie tätig gewefen, an» bere, wie it'utfdjer, Srieft, Sägmühl, 3). 'JJlueller u. a., haben fid) um bie ©ammlungen bemüht, bie allmählich 2lbb. 33. Beim (Saunier. gu einer ftattlidjen Sibliotljef unb einem fehenswcrten 9lItertumSmufeum heranwndjfen. SDie 3nh( ber Sereine, bie fid) bie SJ3fIecje ber 9Biffenfd)aft angelegen fein liefeeu, war, uerglidjen mit heute, nur gering, aber bod) immerhin nidjt un- beträchtlich; öS mögen hier nur einige genannt werben, ber entomologifdje '-Herein (1837), ben 'JJtäuner, wie (5. 91. ®ohni, £j. gering, St. ß. ©djleidj, gu großer Sebeutung brachten, ber pohjtcd)nifd)e '-Herein (1843), in bem fich ba§ erwadjenbc ^ntcreffe für bie Sedjnit lebhaft betätigte, ber '.Herein fiir pommerfdje ©tatiftif (1846), ber einige wertoolle Ser» öffentlidjungeii ueranftaltete, bie pljufitalifche ©efellfdjaft (1835), in ber ©rafjniann, Sater unb ©ohn, ®in§mann, uon SoguSlaiuSfi, Salfant u. a. m. befonbers tätig waren, ber ©tettiner ©artenbau« uerein, bet wiffenfdjaftlidje Sßerein (1856), ber unter 91. ^etjbemannS ßeitung $ahre lang bie wiffenfd)aftlid) intereffierten ©tettiner uereinte.
©eiftißfS ?eben. 493 fPrattifdjeren Silierten bienten bie Slautifcße ©efellfcßaft, ber Seibenbau« SBerein, ber 'Herein gur görbetuncj überfeeifdjer ^anbelSbegießungen (1872) ii. a. m. ©efediger 9lrt waren befonberS einige Sieffourceit, bie Slbenbßaße, bie $tafino=®efellfdjaft, bie ßiebertafeln, ber 'Herein junger Kaufleute, ber ficß auS ber Scßüßentontpagnie ber ^ianblungS biener entwictelte unb balb eine große Sebeutung im ßeben Stettins gewann. 'Jtocß immer erfreuten ficß bie Scßütjenfefte ber beiben ®e= fellfcßafteii einer großen SHeliebtßeit, unb bie Säße im Scßüßenßaufe waren ^jößepunfte ber ©efeßigfeit, bie nad) alten Sdjilberungen feljr in Suite ftanb. Tie ßogengefeßfdjaften, gu benen ein großer ^eil ber gebilbeten Kreife Stettins gehörte, taten neben ißren nädjften ßwecfen and) bas ißre, fie 311 förbern unb gu beleben. 2ßie füllen wir bies ßeben jajilbern? ßeiber ßaben wir nur wenige ©rgäßlungen unb Sericßte aus jener SOtemoiren unb ßebenSerinnerungen ßaben Stettiner nidjt gefdirieben ober wenigftenS nidjt veröffentlidjt. Unb bodj erführen wir gerne von jener „guten alten Seit", in ber neben niandjen alten, einfadjen Sitten ficß audj fcßon baS nioberne ßeben geltenb madjte. ?luf bie gaßre armlidjer (Smfadjßeit folgte bei wacßfenbem Söoßlftanbe balb eine -Seit, in ber bie Stettiner eS nidjt oerfdjinäßten, wie ißre SUtvorberen,- Sefallen an gutem Geffert unb Trinten, an fröhlichen geften unb Sergnügungen 311 finben. Jüan merft allein fcßon auS ben Leitungen, wie bie ßebenSverßältniffe aßmcißlicß im allgemeinen beffer unb üppiger würben Sind) ßier maeßte fidj ber Ginfluß ber £>auptftabt mäeßtig geltenb, bie Stettiner lernten in biefer Se^ießnug fdjnell oon ben Serlinern, fie würben leicßtlebiger unb lebenbiger. Sei aller ©efelligteit ßerrfeßte in biefen gaßren in eingelnen greifen ein regeS geiftigeS ßeben. 2ßir ßören, wie bie Käufer beS SifdjofS Slitfdjl, mit bem Scßleiermacßer befreunbet war, beä geift= vollen OberleßrerS 'JScßmann unb befonberS ber grau ©eßeimrut Tilebein SJlittelpunfte foldjeS ßebenS waren. Tort wudjs in reießer 'Anregung bie Generation ßeran, bort verfeßrten ©tefebredjt, ßoewe, ©raßmann u. a. Sorträge unb Sorlefungen fanben regelmäßig beS SSinterS ftatt; ß. v. Sßaßenrobt las über neuere ©efeßießte, guftus ©iintßer ©raßmann ßieli Sorlefungen über Gjcpernnental-Sßijfit, »or aßein fauben bann bie Sorrrcige von Stöbert Sntß galjlreidjen Sefudi unb großen Seifaß. Slndj in biefer Segießung bringt biefe Seriobe ber Stabtgefdjidjte eine bcbeutfameGiitin delung mit ficß; äußerlicß unb inner« ließ geftaltete fidj Stettin gu einer mobernen Stabt um, bie gjpar immer noeß maneße ©'igenarten oewaßrte, aber bodj eine llinbilbitng erfuhr, burdj bie fie anberen Stabten äßnlidjer wurbe. Tic leigten gaßrgeßnte
494 Sie neuefte Beit feit 1R73. ßat $auS $joffmann (geb. 1848, geft. 1909) in (Stettin erlebt, ber in uerfd)iebeitcn feiner Slouellen (Stoffe aus feiner ^ugeubgeit ner wertete. Kamentlid) bat er aber in gelegentlich ueroffentlidjten Klaubereien über feine Qngenb imS ein treffliches Bilb uom alten (Stettin ber fedjgiger 3fabre entworfen. Kon bem K°eten ,,,n9 fid) ergäl)len laffen, wo bie ft'raft beS ^iftoriferS verfagt. Siefebredjt befang in feinem ßumoriftifdjeii ßiebe bie llmwanbhtng Stettins auS ber alten nad) Seer bnftenben Stabt in eine moberne: geiner wirft bn alle Sage, Sd)öne fünfer roadjfeii auf, Bäume braiifjeii wie 311m £>age Um beS Stromes alten ßauf; Unb SBerftanb in beinen SJlauern, grifefjer Sinn unb frifefjer Seer. Wögt ißr fdjaffen, mögt iljr bauern greigeinut auf freiem Weer! 19. Kapitel. Die ncuefic Seit feit 1873. aÖ^aö 3abr 1873 ift burd) bie wäßrenb beSfelben ergangene M Gntfdjeibung über bie (Sntfeftigung Stettins gu einem bod) wirijtigen unb für bie fpätefte ßuftuift folgenreidjen ßeit« abfdjnitte in ber ($cfd)id)te nuferer Stabt geworben." So beginnt ber Berid)t beS WagiftratS über bie Verwaltung unb ben Staub ber (JJemeinbeangelegenßeiten Stettins für bas $aßr 1873. Sie bamaligen Stabtoäter Ijätten oielleidjt bie Bebeutung biefeS Vorganges nod) bö^er eiiigefcßätjt unb bie Erfüllung eines alten SßunfcßeS nod) mehr gepriefen, wenn fie batten uorauSfeßen tönncii, wie bie Stabt, uon ben Seffeln befreit, fid) entwirfeln unb umgeftalten werbe, (fa in einem Beitraume uon etwa 40 fahren ift baS alte Stettin, baS bis baßin trotj aller Umänbeningeii buch im fiaufe ber Bfaßrßunberte nur wenig an äußerem Umfange gugenommen ljatte, nicßt nur weit über feine bisherigen OJrciigen ljiitau§ gewadjfen, fonbern aud) in feinem gangen Slusfcljen anberg geworben. 'Jllle Belagerungen nnb Bei' ftörintgen ßaben baS Stabtbilb nidjt fo umgeänbert, wie eS bie Veugeit fertig gebradjt ljat. Söenn audj biefe Gntwicteluiig in ber £>auptfadje abgefdjloffen gu [ein fdjeint, fo goßen bodj nodj fortgefetjt Keränberungen unb Umgcftaltinigen uor fidj, bie barauf hinweifen, baß audj bie B'dunft eingreifenbe Umgeftaltungen mit fid) bringen
Cerhanbluiiflcn über bic 2liif&ebiinfl ber geftung. 495 wirb. So Ijobcn wir eS bei biefem neueften Jlbfdjnitte ber Stobt» gefdjidjte nidjt mit einer abgefdjloffenen (Epodje 311 tun unb müffen bestjolb mit ber Sdjilberung unb bem Urteile vorficfetig unb guriicf- boltenb verfahren. (Ebenfo gwingt bie gülle einzelner on fief) nicht unwidjtiger Porgänge 311 ticrger uub giifammenfaffenber ©orfteflung, in ber bie für bie 'Jleugeit fonberlidj intereffierten ßefer viel vermiffen werben; ein fpäterer ©cfdjidjtsfdjreiber, ber biefer Periobe in ber ;feit ferner fteljt, mag eS verfudjen, ihre Pebeutuiig im eingeluen gu fctjtlbern unb bie iKirffamfeit ber Männer, bie in biefem Seitabfdjnitte tätig waren ober finb, gerecht gu beurteilen. £jier fall ber Slbfdjnitt unter ben ©efidjtspunften beS sJleu= unb beS Umbaues gufammeii» gefaßt werben. Ser Slnfang 311m Neubau wurbe gemadjt, al§ bie Aufhebung ber geftung erfolgte. Über bie SBcrljarrblungen nnb Arbeiten, bie gur ßöfung bie|er ßebenSfrage Stettins führten, ließe fich ein buch fdjreiben, unb $. berghauS hot in feiner Sefdjidjte ber Stobt Stettin, bie einen Seil feines VanbbucheS PommernS bilbet, in breiter Vlusfüljr lidjfeit bariiber Mitteilungen gemacht. SSir wiffeu, bafe man bereits 1856 verhanbelte, bafe bann aber bie beratungen inS Stoden gerieten, gr. Stettin erörterte man bie grage weiter, ridjtete Petitionen an ben ftönig Sßilhelm ober an ben Provingiallanbtag, ber bie görberung ber Vlngelegenljeit warm befürwortete, unb wußte ben Jfronpringen als Statthalter PommernS unb als tommanbierenbeii ®eneral bafür 311 intereffieren. gnbeffeu bie triegerifdjen Vorgänge ber fedjgiger galjre waren nidjt geeignet, eine (Entfdjeibuiig 311 erleichtern Srotj- bem verEjielt fich bie Staatsregierung teineSwegS burchauS ablehnenb; für fie trat neben ber grage, ob bie Sidjerljeit beS ßanbeS eine ooll ftänbige Aufhebung ber geftung erlaube, aud) bie anbere in ben 'ßorbergrunb, waS mit bem frei werbenben Gielänbe gefcheljeit füllte, ob etwa bie Stabt geneigt fei, biefeS im gangen gu verlaufen. Sine ausführliche 'Xenffcfjrift beS (Seljeimrats £>. 'ffiehrmann bilbete bie («runblage für bie berhanblungen, bie mit ben ftäbtifdjen Pehörben eingeleitet würben. Sa ftellte eS fidj IjetauS, bafe e£ in ber Stabt eine Partei gab, bie überhaupt gegen bie (Entfeftigung war; fie beftanb gum gröfeten Seil auS ^jauSbefitjeru, bie eine (Entwertung ihrer Srunb ftüde burdj (Erweiterung beS für Pebauung erfdjloffenen (Gebietes fiirdjteten. Sie liefern fidj audj nidjt burdj fanitare («rimbe belehren, bie gerabe 1866, als bie (lljolera in Stettin Ijerrfdjtc, redjt öeutlid) würben. Sie größte Schwierigfeit aber machte bie Preisfrage; barüber, waS bie Stabt für bic Übernahme beS gejtungSgeiänbeS gatjlen tönne, war eene (Einigung iu beu Al'oinmiffionsfiljiingeii unb Stabtverorbiicten
496 Stöße beS SlntaufS ber {JeftuiißSroerfe. Perljaiiblungeii nidjt gu erzielen, ©o fdjleppte fid) bie ©adje l)in, bi§ 1870 ber Krieg nuSbrad) unb gunädjft weitere (Erörterungen giirürftreten liefe. (ES roar inbeffen wenigftenS fo uiel flar geworben, bafe ein £>inauSfdjiebeii ber geftuiigSanlagen taum genügen, fonbern eine uollftänbige Slufhebung nötig fein werbe. Sind) roaijrenb beS Krieges würbe bie gange ©adje in ber bürgerfdjaft lebljaft befprodjen, man fiiljrte eifrigft ©riinbe für unb gegen an, Priuatintereffe fämpftc mit bem (Bebauten an ben allgemeinen JJlutjen. Unentwegt beljiclt biefen ber SJlagiftrat im Singe, in bem ber Cberbürgermeifter 3.1). (Eb. burfdjer (1868—1877 im Slmte), bürgermeifter (Sternberg (1867—1883 im SImte), ©tjnbifnS g. ©iefebredjt, Kämmerer ^offmann u. a. in biefer Slngelegenfeeit befonberS tätig waren Cfene SRüdfidjt auf bie mancherlei Parteiungen unb Spaltungen, bie unter ben bürgern feerrfdjten, fudjten fie balb nad) bem gricbenSfdjluffe bie immer bruigeuber werbenbe grage 3lir entfdjeibenben Cöfung 311 bringen. (Eine grofee borlage für bie ©tabtoerorbneten-berfammlung rourbe ausgearbeitet, in ber man ben Slnfauf beS ^eftungSgelaiibeS für 3ys SJlilltonen Saler, gahlbar in 12 fahren, uorfdjlug. KSäferenb fid) feierübcr eine feljr lebhafte ®iSfuffion in ber bürgerfdjaft erljob unb namentlidj uon einer ©eite feljr heftig bagegen agitiert würbe, fam baS fReidjSgefelj uom 30. sJJlai 1873 guftanbe, burd) baS beftimmt rourbe, bafe neben anberen geftungeu and) ©tettm alS foidje anfljöreu falle. Sim (». Quni rourbe baS ©efefe publiziert; mau feierte in ©tettm bie enblicfj befmitio geworbene (Entfeftigung ber ©tabt mit grofecr JJreube, befonberS ba bie Sluffeebung ber Paijonbefdjräntungeit fofort uerfügt rourbe. 31m 1. Quli fiel ber entfdjeibeube SBefdjlufe ber ©tabtuerorbneten: ber Slntauf bcS JeftungSgelänbeS rourbe abgelebt, ba bie SHefjrljeit fidj nicht bagu entfahliefeeu tonnte, bie ©tabt in em fo roeit auSfchaueitbeS ©pefulation»gefdjäft gu oerroideln Plan tann bebauern, bafe bie Vertreter ber ©tabt fidj bamalS fo gaghaft uer» hielten, aber euer will iljnen einen biretten Porrourf barauS madjen? Piemanb ahnte, in roie fdjneller Seit ficf) ©tetttin entroideln unb roie roeit eS fidj auSbehnen würbe, niemanb glaubte, bafe in wenigen öfahrgeljuten baS gange grofee ©elänbe bebaut fein, ja nidjt meljr auSreidjen werbe, giir ben weiteren UluSbau rourbe ber befdjlufe uom 1. Sfuli 1873 auf lange Seit oerljängniSuoll, beim bie ©tabt uerroaltimg begab fidj ber Plöglidjfeit, iljn planmäfeig in bie Sßege 311 leiten unb fijftematifcf) bie ©tabt 31t erweitern. 3luf bie ableljnenbe Haltung ber ftäbtifdjen beljörben Ijäi oerljielt fidj audj baS 'Jleidj, in beffen SBefitj bie geftnngSroerte übergingen, oft roenig entgegen* fomnienb, unb bie für ihre ffieriualtimg 1876 eiugefefete Komuuffion
Sauiätißteit. 197 madjte mm itjrent fRedite, Sauftcllen ljier unb bort, wo es iljr be= liebte, 311 oerfaufen, nidjt fetten rüdfidjtSloS Sebraudj. ®S gelang erft nad) vieler Slulje unb Slrbeit, einen feften Sauplan aufguftellen, ber bann für bie Einlegung von Strafeen unb ^läfeen eine beftimmte ©runblage bot. ®ie SRieberlegung ber geftungSwerte ging natiirlid) nidjt fdjnell oor fidj unb man begnügte fidj anfangs beim Serliner unb SlonigS» tore bie Sßaffage 3« erweitern. ®atjer fefete bie Sautätigteit weiter braufeen ein, gumal ba bort im SBeften ber (Stabt ber Sauoereiii auf Stttien Sßeftenb Stettin bereits 1871 auf ber Stelle beS alten Sutes fJriebridjSljof nm ber Slnlage einer SilIen=Sorftabt begonnen ljatte. So entftanben gunädjft in weiterem Slbftanbe oon ber alten Stabt neue Raufer uub Strafeen, uub bie Entfernung, fowie mangel» ljafte Serbinbung — weldjer alte Stettiner bädjte nidjt an ben foge» nannten „Sdjiptapafe?" — erfdjwerten ben Serteljr. ßange $aljre bot Stettin ben 2lnblid einer gang unfertigen Stabt; ljier unb bort erljoben fid) einzelne £>auferblodS, bagwifdjen lag unbebautes, wüfteS Sebiet, ftauben Stüde ber alten Sßaile, befauben fidj Sräoen unb Slauerrefte, turg baS gange war wenig erfreulidj unb feoffnungSooIl angufeljcn. Slber balb nadj 1890 etwa begann allmäljlidj fdjon mehr Crbnnng in biefe Serljältniffe gu tommen; bie äufeeren Seile fdjlo||eu fidj an bie alte Stabt au, regelredjte Strafeen würben angelegt, baS planlofe Sauen [jörte auf. $pgleidj gab bann ber Cberbiirgcr meifter £>aten (1878—1907 im Slmte) bie Slnregung, nidjt nur bie notwenbigften Sebürfuiffe burd) beu Sau oon neuen Raufern unb bie Einlage von Strafeen gu befriebigen, fonbern audj auf Sdjniud unb Sdjönljeit in ber weiteren ©eftaltung bes StabtbilbeS gu adjten. ^reilidj waS im Sau ber 'Privtrtljäufer gefünbigt worben war, liefe fidj nidjt meljr befeitigen; bie langweilige SIcidjförniigteit ber geraben Strafeen, in benen ein £jauS wie bas anbere geftaltet, oft mit leerem, falfdjem fßrunt auSgeftattet fid) erfeob, tonnte man nur ljier unb ba ein wenig burdj Saumpflangungen unb Einlagen oon Sdjmudpläfeen mübern. *?lber in ben neuen Stabtteilen war man eifrig auf eine SluSfdjmiidung mit Säumen, S hintenan lagen, Ulafenftreifen bebadjt, wie man fie biSljer in Stettin nur gang oereingclt tannte. Slitdj oiele anbere Stäbte fjaben ätjnlidjeS gefdjaffen, aber im allgemeinen finbet man feiten eine fo auSgebcfjnte planmäßige Einlage oon Sdjmndplätjeii unb ißromenaben wie im neuen Stettin. 'Jlts Seid mdler unb EnnnerungSgeidjen an bie geftungsgeit liefe man bie beiben Snmttore griebridj SßilfeelmS I. ftefjen, unb bie ftäbtifrfje Serwaltung entgog fidj 1877 nidjt ber Sflid)t, fie in baS Eigentum XBeirmann, (Befötitte Stettin.
498 (Singeiiieinbungen. ber ©tabt gu übernehmen, gu reftauriereu unb 311 unterhalten, ©ie finb ein ©djmud ber ©tabt, bie an h'ftmifchen Sentmälern fo arm ift, unb mögen fpätere Sefdjledjter an jene Seit be§ „mangelnbeii SlaumeS" erinnern, in ber burdj biefe Sore, nidjt neben iljuen her ber Berteljr ging. Safj man in eine« oon ihnen einen Brunnen, ben gelberljoff oerfertigt hat, Ijtneingefetjt hat, Icifjt fidj roeber hiftorifdj noch äftljetifdj redjtfertigen. (Sin neuer ©tabtteil entftanb bei unb in bem alten gort ißreufjen burdj ben Sau gahlreidjer ßafer»eti, ®rergier= unb SBagenfthuppeii, militärifcher ßtonomiegebäube ufw. fiir bie Sarnifon, bie in ihrem Seftanbe mandje Anbetungen erfuhr, gmnier ber ©tabt treu geblieben ift baS 2. Srenabierregiment, ba§ bei ben ©tcttinern noch ben Bameu bes JlöiiigSreginientS führt. Sem engen Berljältniffe, in bem Slaifer Söilljeim II. gu ihm fteljt, ift e§ mit gu verbanfen, bah $err|djer ©tettin oft mit Befudjen beehrt uub mieberholt fein ^ntereffe an feiner Entwidelung tunbgctau hat. SaS 34. Infanterieregiment ober baS 2. Sßioiiierbataillon, bie mit einiger llnterbredjuug ebenfalls lange Qaljre hier <hv ©tanbquartier haben, finb nidjt minber als bie Artillerie mit ber ©tabt unb ihren Bewohnern oerbunben. Sie SRilitärfapellen mit iljren Heitern, unter benen fidj Bater Crlin unb Barlow befonberer Beliebtheit erfreuten, habe11 ben ©tettiiieru gar mandje genußreiche ©tunbe bereitet. ge meljr fidj bie ©tabt erweiterte, befto enger rouch« fte mit ben Borftäbten gufammeu; eS würbe beSljalb immer notwenbiger, biefe mit ©tettin gu vereinigen. Sahrgeljnte gegen fidj bie Berhanblungen hin, enblich mit bem 1. April 1900 würben bie ©tabt Srabow, fowie bie Canbgemeinbeu Breboiv unb Bemitj ber ©tabt einverleibt, unb am 1 April 1911 folgte bie Eingemeinbung ber neu entftanbenen Anfiebluugen BrauuSfelbe unb Beuweftenb uub ber SutSbegirte ßcfcr= berg, ©djwargow unb SabelSborf. Sie Ausbeutung ber ©tabt ift von 6026 h;i im galjre 1872 auf 7775,68 ha im galjre 1911 geftiegen. Sie ßinwoljnergaljl wudjS von 76 280 im gatjre 1871 auf 236 145 im gahre 1910; nadj bem Beridjte ber ftatiftifdjen ©teile ber ©tabt ift fie bis Gmbc April 1911 infolge von Abroanberitng auf 233 484 gurüdgegangen. SSie auf bem bebauten ©ebiete eine voliftäubige llmgeftaltung eingetreten ift, fo baß man fid) bie alte ©tabt, wie fie 1873 beftanb, taum vorftellen tann, fo finb audj bie Sßafferflädjen, bie fiir ©tettin ben £>afen bilben, teilmeife in großartiger Sßeife umgeäiibert, oer= gröfjert ober eingeengt worben. Sei ber 3unahme beS ©djiffSverteljrS madjte fich fortgefetjt ein SOlangel an ßöfdj unb Cabeplatjen bemertbar,
Sßaffet- uiiD ©afenbauten. 499 fo baß bie Vollwerfsanlagen nad) allen (Seiten erweitert, verlängert nnb and) erneuert würben; fo beseitigte man g. ®. 1880 ba§ alte Sd)lad)tßau§ an ber Vaumbrürfe, um bie Sdjiffbamßaftabie mit in ben .£jafen ßineingugießen. Gr erljielt bann eine beträchtliche Gr- weiterung burd) bie 1878 fertiggeftellten Einlagen am Sungig, burd) bie ein auSgebeßiiter Umfdjlagplat) gwifdjen SBaffer unb Gifenbaßn gewonnen wurbe. Damit in Verbinbung wurbe bi§ 1881 ber Cbcr=Ditngig=$lanal gebaut, ber ben Sieg oon ber See ber gu ben ßöfcßplätgen am Dungig vereiiifadjte. 3» gleicher Seit wurbe im unteren iReoier bie gaßrftruße nadj Sroinemiinbe burd; ^erftellung ber „Staifcrfaßrt'' (1875—1880) oerfürgt unb bann feit 1891 ba§ gaßrroaffer gwifdjen Stettin unb ber See reguliert, vertieft unb mit neuer Veleud)tung verfeben. 9Jiit einem Sl'oftenanfwanbe von 11 Vlillioneii Vlark, gu bem audj bie Stabt einen Veitrag für bie Verbreiterung unb Vertiefung ber Cber innerhalb ißre§ SSeicfjbilbeö leiftetc, ift ba§ große Viert in jahrelanger Slrbeit Ijergeftellt, erforbert aber fortbauernb nid)t geringe VJiiljen unb jToften ber Unterhaltung. Ser größte Steil unterfteßt ber Jlöiüglidjcn SBafferbauiiifpektion Stettin, bie feit 1851 in Vreboro einen fpäter beträdjtlid) vergrößerten Vaußof unterhält. Ginen großen gortfdjritt für ben gangen Schiffsverkehr bebeutete bie Vefdjaffung oon Giebrecßern gur Cffenßaltung bes gabt' roafferS iväßrenb ber GiSgeit. Sdjon früher war e§ angeregt worben, auf biefe SSeife ben Verlebt im SSinter gu unterhalten, aber erft 1888 würben von ber ßaufmaiiiifdjaft bie beiben erften Gi§brecßer befdjafft unb in Vetrieb genommen. Seitbem ßat man ißre gaßl vermeßet unb bie Vüafferftraße felbft bei fcßivercm grofte regelmäßig offen gehalten, gaft nod) größere XOlüße madjte bie Verbefferung unb Vervollkommnung ber SBafferoerbinbungcn nad) bem Vinnenlanbe. Von befonberer VBicßtigkeit war hierbei bie £jerftellung einer beffereii Söafferftraße nad) Verlin, bie gerabegu eine ßebengfrage für Stettin in bem ^onkurrengkampfe mit Jamburg unb Ciibcd wurbe. Siefer wurbe immer heftiger, a(S 1895 ber ftaifer SÖilßelm-ßanal eröffnet worben war. £>atte man oon Slnfang an in Stettin wenig Vertrauen, baß biefer neue Sieg groifeßen ber Cft- unb ber Vorbfee günftig auf ben Verteßr ber Stabt wirken werbe, fo Stellte e§ ficß allmäßlidj ßerauö, baß bie Vadjteile weit größer waren als bie Vorteile; Hamburg gewann immer meßt Ginfluß unb Vegießnngen gu ben gefamten Cftfeeliiften unb gog einen guten Seil be§ Verkehrs an fidj. Sagu lam bann, baß ber Cbcr=Spree=fianal e£ biefer Stabt ermög lidjte, aud) in bem fdjlefifcßen ^interlanbe Stettin fdjarfe Sfonkurreng gu madjen, unb enblid) gog ber Glbe=Sraoe4i'anal noeß einen Seil 82*
500 £)« 53a u bc§ greiljafenö. be§ SerteljrS ber preufeifdjen unb ruffifdjen Cftfeeljäfen mit Slittel« beutfdjlnnb uon ©tettin nodj ßübect. Sa galt e§ für bie ©tabt, mit allen Slitteln fiir eine bcffere Serbinbung mit Serlin gu fingen, bamit nidjt aud) bie 3lcidj§ljauptftabt, bie feit alter§ Ijer gu ihrem ^interlanbe gu gäfelen mar, iljr entgegen werbe. E§ loftete fjarte Kämpfe, bi§ enblidj burd) ba§ Sefetj oom 1. Slpril 1905 ber fogenannte Srofefdjiffaljrtsroeg, b. h- eine fiir ©djiffe mit 600 t Sragfäljigteit faljrbare SBafferftrafee nad) Serlin, gefiebert worben ift. Sa§ grofeartige Sßert ift im Sau, unb ooll Erwartung fiefet man in ©tettin ber Eröffnung biefer 5Bafferftrafee ent» gegen, bie fiir feinen $anbel oon ber gröfeten Sebeutung fein wirb. 5lbb. 34. Ser Sreibafeii. Sßa§ ©tettin felbft gur Erhaltung unb $ebuug feines fdjwer gefäljrbeten ©eeljanbelS tun tonnte, ljat eä nidjt oerfäumt. Sie Ser* Ijältniffe brängten gu ber .ftcrftellung einer neuen grofeen .ftafenanlage, bie mit moberuen Einrichtungen verfeljeu allen Slnfprudjen be£ bamaligen unb be§ für fpäter gu erljoffenben größeren SeitetjrS eirt fpredjen follte Sian naljm fofort Sebadjt auf bie Einrichtung euie§ greibegirtS, bamit ©tettin auch tu biefer Segiefeung nidjt hinter Hamburg, Siemen ober Kopenhagen gurüdftelje. Saö vom ©tabt» baurat Kraule ausgearbeitete Ißrojett, beffen Koften im gangen auf mehr al§ 30ya Slillionen Start veranfchlagt worben war, würbe 1894 genehmigt unb bie 5lu§fiihrung in Eingriff genommen. Sie Eröffnung
XIV. ®ie 0*te ®mnnbrücte.
apiuquiiio^ 31nlI ap& AX
Srüdenbauftn. 501 unb (iinroeiljung bes £?reibegirf§ erfolgte am 23. (September 1398 in ©egenroart bed KaiferS SBiltjelm II., ber babei bad aud) fiir Stettin bebeutungdoolle SBort fpradj: „11 ufere $11 tun ft liegt auf bem SB aff er." ©eroifferniaßen als Spmbol ber aufftrebenben Stabt, bie in ftolgem firaftgefüljl ein foldjes SBert unternimmt unb fürforglidj auf bad SBaffer ljinauSfdjaut, mürbe bamals auf bent 'JtatljauSplaße ber ftattlidje Srunnen, bad tüljne SBert ßubroig SlangelS, entljüllt. 3ft audj fiir bied Denfmal ber Slafe ni(f)t in jeber Scgieljung günftig, fo bleibt es bod) ein Jtunftroert, toürbig ber Stabt unb feined Sleifterd. SE>ie Slrbeiten an bem großen Sau, ber eine ootlftänbige Umgeftaltung ber alten Slöllenroiefen auf bem rerfjten Cberufer mit fidj bradjte, maren bamit nidjt abgefdjloffen; ununterbrochen rourbe roeitergebaut unb bas Sßrojeft bed Saurats Senbuljn (geft. 1910) audgefüljrt; am 15. Sluguft 1910 naljm man bad groeite ^afenbaffin bed JJreibegirfd in ©ebraudj. So ljat fidj Stettin geriiftet fiir bie .ßunaljnie bed Serfeljrs, bie fdjon balb einfetjte, in größerem Umfange aber oon bem ©roßfdjiffaljrtdroege ertjofft roirb. Sind) mit ber Serbefferung ber übrigen $afenanlagen, ber Sind» beljnung ber ftäbtifdjen Sollroerte, ber (Srridjtung oon Speichern unb Kräljnen, ber Sinridjtung ber oerfdjiebenften Slnftalten für ben Umfdjlag- oerfeljr fuljr man fort. So ift gerabe in ben legten Faljrgeßnten ber gefamte £>afen Stettins umgeftaltet roorben, unb mit Staig blidt ber Stettiner oon ber Valenter raffe, bie itjren Samen nadj bem um biefe gange Gntroidelung ber Stabt fonberlidj oerbienten Cberbürgermeifter $afen fütjrt unb 1907 im roefentlidjen fertig geftellt ift, auf ben Strom unb ben £>afen. Da grüßen bie Sauten bed Freihafens, bie Sdjuppen unb Jlrätjne Ijerübcr, ba hegen bie Saljnanlagen am Dungigtat, ba ragen bie SJlaften unb Sdjornfteine empor unb geugeii oon bem bliiljenben unb loadjfenben £>anbel unb Serteljr, ber gum guten Seile bie ©runblage für bad ®ebeiljcn ber gangen Semeinbe ift. Da§ Silb bed pofend ift aber aud) ein gang anbered geroorben burdj ben Sau bet ftattlidjen fteinernen Srüden. Sin bie Stelle ber alten $olgbrüden mit ben fdjroerfälligeu Klappen finb großartige Sauten mit mächtigen Sürnten unb elettrifdjem SlufgugSbetriebe getreten. Die SaljntjofS’ brütfe rourbe in ben Qfatjren 1898— 1900, bte £anfabriide, bie mit leiber oeränbertent Samen bie alte lange Sriide erfetjte, oon 1900 bid 1903, bie Saumbriidc, bie etroad ftromabroärtd oerlegt rourbe, 1910 fertiggeftellt; and) bie ^arnißbrüde rourbe ueugebaut. Sille biefe großen Seitanlageii erforbern für iljre Grljaltung unb Serroaltung ein galjlreidjeS Ißerfonal, bad ber ftäbtifdjen £afeu Deputation unterfteljt. Der Sauljof, ber groifdjen ber Cber unb ber ^arnig gelegen ift,
8lbh. 35. ®et 'IHanjelbrunnen.
©ifcnbaljnbintien. 503 mnfafjt ein bebeutenbes Slreal unb ift mit allem auSgerüftet, tuns fiir ben .fjjafen notroenbig ift. Sieben bein Sieubau ber ifflafferftrafien ging bie Einlage neuer Sifenbaljnlinien Ijer. Sion befonbcrer Sebeutung roar bie ^erftellung einer Saljnoerbinbung mit Sroinemiinbe, bie 1876 über Tudjeroro guftanbe fam. Tortlun rourbe bann audj ein Ghfenbaljnrocg ber-. geftellt, als bie 1882 erbaute ßinie Slltbamm Olollnoro 1892 bis Sdollin, 1899 big SJlisbrotj unb Sroinemünbe fortgefefct rourbe. SSidjtig roar bie 1877 eröffnete Sifenbalju nach ilönigsberg i. 91., burdj bie Stettin eine neue Serbinbung nut SreSlait erljielt. giir biefe Sa§u rourbe an ber ißarnitj ein eigener Saljnljof erridjtet, bodj oerlegte man ben ißerfoiieiioerfeljr 1886 auf ben Serliner Saljnljof unb leitete ben Süteroertefjr nadj bem grofjen ^entrabSüterbaljnljof, ber in biefer Beit unb fpäter roieberljolt erroeitert rourbe. Sine SIrt oon Singbaljn um Stettin, bie am linfen Oberufer gunädjft bis gafeniij, bann bis 3iegenort gebaut rourbe, ftellte bie 1898 in Setrieb genommene ßinie über SonunereiiSborf, Sorueij, Sßeftenb, gabelsborf, Sreboro bar. Tie gefamte Serroaltung ber Saljnen ging feit 1879 allmäljlidj an ben Staat über, unb 1895 rourbe Stettin ber Sitj einer fi’gl. ßifenbaljnbirettinn. Sei ber grofjen Bunaljme beS SerlcbrS roaren oerfdjiebene Umbauten beS SerfonenbabnljofeS nötig, bodj gelang e§ bistjer nodj nidjt, einen feljr erroünfdjten Sleubau fjerguftellen. Tie oeränberten Serteljrsoerbaitniffe ocranlafjten audj eine fdjnelle lÜuSgeftaltung beS Soft= unb TelegrapljeiiroefenS. Slodj oor ber ßlnffjebung ber geftung begann man mit bem Sau beS SoftamteS an ber grünen Sdjange, baS am 1. Tegember 1874 eröffnet rourbe. ©8 erfdjien ben Stettinern bamals als ein Sradjtbau unb rourbe genügenb berounbert. Salb mufjte eS erroeitert unb burdj Slnlage oon Softämtern in oerfdjiebenen Stabtteilen eine Srleidjterung beS SerteljrS gefdjaffen roerben. Tie Cberpoftbireltion erljielt ein eigenes Sebäube in bem 1905 fertiggeftellten fdjönen Sau am Sarabeplatje; bort ift audj baS gernfpredjamt untergebradjt. Ter Selepljoiroerreljr ift in Stettin 1881 eröffnet roorben. gu ber Stabt rourbe 1879 uneStrafjenbaljn eingericntet, bie anfangs mit Sforben betrieben, fpäter eleftrifdjen Setrieb erljielt. Sie ift allmäljlidj immer rociter auSgebaut roorben, fo bafj bie Gicfamtlänge jetjt meljr al§ 33 km beträgt. Sind) Tampffdjiffe unb 9Jlotorboote vermitteln ben Sertcfjr mit ben Sor= unb Sladjbarorten. Um ben gremben- oerfeljr gu Ijeben unb allerlei Srleidjterungen unb Serbefferungen in biefer Sejgeljuiig 31t fdjaffen, rourbe 1907 ein SertefjrSoereiii auf 9lnrcgung beS CberbiirgermeifterS Dr. Sldermanu (feit 1907 im Slmte)
504 © art en unb 'farfanlaßen. gegrünbet. Vludj baburdj will er bie ©tobt, bie in mandjen Se gießungen etwas gunidgeblieben war, niobernen fllnfprüdjen entfpredjenb auSgeftalten. SeSßalb finb in ber Serwaltung viele Neuerungen ein gefüßrt unb vor allem Arbeiten iu Sliigriff genommen worben, burd) bie ©tettin immer meßr eine fdjöne, gefunbe ©tabt werben füll. Sagu war eS aud) nötig, größere Sarlanlagen unb ©ärten gu fdjaffen, in benen bie Sevölferung leidjt, oßue erft weitere gaßrten gu unternehmen, ©rßolung finben tann. SaS gelang nidjt nur burcf) bie Uniwanblung be» alten gnebßofeS vor bem JTönigStor, ber mit bem Nefte ber einft gefdjaffenen Einlagen verbunben unb nad) ber Ober gu erweitert wurbe, fonbern aud) burd) bie Übernahme ber von 3oß. Chiiftorp angelegten großen Cbftplantage unb ißarfanlage bei SSeftenb. Saburd) ift in Serbinbung mit bem weiten ©elänbe bei Nemiß, ©aerberg unb ber Shtfforoer fjorft ein großes ©ebiet gu bauernber ©rßaltung gefießert unb burd) Suß=, gaßr», Seit unb Nabfaßrwege erfdjloffen worben. Ser üuiftorpturm, ein mächtiger, ßod) aufragenber Sau f?. ©djwedjtenS, ermöglicht einen fdjönen Slitf über baS weite Sßalb unb Sarfgebiet. ©benfo ftellt ber neue, groß artig angelegte ßentralfriebhof ein lanbfdjaftlidj ßervorragenbeS @e= länbe bar, fo baß ©tettin im Unitreife mancherlei Sorgüge unb ©djöußeiten erworben hat, beren eS fid) früher nidjt gu erfreuen hatte. Unb bie Senölterung ßat ißre fjreube baran, wie eS ber große Serfeßr täglidj beweift, wie eS bie neu eingerichteten Caubentolonien unb bie lange vermißte ^erftellung von Heinen 6infamilien=^äufern ober ber Sau von Sillen beutlidj funbtun. Um baS Terrain für eine weitere SluSbeßnung ber ©tabt gu fidjern unb nicht einer wilben ©petulation gu überlaffen, hat bie ©tabt 1909 ein auSgebeßnteS ©ebiet im Sßeften unb Norben nut ©djwargow, ©derberg unb Seilen von Semit} erworben. Saburdj foll eine verftänbige Sebauuiig, für bie ein fefter Stan entworfen ift, ermöglicht werben. Qm ©üben ift bie Slnlage eines neuen 3'nintftriei’eäidS befcßloffen worben. SllleS bieS geigt, baß bie Seriobe beS Neubaues nodj nidjt beenbet ift, baß troß eingelner Störungen unb Hemmungen, bie mitunter eingetreten finb, nodj weiter frifdjeS Ccben in ber ©tabt ßerrfeßt, unb eS ift gu hoffen, baß ißre äußere ©ntwidelung auch iu ber Sutunft 3-ortfdjritte madjen wirb. Slber nicht nur um baS alte ©tettin wurbe in weitem Umfange neu gebaut, audj bie Vlltftabt felbft erfaßt burd) Umbauten eine Seränberung, wie fie vielleicht nur nach ber großen Selagerung von 1077 vor fidj gegangen war. Sie vom ©tabtbaurat ß. ^obredjt fdjon 1868 projettierte STanalifation wurbe nadj 1870 auSgefüßrt unb immer weiter ausgebeßnt, fo baß baS ilanalneß im Qfaljre 1909 eine
(gtrafjtnbauten. 505 Oiefamtlänge non etwa 190 km ljatte. Über ber @rbe ertjielten bie ntten Straften neite§, gutes ^ftofter, 511)11 Jett mit ^Ifpljalt; S0iirger= [teige mürben überall angelegt, nnb bie berüchtigten SRinnfteiue, bie ben Verfeftr [torenben ftcHerfjälfe, Steppen nnb Vorbauten oerfcfjroanben. Ceiber gingen bei fotcfjer niuclliercnben unb gleidjmochenben Hinge ftattung niete Stüde olter anfieintclnber Vauart 511 @runbe, unb ber notmenbigen Verbreiterung ober Verlegung von (Straften fiel ftier unb bort ein Van juin Opfer, beffen ©rljottung man au§ I)iftorifö)eni ober
506 UntflffMtunfl bei' Slltflnbt. fünftlerifchem gntereffe geroiinfdjt Ijätte. Slber bie moberne Beit ver- langte audj in ber VHtftalt unb auf ber ßaftabie ßuft uub ßid)t, unb betbeS nad) fDlöglidjfcit gu fdjaffen, bagu roaren folcfje Cpfer nötig. SJlan forgte auf ben Straßen fiir Sauberfeit, bie gabrbimberte lang fo uiel gu roünfdjen übrig gelaffcn ljatte. Tie Stabt felbft übernaljm bie Straßenreinigung, freilich ohne baniit bie alte Streitfrage über bie Verpflichtung ber Siirger gur ffteinljaltung au§ ber Sßelt git fdjaffen. Tie Straßenbeleudjtung madjte gortfdjritte, uom Cl gum 6ia§, oom @a§ gum eleftrifcfjen ßidjte ging bie Sntroidelitng. SJfan möd)te woßl einmal einen 93ärger, ber oor 100 galjren mit feiner Slbb. 37. Ta8 VattjnuS. ßaterne bes SlbenbS auSging, heute burdj bie im hellen Klange ftrahlenben Straßen ber Sroßftabt führen. £b er rooljl fein alte§ Stettin roieber erlernten würbe? Vene GJebäube entftanben überall auch in ber alten Stabt. 33er will nur alle bie öffentlichen Sauten, bie feit 1873 auSgefüfjrt roorben finb, attfgählen? Sim Sdjloffe, an bem fdjon Sinnig griebridj SStlljelm IV. eiugelne Sinterungen hntte uorneljinen laffen, rourbe ber Siibflügel 1872—1874 für Sureauräume umgebaut, nicht gerabe gur Bierbe be§ alten SaueS. Sö gelang wenigftenS bie pradjtoolle Salfenbecfe gu retten, bie ein Sdjnnid be§ VaumeS rourbe, in bem man ba§
Sauttn. 507 SlltertumSniufeuni unterbracfjte. (Bodj fdjon fteljen neue llmänberungen in VluSficßt, nadjbem bie Regierung in ben großartigen Sau auf ber ^jatentcrraffe iibcrgefiebelt ift. SBie eine ftol.je Surg erbebt er fid) in reidjent beutfdjem Slenaiffanceftile mit mannigfachen Slntlängen an betannte Sauten. (Streng in gotifcfjett formen füßrte Stabtbaurat ifrußl in ben fahren 1875—1879 baS SiatljaiiS am Sittoriaplatj au§. 'Biefer Sau roar feit langen $aßren als ßödjft bringenb erörtert roorben, ba baS alte Webäitbe am £>eumartt ben neuen Serßältniffen burcßauS nicht meßr entfpracß. Sei bem llmgugc ging man, roie eS fdjeint, nidjt mit ber rounfcßcnsroerten Sldjtuug unb Sorgfalt uor; nidjt nur ein Steil beS ftäbtifdjen SlrdjiveS, baS man fdjon früßer ro»nig pietätSnoll beljanbelt ljatte, ging verloren, fonbern eS fdjeineit bamals auch anbere Erinnerungen an bie alte Seit oerroorfen ober abßanben getommen ju fein. $eute vermißt man in bem neuen fftatßaufe unqern Silber ober Sßrunfftiicfe, bie oon früheren Saljr* ßunberten unb ©efdjledjtern ergäßlen tonnten. SllS baS £aus infolge ber geroaltig geroadjfenen Stabtverroaltung nicht meße auSreidjte, rourbe 1900—1902 an ber Stelle beS alten, oon ben Sdjroeben erbauten SRagaginS ein eigenes ftäbtifdjeS SerroaltungSgebäube nom Stabtbaurat Steuer aufgefütjrt. SBie gang anberS roirtt biefeS SBert auf unS, roeldj eine Ölnberung beS CTcfdjmadcS unb Stilgefühles fpridjt fidj in biefem Sau aus! Sl’rußl unb Steuer ßaben, jeber gu feiner Seit, bem ftäbtifdjen Sauroefen eine gang eigene SRidjtung ge roiefen, einen eigenen Gßarafter gegeben. Gin befonbereS Ätunftroert SteuerS ift baS neue Stabtmufeunt auf ber ^atenterraffe (vollenbet 1912), baS im eingeluen große 3feinheite« geigt. Sim beutlicßften aber ertennt man rooßl bie Gntroirfelung beS GefdjmadeS an ben gaßl- reidjen Sdjulbauten, bie in allen teilen ber Stabt errichtet roorben finb. Stan vergleiche g. S. baS alte Stabtgijnuiafium an ber grünen Sdiange, in bem jetjt bie 1902 begriinbcte Stabtbibliotßet unter* gebracht ift, mit bem imponiercitben neuen Gebäube in ber Samirn» ftraße ober eins ber älteren fdjltdjten Sdjulßäufer mit ben oft etroaS unrußig imrtenben, aber bocß ftetS fein ansgefüßrten Sauten neuerer Seit ober baS in ben fiebriger faßten erbaute einfadje Sl'uljbergftift mit bem in lotettem Sdjmude prangenben CSfarftift! Überall tut ficß bie Sfnbivibualität beS SteifterS funb, überall geigen ficß Eigen* art unb ßeben. “Basfelbe gilt audj non ben gaßlreidjen ftaatlidjen Neubauten, g. S. ber Cberpoftbireftion (1905), bem fßoligeiprcifibium (1905), bem $auptgollamt, bie meift ber Stabt gu befonberer Siert)e bienen unb baS Silb reidjer geftalteu. f’llle biefe Gebäube neben* unb beieinanber wirten freilich in ißrer bunten Serfdjiebcnßeit oft
508 Äirdjenbouttn. Slbb. 38. ftübtifdje StrroaltunßSöebäube. etwas unruhig unb bringen e§ bem Sefdjauer gum Seroufetfein, bafe Stettin fid) nidjt wie anbere norbbeutfdje Stäbte eine eigenartige, bobenftänbige Sauart erljalten ober auSgebilbet ljat. Tangig, Stroh funb, SßiSiuar ober ßübcd wirten gang anberS burdj bie ßiutjeitlidj feit be§ StabtbilbeS. @s ift Har, bafe bie fdjweren Sdjidfalfdjläge, oon benen bie Stabt getroffen würbe, in erfter ßinie baran Sdjulb ljaben. (Sljaratteriftifdj war friiljer fiir bie Stabt ber Slangei an Jürnteii, bod) bem ljat man gur ©einige abgetjolfen. SSäfjrenb inbeffen bie Sudjt, auf jebeni (Erfljaufe eine Huppel ober ein Jürmdjen 511 feigen, gerabegu als franfljaft gu be= geidjnen ift, ljaben bie Stürme beS SerwaItungS= unb bes neuen fRegierungSgebäubeS ober bie kuppel beS SRnfeumS baS Silb oorteilljaft oeränbert. ®ie alte Qafobifirdje ift namentlidj baut ber greigebig= feit beS Slommergienrat fiarl ©erber in ben ^otjren 1893 bi§ 1902 ausgebaut worben unb ljat ftatt beS alten JurniftumpfeS, ber trofe feiner ©ürftigteit oielen alten Stettinern lieb unb oertraut war, einen fdjlanten.tjoljen Sturm ertjalten. Slufeeu unb innen ift ber Sau neu ge= ftaltet unb reidj auSgcftattet,ein ®enfmal Seugebaut finb icril Uli beutfdjen SiirgerfinneS unb beutfdjer fjrönunigfeit. bie alte ©ertrubfirdjc auf ber ßaftabie (1897), bie fleine ßutljertirdje (1893), bie fatljolifdje Kirdje (1895), bie griebenStirtfie iu ffirabow (1890), bie 'JJlattljäustirdje in Örebon) (1892), bie Sugenljageittirdje (1908), bie lutljerifdje Slirdje (1911) u. a. m. ®urdj alle biefe Sauten, bie bent Slangel an üirdjen bodj nur gum Steil abfjelfexi tömien, ift baS SluSfetjen ber Stabt ein icefentlidj anbereS geworben. Söoljin
Umbauten in ber Jlltftabt. 509 man jeßt and) tonimt, fießt man neben ben fßrivatßäitferu, von benen fid) bie meiften gerabe nidjt burdj arcßitettonifdje Sdjönßeit auSgeidjnen, überall ftattlidje, um nidjt 31t fagen, monumentale öffentlidje ©ebiiube. Von nidjt geringem (Einfluß auf bie ©titwidelimg beS (Stettiner Sau roefenS ift gewiß bie Ütöniglirije VaugeroerbSdjule, bie in bem von ber Stabt ßergefiellteii imponierenbett ©ebäube Unterfunft gefuitben fjat. Sieben ißr bienen bie SJlafdjinenbau» unb bie Seemafd)iniften=Sdjule ber Verbreitung tedjnifdjer Slenntniffe. Ilmgebaut ßat man aucß fotift in bet Stabt unb baut nod) fortroäßrenb um. SSaS ift i- V. auS ber Vreiten Straße, bem 'Parabeplatje geworben! SSenige ältere •Käufer ftnb bort nod) ftetjeu geblieben, ein§ nadj bem anbern roirb niebergeriffeit, um einem mobernen ©efdjäftsßaufe, einem Vßarenljaufe ^Icrlj 31t madjen. Daß bamit jebeSmal eine Verfdjönerung ber Straße ver» bunbeii ift, foll nidjt behauptet roerben; oiele alte Stettiner 'Patrizier» ober Jl'aufljäufer waren tut futtern uttb 'jiußertt nidjt nur aiißeimelu» bertuib vorneß- niet, fonbern aud) ardjitefto Jtbb. 39. Die Suß«i(jaßeiitird)r. nifcß fdjöner. sJJlan ßat oft jju wenig ültßtutig vor bett Sanlidjfeiteii be§ 18. ^aljrßunbertS gehabt, bie ber Stabt friißer ißr eigenartiges Sepräge gaben, rüctfidjtSloS, ja in Verachtung beS VarodS ßat matt fie befeitigt. Daburdj ift bem größten Üeile ber Slltftabt ber Sleij beS Slltertümlidjeii genommen, nur müßfam muß man tu einzelnen Straßen nad) Slefteu fitdjen unb fdjon äitfrieben fein, weint man ßicr unb ba eine alte fcßöne .^auStiir, eilten geräumigen fjlur, ein gejdjmüdteS 'Portal ober eine breit auSlabenbe
510 Strafjennanien. Treppe entberft. Tod) and) bie Neubauten geigen mandje Reinheiten unh finb oor allen für bie Sluforberungeu ber niobernen Beit paffenber. 5Öie man namentlich in ben SBoljnl)|ufern fid) einftmalS einfdjräntte unb fidj mit einfadjen, ja ärmlidjen ^Berljältniffe« begnügte, geigen immer nod) galjlreidje fünfer in ben engen Straßen ber Unterftabt. fabelt fidj burd) ben 9leu= unb Umbau Stettins bie 8Bol)ninigSoerl)ältniffe aud) erljebtid) gebeffert, fo finb bod) nod) Übelftänbe oorljanben, unb gar mandje SSoljniwig ruft in feuerpoligeilidjer ober l)i)gieuifd)er iJcgieljintg fdjwere Sebenten tjeroor. ?lber bafe man auf fold)e nid)t leidjt gu beleitigenbe Buftänbc mit Slufmerffamteit adjtet, bafe SBaupoligei unb O5efuiib(jeit6= amt fie gu Leffern beftrebt' finb, ift ein grofeer VJortfdjritt. Tie gange Cage beS ®runbbefitjeS in ber Slltftabt ift gurgeit nidjt berartig, bafe fofort eine 'hnberung ergielt werben fann. Turdjben umfangreichen Neubau, burd) teiiweife Verlegung bcS SdjiffSoerteferS, bunt) iBerfdjiebimg beS SJlittelpuntteS ber Stabt ift für eingelne Teile ber alten Stabt eine beträchtliche Entwertung ber fünfer eingetreten. Stettin ljat wie anbere ÖJrofeftäbte ben Jöorgang enebt, bafe baS SefdjnftSgentrum fid) meljr unb meljr oon bem 5Bol)iuiiig§= gcntrum trennt. SRadj ber SInfidjt ber Stgl. ißoligeibireftion fdjieii eine gröfeere Slngaljl oon Straßennamen nidjt mel)t gu paffen, besljalb wollte fie ältere Wanten befeitigen. (Siegen bieS pietätS» lofe ®erfal)teit, burd) bas oon neuem alte Beugen ber SBergangenljeit oljne weiteres uernidjtet werben follten, erljob fid) eine Slgitanon, unb eS gelang befonbers ben 53emiil)uiigen be§ ißrofefforS ßemde, ber 1880 Sluffätje über bie älteren Stettiner Strafeennanien ueröffentlidjte, wenigftenS einige gu retten unb gu erhalten. 53ei ber Weubencnnung begann man erft fpäter, nidjt nur allgemein gebräud)lid)e, überall wieberfel)ienbe Warnen gu benutzen, fonbern aud) bie Erinnerung an SDlänner, bie fid) Werbieiiftc um bie Stabt erworben hoben, feftgiihaiten ober gu erneuern. Tabei ^at man g. 83. beS Cberpräjibenten Erafen 23el)r=Wegenbaitf (1883—1801), bes (Sei). Slummergienrats Sllbert Sdjlutow (geft. 1910), ber fid) um ^anbel unb ^iibuftrie Stettins befonbers oerbient gemadjt ljat, beS StabtratS Dr. ^jeinrid) Tol)rn, bes SegrunberS unb 5ori>erer§ &er eigenartigen ftäbtifdien 83ronge
Qnbnftrie. 511 fammlung, bes langjüljrigen Stabtoerorbneteu=S3orfteßerS Dr. Sdjarlau u. a. m. gebadjt. füidjt miuber ljaben foidje Efjrung oerbient Ijodj ßergige SSoßltäter, wie kartutfdj ober Stoltmg, (Sanne ober Sdjwenn, bereit Slawen in iljren Stiftungen fortleben. Sin ber Entwidelung ber Stabt ljaben förbernb unb tjelferib bie Staatsbeßörben teilgenoninten, nanieirtltä) bie iljreit Sitj in Stettin ljaben unb in birefter IBegießung gu ber Stabtoenualtung ftefjen; infonberljeit baben bie ©berpräfibenten ber ißrooing, außer ben fdjon genannten StaatSminifter Dr. oon fßutttamer (1891—1899) unb Dr greiljerr uon 9Jlalßalju--@iilß (1900—1911), ftets bas ^ntereffe ber Stabt int Sluge geljabt. ®urdj bie Vergrößerung ber Verwaltungs* unb WeridjtSbeljörben, ber Eifenbaljn», $oll=, ißoft= unb Vrooingial Keriwaltung ift bie -Saljl ber Seaniten ungemein geiuadjfen unb ein neues Element in bie Seoölferung getommen, ba§ fidj neben ben im Erwerbs* unb ©efdjäftSleben fteßenben Sewoßiiern redjt bewert lief) maeßt. Eine große llmroiilgung ljat in ben letjten ^aljrgetjnten bie Stettiner ^nbuftrie erfaßten; fie ljat fidj in glangenber Söeife ent wicfelt, unb bie gewerblidjen Anlagen finb nad) ber Slufljebung ber Siatjoiibefdjräiifuiigen immer naßer an bie eigentlidje Stabt ßerau gerüdt. Slidjt nur ba§ linfe Cberufer unterhalb unb oberhalb ber Stabt ift reidj mit Qtabriten befiebelt worben, beiten neben bem ißafferwege bann gum Seil audj ein Eifeiibaßnanfdjluß in ber ^fafe= nißer fflaßn erwudjs, fonbern aud) auf bem redjten Ufer finb foldje 'Anlagen entftanben, unb ebeiiforoenig feßlen fie lanbeinwärts auf ber $öße. ®ie ungeahnte Entroidelung ertennt man am leidjteften, wenn man ein VergeidjitiS ber Stettiner oon 1873 mit einem foldjen oon 1911 vergleicht- SDlandje ber bamaligen finb gu Erunbe gegangen, gunial ba nadj 187U ein gerabegu ungefunbeS ®rängeit unb $aften nadj Eriinbungen ßerrfeßte, ba§ ja befanntlidj 1873 gu bem großen kraeße fiißrte, mandje finb mit anberen uereiingt worben, aber woljl alle, bie bamals beftanben unb fjeute nodj im Setriebe finb, ljaben fid) gewaltig uergrößert, unb galjlreidjc neue finb ßingugetommeii. ®er Qaljrejoberidjt ber kaufmannfdjaft fiir 1873 gäljlt in unb um Stettin im gangen 143 inbuftrielle Etabliffements auf mit 9433 Arbeitern, Ijeute wirb in ben ^Jabriten, bereu 3aßl nidjt oßne weiteres angegeben werben tann, eine Sdjar oon nunbefteiis 22000 'Arbeitern beschäftigt. Es tann ljier nicßt eine Aufgäßluug aller ber befteßenben 9nbuftrie=Unterneßmungen erfolgen, nodj weniger eine Eefdjidjte ber eingelnen gegeben werben, aber es fei barauf ßin* gewiefen, baß fie, foweit fie für Stettin djaratteriftifdj finb, eS mit
512 Hantel. bem Scßiffbou, ber Herstellung von djemifdjen fßrobutten unb von gement, fowie mit ber Kleiberfonfettion gu tun ßaben. Sten ßingii« getommen ift als ein eigenartiges Unternehmen bad 1897 in Betrieb genommene Eifenwerf Kraft in Kraßwiect, bie großartige Srünbung beS dürften von Sonnersniarcf. Söelcße Bcbeutinig alle biefe gabriten für bie gefamte Bevölterung ßaben, ßat ficß imeberßolt bei Streifs ober in 3c‘ten ber Stagnation beutlid) gegeigt. ®a fonnte mau erfennen, mie bie wirtfdjaftlidje Erifteng von Saufenben von ber Blüte unb bem GJebeißen ber ^nbuftrie abßäugig ift. SeSßalb regte aucß ber Befcßluß beS „BultanS", eine gtveignieberlaffung in £>am= bürg gu begriinben, bie gefamte Bevölterung Stettins auf, ba man fiircßtete, burcß Einfdjräntung beS Betriebes auf biefer größten aller Stettiner Qnbuftrieanlagen iverbe ber gangen Stabt ein fdjiverer Scßabeit erivachfen. Über bie finaugiellen Ergebniffe enthalten bie Berußte ber Borfteßer ber Kaufniaimfdjaft regelmäßig Eingaben; feit bem bie ^nbuftrie in Stettin fo ungemein an Bebeutung gewonnen ßat, finb ißre Vertreter aucß ber Korporation ber Kaufmannfdjaft beigetreten. Sooft ßaben fie ißre Bereinigung in bem 1879 ge griinbeten pommerfdjeii Berein gur Überwachung von Tampfteffeln unb in bem Berein ber Qiibuftriellen fßommernS. Ebenfo wenig wie eine ©efdjicßte ber Stettiner ^nbuftrie tann ßier, wie bereits früßer wieberljolt ßervotgeßoben worben ift, eine folcße beS .gjaitbelS gegeben werben. Seine Entwicfelung, fein ?lnf unb Slbfteigeir ßängt von Borgängen unb Ereigniffen ab, bie im fRaßmcn einer Stabtgefdjidjte uicßt erörtert werben töniieu. ®odj ber fdjwerftc Sdjlag, ber nicßt allein bie Hanbel treibenbe, fonbern faft bie gefamte Bcvölferitng traf, war fogufagen lofaler Slrt, ber 1877 erfolgenbe 3l*fmnmcnbrucß ber „Siitterfdjaftlidjen ^rivatbanfSöaren früßer fcßon bisweilen Stiinnien gegen bies erfte Stettiner ©elbinftitut unb feine EejdjäftSIeitung laut geworben, fo war baS Blißtrauen bod) gerabe guleßt verftummt, unb bad Bertrauen, baS man ber Bant entgegenbracßte, fdjien woßl begriinbet gu fein. SSelcß eine Aufregung entftanb, als nacß bem giemlid) plößlidjen Sobe gweier ®irefloreit am 10. Cftober ber KonturS erflärt wurbe. ES trat in ber feßr (ebßaft geführten Tisfuffion über bie ®rünbe beS Sturges gu Sage, baß bie ®efcßäftsfüßrung uncrßört leidjtfinnig, ja auf birefte Säufcßung berechnet gewefen war. *2lber waS ßalfen alle Erörterungen unb Sin griffe, von benen bie .gehungert voll waren? Eine große von Konturfen in Stettin war bie fjolge, nnb auf lange Qaßre war bas gefcßäftlidje ßeben gerftört, unenblicße Blüße toftete eS wieber, Ber« trauen gu gewinnen.
Hnnbtl. 513 Sind) fonft ljat ber Haubel Stettins fernere Beiten burdjgemadjt; es ift fdjon barauf (jingewtefen worben, meld) Ljorter Stampf mit Hamburg 311 befteljeu mar. (Sinen guten Seil beS Söcirenljanbels ljat es an ben mächtigeren Stonturienten oerloren, unb biefer ljat einen erfolgreichen SBnrftofj in bas ©ebiet Stettins gemadjt, fo bag eS in manchen ^Beziehungen befdjränfter geroorben ift, als eS früher mar. Bmnier ift bie Stabt aber ber Ginfidjrfjafeii einer mbiiftriereidjen unb Wohlhabenheit ©egenb geblieben, fiir bie fie ©etreibe, Steintoblen, geringe, Söein unb bie JRotjftoffe ber Bnbuftrie Ijerbeifdjafft. Tiefe ©iufuljr (feewärtS linO im gangen 3 365 504 t) übertrifft bic SlnS» fuhr (1910: 1 438410 tj gang erheblich: biefe erftretft fidj oorneljmlidj auf ©etreibe, 3»der, SDMjI, rfement, djenüfdje (ßiobutte 11. a. m. (IBer eingelne Batjlen unb ftatiftifdje (Radjridjten über ben HanbelS» oerteljr gu haben wiinfdjt, ber fei wieber auf bie Jahresberichte ber ßaufmaunfdjaft nerimefeii, bie fdjon feit längerer Beit als feljr ge biegen unb non (jernorragenber SadjfenntniS geugenb anerfanut worben finb. Obwohl ftih Haubel iu feinen formen gum Seil geänbert ljat, bie Spebition g. O gang befonbers in ben (Borber gtunb getreten ift, fo wirb man bie auffteigenbe Senbeng nidjt oer» tennen ©8 gilt non Stettin noch heute, ja Ijeute noch meljr als früher, waS nor meljr als 20 Bahre» ei» Sadjuerftänbiger über feinen Seeljanbel fdjrieh. „Stettin ift unter ben beutfdjen Dftfeeljafen ber heroorragenbfte unb derjenige, bem am etjeften baS (ßräbifat eines Xöeltljanbelöplatjes gebührt, audj infofern, als er, was bie tedjnifdjen unb wirtfchaftlidjeu Hilfsmittel feines Handels betrifft, fidj ftetS auf ber Höljc ber mobernen ©ntwicfelung gegeigt hat, nie hinter feiner ßeit guriicfgeblieben ift." Weben bem SBaren=®in unb VluSgang gur See ift natürlich audj ber auf bem Jluffe unb mit bet ®aljn erheblich geftiegen uub hat immer größere 'ifebeutung gewonnen. Ja bie glufj« fdjiffabrt fdjeint einer befonbers großen Bufunft entgegen gu gehen, je mehr ber (Berteljr nach (Berlin gnneljmen wirb, ©rofje SBidjtigfeit für bie Sinnenfdjiffahrt hat nodj ber (Berteljr nadj ber ©Ibe unb nadj Sdjlefien. 3» Ziemlich bebeutenber Steigerung, freilich nicht ohne SdjwuMifuiigen, begriffen ift ber Gifenbaljnuertehr im ©in» unb SluS» gang; er ljat fich innerhalb 15 Bahren ungefähr oerboppelt. Sille biefe unb anbere ßcÄhm geigen einen Sluffdjwiing, ber uielleicht nidjt immer mit bem allgemeinen ßuwadjs bes beutfdjen HanbelSDcrtehrS gleidjen Schritt gehalten hat, aber bod) nicht allgu feljr guriicfgeblieben ift. Sie alten Stettiner HanbelSartitel, SBein unb Heringe, ßein famen unb Holg, fpielen noch immer eine bebeutenbe Wolle, anbere, wie ©etreibe, Sämereien u. a., finb in iljrer SBidjtigteit oielleidjt SUetjrmaiin. #efd)lc$tr von Stettin. 33
514 Jpanbet. aurürfgegangen, bafiir finb aber neue, wie Stollen, Surfer, Startoffeln, hinjugetommen. Vergleicht man ben mittelalterlichen .fjanbel Stettins mit bem mobernen, fo ertennt man fofort, wie bie ^anbelSartitel nnb baS ^anbelSgebiet fich oeränbert unb auSgebeljnt haben. (Sine fofcfje ®lüte, wie er heute erreicht hat, ift in früheren Sfahrhunberten nidjt oorljanbcn gewefen, auch wenn man nerfudjt, bei einem foldjen Der* gleidje bie gaiij »eränberten äufeeren llmftänbe au berüctfidjtigen gur Stettin unb ferne taufmännifdje Veoölterung legt biefe Sliite ein ehrenooIIeS ßeugniS ab, wenn wir uns erinnern, wie tief ber gattje $anbel gefüllten war, nachbem ifjn fdjwere Schläge getroffen hatten. Dafe aaljlreidje SBiinfcfee für bie Hebung uub fSefferang oor= Ijauben finb, wer wollte fidj barüber wunbern? Sonberlidj flogt man feit fahren über bie fjoljeii ftaatlidjen Sdjiffahrtsabgaben auf ber nertieften gahrftrafee Stettin—Sroinemünbe, unter benen namentlich audj bie JReeberei 311 leiben hat nnb bie ben SBettbewerb mit anbereu beutfdjen .fpäfen erfdjioeren. Sdjwantungen im SSertefer unb .fjanbel hängen Ijeute nidjt in erfter ßinie oon totalen '-Berljältniffen ab, bie gefanite wirtfdjaftlidje ßage bes SBeltmarfteS macht ficf) überall gelteub. fDtit ihr fteljt auch flitnt in fBerbinbung ber tleine Slürfgang beS SdjiffSoerteljrS, ber in ben legten fahren erfolgt ift; er ift allerbingS um fo bebaueniSioerter, als in anberen £)äfen ein foldjeS Stagnieren nicht au bewerten ift. DaS gibt aber auch bie Hoffnung, eS werbe biefer Stillftanb überwunben werben. Die Stettiner Dieeberei, um noch einige Safelen 41t geben, wählte am Snbe beS SaljteS 1910 240 Schiffe mit 82935 Steg.»Donnen gegen 218 Schiffe mit 34 796 ßaften im ^afere 1873. Der ilnterfdjieb fpringt in§ Singe, wenn wir erfahren, bafe bamals 65 See», Sugfier* unb fjlnfebampfer, 1910 bagegen 220 foldje galjrgeuge uortjanben waren, ber Seftanb an Segelfdjiffeii alfo oon 155 auf 20 gurüctgegangen ift. 1873 oer= teljrten im $afen 2748 Sdjiffe mit 374 395, 1909 bagegen 4719 mit 1 571 283 3?egifter=3:onneii, bauon tarn bamals etwa 34% auf Segelfctjiffe, 1909 nodj nicht 8%. Dafe bie Stab tue rwaltung bie Sebeutung, bie ^anbel unb Sfnbuftrie fiir bie ©emeinbe befifeen, nidjt unterfdjäfet, h°t fie gur ©einige burd) bie grofeen {Bauten unb Einlagen, bie bafür fjergeftellt worben finb, bewiefen. Qn ifer fpielt bie Slürffidjt auf biefe ®rwerbS= gweige eine gan^ anbere Stolle als nodj oor 40 fahren. Dian feEje nur, weldjeS ©ewicht auf bie {jafeiwerwaltung, bie ©ewerbe- unb Kaufmanns ©eridjte, bie fo^ialpolitifdje Slbteilung in ben SßerwaltutigS= berichten ber Stabt Stettin gelegt wirb, *3jueige ber ftäbtifdjen
Firmen« unb fitonfcnpflegt. 515 Berroaltnng, bie oor einigen gafergefenten taum uertreten roaren. Sang gewaltig erroeitert feaben fidj bie Aufgaben, bie einer mobernen Stabt geftellt finb, unb e§ ift unmöglidj, fie im einzelnen gu befeanbeln. '4Sie großartig Ijat fid) bad Scfeulroefen ber Stabt entroüfelt! 44 Senieinbe», 2 $ilf§=, 6 9Jlittel=, 6 Ijöljere Sdjulen verfdjiebener 9lrt unterftefeen Ijeute bem ftäbtifdjen '^atronat. Dagit tonunt nod) bad gortbilbungdfdjulroefen, beffen Anfänge in bad ^fafjr 1873 aiiriicf’- gefeeu, bad aber 1910 gang neu geftaltet ift unb nodj weiterer <Snt= roirteluug bebarf. WRit ben nidjt ftäbtifdjen feöljeren Sdjulen, unter benen bad fiönig SBitfeelmS-Sijmnafiuni 1880 gegrünbet roorben ift, ben gewerblichen Sdjulen, ben gatjlreidjen Brioatfdjulen roirb bie 3aljl ber ßeferanftalten nod) ertjeblidj gröfeer, fo bafe Stettin mit 'Jtedjt wegen feined Sdjulroefend in ljoljeni Aiifefeen ftefet. Die Armen» unb Slranfenpflege ber Stabt, ber audj gefeit befonbere, gum 5eil reidj botierte Stiftungen bieitett, ift ein Broeig ber ftäbtifdjen Ber» lualtnug geworben, ber bie gröfete Audbefenung befifet unb bie fdjroerfte Arbeit uerlangt. gminer mefer ift ed gelungen, gerabe hierfür auefe bie freiwillige Wirtarbeit ber Bürger unb Bürgerinnen gu gewinnen. Bon ihnen feat fidj eine grofee Bafel in ben Dienft ber ftäbtifdjen Armenpflege ober prinater SBofeltätigfeit geftellt. Wlan fudjt nidjt nur ber 'Armut unb bem Slenbe gu helfen, fonbern and) uor allem bie bagu füferenben Wlifeftänbe gu befeitigen. Söie fefer oerbienten e§ gafelreidje Wlänner unb grauen, bie fidj unermüblidj ben BJerten ber Barmfeergigfeit gewibmet feaben, in einer Stabtgefdjidjte erwähnt gu werben, aber ed ift nidjt möglid), unb iferen ßofen feaben fie roofel faft alle in bem Bewnfetfeüi gefunben, burd) ifjre ftille Arbeit mandje £räiie getrodnet, mandjem lluglüd abgefeolfen gu feaben. iffier aber ertennen will, road fiir eine Arbeit auf bem Sebiete fogialer gürforge oon feiten ber Stabt, ber gafelreidjen Bereine, ber fiirdje unb Banater in Stettin geleiftet wirb, ber werfe einen Blirf in bad 1910 uon ber Armenbireftion feetaudgegebeite Bud) „SSofeltätigteit unb Sßofelfafertd» pflege in ber Stabt Stettin". Der Sßunfdj, ber biefe Bufammen» ftellung guftanbe gebradjt feat, bafe ed ferner ein gebeifelidjed 3ufam= wirten ber ftäbtifdjen Armenpflege mit ben gafelreidjen gaftoren prroater Aßofeltätigfeit förbern feelfe, roirb geroife in (Erfüllung gefeen. BJofeltätigteitdfinn ift, roie roir gefefeen feaben, feit langem eine fdjöne Sigenfdjaft ber Stettiner, bie fid) audj heute nod) reidjlidj betätigt, ttöeldj ein fi'rang uon Anftalten gur Bflege unb Aufnahme uon firanten, ßlenben, Berlaffenen umgibt bie Stabt in roeitem fireife, weid) eine Wlenge uon Bereinen ift beftrebt, ber Wot unb bem (Slenbe abgufeelfen, roie ift man g. B bemüht, bie gugenbfürforge audgiibauen! 33-
51 (i ©täbtijcbe Verwaltung. Die anberen 'Aufgaben ber ftäbtifdjen Verwaltung, Sau unb Steinigung ber Strafen, Söafferleitung, (Sasanftalt, geuerroeljr, £fo= nomic, Slntageai unb griebhöfe, (SefunbheitSamt u. a. in., hoben nicht minber an Umfang unb Sebeutung angenommen, ©ine moberne (Srohftabt in allen Segiehungen auf ber £>öhe 31t erhalten, erforbert eine Unmenge oon SJliihe, Arbeit unb Selb. Dajj bieS fdjruer ift, gumal wenn eine ©tabt fahr rafch niädjft, bebarf feiner üluSführung; bafe bisweilen auf eingelnen (Schieten einiges uerfciumt roirb ober 'Ißunfdje gurüdtreten muffen, ift leidjt erflärlidj. SSenn nur im all gemeinen fein ©tillftanb eintritt, wirb eS and) ftets gelingen, anberes nadjguholen. Daß ©tettin in ben legten gahrgetjnten fortgefdjritten ift, wenn auch üielleidjt nicht innner auf bem gerabeften unb ein fachften SSege, wirb fein billig urteilenber leugnen. 3inn«ft ift gelungen, tüchtige Vlännei fiir bie ftäbtifdje Verwaltung gu gewinnen, uon benen jeber an feinem 'Blalje nach Kräften unb befteni Üouneu bie iljni gugewiefenen Stufgaben im großen unb fleinen erfüllte. Ebenfo haben fidj gahlreidje Sürger in ben Dienft ber ©elbftuerwaltung geftellt unb bereitwillig mitgearbeitet fiir baS USotjl ber ©emeinbe. Die VerroaltnngSberid)te ber ©tabt, bie ein reid)e§ SJlaterial fiir ihre ®cfcf)ichte enthalten, legen uon biefer uneigennütjigen Slrbeit otfen SeugniS ab. Dafj bei foldjer Entwicteiung an bie Sürger insgefaint nicht unerhebliche gorberungen an Steuern geftellt roerben muhten, ift feibftoerftänblich- Vlan ljat über fie fdjroer geftöhnt unb feufgt innner nod) über bie fteigenben Slufprüdje. Um ben ©djmerg nidjt gu uer- mehren, füllen Vergleiche mit früheren Seiten nicht angeftellt roerben. Der ©tettiner mag fich tröften, bah eS in allen anberen ©täbten woljl nicht oiel beffer fteht, bah tljre ginanglage gunieift nidjt günftiger ift, als bie Stettins. SSenn er and), roie eS fein gutes FRedjt ift, Statt! an mandjen ftäbtifdjen SJlahregeln übt, über fie fdjimpft unb räfoniert, fo freut er fich bodj anbererfeits über bas, roaS aus beni alten engen unb finfteren ©tettm geworben ift. ©ein ^eimatsftolg, ber übrigens bei ber geringen ©ehfjaftigfeit ber Sevoltenmg — nur etroa 40% ber Einwohner finb geborene ©tettiner — nidjt gerabe allgu groß ift, regt fidj, wenn er auf ber ^jatenterraffe luftroanbelt, bie ftattlidjen Neubauten beiidjiigt ober an ben Slunien unb Var! anlagen feine greube ljat. Dann tut fich ber Sürgerfiun in ©djentungen unb ©tiftungen tunb, unb in ben mannigfachen Vereinen, bie fich mit tommuitalen Sltigelegenljeiten befdjäftigen, tonunt baS Sßohlgefallen an bem rüftigen ©djaffen unb Dreiben, an gortfchritt unb Entroidelung gum Slusbrude.
(MeiftifleS Veben. 517 Bei oller iiatnuuücbligeii ©erbljeit gilt von ben Stettinern beute nod) bas Urteil beS ölten pommerfcheii (£l)roniftcn. „®a§ Bolt ift etroaS höflicher nnb ljolbfeliger auS töglidjer Kontierung, fo fie meljr mit ben Ko<Wutfdjen buben, als bie onbern pommerfdjen ©tobte." ©enteil roir bei ben Kocbbeutfdjen beute befonbers an bie Berliner, fo roerben roir bie Bewertung nidjt unterbrüden tonnen, bof; Berlin auf bie Bilbung beS Stettiner ©IjarafterS, fo roeit oon einem folcfjen bie Siebe fein tann, oon mafjgebenbem (Sinflnffe geroefen ift. ®ie IHeidjsljmiptftabt übt ibn in ollen Beziehungen, materiellen unb ibeellen, auS; ob immer z*im Borteil, ift minbeftens groeifelljoft. Qnbeffen in einer Bidjtung wenigftenS ift biefe (Smiwirhing günftig geroefen ®aS gciftige Ceben, ba§ in früheren .Seiten recht bürftig roar, bat uon bort reidje Slnregung betommen. Qntereffe für SSiffen» fdjaft unb ftnnft, Seilnaljme un bent beutfdjen ©eifteSIeben buben entfdjieben angenommen, ®auon legen ^feugniS ab bie gabllofen Bereine imb ®efellfdjaften, bie es fid) angelegen fein laffen, fiir wiffeu» fdjaftlidje unb tünftlerifdje fragen oller 91 rt gu intereffieren, bie große ’JJlenge uon Bortrögen, bie olle Sabre iu ber Stabt ßum ©eil in förmlichen $od)fdjul» ober QortbilbungSturfen gehalten roerben, bie Benutjung ber neitgtfdjaffenen Stobtbibliotbet n. a. m. Qm Jtiinft» leben bat bas Stabttbvater eine fiiljrenbe SRolle geroonnen, befonbers fcitbem eS nach uielen fdjiueren Stufen 1892 uon ber Stabt über« nomnien unb burd) einen Umbau neugeftaltet rourbe. ©et Befudj ber Sluffubruitgen ljat fich infolge ber inneren Bnsgeftaltimg unb Berbefferung gehoben, beim ber Stettiner b«t eigentlich eine gewiffe Borliebe für bas ©bcoter, wie es bos ®cbeiljen Heiner Biiljnen beroeift ©o§ SJlufifleben ift im Vaufe ber Qeit immer reicher unb uiel« geftoltiger geworben. Cb es feljr in bie ©iefe gebt, nmfj man uor läufig bezweifeln, fo lange gerabe bie beften Sluffübningen, bie ,V B. uon bem Stettiner Btufituerein geboten werben, nur eine auf engere .Greife befctjränfte ©eilnabme finben. ©och and) in biefer Beziehung muh ber Stettiner noch berongebilbet roerben, unb ein Qortfdjritt ift woljl fdjon ju erteniien. So roirb e§ and) gelingen, bas biSljer noch geringe Qntereffe für bilbnerifche Jhnift gu eriuecfen, wenn bie einzelnen Sammlungen in bem neuen Stabtmufeuni auf ber Koleuterraffe uereinigt uub planmäßig uermeljrt finb. Bisher haben weber bie .ftuiiftauSfteliungeii, nodj bie ganz eigenartige Sammlung uon Badjbilbitngen antifer Bilbroerfe, bie eine Schöpfung Keiuridj ©oijrnö ift, in ber Stobt bic uerbiente Beaditimg gefunben. ©ie gefronten 3nfü'iibe Stettins finb immer nodj in einer ®nt roicfeliiiig begriffen; es ift eine ®rofjftabt geworben, bie weber äntjerlidi
518 SMdblid nocfe unterlief) fertig ift. Silber in ber oor 40 Qaferen begonnenen Sßeriobe ber mobernen SluSgeftaltung ift feljr oiel erreicht roorben, unb biefe GrfenntniS läßt feoffen, bafe audj in ^Jufunft bie ©tabt niefet ftillftefeen, fonbern fid) roeiter entroideln roirb. Gute fjjanbelftabt ift (Stettin ftetS geroefen, unb ben ÜppuS einer folcfeen wirb unb foü eS immer befealten. SJlatufee Sdjroierigteiten, bie iljm für $aubel unb SBerfefer auS feiner Vage, feinem Klima unb anberen SBerfeältniffen erroad)fen finb, ljat eS fiegreidj überrounben, oiele feferoere ScfeidfalS= fdjläge ertragen ober roieber gut gemadjt, roie bie ®cfd)idjte unS faft in jebem ber oergangenen Qaferfeunberte gegeigt bat. Söarum füllten roir triefet bie fefte Buoerfidjt feaben, bafe bie Stabt audj ferner 'JJlängel unb SFlifeftänbe, UnglüdSfälle unb Ungunft ber ßeitoerfealtniffe glüdliefe gu befeitigen ober gu ertragen bie Xtraft feaben roirb? ?luf unb nieber finb bie ©efdjide Stettins gegangen, mefer als einmal feat eS faft gerfdjniettert am Stoben gelegen, aber immer roieber ift ein 2luf= feferoung erfolgt baut ber gäben Energie, mit ber feine Sewofener ifere Biele gu oerfolgen pflegen. ®lit SRedjt feat ber Cberbürgermeifter Dr. SIrfermann, als er am 28. Sluguft 1911 bas Kaiferpaar in Stettin begrüfete, biefe Kraft unb Säfeigfeit ber Stettiner feeroorgefeoben, mit ber fie roirtfdjaftlidje K'rifen unb Sdjwierigteiten gu überroinben bemüfet finb. Sein feoffnungSuoller SSunfcfe, bafe unter ben blitfeenben Stabten ©eutfdjlaubs Stettin immer eine ber tatfräftigften unb treueften fei, mag am Sdjluffe biefer ©arftellung ber Stabtgefdjiajte aufgenommen roerben! £orfa Stettin! 2lbb. 41. Siegel ber Sllterleute beS SeßlerfeaufeS.
Jlnmetftungen*). SJlittelalterlidje Gtjronifen Stettins gibt eS nidjt. Sen erften Serfudj, eine ®cfdjid)te ber Stobt gu fdjreiben, ljat ffJaul ^riebeborn in feiner 1613 erfdjienenen „£jiftorifdjen ISefdjreibung ber Stabt fiten Stettin in ’ßommern“ gemadjt. SieS Jföerf, baS immer nod) feinen eigenen SSert ljat, ift in ben folgenben feiten oon galjlreicfjen ®efdjidjtS* forfdjern benntjt nnb auSgefdjrieben worben. SefonberS im 18. 3faljr- Ijunbert ßaben oiele Stettiner fidj mit Slrbeiten gur Stabtgefdjidjte befefjäftigt, eifrig geforfefjt unb fleißig gefammelt, aber bod) ljat feiner bamals ober fpäter eine oollftänbige ober an§füf)rlid>ere CTefcfjidjte Stettins gnftanbe gebradjt; fürgere Tarftellungen finb ßier unb bort yegeben worben. Saljer verbient bie Slrbeit be§ werteren gt- SUjiebe, ber 1849 eine „©ßronit ber Stabt Stettin“ in einem ftarfen ®aiibe veröffentlidjte, alle Slnerfcnuung, gumal ba er Urfunben unb Slften fleißig benntjt ljat. ®ieS 93udj, baS gum Seil eijer eine SDlaterialfammlung als eine anfdjaulidie Sarftcllung bietet, ift fiir Qalirgeßnte baS Sßerl gewefen, aus bem ber Stettiner fid) über bie ®efd)irf)te feiner Stabt beleljrte. SBaS £>. Sergßaus in feinem ßanbbudje von Sommern (Seil II, 23anb 8 u. 9. 1875, 1876) als Sefdjidjte Stettins bietet, ift faum mel)r als eine BufoMinienftellung von eingelnen Wacßriditen uub SltlenauSgiigen, bie an fid) feljr wertvoll finb, aber oljne ljang feine fortlaitfenbe Srjäßlitng barftellen. Sind) SB. £>. SPeuerS Stettin in alter unb neuer Seit (Stettin 1887) enthält nur eiitgelne lofe gufammengefiigte Slbfdjnitte, in benen bie Gntwidelung ber Stabt nad) verfcßiebeiten JRidjtungen gefcßilbert wirb. .ftlirgere gufammenfaffenbe Tarftellnngen finb wieberljolt gegeoen worben; eS mag ljier nur auf bie von ®. ßratj verfaßte (®ie Stäbte ber ^ßroving fßommeru. Berlin 1865. S. 376—412) vermieten werben. 'Sie Gingelforfdntug ift, wie bie folgenben Slnmcrfungen geigen werben, befonbers in ber gweiten £>älfte be§ 19. QabrfjunbertS fleißig an ber Slrbeit gewefen unb ljat gaßlreidje fragen gelöft ober ber ßöfung iiaßegebradjt. *) GS ifl nidjt beabficbtinl, ljier eint vollftäiibiße ®iblioßrap()ie jur ®t:fd)itf)tc Stettins ju ßeben, fonbern nur bie roidjtißften Slrbeiten ju nennen, auS benen weitere Söelebrunß ju ßewinnen ift.
520 '2(iiitievfiuißeit 1. Kapitel. Über bie geologifd^c Sefdjaffenbeit ber Gtettiner ©egeiib gibt 533. Deede in feiner Ökologie non Sommern (Serlin 1907) nnb in feinem geologifdjen Rührer burd) fßomntern (Serlin 1899) reiche Seleljning. •£>. Gdjuniann behanbelt in feiner gntnblegenben Virbeit bie Kultur fßominernS in Dorgefdjidjtlidjer .ßeit (Sait. Stub. XLV1 G. 103 ff.) audj bie ältefte Seit. Die 'Jladjridjteii ber Vllten über bie ßänber an ber Gübfeite ber Cftfee ftellt gering (Srogr. bes (MijnuiafiumS in Stettin 1833) ^ufantmen, bad) finb feine Eingaben bttrch neue ftorfchungeu 5. S. non K. Slü l len hoff überholt. (Einiges über bie gitnbe auf bem (Mebiete ber Gtabt Gtettin gibt (E. 5öalter (Sait. Stilb. 91. 3. XI, S. 217 f). 2. Kapitel. Sieben bem älteren, immer nod) wichtigen Snd)e mm ß. (Miefe bred)t (SBenbifdje (Mefdjidjten au§ ben Qfaljren 780—1182. 3 Sbe. Serlin 1843) mag auf 91. 5Bagner§ Stenbenseit ('JJlecflenburgifrfje (Mefdjidjte in ©in^elbarftelluiigen II. Serlin 1899) bingewiefen merbeit. $ür bie Kultur ber Glaroen gibt $. Schumann fnr^e unb gute SluShinft (Sait. Gtub. XLVI.) Da§ wenbifdje Stettin ift in mehreren Vluffatjeii oon ß. (Miefebrecht, $. gering (Sait. Gtub. X, 1. G. 1— 8<»), ß. Cuaiibt (Sait. Stub. XXIII, S. 116 ff.) u. a. behanbelt morben. .£). ßemrfe befdjreibt ben Surgiuall uon Stettin (Serbanblungen ber Serlmer (Mefellfdjaft für Slntljropol. ufto. 1889, S. 110—120). feljlt aber noch immer eine griinblidje Unter fud)ung ber flaioifdjen Junbe, mie ber djroiiifalifdjen 9lachricf)ten, bie fich bei ben Siograpljen beS heiligen Ctto, bei bänifdjen ober poluifdjen ©hroniften finben. 3. Kapitel. Die luidjtigften, ja faft einzigen 9lachridjteii über bie (Stjrifiiani fierung Stettins bringen bie Siograpljen be§ SifdjofS Ctto (Über fetjung in ben (Mefd)id)tSfchreibcrii ber beutfdjen Soweit Sb. 55). VlnS ber umfangreidjen ßiteratur über feine Jätigfeit fei hier nur auf bie Sterte oon Sk SSiefener ((Mefchidjte ber cfjriftlidjen K'irdje in Sommern jur Stenbeiißeit. Serlin 1889) unb non ?lb. $aud (Kirdjengefdjidjte Dcutfd)lanb§, IV, G 565 ff.) oerwtefen. Über ben Sßenbentreu^ug oon 1147 finb bie Wadjridjtcn im Somm. llrfunben Sudje I, 6. 14—18 gufammeiigeftellt.
'21 nm crfuiigcn. 521 4. Jlapitel. Über bie Einlage ber oftbeutfdjen Stäbte gibt eS eine reidje Literatur (»gl. Tal)Imann = SBaiß, Cuellenfunbe 7. Slufl. S. 311. — Teutfdje ©efdjidjtöblätter XI (1910), S. 27!)—300). güt Sommern fei auf 53. o. Sommerfeib§ Sud) (Sefd)id)te ber Sermanifierung bes .ftergogtumS Ißonmieni bi§ auiit Abläufe be§ 13. galjrtjunbertS. ßeipgig 1896) nerroiefeu. Stuf bie Serwertung bet Stabtpläne fiir bie ®efd)idjte ljat guerft g. griß (Srogranim beS CtjceuniS gu Straf} bürg i. ®. 1894) aufinerffam geniadjt, in neuefter Seit ift biefe grage ivieberljolt beßanbelt roorben (ogl. g. S. tftorrefpoiibengblatt bes SefaintocreinS ber beutfdjen @efd)i<±)t§= unb SlltertumSoereine 1909, 105—123). 'Die für Stettin in Setradjt fommenben Urlauben finb int Smnmerfcfjen Urfunbenbiidje gu finben. VI n Spegiahinterfudjiuigen fehlt e§ faft gang. 5. Stapitel. Tie urfunblidjeii Quellen für bie @efd)id)te ber Stabt Stettin liegen erft bi§ 1325 int ißomnierfd)en llrfiinbenbitdje (bis 1907 finb 6 Sänbe erfdjienen) oor. Tas ältefte Stabtbiid) ift barin nur gang ausgugsweife beiiutjt roorben; eine oollftänbige SluSgabe ift bringeub gu ivünfdjeii (SinigeS SJlaterial gur älteften Oiefdjicßte ber beutfdjen Stabt gibt £>. gering (Sait. Stub X, 1 S 1—86 unb in Sergßaiiö’ ßanbbud) oon Sommern II, 8 S. 127 ff). Sefonbere Seadjtung oerbienen £?. SlüntdeS aitsgegeidjnete Slrbeiten über Stettins Ijanfifdje Stellung (Sait. Stub XXXVII), über bte .ßanbroerfSgüiifte iin mittelalterlichen Stettin (Sait. Stub. XXXIV) unb über eine Stettiner BoHroIle be§ 13. gahrßimberts (Sl’og. bes Stabtgijiniiafiums tu Stettin 1879). Tie älteren Straßennamen ßat ßemde be fjanbelt (Stettin 1881). (Sine turge Überfidjt über bie ßiegenfdjaftcii ber Stabt Stettin gibt (£. g. Slcijer (gafjresberidjt bes Sereins für (Srbfunbe gu Stettin 1892). Tas Stoppen ber Stabt befpridjt Stfifdjrtj (Sait. Stub XIV, 1 S. 26—41). ßur älteften ßirdjen gefcßidjte liegen Slrbeiten von SJl. SBeljrniann über bas Toinftift gu St. ffllarieu (Sait. Stub. XXXVI, g. 125 —157) uub über bie gatobifirdje (Sait. Stub. XXXVII.) oor. Saul v Siemens treff lidjeS Sud) über bie ®efd)id)tc ber 9lcuniart im ßeitalter iljrer (Snt- Gmtfteljiiug unb Sefiebluug (Canbsberg a. 53. 1905) bietet and) für Stettin maiidjerlei 'JJlaterial, wenn and) fein Serfud), bie großen Stabtprivilcgicn oom Tegcmber 1283 als gälfdjungeii barguftellen, nid)t als gelungen angefeßen roerben tann. gür bie Stettiner SJliiug gefdjidjte fonimeu bie Slrbeiten von Tannenberg (9Jlüiiggefd)id)te
522 Slnmcvfuiißcit. PommernS im SJlittelalter Serlin. 1893, 1896) unb ®. Sahrfelbt (Bur mittelalterlichen SJlünglunbe SßommernS. Serlin 1893) in Setractjt- ®ie BaWn, bie im Sejte hinter eingeluen 9lamen in Klammern gugefügt finb, geben an, wann bie betreffenben 9lamen gum erften 9Jlale urfunblid) erwähnt werben. 6 Kapitel. ®ie Urlauben unb Stabtbiidjer (ngl. Sait. Stub. XLV1, (5.75—81), bie für bie B^it oon 1350— 1450 oorliegen, werben im Kgl. Staats» ardjive gu Stettin aufbewaljrt. gür bic Ijanfifdjen Serljältniffe bieten reidjen Stoff bie großen Seröffentlidjungen be§ hanfifdjen ®efdjidjt§= nereinS (Urtunbenbud), £>anfc Siegeffe). O. Slümde ljat in ben fdjon erwähnten Arbeiten über Stettins fjunfifdje Stellung unb bie mittel» alterlidjen .^anbwerfSgünfte, fowie in bem Sluffaße über bie Stettiner Sitte (£>anf. Sefdjidjtsblätter 34, S. 439—455) reidje Vluftlärung über ben £anbel unb baS (bewerbe im mittelalterlichen Stenin ge= geben. ®aS ©ralerbudj oon 1461 befinbet |idj in ber Sibliotljel ber ©efellfdjaft für pommerfdje ©efdjidjte unb tlltertumSlunbe. gür ben ^anbelSfrieg gwifdjen Stettin unb Stargarb fei auf g. SoetjmerS SefdjidUe ber Stabt Stargarb 1 (Stargarb i. fßonim. 1903), S. 188 ff, S. 258 ff) nerwiefen. £ie ®efdjid)te beS Bfageteitfelfdjen Kollegiums ljat 9JL SSefjrmann beljanbelt (Sait. Stub. 91. fr III). 7. Kapitel. Sür ben Stettiner ®rbfolgclrieg ift grunblegeub baS Sudj mm t? 91 adjfahl (®er Stettiner Srbfolgcftreit 1464 — 1472. Sreslau 1890). ®ic Anteilnahme ber Stabt unb iljrer Sürger ftellt C. Slümde (Sait. Stub. XXXI, (5. 95—153) bar, ber guerft bas Sagenhafte in ber Überlieferung nadjgewiefen ljat. ®ie 9tegieriing§anfänge SogiflamS X befjanbelt 9)1. Sßeljrniann (Sait. Stub. 9t. fr V. S. 131 — 176J. güt beu Krieg, ben biefer frirft gegen bie 9Jlarl führte, fommt bie oon fr 5ßriebatfdj derauSgegebene politifdje Korrefponbeng beS Kurfürften Albrecht Achilles (Veipgig 1893—1898) in Setradjt. 8. Kapitel. SJlit ber Beit SogiflawS X. beginnt audj für Stettin baS Alten material, bas im Kgl. Staatsardnoe gu Stettin aufbewaljrt wirb. 9leben ben nod) bürftigen ftäbtifdjen Ardjivalien finb non Söidjtigteit bie erhaltenen SRefte ber Ijerjoglidjen Kanglei; veröffentlicht ift baraitS oerhältniSmäßig noch wenig. Über ba§®erid)tswefen madjt ®.r. Sülo w
l&enierfitnofii. 523 einige SRitteilungen (93alt. (Stilb. XXXIX). Tie 93aitgefdjid)te beS SdjloffeS gibt turg $. 2eniete (Tie 93au= unb ft'unftbenfmäler beS IRegientngSbegirfs Stettin. £>eft XTV, 1. Stettin 190!)). Tie 9lad) richten ber (S^roniften, JtantjoroS, JJriebebornS u. a. bebürfen für biefe ßeit einer griinblidjen Sladjprüfnng auf ®runb ber oorljanbenen gleid)= zeitigen Sdjriftftücte. gür bie allgemeinen 93erl)ältniffe fei ljier meljr al§ fonft auf 907. SBetjrniannS ©efdjidjte non Sommern (SSanb I. Sottja 1904) oenuiefen. 9. Jfapitel. Tie thiellen gu ber Tarftellung uon ben ftäbtifdjen nnb nameiitlicf) uon ben firdjlidjen Bufranbeii 111,1 ^5^0 liegen uornebmlidj in ben ©cridjtsbüdjcrn, eingelnen Urfunben unb gang gerftrenten furgen '.Kotigen uor. Ten Sßerfudj, baS bamalige Stettin gu fdjilbern, ljat bereits 91. .ßilbebraiibt gemadjt (SSilber auS Stettin uom Slnfange bes 16. 3atjrl)iinbert3. Stettin 1857). 10. Stapttel. (Sine ©efdjidjte ber ^Reformation in Sommern ober in Stettin feljlt leiber immer nod). Vorarbeiten, in beiten and) bie Stettiner Verljältniffe berührt roerben, begeidjncn bie 9lrbeiten uon ß. 83. u. 'Diebe m (öefdjidjte ber (Sinfiiljrung ber euangelifdjen ßeljre im £>ergogtum Vommern. WreifSroalb 1837), St. Sraebert (Ter ßanbtag gu Treptoro a. SR. ^Berliner Tiffertation 1900 — ©raSnutS uon SRanteuffel, ber leigte fattjolifdje Sifdjof uon Stammln. 83erliu 1903), (S. ® eint ter (Beiträge gur Wefdjidjte ber ^Reformation in 'Bommern. Valt. Stub. 91. g. V. VI), 'Dl. SBetjrniann (Tie ©egrünbitng bcS euaitgelifdjen SdjitlroefenS in 'Bommern bis 1563. Verliu 1905), (5. Set)ling (Tie euangelifdjen ft'irdjeiiorbiumgen beS 16. <fabr- IjunbertS. 93b. IV, S. 303 ff.). Über 'Banl uom SRobe Ijanbelii grantf (Valt. Stub. XX. XXI) unb g. SatjloiD ('Dlonatsblätter 1905). Tiefer ljat and) bie f?rage aufgeworfen: 9Ser ift 9licolauS Tecuts? (9lrd)tu für 9leformationsgefd)id)te SRr 16 1907). Tie ältere (Mefdjidjte beS (JlementarfdjitlroefenS in Stettin ftellt £j. SBaterftraat bar (93alt. Stub. XLIV). Tie ®efdjid)te beS VäbagogiumS ift uon 9R. SBeljrmann (JMtfdjrift bes Stönigl. 'DlarienftiftSgijmnafiumS 1904) beljanbelt roorben. gut bieS ßeitalter finb neben ben Vifitationsaften (im Jlgl. Staats ardjiu Stettin) norneljiiilidj aud) bie umfangreidjen Vtü<3«Bütteii beS alten fReidjstammergeridjtS (im Slgl. StaatSardjiu SSetjlar) benugt roorben.
524 VI nnier hingen. 11. Kapitel. ftu immer größerem Umfange fcßt baS Vlftenmaterial ein, bas im ftäbtifdjen ober ßerzoglidjett Vlrdjioe leiber nur liicfenfjaft erhalten ift. Sehr biirftig finb bie Sefte ans anberen Vlrcßioen ber Kirdjen, (Stiftungen, Korporationen n. a. m. Savon finb meift nur einzelne Gtiide gerettet worben. Gie ßat mit oerftäubnisooller Gorgfalt C. Sliimrfc fiir feine oerfißiebeneit Slrbeiten (fßommern wäßrenb beS norbifdjen fiebenfäßrigen Krieges Sait. Gtnb. XL. XL1. — GtettinS ^eringSßanbel in Gdjonen. Sait. Gtnb. XXXVIL — (Die .^anbroerfd» Zünfte. Sait. Gtnb. XXXIV. — (Der finanzielle ßufammenbrnd) GtettinS jtt Vlnfang beS 17. QaßrßitnbertS. Sait. Gtnb. 91. ft. XII) bemißt; auf ißnen berußt ein guter Seil ber Sarftellung. Gbenfo ift gntnblegenb bie ausgezeichnete Vlbßanblung oon S- oon Vließen über ben VluSgang ber ftaatsredjtlicßeii Kämpfe jiüifdjen *ßommern nnb Sranbenburg nnb bie wirtfdjaftlicßen Konflifte ber ftaßre 1560 bis 1576 (Sait. Gtnb. 91. ft. XII). ftür bie ältere .fjjanbelSgefdjidjte GtettinS bieten Sß. GdjmibtS Seiträge (Sait. Gtnb. XIX, 2) wenig. Um fo bebentfnmer finb 65. GdjmolIerS Vluffaß über bie £>anbelsfperre Zmifdjen Sranbenburg nnb fßommern (^eitfdjr. fiir preußifcße ®efdrid)te unb ßanbeStuube XIX (1882) unb in ben Umriffen unb Unter« fudningen zur Serfaffnng , Serwaltnng» unb SBirtfdjaftgefdjicßte. Veipzig 1892) unb S- von 91 ießenS Sarftellung beS großen ^jaubels friegeS z'vifdjen ftrantfurt unb Gtettin (ftranffurter Cberzeitung 1899 9lr. 225—255). Sind) 92. 9laub<{S VIrbcit über bie beutfdje ftäbtifdje ©etreibeßanbelSpolitif oom 15.—17. ftaßrßunbert mit befonberer Se= riirfficßti gütig Gtettins unb Hamburgs (GdjmolIerS ftaats- unb fo^ial iviffcnfdjaftlidje ftorfdjungen VIII, 8) verbient narfjbrücflidje .fieroor ßebung. Sie Heine Virbeit oon gering über bie ßoißen (Sait- Gtnb. XI, 1) entßält nur biirftigeS 9Jlaterial. Uber bas ®crid)tS= wefen bringt einiges @5. o Sulow in feiner Gißilberung bes KleinobienbiebftaßlS, ber 1574 auf bem Gdjloffe uorfiel (Sait. Gtnb. XXIX). Sen ividjtigen Gtreit um baS (ßotronat ber ftatobi unb ber Vlifolaifirdje beßanbelt ft. Saßlow (Sait. Gtnb. 91. ft. VII). ftür bas Gdjulivefen fei auf SöaterftraatS bereits erwähnte Virbeit vermieten. ftür bie ftnnungen liegen bisher nur ®efcßid)ten oon Kottwiß (65efd)id)te ber Gtettiner Säderiunnng. Gtettin 1899) unb von £). VQaterftraat (ßßrouif ber Qnnttng ber Saitgcwerfe zu Gtettin. Gtettin 1903) vor. Sie ®efdjidjte ber Gdjüßentompagnie ßat (£. g. Wteijer (Gtettin 1887) beßanbelt. (fine ®efd)icßte ber Sud)= btuderei von ft. .fpeffenlattb, bie aus ber Stßetefdjen entftanben ift, ßat 52. Sieger 1877 ßerausgegeben.
Vliiiiterfiuißeii. 525 Eine Sefdjreibimg (Stettins und) bem Slotefdjen Silbe von 1625 gibt ß. $. Sleijer in einer (Srläutening biefer Vlnfidjt; leiber ift bie Heine Sdjrift nur als 'JJlanuftript ueruielfältigt mürben uub batjcr feiten. 12. Stapitel. 3?ür bie inneren ßuftänbe (Stettins im Segiuii beS 17. 3faljr= ljuubertS finb non grunblegenber Sebeutung miebcr C. SlümcfeS Virbeiten (Tie (5t. ßaurentiuS Srüberfdjaft ber Träger. Sait. Stub. XXXV. — Ter finanzielle Sufammenbrud) Stettins 311 Vlnfang bes 17. Qaljrljuiibertd. Sait. Stub. Ul. §. XI1); bie feljr umfangreichen Vlrdjiualieit finb uon iljm meift uollfommen auSgenutjt. giir ben “Prozeß ber Siboine uon Sorcfe fjat ®. Scllo faft bas gefaulte SJlaterial burdjgearbeitet unb jum Teil ueröffenthdjt (SefdjidjiSquellen bes (MefcfjIedjtS uon Sorde III, 2. 1910» Son großer Sebeutung and) fiir bie fjianbelsgefdjidjte Stettins finb bie Sunbzollregifter, bie uon Ulina (Silin ger Saug bearbeitet unb ueröffentlidjt rnorben finb (Tabeller over skibsfart og varetransport genein Öresund 1497— 1GOO. Forste del. Kobenhavn 1906t. VluSgiebigeS SJlaterial fiir bie ®e fdjidjte be§ breißigjäljrigen AtncgeS bringt UPI. Sarg Such über bie Sßnlitif ‘PommernS luäljrenb biefeS ItriegeS (ßeipzig 1890). Tie So ridjte ber pommerfdjen Wcfanbien über bie griebeiisuerlianbliingen liegen fdjon feit lange gebrucft uor (Sait. Stub. IV- XIV). 0. UJIalmftrömS Virbeit (Bidrag till Svenska Pommerns bistoria 1630—53. Lund 1892) ift audj fiir Stettins Sefdiidjtc uon Sebeutung. 13. ft'apitel. TaS Sud) uon (£ Steuer (Stettin zur Sdjiuebenzeit. Stettin 1886) bringt reidjeS UJlaterial zur Hiefdjidjte biefet ‘Periobe, aber feine zilfaniiiieiifaffenoc Tarftellung. Vlusfüljrlidj ljanbelt über bie $aljre 1653—1660 C. UJlalmftröm (Bidrag till Svenska Pom- merns bistoria. Helsingborg 1894), ber in einer anberen Sdjrift »Nils Bielke säsom Generajguvernör i Pommern 1687—97. Stock- holm 1896) and) bie fpatere Seil eingeljenb barftellt. 5Ö. SöljmerS Ullerl (Tie Selagerinigeii Stettins. Stettin 1832) ift zumeift ueraltet, audj bie Eingaben uon fg>. SergljauS (ßaubbud) bes ^jerzoatumS ‘Pommern II, 9) bebiirFcn Der Uladjpriifung. f}iir bie Belagerung uon 1659 ift .£>. SilajeS Slrbeit (Ter ^elb.mg ber ftaiferlid)en unter SoudieS nadj So’n'nern i. 3. 1659. (Mottja 1906) mafjgebenb. Set)r umfangreich ift bie ßiteratur für bie Selaaerungen uon 1676 unb 1677; es muß ljier genügen, auf (£. Slüfebeds Vlbljaublung über bie
526 SInmerfungtn. gelbgüge ber grofeen Kurfürfteti in Sommern 1675—1677 (Sait. (Stub. 91. g. I) unb auf baS große SBerf uon 9lilS SJimarfon (Sveriges krik i Tyskland 1675—1679. Lund) ljinguiueifeii; in biefem ivirb bie Selagerung oon 1676 int 2. Sanbe, bie uon 1677 iu bem bem» nädjft erfdjeinenben 3. beßanbelt; Quellen unb Literatur finb ljier in großem Umfange angegeben. Tas Tagebudj Tietridj SigiSmunb uon SudjS (1674—1683) ljat g. .fjnrfdj ßerauSgegeben (Ceipgig 1904. 1905). gn einer geftfdjrift ((Stettin 1887) ljat 6. g. Meijer bie Plefdjidjte bed SereitiS junger Kaufleute (früljcr Sdjiißenfompagnie ber £janblungdbiener) bargeftellt. Über beu SluSbmt ber gatobitirdjc ljabeii ßemde uub K. (Scipio einzelne 'Mitteilungen oeröffentlidjt (g. S. 91. (Stettiner Leitung 1891 9lr. 207. — Monatsblätter 1902). Tie ältefteu (Stettiner Leitungen unb bie turfürftlidj branbenburgifdje ^jofbudjbrurferei in (Stettin (1678) ljat £>. Heinemann (Sait. (Stub. 91. g. V) beljanbelt. (Eie Miingftätte gu (Stettin unter beu Königen Karl XL unb Karl XIL uon Sdjroeben 1660 bis 1710 ftellt Dr. g-r. greif), uon Sdjrötter barCßeitfdjriftfiir9himiSmatif XXVIII). TaS Sittenmaterial fiir biefen Slbfdjnitt liegt uorneljmlidj in brei Slbteilungen beS Kgl. StaatsardjineS gu Stettin oor (Tepon. Stabt» ardjiu, SdjiuebifdjeS Slrdjiu, Staatsfanglei). 14. Kapitel. Über bie Sriuerbuiig Stettins burdj König griebrid, Slilljelm I bringt beachtenswerte 9ladjrid)ten g. 61. Troijfen in feinem großen SSJerte über bie ©efdjidjte ber Sreußifdjen tßolitit (Teil IV, 2). Ten gelbgug uon 1715 beljanbelt $. Soges (Sait Stub. 91 g. VH, VIII, IX). g. u. Sol)len ftellt bie Vorgänge in feinem Sudje „Tie ßriuerbuug SommernS burdj bie ^oßeugollern" (Serlin 1865) furg bar. Tie Selagermig uon 1713 ruirb iu ben fdjon erwähnten Siidjern uon Sk Söljmer unb £>. SergljaitS gefdjilbert, Heinere Seiträge bagu gibt ®. o. Süloiu (Sait. Stub. XXXV). Sö. griebeuSburg madjt intereffante Mitteilungen über ben Shrfall Sorpommerns an Sreußen unb bie ^ulbigung in Stettin (Sonntags» beilage gur Soffifdjen ßeitung 1904 9lr. 17 unb 18). 15. Kapitel. TaS Sittenmaterial für bie ©efdjidjte Stettins unter ber Siegierung griebridj SBilljelms I. ift feßr umfaugreidj; namentlidj bieten bie Sitten ber Stettiner Kriegs» unb Tomänentammer (Ijeute im Kgl. Staats» ardjiu gu Stettin) reidjljaltigen, nodj nidjt auSgenußten Stoff. Slber
Wnmertungen. 527 aud) anbere im (StaatSardjw aiifbcwaljrte Sitten, g. ®. ber Bor» pomnierfdjen SRegiftratiir unb beS StabtardjioeS, enthalten eine Jfülle oon ividjtigen 9ladjrid)ten, bie nur gum SZeil verwertet werben tonnten. Sa§ gtunblegenbe SBerf fiir bie innere Sßolitif ©reiifjcnS in biefer Beit liegt in ben ffiänbeii ber Acta Borussica oor, in benen bie Beljörbenorganifation nnb bie allgemeine Staatsverwaltung im 18. 3<tf)rijunbert beljanbelt finb. Sind) bie von £>. firauste beforgte Ausgabe ber ©riefe bes fiönigs an ben dürften ßeopolb von Slnljalt Seffau (Berlin 1905) ift für bie ©efdjidjte Stettins beachtenswert. ®. Sdjmoller beljanbelt in feinen Stubien übet bie wirtfdjaftlidje ©olitit 3-riebridjs beS ®rofjen aud) beu Cberljanbel, bie Erwerbung ©omnietnS unb ben $anbel auf ber Cber unb in Stettin (Bafjrb. für ®efetjgcbung ufw. VIII S. 360—421). 'Jlidjt minber bebeutfom ift SdjmollerS Slbtjanblung über bas Stäbtewefen unter griebridj Söilljclm I. (Beitfdjrift für preuß. Wefdjidjte unb ßanbeStunbe VIII, X, XI), bie teil weife burdj C. Banfeloros Slrbeit (©alt. Stub. 91. g. VII) ergänzt wirb. St). SdjmibtS Beiträge ber ®cfdjidjte beS Stettiner £>anbelS (Sait. Stub. XIX, XX, XXI, XXV) ent» Ijalten viel wertvolles 9Jlaterial, finb aber nidjt erfdjöpfenb. giir ben geftnngsbau ift auf BergljauS’ ßanbbudj (II, 9), für ben Umbau beS SdjloffeS auf £). ßentdes Sarftellung (Sie Bau» unb fiunftbentmäler beS StegierungSbegirtS Stettin. 14, 1) gu ver» weifen, baneben verhielten auch nod) bte älteren Sdjriften von •Sljr. 3IrferlU0tin. 3- ®- gering. S. Bartljels u. a. Beadjtung. ®om firdjlidjen ßeben biefer Beit beridjtet Sßaterftraat in feiner Bio» graptjie Bf- ®hr- SdjinmeijerS (Sottja 1897) unb in bem Buffatje über bas Berljalten ber Stettiner Weiftlidjfeit gegen griebridj ißiltjelm I. wäljrenb be§ Sequefters (gorfdjungen gur Braubeub. unb ©reufj. 65efd)idjte X). 16. fiapitel. Über bie vielfeitige Jätigfeit griebridjS be§ Gko^en liegen grofje ©taffen von mitten in ben Vlrdjiven oor, bie nodj nidjt vollftänbig auSgciintjt finb. ©amentlidj bebarf Die ©efdjidjte be§ ^anbelS unb ber Bfnbuftrie Stettins, für bie SIj. Sdjmibt unb ®. Schmollet in iljren fdjon erwähnten Arbeiten fetjr anregenbe unb beleljreube Seinerfuugeii gemadjt haben, einer erneuten Bearbeitung. Sie größeren SSerte von ß. 5®. Sriiggemann OlluSfüfjrlidje Sefdjteibung be§ gegenwärtigen ßuftanbeS be§ fiönigl. ©reußifdjeit .ftergogtumS Bor unb $interpomniern. Stettin 1779—1806) unb (S. g SSuttftracf (fiurge Ijiftorifd)-geograpljifd)=ftatiftifd)e ©efdjreibung von bem fiönigl.
528 Stnmerfitneen. fßrenfnfdjen Bor unb .ftinterpoinmeni. (Stettin 1793. 1795) enthalten viel Stoff. Bon ben großen ^Berten über griebrid) II. fei hier nur 'Jt. K'oferS Bnd) erwähnt, in bem nud) mandjerlei für Stettin widjtige 9ladjrid)ten mitgeteilt werben. Die KolonifationS- nnb BleliorationStätigfeit in Bommern beljanbeln 'ß. üöebrniann (2 '(Programme von Sßgritj 1897. 1898) unb £>. £> e f fe (Balt. Stubien 91. g. XIV, XVI); beibe geben aud) weitere Quellen unb Arbeiten an, bie gum Seil fiir Stettin in Betradjt tommen. Sine Sdjilbetiuig von Stettin im gaf)re 1789 entwirft 9)1. 9Bel)rinann (Sins BommentS Bergangenljeit. Stettin 1891) vornehmlid) nad) ber geitung. Sine giemlid) vollftänbige 9teit)e ber Bänbe ber Königl. prioilegirten Stettinifd)en Qeitung auS ben lebten galjrgebnten bes 18. gabrljititbertS befinbet fid) in bet Bibliotbet ber ®efellfd)aft fiir pommerfdje fflefd)id)te unb SlltertumStunbe ober in ber Stabtbibliotbef gu Stettin Sluf bie 'Jleifebefdjreibiingen, namentlich auf bie Briefe g. g. Sells fei ljier noch befonbers aufmerffam gemadjt 17. Kapitel. Sine gufammcnljängenbe Darftellung, ber bie erhaltenen Sitten ftiiefe gu (SJrttnbc liegen, ljat bie grangofengeit noch uidjt gefunben. 9Sa§ 'lö. Soel)iner (Die 'Belagerungen Stettins) ober £>. Bergbaus (Vanbbttd) von Ißontmern II, 9) beriditeu, ift uiivollftänbig. Der Befndj beS KönigSpaarS in Stettin im 9Jlärg 1806 ift von 9)1. SB eßt mann (Cftfeegeitung 1906, 91r. 115—121) gefdjilbert worben; berfelbe ljat bie Cftobertage beS galjreS 1806 bcfdjrieben (Cftfeegeitung 1906, 9tr. 470 bis 494) unb bie Kapitulation ('JJlonatsblätter, 1906, 9lr. 9/10) beljanbelt. gngerSlebenS Slufgeid)nungen bat £). ©raitier veröffentlicht (Balt. Stub. 91. g. IV). Über bie eigentlidje grangofengeit bringt S. g. 9)lerjer intereffante 'Jladjndjteu (9leue Stettiner geitung 1890 Degember). 3<vei Sagcbüdjer, bie währenb ber Blocfabe geführt worben finb, liegen im Drud oor, von Billaret (Stettin 1883) unb (Mroenlunb ('Balt. Stub. 91. g. XIII). 18. Kapitel. gür bie Darftellung ber 'Jleitgeit finb bie Sitten in geringerem Umfange beiiutjt worben. Die geitungen, bie Beridjte beS 9JlagiftratS unb berfl'aufmannfdjaft unb anbere Beröffentlidjungen bieten binreidjenbeit Stoff. Dagu tommen galjlreidje 'Biographien, g. B. ß5iefebred)t§ von gr. Kern (Stettin 1875), VoeweS von Sl. SBe 11 mer (Ceipgig 1886),
^litnierfunoeii. 529 9JI. 9t it 113 e (Serlin 1888j u. a., ©rinncrungeu uon Sl.C.SJl. S r tt n n e in n n n (Serlin 1874), 21. (Büridj 1888), ßenj (Serlin 1910), ®ierfljoff ('JJlonatSb lütter 1895, <5. R5 ff.) u. a. in., Sorträge uon Veinrte. Siel Slaterial enthalten and) &. 9t ii l) l § @efdjid)tc ber ßeibesübungen in Stettin (Stettin 1887), [otuie anbete ©efdjidjteu uon Stettiner Sereinen, Glcfellfdjaften, bie gelegentlich erfdjienen finb. 3111 einzelnen bietet bie ßeit noch rcidje ©elegenljeit 311 Spezialitäten fitdjiingen, 3. S. über bas politifdje ßeben. 19. Üapitel. 2litdj für bie neuefte Seit liegen bie widjtigfteit dnellen in ben minier beffer auSgeftatteten nnb forgfältiger oerfafeten SerwaltungS beridjten be§ 9Jlagi[trat§ nnb ber ft'anfniannfdjaft, fowie in ben ßeitnngen uor. Sen finb bie Seridjte ber Statiftifdjen Stelle ber Stabt Stettin, uon benen ber l.^atjrgang (1910) nnb jwei SierteljabreS- beridjte für 1911 uorliegeit. f^iir bie firdjlidjen unb fittlidjen ßuftänbe fei auf bie aUjätjrlicf) uom Stabtfupcrintenbenten bet slreisfijuobe erftatteten Seridjte, für bie Sdjuluerl)ältniffe auf bie Srogrannne ber einzelnen Slnftalten uerwiefen. Sehr tuertuolle Sadjridjten für bie neuere 4jeit enthält ba§ uom Slagiftrate IjeranSgegebene Sudj „Stettin al§ <£janbel§ unb ^nbuftrieplat}" (Stettin 190(>). ©inen intereffanten Sergleidj mit anberen ^anbelsftäbteu bietet 9t. 9ieinljarbS Sudj über bie widjtigfteit beutfdjen Seeljanbelöftäbte (Stuttgart 1901). ßu nmtifdjen ift, bafe meljr wie früljer auf bte ©rljaltung uon Sagebiidjern, ÜJletHoiren unb ähnlichen ^luf^eidjnungen geadjtet wirb, fie tonnen fiir einen fpäteren ©efdjidjtöfdjreiber ber Stabt uon Ijoljem 'Ißerte fein. KkCirntann. von Stettin 84
0rtö- unb ^et(onrn-^U(ji|ter*\ Sladjen 60. Sibel, (Meograpfj 361 91 b e l 464. 91 tf e r in a n n, Dljeatevoir. 489. 91 cf e r m a n tt, überbürßerm 477.503.518 Vlbalbert, iöifcbof 13. 91 b e l u n g 419 0. 91 ff en 75 -78. 90. 99. 119. S’Vligle 419. Alberti 488 Vlleyanber b. (Mr. 4 Vllfeu 51. 911 f m ü n b e 31. Vllßier 380. Slttnunf 51. 9U t ü a t e r 455. Vlmalie, ®em. (MeorßS 1. 136. VlinanbaS 166. 167. 91 m b a d) 398. VI in eilt 110 464. 477. 478. Vlmerifa 454. 465 Vlmfterbam 326. 566. Sluaftafia, £>erjogin 23. 91 n b r e ä 428. ?( 91 n b r e a 8 23. Slngermitnbe, ©tabt 384. 455. 156. 91 n 0 e r in ü it b e 29. 31. Slnljalt 204. 351 - Slbolf 84 — ^bttftian Vluguft 351. 352. feopolb 343. 349. 351 — SWori^ 395. Vlnflam 62. 73 79. 80. 84 140 391 9lnua, (Ment ®ogiflani8 X. 124 125. 130.131. — ^odjter SöogiflaipS X. 186 Slptitrabe 274. Vlrabiett 10. VI r e n b t 392. tflrfona 18. Slrmeitbeibe 293. 319. 358. 449. Vlrnäwalbe 95. 9lrtbur8berß 461. 91 r V b e r o e v 375. 377. P. Slfdje rieben 374. 375. 378. Vluerftebt 413. Vlugerait 429 Vlltßöburß 104. 143. 177. 258. 368. 483. 2luguftu8 353. Vlufterliü 410. VI p e 445. ♦) „Deutfdjlanb". „über", „Sommern" unb „Stettin" finb nidjt aut genommen. Die Alßnige, dürften, föifdjßfe ufw. finb unter bem betreffenben Vaube ober ürte, bie '•JJiipfte unter „Wom" ju fudjen; nur bit Vliigebßrigen be8 pomnierfdjen tperjogS» ljaufe8 finb unter ifjren 'Jiameit aufgefübrt. Die tf.nnilien unb 'JJerfoiteit, bie iljrer ®eburt ober iljrer Dätigfeit nadj ju Stettin geböten, finb burdj Sperr bittet bejeidjnet. Die Skrfdjiebenljeit in ber Schreibung maudjer Warnen bat djve Urfadje barin, bafj fie in ben Ijanbfdjriftlidjtu 'Borlaßen febr uerfdjießen ßefdjrieben finb Um ba« SRegifter nidjt yu feljr ütiivadjfen ju laffen, war tuöglid?fte Sfurje geboten; eS finb baber bie uetfdjiebeiten Dräger eines tjamilieniiameng nidjt einjelu aufgefitbrt. Die Wanten iu ben Vlnmerfungeii finb n i dj t aufgenontmen.
£)rtä= unb Uerfonen=9leßifter. 531 2M, 3. e. 490. '-öacf)()itfen 431. 93at>en 419. 93 a fl111 ü b l (93aßniibl) 31. 49. 492. 93 a l f a 111 488. 492. 93aiilbetß 12. 14. 15. 18. 20. 23 24. 26. 60. 149. 150. 172. 179. 186. — Dtto, 93ifd). 12 20. 26. 40. 483. '93 n 11 b 0 n> 84. 93aner 273. 275 277. 93aptifta 204. 93arniiit 1, $jj. 9.93om. 23 26 32 34. 39. 40. 44. 45 47. 57. - 93. III. 37 40. 43. 58. 63 65. 123. 189. 190. 93. IV. 38. — 93. XI. 134. 140. 158. 161. 163 169. 171. 173-188. UH) bl« 194. 196. 2<M) 204. 211. 215. 226. - 93. XII. 202. 245. be la 93iirre 451. 93arfefoiv 464. 93avtb 238. 246. 93 a r1 e l 0 344. 347. 353. 362. 93 a r t b 0 I b 373. 375. 93 a v 11) o ( b i 148. 93 a r t b o l b t 331. 93 a r t b o l b l) 405. 488. 93artbolo«iäHä 21. 93 ar u 344. 93arvot (93arfoot) 24. 26. 27. 31. 35. 49. 58. 93afel 78. 409. i). 93 a f f e w 11} 332—334. 93 a u e r 464. 9Aaijoniie 99. 93 en er 187. 191. 241. V. 93eflitelni 385. 93 c b in 485. 486. 93 e b r 314. ü. 93 e b r»91 e ß e u b a u f, W r a f 510. 93elflarb 449. 93e(iarb 417 418. 93 e l i b 209. i). 93 e 11 e 193. 93elle 9Uliance 437. 479. v. 93elliufl 374. 93eurfe 476. 93enber 330. 93 e n b u b H 501. ü. 93eiutiflfen 478. 93 e r rf b o f (93errfboff) 274. 280. 484. 91er fl 241. 93eiße 51. 93 e r fl e in a n n (93erßinanu) 406. 419. 426. 93 e r ß b a u S 495. 93etfllanb 48. 85. 122. 205. 222. 224. 283. 356. 394. 93erßniiible 223. 93eriiißer 20. 21. 90. 149. 152. Serlin 108. 133. 214. 310. 330. 333. 342. 349 -351 357. 359. 362. 364. 377 380. 384. 385. 387. 389. 391. 398. 409. 412 - 415. 428. 429. 452. 455. 456. 458 460. 463. 470 477. 489. 491. 493. 499. 500. 503. 513. 517. 93 e r n b a r b t 488. 9'enioulli 403. 408. 93er t b o l b 170. 93ertbier 430. 93etbe 391. 418. d. 9,etbuuiiui £>olliveß 474. 93cvern 51. 9'ei)er 423. 93 i a n c o n e 404. 433. 93ielte 401. 427. 93ielte 273. 274. 276 320. 324 326. 93 i 11 i Ot 409. 412. 93111 r o t 467. 9'iötaija 99. d. 93iöinarrf 481. d. 93lanfeitburß 394. 93leid)l)ollll 382. 388. 93 l e it 11 0 241 257. 93 1 i ll b 0 Iu 391. 93 o c c a r b 388. 431. 93od)iun 51. 93 o rf 46o. 93 o b e f e r 99. 185. 93obenberß 356. 394. 448. 93oßiflan> I., v. 93om. 18 —20. 36. S. 11. 20. 23. - 93. IV. 33 35. 43. 44. 123. — 93. \ . 38. 39. - 93. VI 66. 69. — 93. VII. 64. 65. 69. 121. 93. X. 117-138. 140. 146. 147. 155. 158. 160. 161. 171. 188. 93. XIII. 34'
532 £rtß* unb ^Serfonen SReßiftet. 245- 247.265. - SB. XIV. 264 -271. 273- 276. 283. 297. u. SB o fl u S l a w ß f i 492. Sbljmeit 112. 238. 263. 479. S ß b m e t 391. 467. 468. 486. 492. S o l b e m i n 60. u. Sßblenborf 429. S o 11 b a 0 e n 339. Sollinten 320. 450. 470. Soloßna 106. SB o 11 e 155. 289. S ß n e t e 150. u. Sani n 468. 476. S 0 ll 1 b 475. 486. Sonumura 117. uon S otrfe 75. 78. 79. 90. 99. U. Sarde 264. 334-337. 353. Sornbolni 43. 98. 115. u. Sßrftel 311. SB ö 11 d) e r 399. 406. Souiluieß 391. 422. 426. 431. SB 01) f e ii 483. 486. SB r ö <b t 391. SBtafel 29. 31. 35. 49. St am er 171. Staub 148. 486. Sranbenburg, 'JJiart 22. 23. 31. 34. 36- 39. 65. 66. 69. 71 73. 80. 81. 98. 107—114. 117- 121. 127. 129. 137. 140. 143. 164. 173. 178. 202. 204. 210-214. 238. 262. 263. 271. 274-283. 287—289. 295 312. 316. 325. 340. 350. — "’llbredit I. 17 — SHlbrecbt II. 22. — Sobatui V. 45 — slBalbemat 36. 37. 45. — Subiotß 37 39. 71. — Sißttnntb 71. 3oft 71. — griebrid) I. 72. 79. griebrid) II. 81. 84. 107-113. 119 - '2l(bved>t 108. 113. 114. 117-120. 127. - Sobann 117-119. 127. - 3ond)int 1. 132. 133. 137. 138. 164. 173. 178. - SUbrecbt SHlfibiabeß 215. - Soadjitn II. 211—213. — Qobanii ®eoi'0 202. 213-215 — ®eov0 Slßilbelnt 274. 276. — griebrid) Slßilbelm 274. 277. 279. 280. 288. 295. 296. 298 311. 323. 325. 334. 343. 469. 470. — Öriebricf) III. 325. Sranbenbuto, ©tabt 30. 87. S r a n b e n b u r 0 27. 31. 42. SB raub eß 375. 406. u. Staubt 476. Staut 147. Staun 411. Sraunßfelbe 498. S r ä u n l i d) 461. SraunItbiuei0 51. — (Srid, 197. 198. — SttußiiftSJilbelm 371 374. (Slifabctb 400. 411. 440. 467. S t a u n I cb W e i 0 139. 193. 266. 278. 280. 290. 319. Siebe 431. Sreboiu 26. 320. 332. 440. 450. 461. 462. 482. 498. 499. 503. 508. S r e b o iu 153. S t e b nt e t 396. Siemen 51. 465. 500. S r e m e n 42. Sr einer 164. u. Srenfenboff 395. Sreßlau 45.98.278.296.377.385.465. .rÄ >3. St eß Lau 31. Stiebte 186. 221. Srinrf (Stillt) 139- 162. 221. U. Sriyen 468 Start 461. Srontberß 379. Srßntel 477. 481. S iß inf e 161. 165. Srßmfebro 279. Sind) mann 198. S r ü 0 o e m a n n 385. 401. 408. Sritiii 142. 218. 219. Stu in m 451. Stummer 428. Srünn 420. S r u n ß b e 10 87. 96. Stuben 449. u. Such 302. S u cb n e r 161. Sit0enba0en 182-184. 186. Sutoiu 126. U. Süloiu 476. U. Siiloiu<(£ummerow 464. Siinbe 51. S u t cb a t b 433. Sure 122. S u r f d) e r 496. Surftaborß 5. Süttner 403.
£>rtS unb l<erfonen Gegiftet. 533 6. (Salon) (Sato) 419. 464. 486. Sammin, Gtabt 12. 67. 155. 283. 288. Samutiit, 53iötuni 23. 80. 86. 88. 105. 261. - Ülbatbert, iöifcfe. 16. 17. Äonvab 24. — Gieflfrieb 21. Gigtuitt 21. — griebrieb 48. — Sobanu 39. — Henning 84. 105. — Wtartiu 129 147. — SrtlBmuö 163 183. Sap djeri 440. CS atu 8 483. Saveltvifcb 320. (Saroto 21. (Stile 51. 267. S b e m n i (? 257. (S b r i ft o p b 204. Sbulliot 430. (SlauS 479. (Sobben 471. Sober 411. B. Socceji 374. Sonti 269. Corneille 406. (S o r 6 ro a n b 303. 308. (S o u r i 0 l 396. 432 433. 489. Sr aceto 191. Srabeltufe 257. Kramer 257. 271. 324. (Steintet 299. (Stop 283. Stufe (Strafe) 76. 77. (Sjeröti 483. $♦ D a b l e 342. Danta» 350. Damgarten 128. Damm (Slltbamm) 2. 27. 46—48. 67. 72. 82. 122. 123. 126. 150. 178. 180. 197. 223. 247. 277. 282. 287. 288. 292. 295 299 301 310. 320. 325. 329. 332. 333 367 374. 394. 418. 430. 431 434. 437. 439. 449. 503. Damnianfd) 47. 449. 452. Däne 52. Däncmarf 9. 10. 18 23. 36. 41. 42. 62—65 67. 98. 114. 115. 133 138. 139. 144 163. 164. 192. 194. 198 200. 229. 261. 262 268. 279. 287. 291. 307. 328 -330. 365. 380. 454. 477. 479. - Üßalbemar I. 18. Shutt 21. — ißalbentar IL 23. Stieb SReuueb 36. 42. - Ißalbemar IV. 62—65. — Dtargrete 66. 67. 99. — Stieb von tßommern 66. 79. 81. 83. 99. 3obattn 140. — Sbtiftiatt IL 163. — griebridj L 164. — griebridj IL 198. 199. — Sbriftian IV. 261. 262. Dannenberg 51. Danper 419. Dattjifl 70. 95. 98. 99. 107. 139. 143. 212. 215. 237. 238 278. 281. 316 320. 379. 414. 455. 508- Dapouft 429. Debet em 104. 149. 151. Degner 384. Demmin 15. 19. 79. 80. 84. 300. 384. D e n e f e 63. 67. Dcffau 408. Deutfdjer Arbeit 67. 69 71. 98. 100. Deutfeblaub £)einridj I. 9. — Ctto 1. 9. — S’otbar 15. — Vubroig 38. Gignuinb 72. 76. 78. — 2llbrecbt IL 78 — griebridj HL 84. 111. SRajimilian I. 127—129. — fiart V 215. — iftayintilian II. 199.212—214. 227 235. ftlubolf II. 206 207. — 'JWattbiaö 259. V. Detuiy 165. 193. Di bi er 462. Dierfboff 384 426. 491. D i e b t i dj 411. Di llic§ 278. 280. 298. 319. D i l f d> m a tt tt 412. 419. 427. D i 11 m a u u 462. Divenotn 28. 282. 338. 373. Döbbelin 406. von ber Debet 77. B. Dobfebüfe 264. B. Dobua, (Stuf 288. Dobtll 427. 460. 481 492. 510. 517. D o l g e m a n n 180. 18.>.
534 £>rtß= unb 'Vcrfonen='Jleßifter. bau ® o t ß e n 74. 76. bon T ö m i ts 27. 31. Tomi jt am 13. Tonneißmard, Siuft 512. 7£> o p t e 343. T ö r i n ß (Thuringus) 52. T o r n 116. Tortimmb 46. 51. 230. Xraßiuib 416. Trüflö 42. 43. 98. 99. 115. 116. 149. 200. 240. 363. Träfe 470. Trant but ß 95. Treier 266. T r e i ft 382. 487. Tteßbeu 230. T t e to e l o to 254. Treber 433. Tubenborf 345. 361. Tndjeroib 503. Tufreffe 430. Tnißburß, Stabt 51. Tui ßbiti ß 31. T u f e r 99. T it l i d; i u § 242. T tt iu in o iu 77. Tiinnebier 55. Tunjifl 301. 304. 374. 382. 434. 449. 499. 501. Tüffelborf 491. b. @b erfte in 184. 193. 206. ©berßmalbe 455. (£bo 12. © <f 374. ©derberß 319. 421. 448. 485. 498. 504. © g ß e l i n ß 395. © i d) l) o r n 244. b. ©irfftebt (©idftäbt) 108. 152. 181. 196. 279. 437. ©ifenad; 478. ©Ibe 52. ©tbe, ftlitfi 10. 325. 376. 378. 379. 410. 499. 513. ©Ibinß 98. ©lifenböbe 467. ©Kbofleu (©Ucnboßcn) 98. 115. 200. 240. 363. ©Ißbntd) 449. Babriciuß 271. 274. 277. 304. 311. 324. 328. Saefd) 376. TVrtlbc 424. Salfenbetß 314. Salfterbo 42. 43. 98. 115. 138. 139. 200. 240 286. 363. SebrbeOin 298. Seifle 399 S e 11 f o p e r 52. Scudittuanßen 230. SibbidjOTO 283. ©mben 230. © nt ß nt a n n 492. o. ©nbe 303. 308. ©it ß elfe 134. ©itßlanb 98. 138. 273. 327. 379 381. 410. 471. ©n fei in 252. 280. ©ofnnber 330. ©rbiuut, @ent. 3ol;. Sriebridjß 202. 204. ©rfurt 129. 146. 230. 476. ©ririi 11., Vj- b. 'Vom. 83 85. 108. 109. 111 113. 117. 118. 126. ©rlnnßen 369. ©rjlnitb 147. ©ffen 51. 230. u. © f f e n 414. 427. ©iißen, SJijefönifl 430 ©berlinß 218. ft i l i it ß 387. Sinfcnivnlbe 394. 434. 437. 462. 470. ftittnlnnb 289. ftinoiufanal 378. S i f d) e r 483. ftlanbern 97. 98. 100. Sied 4<>8. ftlorenj 260. Sorfabenberß 394. Söfft er 404. Stande 91. .£>. 369. ftranffurt a. Di. 37. 38. 274. 475.
S?rt8- unb ferfoneiifReßifter. 535 Ärontfurt rt.£. 45. 71. 95. 97. 98. 109. 114. 137. 138. 144. 155. IG.!. 178. 191. 210 - 214. 217 223. 244. 202. 273. 290 310. .125 3.31. 359. 304. 370. 385. ftrflnfreid) 237 238. 202 273. 327 328 301 36G 309 379 381 388. 390 409 412. 410 - 436. 454. 174. 180 biS 482. — Napoleon 1. 417 420. 421. 425. 428. 431. 434. o. Brnnfech) 480. JrflUj I., Jpj. to. ‘JJont. 250. 260. 263. 264. Brflnjbitrß 247. 208 ftrnnenborf 26. 59. 320. 404. 466. 407. 478. 480. 185. Breiuenfnedjt 384. 475. Brrmiftcibt 137. B r e i b e r ß 164. ftreljborff 451. 456. B r e lj b e r ß 303. 319. 331. 355. Briebeborn 73. 84. 100. 134. 144. 169. 208. 209. 216. 222. 242. 243. 250. 257. 261. 266. 268. 270. 273. 275. Briebenäbnrß (BriebrichSburß) 394. 1 B r i e b e r i c i 298. 308. 315. 426. 8 r i e b r i el) 96. 160. 222. B r i e b r i d) 8 483. BriebririiSborf cBreber'Jborf) 394. Briebrid)8bof 497 Br i e f e 52. 254. 8 rief en er 313. 377. 3 r i f e 241. 8 r i t f d; e 422. 423. B r ü d) t e u 1 dj t 461. Bucl)8 (73ofj) 207. 221. 271. Buße 90. Bürftenberß 246. Bürftenflflß 223. (f>. ©iefelbrerijt 247. ©illl) 396 106. ©linbe 84. 90. 96. 108. 110. 113. 114. 148. 149 © l i n c f e (©lienefe) 159.177.193. 221. ©lienfeu 320 462. | ©tiefen 10. 16 ©oetlje 489. ©olajin (Brnuenborf) 26. ©olbbef 90 114. 139. 149. 178. ©oluioiü 38. 47. 67. 76. 82. 83. 96 179. 223. 261- 263. 282. 284. 298. 310. 325. 394. 503. © 011 b a m m e r 384 411. 432. 439 (85 0 1 v f cf) 488. © ö r 1 i V 470. to. ©ör(j 331. ®o8leir 51 174. 180. ©otenburß 292. ©otlanb 62 100. 228. ©öttiiißcii .)! ©ottorp, A?arl Briebriri», X>j. 331. 333. 334. ©ottfdjeb 406 ©ofcl Otto 320. ®rnboiu23. 45. 56. 104. 320. 388. 434 440. 450. 482. 498. 508. © 1111 i 11 r b 433. © fl n f C lu i n b 298. 303. 313. 315. ©nrben 476. ©Alt fl. C. 4. 14. 38. 45. 67. 69 95 110. 111. 113. 119. 127. 130. 155. 167. 171. 178. 235. 269. 275 277. 282. 298. 310. 316. 330. 374. 455. ». © fl u 0 n i n 361 ©elctnefl) 486. ©eilen 100. ©eorfl I., Jpi). ü. 'i'om. 136. 161 163 bis 174. 176. - ©. II. 260. ©erben 122. ©erber 508. ©eriefe 290 ©ertnd) '89 <51 ©ernifliti 311 ©erneuten 3—5. 17. ©cro, Ttflrfßr. 9. © e r f elj 0 ro 266. 280. © e r ft in a n n 315. © e r io e r 64. ® e f c 11 i u 8 188. ©ierfe 426 474 476. ©iefe 247. 280. © 1 e f e b r e d) t 467 474. 475. 479. 186. 490. 492 <94 496.
536 LrtS’ unb DerfonenfReßifter. ©raboio 76. 109. 110. 114. to. (Sraboiu 444 ©raff 427. ©ranbeau 429 436. Wranow 191. ® r a 6 m a n n 429. 467. 475. 486- -488. 492. 493 ©rawilj 451 462. ©reifenberg 85. 155. ©reifenhaßen 38. 67. 95. 179. 269 288. 292. 310. 176. ©retfßwalb 41. 42. 61 63. 67. 68. 74. 79. 80. 84. 106. 112 140. 112. 113. 147. 235. 238. 292. 297. 325. 331. ©ribel 380. 384 419. 422. 431. 451 155. 475. ©riedjenlano 467. ©rimmen 168. ©rimnit? 173. © r i f ch o u> 382. ©robe 17. © r o e n l n n b 431. v. ©rolle (Wrullc) 68. 75. 77. ®ropete 31 ©rot 31. © r B V l e r 184. ©rote 79 V. ©rumbad) 215. V. ©rum bf Oil) 342. 344. 348. 351. 371. ©riineberß 187. ©rüue ©uiben 453. ©ritnbof 3. 44o ©üben, Stabt 30. 93 97. 210. 237. 246. v. ©üben 27. 31. © u i 11 a r b 367. ©ünterßberß 29. 149. ©uftoro 47. 301 302 ©U tiefe 462. 471. 472. ©üVfoiü 23. AI. Jpaag 329. $aat (ipaarf) 406. 490. JpabSburß 197. $acfebolt 129. £> ab em er 198. 199. Jpaff 2. 44. 70. 72. 82. 112. 282. 298. 299 301 338 373. 385 •'paßen 51. .184. oon bem & a ß c n 99. .£)ainl;ofer 258. 260 £af e 31. 52 .'pafen 477. 497 . 501. — 492. Jpafer 451 ipalberftabt 377. £>alte 167. 176. 192. 193 ipalle a. <S. 28. Hamann 445. .'pamburß 281 316. 342. 374. 376 384 385. 465 466. 484. 499. 500. 512. 513. Jameln 51. Jpamin 51. §unrfe 355. $ a n n o t o w 277. Ipannover 51. 410 o. $arbenberß 427. 435 v. Jparenberß 412. 415. 417. Iparleß 77. Jp a r m a n n 254. $> a f v e r 483. .'paff elbact) 486. 491 492. v. .fyuignnQ 410. Jpaußmaiin 268. •paoel 378. Jpaoelberß 17. ‘Jlnfelm, Söifd). 17. Jpebron 267 Jperfer 411. Jpetbelberß 106, 146. $ e i n 489. .'peinrid) b. VBiue 18. Jp e i n r i d), DiBnd) 23. Jpeinrictjßborf 476 IpeinV 439. v. £>elb 404. Ipelbt 287. lp e 11 e w i dj 96 Ipell Wi ß 382. 384. 411. ipelniolb 19*) Jpelfinßborß 62. *) Der ®riuffeljlerteufel fjat in boßhafter Üßetfe auf S 19 auö ber „Slawen djronit" $>elmolbß eine „Sflavendjronif" gemacht.
CvtS= unb Uerfoneii’9ie0ifter. 537 $eniptenmacbcr 384. Jp e n f e l 273. Herbert 481. •ftetborb 12. Jperforb 51. gering 347. 368. 444 . 475. 477. 478. 486. 492. Jperrenbuter 402. £>trtofleubofcf) 51. b. JpeHjberg 402. 408 v. £>erbotbe 77. peffen 479. Jp e u p e l 433. Jp e f f e n l ü n b 473. Jp e b b e tu a n u 486. 492. Jpilbebtatib 491. $ilbebranbt 491 £>ilbeßbeint 51. 155. Jptlßerß 481. Jp i 11 e 364. 374. 375. .& t p p in ü n ll 268. 280. ip i 11 e b r a tt b t 286. (pttfcbberp 377. Jp o b r e d; t 459. 504. boiu Jp 0 f e 191. Jp 0 f f tu ü n n 304 483 494. 496. Jpoßeitberß 142. 218. 219. Jpobenbouß 29. 31. 54. 77. tpobenbolj 76. 129. 130. 133. 134. 139. 140. 149. 159. 193. Jpoben Vanbitt 34. Jpohenlobc, giirft 415. Jpobenfeldjotu 148. ». Jpobeuftein 132. 148. । Jpobenjabben 330. । Jpobenjolletn 72. 109. 117. Jp Ö b n 343. Jpotbcrg 406. JßoQanb (Wieberlanbe) 51 63. 99. 138. 194. 230. 238. 260. 262. 274. 281. 286. 295. 325. 327. 365. 389. 430. Jp o 11 bet 0 461. Jp o l ft e 52. Jpolftein 268. 331. 332. 334—886. 477. Jpomann 432. Jponeßben 49. .54. 55. b. Jporn 272. 299. 335. 336. Jp o b e n e r 49. Jp obef d) (£>iroifd)i 96. 149. 161. 185. 191. Jpöyter 51. Jpitbuer 411. 419. Jpubefoper 52. Jpuiftntiger 41. b. ©Ulllbolbt 387. 396. 397. 403. 404. 408. Jp u n i d) i u ß 257. tpuffiten 75. 79. 3 äbt de 331. 3ogeteufel 66. 96 106. 178. 188. 345. 403. 3«bn <$. 484. Sübtt 319. 355 Süfenitj 181. 400 503. 511. 3 n ß p i ß 483. 3ena 413. 3 e n n i) 480. 3erufalent 127. 3floub 406. 3b n 403. 3bnn27. 47. 82. 83. 85. 205. 239. 261. 274. 325. 394. b 3nßfißltbeu 404. 416. 417. 438. 3ti0Olftabt 223. 3nnßbrurf 128. 3. 3oadnnt, Jpj. b ‘Baut. so. 81. 121. 3 obouneß, tkior 160. 161. 3ob<mn griebrid), £>j. b. Boni. 195 197. 199. 202. 204 210. 213. 219. 223. 226 228. 235. 243. 245. 264. 3omßbnrg 9. 3 0 n n ß 483. 3ßlattb 230. Stnlieu 106. 127. 128. 146. 147. 380. b. 3VtnpliV 446. 3ulin 4. 10 3ulo 470. 3utl0 31. 3uttgferiibet0 394. 449. 3utagebit0e 480 3 ü r n e n 87. 3ütetbo0 160. 266.
538 S?rtS= unb '•J5-Hoiieii»9ießifter- M. St’aiferfabrt 499 St'aifei üßiKjelm Staual 499. Si'alinar 42. ^ameteber^ (JtamclSborft) .394. Stanielftroni .394 Slamelioerbet 263. St a nt e t f e 254 St a n V o iu 96. St'nufWW, XI). 5. 76. 108. 142 144. 167. 168. 169 193. 517. Star lut fd) 511. $arl b. ®r. 9. St u r l f d) n l j 189 Stafimir I., £>8- v. '4<oiii- 19. 36. — St. II. 20. St. IV. 64. 65. — St. VI. 72. 74. 7b. 79. 80. 122 — St. VIII. 136. St a it f nt a n n 52. Steller 31. Stellner 244 Stern 487. Stiebnbrud) 263. Stiel, Stobt 151. 490 St' i e l 408. St i e l in a n n 257. Stinßfton uv tnitl 99. St' i r $ 1) o f f 76. St ir ft (in .>84. 418 426. 428 430. 433. 435. 446 St i ft nt a d) e r 391. v. Stitfdjer 117. St'itjeiow 198. Si'lcboiu 414 Sl'leiberfeller 52. St 1 e i n 31. St I e i n f o r ß e 487. v. Si'leift 4{ct't>iu 474 St l e m v i n 492. V. Stleniptjen 196. Stiebe 438. St l i p p e l 373. St l i n t e b i e l 222. Shupftro 161. b. St nobelSborf 412. 416 418. Stoblent) Cßoni.) 437. Stoib 403 405. 424 468. 486- 488. Stößel 476. St ö b l e r 375. St’ o f ft e b e 79. Stoßeler ((Soßler) 187 241. St'olba*) 20. 59. 84. 88. 105. 155. 254. 325 394. Si'olbe 358. 476. Stolberß 28. 62. 64. 78. 80. 98. 238. 295. 373. 377. 404. Stotbitjoiu 374 Stöln a. Jll). 51 63. 64. Stöln a. b. Spree 108. 214. St'öln 31. 35. St Ö l p i n 399. 406. Siöiiißßrät) 479. SlönißSberß i. b. 9tm. 143. 502. Stönißssherfl i. sßr. 98. 100. 238. 478. Stönißöfnbrt 452. b. StöniflSniarcf, (Mraf 299—301. 303. 304 312. 314. St'onftiinj 72. Stopenbaflen67.68.164.199 268.457.500. St orb 136. Si'ofafen 374 430. 431. Jiofafenberß 140. 459. St o f e l i 1? 77. StöSlin 115. 371. 456. o fj in a 11) 490 St ot e 267. Stötten!) 268. St'obebiie 406 Straft 87 Stratau 69 St rä in er 27. 31. 52. Strampe 47. 205 223 358. 394 149. p. St'raffow 329. St t a b 492. Strapibief 356. 512. Str auf e 476. 500. Strauß 432. Strefoib 47. 124. 222. 224 299 31*1. 333 358. 421 448 480 Strellner 179. Strenunen 72. St r e m f e r 4.>2. St r c b f d) in e r 375. Streb 462. St'riele 457. b. Strorfow 279. firoßer 152. 167.
£)rt£= unb *ßevfoneii«9lcßirtcr. 53!) Ätronflabt 457. Ä' r ö y e l i n 77. Jftroffcn 210. 237. 246. Atruß 385. Ä'riißer 284. 331. Äriibl 482. 507. Äfttife 167. Äiirfeinuüble 484. föiditcfäinüble 223. Ätußler 418. 432. 486. 488. 491. , il u b b e r e 507. | Ä ii b l e 159. 193. Änitbofer 172. .Muvfernütble 330 440. 482. Änrmart 296. 378. 385. Äüftrin 210. 212. 373. 413. 414. Sobunn 210 -213. tt ii t e r 298. tt u t f cb e r 492. tt'iittuei 403. Vußeiftiöni 328. V a u b tl U 368. VaubSbeiß a. äß. 45. 1! o n a b e i u 489. i* a n a e 325. u ?außen 331. Vanßcnbetß 358. 394. Vunabnnß 489. Vauneä 418. Vafallc 417. v. üa it t en ? 337. 353. Vailfib 31. 230. 238. Vebbiu 462. V e b o uy 427. V c b in a n n 486. ü Vebiualßt 373. SttpAtß 106. 158. 191. 230. 421. 434. 478. V e in cf t 510. ? e ui o n t it § 454. 477. 491. Venßerid) 491. V e n J 439. 483. V. V111 o W 338. 342. 353. V e it f cb n e r 275. i’euante 380. V e u e j o w 405. Vibau 100. Viebeberr 331. 355. V i e b e r t 403. 490. fiebert 420. 422. SießiüV/ Weotß, ipj. 136. Siirftin U. ?. 440. Villje 278. 287. Villjeböof 276. 278. ViHjefhöm 284. v. VincferSborf 412. V i n b e 315. uon bei Vinbe 51. Viube mau n 313. 315. V i n b e n b e r ß 462. Vinbbolj 211. V i n ro a n b f n i b e r 63. l'iyye, Stuf; 31. uon ber ¥ i y y e 49. 52. 63. 270. ¥ t y y in a n n 477. ¥ifter Sief 274. Viutijen 5. 15. 17. V o b e d 384. ¥ o b e b a n 423. Vödniy 69 113. 373. Voeiue 482 190. 493. V B f f l e r 324. V 0 i V (Voiß) 90. 96. 139. 149. 152. 159. 161 - 163. 168 169- 174 179. 182. 197. 211. 215-217. Vontbarb 414. ¥onbon 437. 464. V o i e n j 479. 480 490. S o V e 96. Vßiuer 431. ¥ ii b f e 180. S'iiberf 34. 41. 42. 51. 61 63. 67. 70. 73. 74. 77. 80. 82. 84. 85. 98. 99. 106. 107. 112. 138 140. 143. 164. 194. 198. 199. 238. 261. 290. 316. 374. 465. 499. 500. 508. Viibed 185. Vubin 14. ¥ubiu, ©tlb. 257. Viibjill 46. 48. 135. 223. 283.
540 ©rt8- unb f'crfonen 'Hcßtfter. V u b e n b o r f (Vubtitbotff) 382.426.460. Virneburg äl. 190.204. 215. HO«. 306. Vit ber 8 472. 108. Viibtrte 331 Vutber 158 161. 165. 190. 241 244. Vunb 98. 115. 139. Villen 273. ’JW. SMagbeburg 16. 17. 27. 28. 30. 35. 50. 51. 86 94. 95. 228 264. 271 345. 351. 377 -379. von 3M n g b e b u r g 27. 31. SMdbren. Jpeinrid), Sifdj. 17. 2MalmiJ 98. 115. v. SMalfcabn Stilvoll. SManbelfolv 23. 272. 9Mnit8felb, ©ruft, Srilf 267. v. SMnnteiiffel 373. SWanjel 502. 503. SMarburg 249. SMürgarete, Sem. ^ogif latus X. 119. SMarianne, Sem. iöauiimS I. 25. 58. SMmienffjib 264. SW ar ft all er 257. SM u f d) e 375. 382. 396. 422. 426. 432. 437. 443. 446. 448. 455. 467. 470. SMafftlia 4. V. SWaffow 184 331 339. 392. 'JWdttbiaS 319 391. 394. 396. IDhlttbinfj 452. 3M a u c 1 e r c 368. 3M aur er 491. SMaijer 331. SWedjtilbe, Sem. ^arniinS I 34. SMrdlenburg 3. 51. 66. 67. 69. 83. 85 112. 155. 379 384. 456. - illbred)t, , Sft. 67 - Ulvid), .£>j. 83. v. SM e b e iu 492. SM e i n b o l b 191 3M e i ft e r 384 451. 461. SMetfjen 31. 112. 230. 238. 3M e 11 e n t i n .109 V. SMellin, (Mraf 328. 331 lMeiibelfof>ii"33artbolbi) 490. SMeujifoff, (Wirft 330. 332. 334 SMerian 203. SMerfel 413. 415. SMefdjerin 460. SMeffentbilt 37. 48 80. 193. 223. 356. 358. 148. 3M e V t ii t b i u 451. IM e l) e n 405 SMeijer 77. 292. 355. 388. 408. .>07. v. SMeijerfelbt 330 332. 333. 3Mid,aeli8 477. 481 3M i dj a e 11 8 255. 266. 269. SMifraeliuS 267 272. 273. 275. 284. 297. 3M ilben i V 164 3M i11 i e 8 280. SM i 11 to o d) 55 SMiSbrob 503. lMittelläubifd;e8 '.(Meer .180. SMittelmart 69 SMöbringen 171. 272 417. SMoliere 406. SMöDen 379 3<».>. SMiJller 461. 501 3M oll er 96. 186. 3M o l n e r 96 3M o i i n 491. 3M o r i V 447. 474. SMoSfau 273. 326. 331. 333. 9.M öfter (.SMöfeler) 243. 266. SM oft 491. SMeV 480. SMojart 168. SLMüdjler 40f>. SM u e 11 e r 492 3M ü b l b a d) 403. 3M u le 31. 3M till er 31. 391. 433. 443. 48f>. SMitlrofe 296 3M um Ul 198. 222 244. v. 3M ü n d) b n u f e u 469. SMünfter, Stabt 51. 230. SMünftcr, Seb. 142. 3M it n j e r 31. SMurat 416 418. 3M ü Veil 462.
£>rtß= unb ’JJeiiouen Steßifter. 541 Sianuu 328. St n V nt e r ß b o r f 75. 78. St □ u b v 30«. 377. Stebeluiiß (Sieuelinß) 122. 171. 183. 20«. Sie cf er 271. Siemip 48 12‘J. 191. 201. 222. 224. 278. 28«. 319. 358. 395. 448. 498. 504. St e u m a n n 254. 278. 343 304 St e u in a v f 243. Weumart 210. 290. Sieuniarft ((Schief.) 28. Stcuftettin 5. Sieinuarp 95 9ieu ilßeftenb 3 498. Sieufi 51. Stitlauß 87. St i f ol a u ß 172. 91 Stiem nun 151. Stieberfadjfen 31. 40 51 St if1> l a i 491. Stof orf 391. St o n n e m a n n 357 380. 382 Siörbliitßen 230. 875. St o r b in a n n 52. Stoibfee 385. 491. St Ol bt 343. Störenbcrß 95. I storweßen 42. 02. «4. 07. 97- 144 164. 238. 202. 380. (Stieb, &'ß 42. — Jpafon, 5lß. 04 u. b. St 01 & 304. St o u u e l 427. Stiinibetß 104 109. 115. 143. 147. 181. 230. - griebrid), iBurflßr. 72 | St ii ß f e 307. 427. 432. 402. © Öfterreid) 288. 373. 405. 479. ©ftenuiet 51 ©ftfalen 31 ©ftpienfjen 388. Oftfee 1—4. 18 41. 42. 45. 05. 07. «9. 80.85 99. 100. 112. 114 128. 139. 194 198 199 238. 262. 272. 274. 281 288. 301. 332 381 385. 412. 421 455. 472. 474. 477. 499. 500. ©fianber 241 ©ßnabriirf 51. 230. 279. Otto I.. £>j. u. 1)0111. 34—38. 43-47 50. 59. — Ctto 11. 72. 74. — Ctto IIl 81 84. 86. 107 108. 121. Otto 159. 177. 373. 382 399 400 ©yenftjeriia 275. 279. 284. 287. ©berfadjfen 200. Cbotriten 17. ÜOeufee 279. Oberbeiß 210 ©Oerbltlfl 190. 202. 204. 270. 271 291. C berfruß 358. ©eß ter 412. 419 Dtbna 100 © e l r i d) 405. © e l f di l ii ß e t 408 190. ©Itua 292. Olfen 373. 380. Ctanien, SBilbelniine, 'Jlvingeffiii 414. Otli n 498 V. Offen 403. 413. Üfterbuiß 51. ©fterobe 31. Ißabua 129. 1$ a 1 nt i e 483 Hf a p e 02. 03. IJiipeinuaffer 2 47 179. 1? appri 374 15 ar iß 197 HJariß 100. 422 437. 41.4 472 480 U 1( a r l o tu 498. i Sfarnip 303. 300. 308. 351. 35«. 38-j 443. 453. 450. 501. 503. U a f dj o lü 277 -279. Ifafeiualt 22. 24. 68. 95. 160. 155. 235. 275. 299. 374. 384. 1'aul 90. 109. 110. 114. 139.
542 C'rtS’ unb PerfoneivfReßifter. p o 11 i u ß 271. portitßal 238. 262. 380. pofen 385. 456. 465. potsbum 311. 371. praß 106. 206. 213. 275. Prätoriuß 257. 266. 271. prenjlau 24. 27. 45. 95. 114. 117. 120. 215. 374. 415. Preuße 32. Preußen 63. 69. 99. 144. 327. 328. 330 biß 341. 353. 361. 363. 364. 368. 370. 372. 373. 376. 389. 390. 400. 409 -412. 418. 421 425. 428 434. 437. 447. 451. 455. 457. 461. 462. 464 466. 473. 476. 500 - ijriebtid) 1., Jtß. 330 (Vriebridi '-lllilbelm I. 331 biß 345. 347. 349 371. 379. 381. 387. 389. 409. 459. 497 (VnebridjU 344. 351. 370-381 384. 387. 389. 393- 397. 407-409. 424. 434. 452 — griebricb Sßilbclm 11. 400. 408. — §riebrid) SVilbelm III. 409 416. 427. 430. 433. 435. 466. 469. 470. - Vnife, $?ßill. 409 414. 424. — (Jriebriri) Sßilbelnt IV. 413. 415. 437. 443. 444. 456. 466 468. 470. 473 biß 475. 490. 506. ©lifabetb, Äßin. 467 — Üßilbelni I. 456. 470. 475. 477. 478. 480. 481. 495 tfriebricb Ul. 475. 478 481. 484. 495 Piftoria, .ttßtn. 478. 484. ißilbelni 11 481. 498. 501. 518. — Plilljelnt, Prinjeffin 414 — Sriebrid) ftiirl, Ptj. 478. be prell» 344. Prilip (ptilupj 293. 319. 358. priiice-Smitb 471. 477. Pritter 38. 84. Pr i (je 171. priifeniiißer 'Wöitdj 12. P r u ß 384. 474. 478 480. 492. 493. ptoleinutoß 4. P u 11 ü in a 329. P u r ß o l b 429. P u ft 304. ü. puttfantet 511. pijl 96. pljiiV 12. 57. 127. 143. 148. 155. 179. 373. 391- 476. pDtbenß 4. P n u l i 483. pouliciuß 12. Pnuluß 23. Peene 43. 44. 83. 263. 270. 274. 282. 288. 332. 336. 338. 340. 365. 373. 376. 381. peifj 336. *5>etSbofer 297. p e n f u n 31. V. pernrb 401. per le betß 31. U et er f en 382. 411. 464 'MM 274. petrifau 113. Pfeiffer 191. Pfennig 401. Pljilipp I., u. 'pom. 176—188. 191. 193. 194. 202. 215 — pl). H- 247 big 260. 267 — Pb- 3uliug 267. p i n f e 134. 367. p i t cb e ni 152. be pire 416. 417. P i t f d) 486. plt}fd)tß 384. 431. 492. plage 126. Plate 185. 198. plane 378. P1 ö n n i e ß 266. ü. ptötj 434. pobeiud) 47. 48. 283. 293. 319. 333. । 394. 414. pole 52. Polen 66. 69. 97. 98. 111 — 113. 124. 125. 131. 137. 197. 199. 210. 217. 238. 262. 263. 268. 281. 287. 288. 291. 296. 320. 328—330. 365. 368. 37«. 379. 467. 468. — Poleflaw, $J. 10. 11. 13. 15. — SBlabiflaw, lo. — ißlabiflniv, St'fl. 69 — Kafintir, .H’ß. 124 — otiuiiflanß, fffl. 328. 829 — jCatbarina, Äi'ßin. 328. Pötil} 31. 47. 48. 122. 124. 129. 224. 226. 263. 319. 358. 395. 449. 455. 488. P ß 1 i e 49. 63. poninierenßbotf 47. 223. 272. 302. 319. 333. 358. 434. 440. 448. 450. 462. 503. popplion 'JJtilble 223. •popplow, (Stoß 449.
ÜDrtS» unb ’ßerfonen Siegifter. 543 JD U U b e 347. 353. 369. ü u a n t i n 380. D n a ft 90. C. Üuebliitburg 160. , 01t i ft o r V 451. 462. 484. 504. tn. Siacine 406. Si a b b a n t e 162. Siabun 47. 358. 394. 31 ab 11t 382. 388. 427. 451. 454. 456. St am et 130 132. 136. V. St a III i n 130. 132. 153. 185. 247. 253. 254. Stanbow 5. 69. 438. 450. 476. 477. 9t ü 11 ß 0 324. Stauen 18. 9i ante 303. v. 9t a p p i n 427 Slatbenoiv 369. Siatibor, -f)j. 17. u. Stand) 412. 416. 417. Siauenna, l!|Jetni5 uon 129. 147. Slawitfcb 384. v. St eberg 103 104. Stecfliugbaufen 51. Siebepen uing 426. 433. Siebtel 391. St eg et ft ort> 185. Siegenäburg 294. Steflliß 37. 43. 47. 48. 85. 126. 127 301. 302. Sieinefe 345. Sieintenborf 45. Siellftab 403. Sic ft in 76. 77. Sirttel 204. Sieiual 98. 99. 9t b a b e i 399. 477. 486. Stbegiug 180. 91 b e i n 52. Stbeinbunb 419. uom Stbeiuc 31. stbeinflufi 31. 237. 409. 434. 438. Stbeiupfalj, Sßilbelm, 1'faljgr. 78. 9i b e t e 241. 244. 291. Slibnib 384. Si i d) t e r 290. 292. 483. v. Siicbtbofen 481. Stiet (Stife) 29. 31. Si i ß a Stabt 52. Sitßci, St. 98. 100. 91 i p e n 99 Stiquet 429. 483. Si i f e n o iu 99. Si 11 f d, l 483. 493. Si i t f o iu 77. Siitter 136. 472. St o b e 74. 76. uom Stöbe 160. 161. 165- 168. 172. 174. 176. 177. 179 184. 187. 190 191. SioeSfilbe, Slbfalon, töifcb. 18. Si bb 1 e 186. 191. U. Siobr 428. 467. Stolamb 314. Siont 4. 16. 127. 128. 491. - %1iu8 II., 'llapft 86. — IBonifatiuS IX. 106. Sllejaubet VI. 128. U. St ontberg 412. 415 417. Sionge 483. Si 0 f e n 0 iu 96. 384. Sioftorf 34. 41. 52. 61 64. 98. 106. 155. 238. 277. 316. Si 0 § m a n n 55. 9{ 0 j iu a r 21. St ü d f 0 r t b 433. 460. Stuben 268 281. St u b 01 f 23 Stügeil 4. 10. 21. 282. 330. - ißijlülu II , &ft. 43. Siiigenivalbe 81. 179. Si ü b l 488. Siubr, ghtfi 31. Stunge 241 279. 283. 486. Stuppin 111. Siuftlanb 10. 328 330. 332 334, 365. 371. 373. 380. 381. 387. 410. 411. 428. 437. 457. 467. 500 - 'l>etei I.,
544 Ortß nnb tlerfoiien Sleflifter. All. 330. 337. - $eter IU. 371. 9? 11Ü c 167. Katharina II. 352. 371. 401 408 — Hont 211) ne 47. VIleyanber I 410. gaapiß 476. gart 422. 438 - 440. 452. 455. 464. 466. 468. 483. 487. 491. 492. gadjfeu 15. 18. 112. 137. 146. 188. 199. 228. 267. 330. 332. 334. 364. g ad) Heben 139. 221. 247. g a 1111 ß r e 361. 375. 380. 382 — 384. 388. 396. 419. 423. 484. g a l o 111 o 11 480. galoniti 380. galjburß 368. gatjwebet, gtabt 30. 51. galg webet (goltwebel) 29. 31. gandanb 4. g a n b e r 391. uon g a n b o w 27. galt ft le ben 331. g a n n e 29. 35. 377. 379. 382. 391 419 438. 511 gaffe (gacbfe) 139. 193. 489. gamtier 491 492. gajo (Jöranimatifuß 18. 19. g c a 11 a 460. gdjarf 355. gdjii betört 313. 315. 316. g d) a 11 e b n 450. 467. 472. 489. gebäre 153. g d) ä r t n ß 374. 375. g cb a r t a it 475. 511. g d) a u in 221 g d> ä u e 284. g d) e e f e r 491. g d) e i b e r t 476. 487. 489. geb eie 31. 35. 49. 50. 149. uon g dj e n i n ß e n 85. geberenbetß 319. 375. 382. 384. gdieune 47. 272. 319. 333. 358. 448 g cb i rt l e r 388. g dj t f f nt a n n 483. gebilbtneebt 294. gdjiUer 406. gcbiUerßborf 113. g d) i 11 i n ß 152. 186. g cb i 11 o tu 451. g d) i in in e l m an n 401. g cb i n b l e r 462. gcbineßßbe 10. g cb i it nt e tj e v 369. 488. u. g d) 1 a b r e n b o r f 375. geb tert er 199. 222. 240. g d) l C i d) 384. 486. 492 gcbleierntadjer 488. 493. gcblcfieit 31. 211. 230. 238. 296. 316. 377—379. 413. 499. 513. gd)le»wiß 477. — Srtebricb I., £>»• 136. gdilenfinflcn 230. ,u. gcbtivpeiibnd), (SSraf 332 335. g cb l it t o iu 451. 481. 510. gdimatfalben 197. 230. gcbnieUentin 124. 125. 319. 358. g d; nt t b t 162. 171. 314 - gcbni. Xb- 477. 481. 492. — gebm. Jt. ®. VI. 486. g d) ui i e b e rf e 426. 437 gd)inoller 325. g dj n o b e t 284. 295. u. g cb ö n b e r ß 468. gebonen 41 — 43. 62. 64. 65. 80. 93. 97. 98. 114. 115. 139. 176. 194. 240. u. gcböniiiß 303. 306. gcbbninßen 14. gdiottlanb 230. 237. 260. g d) r e i b e r 31. 35. 252 204 255 433. g gröber 160. 169. 375. 382 451. gdjueb 406. g cb it l b e t 167. u. b. gcbulenbnrß 121. 125. gcbulv 343. - geb. Ean. 411 413. 419. 420. 451. geb ul (je 367. 271. g d) u t J 562. gebünentann 483. g d; Ü11 e 27. gdjtuabacb 394. g d) W a l d) 247. 261 gcbtualß 328. g d) W a l e n b e r ß 270.
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548 £?rtß unb 'JJcrfoiteit Üleßiftcr. SBilgen 5. SB i n i rf e 2z>4. SB in fei in an n 337 3.>3. J.4 SB i n in a u n 77. SB i n ß 242 SBinfj 137. SBintbet 254 257 SB i r in i n ß b a it f e n 31 v. SBirb 287. 288 290. SBißbl) 62. 228 SBife 29. 31. SBißnuit 41. 52. 61 63. 74 288. 318. 331 508 ffiiflinann 384, 411. 426. 455. 470. 486. SB i t f a c 15. SBitte29. 31. 49. 382 419. 46(1 476 SBittelßbadjer 37. 38. SBittenbetß 146. 157 1 60. 165. 168 183. 191. 206 230. SBittenbetß, Sl. 287 SBittenborcb 96. SB i tten b orn 122. SB o b b e t in i n 62. 63. 81. B. SEBobefev 184 193. SBolfstjorft 358 448 SB ol)l gein u11) 191 SBolßa|t 36 38. 66. 69. 71. 79. 81. 83. Babelßbotf 205. 332 503 Badjan 85. Baben 21. B a n b c r 462. Bantod; 98. Bafttoiv 319. 401. n. Bebliti 402. Bef) ine 127 Beiß 23o. Beute 456. . 336. 434. 498. 107 110 117. 128. 181. 188 196. 216. 267 287. 294. 298. 380. SB o l f e n b a u e r 345. 462 SB o11i n 31. Sßollin, 3nfe( u. Gtabt 12 277 282 288. 299. 338. 37 3. .>03. "SBorbiiißboiß 7D. SBormß 158. SB o l) b a 404. d. SBcanßel, Wraf 284. 290. 292. 294 298. 299 V. SBvaußcl 27->. 276 473 476 SB t eße 91. SB u b e n i B 47 SB u l f 152. V. SBlllffeil 298 300. 303. 304. 30b biß 308. 324 SBudenniebcc 194. SB u l ft e n 3!>1 D o n SB ii eben 461. SBuffoiU, Dorf 47. 319. 358. 421.448.504. SB uff Oll) 31. 35. 50 65 92 94 124 biß 126 134. 135. 149. 223. 226. 227 265. 0. SBuffoiU 44 1 478. SBüftebof 139. 221 SBüften betß 401. SButftvarf 385. t). Bepelin 473 Bicfermann 333. Bießenort 374 503. Binuiteinmnii 374. 3 i t e l in a ii n 382. 418. 429. 475 t). BibeivitJ 217. 226. Böllliet 385 403 408 BiilldjuU) 17. 320. 440. 4.>0. 462. 4b(>. 482 484. 485. Bwicfau 230 B b b e 11 483. SJerBefferunflen. G. 91, Beile 4 o. o. ift gn leien Über. G. 137, Beile 11 t). u. ftatt „gwifdien Skanbeiibntß unb bet SRarf" ift ju lefen „gwifdjen Sliaubeiibuiß unb Sommern". G. 138, Beile 9 o. u. ftatt „galfterbobe" ift gu lefen „JMftcrbo". (Mebtuefi bei fettete <K- Vebeliitß, Gtettin. O <w&c»cNe 33 (51, v * &

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