Vorwort
Hinweise für den Benutzer
Inhaltsverzeichnis
A Funktionen und Kurven
1 Ganzrationale Funktionen (Polynomfunktionen)
2 Gebrochenrationale Funktionen
3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen
4 Exponential- und Logarithmusfunktionen
5 Hyperbel- und Areafunktionen
6 Funktionen und Kurven in Parameterdarstellung
7 Funktionen und Kurven in Polarkoordinaten
B Differentialrechnung
1 Ableitungsregeln
1.1 Produktregel
1.2 Quotientenregel
1.3 Kettenregel
1.4 Kombinationen mehrerer Ableitungsregeln
1.5 Logarithmische Ableitung
1.6 Implizite Differentiation
1.7 Differenzieren in der Parameterform
1.8 Differenzieren in Polarkoordinaten
2 Anwendungen der Differentialrechnung
2.1 Einfache Anwendungen in Physik und Technik
2.2 Tangente und Normale
2.3 Linearisierung einer Funktion
2.4 Krümmung einer ebenen Kurve
2.5 Relative Extremwerte, Wende- und Sattelpunkte
2.6 Kurvendiskussion
2.7 Extremwertaufgaben
2.8 Tangentenverfahren von Newton
2.9 Grenzwertberechnung nach Bernoulli und de L’Hospital
C Integralrechnung
1 Integration durch Substitution
2 Partielle Integration (Produktintegration)
3 Integration einer echt gebrochenrationalen Funktion durch Partialbruchzerlegung des Integranden
4 Numerische Integration
5 Anwendungen der Integralrechnung
5.1 Flächeninhalt, Flächenschwerpunkt, Flächentragheitsmomente
5.2 Rotationskörper (Volumen, Mantelfläche, Massenträgheitsmoment, Schwerpunkt)
5.3 Bogenlänge, lineare und quadratische Mittelwerte
5.4 Arbeitsgrößen, Bewegungen (Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung)
D Taylor- und Fourier-Reihen
1 Potenzreihenentwicklungen
1.1 Mac Laurinsche und Taylor-Reihen
1.2 Anwendungen
2 Fourier-Reihen
E Partielle Differentiation
1 Partielle Ableitungen
2 Differentiation nach einem Parameter (Kettenregel)
3 Implizite Differentiation
4 Totales oder vollständiges Differential einer Funktion (mit einfachen Anwendungen)
5 Anwendungen
5.1 Linearisierung einer Funktion
5.2 Lineare Fehlerfortpflanzung
5.3 Relative Extremwerte
5.4 Extremwertaufgaben mit und ohne Nebenbedingungen
F Mehrfachintegrale
1 Doppelintegrale
1.1 Doppelintegrale in kartesischen Koordinaten
1.2 Doppelintegrale in Polarkoordinaten
2 Dreifachintegrale
2.1 Dreifachintegrale in kartesischen Koordinaten
2.2 Dreifachintegrale in Zylinderkoordinaten
G Gewöhnliche Differentialgleichungen
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung
1.1 Differentialgleichungen mit trennbaren Variablen
1.2 Integration einer Differentialgleichung durch Substitution
1.3 Lineare Differentialgleichungen
1.4 Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten
1.5 Exakte Differentialgleichungen
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten
2.1 Homogene lineare Differentialgleichungen
2.2 Inhomogene lineare Differentialgleichungen
3 Integration von Differentialgleichungen 2. Ordnung durch Substitution
4 Lineare Differentialgleichungen 3. und höherer Ordnung mit konstanten Koeffizienten
4.1 Homogene lineare Differentialgleichungen
4.2 Inhomogene lineare Differentialgleichungen
5 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation
5.1 Lineare Differentialgleichungen 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten
5.2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten
H Komplexe Zahlen und Funktionen
1 Komplexe Rechnung
1.1 Grundrechenarten
1.2 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen
1.3 Algebraische Gleichungen, Polynomnullstellen
2 Anwendungen
2.1 Überlagerung von Schwingungen
2.2 Komplexe Widerstände und Leitwerte
2.3 Ortkurven, Netzwerkfunktionen, Widerstands- und Leitwertortskurven elektrischer Schaltkreise
I Vektorrechnung
1 Vektoroperationen
2 Anwendungen
J Lineare Algebra
1 Matrizen und Determinanten
1.1 Rechenoperationen mit Matrizen
1.2 Determinanten
1.3 Spezielle Matrizen
2 Lineare Gleichungssysteme
3 Eigenwertprobleme
K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik
1 Wahrscheinlichkeit von Ereignissen
2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsvariablen
3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen
3.1 Diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen
3.2 Stetige Wahrscheinlichkeitsverteilungen
3.3 Approximationen diskreter Wahrscheinlichkeitsverteilungen
4 Wahrscheinlichkeitsverteilungen von mehreren Zufallsvariablen
5 Häufigkeitsverteilungen und Kennwerte einer Stichprobe
6 Parameterschätzungen
6.1 Punktschätzungen
6.2 Intervallschätzungen
7 Parametertests
8 Chi-Quadrat-Test
9 Ausgleichskurven

Автор: Papula L.  

Теги: mathematik  

ISBN: 978-3-658-30271-9

Год: 2020

Текст
                    Lothar Papula

Mathematik für Ingenieure
und Naturwissenschaftler –
Klausur- und Übungsaufgaben
711 Aufgaben mit ausführlichen Lösungen
zum Selbststudium und zur Prüfungsvorbereitung
6. Auflage


Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben
Das sechsbändige Lehr- und Lernsystem Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler umfasst neben dem Buch mit Klausur- und Übungsaufgaben die folgenden Bände: Papula, Lothar Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler Band 1 Ein Lehr- und Arbeitsbuch für das Grundstudium Mit 643 Abbildungen, 500 Beispielen aus Naturwissenschaft und Technik sowie 352 Übungsaufgaben mit ausführlichen Lösungen Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler Band 2 Ein Lehr- und Arbeitsbuch für das Grundstudium Mit 345 Abbildungen, 300 Beispielen aus Naturwissenschaft und Technik sowie 324 Übungsaufgaben mit ausführlichen Lösungen Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler Band 3 Vektoranalysis, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Mathematische Statistik, Fehler- und Ausgleichsrechnung Mit 550 Abbildungen, zahlreichen Beispielen aus Naturwissenschaft und Technik und 295 Übungsaufgaben mit ausführlichen Lösungen Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler Mit über 400 Abbildungen und zahlreichen Rechenbeispielen und einer ausführlichen Integraltafel Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Anwendungsbeispiele 222 Aufgabenstellungen mit ausführlichen Lösungen Mit 369 Bildern und einem Anhang mit Physikalischen Grundlagen
Lothar Papula Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben 711 Aufgaben mit ausführlichen Lösungen zum ­Selbststudium und zur Prüfungsvorbereitung 6., erweiterte und überarbeitete Auflage
Lothar Papula Wiesbaden, Deutschland ISBN 978-3-658-30271-9 ISBN 978-3-658-30270-2 https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9 (eBook) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2004, 2007, 2008, 2010, 2018, 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Lektorat: Thomas Zipsner Bilder: Graphik & Text Studio Dr. Wolfgang Zettlmeier, Barbing Springer Vieweg ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
V Vorwort Entwicklung und Erwerb der Fähigkeit, die im Grundstudium vermittelten mathematischen Kenntnisse auf Problemstellungen aus Naturwissenschaft und Technik erfolgreich anwenden zu können, sind ein wesentliches Ziel der Grundausbildung und somit zugleich auch Voraussetzung für ein erfolgreiches Studium. Dieses Ziel ist aber nur erreichbar durch ständiges und intensives Training (ben), zumal die Defizite der Studienanfänger in den Grundlagenfächern wie Mathematik nach wie vor enorm sind. Die vorliegende Sammlung enthält 711 ausführlich und vollständig gelöste bungs- und Klausuraufgaben und bietet dem Studienanfänger Hilfestellung und Unterstützung auf dem Wege zum genannten Ziel. Dieses Buch ermöglicht  als ständiger Begleiter zur Vorlesung das intensive Einüben und Vertiefen des Vorlesungsstoffes,  eine gezielte und optimale Vorbereitung auf die Prüfungen und Klausuren des Grundstudiums  und eignet sich in besonderem Maße zum Selbststudium. Die Lösung der Aufgaben wird dabei Schritt für Schritt vorgeführt, der Lösungsweg ist damit leicht nachvollziehbar. Alle verwendeten Regeln werden genannt und erklärt, wobei besondere Sorgfalt auf die elementaren Rechenschritte gelegt wird. Denn die tägliche Arbeit mit den Anfangssemestern bringt es immer wieder zu Tage: Die größten Probleme treten meist im Bereich der Elementarmathematik auf (Wer kann heutzutage noch fehlerfrei mit Logarithmen, Wurzeln und Potenzen umgehen? Wie werden eigentlich Brüche addiert?). Daher werden in diesem Buch auch die beim Lösen einer Aufgabe auftretenden elementarmathematischen Probleme behandelt und alle nötigen Rechenschritte besprochen. Welche Stoffgebiete wurden berücksichtigt? Die Auswahl der Stoffgebiete ist im Wesentlichen auf die Mathematikvorlesungen im Grundstudium abgestimmt. Zahlreiche der 711 Aufgaben sind dabei anwendungsorientiert formuliert und beschreiben einfache Problemstellungen aus Naturwissenschaft und Technik. Berücksichtigt wurden folgende Gebiete:  Funktionen und Kurven  Differentialrechnung  Integralrechnung  Taylor- und Fourier-Reihen  Partielle Differentiation  Mehrfachintegrale  Gewöhnliche Differentialgleichungen  Laplace-Transformationen (im Zusammenhang mit linearen Differentialgleichungen)  Komplexe Zahlen und Funktionen  Vektorrechnung  Lineare Algebra  Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Neu aufgenommen wurden 79 Aufgaben aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematischen Statistik.
VI Hinweise für den Benutzer Ein Wort des Dankes . . . . . . an den Cheflektor Herrn Thomas Zipsner vom Springer Vieweg Verlag für die hervorragende Unterstützung bei der Erstellung dieses Werkes. Wiesbaden, im Herbst 2020 Lothar Papula Hinweise für den Benutzer  Die bungs- und Klausuraufgaben sind kapitelweise durchnummeriert.  Zu Beginn eines jeden Kapitels bzw. Abschnitts finden Sie Hinweise auf das Lehrbuch „ Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler“ (Band 1––3) sowie auf die Mathematische Formelsammlung des Autors. Hier können Sie die zum Lösen der Aufgaben benötigten mathematischen Hilfsmittel nachlesen und gegebenenfalls nacharbeiten. Beachten Sie auch die weiteren nützlichen Informationen.  Die vollständige Lösung der jeweiligen Aufgabe finden Sie direkt im Anschluss an die Aufgabenstellung. So wird lästiges Blättern vermieden.  Folgen Sie meiner Empfehlung: Versuchen Sie zunächst, die Aufgaben selbst zu lösen (Lösungsteil vorher abdecken). Skizzen erleichtern dabei in vielen Fällen den Lösungsweg. Vergleichen Sie dann „ Ihre“ Lösung mit der angegebenen Lösung. Sollten Sie bei einem Zwischenschritt „ hängen bleiben“, so greifen Sie auf die vorgegebene Lösung zurück und versuchen einen neuen Start. Denn auch aus Fehlern lernt man.  Verwendete Abkürzungen Bd. 1 FS Dgl LGS ! Band 1 des Lehr- und Lernsystems „ Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler“ des Autors ! Mathematische Formelsammlung des Autors ! Differentialgleichung ! Lineares Gleichungssystem
VII Inhaltsverzeichnis A Funktionen und Kurven .................................................. 1 1 Ganzrationale Funktionen (Polynomfunktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Gebrochenrationale Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4 Exponential- und Logarithmusfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5 Hyperbel- und Areafunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 6 Funktionen und Kurven in Parameterdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 7 Funktionen und Kurven in Polarkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 B Differentialrechnung ......................................................... 57 1 Ableitungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Produktregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Quotientenregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Kettenregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Kombinationen mehrerer Ableitungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Logarithmische Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6 Implizite Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.7 Differenzieren in der Parameterform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8 Differenzieren in Polarkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 57 60 62 67 72 75 78 80 2 Anwendungen der Differentialrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Einfache Anwendungen in Physik und Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Tangente und Normale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Linearisierung einer Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Krümmung einer ebenen Kurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Relative Extremwerte, Wende- und Sattelpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Kurvendiskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Extremwertaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8 Tangentenverfahren von Newton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9 Grenzberechnung nach Bernoulli und de L’Hospital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 83 89 99 101 105 112 123 134 138
VIII Inhaltsverzeichnis C Integralrechnung ............................................................... 143 1 Integration durch Substitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 2 3 Partielle Integration (Produktintegration) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Integration einer echt gebrochenrationalen Funktion durch Partialbruchzerlegung des Integranden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 4 Numerische Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 5 Anwendungen der Integralrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 5.1 5.2 171 5.3 5.4 Flächeninhalt, Flächenschwerpunkt, Flächenträgheitsmomente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rotationskörper (Volumen, Mantelfläche, Massenträgheitsmoment, Schwerpunkt) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bogenlänge, lineare und quadratische Mittelwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arbeitsgrößen, Bewegungen (Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung) . . . . . . . . . . D Taylor- und Fourier-Reihen 159 177 187 194 ............................................ 199 Potenzreihenentwickungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 1.1 1.2 Mac Laurinsche und Taylor-Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 210 Fourier-Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 E Partielle Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 1 Partielle Ableitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 2 Differentiation nach einem Parameter (Kettenregel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 3 Implizite Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 4 Totales oder vollständiges Differential einer Funktion (mit einfachen Anwendungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Linearisierung einer Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Lineare Fehlerfortpflanzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Relative Extremwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Extremwertaufgaben mit und ohne Nebenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 269 273 278 282 1 2 5
Inhaltsverzeichnis F Mehrfachintegrale IX ............................................................. 289 Doppelintegrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 1.1 1.2 Doppelintegrale in kartesischen Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doppelintegrale in Polarkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 304 Dreifachintegrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 2.1 2.2 Dreifachintegrale in kartesischen Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dreifachintegrale in Zylinderkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 327 G Gewöhnliche Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 Differentialgleichungen 1. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Differentialgleichungen mit trennbaren Variablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Integration einer Differentialgleichung durch Substitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lineare Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exakte Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 352 361 367 379 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten . . . . . . . . . 387 2.1 2.2 Homogene lineare Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhomogene lineare Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 391 3 Integration von Differentialgleichungen 2. Ordnung durch Substitution . . . . . . . . . . . 410 4 Lineare Differentialgleichungen 3. und höherer Ordnung mit konstanten Koeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414 4.1 4.2 Homogene lineare Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhomogene lineare Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414 418 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation . . . . 424 5.1 5.2 Lineare Differentialgleichungen 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten . . . . . . . Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten . . . . . . . 425 431 H Komplexe Zahlen und Funktionen ................................ 436 Komplexe Rechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 1.1 Grundrechenarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 1.2 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442 1.3 Algebraische Gleichungen, Polynomnullstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 2.1 berlagerung von Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 2.2 Komplexe Widerstände und Leitwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457 2.3 Ortskurven, Netzwerkfunktionen, Widerstands- und Leitwertortskurven elektrischer Schaltkreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460 1 2 1 2 5 1 2
X Inhaltsverzeichnis I Vektorrechnung ................................................................. 467 1 Vektoroperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467 2 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479 J Lineare Algebra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503 1 Matrizen und Determinanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503 1.1 1.2 1.3 Rechenoperationen mit Matrizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Determinanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spezielle Matrizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503 511 525 2 Lineare Gleichungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545 3 Eigenwertprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 591 1 Wahrscheinlichkeit von Ereignissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 591 2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsvariablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 598 3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 3.1 3.2 3.3 Diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stetige Wahrscheinlichkeitsverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Approximationen diskreter Wahrscheinlichkeitsverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 614 618 4 Wahrscheinlichkeitsverteilungen von mehreren Zufallsvariablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 623 5 Häufigkeitsverteilungen und Kennwerte einer Stichprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 628 6 Parameterschätzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633 6.1 6.2 Punktschätzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Intervallschätzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633 637 7 Parametertests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644 8 Chi-Quadrat-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 652 9 Ausgleichskurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661
1 A Funktionen und Kurven 1 Ganzrationale Funktionen (Polynomfunktionen) Lehrbuch: Band 1, Kapitel III.5 Formelsammlung: Kapitel III.4 Zerlegen Sie die folgenden ganzrationalen Funktionen (Polynomfunktionen) in Linearfaktoren: a) y ¼  2 x 3 þ 20 x 2  24 x  144 A1 b) y ¼ 2 x 4 þ 12 x 3  44 x þ 30 c) y ¼ 3 x 5 þ 3 x 4  36 x 3  36 x 2 þ 81 x þ 81 d) y ¼ x 5 þ 4 x 4 þ 4 x 3  6 x 2  37 x  30 Lösungsweg: Durch Probieren eine Nullstelle bestimmen, dann das Polynom mit Hilfe des Horner-Schemas reduzieren. Das Verfahren so lange wiederholen, bis man auf eine quadratische Gleichung stößt, aus der man die restlichen Nullstellen erhält. Fehlen Potenzen (ist also das Polynom unvollständig), so sind im Horner-Schema die entsprechenden Koeffizienten gleich Null zu setzen. a) Eine Nullstelle liegt bei x 1 ¼  2; das Polynom ist vollständig: 2 x1 ¼  2 2 20  24  144 4  48 144 24  72 0 ) 1. reduziertes Polynom:  2 x 2 þ 24 x  72 Restliche Nullstellen:  2 x 2 þ 24 x  72 ¼ 0 j : ð 2Þ ) x 2  12 x þ 36 ¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi x 2=3 ¼ 6  36  36 ¼ 6  0 ¼ 6  0 ¼ 6 Nullstellen: x 1 ¼  2 ; x2 ¼ 6; ) x3 ¼ 6 Produktform (Zerlegung in Linearfaktoren): y ¼  2 ðx þ 2Þ ðx  6Þ ðx  6Þ ¼  2 ðx þ 2Þ ðx  6Þ 2 b) Eine Nullstelle liegt bei x 1 ¼ 1; das Polynom ist unvollständig (es fehlt das quadratische Glied): 2 x1 ¼ 1 2 12 0  44 30 2 14 14  30 14 14  30 0 ) 1. reduziertes Polynom: 2 x 3 þ 14 x 2 þ 14 x  30 Eine weitere Nullstelle liegt bei x 2 ¼ 1; das 1. reduzierte Polynom ist vollständig: 2 x2 ¼ 1 2 14 14  30 2 16 30 16 30 0 ) 2. reduziertes Polynom: 2 x 2 þ 16 x þ 30 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_1
2 A Funktionen und Kurven Restliche Nullstellen: 2 x 2 þ 16 x þ 30 ¼ 0 j : 2 ) x 2 þ 8 x þ 15 ¼ 0 ) pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x 3=4 ¼  4  16  15 ¼  4  1 ¼  4  1 ) x 3 ¼  3 ; Nullstellen: x 1 ¼ 1 ; x2 ¼ 1; x3 ¼ 3; x4 ¼ 5 x4 ¼ 5 Produktform (Zerlegung in Linearfaktoren): y ¼ 2 ðx  1Þ ðx  1Þ ðx þ 3Þ ðx þ 5Þ ¼ 2 ðx  1Þ 2 ðx þ 3Þ ðx þ 5Þ c) Eine Nullstelle liegt bei x 1 ¼  1; das Polynom ist vollständig: 3  36  36 81 81 3 0 36 0  81 0  36 0 81 0 3 x1 ¼ 1 3 ) 1. reduziertes Polynom: 3 x 4  36 x 2 þ 81 Die restlichen Nullstellen erhalten wir aus der biquadratischen Gleichung 3 x 4  36 x 2 þ 81 ¼ 0; die wir durch die Substitution u ¼ x 2 wie folgt lösen: 3 x 4  36 x 2 þ 81 ¼ 0 j : 3 ) x 4  12 x 2 þ 27 ¼ 0 ) u 2  12 u þ 27 ¼ 0 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi u 1=2 ¼ 6  36  27 ¼ 6  9 ¼ 6  3 ) u 1 ¼ 9 ; u 2 ¼ 3 pffiffiffi Rücksubstitution: x 2 ¼ u 1 ¼ 9 ) x 2=3 ¼  3 ; x 2 ¼ u 2 ¼ 3 ) x 4=5 ¼  3 pffiffiffi pffiffiffi Nullstellen: x 1 ¼  1 ; x 2 ¼ 3 ; x 3 ¼  3 ; x 4 ¼ 3 ; x 5 ¼  3 pffiffiffi pffiffiffi Produktform (Zerlegung in Linearfaktoren): y ¼ 3 ðx þ 1Þ ðx  3Þ ðx þ 3Þ ðx  3Þ ðx þ 3Þ d) Eine Nullstelle liegt bei x 1 ¼  1 ; das Polynom ist vollständig: 4 4 6  37  30 1 3 1 7 30 3 1 7  30 0 1 x1 ¼ 1 1 ) 1. reduziertes Polynom: x 4 þ 3 x 3 þ x 2  7 x  30 Eine weitere Nullstelle liegt bei x 2 ¼ 2 ; das 1. reduzierte Polynom ist vollständig: 1 x2 ¼ 2 1 3 1 7  30 2 10 22 30 5 11 15 0 ) 2. reduziertes Polynom: x 3 þ 5 x 2 þ 11 x þ 15 Eine weitere Nullstelle liegt bei x 3 ¼  3 ; das 2. reduzierte Polynom ist vollständig: 1 x3 ¼ 3 1 5 11 15 3 6  15 2 5 0 ) 3. reduziertes Polynom: x 2 þ 2 x þ 5 Es gibt keine weiteren Nullstellen, da die Gleichung x 2 þ 2 x þ 5 ¼ 0 keine reellen Lösungen hat (die Parabel y ¼ x 2 þ 2 x þ 5 liegt oberhalb der x-Achse). Der quadratische Faktor x 2 þ 2 x þ 5 lässt sich daher nicht weiter zerlegen. Produktform (Zerlegung in Linearfaktoren): y ¼ ðx þ 1Þ ðx  2Þ ðx þ 3Þ ðx 2 þ 2 x þ 5Þ
1 Ganzrationale Funktionen (Polynomfunktionen) 3 y 36 3 Wie lautet die Gleichung der in Bild A-1 skizzierten Polynomfunktion 3. Grades? A2 x2 –3 x – 72 Bild A-1 A Bei x 1 ¼  3 liegt eine doppelte Nullstelle (relatives Minimum, Berührungspunkt), eine weitere einfache Nullstelle gibt es bei x 2 (noch unbekannt, 0 < x 2 < 3). Wir verwenden den Produktansatz (Zerlegung in Linearfaktoren) y ¼ a ðx þ 3Þ 2 ðx  x 2 Þ ðmit a 6¼ 0Þ und bestimmen die noch unbekannten Konstanten a und x 2 aus der Schnittstelle der Kurve mit der y-Achse und dem Kurvenpunkt A wie folgt: y ðx ¼ 0Þ ¼ 36 ) a ð3Þ 2 ð x 2 Þ ¼  9 a x 2 ¼ 36 j : ð  9Þ ) ðIÞ A ¼ ð3 ;  72Þ ) a ð3 þ 3Þ 2 ð3  x 2 Þ ¼ 36 a ð3  x 2 Þ ¼  72 j : 36 ax2 ¼ 4 ) ðIIÞ a ð3  x 2 Þ ¼  2 Gleichung (I) in Gleichung (II) einsetzen: ðIIÞ ) a ð3  x 2 Þ ¼ 3 a  a x 2 ¼ 3 a þ 4 ¼  2 |{z} 4 ðIÞ ) ax2 ¼ 4 Ergebnis: ) 2x2 ¼ 4 ) ) 3a ¼ 6 ) a ¼ 2 x2 ¼ 2 y ¼  2 ðx þ 3Þ 2 ðx  2Þ ¼  2 ðx 2 þ 6 x þ 9Þ ðx  2Þ ¼ ¼  2 ðx 3 þ 6 x 2 þ 9 x  2 x 2  12 x  18Þ ¼  2 ðx 3 þ 4 x 2  3 x  18Þ y ¼ 2 x 3 þ 12 x 2 þ 19 x þ 9 A3 a) Zeigen Sie mit Hilfe einer Koordinatentransformation, dass diese ganzrationale Funktion bezüglich des Kurvenpunktes A ¼ ð 2 ; 3Þ punktsymmetrisch verläuft. b) Wo liegen die Nullstellen? Wie lautet die Produktdarstellung der Funktion? a) Wir führen eine Parallelverschiebung des x; y-Koordinatensystems durch, wählen dabei den Punkt A als Nullpunkt des neuen u; vKoordinatensystems. Die Transformationsgleichungen können wir aus Bild A-2 ablesen: y v P v u ¼ x þ 2; v ¼ y3 u u bzw. x ¼ u  2; 3 A y 3 y ¼ vþ3 –2 Bild A-2 0 2 x x
4 A Funktionen und Kurven Gleichung der Polynomfunktion im neuen u; v-System ðx durch u  2 ; y durch v þ 3 ersetzenÞ: y ¼ 2 x 3 þ 12 x 2 þ 19 x þ 9 ) v þ 3 ¼ 2 ðu  2Þ 3 þ 12 ðu  2Þ 2 þ 19 ðu  2Þ þ 9 ¼ ¼ 2 ðu 3  6 u 2 þ 12 u  8Þ þ 12 ðu 2  4 u þ 4Þ þ 19 u  38 þ 9 ¼ ¼ 2 u 3  12 u 2 þ 24 u  16 þ 12 u 2  48 u þ 48 þ 19 u  29 ¼ 2 u 3  5 u þ 3 v ¼ f ðuÞ ¼ 2 u 3  5 u Ergebnis: Diese Funktion enthält nur ungerade Potenzen (ungerade Funktion) und verläuft somit punktsymmetrisch: f ð uÞ ¼ 2 ð uÞ 3  5 ð uÞ ¼  2 u 3 þ 5 u ¼  ð2 u 3  5 uÞ ¼  f ðuÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} f ðuÞ b) Durch Probieren finden wir eine Nullstelle bei x 1 ¼  1 : Mit dem Horner-Schema erhalten wir das 1. reduzierte Polynom und daraus die restlichen Nullstellen: 2 x1 ¼ 1 12 19 9 2  10 9 10 9 0 2 ) 1. reduziertes Polynom: 2 x 2 þ 10 x þ 9 Restliche Nullstellen: 2 x 2 þ 10 x þ 9 ¼ 0 j : 2 ) x 2 þ 5 x þ 4;5 ¼ 0 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi x 2=3 ¼  2;5  6;25  4;5 ¼  2;5  1;75 ¼  2;5  1;3229 ) x 2 ¼  1;1771 ; Nullstellen: x1 ¼ 1; Produktdarstellung: x 2 ¼  1;1771 ; x 3 ¼  3;8229 x 3 ¼  3;8229 y ¼ 2 ðx þ 1Þ ðx þ 1;1771Þ ðx þ 3;8229Þ Die Flugbahn eines Geschosses laute wie folgt: A4 y ¼  1 ðx 2  100 x  416Þ 58 ðx; y in mÞ (Abschussort: x ¼ 0Þ. Bestimmen Sie Flugweite W und Steighöhe (maximale Höhe) H . Die Flugbahn ist eine nach unten geöffnete Parabel (Bild A-3). Wir berechnen zunächst die Nullstellen und den Scheitelpunkt S ¼ ðx 0 ; y 0 Þ der Parabel und daraus dann die gesuchten Größen. Nullstellen: x 1=2 y ¼ 0 ) x 2  100 x  416 ¼ 0 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 50  2500 þ 416 ¼ 50  2916 ¼ 50  54 x1 ¼ 4; S y Flugbahn H y0 x 2 ¼ 104 Abschussort Flugweite: W ¼ x 2 ¼ 104 ðin mÞ x1 Die Steighöhe H ist die Ordinate y 0 des Scheitelpunktes S, der genau in der Mitte zwischen den beiden Nullstellen liegt: x0 ¼ x1 þ x2  4 þ 104 ¼ ¼ 50 2 2 H ¼ y 0 ¼ y ðx 0 ¼ 50Þ ¼  x0 W Bild A-3 ðin mÞ 1 ð50 2  100  50  416Þ ¼ 50;28 58 ðin mÞ x2 x
1 Ganzrationale Funktionen (Polynomfunktionen) 5 Welche zur y-Achse spiegelsymmetrische Polynomfunktion 6. Grades besitzt bei x 1 ¼  2 ; x 2 ¼ 3 und A5 x 3 ¼ 5 jeweils (einfache) Nullstellen und schneidet die y-Achse an der Stelle y ð0Þ ¼ 450? Wegen der Spiegelsymmetrie können nur gerade Potenzen auftreten, die gesuchte Funktion hat also die Form y ¼ ax6 þ bx4 þ cx2 þ d Zu jedem Kurvenpunkt gibt es ein Spiegelbild. Dies gilt auch für die Nullstellen, d. h. es gibt weitere Nullstellen bei x 4 ¼ 2, x 5 ¼  3 und x 6 ¼  5. Damit kennen wir sämtliche Nullstellen der noch unbekannten Polynomfunktion 6. Grades. Sie lauten also (in neuer paarweiser Nummerierung): x 1=2 ¼  2 ; x 3=4 ¼  3 ; x 5=6 ¼  5 Als Lösungsansatz für die Funktionsgleichung verwenden wir jetzt zweckmäßigerweise den Produktansatz (mit a 6¼ 0Þ: y ¼ a ðx  2Þ ðx þ 2Þ ðx  3Þ ðx þ 3Þ ðx  5Þ ðx þ 5Þ ¼ a ðx 2  4Þ ðx 2  9Þ ðx 2  25Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} x2  9 x 2  25 x2  4 Die durch Klammern gekennzeichneten Produkte wurden nach dem 3. Binom berechnet. Die Berechnung von a erfolgt aus der Schnittstelle mit der y-Achse: y ð0Þ ¼ 450 Ergebnis: ) a ð 4Þ ð 9Þ ð 25Þ ¼  900 a ¼ 450 ) a ¼  0;5 y ¼  0;5 ðx 2  4Þ ðx 2  9Þ ðx 2  25Þ ¼  0;5 ðx 4  4 x 2  9 x 2 þ 36Þ ðx 2  25Þ ¼ ¼  0;5 ðx 4  13 x 2 þ 36Þ ðx 2  25Þ ¼  0;5 ðx 6  13 x 4 þ 36 x 2  25 x 4 þ 325 x 2  900Þ ¼ ¼  0;5 ðx 6  38 x 4 þ 361 x 2  900Þ ¼  0;5 x 6 þ 19 x 4  180;5 x 2 þ 450 Kennlinie einer Glühlampe Eine Glühlampe stellt einen nichtlinearen elektrischen Widerstand dar. Aus einer Messung sind die folgenden Strom-Spannungs-Wertepaare bekannt ( I : Stromstärke in Ampere; U : Spannung in Volt): A6 I /A 0 0,1 0,2 0,5 U /V 0 21,0 48,0 225,0 a) Bestimmen Sie aus diesen Messwerten ein Näherungspolynom 3. Grades für die unbekannte Kennlinie U ¼ f ðIÞ der Glühlampe. b) Welcher Spannungsabfall ist bei einer Stromstärke von I ¼ 0;3 A zu erwarten? Anleitung: Verwenden Sie die Interpolationsformel von Newton (! Band 1: Kap. III.5.6 und FS: Kap. III.4.7.3) a) Interpolationsformel von Newton: U ¼ f ðIÞ ¼ a 0 þ a 1 ðI  I 0 Þ þ a 2 ðI  I 0 Þ ðI  I 1 Þ þ a 3 ðI  I 0 Þ ðI  I 1 Þ ðI  I 2 Þ ¼ ¼ a 0 þ a 1 ðI  0Þ þ a 2 ðI  0Þ ðI  0;1Þ þ a 3 ðI  0Þ ðI  0;1Þ ðI  0;2Þ ¼ ¼ a 0 þ a 1 I þ a 2 I ðI  0;1Þ þ a 3 I ðI  0;1Þ ðI  0;2Þ
6 A Funktionen und Kurven Berechnung der Koeffizienten a 0 ; a 1 ; a 2 und a 3 aus dem folgenden Steigungs- oder Differenzenschema: k Ik Uk a0 0 0 0 1 0,1 21 2 0,2 48 3 0,5 225 a1 a2 210 300 270 800 590 Somit: a3 1000 a0 ¼ 0; a 1 ¼ 210 ; a 2 ¼ 300 ; a 3 ¼ 1000 Näherungspolynom 3. Grades für die unbekannte Kennlinie U ¼ f ðIÞ: U ¼ f ðIÞ ¼ 0 þ 210 I þ 300 I ðI  0;1Þ þ 1000 I ðI  0;1Þ ðI  0;2Þ ¼ ¼ 210 I þ 300 I 2  30 I þ 1000 I ðI 2  0;1 I  0;2 I þ 0;02Þ ¼ ¼ 180 I þ 300 I 2 þ 1000 I ðI 2  0;3 I þ 0;02Þ ¼ ¼ 180 I þ 300 I 2 þ 1000 I 3  300 I 2 þ 20 I ¼ 200 I þ 1000 I 3 Unter Berücksichtigung der Einheiten: U ¼ f ðIÞ ¼ 200 U /V V V  I þ 1000 3  I 3 A A ðsiehe Bild A-4Þ 250 200 Anmerkung: Es ist kein Zufall, dass der Zusammenhang zwischen Spannung und Stromstärke punktsymmetrisch ist (nur ungerade Potenzen). Denn: Bei einer nderung der Stromrichtung ändert sich lediglich die Richtung der abfallenden Spannung! b) U ¼ f ðI ¼ 0;3 AÞ ¼ 200 150 100 50 V V  0;3 A þ 1000 3  ð0;3 AÞ 3 ¼ A A 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 ¼ 60 V þ 27 V ¼ 87 V I /A Bild A-4 Biegelinie eines Trägers q = const. Ein im Punkt A eingespannter Träger mit einem zusätzlichen Gelenklager (Punkt B) wird durch eine konstante Streckenlast q belastet (Bild A-5). Die B A Träger Biegelinie lässt sich dabei durch die folgende Polynom- x Biegelinie funktion 4. Grades beschreiben (y ist die Durchbiegung A7 an der Stelle x): "  2  3 # ql3 x x y ðxÞ ¼ þ2 x 13 48 E I l l y l Bild A-5 (0  x  l; l : Länge des Trägers; E I > 0: Biegesteifigkeit) An welchen Stellen des Trägers findet keine Durchbiegung statt, wo ist die größte Durchbiegung? Skizzieren Sie den Verlauf der Biegelinie (Wertetabelle erstellen). Hinweis: Die Stelle der größten Durchbiegung lässt sich exakt nur mit Hilfe der Differentialrechnung bestimmen.
1 Ganzrationale Funktionen (Polynomfunktionen) 7 Zur Vereinfachung führen wir eine neue Variable u ¼ x = l mit 0  u  1 ein. Die Gleichung der Biegelinie lautet dann (wir erweitern zunächst den Faktor vor der Klammer mit l ): "  2  3 #  "  2  3 # ql3 x x ql4 x x x y ðxÞ ¼ ¼ ) þ2 þ2 x 13  13 48 E I 48 E I l l l l l y ðuÞ ¼ K  u ð1  3 u 2 þ 2 u 3 Þ ¼ K  u ð2 u 3  3 u 2 þ 1Þ mit K ¼ ql4 > 0 48 E I und 0  u  1 Berechnung der Nullstellen im Intervall 0  u  1 Aus physikalischen Gründen ist einleuchtend, dass in den Randpunkten A und B keine Durchbiegung stattfinden kann. Somit sind u 1 ¼ 0 und u 2 ¼ 1 Nullstellen der Biegelinie. Sämtliche Nullstellen erhält man aus der Gleichung y ðuÞ ¼ 0 , d. h. u ¼ 0 ) u1 ¼ 0 K  u ð2 u 3  3 u 2 þ 1Þ ¼ 0 2u3  3u2 þ 1 ¼ 0 u 1 ¼ 0 ist dabei die (bereits bekannte) Lösung der linearen Gleichung u ¼ 0 , u 2 ¼ 1 eine Lösung der kubischen Gleichung 2 u 3  3 u 2 þ 1 ¼ 0 (ebenfalls schon bekannt). Die restlichen Lösungen der kubischen Gleichung erhalten wir mit Hilfe des Horner-Schemas durch Reduzierung des Polynoms 2 u 3  3 u 2 þ 1 (Abspaltung des Linearfaktors u  1; das Polynom ist unvollständig, das lineare Glied fehlt): 2 u2 ¼ 1 2 3 0 1 2 1 1 1 1 0 ) 1. reduziertes Polynom: 2 u 2  u  1 2 u 2  u  1 ¼ 0 j : 2 ) u 2  0;5 u  0;5 ¼ 0 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0;25  0;0625 þ 0;5 ¼ 0;25  0;5625 ¼ 0;25  0;75 ) u 3 ¼ 1 ; Restliche Nullstellen: u 3=4 u 4 ¼  0;5 Am Ort der Einspannung (Punkt A) liegt somit eine doppelte Nullstelle ðu 2=3 ¼ 1Þ, der Wert u 4 ¼  0;5 dagegen hat keine physikalische Bedeutung (er liegt außerhalb des Trägers). Zwischen den Randpunkten A und B des Trägers gibt es keine weiteren Stellen ohne Durchbiegung. Ort der maximalen Durchbiegung Eine exakte Berechnung dieser Stelle ist nur mit Hilfe der Differentialrechnung über die 1. und 2. Ableitung der Biegelinie möglich: y ¼ K ð2 u 4  3 u 3 þ uÞ ) y 0 ¼ K ð8 u 3  9 u 2 þ 1Þ ; y 00 ¼ K ð24 u 2  18 uÞ Aus der notwendigen Bedingung y 0 ¼ 0 erhalten wir eine kubische Gleichung, von der wir bereits eine Lösung kennen (nämlich u 1 ¼ 1 ; an dieser Stelle besitzt die Biegelinie bekanntlich eine doppelte Nullstelle!): y0 ¼ 0 ) K ð8 u 3  9 u 2 þ 1Þ ¼ 0 j : K ) 8u3  9u2 þ 1 ¼ 0 Die restlichen Lösungen dieser Gleichung bestimmen wir mit Hilfe des Horner-Schemas (Abspalten des Linearfaktors u  1; das Polynom ist unvollständig, das lineare Glied fehlt): 8 u1 ¼ 1 8 0 1 8 1 1 1 1 0 ) 1. reduziertes Polynom: 8 u 2  u  1 1 1 u ¼ 0 ) 8 8 rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi 1 1 1 1 1 þ 32 1 33 1  33 1  5;7446  ¼   ¼ ¼ ¼ ¼ þ 2 2 2 16 16 8 16 16 16 16 16 16 Restliche Nullstellen: u 2=3 9 u 2 ¼ 0;4215 ; 8u2  u  1 ¼ 0 j : 8 u 3 ¼  0;2965 < 0 ) u2  ) (ohne physikalische Bedeutung, liegt außerhalb des Definitionsbereichs)
8 A Funktionen und Kurven Umformungen: Brüche des Radikanden gleichnamig machen (Hauptnenner: 16 2 ), den 2. Bruch also mit 2  16 ¼ 32 erweitern, dann Teilwurzeln ziehen. Wegen y 00 ðu 2 ¼ 0;4215Þ ¼ K  ð 3;3231Þ ¼  3;3231 K < 0 liegt ein Maximum vor. Die größte Durchbiegung findet daher an der Stelle u 2 ¼ 0;4215 und somit x 2 ¼ 0;4215 l statt. Sie hat den Wert y ðu 2 ¼ 0;4215Þ ¼ 0;2600 K. An der Stelle u 1 ¼ 1 (Punkt A) liegt ein Minimum (keine Durchbiegung). Der Kurvenverlauf (ermittelt mit Hilfe der folgenden Wertetabelle) bestätigt diese Ergebnisse (Bild A-6). Wertetabelle (ohne den Faktor K > 0Þ: u 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 y 0 0,097 0,179 0,235 0,259 0,25 0,211 0,151 0,083 0,025 0 0,4215 1 u 0,5 Bild A-6 Biegelinie y 2 Gebrochenrationale Funktionen Lehrbuch: Band 1, Kapitel III.6 Formelsammlung: Kapitel III.5 y ¼ A8 ðx  1Þ ðx þ 5Þ ðx þ 1Þ 2 ðx  3Þ Bestimmen Sie folgende Eigenschaften: Definitionslücken, Nullstellen, Pole, Asymptoten, Schnittpunkt mit der y-Achse. Skizzieren Sie den Kurvenverlauf. Definitionslücken: Nullstellen: Pole: Nenner ¼ 0 Zähler ¼ 0 , Nenner ¼ 0 , ) ðx þ 1Þ 2 ðx  3Þ ¼ 0 Nenner 6¼ 0 Zähler 6¼ 0 ) ) ðx  1Þ ðx þ 5Þ ¼ 0 ) ðx þ 1Þ 2 ðx  3Þ ¼ 0 ) x ¼ 1; ) x ¼ 3 x1 ¼ 1; x 3=4 ¼  1 ; x2 ¼ 5 x5 ¼ 3 Bei  1 liegt ein Pol ohne Vorzeichenwechsel (doppelte Nennernullstelle), bei 3 ein solcher mit Vorzeichenwechsel (einfache Nennernullstelle). Polgeraden (senkrechte Asymptoten): x ¼ 1; x ¼ 3 Verhalten der Funktion im „Unendlichen“ Die Funktion ist echt gebrochen (Zähler: quadratisch, Nenner: kubisch), sie nähert sich daher für x !  1 asymptotisch der x-Achse ðy ¼ 0Þ. Asymptote im „Unendlichen“: y ¼ 0
2 Gebrochenrationale Funktionen y ð0Þ ¼ Schnittpunkt mit der y-Achse: Kurvenverlauf: 9 ð1Þ ð5Þ 5 ¼ 3 ð1Þ 2 ð 3Þ siehe Bild A-7 Die Kurve nähert sich für x !  1 von unten der x-Achse, links von der Nullstelle x 2 ¼  5 besitzt sie daher noch ein relatives Minimum (die genaue Lage lässt sich nur mit Hilfe der Differentialrechnung bestimmen). y 2 5/3 1 Bild A-7 –8 –6 –4 –2 1 2 4 x x=3 –1 x = –1 6 –2 Diskutieren Sie den Verlauf der gebrochenrationalen Funktion y ¼ A9 2 x 4  2 x 3  20 x 2 þ 8 x þ 48 x3 þ x2  4x  4 (Definitionslücken, Nullstellen, Pole, Asymptoten, Schnittpunkt mit der y-Achse). Gibt es hebbare Definitionslücken? Wie lautet gegebenenfalls die „erweiterte“ Funktion? Skizzieren Sie den Kurvenverlauf. Sinnvoller Weise zerlegen wir zunächst Zähler und Nenner in Linearfaktoren. Zähler: Z ðxÞ ¼ 2 x 4  2 x 3  20 x 2 þ 8 x þ 48 ¼ 0 Durch Probieren findet man die Lösung x 1 ¼ 2, mit dem Horner-Schema wird dann reduziert: 2 2  20 8 48 4 4  32  48 2  16  24 0 x1 ¼ 2 2 ) 1. reduziertes Polynom: 2 x 3 þ 2 x 2  16 x  24 Eine weitere Nullstelle liegt bei x 2 ¼ 3: 2 x2 ¼ 3 2 2  16  24 6 24 24 8 8 0 Restliche Zählernullstellen: Zähler: ) 2. reduziertes Polynom: 2 x 2 þ 8 x þ 8 2x2 þ 8x þ 8 ¼ 0 j : 2 ) x 2 þ 4 x þ 4 ¼ ðx þ 2Þ 2 ¼ 0 Z ðxÞ ¼ 2 x 4  2 x 3  20 x 2 þ 8 x þ 48 ¼ 2 ðx  2Þ ðx  3Þ ðx þ 2Þ 2 ) x 3=4 ¼  2
10 A Funktionen und Kurven N ðxÞ ¼ x 3 þ x 2  4 x  4 ¼ 0 Nenner: Durch Probieren erhält man die Lösung x 1 ¼  1, mit dem Horner-Schema wird reduziert: 1 4 4 1 0 4 0 4 0 1 x1 ¼ 1 1 x2  4 ¼ 0 Restliche Nennernullstellen: Nenner: ) ) 1. reduziertes Polynom: x 2  4 x2 ¼ 4 ) x 2=3 ¼  2 N ðxÞ ¼ x 3 þ x 2  4 x  4 ¼ ðx þ 1Þ ðx  2Þ ðx þ 2Þ Die (unecht) gebrochenrationale Funktion lässt sich damit auch wie folgt darstellen: y ¼ 2 x 4  2 x 3  20 x 2 þ 8 x þ 48 2 ðx  2Þ ðx  3Þ ðx þ 2Þ 2 ¼ 3 2 ðx þ 1Þ ðx  2Þ ðx þ 2Þ x þ x  4x  4 ðx 6¼  1; 2;  2Þ Es gibt drei Definitionslücken bei  1, 2 und  2 (dort wird der Nenner jeweils gleich Null). Zähler und Nenner haben bei x ¼ 2 und x ¼  2 gemeinsame Nullstellen, diese Definitionslücken sind jedoch beide behebbar, da die jeweiligen Grenzwerte vorhanden sind: lim 2 ðx  2Þ ðx  3Þ ðx þ 2Þ 2 2 ðx  3Þ ðx þ 2Þ 2 2 ð 1Þ ð4Þ 2 8 ¼ lim ¼ ¼  3 ðx þ 1Þ ðx  2Þ ðx þ 2Þ ðx þ 1Þ ðx þ 2Þ ð3Þ ð4Þ x!2 lim 2 ð x  2Þ ðx  3Þ ðx þ 2Þ ðx þ 2Þ 2 ðx  2Þ ðx  3Þ ðx þ 2Þ 2 ¼ lim ¼ ðx þ 1Þ ðx  2Þ ðx þ 2Þ ðx þ 1Þ ðx  2Þ ðx þ 2Þ x!2 x!2 x ! 2 ¼ lim x ! 2 2 ðx  2Þ ðx  3Þ ðx þ 2Þ 2 ð 4Þ ð 5Þ ð0Þ ¼ ¼ 0 ðx þ 1Þ ðx  2Þ ð 1Þ ð 4Þ „Erweiterte“ Funktion und ihre Eigenschaften Die „erweiterte“ Funktion y * erhalten wir durch Kürzen der gemeinsamen Faktoren: y ¼ 2 ðx  2Þ ðx  3Þ ðx þ 2Þ ðx þ 2Þ 2 ðx  3Þ ðx þ 2Þ ! y* ¼ x þ1 ðx þ 1Þ ðx  2Þ ðx þ 2Þ ðx 6¼  1Þ Wir bestimmen zunächst die Eigenschaften dieser Funktion. Definitionsbereich: Nullstellen: Pole: x 6¼  1 2 ðx  3Þ ðx þ 2Þ ¼ 0 x þ1 ¼ 0 ) x3 ¼ 1 Polgerade (senkrechte Asymptote): ) x1 ¼ 3; x2 ¼ 2 (Pol mit Vorzeichenwechsel) x ¼ 1 Verhalten im „Unendlichen“ Die Funktion ist unecht gebrochenrational (Grad des Zählers > Grad des Nenners). Wir zerlegen sie durch Polynomdivision wie folgt: y* ¼ y* ¼ 2 ðx  3Þ ðx þ 2Þ 2 ðx 2  3 x þ 2 x  6Þ 2 ðx 2  x  6Þ 2 x 2  2 x  12 ¼ ¼ ¼ x þ1 x þ1 x þ1 x þ1 ð2 x 2  2 x   ð2 x 2 þ 2 xÞ  4x   ð 4 x   12Þ : ðx þ 1Þ ¼ 2 x  4  12 4Þ 8 8 x þ1 |fflffl{zfflffl} echt gebrochen
2 Gebrochenrationale Funktionen 11 Für große x-Werte (d. h. für x !  1) wird der echt gebrochenrationale Anteil vernachlässigbar klein (er strebt gegen Null). Unsere Kurve nähert sich daher „im Unendlichen“ asymptotisch der Geraden y ¼ 2 x  4. y ¼ 2x  4 Asymptote im Unendlichen: Schnittpunkt mit der y-Achse: Kurvenverlauf: y ðx ¼ 0Þ ¼  12 siehe Bild A-8 y Gezeichnet ist die „erweiterte“ Funktion. Nimmt man die beiden dick gekennzeichneten Punkte heraus, so erhält man den Verlauf der Ausgangsfunktion (mit Definitionslücken bei  1,  2 und 2). 20 y = 2x – 4 10 1 –5 2 3 –2 – 10 x = –1 5 x – 12 – 20 Bild A-8 Bestimmen Sie den Verlauf der gebrochenrationalen Funktion A10 y ¼ 2 ðx 2  6 x þ 9Þ ðx þ 3Þ 2 ðx 6¼  3Þ aus den Null- und Polstellen, den Asymptoten und dem Schnittpunkt mit der y-Achse. Wir zerlegen zunächst den Zähler Z ðxÞ in Linearfaktoren: Z ðxÞ ¼ 2 ðx 2  6 x þ 9Þ ¼ 2 ðx  3Þ 2 . Somit gilt: y ¼ 2 ðx 2  6 x þ 9Þ 2 ðx  3Þ 2 ¼ ðx þ 3Þ 2 ðx þ 3Þ 2 ðx 6¼  3Þ Wir stellen fest: Zähler und Nenner haben keine gemeinsamen Nullstellen. Damit ergeben sich folgende Funktionseigenschaften: Nullstellen: Z ðxÞ ¼ 2 ðx  3Þ 2 ¼ 0 ) x 1=2 ¼ 3 (doppelte Nullstelle, d. h. Berührungspunkt und relativer Extremwert; hier ein Minimum) Pole: N ðxÞ ¼ ðx þ 3Þ 2 ¼ 0 ) Polgerade (senkrechte Asymptote): x 3=4 ¼  3 (Pol ohne Vorzeichenwechsel) x ¼ 3 Verhalten im „Unendlichen“ Die Funktion ist unecht gebrochenrational ðZ ðxÞ und N ðxÞ sind jeweils Polynome 2. Grades), wir müssen sie daher zunächst durch Polynomdivision zerlegen: y ¼ y ¼ 2 ðx  3Þ 2 2 ðx 2  6 x þ 9Þ 2 x 2  12 x þ 18 ¼ ¼ ðx þ 3Þ 2 x2 þ 6x þ 9 x2 þ 6x þ 9 24 x ð2 x 2  12 x þ 18Þ : ðx 2 þ 6 x þ 9Þ ¼ 2  2 x þ 6x þ 9  ð2 x 2 þ 12 x þ 18Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} echt gebrochen  24 x
12 A Funktionen und Kurven Im „Unendlichen“, d. h. für x !  1 verschwindet der echt gebrochenrationale Anteil und die Kurve nähert sich asymptotisch der Geraden y ¼ 2 (Parallele zur x-Achse). Asymptote im „Unendlichen“: Schnittpunkt mit der y-Achse: y ¼ 2 y y ðx ¼ 0Þ ¼ 2 Kurvenverlauf: siehe Bild A-9 20 10 x = –3 y=2 2 Bild A-9 – 15 – 10 –3 3 10 15 x Diskutieren Sie den Verlauf der gebrochenrationalen Funktion y ¼ A11 ðx þ 1Þ 2 ðx 2 þ x  2Þ x3 þ 5x2 þ 6x (Definitionslücken, Null- und Polstellen, Asymptoten, Schnittpunkt mit der y-Achse). Prüfen Sie, ob es hebbare Definitionslücken gibt und skizzieren Sie die Funktion bzw. die „erweiterte“ Funktion. Wir zerlegen zunächst Zähler Z ðxÞ und Nenner N ðxÞ in Linearfaktoren: Z ðxÞ ¼ ðx þ 1Þ 2 ðx 2 þ x  2Þ ¼ 0 Zähler: Faktor x 2 þ x  2 in Linearfaktoren zerlegen: x2 þ x  2 ¼ 0 x1 ¼ 1; ) x 1=2 ¼  0;5  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0;25 þ 2 ¼  0;5  2;25 ¼  0;5  1;5 ) x2 ¼ 2 Z ðxÞ ¼ ðx þ 1Þ 2 ðx 2 þ x  2Þ ¼ ðx þ 1Þ 2 ðx  1Þ ðx þ 2Þ Nenner: N ðxÞ ¼ x 3 þ 5 x 2 þ 6 x ¼ 0 x2 þ 5x þ 6 ¼ 0 x2 ¼ 2; ) x 2=3 ) x ðx 2 þ 5 x þ 6Þ ¼ 0 x ¼ 0 ) x1 ¼ 0 x2 þ 5x þ 6 ¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼  2;5  6;25  6 ¼  2;5  0;25 ¼  2;5  0;5 ) x3 ¼ 3 N ðxÞ ¼ x 3 þ 5 x 2 þ 6 x ¼ ðx  0Þ ðx þ 2Þ ðx þ 3Þ ¼ x ðx þ 2Þ ðx þ 3Þ Somit gilt: y ¼ ðx þ 1Þ 2 ðx 2 þ x  2Þ ðx þ 1Þ 2 ðx  1Þ ðx þ 2Þ ¼ 3 2 x þ 5x þ 6x x ðx þ 2Þ ðx þ 3Þ Definitionslücken liegen bei 0,  2 und  3. Da Zähler und Nenner an der Stelle x ¼  2 eine gemeinsame einfache Nullstelle haben, ist der Grenzwert an dieser Stelle jedoch vorhanden: lim x ! 2 ðx þ 1Þ 2 ðx  1Þ ðx þ 2Þ ðx þ 1Þ 2 ðx  1Þ ð 1Þ 2 ð 3Þ 3 ¼ lim ¼ ¼ x ðx þ 2Þ ðx þ 3Þ x ðx þ 3Þ  2 ð1Þ 2 x ! 2
2 Gebrochenrationale Funktionen 13 Die Definitionslücke bei x ¼  2 lässt sich daher beheben, in dem wir nachträglich diesen Grenzwert zum Funktionswert an der Stelle x ¼  2 erklären. Wir erhalten dann die „erweiterte“ Funktion y* ¼ ðx þ 1Þ 2 ðx  1Þ x ðx þ 3Þ ðx 6¼ 0 ;  3Þ (sie entsteht aus der Ausgangsfunktion durch Kürzen des gemeinsamen Faktors x þ 2). Diese Funktion besitzt nur noch zwei Definitionslücken bei 0 und  3. Wir ermitteln nun die Eigenschaften der „erweiterten“ Funktion y * . Definitionslücken: Nullstellen: x ¼ 0; x ¼ 3 Z ðxÞ ¼ ðx þ 1Þ 2 ðx  1Þ ¼ 0 ) x 1=2 ¼  1 ; x3 ¼ 1 Die doppelte Nullstelle x 1=2 ¼  1 ist zugleich ein Berührungspunkt mit der x-Achse und somit ein relativer Extremwert (hier ein relatives Minimum). Pole: N ðxÞ ¼ x ðx þ 3Þ ¼ 0 ) Polgeraden (senkrechte Asymptoten): x4 ¼ 0; x ¼ 0 x 5 ¼  3 (bei Pole mit Vorzeichenwechsel) ðy-AchseÞ ; x ¼ 3 Verhalten im „Unendlichen“ Die Funktion ist unecht gebrochenrational (Grad des Zählers > Grad des Nenners), wir zerlegen sie daher zunächst mit Hilfe der Polynomdivision in einen ganzrationalen und einen echt gebrochenrationalen Anteil: y* ¼ y* ¼ ðx þ 1Þ 2 ðx  1Þ ðx 2 þ 2 x þ 1Þ ðx  1Þ x3 þ 2x2 þ x  x2  2x  1 x3 þ x2  x  1 ¼ ¼ ¼ 2 2 x ðx þ 3Þ x þ 3x x þ 3x x2 þ 3x 5x  1 ðx 3 þ x 2  x  1Þ : ðx 2 þ 3 xÞ ¼ x  2 þ 2 x þ 3x  ðx 3 þ 3 x 2 Þ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl}  2x2  x  1 echt gebrochen  ð 2 x 2  6 xÞ 5x  1 Für x !  1 verschwindet der echt gebrochenrationale Anteil, die Kurve nähert sich dann asymptotisch der Geraden y ¼ x  2. Asymptote im „Unendlichen“: y ¼ x 2 Schnittpunkt mit der y-Achse: nicht vorhanden (Polstelle bei x ¼ 0Þ Funktionsverlauf: siehe Bild A-10 y Gezeichnet wurde die „erweiterte“ Funktion y * . Die Ausgangsfunktion y hat an der fett gezeichneten Stelle ðx ¼  2Þ eine weitere Definitionslücke, ansonsten aber den gleichen Verlauf wie die „erweiterte“ Funktion. 10 5 –8 –6 –4 –2 –1 2 –5 y=x–2 x = –3 – 10 Bild A-10 4 x
14 A Funktionen und Kurven Eine gebrochenrationale Funktion besitzt an den Stellen x 1 ¼  2 und x 2 ¼ 5 einfache Nullstellen A12 und bei x 3 ¼ 0 und x 4 ¼ 6 Pole 1. Ordnung. Für große x-Werte, d. h. für x !  1 nähert sie sich asymptotisch der Geraden y ¼  2. Durch welche Gleichung lässt sich diese Funktion beschreiben? Skizzieren Sie den Kurvenverlauf. Die Nullstellen der gesuchten Funktion sind die Nullstellen des Zählerpolynoms Z ðxÞ, die Pole die Nullstellen des Nennerpolynoms N ðxÞ (gemeinsame Nullstellen gibt es nicht). Wir wählen daher für Zähler und Nenner den Produktansatz: y ¼ Z ðxÞ a ðx þ 2Þ ðx  5Þ a ðx þ 2Þ ðx  5Þ ¼ ¼ N ðxÞ ðx  0Þ ðx  6Þ x ðx  6Þ ðx 6¼ 0 ; 6Þ Die Asymptote im „Unendlichen“, deren Gleichung bekannt ist ðy ¼  2Þ, erhält man durch Polynomdivision. Sie entspricht dabei dem ganzrationalen Anteil, der bei dieser Division entsteht: y ¼ a ðx þ 2Þ ðx  5Þ a ðx 2 þ 2 x  5 x  10Þ x 2  3 x  10 ¼ ¼ a 2 x ðx  6Þ x  6x x2  6x Polynomdivision (der Faktor a 6¼ 0 wird zunächst weggelassen): 3 x  10 ðx 2  3 x  10Þ : ðx 2  6 xÞ ¼ 1 þ 2 x  6x  ðx 2  6 xÞ 3 x  10 Damit erhalten wir die folgende Zerlegung:   x 2  3 x  10 3 x  10 ¼ a 1 þ y ¼ a x2  6x x2  6x |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} echt gebrochen Im „Unendlichen“ verschwindet der echt gebrochenrationale Anteil und die Funktion nähert sich asymptotisch der Geraden y ¼ a (Parallele zur x-Achse). Sie ist identisch mit der Geraden y ¼  2, woraus folgt: a ¼  2. Die gesuchte Funktionsgleichung lautet somit: y ¼  2 ðx þ 2Þ ðx  5Þ  2 ðx 2  3 x  10Þ ¼ x ðx  6Þ x2  6x ðx 6¼ 0 ; 6Þ Kurvenverlauf: siehe Bild A-11 y 6 x=6 4 x=0 2 –6 10/3 –4 –2 2 –2 y = –2 –4 –6 4 Bild A-11 5 6 8 10 x
2 Gebrochenrationale Funktionen 15 Eine echt gebrochenrationale Funktion besitze folgende Eigenschaften: Doppelte Nullstelle bei x 1=2 ¼ 2 ; Einfache Polstellen bei x 3 ¼  4; x 4 ¼ 0 und x 5 ¼ 10 ; A13 Punkt P ¼ ð1; 0;2Þ liegt auf der Kurve; Nennerpolynom vom Grade 3. a) Wie lautet die Funktionsgleichung? b) Skizzieren Sie den Kurvenverlauf. a) Die Nullstellen der gesuchten Funktion sind die Nullstellen des Zählerpolynoms, die Polstellen dagegen die Nullstellen des Nennerpolynoms. Die Linearfaktorenzerlegung von Zähler und Nenner ist somit (bis auf einen noch unbekannten Faktor a 6¼ 0) bekannt. Wir wählen daher den folgenden Ansatz (Zähler und Nenner jeweils in der Produktform): y ¼ a ðx  2Þ ðx  2Þ ðx  2Þ 2 ¼ a x ðx þ 4Þ ðx  10Þ ðx þ 4Þ ðx  0Þ ðx  10Þ ðx 6¼  4 ; 0 ; 10Þ Die Konstante a bestimmen wir aus dem Kurvenpunkt P ¼ ð1 ; 0;2Þ: y ðx ¼ 1Þ ¼ 0;2 ) y ¼ 9  Funktionsgleichung: b) Nullstellen: Pole: ð 1Þ 2 ¼ 0;2 1 ð5Þ ð 9Þ a )  ðx  2Þ 2 x ðx þ 4Þ ðx  10Þ 1 a ¼ 0;2 45 ) a ¼ 9 ðx 6¼  4 ; 0 ; 10Þ x 1=2 ¼ 2 (Berührungspunkt und relativer Extremwert, hier ein Minimum) x3 ¼ 4; x4 ¼ 0; Asymptote im „Unendlichen“: x 5 ¼ 10 (alle mit Vorzeichenwechsel) y ¼ 0 (die Funktion ist echt gebrochenrational) Schnittpunkt mit der y-Achse: nicht vorhanden (Polstelle bei x ¼ 0Þ Kurvenverlauf: siehe Bild A-12 Es ist hier sinnvoll, einige Kurvenpunkte zu berechnen (insbesondere im Intervall  4 < x < 0 wissen wir wenig über den Verlauf der Kurve). Wertetabelle: x  10 8 5 3 2 1 1 5 8 9 11 15 20 y y 1;08 1;56 5;88  5;77 3  2;45 0;2 0;36 1;69 3;77  4;42  1;07  0;61 6 x = –4 x = 10 4 2 16 –8 –4 2 –2 –4 –6 Bild A-12 4 8 12 x
16 A Funktionen und Kurven Eine gebrochenrationale Funktion y ¼ Z ðxÞ = N ðxÞ schneide die y-Achse bei 3. Sämtliche Nullstellen des Zählerpolynoms Z ðxÞ und des Nennerpolynoms N ðxÞ sind bekannt: A14 Z ðxÞ : x1 ¼ 2; x2 ¼ 1; N ðxÞ : x 3=4 ¼ 1 ; x5 ¼ 4 a) Bestimmen Sie die Gleichung dieser Funktion und skizzieren Sie den Kurvenverlauf. b) Wie lautet die Partialbruchzerlegung der Funktion? a) Zähler und Nenner können in der Produktform angesetzt werden, da alle Nullstellen des Zähler- und Nennerpolynoms bekannt sind: y ¼ a ðx  2Þ ðx þ 1Þ a ðx  2Þ ðx þ 1Þ ¼ ðx  1Þ ðx  1Þ ðx  4Þ ðx  1Þ 2 ðx  4Þ ðx 6¼ 1 ; 4Þ Die Berechnung der Konstanten a 6¼ 0 erfolgt aus dem (bekannten) Schnittpunkt mit der y-Achse: y ðx ¼ 0Þ ¼ 3 ) Funktionsgleichung : a ð 2Þ ð1Þ 2a a ¼ ¼ 3 ¼ 2 ð 1Þ ð 4Þ 4 2 y ¼ 6 ðx  2Þ ðx þ 1Þ ðx  1Þ 2 ðx  4Þ ) a ¼ 6 ðx 6¼ 1 ; 4Þ Eigenschaften der Funktion Nullstellen: Pole: x1 ¼ 2; x2 ¼ 1 x 3=4 ¼ 1 (Pol ohne Vorzeichenwechsel); Polgeraden (senkrechte Asymptoten): Asymptote im „Unendlichen“: x ¼ 1; x 5 ¼ 4 (Pol mit Vorzeichenwechsel) x ¼ 4 y ¼ 0 (die Funktion ist echt gebrochenrational) Schnittpunkt mit der y-Achse: y ðx ¼ 0Þ ¼ 3 Kurvenverlauf: siehe Bild A-13 y Wertetabelle: x y  10 8 6 4 2 3 5 10  0;38  0;43  0;49  0;54  0;44 6 6;75 1;09 10 5 3 –6 –4 –2 –1 2 4 x=4 –5 x=1 – 10 Bild A-13 b) 1. Schritt: Berechnung der Nennernullstellen N ðxÞ ¼ ðx  1Þ 2 ðx  4Þ ¼ 0 ) x 1=2 ¼ 1 ; x3 ¼ 4 2. Schritt: Zuordnung der Partialbrüche x 1=2 ¼ 1 ðdoppelte NullstelleÞ ! A B þ x 1 ðx  1Þ 2 ¼ 4 ðeinfache NullstelleÞ ! C x 4 x3 6 ðbereits vorgegebenÞ 8 x
2 Gebrochenrationale Funktionen 17 3. Schritt: Partialbruchzerlegung (Ansatz) 6 ðx  2Þ ðx þ 1Þ A B C ¼ þ þ ðx  1Þ 2 ðx  4Þ x 1 ðx  1Þ 2 x 4 4. Schritt: Alle Brüche werden gleichnamig gemacht, d. h. auf den Hauptnenner ðx  1Þ 2 ðx  4Þ gebracht. Dazu müssen die Teilbrüche der rechten Seite der Reihe nach mit ðx  1Þ ðx  4Þ, ðx  4Þ bzw. ðx  1Þ 2 erweitert werden: 6 ðx  2Þ ðx þ 1Þ A ðx  1Þ ðx  4Þ þ B ðx  4Þ þ C ðx  1Þ 2 ¼ ðx  1Þ 2 ðx  4Þ ðx  1Þ 2 ðx  4Þ Da die Nenner beider Seiten übereinstimmen, gilt dies auch für die Zähler: 6 ðx  2Þ ðx þ 1Þ ¼ A ðx  1Þ ðx  4Þ þ B ðx  4Þ þ C ðx  1Þ 2 Um die drei Konstanten A; B und C zu bestimmen, benötigen wir drei Gleichungen. Diese erhalten wir durch Einsetzen der Werte x ¼ 1; x ¼ 4 (es sind die Nullstellen des Nenners) und x ¼ 0: x ¼ 1 6 ð  1Þ ð2Þ ¼  3 B x ¼ 4 6 ð2Þ ð5Þ ¼ 9 C x ¼ 0 6 ð 2Þ ð1Þ ¼ A ð 1Þ ð 4Þ  4 B þ C ) 4 A ¼  12 þ 16  Ergebnis: y ¼ )  3 B ¼  12 9 C ¼ 60 ) ) B ¼ 4 C ¼ 60 20 ¼ 9 3 ) 4A  4B þ C ¼ 4A  4  4 þ 20 20 12  20 8 ¼ 4 ¼ ¼  3 3 3 3 ) A ¼  20 ¼  12 3 ) 2 3 6 ðx  2Þ ðx þ 1Þ 2 1 4 20 1  þ  ¼  þ 2 2 ðx  1Þ ðx  4Þ 3 x 1 ðx  1Þ 3 x 4 Magnetfeld in der Umgebung einer stromdurchflossenen elektrischen Doppelleitung Die in Bild A-14 skizzierte elektrische Doppelleitung besteht aus zwei langen parallelen Leitern, deren Durchmesser gegenüber dem Leiterabstand d ¼ 2 a vernachlässigbar klein ist. Die Ströme in den beiden Leitern L 1 und L 2 haben die gleiche Stärke I, fließen jedoch in entgegengesetzte Richtungen. Der Verlauf der magnetischen Feldstärke H längs der Verbindungslinie der beiden Leiterquerschnitte (x-Achse) wird durch die Gleichung A15 H ðxÞ ¼ Ia 1 ;  p a2  x2 j x j 6¼ a beschrieben. Bestimmen Sie die wesentlichen Eigenschaften dieser gebrochenrationalen Funktion und skizzieren Sie den Feldstärkeverlauf. Strom fließt senkrecht zur Papierebene nach unten H H (x ) L1 L2 Bild A-14 x x = –a 2a x=a x Strom fließt senkrecht zur Papierebene nach oben
18 A Funktionen und Kurven j x j 6¼ a (am Ort der beiden Leiter verschwindet der Nenner) Definitionsbereich: Symmetrie: Nur gerade Potenzen ) Spiegelsymmetrie zu H-Achse Nullstellen: keine Pole: a2  x2 ¼ 0 ) x 1=2 ¼  a (Pole mit Vorzeichenwechsel) Physikalische Deutung: Die magnetische Feldstärke wird unendlich groß am Ort der Leiter und ändert ihr Vorzeichen (Richtungsänderung), wenn man auf die andere Seite des Leiters geht! Polgeraden (senkrechte Asymptoten): x ¼  a Schnittpunkt mit H-Achse: H ðx ¼ 0Þ ¼ Ia 1 I  2 ¼ p a pa Verhalten im „Unendlichen“ Die Funktion ist echt gebrochenrational (Zähler: konstante Funktion; Nenner: quadratische Funktion), für große Werte von x, d. h in großer Entfernung von der Doppelleitung nimmt die magnetische Feldstärke H rasch gegen Null ab. Asymptote im „Unendlichen“: H ¼ 0 (x-Achse) Verlauf der magnetischen Feldstärke: siehe Bild A-15 H Deutung aus physikalischer Sicht x=a Kleinster Wert (Minimum) zwischen den beiden Leitern I genau in der Mitte ðx ¼ 0Þ : H ðx ¼ 0Þ ¼ pa H nimmt in Richtung der Leiter zunächst zu, wird am Ort der Leiter unendlich groß ðPolstellen x 1=2 ¼  aÞ und fällt dann nach außen hin gegen Null ab, wobei sich gleichzeitig die Richtung des Feldstärkevektors umkehrt: H ðxÞ > 0 f ür jxj < a H ðxÞ < 0 f ür jxj > a L1 I /πa –a L2 a x x = –a Bild A-15 3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen Lehrbuch: Band 1, Kapitel III.9 und 10 Formelsammlung: Kapitel III.7 und 8 A16 Zeige: sin ðarccos xÞ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  x2; 1  x  1 Wir setzen y ¼ arccos x ðmit 0  y  pÞ: Durch Umkehrung folgt x ¼ cos y. Dann gilt: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sin ðarccos xÞ ¼ sin y ¼ 1  cos 2 y ¼ 1  x 2 (unter Berücksichtigung der trigonometrischen Bezeichnung sin 2 y þ cos 2 y ¼ 1 und sin y  0 im Intervall 0  y  pÞ. Damit ist die Formel bewiesen.
3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen 19 Welche Lösungen besitzen die folgenden trigonometrischen Gleichungen? A17 a) 2 ðsin x þ cos 3 xÞ ¼  sin x  sin ð2 xÞ b) cos ð2 xÞ ¼ 2  sin 2 x a) Unter Verwendung der trigonometrischen Formeln sin 2 x þ cos 2 x ¼ 1 und sin ð2 xÞ ¼ 2  sin x  cos x werden beide Seiten zunächst wie folgt umgeformt (! FS: Kap. III.7): Linke Seite: 2 ðsin x þ cos 3 xÞ ¼ 2  sin x þ 2  cos 3 x ¼ 2  sin x þ 2  cos x  cos 2 x ¼ |fflffl{zfflffl} 1  sin 2 x ¼ 2  sin x þ 2  cos x ð1  sin 2 xÞ ¼ 2  sin x þ 2  cos x  2  cos x  sin 2 x Rechte Seite:  sin x  sin ð2 xÞ ¼  sin x  ð2  sin x  cos xÞ ¼  2  cos x  sin 2 x |fflfflffl{zfflfflffl} 2  sin x  cos x Die trigonometrische Gleichung 2 ðsin x þ cos 3 xÞ ¼  sin x  sin ð2 xÞ geht damit über in: 2  sin x þ 2  cos x  2  cos x  sin 2 x ¼  2  cos x  sin 2 x sin x þ cos x ¼ 0 ) sin x ¼  cos x j : cos x ) ) 2  sin x þ 2  cos x ¼ 0 j : 2 ) sin x ¼ tan x ¼  1 cos x ðunter Berücksichtigung der trigonometrischen Beziehung tan x ¼ sin x = cos xÞ Die Lösungen dieser Gleichung lassen sich anhand einer Skizze leicht bestimmen (Bild A-16). Sie entsprechen den Schnittstellen der Tangenskurve mit der Geraden y ¼  1 (Parallele zur x-Achse). y y = tan x arctan (– 1) –π π Bild A-16 x 2π A y = –1 π Der Schnittpunkt A liegt dabei an der Stelle x ¼ arctan ð 1Þ ¼ p = 4, die weiteren Schnittpunkte im Abstand von ganzzahligen Vielfachen der Periode p ¼ p links und rechts von A. Wir erhalten somit folgende Lösungen: x k ¼ arctan ð 1Þ þ k  p ¼  p = 4 þ k  p ðmit k 2 ZÞ b) Unter Verwendung der trigonometrischen Beziehungen cos ð2 xÞ ¼ cos 2 x  sin 2 x und sin 2 x þ cos 2 x ¼ 1 lässt sich die linke Seite der Gleichung wie folgt umformen (! FS: Kap. III.7): cos ð2 xÞ ¼ cos 2 x  sin 2 x ¼ ð1  sin 2 xÞ  sin 2 x ¼ 1  2  sin 2 x |fflffl{zfflffl} 1  sin 2 x Somit folgt aus cos ð2 xÞ ¼ 2  sin 2 x : 1  2  sin 2 x ¼ 2  sin 2 x ) 4  sin 2 x ¼ 1 ) sin 2 x ¼ 0;25 ) sin x ¼  pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0;25 ¼  0;5 Wir untersuchen zunächst die Lösungen dieser beiden einfachen trigonometrischen Gleichungen im Periodenintervall 0  x < 2 p . Sie entsprechen den Schnittstellen der Sinuskurve mit den beiden zur x-Achse parallelen Geraden y ¼ 0;5 bzw. y ¼  0;5 (siehe Bild A-17).
20 A Funktionen und Kurven 2π – arcsin 0,5 y Symmetrieachse π + arcsin 0,5 y = sin x 1 y = 0,5 A B Bild A-17 π 2π B* y = – 0,5 –1 x A* arcsin 0,5 π – arcsin 0,5 sin x ¼ 0;5 Die Umkehrung dieser Gleichung im Intervall 0  x  p liefert die Lösung x ¼ arcsin 0;5 ¼ p = 6 (Punkt A), eine weitere Lösung liegt spiegelsymmetrisch zur eingezeichneten Symmetrieachse an der Stelle x ¼ p  arcsin 0;5 (Punkt B). Somit ergeben sich für die Gleichung sin x ¼ 0;5 insgesamt folgende Lösungen: 9 x 1 k ¼ arcsin 0;5 þ k  2 p ¼ p = 6 þ k  2 p > =   mit k 2 Z p 5 þ k  2p ¼ p þ k  2p> x 2 k ¼ ðp  arcsin 0;5Þ ¼ p  ; 6 6 Denn wegen der Periodizität der Sinusfunktion wiederholen sich die Schnittstellen im Abstand von ganzzahligen Vielfachen der Periode p ¼ 2 p . sin x ¼  0;5 Die Lösungen dieser Gleichung erhalten wir aus den Lösungen der ersten Gleichung sin x ¼ 0;5 durch eine einfache Symmetriebetrachtung. Die im Periodenintervall 0  x < 2 p gelegenen Schnittstellen A * und B * liegen bezüglich der Nullstelle x ¼ p der Sinusfunktion punktsymmetrisch zu den Punkten A und B (siehe Bild A-17). Der Schnittpunkt B * liegt daher an der Stelle x ¼ p þ arcsin 0;5; der Schnittpunkt A * bei x ¼ 2 p  arcsin 0;5. Weitere Schnittstellen ergeben sich, wenn wir wiederum ganzzahlige Vielfache der Periode p ¼ 2 p addieren oder subtrahieren:   9 p 7 > > þ k  2p ¼ p þ k  2p x 3 k ¼ ðp þ arcsin 0;5Þ þ k  2 p ¼ p þ > = 6 6 mit k 2 Z   > p 11 > > x 4 k ¼ ð2 p  arcsin 0;5Þ þ k  2 p ¼ 2 p  þ k  2p ¼ p þ k  2p ; 6 6 Lösungsmenge der Ausgangsgleichung (mit k 2 Z): x 1k ¼ p þ k  2p; 6 x 2k ¼ 5 p þ k  2p; 6 x 3k ¼ 7 p þ k  2p; 6 x 4k ¼ 11 p þ k  2p 6 Bestimmen Sie sämtliche Nullstellen der periodischen Funktion     1 1 p y ¼ 5  sin x  3  cos x  2 2 3 a) unter Verwendung des Additionstheorems der Kosinusfunktion, A18 b) mit Hilfe des Zeigerdiagramms. Hinweis zu b): Fassen Sie die beiden Summanden als gleichfrequente (mechanische) Schwingungen auf ðx : Zeit; y: Auslenkung; Kreisfrequenz: w ¼ 1 = 2Þ und ersetzen Sie die beiden Einzelschwingungen durch eine resultierende Sinusschwingung gleicher Frequenz, deren Nullstellen dann leicht bestimmt werden können.
3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen 21     1 1 p x  3  cos x  ¼ 0 ) 2 2 3       1 1 p p ) 5  sin u ¼ 3  cos u  x ¼ 3  cos x  5  sin 2 2 6 6 |fflffl{zfflffl} |{z} u u a) Nullstellen: y ¼ 0 ) 5  sin  Substitution : u ¼ 1 x 2  Mit dem Additionstheorem der Kosinusfunktion erhalten wir (! FS: Kap. III.7.6.1): 5  sin u ¼ 3  cos ðu  p = 6Þ ¼ 3 ½ cos u  cos ðp = 6Þ þ sin u  sin ðp = 6Þ  ¼ ¼ 3  cos ðp = 6Þ  cos u þ 3  sin ðp = 6Þ  sin u ¼ 2;5981  cos u þ 1;5  sin u 3;5  sin u ¼ 2;5981  cos u j : 3;5  cos u ) sin u 2;5981 ¼ cos u 3;5 ) ) tan u ¼ 0;7423 (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung tan u ¼ sin u = cos u) Die Lösungen der Gleichung tan u ¼ 0;7423 entsprechen den Schnittstellen der Tangenskurve mit der zur u-Achse parallelen Geraden y ¼ 0;7423 und lassen sich aus Bild A-18 leicht ermitteln: y y = tan u y = 0,7423 A π –π Bild A-18 π 2π u arctan 0,7423 Lösung im Periodenintervall  p = 2 < u < p = 2 (Punkt A in Bild A-18): u ¼ arctan 0;7423 ¼ 0;6386 Weitere Lösungen liegen im Abstand von ganzzahligen Vielfachen der Periode p ¼ p : u k ¼ arctan 0;7423 þ k  p ¼ 0;6386 þ k  p ðk 2 ZÞ Durch Rücksubstitution erhalten wir die gesuchten Nullstellen ðx ¼ 2 uÞ: x k ¼ 2 u k ¼ 2 ð0;6386 þ k  pÞ ¼ 1;2772 þ k  2 p ðk 2 ZÞ b) Die gleichfrequenten Einzelschwingungen       1 1 p 1 p x und y 2 ¼  3  cos x  ¼  3  cos x  y 1 ¼ 5  sin 2 2 3 2 6 ergeben bei ungestörter berlagerung eine gleichfrequente resultierende Schwingung in der Sinusform   1 + cos y ¼ y 1 þ y 2 ¼ A  sin x þj ðmit A > 0Þ 2 Zunächst aber müssen wir die Kosinusschwingung y 2 in eine Sinusschwingung mit positiver Amplitude verwandeln. Dies geschieht besonders anschaulich mit Hilfe des Zeigerdiagramms (Bild A-19): Drehwinkel: 240 ¼ b  y 2 ¼  3  cos 240° 4 p 3 1 p x  2 6 3 · sin   ¼ 3  sin 1 4 x þ p 2 3  Auf die Berechnung der Amplitude A können wir verzichten, da diese keinen Einfluss auf die Lage der Nullstellen hat. 3 30° – 3 · cos y2 Bild A-19 + sin
22 A Funktionen und Kurven Berechnung des Nullphasenwinkels j (! FS: Kap. III.7.7.3) Mit A 1 ¼ 5; A 2 ¼ 3; j 1 ¼ 0 tan j ¼ und j 2 ¼ 240 folgt dann: A 1  sin j 1 þ A 2  sin j 2 5  sin 0 þ 3  sin 240 ¼ A 1  cos j 1 þ A 2  cos j 2 5  cos 0 þ 3  cos 240 ¼ 0  2;5981 ¼  0;7423 5  1;5 Aus dem Zeigerdiagramm entnehmen wir, dass der resultierende Zeiger im 4. Quadranten liegt (siehe Bild A-20). Somit gilt: tan j ¼  0;7423 3 ) Bild A-20 j ¼ arctan ð 0;7423Þ ¼  0;6386  y ¼ y 1 þ y 2 ¼ A  sin Resultierende Schwingung: y1 5 f  1 x  0;6386 2 30° A y y2 ðmit A > 0Þ Die Nullstellen der Funktion sin u liegen bekanntlich an den Stellen u k ¼ k  p mit k 2 Z. Somit besitzt die resultierende Schwingung genau dort Nullstellen, wo ihr Argument u ¼ x = 2  0;6386 einen der Werte k  p annimmt: 1 x k  0;6386 ¼ k  p 2 1 x k ¼ 0;6386 þ k  p 2 ) ) x k ¼ 1;2772 þ k  2 p ðmit k 2 ZÞ Das Weg-Zeit-Gesetz einer periodischen Bewegung laute wie folgt: A19 s ðtÞ ¼ 2  sin 2 t  cos t ; t  0 (s: Auslenkung; t : Zeit). Zu welchen Zeiten hat die Auslenkung den Wert s ¼ 2? Uns interessieren also die positiven Lösungen der trigonometrischen Gleichung 2  sin 2 t  cos t ¼ 2 : Umformung mit Hilfe des „trigonometrischen Pythagoras“ sin 2 t þ cos 2 t ¼ 1 führt zu: 2  sin 2 t  cos t ¼ 2 )  2  cos 2 t  cos t ¼ 0 2 ð1  cos 2 tÞ  cos t ¼ 2 ) ) 2  2  cos 2 t  cos t ¼ 2 cos t ð 2  cos t  1Þ ¼ 0 ) cos t ¼ 0  2  cos t  1 ¼ 0 Wir erhalten zwei einfache trigonometrische Gleichungen: cos t ¼ 0 ) Lösungen sind die positiven Nullstellen des Kosinus : t 1 k ¼  2  cos t  1 ¼ 0 oder cos t ¼  0;5 p þk p 2 ) Die Lösungen dieser Gleichung entsprechen den Schnittpunk- ten der Kosinuskurve mit der zur Zeitachse parallelen Geraden y ¼  0;5 (Bild A-21): y 2π – arccos (– 0,5) arccos (– 0,5) 1 y = cos t Bild A-21 π A –1 2π B y = – 0,5 Symmetrieachse p = 2π ðk 2 NÞ 3π t
3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen 23 Im Periodenintervall 0  t < 2 p gibt es genau zwei Lösungen (Punkte A und B). Die erste Lösung (Punkt A) erhalten wir aus der Gleichung cos t ¼  0;5 durch Umkehrung: t ¼ arccos (  0;5). Die zweite Lösung (Punkt B) liegt bezüglich der eingezeichneten Symmetrieachse spiegelsymmetrisch zur ersten Lösung bei t ¼ 2 p  arccos (  0;5). Wegen der Periodizität der Kosinusfunktion liegen weitere Lösungen rechts der Punkte A bzw. B im Abstand jeweils ganzzahliger Vielfacher der Periode p ¼ 2 p. Damit ergeben sich insgesamt folgende Lösungen: 9 2 > > t 2 k ¼ arccos ð 0;5Þ þ k  2 p ¼ p þ k  2p > = 3 mit k 2 N   > 2 4 > > t 3 k ¼ ð2 p  arccos ð 0;5ÞÞ þ k  2 p ¼ 2 p  p þ k  2p ¼ p þ k  2p ; 3 3 Lösungsmenge der Ausgangsgleichung: t 1k ¼ A20 p þ k  p; 2 t 2k ¼ 2 p þ k  2p; 3 t 3k ¼ 4 p þ k  2p 3 ðk 2 NÞ Bestimmen Sie auf elementarem Wege die Nullstellen und relativen Extremwerte der Funktion pffiffiffi y ¼ sin x þ 3  cos x . Hinweis: Bringen Sie die Funktion zunächst auf die Sinusform y ¼ A  sin ðx þ jÞ mit A > 0 und 0  j < 2 p . Wir fassen die Funktionsgleichung als eine harmonische Schwingung auf, die durch ungestörte berlagerung zweier gleichfrequenter Schwingungen entstanden ist (Periode: p ¼ 2 p ; Winkelgeschwindigkeit: w ¼ 1). Aus dem Zeigerdiagramm können wir die „Amplitude“ A und den „Nullphasenwinkel“ j leicht berechnen“ (siehe Bild A-22): pffiffiffi + cos y 1 ¼ 1  sin x; y 2 ¼ 3  cos x; y ¼ y 1 þ y 2 ¼ A  sin ðx þ jÞ y2 Satz des Pythagoras (im grau unterlegten Dreieck): pffiffiffi pffiffiffi A2 ¼ 12 þ ð 3Þ2 ¼ 1 þ 3 ¼ 4 ) A ¼ 4 ¼ 2 pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 3 tan j ¼ ¼ 3 ) j ¼ arctan 3 ¼ 60 ¼ b p=3 1 pffiffiffi y ¼ y 1 þ y 2 ¼ sin x þ 3  cos x ¼ 2  sin ðx þ p = 3Þ y A 3 3 f Bild A-22 + sin 1 y1 Die Resultierende ist also eine um p = 3 nach links verschobene Sinuskurve mit der „Amplitude“ A ¼ 2 und der Periode p ¼ 2 p (siehe Bild A-23). Die Lage der Nullstellen und relativen Extremwerte lässt sich unmittelbar ablesen ðk 2 ZÞ: Nullstellen: x 1k ¼  Relative Maxima: p þk p 3 x 2k ¼ y p þ k  2p; 6 Max Max 2 y 2k ¼ 2 Relative Minima: x 3k ¼ 7 p þ k  2p; 6 7· – y 3k ¼  2 π 3 π 6 π π 2· 3 6 5· π 3 x –2 Min Bild A-23 p = 2π Min
24 A Funktionen und Kurven berlagerung gleichfrequenter Wechselspannungen Wie groß ist der Scheitelwert u 0 und der Nullphasenwinkel j einer Wechselspannung, die durch ungestörte berlagerung der gleichfrequenten Wechselspannungen A21 u 1 ðtÞ ¼ 100 V  sin ðw t  p = 6Þ und u 2 ðtÞ ¼ 200 V  cos ðw t  p = 4Þ mit w ¼ 100 s  1 entsteht? a) Zeichnerische Lösung im Zeigerdiagramm. b) Rechnerische Lösung. Verwenden Sie den folgenden Lösungsansatz: u ðtÞ ¼ u 1 ðtÞ þ u 2 ðtÞ ¼ u 0  sin ðw t þ jÞ mit u0 > 0 und 0  j < 2 p . a) Zeigerdiagramm: Bild A-24 abgelesene Werte: u2 + cos 0 45° u V 20 246 V j 22 ðim Bogenmaß: j 0,38Þ u0 f + sin 30° 10 u0 0V u1 Bild A-24 b) Die kosinusförmige Wechselspannung u 2 ðtÞ bringen wir zunächst mit Hilfe des Zeigerdiagramms (Bild A-24) auf die Sinusform (Drehung des entsprechenden Sinuszeigers aus der unverschobenen Position um 45 ¼ b p = 4): u 2 ðtÞ ¼ 200 V  cos ðw t  p = 4Þ ¼ 200 V  sin ðw t þ p = 4Þ Berechnung von Scheitelwert u 0 und Nullphasenwinkel j (! FS: Kap. III.7.7.3) Somit gilt: u 01 ¼ 100 V ; u 02 ¼ 200 V ; j1 ¼ p=6 ¼ b  30 ; j2 ¼ p=4 ¼ b 45 u 20 ¼ u 201 þ u 202 þ 2 u 01  u 02  cos ðj 2  j 1 Þ ¼ ¼ ð100 VÞ 2 þ ð200 VÞ 2 þ 2  ð100 VÞ  ð200 VÞ  cos ð45 þ 30 Þ ¼ |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} 75 ¼ ð10 000 þ 40 000 þ 10 352;76Þ V 2 ¼ 60 352;76 V 2 tan j ¼ ¼ ) u 0 ¼ 245;67 V u 01  sin j 1 þ u 02  sin j 2 ð100 VÞ  sin ð 30 Þ þ ð200 VÞ  sin 45 ¼ ð100 VÞ  cos ð 30 Þ þ ð200 VÞ  cos 45 u 01  cos j 1 þ u 02  cos j 2 ¼ ð 50 þ 141;4214Þ V 91;4214 ¼ 0;4009 ¼ ð86;6025 þ 141;4214Þ V 228;0239 Da der gesuchte Nullphasenwinkel j im 1. Quadranten liegt (siehe Zeigerdiagramm, Bild A-24), gilt: j ¼ arctan 0;4009 ¼ 21;85 Ergebnis: ¼ b 0;3813 u ðtÞ ¼ u 1 ðtÞ þ u 2 ðtÞ ¼ 245;67 V  sin ðw t þ 0;3813Þ ðmit w ¼ 100 s  1 Þ
3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen 25 Superposition gedämpfter Schwingungen gleicher Frequenz Die gedämpfte mechanische Schwingung mit der Funktionsgleichung y ðtÞ ¼ 5 cm  e  0;1 t = s  ½ 2  sin ð2 s  1  tÞ þ 3  cos ð2 s  1  tÞ  ; A22 t  0s kann als berlagerung zweier gleichfrequenter gedämpfter Schwingungen aufgefasst werden. Bringen Sie diese Schwingung mit Hilfe des Zeigerdiagramms auf die folgende „Sinusform“: y ðtÞ ¼ A  e  0;1 t = s  sin ð2 s  1  t þ jÞ ðmit A > 0 und 0  j < 2 pÞ Aus der Gleichung 5 cm  e  0;1 t = s  ½ 2  sin ð2 s  1  tÞ þ 3  cos ð2 s  1  tÞ  ¼ A  e  0;1 t = s  sin ð2 s  1  t þ jÞ folgt unmittelbar durch Kürzen der e-Funktion: 5 cm ½ 2  sin ð2 s  1  tÞ þ 3  cos ð2 s  1  tÞ  ¼ 10 cm  sin ð2 s  1  tÞ þ 15 cm  cos ð2 s  1  tÞ ¼ ¼ A  sin ð2 s  1  t þ jÞ Die beiden gleichfrequenten ungedämpften Einzelschwingungen x 1 ðtÞ ¼ 10 cm  sin ð2 s  1  tÞ und x 2 ðtÞ ¼ 15 cm  cos ð2 s  1  tÞ können durch die resultierende Sinusschwingung x ðtÞ ¼ x 1 ðtÞ þ x 2 ðtÞ ¼ A  sin ð2 s  1  t þ jÞ ersetzt werden, deren Amplitude A und Nullphasenwinkel j sich wie folgt aus dem Zeigerdiagramm berechnen lassen (Bild A-25): Satz des Pythagoras (im grau unterlegten Dreieck): ¼ ð10 cmÞ þ ð15 cmÞ ¼ ð100 þ 225Þ cm pffiffiffiffiffiffiffiffi A ¼ 325 cm ¼ 18;03 cm A 2 2 tan j ¼ 15 cm ¼ 1;5 10 cm 2 ) + cos 2 ¼ 325 cm j ¼ arctan 1;5 ¼ 56;31 10 cm 2 x x2 ¼ b 0;983 A 15 cm Somit gilt: x ðtÞ ¼ x 1 ðtÞ þ x 2 ðtÞ ¼ 18;03 cm  sin ð2 s  1  t þ 0;983Þ Bild A-25 15 cm f + sin 10 cm x1 Darstellung der gedämpften Schwingung in der Sinusform: y ðtÞ ¼ e  0;1 t = s  x ðtÞ ¼ e  0;1 t = s  18;03 cm  sin ð2 s  1  t þ 0;983Þ ¼ ¼ 18;03 cm  e  0;1 t = s  sin ð2 s  1  t þ 0;983Þ ðt  0 sÞ Zünd- und Löschspannung einer Glimmlampe Eine Glimmlampe liegt an der Wechselspannung A23 u ðtÞ ¼ 360 V  sin ð100 p s  1  tÞ ; t  0s Sie beginnt zu leuchten, wenn die Zündspannung u Z ¼ 180 V erreicht wird und sie erlischt bei Unterschreitung der Löschspannung u L ¼ 90 V. Wie lange leuchtet sie (bezogen auf eine Periode der angelegten Wechselspannung)?
26 A Funktionen und Kurven Wir führen folgende Bezeichnungen ein (siehe hierzu Bild A-26): t 1: Die Lampe beginnt zu dieser Zeit erstmals zu leuchten, d. h. u ðt 1 Þ ¼ 180 V t 2: Die Lampe erlischt erstmals, d. h. u ðt 2 Þ ¼ 90 V t 3: Die Lampe beginnt wieder zu leuchten, d. h. u ðt 3 Þ ¼  180 V t 4: Die Lampe erlischt wieder, d. h. u ðt 4 Þ ¼  90 V t *: Die Spannung an der Lampe erreicht erstmals den Wert 90 V, d. h. u ð t *Þ ¼ 90 V. U /V 360 180 0,01 90 – 90 t3 t* t1 t4 t2 Bild A-26 0,02 t /s – 180 – 360 Sie leuchtet also in den beiden (wegen der Symmetrie der Sinuskurve) gleichlangen Zeitintervallen t 1  t  t 2 und t 3  t  t 4 , insgesamt also während der Zeit D t ¼ 2 ðt 2  t 1 Þ (innerhalb einer Periode der Wechselspannung). Berechnung der Zeitpunkte t1 und t2 w ¼ 100 p s  1 Kreisfrequenz der Wechselspannung: Periode (Schwingungsdauer) der Wechselspannung: Zeitpunkt t 1 : u ðt 1 Þ ¼ 180 V ) T ¼ 2p 2p ¼ ¼ 0;02 s w 100 p s  1 360 V  sin ð100 p s  1  t 1 Þ ¼ 180 V j : 360 V |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} x ) sin x ¼ 0;5 Durch Umkehrung und anschließende Rücksubstitution folgt: x ¼ arcsin 0;5 ¼ Zeitpunkt t 2 : p 6 ) u ðt 2 Þ ¼ 90 V 100 p s  1  t 1 ¼ ) p 6 ) t1 ¼ 1 s ¼ 0;001 667 s 600 360 V  sin ð100 p s  1  t 2 Þ ¼ 90 V j : 360 V |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} y ) sin y ¼ 0;25 Beim Auflösen dieser Gleichung müssen wir beachten, dass die Löschspannung von 90 V erstmals bereits zum früheren Zeitpunkt t * < t 1 erreicht wird (siehe Bild A-26). Diesen Zeitpunkt t * erhalten wir wie folgt durch Umkehrung der Gleichung sin y * ¼ 0;25 und anschließender Rücksubstitution: sin y * ¼ 0;25 ) y * ¼ arcsin 0;25 ¼ 0;252 68 ) 100 p s  1  t * ¼ 0;252 68 ) t * ¼ 0;000 804 s Aus Bild A-26 entnehmen wir dann für den gesuchten Zeitpunkt t 2 : t 2 ¼ 0;01 s  t * ¼ ð0;01  0;000 804Þ s ¼ 0;009 196 s „Leuchtintervall“ D t == 2 (t 2 — t 1 ): D t ¼ 2 ðt 2  t 1 Þ ¼ 2 ð0;009 196  0;001 667Þ s ¼ 0;015 058 s Im Verhältnis zur Periode T der angelegten Wechselspannung: Dt 0;015 058 s ¼ ¼ 0;752 9 T 0;02 s Die Glimmlampe leuchtet also während einer Periode zu rund 3 = 4 dieser Zeit. 75;3 %
3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen 27 + cos a) Wie lauten die Gleichungen der in Bild A-27 durch Zeiger y1 dargestellten gleichfrequenten zeitabhängigen Schwingungen 5 cm (Kreisfrequenz: w; t  0 s)? b) Bestimmen Sie zeichnerisch die durch ungestörte Super- A24 45° + sin 15° 5 cm position erzeugte resultierende Schwingung. y2 c) Wie lautet die Gleichung der resultierenden Schwingung Bild A-27 (elementare Berechnung ohne fertige Formeln). Hinweis: Alle Schwingungen sind in der Sinusform mit positiver Amplitude anzugeben. a) Zeiger y 1 : A 1 ¼ 5 cm ; j 1 ¼ 45 ¼ b p=4 ) y 1 ¼ 5 cm  sin ðw t þ p = 4Þ ; Zeiger y 2 : A 2 ¼ 5 cm ; j 2  15 ¼ b  p = 12 ) y 2 ¼ 5 cm  sin ðw t  p = 12Þ ; t  0s t  0s b) Zeigerdiagramm: siehe Bild A-28 + cos abgelesene Werte: y1 cm 5 45° A 8;7 cm j 15 y A f + sin 15° 5 cm y2 Bild A-28 c) Darstellung der resultierenden Schwingung in der Sinusform: y ¼ y 1 þ y 2 ¼ A  sin ðw t þ jÞ ðmit A > 0 und t  0 sÞ Das aus den Zeigern y 1 und y 2 aufgespannte Parallelogramm ist eine Raute (Rhombus) mit der Seitenlänge 5 cm und Innenwinkeln von 60 und 120 (siehe Bild A-29). Da die Diagonalen einer Raute bekanntlich die Innenwinkel halbieren, muss der gesuchte Phasenwinkel j ¼ 15 ¼ b p = 12 betragen. Die Berechnung der Amplitude A erfolgt aus dem in Bild A-29 grau unterlegten gleichschenkligen Dreieck mit Hilfe des Kosinussatzes (! FS: Kap. I.6.7): A 2 ¼ ð5 cmÞ 2 þ ð5 cmÞ 2  2  ð5 cmÞ  ð5 cm Þ  cos 120 ¼ pffiffiffiffiffi ¼ ð25 þ 25 þ 25Þ cm 2 ¼ 75 cm 2 ) A ¼ 75 cm ¼ 8;66 cm 5 cm cm 120° cm 5 y ¼ y 1 þ y 2 ¼ 8;66 cm  sin ðw t þ p = 12Þ ; 5 60° Ergebnis: 60° A t  0s 5 cm 120° Bild A-29 Gegeben sind die gleichfrequenten Sinusschwingungen mit den Gleichungen A25 y 1 ¼ 5 cm  sin ð2 s  1  t þ p = 3Þ und y 2 ¼ A 2  cos ð2 s  1  t þ 4 p = 3Þ ðt  0 sÞ. Bestimmen Sie (zeichnerisch und rechnerisch) die Amplitude A 2 > 0 so, dass die durch Superposition entstandene resultierende Schwingung zu einem unverschobenen Sinuszeiger mit positiver Amplitude A führt. Wie groß ist A?
28 A Funktionen und Kurven Für die resultierende Schwingung gilt also ðj ¼ 0Þ: y ¼ y 1 þ y 2 ¼ 5 cm  sin ð2 s  1  t þ p = 3Þ þ A 2  cos ð2 s  1  t þ 4 p = 3Þ ¼ A  sin ð2 s  1  tÞ Zeigerdiagramm: siehe Bild A-30 abgelesene Werte: + cos y1 A A2 m A2 5c 240° 60° y 8;7 cm + sin 5c m A 30° 10 cm A2 y2 Bild A-30 Berechnung der Amplituden A 2 und A Aus dem Zeigerdiagramm entnehmen wir: die Zeiger y 1 und y 2 stehen senkrecht aufeinander, das Parallelogramm ist somit ein Rechteck und wir können daher auf fertige Berechnungsformeln verzichten. Aus dem grau unterlegten rechtwinkligen Dreieck folgt dann: tan 60 ¼ A2 5 cm ) A 2 ¼ 5 cm  tan 60 cos 60 ¼ 5 cm A ) A ¼ Resultierende Schwingung: 5 cm cos 60 ¼ 8;66 cm ¼ 10 cm y ¼ y 1 þ y 2 ¼ 10 cm  sin ð2 s  1  tÞ ; t  0s berlagerung sinusförmiger Wechselströme Wie lauten die Funktionsgleichungen der in Bild A-31 dargestellten Wechselströme? Durch welche Gleichung lässt sich der Gesamtstrom beschreiben, der durch ungestörte berlagerung der beiden Einzelströme entsteht? Hinweis: Sämtliche Ströme sind in der Sinusform i ðtÞ ¼ i 0  sin ðw t þ jÞ anzugeben mit i 0 > 0 und 0  j < 2 p . A26 i /A i1 6 i2 4 π 4 –4 –6 π 2 3π 4 π 5π 4 Bild A-31 t /s
3 Trigonometrische Funktionen und Arkusfunktionen 29 Wechselstrom i 1 (t) == i 01  sin (w 1 t + j 1 ) Scheitelwert: i 01 ¼ 6 A ; Nullphasenwinkel: j 1 ¼ 0 ; Schwingungsdauer: T 1 ¼ p s Kreisfrequenz: w 1 ¼ 2p 2p ¼ 2 s 1 ¼ T1 ps Somit gilt: i 1 ðtÞ ¼ i 01  sin ðw 1 t þ j 1 Þ ¼ 6 A  sin ð2 s  1  tÞ ; t  0s Wechselstrom i 2 (t) == i 02  sin (w 2 t + j 2 ) Scheitelwert: i 02 ¼ 4 A ; Schwingungsdauer: T 2 ¼ p s ; Kreisfrequenz: w 2 ¼ 2p 2p ¼ 2 s 1 ¼ ps T2 Die Sinuskurve i 2 ðtÞ ¼ i 02  sin ðw 2 t þ j 2 Þ ¼ 4 A  sin ð2 s  1  t þ j 2 Þ ist auf der Zeitachse um t 0 ¼ p = 4 s nach rechts verschoben. Daraus lässt sich der Nullphasenwinkel j 2 wie folgt bestimmen:     p p 1 i 2 ðt 0 ¼ p = 4 sÞ ¼ 0 ) 4 A  sin 2 s s þ j 2 ¼ 4 A  sin þ j2 ¼ 0 j : 4 A )  4 2   p p p þ j2 ¼ 0 ) þ j2 ¼ 0 ) j2 ¼  sin 2 2 2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 0 Somit gilt: i 2 ðtÞ ¼ 4 A  sin ð2 s  1  t  p = 2Þ ; t  0s berlagerung der Teilströme i 1 (t) und i 2 (t) Da die Teilströme gleiche Schwingungsdauer und damit gleiche Kreisfrequenz haben ðw 1 ¼ w 2 ¼ 2 s  1 Þ, entsteht bei der berlagerung ebenfalls ein Wechselstrom der Kreisfrequenz w ¼ 2 s  1 : i ðtÞ ¼ i 1 ðtÞ þ i 2 ðtÞ ¼ 6 A  sin ð2 s  1  tÞ þ 4 A  sin ð2 s  1  t  p = 2Þ ¼ i 0  sin ð2 s  1  t þ jÞ Die Berechnung des Scheitelwertes i 0 und des Nullphasenwinkels j erfolgt anhand des Zeigerdiagramms (Bild A-32). Die Zeiger der beiden Teilströme stehen aufeinander senkrecht, das Parallelogramm ist somit ein Rechteck. i 0 und j lassen sich daher elementar wie folgt berechnen: + cos Satz des Pythagoras (im grau unterlegten Dreieck): pffiffiffiffiffi i 20 ¼ ð4 AÞ 2 þ ð6 AÞ 2 ¼ 52 A 2 ; i 0 ¼ 52 A ¼ 7;211 A   4A 2 2 ¼ tan a ¼ ) a ¼ arctan ¼ 0;588 3 3 6A Phasenwinkel: Ergebnis: 6A a 4A i0 + sin 4A i i2 j ¼ 2 p  a ¼ 2 p  0;588 ¼ 5;695 i ðtÞ ¼ i 1 ðtÞ þ i 2 ðtÞ ¼ 7;211 A  sin ð2 s  1  t þ 5;695Þ ; i1 t  0s 6A Bild A-32 Zentrifugalkraftregler Bild A-33 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Zentrifugalkraftreglers. An den (als masselos angenommenen) Armen der Länge 2a hängt jeweils eine punktförmige Masse m, die mit der Winkelgeschwin- A27 digkeit w um die eingezeichnete Drehachse rotiert. Zwischen dem Winkel j, unter dem sich infolge der Zentrifugalkräfte die Arme gegenüber der Achse einstellen, und der Winkelgeschwindigkeit w besteht dabei der folgende Zusammenhang: cos j ¼ g 2aw2 ðg : ErdbeschleunigungÞ
30 A Funktionen und Kurven a) Zeigen Sie, dass zum Abheben der Arme eine Mindestwinkelgeschwindigkeit w 0 nötig ist. b) Skizzieren Sie die Abhängigkeit des Winkels j von der Winkelgeschwindigkeit w. Welcher maximale Winkel j max ist möglich? Drehachse v a ff ~: G Gewichtskraft der Masse m ~Z : F Zentrifugalkraft (nach außen gerichtet) ~r : F Resultierende Kraft a a a a a m m r FZ f r Fr Bild A-33 G a) Der kleinstmögliche Winkel ist j ¼ 0 . Zu ihm gehört der Mindestwert w 0 der Winkelgeschwindigkeit: rffiffiffiffiffiffiffi g g g g 2 ) w cos 0 ¼ ) 1 ¼ ) w ¼ ¼ 0 0 |fflffl{zfflffl} 2 a w 20 2 a w 20 2a 2a 1 b) Wir lösen die Gleichung cos j ¼ g nach j auf und erhalten die gesuchte Beziehung zwischen j und w 2aw2 in Form einer Arkusfunktion:      2  2 g g=2a w0 w0 ; ¼ arccos ¼ arccos ¼ arccos j ¼ arccos w2 w 2aw2 w2 w  w0 Kurvenverlauf: siehe Bild A-34 Wertetabelle: Wir setzen x ¼ w = w 0 und berechnen einige Werte der Funktion  2   w0 1 ¼ arccos ð1 = x 2 Þ ; x  1 ¼ arccos j ¼ arccos ðw = w 0 Þ 2 w x 1 1;2 1;4 1;6 1;8 2 2;5 j x j 0 46 59;3 67;0 72;0 75;5 80;8 3 4 5 6 7 10 83;6 86;4 87;7 88;4 88;8 89;4 f 90° 60° 30° 1 2 3 4 5 6 7 v /v 0 Bild A-34 Der größtmögliche Winkel ist j max ¼ 90 (waagerechte Arme!), er wird bei unendlich hoher Winkelgeschwindigkeit erreicht (w ! 1 und somit auch x ! 1):  2 w0 ¼ lim arccos ð1 = x 2 Þ ¼ arccos 0 ¼ 90 j max ¼ lim arccos w!1 x!1 w
4 Exponential- und Logarithmusfunktionen 31 4 Exponential- und Logarithmusfunktionen Lehrbuch: Band 1, Kapitel III.11 und 12 Formelsammlung: Kapitel III.9 und 10 Zeigen Sie: Die Funktion y ¼ 3  2 3 x þ 1  5 3 x  1 ; A28  1 < x < 1 ist umkehrbar. Wie lautet die Umkehrfunktion? Zunächst bringen wir die Funktion auf eine „günstigere“ Form: 6 y ¼ 3  2 3xþ1  5 3x1 ¼ 3  2 3x  2 1  5 3x  5 1 ¼ 3  2  5 1  2 3x  5 3x ¼ ð2  5Þ 3 x ¼ 1;2  10 3 x |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 5 2 3x  2 1 5 3x  5 1 ð2  5Þ 3 x a mþn ¼ a m  a n ; Rechenregeln: a n  b n ¼ ða  bÞ n Es handelt sich also um eine streng monoton wachsende Exponentialfunktion, die bekanntlich umkehrbar ist. Wir lösen die Funktionsgleichung nun nach x auf, indem wir beide Seiten logarithmieren (Zehnerlogarithmus verwenden): y ¼ 1;2  10 3 x j lg ) lg y ¼ lg ð1;2  10 3 x Þ ¼ lg 1;2 þ lg 10 3 x ¼ lg 1;2 þ 3 x  lg 10 ¼ lg 1;2 þ 3 x  1 ¼ lg 1;2 þ 3 x 3 x ¼ lg y  lg 1;2 j : 3 ) 1 1 1  lg y   lg 1;2 ¼  lg y  0;0264 3 3 3 x ¼ lg ða  bÞ ¼ lg a þ lg b ; Rechenregeln: ) lg a n ¼ n  lg a ; lg 10 ¼ 1 Durch Vertauschen der beiden Variablen erhalten wir schließlich die gesuchte Umkehrfunktion: y ¼ 1  lg x  0;0264 ; 3 x > 0 Aufladen eines Kondensators Beim Aufladen eines Kondensators steigt die Kondensatorspannung u im Laufe der Zeit t nach dem Exponentialgesetz A29 u ðtÞ ¼ 100 V ð1  e  t = t Þ ; t  0s ðt > 0: Zeitkonstante, noch unbekanntÞ. a) Bestimmen Sie die Zeitkonstante t aus dem Messwert u ðt ¼ 2 sÞ ¼ 80 V: b) Welchen Endwert u E erreicht die am Kondensator liegende Spannung? Nach welcher Zeit wird der halbe Endwert erreicht? Skizzieren Sie den Spannungsverlauf am Kondensator. c) Berechnen Sie die Kondensatorspannung zum Zeitpunkt t ¼ 5 s: a) u ðt ¼ 2 sÞ ¼ 80 V 0;2 ¼ e  2 s = t j ln Rechenregel: ) ) ln e n ¼ n 100 V ð1  e  2 s = t Þ ¼ 80 V j : 100 V ln 0;2 ¼ ln e  2 s = t ¼  2s t ) t ¼ ) 1  e  2 s = t ¼ 0;8 2 s ¼ 1;242 67 s ln 0;2 )
32 A Funktionen und Kurven b) Der Endwert u E wird erst nach unendlich langer Zeit, d. h. für t ! 1 erreicht. Er beträgt: u E ¼ lim u ðtÞ ¼ lim 100 V ð1  e  t = 1;242 67 s Þ ¼ 100 V t!1 t!1 (die streng monoton fallende e-Funktion verschwindet für t ! 1). Der halbe Endwert, also u ¼ 50 V, wird zum Zeitpunkt t ¼ T erreicht: u ðt ¼ TÞ ¼ 50 V ) 0;5 ¼ e  T = 1;242 67 s j ln 100 V ð1  e  T = 1;242 67 s Þ ¼ 50 V j : 100 V ln 0;5 ¼ ln e  T = 1;242 67 s ¼  ) 1  e  T = 1;242 67 s ¼ 0;5 ) T 1;242 67 s ) ) T ¼ ð 1;242 67 sÞ  ln 0;5 ¼ 0;8614 s Rechenregel: ln e n ¼ n Spannungsverlauf: siehe Bild A-35 u /V u ðtÞ ¼ 100 V ð1  e  t = 1;242 67 s Þ ¼ ¼ 100 V ð1  e  0;804 72 s 1 t 100 80 Þ 60 ðfür t  0 sÞ 40 c) u ðt ¼ 5 sÞ ¼ 100 V ð1  e  0;804 72 s 1 5s 20 Þ ¼ ¼ 100 V ð1  e  4;023 60 Þ ¼ 98;21 V 1 2 3 4 5 6 7 t /s Bild A-35 Abkühlungsgesetz von Newton Ein Körper besitzt im Zeitpunkt t ¼ 0 die Temperatur T 0 ¼ 30 C und wird dann durch einen Luftstrom der konstanten Temperatur T L ¼ 20 C gekühlt, wobei für den Temperaturverlauf T ðtÞ ¼ ðT 0  T L Þ  e  k t þ T L ; A30 t  0 min gilt ðT ðtÞ: Körpertemperatur zum Zeitpunkt t; k > 0: Konstante). a) Nach 5 min beträgt die Körpertemperatur 28 C. Bestimmen Sie aus diesem Messwert die Konstante k. b) Welche Temperatur besitzt der Körper nach 60 min? c) Wann ist der Abkühlungsprozess beendet, welche Temperatur T E besitzt dann der Körper? Skizzieren Sie den Temperaturverlauf. Das Abkühlungsgesetz lautet für die vorgegebenen Werte wie folgt: T ðtÞ ¼ ð30 C  20 CÞ  e  k t þ 20 C ¼ 10 C  e  k t þ 20 C ; a) T ðt ¼ 5 minÞ ¼ 28 C ) 10 C  e  ð5 minÞ k þ 20 C ¼ 28 C ln e  ð5 minÞ k ¼  ð5 minÞ k ¼ ln 0;8 Rechenregel: ln e n ¼ n t  0 min ) ) 10 C  e ð 5 minÞ k ¼ 8 C j : 10 C k ¼ ln 0;8 ¼ 0;044 63 min  1  5 min ) e  ð5 minÞ k ¼ 0;8 j ln )
4 Exponential- und Logarithmusfunktionen b) T ðtÞ ¼ 10 C  e  0;044 63 min 1 t 33 þ 20 C ; T ðt ¼ 60 minÞ ¼ 10 C  e  0;044 63 min 1 t  0 min  60 min þ 20 C ¼ ¼ 10 C  e  2;677 8 þ 20 C ¼ 0;687 C þ 20 C ¼ 20;687 C c) Der Abkühlungsprozess ist (theoretisch) erst nach unendlich langer Zeit beendet ðt ! 1Þ. Der Körper hat dann die Temperatur der Luft angenommen: T E ¼ lim T ðtÞ ¼ lim ½ 10 C  e  0;044 63 min t!1 1 t!1 t þ 20 C  ¼ 20 C ¼ T L (die streng monoton fallende e-Funktion verschwindet für t ! 1) Aus physikalischer Sicht: Der Abkühlungsprozess ist beendet, wenn (auf Grund gleicher Temperaturen) kein Wärmeaustausch mehr stattfindet (Körpertemperatur ¼ Lufttemperatur). T /°C 30 Temperaturverlauf: siehe Bild A-36 T ðtÞ ¼ 10 C  e  0;044 63 min  1  t 25 20 þ 20 C 15 (für t  0 min) 10 5 Bild A-36 10 20 30 40 50 60 t /min Fallschirmspringer Beim Fallschirmspringen gilt unter der Annahme, dass der Luftwiderstand R der Fallgeschwindigkeit v proportional ist ðR v ðtÞ ¼ A31 v , d. h. R ¼ c vÞ, das folgende Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz: mg ð1  e  ðc = mÞ t Þ ; c t  0 (m: Masse des Fallschirmspringers incl. Fallschirm; g: Erdbeschleunigung; c > 0: Reibungsfaktor, abhängig von den äußeren Umweltbedingungen). a) Welche Endgeschwindigkeit v E erreicht der Fallschirmspringer? Annahme: Der Sprung erfolgt aus großer Höhe, der Fallschirmspringer ist also lange unterwegs. b) Skizzieren Sie das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz. c) Nach welcher Zeit t wird die halbe Endgeschwindigkeit erreicht? Wir setzen im Exponenten c = m ¼ a und beachten dabei, dass a > 0 ist: v ðtÞ ¼ mg mg ð1  e  ðc = mÞ t Þ ¼ ð1  e  a t Þ ; c c t  0 a) Die streng monoton fallende e-Funktion besitzt für große Fallzeiten vernachlässigbar kleine Werte. Bei (theoretisch) unendlich langer Fallzeit ðt ! 1Þ erreicht der Fallschirmspringer folgende Endgeschwindigkeit: v E ¼ lim v ðtÞ ¼ lim t!1 t!1 mg mg ð1  e  a t Þ ¼ c c Dieses Ergebnis ist physikalisch gesehen einleuchtend: Die Endgeschwindigkeit v E wird erreicht, wenn der Fallschirmspringer kräftefrei fällt. Dies aber ist genau dann der Fall, wenn Gewicht G ¼ m g und der entgegen wirkende Luftwiderstand R ¼ c v sich gerade kompensieren: G ¼ R ) mg ¼ cvE ) vE ¼ mg=c
34 A Funktionen und Kurven b) Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz in „neuer Schreibweise“ (siehe Bild A-37): v ðtÞ ¼ v E ð1  e  a t Þ ; v t  0 vE ðmit v E ¼ m g = c und a ¼ c = mÞ 1 v 2 E 1 1 vE ) v E ) v E ð1  e  a t Þ ¼ 2 2 1 1 1  e at ¼ ) e at ¼ j ln ) 2 2 1 ln 2 m ln e  a t ¼  a t ¼ ln ¼ ln 1  ln 2 ¼  ln 2 ) t ¼ ¼ ðln 2Þ  a c 2   a ¼ ln a  ln b ; ln 1 ¼ 0 Rechenregeln: ln e n ¼ n ; ln b c) v ðt ¼ tÞ ¼ Gaußsche Glockenkurve: A32 y ¼ a  e  b ðx  cÞ ; 2 t t Bild A-37 1 < x < 1 Bestimmen Sie die Kurvenparameter a > 0; b > 0 und c so, dass das Maximum an der Stelle x ¼ 10 angenommen wird und die Punkte A ¼ ð5 ; 8Þ und B ¼ ð12 ; 10Þ auf der Kurve liegen. Skizzieren Sie den Kurvenverlauf. Das Maximum wird an der Stelle x ¼ c angenommen ðx ¼ c ist Symmetrieachse, die Kurve fällt auf beiden Seiten gleichmäßig streng monoton gegen Null abÞ. Somit ist c ¼ 10. Berechnung der Kurvenparameter a und b A ¼ ð5 ; 8Þ ) y ðx ¼ 5Þ ¼ 8 ) ðIÞ a  e  b ð5  10Þ ¼ a  e  25 b ¼ 8 B ¼ ð12 ; 10Þ ) y ðx ¼ 12Þ ¼ 10 ) ðIIÞ a  e  b ð12  10Þ ¼ a  e  4 b ¼ 10 2 2 Wir dividieren Gleichung (I) durch Gleichung (II) (linke Seite durch linke Seite, rechte Seite durch rechte Seite), dabei kürzt sich der Faktor a heraus: a  e  25 b 8 ¼ e ð 25 b þ 4 bÞ ¼ 10 a  e 4b  21 b ¼ ln 0;8 Rechenregeln: ) b ¼ ) e  21 b ¼ 0;8 j ln ) ln e  21 b ¼ ln 0;8 ) ln 0;8 ¼ 0;010 626  21 em ¼ e mn ; en ln e n ¼ n Diesen Wert setzen wir für b in Gleichung (II) ein: ðIIÞ ) a  e  4  0;010 626 ¼ a  e  0;042 504 ¼ a  0;958 387 ¼ 10 ) a ¼ 10;4342 Gaußsche Glockenkurve: y ¼ 10;4342  e  0;010 626 ðx  10Þ y 2 (für  1 < x < 1Þ 10 8 Kurvenverlauf: siehe Bild A-38 Max B A 5 Bild A-38 –5 5 10 12 15 20 25 x
4 Exponential- und Logarithmusfunktionen 35 Barometrische Höhenformel Zwischen dem Luftdruck p und der Höhe h (gemessen gegenüber dem Meeresniveau) gilt unter der Annahme konstanter Lufttemperatur der folgende Zusammenhang: A33 p ðhÞ ¼ p 0  e  h = a ; h  0 ðin mÞ ðp 0 ¼ 1;013 bar : Luftdruck an der Erdoberfläche; a ¼ 7991 mÞ. a) Geben Sie die Höhe als Funktion des Luftdruckes an und skizzieren Sie den Funktionsverlauf. b) In welcher Höhe hat sich der Luftdruck halbiert? c) Wie groß ist der Luftdruck in 10 km Höhe? a) Gleichung zunächst geringfügig umformen, dann logarithmieren:     p p h h=a   h = a ¼ ln e  h = a ¼  p ¼ p0  e ) ¼ e : p0 ln ) ln p0 p0 a     p p0 ¼  a ð ln p  ln p 0 Þ ¼ a ð ln p 0  ln pÞ ¼ a  ln h ¼  a  ln p0 p   a ¼ ln a  ln b Rechenregeln: ln e n ¼ n ; ln h /km b Ergebnis:  h ð pÞ ¼ a  ln p0 p  20   1;013 bar ¼ 7991 m  ln p 10 ðf ür 0 < p  p 0 Þ 5,54 Kurvenverlauf: siehe Bild A-39 b) h ð p ¼ p 0 = 2Þ ¼ a  ln ) Bild A-39 ! p0 p0 =2  ¼ a  ln 0,290 0,507  1 1=2 1,013 ¼ a  ln 2 ¼ ð7991 mÞ  ln 2 ¼ 5538;9 m p /bar 5;54 km c) p ðh ¼ 10 000 mÞ ¼ 1;013 bar  e  10 000 m = 7991 m ¼ 1;013 bar  e  1;251 408 ¼ 0;290 bar Aperiodischer Grenzfall einer Schwingung Die Bewegung eines stark gedämpften Federpendels lässt sich im sog. aperiodischen Grenzfall durch das Weg-Zeit-Gesetz A34 s ðtÞ ¼ ðA þ B tÞ  e  l t ; t  0 beschreiben (s: Auslenkung in cm; t : Zeit in s). Es liegen drei Messwertpaare vor: t=s 0 0,5 10 s = cm 3 0,0  0,3 Bestimmen Sie die drei Kurvenparameter A; B und l und skizzieren Sie den „Schwingungsverlauf“. Wir führen die Zwischenrechnungen ohne Einheiten durch. s ðt ¼ 0Þ ¼ 3 ) ðA þ 0Þ  e  0 ¼ A  1 ¼ 3 s ðt ¼ 0;5Þ ¼ 0 ) ðA þ 0;5 BÞ  e  0;5 l ¼ ð3 þ 0;5 BÞ  e  0;5 l ¼ 0 |fflffl{zfflffl} 6¼ 0 ) A ¼ 3 ) 3 þ 0;5 B ¼ 0 ) B ¼ 6
36 A Funktionen und Kurven s ðtÞ ¼ ð3  6 tÞ  e  l t Zwischenergebnis: Die noch fehlende Konstante l bestimmen wir aus dem Messwert s ðt ¼ 10Þ ¼  0;3:    1   10 l  10 l  10 l  ð3  60Þ  e ¼  57  e ¼  0;3  : ð  57Þ ) e ¼ ln ) 190    1  ln 190 ¼ ln 1  ln 190 ¼  ln 190 ) l ¼ ¼ 0;524 702 ln e  10 l ¼  10 l ¼ ln 190  10 Rechenregeln: Ergebnis: ln e n ¼ n; A ¼ 3 cm ;   a ¼ ln a  ln b ; ln b ln 1 ¼ 0 B ¼  6 cm  s  1 ; s /cm l ¼ 0;524 702 s  1 3 s ðtÞ ¼ ð3 cm  6 cm  s  1  tÞ  e  0;524 702 s 1 t 2 1 8 Kurvenverlauf: siehe Bild A-40 –1 0,5 2 4 10 t /s 6 –2 –3 Bild A-40 Elektrischer Schwingkreis In einem stark gedämpften elektrischen Schwingkreis fließt ein Strom, dessen Stärke i dem exponentiellen Zeitgesetz A35 i ðtÞ ¼ a  e  2 t þ b  e  6 t ; t  0 genügt (aperiodische Schwingung; i in A, t in s). Gemessen wurden die Werte i ðt ¼ 0Þ ¼ 2 und i ðt ¼ 2Þ ¼  0;1. Berechnen Sie die Parameter a und b und skizzieren Sie den zeitlichen Verlauf der Stromstärke i. Gibt es einen Zeitpunkt, in dem der Schwingkreis stromlos ist? i ðt ¼ 0Þ ¼ 2 ) ðIÞ a  e0 þ b  e0 ¼ a  1 þ b  1 ¼ a þ b ¼ 2 i ðt ¼ 2Þ ¼  0;1 ) ðIIÞ a  e  4 þ b  e  12 ¼  0;1 ) b ¼ 2a Gleichung (I) in Gleichung (II) einsetzen: ðIIÞ ) a  e  4 þ ð2  aÞ  e  12 ¼ a  e  4 þ 2  e 12  a  e  12 ¼ ¼ a ðe  4  e  12 Þ þ 2  e  12 ¼  0;1 ðIÞ Ergebnis: ) a ðe  4  e  12 Þ ¼  0;1  2  e  12 ) b ¼ 2  a ¼ 2 þ 5;4623 ¼ 7;4623 i ðtÞ ¼  5;4623  e  2 t þ 7;4623  e  6 t ; ) a ¼ t  0  0;1  2  e  12 ¼  5;4623 e  4  e  12
4 Exponential- und Logarithmusfunktionen 37 Stromloser Zustand, wenn i ðtÞ ¼ 0:  5;4623  e  2 t þ 7;4623  e  6 t ¼ 0 ) 5;4623  e  2 t  e 6 t ¼ 7;4623  e  6 t  e 6 t e 4 t ¼ 1;366 146 j ln Rechenregeln: ) e a  e b ¼ e aþb ; 5;4623  e  2 t ¼ 7;4623  e  6 t j  e 6 t ) 5;4623  e 4 t ¼ 7;4623  e  0 ¼ 7;4623 j : 5;4623 ln e 4 t ¼ 4 t ¼ ln 1;366 146 ln e n ¼ n ; ) ) t ¼ ) ln 1;366 146 ¼ 0;078 4 e 0 ¼ e 0 ¼ 1 Der Schwingkreis ist zum Zeitpunkt t ¼ 0;078 s ¼ 78 ms stromlos. Der zeitliche Verlauf der Stromstärke i ist in Bild A-41 dargestellt. i /A 2 1 0,078 1,5 0,5 2 Bild A-41 t /s 1 –1 –2 Adiabatische Zustandsgleichung eines idealen Gases Bei einer adiabatischen Zustandsänderung des idealen Gases besteht zwischen den beiden Zustandsvariablen p (Druck) und T (absolute Temperatur) der folgende Zusammenhang: A36  p p1 k  1  ¼ T T1 k ðk: Stoffkonstante, Verhältnis der Molwärmen c p und c v ; p 1 : Druck bei der Temperatur T 1 Þ. Wie lässt sich die Stoffkonstante k aus Druck und Temperatur bestimmen? Wir lösen die Zustandsgleichung durch Logarithmieren wie folgt nach k auf:  k  1  k  k  1  k     p T p T p T ¼ k  ln ) ¼ ) ln ¼ ln ) ðk  1Þ  ln p1 T1 p1 T1 p1 T1             p p T p T p k  ln  ln ¼ k  ln ) k  ln  k  ln ¼ ln ) p1 p1 T1 p1 T1 p1       p p p ln ln ln        p p p 1 1 1 p T p k ln  ln ¼ ln ) k ¼      ¼   ¼  p1 T1 p1 p T p=p1 pT 1  ln ln ln ln T =T 1 p1T p1 T1   a Rechenregeln: ln a n ¼ n  ln a ; ln a  ln b ¼ ln b
38 A Funktionen und Kurven 5 Hyperbel- und Areafunktionen Lehrbuch: Band 1, Kapitel III.13 Formelsammlung: Kapitel III.11 und 12 A37 Zeigen Sie: Für jedes reelle x gilt Unter Verwendung der Definitionsformeln cosh 2 x  sinh 2 x ¼ Rechenregeln: cosh 2 x  sinh 2 x ¼ 1 cosh x ¼ 1 x ðe þ e  x Þ 2 und („hyperbolischer Pythagoras“). sinh x ¼ 1 x ðe  e  x Þ 2 erhalten wir: 1 x 1 x 1 ðe þ e  x Þ 2  ðe  e  x Þ 2 ¼ ½ ðe x þ e  x Þ 2  ðe x  e  x Þ 2  ¼ 4 4 4 ¼ 1 ½ e 2 x þ 2  e 0 þ e  2 x  ðe 2 x  2  e 0 þ e  2 x Þ  ¼ 4 ¼ 1 2x 1 ðe þ 2 þ e  2 x  e 2 x þ 2  e  2 x Þ ¼ 4 ¼ 1 4 4 ðe a Þ n ¼ e n a ; e a  e b ¼ e aþb ; e0 ¼ 1 Beweisen Sie das sogenannte Additionstheorem für den Sinus hyperbolicus: A38 sinh ðx þ yÞ ¼ sinh x  cosh y þ cosh x  sinh y 1 x 1 x ðe þ e  x Þ und sinh x ¼ ðe  e  x Þ lässt sich die rechte Seite 2 2 der Gleichung schrittweise wie folgt umgestalten: Mit Hilfe der Definitionsformeln cosh x ¼ sinh x  cosh y þ cosh x  sinh y ¼ 1 x 1 y 1 x 1 y ðe  e  x Þ  ðe þ e  y Þ þ ðe þ e  x Þ  ðe  e  y Þ ¼ 2 2 2 2   1 x x y y x x y y ðe  e Þ ðe þ e Þ þ ðe þ e Þ ðe  e Þ ¼ ¼ 4 ¼ ¼ 1 x ðe  e y  e  x  e y þ e x  e  y  e  x  e  y þ e x  e y þ e  x  e y  e x  e  y  e  x  e  y Þ ¼ 4 ¼ 1 xþy  e  x þ y þ e x  y  e  x  y þ e x þ y þ e  x þ y  e x  y  e  x  yÞ ¼ ðe 4 ¼ 1 1 xþy 1 xþy  e  x  yÞ ¼  e  ðx þ yÞ Þ ð2  e x þ y  2  e  x  y Þ ¼ ðe ðe 4 2 2 Rechenregel: e a  e b ¼ e aþb Der letzte Ausdruck ist definitionsgemäß der Sinus hyperbolicus von u ¼ x þ y : 1 xþy 1 u ðe ðe  e  u Þ ¼ sinh u ¼ sinh ðx þ yÞ  e  ðx þ yÞ Þ ¼ 2 2 Damit ist das Additionstheorem bewiesen.
5 Hyperbel- und Areafunktionen A39 39 Beweisen Sie die Formel cosh 2 x ¼ 1 ½ cosh ð2 xÞ þ 1  : 2 Wir ersetzen auf der linken Seite der Gleichung cosh x mit Hilfe der Definitionsformel cosh x ¼ 1 x ðe þ e  x Þ und 2 erhalten nach einigen Umformungen genau den Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung:  cosh x ¼ 2 ¼ 1 x 1 2x 1 2x ðe þ e  x Þ 2 ¼ ðe þ 2  e 0 þ e  2 x Þ ¼ ðe þ 2 þ e  2 x Þ ¼ 4 4 4 ¼ 1 1 2x 1 1 1 2x 1 ½ ðe 2 x þ e  2 x Þ þ 2  ¼ ðe þ e  2 x Þ þ ¼  ðe þ e  2 x Þ þ ¼ 4 4 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl 2 2 ffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} cosh ð2 xÞ ¼ 1 1 1  cosh ð2 xÞ þ ¼ ½ cosh ð2 xÞ þ 1  2 2 2 e a  e b ¼ e aþb ; ðe a Þn ¼ e n a ; Rechenregeln: 2 1 x ðe þ e  x Þ 2 e0 ¼ 1 2  cosh ð2 xÞ þ 3  sinh ð2 xÞ ¼ 3 A40 Lösen Sie diese Gleichung unter Verwendung der Definitionsformeln der Hyperbelfunktionen. Substitution: u ¼ 2x Mit ) 2  cosh ð2 xÞ þ 3  sinh ð2 xÞ ¼ 2  cosh u þ 3  sinh u ¼ 3 e u  e u folgt: 2 e u þ e u e u  e u 2  cosh u þ 3  sinh u ¼ 2  þ3 ¼ e u þ e  u þ 1;5 ðe u  e  u Þ ¼ 2 2 cosh u ¼ e þe 2 u u und sinh u ¼ ¼ e u þ e  u þ 1;5  e u  1;5  e  u ¼ 2;5  e u  0;5  e  u ¼ 3 Wir multiplizieren beide Seiten mit e u : ð2;5  e u  0;5  e  u Þ  e u ¼ 2;5  e u  e u  0;5  e  u  e u ¼ 2;5  ðe u Þ 2  0;5 ¼ 3  e u |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} e uþu ¼ e 0 ¼ 1 Mit der Substitution z ¼ e u erhalten wir schließlich eine quadratische Gleichung: 2;5 z 2  0;5 ¼ 3 z ) 2;5 z 2  3 z  0;5 ¼ 0 j : 2;5 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi z 1 = 2 ¼ 0;6  0;36 þ 0;2 ¼ 0;6  0;56 ¼ 0;6  0;7483 Rücksubstitution: e 2 x ¼ z 2 ¼  0;1483 Lösung: ) z 1 ¼ 1;3483 ; ) z 2 ¼  0;1483 z ¼ e u ¼ e 2x e 2 x ¼ z 1 ¼ 1;3483 j ln Rechenregel: z 2  1;2 z  0;2 ¼ 0 ln e n ¼ n x 1 ¼ 0;1494 ) ) ln e 2 x ¼ 2 x ¼ ln 1;3483 nicht lösbar; da stets e 2x > 0 ) ist x1 ¼ ln 1;3483 ¼ 0;1494 2
40 A Funktionen und Kurven berlandleitung (Kettenlinie) Die in Bild A-42 skizzierte berlandleitung wird zwi- y /m schen zwei aufeinander folgenden Strommasten durch die 30 Kettenlinie A41 y ðxÞ ¼ 1000 m  cosh ð0;001 m  1  xÞ  980 m 20 Strommast mit  150  x = m  150 beschrieben. Berechnen Sie Leitung Strommast 10 die Höhe der Strommasten sowie den Durchhang H in der Mitte der Leitung. – 150 – 50 50 150 x /m Bild A-42 Höhe der Strommasten: y ðx ¼ 150 mÞ ¼ 1000 m  cosh ð0;001 m  1  150 mÞ  980 m ¼ ð1000  cosh 0;15  980Þ m ¼ 31;27 m Höhe in der Mitte der Leitung (x == 0 m): y ðx ¼ 0 mÞ ¼ 1000 m  cosh 0  980 m ¼ 1000 m  1  980 m ¼ 20 m Durchhang: H ¼ y ðx ¼ 150 mÞ  y ðx ¼ 0 mÞ ¼ 31;27 m  20 m ¼ 11;27 m Die Hyperbelfunktion y ¼ sinh x setzt sich definitionsgemäß aus Exponentialfunktionen wie folgt zusammen: A42 y ¼ sinh x ¼ 1 x ðe  e  x Þ ; 2 1 < x < 1 Zeigen Sie, dass sich ihre Umkehrfunktion y ¼ arsinh x durch eine logarithmische Funktion darstellen lässt. Wir multiplizieren die Funktionsgleichung beiderseits mit 2  e x , führen dann die Substitution u ¼ e x durch und lösen die erhaltene quadratische Gleichung: y ¼ 1 x ðe  e  x Þ j  2  e x 2 ) |{z} u 2yu ¼ u  1 2 ) 1 ðe x  e  x Þ  2  e x ¼ e x  e x  e 0 ¼ ðe x Þ 2  1 |{z} 2 u pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ) u 1=2 ¼ y  y 2 þ 1 2y  ex ¼ u  2yu  1 ¼ 0 2 ) Daffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi wegen u ¼ e x > 0 nur positive Lösungen in Frage kommen, scheidet u 2 < 0 als Lösung aus (beachte: p y 2 þ 1 > j y j für y 6¼ 0). Somit gilt: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u ¼ ex ¼ y þ y2 þ 1 Diese Gleichung lösen wir durch Logarithmieren nach x auf: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ln e x ¼ x ¼ ln ðy þ y 2 þ 1 Þ Rechenregeln: e a  e b ¼ e aþb ; e0 ¼ 1; ln e n ¼ n Durch Vertauschen der beiden Variablen erhalten wir die Umkehrfunktion von y ¼ sinh x; also die Funktion y ¼ arsinh x; in der gewünschten logarithmischen Darstellungsform: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y ¼ arsinh x ¼ ln ðx þ x 2 þ 1 Þ ;  1 < x < 1
5 Hyperbel- und Areafunktionen A43 41 Zeige: Die Funktion y ¼ 1  ln 2   1þx ; 1x jxj < 1 ist die Umkehrfunktion von y ¼ tanh x: Wenn diese Aussage zutrifft, muss die logarithmische Funktion identisch sein mit der Areafunktion y ¼ artanh x: Es genügt daher zu zeigen, dass die Umkehrung der logaritmischen Funktion auf den Tangens hyperbolicus führt. 1þx Wir setzen u ¼ und lösen dann die Funktionsgleichung durch Entlogarithmieren nach u auf: 1x   1 1þx 1  ln ) y ¼  ln u j  2 ) 2 y ¼ ln u ) e 2 y ¼ u y ¼ 2 1x 2 Rechenregel: ln a ¼ b ) a ¼ eb Die aus u ¼ e 2 y durch Rücksubstitution erhaltene Gleichung lösen wir nach x auf: 1þx u ¼ e 2y ) ¼ e 2 y j  ð1  xÞ ) 1 þ x ¼ ð1  xÞ  e 2 y ) 1x x þ x  e 2y ¼ e 2y  1 ) x ð1 þ e 2 y Þ ¼ e 2 y  1 j : ð1 þ e 2 y Þ ) 1 þ x ¼ e 2y  x  e 2y x ¼ e 2y  1 e 2y  1 ¼ 2y 2 y 1þe e þ1 Durch Vertauschen der Variablen erhalten wir die Umkehrfunktion, die in der Tat auf den Tangens hyperbolicus führt: y ¼ e 2x  1 ðe 2 x  1Þ  e  x e 2x  e x  e x e x  e x ¼ ¼ ¼ tanh x ¼ ðe 2 x þ 1Þ  e  x e 2x  e x þ e x e x þ e x e 2x þ 1 Umformungen: Gleichung zunächst mit e  x erweitern, dann die Rechenregel e a  e b ¼ e a þ b anwenden. Freier Fall unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes Berücksichtigt man beim freien Fall den Luftwiderstand durch eine dem Quadrat der Fallgeschwindigkeit v proportionale Reibungskraft R ¼ k v 2 ; so ergeben sich für Fallweg s und Fallgeschwindig- A44 keit v die folgenden (komplizierten) Zeitgesetze: rffiffiffiffiffiffiffiffiffi m mg s ðtÞ ¼  ln ½ cosh ða tÞ  ; v ðtÞ ¼  tanh ða tÞ ; k k (m: Masse; g: Erdbeschleunigung; k > 0: Reibungsfaktor; t  0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a ¼ gk=mÞ a) Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Fallgeschwindigkeit v und dem Fallweg s? b) Welche Endgeschwindigkeit v E wird erreicht? c) Welche Strecke muss der Körper fallen, um die halbe Endgeschwindigkeit zu erreichen? Wie lange ist er dann bereits unterwegs? sinh x und cosh 2 x  sinh 2 x ¼ 1 (! FS) lässt sich die im Geschwindigkeitcosh x Zeit-Gesetz auftretende Funktion tanh ða tÞ wie folgt durch cosh ða tÞ ausdrücken, wobei wir vorübergehend x ¼ a t setzen ðx  0Þ: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cosh 2 x  1 cosh 2 x cosh 2 x  1 sinh x 1 1 tanh x ¼ ¼ ¼  ¼ 1 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 2 2 cosh x cosh x cosh 2 x cosh x cosh x cosh 2 x a) Mit Hilfe der Formeln tanh x ¼ Umformungen: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 cosh 2 x  sinhp 1 ) sinh x ¼ cosh 2 x  1 ; ffiffixffi ¼ r ffiffiffiffiffi a a anwenden ða; b > 0Þ. Rechenregel: pffiffiffi ¼ b b cosh x ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cosh 2 x ; )
42 A Funktionen und Kurven Damit erhalten wir: rffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi mg mg 1  1 v ¼  tanh ða tÞ ¼ k k cosh 2 ða tÞ Das Weg-Zeit-Gesetz lösen wir durch Entlogarithmierung wie folgt nach cosh ða tÞ auf:   k m k  ln ½ cosh ða tÞ    )  s ¼ ln ½ cosh ða tÞ  ) e ðk = mÞ s ¼ e ln ½ cosh ða tÞ  ¼ cosh ða tÞ s ¼ k m m Diesen Ausdruck setzen wir in das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz ein und erhalten die gesuchte Abhängigkeit der Fallgeschwindigkeit v vom Fallweg s: rffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi mg 1 mg 1 mg  1  ðk = mÞ s 2 ¼  1  ð2 k = mÞ s ¼  1  e  ð2 k = mÞ s ; v ðsÞ ¼ s  0 k ½e k e k  ln a ¼ b Rechenregeln: ) e ln a ¼ a ¼ e b ; ðe a Þ n ¼ e n a ; 1 ¼ e a ea b) Endgeschwindigkeit (nach unendlich langer Fallzeit und damit auch unendlich langem Fallweg): rffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffi mg mg mg  ð2 k = mÞ s  ð2 k = mÞ s ¼ Þ ¼ v E ¼ lim v ðsÞ ¼ lim  1e  lim ð1  e s!1 s!1 s!1 k k k |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 Umformungen: Der Grenzübergang s ! 1 darf unter der Wurzel vorgenommen werden; die streng monoton fallende e-Funktion verschwindet für s ! 1. v vE Damit können wir den Zusammenhang zwischen v und s auch wie folgt darstellen (Bild A-43): pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi v ðsÞ ¼ v E  1  e  ð2 k = mÞ s 1 v 2 E ðmit s  0Þ Bild A-43 0,1438 · m /k c) Fallweg bis zum Erreichen der halben Endgeschwindigkeit:  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1   ð2 k = mÞ s ¼ ) 1e quadrieren ) 2    2k 3  ð2 k = mÞ s  s ¼ ln ) ¼  ln e m 4 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 ) v E  1  e  ð2 k = mÞ s ¼ vE 2  1 3   ð2 k = mÞ s  ð2 k = mÞ s ) e ¼ ¼ 1e ln ) 4 4    m 3 m s ¼   ln ¼ 0;1438  2k 4 k 1 v ðsÞ ¼ vE 2 Rechenregel: ln e n ¼ n Fallzeit t bis zum Erreichen der halben Endgeschwindigkeit: rffiffiffiffiffiffiffiffiffi mg  tanh ða tÞ ¼ v E  tanh ða tÞ v ðtÞ ¼ k v ðtÞ ¼ 1 vE 2 ) v E  tanh ða tÞ ¼ 1 vE 2 ) tanh ða tÞ ¼ 1 2 Auflösen dieser Gleichung durch bergang zur Umkehrfunktion Areatangens hyperbolicus: rffiffiffiffiffiffiffiffi artanh ð1 = 2Þ 0;5493 m ¼ ¼ 0;5493  a t ¼ artanh ð1 = 2Þ ) t ¼ a a gk s
6 Funktionen und Kurven in Parameterdarstellung 43 6 Funktionen und Kurven in Parameterdarstellung Lehrbuch: Band 1, Kapitel III.1.2.4 Formelsammlung: Kapitel III.1.2.2 Wie lauten die folgenden in der Parameterform dargestellten Funktionen in der expliziten kartesischen Darstellungsform y ¼ f ðxÞ ? A45 t 1þt ; y ðtÞ ¼ ; t 6¼ 1 1t 1t 1 2  ln t ; y ðtÞ ¼ 1  ; t > 0 b) x ðtÞ ¼ t þ1 2 a) x ðtÞ ¼ Jeweils die erste Parametergleichung nach dem Parameter t auflösen, den gefundenen Ausdruck dann in die zweite Gleichung einsetzen.  t  a) x ¼  ð1  tÞ ) x ð1  tÞ ¼ t ) x  x t ¼ t ) x t þ t ¼ x ) 1t t ðx þ 1Þ ¼ x j : ðx þ 1Þ 1þt y ¼ ¼ 1t 1þ 1 x x þ1 x x þ1 ) t ¼ x x þ1 x þ1þx ¼ x þ1 x þ1x x þ1 ¼ ðx 6¼  1Þ 2x þ 1 x þ1 1 x þ1 ¼ 2x þ 1 x þ 1 ¼ 2x þ 1  x þ1 1 Umformungen: Zunächst im Zähler und Nenner die jeweiligen Brüche auf den Hauptnenner x þ 1 bringen, dann den Zählerbruch mit dem Kehrwert des Nennerbruches multiplizieren und den gemeinsamen Faktor x þ 1 kürzen. Lösung: y ¼ 2x þ 1; x 6¼  1 b) Die 1. Parametergleichung wird durch Entlogarithmierung nach t aufgelöst: 1  ln t j  2 ) ln t ¼ 2 x ) e ln t ¼ t ¼ e 2 x 2 2 ðt þ 1Þ  2 t þ12 t 1 y ¼ 1 ¼ ¼ ¼ ¼ t þ1 t þ1 t þ1 t þ1 x ¼ ¼ ðRechenregel: ln a ¼ b ) a ¼ e bÞ e 2x  1 ðe 2 x  1Þ  e  x e 2x  e x  e x e x  e x ¼ ¼ ¼ ¼ tanh x e 2x þ 1 ðe 2 x þ 1Þ  e  x e 2x  e x þ e x e x þ e x Umformungen: Brüche zunächst auf den Hauptnenner t þ 1 bringen, t durch e 2 x ersetzen, Bruch dann mit e  x erweitern, Rechenregel e a  e b ¼ e a þ b anwenden. Lösung: y ¼ tanh x ; 1 < x < 1 Die nachstehenden in der Parameterform vorliegenden Funktionen sind in der expliziten kartesischen Form y ¼ f ðxÞ darzustellen. Um welche Kurven handelt es sich dabei? Bestimmen Sie den Defini- A46 tionsbereich und skizzieren Sie den Kurvenverlauf. a) x ðuÞ ¼ 2  sinh u ; y ðuÞ ¼ cosh 2 u ; b) x ðtÞ ¼ 2  cos t þ 5 ; u 2 R y ðtÞ ¼ 4  sin t ; 0  t  p
44 A Funktionen und Kurven a) Mit sinh u ¼ x =2 und unter Verwendung des „hyperbolischen Pythagoras“ cosh 2 u  sinh 2 u ¼ 1 (! FS) geht die 2. Parametergleichung über in:  2 x 1 2 y ¼ cosh u ¼ 1 þ sinh u ¼ 1 þ x ¼ 1þ 2 4 2 y 2 Es handelt sich um eine nach oben geöffnete Parabel mit dem Scheitelpunkt S ¼ ð0; 1Þ (siehe Bild A-44). 5 Definitionsbereich: Da sinh u für u 2 R sämtliche reellen Werte durchläuft, gilt diese Aussage auch für die Variable x ¼ 2  sinh u. 3 4 2 1 –4 –2 2 x 4 Bild A-44 b) Wir lösen die Parametergleichungen nach cos t bzw. sin t auf und setzen die gefundenen Ausdrücke in den „trigonometrischen Pythagoras“ cos 2 t þ sin 2 t ¼ 1 ein: x ¼ 2  cos t þ 5 ) cos t ¼  cos t þ sin t ¼ 1 2 2 ) x 5 ; 2 y ¼ 4  sin t   2 x 5 2 y þ ¼ 1 2 4 ) ) sin t ¼ y 4 ðx  5Þ 2 y2 þ ¼ 1 4 16 Diese Gleichung beschreibt eine Ellipse mit dem Mittelpunkt M ¼ ð5; 0Þ und den Halbachsen a ¼ 2 und b ¼ 4. Wegen der Einschränkung y ¼ 4  sin t , 0  t  p kommen jedoch nur Kurvenpunkte mit positiver Ordinate in Frage (die y-Werte liegen zwischen 0 und 4). Die gesuchte Kurve ist damit die oberhalb der x-Achse liegende Halbellipse (Bild A-45). Sie wird in expliziter Form wie folgt beschrieben (Ellipsengleichung nach y auflösen):  ðx  5Þ 2 y2 y2 ðx  5Þ 2  y ¼ 1 þ ¼ 1 )   16 ) 4 16 16 4 4 y 2 ¼ 16  4 ðx  5Þ 2 ¼ 4 ½ 4  ðx  5Þ 2  y ¼ 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 4  ðx  5Þ 2 ; ) 2 M 3  x  7 Definitionsbereich: cos t durchläuft für 0  t  p sämtliche Werte zwischen  1 und þ 1, die Variable x ¼ 2  cos t þ 5 damit sämtliche Werte zwischen x ¼  2 þ 5 ¼ 3 und x ¼ 2 þ 5 ¼ 7. 1 3 5 7 x –2 –4 Bild A-45 A47 Gegeben sind die folgenden Kurven in Parameterdarstellung: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 2 ðt 2  1Þ 2  4; a) x ¼ ln t ; y ¼ ; b) x ¼ t y ¼ 1 þ t2 t2 þ 1 Bestimmen Sie den größtmöglichen Definitionsbereich für den Parameter t und geben Sie eine parameterfreie Darstellung an. a) Die 1. Parametergleichung ist nur für positive Werte des Parameters t definiert, die 2. Gleichung dagegen für jedes reelle t . Daher ist t > 0 der gesuchte größtmögliche Definitionsbereich. Eine parameterfreie Darstellung erhalten wir, indem wir die 1. Gleichung nach t auflösen und den gefundenen Ausdruck in die 2. Gleichung einsetzen:
6 Funktionen und Kurven in Parameterdarstellung x ¼ ln t y ¼ ) e x ¼ e ln t ¼ t ðEntlogarithmierung: ln a ¼ b ) a ¼ e b Þ 1 1 1 ¼ ¼ 2 x 2 1þt 1 þ ðe Þ 1 þ e 2x Rechenregel: 45 ðmit x 2 RÞ ðe a Þ n ¼ e n a b) Der Radikand der Wurzel muss größer oder gleich Null sein: t2  4  0 ) t2  4 ) jtj  2 Da es für die 2. Parametergleichung keine Einschränkung gibt (der Nenner t 2 þ 1 ist stets ungleich 0), ist j t j  2 der gesuchte größtmögliche Definitionsbereich. Parameterfreie Darstellung pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  x ¼ t 2  4  quadrieren y ¼ ) x2 ¼ t2  4 2 ðt 2  1Þ 2 ðx 2 þ 4  1Þ 2 ðx 2 þ 3Þ ¼ ¼ 2 2 t þ1 x þ4þ1 x2 þ 5 ) t2 ¼ x2 þ 4 ðmit x  0Þ Die Parameterdarstellung einer Kurve lautet wie folgt: A48 x ðuÞ ¼ a  cot u ; y ðuÞ ¼ b = sin u ; 0 < u < p ða; b > 0Þ Eliminieren Sie den Parameter u und beschreiben Sie die Kurve in kartesischer Form. Skizzieren Sie den Kurvenverlauf. Die 1. Parametergleichung quadrieren, dann cot u mit Hilfe der trigonometrischen Beziehungen cot u ¼ cos u = sin u und sin 2 u þ cos 2 u ¼ 1 durch sin u ausdrücken:   cos u 2 a 2  cos 2 u a 2 ð1  sin 2 uÞ x ¼ a  cot u ) x 2 ¼ a 2  ðcot uÞ 2 ¼ a 2  ¼ ¼ sin u sin 2 u sin 2 u Die 2. Parametergleichung nach sin u auflösen ðsin u ¼ b = yÞ, den gefundenen Ausdruck in die (quadrierte) 1. Gleichung einsetzen:   b2 2 ! a 1 2   2 2 2 2 2 y a ð1  sin uÞ b y y ¼ ¼ a2 1  2  2 ¼ a2 1 ) x2 ¼ y b b2 b2 sin 2 u y2 x2 y2 ¼ 1 a2 b2 ) y2 x2  ¼ 1 b2 a2 Umformungen: Zählerbruch mit dem Kehrwert des Nennerbruches multiplizieren, gliedweise ausmultiplizieren und dann beide Seiten durch a 2 dividieren. y b Es handelt sich um eine um 90 gedrehte Ursprungshyperbel (siehe Bild A-46). Asymptote Bild A-46 x Asymptote
46 A Funktionen und Kurven Schiefer Wurf mit und ohne Berücksichtigung des Luftwiderstandes Die Bewegung eines Körpers, der von der Erdoberfläche aus mit der Geschwindigkeit v 0 unter dem Winkel a schräg nach oben geworfen wird, lässt sich durch die Parametergleichungen x ðtÞ ¼ ða v 0  cos aÞ  t b y ðtÞ ¼ ða v 0  sin aÞ  t b  und 1 gt2 2 mit t  0 beschreiben (Bild A-47). A49 y Flugbahn v0 a t: Zeit x; y: Kartesische Koordinaten des Körpers zum Zeitpunkt t a; b: Positive, von den äußeren Bedingungen abhängige Konstanten Bild A-47 x W a) Wie lautet die Bahnkurve in explizieter Form? b) Berechnen Sie Flugzeit t und Wurfweite W . c) Welche Ergebnisse erhält man im luftleeren Raum (dort gilt a ¼ b ¼ 1) ? Welche maximale Höhe erreicht der Körper (Wurfhöhe H )? a) Wir lösen die 1. Gleichung nach t auf und setzen den gefundenen Ausdruck in die 2. Gleichung ein: x ¼ ða v 0  cos aÞ  t b ) tb ¼ ðbeide Seiten mit 1 = b potenzieren: x a v 0  cos a  ) t ¼ 1 = b x a v 0  cos a ðt b Þ 1 = b ¼ t b  1 = b ¼ t 1 ¼ tÞ 1 x 1 y ¼ ða v 0  sin aÞ  t   g t 2 ¼ ða v 0  sin aÞ  g a v  cos a 2 2 0 b ¼ " x a v 0  cos a 1 = b #2 ¼  2 = b sin a 1 x g ¼ ðtan aÞ  x   x 2=b x  g 2 cos a a v 0  cos a 2 ða v 0  cos aÞ 2 = b Bahnkurve: y ðxÞ ¼ ðtan aÞ  x  Umformungen: tan a ¼ sin a ; cos a g  x 2=b ; x  0 2 ða v 0  cos aÞ 2 = b  n a an ¼ n ða m Þ n ¼ a m  n ; b b b) Berechnung der Flugzeit t Die Parametergleichung y ðtÞ beschreibt die Höhe des Körpers zur Zeit t . Sie ist genau Null im Augenblick des Abwurfs ðt ¼ 0Þ und im Augenblick des Auftreffens auf dem Erdboden ðt ¼ t > 0Þ. Aus der Bedingung y ¼ 0 berechnen wir die gesuchte Flugzeit t wie folgt: y ðtÞ ¼ 0 ) ða v 0  sin aÞ  t b    1 2b gt ¼ 0 t a v 0  sin a  2 1 gt2 ¼ 0 2 tb ¼ 0 ) ) ða v 0  sin aÞ  t b  1 tb gt2  b ¼ 0 2 t t 1 ¼ 0 ðZeitpunkt des AbwurfsÞ b a v 0  sin a  1 g t 2b ¼ 0 2 (der 2. Summand wurde zunächst mit t b erweitert, dann der gemeinsame Faktor t b ausgeklammert) )
6 Funktionen und Kurven in Parameterdarstellung 47 Die untere Gleichung liefert die Flugzeit t : 1 g t 2b ¼ 0 ) 2   2 a v 0  sin a 1 = ð2  bÞ ¼ t ¼ g a v 0  sin a  t2 1 g t 2  b ¼ a v 0  sin a 2 ) t 2b ¼ 2 a v 0  sin a g ) (beide Seiten wurden mit 1 = ð2  bÞ potenziert) Berechnung der Wurfweite W Die Wurfweite W entspricht der x-Koordinate zum Zeitpunkt t ¼ t : W ¼ x ðt ¼ tÞ ¼ ða v 0  cos aÞ  t b ¼ " #b    2 a v 0  sin a 1 = ð2  bÞ 2 a v 0  sin a b = ð2  bÞ ¼ ða v 0  cos aÞ  ¼ ða v 0  cos aÞ  g g Rechenregel: ða m Þ n ¼ a m  n c) Sonderfall luftleerer Raum ða ¼ b ¼ 1Þ Bahnkurve: y g y ðxÞ ¼ ðtan aÞ  x   x2; 2 ðv 0  cos aÞ 2 x  0 S y0 Wurfparabel y0 = H Die Flugbahn ist eine Parabel (auch „Wurfparabel“ genannt, siehe Bild A-48). x0 x Wurfweite W Flugzeit t und Wurfweite W t ¼ Bild A-48 2 v 0  sin a g W ¼ v 0  cos a  2 v 0  sin a 2 v 20  cos a  sin a v 2  sin ð2 aÞ ¼ ¼ 0 g g g (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin ð2 aÞ ¼ 2  sin a  cos aÞ Wurfhöhe H Die Wurfhöhe H ist durch die Ordinate y 0 des Scheitelpunktes S ¼ ðx 0 ; y 0 Þ der Wurfparabel gegeben, wobei x 0 die halbe Wurfweite ist (wegen der Symmetrie der Flugbahn): x0 ¼ W v 2  sin a  cos a ¼ 0 ; 2 g H ¼ sin a v 20  sin a  cos a g v 4  sin 2 a  cos 2 a    0 ¼ g g2 cos a 2 v 20  cos 2 a H ¼ y 0 ¼ y ðx ¼ x 0 Þ ¼ ðtan aÞ  x 0  g  x 20 2 ðv 0  cos aÞ 2 ¼ g  v 20  v 20  sin 2 a v 20  sin 2 a g  v 40  sin 2 a v 20  sin 2 a ¼ ¼   g g 2 g 2  v 20 2 g  g  v 20 ¼ v 20  sin 2 a v 2  sin 2 a 2 v 20  sin 2 a  v 20  sin 2 a v 2  sin 2 a  0 ¼ ¼ 0 2g g 2g 2g (unter Berücksichtigung der trigonometrischen Beziehung tan a ¼ sin a = cos a)
48 A Funktionen und Kurven Lissajous-Figuren Durch ungestörte berlagerung der beiden zueinander senkrechten Schwingungen mit den Gleichungen x ðtÞ ¼ a  sin t A50 und y ðtÞ ¼ a  sin ð2 t þ jÞ entsteht eine sog. Lissajous-Figur ða > 0; t  0 : ZeitÞ: Beschreiben Sie die Bahnkurve in kartesischen Koordinaten für a ¼ 2 und a) j ¼ 0 ; b) j ¼  p = 2 und skizzieren Sie die Kurven. a) Die Parametergleichungen lauten für a ¼ 2 und j ¼ 0 wie folgt: x ðtÞ ¼ 2  sin t ; y ðtÞ ¼ 2  sin ð2 tÞ ; t  0 Unter Verwendung der trigonometrischen Formeln sin ð2 tÞ ¼ 2  sin t  cos t und sin 2 t þ cos 2 t ¼ 1 (! FS) lässt sich die 2. Parametergleichung wie folgt durch sin t ausdrücken: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y ¼ 2  sin ð2 tÞ ¼ 4  sin t  cos t ¼  4  sin t  1  sin 2 t ; t  0 Die 1. Parametergleichung wird nach sin t aufgelöst, der gefundene Ausdruck sin t ¼ x = 2 dann in die 2. Gleichung eingesetzt: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 4  x2 x x2 4  x2  1 ¼  2x  ¼  x  4  x2 ¼  2x  ð 2  x  2Þ y ¼ 4  2 4 4 2 Wir erhalten somit zwei (ungerade) Funktionen, die durch Spiegelung an der x-Achse ineinander übergehen und die in Bild A-49 skizzierte geschlossene Kurve ergeben. Diese sog. Lissajous-Figur ist sowohl zur x-Achse als auch zur y-Achse spiegelsymmetrisch. y A4 Wertetabelle (1. Quadrant): x y 0 0,5 1 1,5 2 0 0,97 1,73 1,98 0 A1 2 1 Bild A-49 B2 –2 B1 –1 0 1 2 x –1 –2 A3 A2 Die geschlossene Kurve wird dabei innerhalb der Periode 0  t < 2 p wie folgt durchlaufen: Startpunkt 0 ! A 1 ! B 1 ! A 2 ! 0 ! A 4 ! B 2 ! A 3 ! 0 b) Parametergleichungen für a ¼ 2 und j ¼  p = 2: x ðtÞ ¼ 2  sin t ; y ðtÞ ¼ 2  sin ð2 t  p = 2Þ ; t  0 Die 2. Gleichung lässt sich unter Verwendung des Additionstheorems der Sinusfunktion und der Formel cos ð2 tÞ ¼ 1  2  sin 2 t (! FS) wie folgt darstellen: y ¼ 2  sin ð2 t  p = 2Þ ¼ 2 ½ sin ð2 tÞ  cos ðp = 2Þ  cos ð2 tÞ  sin ðp = 2Þ  ¼ |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 0 1 ¼ 2 ½ 0  cos ð2 tÞ  ¼  2  cos ð2 tÞ ¼  2 ð1  2  sin 2 tÞ ¼ 2 ð2  sin 2 t  1Þ ; t  0
7 Funktionen und Kurven in Polarkoordinaten 49 Aus der 1. Parametergleichung folgt sin t ¼ x = 2 und durch Einsetzen in die 2. Gleichung somit    2  x2 x y ¼ 2 ð2  sin 2 t  1Þ ¼ 2 2  1 ¼ 2  1 ¼ x2  2 ð 2  x  2Þ 4 2 Die (periodische) Bewegung verläuft längs der in Bild A-50 skizzierten Parabel zwischen den Punkten A und B: Startpunkt ist dabei der Scheitelpunkt S mit den Koordinaten x ðt ¼ 0Þ ¼ 2  sin 0 ¼ 0 ; |ffl{zffl} 0 y B y ðt ¼ 0Þ ¼ 2  sin ð p = 2Þ ¼  2 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 1 –2 Die geschlossene Kurve wird innerhalb einer Periode 0  t  2 p wie folgt durchlaufen (Startpunkt ist der Scheitelpunkt S): S ! A ! S ! B ! S A 2 –1 1 2 x –1 –2 S Bild A-50 7 Funktionen und Kurven in Polarkoordinaten Lehrbuch: Band 1, Kapitel III.3.3.2 Formelsammlung: Kapitel I.9.1.3.2 und III.1.2.3 A51 Gegeben sind folgende Kurven in Polarkoordinatendarstellung: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a) r ðjÞ ¼ 4  sin 2 j þ 2  cos 2 j b) r ðjÞ ¼  a  tan j  sin j ; Für welche Winkel aus dem Intervall 0  j < 360 a > 0 sind diese Kurven definiert ? Wie lauten die Gleichungen der Kurven in kartesischen Koordinaten? Zur Erinnerung: Es sind (definitionsgemäß) nur solche Winkel zugelassen, für die r  0 ist. Die benötigten Transformationsgleichungen lauten: cos j ¼ x = r ; sin j ¼ y = r ; r2 ¼ x2 þ y2 a) Unter Verwendung des „trigonometrischen Pythagoras“ sin 2 j þ cos 2 j ¼ 1 lässt sich die Gleichung wie folgt umschreiben (wir beschränken uns zunächst auf den Radikand der Wurzel): 4  sin 2 j þ 2  cos 2 j ¼ 4  sin 2 j þ 2 ð1  sin 2 jÞ ¼ 4  sin 2 j þ 2  2  sin 2 j ¼ 2 ðsin 2 j þ 1Þ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Somit: r ¼ 2 ðsin 2 j þ 1Þ Definitionsbereich: r  0 ) 2 ðsin 2 j þ 1Þ  0 j : 2 Diese Bedingung ist für jeden Winkel aus dem Intervall 0 Quadrat einer reellen Zahl kann nicht negativ sein). ) sin 2 j þ 1  0  j < 360 ) sin 2 j   1 erfüllt, da sogar sin 2 j  0 gilt (das Kurvengleichung in kartesischen Koordinaten qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  r ¼ 2 ðsin 2 j þ 1Þ  quadrieren ) r 2 y2 ¼ 2 ðsin j þ 1Þ ¼ 2 þ1 r2 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ 2 ðy 2 þ x 2 þ y 2 Þ ! y2 þ r2 ¼ 2 r2 ) ! 2 ðy 2 þ r 2 Þ ¼ r2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ 2 ðx 2 þ 2 y 2 Þ      r2  ) r 4 ¼ 2 ðy 2 þ r 2 Þ )
50 A Funktionen und Kurven b) Unter Verwendung der Beziehung tan j ¼ sin j = cos j lässt sich die Kurvengleichung wie folgt umschreiben: r ¼  a  tan j  sin j ¼  a  sin j sin 2 j  sin j ¼  a  cos j cos j Definitionsbereich: Die Bedingung r  0 ist wegen a > 0 und sin 2 j  0 nur erfüllt, wenn der Nenner des Bruches (also cos j) negativ ist: cos j < 0 ) 90 < j < 270 ð2: und 3: QuadrantÞ Kurvengleichung in kartesischen Koordinaten  sin 2 j  r ¼ a   cos j ) r  cos j ¼  a  sin 2 j cos j  |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} x xr2 ¼ ay2 ) )  y 2  x ¼ a  2   r2 r ) x ðx 2 þ y 2 Þ ¼  a y 2 Wie lauten die Gleichungen der nachfolgenden Kurven in Polarkoordinaten? Welche Aussagen lassen A52 sich über den Definitionsbereich (Winkelbereich) machen? x  y þ c ¼ 0 ðmit c > 0Þ a) Gerade: b) Rechtwinklige Hyperbel: y2 ¼ 2px c) Parabel: y ¼ 8=x; x > 0 ðmit p > 0Þ Wir benötigen die Transformationsgleichungen x ¼ r  cos j und y ¼ r  sin j: a) x  y þ c ¼ 0 ) r  cos j  r  sin j þ c ¼ 0 r ðcos j  sin jÞ ¼  c Definitionsbereich: ) r  0 r ¼ ) ) r ðcos j  sin jÞ þ c ¼ 0 ) c c ¼ cos j  sin j sin j  cos j sin j  cos j > 0 ðda c > 0Þ ) sin j > cos j 45 < j < 225 (in diesem Winkelbereich liegt die Sinuskurve oberhalb der Kosinuskurve)  8  b) y ¼  x ) x y ¼ 8 ) ðr  cos jÞ ðr  sin jÞ ¼ 8 ) r 2  cos j  sin j ¼ 8 x  8 28 16 4 r2 ¼ ¼ ¼ ) r ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cos j  sin j 2  cos j  sin j sin ð2 jÞ sin ð2 jÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} sin ð2 jÞ ) ) ðunter Verwendung der Beziehung sin ð2 jÞ ¼ 2  sin j  cos j ! FS : Kap: III:7:6:3Þ Definitionsbereich: c) y 2 ¼ 2 p x ) r 0 ) 0 < j < 90 ðr  sin jÞ 2 ¼ 2 p ðr  cos jÞ r  sin 2 j ¼ 2 p  cos j Definitionsbereich:  90 ) r ¼ ð1. QuadrantÞ ) ðwegen x > 0 und somit y ¼ 8 = x > 0Þ r 2  sin 2 j ¼ 2 p r  cos j j : r ) 2 p  cos j sin 2 j  j  90 ; j 6¼ 0 ð1. und 4. QuadrantÞ ðdie Bedingung r  0 ist nur für cos j  0 erfüllt und somit nur für Winkel aus dem 1. und 4. Quadranten außerdem muss der Nenner sin 2 j 6¼ 0 und damit j 6¼ 0 seinÞ Wie lauten die folgenden Kurvengleichungen in Polarkoordinaten? A53 x3 þ y3  3xy ¼ 0 a) Cartesisches Blatt: b) Konchoide: ðx 2 þ y 2 Þ ðx  bÞ 2 ¼ a 2 x 2 c) Zissoide: x þ y ðx  aÞ ¼ 0 3 2 ða > 0; b > 0Þ
7 Funktionen und Kurven in Polarkoordinaten 51 Transformationsgleichungen: x ¼ r  cos j ; a) x 3 þ y 3  3 x y ¼ 0 r 3  cos 3 j þ r 3  sin 3 j  3 ðr  cos jÞ ðr  sin jÞ ¼ 0 ) y ¼ r  sin j ; r ðcos j þ sin jÞ  3 r  cos j  sin j ¼ 0 j : r x2 þ y2 ¼ r2 ) ) r ðcos j þ sin jÞ  3  cos j  sin j ¼ 0 3  cos j  sin j r ðcos 3 j þ sin 3 jÞ ¼ 3  cos j  sin j ) r ¼ cos 3 j þ sin 3 j  b) ð x 2 þ y 2 Þ ðx  bÞ 2 ¼ a 2 x 2 ) r 2 ðr  cos j  bÞ 2 ¼ a 2  r 2  cos 2 j  : r 2 ) pffiffiffi ðr  cos j  bÞ 2 ¼ a 2  cos 2 j j ) r  cos j  b ¼  a  cos j ) 3 3 3 2 r  cos j ¼ b  a  cos j c) x 3 þ y 2 ðx  aÞ ¼ 0 ) ) r ¼ 2 3 ) 3 b  a  cos j b ¼ a cos j cos j r 3  cos 3 j þ r 2  sin 2 j ðr  cos j  aÞ ¼ 0 j : r 2 r  cos 3 j þ sin 2 j ðr  cos j  aÞ ¼ 0 0 1 ) ) r  cos 3 j þ r  cos j  sin 2 j  a  sin 2 j ¼ 0 r  cos j@cos 2 j þ sin 2 j A  a  sin 2 j ¼ 0 ) r  cos j ¼ a  sin 2 j |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 a  sin 2 j sin j ¼ a  sin j  ¼ a  sin j  tan j r ¼ cos j cos j ) ) ðunter Verwendung des „trigonometrischen Pythagoras“ sin 2 j þ cos 2 j ¼ 1 und der Beziehung tan j ¼ sin j = cos j ! FS: Kap. III.7) Charakterisieren und skizzieren Sie die Kurven, die durch die folgenden Gleichungen in Polarkoordina- A54 ten beschrieben werden: a) r ¼ 2 ; cos j 0  j < p=2 b) r ¼ 1 ; sin j p < j  3 p 2 Anleitung: Gehen Sie zunächst zu kartesischen Koordinaten über. Benötigte Transformationsgleichungen:  2   cos j a) r ¼ cos j  ) x ¼ r  cos j und y ¼ r  sin j r  cos j ¼ 2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} x ) y x ¼ 2 ) r  sin j ¼  1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} y ) x=2 2 (y ≥ 0) 1 Die Gleichung x ¼ 2 beschreibt eine Parallele zur y-Achse (im Abstand d ¼ 2 rechts von dieser Achse). Wegen 0  j < p = 2 kommt nur der im 1. Quadranten gelegene Teil x ¼ 2, y  0 in Frage (Halbgerade, siehe Bild A-51):   1  b) r ¼  sin j sin j  3 1 x Bild A-51 y y ¼ 1 Durch die Gleichung y ¼  1 wird eine Parallele zur x-Achse beschrieben, die im Abstand d ¼ 1 unterhalb dieser Achse verläuft. Wegen p < j  3 p = 2 kommt nur der im 3. Quadranten gelegene Teil in Frage (Halbgerade y ¼  1; x  0; siehe Bild A-52). 2 –3 –2 –1 x –1 y = –1 (x ≤ 0) Bild A-52
52 A Funktionen und Kurven Strophoide: ðx þ aÞ x 2 þ ðx  aÞ y 2 ¼ 0 ðmit a > 0Þ a) Beschreiben Sie diese Kurve durch explizite Funktionen (in kartesischen Koordinaten) und zeichnen A55 Sie den Kurvenverlauf für den Parameterwert a ¼ 3. b) Bringen Sie die Kurvengleichung in die Polarkoordinatenform r ¼ r ðjÞ und bestimmen Sie den zulässigen Winkelbereich (im Intervall 0  j < 360 ). a) Wir lösen die Kurvengleichung nach y auf und erhalten zwei Funktionen, die durch Spiegelung an der x-Achse ineinander übergehen: ðx þ aÞ x 2 þ ðx  aÞ y 2 ¼ 0 y 2 ) ðx  aÞ y 2 ¼  ðx þ aÞ x 2  ðx þ aÞ x 2  ðx þ aÞ x 2  ð  1Þ ðx þ aÞ x 2 ¼ ¼ ¼ x a ax ðx  aÞ ð 1Þ Umformungen: ) ) rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x þa y ¼ x  ; ax a  x < a Bruch mit  1 erweitern, dann Teilwurzel ziehen. Kurvenverlauf (für a == 3): siehe Bild A-53 Wir erstellen eine Wertetabelle für die Funktion rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x þ3 ; 3  x < 3 y ¼ þx  3x y 6 Wertetabelle: Asymptote 4 x y 3  2;5 2  1;5 1  0;5 0 0  0;75  0;89  0;87  0;71  0;42 0 x y 0;5 1 1;5 2 2;5 2;9 2 0;59 1;41 2;60 4;47 8;29 22;28 Bild A-53 –3 3 –2 –4 –6 b) Kurvengleichung in Polarkoordinaten Unter Verwendung der Transformationsgleichungen x ¼ r  cos j und y ¼ r  sin j folgt: ðx þ aÞ x 2 þ ðx  aÞ y 2 ¼ 0 ) ðr  cos j þ aÞ  r 2  cos 2 j þ ðr  cos j  aÞ  r 2  sin 2 j ¼ 0 j : r 2 ðr  cos j þ aÞ  cos 2 j þ ðr  cos j  aÞ  sin 2 j ¼ 0 r  cos 3 j þ r  cos j  sin 2 j ¼ a  sin 2 j  a  cos 2 j ) ) r  cos 3 j þ a  cos 2 j þ r  cos j  sin 2 j  a  sin 2 j ¼ 0 r  cos j  ðcos 2 j þ sin 2 jÞ ¼ a ðsin 2 j  cos 2 jÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1  cos ð2 jÞ ) ) ) (unter Verwendung der Formeln cos 2 j þ sin 2 j ¼ 1 und cos ð2 jÞ ¼ cos 2 j  sin 2 j ! FS) r  cos j ¼  a  cos ð2 jÞ ) r ¼  a  cos ð2 jÞ cos j x=3 x
7 Funktionen und Kurven in Polarkoordinaten 53 Bestimmung des Definitionsbereiches (Winkelbereiches) Wir wissen bereits, dass die Kurve spiegelsymmetrisch zur x-Achse verläuft, können uns daher bei den weiteren Untersuchungen auf den 1. und 2. Quadranten beschränken. Wegen der Bedingung r  0 und da nach Voraussetzung a > 0 ist müssen cos j und cos ð2 jÞ unterschiedliche Vorzeichen haben. Wir unterteilen den Winkelbereich 0  j  180 in vier gleiche Teilbereiche, in denen cos j und cos ð2 jÞ folgende Vorzeichen besitzen: 0  45 45  90 90  135 135  180 cos j þ þ   cos ð2 jÞ þ   þ Winkelbereich Somit sind nur Winkel zwischen 45 und 90 bzw. zwischen 135 und 180 zulässig ðj 6¼ 90 wegen cos j 6¼ 0Þ. Für die Gesamtkurve ergibt sich daher wegen der Spiegelsymmetrie zur x-Achse der folgende Definitionsbereich: 45  j < 90 , 135  j  225 , 270 < j  315 . Zeigen Sie, dass durch die Gleichung r ðjÞ ¼ 2 a  sin j, 0 A56  j < 180 ein Kreis beschrieben wird ða > 0Þ. Bestimmen Sie den Mittelpunkt M und den Radius R des Kreises. Anleitung: Gehen Sie von den Polarkoordinaten über zu den kartesischen Koordinaten. Mit den Transformationsgleichungen y ¼ r  sin j und r 2 ¼ x 2 þ y 2 erhalten wir zunächst:  y   r ) r2 ¼ 2ay ) x2 þ y2 ¼ 2ay r ¼ 2 a  sin j ) r ¼ 2 a  r  Der y-Term wird quadratisch ergänzt: x þ ðy  2ayÞ ¼ 0 2 2 ) y x þ ðy  2ay þ a Þ ¼ a 2 2 2 2 ) x 2 þ ð y  aÞ 2 ¼ a 2 a Dies ist die Gleichung eines verschobenen Kreises mit dem Mittelpunkt M ¼ ð0; aÞ auf der y-Achse und dem Radius R ¼ a (Bild A-54). M Bild A-54 x Kurvengleichung in Polarkoordinaten: r ðjÞ ¼ 3  cos j þ 2 A57 a) Bestimmen Sie den Definitionsbereich (Winkelbereich) und skizzieren Sie den Kurvenverlauf mit Hilfe einer Wertetabelle (Schrittweite: D j ¼ 15 ). b) Wie lautet die Kurvengleichung in kartesischen Koordinaten in impliziter Form? a) Definitionsbereich ðr  0Þ r  0 ) 3  cos j þ 2  0 ) 3  cos j   2 ) cos j   2 = 3 Wegen der Spiegelsymmetrie der Kurve bezüglich der x-Achse (r ändert sich nicht, wenn wir den Winkel nach unten, d. h. in Uhrzeigerrichtung abtragen, da cos j eine gerade Funktion ist) beschränken wir uns zunächst auf das oberhalb der x-Achse gelegene Kurvenstück (1. und 2. Quadrant).
54 A Funktionen und Kurven Zum Definitionsbereich gehören alle Winkel zwischen j ¼ 0 und der 1. Schnittstelle der Kosinusfunktion y ¼ cos j mit der Geraden y ¼  2 = 3 (siehe Bild A-55). Dieser Schnittpunkt liegt bei j ¼ arccos ð 2 = 3Þ ¼ 131;81 . Wegen der Spiegelsymmetrie zur x-Achse gilt dann für die Gesamtkurve:  131;81 Definitionsbereich:  j  131;81 y 1 y = cos f arccos (– 2/3) Bild A-55 180° –1 360° f y = – 2/3 Kurvenverlauf: Bild A-56 zeigt den Kurvenverlauf im Winkelbereich 0 der x-Achse erhält man die geschlossene Gesamtkurve.  j  131;81 . Durch Spiegelung an Wertetabelle für den 1. und 2. Quadranten: j r 0 15 30 45 60 75 90 105 120 131;81 5 4;90 4;60 4;12 3;5 2;78 2 1;22 0;5 0 y 3 2 Bild A-56 –1 1 2 3 4 5 x b) Wir benötigen die Transformationsgleichungen x ¼ r  cos j und r 2 ¼ x 2 þ y 2 :   x r ¼ 3  cos j þ 2 ) r ¼ 3  þ 2   r ) r 2 ¼ 3 x þ 2 r ) r r 2  3 x ¼ 2 r j quadrieren ) ðr 2  3 xÞ 2 ¼ 4 r 2 ) ðx 2 þ y 2  3 xÞ 2 ¼ 4 ðx 2 þ y 2 Þ Nockenkurve Im Maschinenbau werden im Zusammenhang mit Steuersystemen sog. Nockenkurven benötigt, die sich A58 in Polarkoordinaten abschnittsweise wie folgt beschreiben lassen: ( ) 0  j  p=c a þ b  sin 2 ðc jÞ f ür r ðjÞ ¼ a p=c  j  2p ða; b > 0 ; c > 1Þ. Skizzieren Sie mit Hilfe einer Wertetabelle den Verlauf der Nockenkurve für die Parameterwerte a ¼ 4; b ¼ 2 und c ¼ 1;2. Die Kurvengleichung lautet für a ¼ 4; b ¼ 2 und c ¼ 1;2: 8 9 <4 þ 2  sin 2 ð1;2 jÞ 0  j  5  p= 6= r ðjÞ ¼ f ür : ; 4 5  p= 6  j  2p
7 Funktionen und Kurven in Polarkoordinaten 55 Diese Nockenkurve besteht aus zwei Teilen, die wir jetzt genauer untersuchen. Im Winkelbereich von 5  p = 6 bis 2 p, d. h. im Bereich von 150 bis 360 verläuft die Nockenkurve kreisförmig: r ¼ const: ¼ 4 (Ursprungskreis mit dem Radius R ¼ 4). Im restlichen Winkelbereich von 0 bis 150 r ðjÞ ¼ 4 þ 2  sin 2 ð1;2 jÞ ; lautet die Gleichung der Nockenkurve: 0  j  5  p= 6 oder  j  150 0 In den beiden Randpunkten gilt: r ðj ¼ 0Þ ¼ 4 þ 2  sin 2 0 ¼ 4 ; |fflfflffl{zfflfflffl} r ðj ¼ 5  p = 6 Þ ¼ 4 þ 2  sin 2 ð1;2  5  p = 6 Þ ¼ 4 þ 2  sin 2 p ¼ 4 |fflfflffl{zfflfflffl} 0 0 Die beiden Teile der Kurve gehen also in den Randpunkten stetig ineinander über. Verlauf der Nockenkurve: siehe Bild A-57 Wertetabelle für das Intervall 0 y  j  150 : 60° j 0 30 45 60 90 120 135 150 120° r 4 4,69 5,31 5,81 5,81 4,69 4,19 4 6 30° 150° Bild A-57 –4 4 x –4 Bestimmen Sie die Gleichung einer Kurve mit den folgenden Eigenschaften: Ist P ein beliebiger Punkt der Kurve und bezeichnet man die Abstände dieses Punktes von zwei festen Punkten P 1 und P 2 im A59 Abstand P 1 P 2 ¼ 2 e mit r 1 und r 2 , so soll das Produkt dieser Abstände stets konstant e 2 betragen. Bestimmen Sie die Kurvengleichung a) in kartesischen Koordinaten (in impliziter Form), b) in Polarkoordinaten. c) Skizzieren Sie den Kurvenverlauf für e 2 ¼ 8. y Wir wählen das kartesische Koordinatensystem so, dass die Punkte P 1 und P 2 auf der x-Achse liegen und die Mittelsenkrechte auf P 1 P 2 die y-Achse bildet (siehe Bild A-58). Die Punkte P 1 ; P 2 und P haben dann folgende Koordinaten: P 1 ¼ ð e ; 0Þ ; P 2 ¼ ðe ; 0Þ P r1 Bild A-58 P1 –e P ¼ ðx ; yÞ e y x r2 e–x A P2 e x a) Die Kurvenpunkte erfüllen die Bedingung r 1  r 2 ¼ const: ¼ e 2 : Aus den beiden rechtwinkligen Dreiecken P 1 A P und A P 2 P in Bild A-58 erhalten wir mit dem Satz des Pythagoras: r 21 ¼ ðe þ xÞ 2 þ y 2 und r 22 ¼ ðe  xÞ 2 þ y 2
56 A Funktionen und Kurven Aus der Bedingung r 1  r 2 ¼ e 2 folgt dann: r 1  r 2 ¼ e 2 j quadrieren ) r 21  r 22 ¼ e 4 ) ½ðe þ xÞ 2 þ y 2  ½ ðe  xÞ 2 þ y 2  ¼ e 4 ðe þ xÞ 2 ðe  xÞ 2 þ y 2 ðe  xÞ 2 þ y 2 ðe þ xÞ 2 þ y 4 ¼ e 4 ) ½ ðe þ xÞ ðe  xÞ  2 þ y 2 ½ ðe  xÞ 2 þ ðe þ xÞ 2  þ y 4 ¼ e 4 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) ) 3. Binom: e 2  x 2 ðe 2  x 2 Þ 2 þ y 2 ðe 2  2 e x þ x 2 þ e 2 þ 2 e x þ x 2 Þ þ y 4 ¼ e 4 e 4  2 e 2 x 2 þ x 4 þ y 2 ð2 e 2 þ 2 x 2 Þ þ y 4 ¼ e 4 2 e2 x2 þ x4 þ 2 e2 y2 þ 2x2 y2 þ y4 ¼ 0 ) ) )  2 e 2 x 2 þ 2 e 2 y 2 þ x 4 þ 2 x 2 y 2 þ y 4 ¼  2 e 2 x 2 þ 2 e 2 y 2 þ ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) 1. Binom: ðx 2 þ y 2 Þ 2  2 e 2 ðx 2  y 2 Þ þ ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ 0 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ a 2 ðx 2  y 2 Þ ) ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ 2 e 2 ðx 2  y 2 Þ ) ðmit a 2 ¼ 2 e 2 Þ b) Mit Hilfe der Transformationsgleichungen x ¼ r  cos j ; y ¼ r  sin j und x 2 þ y 2 ¼ r 2 erhalten wir aus der hergeleiteten Kurvengleichung in kartesischer Form die folgende Darstellung in Polarkoordinaten: ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ a 2 ðx 2  y 2 Þ ) ðr 2 Þ 2 ¼ a 2 ðr 2  cos 2 j  r 2  sin 2 jÞ r 2  r 2 ¼ a 2 r 2 ðcos 2 j  sin 2 jÞ r ¼ a ) ) r 2 ¼ a 2 ðcos 2 j  sin 2 jÞ ¼ a 2  cos ð2 jÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} cos ð2 jÞ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cos ð2 jÞ ) ðunter Verwendung der trigonometrischen Beziehung cos ð2 jÞ ¼ cos 2 j  sin 2 j ! FSÞ c) Kurvenverlauf für e2 == 8: a 2 ¼ 2 e 2 ¼ 2  8 ¼ 16 siehe Bild A-59 ) a ¼ 4 Kurvengleichung in Polarkoordinaten: r ðjÞ ¼ 4  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cos ð2 jÞ Wir müssen die Winkelbereiche von 45 bis 135 und 225 bis 315 ausklammern, da dort cos ð2 jÞ < 0 gilt. Die Kurve ist geschlossen und sowohl zur x-Achse als auch zur y-Achse spiegelsymmetrisch, da die kartesische Kurvengleichung nur gerade Potenzen der Koordinaten x und y enthält (Vorzeichenänderung bei x bzw. y bewirkt keine nderung der anderen Koordinate). Wir können uns daher bei der Wertetabelle auf den Winkelbereich 0  j  5 beschränken: Wertetabelle: j r 0 7;5 15;0 22;5 30 37;5 45 4 3;93 3;72 3;36 2;83 2;03 0 y 2 1 –4 –3 –2 –1 1 –1 –2 Bild A-59 2 3 4 x
57 B Differentialrechnung 1 Ableitungsregeln 1.1 Produktregel Wir verwenden die Produktregel in der folgenden Form: y ¼ uv ) y 0 ¼ u 0v þ v 0 u ðu; v : Funktionen von xÞ Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.3 Formelsammlung: Kapitel IV.3.3 B1 y0 ¼ ? y ¼ ð5 x 3  4 xÞ ðx 2 þ 5 xÞ ; Die vorliegende Funktion ist ein Produkt aus zwei Faktoren u und v, die jeweils von der Variablen x abhängen: y ¼ ð5 x 3  4 xÞ ðx 2 þ 5 xÞ ¼ u v |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} u v Somit gilt: u ¼ 5 x 3  4 x ; v ¼ x2 þ 5x und u 0 ¼ 15 x 2  4 ; v0 ¼ 2x þ 5 Die Produktregel liefert dann die gesuchte Ableitung: y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ ð15 x 2  4Þ ðx 2 þ 5 xÞ þ ð2 x þ 5Þ ð5 x 3  4 xÞ ¼ ¼ 15 x 4 þ 75 x 3  4 x 2  20 x þ 10 x 4  8 x 2 þ 25 x 3  20 x ¼ 25 x 4 þ 100 x 3  12 x 2  40 x Anmerkung: Diese Funktion lässt sich auch ohne Produktregel differenzieren (Klammern ausmultiplizieren, anschließend gliedweise differenzieren). B2 y ¼ x 5  ln x ðx > 0Þ; y0 ¼ ? Die Funktion ist ein Produkt der beiden Faktorfunktionen u ¼ x 5 und v ¼ ln x : f y ¼ x 5  ln x ¼ u v mit |{z} u v u ¼ x5; v ¼ ln x und u 0 ¼ 5 x 4 ; v0 ¼ 1 x Die Produktregel liefert die gesuchte Ableitung: y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 5 x 4  ln x þ 1  x 5 ¼ 5 x 4  ln x þ x 4 ¼ x 4 ð5  ln x þ 1Þ x © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_2
58 B Differentialrechnung B3 y ¼ 4  sin x  tan x ; y0 ¼ ? Wir „zerlegen‘‘ die Funktion wie folgt: y ¼ 4  sin x  tan x ¼ 4 ðu vÞ |ffl{zffl} |ffl{zffl} u v Der konstante Faktor 4 bleibt beim Differenzieren erhalten. Die Produktregel lautet daher in diesem Beispiel wie folgt: y 0 ¼ 4 ðu 0 v þ v 0 uÞ mit u ¼ sin x ; v ¼ tan x und u 0 ¼ cos x ; v0 ¼ 1 cos 2 x    1 sin x sin x  sin x ¼ 4 cos x  ¼ y ¼ 4 ðu v þ v uÞ ¼ 4 cos x  tan x þ þ cos x cos 2 x cos 2 x     sin x 1 cos 2 x þ 1 4  sin x ðcos 2 x þ 1Þ ¼ ¼ 4 sin x þ ¼ 4  sin x 1 þ ¼ 4  sin x  cos 2 x cos 2 x cos 2 x cos 2 x 0 0  0 Anmerkung: Sie können den konstanten Faktor 4 auch in den Faktor u oder v einbeziehen, z. B.: y ¼ 4  sin x  tan x ¼ ð4  sin xÞ  tan x |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v B4 y ¼ ðcos x  sin xÞ  e x ; mit u ¼ 4  sin x und v ¼ tan x y0 ¼ ? „Zerlegung‘‘ der Funktion in ein Produkt aus zwei Faktorfunktionen u und v: |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u u ¼ cos x  sin x ; v ¼ e x und u 0 ¼  sin x  cos x ; f y ¼ ðcos x  sin xÞ  e x ¼ u v mit v Mit Hilfe der Produktregel erhalten wir dann: y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ ð sin x  cos xÞ  e x þ e x ðcos x  sin xÞ ¼ ¼ ð sin x  cos x þ cos x  sin xÞ  e x ¼ 2  sin x  e x B5 y ¼ 2  e x  arcsin x ; y0 ¼ ?; y 0 ð0Þ ¼ ? f „Zerlegung‘‘ der Funktion in ein Produkt: y ¼ 2  e x  arcsin x ¼ 2 ðe x  arcsin xÞ ¼ 2 ðu vÞ u Der konstante Faktor 2 bleibt beim Differenzieren erhalten. Mit u ¼ ex ; v ¼ arcsin x und u0 ¼ ex ; 1 v 0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  x2 erhalten wir mit Hilfe der Produktregel die folgende Ableitung: |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} v v0 ¼ ex
1 Ableitungsregeln 0 59 0 1 e  arcsin x þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  e x 1  x2 0 y ¼ 2 ðu v þ v uÞ ¼ 2 x ! ¼ 2e  x 1 arcsin x þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  x2 ! y 0 ð0Þ ¼ 2  e0 ðarcsin 0 þ 1Þ ¼ 2  1 ð0 þ 1Þ ¼ 2 B6 y ¼ pffiffiffi x  arctan x ; y0 ¼ ? Wir „zerlegen‘‘ die Funktion wie folgt: pffiffiffi x  arctan x ¼ u v f y ¼ u |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} mit u ¼ pffiffiffi x; v ¼ arctan x und u0 ¼ v 1 pffiffiffi ; 2 x v0 ¼ 1 1 þ x2 Mit Hilfe der Produktregel erhalten wir die gesuchte Ableitung: pffiffiffi x ð1 þ x 2 Þ  arctan x þ 2 x pffiffiffi 1 1 arctan x þ  x ¼ ¼ y ¼ u v þ v u ¼ pffiffiffi  arctan x þ pffiffiffi pffiffiffi 1 þ x2 1 þ x2 2 x 2 x 2 x ð1 þ x 2 Þ pffiffiffi pffiffiffi Umformungen: Hauptnenner 2 x ð1 þ x 2 Þ bilden, d. h. die Brüche mit ð1 þ x 2 Þ bzw. 2 x erweitern. 0 B7 0 0 y ¼ x 4  e x  cosh x ; y0 ¼ ? Die vorliegende Funktion ist ein Produkt aus drei Faktorfunktionen u, v und w, die alle von der Variablen x abhängen: u u ¼ x ; 4 f f y ¼ x 4  e x  cosh x ¼ u v w v |fflfflffl{zfflfflffl} w v ¼ ex ; w ¼ cosh x und u 0 ¼ 4 x 3 ; v0 ¼ ex ; w 0 ¼ sinh x Mit Hilfe der Produktregel für drei Faktoren erhalten wir die folgende Ableitung: y 0 ¼ u 0 v w þ u v 0 w þ u v w 0 ¼ 4 x 3  e x  cosh x þ x 4  e x  cosh x þ x 4  e x  sinh x ¼ ¼ x 3  e x ð4  cosh x þ x  cosh x þ x  sinh xÞ B8 y ¼ 5 ðx 2  1Þ ð2 x þ 1Þ  sin x ; y0 ¼ ? Wir könnten diese Funktion mit Hilfe der Produktregel für drei Faktoren differenzieren: y ¼ 5 ðx 2  1Þ ð2 x þ 1Þ  sin x ¼ 5 ðu v wÞ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v w Günstiger ist es jedoch, die Funktion zunächst zu vereinfachen (ausmultiplizieren der ersten beiden Faktoren): y ¼ 5 ðx 2  1Þ ð2 x þ 1Þ  sin x ¼ 5 ð2 x 3 þ x 2  2 x  1Þ  sin x
60 B Differentialrechnung Wir haben jetzt ein Produkt aus nur zwei Faktorfunktionen (der konstante Faktor 5 bleibt beim Differenzieren erhalten): y ¼ 5 ð2 x 3 þ x 2  2 x  1Þ  sin x ¼ 5 ðu vÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v u ¼ 2x3 þ x2  2x  1; v ¼ sin x und u 0 ¼ 6 x 2 þ 2 x  2 ¼ 2 ð3 x 2 þ x  1Þ ; Die Produktregel für zwei Faktoren liefert jetzt die gewünschte Ableitung: y 0 ¼ 5 ðu 0 v þ v 0 uÞ ¼ 5 ½ 2 ð3 x 2 þ x  1Þ  sin x þ cos x  ð2 x 3 þ x 2  2 x  1Þ  1.2 Quotientenregel Wir verwenden die Quotientenregel in der folgenden Form: y ¼ u v ) y0 ¼ u0 v  v0 u v2 ðu; v : Funktionen von xÞ Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.4 Formelsammlung: Kapitel IV.3.4 B9 y ¼ x2 ; 1  x2 y0 ¼ ? Die vorliegende Funktion ist der Quotient aus u ¼ x 2 und v ¼ 1  x 2 : y ¼ x2 u ¼ 2 v 1x mit u ¼ x 2; v ¼ 1  x2 und u 0 ¼ 2 x; v 0 ¼ 2 x Die Quotientenregel liefert dann: y0 ¼ B10 2 x ð1  x 2 Þ  ð 2 xÞ x 2 u0v  v0u 2x  2x3 þ 2x3 2x ¼ ¼ ¼ 2 2 2 v ð1  x 2 Þ ð1  x 2 Þ ð1  x 2 Þ 2 y ¼ cos x ; x2 y0 ¼ ?; y 0 ðpÞ ¼ ? Die vorliegende Funktion ist der Quotient der Funktionen u ¼ cos x und v ¼ x 2 : y ¼ cos x u ¼ x2 v mit u ¼ cos x ; v ¼ x2 und u 0 ¼  sin x ; v0 ¼ 2x Die Quotientenregel führt zu der folgenden Ableitung: y0 ¼ ¼ ðsin xÞ  x 2  2 x  cos x u0v  v0u x 2  sin x  2 x  cos x ¼ ¼ ¼ v2 x4 x4 ðx  sin x  2  cos xÞ x x3  x ¼ x  sin x  2  cos x x  sin x þ 2  cos x ¼  x3 x3 v 0 ¼ cos x
1 Ableitungsregeln 61 Ableitung an der Stelle x ¼ p : y 0 ðpÞ ¼  B11 ln x y ¼ pffiffiffi x p  0 þ 2  ð1Þ p  sin p þ 2  cos p 2 2 ¼  ¼  ¼ 3 p p3 p3 p3 y0 ¼ ? ðx > 0Þ; Zähler u und Nenner v dieses Quotienten sind elementare Funktionen mit bekannten Ableitungen: u ¼ ln x ; v ¼ pffiffiffi x ) u0 ¼ 1 ; x v0 ¼ 1 pffiffiffi 2 x Die gesuchte Ableitung erhalten wir mit Hilfe der Quotientenregel: 1 pffiffiffi 1 1 1 2  ln x  x  pffiffiffi  ln x pffiffiffi  pffiffiffi  ln x pffiffiffi x 2 x x 2 x 2 x u vv u 2  ln x 1 2  ln x 0 y ¼ ¼ ¼ ¼ ¼ ¼ pffiffiffi  pffiffiffi pffiffiffi 2 2 x x x v 2 x 2x x ð xÞ 1 pffiffiffi Umformungen: Brüche im Zähler zunächst auf den Hauptnenner 2 x bringen, dann den Zählerbruch mit dem Kehrwert des Nennerbruches multiplizieren. 0 B12 0 y ¼ 2  cos x  sin x ; cos x þ 2  sin x y0 ¼ ?; y 0 ðp=2Þ ¼ ? Die vorliegende Funktion ist der Quotient aus den Funktionen u ¼ 2  cos x  sin x und v ¼ cos x þ 2  sin x : y ¼ 2  cos x  sin x u ¼ cos x þ 2  sin x v Somit gilt: u ¼ 2  cos x  sin x ; v ¼ cos x þ 2  sin x und u 0 ¼ 2  sin x  cos x ; v 0 ¼  sin x þ 2  cos x Bei genauerer Betrachtung der Ableitungen u 0 und v 0 fällt auf, dass u 0 ¼  v und v 0 ¼ u ist: u 0 ¼ 2  sin x  cos x ¼ ð2  sin x þ cos xÞ ¼  ðcos x þ 2  sin xÞ ¼  v |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} v v 0 ¼  sin x þ 2  cos x ¼ 2  cos x  sin x ¼ u |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u Die Quotientenregel lautet dann unter Berücksichtigung dieser Beziehungen wie folgt: ð vÞ v  u u  ðv 2 þ u 2 Þ u0v  v0u v 2  u 2 u2 þ v2 y ¼ ¼ ¼ ¼ ¼  v2 v2 v2 v2 v2 0 Für den Zähler dieser Bruches erhalten wir unter Verwendung des „trigonometrischen Pythagoras‘‘ sin 2 x þ cos 2 x ¼ 1: u 2 þ v 2 ¼ ð2  cos x  sin xÞ 2 þ ðcos x þ 2  sin xÞ 2 ¼ ¼ 4  cos 2 x  4  cos x  sin x þ sin 2 x þ cos 2 x þ 4  cos x  sin x þ 4  sin 2 x ¼ ¼ 5  cos 2 x þ 5  sin 2 x ¼ 5 ðcos 2 x þ sin 2 xÞ ¼ 5 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1
62 B Differentialrechnung Die gesuchte Ableitung lautet damit: y0 ¼  u2 þ v2 5 ¼  v2 ðcos x þ 2  sin xÞ 2 y 0 ðp=2Þ ¼  B13 y ¼ y ¼ 5 ½ cos ðp=2Þ þ 2  sin ðp=2Þ x3  2x þ 5 ; x2  4x þ 1 x3  2x þ 5 u ¼ 2 v x  4x þ 1 2 ¼  5 ð0 þ 2  1Þ 2 ¼  5 4 y0 ¼ ? mit u ¼ x 3  2 x þ 5 ; u0 ¼ 3x2  2; v ¼ x2  4x þ 1; v0 ¼ 2x  4 Die Quotientenregel liefert die gesuchte Ableitung: y0 ¼ ¼ ¼ ¼ ð3 x 2  2Þ ðx 2  4 x þ 1Þ  ð2 x  4Þ ðx 3  2 x þ 5Þ u0v  v0u ¼ ¼ v2 ðx 2  4 x þ 1Þ 2 3 x 4  12 x 3 þ 3 x 2  2 x 2 þ 8 x  2  ð2 x 4  4 x 2 þ 10 x  4 x 3 þ 8 x  20Þ ðx 2  4 x þ 1Þ 2 3 x 4  12 x 3 þ x 2 þ 8 x  2  ð2 x 4  4 x 3  4 x 2 þ 18 x  20Þ ðx 2  4 x þ 1Þ 2 3 x 4  12 x 3 þ x 2 þ 8 x  2  2 x 4 þ 4 x 3 þ 4 x 2  18 x þ 20 ðx 2  4 x þ 1Þ 2 ¼ ¼ ¼ x 4  8 x 3 þ 5 x 2  10 x þ 18 ðx 2  4 x þ 1Þ 2 1.3 Kettenregel Die Kettenregel ist eine Substitutionsregel. Mit Hilfe einer geeigneten Substitution u ¼ uðxÞ wird die vorgegebene Funktion y ¼ f ðxÞ zunächst in eine elementar differenzierbare Funktion y ¼ F ðuÞ der „Hilfsvariablen‘‘ u übergeführt. Dann gilt (Kettenregel): y0 ¼ dy dy du ¼  dx du dx oder y 0 ¼ F 0 ðuÞ  u 0 ðxÞ (,,äußere Ableitung mal innere Ableitung‘‘) Anschließend wird rücksubstituiert. In einigen Fällen müssen mehrere Substitutionen nacheinander durchgeführt werden, bis man auf eine elementar differenzierbare Funktion stößt. Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.5 Formelsammlung: Kapitel IV.3.5 B14 y ¼ ð4 x 2  2 x þ 1Þ 5 ; y0 ¼ ?
1 Ableitungsregeln 63 Durch die Substitution u ¼ 4 x 2  2 x þ 1 wird die vorliegende Funktion in eine elementare Potenzfunktion übergeführt: y ¼ ð4 x 2  2 x þ 1Þ 5 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u ! y ¼ u5 u ¼ 4x2  2x þ 1 mit y ¼ u 5 ist dabei die äußere, u ¼ 4 x 2  2 x þ 1 die innere Funktion. Beide Funktionen sind elementar differenzierbar. Mit Hilfe der Kettenregel erhalten wir zunächst: y0 ¼ dy dy du ¼  ¼ 5 u 4  ð8 x  2Þ ¼ 5 u 4  2 ð4 x  1Þ ¼ 10 ð4 x  1Þ  u 4 dx du dx Rücksubstitution ðu ¼ 4 x 2  2 x þ 1Þ führt zur gesuchten Ableitung: y 0 ¼ 10 ð4 x  1Þ u 4 ¼ 10 ð4 x  1Þ ð4 x 2  2 x þ 1Þ 4 Anmerkung: Die Funktion lässt sich auch ohne Kettenregel differenzieren (Binom auflösen, dann gliedweise differenzieren). Dieser Weg ist jedoch aufwendig und daher nicht zu empfehlen (überzeugen Sie sich selbst). B15 y ¼ ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 4x  x2 ; y0 ¼ ? Wir vereinfachen die Funktion zunächst wie folgt: y ¼ ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 4 x  x 2 ¼ ln ð4 x  x 2 Þ 1=2 ¼  ln ð4 x  x 2 Þ 2 (Rechenregel : ln a n ¼ n  ln aÞ Mit Hilfe der Substitution u ¼ 4 x  x 2 zerlegen wir die Funktion in ihre elementaren Bestandteile: y ¼ 1  ln ð4 x  x 2 Þ 2 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} u ! y ¼ 1  ln u 2 mit u ¼ 4x  x2 (äußere und innere Funktion). Die Kettenregel liefert dann (nach erfolgter Rücksubstitution): y0 ¼ B16 2 ð2  xÞ dy dy du 1 1 4  2x 2x ¼ ¼  ¼   ð4  2 xÞ ¼ ¼ dx du dx 2 u 2u 2 ð4 x  x 2 Þ 4x  x2 1 y ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 3 a þ bx2 ða; b : KonstantenÞ ; y0 ¼ ? Die Funktion lässt sich auch als Potenz darstellen: 1 1 y ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ¼ ða þ b x 2 Þ  1=3 1=3 3 2 ða þ b x Þ a þ bx2 Durch die Substitution u ¼ a þ b x 2 wird die Funktion in zwei elementare Funktionen zerlegt: äußere Funktion: y ¼ u  1=3 ; innere Funktion: u ¼ a þ b x 2 Die Kettenregel führt dann zu dem folgenden Ergebnis (zunächst wird y nach u, dann u nach x differenziert): y0 ¼ dy dy du 1 2 ¼  ¼  u  4=3  ð2 b xÞ ¼  b x  u  4=3 dx du dx 3 3
64 B Differentialrechnung Durch Rücksubstitution ðu ¼ a þ b x 2 Þ folgt schließlich: y0 ¼  B17 2 2 x 2bx ¼  b x ða þ b x 2 Þ  4=3 ¼  b  qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 4=3 3 3 3 ða þ b x 2 Þ 3  ða þ b x 2 Þ 4 y ¼ 4  e cos x  sin x ; y0 ¼ ?; y 0 ðpÞ ¼ ? Durch die Substitution u ¼ cos x  sin x führen wir die vorliegende Exponentialfunktion auf die elementare e-Funktion zurück: y ¼ 4  e cos x  sin x ! y ¼ 4  eu mit u ¼ cos x  sin x Beide Funktionen (äußere und innere) sind elementar differenzierbar. Die Kettenregel liefert dann (äußere Ableitung mal innere Ableitung): y0 ¼ dy dy du ¼  ¼ 4  e u  ð sin x  cos xÞ ¼  4 ðsin x þ cos xÞ  e u dx du dx Durch Rücksubstitution ðu ¼ cos x  sin xÞ erhalten wir die gewünschte Ableitung: y 0 ¼  4 ðsin x þ cos xÞ  e cos x  sin x y 0 ðpÞ ¼  4 ðsin p þ cos pÞ  e cos p  sin p ¼  4 ð0  1Þ  e  1  0 ¼ 4  e  1 ¼ 1;4715 B18 y ¼ 4 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi x2 þ x ; y0 ¼ ?; y 0 ðx ¼ 1Þ ¼ ? pffiffiffi Mit der Substitution u ¼ x 2 þ x (Wurzelradikand) erreichen wir unser Ziel: die Funktion wird in zwei elementar differenzierbare Bestandteile (äußere und innere Funktion) zerlegt: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi y ¼ 4  x2 þ x ! y ¼ 4  u mit u ¼ x 2 þ x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u Wir wenden die Kettenregel an (äußere Ableitung mal innere Ableitung) pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi   4x x þ 1 4x x þ 1 4x x þ 1 dy dy du 1 1 4 y ¼ ¼  ¼ 4  pffiffiffi  2 x þ pffiffiffi ¼ pffiffiffi  ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffiffiffiffi dx du dx 2 x x  u xu 4 x 2 u u p ffiffi ffi Rücksubstitution ðu ¼ x 2 þ x Þ liefert das gewünschte Ergebnis: pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 4x x þ 1 4x x þ 1 4x x þ 1 0 y ¼ ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi xu x ðx 2 þ x Þ x3 þ x x 0 Ableitung an der Stelle x ¼ 1: pffiffiffi pffiffiffi 41 1þ1 4þ1 5 5 2 5 pffiffiffi 0 y ðx ¼ 1Þ ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ 2 ¼ 3;5355 pffiffiffi 2 2 2 2 2 3 1 þ1 1
1 Ableitungsregeln B19 65 Zeigen Sie: y ¼ ½ f ðxÞ  n ) y 0 ¼ n ½ f ðxÞ  n  1  f 0 ðxÞ Wenden Sie diese Ableitungsformel auf die Funktion y ¼ sin 4 x an. Mit der Substitution u ¼ f ðxÞ wird die gegebene Funktion auf die elementar differenzierbare Potenzfunktion y ¼ u n zurückgeführt: y ¼ ½ f ðxÞ  n |ffl{zffl} u ! y ¼ un u ¼ f ðxÞ mit y ¼ u n ist dabei die äußere, u ¼ f ðxÞ die innere Funktion. Mit Hilfe der Kettenregel erhalten wir: y0 ¼ dy dy du ¼  ¼ n  u n  1  f 0 ðxÞ dx du dx Rücksubstitution u ¼ f ðxÞ führt dann zu dem gewünschten Ergebnis: y 0 ¼ n  u n  1  f 0 ðxÞ ¼ n ½ f ðxÞ  n  1  f 0 ðxÞ Anwendungsbeispiel: B20 y ¼ sin 4 x ¼ ð sin x Þ 4 |ffl{zffl} u y ¼ cos ð5 x 2  3 x þ 1Þ ; ) y 0 ¼ 4 ðsin xÞ 3  cos x ¼ 4  sin 3 x  cos x y0 ¼ ? Mit der Substitution u ¼ 5 x 2  3 x þ 1 erreichen wir unser Ziel: die vorliegende Funktion wird in die elementare Kosinusfunktion übergeführt: y ¼ cos ð5 x 2  3 x þ 1Þ ! y ¼ cos u mit u ¼ 5x2  3x þ 1 Dabei ist y ¼ cos u die äußere und u ¼ 5 x 2  3 x þ 1 die innere Funktion. Die Kettenregel liefert dann (erst wird y nach u, dann u nach x differenziert): y0 ¼ dy dy du ¼  ¼ ð sin uÞ  ð10 x  3Þ ¼  ð10 x  3Þ  sin u dx du dx Die Rücksubstitution u ¼ 5 x 2  3 x þ 1 führt zur gesuchten Ableitung: y 0 ¼  ð10 x  3Þ  sin u ¼  ð10 x  3Þ  sin ð5 x 2  3 x þ 1Þ B21 y ¼ ln ½ cos ð1  x 2 Þ  ; y0 ¼ ? Diese Aufgabe unterscheidet sich von den bisherigen dadurch, dass sie nicht mit Hilfe einer einzigen Substitution lösbar ist. Wir benötigen insgesamt zwei Substitutionen, die wir nacheinander von innen nach außen ausführen, um unser Ziel zu erreichen: 1. Substitution: mit y ¼ ln ½ cos u  ¼ ln v mit v ¼ cos u |ffl{zffl} v y ¼ ln v mit v ¼ cos u und u ¼ 1  x 2 2. Substitution: Somit gilt: y ¼ ln ½ cos ð1  x 2 Þ  ¼ ln ½ cos u  |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} u u ¼ 1  x2
66 B Differentialrechnung Alle drei Bestandteile (Funktionen) sind elementar differenzierbar. Die Kettenregel liefert dann (erst wird y nach v, dann v nach u und schließlich u nach x differenziert): y0 ¼ dy dy dv du 1 2 x  sin u ¼   ¼  ð sin uÞ  ð 2 xÞ ¼ dx dv du dx v v Rücksubstitution ðv ! u ! xÞ liefert das gewünschte Ergebnis (mit sin u=cos u ¼ tan u): y0 ¼ B22 2 x  sin u 2 x  sin u ¼ ¼ 2 x  tan u ¼ 2 x  tan ð1  x 2 Þ v cos u y ¼ A  eax þ B  ebxþc 2 ðA; B; a; b; c : KonstantenÞ ; y0 ¼ ?; y 0 ðx ¼ 0Þ ¼ ? Es wird gliedweise differenziert. Die e-Funktionen werden dabei durch die Substitutionen u ¼  a x 2 v ¼  b x þ c in elementare Funktionen übergeführt: 1: Summand: y 1 ¼ A  eax 2: Summand: y 2 ¼ B  ebxþc 2 ) y1 ¼ A  eu mit u ¼ ax2 ) y2 ¼ B  ev mit v ¼ bx þ c bzw. Die Kettenregel liefert dann: y 01 ¼ d y1 d y1 d u ¼ A  e u  ð 2 a xÞ ¼ 2 a A x  e u ¼  dx du dx y 02 ¼ d y2 d y2 d v ¼ B  e v  ð bÞ ¼  b B  e v ¼  dx dv dx Nach Rücksubstitution erhalten wir schließlich die gewünschte Ableitung. Sie lautet: y 0 ¼ y 01 þ y 02 ¼  2 a A x  e u  b B  e v ¼  2 a A x  e a x  b B  e  b x þ c 2 Ableitung an der Stelle x ¼ 0: B23 y ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cos ð5 x 2 Þ ; y 0 ðx ¼ 0Þ ¼  2 a A  0  e 0  b B  e c ¼  b B  e c y0 ¼ ? Mit Hilfe von zwei Substitutionen gelingt es, die vorliegende Funktion in ihre elementaren Bestandteile zu zerlegen (wir substituieren von innen nach außen): qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1. Substitution: y ¼ cos ð5 x 2 Þ ¼ cos u mit u ¼ 5 x 2 |ffl{zffl} u pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 2. Substitution: y ¼ cos u ¼ v mit v ¼ cos u |ffl{zffl} v pffiffiffi Aus y ¼ v mit v ¼ cos u und u ¼ 5 x 2 folgt dann mit Hilfe der Kettenregel: y0 ¼ dy dy dv du 1  5 x  sin u  ¼ pffiffiffi  ð sin uÞ  10 x ¼ ¼  pffiffiffi dx dv du dx 2 v v
1 Ableitungsregeln 67 Rücksubstitution in der Reihenfolge v ! u ! x führt zur gesuchten Ableitung: y0 ¼  5 x  sin ð5 x 2 Þ  5 x  sin u  5 x  sin u ¼ ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi v cos u cos ð5 x 2 Þ B24 y 0 ð1Þ ¼ ? y ¼ ln ða x þ e x Þ 4 ; ða > 0 : KonstanteÞ Zunächst vereinfachen wir die Funktion unter Verwendung der logarithmischen Rechenregel ln c n ¼ n  ln c: y ¼ ln ða x þ e x Þ 4 ¼ 4  ln ða x þ e x Þ Die Substitution u ¼ a x þ e x führt dann zum Ziel: y ¼ 4  ln ða x þ e x Þ |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} u ! y ¼ 4  ln u mit u ¼ ax þ ex Anwendung der Kettenregel und Rücksubstitution: y0 ¼ 4 ða þ e x Þ 4 ða þ e x Þ dy dy du 1 ¼ 4  ða þ e x Þ ¼ ¼ ¼  u u ax þ ex dx du dx ) y 0 ð1Þ ¼ 4 ða þ e 1 Þ a þ e1 ¼ 4 1.4 Kombinationen mehrerer Ableitungsregeln Sie benötigen beim Lösen der folgenden Aufgaben stets mehrere Ableitungsregeln, meist die Produkt- oder Quotientenregel in Verbindung mit der Kettenregel. Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.3 bis 2.6 Formelsammlung: Kapitel IV.3.3 bis 3.5 B25 y ¼ e x  cos x ; y0 ¼ ? Wir substituieren den Exponenten, setzen also t ¼ x  cos x und erhalten die elementare e-Funktion: y ¼ e x  cos x ! y ¼ et mit t ¼ x  cos x Die Kettenregel führt zunächst zu: y0 ¼ dy dy dt dt ¼  ¼ et  dx dt dx dx Die innere Ableitung, d. h. die Ableitung von t ¼ x  cos x nach x bilden wir mit Hilfe der Produktregel: f t ¼ x  cos x ¼ u v mit |ffl{zffl} u v u ¼ x; v ¼ cos x und u 0 ¼ 1 ; v 0 ¼  sin x dt ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 1  cos x þ ð sin xÞ  x ¼ cos x  x  sin x dx Die gesuchte Ableitung lautet damit (nach erfolgter Rücksubstitution): y0 ¼ et  dt ¼ e t  ðcos x  x  sin xÞ ¼ ðcos x  x  sin xÞ  e t ¼ ðcos x  x  sin xÞ  e x  cos x dx
68 B Differentialrechnung B26 y ðtÞ ¼ A  e d t  sin ðw t þ jÞ ðA; d; w; j : KonstantenÞ ; y 0 ðt ¼ 0Þ ¼ ? A bleibt als konstanter Faktor beim Differenzieren erhalten, das Produkt aus Exponential- und Sinusfunktion wird nach der Produktregel differenziert: y ¼ A  e  d t  sin ðw t þ jÞ ¼ A ðu vÞ |ffl{zffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u v y 0 ¼ A ðu 0 v þ v 0 uÞ ) Die dabei benötigten Ableitungen der Faktorfunktionen u ¼ e  d t und v ¼ sin ðw t þ jÞ bilden wir wie folgt mit Hilfe der Kettenregel: u ¼ e dt ¼ e z mit z ¼ dt ) u0 ¼ v ¼ sin ðw t þ jÞ ¼ sin z mit z ¼ w t þ j du du dz ¼  ¼ e z  ð dÞ ¼  d  e  d t dt dz dt ) v0 ¼ dv dv dz ¼  ¼ ðcos zÞ  w ¼ w  cos ðw t þ jÞ dt dz dt Die gesuchte Ableitung lautet damit: y 0 ¼ A ðu 0 v þ v 0 uÞ ¼ A ½  d  e  d t  sin ðw t þ jÞ þ w  cos ðw t þ jÞ  e  d t  ¼ ¼ A  e  d t ½  d  sin ðw t þ jÞ þ w  cos ðw t þ jÞ  f y 0 ðt ¼ 0Þ ¼ A  e 0 ½  d  sin j þ w  cos j  ¼ A ð d  sin j þ w  cos jÞ 1 B27 y ¼ e x  ln ðx 3 þ 1Þ ; 2 y0 ¼ ? Es liegt ein Produkt aus zwei Faktoren u und v vor: y ¼ e  x  ln ðx 3 þ 1Þ ¼ u v |ffl{zffl} |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} u v 2 Wir benötigen daher die Produktregel, beim Differenzieren der beiden Faktorfunktionen u ¼ e x und v ¼ ln ðx 3 þ 1Þ jeweils auch die Kettenregel: 2 u ¼ e x ¼ e t 2 mit t ¼ x 2 v ¼ ln ðx 3 þ 1Þ ¼ ln z mit ) u0 ¼ z ¼ x3 þ 1 du du dt 2 ¼  ¼ e t  ð 2 xÞ ¼ 2 x  e  x dx dt dx ) v0 ¼ dv dv dz 1 3x2 3x2 ¼  ¼  3x2 ¼ ¼ dx dz dx z z x3 þ 1 Unter Berücksichtigung dieser Ableitungen liefert dann die Produktregel das gewünschte Ergebnis:   3x2 3x2 2 2 2  e  x ¼  2 x  ln ðx 3 þ 1Þ þ  e x y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼  2 x  e  x  ln ðx 3 þ 1Þ þ x3 þ 1 x3 þ 1 B28 y ¼ arctan   1þx ; 1x y 0 ð3Þ ¼ ?
1 Ableitungsregeln 69 1þx und zerlegen damit die vorliegende Funktion in eine elementare äußere und 1x eine (gebrochenrationale) innere Funktion:   1þx 1þx ! y ¼ arctan z mit z ¼ y ¼ arctan 1x 1x dy 1 ¼ . Die Ableitung der inneren FunkDie äußere Funktion y ¼ arctan z besitzt bekanntlich die Ableitung dz 1 þ z2 tion erhalten wir mit Hilfe der Quotientenregel: Wir wählen die Substitution z ¼ z ¼ 1þx u ¼ 1x v u ¼ 1 þ x; mit v ¼ 1x und u 0 ¼ 1 ; v0 ¼ 1 1 ð1  xÞ  ð 1Þ ð1 þ xÞ dz u0v  v0u 1x þ1þx 2 ¼ ¼ ¼ ¼ 2 2 dx v2 ð1  xÞ ð1  xÞ ð1  xÞ 2 Mit der Kettenregel folgt dann: y0 ¼ dy dy dz 1 2 2 ¼   ¼ ¼ 2 2 dx dz dx 2 1þz ð1  xÞ ð1 þ z Þ ð1  xÞ 2 1þx führt schließlich zur gesuchten Ableitung (wir bringen zunächst den im Nenner auftreten1x den Ausdruck 1 þ z 2 auf eine möglichst einfache Form): Rücksubstitution z ¼   ð1 þ xÞ 2 ð1  xÞ 2 þ ð1 þ xÞ 2 1þx 2 ¼ 1þ ¼ ¼ 1x ð1  xÞ 2 ð1  xÞ 2 1 þ z2 ¼ 1 þ ¼ 1  2x þ x2 þ 1 þ 2x þ x2 ð1  xÞ 2 ¼ 2 þ 2x2 ð1  xÞ 2 ¼ 2 ð1 þ x 2 Þ ð1  xÞ 2 Umformungen: Der erste Summand wird mit ð1  xÞ 2 erweitert. y0 ¼ 2 ð1 þ z 2Þ ð1  xÞ 2 ¼ 2 2 ð1 þ x Þ 2 ð1  xÞ B29 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a þ x2 þ 5 y ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5  a þ x2 2 ¼  ð1  xÞ 2 ða : KonstanteÞ ; 1 1þ x2 ) y 0 ð3Þ ¼ 1 1þ 32 ¼ 1 10 y0 ¼ ? Zähler und Nenner despBruches ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi enthalten den gleichen Wurzelausdruck. Wir versuchen daher, diese Aufgabe mit Hilfe der Substitution z ¼ a þ x 2 zu lösen: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi zþ5 a þ x2 þ 5 ! y ¼ mit z ¼ a þ x 2 y ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5z 5  a þ x2 Die äußere Ableitung erhalten wir mit der Quotientenregel, die innere Ableitung über die Kettenregel: ußere Ableitung: y ¼ zþ5 u ¼ 5z v mit u ¼ z þ 5 ; v ¼ 5z und u0 ¼ 1; 1 ð5  zÞ  ð1Þ ðz þ 5Þ dy u0 v  v0 u 5zþzþ5 10 ¼ ¼ ¼ ¼ 2 2 2 dz v ð5  zÞ ð5  zÞ ð5  zÞ 2 v0 ¼ 1
70 B Differentialrechnung pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffi a þ x2 ¼ t |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} t z ¼ Innere Ableitung: t ¼ a þ x2 mit dz dz dt 1 x x ¼  ¼ pffi  2 x ¼ pffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx dt dx t 2 t a þ x2 ðnach erfolgter Rücksubstitution t ¼ a þ x 2 Þ Die Ableitung der Ausgangsfunktion erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel (erst y nach z differenzieren, dann z nach x) mit anschließender Rücksubstitution: y0 ¼ dy dy dz 10 x 10 x ¼  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ¼  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 2 dx dz dx ð5  zÞ ð5  zÞ 2  a þ x 2 a þ x2 B30 y ¼ ln ðx 2 þ 1Þ y0 ¼ ? ; x3 10 x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5  a þ x2  a þ x2 Die vorliegende Funktion ist ein Quotient und lässt sich daher nach der Quotientenregel differenzieren: y ¼ ln ðx 2 þ 1Þ x3 ¼ u v mit u ¼ ln ðx 2 þ 1Þ ; v ¼ x3 und u0 ¼ ?; v0 ¼ 3x2 Die noch fehlende Ableitung der Zählerfunktion u ¼ ln ðx 2 þ 1Þ erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel: u ¼ ln ðx 2 þ 1Þ ¼ ln t |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} t t ¼ x2 þ 1 mit ) u0 ¼ du du dt 1 2x 2x ¼  ¼  2x ¼ ¼ 2 dx dt dx t t x þ1 (nach erfolgter Rücksubstitution t ¼ x 2 þ 1) . Somit gilt zusammenfassend: u ¼ ln ðx 2 þ 1Þ ; v ¼ x3 und u0 ¼ 2x ; þ1 x2 v0 ¼ 3x2 Die Quotientenregel liefert dann die gewünschte Ableitung: y0 ¼ 0 0 u vv u ¼ v2 2x  x 3  3 x 2  ln ðx 2 þ 1Þ þ1 x2 x6 ¼ 2x4  3 x 2  ln ðx 2 þ 1Þ þ1 x2 x6 ¼ 2 x 4  3 x 2 ðx 2 þ 1Þ  ln ðx 2 þ 1Þ x2 þ 1 ¼ ¼ 6 x 2 ½ 2 x 2  3 ðx 2 þ 1Þ  ln ðx 2 þ 1Þ  x 1 ¼ x 2 ½ 2 x 2  3 ðx 2 þ 1Þ  ln ðx 2 þ 1Þ  ðx 2 þ 1Þ  x 4  x 2 ¼ x2 þ1  1 ¼ x6 2 x 2  3 ðx 2 þ 1Þ  ln ðx 2 þ 1Þ ðx 2 þ 1Þ  x 4 Umformungen: Im Zähler des Gesamtbruches den Hauptnenner x 2 þ 1 bilden, den 2. Summand also mit x 2 þ 1 erweitern ! Nenner x 6 als Bruch schreiben: x 6 ¼ x 6 =1 ! im Zähler den gemeinsamen Faktor x 2 ausklammern ! Zählerbruch mit dem Kehrwert des Nennerbruches multiplizieren ! gemeinsamen Faktor x 2 kürzen. B31 y ¼ x  sin x þ cos x ; x  cos x  sin x y0 ¼ ?
1 Ableitungsregeln 71 Der Quotient aus u ¼ x  sin x þ cos x und v ¼ x  cos x  sin x wird nach der Quotientenregel differenziert. Die dabei benötigten Ableitungen u 0 und v 0 erhalten wir wie folgt mit Hilfe der Summen- und Produktregel: 0 0 f u ¼ x  sin x þ cos x ¼ a b þ cos x Zähler: |ffl{zffl} a b mit a ¼ x; und a 0 ¼ 1 ; b ¼ sin x b 0 ¼ cos x 0 u ¼ a b þ b a  sin x ¼ 1  sin x þ ðcos xÞ  x  sin x ¼ x  cos x v ¼ x  cos x  sin x ¼ a b  sin x f Nenner: |ffl{zffl} a b mit a ¼ x ; b ¼ cos x und a0 ¼ 1; b 0 ¼  sin x v 0 ¼ a 0 b þ b 0 a  cos x ¼ 1  cos x þ ðsin xÞ  x  cos x ¼ x  sin x Somit gilt zusammenfassend: u ¼ x  sin x þ cos x ; v ¼ x  cos x  sin x und u 0 ¼ x  cos x ; v 0 ¼  x  sin x Die Quotientenregel liefert dann die gesuchte Ableitung: y0 ¼ ¼ ¼ x  cos x ðx  cos x  sin xÞ  ð x  sin xÞ ðx  sin x þ cos xÞ u0v  v0u ¼ ¼ 2 v ðx  cos x  sin xÞ 2 x 2  cos 2 x  x  cos x  sin x þ x 2  sin 2 x þ x  sin x  cos x ðx  cos x  sin xÞ 2 x 2 ðcos 2 x þ sin 2 xÞ ðx  cos x  sin xÞ 2 ¼ x2  1 ðx  cos x  sin xÞ 2 ¼ ¼ x 2  cos 2 x þ x 2  sin 2 x ðx  cos x  sin xÞ 2 ¼ x2 ðx  cos x  sin xÞ 2 (unter Verwendung des „trigonometrischen Pythagoras‘‘ cos 2 x þ sin 2 x ¼ 1). B32 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x2  a2 y ¼ ða : KonstanteÞ ; a2 þ x2 y0 ¼ ? Wir substituieren den Radikand der Wurzel und führen damit die gegebene Funktion auf eine elementare Wurzelfunktion zurück: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffi x2  a2 x2  a2 y ¼ ! y ¼ z mit z ¼ a2 þ x2 a2 þ x2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} z Die gesuchte Ableitung erhalten pffiffi wir dann mit Hilfe der Kettenregel (erst y nach z differenzieren, dann z nach x). Die „äußere‘‘ Funktion y ¼ z ist elementar differenzierbar: 0 1 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffi 2 2 B C dy 1 1 1 a þx BRechenregel: r1ffiffiffi ¼ bC ¼ pffiffi ¼  sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ @ 2 2 a dz 2 aA 2 z x a x2  a2 2 b a2 þ x2 Die Ableitung der gebrochenrationalen „inneren‘‘ Funktion erfolgt mit der Quotientenregel: z ¼ x2  a2 u ¼ 2 2 v a þx mit u ¼ x2  a2; v ¼ a2 þ x2 und u 0 ¼ 2 x ; v0 ¼ 2x 2 x ða 2 þ x 2 Þ  2 x ðx 2  a 2 Þ dz u0 v  v0 u 2a2 x þ 2x3  2x3 þ 2a2 x 4a2 x ¼ ¼ ¼ ¼ z0 ¼ dx v2 ða 2 þ x 2 Þ 2 ða 2 þ x 2 Þ 2 ða 2 þ x 2 Þ 2
72 B Differentialrechnung Mit der Kettenregel folgt dann: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a2 þ x2 4a2 x a2 þ x2  2a2 x ¼  ¼ x 2  a 2 ða 2 þ x 2 Þ 2 ðx 2  a 2 Þ ða 2 þ x 2 Þ 4 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 2 ¼ 2a x  ¼ 2 a 2 x  qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 3 2 2 2 2 ðx  a Þ ða þ x Þ ðx 2  a 2 Þ ða 2 þ x 2 Þ ða 2 þ x 2 Þ 2 dy dy dz 1 y0 ¼ ¼  ¼  dx dz dx 2 ¼ 2a2 x 2a2 x qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ða 2 þ x 2 Þ  x 4  a 4 ða 2 þ x 2 Þ  ðx 2  a 2 Þ ða 2 þ x 2 Þ Umformungen: ða 2 þ x 2 Þ 2 mit ða 2 þ x 2 Þ 4 unter die Wurzel bringen ! dann durch a 2 þ x 2 kürzen ! aus pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi pffiffiffi dem verbliebenen Faktor ða 2 þ x 2 Þ 3 die Teilwurzel ziehen (Rechenregel: b 3 ¼ b 2  b ¼ b  b ) ! Wurzelradikand vereinfachen (3. Binom): ðx 2  a 2 Þ ða 2 þ x 2 Þ ¼ ðx 2  a 2 Þ ðx 2 þ a2 Þ ¼ x 4  a 4 1.5 Logarithmische Ableitung Die Funktion wird zunächst logarithmiert, dann differenziert. Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.7 Formelsammlung: Kapitel IV.3.6 B33  y ¼ 2þ 1 x x ; y0 ¼ ? 1. Schritt: Beide Seiten logarithmieren:     1 x 1 ln y ¼ ln 2 þ ¼ x  ln 2 þ x x ðRechenregel : ln a n ¼ n  ln aÞ 2. Schritt: Beide Seiten nach x differenzieren: Linke Seite: z ¼ ln y y ¼ f ðxÞ mit Da y eine von x abhängige Funktion ist, muss nach der Kettenregel differenziert werden: y0 dz dz dy 1 ¼ ¼   y0 ¼ dx dy dx y y   1 ¼ u v mit Rechte Seite: z ¼ x  ln 2 þ x f z0 ¼ u |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u ¼ x; v ¼ ln   1 2þ und x u0 ¼ 1; v0 ¼ ? v Die Funktion z ¼ uv wird mit Hilfe der Produktregel differenziert. Vorher müssen wir noch die Ableitung v 0 des rechten Faktors bestimmen. Dies geschieht wie folgt nach der Kettenregel:   1 ¼ ln ð2 þ x 1 Þ ¼ ln t mit t ¼ 2 þ x  1 v ¼ ln 2 þ x |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} t d v d v d t 1  x 2 1 1 1 v0 ¼ ¼  ¼  ¼  ¼  ¼  ð  x  2Þ ¼ 2  1 2 2 t dx dt dx t t x ð2 þ x Þ x 2x þ x
1 Ableitungsregeln 73  Damit gilt: u ¼ x ; v ¼ ln 2þ 1 x  und u0 ¼ 1; v0 ¼  1 1 ¼  2x2 þ x x ð2 x þ 1Þ Wir erhalten schließlich mit Hilfe der Produktregel die folgende Ableitung für die rechte Seite der logarithmierten Funktionsgleichung:     1 1 1 1  x ¼ ln 2 þ   z 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 1  ln 2 þ x ð2 x þ 1Þ x x 2x þ 1 Somit gilt:   y0 1 1 ¼ ln 2 þ  ) y x 2x þ 1           1 1 1 1 1 x 0 y ¼ ln 2 þ  y ¼ ¼ ln 2 þ   2þ x 2x þ 1 x 2x þ 1 x z0 ¼ B34 y ¼ x cos x ðx > 0Þ ; y0 ¼ ? Die vorliegende Funktion ist weder eine Potenz- noch eine Exponentialfunktion, da Basis (x) und Exponent (cos x) von der Variablen x abhängen. Wir können daher weder die Potenzregel noch die Ableitungsregel für Exponentialfunktionen anwenden. 1. Schritt: Durch Logarithmieren beider Seiten lässt sich der Potenzausdruck der rechten Seite in ein Produkt verwandeln, das dann mit Hilfe der Produktregel differenziert werden kann: ln y ¼ ln x cos x ¼ cos x  ln x ðRechenregel : ln a n ¼ n  ln aÞ 2. Schritt: Beide Seiten werden nach x differenziert. Beim Differenzieren der linken Seite ist zu beachten, dass y eine von x abhängige Funktion ist ð y ¼ f ðxÞÞ. Der Term z ¼ ln y muss daher nach der Kettenregel differenziert werden (zunächst z nach y differenzieren, dann y nach x): z ¼ ln y mit y ¼ f ðxÞ ) z0 ¼ y0 dz dz dy 1 ¼ ¼   y0 ¼ y dx dy dx y Die Ableitung der rechten Seite erfolgt mit Hilfe der Produktregel: z ¼ cos x  ln x ¼ u v |ffl{zffl} |{z} u v mit u ¼ cos x ; z 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼  sin x  ln x þ v ¼ ln x und u 0 ¼  sin x ; v0 ¼ 1 x 1  x  sin x  ln x þ cos x  cos x ¼ x x Damit gilt: z0 ¼ y0  x  sin x  ln x þ cos x ¼ x y y0 ¼  x  sin x  ln x þ cos x  x  sin x  ln x þ cos x y ¼  x cos x ¼ x x ) ¼ ð x  sin x  ln x þ cos xÞ  x  1  x cos x ¼ ð x  sin x  ln x þ cos xÞ  x ðcos x  1Þ B35 y ¼ e x  cos x ; y0 ¼ ?; y 0 ðpÞ ¼ ?
74 B Differentialrechnung 1. Schritt: Beide Seiten logarithmieren: ln y ¼ ln e x  cos x ¼ ðx  cos xÞ  ln e ¼ x  cos x ðRechenregel : ln e n ¼ nÞ 2. Schritt: Jetzt beide Seiten der logarithmierten Gleichung nach x differenzieren: Linke Seite: Kettenregel anwenden, da y von x abhängt: z ¼ ln y mit y ¼ f ðxÞ z0 ¼ ) y0 dz dz dy 1 ¼   y0 ¼ ¼ dx dy dx y y Rechte Seite: Produktregel anwenden: f z ¼ x  cos x ¼ u v mit |fflffl{zfflffl} u v u ¼ x; v ¼ cos x und u 0 ¼ 1 ; v 0 ¼  sin x z 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 1  cos x þ ð sin xÞ  x ¼ cos x  x  sin x Somit ist: y0 ¼ z 0 ¼ cos x  x  sin x y ) y 0 ¼ ðcos x  x  sin xÞ  y ¼ ðcos x  x  sin xÞ  e x  cos x y 0 ðpÞ ¼ ðcos p  p  sin pÞ  e p  cos p ¼ ð 1  p  0Þ  e p  ð 1Þ ¼  e  p Anmerkung: Diese Aufgabe lässt sich auch mit Hilfe der Ketten- und Produktregel lösen (siehe Aufgabe B 25). B36 y 2  ðsin xÞ ln x ¼ 0 ðx > 0Þ; y0 ¼ ? Zunächst stellen wir die Gleichung wie folgt um: y 2 ¼ ðsin xÞ ln x 1. Schritt: Beide Seiten werden logarithmiert: ln y 2 ¼ ln ðsin xÞ ln x ) 2  ln y ¼ ln x  ln ðsin xÞ ðRechenregel : ln a n ¼ n  ln aÞ 2. Schritt: Jetzt werden beide Seiten der logarithmierten Gleichung nach x differenziert: Linke Seite: Kettenregel anwenden, denn y ist eine von x abhängige Funktion: z ¼ 2  ln y mit y ¼ f ðxÞ z0 ¼ ) 2y0 dz dz dy 1 ¼   y0 ¼ ¼ 2 dx dy dx y y Rechte Seite: Produktregel anwenden: z ¼ ln x  ln ðsin xÞ ¼ u v mit |{z} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u v u ¼ ln x ; v ¼ ln ðsin xÞ und u0 ¼ 1 ; x v0 ¼ ? Die noch unbekannte Ableitung v 0 des rechten Faktors erhalten wir mit der Kettenregel: v ¼ ln ðsin xÞ ¼ ln t |fflfflffl{zfflfflffl} t mit t ¼ sin x Die Produktregel liefert dann mit u ¼ ln x ; der rechten Seite: z0 ¼ u0 v þ v0 u ¼ ) v0 ¼ dv dv dt 1 cos x cos x ¼  ¼  cos x ¼ ¼ ¼ cot x dx dt dx t t sin x v ¼ ln ðsin xÞ und u0 ¼ 1 ; x v 0 ¼ cot x die gesuchte Ableitung ln ðsin xÞ þ x  cot x  ln x 1  ln ðsin xÞ þ cot x  ln x ¼ x x
1 Ableitungsregeln 75 Somit erhalten wir für y 0 den folgenden Ausdruck: ln ðsin xÞ þ x  cot x  ln x 2y0 ¼ x y ) y0 ¼ ln ðsin xÞ þ x  cot x  ln x 2x y y 0 hängt noch von x und y ab. Durch Auflösen der vorgegebenen Funktionsgleichung nach y folgt: y ¼  qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ðsin xÞ ln x Diesen Ausdruck setzen wir in die Ableitungsformel ein und erhalten y 0 in Abhängigkeit von x: y0 ¼  ln ðsin xÞ þ x  cot x  ln x 2x  qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ðsin xÞ ln x 1.6 Implizite Differentiation Die in der impliziten Form Fðx; yÞ ¼ 0 vorliegende Funktion wird gliedweise mit Hilfe der bekannten Ableitungsregeln nach der Variablen x differenziert. Dabei ist zu beachten, dass y eine Funktion von x ist. Terme mit der Variablen y müssen daher nach der Kettenregel differenziert werden. Die (differenzierte) Gleichung wird anschließend nach y 0 aufgelöst. Die Ableitung hängt dabei von x und y ab. Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.9 Formelsammlung: Kapitel IV.3.8 B37 y0 ¼ ? x3 þ y3  3xy ¼ 0; Es wird gliedweise nach x differenziert. 1. Summand: z1 ¼ x 3 ) z 01 ¼ 3 x 2 2. Summand: z2 ¼ y 3 mit y ¼ f ðxÞ z 2 ¼ y 3 ist die äußere, y ¼ f ðxÞ die innere Funktion. Die Kettenregel liefert dann (zunächst y 3 nach y, dann y nach x differenzieren): z 02 ¼ 3 y 2  y 0 u v ¼ y und u 0 ¼ 1 ; v0 ¼ 1  y0 ¼ y0 f z 3 ¼ 3 x y ¼ 3 ð x  y Þ ¼ 3 ðu vÞ mit u ¼ x ; f 3. Summand: v Mit der Produktregel erhalten wir (der rechte Faktor v ¼ y wurde nach der Kettenregel differenziert): z 03 ¼ 3 ðu 0 v þ v 0 uÞ ¼ 3 ð1  y þ y 0  xÞ ¼  3 ð y þ x  y 0 Þ Die gliedweise Differentiation der impliziten Funktion führt damit zu dem folgenden Ergebnis: z 01 þ z 02 þ z 03 ¼ 3 x 2 þ 3 y 2  y 0  3 ð y þ x  y 0 Þ ¼ 0 j: 3 ) x 2 þ y 2  y 0  ð y þ x  y 0 Þ ¼ x 2 þ y 2  y 0  y  x  y 0 ¼ ð y 2  xÞ y 0 þ x 2  y ¼ 0 ð y 2  xÞ y 0 ¼ y  x 2 ) y0 ¼ y  x2 y2  x ¼ x2  y ðy  x 2 Þ  ð1Þ ¼ ðy 2  xÞ  ð1Þ x  y2 )
76 B Differentialrechnung B38 y0 ¼ ?; ðx þ 2Þ x 2 þ ðx  2Þ y 2 ¼ 0 ; y 0 ðx ¼ 1; y ¼ pffiffiffi 3Þ ¼ ? Wir bringen die Funktion zunächst auf eine für das implizite Differenzieren günstigere Form: x 3 þ 2 x 2 þ ðx  2Þ y 2 ¼ z 1 þ z 2 ¼ 0 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} z2 z1 Es wird gliedweise nach x differenziert, der zweite Summand z 2 dabei nach der Produktregel (in Verbindung mit der Kettenregel). z1 ¼ x 3 þ 2 x 2 ) 2. Summand: z 2 ¼ ðx  2Þ y 2 ¼ u v |fflfflffl{zfflfflffl} u v z 01 ¼ 3 x 2 þ 4 x u ¼ x  2; mit v ¼ y2 und u0 ¼ 1; v0 ¼ 2y  y0 f 1. Summand: Die Ableitung des rechten Faktors v ¼ y 2 erfolgte nach der Kettenregel, da y von x abhängt (zunächst y 2 nach y differenzieren, dann y nach x). Somit gilt: z 02 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 1  y 2 þ 2 y  y 0 ðx  2Þ ¼ y 2 þ 2 ðx  2Þ  y  y 0 Die gliedweise Differentiation der vorgegebenen impliziten Funktion führt schließlich zu dem folgenden Ergebnis (wir lösen die Gleichung noch nach y 0 auf): z 01 þ z 02 ¼ 3 x 2 þ 4 x þ y 2 þ 2 ðx  2Þ y  y 0 ¼ 0 ) 2 ðx  2Þ y  y 0 ¼  3 x 2  4 x  y 2 ¼  ð3 x 2 þ 4 x þ y 2 Þ ) y0 ¼  3x2 þ 4x þ y2 2 ðx  2Þ y pffiffiffi pffiffiffi 3þ4þ3 10 5 5 3 5 pffiffiffi y ðx ¼ 1; y ¼ 3 Þ ¼  3 ¼ 2;8868 pffiffiffi ¼  pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ 3 3 2 ð1  2Þ 3 2 3 3 3 0 B39 ð y  xÞ 3 þ sin 2 y ¼ 0 ; y0 ¼ ? Die Funktionsgleichung wird gliedweise nach x differenziert, beide Summanden dabei jeweils nach der Kettenregel: 1. Summand: z 1 ¼ ð y  xÞ 3 ¼ u 3 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} u mit u ¼ yx und y ¼ f ðxÞ z 01 ¼ 3 u 2  u 0 ¼ 3 u 2 ð1  y 0  1Þ ¼ 3 ð y  xÞ 2 ð y 0  1Þ Bei der Ableitung der inneren Funktion u ¼ y  x musste der Summand y nach der Kettenregel differenziert werden (zunächst y nach y, dann y nach x differenzieren). 2. Summand: z 2 ¼ sin 2 y ¼ ð sin y Þ 2 ¼ u 2 |ffl{zffl} u mit u ¼ sin y und y ¼ f ðxÞ Die Kettenregel (für zwei Substitutionen) führt zu: z 02 ¼ dz2 dz2 du dy ¼ 2 u  ðcos yÞ  y 0 ¼ 2  sin y  cos y  y 0 ¼ sin ð2 yÞ  y 0  ¼  dx du dy dx |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} sin ð2 yÞ (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin ð2 yÞ ¼ 2  sin y  cos y). Damit erhalten wir:
1 Ableitungsregeln 77 z 01 þ z 02 ¼ 3 ð y  xÞ 2 ð y 0  1Þ þ sin ð2 yÞ  y 0 ¼ 3 ð y  xÞ 2 y 0  3 ð y  xÞ 2 þ sin ð2 yÞ  y 0 ¼ 0 ½ 3 ð y  xÞ 2 þ sin ð2 yÞ   y 0 ¼ 3 ð y  xÞ 2 ) y0 ¼ 3 ð y  xÞ 2 3 ð y  xÞ 2 þ sin ð2 yÞ Bestimmen Sie die Tangentensteigung der Kardioide y 2 þ 2 x ðx 2 þ y 2 Þ  ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ 0 : Wie groß ist die Steigung im Kurvenpunkt P ¼ ð0;  1Þ? B40 Es wird gliedweise nach der Variablen x differenziert. 1. Summand: z1 ¼ y 2 y ¼ f ðxÞ mit Differenziert wird nach der Kettenregel, da y von x abhängt (zuerst y 2 nach y differenzieren, dann y nach x): z 01 ¼ d z1 d z1 d y ¼ 2y  y0 ¼  dx dy dx z 2 ¼ 2 x ðx 2 þ y 2 Þ ¼ 2 ðu vÞ mit u ¼ x ; f 2. Summand: |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} u v ¼ x 2 þ y 2 und u 0 ¼ 1 ; v0 ¼ 2x þ 2y  y0 v Differenziert wird nach der Produktregel, wobei der Summand y 2 im rechten Faktor v nach der Kettenregel zu differenzieren ist: z 02 ¼ 2 ðu 0 v þ v 0 uÞ ¼ 2 ½ 1ðx 2 þ y 2 Þ þ ð2 x þ 2 y  y 0 Þ x  ¼ 2 ðx 2 þ y 2 þ 2 x 2 þ 2 x y  y 0 Þ ¼ ¼ 2 ð3 x 2 þ y 2 þ 2 x y  y 0 Þ 3. Summand: 2 z 3 ¼  ðx 2 þ y 2 Þ ¼  u 2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u mit u ¼ x2 þ y2 Die Kettenregel liefert dann: z 03 ¼ d z3 d z3 d u ¼  2 u  u 0 ¼ 2 u ð2 x þ 2 y  y 0 Þ ¼  2 ðx 2 þ y 2 Þ  2 ðx þ y  y 0 Þ ¼ ¼  dx du dx ¼  4 ðx 2 þ y 2 Þ ðx þ y  y 0 Þ Bei der Ableitung der inneren Funktion u ¼ x 2 þ y 2 wurde dabei berücksichtigt, dass der Summand y 2 nach der Kettenregel zu differenzieren ist ( y hängt ja von x ab). Damit erhalten wir das folgende Ergebnis: z 01 þ z 02 þ z 03 ¼ 2 y  y 0 þ 2 ð3 x 2 þ y 2 þ 2 x y  y 0 Þ  4 ðx 2 þ y 2 Þ ðx þ y  y 0 Þ ¼ 0 j: 2 y  y 0 þ 3 x 2 þ y 2 þ 2 x y  y 0  2 ðx 2 þ y 2 Þ ðx þ y  y 0 Þ ¼ ¼ y  y 0 þ 3 x 2 þ y 2 þ 2 x y  y 0  2 ðx 2 þ y 2 Þ x  2 ðx 2 þ y 2 Þ y  y 0 ¼ ¼ ½ y þ 2 x y  2 ðx 2 þ y 2 Þ y  y 0 þ 3 x 2 þ y 2  2 ðx 2 þ y 2 Þ x ¼ 0 Wir lösen diese Gleichung noch nach y 0 auf und erhalten: y0 ¼ 2 ðx 2 þ y 2 Þ x  3 x 2  y 2 y þ 2 x y  2 ðx 2 þ y 2 Þ y ¼ 2 x ðx 2 þ y 2 Þ  3 x 2  y 2 y ½ 1 þ 2 x  2 ðx 2 þ y 2 Þ  Steigung der Kurventangente in P ¼ ð0;  1Þ: y 0 ðPÞ ¼ 0 ð0 þ 1Þ  0  1  1 ½ 1 þ 0  2 ð0 þ 1Þ  ¼ 1  1  ð 1Þ ¼ 1
78 B Differentialrechnung 1.7 Differenzieren in der Parameterform Die Funktion bzw. Kurve liegt in der Parameterform x ¼ xðtÞ, y ¼ yðtÞ vor (t: Parameter). Die ersten beiden Ableitungen werden wie folgt gebildet: y0 ¼ y_ ; x_ y 00 ¼ x_ y€  y_ x€ Die Striche kennzeichnen die Ableitungen nach der Variablen x, die Punkte die Ableitungen nach dem Parameter t. x_ 3 Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.12 Formelsammlung: Kapitel IV.3.9 Bestimmen Sie den Anstieg der Kurve mit der Parameterdarstellung x ¼ 4  cos 3 t þ 3  cos t, y ¼ 2  sin ð2 tÞ þ 3  sin t, 0  t  2 p für den Parameterwert t ¼ p=2. B41 Beide Gleichungen werden gliedweise und mit Hilfe der Kettenregel wie folgt nach dem Parameter t differenziert: x ¼ 4  cos 3 t þ 3  cos t ¼ 4 ð cos t Þ 3 þ 3  cos t ¼ 4 u 3 þ 3  cos t |ffl{zffl} u mit u ¼ cos t x_ ¼ 12 u 2  ð sin tÞ  3  sin t ¼  12  cos 2 t  sin t  3  sin t ¼  3  sin t  ð4  cos 2 t þ 1Þ y ¼ 2  sin ð2 tÞ þ 3  sin t ¼ 2  sin v þ 3  sin t |{z} v mit v ¼ 2 t y_ ¼ 2  cos v  2 þ 3  cos t ¼ 4  cos ð2 tÞ þ 3  cos t Der Kurvenanstieg in Abhängigkeit vom Kurvenparameter t beträgt dann: y0 ¼ 4  cos ð2 tÞ þ 3  cos t y_ ¼ x_  3  sin t  ð4  cos 2 t þ 1Þ Somit gilt an der Stelle t ¼ p=2: y 0 ðt ¼ p=2Þ ¼ B42 x ¼ 4  cos p þ 3  cos ðp=2Þ  3  sin ðp=2Þ  ð4  t2  1 ; t y ¼ ln t ; cos 2 ðp=2Þ þ 1Þ t > 0; ¼ y 0 ðtÞ ¼ ? ; 4  ð 1Þ þ 3  0 þ 1Þ ¼  3  1  ð4  02 y 00 ðtÞ ¼ ? ; y 0 ð2Þ ¼ ? ; 4 4 ¼ 3 3 Wir bilden zunächst die benötigten Ableitungen x_ , x€, y_ und y€ : x ¼ t2  1 1 ¼ t  ¼ t  t 1 t t y ¼ ln t ) y_ ¼ 1 ¼ t  1; t ) x_ ¼ 1 þ t  2 ; x€ ¼  2 t  3 y€ ¼  t  2 Damit erhalten wir für y 0 und y 00 , jeweils in Abhängigkeit vom Parameter t: y0 ¼ y_ t 1 t 1  t 2 t ¼ ¼ ¼  2  2 2 2 x_ t þ1 1þt ð1 þ t Þ t (der Bruch wurde mit t 2 erweitert) y 00 ð2Þ ¼ ?
1 Ableitungsregeln y 00 ¼ ¼ 79 x_ y€  y_ x€ x_ 3 ¼ t 4  t 2 ðt 2 þ 1Þ 3 ð1 þ t 2 Þ ð t  2 Þ  t  1 ð 2 t  3 Þ ¼ ¼ ð1 þ t 2 Þ 3 ðt  4  t  2 Þ  t 6 ðt 2 þ 1Þ 3 ¼  t 2  t 4 þ 2 t 4 t 4  t 2 ¼   3 3 ¼ 1 t2 þ 1 1þ t2 t2 t2  t4 ðt 2 þ 1Þ 3 t6 y 0 ð2Þ ¼ 2 22 þ1 ¼ 2 ; 5 y 00 ð2Þ ¼ ð2 2  2 4 Þ ð2 2 þ 1Þ 3 ¼ 4  16 12 ¼  53 125 bringen ! Zähler mit dem Kehrwert des Nenners Umformungen: Brüche im Nenner auf den Hauptnenner t 2 multiplizieren ! Zähler ausmultiplizieren. B43 Gegeben ist die folgende Parameterform einer Kurve: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x ¼ 2  sin t þ 1 ; y ¼ 2  cos 2 t ; 0  t  p Bestimmen Sie den Kurvenanstieg in Abhängigkeit vom Parameter t. Wie groß ist die Steigung der Kurventangente für den Parameterwert t ¼ p=2? Beide Parametergleichungen werden nach der Kettenregel differenziert: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi x ¼ 2  sin t þ 1 ¼ u mit u ¼ 2  sin t þ 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u x_ ¼ dx dx du 1 cos t cos t ¼  ¼ pffiffiffi  2  cos t ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dt du dt 2 u u 2  sin t þ 1 y ¼ 2  cos 2 t ¼ 2 ð cos t Þ 2 ¼ 2 v 2 |ffl{zffl} v y_ ¼ mit v ¼ cos t dy dy dv ¼ 4 v  ð sin tÞ ¼  4 v  sin t ¼  4  cos t  sin t ¼  dt dv dt Kurvenanstieg in Abhängigkeit vom Parameter t: y_  4  cos t  sin t y ¼ ¼ ¼  4  cos t  sin t  x_ cos t pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  sin t þ 1 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  sin t þ 1 ¼  4  sin t  2  sin t þ 1 cos t An der Stelle t ¼ p=2 gilt: y 0 ðt ¼ p=2Þ ¼  4  sin ðp=2Þ  qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 2  sin ðp=2Þ þ 1 ¼  4  1  2  1 þ 1 ¼  4 3 Welchen Anstieg besitzt die Kurve mit der Parameterdarstellung B44 x ¼ cos t  sin ð2 tÞ ; y ¼ 2  cos 2 t þ sin ð3 tÞ in Abhängigkeit vom (reellen) Parameter t ? Bestimmen Sie die Steigung der Kurventangente für den Parameterwert t ¼ p . Wie lautet die Gleichung der dortigen Tangente?
80 B Differentialrechnung Beim Differenzieren der beiden Parametergleichungen benötigen wir neben der Summenregel jeweils die Kettenregel: x ¼ cos t  sin ð2 tÞ ¼ cos t  sin u |{z} u mit u ¼ 2 t x_ ¼  sin t  ðcos uÞ  2 ¼  sin t  2  cos ð2 tÞ y ¼ 2  cos 2 t þ sin ð3 tÞ ¼ 2 ð cos t Þ 2 þ sin ð3 tÞ ¼ 2 v 2 þ sin w |ffl{zffl} |{z} v w mit v ¼ cos t und w ¼ 3t y_ ¼ 4 v  ðsin tÞ þ ðcos wÞ  3 ¼  4 v  sin t þ 3  cos w ¼  4  cos t  sin t þ 3  cos ð3 tÞ ¼ ¼  2 ½ 2  cos t  sin t  þ 3  cos ð3 tÞ ¼  2  sin ð2 tÞ þ 3  cos ð3 tÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} sin ð2 tÞ (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin ð2 tÞ ¼ 2  sin t  cos t) Der Anstieg der Kurve hängt damit wie folgt vom Kurvenparameter t ab: y0 ¼  2  sin ð2 tÞ þ 3  cos ð3 tÞ 2  sin ð2 tÞ  3  cos ð3 tÞ y_ ¼ ¼ x_  sin t  2  cos ð2 tÞ sin t þ 2  cos ð2 tÞ Somit gilt an der Stelle t ¼ p : y 0 ðt ¼ pÞ ¼ 2  sin ð2 pÞ  3  cos ð3 pÞ sin p þ 2  cos ð2 pÞ ¼ 2  0  3  ð 1Þ 0þ21 ¼ Tangentenberührungspunkt P ¼ ðx 0 ; y 0 Þ: x 0 ¼ x ðt ¼ pÞ ¼ cos p  sin ð2 pÞ ¼  1  0 ¼  1 y 0 ¼ y ðt ¼ pÞ ¼ 2  cos 2 p þ sin ð3 pÞ ¼ 2  ð 1Þ 2 þ 0 ¼ 2 Tangentensteigung: m ¼ y 0 ðt ¼ pÞ ¼ 3 2 ) P ¼ ð 1 ; 2Þ 3 2 Tangentengleichung: y  y0 ¼ m x  x0 ) y2 3 ¼ x þ1 2 ) y2 ¼ 3 3 3 ðx þ 1Þ ¼ x þ 2 2 2 ) y ¼ 3 7 x þ 2 2 1.8 Differenzieren in Polarkoordinaten Sie müssen die in Polarkoordinaten r, j dargestellte Kurve mit der Gleichung r ¼ r ðjÞ zunächst in die Parameterform bringen: x ðjÞ ¼ r ðjÞ  cos j ; y ðjÞ ¼ r ðjÞ  sin j ðParameter : Winkel jÞ Die Ableitungen der winkelabhängigen kartesischen Koordinaten x ðjÞ und y ðjÞ erhalten Sie dann wie in Abschnitt 1.7 beschrieben, sie sind ebenfalls Funktionen des Winkelparameters j. Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.13 Formelsammlung: Kapitel IV.3.10 Bestimmen Sie den Anstieg der Kurve B45 r ¼ 1 þ e j, j  0 in Abhängigkeit vom Winkel j. Welche Steigung m besitzt die Kurventangente für j ¼ p ?
1 Ableitungsregeln 81 Die Kurve wird zunächst in die Parameterform gebracht: x ¼ r  cos j ¼ ð1 þ e j Þ  cos j ; y ¼ r  sin j ¼ ð1 þ e j Þ  sin j Die benötigten Ableitungen x_ und y_ nach dem Winkelparameter j erhalten wir mit der Produktregel: x ¼ ð1 þ e j Þ  cos j ¼ u v mit |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflffl{zfflffl} u v u ¼ 1 þ ej; v ¼ cos j und u_ ¼ e j ; v_ ¼  sin j x_ ¼ u_ v þ v_ u ¼ e j  cos j  sin j  ð1 þ e j Þ ¼ e j  cos j  ð1 þ e j Þ  sin j y ¼ ð1 þ e j Þ  sin j ¼ u v |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v mit u ¼ 1 þ e j ; v ¼ sin j u_ ¼ e j ; und v_ ¼ cos j y_ ¼ u_ v þ v_ u ¼ e j  sin j þ cos j  ð1 þ e j Þ ¼ e j  sin j þ ð1 þ e j Þ  cos j Steigung der Kurventangente in Abhängigkeit vom Winkel j: e j  sin j þ ð1 þ e j Þ  cos j y_ y ¼ ¼ x_ e j  cos j  ð1 þ e j Þ  sin j 0 Dividiert man die Summanden in Zähler und Nenner jeweils durch cos j und beachtet dabei die trigonometrische sin j , so lässt sich die Steigungsformel auch wie folgt schreiben: Beziehung tan j ¼ cos j y0 ¼ e j  sin j þ ð1 þ e j Þ  cos j e j  cos j  ð1 þ e j Þ  sin j ¼ e j  tan j þ 1 þ e j e j  ð1 þ e j Þ  tan j Steigung der Tangente für j ¼ p : m ¼ y 0 ðt ¼ pÞ ¼ B46 r ¼ e p  tan p þ 1 þ e p e p  ð1 þ e p Þ  tan p sin 2 j ; cos j  ¼ p p < j < 2 2 ep  0 þ 1 þ ep e p  ð1 þ e p Þ  0 ¼ 1 þ ep ¼ 1,0432 ep („Zissoide“) Bestimmen Sie die Tangentensteigung dieser Kurve in Abhängigkeit vom Winkel j. Wir stellen die Kurve zunächst in der Parameterform dar (mit dem Winkel j als Kurvenparameter): x ¼ r  cos j ¼ sin 2 j  cos j ¼ sin 2 j ; cos j y ¼ r  sin j ¼ sin 2 j sin 3 j  sin j ¼ cos j cos j Die benötigten Ableitungen x_ und y_ erhalten wir wie folgt: x ¼ sin 2 j ¼ ðsin j Þ 2 ¼ u 2 |ffl{zffl} u mit u ¼ sin j Die Kettenregel liefert dann (nach erfolgter Rücksubstitution): x_ ¼ dx dx du ¼  ¼ 2 u  cos j ¼ 2  sin j  cos j dj du dj Die zweite Parametergleichung wird mit Hilfe der Quotientenregel differenziert: y ¼ sin 3 j ðsin jÞ 3 u ¼ ¼ cos j cos j v mit u ¼ ðsin jÞ 3 ; v ¼ cos j und u_ ¼ ? ; v_ ¼  sin j
82 B Differentialrechnung Die noch unbekannte Ableitung von u ¼ ðsin jÞ 3 erhalten wir mit der Kettenregel: u ¼ ðsin j Þ 3 ¼ t 3 |ffl{zffl} t mit t ¼ sin j u_ ¼ ) du du dt ¼  ¼ 3 t 2  cos j ¼ 3  sin 2 j  cos j dj dt dj Die Quotientenregel liefert dann mit u ¼ ðsin jÞ 3 ¼ sin 3 j ; v ¼ cos j und u_ ¼ 3  sin 2 j  cos j ; v_ ¼  sin j die gesuchte Ableitung y_ : y_ ¼ ¼ 3  sin 2 j  cos j  cos j  ð sin jÞ  sin 3 j 3  sin 2 j  cos 2 j þ sin 4 j u_ v  v_ u ¼ ¼ ¼ cos 2 j cos 2 j v2 sin 2 j  ð3  cos 2 j þ sin 2 jÞ cos 2 j ¼ sin 2 j  ð3  cos 2 j þ 1  cos 2 jÞ cos 2 j ¼ sin 2 j  ð2  cos 2 j þ 1Þ cos 2 j (unter Verwendung der Formel sin 2 j þ cos 2 j ¼ 1). Die Steigungsformel lautet damit: sin 2 j  ð2  cos 2 j þ 1Þ y0 ¼ ¼ y_ ¼ x_ cos 2 j ¼ 2  sin j  cos j sin 2 j  ð2  cos 2 j þ 1Þ 2  sin j  cos 3 j ¼ sin 2 j  ð2  cos 2 j þ 1Þ cos 2 j sin j  sin j  ð2  cos 2 j þ 1Þ 2  sin j  cos 3 j 1 ¼ 2  sin j  cos j  ¼ sin j  ð2  cos 2 j þ 1Þ 2  cos 3 j Umformungen: Zählerbruch mit dem Kehrwert des Nennerbruches multiplizieren, dann den gemeinsamen Faktor sin j kürzen. Welche Steigung hat die Tangente an die Kurve mit der Gleichung B47 r ¼ 1 ; 2þj 0  j  2p im Schnittpunkt mit der negativen x-Achse? Wie lautet die Gleichung dieser Tangente? Darstellung der Kurve in der Parameterform mit dem Winkelparameter j: x ¼ r  cos j ¼ cos j 1 ;  cos j ¼ 2þj 2þj y ¼ r  sin j ¼ sin j 1  sin j ¼ 2þj 2þj Beide Parametergleichungen werden mit Hilfe der Quotientenregel nach j differenziert: x ¼ cos j u ¼ 2þj v x_ ¼  sin j  ð2 þ jÞ  1  cos j  ð2 þ jÞ  sin j  cos j u_ v  v_ u ¼ ¼ 2 2 v ð2 þ jÞ ð2 þ jÞ 2 y ¼ sin j u ¼ v 2þj y_ ¼ cos j  ð2 þ jÞ  1  sin j ð2 þ jÞ  cos j  sin j u_ v  v_ u ¼ ¼ v2 ð2 þ jÞ 2 ð2 þ jÞ 2 mit mit u ¼ cos j ; u ¼ sin j ; v ¼ 2þj und u_ ¼  sin j ; v ¼ 2 þ j und u_ ¼ cos j ; v_ ¼ 1 v_ ¼ 1
2 Anwendungen der Differentialrechnung 83 Die Steigung der Kurventangente berechnet sich damit wie folgt: ð2 þ jÞ  cos j  sin j y0 ¼ ð2 þ jÞ  cos j  sin j ð2 þ jÞ 2 ð2 þ jÞ 2 y_ ¼  ¼ ¼ x_  ð2 þ jÞ  sin j  cos j  ð2 þ jÞ  sin j  cos j ð2 þ jÞ 2 ð2 þ jÞ 2 ¼ ð2 þ jÞ  cos j  sin j  ð2 þ jÞ  sin j  cos j ¼ sin j  ð2 þ jÞ  cos j ð2 þ jÞ  sin j þ cos j ¼ tan j  ð2 þ jÞ ð2 þ jÞ  tan j þ 1 Umformungen: Zählerbruch mit dem Kehrwert des Nennerbruches multiplizieren ! gemeinsamen Faktor ð2 þ jÞ 2 kürzen ! Bruch mit  1 erweitern ! alle Summanden in Zähler und Nenner durch cos j dividieren ! trigonometrische Beziehung tan j ¼ sin j=cos j beachten. Steigung der Kurventangente für den Winkel j ¼ p (Schnittstelle mit der negativen x -Achse): y 0 ðj ¼ pÞ ¼ tan p  ð2 þ pÞ ð2 þ pÞ  tan p þ 1 ¼ 0  ð2 þ pÞ ð2 þ pÞ  0 þ 1 ¼  ð2 þ pÞ ¼  ð2 þ pÞ ¼  5,1416 1 Tangentenberührungspunkt P ¼ ðx 0 ; y 0 Þ ðwegen j ¼ p liegt dieser Punkt auf der negativen x-AchseÞ: j ¼ p ) r ðj ¼ pÞ ¼ 1 ¼ 0;1945 2þp x 0 ¼  r ðj ¼ pÞ ¼  0;1945 ; y0 ¼ 0 ) P ¼ ð 0;1945 ; 0Þ Tangentengleichung ðmit der Steigerung m ¼ y 0 ðj ¼ pÞ ¼  5;1416Þ: y  y0 ¼ m x  x0 ) y0 ¼  5;1416 x þ 0;1945 ) y ¼  5;1416 ðx þ 0;1945Þ ¼  5;1416  x  1 2 Anwendungen der Differentialrechnung In diesem Abschnitt finden Sie anwendungsorientierte Aufgaben zu folgenden Themen:          Einfache Anwendungen in Physik und Technik Tangente und Normale Linearisierung einer Funktion Krümmung einer ebenen Kurve Relative Extremwerte, Wende- und Sattelpunkte Kurvendiskussion Extremwertaufgaben Tangentenverfahren von Newton Grenzwertberechnung nach Bernoulli und de L’Hospital 2.1 Einfache Anwendungen in Physik und Technik Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.2.14.1 Formelsammlung: Kapitel IV.4.1 B48 Die Ladung q eines Kondensators genüge dem Zeitgesetz qðtÞ ¼ q 0  e sin t mit t  0. Bestimmen Sie den Ladestrom i ¼ iðtÞ ð q 0 : Ladung zu Beginn, d. h. zur Zeit t ¼ 0Þ.
84 B Differentialrechnung Die Stromstärke i ist die zeitliche Ableitung der Ladung q. Differenziert wird nach der Kettenregel: q ¼ q 0  e sin t ¼ q 0  e u i ¼ q_ ¼ mit u ¼ sin t dq dq du ¼  ¼ q 0  e u  cos t ¼ q 0  e sin t  cos t dt du dt Beim freien Fall unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes gilt das Weg-Zeit-Gesetz rffiffiffiffiffiffiffiffi    v 2e mg g s ¼ sðtÞ ¼ t ; t  0 mit v e ¼  ln cosh ve g k B49 (g: Erdbeschleunigung; m: Masse; k : Reibungskoeffizient). Bestimmen Sie Geschwindigkeit v und Beschleunigung a als Funktionen der Zeit. Welcher Kraft unterliegt der frei fallende Körper? Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz u = s_ Die Geschwindigkeit v ist die 1. Ableitung des Weges s nach der Zeit t. Mit Hilfe der Kettenregel erhalten wir (es sind zwei Substitutionen durchzuführen):  v 2e v 2e g  ln cosh  ln ½ cosh u  ¼  ln w t ¼ s ¼ ve g g g |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} w u v 2e v ¼ s_ ¼ ¼ ve    mit w ¼ cosh u und u ¼ g t ve v 2e 1 v 2e  g sinh u v e  v e  g sinh u ds ds dw du g ¼   ¼  ðsinh uÞ  ¼ ¼  ¼   dt dw du dt ve w w g w g  ve g  ve sinh u sinh u ¼ ve  ¼ v e  tanh u ¼ v e  tanh w cosh u  g t ve  ðZur Erinnerung: tanh u ¼ sinh u=cosh uÞ. Wegen     g g lim v ðtÞ ¼ lim v e  tanh t ¼ v e  lim tanh t ¼ ve  1 ¼ ve ve ve t!1 t!1 t!1 ist v e die Endgeschwindigkeit (die theoretisch erst nach unendlich langer Fallzeit erreicht wird). Bild B-1 zeigt das Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm. Beschleunigung-Zeit-Gesetz a = u_ = s€ Die Beschleunigung a ist die 1. Ableitung der Geschwindigkeit v nach der Zeit t. Die Kettenregel liefert:   g g v ¼ v e  tanh t ¼ v e  tanh u mit u ¼ t ve ve |fflfflffl{zfflfflffl} u dv dv du g ¼  ¼ v e  ð1  tanh 2 uÞ  ¼ dt du dt ve    g ¼ g ð1  tanh 2 uÞ ¼ g 1  tanh 2 t ve v ve v = ve · tanh g t ve a ¼ v_ ¼ t Bild B-1
2 Anwendungen der Differentialrechnung 85 Diese Gleichung lässt sich noch aussagekräftiger gestalten, wenn man die aus dem Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz folgende Beziehung rffiffiffiffiffiffiffiffiffi   g mg v tanh t ¼ mit v e ¼ ve k ve beachtet: v2 a ¼ g 1 v 2e ! ¼ g gv2 v 2e ¼ g gv2 k kv2 2 ¼ g ¼ g  gv  mg mg m k Durch Multiplikation dieser Gleichung mit der Masse m erhält man die beschleunigende Kraft F:   kv2 F ¼ ma ¼ m g  ¼ mg  kv2 m Physikalische Bedeutung der beiden Summanden: m g: Gewichtskraft (Gravitationskraft) k v 2 : Luftwiderstand (proportional dem Geschwindigkeitsquadrat), wirkt der Gewichtskraft entgegen Die Gleichung B50 x ¼ ð4 t  2Þ  e  0;5 t ; t  0 beschreibe die aperiodische Schwingung eines Feder-Masse-Schwingers ðx : Auslenkung; t : Zeit). Bestimmen Sie die Geschwindigkeit v und die Beschleunigung a in Abhängigkeit von der Zeit. Nach welcher Zeit ist die Auslenkung x am größten? Geschwindigkeit u = x_ Mit Hilfe der Produkt- und Kettenregel erhalten wir: x ¼ ð4 t  2Þ  e  0;5 t ¼ u w |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflffl{zfflffl} u w w ¼ e  0;5 t mit u ¼ 4 t  2 ; und u_ ¼ 4 ; w_ ¼  0,5  e  0;5 t (w wurde dabei nach der Kettenregel differenziert, Substitution: z ¼  0,5 t) v ¼ x_ ¼ u_ w þ w_ u ¼ 4  e  0;5 t  0,5  e  0;5 t  ð4 t  2Þ ¼ ½ 4  0,5 ð4 t  2Þ   e  0;5 t ¼ ¼ ð4  2 t þ 1Þ  e  0;5 t ¼ ð5  2 tÞ  e  0;5 t Beschleunigung a = u_ = x€ Wir differenzieren das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz v ¼ v ðtÞ nach der Zeit t unter Verwendung von Produkt- und Kettenregel: v ¼ ð5  2 tÞ  e  0;5 t ¼ u w |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflffl{zfflffl} u w mit w ¼ e  0;5 t u ¼ 5  2t; und u_ ¼  2 ; w_ ¼  0,5  e  0;5 t a ¼ v_ ¼ u_ w þ w_ u ¼  2  e  0;5 t  0;5  e  0;5 t  ð5  2 tÞ ¼ ½  2  0;5 ð5  2 tÞ   e  0;5 t ¼ ¼ ð 2  2;5 þ tÞ  e  0;5 t ¼ ðt  4;5Þ  e  0;5 t Maximale Auslenkung: x_ ¼ v ¼ 0 , x€ ¼ v_ ¼ a < 0 x_ ¼ v ¼ 0 ) ð5  2 tÞ  e  0;5 t ¼ 0 |fflffl{zfflffl} 6¼ 0 ) 5  2t ¼ 0 ) t 1 ¼ 2,5
86 B Differentialrechnung x€ ðt1 ¼ 2,5Þ ¼ a ðt1 ¼ 2,5Þ ¼  2  e  1;25 < 0 ) Maximum xmax ¼ x ðt1 ¼ 2,5Þ ¼ 8  e  1;25 ¼ 2,2920 Das Weg-Zeit-Gesetz ist in Bild B-2 bildlich dargestellt. x Max 2,29 x = (4t – 2) · e– 0,5 t 1 Bild B-2 1 –1 2 3 4 5 6 7 8 9 t 2,5 –2 Das Weg-Zeit-Gesetz einer erzwungenen Schwingung laute wie folgt: B51 s ¼ sðtÞ ¼ e  t  cos ð5 tÞ þ sin ð2 t þ pÞ ; t  0 Bestimmen Sie die Geschwindigkeit v sowie die Beschleunigung a zu Beginn der Bewegung ðt ¼ 0Þ. Wegen v ¼ s_ und a ¼ v_ ¼ s€ müssen wir das Weg-Zeit-Gesetz zweimal nacheinander nach t differenzieren. 1. Ableitung u = s_ (Geschwindigkeit) Wir differenzieren das Weg-Zeit-Gesetz gliedweise mit Hilfe von Produkt- und Kettenregel: s ¼ e  t  cos ð5 tÞ þ sin ð2 t þ pÞ ¼ x y þ z |{z} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} x y z Der 1. Summand x y wird dabei nach der Produktregel differenziert, die dabei benötigten Ableitungen x_ und y_ der beiden Faktoren erhält man jeweils nach der Kettenregel (Substitutionen: u ¼  t bzw. u ¼ 5 t). Die Ableitung des 2. Summanden z erfolgt mit der Kettenregel (Substitution: u ¼ 2 t þ p). Somit gilt: x ¼ e t ; y ¼ cos ð5 tÞ ; x_ ¼  e t ; y_ ¼  5  sin ð5 tÞ ; z ¼ sin ð2 t þ pÞ ; z_ ¼ 2  cos ð2 t þ pÞ s_ ¼ x_ y þ y_ x þ z_ ¼  e  t  cos ð5 tÞ  5  sin ð5 tÞ  e  t þ 2  cos ð2 t þ pÞ ¼ ¼ ½  cos ð5 tÞ  5  sin ð5 tÞ   e  t þ 2  cos ð2 t þ pÞ Damit erhalten wir das folgende Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz: v ¼ s_ ¼ ½  cos ð5 tÞ  5  sin ð5 tÞ   e  t þ 2  cos ð2 t þ pÞ Geschwindigkeit zum Zeitpunkt t ¼ 0: v ðt ¼ 0Þ ¼ s_ ðt ¼ 0Þ ¼ ½  cos 0  5  sin 0   e 0 þ 2  cos p ¼ ð 1  5  0Þ  1 þ 2  ð 1Þ ¼  3 2. Ableitung a = u_ = s€ (Beschleunigung) Wir benötigen (analog wie bei der Bildung der 1. Ableitung) Produkt- und Kettenregel: s_ ¼ ½  cos ð5 tÞ  5  sin ð5 tÞ   e  t þ 2  cos ð2 t þ pÞ ¼ x y þ z |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} x y z x_ ¼ 5  sin ð5 tÞ  25  cos ð5 tÞ ; y_ ¼  e  t und z_ ¼  4  sin ð2 t þ pÞ
2 Anwendungen der Differentialrechnung 87 € s ¼ x_ y þ y_ x þ z_ ¼ ½ 5  sin ð5 tÞ  25  cos ð5 tÞ   e  t  e  t ½  cos ð5 tÞ  5  sin ð5 tÞ   4  sin ð2 t þ pÞ ¼ ¼ ½ 5  sin ð5 tÞ  25  cos ð5 tÞ þ cos ð5 tÞ þ 5  sin ð5 tÞ   e  t  4  sin ð2 t þ pÞ ¼ ¼ ½ 10  sin ð5 tÞ  24  cos ð5 tÞ   e  t  4  sin ð2 t þ pÞ Das Beschleunigung-Zeit-Gesetz lautet somit: a ¼ v_ ¼ €s ¼ ½ 10  sin ð5 tÞ  24  cos ð5 tÞ   e  t  4  sin ð2 t þ pÞ Beschleunigung zum Zeitpunkt t ¼ 0: a ðt ¼ 0Þ ¼ €s ðt ¼ 0Þ ¼ ð10  sin 0  24  cos 0Þ  e 0  4  sin p ¼ ð10  0  24  1Þ  1  4  0 ¼  24 Die Bahnkurve eines Massenpunktes in der x; y -Ebene wird durch die Gleichungen B52 x ¼ x ðtÞ ¼ ðsin tÞ  e t ; y ¼ y ðtÞ ¼ ðcos tÞ  e t ; t  0 beschrieben. Bestimmen Sie Geschwindigkeit v und Beschleunigung a zur Zeit t ¼ p . Wir benötigen die ersten beiden Ableitungen der Parametergleichungen. Differenziert wird jeweils nach der Produktregel in Verbindung mit der Kettenregel: x ¼ ðsin tÞ  e  t ¼ u v |fflffl{zfflffl} |{z} u v mit u ¼ sin t ; v ¼ e t und u_ ¼ cos t ; v_ ¼  e  t (Ableitung von v nach der Kettenregel, Substitution: z ¼  t) x_ ¼ u_ v þ v_ u ¼ ðcos tÞ  e t  e t  sin t ¼ ðcos t  sin tÞ  e t x_ ¼ ðcos t  sin tÞ  e t ¼ u v mit u ¼ cos t  sin t ; |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} u v v ¼ e  t und u_ ¼  sin t  cos t ; v_ ¼  e  t x€ ¼ u_ v þ v_ u ¼ ð sin t  cos tÞ  e  t  e  t  ðcos t  sin tÞ ¼ ¼ ð sin t  cos t  cos t þ sin tÞ  e  t ¼  2 ðcos tÞ  e  t Analog erhält man y_ und y€: y ¼ ðcos tÞ  e  t ¼ u v mit |fflfflffl{zfflfflffl} |{z} u v u ¼ cos t ; v ¼ e t und u_ ¼  sin t ; v_ ¼  e  t y_ ¼ u_ v þ v_ u ¼ ð sin tÞ  e  t  e  t  cos t ¼ ð sin t  cos tÞ  e  t y_ ¼ ð sin t  cos tÞ  e  t ¼ u v mit u ¼  sin t  cos t; |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} u v v ¼ e  t und u_ ¼  cos t þ sin t; v_ ¼  e  t y€ ¼ u_ v þ v_ u ¼ ð cos t þ sin tÞ  e  t  e  t  ð sin t  cos tÞ ¼ ¼ ð cos t þ sin t þ sin t þ cos tÞ  e  t ¼ 2 ðsin tÞ  e  t Geschwindigkeit v ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x_ 2 þ y_ 2 (die Geschwindigkeitskomponenten x_ und y_ stehen senkrecht aufeinander) v 2 ¼ x_ 2 þ y_ 2 ¼ ðcos t  sin tÞ 2  e  2 t þ ð sin t  cos tÞ 2  e  2 t ¼ ¼ ½ ðcos t  sin tÞ 2 þ ð sin t  cos tÞ 2   e  2 t ¼ ¼ ðcos 2 t  2  sin t  cos t þ sin 2 t þ sin 2 t þ 2  sin t  cos t þ cos 2 tÞ  e  2 t ¼ ¼ ð2  cos 2 t þ 2  sin 2 tÞ  e  2 t ¼ 2 ðcos 2 t þ sin 2 tÞ  e  2 t ¼ 2  1  e  2 t ¼ 2  e  2 t
88 B Differentialrechnung (unter Verwendung des trigonometrischen Pythagoras cos 2 t þ sin 2 t ¼ 1). Somit gilt: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ðe  2 t ¼ e  t  e  t ¼ ðe  t Þ 2 Þ v ¼ 2  e  2 t ¼ 2  e  t ) v ðt ¼ pÞ ¼ 2  e  p ¼ 0,0611 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x€ 2 þ y€ 2 (die Beschleunigungskomponenten x€ und y€ stehen senkrecht aufeinander) Beschleunigung a ¼ a 2 ¼ x€ 2 þ y€ 2 ¼ 4 ðcos 2 tÞ  e  2 t þ 4 ðsin 2 tÞ  e  2 t ¼ 4 ðcos 2 t þ sin 2 tÞ  e  2 t ¼ 4  e  2 t |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a ¼ 4  e  2 t ¼ 2  e  t ) a ðt ¼ pÞ ¼ 2  e  p ¼ 0,0864 Ein Rad mit dem Radius R ¼ 1 rollt reibungsfrei auf einer Geraden (x-Achse) und beschreibt dabei eine sog. Rollkurve oder gewöhnliche Zykloide mit der folgenden Parameterdarstellung: B53 x ¼ t  sin ðp tÞ ; y ¼ 1  cos ðp tÞ ðt  0 : ZeitÞ Bestimmen Sie Geschwindigkeit v und Beschleunigung a in Abhängigkeit von der Zeit. Nach welcher Zeit erreicht die Geschwindigkeit erstmals ihren größten Wert? Wir bilden zunächst die benötigten Ableitungen x_ , x€, y_ und y€ (gliedweises Differenzieren in Verbindung mit der Kettenregel): x ¼ t  sin ðp tÞ ¼ t  sin u |ffl{zffl} u mit x_ ¼ 1  p  cos ðp tÞ ¼ 1  p  cos u |ffl{zffl} u y ¼ 1  cos ðp tÞ ¼ 1  cos u |ffl{zffl} u mit u_ ¼ p u ¼ p t; u ¼ pt mit u ¼ p t; y_ ¼ p  sin ðp tÞ ¼ p  sin u mit u ¼ p t |ffl{zffl} u qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Geschwindigkeit v ¼ x_ 2 þ y_ 2 ) ) ) u_ ¼ p ) x_ ¼ 1  ðcos uÞ  p ¼ 1  p  cos ðp tÞ x€ ¼ 0  p ð sin uÞ  p ¼ p 2  sin ðp tÞ y_ ¼ 0 þ ðsin uÞ  p ¼ p  sin ðp tÞ y€ ¼ p  ðcos uÞ  p ¼ p 2  cos ðp tÞ v 2 ¼ x_ 2 þ y_ 2 ¼ ½ 1  p  cos ðp tÞ  2 þ p 2  sin 2 ðp tÞ ¼ ¼ 1  2 p  cos ðp tÞ þ p 2  cos 2 ðp tÞ þ p 2  sin 2 ðp tÞ ¼ ¼ 1  2 p  cos ðp tÞ þ p 2 ðcos 2 ðp tÞ þ sin 2 ðp tÞÞ ¼ 1  2 p  cos ðp tÞ þ p 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 2 2 (unter Verwendung der Beziehung cos u þ sin u ¼ 1 mit u ¼ p tÞ. Somit gilt: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi v ¼ 1  2 p  cos ðp tÞ þ p 2 ; t  0 Das Geschwindigkeitsmaximum wird erreicht, wenn cos ðp tÞ den kleinsten Wert  1 annimmt: cos ðp tÞ ¼ 1 f ür pt ¼ p; d: h: t1 ¼ 1 Nach einer halben Drehung des Rades, d. h. im höchsten Bahnpunkt ist die Geschwindigkeit am größten. Sie beträgt: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi v max ¼ v ðt1 ¼ 1Þ ¼ 1  2 p  ð 1Þ þ p 2 ¼ 1 þ 2 p þ p 2 ¼ ð1 þ pÞ 2 ¼ 1 þ p |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1. Binom : ð1 þ pÞ 2
2 Anwendungen der Differentialrechnung Beschleunigung a ¼ 89 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x€ 2 þ y€ 2 a 2 ¼ x€ 2 þ y€ 2 ¼ p 4  sin 2 ðp tÞ þ p 4  cos 2 ðp tÞ ¼ p 4 ½ sin 2 ðp tÞ þ cos 2 ðp tÞ  ¼ p 4 ¼ const: |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 2 Die Bewegung erfolgt also mit konstanter Beschleunigung: a ¼ p : 2.2 Tangente und Normale Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.3.1 Formelsammlung: Kapitel IV.4.2 B54 Wie lauten die Gleichungen der Tangente und Normale im Punkt P ¼ ð6; 6Þ der in der impliziten Form gegebenen Kurve x 3  12 x y þ y 3 ¼ 0 ? Für die Berechnung der Steigungswerte von Tangente und Normale benötigen wir die 1. Ableitung der impliziten Funktion. Die Funktionsgleichung wird daher gliedweise nach x differenziert. Dabei ist y als eine Funktion von x zu betrachten, d. h. Terme mit der Variablen y müssen nach der Kettenregel differenziert werden (zunächst nach y differenzieren, dann y nach x): f f d ðx 3  12 x  y þ y 3 Þ ¼ 3 x 2  12 ðu 0 v þ v 0 uÞ þ 3 y 2  y 0 ¼ dx u v ¼ 3 x 2  12 ð1  y þ 1  y 0  xÞ þ 3 y 2  y 0 ¼ ¼ 3 x 2  12 ð y þ x  y 0 Þ þ 3 y 2  y 0 ¼ 0 Der 2. Summand  12 x  y ¼  12 ðx  yÞ wurde dabei nach der Produktregel differenziert (mit u ¼ x, v ¼ y und u 0 ¼ 1, v 0 ¼ 1  y 0 ¼ y 0 ). Wir lösen jetzt diese Gleichung schrittweise nach y 0 auf (zunächst wird durch 3 dividiert): x 2  4 ð y þ x  y 0 Þ þ y 2  y 0 ¼ x 2  4 y  4 x  y 0 þ y 2  y 0 ¼ y 0 ð 4 x þ y 2 Þ þ x 2  4 y ¼ 0 y 0 ð 4 x þ y 2 Þ ¼  x 2 þ 4 y y0 ¼ ) x2 þ 4y 4x þ y2 ¼ ð x 2 þ 4 yÞ  ð1Þ ð 4 x þ y 2 Þ  ð1Þ ¼ x2  4y 4x  y2 Gleichung der Tangente in P == (x 0 ; y 0 ) == (6; 6) m t ¼ y 0 ðx 0 ¼ 6; y 0 ¼ 6Þ ¼ y  y0 ¼ mt x  x0 Tangente: ) 36  24 12 ¼ ¼ 1 24  36  12 y6 ¼ 1; x 6 y  6 ¼  1 ðx  6Þ ¼  x þ 6 y ¼  x þ 12 Gleichung der Normale in P == (x 0 ; y 0 ) == (6; 6) mn ¼  Normale: 1 1 ¼  ¼ 1 mt 1 y ¼ x ) y  y0 ¼ mn x  x0 ) y6 ¼ 1; x 6 y  6 ¼ 1 ðx  6Þ ¼ x  6
90 B Differentialrechnung B55 Bestimmen Sie die Tangente der Funktion y ¼ e  2 x  cos ð4 x þ pÞ an der Stelle x 0 ¼ 0. Tangentenberührungspunkt: x 0 ¼ 0 ; y 0 ¼ e 0  cos ð0 þ pÞ ¼ 1  cos p ¼ 1  ð 1Þ ¼  1 ) P ¼ ð0;  1Þ Steigung m der Kurventangente in P == (0; – 1) Die benötigte Ableitung erhalten wir mit der Produktregel, wobei beide Faktoren mit Hilfe der Kettenregel zu differenzieren sind: y ¼ e  2 x  cos ð4 x þ pÞ ¼ u v |ffl{zffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u v u ¼ e 2x ¼ e t mit t ¼ 2x v ¼ cos ð4 x þ pÞ ¼ cos z ) u 0 ¼ e t  ð 2Þ ¼  2  e  2 x mit z ¼ 4 x þ p ) v 0 ¼ ð sin zÞ  4 ¼  4  sin ð4 x þ pÞ y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼  2  e  2 x  cos ð4 x þ pÞ  4  sin ð4 x þ pÞ  e  2 x ¼ ¼  2  e  2 x ½ cos ð4 x þ pÞ þ 2  sin ð4 x þ pÞ  m ¼ y 0 ð0Þ ¼  2  e 0 ½ cos p þ 2  sin p  ¼  2  1 ð 1 þ 2  0Þ ¼  2  1 ð 1Þ ¼ 2 Gleichung der Tangente in P == (x 0 ; y 0 ) == (0; – 1) y  y0 ¼ m x  x0 B56 ) yþ1 ¼ 2 x 0 ) y þ 1 ¼ 2x ) y ¼ 2x  1 Wo besitzt die Kurve y ¼ ln ð1,5  cos 2 xÞ waagerechte Tangenten? Wegen der Spiegelsymmetrie der Kurve zur y-Achse dürfen wir uns zunächst auf das Intervall x  0 beschränken. Die benötigte 1. Ableitung der Funktion bilden wir wie folgt mit Hilfe der Kettenregel, wobei zwei Substitutionen nacheinander durchzuführen sind (von innen nach außen). 1. Substitution: y ¼ ln ð1,5  cos 2 xÞ ¼ ln ð1,5  cos x Þ 2 ¼ ln ð1,5  u 2 Þ |ffl{zffl} u 2. Substitution: y ¼ ln ð1,5  u 2 Þ ¼ ln v mit |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} v Somit gilt: y ¼ ln v mit v ¼ 1,5  u 2 mit u ¼ cos x v ¼ 1,5  u 2 und u ¼ cos x Die Kettenregel liefert dann die gewünschte Ableitung: y0 ¼ dy dy dv du 1 2 u  sin x 2 u  sin x 2  cos x  sin x  ¼  ð 2 uÞ  ð sin xÞ ¼ ¼ ¼ ¼  2 v v dx dv du dx 1,5  u 1,5  cos 2 x In den Kurvenpunkten mit einer waagerechten Tangente muss die 1. Ableitung verschwinden (Zähler ¼ 0): y0 ¼ 0 ) 2  cos x  sin x ¼ 0 cos x ¼ 0 ) x ¼ p=2; sin x ¼ 0 ) x ¼ 0; 3 p=2; p; 2 p; 5 p=2; ... ...
2 Anwendungen der Differentialrechnung 91 Lösungen sind somit die Nullstellen der Sinus- und Kosinusfunktion (siehe Bild B-3). Sie lassen sich im Intervall x  0 durch die Gleichung xk ¼ k  p 2 ðk ¼ 0; 1; 2; . . .Þ beschreiben. Wir berechnen noch die zugehörigen Ordinaten y k : y k ¼ ln ð1,5  cos 2 x k Þ ¼ ln ð1,5  cos 2 ðk  p=2ÞÞ y 1 y = sin x Bild B-3 x π –1 2π 3π 4π y = cos x Der Wert der Kosinusfunktion an der Stelle xk ¼ k  p=2 hängt dabei noch wie folgt vom Laufindex k ab: 8 9 k ¼ gerade = < þ 1 oder  1 cos ðk  p=2Þ ¼ f ür : ; 0 k ¼ ungerade Somit ist cos 2 ðk  p=2Þ entweder gleich þ 1 oder 0 und wir erhalten folgende Ordinatenwerte: 8 9 k ¼ gerade = < ln ð1,5  1Þ ¼ ln 0,5 yk ¼ f ür : ; ln ð1,5  0Þ ¼ ln 1,5 k ¼ ungerade Die Kurvenpunkte mit einer waagerechten Tangente lauten somit (im Intervall x  0):   p 3 P0 ¼ ð0; ln 0,5Þ ; P1 ¼ ; ln 1,5 ; P2 ¼ ðp; ln 0,5Þ ; P3 ¼ p; ln 1,5 ; 2 2 ... Durch Spiegelung dieser Punkte an der y-Achse erhält man die restlichen Kurvenpunkte mit einer waagerechten Tangente (siehe Bild B-4). Sie liegen an den Stellen x k ¼  k  p=2 mit k ¼ 1; 2; 3; . . . . y P–1 P1 0,5 P3 y = ln (1,5 – cos2 x ) Bild B-4 –π 2 π 2 π 3π 2 2π – 0,693 P0 B57 P2 P4 An welchen Stellen hat die Kurve y ¼ e x  cos ð0,5 xÞ waagerechte Tangenten? Es genügt die Angabe der Abszissenwerte. x
92 B Differentialrechnung Die Funktion wird nach der Produktregel differenziert, wobei die Ableitung des rechten Faktors in der angedeuteten Weise mit Hilfe der Kettenregel erfolgt: y ¼ e x  cos ð0,5 xÞ ¼ u v f |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} mit u ¼ e x ; u0 ¼ ex ; v ¼ cos ð0,5 xÞ und v 0 ¼  0,5  sin ð0,5 xÞ v u (Ableitung von v ¼ cos ð0,5 xÞ nach der Kettenregel, Substitution: t ¼ 0,5 x) y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ e x  cos ð0,5 xÞ  0,5  sin ð0,5 xÞ  e x ¼ e x ½ cos ð0,5 xÞ  0,5  sin ð0,5 xÞ  Für einen Kurvenpunkt mit waagerechter Tangente gilt y 0 ¼ 0: ) e x ½ cos ð0,5 xÞ  0,5  sin ð0,5 xÞ  ¼ 0 f y0 ¼ 0 ) cos ð0,5 xÞ  0,5  sin ð0,5 xÞ ¼ 0 6¼ 0 Diese Gleichung stellen wir zunächst wie folgt um: cos ð0,5 xÞ ¼ 0,5  sin ð0,5 xÞ ) 2  cos ð0,5 xÞ ¼ sin ð0,5 xÞ ) sin ð0,5 xÞ cos ð0,5 xÞ ¼ tan ð0,5 xÞ ¼ 2 ( Zur Erinnerung: tan a ¼ sin a=cos a; hier mit a ¼ 0,5 x ) Wir substituieren z ¼ 0,5 x und erhalten die einfache trigonometrische Gleichung tan z ¼ 2. Die Lösungen sind die Schnittstellen der elementaren Tangensfunktion y ¼ tan z mit der zur z-Achse parallelen Geraden y ¼ 2 (siehe Bild B-5): y y = tan z y=2 2 1 Bild B-5 –2 2 4 6 8 10 z 1,107 Die 1. positive Schnittstelle erhalten wir durch Umkehrung der Gleichung tan z ¼ 2 im Intervall  p=2 < z < p=2. Sie liegt bei z 0 ¼ arctan 2 ¼ 1,107. Wegen der Periodizität der Tangensfunktion gibt es unendlich viele weitere Lösungen im Abstand von jeweils einer Periode p ¼ p. Die Lösungen lauten somit: z k ¼ arctan 2 þ k  p ¼ 1,107 þ k  p ðk ¼ 0;  1;  2; . . .Þ Rücksubstitution liefert uns dann die gesuchten x-Werte der Kurvenpunkte mit einer waagerechten Tangente: z ¼ 0,5 x ) x ¼ 2z ) x k ¼ 2 z k ¼ 2 ð1,107 þ k  pÞ ¼ 2,214 þ k  2 p ðk ¼ 0;  1;  2; . . .Þ Bestimmen Sie die Gleichung der Tangente der in der Parameterform B58 x ðtÞ ¼ sin ð2 tÞ þ 2  cos 2 t ; y ðtÞ ¼ 2  sin t  cos ð2 tÞ dargestellten Kurve für den Parameterwert t 0 ¼ p . Wir berechnen zunächst die kartesischen Koordinaten zum Parameterwert t 0 ¼ p : ) x 0 ¼ sin ð2 pÞ þ 2  cos 2 p ¼ 0 þ 2  ð 1Þ 2 ¼ 2 ) P ¼ ðx 0 ; y 0 Þ ¼ ð2;  1Þ y 0 ¼ 2  sin p  cos ð2 pÞ ¼ 2  0  1 ¼  1
2 Anwendungen der Differentialrechnung 93 Steigung der Kurventangente in P == (2; – 1) Wir benötigen die Ableitungen der beiden Parametergleichungen nach dem Parameter t, die wir mit Hilfe der Kettenregel wie folgt erhalten: x ¼ sin ð2 tÞ þ 2  cos 2 t ¼ sin ð2 tÞ þ 2  ð cos t Þ 2 ¼ sin u þ 2 v 2 |{z} |ffl{zffl} u v mit u ¼ 2t; v ¼ cos t x_ ¼ ðcos uÞ  2 þ 2  2 v  ð sin tÞ ¼ 2  cos ð2 tÞ  4  sin t  cos t ¼ 2  cos ð2 tÞ  2  sin ð2 tÞ (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin ð2 tÞ ¼ 2  sin t  cos t) y ¼ 2  sin t  cos ð2 tÞ ¼ 2  sin t  cos u |{z} u u ¼ 2t mit y_ ¼ 2  cos t þ ðsin uÞ  2 ¼ 2  cos t þ 2  sin ð2 tÞ Für die Steigung der Kurventangente in Abhängigkeit vom Parameter t erhalten wir damit: 2  cos t þ 2  sin ð2 tÞ cos t þ sin ð2 tÞ y_ ¼ ¼ x_ 2  cos ð2 tÞ  2  sin ð2 tÞ cos ð2 tÞ  sin ð2 tÞ y0 ¼ Im Punkt P ¼ ð2;  1Þ, d. h. für t 0 ¼ p gilt dann: cos p þ sin ð2 pÞ m ¼ y 0 ðt 0 ¼ pÞ ¼ cos ð2 pÞ  sin ð2 pÞ ¼ 1 þ 0 ¼ 1 10 Gleichung der Kurventangente in P == (x 0 ; y 0 ) == (2; – 1) y  y0 ¼ m x  x0 yþ1 ¼ 1 x 2 ) ) y þ 1 ¼  1 ðx  2Þ ¼  x þ 2 ) y ¼ x þ 1 2t2 6t Wie lautet die Tangente an die Kurve mit der Parameterdarstellung x ¼ , y ¼ , t 6¼ 1 3 1  t3 1t an der Stelle t 0 ¼  1? B59 Wir berechnen zunächst die zum Parameterwert t 0 ¼  1 gehörenden kartesischen Koordinaten des Tangentenberührungspunktes P ¼ ðx 0 ; y 0 Þ: x0 ¼ 2  ð 1Þ 2 1  ð 1Þ 3 ¼ 21 1  ð 1Þ ¼ 2 ¼ 1; 2 y0 ¼ 6  ð 1Þ 1  ð 1Þ 3 ¼ 6 ¼ 3 2 ) P ¼ ð1;  3Þ Die für die Tangentensteigung benötigten Ableitungen der Parametergleichungen nach dem Parameter t erhalten wir jeweils mit Hilfe der Quotientenregel: x ¼ 2t2 u ¼ 3 v 1t x_ ¼ 4 t ð1  t 3 Þ  ð 3 t 2 Þ 2 t 2 4t  4t4 þ 6t4 4t þ 2t4 u_ v  v_ u ¼ ¼ ¼ v2 ð1  t 3 Þ 2 ð1  t 3 Þ 2 ð1  t 3 Þ 2 y ¼ 6t u ¼ 3 v 1t y_ ¼ 6 ð1  t 3 Þ  ð 3 t 2 Þ  6 t 6  6 t 3 þ 18 t 3 6 þ 12 t 3 u_ v  v_ u ¼ ¼ ¼ v2 ð1  t 3 Þ 2 ð1  t 3 Þ 2 ð1  t 3 Þ 2 mit mit u ¼ 2t2; u ¼ 6t; v ¼ 1  t3 v ¼ 1  t3 und und u_ ¼ 4 t ; u_ ¼ 6 ; v_ ¼  3 t 2 v_ ¼  3 t 2
94 B Differentialrechnung Tangentensteigung in Abhängigkeit vom Parameter t 6 þ 12 t 3 y0 ¼ 3 2 6 ð1 þ 2 t 3 Þ ð1  t 3 Þ 2 6 þ 12 t 3 ð1  t Þ 6 þ 12 t 3 y_ 3 ð1 þ 2 t 3 Þ ¼ ¼ ¼  ¼ ¼ 4 4 4 3 x_ 2 t ð2 þ t Þ 4t þ 2t t ð2 þ t 3 Þ 4t þ 2t ð1  t 3 Þ 2 4 t þ 2 t ð1  t 3 Þ 2 Steigung im Punkt P ¼ ð1;  3Þ, d. h. für t 0 ¼  1: m ¼ y 0 ðt 0 ¼  1Þ ¼ 3 ð1 þ 2 ð 1Þ 3 Þ 3  1 ð2 þ ð 1Þ Þ ¼ 3 ð1 þ 2  ð1ÞÞ  1 ð2  1Þ ¼ 3 ð1  2Þ ¼ 1  1 3 ¼ 3 1 Gleichung der Kurventangente in P == (x 0 ; y 0 ) == (1; – 3) y  y0 ¼ m x  x0 ) yþ3 ¼ 3 x 1 ) y þ 3 ¼ 3 ðx  1Þ ¼ 3 x  3 ) y ¼ 3x  6 Wo besitzt die Kurve mit der Parameterdarstellung B60 x ¼ t  e t ; y ¼ cos t  e  t ; 1 < t < 1 waagerechte bzw. senkrechte Tangenten? Wir bilden zunächst die 1. Ableitung der beiden Parametergleichungen unter Verwendung von Produkt- und Kettenregel: mit f x ¼ t  e t ¼ u v |{z} u v u ¼ t; v ¼ e t und u_ ¼ 1 ; v_ ¼  e  t (Ableitung von v ¼ e  t mit der Kettenregel, Substitution z ¼  t) x_ ¼ u_ v þ v_ u ¼ 1  e  t  e  t  t ¼ ð1  tÞ  e  t y ¼ cos t  e  t ¼ u v |ffl{zffl} |{z} u v mit u ¼ cos t ; v ¼ e t und u_ ¼  sin t ; v_ ¼  e  t y_ ¼ u_ v þ v_ u ¼  sin t  e  t  e  t  cos t ¼ ð sin t  cos tÞ  e  t Kurvenanstieg in Abhängigkeit vom Parameter t y0 ¼ ð sin t  cos tÞ  e  t y_  sin t  cos t ð sin t  cos tÞ  ð 1Þ sin t þ cos t ¼ ¼ ¼ ¼ x_ 1t ð1  tÞ  ð1Þ t 1 ð1  tÞ  e  t Kurvenpunkte mit waagerechter Tangente: y 0 == 0, d. h. y_ == 0 und x_ 6¼ 0 y0 ¼ 0 ) sin t þ cos t ¼ 0 ðf ür t 6¼ 1Þ Diese trigonometrische Gleichung formen wir wie folgt um: sin t ¼  cos t ) sin t ¼ tan t ¼  1 cos t Die Lösungen lassen sich anhand einer Skizze leicht bestimmen, es sind die Abszissenwerte der Schnittpunkte der Tangenskurve y ¼ tan t mit der konstanten Funktion y ¼  1 (Parallele zur t-Achse; siehe Bild B-6). Die im Intervall  p=2 < t < p=2 liegende Schnittstelle ist t 0 ¼ arctan ð 1Þ ¼  p=4. Wegen der Periodizität der Tangensfunktion gibt es weitere Lösungen im jeweiligen Abstand von genau einer Periode p ¼ p. Die unendlich vielen Lösungen lassen sich durch die Formel t k ¼ arctan ð 1Þ þ k  p ¼  p þk p 4 ðk ¼ 0;  1;  2; . . .Þ beschreiben. An diesen Stellen verlaufen die Kurventangenten waagerecht ( t k 6¼ 1).
2 Anwendungen der Differentialrechnung 95 y y = tan t 1 – π/4 Bild B-6 –π π 0 2π 3π t y = –1 Kurvenpunkte mit senkrechter Tangente (parallel zur y-Achse): y 0 == 1, d. h. x_ == 0 und y_ 6¼ 0 y0 ¼ 1 ) t 1 ¼ 0 ) t1 ¼ 1 Wegen y_ ðt 1 ¼ 1Þ ¼ sin 1 þ cos 1 ¼ 0,8415 þ 0,5403 ¼ 1,3818 6¼ 0 verläuft die Kurventangente an dieser Stelle parallel zur y-Achse. Weitere Lösungen gibt es nicht. Durch ungestörte berlagerung der beiden zueinander senkrechten Schwingungen mit den Gleichungen x ðtÞ ¼ a  sin t und y ðtÞ ¼ a  sin ð2 tÞ ða > 0; t  0Þ entsteht eine sog. Lissajous-Figur (Frequenzverhältnis 1 : 2). Bestimmen Sie die Stellen mit einer waagerechten bzw. senkrechten Tangente im Periodenintervall 0  t < 2 p . B61 Wir bestimmen zunächst die benötigten Ableitungen x_ und y_ (letztere erhält man mit der Kettenregel): x ¼ a  sin t x_ ¼ a  cos t ) y ¼ a  sin ð2 tÞ ¼ a  sin u |{z} u mit u ¼ 2t ) y_ ¼ a  cos u  u_ ¼ a  cos ð2 tÞ  2 ¼ 2 a  cos ð2 tÞ Für den Kurvenanstieg (Steigung der Tangente) erhalten wir in Abhängigkeit vom Parameter t: y0 ¼ 2 a  cos ð2 tÞ 2  cos ð2 tÞ y_ ¼ ¼ x_ cos t a  cos t Kurvenpunkte mit waagerechter Tangente: y 0 == 0, d. h. y_ == 0 und x_ 6¼ 0 y0 ¼ 0 ) 2  cos ð2 tÞ ¼ 0 ) cos ð2 tÞ ¼ cos u ¼ 0 |{z} u (Substitution u ¼ 2 t). Die Lösungen sind die Nullstellen der Kosinusfunktion y ¼ cos u (siehe Bild B-7): uk ¼ p þk p 2 ðk ¼ 0;  1;  2; . . .Þ y 1 y = cos u –π 2 π 2 –1 Bild B-7 3π 2 5π 2 7π 2 u
96 B Differentialrechnung Rücksubstitution ergibt: u ¼ 2t ) t ¼ 1 u 2 ) tk ¼ 1 1 uk ¼ 2 2 p þk p 2 ¼ p p þk  4 2 ðk ¼ 0;  1;  2; . . .Þ Wegen der Beschränkung auf das Periodenintervall 0  t < 2 p gibt es nur vier Lösungen: t0 ¼ p ; 4 t1 ¼ p p 3 þ1 ¼ p; 4 2 4 t2 ¼ p p 5 þ2 ¼ p; 4 2 4 p p 7 þ3 ¼ p 4 2 4 t3 ¼ Der Nenner cos t der Steigungsformel ist an diesen Stellen von null verschieden. Es gibt somit genau vier Kurvenpunkte mit einer waagerechten Tangente. Wir berechnen noch die kartesischen Koordinaten dieser Punkte: ) ( x 0 ¼ a  sin ðp=4Þ ¼ a  0,707 ¼ 0,707 a p ) A 0 ¼ ð0,707 a; aÞ t0 ¼ ) 4 y 0 ¼ a  sin ðp=2Þ ¼ a  1 ¼ a Wegen der Spiegelsymmetrie der Lissajous-Kurve bezüglich beider Achsen gilt für die vier Kurvenpunkte mit waagerechter Tangente (ohne Rechnung; siehe Bild B-8): A 0 ¼ ð0,707 a; aÞ ; A 1 ¼ ð0,707 a;  aÞ ; A 2 ¼ ð 0,707 a; aÞ ; A 3 ¼ ð 0,707 a;  aÞ Kurvenpunkte mit senkrechter Tangente: y 0 == 1, d. h. x_ == 0 und y_ 6¼ 0 y0 ¼ 1 ) cos t ¼ 0 ) tk ¼ p þk p 2 ðk ¼ 0;  1;  2; . . .Þ (Nullstellen der Kosinusfunktion, siehe hierzu auch Bild B-7). Uns interessieren aber nur die im Periodenintervall 0  t < 2 p liegenden Werte. Sie lauten: t0 ¼ p 2 und t1 ¼ p 3 þ1p ¼ p 2 2 Der Zähler x_ ¼ 2  cos ð2 tÞ der Steigungsformel ist an diesen Stellen (wie gefordert) von null verschieden. Es gibt somit genau zwei Kurvenpunkte mit einer senkrechten Tangente. Wir berechnen noch die kartesischen Koordinaten dieser Punkte: ( ) x 0 ¼ a  sin ðp=2Þ ¼ a  1 ¼ a p ) B 0 ¼ ða; 0Þ t0 ¼ ) 2 y 0 ¼ a  sin p ¼ a  0 ¼ 0 Der zweite Punkt liegt spiegelsymmetrisch zur y-Achse bei B 1 ¼ ð a; 0Þ. Bild B-8 zeigt den Verlauf der geschlossenen Kurve mit den vier waagerechten und den zwei senkrechten Tangenten. y A2 a A0 B1 –a B0 a Bild B-8 –a A3 B62 x A1 In welchen Punkten hat die in Polarkoordinaten definierte Kurve r ¼ 1 þ sin 2 j, 0  j < 2 p waagerechte Tangenten?
2 Anwendungen der Differentialrechnung 97 Wir müssen die Kurve zunächst in der Parameterform darstellen (Parameter ist dabei die Winkelkoordinate j): x ¼ r  cos j ¼ ð1 þ sin 2 jÞ  cos j ; y ¼ r  sin j ¼ ð1 þ sin 2 jÞ  sin j ¼ sin j þ sin 3 j Jetzt bilden wir die für die Steigungsformel benötigten Ableitungen x_ und y_ (differenziert wird nach dem Parameter j), wobei wir Produkt- und Kettenregel einsetzen: x ¼ ð1 þ sin 2 jÞ  cos j ¼ u v |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflffl{zfflffl} u v u ¼ 1 þ sin 2 j ; v ¼ cos j und u_ ¼ 2  sin j  cos j ; v_ ¼  sin j (Ableitung von u ¼ 1 þ sin 2 j ¼ 1 þ ðsin jÞ2 nach der Kettenregel, Substitution: t ¼ sin j) x_ ¼ u_ v þ v_ u ¼ 2  sin j  cos j  cos j  sin j  ð1 þ sin 2 jÞ ¼ 2  sin j  cos 2 j  sin j  sin 3 j ¼ ¼ ð2  cos 2 j  1  sin 2 jÞ  sin j ¼ ð2 ð1  sin 2 jÞ  1  sin 2 jÞ  sin j ¼ |fflfflffl{zfflfflffl} 1  sin 2 j ¼ ð2  2  sin 2 j  1  sin 2 jÞ  sin j ¼ ð1  3  sin 2 jÞ  sin j (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin 2 j þ cos 2 j ¼ 1) Für y_ erhalten wir durch gliedweises Differenzieren und mit Hilfe der Kettenregel: y ¼ sin j þ sin 3 j ¼ sin j þ ðsin j Þ 3 ¼ sin j þ u 3 |ffl{zffl} u mit u ¼ sin j ; u_ ¼ cos j y_ ¼ cos j þ 3 u 2  u_ ¼ cos j þ 3  sin 2 j  cos j ¼ ð1 þ 3  sin 2 jÞ  cos j Die Steigung der Kurventangente hängt damit wie folgt vom Kurvenparameter j ab: y0 ¼ ð1 þ 3  sin 2 jÞ  cos j y_ ¼ x_ ð1  3  sin 2 jÞ  sin j In den Kurvenpunkten mit einer waagerechten Tangente muss die 1. Ableitung verschwinden: y 0 ¼ 0, d. h. y_ ¼ 0 und x_ 6¼ 0: y0 ¼ 0 ) ð1 þ 3  sin 2 jÞ  cos j ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 6¼ 0 ) cos j ¼ 0 ) j1 ¼ p ; 2 j2 ¼ 3 p 2 Denn es kommen nur Lösungen aus dem Intervall 0  j < 2 p in Frage (siehe Bild B-9): y 1 y = cos f π 2 Bild B-9 π 3π 2 2π f –1 Da der Nenner x_ ¼ ð1  3  sin 2 jÞ  sin j der Steigungsformel an diesen Stellen (wie gefordert) ungleich null ist (x_ ¼  2 bzw. x_ ¼ 2), haben wir in der Tat Kurvenpunkte mit einer waagerechten Tangente vorliegen (es handelt sich um die beiden Schnittpunkte der Kurve mit der y-Achse: x 1=2 ¼ 0 , y 1=2 ¼  2).
98 B Differentialrechnung Archimedische Spirale: r ðjÞ ¼ 2 j , 0  j  p B63 a) In welchen Punkten gibt es waagerechte bzw. senkrechte Tangenten? b) Bestimmen Sie die Tangentengleichung im Schnittpunkt mit der y-Achse. Wir bringen zunächst die Kurve in die Parameterform: x ¼ r  cos j ¼ 2 j  cos j ; y ¼ r  sin j ¼ 2 j  sin j ð0  j  pÞ Die für die Steigungsformel benötigten Ableitungen x_ und y_ erhalten wir mit der Produktregel: f x ¼ 2 j  cos j ¼ 2 ð j  cos jÞ ¼ 2 ðu vÞ u |fflffl{zfflffl} u ¼ j; mit v ¼ cos j und u_ ¼ 1 ; v_ ¼  sin j v x_ ¼ 2 ðu_ v þ v_ uÞ ¼ 2 ð1  cos j  ðsin jÞ  jÞ ¼ 2 ðcos j  j  sin jÞ f y ¼ 2 j  sin j ¼ 2 ð j  sin jÞ ¼ 2 ðu vÞ u |fflffl{zfflffl} u ¼ j; mit v ¼ sin j und u_ ¼ 1 ; v_ ¼ cos j v y_ ¼ 2 ðu_ v þ v_ uÞ ¼ 2 ð1  sin j þ ðcos jÞ  jÞ ¼ 2 ðsin j þ j  cos jÞ Damit erhalten wir für den Kurvenanstieg y 0 in Abhängigkeit vom Winkelparameter j den folgenden Ausdruck: y0 ¼ 2 ðsin j þ j  cos jÞ sin j þ j  cos j tan j þ j y_ ¼ ¼ ¼ cos j  j  sin j 1  j  tan j x_ 2 ðcos j  j  sin jÞ Wir haben am Schluss noch gliedweise in Zähler und Nenner durch cos j dividiert und dabei beachtet, dass sin j=cos j ¼ tan j ist. a) Kurvenpunkte mit einer waagerechten Tangente: y 0 == 0, d. h. y_ == 0 und x_ 6¼ 0 y0 ¼ 0 ) tan j þ j ¼ 0 ) tan j ¼  j Diese trigonometrische Gleichung besitzt im vorgegebenen Intervall 0  j  p genau eine Lösung. Sie lautet: j 1 ¼ 2,0288 (entspricht 116,24 ; siehe hierzu Aufgabe B-98). Der Nenner ist an dieser Stelle (wie gefordert) von null verschieden (Nenner ¼ 5,1155). Kurvenpunkte mit einer senkrechten Tangente: y 0 == 1, d. h. x_ == 0 und y_ 6¼ 0 y0 ¼ 1 ) 1  j  tan j ¼ 0 ) tan j ¼ 1 j Diese trigonometrische Gleichung wird in Aufgabe B-99 nach dem Tangentenverfahren von Newton gelöst. Sie besitzt im Intervall 0  j  p genau eine Lösung j 2 ¼ 0,8603 (im Gradmaß: 49,29 ). Da der Zähler tan j þ j der Steigungsformel an dieser Stelle (wie gefordert) ungleich Null ist (Zähler ¼ 2,0226), besitzt die Kurve dort eine senkrechte Tangente. Bild B-10 zeigt den Kurvenverlauf und die beiden Kurvenpunkte mit einer waagerechten bzw. senkrechten Tangente. y A: A π r = 2f P B: 2 B 1 Bild B-10 – 2π –5 –4 –3 –2 –1 j ¼ 116,24 ; r ¼ 4,0576 x ¼  1,794; y ¼ 3,639 1 x j ¼ 49,29 ; r ¼ 1,7206 x ¼ 1,222; y ¼ 1,304
2 Anwendungen der Differentialrechnung 99 b) Schnittpunkt mit der positiven y-Achse: j 0 == x0 ¼ 2  p  cos 2 p 2 ¼ p  0 ¼ 0; p 2 y0 ¼ 2  Steigung der Tangente in P ¼ ð0; pÞ, d. h. für j 0 ¼ p : 2 p 2 ¼ p cos 2 1þ y0 j0 p ¼ 2 sin p  cos 2 p   sin 2 þ p 2 p 2 p  sin 2 p 2 ¼ p 1 ¼ p ) P ¼ ð0; pÞ p 0 2 1 2 ¼ ¼  ¼ p p p 0 1  2 2 Gleichung der Tangente in P == (x 0 ; y 0 ) == (0; p) y  y0 ¼ m x  x0 ) yp 2 ¼  x 0 p ) yp ¼  2 x p ) y ¼  2 x þp p 2.3 Linearisierung einer Funktion Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.3.2 Formelsammlung: Kapitel IV.4.3 B64 Linearisieren Sie die Funktion y ¼ p2 in der Umgebung der Stelle x 0 ¼ p. Bestimmen Sie sin x  x ferner den exakten Wert sowie den Näherungswert an der Stelle x ¼ 3. Berechnung des „Arbeitspunktes‘‘ (Tangentenberührungspunktes) P ¼ ðx0 ; y0 Þ : x0 ¼ p; y0 ¼ p2 p2 ¼ ¼ p sin p  p 0p ) P ¼ ðp;  pÞ Tangentensteigung m Die benötigte Ableitung der Funktion bilden wir mit Hilfe der Kettenregel (Alternative: Quotientenregel mit konstantem Zähler): y ¼ y0 ¼ p2 ¼ p 2 ðsin x  x Þ  1 ¼ p 2 u  1 sin x  x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u u ¼ sin x  x mit  p 2 ðcos x  1Þ  p 2 ðcos x  1Þ dy dy du ¼  ¼ p 2 ð u  2 Þ ðcos x  1Þ ¼ ¼ dx du dx u2 ðsin x  xÞ 2 m ¼ y 0 ðpÞ ¼  p 2 ðcos p  1Þ ðsin p  pÞ 2 ¼  p 2 ð 1  1Þ ð0  pÞ 2 ¼ 2 p2 p2 ¼ 2 Gleichung der Tangente in P == (x 0 ; y 0 ) == (p ;  p) y  y0 ¼ m x  x0 ) yþp ¼ 2 x p ) y þ p ¼ 2 ðx  pÞ ¼ 2 x  2 p In der Umgebung des „Arbeitspunktes‘‘ P ¼ ðp;  pÞ linearisierte Funktion: y ¼ Exakter Funktionswert an der Stelle x ¼ 3: Näherungswert an der Stelle x ¼ 3: y ¼ p2 ¼  3,4523 sin 3  3 y ¼ 2  3  3 p ¼  3,4248 ) y ¼ 2x  3p p2 ¼ 2x  3p sin x  x
100 B Differentialrechnung B65  Linearisieren Sie die Funktion y ¼ ln 1 þ x2 2x  in der Umgebung der Stelle x 0 ¼ 1. Wir ersetzen die nur für x < 2 definierte Kurve in der Umgebung der Stelle x 0 ¼ 1 durch die dortige Tangente. Zunächst wird die zugehörige Ordinate y 0 des „Arbeitspunktes‘‘ P berechnet:     1 þ 12 1þ1 ¼ ln y 0 ¼ ln ¼ ln 2 ) P ¼ ðx 0 ; y 0 Þ ¼ ð1; ln 2Þ 21 1 Bevor wir die Ableitung bilden, bringen wir die Funktion noch in eine für das Differenzieren günstigere Form:   1 þ x2 y ¼ ln ¼ ln ð1 þ x 2 Þ  ln ð2  xÞ ¼ ln u  ln v mit u ¼ 1 þ x 2 und v ¼ 2  x 2x |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} u v a Rechenregel: ln ¼ ln a  ln b . Gliedweise Differentiation unter Verwendung der Kettenregel (in der durch die b Substitutionen angedeuteten Weise) führt dann zu: y0 ¼ 1 1 2x 1 þ  2x   ð 1Þ ¼ 2 u v 2x 1þx ) m ¼ y 0 ð1Þ ¼ 2 1 þ ¼ 1þ1 ¼ 2 1þ1 21 Gleichung der Tangente in P == (x 0 ; y 0 ) == (1; ln 2) y  y0 ¼ m x  x0 ) y  ln 2 ¼ 2 x 1 ) y  ln 2 ¼ 2 ðx  1Þ Gleichung der linearisierten Funktion (in der Umgebung von x 0 B66 Ersetzen Sie die Funktion y ¼ ) y ¼ 2 x  2 þ ln 2 ¼ 2 x  1,3069   1 þ x2 ¼ 2 x  1,3069 ¼ 1): y ¼ ln 2x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  e  2 x in der Umgebung von x 0 ¼ 0 durch eine lineare Funktion. Berechnung des Tangentenberührungspunktes („Arbeitspunktes‘‘) P ¼ ðx 0 ; y 0 Þ: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x 0 ¼ 0 ; y 0 ¼ 2  e 0 ¼ 2  1 ¼ 1 ) P ¼ ð0; 1Þ Berechnung der Tangentensteigung m Die Funktion wird mit Hilfe der Kettenregel wie folgt differenziert (dabei sind zwei Substitutionen durchzuführen): pffiffiffi y ¼ u mit u ¼ 2  e v und v ¼  2 x y0 ¼ dy dy du dv 1 2  ev ev ev e 2x ¼   ¼ pffiffiffi  ð e v Þ  ð 2Þ ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx du dv dx 2 u 2 u u 2  ev 2  e 2x e0 1 1 m ¼ y 0 ð0Þ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ¼ 1 1 21 2  e0 Gleichung der Tangente in P == (x 0 ; y 0 ) == (0; 1) y  y0 ¼ m x  x0 ) y1 ¼ 1 x 0 ) y  1 ¼ 1 ðx  0Þ ¼ x Linearisierte Funktion (in der Umgebung von x 0 ¼ 0): y ¼ ) y ¼ x þ1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  e 2x ¼ x þ 1
2 Anwendungen der Differentialrechnung 101 2.4 Krümmung einer ebenen Kurve Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.3.3.3 Formelsammlung: Kapitel IV.4.4.2 Welche Krümmung hat die Kurve y ¼ 1  cos x an einer beliebigen Stelle x? Bestimmen Sie den Krümmungskreis an der Stelle x ¼ p . B67 Die für das Krümmungsverhalten der Kurve benötigten Ableitungen 1. und 2. Ordnung lauten y 0 ¼ sin x und y 00 ¼ cos x. Damit erhalten wir für die Krümmung j den folgenden von der Koordinate x abhängigen Ausdruck: j ðxÞ ¼ y 00 2 3=2 ½1 þ ðy0 Þ  ¼ cos x ½ 1 þ sin 2 x  3=2 An der Stelle x ¼ p, y ¼ 1  cos p ¼ 1 þ 1 ¼ 2 d. h. im Kurvenpunkt P ¼ ðp; 2Þ ergeben sich für die Kurvenkrümmung j und den Krümmungsradius r die Werte jðpÞ ¼ cos p ½ 1 þ sin 2 p  3=2 ¼ 1 ½1 þ 0 3=2 ¼ 1 ¼ 1 1 und rðpÞ ¼ 1 1 1 ¼ ¼ ¼ 1 1 j jðpÞ j j1j Wegen der Spiegelsymmetrie der Kurve bezüglich der zur y -Achse parallelen Geraden x ¼ p liegt der Mittelpunkt M des Krümmungskreises auf dieser Symmetrieachse im Abstand rðpÞ ¼ 1 unterhalb des Kurvenpunktes P ¼ ðp; 2Þ. Daher hat der Mittelpunkt die Koordinaten x 0 ¼ p und y 0 ¼ 1 (die x-Achse tangiert den Krümmungskreis, siehe Bild B-11). y P 2 y = 1 – cos x 1 M Bild B-11 π B68 Krümmungskreis 2π x An welcher Stelle besitzt die Kurve y ¼ ln ðcos x),  p=2 < x < p=2 die größte Krümmung? Bestimmen Sie den Krümmungskreis an dieser Stelle. Wir bilden zunächst die für die Krümmung benötigten Ableitungen y 0 und y 00 : y ¼ ln ðcos xÞ ¼ ln u |fflfflffl{zfflfflffl} u y0 ¼ mit u ¼ cos x ðKettenregel verwenden!Þ dy dy du 1 sin x ¼  ¼  ð sin xÞ ¼  ¼  tan x ; dx du dx u cos x y 00 ¼  1 ¼  ð1 þ tan 2 xÞ cos 2 x
102 B Differentialrechnung Damit erhalten wir für die Kurvenkrümmung j den folgenden von der Abszisse x abhängigen Ausdruck: jðxÞ ¼ y 00 ½1 þ ð y 0 Þ 2  3=2 ¼  ð1 þ tan 2 xÞ ð1 þ tan 2 xÞ 3=2  ð1 þ tan 2 xÞ ¼ ð1 þ tan 2 xÞ ð1 þ tan 2 xÞ 1=2 ¼ 1 ð1 þ tan 2 xÞ 1=2 1 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ tan 2 x Dieser Ausdruck ist stets negativ, die Kurve daher überall im Intervall  p=2 < x < p=2 nach rechts gekrümmt. Die Krümmung ist betragsmäßig dort am größten, wo der Nenner des Bruches und somit der Wurzelradikand 1 þ tan 2 x am kleinsten ist. Dies ist der Fall, wenn tan x ¼ 0 und somit x ¼ 0 und y ¼ ln ðcos 0Þ ¼ ln 1 ¼ 0 ist. Krümmung und Krümmungsradius besitzen dort, d. h. im Kurvenpunkt P ¼ ð0; 0Þ die folgenden Werte: 1 1 1 ¼  1; jð0Þ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1 1þ0 1 þ tan 2 0 rð0Þ ¼ 1 1 1 ¼ ¼ 1 ¼ j1j 1 j jð0Þ j Die Kurve verläuft spiegelsymmetrisch zur y-Achse, der Krümmungsmittelpunkt M (Mittelpunkt des Krümmungskreises) muss somit auf der y-Achse liegen und zwar um rð0Þ ¼ 1 unterhalb des Nullpunkts (zugleich Maximum der Kurve). Daher besitzt M die Koordinaten x 0 ¼ 0 und y 0 ¼  1. Bild B-12 zeigt den Verlauf der Kurve mit dem zum Nullpunkt gehörenden Krümmungskreis. y P –1 Bild B-12 1 –1 x y = ln (cos x ) M –2 Krümmungskreis Zeigen Sie, dass das in Bild B-13 abgebildete Seil mit der Gleichung y y ¼ a  cosh ðx=aÞ,  c  x  c B69 (Kettenlinie mit a > 0) Kettenlinie a a) überall Linkskrümmung und b) im tiefsten Punkt ðx ¼ 0Þ die größte Krümmung besitzt. c) Bestimmen Sie den Krümmungskreis im tiefsten Punkt des Seiles. –c c x Bild B-13 a) Wir bestimmen zunächst die für das Krümmungsverhalten maßgeblichen Ableitungen y 0 und y 00 und daraus dann die Abhängigkeit der Krümmung j von der Koordinate x: y ¼ a  cosh y0 ¼ x ¼ a  cosh u mit a |{z} u u ¼ x a ðKettenregel verwenden!Þ dy dy du 1 a  sinh u ¼  ¼ ða  sinh uÞ  ¼ ¼ sinh u ¼ sinh dx du dx a a x a Nochmalige Anwendung der Kettenregel (mit der selben Substitution) liefert die 2. Ableitung: y 0 ¼ sinh x ¼ sinh u mit a |{z} u u ¼ x a ) y 00 ¼ ðcosh uÞ  1 1 1 ¼  cosh u ¼  cosh a a a x a
2 Anwendungen der Differentialrechnung 103 Kurvenkrümmung in Abhängigkeit von der Abszisse x jðxÞ ¼ ¼ y 00 ½ 1 þ ð y 0 Þ 2  3=2 ¼ 1  cosh ðx=aÞ a ½ 1 þ sinh 2 ðx=aÞ  3=2 ¼ cosh ðx=aÞ 1 1 cosh ðx=aÞ ¼   ¼ a ½ cosh 2 ðx=aÞ  3=2 a cosh 3 ðx=aÞ cosh ðx=aÞ 1 1 1 1 ¼ ¼   2 a cosh ðx=aÞ  cosh ðx=aÞ a cosh 2 ðx=aÞ a  cosh 2 ðx=aÞ (unter Verwendung der Beziehung cosh 2 u  sinh 2 u ¼ 1 ) cosh 2 u ¼ 1 þ sinh 2 u mit u ¼ x=a) Wegen a > 0 und cosh 2 ðx=aÞ > 0 ist der Nenner stets positiv und daher auch j > 0. Dies aber bedeutet Linkskrümmung an jeder Stelle der Kettenlinie. b) Die Krümmung ist im tiefsten Kurvenpunkt (d. h. an der Stelle x ¼ 0) am größten, da dort der Nenner des Bruches seinen kleinsten Wert hat ( cosh 2 0 ¼ 1, sonst cosh 2 x > 1). c) Krümmungskreis im tiefsten Punkt P == (0; a) Krümmung bzw. Krümmungsradius in P: jð0Þ ¼ 1 1 1 ¼ ¼ 2 a  1 a a  cosh 0 ) rð0Þ ¼ 1 1 ¼ ¼ a j j ð0Þ j 1=a Der Krümmungsmittelpunkt M muss auf der Symmetrieachse (d. h. y-Achse) liegen, und zwar im Abstand rð0Þ ¼ a oberhalb von P ¼ ð0; aÞ. M hat somit die Koordinaten x 0 ¼ 0 und y 0 ¼ 2 a . Krümmungskreis: Mittelpunkt M ¼ ð0; 2 aÞ; Radius r ¼ a Die gewöhnliche Zykloide (Rollkurve) lässt sich in der Parameterform x ¼ Rðt  sin tÞ ; y ¼ Rð1  cos tÞ B70 (Parameter : Drehwinkel t  0) darstellen (R > 0Þ. a) Bestimmen Sie die Krümmung der Kurve in Abhängigkeit vom Parameter (Drehwinkel) t. b) Wo im Periodenintervall 0  j  2 p ist der Krümmungsradius r am größten? Bestimmen Sie den zugehörigen Krümmungskreis. a) Wir benötigen für die Berechnung der Krümmung die ersten beiden Ableitungen der Parametergleichungen. Sie lauten: x_ ¼ R ð1  cos tÞ ; x€ ¼ R ð0 þ sin tÞ ¼ R  sin t ; y_ ¼ R ð0 þ sin tÞ ¼ R  sin t ; y€ ¼ R  cos t Für die Abhängigkeit der Krümmung j vom Parameter t entnehmen wir der Formelsammlung die folgende Berechnungsformel: jðtÞ ¼ x_ y€  x€ y_ ðx_ 2 þ y_ 2 Þ 3=2 ð! FS : Kap: XIV:1:5Þ Der besseren bersicht wegen berechnen wir Zähler und Nenner getrennt und vereinfachen dabei so weit wie möglich: x_ y€  x€ y_ ¼ Rð1  cos tÞ  R  cos t  R  sin t  R  sin t ¼ R 2 ðcos t  cos 2 tÞ  R 2  sin 2 t ¼ ¼ R 2 ðcos t  cos 2 t  sin 2 t Þ ¼ R 2 ðcos t  1Þ ¼  R 2 ð1  cos tÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung cos 2 t þ sin 2 t ¼ 1)
104 B Differentialrechnung x_ 2 þ y_ 2 ¼ R 2 ð1  cos tÞ 2 þ R 2  sin 2 t ¼ R 2 ð1  2  cos t þ cos 2 tÞ þ R 2  sin 2 t ¼ ¼ R 2 ð1  2  cos t þ cos 2 t þ sin 2 t Þ ¼ R 2 ð2  2  cos tÞ ¼ 2 R 2 ð1  cos tÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 ðx_ 2 þ y_ 2 Þ 3=2 ¼ ½ 2 R 2 ð1  cos tÞ  3=2 ¼ ð2 R 2 Þ 3=2  ð1  cos tÞ 3=2 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi ¼ 2 3=2  ðR 2 Þ 3=2  ð1  cos tÞ 1  ð1  cos tÞ 1=2 ¼ 2 2  R 3 ð1  cos tÞ  1  cos t pffiffiffi (2 3=2 ¼ 2 1  2 1=2 ¼ 2 2 ). Einsetzen dieser Ausdrücke in die Krümmungsformel ergibt (mit R 3 ¼ R  R 2 Þ: j ðtÞ ¼ x_ y€  x€ y_ ðx_ 2 þ y_ 2 Þ 3=2 ¼  R 2 ð1  cos tÞ 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi 2 2  R  1  cos t 2 2  R  R 2 ð1  cos tÞ  1  cos t Die Krümmung ist im Intervall 0 < t < 2 p stets negativ, die Kurve somit nach rechts gekrümmt (1  cos t > 0). b) Für den Krümmungsradius r in Abhängigkeit vom Parameter t gilt dann: rðtÞ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 1 1 ¼   ¼ 2 2 R  1  cos t j K ðtÞ j   1    pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi   2 2  R  1  cos t  Der größte Wert für r liegt vor, wenn der Wurzelradikand 1  cos t am größten wird. Dies ist der Fall, wenn cos t den kleinsten Wert  1 annimmt. Dieser Wert wird bekanntlich an der Stelle t ¼ p erreicht. Der Krümmungsradius r hat also für t ¼ p seinen größten Wert (dies entspricht einer halben Drehung des Rades und somit der höchsten Stelle der Rollkurve, siehe hierzu auch Bild B-14). Krümmungskreis für t == p ( t ¼ p ) x ¼ R ðp  sin pÞ ¼ R ðp  0Þ ¼ p R y ¼ R ð1  cos pÞ ¼ R ð1 þ 1Þ ¼ 2 R ) ) P ¼ ðp R; 2 RÞ pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rmax ¼ rðt ¼ pÞ ¼ 2 2 R  1  cos p ¼ 2 2 R  1 þ 1 ¼ 2 2 R  2 ¼ 4 R Da die Rollkurve spiegelsymmetrisch bezüglich der Geraden x ¼ p R ðParallele zur y-Achse durch den höchsten Punkt P ¼ ðp R; 2 RÞÞ verläuft, liegt auch der Krümmungsmittelpunkt M auf dieser Geraden und zwar um die Strecke rmax ¼ 4 R unterhalb des Punktes P: Krümmungskreis in P ¼ ðp R; 2 RÞ : Mittelpunkt M ¼ ðp R;  2 RÞ; Radius r ¼ 4 R Bild B-14 zeigt den Verlauf der Rollkurve im Parameterintervall 0  t  2 p und den Krümmungskreis im höchsten Kurvenpunkt. y P = (π R ; 2 R ) 2R Krümmungskreis Rollkurve Bild B-14 0 πR 2πR x
2 Anwendungen der Differentialrechnung 105 2.5 Relative Extremwerte, Wende- und Sattelpunkte Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.3.4 Formelsammlung: Kapitel IV.4.5 und 4.6 B71 Bestimmen Sie die relativen Extremwerte der Funktion y ¼ x  arctan ð2 xÞ. Wir bilden zunächst die benötigten Ableitungen y 0 und y 00 . y ¼ x  arctan ð2 xÞ ¼ x  arctan u |ffl{zffl} u mit u0 ¼ 2 u ¼ 2x; Summen- und Kettenregel liefern: y0 ¼ 1  1ð1 þ u 2 Þ  2 1 1 þ u2  2 u2  1 4x2  1 ¼ 2 ¼ ¼ ¼ 1 þ u2 1 þ u2 u2 þ 1 1 þ u2 4x2 þ 1 Mit Hilfe der Quotientenregel bilden wir die 2. Ableitung: y0 ¼ 4x2  1 u ¼ 2 v 4x þ 1 y 00 ¼ 8 x ð4 x 2 þ 1Þ  8 x ð4 x 2  1Þ u0v  v0u 32 x 3 þ 8 x  32 x 3 þ 8 x 16 x ¼ ¼ ¼ 2 2 2 2 2 v2 ð4 x þ 1Þ ð4 x þ 1Þ ð4 x þ 1Þ 2 mit u ¼ 4x2  1; v ¼ 4x2 þ 1 und u 0 ¼ 8 x ; v0 ¼ 8x Wir berechnen jetzt die Kurvenpunkte mit einer waagerechten Tangente (notwendige Bedingung für einen relativen Extremwert): y0 ¼ 0 ) 4x2  1 ¼ 0 4x2 þ 1 ) 4x2  1 ¼ 0 ) x2 ¼ 1 4 ) x 1=2 ¼  1 2 Die 2. Ableitung muss ungleich Null sein und entscheidet mit ihrem Vorzeichen über die Art des Extremwertes (hinreichende Bedingung für einen Extremwert):   1 8 8 00 y ¼ ¼ 2 > 0 ) relatives Minimum x1 ¼ ¼ 2 2 4 ð1 þ 1Þ   1 8 8 y ¼ ¼ 2 < 0 x2 ¼  ¼ 2 2 4 ð1 þ 1Þ 00 ) relatives Maximum Wir berechnen noch die zugehörigen Ordinaten: y1 ¼ 1 1 p  arctan 1 ¼  ¼  0,2854 ; 2 2 4 y2 ¼  1 1 p  arctan ð 1Þ ¼  þ ¼ 0,2854 2 2 4 Es gibt somit zwei Extremwerte. Sie lauten: Min ¼ ð0,5;  0,2854Þ; B72 Max ¼ ð 0,5; 0,2854Þ Bestimmen Sie die relativen Extremwerte der Funktion y ¼ ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ x 2 þ arctan x .
106 B Differentialrechnung Wir vereinfachen zunächst die Funktion unter Verwendung der logarithmischen Rechenregel ln a n ¼ n  ln a: y ¼ ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 þ x 2 þ arctan x ¼ ln ð1 þ x 2 Þ 1=2 þ arctan x ¼  ln ð1 þ x 2 Þ þ arctan x 2 Die 1. Ableitung erhalten wir durch gliedweise Differentiation, wobei der 1. Summand nach der Kettenregel zu differenzieren ist: y ¼ y0 ¼ 1 1  ln ð1 þ x 2 Þ þ arctan x ¼  ln u þ arctan x 2 2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u mit u ¼ 1 þ x2; u0 ¼ 2x 1 1 1 1 1 1 x 1 x þ1  ¼  2x þ ¼ þ ¼   u0 þ 2 1 þ x2 2 u 1 þ x2 1 þ x2 1 þ x2 1 þ x2 1 þ x2 Die 2. Ableitung bilden wir mit Hilfe der Quotientenregel: y0 ¼ x þ1 u ¼ v 1 þ x2 y 00 ¼ 1 ð1 þ x 2 Þ  2 x ðx þ 1Þ u0v  v0u 1 þ x2  2x2  2x 1  x2  2x ¼ ¼ ¼ 2 2 2 v ð1 þ x 2 Þ ð1 þ x 2 Þ ð1 þ x 2 Þ 2 mit u ¼ x þ 1; v ¼ 1 þ x2 und u 0 ¼ 1 ; v0 ¼ 2x Berechnung der relativen Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 x þ1 ¼ 0 1 þ x2 ) ) x þ1 ¼ 0 ) x1 ¼  1 Die Kurve besitzt also an der Stelle x 1 ¼  1 eine waagerechte Tangente. Wie verhält sich die 2. Ableitung an dieser Stelle? y 00 ðx 1 ¼  1Þ ¼ 11þ2 ð1 þ 1Þ 2 ¼ 2 1 ¼ > 0 4 2 ) relatives Minimum Die Kurve ist demnach an der Stelle x 1 ¼  1 nach links gekrümmt und besitzt daher dort ein relatives Minimum. Zugehöriger Ordinatenwert: y 1 ¼ 1 1 p  ln ð1 þ 1Þ þ arctan ð 1Þ ¼  ln 2  ¼  0,4388 2 2 4 Ergebnis: Relatives Minimum in ð 1;  0,4388Þ B73 Wo besitzt die Funktion y ¼ 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  x þ 2 x þ 1 ,  1  x  1 relative Extremwerte ? Bildung der benötigten Ableitungen y 0 und y 00 Die 1. Ableitung erhalten wir durch gliedweise Differentiation, wobei beide Summanden nach der Kettenregel zu differenzieren sind: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi y ¼ 2 1  x þ 2 x þ 1 ¼ 2 u þ 2 v mit u ¼ 1  x ; v ¼ x þ 1 und u 0 ¼  1 ; v 0 ¼ 1 |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u v y0 ¼ 2  2 1 1 1 1 1 1 pffiffiffi  u0 þ 2  pffiffiffi  v0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  ð 1Þ þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  1 ¼  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u 2 v 1x x þ1 1x x þ1 Bevor wir die 2. Ableitung bilden, verwandeln wir die Wurzelausdrücke in Potenzen mit negativ gebrochenen Exponenten, die mit Hilfe der Kettenregel leicht zu differenzieren sind: y0 ¼  1 ð1  xÞ u ¼ 1  x; 1=2 þ 1 ðx þ 1Þ v ¼ x þ1 1=2 ¼  ð1  xÞ  1=2 þ ðx þ 1Þ  1=2 ¼  u  1=2 þ v  1=2 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} u v und u 0 ¼  1 ; v0 ¼ 1
2 Anwendungen der Differentialrechnung 107   1 1  3=2 1  3=2 1  3=2 1 1 y 00 ¼    v0 ¼  ð 1Þ  1 ¼  ¼ u  3=2  u 0  v u v 3=2 2 2 2 2 2u 2 v 3=2 ¼ 0 1 1 1 1 1 1 1 1 ¼   ¼  þ pffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi A 2 @qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi3ffi 2 u3 2 v3 2 ð1  xÞ 3 2 ðx þ 1Þ 3 ð1  xÞ ðx þ 1Þ 3 Berechnung der relativen Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 1 1 1 1  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ) 1x x þ1 x þ1 1x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  x ¼ x þ 1 j quadrieren ) 1  x ¼ x þ 1 )  2 x ¼ 0 ) y0 ¼ 0 ) x1 ¼ 0 Der gefundene Wert x 1 ¼ 0 erfüllt die Wurzelgleichung und ist daher eine Lösung (die Kurve hat an dieser Stelle eine waagerechte Tangente). Anhand der 2. Ableitung prüfen wir die Art der Kurvenkrümmung (Rechts- oder Linkskrümmung): ! 1 1 1 1 1 y 00 ðx 1 ¼ 0Þ ¼  ð1 þ 1Þ ¼   2 ¼  1 < 0 ) relatives Maximum ¼  pffiffiffiffiffi þ pffiffiffiffiffi 2 2 2 3 3 1 1 Zugehöriger Ordinatenwert: y 1 ¼ 2 pffiffiffi pffiffiffi 1þ2 1 ¼ 2þ2 ¼ 4 Ergebnis: Relatives Maximum in ð0; 4Þ Bremskraft K einer Wirbelstrombremse in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit v: v ða > 0; v  0Þ KðvÞ ¼ 2 v þ a2 B74 Bei welcher Geschwindigkeit erreicht die Bremskraft ihren größten Wert? Wir bilden zunächst die benötigten Ableitungen 1. und 2. Ordnung, jeweils mit Hilfe der Quotientenregel: KðvÞ ¼ v a ¼ v2 þ a2 b K 0 ðvÞ ¼ K 0 ðvÞ ¼ a0 b  b0 a b2 a2  v2 ðv 2 þ a 2Þ 2 a ¼ a2  v2; ¼ ¼ mit a ¼ v; b ¼ v2 þ a2 1 ðv 2 þ a 2 Þ  2 v  v ðv 2 þ a 2Þ 2 ¼ und a0 ¼ 1; v2 þ a2  2v2 ðv 2 þ a 2Þ 2 ¼ b0 ¼ 2v a2  v2 ðv 2 þ a 2 Þ 2 a b b ¼ ðv 2 þ a 2 Þ 2 und a0 ¼ 2v; b 0 ¼ 2 ðv 2 þ a 2 Þ  2 v ¼ 4 v ðv 2 þ a 2 Þ ( b wurde dabei nach der Kettenregel differenziert, Substitution: t ¼ v 2 þ a 2 ) K 00 ðvÞ ¼ ¼ a0 b  b0 a b2 ¼  2 v ðv 2 þ a 2 Þ 2  4 v ðv 2 þ a 2 Þ ða 2  v 2 Þ ðv 2 þ a 2 Þ 4 ðv 2 þ a 2 Þ ½  2 v ðv 2 þ a 2 Þ  4 v ða 2  v 2 Þ  ðv 2 þ a 2 Þ  ðv 2 þ a 2 Þ 3 ¼ ¼ 2v3  2a2 v  4a2 v þ 4v3 ðv 2 þ a 2 Þ 3 Umformungen: Im Zähler den gemeinsamen Faktor v 2 þ a 2 ausklammern, dann kürzen. ¼ 2v3  6a2 v ðv 2 þ a 2 Þ 3
108 B Differentialrechnung Berechnung des gesuchten Maximums: K 0 (u) == 0, K 00 (u) < 0 K 0 ðvÞ ¼ 0 a2  v2 ) ðv 2 þ a 2Þ 2 ¼ 0 ) a2  v2 ¼ 0 ) v 1=2 ¼  a Wegen v  0 kommt nur der positive Wert v 1 ¼ a infrage. An dieser Stelle gilt: K 00 ðv 1 ¼ aÞ ¼ 2a3  6a3 ¼ ða 2 þ a 2 Þ 3 4a3 1 ¼  < 0 2a3 8a6 (wegen a > 0 nach Aufgabenstellung). Die hinreichende Bedingung für ein Maximum ist damit erfüllt. Ergebnis: Für v ¼ a wird die Bremskraft am größten. Sie beträgt dann: Kmax ¼ K ðv ¼ aÞ ¼ B75 a2 a a 1 ¼ ¼ 2 2 2 a 2a þa Zeigen Sie: Die Funktion y ¼ 3 þ Maximum. x ðx þ aÞ 2 mit a > 0 besitzt an der Stelle x 1 ¼ a ein relatives Wir müssen zeigen, dass an der Stelle x 1 ¼ a die folgenden hinreichenden Bedingungen für ein relatives Maximum erfüllt sind: y 0 ðx 1 ¼ aÞ ¼ 0 ðwaagerechte TangenteÞ; y 00 ðx 1 ¼ aÞ < 0 ðRechtskr ümmung der KurveÞ Daher bilden wir zunächst die benötigten Ableitungen y 0 und y 00 , jeweils mit Hilfe der Quotientenregel in Verbindung mit der Kettenregel: y ¼ 3þ x ðx þ aÞ 2 ¼ 3þ u v mit u ¼ x; v ¼ ðx þ aÞ 2 und u0 ¼ 1; v 0 ¼ 2 ðx þ aÞ (die Ableitung von v ¼ ðx þ aÞ 2 erhalten wir mit der Kettenregel, Substitution: t ¼ x þ a) 1 ðx þ aÞ 2  2 ðx þ aÞ x ðx þ aÞ ½ ðx þ aÞ  2 x  u0 v  v0 u x þ a  2x ax ¼ ¼ ¼ ¼ y ¼ 0þ 2 4 3 3 v ðx þ aÞ ðx þ aÞ ðx þ aÞ ðx þ aÞ ðx þ aÞ 3 0 y0 ¼ ax ðx þ aÞ 3 ¼ u v mit u ¼ a  x; v ¼ ðx þ aÞ 3 und u0 ¼ 1; v 0 ¼ 3 ðx þ aÞ 2 (v 0 haben wir mit Hilfe der Kettenregel gebildet, analog wie bei der 1. Ableitung, Substitution: t ¼ x þ a) y 00  1 ðx þ aÞ 3  3 ðx þ aÞ 2 ða  xÞ ðx þ aÞ 2 ½ ðx þ aÞ  3 ða  xÞ u0v  v0u ¼ ¼ ¼ ¼ v2 ðx þ aÞ 6 ðx þ aÞ 2  ðx þ aÞ 4 ¼ x  a  3a þ 3x ðx þ aÞ 4 ¼ 2x  4a ðx þ aÞ 4 Einsetzen des Wertes x 1 ¼ a in y 0 und y 00 : y 0 ðx 1 ¼ aÞ ¼ y 00 ðx 1 ¼ aÞ ¼ aa ða þ aÞ 3 2a  4a ða þ aÞ 4 ¼ 0 ¼ 0 8a3 ¼ 2a 1 ¼  < 0 4 16 a 8a3 ) waagerechte Tangente ðwegen a > 0Þ ) relatives Maximum
2 Anwendungen der Differentialrechnung 109 Damit haben wir die Behauptung als richtig nachgewiesen. Die zugehörige Ordinate lautet: y1 ¼ 3 þ a ða þ aÞ 2 ¼ 3þ Ergebnis: Relatives Maximum in B76 a 1 12 a þ 1 ¼ 3þ ¼ 2 4a 4a 4a ða gekürztÞ   12 a þ 1 a; 4a Bestimmen Sie die relativen Extremwerte, Wende- und Sattelpunkte der Funktion y ¼ x 3  e 2 x . Bildung aller benötigten Ableitungen (bis zur 3. Ordnung) Wir benötigen jeweils Produkt- und Kettenregel. 1. Ableitung f y ¼ x 3  e  2 x ¼ u v mit u |fflffl{zfflffl} v ¼ e 2x u ¼ x3; und u0 ¼ 3x2 ; v 0 ¼  2  e 2x v (Ableitung von v ¼ e  2 x nach der Kettenregel, Substitution: t ¼  2 x) y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 3 x 2  e  2 x  2  e  2 x  x 3 ¼ ð3 x 2  2 x 3 Þ  e  2 x 2. Ableitung y 0 ¼ ð3 x 2  2 x 3 Þ  e  2 x ¼ u v ; |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v u ¼ 3 x 2  2 x 3; v ¼ e 2x ; u0 ¼ 6x  6x2 ; v 0 ¼  2  e 2x y 00 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ ð6 x  6 x 2 Þ  e  2 x  2  e  2 x  ð3 x 2  2 x 3 Þ ¼ ¼ ½ 6 x  6 x 2  2 ð3 x 2  2 x 3 Þ   e  2 x ¼ ð6 x  6 x 2  6 x 2 þ 4 x 3 Þ  e  2 x ¼ ¼ ð4 x 3  12 x 2 þ 6 xÞ  e  2 x 3. Ableitung y 00 ¼ ð4 x 3  12 x 2 þ 6 xÞ  e  2 x ¼ u v |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v u ¼ 4 x 3  12 x 2 þ 6 x ; v ¼ e 2x und u 0 ¼ 12 x 2  24 x þ 6 ; v 0 ¼ 2  e  2 x y 000 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ ð12 x 2  24 x þ 6Þ  e  2 x  2  e  2 x  ð4 x 3  12 x 2 þ 6 xÞ ¼ ¼ ½ 12 x 2  24 x þ 6  2 ð4 x 3  12 x 2 þ 6 xÞ   e  2 x ¼ ¼ ð12 x 2  24 x þ 6  8 x 3 þ 24 x 2  12 xÞ  e  2 x ¼ ð 8 x 3 þ 36 x 2  36 x þ 6Þ  e  2 x Berechnung der Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y 0 ¼ 0 ) ð3 x 2  2 x 3 Þ  e  2 x ¼ 0 ) 3 x 2  2 x 3 ¼ x 2 ð3  2 xÞ ¼ 0 |fflffl{zfflffl} 6¼ 0 x2 ¼ 0 x 1=2 ¼ 0 3  2 x ¼ 0 ) x 3 ¼ 1,5 Wir prüfen jetzt über die 2. Ableitung, ob an diesen Stellen relative Extremwerte vorliegen: y 00 ðx 1=2 ¼ 0Þ ¼ ð4  0  12  0 þ 6  0Þ  e 0 ¼ 0  1 ¼ 0 )
110 B Differentialrechnung An der Stelle x1=2 ¼ 0 ist die hinreichende Bedingung für einen Extremwert ð y 00 6¼ 0Þ nicht erfüllt. Es kann sich hier aber um einen Sattelpunkt handeln (siehe spätere Berechnung der Wende- und Sattelpunkte). y 00 ðx 3 ¼ 1,5Þ ¼ ð13,5  27 þ 9Þ  e  3 ¼  4,5  e  3 < 0 ) relatives Maximum y 3 ¼ ð1,5Þ 3  e  3 ¼ 0,1680 Die Koordinaten des Maximums lauten: x 3 ¼ 1,5; Relative Extremwerte: Max ¼ ð1,5; 0,1680Þ Berechnung der Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 ) ð4 x 3  12 x 2 þ 6 xÞ  e  2 x ¼ 0 |ffl{zffl} 6¼ 0 ) x ð4 x 2  12 x þ 6Þ ¼ 0 x ¼ 0 ) 4 x 3  12 x 2 þ 6 x ¼ 0 ) x4 ¼ 0 4 x  12 x þ 6 ¼ 0 2 ) x 5 ¼ 2,3660; x 6 ¼ 0,6340 (bitte nachrechnen!). Wir prüfen jetzt, ob an diesen Stellen die hinreichende Bedingung für einen Wendepunkt erfüllt ist: y 000 ðx 4 ¼ 0Þ ¼ 6  e 0 ¼ 6  1 ¼ 6 6¼ 0 ) Wendepunkt y 000 ðx 5 ¼ 2,3660Þ ¼ ð 105,9581 þ 201,5264  85,1760 þ 6Þ  e  4,7320 ¼ ¼ 16,3923  e  4,7320 6¼ 0 ) Wendepunkt y 000 ðx 6 ¼ 0,6340Þ ¼ ð 2,0387 þ 14,4704  22,8240 þ 6Þ  e  1,2680 ¼ ¼  4,3923  e  1,2680 6¼ 0 ) Wendepunkt Es gibt somit drei Wendepunkte: W 1 ¼ ð0; 0Þ; W 2 ¼ ð2,3660; 0,1167Þ; W 3 ¼ ð0,6340; 0,0717Þ Der Wendepunkt W 1 ist sogar ein Sattelpunkt, denn die dortige Tangente verläuft waagerecht (was wir bereits weiter vorne vermutet haben): y 0 ð0Þ ¼ 0  e 0 ¼ 0  1 ¼ 0 B77 y ¼ ðx  1Þ  e 2 x Bestimmen Sie die relativen Extremwerte, Wendepunkte und Wendetangenten dieser Funktion. Wir bilden zunächst die benötigten ersten drei Ableitungen (mit Hilfe von Produkt- und Kettenregel). 1. Ableitung (Produkt- und Kettenregel) y ¼ ðx  1Þ  e  2 x ¼ u v mit |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v u ¼ x  1; v ¼ e 2x und u 0 ¼ 1 ; v 0 ¼  2  e 2x (der Faktor v ¼ e  2 x wurde dabei nach der Kettenregel differenziert, Substitution: t ¼  2 x) y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 1  e  2 x  2  e  2 x  ðx  1Þ ¼ ½ 1  2 ðx  1Þ   e  2 x ¼ ð3  2 xÞ  e  2 x 2. Ableitung (Produkt- und Kettenregel) y 0 ¼ ð3  2 xÞ  e  2 x ¼ u v mit |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v u ¼ 3  2x; v ¼ e 2x und u 0 ¼  2 ; v 0 ¼  2  e 2x y 00 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼  2  e  2 x  2  e  2 x  ð3  2 xÞ ¼ ½  2  2 ð3  2 xÞ   e  2 x ¼ ð 8 þ 4 xÞ  e  2 x
2 Anwendungen der Differentialrechnung 111 3. Ableitung (Produkt- und Kettenregel) y 00 ¼ ð 8 þ 4 xÞ  e  2 x ¼ u v mit |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v v ¼ e 2x u ¼ 8 þ 4x; u0 ¼ 4; und v 0 ¼  2  e 2x y 000 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 4  e  2 x  2  e  2 x  ð 8 þ 4 xÞ ¼ ½ 4  2 ð 8 þ 4 xÞ   e  2 x ¼ ð20  8 xÞ  e  2 x Berechnung der Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 ð3  2 xÞ  e  2 x ¼ 0 |ffl{zffl} 6¼ 0 ) ) 3  2x ¼ 0 y 00 ðx 1 ¼ 1,5Þ ¼ ð 8 þ 6Þ  e  3 ¼ 2  e  3 < 0 ) ) y 1 ¼ 0,5  e  3 ¼ 0,0249 x 1 ¼ 1,5 ; relatives Maximum Extremwerte: Max ¼ ð1,5; 0,0249Þ Berechnung der Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 ð 8 þ 4 xÞ  e  2 x ¼ 0 |ffl{zffl} 6¼ 0 ) ) 8 þ 4x ¼ 0 y 000 ðx 2 ¼ 2Þ ¼ ð20  16Þ  e  4 ¼ 4  e  4 6¼ 0 ) ) x2 ¼ 2 ; y 2 ¼ e  4 ¼ 0,0183 Wendepunkt Wendepunkte: W ¼ ð2; 0,0183Þ Wendetangente in W == (x 2 ; y 2 ) == (2; 0,0183) Steigung in W : m ¼ y 0 ðx 2 ¼ 2Þ ¼ ð3  4Þ  e  4 ¼  e  4 ¼  0,0183 Gleichung der Wendetangente (Ansatz in der Punkt-Steigungs-Form): y  y2 ¼ m x  x2 ) y  0,0183 ¼  0,0183 x 2 ) y  0,0183 ¼  0,0183 ðx  2Þ ¼  0,0183 x þ 0,0366 Wendetangente: y ¼  0,0183 x þ 0,0549 B78 Wo besitzt die Funktion y ¼ 2 x 2  ln pffiffiffi x , x > 0 relative Extremwerte bzw. Wendepunkte? Die Funktion wird zunächst wie folgt vereinfacht: y ¼ 2 x 2  ln pffiffiffi 1 ln x ¼ x 2  ln x x ¼ 2 x 2  ln x 1=2 ¼ 2 x 2  2 ðRechenregel: ln a n ¼ n  ln aÞ Ableitungen 1. bis 3. Ordnung (Produktregel) f y ¼ x 2  ln x ¼ u v mit u |{z} u ¼ x2; v ¼ ln x und u0 ¼ 2x; v 1  x 2 ¼ 2 x  ln x þ x x y 0 ¼ 2 x  ln x þ x ¼ u v þ x mit f y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 2 x  ln x þ u |{z} v y 00 ¼ u 0 v þ v 0 u þ 1 ¼ 2  ln x þ y 000 ¼ 2  1 2 ¼ x x u ¼ 2x; v ¼ ln x v0 ¼ 1 x und u 0 ¼ 2 ; v0 ¼ 1 x 1  2 x þ 1 ¼ 2  ln x þ 2 þ 1 ¼ 2  ln x þ 3 x
112 B Differentialrechnung Berechnung der Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 2 x  ln x þ x ¼ 0 ) x ð2  ln x þ 1Þ ¼ 0 ) 2  ln x þ 1 ¼ 0 f ) > 0 Diese logarithmische Gleichung lösen wir wie folgt durch Entlogarithmieren (Rechenregel: e ln z ¼ z für z > 0): 2  ln x þ 1 ¼ 0 ) ln x ¼  0,5 e ln x ¼ x ¼ e  0,5 ) ) x 1 ¼ e  0,5 Es gibt somit nur einen Kurvenpunkt mit waagerechter Tangente. Wegen y 00 ðx 1 ¼ e  0,5 Þ ¼ 2  ln e  0,5 þ 3 ¼ 2  ð 0,5Þ þ 3 ¼  1 þ 3 ¼ 2 > 0 liegt ein relatives Minimum vor. Die zugehörigen Koordinaten lauten: x 1 ¼ e  0,5 ¼ 0,6065; y 1 ¼ ðe  0,5 Þ 2  ln e  0,5 ¼ e  1  ð 0,5Þ ¼  0,5  e  1 ¼  0,1839 Relative Extremwerte: Min ¼ ð0,6065;  0,1839Þ Berechnung der Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 ) 2  ln x þ 3 ¼ 0 y 000 ðx 2 ¼ e  1;5 Þ ¼ ) ln x ¼  1,5 2 ¼ 2  e 1;5 6¼ 0 e  1;5 ) ) e ln x ¼ e  1;5 |{z} x ) x 2 ¼ e  1;5 Wendepunkt Die Koordinaten des Wendepunktes sind: x 2 ¼ e  1;5 ¼ 0;2231; y 2 ¼ ðe  1;5 Þ 2  ln e  1;5 ¼ e  3  ð 1;5Þ ¼  1;5  e  3 ¼  0,0747 Wendepunkte: W ¼ ð0;2231;  0;0747Þ 2.6 Kurvendiskussion Diskutieren Sie den Verlauf der Funktionen und Kurven nach dem folgenden Schema: Definitionsbereich, Symmetrie, Nullstellen, Pole, Ableitungen (in der Regel bis zur 3. Ordnung), relative Extremwerte, Wende- und Sattelpunkte, Verhalten „im Unendlichen‘‘. Am Schluss ist eine saubere Skizze des Kurvenverlaufs anzufertigen. Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.3.6 Formelsammlung: Kapitel IV.4.7 B79 y ¼ x4  x3  3x2 þ 5x  2 Definitionsbereich:  1 < x < 1 Symmetrie: nicht vorhanden Nullstellen: x 1 ¼ 1 (durch Probieren gefunden) Horner-Schema (Abspalten des Linearfaktors x  1): 1 x1 ¼ 1 1 1 3 5 2 1 0 3 2 0 3 2 0 ) 1. reduziertes Polynom: x 3  3 x þ 2
2 Anwendungen der Differentialrechnung 113 Eine weitere Nullstelle liegt bei x 2 ¼ 1 (durch Probieren gefunden). Horner-Schema (Abspalten des Linearfaktors x  1): 1 x2 ¼ 1 1 0 3 2 1 1 2 1 2 0 Restliche Nullstellen: x 2 þ x  2 ¼ 0 x3 ¼ 1 ; ) 2. reduziertes Polynom: x 2 þ x  2 ) x 3=4 ¼  0,5  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0,25 þ 2 ¼  0,5  2,25 ¼  0,5  1,5 ) x4 ¼  2 Die Funktion besitzt also eine dreifache Nullstelle bei x 1=2=3 ¼ 1 und eine einfache Nullstelle bei x 4 ¼  2. Ableitungen (bis zur 3. Ordnung) y0 ¼ 4x3  3x2  6x þ 5; y 00 ¼ 12 x 2  6 x  6 ; y 000 ¼ 24 x  6 Relative Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 ) 4x3  3x2  6x þ 5 ¼ 0 ) x5 ¼ 1 ðdurch Probieren gefundenÞ Horner-Schema (Abspalten des Linearfaktors x  1): 4 x5 ¼ 1 4 3 6 5 4 1 5 1 5 0 4x2 þ x  5 ¼ 0 j : 4 x 6=7 ) ) 1. reduziertes Polynom: 4 x 2 þ x  5 x 2 þ 0,25 x  1,25 ¼ 0 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼  0,125  0,015 625 þ 1,25 ¼  0,125  1,265 625 ¼  0,125  1,125 ) x 6 ¼ 1 ; x 7 ¼  1,25 Die Kurve besitzt also an den Stellen x 5=6 ¼ 1 und x 7 ¼  1,25 waagerechte Tangenten. Ob es sich dabei auch um Extremwerte handelt, entscheidet die 2. Ableitung: y 00 ðx 5=6 ¼ 1Þ ¼ 12  6  6 ¼ 0 Die hinreichende Bedingung für einen Extremwert ist somit an der Stelle x5=6 ¼ 1 nicht erfüllt (später zeigt sich, dass dort ein Sattelpunkt liegt). y 00 ðx 7 ¼  1,25Þ ¼ 18,75 þ 7,5  6 ¼ 20,25 > 0 ) relatives Minimum Ordinate des relativen Minimums: y 7 ¼  8,543 Relative Extremwerte: Min ¼ ð 1,25;  8,543Þ Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 ) x 8=9 ¼ 0,25  12 x 2  6 x  6 ¼ 0 j : 12 ) x 2  0,5 x  0,5 ¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0,0625 þ 0,5 ¼ 0,25  0,5625 ¼ 0,25  0,75 y 000 ðx 8 ¼ 1Þ ¼ 24  6 ¼ 18 6¼ 0 ) ) ) x8 ¼ 1 ; x 9 ¼  0,5 Wendepunkt y 000 ðx 9 ¼  0,5Þ ¼  12  6 ¼  18 6¼ 0 ) Wendepunkt Die zugehörigen Ordinaten sind y 8 ¼ 0 und y 9 ¼  5,0625. Wendepunkte: W 1 ¼ ð1; 0Þ und W 2 ¼ ð 0,5;  5,0625Þ Wegen y 0 ð1Þ ¼ 4  3  6 þ 5 ¼ 0 ist W 1 ein Sattelpunkt (wie bereits weiter oben vermutet).
114 B Differentialrechnung Bild B-15 zeigt den Verlauf der Polynomfunktion. y 4 y = x 4 – x 3 – 3x 2 + 5x – 2 2 W1 –2 –1 Bild B-15 1 2 x –2 –4 W2 –6 –8 Min B80 y ¼  – 10 ðx  2Þ 2 x þ2 Definitionsbereich: x þ 2 6¼ 0 ) x 6¼  2 Symmetrie: nicht vorhanden Nullstellen: Zähler ¼ 0, Nenner 6¼ 0 ) ðx  2Þ 2 ¼ 0 ) x 1=2 ¼ 2 ðdoppelte NullstelleÞ Die Kurve berührt an dieser Stelle die x-Achse, d. h. es liegt ein Extremwert vor (! relative Extremwerte). Pole: Nenner ¼ 0, Zähler 6¼ 0 ) x þ2 ¼ 0 ) x3 ¼  2 ðPol mit VorzeichenwechselÞ Polgerade (senkrechte Asymptote): x ¼  2 Ableitungen (bis zur 3. Ordnung) y ¼  ðx  2Þ 2  ðx  2Þ 2 x2 þ 4x  4 ¼ ¼ x þ2 x þ2 x þ2 1. Ableitung (Quotientenregel) y ¼ y0 ¼ ¼ x2 þ 4x  4 u ¼ x þ2 v mit u ¼ x2 þ 4x  4; v ¼ x þ2 und u 0 ¼  2 x þ 4 ; v0 ¼ 1 u0 v  v0 u ð 2 x þ 4Þ ðx þ 2Þ  1 ð x 2 þ 4 x  4Þ ¼ ¼ v2 ðx þ 2Þ 2 2x2  4x þ 4x þ 8 þ x2  4x þ 4 ðx þ 2Þ 2 ¼  x 2  4 x þ 12 ðx þ 2Þ 2 2. Ableitung (Quotienten- und Kettenregel) y0 ¼  x 2  4 x þ 12 ðx þ 2Þ 2 ¼ u ; u ¼  x 2  4 x þ 12 ; v ¼ ðx þ 2Þ 2 und u 0 ¼  2 x  4 ; v 0 ¼ 2 ðx þ 2Þ v ðv ¼ ðx þ 2Þ 2 wurde nach der Kettenregel differenziert, Substitution: t ¼ x þ 2Þ
2 Anwendungen der Differentialrechnung y 00 ¼ ¼ ¼ 115 ð 2 x  4Þ ðx þ 2Þ 2  2 ðx þ 2Þ ð x 2  4 x þ 12Þ u0v  v0u ¼ ¼ v2 ðx þ 2Þ 4 ðx þ 2Þ ½ ð 2 x  4Þ ðx þ 2Þ  2 ð x 2  4 x þ 12Þ  ¼ ðx þ 2Þ ðx þ 2Þ 3  2 x 2  4 x  4 x  8 þ 2 x 2 þ 8 x  24 ðx þ 2Þ 3 ¼ ð 2 x  4Þ ðx þ 2Þ  2 ð x 2  4 x þ 12Þ ðx þ 2Þ 3 ¼  32 ðx þ 2Þ 3 Wegen y 00 6¼ 0 (Zähler 6¼ 0) kann es keine Wendepunkte geben, die dritte Ableitung wird daher nicht benötigt. Relative Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 )  x 2  4 x þ 12 ðx þ 2Þ ¼ 0 2 )  x 2  4 x þ 12 ¼ 0 ) x4 ¼ 2 ; x5 ¼  6 Es gibt somit zwei Kurvenpunkte mit waagerechter Tangente. Wir prüfen über die 2. Ableitung, ob die hinreichende Bedingung für relative Extremwerte erfüllt ist: y 00 ðx 4 ¼ 2Þ ¼  32 ð2 þ 2Þ y 00 ðx 5 ¼  6Þ ¼ 3 ¼  32  32 1 ¼  < 0 ¼ 64 2 43  32 ð 6 þ 2Þ Zugehörige Ordinaten: y 4 ¼  3 ¼  32 ð 4Þ ð2  2Þ 2 2þ2 3 ¼ ¼ 0; )  32 1 ¼ > 0  64 2 y5 ¼  relatives Maximum ) ð 6  2Þ 2 6 þ 2 relatives Minimum ¼  ð 8Þ 2 4 ¼  64 ¼ 16 4 Relative Extremwerte: Max ¼ ð2; 0Þ; Min ¼ ð 6; 16Þ Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 Wegen y 00 6¼ 0 ist die notwendige Bedingung für Wendepunkte nicht erfüllbar, d. h. es gibt keine Wendepunkte. Verhalten im Unendlichen Die Funktion ist unecht gebrochen (Grad des Zählers > Grad des Nenners). Wir zerlegen sie durch Polynomdivision: 16 x þ2 |fflfflffl{zfflfflffl} echt gebrochen y ¼ ð x 2 þ 4 x  4Þ : ðx þ 2Þ ¼  x þ 6   ð x 2  2 xÞ 6x  4 ð6 x þ 12Þ  16 Für große x-Werte dürfen wir den echt gebrochenen Anteil vernachlässigen (er strebt gegen Null). Die Kurve nähert sich daher „im Unendlichen‘‘ asymptotisch der Geraden y ¼  x þ 6. y Polgerade 24 20 Asymptote im Unendlichen: y ¼  x þ 6 16 Bild B-16 zeigt den Verlauf der Kurve mit ihren beiden Asymptoten. Min 12 8 Asymptote y = –x + 6 6 6 Max Bild B-16 – 12 –8 –4 2 –8 12 y= (x – 2) x+2 2 x
116 B Differentialrechnung B81 y ¼ 3x3 þ 3x  6 x Definitionsbereich: x 6¼ 0 Symmetrie: nicht vorhanden ) 3x3 þ 3x  6 ¼ 0 j : 3 Nullstellen: Zähler ¼ 0, Nenner 6¼ 0 ) x3 þ x  2 ¼ 0 Durch Probieren findet man die Lösung x 1 ¼ 1, mit dem Horner-Schema erhält man dann das 1. reduzierte Polynom, dessen Nullstellen (falls vorhanden) weitere Lösungen liefern: 1 x1 ¼ 1 1 0 1 2 1 1 2 1 2 0 ) x2 þ x þ 2 ¼ 0 ) keine reellen Lösungen Es gibt nur eine Nullstelle bei x 1 ¼ 1. Pole: Nenner ¼ 0 ; Zähler 6¼ 0 ) x ¼ 0 x2 ¼ 0 ) Bei x 2 ¼ 0 liegt eine Polstelle mit Vorzeichenwechsel (der Zähler ist dort ungleich Null). Polgerade: x ¼ 0 (y-Achse) Ableitungen 1. bis 3. Ordnung Durch Polynomdivision lässt sich die unecht gebrochenrationale Funktion auf eine für das Differenzieren günstigere Form bringen: y ¼ 3x3 þ 3x  6 6 ¼ 3x2 þ 3  ¼ 3 x 2 þ 3  6 x 1 x x Gliedweise differenzieren: y 0 ¼ 6 x þ 0  6 ð x  2 Þ ¼ 6 x þ 6 x  2 oder y 00 ¼ 6 þ 6  ð 2 x  3 Þ ¼ 6  12 x  3 ¼ 6  y 000 ¼  12 ð 3 x  4 Þ ¼ 36 x  4 ¼ y0 ¼ 6x þ 6 6x3 þ 6 ¼ x2 x2 12 6 x 3  12 ¼ x3 x3 36 x4 Relative Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 ) 6x3 þ 6 ¼ 0 j : 6 y 00 ðx 3 ¼  1Þ ¼ )  6  12 ¼ 18 > 0 1 x3 þ 1 ¼ 0 ) ) x3 ¼ 1 relatives Minimum ) x3 ¼  1 (Ordinate : y 3 ¼ 12) Relative Extremwerte: Min ¼ ð 1; 12Þ Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 ) y 000 ðx 4 ¼ p 3 ffiffiffi 2Þ ¼ 6 x 3  12 ¼ 0 j : 6 36 6¼ 0 p 3 ffiffiffi 4 ð 2Þ Wendepunkte: W ¼ ð1,260; 3Þ ) ) x3  2 ¼ 0 ) x3 ¼ 2 Wendepunkt (Ordinate : y 4 ¼ 3) ) x4 ¼ p 3 ffiffiffi 2 ¼ 1,260
2 Anwendungen der Differentialrechnung 117 Verhalten im Unendlichen y ¼ y 3x þ 3x  6 6 ¼ 3x2 þ 3  x x 3 40 Der echt gebrochenrationale Anteil  6=x wird für große x-Werte verschwindend klein und darf dann vernachlässigt werden. Die Kurve zeigt daher „im Unendlichen‘‘ nahezu das gleiche Verhalten wie die Parabel y ¼ 3 x 2 þ 3. Asymptote im Unendlichen: y ¼ 3 x 2 þ 3 32 Polgerade 24 16 Asymptote (Parabel) Min y= 3x 3 + 3x – 6 x 8 W Bild B-17 zeigt den Verlauf der Kurve. –3 –2 –1 1 2 3 x –8 Bild B-17 B82 y 2 ¼ ð4  xÞ 2 ðx þ 2Þ Die Kurve besteht aus zwei zur x-Achse spiegelsymmetrischen Teilen, die durch die Funktionen pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y ¼  ð4  xÞ x þ 2 ; x  2 beschrieben werden. Es genügt daher, den Verlauf des Kurvenstücks mit der Gleichung y ¼ ð4  xÞ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x þ 2 zu untersuchen. Definitionsbereich: x þ 2  0 ) x  2 Symmetrie: nicht vorhanden 4  x ¼ 0 ) x1 ¼ 4 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x þ 2 ¼ 0 )x þ 2 ¼ 0 |fflffl{zfflffl} 0 Zwei Nullstellen in x 1 ¼ 4 und x 2 ¼  2 . Nullstellen: ð4  xÞ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x þ2 ¼ 0 ) x 2 ¼ 2 Ableitungen 1. bis 3. Ordnung y ¼ ð4  xÞ |fflfflffl{zfflfflffl} u pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x þ 2 ¼ uv |fflffl{zfflffl} v mit u ¼ 4  x ; v ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x þ 2 und u 0 ¼  1 ; |fflffl{zfflffl} t v0 ¼ 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 x þ2 (die Ableitung v 0 erhalten wir in der angedeuteten Weise mit der Kettenregel, Substitution: t ¼ x þ 2) Die Produktregel liefert dann: y0 ¼ u0 v þ v0 u ¼ 1  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x þ2þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 4x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  ð4  xÞ ¼  x þ 2 þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 2 x þ2 2 x þ2  2 ðx þ 2Þ þ 4  x 2x  4 þ 4  x 3x 3 x ¼ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼   pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 ðx þ 2Þ 1=2 2 x þ2 2 x þ2 2 x þ2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Umformungen: Hauptnenner bilden ð2 x þ 2 Þ, also den 1. Summand mit 2 x þ 2 erweitern. ¼
118 B Differentialrechnung Die 2. Ableitung wird mit Hilfe der Quotientenregel gebildet: y0 ¼  3 x 3 u ¼   1=2 2 ðx þ 2Þ 2 v mit u ¼ x; v ¼ ðx þ 2Þ 1=2 |fflffl{zfflffl} t u0 ¼ 1; und v0 ¼ 1 ðx þ 2Þ  1=2 2 (v 0 erhalten wir in der angedeuteten Weise mit der Kettenregel, Substitution: t ¼ x þ 2) y 00 y 00 3 u0 v  v0 u 3   ¼  ¼  2 2 2 v 1 ðx þ 2Þ 1=2  1 ðx þ 2Þ  1=2  x 2 ðerweitern mit 2 ðx þ 2Þ 1=2 Þ ðx þ 2Þ 1 1 1=2 1 0  2 ðx þ 2Þ 1=2  x ðx þ 2Þ 1=2  2 ðx þ 2Þ 1=2 3 ðx þ 2Þ 3 2 ðx þ 2Þ  x ðx þ 2Þ 2 ¼   ¼  ¼  2 2 ðx þ 2Þ 1  2 ðx þ 2Þ 1=2 2 ðx þ 2Þ 3=2 ¼  1 3 2 ðx þ 2Þ  x  1 3 2x þ 4  x 3 x þ4    ¼  ¼  3=2 3=2 2 4 4 2 ðx þ 2Þ ðx þ 2Þ ðx þ 2Þ 3=2 Rechenregeln: a m  a n ¼ a m þ n ; a 0 ¼ 1 Die 3. Ableitung wird nicht benötigt, da es keine Wendepunkte geben kann (warum?). Relative Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 )  3 x ¼ 0  2 ðx þ 2Þ 1=2 ) x ¼ 0 3 4 3  ¼  pffiffiffi < 0 ) 3=2 4 2 2 2 pffiffiffi Relative Extremwerte: Max ¼ ð0; 4 2 Þ ¼ ð0; 5,66Þ y 00 ðx 3 ¼ 0Þ ¼  ) x3 ¼ 0 relatives Maximum (Ordinate : y 3 ¼ 5,66) Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 )  3 x þ4 ¼ 0  4 ðx þ 2Þ 3=2 ) x þ4 ¼ 0 ) x4 ¼  4 Dieser Wert liegt außerhalb des Definitionsbereiches, daher gibt es keine Wendepunkte (die 3. Ableitung wird also –– wie bereits vorher erwähnt –– nicht benötigt). Zusammenfassung y Die Gesamtkurve mit der Gleichung y 2 ¼ ð4  xÞ 2 ðx þ 2Þ ist nur für x   2 definiert und verläuft spiegelsymmetrisch zur x-Achse (Bild B-18). Sie besitzt folgende Eigenschaften: 5,66 Nullstellen: x 1 ¼ 4; x 2 ¼  2 4 Extremwerte: Max ¼ ð0; 5,66Þ; Min ¼ ð0; 5,66Þ 2 –2 –1 –2 Max 1 4 –4 – 5,66 Min Bild B-18 y 2 = (4 – x )2 (x + 2) x
2 Anwendungen der Differentialrechnung B83 119 y ¼ 1 þ sin 2 x ¼ 1 þ ðsin xÞ 2 Diese überall definierte Funktion ist periodisch mit der Periode p ¼ p und verläuft spiegelsymmetrisch zur y-Achse. Wir beschränken uns daher zunächst auf das Periodenintervall 0  x  p . Nullstellen: Wegen 1 þ sin 2 x ¼ 1 þ ðsin xÞ 2  1 gibt es keine Nullstellen. Ableitungen bis zur 3. Ordnung Gliedweise Differentiation unter Verwendung der Kettenregel: y ¼ 1 þ ð sin x Þ 2 ¼ 1 þ u 2 |ffl{zffl} u mit u ¼ sin x ) y 0 ¼ 0 þ 2 u  cos x ¼ 2  sin x  cos x ¼ sin ð2 xÞ (unter Verwendung der trigonometrischen Formel sin ð2 xÞ ¼ 2  sin x  cos x) y 0 ¼ sin ð2 xÞ ¼ sin u |{z} u mit u ¼ 2x y 00 ¼ 2  cos ð2 xÞ ¼ 2  cos u mit |{z} u ) y 00 ¼ ðcos uÞ  2 ¼ 2  cos ð2 xÞ u ¼ 2x ) y 000 ¼ 2  ð sin uÞ  2 ¼  4  sin ð2 xÞ sin u ¼ 0 mit u ¼ 2x Relative Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 ) sin ð2 xÞ ¼ 0 |{z} u ) Lösungen sind die Nullstellen von sin u im Periodenintervall 0  u  2 p . Sie lauten: u 1 ¼ 0, u 2 ¼ p, u 3 ¼ 2 p (durch die Substitution u ¼ 2 x geht das Periodenintervall 0  x  p in das Periodenintervall 0  u  2 p über). Durch Rücksubstitution ðx ¼ u=2Þ folgt dann: x1 ¼ 0 ; x 2 ¼ p=2 ; x3 ¼ p An diesen Stellen besitzt die Kurve nicht nur waagerechte Tangenten, sondern auch Extremwerte, da dort y 00 6¼ 0 ist: y 00 ðx 1 ¼ 0Þ ¼ 2  cos 0 ¼ 2  1 ¼ 2 > 0 ) relatives Minimum (Ordinate : y 1 ¼ 1) y 00 ðx 2 ¼ p=2Þ ¼ 2  cos p ¼ 2  ð 1Þ ¼  2 < 0 ) y 00 ðx 3 ¼ pÞ ¼ 2  cos ð2 pÞ ¼ 2  1 ¼ 2 > 0 relatives Minimum ) relatives Maximum (Ordinate : y 2 ¼ 2) (Ordinate : y 3 ¼ 1) Relative Extremwerte im Periodenintervall 0  x  p : Min ¼ ð0; 1Þ; Max ¼ ðp=2; 2Þ; Min ¼ ðp; 1Þ Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 ) 2  cos ð2 xÞ ¼ 0 |ffl{zffl} u ) 2  cos u ¼ 0 ) cos u ¼ 0 mit u ¼ 2 x Lösungen sind die Nullstellen von cos u im Periodenintervall 0  u  2 p . Sie lauten u 1 ¼ p= 2 und u 2 ¼ 3 p=2. Rücksubstitution ðx ¼ u=2Þ führt dann zu: x 1 ¼ p=4 ; x 2 ¼ 3 p=4 An diesen Stellen ist die 3. Ableitung von Null verschieden: y 000 ðx 1 ¼ p=4Þ ¼  4  sin ðp=2Þ ¼  4  1 ¼  4 6¼ 0 ) y 000 ðx 2 ¼ 3 p=4Þ ¼  4  sin ð3 p=2Þ ¼  4  ð 1Þ ¼ 4 6¼ 0 Wendepunkt ) Wendepunkt Wendepunkte im Periodenintervall 0  x  p : W 1 ¼ ðp=4; 1,5Þ, W 2 ¼ ð3 p=4; 1,5Þ
120 B Differentialrechnung Zusammenfassung Die periodische Funktion y ¼ 1 þ sin 2 x ist überall definiert und verläuft spiegelsymmetrisch zur y-Achse, da 1 þ sin 2 ð xÞ ¼ 1 þ sin 2 x ist. Es gibt keine Nullstellen, jedoch unendlich viele relative Extremwerte und Wendepunkte an den folgenden Stellen (Kurvenverlauf: siehe Bild B-19): Minima: x ¼ 0;  p;  2 p; . . . Maxima: x ¼  Wendepunkte: (Ordinate : jeweils y ¼ 1Þ p 3 5 ;  p;  p; . . . (Ordinate : jeweils y ¼ 2Þ 2 2 2 p 3 5 x ¼  ;  p;  p; . . . (Ordinate : jeweils y ¼ 1,5Þ 4 4 4 y Max Max Max Max Max y = 1 + sin2 x 2 W W W W W W W W W W 1 Min Min Min Min π 2π Bild B-19 –π – 2π B84 x y ¼ 10 x 2  ln j x j Definitionsbereich: x 6¼ 0 Symmetrie: Wegen 10 ð xÞ 2  ln j  x j ¼ 10 x 2  ln j x j ist die Funktion gerade, d. h. die Kurve verläuft spiegelsymmetrisch zur y-Achse. Nullstellen: y ¼ 0 ) 10 x 2  ln j x j ¼ 0 |ffl{zffl} 6¼ 0 ) ln j x j ¼ 0 Wir lösen diese Gleichung wie folgt durch Entlogarithmieren (Rechenregel: e ln z ¼ z für z > 0): e ln j x j ¼ j x j ¼ e 0 ¼ 1 ) jxj ¼ 1 ) x 1=2 ¼  1 Nullstellen: x 1=2 ¼  1 Ableitungen bis zur 3. Ordnung Wir differenzieren im Wesentlichen mit Hilfe der Produktregel: y ¼ 10 x 2  ln j x j ¼ 10 ðu vÞ f |fflfflffl{zfflfflffl} mit u ¼ x2; v ¼ ln j x j und u 0 ¼ 2 x ; v u v0 ¼ 1 x   1 2 ¼ 10 ð2 x  ln j x j þ xÞ ¼ 10 x ð2  ln j x j þ 1Þ x y ¼ 10 ðu v þ v uÞ ¼ 10 2 x  ln j x j þ x 0 0 0 f y 0 ¼ 10 x ð2  ln j x j þ 1Þ ¼ 10 ðu vÞ u |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} v mit u ¼ x; v ¼ 2  ln j x j þ 1 und u 0 ¼ 1 ; v0 ¼ 2 x
2 Anwendungen der Differentialrechnung 121   2 y 00 ¼ 10 ðu 0 v þ v 0 uÞ ¼ 10 1 ð2  ln j x j þ 1Þ þ  x ¼ 10 ð2  ln j x j þ 1 þ 2Þ ¼ 10 ð2  ln j x j þ 3Þ x   1 1 20 þ 0 ¼ 10  2  ¼ y 000 ¼ 10 2  x x x Relative Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 ) 10 x ð2  ln j x j þ 1Þ ¼ 0 ) 2  ln j x j þ 1 ¼ 0 ðda x 6¼ 0Þ Wir lösen diese Gleichung durch Entlogarithmierung: 2  ln j x j þ 1 ¼ 0 ) ln j x j ¼  0;5 ) e ln j x j ¼ j x j ¼ e  0;5 x 3=4 ¼  e  0;5 ¼  0;6065 ) y 00 ðx 3=4 ¼  e  0;5 Þ ¼ 10 ð2  ln j  e  0;5 j þ 3Þ ¼ 10 ð2  ln e  0;5 þ 3Þ ¼ 10 ð2  ð 0;5Þ þ 3Þ ¼ ¼ 10 ð 1 þ 3Þ ¼ 20 > 0 ) relative Minima (Ordinaten : y 3=4 ¼  1,8394) Relative Extremwerte: Minima ¼ ð 0;6065;  1;8394Þ Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 ) 10 ð2  ln j x j þ 3Þ ¼ 0 j : 10 ) 2  ln j x j þ 3 ¼ 0 ) ln j x j ¼  1;5 Durch Entlogarithmierung folgt: ln j x j ¼  1;5 e ln j x j ¼ e  1;5 ) y 000 ðx 5=6 ¼  e  1;5 Þ ¼ 20 6¼ 0  e  1;5 ) j x j ¼ e  1;5 ) Wendepunkte ) x 5=6 ¼  e  1;5 ¼  0;2231 (zugehörige Ordinaten : y 5=6 ¼  0,7468) Wendepunkte: W 1=2 ¼ ð 0;2231;  0;7468Þ y Kurvenlauf: siehe Bild B-20 3 Die Kurve besitzt bei x ¼ 0 eine hebbare Lücke (Grenzwert ¼ 0). Setzt man nachträglich y ð0Þ ¼ 0, so befindet sich dort ein relatives Maximum! 2 y = 10 x 2 · ln |x | 1 Lücke –1 1 W2 Min –1 –2 Bild B-20 B85 W1 Min y ¼ 4 x  e  0;5 x Definitionsbereich:  1 < x < 1 Symmetrie: nicht vorhanden Nullstellen: y ¼ 0 ) 4 x  e  0;5 x ¼ 0 ) 4x ¼ 0 (da e  0;5 x 6¼ 0Þ Ableitungen bis zur 3. Ordnung Wir benötigen jeweils die Produktregel in Verbindung mit der Kettenregel. ) x1 ¼ 0 x
122 B Differentialrechnung f y ¼ 4 x  e  0;5 x ¼ u v v ¼ e  0;5 x u ¼ 4x; mit |fflfflffl{zfflfflffl} und u0 ¼ 4; v 0 ¼  0,5  e  0;5 x v u (die Ableitung des Faktors v ¼ e  0;5 x wurde dabei mit Hilfe der Kettenregel gebildet, Substitution: t ¼  0;5 x) y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 4  e  0;5 x  0;5  e  0;5 x  4 x ¼ 4  e  0;5 x  2 x  e  0;5 x ¼ ð4  2 xÞ  e  0;5 x y 0 ¼ ð4  2 xÞ  e  0;5 x ¼ u v |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} u v u ¼ 4  2x; mit v ¼ e  0;5 x und u 0 ¼  2 ; v 0 ¼  0;5  e  0;5 x y 00 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼  2  e  0;5 x  0;5  e  0;5 x  ð4  2 xÞ ¼ ½  2  0,5 ð4  2 xÞ   e  0;5 x ¼ ¼ ð 2  2 þ xÞ  e  0;5 x ¼ ðx  4Þ  e  0;5 x y 00 ¼ ðx  4Þ  e  0;5 x ¼ u v mit |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} u v u ¼ x  4; v ¼ e  0;5 x und u 0 ¼ 1 ; v 0 ¼  0;5  e  0;5 x y 000 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 1  e  0;5 x  0;5  e  0;5 x  ðx  4Þ ¼ ½ 1  0;5 ðx  4Þ   e  0;5 x ¼ ¼ ð1  0;5 x þ 2Þ  e  0;5 x ¼ ð3  0;5 xÞ  e  0;5 x Relative Extremwerte: y 0 == 0, y 00 6¼ 0 y0 ¼ 0 ) ð4  2 xÞ  e  0;5 x ¼ 0 y 00 ðx 2 ¼ 2Þ ¼  2  e  1 < 0 ) ) 4  2x ¼ 0 (da e  0;5 x 6¼ 0Þ ) x2 ¼ 2 relatives Maximum Relative Extremwerte: Max ¼ ð2; 2;9430Þ Wendepunkte: y 00 == 0, y 000 6¼ 0 y 00 ¼ 0 ) ðx  4Þ  e  0;5 x ¼ 0 y 000 ðx 3 ¼ 4Þ ¼ 1  e  2 ¼ e  2 6¼ 0 ) ) x 4 ¼ 0 (da e  0;5 x 6¼ 0Þ ) x3 ¼ 4 Wendepunkt Wendepunkte: W ¼ ð4; 2,1654Þ Verhalten im Unendlichen Wegen lim 4 x  e  0;5 x ¼ lim x!1 x!1 ð4 xÞ 0 4x 4 8 ¼ lim ¼ lim ¼ lim ¼ 0 e 0;5 x x ! 1 ðe 0;5 x Þ 0 x ! 1 0,5  e 0;5 x x ! 1 e 0;5 x nähert sich die Kurve im „Unendlichen‘‘ asymptotisch der x -Achse (siehe Bild B-21). Den Grenzwert, der zunächst auf den unbestimmten Ausdruck 1=1 führt, haben wir nach der Regel von Bernoulli und de L’Hospital berechnet (! FS: Kap. III.3.4). y Max 3 W y = 4x · e– 0,5 x 2 1 Bild B-21 –1 1 –1 2 4 5 10 x
2 Anwendungen der Differentialrechnung 123 2.7 Extremwertaufgaben Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.3.5 Formelsammlung: Kapitel IV.4.5 Der Querschnitt eines Tunnels besteht aus einem Rechteck mit aufgesetztem Halbkreis. Wie müssen die Abmessungen gewählt werden, damit bei fest vorgegebenem Umfang U ¼ const: ¼ c die Querschnittsfläche möglichst groß wird? B86 Für den Flächeninhalt A des Tunnelquerschnitts gilt die Formel x 1 px2 A ¼ 2xy þ 2 ðsiehe Bild B-22) x y A hängt also zunächst von zwei Größen, nämlich x und y ab. Diese sind jedoch nicht unabhängig voneinander, sondern über die Nebenbedingung U ¼ 2 x þ 2 y þ p x ¼ const: ¼ c x A y 2x ðmit c > 0Þ Bild B-22 miteinander verknüpft. Denn es kommen nach der Aufgabenstellung nur solche Querschnitte infrage, deren Umfang U die konstante Länge c besitzt. Wir lösen die Nebenbedingung zweckmäßigerweise nach y auf, setzen dann den gefundenen Ausdruck in die Flächenformel ein und erhalten den Flächeninhalt A in Abhängigkeit vom Radius x des aufgesetzten Halbkreises: y ¼ c  2x  px 2 ) A ðxÞ ¼ 2 x y þ 1 c  2x  px 1 1 px2 ¼ 2 x  px2 ¼ cx  2x2  px2 þ 2 2 2 2 Mit Hilfe der Differentialrechnung bestimmen wir jetzt das absolute Maximum dieser Funktion, wobei die Lösung zwischen x ¼ 0 und x ¼ c=ð2 þ pÞ liegen muss (die Randwerte kommen nicht infrage). Wir bilden zunächst die benötigten ersten beiden Ableitungen: A 0 ðxÞ ¼ c  4 x  p x ¼ c  ð4 þ pÞ x ; A 00 ðxÞ ¼  ð4 þ pÞ < 0 Aus der notwendigen Bedingung A 0 ðxÞ ¼ 0 erhalten wir den folgenden Wert: A 0 ðxÞ ¼ 0 ) c  ð4 þ pÞ x ¼ 0 ) x ¼ c 4þp Dieser Wert liegt im Gültigkeitsbereich der Funktion und ist das gesuchte (absolute) Maximum, da die 2. Ableitung überall, also auch an dieser Stelle negativ ist (die hinreichende Bedingung für ein Maximum ist somit erfüllt). Wir berechnen noch die zum Maximum gehörenden Werte für y und A: 2 y ¼ c  2 x  p x ¼ c  ð2 þ pÞ x ¼ c  ð2 þ pÞ  ¼ Amax ½ 4 þ p  ð2 þ pÞ  c 4þp  ¼ A x ¼ ¼ c 4þp  ¼ ¼ 4þp ¼ 2c 4þp ) y ¼ c 4þp c2 2c2 pc2 2 ð4 þ pÞ c 2  4 c 2  p c 2  ¼ ¼  4þp ð4 þ pÞ 2 2 ð4 þ pÞ 2 2 ð4 þ pÞ 2 ð8 þ 2 p  4  pÞ c 2 2 ð4 þ pÞ 2 ð4 þ p  2  pÞ c ð4 þ pÞ c  ð2 þ pÞ c c ¼ ¼ 4þp 4þp ¼ ð4 þ pÞ c 2 2 ð4 þ pÞ ð4 þ pÞ ¼ c2 2 ð4 þ pÞ Umformungen: Brüche auf den Hauptnenner 2 ð4 þ p 2 Þ bringen. Lösung: Bei gegebenem Umfang U ¼ const: ¼ c ist die Querschnittsfläche des Tunnels am größten, wenn Radius x und Seitenhöhe y übereinstimmen.
124 B Differentialrechnung Zur Zeit t ¼ 0 startet von A aus ein Fahrzeug 1 mit der konstanten Geschwindigkeit v 1 in Richtung B. Zur gleichen Zeit setzt sich ein Fahrzeug 2 von B aus mit der konstanten Geschwindigkeit v 2 in Richtung C in Bewegung (Bild B-23). Nach welcher Zeit besitzen die beiden Fahrzeuge den geringsten Abstand voneinander? B87 A B ¼ e ¼ 700 m C a ¼ 60 v2 v1 v 1 ¼ 10 m/s, a A v 2 ¼ 5 m/s Bild B-23 B Fahrzeug 1 bewegt sich in der Zeit t von A nach A*, Fahrzeug 2 in der gleichen Zeit von B nach B* (Bild B-24). Die dabei zurückgelegten Wege x bzw. y betragen (wir rechnen ohne Einheiten): x ¼ v 1  t ¼ 10 t C y ¼ v2  t ¼ 5 t Die Seiten im Dreieck A* B B* haben damit folgende Längen: B* d A* B ¼ A B  A A* ¼ e  x ¼ 700  10 t; a A B B* ¼ y ¼ 5 t ; A* B* ¼ d ; y x a ¼ 60 A* e–x B Bild B-24 Der Kosinussatz liefert dann den folgenden Zusammenhang (! FS: Kap. I.6.7): d2 ¼ A* B 2 þ B B* 2  2 A* B  B B*  cos a ¼ ¼ ð700  10 tÞ 2 þ 25 t 2  2 ð700  10 tÞ  5 t  cos 60 ¼ ð700  10 tÞ 2 þ 25 t 2  ð700  10 tÞ  5 t ¼ |fflfflffl{zfflfflffl} 1=2 ¼ 700 2  14 000 t þ 100 t 2 þ 25 t 2  3 500 t þ 50 t 2 ¼ 175 t 2  17 500 t þ 490 000 Wenn der Abstand d einen kleinsten Wert annimmt, dann gilt dies auch für das Abstandsquadrat d 2 . Es genügt daher, das absolute Minimum der „Zielfunktion‘‘ z ðtÞ ¼ d 2 ¼ 175 t 2  17 500 t þ 490 000 im Zeitintervall t  0 zu bestimmen. Mit z 0 ðtÞ ¼ 350 t  17 500 und z 00 ðtÞ ¼ 350 > 0 folgt dann aus der für ein Minimum notwendigen Bedingung z 0 ðtÞ ¼ 0: z 0 ðtÞ ¼ 0 ) 350 t  17 500 ¼ 0 ) t 0 ¼ 50 ðin sÞ Wegen z 00 ðtÞ ¼ 350 und somit auch z 00 ðt 0 Þ ¼ 350 > 0 handelt es sich um ein (relatives) Minimum. Der Abstand der beiden Fahrzeuge zur Zeit t 0 ¼ 50 s beträgt dann (in der Einheit m): d 2 ðt 0 ¼ 50Þ ¼ 175  50 2  17 500  50 þ 490 000 ¼ 52 500 ) d ðt 0 ¼ 50Þ ¼ 229,13 Da der Abstand zu Beginn (t ¼ 0) größer ist (er beträgt e ¼ 700 m), ist dieser Wert der kleinste Abstand der beiden Fahrzeuge. Lösung: Nach genau 50 s ist der Abstand der beiden Fahrzeuge am kleinsten. Er beträgt dann dmin ¼ 229,13 m .
2 Anwendungen der Differentialrechnung 125 Der in Bild B-25 skizzierte Körper vom Gewicht G soll durch eine schräg nach oben angreifende konstante Kraft F gerade in Bewegung gesetzt werden. Wählen Sie den Angriffswinkel a so, dass die Kraft möglichst klein wird. B88 R ¼ mN : F a S Bild B-25 R Reibungskraft N: Normalkraft m: Reibungskoeffizient (m > 0) S: Schwerpunkt G Welchen Winkel a 0 erhält man für den speziellen Reibungskoeffizienten m ¼ 0,2 ? Wir zerlegen die im Schwerpunkt S angreifende Kraft F zunächst in eine Horizontal- und eine Normalkomponente (Bild B-26): F FN Horizontalkomponente : FH ¼ F  cos a Normalkomponente : FN ¼ F  sin a a Bild B-26 S FH Die Normalkraft N, die den Körper auf die Ebene drückt, ist die Differenz aus der Gewichtskraft G und der Normalkomponente FN . Die Haftreibungskraft R berechnet sich damit wie folgt: R ¼ m N ¼ m ðG  FN Þ ¼ m ðG  F  sin aÞ Der Körper setzt sich in Bewegung, wenn die Horizontalkomponente FH die Haftreibung R gerade überwindet. Somit gilt: FH ¼ R ) F  cos a ¼ m ðG  F  sin aÞ ¼ m G  m F  sin a Diese Gleichung lösen wir nach F auf und erhalten dann für diese Kraft in Abhängigkeit vom Winkel a: F  cos a þ m F  sin a ¼ F ðcos a þ m  sin aÞ ¼ m G ) F ¼ FðaÞ ¼ mG cos a þ m  sin a Wir bestimmen jetzt den im Intervall 0 < a < 90 liegenden Winkel so, dass die angreifende Kraft F den kleinstmöglichen Wert annimmt. Die dafür benötigten Ableitungen 1. und 2. Ordnung erhalten wir wie folgt: F ðaÞ ¼ mG mG ¼ ¼ m G  u 1 cos a þ m  sin a u |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u mit u ¼ cos a þ m  sin a Die Kettenregel liefert dann: F 0 ðaÞ ¼ sin a  m  cos a dF dF du ¼  ¼ m G  ð u  2 Þ  ð sin a þ m  cos aÞ ¼ m G  da du da ðcos a þ m  sin aÞ 2 Aus der für ein Minimum notwendigen Bedingung F 0 ðaÞ ¼ 0 folgt dann: sin a  m  cos a ¼ 0 ) sin a ¼ m  cos a ) sin a ¼ tan a ¼ m cos a ) a 0 ¼ arctan m Dass für diesen Winkel der Kraftaufwand am kleinsten ist, lässt sich aus physikalischer Sicht leicht nachvollziehen. Trotz des relativ hohen Rechenaufwands wollen wir zeigen, dass auch die hinreichende Bedingung für ein Minimum erfüllt ist. Den Nachweis F 00 ða 0 Þ > 0 führen wir wie folgt: Zunächst differenzieren wir F 0 ðaÞ nach der Quotientenregel: 0 F ðaÞ ¼ m G ðsin a  m  cos aÞ ðcos a þ m  sin aÞ 2 ¼ u ðaÞ v ðaÞ ) 00 F ðaÞ ¼ u 0 ðaÞ  v ðaÞ  v 0 ðaÞ  u ðaÞ ½ v ðaÞ  2
126 B Differentialrechnung An der Stelle a 0 ist F 0 ða 0 Þ ¼ 0 und somit auch u ða 0 Þ ¼ 0. Damit erhalten wir für die 2. Ableitung an der gleichen Stelle den folgenden Ausdruck: F 00 ða 0 Þ ¼ u 0 ða 0 Þ  v ða 0 Þ  v 0 ða 0 Þ  u ða 0 Þ ½ v ða 0 Þ  2 u 0 ða 0 Þ  v ða 0 Þ  v 0 ða 0 Þ  0 ¼ ½ v ða 0 Þ  2 ¼ u 0 ða 0 Þ  v ða 0 Þ ½ v ða 0 Þ  2 ¼ u 0 ða 0 Þ v ða 0 Þ Mit u 0 ðaÞ ¼ m G ðcos a þ m  sin aÞ und v ðaÞ ¼ ðcos a þ m  sin aÞ 2 folgt dann: F 00 ða 0 Þ ¼ u 0 ða 0 Þ v ða 0 Þ ¼ m G ðcos a 0 þ m  sin a 0 Þ ð cos a 0 þ m  sin a 0 Þ 2 ¼ mG > 0 cos a 0 þ m  sin a 0 Anmerkung: Da der Winkel a 0 im 1. Quadrant liegt, ist sowohl cos a 0 als auch sin a 0 positiv! In unserem Beispiel ist m ¼ 0,2 und somit a 0 ¼ arctan 0,2 ¼ 11,31 . Bei einer Feuerwehrübung soll mit einer Wasserspritze eine e ¼ 15 m weit entfernte Wand möglichst weit oben getroffen werden. Wie muss der „Abspritzwinkel“ a eingestellt werden, wenn der Wasserstrahl eine Anfangsgeschwindigkeit von v 0 ¼ 20 m/s besitzt? Anleitung: Behandeln Sie das Problem als einen schiefen Wurf mit dem Abwurfwinkel a (gegenüber der Horizontalen) im luftleeren Raum (Erdbeschleunigung g ¼ 9,81 m=s 2 ). B89 Bild B-27a) zeigt die vom Wasserstrahl beschriebene Bahnkurve. Die Geschwindigkeit v0 zerlegen wir wie folgt in Komponenten (siehe hierzu Bild B-27b)): v 0 x ¼ v 0  cos a und v 0 y ¼ v 0  sin a y y Wand Wasserstrahl P v0 h y v0 v 0y a a e x v 0x x a) x b) Bild B-27 a) Bahnkurve des Wasserstrahls b) Zerlegung der Geschwindigkeit in Komponenten In der x-Richtung bewegt sich ein Wasserteilchen mit der konstanten Geschwindigkeit v 0 x und legt daher in der Zeit t den Weg x ¼ v 0 x  t zurück. Nach oben, d. h. in der y-Richtung überlagert sich der konstanten Geschwindigkeit v 0 y der freie Fall, sodass wir hier den Fallweg abziehen müssen. Die Gesamtbewegung wird daher durch die folgenden Parametergleichungen beschrieben (g: Erdbeschleunigung): x ¼ v 0 x  t ¼ ðv 0  cos aÞ  t ; y ¼ v0y  t  1 1 g t 2 ¼ ðv 0  sin aÞ  t  gt2 2 2 ðt  0Þ Die Bahnkurve in expliziter Form erhalten wir, indem wir die erste Gleichung nach t auflösen und den gefundenen Ausdruck für t in die zweite Gleichung einsetzen: t ¼ x v 0  cos a ) y ¼ v 0  sin a  v0 gx2 x 1 x2 ¼ ðtan aÞ  x  g 2  2  cos a v 0  cos 2 a 2 v 20  cos 2 a
2 Anwendungen der Differentialrechnung 127 Die Bahnkurve ist also eine nach unten geöffnete Parabel (in diesem Zusammenhang auch als „Wurfparabel‘‘ bezeichnet). Die im Abstand e befindliche Wand wird damit in der Höhe h ¼ y ðx ¼ eÞ ¼ ðtan aÞ  e  g e2 g e2 ðcos aÞ  2 ¼ e  tan a  2 v 20  cos 2 a 2 v 20 getroffen. Mit Hilfe der Differentialrechnung bestimmen wir den Winkel a so, dass die Wand in möglichst großer Höhe getroffen wird, wobei die Lösung im Intervall 0 < a < 90 liegen muss. Die (zunächst) benötigte 1. Ableitung erhalten wir durch gliedweises Differenzieren unter Verwendung der Kettenregel: hðaÞ ¼ e  tan a  h 0 ðaÞ ¼ e  ¼ g e2 g e2 ðcos aÞ  2 ¼ e  tan a   u 2 2 2 v 0 |ffl{zffl} 2 v 20 u mit u ¼ cos a ; u 0 ¼  sin a 1 g e2 e g e2   2 ðcos aÞ  3  sin a ¼  ð 2 u  3 Þ  ð sin aÞ ¼ 2 2 2 cos a cos a 2 v0 v0 e v 20  cos a  g e 2  sin a e g e 2  sin a e v 20  cos a  g e  sin a   2 ¼ ¼ v 20  cos 3 a cos 3 a cos 2 a v 0  cos 3 a v 20 (der 1. Bruch wurde mit v 20  cos a erweitert) Aus der für ein Maximum notwendigen Bedingung h 0 ðaÞ ¼ 0 folgt dann: v 20  cos a  g e  sin a ¼ 0 ) ! v 20 v 20 v 20 sin a sin a ¼  cos a ) ) a 0 ¼ arctan ¼ tan a ¼ ge ge ge cos a Aus physikalischer Sicht kann es sich bei diesem Wert nur um das gesuchte Maximum handeln, sodass wir auf den Nachweis h 00 ða 0 Þ < 0 verzichten können. Die Wand wird dabei in der folgenden Höhe getroffen: hmax ¼ h ða ¼ a 0 Þ ¼ e  tan a 0  ¼ e  tan a 0  ¼ g e2 2 v 20  cos 2 a0 ¼ e  tan a 0  v 20 g e2 g e2 2   ð1 þ tan a Þ ¼ e  0 ge 2 v 20 2 v 20 g e2  1 ¼ cos 2 a 0 ! v 40 v 20 v 40 g e2 g e2  1þ   ¼ ¼ g g2 e2 2 v 20 2 v 20 g 2 e 2 2 v 20 v 20 g e2 v 20 v 40  g 2 e 2 g  v 20  v 20 v 20 g e2 2 v 40  g 2 e 2  v 40   ¼   ¼ ¼ g g 2g 2 v 20 2 g v 20 2 v 20 2 g v 20 2 v 20  g  g ðv 0 > pffiffiffiffiffiffi geÞ 1 Umformungen: Verwendung der trigonometrischen Beziehung cos 2 a ¼ (! FS: Kap. III.7.5) ! 1 þ tan 2 a v 20 ersetzen ! Klammer ausmultiplizieren, gemeinsame Faktoren in Zähler und Nenner kürzen ! tan a 0 durch ge Hauptnenner 2 g v 20 bilden. Die Wand wird nur dann getroffen, wenn die Bedingung h max > 0 erfüllt ist: pffiffiffiffiffiffi h max > 0 ) v 40  g 2 e 2 > 0 ) v 40 > g 2 e 2 ) v 0 > g e Diese Bedingung ist für die vorgegebenen Werte v 0 ¼ 20 m=s, e ¼ 15 m und g ¼ 9,81 m=s 2 erfüllt: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi g e ¼ 9,81  15 m=s ¼ 12,13 m=s ) v 0 > g e ¼ 12,13 m=s v 0 ¼ 20 m=s ; Die Wand wird dann in der folgenden Höhe getroffen: h max ¼ v 40  g 2 e 2 2 g v 20 ¼ 20 4  9,81 2  15 2 2  9,81  20 2 m ¼ 17,63 m Der „Abspritzwinkel“ a 0 beträgt dann: !   v 20 20 2 a 0 ¼ arctan ¼ arctan ¼ arctan 2,7183 ¼ 69,80 ge 9,81  15
128 B Differentialrechnung Ein beiderseits aufliegender Balken mit einem rechteckigen Querschnitt wird durch eine konstante Streckenlast q ¼ const: belastet (Bild B-28). Die Durchbiegung y des Balkens an der (festen) Stelle x ist dabei umgekehrt proportional zum Flächenmoment q = constant 1 ab3 12 9 a : Breite = des Balkens b : Dicke ; l : Länge I ¼ B90 Der Balken soll aus einem kreisrunden Baumstamm vom Radius R herausgeschnitten werden und zwar so, dass die Durchbiegung des (belasteten) Balkens möglichst klein wird. Wie sind a und b zu wählen? Balken Balken x y l x Biegelinie y Bild B-28 Da die Durchbiegung y dem Flächenmoment I umgekehrt proportional ist, ist y genau dann am kleinsten, wenn I den größten Wert annimmt. Da der Balken aus einem kreisrunden Baumstamm vom Durchmesser 2 R herausgeschnitten werden soll, sind Breite a und Dicke b nicht unabhängig voneinander, sondern –– wie man Bild B-29 entnehmen kann –– über den Satz des Pythagoras miteinander verknüpft (Balkenquerschnitt grau unterlegt): a2 þ b2 ¼ 4 R2 Diese Nebenbedingung lösen wir nach a auf: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a ¼ 4 R2  b2 2R Einsetzen in die Formel für das Flächenmoment liefert dann: pffiffiffiffiffi 1 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ab3 ¼ 4 R2  b2  b 3 ¼ 4 R2  b2  b6 ¼ 12 12 12 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffi p 1 1 ¼ ð4 R 2  b 2 Þ b 6 ¼ 4 R2 b 6  b 8 12 12 M b a IðbÞ ¼ Bild B-29 pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffi (Rechenregel: u  v ¼ u v). Damit hängt I nur noch von der einen Variablen b ab. Wir müssen b so bestimmen, dass das Flächenmoment den größtmöglichen Wert annimmt. Die Lösung muss dabei im offenen Intervall 0 < b < 2 R liegen (die Werte b ¼ 0 bzw. b ¼ 2 R und damit a ¼ 2 R bzw. a ¼ 0 geben keinen Sinn). Es genügt im Folgenden, das absolute Maximum der unter der Wurzel stehenden „Zielfunktion‘‘ (Wurzelradikand) z ðbÞ ¼ 4 R 2 b 6  b 8 ; 0 < b < 2R zu bestimmen. Die dabei benötigten Ableitungen lauten: z 0 ðbÞ ¼ 24 R 2 b 5  8 b 7 ; z 00 ðbÞ ¼ 120 R 2 b 4  56 b 6 Die hinreichenden Bedingungen z 0 ðbÞ ¼ 0 und z 00 ðbÞ < 0 führen zu folgender Lösung: z 0 ðbÞ ¼ 0 ) 24 R 2 b 5  8 b 7 ¼ 8 b 5 ð3 R 2  b 2 Þ ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) 3 R2  b2 ¼ 0 (der negative Wert scheidet dabei wegen b > 0 aus) pffiffiffi z 00 ðb 1 ¼ 3 RÞ ¼ 120 R 2  9 R 4  56  27 R 6 ¼  432 R 6 < 0 ) qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi Zugehörige Balkenbreite: a ¼ 4 R 2  b12 ¼ 4 R 2  3 R 2 ¼ R 2 ¼ R ) pffiffiffi b 1=2 ¼  3 R Maximum Lösung: Die Durchbiegung des Balkens ist am kleinsten, wenn Balkenbreite a und Balkendicke b die Werte a ¼ R pffiffiffi und b ¼ 3 R annehmen.
2 Anwendungen der Differentialrechnung 129 Bild B-30 zeigt den Querschnitt einer kreisförmigen Transformatorspule mit einem kreuzförmigen Eisenkern. Die Querschnittsfläche A des Eisenkerns (im Bild grau unterlegt) soll dabei möglichst groß werden. Wie sind die Abmessungen zu wählen, wenn die Spule den Querschnittsradius r besitzt? B91 r f Anleitung: Machen Sie den Flächeninhalt A vom eingezeichneten Winkel j abhängig. b a Bild B-30 Die Querschnittsfläche A des kreuzförmigen Eisenkerns erhalten wir anhand von Bild B-31, wenn wir aus dem eingeab zeichneten Quadrat mit der Seitenlänge a die vier grau unterlegten kongruenten Quadrate mit der Seitenlänge 2 herausnehmen:  A ¼ a2  4 ab 2 2 (a – b) / 2 ¼ a 2  ða  bÞ 2 ¼ (a – b) / 2 ¼ a  ða  2 a b þ b Þ ¼ 2 a b  b 2 2 2 2 r Die Größen a und b lassen sich dabei durch den Radius r und den eingezeichneten Winkel j ausdrücken: cos j ¼ a=2 a ¼ r 2r ) a ¼ 2 r  cos j sin j ¼ b b=2 ¼ 2r r ) b ¼ 2 r  sin j f a a/2 b/2 b a Bild B-31 Für den Flächeninhalt A erhalten wir damit in Abhängigkeit vom Winkel j: AðjÞ ¼ 2 a b  b 2 ¼ 2  ð2 r  cos jÞ  ð2 r  sin jÞ  ð2 r  sin jÞ 2 ¼ ¼ 8 r 2  sin j  cos j  4 r 2  sin 2 j ¼ 4 r 2 ð2  sin j  cos j  sin 2 jÞ ¼ 4 r 2 ðsin ð2 jÞ  sin 2 jÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} sin ð2 jÞ (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin ð2 jÞ ¼ 2  sin j  cos jÞ Wir bestimmen das Maximum dieser Flächenfunktion im Intervall 0 < j  p45 ffiffiffi (j ¼ 0 bedeutet a ¼ 2 r und b ¼ 0; für j ¼ 45 erhalten wir als Grenzfall ein Quadrat mit a ¼ b ¼ 2 r). Die benötigten Ableitungen erhalten wir in der angedeuteten Weise mit Hilfe der Kettenregel: A ðjÞ ¼ 4 r 2 ½ sin ð 2 j Þ  ðsin j Þ 2  ¼ 4 r 2 ½ sin u  v 2  mit u ¼ 2 j ; v ¼ sin j ; u 0 ¼ 2 ; v 0 ¼ cos j |{z} |ffl{zffl} u v A 0 ðjÞ ¼ 4 r 2 ½ ðcos uÞ  2  2 v  cos j  ¼ 4 r 2 ½ 2  cos ð2 jÞ  2  sin j  cos j  ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} sin ð2 jÞ ¼ 4 r 2 ½ 2  cos ð2 jÞ  sin ð2 jÞ  A 0 ðjÞ ¼ 4 r 2 ½ 2  cos ð2 jÞ  sin ð2 jÞ  ¼ 4 r 2 ½ 2  cos t  sin t  |ffl{zffl} |ffl{zffl} t t mit t ¼ 2j; A 00 ðjÞ ¼ 4 r 2 ½ 2  ð sin tÞ  2  ðcos tÞ  2  ¼  8 r 2 ½ 2  sin ð2 jÞ þ cos ð2 jÞ  t0 ¼ 2
130 B Differentialrechnung Aus der für ein Maximum notwendigen Bedingung A 0 ðjÞ ¼ 0 folgt: 4 r 2 ½ 2  cos ð2 jÞ  sin ð2 jÞ  ¼ 0 ) 2  cos ð2 jÞ  sin ð2 jÞ ¼ 0 ) sin ð2 jÞ ¼ 2  cos ð2 jÞ ) sin ð2 jÞ ¼ tan ð2 jÞ ¼ 2 cos ð2 jÞ ) 2 j ¼ arctan 2 ¼ 63,435 ) j 0 ¼ 31,72 Ohne Rechnung sehen wir, dass die 2. Ableitung für diesen Winkel negativ ist, da sin ð2 j 0 Þ und cos ð2 j 0 Þ beide positiv sind (der Winkel 2 j 0 ¼ 63,435 liegt im 1. Quadrant): A 00 ðj 0 Þ ¼  8 r 2 ½ 2  sin ð2 j 0 Þ þ cos ð2 j 0 Þ  < 0 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} > 0 > 0 ) Maximum Der Flächeninhalt beträgt dann: A ðj 0 ¼ 31,72 Þ ¼ 4 r 2 ½ sin 63,435  sin 2 ð31,72 Þ  ¼ 4 r 2 ð0,8944  0,2764Þ ¼ 2,472 r 2 Ein Vergleich mit der Fläche im Intervallrandpunkt j ¼ 45 (der Flächeninhalt beträgt dann A ¼ 2 r 2 ) zeigt, dass j 0 das gesuchte absolute Maximum ist. Lösung: Für j 0 ¼ 31,72 hat der dem Kreis einbeschriebene kreuzförmige Querschnitt den größten Flächeninhalt: Amax ¼ A ðj 0 ¼ 31,72 Þ ¼ 2,472 r 2 Welcher Punkt der gleichseitigen Hyperbel x 2  y 2 ¼ 1 hat den kleinsten Abstand vom Punkt B92 Q ¼ ð0; 2Þ? Der Abstand des Hyperbelpunktes P ¼ ðx; yÞ vom Punkt Q ¼ ð0; 2Þ beträgt nach Bild B-32: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d ¼ x 2 þ ð2  yÞ 2 y 2 Q 2–y oder x2 ¼ 1 þ y2 –1 Damit ist der Abstand d nur noch von der Ordinate y des Hyperbelpunktes P abhängig: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d ðyÞ ¼ x 2 þ ð2  yÞ 2 ¼ 1 þ y 2 þ ð2  yÞ 2 ¼ ¼ P x Da P ein Punkt der Hyperbel ist, gilt die Nebenbedingung x2  y2 ¼ 1 d Hyperbel 1 y x Hyperbel Bild B-32 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ y2 þ 4  4 y þ y2 ¼ 2 y2  4 y þ 5 y muss nun so bestimmt werden, dass der Abstand d seinen kleinstmöglichen Wert annimmt. Dies ist der Fall, wenn der unter der Wurzel stehende Ausdruck z ð yÞ ¼ 2 y 2  4 y þ 5 den kleinsten Wert annimmt. Mit Hilfe der Differentialrechnung lässt sich das (absolute) Minimum dieser „Zielfunktion‘‘ wie folgt bestimmen: z 0 ð yÞ ¼ 4 y  4 ; z 0 ð yÞ ¼ 0 ) z 00 ð yÞ ¼ 4 > 0 4y  4 ¼ 0 ) y ¼ 1 Wegen z 00 ð yÞ ¼ 4 und somit auch z 00 ð 1Þ ¼ 4 > 0 handelt es sich bei diesem Extremwert um das gesuchte absolute Minimum. Aus der Nebenbedingung erhalten wir für die Abszisse des Hyperbelpunktes P zwei Werte pffiffiffi x ¼  2 . pEs ffiffiffi gibt also wegen der Spiegelsymmetrie der Hyperbel bezüglich der y-Achse genau zwei Punkte P 1=2 ¼ ð 2; 1Þ, die vom Punkt Q ¼ ð0; 2Þ den kleinstmöglichen Abstand haben. Dieser beträgt: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi dmin ¼ d ð y ¼ 1Þ ¼ 2  4 þ 5 ¼ 3
2 Anwendungen der Differentialrechnung 131 I Ein veränderlicher Verbraucherwiderstand Ra wird von einer Spannungsquelle mit der Quellenspannung U0 und dem Innenwiderstand Ri gespeist (Bild B-33). Bestimmen Sie den Verbraucherwiderstand so, dass er die größtmögliche Leistung B93 Ri U0 Ra P ¼ Ra I 2 aufnimmt (I : Stromstärke). Bild B-33 Ri und Ra sind in Reihe geschaltet, sodass der Gesamtwiderstand R ¼ Ri þ Ra beträgt (bei Reihenschaltung addieren sich die Einzelwiderstände). Aus dem Ohmschen Gesetz folgt für die Stromstärke I: U0 I R ¼ ) I ¼ U0 U0 ¼ R Ri þ Ra Die vom Widerstand Ra aufgenommene Leistung P ist dann nur noch von Ra abhängig: P ¼ P ðRa Þ ¼ Ra I 2 ¼ Ra  U 02 ðRi þ Ra Þ 2 ¼ U 02  Ra ðRi þ Ra Þ 2 ðRa > 0Þ Da der positive konstante Faktor U 02 keinen Einfluss auf die Art und Lage der Extremwerte hat, beschränken wir uns bei den weiteren Untersuchungen auf die „Zielfunktion“ y ¼ Ra ðR i þ R a Þ 2 ; Ra > 0 Wir bestimmen jetzt Ra so, dass die größtmögliche Leistung aufgenommen wird. Die dafür benötigten ersten beiden Ableitungen erhalten wir wie folgt mit Hilfe von Quotienten- und Kettenregel (der besseren bersicht wegen setzen wir vorübergehend Ra ¼ x): y ¼ x ðRi þ xÞ 2 ¼ u v mit und u 0 ¼ 1 ; v ¼ ðRi þ xÞ 2 u ¼ x; v 0 ¼ 2 ðRi þ xÞ (Ableitung von v ¼ ðRi þ xÞ 2 mit der Kettenregel, Substitution: t ¼ Ri þ xÞ 1 ðRi þ xÞ 2  2 ðRi þ xÞ x ðRi þ xÞ ½ ðRi þ xÞ  2 x  u0v  v0u Ri  x ¼ ¼ ¼ y ¼ 2 4 3 v ðRi þ xÞ ðRi þ xÞ ðRi þ xÞ ðRi þ xÞ 3 0 y0 ¼ Ri  x ðRi þ xÞ 3 ¼ u v mit u ¼ Ri  x ; v ¼ ðRi þ xÞ 3 und u 0 ¼  1 ; v 0 ¼ 3 ðRi þ xÞ 2 (Ableitung von v ¼ ðRi þ xÞ 3 mit der Kettenregel, Substitution: t ¼ Ri þ x) y 00 ðRi þ xÞ 2 ½  ðRi þ xÞ  3 ðRi  xÞ   1 ðRi þ xÞ 3  3 ðRi þ xÞ 2 ðRi  xÞ u0v  v0u ¼ ¼ ¼ ¼ v2 ðRi þ xÞ 6 ðRi þ xÞ 2 ðRi þ xÞ 4 ¼  Ri  x  3 Ri þ 3 x ðR i þ xÞ 4 ¼  4 Ri þ 2 x ðRi þ xÞ 4 Berechnung des Maximums: y 0 ¼ 0 , y 00 < 0 y0 ¼ 0 ) y 00 ðx ¼ Ri Þ ¼ Ri  x ðRi þ xÞ 3 ¼ 0  4 Ri þ 2 Ri ðRi þ Ri Þ 4 ¼ ) Ri  x ¼ 0  2 Ri ð2 Ri Þ 4 ¼ ) x ¼ Ri  2 Ri 1 ¼  < 0 4 8 R 3i 16 R i ) Maximum Lösung: Die vom Verbraucherwiderstand Ra aufgenommene Leistung wird am größten, wenn x ¼ Ra ¼ Ri ist.
132 B Differentialrechnung B94 Einer Ellipse mit den Halbachsen a ¼ 6 und b ¼ 3 ist ein achsenparalleles Rechteck größten Flächeninhalts einzubeschreiben. Bestimmen Sie Breite und Höhe dieses Rechtecks. Bild B-34 zeigt die Ursprungsellipse mit dem einbeschriebenen Rechteck. Wir müssen die Koordinaten x und y des im 1. Quadranten gelegenen Eckpunktes P so bestimmen, dass der Flächeninhalt A des Rechtecks seinen größten Wert annimmt (0 < x < 6, 0 < y < 3). Wegen der Spiegelsymmetrie bezüglich beider Achsen gilt dann: A ¼ A ðx; yÞ ¼ 4 x y y 3 Die Fläche hängt zunächst von x und y, d. h. von zwei Variablen ab. P = (x ; y ) y x –6 6 x Bild B-34 –3 Die Koordinaten x und y genügen dabei der Ellipsengleichung, da der Punkt P ¼ ðx; yÞ auf der Ellipse liegt. Dies liefert die benötigte Nebenbedingung, die wir nach y auflösen: x2 y2 þ ¼ 1 36 9 ) y2 x2 36  x 2 ¼ 1 ¼ 9 36 36 ) y ¼ ) y2 ¼ 9 1 ð36  x 2 Þ ¼ ð36  x 2 Þ 36 4 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi2  36  x 2 Es kommt nur das positive Vorzeichen infrage, da der Punkt P auf der oberen Halbellipse im 1. Quadrant liegt. Diesen Ausdruck setzen wir für y in die Flächenformel ein und erhalten den Flächeninhalt A in Abhängigkeit von der Koordinate x: pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi2  36  x ¼ 2 x  36  x 2 ¼ 2  x 2  36  x 2 ¼ A ðxÞ ¼ 4 x y ¼ 4 x  2 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð0 < x < 6Þ ¼ 2  x 2 ð36  x 2 Þ ¼ 2  36 x 2  x 4 pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi Mathematischer „Trick‘‘: x ¼ x 2 ! Rechenregel a  b ¼ a  b anwenden. Das Maximum dieser Wurzelfunktion liegt an der gleichen Stelle wie das Maximum der unter der Wurzel stehenden „Zielfunktion‘‘ (Wurzelradikand) z ¼ z ðxÞ ¼ 36 x 2  x 4 ; 0 < x < 6 Mit den Ableitungen z 0 ðxÞ ¼ 72 x  4 x 3 und z 00 ðxÞ ¼ 72  12 x 2 lässt sich die Lösung dieser Extremwertaufgabe wie folgt bestimmen: pffiffiffi pffiffiffiffiffi 72 x  4 x 3 ¼ 4 x ð18  x 2 Þ ¼ 0 ) x 1 ¼ 0 ; x 2=3 ¼  18 ¼  3 2 pffiffiffi Nur die Lösung x 2 ¼ þ 3 2 ¼ 4,2426 liegt im Gültigkeitsbereich 0 < x < 6. An dieser Stelle liegt das gesuchte Maximum, denn es gilt: pffiffiffi pffiffiffi z 00 ðx 2 ¼ 3 2 Þ ¼ 72  12  ð3 2 Þ 2 ¼ 72  12  18 ¼  144 < 0 ) relatives Maximum z 0 ðxÞ ¼ 0 Lösung: ) pffiffiffi x ¼ 3 2, 1 y ¼  2 Amax ¼ 4 x y ¼ 4  3 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 2 pffiffiffi 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 pffiffiffiffiffi 1 3 pffiffiffi 36  ð3 2Þ ¼  36  18 ¼  18 ¼ 3 2 ¼ 2, 2 2 2 2 pffiffiffi 3 pffiffiffi 43 2 3 2 ¼ 36 2 ¼ 2 2
2 Anwendungen der Differentialrechnung B95 133 Einer Kugel vom Radius R soll ein gerader Kreiskegel mit möglichst kleinem Volumen umbeschrieben werden. Wie ist dieser Kegel zu dimensionieren (Radius r, Höhe hÞ? 1 p r 2 h hängt zunächst 3 sowohl vom Radius r als auch von der Höhe h und somit von zwei Variablen ab. Diese sind jedoch nicht unabhängig voneinander, sondern über eine Neben- oder Kopplungsbedingung miteinander verknüpft, die wir wie folgt durch eine geometrische Betrachtung erhalten. Bild B-35 zeigt einen ebenen Schnitt längs der Symmetrieachse. Das Kegelvolumen V ¼ A a D R b Kegel D* h–R M R b Kugel B r C Bild B-35 B* r Die rechtwinkligen Dreiecke A B C und A D M in Bild B-35 sind ähnlich, da sie in zwei Winkeln (und damit auch im 3. Winkel) übereinstimmen: gemeinsamer Winkel a in A, ein rechter Winkel in C bzw. D. Damit sind auch die Winkel in B bzw. M gleich (b ¼ 90  a). Wir betrachten jetzt die den Winkeln a und b jeweils gegenüber liegenden Seiten in beiden Dreiecken. Dem Winkel a liegen die Seiten B C ¼ r und D M ¼ R gegenüber, dem Winkel b entsprechend die Seiten A C ¼ h und A D. Es gilt dann: ð*Þ B C : D M ¼ A C : A D oder r : R ¼ h : AD Im rechtwinkligen Dreieck A D M liefert der Satz des Pythagoras: 2 2 ¼ AM 2 AD ¼ AM  DM 2 2 2 AD þ DM AD ¼ mit D M ¼ R und AM ¼ AC  M C ¼ h  R ¼ ðh  RÞ 2  R 2 ¼ h 2  2 R h þ R 2  R 2 ¼ h 2  2 R h ¼ h ðh  2 RÞ ) qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi h ðh  2 RÞ Die Nebenbedingung ð*Þ lautet damit: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð*Þ r : R ¼ h : h ðh  2 RÞ ) Rh r ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi h ðh  2 RÞ Diesen Ausdruck setzen wir in die Volumenformel für r ein und erhalten das Kegelvolumen V in Abhängigkeit von der Höhe h: VðhÞ ¼ 1 1 R2 h2 1 h2  h ¼ pr2 h ¼ p  p R2  h ðh  2 RÞ h  2R 3 3 3 ðh > 2 RÞ Da der (positive) konstante Faktor keinen Einfluss auf die Lage der Extremwerte hat, beschränken wir die weiteren Untersuchungen auf die „Zielfunktion‘‘ zðhÞ ¼ h2 h  2R ðh > 2 RÞ deren Ableitungen z 0 ðhÞ und z 00 ðhÞ sich wie folgt mit Hilfe von Quotienten- und Kettenregel bilden lassen:
134 B Differentialrechnung zðhÞ ¼ h2 u ¼ v h  2R u ¼ h2 ; mit v ¼ h  2R und u 0 ¼ 2 h ; v0 ¼ 1 2 h ðh  2 RÞ  1  h 2 u0 v  v0 u 2 h2  4 R h  h2 h2  4 R h ¼ ¼ ¼ v2 ðh  2 RÞ 2 ðh  2 RÞ 2 ðh  2 RÞ 2 z 0 ðhÞ ¼ h2  4 R h z 0 ðhÞ ¼ ðh  2 RÞ 2 ¼ u v mit u ¼ h2  4 R h ; v ¼ ðh  2 RÞ 2 und u 0 ¼ v 0 ¼ 2 ðh  2 RÞ (Ableitung von v ¼ ðh  2 RÞ 2 mit der Kettenregel, Substitution: t ¼ h  2 R) z 00 ðhÞ ¼ ¼ 2 ðh  2 RÞ ðh  2 RÞ 2  2 ðh  2 RÞ ðh 2  4 R hÞ u0 v  v0 u ¼ ¼ v2 ðh  2 RÞ 4 2 ðh  2 RÞ ½ ðh  2 RÞ 2  ðh 2  4 R hÞ  ðh  2 RÞ ðh  2 RÞ 3 ¼ 2 ðh 2  4 R h þ 4 R 2  h 2 þ 4 R hÞ ðh  2 RÞ 3 ¼ 8 R2 ðh  2 RÞ 3 Berechnung des Minimums: z 0 ðhÞ ¼ 0, z 00 ðhÞ > 0 z 0 ðhÞ ¼ 0 ) h2  4Rh ðh  2 RÞ 2 h  4 R ¼ 0 ðda h 6¼ 0Þ z 00 ðh ¼ 4 RÞ ¼ 8 R2 ð4 R  2 RÞ 3 ¼ 0 ) ¼ ) h 2  4 R h ¼ h ðh  4 RÞ ¼ 0 ) h ¼ 4R 8 R2 ð2 RÞ 3 ¼ 8 R2 1 > 0 ¼ R 8 R3 ) Minimum Lösung: Wählt man die Höhe h ¼ 4 R, so hatpder ffiffiffi Kegel das kleinstmögliche Volumen. Der aus der Nebenbedingung (*) berechnete Radius beträgt dann r ¼ 2 R . Das Volumen hat dann den folgenden Wert: Vmin ¼ V ðh ¼ 4 RÞ ¼ pffiffiffi 1 1 1 8 pr2 h ¼ p ð 2 RÞ 2  4 R ¼ p  2R2  4R ¼ p R3 3 3 3 3 2.8 Tangentenverfahren von Newton Das Tangentenverfahren von Newton liefert Näherungswerte für die Nullstellen einer Funktion y ¼ f ðxÞ. Die (zu lösende) Gleichung muss daher in der Form f ðxÞ ¼ 0 vorliegen bzw. auf diese Form gebracht werden. Lehrbuch: Band 1, Kapitel IV.3.7 Formelsammlung: Kapitel I.4.5 B96 Bestimmen Sie die Lösungen der Gleichung 2,4  ln x þ 0,5 x 2 þ 1 ¼ 0 auf mindestens 5 Stellen nach dem Komma genau. Bestimmung des Startwertes x 0 Wir stellen die Gleichung f ðxÞ ¼ 2,4  ln x þ 0,5 x 2 þ 1 ¼ 0 zunächst wie folgt um: 2,4  ln x ¼  0,5 x 2  1
2 Anwendungen der Differentialrechnung 135 Dann zeichnen wir die Kurven y ¼ 2,4  ln x und y ¼  0,5 x 2  1 (sie entsprechen der linken bzw. rechten Seite der Gleichung) und entnehmen der Skizze, dass es genau einen Schnittpunkt in der Nähe von x ¼ 0,6 gibt (Bild B-36). Diesen Wert wählen wir als Startwert für die Newton-Iteration: x 0 ¼ 0,6. y 0,5 –1 f ðxÞ ¼ 2,4  ln x þ 0,5 x 2 þ 1 ; f 0 ðxÞ ¼ 2,4 þ x; x f 00 ðxÞ ¼  y = 2,4 · ln x ≈ 0,6 1 y = – 0,5 x 2 – 1 –1 2,4 þ1 x2 x Bild B-36 Zunächst prüfen wir noch, ob der gewählte Startwert x 0 ¼ 0,6 „geeignet‘‘ ist, d. h. die Konvergenzbedingung erfüllt:        f ðx Þ  f 00 ðx Þ   f ð0,6Þ  f 00 ð0,6Þ   ð 0,045 981Þ  ð 5,666 667Þ  0 0       ¼ 0,012 314 < 1   ¼   ¼    ½ f 0 ðx Þ  2   ½ f 0 ð0,6Þ  2  4,6 2 0 Folgerung: Der Startwert x 0 ¼ 0,6 ist geeignet. Der 1. Iterationsschritt liefert dann den folgenden (verbesserten) Näherungswert: x1 ¼ x0  f ðx 0 Þ f 0 ðx 0Þ ¼ 0,6  f ð0,6Þ f 0 ð0,6Þ ¼ 0,6   0,045 981 ¼ 0,609 996 4,6 Mit diesem Wert als Startwert berechnen wir die 2. Näherung: x2 ¼ x1  f ðx 1 Þ f 0 ðx 1Þ ¼ 0,609 996  f ð0,609 996Þ f 0 ð0,609 996Þ ¼ 0,609 996   0,000 279 ¼ 0,610 057 4,544 448 Der Start in die 3. Iteration zeigt dann, dass dieser Näherungswert sogar auf 6 Dezimalstellen nach dem Komma genau ist. Die gesuchte Lösung ist somit x ¼ 0,610 057. B97 Ein liegender zylindrischer Behälter mit einem Volumen von Vz ¼ 2000 ‘ ist zu drei viertel mit Heizöl gefüllt. Berechnen Sie die Füllhöhe h des Behälters. Hinweis: Radius r und Länge l des Zylinders sind (zahlenmäßig) nicht bekannt. Die gesuchte Füllhöhe h wird daher noch von r bzw. l abhängen. Bild B-37 zeigt den liegenden Zylinderkessel mitsamt der kreisförmigen Querschnittsfläche. Kreissegment Zylinderkessel y f 2r M A l a) Bild B-37 b) a) Zylinderkessel b) Querschnitt des Kessels 2r h
136 B Differentialrechnung Das Füllvolumen erhalten wir (formelmäßig), wenn wir die im Bild dunkelgrau unterlegte Querschnittsfläche A mit der Zylinderlänge l multiplizieren. Die Querschnittsfläche A wiederum ist die Differenz zwischen der Kreisfläche p r 2 und der Fläche des hellgrau unterlegten Kreissegments. Aus der Formelsammlung entnehmen wir (Kap. I.7.10): A ¼ pr2  1 2 1 2 r ðj  sin jÞ ¼ r ð2 p  j þ sin jÞ ; 2 2 0 < j < p Damit gilt für das Füllvolumen (der Behälter ist zu drei viertel gefüllt ) V ¼ 1500 ‘): ð*Þ V ¼ Al ¼ 1 2 r l ð2 p  j þ sin jÞ ¼ 1500 2 Radius r und Länge l des Kessels sind zwar unbekannt, hängen jedoch wie folgt zusammen (Zylindervolumen Vz ¼ 2000 ‘): Vz ¼ p r 2 l ¼ 2000 ) 2000 p r2 l ¼ Diesen Wert setzen wir in Gleichung ð*Þ ein und erhalten eine Bestimmungsgleichung für den noch unbekannten Zentriwinkel j, aus dem wir dann die gesuchte Füllhöhe ermitteln können: 1 2 1 2000 1000 r l ð2 p  j þ sin jÞ ¼  ð2 p  j þ sin jÞ ¼ ð2 p  j þ sin jÞ ¼ 1500 2 2 p p 2 p  j þ sin j ¼ 1,5 p oder ) sin j ¼ j  0,5 p Da der Behälter zu drei viertel gefüllt ist, muss die Füllhöhe h zwischen r und 2 r und der Zentriwinkel j demnach zwischen 0 und p liegen. Wir suchen also die Lösung der Gleichung sin j ¼ j  0,5 p im Intervall 0 < j < p. Anhand einer Skizze erkennen wir, dass sich die Kurven y ¼ sin j und y ¼ j  0,5 p in der Nähe von j ¼ 2,3 schneiden (Bild B-38). Wir wählen daher j 0 ¼ 2,3 als Startwert für das Tangentenverfahren: y f ðjÞ ¼ sin j  j þ 0,5 p y = sin f y = f – 0,5π f 0 ðjÞ ¼ cos j  1 0,5 π π f ≈ 2,3 Bild B-38 1. Näherung: j1 ¼ j0  2. Näherung: j2 ¼ j1  f ðj 0 Þ f 0 ðj 0Þ f ðj 1 Þ f 0 ðj 1Þ ¼ 2,3  f ð2,3Þ ¼ 2,3  f 0 ð2,3Þ ¼ 2,309 904  0,016 502 ¼ 2,309 904  1,666 276 f ð2,309 904Þ f 0 ð2,309 904Þ ¼ 2,309 904   0,000 038 ¼ 2,309 881  1,673 629 Wegen f ðj 2 Þ ¼ f ð2,309 881Þ ¼ 7,69  10 7 ist dieser Näherungswert bereits auf 6 Stellen nach dem Komma genau. Somit ist j ¼ 2,309 881 die gesuchte Lösung (im Gradmaß: j ¼ 132,346 ). Die Berechnung der Füllhöhe erfolgt nach der Formel h ¼ 2 r  y ¼ 2 r  r ½ 1  cos ðj=2Þ  ¼ 2 r  r þ r  cos ðj=2Þ ¼ r þ r  cos ðj=2Þ ¼ r ½ 1 þ cos ðj=2Þ  (mit y ¼ r ½ 1  cos ðj=2Þ  ! FS: Kap. I.7.10 und Bild B-37 b). Wir erhalten: h ¼ r ½ 1 þ cos ðj=2Þ  ¼ r ð1 þ cos 66,173 Þ ¼ 1,404  r
2 Anwendungen der Differentialrechnung B98 137 Bestimmen Sie die Lösungen der Gleichung tan j ¼  j im Intervall 0 < j < p (auf mindestens 4 gültige Stellen nach dem Komma). Der Schnittpunkt der beiden Kurven y ¼ tan j und y ¼  j im Intervall 0 < j < p liegt in der Nähe von j ¼ 2. Er dient uns als Startwert für die Newton-Iteration: j 0 ¼ 2 (Bild B-39). Auf die berprüfung der Konvergenzbedingung wollen wir dabei verzichten. f ðjÞ ¼ tan j þ j y f 0 ðjÞ ¼ ð1 þ tan 2 jÞ þ 1 ¼ 2 þ tan 2 j y = tan f 1 ≈2 1. Näherung: j1 ¼ j0  ¼ 2 2. Näherung: f ðj 0 Þ f 0 ðj 0 Þ ¼ 2 f ð2Þ f 0 ð2Þ –1 f ðj 1 Þ f 0 ðj 1 Þ f y = tan f y = –f  0,185 040 ¼ 2,027 315 6,774 399 j2 ¼ j1  π 1 ¼ –2 Bild B-39 ¼ 2,027 315  f ð2,027 315Þ f 0 ð2,027 315Þ ¼ 2,027 315   0,008 846 ¼ 2,028 754 6,145 951 Wegen f ðj 2 Þ ¼ f ð2,028 754Þ ¼  0,000 023 und f 0 ðj 2 Þ ¼ f 0 ð2,028 754Þ ¼ 6,115 938 bringt die 3. Iteration keine Veränderung mehr in der 4. Stelle nach dem Komma. Der Näherungswert x 2 ist sogar auf 5 Nachkommastellen genau. Ergebnis: j ¼ 2,02875. B99 Welche Lösungen besitzt die Gleichung x  tan x  1 ¼ 0 im Intervall 0  x  p ? Wir stellen zunächst die Gleichung wie folgt um: x  tan x  1 ¼ 0 , tan x ¼ y 1 x y = tan x 2 Der Schnittpunkt der beiden Kurven y ¼ tan x und y ¼ 1=x liegt nach Bild B-40 in der Nähe von x ¼ 0,9 und liefert uns den für das Newton-Verfahren benötigten Startwert: x 0 ¼ 0,9 f ðxÞ ¼ x  tan x  1 ¼ u v  1 |{z} u v y=1 x 1 ≈ 0,9 π/2 f Bild B-40 π y = tan x Die benötigte Ableitung f 0 ðxÞ erhalten wir mit der Produktregel: f 0 ðxÞ ¼ u 0 v þ v 0 u  0 ¼ 1  tan x þ 1. Näherung: x1 ¼ x0  2. Näherung: x2 ¼ x1  f ðx 0 Þ f 0 ðx 0 Þ f ðx 1 Þ f 0 ðx 1 Þ 1 x  x ¼ tan x þ 2 cos x cos 2 x ¼ 0,9  f ð0,9Þ f 0 ð0,9Þ ¼ 0,862 628  ¼ 0,9  0,134 142 ¼ 0,862 628 3,589 357 f ð0,862 628Þ f 0 ð0,862 628Þ ¼ 0,862 628  0,007 333 ¼ 0,860 341 3,206 688 x
138 B Differentialrechnung 3. Näherung: x3 ¼ x2  f ðx 2 Þ f ð0,860 341Þ 0,000 024 ¼ 0,860 341  0 ¼ 0,860 341  ¼ 0,860 333 0 f ðx 2 Þ f ð0,860 341Þ 3,185 083 Die Ergebnisse stellen wir in einer Tabelle wie folgt zusammen: n xn1 f ðx n  1 Þ f 0 ðx n  1 Þ xn 1 0,9 0,134 142 3,589 357 0,862 628 2 0,862 628 0,007 333 3,206 688 0,860 341 3 0,860 341 0,000 024 3,185 083 0,860 333 Ergebnis: x ¼ 0,8603 2.9 Grenzwertberechnung nach Bernoulli und de L’Hospital Lehrbuch: Band 1, Kapitel VI.3.3.3 Formelsammlung: Kapitel III.3.4 B100 lim x!0 ax  bx ¼ ? tan x ða > 0 und b > 0Þ Zähler und Nenner des Bruches streben für x ! 0 jeweils gegen Null, der Grenzwert führt also zunächst zu einem unbestimmten Ausdruck vom Typ 0=0, auf den die Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital anwendbar ist: ða x  b x Þ 0 ðln aÞ  a x  ðln bÞ  b x ðln aÞ  a 0  ðln bÞ  b 0 ax  bx ¼ ¼ ¼ lim ¼ lim lim tan x 1 þ tan 2 x 1 þ tan 2 0 x!0 x!0 x!0 ðtan xÞ 0 ¼ B101 g ¼ lim x!0 ðln aÞ  1  ðln bÞ  1 1þ 02 ex  x  1 ðe x  1Þ  x ¼ ln a  ln b ¼ ln a b Rechenregel : ln a ¼ ln a  ln b b ¼ ? Der Grenzwert führt zunächst auf den unbestimmten Ausdruck 0=0, da Zähler und Nenner für x ! 0 gegen Null streben: lim ðe x  x  1Þ ¼ e 0  0  1 ¼ 1  1 ¼ 0 ; x!0 lim ðe x  1Þ  x ¼ ðe 0  1Þ  0 ¼ 0 x!0 Die Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital führt ebenfalls auf den unbestimmten Ausdruck 0=0: ðe x  x  1Þ 0 ex  x  1 ex  1 ex  1 0 g ¼ lim ! ¼ lim ¼ lim ¼ lim x þ ex  1 x x 0 x x x  e 0 x ! 0 ðe  1Þ  x x ! 0 ½ ðe  1Þ  x  x ! 0 e  x þ 1 ðe  1Þ x!0 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Produktregel (Zähler ! e 0  1 ¼ 1  1 ¼ 0; Nenner ! 0  e 0 þ e 0  1 ¼ 0 þ 1  1 ¼ 0)
2 Anwendungen der Differentialrechnung 139 Nochmalige Anwendung der Grenzwertregel führt schließlich zu dem folgenden Ergebnis: g ¼ lim x!0 ðe x  1Þ 0 ex  x  1 ex  1 ¼ lim ¼ lim ¼ x x ðe x  1Þ  x x!0 x  e þ e  1 x ! 0 ðx  e x þ e x  1Þ 0 |fflffl{zfflffl} Produktregel ¼ lim x!0 B102 1 ex ex ex ex 1 1 1 ¼ lim ¼ lim ¼ lim ¼ ¼ x x x x þe x þe 2þ0 2 x!0 2  e þ x  e x ! 0 e x ð2 þ xÞ x!0 2 þ x sin ð3 tÞ g ¼ lim pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi ¼ ? t!0 t þ2  2 Bei der Grenzwertbildung streben Zähler und Nenner jeweils gegen Null, der Bruch damit gegen den unbestimmten Ausdruck 0=0. Die Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital ist daher anwendbar und führt zu folgendem Ergebnis (Ableitungen von Zähler und Nenner jeweils mit Hilfe der Kettenregel, Substitutionen: u ¼ 3 t bzw. v ¼ t þ 2): pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 t þ2 sin ð3 tÞ ðsin ð3 tÞÞ 0 3  cos ð3 tÞ g ¼ lim pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ¼ lim 3  cos ð3 tÞ  pffiffiffi 0 ¼ lim pffiffiffi ¼ lim pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 t!0 t!0 ð t þ 2  t!0 t !0 2Þ t þ2 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  1 2 t þ2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼ 6  lim cos ð3 tÞ  t þ 2 ¼ 6  cos 0  2 ¼ 6  1  2 ¼ 6 2 t!0 B103   x 1 ¼ ? g ¼ lim x  ln x þ1 x!1 Der Grenzwert führt zu dem folgenden unbestimmten Ausdruck:         x 1 x 1 1  1=x g ¼ lim x  ln ! 1  ln 1 ¼ 1  0 ln ¼ ln ! ln 1 f ür x ! 1 x þ1 x þ1 1 þ 1=x x!1 Auf diese Form ist die Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital nicht anwendbar, wir können diesen unbestimmten Ausdruck jedoch durch eine elementare Umformung auf  den zulässigen Typ 0=0 zurückführen  1 1 mathematischer Trick: Faktor x ist der Kehrwert von , d. h. x ¼ : x 1=x 0 1 1 1  B xC C   ln B @ A x 1 1   ln 1 þ x 1 ln 1 0 x þ1 x ¼ lim ! g ¼ lim x  ln ¼ lim ¼ x þ1 0 0 x!1 x!1 x ! 1 1 1 x x Jetzt dürfen wir die Grenzwertregel anwenden. Die dabei benötigte Ableitung der Zählerfunktion erhalten wir wie folgt mit Hilfe von Ketten- und Produktregel:   x 1 x 1 u ¼ ln z mit z ¼ y ¼ ln ¼ ðu ¼ x  1; v ¼ x þ 1 und u 0 ¼ v 0 ¼ 1Þ x þ1 x þ1 v
140 B Differentialrechnung y0 ¼ ¼ dy dy dz dy u0v  v0u 1 1 ðx þ 1Þ  1 ðx  1Þ 1 x þ1x þ1 ¼   ¼ ¼ ¼ ¼   2 2 dx dz dx dz z z v ðx þ 1Þ ðx þ 1Þ 2 1 2 1 2 2 2 2 ¼ ¼  ¼ ¼  2 2 z ðx þ 1Þ 2 x  1 ðx þ 1Þ x 1 ðx  1Þ ðx þ 1Þ ðx  1Þ ðx þ 1Þ ðx þ 1Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} x þ1 x þ1 3. Binom Die Grenzwertregel führt jetzt zu dem folgenden Ergebnis:      0 x 1 x 1 0 2 ln ln x þ1 x þ1 B x2  1 g ¼ lim ¼ lim ¼ lim B  0 @ 1 x!1 x!1 x!1 1 1  x2 x x 0 ¼ lim x!1 B 2x2 x2 ¼  2  lim ¼  2  lim B @ 2 2 x 1 x!1 x  1 x!1 1 C 2 C ¼ lim  A x!1 x2  1   x2  ¼ 1 1 C C ¼ 2  1 ¼ 2 1 A 1 x2 1 Umformungen: Zählerbruch mit dem Kehrwert des Nennerbruches multiplizieren ! Zähler und Nenner vor der Grenzwertbildung noch gliedweise durch x 2 dividieren. B104 g ¼ lim x 1 x1 ¼ ? x!1   1 ¼ 1 führt der Grenzwert g zunächst auf den unbestimmten Ausdruck 1 1 , x!1 x!1 x  1 für den die Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital nicht anwendbar ist. Wir können diesen Ausdruck jedoch durch elementare Umformungen auf die Form 0=0 zurückführen. Wegen z ¼ e ln z für z > 0 gilt: Wegen lim x ¼ 1 und lim  x 1 x 1   ¼ e  1 x 1 ln x  ¼ e 1  ln x x 1   ¼ e ln x x 1  (Rechenregel : ln a n ¼ n  ln a) Somit lässt sich der Grenzwert auch wie folgt darstellen:  g ¼ lim x 1 x 1   ¼ lim e x!1 ln x x 1    lim ¼ e x!1 x!1  ln x x 1 Dabei haben wir bereits berücksichtigt, dass die Grenzwertbildung im Exponenten vorgenommen werden darf (siehe Rechenregeln für Grenzwerte: Band 1, Kap. III.4.2.3 und Formelsammlung, Kap. III.3.3).   ln x führt zunächst zu dem unbestimmten Ausdruck 0=0, da Zähler und Nenner für x ! 1 Der Grenzwert lim x!1 x  1 gegen Null streben (ln 1 ¼ 0). Die Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital ist daher anwendbar und führt zu dem folgenden Ergebnis:  lim x!1  ln x x 1 ¼ lim x!1 ðln xÞ ! 0 ðx  1Þ 0 ¼ lim x!1 1 x 1 ! ¼ lim x!1 1 ¼ 1 x Damit haben wir die gestellte Aufgabe gelöst, der gesuchte Grenzwert beträgt  g ¼ lim x x!1  1 x 1   ln x x!1 x  1 lim ¼ e ¼ e1 ¼ e
2 Anwendungen der Differentialrechnung  B105 g ¼ lim x!1 1 1 þ ln x 1x 141  ¼ ? ðx > 1Þ Der Grenzwert führt zunächst auf einen unbestimmten Ausdruck, auf den die Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital nicht anwendbar ist:   1 1 g ¼ lim þ ! 11 ln x 1x x!1 Wir müssen daher den in der Klammer stehenden Ausdruck vor dem Grenzübergang umformen (Hauptnenner bilden: ð1  xÞ  ln x). Die Grenzwertbildung führt dann zu dem unbestimmten Ausdruck 0=0, den wir mit der Grenzwertregel weiter behandeln können:   1 1 ð1  xÞ þ ln x ð1  1Þ þ ln 1 0þ0 0 þ ¼ lim ! ¼ ¼ g ¼ lim ln x 1x 00 0 ð1  1Þ  ln 1 x!1 x ! 1 ð1  xÞ  ln x x þ 1 x ¼ lim ¼ ¼ lim g ¼ lim 0 x ! 1 ðð1  xÞ  ln xÞ x!1 x ! 1  x  ln x þ 1  x 1  ð1  xÞ  1  ln x þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} x x 1 þ ð1  x þ ln xÞ 0 1 x Produktregel x!1 x þ 1 x x þ 1 1 þ 1 0 ¼ lim ! ¼   x  ln x  x þ 1  1  ln 1  1 þ 1 0 x x ! 1  x  ln x  x þ 1 f ¼ lim 0 Umformungen: Im Zähler und Nenner jeweils den Hauptnenner x bilden ! den Zählerbruch mit dem Kehrwert des Nennerbruches multiplizieren ! Faktor x kürzen. Nochmalige Anwendung der Grenzwertregel führt schließlich zum Ziel: ð x þ 1Þ 0 1 1 ¼ lim ¼ ¼ lim ð  x  ln x  x þ 1Þ 0 1 x!1 x ! 1  ln x  1  1  ð x Þ  1  1  ln x þ |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} x g ¼ lim x!1 Produktregel x!1 1 1 1 1 1 ¼ lim ¼ ¼ ¼  ln x  2 ln x þ 2 ln 1 þ 2 0 þ 2 2 x!1 f ¼ lim 0 Die Tangentensteigung der Kardioide r ¼ 1 þ cos j, 0  j  2 p wird nach der Formel y 0 ðjÞ ¼ B106  2  cos 2 j  cos j þ 1 sin j þ sin ð2 jÞ berechnet. An der Stelle j ¼ p erhält man zunächst den unbestimmten Ausdruck 0=0. Zeigen Sie mit Hilfe der Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital, dass die Kurventangente an dieser Stelle waagerecht verläuft. Die Steigungsformel führt beim Grenzübergang j ! p zunächst auf einen unbestimmten Ausdruck: m ¼ lim y 0 ðjÞ ¼ lim j!p ¼  2  cos 2 j  cos j þ 1 j!p  2  ð 1Þ 2 þ 1 þ 1 0þ0 sin j þ sin ð2 jÞ ¼ 2 þ 2 0 ¼ 0 0 !  2  cos 2 p  cos p þ 1 ¼ sin p þ sin ð2 pÞ
142 B Differentialrechnung Mit Hilfe der Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital lässt sich der Grenzwert wie folgt bestimmen: m ¼ lim j!p ¼ lim j!p ¼ ð 2  cos 2 j  cos j þ 1Þ 0 ðsin j þ sin ð2 jÞÞ 0 4  cos j  sin j þ sin j cos j þ 2  cos ð2 jÞ ð4  ð 1Þ þ 1Þ  0 1 þ 2  1 ¼ ¼ lim  2  2  cos j  ð sin jÞ þ sin j cos j þ 2  cos ð2 jÞ j!p ¼ lim j!p ð4  cos j þ 1Þ  sin j cos j þ 2  cos ð2 jÞ ð 3Þ  0 0 ¼ ¼ 0 1 þ 2 1 ) ¼ ¼ ð4  cos p þ 1Þ  sin p cos p þ 2  cos ð2 pÞ ¼ waagerechte Tangente ðdie Ableitungen von cos 2 j und sin ð2 jÞ erhält man mit Hilfe der KettenregelÞ Die Tangente im Nullpunkt ðd. h. für j ¼ p und r ¼ 0Þ verläuft daher –– wie behauptet –– waagerecht. B107 Beim freien Fall unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes besteht der folgende komplizierte Zusammenhang zwischen der Fallgeschwindigkeit v und dem Fallweg s: vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0 1 u 2ks m : Masse des frei fallenden Körpers u  m 1  e u @ A ; s  0 g : Erdbeschleunigung v ¼ tmg k k : Reibungskoeffizient (k > 0) Wie lautet dieses Gesetz im luftleeren Raum (k ¼ 0)? Anleitung: Betrachten Sie v als eine Funktion des Reibungskoeffizienten k und bilden Sie dann den Grenzwert für k ! 0. Die Abhängigkeit der Fallgeschwindigkeit v vom Fallweg s im luftleeren Raum erhalten wir durch den Grenzübergang k ! 0. Mit der Abkürzung a ¼ 2 s=m und unter Beachtung der Rechenregeln für Grenzwerte (hier: der Grenzwert darf „unter der Wurzel‘‘ ausgeführt werden) erhalten wir zunächst: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  ffi 1  e ak 1  e ak v k ¼ 0 ¼ lim v ðkÞ ¼ lim ¼ m g  lim mg k k k!0 k!0 k!0 Berechnung des Grenzwertes Der Grenzwert führt zunächst auf einen unbestimmten Ausdruck: lim k!0 1  e ak 1  e0 11 0 ¼ ! ¼ 0 0 k 0 Mit der Grenzwertregel von Bernoulli und de L’Hospital erreichen wir unser Ziel: ð1  e  a k Þ 0 1  e ak a  e ak 2s ¼ lim ¼ lim a  e  a k ¼ a  e 0 ¼ a  1 ¼ a ¼ ¼ lim lim 0 m k 1 k!0 k!0 k!0 k!0 ðkÞ ðAbleitung von e  a k nach der Kettenregel, Substitution: t ¼  a kÞ Wir erhalten damit im luftleeren Raum die folgende Abhängigkeit der Fallgeschwindigkeit v vom Fallweg s: rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2s vk¼0 ¼ mg  ¼ 2gs; s  0 m v a) mg k Bild B-41 zeigt den Zusammenhang zwischen v und s im luftleeren Raum (Kurve a) bzw. unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes (Kurve b) . b) s Bild B-41
143 C Integralrechnung 1 Integration durch Substitution Alle Integrale in diesem Abschnitt lassen sich mit Hilfe einer geeigneten Substitution auf Grund- oder Stammintegrale zurückführen. Bei einem bestimmten Integral kann auf die Rücksubstitution verzichtet werden, wenn die Integrationsgrenzen mit Hilfe der Substitutionsgleichung mitsubstituiert werden. Lehrbuch: Band 1, Kapitel V.8.1 Formelsammlung: Kapitel V.3.1 Tabelle der Grund- oder Stammintegrale: Band 1, Kapitel V.5 und Formelsammlung, Kapitel V.2.3 ð1 C1 x I ¼ ð1 þ x 2 Þ 2 0 dx ¼ ? Durch die Substitution u ¼ 1 þ x 2 wird der Nenner des Integranden vereinfacht und wir erhalten nach Durchführung der vollständigen Substitution ein Grundintegral (die Integrationsgrenzen werden hier mitsubstituiert). Die Substitutionsgleichungen lauten: u ¼ 1 þ x2; du ¼ 2x; dx dx ¼ du ; 2x Grenzen unten: x ¼ 0 ) u ¼ 1þ0 ¼ 1 oben: x ¼ 1 ) u ¼ 1þ1 ¼ 2 Durchführung der Integralsubstitution: ð1 I ¼ 0 ð2 x ð1 þ x 2Þ 2 dx ¼ u¼1 x du 1   ¼ 2 2 2 x u ð2 1 du u2 1 Integration (Potenzregel der Integralrechnung): I ¼ 1  2 ð2 1 1 du ¼  2 u2 1 ð C2 I ¼ ð2 u 2 d u ¼ 1 2 1  u 1 1 2 ¼ 1 1 2   1 u 2 ¼ 1 1 2   1 1 1 1  þ1 ¼  ¼ 2 2 2 4 3x8 dx ¼ ? x3 þ 1 Sinnvoll erscheint die Substitution u ¼ x 3 þ 1; da sie den Nenner des Integranden vereinfacht. Mit u ¼ x3 þ 1; du ¼ 3x2 ; dx dx ¼ du 3x2 erhalten wir zunächst: ð I ¼ 3x8 dx ¼ x3 þ 1 ð 3x8 du ¼  u 3x2 ð 3x2  x6 du ¼  u 3x2 ð x6 du u © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_3
144 C Integralrechnung Die Durchführung der Integralsubstitution ist jedoch unvollständig, denn das neue Integral enthält noch die alte Variable x. Wir müssen diese daher noch durch die neue Variable u ausdrücken. Dies geschieht mit Hilfe der Substitutionsgleichung u ¼ x 3 þ 1, die nach x 3 aufgelöst und anschließend quadriert wird: x3 ¼ u  1 ) x 6 ¼ ðu  1Þ 2 ¼ u 2  2 u þ 1 Damit geht das Integral über in:  ð 6 ð 2 ð x u  2u þ 1 1 1 2 I ¼ du ¼ du ¼ u2þ du ¼ u  2 u þ ln j u j þ C u u u 2 Rücksubstitution ðu ¼ x 3 þ 1Þ führt schließlich zur Lösung dieser Aufgabe: I ¼ 1 3 1 ðx þ 1Þ 2  2 ðx 3 þ 1Þ þ ln j x 3 þ 1j þ C ¼ ðx 6 þ 2 x 3 þ 1Þ  2 x 3  2 þ ln j x 3 þ 1 j þ C ¼ 2 2 1 6 1 1 6 3 x þ x3 þ  2 x 3  2 þ ln j x 3 þ 1 j þ C ¼ x  x 3 þ ln j x 3 þ 1 j  þC ¼ 2 2 2 2   1 6 3 C* ¼  ¼ x  x 3 þ ln j x 3 þ 1 j þ C * þC 2 2 ¼ C3 ð I ¼ e 2x dx ¼ ? 1 þ ex Die Substitution u ¼ 1 þ e x führt zu einer Vereinfachung im Nenner des Integranden. Somit gilt (versuchsweise): u ¼ 1 þ ex ; du ¼ ex ; dx dx ¼ du ex Durchführung der Integralsubstitution: ð ð 2x ð x ð x e 2x e du e  ex du e I ¼   du d x ¼ ¼ ¼ 1 þ ex u u u ex ex Um die alte Variable x vollständig aus dem Integral zu entfernen, lösen wir die Substitutionsgleichung u ¼ 1 þ e x nach e x auf und setzen den gefundenen Ausdruck e x ¼ u  1 ein. Das Integral I lässt sich jetzt leicht lösen:  ð x ð ð e u1 1 du ¼ 1 d u ¼ u  ln j u j þ C I ¼ du ¼ u u u Nach der Rücksubstitution u ¼ 1 þ e x erhält man die folgende Lösung: ð e 2x I ¼ d x ¼ ð1 þ e x Þ  ln j 1 þ e x j þ C ¼ e x  ln ð1 þ e x Þ þ C * 1 þ ex C4 ðC * ¼ 1 þ CÞ ð I ¼ sin 3 x  cos 3 x d x ¼ ? Wir versuchen, das Integral mit der folgenden Substitution zu lösen: u ¼ sin x ; du ¼ cos x ; dx dx ¼ du cos x Durchführung der Integralsubstitution führt zunächst zu: ð ð ð ð du du I ¼ sin 3 x  cos 3 x d x ¼ u 3  cos 3 x  ¼ u 3  cos 2 x  cos x  ¼ u 3  cos 2 x d u cos x cos x
1 Integration durch Substitution 145 Die Substitution ist offensichtlich unvollständig, da die alte Variable x immer noch im Integral vorhanden ist. Den Faktor cos 2 x im Integral können wir jedoch unter Verwendung der trigonometrischen Formel sin 2 x þ cos 2 x ¼ 1 wie folgt durch die neue Variable u ausdrücken: cos 2 x ¼ 1  sin 2 x ¼ 1  u 2 Das Integral I geht dann in Grundintegrale über: ð ð ð 1 4 1 6 u  u þC I ¼ u 3  cos 2 x d u ¼ u 3 ð1  u 2 Þ d u ¼ ðu 3  u 5 Þ d u ¼ 4 6 Durch Rücksubstitution ðu ¼ sin xÞ erhalten wir die gesuchte Lösung. Sie lautet: ð 1 1  sin 4 x   sin 6 x þ C I ¼ sin 3 x  cos 3 x d x ¼ 4 6 Anmerkung: Auch die Substitution u ¼ cos x führt zum Ziel! ð C5 I ¼ dx pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ? tan x cos 2 x  1 . Wir wählen daher versuchsweise die folgende Der Integrand enthält die Funktion tan x und deren Ableitung cos 2 x Substitution: u ¼ tan x ; du 1 ; ¼ dx cos 2 x d x ¼ cos 2 x d u Sie führt (wie erhofft) zu einem Grundintegral: ð I ¼ dx pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 2 cos x  tan x ð cos 2 x d u pffiffiffi ¼ cos 2 x  u ð du pffiffiffi ¼ u ð du ¼ u 1=2 ð u  1=2 d u ¼ pffiffiffi u 1=2 þC ¼ 2 uþC 1=2 Nach der Rücksubstitution u ¼ tan x erhalten wir die Lösung: ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx I ¼ ¼ 2  tan x þ C p ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffi cos 2 x  tan x C6 ð I ¼ arctan x dx ¼ ? 1 þ x2 Wir schreiben den Integrand als Produkt und erkennen, dass der rechte Faktor genau die Ableitung des linken Faktors ist: ð ð ð arctan x 1 1 d x ¼ arctan x  d x ¼ f ðxÞ  f 0 ðxÞ d x mit f ðxÞ ¼ arctan x und f 0 ðxÞ ¼ 2 1 þ x2 1 þ x 1 þ x2 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} f ðxÞ f 0 ðxÞ Ein solches Integral wird bekanntlich durch die Substitution u ¼ f ðxÞ gelöst (! FS: Kap. V.3.1.2, Integraltyp B). Wir setzen daher u ¼ arctan x und erhalten folgende Substitutionsgleichungen: u ¼ arctan x ; du 1 ; ¼ dx 1 þ x2 d x ¼ ð1 þ x 2 Þ d u
146 C Integralrechnung Nach der Durchführung dieser Integralsubstitution erhalten wir ein Grundintegral: ð ð ð arctan x u 1 2 I ¼ dx ¼ ð1 þ x 2 Þ d u ¼ u d u ¼ u þC 2 2 1þx 1 þ x2 Die Rücksubstitution u ¼ arctan x führt schließlich zur gesuchten Lösung: ð arctan x 1 ðarctan xÞ 2 þ C I ¼ dx ¼ 2 2 1þx ð C7 I ¼ 8 x 3  20 x dx ¼ ? x4  5x2 þ 4 Eine genaue Betrachtung des echt gebrochenrationalen Integranden zeigt, dass im Zähler genau die Ableitung des Nenners steht (bis auf den konstanten Faktor 2, den wir vor das Integral ziehen): ð I ¼ 8 x 3  20 x dx ¼ x4  5x2 þ 4 ð 2 ð4 x 3  10 xÞ x4  5x2 þ 4 ð dx ¼ 2  4 x 3  10 x dx ¼ 2  x4  5x2 þ 4 ð f 0 ðxÞ f ðxÞ dx Zähler: f 0 ðxÞ ¼ 4 x 3  10 x Nenner: f ðxÞ ¼ x 4  5 x 2 þ 4 Ein solches Integral wird durch die Substitution u ¼ f ðxÞ gelöst (! FS: Kap. V.3.1.2, Integraltyp E). Wir setzen daher u ¼ x 4  5 x 2 þ 4 und erhalten folgende Substitutionsgleichungen: u ¼ x4  5x2 þ 4; du ¼ 4 x 3  10 x ; dx dx ¼ du 4 x 3  10 x Durchführung der Integralsubstitution: ð ð ð 4 x 3  10 x 4 x 3  10 x du 1 dx ¼ 2   d u ¼ 2  ln j u j þ C ¼ 2 I ¼ 2 4 2 3 u u x  5x þ 4 4 x  10 x Rücksubstitution und Lösung: ð 8 x 3  20 x d x ¼ 2  ln j x 4  5 x 2 þ 4 j þ C I ¼ x4  5x2 þ 4 ð C8 I ¼ x2 dx pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ?  x2 þ 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Das Integral enthält einen Wurzelausdruck vom allgemeinen Typ x 2 þ a 2 . Aus der Formelsammlung entnehmen wir für ein solches Integral die hyperbolische Substitution x ¼ a  sinh u, die den Wurzelausdruck beseitigt (! FS: Kap. V.3.1.2, Integraltyp G). In diesem speziellen Fall ist a ¼ 1 und die Substitutionsgleichungen lauten: x ¼ sinh u ; dx ¼ cosh u ; du pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x 2 þ 1 ¼ sinh 2 u þ 1 ¼ cosh 2 u ¼ cosh u d x ¼ cosh u d u ; (unter Verwendung der Beziehung cosh 2 u  sinh 2 u ¼ 1 ) sinh 2 þ 1 ¼ cosh 2 uÞ: Wir erhalten ein Grundintegral: ð I ¼ dx pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ x2 þ 1 x2  ð cosh u d u sinh 2 u  cosh u ð ¼ 1 d u ¼  coth u þ C sinh 2 u
1 Integration durch Substitution 147 Vor der Rücksubstitution drücken wir diese Lösung noch wie folgt durch sinh u aus (dies ist wegen der Rücksubstitution x ¼ sinh u sinnvoll): pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cosh u sinh 2 u þ 1 I ¼  coth u þ C ¼  þC þC ¼  sinh u sinh u  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cosh u 2 2 unter Verwendung der Beziehungen coth u ¼ sinh 2 u þ 1 und cosh u  sinh u ¼ 1 ) cosh u ¼ sinh u Rücksubstitution ðx ¼ sinh uÞ und Lösung: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð x2 þ 1 dx þC I ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼  x x2  x2 þ 1 ð C9 I ¼ x  arcsin ðx 2 Þ dx ¼ ? pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  x4 Dieses komplizierte Integral lässt sich schrittweise durch zwei Substitutionen auf ein Grundintegral zurückführen. Zunächst einmal erreichen wir mit Hilfe der Substitution u ¼ x 2 eine Vereinfachung im Zähler des Integranden: u ¼ x2; ð I ¼ du ¼ 2x; dx dx ¼ x  arcsin ðx 2 Þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d x ¼ 1  x4 ð du ; 2x u2 ¼ x4 x  arcsin u d u 1  ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  2x 2 1  u2 ð arcsin u pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d u 1  u2 Bedauerlicherweise liegt noch kein Grundintegral vor. Eine genauere Betrachtung zeigt jedoch, dass dieses Integral Ð vom Typ f ðuÞ  f 0 ðuÞ du ist. Dazu formen wir den Integranden wie folgt in ein Produkt aus zwei Faktoren um: arcsin u 1 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ðarcsin uÞ  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ f ðuÞ  f ðuÞ 2 2 1u 1u |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} f ðuÞ f 0 ðuÞ Wir erkennen: Der rechte Faktor ist genau die Ableitung des linken Faktors. Für ein solches Integral entnehmen wir aus der Formelsammlung die Substitution v ¼ f ðuÞ, hier also v ¼ arcsin u (! FS: Kap. V.3.1.2, Integraltyp B). Die Substitutionsgleichungen lauten somit: v ¼ arcsin u ; dv 1 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ; du 1  u2 du ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  u2 dv Wir erhalten jetzt ein Grundintegral: ð ð ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 arcsin u 1 v 1 1 2 2 I ¼  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d u ¼  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi   v dv ¼ v þC 1  u dv ¼ 2 2 2 4 1  u2 1  u2 Bei der Rücksubstitution ðv ! u ! xÞ ersetzen wir zunächst v durch arcsin u und anschließend u durch x 2 . Damit erhalten wir folgende Lösung: ð I ¼ x  arcsin ðx 2 Þ 1 2 1 1 v þC ¼ ðarcsin uÞ 2 þ C ¼ ½ arcsin ðx 2 Þ  2 þ C pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d x ¼ 4 4 4 4 1x
148 C Integralrechnung ð C10 I ¼ ðln xÞ 3 x dx ¼ ? du 1 ¼ ; dx x Mit der naheliegenden Substitution u ¼ ln x ; ð I ¼ ðln xÞ 3 dx ¼ x ð u3  x du ¼ x ð u3 d u ¼ d x ¼ x d u erreichen wir unser Ziel: 1 4 u þC 4 Die Lösung lautet somit nach vollzogener Rücksubstitution u ¼ ln x wie folgt: ð I ¼ ðln xÞ 3 1 ðln xÞ 4 þ C dx ¼ 4 x ð C11 I ¼ cos 5 x d x ¼ ? Wir zerlegen den Integrand cos 5 x zunächst wie folgt in ein Produkt aus zwei Faktoren: ð ð 5 I ¼ cos x d x ¼ cos 4 x  cos x d x Der rechte Faktor cos x ist dabei bekanntlich die Ableitung von sin x. Sollte es uns gelingen, den linken Faktor cos 4 x durch sin x auszudrücken, dann hilft uns die Substitution u ¼ sin x (voraussichtlich) weiter. Unter Verwendung der Beziehung sin 2 x þ cos 2 x ¼ 1 und damit cos 2 x ¼ 1  sin 2 x erreichen wir unser Ziel: cos 4 x ¼ ðcos 2 xÞ 2 ¼ ð1  sin 2 xÞ 2 Das vorgegebene Integral I geht damit über in ð ð I ¼ cos 4 x  cos x d x ¼ ð1  sin 2 xÞ 2  cos x d x Es lässt sich mit Hilfe der bereits weiter oben erwähnten Substitution u ¼ sin x in ein Grundintegral verwandeln: u ¼ sin x ; du ¼ cos x ; dx dx ¼ ð ð ð1  sin 2 xÞ 2  cos x d x ¼ I ¼ ð ¼ du cos x ð1  2 u 2 þ u 4 Þ d u ¼ u  ð1  u 2 Þ 2  cos x  du ¼ cos x ð ð1  u 2 Þ 2 d u ¼ 2 3 1 5 u þ u þC 3 5 Durch Rücksubstitution u ¼ sin x erhalten wir schließlich die folgende Lösung: ð 2 1 I ¼ cos 5 x d x ¼ sin x   sin 3 x þ  sin 5 x þ C 3 5 C12 ð I ¼ ðx þ 2Þ 2 ðx  10Þ 2 dx ¼ ?
1 Integration durch Substitution 149 Mit der Substitution u ¼ x  10 wird der Nenner des Integranden vereinfacht, was sicher sinnvoll ist. Gleichzeitig ersetzen wir im Zähler die alte Variable x durch u þ 10 (Auflösen der Substitutionsgleichung nach x). Die vollständige Integralsubstitution lautet also: du ¼ 1; dx u ¼ x  10 ; dx ¼ du; x ¼ u þ 10 Sie führt zu Grundintegralen: ð I ¼ ¼ ð ðx þ 2Þ 2 ðx  10Þ 2 ðu þ 10 þ 2Þ 2 dx ¼ u2 ð du ¼ ðu þ 12Þ 2 u2 ð du ¼ u 2 þ 24 u þ 144 du ¼ u2   ð ð 24 144 24 144 þ þ 144  u  2 d u ¼ u þ 24  ln j u j  þC du ¼ 1þ 1þ 2 u u u u Rücksubstitution ðu ¼ x  10Þ und Lösung: I ¼ x  10 þ 24  ln j x  10 j  C13 ð I ¼ 144 144 þ C ¼ x þ 24  ln j x  10 j  þ C * ðC * ¼ C  10Þ x  10 x  10 2  e 2 x þ 1  cosh x d x ¼ ? Der Integrand lässt sich wesentlich vereinfachen, wenn man sich an die Definitionsformel der Hyperbelfunktion cosh x erinnert. Sie lautet (! FS: Kap. III.11.1): cosh x ¼ 1 ðe x þ e  x Þ 2 Umformung des Integranden mit Hilfe dieser Formel und der Rechenregel e m  e n ¼ e m þ n ergibt: 2  e 2 x þ 1  cosh x ¼ 2  e 2 x þ 1  1 ðe x þ e  x Þ ¼ e 2 x þ 1 ðe x þ e  x Þ ¼ e 3 x þ 1 þ e x þ 1 2 Das Integral I lässt sich dann wie folgt in zwei Teilintegrale I 1 und I 2 aufspalten: ð ð ð ð 2xþ1 3xþ1 xþ1 3xþ1 I ¼ 2e  cosh x d x ¼ ðe þe Þ dx ¼ e d x þ e xþ1 d x ¼ I1 þ I2 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} I1 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} I2 Diese sind durch einfache Substitutionen leicht lösbar: Integral I 1 : u ¼ 3 x þ 1 ; ð I1 ¼ e 3xþ1 Integral I 2 : v ¼ x þ 1 ; ð I2 ¼ e xþ1 du du ¼ 3; dx ¼ dx 3 ð ð du 1 1 1 ¼  eu du ¼  e u þ C1 ¼  e 3xþ1 þ C1 dx ¼ eu  3 3 3 3 dv ¼ 1; dx ¼ dv dx ð d x ¼ e v d v ¼ e v þ C2 ¼ e xþ1 þ C2 In beiden Integralen wurde die Rücksubstitution bereits durchgeführt. Für das Integral I erhalten wir damit: I ¼ I1 þ I2 ¼ 1 1  e 3xþ1 þ C1 þ e xþ1 þ C2 ¼  e 3xþ1 þ e xþ1 þ C 3 3 ðC ¼ C 1 þ C 2 Þ
150 C Integralrechnung ð C14 dx mit Hilfe einer geeigneten trigonometrischen Umformung sin ð2 xÞ Lösen Sie das Integral I ¼ (! Formelsammlung) und der sich anschließenden Substitution u ¼ tan x . Wir drücken den Integrand zunächst durch elementare trigonometrische Funktionen aus. Dabei verwenden wir die Beziehung sin ð2 xÞ ¼ 2  sin x  cos x (! FS: Kap. III.7.6.3). Das Integral I nimmt dann die folgende Gestalt an: ð ð ð dx dx 1 dx ¼ I ¼ ¼  2  sin x  cos x 2 sin x  cos x sin ð2 xÞ du 1 ; d x ¼ cos 2 x d u wird daraus zunächst ¼ dx cos 2 x ð ð ð ð 1 dx 1 cos 2 x d u 1 cos x  cos x 1 cos x  ¼  ¼   du du ¼ I ¼ 2 sin x  cos x 2 sin x  cos x 2 sin x  cos x 2 sin x Mit der (vorgegebenen) Substitution u ¼ tan x ; cos x 1 Der Integrand ist wegen der trigonometrischen Beziehung ¼ cot x ¼ der Kehrwert von tan x und somit sin x tan x der Kehrwert der neuen Variablen u: I ¼ 1  2 ð cos x 1 du ¼  sin x 2 ð 1 1 du ¼  tan x 2 ð 1 du u Die Substitution führt damit zu einem Grundintegral und schließlich nach erfolgter Rücksubstitution ðu ¼ tan xÞ zur Lösung dieser Aufgabe: ð 1 1 1 1 I ¼  du ¼  ln j u j þ C ¼  ln j tan x j þ C 2 u 2 2 ð C15 Lösen Sie das Integral I ¼ cos 4 x d x mit Hilfe einer geeigneten trigonometrischen Umformung (! Formelsammlung) und anschließender Substitution. berprüfen Sie das Ergebnis. Mit Hilfe der trigonometrischen Beziehung cos 4 x ¼ 1 ½ cos ð4 xÞ þ 4  cos ð2 xÞ þ 3  8 (! FS : Kap. III.7.6.4) lässt sich das Integral in drei einfache Teilintegrale aufspalten: ð ð 1 I ¼ cos 4 x d x ¼  ½ cos ð4 xÞ þ 4  cos ð2 xÞ þ 3  d x ¼ 8 ð cos ð4 xÞ d x þ 1  2 ð cos ð2 xÞ d x þ f 1  8 f ¼ 3  8 ð 1 dx v u Das letzte Integral ist bereits ein Grundintegral, die beiden übrigen lassen sich in der angedeuteten Weise wie folgt durch einfache Substitutionen in solche überführen: du ¼ 4; dx u ¼ 4x; I ¼ ¼ 1  8 ð cos u  dx ¼ du 1 þ  4 2 du 4 bzw: ð cos v  v ¼ 2x; dv ¼ 2; dx dv 3 1 þ x ¼  2 8 32 1 1 3  sin u þ  sin v þ x þC 32 4 8 dx ¼ dv 2 ð cos u d u þ 1  4 ð cos v d v þ 3 x ¼ 8
1 Integration durch Substitution 151 Durch Rücksubstitution ðu ¼ 4 x; v ¼ 2 xÞ erhalten wir die gesuchte Lösung: ð 1 1 3 I ¼ cos 4 x d x ¼  sin ð4 xÞ þ  sin ð2 xÞ þ x þC 32 4 8 ¼ f f Wir überprüfen das Ergebnis (die 1. Ableitung der rechten Seite muss den Integrand cos 4 x ergeben):   d 1 1 3 1 1 3  sin ð4 xÞ þ  sin ð2 xÞ þ x þC ¼  4  cos ð4 xÞ þ  2  cos ð2 xÞ þ þ0 ¼ d x 32 4 8 32 4 8 u v 1 1 3 1  cos ð4 xÞ þ  cos ð2 xÞ þ ¼ ½ cos ð4 xÞ þ 4  cos ð2 xÞ þ 3  ¼ cos 4 x 8 2 8 8 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} cos 4 x (unter Verwendung der Kettenregel, Substitutionen: u ¼ 4 x bzw. v ¼ 2 x) C16 ð I ¼ x dx ¼ ? x 2  2 x þ 10 Der Nenner des Integranden muss zunächst durch elementare Umformungen auf die einfachere Form u 2 þ 1 gebracht werden. Dies geschieht auf folgende Weise:   9 1 x 2  2 x þ 10 ¼ ðx 2  2 x þ 1Þ  1 þ 10 ¼ ðx  1Þ 2 þ 9 ¼ ðx  1Þ 2 þ 9 ¼ 9 ðx  1Þ 2 þ 1 ¼ |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 9 9 quadratische ðx  1Þ 2 Ergänzung " ¼ 9 #  x 1 2 þ 1 ¼ 9 ðu 2 þ 1Þ 3 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} u mit u ¼ x 1 1 ¼ ðx  1Þ 3 3 Durch die (vollständige) Substitution u ¼ 1 ðx  1Þ ; 3 du 1 ¼ ; dx 3 dx ¼ 3 du; 3u ¼ x  1 ) x ¼ 3u þ 1 geht das Integral I über in: ð ð ð x 3u þ 1 1 3u þ 1  dx ¼  3 du ¼ du I ¼ 2 2 3 x  2 x þ 10 9 ðu þ 1Þ u2 þ 1 Aufspaltung in zwei Teilintegrale: 1 I ¼  3 ð 3u 1 du þ  2 3 u þ1 ð 1 du ¼ 2 u þ1 ð ð u 1 1 1 du þ d u ¼ I1 þ   I2 2 2 3 3 u þ1 u þ1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I 2 ¼ arctan u þ C 2 I1 I 2 ist bereits ein Grundintegral und führt auf den Arkustangens. Das Integral I 1 lösen wir mit der Substitution v ¼ u2 þ 1; dv ¼ 2u; du du ¼ dv 2u (im Zähler steht –– vom fehlenden Faktor 2 abgesehen –– die Ableitung des Nenners ! FS: Kap. V.3.1.2, Integraltyp E): ð ð ð u u dv 1 1 1 1   dv ¼  ln j v j þ C 1 ¼  ln j u 2 þ 1 j þ C 1 du ¼ ¼ I1 ¼ v 2u 2 v 2 2 u2 þ 1 (nach erfolgter Rücksubstitution v ¼ u 2 þ 1Þ. Somit gilt:
152 C Integralrechnung I ¼ I1 þ 1 1  I2 ¼  ln ðu 3 2 2 þ 1Þ þ C 1 þ 1 ðarctan u þ C 2 Þ ¼ 3 1 1 1 1 1 1  ln ðu 2 þ 1Þ þ C 1 þ  arctan u þ C 2 ¼  ln ðu 2 þ 1Þ þ  arctan u þ C 1 þ C2 ¼ 2 3 3 2 3 3   1 1 1 2  ln ðu þ 1Þ þ  arctan u þ C mit C ¼ C 1 þ C2 ¼ 2 3 3 ¼ Rücksubstitution: u ¼ 1 ðx  1Þ ; 3 u2 þ 1 ¼ x 2  2 x þ 10 9 Die gesuchte Lösung lautet dann:  2  1 x  2 x þ 10 1 1 I ¼  ln þ  arctan ðx  1Þ þ C 2 9 3 3 2 Partielle Integration (Produktintegration) Alle Integrale in diesem Abschnitt lassen sich durch Partielle Integration lösen. Wir verwenden die folgende Formel: ð ð f ðxÞ d x ¼ |{z} uv0 uv0 dx ¼ uv  ð u0 v dx ðu; v : Funktionen von xÞ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} „Hilfsintegral“ In einigen Fällen muss man mehrmals hintereinander partiell integrieren, ehe man auf ein Grundintegral stößt. Häufig führt die Partielle Integration zwar auf ein einfacheres Integral, das aber noch kein Grundintegral darstellt. Dann muss dieses „Hilfsintegral“ nach einer anderen Integrationsmethode (meist mit Hilfe einer Substitution) weiter behandelt werden, bis man auf ein Grundintegral stößt. Lehrbuch: Band 1, Kapitel V.8.2 Formelsammlung: Kapitel V.3.2 Tabelle der Grund- oder Stammintegrale: Band 1, Kapitel V.5 und Formelsammlung, Kapitel V.2.3 C17 ð I ¼ ð1 þ 2 xÞ  e  x d x ¼ ? Zerlegung des Integranden f ðxÞ ¼ ð1 þ 2 xÞ  e  x in zwei Faktoren u und v 0 f ðxÞ ¼ ð1 þ 2 xÞ  e  x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |{z} u v0 mit u ¼ 1 þ 2x; v 0 ¼ e x und u0 ¼ 2; v ¼  e x Die Stammfunktion zu v 0 ¼ e  x haben wir dabei mit Hilfe der folgenden Substitution erhalten: dt ¼ 1; dx ¼ dt dx ð ð ð ð v ¼ v 0 d x ¼ e  x d x ¼ e t  ð d tÞ ¼  e t d t ¼  e t þ K ¼  e  x þ K t ¼ x; (die Integrationskonstante K wird für die partielle Integration nicht benötigt und daher weggelassen).
2 Partielle Integration (Produktintegration) 153 Die Formel der partiellen Integration führt dann zu der folgenden Lösung: ð ð ð ð I ¼ ð1 þ 2 xÞ  e  x d x ¼ u v 0 d x ¼ u v  u 0 v d x ¼ ð1 þ 2 xÞ  ð e  x Þ  2  ð e  x Þ d x ¼ ¼  ð1 þ 2 xÞ  e  x þ 2  ð e  x d x ¼  ð1 þ 2 xÞ  e  x þ 2 ð e  x þ CÞ ¼ |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl}  e x þ C ¼  ð1 þ 2 xÞ  e  x  2  e  x þ 2 C ¼  ð3 þ 2 xÞ  e x þ C * ðC * ¼ 2 CÞ ð C18 I ¼ x n  ln x d x ¼ ? ðn 6¼  1Þ Zerlegung des Integranden f ðxÞ ¼ x n  ln x in zwei Faktoren u und v 0 : f ðxÞ ¼ x n  ln x ¼ ðln xÞ  x n ¼ u v 0 f |ffl{zffl} u ¼ ln x ; mit v0 ¼ xn und u0 ¼ v0 u 1 ; x v ¼ x nþ1 nþ1 Begründung: Die ebenfalls denkbare Zerlegung in die Faktoren u ¼ x n und v 0 ¼ ln x kommt nicht infrage, da wir keine Stammfunktion zu v 0 ¼ ln x angeben können! Partielle Integration führt dann zu einem Grundintegral: ð I ¼ ¼ C19 ð x n  ln x d x ¼ ð ðln xÞ  x n d x ¼ x n þ 1  ln x 1   n þ1 n þ1 ð xn dx ¼ uv0 dx ¼ uv  ð u 0 v d x ¼ ln x  x nþ1  n þ1 x n þ 1  ln x 1 x nþ1 x nþ1 þC ¼   n þ1 n þ1 n þ1 n þ1 ð  ln x  1 x nþ1  dx ¼ x n þ1 1 n þ1  þC ð I ¼ x  arctan x d x ¼ ? Zerlegung des Integranden f ðxÞ ¼ x  arctan x in zwei Faktoren u und v 0 : |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u mit u ¼ arctan x ; v 0 ¼ x f f ðxÞ ¼ x  arctan x ¼ ðarctan xÞ  x ¼ u v 0 v0 und u0 ¼ 1 1 2 x ; v ¼ 2 2 1þx Begründung: Die auch mögliche Zerlegung in umgekehrter Reihenfolge ðu ¼ x, v 0 ¼ arctan xÞ scheidet aus, da wir keine Stammfunktion zu v 0 ¼ arctan x angeben können! Die Formel der partiellen Integration liefert dann: ð ð ð ð 1 2 1 1 2 I ¼ ðarctan xÞ  x d x ¼ u v 0 d x ¼ u v  u 0 v d x ¼ ðarctan xÞ   x  x dx ¼ 2 1 þ x2 2 1 2 1 x  arctan x   ¼ 2 2 ð x2 1 2 1 x  arctan x   I1 dx ¼ 2 2 2 1þx |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I1
154 C Integralrechnung Das „Hilfsintegral“ I 1 der rechten Seite ist leider kein Grundintegral, lässt sich aber auf solche zurückführen. Aus diesem Grund zerlegen wir den unecht gebrochenrationalen Integrand durch Polynomdivision wie folgt: ðx 2 Þ : ðx 2 þ 1Þ ¼ 1   ðx 2 þ 1Þ 1 1 ¼ 1 x2 þ 1 1 þ x2 1 Damit erhalten wir für das Hilfsintegral I 1 die folgende Lösung:  ð ð ð ð x2 1 1 dx ¼ 1 dx  dx ¼ 1 d x ¼ x  arctan x þ C I1 ¼ 2 2 1þx 1 þ x2 1þx |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Grundintegral Die Lösung der gestellten Aufgabe lautet dann: ð I ¼ 1 2 1 1 2 1 x  arctan x   I1 ¼ x  arctan x  ðx  arctan x þ CÞ ¼ 2 2 2 2 x  arctan x d x ¼ 1 2 1 1 1 1 2 1 1 1 x  arctan x  x þ  arcxtan x  C ¼ x  arctan x þ  arctan x  x  C ¼ 2 2 2 2 2 2 2 2   1 1 1 1 1 1 2 2 * * ¼  arctan x  ðx þ 1Þ  x  C ¼ ðx þ 1Þ  arctan x  x þC C ¼  C 2 2 2 2 2 2 ¼ ð I ¼ C20 ð cos n x d x ¼ cos n  1 x  cos x d x ¼ ? |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v0 Leiten Sie mit Hilfe der angedeuteten Zerlegung des Integranden eine Rekursionsformel für das Integral I her und wenden Sie diese auf den Fall n ¼ 3 an. Aufgrund der vorgegebenen Zerlegung gilt: u ¼ cos n  1 x ¼ ðcos xÞ n  1 ; v 0 ¼ cos x ) u 0 ¼  ðn  1Þ sin x  cos n  2 x ; v ¼ sin x (die Ableitung von u ¼ ðcos xÞ n  1 erhält man mit der Kettenregel, Substitution: t ¼ cos xÞ Die Formel der partiellen Integration liefert dann: ð ð ð ð I ¼ cos n x d x ¼ cos n  1 x  cos x d x ¼ u v 0 d x ¼ u v  u 0 v d x ¼ ¼ cos n  1 x  sin x þ ðn  1Þ  ¼ sin x  cos n  1 x þ ðn  1Þ  ð ð sin x  cos n  2 x  sin x d x ¼ sin 2 x  cos n  2 x d x ¼ sin x  cos n  1 x þ ðn  1Þ I 1 ð*Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I1 Unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin 2 x þ cos 2 x ¼ 1 und damit sin 2 x ¼ 1  cos 2 x lässt sich das „Hilfsintegral“ I 1 wie folgt aufspalten: ð ð ð I 1 ¼ sin 2 x  cos n  2 x d x ¼ ð1  cos 2 xÞ  cos n  2 x d x ¼ ðcos n  2 x  cos n xÞ d x ¼ ð ¼ cos n  2 x d x  ð ð cos n x d x ¼ |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} I cos n  2 x d x  I
2 Partielle Integration (Produktintegration) 155 Dabei haben wir bereits berücksichtigt, dass es sich beim zweiten Integral der rechten Seite um das gesuchte Integral I handelt. Gleichung (*Þ geht damit über in: ð  I ¼ sin x  cos n  1 x þ ðn  1Þ I 1 ¼ sin x  cos n  1 x þ ðn  1Þ cos n  2 x d x  I ¼ ð ¼ sin x  cos n  1 x þ ðn  1Þ  cos n  2 x d x  ðn  1Þ I Durch „Rückwurf“ erhalten wir aus dieser Gleichung die gesuchte Rekursionsformel (der Summand ðn  1Þ I der rechten Seite enthält die Unbekannte I und wird „zurückgeworfen“, d. h. auf die linke Seite gebracht): ð n1 x þ ðn  1 Þ  cos n  2 x d x I þ ðn  1Þ I ¼ I þ n I  I ¼ n I ¼ sin x  cos I ¼ sin x  cos n  1 x n1 þ  n n ð cos n  2 x d x Somit gilt die folgende Rekursionsformel: ð ð sin x  cos n  1 x n1 n cos x d x ¼ þ  cos n  2 d x n n Das Integral der rechten Seite ist vom gleichen Typ wie das Ausgangsintegral I, besitzt aber einen um 2 kleineren Exponenten im Integranden ðn ! n  2Þ. Durch wiederholte Anwendung dieser Rekursionsformel lässt sich der Exponent der Potenz cos n x schrittweise reduzieren, bis man auf ein Grundintegral stößt. Anwendungsbeispiel für n == 3: ð ð sin x  cos 2 x 2 1 2 cos 3 x d x ¼ þ  cos x d x ¼  sin x  cos 2 x þ  sin x þ C 3 3 3 3 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} Grundintegral C21 ð ðln xÞ 2 d x ¼ ? I ¼ Zerlegung des Integranden f ðxÞ ¼ ðln xÞ 2 in ein Produkt aus zwei Faktoren u und v 0 : mit u ¼ ðln xÞ 2 ; f f ðxÞ ¼ ðln xÞ 2 ¼ ðln xÞ2  1 |fflffl{zfflffl} u v0 v 0 ¼ 1 und u0 ¼ 2  ln x ; x v ¼ x (mathematischer „Trick“: Faktor 1 ergänzen; u ¼ ðln xÞ 2 wird nach der Kettenregel differenziert, Substitution: t ¼ ln x) . Begründung: Die ebenfalls mögliche (und zunächst nahe liegende) Zerlegung in zwei gleiche Faktoren u ¼ ln x und v 0 ¼ ln x führt nicht zum Ziel, da wir keine Stammfunktion zu v 0 ¼ ln x angeben können! Die Formel der partiellen Integration führt mit der gewählten Zerlegung auf ein einfacher gebautes Integral vom gleichen Typ, das jedoch noch kein Grundintegral ist: ð ð ð ð 2  ln x I ¼ ðln xÞ 2  1 d x ¼ u v 0 d x ¼ u v  u 0 v d x ¼ ðln xÞ 2  x   x dx ¼ x ð 2 ¼ x ðln xÞ  2  ln x d x ¼ x ðln xÞ 2  2 I 1 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} I1
156 C Integralrechnung Was hat die partielle Integration bisher gebracht? Aus dem Integral (Absenkung des Exponenten um 1): ð ð ðln xÞ 2 d x ! ðln xÞ 1 d x Ð ðln xÞ 2 d x wurde das Integral Ð ðln xÞ 1 d x f Ð Ð Ð Wir vermuten daher: Das „Hilfsintegral“ I 1 ¼ ln x d x geht in das Grundintegral ðln xÞ 0 d x ¼ 1 d x über, wenn wir auf I 1 die gleiche Methode (bei sinngemäß gleicher Zerlegung) anwenden: ð ð 1 ; v ¼ x I 1 ¼ ln x d x ¼ ðln xÞ  1 d x mit u ¼ ln x ; v 0 ¼ 1 und u 0 ¼ x |ffl{zffl} 0 u v ð I1 ¼ ð ðln xÞ  1 d x ¼ uv0 dx ¼ uv  ð u 0 v d x ¼ ðln xÞ  x  ð 1  x dx ¼ x ð ¼ x  ln x  1 d x ¼ x  ln x  x þ C Unsere Vermutung hat sich also bestätigt. Durch zweimalige Anwendung der partiellen Integration haben wir unser Ziel endlich erreicht. Die Lösung lautet damit: ð I ¼ ðln xÞ 2 d x ¼ x ðln xÞ 2  2 I 1 ¼ x ðln xÞ 2  2 ðx  ln x  x þ CÞ ¼ ¼ x ðln xÞ 2  2 x  ln x þ 2 x  2 C ¼ x ½ðln xÞ 2  2  ln x þ 2 þ C * C22 ðC * ¼  2 CÞ ð I ¼ artanh x d x ¼ ? Wir ergänzen zunächst im Integrand f ðxÞ ¼ artanh x den Faktor 1 (der ja nichts verändert) und zerlegen dann wie folgt in zwei Faktoren u und v 0 : f f ðxÞ ¼ artanh x ¼ ðartanh xÞ  1 ¼ u v 0 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u v0 Begründung: Die ebenfalls mögliche Zerlegung u ¼ 1 und v 0 ¼ artanh x kommt nicht infrage, da wir zu v 0 ¼ artanh x keine Stammfunktion angeben können (eine solche Stammfunktion soll ja gerade bestimmt werden). Mit der gewählten Zerlegung u ¼ artanh x ; v0 ¼ 1 und damit u0 ¼ 1 ; 1  x2 v ¼ x liefert die partielle Integration ein „Hilfsintegral“, das zwar kein Grundintegral ist, aber mit Hilfe einer Substitution gelöst werden kann: ð ð ð ð 0 I ¼ artanh x d x ¼ ðartanh xÞ  1 d x ¼ u v d x ¼ u v  u 0 v d x ¼ ð ¼ ðartanh xÞ  x  1  x d x ¼ x  artanh x  1  x2 ð x d x ¼ x  artanh x  I 1 1  x2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I1 Das „Hilfsintegral“ I 1 lösen wir mit der folgenden Substitution (im Zähler steht –– vom fehlenden Faktor  2 abgesehen –– die Ableitung des Nenners ! FS: Kap. V.3.1.2, Integraltyp E): u ¼ 1  x2; du ¼ 2x; dx dx ¼ du 2x
2 Partielle Integration (Produktintegration) ð I1 ¼ x dx ¼ 1  x2 ð 157 x du 1 ¼    u 2 x 2 ð 1 1 1 du ¼   ln j u j þ C ¼   ln j 1  x 2 j þ C u 2 2 Die gesuchte Lösung lautet damit:   ð 1 I ¼ artanh x d x ¼ x  artanh x  I 1 ¼ x  artanh x    ln j 1  x 2 j þ C ¼ 2 ¼ x  artanh x þ C23 ð I ¼ 1 1  ln j 1  x 2 j  C ¼ x  artanh x þ  ln j 1  x 2 j þ C * 2 2 x dx ¼ ? cos 2 x Wir zerlegen den Integrand f ðxÞ ¼ „Verifizieren“ Sie anschließend das Ergebnis. x wie folgt in ein Produkt aus zwei Faktoren u und v 0 : cos 2 x x 1 ¼ x  ¼ uv0 2 cos x cos 2 x |fflfflffl{zfflfflffl} u v0 f f ðxÞ ¼ ðC * ¼  CÞ Begründung: Diese Zerlegung hat Aussicht auf Erfolg, da v 0 ¼ Mit der gewählten Zerlegung u ¼ x; v0 ¼ 1 cos 2 x und damit u0 ¼ 1; 1 bekanntlich die Ableitung von tan x ist. cos 2 x v ¼ tan x führt die partielle Integration zu folgendem Ergebnis: ð ð ð ð ð x 1 0 0 I ¼ dx ¼ x  d x ¼ u v d x ¼ u v  u v d x ¼ x  tan x  1  tan x d x ¼ cos 2 x cos 2 x ð ¼ x  tan x  tan x d x ¼ x  tan x  I 1 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} I1 Das „Hilfsintegral“ I 1 ist zwar kein Grundintegral, lässt sich aber durch eine Substitution leicht lösen, wenn man die sin x trigonometrische Beziehung tan x ¼ beachtet: cos x ð ð sin x dx I 1 ¼ tan x d x ¼ cos x Im Zähler steht –– vom Vorzeichen abgesehen –– die Ableitung des Nenners, das Integral I 1 ist daher durch die Substitution u ¼ cos x wie folgt lösbar (! FS: Kap. V.3.1.2, Integraltyp E): du du ¼  sin x ; d x ¼ dx  sin x ð ð ð ð sin x sin x du 1 I 1 ¼ tan x d x ¼ ¼  dx ¼  d u ¼  ln j u j þ C ¼  ln j cos x j þ C cos x u  sin x u u ¼ cos x ; Für das vorgegebene Integral I erhalten wir damit die Lösung ð x d x ¼ x  tan x  I 1 ¼ x  tan x  ð ln j cos x j þ CÞ ¼ x  tan x þ ln j cos x j  C ¼ I ¼ cos 2 x ¼ x  tan x þ ln j cos x j þ C * ðC * ¼  CÞ
158 C Integralrechnung Wir „verifizieren“ das Ergebnis, indem wir zeigen, dass die 1. Ableitung des unbestimmten Integrals zum Integranden führt. Dabei verwenden wir in der angedeuteten Weise die Produktregel (1. Summand) und die Kettenregel (2. Summand): f I ¼ x  tan x þ ln j cos x j þ C * ¼ u v þ ln j t j þ C * |{z} |{z} u v t I 0 ¼ u0 v þ v0 u þ 1 1 1 x x  t 0 ¼ 1  tan x þ  ð sin xÞ ¼ tan x þ x þ  tan x ¼ t cos 2 x cos x cos 2 x cos 2 x (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin x=cos x ¼ tan x) ð I ¼ x  cos x dx ¼ ? sin 3 x |fflffl{zfflffl} u v0 Lösen Sie dieses Integral in der angedeuteten Weise durch partielle Integration. Die benötigte Stammfunktion zum Faktor v 0 erhalten Sie durch eine geeignete Substitution. f C24 Die vorgegebene Zerlegung des Integranden lautet: u ¼ x; v0 ¼ cos x sin 3 x und u0 ¼ 1; v ¼ ? cos x erhalten wir mit Hilfe der folgenden Substitution (im sin 3 x Zähler steht genau die Ableitung von sin x ! FS: Kap. V.3.1.2, Integraltyp C mit f ðxÞ ¼ sin x und n ¼  3Þ: Die zunächst noch unbekannte Stammfunktion zu v 0 ¼ t ¼ sin x ; ð v ¼ ¼  dt ¼ cos x ; dx v0 dx ¼ ð dx ¼ cos x dx ¼ sin 3 x ð dt cos x cos x dt  ¼ cos x t3 ð 1 dt ¼ t3 ð t 3 d t ¼ t 2 þK ¼ 2 1 1 þK ¼  þK 2 2t 2  sin 2 x Die Integrationskonstante K ist für die partielle Integration ohne Bedeutung und wird daher weggelassen. Mit der jetzt vollständigen Zerlegung u ¼ x; v0 ¼ cos x sin 3 x und u0 ¼ 1; v ¼  1 2  sin 2 x führt die partielle Integration zu einem Grundintegral und damit zur gesuchten Lösung:     ð ð ð ð cos x 1 1 0 0 d x ¼ u v d x ¼ u v  u v d x ¼ x   I ¼ x   1   dx ¼ sin 3 x 2  sin 2 x 2  sin 2 x ¼  x 1  þ 2 2 2  sin x ð 1 x 1 ð cot x þ CÞ ¼ dx ¼  þ 2 2 2 sin x 2  sin x |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  cot x þ C x 1 1 x 1   ¼   cot x þ C ¼   cot x þ C * 2 2 2 2 2 2  sin x 2  sin x  1 C* ¼ C 2 
3 Integration einer echt gebrochenrationalen Funktion durch Partialbruchzerlegung des Integranden 159 3 Integration einer echt gebrochenrationalen Funktion durch Partialbruchzerlegung des Integranden Alle Integrale in diesem Abschnitt lassen sich durch Partialbruchzerlegung des echt gebrochenrationalen Integranden auf Grund- oder Stammintegrale zurückführen. Ist der Integrand jedoch unecht gebrochenrational, so muss er zunächst (z. B. durch Polynomdivision) in eine ganzrationale und eine echt gebrochenrationale Funktion zerlegt werden. Der echt gebrochenrationale Anteil wird dann (vor der Integration) in Partialbrüche zerlegt. Lehrbuch: Band 1, Kapitel V.8.3 Formelsammlung: Kapitel V.3.3 C25 ð I ¼ 8 x 2  2 x  43 ðx þ 2Þ 2 ðx  5Þ dx ¼ ? Der Integrand ist echt gebrochenrational (Zähler: Polynom vom Grad m ¼ 2; Nenner: Polynom vom Grad n ¼ 3; m < n) und wird in Partialbrüche zerlegt. Zunächst benötigen wir die Nullstellen des Nenners: ðx þ 2Þ 2 ðx  5Þ ¼ 0 ) x 1=2 ¼  2 ; x3 ¼ 5 Ihnen ordnen wir folgende Partialbrüche zu: x 1=2 ¼  2 (doppelte Nullstelle) ! A B þ x þ2 ðx þ 2Þ 2 x3 ¼ 5 C x 5 ðeinfache Nullstelle) ! Der Partialbruchansatz lautet damit: 8 x 2  2 x  43 2 ðx þ 2Þ ðx  5Þ ¼ A B C þ þ 2 x þ2 x 5 ðx þ 2Þ Um die unbekannten Konstanten A, B und C bestimmen zu können, müssen die Brüche zunächst gleichnamig gemacht werden (Hauptnenner: ðx þ 2Þ 2 ðx  5ÞÞ. Die Brüche der rechten Seite müssen daher der Reihe nach mit ðx þ 2Þ ðx  5Þ, ðx  5Þ und ðx þ 2Þ 2 erweitert werden: 8 x 2  2 x  43 ðx þ 2Þ 2 ðx  5Þ ¼ A ðx þ 2Þ ðx  5Þ þ B ðx  5Þ þ C ðx þ 2Þ 2 ðx þ 2Þ 2 ðx  5Þ Da die Brüche der beiden Seiten im Nenner übereinstimmen, müssen sie auch im Zähler übereinstimmen: 8 x 2  2 x  43 ¼ A ðx þ 2Þ ðx  5Þ þ B ðx  5Þ þ C ðx þ 2Þ 2 Diese Gleichung gilt für alle reellen x-Werte. Wir setzen jetzt der Reihe nach die Werte x ¼  2, x ¼ 5 (d. h. die Nennernullstellen unserer gebrochenrationalen Funktion) und zusätzlich den Wert x ¼ 0 ein und erhalten ein gestaffeltes lineares Gleichungssystem für die drei Unbekannten A, B und C :
160 C Integralrechnung x ¼ 2 ) 7 ¼  7 B ) B ¼ 1 x ¼ 5 ) 147 ¼ 49 C ) C ¼ 3 x ¼ 0 )  43 ¼  10 A  5 B þ 4 C ¼  10 A  5  1 þ 4  3 ¼  10 A þ 7  43 ¼  10 A þ 7 ) 10 A ¼ 7 þ 43 ¼ 50 ) ) A ¼ 5 Somit gilt A ¼ 5, B ¼ 1 und C ¼ 3, die Partialbruchzerlegung lautet daher: 8 x 2  2 x  43 5 1 3 þ þ 2 x þ2 x  5 ðx þ 2Þ ¼ 2 ðx þ 2Þ ðx  5Þ Die Integration der Partialbrüche führt auf drei einfache Integrale, die mit den angedeuteten Substitutionen gelöst werden: ! ð ð ð ð 5 1 3 dx dx dx þ dx ¼ 5  þ þ þ3 I ¼ 2 2 x þ2 x  5 x þ 2 x 5 ðx þ 2Þ ðx þ 2Þ |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u u v du ¼ 1; dx u ¼ x þ 2; ð I ¼ 5 ð ¼ 5 dx þ x þ2 du þ u ¼ 5  ln j u j  ð dx ¼ du ð u ð dx ðx þ 2Þ 2 und 2 þ3 ð du þ 3  v ¼ x  5; dx ¼ 5 x 5 ð dv ¼ 1; dx du þ u ð dx ¼ dv du þ3 u2 ð dv ¼ v dv u 1 þ 3  ln j v j þ C ¼ ¼ 5  ln j u j þ 1 v 1 þ 3  ln j v j þ C u Durch Rücksubstitution ðu ¼ x þ 2, v ¼ x  5Þ erhalten wir schließlich die folgende Lösung: ð 8 x 2  2 x  43 1 þ 3  ln j x  5 j þ C d x ¼ 5  ln j x þ 2 j  I ¼ 2 x þ 2 ðx þ 2Þ ðx  5Þ C26 ð I ¼ 2 x 3  12 x 2 þ 20 x  2 dx ¼ ? x2  6x þ 9 Der Integrand ist unecht gebrochenrational (Zählerpolynom vom Grad 3, Nennerpolynom vom Grad 2) und muss zunächst (durch Polynomdivision) zerlegt werden: ð2 x 3  12 x 2 þ 20 x  2Þ : ðx 2  6 x þ 9Þ ¼ 2 x þ  ð2 x 3  12 x 2 þ 18 xÞ x2 2x  2  6x þ 9 2x  2 2x  2 Der echt gebrochenrationale Bestandteil x2  6x þ 9 wird dann schrittweise wie folgt in Partialbrüche zerlegt.
3 Integration einer echt gebrochenrationalen Funktion durch Partialbruchzerlegung des Integranden 161 Partialbruchzerlegung 1. Schritt: Berechnung der Nennernullstellen x 2  6 x þ 9 ¼ ðx  3Þ 2 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 2. Binom ) x 1=2 ¼ 3 2. Schritt: Zuordnung der Partialbrüche A B þ x 3 ðx  3Þ 2 x 1=2 ¼ 3 (doppelte Nullstelle) ! 3. Schritt: Partialbruchzerlegung (Ansatz) 2x  2 x2  6x þ 9 ¼ 2x  2 ðx  3Þ ¼ 2 A x 3 þ B ðx  3Þ 2 4. Schritt: Berechnung der Konstanten A und B Die Brüche werden gleichnamig gemacht ðHauptnenner: ðx  3Þ 2 Þ: Der erste Partialbruch muss daher mit x  3 erweitert werden: 2x  2 ðx  3Þ 2 ¼ A ðx  3Þ þ B ðx  3Þ 2 Da die Nenner beider Brüche übereinstimmen, gilt diese Aussage auch für die Zähler: 2 x  2 ¼ A ðx  3Þ þ B ¼ A x  3 A þ B Durch Koeffizientenvergleich erhalten wir zwei Gleichungen für die Unbekannten A und B mit folgender Lösung: A ¼ 2; 3A þ B ¼ 2 ) B ¼ 2 þ 3A ¼ 2 þ 3  2 ¼ 2 þ 6 ¼ 4 Die Partialbruchzerlegung ist damit abgeschlossen: 2x  2 x2  6x þ 9 ¼ 2 4 þ x 3 ðx  3Þ 2 Durchführung der Integration ð I ¼ ð dx ¼ 2x þ 2 x 3  12 x 2 þ 20 x  2 x2 ð ¼ x þ 2  6x þ 9 2 4 þ x 3 ðx  3Þ 2 2x  2 x2 !   6x þ 9 ð dx ¼ x þ 2  2 ð ð dx ¼ dx þ4 x 3 ð 2x dx þ 2x  2 x2  6x þ 9 dx ¼ dx ðx  3Þ 2 Das erste Integral der rechten Seite ist bereits ein Grundintegral, die beiden restlichen werden mit Hilfe der Substitution u ¼ x  3; in solche übergeführt: I ¼ x2 þ 2  du ¼ 1; dx ð dx ¼ du dx þ4 x 3 ð ¼ x 2 þ 2  ln j u j þ 4  ð ð dx ðx  3Þ 2 ¼ x2 þ 2  du þ4 u u  2 d u ¼ x 2 þ 2  ln j u j þ 4  ð du u2 ¼ u 1 4 þ C ¼ x 2 þ 2  ln j u j  þC u 1 Durch Rücksubstitution ðu ¼ x  3Þ erhalten wir schließlich die gesuchte Lösung: I ¼ x 2 þ 2  ln j x  3 j  4 þC x 3
162 C Integralrechnung ð C27 I ¼ x3 x3 þ 2x 2  x  2 dx ¼ ? Der Integrand ist unecht gebrochenrational (Zähler- und Nennerpolynom sind jeweils vom Grad 3) und muss daher zunächst (durch Polynomdivision) wie folgt zerlegt werden: ðx 3 Þ : ðx 3 þ 2 x 2  x  2Þ ¼ 1 þ  ðx 3 þ 2 x 2  x  2Þ 2x2 þ x þ 2 x3 þ 2x 2  x  2  2x2 þ x þ 2 Der echt gebrochenrationale Bestandteil 2x2 þ x þ 2 x3 þ 2x 2  x  2 wird schrittweise in Partialbrüche zerlegt. Partialbruchzerlegung 1. Schritt: Nullstellenberechnung des Nenners x3 þ 2x 2  x  2 ¼ 0 ) x1 ¼ 1 (durch Probieren) Die restlichen Nullstellen (falls überhaupt vorhanden) erhält man nach Abspalten des Linearfaktors x  1 (mit Hilfe des Hornerschemas) aus dem 1. reduzierten Polynom: 1 x1 ¼ 1 1 2 1 2 1 3 2 3 2 0 ) x2 þ 3x þ 2 ¼ 0 ) x2 ¼  1 ; x3 ¼  2 2. Schritt: Zuordnung der Partialbrüche Den einfachen Nennernullstellen x 1 ¼ 1, x 2 ¼  1 und x 3 ¼  2 werden der Reihe nach die folgenden Partialbrüche zugeordnet: A ; x 1 B ; x þ1 C x þ2 3. Schritt: Partialbruchzerlegung (Ansatz) 2x2 þ x þ 2 x3 þ 2x2 x 2 ¼ 2x2 þ x þ 2 ðx  1Þ ðx þ 1Þ ðx þ 2Þ ¼ A B C þ þ x 1 x þ1 x þ2 4. Schritt: Alle Brüche werden auf den Hauptnenner ðx  1Þ ðx þ 1Þ ðx þ 2Þ gebracht. Dazu müssen die drei Teilbrüche der rechten Seite der Reihe nach mit ðx þ 1Þ ðx þ 2Þ, ðx  1Þ ðx þ 2Þ bzw. ðx  1Þ ðx þ 1Þ erweitert werden: 2x2 þ x þ 2 ðx  1Þ ðx þ 1Þ ðx þ 2Þ ¼ A ðx þ 1Þ ðx þ 2Þ þ B ðx  1Þ ðx þ 2Þ þ C ðx  1Þ ðx þ 1Þ ðx  1Þ ðx þ 1Þ ðx þ 2Þ Die Brüche stimmen im Nenner, somit auch im Zähler überein:  2 x 2 þ x þ 2 ¼ A ðx þ 1Þ ðx þ 2Þ þ B ðx  1Þ ðx þ 2Þ þ C ðx  1Þ ðx þ 1Þ Um drei Gleichungen für die drei Unbekannten A, B und C zu erhalten, setzen wir für die Variable x drei (verschiedene) Werte ein. Günstig sind die Werte der drei Nennernullstellen des Integranden (das lineare Gleichungssystem ist dann gestaffelt und leicht zu lösen). Wir erhalten: x ¼ 1 ) x ¼ 1 x ¼ 2 1 ¼ 6A ) A ¼ 1=6 )  1 ¼ 2 B ) B ¼ 1=2 ) 8 ¼ ) C ¼  8=3 3C
3 Integration einer echt gebrochenrationalen Funktion durch Partialbruchzerlegung des Integranden 163 Die Partialbruchzerlegung lautet somit: 2x2 þ x þ 2 x3 þ x 2 2x2 ¼ 1=6 x 1 þ 1=2 þ x þ1  8=3 x þ2 ¼ 1 1 1 1 8 1  þ    6 x 1 2 x þ1 3 x þ2 Durchführung der Integration Der Integrand des gesuchten Integrals I lässt sich jetzt wie folgt darstellen: x3 x3 þ 2x2 x 2 ¼ 1þ 2x2 þ x þ 2 x3 þ 2x2 x 2 ¼ 1þ 1 1 1 1 8 1 þ     6 x 1 2 x þ1 3 x þ2 Gliedweise Integration führt auf ein Grundintegral und drei einfache Integrale, die in der angedeuteten Weise mit Hilfe einfacher Substitutionen gelöst werden: ð ð ð ð 1 dx 1 dx 8 dx þ  I ¼ 1 dx þ    6 2 3 x 1 x þ1 x þ2 |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u v w du ¼ 1; dx u ¼ x  1; ð I ¼ 1 dx þ 1  6 ð dx ¼ du; du 1 þ  u 2 ð analog: v ¼ x þ 1; d x ¼ d v und dv 8   v 3 ð w ¼ x þ 2; dx ¼ dw dw 1 1 8 ¼ x þ  ln j u j þ  ln j v j   ln j w j þ C w 6 2 3 Durch Rücksubstitution ðu ¼ x  1, v ¼ x þ 1, w ¼ x þ 2Þ erhält man die gesuchte Lösung: I ¼ x þ 1 1 8  ln j x  1 j þ  ln j x þ 1 j   ln j x þ 2 j þ C 6 2 3 ð C28 I ¼ 4 x 4  x 3  38 x 2 þ 9 x þ 45 ðx 2  9Þ ðx þ 1Þ dx ¼ ? Da der Integrand unecht gebrochenrational ist (Zählerpolynom vom Grad m ¼ 4, Nennerpolynom vom Grad n ¼ 3; m > n), müssen wir ihn zunächst zerlegen (Polynomdivision). Nenner: ðx 2  9Þ ðx þ 1Þ ¼ x 3 þ x 2  9 x  9 ð4 x 4  x 3  38 x 2 þ 9 x þ 45Þ : ðx 3 þ x 2  9 x  9Þ ¼ 4 x  5 þ  ð4 x 4 þ 4 x 3  36 x 2  36 xÞ  5 x 3  2 x 2 þ 45 x þ 45 3x2 ðx 2  9Þ ðx þ 1Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} echt gebrochen  ð 5 x 3  5 x 2 þ 45 x þ 45Þ 3x2 Partialbruchzerlegung (des echt gebrochenrationalen Anteils) 1. Schritt: Berechnung der Nennernullstellen ðx 2  9Þ ðx þ 1Þ ¼ 0 x2  9 ¼ 0 ) x1=2 ¼  3 x þ1 ¼ 0 ) x3 ¼  1 2. Schritt: Zuordnung der Partialbrüche Den drei einfachen Nennernullstellen x 1 ¼ 3, x 2 ¼  3 und x 3 ¼  1 werden der Reihe nach folgende Partialbrüche zugeordnet: A ; x 3 B ; x þ3 C x þ1
164 C Integralrechnung 3. Schritt: Partialbruchzerlegung (Ansatz) 3x2 ðx 2  9Þ ðx þ 1Þ ¼ 3x2 A B C ¼ þ þ x 3 x þ3 x þ1 ðx  3Þ ðx þ 3Þ ðx þ 1Þ 4. Schritt: Alle Brüche werden gleichnamig gemacht, d. h. auf den Hauptnenner ðx  3Þ ðx þ 3Þ ðx  1Þ gebracht. Dazu müssen die Teilbrüche der rechten Seite der Reihe nach mit ðx þ 3Þ ðx  1Þ, ðx  3Þ ðx  1Þ bzw. ðx  3Þ ðx þ 3Þ erweitert werden: 3x2 ðx  3Þ ðx þ 3Þ ðx þ 1Þ A ðx þ 3Þ ðx þ 1Þ þ B ðx  3Þ ðx þ 1Þ þ C ðx  3Þ ðx þ 3Þ ¼ ðx  3Þ ðx þ 3Þ ðx þ 1Þ Da die Nenner beider Brüche übereinstimmen, gilt dies auch für die Zähler. Somit ist: 3 x 2 ¼ A ðx þ 3Þ ðx þ 1Þ þ B ðx  3Þ ðx þ 1Þ þ C ðx  3Þ ðx þ 3Þ Durch Einsetzen der Werte x ¼ 3, x ¼  3 und x ¼  1 (es sind die Nennernullstellen des Integranden!) erhalten wir ein leicht lösbares gestaffeltes lineares Gleichungssystem: 3 ) 27 ¼ 24 A ) A ¼ 27 9 ¼ 24 8 x ¼ 3 ) 27 ¼ 12 B ) B ¼ 27 9 ¼ 12 4 x ¼ 1 ) 3 ¼ 8C ) C ¼  x ¼ 3 8 Die Partialbruchzerlegung lautet damit: 3 x2 ðx 2  9Þ ð x þ 1Þ ¼ 9=8 x 3 þ 9=4 x þ3 þ  3=8 x þ1 ¼ 9 1 9 1 3 1  þ    8 x 3 4 x þ3 8 x þ1 Durchführung der Integration Der Integrand des gesuchten Integrals I lässt sich jetzt in der folgenden Form darstellen: 4 x 4  x 3  38 x 2 þ 9 x þ 45 ðx 2  9Þ ð x þ 1Þ ¼ 4x  5 þ ¼ 4x  5 þ 3 x2 ðx 2  9Þ ð x þ 1Þ ¼ 9 1 9 1 3 1 þ     8 x 3 4 x þ3 8 x þ1 Gliedweise Integration führt auf ein Grundintegral und drei weitere durch die angedeuteten Substitutionen leicht lösbare Integrale: ð ð ð ð 9 dx 9 dx 3 dx I ¼ ð4 x  5Þ d x þ þ     8 4 8 x 3 x þ3 x þ1 |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u v w u ¼ x  3; du ¼ 1; dx ð I ¼ ð4 x  5Þ d x þ ¼ 2x2  5x þ dx ¼ du; 9  8 ð analog: v ¼ x þ 3 ; du 9 þ  u 4 ð dv 3   v 8 ð d x ¼ d v und w ¼ x þ 1; dw ¼ w 9 9 3  ln j u j þ  ln j v j   ln j w j þ C 8 4 8 Rücksubstitution ðu ¼ x  3, v ¼ x þ 3, w ¼ x þ 1Þ führt schließlich zur gesuchten Lösung: I ¼ 2x2  5x þ 9 9 3  ln j x  3 j þ  ln j x þ 3 j   ln j x þ 1 j þ C 8 4 8 dx ¼ dw
3 Integration einer echt gebrochenrationalen Funktion durch Partialbruchzerlegung des Integranden ð C29 I ¼ 165 5 x 2  7 x þ 20 dx ¼ ? x 3  3 x 2 þ 12 x  10 Der echt gebrochenrationale Integrand (Zählerpolynom vom Grad m ¼ 2, Nennerpolynom vom Grad n ¼ 3, m < n), wird in Partialbrüche zerlegt. 1. Schritt: Berechnung der Nennernullstellen x 3  3 x 2 þ 12 x  10 ¼ 0 ) x1 ¼ 1 (durch Probieren) Die restlichen Nullstellen sind die Nullstellen des 1. reduzierten Polynoms, das wir mit Hilfe des Horner-Schemas ermitteln: 1 x1 ¼ 1 1 3 12 10 1 2 10 2 10 0 ) ) x 2  2 x þ 10 ¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi x2=3 ¼ 1  1  10 ¼ 1   9 ¼ 1  3 j 2. Schritt: Zuordnung der Partialbrüche x 1 ¼ 1 (einfache reelle Nullstelle) ! A x 1 x 2=3 ¼ 1  3 j (konjugiert komplexe Nullstellen) ! Bx þ C x2  2 x þ 10 3. Schritt: Partialbruchzerlegung (Ansatz) 5 x 2  7 x þ 20 x 3  3 x 2 þ 12 x  10 ¼ 5 x 2  7 x þ 20 ðx  1Þ ðx 2  2 x þ 10Þ ¼ A Bx þ C þ x 1 x 2  2 x þ 10 4. Schritt: Alle Teilbrüche werden auf den Hauptnenner ðx  1Þ ðx 2  2 x þ 10Þ gebracht. Sie müssen daher der Reihe nach mit x 2  2 x þ 10 bzw. x  1 erweitert werden: 5 x 2  7 x þ 20 ðx  1Þ ðx 2  2 x þ 10Þ ¼ A ðx 2  2 x þ 10Þ þ ðB x þ CÞ ðx  1Þ ðx  1Þ ðx 2  2 x þ 10Þ Die Brüche auf beiden Seiten dieser Gleichung stimmen im Nenner überein und somit auch im Zähler: 5 x 2  7 x þ 20 ¼ A ðx 2  2 x þ 10Þ þ ðB x þ CÞ ðx  1Þ Wir benötigen drei Gleichungen für die drei Unbekannten A, B und C und setzen daher für die Variable x drei verschiedene Werte ein: x ¼ 1 (reelle Nennernullstelle), x ¼ 0 und x ¼ 2. Das bereits gestaffelte lineare Gleichungssystem führt zu der folgenden Lösung: x ¼ 1 ) 18 ¼ 9 A ) A ¼ 2 x ¼ 0 ) 20 ¼ 10 A  C ) C ¼ 10 A  20 ¼ 10  2  20 ¼ 20  20 ¼ 0 x ¼ 2 ) 26 ¼ 10 A þ 2 B þ C ) 2 B ¼ 26  10 A  C ¼ 26  10  2  0 ¼ 6 ) B ¼ 3 Die Partialbruchzerlegung besitzt damit die folgende Gestalt: 5 x 2  7 x þ 20 x3  3x2 þ 12 x  10 ¼ 2 3x þ 2 x 1 x  2 x þ 10
166 C Integralrechnung Durchführung der Integration Gliedweise Integration der Partialbrüche führt zu ð ð ð 5 x 2  7 x þ 20 dx x þ3  d x ¼ 2 I1 þ 3 I2 I ¼ dx ¼ 2  2 3 2 x 1 x  2 x þ 10 x  3 x þ 12 x  10 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I1 I2 Das Teilintegral I 1 wird durch eine einfache Substitution gelöst: du ¼ 1; dx ¼ du dx ð ð dx du I1 ¼ ¼ ¼ ln j u j þ C 1 ¼ ln j x  1 j þ C 1 x 1 u u ¼ x  1; Das Teilintegral I 2 lässt sich nach einigen elementaren Umformungen im Nenner ebenfalls durch Substitution lösen. Wir haben dieses Integral bereits in der eigenständigen Aufgabe C16 ausführlich behandelt. Die Lösung lautete:  2  ð x 1 x  2 x þ 10 1 1 þ I2 ¼  ln  arctan ðx  1Þ þ C 2 dx ¼ 2 3 3 x 2  2 x þ 10 9 Damit erhalten wir für das Integral I folgende Lösung:  2   1 x  2 x þ 10 1 1  ln þ  arctan ðx  1Þ þ C 2 ¼ I ¼ 2 I 1 þ 3 I 2 ¼ 2  ð ln j x  1 j þ C 1 Þ þ 3 2 3 3 9  2  3 x  2 x þ 10 1 ¼ 2  ln j x  1 j þ 2 C 1 þ þ arctan  ln ðx  1Þ þ 3 C 2 ¼ 2 3 9   3 1 2 ¼ 2  ln j x  1 j þ 2 C 1 þ ln ð x  2 x þ 10Þ  ln 9 þ arctan ðx  1Þ þ 3 C 2 ¼ 2 3  3 1 3  ln ð x 2  2 x þ 10Þ þ arctan ðx  1Þ þ 2 C 1   ln 9 þ 3 C 2 ¼ 2 3 2   3 1 3  ln ðx 2  2 x þ 10Þ þ arctan ðx  1Þ þ C * C * ¼ 2 C1 þ 3 C2   ln 9 ¼ 2  ln j x  1 j þ 2 3 2 ¼ 2  ln j x  1 j þ 4 Numerische Integration Lehrbuch: Band 1, Kapitel V.8.4 Formelsammlung: Kapitel V.3.5 Bestimmen Sie mit der Simpsonschen Formel für 2 n ¼ 8 einfache Streifen einen Näherungswert für den Flächeninhalt A zwischen der Kurve y ¼ ln ð1 þ 5 x 3 Þ, 0  x  1,6 und der x-Achse (Erstund Zweitrechnung mit halber Streifenzahl). C30 Die Flächenberechnung erfolgt durch das folgende Integral: 1;6 ð A ¼ ln ð1 þ 5 x 3 Þ d x 0
4 Numerische Integration 167 Bild C-1 zeigt die gesuchte Fläche und ihre Zerlegung in 2 n ¼ 8 einfache Streifen (Erstrechnung). y 3 2 y = ln 1 + 5 x 3 1 Bild C-1 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 Erstrechnung (2 n = 8 einfache Streifen ) Streifenbreite (Schrittweite): h ¼ 1,4 1,6 x n = 4 Doppelstreifen) 1,6  0 ¼ 0,2 8 Stützstellen: x k ¼ 0 þ k  h ¼ k  0,2 ðk ¼ 0; 1; 2; . . . ; 8Þ Stützwerte: y k ¼ f ðx k Þ ¼ ln ð1 þ 5 x 3k Þ (mit dem Taschenrechner berechnen) Zweitrechnung (2 n * = 4 einfache Streifen ) Streifenbreite (Schrittweite): h * ¼ 2 h ¼ Stützstellen: x k ¼ 0 þ k  h * ¼ k  0,4 n * = 2 Doppelstreifen) 1,6  0 ¼ 0,4 4 ðk ¼ 0; 1; 2; 3; 4Þ Stützwerte: y k ¼ f ðx k Þ ¼ ln ð1 þ 5 x 3k Þ (liegen aus der Erstrechnung bereits vor) k Stützstellen x k 0 0 1 0,2 2 0,4 3 0,6 4 0,8 5 1,0 6 1,2 7 1,4 8 1,6 Erstrechnung (h = 0,2) Zweitrechnung (h * = 2 h = 0,4) Stützwerte y k Stützwerte y k 0 0 0,039 221 0,277 632 0,277 632 0,732 368 1,269 761 1,269 761 1,791 759 2,265 921 2,265 921 2,689 207 3,067 122 3,067 122 3,067 122 5,252 555 3,813 314 3,067 122 2,543 553 1,269 761 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} S0 S1 S2 S *0 S *1 S *2 Hinweis zur Tabelle: Die grau unterlegten Stützstellen und Stützwerte der Erstrechnung entfallen bei der Zweitrechnung.
168 C Integralrechnung Erstrechnung: 2 n = 8 „einfache“ Streifen der Breite h = 0,2 I h ¼ ðS 0 þ 4  S 1 þ 2  S 2 Þ h 0,2 ¼ ð3,067 122 þ 4  5,252 555 þ 2  3,813 314Þ  ¼ 2,113 598 3 3 Zweitrechnung: 2 n * = 4 „einfache“ Streifen der Breite h * = 2 h = 0,4 h* 0,4 I h * ¼ I 2 h ¼ ðS *0 þ 4  S *1 þ 2  S *2 Þ ¼ ð3,067 122 þ 4  2,543 553 þ 2  1,269 761Þ  ¼ 2,104 114 3 3 Fehler der Erstrechnung: 1 1 1 ðI h  I h *Þ ¼ ðI h  I 2 h Þ ¼ ð2,113 598  2,104 114Þ ¼ 0,000 632 15 15 15 DI ¼ Verbesserter Näherungswert I v (Flächeninhalt A): 1;6 ð ln ð1 þ 5 x 3 Þ d x A ¼ I v ¼ I h þ D I ¼ 2,113 598 þ 0,000 632 ¼ 2,114 230 0 ðp C31 e cos x d x näherungsweise nach Simpson (Zerlegung in 2 n ¼ 12 „ein- Berechnen Sie das Integral 0 fache“ Streifen; Erst- und Zweitrechnung). Der Integralwert entspricht der in Bild C-2 skizzierten Fläche. y 3 2 y = e cos x 1 Bild C-2 π x h = π / 12 Erstrechnung (2 n = 12 „einfache“ Streifen ) n = 6 Doppelstreifen) Streifenbreite (Schrittweite): h ¼ p=12 Stützstellen: x k ¼ 0 þ k  h ¼ k  p=12 ðk ¼ 0; 1; 2; . . . ; 12Þ Bei der Berechnung der Stützwerte y k ¼ f ðx k Þ ¼ e cos x k ist zu beachten, dass die Stützstellen x k im Bogenmaß gegebene Winkel sind.
4 Numerische Integration 169 Zweitrechnung (2 n * = 6 „einfache“ Streifen ) n * = 3 Doppelstreifen) Streifenbreite (Schrittweite): h * ¼ 2 h ¼ p=6 Stützstellen: x k ¼ 0 þ k  h ¼ k  p=6 ðk ¼ 0; 1; 2; . . . ; 6Þ Stützwerte: y k ¼ f ðx k Þ ¼ e cos x k (liegen aus der Erstrechnung bereits vor) k Erstrechnung (h = p /12) Zweitrechnung (h * = 2 h = p /6) Stützwerte y k Stützwerte y k Stützstellen x k 0 0 2,718 282 1 1  p=12 ¼ p=12 2 2  p=12 ¼ p=6 3 3  p=12 ¼ p=4 4 4  p=12 ¼ p=3 5 5  p=12 6 6  p=12 ¼ p=2 7 7  p=12 8 8  p=12 ¼ 2 p=3 9 9  p=12 ¼ 3 p=4 10 10  p=12 ¼ 5 p=6 11 11  p=12 12 12  p=12 ¼ p 2,718 282 2,627 219 2,377 443 2,377 443 2,028 115 1,648 721 1,648 721 1,295 399 1 1 0,771 963 0,606 531 0,606 531 0,493 069 0,420 620 0,420 620 0,380 631 0,367 879 0,367 879 3,086 161 7,596 396 6,053 315 3,086 161 3,798 063 2,255 252 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} S0 S1 S2 S *0 S *1 S *2 Hinweis zur Tabelle: Die grau unterlegten Stützstellen und Stützwerte der Erstrechnung entfallen bei der Zweitrechnung. Erstrechnung: 2 n = 12 „einfache“ Streifen der Breite h = p /12 I h ¼ ðS 0 þ 4  S 1 þ 2  S 2 Þ h p ¼ ð3,086 161 þ 4  7,596 396 þ 2  6,053 315Þ  ¼ 3,977 464 3 36 Zweitrechnung: 2 n * = 6 „einfache“ Streifen der Breite h * = 2 h = p /6 h* p ¼ ð3,086 161 þ 4  3,798 063 þ 2  2,255 252Þ  ¼ 3,977 416 I h * ¼ I 2 h ¼ ðS *0 þ 4  S *1 þ 2  S *2 Þ 3 18 Fehler der Erstrechnung: DI ¼ 1 1 1 ðI h  I h *Þ ¼ ðI h  I 2 h Þ ¼ ð3,977 464  3,977 416Þ ¼ 0,000 003 15 15 15 Verbesserter Näherungswert I v : ðp e cos x d x 0 I v ¼ I h þ D I ¼ 3,977 464 þ 0,000 003 ¼ 3,977 467
170 C Integralrechnung ð p=2 I ¼ C32 x dx ¼ ? sin x p=4 Berechnen Sie dieses Integral näherungsweise nach der Trapezformel für n ¼ 6 Streifen. Welches Ergebnis erhält man nach Simpson für 2 n ¼ 6 „einfache“ Streifen? Der Integralwert entspricht der in Bild C-3 skizzierten Fläche. y= Streifenbreite (Schrittweite): h ¼ y 1,5 p=2  p=4 p=4 p ¼ ¼ 6 6 24 x sin x 1 Stützstellen: 0,5 p p p xk ¼ þk h ¼ þk  ¼ 4 4 24 π 4 p p p ¼ 6 þk  ¼ ð6 þ kÞ  24 24 24 h = π / 24 π 2 x Bild C-3 ðk ¼ 0; 1; 2; . . . ; 6Þ Bei der Berechnung der zugehörigen Stützwerte y k ¼ f ðx k Þ ¼ x k =sin x k ist zu beachten, dass die Stützstellen x k im Bogenmaß dargestellte Winkel sind. k Stützstellen x k Trapezformel Simpsonsche Formel Stützwerte y k Stützwerte y k 0 6  p=24 ¼ p=4 1 7  p=24 1,154 968 2 8  p=24 ¼ p=3 1,209 200 3 9  p=24 ¼ 3 p=8 1,275 163 4 10  p=24 ¼ 5 p=12 1,355 173 5 11  p=24 1,452 321 6 12  p=24 ¼ p=2 1,110 721 1,570 796 1,110 721 1,154 968 1,209 200 1,275 163 1,355 173 1,452 321 1,570 796 2,681 517 6,446 825 2,681 517 3,882 452 2,564 373 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} S2 S0 S1 S2 S1 Die beiden Formeln (Trapez- und Simpsonformel) unterscheiden sich bekanntlich in der unterschiedlichen Gewichtung der Stützstellen. Trapezformel ðn ¼ 6 Streifen der Breite h ¼ p=24Þ:     1 1 p  S1 þ S2 h ¼  2,681 517 þ 6,446 825  ¼ 1,019 392 I ¼ 2 2 24 Simpsonsche Formel ð2 n ¼ 6 einfache Streifen der Breite h ¼ p=24 I ¼ ðS 0 þ 4  S 1 þ 2  S 2 Þ ) n ¼ 3 DoppelstreifenÞ: h p ¼ ð2,681 517 þ 4  3,882 452 þ 2  2,564 373Þ  ¼ 1,018 403 3 72
5 Anwendungen der Integralrechnung 171 5 Anwendungen der Integralrechnung In diesem Abschnitt finden Sie ausschließlich anwendungsorientierte Aufgaben zu folgenden Themen:     Flächeninhalt, Flächenschwerpunkt, Flächenträgheitsmomente (Flächenmomente) Rotationskörper (Volumen, Mantelfläche, Massenträgheitsmoment, Schwerpunkt) Bogenlänge, lineare und quadratische Mittelwerte Arbeitsgrößen, Bewegungen (Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung) Fertigen Sie zu jeder Aufgabe eine Skizze an, sie erleichtert Ihnen den Lösungsweg und führt zu einem besseren Verständnis. Alle anfallenden Integrale dürfen der Integraltafel entnommen werden. Bei der Lösung der Integrale wird die jeweilige Integralnummer aus der Integraltafel der Mathematischen Formelsammlung des Autors mit den entsprechenden Parameterwerten angegeben („gelbe Seiten“, z. B. Integral 313 mit a ¼ 2). Selbstverständlich dürfen Sie die Integrale auch „per Hand“ lösen (zusätzliche bung). 5.1 Flächeninhalt, Flächenschwerpunkt, Flächenträgheitsmomente Lehrbuch: Band 1, Kapitel V.10.2 und 10.8 Formelsammlung: Kapitel V.5.4 bis 5.6 Welcher Flächeninhalt A wird von der Kurve y 2 ¼ 9 x 2  x 4 eingeschlossen? Das dabei anfallende Integral ist mit einer geeigneten Integrationsmethode zu lösen. C33 y Wir lösen die Kurvengleichung nach y auf und erhalten zwei zur x-Achse spiegelsymmetrische Funktionen: y 2 = 9x 2 – x 4 4 y 2 ¼ 9 x 2  x 4 ¼ x 2 ð9  x 2 Þ ) 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y ¼  x  9  x2; 3  x  3 –3 Bild C-4 zeigt die eingeschlossene Fläche, die sowohl zur x- als auch zur y-Achse symmetrisch ist. Bei der Integration können wir uns daher auf den 1. Quadrant beschränken (dunkelgrau unterlegte Fläche): ðb A ¼ 4 ð3 y dx ¼ 4  a x  –2 –1 1 2 3 x –2 –4 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 9  x2 dx Bild C-4 0 Das Integral lösen wir mit Hilfe der folgenden Substitution (die Grenzen werden mitsubstituiert): du ¼ 2x; dx u ¼ 9  x2; ð3 A ¼ 4 dx ¼ ¼ 2 Grenzen unten: x ¼ 0 ) u ¼ 90 ¼ 9 oben: x ¼ 3 ) u ¼ 99 ¼ 0 ð9 ð0 ð0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi du 2 u d u ¼ 2  u 1=2 d u ¼ ¼ 2  x  9  x dx ¼ 4  x  u  2 x 0  du ; 2x 9  3=2 9 u 3=2 0 ¼ 4 hpffiffiffiffiffi3 i 9 4 u ¼ 0 3 3 9 u pffiffiffi  9 4 u 0¼ ð27  0Þ ¼ 36 3 0
172 C Integralrechnung Bestimmen Sie den Flächeninhalt A, den die Kurve y ¼ x 3  6 x 2  4 x þ 24 mit der x-Achse im Bereich der beiden am weitesten außen gelegenen Schnittstellen einschließt. C34 Wir benötigen die Nullstellen der Funktion: x 3  6 x 2  4 x þ 24 ¼ 0 ) x1 ¼ 2 (durch Probieren) Abspalten des zugehörigen Linearfaktors x  2 mit dem Horner-Schema, Berechnung der restlichen Nullstellen aus dem 1. reduzierten Polynom: 1 6 x1 ¼ 2  4  8  24 2 1 24 4  12 0 ) x 2  4 x  12 ¼ 0 Die Polynomfunktion besitzt den in Bild C-5 dargestellten Verlauf. Die gesuchte Fläche A ergibt sich dann als Summe der skizzierten Teilflächen A 1 und A 2 : ) x2 ¼ 6 ; x3 ¼  2 y 30 20 A ¼ A1 þ A2 10 y = x 3 – 6x 2 – 4x + 24 A1 Bild C-5 –2 –1 – 10 1 2 3 4 5 6 x A2 – 20 Teilfläche A 1 : Die Kurve liegt oberhalb der x-Achse. Daher gilt: ðb  ð2 A1 ¼ y dx ¼ ðx 3  6 x 2  4 x þ 24Þ d x ¼ 2 a – 30 1 4 x  2 x 3  2 x 2 þ 24 x 4 2 ¼ 2 ¼ ð4  16  8 þ 48Þ  ð4 þ 16  8  48Þ ¼ 28 þ 36 ¼ 64 Teilfläche A 2 : Die Kurve liegt unterhalb der x-Achse. Daher gilt jetzt: ðc A2 ¼  y dx ¼  b  ð6 ðx 3  6 x 2  4 x þ 24Þ d x ¼  1 4 x  2 x 3  2 x 2 þ 24 x 4 2 6 ¼ 2 ¼  ½ ð324  432  72 þ 144Þ  ð4  16  8 þ 48Þ  ¼  ½ 36  28 ¼ ð 64Þ ¼ 64 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  36 28 Gesamtfläche A: C35 A ¼ A 1 þ A 2 ¼ 64 þ 64 ¼ 128 1 2 x þ 2 x eingeschlossene Berechnen Sie für das von den Parabeln y ¼ x 2  4 x und y ¼  5 Flächenstück Flächeninhalt A und Flächenschwerpunkt S. Wir berechnen zunächst die benötigten Schnittpunkte der beiden Parabeln: 1 2 x þ 2x x  4x ¼  5 2 ) 6 2 x  6x ¼ 6x 5   1 x 1 ¼ 0 5 6 x ¼ 0 ) x1 ¼ 0 1 x  1 ¼ 0 ) x2 ¼ 5 5
5 Anwendungen der Integralrechnung 173 Aus Bild C-6 entnehmen wir die folgenden Randkurven: y 1 2 x þ 2x 5 obere Randkurve: yo ¼  untere Randkurve: yu ¼ x 2  4 x 5 1 yo = – x 2 + 2x 5 A 1 Bild C-6 1 –1 A ¼ –4 a 0  2 3 x þ 3x2 5 Schwerpunkt S = (xS; yS) ðb 1 xS ¼  A 0 5 ¼  50 þ 75  0  0 ¼ 25 0 (Lage im 1. Quadrant, siehe Bild C-6) 1 x ð y o  y uÞ d x ¼  25 ð5 a    1 2 2 x  x þ 2 x  ðx  4 xÞ d x ¼ 5 0 ð5 1 ¼  25 0 1 2 1 x þ 2 x  x 2 þ 4 xÞ d x ¼  x@ 5 25 0 ¼ 4    ð5  ð5  1 2 6 2 2 x þ 2 x  ðx  4 xÞ d x ¼ x þ 6x dx ¼ ð y o  y uÞ d x ¼   5 5  ¼ 3 ð5   6 2 x þ 6x dx ¼ x  5 0   5 ð5  6 3 1 3 4  x þ 6x2 dx ¼  x þ 2x3 ¼ 5 25 10 0 1  25 0 ¼ 1 25     375 1  375 þ 500 1 125 5  25 5 ¼  þ 250  0  0 ¼ ¼  ¼ ¼ 2,5 25  2 2 25 2 25 2 2 ðb 1  yS ¼ 2A 1  ð y 2o  y 2u Þ d x ¼ 50 a 1 ¼  50 # 2 ð5 " 1 2 2 dx ¼ x þ 2 x  ðx 2  4 xÞ  5 0 ð5  1 4 4 3 x  x þ 4x2 25 5    ðx 4  8 x 3 þ 16 x 2 Þ d x ¼ 0 1  ¼ 50 ð5  1 4 4 3 x  x þ 4 x 2  x 4 þ 8 x 3  16 x 2 25 5  dx ¼ 0 1 ¼  50 ð5   24 4 36 3 x þ x  12 x 2 25 5  dx ¼ 1 50   24 5 9 4 x þ x  4x3 125 5 0 ¼ 5 yu = x 2 – 4 x Flächeninhalt A ðb 2 1 1 1 ð 600 þ 1125  500  0  0  0Þ ¼  25 ¼ ¼ 0,5 50 50 2 Schwerpunkt: S ¼ ð2,5; 0,5Þ 5 ¼ 0 x
174 C Integralrechnung C36 Bestimmen Sie den Flächeninhalt A und den Flächenschwerpunkt S des Flächenstücks, das von der Kurve y ¼ x  e  x mit der positiven x-Achse eingeschlossen wird. Wir berechnen zunächst den Flächeninhalt A des in Bild C-7 dargestellten Flächenstücks und anschließend die Lage des Flächenschwerpunktes S. y 0,4 0,3 y = x · e–x Flächeninhalt A 1 ð ðb f ðxÞ d x ¼ A ¼ a x  e  x d x ¼ lim 0,2 ðl l!1 0 A x  ex d x 0,1 0 1 2 3 4 x 5 Bild C-7 Dieses uneigentliche Integral wird wie folgt berechnet: Zunächst wird von x ¼ 0 bis x ¼ l > 0 integriert, anschließend der Grenzwert l ! 1 gebildet (! FS: Kap. V.4.1): ðl AðlÞ ¼ x  ex d x ¼ ð x  1Þ  e  x l 0 ¼ ð l  1Þ  e  l þ 1  e 0 ¼ ð l  1Þ  e  l þ 1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 313 mit a ¼  1 A ¼ lim AðlÞ ¼ lim l!1 l!1 ð l  1Þ  e  l þ 1  ¼ 0þ1 ¼ 1 Hinweis: Für ein beliebiges Polynom PðlÞ gilt: lim P ðlÞ  e  l ¼ 0 ðf ür l > 0Þ l!1 Schwerpunkt S = (xS ; yS) xS ¼ 1  A ðb xy dx ¼ a 1  1 1 ð x 2  e  x d x ¼ lim  ðl l!1 0 x 2  e  x d x ¼ lim  l!1 x2 þ 2x þ 2  ex 1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 314 mit a ¼  1 ¼ lim l!1 1 yS ¼  2A  ðx 2 þ 2 x þ 2Þ  e  x ðb 1 y dx ¼  21 0 1 ð x e 2 a l 2 0 ¼ lim l!1 2x  ðl 2 þ 2 l þ 2Þ  e  l þ 2 1 dx ¼  lim  2 l!1 ðl  ¼ 0þ2 ¼ 2 x 2  e2x d x ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 314 mit a ¼  2 ¼  2 l l 1 4x þ 4x þ 2 1  lim  e2x ¼   lim ð4 x 2 þ 4 x þ 2Þ  e  2 x 0 ¼ 2 l!1 8 16 l ! 1 0 ¼   1 1 1  lim ð4 l 2 þ 4 l þ 2Þ  e  2 l  2 ¼  ð0  2Þ ¼ ¼ 0,125 16 l ! 1 16 8 Schwerpunkt: S ¼ ð2; 0,125Þ l ¼ 0
5 Anwendungen der Integralrechnung 175 Ein Flächenstück wird berandet durch die folgenden Kurven: y 2 ¼ ðx 2 þ 1Þ 2 , x ¼ 0, x ¼ 3. Bestimmen Sie den Flächeninhalt A sowie die Lage des Schwerpunktes S. C37 Die Fläche verläuft spiegelsymmetrisch zur x-Achse (Bild C-8). Bei der Integration beschränken wir uns auf den im 1. Quadrant gelegenen Teil der Fläche. y x=0 10 x=3 yo = x 2 + 1 5 Randkurven obere Randkurve: y o ¼ x 2 þ 1 1 –5 2 untere Randkurve: y u ¼  x 2  1 x 3 yu = –x 2 – 1 – 10 Bild C-8 Flächeninhalt A ðb A ¼ ðb ð yo  yu Þ d x ¼ 2  a  ð3 yo d x ¼ 2  a ðx 2 þ 1Þ d x ¼ 2 1 3 x þx 3 0 3 ¼ 2 ½ 9 þ 3  0  0  ¼ 24 0 Schwerpunkt S = (xS ; yS) Aus Symmetriegründen liegt der Schwerpunkt auf der x-Achse, d. h. y S ¼ 0. Für x S erhalten wir: 1  xS ¼ A ðb 1  x ð y o  yu Þ d x ¼ 2  A a ¼ 1 12  ðb 1  x yo d x ¼ 2  24 a 1 4 1 2 x þ x 4 2 3 ¼ 0 1 12  ð3 1  x ðx þ 1Þ d x ¼ 12 ð3 ðx 3 þ xÞ d x ¼ 2 0 0  81 9 1 81 þ 18 99 33 þ 00 ¼  ¼ ¼ ¼ 2,0625 4 2 12 4 48 16 Schwerpunkt: S ¼ ð2,0625; 0Þ C38 4 Bestimmen Sie den Schwerpunkt S der Fläche zwischen der Kurve y ¼ und der x-Achse im 4 þ x2 Intervall  2  x  2. Die Fläche verläuft spiegelsymmetrisch zur y-Achse (Bild C-9). Wir beschränken daher die anfallenden Integrationen auf das Intervall von x ¼ 0 bis x ¼ 2 (Faktor 2). Zunächst berechnen wir den benötigten Flächeninhalt A. y 1 y= 4 4 + x2 0,5 Bild C-9 –2 –1 1 2 x
176 C Integralrechnung Flächeninhalt A ð2 ðb y dx ¼ 2  A ¼ a 0 ð2 4 dx ¼ 8  4 þ x2 1 dx ¼ 8 4 þ x2 0  1  arctan 2 x 2 2 h ¼ 4 arctan x i2 ¼ 2 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 29 mit a ¼ 2 p 0 4 ¼ 4 ðarctan 1  arctan 0Þ ¼ 4 ¼ p (Winkel im Bogenmaß!) Schwerpunkt S = (xS ; yS) Wegen der Spiegelsymmetrie liegt der Schwerpunkt auf der y-Achse, d. h. x S ¼ 0. Für y S erhalten wir: ðb 1  yS ¼ 2A 1 y dx ¼  2  2p ð2 2 a 0 16 16  dx ¼ 2 p ð4 þ x 2 Þ ð2 1 dx ¼ 2Þ 2 ð4 þ x 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 30 mit a ¼ 2 ¼ ¼ 16 p 16 p  x 1 þ  arctan 2 16 8 ð4 þ x Þ  1 1 p þ  32 16 4  ¼ 16 p  x 2 2 ¼ 0 16 p  1 1 1 þ  arctan 1  0   arctan 0 32 16 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 16 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} p=4 0  ¼  1 p 16 2 þ p 16 ð2 þ pÞ 2þp ¼ þ ¼  ¼ ¼ 0,4092 32 64 p 64 4p p  4  16 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 0,4092Þ Die nach rechts geöffnete Parabel y 2 ¼ 2 p x schließt mit der Geraden x ¼ const: ¼ 2 p ein Flächenstück ein ð p > 0Þ. Berechnen Sie die Flächenträgheitsmomente (Flächenmomente) I x , I y und Ip . C39 Durch Auflösen nach y erhalten wir die beiden zur x-Achse spiegelsymmetrischen Funktionen pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi (obere und untere Halbparabel, siehe Bild C-10). y ¼  2 p x ¼  ð2 p xÞ 1=2 y 2p yo = 2px Randkurven p x = 2p p 2p oben: y o ¼ ð2 p xÞ 1=2 ¼ ð2 pÞ 1=2  x 1=2 x unten: y u ¼  ð2 p xÞ 1=2 ¼  ð2 pÞ 1=2  x 1=2 –p yu = – 2px – 2p Bild C-10 Wir beschränken uns bei den Integrationen auf den 1. Quadranten (hellgrau unterlegte Fläche).
5 Anwendungen der Integralrechnung 177 Flächenmoment I x ðb 1 Ix ¼  3 ð y 3o  y 3u Þ 1 dx ¼ 2   3 a ¼ ðb 2 dx ¼  3 a 2 ð2 pÞ 3=2  3  x 5=2 5=2 2p ¼ 0 ð 2p y 3o ð 2p ð2 pÞ 3=2 x 3=2 2 dx ¼  ð2 pÞ 3=2  3 x 3=2 d x ¼ 0 0 h i2p 4 4 4 64 4 ð2 pÞ 3=2  x 5=2 ð2 pÞ 3=2  ½ ð2 p Þ 5=2  0  ¼ ð2 pÞ 4 ¼ p ¼ 0 15 15 15 15 Flächenmoment I y ðb Iy ¼ ðb x ð y o  y uÞ d x ¼ 2  a ð  x 7=2 7=2 2p ¼ 0 2p x ð2 pÞ 2 a ¼ 2 ð2 pÞ 1=2  ð 2p x yo d x ¼ 2  2 2 1=2 x 1=2 d x ¼ 2 ð2 pÞ 0 1=2  x 5=2 d x ¼ 0 h i2p 4 4 4 64 4 ¼ ð2 pÞ 1=2  x 7=2 ð2 pÞ 1=2  ½ ð2 p Þ 7=2  0  ¼ ð2 pÞ 4 ¼ p 0 7 7 7 7 Polares Flächenmoment I p Es gilt: 64 4 64 4 Ip ¼ Ix þ Iy ¼ p þ p ¼ 64 p 4 15 7  1 1 þ 15 7  ¼ 64 p 4  7 þ 15 22 1408 4 ¼ 64 p 4  ¼ p 105 105 105 5.2 Rotationskörper (Volumen, Mantelfläche, Massenträgheitsmoment, Schwerpunkt) Lehrbuch: Band 1, Kapitel V.10.3, 10.5, 10.8.3 und 10.9 Formelsammlung: Kapitel V.5.8 bis 5.11 C40 1 2 x gelegene Flächenstück erzeugt 6 bei Drehung um die y-Achse einen Rotationskörper. Wie groß ist das Rotationsvolumen V y ? Das zwischen dem Kreis x 2 þ y 2 ¼ 16 und der Parabel y ¼ Wir berechnen zunächst die benötigten Kurvenschnittpunkte P 1 und P 2 : y ¼ 1 2 x 6 ) x2 ¼ 6y x 2 þ y 2 ¼ 6 y þ y 2 ¼ 16 y1 ¼ 2 ; y2 ¼  8 Zugehörige x-Werte: x 2 (in Kreisgleichung einsetzen) ) y 2 þ 6 y  16 ¼ 0 ) ) y 1=2 ¼  3  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 9 þ 16 ¼  3  5 (der zweite Wert ist eine Scheinlösung und scheidet somit aus) pffiffiffi pffiffiffi ¼ 6 y ¼ 6  2 ¼ 12 ) x1=2 ¼  2 3 ) P 1=2 ¼ ð 2 3 ; 2Þ )
178 C Integralrechnung Aus Bild C-11 entnehmen wir, dass der Rotationskörper aus zwei Teilen besteht. Diese Teilkörper entstehen durch Drehung der hell- bzw. dunkelgrau unterlegten Flächenstücke um die y-Achse: y 4 Kreis 3 P1 Parabel 2 P2 1 Bild C-11 –2 3 –1 2 3 1 x V 1 : Volumen des Rotationskörpers, der durch Drehung der Parabel x 2 ¼ 6 y, 0  y  2 um die y-Achse entsteht (hellgraue Unterlegung im Bild) ðd V1 ¼ p  ð2 x2 dy ¼ p  c 6y dy ¼ p 3y2 2 0 ¼ p ð12  0Þ ¼ 12 p 0 V 2 : Volumen des Rotationskörpers, der durch Drehung des Kreises x 2 þ y 2 ¼ 16 , 2  y  4 um die y-Achse entsteht (dunkelgraue Unterlegung im Bild) ðd V2 ¼ p  ð4 x dy ¼ p  2 c 2     1 3 4 64 8 ð16  y 2 Þ d y ¼ p 16 y  ¼ p 64  y  32 þ ¼ 3 3 3 2   56 96  56 40 ¼ p ¼ p ¼ p 32  3 3 3 Gesamtvolumen V y : C41 V y ¼ V 1 þ V 2 ¼ 12 p þ 40 36 p þ 40 p 76 p ¼ ¼ p 3 3 3 pffiffiffi x Bestimmen Sie das Rotationsvolumen V x des Körpers, der durch Drehung der Kurve y ¼ , 1 þ x2 x  0 um die x-Achse erzeugt wird. Bild C-12 zeigt den Kurvenverlauf. Die Volumenberechnung führt auf ein uneigentliches Integral (unendlicher Integrationsbereich): ðb Vx ¼ p  1 ð y dx ¼ p  2 a 0 y 0,5 x y= dx ð1 þ x 2 Þ 2 x 1+x 2 0,1 Bild C-12 l x Dieses Integral wird berechnet, indem man zunächst von x ¼ 0 bis x ¼ l ðmit l > 0Þ integriert und dann den Grenzwert für l ! 1 bildet (! FS: Kap. V.4.1): 1 ð Vx ¼ p  0 x ð1 þ x 2 Þ 2 ðl d x ¼ p  lim l!1  x d x ¼ p  lim 2Þ 2 l!1 ð1 þ x 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 33 mit a 2 ¼ 1  ¼ p  lim l!1 1 1  þ 2 2 2 ð1 þ l Þ   ¼ p 1 0þ 2  ¼ p 2 1  2 ð1 þ x 2 Þ l ¼ 0
5 Anwendungen der Integralrechnung 179 Welches Volumen V x hat das Fass, das durch Drehung y der in Bild C-13 dargestellten Parabel um die x-Achse 0,5 Parabel entsteht? C42 P1 Parabelpunkt P 1 ¼ ð1; 0,25Þ Bild C-13 –1 1 x – 0,5 Wir müssen zunächst die Gleichung der zur y-Achse spiegelsymmetrischen Parabel bestimmen. y ¼ a x 2 þ b ¼ a x 2 þ 0,5 Ansatz : Den ffnungsparameter a bestimmen wir aus den Koordinaten des Parabelpunktes P 1 ¼ ð1; 0,25Þ: 1 ðx 2  2Þ 4 Bei der Berechnung des Rotationsvolumens beschränken wir die Integration wegen der Symmetrie der Parabel auf das Intervall von x ¼ 0 bis x ¼ 1 (Faktor 2): a  1 2 þ 0,5 ¼ 0,25 ) ðb ð1 Vx ¼ p  y dx ¼ p  2 1 a ¼ C43 p 8 a ¼  0,25  ) y ¼  0,25 x 2 þ 0,5 ¼  0,25 ðx 2  2Þ ¼  1 1 ðx 2  2Þ 2 d x ¼ 2  p   16 16 1 5 4 3 x  x þ 4x 5 3 ð1 ðx 4  4 x 2 þ 4Þ d x ¼ 0 1 ¼ 0 p 8   1 4 p 3  20 þ 60 p 43 43  þ40 ¼  ¼  ¼ p 5 3 8 15 8 15 120 Die in der Parameterform x ¼ a  cos t, y ¼ b  sin t, 0  t  2 p vorliegende Ellipse erzeugt bei Drehung um die y-Achse ein sog. Rotationsellipsoid. Bestimmen Sie das Volumen V y dieses Drehkörpers. Da die rotierende Kurve in der Parameterform vorliegt, erfolgt die Volumenberechnung durch das Integral y b x = a · cos t, y = b · sin t ð t2 x 2 y_ d t Vy ¼ p  t1 –a (! FS: Kap. V.5.8). Wegen der Spiegelsymmetrie der Ellipse (bezüglich beider Achsen) beschränken wir uns bei der Rotation auf die im 1. Quadranten gelegene Viertelellipse (in Bild C-14 grau unterlegt; Faktor 2 im Integral). Mit y_ ¼ b  cos t ; x ¼ a  cos t ; a x –b Bild C-14 0  t  p=2 erhalten wir das folgende Rotationsvolumen: ð ð p=2 Vy ¼ 2  p  a  cos t  b  cos t d t ¼ 2 p a b  2 0  p=2 2 2 sin 3 t cos t d t ¼ 2 p a b sin t  3 3 p=2 ¼ 2 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 230 mit a ¼ 1 ¼ 2pa b 2 sin 3 ðp=2Þ sin 3 0  sin 0 þ sin ðp=2Þ  3 3 ! ¼ 2pa2 b   1 4 1 0þ0 ¼ pa2b 3 3
180 C Integralrechnung Durch Drehung der Kurve y ¼ C44 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ x 2 , 0  x  3 um die x-Achse wird ein Rotationskörper erzeugt. Welche Mantelfläche M x besitzt dieser Körper? Die Berechnung der Mantelfläche, die die in Bild C-15 skizzierte Kurve bei Drehung um die x-Achse erzeugt, erfolgt durch das Integral ðb Mx ¼ 2 p  y 3 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y 1 þ ð y 0Þ 2 d x y= 1+ x2 2 a 1 0 Wir bilden zunächst die benötigte Ableitung y mit Hilfe der Kettenregel (Substitution: u ¼ 1 þ x 2 ) und daraus den im Integral auftretenden Wurzelradikand: y0 ¼ 1 3 x Bild C-15 1 x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  2 x ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 1 þ x2 2 1þx 1 þ ð y 0Þ 2 ¼ 1 þ ð1 þ x 2 Þ þ x 2 x2 1 þ 2x2 ¼ ¼ 1 þ x2 1 þ x2 1 þ x2 Der Integrand unseres Integrals lautet damit: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ 2x2 1 þ 2x2 2 0 2 2 ¼ y 1 þ ðy Þ ¼ 1 þ x  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1þx  1 þ 2x2 2 1þx 2 1þx pffiffiffi rffiffiffiffiffi a a Rechenregel: ¼ pffiffiffi b b Wir formen den Integrand noch geringfügig um (der Wurzelausdruck wird auf den einfacheren Typ rück geführt): sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi   qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 1 2 0 2 2 2 y  1 þ ðy Þ ¼ ¼ 2 0,5 þ x 2 2 1 þ 2x ¼ þ 2x ¼ þx 2 2 Rechenregel: 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a 2 þ x 2 zu- pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ab ¼ a b Für die Mantelfläche (Rotationsfläche) M x erhalten wir dann mit Hilfe der Integraltafel das folgende Ergebnis: ðb Mx ¼ 2 p  3 ð3 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffi ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 0 2 1 þ 2x dx ¼ 2p  2  y 1 þ ðy Þ dx ¼ 2p  0,5 þ x 2 d x ¼ a 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 116 mit a 2 ¼ 0,5 ¼ 2 pffiffiffiffi 2p  1 2 x  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0,5 þ x 2 0,5 þ x 2 þ 0,5  ln x þ 3 ¼ 0 ¼ h pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi i 3 pffiffiffiffi 0,5 þ x 2 ¼ 2p x  0,5 þ x 2 þ 0,5  ln x þ ¼ pffiffiffiffi pffiffiffiffi 2  p ð9,2466 þ 0,9027  0 þ 0,1733Þ ¼ 2  p  10,3226 ¼ 14,5983 p 0 45;86
5 Anwendungen der Integralrechnung C45 181 Bestimmen Sie die Mantelfläche M x des Rotationskörpers, der durch Drehung der Kettenlinie y ¼ c  cosh ðx=cÞ,  c  x  c um die x-Achse entsteht. y Bild C-16 zeigt den Verlauf der Kettenlinie. Die bei der Rotation um die x-Achse erzeugte Mantelfläche wird dabei nach der folgenden Integralformel berechnet: ðb Mx ¼ 2 p  c qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y 1 þ ð y 0Þ 2 d x Kettenlinie a Wir bilden zunächst die Ableitung y 0 mit Hilfe der Kettenregel (Substitution: u ¼ x=c) und daraus den im Integral auftretenden Wurzelradikand: y 0 ¼ c  sinh x c  1 ¼ sinh c 1 þ ð y 0 Þ 2 ¼ 1 þ sinh 2 x c –c c x Bild C-16 x c ¼ cosh 2 x c ) qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ ð y 0 Þ 2 ¼ cosh x c (unter Verwendung der Formel cosh 2 u  sinh 2 u ¼ 1 mit u ¼ x=cÞ Der Integrand unseres Integrals lautet damit: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x y 1 þ ð y 0 Þ 2 ¼ c  cosh  cosh c x c x c ¼ c  cosh 2 Somit (unter Berücksichtigung der Spiegelsymmetrie der Kettenlinie): 2 ðb Mx ¼ 2 p  y a qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ ð y 0Þ 2 d x ¼ 2 p c  2  ðc cosh 2 x c dx ¼ 4pc 6 4x þ 2 sinh 0   3c 2x 7 c 5 4=c ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 364 mit a ¼ 1=c     c x c 2x c c c ¼ 4pc þ  sinh þ  sinh 2  0   sinh 0 ¼ 4 p c 2 4 c 2 4 4 |fflffl{zfflffl} 0 0   c 1 1þ  sinh 2 ¼ 2 p c 2  2,8134 ¼ 5,6268 p c 2 ¼ 17,6771  c 2 ¼ 4pc  2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 2,8134  ¼ 4pc C46 c c þ  sinh 2 ¼ 2 4 1 Die Kurve y ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ,  2  x  2 erzeugt bei Drehung um die x-Achse einen Rotationskör1 þ x2 per, dessen Massenträgheitsmoment (bezogen auf die x-Achse) zu bestimmen ist (Dichte r ¼ const:).
182 C Integralrechnung Kurvenverlauf: siehe Bild C-17 y 1 y= 1 1+x2 Bild C-17 –2 –1 1 2 x Unter Berücksichtigung der Spiegelsymmetrie der Kurve zur y-Achse gilt dann für das gesuchte Massenträgheitsmoment J x bezüglich der x-Achse: Jx ¼ 1 pr  2 ðb y4 dx ¼ 2  ð2 1 pr  2  1 dx ¼ pr ð1 þ x 2 Þ 2 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} a x 1 þ  arctan x 2 2 ð1 þ x 2 Þ 2 ¼ 0 Integral 30 mit a ¼ 1  1 1 1 þ  arctan 2  0   arctan 0 5 2 2 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 0 (arctan 2 und arctan 0 sind Winkel in Bogenmaß!)  ¼ p r ð0,2 þ 0,5536Þ ¼ 0,7536 p r ¼ 2,3675  r ¼ pr Durch Drehung der in Bild C-18 dargestellten Trapezfläche um die x-Achse entsteht ein Kegelstumpf. Bestimmen Sie das Massenträgheitsmoment J x dieses Körpers bezüglich der Rotationsachse (das Füllmaterial hat die konstante Dichte r ¼ 2). Lösen Sie das Integral mit Hilfe einer Substitution. y C47 5 1 Bild C-18 1 5 x 8 Gleichung der Geraden, die durch Drehung um die x-Achse den Kegelstumpf erzeugt (Bild C-18): y ¼ mx þ b m ¼ mit 4 1 ¼ ¼ 0,5 8 2 und b ¼ 1 ) y ¼ 0,5 x þ 1 ; 0  x  8 (Steigung m und Achsenabschnitt b aus dem Bild entnommen) Integralformel für das gesuchte Massenträgheitsmoment: 1 pr  Jx ¼ 2 ðb 1 y dx ¼ p  2  2 ð8 a ð8 4 ð0,5 x þ 1Þ 4 d x ð0,5 x þ 1Þ d x ¼ p  4 0 0 Wir lösen dieses Integral mit Hilfe der folgenden linearen Substitution: u ¼ 0,5 x þ 1 ; du ¼ 0,5 ; dx dx ¼ ð8 ð0,5 x þ 1Þ d x ¼ p  0 Grenzen ð5 4 Jx ¼ p  du ¼ 2 du; 0,5 unten : x ¼ 0 ) u ¼ 1 oben : x ¼ 8 ) u ¼ 5  ð5 u  2 du ¼ 2p  u du ¼ 2p 4 1 ¼ 2 p  624,8 ¼ 1249,6 p ¼ 3925,73 4 1 1 5 u 5   1 4 ¼ ¼ 2p 5  5 1 5
5 Anwendungen der Integralrechnung 183 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Für den durch Drehung der Kurve y ¼ 2  1 þ 3 x 2 , 0  x  1 um die y-Achse entstandenen Rotationskörper sind (bei konstanter Dichte r) folgende Größen zu ermitteln: Volumen V y , Schwerpunkt S und Massenträgheitsmoment J y (Bezugsachse ist die Rotationsachse). C48 Kurvenverlauf: siehe Bild C-19 y Für die anfallenden Integrale benötigen wir die Auflösung der Kurvengleichung nach x bzw. x 2 : pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y ¼ 2 1 þ 3 x 2 ) y 2 ¼ 4 ð1 þ 3 x 2 Þ ¼ 4 þ 12 x 2 ) 4 y = 2 · 1 + 3x 2 3 2 12 x 2 ¼ y 2  4 ) x 2 1 ¼ ð y 2  4Þ 12 1 Die Integrationen werden zwischen y ¼ 2 und y ¼ 4 vorgenommen. 0,5 Rotationsvolumen V y Bild C-19 ðd ð4 Vy ¼ p  x dy ¼ p  2 c ¼ p 12 1 p ð y 2  4Þ d y ¼  12 12 2  1 ð4 ð y 2  4Þ d y ¼ p 12  1 3 y  4y 3 4 2 ¼ 2    64 8 p 56 p 56  24 p 32 4 8 8 p ¼  16  þ8 ¼ 8 ¼  ¼  ¼ p 3 3 12 3 12 3 12 3 9 4 33 Schwerpunkt S = (xS ; yS ; zS ) Der Schwerpunkt liegt auf der y-Achse (Rotationsachse). Somit gilt x S ¼ 0 und z S ¼ 0. Für y S erhalten wir: p  yS ¼ Vy ðd yx dy ¼ 2 c  3 3 ¼ 84 3 p 8 p 9 1 4 y  2y2 4 ð4  1 9 1 y ð y 2  4Þ d y ¼   12 8 12 2 ð4 ð y 3  4 yÞ d y ¼ 2 4 3 3 3 4 9 27 ¼ ð64  32  4 þ 8Þ ¼  36 ¼ ¼ 3,375 32 32 8 4 8 ¼ 2 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 3,375; 0Þ Massenträgheitsmoment J y 1 pr  Jy ¼ 2 ðd 1 pr  x dy ¼ 2 c 1 ¼ pr 288 1 ¼ pr 288 ð4 4   1 1 ð y 2  4Þ 2 d y ¼ pr  144 288 2 1 5 8 3 y  y þ 16 y 5 3 992 448  þ 32 5 3  ¼ ð4 ð y 4  8 y 2 þ 16Þ d y ¼ 2 4 1 ¼ pr 288 2  1024 512 32 64  þ 64  þ  32 5 3 5 3  ¼ 1 2976  2240 þ 480 1 1216 pr ¼  p r ¼ 0,8843  r 288 15 288 15 x
184 C Integralrechnung pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Die Kurve y ¼ 1 þ cos x , 0  x  p erzeugt bei Drehung um die x-Achse einen Rotationskörper, dessen Schwerpunkt S und Massenträgheitsmoment J x (bezüglich der Drehachse) zu berechnen sind (der Körper besteht aus einem Material mit der Dichte r ¼ 4=3). C49 Kurvenverlauf: siehe Bild C-20 y Wir ermitteln zunächst das Rotationsvolumen, das für die Schwerpunktberechnung benötigt wird. 2 Rotationsvolumen V x 1 ðb ðp Vx ¼ p  y dx ¼ p  0,5 ð1 þ cos xÞ d x ¼ 2 a y = 1 + cos x 0 1 ¼ p ½ x þ sin x  p0 ¼ p ðp þ sin p  0  sin 0 Þ ¼ p 2 |ffl{zffl} |ffl{zffl} 0 π 2 Bild C-20 0 Schwerpunkt S = (xS ; yS ; zS ) Der Schwerpunkt S liegt auf der Rotationsachse (x-Achse), daher gilt y S ¼ z S ¼ 0. Für x S erhalten wir: p xS ¼  Vx ðb p xy dx ¼  p2 ðp 2 a 1 x ð1 þ cos xÞ d x ¼  p 0 ðp 0 ðx þ x  cos xÞ d x ¼ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} Integral 232 mit a ¼ 1 ¼ 1 p 1 ¼ p   p 1 2 x þ cos x þ x  sin x 2 1 2 p 11 2  1 ¼ p  ¼ 0 1 p  1 2 p þ cos p þ p  sin p  0  cos 0  0 2 |fflffl{zfflffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} 1 0 1  ¼  1 2 1 p2  4 p2  4 p 2 ¼  ¼ ¼ 0,9342 2 p 2 2p Schwerpunkt: S ¼ ð0,9342; 0; 0Þ Massenträgheitsmoment J x 1 Jx ¼ pr  2 ðb 1 4 y dx ¼ p   2 3 a 2 p ¼ 3 2 ¼ p 3  " ðp 2 ð1 þ cos xÞ d x ¼ p  3 ðp 2 4 0 0 sin ð2 xÞ x x þ 2  sin x þ þ 2 4 p 0 2 p ¼ 3  ð1 þ 2  cos x þ cos 2 xÞ d x ¼ |fflfflffl{zfflfflffl} Integral 229 mit a ¼ 1 3 1 x þ 2  sin x þ  sin ð2 xÞ 2 4 3 1 1 p þ 2  sin p þ  sin ð2 pÞ  0  2  sin 0   sin 0 2 4 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 4 |ffl{zffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} 0 0 0 0 # ¼ p ¼ 0 2 3 p  p ¼ p2 3 2 x
5 Anwendungen der Integralrechnung 185 Wo liegt der Schwerpunkt S eines Körpers mit der konstanten Dichte r, der durch Drehung der pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Kurve y ¼ x 4 þ 1 , 0  x  1 um die x-Achse erzeugt wurde? C50 Kurvenverlauf: siehe Bild C-21 y Wir berechnen zunächst das benötigte Volumen des Rotationskörpers: ðb Vx ¼ p  y dx ¼ p  ¼ p y= x4+1 ðx þ 1Þ d x ¼ 2 a  1,5 ð1 4 1 0 1 5 x þx 5  1 ¼ p 0 1 þ100 5  0,5 6 ¼ p 5 0,5 1 x Bild C-21 Die Lage des Schwerpunktes S ¼ ðx S ; y S ; z S Þ auf der Drehachse (x-Achse) wird durch die Koordinate x S eindeutig beschrieben. Es gilt: p xS ¼  Vx ðb ð1 p 5  x ðx þ 1Þ d x ¼ 6 ð1 5 ðx þ xÞ d x ¼ 6   6 p 0 0 5     5 1 1 5 1 3 5 4 5 4 5 ¼ ¼ ¼ þ 00 ¼ þ  ¼ 6 6 2 6 6 6 6 6 9 2 3 2 3 xy dx ¼ 2 4 5 1 6 1 2 x þ x 6 2 a 1 ¼ 0 Schwerpunkt: S ¼ ð5=9; 0; 0Þ Wo liegt der Schwerpunkt des homogenen Rotationskörpers, der durch Drehung der Kurve pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y ¼ x  4  x im Bereich zwischen ihren beiden Nullstellen um die x-Achse entsteht? C51 Wir berechnen zunächst die Nullstellen der Kurve : pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x  4x ¼ 0 x ¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 4x ¼ 0 y y = x· 4 – x ) x1 ¼ 0 3 ) x2 ¼ 4 2 1 Bild C-22 zeigt den Kurvenverlauf zwischen den beiden Nullstellen. 1 Berechnung des benötigten Rotationsvolumens: ðb Vx ¼ p  y dx ¼ p  a ¼ p ð4  ð4 ð4 x  x Þ d x ¼ p 2 0 3 Bild C-22 x ð4  xÞ d x ¼ p  2 2 2 0   256 256  192 64  64  0  0 ¼ p ¼ p 3 3 3 3 4 3 1 4 x  x 3 4 4 ¼ 0 4 x
186 C Integralrechnung Schwerpunkt S = (xS ; yS ; zS ) Der Schwerpunkt liegt auf der x-Achse (Rotationsachse), somit gilt y S ¼ z S ¼ 0. Für x S erhalten wir:   ð4 ð4 p 3 3 1 5 4 ¼  x  x 2 ð4  xÞ d x ¼  ð4 x 3  x 4 Þ d x ¼ x4  x 64 64 5 64 0 p a 0 0 3   3 1024 3 1280  1024 3 256 3 4  64 12 ¼ 256  00 ¼  ¼  ¼ ¼ ¼ 2,4  64 5 64 5 64 5 5 5 64 xS ¼ ðb p  Vx xy2 dx ¼ Schwerpunkt: S ¼ ð2,4; 0; 0Þ Durch Drehung der Kurve y ¼ C52 x þ1 pffiffiffi , 1  x  4 um die x-Achse entsteht ein (homogener) Rota2 x tionskörper, dessen Volumen und Schwerpunkt zu bestimmen ist. Kurvenverlauf: siehe Bild C-23 y 1,5 Rotationsvolumen V x ðb ð4 Vx ¼ p  y dx ¼ p  2 a ¼ x+1 2 x 1 1 ð4 p  4 ðx þ 1Þ 2 dx ¼ 4x y= 0,5 x2 þ 2x þ 1 dx ¼ x 1 2 3 4 1 ¼ p  4 ð4  x þ2þ 1 x Bild C-23  dx ¼ 1 ¼ p 4  1 2 x þ 2 x þ ln j x j 2 4 ¼ 1 p 4   1 8 þ 8 þ ln 4   2  ln 1 ¼ 3,7216 p 2 |{z} 0 11,69 Schwerpunkt S = (xS ; yS ; zS ) Der Schwerpunkt liegt auf der Drehachse (x-Achse). Daher ist y S ¼ z S ¼ 0. Für die x-Koordinate erhalten wir: p xS ¼  Vx ðb p  xy dx ¼ 3,7216 p a ð4 ðx 2 þ 2 x þ 1Þ d x ¼ 1 1 14,8864 ðx þ 1Þ 2 1 dx ¼ x   4x 3,7216  4 1 1 ¼  14,8864 ¼ ð4 2 ð4 ðx þ 1Þ 2 d x ¼ 1 1 14,8864  1 3 x þ x2 þ x 3 4 ¼ 1   64 1 1 þ 16 þ 4  11 ¼  39 ¼ 2,6198 3 3 14,8864 Schwerpunkt: S ¼ ð2,62; 0; 0Þ 2,62 x
5 Anwendungen der Integralrechnung 187 5.3 Bogenlänge, lineare und quadratische Mittelwerte Lehrbuch: Band 1, Kapitel V.10.4 und 10.7 Formelsammlung: Kapitel V.5.3 und 5.7 Bestimmen Sie den linearen Mittelwert der Funktion y ¼ A  cos 2 ðw tÞ im Periodenintervall 0  t  T mit der Periode T ¼ p=w ðA > 0, w > 0Þ. C53 Linearer zeitlicher Mittelwert der in Bild C-24 dargestellten periodischen Funktion während einer Periode T ¼ p=w: y linear 1 ¼  T ðT ð p=w 1 f ðtÞ d t ¼ A p=w 0 cos 2 ðw tÞ d t ¼ Aw p  t sin ð2 w tÞ þ 2 4w  p=w 0 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 229 mit a ¼ w Aw ¼ p  sin ð2 pÞ p sin 0 þ 0 2w 4w 4w  Aw p ¼ Quadratischer zeitlicher Mittelwert vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u ðT u u1 y quadratisch ¼ t  ½ f ðtÞ  2 d t ¼ T p þ000 2w ¼ Aw p A  ¼ 2w 2 p y A y = A · cos2 (vt ) 0 vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u p=w u uw A 2 ð ¼ u cos 4 ðw tÞ d t ¼ u p  t 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3pj8w T/2 T Bild C-24 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi w A2 3 p 3 2 3 ¼ ¼  A ¼ A p 8w 8 8 Berechnung des Integrals (sin p ¼ sin ð2 pÞ ¼ sin 0 ¼ 0 ; cos 0 ¼ 1 ; cos p ¼  1)  p= ðw cos ðw t Þ d t ¼ 4 cos ðw tÞ d t |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ¼ 2 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  p=w ð cos 3 ðw t Þ  sin ðw t Þ 3 þ  4w 4 0 Integral 229 mit a ¼ w Integral 231 mit n ¼ 4; a ¼ w  ¼ ¼ cos 3 ðw t Þ  sin ðw t Þ 3 þ 4w 4 cos 3 p  sin p 3 þ 4w 4 ¼ 0þ 3 4  p þ0 2w    p=w t sin ð2 w t Þ ¼ þ 2 4w 0 p sin ð2 pÞ þ 2w 4w  0   cos 3 0  sin 0 3  4w 4 3 3 p 3p ð0 þ 0Þ ¼  ¼ 4 4 2w 8w  0þ sin 0 4w  ¼ t
188 C Integralrechnung C54 Welche mittlere Ordinate hat die Kurve y ¼ 1 im Intervall  1  x  1? 1 þ x2 Kurvenverlauf: siehe Bild C-25: y Die mittlere Ordinate im Intervall  1  x  1 entspricht dem linearen Mittelwert der Funktion in diesem Intervall. Unter Berücksichtigung der Spiegelsymmetrie der Kurve gilt: y linear 1 ¼  ba ðb 1 f ðxÞ d x ¼  2 a 1 ¼ 2   2 ð1 0 ð1 1 y= 1 1+x2 0,5 1 dx ¼ 1 þ x2 1 1 d x ¼ ½ arctan x  0 ¼ 1 þ x2 ¼ arctan 1  arctan 0 ¼ 1 –1 – 0,5 0,5 x 1 Bild C-25 p  0 ¼ 0,7854 4 (die Werte der Arkustangensfunktion sind Winkel und müssen hier im neutralen Bogenmaß angegeben werden). Die in Bild C-26 skizzierte Kurve (sog. Astroide) wird durch die folgenden Parametergleichungen beschrieben: x ¼ a  cos 3 t ; C55 y a y ¼ a  sin 3 t Astroide ða > 0; 0  t  2 pÞ a –a Wie groß ist der Umfang (Bogenlänge) dieser Kurve? x Hinweis: Die Berechnung der Bogenlänge erfolgt durch ðt 2 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x_ 2 þ y_ 2 d t : die Integralformel s ¼ –a Bild C-26 t1 Für den Wurzelausdruck im Integranden benötigen wir die Ableitungen x_ und y_ der beiden Parametergleichungen. Mit Hilfe der Kettenregel erhalten wir (Substitutionen: u ¼ cos t bzw. v ¼ sin t): x ¼ a  cos 3 t ¼ a u 3 ) x_ ¼ a  3  cos 2 t  ð sin tÞ ¼  3 a  sin t  cos 2 t y ¼ a  sin 3 t ¼ a v 3 ) y_ ¼ a  3  sin 2 t  cos t ¼ 3 a  sin 2 t  cos t Somit ist: x_ 2 þ y_ 2 ¼ 9 a 2  sin 2 t  cos 4 t þ 9 a 2  sin 4 t  cos 2 t ¼ ¼ 9 a 2  sin 2 t  cos 2 t ðcos 2 t þ sin 2 tÞ ¼ 9 a 2  sin 2 t  cos2 t |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 9 a 2  sin 2 t  cos 2 t ¼ 3 a  sin t  cos t x_ 2 þ y_ 2 ¼ (unter Verwendung des „trigonometrischen Pythagoras“ sin 2 t þ cos 2 t ¼ 1Þ
5 Anwendungen der Integralrechnung 189 Wegen der Spiegelsymmetrie der Astroide sowohl zur x- als auch zur y-Achse beschränken wir uns bei der Integration auf den 1. Quadranten, d. h. auf das Intervall 0  t  p=2 () Faktor 4): p=2 p=2   p=2 ðt 2 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð ð 1 3 a  sin t  cos t d t ¼ 12 a  sin t  cos t d t ¼ 12 a ¼ s ¼  sin 2 t x_ 2 þ y_ 2 d t ¼ 4  2 0 0 t1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 254 mit a ¼ 1  p=2 ¼ 6 a sin 2 t 0 ¼ 6 a sin 2 ðp=2Þ  sin 2 0  ¼ 6 a ð1  0Þ ¼ 6 a Die auf einen Körper einwirkende Kraft F hängt wie folgt von der Ortskoordinate s ab: C56 FðsÞ ¼ F 0 ½ 1  cos ðw sÞ  , F 0 > 0 , w > 0, s  0 Wie groß ist die mittlere Kraft im Wegintervall (Periodenintervall) 0  s  p mit p ¼ 2 p=w? Kraft-Weg-Diagramm: siehe Bild C-27 F Die mittlere Kraft ist der lineare Mitttelwert im Periodenintervall: F linear 1  ¼ p 2 F0 ðP F = F0 [1 – cos (vs )] F ðsÞ d s ¼ F0 0 ð 2 p=w 1  F0  ¼ 2 p=w 0 ½ 1  cos ðw sÞ  d s ¼ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} π /v  sin ðw sÞ s w 2 p=w 0 w F0 ¼ 2p  s Bild C-27 Integral 228 mit a ¼ w w F0 ¼ 2p 2 π /v sin ð2 pÞ 2p sin 0 0þ  w w w  ¼ w F0 2 p  ¼ F0 2p w ðsin ð2 pÞ ¼ sin 0 ¼ 0Þ t Die Gleichung v ðtÞ ¼ v 0 ð1  e  t Þ mit v 0 > 0, t > 0, t  0 beschreibt die Geschwindigkeit eines Körpers in Abhängigkeit von der Zeit. Bestimmen Sie die durchschnittliche (mittlere) Geschwindigkeit im Zeitintervall 0  t  t. C57 Bild C-28 zeigt den zeitlichen Verlauf der Geschwindigkeit v („Sättigungsfunktion“). v v0 v = v 0 (1 – e –t / t ) 0,63 v 0 Bild C-28 t t Der gesuchte Mittelwert der Geschwindigkeit v im Zeitintervall 0  t  t ist der wie folgt berechnete lineare Mittelwert der Geschwindigkeit-Zeit-Funktion:
190 C Integralrechnung 1 ¼  t v linear ðt 1 v ðtÞ d t ¼  v0  t 0 ðt 1 v0 dt ¼ t t e t |{z} 0 " t e t t   1=t #t ¼ 0 t it v0 h t þ t  e t ¼ 0 t Integral 312 mit a ¼  1=t ¼ v0 v0 t þ t  e1  0  t ¼  t  e  1 ¼ v 0  e  1 ¼ 0,3679 v 0 t t Gegeben ist die Kettenlinie mit der Gleichung x ,  c  x  c (mit c > 0 ). y ¼ c  cosh c Bestimmen Sie die Länge dieser Kurve sowie die mittlere Ordinate. C58 Bild C-29 zeigt den Verlauf der Kettenlinie. y Bogenlänge s Die Berechnung der Bogenlänge erfolgt durch das bestimmte Integral c ðb qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s ¼ 1 þ ð y 0Þ 2 d x Kettenlinie Bild C-29 a –c x c Wir bilden zunächst die benötigte Ableitung y 0 und daraus den im Integral auftretenden Wurzelausdruck: y 0 ¼ c  sinh x c  1 ¼ sinh c 1 þ ð y 0 Þ 2 ¼ 1 þ sinh 2 x c x c ðKettenregel, Substitution: u ¼ x=cÞ ¼ cosh 2 x c qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ ð y 0 Þ 2 ¼ cosh ) x c (unter Verwendung des „hyperbolischen Pythagoras“ cosh 2 u  sinh 2 u ¼ 1 mit u ¼ x=cÞ. Für die Bogenlänge erhalten wir dann (wegen der Spiegelsymmetrie der Kettenlinie zur y-Achse beschränken wir uns bei der Integration auf das Intervall von x ¼ 0 bis x ¼ c ) Faktor 2): 2 x 3c ðb qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ðc ðc sinh h x x x ic 4 c 5 1 þ ð y 0Þ 2 d x ¼ s ¼ cosh ¼ 2 c sinh ¼ d x ¼ 2  cosh dx ¼ 2 c c c 0 1=c 0 c a 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 363 mit a ¼ 1=c ¼ 2 c ðsinh 1  sinh 0Þ ¼ 2 c ð1,1752  0Þ ¼ 2,3504  c Mittlere Ordinate Die mittlere Ordinate der Kettenlinie im Intervall  c  x  c entspricht dem dortigen linearen Mittelwert: y linear 1 ¼  ba ðb 1 f ðxÞ d x ¼  c  2c a 2 ¼ 4 sinh 1=c x 3c c 5 0 ðc cosh c x c 1 dx ¼ 2   2 ðc cosh 0 x c ðc dx ¼ cosh x c dx ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 363 mit a ¼ 1=c h ¼ c sinh x ic ¼ c ðsinh 1  sinh 0Þ ¼ c ð1,1752  0Þ ¼ 1,1752  c c 0
5 Anwendungen der Integralrechnung 191 Bestimmen Sie den linearen und den quadratischen zeitlichen Mittelwert der in Bild C-30 dargestellten parabelförmigen Spannungsimpulse u ¼ u ðtÞ mit der Periodendauer T ¼ p im Intervall 0  t  p . u C59 π2 Bild C-30 π/2 0 π 3π / 2 t 2π Produktansatz für den parabelförmigen Impuls im Periodenintervall 0  t  p (! FS: Kap. III.4.3.2): u ¼ u ðtÞ ¼ a ðt  0Þ ðt  pÞ ¼ a ðt 2  p tÞ u ðt ¼ p=2Þ ¼ p 2  2  p p2  ¼ p2 4 2 ) a )  a  p2 ¼ p2 4 ) )  a  2    p 2p2 p2  ¼ a ¼ p2 4 4 4 a ¼ 1 4 ) a ¼ 4 Somit gilt: u ðtÞ ¼  4 ðt 2  p tÞ ; 0  t  p Linearer zeitlicher Mittelwert im Periodenintervall u linear 1  ¼ T ðT 1  ð 4Þ  u dt ¼ p 0 4 ¼  p ðp ðt 2  p tÞ d t ¼  4 p  1 3 1 t  pt2 3 2 0  p ¼ 0      1 3 1 3 4 1 1 1 2 2 3 2 ¼ 4p   ¼ p  p 00 ¼  p  p 3 2 p 3 2 6 3 Quadratischer zeitlicher Mittelwert im Periodenintervall (Effektivwert) vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u u ðT ðp u u 16 16 u1 u 2  ðt 2  p tÞ d t ¼ I u quadratisch ¼ u eff ¼ t  u 2 d t ¼ t T p p 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I Wir berechnen zunächst das unter der Wurzel stehende Integral I : ðT I ¼  ðT 2 ðt  p tÞ d t ¼ 2 0 ðt  2 p t þ p t Þ d t ¼ 4 3 2 2 1 5 1 1 2 3 t  pt4 þ p t 5 2 3 0 1 5 1 5 1 5 p  p þ p  0  0 0 ¼ ¼ 5 2 3  1 1 1  þ 5 2 3  p5 ¼ ¼ 0 6  15 þ 10 1 5  p5 ¼ p 30 30 Somit gilt: u quadratisch ¼ u eff p sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 16 16 1 5 8 4 ¼ I ¼  p ¼ p ¼ 0,7303 p 2 ¼ 7,2077 p p 30 15
192 C Integralrechnung 1 pffiffiffi x x þ 1 im Intervall 0  x  4. Lösen Sie das 2 anfallende Integral mit einer geeigneten Methode. Berechnen Sie die Bogenlänge der Kurve y ¼ C60 Kurvenverlauf: siehe Bild C-31 y Integralformel für die Bogenlänge: 5 ðb qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s ¼ 1 þ ð y 0Þ 2 d x 3 y=1x x+1 2 a 1 1 2 3 4 x Bild C-31 Wir bilden zunächst die benötigte Ableitung y 0 und daraus den Wurzelausdruck im Integranden des Integrals: y ¼ pffiffiffi 1 1 x  x þ1 ¼ x x 2 2 1 þ ð y 0Þ 2 ¼ 1 þ 1 3=2 x þ1 2 ) 9 16 þ 9 x 1 x ¼ ¼ ð16 þ 9 xÞ 16 16 16 ) 1=2 þ1 ¼ y0 ¼ 1 3 1=2 3 pffiffiffi  x x ¼ 2 2 4 rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 2 0 ð16 þ 9 xÞ ¼ 16 þ 9 x 1 þ ðy Þ ¼ 16 4 Einsetzen in die Integralformel liefert: ðb qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð4 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 2 0 s ¼ 16 þ 9 x d x  1 þ ðy Þ dx ¼ 4 a 0 Dieses Integral lösen wir mit der folgenden linearen Substitution (die Grenzen werden mitsubstituiert): u ¼ 16 þ 9 x ; s ¼ 1  4 du ¼ 9; dx C61 du ; Grenzen 9 unten : x ¼ 0 ) u ¼ 16 þ 0 ¼ 16 oben : x ¼ 4 ) u ¼ 16 þ 36 ¼ 52 52 52 52   52 ð4 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð ð ð pffiffiffi d u pffiffiffi 1 1 1 1 u 3=2 16 þ 9 x d x ¼  ¼   u 1=2 d u ¼ ¼ u u du ¼ 4 9 36 36 36 3=2 16 0 ¼ dx ¼ 16 16 16 pffiffiffiffiffiffiffiffiffi i 1 2 h pffiffiffiffiffiffi3 i 52 1 h pffiffiffiffiffiffiffiffi3ffi 1  u 52  ð374,9773  64Þ ¼ 5,7588 ¼ 16 3 ¼ 16 36 3 54 54 10 2 ðx  6 xÞ im Bereich zwischen den beiBestimmen Sie die mittlere Ordinate der Parabel y ¼  9 den Nullstellen. Wir berechnen zunächst die Nullstellen der Parabel:  10 2 ðx  6 xÞ ¼ 0 9 ) x 2  6 x ¼ x ðx  6Þ ¼ 0 ) x1 ¼ 0 ; x2 ¼ 6
5 Anwendungen der Integralrechnung 193 Kurvenverlauf: siehe Bild C-32 y 10 y = – 10 (x 2 – 6x ) 9 6 2 Bild C-32 1 3 x 6 Mittlere Ordinate (linearer Mittelwert) im Intervall 0  x  6: y linear ¼ 1  ba ðb 1 f ðxÞ d x ¼  6 a ¼   6   ð6 10 5 1 3 2 2 ¼   ðx  6 xÞ d x ¼   x  3x 9 27 3 0 0 5 5 54 9 20 ¼ ð72  108  0  0Þ ¼   ð 36Þ ¼ ¼ 6,6667 27 27 3 9 3 Sinusimpuls (Einweggleichrichtung; Bild C-33) i ðtÞ ¼ C62 8 > < i 0  sin ðw tÞ 0  t  T=2 i0 f ür > : i T=2  t  T 0 Berechnen Sie die effektive Stromstärke i eff während einer Periode T ¼ 2 p=w (quadratischer zeitlicher Mittelwert der Stromstärke i). T/4 T/2 T t Bild C-33 Die Integration liefert nur im Intervall 0  t  T=2 einen Beitrag, da i im Intervall T=2  t  T verschwindet. vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u u 2 T=2 T ð u ui0 ð i 20 u1 { eff ¼ { quadratisch ¼ t  i 2 d t ¼ u I sin 2 ðw tÞ d t ¼ t  T T T 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I Berechnung des unter der Wurzel stehenden Integrals I (unter Berücksichtigung von w T ¼ 2 p und sin 0 ¼ ¼ sin ð2 pÞ ¼ 0Þ:  ð T=2 sin 2 ðw tÞ d t ¼ I ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} t sin ð2 w tÞ  2 4w  T=2 ¼ 0 T sin ðw TÞ sin 0 T sin ð2 pÞ T  0þ ¼  ¼ 4 4w 4w 4 4w 4 Integral 205 mit a ¼ w Damit erhalten wir den folgenden Effektivwert: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi i 20 i 20 T i 20 1 i eff ¼ ¼ i0 I ¼  ¼ 2 T T 4 4 ðhalber Scheitelwert)
194 C Integralrechnung 5.4 Arbeitsgrößen, Bewegungen (Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung) Lehrbuch: Band 1, Kapitel V.10.1.1 und 10.6 Formelsammlung: Kapitel V.5.1 und 5.2 C63 Die Beschleunigung eines Massenpunktes in Abhängigkeit von der Zeit genüge der Gleichung a ðtÞ ¼ a 0 ð1  e  t Þ mit a 0 > 0, t  0. Bestimmen Sie Geschwindigkeit v und Weg s als Funktionen der Zeit für die Anfangswerte v ð0Þ ¼ 0 und s ð0Þ ¼ 0. Die Beschleunigung a wächst im Laufe der Zeit von Null auf den Endwert a 0 („Sättigungsfunktion“, siehe Bild C-34). Es gilt dann (v ¼ s_ und a ¼ v_ ): a ð ð v ðtÞ ¼ v_ ðtÞ d t ¼ a ðtÞ d t a 0 ð s ðtÞ ¼ ð s_ ðtÞ d t ¼ a = a 0 (1 – e –t ) v ðtÞ d t Bild C-34 t Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz u = u ðtÞ ð ð v ðtÞ ¼ a ðtÞ d t ¼ a 0  ð1  e  t Þ d t ¼ a 0 ðt þ e  t þ C 1 Þ |{z} Integral 312 mit a ¼  1 Die Integrationskonstante C 1 ermitteln wir aus der bekannten Anfangsgeschwindigkeit v ð0Þ ¼ 0: v ð0Þ ¼ 0 ) a 0 ð0 þ 1 þ C 1 Þ ¼ a 0 ð1 þ C 1 Þ ¼ 0 j : a 0 ) 1 þ C1 ¼ 0 ) C1 ¼  1 Damit erhalten wir das folgende Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz: v ðtÞ ¼ a 0 ðt þ e  t  1Þ ¼ a 0 ðt  1 þ e  t Þ ; t  0 Weg-Zeit-Gesetz s = s (t)   ð ð 1 2 s ðtÞ ¼ v ðtÞ d t ¼ a 0  ðt  1 þ e  t Þ d t ¼ a 0 t  t  e t þ C2 2 |{z} Integral 312 mit a ¼  1 Aus der Anfangsposition s ð0Þ ¼ 0 bestimmen wir die noch unbekannte Konstante C 2 : s ð0Þ ¼ 0 ) a 0 ð0  0  1 þ C 2 Þ ¼ a 0 ð 1 þ C 2 Þ ¼ 0 j : a 0 Das Weg-Zeit-Gesetz lautet somit:     1 2 1 2 t t s ðtÞ ¼ a 0 ; t  t  e þ 1 ¼ a0 t t þ1e 2 2 ) t  0  1 þ C2 ¼ 0 ) C2 ¼ 1
5 Anwendungen der Integralrechnung 195 Die Geschwindigkeit v eines Massenpunktes genüge dem Zeitgesetz v ðtÞ ¼ v 0  e  k t mit v 0 > 0, k > 0 und t  0. Wie lautet das Weg-Zeit-Gesetz s ðtÞ für die Anfangswegmarke s ð0Þ ¼ s 0 ? C64 Welcher Gesamtweg D s wird bis zum Stillstand ðt ! 1Þ zurückgelegt (von s 0 aus gemessen)? Bestimmen Sie ferner den zeitlichen Verlauf der Beschleunigung a ¼ a ðtÞ. Die Geschwindigkeit v nimmt im Laufe der Zeit exponentiell ab („Abklingfunktion“, siehe Bild C-35). v v0 v = v 0 · e –kt Bild C-35 t Weg-Zeit-Gesetz s = s (t) Durch Integration der Geschwindigkeit-Zeit-Funktion erhalten wir das Weg-Zeit-Gesetz ðs_ ðtÞ ¼ v ðtÞÞ: ð ð e kt v0 e kt d t ¼ v0  þC ¼   e kt þ C s ðtÞ ¼ v ðtÞ d t ¼ v 0  k k |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} Integral 312 mit a ¼  k Die Integrationskonstante C bestimmen wir aus der bekannten Anfangslage s ð0Þ ¼ s 0 : v0 v0 v0 s ð0Þ ¼ s 0 )   e0 þ C ¼   1 þ C ¼ s0 ) C ¼ s0 þ k k k Das Weg-Zeit-Gesetz lautet damit (siehe hierzu auch Bild C-36): s ðtÞ ¼  v0 v0 v0  e kt þ s0 þ ¼ 1  e kt þ s0 ; k k k t  0 Den bis zum Stillstand zurückgelegten Gesamtweg D s erhalten wir durch den Grenzübergang t ! 1 (es dauert theoretisch unendlich lange, bis der Körper zur Ruhe kommt): hv i 0 D s ¼ s ðt ¼ 1Þ  s ðt ¼ 0Þ ¼ lim s ðtÞ  s 0 ¼ lim 1  e kt þ s0  s0 ¼ k t!1 t!1 ¼ lim t!1 hv 0 k 1  e kt i þ s 0  s 0 ¼ lim hv t!1 0 k 1  e kt i ¼ v0 k 1  0Þ ¼ v0 k s v0 + s0 k s= v0 (1 – e– kt ) + s 0 k s0 Bild C-36 t Beschleunigung-Zeit-Gesetz a = a (t) Die Beschleunigung a ist bekanntlich die 1. Ableitung der Geschwindigkeit v nach der Zeit t. Mit Hilfe der Kettenregel erhalten wir (Substitution u ¼  k tÞ: v ðtÞ ¼ v 0  e  k t ¼ v 0  e u mit u ¼ kt ) a ðtÞ ¼ v_ ðtÞ ¼ v 0  e u  ð kÞ ¼  k v 0  e  k t
196 C Integralrechnung Welche Arbeit verrichtet die periodische ortsabhängige Kraft C65 FðsÞ ¼ F 0 ½ 1 þ sin ðw sÞ  an einer Masse bei einer Verschiebung um eine Periodenlänge p ¼ 2 p=w? Bild C-37 zeigt den Verlauf der Kraft in Abhängigkeit von der Ortskoordinate s. F F = F 0 [1 + sin (v s )] 2F 0 F0 2 π /v Bild C-37 4 π /v s Die Periode ist p ¼ 2 p=w. Für die Verschiebung wählen wir das Periodenintervall von s ¼ 0 bis s ¼ p ¼ 2 p=w. Die dabei verrichtete Arbeit beträgt dann: ð  ð s2 2p=w W ¼ FðsÞ d s ¼ F 0  0 s1 ½ 1 þ sin ðw sÞ  d s ¼ F 0 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} s cos ðw sÞ w 2 p=w ¼ 0 Integral 204 mit a ¼ w ¼ F0     2p cos ð2 pÞ cos 0 2p 1 1 2p  0þ ¼ F0  þ ¼ F0  ¼ F0  p w w w w w w w Durch die Gleichung  v ðtÞ ¼ ve  tanh C66  g t ; ve t  0 wird die Zeitabhängigkeit der Fallgeschwindigkeit v beim freien Fall unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes beschrieben. Wie lautet das Weg-Zeit-Gesetz s ðtÞ für die Anfangswegmarke s ð0Þ ¼ 0? g: Erdbeschleunigung ; ve : Endgeschwindigkeit Wegen s_ ¼ v gilt (die Geschwindigkeit ist bekanntlich die 1. Ableitung des Weges nach der Zeit):      ð ð g 1 g tanh t d t ¼ ve   ln cosh t þC ¼ s ðtÞ ¼ v ðtÞ d t ¼ ve  ve g=ve ve |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 387 mit a ¼ g=ve ¼    g t þC  ln cosh ve g v 2e
5 Anwendungen der Integralrechnung 197 Die Integrationskonstante C bestimmen wir aus dem Anfangswert s ð0Þ ¼ 0: s ð0Þ ¼ 0 v 2e v 2e  ln ðcosh 0Þ þ C ¼  ln 1 þ C ¼ 0 þ C ¼ 0 g g |{z} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 1 0 ) ) C ¼ 0 Der Fallweg s genügt somit dem folgenden Weg-Zeit-Gesetz: s ðtÞ ¼ v 2e g    ln cosh g t ve  ; t  0 Das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz einer Bewegung laute: C67 v ðtÞ ¼ 30 t 2 ; 100 þ t 3 t  0: Bestimmen Sie das Weg-Zeit-Gesetz s ¼ s ðtÞ für die Anfangswegmarke s ð0Þ ¼ 0. Das anfallende Integral soll per Hand mit einer geeigneten Substitution gelöst werden. Bild C-38 zeigt den zeitlichen Verlauf der Geschwindigkeit v ¼ s_ . v 3 v= 30 t 2 100 + t 3 2 1 Bild C-38 10 20 t 30 Durch Integration erhalten wir das Weg-Zeit-Gesetz s ¼ s ðtÞ: ð ð ð t2 s ðtÞ ¼ v ðtÞ d t ¼ s_ d t ¼ 30  dt 100 þ t 3 Das Integral lässt sich leicht lösen mit Hilfe der folgenden Substitution: u ¼ 100 þ t 3 ; ð s ðtÞ ¼ 30  du ¼ 3t2; dt dt ¼ t2 d t ¼ 30  100 þ t 3 ð du 3t2 t2 du 1   ¼ 30  3 u 3 t2 ð 1 d u ¼ 10  u ð 1 du ¼ u ¼ 10  ln j u j þ C ¼ 10  ln ð100 þ t 3 Þ þ C Aus der Anfangslage berechnen wir die Integrationskonstante C : s ð0Þ ¼ 0 ) 10  ln 100 þ C ¼ 0 ) C ¼  10  ln 100 Somit lautet das Weg-Zeit-Gesetz wie folgt: s ðtÞ ¼ 10  ln ð100 þ t 3 Þ  10  ln 100 ¼ 10 ½ ln ð100 þ t 3 Þ  ln 100  ¼ 10  ln ¼ 10  ln ð1 þ 0,01 t 3 Þ ; Rechenregel : ln a  ln b ¼ ln a b t  0 100 þ t 3 ¼ 100
198 C Integralrechnung Ein Behälter in Form eines Rotationsparaboloids (Bild C-39) soll von einem Wasserreservoir ð y ¼ 0Þ bis zur Höhe y ¼ H mit Wasser gefüllt werden. Welche Arbeit W ist dabei mindestens aufzuwenden? C68 y S H Hinweis: Der Behälter entsteht durch Drehung der Normalparabel y ¼ x 2 um die y-Achse. Die Mindestarbeit entspricht der Hubarbeit W ¼ m g h, die zu verrichten ist, um die Füllmenge m (als Massenpunkt betrachtet) in den Schwerpunkt S des (gefüllten) Behälters zu bringen. y=x 2 x Wasserreservoir (y = 0) Bild C-39 g: Erdbeschleunigung; H : Höhe; r: Dichte des Wassers Wir berechnen zunächst das Volumen V ¼ V y und die Masse (Wassermenge) m ¼ r V des gefüllten Behälters, dann die Lage des Schwerpunktes S (Schwerpunktskoordinate y S ) und schließlich die aufzuwendende Mindestarbeit. Behältervolumen V und Füllmenge (Wassermenge) m ðd V ¼ Vy ¼ p   ðH x dy ¼ p  y dy ¼ p 2 c 0 Füllmenge (Wassermenge): m ¼ r V ¼ 1 2 y 2 H ¼ 0 1 pH2 2 1 prH2 2 Schwerpunktskoordinate y S des Behälters (der Schwerpunkt liegt auf der y-Achse) p  yS ¼ Vy ðd yx dy ¼ 2 p ðH  2 y  y dy ¼  H2 1 c pH2 0 2   2 Schwerpunkt: S ¼ ðx S ; y S ; z S Þ ¼ 0; H; 0 3 ðH y2 dy ¼ 0 2  H2  1 3 y 3 H ¼ 0 2 1 3 2 H ¼ H  3 H2 3 Mindestarbeit beim Füllen des Behälters Die im Schwerpunkt des Behälters konzentrierte Füllmenge (Wassermenge) m wird (als Massenpunkt betrachtet) vom Wasserreservoir aus um die Strecke h ¼ y S angehoben (Bild C-40). Die dabei verrichtete Hubarbeit beträgt dann: W ¼ m g h ¼ m g yS ¼ 1 2 1 H ¼ prgH3 prH 2  g  3 3 2 y S yS Bild C-40 x Wasserreservoir (y = 0)
199 D Taylor- und Fourier-Reihen 1 Potenzreihenentwicklungen 1.1 Mac Laurinsche und Taylor-Reihen Alle Potenzreihen sollen mindestens bis zur 3. Potenz (einschließlich) entwickelt werden. Die Potenzreihe einer Funktion, die als Produkt zweier Funktionen darstellbar ist, lässt sich meist schneller durch Multiplikation der (als bekannt vorausgesetzten) Reihen der Faktorfunktionen gewinnen (sog. „Reihenmultiplikation‘‘). Diese dürfen der Formelsammlung entnommen werden. Lehrbuch: Band 1, Kapitel VI.2 und 3 Formelsammlung: Kapitel VI.2 und 3 2x þ 3x2 þ 4x3 þ 5x4 þ 6x 5 þ ... Welchen Konvergenzbereich besitzt diese Potenzreihe? D1 Das Bildungsgesetz für den Koeffizienten a n der n-ten Potenz lautet: a n ¼ n þ 1 (für n ¼ 1; 2; 3; . . .). Mit a n ¼ n þ 1 und a n þ 1 ¼ n þ 2 erhalten wir für den Konvergenzradius r der Potenzreihe den folgenden Wert: 1  1þ  n þ 1 1 n  ¼ lim ¼ ¼ lim ¼ 1  1 n!1 n þ 2 n!1 nþ1 2 1þ n   an r ¼ lim  n!1 a (alle Glieder im Zähler und Nenner des Bruches wurden dabei vor der Grenzwertberechnung durch n dividiert) In den Randpunkten x ¼  1 und x ¼ 1 ergeben sich folgende Zahlenreihen: x ¼ 1  2 þ 3  4 þ 5  6 þ  ... x ¼ 1 2 þ 3 þ 4 þ 5 þ 6 þ  ... Die Glieder einer konvergenten Reihe müssen notwendigerweise eine Nullfolge bilden. Diese Bedingung ist in beiden Fällen nicht erfüllt, die Potenzreihe divergiert daher in beiden Randpunkten. Konvergenzbereich ist daher das offene Intervall j x j < 1 . D2 1þ x1 52 þ x2 52  3 þ x3 53  4 an ¼ x4 54  5 þ ... Bestimmen Sie den Konvergenzbereich dieser Potenzreihe. Bildungsgesetz für die Koeffizienten: a n ¼ Mit þ 1 5n ðn þ 1Þ und a n þ 1 ¼ 1 5n ðn þ 1Þ 1 5 nþ1 ðn þ 2Þ ðf ür n ¼ 0; 1; 2; . . .Þ erhalten wir den folgenden Konvergenzradius: © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_4
200 D Taylor- und Fourier-Reihen   an r ¼ lim  n!1 a nþ1 ¼ lim n!1    ¼ lim  n!1 5 n  5 ðn þ 2Þ 5n ðn þ 1Þ 5n 1 ðn þ 1Þ 1 n þ 1 5 ðn þ 2Þ ¼ lim n!1 ¼ lim 5 ðn þ 2Þ nþ1 n!1 5 n þ 1 ðn þ 2Þ 1  ¼ 1 5 n ðn þ 1Þ nþ2 ¼ 5  lim ¼ 5  lim n!1 n þ 1 n!1 1þ 1þ lim n!1 2 n 1 n 5 n þ 1 ðn þ 2Þ 5 n ðn þ 1Þ ¼ 5 ¼ 1 ¼ 51 ¼ 5 1 Umformungen: Zähler mit dem Kehrwert des Nenners multiplizieren ! Kürzen durch 5 n ! Zähler und Nenner gliedweise durch n dividieren. Wir untersuchen noch das Verhalten der Potenzreihe in den Randpunkten x ¼  5 und x ¼ 5: x ¼ 5 1 1 1 1 þ  þ  ... 2 3 4 alternierende harmonische Reihe x ¼ 5 1þ 1 1 1 þ þ þ ... 2 3 4 harmonische Reihe ) ) konvergent divergent Konvergenzbereich der Reihe:  5  x < 5 D3 1 X Berechnen Sie den Konvergenzradius r der Potenzreihe xn pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi . n2  1 n¼2 1 Das Bildungsgesetz für den Koeffizienten a n der n-ten Potenz lautet: a n ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi (für n ¼ 2; 3; 4; . . .) n2  1 1 1 1 Mit a n ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi und a n þ 1 ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi erhalten wir für den Konvergenzradius r n2  1 n2 þ 2 n ðn þ 1Þ 2  1 den folgenden Wert:   an r ¼ lim  n!1 a nþ1 ¼ lim    ¼ lim  n!1 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi n2 þ 2 n n!1 n2  1 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi n2  1 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi n2 þ 2 n 1 ¼ lim pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  n!1 n2  1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi n2 þ 2 n n2 þ 2 n ¼ lim pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1 n!1 n2  1 vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u u 2 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u rffiffiffiffiffi 1þ u 2 pffiffiffi n þ 2n 1 n u ¼ 1 ¼ 1 ¼ u lim ¼ lim ¼ 2 1 tn ! 1 n!1 n  1 1 1 2 n rffiffiffiffiffiffi pffiffiffi a a Umformungen: Zähler mit dem Kehrwert des Nenners multiplizieren ! Rechenregel für Wurzeln: pffiffiffi ¼ b b ! Grenzwert darf unter der Wurzel gebildet werden ! Vor der Grenzwertbildung Zähler und Nenner gliedweise durch n 2 dividieren. D4 Welchen Konvergenzbereich besitzt die Potenzreihe 1 X ðx  1Þ n ? n! n¼0
1 Potenzreihenentwicklungen 201 1 1 Das Bildungsgesetz für den Koeffizienten a n der n-ten Potenz ðx  1Þ n lautet: a n ¼ . Somit gilt a n ¼ und n! n! 1 und wir erhalten den folgenden Konvergenzradius: anþ1 ¼ ðn þ 1Þ ! 1    an  ðn þ 1Þ ! n ! ðn þ 1Þ n !  ¼ lim ¼ lim ¼ lim ðn þ 1Þ ¼ 1 ¼ lim r ¼ lim   n ! a 1 n! n!1 n!1 n!1 n!1 n!1 nþ1 ðn þ 1Þ ! Die Potenzreihe konvergiert daher beständig, d. h. für jedes reelle x. Umformungen: Zunächst wird der Zähler mit dem Kehrwert des Nenners multipliziert, dann wird die höhere Fakultät ðn þ 1Þ ! in das Produkt ðn þ 1Þ ! ¼ n ! ðn þ 1Þ zerlegt und schließlich der gemeinsame Faktor n ! gekürzt (siehe hierzu Bild D-1). (n + 1) ! = n ! (n + 1) Bild D-1 1 2 n 3 n+1 Zahlenstrahl n! D5 e x Entwickeln Sie durch Reihenmultiplikation die Funktion f ðxÞ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1x eine Potenzreihe bis zum kubischen Glied. um die Stelle x 0 ¼ 0 in Wir bringen die Funktion zunächst in die Produktform (Wurzel vorher in eine Potenz umwandeln): e x ex ¼ e  x  ð1  xÞ  1=2 f ðxÞ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1=2 ð1  xÞ 1x Aus der Formelsammlung entnehmen wir für die beiden Faktorfunktionen folgende Potenzreihenentwicklungen (Mac Laurinsche Reihen ! FS: Kap. VI.3.4): e x ¼ 1  x1 x2 x3 1 2 1 3 þ  þ  ... ¼ 1  x þ x  x þ  ... 1! 2! 3! 2 6 ð1  xÞ  1=2 ¼ 1 þ ðj x j < 1Þ 1 13 2 135 3 1 3 2 5 3 x þ x þ x þ ... ¼ 1 þ x þ x þ x þ ... 2 24 246 2 8 16 ðj x j < 1Þ Durch gliedweises Multiplizieren dieser Reihen erhalten wir die gewünschte Potenzreihenentwicklung der Ausgangsfunktion, wobei der Aufgabenstellung entsprechend nur Glieder bis zur 3. Potenz berücksichtigt werden. Die Potenzreihe beginnt wie folgt:     1 2 1 3 1 3 2 5 3 f ðxÞ ¼ e  x  ð1  xÞ  1=2 ¼ 1  x þ x  x þ  ...  1 þ x þ x þ x þ ... ¼ 2 6 2 8 16 1 3 2 5 3 1 2 3 3 1 2 1 3 1 3 x þ x þ x x  x  x þ x þ x  x þ ... ¼ 2 8 16 2 8 2 4 6       1 3 1 1 5 3 1 1 2 1 x þ  þ x þ  þ  x3 þ ... ¼ ¼ 1þ 2 8 2 2 16 8 4 6 |fflfflffl{zfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  1=2 3=8 1=48 ¼ 1þ ¼ 1 1 3 2 1 3 x þ x þ x þ ... 2 8 48 Konvergenzbereich:  1 < x < 1 (da die Reihe des Faktors ð1  xÞ  1=2 nur für j x j < 1 konvergiert)
202 D6 D Taylor- und Fourier-Reihen Gesucht ist die Mac Laurinsche Reihe von f ðxÞ ¼ ðe  x  1Þ 2 bis zur 4. Potenz. Die Reihe soll a) durch Reihenmultiplikation, b) auf direktem Wege über die Ableitungen hergeleitet werden. a) Die Funktion ist ein Produkt aus zwei gleichen Faktoren e  x  1, deren Reihenentwicklung unter Verwendung der bekannten Reihe von e x (aus der Formelsammlung entnommen) wie folgt lautet:   x1 x2 x3 x4 1 2 1 3 1 4 x x  x þ x  þ ... e þ  þ  þ ...  1 ¼ x þ 1 ¼ 1 2 6 24 1! 2! 3! 4! |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Mac Laurinsche Reihe von e x Durch gliedweise Multiplikation erhalten wir die gesuchte Reihenentwicklung um den Nullpunkt (es werden dabei nur Glieder bis einschließlich der 4. Potenz berücksichtigt): f ðxÞ ¼ ðe  x  1Þ 2 ¼ ðe  x  1Þ  ðe  x  1Þ ¼ ¼     1 2 1 3 1 4 1 2 1 3 1 4 x þ x  x þ x  þ ...  x þ x  x þ x  þ ... ¼ 2 6 24 2 6 24 1 3 1 4 1 3 1 4 1 4 x þ x  x þ x þ x þ ... ¼ 2 6 2 4 6   1 1 1 7 4 2 3 ¼ x x þ þ þ x4 þ ... ¼ x2  x3 þ x þ ... 6 4 6 12 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 7=12 ¼ x2  Konvergenzbereich: j x j < 1 (da die Reihen beider Faktoren überall konvergieren) b) Wir benötigen die ersten vier Ableitungen, wobei wir jeweils in der angedeuteten Weise die Kettenregel verwenden: f ðxÞ ¼ ðe  x  1 Þ 2 ¼ u 2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u mit u ¼ e  x  1 ; u 0 ¼  e x f 0 ðxÞ ¼ 2 u  u 0 ¼ 2 ðe  x  1Þ ð e  x Þ ¼ 2 ð e  2 x þ e  x Þ f 00 ðxÞ ¼ 2 ð2  e  2 x  e  x Þ ; f 000 ðxÞ ¼ 2 ð 4  e  2 x þ e  x Þ ; f ð4Þ ðxÞ ¼ 2 ð8  e  2 x  e  x Þ (Ableitungen der Summanden e 2 x und e x mit der Kettenregel, Substitutionen: t ¼  2 x bzw. t ¼  x) An der Stelle x 0 ¼ 0 gilt dann ðe 0 ¼ 1Þ: f ð0Þ ¼ ðe 0  1Þ 2 ¼ 0 ; f 0 ð0Þ ¼ 2 ð e 0 þ e 0 Þ ¼ 0 ; f 000 ð0Þ ¼ 2 ð 4  e 0 þ e 0 Þ ¼ 2  ð 3Þ ¼  6 ; f ð4Þ f 00 ð0Þ ¼ 2 ð2  e 0  e 0 Þ ¼ 2  1 ¼ 2 ; ð0Þ ¼ 2 ð8  e 0  e 0 Þ ¼ 2  7 ¼ 14 Damit erhalten wir die folgende Mac Laurinsche Reihe (in bereinstimmung mit dem Ergebnis aus a)): f ðxÞ ¼ ðe  x  1Þ 2 ¼ f ð0Þ þ ¼ 0þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 f 000 ð0Þ 3 f ð4Þ ð0Þ 4 x þ x þ x þ x þ ... ¼ 1! 2! 3! 4! 0 1 2 2 6 3 14 4 7 4 x þ x þ x þ x þ ... ¼ x2  x3 þ x þ ... 1! 2! 3! 4! 12 ðj x j < 1Þ
1 Potenzreihenentwicklungen D7 203 Leiten Sie durch Reihenmultiplikation die Potenzreihenentwicklung von f ðxÞ ¼ den Nullpunkt x 0 ¼ 0 her (bis zur 4. Potenz einschließlich). pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ x  cos ð2 xÞ um Aus der Formelsammlung entnehmen wir für die beiden Faktorfunktionen folgende Potenzreihenentwicklungen (die Reihe für cos ð2 xÞ erhalten wir dabei aus der Mac Laurinschen Reihe von cos u mit Hilfe der Substitution u ¼ 2 x): pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 11 2 113 3 1135 4 1 þ x ¼ ð1 þ xÞ 1=2 ¼ 1 þ x  x þ x  x þ  ... ¼ 2 24 246 2468 ¼ 1þ 1 1 2 1 3 5 4 x  x þ x  x þ  ... 2 8 16 128 f cos ð2 xÞ ¼ cos u ¼ 1  u ¼ 1  2x2 þ ðj x j  1Þ ð2 xÞ 2 ð2 xÞ 4 4x2 16 x 4 u2 u4 þ  þ ... ¼ 1  þ  þ ... ¼ 1  þ  þ ... ¼ 2! 4! 2 24 2 24 2 4 x  þ ... 3 ðj x j < 1Þ Durch gliedweise Multiplikation der beiden Reihen erhält man die gesuchte Entwicklung: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi f ðxÞ ¼ 1 þ x  cos ð2 xÞ ¼ ð1 þ xÞ 1=2  cos ð2 xÞ ¼     1 1 2 1 3 5 2 4 4 2 ¼ 1þ x  x þ x  x þ  ...  1  2x þ x  þ ... ¼ 2 8 16 128 3 2 4 1 1 2 1 4 1 3 5 x þ x  x3  x þ x þ x  x4 þ ... ¼ 3 2 8 4 16 128       1 1 1 2 1 5 2 3 ¼ 1þ x þ 2  x þ 1 þ x þ þ  x4 þ ... ¼ 2 8 16 3 4 128 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  17=8  15=16 337=384 ¼ 1  2x2 þ ¼ 1þ D8 1 17 2 15 3 337 4 x  x  x þ x þ ... 2 8 16 384 ðj x j  1Þ Wie lautet die Mac Laurinsche Reihe von f ðxÞ ¼ ln ðcosh xÞ bis zum x 4 - Glied? Bildung aller benötigten Ableitungen 1. Ableitung (Kettenregel): f ðxÞ ¼ ln ðcosh xÞ ¼ ln u |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} u f 0 ðxÞ ¼ mit u ¼ cosh x ; u 0 ¼ sinh x 1 1 sinh x  u0 ¼  sinh x ¼ ¼ tanh x u cosh x cosh x 2. Ableitung: f 00 ðxÞ ¼ 1  tanh 2 x 3. Ableitung (Kettenregel): f 00 ðxÞ ¼ 1  tanh 2 x ¼ 1  ðtanh xÞ 2 ¼ 1  u 2 |fflffl{zfflffl} u mit u ¼ tanh x ; u 0 ¼ 1  tanh 2 x f 000 ðxÞ ¼ 0  2 u  u 0 ¼  2  tanh x  ð1  tanh 2 xÞ ¼  2  tanh x þ 2  tanh 3 x
204 D Taylor- und Fourier-Reihen 4. Ableitung (Kettenregel): f 000 ðxÞ ¼  2  tanh x þ 2  tanh 3 x ¼  2  tanh x þ 2 ðtanh xÞ 3 ¼  2  tanh x þ 2 u 3 |fflffl{zfflffl} u mit f ð4Þ u ¼ tanh x und u 0 ¼ 1  tanh 2 x ðxÞ ¼  2 ð1  tanh 2 xÞ þ 6 u 2  u 0 ¼  2 ð1  tanh 2 xÞ þ 6  tanh 2 x  ð1  tanh 2 xÞ ¼ ¼ ð1  tanh 2 xÞ  ð 2 þ 6  tanh 2 xÞ (der gemeinsame Faktor 1  tanh 2 x wurde ausgeklammert) Ableitungswerte an der Entwicklungsstelle x 0 ¼ 0 (unter Berücksichtigung von cosh 0 ¼ 1 und tanh 0 ¼ 0Þ: f 0 ð0Þ ¼ tanh 0 ¼ 0 ; f ð0Þ ¼ ln ðcosh 0Þ ¼ ln 1 ¼ 0 ; f 000 ð0Þ ¼  2  tanh 0 þ 2  tanh 3 0 ¼ 0 ; f ð4Þ f 00 ð0Þ ¼ 1  tanh 2 0 ¼ 1 ; ð0Þ ¼ ð1  tanh 2 0Þ ð 2 þ 6  tanh 2 0Þ ¼ 1  ð 2Þ ¼ 2 Mac Laurinsche Reihe von f (x) = ln (cosh x) f ðxÞ ¼ ln ðcosh xÞ ¼ f ð0Þ þ ¼ 0þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 f 000 ð0Þ 3 f ð4Þ ð0Þ 4 x þ x þ x þ x þ ... ¼ 1! 2! 3! 4! 0 1 1 2 0 3 2 4 1 2 1 4 x þ x þ x þ x þ ... ¼ x  x þ ... 1 2 6 24 2 12 ð j x j < 1Þ 1 Bestimmen Sie die Taylorsche-Reihe von f ðxÞ ¼ pffiffiffi um das Entwicklungszentrum x 0 ¼ 1 bis zur x 4. Potenz (einschließlich). D9 Wir bilden zunächst die benötigten Ableitungen bis zur 4. Ordnung: 1 1 f ðxÞ ¼ pffiffiffi ¼ ¼ x  1=2 ; x 1=2 x 3 f ðxÞ ¼ 4 000 1 f ðxÞ ¼  x  3=2 ; 2 0   5  7=2 15  7=2  x x ¼  ; 2 8 f ð4Þ 1 f ðxÞ ¼  2 00 15 ðxÞ ¼  8    3  5=2 3  x  x  5=2 ; ¼ 2 4 7  9=2  x 2  ¼ 105  9=2 x 16 Ableitungswerte an der Entwicklungsstelle x 0 ¼ 1: f ð1Þ ¼ 1 ; f 0 ð1Þ ¼  1 ; 2 f 00 ð1Þ ¼ 3 ; 4 f 000 ð1Þ ¼  15 ; 8 f ð4Þ ð1Þ ¼ 105 16 Taylor-Reihe um das Entwicklungszentrum x 0 = 1 f 0 ð1Þ f 00 ð1Þ f 000 ð1Þ f ð4Þ ð1Þ 1 f ðxÞ ¼ pffiffiffi ¼ f ð1Þ þ ðx  1Þ 1 þ ðx  1Þ 2 þ ðx  1Þ 3 þ ðx  1Þ 4 þ . . . ¼ 1! 2! 3! 4! x ¼ 1þ  1=2 3=4  15=8 105=16 ðx  1Þ 1 þ ðx  1Þ 2 þ ðx  1Þ 3 þ ðx  1Þ 4 þ . . . ¼ 1 2 6 24 ¼ 1 1 3 5 35 ðx  1Þ 1 þ ðx  1Þ 2  ðx  1Þ 3 þ ðx  1Þ 4 þ . . . 2 8 16 128 Konvergenzbereich: 0 < x < 2
1 Potenzreihenentwicklungen 205 Entwickeln Sie die Funktion f ðxÞ ¼ 4 x um x 0 ¼ 2 in eine Taylorsche Reihe. Wie lautet das Bildungsgesetz für die Koeffizienten? D10 Ableitungen bis zur 3. Ordnung f 0 ðxÞ ¼ ðln 4Þ  4 x ; f ðxÞ ¼ 4 x ; f 00 ðxÞ ¼ ðln 4Þ  ðln 4Þ  4 x ¼ ðln 4Þ 2  4 x ; f 000 ðxÞ ¼ ðln 4Þ 2  ðln 4Þ  4 x ¼ ðln 4Þ 3  4 x Ableitungswerte an der Entwicklungsstelle x 0 ¼ 2: f ð2Þ ¼ 4 2 ¼ 16 ; f 0 ð2Þ ¼ ðln 4Þ  4 2 ¼ 16 ðln 4Þ 1 ; f 00 ð2Þ ¼ ðln 4Þ 2  4 2 ¼ 16 ðln 4Þ 2 ; f 000 ð2Þ ¼ ðln 4Þ 3  4 2 ¼ 16 ðln 4Þ 3 Taylor-Reihe von f (x) = 4 x um das Entwicklungszentrum x 0 = 2 f ðxÞ ¼ 4 x ¼ f ð2Þ þ f 0 ð2Þ f 00 ð2Þ f 000 ð2Þ ðx  2Þ 1 þ ðx  2Þ 2 þ ðx  2Þ 3 þ . . . ¼ 1! 2! 3! 16 ðln 4Þ 2 16 ðln 4Þ 3 16 ðln 4Þ 1 ðx  2Þ 1 þ ðx  2Þ 2 þ ðx  2Þ 3 þ . . . ¼ 1! 2! 3! ! ðln 4Þ 1 ðln 4Þ 2 ðln 4Þ 3 2 3 1 1þ ðx  2Þ þ ðx  2Þ þ ðx  2Þ þ . . . ð j x j < 1Þ 1! 2! 3! ¼ 16 þ ¼ 16 Bildungsgesetz für die Koeffizienten: a n ¼ 16  D11 ðln 4Þ n n! ðf ür n ¼ 0; 1; 2; . . .Þ  Bestimmen Sie die Taylor-Reihe von f ðxÞ ¼ ln  1 þ x2 ; x 6¼ 0 um die Stelle x 0 ¼ 1. x2 Wir bringen die Funktion zunächst auf eine für das Differenzieren günstigere Form:   1 þ x2 f ðxÞ ¼ ln ¼ ln ð1 þ x 2 Þ  ln x 2 ¼ ln ð1 þ x 2 Þ  2  ln j x j x2 Rechenregeln: ln a ¼ ln a  ln b b und ln a 2 ¼ 2  ln j a j 1. Ableitung (der 1. Summand wird nach der Kettenregel differenziert): f ðxÞ ¼ ln ð1 þ x 2 Þ  2  ln j x j ¼ ln u  2  ln j x j mit u ¼ 1 þ x 2 ; u 0 ¼ 2 x |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u 2 x  x  2 ð1 þ x 2 Þ 1 1 2x 2 2x2  2  2x2 2 ¼  ¼ f 0 ðxÞ ¼  u0  2  ¼ ¼ 2 2 3 u x x 1þx x þ x3 ð1 þ x Þ x x þx 2. Ableitung (Kettenregel): 2 ¼  2 ðx þ x 3 Þ  1 ¼  2 u  1 mit u ¼ x þ x 3 ; u 0 ¼ 1 þ 3 x 2 x þ x3 |fflfflffl{zfflfflffl} u 2 ð1 þ 3 x 2 Þ 2u0 2 þ 6x2 00 2 0 2 0 u ¼ ¼ ¼ f ðxÞ ¼  2 ð u Þ  u ¼ 2 u u2 ðx þ x 3 Þ 2 ðx þ x 3 Þ 2 f 0 ðxÞ ¼
206 D Taylor- und Fourier-Reihen 3. Ableitung (Quotienten- und Kettenregel): f 00 ðxÞ ¼ 2 þ 6x2 ðx þ x 3Þ 2 ¼ u v v ¼ ðx þ x 3 Þ 2 ¼ t 2 |fflfflffl{zfflfflffl} t u ¼ 2 þ 6x2 ; und u 0 ¼ 12 x ; v 0 ¼ 2 t  t 0 ¼ 2 ðx þ x 3 Þ ð1 þ 3 x 2 Þ (Ableitung von v in der angedeuteten Weise mit der Kettenregel, Substitution t ¼ x þ x 3 ; t 0 ¼ 1 þ 3 x 2 ) f 000 ðxÞ ¼ 12 x ðx þ x 3 Þ 2  2 ðx þ x 3 Þ ð1 þ 3 x 2 Þ ð2 þ 6 x 2 Þ u0 v  v0 u ¼ ¼ v2 ðx þ x 3 Þ 4 ¼ ðx þ x 3 Þ ½ 12 x ðx þ x 3 Þ  2 ð1 þ 3 x 2 Þ  2 ð1 þ 3 x 2 Þ  ðx þ x 3 Þ ðx þ x 3 Þ 3 ¼ 12 x ðx þ x 3 Þ  4 ð1 þ 3 x 2 Þ 2 ðx þ x 3 Þ 3 (Im Zähler den gemeinsamen Faktor ðx þ x 3 Þ ausklammern, dann kürzen) Ableitungswerte an der Stelle x 0 ¼ 1: f ð1Þ ¼ ln 2 ; f 0 ð1Þ ¼  1 ; f 00 ð1Þ ¼ 2 ; f 000 ð1Þ ¼  5 Die Taylor-Reihe um den Entwicklungspunkt x 0 ¼ 1 lautet damit:   f 0 ð1Þ f 00 ð1Þ f 000 ð1Þ 1 þ x2 f ðxÞ ¼ ln ¼ f ð1Þ þ ðx  1Þ 1 þ ðx  1Þ 2 þ ðx  1Þ 3 þ . . . ¼ 1! 2! 3! x2 ¼ ln 2 þ 1 2 5 ðx  1Þ 1 þ ðx  1Þ 2 þ ðx  1Þ 3 þ . . . ¼ 1 2 6 ¼ ln 2  ðx  1Þ 1 þ ðx  1Þ 2  Konvergenzbereich: 0 < x < 2 D12 5 ðx  1Þ 3 þ . . . 6 (Symmetrisches Intervall mit dem Radius r ¼ 1 und x 0 ¼ 1) Die Funktion f ðxÞ ¼ x  sin x ist um die Stelle x 0 ¼ p nach Taylor in eine Potenzreihe zu entwickeln. Ableitungen bis zur 3. Ordnung Wir verwenden jeweils in der angedeuteten Weise die Produktregel. f 0 ðxÞ ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ 1  sin x þ ðcos xÞ  x ¼ sin x þ x  cos x |ffl{zffl} u v f ) f f ðxÞ ¼ x  sin x |{z} u v f 00 ðxÞ ¼ cos x þ u 0 v þ v 0 u ¼ cos x þ 1  cos x þ ð sin xÞ  x ¼ 2  cos x  x  sin x |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} f ðxÞ f 000 ðxÞ ¼  2  sin x  f 0 ðxÞ ¼  2  sin x  ðsin x þ x  cos xÞ ¼  3  sin x  x  cos x Ableitungswerte an der Entwicklungsstelle x 0 ¼ p : f ðpÞ ¼ p  sin p ¼ 0 ; |ffl{zffl} 0 f 0 ðpÞ ¼ sin p þ p  cos p ¼  p ; |ffl{zffl} |fflffl{zfflffl} 0 1 f 000 ðpÞ ¼  3  sin p  p  cos p ¼ p |ffl{zffl} |fflffl{zfflffl} 0 1 f 00 ðpÞ ¼ 2  cos p  p  sin p ¼  2; |fflffl{zfflffl} |ffl{zffl} 1 0
1 Potenzreihenentwicklungen 207 Taylor-Reihe von f (x) = x . sin x um die Entwicklungsstelle x 0 = p f ðxÞ ¼ x  sin x ¼ f ðpÞ þ f 0 ðpÞ f 00 ðpÞ f 000 ðpÞ ðx  pÞ 1 þ ðx  pÞ 2 þ ðx  pÞ 3 þ . . . ¼ 1! 2! 3! p 2 p ðx  pÞ 1 þ ðx  pÞ 2 þ ðx  pÞ 3 þ . . . ¼ 1 2 6 p ¼  p ðx  pÞ 1  ðx  pÞ 2 þ ðx  pÞ 3 þ . . . 6 Konvergenzbereich: j x j < 1 ¼ 0þ  D13 Entwickeln Sie die Funktion f ðxÞ ¼ ln 1þx 1x  in eine Mac Laurinsche Reihe bis zur 5. Potenz. Wir bringen die Funktion zunächst in eine für das Differenzieren günstigere Form (mit j x j < 1):   1þx a ¼ ln ð1 þ xÞ  ln ð1  xÞ Rechenregel: ln ¼ ln a  ln b f ðxÞ ¼ ln 1x b Ableitungen bis zur 5. Ordnung Alle Ableitungen erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel in der jeweils angedeuteten Weise: f ðxÞ ¼ ln ð1 þ xÞ  ln ð1  xÞ ¼ ln u  ln v |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u v f 0 ðxÞ ¼ ðu ¼ 1 þ x ; u0 ¼ 1; v ¼ 1  x; v 0 ¼  1Þ 1 1 1 1 1 1  u0   v0 ¼ 1  ð 1Þ ¼ þ ¼ ð1 þ xÞ  1 þ ð1  xÞ  1 u v 1þx 1x 1þx 1x |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u v f 00 ðxÞ ¼  u  2  u 0  v  2  v 0 ¼  ð1 þ xÞ  2  1  ð1  xÞ  2  ð 1Þ ¼  ð1 þ xÞ  2 þ ð1  xÞ  2 |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u v f 000 ðxÞ ¼ 2 u  3  u 0  2 v  3  v 0 ¼ 2 ð1 þ xÞ  3  1  2 ð1  xÞ  3  ð 1Þ ¼ 2 ð1 þ xÞ  3 þ 2 ð1  xÞ  3 |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u v f ð4Þ ðxÞ ¼  6 u  4  u 0  6 v  4  v 0 ¼  6 ð1 þ xÞ  4  1  6 ð1  xÞ  4  ð 1Þ ¼ ¼  6 ð1 þ xÞ  4 þ 6 ð1  xÞ  4 |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} u v f ð5Þ ðxÞ ¼ 24 u  5  u 0  24 v  5  v 0 ¼ 24 ð1 þ xÞ  5  1  24 ð1  xÞ  5  ð 1Þ ¼ ¼ 24 ð1 þ xÞ  5 þ 24 ð1  xÞ  5 Ableitungswerte an der Entwicklungsstelle x 0 ¼ 0: f ð0Þ ¼ ln 1  ln 1 ¼ 0 ; f ð4Þ ð0Þ ¼  6 þ 6 ¼ 0 ; f 0 ð0Þ ¼ 1 þ 1 ¼ 2 ; f ð5Þ f 000 ð0Þ ¼ 2 þ 2 ¼ 4 ; ð0Þ ¼ 24 þ 24 ¼ 48  Mac Laurinsche Reihe von f (x) ¼ ln f 00 ð0Þ ¼  1 þ 1 ¼ 0 ; 1þx  1x   f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 f 000 ð0Þ 3 f ð4Þ ð0Þ 4 f ð5Þ ð0Þ 5 1þx ¼ f ð0Þ þ x þ x þ x þ x þ x þ ... ¼ f ðxÞ ¼ ln 1x 1! 2! 3! 4! 5! ¼ 0þ 2 1 0 2 4 3 0 4 48 5 2 3 2 5 x þ x þ x þ x þ x þ ... ¼ 2x þ x þ x þ ... 1 2 6 24 120 3 5 Konvergenzbereich: j x j < 1
208 D Taylor- und Fourier-Reihen 1 : Bestimmen Sie zunächst 1 þ x2 mit Hilfe der Binomischen Reihe (! Formelsammlung) die Reihenentwicklung der Ableitung und daraus durch Integration die Mac Laurinsche Reihe von arctan x (Angabe der ersten vier Glieder). Die Ableitung von f ðxÞ ¼ arctan x lautet bekanntlich f 0 ðxÞ ¼ D14 Aus der Formelsammlung entnehmen wir die Mac Laurinsche Reihe von 1 ¼ ð1 þ uÞ  1 ¼ 1  u þ u 2  u 3 þ  . . . 1þu 1 ¼ ð1 þ uÞ  1 . Sie lautet: 1þu ðj u j < 1Þ Mit der Substitution u ¼ x 2 erhalten wir daraus die Potenzreihenentwicklung der Funktion 1 ¼ ð1 þ x 2 Þ  1 ¼ 1  x 2 þ x 4  x 6 þ  . . . 1 þ x2 1 : 1 þ x2 ðj x j < 1Þ Diese Reihe ist zugleich die 1. Ableitung von arctan x . Durch gliedweise Integration der Potenzreihe erhalten wir daher die gesuchte Potenzreihenentwicklung der Arkustangensfunktion (wir ersetzen dabei die Variable x durch die Integrationsvariable t, um Missverständnisse zu vermeiden):  x ðx ðx 1 1 3 1 5 1 7 2 4 6 t þ t  t þ  ... ¼ d t ¼ ð1  t þ t  t þ  . . .Þ d t ¼ t  arctan x ¼ 3 5 7 1 þ t2 0 0 0  ¼ D15 x  1 3 1 5 1 7 1 3 1 5 1 7 x þ x  x þ  . . .  ð0Þ ¼ x  x þ x  x þ  ... 3 5 7 3 5 7 ðj x j < 1Þ Wie lautet die Mac Laurinsche Reihe von f ðxÞ ¼ ln ð1 þ e a x Þ mit a 2 R? Bildung aller Ableitungen bis zur 3. Ordnung 1. Ableitung (Kettenregel mit zwei Substitutionen) f ðxÞ ¼ ln ð1 þ e a x Þ ¼ ln v mit f 0 ðxÞ ¼ v ¼ 1 þ eu und u ¼ ax 1 1 a  eu a  eu a  e ax  ð0 þ e u Þ  a ¼  eu  a ¼ ¼ ¼ v v v 1 þ eu 1 þ e ax (Zuerst ln v nach v, dann v ¼ 1 þ e u nach u und schließlich u ¼ a x nach x differenzieren) 2. Ableitung (Quotientenregel in Verbindung mit der Kettenregel) f 0 ðxÞ ¼ a  e ax u ¼ v 1 þ e ax mit u ¼ a  e ax ; v ¼ 1 þ e ax und u 0 ¼ a2  e ax ; v 0 ¼ a  e ax (Ableitung von e a x nach der Kettenregel, Substitution: t ¼ a x) f 00 ðxÞ ¼ ¼ u0 v  v0 u v2 ¼ a 2  e a x ð1 þ e a x Þ  a  e a x  a  e a x ð1 þ e a x Þ 2 a2  e ax ð1 þ Rechenregel: e m  e m ¼ ðe m Þ 2 ¼ e 2 m e a xÞ 2 3. Ableitung (Quotienten- und Kettenregel) f 00 ðxÞ ¼ a2  e ax ð1 þ e a xÞ 2 ¼ ¼ u v a2  e ax þ a2  e 2ax  a2  e 2ax ð1 þ e a x Þ 2 ¼
1 Potenzreihenentwicklungen u ¼ a2  e ax ; 209 v ¼ ð1 þ e a x Þ 2 und u 0 ¼ a 3  e a x ; v 0 ¼ 2 ð1 þ e a x Þ  a  e a x ¼ 2 a ð1 þ e a x Þ  e a x (die Ableitung von v ¼ ð1 þ e a x Þ 2 erhält man nach der Kettenregel: v ¼ z 2 f 000 ðxÞ ¼ ¼ mit z ¼ 1 þ e t ; t ¼ a xÞ a 3  e a x ð1 þ e a x Þ 2  2 a ð1 þ e a x Þ  e a x  a 2  e a x u0 v  v0 u ¼ ¼ v2 ð1 þ e a x Þ 4 a 3  e a x  ð1 þ e a x Þ ½ ð1 þ e a x Þ  2  e a x  ð1 þ e a x Þ3  ð1 þ e a x Þ ¼ a 3  e a x ð1  e a x Þ ð1 þ e a x Þ 3 Umformungen: Im Zähler zunächst den Faktor a 3  e a x  ð1 þ e a x Þ ausklammern, dann 1 þ e a x kürzen. Ableitungswerte an der Stelle x 0 ¼ 0: f ð0Þ ¼ ln ð1 þ e 0 Þ ¼ ln ð1 þ 1Þ ¼ ln 2 ; f 00 ð0Þ ¼ a2  e 0 ð1 þ e 0 Þ 2 ¼ a2  1 ð1 þ 1Þ 2 ¼ a2 ; 4 f 0 ð0Þ ¼ f 000 ð0Þ ¼ a  e0 a1 a ¼ ¼ ; 1þ1 2 1 þ e0 a 3  e 0 ð1  e 0 Þ ð1 þ e 0 Þ 3 ¼ a 3  1 ð1  1Þ ð1 þ 1Þ 3 ¼ 0 Mac Laurinsche Reihe von f (x) = ln (1 + e a x ) f ðxÞ ¼ ln ð1 þ e a x Þ ¼ f ð0Þ þ ¼ ln 2 þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 f 000 ð0Þ 3 x þ x þ x þ ... ¼ 1! 2! 3! a=2 1 a 2 =4 2 0 3 a a2 2 x þ x þ x þ 0  x3 þ ... x þ . . . ¼ ln 2 þ x þ 1 2 8 6 2 Konvergenzbereich: j x j < 1 D16 1 ¼ 1 þ x 1 þ x 2 þ x 3 þ . . . þ x n þ . . . ðj x j < 1Þ 1x die Mac Laurinsche Reihe von f ðxÞ ¼ ð1  xÞ  3 her. Wie lautet das Bildungsgesetz für die Koeffi- Leiten Sie aus der geometrischen Reihe zienten dieser Reihe? Wir zeigen zunächst (mit Hilfe der Kettenregel), dass die Funktion f ðxÞ ¼ ð1  xÞ  3 bis auf einen konstanten Fak1 tor genau die 2. Ableitung von y ¼ ist: 1x 1 ¼ ð1  xÞ  1 ¼ u  1 mit u ¼ 1  x ; u 0 ¼  1 y ¼ 1x |fflffl{zfflffl} u y 0 ¼  u  2  u 0 ¼  ð1  xÞ  2  ð 1Þ ¼ ð1  xÞ  2 ¼ u  2 |fflffl{zfflffl} u mit u ¼ 1  x ; u0 ¼ 1 y 00 ¼  2 u  3  u 0 ¼  2 ð1  xÞ  3  ð 1Þ ¼ 2 ð1  xÞ  3 ¼ 2  f ðxÞ |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} f ðxÞ Daraus folgt (wie behauptet): f ðxÞ ¼ ð1  xÞ  3 ¼ 1  y 00 2 mit y ¼ ð1  xÞ  1 ¼ 1 1x Die gesuchte Potenzreihe von f ðxÞ ¼ ð1  xÞ  3 erhalten wir daher, indem wir die bekannte Potenzreihe von y ¼ ð1  xÞ  1 zweimal nacheinander gliedweise nach x differenzieren und den gefundenen Ausdruck dann in diese Gleichung einsetzen:
210 D Taylor- und Fourier-Reihen y ¼ ð1  xÞ  1 ¼ 1 þ x 1 þ x 2 þ x 3 þ x 4 þ . . . þ x n þ x n þ 1 þ x n þ 2 þ . . . y 0 ¼ 1 þ 2 x 1 þ 3 x 2 þ 4 x 3 þ . . . þ n x n  1 þ ðn þ 1Þ x n þ ðn þ 2Þ x n þ 1 þ . . . y 00 ¼ 2  1 þ 3  2 x 1 þ 4  3 x 2 þ . . . þ n ðn  1Þ x n  2 þ ðn þ 1Þ n x n  1 þ ðn þ 2Þ ðn þ 1Þ x n þ . . . Somit gilt: 1 00 y ¼ 2 f ðxÞ ¼ ð1  xÞ  3 ¼ ¼ 1 2  1 þ 3  2 x 1 þ 4  3 x 2 þ . . . þ n ðn  1Þ x n  2 þ ðn þ 1Þ n x n  1 þ ðn þ 2Þ ðn þ 1Þ x n þ . . . 2 |{z} |{z} |{z} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} a1 a2 a n2 a n1 an a0 Das Bildungsgesetz für die Koeffizienten lautet (bis auf den gemeinsamen Faktor 1=2): a n ¼ ð n þ 2Þ ðn þ 1Þ für n ¼ 0; 1; 2; . . . Damit erhalten wir die folgende Potenzreihenentwicklung für f ðxÞ ¼ ð1  xÞ  3 (in der Summenschreibweise): f ðxÞ ¼ ð1  xÞ  3 ¼ 1 1 P  ðn þ 2Þ ðn þ 1Þ x n 2 n¼0 Die Reihe konvergiert wie die geometrische Reihe für j x j < 1. 1.2 Anwendungen Lehrbuch: Band 1, Kapitel VI.3.3 Formelsammlung: Kapitel VI.3 D17 Bestimmen Sie mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung eine Näherungsparabel der Funktion pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi f ðxÞ ¼ ln cos x in der Umgebung der Stelle x 0 ¼ 0. Wir entwickeln die Funktion in eine Mac Laurinsche Reihe, brechen diese nach dem quadratischen Glied ab und erhalten eine Näherung in Form einer Parabel: f ðxÞ ¼ ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cos x f ð0Þ þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 x þ x 1! 2! Ableitungen 1. und 2. Ordnung Die 1. Ableitung erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 cos x ¼ ln ðcos xÞ 1=2 ¼  ln ðcos x Þ ¼  ln u 2 2 |ffl{zffl} u Rechenregel: ln a n ¼ n  ln a f ðxÞ ¼ ln f 0 ðxÞ ¼ mit u ¼ cos x ; u 0 ¼  sin x 1 1 1 1 1 sin x 1   u0 ¼   ð sin xÞ ¼   ¼   tan x 2 u 2 cos x 2 cos x 2 f 00 ðxÞ ¼  1 ð1 þ tan 2 xÞ 2 Ableitungswerte an der Stelle x 0 ¼ 0 (unter Berücksichtigung von cos 0 ¼ 1; tan 0 ¼ 0): f ð0Þ ¼ ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cos 0 ¼ ln 1 ¼ 0 ; f 0 ð0Þ ¼  1  tan 0 ¼ 0 ; 2 f 00 ð0Þ ¼  1 1 ð1 þ tan 2 0Þ ¼  2 2
1 Potenzreihenentwicklungen 211 Näherungsparabel (in der Umgebung von x 0 = 0) f ðxÞ ¼ ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cos x f ð0Þ þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 0 1  1=2 2 1 2 x þ x ¼ 0þ x þ x ¼  x 1! 2! 1 2 4 Bild D-2 zeigt den Verlauf der Näherungsparabel. y Bild D-2 –3 –2 –1 1 2 x 3 – 0,5 Näherungsparabel – 1,5 y = ln cos x 1 soll in der Umgebung der Stelle x 0 ¼ 0 durch eine Parabel ersetzt 1  sin x werden. Welchen Näherungswert liefert diese Parabel an der Stelle x ¼ 0;2? Die Funktion f ðxÞ ¼ D18 Lösungsweg: f ðxÞ wird nach Mac Laurin in eine Potenzreihe entwickelt, die Reihe dann nach dem quadratischen Glied abgebrochen. Ableitungen 1. und 2. Ordnung 1. Ableitung (Kettenregel): f ðxÞ ¼ 1 ¼ ð1  sin xÞ  1 ¼ u  1 1  sin x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u mit u ¼ 1  sin x ; f 0 ðxÞ ¼  1 u  2  u 0 ¼  ð1  sin xÞ  2  ð cos xÞ ¼ u 0 ¼  cos x cos x ð1  sin xÞ 2 2. Ableitung (Quotienten- und Kettenregel): cos x f 0 ðxÞ ¼ ð1  sin xÞ u ¼ cos x ; 2 ¼ u v v ¼ ð1  sin xÞ 2 und u 0 ¼  sin x ; v 0 ¼  2 ð1  sin xÞ  cos x (v wurde nach der Kettenregel differenziert, Substitution: t ¼ 1  sin x mit t 0 ¼  cos x)  sin x  ð1  sin xÞ 2 þ ½ 2 ð1  sin xÞ  cos x   cos x u0 v  v0 u ¼ ¼ f ðxÞ ¼ v2 ð1  sin xÞ 4 00 ¼ ð1  sin xÞ ½  sin x  ð1  sin xÞ þ 2  cos 2 x  ð1  sin xÞ ð1  sin xÞ 3 ¼  sin x  ð1  sin xÞ þ 2  cos 2 x ð1  sin xÞ 3 Umformungen: Im Zähler zunächst den gemeinsamen Faktor 1  sin x ausklammern, dann kürzen. Ableitungswerte an der Stelle x 0 ¼ 0 (unter Berücksichtigung von sin 0 ¼ 0, cos 0 ¼ 1): f ð0Þ ¼ 1 ¼ 1; 1  sin 0 f 0 ð0Þ ¼ cos 0 ð1  sin 0Þ 2 ¼ 1; f 00 ð0Þ ¼  sin 0  ð1  sin 0Þ þ 2  cos 2 0 ð1  sin 0Þ 3 ¼ 2
212 D Taylor- und Fourier-Reihen Näherungsparabel in der Umgebung von x 0 = 0 (siehe Bild D-3) 1 1  sin x f ðxÞ ¼ f ð0Þ þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 1 1 2 2 x þ x ¼ 1þ x þ x ¼ 1 þ x þ x2 1! 2! 1 2 Exakter Wert an der Stelle x ¼ 0;2: f ð0;2Þ ¼ y 1 ¼ 1;2479 1  sin 0;2 Näherungswert an der Stelle x ¼ 0;2: f ð0;2Þ y= 1 1 – sin x 4 3 Näherungsparabel 2 1 þ 0;2 þ 0;2 2 ¼ 1;24 Näherungsparabel 1 Bild D-3 – 1,5 D19 –1 – 0,5 0,5 1 1,5 x Bestimmen Sie durch Reihenentwicklung eine Näherungsparabel der Funktion f ðxÞ ¼ e x  cos ðx=2Þ für die Stelle x 0 ¼ 0. Die Reihenentwicklung soll a) auf direktem Wege über die Ableitungen, b) durch Reihenmultiplikation gewonnen werden. a) Wir entwickeln f ðxÞ nach Mac Laurin in eine Potenzreihe und brechen diese nach dem quadratischen Glied ab. Zunächst aber bestimmen wir die dabei benötigten Ableitungen f 0 ðxÞ und f 00 ðxÞ. 1. Ableitung (Produkt- und Kettenregel) f 1 f ðxÞ ¼ e x  cos ðx=2Þ ¼ u v mit u ¼ e x ; v ¼ cos ðx=2Þ und u 0 ¼ e x ; v 0 ¼   sin ðx=2Þ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 2 u v (v wurde nach der Kettenregel differenziert, Substitution: t ¼ x=2)   1 1 f 0 ðxÞ ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ e x  cos ðx=2Þ   sin ðx=2Þ  e x ¼ e x cos ðx=2Þ   sin ðx=2Þ 2 2 f 2. Ableitung (Produkt- und Kettenregel)   1 f 0 ðxÞ ¼ e x cos ðx=2Þ   sin ðx=2Þ ¼ u v 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u v 1  sin ðx=2Þ und u ¼ e x ; v ¼ cos ðx=2Þ  2 u0 ¼ ex ; v0 ¼  1 1  sin ðx=2Þ   cos ðx=2Þ 2 4 (die beiden Summanden in v wurden jeweils mit Hilfe der Kettenregel differenziert, Substitution: t ¼ x=2)     1 1 1 f 00 ðxÞ ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ e x  cos ðx=2Þ   sin ðx=2Þ þ   sin ðx=2Þ   cos ðx=2Þ  e x ¼ 2 2 4     1 1 1 3 x x ¼ e cos ðx=2Þ   sin ðx=2Þ   sin ðx=2Þ   cos ðx=2Þ ¼ e  cos ðx=2Þ  sin ðx=2Þ 2 2 4 4 Ableitungswerte an der Stelle x 0 ¼ 0 (unter Berücksichtigung von e 0 ¼ 1, cos 0 ¼ 1 und sin 0 ¼ 0Þ:     1 3 3 f ð0Þ ¼ e 0  cos 0 ¼ 1 ; f 0 ð0Þ ¼ e 0 cos 0   sin 0 ¼ 1 ; f 00 ð0Þ ¼ e 0  cos 0  sin 0 ¼ 2 4 4
1 Potenzreihenentwicklungen 213 Näherungsparabel in der Umgebung von x 0 = 0 f ðxÞ ¼ e x  cos ðx=2Þ f ð0Þ þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 3=4 2 1 1 3 2 x þ x ¼ 1þ x ¼ 1þx þ x þ x 1! 2! 2 1 8 b) Aus der Formelsammlung entnehmen wir die folgenden Mac Laurinschen Reihen: ex ¼ 1 þ x1 x2 1 2 þ þ ... ¼ 1 þ x þ x þ ... 1! 2! 2 und cos z ¼ 1  z2 þ  ... 2! Die Kosinusreihe geht durch die Substitution z ¼ x=2 über in: cos ðx=2Þ ¼ 1  ðx=2Þ 2 1 2 þ  ... ¼ 1  x þ  ... 2! 8 Reihenmultiplikation liefert dann das gewünschte Ergebnis:     1 2 1 2 f ðxÞ ¼ e x  cos ðx=2Þ ¼ 1 þ x þ x þ ...  1  x þ  ... ¼ 2 8 1 2 1 2 3 2 x þx þ x þ ... ¼ 1 þ x þ x þ ... 8 2 8 3 2 Näherungsparabel: f ðxÞ ¼ e x  cos ðx=2Þ x 1þx þ 8 ð j x j < 1Þ ¼ 1 D20 1 Die Funktion f ðxÞ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi soll in der Umgebung von x 0 ¼ 0 durch ein Polynom 6. Grades 1  x3 ersetzt werden. Welchen Näherungswert liefert diese Näherungsfunktion an der Stelle x ¼ 0,2? Wie lässt sich der Fehler (größenordnungsmäßig) abschätzen? Hinweis: Die benötigte Potenzreihenentwicklung der Funktion lässt sich aus der Binomischen Reihe (! Formelsammlung) leicht herleiten. Wir benötigen für die Herleitung der Näherungsfunktion (Polynomfunktion 6. Grades) die Mac Laurinsche Reihe der vorgegebenen Funktion. Diese lässt sich mit Hilfe der Substitution u ¼ x 3 aus der folgenden (als bekannt vorausgesetzten und der Formelsammlung entnommenen) Binomischen Reihe gewinnen: 1 1 1 13 2 135 3 ¼ ð1  uÞ  1=2 ¼ 1 þ uþ u þ u þ ... ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1=2 2 2  4 246 1u ð1  uÞ ¼ 1þ 1 3 2 5 3 uþ u þ u þ ... 2 8 16 ð j u j < 1Þ (das kubische Glied benötigen wir für die Fehlerabschätzung!) Die Substitution u ¼ x 3 führt zu der Mac Laurinschen Reihe der Ausgangsfunktion: 1 1 3 5 1 3 3 6 5 9 ðx 3 Þ 1 þ ðx 3 Þ 2 þ ðx 3 Þ 3 þ . . . ¼ 1 þ x þ x þ x þ ... pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1 þ 2 8 16 2 8 16 1  x3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} Näherungsfunktion Näherungsfunktion: f ðxÞ ¼ 1 þ 1 3 3 6 x þ x 2 8 Fehler (in der Umgebung von x 0 ¼ 0Þ Das erste in der Reihenentwicklung weggelassene Glied bestimmt dabei die Größenordnung des Fehlers. An der Stelle x ¼ 0,2 erhalten wir: Näherungswert: f ð0,2Þ 1þ 1 3  0,2 3 þ  0,2 6 ¼ 1,004 024; 2 8 1 Exakter Funktionswert: f ð0,2Þ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1,004 024 161 1  0,2 3 Fehler: 5  0,2 9 ¼ 1,6  10  7 16
214 D Taylor- und Fourier-Reihen Die Funktion f ðxÞ ¼ ð1 þ e x Þ 2 soll in der Umgebung von x 0 ¼ 0 durch eine Polynomfunktion D21 3. Grades angenähert werden. Welchen Näherungswert erhält man an der Stelle x ¼ 0;1 im Vergleich zum exakten Funktionswert? Wir entwickeln die Funktion um die Stelle x 0 ¼ 0 in eine Potenzreihe (Mac Laurinsche Reihe) und brechen diese nach dem kubischen Glied ab. Zunächst aber bilden wir die benötigten Ableitungen bis einschließlich 3. Ordnung: f ðxÞ ¼ ð1 þ e x Þ 2 ¼ u 2 |fflfflffl{zfflfflffl} u u ¼ 1 þ ex ; mit u0 ¼ ex f 0 ðxÞ ¼ 2 u  u 0 ¼ 2 ð1 þ e x Þ  e x ¼ 2 ðe x þ e 2 x Þ f 00 ðxÞ ¼ 2 ðe x þ 2  e 2 x Þ ; ðKettenregel!Þ f 000 ðxÞ ¼ 2 ðe x þ 4  e 2 x Þ (die Ableitung von e 2 x erfolgte nach der Kettenregel, Substitution: t ¼ 2 x) Ableitungswerte an der Stelle x 0 ¼ 0 (unter Berücksichtigung von e 0 ¼ 1): f ð0Þ ¼ ð1 þ 1Þ 2 ¼ 4 ; f 0 ð0Þ ¼ 2 ð1 þ 1Þ ¼ 4 ; f 00 ð0Þ ¼ 2 ð1 þ 2Þ ¼ 6 ; f 000 ð0Þ ¼ 2 ð1 þ 4Þ ¼ 10 Näherungspolynom 3. Grades in der Umgebung der Stelle x 0 = 0 f ðxÞ ¼ ð1 þ e x Þ 2 ¼ 4þ f ð0Þ þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 f 000 ð0Þ 3 x þ x þ x ¼ 1! 2! 3! 4 1 6 2 10 3 5 3 x þ x þ x ¼ 4 þ 4x þ 3x2 þ x 1 2 6 3 Näherungswert an der Stelle x ¼ 0;1: Exakter Wert an der Stelle x ¼ 0;1: D22 f ð0;1Þ 4 þ 0;4 þ 0;03 þ 0;00166 ¼ 4;43166 4;4317 f ð0;1Þ ¼ ð1 þ e 0;1 Þ 2 ¼ ð1 þ 1;10517Þ 2 ¼ 2;10517 2 ¼ 4;43174 Bestimmen Sie für die Funktion f ðxÞ ¼ 4;4317 cos ð2 xÞ das Mac Laurinsche Näherungspolynom 4. Grades. ð1  xÞ 2 Die Potenzreihenentwicklung soll dabei durch Reihenmultiplikation erfolgen. Wir schreiben zunächst die Funktion als Produkt: f ðxÞ ¼ cos ð2 xÞ ð1  xÞ 2 ¼ cos ð2 xÞ  ð1  xÞ  2 Aus der Formelsammlung entnehmen wir die Mac Laurinschen Reihen von cos u und ð1  xÞ  2 , wobei wir in der Kosinusreihe u durch 2 x substituieren: cos u ¼ 1  u2 u4 u2 u4 þ  þ ... ¼ 1  þ  þ ... 2! 4! 2 24 ) ðSubstitution u ¼ 2 xÞ ð2 xÞ 2 ð2 xÞ 4 2 4 cos ð2 xÞ ¼ 1  þ  þ ... ¼ 1  2x2 þ x  þ ... 2 24 3 ð1  xÞ  2 ¼ 1 þ 2 x þ 3 x 2 þ 4 x 3 þ 5 x 4 þ . . . ðj x j < 1Þ ð j x j < 1Þ
1 Potenzreihenentwicklungen 215 Durch Reihenmultiplikation folgt dann (es werden nur Glieder bis einschließlich x 4 berücksichtigt): f ðxÞ ¼ cos ð2 xÞ 2 ¼ cos ð2 xÞ  ð1  xÞ  2 ¼ ð1  xÞ   2 4 x  þ . . .  ð1 þ 2 x þ 3 x 2 þ 4 x 3 þ 5 x 4 þ . . .Þ ¼ ¼ 1  2x2 þ 3 ¼ 1 þ 2x þ 3x2 þ 4x3 þ 5x4  2x2  4x3  6x4 þ Näherungspolynom 4. Grades: f ðxÞ ¼ cos ð2 xÞ ð1  xÞ 2 1 þ 2x þ x2  2 4 1 4 x þ ... ¼ 1 þ 2x þ x2  x þ ... 3 3 1 4 x 3 (in der Umgebung von x 0 ¼ 0Þ Gegeben ist die Kurve mit der Gleichung y ¼ a ½ x  b ð1  e  x=b Þ  D23 (a > 0; b > 0: reelle Konstanten) Bestimmen Sie mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung die Näherungsparabel dieser Kurve in der Umgebung von x 0 ¼ 0. Hinweis: Die Potenzreihenentwicklung lässt sich aus der bekannten Mac Laurinschen Reihe der e-Funktion gewinnen. Wir gehen von der aus der Formelsammlung entnommenen Mac Laurinschen Reihe von eu aus, ersetzen dort u durch  x=b, brechen dann die Entwicklung nach dem quadratischen Glied ab und setzen schließlich den gefundenen Ausdruck in die vorgegebene Funktion ein: x x2  þ ... þ b 2 b2       x x2 x x2  x=b y ¼ a ½ x  b ð1  e Þ ¼ a x  b 1  1 þ  þ  ... ¼ a xb þ  ... ¼  b 2 b2 b 2 b2    2  x2 x a 2 x  þ ... ð j x j < 1Þ  þ ... ¼ a  þ ... ¼ ¼ a x x þ 2b 2b 2b eu ¼ 1 þ u1 u2 þ þ ... 1! 2! Näherungsparabel: y ¼ ) e  x=b ¼ 1  x 1 þ b 2  x b a 2 x 2b 2 þ ... ¼ 1  y (in der Umgebung von x ¼ 0; siehe Bild D-4) 3 Näherungsparabel 2 y = a [x – b (1 – e – x / b )] 1 Bild D-4 –1 D24 Durch die Gleichung   R U  t L I ðtÞ ¼ ; 1e R 1 2 x t  0 wird die zeitliche Abhängigkeit der Stromstärke I in einem RL-Stromkreis beschrieben. Linearisieren Sie diese Funktion für t 0 ¼ 0. ( R: Ohmscher Widerstand; U : angelegte Spannung; L: Induktivität; t : Zeit)
216 D Taylor- und Fourier-Reihen In der als bekannt vorausgesetzten Mac Laurinschen Reihe von e x (! Formelsammlung) substitutieren wir R x ¼  t , brechen die Reihe nach dem linearen Glied ab und ersetzen die Exponentialfunktion durch diesen lineaL ren Ausdruck: R x1 R R  t t þ  ... 1 t þ ... ¼ 1 þ x þ ... ) e L ¼ 1  L L 1!        R U U R U R U R U  t L I ¼  1e 1 1 t ¼ 11þ t ¼ t ¼ t R R R L R L L L ex ¼ 1 þ Linearisierte Funktion: U t L I (für kleine Zeitwerte t  0) Anmerkung: Die „Sättigungsfunktion‘‘ (exakte Funktion) wurde durch die Tangente in t ¼ 0 ersetzt (siehe Bild D-5): I I= U t L U R I= U R 1– e –R t L Bild D-5 t D25 Bestimmen Sie mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung eine Näherungsparabel für die Kosinusfunktion in der Umgebung der Stelle x 0 ¼ p . Die Näherungsparabel erhalten wir, indem wir die Kosinusfunktion zunächst um die Stelle x 0 ¼ p in eine TaylorReihe entwickeln und diese dann nach dem quadratischen Glied abbrechen. Mit f ðxÞ ¼ cos x ; f 0 ðxÞ ¼  sin x ; f 00 ðxÞ ¼  cos x und somit f ðpÞ ¼ cos p ¼  1 ; f 0 ðpÞ ¼  sin p ¼ 0 ; f 00 ðpÞ ¼  cos p ¼ 1 folgt dann: f ðxÞ ¼ cos x ¼ f ðpÞ þ ¼ 1 þ f 0 ðpÞ f 00 ðpÞ ðx  pÞ 1 þ ðx  pÞ 2 þ . . . ¼ 1! 2! 0 1 1 ðx  pÞ 1 þ ðx  pÞ 2 þ . . . ¼  1 þ ðx  pÞ 2 þ . . . 1 2 2 Näherungsparabel (siehe Bild D-6): ð j x j < 1Þ y 1 ðx  pÞ 2 y ¼ 1 þ 2 1 (in der Umgebung von x 0 ¼ p ) Näherungsparabel y = cos x p Bild D-6 p/2 –1 3p/2 x
1 Potenzreihenentwicklungen 217 Lösen Sie die Gleichung e x ¼ sinh x þ 3 näherungsweise mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung. D26 Hinweis: Verwenden Sie die Mac Laurinschen Reihen von e x und sinh x und brechen Sie diese nach der 5. Potenz ab. Aus der Formelsammlung entnehmen wir die folgenden beständig konvergierenden Potenzreihen: sinh x ¼ x1 x3 x5 1 3 1 x þ x5 þ ... þ þ þ ... ¼ x þ 6 120 1! 3! 5! ex ¼ 1 þ x1 x2 x3 x4 x5 1 2 1 3 1 4 1 þ þ þ þ þ ... ¼ 1 þ x þ x þ x þ x þ x5 þ ... 1! 2! 3! 4! 5! 2 6 24 120 Mit den nach der 5. Potenz abgebrochenen Reihen erhält man eine leicht lösbare Näherungsgleichung: 1 2 1 3 1 4 1 1 3 1 x þ x þ x þ x5 ¼ x þ x þ x5 þ 3 ) 2 6 24 120 6 120   1 2 1 4 1 4 1 2 1þ x þ x ¼ 3 ) x þ x  2 ¼ 0   24 ) x 4 þ 12 x 2  48 ¼ 0 2 24 24 2 1þx þ Diese biquadratische Gleichung wird durch die Substitution u ¼ x 2 wie folgt gelöst: pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u 2 þ 12 u  48 ¼ 0 ) u 1=2 ¼  6  36 þ 48 ¼  6  84 ¼  6  9,16515 u 1 ¼ 3,16515 ; u 2 ¼  15,16515 < 0 ) ðdieser Wert scheidet wegen u ¼ x 2 > 0 ausÞ Rücksubstitution liefert aus dem positiven Wert u 1 zwei Lösungen: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x 2 ¼ u 1 ¼ 3,16515 ) x 1=2 ¼  3,16515 ¼  1,77909  1,779 Anmerkung: Die Gleichung lässt sich unter Verwendung der Definitionsformeln für die Hyperbelfunktionen sinh x und cosh x auch wie folgt exakt lösen (! FS: Kap. III.11.1): e x ¼ sinh x þ 3 ex  ) ex ¼ 1 1  ex þ  ex ¼ 3 2 2 cosh x ¼ 3 ) 1 ðe x  e  x Þ þ 3 2 ) x ¼  arcosh 3 ) ex ¼ 1 1  ex þ  ex ¼ 3 2 2 1 1  ex   ex þ 3 2 2 ) 1 ðe x þ e  x Þ ¼ 3 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} cosh x  1,763 Bild D-7 zeigt die grafische Lösung (Schnittpunkte der Kurven y ¼ e x und y ¼ sinh x þ 3) . y 6 4 y = sinh x + 3 2 y = ex Bild D-7 – 1,2 – 0,6 » – 1,8 0,6 1,2 x » 1,8 ) )
218 D Taylor- und Fourier-Reihen D27 1 Welche Näherungsformeln erhält man für den Ausdruck pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi für j x j 1  x2 wicklung und Abbruch nach dem 1. bzw. 2. nichtkonstanten Glied? 1 durch Reihenent- Wir gehen von der bekannten Binomischen Reihe für ð1  uÞ  1=2 aus (! Formelsammlung): ð1  uÞ  1=2 ¼ 1 1 13 2 uþ u 2 24 ... ¼ 1 1 3 2 uþ u 2 8 ... ðj u j < 1Þ Durch die Substitution u ¼ x 2 erhalten wir hieraus die Mac Laurinsche Reihe unserer Ausgangsfunktion: 1 1 1 3 ðx 2 Þ 1 þ ðx 2 Þ 2 ¼ ð1  x 2 Þ  1=2 ¼ 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1=2 2 8 2Þ ð1  x 1  x2 1 2 3 4 ¼ 1 x þ x ... ðj x j < 1Þ 2 8 ... ¼ Durch Abbruch nach dem 1. bzw. 2. nichtkonstanten Glied erhalten wir die gesuchten Näherungsformeln. Sie lauten wie folgt ðj x j 1Þ: 1. Näherung: ð1  x 2 Þ  1=2 1 1 2 x 2 2. Näherung: ð1  x 2 Þ  1=2 1 1 2 3 4 x þ x 2 8 Die Masse m eines Elektrons nimmt nach der Relativitätstheorie mit der Geschwindigkeit v zu. Es gilt: D28 m0 m ¼ m ðvÞ ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  ðv=cÞ 2 m 0 : Ruhemasse des Elektrons c: Lichtgeschwindigkeit Entwickeln Sie mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung eine Näherungsformel für die Abhängigkeit zwischen Masse und Geschwindigkeit unter der Annahme v c. Wir gehen von der Wurzelschreibweise zur Potenzschreibweise über: m0 m0 ¼ m 0 ½ 1  ðv=cÞ 2   1=2 m ¼ m ðvÞ ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 2 1=2 ½ 1  ðv=cÞ  1  ðv=cÞ 2 Der Ausdruck ½ 1  ðv=cÞ 2   1=2 entspricht der aus der Formelsammlung entnommenen Binomischen Reihe ð1  xÞ  1=2 ¼ 1 þ 1 1 13 2 1 3 2 x þ x þ ... ¼ 1 þ x þ x þ ... 2 24 2 8 ðj x j < 1Þ wenn wir dort x durch ðv=cÞ 2 ersetzen (substituieren): ½ 1  ðv=cÞ 2   1=2 ¼ 1 þ 1 2 v c 2 þ 3 8 v c 4 þ ... ¼ 1 þ 1 3 v2 þ v4 þ . . . 2 2c 8 c4 v < 1 c Diese Entwicklung brechen wir nach dem 1. nichtkonstanten Glied ab und erhalten für die Masse m in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit v folgende Näherungsformel:   1 m ¼ m 0 ½ 1  ðv=cÞ 2   1=2 ðv cÞ m0 1 þ v2 2 c2 Begründung: Wegen v werden. c sind die weggelassenen Glieder verschwindend klein und dürfen daher vernachlässigt
1 Potenzreihenentwicklungen 219 Lösen Sie näherungsweise die Gleichung cosh x þ x 2 ¼ 4 , indem Sie die Hyperbelfunktion durch ihr Mac Laurinsches Näherungspolynom 4. Grades ersetzen. Sie erhalten eine leicht lösbare Näherungsgleichung. D29 Wir verschaffen uns zunächst einen berblick über die zu erwartenden Lösungen, indem wir die Gleichung geringfügig umstellen: cosh x ¼ 4  x 2 . Die Lösungen dieser Gleichung sind die Schnittstellen der Kurven y ¼ cosh x und y ¼ 4  x 2 . Aus der Zeichnung (Bild D-8) ergeben sich genau zwei spiegelsymmetrisch zueinander liegende Werte in der Nähe von x 1=2 ¼  1,4 . y y = 4 – x2 4 1 y = cosh x Bild D-8 –1 x 1 ≈ – 1,4 ≈ 1,4 Bei der näherungsweisen Lösung dieser Gleichung ersetzen wir die Hyperbelfunktion durch die zugehörige nach der 4. Potenz abgebrochene Mac Laurinsche Reihe (! Formelsammlung) und lösen dann die erhaltene biquadratische Gleichung in der bekannten Weise mit Hilfe einer Substitution: cosh x 1þ x2 x4 1 2 1 4 x þ x þ ¼ 1þ 2 24 2! 4! cosh x þ x 2 ¼ 4 ) cosh x þ x 2  4 ¼ 0   1 4 3 2 x þ x  3 ¼ 0   24 24 2 ) ) 1þ 1 2 1 4 x þ x þ x2  4 ¼ 0 2 24 ) x 4 þ 36 x 2  72 ¼ 0 Substitution: u ¼ x 2 ) u 2 þ 36 u  72 ¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u 1=2 ¼  18  324 þ 72 ¼  18  396 ¼  18  19;8997 ) u 1 ¼ 1;8997 ; u 2 ¼  37;8997 Rücksubstitution führt zu folgenden Näherungslösungen (u 2 < 0 scheidet wegen u ¼ x 2 > 0 aus): pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x 2 ¼ u 1 ¼ 1;8997 ) x 1=2 ¼  1;8997 ¼  1;3783 D30 lim x!0 cosh x  1 ¼ ? 5x2 Berechnen Sie diesen Grenzwert mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung. Mit Hilfe der aus der Formelsammlung entnommenen Mac Laurinschen Reihe von cosh x lässt sich der Zähler des Bruches wie folgt darstellen:   x2 x4 x6 x2 x4 x6 þ þ þ ...  1 ¼ þ þ þ ... cosh x  1 ¼ 1 þ 2! 4! 6! 2! 4! 6!
220 D Taylor- und Fourier-Reihen Wir dividieren beide Seiten gliedweise durch x 2 und erhalten (diese Division ist wegen x 6¼ 0 und somit x 2 6¼ 0 erlaubt): x2 x4 x6 þ þ þ ... cosh x  1 1 x2 x4 2! 4! 6! ¼ ¼ þ þ ... þ 4! 6! 2! x2 x2 ðx 6¼ 0Þ Jetzt lässt sich der Grenzwert leicht bestimmen: cosh x  1 1 cosh x  1 1 lim ¼ ¼  lim  lim 2 2 5 x!0 5 x!0 5x x x!0   1 x2 x4 1 1 1 þ þ ... ¼ þ  ¼ 4! 6! 2! 5 2! 10 Unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes besteht zwischen der Fallgeschwindigkeit v und dem Fallweg s der folgende (komplizierte) Zusammenhang: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  ffi 2ks mg  m ; 1e v ¼ v ðsÞ ¼ k D31 m : Masse des Körpers g : Erdbeschleunigung k : Reibungskoeffizient ðk > 0Þ s  0 Wie lautet dieses Fallgesetz im luftleeren Raum ðk ¼ 0Þ? Hinweis: Betrachten Sie v in Abhängigkeit vom Reibungskoeffizienten k und bestimmen Sie mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung den Grenzwert für k ! 0. Wir betrachten die Geschwindigkeit v als eine vom Reibungskoeffizienten k abhängige Funktion. Alle übrigen Größen (also auch der Fallweg s) werden als Konstanten (Parameter) angesehen. Wir müssen dann den folgenden Grenzwert bestimmen: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  ffi 2ks mg  m v ðk ¼ 0Þ ¼ lim v ðkÞ ¼ lim 1e k k!0 k!0 Nach den Rechenregeln für Grenzwerte dürfen wir die Grenzwertbildung unter dem Wurzelzeichen vornehmen, außerdem darf der konstante Faktor m g vor den Grenzwert gezogen werden (! Bd. 1: Kap. III.4.2.3 und FS: Kap. III.3.3): vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2ks   u 2ks mg 1  e m 1  eak t  m 1e ¼ m g  lim ¼ m g  lim v ðk ¼ 0Þ ¼ lim k k k!0 k k!0 k!0 2s gesetzt. Die direkte Berechnung des Grenzwertes m 0 unter der Wurzel führt zu dem unbestimmten Ausdruck „ ‘‘ (mit k ! 0 strebt auch der Zähler gegen null: 0 1  e  a k ! 1  e 0 ¼ 1  1 ¼ 0Þ. Wir schlagen daher den in der Aufgabenstellung bereits vorgegebenen Lösungsweg ein. In der Mac Laurinschen Reihe von e  x (der Formelsammlung entnommen) ersetzen wir x durch a k : Der besseren bersicht wegen haben wir (vorübergehend) a ¼ e x ¼ 1  x1 x2 x3 þ  þ  ... 1! 2! 3! ) e ak ¼ 1  ak a2 k2 a3 k3  þ  ... þ 2! 3! 1! Dann gilt (am Schluss wird noch gliedweise durch k dividiert):  1e k ak 1 ¼ ¼ a ak a2 k2 a3 k3 þ  þ  ... 1 1! 2! 3! k a2 a3 2 k þ k  þ ... 2 6  ¼ ak a2 k2 a3 k3 þ  þ ...  2! 3! 1! k ¼
1 Potenzreihenentwicklungen 221 Jetzt lässt sich der Grenzwert leicht bestimmen:   1  e ak a2 a3 2 2s k þ k  þ ... ¼ a ¼ lim ¼ lim a  m 2 6 k!0 k!0 k Im luftleeren Raum hängt die Fallgeschwindigkeit damit wie folgt vom Fallweg s ab: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  e ak 2s v ðk ¼ 0Þ ¼ m g  lim ¼ ¼ 2gs ðs  0Þ mg  m k!0 k Dieses Gesetz kennen Sie sicher aus der Schulphysik. Bild D-9 zeigt den zeitlichen Verlauf der Geschwindigkeit mit und ohne Berücksichtigung des Luftwiderstandes (Kurve a): luftleerer Raum; Kurve b): mit Luftwiderstand). v a) b) mg k Bild D-9 s 0;3 ð D32 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ x2 dx ¼ ? 0 a) Entwickeln Sie den Integranden zunächst in eine Potenzreihe (Abbruch nach dem 4. Glied) und integrieren Sie dann gliedweise. b) Welchen exakten Integralwert erhält man mit der Integraltafel? pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a) Der Integrand f ðxÞ ¼ 1 þ x 2 lässt sich aus der Binomischen Reihe von 1 þ u (! Formelsammlung) mit Hilfe der Substitution u ¼ x 2 wie folgt als Potenzreihe darstellen: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 11 2 113 3 u u þ u  þ ... ¼ 1 þ u ¼ ð1 þ uÞ 1=2 ¼ 1 þ 2 24 246 ¼ 1þ Substitution 1 1 2 1 3 u u þ u  þ ... 2 8 16 u ¼ x2 ) ðj u j  1Þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 2 1 4 1 6 1 þ x2 ¼ 1 þ x  x þ x  þ ... 2 8 16 Gliedweise Integration führt zu dem folgenden Ergebnis (Näherungswert): 0;3 ð 0;3  ð  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 2 1 4 1 6 1þ 1 þ x2 d x ¼ x  x þ x  þ ... dx ¼ 2 8 16 0 0  ¼ 1 3 1 5 1 x þ x  x þ x7  þ ... 6 40 112  0;3 ¼ 0   1 1 1 3 5 7 ¼ 0;3 þ  0;3   0;3 þ  0;3  þ . . .  0 ¼ 6 40 112 ¼ 0;3 þ 0;0045  0;000 061 þ 0;000 002  þ . . . 0;304 441 ðj x j  1Þ
222 D Taylor- und Fourier-Reihen b) Aus der Integraltafel der Formelsammlung entnehmen wir (Integral 116 mit a ¼ 1): 0;3 ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi i 0;3 1 h x  1 þ x 2 þ ln x þ 1 þ x 2 ¼ 1 þ x2 d x ¼ 0 2 0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 ½ 0;3  1;09 þ ln ð0;3 þ 1;09Þ  0  ln 1  ¼ 0;304 441 2 Berechnen Sie das uneigentliche Integral ð 0;1 D33 e2x  1 dx x 0 mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung (auf 4 Stellen nach dem Komma genau). Da der Integrand an der unteren Integrationsgrenze x ¼ 0 nicht definiert ist (an dieser Stelle verschwindet der Nenner), müssen wir (definitionsgemäß) zunächst von x ¼ l > 0 bis x ¼ 0,1 integrieren und dann den Grenzwert für l ! 0 bilden: 0;1 ð e2x  1 d x ¼ lim x l!0 0;1 ð 0 e2x  1 dx x ðl > 0Þ l Wir greifen auf die Mac Laurinsche Reihe von e u zurück und substituieren dort u ¼ 2 x (! Formelsammlung): eu ¼ 1 þ u1 u2 u3 u4 1 2 1 3 1 4 þ þ þ þ ... ¼ 1 þ u þ u þ u þ u þ ... 1! 2! 3! 4! 2 6 24 e 2x ¼ 1 þ 2 x þ ðj u j < 1Þ 1 1 1 4 3 2 4 ð2 xÞ 2 þ ð2 xÞ 3 þ ð2 xÞ 4 þ . . . ¼ 1 þ 2 x þ 2 x 2 þ x þ x þ ... 2 6 24 3 3 Das Problem ist, dass wir an dieser Stelle noch nicht wissen, wie viele Glieder für die vorgegebene Genauigkeit benötigt werden (gegebenenfalls können wir weitere Glieder anschreiben). Die Potenzreihe für e 2 x setzen wir in die Integrandfunktion ein und erhalten:   4 3 2 4 4 3 2 4 x þ x þ ...  1 1 þ 2x þ 2x2 þ x þ x þ ... 2x þ 2x2 þ 3 3 e 2x  1 3 3 ¼ ¼ ¼ x x x ¼ 2 þ 2x þ 4 2 2 3 x þ x þ ... 3 3 ðx 6¼ 0Þ Die gliedweise Division durch x ist wegen x > 0 erlaubt. Wir integrieren jetzt diese Potenzreihe gliedweise in den Grenzen von x ¼ l > 0 bis x ¼ 0,1: 0;1 ð l e 2x  1 dx ¼ x 0;1 ð l  4 2 2 3 x þ x þ ... 2 þ 2x þ 3 3   4 3 1 4 x þ x þ ... dx ¼ 2x þ x þ 9 6  0;1 ¼ 2 l     4 1 4 3 1 4 2 2 3 4 ¼ 2  0;1 þ 0;1 þ  0;1 þ  0;1 þ . . .  2 l þ l þ l þ l þ ... 9 6 9 6
1 Potenzreihenentwicklungen 223 Der Grenzübergang l ! 0 liefert dann den gesuchten Näherungswert unseres Integrals: 0;1 ð e2x  1 d x ¼ lim x l!0 0 0;1 ð e2x  1 dx ¼ x l  ¼ lim l!0 ¼ 2  0;1 þ 0;1 2 þ    4 1 4 3 1 4  0;1 3 þ  0;1 4 þ . . .  2 l þ l 2 þ l þ l þ ... ¼ 9 6 9 6   4 1 2  0;1 þ 0;1 2 þ  0;1 3 þ  0;1 4 þ . . .  0 ¼ 0;2 þ 0;01 þ 0;000 444 þ 0;000 017 þ . . . 9 6 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 0;210 444 Fehler Für die vorgegebene Genauigkeit von vier Nachkommastellen benötigen wir die ersten drei Glieder, das vierte Glied bewirkt in der vierten Nachkommastelle keine Veränderung mehr und bestimmt die Größenordnung des Fehlers. Somit gilt: 0;1 ð e 2x  1 d x ¼ 0,210 444 x 0,2104 (Abbruch nach der 4. Nachkommastelle) 0 Berechnen Sie das Integral 0;5 ð D34 pffiffiffi cosh ð x Þ d x 0 durch Reihenentwicklung des Integranden und Abbruch der Reihe nach dem 3. Glied. Gehen Sie dabei von der als bekannt vorausgesetzten Reihe von cosh u aus (! Formelsammlung). Wir gehen von der Mac Laurinschen Reihe u2 u4 u6 1 2 1 4 1 u þ u þ u6 þ ... þ þ þ ... ¼ 1 þ 2 24 720 2! 4! 6! pffiffiffi aus (! Formelsammlung), substituieren dann u durch x : cosh u ¼ 1 þ pffiffiffi 1 cosh ð x Þ ¼ 1 þ 2 pffiffiffi x 2 þ 1 pffiffiffi x 24 4 þ 1 pffiffiffi x 720 6 þ ... ¼ 1 þ ðj u j < 1Þ 1 1 2 1 x þ x þ x3 þ ... 2 24 720 Gliedweise Integration in den Grenzen von x ¼ 0 bis x ¼ 0,5 führt zu dem folgenden Ergebnis: 0;5 ð pffiffiffi cosh ð x Þ d x ¼ 0 0;5 ð 0  ¼     0;5 1 1 2 1 3 1 2 1 3 1 4 1þ ¼ xþ x þ x þ ... dx ¼ x þ x þ x þ x þ ... 2 24 720 4 72 2880 0 1 1 1  0;5 2 þ  0;5 3 þ  0;5 4 þ . . . 0;5 þ 4 72 2880 ¼ 0;5 þ 0;0625 þ 0;001 736 þ 0;000 022 þ . . . |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} Näherungswert 0;564 236 Der Wert ist auf 4 Stellen nach dem Komma genau. Fehler  0 ¼ 0;5642
224 D Taylor- und Fourier-Reihen 0;1 ð e x  sinh x d x Berechnen Sie das Integral 0 D35 a) durch Potenzreihenentwicklung des Integranden (bis einschließlich x 3 -Glied), b) mit Hilfe der Integraltafel (exakter Wert). a) Wir entwickeln die Integrandfunktion f ðxÞ ¼ e x  sinh x auf direktem Wege in eine Mac Laurinsche Reihe bis zum kubischen Glied. Alle dabei benötigten Ableitungen erhalten wir mit der Produktregel: f ðxÞ ¼ e x  sinh x ¼ u v mit |fflffl{zfflffl} u v f u ¼ ex ; v ¼ sinh x u0 ¼ ex ; und v 0 ¼ cosh x f f 0 ðxÞ ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ e x  sinh x þ cosh x  e x ¼ e x ðsinh x þ cosh xÞ ¼ u v |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u v u ¼ ex ; v ¼ sinh x þ cosh x und u0 ¼ ex ; v 0 ¼ cosh x þ sinh x f 00 ðxÞ ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ e x ðsinh x þ cosh xÞ þ ðcosh x þ sinh xÞ  e x ¼ ¼ e x ðsinh x þ cosh x þ cosh x þ sinh xÞ ¼ e x ð2  sinh x þ 2  cosh xÞ ¼ ¼ 2  e x ðsinh x þ cosh xÞ ¼ 2  f 0 ðxÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} f 0 ðxÞ f 000 ðxÞ ¼ 2  f 00 ðxÞ ¼ 2  2  f 0 ðxÞ ¼ 4  f 0 ðxÞ Ableitungswerte an der Stelle x 0 ¼ 0 (unter Berücksichtigung von e 0 ¼ 1 , sinh 0 ¼ 0 , cosh 0 ¼ 1): f ð0Þ ¼ e 0  sinh 0 ¼ 1  0 ¼ 0 ; f 0 ð0Þ ¼ e 0 ðsinh 0 þ cosh 0Þ ¼ 1 ð0 þ 1Þ ¼ 1 ; f 00 ð0Þ ¼ 2  f 0 ð0Þ ¼ 2  1 ¼ 2 ; |fflffl{zfflffl} 1 f 000 ð0Þ ¼ 4  f 0 ð0Þ ¼ 4  1 ¼ 4 |fflffl{zfflffl} 1 Mac Laurinsche Reihe von f ðxÞ ¼ e x  sinh x bis zur 3. Potenz f ðxÞ ¼ e x  sinh x ¼ f ð0Þ þ ¼ 0þ f 0 ð0Þ 1 f 00 ð0Þ 2 f 000 ð0Þ 3 x þ x þ x þ ... ¼ 1! 2! 3! 1 2 2 4 3 2 3 x þ x þ x þ ... ¼ x þ x2 þ x þ ... 1 2 6 3 ðj x j < 1Þ Gliedweise Integration liefert den folgenden Näherungswert für das Integral: 0;1 ð 0;1 ð e  sinh x d x ¼ x 0 0  ¼     0;1 2 3 1 2 1 3 1 4 2 x þx þ ¼ x þ ... dx ¼ x þ x þ x þ ... 3 2 3 6 0  1 1 1  0,1 2 þ  0,1 3 þ  0,1 4 þ . . .  0 ¼ 2 3 6 ¼ 0,005 þ 0,000 333 þ 0,000 017 þ . . . 0,005 350 Hinweis: Die Reihenentwicklung des Integranden f ðxÞ ¼ e x  sinh x erhält man bequemer durch Reihenmultiplikation, sofern die Reihen von e x und sinh x bekannt sind. b) Aus der Integraltafel der Formelsammlung entnehmen wir (Integral 326 mit a ¼ 1):  0;1 ð e  sinh x d x ¼ x 0 e 2x x  2 4  0;1  ¼ 0   0  e 0;2 0,1 e    0 ¼ 0;255 351  0;25 ¼ 0;005 351 2 4 4
2 Fourier-Reihen 225 2 Fourier-Reihen Lehrbuch: Band 2, Kapitel II.1 und 2 Formelsammlung: Kapitel VI.4 Die in Bild D-10 dargestellte Impulsfolge wird im Periodenintervall 0  t < T durch die Funktion ( ) T=2  c  t  T=2 þ c A ¼ const: f ür f ðtÞ ¼ alle übrigen t 0 beschrieben. Wie lautet die Fourier-Zerlegung dieser Funktion? D36 y A c c c T/2 T c Bild D-10 3T/2 2T t Die Fourier-Reihe enthält keine Sinusglieder, da die Funktion gerade ist (Spiegelsymmetrie zur y -Achse). Daher gilt b n ¼ 0 für n ¼ 1; 2; 3; . . . und somit f ðtÞ ¼ 1 X a0 a n  cos ðn w 0 tÞ þ 2 n¼1 ðmit w 0 ¼ 2 p=TÞ Berechnung des Fourier-Koeffizienten a 0 a0 2 ¼  T ð T=2 þ c 2 f ðtÞ d t ¼ A T ðTÞ ð T=2 þ c 2A 2A 1 dt ¼ ½ t  T=2  c ¼ T T   T T 4Ac þc þc ¼ 2 2 T T=2  c Berechnung der Fourier-Koeffizienten an ( n = 1, 2, 3, . . . ) an 2  ¼ T ð T=2 þ c 2 A f ðtÞ  cos ðn w 0 tÞ d t ¼ T ðTÞ ð 2A cos ðn w 0 tÞ d t ¼ T T=2  c  sin ðn w 0 tÞ nw0  T=2 þ c ¼ T=2  c |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 228 mit a ¼ n w 0 2A ¼ n w0 T T=2 þ c ½ sin ðn w 0 tÞ  T=2  c 2A ¼ nw0 T      nw0 T nw0 T þ n w 0 c  sin sin  nw0 c 2 2 Unter Berücksichtigung von w 0 T ¼ 2 p erhalten wir:      2A n  2p n  2p ¼ an ¼ sin þ n w 0 c  sin  n w0 c 2 2 n  2p ¼ A ½ sin ðn p þ n w 0 cÞ  sin ðn p  n w 0 cÞ  np
226 D Taylor- und Fourier-Reihen Unter Verwendung der trigonometrischen Formel sin ðx 1 þ x 2 Þ  sin ðx 1  x 2 Þ ¼ 2  cos x 1  sin x 2 ð! Formelsammlung : Kap: III:7:6:5Þ folgt dann mit x 1 ¼ n p und x 2 ¼ n w 0 c: an ¼ A 2A sin ðn w 0 cÞ 2A sin ðn w 0 cÞ  2  cos ðn pÞ  sin ðn w 0 cÞ ¼  cos ðn pÞ  ¼  ð 1Þ n  np p |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} n p n n ð 1Þ Denn es gilt: cos ðn pÞ ¼ 8 <1 : 9 n ¼ 1; 3; 5; . . . = f ür n ¼ 2; 4; 6; . . . 1 ; ¼ ð 1Þ n (f ür n ¼ 1; 2; 3; . . .Þ Damit erhalten wir die folgende Fourier-Zerlegung (mit w 0 ¼ 2 p=T): f ðtÞ ¼ 1 1 X a0 2Ac 2A X sin ðn w 0 cÞ þ   cos ðn w 0 tÞ a n  cos ðn w 0 tÞ ¼ ð 1Þ n  þ T p n¼1 n 2 n¼1 Bestimmen Sie die Fourier-Reihe der in Bild D-11 dargestellten parabelförmigen Impulsfolge mit der Periodendauer T ¼ p. y D37 π2 4 –π π 0 2π Bild D-11 t Gleichung der Parabel im Periodenintervall 0  t  p (Ansatz in der Produktform): f ðtÞ ¼ a ðt  0Þ ðt  pÞ ¼ a t ðt  pÞ ¼ a ðt 2  p tÞ (Parabelnullstellen bei t 1 ¼ 0 und t 2 ¼ pÞ. Im Scheitelpunkt gilt:  2    p2 p p2 p2 p2 p2 ) a  ¼ ) a  ¼ f ðp=2Þ ¼ 4 4 2 4 4 4 ) a ¼ 1 ) ) a  p2 p2 ¼ 4 4 a ¼ 1 Somit gilt: f ðtÞ ¼  ðt 2  p tÞ ¼  t 2 þ p t ; 0  t  p Die aus Parabelbögen bestehende (periodische) Funktion ist gerade (spiegelsymmetrisch zur y -Achse), die FourierReihe kann daher keine Sinusglieder enthalten. Somit ist b n ¼ 0 für n ¼ 1; 2; 3; . . . und es gilt:   1 1 X X a0 a0 2p 2p ¼ þ þ ¼ 2 a n  cos ðn w 0 tÞ ¼ a n  cos ð2 n tÞ mit w 0 ¼ f ðtÞ ¼ T 2 2 p n¼1 n¼1
2 Fourier-Reihen 227 Berechnung des Fourier-Koeffizienten a 0 a0 ð 2  ¼ T 2  f ðtÞ d t ¼ p ðTÞ 2 ¼ p  ðp  2 ð t þ p tÞ d t ¼ p 2 1 3 1  t þ pt2 3 2 p ¼ 0 0  1 3 1 3 2 1 3 2p3 ð2 p Þ p 2 1 2 ¼ ¼  p þ p 00 ¼  p ¼ p 6p 3 2 p 6 3 3 ð2 pÞ Berechnung der Fourier-Koeffizienten a n (n = 1, 2, 3, . . .) an 2  ¼ T ð 2  f ðtÞ  cos ðn w 0 tÞ d t ¼ p ðTÞ ðp ð t 2 þ p tÞ  cos ð2 n tÞ d t ¼ 0 9 8 p ðp ð = 2 < 2 ¼  t 2  cos ð2 n tÞ d t þ p  t  cos ð2 n tÞ d t ¼ ð I 1 þ p  I 2 Þ ; p : p 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I2 Berechnung der Teilintegrale I 1 und I 2 : " ðp I1 ¼ t  cos ð2 n tÞ d t ¼ 2 2 t  cos ð2 n tÞ 4 n2 þ ð4 n 2 t 2  2Þ  sin ð2 n tÞ #p 8 n3 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ¼ 0 Integral 233 mit a ¼ 2 n ¼ 2 p  cos ð2 n pÞ 4 n2 þ ð4 n 2 p 2  2Þ  sin ð2 n pÞ 8 n3 0þ 2  sin 0 2p p ¼ þ00þ0 ¼ 3 2 8n 4n 2 n2 (unter Berücksichtigung von cos ð2 n pÞ ¼ 1 und sin ð2 n pÞ ¼ sin 0 ¼ 0) " ðp I2 ¼ t  cos ð2 n tÞ d t ¼ cos ð2 n tÞ 4 n2 þ t  sin ð2 n tÞ 2n 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} #p ¼ 0 Integral 232 mit a ¼ 2 n ¼ cos ð2 n pÞ 4 n2 þ p  sin ð2 n pÞ cos 0 1 1  0 ¼ þ0 0 ¼ 0 2n 4 n2 4 n2 4 n2 (wegen cos ð2 n pÞ ¼ cos 0 ¼ 1 und sin ð2 n pÞ ¼ 0) Damit erhalten wir für die Fourier-Koeffizienten a n folgende Werte:     2 2 p 2 p 1 ð I 1 þ p  I 2 Þ ¼  ¼   þp 0 ¼ an ¼ 2 2 p p p 2n n2 2n Die Fourier-Reihe der parabelförmigen Impulsfolge lautet daher wie folgt (w 0 ¼ 2): 1 1 X X a0 1 2 1 p  þ a n  cos ð2 n tÞ ¼  cos ð2 n tÞ ¼ 2 6 2 n n¼1 n¼1   1 2 1 1 1 ¼  cos ð2 tÞ þ  cos ð4 tÞ þ  cos ð6 tÞ þ . . . p  6 12 22 32 f ðtÞ ¼
228 D Taylor- und Fourier-Reihen Zerlegen Sie die in Bild D-12 dargestellte „Sägezahnschwingung“ nach Fourier in ihre harmonischen Bestandteile (Grund- und Oberschwingungen). y Funktionsgleichung: A f ðtÞ ¼ 2A t; T  T T  t  2 2 D38 –T/2 T/2 t Bild D-12 –A Die ungerade Funktion hat die Schwingungsdauer (Periode) T, die Kreisfrequenz der Grundschwingung ist daher w 0 ¼ 2 p=T. Die gesuchte Fourier-Reihe kann wegen der Punktsymmetrie der Kurve nur Sinusglieder enthalten. Somit gilt a n ¼ 0 für n ¼ 0; 1; 2; . . . und f ðtÞ ¼ 1 X b n  sin ðw 0 tÞ (mit w 0 ¼ 2 p=TÞ n¼1 Berechnung der Fourier-Koeffizienten b n (n = 1, 2, 3, . . .) bn ð 2 ¼  T ð ð T=2 2 2A f ðtÞ  sin ðn w 0 tÞ d t ¼   T T ðTÞ T=2 t  sin ðn w 0 tÞ d t ¼  T=2 4A T2  t  sin ðn w 0 tÞ d t  T=2 Weil der Integrand t  sin ðn w 0 tÞ eine gerade Funktion ist, dürfen wir die Integration auf das Intervall 0  t  T=2 beschränken () Faktor 2 vor dem Integral): ð T=2 bn ¼ 2  4A T2  t  sin ðn w 0 tÞ d t ¼ 0 8A " sin ðn w 0 tÞ n 2 w 20 T2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  t  cos ðn w 0 tÞ nw0 # T=2 ¼ 0 Integral 208 mit a ¼ n w 0 8A ¼ T2 sin ðn w 0 T=2Þ 8A ¼ T2 sin ðn w 0 T=2Þ n 2 w 20 n 2 w 20   T  cos ðn w 0 T=2Þ 2nw0 T  cos ðn w 0 T=2Þ ¼  sin ðn pÞ n 2 w 20 4 A  ð 1Þ n n  2p  ¼ ð 1Þ 1  0 ¼ ! w 0 T=2 ¼ p ; ! T  cos ðn pÞ 2nw0 n 2 w 20 2nw0 Unter Berücksichtigung von w 0 T ¼ 2 p ; 8A bn ¼ T2  ! sin 0 8A ¼ T2 2 A  ð 1Þ n np 0 ¼ sin ðn pÞ ¼ 0 und cos ðn pÞ ¼ ð 1Þ n folgt weiter: T  ð 1Þ n 2nw0 ! ¼  2 A  ð 1Þ 1  ð 1Þ n np 8 A T  ð 1Þ n 2nw0 T 2 ¼ ¼  2 A  ð 1Þ n þ 1 np ¼ 8 A T  ð 1Þ n 2 n ðw 0 TÞ T nþ1 2 A ð 1Þ  p n ¼
2 Fourier-Reihen 229 Damit erhalten wir die folgende Zerlegung in eine sinusförmige Grundschwingung mit der Kreisfrequenz w 0 und sinusförmige Oberschwingungen mit den Kreisfrequenzen 2 w 0 ; 3 w 0 ; 4 w 0 ; . . .: 1 X f ðtÞ ¼ b n  sin ðn w 0 tÞ ¼ n¼1 sin ðw 0 tÞ 2A ¼ p 1  1 ð 1Þ n þ 1 1 2A X 2A X sin ðn w 0 tÞ ð 1Þ n þ 1    ¼  sin ðn w 0 tÞ ¼ p n¼1 p n¼1 n n sin ð2 w 0 tÞ 2 þ sin ð3 w 0 tÞ 3  sin ð4 w 0 tÞ 4 ! þ  ... y A c D39 c c T/2 T c Bild D-13 3T/2 2T t –A Wie lautet die Fourier-Reihe dieser Rechteckkurve mit der Periodendauer T und der Kreisfrequenz w 0 ¼ 2 p=T (Bild D-13)? Die Kurve lässt sich im Periodenintervall 0  t  T abschnittsweise durch die folgenden Gleichungen beschreiben: 8 9 A T=2  c  t < T=2 > > > > < = f ðtÞ ¼  A f ür T=2  t < T=2 þ c > > > > : ; 0 alle übrigen t Wegen der Punktsymmetrie der Kurve können in der Fourier-Zerlegung nur Sinusglieder auftreten. Somit gilt a n ¼ 0 für n ¼ 0; 1; 2; . . . und f ðtÞ ¼ 1 X b n  sin ðn w 0 tÞ ðmit w 0 ¼ 2 p=TÞ n¼1 Berechnung der Fourier-Koeffizienten bn (n = 1, 2, 3, . . .) Die Integration muss abschnittsweise durchgeführt werden (Integral 204 mit a ¼ n w 0 ): 8 9 T=2 T=2 þ c > > ð ð ð < = 2 2  A f ðtÞ  sin ðn w 0 tÞ d t ¼ sin ðn w 0 tÞ d t  A  sin ðn w 0 tÞ d t ¼ bn ¼ > T T > : ; ðTÞ T=2  c 8" # T=2 cos ðn w 0 tÞ 2A <  ¼ T : nw0 T=2  c ¼ 2A nw0 T ¼ 2A nw0 T  T=2 "   T=2 # T=2 þ c 9 = cos ðn w 0 tÞ nw0 T=2 T=2 þ c ½  cos ðn w 0 tÞ  T=2  c þ ½ cos ðn w 0 tÞ  T=2 ; ¼  ¼  cos ðn w 0 T=2Þ þ cos ðn w 0 T=2  n w 0 cÞ þ cos ðn w 0 T=2 þ n w 0 cÞ  cos ðn w 0 T=2Þ 
230 D Taylor- und Fourier-Reihen Wegen w 0 T ¼ 2 p und somit w 0 T=2 ¼ p folgt weiter: bn ¼ ¼ 2A n  2p A np  cos ðn pÞ þ cos ðn p  n w 0 cÞ þ cos ðn p þ n w 0 cÞ  cos ðn pÞ  2  cos ðn pÞ þ cos ðn p þ n w 0 cÞ þ cos ðn p  n w 0 cÞ  ¼  Unter Verwendung der trigonometrischen Formel cos ðx 1 þ x 2 Þ þ cos ðx 1  x 2 Þ ¼ 2  cos x 1  cos x 2 ð! Formelsammlung : Kap: III:7:6:5Þ mit x 1 ¼ n p und x 2 ¼ n w 0 c erhalten wir dann: bn ¼ ¼ A np  2  cos ðn pÞ þ 2  cos ðn pÞ  cos ðn w 0 cÞ  ¼  2A  cos ðn pÞ   1 þ cos ðn w 0 cÞ ¼ n p |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} ð 1Þ n n 2 A ð 1Þ  ðcos ðn w 0 cÞ  1Þ  p n Die Fourier-Reihe der Rechteckkurve lautet damit: 1 X 1 ð 1Þ n  ðcos ðn w cÞ  1Þ 0 2A X  sin ðn w 0 tÞ f ðtÞ ¼ b n  sin ðn w 0 tÞ ¼  n p n¼1 n¼1 ðw 0 ¼ 2 p=TÞ Bestimmen Sie die Fourier-Reihe der in Bild D-14 skizzierten periodischen Funktion mit der Periode T und der Kreisfrequenz w 0 ¼ 2 p=T: y D40 Im Periodenintervall 0  t < T gilt: 8 9 0  t  T=2 = < A f ür f ðtÞ ¼ : 2A t þ 2A ; T=2  t < T T A T/2 T t Bild D-14 Alle Integrationen müssen abschnittsweise durchgeführt werden. Berechnung des Fourier-Koeffizienten a 0 9 8 T=2 >  > ðT  ð ð = < 2 2 2A a0 ¼ f ðtÞ d t ¼ 1 dt þ   A t þ 2A dt ¼ > T T > T ; : ðTÞ 0 T=2 8 9 T=2 >  > ð ðT  < = 2A 2 2A ¼ 1dt þ  t þ 2 dt ¼ > T > T T : ; 0 ¼ 2A T  t  T=2 0  1 2 þ  t þ 2t T T=2 1 1 T  0  T þ 2T þ T T 2 4  ¼ 2A T  1 1 T þ T 2 4  ¼ T ! ¼ T=2 2A 3 3 A  T ¼ 4 2 T
2 Fourier-Reihen 231 Berechnung der Fourier-Koeffizienten a n (n = 1, 2, 3, . . .) 9 8 T=2 > >  ð ð ðT  = < 2 2 2A  A t þ 2 A  cos ðn w 0 tÞ d t ¼ f ðtÞ  cos ðn w 0 tÞ d t ¼ cos ðn w 0 tÞ d t þ  an ¼ > T T > T ; : ðTÞ 0 ð ðT T=2 2A ¼  T 4A cos ðn w 0 tÞ d t   T2 0 T=2 T=2 cos ðn w 0 tÞ d t ¼ T=2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I1 ðT 4A  t  cos ðn w 0 tÞ d t þ T |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I3 2A 4A 4A  I1  2  I2 þ  I3 T T T ¼ Auswertung der Teilintegrale I 1 , I 2 , I 3 : Bei der Auswertung der Integrale beachten wir folgende Beziehungen: w0T ¼ 2p; w 0 T=2 ¼ p ;  ð T=2 I1 ¼ cos ðn w 0 tÞ d t ¼ sin ð2 n pÞ ¼ sin ðn pÞ ¼ 0 ; sin ðn w 0 tÞ nw0  T=2 sin ðn w 0 T=2Þ  sin 0 sin ðn pÞ  sin 0 00 ¼ ¼ ¼ 0 nw0 nw0 nw0 ¼ 0 0 cos ðn pÞ ¼ ð 1Þ n cos ð2 n pÞ ¼ 1 ; |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 228 mit a ¼ n w 0 " ðT I2 ¼ t  cos ðn w 0 tÞ d t ¼ cos ðn w 0 tÞ n 2 w 20 T=2 þ t  sin ðn w 0 tÞ #T nw0 ¼ T=2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 232 mit a ¼ n w 0 ¼ ¼ cos ðn w 0 TÞ n2 þ w 20 cos ð2 n pÞ n 2 w 20 þ T  sin ðn w 0 TÞ nw0 T  sin ð2 n pÞ nw0 " ðT I3 ¼ cos ðn w 0 tÞ d t ¼  cos ðn w 0 T=2Þ  n2 cos ðn pÞ n 2 w 20 sin ðn w 0 tÞ #T nw0 ¼ w 20  T  sin ðn w 0 T=2Þ 2nw0 T  sin ðn pÞ 2nw0 ¼ 1 n 2 w 20  ¼ ð 1Þ n n 2 w 20 sin ðn w 0 TÞ  sin ðn w 0 T=2Þ nw0 T=2 T=2  ¼ ¼ 1  ð 1Þ n n 2 w 20 sin ð2 n pÞ  sin ðn pÞ nw0 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 228 mit a ¼ n w 0 Die Fourier-Koeffizienten der Kosinusglieder lauten damit (unter Berücksichtigung von w 0 T ¼ 2 p ): an ¼ n 1  ð 1Þ n 2A 4A 4A 2A 4 A 1  ð 1Þ 4A 4A  I2 þ  þ  ¼  I1   I3 ¼ 0  0 ¼ T T T T T2 n 2 w 20 n2 T2 w 20 T 2 ¼  4A ðw 0 TÞ 2  1  ð 1Þ n ¼  n2 4A ð2 pÞ 2  1  ð 1Þ n n2 ¼  4A 4 p2  1  ð 1Þ n n2 ¼  A p2  1  ð 1Þ n n2 Für gerades n; d. h. n ¼ 2; 4; 6; . . . ist ð 1Þ n ¼ 1 und damit a n ¼ 0 . Für ungerades n; d. h. n ¼ 1; 3; 5; . . . ist ð 1Þ n ¼  1 und man erhält folgende Fourier-Koeffizienten: an ¼  A p2  1þ1 n2 ¼  2A p2  1 n2 ðn ¼ 1; 3; 5; . . .Þ
232 D Taylor- und Fourier-Reihen Berechnung der Fourier-Koeffizienten bn (n = 1, 2, 3, . . .) 9 8 T=2 > >  ð ð ðT  = < 2 2 2A  A t þ 2 A  sin ðn w 0 tÞ d t ¼ f ðtÞ  sin ðn w 0 tÞ d t ¼ sin ðn w 0 tÞ d t þ  bn ¼ > T T > T ; : ðTÞ 0 ð ðT T=2 2A ¼  T 4A sin ðn w 0 tÞ d t   T2 0 ðT 4A t  sin ðn w 0 tÞ d t þ  T T=2 sin ðn w 0 tÞ d t ¼ T=2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I1 ¼ T=2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I3 2A 4A 4A  I2 þ  I1   I3 T T T2 Auswertung der Teilintegrale I 1 , I 2 und I 3 : Bei der Auswertung der Integrale beachten wir folgende Beziehungen: w 0 T ¼ 2 p; w 0 T=2 ¼ p; " ð T=2 I1 ¼ sin ðn pÞ ¼ sin ð2 n pÞ ¼ 0; sin ðn w 0 tÞ d t ¼ cos ðn w 0 tÞ  # T=2 nw0 cos ðn w 0 T=2Þ  cos 0 ¼  nw0 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} cos ð2 n pÞ ¼ cos 0 ¼ 1 ¼ Integral 204 mit a ¼ n w 0 ¼  cos ðn pÞ  1 nw0 ¼ 1  cos ðn pÞ nw0 " ðT I2 ¼ t  sin ðn w 0 tÞ d t ¼ sin ðn w 0 tÞ n 2 w 20 T=2  t  cos ðn w 0 tÞ #T ¼ nw0 T=2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 208 mit a ¼ n w 0 ¼ ¼ sin ðn w 0 TÞ n 2 w 20 sin ð2 n pÞ n2 ¼ 0 w 20   T  cos ðn w 0 TÞ nw0 T  cos ð2 n pÞ nw0 sin ðn w 0 T=2Þ n 2 w 20 sin ðn pÞ n2 w 20 þ þ T  cos ðn w 0 T=2Þ 2nw0 T  cos ðn pÞ 2nw0 " sin ðn w 0 tÞ d t ¼  #T cos ðn w 0 tÞ nw0 T=2 ¼ ¼  cos ðn w 0 TÞ  cos ðn w 0 T=2Þ nw0 T=2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 204 mit a ¼ n w 0 ¼  ¼ T  cos ðn pÞ  2 T þ T  cos ðn pÞ T ðcos ðn pÞ  2Þ T 0þ ¼ ¼ 2nw0 2 n w0 2nw0 nw0 ðT I3 ¼   cos ð2 n pÞ  cos ðn pÞ nw0 ¼  1  cos ðn pÞ nw0 ¼ cos ðn pÞ  1 nw0 ¼
2 Fourier-Reihen 233 Damit erhalten wir für die Sinusglieder folgende Fourier-Koeffizienten: 2A 4A 4A  I2 þ  I1   I3 ¼ 2 T T T bn ¼ 2 A 1  cos ðn pÞ 4 A T ðcos ðn pÞ  2Þ 4 A cos ðn pÞ  1     þ ¼ nw0 2nw0 nw0 T T T2     2A 2A 2A 1  cos ðn pÞ  cos ðn pÞ  2 þ  2 ðcos ðn pÞ  1Þ ¼ ¼ nw0 T nw0 T nw0 T ¼   2A 2A A 1 1 ¼ 1  cos ðn pÞ  cos ðn pÞ þ 2 þ 2  cos ðn pÞ  2 ¼  n ðw 0 TÞ p n n  2p |{z} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 2p 1 ¼ Fourier-Reihe f ðtÞ ¼ 1 X a0 ða n  cos ðn w 0 tÞ þ b n  sin ðn w 0 tÞÞ ¼ þ 2 n¼1 3 2A A ¼ 4 p2 A þ p cos ðw 0 tÞ 12 sin ðw 0 tÞ 1 þ þ cos ð3 w 0 tÞ þ 32 sin ð2 w 0 tÞ 2 cos ð5 w 0 tÞ 52 sin ð3 w 0 tÞ þ 3 ! þ ... þ ! þ ... y Funktionsgleichung: f ðxÞ ¼ 2 p x ; 4π 2 D41 0  x < 2p Bild D-15 2π 4π x Bestimmen Sie die Fourier-Reihe der in Bild D-15 skizzierten „Sägezahn-Funktion“ mit der Periode p ¼ 2 p und der Kreisfrequenz w 0 ¼ 2 p=p ¼ 1 in komplexer Form. Wie lautet die reelle Reihenentwicklung? Berechnung der Fourier-Koeffizienten cn (komplexe Darstellung; mit n =  1,  2,  3, . . .) f ðxÞ  e jnx 1 dx ¼  2p  2p 2ðp 0 x e jnx 2ðp dx ¼ 0 x  e jnx d x ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 313 mit a ¼  j n  ¼ jnx  1 j 2 n2 e jnx 2p  ¼ 0 jnx  1  n2 e jnx 2p ¼ 0 1 n2 ½ðjnx 2p þ 1Þ  e  j n x  0 ¼ f – 1 ¼ 1 n2 ½ð j2np 1 1 2p þ 1Þ  e  j 2 n p  1  e 0  ¼ ð j 2 n p þ 1  1Þ ¼  j2np ¼ j |fflfflffl{zfflfflffl} n n2 n2 1 1 f cn 2ðp 1  ¼ 2p
234 D Taylor- und Fourier-Reihen Hinweis: e j 2 n p wurde nach der Eulerschen Formel berechnet (! FS: Kap. VIII.1.2.2 mit j ¼ 2 n p): e  j j ¼ cos j  j  sin j e  j 2 n p ¼ cos ð2 n pÞ  j  sin ð2 n pÞ ¼ 1  j  0 ¼ 1 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 1 0 2ðp 2ðp 2Ðp 2p x  e0 dx ¼ x  1 dx ¼ x d x ¼ 12 x 2 0 ¼ 2 p 2  0 ¼ 2 p 2 Sonderfall n ¼ 0: c 0 ¼ ) 0 0 Somit gilt c 0 ¼ 2 p 2 und 0 2p 1 cn ¼ j ¼ j2p  n n ðf ür n ¼  1;  2;  3; . . .Þ: Fourier-Reihe in komplexer Form f ðxÞ ¼ 1 X c n  e jnx ¼ 2 p2 þ j 2 p  n¼1 1  X 1 n¼1 n 1  e jnx n  e jnx   Fourier-Reihe in reeller Form 2p 2p 2p 2p þj ¼ j j ¼ 0 n n n n     2p 2p 2p 2p 4p 4p 4p j ¼ j j þj ¼ jj ¼ j2  ¼  ¼ j ðc n  c  n Þ ¼ j j n n n n n n n a0 ¼ 2c0 ¼ 2  2p2 ¼ 4p2 ; bn a n ¼ c n þ c n ¼ j ð j 2 ¼  1Þ  1 1  X X a0 4p 2 ða n  cos ðn xÞ þ b n  sin ðn xÞÞ ¼ 2 p þ 0  cos ðn xÞ  f ðxÞ ¼ þ  sin ðn xÞ ¼ 2 n n¼1 n¼1   1 X sin ðn xÞ sin x sin ð2 xÞ sin ð3 xÞ 2 ¼ 2p  4p  ¼ 2p  4p þ þ þ ... n 1 2 3 n¼1 2 Alternative Lösung (unter Verwendung der Formel e j n x  e  j n x ¼ 2 j  sin ðn xÞ (! FS: Kap. VIII.7.3.2):  1  1 X X 1 1 1 2 jnx jnx e e ðe j n x  e  j n x Þ ¼ ¼ 2p2 þ j2p  f ðxÞ ¼ 2 p þ j 2 p   n n n |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} n¼1 n¼1 2 j  sin ðn xÞ ¼ 2p2 þ j2p  1 1 1 X X X 1 sin ðn xÞ sin ðn xÞ  2 j  sin ðn xÞ ¼ 2 p 2 þ j 2 4 p  ¼ 2p2  4p  n n n n¼1 n¼1 n¼1 y Im Periodenintervall  p  x  p gilt: π2 f ðxÞ ¼ x 2 D42 Bild D-16 –3π –2π –π π 2π 3π x Zerlegen Sie die in Bild D-16 dargestellte periodische Funktion in ihre harmonischen Bestandteile (Fourier-Zerlegung). Skizzieren Sie das Amplitudenspektrum. Die Fourier-Zerlegung dieser periodischen Funktion mit der Periode p ¼ 2 p kann wegen der Spiegelsymmetrie zur y-Achse nur gerade Bestandteile enthalten. Somit ist b n ¼ 0 ( n ¼ 1; 2; 3; . . .) . Die Zerlegung enthält also keine Sinusglieder. Die Integrationen beschränken wir wegen der Spiegelsymmetrie der Funktion auf das Intervall 0  x  p () Faktor 2 vor den Integralen).
2 Fourier-Reihen 235 Berechnung des Fourier-Koeffizienten a 0 a0 ðp 1  ¼ p p 1  f ðxÞ d x ¼ p ðp 2  x dx ¼ p ðp 2 p 2 x dx ¼ p  2 1 3 x 3 p 0 0 2 ¼ p  1 3 p 0 3  ¼ 2 2 p 3 Berechnung der Fourier-Koeffizienten a n (n = 1, 2, 3, . . .) an ðp 1 ¼  p p 1 f ðxÞ  cos ðn xÞ d x ¼  p ðp 2 x  cos ðn xÞ d x ¼  p ðp x 2  cos ðn xÞ d x ¼ 2 p 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 233 mit a ¼ n 2 ¼ p 2 ¼ p " 2 x  cos ðn xÞ n2 þ 2 p  cos ðn pÞ n2 ðn 2 x 2  2Þ  sin ðn xÞ þ n3 #p ¼ 0 ðn 2 p 2  2Þ  sin ðn pÞ n3  2  sin 0 0 n3 ! 4 ð 1Þ n 2 2 p  cos ðn pÞ  ¼ p n2 n2 ¼ ðunter Berücksichtigung von sin ðn pÞ ¼ sin 0 ¼ 0 und cos ðn pÞ ¼ ð 1Þ n Þ Fourier-Zerlegung f ðxÞ ¼ 1 1 X X a0 1 2 cos ðn xÞ p þ4 a n  cos ðn xÞ ¼ ð 1Þ n  ¼ þ 3 2 n2 n¼1 n¼1 1 2 ¼ p þ4 3   cos ð2 xÞ cos ð3 xÞ cos x  þ  þ  ... 12 22 32 Amplitudenspektrum: siehe Bild D-17 An 4 Die Amplituden lauten: A0 ¼ 1 2 p ; 3 An ¼ jan j ¼ 4 n2 2 ðn ¼ 1; 2; 3; . . .Þ Bild D-17 0 1 2 3 4 v /v 0 u Im Periodenintervall 0  t < p gilt: u0 f ðtÞ ¼ u 0  cos t D43 π – u0 2π 3π t Bild D-18 Zerlegen Sie den in Bild D-18 dargestellten periodischen Spannungsverlauf in seine harmonischen Bestandteile (Grund- und Oberschwingungen) und bestimmen Sie das Amplitudenspektrum.
236 D Taylor- und Fourier-Reihen Der Spannungsverlauf wird durch eine ungerade Funktion beschrieben, es können daher nur Sinusglieder auftreten. Somit gilt a n ¼ 0 für n ¼ 0; 1; 2; . . . . Die Schwingungsdauer ist T ¼ p , die Kreisfrequenz beträgt w 0 ¼ 2 p=T ¼ ¼ 2 p=p ¼ 2 . Berechnung der Fourier-Koeffizienten bn (n = 1, 2, 3, . . .) bn ð 2 ¼  T 2 f ðtÞ  sin ðn w 0 tÞ d t ¼  u0  p ðTÞ ðp cos t  sin ð2 n tÞ d t ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 285 mit a ¼ 2 n ; b ¼ 1 2u0 ¼ p 2u0 ¼ p "  " cos ½ ð2 n þ 1Þ t  2 ð2 n þ 1Þ  cos ½ ð2 n  1Þ t  2 ð2 n  1Þ #p ¼ 0 cos ½ ð2 n  1Þ p  cos ½ ð2 n þ 1Þ p  cos 0 cos 0  þ þ  2 ð2 n þ 1Þ 2 ð2 n þ 1Þ 2 ð2 n  1Þ 2 ð2 n  1Þ # Wegen cos ½ ð2 n þ 1Þ p  ¼ cos ½ ð2 n  1Þ p  ¼ cos p ¼  1 und cos 0 ¼ 1 folgt dann:   2u0 1 1 1 1 bn ¼  þ þ ¼  p 2 ð2 n þ 1Þ 2 ð2 n  1Þ 2 ð2 n þ 1Þ 2 ð2 n  1Þ ¼ 2u0 p   1 1 1 1 þ þ þ ¼ 2 ð2 n þ 1Þ 2 ð2 n  1Þ 2 ð2 n þ 1Þ 2 ð2 n  1Þ ðzwei verschiedene Summanden; jeweils doppeltÞ 2u0 ¼ p ¼     1 1 2u0 1 1 þ 2  ¼ 2  þ ¼ p 2n þ 1 2n  1 2 ð2 n þ 1Þ 2 ð2 n  1Þ 2u0 2n  1 þ 2n þ 1 2 u0 4n 8u0 n ¼ ¼    p p p ð2 n  1Þ ð2 n þ 1Þ ð2 n  1Þ ð2 n þ 1Þ ð2 n  1Þ ð2 n þ 1Þ Umformungen: Die Brüche wurden auf den Hauptnenner ð2 n  1Þ ð2 n þ 1Þ gebracht, d. h. der Reihe nach mit 2 n  1 bzw. 2 n þ 1 erweitert. Die Fourier-Reihe lautet somit (mit w 0 ¼ 2): f ðtÞ ¼ ¼ 1 P n¼1 1 8u0 X n  sin ð2 n tÞ ¼  p n ¼ 1 ð2 n  1Þ ð2 n þ 1Þ   1 2 3  sin ð2 tÞ þ  sin ð4 tÞ þ  sin ð6 tÞ þ . . . 13 35 57 b n  sin ðn w 0 tÞ ¼ 8u0 p Amplitudenspektrum Grund- und Oberschwingungen sind reine Sinusschwingungen mit den Kreisfrequenzen w 1 ¼ 2; w 2 ¼ 4; w 3 ¼ 6; . . . ; w n ¼ 2 n; . . . und den Phasenwinkeln j n ¼ 0 . Die Amplituden An stimmen hier mit den FourierKoeffizienten überein: An ¼ bn ¼ An A1 8u0 n  p ð2 n  1Þ ð2 n þ 1Þ 100 % ðf ür n ¼ 1; 2; 3; . . .Þ Bild D-19 zeigt das Amplitudenspektrum der Funktion. 40 % 25,7 % 19 % Bild D-19 1 2 3 4 v /v 0
237 E Partielle Differentiation 1 Partielle Ableitungen Alle Aufgaben in diesem Abschnitt lassen sich nur dann erfolgreich bearbeiten, wenn Sie die Ableitungsregeln (insbesondere Produkt-, Quotienten- und Kettenregel) sicher beherrschen. Ein Faktor, der die Differentiationsvariable (das ist die Variable, nach der differenziert wird) nicht enthält, ist als konstanter Faktor zu betrachten und bleibt daher beim Differenzieren erhalten. Ein Summand, der die Differentiationsvariable nicht enthält, ist ein konstanter Summand und verschwindet daher beim Differenzieren. Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.2.1 und 2.2 Formelsammlung: Kapitel IX.2.1 und 2.2 E1 Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ ð2 x  3 y 2 Þ 5 . Differenziert wird mit Hilfe der Kettenregel: z ¼ ð2 x  3 y 2 Þ 5 ¼ u 5 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} u mit u ¼ 2 x  3 y2 und @u ¼ 2; @x @u ¼ 6y @y zx ¼ @z @z @u ¼  ¼ 5 u 4  2 ¼ 10 u 4 ¼ 10 ð2 x  3 y 2 Þ 4 @x @u @x zy ¼ @z @z @u ¼  ¼ 5 u 4  ð 6 yÞ ¼  30 y u 4 ¼  30 y ð2 x  3 y 2 Þ 4 @y @u @y E2 Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2xy  y2. Die gesuchten partiellen Ableitungen 1. Ordnung werden mit Hilfe der Kettenregel wie folgt gebildet: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi @u @u ¼ 2y; ¼ 2x  2y z ¼ 2 x y  y 2 ¼ u mit u ¼ 2 x y  y 2 und @x @y |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u E3 zx ¼ y @z @z @u 1 y ¼  ¼ pffiffiffi  2 y ¼ pffiffiffi ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi @x @u @x 2 u u 2 x y  y2 zy ¼ 2 ðx  yÞ x y @z @z @u 1 ¼  ¼ pffiffiffi  ð2 x  2 yÞ ¼ pffiffiffi ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi @y @u @y 2 u 2 u 2 x y  y2 Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ x 2  e x y . © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_5
238 E Partielle Differentiation Die partielle Ableitung z x erhalten wir mit der Produktregel (in Verbindung mit der Kettenregel): f z ¼ x2  e xy ¼ u v u u ¼ x2 ; mit |fflffl{zfflffl} v ¼ exy vx ¼  y  exy und u x ¼ 2 x ; v z x ¼ u x v þ v x u ¼ 2 x  e  x y  y  e  x y  x 2 ¼ ð2 x  x 2 yÞ  e  x y Die Ableitung v x wurde dabei wie folgt mit der Kettenregel gebildet: v ¼ exy ¼ e t mit t ¼ xy und @t ¼ y @x ) vx ¼ @v @v @t ¼  ¼ e t  ð yÞ ¼  y  e  x y @x @t @x z y erhalten wir mit der Kettenregel: z ¼ x2  e xy ¼ x2  e t E4 mit t ¼ xy ) zy ¼ @z @z @t ¼  ¼ x 2  e t  ð xÞ ¼  x 3  e  x y @y @t @y Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ 2t  x . 4x þ t Beide Ableitungen erhalten wir mit Hilfe der Quotientenregel: z ¼ 2t  x u ¼ v 4x þ t zx ¼ zt ¼ E5 mit u ¼ 2t  x; v ¼ 4x þ t und u x ¼  1 ; ut ¼ 2 ; vx ¼ 4 ; vt ¼ 1  1 ð4 x þ tÞ  4 ð2 t  xÞ ux v  vx u 4x  t  8t þ 4x 9t ¼ ¼ ¼ 2 2 2 v ð4 x þ tÞ ð4 x þ tÞ ð4 x þ tÞ 2 ut v  vt u v2 ¼ 2 ð4 x þ tÞ  1 ð2 t  xÞ ð4 x þ tÞ 2 ¼ 8x þ 2t  2t þ x ð4 x þ tÞ 2 ¼ 9x ð4 x þ tÞ 2 Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ ðx 3  y 2 Þ  cosh ðx yÞ . Differenziert wird jeweils nach der Produktregel, wobei die (partiellen) Ableitungen des Faktors cosh ðx yÞ mit Hilfe der Kettenregel gebildet werden: z ¼ ðx 3  y 2 Þ  cosh ðx yÞ ¼ u v mit |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u v ux ¼ 3 x2 ; uy ¼  2 y und u ¼ x3  y2 und v ¼ cosh ðx yÞ ¼ cosh t |ffl{zffl} t v x ¼ ðsinh tÞ  y ¼ y  sinh ðx yÞ; t ¼ xy v y ¼ ðsinh tÞ  x ¼ x  sinh ðx yÞ z x ¼ u x v þ v x u ¼ 3 x 2  cosh ðx yÞ þ y  sinh ðx yÞ  ðx 3  y 2 Þ ¼ ¼ 3 x 2  cosh ðx yÞ þ ðx 3 y  y 3 Þ  sinh ðx yÞ z y ¼ u y v þ v y u ¼  2 y  cosh ðx yÞ þ x  sinh ðx yÞ  ðx 3  y 2 Þ ¼ ¼  2 y  cosh ðx yÞ þ ðx 4  x y 2 Þ  sinh ðx yÞ E6 mit Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ ln ð2 x þ e 3 y Þ .
1 Partielle Ableitungen 239 Wir benötigen jeweils die Kettenregel: z ¼ ln ð2 x þ e 3 y Þ ¼ ln u |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} u mit u ¼ 2 x þ e 3y und @u ¼ 2; @x zx ¼ @z @z @u 1 2 2 ¼  ¼ 2 ¼ ¼ @x @u @x u u 2 x þ e 3y zy ¼ @z @z @u 1 3  e 3y 3  e 3y ¼ ¼  ¼  3  e 3y ¼ u @y @u @y u 2 x þ e3y @u ¼ 3  e3y @y  E7 Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ arctan  xy þ 1 x þy . Für beide Ableitungen benötigen wir jeweils die Ketten- und Quotientenregel:   xy þ 1 xy þ 1 u ¼ z ¼ arctan ¼ arctan t mit t ¼ ðu ¼ x y þ 1 ; v ¼ x þ y ; u x ¼ y ; v x ¼ 1Þ x þy x þy v |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} t zx ¼ ¼ ux v  vx u y ðx þ yÞ  1 ðx y þ 1Þ @z @z @t 1 1 ¼  ¼  ¼  ¼ 2 2 2 @x @t @x 1þt 1þt v ðx þ yÞ 2 x y þ y2  x y  1 ð1 þ t 2 Þ ðx þ yÞ 2 ¼ y2  1 ð1 þ t 2 Þ ðx þ yÞ 2 Rücksubstitution und Vereinfachen des Terms 1 þ t 2 im Nenner:  1 þ t2 ¼ 1 þ xy þ 1 x þy 2 ¼ 1þ ðx y þ 1Þ 2 ðx þ yÞ 2 ¼ 1 ðx þ yÞ 2 þ ðx y þ 1Þ 2 ðx þ yÞ 2 ¼ ðx þ yÞ 2 þ ðx y þ 1Þ 2 ðx þ yÞ 2 Umformungen: Hauptnenner bilden, d. h. den 1. Summand mit ðx þ yÞ 2 erweitern. Damit erhalten wir für z x den folgenden Ausdruck: zx ¼ y2  1 ð1 þ t 2 Þ ðx þ yÞ 2 ¼ y2  1 ðx þ yÞ 2 þ ðx y þ 1Þ 2 ðx þ yÞ 2 ¼  ðx þ yÞ 2 y2  1 ðx þ yÞ 2 þ ðx y þ 1Þ 2 Die vorgegebene Funktion ist bezüglich der Variablen x und y symmetrisch aufgebaut, d. h. die Funktionsgleichung verändert sich nicht beim Vertauschen dieser Variablen. Daher erhalten wir aus der partiellen Ableitung z x die (noch unbekannte) partielle Ableitung z y , indem wir x und y miteinander vertauschen: zy ¼ E8 @z x2  1 x2  1 ¼ ¼ @y ð y þ xÞ 2 þ ð y x þ 1Þ 2 ðx þ yÞ 2 þ ðx y þ 1Þ 2 Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ ln ½ cos ð4 x 3  2 y 2 þ 1Þ  . Wir benötigen zwei Substitutionen, um die Funktion auf eine elementare Funktion zurückzuführen (hier substituieren wir von innen nach außen): z ¼ ln ½ cos ð4 x 3  2 y 2 þ 1Þ  ¼ ln ½ cos u  ¼ ln v mit |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} u v v ¼ cos u und u ¼ 4 x 3  2 y 2 þ 1
240 E Partielle Differentiation Mit Hilfe der Kettenregel erhalten wir die gewünschten Ableitungen: zx ¼ @z @z @v @u 1  12 x 2  sin u ¼   ¼  ð sin uÞ  12 x 2 ¼ @x @v @u @x v v Wir haben dabei zuerst z nach v, dann v nach u und schließlich u partiell nach x differenziert und die drei Ableitungen miteinander multipliziert. Rücksubstitution liefert dann (in der Reihenfolge v ! u ! x): zx ¼  12 x 2  sin u  12 x 2  sin u ¼ ¼  12 x 2  tan u ¼  12 x 2  tan ð4 x 3  2 y 2 þ 1Þ v cos u ðunter Berücksichtigung von tan u ¼ sin u=cos uÞ . Analog erhält man z y : zy ¼ 4 y  sin u 4 y  sin u @z @z @v @u 1 ¼ ¼ ¼   ¼  ð sin uÞ  ð 4 yÞ ¼ v cos u @y @v @u @y v ¼ 4 y  tan u ¼ 4 y  tan ð4 x 3  2 y 2 þ 1Þ pffiffiffi pffiffiffi Bilden Sie für die Funktion z ¼ ln ð x þ y Þ den Differentialausdruck x z x þ y z y . E9 Die benötigten partiellen Ableitungen 1. Ordnung erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel: pffiffiffi pffiffiffi z ¼ ln ð x þ y Þ ¼ ln u mit |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u zx ¼ u ¼ pffiffiffi pffiffiffi x þ y und @u 1 ¼ pffiffiffi ; @x 2 x @u 1 ¼ pffiffiffi @y 2 y @z @z @u 1 1 1 1 1 ¼  ¼  pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi p ffiffi ffi pffiffiffi @x @u @x u 2 x 2u  x 2 ð x þ yÞ x 2 x ð x þ yÞ Analog (wegen der Symmetrie der Funktion bezüglich der Variablen x und y): zy ¼ 1 1 pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 2 y ð y þ xÞ 2 y ð x þ yÞ Einsetzen in den vorgegebenen Ausdruck liefert das folgende Ergebnis: x zx þ y zy ¼ x  y 1 1 x pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi þ y  pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi þ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼ 2 y ð x þ yÞ 2 x ð x þ yÞ 2 y ð x þ yÞ 2 x ð x þ yÞ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi y ð x þ yÞ x 1 ¼ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ 2 pffiffiffi þ 2 ð x þ yÞ 2 ð x þ yÞ 2 ð x þ yÞ Umformungen: Die Brüche zunächst mit E10 pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi x bzw. y erweitern, dann ð x þ yÞ kürzen. Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ 4  sin 3 ðx 2 þ y 2 Þ . Wir benötigen die Kettenregel, wobei zunächst zwei Substitutionen nacheinander durchzuführen sind (wir substituieren wieder von innen nach außen): z ¼ 4  sin 3 ðx 2 þ y 2 Þ ¼ 4  ½ sin ðx 2 þ y 2 Þ  3 ¼ 4  ½ sin u  3 ¼ 4 v 3 |ffl{zffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u v mit v ¼ sin u und u ¼ x 2 þ y 2
1 Partielle Ableitungen 241 Die Kettenregel liefert (erst z nach v, dann v nach u und schließlich u partiell nach x differenzieren): zx ¼ @z @z @v @u ¼   ¼ 12 v 2  cos u  2 x ¼ 24 x v 2  cos u @x @v @u @x Rücksubstitution (in der Reihenfolge v ! u ! x): z x ¼ 24 x v 2  cos u ¼ 24 x  sin 2 u  cos u ¼ 24 x  sin 2 ðx 2 þ y 2 Þ  cos ðx 2 þ y 2 Þ Wegen der Symmetrie der Funktionsgleichung (die Variablen x und y sind miteinander vertauschbar, ohne dass sich dabei die Funktionsgleichung ändert) erhalten wir z y , wenn wir in z x die beiden Variablen x und y miteinander vertauschen: z y ¼ 24 y  sin 2 ð y 2 þ x 2 Þ  cos ð y 2 þ x 2 Þ ¼ 24 y  sin 2 ðx 2 þ y 2 Þ  cos ðx 2 þ y 2 Þ E11 Bilden Sie die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ arcsin ðx pffiffiffi y Þ. Die gesuchten partiellen Ableitungen erhalten wir wie folgt mit Hilfe der Kettenregel: pffiffiffi z ¼ arcsin ðx yÞ ¼ arcsin u |fflfflffl{zfflfflffl} u mit u ¼ x pffiffiffi y und pffiffiffi @u ¼ y; @x @u x ¼ pffiffiffi @y 2 y pffiffiffi y pffiffiffi @z @z @u 1 zx ¼ ¼  ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  1  y ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi @x @u @x 1  u2 1  x2 y zy ¼ @z @z @u 1 1 x x ¼  ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  x  pffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi @y @u @y 2 y 2 1  u2  y 2 1  x2 y  y 1  u2 Zeigen Sie: Die Funktion E12 z ¼ x y þ x  ln y x ðmit x > 0 und y > 0Þ erfüllt die Gleichung x z x þ y z y ¼ x y þ z. Die Funktion wird vor dem Differenzieren unter Verwendung der Rechenregel ln gere Gestalt gebracht: z ¼ x y þ x  ln y x a b ¼ ln a  ln b in eine günsti- ¼ x y þ x ðln y  ln xÞ ¼ x y þ x  ln y  x  ln x ¼ x ðy þ ln yÞ  x  ln x Gliedweises partielles Differenzieren nach x unter Verwendung der Produktregel liefert dann: f f 1 z ¼ x ð y þ ln yÞ  x  ln x ¼ x ðy þ ln yÞ  ðu vÞ mit u ¼ x ; v ¼ ln x und u x ¼ 1 ; v x ¼ x |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} konst. Faktor u v   1 z x ¼ 1 ð y þ ln yÞ  ðu x v þ v x uÞ ¼ y þ ln y  1  ln x þ  x ¼ y þ ln y  ln x  1 x f Die partielle Ableitung nach y lässt sich besonders einfach bilden:   1 x 0 ¼ x þ z ¼ x ð y þ ln yÞ  x  ln x ) z y ¼ x 1 þ y y |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} konst. Faktor konst. Summand
242 E Partielle Differentiation Wir setzen die Ausdrücke für z , z x und z y seitenweise in die vorgegebene Gleichung ein:   x ¼ x y þ x  ln y  x  ln x  x þ x y þ x ¼ Linke Seite: x z x þ y z y ¼ x ð y þ ln y  ln x  1Þ þ y x þ y ¼ 2 x y þ x  ln y  x  ln x ¼ x ð2 y þ ln y  ln xÞ Rechte Seite: x y þ z ¼ x y þ x y þ x  ln y  x  ln x ¼ 2 x y þ x  ln y  x  ln x ¼ x ð2 y þ ln y  ln xÞ Ein Vergleich zeigt, dass beide Seiten übereinstimmen. Bilden Sie alle partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung von z ¼ x  e y  y  e x . Wie lauten die reinen partiellen Ableitungen 3. Ordnung? E13 Alle Ableitungen erhält man durch elementare gliedweise (partielle) Differentiation. Partielle Ableitungen 1. Ordnung zx ¼ @ ½x  ey  y  ex  ¼ 1  ey  y  ex ¼ ey  y  ex @x zy ¼ @ ½x  ey  y  ex  ¼ x  ey  1  ex ¼ x  ey  ex @y Partielle Ableitungen 2. Ordnung @ @ zx ¼ ½ey  y  ex  ¼ 0  y  ex ¼ y  ex @x @x zxx ¼ 9 @ @ > zx ¼ ½ey  y  ex  ¼ ey  1  ex ¼ ey  ex > = @y @y > @ @ > zy ¼ ½x  ey  ex  ¼ 1  ey  ex ¼ ey  ex ; ¼ @x @x zxy ¼ zyx zyy ¼ ) zxy ¼ zyx ðSatz von SchwarzÞ @ @ zy ¼ ½x  ey  ex  ¼ x  ey  0 ¼ x  ey @y @y Reine partielle Ableitungen 3. Ordnung Es wird 3-mal partiell nach x bzw. y differenziert: zxxx ¼ E14 @ @ zxx ¼ ½y  ex  ¼ y  ex ; @x @x zyyy ¼ @ @ zyy ¼ ½x  ey  ¼ x  ey @y @y Bilden Sie alle partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung von z ¼ x y x2 þ y2 . Partielle Ableitungen 1. Ordnung Beide Ableitungen erhalten wir mit Hilfe der Quotientenregel: z ¼ x y x2 þ y2 zx ¼ ¼ u v mit u ¼ x  y ; v ¼ x 2 þ y 2; u x ¼ 1; v x ¼ 2 x; u y ¼  1; vy ¼ 2 y 1 ðx 2 þ y 2 Þ  2 x ðx  yÞ x2 þ y2  2 x2 þ 2 x y  x2 þ y2 þ 2 x y ux v  vx u ¼ ¼ ¼ v2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2
1 Partielle Ableitungen zy ¼ 243  1 ðx 2 þ y 2 Þ  2 y ðx  yÞ  x2  y2  2 x y þ 2 y2  x2 þ y2  2 x y uy v  vy u ¼ ¼ ¼ v2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 Partielle Ableitungen 2. Ordnung Wir benötigen jeweils die Quotientenregel in Verbindung mit der Kettenregel. z x x : Wir differenzieren z x partiell nach x .  x2 þ y2 þ 2 x y zx ¼ ðx 2 þ y 2Þ 2 ¼ v ¼ ðx 2 þ y 2 Þ 2 u ¼  x2 þ y2 þ 2 x y ; zxx ¼ ¼ ¼ ux v  vx u v2 ¼ u v und u x ¼  2 x þ 2 y ; v x ¼ 4 x ðx 2 þ y 2 Þ ð 2 x þ 2 yÞ ðx 2 þ y 2 Þ 2  4 x ðx 2 þ y 2 Þ ð x 2 þ y 2 þ 2 x yÞ ðx 2 þ y 2 Þ 4 ðx 2 þ y 2 Þ ½ ð 2 x þ 2 yÞ ðx 2 þ y 2 Þ  4 x ð x 2 þ y 2 þ 2 x yÞ  ðx 2 þ y 2 Þ ðx 2 þ y 2 Þ 3  2 x3  2 x y2 þ 2 x2 y þ 2 y3 þ 4 x3  4 x y2  8 x2 y ðx 2 þ y 2 Þ 3 ¼ ðKettenregel!Þ ¼ ¼ 2 x3  6 x2 y  6 x y2 þ 2 y3 ðx 2 þ y 2 Þ 3 z x y : Wir differenzieren z x partiell nach y. zx ¼  x2 þ y2 þ 2 x y ðx 2 þ y 2Þ 2 ¼ v ¼ ðx 2 þ y 2 Þ 2 u ¼  x2 þ y2 þ 2 x y ; zxy ¼ ¼ ¼ uy v  vy u v2 ¼ u v und u y ¼ 2 y þ 2 x ; v y ¼ 4 y ðx 2 þ y 2 Þ ð2 y þ 2 xÞ ðx 2 þ y 2 Þ 2  4 y ðx 2 þ y 2 Þ ð x 2 þ y 2 þ 2 x yÞ ðx 2 þ y 2 Þ 4 ðx 2 þ y 2 Þ ½ð2 y þ 2 xÞ ðx 2 þ y 2 Þ  4 y ð x 2 þ y 2 þ 2 x yÞ ðx 2 þ y 2 Þ ðx 2 þ y 2 Þ 3 2 x2 y þ 2 y3 þ 2 x3 þ 2 x y2 þ 4 x2 y  4 y3  8 x y2 ðx 2 þ y 2 Þ 3 ¼ ðKettenregel!Þ ¼ ¼ 2 x3 þ 6 x2 y  6 x y2  2 y3 ðx 2 þ y 2 Þ 3 z y x : Wir differenzieren z y partiell nach x . zy ¼  x2 þ y2  2 x y ðx 2 þ y 2Þ 2 u ¼  x2 þ y2  2 x y ; zyx ¼ ¼ ¼ ux v  vx u v2 ¼ ¼ u v v ¼ ðx 2 þ y 2 Þ 2 und u x ¼  2 x  2 y ; v x ¼ 4 x ðx 2 þ y 2 Þ ð 2 x  2 yÞ ðx 2 þ y 2 Þ 2  4 x ðx 2 þ y 2 Þ ð x 2 þ y 2  2 x yÞ ðx 2 þ y 2 Þ 4 ðx 2 þ y 2 Þ ½ ð 2 x  2 yÞ ðx 2 þ y 2 Þ  4 x ð x 2 þ y 2  2 x yÞ  ðx 2 þ y 2 Þ ðx 2 þ y 2 Þ 3  2 x3  2 x y2  2 x2 y  2 y3 þ 4 x3  4 x y2 þ 8 x2 y ðx 2 þ y 2 Þ 3 Es gilt somit: z x y ¼ z y x (Satz von Schwarz). ¼ ðKettenregel!Þ ¼ ¼ 2 x3 þ 6 x2 y  6 x y2  2 y3 ðx 2 þ y 2 Þ 3
244 E Partielle Differentiation z y y : Wir differenzieren z y partiell nach y. zy ¼  x2 þ y2  2 x y ðx 2 þ y 2Þ 2 v ¼ ðx 2 þ y 2 Þ 2 u ¼  x2 þ y2  2 x y ; zyy ¼ ¼ ¼ E15 uy v  vy u v2 ¼ u v ¼ und u y ¼ 2 y  2 x ; v y ¼ 4 y ðx 2 þ y 2 Þ ð2 y  2 xÞ ðx 2 þ y 2 Þ 2  4 y ðx 2 þ y 2 Þ ð x 2 þ y 2  2 x yÞ ¼ ðx 2 þ y 2 Þ 4 ðx 2 þ y 2 Þ ½ ð2 y  2 xÞ ðx 2 þ y 2 Þ  4 y ð x 2 þ y 2  2 x yÞ  ðx 2 þ y 2 Þ ðx 2 þ y 2 Þ 3 2 x2 y þ 2 y3  2 x3  2 x y2 þ 4 x2 y  4 y3 þ 8 x y2 ðx 2 þ y 2 Þ 3 ¼ ðKettenregel!Þ ¼  2 x3 þ 6 x2 y þ 6 x y2  2 y3 ðx 2 þ y 2 Þ 3 Bilden Sie alle partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung von z ¼ arctan   y x x ¼ 1; y ¼ 2: an der Stelle Partielle Ableitungen 1. Ordnung Differenziert wird jeweils nach der Kettenregel: z ¼ arctan zx ¼ y ¼ arctan u x |{z} u u ¼ mit y ¼ y  x 1 x @u ¼  y  x 2 ; @x und @u ¼ x 1 @y  y  x 2 y @z @z @u 1 ¼  ¼  y ð 1  x  2 Þ ¼ ¼ 2 2 @x @u @x 1þu 1þu ð1 þ u 2 Þ x 2 Rücksubstitution liefert (wir berechnen zunächst den Nenner 1 þ u 2 ) : 1 þ u2 ¼ 1 þ y x 2 ¼ 1þ y2 x2 ¼ x2 þ y2 ) x2 zx ¼ y ð1 þ u 2 Þ x 2 y ¼ x þy 2 2 x2 ¼  x2 y x2 þ y2 Analog erhalten wir z y : zy ¼ @z @z @u 1 1 1 1 ¼ 2  ¼  ¼ ¼ 2 2 @y @u @y x 1þu x þ y2 ð1 þ u Þ x x2 ¼ x 1 x þy x 2 ¼ 2 x x2 þ y2 Partielle Ableitungen 1. Ordnung an der Stelle x == – 1 , y == 2 z x ðx ¼  1; y ¼ 2Þ ¼ 2 ð 1Þ 2 þ 22 ¼  2 5 ; z y ðx ¼  1; y ¼ 2Þ ¼ 1 ð 1Þ 2 þ 22 Partielle Ableitungen 2. Ordnung z x x : z x wird mit Hilfe der Kettenregel partiell nach x differenziert zx ¼ y ¼  y ðx 2 þ y 2 Þ  1 ¼  y  u  1 x2 þ y2 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u mit u ¼ x2 þ y2 und @u ¼ 2x @x ¼  1 5
1 Partielle Ableitungen zxx ¼ 245 @ zx @ zx @ u 2xy 2xy ¼  ¼ ¼  y ð 1  u  2 Þ  2 x ¼ 2 x y  u  2 ¼ 2 @x @u @x u ðx 2 þ y 2 Þ 2 Alternative: Quotientenregel verwenden, wobei der Zähler eine konstante, d. h. von x unabhängige Funktion ist. z x y : z x wird mit Hilfe der Quotientenregel partiell nach y differenziert. zx ¼ zxy ¼ y u ¼ v x2 þ y2 v ¼ x2 þ y2 mit u ¼  y ; und uy ¼  1 ; vy ¼ 2 y uy v  vy u  1 ðx 2 þ y 2 Þ  2 y ð yÞ  x2  y2 þ 2 y2  x2 þ y2 @ zx ¼ ¼ ¼ ¼ @y v2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 Analog wird z y x gebildet (z y partiell nach x differenzieren): zy ¼ zyx ¼ x u ¼ v x2 þ y2 mit u ¼ x; v ¼ x2 þ y2 und u x ¼ 1 ; vx ¼ 2 x 1 ðx 2 þ y 2 Þ  2 x  x x2 þ y2  2 x2  x2 þ y2 @ zy ux v  vx u ¼ ¼ ¼ ¼ @x v2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 Es gilt: z x y ¼ z y x (Satz von Schwarz). z y y : z y wird mit der Ketten- oder Quotientenregel partiell nach y differenziert. Wir wählen hier die Quotientenregel. zy ¼ zyy ¼ x2 x u ¼ 2 v þy mit u ¼ x; v ¼ x2 þ y2 und u y ¼ 0 ; vy ¼ 2 y uy v  vy u 0 ðx 2 þ y 2 Þ  2 y  x 2xy @ zy ¼ ¼ ¼ @y v2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 Partielle Ableitungen 2. Ordnung an der Stelle x == – 1 , y == 2 z x x ðx ¼  1; y ¼ 2Þ ¼ 2 ð 1Þ  2 ½ ð 1Þ 2 þ 2 2 2 ¼  4 25 z x y ðx ¼  1; y ¼ 2Þ ¼ z y x ðx ¼  1; y ¼ 2Þ ¼ E16 ;  2 ð 1Þ  2 z y y ðx ¼  1; y ¼ 2Þ ¼  ð 1Þ 2 þ 2 2 ½ ð 1Þ 2 þ 2 2 2 ¼ ½ ð 1Þ 2 1 þ 4 ð1 þ 4Þ 2 3 25 Bilden Sie alle partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung von z ¼ ln ð2 y  x 2 Þ . Partielle Ableitungen 1. Ordnung Wir verwenden wie folgt die Kettenregel: @u z ¼ ln ð2 y  x 2 Þ ¼ ln u mit u ¼ 2 y  x 2 und ¼ 2x; @x |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} u @z @z @u 1 2x 2x zx ¼ ¼  ¼  ð 2 xÞ ¼ ¼ @x @u @x u u 2y  x2 zy ¼ ¼ @z @z @u 1 2 2 ¼  ¼ 2 ¼ ¼ @y @u @y u u 2y  x2 @u ¼ 2 @y þ 2 2 2 ¼ 4 25
246 E Partielle Differentiation Partielle Ableitungen 2. Ordnung z x x erhalten wir, indem wir z x mit Hilfe der Quotientenregel partiell nach x differenzieren: 2x u ¼ v 2y  x2 zx ¼ zxx ¼ mit u ¼ 2x; v ¼ 2y  x2 und u x ¼  2 ; vx ¼  2 x  2 ð2 y  x 2 Þ  ð 2 xÞ ð 2 xÞ 4y þ 2x2  4x2 2x2  4y @ zx ux v  vx u ¼ ¼ ¼ ¼ @x v2 ð2 y  x 2 Þ 2 ð2 y  x 2 Þ 2 ð2 y  x 2 Þ 2 z x y erhält man aus z x durch partielles Differenzieren nach y. Wir benötigen die Kettenregel: 2x ¼  2 x ð2 y  x 2 Þ  1 ¼  2 x  u  1 2y  x2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u zx ¼ zxy ¼ mit u ¼ 2y  x2 und @u ¼ 2 @y @ zx @ zx @ u 4x 4x ¼ ¼  ¼  2 x ð 1  u  2 Þ  2 ¼ 4 x  u  2 ¼ @y @u @y u2 ð2 y  x 2 Þ 2 Alternative: Sie differenzieren nach der Quotientenregel, wobei der Zähler eine konstante, d. h. von der Variablen y unabhängige Funktion ist. z y x erhalten wir, indem wir z y mit Hilfe der Quotienten- oder Kettenregel partiell nach x differenzieren. Wir wollen an dieser Stelle die Quotientenregel verwenden: 2 u ¼ v 2y  x2 zy ¼ zyx ¼ mit u ¼ 2; v ¼ 2y  x2 und ux ¼ 0 ; vx ¼  2 x ux v  vx u 0 ð2 y  x 2 Þ  ð 2 xÞ  2 @ zy 4x ¼ ¼ ¼ 2 2 @x 2 v ð2 y  x 2 Þ 2 ð2 y  x Þ Es gilt: z x y ¼ z y x (Satz von Schwarz). z y y erhalten wir, indem wir z y mit Hilfe der Ketten- oder Quotientenregel partiell nach y differenzieren. Wir verwenden hier die Kettenregel: 2 ¼ 2 ð2 y  x 2 Þ  1 ¼ 2 u  1 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} 2y  x2 u zy ¼ zyy ¼ mit u ¼ 2y  x2 und @u ¼ 2 @y @ zy @ zy @ u 4 4 ¼  ¼ ¼ 2 ð 1  u  2 Þ  2 ¼  4 u  2 ¼ 2 @y @u @y u ð2 y  x 2 Þ 2 Zeigen Sie, dass die Funktion E17 f ðx; tÞ ¼ e  p 2 a2 t  sin ðp xÞ eine Lösung der Gleichung a 2  fxx ¼ ft ist (a: Konstante). Wir bilden zunächst die benötigten partiellen Ableitungen f t und f x x . Partielle Ableitung f t f ¼ e p 2 a2 t  sin ðp xÞ ¼ sin ðp xÞ  e  p 2 a2 t ¼ sin ðp xÞ  e u mit u ¼  p2 a2 t und @u ¼  p2 a2 @t Mit der Kettenregel erhält man ðsin ðp xÞ ist ein konstanter FaktorÞ: ft ¼ @f @f @u 2 2 ¼  ¼ sin ðp xÞ  e u  ð p 2 a 2 Þ ¼  p 2 a 2  sin ðp xÞ  e u ¼  p 2 a 2  sin ðp xÞ  e  p a t @t @u @t
1 Partielle Ableitungen 247 Partielle Ableitung f x x Wir differenzieren die Funktion f ðx; tÞ zweimal nacheinander partiell nach x, wobei wir jedes Mal die Kettenregel 2 2 benutzen (e  p a t ist dabei ein konstanter Faktor): f ¼ e p 2 a2 t  sin ðp xÞ ¼ e  p |ffl{zffl} u 2 a2 t  sin u mit u ¼ p x und @u ¼ p @x @f @f @u 2 2 2 2 ¼  ¼ e  p a t  ðcos uÞ  p ¼ p  e  p a t  cos u mit @x @u @x fx ¼ fxx ¼ u ¼ px @u ¼ p @x und @ fx @ fx @ u 2 2 2 2 ¼  ¼ p  e  p a t  ð sin uÞ  p ¼  p 2  e  p a t  sin ðp xÞ @x @u @x Wir multiplizieren f x x mit a 2 und erhalten: a2  fxx ¼ a2 ½  p2  e p 2  sin ðp xÞ  ¼  p 2 a 2  sin ðp xÞ  e  p a t ¼ f t |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ft a2 t 2 2 Die gegebene Funktion erfüllt somit (wie behauptet) die Differentialgleichung a 2  f x x ¼ f t . E18 Bilden Sie alle partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung von z ¼ 5  e x 2 y2 . Partielle Ableitungen 1. Ordnung Differenziert wird unter Verwendung der Kettenregel: z ¼ 5  ex 2  y2 ¼ 5  et t ¼ x2  y2 mit @t ¼ 2x; @x und @t ¼ 2y @y zx ¼ @z @z @t 2 2 ¼  ¼ 5  e t  2 x ¼ 10 x  e t ¼ 10 x  e x  y @x @t @x zy ¼ @z @z @t 2 2 ¼  ¼ 5  e t  ð 2 yÞ ¼  10 y  e t ¼  10 y  e x  y @y @t @y Partielle Ableitungen 2. Ordnung Bei der Bildung der partiellen Ableitungen 2. Ordnung benötigen wir immer wieder die partiellen Ableitungen 1. Ord2 2 nung der Funktion e x  y . Diese aber sind (bis auf den Faktor 5) identisch mit den bereits bekannten Ableitungen z x und z y unserer Ausgangsfunktion. Somit gilt: @ @x ex 2 y2 ¼ 2x  ex 2  y2 @ @y ; ex 2 y2 ¼ 2y  ex 2  y2 z x x : Die partielle Ableitung z x wird mit Hilfe der Produkt- und Kettenregel partiell nach x differenziert. z x ¼ 10 x  e x  y ¼ u v mit |{z} |fflfflffl{zfflfflffl} u v 2 2 z x x ¼ u x v þ v x u ¼ 10  e x 2 u ¼ 10 x ;  y2 þ 2x  ex v ¼ ex 2  y2 2  y2 und u x ¼ 10 ;  10 x ¼ ð10 þ 20 x 2 Þ  e x vx ¼ 2 x  e x 2 2  y2  y2 z x y : Die partielle Ableitung z x wird partiell nach y differenziert (Kettenregel). zxy ¼ @ @ zx ¼ @y @y 10 x  e x 2  y2 ¼ 10 x  @ @y ex 2 y2 ¼ 10 x  ð 2 y  e x 2  y2 Þ ¼  20 x y  e x 2  y2
248 E Partielle Differentiation z y x : Die partielle Ableitung z y wird partiell nach x differenziert (Kettenregel). zyx ¼ @ @ zy ¼ @x @x  10 y  e x 2  y2 ¼  10 y  @ @x ex 2  y2 ¼  10 y  2 x  e x 2  y2 ¼  20 x y  e x 2  y2 Erwartungsgemäß ist z x y ¼ z y x (Satz von Schwarz). z y y : Die partielle Ableitung z y wird partiell nach y differenziert (Produkt- und Kettenregel). z y ¼  10 y  e x  y ¼ u v mit u ¼  10 y ; v ¼ e x  y und u y ¼  10 ; v y ¼  2 y  e x |fflffl{zfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} u v 2 2 2 2 2 2 z y y ¼ u y v þ v y u ¼  10  e x  y  2 y  e x  y  ð 10 yÞ ¼ ð 10 þ 20 y 2 Þ  e x  y 2 2 2 2 2  y2 Bilden Sie zunächst die partiellen Ableitungen 1. Ordnung von w ¼ e y=x und dann unter Verwendung der erzielten Ergebnisse die gemischten partiellen Ableitungen 2. Ordnung von z ¼ x  w ¼ x  e y=x . E19 Partielle Ableitungen 1. Ordnung von w = e y/x Mit der Kettenregel erhalten wir wie folgt die gewünschten Ableitungen: w ¼ e y=x ¼ e t t ¼ mit y ¼ y  x 1 x und @t ¼  y  x2 ; @x @t ¼ x1 @y wx ¼ @w @w @t ¼  ¼ e t  y  ð 1  x  2 Þ ¼  y  x  2  e t ¼  y  x  2  e y=x @x @t @x wy ¼ @w @w @t ¼  ¼ e t  1  x  1 ¼ x  1  e y=x @y @t @y Diese Ableitungen lassen sich wegen e y=x ¼ w auch wie folgt ausdrücken: w x ¼  y  x  2  e y=x ¼  y  x  2  w ; |{z} w w y ¼ x  1  e y=x ¼ x  1  w |{z} w Gemischte partielle Ableitungen 2. Ordnung von z = x  w = x  e y/x Mit der Produktregel erhalten wir z x : f f z ¼ x  w ¼ u v mit u ¼ x; v ¼ w und u x ¼ 1 ; vx ¼ wx ¼  y  x 2  w u v z x ¼ u x v þ v x u ¼ 1  w  y  x  2  w  x ¼ w  y  x  1  w ¼ ð1  x  1  yÞ  w Wiederum mit Hilfe der Produktregel bilden wir die gemischte partielle Ableitung z x y : f z x ¼ ð1  x  1  yÞ  w ¼ u v mit u ¼ 1  x  1  y; v ¼ w und u y ¼  x  1 ; v y ¼ w y ¼ x  1  w |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u v z x y ¼ u y v þ v y u ¼  x  1  w þ x  1  w  ð1  x  1  yÞ ¼  x  1  w þ x  1  w  x  2  y  w ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ¼  x  2  y  w ¼  x  2  y  e y=x Jetzt bilden wir die gemischte partielle Ableitung z y x . Zunächst differenzieren wir die Funktion z ¼ x  w partiell nach y (dabei bleibt x als konstanter Faktor erhalten): zy ¼ x  wy ¼ x  x 1  w ¼ w Wir differenzieren weiter partiell nach x: z y x ¼ w x ¼  y  x  2  w ¼  x  2  y  e y=x Die gemischten partiellen Ableitungen 2. Ordnung stimmen überein (Satz von Schwarz): z x y ¼ z y x ¼  x  2  y  e y=x
1 Partielle Ableitungen E20 249 Bilden Sie mit der Funktion w ¼ ln ðx 2 þ y 2 Þ den Differentialausdruck w x x þ w y y . Die Funktion ist symmetrisch bezüglich der Variablen x und y ( Vertauschung dieser Variablen ändert nichts an der Funktionsgleichung). Daher genügt es, die partielle Ableitung w x x zu bilden, aus der man dann durch Vertauschen der beiden Variablen die Ableitung w y y erhält. Zunächst differenzieren wir partiell nach x und verwenden dabei die Kettenregel: w ¼ ln ðx 2 þ y 2 Þ ¼ ln t |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} t wx ¼ mit t ¼ x 2 þ y 2 und @t ¼ 2x @x @w @w @t 1 2x 2x ¼  ¼  2x ¼ ¼ 2 @x @t @x t t x þ y2 Die partielle Ableitung 2. Ordnung w x x bilden wir mit Hilfe der Quotientenregel: wx ¼ 2x u ¼ v x2 þ y2 wxx ¼ ux v  vx u v2 u ¼ 2x; mit ¼ v ¼ x2 þ y2 2 ðx 2 þ y 2 Þ  2 x  2 x ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ und u x ¼ 2 ; 2 x2 þ 2 y2  4 x2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ vx ¼ 2 x  2 x2 þ 2 y2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 Durch Vertauschen von x und y folgt dann: wyy ¼  2 y2 þ 2 x2 ð y 2 þ x 2Þ 2 ¼ 2 x2  2 y2 ðx 2 þ y 2 Þ 2 Somit gilt: wxx þ wyy ¼ E21 z ¼  2 x2 þ 2 y2 ðx 2 þ y 2Þ 2 þ 2 x2  2 y2 ðx 2 þ y 2Þ 2 ¼  2 x2 þ 2 y2 þ 2 x2  2 y2 ðx 2 þ y 2Þ 2 ¼ 0 ðx 2 þ y 2 Þ 2 ¼ 0 Die gemischte partielle Ableitung 3. Ordnung zx y x dieser Funktion x2 soll mit möglichst wenig Rechenaufwand bestimmt werden 1 þ y2 (Satz von Schwarz verwenden). Günstigste Differentiationsreihenfolge: x ! x ! y. Wir bilden somit zx x y :    @z @ x2 1 @ 1 2x zx ¼ ¼ x2 ¼ ¼   2x ¼ 2 2 @x @ x 1 þ y2 @ x 1þy 1þy 1 þ y2 zxx @ zx @ ¼ ¼ @x @x  2x 1 þ y2  ¼ 2 @ 2 2 ½x ¼  1 ¼ 2 2 @x 1þy 1þy 1 þ y2 Diesen Ausdruck differenzieren partiell nach y unter Verwendung der Kettenregel: zxx ¼ zxxy ¼ 2 ¼ 2 ð1 þ y 2 Þ  1 ¼ 2 u  1 1 þ y2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u mit u ¼ 1 þ y2 und @u ¼ 2y @y @ zxx @ zxx @ u 4y 4y ¼ 2 ð 1  u  2 Þ  2 y ¼  4 y  u  2 ¼ ¼ ¼ zxyx ¼  2 @y @u @y u ð1 þ y 2 Þ 2
250 E Partielle Differentiation Bestimmen Sie von der Funktion z ¼ x y  arctan x alle partiellen Ableitungen 1. bis 3. Ordnung E22 (auf der Basis des Satzes von Schwarz). Partielle Ableitungen 1. Ordnung z x erhalten wir mit Hilfe der Produktregel: @ @ 1 ½ x y  arctan x  ¼ y  ½ x  arctan x  mit u ¼ x ; v ¼ arctan x und u x ¼ 1 ; v x ¼ @x @x 1 þ x2 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} " konst. Faktor u v     1 x  x ¼ y arctan x þ z x ¼ y ðu x v þ v x uÞ ¼ y 1  arctan x þ 1 þ x2 1 þ x2 f zx ¼ zy ¼ @ @ ½ x y  arctan x  ¼ x  arctan x  ½ y  ¼ x  arctan x  1 ¼ x  arctan x @y " @y " konstante Faktoren Partielle Ableitungen 2. Ordnung   y arctan x þ @ zx @ ¼ @x @x zxx ¼ u ¼ x; x 1 þ x2  ¼ y " konst. Faktor v ¼ 1 þ x2 ux ¼ 1 ; und @ @x  arctan x þ x 1 þ x2  ¼ y @ h ui arctan x þ @x v vx ¼ 2 x Es wird gliedweise differenziert, der 2. Summand dabei nach der Quotientenregel:  zxx ¼ y  ¼ y 1 ð1 þ x 2 Þ þ 1 þ x 2  2 x 2 ¼ y zxy ux v  vx u 1 þ 2 1þx v2 ð1 þ @ zx @ ¼ ¼ @y @y x 2Þ 2 1 ð1 þ x 2 Þ  2 x  x 1 þ 1 þ x2 ð1 þ x 2 Þ 2 ! ¼ y 1 þ x2 þ 1  x2 ð1 þ ! ! x 2Þ 2 ¼ y ¼ 2 ð1 þ x 2Þ 2 ¼ 2y ð1 þ x 2 Þ 2   y arctan x þ    x x @ ½y ¼ ¼ arctan x þ  2 2 @ y 1þx 1þx |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} konst. Faktor  ¼ zyy ¼ arctan x þ x 1 þ x2   1 ¼ arctan x þ x ¼ zyx 1 þ x2 ðSatz von SchwarzÞ @ zy @ ¼ ½ x  arctan x  ¼ 0 @y @ y |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} konst. Summand Partielle Ableitungen 3. Ordnung Wir differenzieren zunächst z x x wie folgt partiell nach x unter Verwendung der Kettenregel: zxx ¼ zxxx ¼ 2y ð1 þ x 2Þ 2 ¼ 2 y ð1 þ x 2 Þ  2 ¼ 2 y  u  2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u mit u ¼ 1 þ x 2 und @u ¼ 2x @x @ zxx @ zxx @ u 8xy 8xy ¼ ¼  ¼ 2 y  ð 2 u  3 Þ  2 x ¼  8 x y  u  3 ¼ @x @u @x u3 ð1 þ x 2 Þ 3
1 Partielle Ableitungen 251 z x x y erhalten wir, indem wir z x x partiell nach y differenzieren: " # " # @ zxx @ 2y @ 2 2 2 ¼ y ¼ 1 ¼ ¼ zxyx ¼ zyxx zxxy ¼ ¼ 2 2 2 @y @ y ð1 þ x 2 Þ @ y ð1 þ x 2 Þ ð1 þ x 2 Þ ð1 þ x 2 Þ 2 " konst. Faktor Aus z y y ¼ 0 folgt z y y y ¼ 0 und z y y x ¼ 0 und somit nach dem Satz von Schwarz: z x y y ¼ z y x y ¼ z y y x ¼ 0. E23 Zeigen Sie: Für die Funktion z ¼ e x y gilt z x x y ¼ z x y x ¼ z y x x . Wir bilden zunächst alle benötigten partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung. Dies sind: z x , z y , z x x , z x y , z y x Partielle Ableitungen 1. Ordnung z x erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel: z ¼ e xy ¼ e u u ¼ xy mit und @u ¼ y @x ) zx ¼ @z @z @u ¼  ¼ eu  y ¼ y  e xy @x @u @x Analog (wegen der Symmetrie der Funktion bezüglich der Variablen x und y): z y ¼ x  e y x ¼ x  e x y Diese partiellen Ableitungen werden wir im Folgenden an verschiedenen Stellen benötigen. Wir merken uns daher: @ ½ exy  ¼ y  exy @x @ ½e xy  ¼ x  exy @y und Partielle Ableitungen 2. Ordnung: z x x , z x y , z y x z x x : Wir differenzieren z x partiell nach x (Kettenregel). zxx ¼ @ zx @ @ ¼ ½ y  e xy  ¼ y  ½ e xy  ¼ y  y  e xy ¼ y2  e xy @x @x @x z x y : Die Ableitung z x wird partiell nach y differenziert (Produkt- und Kettenregel). mit u ¼ y; v ¼ e xy und uy ¼ 1 ; vy ¼ x  exy und ux ¼ 1 ; vx ¼ y  exy f @ zx @ @ ½ y  exy  ¼ ½uv ¼ @y @y @y u v f zxy ¼ z x y ¼ u y v þ v y u ¼ 1  e x y þ x  e x y  y ¼ ð1 þ x yÞ  e x y z y x : Wir differenzieren z y partiell nach x (Produkt- und Kettenregel). u ¼ x; mit f @ zy @ @ ½ x  exy  ¼ ½uv ¼ @x @x @x u v f zyx ¼ v ¼ e xy z y x ¼ u x v þ v x u ¼ 1  e x y þ y  e x y  x ¼ ð1 þ x yÞ  e x y Partielle Ableitungen 3. Ordnung: z x x y , z x y x , z y x x z x x y : Wir differenzieren z x x partiell nach y (Produkt- und Kettenregel). mit u ¼ y2 ; v ¼ e xy f @ zxx @ @ ½ y2  e xy  ¼ ½uv ¼ @y @y @y u v f zxxy ¼ z x x y ¼ u y v þ v y u ¼ 2 y  e x y þ x  e x y  y 2 ¼ ð2 y þ x y 2 Þ  e x y und u y ¼ 2 y ; vy ¼ x  exy
252 E Partielle Differentiation z x y x : Wir differenzieren z x y partiell nach x (Produkt- und Kettenregel). zxyx ¼ @ zxy @ @ ½ ð1 þ x yÞ  e x y  ¼ ½ u v  mit u ¼ 1 þ x y ; v ¼ e x y ; u x ¼ y ; v x ¼ y  e x y ¼ @ x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |{z} @x @x u v z x y x ¼ u x v þ v x u ¼ y  e x y þ y  e x y  ð1 þ x yÞ ¼ y  e x y þ y  e x y þ x y 2  e x y ¼ ¼ 2 y  e x y þ x y 2  e x y ¼ ð2 y þ x y 2 Þ  e x y z y x x : Wir differenzieren z y x partiell nach x (Produkt- und Kettenregel). zyxx ¼ @ zyx @ @ ¼ ½ ð1 þ x yÞ  e x y  ¼ ½ u v  mit u ¼ 1 þ x y ; v ¼ e x y ; u x ¼ y ; v x ¼ y  e x y @x @ x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |{z} @x u v z y x x ¼ u x v þ v x u ¼ y  e x y þ y  e x y  ð1 þ x yÞ ¼ y  e x y þ y  e x y þ x y 2  e x y ¼ ¼ 2 y  e x y þ x y 2  e x y ¼ ð2 y þ x y 2 Þ  e x y Durch Vergleich stellen wir fest: z x x y ¼ z x y x ¼ z y x x ¼ ð2 y þ x y 2 Þ  e x y 2 Differentiation nach einem Parameter (Kettenregel) Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.2.3 Formelsammlung: Kapitel IX.2.3 E24 z ¼ x2 þ 6xy þ 2y2 mit x ðtÞ ¼ cos t , y ðtÞ ¼ sin t Differenzieren Sie z nach dem Parameter t. Welchen Wert hat diese Ableitung an der Stelle t ¼ p=2 ? Wir bilden zunächst die benötigten Ableitungen z x , z y , x_ und y_ und drücken diese mit Hilfe der Parametergleichungen durch den Parameter t aus: z x ¼ 2 x þ 6 y ¼ 2  cos t þ 6  sin t ; x_ ¼  sin t ; z y ¼ 6 x þ 4 y ¼ 6  cos t þ 4  sin t y_ ¼ cos t Damit erhalten wir für die gesuchte Ableitung z_ den folgenden vom Parameter t abhängigen Ausdruck: z_ ¼ z x x_ þ z y y_ ¼ ð2  cos t þ 6  sin tÞ  ð sin tÞ þ ð6  cos t þ 4  sin tÞ  cos t ¼ ¼  2  sin t  cos t  6  sin 2 t þ 6  cos 2 t þ 4  sin t  cos t ¼ 2  sin t  cos t þ 6 ðcos 2 t  sin 2 tÞ ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflffl{zfflffl} sin ð2 tÞ 1  sin 2 t 2 2 2 ¼ sin ð2 tÞ þ 6 ð1  sin t  sin tÞ ¼ sin ð2 tÞ þ 6 ð1  2  sin tÞ (unter Berücksichtigung der Beziehungen sin ð2 tÞ ¼ 2  sin t  cos t und sin 2 t þ cos 2 t ¼ 1). Somit gilt: z_ ðt ¼ p=2Þ ¼ sin p þ 6 ð1  2  sin 2 ðp=2ÞÞ ¼ 0 þ 6 ð1  2  1 2 Þ ¼ 6 ð 1Þ ¼  6
2 Differentiation nach einem Parameter (Kettenregel) z ¼ arctan ðx  yÞ E25 253 x ðtÞ ¼ e 3 t , y ðtÞ ¼ 1  e 3 t mit Bestimmen Sie z_ ðtÞ und z_ ðt ¼ 0Þ. Wir benötigen die Ableitungen z x , z y , x_ und y_ . Die partiellen Ableitungen z x und z y erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel: z ¼ arctan ðx  yÞ ¼ arctan u mit |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} u u ¼ x y @u ¼ 1; @x und @u ¼ 1 @y zx ¼ @z @z @u 1 1 1 ¼  ¼ 1 ¼ ¼ 2 2 @x @u @x 1þu 1þu 1 þ ðx  yÞ 2 zy ¼ @z @z @u 1 1 1 ¼  ¼  ð 1Þ ¼  ¼  @y @u @y 1 þ u2 1 þ u2 1 þ ðx  yÞ 2 Auch die Ableitungen x_ und y_ bilden wir mit der Kettenregel: x ¼ e 3t ¼ e u mit u ¼ 3t y ¼ 1  e 3t ¼ 1  eu du ¼ 3 dt und mit u ¼ 3 t du ¼ 3 dt und dx dx du ¼  ¼ e u  3 ¼ 3  e 3t dt du dt x_ ¼ ) ) y_ ¼ 0  e u  3 ¼  3  e 3 t Damit erhalten wir für die Ableitung der Funktion z ¼ arctan ðx  yÞ nach dem Parameter t den folgenden Ausdruck (für x und y werden die Parametergleichungen eingesetzt): z_ ¼ z x x_ þ z y y_ ¼ ¼ 6  e 3t 1 þ ðx  yÞ 2 z_ ðt ¼ 0Þ ¼ 1 1 þ ðx  yÞ 2 ¼ 6  e 3t 1 þ ðe 3 t  1 þ e 3 t Þ 2 6  e0 1 þ ð2   3  e 3t  e0  1Þ 2 ¼ 1 1 þ ðx  yÞ 2 ¼  ð 3  e 3 t Þ ¼ 3  e 3t þ 3  e 3t ¼ 1 þ ðx  yÞ 2 6  e 3t 1 þ ð2  e 3 t  1Þ 2 61 1 þ ð2  1  1Þ 2 ¼ 6 6 ¼ ¼ 3 1þ1 2 xz mit x ð pÞ ¼ e p ; y ð pÞ ¼ p ; z ð pÞ ¼ ln p y Wie lautet die Ableitung von u nach dem Parameter p? Berechnen Sie ferner u_ ð p ¼ 1Þ. u ¼ E26 Da die Funktion von drei unabhängigen Variablen abhängt, benötigen wir folgende Ableitungen: u x , u y , uz und x_ , y_, z_ . Wir erhalten sie durch elementare Differentiation und drücken sie unter Verwendung der Parametergleichungen durch den Parameter p aus: ux ¼ ln p z ¼ ; y p uy ¼  e p  ln p xz ¼  ; y2 p2 uz ¼ x ep ¼ ; y p x_ ¼ e p ; y_ ¼ 1 ; z_ ¼ 1 p Dann gilt (alle Brüche auf den Hauptnenner p 2 bringen): u_ ¼ u x x_ þ u y y_ þ uz z_ ¼ ¼ ln p e p  ln p e p  ln p e p  ln p ep 1 ep ¼ 1þ þ ¼  ep    p p p p p2 p2 p2 p  e p  ln p  e p  ln p þ e p u_ ð p ¼ 1Þ ¼ p2 ¼ ð p  ln p  ln p þ 1Þ  e p ð1  ln 1  ln 1 þ 1Þ  e 1 12 p2 ¼ ð1  0  0 þ 1Þ  e ¼ 1e ¼ e 1
254 E Partielle Differentiation z ¼ ln ðx 2 þ y 2 Þ E27 mit x ¼ x; y ¼ cos x Bestimmen Sie die Ableitung von z nach dem Parameter x sowie z_ ðx ¼ pÞ. Hinweis: Die Koordinate x ist zuleich der Parameter. Wir benötigen die Ableitungen z x , z y , x_ und y_ (Parameter ist die Variable x). Mit Hilfe der Kettenregel erhalten wir die partiellen Ableitungen z x und z y und beachten dabei die Symmetrie der Funktion bezüglich der Variablen x und y: @u ¼ 2x z ¼ ln ðx 2 þ y 2 Þ ¼ ln u mit u ¼ x 2 þ y 2 und @x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u zx ¼ @z @z @u 1 2x 2x ; ¼  ¼  2x ¼ ¼ @x @u @x u u x2 þ y2 analog : z y ¼ 2y x2 þ y2 Ferner: x_ ¼ 1, y_ ¼  sin x Die gesuchte Ableitung von z nach dem Parameter x lautet damit (unter Berücksichtigung der Parametergleichung y ¼ cos x): 2y 2 x  2 y  sin x 2 ðx  cos x  sin xÞ 2x 1þ  ð sin xÞ ¼ ¼ z_ðxÞ ¼ z x x_ þ z y y_ ¼ 2 2 2 2 2 2 x þy x þy x þy x 2 þ cos 2 x z_ ðx ¼ pÞ ¼ E28 2 ðp  cos p  sin pÞ p2 þ cos 2 p ¼ 2 ðp þ 1  0Þ p 2 þ ð 1Þ 2 ¼ 2p ¼ 0,5781 p2 þ 1 Gegeben ist die Funktion z ¼ z ðx; yÞ ¼ sin ðx 2 þ yÞ. Die unabhängigen Variablen x und y hängen dabei wie folgt von den Parametern u und v ab: x ðu; vÞ ¼ u þ v , y ðu; vÞ ¼ u 2  v 2 Berechnen Sie die partiellen Ableitungen Wir benötigen folgende partielle Ableitungen: @z ; @x @z und @u @z ; @y @x ; @u @z für das Wertepaar ðu ; vÞ ¼ ð2 ; 1Þ . @v @x ; @v @y ; @u @y @v Zunächst beschäftigen wir uns mit den beiden partiellen Ableitungen der Funktion z ¼ sin ðx 2 þ yÞ: z ¼ sin ðx 2 þ yÞ ¼ sin t |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} t mit t ¼ x2 þ y und @t ¼ 2x; @x @t ¼ 1 @y Die Kettenregel liefert die gewünschten Ableitungen: @z @z @t ¼  ¼ ðcos tÞ  2 x ¼ 2 x  cos t ¼ 2 x  cos ðx 2 þ yÞ @x @t @x @z @z @t ¼  ¼ ðcos tÞ  1 ¼ cos t ¼ cos ðx 2 þ yÞ @y @t @y Wir drücken diese Ableitungen noch durch die beiden Parameter u und v aus (Parametergleichungen für x und y einsetzen): @z ¼ 2 x  cos ðx 2 þ yÞ ¼ 2 ðu þ vÞ  cos ½ ðu þ vÞ 2 þ u 2  v 2  ¼ @x ¼ 2 ðu þ vÞ  cos ðu 2 þ 2 u v þ v 2 þ u 2  v 2 Þ ¼ 2 ðu þ vÞ  cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ @z ¼ cos ðx 2 þ yÞ ¼ cos ½ ðu þ vÞ 2 þ u 2  v 2  ¼ cos ðu 2 þ 2 u v þ v 2 þ u 2  v 2 Þ ¼ cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ @y
2 Differentiation nach einem Parameter (Kettenregel) 255 Die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Parametergleichungen lauten: @x ¼ 1; @u @y ¼ 2u; @u @x ¼ 1; @v @y ¼ 2v @v Jetzt lassen sich die gesuchten partiellen Ableitungen @z @z und wie folgt bestimmen (Kettenregel): @u @v @z @z @x @z @y ¼  þ  ¼ 2 ðu þ vÞ  cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ  1 þ cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ  2 u ¼ @u @x @u @y @u ¼ ½ 2 ðu þ vÞ þ 2 u   cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ ¼ ð2 u þ 2 v þ 2 uÞ  cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ ¼ ¼ ð4 u þ 2 vÞ  cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ ¼ 2 ð2 u þ vÞ  cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ @z @z @x @z @y ¼  þ  ¼ 2 ðu þ vÞ  cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ  1 þ cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ  ð 2 vÞ ¼ @v @x @v @y @v ¼ ½ 2 ðu þ vÞ  2 v   cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ ¼ 2 u  cos ð2 u 2 þ 2 u vÞ Ableitungen an der Stelle (u; u) == (2; 1) @z ðu ¼ 2 ; v ¼ 1Þ ¼ 2 ð2  2 þ 1Þ  cos ð2  2 2 þ 2  2  1Þ ¼ 2  5  cos ð8 þ 4Þ ¼ @u ¼ 10  cos 12 ¼ 8;4385 @z ðu ¼ 2 ; v ¼ 1Þ ¼ 2  2  cos ð2  2 2 þ 2  2  1Þ ¼ 4  cos ð8 þ 4Þ ¼ 4  cos 12 ¼ 3;3754 @v E29 z ¼ ex y mit x ðu; vÞ ¼ u v , y ðu; vÞ ¼ u 2  v 2 Welchen Wert besitzen die partiellen Ableitungen Benötigt werden folgende partielle Ableitungen: @z ; @x @z ; @y @z @u @x ; @u und @x ; @v @z an der Stelle u ¼ v ¼ 1 ? @v @y ; @u @y @v Wir beginnen mit den partiellen Ableitungen von z ¼ e x  y ¼ e x  e  y : @z @ @ ¼ ½ e x  e y  ¼ e y  ½ e x  ¼ e y  e x ¼ e xy @x @x @x @z @ @ ¼ ½ e x  e y  ¼ e x  ½ e  y  ¼ e x  ðe  y Þ  ð 1Þ ¼  e x  e  y ¼  e x  y @y @y @y (Ableitung von e  y nach der Kettenregel, Substitution: t ¼  y) Die partiellen Ableitungen der beiden Parametergleichungen lauten: @x ¼ v; @u @x ¼ u; @v @y ¼ 2u; @u @y ¼ 2v @v Die gesuchten partiellen Ableitungen der Funktion z ¼ e x  y nach den Parametern u und v lassen sich jetzt wie folgt bilden (für x und y werden schließlich noch die Parametergleichungen eingesetzt): @z @z @x @z @y 2 2 ¼  þ  ¼ e x  y  v  e x  y  2 u ¼ ðv  2 uÞ  e x  y ¼ ðv  2 uÞ  e u v  u þ v @u @x @u @y @u @z @z @x @z @y 2 2 ¼  þ  ¼ e x  y  u  e x  y  ð 2 vÞ ¼ ðu þ 2 vÞ  e x  y ¼ ðu þ 2 vÞ  e u v  u þ v @v @x @v @y @v
256 E Partielle Differentiation An der Stelle u ¼ v ¼ 1 erhalten wir: @z ðu ¼ 1; v ¼ 1Þ ¼ ð1  2Þ  e 1  1 þ 1 ¼  e 1 ¼  e @u @z ðu ¼ 1; v ¼ 1Þ ¼ ð1 þ 2Þ  e 1  1 þ 1 ¼ 3  e 1 ¼ 3  e @v E30 z ¼ x3 y þ xy3 mit x ðr; jÞ ¼ r  cos j , Bilden Sie die partiellen Ableitungen Benötigt werden die partiellen Ableitungen @x ¼  r  sin j ; @j und @z . @j @y @z @z @x @x @y , , , , und . Sie lauten: @x @y @r @j @r @j @z ¼ 3 x 2 y þ y 3 ¼ y ð3 x 2 þ y 2 Þ ; @x @x ¼ cos j ; @r @z @r y ðr; jÞ ¼ r  sin j @z ¼ x 3 þ 3 x y 2 ¼ x ðx 2 þ 3 y 2 Þ @y @y ¼ sin j ; @r @y ¼ r  cos j @j Damit lassen sich die gesuchten partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion z ¼ x y ðx 2 þ y 2 Þ mit Hilfe der Kettenregel wie folgt bilden: @z @z @x @z @y ¼  þ  ¼ y ð3 x 2 þ y 2 Þ  cos j þ x ðx 2 þ 3 y 2 Þ  sin j ¼ @r @x @r @y @r ¼ r  sin j  ð3 r 2  cos 2 j þ r 2  sin 2 jÞ  cos j þ r  cos j  ðr 2  cos 2 j þ 3 r 2  sin 2 jÞ  sin j ¼ ¼ r 3  sin j  cos j  ð3  cos 2 j þ sin 2 j þ cos 2 j þ 3  sin 2 jÞ ¼ ¼ r 3  sin j  cos j  ð4  cos 2 j þ 4  sin 2 jÞ ¼ 4 r 3  sin j  cos j  ðcos 2 j þ sin 2 jÞ ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3 3 3 1 ¼ 4 r  sin j  cos j ¼ 2 r  2  sin j  cos j ¼ 2 r  sin ð2 jÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} sin ð2 jÞ Umformungen: Zunächst den gemeinsamen Faktor r 2 und dann r 3  sin j  cos j ausklammern; cos 2 j þ sin 2 j ¼ 1; sin ð2 jÞ ¼ 2  sin j  cos j. @z @z @x @z @y ¼ y ð3 x 2 þ y 2 Þ  ð r  sin jÞ þ x ðx 2 þ 3 y 2 Þ  r  cos j ¼ ¼  þ  @j @x @j @y @j ¼ r  sin j  ð3 r 2  cos 2 j þ r 2  sin 2 jÞ  ð r  sin jÞ þ þ r  cos j  ðr 2  cos 2 j þ 3 r 2  sin 2 jÞ  r  cos j ¼ ¼  r 4  sin 2 j  ð3  cos 2 j þ sin 2 jÞ þ r 4  cos 2 j  ðcos 2 j þ 3  sin 2 jÞ ¼ ¼ r 4 ½  sin 2 j  ð3  cos 2 j þ sin 2 jÞ þ cos 2 j  ðcos 2 j þ 3  sin 2 jÞ  ¼ ¼ r 4 ð 3  sin 2 j  cos 2 j  sin 4 j þ cos 4 j þ 3  sin 2 j  cos 2 jÞ ¼ ¼ r 4 ðcos 4 j  sin 4 jÞ ¼ r 4 ðcos 2 j þ sin 2 jÞ ðcos 2 j  sin 2 jÞ ¼ r 4 ðcos 2 j  sin 2 jÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3. Binom 1 Umformungen in der letzten Zeile: 3. Binom: a 2  b 2 ¼ ða þ bÞ ða  bÞ mit a ¼ cos 2 j und b ¼ sin 2 j ; ferner: cos 2 j þ sin 2 j ¼ 1 (trigonometrischer Pythagoras).
3 Implizite Differentiation 257 3 Implizite Differentiation Beachten Sie, dass die Gleichung der impliziten Funktion zunächst auf die Form F ðx; yÞ ¼ 0 gebracht werden muss. Die implizite Differentiation soll jeweils mit Hilfe der partiellen Ableitungen erfolgen. Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.2.5.1 Formelsammlung: Kapitel IV.3.8 E31 Bestimmen Sie die Gleichung der Tangente im Punkt P ¼ ð1; 1Þ der Kurve x  e 2ðx  yÞ ¼ 1 . Wir benötigen die partiellen Ableitungen 1. Ordnung F x und F y der in impliziter Form gegebenen Funktion F ðx; yÞ ¼ x  e 2 ðx  yÞ  1 ¼ 0 . F x erhalten wir mit Hilfe der Produkt- und Kettenregel: f F ðx; yÞ ¼ x  e 2 ðx  yÞ  1 ¼ u v  1 mit |fflfflffl{zfflfflffl} u v u ¼ x; v ¼ e 2 ðx  yÞ und ux ¼ 1 ; v x ¼ 2  e 2 ðx  yÞ ðv x erhält man mit der Kettenregel, Substitution: t ¼ 2 ðx  yÞÞ F x ¼ u x v þ v x u  0 ¼ 1  e 2 ðx  yÞ þ 2  e 2 ðx  yÞ  x ¼ ð1 þ 2 xÞ  e 2 ðx  yÞ Die Kettenregel liefert die partielle Ableitung F y : F ðx; yÞ ¼ x  e 2 ðx  yÞ  1 ¼ x  e t  1 Fy ¼ mit t ¼ 2 ðx  yÞ und @t ¼ 2 @y @F @F @t ¼  ¼ x  e t  2 ð 1Þ  0 ¼  2 x  e t ¼  2 x  e 2 ðx  yÞ @y @t @y Kurvenanstieg in einem beliebigen Kurvenpunkt: y0 ¼  ð1 þ 2 xÞ  e 2 ðx  yÞ Fx 1 þ 2x 1 þ 2x ¼ ¼  ¼   2 x 2x Fy 2 ðx  yÞ 2x  e Tangentensteigung im Kurvenpunkt P ¼ ðx 0 ; y 0 Þ ¼ ð1; 1Þ: m ¼ y 0 ðPÞ ¼ y 0 ðx 0 ¼ 1; y 0 ¼ 1Þ ¼ 1þ2 3 ¼ ¼ 1,5 2 2 Gleichung der Tangente in P ¼ ðx 0 ; y 0 Þ ¼ ð1; 1Þ (Ansatz in der Punkt-Steigungs-Form): y  y0 ¼ m x  x0 E32 ) y1 ¼ 1,5 x 1 ) y  1 ¼ 1,5 ðx  1Þ ¼ 1,5 x  1,5 ) y ¼ 1,5 x  0,5 ey þ y þ x2  x  3 ¼ 0 Wie lauten die Gleichungen der Tangenten in den Nullstellen dieser (impliziten) Funktion? Berechnung der Nullstellen: y ¼ 0 ) e 0 þ 0 þ x 2  x  3 ¼ 1 þ x 2  x  3 ¼ 0 ) x 2  x  2 ¼ 0 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi x 1=2 ¼ 0,5 0,25 þ 2 ¼ 0,5 2,25 ¼ 0,5 1,5 ) x 1 ¼  1 ; x 2 ¼ 2 Nullstellen: N 1 ¼ ð 1; 0Þ, N 2 ¼ ð2; 0Þ Anstieg der Kurve F ðx; yÞ ¼ e y þ y þ x 2  x  3 ¼ 0: y0 ¼  Fx 2x  1 ¼  y e þ1 Fy
258 E Partielle Differentiation Gleichungen der Tangenten in den Nullstellen Tangente in N 1 (Ansatz: Punkt-Steigungs-Form): m 1 ¼ y 0 ðN 1 Þ ¼ y 0 ðx 1 ¼  1; y 1 ¼ 0Þ ¼  N 1 ¼ ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð 1; 0Þ ; y  y1 ¼ m1 x  x1 ) y0 ¼ 1,5 x þ1 ) 2  1 3 3 ¼ ¼ ¼ 1,5 1þ1 2 e0 þ 1 y ¼ 1,5 ðx þ 1Þ ¼ 1,5 x þ 1,5 Tangente in N 2 (Ansatz: Punkt-Steigungs-Form): N 2 ¼ ðx 2 ; y 2 Þ ¼ ð2; 0Þ ; y  y2 ¼ m2 x  x2 ) m 2 ¼ y 0 ðN 2 Þ ¼ y 0 ðx 2 ¼ 2; y 2 ¼ 0Þ ¼  y0 ¼  1,5 x 2 ) 41 3 3 ¼  ¼  1,5 ¼  0 1þ1 2 e þ1 y ¼  1,5 ðx  2Þ ¼  1,5 x þ 3 x 2  10 x þ y 2 þ 4 y þ 20 ¼ 0 E33 An welchen Stellen besitzt diese in der impliziten Form gegebene Funktion waagerechte Tangenten? Die Steigungsformel liefert für diese implizite Funktion den folgenden Ausdruck: y0 ¼  Fx 2 x  10 2 ðx  5Þ x 5 5x ¼  ¼ ¼  ¼  2y þ 4 yþ2 yþ2 Fy 2 ðy þ 2Þ Aus der Bedingung y 0 ¼ 0 erhalten wir die Stellen mit einer waagerechten Tangente: y0 ¼ 0 ) 5x ¼ 0 yþ2 ) 5x ¼ 0 ðf ür y 6¼  2Þ ) x1 ¼ 5 Diesen Wert setzen wir in die Funktionsgleichung ein und berechnen die zugehörigen Ordinatenwerte: 25  50 þ y 2 þ 4 y þ 20 ¼ 0 ) y2 þ 4 y  5 ¼ 0 ) y1 ¼ 1 ; y2 ¼  5 Es gibt somit zwei Kurvenpunkte mit waagerechter Tangente: P 1 ¼ ð5; 1Þ und P 2 ¼ ð5;  5Þ. Hinweis: Die Kurve beschreibt einen Kreis mit dem Mittelpunkt M ¼ ð5;  2Þ und dem Radius r ¼ 3. e y  sin x þ e x  cos y ¼ 0 E34 Gesucht ist die Gleichung der Tangente im Kurvenpunkt P 1 ¼ ð0; p=2Þ . Steigung der Kurventangente im beliebigen Kurvenpunkt P ¼ ðx; yÞ: y0 ¼  e y  cos x þ e x  cos y Fx ¼  y e  sin x  e x  sin y Fy Steigung der Tangente in P 1 ¼ ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð0; p=2Þ: m 1 ¼ y 0 ðP 1 Þ ¼ y 0 ðx 1 ¼ 0; y 1 ¼ p=2Þ ¼  e p=2  cos 0 þ e 0  cos ðp=2Þ e p=2  sin 0  e0  sin ðp=2Þ ¼ e p=2  1 þ 1  0 e p=2 011 Gleichung der Tangente in P 1 ¼ ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð0; p=2Þ (Ansatz in der Punkt-Steigungs-Form): y  y1 ¼ m1 x  x1 Tangente: p 2 x 0 y ) y ¼ e p=2  x þ ¼ e p=2 ) y p ¼ 4,8105  x þ 1,5708 2 p ¼ e p=2  x 2 ) y ¼ e p=2  x þ p 2 ¼ e p=2
3 Implizite Differentiation E35 259 x4  3x2 y þ y3  3 ¼ 0 Bestimmen Sie die Gleichung der Tangente im Kurvenpunkt P 0 ¼ ð1; 2Þ . F ðx; yÞ ¼ x 4  3 x 2 y þ y 3  3 Wir berechnen zunächst die Steigung der Kurventangente in P 0 ¼ ðx 0 ; y 0 Þ ¼ ð1; 2Þ: y0 ¼  4x3  6x y 6x y  4x3 Fx ¼  ¼ Fy 3 y2  3 x2  3 x2 þ 3 y2 ) m ¼ y 0 ðP 0 Þ ¼ y 0 ðx 0 ¼ 1; y 0 ¼ 2Þ ¼ 12  4 8 ¼ 12  3 9 Mit der Punkt-Steigungs-Form erhalten wir die Gleichung der gesuchten Tangente: y  y0 ¼ m x  x0 E36 pffiffiffi y ) y2 8 ¼ 9 x 1 ) y2 ¼ 8 8 8 ðx  1Þ ¼ x  9 9 9 ) y ¼ 8 10 x þ 9 9 x  3 ð y 2  1Þ  p ¼ 0 y Bestimmen Sie die Steigung dieser Kurve im Punkt P 1 ¼ ðp; 1Þ . e  tan x þ Für die Steigungsformel benötigen wir die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Funktion pffiffiffi x  3 ð y 2  1Þ  p F ðx; yÞ ¼ e y  tan x þ y Die Ableitung F x ðx; yÞ erhalten wir durch gliedweise elementare Differentiation nach der Variablen x: pffiffiffi pffiffiffi 1 1 e y 1 ¼ þ þ F x ðx; yÞ ¼ e y  y y cos 2 x cos 2 x Die Ableitung F y ðx; yÞ wird auf ähnliche Weise gebildet, wobei wir die Funktion vorher noch geringfügig umformen: pffiffiffi F ðx; yÞ ¼ ðtan xÞ  e y þ x  y  1  3 y 2 þ 3  p pffiffiffi Der 1. Summand muss dabei nach der Kettenregel differenziert werden (Substitution: u ¼ y ) ðtan xÞ  e u pffiffiffiffi mit u ¼ y ): pffiffiffi pffiffiffi ðtan xÞ  e y 1 x y 2 F y ðx; yÞ ¼ ðtan xÞ  e  pffiffiffi þ x  ð 1  y Þ  6 y ¼  6y  pffiffiffi 2 2 y y 2 y Die Steigungsformel lautet damit wie folgt: pffiffiffi e y 1 þ 2 y F x ðx; yÞ cos x y0 ¼  ¼  pffiffiffi y F y ðx; yÞ ðtan xÞ  e x  6y  pffiffiffi 2 y 2 y Steigung in P 1 ¼ ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ðp; 1Þ: y 0 ðP 1 Þ ¼ y 0 ðx 1 ¼ p; y 1 ¼ 1Þ ¼  ðcos p ¼  1; tan p ¼ 0Þ e1 þ1 cos 2 p ðtan pÞ  e p 6 2 1 ¼  eþ1 eþ1 ¼ ¼ 0,4067 0p 6 p þ6
260 E Partielle Differentiation E37 F ðx; yÞ ¼ 2 y 3 þ 6 x 3  24 x þ 6 y ¼ 0 Bestimmen Sie den Steigungswinkel der Kurventangente in den Schnittpunkten dieser Kurve mit der x-Achse. Wie lautet die Tangentengleichung in der positiven Nullstelle? Wir berechnen zunächst die Schnittpunkte mit der x-Achse (Nullstellen): y ¼ 0 ) 6 x 3  24 x ¼ 0 j : 6 ) x 3  4 x ¼ x ðx 2  4Þ ¼ 0 ) x1 ¼ 0 ; x 2=3 ¼  2 Nullstellen: N 1 ¼ ð0; 0Þ ; N 2 ¼ ð2; 0Þ ; N 3 ¼ ð 2; 0Þ Für die Steigung der Kurventangente in einem beliebigen Kurvenpunkt P erhalten wir: y0 ¼  Fx 18 x 2  24 6 ð3 x 2  4Þ 3x2  4 4  3x2 ¼  ¼  ¼ ¼  Fy 6 y2 þ 6 y2 þ 1 6 ðy 2 þ 1Þ y2 þ 1 In den drei Nullstellen ergeben sich folgende Werte für Steigung m und Steigungswinkel a: m 1 ¼ y 0 ðN 1 Þ ¼ y 0 ðx 1 ¼ 0; y 1 ¼ 0Þ ¼ 4 ) m 2=3 ¼ y 0 ðN 2=3 Þ ¼ y 0 ðx 2=3 ¼  2; y 2=3 ¼ 0Þ ¼ tan a 2=3 ¼ m 2=3 ¼  8 ) E38 ) ) a 1 ¼ arctan 4 ¼ 75;96 4  12 8 ¼ ¼ 8 0þ1 1 a 2=3 ¼ 180 þ arctan ð 8Þ ¼ 180  82,87 Tangente in der Nullstelle N 2 == (x 2 ; y 2 ) == (2; 0) y  y2 ¼ m2 x  x2 tan a 1 ¼ m 1 ¼ 4 y0 ¼ 8 x 2 ) ¼ 97;13 (Ansatz in der Punkt-Steigungs-Form) y ¼  8 ðx  2Þ ) y ¼  8 x þ 16 Wo besitzt die Funktion x 3  y 3 þ 3 y ¼ 0 waagerechte Tangenten? F ðx; yÞ ¼ x 3  y 3 þ 3 y Wir bestimmen zunächst den Kurvenanstieg (Tangentensteigung) in Abhängigkeit von den Koordinaten x und y eines beliebigen Kurvenpunktes P: y0 ¼  Fx 3x2 3 x2 x2 x2 ¼  ¼  ¼  ¼ Fy  3 y2 þ 3 3 ð y 2 þ 1Þ  y2 þ 1 y2  1 Berechnung der Kurvenpunkte mit waagerechter Tangente aus der Bedingung y 0 ¼ 0: y0 ¼ 0 ) x2 ¼ 0 y2  1 ) x2 ¼ 0 ðf ür y 2 6¼ 1Þ ) x ¼ 0 Die zugehörigen Ordinaten erhalten wir aus der Kurvengleichung für x ¼ 0: x ¼ 0 )  y3 þ 3 y ¼ 0 ) y 3  3 y ¼ y ð y 2  3Þ ¼ 0 Die Bedingung y 2 6¼ 1 ist jeweils erfüllt. Es gibt somit genau drei Kurvenpunkte mit einer waagerechten Tangente: pffiffiffi pffiffiffi P 1 ¼ ð0; 0Þ, P 2 ¼ ð0; 3 Þ ; P3 ¼ ð0;  3Þ ) y1 ¼ 0 ; pffiffiffi y 2=3 ¼  3
4 Totales oder vollständiges Differential einer Funktion (mit einfachen Anwendungen) 261 4 Totales oder vollständiges Differential einer Funktion (mit einfachen Anwendungen) Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.2.4 Formelsammlung: Kapitel IX.2.4 E39 Bestimmen Sie das totale Differential der Funktion z ¼ x2 þ y2 : yx Die benötigten partiellen Ableitungen 1. Ordnung erhalten wir jeweils mit der Quotientenregel: z ¼ x2 þ y2 u ¼ v yx zx ¼ zy ¼ mit u ¼ x 2 þ y 2 und v ¼ y  x 2 x ð y  xÞ  ð 1Þ ðx 2 þ y 2 Þ 2 x y  2 x2 þ x2 þ y2  x2 þ y2 þ 2 x y ux v  vx u ¼ ¼ ¼ v2 ð y  xÞ 2 ð y  xÞ 2 ð y  xÞ 2 uy v  vy u v2 ¼ 2 y ð y  xÞ  1 ðx 2 þ y 2 Þ ð y  xÞ 2 ¼ 2 y2  2 x y  x2  y2 ð y  xÞ 2 ¼  x2 þ y2  2 x y ð y  xÞ 2 Totales Differential: d z ¼ zx d x þ zy d y ¼ ¼ E40  x2 þ y2 þ 2 x y ð y  xÞ 2 dx þ  x2 þ y2  2 x y ð y  xÞ 2 dy ¼ ð x 2 þ y 2 þ 2 x yÞ d x þ ð  x 2 þ y 2  2 x yÞ d y ð y  xÞ 2 Bestimmen Sie das totale Differential der Funktion w ¼ arctan ðu vÞ : Die benötigten partiellen Ableitungen 1. Ordnung erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel: w ¼ arctan ðu vÞ ¼ arctan t |ffl{zffl} t mit t ¼ u v ) @w @w @t 1 v v v ¼ ¼ ¼  ¼ 2 2 @u @t @u 1þt 1þt 1 þ u2 v2 Wegen der Symmetrie der Funktion (u und v sind miteinander vertauschbar) gilt dann: @w u u ¼ ¼ @v 1 þ v2 u2 1 þ u2 v2 Somit lautet das totale Differential wie folgt: dw ¼ E41 @w @w v u vdu þ udv du þ dv ¼ du þ dv ¼ 2 2 2 2 @u @v 1þu v 1þu v 1 þ u2 v2 Bestimmen Sie das totale Differential der Funktion z ¼ x 2 y 2  sin ðx 3  y 3 Þ .
262 E Partielle Differentiation Die benötigten partiellen Ableitungen 1. Ordnung erhält man mit Hilfe der Produkt- und Kettenregel. Zunächst bilden wir z x : z ¼ x 2 y 2  sin ðx 3  y 3 Þ ¼ u v |ffl{zffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} u v u ¼ x2 y2 ; v ¼ sin ðx 3  y 3 Þ |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} t und ux ¼ 2 x y2 ; v x ¼ 3 x 2  cos ðx 3  y 3 Þ (v wurde dabei in der angedeuteten Weise mit der Kettenregel partiell nach x differenziert; t ¼ x 3  y 3 ) z x ¼ u x v þ v x u ¼ 2 x y 2  sin ðx 3  y 3 Þ þ 3 x 2  cos ðx 3  y 3 Þ  x 2 y 2 ¼ ¼ 2 x y 2  sin ðx 3  y 3 Þ þ 3 x 4 y 2  cos ðx 3  y 3 Þ Analog erhält man: z y ¼ u y v þ v y u ¼ 2 x 2 y  sin ðx 3  y 3 Þ  3 x 2 y 4  cos ðx 3  y 3 Þ Das totale Differential lautet damit: d z ¼ z x d x þ z y d y ¼ ½ 2 x y 2  sin ðx 3  y 3 Þ þ 3 x 4 y 2  cos ðx 3  y 3 Þ  d x þ þ ½ 2 x 2 y  sin ðx 3  y 3 Þ  3 x 2 y 4  cos ðx 3  y 3 Þ  d y Bestimmen Sie das totale Differential der Funktion u ¼ u ðx; y; zÞ ¼ ln qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð2 x 2 þ 2 y 2 þ 2 z 2 Þ 3 . Wie lautet das totale Differential an der Stelle x ¼  1 ; y ¼ 2 ; z ¼  2? E42 Welchen Näherungswert für die abhängige Variable u liefert das totale Differential für die nderungen d x ¼ 0;1; d y ¼  0;2 und d z ¼  0;1? Wir bringen die Funktion zunächst in eine für das Differenzieren günstigere Form: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 3 u ¼ ln ð2 x 2 þ 2 y 2 þ 2 z 2 Þ 3 ¼ ln ð2 x 2 þ 2 y 2 þ 2 z 2 Þ 3=2 ¼  ln ð2 x 2 þ 2 y 2 þ 2 z 2 Þ 2 Rechenregel: ln a n ¼ n  ln a Es genügt, die partielle Ableitung u x zu bilden, denn die Funktion ist symmetrisch in den drei unabhängigen Variablen x; y und z. Die Ableitung u x erhalten wir wie folgt mit Hilfe der Kettenregel: u ¼ 3 3  ln ð2 x 2 þ 2 y 2 þ 2 z 2 Þ ¼  ln t 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} t ux ¼ mit t ¼ 2 x2 þ 2 y2 þ 2 z2 und @t ¼ 4x @x @u @u @t 3 1 3 4x 3  4x 3x ¼  ¼   4x ¼  ¼ ¼ 2 2 2 2 2 2 2 @x @t @x 2 t 2 2x þ 2y þ 2z 2  2 ðx þ y þ z Þ x þ y 2 þ z 2 Wegen der erwähnten Symmetrie gilt (x wird durch y bzw. z ersetzt): uy ¼ 3y x2 þ y2 þ z2 ; uz ¼ 3z x2 þ y2 þ z2 Das totale Differential besitzt dann die folgende Gestalt: d u ¼ u x d x þ u y d y þ uz d z ¼ ¼ x2 3y 3x 3z dx þ dy þ dz ¼ 2 2 2 2 2 2 x þ y2 þ z2 x þy þz þy þz 3x dx þ 3y dy þ 3z dz 3 ðx d x þ y d y þ z d zÞ ¼ 2 2 2 x þy þz x2 þ y2 þ z2
4 Totales oder vollständiges Differential einer Funktion (mit einfachen Anwendungen) 263 An der Stelle x ¼  1 ; y ¼ 2 ; z ¼  2 lautet das totale Differential wie folgt: du ¼ 3 ð 1 d x þ 2 d y  2 d zÞ 2 ð 1Þ þ 2 2 þ ð 2Þ ¼ 2 3 1 ð d x þ 2 d y  2 d zÞ ¼ ð d x þ 2 d y  2 d zÞ 9 3 Näherungswert für d x == 0,1, d y == – 0,2 und d z == – 0,1 3  ln ½ 2  ð 1Þ 2 þ 2  2 2 þ 2  ð 2Þ 2  ¼ 2 3 3 ¼  ln ð2 þ 8 þ 8Þ ¼  ln 18 ¼ 4;3356 2 2 u ðx ¼  1 ; y ¼ 2 ; z ¼  2Þ ¼ Totales Differential für d x ¼ 0;1; d y ¼  0;2 und d z ¼  0;1: du ¼ 1 1 1 ½  0;1 þ 2  ð 0;2Þ  2  ð 0;1Þ  ¼ ð 0;1  0;4 þ 0;2Þ ¼  ð 0;3Þ ¼  0;1 3 3 3 Näherungswert: u þ d u ¼ 4;3356  0;1 ¼ 4;2356 Exakter Funktionswert: u ðx ¼  0;9 ; y ¼ 1;8 ; z ¼  2;1Þ ¼ 4;2427 E43 xy . Berechnen Sie mit Hilfe des totalen Differentials die nderung x y des Funktionswertes beim bergang von der Stelle ðx; yÞ ¼ ð2; 1Þ zur Stelle ðx; yÞ ¼ ð2;1; 0,8Þ. Wie groß ist die exakte nderung? Gegeben ist die Funktion z ¼ Näherungsrechnung mit dem totalen Differential Wir bilden zunächst die benötigten partiellen Ableitungen 1. Ordnung unter Verwendung der Quotientenregel: xy u mit u ¼ x y ; v ¼ x  y und u x ¼ y ; u y ¼ x ; v x ¼ 1 ; v y ¼  1 ¼ z ¼ v x y zx ¼ zy ¼ y ðx  yÞ  1  x y x y  y2  x y  y2 ux v  vx u ¼ ¼ ¼ v2 ðx  yÞ 2 ðx  yÞ 2 ðx  yÞ 2 uy v  vy u v2 ¼ x ðx  yÞ  ð 1Þ x y ðx  yÞ 2 ¼ x2  x y þ x y ðx  yÞ 2 ¼ x2 ðx  yÞ 2 Das totale Differential lautet damit: d z ¼ zx d x þ zy d y ¼  y2 ðx  yÞ 2 dx þ x2 ðx  yÞ 2 dy ¼  y2 d x þ x2 d y ðx  yÞ 2 An der Stelle x ¼ 2 ; y ¼ 1 bewirken die Koordinatenänderungen d x ¼ þ 0;1 und d y ¼  0;2 die folgende nderung des Funktionswertes (Näherungswert): dz ¼  1 2  0;1 þ 2 2  ð 0;2Þ ð2  1Þ 2 ¼  0;1  0;8 ¼  0;9 1 Exakte Rechnung Wir bilden die Differenz der Funktionswerte an den Stellen x ¼ 2;1 ; y ¼ 0;8 und x ¼ 2 ; y ¼ 1: D z ¼ z ð2;1; 0;8Þ  z ð2; 1Þ ¼ E44 2;1  0;8 21  ¼ 1;2923  2 ¼  0;7077 2;1  0;8 21 Bestimmen Sie die Tangentialebene im Punkt P ¼ ð1; 0; 1Þ der Fläche z ¼ ðx 2 þ y 2 Þ  e  y .
264 E Partielle Differentiation Wir bilden zunächst die partiellen Ableitungen f x und f y der Funktion z ¼ f ðx; yÞ ¼ ðx 2 þ y 2 Þ  e  y : f x ðx; yÞ ¼ 2 x  e  y ðe  y bleibt beim Differenzieren als konstanter Faktor erhaltenÞ u ¼ x2 þ y2 ; v ¼ e y und uy ¼ 2 y ; vy ¼  e y f f ¼ ðx 2 þ y 2 Þ  e  y ¼ u v mit |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u v (partielle Ableitung von v nach y mit der Kettenregel, Substitution: t ¼  y) Die Produktregel liefert dann die partielle Ableitung f y : f y ðx; yÞ ¼ u y v þ v y u ¼ 2 y  e  y  e  y ðx 2 þ y 2 Þ ¼ ½ 2 y  ðx 2 þ y 2 Þ   e  y ¼ ð2 y  x 2  y 2 Þ  e  y Steigungswerte in P ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ ¼ ð1; 0; 1Þ: f x ð1; 0Þ ¼ 2  1  e 0 ¼ 2  1 ¼ 2 ; f y ð1; 0Þ ¼ ð0  1  0Þ  e 0 ¼  1  1 ¼  1 Gleichung der Tangentialebene in P ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ ¼ ð1; 0; 1Þ: z  z 0 ¼ f x ðx 0 ; y 0 Þ  ðx  x 0 Þ þ f y ðx 0 ; y 0 Þ  ð y  y 0 Þ z  1 ¼ 2 ðx  1Þ  1 ð y  0Þ ¼ 2 x  2  y E45 ) z ¼ 2x  y  1 Wie lautet die Gleichung der Tangentialebene an die Fläche z ¼ ln ðx 3 þ y 2 Þ im Flächenpunkt P ¼ ð2; 1; z 0 ¼ ?Þ ? Zugehörige Höhenkoordinate: z 0 ¼ f ð2; 1Þ ¼ ln ð8 þ 1Þ ¼ ln 9 ) P ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ ¼ ð2; 1; ln 9Þ Partielle Ableitungen 1. Ordnung z ¼ f ðx; yÞ ¼ ln ðx 3 þ y 2 Þ ¼ ln u |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} u mit u ¼ x3 þ y2 und @u ¼ 3x2 ; @x @u ¼ 2y @y Die Kettenregel liefert: f x ðx; yÞ ¼ z x ¼ @z @z @u 1 3x2 ¼  ¼  3x2 ¼ ; @x @u @x u x3 þ y2 f y ðx; yÞ ¼ z y ¼ 2y @z @z @u 1 ; ¼  ¼  2y ¼ 3 @y @u @y u x þ y2 f x ðx 0 ; y 0 Þ ¼ f x ð2; 1Þ ¼ f y ðx 0 ; y 0 Þ ¼ f y ð2; 1Þ ¼ 34 12 4 ¼ ¼ 8þ1 9 3 21 2 ¼ 8þ1 9 Gleichung der Tangentialebene in P = (x 0 ; y 0 ; z 0) = (2 ; 1 ; ln 9) z  z 0 ¼ f x ðx 0 ; y 0 Þ  ðx  x 0 Þ þ f y ðx 0 ; y 0 Þ  ð y  y 0 Þ z  ln 9 ¼ z ¼ E46 4 2 4 8 2 2 ðx  2Þ þ ð y  1Þ ¼ x  þ y 3 9 3 3 9 9 4 2 26 4 2 x þ y þ ln 9 ¼ x þ y  0;6917 3 9 9 3 9 In welchem Punkt P 0 ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ der Fläche z ¼ x 2 þ y 2  7 verläuft die Tangentialebene parallel zur Ebene z ¼ 8 x þ 2 y ? Wie lautet die Gleichung dieser Tangentialebene ?
4 Totales oder vollständiges Differential einer Funktion (mit einfachen Anwendungen) 265 Die gesuchte Tangentialebene muss in der x- bzw. y -Richtung den gleichen Anstieg haben wie die Ebene z ¼ 8 x þ 2 y ; d. h. im (noch unbekannten) Flächenpunkt P 0 müssen die partiellen Ableitungen 1. Ordnung die Werte f x ðx 0 ; y 0 Þ ¼ 8 und f y ðx 0 ; y 0 Þ ¼ 2 haben. Mit f x ðx; yÞ ¼ z x ¼ 2 x und f y ðx; yÞ ¼ z y ¼ 2 y folgt also: ) f x ðx 0 ; y 0 Þ ¼ 2 x 0 ¼ 8 ) x0 ¼ 4 ; y0 ¼ 1 f y ðx 0 ; y 0 Þ ¼ 2 y 0 ¼ 2 Die zugehörige Höhenkoordinate ist z 0 ¼ f ðx 0 ; y 0 Þ ¼ f ð4; 1Þ ¼ 16 þ 1  7 ¼ 10 . Flächenpunkt: P 0 ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ ¼ ð4; 1; 10Þ Gleichung der Tangentialebene in P0 = (x 0 ; y 0 ; z 0) = (4 ; 1 ; 10) z  z 0 ¼ f x ðx 0 ; y 0 Þ  ðx  x 0 Þ þ f y ðx 0 ; y 0 Þ  ð y  y 0 Þ z  10 ¼ 8 ðx  4Þ þ 2 ð y  1Þ ¼ 8 x  32 þ 2 y  2 ¼ 8 x þ 2 y  34 ) z ¼ 8 x þ 2 y  24 Gegeben ist die Fläche z ¼ 89 x 2  96 x y þ 61 y 2  260 x þ 70 y þ C : Bestimmen Sie die noch E47 unbekannte Konstante C so, dass die Fläche die x, y-Ebene berührt. Wie lautet der Berührungspunkt ? Die Fläche soll also im (noch unbekannten) Flächenpunkt P 0 ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ die x, y-Ebene berühren. Wir folgern daraus: die x, y-Ebene ist demnach die Tangentialebene in P 0 . Daraus lassen sich folgende Eigenschaften ableiten: 1. P 0 liegt als Berührungspunkt in der x, y-Ebene, die Höhenkoordinate hat daher den Wert z 0 ¼ 0 . 2. Die Tangentialebene in P 0 (x, y-Ebene) hat in beiden Koordinatenrichtungen (x- und y-Richtung) den Anstieg null, die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Fläche müssen daher in P 0 verschwinden: z x ðx 0 ; y 0 Þ ¼ 0 und z y ðx 0 ; y 0 Þ ¼ 0 Diese Bedingungen führen zu zwei Gleichungen für die noch unbekannten Koordinaten x 0 und y 0 . Sie lauten wegen z x ðx; yÞ ¼ 178 x  96 y  260 und z y ðx; yÞ ¼  96 x þ 122 y þ 70 wie folgt: z x ðx 0 ; y 0 Þ ¼ 0 ) ðIÞ 178 x 0  96 y 0  260 ¼ 0 z y ðx 0 ; y 0 Þ ¼ 0 ) ðIIÞ  96 x 0 þ 122 y 0 þ 70 ¼ 0 Wir teilen zunächst beide Gleichungen durch 2, multiplizieren dann die erste Gleichung mit 61 und die zweite mit 48 und addieren schließlich die erhaltenen Gleichungen: ) ðI*Þ 5429 x 0  2928 y 0  7930 ¼ 0 ðIÞ 89 x 0  48 y 0  130 ¼ 0 j  61 ) þ ðIIÞ  48 x 0 þ 61 y 0 þ 35 ¼ 0 j  48 ðII*Þ  2304 x 0 þ 2928 y 0 þ 1680 ¼ 0 ___________________________________ _____________________________________ 3125 x 0  6250 ¼ 0 3125 x 0 ¼ 6250 ¼ 0 ðIÞ ) 89  2  48 y 0  130 ¼ 0 ) 48  48 y 0 ¼ 0 ) 48 y 0 ¼ 48 ) ) ) x0 ¼ 2 y0 ¼ 1 Der Berührungspunkt P 0 besitzt daher die folgenden Koordinaten: P 0 ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ ¼ ð2; 1; 0Þ . Einsetzen dieser Werte in die Gleichung der Fläche liefert eine Bestimmungsgleichung für die noch unbekannte Konstante C: 89  2 2  96  2  1 þ 61  1 2  260  2 þ 70  1 þ C ¼ 0 ) Die gesuchte Fläche wird somit durch die folgende Gleichung beschrieben: z ¼ 89 x 2  96 x y þ 61 y 2  260 x þ 70 y þ 225  225 þ C ¼ 0 ) C ¼ 225
266 E Partielle Differentiation Das in Bild E-1 skizzierte Dreieck hat die Seiten b ¼ 5 cm, c ¼ 8 cm und den Winkel a ¼ 30 . Der Flächeninhalt des Dreiecks wird nach der Formel A ¼ 0,5  b  c  sin a E48 a c berechnet. Berechnen Sie die exakte Flächenänderung, wenn b, c und a wie folgt verändert werden: A a b D b ¼ þ 2 %, D c ¼  3 % , D a ¼  1 : Bild E-1 Welchen Näherungswert erhält man mit dem totalen Differential? Exakte Flächenänderung Ausgangswerte: b ¼ 5 cm , c ¼ 8 cm , a ¼ 30 A 1 ¼ 0,5  ð5 cmÞ  ð8 cmÞ  sin 30 ¼ 10 cm 2 b ¼ 1,02  5 cm ¼ 5,1 cm , c ¼ 0,97  8 cm ¼ 7,76 cm , a ¼ 30  1 Neue Werte: A 2 ¼ 0,5  ð5,1 cmÞ  ð7,76 cmÞ  sin 29 ¼ 9,593 cm ¼ 29 2 Flächenänderung: D A exakt ¼ A 2  A 1 ¼ ð9,593  10Þ cm 2 ¼  0,407 cm 2 ðAbnahme !Þ Näherungsrechnung mit dem totalen Differential A ¼ f ðb; c; aÞ ¼ 0,5  b  c  sin a dA ¼ @A @A @A db þ dc þ d a ¼ 0,5  c  sin a  d b þ 0,5  b  sin a  d c þ 0,5  b  c  cos a  d a @b @c @a In der Praxis übliche Schreibweise: D A ¼ 0,5  c  sin a  D b þ 0,5  b  sin a  D c þ 0,5  b  c  cos a  D a Für b, c und a sind die Ausgangswerte einzusetzen, für die nderungen dieser Größen die Werte D b ¼ þ 0,1 cm, D c ¼  0,24 cm und D a ¼  1 ¼  p=180 (aus Dimensionsgründen im Bogenmaß). Wir erhalten den folgenden Näherungswert für die Flächenänderung: D A ¼ 0,5  ð8 cmÞ  sin 30  ð0,1 cmÞ þ 0,5  ð5 cmÞ  sin 30  ð 0,24 cmÞ þ þ 0,5  ð5 cmÞ  ð8 cmÞ  cos 30  ð p=180Þ ¼ ð0,2  0,3  0,302Þ cm 2 ¼  0,402 cm 2 Dieser Wert ist in guter bereinstimmung mit dem exakten Wert. E49 Das Massenträgheitsmoment einer Zylinderwalze (Masse m ; Radius R) wird nach der Formel J ¼ 0,5 m R 2 berechnet. Wie ändert sich das Massenträgheitsmoment, wenn man von einer Walze mit m ¼ 100 kg und R ¼ 0,2 m ausgeht und dann die Masse um 2 kg verkleinert und gleichzeitig den Radius um 2 % vergrößert? Welchen Näherungswert liefert das totale Differential? Exakte nderung des Massenträgheitsmomentes J 1 ¼ 0,5  ð100 kgÞ  ð0,2 mÞ 2 ¼ 2 kg  m 2 Ausgangswerte: m ¼ 100 kg , R ¼ 0,2 m; Neue Werte: m ¼ 0,98  100 kg ¼ 98 kg , R ¼ 1,02  0,2 m ¼ 0,204 m; J 2 ¼ 0,5 ð98 kgÞ  ð0,204 mÞ 2 ¼ 2,0392 kg  m 2 nderung: D J ¼ J 2  J 1 ¼ ð2,0392  2Þ kg  m 2 ¼ 0,0392 kg  m 2
4 Totales oder vollständiges Differential einer Funktion (mit einfachen Anwendungen) 267 Näherungsrechnung mit dem totalen Differential J ¼ f ðm; RÞ ¼ 0,5 m R 2 ) dJ ¼ @J @J dm þ d R ¼ 0,5 R 2 d m þ m R d R @m @R Wir verwenden die in der Praxis übliche Schreibweise: D J ¼ 0,5 R 2 D m þ m R D R Mit m ¼ 100 kg , R ¼ 0,2 m , D m ¼  2 kg und D R ¼ 0,004 m erhalten wir folgenden Näherungswert für die nderung des Massenträgheitsmomentes (in guter bereinstimmung mit dem exakten Wert): D J ¼ 0,5 ð0,2 mÞ 2  ð 2 kgÞ þ ð100 kgÞ  ð0,2 mÞ  ð0,004 mÞ ¼ ð 0,04 þ 0,08Þ kg  m 2 ¼ 0,04 kg  m 2 pffiffiffiffiffiffiffi Die Gleichung T ¼ 2 p L C beschreibt die Abhängigkeit der Schwingungsdauer T einer elektromagnetischen Schwingung in einem L C-Kreis mit der Induktivität L und der Kapazität C. Mit Hilfe des totalen Differentials soll die absolute und die prozentuale nderung der Schwingungsdauer T bestimmt werden, wenn man die Induktivität von L ¼ 1 H um D L ¼ 0,01 H und gleichzeitig die Kapazität von C ¼ 1 mF um D C ¼ 0,02 mF erhöht. E50 Die Schwingungsdauer T ist eine Funktion von L und C: pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi T ¼ f ðL; CÞ ¼ 2 p L C ¼ 2 p L C Rechenregel: a  b ¼ a  b Das totale Differential von T liefert dann einen Näherungswert für die nderung der Schwingungsdauer T bei geringfügigen nderungen von Induktivität L und Kapazität C: pffiffiffiffi pffiffiffi @T @T 1 1 dL þ d C ¼ 2 p C  pffiffiffi d L þ 2 p L  pffiffiffiffi d C ¼ @L @C 2 L 2 C ! pffiffiffi pffiffiffiffi CdL þ L dC p ðC d L þ L d CÞ L dC C dL ¼ p ¼ p ¼ pffiffiffi þ pffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi LC C L L C pffiffiffi pffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffi Umformungen: Hauptnenner L C ¼ L C bilden, d. h. die in der großen Klammer stehenden Brüche mit C pffiffiffi bzw. L erweitern. dT ¼ Wir gehen zu der in der Technik üblichen Schreibweise über: DT ¼ p ðC D L þ L D CÞ pffiffiffiffiffiffiffi LC Die Schwingungsdauer für die Ausgangswerte L ¼ 1 H und C ¼ 1 mF ¼ 10  6 F beträgt: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi T ¼ f ðL ¼ 1 H; C ¼ 10  6 FÞ ¼ 2 p  1  10  6 s ¼ 2 p  10  3 s ¼ 2 p ms ¼ 6,283 ms Die absolute nderung der Schwingungsdauer für D L ¼ 0,01 H und D C ¼ 0,02 mF ¼ 2  10  8 F erhalten wir mit dem totalen Differential (Näherungswert): DT ¼ p ð10  6  0,01 þ 1  2  10  8 Þ p ð10  8 þ 2  10  8 Þ p  3  10  8 s ¼ s ¼ 3 p  10  5 s ¼ s ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 10  3 10  3 1  10  6 ¼ 3 p  10  2  10  3 s ¼ 3 p  10  2 ms ¼ 0,094 ms |fflfflffl{zfflfflffl} 1 ms Prozentuale nderung der Schwingungsdauer: DT 0,094 ms  100 % ¼  100 % ¼ 1,5 % T 6,283 ms
268 E Partielle Differentiation Flächenträgheitsmoment eines Kreisringes (Bild E-2): p I ¼ ðR 4  r 4 Þ mit R ¼ 30 cm, r ¼ 20 cm 64 E51 R r M Welchen Näherungswert für die nderung des Flächenträgheitsmomentes erhält man mit Hilfe des totalen Differentials, wenn man den Innen- und Außenradius jeweils um 2 % vergrößert ? Bild E-2 I ist eine Funktion der beiden Variablen R und r: I ¼ f ðR; rÞ ¼ p ðR 4  r 4 Þ 64 Wir bilden das totale Differential von I: dI ¼ @I @I p p p 3 p 3 p dR þ dr ¼  4 R3 d R   4r3 d r ¼ R dR  r dr ¼ ðR 3 d R  r 3 d rÞ @R @r 64 64 16 16 16 Die Differentiale d R , d r und d I fassen wir als (kleine) nderungen der drei Größen R , r und I auf und schreiben dafür (wie allgemein in der Praxis üblich) D R , D r und D I . Es gilt dann: DI ¼ p ðR 3 D R  r 3 D rÞ 16 Mit den Ausgangswerten R ¼ 30 cm und r ¼ 20 cm und den vorgegebenen nderungen D R ¼ þ 0,6 cm und D r ¼ þ 0,4 cm erhalten wir den folgenden Näherungswert für die absolute nderung des Flächenträgheitsmomentes I: DI ¼ p p p ð30 3  0,6  20 3  0,4Þ cm 4 ¼ ð16 200  3 200Þ cm 4 ¼  13 000 cm 4 ¼ 2 552,5 cm 4 16 16 16 Im Ausgangszustand beträgt das Flächenträgheitsmoment: I ¼ p p p ð30 4  20 4 Þ cm 4 ¼ ð810 000  160 000Þ cm 4 ¼  650 000 cm 4 ¼ 31 906,8 cm 4 64 64 64 Prozentuale nderung des Flächenträgheitsmomentes: DI 2 552,5 cm 4  100 % ¼  100 % ¼ 8 % I 31 906,8 cm 4 Das Volumen einer Tonne (Bild E-3) wird nach der Formel 1 p h ð2 R 2 þ r 2 Þ V ¼ 3 berechnet. Es liegen folgende Werte vor: E52 R ¼ 1 m , r ¼ 0,8 m und h ¼ 1,50 m . Wie ändert sich das Volumen V, wenn man bei unveränderter Höhe h den Radius R um 2 % vergrößert und gleichzeitig den Radius r um 2,5 % verkleinert? (Exakte und näherungsweise Berechnung mit dem totalen Differential). Exakte Volumenänderung Ausgangswerte: R ¼ 1 m , r ¼ 0,8 m , h ¼ 1,50 m V1 ¼ Neue Werte: 1 p  1,50 ð2  1 2 þ 0,8 2 Þ m 3 ¼ 4,1469 m 3 3 R ¼ 1,02  1 m ¼ 1,02 m , r ¼ 0,975  0,8 m ¼ 0,78 m , h ¼ 1,50 m V2 ¼ 1 p  1,50 ð2  1,02 2 þ 0,78 2 Þ m 3 ¼ 4,2242 m 3 3 2r 2R Bild E-3 h
5 Anwendungen 269 Exakte Volumenänderung: D V ¼ V 2  V 1 ¼ ð4,2242  4,1469Þ m 3 ¼ 0,0773 m 3 Prozentuale nderung des Volumens: DV 0,0773 m 3  100 % ¼  100 % ¼ 1,86 % V1 4,1469 m 3 Näherungsrechnung mit dem totalen Differential Es ändern sich die Radien R und r, nicht aber die Höhe h der Tonne. Daher können wir in diesem Zusammenhang das Volumen V als eine nur von R und r abhängige Funktion betrachten ( Alternative: V als eine von R , r und h abhängige Funktion ansehen und im totalen Differential d h ¼ 0 setzen): 1 V ¼ f ðR; rÞ ¼ p h ð2 R 2 þ r 2 Þ 3 dV ¼ @V @V 1 1 2 dR þ dr ¼ ph  4R dR þ ph  2r dr ¼ p h ð2 R d R þ r d rÞ @R @r 3 3 3 Wir verwenden noch die in der Praxis übliche Schreibweise ðd V; d R; d r ! D V; D R; D rÞ: 2 p h ð2 R D R þ r D rÞ DV ¼ 3 Mit R ¼ 1 m , r ¼ 0,8 m , h ¼ 1,50 m , D R ¼ þ 0,02 m und D r ¼  0,02 m erhalten wir den folgenden Näherungswert für die Volumenänderung (in guter bereinstimmung mit der exakten nderung): 2 DV ¼ p  1,50 ½ 2  1  0,02 þ 0,8  ð 0,02Þ  m 3 ¼ p ð0,04  0,016Þ m 3 ¼ 0,0754 m 3 3 DV 0,0754 m 3 Prozentuale nderung des Volumens:  100 % ¼  100 % ¼ 1,82 % V1 4,1469 m 3 5 Anwendungen 5.1 Linearisierung einer Funktion Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.2.5.2 Formelsammlung: Kapitel IX.2.5.1 E53     x y 1 mit x > y > 0 in der Umgebung der  Linearisieren Sie die Funktion z ¼ 5 ln 5 y2 Stelle x 0 ¼ 2 , y 0 ¼ 1. Berechnen Sie mit dieser Näherungsfunktion den Wert an der Stelle x ¼ 2,1, y ¼ 0,95 . Wie groß ist die Abweichung zum exakten Funktionswert? Die Funktion lässt sich mit elementaren Rechenregeln für Logarithmen wie folgt vereinfachen:         x y 1 1 1 2 ¼ 5 ln ðx  yÞ  ln y  ¼ 5 ln ðx  yÞ  2  ln y  ¼  z ¼ f ðx; yÞ ¼ 5 ln 5 5 5 y2 ¼ 5  ln ðx  yÞ  10  ln y  1 Rechenregeln: ln a b ¼ ln a  ln b und ln a n ¼ n  ln a Linearisierung der Funktion Höhenkoordinate z 0 des „Arbeitspunktes‘‘ P ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ ¼ ð2; 1; z 0 Þ: z 0 ¼ f ðx 0 ; y 0 Þ ¼ f ð2; 1Þ ¼ 5  ln ð2  1Þ  10  ln 1  1 ¼  1 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |{z} ln 1 ¼ 0 0 ) P ¼ ð2; 1;  1Þ
270 E Partielle Differentiation Partielle Ableitungen 1. Ordnung z ¼ f ðx; yÞ ¼ 5  ln ðx  yÞ  10  ln y  1 ¼ 5  ln u  10  ln y  1 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} u mit u ¼ x y Es wird gliedweise differenziert, der erste Summand dabei in der angedeuteten Weise nach der Kettenregel: z x ¼ f x ðx; yÞ ¼ 5  1 5 5 100 ¼ ¼ u u x y z y ¼ f y ðx; yÞ ¼ 5  1 1 5 10 5 10  ð 1Þ  10  0 ¼  ¼  u y u y x y y Ableitungswerte in P ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ ¼ ð2; 1;  1Þ: f x ð2; 1Þ ¼ 5 5 ¼ 5 , f y ð2; 1Þ ¼  10 ¼  15 21 21 Gleichung der Tangentialebene in P = (x 0 ; y 0 ; z 0) = (2 ; 1 ;  1) z  z 0 ¼ f x ðx 0 ; y 0 Þ  ðx  x 0 Þ þ f y ðx 0 ; y 0 Þ  ð y  y 0 Þ z þ 1 ¼ f x ð2; 1Þ  ðx  2Þ þ f y ð2; 1Þ  ð y  1Þ z þ 1 ¼ 5 ðx  2Þ  15 ð y  1Þ ¼ 5 x  10  15 y þ 15 ¼ 5 x  15 y þ 5 z ¼ 5 x  15 y þ 4 Linearisierte Funktion in der Umgebung des Arbeitspunktes P ¼ ð2; 1;  1Þ:     x y 1 z ¼ 5 ln  5 x  15 y þ 4 5 y2 Näherungswert an der Stelle x ¼ 2,1 , y ¼ 0,95 (Einsetzen dieser Werte in die linearisierte Funktion): z 5  2,1  15  0,95 þ 4 ¼ 0,25 Exakter Wert (berechnet mit der Funktionsgleichung):     2,1  0,95 1 ¼ 0,2117  z ¼ 5 ln 5 0,95 2 Der Näherungswert fällt um D z ¼ 0,25  0,2117 ¼ 0,0383 zu groß aus. Der elektrische Widerstand zwischen zwei koaxialen Zylinderelektroden (Hohlzylinder) wird nach der Formel   1 ra ; ra > ri > 0  ln R ¼ ri 2pjl berechnet (siehe hierzu Bild E-4; ra , ri : Außen- bzw. Innenradius; l: Länge des Hohlzylinders; j: Leitfähigkeit des Materials zwischen den Elektroden). E54 Linearisieren Sie diese Funktion für geringfügige nderungen der Radien r a bzw. r i um D ra bzw. D ri bei fester Länge l. Bild E-4
5 Anwendungen 271 Bei konstanter Länge l ist der Widerstand R eine nur von ra und ri abhängige Funktion:   1 ra 1 R ¼ f ðra ; ri Þ ¼ ¼  ln ðln ra  ln ri Þ ri 2pjl 2pjl Rechenregel : ln a ¼ ln a  ln b b Bei kleinen nderungen der beiden Radien ändert sich auch der Widerstand R nur geringfügig und wir können diese Widerstandsänderung näherungsweise mit Hilfe des totalen Differentials von R bestimmen:   @R @R 1 1 1 1 1 d ra d ri   d ri ¼ ¼ d ra þ d ri ¼ d ra   dR ¼ @ ra @ ri 2 p j l ra 2 p j l ri 2 p j l ra ri ¼ 1 ri d ra  ra d ri ri d ra  ra d ri  ¼ 2pjl ra ri 2 p j l ra ri Die in der Praxis verwendete Schreibweise lautet (wir ersetzen d r a , d r i , d R durch D r a , D r i , D R): DR ¼ ri D ra  ra D ri 1 ¼ ðri D ra  ra D ri Þ 2 p j l ra ri 2 p j l ra ri Mit dieser linearen Beziehung lässt sich die Widerstandsänderung D R aus den vorgegebenen nderungen D ra und D ri der beiden Radien leicht berechnen (bei fest vorgegebenen Werten für l, ra und ri ). Reihenschaltung zweier Kapazitäten C1 und C2 (Bild E-5): 1 1 1 þ ¼ C C1 C2 E55 Bild E-5 C1 C2 a) Lösen Sie zunächst diese Gleichung nach der Gesamtkapazität C auf und linearisieren Sie dann die erhaltene Funktion in der Umgebung des „Arbeitspunktes“ C1 ¼ 6 mF, C2 ¼ 4 mF. b) Wie groß ist die Kapazitätsänderung, wenn die 1. Kapazität um 0,1 mF vergrößert und gleichzeitig die 2. Kapazität um den gleichen Betrag verkleinert wird? (Exakter Wert und Näherungswert.) c) Beide Kapazitäten werden um jeweils 1 % verkleinert. Wie ändert sich dann die Gesamtkapazität? a) Wir lösen die Gleichung nach C auf: C2 þ C1 1 1 1 C1 þ C2 þ ¼ ¼ ¼ C1 C2 C1 C2 C C1 C2 ) C ¼ C1 C2 C1 þ C2 (zuerst den Hauptnenner C 1 C 2 , dann den Kehrwert bilden). Für die Linearisierung benötigen wir die partiellen Ableitungen 1. Ordnung. Die Quotientenregel liefert das gewünschte Ergebnis: C ¼ f ðC 1 ; C 2 Þ ¼ @C ¼ @ C1 C1 C2 u ¼ v C1 þ C2 @u @v v u @ C1 @ C1 v2 C 12 @C ¼ @ C2 ðC1 þ C2 Þ 2 ¼ mit u ¼ C1 C2 ; v ¼ C1 þ C2 C2 ðC1 þ C2 Þ  1  C1 C2 ðC1 þ C2 Þ 2 ¼ und @u ¼ C2 ; @ C1 C1 C2 þ C 22  C1 C2 ðC1 þ C2 Þ 2 ¼ @v ¼ 1 @ C1 C 22 ðC1 þ C2 Þ 2 (aus Symmetriegründen, C 1 und C 2 sind vertauschbar) Die linearisierte Funktion lautet damit ðtotales Differential von C ¼ f ðC1 ; C2 ÞÞ:     C 22 C 12 C 22 D C1 þ C 12 D C2 @C @C DC ¼ D C1 þ D C2 ¼ D C1 þ D C2 ¼ @ C1 @ C2 ðC1 þ C2 Þ 2 ðC1 þ C2 Þ 2 ðC1 þ C2 Þ 2
272 E Partielle Differentiation Dabei sind D C1 , D C2 und D C Relativkoordinaten, d. h. die nderungen der Kapazitäten gegenüber dem „Arbeitspunkt‘‘ (Ausgangsgrößen). Für C1 und C2 werden die Ausgangswerte 6 mF bzw. 4 mF eingesetzt: DC ¼ ð4 mFÞ 2 D C 1 þ ð6 mFÞ 2 D C 2 ð6 mF þ 4 mFÞ 2 ¼ 16 D C1 þ 36 D C2 ¼ 0,16 D C1 þ 0,36 D C2 100 b) Wir berechnen jetzt die Kapazitätsänderung D C für D C1 ¼ þ 0,1 mF und D C2 ¼  0,1 mF: D C ¼ ½ 0,16  0,1 þ 0,36  ð 0,1Þ  mF ¼ ð0,016  0,036Þ mF ¼  0,020 mF Die exakte nderung ist (betragsmäßig) geringfügig größer (für C1 ¼ 6,1 mF; C2 ¼ 3,9 mF): D Cexakt ¼ f ð6,1; 3,9Þ  f ð6; 4Þ ¼ 6,1  3,9 64  ¼ 2,379  2,4 ¼  0,021 ðin mFÞ : 6,1 þ 3,9 6þ4 c) Kapazitätsänderung D C für D C 1 ¼  0;06 mF und D C 2 ¼  0,04 mF (Näherungswert): D C ¼ ½ 0,16  ð 0,06Þ þ 0,36  ð 0,04Þ  mF ¼ ð 0,0096  0,0144Þ mF ¼  0,0240 mF Exakte nderung der Kapazität C (für C1 ¼ 5,94 mF; C2 ¼ 3,96 mF): 5,94  3,96 64  ¼ 2,376  2,4 ¼  0,024 5,94 þ 3,96 6þ4 D C exakt ¼ f ð5,94 ; 3,96Þ ¼ ðin mFÞ Linearisieren Sie die Funktion u ¼ f ðx; y; zÞ ¼ 2 x 2 y þ x y  sin z an der Stelle x 0 ¼ y 0 ¼ 1 , E56 z 0 ¼ p=2 . Wie ändert sich der Funktionswert näherungsweise, wenn man die unabhängigen Koordinaten a) um jeweils 2 % vergrößert, b) der Reihe nach um d x ¼ 0,1, d y ¼  0,08 und d z ¼ 0,2 verändert? Berechnung des zugehörigen Funktionswertes u 0 ¼ f ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ: u 0 ¼ f ð1; 1; p=2Þ ¼ 2  1 2  1 þ 1  1  sin ðp=2Þ ¼ 2 þ 1 ¼ 3 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 1 Partielle Ableitungen 1. Ordnung 9 > > = u x ¼ f x ðx; y; zÞ ¼ 4 x y þ y  sin z u y ¼ f y ðx; y; zÞ ¼ 2 x 2 þ x  sin z uz ¼ fz ðx; y; zÞ ¼ 0 þ x y  cos z ¼ x y  cos z > > ; f x ð1; 1; p=2Þ ¼ 4  1  1 þ 1  sin ðp=2Þ ¼ 5 ) f y ð1; 1; p=2Þ ¼ 2  1 2 þ 1  sin ðp=2Þ ¼ 3 fz ð1; 1; p=2Þ ¼ 1  1  cos ðp=2Þ ¼ 0 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 0 Linearisierte Funktion u  u0 ¼ f x ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ  ðx  x 0 Þ þ f y ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ  ð y  y 0 Þ þ fz ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ  ðz  z 0 Þ u  3 ¼ f x ð1; 1; p=2Þ  ðx  1Þ þ f y ð1; 1; p=2Þ  ð y  1Þ þ fz ð1; 1; p=2Þ  ðz  p=2Þ u  3 ¼ 5 ðx  1Þ þ 3 ð y  1Þ þ 0 z  u ¼ 5x þ 3y  5 p 2 ¼ 5x  5 þ 3y  3 ¼ 5x þ 3y  8 (in der Umgebung von x 0 ¼ y 0 ¼ 1 , z 0 ¼ p=2) Man beachte, dass die linearisierte Funktion nicht von der Koordinate z abhängt. a) nderung des Funktionswertes (mit Hilfe des totalen Differentials berechnet) Wir berechnen zunächst die benötigten absoluten nderungen der drei unabhängigen Koordinaten: d x ¼ 2 % von x 0 ¼ 1 d z ¼ 2 % von z 0 ¼ p=2 ) ) d x ¼ 0,02; d y ¼ 2 % von y 0 ¼ 1 d z ¼ 0,0314 ) d y ¼ 0,02;
5 Anwendungen 273 Mit dem totalen Differential d u ¼ f x ð1; 1; p=2Þ d x þ f y ð1; 1; p=2Þ d y þ f z ð1; 1; p=2Þ d z ¼ 5 d x þ 3 d y þ 0 d z ¼ 5 d x þ 3 d y erhalten wir dann den folgenden Näherungswert für die nderung des Funktionswertes: d u ¼ 5  0,02 þ 3  0,02 ¼ 0,1 þ 0,06 ¼ 0,16 Neuer Funktionswert (Näherung): u u 0 þ d u ¼ 3 þ 0,16 ¼ 3,16 b) Mit d x ¼ 0,1, d y ¼  0,08 und d z ¼ 0,2 erhalten wir mit dem unter a) bestimmten totalen Differential die folgende nderung des Funktionswertes: d u ¼ 5 d x þ 3 d y þ 0 d z ¼ 5 d x þ 3 d y ¼ 5  0,1 þ 3  ð 0,08Þ ¼ 0,5  0,24 ¼ 0,26 Neuer Funktionswert (Näherung): u u 0 þ d u ¼ 3 þ 0,26 ¼ 3,26 5.2 Lineare Fehlerfortpflanzung Die unabhängigen Messgrößen x und y müssen in der Form x ¼ x  D x und y ¼ y  D y vorliegen (x, y sind die Mittelwerte, D x , D y die Messunsicherheiten, d. h. die Standardabweichungen der Mittelwerte). Die lineare Fehlerfortpflanzung liefert dann die maximale Messunsicherheit (auch maximaler oder größtmöglicher Fehler genannt) der „indirekten‘‘ Messgröße z ¼ f ðx; yÞ auf der Basis des totalen oder vollständigen Differentials der Funktion z ¼ f ðx; yÞ . Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.2.5.5 Formelsammlung: Kapitel XI.4 Der Flächeninhalt eines Kreissegments wird nach der Formel A A ¼ 0,5 r 2 ðj  sin jÞ r E57 f berechnet (grau unterlegt in Bild E-6). Radius r und Zentriwinkel j wurden wie folgt gemessen: M r ¼ ð10,0  0,1Þ cm , j ¼ 60  1 Bild E-6 Wie lautet das Messergebnis für die „indirekte“ Messgröße A? „Indirekter Messwert‘‘ (Mittelwert) für A  ¼ 60 Für r und j sind die Messwerte (Mittelwerte) r ¼ 10,0 cm und j p  ¼ 0,5 r 2 ðj   sin jÞ  ¼ 0,5  10,0 2  sin 60 A 3  ¼ p=3 einzusetzen: bzw. j cm 2 ¼ 9,0586 cm 2  muss aus Dimensionsgründen im Bogenmaß angegeben werden!) (der Summand j Lineare Fehlerfortpflanzung mit Hilfe des totalen Differentials A ¼ f ðr; jÞ ¼ 0,5 r 2 ðj  sin jÞ dA ¼ r @A @A dr þ d j ¼ r ðj  sin jÞ d r þ 0,5 r 2 ð1  cos jÞ d j @r @j 9,06 cm 2
274 E Partielle Differentiation Daraus erhalten wir den Formelausdruck für den maximalen Fehler in der praxisüblichen Schreibweise: D A max ¼ j r ðj  sin jÞ D r j þ j 0,5 r 2 ð1  cos jÞ D j j Mit r ¼ 10,0 cm , D r ¼ 0,1 cm , j ¼ 60 D A max ¼ 10,0 p  sin 60 3 bzw. j ¼ p=3 und D j ¼ p=180 (entspricht 1 ) folgt:  0,1 cm 2 þ 0,5  10,0 2 ð1  cos 60 Þ  ¼ 0,1812 cm 2 þ 0,4363 cm 2 ¼ 0,6175 cm 2 Messergebnis: p cm 2 ¼ 180 0,62 cm 2   D A max ¼ ð9,06  0,62Þ cm 2 A ¼ A D A max Prozentualer Maximalfehler:  A  100 % ¼ 0,62 cm 2 9,06 cm 2  100 % 6,84 % Das Massenträgheitsmoment J eines dünnen homogenen Stabes (bezogen auf die Schwerpunktsachse senkrecht zur Stabachse) lässt sich aus der Stabmasse m und der Stablänge l wie folgt berechnen: 1 m l2 12 In einem Experiment wurden für m und l folgende Messwerte ermittelt: J ¼ J ðm; lÞ ¼ E58 i 1 2 3 4 5 mi (in g) 119,5 121,0 120,3 119,2 120,0 li (in cm) 19,9 19,7 20,2 20,3 19,9 a) Werten Sie die beiden Messreihen in der üblichen Weise aus (Angabe des jeweiligen Mittelwertes und der zugehörigen Standardabweichung des Mittelwertes). b) Welcher Mittelwert ergibt sich daraus für das Massenträgheitsmoment J ? Welchen maximalen Fehler (maximale Messunsicherheit) liefert die lineare Fehlerfortpflanzung unter Verwendung des totalen Differentials? Wie lautet das („indirekte‘‘) Messergebnis für die Größe J ? a) Auswertung der beiden Messreihen Für jede der beiden Größen bilden wir der Reihe nach den Mittelwert, die Abweichung der einzelnen Messwerte vom Mittelwert, die Abweichungsquadrate und mit der Summe der Abweichungsquadrate dann die Standardabweichung des Mittelwertes (wird für die Fehlerfortpflanzung benötigt). Die Anordnung der Werte erfolgt zweckmäßigerweise in Form einer Tabelle: mi g  mi  m g  2 ðm i  mÞ 1 119,5  0,5 2 121,0 3 l i  l cm ðl i  lÞ 2 g2 li cm 0,25 19,9  0,1 0,01 1,0 1 19,7  0,3 0,09 120,3 0,3 0,09 20,2 0,2 0,04 4 119,2  0,8 0,64 20,3 0,3 0,09 5 P 120,0 0 0 19,9  0,1 0,01 600,0 0 1,98 100,0 0 0,24 i cm 2
5 Anwendungen 275 Messergebnis für die Größe m (Spalte 2, 3 und 4; Summenindex i von 1 bis 5) P X mi 600,0 g   ¼ 0 (Spalte 3) ¼ 120,0 g Kontrolle : ðm i  mÞ ¼ m ¼ n 5 vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi uP u ðm i  mÞ  2 1,98 g 2 Dm ¼ t ¼ ¼ 0,31 g 54 n ðn  1Þ   D m ¼ ð120,00  0,31Þ g m ¼ m Messergebnis: Messergebnis für die Größe l (Spalte 5, 6 und 7) P X li 100 cm  l ¼ ¼ 20 cm Kontrolle : ðl i  lÞ ¼ 0 (Spalte 6) ¼ 5 n vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi uP u ðl i  lÞ 2 0,24 cm 2 ¼ 0,11 cm Dl ¼ t ¼ 54 n ðn  1Þ l ¼ l  D l ¼ ð20,00  0,11Þ cm Messergebnis: b) Mittelwert und maximaler Fehler der „indirekten‘‘ Messgröße J Mittelwert: 1 1  l 2 ¼ J ¼ m ð120 gÞ  ð20 cmÞ 2 ¼ 4000 g  cm 2 12 12 Lineare Fehlerfortpflanzung mit Hilfe des totalen Differentials J ¼ f ðm; lÞ ¼ 1 m l2 12 ) dJ ¼ @J @J 1 2 1 dm þ dl ¼ l dm þ ml dl @m @l 12 6 Maximaler Fehler (in praxisüblicher Schreibweise):             1 2  @J @ J 1 D J max ¼  D m  þ  D l  ¼  l D m  þ  m l D l  @m @l 12 6 Mit m ¼ 120 g , l ¼ 20 cm , D m ¼ 0,31 g und D l ¼ 0,11 cm erhalten wir: D J max ¼ 1 1 ð20 cmÞ 2  0,31 g þ ð120 gÞ  ð20 cmÞ  0,11 cm ¼ 12 6 ¼ ð10,33 þ 44Þ g  cm 2 ¼ 54,33 g  cm 2 Messergebnis: J ¼ J  D J max ¼ ð4000  55Þ g  cm 2 Prozentualer Maximalfehler: E59 55 g  cm 2 D J max 55 g  cm 2  100 %  100 % ¼ 4000 g  cm 2 J 1,4 % Die Leistung eines Gleichstroms wird nach der Formel P ¼ R I 2 berechnet. Widerstand R und Stromstärke I wurden in einem Praktikumsversuch wie folgt gemessen: R ¼ ð80,0  1,0Þ W ; I ¼ ð6,2  0,1Þ A   D P max an. Geben Sie das Messergebnis für P in der Form P ¼ P „Indirekter Messwert‘‘ (Mittelwert) für P  ¼ R   I 2 ¼ ð80,0 WÞ  ð6,2 AÞ 2 ¼ 3075,2 W P 3075 W
276 E Partielle Differentiation Lineare Fehlerfortpflanzung mit dem totalen Differential P ¼ f ðR; IÞ ¼ R I 2 ) dP ¼ @P @P dR þ dI ¼ I2 dR þ 2RI dI @R @I Maximaler Fehler (in praxisüblicher Schreibweise):     @ P  @P     DR þ  D I  ¼ j I 2 D R j þ j 2 R I D I j D Pmax ¼  @R @I Einsetzen der Werte R ¼ 80,0 W , I ¼ 6,2 A , D R ¼ 1,0 W und D I ¼ 0,1 A liefert: D Pmax ¼ ð6,2 AÞ 2  1,0 W þ 2 ð80,0 WÞ  ð6,2 AÞ  0,1 A ¼ ð38,44 þ 99,20Þ W ¼ 137,64 W Messergebnis: 138 W   D P max ¼ ð3075  138Þ W P ¼ P Prozentualer Maximalfehler: D Pmax 138 W  100 %  100 % ¼  3075 W P 4,5 % Torsionsflächenmoment eines Kreisrings (Bild E-7): p R4  r4  W ¼ 2 R E60 R ðR > r > 0Þ r M Innen- und Außenradius wurden wie folgt gemessen: r ¼ ð2,00  0,01 cm) , R ¼ ð4,00  0,02Þ cm Bild E-7 Wie lautet das Messergebnis für die „indirekte“ Messgröße W ? „Indirekter Messwert‘‘ (Mittelwert) für W W ¼  4  r 4 p R p 44  24 p 256  16 ¼ cm 3 ¼    cm 3 ¼ 30 p cm 3  4 2 2 2 4 R 94,25 cm 3 Lineare Fehlerfortpflanzung mit Hilfe des totalen Differentials Wir bilden zunächst die für das totale Differential benötigten partiellen Ableitungen 1. Ordnung der von R und r abhängigen Funktion W ¼ f ðR; rÞ ¼ p R4  r4  R 2 Für die partielle Ableitung nach R verwenden wir die Quotientenregel: W ¼ p R4  r4 p u   ¼ 2 2 v R mit u ¼ R4  r4 ; v ¼ R und @u ¼ 4 R3 ; @R @v ¼ 1 @R @u @v v u @W p p 4 R 3  R  1 ðR 4  r 4 Þ p 4 R4  R4 þ r 4 p 3 R4 þ r4 @R @R ¼     ¼ ¼ ¼ 2 2 @R 2 2 2 2 R R R2 v2 Die partielle Ableitung nach r lässt sich nach einer kleinen Umformung der Funktion elementar bilden:     p R4  r4 p r4 @W p 4r3 2pr3 3 ) ¼ W ¼ ¼  R  ¼ 0 R R R R 2 2 @r 2 Totales Differential von W: dW ¼ @W @W p 3 R4 þ r4 2pr3 dR þ dr ¼  dr dR þ @R @r 2 R R2
5 Anwendungen 277 Maximaler Fehler (in praxisüblicher Schreibweise):     @W  @W  p 3 R4 þ r4 2pr3 D Wmax ¼  D R  þ  D r  ¼  DR þ Dr @R @r 2 R R2 Zur Erinnerung: Alle Beiträge sind positiv infolge der Betragsbildung!. Wir setzen die Werte R ¼ 4 cm , r ¼ 2 cm , D R ¼ 0,02 cm und D r ¼ 0,01 cm ein und erhalten den folgenden absoluten Maximalfehler: D Wmax ¼ p 3  44 þ 24 2 p  23   0,01 cm 3 ¼  0,02 cm 3 þ 2 4 42 ¼ ð1,5394 þ 0,1257Þ cm 3 ¼ 1,6651 cm 3 Messergebnis: 1,67 cm 3 W ¼ W  D Wmax ¼ ð94,25  1,67Þ cm 3 Prozentualer Maximalfehler: D Wmax  100 % ¼ W 1,67 cm 3 94,25 cm 3  100 % 1,8 % Die Reihenschaltung zweier elastischer Federn mit den Federkonstanten c 1 und c 2 lässt sich durch eine Ersatzfeder mit der Federkonstanten c ¼ f ðc 1 ; c 2 Þ ¼ c1 c2 c1 þ c2 ersetzen (Bild E-8). Für c 1 und c 2 wurden folgende Messwerte ermittelt: E61 c 1 ¼ ð150,0  3,0Þ N=m ; c1 c2 Bild E-8 c 2 ¼ ð100,0  2,0Þ N=m Wie lautet das Messergebnis für die „indirekte‘‘ Messgröße c auf der Basis der linearen Fehlerfortpflanzung? „Indirekter Messwert‘‘ (Mittelwert) für c c ¼ 150  100 N N c1  c2 ¼ 60 ¼ m m 150 þ 100 c1 þ c2 Lineare Fehlerfortpflanzung mit dem totalen Differential Die benötigten partiellen Ableitungen 1. Ordnung erhalten wir mit der Quotientenregel: c ¼ f ðc 1 ; c 2 Þ ¼ @c ¼ @ c1 c1 c2 u ¼ c1 þ c2 v @u @v v u @ c1 @ c1 v2 c 21 @c ¼ @ c2 ðc 1 þ c 2 Þ 2 ¼ mit u ¼ c 1 c2 ; v ¼ c1 þ c2 c 2 ðc 1 þ c 2 Þ  1  c 1 c 2 ðc 1 þ c 2 Þ 2 ¼ @u ¼ c2 ; @ c1 c 1 c 2 þ c 22  c 1 c 2 ðc 1 þ c 2 Þ 2 ¼ @v ¼ 1 @ c1 c 22 ðc 1 þ c 2 Þ 2 ðwegen der Symmetrie der Funktion bezüglich der Variablen c 1 und c 2 Þ Damit lautet das totale Differential von c wie folgt: dc ¼ und c 22 c 21 @c @c d c1 þ d c2 ¼ d c1 þ d c2 @ c1 @ c2 ðc 1 þ c 2 Þ 2 ðc 1 þ c 2 Þ 2
278 E Partielle Differentiation Bei der (linearen) Fehlerfortpflanzung werden die Beträge der einzelnen Summanden addiert (ungünstigster Fall) und wir erhalten definitionsgemäß den Maximalfehler (in praxisüblicher Schreibweise):             c 22 c 21 c 22 D c 1 þ c 21 D c 2  @c   @c          D cmax ¼  D c1  þ  D c 2 ¼  D c1  þ  D c2  ¼    ðc þ c Þ 2  ðc þ c Þ 2 @ c1 @ c2 ðc 1 þ c 2 Þ 2 1 2 1 2 Mit c 1 ¼ 150 , c 2 ¼ 100 , D c 1 ¼ 3 und D c 2 ¼ 2 (alle Werte in N/m) folgt: D cmax ¼ Messergebnis: 100 2  3 þ 150 2  2 N 30 000 þ 45 000 N 75 000 N N ¼ ¼ ¼ 1,2 2 2 m m m m 62 500 ð150 þ 100Þ ð250Þ c ¼ c  D cmax ¼ ð60,0  1,2Þ N=m Prozentualer Maximalfehler: D cmax 1,2 N=m  100 % ¼ 2 %  100 % ¼ c 60,0 N=m 5.3 Relative Extremwerte Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.2.5.3 Formelsammlung: Kapitel IX.2.5.2 E62 Bestimmen Sie die relativen Extremwerte der Funktion z ¼ x y þ 1 1 þ x y ðx 6¼ 0 ; y 6¼ 0Þ . Partielle Ableitungen 1. und 2. Ordnung: z ¼ xy þ 1 1 þ ¼ x y þ x 1 þ y 1 x y zx ¼ y  x 2 ; zy ¼ x  y 2 ; z x x ¼  ð 2 x  3 Þ ¼ 2 ; x3 z y y ¼  ð 2 y  3 Þ ¼ 2 ; y3 zxy ¼ 1 Notwendige Bedingungen für einen relativen Extremwert: z x ¼ 0 , z y ¼ 0 zx ¼ 0 ) ðIÞ y  x 2 ¼ y  1 ¼ 0 x2 ) y ¼ 1 x2 zy ¼ 0 ) ðIIÞ x  y 2 ¼ x  1 ¼ 0 y2 ) x y2 ¼ 1 Gleichung (I) wird nach y aufgelöst, der gefundene Ausdruck in Gleichung (II) eingesetzt:  2 1 1 1 ðIIÞ ) x y 2 ¼ x  ¼ x  ¼ ¼ 1 ) x3 ¼ 1 ) x1 ¼ 1 x2 x4 x3 (Kürzen durch x ist wegen x 6¼ 0 erlaubt). Zugehöriger y-Wert (aus Gleichung (I) berechnet): y 1 ¼ 1 . Wir prüfen jetzt, ob an der Stelle ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð1; 1Þ ein relativer Extremwert vorliegt: z x x ð1; 1Þ ¼ 2; z y y ð1; 1Þ ¼ 2; z x y ð1; 1Þ ¼ 1 D ¼ z x x ð1; 1Þ  z y y ð1; 1Þ  z 2x y ð1; 1Þ ¼ 2  2  1 2 ¼ 3 > 0 ) relativer Extremwert Wegen z x x ð1; 1Þ ¼ 2 > 0 handelt es sich hierbei um ein relatives Minimum: Min ¼ ð1; 1; 3Þ .
5 Anwendungen E63 279 Wo liegen die relativen Extremwerte der Funktion z ¼ f ðx; yÞ ¼ 3 x 2  2 x  pffiffiffi y  8x þ y þ 8? Die benötigten partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung lauten: zx ¼ 6 x  2 zxx ¼ 6 ; pffiffiffi y  8; zy ¼  2 x  1 x x  1=2 þ1 pffiffiffi þ 1 ¼  pffiffiffi þ 1 ¼  1=2 þ 1 ¼  x y y y 2 y   1 x y  3=2 x x  3=2  y ¼ ¼ x  ¼ pffiffiffiffiffi ; ¼ 3=2 2 2y 2 2 y3 zyy zxy ¼  2  1 1 pffiffiffi ¼  pffiffiffi y 2 y In einem relativen Extremum müssen notwendigerweise die partiellen Ableitungen 1. Ordnung verschwinden: pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi zx ¼ 0 ) ðIÞ 6 x  2 y  8 ¼ 0 )  2 y ¼  6 x þ 8 ) y ¼ 3x  4 pffiffiffi pffiffiffi x x y ¼ x z y ¼ 0 ) ðIIÞ  pffiffiffi þ 1 ¼ 0 )  pffiffiffi ¼  1 )  x ¼  y ) y y pffiffiffi Beide Gleichungen haben wir nach y aufgelöst. Durch Gleichsetzen folgt: x1 ¼ 2 pffiffiffiffiffi Zugehöriger y-Wert (aus Gleichung (II) berechnet): y 1 ¼ x 1 ¼ 2 j quadrieren 3x  4 ¼ x ) 2x ¼ 4 ) ) y1 ¼ 4 Die partiellen Ableitungen 2. Ordnung entscheiden nun, ob ein relativer Extremwert vorliegt: 2 1 1 1 1 ; z x y ð2; 4Þ ¼  pffiffiffi ¼  pffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffi ¼ 8 2 64 4 2 43   1 1 2 3 1 2 1 D ¼ z x x ð2; 4Þ  z y y ð2; 4Þ  z 2x y ð2; 4Þ ¼ 6  ¼    ¼ ¼ > 0 8 2 4 4 4 2 z x x ð2; 4Þ ¼ 6 ; z y y ð2; 4Þ ¼ Damit ist das hinreichende Kriterium für einen relativen Extremwert erfüllt. Wegen z x x ð2; 4Þ ¼ 6 > 0 liegt ein relatives Minimum vor: Min ¼ ð2; 4; 0Þ. pffiffiffi Höhenkoordinate: z 1 ¼ f ðx 1 ; y 1 Þ ¼ f ð2; 4Þ ¼ 3  2 2  2  2 4  8  2 þ 4 þ 8 ¼ 12  8  16 þ 12 ¼ 0 E64 Untersuchen Sie die Funktion z ¼ f ðx; yÞ ¼ x 2 þ y 3  3 x y auf relative Extremwerte. Die benötigten partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung lauten: zx ¼ 2 x  3 y ; zy ¼ 3 y2  3 x ; zxx ¼ 2 ; zyy ¼ 6 y ; zxy ¼  3 Wir setzen z x ¼ 0 und z y ¼ 0 (notwendige Bedingungen für einen relativen Extremwert): zx ¼ 0 ) ðIÞ zy ¼ 0 ) ðIIÞ 2x  3y ¼ 0 3 y2  3 x ¼ 0 j : 3 ) y2  x ¼ 0 ) x ¼ y2 Die untere Gleichung lösen wir nach x auf, erhalten x ¼ y 2 und setzen diesen Ausdruck in Gleichung (I) ein: ðIÞ ) 2 x  3 y ¼ 2 y2  3 y ¼ 0 ) y ð2 y  3Þ ¼ 0 Aus x ¼ y 2 berechnen wir die zugehörigen x-Werte: x 1 ¼ 0 , x 2 ¼ ) 9 . 4 y1 ¼ 0 ; y2 ¼ 3 2
280 E Partielle Differentiation Folgerung: An den Stellen ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð0; 0Þ und ðx 2 ; y 2 Þ ¼ ð9=4; 3=2Þ verläuft die Tangentialebene jeweils parallel zur x; y-Ebene. Die partiellen Ableitungen 2. Ordnung entscheiden darüber, ob es sich bei diesen Stellen um relative Extremwerte handelt: ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð0 ; 0Þ z x x ð0 ; 0Þ ¼ 2 ; z y y ð0 ; 0Þ ¼ 0 ; z x y ð0 ; 0Þ ¼  3 D 1 ¼ z x x ð0; 0Þ  z y y ð0; 0Þ  z 2x y ð0; 0Þ ¼ 2  0  ð 3Þ 2 ¼  9 < 0  ðx 2 ; y 2 Þ ¼  9 3 ; 4 2 D2 ¼ zxx 9 3 ; 4 2   Da z x x 9 3 ; 4 2   zxx    zyy 9 3 ; 4 2 9 3 ; 4 2  ¼ 2;    z 2x y zyy 9 3 ; 4 2 9 3 ; 4 2  ¼ 6 kein Extremwert 3 ¼ 9; 2  zxy ¼ 9 3 ; 4 2  ¼ 3 ¼ 2  9  ð 3Þ 2 ¼ 9 > 0 ) relativer Extremwert ¼ 2 > 0 ist, handelt es sich um ein relatives Minimum: Min ¼  9 3 ; 4 2   Höhenkoordinate: z 1 ¼ f ðx 1 ; y 1 Þ ¼ f E65  )  ¼ 9 3 27 ; ;  4 2 16   2  3 9 3 9 3 81 27 81 þ 3   ¼ þ  ¼ 4 2 4 2 16 8 8 81 þ 54  162 27 ¼  16 16 Ermitteln Sie die relativen Extremwerte der Funktion z ¼ f ðx; yÞ ¼ ð y  x 2 Þ  e  2 y . Mit Hilfe der Produkt- und Kettenregel erhalten wir die benötigten partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung: zx ¼  2 x  e 2y ; zxx ¼  2  e 2y ; z x y ¼  2 x  e  2 y  ð 2Þ ¼ 4 x  e  2 y (Ableitung von z x nach y mit der Kettenregel, Substitution: t ¼  2 y) z ¼ ðy  x 2 Þ  e  2 y ¼ u v |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v mit u ¼ y  x2 ; v ¼ e 2y und uy ¼ 1 ; vy ¼  2  e 2y z y ¼ u y v þ v y u ¼ 1  e  2 y  2  e  2 y  ð y  x 2 Þ ¼ ð1 þ 2 x 2  2 yÞ  e  2 y z y ¼ ð1 þ 2 x 2  2 yÞ  e  2 y ¼ u v ; |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} u v u ¼ 1 þ 2x2  2y; v ¼ e  2 y und u y ¼  2 ; vy ¼  2  e 2y z y y ¼ u y v þ v y u ¼  2  e  2 y  2  e  2 y  ð1 þ 2 x 2  2 yÞ ¼ ½  2  2 ð1 þ 2 x 2  2 yÞ   e  2 y ¼ ¼ ð 2  2  4 x 2 þ 4 yÞ  e  2 y ¼ ð 4  4 x 2 þ 4 yÞ  e  2 y ¼  4 ð1 þ x 2  yÞ  e  2 y Notwendige Bedingungen für einen relativen Extremwert: z x ¼ 0 , z y ¼ 0 zx ¼ 0 ) ðIÞ  2 x  e 2y ¼ 0 |ffl{zffl} 6¼ 0 zy ¼ 0 ) ðIIÞ ð1 þ 2 x 2  2 yÞ  e  2 y ¼ 0 |ffl{zffl} 6¼ 0 ) 2x ¼ 0 ) 1 þ 2x2  2y ¼ 0 Wir lösen dieses einfache Gleichungssystem wie folgt: ðIÞ  2x ¼ 0 ) ðIIÞ 1 þ 2x2  2y ¼ 0 x1 ¼ 0 ) ðin Gleichung ðIIÞ einsetzenÞ 1 þ 0  2y ¼ 0 ) 2y ¼ 1 ) y 1 ¼ 0,5 Wir prüfen jetzt anhand der partiellen Ableitungen 2. Ordnung, ob an der Stelle ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð0; 0,5Þ die hinreichende Bedingung für einen relativen Extremwert erfüllt ist:
5 Anwendungen 281 z x x ð0; 0,5Þ ¼  2  e  1 ; z y y ð0; 0,5Þ ¼  4 ð1  0,5Þ  e  1 ¼  2  e  1 ; z x y ð0; 0,5Þ ¼ 0 D ¼ z x x ð0; 0,5Þ  z y y ð0; 0,5Þ  z 2x y ð0; 0,5Þ ¼ ð 2  e  1 Þ  ð 2  e  1 Þ  0 2 ¼ 4  e  2 > 0 Es liegt demnach ein Extremwert vor, und zwar wegen z x x ð0; 0,5Þ ¼  2  e  1 < 0 ein relatives Maximum: Max ¼ ð0; 0,5; 0,184Þ Höhenkoordinate: z 1 ¼ f ðx 1 ; y 1 Þ ¼ f ð0; 0,5Þ ¼ ð0,5  0 2 Þ  e  1 ¼ 0,184 z ¼ f ðx; yÞ ¼ x 2  3 x y þ x y 3 þ 1 E66 Bestimmen Sie die relativen Extremwerte und Sattelpunkte dieser Funktion. Partielle Ableitungen 1. und 2. Ordnung: zx ¼ 2 x  3 y þ y3 ; zy ¼  3 x þ 3 x y2 ; zxx ¼ 2 ; zyy ¼ 6 x y ; z x y ¼  3 þ 3 y 2 ¼ 3 ð y 2  1Þ Notwendige Bedingungen für einen relativen Extremwert: z x ¼ 0 , z y ¼ 0 zx ¼ 0 ) ðIÞ 2 x  3 y þ y3 ¼ 0 zy ¼ 0 ) ðIIÞ  3 x þ 3 x y2 ¼ 0 )  3 x ð1  y 2 Þ ¼ 0 j : ð 3Þ ) x ð1  y 2 Þ ¼ 0 Gleichung (I) nach x auflösen, den gefundenen Ausdruck in Gleichung (II) einsetzen: ðIÞ 1 1 ð3 y  y 3 Þ ¼ y ð3  y 2 Þ 2 2 ) 2 x ¼ 3 y  y3 ) 1 y ð3  y 2 Þ ð1  y 2 Þ ¼ 0 x ð1  y Þ ¼ 2 ) x ¼ y ¼ 0 ðIIÞ ) 3  y2 ¼ 0 2 y1 ¼ 0 ; y2=3 ¼  pffiffiffi 3; 1  y2 ¼ 0 y4=5 ¼  1 Zugehörige x-Werte (aus Gleichung (I) berechnet): x 1 ¼ 0 , x2=3 ¼ 0 , x4=5 ¼  1 Als relative Extremwerte kommen daher die folgenden fünf Stellen in Frage: pffiffiffi pffiffiffi ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð0; 0Þ ; ðx 2 ; y 2 Þ ¼ ð0; 3 Þ ; ðx 3 ; y 3 Þ ¼ ð0;  3 Þ ; ðx 4 ; y 4 Þ ¼ ð1; 1Þ ; ðx 5 ; y 5 Þ ¼ ð 1;  1Þ Wir prüfen jetzt mit Hilfe der partiellen Ableitungen 2. Ordnung, für welche Stellen die hinreichende Bedingung für einen relativen Extremwert erfüllt ist: ðx 1 ; y 1 Þ ¼ ð0; 0Þ z x x ð0; 0Þ ¼ 2 ; z y y ð0; 0Þ ¼ 0 ; z x y ð0; 0Þ ¼  3 D 1 ¼ z x x ð0; 0Þ  z y y ð0; 0Þ  z 2x y ð0; 0Þ ¼ 2  0  ð 3Þ 2 ¼  9 < 0 ) kein Extremwert ðsondern ein SattelpunktÞ ðx 2 ; y 2 Þ ¼ ð0; D 2 ¼ z x x ð0; ) pffiffiffi 3Þ z x x ð0; pffiffiffi 3Þ ¼ 2; z y y ð0; pffiffiffi 3Þ ¼ 0; z x y ð0; pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 3 Þ  z y y ð0; 3 Þ  z 2x y ð0; 3 Þ ¼ 2  0  6 2 ¼  36 < 0 kein Extremwert ðsondern ein SattelpunktÞ pffiffiffi Ebenso: ðx 3 ; y 3 Þ ¼ ð0;  3 Þ ist ein Sattelpunkt. pffiffiffi 3Þ ¼ 6
282 E Partielle Differentiation ðx 4 ; y 4 Þ ¼ ð1; 1Þ z x x ð1; 1Þ ¼ 2 ; z y y ð1; 1Þ ¼ 6 ; z x y ð1; 1Þ ¼ 0 D4 ¼ z x x ð1; 1Þ  z y y ð1; 1Þ  z 2x y ð1; 1Þ ¼ 2  6  0 2 ¼ 12 > 0 ) relativer Extremwert Wegen z x x ð1; 1Þ ¼ 2 > 0 liegt ein relatives Minimum vor. Ebenso: ðx 5 ; y 5 Þ ¼ ð 1;  1Þ ist ein relatives Minimum. pffiffiffi Ergebnis: Minima in ð 1;  1; 0Þ; Sattelpunkte in ð0; 0; 1Þ und ð0;  3 ; 1Þ 5.4 Extremwertaufgaben mit und ohne Nebenbedingungen Verwenden Sie zur Lösung von Extremwertaufgaben mit Nebenbedingungen das Multiplikatorverfahren von Lagrange. Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.2.5.3 und 2.5.4 Formelsammlung: Kapitel IX.2.5.3 Gegeben sind vier Messpunkte, die nahezu auf einer Geraden liegen: E67 x 0 1 2 3 y 2,90 5,10 7,10 8,80 Bestimmen Sie mit der Gauß’schen Methode der kleinsten Quadrate die zugehörige Ausgleichsgerade y ¼ m x þ b , d. h. diejenige Gerade, die sich diesen Messpunkten optimal anpasst. Hinweis: Eine ausführliche Beschreibung dieses Verfahrens finden Sie in Band 3, Kapitel IV.5.1 bis 5.3 (siehe auch: Formelsammlung, Kapitel XI.5.1 und 5.2). Wir bestimmen für jeden Messpunkt die Abweichung u von der Ausgleichsgeraden in vertikaler Richtung (Differenz der Ordinatenwerte, siehe Bild E-9). Diese Werte sind mal positiv, mal negativ, da die Messpunkte teils oberhalb, teils unterhalb der gesuchten Geraden liegen werden. Daher werden diese Abweichungen quadratiert und dann aufaddiert. Wir stellen diesen Vorgang übersichtlich in einer Tabelle zusammen: i x y mx þ b u ¼ y  ðm x þ bÞ y 1 0 2,90 b 2,90  b 9 Ausgleichsgerade 8 2 1 5,10 mþb 5,10  m  b 7 3 2 7,10 2m þ b 7,10  2 m  b 6 4 3 8,80 3m þ b 8,80  3 m  b 4 5 Messpunkt 3 2 1 Bild E-9 1 Die Summe der Abweichungsquadrate lautet damit: S ðm; bÞ ¼ ð2,90  bÞ 2 þ ð5,10  m  bÞ 2 þ ð7,10  2 m  bÞ 2 þ ð8,80  3 m  bÞ 2 2 3 x
5 Anwendungen 283 Sie hängt noch von m und b ab. Diese Parameter müssen nun so bestimmt werden, dass diese Summe möglichst klein wird. Wir bilden daher zunächst die für die Lösung dieser Aufgabe benötigten partiellen Ableitungen 1. und 2. Ordnung: Sm ¼ @S ¼ 0 þ 2 ð5,10  m  bÞ ð 1Þ þ 2 ð7,10  2 m  bÞ ð 2Þ þ 2 ð8,80  3 m  bÞ ð 3Þ ¼ @m ¼  2 ð5,10  m  bÞ  4 ð7,10  2 m  bÞ  6 ð8,80  3 m  bÞ ¼ ¼  10,20 þ 2 m þ 2 b  28,40 þ 8 m þ 4 b  52,80 þ 18 m þ 6 b ¼ 28 m þ 12 b  91,4 Sb ¼ @S ¼ 2 ð2,90  bÞ ð 1Þ þ 2 ð5,10  m  bÞ ð 1Þ þ 2 ð7,10  2 m  bÞ ð 1Þ þ @b þ 2 ð8,80  3 m  bÞ ð 1Þ ¼ ¼  2 ½2,90  b þ 5,10  m  b þ 7,10  2 m  b þ 8,80  3 m  b ¼ ¼  2 ð 6 m  4 b þ 23,9Þ ¼ 12 m þ 8 b  47,8 @ Sm ¼ 28 ; @m Smm ¼ Sbb ¼ @ Sb ¼ 8; @b Smb ¼ @ Sm ¼ 12 @b Aus den für einen Extremwert notwendigen Bedingungen S m ¼ 0 und S b ¼ 0 erhalten wir das folgende lineare Gleichungssystem: Sm ¼ 0 ) ðIÞ 28 m þ 12 b  91,4 ¼ 0 j  2 Sb ¼ 0 ) ðIIÞ 12 m þ 8 b  47,8 ¼ 0 j  3 Lösungsweg: Die 1. Gleichung mit 2, die 2. mit 3 multiplizieren, dann die Gleichungen voneinander subtrahieren: ) ðI *Þ 56 m þ 24 b  182,8 ¼ 0 y  ðII *Þ 36 m þ 24 b  143,4 ¼ 0 10  39,4 ¼ 0 20 m ðIIÞ ) m ¼ 1,97 8 ) 12  1,97 þ 8 b  47,8 ¼ 0 6 ) 8 b  24,16 ¼ 0 4 ) b ¼ 3,02 2 Die Gleichung der Ausgleichsgeraden lautet somit: y ¼ 1,97 x þ 3,02 1 3 x Bild E-10 Bild E-10 zeigt diese Gerade mit den vier Messpunkten. E68 2 Einer Ellipse mit den Halbachsen a und b ist ein (achsenparalleles) Rechteck größter Fläche einzubeschreiben. Wie müssen die Seitenlängen des Rechtecks gewählt werden? Bild E-11 zeigt ein (beliebiges) einbeschriebenes Rechteck, dessen Flächeninhalt A wir wie folgt durch die Koordinaten x und y des im 1. Quadranten gelegenen Ellipsenpunktes P ausdrücken können: A ¼ 4xy ðx > 0 ; y > 0Þ y b Da P ein Punkt der Ellipse ist, gilt die folgende Nebenbedingung: 2 P = (x ; y ) 2 y x þ ¼ 1 2 a b2 oder y b2 x2 þ a2 y2  a2 b2 ¼ 0 x –a (Mittelpunktsgleichung einer Ellipse). Bild E-11 –b a x
284 E Partielle Differentiation Für die Lösung unserer Aufgabe verwenden wir das Lagrangesche Multiplikatorverfahren. Wir bilden aus der Flächenfunktion A ¼ 4 x y und der Nebenbedingung j ðx; yÞ ¼ b 2 x 2 þ a 2 y 2  a 2 b 2 ¼ 0 (Ellipsengleichung in impliziter Form) die von x; y und dem Lagrangeschen Multiplikator l abhängige Hilfsfunktion F ðx; y; lÞ ¼ A ðx; yÞ þ l  j ðx; yÞ ¼ 4 x y þ l ðb 2 x 2 þ a 2 y 2  a 2 b 2 Þ Die partiellen Ableitungen 1. Ordnung dieser Funktion werden jeweils gleich null gesetzt und liefern das folgende Gleichungssystem für die Unbekannten x, y und l (wobei uns nur die Werte für x und y interessieren): Fx ¼ 0 ) ðIÞ 4 y þ 2 b2 l x ¼ 0 ) l ¼  Fy ¼ 0 ) ðIIÞ 4 x þ 2 a2 l y ¼ 0 ) l ¼  Fl ¼ 0 ) ðIIIÞ b2 x2 þ a2 y2  a2 b2 ¼ 0 2y b2 x 2x a2 y Wir eliminieren den Multiplikator l, indem wir die ersten beiden Gleichungen nach l auflösen und die Ausdrücke gleichsetzen:  2y b2 x ¼  2x a2 y    : ð 2Þ y ) b2 x ¼ x a2 y ) a2 y2 ¼ b2 x2 ðÞ Die gefundene Beziehung ðÞ setzen wir in die 3. Gleichung ein und berechnen daraus x und danach y (es kommen nur positive Werte in Frage): ðIIIÞ ðÞ ) b2 x2 þ b2 x2  a2 b2 ¼ 0 ) 2 x2  a2 ¼ 0 ) a2 y2 ¼ b2 x2 ¼ b2  ) x2 ¼ ) 1 2 a 2 2 b 2 x 2  a 2 b 2 ¼ b 2 ð2 x 2  a 2 Þ ¼ 0 j : b 2 ) x ¼ 1 2 1 2 2  a ¼ a b  : a2 2 2 1 pffiffiffi 2a 2 ) y2 ¼ 1 2 b 2 ) y ¼ 1 pffiffiffi 2b 2 Die gesuchte Lösung lautet damit wie folgt: x ¼ 1 pffiffiffi 2 a; 2 y ¼ 1 pffiffiffi 2 b; 2 A min ¼ 4 x y ¼ 4  1 pffiffiffi 1 pffiffiffi 2a  2 b ¼ 2ab 2 2 Sonderfall a = b Aus der Ellipse wird ein Kreis mit dem Radius r ¼ a. Das einbeschriebene Rechteck mit größtmöglichem Flächen1 pffiffiffi inhalt ist dann ein Quadrat mit der Seitenlänge x ¼ y ¼ 2 a und dem Flächeninhalt A ¼ 2 a 2 . 2 E69 Wie muss man einen geraden Kreiszylinder mit aufgesetzter Halbkugel dimensionieren, damit er bei einem vorgegebenen Volumen von V ¼ 5000 cm 3 eine möglichst kleine Gesamtoberfläche A hat? Die Gesamtoberfläche A setzt sich aus der Grundkreisfläche des Zylinders (p r 2 ), dem Zylindermantel (2 p r h) und der Oberfläche der Halbkugel (2 p r 2 ) zusammen (siehe Bild E-12): r A ¼ A ðr; hÞ ¼ p r 2 þ 2 p r h þ 2 p r 2 ¼ 3 p r 2 þ 2 p r h h r : Radius der Halbkugel; h: Zylinderhöhe Bild E-12
5 Anwendungen 285 Das vorgegebene Volumen von 5000 cm 3 liefert die noch benötigte Nebenbedingung für die Variablen r und h. Es gilt: V ¼ VZylinder þ VHalbkugel ¼ p r 2 h þ 2 p r 3 ¼ 5000 3 oder (in impliziter Form, die wir für das Lagrangesche Multiplikatorverfahren benötigen) j ðr; hÞ ¼ p r 2 h þ 2 p r 3  5000 ¼ 0 3 Wir bilden jetzt die Lagrangesche „Hilfsfunktion“:   2 2 3 F ðr; h; lÞ ¼ A ðr; hÞ þ l  j ðr; hÞ ¼ 3 p r þ 2 p r h þ l p r h þ p r  5000 3 2 Dabei ist l der sog. Lagrangesche Multiplikator, dessen Wert uns nicht weiter interessiert. Die partiellen Ableitungen 1. Ordnung der Hilfsfunktion werden jeweils gleich null gesetzt und liefern ein Gleichungssystem für die unbekannten Größen r, h und l: @F ¼ 0 @r ) ðIÞ 6 p r þ 2 p h þ l ð2 p r h þ 2 p r 2 Þ ¼ 0 @F ¼ 0 @h ) ðIIÞ 2pr þ lpr2 ¼ 0 @F ¼ 0 @l ) ðIIIÞ pr2 h þ ) lpr2 ¼ 2pr ) l ¼  2pr 2 ðp rÞ 2 ¼  ¼  2 r pr ðp r Þ r 2 p r 3  5000 ¼ 0 3 Gleichung (II) lösen wir nach l auf, erhalten l ¼  2=r und setzen dann diesen Ausdruck in die 1. Gleichung ein: ðIÞ 2 ð2 p r h þ 2 p r 2 Þ ¼ 6 p r þ 2 p h  4 p h  4 p r ¼ 2 p r  2 p h ¼ 0 r ) 6pr þ 2ph  ) 2 p ðr  hÞ ¼ 0 j : 2 p ) r h ¼ 0 ) r ¼ h Damit haben wir die Aufgabe bereits gelöst: die Gesamtoberfläche nimmt den kleinsten Wert an, wenn Radius und Höhe des Zylinders übereinstimmen. Der zahlenmäßige Wert von r und h lässt sich aus der Gleichung (III) ermitteln (unter Beachtung von r ¼ h): ðIIIÞ ) ) 2 2 5 p r 3  5000 ¼ p r 3 þ p r 3  5000 ¼ p r 3  5000 ¼ 0 3 3 3 rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5 3000 3 3000 3 3 p r ¼ 5000 ) r ¼ ) r ¼ ¼ 9,8475 3 p p pr2  r þ Lösung der Aufgabe: r ¼ h ¼ 9,8475 cm 9,85 cm A min ¼ 3 p r 2 þ 2 p r  r ¼ 3 p r 2 þ 2 p r 2 ¼ 5 p r 2 ¼ 5 p  ð9,8475 cmÞ 2 ¼ 1523,25 cm 2 E70 Welcher Punkt P ¼ ðx; yÞ der Hyperbel x 2  y 2 ¼ 12 hat vom Punkt A ¼ ð0; 4Þ den kleinsten Abstand d ? Anhand der Skizze (Bild E-13) erwarten wir zwei zur y-Achse spiegelsymmetrische Lösungen. Aus der allgemeinen Abstandsformel für zwei Punkte P 1 ¼ ðx 1 ; y 1 Þ und P 2 ¼ ðx 2 ; y 2 Þ erhalten wir in unserem Fall: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 2 2 2 d ¼ ðx 1  x 2 Þ þ ð y 1  y 2 Þ ¼ ðx  0Þ þ ð y  4Þ ¼ x 2 þ ð y  4Þ 2
286 E Partielle Differentiation y 6 Hyperbel Hyperbel 4 P = (x ; y ) 2 Bild E-13 –6 –4 –2 2 4 x 6 –2 –4 –6 Diese Wurzelfunktion wird minimal, wenn der Radikand (d. h. der Ausdruck unter der Wurzel) seinen kleinsten Wert annimmt. Es genügt also, die sog. „Zielfunktion‘‘ Z ðx; yÞ ¼ d 2 ¼ x 2 þ ð y  4Þ 2 zu untersuchen. Die Koordinaten x und y genügen dabei der Hyperbelgleichung, die somit eine Neben- oder Kopplungsbedingung liefert (in impliziter Form): j ðx; yÞ ¼ x 2  y 2  12 ¼ 0 ðNebenbedingungÞ Nach dem Multiplikatorverfahren von Lagrange bilden wir nun die „Hilfsfunktion‘‘ F ðx; y; lÞ ¼ Z ðx; yÞ þ l  j ðx; yÞ ¼ x 2 þ ð y  4Þ 2 þ l ðx 2  y 2  12Þ l ist dabei der Lagrangesche Multiplikator, dessen Wert uns nicht zu interessieren braucht. Wir setzen die partiellen Ableitungen 1. Ordnung dieser Hilfsfunktion jeweils gleich null und erhalten das folgende Gleichungssystem für die drei Unbekannten x, y und l: Fx ¼ 0 ) ðIÞ 2x þ 2lx ¼ 0 Fy ¼ 0 ) ðIIÞ 2 ð y  4Þ  1  2 l y ¼ 2 ð y  4Þ  2 l y ¼ 0 Fl ¼ 0 ) ðIIIÞ x 2  y 2  12 ¼ 0 Aus Gleichung (I) erhalten wir wegen x 6¼ 0: 2 x þ 2 l x ¼ 2 x ð1 þ lÞ ¼ 0 j : 2 x ) 1þl ¼ 0 ) l ¼ 1 Dann folgt aus Gleichung (II): 2 ð y  4Þ  2  ð 1Þ y ¼ 0 2y ¼ 4 ) ) 2 ð y  4Þ þ 2 y ¼ 0 j : 2 ) y4þy ¼ 0 ) y ¼ 2 Die zugehörigen Abszissenwerte erhalten wir aus der 3. Gleichung (für y ¼ 2): ðIIIÞ ) x 2  4  12 ¼ 0 ) x 2  16 ¼ 0 ) x 2 ¼ 16 ) x 1=2 ¼  4 Die beiden Lösungen P 1=2 ¼ ð 4; 2Þ liegen unserer Erwartung entsprechend spiegelsymmetrisch zur y-Achse. E71 Ein quaderförmiges Schwimmbecken mit einem Fassungsvermögen (Volumen) von V ¼ 108 m 3 soll so gebaut werden, dass die Oberfläche (Boden und Seitenwände) möglichst klein wird. Wie sind die Abmessungen des Beckens zu wählen? Die Kanten des quaderförmigen Beckens bezeichnen wir mit x , y und z (Bild E-14). Die Berechnung der Oberfläche (Boden plus Seitenwände) erfolgt dann nach der Formel A ¼ A ðx; y; zÞ ¼ x y þ 2 x z þ 2 y z
5 Anwendungen 287 z y Bild E-14 x Die drei Variablen x , y und z sind jedoch nicht unabhängig voneinander, sondern durch die Nebenbedingung V ¼ const: ¼ 108 m 3 miteinander verknüpft (es kommen nach der Aufgabenstellung nur Quader mit diesem Volumen in Frage): V ¼ x y z ¼ 108 oder j ðx; y; zÞ ¼ x y z  108 ¼ 0 Zur Lösung der Aufgabe verwenden wir das Multiplikatorverfahren von Lagrange. Zunächst bilden wir die „Hilfsfunktion‘‘ F ðx; y; z; lÞ ¼ A ðx; y; zÞ þ l  j ðx; y; zÞ ¼ x y þ 2 x z þ 2 y z þ l ðx y z  108Þ (l: Lagrangescher Multiplikator; x > 0; y > 0; z > 0) Die partiellen Ableitungen 1. Ordnung dieser Funktion müssen sämtlich verschwinden. Dies führt zu dem folgenden Gleichungssystem mit den vier Unbekannten x , y, z und l: Fx ¼ 0 ) ðIÞ y þ 2z þ lyz ¼ 0 Fy ¼ 0 ) ðIIÞ x þ 2z þ lxz ¼ 0 Fz ¼ 0 ) ðIIIÞ 2x þ 2y þ lxy ¼ 0 Fl ¼ 0 ) ðIVÞ x y z  108 ¼ 0 Wir lösen die Gleichungen (I) und (II) jeweils nach l z auf und setzen die Ausdrücke gleich: 9 y þ 2z > > ðIÞ ) lz ¼  > = y þ 2z y þ 2z y x þ 2z x þ 2z ¼  ¼ oder )  y y x x > x þ 2z > > ; ðIIÞ ) l z ¼  x Daraus ergibt sich die folgende Gleichung (die linke Seite wird mit x, die rechte mit y multipliziert): x ð y þ 2 zÞ ¼ y ðx þ 2 zÞ ) xy þ 2xz ¼ xy þ 2yz ) 2xz ¼ 2yz ) x ¼ y Aus Gleichung (III) folgt dann (mit y ¼ x): ) 2 x þ 2 x þ l x  x ¼ 4 x þ l x 2 ¼ x ð4 þ l xÞ ¼ 0 ) 4 þ lx ¼ 0 ) lx ¼ 4 f ðIIIÞ 6¼ 0 Diesen Ausdruck setzen wir in Gleichung (II) ein: ðIIÞ ) x þ 2 z þ ðl xÞ z ¼ x þ 2 z þ ð 4Þ z ¼ x þ 2 z  4 z ¼ 0 ) x  2z ¼ 0 ) x ¼ 2z „Zwischenstand‘‘: x ¼ y ¼ 2 z Unter Berücksichtigung dieser Beziehungen lässt sich aus Gleichung (IV) die Unbekannte z (und daraus dann x und y) berechnen: ðIVÞ ) x y z  108 ¼ ð2 zÞ ð2 zÞ z  108 ¼ 4 z 3  108 ¼ 0 ) z 3 ¼ 27 ) z ¼ 3 Die Lösung dieser Aufgabe lautet damit: x ¼ y ¼ 2z ¼ 6; z ¼ 3 ð jeweils in mÞ A min ¼ x y þ 2 x z þ 2 y z ¼ 6  6 þ 2  6  3 þ 2  6  3 ¼ 36 þ 36 þ 36 ¼ 108 ðin m 3 Þ
288 E Partielle Differentiation Einem Kreis vom Radius R soll ein Rechteck so einbeschrieben werden, dass das Flächenmoment 1 I ¼ x y 3 einen möglichst großen Wert annimmt. Wie sind die Rechtecksseiten x und y zu wählen? 12 E72 Die unbekannten Seiten x und y sind über den Satz des Pythagoras miteinander verknüpft (siehe Bild E-15): x 2 þ y 2 ¼ ð2 RÞ 2 ¼ 4 R 2 2R oder j ðx; yÞ ¼ x 2 þ y 2  4 R 2 ¼ 0 y M x Bild E-15 Nach Lagrange bilden wir die folgende „Hilfsfunktion‘‘: F ðx; y; lÞ ¼ I ðx; yÞ þ l  j ðx; yÞ ¼ 1 x y 3 þ l ðx 2 þ y 2  4 R 2 Þ 12 ð0 < x < 2 R; 0 < y < 2 RÞ Die partiellen Ableitungen 1. Ordnung dieser Funktion werden jeweils gleich null gesetzt und liefern drei Gleichungen für die drei Unbekannten x , y und l: Fx ¼ 1 3 y þ 2lx; 12 Fy ¼ 1 xy2 þ 2ly; 4 Fx ¼ 0 ) ðIÞ 1 3 y þ 2lx ¼ 0 12 Fy ¼ 0 ) ðIIÞ 1 x y2 þ 2 l y ¼ 0 4 Fl ¼ 0 ) ðIIIÞ x2 þ y2  4 R2 ¼ 0 F l ¼ x2 þ y2  4R2 Die ersten beiden Gleichungen werden nach l aufgelöst, die gefundenen Ausdrücke dann gleichgesetzt: 9 > y3 > > ðIÞ ) l ¼  > = 24 x y3 xy )  ) 8 y 3 ¼ 24 x 2 y j : 8 y ¼  2 > 8 24 x xy xy > > > ðIIÞ ) l ¼  ¼  ; ) ðI*Þ y 2 ¼ 3 x 2 8 8y (Kürzen durch y ist wegen y > 0 erlaubt.) Diese Beziehung zwischen den beiden Seiten setzen wir in Gleichung (III) ein und berechnen x und daraus dann y: ðIIIÞ ) x2 þ y2  4 R2 ¼ x2 þ 3 x2  4 R2 ¼ 4 x2  4 R2 ¼ 0 j : 4 x2 ¼ R2 ðI*Þ Lösung: ) x ¼ R y2 ¼ 3 x2 ¼ 3 R2 x ¼ R, y ¼ I min ¼ ) ) ðin Gleichung ðI*Þ einsetzenÞ pffiffiffi y ¼ 3R pffiffiffi 3 R, pffiffiffi 1 1 1 pffiffiffi 4 1 pffiffiffi 4 x y3 ¼ R ð 3 RÞ 3 ¼ 3 3R ¼ 3R 12 12 12 4 ) x2  R2 ¼ 0 )
289 F Mehrfachintegrale Hinweise für das gesamte Kapitel (1) (2) Fertigen Sie zu jeder Aufgabe eine Skizze an, sie erleichtert Ihnen den Lösungsweg und führt zu einem besseren Verständnis. Alle anfallenden (gewöhnlichen) Integrale dürfen einer Integraltafel entnommen werden. Bei der Lösung der Integrale wird die jeweilige Integralnummer aus der Integraltafel der Mathematischen Formelsammlung des Autors mit den entsprechenden Parameterwerten angegeben (gelbe Seiten, z. B. Integral 313 mit a ¼ 2). Selbstverständlich dürfen Sie die Integrale auch „per Hand“ lösen (zusätzliche bung). 1 Doppelintegrale In diesem Abschnitt finden Sie (fast) ausschließlich anwendungsorientierte Aufgaben zu folgenden Themen:    Stromstärke, Flächenladung, magnetischer Fluss durch einen Leiter Flächeninhalt, Flächenschwerpunkt, Flächenträgheitsmomente (Flächenmomente) homogener Flächen Volumen homogener „zylindrischer“ Körper Verwendet werden sowohl kartesische Koordinaten (Abschnitt 1.1) als auch Polarkoordinaten (Abschnitt 1.2). 1.1 Doppelintegrale in kartesischen Koordinaten Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.3.1.2.1 und 3.1.3 Formelsammlung: Kapitel IX.3.1.2 und 3.1.4 ð3 F1 ð p x=2 I ¼ cos x¼1 y¼0 y x dy dx ¼ ? Innere Integration (nach der Variablen y) ð p x=2 cos y¼0 y x h dy ¼ x  sin h y i p x=2 ¼ x sin x y¼0 h y i p x=2 p ¼ x sin x y¼0 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 228 mit a ¼ 1=x ußere Integration (nach der Variablen x)  ð3 I ¼ x dx ¼ x¼1 1 2 x 2 3 ¼ 1 1 2 ½ x2 1 3 ¼ 1 1 ð9  1Þ ¼ 8 ¼ 4 2 2 Ergebnis: I ¼ 4 F2 1 ð ð1 I ¼ ðu  vÞ  e  u d v d u ¼ ? u¼1 v¼1 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_6  sin 0 i ¼ x ð1  0Þ ¼ x
290 F Mehrfachintegrale Innere Integration (nach der Variablen v) ð1 ðu  vÞ  e u dv ¼ e ð1 u v¼1  v¼1 ¼ e u   1 2 1 v ðu  vÞ d v ¼ e  u u v  ¼ 2 v¼1   1 1 u þuþ ¼ 2 u  e u 2 2 ußere Integration (nach der Variablen u) 1 ð 2u  e I ¼ u 1 ð du ¼ 2  u¼1 u  e u d u u¼1 Dieses uneigentliche Integral wird wie folgt berechnet (! FS: V.4.1): Zunächst integrieren wir von u ¼ 1 bis u ¼ l (l > 1) und bilden dann den Grenzwert für l ! 1. 1 ð ðl u  e  u d u ¼ 2  lim I ¼ 2 l!1 u¼1 u  e  u d u ¼ 2  lim l!1 ½ ð u  1Þ  e  u  1 l ¼ 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 313 mit a ¼  1 ¼ 2  lim ½ ð l  1Þ  e  l þ 2  e  1  ¼ 2 ð0 þ 2  e  1 Þ ¼ 4  e  1 l!1 Anmerkung: Für jedes Polynom P ðlÞ gilt lim P ðlÞ  e  l ¼ 0 (l > 0) l!1 Ergebnis: I ¼ 4  e ð1 F3 1 ¼ 1,4715 y2 ð I ¼ e x=y d x d y ¼ ? y¼0 x¼0 Bild F-1 zeigt den Integrationsbereich. Er wird in der x-Richtung durch die Kurven x ¼ 0 (y-Achse) und x ¼ y 2 (nach rechts geöffnete Parabel) und in der y-Richtung durch die Parallelen y ¼ 0 (x-Achse) und y ¼ 1 berandet. y Integrationsbereich 1 x=0 0,5 x=y2 Bild F-1 0,5 x 1 Innere Integration (nach der Variablen x) y2 ð y2 y2 e x=y d x ¼ ½ y  e x=y  x ¼ 0 ¼ y ½ e x=y  x ¼ 0 ¼ y ðe y  e 0 Þ ¼ y ðe y  1Þ ¼ y  e y  y x¼0 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 312 mit a ¼ 1=y
1 Doppelintegrale 291 ußere Integration (nach der Variablen y)  ð1 I ¼ ð y  e y  yÞ d y ¼ |fflfflffl{zfflfflffl} y¼0 ð y  1Þ  e y  1 2 y 2 1 ¼ 0 0 1 1 1 þ e0  0 ¼  þ1 ¼ 2 2 2 Integral 313 mit a ¼ 1 Ergebnis: I ¼ 1=2 Bild F-2 zeigt den Querschnitt eines elektrischen Leiters, der senkrecht von der ortsabhängigen Stromdichte S ðx; yÞ ¼ k  x 2 y 2 durchflossen wird (mit k > 0). Berechnen Sie den durch den Leiterquerschnitt A fließenden Strom I, wenn definitionsgemäß gilt : ðð I ¼ S ðx; yÞ d A F4 y 1 Leiterquerschnitt Bild F-2 1 x ðAÞ Wir verwenden kartesische Koordinaten. Der Leiterquerschnitt wird unten von der x-Achse ð y ¼ 0Þ und oben von der Geraden mit der Gleichung y ¼  x þ 1 berandet, die x-Werte liegen dabei zwischen x ¼ 0 und x ¼ 1 (siehe Bild F-2). Damit ergeben sich folgende Integrationsgrenzen: y-Integration: von y ¼ 0 bis y ¼  x þ 1 x-Integration: von x ¼ 0 bis x ¼ 1 Die Berechnung der Stromstärke I erfolgt somit durch das folgende Doppelintegral: ðð I ¼  xðþ 1 ð1 S ðx; yÞ d A ¼ k  ðFlächenelement d A ¼ d y d xÞ x2 y2 d y d x x¼0 y¼0 ðAÞ Innere Integration (nach der Variablen y)  xðþ 1   xðþ 1 x y dy ¼ x  2 2 y dy ¼x 2 y¼0 2 y¼0 ¼ 2 1 3 y 3 xþ1  ¼ x 2 y¼0 1 ð x þ 1Þ 3  0 3  ¼ 1 2 x ð x þ 1Þ 3 ¼ 3 1 2 1 x ð x 3 þ 3 x 2  3 x þ 1Þ ¼ ð x 5 þ 3 x 4  3 x 3 þ x 2 Þ 3 3 ußere Integration (nach der Variablen x) 1  I ¼ k  3 1 ¼ k 3  ð1 ð x 5 þ 3 x 4  3 x 3 þ x 2 Þ d x ¼ x¼0 1 3 3 1  þ  þ 6 5 4 3 Ergebnis: Gesamtstrom I ¼ 1 k 180  ¼ 1 k 3   1 6 3 5 3 4 1 3 x þ x  x þ x 6 5 4 3 1  10 þ 36  45 þ 20 1 1 1 k  ¼ k  ¼ k 3 60 3 60 180 1 ¼ 0
292 F Mehrfachintegrale Die in Bild F-3 skizzierte trapezförmige Grenzfläche A zweier dielektrischer Medien enthält die ortsabhängige Oberflächenladung s ðx; yÞ ¼ k  x 2 y mit k ¼ 1,5  10  10 As=cm 5 . Berechnen Sie die Gesamtladung Q auf der Grenzfläche nach der Formel ðð s ðx; yÞ d A Q ¼ F5 y /cm 5 Grenzfläche 1 A Bild F-3 4 x /cm ðAÞ Die Grenzfläche wird unten von der x-Achse y ¼ 0 und oben von der Geraden y ¼ x þ 1 berandet ð0  x  4Þ. Das Doppelintegral für die Gesamtladung Q auf der Grenzfläche lautet damit (wir rechnen ohne Einheiten): ð4 ðð Q ¼ xð þ1 s ðx; yÞ d A ¼ k  ðFlächenelement d A ¼ d y d xÞ x2 y d y d x x¼0 y¼0 ðAÞ Innere Integration (nach der Variablen y) xð þ1  xð þ1 x y dy ¼ x  2 y d y ¼ x2 2 y¼0 y¼0 ¼ 1 2 y 2 xþ1  ¼ x2 y¼0 1 ðx þ 1Þ 2  0 2  ¼ 1 2 x ðx þ 1Þ 2 ¼ 2 1 2 2 1 x ðx þ 2 x þ 1Þ ¼ ðx 4 þ 2 x 3 þ x 2 Þ 2 2 ußere Integration (nach der Variablen x) Q ¼ k  ¼ 1  2 1 k 2 ð4 ðx 4 þ 2 x 3 þ x 2 Þ d x ¼ x¼0  1 5 1 4 1 3 x þ x þ x 5 2 3 4 ¼ 0   1024 64 1 3072 þ 1920 þ 320 1 5312 2656 þ 128 þ 0 ¼ k  ¼ k  ¼ k 5 3 2 15 2 15 15 Gesamtladung: Q ¼ F6 1 k 2 2656 2656 k ¼  1,5  10  10 ¼ 2,656  10  8 15 15 ðin AsÞ 1 2 Ein Flächenstück wird durch die Kurven x ¼ 0, y ¼ 2 x und y ¼ x þ a berandet ða > 0Þ. a Berechnen Sie den Flächeninhalt A. Wir bestimmen zunächst die Schnittpunkte der Parabel mit der Geraden y ¼ 2 x : 1 2 x þ a ¼ 2 x ) x2 þ a2 ¼ 2 a x ) x2  2 a x þ a2 ¼ 0 a |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) ðx  aÞ 2 ¼ 0 ) x 1=2 ¼ a 2. Binom Die Kurven berühren sich somit im Punkt P ¼ ða; 2 aÞ (doppelte Schnittstelle, siehe Bild F-4). Die Integrationsgrenzen für die Flächenberechnung mittels Doppelintegral lauten daher wie folgt: 1 2 x þa a bis x ¼ a y-Integration: von y ¼ 2 x bis y ¼ x-Integration: von x ¼ 0
1 Doppelintegrale 293 Berechnung des Flächeninhaltes A ðð 1 2 a xð þ a ða dA ¼ A ¼ 1 dy dx x¼0 y¼2x ðAÞ (Flächenelement d A ¼ d y d xÞ Innere Integration (nach der Variablen y) 1 2 a xð þ a 1 1 dy ¼ x2 þa ½ y  ya¼ 2 x ¼ y¼2x 1 2 x þ a  2x a Bild F-4 ußere Integration (nach der Variablen x) ða  A ¼ x¼0 1 2 x þ a  2x a   dx ¼ 1 3 x þ ax  x2 3a a ¼ 0 1 2 1 2 a þ a2  a2  0  0  0 ¼ a 3 3 Flächeninhalt: A ¼ a 2 =3 F7 Berechnen Sie die von den Kurven y ¼ x , y ¼ Schnittpunkt der Kurven y ¼ x und y ¼ 1 , y ¼ 0 und x ¼ 10 eingeschlossene Fläche A. x 1 im Intervall 0  x  10: x x ¼ 1 x ) x2 ¼ 1 ) x1 ¼ 1 Bild F-5 zeigt das Flächenstück, dessen Flächeninhalt berechnet werden soll. Es besteht aus zwei Teilflächen A 1 und A 2 , die beide unten durch die x-Achse ( y ¼ 0) und oben durch die Gerade y ¼ x bzw. die Hyperbel y ¼ 1=x berandet werden. Die x-Werte bewegen sich dabei zunächst von x ¼ 0 bis zur Schnittstelle x ¼ 1 (Teilfläche A 1 ) und dann von dort aus weiter bis zur Stelle x ¼ 10 (Teilfläche A 2 ). Somit gilt ðFlächenelement d A ¼ d y d xÞ: ðð A1 ¼ ð1 ðx dA ¼ ðð 1 dy dx; A2 ¼ x¼0 y¼0 ðA 1 Þ 10 ð ð 1=x dA ¼ ðA 2 Þ 1 dy dx x¼1 y¼0 y y=x 1 y= 1 x A1 x = 10 A2 Bild F-5 1 5 Berechnung der Teilfläche A 1 (im Bild hellgrau unterlegt) Innere Integration (nach der Variablen y) ðx 1 dy ¼ y¼0 ½ y y¼0 x ¼ x 0 ¼ x 10 x
294 F Mehrfachintegrale ußere Integration (nach der Variablen x)  ð1 A1 ¼ x dx ¼ x¼0 1 2 x 2 1 1 1 0 ¼ ¼ 0,5 2 2 ¼ 0 Berechnung der Teilfläche A 2 (im Bild dunkelgrau unterlegt) Innere Integration (nach der Variablen y) ð 1=x 1 dy ¼ ½ y y¼0 1=x ¼ y¼0 1 1 0 ¼ x x ußere Integration (nach der Variablen x) 10 ð A2 ¼ x¼1 10 1 d x ¼ ½ ln j x j  1 ¼ ln 10  ln 1 ¼ ln 10  0 ¼ ln 10 ¼ 2,3026 x Gesamtfläche: A ¼ A 1 þ A 2 ¼ 0,5 þ 2,3026 ¼ 2,8026 Bestimmen Sie den Schwerpunkt S der zwischen der Parabel y ¼  x 2  2 x und der x-Achse gelegenen Fläche. F8 Nullstellen der Parabel: y ¼ 0  x 2  2 x ¼  x ðx þ 2Þ ¼ 0 ) ) x 1 ¼ 0; x2 ¼  2 Bild F-6 zeigt das durch Parabel (oben) und x-Achse (unten) begrenzte Flächenstück. Der Schwerpunkt S ¼ ðx S ; y S Þ liegt auf der Symmetrieachse der Parabel, daher ist x S ¼  1. Berechnung des Flächeninhaltes A y Für die Berechnung der Ordinate y S benötigen wir noch den Flächeninhalt A (Flächenelement d A ¼ d y d xÞ:  x ð 2 x ð0 ðð dA ¼ A ¼ 1 dy dx x¼2 ðAÞ S y¼0 –2 Innere Integration (nach der Variablen y)  x ð 2 x 1 y = – x 2 – 2x 2 –1 Bild F-6 2 1 dy ¼ x2 2x ½ y y¼0 ¼ x2  2x  0 ¼ x2  2x y¼0 ußere Integration (nach der Variablen x)  ð0 A ¼ ð x 2  2 xÞ d x ¼ 1 3 x  x2 3  x¼2 0 ¼ 00 2 8 8  8 þ 12 4 þ4 ¼  þ4 ¼ ¼ 3 3 3 3 Berechnung der Schwerpunktordinate y S 1 yS ¼  A ðð ðAÞ 1  y dA ¼ 4=3 ð0 x¼2  x 2ð 2 x y¼0 3 y dy dx ¼  4 ð0  x 2ð 2 x y dy dx x¼2 y¼0 x
1 Doppelintegrale 295 Innere Integration (nach der Variablen y)   x 2ð 2 x y dy ¼ y¼0 1 2 y 2 x2 2x ¼ y¼0 1 1 ð x 2  2 xÞ 2  0 ¼ ðx 4 þ 4 x 3 þ 4 x 2 Þ 2 2 ußere Integration (nach der Variablen x) 3 1   yS ¼ 4 2 ð0 3 8 ðx 4 þ 4 x 3 þ 4 x 2 Þ d x ¼ x¼2   0 ¼ 2   32 32  16 þ ¼ 5 3 3 8 ¼ 3 96  240 þ 160 3 16 3  8 2 2 ¼  ¼  ¼ ¼ 0,4 8 15 8 15 5 8  3 5 ¼ 3 8 1 5 4 3 x þ x4 þ x 5 3 ¼ 0þ0þ0þ 32 32  16 þ 5 3  Schwerpunkt: S ¼ ð 1; 0,4Þ Ein Flächenstück wird berandet durch die nach rechts geöffnete Parabel y 2 ¼ 2 p x und die Gerade x ¼ const: ¼ p ð p > 0Þ. Bestimmen Sie die Fläche A und den Flächenschwerpunkt S. F9 Die nach rechts geöffnete Parabel verläuft spiegelsymmetrisch zur x-Achse (Bild F-7). Wir beschränken uns daher bei den Integrationen auf den 1. Quadranten ( ) Faktor 2 in den Integralen): pffiffiffiffiffiffiffiffiffi y-Integration : von y ¼ 0 bis y ¼ 2 p x y x-Integration : von x ¼ 0 bis x ¼ p 2p y = 2 px Berechnung des Flächeninhaltes A pffiffiffiffiffiffiffi ð2 p x ðð ðP A ¼ dA ¼ 2  1 dy dx x¼0 ðAÞ P A/2 y¼0 (Flächenelement d A ¼ d y d xÞ – 2p Innere Integration (nach der Variablen y) Bild F-7 pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi ð2 p x pffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 2px 1 d y ¼ ½ y y¼0 ¼ 2 p x  0 ¼ 2 p x ¼ 2 p  x y¼0 ußere Integration (nach der Variablen x) p p ðp pffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffi ð pffiffiffiffiffiffi  x 3=2  p pffiffiffiffiffiffi ð pffiffiffi 1=2 A ¼ 2 dx ¼ 2 2p ¼ 2p  x dx ¼ 2 2p  x dx ¼ 2 2p  x 3=2 0 x¼0 ¼ x=p A/2 0 0 qffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffi 4 pffiffiffiffiffiffi 3=2 p 4 pffiffiffiffiffiffi 3=2 4 pffiffiffiffiffiffi 4 4 pffiffiffi 2 2 p ½ x 0 ¼ 2p ðp 2 p  p3 ¼ 2 p4 ¼ 2p  0Þ ¼ 3 3 3 3 3 x
296 F Mehrfachintegrale Berechnung des Flächenschwerpunktes S ¼ (xS ; y S ) Der Schwerpunkt S liegt auf der Symmetrieachse der Parabel (x-Achse), d. h. y S ¼ 0. Für die Koordinate x S gilt: pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi ð2 p x ð2 p x ðp ðp ðð 1 1 3 x dA ¼ 2 x d y d x ¼ pffiffiffi  x dy dx xS ¼  A 2 4 pffiffiffi 2 2 2 p 2p x¼0 y¼0 x¼0 y¼0 ðAÞ 3 Innere Integration (nach der Variablen y) pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffi ð2 p x ð2 p x pffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffi 2px x dy ¼ x  1 d y ¼ x ½ y  y ¼ 0 ¼ x ð 2 p x  0Þ ¼ x 2 p x ¼ x 2 p  x ¼ 2 p  x 3=2 y¼0 y¼0 ußere Integration (nach der Variablen x) pffiffiffi pffiffiffi   ðp pffiffiffiffiffiffi 3 2  p x 5=2 p 3 p 1=2 2 3 3= 2 x S ¼ pffiffiffi  2p  x dx ¼ ¼  pffiffiffi 5 5=2 0 2 2 p2 2 2 p 2 2 p2 x¼0 ¼ 3 p 1=2  p 5=2 5 p2 ¼ 3 p3 5 p2 ¼ 3 5 p ¼ 0,6 p ½ x 5=2  0 p Rechenregeln : a m  a n ¼ a m þ n ; ¼ 3 p 1=2 5 p2 p 5=2  0 ¼ am ¼ amn an Schwerpunkt: S ¼ ð0,6 p; 0Þ F10 Die Kurven y ¼ sin ðp xÞ und y ¼ a ðx 2  xÞ schließen ein Flächenstück ein, dessen Schwerpunkt S auf der x-Achse liegen soll ða > 0Þ. Wie muss der Kurvenparameter a gewählt werden? Die erste der beiden Schnittstellen liegt bei x 1 ¼ 0 (beide Kurven gehen durch den Nullpunkt). Die Funktion y ¼ sin ðp xÞ hat die Periode p ¼ 2 p=p ¼ 2 und schneidet somit die positive x-Achse bei 1; 2; 3; . . . . Die Parabel y ¼ a ðx 2  xÞ besitzt neben x ¼ 0 noch eine weitere Nullstelle bei x ¼ 1. Beide Kurven haben also gemeinsame Nullstellen bei x 1 ¼ 0 und x 2 ¼ 1 (Bild F-8). Dies sind zugleich die beiden Schnittstellen. Die Integrationsgrenzen lauten damit wie folgt: y-Integration : von y ¼ a ðx 2  xÞ bis y ¼ sin ðp xÞ x-Integration : von x ¼ 0 bis x ¼ 1 y Der Schwerpunkt S ¼ ðx S ; y S Þ soll auf der x-Achse liegen, also gilt y S ¼ 0 (wegen der Spiegelsymmetrie der beiden Randkurven bezüglich der Geraden x ¼ 0;5 ist x S ¼ 0;5): 1  yS ¼ A ðð 1  y dA ¼ A ðAÞ (Flächenelement d A ¼ d y d x) ð1 y = sin (π x ) 1 sin ðp xÞ ð 0,5 y dy dx ¼ 0 1 x ¼ 0 y ¼ a ðx 2  xÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 –1 Bild F-8 y = a (x 2 – x ) x
1 Doppelintegrale 297 Wegen A > 0 und somit A 6¼ 0 muss das Doppelintegral verschwinden, die Bedingung für den Parameter a lautet also: sin ðp xÞ ð1 ð y dy dx ¼ 0 x ¼ 0 y ¼ a ðx 2  xÞ Wir berechnen jetzt das Doppelintegral in der üblichen Weise (der Wert des Integrals wird noch vom Parameter a abhängen) und erhalten schließlich eine Bestimmungsgleichung für den noch unbekannten Parameter a. Innere Integration (nach der Variablen y) sin ðp xÞ  ð y dy ¼ 1 2 y 2  sin ðp xÞ ¼ y ¼ a ðx 2 y ¼ a ðx 2  xÞ ¼  xÞ 1 2 sin ðp xÞ ½ y 2  y ¼ a ðx 2  xÞ ¼ 1 ½ sin 2 ðp xÞ  a 2 ðx 2  xÞ 2  ¼ 2 1 ½ sin 2 ðp xÞ  a 2 ðx 4  2 x 3 þ x 2 Þ  2 ußere Integration (nach der Variablen x) 1  2 ð1 ½ sin 2 ðp xÞ  a 2 ðx 4  2 x 3 þ x 2 Þ  d x ¼ " Integral 205 mit x¼0 1 2  x sin ð2 p xÞ   a2 2 4p  1 5 1 4 1 3 x  x þ x 5 2 3 a ¼ p  1 ¼ 0    1 sin ð2 pÞ 1 1 1 sin 0 2 2  a  þ 0þ þ a ð0  0 þ 0Þ ¼ 2 4p 5 2 3 4p |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} 0 0        1 1 1 1 1 1 1 6  15 þ 10 1 1 1 2 ¼ ¼ ¼  a2  þ  a2   a 2 2 5 2 3 2 2 30 2 2 30 1 ¼ 2  Somit gilt für den Parameter a (das Doppelintegral muss verschwinden): ð1 sin ð ðp xÞ x ¼ 0 y ¼ a ðx 2  xÞ Lösung: a ¼ 1 y dy dx ¼ 2   1 1 2 ¼ 0  a 2 30 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ) 1 1 2  a ¼ 0 2 30 ) a 2 ¼ 15 ) a ¼ pffiffiffiffiffi 15 pffiffiffiffiffi 15 ¼ 3,8730 Die in Bild F-9 skizzierte trapezförmige Fläche wird unten von der Geraden y ¼ m x berandet. a) Wie muss man die Steigung m wählen, damit der Flächenschwerpunkt S auf der y-Achse liegt? b) Bestimmen Sie die genaue Position des Schwerpunktes. y F11 2 S y = mx Bild F-9 –2 1 –1 3 x
298 F Mehrfachintegrale a) Der Schwerpunkt S ¼ ðx S ; y S Þ soll auf der y-Achse liegen, also muss die x-Koordinate verschwinden: x S ¼ 0. Die Integrationsgrenzen für die anfallenden Doppelintegrale entnehmen wir aus Bild F-9: y-Integration : von y ¼ m x bis y ¼ 2 x-Integration : von x ¼  2 bis x ¼ 3 Dann gilt (Flächenelement d A ¼ d y d xÞ: 1  xS ¼ A ðð 1  x dA ¼ A ðAÞ ð2 ð3 ð3 x dy dx ¼ 0 ð2 ) x¼2 y¼mx x dy dx ¼ 0 x¼2 y¼mx |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 Das Doppelintegral muss also verschwinden (da A > 0 und somit A 6¼ 0). Wir berechnen das Doppelintegral in der bekannten Weise (der Wert wird noch vom Parameter m abhängen) und erhalten schließlich eine Bestimmungsgleichung für den noch unbekannten Parameter m. Innere Integration (nach der Variablen y) ð2 ð2 1 d y ¼ x ½ y  y ¼ m x ¼ x ð2  m xÞ ¼ 2 x  m x 2 2 x dy ¼ x  y¼mx y¼mx ußere Integration (nach der Variablen x)  ð3 ð2 x  m x Þ d x ¼ 2 1 x  mx3 3 3 ¼ 9  9m  4  2 x¼2 2 8 8 35 m ¼ 5  9m  m ¼ 5 m 3 3 3 Somit gilt: ð3 ð2 x dy dx ¼ 5  x¼2 y¼mx 35 m ¼ 0 3 ) 35 m ¼ 5 3 ) m ¼ 5 3 5 3 3 ¼ ¼ 35 7 5 7 Lösung: m ¼ 3=7 b) Es ist m ¼ 3=7 und somit x S ¼ 0. Für die Berechnung der Schwerpunktordinate y S benötigen wir noch den Flächeninhalt der Trapezfläche. Berechnung des Flächeninhaltes A ð2 ð3 ðð 1 dA ¼ A ¼ 1 dy dx x¼2 ðAÞ y¼3 x 7 Innere Integration (nach der Variablen y) ð2 1 dy ¼ ½ y y¼3 x 7 2 y¼3 x 7 ¼ 2 3 x 7 ußere Integration (nach der Variablen x) ð3  2 A ¼ x¼2 3 x 7   dx ¼ 2x  3 2 x 14 3 ¼ 6 2 27 12 15 140  15 125 þ4þ ¼ 10  ¼ ¼ 14 14 14 14 14
1 Doppelintegrale 299 Berechnung der Schwerpunktkoordinaten yS 1  yS ¼ A ðð 1  y dA ¼ 125=14 ðAÞ ð2 ð3 x¼2 14  y dy dx ¼ 125 y¼3 x 7 ð2 ð3 y dy dx x¼2 y¼3 x 7 Innere Integration (nach der Variablen y)  ð2 y dy ¼ 1 2 y 2 2 y¼3 x 7 y¼3 x 7 1 ¼ 2 ½y  2 2 y¼3 x 7 1 ¼ 2   9 2 4 x 49 ußere Integration (nach der Variablen x) 14  yS ¼ 125 ð3 x¼2 1 2       9 2 7 3 3 3 7 81 24 dx ¼ ¼ 4 x 4x  x 12  þ8 ¼ 49 125 49 125 49 49 2       7 105 7 7  15 7 15 7 140  15 7 125 20  ¼ 20  20  ¼  ¼ ¼  ¼ 1 ¼ 125 49 125 125 7 125 7 7 7 125 7 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 1Þ 1 2 Bestimmen Sie Flächeninhalt A und Flächenschwerpunkt S der von den Kurven y ¼ x und 4 8 eingeschlossenen Fläche. y ¼ x2 þ 4 F12 Wir berechnen zunächst die benötigten Kurvenschnittpunkte: 1 2 8 x ¼ 4 x2 þ 4 x 2 ðx 2 þ 4Þ ¼ x 4 þ 4 x 2 ¼ 32 ) ) x 4 þ 4 x 2  32 ¼ 0 Diese biquadratische Gleichung wird durch die Substitution u ¼ x 2 in eine quadratische Gleichung übergeführt: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u 2 þ 4 u  32 ¼ 0 ) u 1=2 ¼  2  4 þ 32 ¼  2  6 ) u 1 ¼ 4 ; u 2 ¼  8 Rücksubstitution (u 2 ¼  8 scheidet als negativer Wert aus): x2 ¼ u1 ¼ 4 ) x 1=2 ¼  2 Bild F-10 zeigt das von beiden Kurven eingeschlossene Flächenstück (spiegelsymmetrisch zur y-Achse), aus dem wir die folgenden Integrationsgrenzen entnehmen (Beschränkung auf den 1. Quadranten ) Faktor 2 in den Integralen): 1 2 8 x bis y ¼ 2 4 x þ4 y-Integration : von y ¼ x-Integration : von x ¼ 0 bis x ¼ 2 y 2 Berechnung des Flächeninhaltes A ðð A ¼ ð2 y= 1x2 4 –2 y ¼ x 2 =4 (Flächenelement d A ¼ d y d xÞ –1 Bild F-10 Innere Integration (nach der Variablen y) 8=ðx 2 þ 4Þ 1 dy ¼ y ¼ x 2 =4 A/2 1 dy dx x¼0 ð 1 8 x2+4 ð dA ¼ 2  ðAÞ A/2 8=ðx 2 þ 4Þ y= 8=ðx 2 þ 4Þ ½ y y¼x 2 =4 ¼ x2 8 1 2 1 1 2 x ¼ 8 x   2 4 4 x þ4 þ4 1 2 x
300 F Mehrfachintegrale ußere Integration (nach der Variablen x) ð2  1 1 2  x 4 x2 þ 4 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 8 A ¼ 2 x¼0   1 dx ¼ 2 8  arctan 2 x 2  1 3 x 12 2 ¼ 0 Integral 29 mit a ¼ 2  ¼ 2 4  arctan x 2  1 3 x 12     2 2 ¼ 2 4  arctan 1   4  arctan 0 þ 0 ¼ 2 p  ¼ 4,9499 3 3 |fflfflffl{zfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} 0 p=4 0 2 Berechnung der Schwerpunktkoordinaten xS und yS xS ¼ 0 yS ¼ (wegen der Spiegelsymmetrie der Fläche zur y-Achse) 1  A ðð y dA ¼ 1 2 4,9499 ðAÞ 8=ðx 2 þ 4Þ ð ð2 8=ðx 2 þ 4Þ ð ð2 y d y d x ¼ 0,4040  x¼0 y dy dx x¼0 y ¼ x 2 =4 y ¼ x 2 =4 Innere Integration (nach der Variablen y) 8=ðx 2 þ 4Þ  ð y dy ¼ 1 2 y 2  8=ðx 2 þ 4Þ y ¼ x 2 =4 y ¼ x 2 =4 1 ¼ 2 ½ 8=ðx 2 þ 4Þ y 2 y ¼ x 2 =4  1 ¼ 2 64 1 4  x 2 16 2 ðx þ 4Þ ! ußere Integration (nach der Variablen x) 1  y S ¼ 0,4040  2 ð2 x¼0 64 1 4 x  2 16 ðx 2 þ 4Þ ! ð2 1 d x ¼ 0,2020  x¼0 1 4 x 64   2 16 ðx 2 þ 4Þ |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} ! dx ¼ Integral 30 mit a ¼ 2 " ¼ 0,2020 64 1 þ  arctan 28 2  4 ðx 2 þ 4Þ  x 8x ¼ 0,2020 þ 4  arctan 2 x þ4 ¼ 0,2020 x 2 1 5  x 80 x 2 ! 1 1 5   x 16 5 #2 ¼ 0 2 ¼ 0     32 2 2 þ 4  arctan 1   0  4  arctan 0 þ 0 ¼ 0,2020 2 þ p  ¼ 0,9578 80 5 |fflfflffl{zfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} p=4 0 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 0,9578Þ Berechnen Sie den Flächeninhalt A und den Schwerpunkt S y des in Bild F-11 skizzierten (grau unterlegten) Kreissegments. 5 3 F13 ? Bild F-11 Kreissegment y=3 5 ? x
1 Doppelintegrale 301 Wir berechnen zunächst die Schnittpunkte des Kreises x 2 þ y 2 ¼ 25 mit der Geraden y ¼ 3 (Parallele zur x-Achse): x 2 þ y 2 ¼ x 2 þ 3 2 ¼ x 2 þ 9 ¼ 25 ) x 2 ¼ 16 ) x 1=2 ¼  4 Schnittpunkte: (4; 3) und ( 4; 3) Wegen der Spiegelsymmetrie des Flächenstücks zur y-Achse beschränken wir uns bei den Integrationen auf den 1. Quadranten ( ) Faktor 2 vor den Integralen). Die Integrationsgrenzen sind somit: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y-Integration : von y ¼ 3 bis y ¼ 25  x 2 von x ¼ 0 bis x ¼ 4 x-Integration : Berechnung des Flächeninhaltes A pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 25  x 2 ð ð4 ðð dA ¼ 2  1 dy dx A ¼ ðAÞ ðFlächenelement d A ¼ d y d xÞ y¼3 x¼0 Innere Integration (nach der Variablen y) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 25ð x 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 25  x 2 1 d y ¼ ½ y y¼3 ¼ 25  x 2  3 y¼3 ußere Integration (nach der Variablen x) ð4 ð A ¼ 2 x¼0  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 25  x 2  3Þ d x ¼ 2 2 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} x  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 25  x 2 þ 25  arcsin x 5 4 ¼  3x 0 Integral 141 mit a ¼ 5 3 2 1 7 61 ¼ 2 4 ð4  3 þ 25  arcsin 0,8 Þ  12  ð0 þ 25  arcsin 0Þ  0 5 ¼ 2 ð6 þ 11,5913  12Þ ¼ 11,1826 2 2 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 0,9273 (Bogenmaß) 0 Berechnung des Flächenschwerpunktes S = (xS ; yS) xS ¼ 0 yS ¼ 1  A (wegen der Spiegelsymmetrie der Fläche zur y-Achse) ðð y dA ¼ 1 2 11,1826 ðAÞ ð4 ð4 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 25  x 2 ð y d y d x ¼ 0,1788  x¼0 Innere Integration (nach der Variablen y) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 25  x 2   25  x 2 ð 1 2 1 y dy ¼ ¼ y 2 2 y¼3 y¼3 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 25  x 2 ð y¼3 x¼0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 25  x 2 ½ y2 y¼3 y dy dx ¼ y¼3 1 1 ð25  x 2  9Þ ¼ ð16  x 2 Þ 2 2 ußere Integration (nach der Variablen x) y S ¼ 0,1788  1  2 ð4 x¼0     1 3 4 64 x  0 þ 0 ¼ 3,8144 ð16  x 2 Þ d x ¼ 0,0894 16 x  ¼ 0,0894 64  3 3 0 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 3,8144Þ
302 F Mehrfachintegrale F14 Wie groß sind die Flächenträgheitsmomente (Flächenmomente) I x , I y und I p einer Fläche, die durch die Parabel y ¼ 4  x 2 und die x-Achse begrenzt wird? Nullstellen der Parabel: y ¼ 0 4  x2 ¼ 0 ) ) x2 ¼ 4 ) x 1=2 ¼  2 Die Integrationsgrenzen entnehmen wir aus Bild F-12: y-Integration : von y ¼ 0 bis y ¼ 4  x 2 y x-Integration : von x ¼  2 bis x ¼ 2 4 Berechnung des Flächenträgheitsmomentes I x 3 Unter Beachtung der Spiegelsymmetrie gilt ðd A ¼ d y d xÞ: 2 ðð Ix ¼ ð2 4 ðx 2 1 y dA ¼ 2  2 2 y dy dx –2 x¼0 y¼0 ðAÞ y=4–x2 –1 1 2 x Bild F-12 Innere Integration (nach der Variablen y)  4 ðx 2 y dy ¼ 2 y¼0 1 3 y 3 4x2 ¼ y¼0 1 3 4x2 ½ y3 y¼0 ¼ 1 1 ½ ð4  x 2 Þ 3  0  ¼ ð64  48 x 2 þ 12 x 4  x 6 Þ 3 3 (Binomische Formel: ða  bÞ 3 ¼ a 3  3 a 2 b þ 3 a b 2  b 3 mit a ¼ 4, b ¼ x 2 ) ußere Integration (nach der Variablen x) 1  Ix ¼ 2  3 2 ¼ 3  ð2 2 ð64  48 x þ 12 x  x Þ d x ¼ 3 2 x¼0 4 6  12 5 1 7 64 x  16 x þ x  x 5 7 2 ¼ 3 0    384 128 2 384 128 2 2048 128  128 þ  0000 ¼  ¼  ¼ 39,01 5 7 3 5 7 3 35 Berechnung des Flächenträgheitsmomentes I y ðð Iy ¼ ð2 4 ðx 2 x dA ¼ 2  2 x2 d y d x x¼0 y¼0 ðAÞ Innere Integration (nach der Variablen y) 4 ðx 2 4 ðx 2 x2 d y ¼ x2  y¼0 4x2 1 d y ¼ x 2 ½ y  y ¼ 0 ¼ x 2 ð4  x 2  0Þ ¼ 4 x 2  x 4 y¼0 ußere Integration (nach der Variablen x)  ð2 Iy ¼ 2  ð4 x  x Þ d x ¼ 2 2 x¼0 4 4 3 1 5 x  x 3 5 Berechnung des Flächenträgheitsmomentes I p I p ¼ I x þ I y ¼ 39,01 þ 8,53 ¼ 47,54 2   32 32 160  96 128 ¼2  00 ¼ 2 ¼ ¼ 8,53 3 5 15 15 0
1 Doppelintegrale 303 Welchen Wert besitzt das axiale Flächenmoment I y y der in Bild F-13 skizzierten Fläche (grau unterlegt)? 1 y = cos x y = 0,5 F15 0,5 Bild F-13 –π/2 ? ? π/2 x Wir berechnen zunächst die für die Integration benötigten Schnittstellen der beiden Randkurven: cos x ¼ 0,5 ) x ¼ arccos 0,5 ¼ p =3 ð1. Schnittstelle im Intervall x > 0Þ Wegen der Spiegelsymmetrie zur y-Achse liegen die beiden Schnittpunkte bei x 1=2 ¼  p=3. Die Integrationsgrenzen entnehmen wir Bild F-13: y-Integration : von y ¼ 0,5 bis y ¼ cos x x-Integration : von x ¼  p=3 bis x ¼ p=3 Unter Beachtung der Spiegelsymmetrie zur y-Achse gilt dann (Flächenelement d A ¼ d y d x): ðð ð p=3 Iy ¼ cos ðx x dA ¼ ð p=3 2 x ¼  p=3 y ¼ 0,5 ðAÞ cos ðx x dy dx ¼ 2  2 x2 d y d x x ¼ 0 y ¼ 0,5 Innere Integration (nach der Variablen y) cos ðx cos ðx x dy ¼ x  2 2 y ¼ 0,5 1 d y ¼ x 2 ½ y  y ¼ 0,5 ¼ x 2 ðcos x  0,5Þ ¼ x 2  cos x  0,5 x 2 cos x y ¼ 0,5 ußere Integration (nach der Variablen x) ð p=3 Iy ¼ 2  x¼0   1 3 p=3 ðx 2  cos x  0,5 x 2Þ d x ¼ 2 2 x  cos x þ ðx 2  2Þ  sin x  ¼ x 6 0 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} Integral 233 mit a ¼ 1  ¼ 2 2 p  cos 3 p 3  2  p þ  2  sin 9 p 3 1 p3   000 6 27  ¼ ¼ 2 ð1,0472  0,7823  0,1914Þ ¼ 0,147 Flächenmoment: I y ¼ 0;147 Bild F-14 zeigt den halbkreisförmigen „Boden“ eines Zylinders, dessen „Deckel“ oberhalb der x; y-Ebene F16 liegt und Teil der Fläche z ¼ x y ist (z-Achse senkrecht y 1 zur Papierebene nach oben gerichtet). Berechnen Sie das 1 Zylindervolumen V mit Hilfe eines Doppelintegrals. Bild F-14 1 2 x
304 F Mehrfachintegrale Wir bestimmen zunächst die Gleichung des skizzierten Halbkreises (Mittelpunkt M ¼ ð1; 0Þ, Radius R ¼ 1): qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ðx  1Þ 2 þ y 2 ¼ 1 ) y 2 ¼ 1  ðx  1Þ 2 ) y ¼ þ 1  ðx  1Þ 2 Integrationsbereich in kartesischen Koordinaten (aus Bild F-14 entnommen): qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y-Integration : von y ¼ 0 bis y ¼ 1  ðx  1Þ 2 von x ¼ 0 bis x ¼ 2 x-Integration : Das Doppelintegral für das Volumen V lautet damit (Flächenelement d A ¼ d y d x): pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ðð ðð V ¼ z dA ¼ ðAÞ 1  ðx  1Þ 2 ð ð2 xy dA ¼ xy dy dx x¼0 ðAÞ y¼0 Die Berechnung erfolgt durch zwei nacheinander durchzuführende gewöhnliche Integrationen. Innere Integration (nach der Variablen y) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1  ðx  1Þ 2 1  ðx  1Þ 2 ð  ð xy dy ¼ x  y¼0 y dy ¼ x y¼0 ¼ 1 2 y 2  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  1  ðx  1Þ 2 ¼ x y¼0 1 2  1  ðx  1Þ 2 0 ¼  1 1 1 1 x 1  ðx  1Þ 2 ¼ x ð1  x 2 þ 2 x  1Þ ¼ x ð2 x  x 2 Þ ¼ ð2 x 2  x 3 Þ 2 2 2 2 ußere Integration (nach der Variablen x) 1  V ¼ 2 ð2 x¼0 1 ð2 x 2  x 3 Þ d x ¼ 2  2 3 1 4 x  x 3 4 0 1 1 @ 16 1 4 2  4  0  0A ¼  ¼ ¼ 2 3 2 3 3 0 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 4/3 2 Volumen: V ¼ 2=3 1.2 Doppelintegrale in Polarkoordinaten Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.3.1.2.2 und 3.1.3 Formelsammlung: Kapitel IX.3.1.3 und 3.1.4 ðð I ¼ F17 y ð1 þ x þ yÞ d A ¼ ? ðAÞ Integrationsbereich ðAÞ: Einheitskreis nach Bild F-15 1 Bild F-15 x
1 Doppelintegrale 305 Unter Verwendung von Polarkoordinaten transformiert sich der Integrand wie folgt (Transformationsgleichungen: x ¼ r  cos j und y ¼ r  sin j): z ¼ f ðx; yÞ ¼ 1 þ x þ y ¼ 1 þ r  cos j þ r  sin j Das Flächenelement d A lautet in Polarkoordinaten d A ¼ r d r d j, die Integrationsgrenzen sind (siehe Bild F-15): r-Integration : von r ¼ 0 bis r ¼ 1 j-Integration : von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p Damit gilt: ðð I ¼ 2ðp ð1 ð1 þ x þ yÞ d A ¼ ð1 þ r  cos j þ r  sin jÞ r d r d j ¼ j¼0 r¼0 ðAÞ 2ðp ð1 ¼ ðr þ r 2  cos j þ r 2  sin jÞ d r d j j¼0 r¼0 Wir integrieren zunächst nach r, dann nach j. Innere Integration (nach der Variablen r)  ð1 ðr þ r 2  cos j þ r 2  sin jÞ d r ¼ r¼0 ¼ 1 2 1 3 1 3 r þ r  cos j þ r  sin j 2 3 3 1 ¼ r¼0 1 1 1 1 1 1 þ  cos j þ  sin j  0  0  0 ¼ þ  cos j þ  sin j 2 3 3 2 3 3 ußere Integration (nach der Variablen j)  2ðp I ¼ j¼0 ¼ p þ   2 p 1 1 1 1 1 1 þ  cos j þ  sin j d j ¼ jþ  sin j   cos j ¼ 2 3 3 2 3 3 0 1 1 1 1 1 1  sin ð2 pÞ   cos ð2 pÞ  0   sin 0 þ  cos 0 ¼ p  þ ¼ p 3 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 3 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 3 |ffl{zffl} 3 |ffl{zffl} 3 3 0 1 0 1 Ergebnis: I ¼ p ðð I ¼ ð3  qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x 2 þ y 2 þ 4Þ d A ¼ ? y ðAÞ 3 F18 Integrationsbereich ðAÞ: Kreisring nach Bild F-16 1 Bild F-16 x
306 F Mehrfachintegrale Die Transformationsgleichungen für den bergang von kartesischen Koordinaten zu Polarkoordinaten lauten: x ¼ r  cos j ; y ¼ r  sin j ; dA ¼ r dr dj Die Integrationsgrenzen des kreisringförmigen Integrationsbereiches sind (siehe Bild F-16): r-Integration: von r ¼ 1 bis r ¼ 3 j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p Unter Berücksichtigung von x 2 þ y 2 ¼ r 2  cos 2 j þ r 2  sin 2 j ¼ r 2 ðcos 2 j þ sin 2 jÞ ¼ r 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 transformiert sich der Integrand des Doppelintegrals wie folgt: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi z ¼ f ðx; yÞ ¼ 3  x 2 þ y 2 þ 4 ¼ 3  r 2 þ 4 ¼ 3 r þ 4 Das Doppelintegral I lautet damit in Polarkoordinaten: ðð I ¼ 2ðp qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 2 ð3  x þ y þ 4Þ d A ¼ ð3 2ðp ð3 r þ 4Þ r d r d j ¼ j¼0 r¼1 ðAÞ ð3 ð3 r 2 þ 4 rÞ d r d j j¼0 r¼1 Die Auswertung erfolgt in der üblichen Weise (erst nach r, dann nach j integrieren). Innere Integration (nach der Variablen r) ð3 ð3 r 2 þ 4 rÞ d r ¼ ½ r 3 þ 2 r 2  r ¼ 1 ¼ 27 þ 18  1  2 ¼ 42 3 r¼1 ußere Integration (nach der Variablen j) 2ðp 2ðp I ¼ 42 d j ¼ 42  j¼0 1 d j ¼ 42 ½ j  0 2p ¼ 42 ð2 p  0Þ ¼ 84 p 0 Ergebnis: I ¼ 84 p Hinweis: Das Doppelintegral lässt sich auch als Produkt zweier gewöhnlicher Integrale darstellen: 2ðp ð3 I ¼ 1dj  j¼0 2p 3 3 r 2 þ 4 r d r ¼ ½ j  0  ½ r 3 þ 2 r 2  1 ¼ ð2 p  0Þ ð27 þ 18  1  2Þ ¼ 84 p r¼1 Eine kreisförmig gebogene Leiterschleife vom Radius R wird senkrecht von einem Magnetfeld durchflutet, dessen magnetische Flussdichte B nach der Gleichung F19 B ðrÞ ¼ B0 1 þ r2 ; r  0 ðB 0 > 0 : KonstanteÞ in radialer Richtung nach außen abnimmt. Bestimmen Sie den magnetischen Fluss F ¼ durch die Leiterschleife. ðð B dA ðAÞ
1 Doppelintegrale 307 Wir verwenden wegen der Kreissymmetrie Polarkoordinaten. Aus Bild F-17 entnehmen wir die Integrationsgrenzen: r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ R j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p y Leiterschleife R Bild F-17 x Damit gilt (Flächenelement d A ¼ r d r d j): ðR 2ðp ðð B d A ¼ B0  F ¼ j¼0 r¼0 ðAÞ 1  r d r d j ¼ B0  1 þ r2 2ðp ðR j¼0 r¼0 r dr dj 1 þ r2 Wir integrieren zunächst in radialer Richtung, dann in der Winkelrichtung: Innere Integration (nach der Variablen r) ðR r¼0 r dr ¼ 1 þ r2  1  ln ð1 þ r 2 Þ 2 R ¼ r¼0 1 1 1  ln ð1 þ R 2 Þ   ln 1 ¼  ln ð1 þ R 2 Þ 2 2 |{z} 2 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 32 mit a ¼ 1 ußere Integration (nach der Variablen j) 1 F ¼ B0   ln ð1 þ R 2 Þ  2 ¼ 2ðp 1 dj ¼ j¼0 2p 1 B 0  ln ð1 þ R 2 Þ  ½ j  0 ¼ 2 1 B 0  ½ ln ð1 þ R 2 Þ   ð2 p  0Þ ¼ B 0 p  ln ð1 þ R 2 Þ 2 Magnetischer Fluss durch die Schleife: F ¼ B 0 p  ln ð1 þ R 2 Þ Hinweis: Das Doppelintegral lässt sich auch als Produkt zweier gewöhnlicher Integrale darstellen: 2ðp F ¼ B0  ðR 1dj  j¼0 r¼0 ¼ B 0 ð2 p  0Þ  1 2 r d r ¼ B0  1 þ r2 ½ ln ½ j 0 2p   1  ln 1 þ r 2 2 R ¼ 0 1 1 þ R 2  ln 1  ¼ B 0  2 p   ln 1 þ R 2 Þ ¼ B 0 p  ln 1 þ R 2 Þ |{z} 2 0 Der in Bild F-18 skizzierte elektrische Leiter besitzt einen kreisringförmigen Querschnitt mit dem Innenradius a und dem Außenradius 2 a. Er wird in seiner Längsrichtung von einem Strom mit der Stromdichte S ðrÞ ¼ S 0  F20 e r ; r y a  r  2a durchflossen ðS 0 > 0 : KonstanteÞ. Berechnen Sie die Stromstärke I durch das Doppelintegral 2a ðð S ðrÞ d A I ¼ ðAÞ Leiterquerschnitt a x Bild F-18
308 F Mehrfachintegrale Wir verwenden Polarkoordinaten. Der Integrationsbereich (Kreisring nach Bild F-18), wird dabei durch die Ungleichungen a  r  2 a und 0  j  2 p beschrieben. Damit erhalten wir für die Stromstärke I das folgende Doppelintegral (Flächenelement d A ¼ r d r d j): 2ðp ðð 2ða S ðrÞ d A ¼ S 0  I ¼ j¼0 r¼a ðAÞ e r  r dr dj ¼ S0  r 2ða 2ðp e r d r d j j¼0 r¼a Wir integrieren zunächst nach r, dann nach j: Innere Integration (nach der Variablen r) 2ða e r d r ¼ ½  e r r¼a ¼  e2a þ e a ¼ e a  e 2a 2a r¼a ußere Integration (nach der Variablen j) I ¼ S 0 ðe a e 2a 2ðp Þ 1 d j ¼ S 0 ðe  a  e  2 a Þ  ½ j  0 2p ¼ S 0 ðe  a  e  2 a Þ ð2 p  0Þ ¼ j¼0 ¼ 2 p S 0 ðe  a  e  2 a Þ Stromstärke: I ¼ 2 p S 0 ðe  a  e  2 a Þ Hinweis: Das Doppelintegral lässt sich auch als Produkt zweier gewöhnlicher Integrale darstellen: 2ðp I ¼ S0  2ða 1dj  e r d r ¼ S 0 ½ j  0  ½  e  r  a ¼ S 0 ð2 p  0Þ  e 2 a þ e a ¼ 2p 2a r¼a j¼0 ¼ 2 p S 0 e a  e  2 a Die Randkurve der in Bild F-19 skizzierten Fläche y r = 2 (cos f + sin f) wird durch die Gleichung 2 r ¼ 2 ðcos j þ sin jÞ , 0  j  p=2 F21 beschrieben (r; j: Polarkoordinaten). 1 A Wie groß ist der Flächeninhalt A? Bild F-19 1 Wir verwenden Polarkoordinaten. Die Integrationsgrenzen lauten dann: r-Integration: r ¼ 0 bis r ¼ 2 ðcos j þ sin jÞ j-Integration: j ¼ 0 bis j ¼ p=2 Doppelintegral für den Flächeninhalt A p=2 2 ðcos j þ sin jÞ ðð A ¼ ð ð dA ¼ ðAÞ r dr dj j¼0 r¼0 ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ : 2 x
1 Doppelintegrale 309 Innere Integration (nach der Variablen r) 2 ðcos j þ sin jÞ  ð r dr ¼ r¼0 1 2 r 2  2 ðcos j þ sin jÞ ¼ r¼0 1  4 ðcos j þ sin jÞ 2  0 ¼ 2 ðcos j þ sin jÞ 2 ¼ 2 ¼ 2 ðcos 2 j þ 2  sin j  cos j þ sin 2 jÞ ¼ 2 ½ ðcos 2 j þ sin 2 jÞ þ 2  sin j  cos j  ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 sin ð2 jÞ ¼ 2 ð1 þ sin ð2 jÞÞ (unter Verwendung der trigonometrischen Beziehungen cos 2 j þ sin 2 j ¼ 1 und sin ð2 jÞ ¼ 2  sin j  cos j) ußere Integration (nach der Variablen j) ð p=2 A ¼ 2 j¼0  ¼ 2     cos ð2 jÞ p=2 p cos p cos 0 ð1 þ sin ð2 jÞÞ d j ¼ 2 j  ¼ 2  0þ ¼ 2 2 2 2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 0 |ffl{zffl} |ffl{zffl} Integral 204 mit a ¼ 2 p 1 1 þ þ 2 2 2  ¼ 2 p þ1 2  1=2 1=2 ¼ p þ2 Flächeninhalt: A ¼ p þ 2 ¼ 5,1416 F22 Berechnen Sie den Flächeninhalt A des im 1. Quadranten gelegenen Flächenstücks, das durch die Kurve r ¼ 1 þ sin 2 j und den Einheitskreis berandet wird (r; j: Polarkoordinaten). Es handelt sich um das in Bild F-20 skizzierte Flächenstück. Randkurven y Untere Berandung: r ¼ 1 (Einheitskreis) A Der Integrationsbereich lautet in Polarkoordinaten: r-Integration: von r ¼ 1 bis 1 þ sin 2 j j-Integration: von j ¼ 0 bis p=2 1 r=1 Bild F-20 1 Doppelintegral für den Flächeninhalt A p=2 1 þ sin 2 j ðð A ¼ ð ð j¼0 r¼1 dA ¼ ðAÞ r dr dj ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ Innere Integration (nach der Variablen r)  2 1 þ sin ð j r dr ¼ r¼1 ¼ 1 2 r 2  1 þ sin 2 j ¼ r¼1 r = 1 + sin 2 f 2 Obere Berandung: r ¼ 1 þ sin 2 j 1 2 1 þ sin 2 j ½ r2 r¼1 ¼ 1 ½ ð1 þ sin 2 jÞ 2  1  ¼ 2 1 1 ð1 þ 2  sin 2 j þ sin 4 j  1Þ ¼ ð2  sin 2 j þ sin 4 jÞ 2 2 x
310 F Mehrfachintegrale ußere Integration (nach der Variablen j) 1  A ¼ 2 1 ¼ 2 1 ¼ 2 p=2 ð ð2  sin 2 j þ sin 4 jÞ d j ¼ " " Integral 207 mit n ¼ 4 ; a ¼ 1 und nochmals Integral 205 mit a ¼ 1 Integral 205 mit a ¼ 1 j¼0      p=2 j sin ð2 jÞ sin 3 j  cos j 3 j sin ð2 jÞ 2   þ  ¼ 2 4 4 4 2 4 0  1 1 3 3 j  sin ð2 jÞ   sin 3 j  cos j þ j  sin ð2 jÞ 2 4 8 16  p=2 ¼ 0      p=2 3 1 3 1 3 jþ j  þ  sin ð2 jÞ   sin j  cos j ¼ 8 2 16 4 0 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} ð11=8Þ j 11=16   p=2 1 11 11 1 ¼ ¼ j  sin ð2 jÞ   sin 3 j  cos j 2 8 16 4 0 1 ¼ 2   11 11 1 11 1 3 3 p   sin p   sin ðp=2Þ  cos ðp=2Þ  0 þ  sin 0 þ  sin 0  cos 0 ¼ 16 16 |ffl{zffl} 4 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 16 |{z} 4 |fflffl{zfflffl} |ffl{zffl} 0 1 0 0 0 1     1 11 11 1 11 1 1 11 11 ¼ p  0 100þ 0þ 01 ¼ p ¼ p 2 16 16 4 16 4 2 16 32 1 ¼ 2 Flächeninhalt: A ¼ 11 p ¼ 1,0799 32 1,08 Bestimmen Sie den Flächenschwerpunkt S des in Bild F-21 skizzierten Kreisringausschnitts: F23 Innenradius: r1 ¼ 2 Außenradius: r2 ¼ 6 Winkelbereich: 0  j  p y 6 2 Bild F-21 –6 –2 2 Der Integrationsbereich für die Berechnung des Flächenschwerpunktes S ¼ ðx S ; y S Þ lautet: r-Integration: von r ¼ 2 bis r ¼ 6 j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ p Der benötigte Flächeninhalt A lässt sich elementar berechnen (als Differenz zweier Halbkreisflächen): A ¼ 1 1 1 ðp r 22  p r 12 Þ ¼ p ðr 22  r 21 Þ ¼ p ð36  4Þ ¼ 16 p ¼ 50,2655 2 2 2 6 x
1 Doppelintegrale 311 Wegen der Spiegelsymmetrie der Fläche zur y-Achse liegt der Schwerpunkt auf der y-Achse. Somit ist x S ¼ 0. Die Ordinate y S berechnen wir mit dem folgenden Doppelintegral: 1 yS ¼  A ðð 1  y dA ¼ 16 p ðAÞ ð6 ðp j¼0 r¼2 1  r  sin j  r d r d j ¼ 16 p ð6 ðp r 2  sin j d r d j j¼0 r¼2 (Transformationsgleichungen: y ¼ r  sin j , Flächenelement d A ¼ r d r d j) Innere Integration (nach der Variablen r) ð6  ð6 r 2  sin j d r ¼ sin j  r¼2 r 2 d r ¼ sin j r¼2 1 3 r 3 6 ¼ r¼2 1 208  sin j  ð216  8Þ ¼  sin j 3 3 ußere Integration (nach der Variablen j) 1 208 yS ¼   16 p 3 ðp sin j d j ¼ j¼0 p 208 13  16 13 26 ð cos p þ cos 0 Þ ¼ ½  cos j  0 ¼ ð1 þ 1Þ ¼ 16  3 p 3 p 3 p 16  3 p |ffl{zffl} |ffl{zffl} 1 1 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 26=3 pÞ ¼ ð0; 2,7587Þ Hinweis: Das Doppelintegral lässt sich auch als Produkt zweier gewöhnlicher Integrale darstellen: 1  yS ¼ 16 p ¼ ðp ð6 sin j d j  j¼0 r2 d r ¼ r¼2 p 1 ½  cos j  0  16 p  1 3 r 3 6 ¼ 2 1 1 1 1 2  13  16 26 ð cos p þ cos 0Þ  ð216  8Þ ¼ 2  208 ¼ ¼ 16 p 3 16 p 3 3p 16  3 p Gegeben ist die Kurve r ¼ e 0;2 j ; 0  j  p=2 (dargestellt in Polarkoordinaten). F24 a) Welche Fläche A bildet die Kurve mit der positiven x- und y-Achse? b) Welchen Wert muss die Steigung der Geraden y ¼ m x haben, damit diese die unter a) genannte Fläche halbiert? a) Der Verlauf der Kurve ist in Bild F-22 dargestellt. Für die Berechnung des Flächeninhaltes A benötigen wir noch die Integrationsgrenzen (in Polarkoordinaten ausgedrückt). Sie lauten: r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ e 0;2 j j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ p=2 Berechnung des Flächeninhaltes A p=2 e 0;2 j ðð ð ð dA ¼ A ¼ ðAÞ r dr dj j¼0 r¼0 (Flächenelement d A ¼ r d r d jÞ Bild F-22
312 F Mehrfachintegrale Innere Integration (nach der Variablen r) e 0;2 j  ð 1 2 r 2 r dr ¼ r¼0  e 0;2 j 1 1  ðe 0;2 j Þ 2  0 ¼  e 0;4 j 2 2 ¼ r¼0 ðRechenregel : ðe a Þ n ¼ e n a Þ ußere Integration (nach der Variablen j) ð  p=2 1 A ¼  2 1 2 e 0;4 j d j ¼ j¼0 e 0;4 j 0;4  p=2 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} p=2 1 ½ e 0;4 j  0 ¼ 1;25 ðe 0;2 p  e 0 Þ ¼ 1;0931 2  0;4 |{z} 1 Integral 312 mit a ¼ 0,4 Flächeninhalt: A ¼ 1;0931 b) Ansatz für die gesuchte Gerade, die das Flächenstück vom Flächeninhalt A ¼ 1;0931 halbiert (in Polarkoordinaten): j ¼ const: ¼ a (siehe Bild F-22, dunkelgrau unterlegte Fläche). Das Doppelintegral für diese Fläche A* lautet dann: ðð A* ¼ ða e 0;2 j ð dA ¼ 1 A 2 r dr dj ¼ j¼0 r¼0 ðA*Þ (nderung gegenüber der Gesamtfläche A: Die Integration im Winkelbereich läuft jetzt von j ¼ 0 bis j ¼ a). Die Auswertung erfolgt wie im Teil a): Innere Integration (nach der Variablen r) e 0;2 j  ð 1 2 r 2 r dr ¼ r¼0 e 0;2 j ¼ r¼0 1  e 0;4 j 2 ðsiehe aÞÞ ußere Integration (nach der Variablen j) 1  A* ¼ 2 ða e 0;4 j j¼0 1 dj ¼ 2  e 0;4 j 0;4 a ¼ 0 a 1 ½ e 0;4 j  0 ¼ 1;25 ðe 0;4 a  e 0 Þ ¼ 1;25 ðe 0;4 a  1Þ 2  0;4 Der Steigungswinkel a der gesuchten Geraden wird aus der Bedingung 1 A* ¼ A 2 ) 1;25 ðe 0;4 a  1Þ ¼ 1  1;0931 2 wie folgt berechnet: e 0;4 a  1 ¼ 1;0931 ¼ 0;43724 2  1;25 ) e 0;4 a ¼ 1;43724 Beide Seiten werden logarithmiert (Rechenregel: ln e n ¼ n): ln e 0;4 a ¼ ln 1;43724 ) 0;4 a  ln e ¼ 0;3627 |{z} 1 ) 0;4 a ¼ 0;3627 ) a ¼ 0;9068 ðBogenmaßÞ Dieser Wert entspricht im Gradmaß einem Winkel von rund 51;96 . Ergebnis: Der Strahl unter dem Winkel von 51;96 teilt die Ausgangsfläche A in zwei gleiche Teile. Die Gleichung der Geraden lautet in kartesischen Koordinaten wie folgt: y ¼ m x ¼ ðtan aÞ  x ¼ ðtan 51;96 Þ  x ¼ 1;2781  x
1 Doppelintegrale 313 r ¼ 1 þ sin j ; 0  j  p Welchen Flächeninhalt A begrenzt die in Polarkoordinaten dargestellte Kurve mit der x-Achse? F25 Die zur y-Achse spiegelsymmetrische Kurve ist in Bild F-23 dargestellt. y Integrationsbereich (aus Bild F-23 entnommen): r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 1 þ sin j j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ p 2 r = 1 + sin f 1 A Berechnung des Flächeninhaltes A (Flächenelement d A ¼ r d r d j) ðð ðp A ¼ 1 þ sin j ð dA ¼ j¼0 ðAÞ –1 r dr dj 1 x Bild F-23 r¼0 Innere Integration (nach der Variablen r) 1 þ sin j  ð r dr ¼ r¼0 1 2 r 2  1 þ sin j ¼ r¼0 1 1 1 ð1 þ sin jÞ 2  0 ¼ ð1 þ sin jÞ 2 ¼ ð1 þ 2  sin j þ sin 2 jÞ 2 2 2 ußere Integration (nach der Variablen j) 1 A ¼  2 ¼ 1 2 j¼0 ð1 þ 2  sin j þ sin 2 jÞ d j ¼ |fflffl{zfflffl} Integral 205 mit a ¼ 1  j  2  cos j þ j sin ð2 jÞ  2 4  p ¼ 0 1 2  3 1 j  2  cos j   sin ð2 jÞ 2 4 3 1 1 p  2  cos p   sin ð2 pÞ  0 þ 2  cos 0 þ  sin 0 2 4 4 |ffl{zffl} |ffl{zffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |ffl{zffl} 1 0 1 0     1 3 1 3 3 ¼ p þ2þ2 ¼ p þ4 ¼ p þ 2 ¼ 4,3562 2 2 2 2 4 ¼ 1 2 ðp Flächeninhalt: A ¼ F26 r ¼ p ¼ 0  ¼ 3 p þ 2 ¼ 4,3562 4 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  cos j ; 0  j  2 p Berechnen Sie die von dieser Kurve eingeschlossene Fläche A (r und j sind Polarkoordinaten). Bild F-24 zeigt den Verlauf der geschlossenen und zur x-Achse symmetrischen Kurve. Wir beschränken uns daher bei der Integration auf das oberhalb der x-Achse gelegene Flächenstück (Faktor 2 vor dem Doppelintegral):
314 F Mehrfachintegrale Integrationsbereich: r-Integration: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi von r ¼ 0 bis r ¼ 2  cos j j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ p y r = 2 – cos f 1 A Bild F-24 Doppelintegral für den Flächeninhalt A ðð A ¼ ðp pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  cos j ð j¼0 r¼0 dA ¼ 2  ðAÞ –1 x 1 –1 r dr dj ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ Innere Integration (nach der Variablen r) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  cos j   2  cos j ð 1 2 1 1 r ð2  cos jÞ  0 ¼ ð2  cos jÞ r dr ¼ ¼ 2 2 2 r¼0 r¼0 ußere Integration (nach der Variablen j) 1  A ¼ 2  2 ðp j¼0 ð2  cos jÞ d j ¼ ½ 2 j  sin j  0 ¼ 2 p  sin p  0 þ sin 0 ¼ 2 p |ffl{zffl} |ffl{zffl} 0 0 p Flächeninhalt: A ¼ 2 p ¼ 6,2832 y Berechnen Sie das axiale Flächenträgheitsmoment I x der in Bild F-25 dargestellten Kreissektorfläche bezüglich der R Symmetrieachse. Welches Ergebnis erhält man für einen a a Vollkreis? F27 r=R x Bild F-25 R Die Integrationsgrenzen lauten (bei Beschränkung auf den 1. Quadrant wegen der Spiegelsymmetrie zur x-Achse): r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ R j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ a Doppelintegral für das Flächenträgheitsmoment I x ðð Ix ¼ ðR ða ða y dA ¼ 2  ðr  sin jÞ  r d r d j ¼ 2  j¼0 r¼0 ðAÞ ðR 2 2 r 3  sin 2 j d r d j j¼0 r¼0 (Transformationsgleichungen: y ¼ r  sin j , Flächenelement d A ¼ r d r d j) Innere Integration (nach der Variablen r) ðR r  sin j d r ¼ sin j  r¼0  ðR 3 2 r 3 d r ¼ sin 2 j  2 r¼0 1 4 r 4 R  ¼ sin 2 j r¼0  1 4 1 4 R 0 ¼ R  sin 2 j 4 4
1 Doppelintegrale 315 ußere Integration (nach der Variablen j) ða 1 4 Ix ¼ 2  R  4 1 4 sin j d j ¼ R 2 2 j¼0  j sin ð2 jÞ  2 4 a |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 4 ¼ R 2 0  a sin ð2 aÞ sin 0  0þ 2 4 4 |{z}  ¼ 0 Integral 205 mit a ¼ 1 1 4 R ¼ 2   a sin ð2 aÞ 1 4 2 a  sin ð2 aÞ 1 4  ¼ R  ¼ R ð2 a  sin ð2 aÞÞ 2 4 2 4 8 1 4 R ð2 a  sin ð2 aÞÞ 8 1 4 1 4 p 4 R ð2 p  sin ð2 pÞÞ ¼ R ð2 p  0Þ ¼ R Sonderfall: 2 a = 2 p (Vollkreis): I x ¼ 8 8 4 Flächenträgheitsmoment I x des Kreissektors: I x ¼ Hinweis: Das Doppelintegral lässt sich auch als Produkt zweier gewöhnlicher Integrale darstellen: ða Ix ¼ 2  sin j d j  j¼0  ¼ 2  ðR r3 d r ¼ 2 2 r¼0 j sin ð2 jÞ  2 4 a   1 4 R  ¼ r 4 0 0      a sin ð2 aÞ 1 4 a sin ð2 aÞ 1 4 1 4  0þ0  R 0 ¼ 2   R ¼ R ð2 a  sin ð2 aÞÞ 2 4 4 2 4 4 8 Der kreisförmige „Boden“ eines zylindrischen Körpers liegt in der x; y-Ebene und wird durch die 1 Ungleichung x 2 þ y 2  1 beschrieben. Der „Deckel“ ist Teil der Fläche z ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi . 4  x2  y2 Berechnen Sie (mittels Doppelintegral) das Zylindervolumen V. F28 Die Fläche ist rotationssymmetrisch zur z-Achse, der „Boden‘‘ des Zylinders kreisförmig. Wir verwenden daher zweckmäßigerweise Polarkoordinaten. Integrationsbereich (Bild F-26): 0  r  1; y 0  j  2p 1 Gleichung der Rotationsfläche in Polarkoordinaten (x ¼ r  cos j, y ¼ r  sin j ) x 2 þ y 2 ¼ r 2 ): x 1 1 1 z ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 4  x2  y2 4  ðx 2 þ y 2 Þ 4  r2 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} r2 Bild F-26 Doppelintegral für das Volumen V (in Polarkoordinaten) 2ðp ðð ð1 z dA ¼ V ¼ ðAÞ j¼0 r¼0 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  r d r d j ¼ 4  r2 ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ 2ðp ð1 j¼0 r¼0 r pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d r d j 4  r2
316 F Mehrfachintegrale Innere Integration (nach der Variablen r) ð1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi r 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d r ¼ ½  4  r  r ¼ 0 ¼  3 þ 4 ¼  3 þ 2 ¼ 2  3 4  r2 r¼0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 149 mit a ¼ 2 ußere Integration (nach der Variablen j) 2ðp pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 2p 3 Þ d j ¼ ð2  3 Þ ½ j  0 ¼ ð2  3 Þ ð2 p  0Þ ¼ 2 ð2  3 Þ p ð2  V ¼ j¼0 Volumen: V ¼ 2 ð2  pffiffiffi 3 Þ p ¼ 1,6836 Hinweis: Das Doppelintegral lässt sich auch als Produkt zweier gewöhnlicher Integrale darstellen: 2ðp ð1 1dj  V ¼ j¼0 r¼0 h pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi i 1 pffiffiffi pffiffiffi 2p r 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d r ¼ ½ j  0   4  r 0 ¼ ð2 p  0Þ ð 3 þ 2Þ ¼ 2 ð2  3 Þ p 4  r2 Die in Polarkoordinaten definierte Kurve r ¼ 2 F29 pffiffiffiffi j , 0  j  p bildet mit der x-Achse ein Flächenstück, dessen Flächeninhalt A und Flächenträgheitsmoment I p bestimmt werden sollen. Bild F-27 zeigt den Verlauf der Kurve im Intervall 0  j  p. Für die Berechnung von Flächeninhalt A und Flächenträgheitsmoment I p benötigen wir noch die Integrationsgrenzen. Sie lauten: pffiffiffiffi r-Integration: r ¼ 0 bis r ¼ 2 j y j-Integration: j ¼ 0 bis j ¼ p 3 r=2 f Berechnung des Flächeninhaltes A pffiffiffi 2 j ð ðð ðp A ¼ dA ¼ r dr dj ðAÞ j¼0 r¼0 Innere Integration (nach der Variablen r) pffiffiffi 2 j   pffiffiffi ð 1 2 2 j r r dr ¼ ¼ 2j  0 ¼ 2j 2 r¼0 r¼0 ußere Integration (nach der Variablen j) A ¼ A – 3,54 – 3 (Flächenelement d A ¼ r d r d j) ðp 2 2 j d j ¼ ½ j2 0 ¼ p2  0 ¼ p2 p j¼0 Flächeninhalt: A ¼ p 2 ¼ 9,8697 9,87 Bild F-27 –2 –1 1 1 x
1 Doppelintegrale 317 Berechnung des polaren Flächenträgheitsmomentes I p pffiffiffi 2 j ð ðð ðp Ip ¼ r2 d A ¼ r3 d r d j j¼0 r¼0 ðAÞ ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ Innere Integration (nach der Variablen r) pffiffiffi 2 j   pffiffiffi ð 1 4 2 j 3 r dr ¼ ¼ 4 j2  0 ¼ 4 j2 r 4 r¼0 r¼0 ußere Integration (nach der Variablen j)  ðp Ip ¼ 4  j dj ¼ 4 2 j¼0 Flächenträgheitsmoment: I p ¼ F30 1 3 j 3  p ¼ 4 0 4 3 p ¼ 41,3417 3  1 3 4 3 p 0 ¼ p 3 3 41,34 Wie groß ist das polare Flächenträgheitsmoment I p einer Fläche, die von der in Polarkoordinaten dargepffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi stellten Kurve r ¼ 1 þ sin j , 0  j  p und der x-Achse berandet wird? Das Flächenstück liegt spiegelsymmetrisch zur y-Achse (Bild F-28): Integrationsbereich (in Polarkoordinaten) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ sin j r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ p Doppelintegral für das polare Flächenträgheitsmoment I p ðð Ip ¼ ðp pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ sin j ð r dA ¼ 2 ðAÞ Bild F-28 r3 d r d j j¼0 r¼0 ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ Innere Integration (nach der Variablen r) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffi 1 þ sin j   pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð 1 þ sin j 1 4 1 1 3 r dr ¼ ¼ r ð1 þ sin jÞ 2  0 ¼ ð1 þ 2  sin j þ sin 2 jÞ 4 4 4 r¼0 r¼0
318 F Mehrfachintegrale ußere Integration (nach der Variablen j) 1  Ip ¼ 4 " 1 ¼ 4 ¼  1 4 ðp 1 ð1 þ 2  sin j þ sin j Þ d j ¼ 4 |fflffl{zfflffl} 2 j¼0  1 4 j sin ð2 jÞ j  2  cos j þ  2 4 p ¼ 0 Integral 205 mit a ¼ 1 j jþ 2 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} ! 1  2  cos j   sin ð2 jÞ 4 #p ¼ 1 4  3 1 j  2  cos j   sin ð2 jÞ 2 4 0 3 j 2 p ¼ 0  3 1 1 p  2  cos p   sin ð2 pÞ  0 þ 2  cos 0 þ  sin 0 ¼ 2 4 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 4 |ffl{zffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} 1 ¼  0 1 0    3 1 3 3 p þ2þ2 ¼ p þ4 ¼ p þ 1 ¼ 2,1781 2 4 2 8 Polares Flächenträgheitsmoment: I p ¼ 3 p þ 1 ¼ 2,1781 8 2,18 Welches polare Flächenträgheitsmoment I p liefert die von der Kurve  p=6  j  p=6 umschlossene Fläche (Bild F-29)? r ¼ 2 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi cos ð3 jÞ ; y r = 2 cos (3 f) 0,5 F31 0,25 Bild F-29 0,5 1 1,5 2 x – 0,25 – 0,5 Integrationsbereich (wir beschränken uns wegen der Spiegelsymmetrie zur x-Achse auf den 1. Quadranten): qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 2  cos ð3 jÞ j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ p=6 Doppelintegral für das polare Flächenträgheitsmoment I p pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p=6 2  cos ð3 jÞ ð ðð ð 2 Ip ¼ r dA ¼ 2  r3 d r d j ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ ðAÞ j¼0 r¼0 Innere Integration (nach der Variablen r) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  cos ð3 jÞ   2  cos ð3 jÞ ð 1 1 r4  16  cos 2 ð3 jÞ  0 ¼ 4  cos 2 ð3 jÞ r3 d r ¼ ¼ 4 4 r¼0 r¼0
1 Doppelintegrale 319 ußere Integration (nach der Variablen j)  ð p=6 Ip ¼ 2  4  cos ð3 jÞ d j ¼ 8 2 j¼0 j sin ð6 jÞ þ 2 12  p=6 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  p sin p sin 0 þ 0 ¼ 8 12 12 12 |ffl{zffl} |{z} 0 Integral 229 mit a ¼ 3 Polares Flächenträgheitsmoment: I p ¼ 2 p ¼ 2,0944 3  ¼ 8 p 2 p ¼ 12 3 0 2,09 Oberhalb des in Polarkoordinaten dargestellten Kreises r ¼ 2  sin j , 0  j  p der x; y-Ebene pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi liegt die Fläche z ¼ x 2 þ y 2 . Berechnen Sie das Volumen V des „Zylinders“, der von diesen F32 Flächen unten und oben begrenzt wird (die Mantellinien des Zylinders verlaufen parallel zur z-Achse). Der „Boden‘‘ entspricht der in Bild F-30 dargestellten Kreisfläche (Integrationsbereich). Die Integrationsgrenzen sind: r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 2  sin j j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ p y r = 2 · sin f 2 1 1 Die Fläche („Deckel‘‘ des Zylinders) besitzt in Polarkoordinaten die Bild F-30 folgende Gleichung (Transformationsgleichungen: x ¼ r  cos j ; y ¼ r  sin jÞ: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi z ¼ x 2 þ y 2 ¼ r 2  cos 2 j þ r 2  sin 2 j ¼ r 2 ðcos 2 j þ sin 2 jÞ ¼ r 2 ¼ r |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 x (unter Verwendung des „trigonometrischen Pythagoras“ sin 2 j þ cos 2 j ¼ 1Þ Doppelintegral für das Volumen V in Polarkoordinaten ðp ðð V ¼ 2  sin ð j z dA ¼ 2  sin ð j r  r dr dj ¼ j¼0 ðAÞ ðp r2 d r d j j¼0 r¼0 ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ r¼0 Innere Integration (nach der Variablen r)  2  sin ð j r2 d r ¼ r¼0 1 3 r 3  2  sin j ¼ r¼0 8 8  sin 3 j  0 ¼  sin 3 j 3 3 ußere Integration (nach der Variablen j) V ¼ 8  3 ðp sin 3 j d j ¼ j¼0 8 3   cos j þ cos 3 j 3 p ¼ 0 8 3   cos p þ cos 3 p cos 3 0 þ cos 0  3 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 206 mit a ¼ 1 8 ¼ 3     1 1 8 2 8 62 8 4 32 1 þ1 ¼ 2 ¼  ¼  ¼ 3 3 3 3 3 3 3 3 9 Volumen: V ¼ 32=9 ¼ 3,5556 3,56  ¼
320 F Mehrfachintegrale Bild F-31 zeigt den in der x; y-Ebene gelegenen kreisförmi- y gen „Boden“ eines Zylinders, dessen „Deckel“ Teil der Fläche z ¼ e x F33 2 þy2 ist. Die Mantellinien des Zylinders verlau- 1 Bild F-31 fen parallel zur z-Achse (senkrecht zur Papierebene nach x oben orientiert). Wie groß ist das Zylindervolumen V ? Lösen Sie das Integral mittels Substitution. Wir verwenden Polarkoordinaten (wegen der Kreis- bzw. Rotationssymmetrie). Der kreisförmige „Boden‘‘ liefert den Integrationsbereich (siehe Bild F-31): 0  r  1 ; 0  j  2 p . Die Rotationsfläche bildet den „Deckel‘‘ des zylindrischen Körpers, ihre Gleichung in Polarkoordinaten erhalten wir wie folgt (Transformationsgleichungen: x ¼ r  cos j ; y ¼ r  sin jÞ : x 2 þ y 2 ¼ r 2  cos 2 j þ r 2  sin 2 j ¼ r 2 ðcos 2 j þ sin 2 jÞ ¼ r 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 ) z ¼ ex 2 þ y2 ¼ er 2 (unter Verwendung des „trigonometrischen Pythagroas“ sin 2 j þ cos 2 j ¼ 1Þ. Damit gilt für das gesuchte Volumen: ðð ð1 2ðp V ¼ z dA ¼ 2 er  r dr dj ðFlächenelement d A ¼ r d r d jÞ j¼0 r¼0 ðAÞ Innere Integration (nach der Variablen r) Wir lösen das innere Integral mit Hilfe der folgenden Substitution: du ¼ 2r; dr u ¼ r2 ; ð1 e r2 ð1  r dr ¼ r¼0 dr ¼ du ; 2r Grenzen du 1  ¼ e  r  2r 2 ) u ¼ 0 oben : r ¼ 1 ) u ¼ 1 ð1 eu du ¼ u u¼0 unten : r ¼ 0 u¼0 1 2 ½ e u u¼0 1 ¼ 1 1 ðe 1  e 0 Þ ¼ ðe  1Þ 2 2 ußere Integration (nach der Variablen j) 1 ðe  1Þ  V ¼ 2 2ðp 1 dj ¼ j¼0 Volumen: V ¼ ðe  1Þ p ¼ 5,3981 2p 1 1 1 ðe  1Þ ½ j  0 ¼ ðe  1Þ ð2 p  0Þ ¼ ðe  1Þ  2 p ¼ ðe  1Þ p 2 2 2 5,40 Hinweis: Das Doppelintegral lässt sich auch als Produkt zweier gewöhnlicher Integrale darstellen: ð1 2ðp V ¼ 1dj  j¼0 r¼0 r  er d r ¼ ½ j 0  2 2p  1 2  er 2 1 ¼ ð2 p  0Þ  0 1 e 1  e 0 ¼ ðe  1Þ p 2
2 Dreifachintegrale 321 2 Dreifachintegrale In diesem Abschnitt finden Sie (fast) ausschließlich anwendungsorientierte Aufgaben zu folgenden Themen:    Volumen und Masse homogener „zylindrischer“ Körper Schwerpunkt eines homogenen Körpers Massenträgheitsmoment eines homogenen Körpers Verwendet werden sowohl kartesische Koordinaten (Abschnitt 2.1) als auch Zylinderkoordinaten (Abschnitt 2.2). 2.1 Dreifachintegrale in kartesischen Koordinaten Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.3.2.2.1 und 3.2.3 Formelsammlung: Kapitel IX.3.2.2 und 3.2.5 F34 ð ðp p=2 ð1 I ¼ cos ðx þ yÞ  e 3 z d z d y d x ¼ ? x¼0 y¼0 z¼0 Dieses Dreifachintegral wird durch drei nacheinander auszuführende gewöhnliche Integrationen gelöst. Wir integrieren in der vorgegebenen Reihenfolge z, y und x (wegen der konstanten Integrationsgrenzen darf hier sogar in beliebiger Reihenfolge integriert werden). 1. Integrationsschritt (Integration nach z) ð1  ð1 cos ðx þ yÞ  e 3 z d z ¼ cos ðx þ yÞ  z¼0 e 3 z d z ¼ cos ðx þ yÞ  z¼0 e 3z 3 1 ¼ z¼0 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} Integral 312 mit a ¼ 3 1 3 ¼ cos ðx þ yÞ  ½ e 3z z¼0 1 ¼ cos ðx þ yÞ  1 1 ðe 3  e 0 Þ ¼ ðe 3  1Þ  cos ðx þ yÞ 3 3 2. Integrationsschritt (Integration nach y) Dieser Integrationsschritt gelingt mit der folgenden Substitution: u ¼ x þ y; du ¼ 1; dy ð dy ¼ du; y¼0 ) oben : y ¼ p=2 u ¼ x ) u ¼ x þ p=2 x þ p=2 p=2 1 ðe 3  1Þ  3 unten : y ¼ 0 Grenzen 1 3 ðe  1Þ  cos ðx þ yÞ d y ¼ 3 ¼ ð cos u d u ¼ u¼x x þ p=2 1 ðe 3  1Þ ½ sin u  u ¼ x ¼ 3 1 1 ðe 3  1Þ ½ sin ðx þ p=2Þ  sin x  ¼ ðe 3  1Þ ðcos x  sin xÞ 3 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} cos x b p=2 gedreht ergibt den Kosinuszeiger) (sin ðx þ p=2Þ ¼ cos x : Sinuszeiger im Uhrzeigersinn um 90 ¼
322 F Mehrfachintegrale 3. Integrationsschritt (Integration nach x) 1 ðe 3  1Þ  I ¼ 3 ¼ ðp ðcos x  sin xÞ d x ¼ x¼0 p 1 ðe 3  1Þ ½ sin x þ cos x  0 ¼ 3 1 1 2 ðe 3  1Þ ðsin p þ cos p  sin 0  cos 0 Þ ¼ ðe 3  1Þ ð 2Þ ¼ ð1  e 3 Þ 3 3 3 |ffl{zffl} |fflffl{zfflffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} 0 1 0 1 Ergebnis: I ¼ 2 ð1  e 3 Þ ¼  12,7237 3 Welches Volumen V hat ein Zylinder mit der in Bild F-32 skizzierten „Bodenfläche“, der oberhalb der x, y-Ebene durch die Ebene z ¼ 5  x  y begrenzt wird? F35 y 2 y=2–x2 (z-Achse: senkrecht zur Papierebene nach oben gerichtet) 1 y=1 Bild F-32 –1 1 x Der „Boden‘‘ des Zylinders (grau unterlegte Fläche im Bild) ist Teil der x, y-Ebene z ¼ 0, der „Deckel‘‘ Teil der Ebene z ¼ 5  x  y. Der Integrationsbereich in der x, y-Ebene wird unten durch die Gerade y ¼ 1 und oben durch die Parabel y ¼ 2  x 2 berandet, wobei sich die x-Werte zwischen x ¼  1 und x ¼ 1 bewegen (Schnittstellen der beiden Kurven, berechnet aus der Gleichung 2  x 2 ¼ 1). Damit ergeben sich folgende Integrationsgrenzen: z-Integration: von z ¼ 0 bis z ¼ 5  x  y y-Integration: von y ¼ 1 bis y ¼ 2  x 2 x-Integration: von x ¼  1 bis x ¼ 1 Das Volumenintegral lautet dann: ððð V ¼ 2 ðx 2 5 ðx  y ð1 dV ¼ ðVÞ 1 dz dy dx x¼1 y¼1 ðVolumenelement d V ¼ d z d y d xÞ z¼0 Wir integrieren also in der Reihenfolge z, y und x. 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 5xy ð 5xy 1 d z ¼ ½ z z¼0 ¼ 5x y0 ¼ 5x y z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach y)  2 ðx 2 ð5  x  yÞ d y ¼ y¼1 5y  xy  1 2 y 2 2x2 ¼ y¼1 ¼ 5 ð2  x 2 Þ  x ð2  x 2 Þ  1 1 ð2  x 2 Þ 2  5 þ x þ ¼ 2 2
2 Dreifachintegrale 323 ¼ 10  5 x 2  2 x þ x 3  1 1 ð4  4 x 2 þ x 4 Þ  5 þ x þ ¼ 2 2 ¼ 10  5 x 2  2 x þ x 3  2 þ 2 x 2  ¼  1 4 1 x 5þx þ ¼ 2 2 1 4 7 x þ x3  3x2  x þ 2 2 3. Integrationsschritt (Integration nach x) ð1 V ¼ x¼1    1 1 4 7 1 5 1 4 1 2 7 x þ x3  3x2  x þ dx ¼  x þ x  x3  x þ x  ¼ 2 2 10 4 2 2 1 1 1 1 7 1 1 1 7 2 1 24  ¼  þ 1  þ  1þ þ 1þ31þ4 ¼  þ5 ¼ 10 4 2 2 10 4 2 2 10 5 5 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 3 4 ¼  Volumen: V ¼ 24=5 ¼ 4,8 Die Projektion eines „zylindrischen“ Körpers in die y x; y-Ebene führt auf den in Bild F-33 skizzierten 3 Bereich. Der „Boden“ des Zylinders liegt in der F36 Ebene z ¼ 1, der „Deckel“ ist Teil der Fläche 2 z ¼ x þ y þ 2. 2 1 Bestimmen Sie das Zylindervolumen V. Bild F-33 1 2 x Der trapezförmige „Boden‘‘ liegt in der zur x, y-Ebene parallelen Ebene z ¼ 1, der „Deckel‘‘ ist Teil der Fläche z ¼ x 2 þ y þ 2 . Der Integrationsbereich in der x, y-Ebene (siehe Bild F-33) wird in der y-Richtung von der x-Achse y ¼ 0 (unten) und der Geraden y ¼ x þ 1 (oben) begrenzt, seitlich durch die y-Achse x ¼ 0 und die dazu Parallele x ¼ 2 . Damit ergeben sich folgende Integrationsgrenzen für das Volumenintegral: z-Integration: von z ¼ 1 bis z ¼ x 2 þ y þ 2 y-Integration: von y ¼ 0 bis y ¼ x þ 1 x-Integration: von x ¼ 0 bis x ¼ 2 Das Volumenintegral lautet damit: ð2 ððð 2 xð þ 1 x þðy þ 2 dV ¼ V ¼ ðVÞ 1 dz dy dx x¼0 y¼0 ðVolumenelement d V ¼ d z d y d xÞ z¼1 Die Integration wird in der bekannten Weise schrittweise von innen nach außen durchgeführt: 1. Integrationsschritt (Integration nach z) x2 þyþ2 ð z¼1 x2 þyþ2 1 d z ¼ ½ z z¼1 ¼ x2 þ y þ 2  1 ¼ x2 þ y þ 1
324 F Mehrfachintegrale 2. Integrationsschritt (Integration nach y)  xð þ1 ðx 2 þ y þ 1Þ d y ¼ x2 y þ y¼0 1 2 y þy 2 ¼ x3 þ x2 þ xþ1 ¼ x 2 ðx þ 1Þ þ y¼0 1 ðx þ 1Þ 2 þ x þ 1  0  0  0 ¼ 2 1 2 1 3 2 3 x þx þ þ x þ 1 ¼ x3 þ x þ 2x þ 2 2 2 2 3. Integrationsschritt (Integration nach x)   2 ð2  3 2 3 1 4 1 3 3 3 2 dx ¼ x þ V ¼ x þ 2x þ x þ x þx þ x ¼ 2 2 4 2 2 0 x¼0 ¼ 4 þ 4 þ 4 þ 3  0  0  0  0 ¼ 15 Volumen: V ¼ 15 Die Ebene x þ y þ z ¼ 6 bzw. z ¼ 6  x  y bildet mit den drei Koordinatenebenen eine gleich- F37 seitige Pyramide. Bestimmen Sie das Volumen V und den Schwerpunkt S dieser Pyramide. Der „Boden‘‘ der in Bild F-34 skizzierten Pyramide ist Teil der x, y-Ebene z ¼ 0 , der „Deckel‘‘ liegt in der Ebene z ¼ 6  x  y . Die Bodenfläche (grau unterlegt) wird in der y-Richtung durch die x-Achse y ¼ 0 und die Gerade y ¼ 6  x begrenzt. Diese Gerade ist die Schnittlinie der Ebene z ¼ 6  x  y mit der x, y-Ebene z ¼ 0 (siehe Bild F-35): z ¼ 6x y ¼ 0 ) y ¼ 6x z y 6 „Deckel“ z=6–x–y 6 y = –x + 6 „Boden (A )“ y 6 „Boden (A )“ 6 Bild F-34 Bild F-35 6 x x Die x -Werte bewegen sich dabei zwischen x ¼ 0 und x ¼ 6 (Bild F-35). Damit liegen die Integrationsgrenzen für die Dreifachintegrale eindeutig fest: z-Integration: von z ¼ 0 bis z ¼ 6  x  y y-Integration: von y ¼ 0 bis y ¼ 6  x x-Integration: von x ¼ 0 bis x ¼ 6 Berechnung des Volumens V ððð V ¼ ð6 6ð  x 6 ðx  y dV ¼ ðVÞ 1 dz dy dx x¼0 y¼0 z¼0 ðVolumenelement d V ¼ d z d y d xÞ
2 Dreifachintegrale 325 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 6 ðx  y 6xy 1 d z ¼ ½ z z¼0 ¼ 6x y0 ¼ 6x y z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach y) 6ð x   1 2 6x 1 y ð6  xÞ 2  0 þ 0 þ 0 ¼ ð6  x  yÞ d y ¼ 6 y  x y  ¼ 6 ð6  xÞ  x ð6  xÞ  2 2 y¼0 y¼0 ¼ 36  6 x  6 x þ x 2  18 þ 6 x  1 2 1 2 x ¼ x  6 x þ 18 2 2 3. Integrationsschritt (Integration nach x)   6 ð6  1 2 1 3 x  6 x þ 18 d x ¼ x  3 x 2 þ 18 x ¼ 36  108 þ 108  0  0  0 ¼ 36 V ¼ 2 6 0 x¼0 Volumen: V ¼ 36 Berechnung des Schwerpunktes S = ( xS ; yS ; zS ) Da die Pyramide gleichseitig ist, gilt x S ¼ y S ¼ z S . Wir berechnen x S mit dem folgenden Dreifachintegral: 1  xS ¼ V ððð 1  x dV ¼ 36 ðVÞ ð6 6ð  x 6 ðx  y x dz dy dx x¼0 y¼0 ðVolumenelement d V ¼ d z d y d xÞ z¼0 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 6 ðx  y 6 ðx  y 6xy x dz ¼ x  1 d z ¼ x ½ z z¼0 ¼ x ½6  x  y  0  ¼ 6 x  x2  x y z¼0 z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach y) 6ð x  6x 1 x y2 ð6 x  x 2  x yÞ d y ¼ 6 x y  x 2 y  ¼ 2 y¼0 y¼0 1 x ð6  xÞ 2  0  0  0 ¼ 2 1 3 1 3 x ¼ x  6 x 2 þ 18 x ¼ 36 x  6 x 2  6 x 2 þ x 3  18 x þ 6 x 2  2 2 3. Integrationsschritt (Integration nach x)  6  ð6  1 1 3 1 1 4 xS ¼  x  6 x 2 þ 18 x d x ¼ x  2x3 þ 9x2 ¼ 36 2 36 8 0 ¼ 6 x ð6  xÞ  x 2 ð6  xÞ  x¼0 ¼ 1 1 3 ð162  432 þ 324  0  0  0Þ ¼  54 ¼ ¼ 1,5 36 36 2 Schwerpunkt: S ¼ ð1,5; 1,5; 1,5Þ F38 Der „Boden“ eines Zylinders besitzt die in Bild F-36 dargestellte dreieckige Form, der „Deckel“ ist Teil der Fläche z ¼ x 2 y. Berechnen Sie das Volumen V des zylindrischen Körpers. y 2 (z-Achse: senkrecht zur Papierebene nach oben gerichtet) Bild F-36 –2 x
326 F Mehrfachintegrale Der „zylindrische‘‘ Körper wird oben durch die Fläche z ¼ x 2 y („Deckel‘‘) und unten durch die in der x, y-Ebene z ¼ 0 liegende Dreiecksfläche („Boden‘‘) begrenzt. Den Integrationsbereich in der x, y-Ebene entnehmen wir Bild F-36: Die untere Berandung ist die x-Achse ( y ¼ 0), die obere Randkurve die Gerade y ¼ x þ 2 , die x-Werte bewegen sich dabei zwischen x ¼  2 und x ¼ 0 . Damit ergeben sich die folgenden Integrationsgrenzen für das Volumenintegral: z-Integration: von z ¼ 0 bis z ¼ x 2 y y-Integration: von y ¼ 0 bis y ¼ x þ 2 x-Integration: von x ¼  2 bis x ¼ 0 Das Volumenintegral lautet dann: ð0 ððð 2 xð þ 2 xð y dV ¼ V ¼ ðVolumenelement d V ¼ d z d y d xÞ 1 dz dy dx x¼2 y¼0 z¼0 ðVÞ Wir berechnen dieses Dreifachintegral schrittweise wie folgt (Integrationsreihenfolge: z ! y ! x): 1. Integrationsschritt (Integration nach z) x2 y ð x2 y 1 d z ¼ ½ z z¼0 ¼ x2 y  0 ¼ x2 y z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach y) xð þ2  xð þ2 x y dy ¼ x  2 y d y ¼ x2 2 y¼0 y¼0 ¼ 1 2 y 2 xþ2  ¼ x2 y¼0 1 ðx þ 2Þ 2  0 2  ¼ 1 2 x ðx þ 2Þ 2 ¼ 2 1 2 2 1 x ðx þ 4 x þ 4Þ ¼ ðx 4 þ 4 x 3 þ 4 x 2 Þ 2 2 3. Integrationsschritt (Integration nach x) 1  V ¼ 2 1 ¼ 2 ð0 1 ðx þ 4 x þ 4 x Þ d x ¼ 2 4 x¼2 3 2  1 5 4 3 x þ x4 þ x 5 3 0 ¼ 2   32 32 1 96  240 þ 160 1 16 8 0þ0þ0þ  16 þ ¼  ¼  ¼ 5 3 2 53 2 15 15 Volumen: V ¼ 8=15 ¼ 0,5333 Berechnen Sie das Massenträgheitsmoment J des z in Bild F-37 skizzierten keilförmigen Körpers aus 2 einem homogenen Material mit der Dichte r ¼ 3 . „Deckelfläche“ z=2–y Bezugsachse ist die z-Achse. F39 Bild F-37 2 y 2 2 2 2 x „Bodenfläche“
2 Dreifachintegrale 327 Der quadratische „Boden‘‘ ist Teil der x, y-Ebene z ¼ 0, die obere Begrenzung („Deckel‘‘) Teil der Ebene z ¼ 2  y. Der Integrationsbereich in der x, y-Ebene („Bodenfläche‘‘ des Keils) ist das achsenparallele Quadrat 0  x  2 , 0  y  2 (Bild F-38). Damit haben wir folgende Integrationsgrenzen: z-Integration: von z ¼ 0 bis z ¼ 2  y y-Integration: von y ¼ 0 bis y ¼ 2 x-Integration: von x ¼ 0 bis x ¼ 2 y y=2 2 „Boden“ Das Dreifachintegral für das Massenträgheitsmoment J z des keilförmigen Körpers bezüglich der z-Achse lautet damit (Volumenelement d V ¼ d z d y d x ): ððð Jz ¼ r  ð2 ð2 y=0 2y ð ðx 2 þ y 2 Þ d V ¼ 3  ðx 2 þ y 2 Þ d z d y d x Bild F-38 x¼0 y¼0 z¼0 ðVÞ 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 2ð y 2ð y ðx þ y Þ d z ¼ ðx þ y Þ  2 2 2 2 z¼0 2y 1 d z ¼ ðx 2 þ y 2 Þ ½ z  z ¼ 0 ¼ ðx 2 þ y 2 Þ ½ 2  y  0  ¼ z¼0 ¼ ðx 2 þ y 2 Þ ð2  yÞ ¼ 2 x 2  x 2 y þ 2 y 2  y 3 2. Integrationsschritt (Integration nach y)  ð2 ð2 x 2  x 2 y þ 2 y 2  y 3 Þ d y ¼ 2x2 y  y¼0 1 2 2 2 3 1 4 x y þ y  y 2 3 4 ¼ 4x2  2x2 þ 2 ¼ y¼0 16 4  4  0  0  0  0 ¼ 2x2 þ 3 3 3. Integrationsschritt (Integration nach x) ð2  Jz ¼ 3  4 2x þ 3  2 x¼0  dx ¼ 3 2 3 4 x þ x 3 3 2  ¼ 3 0 16 8 þ 00 3 3 Massenträgheitsmoment: J z ¼ 24 2.2 Dreifachintegrale in Zylinderkoordinaten Lehrbuch: Band 2, Kapitel III.3.2.2.2 und 3.2.3 Formelsammlung: Kapitel IX.3.2.3 und 3.2.5 F40 2ðp ð1 rð2 I ¼ r z  sin j d z d r d j ¼ ? j¼p r¼0 z¼r  ¼ 3  24 ¼ 24 3 2 x
328 F Mehrfachintegrale Wir integrieren in der vorgegebenen Reihenfolge (z ! r ! j): 1. Integrationsschritt (Integration nach z) rð2  rð2 r z  sin j d z ¼ r  sin j  z¼r z d z ¼ r  sin j z¼r ¼ 1 2 z 2 r2 ¼ z¼r r2 1 r  sin j ½ z 2  z ¼ r ¼ 2 1 1 r  sin j  ðr 4  r 2 Þ ¼  sin j  ðr 5  r 3 Þ 2 2 2. Integrationsschritt (Integration nach r) 1  sin j  2 ð1 1 ðr  r Þ d r ¼  sin j 2 5 r¼0  3 1  sin j  ¼ 2 1 6 1 4 r  r 6 4  1 1  6 4 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl}  1=12  1 1 ¼  sin j  2 r¼0 1 ¼  sin j  2  1  12  1 1  0þ0 6 4  ¼   ¼ 1  sin j 24 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 1 I ¼   24 2ðp sin j d j ¼  j¼p 2p 2p 1 1 1 1 ½  cos j  p ¼ ½ cos j  p ¼ ½ cos ð2 pÞ  cos p  ¼ 24 24 24 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflffl{zfflffl} 12 1 1 Ergebnis: I ¼ 1=12 F41 Welches Volumen V hat ein Körper, der durch Drehung der Kurve z ¼ 1 þ cos x , 0  x  p um die z-Achse entsteht? Der Verlauf der rotierenden Kurve ist in Bild F-39 dargestellt, es entsteht der in Bild F-40 skizzierte Rotationskörper. Der kreisförmige „Boden‘‘ des Körpers liegt in der x, y-Ebene z ¼ 0 und lässt sich durch die Ungleichungen 0  r  p und 0  j  2 p beschreiben. Der „Deckel‘‘ dagegen ist Teil der Rotationsfläche z ¼ 1 þ cos r (die Kurve z ¼ 1 þ cos x erzeugt bei Drehung um die z-Achse die Rotationsfläche z ¼ 1 þ cos r , in Zylinderkoordinaten ausgedrückt ! Band 2, Kap. III.3.2.2.2). z z 2 2 z = 1 + cos x z = 1 + cos r 1 1 2 π π x π Bild F-39 x Bild F-40 Damit ergeben sich folgende Integrationsgrenzen: z-Integration: von z ¼ 0 bis z ¼ 1 þ cos r r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ p j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p y
2 Dreifachintegrale 329 Das Volumenintegral lautet: ððð V ¼ ðp 2ðp 1 þðcos r dV ¼ j¼0 r¼0 ðVÞ ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ r dz dr dj z¼0 Wir integrieren der Reihe nach über z, r und j. 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 1 þðcos r 1 þðcos r 1 þ cos r 1 d z ¼ r ½ z z¼0 r dz ¼ r  z¼0 ¼ r ½ 1 þ cos r  0  ¼ r ð1 þ cos rÞ ¼ r þ r  cos r z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach r)  ðp r¼0 ðr þ r  cos r Þ d r ¼ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 1 2 r þ cos r þ r  sin r 2 p ¼ r¼0 Integral 232 mit a ¼ 1 ¼ 1 2 1 2 1 2 p þ cos p þ p  sin p  0  cos 0  0 ¼ p 11 ¼ p 2 2 2 2 |fflffl{zfflffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} 1 0 1 3. Integrationsschritt (Integration nach j)  V ¼  2ðp     2p 1 2 1 2 1 2 p 2  p  2 ½ j 0 ¼ p  2 ð2 p  0Þ ¼ p ðp 2  4Þ 1 dj ¼ 2 2 2 j¼0 Volumen: V ¼ p ðp 2  4Þ ¼ 18,4399 Die durch den Kreis x 2 þ z 2 ¼ 2 und die Parabel z ¼ x 2 begrenzte Fläche erzeugt bei Drehung F42 um die z-Achse einen Rotationskörper, dessen Volumen V zu bestimmen ist. Welche Masse m hat dieser Körper, wenn er mit einem homogenen Material der Dichte r ¼ 2 gefüllt wird? Wir berechnen zunächst die Kurvenschnittpunkte (Bild F-41): x þz ¼ zþz ¼ 2 2 2 2 z2 þ z  2 ¼ 0 ) z ) 1,5 z1 ¼ 1 ; z2 ¼  2 S2 (die negative Lösung scheidet aus) Zugehörige x-Werte: x2 ¼ z1 ¼ 1 Schnittpunkte: S 1=2 ¼ ð 1; 1Þ ) Kreis Parabel S1 1 0,5 x 1=2 ¼  1 –1 1 x Bild F-41 Bei Drehung um die z-Achse erzeugen Normalparabel und Halbkreis folgende Rotationsflächen (x ! r): z ¼ x2 ! x2 þ z2 ¼ 2 z ¼ r2 ! (Mantelfläche des Rotationsparaboloids) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r 2 þ z 2 ¼ 2 oder z ¼ 2  r 2 (Oberfläche der oberen HalbkugelÞ Diese Flächen begrenzen den Rotationskörper unten bzw. oben. Sie schneiden sich in der zur x, y-Ebene parallelen Ebene z ¼ 1 längs eines Kreises mit dem Radius R ¼ 1 (siehe auch Bild F-41). Damit ergeben sich die folgenden Integrationsgrenzen für das Volumenintegral:
330 F Mehrfachintegrale pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2  r2 z-Integration: von z ¼ r 2 bis z ¼ r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 1 j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p (die Projektion der beiden Rotationsflächen in die x, y-Ebene ergibt die Kreisfläche 0  r  1, 0  j  2 p) Das Volumenintegral lautet: ððð V ¼ 2ðp ð1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2r2 ð dV ¼ r dz dr dj j¼0 r¼0 ðVÞ ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ z¼r2 Wir integrieren nacheinander über z , r und j. 1. Integrationsschritt (Integration nach z) pffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2r2 2r2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2r2 r dz ¼ r  1 d z ¼ r ½ z  z ¼ r 2 ¼ r ð 2  r 2  r 2Þ ¼ r  2  r 2  r 3 z¼r2 z¼r2 2. Integrationsschritt (Integration nach r) ð1 r¼0   qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 4 1 ðr  2  r 2  r 3 Þ d r ¼  ¼ ð2  r 2 Þ 3  r 3 4 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} r¼0 Integral 142 mit a 2 ¼ 2 ¼  pffiffiffi 1 1 1  þ  2 2 þ 0 ¼ 0,3595 3 4 3 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 2ðp V ¼ 0,3595  1 d j ¼ 0,3595 ½ j  0 2p ¼ 0,3595 ð2 p  0Þ ¼ 0,3595  2 p ¼ 2,2588 j¼0 Rotationsvolumen: V ¼ 2,2588 Masse: m ¼ r V ¼ 2  2,2588 ¼ 4,5176 F43 Skizzieren Sie das im 1. Quadranten gelegene Flächenstück; das durch die Kurven z ¼ 0;75 x 2 ; z ¼ 0;5 x 2 þ 1 und x ¼ 0 berandet wird. Welches Rotationsvolumen V entsteht bei Drehung dieser Fläche um die z-Achse? Kurvenschnittpunkte (Schnittpunkte der Parabeln): 0;75 x 2 ¼ 0;5 x 2 þ 1 ) z 0;25 x 2 ¼ 1 j  4 ) 3 x ¼ 4 2 ) x1 ¼ 2 ðwegen x > 0Þ z = 0,5 x 2 + 1 2 Die in Bild F-42 skizzierte Fläche erzeugt bei Drehung um die z-Achse einen Rotationskörper; der unten und oben von den folgenden Rotationsflächen begrenzt wird (die x-Koordinate wird zur Zylinderkoordinate r): untere Begrenzung („Boden‘‘): z ¼ 0;75 r 2 obere Begrenzung („Deckel‘‘): z ¼ 0;5 r þ 1 2 1 z = 0,75 x 2 1 Bild F-42 2 x
2 Dreifachintegrale 331 Projiziert man diese Flächen in die x; y-Ebene; so erhält man die Kreisfläche 0  r  2 ; 0  j  2 p . Damit sind die Integrationsgrenzen für das Volumenintegral festgelegt: z-Integration: von z ¼ 0;75 r 2 bis z ¼ 0;5 r 2 þ 1 r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 2 j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p Volumenintegral ððð V ¼ 2ðp ð2 0;5 rð2 þ 1 dV ¼ ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ r dz dr dj j ¼ 0 r ¼ 0 z ¼ 0;75 r 2 ðVÞ 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 0;5 rð2 þ 1 0;5 rð2 þ 1 0;5 r 2 þ 1 1 d z ¼ r ½ z  z ¼ 0;75 r 2 ¼ r ½ 0;5 r 2 þ 1  0;75 r 2  ¼ r dz ¼ r  z ¼ 0;75 r 2 z ¼ 0;75 r 2 ¼ r ð1  0;25 r 2 Þ ¼ r  0;25 r 3 2. Integrationsschritt (Integration nach r) ð2    ð2  1 3 1 2 1 4 2 r r  r ðr  0,25 r Þ d r ¼ r  ¼ 2100 ¼ 1 dr ¼ 4 2 16 r¼0 3 r¼0 r¼0 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 2ðp V ¼ 1 d j ¼ ½ j 0 2p ¼ 2p  0 ¼ 2p j¼0 Rotationsvolumen: V ¼ 2 p ¼ 6,2832 Die durch Rotation der Gauß-Kurve z ¼ e  x um die z-Achse erzeugte Rotationsfläche bildet mit der Ebene z ¼ const: ¼ e 1 einen Rotationskörper, dessen Volumen V und Schwerpunkt S zu berechnen sind. 2 F44 Die in Bild F-43 grau unterlegte Fläche zwischen der Gauß-Kurve z ¼ e  x Geraden z ¼ e  1 erzeugt bei Rotation um die z-Achse den Rotationskörper. z 1 z = e–x 2 0,5 z = e –1 Bild F-43 –1 – 0,5 0,5 1 x 2 und der zur x-Achse parallelen
332 F Mehrfachintegrale Kurvenschnittpunkte: e  x ¼ e  1 2 ) x2 ¼ 1 ) x 1=2 ¼  1 Der Rotationskörper wird unten bzw. oben durch die folgenden Flächen begrenzt: untere Begrenzung („Boden‘‘): z ¼ e 1 ðEbene parallel zur x; y-EbeneÞ obere Begrenzung („Deckel‘‘): z ¼ e r (Rotationsfläche der Gauß-Kurve; x durch r substituiert) 2 Beide Flächen liegen über dem kreisförmigen Integrationsbereich der x, y-Ebene, der durch die Ungleichungen 0  r  1 , 0  j  2 p beschrieben wird. Die für die Dreifachintegration benötigten Integrationsgrenzen lauten damit: z-Integration: von z ¼ e  1 bis z ¼ e  r r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 1 j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p 2 Berechnung des Rotationsvolumens V ððð V ¼ e ðr ð1 2ðp 2 dV ¼ r dz dr dj ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ j ¼ 0 r ¼ 0 z ¼ e 1 ðVÞ 1. Integrationsschritt (Integration nach z) e ðr 2 e ðr 2 e r z ¼ e 1 2 1 d z ¼ r ½ z  z ¼ e  1 ¼ r ðe  r  e  1 Þ ¼ r  e  r  e  1  r r dz ¼ r  2 2 z ¼ e 1 2. Integrationsschritt (Integration nach r) ð1 ðr  e r2 e 1 ð1  rÞ d r ¼ r¼0 r e r2 dr  e ð1 1  r¼0 r dr ¼ r¼0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I1     1 2 1 1 1 1 ¼ I1  e 1 ¼ I1  e 1 r  0 ¼ I1  e 2 2 2 r¼0 Das Teilintegral I 1 lösen wir wie folgt durch eine einfache Substitution: u ¼ r2 ; du ¼ 2r; dr ð1 I1 ¼ r e r2 r¼0 ¼ 1 2 dr ¼ ð1 dr ¼ 0 ¼ Grenzen du 1 ¼  r e   2 r 2 ð1 u u¼0 ½ e u 1 du ; 2r unten : r ¼ 0 ) u ¼ 0 oben : r ¼ 1 ) u ¼ 1 1 e du ¼  2 ð0 eu du ¼ u 0 1 1 1 ðe 0  e  1 Þ ¼ ð1  e  1 Þ 2 2 (das Integral ändert das Vorzeichen, da wir die Grenzen vertauscht haben). Somit gilt: ð1 r¼0 ðr  e  r  e  1  rÞ d r ¼ I 1  2 1 1 1 1 1 1 ¼ ¼ e ð1  e  1 Þ  e ð1  2 e  1 Þ 2 2 2 2
2 Dreifachintegrale 333 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 2ðp 1 ð1  2 e  1 Þ  V ¼ 2 1 dj ¼ j¼0 2p 1 1 ð1  2 e  1 Þ ½ j  0 ¼ ð1  2 e  1 Þ ð 2 p  0Þ ¼ ð1  2 e  1 Þ p 2 2 Rotationsvolumen: V ¼ ð1  2 e  1 Þ p ¼ 0,8301 Berechnung des Schwerpunktes S = (xS ; yS ; zS ) Wegen der Rotationssymmetrie liegt der Schwerpunkt S auf der Rotationsachse (z-Achse). Somit gilt x S ¼ y S ¼ 0 . Die Höhenkoordinate z S berechnen wir mit dem folgenden Dreifachintegral: 1 zS ¼  V ððð z dV ¼ ðVÞ ð1  2 e  1 Þ p e ðr ð1 2ðp 1 2  ðd V ¼ r d z d r d jÞ zr dz dr dj j ¼ 0 r ¼ 0 z ¼ e 1 1. Integrationsschritt (nach der Variablen z) e ðr 2 e ðr 2 zr dz ¼ r  z ¼ e 1  z dz ¼ r 1 2 z 2  e r2 z ¼ e 1 ¼ z ¼ e 1 2 e r 1 1 2 r ½ z 2  z ¼ e 1 ¼ r ðe  2 r  e  2 Þ 2 2 2. Integrationsschritt (Integration nach r) 1  2 ¼ ð1 r ðe 2r2 e r¼0 1 1 2 I2  e 2 2 2 1  Þ dr ¼ 2 ð1 r e 2r2 r¼0 1 2 e dr   2 ð1 r dr ¼ r¼0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I2  1   1 2 1 1 2 1 1 1 2 ¼ r I2  e 0 ¼ I2  e 2 2 2 2 2 4 r¼0 Das Teilintegral I 2 lösen wir (ähnlich wie vorher I 1 ) mit einer Substitution wie folgt: du ¼ 4r; dr u ¼ 2r2 ; ð1 r  e 2r d r ¼ r¼0 ¼ ð2 2 I2 ¼ dr ¼ r  eu  u¼0 du ; 4r Grenzen du 1 ¼   4 r 4 unten : r ¼ 0 ) u ¼ 0 oben : r ¼ 1 ) u ¼ 2 ð2 eu du ¼ 0 1  4 ð0 eu du ¼ 2 1 4 ½ e u 2 0 1 1 ðe 0  e  2 Þ ¼ ð1  e  2 Þ 4 4 Somit ergibt der 2. Integrationsschritt: 1  2 ð1 r ðe  2 r  e  2 Þ d r ¼ 2 r¼0 1 1 2 1 1 2 1 I2  e ð1  e  2 Þ  e ð1  3 e  2 Þ ¼ ¼ 2 4 8 4 8 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 1 1 zS ¼  ð1  3 e  2 Þ   1 ð1  2 e Þ p 8 2ðp 1 dj ¼ j¼0 1  3 e 2 8 p ð1  2 e  1Þ ½ j 0 2p ¼ ¼
334 F Mehrfachintegrale ¼ 1  3 e 2 8 p ð1  2 e  1 Þ ð2 p  0Þ ¼ ð1  3 e  2 Þ  2 p 4  2 p ð1  2 e  1 Þ ¼ 1  3 e 2 4 ð1  2 e  1 Þ ¼ 0,5620 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 0; 0,5620Þ Dreht man die in Bild F-44 skizzierte Fläche um die z-Achse, so entsteht ein (homogener) Zylinder mit einem kegelförmigen Einschnitt. Welches Volumen V besitzt dieser Rotationskörper, wo liegt der Schwerpunkt S ? F45 z 2 z = 2x 1 –1 Bild F-44 1 x –5 Der „zylindrische‘‘ Rotationskörper wird unten bzw. oben durch folgende Flächen begrenzt (x ! r): untere Begrenzung („Boden‘‘): Kreisfläche vom Radius 1 in der Ebene z ¼  5 obere Begrenzung („Deckel‘‘): z ¼ 2r (parallel zur x, y-Ebene) (Mantelfläche eines Kegels) Integrationsbereich in der x, y-Ebene ist die durch die Ungleichungen 0  r  1 und 0  j  2 p beschriebene Kreisfläche. Damit haben wir folgende Integrationsgrenzen: z-Integration: von z ¼  5 bis z ¼ 2 r r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 1 j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p Berechnung des Rotationsvolumens V 2ðp ððð V ¼ ð1 2ðr dV ¼ r dz dr dj ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ j¼0 r¼0 z¼5 ðVÞ 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 2ðr 2ðr r dz ¼ r  z¼5 1 d z ¼ r ½ z  z ¼  5 ¼ r ð2 r þ 5Þ ¼ 2 r 2 þ 5 r 2r z¼5 2. Integrationsschritt (Integration nach r)  ð1 ð2 r þ 5 rÞ d r ¼ 2 r¼0 2 3 5 2 r þ r 3 2 1 ¼ r¼0 2 5 2 5 4 þ 15 19 þ 00 ¼ þ ¼ ¼ 3 2 3 2 6 6 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 19  V ¼ 6 2ðp 1 dj ¼ j¼0 2p 19 19 19  2 p 19  2  p 19 ¼ ¼ p ½ j  0 ¼ ð2 p  0Þ ¼ 6 6 6 3 3 2
2 Dreifachintegrale 335 Rotationsvolumen: V ¼ 19 p ¼ 19,8968 3 Berechnung des Schwerpunktes S = ( xS ; yS ; zS ) Der Schwerpunkt S liegt wegen der Rotationssymmetrie auf der z-Achse, daher sind x S ¼ 0 und y S ¼ 0. Die dritte Koordinate z S berechnen wir mit dem Dreifachintegral 1 zS ¼  V ððð ðVÞ 1  z dV ¼ 19 p=3 ð1 2ðp 2ðr 3 zr dz dr dj ¼  19 p j¼0 r¼0 z¼5 2ðp ð1 2ðr zr dz dr dj j¼0 r¼0 z¼5 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 2ðr  2ðr zr dz ¼ r  z¼5 z dz ¼ r z¼5 1 2 z 2 2r ¼ z¼5 2r 1 1 1 r ½ z2 z¼5 ¼ r ð4 r 2  25Þ ¼ ð4 r 3  25 rÞ 2 2 2 2. Integrationsschritt (Integration nach r) 1  2 ð1 ð4 r 3  25 rÞ d r ¼ r¼0  1 2 r4  25 2 r 2 1 ¼ r¼0 1 2     25 1 23 23 1 00 ¼  ¼  2 2 2 4 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 3 zS ¼  19 p  23  4  2ðp 1 dj ¼   j¼0 2p 69 69 69  2 p 69 ¼   ½ j 0 ¼  ð2 p  0Þ ¼  ¼  1,8158 76 p 76 p 38  2 p 38 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 0;  1,8158Þ F46 Ein rotationssymmetrischer Körper aus einem homogenen Material wird durch die Flächen z ¼ 3 (unten) und z ¼ 4  r 2 (Mantelfläche eines Rotationsparaboloids; oben) begrenzt. Bestimmen Sie Volumen V und Schwerpunkt S . Die Flächen z ¼ 4  r 2 und z ¼ 3 schneiden sich in der Ebene z ¼ 3 längs eines Kreises vom Radius 1: 4  r2 ¼ 3 ) r2 ¼ 1 ) r ¼ 1 Bild F-45 zeigt die Gestalt des Rotationskörpers. Der Integrationsbereich in der x, y-Ebene ist die durch die Ungleichungen 0  r  1 und 0  j  2 p beschriebene Kreisfläche. z 4 z =4–r2 Die Integrationsgrenzen lauten damit wie folgt: z-Integration: von z ¼ 3 bis z ¼ 4  r 2 r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 1 j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p 3 z =3 Berechnung des Rotationsvolumens V ððð V ¼ 2ðp ð1 dV ¼ ðVÞ Bild F-45 4 ðr 2 y r dz dr dj j¼0 r¼0 z¼3 ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ x
336 F Mehrfachintegrale 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 4 ðr 2 4 ðr 2 r dz ¼ r  z¼3 4r2 1 d z ¼ r ½ z  z ¼ 3 ¼ r ½4  r 2  3  ¼ r ð1  r 2 Þ ¼ r  r 3 z¼3 2. Integrationsschritt (Integration nach r)  ð1 ðr  r Þ d r ¼ 3 r¼0 1 2 1 4 r  r 2 4 1 ¼ r¼0 1 1 1  00 ¼ 2 4 4 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 1 V ¼  4 2ðp 1 dj ¼ j¼0 1 4 ½ j 0 2p ¼ 1 2p p ð2 p  0Þ ¼ ¼ 4 4 2 Rotationsvolumen: V ¼ p=2 ¼ 1,5708 Berechnung des Schwerpunktes S = (xS ; yS ; zS ) Wegen der Rotationssymmetrie liegt der Schwerpunkt S auf der z-Achse, also gilt x S ¼ y S ¼ 0 . Die z-Koordinate berechnen wir mit dem Dreifachintegral 1 zS ¼  V ððð ðVÞ 1  z dV ¼ p=2 2ðp ð1 4 ðr 2 j¼0 r¼0 z¼3 2  zr dz dr dj ¼ p 2ðp ð1 4 ðr 2 zr dz dr dj j¼0 r¼0 z¼3 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 4 ðr 2  4 ðr 2 zr dz ¼ r  z¼3 z dz ¼ r z¼3 ¼ 1 2 z 2 4r2 ¼ z¼3 4r2 1 1 r ½ z2 z¼3 ¼ r ½ ð4  r 2 Þ 2  9  ¼ 2 2 1 1 1 r ð16  8 r 2 þ r 4  9Þ ¼ r ð7  8 r 2 þ r 4 Þ ¼ ð7 r  8 r 3 þ r 5 Þ 2 2 2 2. Integrationsschritt (Integration nach r) 1  2 ð1 1 ð7 r  8 r þ r Þ d r ¼ 2 3 r¼0 5 ¼  7 2 1 6 r  2r4 þ r 2 6 1 1 ¼ 2 r¼0   7 1 2þ 000 ¼ 2 6 1 21  12 þ 1 1 10 5  ¼  ¼ 2 6 2 6 6 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 2 5   zS ¼ p 6 2ðp 1 dj ¼ j¼0 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 0; 10=3Þ 2p 2p 2 5 5 5 10 p 10 ð2 p  0Þ ¼ ¼ ½ j 0 ¼ ½ j 0 ¼ 3p 3p 3p 3 2 3p
2 Dreifachintegrale 337 Ein einem homogenen Material gefertigter Körper wird durch die Rotationsfläche pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi z ¼ 2  x 2 þ y 2 und die x; y-Ebene berandet. Bestimmen Sie das Volumen V und den Schwerpunkt S des Körpers. F47 aus Gleichung der Rotationsfläche in Zylinderkoordinaten: x ¼ r  cos j ; z ¼ 2 y ¼ r  sin j x 2 þ y 2 ¼ r 2  cos 2 j þ r 2  sin 2 j ¼ r 2 ðcos 2 j þ sin 2 jÞ ¼ r 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 ) qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi x2 þ y2 ¼ 2  r2 ¼ 2  r Die in Zylinderkoordinaten ausgedrückte Rotationsfläche z ¼ 2  r schneidet die x, y-Ebene z ¼ 0 längs eines Mittelpunktskreises mit dem Radius 2 (siehe Bild F-46): 2r ¼ 0 ) r ¼ 2 Kreisfläche : 0  r  2 ; 0  j  2p Der Rotationskörper hat damit das in Bild F-46 skizzierte Aussehen. Er wird oben von der Rotationsfläche z ¼ 2  r, unten von der x, y-Ebene z ¼ 0 berandet. Damit liegen die Integrationsgrenzen wie folgt fest: z-Integration: von z ¼ 0 bis z ¼ 2  r r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 2 j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p Berechnung des Rotationsvolumens V ð2 2ðp ððð dV ¼ V ¼ Bild F-46 2ð r r dz dr dj ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ j¼0 r¼0 z¼0 ðVÞ 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 2ð r 2ð r r dz ¼ r  z¼0 2r 1 d z ¼ r ½ z  z ¼ 0 ¼ r ð2  r  0Þ ¼ 2 r  r 2 z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach r)  ð2 ð2 r  r Þ d r ¼ 2 r¼0 1 3 r  r 3 2 ¼ 4 2 r¼0 8 8 4 00 ¼ 4 ¼ 3 3 3 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 4 V ¼  3 2ðp 1 dj ¼ j¼0 4 3 ½ j 0 2p ¼ 4 8 ð2 p  0Þ ¼ p 3 3 Rotationsvolumen: V ¼ 8 p=3 ¼ 8,3776 Berechnung des Schwerpunktes S = (xS ; yS ; zS ) Der Schwerpunkt S liegt wegen der Rotationssymmetrie auf der z-Achse. Somit gilt: x S ¼ y S ¼ 0. Die Höhenkoordinate z S berechnen wir mit dem folgenden Dreifachintegral:
338 F Mehrfachintegrale 1  zS ¼ V ððð ðVÞ 1  z dV ¼ 8 p=3 2ðp ð2 2ð r j¼0 r¼0 z¼0 3  zr dz dr dj ¼ 8p ð2 2ðp 2ð r zr dz dr dj j¼0 r¼0 z¼0 1. Integrationsschritt (Integration nach z) 2ð r  2ð r zr dz ¼ r  z¼0 z dz ¼ r z¼0 1 2 z 2  2r ¼ r z¼0 1 ð2  rÞ 2  0 2  1 ð4 r  4 r 2 þ r 3 Þ 2 ¼ 2. Integrationsschritt (Integration nach r) 1  2 ð2 1 ð4 r  4 r þ r Þ d r ¼ 2 2 r¼0 3 ¼ 1 2  4 3 1 4 2r  r þ r 3 4 2 2 1 ¼ 2 r¼0   32 8 þ4000 ¼ 3   32 1 36  32 1 4 2 12  ¼  ¼  ¼ 3 2 3 2 3 3 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 3 2 zS ¼   8p 3 2ðp 1 dj ¼ j¼0 2p 1 1 2p 1 ¼  ½ j 0 ¼ ð2 p  0Þ ¼ ¼ 0,5 4p 4p 4p 2 Schwerpunkt: S ¼ ð0; 0; 0,5Þ F48 Der kreisförmige „Boden“ eines zylindrischen Körpers liegt in der x; y-Ebene eines kartesischen Koordinatensystems und wird durch die Ungleichung ðx  3Þ 2 þ y 2  9 beschrieben. Der „Deckel“ (obere Randfläche) ist Teil der Rotationsfläche z ¼ x 2 þ y 2 . Welches Volumen V besitzt dieser Körper? Wir verwenden wegen der Kreissymmetrie der Bodenfläche und der rotationssymmetrischen oberen Randfläche Zylinderkoordinaten (Bild F-47). y Kreisgleichung in Polarkoordinaten (Zylinderkoordinaten): x ¼ r  cos j ; 3 y ¼ r  sin j 3 ðx  3Þ 2 þ y 2 ¼ 9 ) ðr  cos j  3Þ 2 þ r 2  sin 2 j ¼ 9 ) r 2  cos 2 j  6 r  cos j þ 9 þ r 2  sin 2 j ¼ 9 ) r 2 ðcos 2 j þ sin 2 jÞ  6 r  cos j ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 ) r 2  6 r  cos j ¼ r ðr  6  cos jÞ ¼ 0 6 x „Bodenfläche“ Bild F-47 ) r  6  cos j ¼ 0 ) r ¼ 6  cos j Die Lösung r ¼ 0 kommt nicht infrage. Damit ist r ¼ 6  cos j die Gleichung des Kreises ð p=2  j  p=2Þ . Die Kreisfläche lässt sich durch die Ungleichungen 0  r  6  cos j und  p=2  j  p=2 beschreiben. Der kreisförmige „Boden‘‘ des Körpers liegt in der x, y-Ebene z ¼ 0 , der „Deckel‘‘ ist Teil der Fläche z ¼ x 2 þ y 2 , die in Zylinderkoordinaten durch die Gleichung z ¼ r 2 beschrieben wird (Transformationsgleichungen: x ¼ r  cos j , y ¼ r  sin j und x 2 þ y 2 ¼ r 2 ). Insgesamt erhalten wir damit die folgenden Integrationsgrenzen: z-Integration: von z ¼ 0 bis z ¼ r 2 r-Integration: von r ¼ 0 bis r ¼ 6  cos j j-Integration: von j ¼  p=2 bis j ¼ p=2
2 Dreifachintegrale 339 Das Volumenintegral lautet: ððð 6  cos ð j ð p=2 V ¼ rð2 dV ¼ ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ r dz dr dj ðVÞ z¼0 r¼0 j ¼  p=2 1. Integrationsschritt (Integration nach z) rð2 rð2 r dz ¼ r  z¼0 r2 1 d z ¼ r ½ z  z ¼ 0 ¼ r ðr 2  0Þ ¼ r 3 z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach r)  6  cos ð j r3 d r ¼ r¼0 1 4 r 4  6  cos j 1 ð6  cos jÞ 4  0 ¼ 324  cos 4 j 4 ¼ r¼0 3. Integrationsschritt (Integration nach j) ð ð p=2 cos j d j ¼ 324  2  V ¼ 324  ð p=2 p=2 cos j d j ¼ 648  4 j¼0 j ¼  p=2 (Integration von 0 bis p=2 ) cos 4 j d j ¼ 648  I 4 j¼0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I Faktor 2) Wir können dieses Integral der Integraltafel der Formelsammlung entnehmen (Integral 231 mit n ¼ 4 , a ¼ 1 in Verbindung mit Integral 229 mit a ¼ 1) oder mit Hilfe einer geeigneten trigonometrischen Umformung in einfache Integrale zerlegen. Wir gehen hier den letzteren Weg. Aus der Formelsammlung entnehmen wir die Beziehung 1 ½ cos ð4 jÞ þ 4  cos ð2 jÞ þ 3  8 cos 4 j ¼ ð! FS : Kap. III.7.6.4Þ Das Integral I geht dann über in: j¼0 ½ cos ð4 jÞ þ 4  cos ð2 jÞ þ 3  d j 0 f I ¼ ð p=2 1  cos 4 j d j ¼ 8 f ð p=2 v u Mit den Substitutionen u ¼ 4j; du ¼ 4; dj dj ¼ du ; 4 Grenzen v ¼ 2j; dv ¼ 2; dj dj ¼ dv ; 2 Grenzen unten : j ¼ 0 ) u ¼ 0 oben : j ¼ p=2 ) u ¼ 2p unten : j ¼ 0 ) v ¼ 0 oben : j ¼ p=2 ) v ¼ p erhalten wir schließlich: ð p=2 1 I ¼  8 0 1  ¼ 8 2ðp 0 ð p=2 1 cos ð4 jÞ d j þ  2 0 du 1 cos u  þ  4 2 ðp 0 ð p=2 3 cos ð2 jÞ d j þ  8 dv 3 cos v  þ  2 8 1 dj ¼ 0 ð p=2 1 dj ¼ 0 2p 1 1 ½ sin u  0 þ 32 4 ½ sin v  0 p þ 3 8 ½ j 0 p=2 ¼
340 F Mehrfachintegrale ¼ 1 1 3 ðsin ð2 pÞ  sin 0Þ þ ðsin p  sin 0Þ þ 32 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 4 8 |{z} |{z} |{z} 0 0 0 0 p 0 2 ¼ 3 p 3  ¼ p 8 2 16 Somit liefert der 3. Integrationsschritt das folgende Volumen: V ¼ 648  I ¼ 648  3 8  81  3  p 243 ¼ p ¼ p ¼ 381,7035 16 2 8 2 Bestimmen Sie das Massenträgheitsmoment J einer homogenen Kugel mit zylindrischer Bohrung längs der Symmetrieachse (Bild F-48). z Untersuchen Sie den Sonderfall a ¼ 0 . F49 R: Radius der Kugel a: Radius der zylindrischen Bohrung R Bild F-48 x a ð0 < a < RÞ zylindrische Bohrung Die Gleichung der Rotationsfläche (Kugeloberfläche) lautet für z  0 in Zylinderkoordinaten: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r 2 þ z 2 ¼ R 2 ) z 2 ¼ R 2  r 2 ) z ¼ R2  r2 Wegen der Spiegelsymmetrie des Rotationskörpers bezüglich der x; y-Ebene beschränken wir uns auf den oberhalb der x, y-Ebene gelegenen Teil (Halbkugel mit Bohrung). Der „Boden‘‘ dieses Körpers ist eine Kreisringfläche mit dem Innenradius a und dem Außenradius R, beschrieben durch die Ungleichungen a  r  R und 0  j  2 p (Bild F-49). Er liegt in der x, y-Ebene z ¼ 0. Der „Deckel‘‘ wird gebildet durch die über diesem Kreisring liegende pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Rotationsfläche z ¼ R 2  r 2 (Oberfläche der Halbkugel). y Damit ergeben sich folgende Integrationsgrenzen: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi z-Integration: von z ¼ 0 bis z ¼ R 2  r 2 r-Integration: von r ¼ a bis r ¼ R j-Integration: von j ¼ 0 bis j ¼ 2 p j¼0 r¼a a x Das Dreifachintegral für das Massenträgheitsmoment J z lautet: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi R2  r 2 2 p R ð ð ððð ð r2 d V ¼ 2r  r3 d z d r d j Jz ¼ r  ðVÞ R Bild F-49 ðVolumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ z¼0 (Faktor 2 vor dem Integral, da wir die Integration auf die oberhalb der x, y-Ebene gelegene Körperhälfte beschränkt haben) 1. Integrationsschritt (Integration nach z) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi R2  r2 R2  r2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi R2  r2 3 3 3 r dz ¼ r  1 d z ¼ r ½ z z¼0 ¼ r 3 ð R 2  r 2  0Þ ¼ r 3  R 2  r 2 z¼0 z¼0
2 Dreifachintegrale 341 2. Integrationsschritt (Integration nach r) ðR  qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  R pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 R2 5 2 2 2 2 ðR  r Þ  r  R  r dr ¼ ¼ ðR 2  r 2 Þ 3 5 3 r¼a 3 r¼a |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 144 mit a ¼ R qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi R2 1 2 2 1 ðR 2  a 2 Þ 3 ¼ ðR 2  a 2 Þ 5 þ R ðR  a 2 Þ 3=2  ðR 2  a 2 Þ 5=2 ¼ 3 3 5   1 2 2 1 1 2 1 2 3=2 2 2 3=2 2 2 1 2 2 3=2 2 2   ðR  a Þ ¼ ðR  a Þ  ¼ R ðR  a Þ ðR  a Þ R  ðR  a Þ ¼ 3 5 3 5 ¼ 00 1 5  ¼ ðR 2  a 2 Þ 3=2  1 2 1 2 1 2 R  R þ a 3 5 5  2 3=2 ¼ ðR  a Þ 2 ¼  2 2 1 2 R þ a 15 5   ¼ ðR 2  a 2 Þ 3=2    2 3=2 ¼ ðR  a Þ 2  5 R2  3 R2 1 2 þ a 15 5 2 R2 þ 3 a2 15  ¼  ¼ 1 ð2 R 2 þ 3 a 2 Þ  ðR 2  a 2 Þ 3=2 15 Rechenregel: u 5=2 ¼ u ð3=2 þ 2=2Þ ¼ u ð3=2 þ 1Þ ¼ u 3=2  u 1 ¼ u 3=2  u ðhier : u ¼ R 2  a 2 Þ 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 1 ð2 R 2 þ 3 a 2 Þ ðR 2  a 2 Þ 3=2  Jz ¼ 2 r  15 ¼ 1 dj ¼ j¼0 2 r ð2 R 2 þ 3 a 2 Þ ðR 2  a 2 Þ 3=2  2 p ¼ 15 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 2p 4 p r ð2 R 2 þ 3 a 2 Þ ðR 2  a 2 Þ 3=2 15 Massenträgheitsmoment: J z ¼ 2ðp 4 p r ð2 R 2 þ 3 a 2 Þ ðR 2  a 2 Þ 3=2 15 Sonderfall: a = 0 (Kugel vom Radius R, ohne Bohrung) J Kugel ¼ 4 4 8 p r ð2 R 2 Þ ðR 2 Þ 3=2 ¼ p r  2 R2  R3 ¼ prR5 15 15 15 Welches Massenträgheitsmoment J hat das in Bild F-50 skizzierte Speichenrad bezüglich der Symmetrieachse (z-Achse)? F50 y Untersuchen Sie den Sonderfall R 1 ¼ R 2 . Dicke des Speichenrades: H Dichte des homogenen Materials: R2 Bild F-50 r R3 R1 x Speiche (masselos)
342 F Mehrfachintegrale Das Speichenrad liegt auf der x, y-Ebene z ¼ 0 („Bodenfläche‘‘), die obere Begrenzung ist die Parallelebene z ¼ H („Deckel‘‘). Die z-Integration verläuft daher von z ¼ 0 bis z ¼ H. Der Integrationsbereich in der x, y-Ebene besteht aus zwei Teilbereichen: 0  r  R1 ; innere Scheibe: 0  j  2p äußerer Ring: R2  r  R3 ; 0  j  2p Das Massenträgheitsmoment J z des Speichenrades ist die Summe der Massenträgheitsmomente von Scheibe und Ring (Volumenelement d V ¼ r d z d r d jÞ: ððð Jz ¼ r  ð 2ðp ðH R1 2ðp r dV ¼ r  ðH r 3 d z d r d j ¼ J1 þ J 2 3 j¼0 r¼0 z¼0 ðVÞ ð R3 r dz dr dj þ r  2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} J1 j¼0 r¼R2 z¼0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} J2 Die Dreifachintegrale unterscheiden sich lediglich in der r-Integration. Wir berechnen zunächst J 1 . Massenträgheitsmoment J 1 der inneren Scheibe (in Bild F-50 hellgrau unterlegt) 2ðp ð ðH R1 J1 ¼ r  r3 d z d r d j j¼0 r¼0 z¼0 1. Integrationsschritt (Integration nach z) ðH ðH 1 d z ¼ r 3 ½ z  z ¼ 0 ¼ r 3 ðH  0Þ ¼ H r 3 H r dz ¼ r  3 3 z¼0 z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach r)  ð R1 H  r3 d r ¼ H r¼0 1 4 r 4  R1  ¼ H r¼0  1 4 1 R1  0 ¼ H R 41 4 4 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 1 H R 41  J1 ¼ r  4 2ðp 1 dj ¼ j¼0 2p 1 1 1 r H R 41 ½ j  0 ¼ r H R 41  ð2 p  0Þ ¼ p r H R 41 4 4 2 Massenträgheitsmoment der Scheibe: J 1 ¼ 1 p r H R 41 2 Massenträgheitsmoment J 2 des äußeren Rings (in Bild F-50 dunkelgrau unterlegt) 2ðp ð R3 ðH J2 ¼ r  r3 d z d r d j j ¼ 0 r ¼ R2 z ¼ 0 1. Integrationsschritt (Integration nach z, wie bei J 1 ) ðH r3 d z ¼ H r3 z¼0 2. Integrationsschritt (Integration nach r)  ð R3 H  r3 d r ¼ H r¼R2 1 4 r 4  R3 ¼ r¼R2 R3 1 1 H ½ r 4  r ¼ R2 ¼ H ðR 43  R 42 Þ 4 4
2 Dreifachintegrale 343 3. Integrationsschritt (Integration nach j) 1 H ðR 43  R 42 Þ  J2 ¼ r  4 ¼ 2ðp 1 dj ¼ j¼0 2p 1 1 r H ðR 43  R 42 Þ ½ j  0 ¼ r H ðR 43  R 42 Þ  ð2 p  0Þ ¼ 4 4 1 p r H ðR 43  R 42 Þ 2 Massenträgheitsmoment des Ringes: J 2 ¼ 1 p r H ðR 43  R 42 Þ 2 Massenträgheitsmoment J des Speichenrades Jz ¼ J1 þ J2 ¼ 1 1 1 p r H R 41 þ p r H ðR 43  R 42 Þ ¼ p r H ðR 41 þ R 43  R 42 Þ 2 2 2 Sonderfall (Zylinderscheibe vom Radius R): R 1 = R 2 , R 3 = R J Zylinder ¼ 1 1 p r H ðR 41 þ R 4  R 41 Þ ¼ prH R4 2 2 Das Massenträgheitsmoment lässt sich auch wie folgt durch Masse m und Radius R ausdrücken: J Zylinder ¼ 1 1 1 1 prHR4 ¼ ðr  p R 2 HÞ R 2 ¼ ðr  VÞ R 2 ¼ mR2 2 2 2 |ffl{zffl} 2 |fflfflffl{zfflfflffl} V m Hinweis: Das Dreifachintegral lässt sich auch als Produkt dreier gewöhnlicher Integrale berechnen (der Integrand hängt nur von der einen Variablen r ab; sämtliche Integrationsgrenzen sind konstant): 2ðp J1 ¼ r  Rð1 1dj  j¼0 ¼ r ð2 p  0Þ r dr  r¼0  ðH 3 z¼0 1 d z ¼ r ½ j 0  2p  1 4 r 4 R1 0  ½ z 0 ¼ H  1 4 1 4 1 R  0 ðH  0Þ ¼ r  2 p  R H ¼ p r H R 41 4 1 4 1 2
344 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Hinweise für das gesamte Kapitel (1) (2) (3) (4) Treten mehrere Integrationskonstanten auf, so werden diese (zusammen mit eventuell vorhandenen konstanten Gliedern) zu einer Integrationskonstanten zusammengefasst (im Regelfall auf der rechten Seite der Gleichung). Häufig erhält man bei der Integration einer Dgl „logarithmische“ Terme wie beispielsweise ln j x j oder ln j 2 x 2  x þ 1 j . Es ist dann zweckmäßiger, die Integrationskonstante nicht in der üblichen Form, sondern in der „logarithmischen“ Form ln j C j anzusetzen. Sie können dann mit Hilfe der elementaren Rechenregeln für Logarithmen den Arbeitsaufwand erheblich reduzieren (Rechenregeln ! Hinweis (3)). Beim Lösen einer Dgl werden Sie immer wieder die folgenden Rechenregeln benötigen: a R1 ln a þ ln b ¼ ln ða  bÞ R2 ln a  ln b ¼ ln b n n ln a R3 n  ln a ¼ ln a ; ln e ¼ n R4 e ¼ a R5 Entlogarithmierung ln a ¼ b R6 jxj ¼ a > 0 R7 am  an ¼ amn ; ) ) x ¼  a; a ¼ eb ; jxj ¼ jaj ln a ¼ ln b ) ) a ¼ b x ¼ a a m  a m ¼ a m  m ¼ a o ¼ 1 Alle anfallenden Integrale dürfen einer Integraltafel entnommen werden (wenn nicht ausdrücklich anders verlangt). Bei der Lösung der Integrale wird die jeweilige Integralnummer aus der Integraltafel der Mathematischen Formelsammlung des Autors mit den entsprechenden Parameterwerten angegeben („gelbe Seiten“, z. B. Integral 313 mit a ¼ 2Þ: Selbstverständlich dürfen Sie die Integrale auch „per Hand“ lösen (zusätzliche bung). 1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 1.1 Differentialgleichungen mit trennbaren Variablen Lehrbuch: Band 2, Kapitel IV.2.2 Formelsammlung: Kapitel X.2.1 G1 y 0 ¼ exy ; Anfangswert : y ð0Þ ¼ 1 Trennen der beiden Variablen führt zu: y0 ¼ dy ¼ exy ¼ e x  e y dx ) ey dy ¼ ex dx Integration auf beiden Seiten, anschließend wird die Gleichung nach y aufgelöst (Rechenregel: R3): ð ð e y d y ¼ e x d x ) e y ¼ e x þ C ) ln e y ¼ ln ðe x þ CÞ ) y ¼ ln ðe x þ CÞ © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_7
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 345 Spezielle Lösung für den Anfangswert y ð0Þ ¼ 1: y ð0Þ ¼ 1 ) ln ðe 0 þ CÞ ¼ ln ð1 þ CÞ ¼ 1 ) 1 þ C ¼ e1 ¼ e ) C ¼ e1 Rechenregel: R5 Lösung: y ¼ ln ðe x þ e  1Þ G2 y 0 ¼ ð y þ 1Þ  sin x ; Anfangswert : y ðp=2Þ ¼ 4 Trennung der beiden Variablen, dann Integration auf beiden Seiten: y0 ¼ dy ¼ ð y þ 1Þ  sin x dx ) dy ¼ sin x d x yþ1 ) ð dy ¼ yþ1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} ð sin x d x ) Integral 2 mit a ¼ 1 , b ¼ 1 ln j y þ 1 j ¼  cos x þ ln j C j Auflösung der Gleichung nach y (entlogarithmieren):   y þ 1  ¼  cos x  ln j y þ 1 j  ln j C j ¼ ln  C  y þ 1 ¼  C  e  cos x ¼ K  e  cos x ) )   y þ 1  cos x    C  ¼ e y ¼ K  e  cos x  1 ) yþ1 ¼  e  cos x C ) ðmit K ¼  C Þ Rechenregeln: R2, R5 und R6 Bestimmung der Konstanten K aus dem Anfangswert y ðp=2Þ ¼ 4: K  e  cos ðp=2Þ  1 ¼ K  e 0  1 ¼ K  1  1 ¼ K  1 ¼ 4 Spezielle Lösung: ) K ¼ 4 þ 1¼ 5 y ¼ 5  e  cos x  1 Aufladung eines Kondensators mit der Kapazität C über einen ohmschen Widerstand R (Bild G-1) Die zeitabhängige Kondensatorspannung u ¼ u ðtÞ genügt der Dgl G3 C R R C u_ þ u ¼ u 0 ¼ const: (u 0 : angelegte Gleichspannung; Anfangsspannung: u ð0Þ ¼ 0) . i (t ) Bestimmen Sie den zeitlichen Verlauf der Spannung u . u (t ) u0 Bild G-1 Wir trennen zunächst die Variablen: R C u_ þ u ¼ u 0 ) RC Beide Seiten werden jetzt integriert: ð ð du 1 ¼   1 dt u  u0 RC |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} du ¼ u0  u dt ) ) du dt ¼ u0  u RC ln j u  u 0 j ¼  Rechenregel: R2 t RC ) du dt 1 dt ¼  ¼  u  u0 RC RC 1 t t þ ln j K j ¼  þ ln j K j RC RC Integral 2 mit a ¼ 1 , b ¼  u 0 ln j u  u 0 j  ln j K j ¼  ) u  u  t 0  ln   ¼  RC K )
346 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Durch Entlogarithmierung folgt (Rechenregeln: R5 und R6): u  u  t t t t u  u0      0 ¼  e RC ) u  u0 ¼  K  e RC ¼ K *  e RC   ¼ e RC ) K K u ¼ u0 þ K *  e  t RC ) ðmit K * ¼  KÞ Beim Einschalten (d. h. zur Zeit t ¼ 0) ist u ¼ 0 , d. h. u ð0Þ ¼ 0 . Aus diesem Anfangswert bestimmen wir die Konstante K * wie folgt: u ð0Þ ¼ 0 Lösung: ) u0 þ K *  e 0 ¼ u0 þ K *  1 ¼ u0 þ K * ¼ 0 u ¼ u0  u0  e  t RC  ¼ u0 1e  t RC ) K * ¼  u0  , t  0 u u0 Bild G-2 zeigt den zeitlichen Verlauf der Kondensatorspannung („Sättigungsfunktion‘‘). u = u0 1 – e – t RC Bild G-2 t G4 y 0 ¼  ð y þ 1Þ  cot x ; Anfangswert : y ðp=2Þ ¼ 0 Trennung der beiden Variablen, dann Integration auf beiden Seiten: dy ¼  ð y þ 1Þ  cot x dx ð ð dy ¼  cot x d x ) yþ1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} y0 ¼ Integral 2 mit a ¼ b ¼ 1 ) dy ¼  cot x d x yþ1    C   ln j y þ 1 j ¼  ln j sin x j þ ln j C j ¼ ln j C j  ln j sin x j ¼ ln  sin x  Integral 293 mit a ¼ 1 (Rechenregel: R2). Entlogarithmierung der Gleichung führt dann zur allgemeinen Lösung (Rechenregeln: R5 und R6):    C  K   ) yþ1 ¼  C ¼ K jy þ 1j ¼  ) y ¼ 1 ðmit K ¼  C Þ sin x  sin x sin x sin x Spezielle Lösung für den Anfangswert y ðp=2Þ ¼ 0: y ðp=2Þ ¼ 0 G5 ) K K 1 ¼ 1 ¼ K 1 ¼ 0 1 sin ðp=2Þ ) K ¼ 1 ) y ¼ 1 1 sin x Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz einer beschleunigten Masse unter Berücksichtigung der Reibung Die Bewegung einer Masse, die durch eine konstante Kraft beschleunigt wird und einer der Geschwindigkeit v proportionalen Reibungskraft unterliegt, genüge der folgenden Dgl: 10  dv þ v ¼ 40 dt mit v ð0Þ ¼ 10 Wie lautet das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz v ¼ v ðtÞ ? Welche Endgeschwindigkeit v E erreicht die Masse?
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 347 Zunächst trennen wir die Variablen, dann werden beide Seiten integriert: 10  dv ¼ 40  v ¼  ðv  40Þ dt ð dv dt ¼  ¼  0,1 d t v  40 10 ) dv ¼  0,1  v  40 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} ) ð 1 dt Integral 2 mit a ¼ 1 , b ¼  40 ln j v  40 j ¼  0,1 t þ ln j C j ) ln j v  40 j  ln j C j ¼  0,1 t    v  40    ¼  0,1 t ln  C  ) (Rechenregel: R2). Durch Entlogarithmierung folgt (Rechenregeln: R5 und R6):    v  40  v  40  0;1 t   ) ¼  e  0;1 t ) v  40 ¼  C  e  0;1 t ¼ K  e  0;1 t  C  ¼ e C v ¼ 40 þ K  e  0;1 t ) ðmit K ¼  C Þ Zu Beginn der Bewegung (d. h. zur Zeit t ¼ 0) beträgt die Geschwindigkeit v ð0Þ ¼ 10 . Aus dieser Anfangsgeschwindigkeit lässt sich die Integrationskonstante K wie folgt berechnen: v ð0Þ ¼ 10 ) 40 þ K  e 0 ¼ 40 þ K  1 ¼ 40 þ K ¼ 10 Das gesuchte Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz lautet damit (siehe Bild G-3): v ¼ 40  30  e  0;1 t ; ) K ¼ 10  40 ¼  30 v 40 t  0 Die Endgeschwindigkeit vE erhält man für t ! 1, d. h. nach (theoretisch) unendlich langer Zeit: v = 40 – 30 · e– 0,1 t v E ¼ lim v ðtÞ ¼ lim ð40  30  e  0,1 t Þ ¼ 40 t!1 10 t!1 (e  0,1 t strebt für t ! 1 gegen 0) 10 20 30 t Bild G-3 G6 y 0 ¼ 1  y2 ; Anfangswert : y ð0Þ ¼ 0 Zunächst trennen wir die Variablen, dann werden beide Seiten integriert: dy ¼ 1  y2 dx ð ð dy ¼ 1 dx 1  y2 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} y0 ¼ dy ) 1  y2 ) ¼ dx )   1 þ y 1  ¼ x þ ln j C j  ln  1  y 2    2  )   1 þ y  ¼ 2 x þ 2  ln j C j ln  1  y Integral 46 mit a 2 ¼ 1   1 þ y  ¼ 2 x þ ln j C j 2 ¼ 2 x þ ln C 2 ln  1  y   ln     ¼ 2x C 2 ð1  yÞ  1þy )   1 þ y   ln C 2 ¼ 2 x ln  1  y    1þy  2x    C 2 ð1  yÞ  ¼ e 1þy ¼  C2  e 2x ¼ K  e 2x 1y Rechenregeln: R2, R5 und R6 ) ðmit K ¼  C 2 Þ ) 1þy C 2 ð1  yÞ ¼  e 2x ) ) )
348 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Wir lösen diese implizite Funktionsgleichung noch nach y auf: 1 þ y ¼ K  e 2 x  ð1  yÞ ¼ K  e 2 x  K  e 2 x  y y ð1 þ K  e 2 x Þ ¼ K  e 2 x  1 ) y ¼ ) y þ K  e 2x  y ¼ K  e 2x  1 ) K  e 2x  1 K  e 2x þ 1 Die Integrationskonstante K berechnen wir aus dem Anfangswert y ð0Þ ¼ 0: y ð0Þ ¼ 0 ) K  e0  1 K 11 K 1 ¼ ¼ 0 ¼ K 1þ1 K þ1 K  e0 þ 1 ) K 1 ¼ 0 ) K ¼ 1 Die spezielle Lösung lautet damit: y ¼ G7 e 2x  1 ¼ tanh x e 2x þ 1  tanh x ¼ 2 x y þ ð1 þ x 2 Þ y 0 ¼ 0 ; ex  ex ðe x  e  x Þ  e x e 2x  1 ¼ ¼ e 2x þ 1 ex þ ex ðe x þ e  x Þ  e x  Anfangswert : y ð1Þ ¼ 10 Wir trennen zunächst die Variablen und integrieren dann beide Seiten: 2 x y þ ð1 þ x 2 Þ y 0 ¼ 2 x y þ ð1 þ x 2 Þ  ð dy ¼ 2  y dy ¼ 0 dx ð x dx 1 þ x2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) ln j y j ¼  2  ) ð1 þ x 2 Þ dy ¼ 2xy dx 1  ln j 1 þ x 2 j þ ln j C j 2 ) dy 2x ¼ dx y 1 þ x2 ) Integral 32 mit a 2 ¼ 1    C    ln j y j ¼  ln j 1 þ x j þ ln j C j ¼ ln j C j  ln j 1 þ x j ¼ ln  1 þ x2  2 2 (Rechenregel: R2). Durch Entlogarithmieren finden wir die allgemeine Lösung der Dgl (Rechenregeln: R5 und R6):    C  K   ) y ¼  C jyj ¼  ¼ ðmit K ¼  CÞ  2 2 1þx 1þx 1 þ x2 Aus dem Anfangswert y ð1Þ ¼ 10 bestimmen wir K und damit die spezielle Lösung: y ð1Þ ¼ 10 ) K K ¼ ¼ 10 1þ1 2 ) K ¼ 20 ) y ¼ 20 1 þ x2 Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Auslenkung bei einem Feder-Masse-Schwinger Beschreiben Sie die Bewegung des in Bild G-4 dargestellten Feder-Masse-Schwingers durch eine Dgl 1. Ordnung und bestimmen Sie den Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit v und der Auslenkung x, wenn die Masse m bei entspannter Feder ðx ¼ 0Þ die Geschwindigkeit v 0 besitzt. G8 Anleitung: Nach Newton ist das Produkt aus Masse m und Beschleunigung a gleich der Summe der einwirkenden Kräfte. Reibungskräfte sollen hier unberücksichtigt bleiben. Für die elastische Feder gilt das Hookesche Gesetz (mit der Federkonstanten c > 0). Auslenkung x und Geschwindigkeit v sind Funktionen der Zeit t (mit t  0). Bild G-4 Federkonstante c x=0 x = x (t ) m
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 349 Die auf die Masse m einwirkende beschleunigende Kraft ist die Differenz aus dem Gewicht m g und der Rückstellkraft c x der elastischen Feder (Hookesches Gesetz). Nach Newton gilt dann:   dv dv ðÞ m a ¼ m g  c x oder m ¼ mg  cx a ¼ v_ ¼ ; g: Erdbeschleunigung dt dt (die Beschleunigung a ist die 1. Ableitung der Geschwindigkeit v nach der Zeit t). Wir suchen die Abhängigkeit der Geschwindigkeit v von der Auslenkung x . Dabei ist zu beachten, dass x selbst von der Zeit t abhängt. Die Geschwindigkeit v ist daher eine mittelbare Funktion der Zeit t und nach der Kettenregel gilt:   dv dv dx dv dv dx ¼  ¼ v ¼ v mit v ¼ dt dx dt dx dx dt (die Geschwindigkeit v ist bekanntlich die 1. Ableitung des Weges x nach der Zeit t). Einsetzen in Gleichung (*) liefert eine einfache Dgl 1. Ordnung für die gesuchte Funktion v ¼ v ðxÞ , die sich leicht durch „Trennung der Variablen‘‘ lösen lässt: dv dv ¼ mv  ¼ m g  c x ) m v d v ¼ ðm g  c xÞ d x ) dt dx ð ð 1 1 m  v d v ¼ ðm g  c xÞ d x ) m v2 ¼ m g x  cx2 þ K 2 2 m Bei entspannter Feder (x ¼ 0) bewegt sich die Masse mit der Geschwindigkeit v0 . Aus diesem Anfangswert bestimmen wir die Integrationskonstante K: v ðx ¼ 0Þ ¼ v 0 ) 1 1 m v 20 ¼ m g  0  c  02 þ K ¼ K 2 2 ) K ¼ Damit hängt die Geschwindigkeit v wie folgt von der Auslenkung x ab:   2 1 1 1 c 2 m v2 ¼ m g x  cx2 þ m v 20   ) v2 ¼ 2 g x  x þ v 20 2 2 2 m m rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi c 2 ðmit w 20 ¼ c=mÞ x þ v 20 ¼ 2 g x  w 20 x 2 þ v 20 v ¼ 2gx  m rffiffiffiffiffiffi c w0 ¼ ist dabei die Kreisfrequenz der periodischen Bewegung (Schwingung). m G9 y0  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a2 þ x2 ¼ y 1 m v 20 2 ) (a: Konstante) Zunächst trennen wir die Variablen, dann werden beide Seiten integriert: y0  ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi d y pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  a2 þ x2 ¼ y a2 þ x2 ¼ dx dy ¼ y ) dy dx ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y a2 þ x2 ð dx pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a2 þ x2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) ln j y j ¼ ln x þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a2 þ x2 )  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi   þ ln j C j ¼ ln  C x þ a 2 þ x 2  Integral 123 (Rechenregel: R1). Wir entlogarithmieren und erhalten die allgemeine Lösung der Dgl:  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  j y j ¼  C x þ a2 þ x2  ) y ¼  C x þ a2 þ x2 ¼ K x þ a2 þ x2 Rechenregeln: R5 und R6 ðK ¼  C 2 Þ
350 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Bimolekulare chemische Reaktion 2. Ordnung vom Typ A + B ! AB Ein Molekül A vereinigt sich mit einem Molekül B zu einem neuen Molekül AB . Zu Beginn der Reaktion ðt ¼ 0Þ sind von beiden Bindungspartnern jeweils c Moleküle vorhanden. Die Umsatzvariable x ¼ x ðtÞ beschreibt dann die Anzahl der zur Zeit t „verbrauchten“ Moleküle vom Typ A bzw. B und damit die Anzahl der in dieser Zeit entstandenen neuen Moleküle AB . Sie genügt der Dgl G10 dx ¼ k ðc  xÞ 2 dt ðk > 0 : GeschwindigkeitskonstanteÞ Bestimmen Sie den zeitlichen Verlauf der Umsatzvariablen x . Wann kommt die chemische Reaktion zum Stillstand? Wir trennen zunächst die Variablen und integrieren anschließend beide Seiten: dx ¼ k ðc  xÞ 2 ¼ k ðx  cÞ 2 dt ð ð dx ðx  cÞ 2 ¼ dx ) ¼ k dt ðx  cÞ 2 ðx  cÞ  2 d x ¼ k  ð ðx  cÞ  1 ) 1 dt ) 1  1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ¼  ðx  cÞ  1 ¼ k t þ K ) Integral 1 mit a ¼ 1 , b ¼  c ; n ¼  2   1  ¼ k t þ K   ð 1Þ x c ) 1 ¼ kt  K x c Aus dem Anfangswert x ð0Þ ¼ 0 bestimmen wir die Integrationskonstante K (zu Beginn der chemischen Reaktion gibt es noch keine „neuen“ Moleküle vom Typ A B, d. h. x ð0Þ ¼ 0Þ: x ð0Þ ¼ 0 ) 1 ¼ 0K 0c )  1 ¼ K c ) K ¼ 1 c Somit gilt: 1 1 ¼ kt  x c c ) 1 ckt  1 ¼ x c c ) x c ¼ c ckt  1 (letzter Rechenschritt: Kehrwertbildung auf beiden Seiten). Wir lösen diese Gleichung nach der Umsatzvariablen x auf und erhalten: x ¼ c þ c ð c k t  1Þ c c  c2 k t  c  c2 k t c2 k t þc ¼ ¼ ¼ ; ¼ ckt  1 ckt  1 ckt  1 ckt þ 1 ckt  1 t  0 Umformungen: Hauptnenner bilden, d. h. den Summand c mit ð c k t  1Þ erweitern. Die chemische Reaktion kommt (theoretisch!) nach unendlich langer Reaktionszeit zum Stillstand (siehe Bild G-5): lim x ðtÞ ¼ lim t!1 t!1 ¼ c2 k t ¼ lim ckt þ 1 t!1 c2 k ck þ 1 t ¼ x c c2 k ck  c ¼ c ¼ ck ck x= Dann sind sämtliche Moleküle beider Sorten A und B „verbraucht‘‘ und es sind genau x ¼ c Moleküle vom Typ A B entstanden. Umformungen: Vor der Grenzwertbildung Zähler und Nenner gliedweise durch t dividieren. c 2k t ckt + 1 t Bild G-5
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 351 x ðx þ 1Þ y 0 þ ðx  2Þ y 2 ¼ 0 G11 Das anfallende Integral soll dabei mit Hilfe der Partialbruchzerlegung gelöst werden. Wir trennen zunächst die beiden Variablen: x ðx þ 1Þ y 0 þ ðx  2Þ y 2 ¼ x ðx þ 1Þ x ðx þ 1Þ dy ¼  ðx  2Þ y 2 dx ) dy þ ðx  2Þ y 2 ¼ 0 dx dy y2 ¼  ) x 2 dx x ðx þ 1Þ Integration beider Seiten: ð dy y2 ð ¼ y 2 d y ¼ y1 1 ¼  ¼  y 1 ð   x 2 d x   ð 1Þ x ðx þ 1Þ ) 1 ¼ y ð x 2 dx x ðx þ 1Þ Das Integral der rechten Seite lösen wir mittels Partialbruchzerlegung des Integranden wie folgt (die Nullstellen des Nenners liegen bei x 1 ¼ 0 und x 2 ¼  1): A ðx þ 1Þ þ B x x 2 A B ¼ þ ¼ x x þ1 x ðx þ 1Þ x ðx þ 1Þ Die Partialbrüche werden der Reihe nach mit x þ 1 bzw. x erweitert und so auf den Hauptnenner x ðx þ 1Þ gebracht. Die Brüche auf beiden Seiten der Gleichung stimmen jetzt im Nenner und somit auch im Zähler überein. Dies liefert die folgende Bestimmungsgleichung für die unbekannten Konstanten: A ðx þ 1Þ þ B x ¼ x  2 Wir setzen für x der Reihe nach die Werte 0 und  1 ein und erhalten für die Konstanten A und B folgende Werte: 9 > x ¼ 0 ) A ¼ 2 = x 2 2 3 ¼  ) þ > x x þ1 x ðx þ 1Þ x ¼ 1 ) B ¼ 3 ) B ¼ 3 ; Die Integration lässt sich jetzt leicht durchführen (das zweite Integral lösen wir durch die Substitution u ¼ x þ 1, d x ¼ d u):  ð ð ð ð ð ð x 2 2 3 dx dx dx du dx ¼  þ dx ¼ 2  þ3 ¼ 2  þ3 ¼ x x þ1 x x þ1 x u x ðx þ 1Þ |fflffl{zfflffl} u ¼  2  ln j x j þ 3  ln j u j þ ln j C j ¼  2  ln j x j þ 3  ln j x þ 1 j þ ln j C j ¼ ¼ ln j x j  2 þ ln j x þ 1 j 3 þ ln j C j ¼ ln j x  2 j þ ln j ðx þ 1Þ 3 j þ ln j C j ¼    C ðx þ 1Þ 3    3 2 ¼ ln j C ðx þ 1Þ  x j ¼ ln     x2 (Rechenregeln: R3 und R1). Damit erhalten wir die folgende allgemeine Lösung:   ð  C ðx þ 1Þ 3  1 x 2 1  ) y ¼ d x ¼ ln  ¼    2 y x ðx þ 1Þ x  C ðx þ 1Þ 3   ln   x2
352 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 1.2 Integration einer Differentialgleichung durch Substitution Alle Differentialgleichungen in diesem Abschnitt lassen sich mit Hilfe einer geeigneten Substitution auf einfache Differentialgleichungen 1. Ordnung zurückführen, die meist durch „Trennung der Variablen“ oder „Variation der Konstanten“ lösbar sind. Wir unterscheiden dabei folgende Substitutionstypen: Typ A y 0 ¼ f ða x þ b y þ cÞ ; Typ B y0 ¼ f Typ C y 0 þ g ðxÞ  y ¼ h ðxÞ  y n   y ; x Substitution : u ¼ a x þ b y þ c Substitution : u ¼ y x ðn 6¼ 1Þ ; ða; b; c : KonstantenÞ (homogene Dgl) Substitution : u ¼ y 1  n (Bernoullische Dgl) Beachten Sie, dass die Substitutionsvariable u eine Funktion der Variablen x ist. Lehrbuch: Band 2, Kapitel IV.2.3 Formelsammlung: Kapitel X.2.2 G12 2xyy0  x2 ¼ y2 oder y0 ¼ y2 þ x2 1 ¼ 2 2xy  y x þ x y  Die vollständige Substitution dieser Dgl vom Typ B lautet (der 2. Summand ist der Kehrwert des 1. Summanden): u ¼ y ; x y ¼ xu; y0 ¼ 1  u þ u0  x ¼ u þ xu0 (Ableitung von y ¼ x u nach der ProduktregelÞ Sie führt auf die folgende Dgl für u: 2 x y y 0  x2 ¼ y2 ) 2 u ðu þ x u 0 Þ ¼ 1 þ u 2 2 x ðx uÞ ðu þ x u 0 Þ  x 2 ¼ x 2 u 2 ) 2 u2 þ 2 x u u 0 ¼ 1 þ u2 ) )  2 x 2 u ðu þ x u 0 Þ ¼ x 2 þ x 2 u 2  : x 2 2 x u u 0 ¼ 1  u2 Lösung durch „Trennung der Variablen‘‘: du u du dx ¼ 1  u2 ) ) ¼ 2 dx 2x 1u  ð ð  u du 1 dx 1 1  )   ln j 1  u 2 j ¼  ln j x j þ ln j C j   ð 2Þ ¼ 2 x 2 2 1  u2 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 2xuu0 ¼ 2xu  ) Integral 49 mit a 2 ¼ 1 ln j 1  u 2 j ¼  ln j x j  2  ln j C j ¼  ln j x j  ln j C j 2 ¼  ln j x j  ln C 2 ¼  ðln j x j þ ln C 2 Þ ¼ ¼  ln j C 2 x j ¼  1  ln j C 2 x j ¼ ln j C 2 x j  1 (Rechenregeln: R3, R1 und nochmals R3). Durch Entlogarithmierung folgt (Rechenregeln: R5 und R6):   1 1 K K 1 2 2 2 2 ¼ j1  u j ¼ jC xj ) u ¼  1   ð 1Þ ) 1u ¼  ¼ 2 2 x x jC xj C x K K x K þ1 ¼ 1 ¼ u ¼  x x x 2   1 mit K ¼  C2 Rücksubstitution (u ¼ y=x) liefert die gesuchte Lösung:  2 y y2 x K u2 ¼ ¼ ¼ ) y 2 ¼ x ðx  KÞ ¼ x 2  K x x x x2 ) y ¼  pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x2  K x )
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung G13 y 0 ¼ ð1 þ x þ yÞ 2 ; 353 Anfangswert : y ð0Þ ¼ 2 Diese Dgl ist vom Typ A und wird durch die Substitution u ¼ 1 þ x þ y wie folgt gelöst: u0 ¼ 0 þ 1 þ y0 ¼ 1 þ y0 u ¼ 1 þ x þ y; y 0 ¼ ð1 þ x þ yÞ 2 ) u 0  1 ¼ u2 ) ) y0 ¼ u0  1 ) u0 ¼ du ¼ 1 þ u2 dx ) du ¼ dx 1 þ u2 Nach der bereits vorgenommenen Trennung der Variablen werden beide Seiten integriert: ð ð du ¼ 1 d x ) arctan u ¼ x þ C ) u ¼ tan ðx þ CÞ 1 þ u2 Durch Rücksubstitution erhalten wir die gesuchte allgemeine Lösung: u ¼ 1 þ x þ y ¼ tan ðx þ CÞ ) y ¼ tan ðx þ CÞ  x  1 Aus dem Anfangswert y ð0Þ ¼ 2 bestimmen wir die spezielle Lösung: y ð0Þ ¼ 2 ) tan C  1 ¼ 2 ) tan C ¼ 3 ) C ¼ arctan 3 ¼ 1,2490 ðBogenmaß !Þ Lösung: y ¼ tan ðx þ 1,2490Þ  x  1 G14 2yy0 þ x  y2 ¼ 0 Wir bringen diese Dgl zunächst auf eine andere Form, um zu erkennen, mit welcher Substitution sie gelöst werden kann: 1 1 x 1 y ¼   ¼  x y1 2 2 y 2   1 1 Die Dgl ist also eine Bernoulli-Dgl Typ C mit g ðxÞ ¼  , h ðxÞ ¼  x und n ¼  1 . Mit der Substitu2 2 tion u ¼ y 1  n ¼ y 1  ð 1Þ ¼ y 2 erreichen wir unser Ziel: 2 y y 0 þ x  y2 ¼ 0 j : 2 y u0 ¼ u ¼ y2 ; ) y0 þ 1 x 1   y ¼ 0 2 y 2 ) y0  du du dy ¼  ¼ 2yy0 dx dy dx (u hängt von y, y wiederum von x ab ! Kettenregel anwenden). Wir setzen diese Ausdrücke in die ursprüngliche Form der Bernoulli-Dgl ein und erhalten eine inhomogene lineare Dgl 1. Ordnung: 2 y y 0 þ x  y2 ¼ 0 ) u0 þ x  u ¼ 0 ) u0  u ¼ x Diese Dgl lösen wir durch „Variation der Konstanten‘‘. Zunächst wird die zugehörige homogene Dgl durch „Trennung der Variablen‘‘ gelöst: u0  u ¼ 0 ð du ¼ u ) u0 ¼ ð 1 dx ) du ¼ u dx ) du ¼ dx u ln j u j ¼ x þ ln j C j ) ) u   ln j u j  ln j C j ¼ ln   ¼ x C (Rechenregel: R2). Entlogarithmierung liefert dann (Rechenregeln: R5 und R6): u u   ðmit K ¼  CÞ ¼ ex ) u ¼ C  ex ¼ K  ex   ¼ ex ) C C
354 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Die inhomogene lineare Dgl lösen wir durch „Variation der Konstanten‘‘ ðK ! K ðxÞÞ . Lösungsansatz (mit der benötigten Ableitung): u 0 ¼ K 0 ðxÞ  e x þ K ðxÞ  e x u ¼ K ðxÞ  e x ; ðProduktregelÞ Einsetzen dieser Ausdrücke in die inhomogene Dgl führt zu: u0  u ¼ x K 0 ðxÞ  e x þ K ðxÞ  e x  K ðxÞ  e x ¼  x |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ) )  K 0 ðxÞ  e x ¼  x   e  x ) K 0 ðxÞ ¼  x  e  x Integration liefert: ð ð 0 K ðxÞ ¼ K ðxÞ d x ¼  x  e  x d x ¼  ð x  1Þ  e  x þ K 1 ¼ ðx þ 1Þ  e  x þ K 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 313 mit a ¼  1 Damit gilt: u ¼ K ðxÞ  e x ¼ ½ ðx þ 1Þ  e  x þ K 1   e x ¼ ðx þ 1Þ  e  x  e x þ K 1  e x ¼ x þ 1 þ K 1  e x |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} e0 ¼ 1 Durch Rücksubstitution finden wir für die vorgegebene Bernoulli-Dgl die folgende allgemeine Lösung: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y2 ¼ u ¼ x þ 1 þ K1  e x ) y ¼  x þ 1 þ K1  e x ðmit K 1 2 RÞ G15 x y 0 ¼ y ðln x  ln y þ 1Þ Diese Dgl ist vom Typ B, denn sie kann wie folgt umgeschrieben werden:    y 0 ) x y ¼ y ðln x  ln y þ 1Þ ¼ y ½ 1  ðln y  ln xÞ  ¼ y 1  ln x      y y  1  ln y ¼ x x 0 (Rechenregel: R2). Mit der Substitution u ¼ y ; x y ¼ xu y0 ¼ 1  u þ u0  x ¼ xu0 þ u ) (Ableitung mit der Produktregel Þ erhalten wir eine Dgl für u , die sich durch „Trennung der Variablen‘‘ lösen lässt:      y y  1  ln ) x u 0 þ u ¼ u ð1  ln uÞ ¼ u  u  ln u y0 ¼ x x x u 0 ¼  u  ln u ð du ¼  u  ln u |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} ð ) dx x x  ) du ¼  u  ln u dx ) du dx ¼  u  ln u x ) )  C ln j ln u j ¼  ln j x j þ ln j C j ¼ ln j C j  ln j x j ¼ ln  x Integral 343 (Rechenregel: R2). Wir entlogarithmieren und erhalten (Rechenregeln: R5, R6 und nochmals R5):   C C K ðmit K ¼  CÞ j ln u j ¼   ) ln u ¼  ¼ ) u ¼ e K=x x x x Rücksubstitution führt schließlich zur gesuchten Lösung: y ¼ x u ¼ x  e K=x ðK 2 RÞ    
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung G16 355 x 2 y 0 ¼ y ðx  yÞ Durch eine geringfügige Umstellung erkennt man, dass diese Dgl vom Typ B ist:    2 x y  y2 y y2 y y ¼ ¼ x 2 y 0 ¼ y ðx  yÞ ¼ x y  y 2 ) y 0 ¼   x x x x2 x2 Sie lässt sich also durch die folgende Substitution in eine durch „Trennung der Variablen‘‘ lösbare Dgl überführen: y ; y ¼ xu ) y0 ¼ 1  u þ u0  x ¼ u þ xu0 (Ableitung mit der Produktregel Þ x    2 y y du du dx  y0 ¼ ) u þ x u 0 ¼ u  u2 ) x u 0 ¼ x  ¼  ¼  u2 ) x x dx x u2 u ¼ Integration beider Seiten führt zur Lösung für die Hilfsvariable u:  ð ð ð ð  du dx dx u1 1 2 ) u du ¼  ) ¼  ln j x j þ C   ð 1Þ ¼  ¼  2 x x u 1 u 1 ¼ ln j x j  C u ) u ¼ 1 ln j x j  C ) (nach Kehrwertbildung) Durch Rücksubstitution erhalten wir die gesuchte Lösung: y ¼ xu ¼ x  G17 1 ¼ ln j x j  C xy0 þ y ¼ xy2 x ln j x j  C oder y0 þ ðmit C 2 RÞ 1 y ¼ y2 ; x Anfangswert: y ð1Þ ¼ 0,2 Mit Hilfe der Substitution u ¼ y 1  2 ¼ y  1 lässt sich diese Bernoulli-Dgl ðTyp C mit g ðxÞ ¼ 1=x , h ðxÞ ¼  1 und n ¼ 2Þ auf eine lineare Dgl zurückführen: u ¼ y1 ¼ 1 y ) y ¼ 1 ¼ u1 u ) y0 ¼ dy dy du u0 ¼  ¼  u 2  u 0 ¼ dx du dx u2 (differenziert wurde nach der Kettenregel, da y von u und u wiederum von x abhängt) Vollständige Substitution: x y 0 þ y ¼  x y2 y ¼ u1 ¼ ) x  1 u0 , y0 ¼ u u2  u0 1 1   u2 þ ¼ x  u u2  u2 ) xu0 þ u ¼ x: Diese lineare Dgl 1. Ordnung lösen wir durch „Variation der Konstanten‘‘. Zunächst wird die zugehörige homogene Dgl durch „Trennung der Variablen‘‘ gelöst:   du du du dx xu0 þ u ¼ 0 ) xu0 ¼ x  ¼  u   ð 1Þ ) x  ¼ u ) ¼ ) dx dx u x ð ð du dx ¼ ) ln j u j ¼ ln j x j þ ln j C j ) ln j u j ¼ ln j C x j ) j u j ¼ j C x j ) u x u ¼ Cx ¼ K x ðmit K ¼  CÞ Rechenregeln: R1, R5 und R6
356 G Gewöhnliche Differentialgleichungen „Variation der Konstanten‘‘ ðK ! K ðxÞÞ führt zu dem folgenden Lösungsansatz für die inhomogene Dgl (Ableitung nach der Produktregel): u ¼ K ðxÞ  x ; u 0 ¼ K 0 ðxÞ  x þ 1  K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ  x þ K ðxÞ Einsetzen von u und u 0 in die inhomogene Dgl, Bestimmen der noch unbekannten Faktorfunktion K ðxÞ:  xu0 þ u ¼ x )  x ½ K 0 ðxÞ  x þ K ðxÞ  þ K ðxÞ  x ¼  x  x 2  K 0 ðxÞ  x  K ðxÞ þ x  K ðxÞ ¼  x |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ ð ) )   x 2  K 0 ðxÞ ¼  x  : ð x 2 Þ ) K 0 ðxÞ ¼ 1 x 1 d x ¼ ln j x j þ K * x Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl: u ¼ K ðxÞ  x ¼ ðln j x j þ K *Þ x Durch Rücksubstitution erhalten wir schließlich die Lösung der Bernoulli-Dgl. Sie lautet: y ¼ 1 1 1 ¼ ¼ u ðln j x j þ K *Þ x x  ln j x j þ K *  x Spezielle (partikuläre) Lösung für den Anfangswert y ð1Þ ¼ 0,2: y ð1Þ ¼ 0,2 Lösung: y ¼ G18 1 ) 1  ln j 1 j þ K *  1 1 ðln j x j þ 5Þ x ¼ ¼ 1 1 ¼ ¼ 0,2 0 þ K* K* ) K* ¼ 5 1 x  ln j x j þ 5 x y 0 þ y ¼ ðcos x  sin xÞ y 2 Durch die Substitution u ¼ y 1  2 ¼ y  1 lässt sich diese Bernoulli-Dgl ðTyp C mit g ðxÞ ¼ 1, h ðxÞ ¼ cos x  sin x und n ¼ 2Þ in eine lineare Dgl verwandeln: u ¼ y1 ; y ¼ u1 ; y0 ¼ dy dy du u0 ¼  u 2  u 0 ¼ ¼  dx du dx u2 (differenziert wurde mit Hilfe der Kettenregel, da y von u und u wiederum von x abhängt) Vollständige Substitution: y ¼ u1 ¼ y 0 þ y ¼ ðcos x  sin xÞ y 2 1 u0 , y0 ¼ u u2 )   u 0 þ u ¼ cos x  sin x   ð 1Þ   u0 1 1  þ  u2 ¼ ðcos x  sin xÞ  u u2  u2 ) u 0  u ¼  cos x þ sin x ) ) u 0  u ¼ sin x  cos x Diese lineare Dgl mit konstanten Koeffizienten lösen wir nach der Methode „Aufsuchen einer partikulären Lösung‘‘. Zunächst wird die zugehörige homogene Dgl u 0  u ¼ 0 durch den Exponentialansatz u 0 ¼ C  e l x gelöst: u0 ¼ C  e lx ; u 00 ¼ l C  e l x ; u 00  u 0 ¼ l C  e l x  C  e l x ¼ C  e l x ðl  1Þ ¼ 0 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 6¼ 0 Damit ist u 0 ¼ C  e x die allgemeine Lösung der homogenen Dgl. ) l ¼ 1
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 357 Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl Aus der Tabelle (FS: Kapitel X.2.4.4 bzw. Bd. 2: Kapitel IV.2.6) entnehmen wir den folgenden Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung u P : w ¼ 1 Störglied g ðxÞ ¼ sin x  cos x ! u P ¼ C 1  sin x þ C 2  cos x Mit diesem Ansatz und der zugehörigen Ableitung gehen wir in die inhomogene Dgl ein: u P ¼ C 1  sin x þ C 2  cos x ; u 0P ¼ C 1  cos x  C 2  sin x u 0  u ¼ C 1  cos x  C 2  sin x  C 1  sin x  C 2  cos x ¼ sin x  cos x Wir ordnen die Glieder und vergleichen dann die Sinus- bzw. Kosinusterme beider Seiten. Dieser Koeffizientenvergleich liefert zwei leicht lösbare Gleichungen für die beiden Unbekannten C1 und C2 : ð C 1  C 2 Þ  sin x þ ðC 1  C 2 Þ  cos x ¼ 1  sin x  1  cos x ðIÞ  C1  C2 ¼ ðIIÞ 1 ) C1  C2 ¼  1  2 C2 ¼ 0 þ ) C 2 ¼ 0; ðIIÞ ) C1 ¼  1 þ C2 ¼  1 þ 0 ¼  1 Somit gilt: u P ¼  1  sin x þ 0  cos x ¼  sin x Die allgemeine Lösung der inhomogenen linearen Dgl lautet damit: u ¼ u 0 þ u P ¼ C  e x  sin x Durch Rücksubstitution erhalten wir schließlich die gesuchte Lösung der Bernoulli-Dgl: y ¼ G19 1 1 ¼ x u C  e  sin x xyy0 ¼ 4x2 þ y2 Diese Dgl ist vom Typ B, denn sie lässt sich in der Form y0 ¼   4 x2 þ y2 y2 y 4x2 4x x ¼ 4 þ þ ¼ þ ¼ x y y xy xy xy    1   y y y ¼ 4 þ x x x darstellen ðx=y ist der Kehrwert von y=xÞ. Die Substitution u ¼ y ; x y ¼ xu ) y0 ¼ 1  u þ u0  x ¼ u þ xu0 ðAbleitung mit der Produktregel Þ führt dann zu einer Dgl, die sich durch „Trennung der Variablen‘‘ lösen lässt:  1   y y 4 ) u þ x u 0 ¼ 4 u1 þ u ¼ þu ) þ y0 ¼ 4 x x u xu0 ¼ x  du 4 ¼ dx u ) u du ¼ 4 dx x ð ) ð u du ¼ 4  1 dx x xu0 ¼ 4 u ) )   1 2 1 2 u ¼ 4 ðln j x j þ ln j C j Þ ) u ¼ 4  ln j C x j   2 ) u 2 ¼ 8  ln j C x j 2 2 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi u ¼  8  ln j C x j ¼  2  2  ln j C x j ðRechenregel : R1Þ Durch Rücksubstitution erhalten wir schließlich die allgemeine Lösung der Dgl: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y ¼ x u ¼  2 x  2  ln j C x j )
358 G Gewöhnliche Differentialgleichungen G20 y 0 ¼ 2 ð2 x þ y þ 1Þ  1 Diese Dgl ist vom Typ A. Mit der Substitution u0 ¼ 2 þ y0 þ 0 ¼ 2 þ y0 u ¼ 2x þ y þ 1; y0 ¼ u0  2 ) erhalten wir eine Dgl für die Variable u , die durch „Trennung der Variablen‘‘ lösbar ist: y 0 ¼ 2 ð2 x þ y þ 1Þ  1 u0 ¼ ) u 0  2 ¼ 2 u1 ¼ 2 ðu þ 1Þ du 2 þ 2u ¼ ¼ u dx u ) 2 u ) u du ¼ 2 dx uþ1 ) 2 2 þ 2u þ2 ¼ ) u u ð ð u du ¼ 2 dx ) uþ1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} u0 ¼ Integral 4 mit a ¼ b ¼ 1 u  ln j u þ 1 j ¼ 2 x þ C Durch Rücksubstitution erhalten wir die allgemeine Lösung in impliziter Form: 2 x þ y þ 1  ln j 2 x þ y þ 2 j ¼ 2 x þ C G21 ) y  ln j 2 x þ y þ 2 j ¼ C  1 ¼ K ðK ¼ C  1Þ x 2 y 0 ¼ y 2  x y ; Anfangswert : y ð 1Þ ¼ 1 Dividiert man die Dgl gliedweise durch x2 , so erhält man:  2   y2 xy y2 y y y 0 ¼  2 ¼   y ¼ 2 2 x x x x x x Diese Dgl ist also vom Typ B. Wir lösen sie durch die Substitution u ¼ y ; x y ¼ xu; y0 ¼ 1  u þ u0  x ¼ u þ xu0 schrittweise wie folgt („Trennung der Variablen‘‘):  2   y y 0 ) u þ x u 0 ¼ u2  u y ¼  x x du dx ¼ 2 x u  2u ð ) du ¼ 2 u  2u |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} ð dx x ) ) (Ableitung mit der Produktregel Þ xu0 ¼ x  du ¼ u2  2 u dx )   u  2 1   ¼ ln j x j þ ln j C j ¼ ln j C x j  ln  2 u  Integral 63 mit a ¼ 1 , b ¼  2 , c ¼ 0 ; D ¼  4 < 0   u  2  ¼ 2  ln j C x j ¼ ln j C x j 2 ¼ ln ðC xÞ 2 ln  u  (Rechenregeln: R1 und R3). Entlogarithmierung liefert (Rechenregeln: R5 und R6):   u  2 u2 2   ¼  ðC xÞ 2 ¼  C 2 x 2 ¼ K x 2 ) ðmit K ¼  C 2 Þ  u  ¼ ðC xÞ u u  2 ¼ K x2 u ) u  K x2 u ¼ 2 ) ð1  K x 2 Þ u ¼ 2 ) u ¼ 2 1  K x2 )   2  )
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 359 Durch Rücksubstitution erhalten wir schließlich die allgemeine Lösung: y ¼ xu ¼ x  2 2x ¼ 2 1  Kx 1  K x2 Spezielle Lösung für den Anfangswert y ð 1Þ ¼ 1:   2 ¼ 1   ð1  KÞ ¼ 2 1K 1  K ð 1Þ 2  ð 1Þ ð1 þ x 2 Þ y y 0 ¼ x ð1 þ y 2 Þ; G22 ) 2 ¼ 1  K ) K ¼ 3 ) y ¼ 2x 1  3x2 Anfangswert: y ð1Þ ¼  3 Lösen Sie diese Dgl mit Hilfe der Substitution u ¼ 1 þ y 2 . Mit der vorgeschlagenen Substitution gelingt die Integration der Dgl durch „Trennung der Variablen‘‘: u ¼ 1 þ y2 ; u0 ¼ 2yy0 ð1 þ x 2 Þ y y 0 ¼ x ð1 þ y 2 Þ ð1 þ x 2 Þ  du ¼ 2xu dx ) ðKettenregel; denn y ist eine Funktion von x Þ ) ð1 þ x 2 Þ  du 2x dx ¼ u 1 þ x2 ) yy0 ¼   1 0 u ¼ x u   2 ) ð1 þ x 2 Þ u 0 ¼ 2 x u 2 ð ð du x dx ¼ 2 ) ) u 1 þ x2 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 1 0 u 2 ) Integral 32 mit a 2 ¼ 1 ln j u j ¼ 2  1  ln ð1 þ x 2 Þ þ ln j C j ¼ ln ð1 þ x 2 Þ þ ln j C j ¼ ln j C ð1 þ x 2 Þ j 2 (Rechenregel: R1). Entlogarithmierung liefert (Rechenregeln: R5 und R6): j u j ¼ j C ð1 þ x 2 Þ j ) u ¼  C ð1 þ x 2 Þ ¼ K ð1 þ x 2 Þ ðmit K ¼  CÞ Rücksubstitution führt schließlich zur allgemeinen Lösung: u ¼ K ð1 þ x 2 Þ ¼ 1 þ y 2 ) y 2 ¼ K ð1 þ x 2 Þ  1 ) Spezielle Lösung für den Anfangswert y ð1Þ ¼  3:  qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi   K ð1 þ 1Þ  1 ¼  3 ) 2 K  1 ¼ 3  quadrieren y ¼  y ¼  ) qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi K ð1 þ x 2 Þ  1 2K  1 ¼ 9 ) K ¼ 5 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5 ð1 þ x 2 Þ  1 ¼  5 þ 5 x 2  1 ¼  4 þ 5 x 2 ¼  5 x 2 þ 4 Anmerkung: Wegen y ð1Þ ¼  3 < 0 ist das negative Vorzeichen in der allgemeinen Lösung zu nehmen. G23 y0 þ 4y ¼ 2 pffiffiffi y oder y 0 þ 4 y ¼ 2 y 1=2 Mit der Substitution u ¼ y 1  1=2 ¼ y 1=2 ¼ h ðxÞ ¼ 2 und n ¼ 1=2Þ in eine lineare Dgl: u ¼ pffiffiffi y; y ¼ u2 ; y0 ¼ pffiffiffi y überführen wir diese Bernoulli-Dgl ðTyp C mit g ðxÞ ¼ 4, dy dy du ¼  ¼ 2u  u0 dx du dx
360 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Die Ableitung wurde mit der Kettenregel gebildet, da y von u und u wiederum von x abhängt. Die vollständige Substitution lautet also: pffiffiffi y ¼ u2 ; y ¼ u; y0 ¼ 2uu0 Wir erhalten mit dieser Substitution folgende lineare Dgl: pffiffiffi y 0 þ 4 y ¼ 2 y ) 2 u u 0 þ 4 u2 ¼ 2 u j : 2 u ) u0 þ 2u ¼ 1: Diese Dgl lösen wir durch „Variation der Konstanten‘‘. Die benötigte Lösung der zugehörigen homogenen Dgl u 0 þ 2 u ¼ 0 erhalten wir am einfachsten mit dem Exponentialansatz u ¼ K  e l x und der Ableitung u 0 ¼ l K  e lx : u0 þ 2u ¼ 0 ) l K  e l x þ 2 K  e l x ¼ K  e l x  ðl þ 2Þ ¼ 0 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 6¼ 0 ) lþ2 ¼ 0 ) l ¼ 2 Somit ist u ¼ K  e  2 x die Lösung der homogenen linearen Dgl. „Variation der Konstanten‘‘ führt zu dem folgenden Lösungsansatz für die inhomogene lineare Dgl ðK ! K ðxÞÞ: u ¼ K ðxÞ  e  2 x ; u 0 ¼ K 0 ðxÞ  e  2 x  2 K ðxÞ  e  2 x ðProdukt- und Kettenregel Þ Diese Ausdrücke werden in die inhomogene Dgl eingesetzt und daraus dann die unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ bestimmt:   0 0 2x 2x 2x 0 2x u þ 2 u ¼ 1 ) K ðxÞ  e  2 K ðxÞ  e þ 2 K ðxÞ  e ¼ 1   e 2 x ¼ 1 ) K ðxÞ  e |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð K 0 ðxÞ ¼ e 2 x ) K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ ð e 2x d x ¼ |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 1  e 2x þ C 2 Integral 312 mit a ¼ 2  G24 y0  ¼ 2 x y ¼ ; x y 1  e 2x þ C 2  1 1 þ C  e 2x ¼ C  e 2x þ 2 2   1 2 2 2x þ Rücksubstitution liefert dann die gesuchte Lösung der Bernoulli-Dgl: y ¼ u ¼ C  e 2 Somit gilt: u ¼ K ðxÞ  e 2x  e 2x ¼ Anfangswert : y ð 1Þ ¼ 2 Es handelt sich um eine Bernoulli-Dgl:   2 x 2 0 1 y  y ¼ ¼ xy mit g ðxÞ ¼  ; h ðxÞ ¼ x und n ¼  1 x y x Durch die Substitution u ¼ y 1  n ¼ y 1  ð 1Þ ¼ y 2 lässt sich diese Dgl in eine lineare Dgl überführen: u ¼ y2 ; u0 ¼ du du dy ¼  ¼ 2yy0 dx dy dx (da u eine Funktion von y ist und y wiederum eine Funktion von x, muss die Ableitung von u nach x mit der Kettenregel gebildet werden). Wir multiplizieren die Bernoulli-Dgl beidseitig mit 2 y und führen dann die Substitution wie folgt durch (2 y y 0 ¼ u 0 , y 2 ¼ u): 2yy0  4 2 y ¼ 2x x ) u0  4 u ¼ 2x x
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 361 Diese lineare Dgl soll durch „Variation der Konstanten‘‘ gelöst werden. Dafür benötigen wir zunächst die Lösung der zugehörigen homogenen Dgl, die wir durch „Trennung der Variablen‘‘ erhalten: 4 du 4 du 4 dx u ¼ 0 ) u0 ¼ ¼ u ) ¼ dx ¼ 4  ) x dx x u x x ð ð du dx ¼ 4 ) ln j u j ¼ 4  ln j x j þ ln j C j ¼ ln j x j 4 þ ln j C j ¼ ln x 4 þ ln j C j ¼ ln j C x 4 j u x u0  (Rechenregeln: R3 und R1). Entlogarithmieren liefert dann (Rechenregeln: R5 und R6): juj ¼ jCx4 j ) u ¼ Cx4 ¼ K x4 ðmit K ¼  C Þ Hieraus erhalten wir durch „Variation der Konstanten‘‘ den folgenden Lösungsansatz für die inhomogene lineare Dgl ðK ! K ðxÞÞ: u ¼ K ðxÞ  x 4 ; u 0 ¼ K 0 ðxÞ  x 4 þ 4 x 3  K ðxÞ ðAbleitung mit der Produktregel Þ Einsetzen dieser Ausdrücke in die inhomogene Dgl führt zu einer leicht lösbaren Dgl 1. Ordnung für die noch unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ: u0  4 u ¼ 2x x ) 4  K ðxÞ  x 4 ¼ 2 x ) x   ) K 0 ðxÞ  x 4 ¼ 2 x  : x 4 ) K 0 ðxÞ  x 4 þ 4 x 3  K ðxÞ  K 0 ðxÞ  x 4 þ 4 x 3  K ðxÞ  4 x 3  K ðxÞ ¼ 2 x |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð ð x 2 K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ 2  x  3 d x ¼ 2  þ K1 ¼  x 2 þ K1 2 K 0 ðxÞ ¼ 2 x  3 Damit gilt: u ¼ K ðxÞ  x 4 ¼ ð x  2 þ K 1 Þ  x 4 ¼  x 2 þ K 1  x 4 ¼ K 1  x 4  x 2 Rücksubstitution liefert dann die gesuchte Lösung der Bernoulli-Dgl (zunächst in der impliziten Form): qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi y2 ¼ u ¼ K1  x 4  x2 ) y ¼  K1  x 4  x2 Lösung für den Anfangswert y ð 1Þ ¼ 2 (Einsetzen in die implizite Lösung): K1  1  1 ¼ K1  1 ¼ 4 y ¼ þ ) K1 ¼ 5 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5x 4  x2 Anmerkungen: Wegen y ð 1Þ ¼ 2 > 0 ist das positive Vorzeichen der allgemeinen Lösung zu nehmen. Die Dgl ist auch mit Hilfe der Substitution u ¼ y=x lösbar. 1.3 Lineare Differentialgleichungen Alle Differentialgleichungen in diesem Abschnitt lassen sich nach der Methode „Variation einer Konstanten‘‘ lösen. Lehrbuch: Band 2, Kapitel IV.2.5 Formelsammlung: Kapitel X.2.4.3.1 G25 y0 þ y ¼ ex x þ1 )
362 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Homogene Dgl (Lösung durch „Trennung der Variablen‘‘) y ¼ 0 x þ1 y0 þ ð dy ¼  y y0 ¼ ) ) dy dx ¼  y x þ1 )    C   ln j y j ¼  ln j x þ 1 j þ ln j C j ¼ ln j C j  ln j x þ 1 j ¼ ln  x þ 1 ð dx x þ1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} dy y ¼  dx x þ1 ) Integral 2 mit a ¼ b ¼ 1 (Rechenregel: R2). Wir entlogarithmieren (Rechenregeln: R5 und R6):    C   ) y ¼  C ¼ K j y j ¼  ðmit K ¼  C Þ x þ 1 x þ1 x þ1 Variation der Konstanten: K ! K (x) Der Lösungsansatz y ¼ 0 y ¼ K ðxÞ wird mit der zugehörigen Ableitung (Quotientenregel anwenden) x þ1 K 0 ðxÞ  ðx þ 1Þ  1  K ðxÞ ðx þ 1Þ 2 ¼ K 0 ðxÞ  ð x þ 1 Þ ðx þ 1Þ2  K ðxÞ ðx þ 1Þ 2 ¼ K 0 ðxÞ x þ1  K ðxÞ ðx þ 1Þ 2 in die inhomogene Dgl eingesetzt und die (noch unbekannte) Funktion K ðxÞ bestimmt:  K 0 ðxÞ K ðxÞ K ðxÞ K 0 ðxÞ  y ¼ ¼ e x )  ¼ e  x   ðx þ 1Þ þ y0 þ x þ1 x þ1 x þ1 ðx þ 1Þ 2 ðx þ 1Þ 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 K 0 ðxÞ ¼ ðx þ 1Þ  e  x ð K ðxÞ ¼ ) ð 0 K ðxÞ d x ¼ ) ðx þ 1Þ  e x ð dx ¼ x e x ð dx þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} e x d x ¼ |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} Integral 313 mit a ¼  1 Integral 312 mit a ¼  1 ¼ ð x  1Þ  e  x  e  x þ C ¼ ð x  1  1Þ  e  x þ C ¼  ðx þ 2Þ  e  x þ C Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet somit: y ¼ G26 y 0 þ 4 x y ¼ 4 x  e2x K ðxÞ x þ1 ¼  ðx þ 2Þ  e  x þ C x þ1 2 Wir lösen zunächst die zugehörige homogene Dgl y 0 þ 4 x y ¼ 0 durch „Trennung der Variablen‘‘: y0 þ 4xy ¼ 0 ) y0 ¼ 4xy ) dy ¼ 4xy dx ) dy ¼ 4x dx y )   ð y dy 2 ¼ ð 4 xÞ d x ) ln j y j ¼  2 x þ ln j C j ) ln j y j  ln j C j ¼ ln   ¼  2 x 2 y C   y y 2 2 2   ¼ e 2x2 ) ¼  e 2x ) y ¼  C  e 2x ¼ K  e 2x ðmit K ¼  C 2 Þ C C ð Rechenregeln: R2, R5 und R6 )
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 363 Variation der Konstanten Wir ersetzen die Konstante K durch die (noch unbekannte) Funktion K ðxÞ und gehen mit dem Lösungsansatz 2 y ¼ K ðxÞ  e  2 x in die inhomogene Dgl, wobei wir noch die Ableitung des Lösungsansatzes benötigen (Produktregel, Ableitung des rechten Faktors mit der Kettenregel): y ¼ K ðxÞ  e  2 x ¼ u v |ffl{zffl} |fflffl{zfflffl} u v 2 ) y 0 ¼ u 0 v þ v 0 u ¼ K 0 ðxÞ  e  2 x  4 x  e  2 x  K ðxÞ 2 2 ) y 0 þ 4 x y ¼ K 0 ðxÞ  e  2 x  4 x  K ðxÞ  e  2 x þ 4 x  K ðxÞ  e  2 x ¼ 4 x  e  2 x |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð ð 0  2 x2  2 x2 0 0 ¼ 4x  e ) K ðxÞ ¼ 4 x ) K ðxÞ ¼ K ðxÞ d x ¼ 4 x d x ¼ 2 x 2 þ C K ðxÞ  e 2 2 2 2 Die allgemeine Lösung der inhomogenen linearen Dgl lautet somit: y ¼ K ðxÞ  e  2 x ¼ ð2 x 2 þ C Þ  e  2 x 2 G27 y0  1 x2 þ x þ 1 y ¼ ; x x 2 Anfangswert : y ð1Þ ¼  3 Homogene Dgl (Lösung durch „Trennung der Variablen‘‘) 1 y  y ¼ 0 x 0 ) dy 1 ¼ y ¼ y dx x 0 ) ln j y j ¼ ln j x j þ ln j C j ¼ ln j C x j dy dx ¼ y x ) ð dy y ð ¼ dx x ) (Rechenregel: R1) Durch Entlogarithmierung gewinnen wir die Lösung der homogenen Dgl (Rechenregeln: R5 und R6): jyj ¼ jCxj ) y ¼ Cx ¼ K x Variation der Konstanten: K ! K (x) ðmit K ¼  C Þ (Konstante K durch Funktion K ðxÞ ersetzen) Mit dem Lösungsansatz y ¼ K ðxÞ  x und der mit Hilfe der Produktregel gewonnenen Ableitung y 0 ¼ K 0 ðxÞ  x þ 1  K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ  x þ K ðxÞ gehen wir in die inhomogene Dgl ein und bestimmen die noch unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ: 1 1 x2 þ x þ 1 y ¼ K 0 ðxÞ  x þ K ðxÞ   K ðxÞ  x ¼ K 0 ðxÞ  x þ K ðxÞ  K ðxÞ ¼ x x x |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0  x 2 þ x þ 1  x2 þ x þ 1 1 1 : x ) K 0 ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ  x ¼ ¼ 1þ ) þ  x x x2 x2  ð ð  1 1 1 1þ K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ þ þC d x ¼ x þ ln j x j  x x x2 y0  ) Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet somit:   1 þ C x ¼ x 2 þ x  ln j x j  1 þ C x ¼ x 2 þ C x þ x  ln j x j  1 y ¼ K ðxÞ  x ¼ x þ ln j x j  x Spezielle Lösung für den Anfangswert y ð1Þ ¼  3: y ð1Þ ¼  3 ) 1 þ C þ 1  ln 1  1 ¼  3 |{z} 0 ) C ¼ 3 ) y ¼ x 2  3 x þ x  ln j x j  1
364 G Gewöhnliche Differentialgleichungen G28 y 0  sin x  y  cos x ¼ 4  sin 4 x Die Lösung der zugehörigen homogenen Dgl erhalten wir durch „Trennung der Variablen‘‘: y 0  sin x  y  cos x ¼ 0 ð dy ¼ y ) y 0  sin x ¼ dy  sin x ¼ y  cos x dx dy cos x ¼ d x ¼ cot x d x y sin x ) ð cot x d x ) ln j y j ¼ ln j sin x j þ ln j C j ¼ ln j C  sin x j |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} Integral 293 mit a ¼ 1 (cos x=sin x ¼ cot x ; Rechenregel: R1). Entlogarithmierung liefert (Rechenregeln: R5 und R6): j y j ¼ j C  sin x j ) y ¼  C  sin x ¼ K  sin x Variation der Konstanten: K ! K (x) ðmit K ¼  C Þ (Konstante K durch Funktion K ðxÞ ersetzen) Wir setzen den Lösungsansatz y ¼ K ðxÞ  sin x und die mit Hilfe der Produktregel bestimmte Ableitung y 0 ¼ K 0 ðxÞ  sin x þ cos x  K ðxÞ in die inhomogene Dgl ein und bestimmen die noch unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ: y 0  sin x  y  cos x ¼ ½ K 0 ðxÞ  sin x þ cos x  K ðxÞ   sin x  K ðxÞ  sin x  cos x ¼ 4  sin 4 x K 0 ðxÞ  sin 2 x þ K ðxÞ  sin x  cos x  K ðxÞ  sin x  cos x ¼ 4  sin 4 x |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0   K 0 ðxÞ  sin 2 x ¼ 4  sin 4 x  : sin 2 x ) K 0 ðxÞ ¼ 4  sin 2 x ) ð K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ 4   ð sin 2 x d x ¼ 4 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} sin ð2 xÞ x  2 4 ) )  þ C ¼ 2 x  sin ð2 xÞ þ C Integral 205 mit a ¼ 1 Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet somit: y ¼ K ðxÞ  sin x ¼ ð2 x  sin ð2 xÞ þ CÞ  sin x Stromkreis mit einem zeitabhängigen ohmschen Widerstand G29 di þ ðcos tÞ  i ¼ 2  cos t ; dt Anfangswert : i ð0Þ ¼ 0 Bestimmen Sie den zeitlichen Verlauf der Stromstärke i ¼ i ðtÞ . Wir lösen zunächst die zugehörige homogene Dgl durch „Trennung der Variablen‘‘: di di di þ ðcos tÞ  i ¼ 0 ) ¼  ðcos tÞ  i ) ¼  cos t d t ) dt dt i   ð ð i di ¼  cos t d t ) ln j i j ¼  sin t þ ln j C j ) ln j i j  ln j C j ¼ ln   ¼  sin t i C   i   ¼ e  sin t ) i ¼  e  sin t ) i ¼  C  e  sin t ¼ K  e  sin t ðmit K ¼  CÞ C C Rechenregeln: R2, R5 und R6 )
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 365 Variation der Konstanten: K ! K (t) Wir ersetzen die Konstante K durch die noch unbekannte Funktion K ðtÞ und gehen mit dem Lösungsansatz i ¼ K ðtÞ  e  sin t und deren Ableitung in die inhomogene Dgl ein (die Ableitung erhält man mit Hilfe von Produktund Kettenregel ): i ¼ K ðtÞ  e  sin t ; di ¼ K_ ðtÞ  e  sin t  cos t  e  sin t  K ðtÞ dt di þ ðcos tÞ  i ¼ K_ ðtÞ  e  sin t  cos t  e  sin t  K ðtÞ þ cos t  K ðtÞ  e  sin t ¼ 2  cos t dt |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0   K_ ðtÞ  e  sin t ¼ 2  cos t   esin t ) K_ ðtÞ ¼ 2  cos t  e sin t ) ð K ðtÞ ¼ K_ ðtÞ d t ¼ 2  ) ð cos t  e sin t d t du du ¼ cos t ; d t ¼ wie folgt: dt cos t ð ð du d t ¼ 2  cos t  e u  ¼ 2  e u d u ¼ 2  e u þ K * ¼ 2  e sin t þ K * cos t Dieses Integral lösen wir mit der Substitution u ¼ sin t ; ð K ðtÞ ¼ 2  cos t  e sin t Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet damit: i ¼ K ðtÞ  e  sin t ¼ ð2  e sin t þ K *Þ  e sin t ¼ 2 þ K *  e  sin t ; t  0 Der Stromkreis ist zu Beginn ðt ¼ 0Þ stromlos. Aus diesem Anfangswert bestimmen wir die Integrationskonstante K * : i ð0Þ ¼ 0 ) 2 þ K *  e sin 0 ¼ 2 þ K *  e 0 ¼ 2 þ K *  1 ¼ 2 þ K * ¼ 0 Damit erhalten wir den folgenden zeitlichen Verlauf für die Stromstärke i (siehe Bild G-6): i = 2 1 – e– sin t 2 t  0 1 (Periodische Funktion mit der Periode 2 p. Im Periodeninter- 2 vall von 0 bis 2 p gilt: –1 Maximum zur Zeit t ¼ p=2 , –2 Minimum zur Zeit t ¼ 3 p=2) –3 4 8 Bild G-6 y 0  ðtanh xÞ  y ¼ 2  cosh 2 x ; Anfangswert : y ð0Þ ¼ 10 Wir lösen zunächst die zugehörige homogene Dgl durch „Trennung der Variablen‘‘: y 0  ðtanh xÞ  y ¼ 0 ð dy ¼ y ) y0 ¼ dy ¼ ðtanh xÞ  y dx ) dy ¼ tanh x d x y ð tanh x d x ) ln j y j ¼ ln ðcosh xÞ þ ln j C j ¼ ln j C  cosh x j |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 387 mit a ¼ 1 (Rechenregel: R1). Wir entlogarithmieren und erhalten (Rechenregeln: R5 und R6): j y j ¼ j C  cosh x j ) K * ¼ 2 i i ¼ i ðtÞ ¼ 2  2  e  sin t ¼ 2 ð1  e  sin t Þ ; G30 ) y ¼  C  cosh x ¼ K  cosh x ðmit K ¼  C Þ ) 14 18 t
366 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Variation der Konstanten: K ! K (x) (Konstante K durch Funktion K ðxÞ ersetzen) Den Lösungsansatz y ¼ K ðxÞ  cosh x und die mit der Produktregel gewonnene Ableitung y 0 ¼ K 0 ðxÞ  cosh x þ sinh x  K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ  cosh x þ K ðxÞ  sinh x setzen wir in die inhomogene Dgl ein und bestimmen die noch unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ wie folgt (unter Verwendung der Beziehung tanh x ¼ sinh x=cosh xÞ: y 0  ðtanh xÞ  y ¼ K 0 ðxÞ  cosh x þ K ðxÞ  sinh x  tanh x  K ðxÞ  cosh x ¼ 2  cosh 2 x K 0 ðxÞ  cosh x þ K ðxÞ  sinh x  K ðxÞ  sinh x  cosh x ¼ 2  cosh 2 x cosh x ) ) K 0 ðxÞ  cosh x þ K ðxÞ  sinh x  K ðxÞ  sinh x ¼ 2  cosh 2 x ) K 0 ðxÞ  cosh x ¼ 2  cosh 2 x ) |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð ð 2 2  cosh x 0 0 ¼ 2  cosh x ) K ðxÞ ¼ K ðxÞ d x ¼ 2  cosh x d x ¼ 2  sinh x þ C K ðxÞ ¼ cosh x Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl y ¼ K ðxÞ  cosh x ¼ ð2  sinh x þ CÞ  cosh x ¼ 2  sinh x  cosh x þ C  cosh x ¼ sinh ð2 xÞ þ C  cosh x (unter Verwendung der Formel 2  sinh x  cosh ¼ sinh ð2 xÞ ! FS: Kapitel III.11.3.3) Spezielle Lösung für den Anfangswert y ð0Þ ¼ 10: y ð0Þ ¼ 10 ) sinh 0 þ C  cosh 0 ¼ 0 þ C  1 ¼ C ¼ 10 ) C ¼ 10 Lösung: y ¼ sinh ð2 xÞ þ 10  cosh x G31 y0 þ 2x 1  6x2 y ¼ 1 þ x2 1 þ x2 Lösung der zugehörigen homogenen Dgl durch „Trennung der Variablen‘‘: dy dy 2x 2x 2x ¼  ¼   y ¼ 0 ) y0 ¼ y ) dx 2 2 dx y 1þx 1þx 1 þ x2 ð ð dy x 1 ¼ 2   ln ð1 þ x 2 Þ þ ln j C j ) d x ) ln j y j ¼  2  2 y 2 1þx |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} y0 þ ) Integral 32 mit a 2 ¼ 1    C    ln j y j ¼  ln ð1 þ x Þ þ ln j C j ¼ ln j C j  ln ð1 þ x Þ ¼ ln  1 þ x2  2 2 (Rechenregel: R2). Entlogarithmierung führt dann zur Lösung der homogenen Dgl (Rechenregeln: R5 und R6):    C  K  ) y ¼  C  jyj ¼  ¼ ðmit K ¼  C Þ  2 2 1þx 1þx 1 þ x2 Variation der Konstanten: K ! K (x) Den Lösungsansatz y ¼ y0 ¼ K ðxÞ 1 þ x2 (Konstante K durch Funktion K ðxÞ ersetzen) und die mit Hilfe der Quotientenregel erhaltene zugehörige Ableitung K 0 ðxÞ  ð1 þ x 2 Þ  2 x  K ðxÞ ð1 þ x 2 Þ 2 ¼ K 0 ðxÞ  ð 1 þ x 2 Þ ð1 þ x 2 Þ2  2x  K ðxÞ ð1 þ x 2 Þ 2 ¼ K 0 ðxÞ 1 þ x2  2 x  K ðxÞ ð1 þ x 2 Þ 2
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 367 setzen wir in die inhomogene Dgl ein und bestimmen daraus die noch unbekannte Funktion K ðxÞ: y0 þ 2x 1 þ x2 K 0 ðxÞ 1 þ x2  y ¼ K 0 ðxÞ 1 þ x2 2 x  K ðxÞ þ  2 x  K ðxÞ ð1 þ x 2 Þ 2 2 x  K ðxÞ ¼ þ 2x 1 þ x2 1  6x2  K ðxÞ 1 þ x2 ) 1  6x2 ¼ K 0 ðxÞ 1 þ x2 ¼ )  1  6 x 2  2   ð1 þ x Þ 2 1þx 1 þ x2 1 þ x2 ð1 þ x 2 Þ 2 ð1 þ x 2 Þ 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð ð 0 2 0 K ðxÞ ¼ 1  6 x ) K ðxÞ ¼ K ðxÞ d x ¼ ð1  6 x 2 Þ d x ¼ x  2 x 3 þ C ) Damit erhalten wir die folgende allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl: y ¼ K ðxÞ x  2x3 þ C ¼ 1 þ x2 1 þ x2 1.4 Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten Die homogene lineare Differentialgleichung wird durch einen Exponentialansatz gelöst, die inhomogene lineare Differentialgleichung entweder durch „Variation der Konstanten‘‘ oder durch „Aufsuchen einer partikulären Lösung‘‘. Lehrbuch: Band 2, Kapitel IV.2.6 Formelsammlung: Kapitel X.2.4.4 Tabelle mit Lösungsansätzen für eine partikuläre Lösung: Band 2, Kapitel IV.2.6 (Tabelle 1) und Formelsammlung, Kapitel X.2.4.4 G32 y0 þ y ¼ ex ; 1 þ x2 Anfangswert : y ð0Þ ¼ 2 Lösen Sie dieses Anfangswertproblem durch „Variation der Konstanten“. Allgemeine Lösung der zugehörigen homogenen Dgl y 0 þ y ¼ 0 (Ansatz : y ¼ K  e l x Þ: y ¼ K  e x Variation der Konstanten: K ! K (x) Lösungsansatz für die inhomogene Dgl: y ¼ K ðxÞ  e  x ; y 0 ¼ K 0 ðxÞ  e  x  K ðxÞ  e  x ðProdukt- und KettenregelÞ e x e x y 0 þ y ¼ K 0 ðxÞ  e  x  K ðxÞ  e  x þ K ðxÞ  e  x ¼ ) K 0 ðxÞ  e  x ¼ 1 þ x2 1 þ x2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð ð 1 1 ) K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ d x ¼ arctan x þ C K 0 ðxÞ ¼ 1 þ x2 1 þ x2 Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl: y ¼ K ðxÞ  e  x ¼ ðarctan x þ CÞ  e  x Partikuläre Lösung für den Anfangswert y ð0Þ ¼ 2: y ð0Þ ¼ 2 ) ðarctan 0 þ CÞ  e 0 ¼ ð0 þ C Þ  1 ¼ C ¼ 2 Lösung: y ¼ ðarctan x þ 2Þ  e  x ) C ¼ 2 )
368 G Gewöhnliche Differentialgleichungen y 0 þ 3 y ¼ e x þ 2  cos ð2 xÞ Lösen Sie diese Dgl durch „Variation der Konstanten“. G33 Allgemeine Lösung der zugehörigen homogenen Dgl y 0 þ 3 y ¼ 0 (Ansatz : y ¼ K  e l x Þ : y ¼ K  e3x Variation der Konstanten: K ! K (x) Lösungsansatz mit der zugehörigen 1. Ableitung: y ¼ K ðxÞ  e  3 x ; y 0 ¼ K 0 ðxÞ  e  3 x  3 K ðxÞ  e  3 x ðProdukt- und Kettenregel Þ Einsetzen in die inhomogene Dgl, unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ bestimmen: y 0 þ 3 y ¼ K 0 ðxÞ  e  3 x  3 K ðxÞ  e  3 x þ 3 K ðxÞ  e  3 x ¼ e x þ 2  cos ð2 xÞ ) |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0  K 0 ðxÞ  e  3 x ¼ e x þ 2  cos ð2 xÞ   e 3 x ) K 0 ðxÞ ¼ e 4 x þ 2  e 3 x  cos ð2 xÞ ) ð ð ð ð K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ ½ e 4 x þ 2  e 3 x  cos ð2 xÞ  d x ¼ e 4 x d x þ 2  e 3 x  cos ð2 xÞ d x ¼ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 312 mit a ¼ 4 ¼ Integral 324 mit a ¼ 3, b ¼ 2 1 2  e 4x þ  e 3 x ½ 3  cos ð2 xÞ þ 2  sin ð2 xÞ  þ C 4 13 Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl:   1 2 3x 4x 3x ¼ y ¼ K ðxÞ  e e þ  e ½ 3  cos ð2 xÞ þ 2  sin ð2 xÞ  þ C  e  3 x ¼ 4 13 ¼ G34 1 2  ex þ ½ 3  cos ð2 xÞ þ 2  sin ð2 xÞ  þ C  e  3 x 4 13 y 0 þ 5 y ¼ cos x  e  5 x ; Anfangswert: y ðp=2Þ ¼ 0 Lösen Sie diese Anfangswertaufgabe durch „Variation der Konstanten“. Allgemeine Lösung der zugehörigen homogenen Dgl y 0 þ 5 y ¼ 0 (Ansatz : y ¼ K  e l x Þ: y ¼ K  e5x Variation der Konstanten: K ! K (x) Lösungsansatz mit der zugehörigen 1. Ableitung: y ¼ K ðxÞ  e  5 x ; y 0 ¼ K 0 ðxÞ  e  5 x  5 K ðxÞ  e  5 x ðProdukt- und Kettenregel Þ Einsetzen in die inhomogene Dgl, unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ bestimmen: y 0 þ 5 y ¼ K 0 ðxÞ  e  5 x  5 K ðxÞ  e  5 x þ 5 K ðxÞ  e  5 x ¼ cos x  e  5 x ) |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð ð K 0 ðxÞ  e  5 x ¼ cos x  e  5 x ) K 0 ðxÞ ¼ cos x ) K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ cos x d x ¼ sin x þ C Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl: y ¼ K ðxÞ  e  5 x ¼ ðsin x þ CÞ  e  5 x
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 369 Spezielle Lösung für den Anfangswert y ðp=2Þ ¼ 0: ðsin ðp=2Þ þ CÞ  e  5 p=2 ¼ ð1 þ CÞ  e  5 p=2 ¼ 0 |fflfflffl{zfflfflffl} 6¼ 0 Lösung: y ¼ ðsin x  1Þ  e  5 x y ðp=2Þ ¼ 0 G35 ) ) 1þC ¼ 0 ) C ¼ 1 y 0  4 y ¼ e 4 x þ cos ð2 xÞ Bestimmen Sie die allgemeine Lösung dieser Dgl durch „Aufsuchen einer partikulären Lösung“. Die allgemeine Lösung y der inhomogenen Dgl wird aus der Lösung y 0 der zugehörigen homogenen Dgl und einer partikulären Lösung y P der inhomogenen Dgl aufgebaut: y ¼ y 0 þ y P Lösung der zugehörigen homogenen Dgl y 0  4 y ¼ 0 (Ansatz y 0 ¼ K  e l x Þ: y0 ¼ K  e 4x Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl Aus der Tabelle entnehmen wir für die beiden Störglieder e4 x und cos ð2 xÞ die folgenden Lösungsansätze für eine partikuläre Lösung y P : Störglied g 1 ðxÞ ¼ e 4 x a ¼  4; b ¼ 4 Störglied g 2 ðxÞ ¼ cos ð2 xÞ b ¼ a ¼ 4 w ¼ 2 ! ! yP1 ¼ C1 x  e 4x ðNr: 7; Fall b ¼  aÞ y P 2 ¼ C 2  sin ð2 xÞ þ C 3  cos ð2 xÞ ðNr: 6Þ Damit erhalten wir den folgenden Lösungsansatz (¼ Summe der Einzelansätze): y P ¼ y P 1 þ y P 2 ¼ C 1 x  e 4 x þ C 2  sin ð2 xÞ þ C 3  cos ð2 xÞ Wenn dieser Ansatz stimmt (davon gehen wir natürlich aus), dann müssen sich die noch unbekannten Konstanten C1 , C2 und C3 eindeutig bestimmen lassen. Wir gehen daher mit diesem Ansatz und der zugehörigen Ableitung y 0P ¼ C 1  e 4 x þ 4 C 1 x  e 4 x þ 2 C 2  cos ð2 xÞ  2 C 3  sin ð2 xÞ (Produkt- und Kettenregel ) in die inhomogene Dgl ein, ordnen die Glieder und fassen zusammen: y 0  4 y ¼ C 1  e 4 x þ 4 C 1 x  e 4 x þ 2 C 2  cos ð2 xÞ  2 C 3  sin ð2 xÞ   4 ½ C 1 x  e 4 x þ C 2  sin ð2 xÞ þ C 3  cos ð2 xÞ  ¼ ¼ C 1  e 4 x þ 4 C 1 x  e 4 x þ 2 C 2  cos ð2 xÞ  2 C 3  sin ð2 xÞ   4 C 1 x  e 4 x  4 C 2  sin ð2 xÞ  4 C 3  cos ð2 xÞ ¼ ¼ C 1  e 4 x þ ð2 C 2  4 C 3 Þ  cos ð2 xÞ þ ð 4 C 2  2 C 3 Þ  sin ð2 xÞ ¼ e 4 x þ cos ð2 xÞ Aus der verbliebenen Gleichung C 1  e 4 x þ ð2 C 2  4 C 3 Þ  cos ð2 xÞ þ ð 4 C 2  2 C 3 Þ  sin ð2 xÞ ¼ 1  e 4 x þ 1  cos ð2 xÞ þ 0  sin ð2 xÞ (wir haben auf der rechten Seite den identisch verschwindenden Summand 0  sin ð2 xÞ  0 addiert) erhalten wir durch Koeffizientenvergleich 3 Gleichungen für die 3 Unbekannten (wir vergleichen der Reihe nach die Koeffizienten von e 4 x , cos ð2 xÞ und sin ð2 xÞ auf beiden Seiten): C1 ¼ 1 ðIÞ ðIIÞ 2 C2  4 C3 ¼ 1 ðIIIÞ  4 C2  2 C3 ¼ 0 ðIIÞ ) 2 C 2  4 C 3 ¼ 2 C 2  4  ð 2 C 2 Þ ¼ 2 C 2 þ 8 C 2 ¼ 10 C 2 ¼ 1 ðIIIÞ ) C 3 ¼  2 C 2 ¼  2  0,1 ¼  0,2 )  2 C3 ¼ 4 C2 ) C3 ¼  2 C2 ðEinsetzen in (II)Þ ) C 2 ¼ 0,1
370 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Die Konstanten besitzen somit folgende Werte: C 1 ¼ 1, C 2 ¼ 0,1 und C 3 ¼  0,2. Die partikuläre Lösung y P lautet also: y P ¼ x  e 4 x þ 0,1  sin ð2 xÞ  0,2  cos ð2 xÞ Gesamtlösung (allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl): y ¼ y 0 þ y P ¼ K  e 4 x þ x  e 4 x þ 0,1  sin ð2 xÞ  0,2  cos ð2 xÞ ¼ ¼ ðx þ KÞ  e 4 x þ 0,1  sin ð2 xÞ  0,2  cos ð2 xÞ Sinkgeschwindigkeit eines Körpers in einer zähen Flüssigkeit Die Sinkgeschwindigkeit v einer Stahlkugel in einer zähen Flüssigkeit genügt der folgenden Dgl (ohne Auftrieb, siehe Bild G-7): Kugel m v_ þ kv ¼ m g G36 v m: Masse der Kugel k : Reibungsfaktor ð k > 0Þ g: Erdbeschleunigung –kv mg Bild G-7 Bestimmen Sie das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz v ¼ v ðtÞ für die Anfangsgeschwindigkeit v ð0Þ ¼ 0 durch „Variation der Konstanten“. Welche Endgeschwindigkeit v E wird erreicht? Wir dividieren die Dgl zunächst durch die Masse m und führen die Abkürzung a ¼ k=m ein: m v_ þ k v ¼ m g ) v_ þ a v ¼ g ða ¼ k=mÞ Die zugehörige homogene Dgl v_ þ a v ¼ 0 besitzt die Lösung v ¼ K  e  a t (dies ist das Ergebnis aus dem Exponentialansatz v ¼ K  e l t ). Variation der Konstanten: K ! K (t) Lösungsansatz für die inhomogene Dgl mit der benötigten 1. Ableitung (Produkt- und Kettenregel ): v_ ¼ K_ ðtÞ  e  a t  a  e  a t  K ðtÞ ¼ K_ ðtÞ  e  a t  a  K ðtÞ  e  a t v ¼ K ðtÞ  e  a t ; Einsetzen in die inhomogene Dgl führt zu einer einfachen Dgl für K ðtÞ, die wir durch direkte (unbestimmte) Integration leicht lösen können:   at at at at _ _ v_ þ a v ¼ g ) K ðtÞ  e  a  K ðtÞ  e þ a  K ðtÞ  e ¼ g   e  a t ) ¼ K ðtÞ  e |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð ð 1 g K_ ðtÞ ¼ g  e a t ) K ðtÞ ¼ K_ ðtÞ d t ¼ g  e a t d t ¼ g   e at þ C ¼  e at þ C a a |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} Integral 312 mit a ¼ a Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl: v ¼ K ðtÞ  e  a t ¼ g  e at þ C a  e at ¼ g þ C  e at ; a t  0 Die Bewegung der Kugel beginnt aus der Ruhe heraus. Aus diesem Anfangswert bestimmen wir die noch unbekannte Konstante C: v ð0Þ ¼ 0 ) g g g þ C  e0 ¼ þC 1 ¼ þC ¼ 0 a a a ) C ¼  g a
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 371 Damit ergibt sich der folgende zeitliche Verlauf der Sinkgeschwindigkeit (unter Berücksichtigung von a ¼ k=m):   k g g g mg v ¼ v ðtÞ ¼   e at ¼ ð1  e  a t Þ ¼ 1  em t ; t  0 a a a k Im Laufe der Zeit (d. h. für t ! 1Þ nähert sich die Geschwindigkeit ihrem (konstanten) Endwert:     k k mg mg mg mg  t  t ¼ ¼ v E ¼ lim v ðtÞ ¼ lim 1e m  lim 1  e m 1 ¼ k k k k t!1 t!1 t!1 (die streng monoton fallende Exponentialfunktion strebt für t ! 1 asymptotisch gegen null). Bild G-8 zeigt den zeitlichen Verlauf der Sinkgeschwindigkeit v („Sättigungsfunktion‘‘). v mg k k v= – t mg 1–e m k Bild G-8 t Abkühlungsgesetz nach Newton G37 Ein Körper mit der Anfangstemperatur T ðt ¼ 0Þ ¼ T0 wird durch vorbei strömende Luft der konstanten Temperatur TL < T0 gekühlt. Die Temperatur T ¼ T ðtÞ des Körpers genügt dabei der Dgl dT þ a T ¼ a TL dt ða > 0 : KonstanteÞ Bestimmen Sie den Temperaturverlauf T ¼ T ðtÞ durch „Variation der Konstanten“. Welche Endtemperatur TE erreicht der Körper? Die zugehörige homogene Dgl T_ þ a T ¼ 0 wird durch den Exponentialansatz T ¼ C  e l t gelöst: T ¼ C  e lt ; T_ ¼ C l  e l t T_ þ a T ¼ 0 ) C l  e l t þ a C  e l t ¼ 0 ) C  e l t ðl þ aÞ ¼ 0 ) l þ a ¼ 0 ) l ¼  a |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 6¼ 0 Somit ist T ¼ C  e  a t die allgemeine Lösung der homogenen Dgl. Variation der Konstanten: C ! C (t) Lösungsansatz für die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl mit der zugehörigen aus Produkt- und Kettenregel gewonnenen 1. Ableitung: T ¼ C ðtÞ  e  a t ; T_ ¼ C_ ðtÞ  e  a t  a  e  a t  C ðtÞ ¼ C_ ðtÞ  e  a t  a C ðtÞ  e  a t Einsetzen in die inhomogene Dgl, Faktorfunktion C ðtÞ durch direkte Integration bestimmen: T_ þ a T ¼ a TL ) C_ ðtÞ  e  a t  a C ðtÞ  e  a t þ a C ðtÞ  e  a t ¼ a TL |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0   at _ C ðtÞ  e ¼ a TL   e a t ) C_ ðtÞ ¼ a TL  e a t ) )
372 G Gewöhnliche Differentialgleichungen ð C ðtÞ ¼ ð C_ ðtÞ d t ¼ a TL  e a t d t ¼ a TL  |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 1  e a t þ K ¼ TL  e a t þ K a Integral 312 Somit gilt: T ¼ C ðtÞ  e  a t ¼ ðTL  e a t þ KÞ  e  a t ¼ TL þ K  e  a t ; t  0 Den Wert der Integrationskonstanten K ermitteln wir aus der Anfangstemperatur T ð0Þ ¼ T0 : T ð0Þ ¼ T0 ) TL þ K  e 0 ¼ TL þ K  1 ¼ TL þ K ¼ T0 ) K ¼ T0  TL Die Temperatur des Körpers klingt mit der Zeit wie folgt exponentiell ab: T ¼ T ðtÞ ¼ TL þ ðT0  TL Þ  e  a t ; t  0 Die Endtemperatur, auf die der Körper im Laufe der Zeit abkühlt, erhalten wir für t ! 1: TE ¼ lim T ðtÞ ¼ lim ðTL þ ðT0  TL Þ  e  a t Þ ¼ TL t!1 t!1 at (e strebt für t ! 1 gegen null). Der Abkühlungsprozess ist also beendet, wenn der Körper die Lufttemperatur TL erreicht hat. T T0 T = TL + (T0 – TL ) · e – at Bild G-9 zeigt den zeitlichen Verlauf der Temperatur („Abklingfunktion‘‘). TL Bild G-9 t G38 y 0 þ y ¼ 4  e x  sin ð2 xÞ Lösen Sie diese Dgl nach der Methode „Aufsuchen einer partikulären Lösung“. Die gesuchte allgemeine Lösung y lässt sich darstellen als Summe aus der Lösung y0 der zugehörigen homogenen Dgl und einer partikulären Lösung y P der inhomogenen Dgl: y ¼ y 0 þ y P Die Lösung der zugehörigen homogenen Dgl y 0 þ y ¼ 0 lautet (Ansatz y 0 ¼ K  e l x Þ: y 0 ¼ K  e  x. Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl Wir versuchen einen Lösungsansatz in Form eines Produktes aus zwei Faktoren, die sich aus den Ansätzen der beiden „Störfaktoren‘‘ e x und sin ð2 xÞ ergeben (der konstante Faktor 4 im Störglied hat keinen Einfluss auf den Lösungsansatz). Aus der Tabelle entnehmen wir folgende Ansätze: Störfaktor g 1 ðxÞ ¼ e x a ¼ 1 b ¼ 1 Störfaktor g 2 ðxÞ ¼ sin ð2 xÞ ! w ¼ 2 yP1 ¼ C1  e x ! ðNr: 8; Fall b 6¼ aÞ y P 2 ¼ C 2  sin ð2 xÞ þ C 3  cos ð2 xÞ Damit erhalten wir für die partikuläre Lösung y P (versuchsweise) den Lösungsansatz y P ¼ y P 1  y P 2 ¼ C 1  e x ½ C 2  sin ð2 xÞ þ C 3  cos ð2 xÞ  den wir noch wie folgt vereinfachen können (nur noch 2 statt 3 Parameter): y P ¼ e x ½ C 1 C 2  sin ð2 xÞ þ C 1 C 3  cos ð2 xÞ  ¼ e x ½ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ  |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} A B ðNr: 5Þ
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 373 Mit diesem Ansatz und der mit Hilfe der Produkt- und Kettenregel erhaltenen 1. Ableitung y 0P ¼ e x ½ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ  þ ½ 2 A  cos ð2 xÞ  2 B  sin ð2 xÞ   e x ¼ ¼ e x ½ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ þ 2 A  cos ð2 xÞ  2 B  sin ð2 xÞ  gehen wir in die inhomogene Dgl ein, kürzen den gemeinsamen Faktor 2  e x heraus und ordnen die Glieder: y 0 þ y ¼ e x ½ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ þ 2 A  cos ð2 xÞ  2 B  sin ð2 xÞ  þ þ e x ½ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ  ¼ ¼ e x ½ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ þ 2 A  cos ð2 xÞ  2 B  sin ð2 xÞ þ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ  ¼ ¼ e x ½ 2 A  sin ð2 xÞ þ 2 B  cos ð2 xÞ þ 2 A  cos ð2 xÞ  2 B  sin ð2 xÞ  ¼ ¼ 2  e x ½ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ þ A  cos ð2 xÞ  B  sin ð2 xÞ  ¼ 4  e x  sin ð2 xÞ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ þ A  cos ð2 xÞ  B  sin ð2 xÞ ¼ 2  sin ð2 xÞ ) ) ðA  BÞ  sin ð2 xÞ þ ðA þ BÞ  cos ð2 xÞ ¼ 2  sin ð2 xÞ þ 0  cos ð2 xÞ (mathematischer „Trick‘‘: wir addieren auf der rechten Seite 0  cos ð2 xÞ  0). Der Koeffizientenvergleich für die Sinus- bzw. Kosinusterme auf beiden Seiten führt zu 2 Gleichungen für die Unbekannten A und B: ) ðIÞ AB ¼ 2 þ ) 2 A ¼ 2 ) A ¼ 1 ; ðIIÞ ) A þ B ¼ 1 þ B ¼ 0 ) B ¼  1 AþB ¼ 0 ðIIÞ Die partikuläre Lösung lautet damit: y P ¼ e x ½ sin ð2 xÞ  cos ð2 xÞ  Die inhomogene Dgl besitzt demnach die folgende allgemeine Lösung: y ¼ y 0 þ y P ¼ K  e  x þ e x ½ sin ð2 xÞ  cos ð2 xÞ  Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz einer konstant beschleunigten Masse bei geschwindigkeitsproportionaler Reibung G39 Bestimmen Sie das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz v ¼ v ðtÞ einer Bewegung, die durch die Dgl v_ þ a v ¼ b beschrieben wird (a > 0 , b > 0: Konstanten). Wie lautet die spezielle Lösung, wenn die Bewegung zur Zeit t ¼ 0 aus der Ruhe heraus beginnt? Verwenden Sie die Lösungsmethode „Variation der Konstanten“. Allgemeine Lösung der zugehörigen homogenen Dgl v_ þ a v ¼ 0 (Ansatz v 0 ¼ K  e l t Þ: Variation der Konstanten: K ! K (t) Lösungsansatz mit der benötigten 1. Ableitung (Produkt- und Kettenregel): v ¼ K ðtÞ  e  a t ; v_ ¼ K_ ðtÞ  e  a t  a K ðtÞ  e  a t Einsetzen in die inhomogene Dgl, Faktorfunktion K ðtÞ bestimmen: v_ þ a v ¼ K_ ðtÞ  e  a t  a K ðtÞ  e  a t þ a K ðtÞ  e  a t ¼ b ) |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0   K_ ðtÞ  e  a t ¼ b   e a t ) K_ ðtÞ ¼ b  e a t ) ð ð 1 b K ðtÞ ¼ K_ ðtÞ d t ¼ b  e a t d t ¼ b   e at þ C ¼  e at þ C a a |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} Integral 312 v0 ¼ K  e at
374 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Damit erhalten wir die folgende allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl:   b b v ¼ K ðtÞ  e  a t ¼  e at þ C  e at ¼ þ C  e at a a Zu Beginn, d. h. zur Zeit t ¼ 0 ist v ¼ 0. Aus diesem Anfangswert lässt sich die Integrationskonstante C wie folgt berechnen: v ð0Þ ¼ 0 ) b b b þ C  e0 ¼ þC 1 ¼ þC ¼ 0 a a a Das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz lautet damit wie folgt (siehe Bild G-10): v ¼ ) C ¼  v b a b b b   e at ¼ ð1  e  a t Þ a a a (für t  0) v= Endgeschwindigkeit ðt ! 1Þ: v E ¼ lim t!1 b a b (1 – e – at ) a Bild G-10 b b ð1  e  a t Þ ¼ a a t Wechselstromkreis mit einem ohmschen Widerstand und einer Induktivität (RL-Kreis) G40 Ein Stromkreis enthält den ohmschen Widerstand R ¼ 6 W und die Induktivität L ¼ 2 H . Durch die angelegte Wechselspannung u ðtÞ ¼ 20 V  sin ð1 s 1  tÞ wird ein zeitabhängiger Strom i ¼ i ðtÞ erzeugt, der der folgenden Dgl genügt: L di þ R i ¼ u ðtÞ; dt Anfangswert : i ð0Þ ¼ 0 Bestimmen Sie den zeitlichen Verlauf der Stromstärke i nach der Methode „Aufsuchen einer partikulären Lösung“. Wie lautet die sog. „stationäre“ Lösung nach Ablauf einer gewissen „Einschwingphase“? Die Stromstärke i genügt der folgenden inhomogenen linearen Dgl 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten (ohne Einheiten): 2 di þ 6 i ¼ 20  sin t dt oder di þ 3 i ¼ 10  sin t dt Wir lösen sie nach der Methode „Aufsuchen einer partikulären Lösung‘‘. Zugehörige homogene Dgl: di þ 3i ¼ 0 dt ) i0 ¼ K  e 3t (Lösungsansatz : i 0 ¼ K  e l t Þ Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl Aus der Tabelle entnehmen wir für das sinusförmige Störglied den folgenden Lösungsansatz (Nr. 5 mit w ¼ 1): i P ¼ C 1  sin t þ C 2  cos t Mit diesem Ansatz und der Ableitung d iP ¼ C 1  cos t  C 2  sin t dt gehen wir in die inhomogene Dgl ein und erhalten: di þ 3 i ¼ C 1  cos t  C 2  sin t þ 3 ðC 1  sin t þ C 2  cos tÞ ¼ dt ¼ C 1  cos t  C 2  sin t þ 3 C 1  sin t þ 3 C 2  cos t ¼ 10  sin t
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 375 Diese Gleichung ordnen wir wie folgt, wobei wir auf der rechten Seite 0  cos t  0 addieren: ð3 C 1  C 2 Þ  sin t þ ðC 1 þ 3 C 2 Þ  cos t ¼ 10  sin t þ 0  cos t Durch Koeffizientenvergleich (wir vergleichen auf beiden Seiten jeweils die Sinus- und Kosinusglieder) erhalten wir zwei Gleichungen mit den Unbekannten C 1 und C 2 : ðIÞ ðIIÞ 3 C1  C 2 ¼ 10 C1 þ 3 C2 ¼ 0 ) C1 ¼  3 C2 ðEinsetzen in (I)Þ ðIÞ ) 3 C 1  C 2 ¼ 3 ð 3 C 2 Þ  C 2 ¼  9 C 2  C 2 ¼  10 C 2 ¼ 10 ðIIÞ ) C 1 ¼  3 C 2 ¼  3  ð 1Þ ¼ 3 ) C2 ¼  1 Partikuläre Lösung: i P ¼ 3  sin t  cos t Im R L-Kreis fließt also der folgende (zeitabhängige) Strom: i ¼ i 0 þ i P ¼ K  e  3 t þ 3  sin t  cos t ; t  0 Aus dem Anfangswert i ð0Þ ¼ 0 berechnen wir noch die Integrationskonstante K: i ð0Þ ¼ 0 ) K  e 0 þ 3  sin 0  cos 0 ¼ K  1 þ 3  0  1 ¼ K  1 ¼ 0 i ¼ e  3 t þ 3  sin t  cos t ; ) K ¼ 1 t  0 Im Laufe der Zeit verschwindet die streng monoton fallende Exponentialfunktion und wir erhalten die folgende „stationäre“ Lösung (sog. erzwungene Schwingung, siehe Bild G-11): i stationär ¼ 3  sin t  cos t i/A 4 2 Bild G-11 –1 –2 2 5 10 15 20 t/s –4 G41 y 0 þ 2 y ¼ x 3  e2x þ x Bestimmen Sie die allgemeine Lösung „durch Variation der Konstanten“. Allgemeine Lösung der zugehörigen homogenen Dgl y 0 þ 2 y ¼ 0: y ¼ K  e 2x (Ansatz : y ¼ K  e l x Þ Variation der Konstanten: K ! K (x) Lösungsansatz mit der zugehörigen 1. Ableitung: y ¼ K ðxÞ  e  2 x ; y 0 ¼ K 0 ðxÞ  e  2 x  2 K ðxÞ  e  2 x ðProdukt- und Kettenregel Þ Einsetzen in die inhomogene Dgl, unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ bestimmen: y 0 þ 2 y ¼ K 0 ðxÞ  e  2 x  2 K ðxÞ  e  2 x þ 2 K ðxÞ  e  2 x ¼ x 3  e 2 x þ x ) |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0   K 0 ðxÞ  e 2 x ¼ x 3  e 2 x þ x   e 2 x ) K 0 ðxÞ ¼ ðx 3  e 2 x þ xÞ  e 2 x ¼ x 3  e 4 x þ x  e 2 x )
376 G Gewöhnliche Differentialgleichungen ð K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ ð ð ðx 3  e 4 x þ x  e 2 x Þ d x ¼ ð x 3  e 4x d x þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 315 mit n ¼ 3, a ¼ 4 x  e 2x d x ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 313 mit a ¼ 2 ð x 3  e4x 3 2x  1  x 2  e4x d x þ  e2x ¼ ¼  4 4 4 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 314 mit a ¼ 4 x 3  e 4x 3 16 x 2  8 x þ 2 2x  1    e 4x þ  e 2x þ C ¼ 4 4 64 4    1 3 3 1 2 1 1 1 ¼ x  x  x þ  e 4x þ ð2 x  1Þ  e 2 x þ C ¼ 4 4 4 8 32 4   1 3 3 2 3 3 1 ¼ x  x þ x   e 4x þ ð2 x  1Þ  e 2 x þ C 4 16 32 128 4 ¼ Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl:    1 3 3 2 3 3 1 2x 4x 2x y ¼ K ðxÞ  e ¼ x  x þ x  e þ ð2 x  1Þ  e þ C  e  2 x ¼ 4 16 32 128 4   1 3 3 2 3 3 1 x  x þ x   e 2x þ ð2 x  1Þ þ C  e  2 x ¼ 4 16 32 128 4 Bewegung einer Masse unter dem Einfluss einer periodischen Kraft und einer geschwindigkeitsproportionalen Reibungskraft Die Bewegung einer Masse wird durch die Dgl v_ þ 2v ¼ sin ð2 tÞ beschrieben. G42 a) Wie lautet das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz v ¼ v ðtÞ, wenn der Körper zur Zeit t ¼ 0 aus der Ruhe heraus startet? b) Bestimmen Sie ferner das Weg-Zeit-Gesetz s ¼ s ðtÞ für die Anfangswegmarke s ð0Þ ¼ 3=4. Verwenden Sie die Lösungsmethode „Variation der Konstanten“. a) Allgemeine Lösung der zugehörigen homogenen Dgl v_ þ 2 v ¼ 0: v ¼ K  e 2t (Ansatz : v ¼ K  e l t Þ Variation der Konstanten: K ! K (t) Lösungsansatz mit der zugehörigen 1. Ableitung: v ¼ K ðtÞ  e  2 t ; v_ ¼ K_ ðtÞ  e  2 t  2 K ðtÞ  e  2 t ðProdukt- und Kettenregel Þ Einsetzen in die inhomogene Dgl, unbekannte Faktorfunktion K ðtÞ bestimmen: v_ þ 2 v ¼ K_ ðtÞ  e  2 t  2 K ðtÞ  e  2 t þ 2 K ðtÞ  e  2 t ¼ sin ð2 tÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0   K_ ðtÞ  e  2 t ¼ sin ð2 tÞ   e 2 t ) K_ ðtÞ ¼ sin ð2 tÞ  e 2 t ) ð K ðtÞ ¼ K_ ðtÞ d t ¼ ð sin ð2 tÞ  e 2 t d t ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} e 2t 8 ) ½ 2  sin ð2 tÞ  2  cos ð2 tÞ  þ C ¼ Integral 322 mit a ¼ b ¼ 2 ¼ e2t 1  e 2 t ½ sin ð2 tÞ  cos ð2 tÞ  þ C  2 ½ sin ð2 tÞ  cos ð2 tÞ  þ C ¼ 4 8
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 377 Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl:   1 v ¼ K ðtÞ  e  2 t ¼  e 2 t ½ sin ð2 tÞ  cos ð2 tÞ  þ C  e  2 t ¼ 4 ¼ 1 1  e 2 t  e  2 t ½ sin ð2 tÞ  cos ð2 tÞ  þ C  e  2 t ¼ 4 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} 4 0 e ¼ 1 ½ sin ð2 tÞ  cos ð2 tÞ  þ C  e  2 t Aus der Anfangsgeschwindigkeit v ð0Þ ¼ 0 bestimmen wir die Integrationskonstante C: v ð0Þ ¼ 0 ) 1 1 1 ðsin 0  cos 0Þ þ C  e 0 ¼ ð0  1Þ þ C  1 ¼  þC ¼ 0 4 4 4 ) C ¼ 1 4 Das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz lautet demnach wie folgt (Bild G-12): v ¼ 1 4 ½ sin ð2 tÞ  cos ð2 tÞ  þ 1 1  e 2t ¼ 4 4 ½ sin ð2 tÞ  cos ð2 tÞ þ e  2 t  ; t  0 b) Die Geschwindigkeit v ist die 1. Ableitung des Weges s nach der Zeit t, d. h. v ¼ s_ . Daher gilt: ð ð ð 1 s ¼ s_ d t ¼ v d t ¼  ½ sin ð2 tÞ  cos ð2 tÞ þ e  2 t  d t ¼ 4 1 ¼ 4  1 1 1   cos ð2 tÞ   sin ð2 tÞ   e 2t 2 2 2  þK ¼  1 8 ½ cos ð2 tÞ þ sin ð2 tÞ þ e  2 t  þ K (Integrale der Reihe nach: 204 mit a ¼ 2, 228 mit a ¼ 2 und 312 mit a ¼  2) 3 bestimmen wir die Integrationskonstante K: 4 1 1 1 3  ðcos 0 þ sin 0 þ e 0 Þ þ K ¼  ð1 þ 0 þ 1Þ þ K ¼  þK ¼ 8 8 4 4 Aus der Anfangswegmarke s ð0Þ ¼ ) K ¼ 1 Damit erhalten wir das folgende Weg-Zeit-Gesetz (Bild G-13): s ¼  1 8 ½ cos ð2 tÞ þ sin ð2 tÞ þ e  2 t  þ 1 ; t  0 v s 0,4 1,2 0,2 0,75 1 2 3 4 5 6 7 t 0,4 – 0,2 – 0,4 1 Bild G-12 G43 y0 þ 4y ¼ 2 3 4 5 6 7 Bild G-13 x þ6  e4x x 2 Bestimmen Sie die allgemeine Lösung durch „Variation der Konstanten“. Allgemeine Lösung der zugehörigen homogenen Dgl y 0 þ 4 y ¼ 0: y ¼ K  e 4x (Ansatz : y ¼ K  e l x Þ t
378 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Variation der Konstanten: K ! K (x) Lösungsansatz mit der zugehörigen 1. Ableitung: y ¼ K ðxÞ  e  4 x ; y 0 ¼ K 0 ðxÞ  e  4 x  4 K ðxÞ  e  4 x ðProdukt- und Kettenregel Þ Wir setzen diese Ausdrücke in die inhomogene Dgl ein und erhalten eine einfache Dgl 1. Ordnung für die noch unbekannte Faktorfunktion K ðxÞ, die durch unbestimmte Integration lösbar ist: x þ6 y 0 þ 4 y ¼ K 0 ðxÞ  e  4 x  4 K ðxÞ  e  4 x þ 4 K ðxÞ  e  4 x ¼ K 0 ðxÞ  e  4 x ¼  e 4x x  2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð ð x þ 6 x þ6 ) K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ d x ¼ x þ 8  ln j x  2 j þ C K 0 ðxÞ ¼ x 2 x 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) Integral 20 mit a ¼ 1, b ¼ 6, p ¼ 1, q ¼  2 ; D ¼ 8 Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet damit wie folgt: y ¼ K ðxÞ  e  4 x ¼ ðx þ 8  ln j x  2 j þ C Þ  e  4 x Ausgangssignal eines D T 1 -Regelkreisgliedes Das zeitabhängige Ausgangssignal v ¼ v ðtÞ eines D T 1 -Regelkreisgliedes genüge der folgenden Dgl: G44 0,2 v_ þ v ¼ cos t  1,24  sin t ; t  0 Lösen Sie diese Dgl durch „Variation der Konstanten“ und bestimmen Sie die sog. „stationäre“ Lösung, die sich nach einer gewissen „Einschwingphase“ einstellt. Die zugehörige homogene Dgl 0,2 v_ þ v ¼ 0 oder v_ þ 5 v ¼ 0 hat die Lösung v 0 ¼ K  e  5 t . Durch „Variation der Konstanten‘‘ bestimmen wir die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl. Der Lösungsansatz v ¼ K ðtÞ  e  5 t enthält die noch unbekannte Faktorfunktion K ðtÞ, die wir so bestimmen müssen, dass der Lösungsansatz mitsamt seiner Ableitung v_ ¼ K_ ðtÞ  e  5 t  5 K ðtÞ  e  5 t ðProdukt- und Kettenregel Þ die inhomogene Dgl erfüllt. Dies führt zu der folgenden einfachen Dgl für K ðtÞ, die durch unbestimmte Integration leicht lösbar ist: 0,2 v_ þ v ¼ 0,2 ½ ðK_ ðtÞ  e  5 t  5 K ðtÞ  e  5 t Þ  þ K ðtÞ  e  5 t ¼ ¼ 0,2  K_ ðtÞ  e  5 t  K ðtÞ  e  5 t þ K ðtÞ  e  5 t ¼ cos t  1,24  sin t ) |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0   K_ ðtÞ ¼ 5 ðcos t  1,24  sin tÞ  e 5 t 0,2  K_ ðtÞ  e  5 t ¼ cos t  1,24  sin t   5  e 5 t ) ð K ðtÞ ¼ K_ ðtÞ d t ¼ 5  ¼ 5 ð ð ðcos t  1,24  sin tÞ  e 5 t d t ¼ 5  ) ð cos t  e 5 t d t  6,2  sin t  e 5 t d t ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Integral 324 mit a ¼ 5, b ¼ 1 Integral 322 mit a ¼ 5, b ¼ 1 1 1  e 5 t ð5  cos t þ sin tÞ  6,2   e 5 t ð5  sin t  cos tÞ þ C ¼ 26 26 ¼ 1  e 5 t ð25  cos t þ 5  sin t  31  sin t þ 6,2  cos tÞ þ C ¼ 26 ¼ 1  e 5 t ð31,2  cos t  26  sin tÞ þ C ¼ e 5 t ð1,2  cos t  sin tÞ þ C 26
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 379 Damit erhalten wir das folgende Ausgangssignal (allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl): v ¼ K ðtÞ  e  5 t ¼ ½ e 5 t ð1,2  cos t  sin tÞ þ C   e  5 t ¼ 1,2  cos t  sin t þ C  e  5 t ; t  0 Der exponentielle Anteil im Ausgangssignal verschwindet im Laufe der Zeit (es handelt sich um eine streng monoton fallende Funktion) und es verbleibt die sog. „stationäre“ Lösung (erzwungene Schwingung, siehe Bild G-14): v stationär ¼ 1,2  cos t  sin t v v = 1,2 · cos t – sin t 2 1,2 Bild G-14 2 4 6 8 10 12 14 t –1 –2 1.5 Exakte Differentialgleichungen Eine Differentialgleichung 1. Ordnung vom Typ g ðx; yÞ d x þ h ðx; yÞ d y ¼ 0 mit @g @h ¼ @y @x (sog. „Integrabilitätsbedingung“) heißt exakt oder vollständig. Die linke Seite dieser Gleichung ist dann das totale oder vollständige Differential einer Funktion u ¼ u ðx; yÞ . Somit ist u x ¼ g ðx; yÞ und u y ¼ h ðx; yÞ. Die Lösung der exakten Differentialgleichung lautet in impliziter Form:  ð ð  ð @g g ðx; yÞ d x þ h ðx; yÞ  d x d y ¼ const: ¼ C („Lösungsformel“) @y Die Lösung lässt sich auch aus den Gleichungen u x ¼ g ðx; yÞ und u y ¼ h ðx; yÞ durch unbestimmte Integration bestimmen. Lehrbuch: Band 2, Kapitel IV.2.4 Formelsammlung: Kapitel X.2.3 G45 ð1  x 2  e y Þ y 0 ¼ 2 x  e y Zeigen Sie, dass diese Dgl exakt ist und bestimmen Sie mit der „Lösungsformel“ die allgemeine Lösung. Kontrollieren Sie das Ergebnis. Wir bringen die Dgl zunächst auf die spezielle Form g ðx; yÞ d x þ h ðx; yÞ d y ¼ 0:   dy  2 x  e y ¼ 0   d x ) ð1  x 2  e y Þ  2 x  e y d x þ ð1  x 2  e y Þ d y ¼ 0 dx |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} g ðx; yÞ h ðx; yÞ Sie ist exakt, da die Integrabilitätsbedingung erfüllt ist: @g @ ð 2 x  e y Þ ¼  2 x  e y ¼ @y @y 9 > > > = > > @h @ > ¼ ð1  x 2  e y Þ ¼ 0  2 x  e y ¼  2 x  e y ; @x @x ) @g @h ¼ 2x  ey ¼ @x @y
380 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Lösung der exakten Dgl in impliziter Form (! FS: Kapitel X.2.3):  ð ð  ð @g g ðx; yÞ d x þ h ðx; yÞ  d x d y ¼ const: ¼ C @y   ð ð ð y 2 y y ð 2 x  e Þ d x þ ð1  x  e Þ þ 2 x  e d x d y ¼ ð ¼ ey  Lösung: |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} x2  ey ð 2x dx þ ð1  x 2  e y þ x 2  e y Þ d y ¼  e y  x 2 þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 ð 1 d y ¼  x 2  e y þ y ¼ const: ¼ C  x2  ey þ y ¼ C Kontrolle: Das totale Differential der impliziten Lösung u ðx; yÞ ¼  x 2  e y þ y ¼ C führt auf die vorliegende Dgl: du ¼ @u @u dx þ d y ¼  2 x  e y d x þ ð x 2  e y þ 1Þ d y ¼  2 x  e y d x þ ð1  x 2  e y Þ d y ¼ 0 @x @y ð3 x 2  sin y  y 2  sin xÞ d x þ ðx 3  cos y þ 2 y  cos x þ 3 y 2 Þ d y ¼ 0 G46 Welche allgemeine Lösung besitzt diese exakte Dgl („Lösungsformel“ verwenden)? Die vorliegende Dgl ist exakt, da die Faktoren g ðx; yÞ ¼ 3 x 2  sin y  y 2  sin x und h ðx; yÞ ¼ x 3  cos y þ 2 y  cos x þ 3 y 2 die Integrabilitätsbedingung erfüllen: @g @ ¼ ð3 x 2  sin y  y 2  sin x Þ ¼ 3 x 2  cos y  2 y  sin x @y @y 9 > > > = > > @h @ > ¼ ðx 3  cos y þ 2 y  cos x þ 3 y 2 Þ ¼ 3 x 2  cos y  2 y  sin x ; @x @x ) @g @h ¼ @y @x Wir bestimmen die allgemeine Lösung dieser Dgl in impliziter Form:  ð ð  ð ð ð @g g ðx; yÞ d x þ h ðx; yÞ  d x d y ¼ g ðx; yÞ d x þ ðh ðx; yÞ  I Þ d y ¼ const: ¼ C @y |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} I Mit ð ð @g I ¼ d x ¼ ð3 x 2  cos y  2 y  sin xÞ d x ¼ x 3  cos y þ 2 y  cos x @y folgt (die Integrationskonstante darf hier weggelassen werden): ð ð g ðx; yÞ d x þ ðh ðx; yÞ  I Þ d y ¼ ð ¼ ð ð3 x 2  sin y  y 2  sin xÞ d x þ ð ¼ ð ð3 x  sin y  y  sin xÞ d x þ 2 2 Lösung (in impliziter Form): ðx 3  cos y þ 2 y  cos x þ 3 y 2  x 3  cos y  2 y  cos xÞ d y ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3 y2 3 y 2 d y ¼ x 3  sin y þ y 2  cos x þ y 3 ¼ const: ¼ C x 3  sin y þ y 2  cos x þ y 3 ¼ C
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 381 ð2 x  e  y Þ d x þ ð4 y þ 1 þ x  e  y Þ d y ¼ 0 G47 Zeigen Sie zunächst, dass diese Dgl exakt ist. Durch Integration der (dann bereits bekannten) partiellen Ableitungen u x und u y bestimmen Sie die Lösung u ðx; yÞ ¼ const: der Dgl. Kontrollieren Sie das Ergebnis. Die Dgl ist exakt, da die Integrabilitätsbedingung erfüllt ist. Denn mit g ðx; yÞ ¼ 2 x  e  y und h ðx; yÞ ¼ 4 y þ 1 þ x  e  y folgt (unter Verwendung der Kettenregel ): 9 > > > > = @g @ ð2 x  e  y Þ ¼ 0 þ e  y ¼ e  y ¼ @y @y @h @ ¼ ð4 y þ 1 þ x  e  y Þ ¼ 0 þ 0 þ 1  e  y ¼ e  y @x @x > > > > ; ) @g @h ¼ e y ¼ @x @y Der Ausdruck auf der linken Seite der Dgl ist daher das totale oder vollständige Differential einer (noch unbekannten) Funktion u ðx; yÞ und die Lösung der Dgl ist dann (in impliziter Form) u ðx; yÞ ¼ const: ¼ C . Wir könnten bei der Lösung wie bei den bisherigen Aufgaben verfahren, wollen hier aber auf die sog. „Lösungsformel“ verzichten und einen anderen Lösungsweg einschlagen. Da wir das totale Differential von u ðx; yÞ bereits kennen, sind die partiellen Ableitungen 1. Ordnung dieser Funktion bekannt. Es gilt nämlich: ux ¼ @u ¼ g ðx; yÞ ¼ 2 x  e  y @x und u y ¼ @u ¼ h ðx; yÞ ¼ 4 y þ 1 þ x  e  y @y Mit Hilfe dieser Ableitungen lässt sich die Funktion u ðx; yÞ wie folgt bestimmen: ð ð y ux ¼ 2x  e ) u ¼ u x d x ¼ ð2 x  e  y Þ d x ¼ x 2  x  e  y þ K ð yÞ Die bei der unbestimmten Integration auftretende Integrationskonstante kann dabei noch von der zweiten Variablen y abhängen, da dieser Term beim partiellen Differenzieren nach x bekanntlich verschwindet (er enthält ja nur y, nicht aber x ). Damit ist die Funktion u ðx; yÞ bis auf den Summand K ð yÞ bestimmt. Jetzt differenzieren wir diese Funktion unter Verwendung der Kettenregel partiell nach y und vergleichen das Ergebnis mit der bereits bekannten partiellen Ableitung u y ¼ h ðx; yÞ: uy ¼ @ ½ x 2  x  e  y þ K ð yÞ  ¼ 0 þ x  e  y þ K 0 ð yÞ ¼ 4 y þ 1 þ x  e  y @y Durch Integration (nach y) erhalten wir schließlich: ð ð K ðyÞ ¼ K 0 ð yÞ d y ¼ ð4 y þ 1Þ d y ¼ 2 y 2 þ y þ K 1 ) K 0 ð yÞ ¼ 4 y þ 1 ðmit K 1 2 RÞ Die gesuchte Funktion lautet somit: u ¼ u ðx; yÞ ¼ x 2  x  e  y þ K ð yÞ ¼ x 2  x  e  y þ 2 y 2 þ y þ K 1 Ihr totales Differential entspricht (wie man leicht nachrechnet) genau der linken Seite der vorliegenden Dgl. Damit erhalten wir die folgende allgemeine Lösung (in impliziter Form): x 2  x  e  y þ 2 y 2 þ y ¼ const: ¼ C (die Konstante K 1 ist in C aufgegangen). Kontrolle: Das totale Differential der impliziten Lösungsfunktion u ðx; yÞ ¼ x 2  x  e  y þ 2 y 2 þ y ¼ C führt auf die vorliegende Dgl: du ¼ @u @u dx þ d y ¼ ð2 x  1  e  y Þ d x þ ð x  ð e  y Þ þ 4 y þ 1Þ d y ¼ @x @y ¼ ð2 x  e  y Þ d x þ ð4 y þ 1 þ x  e  y Þ d y
382 G Gewöhnliche Differentialgleichungen ð3 x 2 þ y 2 þ 2 a xÞ d x þ 2 ðx  aÞ y d y ¼ 0 G48 Mit ðmit a > 0Þ Lösen Sie diese exakte Dgl durch Integration der bereits bekannten partiellen Ableitungen u x und u y der (noch unbekannten) Lösungsfunktion u ðx; yÞ ¼ const: der Dgl. g ðx; yÞ ¼ 3 x 2 þ y 2 þ 2 a x @g ¼ 0 þ 2y þ 0 ¼ 2y; @y und h ðx; yÞ ¼ 2 ðx  aÞ y @h ¼ 2  ð1  0Þ  y ¼ 2 y @x folgt: ) @g @h ¼ ¼ 2y @x @y Die Dgl ist also exakt. Wir lösen sie nach der selben Methode wie in der vorherigen Aufgabe. Die linke Seite der Dgl ist das totale Differential einer (noch unbekannten) Funktion u ðx; yÞ, deren partielle Ableitungen 1. Ordnung aber bekannt sind. Es gilt: u x ¼ g ðx; yÞ ¼ 3 x 2 þ y 2 þ 2 a x u y ¼ h ðx; yÞ ¼ 2 ðx  aÞ y und Wenn wir u y nach y integrieren und dabei beachten, dass die Integrationskonstante noch von der anderen Variablen (hier also x) abhängen kann, erhalten wir die gesuchte Funktion u ¼ u ðx; yÞ: ð ð ð u ¼ u y d y ¼ 2 ðx  aÞ y d y ¼ ðx  aÞ  2 y d y ¼ ðx  aÞ y 2 þ K ðxÞ Differenzieren wir jetzt u partiell nach x, so erhalten wir die bereits bekannte Ableitung u x ¼ g ðx; yÞ. Dies führt zu einer einfachen Dgl für den noch unbekannten Summand K ðxÞ, die sich leicht lösen lässt: ux ¼ @ @x ðx  aÞ y 2 þ K ðxÞ K 0 ðxÞ ¼ 3 x 2 þ 2 a x  ¼ ð1  0Þ y 2 þ K 0 ðxÞ ¼ y 2 þ K 0 ðxÞ ¼ g ðx; yÞ ¼ 3 x 2 þ y 2 þ 2 a x ð ) K ðxÞ ¼ K 0 ðxÞ d x ¼ ) ð ð3 x 2 þ 2 a xÞ d x ¼ x 3 þ a x 2 þ K 1 Damit gilt: u ¼ u ðx; yÞ ¼ ðx  aÞ y 2 þ K ðxÞ ¼ ðx  aÞ y 2 þ x 3 þ a x 2 þ K 1 Die allgemeine Lösung der exakten Dgl lautet also: u ðx; yÞ ¼ const: ) x 3 þ a x 2 þ ðx  aÞ y 2 ¼ const: ¼ C (die Konstante K 1 ist in C aufgegangen)  ðx 2 y 2 þ x 3 Þ d x þ G49 2 3 x y þ y3 3  dy ¼ 0; Anfangswert : y ð1Þ ¼  2 Lösen Sie diese exakte Dgl (Nachweis führen) durch Integration der bekannten partiellen Ableitungen der (noch unbekannten) allgemeinen Lösung. Wir zeigen zunächst, dass diese Dgl exakt ist. Mit g ðx; yÞ ¼ x 2 y 2 þ x 3 und h ðx; yÞ ¼ 2 3 x y þ y3 3 folgt nämlich: @g @ ¼ ðx 2 y 2 þ x 3 Þ ¼ x 2  2 y þ 0 ¼ 2 x 2 y @y @y @h @ ¼ @x @x  2 3 x y þ y3 3  9 > > > > = > > 2 > ; ¼  3 x2 y þ 0 ¼ 2x2 y > 3 ) @g @h ¼ ¼ 2x2 y @y @x
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 383 Die Integrabilitätsbedingung ist also erfüllt, die linke Seite der exakten Dgl ist somit das totale Differential einer (noch unbekannten) Funktion u ¼ u ðx; yÞ, deren partielle Ableitungen 1. Ordnung jedoch bereits bekannt sind. Es gilt: ux ¼ @u ¼ g ðx; yÞ ¼ x 2 y 2 þ x 3 @x und uy ¼ @u 2 3 ¼ h ðx; yÞ ¼ x y þ y3 @y 3 Wir integrieren ux nach x, beachten dabei, dass die auftretende Integrationskonstante noch von der anderen Variablen (hier also y) abhängen kann und erhalten: ð ð 1 3 2 1 4 u ¼ u x d x ¼ ðx 2 y 2 þ x 3 Þ d x ¼ x y þ x þ K ð yÞ 3 4 Um K ð yÞ zu bestimmen, differenzieren wir die Funktion u partiell nach y und erhalten die bereits bekannte partielle Ableitung u y ¼ h ðx; yÞ. Durch Vergleich folgt dann:   @ 1 3 2 1 4 1 3 2 3 uy ¼ x y þ x þ K ðyÞ ¼ x  2 y þ 0 þ K 0 ð yÞ ¼ x y þ K 0 ð yÞ ¼ @y 3 4 3 3 2 3 x y þ y3 3 ¼ h ðx; yÞ ¼ ) K 0 ð yÞ ¼ y 3 ð ) K ð yÞ ¼ K 0 ð yÞ d y ¼ ð y3 d y ¼ 1 4 y 4 (die Integrationskonstante dürfen wir an dieser Stelle weglassen). Damit gilt: u ¼ u ðx; yÞ ¼ 1 3 2 1 4 1 3 2 1 4 1 4 1 4 1 4 1 3 2 x y þ x þ K ð yÞ ¼ x y þ x þ y ¼ x þ y þ x y 3 4 3 4 4 4 4 3 Allgemeine Lösung der exakten Dgl in impliziter Form: u ðx; yÞ ¼ const: )   1 4 1 4 1 3 2 x þ y þ x y ¼ const:   12 4 4 3 ) 3 x 4 þ 3 y 4 þ 4 x 3 y 2 ¼ const: ¼ C Spezielle Lösung für den Anfangswert y ð1Þ ¼  2 (in impliziter Form): y ð1Þ ¼  2 ) 3  1 þ 3  16 þ 4  1  4 ¼ 3 þ 48 þ 16 ¼ 67 ¼ C ) C ¼ 67 Spezielle Lösung: 3 x 4 þ 3 y 4 þ 4 x 3 y 2 ¼ 67 4x2  y2 G50 x2 dx þ 2y dy ¼ 0 x Zeigen Sie, dass diese Dgl exakt ist und bestimmen Sie anschließend mit der „Lösungsformel“ die allgemeine Lösung der Dgl. Wie lautet die Lösungskurve durch den Punkt P ¼ ð2; 2Þ? Welcher Art sind die Lösungskurven? Wir formen die Dgl zunächst wie folgt um: ! y2 4 d x þ 2 y x  1 d y ¼ ð4  y 2 x  2 Þ d x þ 2 y x  1 d y ¼ 0 x2 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} g ðx; yÞ h ðx; yÞ Sie ist exakt, da die Integrabilitätsbedingung erfüllt ist: @g @ ¼ ð4  y 2 x  2 Þ ¼ 0  2 y x  2 ¼  2 y x  2 @y @y @h @ ¼ ð2 y x  1 Þ ¼ 2 y ð x  2 Þ ¼  2 y x  2 @x @x 9 > > > > = > > > > ; ) @g @h ¼ ¼  2 y x2 @y @x
384 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Wir ermitteln jetzt die allgemeine Lösung der Dgl in der impliziten Form (! „Lösungsformel“):  ð ð  ð @g g ðx; yÞ d x þ h ðx; yÞ  d x d y ¼ const: ¼ C @y ð ð4  y x 2 2 ð Þ dx þ 2yx 1 ð  ð 2 y x 2  ð Þ dx dy ¼ ð4  y x 2 2 ð ð2 y x  1  2 y x  1 Þ d y ¼ Þ dx þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 2 y x1 ð ¼ ð4  y 2 x  2 Þ d x þ 4 x2 þ y2 ¼ C* x ) ð |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 0 d y ¼ 4 x þ y2 x1 þ K ¼ 4 x þ 4 x2 þ y2 ¼ C * x oder y2 4 x2 þ y2 þK ¼ þK ¼ C x x y2 þ 4 x2  C * x ¼ 0 ) ðmit C * ¼ C  KÞ Allgemeine Lösung der Dgl: y 2 þ 4 x 2  C * x ¼ 0 Es handelt sich um längs der x-Achse verschobene Ellipsen. Durch quadratische Ergänzung erhält man:   1 * 2 2 2 2 2 * * C x þ y 2 ¼ 4 ðx 2  2 C 1 xÞ þ y 2 ¼ 0 y þ 4x  C x ¼ 4x  C x þ y ¼ 4 x  4 |fflffl{zfflffl} 2 C1   2 2 2 2 2 2 2  4 ðx  2 C 1 x þ C 1 Þ þ y ¼ 4 C 1 ) 4 ðx  C 1 Þ þ y ¼ 4 C 1  : 4 C 12 ) |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) 2: Binom : ðx  C 1 Þ 2 ðx  C 1 Þ 2 C 12 þ y2 4 C 12 ¼ 1 ðGleichung einer längs der x-Achse verschobenen EllipseÞ Mittelpunkt: M ¼ ðC 1 ; 0Þ; Halbachsen: a ¼ j C 1 j, b ¼ 2 j C 1 j ¼ 2 a Spezielle Lösung durch den Punkt P ¼ ð2; 2Þ: y ð2Þ ¼ 2 4 þ 4  4  2 C * ¼ 20  2 C * ¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Lösung: y 2 þ 4 x 2  10 x ¼ 0 oder y ¼  10 x  4 x 2 G51 ) )  2 C * ¼  20 ) C * ¼ 10 ð0  x  2,5Þ Zeigen Sie: Die nichtexakte Dgl ðx 2  yÞ d x þ x d y ¼ 0 lässt sich durch einen integrierenden Faktor l ¼ l ðxÞ in eine exakte Dgl überführen. Bestimmen Sie diesen nur von x abhängigen Faktor und integrieren Sie anschließend die (dann exakte) Dgl mit Hilfe der „Lösungsformel“. Nach der (gliedweisen) Multiplikation der Dgl mit dem noch unbekannten integrierenden Faktor l ¼ l ðxÞ soll die dann vorliegende Dgl mit g ðx; yÞ ¼ l ðx 2  yÞ h ðx; yÞ ¼ l x und f l ðx 2  yÞ d x þ l x d y ¼ 0 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} g ðx; yÞ h ðx; yÞ exakt sein. Die Koeffizientenfunktionen g ðx; yÞ und h ðx; yÞ müssen also die Integrabilitätsbedingung erfüllen: @g @ ¼ ½lðx2  y Þ ¼ lð0  1Þ ¼ l @y @y @h @ ¼ ðl xÞ ¼ l 0  x þ 1  l ¼ x l 0 þ l @x @x 9 > > > > = > > > ; ðProduktregel Þ > @g @h ¼ @y @x ) l ¼ xl0 þ l
1 Differentialgleichungen 1. Ordnung 385 Diese Dgl 1. Ordnung für den integrierenden Faktor l ¼ l ðxÞ lässt sich leicht durch „Trennung der Variablen‘‘ wie folgt lösen:  l ¼ xl0 þ l ð dl ¼ 2  l ð xl0 ¼ 2l ) dx x ) x  dl ¼ 2l dx dl 2 dx dx ¼ ¼ 2  l x x ) )   C ln j l j ¼  2  ln j x j þ ln j C j ¼  ln x þ ln j C j ¼ ln j C j  ln x ¼ ln   x2 ) 2 2 (Rechenregeln: R3 und R2). Durch Entlogarithmierung folgt (Rechenregeln: R5 und R6):   C C K j l j ¼   ) l ¼  ¼ ¼ K  x 2 ðmit K ¼  CÞ x2 x2 x2 ber die Konstante K können wir frei verfügen. Wir wählen zweckmäßigerweise K ¼ 1. Der integrierende Faktor lautet also l ¼ x  2 . Die vorgegebene Dgl geht damit über in die exakte Dgl x  2 ðx 2  yÞ d x þ x  2 x d y ¼ 0 oder ð1  x  2 yÞ d x þ x  1 d y ¼ 0 Wir bestimmen jetzt ihre allgemeine Lösung nach der bekannten „Lösungsformel“  ð ð  ð @g d x d y ¼ const: ¼ C 1 g ðx; yÞ d x þ h ðx; yÞ  @y Mit g ðx; yÞ ¼ 1  x  2 y ¼ 1  y x  2 ; h ðx; yÞ ¼ x  1 und @g @ ¼ ð1  y x  2 Þ ¼ 0  x  2 ¼  x  2 @y @y folgt daraus:  ð ð ð ð ð 2 1 2 2 ð1  y x Þ d x þ x þ x d x d y ¼ ð1  y x Þ d x þ ðx  1  x  1 Þ d y ¼ |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 0  x1 ð ð ¼ ð1  y x  2 Þ d x þ 0 d y ¼ x  y ð x  1 Þ þ K 1 ¼ x þ y x  1 þ K 1 ¼ const: ¼ C 1 Die gesuchte Lösung lautet somit: x þ y x1 ¼ C1  K1 ¼ C * ) x þ y ¼ C* x ) x2 þ y ¼ C *x ) y ¼ C *x  x2 (mit C * ¼ C 1  K 1 Þ In Bild G-15 sind einige Lösungskurven dargestellt (nach unten geöffnete Parabeln gleicher ffnung, gezeichnet für die Parameterwerte C * ¼ 1; 3; 5 und 7; die Nullstellen liegen bei x 1 ¼ 0 und x 2 ¼ C *Þ. y 12 8 4 Bild G-15 –2 1 3 5 7 x –4 –8 1 3 57 1 3 5 7
386 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 4 x d x þ ð2 x 2  e  y Þ d y ¼ 0 G52 Die vorliegende Dgl ist nicht exakt, lässt sich jedoch durch einen nur von y abhängigen integrierenden Faktor l ¼ l ð yÞ in eine exakte Dgl verwandeln. Bestimmen Sie diesen Faktor und integrieren Sie anschließend die (dann exakte) Dgl. Durch Multiplikation mit dem noch unbekannten integrierenden Faktor l ¼ l ð yÞ wird die Dgl exakt, d. h. die Koeffizientenfunktionen g ðx; yÞ und h ðx; yÞ der „neuen‘‘ (exakten) Dgl 4 x l d x þ ð2 x 2  e  y Þ l d y ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} g ðx; yÞ h ðx; yÞ müssen die Integrabilitätsbedingung @g @ ¼ ð4 x lÞ ¼ 4 x l 0 @y @y mit g ðx; yÞ ¼ 4 x l und h ðx; yÞ ¼ ð2 x 2  e  y Þ l @g @h ¼ erfüllen: @y @x 9 > > > > = > > > @h @ ; ¼ ð2 x 2  e  y Þ l ¼ ð 4 x  0Þ l ¼ 4 x l > @x @x ) 4x l0 ¼ 4x l ) l0 ¼ l   dl mit l 0 ¼ dy Diese einfache Dgl 1. Ordnung für l ¼ l ð yÞ lösen wir durch „Trennung der Variablen‘‘: dl dl ¼ l ) ¼ 1 dy ) dy l ð ð dl ¼ 1 d y ) ln j l j ¼ y þ ln j C j l l0 ¼ ) ln j l j  ln j C j ¼ y )   l ln   ¼ y C (Rechenregel: R2). Entlogarithmieren liefert dann (Rechenregeln: R5 und R6):   l   ¼ e y ) l ¼  e y ) l ¼  C  e y ¼ K  ey ðmit K ¼  CÞ C C Wir dürfen über die Konstante K frei verfügen und setzen K ¼ 1. Integrierender Faktor ist also l ¼ e y , die Dgl 4 x  e y d x þ ð2 x 2  e  y Þ e y d y ¼ 4 x  e y d x þ ð2 x 2  e y  1Þ d y ¼ 0 ist exakt. Wir lösen sie mit der bekannten „Lösungsformel“:  ð ð  ð @g g ðx; yÞ d x þ h ðx; yÞ  d x d y ¼ const: ¼ C 1 @y Mit g ðx; yÞ ¼ 4 x  e y ; h ðx; yÞ ¼ 2 x 2  e y  1 und @g @ ¼ ð4 x  eyÞ ¼ 4 x  e y @y @y wird daraus:  ð ð ð ð ð 4x  ey dx þ 2 x 2  e y  1  4 x  e y d x d y ¼ 4 x  e y d x þ ð2 x 2  e y  1  2 x 2  e y Þ d y ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 2x2  ey ð ð y ¼ 4 x  e d x þ ð 1Þ d y ¼ 2 x 2  e y  y þ K 1 ¼ const: ¼ C 1 Lösung der exakten Dgl (in impliziter Form): 2 x2  e y  y ¼ C1  K1 ¼ C * ðmit C * ¼ C 1  K 1 Þ
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 387 2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten Die homogene lineare Dgl wird durch einen Exponentialansatz gelöst, die inhomogene lineare Dgl durch „Aufsuchen einer partikulären Lösung“. Lehrbuch: Band 2, Kapitel IV.3 und IV.4 Formelsammlung: Kapitel X.3.2 und X.4 Tabelle mit Lösungsansätzen für eine partikuläre Lösung: Band 2, Kapitel IV.3.4 (Tabelle 2) und Formelsammlung, Kapitel X.3.2.3 2.1 Homogene lineare Differentialgleichungen G53 Lösen Sie die folgende Randwertaufgabe: y 00 þ p 2  y ¼ 0; Randwerte: y ð0Þ ¼ 1 ; y ð3=2Þ ¼  5 Mit dem Ansatz y ¼ e l x , y 0 ¼ l  e l x , y 00 ¼ l 2  e l x gehen wir in die Dgl ein und lösen die charakteristische Gleichung: y 00 þ p 2  y ¼ l 2  e l x þ p 2  e l x ¼ ðl 2 þ p 2 Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l2 þ p2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  p j Allgemeine Lösung der Dgl: y ¼ C 1  sin ðp xÞ þ C 2  cos ðp xÞ Bestimmung der Integrationskonstanten aus den beiden Randbedingungen: y ð0Þ ¼ 1 ) C 1  sin 0 þ C 2  cos 0 ¼ C 1  0 þ C 2  1 ¼ C 2 ¼ 1 y ð3=2Þ ¼  5 ) C 1  sin ð3 p=2Þ þ C 2  cos ð3 p=2Þ ¼ C 1  ð 1Þ þ C 2  0 ¼  C 1 ¼  5 ) C1 ¼ 5 Lösung der Randwertaufgabe: G54 ) C2 ¼ 1 y ¼ 5  sin ðp xÞ þ 1  cos ðp xÞ ¼ 5  sin ðp xÞ þ cos ðp xÞ y 00 þ 16 y 0 þ 100 y ¼ 0 ; Anfangswerte: y ð0Þ ¼ 2 ; y 0 ð0Þ ¼ 8 Mit dem Lösungsansatz y ¼ e l x und den zugehörigen Ableitungen y 0 ¼ l  e l x und y 00 ¼ l 2  e l x erhalten wir die folgende charakteristische Gleichung mit konjugiert komplexen Lösungen: y 00 þ 16 y 0 þ 100 y ¼ l 2  e l x þ 16 l  e l x þ 100  e l x ¼ ðl 2 þ 16 l þ 100Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 64  100 ¼  8   36 ¼  8  6 j l 2 þ 16 l þ 100 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  8  Die allgemeine Lösung der Dgl lautet damit: y ¼ e  8 x ½ C 1  sin ð6 xÞ þ C 2  cos ð6 xÞ  )
388 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Die Parameter (Integrationskonstanten) C1 und C2 werden aus den Anfangswerten bestimmt : y ð0Þ ¼ 2 ) e 0 ½ C 1  sin 0 þ C 2  cos 0  ¼ 1 ½ C 1  0 þ C 2  1  ¼ C 2 ¼ 2 ) C2 ¼ 2 y 0 ¼  8  e  8 x ½ C 1  sin ð6 xÞ þ C 2  cos ð6 xÞ  þ ½ 6 C 1  cos ð6 xÞ  6 C 2  sin ð6 xÞ   e  8 x ¼ ¼ e  8 x ½  8 C 1  sin ð6 xÞ  8 C 2  cos ð6 xÞ þ 6 C 1  cos ð6 xÞ  6 C 2  sin ð6 xÞ  (unter Verwendung der Produktregel in Verbindung mit der Kettenregel ) y 0 ð0Þ ¼ 8 Spezielle Lösung: ) e 0 ½  8 C 1  sin 0  8 C 2  cos 0 þ 6 C 1  cos 0  6 C 2  sin 0  ¼ 8 ) 1 ½  8 C1  0  8 C2  1 þ 6 C1  1  6 C2  0  ¼  8 C2 þ 6 C1 ¼ 8 ) 6 C 1 ¼ 8 þ 8 C 2 ¼ 8 þ 8  2 ¼ 24 ) 6 C 1 ¼ 24 ) C1 ¼ 4 y ¼ e  8 x ½ 4  sin ð6 xÞ þ 2  cos ð6 xÞ  Aperiodischer Grenzfall Die Lösungen der Schwingungsgleichung x€ þ 2 a x_ þ 0;25 x ¼ 0 mit G55 a > 0 hängen noch vom Parameter a ab. a) Wie muss a gewählt werden, damit der aperiodische Grenzfall eintritt? b) Wie lautet die Lösung der Schwingungsgleichung im aperiodischen Grenzfall für die Anfangswerte x ð0Þ ¼ 2 und v ð0Þ ¼ x_ ð0Þ ¼  2? x ¼ x ðtÞ: Weg-Zeit-Gesetz; v ¼ x_ ðtÞ: Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz a) Der aperiodische Grenzfall tritt (definitionsgemäß) genau dann ein, wenn die charakteristische Gleichung der Dgl eine doppelte reelle Lösung besitzt. Mit dem Exponentialansatz x ¼ e l t ; x_ ¼ l  e l t und x€ ¼ l 2  e l t erhält man (unter Berücksichtigung von a > 0): x€ þ 2 a x_ þ 0;25 x ¼ l 2  e l t þ 2 a l  e l t þ 0;25  e l t ¼ ðl 2 þ 2 a l þ 0;25Þ  e l t ¼ 0 ) |{z} 6¼ 0 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi l 2 þ 2 a l þ 0;25 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  a  a 2  0;25 ) a 2 ¼ 0;25 ) a ¼ 0;5 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} 0 Der aperiodische Grenzfall tritt also für den Parameterwert a ¼ 0;5 ein, die charakteristische Gleichung hat dann die Doppellösung l 1=2 ¼  a ¼  0;5. b) Die allgemeine Lösung der Dgl x€ þ x_ þ 0;25 x ¼ 0 lautet also im aperiodischen Grenzfall: x ¼ ðC 1 t þ C 2 Þ  e  0;5 t Für die Bestimmung der Konstanten C1 und C2 aus den Anfangswerten benötigen wir noch die 1. Ableitung des Weges x nach der Zeit t . Die Produktregel in Verbindung mit der Kettenregel liefert: x_ ¼ C 1  e  0;5 t  0,5  e  0;5 t ðC 1 t þ C 2 Þ ¼ ðC 1  0;5 C 1 t  0;5 C 2 Þ  e  0;5 t Aus den Anfangswerten erhalten wir wie folgt die Parameter C 1 und C 2 : x ð0Þ ¼ 2 ) ðC 1  0 þ C 2 Þ  e 0 ¼ C 2  1 ¼ C 2 ¼ 2 v ð0Þ ¼ x_ ð0Þ ¼  2 ) C2 ¼ 2 ) ðC 1  0,5 C 1  0  0,5 C 2 Þ  e 0 ¼ ðC 1  0,5 C 2 Þ  1 ¼ C 1  0,5 C 2 ¼  2 ) C 1  0,5  2 ¼ C 1  1 ¼  2 ) C1 ¼  1
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten Spezielle Lösung der Schwingungsgleichung x ¼ ð t þ 2Þ  e  0;5 t 389 x ; t  0 2 Bild G-16 zeigt den zeitlichen Verlauf der aperiodischen Bewegung. 1 x = ( – t + 2) · e – 0,5 t Bild G-16 2 8 t – 0,5 Knickung eines Stabes nach Euler Stäbe, die in axialer Richtung durch Druckkräfte belastet werden, zeigen bereits vor berschreiten der Materialfestigkeit ein seitliches Ausbiegen (sog. Knickung). Das Verhalten eines beidseitig gelenkig gelagerten Stabes der Länge l, der durch eine Druckkraft F axial belastet wird, lässt sich durch die sog. Biegegleichung y 00 þ G56 F y ¼ 0 EI mit y ð0Þ ¼ y ðlÞ ¼ 0 beschreiben (E I : konstante Biegesteifigkeit; y ¼ y ðxÞ: Biegelinie; Bild G-17). Bestimmen Sie die sog. Eulerschen Knickkräfte, bei der die Zerstörung des Stabes infolge seitlichen Ausknickens einsetzt. Hinweis: Untersuchen Sie, unter welcher Voraussetzung die Biegegleichung nichttriviale Lösungen besitzt. Stab A F x y B l F x Biegelinie y (x ) y Bild G-17 Wir bringen die Dgl zunächst in die folgende Gestalt: y 00 þ F y ¼ 0 EI ) y 00 þ w 2  y ¼ 0   F mit w 2 ¼ EI Mit dem bekannten Lösungsansatz y ¼ e l x , y 0 ¼ l  e l x und y 00 ¼ l 2  e l x folgt dann: y 00 þ w 2  y ¼ l 2  e l x þ w 2  e l x ¼ ðl 2 þ w 2 Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l2 þ w2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  j w Die allgemeine Lösung der Dgl lautet damit: y ¼ C 1  sin ðw xÞ þ C 2  cos ðw xÞ Die beiden Randbedingungen führen zu den folgenden Gleichungen für die noch unbekannten Integrationskonstanten C1 und C2 : y ð0Þ ¼ 0 ) C 1  sin 0 þ C 2  cos 0 ¼ C 1  0 þ C 2  1 ¼ C 2 ¼ 0 ) C2 ¼ 0 y ð‘Þ ¼ 0 ) C 1  sin ðw lÞ þ C 2  cos ðw lÞ ¼ C 1  sin ðw lÞ þ 0  cos ðw lÞ ¼ C 1  sin ðw lÞ ¼ 0 |{z} 0 C1 muss von Null verschieden sein, andernfalls wäre y  0 (kein Knicken des Stabes). Wegen C 1 6¼ 0 muss demnach der Faktor sin ðw lÞ verschwinden. Diese Bedingung liefert uns die gesuchten Eigenwerte und Knickkräfte:
390 G Gewöhnliche Differentialgleichungen sin ðw lÞ ¼ 0 ) wl ¼ k  p ) w ¼ k  p l ðk ¼ 1; 2; 3; . . .Þ (wegen w > 0 kommen für k nur positive Werte in Frage) w2 ¼ F p2 ¼ k2  2 EI l ) F ¼ k2  p2EI l2 ðk ¼ 1; 2; 3; . . .Þ Für k ¼ 1 erhalten wir den kleinsten Eigenwert w ¼ p = l. Die zugehörige Eigenfunktion y ¼ C 1  sin p x ; l 0  x  l ist in Bild G-18 dargestellt (die Konstante C 1 6¼ 0 bleibt unbestimmt). y y = C1 · sin π x l C1 Bild G-18 0 l x Radialbewegung einer Masse auf einer rotierenden Scheibe Bild G-19 zeigt eine mit konstanter Winkelgeschwindigkeit w rotierende Zylinderscheibe vom Radius R, auf der sich eine Masse m reibungsfrei nach außen bewegt. Das Weg-Zeit-Gesetz r ¼ r ðtÞ genügt dabei der Dgl v r€  w 2  r ¼ 0 Schiene Wie lautet die Lösung dieser Dgl für die Anfangswerte 1 m r ð0Þ ¼ 1 und v ð0Þ ¼ r_ ð0Þ ¼ 0? M v ¼ v ðtÞ ¼ r_ ðtÞ: Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz r G57 v R rotierende Zylinderscheibe Bild G-19 Wir lösen diese homogene Dgl mit dem Exponentialansatz r ¼ e l t , r_ ¼ l  e l t , r€ ¼ l 2  e l t : r€  w 2  r ¼ l 2  e l t  w 2  e l t ¼ ðl 2  w 2 Þ  e l t ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l2  w2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  w Die allgemeine Lösung und ihre 1. Ableitung lauten damit: r ¼ C1  e wt þ C2  e wt ; r_ ¼ w C 1  e w t  w C 2  e  w t ðKettenregel Þ Aus den beiden Anfangsbedingungen lassen sich die Integrationskonstanten C1 und C2 wie folgt berechnen: ) ðIÞ C1  e0 þ C2  e0 ¼ C1  1 þ C2  1 ¼ C1 þ C2 ¼ 1 r_ ð0Þ ¼ 0 ) ðIIÞ w C 1  e 0  w C 2  e 0 ¼ w C 1  1  w C 2  1 ¼ w ðC 1  C 2 Þ ¼ 0 f r ð0Þ ¼ 1 C1  C2 ¼ 0 ) C1 ¼ C2 ðIÞ ) C1 þ C2 ¼ C1 þ C1 ¼ 2 C1 ¼ 1 ðIIÞ ) C2 ¼ C1 ¼ 1 2 ) ) 6¼ 0 ðin Gleichung ðIÞ einsetzenÞ C1 ¼ 1 2 ðin Gleichung ðIIÞ einsetzenÞ
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 391 Weg-Zeit-Gesetz der Masse m in der Führungsschiene (Bild G-20): r 1 1 1 r ¼  e wt þ  e wt ¼ ðe w t þ e  w t Þ ¼ cosh ðw tÞ 2 2 2 Zur Erinnerung: cosh x ¼ R 1 x ðe þ e  x Þ ! FS: Kapitel III.11.1. 2 1 Zum Zeitpunkt t ¼ t befindet sich die Masse am Scheibenrand. r = cosh (v t ) Bild G-20 t t 2.2 Inhomogene lineare Differentialgleichungen G58 y 00 þ 4 y 0 þ 5 y ¼ 5 x 2  32 x þ 5 1. Schritt: Wir lösen die zugehörige homogene Dgl y 00 þ 4 y 0 þ 5 y ¼ 0 durch den Exponentialansatz y ¼ e l x mit y 0 ¼ l  e l x und y 00 ¼ l 2  e l x : y 00 þ 4 y 0 þ 5 y ¼ l 2  e l x þ 4 l  e l x þ 5  e l x ¼ ðl 2 þ 4 l þ 5Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi l 2 þ 4 l þ 5 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  2  4  5 ¼  2   1 ¼  2  j ) Die allgemeine Lösung der homogenen Dgl lautet damit: y 0 ¼ e  2 x  ðC 1  sin x þ C 2  cos xÞ 2. Schritt: Aus der Tabelle entnehmen wir für das Störglied g ðxÞ ¼ 5 x 2  32 x þ 5 wegen b ¼ 5 6¼ 0 den folgenden Ansatz für eine partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl (Störglied vom Typ Nr. 1 mit n ¼ 2): yP ¼ A x 2 þ B x þ C mit den Ableitungen y 0P ¼ 2 A x þ B und y 00P ¼ 2 A Einsetzen in die inhomogene Dgl, ordnen nach fallenden Potenzen und ein Koeffizientenvergleich führen zu einem gestaffelten linearen Gleichungssystem für die noch unbekannten Parameter A, B und C im Lösungsansatz, das sich schrittweise von oben nach unten lösen lässt: y 00 þ 4 y 0 þ 5 y ¼ 5 x 2  32 x þ 5 ) 2 A þ 4 ð2 A x þ BÞ þ 5 ðA x 2 þ B x þ CÞ ¼ 5 x 2  32 x þ 5 ) 2 A þ 8 A x þ 4 B þ 5 A x 2 þ 5 B x þ 5 C ¼ 5 A x 2 þ ð8 A þ 5 BÞ x þ ð2 A þ 4 B þ 5 CÞ ¼ 5 x 2  32 x þ 5 ðIÞ 5A ¼ 5 ðIIÞ 8 A þ 5 B ¼  32 ðIIIÞ 2A þ 4B þ 5C ¼ 5 Partikuläre Lösung: ) A ¼ 1 ) ðin die Gleichungen ðIIÞ und ðIIIÞ einsetzenÞ 5 B ¼  32  8 A ¼  32  8  1 ¼  40 ) B ¼ 8 ) 5 C ¼ 5  2 A  4 B ¼ 5  2  1  4  ð 8Þ ¼ 5  2 þ 32 ¼ 35 ) 5 C ¼ 35 ) C ¼ 7 yP ¼ x 2  8 x þ 7 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der inhomogenen linearen Dgl lautet damit: y ¼ y 0 þ y P ¼ e  2 x ðC 1  sin x þ C 2  cos xÞ þ x 2  8 x þ 7
392 G Gewöhnliche Differentialgleichungen G59 y 00 þ a 2 y ¼ 2 a  sin ða xÞ ða > 0Þ 1. Schritt: Wir lösen zunächst die zugehörige homogene Dgl y 00 þ a 2 y ¼ 0 mit dem Exponentialansatz y ¼ e l x , y 0 ¼ l  e l x , y 00 ¼ l 2  e l x : y 00 þ a 2 y ¼ l 2  e l x þ a 2  e l x ¼ ðl 2 þ a 2 Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l2 þ a2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  j a Die allgemeine Lösung der homogenen Dgl lautet demnach: y 0 ¼ C 1  sin ða xÞ þ C 2  cos ða xÞ 2. Schritt: Störfunktion g ðxÞ ¼ 2 a  sin ða xÞ (Störfunktion vom Typ Nr. 4 mit b ¼ a) Da j b ¼ j a eine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ a 2 ¼ 0 ist (siehe 1. Schritt), entnehmen wir der Tabelle den folgenden Ansatz für eine partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl: y P ¼ x ½ A  sin ða xÞ þ B  cos ða xÞ  Die benötigten Ableitungen y 0P und y 00P erhalten wir jeweils mit der Produktregel in Verbindung mit der Kettenregel: y 0P ¼ 1  ½ A  sin ða xÞ þ B  cos ða xÞ  þ ½ a A  cos ða xÞ  a B  sin ða xÞ   x ¼ ¼ A  sin ða xÞ þ B  cos ða xÞ þ a x ½ A  cos ða xÞ  B  sin ða xÞ  y 00P ¼ a A  cos ða xÞ  a B  sin ða xÞ þ a ½ A  cos ða xÞ  B  sin ða xÞ  þ þ ½  a A  sin ða xÞ  a B  cos ða xÞ   a x ¼ ¼ a ½ A  cos ða xÞ  B  sin ða xÞ  þ a ½ A  cos ða xÞ  B  sin ða xÞ    a 2 x ½ A  sin ða xÞ þ B  cos ða xÞ  ¼ ¼ 2 a ½ A  cos ða xÞ  B  sin ða xÞ   a 2 x ½ A  sin ða xÞ þ B  cos ða xÞ  Einsetzen in die inhomogene Dgl und ordnen der Glieder führt zu: y 00 þ a 2 y ¼ 2 a  sin ða xÞ ) 2 a ½ A  cos ða xÞ  B  sin ða xÞ   a 2 x ½ A  sin ða xÞ þ B  cos ða xÞ  þ þ a 2 x ½ A  sin ða xÞ þ B  cos ða xÞ  ¼ 2 a  sin ða xÞ ) (die grau unterlegten Summanden heben sich auf)   2 a ½ A  cos ða xÞ  B  sin ða xÞ  ¼ 2 a  sin ða xÞ  : 2 a ) A  cos ða xÞ  B  sin ða xÞ ¼ sin ða xÞ ¼ 0  cos ða xÞ þ 1  sin ða xÞ Wir haben noch auf der rechten Seite die fehlende Kosinusfunktion mit dem Faktor 0 ergänzt (0  cos ða xÞ  0). Durch Koeffizientenvergleich erhalten wir zwei Gleichungen für die unbekannten Koeffizienten A und B (verglichen werden jeweils die Kosinus- bzw. Sinusglieder der beiden Seiten): ðIÞ A ¼ 0; ðIIÞ B ¼ 1 ) Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl: B ¼ 1 y P ¼ x ½ 0  sin ða xÞ  1  cos ða xÞ  ¼  x  cos ða xÞ 3. Schritt: Damit besitzt die inhomogene lineare Dgl folgende allgemeine Lösung: y ¼ y 0 þ y P ¼ C 1  sin ða xÞ þ C 2  cos ða xÞ  x  cos ða xÞ ¼ C 1  sin ða xÞ þ ðC 2  xÞ  cos ða xÞ
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten G60 393 y 00 þ 2 y 0  3 y ¼ 4  e x þ 6 x  10 1. Schritt: Wir lösen die zugehörige homogene Dgl y 00 þ 2 y 0  3 y ¼ 0 mit dem Exponentialansatz y ¼ e l x , y 0 ¼ l  e l x , y 00 ¼ l 2  e l x :   y 00 þ 2 y 0  3 y ¼ l 2  e l x þ 2 l  e l x  3  e l x ¼ ðl 2 þ 2 l  3Þ  e l x ¼ 0  : e l x ) l2 þ 2l  3 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  1  pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 þ 3 ¼ 1  4 ¼ 1  2 ) l1 ¼ 1 ; l2 ¼  3 Die allgemeine Lösung der homogenen Dgl lautet somit: y0 ¼ C1  e 1x þ C2  e 3x ¼ C1  e x þ C2  e 3x 2. Schritt: Für die Summanden g 1 ðxÞ ¼ 4  e x und g 2 ðxÞ ¼ 6 x  10 der Störfunktion g ðxÞ ¼ g 1 ðxÞ þ g 2 ðxÞ ¼ 4  e x þ 6 x  10 entnehmen wir aus der Tabelle folgende Ansätze für eine partikuläre Lösung y P : Störglied c ¼ 1 ! g 1 ðxÞ ¼ 4  e x yP1 ¼ A x  e x (Störglied vom Typ Nr. 2) Begründung: c ¼ 1 ist eine einfache Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ 2 l  3 ¼ 0 (1. Schritt). Störglied g 2 ðxÞ ¼ 6 x  10 b ¼  3 6¼ 0 ! y P2 ¼ Bx þ C (Störglied vom Typ Nr. 1 mit n ¼ 1Þ Der Lösungsansatz y P ist dann die Summe der beiden Teilansätze y P 1 und y P 2 : yP ¼ yP1 þ yP2 ¼ A x  e x þ B x þ C Mit diesem Ansatz und den durch gliedweises Differenzieren unter Verwendung der Produktregel (1. Summand) gewonnenen Ableitungen y 0P ¼ A  e x þ e x  A x þ B ¼ A  e x þ A x  e x þ B y 00P ¼ A  e x þ A  e x þ e x  A x ¼ 2 A  e x þ A x  e x gehen wir in die inhomogene Dgl ein, ordnen die Glieder und erhalten: y 00 þ 2 y 0  3 y ¼ 4  e x þ 6 x  10 ) 2 A  e x þ A x  e x þ 2 ðA  e x þ A x  e x þ BÞ  3 ðA x  e x þ B x þ CÞ ¼ 4  e x þ 6 x  10 ) 2 A  e x þ A x  e x þ 2 A  e x þ 2 A x  e x þ 2 B  3 A x  e x  3 B x  3 C ¼ 4  e x þ 6 x  10 ð2 A þ 2 AÞ  e x þ ðA þ 2 A  3 AÞ  x  e x  3 B x þ 2 B  3 C ¼ 4  e x þ 6 x  10 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 4A 0 ) ) 4 A  e x  3 B x þ ð2 B  3 CÞ ¼ 4  e x þ 6 x  10 Durch Koeffizientenvergleich folgt (wir vergleichen dabei auf beiden Seiten der Reihe nach die Koeffizienten von e x , x und die absoluten Glieder): ðIÞ 4A ¼ 4 ðIIÞ  3B ¼ 6 ðIIIÞ 2 B  3 C ¼  10 Partikuläre Lösung: ) A ¼ 1 ) B ¼ 2 ) (in Gleichung (III) einsetzen)  3 C ¼  10  2 B ¼  10  2  ð 2Þ ¼  10 þ 4 ¼  6 ) yP ¼ x  e x  2 x þ 2 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet damit: y ¼ y 0 þ y P ¼ C 1  e x þ C 2  e  3 x þ x  e x  2 x þ 2 ¼ ðx þ C 1 Þ  e x þ C 2  e  3 x  2 x þ 2 C ¼ 2
394 G Gewöhnliche Differentialgleichungen G61 y 00  y 0  6 y ¼ 12  cosh ð3 xÞ 1. Schritt: Wir lösen zunächst die zugehörige homogene Dgl in der bekannten Weise mit dem Exponentialansatz y ¼ e l x , y 0 ¼ l  e l x und y 00 ¼ l 2  e l x : y 00  y 0  6 y ¼ l 2  e l x  l  e l x  6  e l x ¼ ðl 2  l  6Þ  e l x ¼ 0 ) |{z} 6¼ 0 rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffi 1 1 1 25 1 5 l 2  l  6 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  þ6 ¼  ¼  ) l1 ¼ 3 ; 2 4 2 4 2 2 l2 ¼  2 Allgemeine Lösung der homogenen Dgl: y 0 ¼ C 1  e 3 x þ C 2  e  2 x 2. Schritt: Störglied g ðxÞ ¼ 12  cosh ð3 xÞ In unserer Tabelle suchen wir vergebens ein Störglied von diesem Typ. Wir können aber die Hyperbelfunktion mit Hilfe der Definitionsformel auf Exponentialfunktionen zurückführen (! FS: Kap. III.11.1): g ðxÞ ¼ 12  cosh ð3 xÞ ¼ 12  1 ðe 3 x þ e  3 x Þ ¼ 6  e 3 x þ 6  e  3 x 2 Für die Einzelstörglieder entnehmen wir der Tabelle die folgenden Ansätze für eine partikuläre Lösung: Störglied g 1 ðxÞ ¼ 6  e 3 x Störglied g 2 ðxÞ ¼ 6  e  3 x c ¼ 3 ! yP1 ¼ A x  e 3x c ¼ 3 ! yP2 ¼ B  e 3x (Störglied vom Typ Nr. 2) (Störglied vom Typ Nr. 2) Begründung: c ¼ 3 ist eine einfache Lösung, c ¼  3 dagegen keine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2  l  6 ¼ 0, siehe 1. Schritt. Damit erhalten wir folgenden Lösungsansatz für die partikuläre Lösung y P (Summe der beiden Einzelansätze): yP ¼ yP1 þ yP2 ¼ A x  e 3x þ B  e 3x Mit Hilfe der Produkt- und Kettenregel bilden wir noch die benötigten Ableitungen: y 0P ¼ A  e 3 x þ 3  e 3 x  A x  3 B  e  3 x ¼ A  e 3 x þ 3 A x  e 3 x  3 B  e  3 x y 00P ¼ 3 A  e 3 x þ 3 A  e 3 x þ 3  e 3 x  3 A x þ 9 B  e  3 x ¼ 6 A  e 3 x þ 9 A x  e 3 x þ 9 B  e  3 x Die inhomogene Dgl geht dann über in: y 00  y 0  6 y ¼ 6  e 3 x þ 6  e  3 x ) 6 A  e 3 x þ 9 A x  e 3 x þ 9 B  e  3 x  ðA  e 3 x þ 3 A x  e 3 x  3 B  e  3 x Þ  6 ðA x  e 3 x þ B  e  3 x Þ ¼ ¼ 6  e 3x þ 6  e 3x ) 6 A  e 3x þ 9 A x  e 3x þ 9 B  e 3x  A  e 3x  3 A x  e 3x þ 3 B  e 3x  6 A x  e 3x  6 B  e 3x ¼ ¼ 6  e 3x þ 6  e 3x ) ð6 A  AÞ  e 3 x þ ð9 A  3 A  6 AÞ  x  e 3 x þ ð9 B þ 3 B  6 BÞ  e  3 x ¼ 6  e 3 x þ 6  e  3 x |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 5A 0 6B 5 A  e 3x þ 6 B  e 3x ¼ 6  e 3x þ 6  e 3x )
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 395 Koeffizientenvergleich (Vergleich der Glieder e3 x bzw. e 3 x auf beiden Seiten): ðIÞ 5A ¼ 6 ) A ¼ 1,2 ðIIÞ 6B ¼ 6 ) B ¼ 1 y P ¼ 1,2 x  e 3 x þ 1  e  3 x ¼ 1,2 x  e 3 x þ e  3 x Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl: 3. Schritt: Die inhomogene Dgl besitzt damit die folgende allgemeine Lösung: y ¼ y 0 þ y P ¼ C 1  e 3 x þ C 2  e  2 x þ 1,2 x  e 3 x þ e  3 x ¼ ðC 1 þ 1,2 xÞ  e 3 x þ C 2  e  2 x þ e  3 x G62 y 00 þ 2 y 0 þ 2 y ¼ 2 ; Randbedingungen: y ð0Þ þ y 0 ðpÞ ¼ 0 ; y ðpÞ ¼ 1 Lösen Sie diese Randwertaufgabe. 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl y 00 þ 2 y 0 þ 2 y ¼ 0 Der Exponentialansatz y ¼ e l x mit y 0 ¼ l  e l x und y 00 ¼ l 2  e l x führt zu der folgenden charakteristischen Gleichung: y 00 þ 2 y 0 þ 2 y ¼ l 2  e l x þ 2 l  e l x þ 2  e l x ¼ ðl 2 þ 2 l þ 2Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi l 2 þ 2 l þ 2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  1  1  2 ¼  1   1 ¼ 1  j ) Die allgemeine Lösung der homogenen Dgl lautet daher: y 0 ¼ e  x ðC 1  sin x þ C 2  cos xÞ 2. Schritt: Aus der Tabelle entnehmen wir für das konstante Störglied g ðxÞ ¼ 2 den Ansatz y P ¼ const: ¼ A für eine partikuläre Lösung (das Störglied ist vom Typ Nr. 1 mit n ¼ 0). Mit den Ableitungen y 0P ¼ 0 und y 00P ¼ 0 erhalten wir dann beim Einsetzen in die inhomogene Dgl eine Bestimmungsgleichung für die noch unbekannte Konstante A: y 00 þ 2 y 0 þ 2 y ¼ 2 ) 0 þ 2  0 þ 2A ¼ 2A ¼ 2 ) A ¼ 1 Somit ist y P ¼ 1 die gesuchte partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl. 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet somit: y ¼ y 0 þ y P ¼ e  x ðC 1  sin x þ C 2  cos xÞ þ 1 4. Schritt: Aus den beiden Randbedingungen bestimmen wir die Konstanten C 1 und C 2 . Dabei benötigen wir noch die 1. Ableitung der allgemeinen Lösung (Produktregel in Verbindung mit der Kettenregel ): y 0 ¼  e  x ðC 1  sin x þ C 2  cos xÞ þ ðC 1  cos x  C 2  sin xÞ  e  x þ 0 ¼ ¼  e  x ðC 1  sin x þ C 2  cos x  C 1  cos x þ C 2  sin xÞ Wir berechnen zunächst die in den Randbedingungen auftretenden Werte y ð0Þ, y ðpÞ und y 0 ðpÞ: y ð0Þ ¼ e 0 ðC 1  sin 0 þ C 2  cos 0Þ þ 1 ¼ 1  ðC 1  0 þ C 2  1Þ þ 1 ¼ C 2 þ 1 y ðpÞ ¼ e  p ðC 1  sin p þ C 2  cos pÞ þ 1 ¼ e  p ðC 1  0 þ C 2  ð 1ÞÞ þ 1 ¼  e  p  C 2 þ 1 y 0 ðpÞ ¼  e  p ðC 1  sin p þ C 2  cos p  C 1  cos p þ C 2  sin pÞ ¼ ¼  e  p ðC 1  0 þ C 2  ð 1Þ  C 1  ð 1Þ þ C 2  0Þ ¼  e  p ð C 2 þ C 1 Þ ¼ e  p ðC 2  C 1 Þ
396 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Aus den Randbedingungen folgt dann: y ð0Þ þ y 0 ðpÞ ¼ 0 y ðpÞ ¼ 1 ðIÞ ) ðIIÞ ) ðIÞ C 2 þ 1 þ e  p ðC 2  C 1 Þ ¼ 0  e p  C2 þ 1 ¼ 1 )  ep  C2 ¼ 0 0 þ 1 þ e  p ð0  C 1 Þ ¼ 1  e  p  C 1 ¼ 0 ) ) ) C2 ¼ 0  e p  C 1 ¼  1 (in (I) einsetzen) ) C1 ¼ e p Damit erhalten wir die folgende Lösung für diese Randwertaufgabe: y ¼ e  x ½ e p  sin x þ 0  cos x  þ 1 ¼ e  x  e p  sin x þ 1 ¼ e p  x  sin x þ 1 G63 Lösen Sie die folgende Anfangswertaufgabe: y 00 þ y ¼ 2  cos x þ x mit y ðpÞ ¼ 2 p und y 0 ðpÞ ¼ p 1. Schritt: Die zugehörige homogene Dgl y 00 þ y ¼ 0 führt mit dem bekannten Exponentialansatz y ¼ e l x auf die folgende charakteristische Gleichung ð y 0 ¼ l  e l x , y 00 ¼ l 2  e l x Þ: y 00 þ y ¼ l 2  e l x þ e l x ¼ ðl 2 þ 1Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 l2 þ 1 ¼ 0 ) ) l 1=2 ¼  1 j ¼  j Allgemeine Lösung der homogenen Dgl: y 0 ¼ C 1  sin x þ C 2  cos x 2. Schritt: Störglied g ðxÞ ¼ 2  cos x þ x ¼ g 1 ðxÞ þ g 2 ðxÞ g 1 ðxÞ ¼ 2  cos x mit und g 2 ðxÞ ¼ x Aus der Tabelle entnehmen wir die folgenden Ansätze für die partikulären Lösungen der einzelnen Störglieder: Störglied g 1 ðxÞ ¼ 2  cos x b ¼ 1 ! y P 1 ¼ x ðA  sin x þ B  cos xÞ ðStörglied vom Typ Nr. 4Þ Begründung: j b ¼ j 1 ¼ j ist eine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ 1 ¼ 0, siehe 1. Schritt. Störglied g 2 ðxÞ ¼ x b ¼ 1 6¼ 0 ! yP2 ¼ C x þ D ðStörglied vom Typ Nr. 1 mit n ¼ 1Þ Ansatz y P für das Störglied g ðxÞ ¼ g 1 ðxÞ þ g 2 ðxÞ ¼ 2  cos x þ x : y P ¼ y P 1 þ y P 2 ¼ x ðA  sin x þ B  cos xÞ þ C x þ D ðSumme der EinzelansätzeÞ Mit diesem Ansatz und den mit Hilfe der Produktregel erhaltenen Ableitungen y 0P ¼ 1 ðA  sin x þ B  cos xÞ þ ðA  cos x  B  sin xÞ  x þ C þ 0 ¼ ¼ A  sin x þ B  cos x þ x ðA  cos x  B  sin xÞ þ C y 00P ¼ A  cos x  B  sin x þ 1 ðA  cos x  B  sin xÞ þ ð A  sin x  B  cos xÞ  x þ 0 ¼ ¼ A  cos x  B  sin x þ A  cos x  B  sin x  x ðA  sin x þ B  cos xÞ ¼ ¼ 2 A  cos x  2 B  sin x  x ðA  sin x þ B  cos xÞ gehen wir in die inhomogene Dgl, ordnen die Glieder und erhalten durch einen Koeffizientenvergleich vier einfache Gleichungen für die vier Unbekannten A, B, C und D: y 00 þ y ¼ 2  cos x þ x ) 2 A  cos x  2 B  sin x  x ðA  sin x þ B  cos xÞ þ x ðA  sin x þ B  cos xÞ þ C x þ D ¼ 2  cos x þ x |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 2 A  cos x  2 B  sin x þ C x þ D ¼ 2  cos x þ 0  sin x þ x þ 0
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 397 Vor dem Koeffizientenvergleich haben wir auf der rechten Seite die noch fehlenden Glieder ergänzt (Sinusglied 0  sin x  0 und absolutes Glied 0, sie verändern nichts): 2A ¼ 2; 2B ¼ 0; Partikuläre Lösung: C ¼ 1; D ¼ 0 ) A ¼ 1; B ¼ 0; C ¼ 1; D ¼ 0 y P ¼ x ð1  sin x þ 0  cos xÞ þ 1 x þ 0 ¼ x  sin x þ x 3. Schritt: Die inhomogene Dgl besitzt damit die folgende allgemeine Lösung: y ¼ y 0 þ y P ¼ C 1  sin x þ C 2  cos x þ x  sin x þ x 4. Schritt: Aus den Anfangswerten berechnen wir die noch unbekannten Koeffizienten C 1 und C 2 : y ðpÞ ¼ 2 p ) C 1  sin p þ C 2  cos p þ p  sin p þ p ¼  C 2 þ p ¼ 2 p |ffl{zffl} |fflffl{zfflffl} |ffl{zffl} 0 1 0 ) C2 ¼  p y 0 ¼ C 1  cos x  C 2  sin x þ 1  sin x þ ðcos xÞ  x þ 1 ¼ ¼ C 1  cos x  C 2  sin x þ sin x þ x  cos x þ 1 y 0 ðpÞ ¼ p ) ) C 1  cos p  C 2  sin p þ sin p þ p  cos p þ 1 ¼  C 1  p þ 1 ¼ p |fflffl{zfflffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} |fflffl{zfflffl} 1 0 0 1  C1 ¼  1 þ 2 p ) C1 ¼ 1  2 p Die gesuchte spezielle Lösung lautet damit: y ¼ ð1  2 pÞ  sin x  p  cos x þ x  sin x þ x Anregung eines Feder-Masse-Schwingers durch eine exponentiell abklingende äußere Kraft G64 Ein schwingungsfähiges Feder-Masse-System mit der Masse m und der Federkonstanten c unterliege der zeitabhängigen äußeren Kraft F ðtÞ ¼ F 0  e  a t mit a > 0. Lösen Sie die Schwingungsgleichung m x€ þ c x ¼ F 0  e  a t ðmit c > 0 und F 0 > 0Þ für die Anfangswerte x ð0Þ ¼ 0 und v ð0Þ ¼ x_ ð0Þ ¼ 0. Wie lautet die „stationäre“ Lösung? x ¼ x ðtÞ: Weg-Zeit-Gesetz; v ¼ v ðtÞ ¼ x_ ðtÞ: Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz. Wir bringen die Dgl zunächst auf eine etwas übersichtlichere Gestalt: x€ þ c F0  e at x ¼ m m oder x€ þ w 2  x ¼ K 0  e  a t  w2 ¼ c m und K0 ¼ F0 m  1. Schritt: Die zugehörige homogene Dgl x€ þ w 2  x ¼ 0 wird durch den Exponentialansatz x ¼ e l t gelöst: x ¼ e lt ; x_ ¼ l  e l t ; x€ ¼ l 2  e l t x€ þ w 2  x ¼ l 2  e l t þ w 2  e l t ¼ ðl 2 þ w 2 Þ  e l t ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l2 þ w2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  j w Damit ist x 0 ¼ C 1  sin ðw tÞ þ C 2  cos ðw tÞ die allgemeine Lösung der homogenen Dgl. 2. Schritt: Den zur Störfunktion g ðtÞ ¼ K 0  e  a t gehörenden Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung x P der inhomogenen Dgl entnehmen wir der Tabelle (das Störglied ist vom Typ Nr. 4;  a ist keine Lösung der charakteristischen Gleichung, siehe 1. Schritt). Er lautet: x P ¼ A  e  a t . Mit diesem Ansatz und den Ableitungen x_ P ¼  a A  e  a t und x€P ¼ a 2 A  e  a t gehen wir jetzt in die inhomogene Dgl und bestimmen den noch unbekannten Parameter A:
398 G Gewöhnliche Differentialgleichungen x€ þ w 2  x ¼ K 0  e  a t )   a 2 A  e  a t þ w 2 A  e  a t ¼ K 0  e  a t  : e  a t Partikuläre Lösung: xP ¼ K0 a2 þ w2 ) A ða 2 þ w 2 Þ ¼ K 0 ) A ¼ K0 a2 þ w2  e at 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der Dgl lautet damit: K0 x ¼ x 0 þ x P ¼ C 1  sin ðw tÞ þ C 2  cos ðw tÞ þ a2 þ w2  e at ; t  0 4. Schritt: Die Parameter C 1 und C 2 werden wie folgt aus den Anfangswerten bestimmt: x ð0Þ ¼ 0 ) C 1  sin 0 þ C 2  cos 0 þ ) C2 þ K0 a2 þ w2 ¼ 0 K0 a2 ) C2 ¼  x_ ¼ w C 1  cos ðw tÞ  w C 2  sin ðw tÞ  a  x_ ð0Þ ¼ 0 ) Lösung: x ¼ ¼ K0 a2 þ w2 ¼ 0  e at þ w2 K0 a2 ) þ w2 1 ¼ 0 þ w2 K0 a2 K0 a2 K0 a2 þ w2 w C 1  cos 0  w C 2  sin 0  a  w C1  a   e0 ¼ C1  0 þ C2  1 þ K0 a2 ¼ w C1  1  w C2  0  a  ) þ w2 þ w2 ðSummen- und Kettenregel Þ  e0 ¼ 1 ¼ 0 w C1 ¼ a  K0 a2 þ w2 ) C1 ¼ K0 a  2 w a þ w2 K0 K0 K0 a  sin ðw tÞ   cos ðw tÞ þ  e at ¼  2 2 2 2 2 w a þw a þw a þ w2 K0 a2 þ w2 a  sin ðw tÞ  cos ðw tÞ þ e  a t ; w t  0 „Stationäre‘‘ Lösung: Im Laufe der Zeit (d. h. für t ! 1) spielt der Summand e  a t keine nennenswerte Rolle mehr und darf daher vernachlässigt werden ðe  a t geht wegen a > 0 asymptotisch gegen null): x stationär ¼ G65 K0 a2 þ w2 a  sin ðw tÞ  cos ðw tÞ w ¼ K0 w ða 2 þ w 2 Þ ða  sin ðw tÞ  w  cos ðw tÞÞ Lösen Sie die folgende Schwingungsgleichung: x€ þ x ¼ 10 ðcos t  sin tÞ ; Anfangswerte: x ð0Þ ¼ 1 ; x_ ð0Þ ¼ 5 1. Schritt: Wir lösen zunächst die zugehörige homogene Dgl x€ þ x ¼ 0. Lösungsansatz: x ¼ e l t , x_ ¼ l  e l t , x€ ¼ l 2  e l t x€ þ x ¼ l 2  e l t þ e l t ¼ ðl 2 þ 1Þ  e l t ¼ 0 |{z} 6¼ 0 Allgemeine Lösung der homogenen Dgl: ) l2 þ 1 ¼ 0 x 0 ¼ C 1  sin t þ C 2  cos t ) l2 ¼ 1 ) l 1=2 ¼  j
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 399 Störglied g ðtÞ ¼ 10 ðcos t  sin tÞ 2. Schritt: Aus der Tabelle entnehmen wir den folgenden Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung (das Störglied ist vom Typ Nr. 4 mit b ¼ 1; j b ¼ j 1 ¼ j ist eine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ 1 ¼ 0; siehe 1. Schritt): x P ¼ t ð A  sin t þ B  cos tÞ Mit der Produktregel bilden wir die benötigten Ableitungen 1. und 2. Ordnung: x_ P ¼ 1 ð A  sin t þ B  cos tÞ þ ð A  cos t  B  sin tÞ t ¼ A  sin t þ B  cos t þ t ð A  cos t  B  sin tÞ x€P ¼ A  cos t  B  sin t þ 1 ð A  cos t  B  sin tÞ þ ð A  sin t  B  cos tÞ t ¼ ¼ A  cos t  B  sin t þ A  cos t  B  sin t  t ð A  sin t þ B  cos tÞ ¼ ¼ 2 A  cos t  2 B  sin t  t ð A  sin t þ B  cos tÞ Wir setzen diese Ausdrücke in die inhomogene Dgl ein: x€ þ x ¼ 10 ðcos t  sin tÞ ) 2 A  cos t  2 B  sin t  t ð A  sin t þ B  cos tÞ þ t ð A  sin t þ B  cos tÞ ¼ 10 ðcos t  sin tÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0 2 A  cos t  2 B  sin t ¼ 10  cos t  10  sin t ) Koeffizientenvergleich liefert dann (Vergleich der Kosinus- bzw. Sinusglieder auf beiden Seiten): 2 A ¼ 10 ; Partikuläre Lösung:  2 B ¼  10 ) A ¼ 5; B ¼ 5 x P ¼ t ð5  sin t þ 5  cos tÞ ¼ 5 t ðsin t þ cos tÞ 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der Schwingungsgleichung lautet damit: x ¼ x 0 þ x P ¼ C 1  sin t þ C 2  cos t þ 5 t ðsin t þ cos tÞ ; t  0 4. Schritt: Aus den Anfangsbedingungen berechnen wir die Parameter C 1 und C 2 : x ð0Þ ¼ 1 ) C 1  sin 0 þ C 2  cos 0 þ 0 ¼ C 1  0 þ C 2  1 ¼ C 2 ¼ 1 ) C2 ¼ 1 x_ ¼ C 1  cos t  C 2  sin t þ 5 ðsin t þ cos tÞ þ 5 t ðcos t  sin tÞ (Ableitung des letzten Summanden nach der Produktregel ) x_ ð0Þ ¼ 5 Lösung: ) C 1  cos 0  C 2  sin 0 þ 5 ðsin 0 þ cos 0Þ þ 0 ¼ C 1  1  C 2  0 þ 5 ð0 þ 1Þ ¼ 5 ) C1 þ 5 ¼ 5 ) C1 ¼ 0 x ¼ 0  sin t þ 1  cos t þ 5 t ðsin t þ cos tÞ ¼ cos t þ 5 t ðsin t þ cos tÞ ; Der zeitliche Verlauf der Schwingung ist in Bild G-21 dargestellt. x x = cos t + 5 t (sin t + cos t ) 100 60 20 – 20 – 60 – 100 Bild G-21 2 6 10 14 18 t t  0
400 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Elektrische Schwingung in einem L C-Stromkreis (Resonanzfall) In einem L C-Stromkreis mit der Induktivität L und der Kapazität C genügt die Ladung q der Dgl L q€ þ G66 q ¼ u C Dabei ist u ¼ u ðtÞ die von außen angelegte Spannung. Bestimmen Sie den zeitlichen Verlauf der Kondensatorladung q ¼ q ðtÞ, wenn die Wechselspannung 1 w 0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffi LC angelegt wird. Der Kondensator soll zu Beginn, d. h. zur Zeit t ¼ 0 die Ladung q ð0Þ ¼ q 0 haben, der Stromkreis zur gleichen Zeit stromlos sein. u ¼ u 0  cos ðw 0 tÞ mit Hinweis: Die Stromstärke i ¼ i ðtÞ ist die 1. Ableitung der Ladung q ¼ q ðtÞ nach der Zeit t . Wir bringen die Dgl zunächst auf folgende Gestalt: 1 u q ¼ q€ þ LC L oder q€ þ w 20 u0 q ¼  cos ðw 0 tÞ L  mit w 20 1 ¼ LC  1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl q€ þ w 20  q ¼ 0 Lösungsansatz: q ¼ e l t , q_ ¼ l  e l t , q€ ¼ l 2  e l t q€ þ w 20  q ¼ l 2  e l t þ w 20  e l t ¼ ðl 2 þ w 20 Þ  e l t ¼ 0 |{z} 6¼ 0 Lösung der homogenen Dgl: ) l 2 þ w 20 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  w 0 j q h ¼ C 1  sin ðw 0 tÞ þ C 2  cos ðw 0 tÞ u0  cos ðw 0 tÞ L Aus der Tabelle erhalten wir für die partikuläre Lösung q P der inhomogenen Dgl den folgenden Lösungsansatz (das Störglied ist vom Typ Nr. 4 mit b ¼ w 0 ; j b ¼ j w 0 ¼ w 0 j ist eine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ w 20 ¼ 0, siehe 1. SchrittÞ: 2. Schritt: Störglied g ðtÞ ¼ q P ¼ t ½ A  sin ðw 0 tÞ þ B  cos ðw 0 tÞ  Mit der Produkt- und Kettenregel bilden wir die benötigten ersten beiden Ableitungen: q_ P ¼ 1 ½ A  sin ðw 0 tÞ þ B  cos ðw 0 tÞ  þ ½ w 0 A  cos ðw 0 tÞ  w 0 B  sin ðw 0 tÞ  t ¼ ¼ A  sin ðw 0 tÞ þ B  cos ðw 0 tÞ þ t ½ w 0 A  cos ðw 0 tÞ  w 0 B  sin ðw 0 tÞ  q€ P ¼ w 0 A  cos ðw 0 tÞ  w 0 B  sin ðw 0 tÞ þ 1 ½ w 0 A  cos ðw 0 tÞ  w 0 B  sin ðw 0 tÞ  þ þ ½  w 20 A  sin ðw 0 tÞ  w 20 B  cos ðw 0 tÞ  t ¼ ¼ w 0 A  cos ðw 0 tÞ  w 0 B  sin ðw 0 tÞ þ w 0 A  cos ðw 0 tÞ  w 0 B  sin ðw 0 tÞ   w 20 t ½ A  sin ðw 0 tÞ þ B  cos ðw 0 tÞ  ¼ ¼ 2 w 0 A  cos ðw 0 tÞ  2 w 0 B  sin ðw 0 tÞ  w 20 t ½ A  sin ðw 0 tÞ þ B  cos ðw 0 tÞ  Einsetzen in die inhomogene Dgl: q€ þ w 20  q ¼ u0  cos ðw 0 tÞ L )
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 401 2 w 0 A  cos ðw 0 tÞ  2 w 0 B  sin ðw 0 tÞ  w 20 t ½ A  sin ðw 0 tÞ þ B  cos ðw 0 tÞ  þ u0  cos ðw 0 tÞ L þ w 20 t ½ A  sin ðw 0 tÞ þ B  cos ðw 0 tÞ  ¼ ) (die grau unterlegten Summanden heben sich auf) u0  cos ðw 0 tÞ þ 0  sin ðw 0 tÞ 2 w 0 A  cos ðw 0 tÞ  2 w 0 B  sin ðw 0 tÞ ¼ L ðmathematischer „Trick‘‘: wir haben die rechte Seite um das fehlende Sinusglied ergänzt: 0  sin ðw 0 tÞ  0Þ. Koeffizientenvergleich liefert zwei Gleichungen für die Unbekannten A und B, aus der sich diese bestimmen lassen: u0 u0 2 w0 A ¼ ;  2 w0 B ¼ 0 ) A ¼ ; B ¼ 0 L 2 w0 L   u0 u0 Partikuläre Lösung: q P ¼ t  sin ðw 0 tÞ þ 0  cos ðw 0 tÞ ¼  t  sin ðw 0 tÞ 2 w0 L 2 w0 L 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet damit: u0 q ¼ q h þ q P ¼ C 1  sin ðw 0 tÞ þ C 2  cos ðw 0 tÞ þ  t  sin ðw 0 tÞ ; 2 w0 L t  0 4. Schritt: Aus den Anfangsbedingungen lassen sich die noch unbekannten Konstanten C 1 und C 2 wie folgt bestimmen: q ð0Þ ¼ q 0 ) C 1  sin 0 þ C 2  cos 0 þ 0 ¼ C 1  0 þ C 2  1 ¼ C 2 ¼ q 0 q_ ¼ w 0 C 1  cos ðw 0 tÞ  w 0 C 2  sin ðw 0 tÞ þ ¼ w 0 C 1  cos ðw 0 tÞ  w 0 C 2  sin ðw 0 tÞ þ ) C2 ¼ q0 u0 ½ 1  sin ðw 0 tÞ  t  w 0  cos ðw 0 tÞ  ¼ 2 w0 L u0 ½ sin ðw 0 tÞ  w 0 t  cos ðw 0 tÞ  2 w0 L (Ableitung durch gliedweises Differenzieren unter Verwendung von Ketten- und Produktregel ) Der Stromkreis ist zu Beginn stromlos, d. h. i ð0Þ ¼ 0. Daraus folgt dann: u0 ðsin 0  0Þ ¼ 0 i ð0Þ ¼ q_ ð0Þ ¼ 0 ) w 0 C 1  cos 0  w 0 C 2  sin 0 þ 2 w0 L ) w0 C1  1  w0 C2  0 þ Lösung: q ¼ 0  sin ðw 0 tÞ þ q 0  cos ðw 0 tÞ þ ¼ q 0  cos ðw 0 tÞ þ u0  0 ¼ w0 C1 ¼ 0 2 w0 L ) C1 ¼ 0 u0  t  sin ðw 0 tÞ ¼ 2 w0 L u0  t  sin ðw 0 tÞ ; 2 w0 L t  0 Bild G-22 zeigt den zeitlichen Verlauf der Kondensatorladung. q q0 Bild G-22 t Erzwungene mechanische Schwingung G67 Lösen Sie das folgende Schwingungsproblem: x€ þ 6 x_ þ 8 x ¼  cos ð3 tÞ  18  sin ð3 tÞ mit x ð0Þ ¼  2 und x_ ð0Þ ¼ 0 Wie lautet die sog. „stationäre“ Lösung, die sich nach Ablauf der „Einschwingphase“ einstellt?
402 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl x€ þ 6 x_ þ 8 x ¼ 0 : Lösungsansatz: x ¼ e l t , x_ ¼ l  e l t , x€ ¼ l 2  e l t x€ þ 6 x_ þ 8 x ¼ l  e 2 l2 þ 6l þ 8 ¼ 0 ) Lösung der homogenen Dgl: 2. Schritt: lt þ 6l  e lt þ8e l 1=2 ¼  3  ¼ ðl þ 6 l þ 8Þ  e lt 2 lt   ¼ 0  : e l t pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 9  8 ¼ 3  1 ¼ 3  1 ) ) l1 ¼  2 ; l2 ¼  4 x0 ¼ C1  e 2t þ C2  e 4t Störglied g ðtÞ ¼  cos ð3 tÞ  18  sin ð3 tÞ Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung x P der inhomogenen Dgl mit 1. und 2. Ableitung (Kettenregel): x P ¼ A  sin ð3 tÞ þ B  cos ð3 tÞ ; x_ P ¼ 3 A  cos ð3 tÞ  3 B  sin ð3 tÞ ; x€P ¼  9 A  sin ð3 tÞ  9 B  cos ð3 tÞ Begründung: Das Störglied ist vom Typ Nr. 4 mit b ¼ 3; j b ¼ j 3 ¼ 3 j ist keine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ 6 l þ 8 ¼ 0, siehe 1. Schritt. Einsetzen in die inhomogene Dgl: x€ þ 6 x_ þ 8 x ¼  cos ð3 tÞ  18  sin ð3 tÞ )  9 A  sin ð3 tÞ  9 B  cos ð3 tÞ þ 6 ½ 3 A  cos ð3 tÞ  3 B  sin ð3 tÞ  þ 8 ½ A  sin ð3 tÞ þ B  cos ð3 tÞ  ¼  9 A  sin ð3 tÞ  9 B  cos ð3 tÞ þ 18 A  cos ð3 tÞ  18 B  sin ð3 tÞ þ 8 A  sin ð3 tÞ þ 8 B  cos ð3 tÞ ¼ ð  9 B þ 18 A þ 8 BÞ  cos ð3 tÞ þ ð  9 A  18 B þ 8 AÞ  sin ð3 tÞ ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 18 A  B  A  18 B ð18 A  BÞ  cos ð3 tÞ þ ð A  18 BÞ  sin ð3 tÞ ¼  cos ð3 tÞ  18  sin ð3 tÞ Koeffizientenvergleich der Kosinus- bzw. Sinusglieder beider Seiten führt zu den folgenden Gleichungen: ðIÞ 18 A  B ¼  1 )  B ¼  18 A  1 ðIIÞ  A  18 B ¼  18 )  A  18 ð18 A þ 1Þ ¼  A  324 A  18 ¼  325 A  18 ¼  18 )  325 A ¼ 0 ) A ¼ 0 B ¼ 18 A þ 1 ¼ 18  0 þ 1 ¼ 1 ) B ¼ 1 ðIÞ ) Partikuläre Lösung: ) B ¼ 18 A þ 1 ðEinsetzen in (II)Þ ðEinsetzen in (I)Þ x P ¼ 0  sin ð3 tÞ þ 1  cos ð3 tÞ ¼ cos ð3 tÞ 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet somit: x ¼ x 0 þ x P ¼ C 1  e  2 t þ C 2  e  4 t þ cos ð3 tÞ ; t  0 4. Schritt: Aus den Anfangswerten bestimmen wir die (noch unbekannten) Parameter C 1 und C 2 : x ð0Þ ¼  2 ) C 1  e 0 þ C 2  e 0 þ cos 0 ¼ C 1  1 þ C 2  1 þ 1 ¼  2 ) ðI *Þ C 1 þ C 2 ¼  3 x_ ¼  2 C 1  e  2 t  4 C 2  e  4 t  3  sin ð3 tÞ x_ ð0Þ ¼ 0 ðI *Þ ) ðII *Þ ) ðKettenregelÞ )  2 C 1  e 0  4 C 2  e 0  3  sin 0 ¼  2 C 1  1  4 C 2  1  0 ¼ 0 )  2 C1  4 C2 ¼ 0 )  2 C1 ¼ 4 C2 C1 þ C2 ¼  2 C2 þ C2 ¼  C2 ¼  3 C1 ¼  2 C2 ¼  2  3 ¼  6 ) ) ðII *Þ C 1 ¼  2 C 2 C2 ¼ 3 ðEinsetzen in (I *)Þ
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten Spezielle Lösung: 403 x ¼  6  e  2 t þ 3  e  4 t þ cos ð3 tÞ, t  0 5. Schritt: Stationäre Lösung nach einer gewissen Einschwingphase (d. h. für t  0; siehe Bild G-23): x stationär ¼ cos ð3 tÞ Begründung: Die beiden streng monoton fallenden Exponentialfunktionen in der (speziellen) Lösung spielen dann keine nennenswerte Rolle mehr (sie streben asymptotisch gegen null) und dürfen daher vernachlässigt werden. x x = cos (3 t ) 1 Bild G-23 1 2 3 4 5 6 7 t –1 Erzwungene Schwingung in einem mechanischen Schwingkreis Bestimmen Sie die allgemeine Lösung der folgenden Schwingungsgleichung: G68 x€ þ 16 x_ þ 64 x ¼ 79  cos t þ 47  sin t Wie lautet die „stationäre“ Lösung dieser Dgl, dargestellt als phasenverschobene Sinusschwingung in der Form xstationär ¼ C  sin ðw t þ jÞ ðmit C > 0 und 0  j < 2 pÞ ? 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl x€ þ 16 x_ þ 64 x ¼ 0 Lösungsansatz: x ¼ e l t , x_ ¼ l  e l t , x€ ¼ l 2  e l t x€ þ 16 x_ þ 64 x ¼ l  e 2 l 2 þ 16 l þ 64 ¼ 0 lt ) þ 16 l  e l 1=2 þ 64  e ¼ ðl þ 16 l þ 64Þ  e pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼  8  64  64 ¼  8  0 ¼  8 lt lt 2 lt   ¼ 0  : e l t ) Lösung der homogenen Dgl: x 0 ¼ ðC 1 t þ C 2 Þ  e  8 t 2. Schritt: Störfunktion g ðtÞ ¼ 79  cos t þ 47  sin t Aus der Tabelle entnommener Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung x P der inhomogenen Dgl (mit 1. und 2. Ableitung): x P ¼ A  sin t þ B  cos t ; x_ P ¼ A  cos t  B  sin t ; x€P ¼  A  sin t  B  cos t Begründung: Das Störglied ist vom Typ Nr. 4 mit b ¼ 1; j b ¼ j 1 ¼ j ist keine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ 16 l þ 64 ¼ 0, siehe 1. Schritt. Einsetzen in die inhomogene Dgl und ordnen der Glieder: x€ þ 16 x_ þ 64 x ¼ 79  cos t þ 47  sin t )  A  sin t  B  cos t þ 16 ð A  cos t  B  sin tÞ þ 64 ð A  sin t þ B  cos tÞ ¼ 79  cos t þ 47  sin t  A  sin t  B  cos t þ 16 A  cos t  16 B  sin t þ 64 A  sin t þ 64 B  cos t ¼ 79  cos t þ 47  sin t ð  B þ 16 A þ 64 BÞ  cos t þ ð  A  16 B þ 64 AÞ  sin t ¼ 79  cos t þ 47  sin t |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 16 A þ 63 B 63 A  16 B ð16 A þ 63 BÞ  cos t þ ð63 A  16 BÞ  sin t ¼ 79  cos t þ 47  sin t
404 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Koeffizientenvergleich (verglichen werden die Kosinus- bzw. Sinusglieder beider Seiten) liefert zwei einfache Gleichungen für die Unbekannten A und B: ) ) ðIÞ 16 A þ 63 B ¼ 79 j  16 ðI *Þ 256 A þ 1008 B ¼ 1264 ) þ ðIIÞ 63 A  16 B ¼ 47 j  63 ðII *Þ 3969 A  1008 B ¼ 2961 ¼ 4225 4225 A ðIÞ ) 16 A þ 63 B ¼ 16  1 þ 63 B ¼ 16 þ 63 B ¼ 79 Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl: ) ) A ¼ 1 63 B ¼ 79  16 ¼ 63 ) B ¼ 1 x P ¼ 1  sin t þ 1  cos t ¼ sin t þ cos t 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der Schwingungsgleichung lautet damit: x ¼ x 0 þ x P ¼ ðC 1 t þ C 2 Þ  e  8 t þ sin t þ cos t ; t  0 4. Schritt: Nach einer gewissen „Einschwingphase‘‘ (d. h. nach genügend langer Zeit t ) ist der 1. Summand in der allgemeinen Lösung bedeutungslos und darf daher vernachlässigt werden ðe  8 t ! 0 für t ! 1Þ. Die stationäre Lösung lautet daher (siehe Bild G-24): + cos x stationär ¼ sin t þ cos t x = sin t + cos t x 1 1 · cos t 2 6 10 14 1 C t f 1 + sin 1 · sin t –1 Bild G-25 Bild G-24 Die erzwungene Schwingung lässt sich anhand des Zeigerdiagramms auch als phasenverschobene Sinusschwingung mit pffiffiffi der Amplitude C ¼ 2 und dem Nullphasenwinkel j ¼ 45 ¼ b p=4 darstellen (Bild G-25): x stationär ¼ sin t þ cos t ¼ C  sin ðt þ jÞ C 2 ¼ 1 2 þ 1 2 ¼ 2 ðSatz des PythagorasÞ Lösung: x stationär ¼ ) pffiffiffi 2  sin ðt þ p=4Þ C ¼ pffiffiffi 2; tan j ¼ 1 ¼ 1 1 ) j ¼ arctan 1 ¼ p=4 Freie bzw. erzwungene Schwingung in einem mechanischen Schwingkreis Gegeben ist ein schwingungsfähiges Feder-Masse-System mit den folgenden Kenndaten: Masse: m ¼ 2 kg; Reibungsfaktor (Dämpferkonstante): b ¼ 10 kg/s; Federkonstante: c ¼ 12 N/m G69 Die Lage der schwingenden Masse wird durch die zeitabhängige Koordinate x ¼ x ðtÞ beschrieben. a) Wie lautet die spezielle Lösung x 0 ðtÞ für die Anfangswerte x 0 ð0Þ ¼ 0 m und x_ 0 ð0Þ ¼ 1 m /s. b) Das System wird jetzt durch die äußere Kraft F ðtÞ ¼  50  sin t þ 10  cos t (t in Sekunden, F in Newton) zu erzwungenen Schwingungen erregt. Wie lautet die allgemeine Lösung der Schwingungsgleichung? Welche „stationäre“ Schwingung stellt sich nach Ablauf der sog. „Einschwingphase“ ein? Stellen Sie diese (erzwungene) Schwingung in der phasenverschobenen Sinusform dar.
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 405 a) Die Schwingungsgleichung lautet (ohne Einheiten): m x€ þ b x_ þ c x ¼ 0 ) 2 x€ þ 10 x_ þ 12 x ¼ 0 oder x€ þ 5 x_ þ 6 x ¼ 0 Lösungsansatz: x ¼ e l t , x_ ¼ l  e l t , x€ ¼ l 2  e l t x€ þ 5 x_ þ 6 x ¼ l 2  e l t þ 5 l  e l t þ 6  e l t ¼ ðl 2 þ 5 l þ 6Þ  e l t ¼ 0 ) l 2 þ 5 l þ 6 ¼ 0 ) |{z} 6¼ 0 rffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5 25 5 1 5 1 ¼  l 1=2 ¼   6 ¼    ) l1 ¼  2 ; l2 ¼  3 2 4 2 4 2 2 Die Lösung der homogenen Dgl beschreibt eine aperiodische Schwingung: x0 ¼ C1  e 2t þ C2  e 3t ; t  0 Die Parameter C 1 und C 2 bestimmen wir aus den Anfangsbedingungen wie folgt: x 0 ð0Þ ¼ 0 ) ðIÞ C 1  e 0 þ C 2  e 0 ¼ C 1  1 þ C 2  1 ¼ C 1 þ C 2 ¼ 0 x_ 0 ¼  2 C 1  e  2 t  3 C 2  e  3 t x_ 0 ð0Þ ¼ 1 ) ðIIÞ ) C1 ¼  C2 ðKettenregel Þ  2 C1  e 0  3 C2  e 0 ¼  2 C1  1  3 C2  1 ¼  2 C1  3 C2 ¼ 1 Aus Gleichung (I) folgt C 1 ¼  C 2 . Diesen Ausdruck setzen wir jetzt in Gleichung (II) ein und erhalten: ðIIÞ )  2 C 1  3 C 2 ¼  2 ð C 2 Þ  3 C 2 ¼ 2 C 2  3 C 2 ¼  C 2 ¼ 1 ðIÞ C 1 ¼  C 2 ¼  ð 1Þ ¼ 1 ) Die spezielle Lösung lautet somit: x0 ¼ e 2t e 3t ; ) C2 ¼  1 x t  0 0,15 x = e – 2t – e – 3t Verlauf dieser aperiodischen Schwingung: siehe Bild G-26 0,10 0,05 Bild G-26 0,5 1 1,5 2 t b) Durch die äußere Kraft F ðtÞ ¼  50  sin t þ 10  cos t wird das System zu erzwungenen Schwingungen erregt. Die Schwingungsgleichung lautet jetzt: 2 x€ þ 10 x_ þ 12 x ¼  50  sin t þ 10  cos t oder x€ þ 5 x_ þ 6 x ¼  25  sin t þ 5  cos t Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl (das Störglied ist vom Typ Nr. 4 mit b ¼ 1; j b ¼ j 1 ¼ j ist keine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ 5 l þ 6 ¼ 0, siehe Teil a)): x P ¼ A  sin t þ B  cos t ; x_ P ¼ A  cos t  B  sin t ; x€P ¼  A  sin t  B  cos t Einsetzen in die inhomogene Dgl: x€ þ 5 x_ þ 6 x ¼  25  sin t þ 5  cos t )  A  sin t  B  cos t þ 5 ðA  cos t  B  sin tÞ þ 6 ðA  sin t þ B  cos tÞ ¼  25  sin t þ 5  cos t )  A  sin t  B  cos t þ 5 A  cos t  5 B  sin t þ 6 A  sin t þ 6 B  cos t ¼  25  sin t þ 5  cos t ) ð  A  5 B þ 6 AÞ  sin t þ ð  B þ 5 A þ 6 BÞ  cos t ¼  25  sin t þ 5  cos t |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 5A  5B 5 A þ 5B ð5 A  5 BÞ  sin t þ ð5 A þ 5 BÞ  cos t ¼  25  sin t þ 5  cos t )
406 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Koeffizientenvergleich (Sinus- und Kosinusglieder beiderseits vergleichen) führt zu zwei Gleichungen mit den beiden Unbekannten A und B: ) ðIÞ 5 A  5 B ¼  25 þ ðIIÞ 5 A þ 5 B ¼ 5 ¼  20 10 A ðIIÞ ) ) A ¼ 2 ðEinsetzen in Gleichung ðIIÞÞ 5 A þ 5 B ¼ 5  ð 2Þ þ 5 B ¼  10 þ 5 B ¼ 5 Die partikuläre Lösung lautet damit: ) 5 B ¼ 5 þ 10 ¼ 15 ) B ¼ 3 x P ¼  2  sin t þ 3  cos t Die allgemeine Lösung der inhomogenen Schwingungsgleichung erhalten wir, indem wir zur allgemeinen Lösung x 0 der zugehörigen homogenen Dgl (siehe Teil a)) diese partikuläre Lösung addieren: x ¼ x 0 þ x P ¼ C 1  e  2 t þ C 2  e  3 t  2  sin t þ 3  cos t ; t  0 Die stationäre Lösung ist mit der partikulären Lösung x P identisch, da x 0 wegen der streng monoton fallenden Exponentialfunktionen im Laufe der Zeit (d. h. für t ! 1) verschwindet: x stationär ¼ x P ¼  2  sin t þ 3  cos t ¼ K  sin ðt þ jÞ Amplitude K und Nullphasenwinkel j dieser erzwungenen Schwingung lassen sich aus dem Zeigerdiagramm leicht berechnen (siehe Bild G-27): pffiffiffiffiffi K 2 ¼ 2 2 þ 3 2 ¼ 13 ðPythagorasÞ ) K ¼ 13 ¼ 3,606   3 3 ) a ¼ arctan ¼ 56,31 tan a ¼ 2 2 j ¼ 180  a ¼ 180  56,31 ¼ 123,69 ¼ b 2,159 + cos K · sin (t + f) K 3 3 · cos t 2 a – 2 · sin t f + sin Bild G-27 Stationäre Lösung: x stationär ¼  2  sin t þ 3  cos t ¼ 3,606  sin ðt þ 2,159Þ Erzwungene Schwingung eines mechanischen Systems G70 Lösen Sie die folgende Dgl einer erzwungenen Schwingung: x€ þ 8 x_ þ 52 x ¼ 48  sin ð10 tÞ þ 464  cos ð10 tÞ Geben Sie eine physikalische Deutung der sog. „stationären“ Lösung dieser Schwingungsgleichung. 1. Schritt: Zugehörige homogene Dgl x€ þ 8 x_ þ 52 x ¼ 0 Lösungsansatz: x ¼ e l t , x_ ¼ l  e l t , x€ ¼ l 2  e l t   x€ þ 8 x_ þ 52 x ¼ l 2  e l t þ 8 l  e l t þ 52  e l t ¼ ðl 2 þ 8 l þ 52Þ  e l t ¼ 0  : e l t pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  36 ¼  4  6 j l 2 þ 8 l þ 52 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  4  16  52 ¼  4  ) Lösung der homogenen Dgl (es handelt sich um eine gedämpfte Schwingung): x 0 ¼ e  4 t ½ C 1  sin ð6 tÞ þ C 2  cos ð6 tÞ  ; 2. Schritt: t  0 Störfunktion g ðtÞ ¼ 48  sin ð10 tÞ þ 464  cos ð10 tÞ Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl (aus der Tabelle entnommen) mit den benötigten Ableitungen (unter Verwendung der Kettenregel ):
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten x P ¼ A  sin ð10 tÞ þ B  cos ð10 tÞ ; 407 x_ P ¼ 10 A  cos ð10 tÞ  10 B  sin ð10 tÞ ; x€P ¼  100 A  sin ð10 tÞ  100 B  cos ð10 tÞ Begründung: Die Störfunktion ist vom Typ Nr. 4 mit b ¼ 10; j b ¼ j 10 ¼ 10 j ist keine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ 8 l þ 52 ¼ 0, siehe 1. Schritt. Einsetzen in die inhomogene Dgl, ordnen der Glieder: x€ þ 8 x_ þ 52 x ¼ 48  sin ð10 tÞ þ 464  cos ð10 tÞ )  100 A  sin ð10 tÞ  100 B  cos ð10 tÞ þ 8 ½ 10 A  cos ð10 tÞ  10 B  sin ð10 tÞ  þ ) þ 52 ½ A  sin ð10 tÞ þ B  cos ð10 tÞ  ¼ 48  sin ð10 tÞ þ 464  cos ð10 tÞ  100 A  sin ð10 tÞ  100 B  cos ð10 tÞ þ 80 A  cos ð10 tÞ  80 B  sin ð10 tÞ þ þ 52 A  sin ð10 tÞ þ 52 B  cos ð10 tÞ ¼ 48  sin ð10 tÞ þ 464  cos ð10 tÞ ) ð  100 A  80 B þ 52 AÞ  sin ð10 tÞ þ ð  100 B þ 80 A þ 52 BÞ  cos ð10 tÞ ¼ 48  sin ð10 tÞ þ 464  cos ð10 tÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  48 A  80 B 80 A  48 B ð 48 A  80 BÞ  sin ð10 tÞ þ ð80 A  48 BÞ  cos ð10 tÞ ¼ 48  sin ð10 tÞ þ 464  cos ð10 tÞ Koeffizientenvergleich der Sinus- bzw. Kosinusglieder auf beiden Seiten: ) ) ðIÞ  48 A  80 B ¼ 48 j  ð 3Þ ðI*Þ 144 A þ 240 B ¼  144 þ ) ðIIÞ 80 A  48 B ¼ 464 j  5 ðIIÞ*Þ 400 A  240 B ¼ 2320 544 A ðIÞ )  48 A  80 B ¼  48  4  80 B ¼  192  80 B ¼ 48 Partikuläre Lösung: ) ¼ 2176 ) A ¼ 4  80 B ¼ 240 ) B ¼ 3 x P ¼ 4  sin ð10 tÞ  3  cos ð10 tÞ 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der Schwingungsgleichung lautet damit: x ¼ x 0 þ x P ¼ e  4 t ½ C 1  sin ð6 tÞ þ C 2  cos ð6 tÞ  þ 4  sin ð10 tÞ  3  cos ð10 tÞ ; |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} gedämpfte Schwingung t  0 ungedämpfte Schwingung (berlagerung aus einer gedämpften und einer ungedämpften Schwingung) 4. Schritt: Im Laufe der Zeit verschwindet die gedämpfte Schwingung (e  4 t ! 0 für t ! 1), das System schwingt dann harmonisch mit der Kreisfrequenz w ¼ 10 des Erregers (sog. erzwungene Schwingung). Diese stationäre Lösung (identisch mit der partikulären Lösung) x stationär ¼ 4  sin ð10 tÞ  3  cos ð10 tÞ bringen wir noch mit Hilfe des Zeigerdiagramms auf die Sinusform x stationär ¼ K  sin ð10 t þ jÞ (siehe Bild G-28): K 2 ¼ 4 2 þ 3 2 ¼ 25 )   3 a ¼ arctan ¼ 36,87 4 Satz des Pythagoras: tan a ¼ 3 4 ) j ¼ 360  a ¼ 360  36,87 Stationäre Lösung: ¼ 323,13 K ¼ 5 + cos f 4 · sin (10 t ) a ¼ b 5,640 x stationär ¼ 4  sin ð10 tÞ  3  cos ð10 tÞ ¼ ¼ 5  sin ð10 t þ 5,640Þ Die stationäre Lösung ist eine ungedämpfte Schwingung mit der Amplitude K ¼ 5, der Kreisfrequenz w ¼ 10 und dem Nullphasenwinkel j ¼ 5,640. + sin 4 K 3 – 3 · cos (10 t ) K · sin (10 t + f) Bild G-28
408 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Elektrische Schwingung in einem Reihenschwingkreis ( R L C-Kreis; Bild G-29) Der in Bild G-29 dargestellte Reihenschwingkreis enthält den ohmschen Widerstand R ¼ 20 W, eine Spule mit der Induktivität L ¼ 1 H und einen Kondensator mit der Kapazität C ¼ 0,005 F. Beim Anlegen der Wechselspannung u ðtÞ ¼ 200 V  cos ð20 s  1  t Þ entsteht eine elektrische Schwingung. G71 Bestimmen Sie den zeitlichen Verlauf der Kondensatorladung q ¼ q ðtÞ für die Anfangsbedingungen q ð0Þ ¼ 0 und q_ ð0Þ ¼ i ð0Þ ¼ 0 ðder Kondensator ist also zur Zeit t ¼ 0 ladungsfrei, der Schwingkreis stromlos; i ¼ i ðtÞ: StromstärkeÞ. R L i (t ) C q (t ) u (t ) Hinweis: Die Kondensatorladung genügt der folgenden Dgl 2. Ordnung: L q€ þ R q_ þ Bild G-29 q ¼ u ðtÞ C Mit den angegebenen Werten erhalten wir die folgende Dgl (Schwingungsgleichung) für die Kondensatorladung q (ohne Einheiten): q 1 q€ þ 20 q_ þ ¼ 200  cos ð20 tÞ oder q€ þ 20 q_ þ 200 q ¼ 200  cos ð20 tÞ 0,005 Wir lösen sie schrittweise wie folgt: 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl q€ þ 20 q_ þ 200 q ¼ 0 Lösungsansatz: q ¼ e l t , q_ ¼ l  e l t , q€ ¼ l 2  e l t   q€ þ 20 q_ þ 200 q ¼ l 2  e l t þ 20 l  e l t þ 200  e l t ¼ ðl 2 þ 20 l þ 200Þ  e l t ¼ 0  : e l t pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi l 2 þ 20 l þ 200 ¼ 0 ) l 1=2 ¼  10  100  200 ¼  10   100 ¼  10  10 j ) Lösung der homogenen Dgl (gedämpfte elektrische Schwingung): q 0 ¼ e  10 t ½ C 1  sin ð10 tÞ þ C 2  cos ð10 tÞ  ; t  0 2. Schritt: Störglied g ðtÞ ¼ 200  cos ð20 tÞ Den Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung q P der inhomogenen Dgl entnehmen wir der Tabelle (das Störglied ist vom Typ Nr. 4 mit b ¼ 20 ; j b ¼ j 20 ¼ 20 j ist keine Lösung der charakteristischen Gleichung l 2 þ 20 l þ 200 ¼ 0; siehe 1. SchrittÞ. Er lautet (mit den benötigten Ableitungen): q P ¼ A  sin ð20 tÞ þ B  cos ð20 tÞ ; q_ P ¼ 20 A  cos ð20 tÞ  20 B  sin ð20 tÞ ; q€ P ¼  400 A  sin ð20 tÞ  400 B  cos ð20 tÞ Einsetzen in die inhomogene Dgl, ordnen der Glieder: q€ þ 20 q_ þ 200 q ¼ 200  cos ð20 tÞ )  400 A  sin ð20 tÞ  400 B  cos ð20 tÞ þ 20 ½ 20 A  cos ð20 tÞ  20 B  sin ð20 tÞ  þ þ 200 ½ A  sin ð20 tÞ þ B  cos ð20 tÞ  ¼ 200  cos ð20 tÞ  400 A  sin ð20 tÞ  400 B  cos ð20 tÞ þ 400 A  cos ð20 tÞ  400 B  sin ð20 tÞ þ þ 200 A  sin ð20 tÞ þ 200 B  cos ð20 tÞ ¼ 200  cos ð20 tÞ ð  400 A  400 B þ 200 AÞ  sin ð20 tÞ þ ð  400 B þ 400 A þ 200 BÞ  cos ð20 tÞ ¼ 200  cos ð20 tÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  200 A  400 B 400 A  200 B ð 200 A  400 BÞ  sin ð20 tÞ þ ð400 A  200 BÞ  cos ð20 tÞ ¼ 0  sin ð20 tÞ þ 200  cos ð20 tÞ
2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten 409 Koeffizientenvergleich der Sinus- und Kosinusglieder beiderseits (der Vollständigkeit halber wurde die rechte Seite um den fehlenden Sinusterm 0  sin ð20 tÞ  0 ergänzt) führt zu zwei Gleichungen für die unbekannten Koeffizienten A und B: ðIÞ ðIIÞ ðIÞ  200 A  400 B ¼ 0 400 A  200 B ¼ 200 ) ðIIÞ ) )  200 A ¼ 400 B j : 200 ) qP ¼ Partikuläre Lösung: A ¼ 2B 2A  B ¼ 1 A ¼  2 B ¼  2 ð2 A  1Þ ¼  4 A þ 2 B ¼ 2A  1 ¼ 2  ) ) ) B ¼ 2A  1 5A ¼ 2 ) A ¼ ðEinsetzen in ðIÞÞ 2 5 ðEinsetzen in ðIIÞÞ 2 4 1 1 ¼ 1 ¼  5 5 5 2 1  sin ð20 tÞ   cos ð20 tÞ 5 5 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet damit: 2 1  sin ð20 tÞ   cos ð20 tÞ ; 5 5 q ¼ q 0 þ q P ¼ e  10 t ½ C 1  sin ð10 tÞ þ C 2  cos ð10 tÞ  þ t  0 4. Schritt: Aus den Anfangswerten bestimmen wir die noch unbekannten Parameter C 1 und C 2 q ð0Þ ¼ 0 ) e 0 ðC 1  sin 0 þ C 2  cos 0Þ þ ) 1 ðC 1  0 þ C 2  1Þ þ 2 1  sin 0   cos 0 ¼ 0 5 5 2 1 1 0  1 ¼ C2  ¼ 0 5 5 5 ) C2 ¼ 1 5 q_ ¼  10  e  10 t ½ C 1  sin ð10 tÞ þ C 2  cos ð10 tÞ  þ ½ 10 C 1  cos ð10 tÞ  10 C 2  sin ð10 tÞ   e  10 t þ þ 8  cos ð20 tÞ þ 4  sin ð20 tÞ (Ableitung mit Hilfe der Produkt- und Kettenregel) q_ ð0Þ ¼ 0 )  10  e 0 ðC 1  sin 0 þ C 2  cos 0Þ þ ð10 C 1  cos 0  10 C 2  sin 0Þ  e 0 þ þ 8  cos 0 þ 4  sin 0 ¼ 0 )  10  1 ðC 1  0 þ C 2  1Þ þ ð10 C 1  1  10 C 2  0Þ  1 þ 8  1 þ 4  0 ¼ 0  10 C 2 þ 10 C 1 þ 8 ¼ 0 ) 10 C 1 ¼ 10 C 2  8 ) ) 1 6 3  8 ¼ 2  8 ¼  6 ) C1 ¼  ¼  5 10 5   3 1 2 1 Lösung: q ¼ e  10 t   sin ð10 tÞ þ  cos ð10 tÞ þ  sin ð20 tÞ   cos ð20 tÞ ; 5 5 5 5 10 C 1 ¼ 10  Physikalische Deutung: Wir erhalten eine berlagerung aus einer gedämpften Schwingung (Lösung der homogenen Dgl) und einer ungedämpften Schwingung ( partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl). Nach einer gewissen „Einschwingphase‘‘ verschwindet die gedämpfte Schwingung (1. Summand) und es verbleibt eine ungedämpfte (elektrische) Schwingung mit der Kreisfrequenz w ¼ 20 s 1 der äußeren Erregung, beschrieben durch die folgende Gleichung (siehe Bild G-30): q stationär ¼ 2 1  sin ð20 tÞ   cos ð20 tÞ 5 5 t  0 q q = 2 · sin (20 t ) – 1 · cos (20 t ) 5 5 0,5 0,25 0,1 – 0,2 – 0,5 Bild G-30 0,4 0,7 t
410 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 3 Integration von Differentialgleichungen 2. Ordnung durch Substitution Alle Differentialgleichungen in diesem Abschnitt lassen sich mit Hilfe einer geeigneten Substitution auf solche 1. Ordnung zurückführen. Formelsammlung: Kapitel X.3.1 Lösen Sie die Anfangswertaufgabe G72 x y 00  ln x ¼ y 0 mit y ðeÞ ¼ 1 y 0 ðeÞ ¼ 2 und mit Hilfe einer geeigneten Substitution. Mit Hilfe der Substitution u ¼ y 0 , u 0 ¼ y 00 erhalten wir eine durch „Trennung der Variablen‘‘ leicht lösbare Dgl 1. Ordnung: du  ln x ¼ u ) x y 00  ln x ¼ y 0 ) x u 0  ln x ¼ u ) x  dx ð ð du dx ) ln j u j ¼ ln j ln x j þ ln j C j ¼ ln j C  ln x j ¼ u x  ln x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} du dx ¼ u x  ln x ) Integral 343 (Rechenregel: R1). Durch Entlogarithmierung folgt (Rechenregeln: R5 und R6): j u j ¼ j C  ln x j ) u ¼  C  ln x ¼ K 1  ln x ðmit K 1 ¼  CÞ Rücksubstitution und Integration führen schließlich zur allgemeinen Lösung: ð ð 0 0 y ¼ u ¼ K 1  ln x ) y ¼ y d x ¼ K 1  ln x d x ¼ K 1 x ðln x  1Þ þ K 2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} Integral 332 Aus den Anfangswerten lassen sich die Parameter (Integrationskonstanten) K 1 und K 2 wie folgt berechnen: y ðeÞ ¼ 1 ) K 1 e ðln e  1Þ þ K 2 ¼ K 1 e ð1  1Þ þ K 2 ¼ 0 þ K 2 ¼ 1 y 0 ðeÞ ¼ 2 ) K 1  ln e ¼ K 1  1 ¼ K 1 ¼ 2 Lösung: ) ) K2 ¼ 1 K1 ¼ 2 y ¼ 2 x ðln x  1Þ þ 1 Differentialgleichung der Kettenlinie G73 y Die in Bild G-31 skizzierte Kettenlinie mit symmetrischer Aufhängung genügt der nichtlinearen Dgl 2. Ordnung qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a y 00 ¼ 1 þ ð y 0 Þ 2 a Kettenlinie mit den Anfangsbedingungen y ð0Þ ¼ a und y 0 ð0Þ ¼ 0 : Lösen Sie diese Dgl durch eine geeignete Substitution. x Bild G-31
3 Integration von Differentialgleichungen 2. Ordnung durch Substitution 411 Die Substitution u ¼ y 0 , u 0 ¼ y 00 führt auf eine (nichtlineare) Dgl 1. Ordnung, die blen‘‘ leicht lösen können: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi du a y 00 ¼ 1 þ ð y 0 Þ 2 ) a u 0 ¼ 1 þ u 2 ) a  ¼ 1 þ u2 dx ð ð du 1 du 1  dx ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ a  1 d x ) arsinh u ¼ a 1 þ u2 1 þ u2 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} wir durch „Trennung der Varia- ) x þ C1 a Integral 123 mit a 2 ¼ 1 Wir lösen diese Gleichung nach u auf (zur Erinnerung: die sinh-Funktion ist die Umkehrfunktion der arsinh-Funktion):   x þ C1 u ¼ sinh a Rücksubstitution und eine sich anschließende Integration führen dann zunächst zu:     ð ð x x 0 0 y ¼ u ¼ sinh ) y ¼ y d x ¼ sinh þ C1 þ C1 d x a a |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} t Dieses Integral führen wir durch eine lineare Substitution auf ein Grundintegral zurück: x dt 1 þ C1 ; ¼ ; dx ¼ a dt a dx a ð ð ð x y ¼ sinh þ C 1 d x ¼ sinh t  a d t ¼ a  sinh t d t ¼ a   x ¼ a  cosh t þ C 2 ¼ a  cosh þ C1 þ C2 a t ¼ (nach erfolgter Rücksubstitution). Die Gleichung der Kettenlinie lautet also:   x y ¼ a  cosh þ C1 þ C2 a Die noch unbekannten Parameter C 1 und C 2 bestimmen wir aus den Anfangsbedingungen. Die dabei benötigte Ableitung der Kettenlinie erhalten wir mit Hilfe der Kettenregel (Substitution: t ¼ x=a þ C 1 Þ:     x 1 x y 0 ¼ a  sinh þ C1  þ C1 ¼ sinh a a a y ð0Þ ¼ a ) ðIÞ a  cosh ð0 þ C 1 Þ þ C 2 ¼ a  cosh C 1 þ C 2 ¼ a y 0 ð0Þ ¼ 0 ) ðIIÞ sinh ð0 þ C 1 Þ ¼ sinh C 1 ¼ 0 ðIÞ Lösung: G74 ) ) C 1 ¼ arsinh 0 ¼ 0 a  cosh C 1 þ C 2 ¼ a  cosh 0 þ C 2 ¼ a  1 þ C 2 ¼ a þ C 2 ¼ a y ¼ a  cosh ðEinsetzen in ðIÞÞ ) C2 ¼ 0   x a Lösen Sie die folgende Randwertaufgabe mit Hilfe einer geeigneten Substitution: y 00 þ 2y0 ¼ 0; x Randwerte: y ð0,5Þ ¼  2 ; y ð1Þ ¼ 2 Diese homogene lineare Dgl 2. Ordnung lässt sich mit der Substitution u ¼ y 0 , u 0 ¼ y 00 in eine lineare Dgl 1. Ordnung überführen, die wir durch „Trennung der Variablen‘‘ lösen:
412 G Gewöhnliche Differentialgleichungen y 00 þ ð 2y0 ¼ 0 x du ¼ 2  u ð ) u0 þ 2u ¼ 0 x du 2u ¼  dx x dx x ) ln j u j ¼  2  ln j x j þ ln j C j ¼ ln x  2 þ ln j C j ¼ ln j C x  2 j u0 ¼ ) ) du dx ¼ 2  u x ) (Rechenregeln: R3 und R1). Entlogarithmieren liefert dann (Rechenregeln: R5 und R6): j u j ¼ j C x 2 j u ¼  C x 2 ¼ K1  x 2 ) ðmit K 1 ¼  CÞ Rücksubstitution und unbestimmte Integration führen zur allgemeinen Lösung: ð ð K1 x 1 y 0 ¼ u ¼ K1  x 2 ) y ¼ y 0 d x ¼ K1  x 2 d x ¼ K1  þ K2 ¼  þ K2 1 x Aus den Randwerten bestimmen wir die (noch unbekannten) Parameter K 1 und K 2 : y ð0,5Þ ¼  2 ) ðIÞ  K1 þ K2 ¼  2 K1 þ K2 ¼  2 0,5 y ð1Þ ¼ 2 ) ðIIÞ  K1 þ K2 ¼  K1 þ K2 ¼ 2 1 ðIÞ  2 K1 þ K2 ¼  2 ðIIÞ  K1 þ K2 ¼  K1 ðIIÞ ) 2 ¼ 4 )  ) K1 ¼ 4 ðEinsetzen in ðIIÞÞ  K1 þ K2 ¼  4 þ K2 ¼ 2 Die gesuchte spezielle Lösung lautet damit: ) y ¼  K2 ¼ 2 þ 4 ¼ 6 4 þ6 x Weg-Zeit-Gesetz einer beschleunigten Masse unter Berücksichtigung der Reibung Das Weg-Zeit-Gesetz x ¼ x ðtÞ einer Masse m, die durch eine konstante Kraft F 0 beschleunigt wird, G75 genügt bei Berücksichtigung der Reibung der folgenden Dgl 2. Ordnung: m x€ þ b x_ ¼ F 0 ðb x_ : Reibungskraft; b > 0: ReibungsfaktorÞ Lösen Sie diese Dgl mit Hilfe einer geeigneten Substitution, wenn zu Beginn der Bewegung ðt ¼ 0Þ folgende Bedingungen vorliegen: x ð0Þ ¼ 0 und x_ ð0Þ ¼ 0. Hinweis: x_ ist die Geschwindigkeit, x€ die Beschleunigung der Masse. Mit der Substitution u ¼ x_ , u_ ¼ x€ wird diese Dgl 2. Ordnung in eine inhomogene lineare Dgl 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten übergeführt, die wir durch „Variation der Konstanten‘‘ lösen können: m x€ þ b x_ ¼ F 0 ) m u_ þ b u ¼ F 0 oder u_ þ a u ¼ K 0 ðmit a ¼ b=m und K 0 ¼ F 0 =mÞ Zunächst lösen wir die zugehörige homogene Dgl durch „Trennung der Variablen‘‘: u_ þ a u ¼ 0 ð du ¼ a  u ) u_ ¼ ð 1 dt du ¼ au dt ) ) du ¼ a dt u ln j u j ¼  a t þ ln j C j ) u   ln j u j  ln j C j ¼ ln   ¼  a t C (Rechenregel: R2). Entlogarithmierung führt schließlich zu (Rechenregeln: R5 und R6): u u   ¼  e at ) u ¼  C  e at ¼ K  e at ðmit K ¼  CÞ   ¼ e at ) C C
3 Integration von Differentialgleichungen 2. Ordnung durch Substitution 413 Damit lautet der Lösungsansatz für die inhomogene Dgl wie folgt ð„Variation der Konstanten‘‘: K ! K ðtÞÞ: u ¼ K ðtÞ  e  a t ; u_ ¼ K_ ðtÞ  e  a t þ e  a t  ð aÞ  K ðtÞ ¼ K_ ðtÞ  e  a t  a K ðtÞ  e  a t (Ableitung mit der Produkt- und Kettenregel ) Einsetzen dieser Ausdrücke in die inhomogene Dgl liefert eine einfache Dgl 1. Ordnung für die noch unbekannte Faktorfunktion K ðtÞ, die wir durch elementare Integration lösen können: u_ þ a u ¼ K 0 ) K_ ðtÞ  e  a t  a K ðtÞ  e  a t þ a K ðtÞ  e  a t ¼ K 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0   K_ ðtÞ  e  a t ¼ K 0   e a t ð K ðtÞ ¼ K_ ðtÞ d t ¼ K 0  K_ ðtÞ ¼ K 0  e a t ) ð e at d t ¼ K0  |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} ) ) K0 e at þ C1 ¼  e at þ C1 a a Integral 312 mit a ¼ a Die allgemeine Lösung lautet damit:   K0 K0 at at u ¼ K ðtÞ  e ¼  e þ C1  e at ¼ þ C1  e at a a Aus u ¼ x_ erhalten wir schließlich durch unbestimmte Integration die allgemeine Lösung der ursprünglichen Dgl 2. Ordnung:  ð ð ð K0 K0 K0 C1 e at x ¼ x_ d t ¼ u d t ¼ þ C1  e at d t ¼ t þ C1  þ C2 ¼ t   e at þ C2 a a  a a a |ffl{zffl} Integral 312 mit a ¼  a Allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl: x ¼ K0 C1 t   eat þ C2 ; a a t  0 Die noch unbekannten Konstanten C 1 und C 2 bestimmen wir aus den Anfangswerten (die benötigte Ableitung x_ ist bereits bekannt: x_ ¼ u ; siehe weiter oben): x ð0Þ ¼ 0 x_ ¼ u ¼ x_ ð0Þ ¼ 0 ) ðIÞ 0 C1 C1 C1  e0 þ C2 ¼   1 þ C2 ¼  þ C2 ¼ 0 a a a ) C2 ¼ C1 a K0 þ C1  e at a ) ðIIÞ K0 K0 K0 þ C1  e0 ¼ þ C1  1 ¼ þ C1 ¼ 0 a a a ) C1 ¼  K0 a (Einsetzen in Gleichung (I)) ðIÞ ) C2 ¼ C1 K0 ¼  a a2 Lösung (Weg-Zeit-Gesetz): x ¼ K0 K0 K0 K0 t þ  e at  ¼ ða t þ e  a t  1Þ ; 2 2 a a a a2 Im Laufe der Zeit verschwindet die streng monoton fallende Exponentialfunktion e  a t und das Weg-Zeit-Gesetz geht über in das lineare Gesetz x ¼ K0 a2 t  0 x x = x (t ) ða t  1Þ Asymptotischer Verlauf für t >> 1 ðf ür t  1Þ Bild G-32 zeigt das exakte Weg-Zeit-Gesetz und den linearen asymptotischen Verlauf für t  1. 1/a Bild G-32 t
414 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 4 Lineare Differentialgleichungen 3. und höherer Ordnung mit konstanten Koeffizienten Die homogene lineare Dgl wird durch einen Exponentialansatz gelöst, die inhomogene lineare Dgl durch „Aufsuchen einer partikulären Lösung“. Lehrbuch: Band 2, Kapitel IV.5 Formelsammlung: Kapitel X.5 Tabelle mit Lösungsansätzen für eine partikuläre Lösung: Band 2, Kapitel IV.5.3 (Tabelle 3) und Formelsammlung, Kapitel X.5.3 (Tabelle) 4.1 Homogene lineare Differentialgleichungen G76 y 000  3 y 00 þ 3 y 0  y ¼ 0 Der Lösungsansatz y ¼ e lx mit y 0 ¼ l  e l x , y 00 ¼ l 2  e l x und y 000 ¼ l 3  e l x führt zu der folgenden charakteristischen Gleichung: y 000  3 y 00 þ 3 y 0  y ¼ l 3  e l x  3 l 2  e l x þ 3 l  e l x  e l x ¼ ¼ ðl 3  3 l 2 þ 3 l  1Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l3  3l2 þ 3l  1 ¼ 0 Durch Probieren findet man die Lösung l 1 ¼ 1, mit dem Horner-Schema wie folgt die restlichen Lösungen: 1 3 3 1 1 2 1 2 1 0 l1 ¼ 1 1 ) l 2  2 l þ 1 ¼ ðl  1Þ 2 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) l 2=3 ¼ 1 2. Binom Somit gilt l 1=2=3 ¼ 1 und die allgemeine Lösung der Dgl lautet daher: y ¼ ðC 1 þ C 2 x þ C 3 x 2 Þ  e x G77 y 000  2 y 00 þ 4 y 0  8 y ¼ 0 ; Lösungsansatz: y ¼ e l x , y 0 ¼ l  e lx, Anfangswerte: y ð0Þ ¼ 0 ; y 0 ð0Þ ¼ 12 ; y 00 ð0Þ ¼ 40 y 00 ¼ l 2  e l x , y 000 ¼ l 3  e l x Charakteristische Gleichung: y 000  2 y 00 þ 4 y 0  8 y ¼ l 3  e l x  2 l 2  e l x þ 4 l  e l x  8  e l x ¼ ¼ ðl 3  2 l 2 þ 4 l  8Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l3  2l2 þ 4l  8 ¼ 0
4 Lineare Differentialgleichungen 3. und höherer Ordnung mit konstanten Koeffizienten 415 Durch Probieren findet man die Lösung l 1 ¼ 2, mit Hilfe des Horner-Schemas die weiteren Lösungen: 1 2 4 8 2 0 8 0 4 0 l1 ¼ 2 1 ) l2 þ 4 ¼ 0 ) l2 ¼  4 ) l 2=3 ¼  2 j Die allgemeine Lösung der Dgl lautet damit wie folgt: y ¼ C 1  e 2 x þ C 2  sin ð2 xÞ þ C 3  cos ð2 xÞ Die Integrationskonstanten C 1 , C 2 und C 3 bestimmen wir wie folgt aus den Anfangsbedingungen: y ð0Þ ¼ 0 ) C 1  e 0 þ C 2  sin 0 þ C 3  cos 0 ¼ C 1  1 þ C 2  0 þ C 3  1 ¼ 0 ) ðIÞ C1 þ C3 ¼ 0 y 0 ¼ 2 C 1  e 2 x þ 2 C 2  cos ð2 xÞ  2 C 3  sin ð2 xÞ y 00 ¼ 4 C 1  e 2 x  4 C 2  sin ð2 xÞ  4 C 3  cos ð2 xÞ (Ableitungen unter Verwendung der Kettenregel, Substitution jeweils u ¼ 2 x) y 0 ð0Þ ¼ 12 ) 2 C 1  e 0 þ 2 C 2  cos 0  2 C 3  sin 0 ¼ 2 C 1  1 þ 2 C 2  1  2 C 3  0 ¼ 12   ðIIÞ 2 C 1 þ 2 C 2 ¼ 12  : 2 oder C 1 þ C 2 ¼ 6 ) y 00 ð0Þ ¼ 40 ) ) 4 C 1  e 0  4 C 2  sin 0  4 C 3  cos 0 ¼ 4 C 1  1  4 C 2  0  4 C 3  1 ¼ 40   ðIIIÞ 4 C 1  4 C 3 ¼ 40  : 4 oder C 1  C 3 ¼ 10 ðIÞ C1 þ C3 ¼ 0 ðIIIÞ C 1  C 3 ¼ 10 2 C1 ¼ 10 ) þ ) C1 ¼ 5 ðEinsetzen in ðIÞ und ðIIÞÞ ðIÞ ) C1 þ C3 ¼ 5 þ C3 ¼ 0 ) C3 ¼  5 ðIIÞ ) C1 þ C2 ¼ 5 þ C2 ¼ 6 ) C2 ¼ 6  5 ¼ 1 Partikuläre Lösung: y ¼ 5  e 2 x þ 1  sin ð2 xÞ  5  cos ð2 xÞ ¼ 5  e 2 x þ sin ð2 xÞ  5  cos ð2 xÞ G78 y ð4Þ þ 5 y 000 þ 3 y 00  9 y 0 ¼ 0 Lösungsansatz: y ¼ e l x , y 0 ¼ l  e lx, y 00 ¼ l 2  e l x , y 000 ¼ l 3  e l x , y ð4Þ ¼ l 4  e l x Charakteristische Gleichung: y ð4Þ þ 5 y 000 þ 3 y 00  9 y 0 ¼ l 4  e l x þ 5 l 3  e l x þ 3 l 2  e l x  9 l  e l x ¼ ¼ ðl 4 þ 5 l 3 þ 3 l 2  9 lÞ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l 4 þ 5 l 3 þ 3 l 2  9 l ¼ l ðl 3 þ 5 l 2 þ 3 l  9Þ ¼ 0 Eine Lösung ist l 1 ¼ 0, die restlichen erhält man aus der kubischen Gleichung l 3 þ 5 l 2 þ 3 l  9 ¼ 0. Durch Probieren findet man eine weitere Lösung bei l 2 ¼ 1, mit dem Horner-Schema die restlichen:
416 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 1 l2 ¼ 1 1 5 3 9 1 6 9 6 9 0 ) l 2 þ 6 l þ 9 ¼ ðl þ 3Þ 2 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) l 3=4 ¼  3 1. Binom Damit lautet die allgemeine Lösung der Dgl wie folgt: y ¼ C 1 þ C 2  e x þ ðC 3 þ C 4 xÞ  e  3 x G79 y ð4Þ  16 y ¼ 0 ; Lösungsansatz: y ¼ e l x , Anfangswerte: y ð0Þ ¼ 0 ; y 0 ¼ l  e lx, y 0 ð0Þ ¼ 0 ; y 00 ð0Þ ¼ 0 ; y 000 ð0Þ ¼ 32 y 00 ¼ l 2  e l x , y 000 ¼ l 3  e l x , y ð4Þ ¼ l 4  e l x Charakteristische Gleichung: y ð4Þ  16 y ¼ l 4  e l x  16  e l x ¼ ðl 4  16Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l 4  16 ¼ 0 ) l 4 ¼ 16 Diese einfache biquadratische Gleichung wird durch die Substitution u ¼ l 2 gelöst: l 4 ¼ 16 ) u 2 ¼ 16 ) u 1=2 ¼  4 l 2 ¼ u1 ¼ 4 ) l 1=2 ¼  2 l 2 ¼ u2 ¼  4 ) l 3=4 ¼  2 j Damit besitzt die Dgl die folgende allgemeine Lösung: y ¼ C 1  e 2 x þ C 2  e  2 x þ C 3  sin ð2 xÞ þ C 4  cos ð2 xÞ Aus den Anfangswerten bestimmen wir die noch unbekannten Parameter C 1 , C 2 , C 3 und C 4 . Die dabei benötigten Ableitungen erhält man durch gliedweise Differentiation in Verbindung mit der Kettenregel (Substitutionen: t ¼ 2 x bzw. t ¼  2 x): y 0 ¼ 2 C 1  e 2 x  2 C 2  e  2 x þ 2 C 3  cos ð2 xÞ  2 C 4  sin ð2 xÞ y 00 ¼ 4 C 1  e 2 x þ 4 C 2  e  2 x  4 C 3  sin ð2 xÞ  4 C 4  cos ð2 xÞ y 000 ¼ 8 C 1  e 2 x  8 C 2  e  2 x  8 C 3  cos ð2 xÞ þ 8 C 4  sin ð2 xÞ y ð0Þ ¼ 0 y 0 ð0Þ ¼ 0 y 00 ð0Þ ¼ 0 y 000 ð0Þ ¼ 32 ) C 1  e 0 þ C 2  e 0 þ C 3  sin 0 þ C 4  cos 0 ¼ C 1  1 þ C 2  1 þ C 3  0 þ C 4  1 ¼ 0 ) ðIÞ C1 þ C2 þ C4 ¼ 0 ) 2 C 1  e 0  2 C 2  e 0 þ 2 C 3  cos 0  2 C 4  sin 0 ¼ ) ðIIÞ ) 4 C 1  e 0 þ 4 C 2  e 0  4 C 3  sin 0  4 C 4  cos 0 ¼   ¼ 2 C 1  1  2 C 2  1 þ 2 C 3  1  2 C 4  0 ¼ 2 C 1  2 C 2 þ 2 C 3 ¼ 0  : 2 C1  C2 þ C3 ¼ 0   ¼ 4 C 1  1 þ 4 C 2  1  4 C 3  0  4 C 4  1 ¼ 4 C 1 þ 4 C 2  4 C 4 ¼ 0  : 4 C1 þ C2  C4 ¼ 0 ) ðIIIÞ ) 8 C 1  e 0  8 C 2  e 0  8 C 3  cos 0 þ 8 C 4  sin 0 ¼ ) ðIVÞ   ¼ 8 C 1  1  8 C 2  1  8 C 3  1 þ 8 C 4  0 ¼ 8 C 1  8 C 2  8 C 3 ¼ 32  : 8 C1  C2  C3 ¼ 4
4 Lineare Differentialgleichungen 3. und höherer Ordnung mit konstanten Koeffizienten ðIÞ C1 þ C2 þ C4 ¼ 0 ðIIIÞ C1 þ C2  C4 ¼ 0 )  2 C4 ¼ 0 ) 417 ðIIÞ C1  C2 þ C3 ¼ 0 ðIVÞ C1  C2  C3 ¼ 4 ) 2 C3 ¼  4 C4 ¼ 0  ) C3 ¼  2 Diese Werte (C 3 ¼  2 und C 4 ¼ 0) setzen wir in die Gleichungen (I) und (II) ein und addieren dann beide Gleichungen: ) ðIÞ C 1 þ C 2 þ 0 ¼ 0 þ ðIIÞ C 1  C 2  2 ¼ 0 2 ¼ 0 2 C1 ðIÞ ) 2 C1 ¼ 2 ) C1 ¼ 1 ðEinsetzen in (I)Þ C1 þ C2 þ C4 ¼ 1 þ C2 þ 0 ¼ 1 þ C2 ¼ 0 ) ) C2 ¼  1 Damit ergibt sich folgende spezielle Lösung (C 1 ¼ 1 , C 2 ¼  1 , C 3 ¼  2 ; C 4 ¼ 0): y ¼ 1  e 2 x  1  e  2 x  2  sin ð2 xÞ þ 0  cos ð2 xÞ ¼ e 2 x  e  2 x  2  sin ð2 xÞ ¼ ¼ 2 1 ðe 2 x  e  2 x Þ  2  sin ð2 xÞ ¼ 2  sinh ð2 xÞ  2  sin ð2 xÞ ¼ 2 ½ sinh ð2 xÞ  sin ð2 xÞ  2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} sinh ð2 xÞ ! FS: Kapitel III.11.1 G80 y ð5Þ  2 y ð4Þ þ 10 y 000  18 y 00 þ 9 y 0 ¼ 0 y ¼ e l x , y 0 ¼ l  e l x , y 00 ¼ l 2  e l x , y 000 ¼ l 3  e l x , y ð4Þ ¼ l 4  e l x , y ð5Þ ¼ l 5  e l x Lösungsansatz: Charakteristische Gleichung: y ð5Þ  2 y ð4Þ þ 10 y 000  18 y 00 þ 9 y 0 ¼ l 5  e l x  2 l 4  e l x þ 10 l 3  e l x  18 l 2  e l x þ 9 l  e l x ¼ ¼ ðl 5  2 l 4 þ 10 l 3  18 l 2 þ 9 lÞ  e l x ¼ 0 l  2 l þ 10 l  18 l þ 9 l ¼ 0 5 4 3 ) ) 2 l ¼ 0 l ðl 4  2 l 3 þ 10 l 2  18 l þ 9Þ ¼ 0 ) l1 ¼ 0 l 4  2 l 3 þ 10 l 2  18 l þ 9 ¼ 0 Durch Probieren finden wir für die Gleichung 4. Grades eine Lösung bei l 2 ¼ 1 und für die durch Abspaltung des zugehörigen Linearfaktors entstehende kubische Gleichung ebenfalls die Lösung l 3 ¼ 1. Wir verwenden das HornerSchema: 2 10 1 1 1 1 9 1 1 9 9 1 0 9 0 9 0 1 l2 ¼ 1 l3 ¼ 1 1  18 9 9 9 9 0 ) l3  l2 þ 9 l  9 ¼ 0 ) l2 þ 9 ¼ 0 ) ( l 3 ¼ 1 ist eine Lösung ) l2 ¼ 9 ) l 4=5 ¼  3 j Damit besitzt die charakteristische Gleichung folgende Lösungen: l 1 ¼ 0, l 2=3 ¼ 1 und l 4=5 ¼  3 j. Dies führt zu der folgenden allgemeinen Lösung der Dgl: y ¼ C 1 þ ðC 2 þ C 3 xÞ  e x þ C 4  sin ð3 xÞ þ C 5  cos ð3 xÞ
418 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 4.2 Inhomogene lineare Differentialgleichungen G81 y 000 þ y 00 ¼ 6 x þ e  x 1. Schritt: Wir lösen zunächst die zugehörige homogene Dgl y 000 þ y 00 ¼ 0 in der bekannten Weise durch den Exponentialansatz: y ¼ e lx ; y 0 ¼ l  e lx ; y 00 ¼ l 2  e l x ; y 000 ¼ l 3  e l x y 000 þ y 00 ¼ l 3  e l x þ l 2  e l x ¼ ðl 3 þ l 2 Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 l 2 ðl þ 1Þ ¼ 0 l2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼ 0 lþ1 ¼ 0 ) l3 ¼ 1 ) l3 þ l2 ¼ 0 ) Lösung der homogenen Dgl: y 0 ¼ C 1 þ C 2 x þ C 3  e  x 2. Schritt: Störfunktion g ðxÞ ¼ 6 x þ e  x ¼ g 1 ðxÞ þ g 2 ðxÞ mit g 1 ðxÞ ¼ 6 x g 2 ðxÞ ¼ e  x und Aus der Tabelle entnehmen wir für die einzelnen Störglieder folgende Lösungsansätze für eine partikuläre Lösung y P : a0 ¼ a1 ¼ 0 ! Störglied g 1 ðxÞ ¼ 6 x y P 1 ¼ x 2 ðA x þ BÞ ¼ A x 3 þ B x 2 c ¼ 1 ! Störglied g 2 ðxÞ ¼ e  x yP2 ¼ C x  e x ðStörglied: Typ Nr. 1Þ ðStörglied vom Typ Nr. 2; r ¼ 1Þ Begründung: c ¼  1 ist eine einfache Lösung der charakteristischen Gleichung l 3 þ l 2 ¼ 0, siehe 1. Schritt. Lösungsansatz y P (¼ Summe der Teilansätze) mit den benötigten Ableitungen 1. bis 3. Ordnung (unter Verwendung der Produkt- und Kettenregel ): yP ¼ y P1 þ y P2 ¼ A x 3 þ B x 2 þ C x  e x ; y 0P ¼ 3 A x 2 þ 2 B x þ C  e  x  C x  e  x y 00P ¼ 6 A x þ 2 B  C  e  x  C  e  x þ C x  e  x ¼ 6 A x þ 2 B  2 C  e  x þ C x  e  x x y 000 þ C  e x  C x  e x ¼ 6 A þ 3 C  e x  C x  e x P ¼ 6A þ 2C  e Einsetzen in die inhomogene Dgl y 000 þ y 00 ¼ 6 x þ e  x : 6 A þ 3 C  e x  C x  e x þ 6 A x þ 2 B  2 C  e x þ C x  e x ¼ 6 x þ e x ð6 A þ 2 BÞ þ 6 A x þ ð3 C  2 CÞ  e  x þ ð C þ C Þ  x  e  x ¼ 6 x þ e  x |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} C 0 ð6 A þ 2 BÞ þ 6 A x þ C  e  x ¼ 0 þ 6 x þ e  x ) ) ðauf der rechten Seite wurde die Zahl 0 addiertÞ Wir vergleichen auf beiden Seiten der Reihe nach die absoluten Glieder, die linearen Glieder und die Exponentialglieder (Koeffizientenvergleich): 6A þ 2B ¼ 0; Partikuläre Lösung: 6A ¼ 6; C ¼ 1 ) A ¼ 1; B ¼ 3A ¼ 3  1 ¼ 3; yP ¼ 1 x3  3 x2 þ 1 x  ex ¼ x3  3 x2 þ x  ex 3. Schritt: Die inhomogene Dgl besitzt damit die folgende allgemeine Lösung: y ¼ y0 þ yP ¼ C1 þ C2 x þ C3  e x þ x 3  3 x 2 þ x  e x ¼ ¼ C 1 þ C 2 x  3 x 2 þ x 3 þ ðC 3 þ xÞ  e  x C ¼ 1
4 Lineare Differentialgleichungen 3. und höherer Ordnung mit konstanten Koeffizienten G82 419 y 000 þ y 0 ¼ 3 x 2 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl y 000 þ y 0 ¼ 0 durch den Exponentialansatz y ¼ e l x mit y 0 ¼ l  e lx ; y 00 ¼ l 2  e l x ; y 000 ¼ l 3  e l x : y 000 þ y 0 ¼ l 3  e l x þ l  e l x ¼ ðl 3 þ lÞ  e l x ¼ 0 |{z} ) l 3 þ l ¼ l ðl 2 þ 1Þ ¼ 0 l ¼ 0 l2 þ 1 ¼ 0 6¼ 0 Die charakteristische Gleichung hat somit die Lösungen l 1 ¼ 0 und l 2=3 ¼  j . Allgemeine Lösung der homogenen Dgl: y 0 ¼ C 1 þ C 2  sin x þ C 3  cos x 2. Schritt: Störfunktion g ðxÞ ¼ 3 x 2 Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung (aus der Tabelle entnommen; das Störglied ist vom Typ Nr. 1 (a 0 ¼ 0, a 1 6¼ 0, somit k ¼ 1, n ¼ 2) mit allen benötigten Ableitungen: y P ¼ x ðA x 2 þ B x þ CÞ ¼ A x 3 þ B x 2 þ C x y 0P ¼ 3 A x 2 þ 2 B x þ C ; y 00P ¼ 6 A x þ 2 B ; y 000 P ¼ 6A Einsetzen in die inhomogene Dgl und ordnen der Glieder nach fallenden Potenzen: y 000 þ y 0 ¼ 6 A þ 3 A x 2 þ 2 B x þ C ¼ 3 x 2 ) 3 A x 2 þ 2 B x þ ð6 A þ CÞ ¼ 3 x 2 þ 0  x þ 0 Auf der rechten Seite wurden das fehlende lineare und absolute Glied „ergänzt‘‘ ð0  x ¼ 0Þ. Koeffizientenvergleich entsprechender Potenzen auf beiden Seiten dieser Gleichung führt dann zu: 3A ¼ 3; 2B ¼ 0; Partikuläre Lösung: 6A þ C ¼ 0 ) A ¼ 1; B ¼ 0; C ¼ 6A ¼ 6  1 ¼ 6 yP ¼ 1 x3 þ 0 x2  6 x ¼ x 3  6 x 3. Schritt: Die gesuchte allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet somit: y ¼ y 0 þ y P ¼ C 1 þ C 2  sin x þ C 3  cos x þ x 3  6 x G83 y 000  11 y 00 þ 35 y 0  25 y ¼ 32  e x Anfangswerte: y ð0Þ ¼ 1 ; y 0 ð0Þ ¼ 5 ; y 00 ð0Þ ¼ 25 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl y 000  11 y 00 þ 35 y 0  25 y ¼ 0 durch den Exponentialansatz y ¼ e lx mit y 0 ¼ l  e l x ; y 00 ¼ l 2  e l x und y 000 ¼ l 3  e l x : y 000  11 y 00 þ 35 y 0  25 y ¼ l 3  e l x  11 l 2  e l x þ 35 l  e l x  25  e l x ¼ ¼ ðl 3  11 l 2 þ 35 l  25Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 ) l 3  11 l 2 þ 35 l  25 ¼ 0 Durch Probieren findet man die Lösung l 1 ¼ 1, mit Hilfe des Horner-Schemas erhalten wir die restlichen Lösungen der charakteristischen Gleichung:
420 G Gewöhnliche Differentialgleichungen  11 1 l1 ¼ 1 35  25 1  10  10 1 25 25 ) 0 l 2  10 l þ 25 ¼ ðl  5Þ 2 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ) l 2=3 ¼ 5 2. Binom Lösung der homogenen Dgl: 2. Schritt: y 0 ¼ C 1  e x þ ðC 2 þ C 3 xÞ  e 5 x Störfunktion g ðxÞ ¼ 32  e x (Störfunktion vom Typ Nr. 2 mit c ¼ 1Þ Da c ¼ 1 eine einfache Lösung der charakteristischen Gleichung ist, lautet der aus der Tabelle entnommene Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung y P wie folgt (mit den benötigten Ableitungen, die wir unter Verwendung der Produktregel erhalten): yP ¼ A x  e x ; y 0P ¼ A  e x þ A x  e x ; y 00P ¼ A  e x þ A  e x þ A x  e x ¼ 2 A  e x þ A x  e x x x x x x y 000 P ¼ 2A  e þ A  e þ Ax  e ¼ 3A  e þ Ax  e Einsetzen in die inhomogene Dgl und dann den gemeinsamen Faktor e x 6¼ 0 kürzen: y 000  11 y 00 þ 35 y 0  25 y ¼ 32  e x ) 3 A  e x þ A x  e x  11 ð2 A  e x þ A x  e x Þ þ 35 ðA  e x þ A x  e x Þ  25 A x  e x ¼ 32  e x 3 A þ A x  11 ð2 A þ A xÞ þ 35 ðA þ A xÞ  25 A x ¼ 32 ) 3 A þ A x  22 A  11 A x þ 35 A þ 35 A x  25 A x ¼ 32 ) Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl: 16 A ¼ 32 ) ) A ¼ 2 yP ¼ 2 x  e x 3. Schritt: Die inhomogene Dgl besitzt somit die folgende allgemeine Lösung: y ¼ y 0 þ y P ¼ C 1  e x þ ðC 2 þ C 3 xÞ  e 5 x þ 2 x  e x ¼ ðC 1 þ 2 xÞ  e x þ ðC 2 þ C 3 xÞ  e 5 x 4. Schritt: Aus den Anfangswerten bestimmen wir die noch unbekannten Parameter C 1, C 2 und C 3 . Die dabei benötigten Ableitungen lauten (Produktregel in Verbindung mit der Kettenregel): y 0 ¼ 2  e x þ e x ðC 1 þ 2 xÞ þ C 3  e 5 x þ 5  e 5 x ðC 2 þ C 3 xÞ ¼ ¼ ð2 þ C 1 þ 2 xÞ  e x þ ð5 C 2 þ C 3 þ 5 C 3 xÞ  e 5 x y 00 ¼ 2  e x þ e x ðC 1 þ 2 þ 2 xÞ þ 5 C 3  e 5 x þ 5  e 5 x ð5 C 2 þ C 3 þ 5 C 3 xÞ ¼ ¼ ðC 1 þ 4 þ 2 xÞ  e x þ ð25 C 2 þ 10 C 3 þ 25 C 3 xÞ  e 5 x y ð0Þ ¼ 1 y 0 ð0Þ ¼ 5 ) C1  e0 þ C2  e0 ¼ C1  1 þ C2  1 ¼ 1 ) (I) ) ð2 þ C 1 Þ  e 0 þ ð5 C 2 þ C 3 Þ  e 0 ¼ ð2 þ C 1 Þ  1 þ ð5 C 2 þ C 3 Þ  1 ¼ C1 þ C2 ¼ 1 ) C2 ¼ 1  C1 ¼ 2 þ C1 þ 5 C2 þ C3 ¼ 5 y 00 ð0Þ ¼ 25 C1 þ 5 C2 þ C3 ¼ 3 ) (II) ) ðC 1 þ 4Þ  e 0 þ ð25 C 2 þ 10 C 3 Þ  e 0 ¼ ðC 1 þ 4Þ  1 þ ð25 C 2 þ 10 C 3 Þ  1 ¼ ¼ C 1 þ 4 þ 25 C 2 þ 10 C 3 ¼ 25 ) (III) C 1 þ 25 C 2 þ 10 C 3 ¼ 21
4 Lineare Differentialgleichungen 3. und höherer Ordnung mit konstanten Koeffizienten 421 C 3 eliminieren (Gleichung (II) mit 10 multiplizieren, dann Gleichung (III) subtrahieren): ðIIÞ C1 þ 5 C2 þ C 3 ¼ 3 j  10 ) 10 C 1 þ 50 C 2 þ 10 C 3 ¼ 30  ðIIIÞ C 1 þ 25 C 2 þ 10 C 3 ¼ 21 9 C 1 þ 25 C 2 ¼ 9 ) (Gleichung (I) , d. h. C 2 ¼ 1  C 1 einsetzen) 9 C 1 þ 25 ð1  C 1 Þ ¼ 9 C1 þ 25  25 C 1 ¼ 9 )  16 C 1 ¼  16 (I) ) C 2 ¼ 1  C1 ¼ 1  1 ¼ 0 (II) ) C1 þ 5 C2 þ C3 ¼ 1 þ 5  0 þ C3 ¼ 1 þ C3 ¼ 3 ) ) C1 ¼ 1 C3 ¼ 3  1 ¼ 2 Lösung: y ¼ ð1 þ 2 xÞ  e x þ ð0 þ 2 xÞ  e 5 x ¼ ð1 þ 2 xÞ  e x þ 2 x  e 5 x Lösen Sie die folgende Anfangswertaufgabe: G84 y ð4Þ þ y 00 ¼ 36  sin ð2 xÞ Anfangswerte: y ð0Þ ¼ 1 ; y 0 ð0Þ ¼ 5 ; y 00 ð0Þ ¼ 0 ; y 000 ð0Þ ¼  26 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl y ð4Þ þ y 00 ¼ 0 durch den Exponentialansatz y ¼ e lx mit y 0 ¼ l  e l x ; y 00 ¼ l 2  e l x ; y 000 ¼ l 3  e l x y ð4Þ þ y 00 ¼ l 4  e l x þ l 2  e l x ¼ ðl 4 þ l 2 Þ  e l x ¼ 0 l þl 4 2 ¼ l ðl þ 1Þ ¼ 0 2 2 Allgemeine Lösung der homogenen Dgl: 2. Schritt: ) l2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼ 0 l2 þ 1 ¼ 0 ) l2 ¼ 1 und y ð4Þ ¼ l 4  e l x : l4 þ l2 ¼ 0 ) (da e x 6¼ 0) l 3=4 ¼  j y 0 ¼ C 1 þ C 2 x þ C 3  sin x þ C 4  cos x Störglied g ðxÞ ¼ 36  sin ð2 xÞ (Störglied vom Typ Nr. 4 mit b ¼ 2Þ Da j b ¼ j 2 ¼ 2 j keine Lösung der charakteristischen Gleichung l 4 þ l 2 ¼ 0 ist (siehe 1. Schritt), lautet der aus der Tabelle entnommene Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung y P der inhomogenen Dgl wie folgt (mit den benötigten Ableitungen des Ansatzes unter Verwendung der Kettenregel, Substitution: u ¼ 2 x): y P ¼ A  sin ð2 xÞ þ B  cos ð2 xÞ y 0P ¼ 2 A  cos ð2 xÞ  2 B  sin ð2 xÞ ; y 000 P ¼  8 A  cos ð2 xÞ þ 8 B  sin ð2 xÞ ; y 00P ¼  4 A  sin ð2 xÞ  4 B  cos ð2 xÞ yð4Þ ¼ 16 A  sin ð2 xÞ þ 16 B  cos ð2 xÞ P Einsetzen in die inhomogene Dgl, ordnen der Glieder und ein Koeffizientenvergleich liefern zwei Gleichungen für die noch unbekannten Parameter A und B: y ð4Þ þ y 00 ¼ 16 A  sin ð2 xÞ þ 16 B  cos ð2 xÞ  4 A  sin ð2 xÞ  4 B  cos ð2 xÞ ¼ 36  sin ð2 xÞ 12 A  sin ð2 xÞ þ 12 B  cos ð2 xÞ ¼ 36  sin ð2 xÞ þ 0  cos ð2 xÞ ) (auf der rechten Seite wurde der identisch verscwindene Term 0  cos ð2 xÞ ergänzt) 12 A ¼ 36 ; 12 B ¼ 0 ) A ¼ 3; Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl: B ¼ 0 y P ¼ 3  sin ð2 xÞ þ 0  cos ð2 xÞ ¼ 3  sin ð2 xÞ )
422 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 3. Schritt: Die allgemeine Lösung der inhomogenen Dgl lautet damit: y ¼ y 0 þ y P ¼ C 1 þ C 2 x þ C 3  sin x þ C 4  cos x þ 3  sin ð2 xÞ 4. Schritt: Aus den Anfangsbedingungen ermitteln wir die noch unbekannten Werte der vier Integrationskonstanten. Die dabei benötigten Ableitungen lauten (unter Verwendung der Kettenregel, Substitution: u ¼ 2 x): y 0 ¼ C 2 þ C 3  cos x  C 4  sin x þ 6  cos ð2 xÞ ; y 00 ¼  C 3  sin x  C 4  cos x  12  sin ð2 xÞ ; y 000 ¼  C 3  cos x þ C 4  sin x  24  cos ð2 xÞ y ð0Þ ¼ 1 ) C 1 þ C 2  0 þ C 3  sin 0 þ C 4  cos 0 þ 3  sin 0 ¼ C 1 þ C 3  0 þ C 4  1 þ 3  0 ¼ 1 ) y 0 ð0Þ ¼ 5 ) ) y 00 ð0Þ ¼ 0 y 000 ð0Þ ¼  26 ðIÞ C1 þ C4 ¼ 1 C 2 þ C 3  cos 0  C 4  sin 0 þ 6  cos 0 ¼ C 2 þ C 3  1  C 4  0 þ 6  1 ¼ 5 ðIIÞ C2 þ C3 þ 6 ¼ 5 )  C 3  sin 0  C 4  cos 0  12  sin 0 ¼  C 3  0  C 4  1  12  0 ¼ 0 ) ðIIIÞ )  C 3  cos 0 þ C 4  sin 0  24  cos 0 ¼  C 3  1 þ C 4  0  24  1 ¼  26 ) ðIVÞ  C4 ¼ 0 oder ) C2 þ C3 ¼  1 C4 ¼ 0  C 3  24 ¼  26 )  C 3 ¼  26 þ 24 ¼  2 ) C3 ¼ 2 Somit ist C 3 ¼ 2 und C 4 ¼ 0. Die restlichen Unbekannten erhalten wir aus den Gleichungen (I) und (II): ðIÞ C1 þ C4 ¼ C1 þ 0 ¼ 1 ) C1 ¼ 1 ðIIÞ C2 þ C3 ¼ C2 þ 2 ¼  1 ) C2 ¼  1  2 ¼  3 Somit gilt: C 1 ¼ 1, Spezielle Lösung: G85 C 2 ¼  3, C 3 ¼ 2 und C 4 ¼ 0. y ¼ 1  3 x þ 2  sin x þ 0  cos x þ 3  sin ð2 xÞ ¼ 1  3 x þ 2  sin x þ 3  sin ð2 xÞ y ð4Þ  6 y 000 þ 9 y 00 þ 4 y 0  12 y ¼ 8  e x 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl y ð4Þ  6 y 000 þ 9 y 00 þ 4 y 0  12 y ¼ 0 durch den Exponentialansatz y ¼ e l x mit y 0 ¼ l  e l x ; y 00 ¼ l 2  e l x ; y 000 ¼ l 3  e l x und y ð4Þ ¼ l 4  e l x : y ð4Þ  6 y 000 þ 9 y 00 þ 4 y 0  12 y ¼ l 4  e l x  6 l 3  e l x þ 9 l 2  e l x þ 4 l  e l x  12  e l x ¼ ¼ ðl 4  6 l 3 þ 9 l 2 þ 4 l  12Þ  e l x ¼ 0 ) l 4  6 l 3 þ 9 l 2 þ 4 l  12 ¼ 0 Die charakteristische Gleichung vom Grade 4 besitzt eine Lösung bei l 1 ¼ 2 (durch Probieren gefunden). Mit dem Horner-Schema erhalten wir das 1. reduzierte Polynom vom Grade 3:
4 Lineare Differentialgleichungen 3. und höherer Ordnung mit konstanten Koeffizienten 1 6 9 4  12 2 8 2 12 4 1 6 0 l1 ¼ 2 1 ) 423 l3  4 l2 þ l þ 6 ¼ 0 Auch diese Gleichung 3. Grades hat eine Lösung bei l 2 ¼ 2. Das Horner-Schema liefert dann eine quadratische Gleichung für die restlichen Lösungen: 1 4 1 6 2 4 6 2 3 0 l2 ¼ 2 1 ) l2  2l  3 ¼ 0 ) l3 ¼ 1; ) l 3=4 ¼ 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1þ 3 ¼ 1 2 l4 ¼ 3 Die charakteristische Gleichung hat somit die Lösungen l 1=2 ¼ 2, l 3 ¼  1 und l 4 ¼ 3. Daraus ergibt sich die folgende allgemeine Lösung der homogenen Dgl: y 0 ¼ ðC 1 þ C 2 xÞ  e 2 x þ C 3  e  x þ C 4  e 3 x 2. Schritt: Störfunktion g ðxÞ ¼ 8  e x (vom Typ Nr. 2 mit c ¼ 1Þ Aus der Tabelle entnehmen wir den folgenden Ansatz für eine partikuläre Lösung y P der inhomogenen Dgl (c ¼ 1 ist keine Lösung der charakteristischen Gleichung, siehe 1. Schritt): yP ¼ A  e x mit ð4Þ x y 0P ¼ y 00P ¼ y 000 P ¼ yP ¼ A  e Einsetzen in die inhomogene Dgl und kürzen durch e x : y ð4Þ  6 y 000 þ 9 y 00 þ 4 y 0  12 y ¼ A  e x  6 A  e x þ 9 A  e x þ 4 A  e x  12 A  e x ¼ 8  e x    4 A  e x ¼ 8  e x  : e x )  4 A ¼ 8 ) A ¼  2 Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl: ) yP ¼  2  e x 3. Schritt: Wir erhalten damit für die inhomogene Dgl folgende allgemeine Lösung: y ¼ y 0 þ y P ¼ ðC 1 þ C 2 xÞ  e 2 x þ C 3  e  x þ C 4  e 3 x  2  e x ¼ ¼ C 3  e  x  2  e x þ ðC 1 þ C 2 xÞ  e 2 x þ C 4  e 3 x G86 y ð5Þ  y ð4Þ þ 4 y 000  4 y 00 ¼ 12 x þ 4 1. Schritt: Integration der zugehörigen homogenen Dgl y ð5Þ  y ð4Þ þ 4 y 000  4 y 00 ¼ 0 durch den Exponentialansatz y ¼ e l x mit y 0 ¼ l  e l x ; y 00 ¼ l 2  e l x ; y 000 ¼ l 3  e l x ; y ð4Þ ¼ l 4  e l x und y ð5Þ ¼ l 5  e l x : y ð5Þ  y ð4Þ þ 4 y 000  4 y 00 ¼ l 5  e l x  l 4  e l x þ 4 l 3  e l x  4 l 2  e l x ¼ ¼ ðl 5  l 4 þ 4 l 3  4 l 2 Þ  e l x ¼ 0 |{z} 6¼ 0 l5  l4 þ 4l3  4l2 ¼ 0 ) l 2 ðl 3  l 2 þ 4 l  4Þ ¼ 0 ) l 2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼ 0 l3  l2 þ 4l  4 ¼ 0 Für die kubische Gleichung l 3  l 2 þ 4 l  4 ¼ 0 findet man durch Probieren die Lösung l 3 ¼ 1. Mit Hilfe des Horner-Schemas lassen sich die restlichen Lösungen leicht bestimmen:
424 G Gewöhnliche Differentialgleichungen 1 1 4 4 1 0 4 0 4 0 l3 ¼ 1 1 ) l2 þ 4 ¼ 0 ) l2 ¼ 4 ) l 4=5 ¼  2 j Die Lösungen der charakteristischen Gleichung lauten also: l 1=2 ¼ 0, l 3 ¼ 1 und l 4=5 ¼  2 j. Damit besitzt die homogene Dgl die folgende allgemeine Lösung: y 0 ¼ C 1 þ C 2 x þ C 3  e x þ C 4  sin ð2 xÞ þ C 5  cos ð2 xÞ 2. Schritt: Störglied g ðxÞ ¼ 12 x þ 4 (Störglied vom Typ Nr. 1) Wegen a 0 ¼ a 1 ¼ 0, a 2 6¼ 0 liefert die Tabelle den folgenden Lösungsansatz für eine partikuläre Lösung y P der inhomogenen Dgl (mit allen benötigten Ableitungen): y P ¼ x 2 ðA x þ BÞ ¼ A x 3 þ B x 2 y 0P ¼ 3 A x 2 þ 2 B x ; y 00P ¼ 6 A x þ 2 B ; y 000 P ¼ 6A; y ð4Þ ¼ 0; P y ð5Þ ¼ 0 P Einsetzen in die inhomogene Dgl, die Glieder dann nach fallenden Potenzen ordnen: y ð5Þ  y ð4Þ þ 4 y 000  4 y 00 ¼ 0  0 þ 4  6 A  4 ð6 A x þ 2 BÞ ¼ 12 x þ 4 ) 24 A  24 A x  8 B ¼  24 A x þ ð24 A  8 BÞ ¼ 12 x þ 4 Wir vergleichen beiderseits die linearen und die absoluten Glieder und erhalten zwei einfache Gleichungen für die noch unbekannten Parameter A und B: ðIÞ ðIIÞ  24 A ¼ 12 ) 24 A  8 B ¼ 4 A ¼  0,5 ) (Einsetzen in (II))  8 B ¼ 4  24 A ¼ 4  24  ð 0,5Þ ¼ 4 þ 12 ¼ 16 Partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl: ) B ¼ 2 y P ¼  0,5 x 3  2 x 2 3. Schritt: Die inhomogene Dgl besitzt damit die folgende allgemeine Lösung: y ¼ y 0 þ y P ¼ C 1 þ C 2 x þ C 3  e x þ C 4  sin ð2 xÞ þ C 5  cos ð2 xÞ  0,5 x 3  2 x 2 ¼ ¼ C 1 þ C 2 x  2 x 2  0,5 x 3 þ C 3  e x þ C 4  sin ð2 xÞ þ C 5  cos ð2 xÞ 5 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation Lösungsweg: Das Anfangswertproblem wird zunächst in den Bildbereich transformiert (Laplace-Transformation), die erhaltene algebraische Gleichung dann nach der Bildfunktion aufgelöst. Durch Rücktransformation mit Hilfe der Laplace-Transformationstabelle erhält man aus der Bildfunktion die gesuchte Originalfunktion, d. h. die spezielle Lösung der Differentialgleichung.
5 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation 425 5.1 Lineare Differentialgleichungen 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten Lehrbuch: Band 2, Kapitel VI.5.1.2 Formelsammlung: Kapitel XIII.5.2 Tabelle spezieller Laplace-Transformationen: Band 2, Kapitel VI.4.2 und Formelsammlung, Kapitel XIII.6 In den Lösungen wird die jeweilige Nummer der Laplace-Transformation mit den entsprechenden Parameterwerten angegeben (z. B. Nr. 6 mit a ¼  1Þ: G87 y 0 þ y ¼ t  et ; Anfangswert: y ð0Þ ¼ 2 Die Dgl wird durch die Laplace-Transformation in die folgende algebraische Gleichung übergeführt (Transformation in den Bildbereich; Y ðsÞ ¼ l fy ðtÞg) : 1 ½ s  Y ðsÞ  y ð0Þ  þ Y ðsÞ ¼ lft  e  t g ¼ |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} ðs þ 1Þ 2 Nr. 6 mit a ¼  1 2 Diese Gleichung lösen wir nach der Bildfunktion Y ðsÞ auf: s  Y ðsÞ  2 þ Y ðsÞ ¼ ðs þ 1Þ  Y ðsÞ  2 ¼ Y ðsÞ ¼ 1 ðs þ 1Þ 3 þ 2 sþ1 1 ðs þ 1Þ 2 ) ðs þ 1Þ  Y ðsÞ ¼ 1 ðs þ 1Þ 2 þ2 ) Die Rücktransformation in den Originalbereich liefert die gesuchte Lösung: ( ) ( )   1 2 1 1 1 1 1 ¼ þ 2  l1 y ðtÞ ¼ l fY ðsÞg ¼ l þ ¼ l sþ1 sþ1 ðs þ 1Þ 3 ðs þ 1Þ 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ¼ G88 1 2 t  e t þ 2  e t ¼ 2 y 0 þ 4 y ¼ 10  cos t ;   1 2 t þ 2  e t ; 2 Nr. 13 mit a ¼  1 Nr. 3 mit a ¼  1 t  0 Anfangswert: y ð0Þ ¼ p Wir transformieren die Dgl zunächst in den Bildbereich (Laplace-Transformation; Y ðsÞ ¼ l fy ðtÞg) : s ½ s  Y ðsÞ  y ð0Þ  þ 4  Y ðsÞ ¼ l f10  cos tg ¼ 10  l fcos tg ¼ 10  2 s þ1 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |ffl{zffl} p Nr. 25 mit a ¼ 1 Diese algebraische Gleichung lösen wir jetzt nach der Bildfunktion Y ðsÞ auf: s ) s  Y ðsÞ  p þ 4  Y ðsÞ ¼ ðs þ 4Þ  Y ðsÞ  p ¼ 10  2 s þ1 s s p þ p ) Y ðsÞ ¼ 10  þ ðs þ 4Þ  Y ðsÞ ¼ 10  sþ4 s2 þ 1 ðs þ 4Þ ðs 2 þ 1Þ Rücktransformation in den Originalbereich (inverse Laplace-Transformation): ( ) s p 1 1 y ðtÞ ¼ l fY ðsÞg ¼ l þ 10  ¼ sþ4 ðs þ 4Þ ðs 2 þ 1Þ ( ) ( )   s 1 s þ p  l 1 þ p  e 4t ¼ ¼ 10  l  1 ¼ 10  l  1 sþ4 ðs þ 4Þ ðs 2 þ 1Þ ðs þ 4Þ ðs 2 þ 1Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Nr. 3 mit a ¼  4 F ðsÞ
426 G Gewöhnliche Differentialgleichungen ¼ 10  l  1 fF ðsÞg þ p  e  4 t s Die Rücktransformation der Bildfunktion F ðsÞ ¼ erfolgt mit dem Faltungssatz (Band 2: Kapitel ðs þ 4Þ ðs 2 þ 1Þ VI.2.7 bzw. FS: Kapitel XIII.2.7): F ðsÞ ¼ s ðs þ 4Þ ðs 2 ¼ þ 1Þ 1 s ¼ F 1 ðsÞ  F 2 ðsÞ  s þ 4 s2 þ 1 |fflffl{zfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} F 1 ðsÞ F 2 ðsÞ Aus der Transformationstabelle entnehmen wir die Originalfunktionen f 1 ðtÞ und f 2 ðtÞ zu F 1 ðsÞ und F 2 ðsÞ:     1 s ¼ cos t f 1 ðtÞ ¼ l  1 fF 1 ðsÞg ¼ l  1 ¼ e  4 t ; f 2 ðtÞ ¼ l  1 fF 2 ðsÞg ¼ l  1 sþ4 s2 þ 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Nr. 3 mit a ¼  4 Nr. 25 mit a ¼ 1 Die Originalfunktion zu F ðsÞ ¼ F 1 ðsÞ  F 2 ðsÞ ist dann das Faltungsprodukt f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞ der Originalfunktionen f 1 ðtÞ und f 2 ðtÞ: ðt f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞ ¼ ðt f 1 ðuÞ  f 2 ðt  uÞ d u ¼ 0 0 ðt cos u  e ¼ ðt f 2 ðuÞ  f 1 ðt  uÞ d u ¼ 4tþ4u 0 ðt du ¼ 0 cos u  e  4 ðt  uÞ d u ¼ cos u  e 4t e 4u du ¼ e 0 4t ðt  cos u  e 4 u d u ¼ e  4 t  I 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I Die Auswertung des Integrals I erfolgt mit der Integraltafel der Formelsammlung (Integral 324 mit a ¼ 4, b ¼ 1):  ðt I ¼ cos u  e 4 u d u ¼ e 4u ð4  cos u þ 1  sin uÞ 16 þ 1 0 t ¼ 0 1 17 e 4 u ð4  cos u þ sin uÞ t 0 ¼ ¼ 1 1 ½ e 4 t ð4  cos t þ sin tÞ  e 0 ð4  cos 0 þ sin 0Þ  ¼ ½ e 4 t ð4  cos t þ sin tÞ  1 ð4  1 þ 0Þ  ¼ 17 17 ¼ 1 ½ ð4  cos t þ sin tÞ  e 4 t  4  17 Somit gilt: f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞ ¼ e  4 t  I ¼ e  4 t  1 1 ½ ð4  cos t þ sin tÞ  e 4 t  4  ¼ ½ 4  cos t þ sin t  4  e  4 t  17 17 l  1 fF ðsÞg ¼ l  1 fF 1 ðsÞ  F 2 ðsÞg ¼ l  1 ¼  1 s  2 sþ4 s þ1  ¼ f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞ ¼ 1 ð4  cos t þ sin t  4  e  4 t Þ 17 Die Lösung der Anfangswertaufgabe lautet damit wie folgt: 10 ð4  cos t þ sin t  4  e  4 t Þ þ p  e  4 t ¼ 17   10 40 ð4  cos t þ sin tÞ þ p   e 4t ; t  0 ¼ 17 17 y ðtÞ ¼ 10  l  1 fF ðsÞg þ p  e  4 t ¼
5 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation 427 R L-Stromkreis mit linear ansteigender äußerer Spannung Der in Bild G-33 skizzierte Stromkreis enthält einen ohmschen Widerstand R und eine Induktivität L . Die von außen angelegte Spannung u ¼ k t steigt mit der Zeit t linear an ðk > 0Þ. Bestimmen Sie den zeitlichen Verlauf der Stromstärke i ¼ i ðtÞ unter der Voraussetzung, dass der R L-Stromkreis im Einschaltzeitpunkt t ¼ 0 stromlos ist. G89 R Anleitung: Aus der Maschenregel erhält man für die Stromstärke i ¼ i ðtÞ die folgende Dgl 1. Ordnung: L i (t ) di L þ Ri ¼ u dt u (t ) Bild G-33 Wir transformieren die geringfügig umgestellte Dgl wie folgt in den Bildbereich ðdie Laplace-Transformierte der gesuchten Lösung i ¼ i ðtÞ bezeichnen wir mit I ðsÞ; Anfangswert: i ð0Þ ¼ 0Þ: di R u k þ i ¼ ¼ t dt L L L oder di þ ai ¼ bt dt ðmit a ¼ R=L und b ¼ k=LÞ 1 ½ s  I ðsÞ  i ð0Þ  þ a  I ðsÞ ¼ l fb tg ¼ b  l ftg ¼ b  s2 |{z} |ffl{zffl} Nr. 4 0 Diese algebraische Gleichung lösen wir nach der Bildfunktion I ðsÞ auf: s  I ðsÞ þ a  I ðsÞ ¼ ðs þ aÞ  I ðsÞ ¼ b  1 s2 ) I ðsÞ ¼ b  1 ðs þ aÞ s 2 Rücktransformation aus dem Bildbereich in den Originalbereich (inverse Laplace-Transformation) führt zur gesuchten Lösung der Anfangswertaufgabe: ( ) ( ) 1 1 e at þ a t  1 1 1 1 i ðtÞ ¼ l fI ðsÞg ¼ l b ¼ ¼ bl ¼ b a2 ðs þ aÞ s 2 ðs þ aÞ s 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Nr. 11 mit a ¼  a k  ¼ L e  R t L þ R t 1 L R2 L2 ¼ k L2 LR2  R   R  R kL R  t  t t 1 ¼ t 1 ; e L þ e L þ L L R2 t  0 Da im Laufe der Zeit (d. h. für t  1) der erste Summand in der Klammer verschwindet (streng monoton fallende Exponentialfunktion), erhält man für große Zeiten einen linearen Zusammenhang zwischen der Stromstärke i und der Zeit t (Bild G-34): i kL R2     R k L t 1 ¼ t  ; L R R t  1 i i = i (t ) L /R Bild G-34 Asymptotischer Verlauf für t >> 1 t
428 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Sinkgeschwindigkeit eines Körpers in einer zähen Flüssigkeit Die Sinkgeschwindigkeit v einer Stahlkugel in einer zähen Flüssigkeit genügt der folgenden Dgl (ohne Auftrieb, siehe Bild G-35): Kugel –kv v mg m v_ þ k v ¼ m g m: Masse der Kugel G90 Bild G-35 k : Reibungsfaktor ð k > 0Þ g: Erdbeschleunigung Wie lautet das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz v ¼ v ðtÞ bei einer Anfangsgeschwindigkeit v ð0Þ ¼ v 0 ? Welche Endgeschwindigkeit v E wird erreicht? Hinweis: Siehe hierzu auch Aufgabe G 36, in der diese Dgl durch „Variation der Konstanten“ gelöst wurde. Wir stellen die Dgl zunächst geringfügig um und transformieren sie anschließend mit Hilfe der Laplace-Transformation in den Bildbereich ðdie Bildfunktion von v ¼ v ðtÞ bezeichnen wir mit V ðsÞÞ: v_ þ k v ¼ g m oder v_ þ a v ¼ g ðmit a ¼ k=mÞ 1 ½ s  V ðsÞ  v ð0Þ  þ a  V ðsÞ ¼ s  V ðsÞ  v 0 þ a  V ðsÞ ¼ l fgg ¼ g  l f1g ¼ g  s |{z} |fflffl{zfflffl} v0 Nr. 2 Diese algebraische Gleichung lösen wir nach der Bildfunktion V ðsÞ auf: s  V ðsÞ  v 0 þ a  V ðsÞ ¼ ðs þ aÞ  V ðsÞ  v 0 ¼ g  V ðsÞ ¼ g  1 s ) ðs þ aÞ  V ðsÞ ¼ g  1 þ v0 s ) 1 1 þ v0  sþa s ðs þ aÞ Rücktransformation in den Originalbereich (inverse Laplace-Transformation) liefert das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz für t  0:   1 1 1 1 þ v0  ¼ g v ðtÞ ¼ l fV ðsÞg ¼ l sþa s ðs þ aÞ    1 1 e at  1 þ v0  l 1 ¼ g þ v0  e at ¼ sþa a s ðs þ aÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ¼ g  l 1  Nr. 5 mit a ¼  a ¼  Nr. 3 mit a ¼  a g ðe  a t  1Þ þ v 0  e  a t ¼ a v0  g a  e at þ g ¼ a v0  mg k Die (konstante) Endgeschwindigkeit v E erhalten wir für den Grenzübergang t ! 1:    k mg mg mg mg  emt þ ¼ 0þ ¼ ; t  0 v E ¼ lim v ðtÞ ¼ lim v0  k k k k t!1 t!1 |ffl{zffl} ! 0 (die streng monoton fallende Exponentialfunktion verschwindet für t ! 1) k  emt þ mg k
5 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation 429 Bild G-36 zeigt den zeitlichen Verlauf der Sinkgeschwindigkeit v („Sättigungsfunktion“). v mg k v = v0 – k – t mg mg ·e m + k k v0 Bild G-36 t D T 1 -Regelkreisglied Das Verhalten eines sog. D T 1 -Regelkreisgliedes der Regelungstechnik lässt sich durch die lineare Dgl T  v_ þ v ¼ K  u_ G91 beschreiben. Dabei bedeuten: T; K : positive Konstanten u ¼ u ðtÞ: Eingangssignal v ¼ v ðtÞ: Ausgangssignal Bestimmen Sie unter Verwendung des Faltungssatzes das zeitabhängige Ausgangssignal v ¼ v ðtÞ für das periodische Eingangssignal u ¼ u ðtÞ ¼ E  sin ðw tÞ und den Anfangswert v ð0Þ ¼ 0 . Mit u_ ¼ E w  cos ðw tÞ (Kettenregel) lautet die Dgl für das Ausgangssignal v ¼ v ðtÞ wie folgt: T  v_ þ v ¼ K  u_ ¼ K E w  cos ðw tÞ oder v_ þ a v ¼ b  cos ðw tÞ ðmit a ¼ 1=T und b ¼ ðK E wÞ=T Þ Wir transformieren die Dgl mit Hilfe der Laplace-Transformation in den Bildbereich ðdie Laplace-Transformierte der gesuchten Lösung v ¼ v ðtÞ bezeichnen wir mit V ðsÞÞ: ½ s  V ðsÞ  v ð0Þ  þ a  V ðsÞ ¼ s  V ðsÞ þ a  V ðsÞ ¼ |{z} 0 s ¼ l f b  cos ðw tÞg ¼ b  l fcos ðw tÞg ¼ b  2 s þ w2 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Nr. 25 mit a ¼ w Diese algebraische Gleichung wird nach der Bildfunktion V ðsÞ aufgelöst: s  V ðsÞ þ a  V ðsÞ ¼ ðs þ aÞ  V ðsÞ ¼ b  s s2 þ w2 ) V ðsÞ ¼ b  s ðs 2 þ w 2 Þ ðs þ aÞ Bei der Rücktransformation verwenden wir den Faltungssatz: ( )   s s 1 1 1 v ðtÞ ¼ l fV ðsÞg ¼ l b  ¼ ¼ b  l 1 s2 þ w2 s þ a ðs 2 þ w 2 Þ ðs þ aÞ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflffl{zfflffl} F 1 ðsÞ F 2 ðsÞ ¼ b  l  1 fF 1 ðsÞ  F 2 ðsÞg ¼ b  ð f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞÞ
430 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Dabei ist f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞ das Faltungsprodukt der noch unbekannten Originalfunktionen f 1 ðtÞ und f 2 ðtÞ der Faktorfunktionen F 1 ðsÞ und F 2 ðsÞ. Durch Rücktransformation aus dem Bild- in den Originalbereich erhalten wir:     s 1 ¼ cos ðw tÞ ; f 2 ðtÞ ¼ l  1 fF 2 ðsÞg ¼ l  1 f 1 ðtÞ ¼ l  1 fF 1 ðsÞg ¼ l  1 ¼ e at sþa s2 þ w2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Nr. 25 mit a ¼ w Nr. 3 mit a ¼  a Wir ermitteln jetzt das Faltungsprodukt: ðt f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞ ¼ ðt f 1 ðuÞ  f 2 ðt  uÞ d u ¼ 0 ðt ¼ cos ðw uÞ  e  a ðt  uÞ ðt cos ðw uÞ  e  a t þ a u d u ¼ du ¼ 0 0 cos ðw uÞ  e  a t  e a u d u ¼ e  a t  0 ðt cos ðw uÞ  e a u d u ¼ e  a t  I 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} I Auswertung des Integrals I mit Hilfe der Integraltafel der Formelsammlung (Integral 324 mit a ¼ a und b ¼ w):  ðt I ¼ cos ðw uÞ  e du ¼ au 0 e au ½ a  cos ðw uÞ þ w  sin ðw uÞ  a2 þ w2 t t ¼ 0 ¼ 1 a2 þ w2 e a u a  cos ðw uÞ þ w  sin ðw uÞ ¼ 1 a2 þ w2 ¼ 1 a2 þ w2 e a t a  cos ðw tÞ þ w  sin ðw tÞ  e 0 ða  cos 0 þ w  sin 0Þ |{z} |ffl{zffl} 1 1 0  e a t ða  cos ðw tÞ þ w  sin ðw tÞÞ  a ¼  ¼ f 0 Damit gilt für das Faltungsprodukt: f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞ ¼ e  a t  I ¼ e  a t  ¼ 1 a2 þ w2 1 ½ e a t ða  cos ðw tÞ þ w  sin ðw tÞÞ  a  ¼ a2 þ w2 a  cos ðw tÞ þ w  sin ðw tÞ  a  e  a t  Die Lösung der Dgl lautet daher wie folgt: v ðtÞ ¼ b  ð f 1 ðtÞ * f 2 ðtÞÞ ¼ ¼  T ¼ ¼  KEw 1 þ w2 T2  K EwT   1 þ w2 T2 T2 KEw 1 þ ðw T Þ 2 a2 b þ w2 a  cos ðw tÞ þ w  sin ðw tÞ  a  e  a t 1 1  cos ðw tÞ þ w  sin ðw tÞ   e  t=T T T  ¼  1 1  cos ðw tÞ þ w  sin ðw tÞ   e t=T T T  cos ðw tÞ þ w T  sin ðw tÞ  e  t = T ;  ¼  ¼ t  0 Umformungen: Bruch vor der Klammer mit T erweitern, dann T bzw. T 2 in die Klammern multiplizieren.
5 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation 431 5.2 Lineare Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten Lehrbuch: Band 2, Kapitel VI.5.1.3 Formelsammlung: Kapitel XIII.5.3 Tabelle spezieller Laplace-Transformationen: Band 2, Kapitel VI.4.2 und Formelsammlung, Kapitel XIII.6 In den Lösungen wird die jeweilige Nummer der Laplace-Transformation mit den entsprechenden Parameterwerten angegeben (z. B. Nr. 6 mit a ¼ 1Þ. G92 Lösen Sie die folgende Schwingungsgleichung mit Hilfe der Laplace-Transformation: x€ þ 2 x_ þ 5 x ¼ 0 ; Anfangswerte: x ð0Þ ¼ 10 ; x_ ð0Þ ¼ 0 Wir transformieren die Dgl in den Bildbereich:   s 2  X ðsÞ  s  x ð0Þ  x_ ð0Þ þ 2 s  X ðsÞ  x ð0Þ þ 5  X ðsÞ ¼ l f0g ¼ 0 |ffl{zffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} 10 0 10 Diese algebraische Gleichung lösen wir nach der Bildfunktion X ðsÞ ¼ l fx ðtÞg auf: s 2  X ðsÞ  10 s þ 2 s  X ðsÞ  20 þ 5  X ðsÞ ¼ 0 ðs 2 þ 2 s þ 5Þ  X ðsÞ ¼ 10 s þ 20 ¼ 10 ðs þ 2Þ ) ) X ðsÞ ¼ 10  s2 sþ2 þ 2s þ 5 Vor der Rücktransformation müssen wir diese echt gebrochenrationale Funktion so zerlegen, dass wir die Glieder in der Transformationstabelle finden (quadratische Ergänzung im Nenner): sþ2 sþ2 ðs þ 1Þ þ 1 ¼ 10  ¼ ¼ 10  2 þ 2s þ 5 ðs þ 2 s þ 1Þ þ 4 ðs þ 1Þ 2 þ 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ðs þ 1Þ 2 ! sþ1 1 þ ðs þ 1Þ 2 þ 2 2 ðs þ 1Þ 2 þ 2 2 X ðsÞ ¼ 10  s2 ¼ 10 Rücktransformation in den Originalbereich führt jetzt zur gesuchten Lösung (inverse Laplace-Transformation): ( !) sþ1 1 1 1 x ðtÞ ¼ l fX ðsÞg ¼ l 10 þ ¼ ðs þ 1Þ 2 þ 2 2 ðs þ 1Þ 2 þ 2 2 ( ¼ 10 l 1 sþ1 ) ðs þ 1Þ 2 þ 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Nr. 29 mit a ¼ 2, b ¼  1  ¼ 10 e  t  cos ð2 tÞ þ ( þl 1 1 )! ðs þ 1Þ 2 þ 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ¼ Nr. 28 mit a ¼ 2, b ¼  1  e  t  sin ð2 tÞ ¼ 5  e  t ½ 2  cos ð2 tÞ þ sin ð2 tÞ ; 2 t  0
432 G Gewöhnliche Differentialgleichungen Der zeitliche Verlauf dieser gedämpften Schwingung ist in Bild G-37 dargestellt. x 10 x = 5 · e – t · [ 2 · cos (2 t ) + sin (2 t ) ] 5 1 Bild G-37 1 2 3 t –2 Stoßdämpferproblem Ein schwingungsfähiges (gedämpftes) Feder-Masse-System mit der Masse m ¼ 50 kg, der Federkonstanten c ¼ 10 200 N/m und der Dämpferkonstanten b ¼ 2000 kg/s wird zur Zeit t ¼ 0 s aus der Gleichgewichtslage heraus mit der Geschwindigkeit v 0 ¼ 2,8 m/s angestoßen. Untersuchen Sie die Bewegung der Masse mit Hilfe der Schwingungsgleichung G93 m x€ þ b x_ þ c x ¼ 0 und skizzieren Sie den zeitlichen Verlauf der Ortskoordinate x ¼ x ðtÞ . Wir erhalten die folgende Schwingungsgleichung (ohne Einheiten): 50 x€ þ 2000 x_ þ 10 200 x ¼ 0 oder x€ þ 40 x_ þ 204 x ¼ 0 Transformation in den Bildraum ðmit X ðsÞ bezeichnen wir die Laplace-Transformierte der gesuchten Lösung x ¼ x ðtÞ; Anfangswerte: x ð0Þ ¼ 0; x_ ð0Þ ¼ v 0 ¼ 2; 8):   s 2  X ðsÞ  s  x ð0Þ  x_ ð0Þ þ 40 s  X ðsÞ  x ð0Þ þ 204  X ðsÞ ¼ l f0g ¼ 0 |ffl{zffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} 0 2,8 0 Wir lösen diese Gleichung nach X ðsÞ auf: s 2  X ðsÞ  2,8 þ 40 s  X ðsÞ þ 204  X ðsÞ ¼ 0 X ðsÞ ¼ ) ðs 2 þ 40 s þ 204Þ  X ðsÞ ¼ 2,8 ) 2,8 2,8 2,8 ¼ 2 ¼ s 2 þ 40 s þ 204 ðs þ 40 s þ 400Þ  196 ðs þ 20Þ 2  14 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1. Binom Umformung des Nenners (Quadratische Ergänzung zu einem Binom): s 2 þ 40 s þ 204 ¼ s 2 þ 40 s þ 20 2  20 2 þ 204 ¼ ðs 2 þ 40 s þ 400Þ  196 ¼ ðs þ 20Þ 2  14 2 Durch Rücktransformation in den Originalbereich erhalten wir das gesuchte Weg-Zeit-Gesetz (inverse Laplace-Transformation): ( ) ( ) 2,8 1 1 1 1 x ðtÞ ¼ l fX ðsÞg ¼ l ¼ ¼ 2,8  l ðs þ 20Þ 2  14 2 ðs þ 20Þ 2  14 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Nr. 32 mit a ¼ 14, b ¼  20 ¼ 2,8  e  20 t  sinh ð14 tÞ ¼ 0,2  e  20 t  sinh ð14 tÞ ; 14 t  0
5 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation 433 Es handelt sich (infolge der starken Dämpfung) um eine sog. aperiodische Schwingung, deren zeitlicher Verlauf in Bild G-38 dargestellt ist. x 0,6 x = 0,2 · e – 20 t · sinh (14 t ) 0,4 0,2 Bild G-38 0,1 0,3 0,5 t Erzwungene mechanische Schwingung G94 Lösen Sie das folgende Schwingungsproblem: x€ þ 25 x ¼ 2  sin ð2 tÞ ; Anfangswerte: x_ ð0Þ ¼ 1 x ð0Þ ¼ 0 ; Transformation in den Bildbereich:  2 4 s 2  X ðsÞ  s  x ð0Þ  x_ ð0Þ þ 25  X ðsÞ ¼ l f2  sin ð2 tÞg ¼ 2  l fsin ð2 tÞg ¼ 2  ¼ |ffl{zffl} |ffl{zffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} s2 þ 4 s2 þ 4 Nr. 24 mit a ¼ 2 0 1 Wir lösen diese algebraische Gleichung nach der Bildfunktion X ðsÞ ¼ l fx ðtÞg auf: s 2  X ðsÞ  1 þ 25  X ðsÞ ¼ ðs 2 þ 25Þ  X ðsÞ ¼ s2 4 s2 þ 4 4 þ1 þ4 ) ) ðs 2 þ 25Þ  X ðsÞ  1 ¼ X ðsÞ ¼ 4 ðs 2 þ 4Þ ðs 2 þ 25Þ þ 4 s2 þ 4 s2 ) 1 þ 25 Rücktransformation in den Originalbereich liefert das gesuchte Weg-Zeit-Gesetz: ( ) 4 1 1 1 x ðtÞ ¼ l fX ðsÞg ¼ l ¼ þ s 2 þ 25 ðs 2 þ 4Þ ðs 2 þ 25Þ ( )  1 ¼ 4l ¼ þl s 2 þ 25 ðs 2 þ 4Þ ðs 2 þ 25Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 1 1 Nr. 43 mit a ¼ 2, b ¼ 5 ¼ 4 ¼  2  sin ð5 tÞ  5  sin ð2 tÞ 10 ð4  25Þ  Nr. 24 mit a ¼ 5 þ sin ð5 tÞ 5 ¼   1 2  sin ð5 tÞ  5  sin ð2 tÞ þ  sin ð5 tÞ ¼ 5 2 105 4 2 1  sin ð5 tÞ þ  sin ð2 tÞ þ  sin ð5 tÞ ¼ 105 21 5   1 4 2   sin ð5 tÞ þ  sin ð2 tÞ ¼ 5 105 21 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} 21  4 17 ¼ 105 105 ¼ 17 2  sin ð5 tÞ þ  sin ð2 tÞ ; 105 21 t  0
434 G Gewöhnliche Differentialgleichungen LRC-Stromkreis Ein Stromkreis enthält die Induktivität L ¼ 1 H, den ohmschen Widerstand R ¼ 80 W und eine Kapazität von C ¼ 400 mF ¼ 4  10  4 F. Er wird durch die Gleichspannung u ¼ 100 V gespeist. Bestimmen Sie den zeitlichen Verlauf der Kondensatorladung q ¼ q ðtÞ, die der Dgl G95 L q€ þ R q_ þ q ¼ u C mit den Anfangswerten q ð0Þ ¼ 0 und i ðtÞ ¼ q_ ð0Þ ¼ 0 genügt. i ¼ i ðtÞ ¼ q_ ðtÞ: Stromstärke (zeitliche Ableitung der Ladung) Einheiten: t in s; i in A; q in As Die Dgl für die Ladung q ¼ q ðtÞ lautet wie folgt (ohne Einheiten): 1  q€ þ 80 q_ þ 1  q ¼ 100 4  10  4 q€ þ 80 q_ þ 2500 q ¼ 100 oder Wir transformieren sie in den Bildbereich (Laplace-Transformation):  100 s 2  Q ðsÞ  s  q ð0Þ  q_ ð0Þ þ 80 s  Q ðsÞ  q ð0Þ  þ 2500  Q ðsÞ ¼ l f100g ¼ 100  l f1g ¼ s |ffl{zffl} |ffl{zffl} |ffl{zffl} |fflfflffl{zfflfflffl} 0 0 0 Nr. 2 Diese algebraische Gleichung lösen wir nach der Bildfunktion Q ðsÞ ¼ l fq ðtÞg auf: s 2  Q ðsÞ þ 80 s  Q ðsÞ þ 2500  Q ðsÞ ¼ Q ðsÞ ¼ 100 s ) ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ  Q ðsÞ ¼ 100 s ) 100 s ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ Vor der Rücksubstitution zerlegen wir die echt gebrochenrationale Bildfunktion Q ðsÞ in Partialbrüche. Da der Faktor s 2 þ 80 s þ 2500 auf konjugiert komplexe Nennernullstellen führt, erhalten wir für die Partialbruchzerlegung den folgenden Ansatz (siehe FS: Kapitel V.3.3.1): 100 s ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ ¼ A Bs þ C þ s s 2 þ 80 s þ 2500 Wir bringen alle Brüche der rechten Seite auf den Hauptnenner s ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ und erhalten durch Vergleich beider Seiten die folgende Gleichung: 100 s ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ ¼ A ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ þ ðB s þ CÞ s s ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ ) 100 ¼ A ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ þ ðB s þ CÞ s ¼ A s 2 þ 80 A s þ 2500 A þ B s 2 þ C s ¼ ¼ ðA þ BÞ s 2 þ ð80 A þ CÞ s þ 2500 A Wir vertauschen beide Seiten und ergänzen dann auf der rechten Seite die noch fehlenden Glieder 0  s 2 und 0  s: ðA þ BÞ s 2 þ ð80 A þ CÞ s þ 2500 A ¼ 0  s 2 þ 0  s þ 100 Durch Koeffizientenvergleich folgt (das LGS lösen wir von unten nach oben): ðIÞ AþB ¼ 0 ) B ¼  A ¼  0,04 ðIIÞ 80 A þ C ¼ 0 ) C ¼  80 A ¼  80  0,04 ¼  3,2 ðIIIÞ 2500 A ¼ 100 ) A ¼ 0,04
5 Lösung linearer Anfangswertprobleme mit Hilfe der Laplace-Transformation 435 Wir haben dieses gestaffelte lineare Gleichungssystem schrittweise von unten nach oben gelöst. Damit gilt: 100 Q ðsÞ ¼ ¼ 0,04  0,04 s  3,2 0,04 s þ 80 ¼ ¼ þ  0,04  2 s s s þ 80 s þ 2500 s 2 þ 80 s þ 2500  s ðs 2 þ 80 s þ 2500Þ  1 s þ 80 ¼ 0,04  2 s s þ 80 s þ 2500 Damit wir bei der Rücktransformation die Glieder in der Transformationstabelle finden, bringen wir den 2. Bruch in der Klammer auf die folgende Gestalt (quadratische Ergänzung im Nenner, anschließend den Bruch in zwei Teilbrüche aufspalten): ðs þ 40Þ þ 40 s þ 80 ðs þ 40Þ þ 40 ¼ ¼ ¼ s 2 þ 80 s þ 2500 ðs 2 þ 80 s þ 1600Þ þ 900 ðs 2 þ 80 s þ 1600Þ þ 2500  1600 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} 1. Binom: ðs þ 40Þ 2 30 2 ¼ ðs þ 40Þ þ 40 2 ðs þ 40Þ þ 30 2 ¼ s þ 40 2 ðs þ 40Þ þ 30 2 þ 40 ðs þ 40Þ 2 þ 30 2 Damit gilt:  Q ðsÞ ¼ 0,04 1 s þ 80  s s 2 þ 80 s þ 2500  ¼ 0,04 1 s þ 40 40   2 s 2 ðs þ 40Þ þ 30 ðs þ 40Þ 2 þ 30 2 ! Durch Rücktransformation erhalten wir die folgende Abhängigkeit der Ladung q von der Zeit t: ( !) 1 s þ 40 40 1 1 q ðtÞ ¼ l fQ ðsÞg ¼ l  0,04  ¼ s ðs þ 40Þ 2 þ 30 2 ðs þ 40Þ 2 þ 30 2 ¼ 0,04 ( ) ( )!   1 s þ 40 1 1 1 l l  40  l ¼ s ðs þ 40Þ 2 þ 30 2 ðs þ 40Þ 2 þ 30 2 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 Nr. 2 ¼ 0,04 ¼ 0,04 1e  40 t Nr. 29 mit a ¼ 30, b ¼  40 Nr. 28 mit a ¼ 30, b ¼  40 ! e  40 t  sin ð30 tÞ ¼  cos ð30 tÞ  40  30      40 4  sin ð30 tÞ ¼ 0,04  0,04  e  40 t cos ð30 tÞ þ  sin ð30 tÞ 1  e  40 t cos ð30 tÞ þ 30 3 Die Kondensatorladung strebt im Laufe der Zeit (d. h. für t ! 1) gegen den konstanten Wert q E ¼ 0,04 As:    4 q E ¼ lim q ðtÞ ¼ lim 0,04  0,04  e  40 t cos ð30 tÞ þ  sin ð30 tÞ ¼ 0,04 3 t!1 t!1 Bild G-39 zeigt den zeitlichen Verlauf der Ladung q. q 0,04 0,03 0,02 0,01 Bild G-39 0,02 0,06 0,10 0,14 0,18 t
436 H Komplexe Zahlen und Funktionen Hinweise für das gesamte Kapitel (1) Die Darstellung einer komplexen Zahl z erfolgt entweder in der kartesischen Form oder in einer der beiden Polarformen (Exponentialform oder trigonometrische Form): Kartesische Form: z ¼ x þ j y (mit x; y 2 R) jj Polarformen: z ¼ r  e ¼ r ðcos j þ j  sin jÞ (mit r  0 und 0  j < 2 p) Die Angabe des Winkels (Argumentes) von z erfolgt in der Regel als Hauptwert im Intervall 0  j < 2 p (Drehung im mathematisch positiven Sinn, d. h. im Gegenuhrzeigersinn). In der Technik wird als Winkel häufig der kleinstmögliche Drehwinkel angegeben, die Hauptwerte liegen dann im Intervall  p < j  p . Die Winkel können auch im Gradmaß angegeben werden. 1 ¼ j j3 ¼  j , j4 ¼ 1 ; Wir erinnern: j 2 ¼  1 , j Die zu z konjugiert komplexe Zahl kennzeichnen wir duch das Symbol z* . (2) (3) 1 Komplexe Rechnung 1.1 Grundrechenarten Lehrbuch: Band 1, Kapitel VII.1 und 2.1 Formelsammlung: Kapitel VIII.1 und 2 Die nachfolgenden komplexen Zahlen sind sowohl in der Exponentialform z ¼ r  e j j als auch in der trigonometrischen Form z ¼ r ðcos j þ j  sin jÞ mit r  0 und 0  j < 2 p darzustellen. Wie lauten die zugehörigen konjugiert komplexen Zahlen in der Polarform und der kartesischen Darstellungsform? H1 a) z ¼ 3  11 j c) z ¼ ð2  jÞ *  ð5  jÞ 2 b) z ¼  4,5  1,8 j Grundsätzlich sind zwei verschiedene Lösungswege möglich: 1. Die in der Polarform, d. h. in der trigonometrischen bzw. Exponentialform verwendeten Polarkoordinaten r und j lassen sich rein geometrisch aus einer Lageskizze mit Hilfe eines rechtwinkligen Dreiecks bestimmen (siehe hierzu als Musterbeispiel die Lösung der Teilaufgabe a)). 2. Die Polarkoordinaten r und j können auch mit den aus dem Lehrbuch (Band 1) und der Formelsammlung bekannten „ Lösungsformeln “ berechnet werden: r ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi x2 þ y2 , tan j ¼ y x ) j ¼ arctan y x þK (! FS : Kap. VIII.1.3.2) Dabei ist K eine von der Lage der komplexen Zahl z ¼ x þ j y in der Gaußschen Zahlenebene abhängige Konstante. Bei Beschränkung auf den Hauptwertbereich 0  j < 2 p (entspricht einer vollen Drehung im Gegenuhrzeigersinn) gilt dann: K ¼ 0 im 1. Quadrant, K ¼ p im 2. und 3. Quadrant und K ¼ 2 p im 4. Quadrant. Bei der Lösung der Aufgaben werden wir im Regelfall den zuletzt beschriebenen Lösungsweg einschlagen. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_8
1 Komplexe Rechnung 437 a) z ¼ 3  11 j ¼ r  e j j ¼ r ðcos j þ j  sin jÞ (4. Quadrant, siehe Bild H-1) 1. Lösungsweg („geometrische Lösung“) Aus dem rechtwinkligen Dreieck (in der Lageskizze dick umrandet) berechnen wir die Hypotenuse r und den „ Hilfswinkel “ a und daraus dann den gesuchten Hauptwert des Winkels j: Satz des Pythagoras: Im ( z ) r 2 ¼ 3 2 þ 11 2 ¼ 9 þ 121 ¼ 130 pffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ 130 ¼ 11,402 ) 3 3 a Re ( z ) Hilfswinkel a: tan a ¼ 11 3  ) a ¼ arctan  11 ¼ 74,74 3 r 11 Polarwinkel j: j ¼ 360  a ¼ 360  74,74 ¼ 285,26 ¼ b 4,9786 – 11 (im Bogenmaß) Ergebnis: z ¼ 3  11 j ¼ 11,402  e j 4,9786 ¼ z = 3 – 11 j Bild H-1 ¼ 11,402 ðcos 4,9786 þ j  sin 4,9786Þ Die konjugiert komplexe Zahl lautet: z* ¼ ð3  11 jÞ* ¼ 3 þ 11 j ¼ 11,402  e j ð 4,9786Þ ¼ 11,402  e j ð 4,9786 þ 2 pÞ ¼ 11,402  e j 1,3046 ¼ ¼ 11,402 ðcos 1,3046 þ j  sin 1,3046Þ (Hauptwert des Winkels: j ¼  4,9786 þ 2 p ¼ 1,3046 ¼ b 74,74 ) 2. Lösungsweg (Verwendung der „ Lösungsformeln “) Die komplexe Zahl z ¼ 3  11 j liegt im 4. Quadrant (siehe Bild H-1). qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ 3 2 þ ð 11Þ 2 ¼ 9 þ 121 ¼ 130 ¼ 11,402      11 11 j ¼ arctan þ 2 p ¼ arctan  þ 2 p ¼ 4,9786 ¼ b 285,26 3 3 ðim GradmaßÞ z ¼ 3  11 j ¼ 11,402  e j 4,9786 ¼ 11,402 ðcos 4,9786 þ j  sin 4,9786Þ z* ¼ ð3  11 jÞ* ¼ 3 þ 11 j ¼ 11,402  e j ð 4,9786Þ ¼ 11,402  e j ð 4,9786 þ 2 pÞ ¼ 11,402  e j 1,3046 ¼ ¼ 11,402 ðcos 1,3046 þ j  sin 1,3046Þ (3. Quadrant) b) z ¼  4,5  1,8 j ¼ r  e j j ¼ r ðcos j þ j  sin jÞ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ ð 4,5Þ 2 þ ð 1,8Þ 2 ¼ 20,25 þ 3,24 ¼ 23,49 ¼ 4,847    1,8 þ p ¼ arctan 0,4 þ p ¼ 0,3805 þ p ¼ 3,5221 ¼ b 201,80 j ¼ arctan  4,5 z ¼  4,5  1,8 j ¼ 4,847  e j 3,5221 ¼ 4,847 ðcos 3,5221 þ j  sin 3,5221Þ ðim GradmaßÞ
438 H Komplexe Zahlen und Funktionen Die konjugiert komplexe Zahl lautet: z* ¼ ð 4,5  1,8 jÞ* ¼  4,5 þ 1,8 j ¼ 4,847  e j ð 3,5221Þ ¼ 4,847  e j ð 3,5221 þ 2 pÞ ¼ 4,847  e j 2,7611 ¼ ¼ 4,847 ðcos 2,7611 þ j  sin 2,7611Þ (Hauptwert des Winkels: j ¼  3,5221 þ 2 p ¼ 2,7611 ¼ b 158,20 ) c) Wir bringen z zunächst in die kartesische Form: z ¼ ð2  jÞ *  ð5  jÞ 2 ¼ ð2 þ jÞ  ð25  10 j þ j 2 Þ ¼ 2 þ j  ð25  10 j  1Þ ¼ ¼ 2 þ j  ð24  10 jÞ ¼ 2 þ j  24 þ 10 j ¼  22 þ 11 j ð2: QuadrantÞ Umrechnung in die Polarform z ¼ r  e j j ¼ r ðcos j þ j  sin jÞ: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ ð 22Þ 2 þ 11 2 ¼ 484 þ 121 ¼ 605 ¼ 24,597   11 j ¼ arctan þ p ¼ arctan ð 0,5Þ þ p ¼  0,4636 þ p ¼ 2,6779 ¼ b 153,43  22 z ¼  22 þ 11 j ¼ 24,597  e j 2,6779 ¼ 24,597 ðcos 2,6779 þ j  sin 2,6779Þ Konjugiert komplexe Zahl: z* ¼ ð 22 þ 11 jÞ* ¼  22  11 j ¼ 24,597  e j ð 2,6779Þ ¼ 24,597  e j ð 2,6779 þ 2 pÞ ¼ ¼ 24,597  e j 3,6053 ¼ 24,597 ðcos 3,6053 þ j  sin 3,6053Þ (Hauptwert des Winkels: j ¼  2,6779 þ 2 p ¼ 3,6053 ¼ b 206,57 ) H2 Die nachfolgenden komplexen Zahlen sind in der kartesischen Form z ¼ x þ j y dazustellen. Wie lautet die jeweilige konjugiert komplexe Zahl (in kartesischer Darstellung)? a) z ¼ 6  e j 2,5 b) z ¼ 10 ½cos ð 225 Þ þ j  sin ð 225 Þ c) z ¼ 4 ½ cos ð 40 Þ þ j  sin ð 40 Þ  þ 2  e j 30  3 þ 1,5 j Lösungsweg: Schrittweise Umformung nach dem folgenden Schema: Exponentialform a) z ! trigonometrische Form ausmultiplizieren  ! kartesische Form ¼ 6  e j 2,5 ¼ 6 ðcos 2,5 þ j  sin 2,5Þ ¼ 6  cos 2,5 þ ð6  sin 2,5Þ j ¼  4,807 þ 3,591 j z * ¼ ð 4,807 þ 3,591 jÞ * ¼  4,807  3,591 j b) z ¼ 10 ½ cos ð 225 Þ þ j  sin ð 225 Þ  ¼ 10  cos ð 225 Þ þ ½ 10  sin ð 225 Þ  j ¼  7,071 þ 7,071 j z* ¼ ð 7,071 þ 7,071 jÞ * ¼  7,071  7,071 j c) Die ersten beiden Summanden müssen zunächst in die kartesische Form gebracht werden, da die Addition komplexer Zahlen nur in dieser Darstellungsform möglich ist: z ¼ 4 ½ cos ð 40 Þ þ j  sin ð 40 Þ  þ 2  e j 30  3 þ 1,5 j ¼ ¼ 4  cos ð40 Þ þ ½ 4  sin ð 40 Þ  j þ 2 ðcos 30 þ j  sin 30 Þ  3 þ 1,5 j ¼ ¼ 3,064  2,571 j þ 2  cos 30 þ ð2  sin 30 Þ j  3 þ 1,5 j ¼ ¼ 3,064  2,571 j þ 1,732 þ j  3 þ 1,5 j ¼ ð3,064 þ 1,732  3Þ þ ð 2,571 j þ j þ 1,5 jÞ ¼ ¼ 1,796  0,071 j z* ¼ ð1,796  0,071 jÞ * ¼ 1,796 þ 0,071 j
1 Komplexe Rechnung 439 Berechnen Sie mit den komplexen Zahlen z1 ¼ 2  j , z2 ¼ 5 þ 2 j und z 3 ¼ 3 j die folgenden Terme (Endergebnisse in der kartesischen Darstellungsform angeben): H3 aÞ bÞ cÞ z 3  ð2 z*2  3 z 1 Þ þ z*3  3 j  z 1 z*1 þ 2 z 3  z 1  j  z 2 2 ðz 2  z*3 Þ  z 1 pffiffiffi j z 1 j þ 2 j z 2 þ z*3 j þ z*1  z 2  18 j ðz 3  z 1 Þ * j  j j  ðz 1  z 2 Þ j aÞ z 3  ð2 z*2  3 z 1 Þ þ z*3  3 j  z 1 ¼  3 j ½ 2 ð5 þ 2 jÞ *  3 ð2  jÞ  þ ð 3 jÞ *  3 j ð2  jÞ ¼ ¼  3 j ½ 2 ð5  2 jÞ  6 þ 3 j  þ 3 j  6 j þ 3 j 2 ¼ ¼  3 j ð10  4 j  6 þ 3 jÞ  3 j  3 ¼  3 j ð4  jÞ  3 j  3 ¼ ¼  12 j þ 3 j 2  3 j  3 ¼  15 j  3  3 ¼  6  15 j b) Der besseren bersicht wegen bringen wir zunächst in getrennter Rechnung Zähler und Nenner jeweils in die kartesische Form. Zähler: z*1 þ 2 z 3  z 1  j  z 2 ¼ ð2  jÞ * þ 2 ð 3 jÞ ð2  jÞ  j ð5 þ 2 jÞ ¼ ¼ 2 þ j  6 j ð2  jÞ  5 j  2 j 2 ¼ 2 þ j  12 j þ 6 j 2  5 j þ 2 ¼ ¼ 2 þ j  12 j  6  5 j þ 2 ¼ ð2  6 þ 2Þ þ ð j  12 j  5 jÞ ¼ ¼ 2  16 j ¼  2 ð1 þ 8 jÞ Nenner: 2 ðz 2  z*3 Þ  z 1 ¼ 2 ½ 5 þ 2 j  ð 3 jÞ *  ð2  jÞ ¼ 2 ð5 þ 2 j  3 jÞ ð2  jÞ ¼ 2 ð5  jÞ ð2  jÞ ¼ ¼ 2 ð10  5 j  2 j þ j 2 Þ ¼ 2 ð10  7 j  1Þ ¼ 2 ð9  7 jÞ Berechnung des Bruches (dieser wird zunächst mit dem konjugiert komplexen Nenner, also der komplexen Zahl 9 þ 7 j erweitert; Faktor 2 vorher kürzen): z*1 þ 2 z 3  z 1  j  z 2 2 ð 1  8 jÞ 1  8j ð 1  8 jÞ ð9 þ 7 jÞ ¼ ¼ ¼ ¼ 9  7j ð9  7 jÞ ð9 þ 7 jÞ 2 ð9  7 jÞ 2 ðz 2  z*3 Þ  z 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða  bÞ ða þ bÞ ¼ a 2  b 2 ¼ mit a ¼ 9; b ¼ 7 j  9  7 j  72 j  56 j 2  9  79 j þ 56 47  79 j 47 79 ¼ ¼  j ¼ ¼ 81 þ 49 130 130 130 81  49 j 2 ¼ 0,362  0,608 j c) Wir bringen zunächst (in getrennter Rechnung) alle Summanden im Zähler und Nenner des Bruches in die kartesische Form. Summanden des Zählers qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi j z 1 j ¼ j 2  j j ¼ 2 2 þ ð 1Þ 2 ¼ 4 þ 1 ¼ 5 pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 j z 2 þ z*3 j ¼ 2 j ð5 þ 2 jÞ þ ð 3 jÞ * j ¼ 2 j 5 þ 2 j þ 3 j j ¼ 2 j 5 þ 5 j j ¼ 2  5 2 þ 5 2 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 2  25 þ 25 ¼ 2  50 ¼ 2  50 ¼ 100 ¼ 10 z*1  z 2 ¼ ð2  jÞ * ð5 þ 2 jÞ ¼ ð2 þ jÞ ð5 þ 2 jÞ ¼ 10 þ 4 j þ 5 j þ 2 j 2 ¼ 10 þ 9 j  2 ¼ 8 þ 9 j
440 H Komplexe Zahlen und Funktionen Summanden des Nenners j ðz 3  z 1 Þ * j ¼ j z 3  z 1 j ¼ j  3 j  ð2  jÞ j ¼ j  3 j  2 þ j j ¼ j  2  2 j j ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ð 2Þ 2 þ ð 2Þ 2 ¼ 4 þ 4 ¼ 8 ¼ 2 2 (unter Berücksichtigung von j z* j ¼ j z j ) j j  ðz 1  z 2 Þ j ¼ j j j  j z 1  z 2 j ¼ 1 j ð2  jÞ  ð5 þ 2 jÞ j ¼ j 2  j  5  2 j j ¼ j  3  3 j j ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ð 3Þ 2 þ ð 3Þ 2 ¼ 9 þ 9 ¼ 18 ¼ 3 2 Berechnung des Bruches pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 5 þ 10 þ 8 þ 9 j  18 5 þ 9j j z 1 j þ 2 j z 2 þ z*3 j þ z*1  z 2  18 ð 5 þ 9 jÞ ð 2Þ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ ¼ ¼ j ðz 3  z 1 Þ * j  j j  ðz 1  z 2 Þ j 2 23 2  2 ð 2Þ ð 2Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl ffl} pffiffiffi Bruch mit  2 erweitert pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffi  5  2  9 2j  10  9 2 j 1 pffiffiffiffiffi 9 pffiffiffi ¼ ¼  10  2 j ¼  1,581  6,364 j ¼ 2 2 2 2 Berechnen Sie mit den komplexen Zahlen z1 ¼ H4 2þj , 1  2j die folgenden Ausdrücke: pffiffiffi a) z 1 þ 5 z 2  3 z*3 z 2 ¼ 2  e j p=3 b) und z 3 ¼ 4 ðcos 30 þ j  sin 30 Þ z*1  z 3 0,5 z 2 a) Addition und Subtraktion lassen sich bekanntlich nur in der kartesischen Darstellungsform durchführen. Wir müssen daher die gegebenen Zahlen zunächst in diese Form bringen. Umformungen: z 1 zunächst mit dem konjugiert komplexen Nenner, d. h. der komplexen Zahl 1 þ 2 j erweitern. Die komplexe Zahl z 2 in die trigonometrische Form bringen, dann ausmultiplizieren. Die komplexe Zahl z 3 ausmultiplizieren. z1 ¼ 2þj ð2 þ jÞ ð1 þ 2 jÞ 2 þ 4 j þ j þ 2 j2 2 þ 5j  2 5j ¼ ¼ ¼ ¼ ¼ j 1  2 j ð1  2 jÞ ð1 þ 2 jÞ 1þ4 5 1  4 j2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða  bÞ ða þ bÞ ¼ a 2  b 2 z 2 ¼ 2  e j p=3 ¼ 2 ½ cos ð p=3Þ þ j  sin ð p=3Þ  ¼ 2  cos ð p=3Þ þ ½ 2  sin ð p=3Þ  j ¼ 1  pffiffiffi z 3 ¼ 4 ðcos 30 þ j  sin 30 Þ ¼ 4  cos 30 þ ð4  sin 30 Þ j ¼ 2 3 þ 2 j pffiffiffi 3j Somit erhalten wir: pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi z 1 þ 5 z 2  3 z*3 ¼ j þ 5 ð1  3 jÞ  3 ð2 3 þ 2 jÞ * ¼ j þ 5  5 3 j  3 ð2 3  2 jÞ ¼ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼ j þ 5  5 3 j  6 þ 2 3 j ¼ ð5  6Þ þ ðj  5 3 j þ 2 3 jÞ ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼  1 þ ðj  3 3 jÞ ¼  1  ð3 3  1Þ j ¼  1  4,196 j b) Die Berechnung des Bruches soll hier in der für Multiplikation und Division bequemeren Exponentialform erfolgen. Umformungen: Die komplexen Zahlen z 1 und z 3 zunächst in die Exponentialform bringen, wobei wir das Ergebnis z 1 ¼ j aus Teilaufgabe a) berücksichtigen. z1 ¼ 2þj ¼ j ¼ 1  e j p=2 , 1  2j z 3 ¼ 4 ðcos 30 þ j  sin 30 Þ ¼ 4  e j 30 ¼ 4  e j p=6
1 Komplexe Rechnung 441 z*1  z 3 ð1  e j p=2 Þ *  ð4  e j p=6 Þ 4  e j p=2  e j p=6 ¼ ¼ 4  e j p=2  e j p=6  e j p=3 ¼ ¼ 0,5 z 2 e j p=3 0,5 ð2  e  j p=3 Þ ¼ 4  e j ð 2 þ 6 þ 3 Þ ¼ 4  e j p p p 3pþpþ2p 6 ¼ 4  e j0 ¼ 4  e0 ¼ 4  1 ¼ 4 Alternative: Berechnung in kartesischer Form, wobei die Zahlen z 2 und z 3 zunächst in dieser Form dargestellt werden müssen. Der Bruch wird dann mit z*2 erweitert, Zähler und Nenner anschließend ausmultipliziert. Stellen sie die Summe H5 z ¼ z 1 þ z 2 þ z 3 ¼ 2  e j 1,25 p þ 0,2 ð1  3 jÞ 3 þ 2j 3 þ 4j in der kartesischen und exponentiellen Form dar. Wir müssen zunächst die drei Summanden z 1 , z 2 und z 3 in die kartesische Form bringen, da Additionen nur in dieser Form durchführbar sind: z 1 ¼ 2  e  j 1,25 p ¼ 2 ½ cos ð 1,25 pÞ þ j  sin ð 1,25 pÞ  ¼ 2  cos ð 1,25 pÞ þ ½ 2  sin ð 1,25 pÞ  j ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼  2 þ 2j z 2 ¼ 0,2 ð1  3 jÞ 3 ¼ 0,2 ð1 3  3  1 2  3 j þ 3  1  ð3 jÞ 2  ð3 jÞ 3 Þ ¼ 0,2 ð1  9 j þ 27 j 2  27 j 3 Þ ¼ |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} Binom : ða  bÞ3 ¼ a 3  3 a 2 b þ 3 a b 2  b 3 ¼ 0,2 ð1  9 j  27 þ 27 jÞ ¼ 0,2 ð 26 þ 18 jÞ ¼  5,2 þ 3,6 j z3 ¼ 2j ð2  jÞ ð3  4 jÞ 6  8 j  3 j þ 4 j2 6  11 j  4 2  11 j 2 11 ¼ ¼ ¼  j ¼ ¼ ¼ 2 3 þ 4j ð3 þ 4 jÞ ð3  4 jÞ 9 þ 16 25 25 25 9  16 j |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða þ bÞ ða  bÞ ¼ a 2  b 2 ¼ 0,08  0,44 j Umformung: Die komplexe Zahl z 3 wurde zunächst mit dem konjugiert komplexen Nenner, d. h. der komplexen Zahl 3  4 j erweitert. Summenwert in kartesischer Form pffiffiffi pffiffiffi z ¼ z 1 þ z 2 þ z 3 ¼ ð 2 þ 2 jÞ þ ð 5,2 þ 3,6 jÞ þ ð0,08  0,44 jÞ ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ ð 2  5,2 þ 0,08Þ þ ð 2 þ 3,6  0,44Þ j ¼  6,534 þ 4,574 j Summenwert in der Exponentialform z ¼  6,534 þ 4,574 j ¼ r  e j j ð2: QuadrantÞ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ ð 6,534Þ 2 þ 4,574 2 ¼ 63,6146 ¼ 7,976   4,574 þ p ¼ arctan ð 0,7000Þ þ p ¼  0,6107 þ p ¼ 2,5308 ¼ b 145,01 j ¼ arctan  6,534 Ergebnis: z ¼  6,534 þ 4,574 j ¼ 7,976  e j 2,5308
442 H Komplexe Zahlen und Funktionen 1.2 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen Lehrbuch: Band 1, Kapitel VII.2.2 bis 2.4 Formelsammlung: Kapitel VIII.3 bis 5 Berechnen Sie die folgenden Potenzen mit Hilfe der Formel von Moivre. Die Ergebnisse sind in der kartesischen und exponentiellen Darstellungsform anzugeben (Winkel als Hauptwert im Intervall 0  j < 2 p). pffiffiffi pffiffiffi a) ð1  2 jÞ 3 b) ð2  e j p=4 Þ 6 c) ½ 2 ðcos 30 þ j  sin 30 Þ  8 H6 Die Basiszahlen der Potenzen müssen gegebenenfalls zunächst in die Exponentialform gebracht werden (betrifft die Teilaufgaben a) und c), dann nach Moivre potenzieren: z n ¼ ðr  e j j Þ n ¼ r n  e j n j . pffiffiffi z ¼ 1  2 j ¼ r  e jj (z liegt im 4. Quadrant) qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ j z j ¼ 1 2 þ ð 2Þ 2 ¼ 1 þ 2 ¼ 3  pffiffiffi pffiffiffi  2 j ¼ arg ðzÞ ¼ arctan þ 2 p ¼ arctan ð 2Þ þ 2 p ¼  0,9553 þ 2 p ¼ 5,3279 1 pffiffiffi pffiffiffi Somit: z ¼ 1  2 j ¼ 3  e j 5,3279 a) Basis: Berechnung der Potenz z 3 nach der Formel von Moivre: pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi z 3 ¼ ð1  2 jÞ 3 ¼ ð 3  e j 5,3279 Þ 3 ¼ ð 3Þ 3  e j ð3  5,3279Þ ¼ 3 3  e j 15,9837 ¼ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼ 3 3  e j ð15,9837  4 pÞ ¼ 3 3  e j 3,4173 ¼ 3 3 ðcos 3,4173 þ j  sin 3,4173Þ ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ 3 3  cos 3,4173 þ ð3 3  sin 3,4173Þ j ¼  5,000  1,415 j (der Winkel liegt zunächst außerhalb des Hauptwertbereiches und muss um zwei volle Umdrehungen zurückgedreht werden ) Hauptwert ¼ 15,9837  2  2 p ¼ 15,9837  4 p ¼ 3,4173) pffiffiffi pffiffiffi Ergebnis: ð1  2 jÞ 3 ¼  5,000  1,415 j ¼ 3 3  e j 3,4173 ¼ 5,196  e j 3,4173 b) Basis: z ¼ 2  e j p=4 (z liegt bereits in der Exponentialform vor) Berechnung der Potenz z 6 nach der Formel von Moivre: z 6 ¼ ð2  e j p=4 Þ 6 ¼ 2 6  e j ð6  p=4Þ ¼ 64  e j 6 p=4 ¼ 64  e j 3 p=2 ¼ 64  e j ð 3 p=2 þ 2 pÞ ¼ 64  e j p=2 ¼ ¼ 64 ½ cos ðp=2Þ þ j  sin ðp=2Þ  ¼ 64 ð0 þ j  1Þ ¼ 64 j (Hauptwert des Winkels ¼ 3 p=2 þ 2 p ¼ p=2) Ergebnis: c) Basis: ð2  e j p=4 Þ 6 ¼ 64 j ¼ 64  e j p=2 z ¼ pffiffiffi pffiffiffi 2 ðcos 30 þ j  sin 30 Þ ¼ 2  e j 30 Berechnung der Potenz z 8 nach der Formel von Moivre: pffiffiffi pffiffiffi z 8 ¼ ð 2  e j 30 Þ 8 ¼ ð 2Þ 8  e j ð8  30 Þ ¼ 16  e j 240 ¼ 16 ðcos 240 þ j  sin 240 Þ ¼ ¼ 16  cos 240 þ ð16  sin 240 Þ j ¼  8  13,856 j pffiffiffi Ergebnis: ½ 2 ðcos 30 þ j  sin 30  8 ¼  8  13,856 j ¼ 16  e j 240
1 Komplexe Rechnung 443 Berechnen Sie die Potenz H7   3þj 4 1j a) mit Hilfe der Binomischen Formel, b) mit Hilfe der Formel von Moivre. Das Ergebnis soll in der kartesischen Form angegeben werden. a) Wir bringen die Basis z ¼ 3þj zunächst in die kartesische Form (Bruch mit dem konjugiert komplexen Nenner, 1j d. h. der komplexen Zahl 1 þ j erweitern): z ¼ 3þj ð3 þ jÞ ð1 þ jÞ 3 þ 3 j þ j þ j2 3 þ 4j  1 2 þ 4j 2 4 ¼ ¼ ¼ þ j ¼ 1 þ 2j ¼ ¼ 2 1j ð1  jÞ ð1 þ jÞ 1þ1 2 2 2 1j |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða  bÞ ða þ bÞ ¼ a 2  b 2 Die Binomische Formel ða þ bÞ 4 ¼ a 4 þ 4 a 3 b þ 6 a 2 b 2 þ 4 a b 3 þ b 4 mit a ¼ 1 und b ¼ 2 j liefert das gesuchte Ergebnis:   3þj 4 4 z ¼ ¼ ð1 þ 2 jÞ 4 ¼ 1 4 þ 4  1 3  2 j þ 6  1 2  ð2 jÞ 2 þ 4  1  ð2 jÞ 3 þ ð2 jÞ 4 ¼ 1j ¼ 1 þ 8 j þ 24 j 2 þ 32 j 3 þ 16 j 4 ¼ 1 þ 8 j  24  32 j þ 16 ¼  7  24 j b) Wir bringen die Basis z ¼ 3þj ¼ 1 þ 2 j in die Exponentialform: 1j 3þj ¼ 1 þ 2 j ¼ r  e jj ð1: QuadrantÞ 1j pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ j z j ¼ 12 þ 22 ¼ 1 þ 4 ¼ 5   2 ¼ arctan 2 ¼ 1,1071 j ¼ arg ðzÞ ¼ arctan 1 pffiffiffi 3þj ¼ 1 þ 2 j ¼ 5  e j 1,1071 Somit: z ¼ 1j z ¼ Die Formel von Moivre liefert dann das gesuchte Ergebnis:    4 pffiffiffi pffiffiffi 4 j ð4  1,1071Þ 3þj 4 4 j 1,1071 ¼ 5e ¼ 5 e ¼ 25  e j 4,4284 ¼ z ¼ 1j ¼ 25 ðcos 4,4284 þ j  sin 4,4284Þ ¼ 25  cos 4,4284 þ ð25  sin 4,4284Þ j ¼ ¼  7,005  23,999 j Anmerkung: fehlern.  7  24 j Die geringfügige Abweichung vom Ergebnis aus der (exakten) Rechnung in a) beruht auf Rundungs- Einer Formelsammlung entnehmen wir die folgenden trigonometrischen Formeln: H8 cos ð4 jÞ ¼ 8  cos 4 j  8  cos 2 j þ 1 sin ð4 jÞ ¼ 4  sin j  cos j  ð2  cos 2 j  1Þ Leiten Sie diese Beziehungen aus der Formel von Moivre und unter Verwendung der Binomischen Formel her.
444 H Komplexe Zahlen und Funktionen ½ r ðcos j þ j  sin jÞ  n ¼ r n ½ cos ðn jÞ þ j  sin ðn jÞ  Formel von Moivre: Wir setzen r ¼ 1 und n ¼ 4 und erhalten die folgende Gleichung (seitenvertauscht): cos ð4 jÞ þ j  sin ð4 jÞ ¼ ðcos j þ j  sin jÞ 4 ð*Þ Die rechte Seite entwickeln wir nach der Binomischen Formel für ða þ bÞ 4 : ðcos j þ j  sin j Þ 4 ¼ ða þ bÞ 4 ¼ a 4 þ 4 a 3 b þ 6 a 2 b 2 þ 4 a b 3 þ b 4 ¼ |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflffl{zfflffl} a b 4 ¼ ðcos jÞ þ 4 ðcos jÞ 3 ðj  sin jÞ þ 6 ðcos jÞ 2 ðj  sin jÞ 2 þ 4 ðcos jÞ ðj  sin jÞ 3 þ ðj  sin jÞ 4 ¼ ¼ cos 4 j þ j ð4  cos 3 j  sin jÞ þ j 2 ð6  cos 2 j  sin 2 jÞ þ j 3 ð4  cos j  sin 3 jÞ þ j 4 ðsin 4 jÞ ¼ ¼ cos 4 j þ j ð4  cos 3 j  sin jÞ  6  cos 2 j  sin 2 j  j ð4  cos j  sin 3 jÞ þ sin 4 j ¼ ¼ ðcos 4 j  6  cos 2 j  sin 2 j þ sin 4 jÞ þ j ð4  cos 3 j  sin j  4  cos j  sin 3 jÞ Dieser komplexe Ausdruck ist gleich der komplexen Zahl cos ð4 jÞ þ j  sin ð4 jÞ (linke Seite der Gleichung (*)). Durch Vergleich der Real- bzw. Imaginiärteile erhalten wir folgende Beziehungen: cos ð4 jÞ ¼ cos 4 j  6  cos 2 j  sin 2 j þ sin 4 j sin ð4 jÞ ¼ 4  cos 3 j  sin j  4  cos j  sin 3 j Mit Hilfe des „ trigonometrischen Pythagoras “ sin 2 j þ cos 2 j ¼ 1 lassen sich diese Formeln auf die in der Aufgabenstellung angegebene Form bringen: cos ð4 jÞ ¼ cos 4 j  6  cos 2 j  sin 2 j þ sin 4 j ¼ cos 4 j  sin 2 j  ð6  cos 2 j  sin 2 j Þ ¼ |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} 1  cos 2 j 1  cos 2 j ¼ cos 4 j  ð1  cos 2 jÞ ð6  cos 2 j  1 þ cos 2 jÞ ¼ cos 4 j  ð1  cos 2 jÞ ð7  cos 2 j  1Þ ¼ ¼ cos 4 j  ð7  cos 2 j  1  7  cos 4 j þ cos 2 jÞ ¼ cos 4 j  ð8  cos 2 j  1  7  cos 4 jÞ ¼ ¼ cos 4 j  8  cos 2 j þ 1 þ 7  cos 4 j ¼ 8  cos 4 j  8  cos 2 j þ 1 sin ð4 jÞ ¼ 4  cos 3 j  sin j  4  cos j  sin 3 j ¼ 4  cos j  sin j  ðcos 2 j  sin 2 j Þ ¼ |fflffl{zfflffl} 1  cos 2 j ¼ 4  cos j  sin j  ðcos 2 j  1 þ cos 2 jÞ ¼ 4  cos j  sin j  ð2  cos 2 j  1Þ H9 Bestimmen Sie die folgenden Wurzeln in exponentieller und kartesischer Darstellungsform. Deuten Sie die Ergebnisse geometrisch (Skizze anfertigen). qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi ffi 4 3 a) 2  2 3j b) 8  e j p=4 Zur Erinnerung: Im Komplexen ist eine Wurzel immer mehrdeutig (Anzahl der verschiedenen Werte ¼ Wurzelexponent). Der Radikand der Wurzel muss zunächst in die Exponentialform gebracht werden. pffiffiffi a) Radikand: a ¼ 2  2 3 j ¼ a 0  e j ða þ k  2 pÞ (4. Quadrant; k 2 Z) qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a 0 ¼ j a j ¼ 2 2 þ ð 2 3Þ 2 ¼ 4 þ 12 ¼ 16 ¼ 4 pffiffiffi  pffiffiffi 2 3 p 1 6 5 þ 2 p ¼ arctan ð 3Þ þ 2 p ¼  þ 2p ¼  p þ p ¼ p a ¼ arg ðaÞ ¼ arctan 2 3 3 3 3 pffiffiffi Somit: a ¼ 2  2 3 j ¼ 4  e j ð5 p=3 þ k  2 pÞ
1 Komplexe Rechnung Wir setzen z ¼ 445 ffiffiffi p 4 a und erhalten daraus durch Potenzieren die Gleichung z 4 ¼ a . Mit dem Ansatz z ¼ r  e j j und a ¼ 4  e j ð5 p=3 þ k  2 pÞ folgt dann unter Verwendung der Formel von Moivre: z4 ¼ a ) ðr  e j j Þ 4 ¼ r 4  e j ð4 jÞ ¼ 4  e j ð5 p=3 þ k  2 pÞ Durch Vergleich der Beträge bzw. Winkel beiderseits erhalten wir zwei Bestimmungsgleichungen für die Unbekannten r und j: r4 ¼ 4 ) r ¼ pffiffiffi 2; 4j ¼ 5 p þ k  2p 3 jk ¼ ) 5 p 5p þ k  6p p þk  ¼ 12 2 12 ðmit k 2 ZÞ. Für den Winkel ergeben sich genau vier Hauptwerte (für k ¼ 0, 1, 2, 3): j0 ¼ 5 p ¼ b 75 , 12 j1 ¼ 11 p ¼ b 165 , 12 j2 ¼ 17 p ¼ b 255 , 12 j3 ¼ 23 p ¼ b 345 12 Die restlichen k-Werte führen zu Winkeln, die sich von einem der vier Hauptwerte um ein ganzzahliges Vielfaches von 2 p unterscheiden. Diese sog. Nebenwerte liefern keine neuen Ergebnisse. So erhalten wir z. B. für k ¼ 4 den Winkel j4 ¼ 5 p 5 p þ4 ¼ p þ 2 p ¼ j0 þ 2 p 12 2 12 5 p genau um 2 p , d. h. um eine volle Umdrehung in der Zahlenebene unterscheidet. 12 Es gibt somit genau vier verschiedene Lösungen (Wurzeln). Sie lauten der Reihe nach: pffiffiffi pffiffiffi z 0 ¼ 2  e j 75 ¼ 2 ðcos 75 þ j  sin 75 Þ ¼ 0,366 þ 1,366 j pffiffiffi pffiffiffi z 1 ¼ 2  e j 165 ¼ 2 ðcos 165 þ j  sin 165 Þ ¼  1,366 þ 0,366 j pffiffiffi pffiffiffi z 2 ¼ 2  e j 255 ¼ 2 ðcos 255 þ j  sin 255 Þ ¼  0,366  1,366 j pffiffiffi pffiffiffi z 3 ¼ 2  e j 345 ¼ 2 ðcos 345 þ j  sin 345 Þ ¼ 1,366  0,366 j der sich vom Winkel j 0 ¼ Geometrische Deutung in der Gaußschen Zahlenebene (Bild H-2) Im ( z ) z0 Die Bildpunkte der vier Wurzeln z 0 , z 1 , z 2 , z 3 liegenpauf ffiffiffi dem Mittelpunktskreis mit dem Radius R ¼ 2 und bilden die Ecken eines Quadrates (der Winkel zwischen zwei benachbarten Bildpunkten beträgt jeweils 90 (rechter Winkel)). 2 z1 2 75° Die Zeiger z 0 und z 2 bzw. z 1 und z 3 sind jeweils entgegengerichtet: 2 z 2 ¼  z 0 ¼  ð0,366 þ 1,366 jÞ ¼  0,366  1,366 j 2 z 3 ¼  z 1 ¼  ð 1,366 þ 0,366 jÞ ¼ 1,366  0,366 j b) Radikand: a ¼ 8  e j p=4 ¼ 8  e j ðp=4 þ k  2 pÞ Lösungsweg wie in Teilaufgabe a): pffiffiffi z ¼ 3 a ) z3 ¼ a mit z3 ¼ a ) ðk 2 ZÞ z ¼ r  e jj Bild H-2 z2 a ¼ 8  e j ðp=4 þ k  2 pÞ und ðr  e j j Þ 3 ¼ r 3  e j ð3 jÞ ¼ 8  e j ðp=4 þ k  2 pÞ Vergleich der Beträge bzw. Winkel beiderseits: r3 ¼ 8 ) r ¼ p ffiffiffi 3 8 ¼ 2; 3j ¼ p þ k  2p 4 ) jk ¼ p 2 þk  p 12 3 ðk 2 ZÞ Re ( z ) z3
446 H Komplexe Zahlen und Funktionen Für k ¼ 0, 1, 2 erhält man die Winkelhauptwerte aus dem Intervall 0  j < 2 p , alle übrigen k-Werte liefern nur Nebenwerte (d. h. Winkel, die sich von den Hauptwerten um ganzzahlige Vielfache von 2 p unterscheiden): j 0 ¼ p=12 ¼ b 15 , j 1 ¼ 9=12 p ¼ 3=4 p ¼ b 135 , j 2 ¼ 17=12 p ¼ b 255 Es gibt somit genau drei verschiedene Lösungen (Wurzeln). Sie lauten: z 0 ¼ 2  e j 15 ¼ 2 ðcos 15 þ j  sin 15 Þ ¼ 1,932 þ 0,518 j z 1 ¼ 2  e j 135 ¼ 2 ðcos 135 þ j  sin 135 Þ ¼  1,414 þ 1,414 j z 2 ¼ 2  e j 255 ¼ 2 ðcos 255 þ j  sin 255 Þ ¼  0,518  1,932 j Geometrische Deutung in der Gaußschen Zahlenebene (Bild H-3) Die Bildpunkte der drei Wurzeln z 0 , z 1 , z 2 liegen auf dem Mittelpunktskreis mit dem Radius R ¼ 2 und bilden die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks (der Winkel zwischen zwei benachbarten Bildpunkten beträgt jeweils 120 ). Die Zeiger z 1 und z 2 erhält man durch Drehung des Zeigers z 0 um 120 bzw. 240 im Gegenuhrzeigersinn. Im ( z ) z1 2 120° Bild H-3 z0 2 120° 120° 15° Re ( z ) 2 z2 H10 Berechnen Sie den natürlichen Logarithmus der folgenden komplexen Zahlen: pffiffiffi c) z ¼ ð4  3 jÞ 6 a) z ¼  3 þ j b) z ¼ 3  e j p=5 Geben Sie den jeweiligen Hauptwert an. Zur Erinnerung: Der Logarithmus einer komplexen Zahl ist – im Gegensatz zum Logarithmus einer positiven reellen Zahl – stets unendlich vieldeutig. Die Werte unterscheiden sich dabei im Imaginärteil um ganzzahlige Vielfache von 2 p. Die komplexe Zahl muss zunächst in die Exponentialform gebracht werden und wird dann logarithmiert unter Verwendung der folgenden (bekannten) Rechenregeln: ln ða  bÞ ¼ ln a þ ln b , ln a n ¼ n  ln a und ln e n ¼ n ðmit a > 0 ; b > 0Þ pffiffiffi a) z ¼  3 þ j ¼ r  e j ðj þ k  2 pÞ (2. Quadrant; k 2 ZÞ ffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ j z j ¼ ð 3Þ 2 þ 1 2 ¼ 3 þ 1 ¼ 4 ¼ 2     1 1 p 1 6 5 pffiffiffi þ p ¼ arctan  pffiffiffi þ p ¼  þp ¼  p þ p ¼ p j ¼ arg ðzÞ ¼ arctan 6 6 6 6  3 3 pffiffiffi Somit: z ¼  3 þ j ¼ 2  e j ð5 p=6 þ k  2 pÞ Logarithmieren unter Verwendung der bekannten Rechenregeln: ln z ¼ ln 2  e j ð5 p=6 þ k  2 pÞ Hauptwert ( k == 0): ¼ ln 2 þ ln e Ln z ¼ 0,6931 þ j ð5 p=6 þ k  2 pÞ  ¼ 0,6931 þ j 5 p j ¼ 0,6931 þ 2,6180 j 6 5 p þ k  2p 6  ðk 2 ZÞ
1 Komplexe Rechnung 447 b) z ¼ 3  e j p=5 ¼ 3  e j ðp=5 þ k  2 pÞ (k 2 ZÞ Logarithmieren unter Verwendung der bekannten Rechenregeln: ln z ¼ ln 3  e j ðp=5 þ k  2 pÞ Hauptwert ( k == 0): ¼ ln 3 þ ln e j ðp=5 þ k  2 p Þ ¼ 1,0986 þ j Ln z ¼ 1,0986 þ p þ k  2p 5 ðk 2 ZÞ p j ¼ 1,0986 þ 0,6283 j 5 c) ln z ¼ ln ð4  3 jÞ 6 ¼ 6  ln ð4  3 jÞ ¼ 6  ln a |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} a Die komplexe Zahl a ¼ 4  3 j wird in die Exponentialform gebracht: a ¼ 4  3 j ¼ r  e j ðj þ k  2 pÞ ð4: Quadrant; k 2 ZÞ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r ¼ j a j ¼ 4 2 þ ð 3Þ 2 ¼ 16 þ 9 ¼ 25 ¼ 5   3 j ¼ arg ðaÞ ¼ arctan þ 2 p ¼ arctan ð 0,75Þ þ 2 p ¼  0,6435 þ 2 p ¼ 5,6397 4 Somit: a ¼ 4  3 j ¼ 5  e j ð5,6397 þ k  2 pÞ Logarithmieren unter Verwendung der bekannten Rechenregeln: ln z ¼ 6  ln a ¼ 6  ln 5  e j ð5,6397 þ k  2 pÞ ¼ 6 ½ ln 5 þ ln e j ð5,6397 þ k  2 pÞ  ¼ ¼ 6 ½ ln 5 þ j ð5,6397 þ k  2 pÞ  ¼ 6  ln 5 þ j  6 ð5,6397 þ k  2 pÞ ¼ ¼ 9,6566 þ ð33,8382 þ k  12 pÞ j Hauptwert ( k == 0): ðk 2 ZÞ Ln z ¼ 9,6566 þ 33,8382 j 1.3 Algebraische Gleichungen, Polynomnullstellen Lehrbuch: Band 1, Kapitel VII.2.3 Formelsammlung: Kapitel VIII.4 H11 Bestimmen Sie sämtliche Lösungen der folgenden Gleichungen: pffiffiffi b) z 3 ¼ 4  5 j a) z 2 ¼ ð 3 þ jÞ 3 Zunächst muss die rechte Seite der jeweiligen Gleichung in die Exponentialform gebracht werden. pffiffiffi (2. Quadrant) a) z 2 ¼ a 3 mit a ¼  3 þ j ¼ a 0  e j a qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a 0 ¼ j a j ¼ ð 3Þ 2 þ 1 2 ¼ 3 þ 1 ¼ 4 ¼ 2     1 1 p 5 pffiffiffi þ p ¼ arctan  pffiffiffi þ p ¼  a ¼ arg ðaÞ ¼ arctan þp ¼ p 6 6  3 3 pffiffiffi Somit: a ¼  3 þ j ¼ 2  e j 5 p=6
448 H Komplexe Zahlen und Funktionen Die Potenz a 3 berechnen wir mit der Formel von Moivre: pffiffiffi a 3 ¼ ð 3 þ jÞ 3 ¼ ð2  e j 5 p=6 Þ 3 ¼ 2 3  e j ð3  5 p=6Þ ¼ 8  e j 5 p=2 ¼ 8  e j ð5 p=2  2 pÞ ¼ ¼ 8  e j p=2 ¼ 8  e j ðp=2 þ k  2 pÞ (Hauptwert des Winkels: ! Nebenwerte). ðk 2 ZÞ 5 p=2  2 p ¼ p=2; dieser Winkel ist bis auf ganzzahlige Vielfache von 2 p bestimmt Mit dem Ansatz z ¼ r  e j j geht die Gleichung z 2 ¼ a 3 dann über in: ðr  e j j Þ 2 ¼ r 2  e j ð2 jÞ ¼ 8  e j ðp=2 þ k  2 pÞ Vergleich von Betrag bzw. Winkel beiderseits: pffiffiffi pffiffiffi r2 ¼ 8 ) r ¼ 8 ¼ 2 2 2j ¼ p þ k  2p 2 ) jk ¼ p þk p 4 ðk 2 ZÞ Für den Winkel gibt es zwei Hauptwerte (für k ¼ 0, 1): j0 ¼ p ¼ b 45 , 4 j1 ¼ 5 p ¼ b 225 4 Die restlichen Winkel unterscheiden sich von j 0 bzw. j 1 um ganzzahlige Vielfache von 2 p (Nebenwerte) und liefern keine weiteren Lösungen. pffiffiffi Lösungen der Gleichung z 2 ¼ ð 3 þ jÞ 3 : pffiffiffi pffiffiffi z 0 ¼ 2 2  e j p=4 ¼ 2 2 ½ cos ðp=4Þ þ j  sin ðp=4Þ  ¼ 2 þ 2 j pffiffiffi pffiffiffi z 1 ¼ 2 2  e j 5 p=4 ¼ 2 2 ½ cos ð5 p=4Þ þ j  sin ð5 p=4Þ  ¼  2  2 j Anmerkung: z 1 ¼  z 0 ¼  ð2 þ 2 jÞ ¼  2  2 j b) z 3 ¼ a a ¼ 4  5 j ¼ a0  e ja (4. Quadrant) qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a 0 ¼ j a j ¼ 4 2 þ ð 5 Þ 2 ¼ 16 þ 25 ¼ 41   5 a ¼ arg ðaÞ ¼ arctan þ 2 p ¼ arctan ð 1,25Þ þ 2 p ¼  0,8961 þ 2 p ¼ 5,3871 4 pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi ðk 2 ZÞ Somit: a ¼ 4  5 j ¼ 41  e j 5,3871 ¼ 41  e j ð5,3871 þ k  2 pÞ mit (Hauptwert des Winkels a: 5,3871; Nebenwerte: 5,3871 þ k  2 p mit k 2 Z). Mit dem Ansatz z ¼ r  e j j und unter Verwendung der Formel von Moivre geht die Gleichung z 3 ¼ a dann über in: pffiffiffiffiffi ðr  e j j Þ 3 ¼ r 3  e j ð3 jÞ ¼ 41  e j ð5,3871 þ k  2 pÞ Vergleich von Betrag bzw. Winkel beiderseits: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi 3 pffiffiffiffiffi 3 r ¼ 41 ) r ¼ 41 ¼ 1,857 3 j ¼ 5,3871 þ k  2 p ) j k ¼ 1,7957 þ k  2 p 3 ðk 2 ZÞ Hauptwerte des Winkels j (für k ¼ 0, 1, 2): j 0 ¼ 1,7957 ¼ b 102,89 , j 1 ¼ 3,8901 ¼ b 222,89 , j 2 ¼ 5,9845 ¼ b 342,89 Die restlichen Winkel sind Nebenwerte und führen zu keinen weiteren Lösungen.
1 Komplexe Rechnung 449 Lösungen der Gleichung z 3 ¼ 4  5 j: z 0 ¼ 1,857  e j 1,7957 ¼ 1,857 ðcos 1,7957 þ j  sin 1,7957Þ ¼  0,414 þ 1,810 j z 1 ¼ 1,857  e j 3,8901 ¼ 1,857 ðcos 3,8901 þ j  sin 3,8901Þ ¼  1,361  1,264 j z 2 ¼ 1,857  e j 5,9845 ¼ 1,857 ðcos 5,9845 þ j  sin 5,9845Þ ¼ 1,775  0,546 j Lösen Sie die algebraische Gleichung z 4 þ 4 z 2 þ 16 ¼ 0 H12 mit Hilfe einer geeigneten Substitution. Wie lassen sich die Lösungen in der Gaußschen Zahlenebene geometrisch deuten? Diese Gleichung 4. Grades ist biquadratisch (sie enthält nur gerade Potenzen von z) und lässt sich daher durch die Substitution u ¼ z 2 in eine quadratische Gleichung überführen, die wir nach der p,q-Formel lösen: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi u 2 þ 4 u þ 16 ¼ 0 ) u 1=2 ¼  2  4  16 ¼  2   12 ¼  2  12 j Die insgesamt vier Lösungen der Ausgangsgleichung erhalten wir dann wie folgt durch Rücksubstitution: z2 ¼ u1 ¼  2 þ pffiffiffiffiffi 12 j Die rechte Seite wird in die Exponentialform gebracht: pffiffiffiffiffi a ¼ u 1 ¼  2 þ 12 j ¼ a 0  e j ða þ k  2 pÞ ð2: Quadrant; k 2 ZÞ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi a 0 ¼ j a j ¼ ð 2Þ 2 þ ð 12Þ 2 ¼ 4 þ 12 ¼ 16 ¼ 4 pffiffiffi pffiffiffiffiffi  pffiffiffi 12 2 3 p 2 þ p ¼ arctan  þ p ¼ arctan ð 3Þ þ p ¼  a ¼ arg ðaÞ ¼ arctan þp ¼ p 2 3 3 2 pffiffiffiffiffi Somit: a ¼  2 þ 12 j ¼ 4  e j ð2 p=3 þ k  2 pÞ Wir lösen die Gleichung z 2 ¼ a mit dem Ansatz z ¼ r  e j j unter Verwendung der Formel von Moivre: z2 ¼ a ) ðr  e j j Þ 2 ¼ r 2  e j ð2 jÞ ¼ 4  e j ð2 p=3 þ k  2 pÞ Vergleich von Betrag und Winkel beiderseits: pffiffiffi r2 ¼ 4 ) r ¼ 4 ¼ 2 2j ¼ 2 p þ k  2p 3 ) jk ¼ p þk p 3 ðk 2 ZÞ Hauptwerte des Winkels j (für k ¼ 0, 1): j0 ¼ p ¼ b 60 , 3 j1 ¼ 4 p ¼ b 240 3 Für alle übrigen Werte des Laufindex k erhalten wir Nebenwerte, d. h. Winkel, die sich von j 0 bzw. j 1 um ganzzahlige Vielfache von 2 p unterscheiden und somit zu keinen neuen Lösungen führen. pffiffiffiffiffi Lösungen der Gleichung z 2 ¼  2 þ 12 j: pffiffiffi z 0 ¼ 2  e j 60 ¼ 2 ðcos 60 þ j  sin 60 Þ ¼ 1 þ 3 j pffiffiffi z 1 ¼ 2  e j 240 ¼ 2 ðcos 240 þ j  sin 240 Þ ¼  1  3 j
450 H Komplexe Zahlen und Funktionen z2 ¼ u2 ¼  2  pffiffiffiffiffi 12 j Die Lösungen dieser Gleichung lassen sich auf gleiche Weise bestimmen. Einfacher ist hier der folgende Lösungsweg. Da die biquadratische Ausgangsgleichung ausschließlich reelle Koeffizienten besitzt, treten komplexe Lösungen immer paarweise als Paare konjugiert komplexer Zahlen auf. Mit den bereits bestimmten Lösungen z 0 und z 1 sind daher auch z*0 und z*1 Lösungen der biquadratischen Gleichung: pffiffiffi pffiffiffi Gesamtlösung: z 0 ¼ 1 þ 3 j, z 1 ¼  1  3 j, pffiffiffi pffiffiffi z 2 ¼ z*0 ¼ 1  3 j, z 3 ¼ z*1 ¼  1 þ 3 j Geometrische Deutung in der Gaußschen Zahlenebene (Bild H-4) Die Bildpunkte der vier Lösungen liegen auf dem Mittelpunktkreis mit dem Radius R ¼ 2 und bilden die Ecken eines achsenparallelen Rechtecks. Im ( z ) z3 Die Zeiger z 0 und z 1 bzw. z 2 und z 3 sind jeweils entgegengerichtet: pffiffiffi pffiffiffi z 1 ¼  z 0 ¼  ð1 þ 3 jÞ ¼  1  3 j pffiffiffi pffiffiffi z 3 ¼  z 2 ¼  ð1  3 jÞ ¼  1 þ 3 j 2 –1 z1 H13 2 Bild H-4 Re ( z ) 1 2 f ðzÞ ¼ 2 z 3 þ 4 z 2 þ 42 z  116 z0 3 2 – 3 z2 (z : komplexe Variable) Bestimmen Sie sämtliche Nullstellen dieser Polynomfunktion. Wie lautet die Produktdarstellung? Das Polynom ist vom Grade n ¼ 3 (ungerade), sämtliche Koeffizienten sind reell. Daher gibt es (mindestens) eine reelle Nullstelle. Durch Probieren finden wir diese bei z 1 ¼ 2. Mit dem Horner-Schema reduzieren wir das Polynom (Abspalten des Linearfaktors z  2) und berechnen die noch fehlenden beiden Nullstellen aus dem 1. reduzierten Polynom: 2 z1 ¼ 2 2 4 42  116 4 16 116 8 58 0 ) 1. reduziertes Polynom: 2 z 2 þ 8 z þ 58 Restliche Nullstellen (Nullstellen des 1. reduzierten Polynoms): 2 z 2 þ 8 z þ 58 ¼ 0 j : 2 ) z 2 þ 4 z þ 29 ¼ 0 ) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi z 2=3 ¼  2  4  29 ¼ 2   25 ¼  2  25 j ¼  2  5 j Nullstellen: z1 ¼ 2 , Produktform: z2 ¼  2 þ 5 j , z3 ¼  2  5 j f ðzÞ ¼ 2 ðz  2Þ ½ z  ð 2 þ 5 jÞ  ½ z  ð 2  5 jÞ  ¼ 2 ðz  2Þ ðz þ 2  5 jÞ ðz þ 2 þ 5 jÞ Von der algebraischen Gleichung 4. Grades H14 z 4  4 z 3  2 z 2 þ 12 z  16 ¼ 0 ðz : unbekannte komplexe ZahlÞ ist eine der insgesamt vier Lösungen bekannt: z 1 ¼ 1 þ j (führen Sie den Nachweis). Wo liegen die übrigen Lösungen?
1 Komplexe Rechnung 451 Wir zeigen zunächst, dass z 1 ¼ 1 þ j eine Lösung der Gleichung ist (Einsetzen des Wertes in die Gleichung): ð1 þ jÞ 4  4 ð1 þ jÞ 3  2 ð1 þ jÞ 2 þ 12 ð1 þ jÞ  16 ¼ ¼ ð1 þ jÞ 2  ð1 þ jÞ 2  4 ð1 þ jÞ 2  ð1 þ jÞ  2 ð1 þ jÞ 2 þ 12 þ 12 j  16 ¼ |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} " " " " ð1 þ jÞ 2 ¼ 1 þ 2 j þ j 2 ¼ 1 þ 2 j  1 ¼ 2 j ¼ 2 j  2 j  4 ð2 jÞ ð1 þ jÞ  2  2 j  4 þ 12 j ¼ 4 j 2  8 j  8 j 2  4 j  4 þ 12 j ¼  4 þ 8  4 ¼ 0 Mit z 1 ¼ 1 þ j ist auch die konjugiert komplexe Zahl z 2 ¼ z*1 ¼ 1  j eine Lösung der Gleichung, da sämtliche Koeffizienten der Gleichung reell sind und damit komplexe Lösungen nur paarweise auftreten können (als Paare konjugiert komplexer Zahlen). Die zu den Lösungen z 1 ¼ 1 þ j und z 2 ¼ 1  j gehörigen Linearfaktoren fassen wir zu einem quadratischen Polynom zusammen und spalten dieses dann durch Polynomdivision vom Ausgangspolynom (linke Seite der algebraischen Gleichung) ab: ðz  z 1 Þ ðz  z 2 Þ ¼ ½ z  ð1 þ jÞ  ½ z  ð1  jÞ  ¼ ½ ðz  1Þ  j  ½ ðz  1Þ þ j  ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða  bÞ ða þ bÞ ¼ a 2  b 2 mit a ¼ z  1; b ¼ j ¼ ðz  1Þ 2  j 2 ¼ z 2  2 z þ 1 þ 1 ¼ z 2  2 z þ 2 Polynomdivision: ðz 4  4 z 3  2 z 2 þ 12 z  16Þ : ðz 2  2 z þ 2Þ ¼ z 2  2 z  8  ðz 4  2 z 3 þ 2 z 2 Þ  2 z 3  4 z 2 þ 12 z  16  ð 2 z 3 þ 4 z 2  4 zÞ  8 z 2 þ 16 z  16  ð 8 z 2 þ 16 z  16Þ 0 Restliche Lösungen (Nullstellen des Restpolynoms z 2  2 z  8): pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi z 2  2 z  8 ¼ 0 ) z 3=4 ¼ 1  1 þ 8 ¼ 1  9 ¼ 1  3 Gesamtlösung: H15 z 1 ¼ 1 þ j, z 2 ¼ 1  j, z 3 ¼ 4, ) z3 ¼ 4 , z4 ¼  2 z4 ¼  2 Die Polynomfunktion f ðzÞ ¼ z 4 þ 6 z 3 þ 10 z 2  2 z  15 besitzt an der Stelle z 1 ¼  2  j eine komplexe Nullstelle. Wo liegen die restlichen Nullstellen? Wie lautet die Zerlegung des Polynoms in Linearfaktoren? Da das Polynom 4. Grades ausschließlich reelle Koeffizienten hat, treten komplexe Nullstellen immer paarweise auf (als Paare konjugiert komplexer Zahlen). Mit der bekannten komplexen Nullstelle z 1 ¼  2  j ist daher auch z 2 ¼ z*1 ¼  2 þ j eine (komplexe) Nullstelle des Polynoms. Die beiden zugehörigen Linearfaktoren fassen wir zu einem quadratischen Faktor (Polynom 2. Grades) wie fogt zusammen: ðz  z 1 Þ ðz  z 2 Þ ¼ ½ z  ð 2  jÞ  ½ z  ð 2 þ jÞ  ¼ ½ ðz þ 2Þ þ j  ½ ðz þ 2Þ  j  ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða þ bÞ ða  bÞ ¼ a 2  b 2 mit a ¼ z þ 2; b ¼ j ¼ ðz þ 2Þ 2  j 2 ¼ z 2 þ 4 z þ 4 þ 1 ¼ z 2 þ 4 z þ 5
452 H Komplexe Zahlen und Funktionen Diesen quadratischen Faktor spalten wir nun durch Polynomdivision vom Ausgangspolynom ab: ðz 4 þ 6 z 3 þ 10 z 2  2 z  15Þ : ðz 2 þ 4 z þ 5Þ ¼ z 2 þ 2 z  3  ðz 4 þ 4 z 3 þ 5 z 2 Þ 2 z 3 þ 5 z 2  2 z  15  ð2 z 3 þ 8 z 2 þ 10 zÞ  3 z 2  12 z  15  ð 3 z 2  12 z  15Þ 0 Restliche Nullstellen (Nullstellen des Restpolynoms z 2 þ 2 z  3Þ: pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi z 2 þ 2 z  3 ¼ 0 ) z 3=4 ¼  1  1 þ 3 ¼ 1  4 ¼  1  2 Polynomnullstellen: z 1 ¼ 2  j, ) z 3 ¼ 1, z4 ¼  3 z 2 ¼ 2 þ j, z 3 ¼ 1, z 4 ¼  3 Zerlegung des Polynoms in Linearfaktoren (Produktform): f ðzÞ ¼ ½ z  ð 2  jÞ  ½ z  ð  2 þ jÞ  ðz  1Þ ðz þ 3Þ ¼ ðz  1Þ ðz þ 3Þ ðz þ 2 þ jÞ ðz þ 2  jÞ f ðzÞ ¼ z 5  3 z 4 þ 7 z 3  11 z 2 þ 12 z  6 H16 (z: komplexe Variable) Diese Polynomfunktion 5. Grades besitzt im komplexen Bereich genau fünf Nullstellen, eine davon liegt bei z 1 ¼ 1  j, eine weitere im Rellen (sie ist positiv und ganzzahlig). Bestimmen Sie die noch fehlenden Nullstellen. Wie lautet die Produktform der Polynomfunktion? Da sämtliche Polynomkoeffizienten reell sind, treten komplexe Nullstellen immer als Paare konjugiert komplexer Zahlen auf. Mit der bekannten komplexen Nullstelle z 1 ¼ 1  j ist daher auch z 2 ¼ z*1 ¼ 1 þ j eine (komplexe) Polynomnullstelle. Durch Probieren findet man die reelle Nullstelle bei z 3 ¼ 1 (Kriterium: die Summe aller Polynomkoeffizienten verschwindet). Die Linearfaktoren der inzwischen bekannten drei Nullstellen fassen wir jetzt zu einem Polynom 3. Grades zusammen und spalten dieses anschließend durch Polynomdivision vom Ausgangspolynom ab: ðz  z 1 Þ ðz  z 2 Þ ðz  z 3 Þ ¼ ½ z  ð1  jÞ ½ z  ð1 þ jÞ  ðz  1Þ ¼ ½ðz  1Þ þ j ½ðz  1Þ  j  ðz  1Þ ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða þ bÞ ða  bÞ ¼ a 2  b 2 mit a ¼ z  1; b ¼ j ¼ ½ ðz  1Þ 2  j 2  ðz  1Þ ¼ ðz 2  2 z þ 1 þ 1Þ ðz  1Þ ¼ ðz 2  2 z þ 2Þ ðz  1Þ ¼ ¼ z3  z2  2 z2 þ 2 z þ 2 z  2 ¼ z3  3 z2 þ 4 z  2 Polynomdivision: ðz 5  3 z 4 þ 7 z 3  11 z 2 þ 12 z  6Þ : ðz 3  3 z 2 þ 4 z  2Þ ¼ z 2 þ 3  ðz 5  3 z 4 þ 4 z 3  2 z 2 Þ 3 z 3  9 z 2 þ 12 z  6  ð3 z 3  9 z 2 þ 12 z  6Þ 0
2 Anwendungen 453 Restliche Nullstellen (Nullstellen des Restpolynoms z 2 þ 3): pffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi z 2 þ 3 ¼ 0 ) z 2 ¼  3 ) z 4=5 ¼   3 ¼  3 j pffiffiffi Polynomnullstellen: z 1 ¼ 1  j ; z 2 ¼ 1 þ j ; z 3 ¼ 1 ; z 4 ¼ 3 j ; Produktform: pffiffiffi z5 ¼  3 j pffiffiffi pffiffiffi f ðzÞ ¼ ½ z  ð1  jÞ  ½ z  ð1 þ jÞ  ðz  1Þ ðz  3 jÞ ðz þ 3 jÞ ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ ðz  1Þ ðz  3 jÞ ðz þ 3 jÞ ðz  1 þ jÞ ðz  1  jÞ 2 Anwendungen In diesem Abschnitt finden Sie anwendungsorientierte Aufgaben zu den folgenden Themen:       Superposition gleichfrequenter Schwingungen (mechanische Schwingungen, Wechselströme) Lissajous-Figuren Komplexer Widerstand und Leitwert eines elektrischen Schaltkreises Wirk-, Blind- und Scheinwiderstand Ortskurven komplexwertiger Funktionen, Inversion von Ortskurven Netzwerkfunktionen, Widerstands- und Leitwertortskurven elektrischer Schaltkreise 2.1 berlagerung von Schwingungen Lehrbuch: Band 1, Kapitel VII.3.1 Formelsammlung: Kapitel VIII.8 Superposition gleichfrequenter mechanischer Schwingungen Die gleichfrequenten mechanischen Schwingungen mit den Gleichungen H17 y 1 ¼ 4 cm  cos ðw t  p=4Þ und y 2 ¼ 3 cm  sin ðw t  p=6Þ kommen ungestört zur berlagerung und ergeben eine resultierende Sinusschwingung y ¼ y 1 þ y 2 ¼ A  sin ðw t þ jÞ mit A > 0 und 0  j < 2 p (t  0 s; Kreisfrequenz w ¼ 5 s  1 ). Bestimmen Sie die Schwingungsamplitude A und den Nullphasenwinkel j mit komplexer Rechnung. Zunächst bringen wir die Kosinusschwingung y 1 auf die Sinusform (der Winkel vergrößert sich dabei um p=2): y 1 ¼ 4 cm  cos ðw t  p=4Þ ¼ 4 cm  sin ðw t  p=4 þ p=2Þ ¼ 4 cm  sin ðw t þ p=4Þ Darstellung der beiden sinusförmigen Einzelschwingungen in komplexer Form: y 1 ¼ 4 cm  sin ðw t þ p=4Þ ! y 1 ¼ 4 cm  e j p=4  e j w t ¼ A 1  e j w t y 2 ¼ 3 cm  sin ðw t  p=6Þ ! y 2 ¼ 3 cm  e  j p=6  e j w t ¼ A 2  e j w t Darstellung der resultierenden Sinusschwingung in komplexer Form: y ¼ y 1 þ y 2 ¼ A  sin ðw t þ jÞ ! y ¼ y 1 þ y 2 ¼ A 1  e j w t þ A 2  e j w t ¼ ðA 1 þ A 2 Þ  e j w t ¼ A  e j w t
454 H Komplexe Zahlen und Funktionen Die komplexen Amplituden A 1 ¼ 4 cm  e j p=4 und A 2 ¼ 3 cm  e  j p=6 der Einzelschwingungen addieren sich zur komplexen Amplitude A der resultierenden Schwingung (Bild H-5): A ¼ A 1 þ A 2 ¼ 4 cm  e j p=4 þ 3 cm  e  j p=6 ¼ ¼ 4 cm ½ cos ðp=4Þ þ j  sin ðp=4Þ  þ 3 cm ½ cos ð p=6Þ þ j  sin ð p=6Þ  ¼ ¼ 2,828 cm þ j  2,828 cm þ 2,598 cm  j  1,5 cm ¼ ð5,426 þ 1,328 jÞ cm Im ( z ) = 4 cm A1 A = A1 + A2 1 A A 45° f 30° A 2 =3 Bild H-5 Komplexe Addition der Einzelamplituden nach der Parallelogrammregel Re ( z ) cm A2 Die (reelle) Amplitude A der resultierenden Sinusschwingung ist der Betrag von A, der Nullphasenwinkel j der Winkel von A . Aus dem Zeigerdiagramm erhalten wir dann (Bild H-6): Satz des Pythagoras: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi A ¼ j A j ¼ 5,426 2 þ 1,328 2 cm ¼ 5,586 cm Im ( z ) A 1,328 A tan j ¼ 1,328 cm ¼ 0,2447 5,426 cm ) f 5,426 j ¼ arctan 0,2447 ¼ 0,2400 ¼ b 13,75 1,328 5,426 Re ( z ) Bild H-6 Komplexe Schwingungsamplitude A in der Exponentialform: A ¼ ð5,426 þ 1,328 jÞ cm ¼ A  e j j ¼ 5,586 cm  e j 0,2400 Resultierende Schwingung in komplexer Darstellung y ¼ A  e j w t ¼ 5,586 cm  e j 0,2400  e j 5 s 1 t 1 ¼ 5,586 cm  e j ð5 s  t þ 0,2400Þ ¼ ¼ 5,586 cm ½ cos ð5 s  1  t þ 0,2400Þ þ j  sin ð5 s  1  t þ 0,2400Þ  Resultierende Schwingung in der (reellen) Sinusform (Imaginärteil von y) y ¼ y 1 þ y 2 ¼ Im ðyÞ ¼ 5,586 cm  sin ð5 s  1  t þ 0,2400Þ berlagerung gleichfrequenter Wechselströme H18 Zeigen Sie: Drei gleichfrequente sinusförmige Wechselströme mit den Scheitelwerten i 0 und den Nullphasenwinkeln j 1 ¼ 0 , j 2 ¼ 120 und j 3 ¼ 240 löschen sich bei ungestörter berlagerung gegenseitig aus (Kreisfrequenz: w > 0Þ: a) Rechnerische Lösung in komplexer Form. b) Zeichnerische Lösung im Zeigerdiagramm.
2 Anwendungen 455 a) Wir stellen die sinusförmigen Wechselströme in der komplexen Form dar (Nullphasenwinkel im Bogenmaß): i 1 ¼ i 0  sin ðw tÞ ! i 1 ¼ i 0  e j w t ¼ i^1  e j w t i 2 ¼ i 0  sin ðw t þ 2 p=3Þ ! i 2 ¼ i 0  e j 2 p=3  e j w t ¼ ^ i2  e j w t i 3 ¼ i 0  sin ðw t þ 4 p=3Þ ! i 3 ¼ i 0  e j 4 p=3  e j w t ¼ i^3  e j w t Sie haben der Reihe nach die folgenden komplexen Scheitelwerte: ^ i 1 ¼ i 0 ðreellÞ , ^i 2 ¼ i 0  e j 2 p=3 , ^ i 3 ¼ i 0  e j 4 p=3 Ihre Summe ist der komplexe Scheitelwert ^i des resultierenden Wechselstroms i ¼ ^ i  e jwt : ^ i 2 þ ^i 3 ¼ i 0 þ i 0  e j 2 p=3 þ i 0  e j 4 p=3 ¼ i 0 ð1 þ e j 2 p=3 þ e j 4 p=3 Þ i ¼ ^ i1 þ ^ Der in der Klammer stehende Ausdruck verschwindet (wir „entwickeln“ den 2. und 3. Summand jeweils mit Hilfe der Formel von Euler: e j j ¼ cos j þ j  sin j): 1 þ e j 2 p=3 þ e j 4 p=3 ¼ 1 þ cos ð2 p=3Þ þ j  sin ð2 p=3Þ þ cos ð4 p=3Þ þ j  sin ð4 p=3Þ ¼ ¼ 1  0,5 þ 1 pffiffiffi 1 pffiffiffi 3 j  0,5  3 j ¼ 0 þ 0j ¼ 0 2 2 Somit ist auch ^i ¼ 0 und i ¼ 0. Die drei gleichfrequenten Wechselströme löschen sich – wie behauptet – aus. b) Die Stromzeiger i 2 und i 3 liegen im Zeigerdiagramm spiegelsymmetrisch zur reellen Achse (konjugiert komplexe Größen: i 3 ¼ i *2 ; siehe auch Bild H-7, linkes Teilbild). Wir fassen sie nach der Parallelogrammregel zu einem resultierenden Zeiger i 2, 3 zusammen. Dieser Zeiger fällt in die negativ-reelle Achse, er hat die gleiche Länge i 0 wie die Zeiger der drei Einzelströme und ist somit dem Stromzeiger i 1 entgegen gerichtet: i 2, 3 ¼ i 2 þ i 3 ¼  i 1 ) i1 þ i2 þ i3 ¼ 0 ) Die drei Wechselströme löschen sich aus: Im ( z ) i2 i2 i0 i0 120° i 2,3 120° i0 120° i0 60° 60° i1 Re ( z ) i 2,3 Parallelen i0 60° i0 60° i0 i1 30° i0 i3 Bild H-7 i0 i3 Ungestörte berlagerung gleichfrequenter Wechselströme Warum hat der Zeiger i 2, 3 die gleiche Länge i 0 wie die Zeiger i 1, i 2 und i 3 ? Das Parallelogramm aus den Zeigern i 2 und i 3 ist ein Rhombus (eine Raute), alle vier Seiten haben die gleiche Länge i 0 : Die reelle Achse zerlegt den Rhombus in zwei kongruente Dreiecke. Wir betrachten das obere Dreieck etwas genauer (Bild H-7, rechtes Teilbild) und bestimmen die Innenwinkel des Dreiecks aus den bekannten Eigenschaften. Ergebnis: Die drei Innenwinkel betragen jeweils 60 , das Dreieck ist daher gleichseitig. Somit hat der resultierende Zeiger i 2, 3 die gleiche Länge wie die Zeiger i 2 und i 3 : j i 2, 3 j ¼ j i 2 j ¼ j i 3 j ¼ i 0
456 H Komplexe Zahlen und Funktionen Periodische Bahnkurve eines Massenpunktes (Lissajous-Figur) Ein Massenpunkt bewege sich in der x,y-Ebene auf einer periodischen (geschlossenen) Bahn mit den Parametergleichungen x ¼ x ðtÞ ¼ cos t H19 und y ¼ y ðtÞ ¼ sin ð2 tÞ (x, y: zeitabhängige Lagekoordinaten; t  0: Zeitparameter). Beschreiben Sie diese Bahn durch eine komplexwertige Funktion der reellen Variablen t (Zeitparameter). Wie lautet die Gleichung der Bahnkurve (Ortskurve) in kartesischen Koordinaten? Skizzieren Sie die Kurve unter Verwendung einer Wertetabelle. Hinweis: Die Bahnkurve entsteht durch ungestörte berlagerung zweier aufeinander senkrecht stehender harmonischer Schwingungen, deren (Kreis-)Frequenzen im rationalen Verhältnis 1 : 2 stehen (sog. Lissajous-Figur). Wir deuten die periodischen Bewegungen (harmonischen Schwingungen) in x- und y-Richtung als Real- und Imaginärteil der komplexwertigen Funktion z ðtÞ ¼ x ðtÞ þ j  y ðtÞ ¼ cos t þ j  sin ð2 tÞ ðmit t  0Þ Die geschlossene Bahnkurve (Ortskurve) wird dabei bereits im Periodenintervall 0  t  2 p durchlaufen. Sie lässt sich auch wie folgt in kartesischen Koordinaten ausdrücken: y ¼ sin ð2 tÞ ¼ 2  cos t  sin t j quadrieren y 2 ¼ 4  cos 2 t  sin 2 t ¼ 4  cos 2 t ð1  cos 2 t Þ ¼ 4 x 2 ð1  x 2 Þ |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} |fflffl{zfflffl} 1  cos 2 t x2 ð 1  x  1Þ x2 Umformung: Trigonometrische Formeln sin ð2 tÞ ¼ 2  sin t  cos t und sin 2 t þ cos 2 t ¼ 1 verwenden; x ¼ cos t (1. Parametergleichung). Wegen der ausschließlich geraden Potenzen von x und y ist die Bahnkurve (Ortskurve) sowohl zur x- als auch zur yAchse (d. h. zur reellen und imaginären Achse) spiegelsymmetrisch. Bei der Erstellung der Wertetabelle können wir uns daher auf den 1. Quadranten beschränken. Die Funktionsgleichung lautet dort: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0  x  1 y ¼ 4 x 2 ð1  x 2 Þ ¼ 2 x  1  x 2 , Wir wählen die Schrittweise D x ¼ 0,1. Bild H-8 zeigt den Verlauf der geschlossenen Bahnkurve. Wertetabelle x y y 0 0 0,1 0,20 0,8 0,2 0,39 0,6 0,3 0,57 0,4 0,4 0,73 0,5 0,87 0,6 0,96 0,7 1,00 0,8 0,96 0,9 0,78 1 0 1 Startpunkt (t = 0) 0,2 – 0,8 –1 – 0,4 – 0,6 0,4 – 0,2 – 0,2 – 0,6 – 0,8 –1 Bild H-8 0,2 0,8 0,6 1 x
2 Anwendungen 457 2.2 Komplexe Widerstände und Leitwerte Lehrbuch: Band 1, Kapitel VII.3.2 Z 1 ¼ ð20 þ 10 jÞ W Z2 Z 2 ¼ ð10 þ 0 jÞ W ¼ 10 W Z1 Z 3 ¼ ð5  10 jÞ W Z 4 ¼ ð15 þ 20 jÞ W H20 Z3 Z4 Bild H-9 a) Bestimmen Sie zunächst formelmäßig den komplexen Gesamtwiderstand Z der in Bild H-9 dargestellten Schaltung mit den vier komplexen Einzelwiderständen Z 1 bis Z 4 . b) Berechnen Sie dann mit den vorgegebenen Werten der Einzelwiderstände den komplexen Gesamtwiderstand sowie den Wirk-, Blind- und Scheinwiderstand der Schaltung. c) Wie groß ist der komplexe Leitwert Y des Schaltkreises? a) Wir fassen die komplexen Einzelwiderstände Schritt für Schritt zum komplexen Gesamtwiderstand Z zusammen (Bild H10). Z2 Z2 Z1 Z1 Z3 Z1 Bild H-10 Z4 Z5 Z6 Z Schrittweise Zusammenfassung der vier Einzelwiderstände zum Gesamtwiderstand Z 1. Schritt: Die Widerstände Z 3 und Z 4 sind in Reihe geschaltet, sie addieren sich daher zum Ersatzwiderstand Z5 ¼ Z3 þ Z4. 2. Schritt: Die Widerstände Z 2 und Z 5 sind parallel geschaltet, es addieren sich daher ihre Leitwerte (Kehrwerte der Widerstände) zum Leitwert des Ersatzwiderstandes Z 6 : 1 1 1 1 1 Z þ Z3 þ Z4 ¼ þ ¼ þ ¼ 2 Z6 Z2 Z5 Z2 Z3 þ Z4 Z 2 ðZ 3 þ Z 4 Þ Durch Kehrwertbildung folgt: Z6 ¼ ðHauptnenner : Z 2 ðZ 3 þ Z 4 ÞÞ Z 2 ðZ 3 þ Z 4 Þ Z2 þ Z3 þ Z4 3. Schritt: Die Widerstände Z 1 und Z 6 sind in Reihe geschaltet und addieren sich zum gesuchten (komplexen) Gesamtwiderstand Z des Schaltkreises: Z ¼ Z1 þ Z6 ¼ Z1 þ Z 2 ðZ 3 þ Z 4 Þ Z2 þ Z3 þ Z4
458 H Komplexe Zahlen und Funktionen b) Einsetzen der vorgegebenen Werte (Zwischenrechnung ohne Einheiten): Z ¼ Z1 þ Z 2 ðZ 3 þ Z 4 Þ 10 ð5  10 j þ 15 þ 20 jÞ 10 ð20 þ 10 jÞ ¼ 20 þ 10 j þ ¼ 20 þ 10 j þ ¼ 10 þ 5  10 j þ 15 þ 20 j 30 þ 10 j Z2 þ Z3 þ Z4 ¼ 20 þ 10 j þ 10 ð20 þ 10 jÞ 20 þ 10 j ¼ 20 þ 10 j þ ¼ 20 þ 10 j þ 10 ð3 þ jÞ 3þj ðder Bruch wurde erweitert mit 3  jÞ ¼ 20 þ 10 j þ ¼ 20 þ 10 j þ 60  20 j þ 30 j  10 j 2 32 j 2 ð20 þ 10 jÞ ð3  jÞ ð3 þ jÞ ð3  jÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ¼ 3: Binom : ða þ bÞ ða  bÞ ¼ a 2  b 2 mit a ¼ 3; b ¼ j ¼ 20 þ 10 j þ 60 þ 10 j þ 10 70 þ 10 j ¼ 20 þ 10 j þ ¼ 9þ1 10 70 10 þ j ¼ 20 þ 10 j þ 7 þ j ¼ 27 þ 11 j 10 10 Komplexer Gesamtwiderstand in kartesischer Darstellung: ðin WÞ Z ¼ ð27 þ 11 jÞ W Komplexer Gesamtwiderstand in exponentieller Darstellung: Z ¼ ð27 þ 11 jÞ W ¼ Z  e j j pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Z ¼ j Z j ¼ 27 2 þ 11 2 W ¼ 729 þ 121 W ¼ 850 W ¼ 29,155 W   11 W j ¼ arg ðZÞ ¼ arctan ¼ arctan 0,4074 ¼ 0,3869 ¼ b 22,17 27 W (1. Quadrant) Z ¼ ð27 þ 11 jÞ W ¼ 29,155 W  e j 0,3869 Somit: Der Wirkwiderstand R ist der Realteil, der Blindwiderstand X der Imaginärteil, der Scheinwiderstand Z der Betrag des komplexen Gesamtwiderstandes Z : Wirkwiderstand: R ¼ Re ðZÞ ¼ 27 W Blindwiderstand: X ¼ Im ðZÞ ¼ 11 W Scheinwiderstand: Z ¼ j Z j ¼ 29,155 W c) Der komplexe Leitwert Y ist der Kehrwert des komplexen Gesamtwiderstandes Z : Y ¼ 1 1 ¼ ¼ 0,0343 S  e  j 0,3869 ¼ 0,0343 ½ cos ð 0,3869Þ þ j  sin ð 0,3869Þ  S ¼ 29,155 W  e j 0,3869 Z ¼ ð0,0318  0,0129 jÞ S ðS ¼ 1=W : SiemensÞ Komplexer Widerstand und Leitwert eines RLC-Schaltkreises L Ohmscher Widerstand: C H21 Induktivität: Kapazität: R ¼ 100 W L ¼ 0,5 H C ¼ 2  10  5 F R Bild H-11 RLC - Schaltkreis Welchen komplexen Widerstand und Leitwert besitzt der in Bild H-11 skizzierte Wechselstromkreis bei einer Kreisfrequenz von w ¼ 100 s  1 ?
2 Anwendungen 459 Da eine Parallelschaltung vorliegt, addieren sich die Leitwerte der drei Schaltelemente R, C und L zum komplexen Leitwert Y des Schaltkreises (Zwischenrechnung ohne Einheiten):     1 1 1 1 1 1 Y ¼ þ jwC  j ¼ þ j wC  ¼ þ j 100  2  10  5  ¼ R wL R wL 100 100  0,5 ¼ 0,01 þ j ð2  10  3  2  10  2 Þ ¼ 0,01 þ j ð0,002  0,02Þ ¼ 0,01  0,018 j ðin S ¼ SiemensÞ Der komplexe Widerstand Z des Schaltkreises ist der Kehrwert des komplexen Leitwertes Y (in der Einheit Ohm ¼ W): 1 1 0,01 þ 0,018 j 0,01 þ 0,018 j ¼ ¼ ¼ ¼ Y 0,01  0,018 j ð0,01  0,018 jÞ ð0,01 þ 0,018 j Þ 0,01 2  0,018 2 j 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} Z ¼ 3: Binom : ða  bÞ ða þ bÞ ¼ a 2  b 2 mit a ¼ 0;01 und b ¼ 0;018 j ¼ 0,01 þ 0,018 j 0,01 þ 0,018 j 0,01 0,018 ¼ ¼ þ j ¼ 23,58 þ 42,45 j 0,0001 þ 0,000 324 0,000 424 0,000 424 0,000 424 Umformung: erweitert. Ergebnis: ðin WÞ Der Bruch wurde mit dem konjugiert komplexen Nenner, d. h. der komplexen Zahl 0,01 þ 0,018 j Z ¼ ð23,58 þ 42,45 jÞ W; Y ¼ ð0,01  0,018 jÞ S Komplexer Widerstand, Wirk-, Blind- und Scheinwiderstand eines Wechselstromkreises R L Ohmscher Widerstand: R ¼ 50 W C1 C2 H22 Induktivität: L ¼ 2H Kapazitäten: C 1 ¼ C 2 ¼ C ¼ 5  10  5 F Bild H-12 a) Bestimmen Sie formelmäßig den komplexen Widerstand Z des in Bild H-12 skizzierten Wechselstromkreises in Abhängigkeit von der Kreisfrequenz w der angelegten Wechselspannung. b) Wie groß sind Wirk-, Blind- und Scheinwiderstand für die angegebenen Werte der Schaltelemente R, L, C 1 und C 2 bei einer Kreisfrequenz von w ¼ 200 s  1 ? a) Die komplexen Widerstände der insgesamt vier Schaltelemente fassen wir wie folgt schrittweise zum komplexen Gesamtwiderstand Z des Wechselstromkreises zusammen (Bild H-13): R L C2 R C1 C2 Z1 R Z2 Bild H-13 Z Schrittweise Zusammenfassung der vier Einzelwiderstände zum komplexen Gesamtwiderstand Z
460 H Komplexe Zahlen und Funktionen 1. Schritt: Induktivität L und Kapazität C 1 ¼ C sind in Reihe geschaltet, ihre komplexen Wechselstromwiderstände addieren sich somit zum Ersatzwiderstand Z 1 :   1 1 1 w2 L C  1 ¼ j wL  ¼ j Z1 ¼ jwL  j ¼ jwL  j w C1 wC wC wC 2. Schritt: Kapazität C 2 ¼ C und Ersatzwiderstand Z 1 sind parallel geschaltet, daher addieren sich ihre Leitwerte zum Leitwert des Ersatzwiderstandes Z 2 (dieser ersetzt C 2 und Z 1 ): 1 1 1 1 wC wC ¼ þ j w C2 ¼ þ jwC ¼  þ jwC ¼ j 2 þ jwC ¼ j w2 L C  1 w LC  1 Z2 Z1 Z1   1  1 þ w2 L C  1 w C ðw 2 L C  2Þ þ 1 ¼ j w C ¼ j ¼ jwC w2 L C  1 w2 L C  1 w2 L C  1 Durch Kehrwertbildung erhalten wir für den Ersatzwiderstand Z 2 den folgenden Ausdruck:   w2 L C  1 1 w2 L C  1 w2 L C  1 1 Z2 ¼  ¼ j ¼ ¼ j j w C ðw 2 L C  2Þ j w C ðw 2 L C  2Þ w C ðw 2 L C  2Þ j 3. Schritt: Die Widerstände R und Z 2 sind in Reihe geschaltet und addieren sich zum gesuchten komplexen Gesamtwiderstand Z : Z ¼ Z ðwÞ ¼ R þ Z 2 ¼ R  j w2 L C  1 w C ðw 2 L C  2Þ b) Einsetzen der vorgegebenen Werte (Zwischenrechnung ohne Einheiten): Z ¼ 50  j ¼ 50  j 200 2  2  5  10  5  1 4  10 4  10  10  5  1 ¼ 50  j ¼ 200  5  10  5 ð200 2  2  5  10  5  2Þ 10 3  10  5 ð4  10 4  10  10  5  2Þ 4  10  1 41 100  3 ¼ 50  j  2 ¼ 50  j ¼ 50  150 j 10  2 ð4  10  2Þ 10 ð4  2Þ 2 Komplexer Gesamtwiderstand: ðin WÞ Z ¼ ð50  150 jÞ W Der Wirkwiderstand ist der Realteil, der Blindwiderstand der Imaginärteil und der Scheinwiderstand der Betrag des komplexen Gesamtwiderstandes Z : Wirkwiderstand: Re ðZÞ ¼ 50 W Im ðZÞ ¼  150 W qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Scheinwiderstand: Z ¼ j Z j ¼ 50 2 þ ð 150Þ 2 W ¼ 2500 þ 22 500 W ¼ 25 000 W ¼ 158,11 W Blindwiderstand: 2.3 Ortkurven, Netzwerkfunktionen, Widerstands- und Leitwertortskurven elektrischer Schaltkreise Lehrbuch: Band 1, Kapitel VII.4 Formelsammlung: Kapitel VIII.6 Bestimmen und skizzieren Sie die Ortskurven der folgenden komplexwertigen Funktionen einer reellen Variablen t : H23 a) z ðtÞ ¼ z 1 þ t ðz 2  z 1 Þ   1 þj b) z ðtÞ ¼ 2 þ t c) z ðtÞ ¼ z 0 þ a  e j t ðz 1 6¼ z 2 ;  1 < t < 1Þ ðt > 0Þ ða > 0 ; z0 ¼ x0 þ j y0 ; 0  t  2 pÞ
2 Anwendungen 461 a) Die lineare Funktion beschreibt eine Gerade durch die Bildpunkte von z 1 und z 2 , die zu den Parameterwerten t ¼ 0 und t ¼ 1 gehören (siehe Bild H-14): Im ( z ) t t =1 t =0 z ðt ¼ 0Þ ¼ z 1 þ 0 ðz 2  z 1 Þ ¼ z 1 z2 z (t ) z1 z ðt ¼ 1Þ ¼ z 1 þ 1 ðz 2  z 1 Þ ¼ ¼ z1 þ z2  z1 ¼ z2 Bild H-14 Re ( z ) b) Wir führen den „ Hilfsparameter “ l ¼ 1=t ein. Die Funktion z ðtÞ geht dann über in die folgende linear von l abhängige Funktion: z ðlÞ ¼ ð2 þ lÞ þ j ðmit l > 0Þ Der Imaginärteil hat den konstanten Wert Im ðzÞ ¼ 1 , während der Realteil Re ðzÞ ¼ 2 þ l im Intervall l > 0 alle Werte von 2 (ausschließlich) bis 1 durchläuft. Die zugehörige Ortskurve ist eine Halbgerade, sie verläuft vom Bildpunkt der komplexen Zahl z 0 ¼ 2 þ j ausgehend parallel zur reellen Achse, wie in Bild H-15 dargestellt. Im ( z ) t =∞ t t 1 z (t ) z (t ) Bild H-15 2 Re ( z ) c) Wir formen die Funktionsgleichung zunächst geringfügig um und bilden dann beiderseits den Betrag: z ¼ z0 þ a  e jt ) z  z0 ¼ a  e jt ) j z  z 0 j ¼ j a  e j t j ¼ a j e j t j ¼ a ¼ const: |ffl{zffl} 1 Geometrische Deutung: Alle Bildpunkte der Funktion z ¼ z ðtÞ haben vom Bildpunkt der komplexen Zahl z 0 ¼ x 0 þ j y 0 den gleichen Abstand d ¼ j z  z 0 j ¼ a und liegen somit auf einem Kreis mit dem Mittelpunkt M ¼ ðx 0 ; y 0 Þ und dem Radius R ¼ a (siehe Bild H-16). Kreisgleichung y j z  z 0 j ¼ j ðx þ j yÞ  ðx 0 þ j y 0 Þ j ¼ ¼ j x þ j y  x0  j y0 j ¼ ¼ j ðx  x 0 Þ þ j ðy  y 0 Þ j ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ðx  x 0 Þ 2 þ ðy  y 0 Þ 2 ¼ a j quadrieren 2 2 Somit : ðx  x 0 Þ þ ðy  y 0 Þ ¼ a z ðtÞ ¼ 5 ð1 þ e j t Þ, H24 2 M y0 a z0 Bild H-16 x0 x 0  t  p a) Welche Ortskurve beschreibt diese komplexwertige Funktion der reellen Variablen t ? b) Bestimmen und skizzieren Sie die durch Inversion entstandene Ortskurve (ohne Anwendung der bekannten Inversionsregeln).
462 H Komplexe Zahlen und Funktionen a) Wir zeigen zunächst, dass die Bildpunkte von z ¼ z ðtÞ auf einem Kreis liegen: z ¼ 5 ð1 þ e j t Þ ¼ 5 þ 5  e j t ) z  5 ¼ 5  e jt ) j z  5 j ¼ j 5  e jt j ¼ 5 j e jt j ¼ 5 |ffl{zffl} 1 Jeder Bildpunkt hat somit vom Bildpunkt der reellen Zahl z 0 ¼ 5 den gleichen Abstand d ¼ j z  5 j ¼ 5. Die Bildpunkte liegen daher auf einem Kreis mit dem Mittelpunkt M ¼ ð5; 0Þ und dem Radius R ¼ 5 , allerdings mit der folgenden Einschränkung. Aus z ðtÞ ¼ 5 ð1 þ e j t Þ ¼ 5 ð1 þ cos t þ j  sin tÞ ¼ 5 ð1 þ cos tÞ þ j ð5  sin tÞ folgt, dass der Imaginärteil von z ðtÞ im Definitionsintervall 0  t  p stets größer oder gleich null ist: Im ðz ðtÞÞ ¼ 5  sin t  0 (bekanntlich gilt im Intervall 0  t  p , d. h. im 1. und 2. Quadrant stets sin t  0). Die Kreispunkte unterhalb der reellen Achse scheiden damit aus, die gesuchte Ortskurve ist der in Bild H-17 skizzierte Halbkreis. Im ( z ) t = π/2 t z (t ) z (t ) t =π t =0 Bild H-17 5 10 Re ( z ) b) Durch Inversion erhalten wir aus z ðtÞ die folgende Funktion: w ðtÞ ¼ 1 1 0,2 0,2 ½ ð1 þ cos tÞ  j  sin t  ¼ ¼ ¼ ¼ j t z ðtÞ 5 ð1 þ e Þ ð1 þ cos tÞ þ j  sin t ½ ð1 þ cos tÞ þ j  sin t  ½ ð1 þ cos tÞ  j  sin t  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða þ bÞ ða  bÞ ¼ a 2  b 2 mit a ¼ 1 þ cos t ; b ¼ j  sin t ¼ 0,2 ½ ð1 þ cos tÞ  j  sin t  ð1 þ cos tÞ 2  j 2  sin 2 t ¼ 0,2 ð1 þ cos tÞ  j ð0,2  sin tÞ 0,2 ð1 þ cos tÞ  j ð0,2  sin tÞ ¼ ¼ 2 þ 2  cos t 1 þ 2  cos t þ cos 2 t þ sin 2 t |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 ¼ 0,2 ð1 þ cos tÞ 0,2 ð1 þ cos tÞ  j ð0,2  sin tÞ 0,2  sin t 0,1  sin t j ¼ ¼ 0,1  j 2 ð1 þ cos tÞ 2 ð1 þ cos tÞ 1 þ cos t 2 ð1 þ cos tÞ ð0  t < pÞ Umformungen: Der Bruch wurde zunächst mit dem konjugiert komplexen Nenner, d. h. der komplexen Zahl ð1 þ cos tÞ  j  sin t erweitert. Ferner gilt: cos 2 t þ sin 2 t ¼ 1 (trigonometrischer Pythagoras). Der Realteil der Funktion w ðtÞ hat den konstanten Wert Re ðw ðtÞÞ ¼ 0,1. Der Imaginärteil dagegen durchläuft im Intervall 0  t < p alle Werte von 0 bis  1 . Die Ortskurve von w ðtÞ ist daher eine Halbgerade parallel zur imaginären Achse (siehe Bild H-18). Im ( w ) t =0 Re ( w ) 0,1 w (t ) t w (t ) t Bild H-18
2 Anwendungen 463 Bestimmen und skizzieren Sie die Ortskurve der komplexwertigen Funktion H25 z ðtÞ ¼ 1 , 1 þ jt 1 < t < 1 unter Verwendung der Inversionsregeln. Hinweis: Untersuchen Sie zunächst den Nenner w ðtÞ ¼ 1 þ j t . Der Nenner w ðtÞ ¼ 1 þ j t beschreibt im Intervall  1 < t < 1 eine zur imaginären Achse im Abstand 1 parallel verlaufende Gerade (siehe Bild H-19). Die Funktion z ðtÞ geht dann aus w ðtÞ durch Inversion hervor: z ðtÞ ¼ 1=w ðtÞ. Nach der 2. Inversionsregel beschreibt dann z ðtÞ einen durch den Nullpunkt gehenden Kreis, dessen genaue Lage wir wie folgt bestimmen. Der Schnittpunkt der Parallelen w ðtÞ ¼ 1 þ j t mit der reellen Achse (er gehört zum Parameterwert t ¼ 0) hat von allen Punkten der Parallelen den kleinsten Abstand vom Nullpunkt und geht somit bei der Inversion in den Bildpunkt mit dem größten Abstand vom Nullpunkt über: j w j min ¼ w ðt ¼ 0Þ ¼ 1 Inversion ! j z j max ¼ z ðt ¼ 0Þ ¼ 1 ¼ 1 j w j min Damit besitzt der gesuchte Kreis den Durchmesser 2 R ¼ j z jmax ¼ 1 und den Radius R ¼ 0,5. Der Mittelpunkt des Kreises liegt auf der reellen Achse und fällt in den Punkt M ¼ ð0,5; 0) (siehe Bild H-20). Im ( w ) Im ( w ) Im ( z ) t z (t ) t w (t ) t =0 1 t w (t ) w (t ) t = 0 Re ( z ) M Re ( w ) 0,5 1 z (t ) Bild H-19 Bild H-20 t Re ( w ) w (t ) t Netzwerkfunktionen einer RL - Reihenschaltung R L Bild H-21 H26 Die in Bild H-21 skizzierte Reihenschaltung enthält einen variablen ohmschen Widerstand R mit 0  R  R 0 und eine Spule mit der konstanten Induktivität L, deren ohmscher Widerstand vernachlässigbar ist. Bestimmen Sie die folgenden Netzwerkfunktionen (bei konstanter Kreisfrequenz w der angelegten Wechselspannung): a) Komplexer Gesamtwiderstand Z ¼ Z ðRÞ; b) Komplexer Leitwert Y ¼ Y ðRÞ. Skizzieren Sie die Widerstands- und Leitwertortskurve. a) R und L sind in Reihe geschaltet, ihre (komplexen) Wechselstromwiderstände addieren sich daher zum komplexen Gesamtwiderstand: Z ¼ Z ðRÞ ¼ R þ j w L ð0  R  R 0 Þ Der Imaginärteil Im ðZÞ ¼ w L ist dabei unabhängig von der Variablen R, während der Realteil Re ðZÞ ¼ R alle Werte von 0 bis R 0 durchläuft. Die Widerstandsortskurve ist daher Teil einer zur reellen Achse im Abstand d ¼ w L parallel verlaufenden Geraden (Bild H-22).
464 H Komplexe Zahlen und Funktionen Widerstandsortskurve Z (R ) Im ( Z ) R R=0 R = R0 R vL Z (R ) Bild H-22 R0 Re ( Z ) b) Der komplexe Leitwert Y ist der Kehrwert des komplexen Widerstandes Z : Y ¼ Y ðRÞ ¼ 1 1 R  jwL R  jwL R  jwL ¼ 2 ¼ ¼ ¼ ¼ 2 Z ðRÞ R þ jwL ð R þ j w LÞ ðR  j w L Þ R þ w2 L2 R  j2 w2 L2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3: Binom : ða þ bÞ ða  bÞ ¼ a 2  b 2 mit a ¼ R; b ¼ j w L ¼ R wL j 2 R2 þ w2 L2 R þ w2 L2 ð0  R  R 0 Þ Umformung: Der Bruch wird mit dem konjugiert komplexen Nenner, d. h. der komplexen Zahl R  j w L erweitert. Da die Widerstandsortskurve Z ðRÞ Teil einer Geraden ist, die nicht durch den Nullpunkt geht (siehe Bild H-22), ist die durch Inversion entstandene Leitwertortskurve Y ðRÞ nach der 2. Inversionsregel Teil eines Kreises, der durch den Nullpunkt verläuft. Die Lage dieses Kreises bestimmen wir wie folgt. Der zu R ¼ 0 gehörige Punkt auf der Widerstandsortskurve Z ðRÞ hat von allen Punkten dieser Kurve den kleinsten Abstand vom Nullpunkt (siehe Bild H-22): j Z j min ¼ j Z ðR ¼ 0Þ j ¼ j j w L j ¼ j j j  j w L j ¼ 1  ðw LÞ ¼ w L Der entsprechende Punkt auf der Leitwertortskurve Y ðRÞ hat dann den größten Abstand aller Punkte dieser Kurve vom Nullpunkt: j Y j max ¼ 1 1 ¼ j Z j min wL Dies ist zugleich der Wert des Kreisdurchmessers, also gilt: 2 R ¼ 1=ðw LÞ. Der Mittelpunkt des Kreises liegt auf der imaginären Achse bei  1=ð2 w LÞ, der Radius beträgt r ¼ 1=ð2 w LÞ. Der Verlauf der Leitwertortskurve Y ¼ Y ðRÞ ist in Bild H-23 dargestellt (durchgezogene Kurve). Im ( Z ) Im ( Y ) Widerstandsortskurve Z (R ) R R=0 R = R0 R Z (R ) Re ( Y ) R = R0 Y (R ) – R 1 2 vL Leitwertortskurve Y (R ) R R=0 R0 Re ( Z ) Bild H-23
2 Anwendungen 465 Widerstands- und Leitwertortskurve eines Parallelschwingkreises H27 Der in Bild H-24 dargestellte Parallelschwingkreis enthält einen ohmschen Widerstand R , eine Induktivität L und eine Kapazität C. L R Bild H-24 Parallelschwingkreis C a) Bestimmen Sie die Abhängigkeit des komplexen Gesamtwiderstandes Z von der Kreisfrequenz w pffiffiffiffiffiffiffi der angelegten Wechselspannung (0  w < w 0 ¼ 1= L C Þ und skizzieren Sie die zugehörige Widerstandsortskurve. b) Durch Inversion soll aus der Widerstandsortskurve Z ðwÞ die Leitwertortskurve Y ðwÞ ermittelt werden. c) Wie groß sind Wirk-, Blind- und Scheinwiderstand für R ¼ 200 W, L ¼ 10 H und C ¼ 10  5 F bei einer Kreisfrequenz von w ¼ 50 s  1 ? a) Die parallel geschalteten Elemente L und C ersetzen wir im 1. Schritt durch den Ersatzwiderstand Z 1 (siehe Bild H-25). L R R Z Z1 C Bild H-25 Schrittweise Zusammenfassung der Einzelwiderstände zum komplexen Gesamtwiderstand Z Es addieren sich dabei die Leitwerte von C und L zum Leitwert Y 1 der Parallelschaltung:   1 1 ðw CÞ ðw LÞ  1 w2 L C  1 Y1 ¼ jwC  j ¼ j wC  ¼ j ¼ j wL wL wL wL Der Ersatzwiderstand Z 1 ist der Kehrwert des Leitwertes Y 1 : 1 1 wL wL wL ¼ j 2 ¼ j Z1 ¼ ¼  2 j w LC  1 w LC  1 1  w2 L C Y1   1 ¼ j j Die Größe L C lässt sich noch wie folgt durch w 0 ausdrücken (siehe Aufgabenstellung, Teil a)):  pffiffiffiffiffiffiffi 1 1  1 quadrieren ) L C ¼ 2 w 0 ¼ pffiffiffiffiffiffiffi ) LC ¼  w0 w0 LC Der Ersatzwiderstand Z 1 kann dann auch nach der folgenden Formel berechnet werden: Z1 ¼ j wL wL wL w L w 20 w 20 L w ¼ j ¼ j ¼ j ¼ j 1  w2 L C w 20  w 2 w 20  w 2 w2 w 20  w 2 |{z} 1 2 2 w0 w0 1=w 2 0 Im nächsten Schritt addieren wir die in Reihe geschalteten Widerstände R und Z 1 und erhalten den gesuchten komplexen Gesamtwiderstand Z des Parallelschwingkreises in Abhängigkeit von der Kreisfrequenz w: Z ðwÞ ¼ R þ Z 1 ¼ R þ j wL w 20 L w ¼ R þ j 1  w2 L C w 20  w 2 ð0  w < w 0 Þ
466 H Komplexe Zahlen und Funktionen Bestimmung der Widerstandsortskurve Der Realteil von Z ðwÞ ist frequenzunabhängig, er hat den konstanten Wert Re ðZ ðwÞÞ ¼ R . Der Imaginärteil dagegen hängt von der Kreisfrequenz w ab und durchläuft im Intervall 0  w < w 0 alle Werte von 0 bis 1. Die Widerstandsortskurve ist daher eine zur imaginären Achse im Abstand d ¼ R parallele Halbgerade (Bild H-26). Im ( Z ) v → v0 Z (v ) v Widerstandsortskurve Z (v ) v=0 R Bild H-26 Widerstandsortskurve Re ( Z ) b) Durch Inversion der Widerstandortskurve Z ðwÞ erhalten wir die Leitwertortskurve Y ðwÞ . Aus der Halbgeraden wird dabei nach der 2. Inversionsregel ein durch den Nullpunkt gehender Halbkreis, dessen genaue Lage sich wie folgt bestimmen lässt. Der zu w ¼ 0 gehörige Punkt auf der Halbgeraden (Schnittpunkt mit der reellen Achse) hat vom Nullpunkt den kleinsten Abstand. Er geht bei der Inversion über in den Punkt auf der Leitwertortskurve mit dem größten Abstand vom Nullpunkt: j Z j min ¼ j Z ðw ¼ 0Þ j ¼ R Inversion ! j Y j max ¼ 1 1 ¼ j Z j min R Dieser (auf der reellen Achse liegende) Punkt hat also den Abstand 1=R vom Nullpunkt. Der Durchmesser des Kreises (bzw. Halbkreises) beträgt daher d ¼ 1=R , der Radius ist somit r ¼ 1=ð2 RÞ . Der Mittelpunkt liegt auf der reellen Achse bei M ¼ ð1=ð2 RÞ; 0Þ. Bild H-27 zeigt den genauen Verlauf der halbkreisförmigen Leitwertortskurve (durchgezogene Kurve). Im ( Z ) Im ( Y ) v → v0 Widerstandsortskurve Z (v ) Z (v ) M v = v0 1/ (2R ) Y (R ) v → v0 v v=0 v=0 1/R R Re ( Y ) Re ( Z ) v Leitwertortskurve Y (v ) Bild H-27 Widerstands- und Leitwertortskurve c) Wir berechnen zunächst den komplexen Gesamtwiderstand Z (Zwischenrechnung ohne Einheiten): Z ¼ Rþj wL 50  10 500 ¼ 200 þ j ¼ 200 þ j ¼ 1  w2 L C 1  50 2  10  10  5 1  5 2  10 2  10  10  5 ¼ 200 þ j 500 500 500 ¼ 200 þ j ¼ 200 þ j ¼ 200 þ 666,67 j  2 1  25  10 1  0,25 0,75 ðin WÞ Der Wirkwiderstand ist der Realteil, der Blindwiderstand der Imaginärteil, der Scheinwiderstand der Betrag von Z : Wirkwiderstand: Re ðZÞ ¼ 200 W Im ðZÞ ¼ 666,67 W pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Scheinwiderstand: Z ¼ j Z j ¼ 200 2 þ 666,67 2 W ¼ 484 448,89 W ¼ 696,02 W Blindwiderstand:
467 I Vektorrechnung 1 Vektoroperationen In diesem Abschnitt finden Sie Aufgaben zu folgenden Themen:    Darstellung von Vektoren (Vektorkoordinaten oder skalare Vektorkomponenten, Betrag, Richtungswinkel) Grundrechenoperationen mit Vektoren (Addition und Subtraktion, Multiplikation mit einem Skalar) Skalar- und Vektorprodukt, gemischtes oder Spatprodukt Lehrbuch: Band 1, Kapitel II.1 bis 3 Formelsammlung: Kapitel II.1 bis 3 I1 0 1 1 0 0 1 5 1 2 B C C B C ~ B c ¼ @ 0 A . Berechnen Sie die skalaren Gegeben sind die Vektoren ~ a ¼ @ 5 A , b ¼ @ 5 A und ~ 1 8 3 Komponenten (Vektorkoordinaten) sowie die Beträge und Richungswinkel der folgenden Vektoren: aÞ ~ s ¼ 5~ a  3 b~ þ 2~ c þ 3 ð2 ~ a~ cÞ bÞ ~ s ¼  3 b~ þ 4 ð ~ a~ cÞ ~ a  ð~ a  b~ Þ  ð2~ cþ~ aÞ~ c aÞ ~ s ¼ 5~ a  3 b~ þ 2~ c þ 3 ð2 ~ a~ c Þ ¼ 5~ a  3 b~  6~ c þ 6~ a  3~ c ¼ 11 ~ a  3 b~  9~ c ¼ 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1  20 3  45 2 5 22 1 B C B C B C B C B C B C B C B C B B C B C B C B C C 0C ¼ 11 B A ¼ @ 40 A @ 5 A  3 @ 5 A  9 @ 0 A ¼ @ 55 A þ @  15 A þ @ 0 9 1 33  24 3 8 Betrag: j~ sj ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð 20Þ 2 þ 40 2 þ 0 2 ¼ 2000 ¼ 44,72 Berechnung der drei Richtungswinkel a, b und g cos a ¼ cos b ¼  20 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼  0,4472 j~ sj 2000 sx sy 40 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0,8944 j~ sj 2000 ) a ¼ arccos ð 0,4472Þ ¼ 116,57 ) b ¼ arccos 0,8944 ¼ 26,57 Der Vektor ~ s liegt wegen s z ¼ 0 in der x, y-Ebene. Daher ist g ¼ 90 (rechter Winkel mit der z-Achse). Richtungswinkel: a ¼ 116,57 , b ¼ 26,57 , g ¼ 90 b) Wir berechnen zunächst die Skalarprodukte ~ a~ c und ð ~ a  b~Þ  ð2~ cþ~ a Þ: 0 1 0 1 2 5 B C B C ~ a ~ c ¼ @ 5 A  @ 0 A ¼ 10 þ 0 þ 3 ¼ 13 3 1 0 1 0 1 0 1 3 1 2 B C B C B C ~ a  b~ ¼ @ 5 A  @ 5 A ¼ @ 0 A ; 5 8 3 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 12 2 10 2 5 B C B C B C B C B C 2~ cþ~ a ¼ 2@0A þ @5A ¼ @ 0A þ @5A ¼ @ 5A 5 3 2 3 1 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_9
468 I Vektorrechnung 0 B ð~ a  b~Þ  ð2~ cþ~ aÞ ¼ @ 3 1 0 12 1 C B C 0 A  @ 5 A ¼ 36 þ 0  25 ¼ 11 5 5 ~ s ¼  3 b~ þ 4 ð ~ a~ cÞ ~ a  ð~ a  b~Þ  ð2~ cþ~ aÞ ~ c ¼  3 b~ þ 52 ~ a |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 13 11 1 1 0 0 0 1 1 0 1 0 104 3 5 2 1 C C B B B C C B C B ¼  3 @ 5 A þ 52 @ 5 A  11 @ 0 A ¼ @  15 A þ @ 260 A þ Betrag: j~ sj ¼  24 1 3 8 11~ c ¼ 0 B @ 156  55 1 0 52 1 C C B 0 A ¼ @ 245 A 121  11 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 52 2 þ 245 2 þ 121 2 ¼ 77 370 ¼ 278,15 Berechnung der drei Richtungswinkel a, b und g cos a ¼ cos b ¼ cos g ¼ sx 52 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0,1869 77 370 ) a ¼ arccos 0,1869 ¼ 79,23 245 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0,8808 77 370 ) b ¼ arccos 0,8808 ¼ 28,26 121 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0,4350 j~ sj 77 370 ) g ¼ arccos 0,4350 ¼ 64,21 j~ sj sy j~ sj sz Richtungswinkel: a ¼ 79,23 , b ¼ 28,26 , g ¼ 64,21 I2 Ein Vektor ~ a hat den Betrag j ~ a j ¼ 3 und die Vektorkoordinaten a x ¼  2, a y ¼ 2 und a z < 0. Berechnen Sie die fehlende Vektorkoordinate a z sowie die drei Richtungswinkel. Wir bestimmen zunächst die Vektorkomponente a z unter Beachtung von a z < 0 : j~ a j 2 ¼ a 2x þ a 2y þ a 2z ) a 2z ¼ j ~ a j 2  a 2x  a 2y ¼ 3 2  ð 2Þ 2  2 2 ¼ 1 ) pffiffiffi az ¼  1 ¼  1 Berechnung der drei Richtungswinkel a, b und g cos a ¼ ax j~ aj ay ¼ 2 2 ¼  3 3 2 ¼ cos b ¼ 3 j~ aj ) a ¼ arccos   2  ¼ 131,81 3   2 b ¼ arccos ¼ 48,19 3 1 1 ¼  cos g ¼ ¼ 3 3 j~ aj az ) )   1 g ¼ arccos  ¼ 109,47 3 Richtungswinkel: a ¼ 131,81 , b ¼ 48,19 , g ¼ 109,47 I3 Von einem Vektor ~ a sind folgende Eigenschaften bekannt: j~ a j ¼ 10; Richtungswinkel : a ¼ g ¼ 60 ; b > 90 Bestimmen Sie den noch fehlenden Richtungswinkel b sowie die drei Vektorkoordinaten a x , a y und a z .
1 Vektoroperationen 469 Wir berechnen zunächst den noch fehlenden Richtungswinkel b (wegen 90 cos 2 a þ cos 2 b þ cos 2 g ¼ 1 < b < 180 ist cos b < 0): ) cos 2 b ¼ 1  cos 2 a  cos 2 g ¼ 1  cos 2 60  cos 2 60 pffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi cos b ¼  0,5 ) b ¼ arccos ð 0,5 Þ ¼ 135 ¼ 1  0,25  0,25 ¼ 0,5 ) Berechnung der Vektorkoordinaten a x , a y und a z (a x = a z , da a = g) a j  cos a ¼ 10  cos 60 ax ¼ j~ ¼ 5; ay ¼ j~ a j  cos b ¼ 10  cos 135 ¼  7,071 Vektorkoordinaten: a x ¼ 5; a y ¼  7,071; a z ¼ 5 0 1 1 B C ~ a ¼ @5A; 2 I4 0 2 1 B C b~ ¼ @ 14 A ; 1 0 1 u B C ~ c ¼ @1A v Bestimmen Sie die Parameter u und v so, dass der Vektor ~ c sowohl zu ~ a als auch zu b~ orthogonal ist und zwar unter ausschließlicher Verwendung von a) Skalarprodukten, b) Vektorprodukten. a) Die Skalarprodukte ~ a~ c und b~  ~ c müssen jeweils verschwinden. Dies führt zu zwei Gleichungen mit den beiden Unbekannten u und v: 0 1 0 1 0 1 0 1 u 2 u 1 B C B C B C B C ~ c ¼ @ 14 A  @ 1 A ¼  2 u þ 14 þ v ¼ 0 a~ c ¼ @ 5 A  @ 1 A ¼ u þ 5 þ 2 v ¼ 0 ; b~  ~ v 1 v 2 ðIÞ u þ 5 þ 2v ¼ 0 ) ðIIÞ  2 u þ 14 þ v ¼ 0 u ¼ 2v  5 Gleichung (I) nach u auflösen, den gefundenen Ausdruck dann in Gleichung (II) einsetzen: ðIIÞ ) ðIÞ  2 u þ 14 þ v ¼  2 ð 2 v  5Þ þ 14 þ v ¼ 4 v þ 10 þ 14 þ v ¼ 5 v þ 24 ¼ 0 ) 5 v ¼  24 ) v ¼  4,8 ðEinsetzen in Gleichung (I)Þ ) u ¼  2 v  5 ¼  2  ð 4,8Þ  5 ¼ 9,6  5 ¼ 4,6 Lösung: u ¼ 4,6; v ¼  4,8 b) Das Vektorprodukt aus ~ a und b~ ist ein Vektor, der sowohl auf ~ a als auch auf b~ senkrecht steht. Der gesuchte Vektor ~ c ist daher zum Vektor ~ a  b~ entweder parallel oder antiparallel, d. h. ~ c und ~ a  b~ sind kollineare Vektoren (sie liegen in einer gemeinsamen Linie). Somit muss der Vektor ~ c ein Vielfaches von ~ a  b~ sein: ~ ð Þ ~ c ¼ l ~ a  b . Diese Vektorgleichung führt dann zu drei Gleichungen für die drei Unbekannten l, u und v: 0 1 0 1 0 1 0 1 1 2 5  28  23 B C B C B C B C ~ a  b~ ¼ @ 5 A  @ 14 A ¼ @  4  1 A ¼ @  5 A 2 ~ c ¼ l ð~ a  b~ Þ 1 ) 14 þ 10 24 1 0 1 0 0 1  23 l  23 u C B C B B C @1A ¼ l@ 5A ¼ @ 5lA 24 l 24 v ) 8 > < ðIÞ u ¼  23 l ðIIÞ 1 ¼  5 l > : ðIIIÞ v ¼ 24 l
470 I Vektorrechnung Aus Gleichung (II) folgt zunächst l ¼  1=5 (die Vektoren ~ c und ~ a  b~ sind somit antiparallel), aus den beiden restlichen Gleichungen erhalten wir     1 1 u ¼  23 l ¼  23   ¼ 4,6 und v ¼ 24 l ¼ 24   ¼  4,8 5 5 Lösung: u ¼ 4,6; v ¼  4,8 (in bereinstimmung mit der Lösung aus Teil a)) C2 Beweisen Sie mit Hilfe der Vektorrechnung den Satz des Thales: I5 „Jeder Peripheriewinkel über einem Kreisdurchmesser AB ist ein rechter Winkel (Bild I-1)“. R: Kreisradius M : Kreismittelpunkt C4 Bild I-1 A Anhand von Bild I-2 führen wir folgende Bezeichnungen ein: ! ! AM ¼ MB ¼ ~ a; M B C ! MC ¼ b~ v j~ a j ¼ j b~j ¼ R ! AC ¼ ~ u; C3 C1 u ! BC ¼ ~ v b Bild I-2 A a M a B Wir müssen zeigen, dass der Winkel | ACB ein rechter Winkel ist. Dies ist genau dann der Fall, wenn die Vektoren ~ u und ~ v orthogonal sind, d. h. das Skalarprodukt aus ~ u und ~ v verschwindet. Zunächst drücken wir ~ u und ~ v durch die gleichlangen „Hilfsvektoren“ ~ a und b~ wie folgt aus: ~ u ¼~ a þ b~ und ~ aþ~ v ¼ b~; d: h: ~ v ¼ b~  ~ a Damit erhalten wir für das Skalarprodukt aus ~ u und ~ v (unter Verwendung des Distributiv- und Kommutativgesetzes für Skalarprodukte): ~ u~ v ¼ ~ a þ b~  ð b~  ~ aÞ ¼ ~ a  b~  ~ a~ a þ b~  b~  b~  ~ a ¼ 2 2 ¼~ a  b~  j ~ a j 2 þ j b~j  ~ a  b~ ¼  j ~ a j 2 þ j b~j ¼  R 2 þ R 2 ¼ 0 Folgerung: Die Vektoren ~ u und ~ v stehen aufeinander senkrecht, der Winkel | ACB ist ein rechter. Damit ist der Satz von Thales bewiesen. I6 0 1 2 B C Bilden Sie mit den Vektoren ~ a ¼ @1A; 5 (Skalar-, Vektor- bzw. Spatprodukte): ~ a  b~; ð~ a~ c Þ  ð~ aþ~ c Þ; 0 B b~ ¼ @ b~  ~ c; 1 1 C 3A 1 0 1 4 B C und ~ c ¼ @ 5 A die folgenden Produkte 1 ~ a þ b~  ð ~ c  b~ Þ ; c Þ  b~ ¼ ½ ~ a~ c b~  ð~ a~ Zunächst bilden wir die benötigten Summen und Differenzen, dann die Produkte (Skalarprodukt, Vektorprodukt bzw. Spatprodukt): 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 4 6 2 1 1 2 B C B C B C B C B C B C B C C B C B C C B C ~ aþ~ c ¼ B aþb ¼ B @1A þ @5A ¼ @6A @1A þ @ 3A ¼ @4A; ~ 1 5 6 1 5 6
1 Vektoroperationen 471 0 1 0 1 0 1 2 4 2 B C B C B C B C C B C ~ a~ c ¼ B @1A  @5A ¼ @4A; 4 5 1 0 1 0 1 0 1 4 1 5 B C B C B C C B C B C ~ c  b~ ¼ B @5A  @ 3A ¼ @2A 1 1 0 0 1 0 1 2 1 B C B C C B C ~ a  b~ ¼ B @1A  @ 3A ¼ 2 þ 3 þ 5 ¼ 6 5 1 0 1 0 1 6 B C B C C B C ð~ a~ c Þ  ð~ aþ~ cÞ ¼ B @  4 A  @ 6 A ¼  12  24 þ 24 ¼  12 4 6 2 Das Skalarprodukt ð ~ a~ c Þ  ð~ aþ~ c Þ lässt sich auch mit Hilfe des Distributiv- und Kommutativgesetzes a Þ: berechnen ð ~ a~ c ¼~ c~ 0 1 0 1 0 1 4 2 2 B C B C B C C B C B C ð~ a~ c Þ  ð~ aþ~ cÞ ¼ ~ a~ aþ~ a~ c~ c~ a ~ c~ c ¼~ a~ a~ c~ c ¼B @1A  @1A  @5A  |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 5 5 0 wie folgt 0 1 4 B C B5C ¼ @ A 1 ¼ ð4 þ 1 þ 25Þ  ð16 þ 25 þ 1Þ ¼ 30  42 ¼  12 0 B b~  ~ c ¼ B @ 1 0 1 0 1 0 1 4 3 5  2 C B C B C B C B C B C B 3C 5C A  @5A ¼ @ 4 þ 1A ¼ @ A 1 1  5  12  17 1 0 1 0 1 0 1 0 1 5 0  12  12 1 B C B C B C B C C B C B C B C ~ a þ b~  ð ~ c  b~ Þ ¼ B @ 4 A  @ 2 A ¼ @ 30  0 A ¼ @ 30 A 0 2  20  18 6 a~ c Þ  b~ ¼ ½ ~ a~ c b~  auf zwei verschiedene Arten Berechnung des Spatproduktes ð ~ 1. Lösungsweg: Erst das Vektorprodukt ~ a~ c bilden, dann diesen Vektor skalar mit dem Vektor b~ multiplizieren: 0 1 0 1 0 1 0 1 2 4 1  25  24 B C B C B C B C C B C B C B C ~ a~ c ¼ B @ 1 A  @ 5 A ¼ @ 20  2 A ¼ @ 18 A 5 1 10  4 6 0 B ð~ a~ c Þ  b~ ¼ B @  24 1 0 C B B 18 C A@ 6 1 1 C 3C A ¼ 24 þ 54 þ 6 ¼ 84 1 2. Lösungsweg: Spatprodukt ð ~ a~ c Þ  b~ ¼ ½ ~ a~ c b~  in der Determinantenform darstellen, Determinante dann nach der Regel von Sarrus berechnen:    2 4 1  2 4     3 1 5 ) 1 5   5 1 1 5 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ð~ a~ c Þ  b~ ¼ ½ ~ a~ c b~  ð~ a~ c Þ  b~ ¼ 10 þ 60  1 þ 25  6  4 ¼ 84
472 I Vektorrechnung Zeigen Sie, dass die drei Kräfte 0 0 1 0 1 1  5 30 10 B B C B C C ~ ~ ~ F 1 ¼ @  20 A N ; F 2 ¼ @ 0 A N und F 3 ¼ @ 10 A N 10 60 10 I7 ~r (Kraftkomponenten, Betrag und in einer Ebene liegen. Berechnen Sie ferner die resultierende Kraft F Richtungswinkel). Die drei Kräfte liegen genau dann in einer Ebene, wenn das aus ihnen gebildete Spatprodukt det (Rechnung ohne Einheiten):      5 30 10   5  ð 1Þ          ~ ~ ~ F 1 F 2 F 3 ¼   20 0 10  ¼  5  ð 4Þ     10 60 10   5 2 ~2 F ~3 ~1 F F  verschwin-     1 1 1  10  1         30  0 10  1  ¼ 5  30  10    4 0 1  ¼ 1500  D     2 2 1 30  2 10  1  |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 30  1 Umformung: Die Spalten haben der Reihe nach die gemeinsamen Faktoren 5, 30 und 10 (grau unterlegt), die wir bekanntlich vor die Determinante ziehen dürfen. Determinantenberechnung    1 1 1  1      4 0 1  4      2 2 1 2 Somit gilt: ~2 F ~3 ~1 F F  nach der Regel von Sarrus: 1 0 ) D ¼ 0þ280þ2þ4 ¼ 0 2 ¼ 1500  D ¼ 1500  0 ¼ 0 ) Die drei Kräfte liegen in einer Ebene. Alternative Lösung: Jede der 3 Kräfte muss als Linearkombination der beiden übrigen Kräfte darstellbar sein, z. B. ~3 ¼ l 1 F ~1 þ l 2 F ~2 . Dies führt zu einem eindeutig lösbaren linearen Gleichungssystem mit 3 Gleichungen und F 2 Unbekannten (l 1 und l 2 ). ~r und ihrer Richtungswinkel a, Berechnung der resultierenden Kraft F 0 1 0 1 0 1  5 30 10 B C B C B C ~r ¼ F ~1 þ F ~2 þ F ~3 ¼ B  20 C N þ B 0 C N þ B 10 C N ¼ F @ A @ A @ A 10 60 10 b und g 0 1 35 B C B  10 C N @ A 80 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi   F ~r  ¼ F r ¼ 35 2 þ ð 10Þ 2 þ 80 2 N ¼ 7725 N ¼ 87,89 N cos a ¼ Fx 35 N ¼ 0,3982 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Fr 7725 N ) a ¼ arccos 0,3982 ¼ 66,53 cos b ¼ Fy  10 N ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼  0,1138 Fr 7725 N ) b ¼ arccos ð 0,1138Þ ¼ 96,53 cos g ¼ Fz 80 N ¼ 0,9102 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Fr 7725 N ) g ¼ arccos 0,9102 ¼ 24,47 Ergebnis: F r ¼ 87,89 N, a ¼ 66,53 , b ¼ 96,53 , g ¼ 24,47 ) 8 F x ¼ 35 N > > < F y ¼  10 N > > : F z ¼ 80 N
1 Vektoroperationen 473 pffiffiffiffiffi ~ vom Betrage F ¼ 100 14 N soll senkrecht auf einer Ebene E mit den RichtungsEine Kraft F 0 1 1 0 2 1 B C C B ~ vektoren ~ a ¼ @  1 A und b ¼ @ 1 A stehen. Bestimmen Sie die (skalaren) Komponenten F x , F y I8 1 1 und F z dieser Kraft. Wie viele Lösungen gibt es? ~ verläuft parallel oder antiparallel zum Normalenvektor ~ Der gesuchte Kraftvektor F n der Ebene E (~ n steht bekanntlich senkrecht auf der Ebene). Ein solcher Normalenvektor ist das Vektorprodukt der Richtungsvektoren ~ a und b~, das wir anschließend noch normieren, um einen Einheitsvektor ~ e gleicher Richtung zu erhalten: 1 0 0 1 1 1 0 0 2 1  1 2 1 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi C B B C C C B B 2 2 þ 32 ¼ C  B 1 C ¼ B 2  1 C ¼ B 1 C ; j~ ~ n j ¼ ð 2Þ 14 þ 1 n ¼~ a  b~ ¼ B  1 A @ @ A A A @ @ 1 1 0 ~ e ¼ 1 1 B ~ n ¼ pffiffiffiffiffi B @ j~ nj 14 2 1þ2 3 1 C 1C A 3 ~ hat entweder die gleiche Richtung wie der Einheitsvektor ~ Der gesuchte Kraftvektor F e oder die Gegenrichtung, pffiffiffiffiffi seine Länge ist bekannt und beträgt F ¼ 100 14 N. Es gibt daher zwei Lösungen, die wie folgt lauten: 0 1 0 1 0 1 2 2  200 pffiffiffiffiffi C B C B C 1 B C B C B C ~¼ F~ F e ¼  100 14  pffiffiffiffiffi B @ 1 A N ¼  100 @ 1 A N ¼  @ 100 A N 14 3 3 300 Kraftkomponenten: F x ¼  200 N, F y ¼ 100 N, F z ¼ 300 N bzw. F x ¼ 200 N, F y ¼  100 N, F z ¼  300 N D Berechnen Sie die Oberfläche O eines regulären Tetraeders mit der Seitenlänge a (Bild I-3). I9 C A Bild I-3 A B Das reguläre Tetraeder besteht aus vier kongruenten (deckungsgleichen) gleichseitigen Dreiecken mit der Seitenlänge a (siehe Bild I-3). Es genügt daher, die Grundfläche A zu berechnen, die wir (wie in Bild I-4 dargestellt) in die x, y! ! Ebene legen. Wir bestimmen zunächst die Seitenvektoren AB und AC , mit deren Hilfe dann der Flächeninhalt A der Grundfläche berechnet werden kann (über das Vektorprodukt der beiden Seitenvektoren): 0 0 1 1 0 1 0 1 a=2 1 1 y AM B C B pffiffiffi C B C ! B pffiffiffi C a ! C C B C B C B C AB ¼ a B @ 0 A; AC ¼ @ MC A ¼ @ 3 a=2 A ¼ 2 @ 3 A 60° 0 0 0 0 AM ¼ a=2; MC ¼ a  sin 60 a 1 pffiffiffi 3a ¼ 2 a h M 60° Bild I-4 A a „Bodenfläche“ 60° B x
474 I Vektorrechnung ! ! Vektorprodukt aus AB und AC und Flächeninhalt A der Grundfläche 0 1 1 B C a ! ! C AB  AC ¼ a B @0A  2 0 0 1 1 2 B pffiffiffi C B 3C ¼ a @ A 2 0 0 1 1 B C B0C  @ A 0 0 1 0 C 1 pffiffiffi 2 B 1 pffiffiffi 2 3a B 3a ~ ¼ ¼ ez 0C @ A 2 2 1 0 1 1 2 B pffiffiffi C B 3C ¼ a @ A 2 0 0 00 0 1 0 1 2 B C B C B 0  0C ¼ a B 0C ¼ @ A @ A 2 pffiffiffi pffiffiffi 30 3 0 0 11 0 B CC B Bmit ~ CC ez ¼ B @0AA @ 1 ! ! Die gesuchte Grundfläche A entspricht der halben Fläche des Parallelogramms, das von den Vektoren A B und A C aufgespannt wird. Die Parallelogrammfläche ist der Betrag des Vektorproduktes dieser Vektoren. Daher gilt: 1  ! 1 1 pffiffiffi 2 1 pffiffiffi 2 !  ez j ¼ AB  AC ¼  3 a  j~ 3a 2 2 2 4 |{z} 1 pffiffiffi 2 Gesamtoberfläche des Tetraeders: O ¼ 4 A ¼ 3 a A ¼ 0 I 10 0 1 0 1 1 B C b~ ¼ @ 1 A 0 B C und Zeigen Sie die lineare Unabhängigkeit der drei Vektoren ~ a ¼ @ 1 A, 1 0 1 0 1 2 1 C B C B ~ r ¼ @  1 A als Linearkombination dieser Vektoren dar. c ¼ @ 0 A und stellen Sie den Vektor ~ 1 1 Wie lauten die skalaren Vektorkomponenten von ~ r? Die drei Vektoren ~ a, b~ und ~ c sind genau dann linear unabhängig, wenn das aus ihnen gebildete Spatprodukt ~ ½~  a b~ c von null verschieden ist (wir verwenden hier die Determinantenschreibweise des Spatproduktes):    0 1 1  0 1     a b~~ c  ¼ 0 þ 0 þ 0  1  0  1 ¼  2 6¼ 0 0  1 1 ) ½~  1 1    1 0 1  1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ½~ a b~~ c Die Vektoren ~ a, b~ und ~ c sind somit linear unabhängig, der vierte Vektor ~ r muss daher in der Form 0 1 0 1 0 1 0 1 2 0 1 1 B B B C B C C C B  1 C ¼ l1 B 1 C þ l2 B 1 C þ l3 B 0 C ~ r ¼ l1 ~ a þ l 2 b~ þ l 3 ~ c oder @ A @ A @ A @ A 1 1 0 1 darstellbar sein. Dies führt zu dem folgenden linearen Gleichungssystem für l1 , l2 und l3 : 0 1 0 1 0 1 0 0 1 1 l2 l2  l3 2  l3 0 B C B C B C B B C C B  1 C ¼ B l1 C þ B l2 C þ B 0 C ¼ B l1 þ l2 C @ A @ A @ A @ A @ A  l1 0  l1 þ l3 1 l3
1 Vektoroperationen 475 Komponentenweise geschrieben (und seitenvertauscht): 9 ðIÞ l2  l3 ¼ 2 > = Wir addieren die 3 Gleichungen und erhalten: ) ðIIÞ l1 þ l2 ¼ 1 > 2 l2 ¼ 2 ) l2 ¼ 1 ; ðIIIÞ  l 1 þ l3 ¼ 1 Die übrigen Werte erhalten wir aus den Gleichungen (I) und (II), wenn wir dort l 2 ¼ 1 setzen: ðIÞ ) 1  l3 ¼ 2 ) l 3 ¼  1; ðIIÞ ) l1 þ 1 ¼  1 ) l1 ¼  2 r besitzt die folgende Darstellung: Somit ist l 1 ¼  2, l 2 ¼ 1, l 3 ¼  1 und der Vektor ~ 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 2 0 1 1 0 1 1 B C B C B C B C B C B C B C B C C B C B C B C B C B C ~ r ¼  2~ a þ 1 b~  1~ c ¼ 2 B @ 1A þ @1A  @ 0A ¼ @2A þ @1A þ @ 0A ¼ @1A 1 1 0 1 2 0 1 Skalare Vektorkomponenten von ~ r : r x ¼ 2, r y ¼  1, r z ¼ 1 I 11 Stellen Sie fest, ob die Vektoren ~ a , b~ und ~ c linear unabhängig oder linear abhängig sind: 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 2 1 2 5 1  13 B C B C B C B C B C B C aÞ ~ a ¼ @ 1 A ; b~ ¼ @ 4 A ; ~ c ¼ @ 4A bÞ ~ a ¼ @ 1 A ; b~ ¼ @ 0 A ; ~ c ¼ @ 2A 5 1 1 1 5 13 Die drei Vektoren ~ a , b~, ~ c sind genau dann linear unabhängig, wenn das aus ihnen gebildete Spatprodukt ½ ~ a b~~ c nicht verschwindet (Berechnung der Determinante nach der Regel von Sarrus):    2 1 2  2 1 (   ½~ a b~ ~ c  ¼ 8 þ 20  2 þ 40  8  1 ¼ 57 6¼ 0 )   aÞ  1 4 4 1 4 )   linear unabhängige Vektoren 5 1 1 5 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ½~ a b~~ c    5  1  13  5  1     bÞ  1 0  2 1 0   1  5 13 1 5 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ½~ a b~~ c I 12 ( ) ½~ a b~ ~ c  ¼ 0 þ 2  65  0 þ 50 þ 13 ¼ 0 ) linear abhängige Vektoren 0 1 0 1 0 1 1 4 11 B C ~ B C B C Sind die Vektoren ~ a ¼ @ 5 A , b ¼ @ 0 A und ~ c ¼ @ 15 A komplanar? 3 3 3 Die drei Vektoren ~ a , b~, ~ c sind komplanar, wenn ihr Spatprodukt ½ ~ a b~~ c  verschwindet (Berechnung der Determinante nach der Regel von Sarrus) :    1  4 11  1  4 (   ½~ c  ¼ 0  180 þ 165  0  45 þ 60 ¼ 0 ) a b~ ~   0 15  5 0 ) 5   Die Vektoren sind daher komplanar: 3 3 3 3 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ½~ a b~ ~ c
476 I Vektorrechnung I 13 0 1 1 B C ~1 ¼ B 2 C N; F @ A 5 0 B ~2 ¼ B F @ 2 1 C 0C A N; 3 0 1 5 B C ~3 ¼ B 2 C N F @ A 0 a) Zeigen Sie die lineare Unabhängigkeit dieser drei Kraftvektoren. ~res (Angabe der Kraftkomponenten, des Betrages und der Richb) Wie lautet die resultierende Kraft F tungswinkel)? a) Die drei Kraftvektoren sind linear unabhängig, da das aus ihnen gebildete Spatprodukt nicht verschwindet (Rechnung erfolgt ohne Einheiten; Berechnung der Determinante nach der Regel von Sarrus):    1 2 5  1 2      ~2 F ~3 ¼ 0  20 þ 30  0  6  0 ¼ 4 6¼ 0 ~1 F 0 2 2 0 ) F 2   5 3 0 5 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  ~2 F ~3 ~1 F F b) Die resultierende Kraft lautet wie folgt: 0 1 0 1 0 1 0 0 1 1 4 12þ5 5 2 1 B C B C B C B B C C C B B C C B B B C C ~res ¼ F ~1 þ F ~2 þ F ~3 ¼ 2 N þ F @ A @ 0A N þ @2A N ¼ @2 þ 0 þ 2A N ¼ @4A N 8 5þ3þ0 0 3 5 ~res j ¼ Betrag: j F pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi 4 2 þ 4 2 þ 8 2 N ¼ 96 N ¼ 9,80 N Berechnung der drei Richtungswinkel a, b und g (a = b wegen F x = F y ) cos a ¼ Fx 4N ¼ pffiffiffiffiffi ¼ 0,4082 ~ j F res j 96 N ) a ¼ arccos 0,4082 ¼ 65,91 cos g ¼ Fz 8N ¼ pffiffiffiffiffi ¼ 0,8165 ~res j jF 96 N ) g ¼ arccos 0,8165 ¼ 35,26 Richtungswinkel: a ¼ b ¼ 65,91 , g ¼ 35,26 0 I 14 1 1 B C ~1 ¼ B  2 C N; F @ A 1 0 1 2 B C ~2 ¼ B 0 C N; F @ A 5 0 1 1 B C ~3 ¼ B  6 C N; F @ A 7 0 6 1 B C ~4 ¼ B 4 C N F @ A 18 Zeigen Sie, dass diese Kräfte in einer Ebene liegen. ~1 , F ~2 und F ~3 verschwindet und diese Kräfte damit in einer Ebene Wir zeigen zunächst, dass das Spatprodukt aus F liegen (Rechnung in der Determinantenschreibweise ohne Einheiten; Determinantenberechnung nach der Regel von Sarrus):    1 2 1  1 2      ~1 F ~2 F ~3 ¼ 0  12 þ 10  0 þ 30  28 ¼ 0 F  2 0 6  2 0 )    1 5 7  1 5 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  ~1 F ~2 F ~3 F
1 Vektoroperationen 477 ~1 und F ~2 aufgespannt, die somit als RichDiese Ebene wird z. B. durch die linear unabhängigen Kraftvektoren F ~ ~ tungsvektoren der Ebene dienen können. F1 und F2 sind linear unabhängig und damit nichtkollinear (d. h. weder parallel noch antiparallel), da ihr Vektorprodukt nicht verschwindet (ohne Einheiten): 0 1 0 0 0 1 1 1 0 1 2  10  0 1  10 0 B C B B B C C C B C B C B C ~ ~2 ¼ B  2 C  B 0 C ¼ B ~1  F 2  5C F @ @ A @ A A ¼ @  3 A 6¼ @ 0 A ¼ 0 5 0þ4 4 1 0 ~4 liegt dann ebenfalls in dieser Ebene, wenn das Spatprodukt der drei Der noch verbliebene vierte Kraftvektor F ~ ~ ~ Kräfte F1 , F2 und F4 verschwindet. Dies ist hier der Fall:    1 2 6  1 2     ~1 F ~2 F ~4 ¼ 0 þ 8  60  0  20 þ 72 ¼ 0 F 4  2 0 )  2 0    1 5 18  1 5 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  ~1 F ~2 F ~4 F Folgerung: Alle vier Kräfte liegen in einer gemeinsamen Ebene. Ein homogenes Magnetfeld mit der Flussdichte ~j ¼ B 0 verläuft parallel zur z-Achse eines B ¼ jB räumlichen kartesischen Koordinatensystems. In diesem Feld wird ein metallischer Leiter mit der konstanten Geschwindigkeit v ¼ j ~ v j ¼ v 0 in Richtung der Raumdiagonale eines achsenparallelen Würfels bewegt (Bild I-5). Die dabei im Leiter induzierte elektrische ~ ist nach dem Induktionsgesetz das VekFeldstärke E torprodukt aus dem Geschwindigkeitsvektor ~ v und ~ der magnetischen Flussdichte. dem Vektor B I 15 a) Bestimmen Sie die Komponenten und den Betrag ~. des Feldstärkevektors E z B 1 Raumdiagonale v Leiter 1 y 1 x Würfel der Kantenlänge a = 1 Bild I-5 b) Unter welchem Winkel j gegenüber dem Magnetfeld bewegt sich der Leiter? a) Es gilt: 0 1 0 B C B C ~ B ¼ @ 0 A ¼ B0 @ 0 A 1 B0 0 ~¼ ~ ~ mit E vB 0 1 e und ~ v ¼ v0~ Dabei ist ~ e der Einheitsvektor in Richtung der Raumdiagonale des Würfels. Wegen der Symmetrie müssen die drei Vektorkoordinaten von ~ e übereinstimmen: 0 1 c pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi B C e j ¼ c 2 þ c 2 þ c 2 ¼ c 3 ¼ 1 ) c ¼ 1= 3 e ¼ @ c A mit j~ ex ¼ ey ¼ ez ¼ c ) ~ c 1 pffiffiffi 0 1 0 1 1= 3 1 1 B pffiffiffi C v0 B C 1 B C C B ~ v ¼ v0~ e ¼ @ 1= 3 A ¼ pffiffiffi @ 1 A und ~ e ¼ pffiffiffi @ 1 A pffiffiffi 3 3 1 1 1= 3 0
478 I Vektorrechnung Damit erhalten wir den folgenden elektrischen Feldstärkevektor: 0 1 1 1 0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 1 10 1 0 v0 B C v B v B v B 0 0 B C 0 0 B 0 0 B B C C C C ~¼ ~ ~ ¼ pffiffiffi @ 1 A  B 0 B E vB @ 0 A ¼ pffiffiffi @ 1 A  @ 0 A ¼ pffiffiffi @ 0  1 A ¼ pffiffiffi @  1 A 3 3 3 3 1 1 1 00 0 1 Skalare Komponenten der elektrischen Feldstärke: v0 B0 E x ¼ pffiffiffi ; 3 v0 B0 E y ¼  E x ¼  pffiffiffi ; 3 Ez ¼ 0 Betrag der elektrischen Feldstärke: v0 B0 ~j ¼ p E ¼ jE ffiffiffi 3 rffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi v B 2 0 0 2 1 2 þ ð 1Þ þ 0 2 ¼ pffiffiffi 2 ¼ v0 B0 3 3 ~ eingeschlossene Winkel. Wir erhalten ihn über b) der gesuchte Winkel j ist der von den Vektoren ~ v bzw. ~ e und B das skalare Produkt dieser Vektoren: ~ ¼ j~ ~j  cos j ¼ 1  B 0  cos j ¼ B 0  cos j ~ eB ej  jB ) 0 1 0 1 0 1 0 1 1 0 0 1 B C C B0 B C B C B0 B0 1 B B C B B C B C ~ e  B ¼ pffiffiffi @ 1 A  B 0 @ 0 A ¼ pffiffiffi @ 1 A  @ 0 C B 0  cos j ¼ ~ A ¼ pffiffiffi ð0 þ 0 þ 1Þ ¼ pffiffiffi 3 3 3 3 1 1 1 1 B0 I 16 B0  cos j ¼ pffiffiffi 3 ) 1 cos j ¼ pffiffiffi 3 ) j ¼ arccos 1 pffiffiffi 3 ) ! ¼ 54,74 Eine Ladung q bewegt sich mit der Geschwindigkeit ~ v durch ein elektromagnetisches Feld mit ~ und der magnetischen Flussdichte B ~ und erfährt dort die Kraft der elektrischen Feldstärke E ~ ~ ~ ð Þ F ¼ qE þ q ~ v  B . Bestimmen Sie für 0 1 0 1 0 1 0 100 2 C V C Vs B C m ~¼ B ~¼ B E v ¼ @ vy A ; B @  300 A @ 1 A 2 und ~ m s m  300 vz 1 die Geschwindigkeitskomponenten v y und v z so, dass die Bewegung kräftefrei erfolgt. ~¼~ Aus der Bedingung F 0 erhalten wir folgende Vektorgleichung  ~ ¼ qE ~ þ q ð~ ~Þ ¼ ~ ~ þ ð~ ~Þ ¼ F vB 0 : q ) E vB 1 0 0 1 1 0 1 0  vy  vz 2 0 100 C B B C C B C B B v y C  B 1 C ¼ B 2 v z þ 100 C ¼  B  300 C A @ @ A A @ A @ 100  2 v y 1  300 vz (Rechnung ohne Einheiten): ~ 0 ~Þ ¼  E ~ ) oder ð~ vB 1 1 0 0  vy  vz 0 C C B B C C B ) B @ 2 v z þ 100 A ¼ @ 300 A 100  2 v y 300 Komponentenweise Schreibweise führt zu einem leicht lösbaren linearen Gleichungssystem mit drei Gleichungen für die beiden unbekannten Geschwindigkeitskomponenten v y und v z : ðIÞ  vy  vz ¼ 0 ) vz ¼  vy ðIIÞ 2 v z þ 100 ¼ 300 ) 2 v z ¼ 200 ðIIIÞ 100  2 v y ¼ 300 )  2 v y ¼ 200 ) ) v z ¼ 100 v y ¼  100 Lösung: v x ¼ 100 m=s ðbereits vorgegebenÞ, v y ¼  100 m=s, v z ¼ 100 m=s
2 Anwendungen I 17 479 Eine Ladung q, die sich mit der Geschwindigkeit ~ v durch ein homogenes Magnetfeld mit der magne~ ~ ¼ q ð~ ~Þ . tischen Flussdichte B bewegt, erfährt dort die sog. „Lorentzkraft“ F vB a) Wann erfolgt die Bewegung kräftefrei? b) Zeigen Sie: Das Magnetfeld verrichtet an der Ladung keine Arbeit. ~ ¼ q ð~ ~Þ ¼ ~ ~ verschwinden muss. Dies ist a) Aus F vB 0 folgt wegen q 6¼ 0, dass das Vektorprodukt ~ vB ~ kollinear sind, d. h. entweder parallel oder antiparbekanntlich genau dann der Fall, wenn die Vektoren ~ v und B allel verlaufen. Folgerung: Die Ladung q bewegt sich kräftefrei, wenn sie in Richtung des Feldes oder in der Gegenrichtung in ~ sind parallel bzw. antiparallel, siehe Bild I-6). das Magnetfeld eintritt (die Vektoren ~ v und B Bild I-6 b) Die Bahnkurve der Ladung q im Magnetfeld lässt sich durch einen zeitabhängigen Ortsvektor ~ r ¼~ r ðtÞ beschreiben. Die nderung des Ortsvektors in dem kleinen Zeitintervall d t beträgt dann d ~ r ¼~ v d t (Bild I-7). Die auf die Ladung bei dieser Verschiebung um d ~ r einwirkende Lorentzkraft verrichtet dabei definitionsgemäß die folgende ~ und dem Verschiebungsvektor d ~ Arbeit d W (die Arbeit d W ist das Skalarprodukt aus dem Kraftvektor F r ): ~  d~ ~Þ  ~ dW ¼ F r ¼ q ð~ vB v dt ¼ Nullpunkt ~Þ q d t ¼ ½ ~ ~ q d t ¼ 0 ¼~ v  ð~ vB v~ vB |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} ~ ½~ v~ v B 0 v dr = v dt r Bild I-7 q Ein Spatprodukt mit zwei gleichen Vektoren verschwindet bekanntlich. Dies aber bedeutet, dass das Magnetfeld keine Arbeit an der Ladung verrichtet und zwar unabhängig von der Geschwindigkeit ~ v der Ladung. 2 Anwendungen In diesem Abschnitt finden Sie ausschließlich anwendungsorientierte Aufgaben zu folgenden Themen:     Geraden (vektorielle Parameterdarstellung, Richtungsvektor, Abstand Punkt-Gerade, Abstand paralleler Geraden, windschiefe Geraden, Schnittpunkt und Schnittwinkel von Geraden) Ebenen (vektorielle Parameterdarstellung, Koordinatendarstellung, Richtungsvektoren, Normalenvektor, Abstand Punkt-Ebene, Abstand Gerade-Ebene, Abstand paralleler Ebenen, Schnittpunkt und Schnittwinkel mit einer Geraden, Schnittgerade und Schnittwinkel mit einer Ebene) Arbeit einer Kraft an Massen und elektrischen Ladungen in Kraftfeldern Geschwindigkeits- und Beschleunigungsvektor von Massen und elektrischen Ladungen Lehrbuch: Band 1, Kapitel II.4 Formelsammlung: Kapitel II.4
480 I Vektorrechnung I 18 Wie lautet die Vektorgleichung der Geraden g durch den Punkt P 1 ¼ ð1; 5; 10Þ parallel zum Vektor 1 0 2 C B ~ a ¼ @  1 A ? Welche Punkte gehören zu den Parameterwerten l ¼  3, l ¼ 5 und l ¼ 10? 2 Bestimmen Sie ferner alle auf der Geraden g gelegenen Punkte, die von P1 den Abstand d ¼ 6 haben. Ansatz der Geradengleichung in der Punkt-Richtungs-Form mit dem tungsvektor der Geraden): 0 1 0 1 0 1 1 2 1 B C B C B C C B C B C a ¼ B g: ~ r ðlÞ ¼ ~ r1 þ l~ @ 5A þ l @1A ¼ @ 5A þ 10 2 10 Parameter l 2 R (der Vektor ~ a ist der Rich0 2l 1 0 1 þ 2l 1 B C B C BlC ¼ B 5  lC @ A @ A 2l 10 þ 2 l Ortsvektoren für die Parameterwerte l ¼  3, l ¼ 5 und l ¼ 10: 0 1 1 0 1 0 1 0 11 1 þ 10 5 16 B C C B C B C B B C C C B C ~ r ðl ¼ 5Þ ¼ B r ðl ¼  3Þ ¼ B @ 5  5 A ¼ @ 0 A; @ 5 þ 3A ¼ @ 8A; ~ 20 10 þ 10 4 10  6 0 1 þ 20 0 1 21 1 B C C B B C C ~ r ðl ¼ 10Þ ¼ B @ 5  10 A ¼ @  5 A 30 10 þ 20 Koordinaten der zugehörigen Punkte: ð 5; 8; 4Þ, ð11; 0; 20Þ, ð21;  5; 30Þ Aus Bild I-8 entnehmen wir, dass es genau zwei Punkte Q 1 und Q 2 auf der Geraden g gibt, die vom Punkt P 1 den Abstand d ¼ 6 haben. Daher gilt:  !   !  P Q  ¼ P  ¼ j l~ aj ¼ d ¼ 6 1 1 1 Q2 j l~ a j ¼ j l j  j~ a j ¼ jlj  Q2 P1 Q1 g d=6 d=6 Bild I-8 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 2 þ ð 1Þ 2 þ 2 2 ¼ j l j  3 ¼ 6 ) jlj ¼ 2 ) l 1=2 ¼  2 Zur Erinnerung: Die Betragsgleichung j x j ¼ c > 0 hat zwei Lösungen x 1=2 ¼  c. Wir bestimmen noch die Ortsvektoren 0 1 B ~ r ðl 1 ¼ 2Þ ¼ B r ðQ 1 Þ ¼ ~ @ 5 10 der zugehörigen Punkte: 1 0 1 0 1 0 1 þ4 5 14 3 C B C B C B C C B C B C  2C r ðl 2 ¼  2Þ ¼ B r ðQ 2 Þ ¼ ~ A ¼ @ 3A; ~ @ 5 þ 2A ¼ @ 7A þ4 10  4 6 14 Koordinaten der zugehörigen Punkte: Q 1 ¼ ð5; 3; 14Þ, Q 2 ¼ ð 3; 7; 6Þ I 19 Stellen Sie fest, ob die drei Punkte in einer Geraden liegen und bestimmen Sie gegebenenfalls die Vektorgleichung der Geraden. a) P 1 ¼ ð3; 3; 5Þ, P 2 ¼ ð1;  2; 4Þ, P 3 ¼ ð 5;  17; 1Þ b) A ¼ ð2; 1; 0Þ, B ¼ ð3; 4; 2Þ, C ¼ ð 1; 1; 2Þ
2 Anwendungen 481 Drei Punkte P1 , P2 und P3 liegen genau dann in einer Geraden, ! ! wenn die Vektoren P 1 P 2 und P 1 P 3 kollinear sind und somit das Vektorprodukt dieser Vektoren verschwindet (Bild I-9). Gerade P3 P2 P 1P 2 P1 P 1P 3 Bild I-9 0 a) 13 1 0 2 1 C B C B ! C B C P1 P2 ¼ B @2  3A ¼ @5A; 1 45 0 5  3 1 0 8 1 C B C B ! C B C P1 P3 ¼ B @  17  3 A ¼ @  20 A 4 15 0 1 0 B C B C B C B C ! ! ~ B C B C B C C P1 P2  P1 P3 ¼ B @  5 A  @  20 A ¼ @ 8  8 A ¼ @ 0 A ¼ 0 40  40 0  4 1 0 2 0 1  8 1 0 20  20 1 Die Vektoren sind demnach kollinear, somit liegen die drei Punkte in einer Geraden. Zum gleichen Ergebnis kommt ! ! man, wenn man erkannt hat, dass der Vektor P 1 P 3 genau das Vierfache des Vektors P 1 P 2 ist: 0 0 1 1 0 1 2 4  ð 2Þ  8 B B C C B C ! ! ! ! B B C C C P1 P3 ¼ B @  20 A ¼ @ 4  ð 5Þ A ¼ 4 @  5 A ¼ 4 P 1 P 2 ) P 1 P 2 und P 1 P 3 sind kollinear 1 4  ð 1Þ  4 |fflfflffl{zfflfflffl} ! P1 P2 Geradengleichung in der Parameterform (Zwei-Punkte-Form) 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 3 13 3 2 3  2l B C B C B C B C B C C B C B C B C B C ~ r ðlÞ ¼ ~ r 1 þ l ð~ r2  ~ r 1Þ ¼ B @3A þ l@2  3A ¼ @3A þ l@5A ¼ @3  5lA 5 45 5 1 5 l ! ! b) Wir prüfen, ob die Vektoren AB und AC kollinear sind, d. h. in einer Geraden liegen: 1 0 1 0 0 1 1 0 3 1  2 1 32 C B C B B C C B ! ! C B C B B C C AB ¼ B @ 4  1 A ¼ @ 3 A ; AC ¼ @ 1  1 A ¼ @ 0 A 2 20 2 20 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 60 3 1 0 6 B C B C B C B C B C ! ! B C C B C ~ B C B C AB  AC ¼ B @ 3 A  @ 0 A ¼ @  6  2 A ¼ @  8 A 6¼ @ 0 A ¼ 0 2 2 0þ9 9 0 Die Vektoren sind nichtkollinear, d. h. die Punkte A, B und C liegen nicht in einer (gemeinsamen) Geraden. I 20 Von einer Geraden g ist der Punkt P 1 ¼ ð2; 2; 1Þ und der Richtungsvektor ~ a mit den skalaren Vektorkomponenten a x ¼ 1, a y ¼  2 und a z ¼ 5 bekannt. Welchen Abstand besitzt der Punkt A ¼ ð5; 10; 3Þ bzw. B ¼ ð 1; 8;  14Þ von dieser Geraden?
482 I Vektorrechnung Gleichung der Geraden in der Punkt-Richtungs-Form 0 1 0 1 2 1 B C B C C B C g: ~ r ðlÞ ¼ ~ r 1 þ l~ a ¼ B @2A þ l@2A ¼ 1 5 0 1 0 1 0 1 2 l 2þ l B C B C B C B2C þ B2lC ¼ B2  2lC @ A @ A @ A 1 5l 1 þ 5l ðl 2 RÞ Abstand d des Punktes A von der 0 1 1 B C ~ a  ð~ rA  ~ r 1Þ ¼ @  2 A  Geraden g (! FS: Kap. II.4.2.3) 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 52 1 3  4  40  44 B C B C B C B C B C @ 10  2 A ¼ @  2 A  @ 8 A ¼ @ 15  2 A ¼ @ 13 A 5 31 5 2 8þ 6 14 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi q ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi r 1 Þ j ¼ ð 44Þ 2 þ 13 2 þ 14 2 ¼ 2301 ; j ~ j~ a  ð~ rA  ~ a j ¼ 1 2 þ ð 2Þ 2 þ 5 2 ¼ 30 d ¼ j~ a  ð~ rA  ~ r 1Þ j j~ aj pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2301 ¼ pffiffiffiffiffi ¼ 8,758 30 Abstand d des Punktes B von der 0 1 1 B C ~ a  ð~ rB  ~ r 1Þ ¼ @  2 A  5 r 1Þ j ¼ j ~ 0 j ¼ 0; j~ a  ð~ rB  ~ Geraden g 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1  2 1 3 30  30 0 B C B C B C B C B C 8  2A ¼ @ 2A  @ 6 A ¼ @  15 þ 15 A ¼ @ 0 A ¼ ~ 0 @  14  1 5  15 6 6 0 j~ aj ¼ pffiffiffiffiffi 30 ) d ¼ j~ a  ð~ rB  ~ r 1Þ j j~ aj 0 ¼ pffiffiffiffiffi ¼ 0 30 Der Punkt B liegt somit auf der Geraden. I 21 0 1 1 B C Gegeben sind zwei Geraden g1 und g2 mit dem gemeinsamen Richtungsvektor ~ a ¼ @ 3 A. Die Gerade g1 enthält den Punkt P 1 ¼ ð5; 2; 3Þ, die Gerade g2 den Punkt P 2 ¼ ð1;  1; 8Þ. 2 Welchen Abstand haben diese Geraden voneinander? Bestimmen Sie ferner einen Normalenvektor der von den Geraden g 1 und g 2 aufgespannten Ebene E . Für die Berechnung des Abstandes und ~ a (! FS: Kap. II.4.2.4): 0 1 1 B C B ~ r 1Þ ¼ @ 3 C a  ð~ r2  ~ A 2 j~ a  ð~ r2  ~ r 1Þ j ¼ d ¼ 0 1 1 0 1 0 0 1 21 15 þ 6 4 1 B C C B B C B C C B B  1  2 C ¼ B 3 C  B  3 C ¼ B  8  5 C ¼ B  13 C @ A A @ @ A @ A A @ 9  3 þ 12 5 2 83 0 15 1 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi 21 2 þ ð 13Þ 2 þ 9 2 ¼ 691 ; j~ a  ð~ r2  ~ r 1Þ j j~ aj d der parallelen Geraden benötigen wir die Beträge der Vektoren ~ a  ð~ r2  ~ r 1Þ j~ aj ¼ pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 2 þ 3 2 þ 2 2 ¼ 14 pffiffiffiffiffiffiffiffi 691 ¼ pffiffiffiffiffi ¼ 7,025 14 Bestimmung eines Normalenvektors ~ n der Ebene E Die Ebene E enthält beide Geraden und somit den Richtungsvektor ~ a sowie die Punkte P 1 und P 2 und somit den ! ! n ist dann das Vektorprodukt aus ~ a und P 1 P 2 (bereits weiter oben Vektor P 1 P 2 . Der gesuchte Normalenvektor ~ berechnet): 0 1 21 B C ! C ~ a  ð~ r2  ~ n ¼~ a  P1 P2 ¼ ~ r 1Þ ¼ B @  13 A 9
2 Anwendungen I 22 483 Zeigen Sie, dass die Geraden g 1 und g 2 mit den Parameterdarstellungen 0 1 0 1 0 0 1 1 2 1 1 4 B C B C B B C C ~ r1 þ l1 ~ r2 þ l2 ~ a 1 ¼ @ 1 A þ l 1 @ 3 A und ~ a2 ¼ @ 5 A þ l2 @ 0 A r ðl 1 Þ ¼ ~ r ðl 2 Þ ¼ ~ 3 1 4 3 windschief sind und berechnen Sie ihren Abstand. a 2 ð~ a 2 6¼ ~ 0 und ½ ~ a1 ~ r2  ~ r 1 Þ  6¼ 0 erfüllt sind (! FS: Die Geraden sind windschief, wenn die Bedingungen ~ a1  ~ Kap. II.4.2.5): 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1 4 9  0 9 0 B C B C B C B C B C C B C B C B C B C ~ ~ a2 ¼ B a1  ~ @  3 A  @ 0 A ¼ @ 16  3 A ¼ @ 13 A 6¼ @ 0 A ¼ 0 4 3 0 þ 12 12 0      1 4 ð 1  2Þ   1 4 3          r2  ~ r 1Þ  ¼   3 0 ð5  1Þ  ¼   3 0 a 2 ð~ 4 ½~ a1 ~      4 3  4 3 2  ð1  3Þ  Determinantenberechnung nach der Regel von Sarrus:    1 4 3  1 4     a1 ~ 4   3 0 ) ½~ a 2 ð~ r2  ~ r 1 Þ  ¼ 0 þ 64 þ 27  0  12  24 ¼ 55 6¼ 0  3 0    4 3 2  4 3 Die Geraden g1 und g2 sind also windschief. Ihr Abstand d beträgt (! FS: Kap. II.4.2.5): d ¼ I 23 j ½~ a1 ~ r2  ~ r 1Þ  j a 2 ð~ j~ a1  ~ a2 j 55 55 ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 2,771 394 ð 9Þ 2 þ 13 2 þ 12 2 Zeigen Sie, dass sich die Geraden g1 und g2 schneiden und berechnen Sie den Schnittpunkt S und den Schnittwinkel j. 0 1 0 1 5 1 B C B C B C C r ðl 1 Þ ¼ ~ r1 þ l1 ~ a1 ¼ B g 1: ~ @ 1 A þ l1 @ 1 A 4 4 0 1 0 1 5 0 B C B C C B C r ðl 2 Þ ¼ ~ r2 þ l2 ~ a2 ¼ B g 2: ~ @ 4 A þ l2 @ 3 A 6 2 a 2 6¼ ~ 0 und Die beiden Geraden schneiden sich genau dann in einem Punkt S, wenn die Bedingungen ~ a1  ~ ½~ a1 ~ a 2 ð~ r2  ~ r 1 Þ  ¼ 0 erfüllt sind (! FS: Kap. II.4.2.6): 1 1 0 0 0 1 0 1  10 1 0 2  12 C C B B B C B C C C B C B B C ~ a1  ~ a2 ¼ B @ 1 A  @ 3 A ¼ @ 0  2 A ¼ @  2 A 6¼ 3 3 0 4 2 0 1 0 B C B0C ¼ ~ 0 @ A 0
484 I Vektorrechnung  1   a 2 ð~ ½~ a1 ~ r2  ~ r 1Þ  ¼  1  4 0 ð5  5Þ 3 ð4  1Þ 2 ð6  4Þ    1      ¼ 1    4      ¼ 0  2 2 "" 0 3 identische Spalten 0 3 ) Determinante ¼ 0 Die Geraden kommen also zum Schnitt. Berechnung des Schnittpunktes S ¼ ðx S ; y S ; z S Þ Der Schnittpunkt S liegt sowohl auf g1 als auch auf g2 . Somit gilt für den zugehörigen Ortsvektor ~ rS die folgende Bedingung: 0 1 0 1 0 1 0 1 5 1 0 5 B C B C B C B C B C B C B C C ~ a1 ¼ ~ a2 ) B r1 þ l1 ~ r2 þ l2 ~ rS ¼ ~ @ 1 A þ l1 @ 1 A ¼ @ 4 A þ l2 @ 3 A 6 4 2 4 Wir formen diese Vektorgleichung noch geringfügig um: 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1 0 5 5 0 B C B C B C B C B C B C B C B C B C C l1 B @ 1 A  l2 @ 3 A ¼ @ 4 A  @ 1 A ¼ @ 3 A 4 2 4 6 2 0 ) 1 0 1 0 1 0 1 0 B C B C B C B C B l1 C þ B  3 l2 C ¼ B l1  3 l2 C ¼ B 3 C @ A @ A @ A @ A 4 l1  2 l2 4 l1  2 l2 2 l1 0 l1 Die Komponentenschreibweise führt zu einem leicht lösbaren gestaffelten linearen Gleichungssystem mit den beiden unbekannten Parametern l1 und l2 : ðIÞ l1 ¼ 0 ) ðIIÞ l1  3 l2 ¼ 3 ) ðIIIÞ 4 l 1  2 l 2 ¼ 2 ) l1 ¼ 0 ðEinsetzen in ðIIÞ bzw: ðIIIÞÞ ) 0  3 l2 ¼ 3 ) l2 ¼  1 0  2 l2 ¼ 2 Der Ortsvektor des Schnittpunktes S lautet demnach (berechnet aus der Gleichung der Geraden g1 für l 1 ¼ 0): 0 1 0 1 0 1 5 1 5 B C B C B C C B C B C r1 þ l1 ~ a1 ¼ B ~ rS ¼ ~ @1A þ 0 @1A ¼ @1A 4 4 4 ) S ¼ ð5; 1; 4Þ Kontrolle (Berechnung des Ortsvektors ~ r S aus der Gleichung der zweiten Geraden g 2 für l 2 ¼  1): 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 5 0 5 0 50 5 B C B C B C B C B C B C C B C B C B C B C B C ~ rS ¼ ~ a2 ¼ B r2 þ l2 ~ @4A  1 @3A ¼ @4A  @3A ¼ @4  3A ¼ @1A 6 2 6 2 62 4 Berechnung des Schnittwinkels j a2 . Wir erhalDefinitionsgemäß ist der Schnittwinkel j der Winkel zwischen den beiden Richtungsvektoren ~ a1 und ~ ten ihn über das Skalarprodukt dieser Vektoren: ~ a1  ~ a2 ¼ j~ a1 j  j~ a 2 j  cos j ) cos j ¼ 0 1 0 1 1 0 B C B C C B C ~ a2 ¼ B a1  ~ @ 1 A  @ 3 A ¼ 0 þ 3 þ 8 ¼ 11 4 2 ~ a2 a1  ~ j~ a1 j  j~ a2 j
2 Anwendungen pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi 1 2 þ 1 2 þ 4 2 ¼ 18 ; j~ a1 j ¼ cos j ¼ I 24 485 ~ a2 a1  ~ j~ a1 j  j~ a2 j j~ a2 j ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi 0 2 þ 3 2 þ 2 2 ¼ 13 11 ¼ pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi ¼ 0,7191 18  13 ) j ¼ arccos 0,7191 ¼ 44,02 Welcher der drei Punkte A, B und C liegen auf der in der vektoriellen Parameterform vorliegenden Geraden g? 0 1 0 1 0 1 1  2l 2 1 B C B C B C B C C B C ðmit l 2 RÞ a ¼ B g: ~ r ðlÞ ¼ ~ r1 þ l~ @2A þ l @ 1A ¼ @2 þ lA 4 þ 2l 4 2 A ¼ ð4; 1; 2Þ ; B ¼ ð7;  1;  2Þ ; C ¼ ð 15; 10; 20Þ Es gibt verschiedene Möglichkeiten festzustellen, ob ein Punkt P auf einer Geraden g liegt oder nicht. Der Punkt ! A ¼ ð4; 1; 2Þ beispielsweise liegt genau dann auf g , wenn die Vektoren P 1 A und ~ a kollinear sind (in einer Linie ! ! ~ a und somit P 1 A  ~ a ¼ 0 ist (siehe Bild I-10). Dies ist hier nicht der Fall: liegen), d. h. P 1 A ¼ l ~ 0 41 0 1 3 1 A B C B C ! B C C P1 A ¼ B @1  2A ¼ @1A 2 24 0 3 1 0 B C B ! C B P1 A  ~ a ¼ B @1A  @ 2 2 1 0 C B B 1C A ¼ @ 2 2 þ 2 a 1 C 4  6C A ¼ 0 A P1 P1 32 Bild I-10 0 1 0 B C B C B C ~ C ¼ B @  2 A 6¼ @ 0 A ¼ 0 0 1 0 g 1 Der Punkt A liegt somit nicht auf der Geraden g. Bei den Punkten B und C wollen wir einen anderen Lösungsweg einschlagen. Wenn B auf der Geraden g liegt, dann gehört zu B ein eindeutiger Parameterwert l der Geradengleichung. Wir erhalten ein lineares Gleichungssystem mit drei Gleichungen für den noch unbekannten Parameter l: 9 8 0 1 0 1 1  2l ðIÞ 1  2 l ¼ 7 > 7 > > > = < B C B C B C B C ~ ) l ¼ 3 ðIIÞ 2 þ l ¼  1 r1 þ l~ a ) @1A ¼ @2 þ lA ) rB ¼ ~ > > > > ; : ðIIIÞ 4 þ 2 l ¼  2 4 þ 2l 2 Alle drei Gleichungen liefern den selben Wert l ¼  3, d. h. der Punkt B liegt auf der Geraden g. Ebenso gehen wir beim Punkt C vor: 0 1 0 1  15 1  2l B C B C C B C ~ rC ¼ ~ r1 þ l~ a ) B @ 10 A ¼ @ 2 þ l A 20 4 þ 2l ) 8 9 ðIÞ 1  2 l ¼  15 > > > > < = ðIIÞ 2 þ l ¼ 10 > > > > : ; ðIIIÞ 4 þ 2 l ¼ 20 Auch Punkt C liegt auf der Geraden g. Ergebnis: Die Punkte B und C liegen auf der Geraden g, Punkt A dagegen nicht. ) l ¼ 8
486 I Vektorrechnung Gegeben ist eine Gerade g mit der folgenden vektoriellen Parameterdarstellung (alle Koordinaten in der Einheit m ¼ Meter): 0 1 0 1 0 1 4 1 4þ l B C B C B C C B C B C g: ~ r ðlÞ ¼ ~ r1 þ l~ a ¼ B ðmit l 2 RÞ @1A þ l @2A ¼ @1 þ 2lA I 25 2 2þ 1 l ~ mit den Kraftkomponenten F x ¼ 8 N, F y ¼  2 N Eine Masse wird durch die konstante Kraft F und F z ¼ 10 N längs dieser Geraden vom Punkt A aus nach B verschoben. Diese Punkte sind durch die Parameterwerte l ¼ 2 (Punkt A ) und l ¼ 10 (Punkt B ) festgelegt. Welche Arbeit W wird dabei an der Masse verrichtet? Wie groß ist der Winkel j zwischen der Kraft und dem Verschiebungsvektor? ! Der Verschiebungsvektor ~ s ¼ AB lässt sich aus den Ortsvektoren der Punkte A und B wie folgt bestimmen (siehe Bild I-11; alle Vektorkoordinaten in m): 1 0 1 0 6 4þ2 B C B C B g F C ¼ B5C ~ r ðAÞ ¼ ~ r ðl ¼ 2Þ ¼ B 1 þ 4 A @ A @ 4 2þ2 0 A 1 0 1 4 þ 10 14 B C B C B C C ~ r ðBÞ ¼ ~ r ðl ¼ 10Þ ¼ B @ 1 þ 20 A ¼ @ 21 A 12 2 þ 10 0 s Bild I-11 0 1 6 B C B C ! B C C ~ s ¼ AB ¼ ~ r ðBÞ  ~ r ðAÞ ¼ B @ 21 A  @ 5 A ¼ 12 4 14 f 1 0 14  6 1 0 8 1 B C B C B 21  5 C ¼ B 16 C @ A @ A 8 12  4 ~ bei der Verschiebung der Masse von A nach B verrichtete Arbeit W ist (definitionsgemäß) das Die von der Kraft F Skalarprodukt aus dem Kraft- und dem Verschiebungsvektor: 0 8 1 0 8 1 0 8 1 0 8 1 B C B C B C B C C B C B C B C ~~ W ¼ F s ¼ B @  2 A N  @ 16 A m ¼ @  2 A  @ 16 A Nm ¼ ð64  32 þ 80Þ Nm ¼ 112 Nm 10 8 10 8 ~ und ~ Auch die Winkelberechnung erfolgt über dieses Skalarprodukt, wobei wir noch die Beträge der Vektoren F s benötigen: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ~j ¼ 8 2 þ ð 2Þ 2 þ 10 2 N ¼ 168 N ; j~ s j ¼ 8 2 þ 16 2 þ 8 2 m ¼ 384 m jF ~~ ~j  j~ F s ¼ W ¼ jF s j  cos j ) cos j ¼ W 112 N m ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0,4410 pffiffiffiffiffiffiffiffi ~j  j~ jF sj 168 N  384 m ) j ¼ arccos 0,4410 ¼ 63,83 Ergebnis: Arbeit W ¼ 112 N m; Winkel zwischen dem Kraft- und dem Verschiebungsvektor: j ¼ 63,83
2 Anwendungen I 26 487 ~ wird eine Ladung q längs einer In einem homogenen elektrischen Feld mit dem Feldstärkevektor E Geraden g vom Punkt A aus nach B verschoben. Berechnen Sie die dabei vom Feld verrichtete Arbeit W sowie den Winkel j zwischen dem Kraft- und dem Verschiebungsvektor. 1 0 1 0 5 1 þ 2l C V B C B 9 C B C ~ g: ~ r ðlÞ ¼ B As @ 1 þ l A ðin m ; l 2 RÞ ; E ¼ @  2 A m ; q ¼ 10 1 1 þ 2l Ortsvektoren von A und B: ~ r ðAÞ ¼ ~ r ðl ¼  2Þ; ~ r ðBÞ ¼ ~ r ðl ¼ 3Þ Wir bestimmen zunächst die Ortsvektoren der Punkte A und B und ! ~ s ¼ AB (Bild I-12): 1 0 0 1 3 14 C B B C C B C ~ r ðAÞ ¼ ~ r ðl ¼  2Þ ¼ B @ 1  2 A ¼ @  1 A ðin mÞ 3 14 0 1 0 1 1þ6 7 B C B C C B C ~ r ðBÞ ¼ ~ r ðl ¼ 3Þ ¼ B @ 1 þ 3 A ¼ @ 4 A ðin mÞ 1þ6 7 1 1 0 0 1 0 7þ3 3 7 C C B B C B ! C C B C B ~ s ¼ AB ¼ ~ r ðBÞ  ~ r ðAÞ ¼ B @4A  @1A ¼ @4 þ 1A ¼ 7þ3 3 7 daraus den benötigten Verschiebungsvektor E B g A f s Bild I-12 0 10 1 B C B 5C @ A 10 ðin mÞ Die auf die Ladung q ¼ 10  9 As im elektrischen Feld einwirkende Kraft beträgt: 1 1 1 0 0 0 5 5 5 C C C B B B ~ ¼ qE ~ ¼ 10  9 As B  2 C V ¼ 10  9 B  2 C V A s ¼ 10  9 B  2 C N F A m A A m @ @ @ 1 1 1 Umrechnung der Einheiten: 1 V A s ¼ 1 W s ¼ 1 N m ) 1 VAs ¼ 1N m Die vom elektrischen Feld an der Ladung verrichtete Arbeit W erhält Kraft- und Verschiebungsvektor: 0 1 0 1 0 1 10 5 5 B C B C B C 9 B B C C C ~~ W ¼ F s ¼ 10  9 B @  2 A N  @ 5 A m ¼ 10 @2A  10 1 1 man definitionsgemäß als Skalarprodukt aus 0 10 1 B C B 5C Nm ¼ @ A 10 ¼ 10  9 ð50  10 þ 10Þ N m ¼ 50  10  9 N m ¼ 5  10  8 N m Den Winkel j zwischen dem Kraft- und dem Verschiebungsvektor erhalten wir aus dem Skalarprodukt dieser Vektoren wie folgt: ~~ ~j  j~ F s ¼ W ¼ jF s j  cos j ) cos j ¼ W ~j  j~ jF sj qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi   F ~ ¼ 5 2 þ ð 2Þ 2 þ 1 2  10  9 N ¼ 30  10  9 N; cos j ¼ j~ sj ¼ W 5  10  8 N m 10 ¼ pffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffi ¼ 0,6086  9 ~j  j~ jF sj 30  10 N  15 m 3 30 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi 10 2 þ 5 2 þ 10 2 m ¼ 225 m ¼ 15 m ) j ¼ arccos 0,6086 ¼ 52,51 Ergebnis: Arbeit W ¼ 5  10  8 N m; Winkel zwischen dem Kraft- und dem Verschiebungsvektor: j ¼ 52,51
488 I Vektorrechnung I 27 Die Drehachse eines starren Körpers liegt in der Geraden g mit der vektoriellen Parameterdarstellung 0 1 0 1 1 1 B C B C C B C ~ a ¼ B r ðlÞ ¼ ~ r1 þ l~ ðalle Koordinaten in cm ; l 2 RÞ @0A þ l@1A 1 1 ~j ¼ w ¼ Der Körper rotiert um diese Achse mit der (konstanten) Winkelgeschwindigkeit j w pffiffiffi 1 v des Körperpunktes Q ¼ ð2; 1; 2Þ cm. ¼ 10 3 s . Bestimmen Sie den Geschwindigkeitsvektor ~ ~~ Anleitung: Es gilt ~ v ¼ w r . Dabei ist ~ r der Ortsvektor von Q, von einem beliebigen Punkt der ~ der Vektor der Kreisfrequenz (~ Drehachse aus gemessen und w w liegt in der Drehachse). Wir führen gemäß Bild I-13 die folgenden Bezeichnungen ein: g: Drehachse (Gerade) P0 : Bezugspunkt auf der Drehachse (siehe weiter unten) ~ r0 : Ortsvektor von P0 ~ rQ : Ortsvektor von Q O: Nullpunkt des räumlichen Koordinatensystems g starrer Körper v P0 r r0 Q rQ g Bild I-13 O Den auf der Drehachse g liegenden Bezugspunkt P0 legen wir (willkürlich) durch den Parameterwert l ¼ 0 fest (sie können auch einen anderen Bezugspunkt wählen). Sein Ortsvektor lautet damit: 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1 1 1 0 1 B C B C B C B C B C C B C B C B C B C ~ r ðl ¼ 0Þ ¼ B r0 ¼ ~ ðin cmÞ @0A þ 0@1A ¼ @0A þ @0A ¼ @0A 1 1 1 0 1 ! Wir bestimmen aus Bild I-13 den benötigten Verbindungsvektor ~ r ¼ P 0 Q: 1 0 0 1 0 1 0 1 1 2 1 21 C B B C B C B C C C B B C B C ~ ðin cmÞ r0 þ ~ r ¼~ rQ ) ~ r ¼~ rQ  ~ r0 ¼ B @1A  @0A ¼ @1  0A ¼ @1A 21 1 2 1 pffiffiffi  1 ~ vom Betrag w ¼ 10 3 s Der Kreisfrequenzvektor w liegt in der Drehachse und ist somit zum Richtungsvektor ~ a der Geraden g parallel. Durch Normierung von ~ a erhalten wir den benötigten Einheitsvektor ~ e gleicher Richtung: 1 1 0 0 1 1 ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi q pffiffiffi C C B 1 1 B ~ ~ e ¼ und j ~ a j ¼ 1 2 þ ð 1Þ 2 þ 1 2 ¼ 3 ) ~ 1C a mit ~ a ¼ B 1C e ¼ pffiffiffi B A A @ @ j~ aj 3 1 1 Für den Bahngeschwindigkeitsvektor ~ v des Punktes Q auf dem starren Körper folgt dann unter Berücksichtigung ~ ¼ w~ von w e: ~~ ~ v ¼ w r ¼ w~ e~ r ¼ w ð~ e~ rÞ ) 0 1 1 0 1 0 1 1 0 0 1 1  1 2  20 1 pffiffiffi B C C cm B C cm B C cm C B 1 B 1 B C C B C B C ~ v ¼ 10 3  pffiffiffi B ¼ 10 B 0C @ 1  1 A s ¼ 10 @ 0 A s ¼ @ @  1 A  @ 1 A cm  s A s 3 1 1þ1 2 20 1 (Man beachte die Einheiten: w in s  1 , ~ r in cm, ~ e ist dimensionslos ) ~ v in cm=s)
2 Anwendungen 489 Komponenten des Geschwindigkeitsvektors ~ v: v x ¼  20 cm=s; v y ¼ 0 cm=s; v z ¼ 20 cm=s Betrag der Geschwindigkeit: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi j~ v j ¼ ð 20Þ 2 þ 0 2 þ 20 2 cm=s ¼ 800 cm=s ¼ 20 2 cm=s ¼ 28,28 cm=s I 28 Elektronen bewegen sich, wenn sie schräg in ein homogenes Magnetfeld eintreten, auf einer schraubenlinienförmigen Bahn mit dem zeitabhängigen Ortsvektor 0 1 R  cos ðw tÞ B C C ~ r ðtÞ ¼ B @ R  sin ðw tÞ A ct z Richtung des Magnetfeldes r (t ) (w > 0: Kreisfrequenz; R: Radius; c > 0; siehe hierzu Bild I-14). Bestimmen Sie den Geschwindigkeitsvektor ~ v und den Beschleunigungsvektor ~ a sowie deren Beträge. R y x Bild I-14 Die Geschwindigkeit ~ v ist die 1. Ableitung, die Beschleunigung ~ a die 2. Ableitung des Ortsvektors ~ r ¼~ r ðtÞ nach der Zeit t, wobei komponentenweise zu differenzieren ist. Wir erhalten mit Hilfe der Kettenregel (Substitution: u ¼ w t) und unter Verwendung des „trigonometrischen Pythagoras“ : Geschwindigkeitsvektor v ¼ v ðtÞ 0 R  cos ðw tÞ 0 1 B C d d B B R  sin ðw tÞ C ¼ B ~ ~ v ¼~ r ðtÞ ¼ r_ ðtÞ ¼ @ @ A dt dt ct  R w  sin ðw tÞ 1 C R w  cos ðw tÞ C A c v2 ¼ j~ v j 2 ¼ ð R w  sin ðw tÞÞ 2 þ ðR w  cos ðw tÞÞ 2 þ c 2 ¼ ¼ R 2 w 2  sin 2 ðw tÞ þ R 2 w 2  cos 2 ðw tÞ þ c 2 ¼ ¼ R 2 w 2 ½ sin 2 ðw tÞ þ cos 2 ðw tÞ  þ c 2 ¼ R 2 w 2 þ c 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi v ¼ j~ v j ¼ R 2 w 2 þ c 2 ¼ const: Beschleunigungsvektor ~ a ¼ ~ a ðtÞ 0 d d B B ~ ~ a ¼~ v ¼ r€ ¼ ~ v_ ¼ dt dt @  R w  sin ðw tÞ 1 0  R w 2  cos ðw tÞ 1 0 cos ðw tÞ 1 C C C B B 2B 2 C C B R w  cos ðw tÞ C A ¼ @  R w  sin ðw tÞ A ¼  R w @ sin ðw tÞ A c 0 0 a2 ¼ j~ a j 2 ¼ ð R w 2 Þ 2 ðcos 2 ðw tÞ þ sin 2 ðw tÞ þ 0 2 Þ ¼ R 2 w 4 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 ) a ¼ j~ a j ¼ R w 2 ¼ const: Folgerung: Die Elektronen bewegen sich in dem Magnetfeld auf schraubenlinienförmigen Bahnen mit (dem Betrage nach) konstanter Geschwindigkeit und konstanter Beschleunigung.
490 I Vektorrechnung Von einer Geraden g sind der Punkt P1 und der Richtungsvektor ~ a bekannt, von einer Ebene E der Punkt P0 und der Normalenvektor ~ n: 0 1 0 1 2 2 B C B C C C Gerade g : P 1 ¼ ð5; 1; 5Þ ; ~ a ¼ B n ¼ B @ 1 A ; Ebene E : P 0 ¼ ð1; 1; 8Þ ; ~ @ 0A I 29 4 1 Zeigen Sie, dass Gerade und Ebene parallel verlaufen und berechnen Sie ihren Abstand. Gerade g und Ebene E sind genau dann parallel, wenn das Skalarprodukt aus dem Normalenvektor ~ n der Ebene und dem Richtungsvektor ~ a der Geraden verschwindet: 1 0 1 0 2 2 C B C B C B C ~ n~ a ¼ B @ 0A  @1A ¼ 4 þ 0 þ 4 ¼ 0 ) E k g 4 1 Abstand d zwischen g und E ( ! FS: Kap. II.4.3.5) 0 1 0 1 0 1 0 1 2 51 2 4 B C B C B C B C C B C B C B C ~ n  ð~ r1  ~ r 0Þ ¼ B @ 0 A  @ 1  1 A ¼ @ 0 A  @ 0 A ¼  8 þ 0  3 ¼  11 1 58 1 3 j~ nj ¼ d ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi ð 2Þ 2 þ 0 2 þ 1 2 ¼ 5 j~ n  ð~ r1  ~ r 0Þ j j~ nj ¼ j  11 j 11 pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ 4,919 5 5 0 1 0 1 2 1 B C B C Zeigen Sie zunächst, dass die Vektoren ~ a ¼ @ 0 A und b~ ¼ @ 1 A nichtkollinear sind und somit 3 1 I 30 zusammen mit dem Punkt P 1 ¼ ð2; 1;  3Þ in eindeutiger Weise eine Ebene E festlegen. a) Wie lautet die Parameterdarstellung dieser Ebene? b) Geben Sie die Koordinatendarstellung der Ebene an. c) Welche Punkte der Ebene E gehören zu den Parameterwertepaaren ðl; mÞ ¼ ð 3; 4Þ? ðl; mÞ ¼ ð1; 2Þ und Die Vektoren ~ a und b~ sind nichtkollinear, wenn ihr Vektorprodukt nicht verschwindet. Dies ist hier der Fall: 0 1 1 1 0 0 0 1 0 1 0 03 3 1 2 B C C B C B C B B C ~ B C C C B C B C B ~ a  b~ ¼ B @ 0 A  @ 1 A ¼ @  3  2 A ¼ @  5 A 6¼ @ 0 A ¼ 0 0 20 2 1 3 Die Vektoren ~ a und b~ können daher als Richtungsvektoren der Ebene E dienen, das Vektorprodukt selbst ist ein Normalenvektor der Ebene: ~ n ¼~ a  b~.
2 Anwendungen 491 a) Parameterdarstellung der Ebene E (Punkt-Richtungs-Form; l 2 R und m 2 R) 0 1 0 1 0 1 0 1 2 2 1 2 þ 2l  m B C B C B C B C C B C B C B C ~ a þ m b~ ¼ B r ðl; mÞ ¼ r 1 þ l ~ @ 1A þ l @0A þ m @ 1A ¼ @ 1 þ m A 3 3 1 3 þ 3l þ m b) Koordinatendarstellung der Ebene E 0 ~ a  b~Þ  ð~ r ~ r 1Þ ¼ 0 n  ð~ r ~ r 1 Þ ¼ ð~ ) 3 1 0 x 2 1 B C B C B5C  By  1C ¼ 0 @ A @ A 2 zþ3 )  3 ðx  2Þ  5 ð y  1Þ þ 2 ðz þ 3Þ ¼  3 x þ 6  5 y þ 5 þ 2 z þ 6 ¼ 0 )  3 x  5 y þ 2 z þ 17 ¼ 0 c) Ortsvektoren für die Parameterwertepaare ðl; mÞ ¼ ð1; 2Þ und ðl; mÞ ¼ ð 3; 4Þ: 0 1 0 1 0 1 0 1 2þ22 2 264 8 B C B C B C B C C ¼ B3C; ~ C ¼ B 5C ~ r ðl ¼ 1; m ¼ 2Þ ¼ B r ðl ¼  3; m ¼ 4Þ ¼ B A @ 1þ2 A @ A @ 1þ4 A @ 3 þ 3 þ 2 2 3  9 þ 4 8 Koordinaten der zugehörigen Punkte: ð2; 3; 2Þ, ð 8; 5;  8Þ Zeigen Sie: Die drei Punkte P 1 ¼ ð5; 1;  1Þ, P 2 ¼ ð 2; 0; 3Þ und P 3 ¼ ð1; 6; 3Þ liegen in einer Ebene E. I 31 a) Wie lautet die Gleichung dieser Ebene in der vektoriellen Parameterform? b) Bestimmen Sie die Koordinatendarstellung der Ebene. c) Welche Koordinaten besitzen die in der Ebene E gelegenen Punkte, die zu den Parameterwertepaaren ðl; mÞ ¼ ð 1; 3Þ und ðl; mÞ ¼ ð2;  2Þ gehören? r 1 und b~ ¼ ~ r3  ~ r 1 , gebildet aus Wir zeigen zunächst mit Hilfe des Vektorproduktes, dass die Vektoren ~ a ¼~ r2  ~ den Ortsvektoren der drei Punkte P 1 , P 2 und P 3 , nichtkollinear sind und damit als Richtungsvektoren der Ebene E geeignet sind (siehe hierzu auch Bild I-15): 0 0 1 1 0 1 Ebene E 2 5 7 B B C C B C B C C B C ~ a ¼~ r2  ~ r1 ¼ B P3 @ 0A  @ 1A ¼ @1A 3 1 4 b 0 1 0 1 0 1 1 4 5 B C B C B C B C C B C r1 ¼ B b~ ¼ ~ r3  ~ @6A  @ 1A ¼ @ 5A 3 1 4 0 7 1 0 B B C B C ~ a  b~ ¼ B @1A  @ 4 1 0  4  20 a P1 P2 Bild I-15 r1 1 0 0 1 0 B C B C B C C B C B ~ B C C 5C A ¼ @  16 þ 28 A ¼ @ 12 A 6¼ @ 0 A ¼ 0  39  35  4 4 0 4 r3  24 1 r2 O
492 I Vektorrechnung Wegen ~ a  b~ 6¼ ~ 0 sind die Vektoren ~ a und b~ nichtkollinear. Das Vektorprodukt steht dabei bekanntlich senkrecht ~ auf der von ~ a und b aufgespannten Ebene und ist somit ein Normalenvektor dieser Ebene: ~ n ¼ ~ a  b~. a) Parameterdarstellung der Ebene E (Drei-Punkte-Form) 0 B ~ r2  ~ r 1 Þ þ m ð~ r3  ~ r 1Þ ¼ ~ r1 þ l~ a þ m b~ ¼ B r ðl; mÞ ¼ ~ r 1 þ l ð~ @ 0 B ¼ B @ 5 1 0 7l 1 0 C C B B C B B 1C A þ @ lA þ @ 1 4l 4m 0 1 5 0 1 7 1 0 B C C B B C B 1C A þ l @1A þ m @ 4 1 5  7l  4m 4 1 C 5C A ¼ 4 1 B C C B C 5mC A ¼ @ 1  l þ 5mA 1 þ 4l þ 4m 4m ðmit l 2 R und m 2 RÞ b) Koordinatendarstellung der Ebene E 0 ~ a  b~ Þ  ð~ r ~ r 1Þ ¼ 0 n  ð~ r ~ r 1Þ ¼ ð ~ ) B B @  24 1 0 x 5 1 C C B C B 12 C A  @y  1A ¼ 0  39 zþ1 )  24 ðx  5Þ þ 12 ð y  1Þ  39 ðz þ 1Þ ¼  24 x þ 120 þ 12 y  12  39 z  39 ¼ 0  24 x þ 12 y  39 z þ 69 ¼ 0 j : ð 3Þ B B ~ r ðl ¼ 2; m ¼  2Þ ¼ @ 8 x  4 y þ 13 z  23 ¼ 0 ðl; mÞ ¼ ð 1; 3Þ und ðl; mÞ ¼ ð2;  2Þ: 1 0 1 12 0 C B C B C 15 C A ¼ @ 17 A 12 7 c) Ortsvektoren für die Parameterwertepaare 0 5þ7 B ~ r ðl ¼  1; m ¼ 3Þ ¼ B @ 1þ1þ 1  4 þ 0 ) ) 5  14 þ 8 1 0  1 1 C B C B C 1  2  10 C A ¼ @  11 A  1 1 þ 8  8 Koordinaten der zugehörigen Punkte: ð0; 17; 7Þ, ð 1;  11;  1Þ. I 32 Bestimmen Sie die Gleichung der durch den Punkt P 1 ¼ ð5; 1; 5Þ gehenden Ebene E mit dem 0 1 1 B C Normalenvektor ~ n ¼ @ 2A: 1 Koordinatendarstellung der Ebene E 0 1 0 1 x 5 1 B C B C C B C ~ n  ð~ r ~ r 1Þ ¼ 0 ) B @ 2 A  @ y  1 A ¼  1 ðx  5Þ þ 2 ð y  1Þ  1 ðz  5Þ ¼ 0 1 z5  x þ 5 þ 2y  2  z þ 5 ¼ 0 ) Gleichung der Ebene: x  2 y þ z  8 ¼ 0 x þ 2y  z þ 8 ¼ 0 oder ) x  2y þ z  8 ¼ 0
2 Anwendungen 493 Der Normalenvektor ~ n einer Ebene E hat die Richtungswinkel a ¼ 120 , b ¼ 60 und g > 90 . Wie lautet die Koordinatendarstellung dieser Ebene, die noch den Punkt P 1 ¼ ð8; 6; 8Þ enthält? I 33 Wir müssen zunächst den Normalenvektor ~ n der Ebene bestimmen. Da seine Länge (sein Betrag) keine Rolle spielt (solange j ~ n j 6¼ 0 ist), wählen wir j ~ n j ¼ 1 (Einheitsvektor). Der noch unbekannte Richtungswinkel g lässt sich aus der Beziehung cos 2 a þ cos 2 b þ cos 2 g ¼ 1 unter Beachtung der Vorgabe 90 < g < 180 und damit cos g < 0 (2. Quadrant) wie folgt bestimmen: cos 2 g ¼ 1  cos 2 a  cos 2 b ¼ 1  cos 2 120  cos 2 60 ¼ 1  ð 0,5Þ 2  0,5 2 ¼ pffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi ¼ 1  0,25  0,25 ¼ 0,5 ) cos g ¼  0,5 ) g ¼ arccos ð 0,5 Þ ¼ 135 Damit ergeben sich für den Normalenvektor ~ n folgende Vektorkomponenten: 9 0 1  0,5 nx ¼ j~ n j  cos a ¼ 1  cos 120 ¼  0,5 > = B C ) ~ n ¼ @ 0,5 A ny ¼ j~ n j  cos b ¼ 1  cos 60 ¼ 0,5 > ;  0,707 n j  cos g ¼ 1  cos 135 ¼  0,707 nz ¼ j~ Koordinatendarstellung der Ebene E 0 1 0 1  0,5 x 8 B C B C ~ n  ð~ r ~ r 1 Þ ¼ 0 ) @ 0,5 A  @ y  6 A ¼ 0  0,707 z8 )  0,5 ðx  8Þ þ 0,5 ð y  6Þ  0,707 ðz  8Þ ¼  0,5 x þ 4 þ 0,5 y  3  0,707 z þ 5,656 ¼ 0 )  0,5 x þ 0,5 y  0,707 z þ 6,656 ¼ 0 j  ð 2Þ ) x  y þ 1,414 z  13,312 ¼ 0 Gleichung der Ebene: x  y þ 1,414 z  13,312 ¼ 0 Eine Ebene E mit dem Normalenvektor ~ n enthält den Punkt P1 . Welchen Abstand besitzen die Punkte A und B von dieser Ebene? 0 1 1 B C C Ebene E : ~ n ¼ B @  1 A ; P 1 ¼ ð5;  1; 3Þ ; A ¼ ð10; 3; 8Þ ; B ¼ ð0; 2; 11Þ 1 I 34 Welche Höhenkoordinate z muss der Punkt P ¼ ð2;  4; zÞ haben, damit er in der Ebene E liegt? Abstand d des Punktes A von der Ebene E ( ! FS: Kap. II.4.3.4): 1 0 1 1 0 1 0 0 5 1 10  5 1 C B C C B C B B C B C C B C B ~ n  ð~ rA  ~ r 1Þ ¼ B @1A  @ 3 þ 1A ¼ @1A  @4A ¼ 5  4 þ 5 ¼ 6 5 1 83 1 j~ nj ¼ d ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 1 2 þ ð 1Þ 2 þ 1 2 ¼ 3 j~ n  ð~ rA  ~ r 1Þ j j~ nj pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 6 6 3 6 3 ¼ 2 3 ¼ 3,464 ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi pffiffiffi ¼ 3 3 3 3
494 I Vektorrechnung Abstand d des Punktes B von der Ebene E 0 1 0 1 0 1 0 1 1 05 1 5 B C B C B C B C C B C B C B C ~ r 1Þ ¼ B n  ð~ rB  ~ @  1 A  @ 2 þ 1 A ¼ @  1 A  @ 3 A ¼  5  3 þ 8 ¼ 0; 1 11  3 1 8 d ¼ j~ n  ð~ rB  ~ r 1Þ j j~ nj 0 ¼ pffiffiffi ¼ 0 3 ) j~ nj ¼ pffiffiffi 3 Punkt B liegt in der Ebene E : Koordinatendarstellung der Ebene E 1 1 0 0 x 5 1 C C B B ~ n  ð~ r ~ r 1Þ ¼ 0 ) @  1 A  @ y þ 1 A ¼ 0 z3 1 1 ðx  5Þ  1 ð y þ 1Þ þ 1 ðz  3Þ ¼ 0 Höhenkoordinate z des Punktes P ¼ ð2;  4; zÞ: ) ) x 5y1þz3 ¼ 0 ) x yþz ¼ 9 z ¼ 9x þy ¼ 924 ¼ 3 Zeigen Sie, dass sich Gerade g und Ebene E schneiden und bestimmen Sie die Koordinaten des I 35 Schnittpunktes S sowie den Schnittwinkel j. 0 1 0 1 2 4 B C B C B C C a ¼ B g: ~ r ðlÞ ¼ ~ r1 þ l~ @1A þ l@1A; 5 2 0 B E: ~ n  ð~ r ~ r 0Þ ¼ B @ 1 1 0 x 1 1 C C B C B 2C A  @y  1A ¼ 0 z0 1 Gerade g und Ebene E schneiden sich genau dann in einem Punkt S , wenn das skalare Produkt aus dem Normalenvektor ~ n der Ebene und dem Richtungsvektor ~ a der Geraden nicht verschwindet. Dies ist hier der Fall: 1 0 1 0 2 1 C B C B C B C ~ n~ a ¼ B @ 2 A  @ 1 A ¼  2 þ 2 þ 5 ¼ 5 6¼ 0 5 1 Der Schnittpunkt S mit dem Ortsvektor ~ rS liegt sowohl auf g als auch in E. Daher gilt: ~ rS ¼ ~ r ðl S Þ ¼ ~ r1 þ lS ~ a und ~ r 0Þ ¼ 0 n  ð~ rS  ~ In die zweite Gleichung setzen wir für ~ rS den Ausdruck ~ r1 þ lS ~ a ein und erhalten unter Verwendung des Distributivgesetzes für Skalarprodukte: ~ r 0Þ ¼ ~ n  ð~ r1 þ lS ~ n  ð½~ r1  ~ r0  þ lS ~ r 0 Þ þ l S ð~ n~ aÞ ¼ 0 a~ r 0Þ ¼ ~ aÞ ¼ ~ n  ð~ r1  ~ n  ð~ rS  ~ Diese Gleichung lösen wir nach dem noch unbekannten Parameter lS auf: n~ aÞ ¼  ~ n  ð~ r1  ~ r 0Þ ¼ ~ n  ð~ r0  ~ r 1Þ l S ð~ ) lS ¼ ~ r 1Þ n  ð~ r0  ~ ~ n~ a Berechnung des Parameters l S 1 1 0 1 0 1 0 0 3 1 14 1 C C B C B C B B C C B C B C B ~ n  ð~ r0  ~ r 1Þ ¼ B @ 2A  @1  1A ¼ @ 2A  @ 0A ¼ 3 þ 0  2 ¼ 1; 2 1 02 1 lS ¼ ~ n  ð~ r0  ~ r 1Þ ~ n~ a ¼ 1 5 ~ n~ a ¼ 5 ðs: obenÞ
2 Anwendungen 495 Ortsvektor ~ r S des Schnittpunktes S Aus der Gleichung der Geraden g erhalten wir für l S ¼ 1=5: 0 1 0 1 4 2 B C B C 1 1 C B C ~ ~ r ðl S ¼ 1=5Þ ¼ ~ r1 þ a ¼ B rS ¼ ~ @1A þ 5 @1A ¼ 5 2 5 0 1 4 B C B1C þ @ A 2 0 0,4 1 0 4,4 1 B C B C B 0,2 C ¼ B 1,2 C @ A @ A 1 3 Schnittpunkt: S ¼ ð4,4; 1,2; 3Þ Berechnung des Schnittwinkels j (! FS: Kap. II.4.3.7) Wir benötigen noch die Beträge der Vektoren ~ n und ~ a: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffi j~ n j ¼ ð 1Þ 2 þ 2 2 þ 1 2 ¼ 6 ; j ~ a j ¼ 2 2 þ 1 2 þ 5 2 ¼ 30 ; ! ! j~ n~ aj 5 j ¼ arcsin ¼ arcsin 0,3727 ¼ 21,88 ¼ arcsin pffiffiffi pffiffiffiffiffi j~ n j  j~ aj 6  30 ~ n~ a ¼ 5 ðs. obenÞ Schnittwinkel: j ¼ 21,88 Zeigen Sie, dass die Ebenen E 1 und E 2 parallel verlaufen und berechnen Sie ihren Abstand (von jeder Ebene ist jeweils ein Punkt und der Normalenvektor bekannt): 1 1 0 0 1 3 C C B B C C Ebene E 1 : P 1 ¼ ð5; 10; 2Þ ; ~ n1 ¼ B n2 ¼ B @  1 A ; Ebene E 2 : P 2 ¼ ð1; 5; 6Þ ; ~ @ 3A 1 3 I 36 Die Ebenen E 1 und E 2 sind genau dann parallel, wenn ihre Normalenvektoren ~ n1 und ~ n2 kollinear sind, d. h. in einer gemeinsamen Linie (Geraden) liegen. Dies ist der Fall, da ~ n2 ein Vielfaches von ~ n1 ist: 0 1 0 1 3 1 B C B C C B C ~ n2 ¼ B n1 ) E1 k E2 @ 3 A ¼  3 @  1 A ¼  3~ 3 1 |fflfflffl{zfflfflffl} ~ n1 Abstand d der beiden Ebenen ( ! FS: Kap. II.4.3.6) 0 1 1 1 0 0 1 5 1 1 B C C C B B B C C C B r2  ~ r 1Þ ¼ B ~ n 1  ð~ @  1 A  @ 5  10 A ¼ @  1 A  1 j~ n1 j ¼ d ¼ 6 2 1 0 j~ n1 j j3j 3 ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ 3 3 pffiffiffi pffiffiffi 3 3 pffiffiffi 3 ¼ 1 C B B5C ¼ 4 þ 5  4 ¼ 3 A @ 4 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 1 2 þ ð 1Þ 2 þ ð 1Þ 2 ¼ 3 j~ n 1  ð~ r2  ~ r 1Þ j 4 pffiffiffi 3
496 I Vektorrechnung Von zwei Ebenen E 1 und E 2 sind jeweils ein Punkt und ein Normalenvektor gegeben: 0 1 1 B C C Ebene E 1 : P 1 ¼ ð1; 4; 5Þ ; ~ n1 ¼ B @  1 A ; Ebene E 2 : P 2 ¼ ð 2; 5; 5Þ ; 0 I 37 0 1 2 B C C ~ n2 ¼ B @3A 1 Zeigen Sie, dass sich die Ebenen längs einer Geraden g schneiden und bestimmen Sie die Gleichung der Schnittgeraden und den Schnittwinkel j der beiden Ebenen. n1 und ~ n2 Die Ebenen E 1 und E 2 schneiden sich genau dann längs einer Geraden g , wenn ihre Normalenvektoren ~ nichtkollinear sind, d. h. weder parallel noch antiparallel verlaufen und somit ~ n1  ~ n 2 6¼ ~ 0 gilt. Dies ist hier der Fall: 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1  0 2 1 B C B C B C B C B C ~ B C B C B C B C C ~ n1  ~ n2 ¼ B @  1 A  @ 3 A ¼ @ 0  1 A ¼ @  1 A 6¼ @ 0 A ¼ 0 0 5 3þ2 1 0 Ansatz für die Schnittgerade g in der Punkt-Richtungs-Form: 0 1 1 B C C ~ r ðlÞ ¼ ~ r0 þ l~ a mit ~ a ¼ ~ n1  ~ n2 ¼ B @  1 A und l 2 R 5 Denn der zunächst noch unbekannte Richtungsvektor ~ a der Schnittgeraden ist sowohl zu ~ n1 als auch zu ~ n2 orthon 2 darstellbar. ~ r0 ist dabei der Ortsvektor eines (zunächst beliebigen) gonal und somit als Vektorprodukt ~ a ¼ ~ n1  ~ noch unbekannten Punktes P 0 ¼ ðx 0 ; y 0 ; z 0 Þ der Schnittgeraden g. Dieser Punkt liegt somit in beiden Ebenen und lässt sich daher aus den Gleichungen r0  ~ r 1Þ ¼ 0 ~ n 1  ð~ und ~ n 2  ð~ r0  ~ r 2Þ ¼ 0 wie folgt berechnen: 0 r0  ~ r 1Þ ¼ 0 ðIÞ ~ n 1  ð~ ) 1 1 0 x0  1 1 B C C B B  1 C  B y0  4 C ¼ 0 A @ A @ 0 z0  5 ) 1 ðx 0  1Þ  1 ð y 0  4Þ þ 0 ðz 0  5Þ ¼ x 0  1  y 0 þ 4 ¼ 0 ðIIÞ ~ n 2  ð~ r0  ~ r 2Þ ¼ 0 ) 1 0 1 0 x0 þ 2 2 C B C B @ 3 A  @ y0  5 A ¼ 0 1 z0  5 ) x0  y0 þ 3 ¼ 0 ) 2 ðx 0 þ 2Þ þ 3 ðy 0  5Þ þ 1 ðz 0  5Þ ¼ 2 x 0 þ 4 þ 3 y 0  15 þ z 0  5 ¼ 0 ) 2 x 0 þ 3 y 0 þ z 0  16 ¼ 0 Gleichung (I) nach y 0 auflösen ( y 0 ¼ x 0 þ 3), den gefundenen Ausdruck in Gleichung (II) einsetzen: ðIIÞ ) 2 x 0 þ 3 ðx 0 þ 3Þ þ z 0  16 ¼ 2 x 0 þ 3 x 0 þ 9 þ z 0  16 ¼ 5 x 0 þ z 0  7 ¼ 0 Diese Gleichung ist nur lösbar, wenn wir für x 0 oder z 0 einen Wert vorgeben. Wir wählen z 0 ¼ 2. Daraus ergeben sich folgende Werte für die restlichen Koordinaten: ðIIÞ ) 5 x0 þ z0  7 ¼ 5 x0 þ 2  7 ¼ 5 x0  5 ¼ 0 ðIÞ x0  y0 þ 3 ¼ 1  y0 þ 3 ¼ 4  y0 ¼ 0 ) ) ) 5 x0 ¼ 5  y0 ¼  4 ) ) x0 ¼ 1 y0 ¼ 4
2 Anwendungen 497 Damit ist P 0 ¼ ð1; 4; 2Þ der gesuchte Punkt auf der Schnittgeraden g, deren Gleichung wie folgt lautet: 0 1 0 1 0 1 1 1l 1 B C B C B C C B C ~ a ¼ B r ðlÞ ¼ ~ r0 þ l~ ðmit l 2 RÞ @4A þ l@1A ¼ @ 4  l A 5 2 2 þ 5l Berechnung des Schnittwinkels j der beiden Ebenen (! FS: Kap. II.4.3.8) Definitionsgemäß ist der Schnittwinkel j der Ebenen E 1 und E 2 der Winkel zwischen den beiden Normalenvekton2 . Wir erhalten ihn über das Skalarprodukt dieser Vektoren: ren ~ n1 und ~ ~ n1  ~ n2 ¼ j~ n1 j  j~ n 2 j  cos j ) ~ n2 n1  ~ cos j ¼ j~ n1 j  j~ n2 j 0 1 1 2 B C B C C B C ~ n1  ~ n2 ¼ B @1A  @3A ¼ 2  3 þ 0 ¼ 1 0 1 0 1 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 1 2 þ ð 1Þ 2 þ 0 2 ¼ 2 ; j~ n1 j ¼ cos j ¼ j~ n2 j ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi 2 2 þ 3 2 þ 1 2 ¼ 14 ~ n2 n1  ~ 1 ¼ pffiffiffi pffiffiffiffiffi ¼  0,1890 j~ n1 j  j~ n2 j 2  14 ) j ¼ arccos ð 0,1890Þ ¼ 100,89 Schnittwinkel: j ¼ 100,89 I 38 Eine Ebene E 0 1 2 B C steht senkrecht auf dem Vektor ~ n ¼ @1A 1 und enthält ferner den Punkt P 1 ¼ ð2;  1; 5Þ. Welchen Abstand d hat der Punkt Q ¼ ð1; 2;  2Þ von dieser Ebene? Bestimmen Sie die Gleichung der durch Q gehenden Parallelebene E *. Abstand d des Punktes Q von der Ebene E (! FS: Kap. II.4.3.4) 1 0 1 0 1 0 1 0 1 2 12 2 C B C B C B C B C B C B C C B ~ n  ð~ rQ  ~ r 1Þ ¼ B @1A  @ 2 þ 1A ¼ @1A  @ 3A ¼ 2 þ 3  7 ¼ 6 7 1 2  5 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi j~ n j ¼ 22 þ 12 þ 12 ¼ 6 ; d ¼ j~ n  ð~ rQ  ~ r 1Þ j j~ nj j6j 6 ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ 6 6 pffiffiffi pffiffiffi 6 6 pffiffiffi 6 ¼ pffiffiffi 6 ¼ 2,449 Parallelebene E * durch den Punkt Q Da die Ebenen E und E * parallel verlaufen, gilt dies auch für die zugehörigen Normalenvektoren ~ n und ~ n *, d. h. der Normalenvektor ~ n von E ist auch ein Normalenvektor der Parallelebene E *. Diese enthält ferner den Punkt Q. Die Gleichung der gesuchten Ebene E * lautet damit in der Koordinatendarstellung wie folgt (mit ~ n* ¼ ~ n ): 1 0 1 0 x 1 2 C B C B C C B ~ n  ð~ r ~ r QÞ ¼ 0 ) B n *  ð~ r ~ r QÞ ¼ ~ @1A  @y  2A ¼ 0 ) zþ2 1 2 ðx  1Þ þ 1 ð y  2Þ þ 1 ðz þ 2Þ ¼ 2 x  2 þ y  2 þ z þ 2 ¼ 2 x þ y þ z  2 ¼ 0 Gleichung der Parallelebene E * : 2 x þ y þ z  2 ¼ 0
498 I Vektorrechnung I 39 Eine Ebene E enthält die Gerade g mit der Parameterdarstellung 0 1 0 1 1 2 B C B C C B C ~ a ¼ B r ðlÞ ¼ ~ r1 þ l~ ðmit l 2 RÞ @2A þ l @1A 1 5 sowie den Punkt Q ¼ ð1; 4; 3Þ. Bestimmen Sie die Gleichung dieser Ebene a) in der Parameterdarstellung, b) in der Koordinatendarstellung. Die Ebene E enthält den Richtungsvektor ~ a der Geraden g sowie die Punkte P1 ¼ ð1; 2; 1Þ und Q ¼ ð1; 4; 3Þ ! ~ (Bild I-16). Wenn die Vektoren ~ a und b ¼ P 1 Q nichtkollinear sind (d. h. nicht in einer Linie liegen), können sie als Richtungsvektoren dieser Ebene verwendet werden. Ihr Vektorprodukt ~ a  b~ ist dann ein Normalenvektor der Ebene. Wegen 0 1 1 0 1 0 0 1 0 1 1 0 1 0 0  12  2  10 0 2 11 2 B C C B C B B C B C C B C B ! B C C B C B B C B C C C B ~ a  b~ ¼ ~ a  P1 Q ¼ B @  1 A  @ 4  2 A ¼ @  1 A  @ 2 A ¼ @ 0  4 A ¼ @  4 A 6¼ @ 0 A 0 4 4 0 2 5 31 5 sind ~ a und b~ nichtkollineare Vektoren und ~ n ¼ ~ a  b~ daher ein Normalenvektor der gesuchten Ebene. a) Parameterdarstellung der Ebene E (Punkt-Richtungs-Form) 0 1 0 1 0 1 1 2 0 B C B C B C C B C B C ~ a þ m b~ ¼ B r ðl; mÞ ¼ ~ r1 þ l~ @2A þ l @1A þ m @2A 1 5 2 g a ~ a  b~Þ  ð~ r ~ r 1Þ ¼ 0 n  ð~ r ~ r 1 Þ ¼ ð~ b P1 ðmit l 2 R und m 2 RÞ Q r1 g b) Koordinatendarstellung der Ebene E 0 )  12 1 0 x 1 O 1 C B C B B 4C  By  2C ¼ 0 A @ A @ z1 4 ) Bild I-16 )  12 ðx  1Þ  4 ð y  2Þ þ 4 ðz  1Þ ¼  12 x þ 12  4 y þ 8 þ 4 z  4 ¼ 0  12 x  4 y þ 4 z þ 16 ¼ 0 j : ð 4Þ Ebene E ) 3x þ y  z  4 ¼ 0 Gleichung der Ebene E: 3 x þ y  z  4 ¼ 0 I 40 Von zwei Ebenen E 1 und E 2 sind jeweils ein Punkt und ein Normalenvektor gegeben: 0 0 1 1 1 1 B B C C C C n1 ¼ B n2 ¼ B Ebene E 1 : P 1 ¼ ð1; 5;  3Þ ; ~ @1A @ 2 A ; Ebene E 2 : P 2 ¼ ð2;  1; 1Þ ; ~ 2 1 Bestimmen Sie diejenige Ebene E, die den Punkt Q ¼ ð2; 4; 6Þ enthält und sowohl auf E 1 als auch auf E 2 senkrecht steht.
2 Anwendungen 499 Gleichungen der Ebenen E1 und E2 (Koordinatendarstellung) 0 1 0 1 1 x 1 B C B C C B C E1 : ~ n 1  ð~ r ~ r 1Þ ¼ 0 ) B @2A  @y  5A ¼ 0 ) 1 zþ3 1 ðx  1Þ þ 2 ð y  5Þ þ 1 ðz þ 3Þ ¼ x  1 þ 2 y  10 þ z þ 3 ¼ 0 0 n 2  ð~ r ~ r 2Þ ¼ 0 E2 : ~ ) 1 1 0 x 2 ) x þ 2y þ z  8 ¼ 0 1 C C B B B1C  By þ 1C ¼ 0 A A @ @ z1 2 ) 1 ðx  2Þ  1 ð y þ 1Þ þ 2 ðz  1Þ ¼ x  2  y  1 þ 2 z  2 ¼ 0 ) x  y þ 2z  5 ¼ 0 Gleichung der Ebene E senkrecht zu E 1 und E 2 (Koordinatendarstellung) Die gesuchte Ebene E steht sowohl auf E 1 als auch auf E 2 senkrecht, somit muss der (noch unbekannte) Normalenvektor ~ n der Ebene E sowohl auf ~ n 1 als auch ~ n 2 senkrecht stehen. Ein solcher Vektor ist das Vektorprodukt aus ~ n 1 und ~ n2: 1 1 0 1 0 0 0 1 5 4þ1 1 1 C C B C B B B C C C B C B C B ~ n2 ¼ B n ¼~ n1  ~ @2A  @1A ¼ @ 1  2A ¼ @1A 3 1  2 2 1 Ferner enthält die Ebene E den Punkt Q ¼ ð2; 4; 6Þ. Ihre Gleichung lautet daher wie folgt (Koordinatendarstellung): 0 1 0 1 5 x 2 B C B C C B C ~ n  ð~ r ~ r QÞ ¼ 0 ) B @1A  @y  4A ¼ 0 ) 3 z6 5 ðx  2Þ  1 ðy  4Þ  3 ðz  6Þ ¼ 5 x  10  y þ 4  3 z þ 18 ¼ 0 ) 5 x  y  3 z þ 12 ¼ 0 Gleichung der Ebene E: 5 x  y  3 z þ 12 ¼ 0 I 41 0 1 1 B C Gegeben sind zwei parallele Geraden g1 und g2 mit dem gemeinsamen Richtungsvektor ~ a ¼ @ 2 A. g1 verläuft durch den Punkt P 1 ¼ ð4; 1;  2Þ, g2 durch den Punkt P 2 ¼ ð 1; 2; 2Þ. 4 a) Berechnen Sie den Abstand d der Geraden. b) Bestimmen Sie die Ebene E, die beide Geraden enthält (Parameter- und Koordinatendarstellung). Die Gleichungen der beiden parallelen Geraden lauten in der Parameterdarstellung (Punkt-Richtungs-Form) wie folgt: 0 0 1 1 1 4 B B C C ðmit l 1 2 RÞ g1 : ~ r ðl 1 Þ ¼ ~ r1 þ l1 ~ a ¼ @ 1 A þ l1 @ 2 A 2 4 0 1 1 1 1 g2 : ~ a ¼ @ 2 A þ l2 @ 2 A r ðl 2 Þ ¼ ~ r2 þ l2 ~ 2 4 0 ðmit l 2 2 RÞ a) Abstand d der parallelen Geraden (! FS: Kap. II.4.2.4) 1 1 0 1 0 0 1 0 1 0 0 1 4 8 4 5 1 1  4 1 C C B C B B C B C B B C C C B C B B C B C C B ~ a  ð~ r2  ~ r 1Þ ¼ B @ 2 A  @ 2  1 A ¼ @ 2 A  @ 1 A ¼ @  20  4 A ¼ @  24 A 11 1 þ 10 4 4 2þ2 4
500 I Vektorrechnung j~ a  ð~ r2  ~ r 1Þ j ¼ d ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi 4 2 þ ð 24Þ 2 þ 11 2 ¼ 713 ; j~ a  ð~ r2  ~ r 1Þ j j~ aj j~ aj ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi 1 2 þ 2 2 þ 4 2 ¼ 21 pffiffiffiffiffiffiffiffi 713 ¼ pffiffiffiffiffi ¼ 5,827 21 b) Gleichung der Ebene E Die gesuchte Ebene E enthält den Richtungsvektor ~ a der parallelen Geraden, die Punkte P1 und P2 und damit ! r2  ~ auch den Verbindungsvektor b~ ¼ P 1 P 2 ¼ ~ r 1 dieser Punkte (siehe hierzu Bild I-17). Die Vektoren ~ a und b~ sind nichtkollinear, da ihr Vektorprodukt ~ a  b~ nicht verschwindet, wie wir bereits unter a) gezeigt haben: ! ~ a  ð~ r2  ~ a  b~ ¼ ~ a  P1 P2 ¼ ~ r 1Þ ¼ 1 0 1 0 0 1 4 5 1 C B C B B C C B C B C ¼ B @ 2 A  @ 1 A ¼ @  24 A 6¼ 11 4 4 g2 g1 0 1 0 B C B0C @ A 0 a a b P1 Bild I-17 P2 Ebene E g2 g1 Daher können diese Vektoren als Richtungsvektoren der gesuchten Ebene E verwendet werden. Das Vektorprodukt ~ a  b~ selbst ist ein Normalenvektor der Ebene, d. h. ~ n ¼~ a  b~. Die Gleichung der Ebene E lautet damit wie folgt: In der Parameterdarstellung (Punkt-Richtungs-Form) 0 1 0 1 0 1 4 1 5 B C B C B C C B C B C ~ r ðl; mÞ ¼ ~ r1 þ l~ a þ m b~ ¼ B @ 1A þ l @2A þ m @ 1A 2 4 4 In der Koordinatendarstellung ~ a  b~ Þ  ð~ r ~ r 1Þ ¼ 0 n  ð~ r ~ r 1Þ ¼ ð ~ 0 ) 4 1 0 ðmit l 2 R und m 2 RÞ x 4 1 C C B B @  24 A  @ y  1 A ¼ 0 zþ2 11 ) 4 ðx  4Þ  24 ðy  1Þ þ 11 ðz þ 2Þ ¼ 4 x  16  24 y þ 24 þ 11 z þ 22 ¼ 0 ) 4 x  24 y þ 11 z þ 30 ¼ 0 I 42 Eine Masse wird auf der Ebene E mit der Parameterdarstellung 0 1 0 1 0 1 1 1 1 B C B C B C C B C B C ~ r ðl; mÞ ¼ B ðin der Einheit m ; l 2 R ; m 2 RÞ @ 2A þ l @0A þ m @ 1A 1 1 0 ~ ¼ ð10 NÞ ~ durch die Kraft F e x þ ð20 NÞ ~ e y þ ð3 NÞ ~ e z geradlinig von P 1 ðl ¼ 0; m ¼  1Þ nach P 2 ðl ¼ 1; m ¼ 2Þ verschoben. Berechnen Sie die dabei an der Masse verrichtete Arbeit W sowie den Winkel j zwischen dem Kraftund dem Verschiebungsvektor.
2 Anwendungen 501 ! Wir bestimmen zunächst den Verschiebungsvektor ~ s ¼ P 1 P 2 der Masse (Bild I-18). Dazu benötigen wir die Koordinaten bzw. den Ortsvektor der beiden Punkte (alle Koordinaten in der Einheit m): 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1 1 0 1 1 2 B C B C B C B C B C B C B C C B C B C B C B C B C B C ~ r ðP 1 Þ ¼ ~ r ðl ¼ 0; m ¼  1Þ ¼ B @ 2 A þ 0 @ 0 A  1@ 1 A ¼ @ 2 A þ @ 0 A þ @  1 A ¼ @ 1 A 1 1 0 1 0 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1 1 1 1 2 0 B C B C B C B C B C B C B C C B C B C B C B C B C B C ~ r ðP 2 Þ ¼ ~ r ðl ¼ 1; m ¼ 2Þ ¼ B @ 2A þ 1@0A þ 2@ 1A ¼ @ 2A þ @0A þ @ 2A ¼ @4A 1 1 0 1 1 0 0 1 1 0 1 0 1 0 1 2 2 0 C B B C B C ! B C B C C ~ s ¼ P1 P2 ¼ ~ r ðP 2 Þ  ~ r ðP 1 Þ ¼ B @4A  @ 1A ¼ @ 3A 1 1 0 F Ebene E P2 f s P1 Bild I-18 ~ Die von der Kraft an der Masse verrichtete Arbeit W ist definitionsgemäß das Skalarprodukt aus dem Kraftvektor F und dem Verschiebungsvektor ~ s: 0 1 0 1 0 1 0 1 10 2 10 2 B C B C B C B C C B C B C B C ~~ W ¼ F s ¼ B @ 20 A N  @ 3 A m ¼ @ 20 A  @ 3 A N m ¼ ð 20 þ 60 þ 3Þ N m ¼ 43 N m 3 1 3 1 Den Winkel j zwischen dem Kraft- und dem Verschiebungsvektor erhalten wir ebenfalls über das Skalarprodukt ~~ F s: ~~ ~j  j~ F s ¼ W ¼ jF s j  cos j ~j ¼ jF cos j ¼ W ~j  j~ jF sj qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi j~ s j ¼ ð 2Þ 2 þ 3 2 þ 1 2 m ¼ 14 m pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi 10 2 þ 20 2 þ 3 2 N ¼ 509 N ; cos j ¼ Ergebnis: ) W 43 N m ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0,5094 pffiffiffiffiffi ~j  j~ jF sj 509 N  14 m ) j ¼ arccos 0,5094 ¼ 59,38 W ¼ 43 N m; j ¼ 59,38 Eine Ebene E enthält die Punkte P 1 ¼ ð2; 1;  3Þ, P 2 ¼ ð3; 0; 2Þ und P 3 ¼ ð2; 2; 1Þ (alle Ko~ mit der z-Komponente F z ¼  2 N an. ordinaten in der Einheit m). In P 1 greift eine Kraft F I 43 a) Bestimmen Sie die noch unbekannten Kraftkomponenten F x und F y so, dass der Kraftvektor senkrecht auf der Ebene steht. ! b) Wie lautet der Momentenvektor M der Kraft bezüglich des Punktes Q ¼ ð5; 1;  2Þ m? ! Anleitung: M ist das Vektorprodukt aus dem Verbindungsvektor ~ r von Q nach P 1 und dem Kraft~. vektor F
502 I Vektorrechnung ! ! a) Die in der Ebene E liegenden Vektoren ~ a ¼ P 1 P 2 und b~ ¼ P 1 P 3 sind linear unabhängig und können daher als Richtungsvektoren dieser Ebene angesehen werden. Ihr Vektorprodukt ist daher ein Normalenvektor ~ n der Ebene E (Bild I-19; alle Zwischenrechnungen ohne Einheiten): 0 1 0 1 0 1 0 1 Ebene E F 32 1 22 0 P3 ! ! B C B C B C B C ~ a ¼ P 1 P 2 ¼ @ 0  1 A ¼ @  1 A; b~ ¼ P 1 P 3 ¼ @ 2  1 A ¼ @ 1 A 2þ3 1 0 1 0 0 1 9 4  5 0 C B C B B C C B ~ n ¼~ a  b~ ¼ @  1 A  @ 1 A ¼ @ 0  4 A ¼ @  4 A 1 10 4 5 0 1 b 1þ3 5 1 4 Bild I-19 a P1 P2 Nullpunkt ~ senkrecht auf der Ebene E stehen soll, müssen F ~ und ~ ~ ist Da der Kraftvektor F n kollineare Vektoren sein ( F ~ ~ ~ entweder parallel oder antiparallel zu ~ n ). Es gilt also F ¼ l ~ n und somit F  ~ n ¼ 0 (mit l 2 R). Aus der letzten Bedingung erhalten wir drei leicht lösbare Gleichungen für die noch unbekannten Kraftkomponenten F x und F y : 0 1 0 0 1 0 1 1 Fy  8 Fx 0 9 B B C B C C B C ~ ~ F n ¼~ 0 ) @ F y A  @  4 A ¼ @ 18  F x A ¼ @ 0 A ) 2 ðIÞ Fy  8 ¼ 0 ðIIÞ 18  F x ¼ 0 ðIIIÞ  4 Fx þ 9 Fy ¼ 0 ) 1 4 F x þ 9 F y 0 Fy ¼ 8 ) F x ¼ 18 )  4  18 þ 9  8 ¼  72 þ 72 ¼ 0 (diese Gleichung ist also erf üllt) Die Kraftkomponenten lauten somit: F x ¼ 18 N, F y ¼ 8 N, F z ¼  2 N ~ ¼ l~ Anmerkung: Sie können die Kraftkomponenten auch aus der Bedingung F n bestimmen. Sie führt auf drei Gleichungen mit den noch unbekannten Kraftkomponenten F x und F y und dem Parameter l : 9 8 1 1 0 0 1 0 9l 9 Fx > = < Fx ¼  9 l > C C B B C B ~ ¼ l~ Fy ¼  4 l F n ) @ Fy A ¼ l @  4 A ¼ @  4 l A ) > > ; : l 1 2 2 ¼ l Aus der unteren Gleichung folgt l ¼  2 und somit aus den beiden oberen Gleichungen F x ¼  9  ð 2Þ ¼ 18 und F y ¼  4  ð 2Þ ¼ 8 (jeweils in N). ! b) Mit Hilfe von Bild I-20 erhalten wir für das Moment M der ~ bezüglich des Punktes Q die in P 1 angreifenden Kraft F folgende Darstellung: ! ~ r ¼ Q P1 ¼ ~ r ðQÞ r ðP 1 Þ  ~ 0 1 0 1 2 5 B C B C C B C ¼B @ 1A  @ 1A ¼ 3 2 ¼ 0 B B @ 3 1 C 0C A M =r ×F F Bild I-20 (in m) Q 1 1 0 1 0 1 0 1 0 1 3 18 0þ8 8 1 ! C B C B C B C B C ~¼ B r F M ¼~ @ 0 A  @ 8 A ¼ @  18  6 A ¼ @  24 A ¼ 8 @  3 A 1 2  24  0  24 3 r 0 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi j M j ¼ 8  1 2 þ ð 3Þ 2 þ ð 3Þ 2 N m ¼ 8 19 N m ¼ 34,87 N m ! (in N m P1
503 J Lineare Algebra Hinweise für das gesamte Kapitel (1) (2) (3) (4) Für die Matrizenmultiplikation verwenden wir das Falk-Schema (! Band 2: Kapitel I.2.6.3 und Formelsammlung: Kapitel VII.1.3.3). Die Berechnung dreireihiger Determinanten erfolgt nach der Regel von Sarrus (! Band 2: Kapitel I.3.3.1 und Formelsammlung: Kapitel VII.2.2). Die Streichung von Zeilen bzw. Spalten in einer Determinante oder Matrix wird durch Grauunterlegung der betreffenden Zeilen bzw. Spalten gekennzeichnet. Die Vorzeichenbestimmung der algebraischen Komplemente erfolgt meist mit der sog. „Schachbrettregel“ (! Band 2: Kapitel I.3.3.2 und Formelsammlung: Kapitel VII.2.3.2). 1 Matrizen und Determinanten 1.1 Rechenoperationen mit Matrizen Lehrbuch: Band 2, Kapitel I.2.3 und 2.6 Formelsammlung: Kapitel VII.1.3 J1 Berechnen Sie mit den ð2; 3Þ-Matrizen     3 5 2 2 1 2 A ¼ ; B ¼ und 1 4 0 5 8 1  C ¼ 1 1 2 5 2 0  die folgenden Ausdrücke: a) 3 A þ 2 B  5 C b) 2 ðA  2 BÞ  3 ðB T  A T Þ T  2 C a) Zunächst werden die Matrizen A , B und C der Reihe nach elementweise mit den Skalaren 3, 2 und  5 multipliziert, anschließend die gleichstelligen Elemente addiert bzw. subtrahiert: ! ! ! 1 1 2 2 1 2 3 5 2 ¼ 5 þ2 3A þ 2B  5C ¼ 3 5 2 0 5 8 1 1 4 0 ¼ 9 15 6 3 12 0 ! þ 4 2 4 10 16 2 ! þ  5 5  10  25 10 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_10 0 ! ¼ 8  12 22 0 38  2 !
504 J Lineare Algebra b) Summen und Differenzen werden gliedweise transponiert, zweimaliges Transponieren führt wieder zur Ausgangsmatrix, alle Matrizen sind dann vom Typ ð2; 3Þ: 2 ðA  2 BÞ  3 ðB T  A T Þ T  2 C ¼ 2 A  4 B  3 ðB  AÞ  2 C ¼ 2 A  4 B  3 B þ 3 A  2 C ¼ ! ! ! 3 5 2 2 1 2 1 1 2 ¼ 5A  7B  2C ¼ 5 7 2 ¼ 1 4 0 5 8 1 5 2 0 ! ! ! ! 15 25 10  14  7  14  2 2 4  1 20  8 ¼ þ þ ¼ 5 20 0  35  56 7  10 4 0  40  32 7 0 1 0 9 3 B C 6  2 A und B ¼ @  1 2 3 1 0 6 B Zeigen Sie am Beispiel der 3-reihigen Matrizen A ¼ @  4 2 J2 1 1 2 C 0 3 A, 3 0 dass die Matrizenmultiplikation nichtkommutativ ist, d. h. A  B 6¼ B  A gilt. Wir berechnen beide Matrizenprodukte nach dem Falk-Schema: B A 6 9 3 4 6 2 2 3 1 0 1 2  1 0 3 2 3 0  15  10  5 3 2 1 39 26 13 A B 0 1 2 1 2 0 3 3 0 6 9 3 4 6 2 2 3 1 0 0 0 AB 0 0 0 0 0 0 BA Es ist A  B 6¼ 0 , aber B  A ¼ 0 und somit A  B 6¼ B  A. 0 J3 1 B A ¼ @0 4 0 2 1 1 1 C 3A; 1 0 1 B B ¼ @ 2 0 1 1 1 C 2 1A; 3 0 1 3 1 C B C ¼ @0 2A 1 5 0 Zeigen Sie am Beispiel dieser Matrizen die Gültigkeit der folgenden Rechenregeln (sofern alle Summen und Produkte existieren): a) ðA þ BÞ  C ¼ A  C þ B  C b) ðA  BÞ  C ¼ A  ðB  CÞ a) Wir bilden zunächst die Summe A þ B (gleichstellige Elemente dann die Produkte ðA þ BÞ  C , A  C und B  C: 0 1 0 1 0 1 0 1 1 1 1 0 1 B C B C B B C B AþB ¼ B 3C @0 2 A þ @ 2 2 1A ¼ @2 0 4 1 1 0 3 0 4 4 c) ðA  BÞ T ¼ B T  A T werden addiert) und mit Hilfe des Falk-Schemas 0 1 C 4C A 1
1 Matrizen und Determinanten 3 0 1 C 0 2 4 AþB 1 0 4 505 0 4 1 1 2 5 C 0 2 10 22 13 17 A 1 3 1 1 0 0 2 4 1 ðA þ BÞ  C 3 0 1 1 2 5 2 4 3 19 13 11 B 1 2 0 C 3 0 1 1 2 5 1 1 2 1 3 0 2 7 0 6 3 6 AC Wir bilden die Summe A  C þ B  C: 0 1 0 2 4 2 B C B A  C þ B  C ¼ @ 3 19 A þ @ 7 13 11 0 BC 0 1 1 6 0 2 B C C 3 A ¼ @ 10 22 A 6 13 17 Ein Vergleich zeigt: ðA þ BÞ  C ¼ A  C þ B  C. b) Wir bilden zunächst unter Verwendung des Falk-Schemas das Matrizenprodukt A  B , daraus dann ðA  BÞ  C und schließlich A  ðB  CÞ , wobei das Produkt B  C bereits aus a) bekannt ist: A 1 0 4 0 2 1 B 1 1 1 2 2 1 0 3 0 1 3 1 1 2 1 4 5 2 2 5 5 C AB 1 4 2 2 1 5 2 5 5 AB 3 0 1 1 2 5 2 0 14 24  1 33 2 7 0 BC A 1 0 1 0 2 3 4 1 1 ðA  BÞ  C 6 3 6 2 0 14 24  1 33 A  ðB  CÞ Ein Vergleich der Matrizenprodukte ðA  BÞ  C und A  ðB  CÞ zeigt: ðA  BÞ  C ¼ A  ðB  CÞ. c) Das Matrizenprodukt A  miteinander vertauschen): 0 1 2 B AB ¼ @ 4 5 2 5 B ist bereits aus b) bekannt, wir müssen es noch transponieren (Zeilen und Spalten 1 1 C 2A 5 0 ðA  BÞ T ) Jetzt transponieren wir die Matrizen A und B 0 0 1 1 1 0 1 B B C T A ¼ @0 2 3A ) A ¼ @ 0 1 4 1 1 A BT 1 1 1 T 2 0 2 3 1 0 1 0 1 0 2 3 1 B ¼ @2 1 1 4 2 C 5 5A 2 5 und bilden dann das Matrizenprodukt B T  A T : 0 1 1 0 0 4 1 1 1 1 B C C B T 2 1 A; B ¼ @ 2  2 1 A ) B ¼ @ 1 3 1 0 3 0 1 4 1 1 1 4 2 2 5 5 1 2 5 BT  AT Ein Vergleich der Matrizenprodukte ðA  BÞ T und B T  A T zeigt: ðA  BÞ T ¼ B T  A T . 1 2 0 C 2 3A 1 0
506 J Lineare Algebra 0 1 2 4 1 B C 0 3 A und B ¼ @ 1 0 2 1 0 1 B Gegeben sind die 3-reihigen Matrizen A ¼ @ 2 1 1 1 1 C 2 1 A. 1 0 a) Berechnen Sie mit dem Falk-Schema die folgenden Produkte: J4 A  B, B  A, A2 ¼ A  A, B2 ¼ B  B b) Berechnen Sie die folgenden Produkte auf zwei verschiedene Arten: ðA þ BÞ 2 ¼ ðA þ BÞ  ðA þ BÞ ; ðA  BÞ 2 ¼ ðA  BÞ  ðA  BÞ ; ðA þ BÞ  ðA  BÞ Sind die bekannten Binomischen Formeln auf Matrizen anwendbar? a) Mit dem Falk-Schema erhalten wir: A B 2 1 0 1 2 1 1 1 0 A 1 2 1 1 4 1 2 0 3 1 2 1 6 4 4 8 5 6 3 2 1 2 1 1 1 2 1 0 1 0 5 4 2 B AB 4 1 0 3 2 1 10 2 0 2 4 3 BA Erwartungsgemäß ist A  B 6¼ B  A (die Matrizenmultiplikation ist nicht kommutativ). A A 1 2 1 4 1 0 3 2 1 1 2 1 4 1 0 3 2 1 8 2 5 14 6 6 10 1 6 B B 2 1 1 1 2 1 0 1 0 2 1 1 1 2 1 0 1 0 5 5 1 4 4 1 1 2 1 A  A ¼ A2 B  B ¼ B2 b) Die Matrizenprodukte (Potenzen) ðA þ B Þ 2 , ðA  BÞ 2 und ðA þ BÞ ðA  BÞ dürfen wir nicht nach den Binomischen Formeln berechnen, da die Matrizenmultiplikation eine nichtkommutative Rechenoperation ist: ðA  BÞ 2 6¼ A 2  2 A  B þ B 2 und ðA þ BÞ  ðA  BÞ 6¼ A 2  B 2 Vielmehr gilt: ðA  BÞ 2 ¼ ðA  BÞ  ðA  BÞ ¼ A 2  A  B  B  A þ B 2 ðA þ BÞ  ðA  BÞ ¼ A 2  A  B þ B  A  B 2 Am einfachsten erhält man diese Produkte, in dem man zunächst die Matrizen A þ B bzw. A  B bildet und dann mit dem Falk-Schema die gesuchten Produkte berechnet: 0 0 1 1 0 1 1 4 1 3 5 0 2 1 1 B B C B C C B B C C AþB ¼ B 3C @2 0 A þ @1 2 1A ¼ @3 2 2A 1 2 1 1 3 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 3 2 1 4 1 2 1 1 C B C B C B 4A A  B ¼ @2 0 3A  @1 2 1A ¼ @ 1 2 1 1 1 1 2 1 0 1 0
1 Matrizen und Determinanten 507 Berechnung der Matrizenprodukte (A  B) 2 AþB AþB 3 3 1 5 2 3 0 2 1 3 3 1 24 17 13 5 2 3 0 2 1 AB 25 10 25 6 14 7 AB 1 1 1 3 2 1 1 1 1 2 4 1 3 2  2 4 1 1 2  11 12 1 11  6 1 2 3 ðA þ BÞ2 ðA  BÞ2 Kontrollrechnung: ðA þ BÞ 2 ¼ ðA þ BÞ  ðA 0 1 0 8 2 10 6 B C B B C B ¼ @ 5 14 1 A þ @ 4 6 6 6 4 þ BÞ ¼ A 2 1 8 3 C 5 2C Aþ 6 1 þ A  B þ B  A þ B2 ¼ 0 1 0 1 0 5 10 2 5 5 1 24 B B4 2 4C CþB B4 4 1C C ¼ B B 17 @ A @ A @ 2 0 3 1 2 1 13 ðA  BÞ 2 ¼ ðA  BÞ  ðA 0 1 0 8 2 10 6 B C B C B ¼ B @ 5 14 1 A  @ 4 6 6 6 4  BÞ ¼ A 2 1 8 3 C 5 2C A 6 1  A  B  B  A þ B2 ¼ 0 1 0 1 5 10 2 5 5 1 B B4 2 4C CþB B4 4 1C C ¼ @ A @ A 2 0 3 1 2 1 0 2 B B1 @ 1 25 10 1 25 C 6C A 14 7 11 12 2 3 1 C 11  6 C A Berechnung des Matrizenproduktes (A + B)  (A – B) AB AþB 3 3 1 5 2 3 0 2 1 1 3 2 1 2 4 1 1 1 2 1 1 7 3 2 In dem Produkt ðA þ BÞ  ðA  BÞ dürfen die Faktoren nicht vertauscht werden: ðA þ BÞ  ðA  BÞ ¼ A 2  A  B þ B  A  B 2 14 4 11 ðA  BÞ  ðA þ BÞ ¼ A 2 þ A  B  B  A  B 2 ðA þ BÞ  ðA  BÞ 6¼ ðA  BÞ  ðA þ BÞ ðA þ BÞ  ðA  BÞ Kontrollrechnung: ðA þ BÞ 0 8 B B ¼ @5 6  ðA  BÞ ¼ A 2 1 0 2 10 6 C B C B 14 1 A  @ 4 6 6 4  A  B þ B  A  B2 ¼ 1 0 1 0 8 3 5 10 2 5 C B C B C B C B 5 2A þ @4 2 4A  @4 6 1 2 0 3 1 0 Gegeben sind folgende Matrizen: A ð3;2Þ J5 1 B ¼ @2 1 5 4 2 1 1 0 2 C B B 1C A ¼ @1 1 3 1 3  2 C 0 A , B ð2; 2Þ ¼ 3 4 1 2 1 7 2 14 1 C 4C A 11   , C ð2; 3Þ ¼ a) Bilden Sie alle möglichen Produkte X  Y mit zwei Faktoren. b) Bilden Sie alle möglichen Produkte X  Y  Z mit drei verschiedenen Faktoren. 2 6 0 1 1 3 
508 J Lineare Algebra a) Die Produktbildung mit zwei Faktoren ist nur möglich, wenn die beiden Faktoren die folgende Bedingung erfüllen: Spaltenzahl des linken Faktors ¼ Zeilenzahl des rechten Faktors Damit ergeben sich folgende Produkte (sie sind jeweils angekreuzt): Að3, 2Þ Bð2, 2Þ Cð2, 3Þ Að3, 2Þ   Bð2, 2Þ   rechter Faktor  Cð2, 3Þ " linker Faktor Berechnung der Matrizenprodukte A  B , A  C , B  B ¼ B 2 , B  C und C  A nach dem Falk-Schema: 2 3 B 1 2 1 A 1 2 C 11  5 4 2 14  7 3 0 4 A 1 2 1 3 0 4 2 6 20 3 8 4 0 2 26 4 11 AB 2 3 B 1 2 B 2 3 B 2 3 1 2 1 2 7 0 0 7 AC 0 1 1 3 10 1 6 2 1 9 2 6 C 0 1 1 3 BB 1 2 1 A C 2 0 1 6 1 3 BC 3 0 4 1 2 11 30 CA b) Die möglichen Matrizenprodukte mit drei verschiedenen Faktoren entnehmen Sie der folgenden Tabelle: Að3, 2Þ Bð2, 2Þ Cð2, 3Þ ðA  BÞð3, 2Þ ðA  CÞð3, 3Þ ðB  CÞð2, 3Þ ðC  AÞð2, 2Þ rechter Faktor  Að3, 2Þ  Bð2, 2Þ  Cð2, 3Þ  ðA  BÞð3, 2Þ ðA  CÞð3, 3Þ ðB  CÞð2, 3Þ  ðC  AÞð2, 2Þ  " linker Faktor Berechnung der möglichen Produkte A  ðB  CÞ , B  ðC  AÞ , C  ðA  BÞ , ðA  BÞ  C , ðB  CÞ  A und ðC  AÞ  B nach dem Falk-Schema: BC A 1 2 1 3 0 4 10 1  6 2 1  9  8  5  26 20 2 2  14  7  35 A  ðB  CÞ CA B 2 3 1 2 1 11 2 30 13 34  19  54 B  ðC  AÞ
1 Matrizen und Determinanten 11  5 4 2 14  7 AB C 2 6 0 1 509 1 8 3 112 C 11  5 4 2 14  7 AB  3  49 C  ðA  BÞ BC 10 1 6 2 1 9 0  1 1 3  8  5  26 20 2 2  14  7  35 ðA  BÞ  C 1 2 1 A 2 6 3 0 4 13 34  19  54 CA B 2 3 1  2 1 2 11 30 8 112  3  49 ðB  CÞ  A ðC  AÞ  B Da für Matrizenprodukte das Assoziativgesetz gilt, ist erwartungsgemäß A  ðB  CÞ ¼ ðA  BÞ  C ; B  ðC  AÞ ¼ ðB  CÞ  A und C  ðA  BÞ ¼ ðC  AÞ  B : Bilden Sie aus den 2-reihigen Matrizen (in diesem Zusammenhang auch als Untermatrizen bezeichnet)           2 1 1 4 1 2 1 3 0 0 P ¼ ; Q ¼ ; R ¼ ; S ¼ und 0 ¼ 1 3 2 1 2 3 5 8 0 0 die 4-reihigen Blockmatrizen ! P 0 A ¼ und B ¼ 0 Q J6 R 0 0 S ! und zeigen Sie, dass für das Matrizenprodukt A  B folgende Beziehung gilt: ! PR 0 AB ¼ 0 QS Die Blockmatrizen A und B enthalten 0 2 1 0 ! B1 3 0 P 0 B ¼ B A ¼ @0 0 1 0 Q 0 0 2 jeweils vier Zeilen und Spalten. Sie lauten: 1 0 0 1 2 0 ! C B R 0 0C 3 0 B2 ¼ B C; B ¼ @0 4A 0 1 0 S 1 0 0 5 1 0 0C C C 3A 8 Wir berechnen zunächst das Matrizenprodukt A  B unter Verwendung des Falk-Schemas: A 2 1 0 0 1 3 0 0 0 0 1 2 B 1 2 2 3 0 0 0 0 0 0 4 1 4 1 0 0 7 7 0 0 0 0 21 35 0 0 7 14 0 0 1 5 AB 0 0 3 8 1 4 1 0 0 B7 7 0 0C C B AB ¼ B C @0 0 21 35 A 0 0 7 14 0 )
510 J Lineare Algebra Ferner benötigen wir noch die Matrizenprodukte P  R und Q  S (ebenfalls nach dem Falk-Schema berechnet): P 2 1 R 1 2 2 3 1 3 4 1 7 7 S 1 2 Q 4 1 PR 1 5 3 8 21 35 7 14 QS Die aus diesen Produkten gebildete 4-reihige Blockmatrix lautet somit: 1 0 4 1 0 0 ! B7 PR 0 7 0 0C C B ¼ B C ¼ AB @0 0 21 35 A 0 QS 0 0 7 14 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} AB Sie stimmt (wie behauptet) mit dem Matrizenprodukt A  B überein.  J7 a c b d Bestimmen Sie alle 2-reihigen Matrizen vom Typ X ¼   1 0 A ¼ sich kommutativ verhält ðA  X ¼ X  AÞ . 1 1  , deren Matrizenprodukt mit der Matrix Wir berechnen zunächst die benötigten Matrizenprodukte A  X und X  A:        a ða þ 0Þ ðb þ 0Þ a b 1 0 ¼ ¼  AX ¼ ðc  aÞ ð a þ cÞ ð b þ dÞ c d 1 1  XA ¼ a b c d    1 1 0 1   ¼ ða  bÞ ðc  dÞ ð0 þ bÞ ð0 þ dÞ   ¼ ða  bÞ ðc  dÞ b d b ðd  bÞ   Somit müssen die noch unbekannten Elemente a, b, c und d die folgende Matrizengleichung erfüllen:     a b ða  bÞ b A  X ¼ X  A oder ¼ ðc  aÞ ðd  bÞ ðc  dÞ d Durch Vergleich entsprechender Elemente auf beiden Seiten dieser Gleichung erhält man vier Gleichungen mit folgender Lösung: 9 ðIÞ a ¼ a  b ) b ¼ 0 ; a ¼ beliebig > > > > > = ðIIÞ b ¼ b ) b ¼ beliebig ) a ¼ d ¼ beliebig ; b ¼ 0 ; c ¼ beliebig ðIIIÞ c  a ¼ c  d ) d ¼ a ; c ¼ beliebig > > > > > ; ðIVÞ d  b ¼ d ) b ¼ 0 ; d ¼ beliebig   a 0 Lösung: X ¼ mit a 2 R ; c 2 R c a Kontrollrechnung:  AX ¼  XA ¼ 1 1 a c 0 a 0 1       a c 0 a 1 1 0 1   ¼   ¼ a ð a þ cÞ a ðc  aÞ 0 a 0 a    ¼ a 0 ðc  aÞ a  9 > > > > = > > > > ; ) AX ¼ XA
1 Matrizen und Determinanten 511 1.2 Determinanten Lehrbuch: Band 2, Kapitel I.3 Formelsammlung: Kapitel VII.2 J8 Begründen Sie, warum die folgenden Determinanten verschwinden:    2 1     2  1   2 0 4 5  1  1  3 5 8     1   aÞ  0  3 0  bÞ   2 1  10  cÞ    1 5 1 0 1  6  12   4 0 30   1 6 6 0   4 3 4  dÞ   20 15  20  2 4 2       a) Die Determinante enthält den Nullvektor (3. Spalte). b) Die Determinante enthält zwei proportionale Spalten (die 3. Spalte ist das 5-fache der 1. Spalte). c) Die 4. Zeile ist die Summe der ersten beiden Zeilen und somit eine Linearkombination dieser Zeilen. d) Die Determinante enthält zwei gleiche Spalten (1. und 3. Spalte). J9 Entwickeln Sie die folgenden 3-reihigen Determinanten nach einer möglichst günstigen Zeile oder Spalte:   2  1 x x 2  1 0         aÞ D ¼   5  4 2  bÞ D ¼  1 y y 2   1  1 z z2  3 1 a) Wir entwickeln die 3-reihige Determinante nach den Elementen der 1. Zeile, da a 13 ¼ 0 ist (Alternative: Entwicklung nach der 3. Spalte): D ¼ a 11 A 11 þ a 12 A 12 þ a 13 A 13 ¼ 2  A 11 þ 1  A 12 þ 0  A 13 ¼ 2 A 11 þ A 12 Berechnung der algebraischen Komplemente A 11 und A 12 (Vorzeichen nach der Schachbrettregel): A 11 ¼ þ D 11     1 0   2  4 2      ¼  4  6 ¼  10   ¼ þ  5 4 2  ¼  3 1  1  3 1 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} D 11 A 12 ¼  D 12     1 0   2  5 2     ¼  ð 5  2Þ ¼ 7  ¼    5  4 2  ¼    1 1  1 3 1 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} D 12 Somit gilt: D ¼ 2 A 11 þ A 12 ¼ 2  ð 10Þ þ 7 ¼  20 þ 7 ¼  13 b) Wir entwickeln diese Determinante zweckmäßigerweise nach den Elementen der 1. Spalte (alle Elemente sind gleich 1): D ¼ a 11 A 11 þ a 21 A 21 þ a 31 A 31 ¼ 1  A 11 þ 1  A 21 þ 1  A 31 ¼ A 11 þ A 21 þ A 31
512 J Lineare Algebra Berechnung der algebraischen Komplemente A 11 , minanten D 11 , D 21 und D 31 :    1 x x2    A 11 ¼ ð 1Þ 1 þ 1  D 11 ¼ þ  1 y y 2  ¼  1 z z2  A 21 ¼ ð 1Þ 2þ1  D 21 A 31 ¼ ð 1Þ 3 þ 1  D 31 A 21 und A 31 aus den entsprechenden zweireihigen Unterdeter y  z  y 2  ¼ y z2  z y2 z2      1 x x2  x   2 ¼   1 y y  ¼   z  1 z z2   x 2  ¼  ðx z 2  z x 2 Þ ¼  x z 2 þ z x 2 z2       1 x x2   x x2    2   ¼ x y2  y x2   ¼ þ 1 y y  ¼  y y2   1 z z2  Damit besitzt die Determinante D den folgenden Wert: D ¼ A 11 þ A 21 þ A 31 ¼ y z 2  z y 2  x z 2 þ z x 2 þ x y 2  y x 2 ¼ x 2 ðz  yÞ þ y 2 ðx  zÞ þ z 2 ðy  xÞ J10 Entwickeln Sie die folgenden 4-reihigen Determinanten nach einer günstigen Zeile oder Spalte und berechnen Sie die dabei anfallenden 3-reihigen Determinanten nach der Regel von Sarrus:     0  1 3 0   2 1 4 4 1  10  4 3 2  0 1 0      aÞ D ¼  bÞ D ¼   0  0 2 1 4  4 0  2     1  1 0 5 0 0 3 2  a) Besonders günstig für die Laplace-Entwicklung ist die 3. Zeile, da diese zwei Nullen enthält ða 31 ¼ a 33 ¼ 0Þ: D ¼ a 31 A 31 þ a 32 A 32 þ a 33 A 33 þ a 34 A 34 ¼ 0  A 31 þ 4  A 32 þ 0  A 33  2  A 34 ¼ 4 A 32  2 A 34 Berechnung der algebraischen Komplemente A32 und A34 nach der Regel von Sarrus:    2 1 4   0   0   2 4  10  4 3    2  A 32 ¼ ð 1Þ 3 þ 2  D 32 ¼   2  ¼  112  ¼   10 3  0 4 0 2   1 3 2     1 0 3 2  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 32 ¼ 112    2 4  0  2 4     10 3  10 3 ) D 32 ¼ 12 þ 8 þ 0  0 þ 12 þ 80 ¼ 112 2    1 3 2  1 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 32 A 34 ¼ ð 1Þ 3 þ 4  D 34   2 1 4 0   10  4 3 2  ¼   0 4 0 2   1 0 3 2       2 1 4       ¼   10  4 3  ¼  67   1  0 3  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 34 ¼ 67
1 Matrizen und Determinanten    2 1 4  2 1    10  4 3  10  4    1 0 3 1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 34 513 ) D 34 ¼ 24  3 þ 0 þ 16 þ 0 þ 30 ¼ 67 D ¼ 4 A 32  2 A 34 ¼ 4  ð 112Þ  2  ð 67Þ ¼  448 þ 134 ¼  314 Somit gilt: b) Die 4. Spalte enthält drei Nullen ða 14 ¼ a 24 ¼ a 44 ¼ 0Þ, daher entwickeln wir die Determinante nach den Elementen dieser Spalte: f f f f D ¼ a 14 A 14 þ a 24 A 24 þ a 34 A 34 þ a 44 A 44 ¼ 4 A 34 0 0 4 0 Berechnung des algebraischen Komplements A34 nach der Regel von Sarrus (Vorzeichenbestimmung nach der Schachbrettregel):     1 3 0  4 4 1 3 1    0 1 0    ¼   1 0 1  ¼  ð 4Þ ¼ 4 A 34 ¼  D 34 ¼    0 2 1 4  1 0 5   1 0 5 0 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} D 34 ¼  4   4 1 3 4 1    1 0 1  1 0 ) D 34 ¼ 0 þ 1 þ 0  0  0  5 ¼  4   1 0 5 1 0 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} D 34 Somit: D ¼ 4 A 34 ¼ 4  4 ¼ 16 J11 Zeigen Sie durch elementare Umformungen, dass die Determinanten der folgenden Matrizen verschwinden: 1 0 1 0 2 5 18  1 1 3 1 B 4 3 5 6C C B C B bÞ B ¼ B aÞ A ¼ @ 1 1 1 A C @6 3 9 3A  2 18 8 0 2 5 0 Die vorgenommenen Umformungen in den Zeilen und Spalten der Determinante werden jeweils in der entsprechenden Zeile bzw. Spalte angeschrieben (Z: Zeile).        1 3 1   1 3 1   1 3 1        aÞ det A ¼  1 1 1  þ Z 1 ¼  0 4 2  ¼  0 4 2  ¼ 0   2 18 8   2 Z  0 12 6   3 Z  0 0 0 Nullvektor 1 2 Die Determinante enthält in der 3. Zeile nur Nullen und hat daher den Wert null: det A ¼ 0. Anmerkung: Bereits nach dem 1. Schritt enthält die Determinante zwei proportionale Zeilen (die 3. Zeile ist das 3-fache der 2. Zeile) und hat daher den Wert null. Wenn Sie dies erkannt haben, können Sie hier bereits abbrechen.     2  2 5 18  1  5 18  1     4 3  0  13  31 5 6   2 Z 1 8    bÞ det B ¼  ¼     6 0 3 9 3  þ 3 Z1 18 45 0     Proportionale Zeilen  0 0 2 5 0 2 5 0 Die 3. Zeile ist das 9-fache der 4. Zeile, die Determinante hat daher den Wert det B ¼ 0.
514 J Lineare Algebra J12      D ¼     1 0 0 2  0 2 1  1  1 0   ¼ ? 4 0 4  3 5 1  Berechnen Sie diese Determinante durch Laplace-Entwicklung a) nach der günstigsten Zeile, b) nach der günstigsten Spalte. a) Günstig sind die Zeilen 2 und 3, da sie beide zwei Nullen enthalten. Wir entscheiden uns für die 2. Zeile ða 21 ¼ a 24 ¼ 0Þ: D ¼ a 21 A 21 þ a 22 A 22 þ a 23 A 23 þ a 24 A 24 ¼ 0  A 21 þ 1  A 22  1  A 23 þ 0  A 24 ¼ A 22  A 23 Berechnung der algebraischen Komplemente A 22 und A 23 aus den entsprechenden 3-reihigen Unterdeterminanten D 22 und D 23 nach der Regel von Sarrus (Vorzeichenbestimmung nach der Schachbrettregel):     0 2 1  1 2 1  1 0    1 1 0    ¼  0 A 22 ¼ þ D 22 ¼  0 4  ¼ 36 0  4 0 4  2 5 1     2 3 5 1  |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 22 ¼ 36   1 2 2 1  1    0 0 ) D 22 ¼ 0 þ 16 þ 0  0 þ 20  0 ¼ 36 0 4  0   2 5 1  2 5 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 22     0 2 1  1 0 1  1 0    1  1 0    ¼   0 A 23 ¼  D 23 ¼   4 4  ¼  8 0 4 0 4   2 3 1    2 3 5 1  |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 23 ¼ 8   0 1  1 1   0 4 4  0   2 3 1  2 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 23 0 4 3 ) D 23 ¼ 4 þ 0 þ 0  8 þ 12  0 ¼ 8 Somit gilt: D ¼ A 22  A 23 ¼ 36  ð 8Þ ¼ 36 þ 8 ¼ 44 b) Die 1. Spalte enthält die meisten Nullen ða 21 ¼ a 31 ¼ 0Þ, also entwickeln wir die Determinante nach den Elementen dieser Spalte: D ¼ a 11 A 11 þ a 21 A 21 þ a 31 A 31 þ a 41 A 41 ¼ 1  A 11 þ 0  A 21 þ 0  A 31 þ 2  A 41 ¼ A 11 þ 2 A 41 Berechnung der algebraischen Komplemente A 11 und A 41 aus den entsprechenden 3-reihigen Unterdeterminanten D 11 und D 41 nach der Regel von Sarrus (Vorzeichenbestimmung nach der Schachbrettregel ):     0 2 1   1  1 1 0   0    1 1 0    ¼  4 A 11 ¼ þ D 11 ¼  0 4  ¼ 36  0  4 0 4  3 5 1     2 3 5 1  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 11 ¼ 36
1 Matrizen und Determinanten    1 1 0  1    4 0 4  4   3 5 1  3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 11     A 41 ¼  D 41 ¼      515 1 0 5 1 0 0 2   2 1  0 2 0    1 1 0  1 1   4 0 4 4 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 41 ) D 11 ¼ 0 þ 12 þ 0  0 þ 20 þ 4 ¼ 36    0 2 1  2 1  0   1  1 0   ¼   1  1 0  ¼  ð 4Þ ¼ 4  4 0 4 4 0 4 3 5 1  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 41 ¼  4 ) D 41 ¼ 0 þ 0 þ 0 þ 4  0  8 ¼  4 Somit besitzt die Determinante den folgenden Wert (in bereinstimmung mit dem Ergebnis aus a)): D ¼ A 11 þ 2 A 41 ¼ 36 þ 2  4 ¼ 36 þ 8 ¼ 44 J13 Berechnen Sie die Determinante    4 2 1   D ¼ det A ¼   2 1 0   1 0 5 a) nach der Regel von Sarrus, b) durch Laplace-Entwicklung nach der günstigsten Zeile oder Spalte, c) durch Umformung auf Dreiecksform mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen. a) Determinantenberechnung nach Sarrus:    4 2 1 4 2     2 1 0   2 1 ) D ¼ 20 þ 0 þ 0  1  0 þ 20 ¼ 39    1 0 5 1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D b) Besonders günstig für die Entwicklung der Determinante ist die zweite oder dritte Zeile bzw. die zweite oder dritte Spalte. Wir entscheiden uns für die dritte Zeile: D ¼ a 31 A 31 þ a 32 A 32 þ a 33 A 33 ¼ 1  A 31 þ 0  A 32 þ 5  A 33 ¼ A 31 þ 5 A 33 Berechnung der algebraischen Komplemente A31 und A33 aus den entsprechenden Unterdeterminanten D31 und D33 (Vorzeichenbestimmung nach der Schachbrettregel ):      4 2 1 2 1    ¼ 0  1 ¼ 1    A 31 ¼ þ D 31 ¼   2 1 0  ¼  1 0  1 0 5 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} D 31      4 2 1  4 2    ¼ 4þ4 ¼ 8 A 33 ¼ þ D 33 ¼   2 1 0  ¼  2 1   1 0 5 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} D 33
516 J Lineare Algebra Somit gilt: D ¼ A 31 þ 5 A 33 ¼  1 þ 5  8 ¼  1 þ 40 ¼ 39 c) Wir vertauschen zunächst die Zeilen 1 und 3 miteinander, wobei sich das Vorzeichen der Determinante ändert. Die weiteren Zeilenumformungen sind jeweils angeschrieben:         5  5   1 0 5 1 0 1 0  4 2 1         10  ¼   0 1 10  ¼ D ¼   2 1 0  ¼    2 1 0  þ 2 Z 1 ¼   0 1          4 2 1  4Z  0 2  19   2 Z  0 0  39   1 0 5 1 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ¼  ½ 1  1  ð 39Þ  ¼ 39 J14 obere Dreiecksmatrix ðProdukt der DiagonalelementeÞ  0 l1  Welche Lösungen besitzt die Gleichung  1 l1  2 0 2 1 1l     ¼ 0?   Wir berechnen zunächst die 3-reihige Determinante D nach der Regel von Sarrus:   0 0 2  l  1 l1     1 1 l  1 ) l  1 1     2 2 0 0 1l |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D D ¼ ðl  1Þ 2 ð1  lÞ þ 0 þ 0 þ 4 ðl  1Þ  0  0 ¼ ðl  1Þ 2 ð1  lÞ þ 4 ðl  1Þ Die sich daraus ergebende kubische Gleichung lösen wir durch Ausklammern des gemeinsamen Faktors l  1 wie folgt: ðl  1Þ 2 ð1  lÞ þ 4 ðl  1Þ ¼  ðl  1Þ 3 þ 4 ðl  1Þ ¼ 0 ) |fflfflfflffl{zfflfflfflffl}  ðl  1Þ l  1 ¼ 0 ) l1 ¼ 1 ðl  1Þ 3  4 ðl  1Þ ¼ ðl  1Þ ½ ðl  1Þ 2  4  ¼ 0 ðl  1Þ 2  4 ¼ 0 ) ðl  1Þ 2  4 ¼ 0 Lösung: J15 ) ðl  1Þ 2 ¼ 4 ) l  1 ¼ 2 ) l ¼ 1  2 ) l2 ¼ 3 ; l3 ¼  1 l 1 ¼ 1, l 2 ¼ 3, l 3 ¼  1  1 4 2 3   2 8 4 6  D ¼   7 5 1 0   1 0 5 1       ¼ ?    Vereinfachen Sie diese Determinante durch elementare Umformungen in den Spalten so lange, bis Sie eine Determinante erhalten, die in einer Zeile nur noch ein von Null verschiedenes Element enthält und entwickeln Sie anschließend nach Laplace (Berechnung der anfallenden 3-reihigen Determinante nach der Regel von Sarrus).
1 Matrizen und Determinanten 517 f f f f Wir nehmen folgende Umformungen in den Spalten der Determinante vor: von der vierten Spalte subtrahieren wir die erste Spalte, von der dritten Spalte das 5-fache der ersten Spalte. Dann enthält die Determinante in der letzten (grau unterlegten) Zeile nur noch ein von Null verschiedenes Element: a 41 ¼ 1, a 42 ¼ a 43 ¼ a 44 ¼ 0. Die Entwicklung der Determinante nach den Elementen dieser Zeile führt dann auf eine dreireihige Determinante, die wir nach der Regel von Sarrus leicht berechnen können (S 1 : i-te Spalte).     4 2 3  4 7 4   1  1  2 8 4 6   2  8  14 4      ¼   ¼ a 41 A 41 þ a 42 A 42 þ a 43 A 43 þ a 44 A 44 ¼ A 41 D ¼   7  7 5 1 0  5  34  7    1 0 0 0  1  1 0 0 0 0 5 1 " "  5 S1  S1 Berechnung des algebraischen Komplements A 41 aus der Unterdeterminante D 41 nach Sarrus:     4 7 4   1 7 4   4  2  8  14    4    ¼    8  14 A 41 ¼ ð 1Þ 4 þ 1  D 41 ¼  D 41 ¼   4  ¼  2052  7  5  34  7  5  34  7     1 0 0 0  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 41 ¼ 2052    4 7 7 4 4      8  14 4   8  14 ) D 41 ¼ 392 þ 140 þ 1088 þ 280 þ 544  392 ¼ 2052   5  34  7  5  34 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 41 Ergebnis: D ¼ A 41 ¼  D 41 ¼  2052 J16  1 1  Zeigen Sie, dass die Gleichung  x x 1 y y 1 und P 2 ¼ ðx 2 ; y 2 Þ darstellt.     ¼ 0 eine Gerade durch die Punkte P 1 ¼ ðx 1 ; y 1 Þ   1 x2 y2 Wir berechnen zunächst die 3-reihige Determinante nach der Regel von Sarrus:   1 1 1  1 1    x x1 x2  x x1 ) D ¼ x1 y2 þ x2 y þ x y1  x1 y  x2 y1  x y2   y y y2  y y1 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D Aus D ¼ 0 erhalten wir die folgende lineare Gleichung mit den Koordinaten x und y: x1 y2 þ x2 y þ x y1  x1 y  x2 y1  x y2 ¼ 0 ðx 2  x 1 Þ y þ ðy 1  y 2 Þ x þ x 1 y 2  x 2 y 1 ¼ 0 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} a b c ) ) ay þ bx þ c ¼ 0 Diese Gleichung ist die Funktionsgleichung einer linearen Funktion in impliziter Form und repräsentiert bekanntlich eine Gerade. Beide Punkte liegen auf der Geraden, da beim Einsetzen der Koordinaten von P 1 bzw. P 2 in die Determinante der Ausgangsgleichung zwei gleiche Spalten entstehen und die Determinante somit jeweils verschwindet:      1 1 1   1 1 1      P 1 ¼ ðx 1 ; y 1 Þ )  x 1 x 1 x 2  ¼ 0 ; P 2 ¼ ðx 2 ; y 2 Þ )  x 2 x 1 x 2  ¼ 0 y y y1 y2  y1 y2  1 2 " " " " identische Spalten identische Spalten
518 J Lineare Algebra J17 Wie ändert sich der Determinantenwert einer n-reihigen Matrix A, wenn man diese Matrix mit dem Skalar l multipliziert? Die Multiplikation einer Matrix A mit einem Skalar l erfolgt bekanntlich elementweise, d. h. jedes Matrixelement wird mit l multipliziert: 0 0 1 1 a 11 a 12    a 1 n l a 11 l a 12    l a 1 n B B C C B a 21 a 22    a 2 n C B l a 21 l a 22    l a 2 n C B B C C lA ¼ lB . ¼ B . .. C .. C B .. B C . . A . C @ @ . A an1 an2  l an1 ann l an2  l ann Damit besitzt die Determinante der Matrix l  A die folgende Gestalt:   l a 11    l a 21  det ðl  AÞ ¼  .  .  .   la n1 l a 12  l a 22  l an2   l a 1n    l a2n   ..  .   l ann  In der Determinante von l  A enthält somit jede der n Zeilen (Spalten) den gemeinsamen Faktor l. Bekanntlich darf ein allen Elementen einer Zeile (Spalte) gemeinsamer Faktor vor die Determinante gezogen werden. Wir können daher aus jeder der n Zeilen (Spalten) den gemeinsamen Faktor l vorziehen. Der Faktor l tritt daher genau n-mal vor der Determinante auf:      l a 11 l a 12    l a 1 n   a 11 a 12    a 1 n       l a 21 l a 22    l a 2 n   a 21 a 22    a 2 n  n     det ðl  AÞ ¼  . ..  ¼ l  l      l   .. ..  ¼ l  det A |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}  .  ..   . .     la a n-mal l an2    l ann  an2    ann  n1 n1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A Folgerung: Wird eine n-reihige Matrix A mit dem Skalar l multipliziert, so multipliziert sich ihre Determinante mit l n , d. h. es gilt: det ðl  AÞ ¼ l n  det A P zffl}|ffl{ a b Bc d B B Zeigen Sie: Für die Determinante der 4-reihigen Blockmatrix A ¼ B B @ 0 0 det A ¼ ðdet PÞ  ðdet QÞ 0 0 0 J18 Zahlenbeispiel für die folgenden Untermatrizen:     4 2 2 3 : und Q ¼ P ¼ 1 3 1 5 Berechnen Sie den Wert der Determinante det A. 1 0 C 0C C C gilt: C a bA g d |ffl{zffl} Q 0 0
1 Matrizen und Determinanten 519 Berechnung der algebraischen Komplemente A 11 D 12 nach der Regel von Sarrus:  a b  c d  1þ1 A 11 ¼ ð 1Þ  D 11 ¼ D 11 ¼  0 0  0 0   d 0 0 d   0 a b 0   0 g d 0 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} D 11 0 a g ) f f f f Wir entwickeln die Determinante der Blockmatrix A nach dem Elementen der 1. Zeile:   a b 0 0   c d 0 0   det A ¼   ¼ a 11 A 11 þ a 12 A 12 þ a 13 A 13 þ a 14 A 14 ¼ a A 11 þ b A 12 0 0 a b   a b 0 0 0 0 g d und A 12 aus den entsprechenden Unterdeterminanten D 11 und      d 0 0      ¼  0 a b  ¼ d ða d  b gÞ a b  0 g d g d |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} D 11 ¼ d ða d  b gÞ 0 0 0 0 D 11 ¼ d a d þ 0 þ 0  0  d b g  0 ¼ d a d  d b g ¼ d ða d  b gÞ A 12 ¼ ð 1Þ 1 þ 2  D 12 ¼  D 12     ¼     a b c d 0 0 0 0    0 0  c 0 0   0 0   ¼   0 a b  ¼  c ða d  b gÞ  a b 0 g d g d |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} D 12 ¼ c ða d  b gÞ   c 0 0 c   0 a b 0   0 g d 0 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} D 12 0 a g ) D 12 ¼ c a d þ 0 þ 0  0  c b g  0 ¼ c a d  c b g ¼ c ða d  b gÞ Damit erhalten wir: det A ¼ a A 11 þ b A 12 ¼ a d ða d  b gÞ  b c ða d  b gÞ ¼ ða d  b cÞ ða d  b gÞ ¼ ðdet PÞ  ðdet QÞ |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} det P det Q Die beiden Faktoren dieses Produktes sind aber genau die Determinanten der Untermatrizen P und Q:     a b a b   ¼ ad  bg   ¼ a d  b c ; det Q ¼  det P ¼  g d c d Zahlenbeispiel: P zfflffl}|fflffl{ 2 3 B B1 5 B det A ¼ B B @0 0 0 0 0 0 0 1 0 C  0C 2 C C ¼ ðdet PÞ  ðdet QÞ ¼  C 1 2A 4 1 3 |fflffl{zfflffl} Q   3   4  5 1  2  ¼ ð10  3Þ  ð12  2Þ ¼ 7  10 ¼ 70 3
520 J Lineare Algebra J19 Gegeben sind die 3-reihigen Matrizen 0 1 0 1 1 2 0 1 1 1 B C B C A ¼ @  1 5 3 A und B ¼ @ 0  5 3 A : 1 0 2 4 1 2 a) Berechnen Sie die Determinante des Matrizenproduktes A  B auf zwei verschiedene Arten. b) Welchen Wert besitzt die Determinante des Produktes B  A? a) Wir verwenden das Multiplikationstheorem für n-reihige Matrizen: det ðA  BÞ ¼ ðdet AÞ  ðdet BÞ . 1. Lösungsweg Wir bilden zunächst das Matrizenprodukt A  B nach dem Falk-Schema, dann die Determinante des Produktes unter Verwendung der Regel von Sarrus: B A 1 1 1 2 5 0 0 3 2 1 1 0  5 4 1 1 3 2 1  9 7 11  23 20 9 3 5 AB )   7  1  9  1  9    11  23 20  11  23    9 3 5 9 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det ðA  BÞ det ðA  BÞ ¼  115  1620 þ 231 þ 1449  60 þ 495 ¼ 380 2. Lösungsweg Wir berechnen die Determinanten von A und B nach der Regel von Sarrus und multiplizieren diese:    1 2 0 1 2     1 5 3   1 5 ) det A ¼ 10 þ 6 þ 0  0  0 þ 4 ¼ 20    1 0 2 1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A   1 1 1 1 1    0 5 3  0 5   4 1 1 2 4 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det B ) det B ¼  10 þ 12 þ 0 þ 20  3  0 ¼ 19 det ðA  BÞ ¼ ðdet AÞ  ðdet BÞ ¼ 20  19 ¼ 380 b) Aus dem Multiplikationstheorem für Determinanten folgt: det ðB  AÞ ¼ ðdet BÞ  ðdet AÞ ¼ 19  20 ¼ 380 Somit ist det ðB  AÞ ¼ det ðA  BÞ, obwohl die Matrizenprodukte B  A und A  B verschieden sind. J20 Zeige: Für eine n-reihige Diagonalmatrix A mit den Diagonalelementen a 11 ; a 22 ; a 33 ; . . . ; a nn gilt: det A ¼ a 11  a 22  a 33      a nn
1 Matrizen und Determinanten 521 Wir entwickeln die n-reihige Diagonaldeterminante det A zunächst nach den Elementen der 1. Zeile, wobei nur das Diagonalelement a 11 einen Beitrag liefert (die übrigen Elemente sind alle gleich null). Die Entwicklung führt zu einer ðn  1Þ-reihigen Diagonaldeterminante mit den Diagonalelementen a 22 ; a 33 ; . . . ; a n n . Diese Determinante entwickeln wir wieder nach den Elementen der 1. Zeile (nur das 1. Element a22 liefert einen Beitrag, die übrigen Elemente sind wieder alle gleich Null). Die Entwicklung führt dann auf eine ðn  2Þ-reihige Diagonaldeterminante mit den Diagonalelementen a 33 ; a 44 ; . . . ; a n n . Dieses Verfahren setzen wir fort, bis wir auf die 1-reihige Determinante mit dem (einzigen) Element a n n stoßen. Somit gilt:          det A ¼         a 11 0 0 0  0 a 22 0 0  0 0 a 33 0  0 .. . 0 .. . 0 .. . a 44 .. .  0 0 0 0  ¼ a 11  a 22   a 33 0     0 a 44      .. ..  . .    0 0   0    a 22   0     0   0     ¼ a 11   0 0   .   .. ..    .   0   ann 0 0  a 33 0  0 .. . a 44 .. .  0 0   0    a 44      0  ¼ a  a  a   ..  11 22 33 . ..    .  0   ann   0    0    0  ¼  ..  .   a  nn  0   ..  ¼    ¼ .  ann  ¼ a 11  a 22  a 33    a n  1; n  1  j a n n j ¼ a 11  a 22  a 33      a n n |fflffl{zfflffl} ann Anmerkung: j a n n j ist die 1-reihige Determinante mit dem einzigen Element a n n (nicht zu verwechseln mit dem Betrag von a n n ). Der in Bild J-1 dargestellte elastische Balken der Länge l ¼ 2 a ist am linken Ende fest eingespannt und trägt in der angegebenen Weise zwei gleiche Punktmassen m 1 ¼ m 2 ¼ m. Infolge seiner Elastizität ist er zu Biegeschwingungen fähig. Die Kreisfrequenzen w > 0 dieser sog. Eigenschwingungen lassen sich aus der Determinantengleichung   5 2   ða  w 2 Þ   w    3EI 2   ¼ 0 mit a ¼   5   m l3   w 2 ða  8 w 2 Þ  2 bestimmen (E I : Biegesteifigkeit des Balkens). Berechnen Sie diese Eigenkreisfrequenzen. J21 A Balken m1 m2 C B a a Bild J-1 A; B: Umkehrpunkte der Biegeschwingung C: Gleichgewichtslage des Balkens
522 J Lineare Algebra Die Determinantengleichung führt zu einer biquadratischen Gleichung, die wir mit der Substitution u ¼ w 2 lösen:   5 2    w   ða  w 2 Þ 25 4   2 w ¼ 0 )   ¼ ða  w 2 Þ ða  8 w 2 Þ    5 2 4   w ða  8 w 2 Þ  2  4 25 4 7 4  a2  8 a w2  a w2 þ 8 w 4  w ¼ w  9 a w2 þ a2 ¼ 0   ) 4 4 7 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ð32  25Þ w 4 = 4 ¼ 7 w 4 = 4 36 4 2 36 4 2 a w2 þ a ¼ 0 ) ðSubstitution : u ¼ w 2 Þ u 2  au þ a ¼ 0 ) 7 7 7 7 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 18 324 2 4 2 18 324 a 2  28 a 2 18 296 a 2 ¼ ¼ ¼ a a  a ¼ a a 49 49 7 49 7 7 7 pffiffiffiffiffiffiffiffi 296 a 18 ¼ 2,5714 a  2,4578 a ) u 1 ¼ 5,0292 a ; u 2 ¼ 0,1136 a a ¼ 7 7 w4  u 1=2 Rücksubstitution unter Beachtung der Bedingung w > 0 führt zu den folgenden Lösungen: pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi w 2 ¼ u 1 ¼ 5,0292 a ) w 1 ¼ 5,0292 a ¼ 2,243 a w 2 ¼ u 2 ¼ 0,1136 a J22 ) w2 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffi 0,1136 a ¼ 0,337 a Berechnen Sie die Determinante der 5-reihigen Matrix 0 1 1 1 0 2 0 B 2 0 1 1 4C B C A ¼ B 1 0 3 1C B 0 C B C @2 1 0 0 0A 2 0 1 2 2 a) durch Laplace-Entwicklung nach günstigen Zeilen oder Spalten (auf 3-reihige Determinanten zurückführen, die dann nach der Regel von Sarrus berechnet werden), b) indem Sie die Matrix zunächst mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen auf Diagonalgestalt bringen und dann die Determinante der Diagonalmatrix berechnen. a) Besonders günstig sind die 3. Spalte und die 4. Zeile, die beide jeweils drei Nullen enthalten. Wir entscheiden uns für die 4. Zeile. Die Entwicklung der Determinante nach Laplace enthält dann nur zwei von null verschiedene Glieder: f f f 2 f f det A ¼ a 41 A 41 þ a 42 A 42 þ a 43 A 43 þ a 44 A 44 þ a 45 A 45 ¼  2 A 41 þ A 42 ¼ 1 0 0 0 ¼  2  ð 1Þ 4 þ 1  D 41 þ ð 1Þ 4 þ 2  D 42 ¼  2  ð 1Þ  D 41 þ 1  D 42 ¼ 2 D 41 þ D 42 Die 4-reihigen Unterdeterminanten lauten: D 41   1   2  ¼  0   2   2    1 0 2 0   1 0 2 0      0 1 1 4  0 1 1 4    1 0 3 1 ¼  ;  1 0 3 1    1 0 0 0   0 1 2 2  0 1 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det B D 42      1 1 0 2 0   1 0 2 0      2 0 1 1 4 2 1 1 4      ¼  0 1 0 3 1 ¼    0 0 3 1      2 1 0 0 0  2 1 2 2    2 0 1 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det C
1 Matrizen und Determinanten 523 Die Determinanten D 41 ¼ det B und D 42 ¼ det C entwickeln wir jeweils nach den Elementen der 1. Zeile, die daraus resultierenden 3-reihigen Unterdeterminanten werden dann nach der Regel von Sarrus berechnet: Entwicklung der Determinante D 41 = det B B 11 ¼ ð 1Þ 1 þ 1   1 1 4 1   0 3 1 0   1 2 2 1 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} B 11 2 0 1 0 1 ) 0 4 1 2 0     1 1 4      ¼  0 3 1  ¼  7  1 2 2   |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} B 11 ¼  7 B 11 ¼ 6 þ 1 þ 0  12  2  0 ¼  7   1  0     1   0 1 0 1 2 1 3 2 f 0   1  0     1   0 1 3 2 B 13 ¼ ð 1Þ 1 þ 3   0 1 4 0   1 0 1 1   0 1 2 0 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} B 13 f 1 f f det B ¼ b 11 B 11 þ b 12 B12 þ b 13 B 13 þ b 14 B 14 ¼  B 11 þ 2 B 13 0 1 0 1 ) 2 1 3 2 0 4 1 2     0 1 4      ¼  1 0 1  ¼ 2  0 1 2   |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} B 13 ¼ 2 B 13 ¼ 0 þ 0 þ 4  0  0  2 ¼ 2 Somit gilt: D 41 ¼ det B ¼  B 11 þ 2 B 13 ¼  ð 7Þ þ 2  2 ¼ 7 þ 4 ¼ 11 Entwicklung der Determinante D42 = det C f 0 2 1 C 11 ¼ ð 1Þ 1 þ 1          1 2 0 2 0 1 0 1 Diese Determinante ist identisch  1 0  2 1  1þ3 C 13 ¼ ð 1Þ   0 0  2 1 2 1 3 2 0 4 1 2 f f f det C ¼ c 11 C 11 þ c 12 C 12 þ c 13 C 13 þ c 14 C 14 ¼ C 11 þ 2 C 13 0     1 1 4      ¼  0 3 1  ¼  7  1 2 2   |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} C 11 ¼  7 mit der bereits berechneten Determinante B11 : C 11 ¼ B 11 ¼  7.    2 0  2 1 4    1 4  ¼  0 0 1  ¼ 0 3 1 2 1 2  2 2 " " proportionale Spalten (die 1. Spalte ist das 2-fache der 2. Spalte) Zur Erinnerung: Eine Determinante mit zwei proportionalen Zeilen (oder Spalten) verschwindet.
524 J Lineare Algebra Somit gilt: D 42 ¼ det C ¼ C 11 þ 2 C 13 ¼  7 þ 2  0 ¼  7 Für die Ausgangsdeterminante det A erhalten wir damit den folgenden Wert: det A ¼ 2 D 41 þ D 42 ¼ 2  11  7 ¼ 22  7 ¼ 15 b) Die durchgeführten Umformungen in den Zeilen der Matrix A sind jeweils angeschrieben: 0 1 1 0 2 0 1 1 1 0 3 1 0 0 0 1 2 B B 2 B A ¼ B B 0 B B2 @ 2 0 1 1 0 1 0 0 1 1 þ Z3 1 2 0 5 1 0 C 4 C þ Z4 C 1C C C 0C A 2 þ Z4 C 3 C  Z5 C 0 3 1C C C 0 4 0C A þ Z3 1 1 1 B 0 B0 B B0 1 B B B0 1 @ 0 0 0 2 0 1 1 0 0 1 0 2 1 1 1 1 0 3 1 0 0 1 1 2 5 1 B C B0 0 0 1 2C C B ) B 3 1C C B0 1 0 C B B0 0 0 7 1C A @ 0 0 1 1 1 0 1 0 0 5 0 1 1 C 4 C  Z3 C 1C C C 0C A þ 2 Z1 2  Z3 0 1 3 1 C B 3 1C B0 1 0 B C B0 0 1 1 1C B C B C B0 0 0 1 2C @ A 0 0 0 7 1 þ 7 Z4 B B 0 B B 0 B B B2 @ 0 ) 0 1 1 0 2 ) 0 5 1 1 C B 3 1C B0 1 0 B C C ) B B0 0 0 1 2C B C B0 0 1 1 1C @ A 0 0 0 7 1 4 5 ) 1 B C 3 1C B0 1 0 B C ) B 1C B0 0 1 1 C B C B0 0 0 1 2C @ A 0 0 0 0 15 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 6 Obere Dreiecksmatrix Umformungen 1 Zur 2. und 5. Zeile addieren wir die 4. Zeile. 2 Von der 2. und 5. Zeile wird die 3. Zeile subtrahiert, zur 4. Zeile das 2-fache der 1. Zeile addiert. 3 Zur 1. und 4. Zeile wird die 3. Zeile addiert, von der 2. Zeile die 5. Zeile subtrahiert. 4 Wir vertauschen jeweils die 2. Zeile mit der 3. Zeile und die 4. Zeile mit der 5. Zeile. 5 Vertauschen der Zeilen 3 und 4. 6 Zur 5. Zeile wird das 7-fache der 4. Zeile addiert. Wir erhalten eine obere Dreiecksmatrix. Berechnung der Determinante det A Die vorgenommenen Zeilenumformungen in der Matrix A bewirken keine nderung des Determinantenwertes. Mit einer Ausnahme: Beim Vertauschen zweier Zeilen ändert die Determinante ihr Vorzeichen. Insgesamt wurden drei Vertauschungen vorgenommen (Operationen 4 und 5 ), so dass sich die Determinante mit ð 1Þ ð 1Þ ð 1Þ ¼  1 multipliziert. Somit gilt: det A ¼  1  ½ ð1Þ  ð1Þ  ð1Þ  ð 1Þ  ð15Þ  ¼ 15 (für Dreiecksmatrizen gilt bekanntlich: det A ¼ Produkt der Diagonalelemente).
1 Matrizen und Determinanten 525 1.3 Spezielle Matrizen Lehrbuch: Band 2, Kapitel I.2.4, 3 und 6 Formelsammlung: Kapitel VII.1.2, 1.4, 1.5 und 4 J23 Welche der nachfolgenden 3-reihigen Matrizen sind regulär, welche (Nachweis über Determinanten) 0 0 1 0 1 1 0 0 a 1 1 4 2 B B C B C A ¼ @0 1 2A; B ¼ @0 2 4A; C ¼ @1 0 2 1 1 0 3 6 2 1 singulär? 1 9 C aA 1 ðmit a 2 RÞ Eine n-reihige Matrix A ist regulär, wenn ihre Determinante nicht verschwindet, anderenfalls ist sie singulär. Die Berechnung der hier vorliegenden 3-reihigen Determinanten erfolgt nach der Regel von Sarrus.   1 4 2 1   0 1 2 0   2 1 1 2 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} det A   1 0 0 1   0 2 4 0     0 3 6 0 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} det B   a 1 9 a   1 0 a 1   2 1 1 2 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} det C 4 1 1 ) det A ¼ 1 þ 16 þ 0  4  2  0 ¼ 11 6¼ 0 ) 0 2 3 ) det B ¼ 12 þ 0 þ 0  0  12  0 ¼ 0 B ist singulär 1 0 1 ) det C ¼ 0 þ 2 a þ 9  0  a 2  1 ¼  a 2 þ 2 a þ 8  )  a 2 þ 2 a þ 8 ¼ 0   ð 1Þ pffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1 1þ8 ¼ 1 9 ¼ 13 ) det C ¼ 0 ) a 1=2 a1 ¼ 4 ; ) a2  2 a  8 ¼ 0 A ist regulär ) a2 ¼  2 Für a ¼ 4 bzw. a ¼  2 ist die Matrix C demnach singulär, für alle übrigen reellen Werte von a regulär. J24 Bestimmen Sie mit Hilfe elementarer Umformungen in den Zeilen bzw. Spalten der Matrix den Rang r dieser Matrix und entscheiden Sie dann, ob die Matrix regulär oder singulär ist. 1 0 1 0 1 0 2 1 0 1 1 4 6 2 1 2 B1 2 2 0C C B C B C B cÞ A ¼ B bÞ A ¼ @  2 5 3A aÞ A ¼ @ 1 2 2A C @0 2 4 1A 8  7 21 2 2 1 0  2 16 4 Eine n-reihige Matrix A ist genau dann regulär, wenn ihr Rang r gleich n ist, anderenfalls ist sie singulär. Durch elementare Zeilenumformungen bringen wir die Matrix A auf die „Trapezform“ A* und bestimmen den jeweiligen Rang (er ist gleich der Anzahl der nichtverschwindenden Zeilen).
526 J Lineare Algebra 0 aÞ 2 B A ¼ B @1 2 0 1 2 B B0 3 @ 0 6 1 2 1 0 C 2 2C A 2 1 2 1 3 0  2 Z2 1 1 4 6 C B A ¼ @2 5  3 A þ 2 Z1 8  7 21  8 Z 1 bÞ r ¼ Rg ðAÞ ¼ Rg ðA*Þ ¼ 2 ; 0 cÞ 2 1 0 1 0 1 2 2 B B0 1 B B B0 2 @ 0 0 0 C 8 2C C C 4 1C A þ 2 Z2 20 J25 r ¼ n ¼ 3 ) A ist regulär 1 1 4 6 C B ) @0 13 9A 0  39  27 þ 3 Z 2 ) 0 r < n ¼ 3 1 B B2 B B B0 @ 0 ) 0 n ¼ 4 2 2 1 0 0 ) 0 ) 2 0 0 0 ) 0 C 8 2C C C 20 5 C A r < n ¼ 4 1 B ) @0 0 1 1 20 5 0 )  Z3 ) 1 4 6 C 13 9 A ¼ A* Nullzeile 0 0 A ist singulär C 1C C  2 Z1 C 4 1C A 20 5 2 2 1 B B0 1 B B B0 0 @ 5 r ¼ Rg ðAÞ ¼ Rg ðA*Þ ¼ 3 ; 1 0 0 )  2 Z1 C 6C A ¼ A* ) 1 1 ) 0 9 n ¼ 3 B C B1 2 2 0C B C C A ¼ B B0 2 4 1C @ A 0  2 16 4 þ Z 3 1 3 n ¼ 3 0 1 C 2C A  2 Z1 2 2 1 B B0 @ 0 ) r ¼ Rg ðAÞ ¼ Rg ðA*Þ ¼ 3 ; 2 2 B B2 1 @ 2 2 ) C 6C A 1 1 2 2 B B0 B B B0 @ 0 2 0 2 0 0 B B 0 1 B B B0 0 @ 1 C 4 1C C þ Z3 C 4 1C A 20 5 3 1 0 2 0 ) 1 C 8 2C C C ¼ A* 20 5 C A 0 0 Nullzeile A ist singulär Zeigen Sie, dass die Matrix A regulär ist und bestimmen Sie ihre Inverse A 1 mit Hilfe von Unterdeterminanten von D ¼ det A: 0 0 1 1 a 0 0 2 1 1 B B C C aÞ A ¼ @ 0 b 0 A ðmit a; b; c 6¼ 0Þ bÞ A ¼ @ 3 4 1A 0 0 c 1 2 0 Kontrollieren Sie das Ergebnis. Wir zeigen zunächst, dass det A 6¼ 0 ist und A somit eine reguläre und invertierbare Matrix ist. Die Berechnung der inversen Matrix A erfolgt dann mit Hilfe der algebraischen Komplemente über die entsprechenden Unterdeterminanten (Vorzeichenbestimmung nach der Schachbrettregel ! FS: Kap. VII.2.3.2). Die Ergebnisse werden kontrolliert durch den Nachweis der Beziehung A  A  1 ¼ A  1  A ¼ E .   a 0 0   aÞ det A ¼  0 b 0  ¼ a b c 6¼ 0 ) A ist regulär 0 0 c (A ist eine Diagonalmatrix, die Determinante von A somit gleich dem Produkt der Diagonalelemente!)
1 Matrizen und Determinanten Berechnung der ði; k ¼ 1; 2; 3Þ  a  D 11 ¼  0 0 D 13 D 22 D 31 D 33 527 algebraischen Komplemente A i k aus den entsprechenden 2-reihigen Unterdeterminanten D i k der Determinante D ¼ det A:        0 0  a 0 0 b 0 0 0        b 0  ¼   ¼ b c  0 ¼ b c ; D 12 ¼  0 b 0  ¼  0 c  ¼ 0  0 ¼ 0 ; 0 c 0 0 c 0 c     a 0 0 0 b    ¼ 0  0 ¼ 0; ¼  0 b 0  ¼  0 0 0 0 c D 21     a 0 0 a 0    ¼ ac  0 ¼ ac; ¼  0 b 0  ¼  0 c 0 0 c    a 0 0 0 0     ¼  0 b 0  ¼  b 0 0 0 c D 23    ¼ 0  0 ¼ 0;  D 32  a  ¼  0 0    0   ¼   0   0  ¼ 0  0 ¼ 0; c    a 0 0 a   ¼  0 b 0  ¼  0 0 0 c  0  ¼ 0  0 ¼ 0; 0    a   ¼   0   0  ¼ 0  0 ¼ 0; 0 0 b 0 0 0 c  a 0  ¼  0 b 0 0 0 0 c     a 0 0 a 0     ¼ ab  0 ¼ ab ¼  0 b 0  ¼   0 b 0 0 c A 11 ¼ þ D 11 ¼ b c ; A 22 ¼ þ D 22 ¼ a c ; A 33 ¼ þ D 33 ¼ a b ; alle übrigen algebraischen Komplemente verschwinden. Inverse Matrix A1 0 A 1 A11 1 B ¼ A @ 12 det A A13 A21 A22 A23 1 0 bc A31 1 B C A32 A ¼ @ 0 abc 0 A33 0 ac 0 1 0 0 1=a C B 0 A ¼ @ 0 ab 0 0 1=b 0 1 0 C 0 A 1=c Kontrolle: Nachweis der Beziehung A  A  1 ¼ A  1  A ¼ E mit dem Falk-Schema. A 1=a 0 0 a 0 0 0 b 0 0 0 c 1 0 0 1 A 0 0 1=b 0 0 1=c 0 1 0 0 0 1 A A  A 1 ¼ E 1 1=a 0 0 0 1=b 0 A a 0 0 0 b 0 0 0 c 0 0 1=c 1 0 0 0 1 0 0 0 1 A 1  A ¼ E Somit gilt: A  A  1 ¼ A  1  A ¼ E . bÞ    2 1 1  2 1    3  4 1 3 4    1 2  0 1 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A ¼ D ) det A ¼ D ¼ 0 þ 1 þ 6  4 þ 4  0 ¼ 7 6¼ 0 ) A ist regulär
528 J Lineare Algebra Berechnung der algebraischen Komplemente A i k aus den entsprechenden 2-reihigen Unterdeterminanten D i k ði; k ¼ 1; 2; 3Þ:      2 1 1   4 1    ¼ 0þ2 ¼ 2    D 11 ¼  3 4 1 ¼  ) A 11 ¼ þ D 11 ¼ 2 2 0   1 2  0 D 12 D 13 D 21 D 22 D 23 D 31 D 32 D 33     2 1 1   3   ¼  3 4 1  ¼  1  1 2 0  1  ¼ 0þ1 ¼ 1 0 ) A 12 ¼  D 12 ¼  1     2 1 1   3   ¼  3 4 1  ¼  1  1 2 0  4  ¼ 6 þ 4 ¼ 2 2  ) A 13 ¼ þ D 13 ¼  2     2 1 1   1     ¼  3 4 1  ¼  2  1 2 0   1  ¼ 0  2 ¼ 2 0 ) A 21 ¼  D 21 ¼ 2     2 1 1   2   ¼  3 4 1  ¼  1  1 2 0   1  ¼ 0  1 ¼ 1 0 ) A 22 ¼ þ D 22 ¼  1     2 1 1   2   ¼  3 4 1  ¼  1  1 2 0   1  ¼ 4  1 ¼ 5 2  ) A 23 ¼  D 23 ¼ 5      2 1 1   1 1      ¼ 1 þ 4 ¼ 3   ¼  3 4 1 ¼  4 1   1 2 0 ) A 31 ¼ þ D 31 ¼ 3      2 1 1   2 1     ¼ 2þ3 ¼ 5 ¼  3 4 1  ¼  3 1   1 2 0 ) A 32 ¼  D 32 ¼  5      2 1 1   2 1     ¼ 8 þ 3 ¼ 11 ¼  3 4 1  ¼   3 4  1 2 0 ) A 33 ¼ þ D 33 ¼ 11 1 1 0 A31 2 2 3 1B 1 C C Inverse Matrix : A  1 B A32 A ¼ @1 1 5A ¼ 7 7 2 5 11 A33 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} B 1 1 Kontrolle: Nachweis der Beziehung A  A  1 ¼ A  1  A ¼ E und damit ðA  BÞ ¼ ðB  AÞ ¼ E 7 7 bzw. A  B ¼ B  A ¼ 7 E . 0 A21 A22 A23 A11 1 B ¼ @ A12 det A A13 B A 2 3 1 1 1 4 1 2 0 2 2 3 1 1 5 2 5 11 7 0 0 0 7 0 AB 0 0 7 0 ) 7 B A  B ¼ @0 0 0 7 0 1 0 1 0 1 0 0 C B C 0 A ¼ 7@ 0 1 0 A ¼ 7 E 7 0 0 1 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} E
1 Matrizen und Determinanten 2 1 1 3 4 1 1 2 0 A B 529 2 2 3 1 1 5 2 5 11 7 0 0 0 7 0 0 ) 0 0 7 7 B B  A ¼ @0 0 0 7 0 1 0 1 1 0 0 0 B C C 0 A ¼ 7@ 0 1 0 A ¼ 7 E 7 0 0 1 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} E BA Somit gilt: A  B ¼ B  A ¼ 7E 0 1 B Die Matrix B ¼ @ 2 0 J26 und A  A 1 ¼ A 1  A ¼ E. 1 3 C 1 A ist die Inverse einer (noch unbekannten) Matrix A . Bestimmen Sie 9 0 1 2 diese nach dem Gauß-Jordan-Verfahren (mit Kontrollrechnung). Es gilt B ¼ A  1 und somit A ¼ ðA  1 Þ  1 ¼ B  1 . Die gesuchte inverse Matrix von B bestimmen wir nach dem Gauß-Jordan-Verfahren wie folgt (! FS: Kap. VII.1.5.2.2): 0 ðB j EÞ 0 1 0 B @0 1 0 0 0 1 1   1 0 3  1 0 0 1 0 3  1 0 0   B C B C ¼ @2 1 1  0 1 0 A  2 Z 1 ) @ 0 1  5   2 1 0 A )   0 2 9 0 0 1 0 2 9 0 0 1  2 Z2 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} B E 1 1 0   3 1 0 0  3 Z3 1 0 0   11 6 3   C C B  5   2 1 0 A þ 5 Z 3 ) @ 0 1 0  18  9 5 A ¼ ðE j B  1 Þ   4 2 1 1 0 0 1 4 2 1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} E B 1 Damit gilt: 1  11 6 3 C B ¼ @ 18  9 5 A und 4 2 1 0 A ¼ B 1 0 A 1 1 B ¼ B ¼ @2 0 1 0 3 C 1 1A 2 9 Kontrolle: Wir zeigen, dass A  A  1 ¼ A  1  A ¼ E ist. 1 A A  11 6 3 18  9 5 4 2 1 1 2 0 0 3 1 1 2 9 1 0 0 0 1 0 A 0 0 1 A 1 A  A 1 ¼ E 0 Somit gilt: A  A  1 ¼ A  1 1 B  A ¼ @0 0 1 2 0 0 3 1 1 2 9  11 6 3 18  9 5 4 2 1 1 0 0 0 1 0 0 0 1 A 1  A ¼ E 0 1 0 1 0 C 0 A ¼ E. 1
530 J Lineare Algebra J27 Zeigen Sie zunächst mit Hilfe von Determinanten, dass die Matrix A regulär und somit invertierbar ist und berechnen Sie dann nach dem Gauß-Jordan-Verfahren die inverse Matrix A 1 : 1 0 0 1 1 0 1 0 1 1 2 B1 1 0 1C C B B C aÞ A ¼ @ 2 4 1 A bÞ A ¼ B C @ 2 2 1 1A 0 1 0 0 1 1 0 Kontrollieren Sie das Ergebnis. a) Berechnung der 3-reihigen Determinante det A nach der Regel von Sarrus:    1 1 2  1 1   2 4 1  2 4 ) det A ¼ 0 þ 0  4  0  1  0 ¼  5 6¼ 0  0 1 0 0 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A ) A ist regulär Berechnung der inversen Matrix A 1 nach Gauß-Jordan (! FS: Kap. VII.1.5.2.2) 1 0 1 0   1 1  2  1 0 0  Z 3 1 1 2  1 0 0   C B B C 5   2 1 0 A  Z 3 ðA j EÞ ¼ @ 2 4 1  0 1 0 A  2 Z 1 ) @ 0 2 0 1 0 0 0 1 0 1 00 0 1 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} A E 0 1 0 1   1 0 2  1 0 1 1 0  2  1 0  1   B C B C 5   2 1  1 A ) @0 1 0  0 0 1A ) @0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 5   2 1  1  Z2 0 1 B @0 0 0  0  2  1  1 0  0 0 5  2 1 0 0 B @0 1 0 0 0 1 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} E 1 0 1 C 0 1A 1 2 : 5 0 )  1 0  2  1  B 0 0  @0 1  0 0 1  2=5 1 0  1 þ 2 Z3 C 0 1 A 1=5  2=5 1   1=5 2=5  9=5  C  0 0 1 A ¼ ðE j A  1 Þ    2=5 1=5  2=5 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A 1 Somit lautet die Inverse der Matrix A wie folgt: 0 1 1 0 0 1=5 2=5  9=5 1=5 2=5  9=5 1 1 B B C C B 1 0 0 5=5 A ¼ ¼ @ 0 0 1 A ¼ @ A @ 0 5  2=5 1=5  2=5  2=5 1=5  2=5 2 1 2 9 C 0 5A 1 2 Kontrolle: Nachweis der Beziehung A  A  1 ¼ A  1  A ¼ E mit dem Falk-Schema. A 1 A 1 1 2 2 4 1 0 1 0 1=5 2=5  9=5 0 0 1  2=5 1=5  2=5 1 0 0 0 1 0 0 0 1 A  A 1 ¼ E A A 1 1=5 2=5  9=5 0 0 1  2=5 1=5  2=5 1 1 2 2 4 1 0 1 0 1 0 0 0 1 0 0 0 1 A 1  A ¼ E ) )
1 Matrizen und Determinanten 531 0 Somit gilt: A  A  1 ¼ A  1 1  A ¼ @0 0 0 1 0 1 0 0 A ¼ E. 1 b) Wir entwickeln die 4-reihige Determinante D ¼ det A nach den Elementen der 1. Zeile und erhalten zwei 3-reihige Determinanten, die dann nach der Regel von Sarrus berechnet werden: f f f f D ¼ det A ¼ a 11 A 11 þ a 12 A 12 þ a 13 A 13 þ a 14 A 14 ¼ A 11 þ A 13 1 0 1 0 Die algebraischen Komplemente A11 und A13 erhalten wir aus den entsprechenden 3-reihigen Unterdeterminanten D11 und D13 unter Beachtung der Vorzeichenregel (Schachbrettregel ! FS: Kap. VII.2.3.2):   1 0     1 0 1 0 1  1 1   0 1    ¼  2 A 11 ¼ þ D 11 ¼  1 1  ¼  2  2 2  1 1  1 1 0    0 1 1 0  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 11 ¼  2   1 0 1 1 0   2  1 1 2 1 ) D 11 ¼ 0 þ 0  2  1 þ 1  0 ¼  2   1 1 0  1 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D11   1 0     1 0 1 1 1   1 1   0 1    ¼  2 2 1  ¼ 3 A 13 ¼ þ D 13 ¼    2 2 1 1  0 1 0   0 1 1 0  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D 13 ¼ 3    1 1 1  1 1    2 2 1 2 2 ) D 13 ¼ 0 þ 0 þ 2  0 þ 1  0 ¼ 3    0 1 0 0 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D13 Somit gilt: D ¼ det A ¼ A 11 þ A 13 ¼  2 þ 3 ¼ 1 6¼ 0 ) A ist regulär und invertierbar: Berechnung der inversen Matrix A 1 nach Gauß-Jordan (! FS: Kap. VII.1.5.2.2) 0 1 0 1 0 B1 1 0 1 B ðA j EÞ ¼ B @ 2 2 1 1 0 1 1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A         1 1 0 0 0 0 1 0 0C C þ Z1 C 0 0 1 0 A  2 Z1 0 0 0 1 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} E  1 1 0 1 0  1 0 0 0 B0 1 1 1  1 1 0 0C C B  C B @ 0 0  3  1   4  2 1 0 A  2 Z4  0 0 2 1  1 1 0 1 0  1 0 1 0  1 B0 1 1 1  1 B  B @0 2 1 1  2  0 1 1 0  0 0 ) 0 1 B0 B ) B @0 0 0 1 0 1 1 1 0 1 1 0 2 1  0  1  1 1    2 0   1 1 0 1 0 0 0 0 1 0 1 0 0C C C 0 A  2 Z2 1  Z2 1 0 0  Z3 0 0C C  Z3 C 1 2A 0 1 þ 2 Z3 ) )
532 J Lineare Algebra  1 0 0  1  3 B0 1 0 0  3 B  B @0 0 1 1   2 0 0 0 1  5 0 0 Inverse Matrix: A  1  1 1 0 0 0   2  1 1 1 B 0 1 0 0  3 1 1 2C B C  ) B C ¼ ðE j A  1 Þ @0 0 1 0  3 A 1  1 1   0 0 0 1 5 1 2 3 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} E A 1 0 1 0 1 2 þ Z4 1 1 2C C C 0 1  2 A  Z4 1 2 3 1 2 1 1 1 B 3 1 1 2C B C ¼ B C @ 3 1 1 1A 5 1 2 3 Kontrolle: Nachweis der Beziehung A  A  1 ¼ A  1  A ¼ E mit dem Falk-Schema. A 1 A 1 1 2 0 0 1 0 1 0 1 2 1 1 1 1 0 2 1 1 1 3 1 1 2 3 1 1 1 5 1 2 3 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 A 1 A 1 1 2 0 2 1 1 1 3 1 1 2 3 1 1 1 5 1 2 3 1 0 0 0 A  A 1 ¼ E 0 1 0 1 0 1 2 1 1 1 1 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 A 1  A ¼ E Somit gilt: A  A  1 ¼ A  1  A ¼ E . J28 Lösen Sie die Matrizengleichungen A  X ¼ B und Y  A ¼ B durch Invertierung der Matrix A nach dem Gauß-Jordan-Verfahren:     2 5 1 4 A ¼ ; B ¼ 1 3 2 3 Die Matrix A ist regulär und daher invertierbar, da ihre Determinante nicht verschwindet:   2 5  ¼ 6  5 ¼ 1 6¼ 0 ) A ist regulär: det A ¼  1 3 Mit dem Gauß-Jordan-Verfahren berechnen wir die zugehörige inverse Matrix A 1 (! FS: Kap. VII.1.5.2.2):          2 5  1 0 1 3  0 1 1 3  0 1 þ 3 Z2 ðA j EÞ ¼ ) ) ) 1 30 1 2 5  1 0  2 Z1 0 1  1 2 |{z} |{z} A E         1 0  3  5 3 5 1 0  3  5 1 1 ) ¼ ðE j A Þ ) A ¼ 0 1  1 2 1 2 0  1  1  2  ð 1Þ |{z} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E A 1 Lösung der Gleichung A  X = B Wir multiplizieren die Gleichung von links mit A 1 (alle Matrizenprodukte sind vorhanden): AX ¼ B ) A 1  A  X ¼ A 1  B |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E ) E  X ¼ A 1  B |fflffl{zfflffl} X ) X ¼ A 1  B
1 Matrizen und Determinanten 533 Berechnung des Matrizenproduktes A  1  B mit dem Falk-Schema: 1 2 B 3 5 1 2 A 1 4 3 Lösung: X ¼ A  1  B ¼ 7 3 3 2  7 3 3 2  A 1  B Lösung der Gleichung Y  A = B Diese Gleichung wird von rechts mit A 1 multipliziert (alle Multiplikationen sind durchführbar): YA ¼ B ) Y  A  A 1 ¼ B  A 1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E ) Y  E ¼ B  A 1 |fflffl{zfflffl} Y ) Y ¼ B  A 1 Das Matrizenprodukt B  A  1 berechnen wir mit dem Falk-Schema: A 1 B 1 2 4 3 3 5 1 2 1 3 3 4 Lösung: Y ¼ B  A 1  ¼ 1 3 3 4  B  A 1 J29 Bestimmen Sie die Lösung X der Matrizengleichung A  X ¼ B mit Hilfe der inversen Matrix A 1 (Berechnung nach dem Gauß-Jordan-Verfahren). Warum ist die Gleichung Y  A ¼ B nicht lösbar?     2 1 2 5 8 A ¼ ; B ¼ 3 2  4  9 14 Wir zeigen zunächst, dass die 2-reihige Matrix A regulär und somit invertierbar ist:    2 1    ¼  4 þ 3 ¼  1 6¼ 0 ) A ist regulär: det A ¼  3 2 Die inverse Matrix A 1 berechnen wir nach dem Gauß-Jordan-Verfahren (! FS: Kap. VII.1.5.2.2):          1 1  1 1 1 1  1 1 þ Z2  2  1  1 0 þ Z 2 ) ) ðA j EÞ ¼ 3 2  0 1  3 Z1 0 1  3 2 3 20 1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |{z} A E  1 0 0 1    2 1    3  2  ð 1Þ  )   1 0   2  1 ¼ ðE j A  1 Þ 0 1 3 2 |{z} |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E A 1 ) A 1  ¼ 2 3 1 2 )  Die Matrizengleichung A  X ¼ B lösen wir, indem wir beide Seiten von links mit A 1 multiplizieren (alle auftretenden Matrizenprodukte sind vorhanden): A 1  A  X ¼ A 1  B |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E ) E  X ¼ A 1  B |fflffl{zfflffl} X ) X ¼ A 1  B
534 J Lineare Algebra Berechnung des Matrizenproduktes A  1  B mit dem Falk-Schema: B A 1 2 1 3 2 2 4 5 8  9 14 0 1 2 3 2 4 Lösung: X ¼ A 1  B ¼ 0 2 1 3 2 4  A1  B Die Gleichung Y  A ¼ B ist dagegen nicht lösbar. Um diese Gleichung nach Y aufzulösen, müssten wir zunächst beide Seiten von rechts mit A 1 multiplizieren: YA ¼ B ) Y  A  A 1 ¼ Y  E ¼ Y ¼ B  A 1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E Das Matrizenprodukt B  A  1 existiert nicht, da B vom Typ ð2; 3Þ, A 1 aber vom Typ ð2; 2Þ ist (Spaltenzahl von B 6¼ Zeilenzahl von A1 ; 3 6¼ 2). Lösen Sie die Matrizengleichung 0 10 1 0 1 0 1 1 x1 7 B CB C B C @ 1 0 3 A@ x2 A ¼ @ 14 A oder A  X ¼ B 4 1 2 8 x3 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |{z} |{z} A X B durch Invertierung der Koeffizientenmatrix A nach dem Verfahren von Gauß-Jordan (mit Probe). J30 Die 3-reihige Koeffizientenmatrix A ist regulär und somit invertierbar, da ihre Determinante nicht verschwindet (Berechnung nach der Regel von Sarrus):   0 1 1 0 1    1 0 3  1 0 ) det A ¼ 0 þ 12 þ 1  0  0  2 ¼ 11 6¼ 0   4 1 2 4 1 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} det A Mit dem Gauß-Jordan-Verfahren berechnen wir die für die Lösung benötigte inverse Matrix A 1 Kap. VII.1.5.2.2): 0 0 1 1   1 0 3  0 1 0 0 1 1  1 0 0   B B C C ) @ 0 1 1  1 0 0 A ) ðA j EÞ ¼ @ 1 0 3  0 1 0 A   4 1 2 0 0 1 4 1 2 0 0 1  4 Z1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} A E 1 0 0 1   1 0 3  0 1 0 1 0 3  0 1 0   C B B C 1  1 0 0A ) ) @0 1 1  1 0 0A @0 1   0 1  10 0  4 1  Z 2 0 0  11  1  4 1 : ð 11Þ 0 1 B @0 0 0 1 0 3 1 1 1  1 0  0  3 Z3  C  1 0 0 A  Z3   1=11 4=11  1=11 0 ) (! FS: 1  1 0 0   3=11  1=11 3=11  B C 1=11 A ¼ ðE j A  1 Þ @ 0 1 0  10=11  4=11 0 0 1  1=11 4=11  1=11 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} E A 1
1 Matrizen und Determinanten 535 Somit gilt: 0 A 1 0 1 1  3=11  1=11 3=11 3 1 3 1 B 1 B C C ¼ @ 10=11 4=11 1=11 A ¼ 1A¼ C @ 10  4 11 11 1=11 4=11  1=11 1 4 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} C Die Matrizengleichung A  X ¼ B multiplizieren wir von links mit A 1 und erhalten: AX ¼ B ) A 1  A  X ¼ A 1  B |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E ) E  X ¼ A 1  B |fflffl{zfflffl} X ) X ¼ A 1  B ¼ 1 ðC  BÞ 11 Berechnung des Matrizenproduktes C  B nach dem Falk-Schema: B C 3 1 3 10  4 1 1 4 1 7 14 8  11 22 55 0 1 0 1  11 1 1 1 @ 22 A ¼ @ 2 A Lösung: X ¼ ðC  BÞ ¼ 11 11 55 5 CB Kontrolle durch Einsetzen in die Gleichung A  X ¼ B: A 0 1 4 1 0 1 X 1 2 5 1 3 2 7 14 8 0 ) 1 7 A  X ¼ @ 14 A ¼ B 8 AX J31 Prüfen Sie, ob die Spaltenvektoren der folgenden Matrizen linear abhängig oder linear unabhängig sind: 0 1 0 1 3 1 4 4 4 2 B4 3 6C B C B C aÞ A ¼ @ 4  2 4 A bÞ A ¼ B C @0 4 3A 2 4 4 2 3 4 a) Wir zeigen, dass die aus den drei Spaltenvektoren a 1 , a 2 und a 3 gebildete 3-reihige Matrix A ¼ ða 1 a 2 a 3 Þ regulär ist und die Vektoren somit linear unabhängig sind:   4 ( 4 4 4  2   det A ¼  32  32  32 þ 8  64  64 ¼  216 6¼ 0 )    4 2 4 2 ) 4   A ist regulär:  2 4 4 4  2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A
536 J Lineare Algebra b) Die drei Spaltenvektoren a 1 , a 2 und a 3 aus dem R 4 sind genau dann linear unabhängig, wenn die aus ihnen gebildete Matrix A ¼ ða 1 a 2 a 3 Þ vom Typ ð4; 3Þ den Rang r ¼ n ¼ 3 besitzt: 1 0 3 1 4 B4 3 6C C B A ¼ ða 1 a 2 a 3 Þ ¼ B Rg ðAÞ ¼ r  3 C; @0 4 3A 2 3 4 Diese Matrix hat den Rang r ¼ 3, wenn es mindestens eine von null verschiedene 3-reihige Unterdeterminante gibt. Die durch Streichen der 4. Zeile erhaltene Unterdeterminante D4 erfüllt diese Bedingung (Berechnung nach der Regel von Sarrus):   4  3  1  3 1    4 3 6  4  3 ) D 4 ¼ 27 þ 0 þ 64  0  72  12 ¼ 7 6¼ 0  0 4 3  0 4 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D4 Damit gilt r ¼ 3, die drei Spaltenvektoren sind also linear unabhängig. J32 Bestimmen Sie den Rang der nachfolgenden Matrizen unter ausschließlicher Verwendung von Unterdeterminanten: 1 0 0 1 0 1 5 1 6 2 1 1 1 1 1 1 C B1 2 2C B B C B C aÞ A ¼ @ 1 1 2 A bÞ B ¼ B cÞ C ¼ @ 2 2 3  1 A C @1 2 1A 2 1 2 0 0 1 3 0 3 3 Die Berechnung der anfallenden 3-reihigen Determinanten erfolgt nach der Regel von Sarrus. a) Die 3-reihige Determinante von A ist von null verschieden, die Matrix A ist daher regulär und besitzt den Rang r ¼ 3:   2 1 1 2 1    1 1 2  1 1 ) det A ¼ 4 þ 4 þ 1  2  4  2 ¼ 1 ¼ 6 0 ) r ¼ Rg ðAÞ ¼ 3   2 1 2 2 1 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} det A b) Die Matrix B vom Typ ð4; 3Þ hat den Rang r ¼ 3, da es eine 3-reihige von null verschiedene Unterdeterminante D 1 gibt (wir streichen in B die 1. Zeile):   2  1  2  1 2   1 2  1  1 2 ) D 1 ¼ 6 þ 0 þ 6  0 þ 3 þ 6 ¼ 21 6¼ 0 ) r ¼ Rg ðBÞ ¼ 3  0  3 3 0 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D1 c) Zunächst gilt: r  3. Der Rang von C ist r ¼ 3, wenn es wenigstens eine von null verschiedene 3-reihige Unterdeterminante gibt (wir streichen in C der Reihe nach die 1., 2., 3. bzw. 4. Spalte):     1  1  1 1 1 1 1 1     D 1 ¼ D 2 ¼  2 3  1  ;  2 3  1  2 3 ) D 1 ¼ D 2 ¼  9 þ 0 þ 2  0 þ 1 þ 6 ¼ 0  0 1 3   0 1 3  0 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D1 ¼ D2     1  1 1  1 1 1     D 3 ¼  2 2  1  ¼ 0 ; D 4 ¼  2 2 3  ¼ 0  0 0 3   0 0 1 " " " " identische Spalten identische Spalten
1 Matrizen und Determinanten 537 Alle vier 3-reihigen Unterdeterminanten verschwinden somit. Daher ist r < 3 , d. h. r  2 . Es gibt aber eine 2-reihige Unterdeterminante mit einem von null verschiedenen Wert (wir streichen in C die 1. und 2. Spalte sowie die 3. Zeile), nämlich:   1 1    3  1  ¼  1  3 ¼  4 6¼ 0 ) r ¼ Rg ðCÞ ¼ 2 Bestimmen Sie den Matrizenrang mittels elementarer Umformungen in den Zeilen bzw. Spalten: 1 0 0 1 0 1 1 2 3 2 1 3 4 1 1 0 0 1 3 B 1 B4  5 5  1 4 4 9 10 C 5C C B B C B C aÞ A ¼ @ 1 0 2 A bÞ B ¼ B C cÞ B C @ 1  2  7  8 A @0 3 3 3 2 1A 3 2 0 1 4 1 0 6  14 9  10 7 7 J33 a) Die Matrix A wird mit Hilfe elementarer Rang von A ist dann gleich der Anzahl r 0 0 1 0 1 3 1 B B C B B C A ¼@ 1 0 2A ) @ 0 3 2 0 3 Umformungen in den Zeilen oder Spalten auf Trapezform gebracht. Der der nichtverschwindenden Zeilen: Rg ðAÞ ¼ r . 1 0 1 0 1 0 2 1 0 2 1 0 2 C B C B C C C 1 3C ) B ) B A @0 1 3A @0 1 3A Nullzeile  2 0 þ 3 Z1 0  2 6  2 Z2 0 0 0 Somit gilt: Rg ðAÞ ¼ 2 1 1 2 3 2 B1 4 9 10 C C þ Z1 B B ¼ B C @  1  2  7  8 A þ Z1 1 4 1 0  Z1 0 bÞ 0 1 2 3 B0 2 12 B B @0 0 20 0 0  40 0 cÞ 1 3 B4  5 B B @0 3 6  14 0 1 B0 B B @0 0 1 2 12 C C C 18 A  38 þ 2 Z 3 1 1 2 3 2 B0 2 12 12 C C B C B @ 0  4  4  6 A þ 2 Z2 0 6  4  2  3 Z2 0 ) 1 1 2 3 2 B0 2 12 12 C C B C B @0 0 20 18 A 0 0 0 2 ) 0 ) 1 4 1 1 0 5  1 4 5C C  4 Z1 C 3 3 2 1A 9  10 7 7  6 Z1 1 0 1 1 4 3 5 0  5  11  17 C C þ 5 Z3 C 1 2 3 3 3A 7 1  16  15  32 þ 7 Z 3 1 1 0 1 1 4 3 B0 1 2 3 3 3C C B C B @0 0 10 10 4  2 A 0 0 15 5 6  11  1,5 Z 3 0 ) ) Rg ðBÞ ¼ 4 1 3 4 1 B 0  17  11  5 B B @0 3 3 3 0  32  15  16 1 1 0 0 5C C C 2 1A 1 7 1 1 0 1 1 4 3 B0 0 10 10 4  2 C C B C B @0 1 2 3 3 3A 0 0 15 5 6  11 ) ðSpalten vertauschenÞ 0 ) 1 1 0 1 1 4 3 B0 1 2 3 3 3C C B C B @0 0 10 10 4  2 A 0 0 0  10 0  8 ) 0 0 ) ) Rang : r ¼ 4
538 J Lineare Algebra Zeigen Sie, dass die folgenden Matrizen orthogonal sind: 0 0 1 1 sin a  cos a 0 1 B B C aÞ A ¼ @ cos a sin a 0 A bÞ A ¼ @2 3 2 0 0 1 J34 1 2 2 C 1 2A 2 1 Wie lautet die jeweilige inverse Matrix A 1 ? Eine n-reihige Matrix A ist orthogonal, wenn sie die Bedingung A  A T ¼ E erfüllt. Für eine orthogonale Matrix A gilt stets A  1 ¼ A T , d. h. die inverse Matrix A  1 ist die Transponierte von A . a) Wir zeigen mit Hilfe des Falk-Schemas, dass die Matrix A die Eigenschaft A  A T ¼ E besitzt: A A sin a  cos a 0 cos a sin a 0 0 0 1 ðsin 2 a þ cos 2 aÞ ðcos a  sin a  sin a  cos aÞ 0 ðsin a  cos a  cos a  sin aÞ ðcos 2 a þ sin 2 aÞ 0 0 0 1 T sin a  cos a 0 cos a sin a 0 0 0 1 A  AT Unter Verwendung des „trigonometrischen Pythagoras“ sin 2 a þ cos 2 a ¼ 1 erhalten wir: 1 0 0 1 ðsin 2 a þ cos 2 aÞ ðsin a  cos a  cos a  sin aÞ 0 C B B T B 2 AA ¼ B 0C ðcos 2 a þ sin aÞ A ¼ @0 @ ðcos a  sin a  sin a  cos aÞ 0 0 0 1 ) 0 0 1 C 0C A ¼ E 0 1 Die Matrix A ist somit orthogonal: 0 Inverse Matrix: A  1 ¼ A T 0 bÞ A  AT ¼ A  AT ¼ 1 1 B B2 3 @ 2 1 sin a cos a 0 B C ¼ @  cos a sin a 0 A 0 0 1 2 2 1 2 0 1 1 2 2 1 0 1 2 2 1 0 1 2 2 1 C 1 B C C B C 1B B B C B C 2C 1 2C A  3 @ 2 1 2A ¼ 9 @2 A@ 2 1  2 A 1 2 2 1 2 2 1 2 2 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} B BT 1 ðB  B T Þ 9 Berechnung des Matrizenproduktes B  B T nach dem Falk-Schema: B B 1 2 2 T 2 2 1 2 2 1 1 2 2 9 0 0 2 2 1 2 2 1 0 9 0 B  BT 0 0 9 0 9 0 0 1 1 1 B B0 9 0C C ¼ ðB  B T Þ ¼ A 9 9 @ 0 0 9 0 1 1 0 0 B C B ¼ @0 1 0C A ¼ E ) A ist orthogonal: 0 0 1 A  AT ¼ 1
1 Matrizen und Determinanten 539 0 Inverse Matrix: A  1 ¼ A T 1 1 B ¼ @ 2 3 2 1 2 2 C 1 2A 2 1 Welche der nachstehenden Matrizen sind symmetrisch, welche schiefsymmetrisch? 1 0 1 0 1 0 0 2 3 0 1 3 2 3 6 C B C B C B 1 8A; 0 4A; C ¼ @2 A ¼ @3 1 5A; B ¼ @ 1 3 8 0 3 4 0 6 5 4 J35 1 1 2 2 1 B C D ¼ 1 2A; @ 2 3 2 2 1 0 0 0 B 1 B F ¼ B @ 5 8 1 0 3 0 1 5 8 3 0C C C 0 4A 4 0 Bei einer symmetrischen Matrix sind die Elemente spiegelsymmetrisch zur Hauptdiagonalen angeordnet. Symmetrisch sind daher die folgenden Matrizen: 0 2 B A ¼ @3 6 1 3 6 C  1 5 A ¼ AT ; 5 4 0 1 1 B D ¼ @ 2 3 2 1 2 2 C 1  2 A ¼ DT 2 1 Bei einer schiefsymmetrischen Matrix verschwinden sämtliche Diagonalelemente und spiegelsymmetrisch zur Hauptdiagonalen liegende Elemente unterscheiden sich nur im Vorzeichen. Schiefsymmetrisch sind daher: 0 1 0 1 0 1 5 8 0 1 3 B 1 0 3 0C B B C C B ¼ @ 1 0  4 A ¼  BT ; F ¼ B C ¼  FT @ 5 3 0 4A 3 4 0 8 0 4 0 Die Matrix C ist weder symmetrisch noch schiefsymmetrisch (bei einer schiefsymmetrischen Matrix müssen alle Diagonalelemente verschwinden, was hier nicht der Fall ist). J36 Stellen Sie fest, ob die komplexe Matrix A hermitesch oder schiefhermitesch ist. Zerlegen Sie die Matrix in einen Realteil B und einen Imaginärteil C . Welchen Wert besitzt die Determinante von A? 0 1 0 1 2 1  j 5 þ 2j 2j 1 þ j 2 þ 5j B C B C aÞ A ¼ @ 1 þ j 0 3 þ jA bÞ A ¼ @ 1 þ j 0 1 þ 3jA 5  2j 3  j 8 2 þ 5j 1 þ 3j 8j a) Für eine hermitesche Matrix A gilt die Bedingung A ¼ A ¼ ðA *Þ T , die hier erfüllt ist: 0 1 0 1 2 1  j 5 þ 2j 2 1 þ j 5  2j 1 B C B C 2 A ¼ @1 þ j 0 3 þ jA ) A* ¼ @1  j 0 3  jA ) 5  2j 3  j 8 5 þ 2j 3 þ j 8 0 ðA *Þ T 1 2 1  j 5 þ 2j B C ¼ A ¼ @1 þ j 0 3 þ jA ¼ A 5  2j 3  j 8 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A
540 J Lineare Algebra Durchgeführte Operationen: 1 Konjugation: Die Matrixelemente werden durch die konjugiert komplexen Elemente ersetzt. 2 Transponieren: Zeilen und Spalten werden miteinander vertauscht (Spiegelung der Elemente an der Hauptdiagonalen). Zerlegung der hermiteschen Matrix A in einen symmetrischen Realteil B und einen schiefsymmetrischen Imaginärteil C: 1 0 1 0 1 0 0 j 2j 2 1 5 2 1  j 5 þ 2j C B C B C B j 0 jA ¼ A ¼ @1 þ j 0 3 þ jA ¼ @1 0 3A þ @ 2j j 0 5 3 8 5  2j 3  j 8 1 0 1 0 0 1 2 2 1 5 C B C B 0 1A ¼ B þ j  C ¼ @ 1 0 3 A þ j@ 1 2 1 0 5 3 8 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} B C (symmetrisch) (schiefsymmetrisch) Berechnung der Determinante det A nach der Regel von Sarrus ð j 2 ¼  1 beachtenÞ:   2 1j 1  j 5 þ 2 j   2   1þ j 0 0 3 þ j  1 þ j   5  2j 3  j  5  2j 3  j 8 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A det A ¼ 0 þ ð1  jÞ ð3 þ jÞ ð5  2 jÞ þ ð5 þ 2 jÞ ð1 þ jÞ ð3  jÞ   0  ð3  jÞ ð3 þ jÞ 2  8 ð1 þ jÞ ð1  jÞ ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3. Binom 3. Binom ¼ ð3 þ j  3 j þ 1Þ ð5  2 jÞ þ ð5 þ 5 j þ 2 j  2Þ ð3  jÞ  ð9 þ 1Þ 2  8 ð1 þ 1Þ ¼ ¼ ð4  2 jÞ ð5  2 jÞ þ ð3 þ 7 jÞ ð3  jÞ  20  16 ¼ ¼ 20  8 j  10 j  4 þ 9  3 j þ 21 j þ 7  36 ¼ ¼ ð20  4 þ 9 þ 7  36Þ þ ð 8 j  10 j  3 j þ 21 jÞ ¼  4 þ 0 j ¼  4 b) Für eine schiefhermitesche Matrix A gilt die Bedingung A ¼  A ¼  ðA *Þ T , die hier erfüllt ist: 0 2j B A ¼ @ 1þ j 2 þ 5j 1 þ j 0 1 þ 3j 0 ðA *Þ T 2j B ¼ A ¼ @1  j 2  5j 1 2 þ 5j C 1 þ 3jA 8j 1 j 0 1  3j 0 1 ) 2j B A* ¼ @ 1  j 2  5j 1  j 0 1  3j 1 2  5j C 1  3jA 8j 2 ) 1 0 1 2  5j 2j 1 þ j 2 þ 5j C B C 1  3jA ¼  @ 1 þ j 0 1 þ 3jA ¼ A 8j 2 þ 5j 1 þ 3j 8j |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A Durchgeführte Operationen: 1 Konjugation: Die Matrixelemente werden durch die konjugiert komplexen Elemente ersetzt. 2 Transponieren: Zeilen und Spalten werden miteinander vertauscht (Spiegelung der Elemente an der Hauptdiagonalen). Somit gilt A ¼  A und damit A ¼  A , d. h. A ist schiefhermitesch.
1 Matrizen und Determinanten 541 Zerlegung der schiefhermiteschen Matrix A in einen schiefsymmetrischen Realteil Imaginärteil C: 0 0 1 0 1 2j j 0 1 2 2j 1 þ j 2 þ 5j B B C B C B B C B C 0 0 1A þ @ j A ¼ @ 1þ j 0 1 þ 3jA ¼ @ 1 5j 3j 2 1 0 2 þ 5j 1 þ 3j 8j 0 B ¼B @ 0 1 2 1 0 2 1 5 B und einen symmetrischen 5j 1 C 3jC A ¼ 8j 1 C B C B C 1C Aþ j  @1 0 3A ¼ B þ j  C 2 1 0 5 3 8 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} 1 0 Realteil B (schiefsymmetrisch) Imaginärteil C (symmetrisch) Berechnung der Determinante det A nach der Regel von Sarrus ð j 2 ¼  1 beachtenÞ:   2j 1 þ j 2j  1 þ j 2 þ 5 j       1þ j 0 0 1 þ 3j  1 þ j  2 þ 5j 1 þ 3j 8j  2 þ 5j 1 þ 3j |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A det A ¼ 0 þ ð 1 þ jÞ ð1 þ 3 jÞ ð 2 þ 5 jÞ þ ð2 þ 5 jÞ ð1 þ jÞ ð 1 þ 3 jÞ   0  ð 1 þ 3 jÞ ð1 þ 3 jÞ 2 j  8 j ð1 þ jÞ ð 1 þ jÞ ¼ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3. Binom 3. Binom ¼ ð 1  3 j þ j  3Þ ð 2 þ 5 jÞ þ ð2 þ 2 j þ 5 j  5Þ ð 1 þ 3 jÞ   ð 1  9Þ 2 j  8 j ð 1  1Þ ¼ ¼ ð 4  2 jÞ ð 2 þ 5 jÞ þ ð 3 þ 7 jÞ ð 1 þ 3 jÞ þ 20 j þ 16 j ¼ ¼ 8  20 j þ 4 j þ 10 þ 3  9 j  7 j  21 þ 36 j ¼ ¼ ð8 þ 10 þ 3  21Þ þ ð 20 j þ 4 j  9 j  7 j þ 36 jÞ ¼ 0 þ 4 j ¼ 4 j 1 Zeigen Sie, dass die komplexe Matrix A ¼ pffiffiffi 3 J37  1j 1 j 1 þ j  unitär ist und berechnen Sie ihre Determinante und die inverse Matrix A 1 . a) Eine Matrix A ist unitär, wenn sie die Bedingung A  A ¼ E erfüllt. Zunächst bilden wir die konjugiert transponierte Matrix A ¼ ðA *Þ T : ! ! 1 2 1j j 1þj j 1 1 A ¼ pffiffiffi ) A * ¼ pffiffiffi ) 1 1 þ j 1 1  j 3 3 ðA *Þ T 1 ¼ A ¼ pffiffiffi 3 1þj j 1 ! 1  j Durchgeführte Operationen: 1 Konjugation: Die Matrixelemente werden durch ihre konjugiert komplexen Elemente ersetzt. 2 Transponieren: Spiegelung der Matrixelemente an der Hauptdiagonalen.
542 J Lineare Algebra Berechnung des Matrizenproduktes A  A ! 1j j 1 1 A  A ¼ pffiffiffi  pffiffiffi 1 1 þ j 3 3 1 ¼ 3 ! 1j j 1 1 þ j  1þj 1  j j 1þj ! 1 1  j j ! 1 ¼ 1 ¼ 3 b 11 b 12 b 21 b 22 ! Wir berechnen jetzt die Matrixelemente b 11 , b 12 , b 21 und b 22 unter Berücksichtigung der Beziehung j 2 ¼  1: b 11 ¼ ð1  j Þ ð1 þ j Þ þ ð jÞ j ¼ 1  j 2  j 2 ¼ 1 þ 1 þ 1 ¼ 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3. Binom b 12 ¼ ð1  j Þ 1 þ ð jÞ ð 1  j Þ ¼ 1  j þ j þ j 2 ¼ 1  1 ¼ 0 b 21 ¼ 1 ð1 þ j Þ þ ð 1 þ j Þ j ¼ 1 þ j  j þ j 2 ¼ 1  1 ¼ 0 b 22 ¼ 1  1 þ ð 1 þ j Þ ð 1  j Þ ¼ 1 þ 1 þ j  j  j 2 ¼ 1 þ 1 þ 1 ¼ 3 Somit gilt: AA ¼ 1 3  b11 b21 b12 b22  ¼ 1 3  3 0 0 3   ¼  1 0 ¼ E 0 1 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} E Die Matrix A ist also unitär. 1 1 bÞ det A ¼ pffiffiffi  pffiffiffi 3 3 ¼  1j    1   1 1  ½ ð1  j Þ ð 1 þ j Þ þ j  ¼ ð 1 þ j þ j  j 2 þ j Þ ¼  ¼ 3 3 1 þ j  j 1 1 ð 1 þ j þ j þ 1 þ jÞ ¼  3j ¼ j 3 3 ) j det A j ¼ j j j ¼ 1 c) Für eine unitäre Matrix A gilt stets A  1 ¼ A und somit:   1þj 1 1 A  1 ¼ A ¼ pffiffiffi j 1  j 3  J38 Ist die komplexe Matrix A ¼  cos a  j  sin a j  sin a cos a  unitär? Welchen Wert besitzt die Determinante von A, wie lautet die inverse Matrix A 1 ? Die Matrix A ist unitär, wenn sie die Bedingung A  A ¼ E erfüllt. Wir berechnen daher zunächst die konjugiert transponierte Matrix A ¼ ðA *Þ T : ! ! 1 2  cos a j  sin a  cos a  j  sin a * A ¼ ) A ¼ )  j  sin a cos a j  sin a cos a !  cos a j  sin a T * ðA Þ ¼ A ¼  j  sin a cos a
1 Matrizen und Determinanten 543 Durchgeführte Operationen: 1 Konjugation: Die Matrixelemente werden durch ihre konjugiert komplexen Elemente ersetzt. 2 Transponieren: Spiegelung der Matrixelemente an der Hauptdiagonalen. Wir bilden jetzt das Matrizenprodukt A  A: !  cos a j  sin a  AA ¼  j  sin a cos a ¼ ¼  cos a j  sin a  j  sin a cos a ! ¼ ðcos 2 a  j 2  sin 2 aÞ ð j  sin a  cos a þ j  sin a  cos aÞ ðj  sin a  cos a  j  sin a  cos aÞ ð j 2  sin 2 a þ cos 2 aÞ ! ðcos 2 a þ sin 2 aÞ 0 0 ðsin 2 a þ cos 2 aÞ ¼ 1 0 0 1 ! ¼ ! ¼ E (unter Beachtung von j 2 ¼  1 und der trigonometrischen Beziehung sin 2 a þ cos 2 a ¼ 1) Aus A  A ¼ E folgt, dass A eine unitäre Matrix ist.     ¼  cos 2 a þ j 2  sin 2 a ¼  cos 2 a  sin 2 a ¼  1 f Berechnung der Determinante det A    cos a j  sin a  det A ¼    j  sin a cos a ¼  ðcos 2 a þ sin 2 aÞ ¼  1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 ) j det A j ¼ 1 Inverse Matrix A 1 Für eine unitäre Matrix gilt bekanntlich stets A  1 ¼ A . Somit ist    cos a j  sin a 1 ¼ A ¼ A  j  sin a cos a Für die hier vorliegende unitäre Matrix A gilt sogar A  1 ¼ A ¼ A. a) Zeigen Sie: Eine quadratische Matrix A lässt sich stets als Summe der Matrizen B ¼ J39 1 ðA þ A T Þ 2 und C ¼ 1 ðA  A T Þ 2 darstellen, wobei B eine symmetrische und C eine schiefsymmetrische Matrix ist (Nachweis führen). 1 0 1 0 4 C B b) Zerlegen Sie die 3-reihige Matrix A ¼ @ 2 4 6 A auf diese Weise in einen symmetrischen 2 2 8 Anteil B und einen schiefsymmetrischen Anteil C . c) Bilden Sie aus diesen Anteilen je eine hermitesche Matrix H und eine schiefhermitesche Matrix S . a) Wir zeigen zunächst, dass A die Summe aus B und C ist: BþC ¼ 1 1 1 1 T 1 1 T ðA þ A T Þ þ ðA  A T Þ ¼ Aþ A þ A A ¼ A 2 2 2 2 2 2
544 J Lineare Algebra Wir müssen ferner zeigen, dass B T ¼ B und C T ¼  C gilt (dann ist B symmetrisch und C schiefsymmetrisch): B ¼ C ¼ 1 ðA þ A T Þ 2 1 ðA  A T Þ 2 1 1 ðA þ A T Þ T ¼ 2 2 ) BT ¼ ) BT ¼ B ) CT ¼ ) A T þ ðA T Þ T |fflffl{zfflffl} A B ist symmetrisch: 1 1 ðA T þ AÞ ¼ ðA þ A T Þ ¼ B 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} B ¼ 1 1 1 ðA  A T Þ T ¼ A T  ðA T Þ T ¼ ðA T  AÞ ¼ 2 2 2 |fflffl{zfflffl} A 1 ¼  ðA  A T Þ ¼  C ) C T ¼  C ) C ist schiefsymmetrisch 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} C b) Zerlegung der Matrix A in eine Summe aus einer symmetrischen und einer schiefsymmetrischen Matrix: 0 A þ AT 1 0 1 0 4 1 B C B ¼ @ 2 4 6A þ @0 2 2 8 4 0 2 1 1 B B ¼ ðA þ A T Þ ¼ @2 2 2 2 0 1 1 1 0 4 B C B ¼ @ 2 4 6A  @0 4 2 2 8 0 A  AT 2 8 8 0 1 1 @ C ¼ ðA  A T Þ ¼ 2 2 0 A ¼ BþC ) 1 B @ 2 2 2 4 6 1 0 2 2 C B 2A ¼ @2 8 2 1 0 2 1 C B 8A ¼ @1 16 1 2 4 6 1 2 C 8A 16 1 1 C 4A 8 1 4 4 0 1 1 0 2 6 2 B C C 0 4A 2A ¼ @ 2 6 4 0 8 1 0 0 2 6 0 A @ 2 0 4 ¼ 1 6 4 0 3 0 4 2 2 8 8 1 1 3 0 2A 2 0 0 1 0 1 1 0 1 3 4 1 1 1 B C B C C 0 2A 6A ¼ @1 4 4A þ @ 1 3 2 0 8 1 4 8 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} symmetrisch schiefsymmetrisch c) Eine komplexe Matrix H mit einem symmetrischen Realteil und einem schiefsymmetrischen Imaginärteil ist stets hermitesch. Somit ist die folgende Matrix hermitesch: 0 1 B H ¼ B þ j  C ¼ @1 1 1 4 4 1 0 1 0 1 0 1 3 1 C B C B 4A þ j  @ 1 0 2A ¼ @1 þ j 8 3 2 0 1  3j 1 j 4 4  2j 1 1 þ 3j C 4 þ 2jA 8 Eine komplexe Matrix S mit einem schiefsymmetrischen Realteil und einem symmetrischen Imaginärteil ist immer schiefhermitesch. Die folgende Matrix besitzt daher diese Eigenschaft: 1 0 0 1 3 1 C B B S ¼ CþjB ¼ @ 1 0 2A þ j  @1 3 2 0 1 0 1 4 4 0 1 j 1 B C 4A ¼ @ 1 þ j 3 þ j 8 1 þ j 4j 2 þ 4j 1 3þ j C 2 þ 4jA 8j
2 Lineare Gleichungssysteme 545 2 Lineare Gleichungssysteme Wir verwenden die Abkürzung LGS für lineares Gleichungssystem. Lehrbuch: Band 2, Kapitel I.5 Formelsammlung: Kapitel VII.3 Lösen Sie die folgenden homogenen quadratischen linearen Gleichungssysteme mit Hilfe elementarer Umformungen in den Zeilen der Koeffizientenmatrix (Gaußscher Algorithmus): 0 10 1 0 1 3 x 1 þ 4 x 2  2 x3 ¼ 0 3 1 1 u 0 B CB C B C aÞ 4 x 1 þ 5 x 2  x 3 ¼ 0 bÞ @  1 2 3A @ vA ¼ @0A 5 3 7 w 0 x 1  x 2 þ x3 ¼ 0 J40 10 1 0 1 0 1 3 5 4 x1 C C B B2 3 4 C B 2 C B x2 C B B0C cÞ B CB C ¼ B C @ 3 2  1  2 A @ x3 A @0A 1 4 7 6 x4 0 0 Ein homogenes lineares ( n; n)-System A x ¼ 0 ist stets lösbar. Ist die Koeffizientenmatrix A regulär, d. h. det A 6¼ 0, gibt es genau eine Lösung, nämlich die sog. triviale Lösung x ¼ 0 (alle Unbekannten haben den Wert null). Bei einer singulären Koeffizientenmatrix A dagegen gibt es unendlich viele Lösungen mit n  r Parametern, wobei r der Rang von A ist. a) Die Koeffizientenmatrix A ist regulär, da det A 6¼ 0 ist:   4  2  3 4 3   4  4 5  1 5 ) det A ¼ 15  4 þ 8 þ 10  3  16 ¼ 10 6¼ 0    1 1  1 1 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A Das LGS ist daher nur trivial lösbar: x 1 ¼ x 2 ¼ x 3 ¼ 0 : b) Die Koeffizientenmatrix A ist singulär, da det A ¼ 0 ist:   3 1  1  3 1     1  1 2 3 2 ) det A ¼  42 þ 15  3 þ 10 þ 27  7 ¼ 0    5 3 7  5 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A Es gibt also nichttriviale Lösungen. Wir bringen die Koeffizientenmatrix A mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen auf Trapezform und lösen dann das gestaffelte LGS von unten nach oben: 0 3 1 1 1 þ 3 Z2 0 0 7 8 1 B B C C C A ¼ B 2 3C ) B @1 @1 2 3A A 5  3  7 þ 5 Z2 0 7 8 0 1 0 1 1 2 3 1 2 3 B B C B 0 7 8C C B ) @ 0 7 8C @ A A ¼ A* 0 7 8  Z2 0 0 0 Nullzeile r ¼ Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 2 ; ) Anzahl der Unbekannten: n ¼ 3 ; r < n
546 J Lineare Algebra Es gibt also wegen r < n ¼ 3 unendlich viele Lösungen mit n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Parameter, die wir aus dem gestaffelten LGS A * x ¼ 0 wie folgt berechnen (wir wählen w ¼ l mit l 2 R als Parameter und lösen zunächst die untere Gleichung): ðIÞ  u þ 2v þ 3w ¼ 0 ðIIÞ 7v þ 8w ¼ 0 Lösung: u ¼ ) ) u  7v þ 8l ¼ 0 5 8 l, v ¼  l, w ¼ l 7 7 16 l þ 3l ¼ 0 7 ) ) 7v ¼  8 l 5 5 l ¼ 0 ) u ¼ l 7 7 8 v ¼  l ðEinsetzen in ðIÞÞ 7 u þ ) (mit l 2 R als Parameter) Kontrolle: Wir setzen die gefundenen (vom Parameter l abhängenden) Werte der drei Unbekannten in die Ausgangsgleichungen ein und zeigen, dass diese erfüllt sind: 15 8 7 l ll ¼ ll ¼ ll ¼ 0 7 7 7 ðI*Þ 3u þ v  w ¼ ðII*Þ  u þ 2v þ 3w ¼  ðIII*Þ 5u  3v  7w ¼ 5 16 21 l l þ 3l ¼  l þ 3l ¼ 3l þ 3l ¼ 0 7 7 7 25 24 49 lþ l  7l ¼ l  7l ¼ 7l  7l ¼ 0 7 7 7 c) Wir bringen die Koeffizientenmatrix A zunächst auf Trapezform: 0 0 1 1 1 3 5 4 1 3 5 4 B B C C B2 3 4 B0 3 2C 6  6C B B C  2 Z1 C: 3 C C A ¼ B ) B B3 2 1 2C 3Z B 0  7 14  14 C : ð 7Þ 1 @ @ A A 1 4 7 6  Z1 0 1 2 2 0 1 3 5 4 1 B C B0 1 2 2C B C B C B0 C þZ 1  2 2 2 @ A 0 1 2 2 þ Z2 r ¼ Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 2 ; 0 ) 1 3 B B 0 1 B B B 0 0 @ 0 0 5 4 ) 1 C 2 2 C C C 0 0 C A 0 0 ¼ A* Nullzeilen Anzahl der Unbekannten: n ¼ 4 ; r < n Es gibt also unendlich viele Lösungen mit n  r ¼ 4  2 ¼ 2 unabhängigen Parametern, die wir aus dem gestaffelten LGS mit der Koeffizientenmatrix A * wie folgt bestimmen: ðIÞ x1 þ 3 x2  5 x3 þ 4 x4 ¼ 0 ðIIÞ  x2 þ 2 x3  2 x4 ¼ 0 Wir wählen x 3 ¼ l und x 4 ¼ m als Parameter und lösen Gleichung (II) nach x 2 auf: ðIIÞ )  x2 þ 2 l  2 m ¼ 0 ) x2 ¼ 2 l  2 m In Gleichung (I) setzen wir für x 2 , x3 und x4 die gefundenen (parameterabhängigen) Werte ein und lösen nach x 1 auf: ðIÞ ) x 1 þ 3 ð2 l  2 mÞ  5 l þ 4 m ¼ x 1 þ 6 l  6 m  5 l þ 4 m ¼ x 1 þ l  2 m ¼ 0 ) x1 ¼  l þ 2 m Lösung: x1 ¼  l þ 2 m, x2 ¼ 2 l  2 m, x3 ¼ l, x4 ¼ m (mit den Parametern l 2 R und m 2 R) Kontrolle (Probe): Wir zeigen, dass die gefundene Lösung jede der vier Ausgangsgleichungen erfüllt: ðI*Þ x 1 þ 3 x 2  5 x 3 þ 4 x 4 ¼  l þ 2 m þ 3 ð2 l  2 mÞ  5 l þ 4 m ¼ ¼  l þ 2 m þ 6 l  6 m  5 l þ 4 m ¼ ð l þ 6 l  5 lÞ þ ð2 m  6 m þ 4 mÞ ¼ 0 þ 0 ¼ 0
2 Lineare Gleichungssysteme ðII*Þ 547 2 x 1 þ 3 x 2  4 x 3 þ 2 x 4 ¼ 2 ð l þ 2 mÞ þ 3 ð2 l  2 mÞ  4 l þ 2 m ¼ ¼  2 l þ 4 m þ 6 l  6 m  4 l þ 2 m ¼ ð 2 l þ 6 l  4 lÞ þ ð4 m  6 m þ 2 mÞ ¼ 0 þ 0 ¼ 0 ðIII*Þ 3 x 1 þ 2 x 2  x 3  2 x 4 ¼ 3 ð l þ 2 mÞ þ 2 ð2 l  2 mÞ  l  2 m ¼ ¼  3 l þ 6 m þ 4 l  4 m  l  2 m ¼ ð 3 l þ 4 l  lÞ þ ð6 m  4 m  2 mÞ ¼ 0 þ 0 ¼ 0 ðIV*Þ x 1 þ 4 x 2  7 x 3 þ 6 x 4 ¼  l þ 2 m þ 4 ð2 l  2 mÞ  7 l þ 6 m ¼ ¼  l þ 2 m þ 8 l  8 m  7 l þ 6 m ¼ ð l þ 8 l  7 lÞ þ ð2 m  8 m þ 6 mÞ ¼ 0 þ 0 ¼ 0 Lösen Sie die folgenden homogenen linearen ðm; nÞ-Systeme (mit m 6¼ n): 0 1 1 x1 0 0 1 u þ 3v 4 10 2  2 B C 0 2 u  18 v C B x2 C B B C bÞ aÞ @  2 3 1 5A B C ¼ @0A @ x3 A 6u þ 2v 2 7 0 2 0 3u þ v x4 0 1 1 x1 0 0 1 1 2 1 0 4 B C 0 B 2 8  10 2 6 C B x 2 C B0C CB C B B C cÞ B C B x3 C ¼ B C @3 0 @0A 9 1 3A B C @ x4 A 5 6 3 2 10 0 x5 J41 þ 2w ¼ 0 þ w ¼ 0 þ 3w ¼ 0 þ 5w ¼ 0 Ein homogenes lineares (m; n)-System A x ¼ 0 ist stets lösbar. Die Lösungsmenge hängt noch vom Rang r der Koeffizientenmatrix A ab, wobei gilt: r ¼ n ) genau eine Lösung x ¼ 0 (sog. „triviale‘‘ Lösung, alle Unbekannten haben den Wert null ) r < n ) unendlich viele Lösungen mit n  r voneinander unabhängigen Parametern a) Durch elementare Zeilenumformungen bringen wir die Koeffizientenmatrix A auf Trapezform: 0 1 4 10 2  2 : 2 A ¼ @2 3 1 5A 2 7 0 2 0 1 2 5 1 1 ) @2 3 1  5 A þ Z1 2 7 0 2  Z1 2 @ ) 0 0 1 5 1 1 8 2 6A : 2  12  1 3 ) 0 1 2 5 1 1 @0 4 1 3A 0  12  1 3 þ 3 Z2 1 2 5 1 1 @0 4 1 3A ¼ A* 0 0 2 6 0 r ¼ Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 3 ; 0 ) Anzahl der Unbekannten: n ¼ 4 ; r < n Es gibt unendlich viele Lösungen mit genau einem Parameter, da n  r ¼ 4  3 ¼ 1 ist (wir wählen x 4 ¼ l mit l 2 R als Parameter). Das gestaffelte LGS A * x ¼ 0 lautet wie folgt (wir lösen es sukzessive von unten nach oben): 2 x1 þ 5 x2 þ x3  x4 ¼ 0 ) ðIIÞ 4 x2 þ x3  3 x4 ¼ 0 ) 4 x2 þ 3 l  3 l ¼ 4 x2 ¼ 0 ðIIIÞ 2 x3  6 x4 ¼ 0 2 x3  6 l ¼ 0 f ðIÞ ) 2 x1 þ 0 þ 3 l  l ¼ 2 x1 þ 2 l ¼ 0 ) ) x2 ¼ 0 x3 ¼ 3 l l Lösung: x 1 ¼  l, x 2 ¼ 0, x 3 ¼ 3 l, x 4 ¼ l (mit dem Parameter l 2 R) ) x1 ¼  l
548 J Lineare Algebra Kontrolle (Einsetzen der gefundenen parameterabhängigen Werte in die drei Ausgangsgleichungen): ðI*Þ 4 x 1 þ 10 x 2 þ 2 x 3  2 x 4 ¼  4 l þ 0 þ 6 l  2 l ¼ 0 ðII*Þ  2 x1 þ 3 x2 þ x3  5 x4 ¼ 2 l þ 0 þ 3 l  5 l ¼ 0 ðIII*Þ 2 x1  7 x2 þ 2 x4 ¼  2 l  0 þ 2 l ¼ 0 b) In der Matrizendarstellung lautet dieses homogene (4; 3)-System wie folgt: 0 1 1 0 0 1 3 2 0 1 u B0C B 2  18 1 C B C CB C B C @ v A ¼ B C oder A x ¼ 0 B @0A @6 2 3A w 0 3 1 5 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} |{z} A x 0 Wir bringen die Koeffizientenmatrix A zunächst auf Trapezform (mit Hilfe elementarer Umformungen in den Zeilen): 0 1 0 1 0 1 1 3 2 1 3 2 1 3 2 B 2  18 1 C  2 Z B 0  24  3 C : 3 B0 8 1C B C B C B C 1 A ¼ B ) B ) ) B C C C @6 @0 @0 2 3 A 6 Z1 20 15 A : 5 4 3A 3 1 5  3 Z1 0  8 1 0 8 1 1 1 3 2 B0 4 3C C B C B @0 8 1A 0  8  1  Z3 1 1 3 2 B0 4 3C C B C B @ 0  8  1 A þ 2 Z2 0 0 0 0 0 ) r ¼ Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 3 ; 0 1 B0 B B @0 0 ) 1 2 3C C C ¼ A* 5A 0 Nullzeile 3 4 0 0 Anzahl der Unbekannten: n ¼ 3 ; r ¼ n Das homogene LGS ist wegen r ¼ n ¼ 3 nur trivial lösbar, d. h. u ¼ v ¼ w ¼ 0 . Lösung: u ¼ 0, v ¼ 0, w ¼ 0 c) Mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen bringen wir die Koeffizientenmatrix A zunächst auf Trapezform: 0 1 2  1 0 B B 2 8  10 2 B A ¼ B B3 0 9 1 @ 0 1 B B0 B B B0 @ 5 6 2 1 2 4 6 1 2 0 4 1 0 C 6C C  2 Z1 C 3C A  3 Z1 10 2 1 4 1 5 0 4 1 0 ) ) 1 2 1 1 0 0 4 1 4 2 1 0 0 0 0 ) 1 ) 2  6 0 4 0 1 B B0 2 4 1 1C C B C B C B0 0 0 2 6C @ A 0 0 B C B0 4 8 2  2C B C: 2 B C B 0  6 12 1  9 C @ A 0 4 8 2  10 : 2 0 0 2 1 1 B B0 2 4 1  1C C B C B C B0 0 0 4  12 C @ A  2 Z4 þ Z2 1 B B0 2 4 1 1C C B C B C B0 0 0 0 0C @ A 0 0 0 2 6 )  5 Z1 C 1 1C C C 12 1  9 C A þ 3 Z2 0 2 0 3 4 0 Spalten vertauschen ) 1 2 0 1 4 1 B B 0 2 1 4 1 C C B C B C¼ A * B0 0 2 0 6 C @ A 0 0 0 0 0 Nullzeile
2 Lineare Gleichungssysteme 549 Anmerkung: Am Schluss wurden die Spalten 3 und 4 miteinander vertauscht. Auch diese Operation ist eine äquivalente Umformung, da sie lediglich eine Umstellung der Unbekannten bedeutet, hier also die Unbekannten x 3 und x 4 miteinander vertauscht. r ¼ Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 3 ; Anzahl der Unbekannten: n ¼ 5 ; r < n Es gibt somit unendlich viele Lösungen mit n  r ¼ 5  3 ¼ 2 voneinander unabhängigen Parametern. Wir lösen jetzt das erhaltene gestaffelte System A * x * ¼ 0 von unten nach oben (Parameter sind x 3 ¼ l und x 5 ¼ m mit l 2 R und m 2 R): ðIÞ ðIIÞ ðIIIÞ Lösung: x1 þ 2 x2  x3 þ 4 x5 ¼ 0 2 x2 þ x4  4 x3  x5 ¼ 0 2 x4  6 x5 ¼ 0 ) ) x 1 þ 2 ð2 l  mÞ  l þ 4 m ¼ x 1 þ 4 l  2 m  l þ 4 m ¼ 0 ) x1 þ 3 l þ 2 m ¼ 0 ) 2 x2 þ 3 m  4 l  m ¼ 2 x2 þ 2 m  4 l ¼ 0 ) x2 ¼ 2 l  m 2 x4  6 m ¼ 0 ) ) x1 ¼  3 l  2 m x4 ¼ 3 m x 1 ¼  3 l  2 m , x 2 ¼ 2 l  m , x 3 ¼ l , x 4 ¼ 3 m , x 5 ¼ m (mit l 2 R und m 2 R) Kontrolle (Einsetzen der gefundenen parameterabhängigen Werte in die Ausgangsgleichungen): ðI*Þ x 1 þ 2 x 2  x 3 þ 4 x 5 ¼  3 l  2 m þ 2 ð2 l  mÞ  l þ 4 m ¼ ¼  3 l  2 m þ 4 l  2 m  l þ 4 m ¼ ð 3 l þ 4 l  lÞ þ ð 2 m  2 m þ 4 mÞ ¼ ¼ 0þ0 ¼ 0 ðII*Þ 2 x 1 þ 8 x 2  10 x 3 þ 2 x 4 þ 6 x 5 ¼ 2 ð 3 l  2 mÞ þ 8 ð2 l  mÞ  10 l þ 6 m þ 6 m ¼ ¼  6 l  4 m þ 16 l  8 m  10 l þ 6 m þ 6 m ¼ ¼ ð 6 l þ 16 l  10 lÞ þ ð 4 m  8 m þ 6 m þ 6 mÞ ¼ 0 þ 0 ¼ 0 ðIII*Þ 3 x 1 þ 9 x 3 þ x 4 þ 3 x 5 ¼ 3 ð 3 l  2 mÞ þ 9 l þ 3 m þ 3 m ¼ ¼  9 l  6 m þ 9 l þ 3 m þ 3 m ¼ ð 9 l þ 9 lÞ þ ð 6 m þ 3 m þ 3 mÞ ¼ 0 þ 0 ¼ 0 ðIV*Þ 5 x 1 þ 6 x 2 þ 3 x 3 þ 2 x 4 þ 10 x 5 ¼ 5 ð 3 l  2 mÞ þ 6 ð2 l  mÞ þ 3 l þ 6 m þ 10 m ¼ ¼  15 l  10 m þ 12 l  6 m þ 3 l þ 6 m þ 10 m ¼ ¼ ð 15 l þ 12 l þ 3 lÞ þ ð 10 m  6 m þ 6 m þ 10 mÞ ¼ 0 þ 0 ¼ 0 J42 Lösen Sie die folgenden inhomogenen quadratischen schen Regel: 0  x þ 10 y þ 5 z ¼ 3 2 B aÞ 3x  6y  2z ¼ 2 bÞ @ 3  8 x þ 14 y þ 4 z ¼ 6 1 a) Das LGS lautet in der Matrizendarstellung wie folgt: 1 0 10 1 0 3 x  1 10 5 C B CB C B @ 3  6  2 A@ y A ¼ @  2 A 6 z  8 14 4 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A linearen Gleichungssysteme mit Hilfe der Cramer- 3 5 4 10 1 0 1 1 1 x1 CB C B C 2 A @ x2 A ¼ @ 3 A 12 5 x3
550 J Lineare Algebra Wir berechnen zunächst die benötigten 3-reihigen Determinanten D ¼ det A , D 1 , D 2 und D 3 nach der Regel von Sarrus:    1 10 5   1 10     3 6 2  3  6 ) D ¼ 24 þ 160 þ 210  240  28  120 ¼ 6     8 14 4   8 14 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D ¼ det A „Hilfsdeterminanten“ D 1 , D 2 und D 3 (in vektor der rechten Seite des LGS ersetzt):   5  3 10  3 10     2  6  2   2  6 ) D1    6 14 4 6 14 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D1    1 3 5   1 3     3 2 2  3  2 ) D2    8  6 4 8 6 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D2   3   1 10   1 10    3 6 2  3  6 ) D3     8 14 6   8 14 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D3 D werden der Reihe nach die 1., 2. und 3. Spalte durch den Spalten- ¼  72  120  140 þ 180 þ 84 þ 80 ¼ 12 ¼ 8 þ 48 þ 90  80  12  36 ¼ 18 ¼ 36 þ 160 þ 126  144  28  180 ¼  30 Die Cramersche Regel liefert die folgende Lösung: x ¼ Lösung: D1 12 ¼ ¼ 2; D 6 y ¼ D2 18 ¼ ¼ 3; D 6 z ¼ D3  30 ¼ ¼ 5 D 6 x ¼ 2, y ¼ 3, z ¼  5 b) Die Berechnung der Determinante D ¼ det A und der „Hilfsdeterminanten“ D 1 , D 2 und D 3 erfolgt jeweils nach der Regel von Sarrus:    2 3 1  2 3    3  5 2  3  5 ) D ¼  50  6  12 þ 5 þ 16 þ 45 ¼  2    1 4 5  1 4 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D ¼ det A Hilfsdeterminanten D 1 ,    1 3 1  1    3 5 2  3    12  4 5  12 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D1   2 1 1 2 1   3 3 2 3 3    1 12 5  1 12 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D2 D 2 und D 3 : 3 5 4 ) ) D 1 ¼  25  72  12 þ 60 þ 8 þ 45 ¼ 4 D 2 ¼ 30 þ 2 þ 36  3  48  15 ¼ 2
2 Lineare Gleichungssysteme   1  2  3  2 3    3 5 3  3  5   1  4 12  1  4 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D3 551 ) D 3 ¼  120  9  12 þ 5 þ 24 þ 108 ¼  4 Die Cramersche Regel führt zu der folgenden Lösung: x1 ¼ Lösung: J43 D1 4 ¼ 2; ¼ 2 D x2 ¼ D2 2 ¼ 1; ¼ 2 D x3 ¼ D3 4 ¼ 2 ¼ 2 D x 1 ¼  2, x 2 ¼  1, x 3 ¼ 2 Bestimmen Sie die Lösungen der folgenden quadratischen linearen Gleichungssysteme durch elementare Zeilenumformungen in der erweiterten Koeffizientenmatrix: 10 1 0 0 1 0 1 10 1 0 1 2 3 1 x1 1 2 x 1 1 1 C Bx C B 3 B 3C 0 2 1 CB 2C B B C B C CB C B bÞ B aÞ @ 3 15  9 A @ y A ¼ @ 6 A CB C ¼ B C @ 4 @ 1A 2 1 3 A @ x3 A 6 z  3  18 11 2 6 2 2 16 x4 0 10 1 0 1 5 0 1 x 2 B C B CB C cÞ @ 2 1  1 A @ y A ¼ @ 1 A 1 3 2 z 1 Ein inhomogenes lineares (n; n)-System A x ¼ c ist nur lösbar, wenn der Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix ðA j cÞ mit dem Rang der Koeffizientenmatrix A übereinstimmt: Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðAÞ ¼ r . Für r ¼ n gibt es eine eindeutige Lösung (die Koeffizientenmatrix A ist dann regulär, d. h. det A 6¼ 0). Gilt jedoch r < n, so gibt es unendlich viele Lösungen mit n  r voneinander unabhängigen Parametern. Das inhomogene lineare (n; n)-System A x ¼ c wird mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen auf Trapezform gebracht. Im Falle der Lösbarkeit ðRg ðA j cÞ ¼ Rg ðAÞ ¼ rÞ wird das dann vorliegende gestaffelte System A * x ¼ c * schrittweise von unten nach oben gelöst. f f a) Wir bringen die erweiterte Koeffizientenmatrix ðA j cÞ zunächst mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen auf Trapezform: 0 1 0  1  1 1 1  2 1  1 1  2  C  B C B ðA j cÞ ¼ @ 3 15  9  6 A  3 Z 1 ) @ 0 18  12  0 A : 6 )   þ 3 Z1  3  18 11 6 0  21 14 12 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A c 0 0 1 1   1  1 1  2 1 1 1  2   B B C C 3  2  0 A ) @0 3  2  0 A ¼ ðA * j c *Þ @0 0  21 14  12 þ 7 Z 2 0 0 0  12 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A* c* Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 2 ðA* enthält eine Nullzeile; grau unterlegtÞ; Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c *Þ ¼ 3 f Wegen Rg ðAÞ 6¼ Rg ðA j cÞ ist das inhomogene LGS nicht lösbar.  0 0 1 1 2 3 1 1 2 3  1  1  B 3 B C 6  7 4 0 2 1  3 C  3 Z1 B B0  ) B bÞ ðA j cÞ ¼ B C @ 4 @ 0 10  13 7 2 1 3  1 A  4 Z 1  0 2 4 4 2 6  2  2 16 þ 2 Z 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A c  1  1  0C 3Z  C 4  C   3 A  5 Z4   18 )
552 J Lineare Algebra 0 1 2 3 1 B B0 0  19 16 B B 0 0  33 27 @ 0 2 4 4  1 1    54 C  C  C   93 A : 3   18 : 2  1 1 2 3  1  1 B0 9C 1 2  2  C B  C B @0 0  11 9   31 A  19 0 0  19 16   54  ð 11Þ 0 )  1 1 2 3  1  1 B0 1 2  2  9C C B  C B @0 0  209 171   589 A 0 0 209  176  594 þ Z 3 Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 4 ;  1  1   9C  C  C ¼ ðA * j c *Þ   589 A   5 |fflffl{zfflffl} c* 0 0 ) 1 2 3 1 B0 1 2 2 B B @0 0  209 171 0 0 0 5 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A* Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c * Þ ¼ 4 ; ) Anzahl der Unbekannten: n ¼ 4 Somit gilt Rg ðAÞ ¼ Rg ðA j cÞ ¼ r ¼ 4, das inhomogene LGS ist daher lösbar und zwar eindeutig, da r ¼ n ¼ 4 ist. Wir lösen jetzt das gestaffelte System A * x ¼ c * schrittweise von unten nach oben: ðIÞ x1  2 x2 þ 3 x3  x4 ¼ 1 ) ðIIÞ x2 þ 2 x3  2 x4 ¼ 9 x2 þ 4 þ 2 ¼ x2 þ 6 ¼ 9 ðIIIÞ  209 x 3 þ 171 x 4 ¼  589 ðIVÞ  5 x4 ¼ 5 1 B @0 0 x2 ¼ 3 )  209 x 3 ¼  418 ) x3 ¼ 2 x4 ¼  1  1  2  5 Z3  C  1 A  2 Z3   1 0 ) 0 B @0 1  15 9  5 3 3 2 1    3 : ð 3Þ   1C A   1 ) c 0 1  3  2  1  C 5 3   1 A 5  3  1 þ Z2 ) 1 3 2 B 3 @0 5 0 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A* 1   1   1C A ¼ ðA * j c *Þ   0 Nullzeile f 5 0 1 B ðA j cÞ ¼ @ 2 1  1 1 3 2 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} A 0  209 x 3  171 ¼  589 x1 ¼ 0 x1 ¼ 0, x2 ¼ 3, x3 ¼ 2, x4 ¼  1 0 c* A * und ðA * j c *Þ enthalten jeweils eine Nullzeile ) Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 2 ; Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c *Þ ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten: n ¼ 3 Somit ist das inhomogene LGS lösbar, da Rg ðAÞ ¼ Rg ðA j cÞ ¼ r ¼ 2 gilt. Die Lösungsmenge enthält wegen n  r ¼ 3  2 ¼ 1 genau einen Parameter. Wir lösen das gestaffelte System A * x ¼ c * schrittweise wie folgt von unten nach oben (als Parameter wählen wir z ¼ l mit l 2 R): ðIÞ ðIIÞ x þ 3y  2z ¼ 1  5y þ 3 z ¼ 1 f cÞ ) ) ) f Lösung: ) ) x1  6 þ 6 þ 1 ¼ x1 þ 1 ¼ 1 ) x þ 3 9 3 1 3 ð3 l þ 1Þ  2 l ¼ x þ lþ  2l ¼ x  lþ ¼ 1 5 5 5 5 5 1 2 1 lþ ¼ ðl þ 2Þ 5 5 5 ) x ¼ ) 5y þ 3l ¼ 1 ) 5y ¼ 1  3l ) l Lösung: x ¼ 1 ðl þ 2Þ , 5 y ¼ 1 ð3 l þ 1Þ , 5 z ¼ l (mit dem Parameter l 2 R) y ¼ 1 ð3 l þ 1Þ 5
2 Lineare Gleichungssysteme 553 Kontrolle (Einsetzen der gefundenen parameterabhängigen Werte in die drei Ausgangsgleichungen): 5 ðl þ 2Þ  l ¼ ðl þ 2Þ  l ¼ l þ 2  l ¼ 2 5 ðI*Þ 5x  z ¼ ðII*Þ 2x þ y  z ¼ ¼ ðIII*Þ 2 1 2 4 3 1 ðl þ 2Þ þ ð3 l þ 1Þ  l ¼ lþ þ lþ l ¼ 5 5 5 5 5 5 5 5 llþ ¼ llþ1 ¼ 1 5 5 x þ 3y  2z ¼ ¼ 1 3 1 2 9 3 ðl þ 2Þ þ ð3 l þ 1Þ  2 l ¼ lþ þ lþ  2l ¼ 5 5 5 5 5 5 10 5 l  2l þ ¼ 2l  2l þ 1 ¼ 1 5 5 0 1 10 1 1 x 1 1 1 B C CB C B Die Lösungen des linearen Gleichungssystems @  a 1 2 A @ y A ¼ @ 2 A hängen noch vom 3 z 2 2 a Wert des reellen Parameters a ab. 0 J44 Wann gibt es a) eine eindeutige Lösung, b) unendlich viele Lösungen, c) keine Lösungen? a) Es gibt genau dann eine Lösung, wenn die Koeffizientendeterminante von null verschieden ist. Wir berechnen daher zunächst die Determinante nach der Regel von Sarrus:   1 1  1 1 1     a 1 2   a 1 ) det A ¼ a  4  2 a þ 2  4 þ a 2 ¼ a 2  a  6    2 2 a  2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A Die „Nullstellen“ der Determinante müssen ausgeschlossen werden: rffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 1 25 1 5 2 det A ¼ 0 ) a  a  6 ¼ 0 ) a 1=2 ¼ ¼  þ6 ¼   2 4 2 4 2 2 ) a 1 ¼ 3; a 2 ¼  2 Mit Ausnahme der Werte a 1 ¼ 3 und a 2 ¼  2 ist das LGS stets eindeutig lösbar. b) Wir zeigen jetzt, dass es für den Parameterwert a ¼ 3 unendlich viele Lösungen gibt. Zu diesem Zweck bringen wir die erweiterte Koeffizientenmatrix (mit a ¼ 3) durch elementare Zeilenumformungen auf Trapezform:  1 1  C  2 A þ 3 Z1   3 þ2Z 1 0 ) 1 B @0 0 1 4 4 1 5 5  1 1  C  5A   5 Z 2 c 0 ) 1 1 1 B @0 4 5 0 0 0 |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} A*  1  1  C  5 A ¼ ðA * j c *Þ   0 Nullzeile f 1 1 1 B ðA j cÞ ¼ @  3 1 2 2 2 3 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} A f 0 c* A * und ðA * j c *Þ enthalten jeweils eine Nullzeile ) Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 2 ; Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c *Þ ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten: n ¼ 3 Koeffizientenmatrix A und erweiterte Koeffizientenmatrix ðA j cÞ haben den gleichen Rang r ¼ 2. Das LGS ist daher lösbar, es gibt wegen r < n ¼ 3 unendlich viele Lösungen, die noch von einem Parameter abhängen (Anzahl der Parameter: n  r ¼ 3  2 ¼ 1).
554 J Lineare Algebra ist. Die erweiterte Koeffizientenmatrix (mit a ¼  2) 1 0 0 0  1 1 1 1 1  C B  0A ) @0 1 0   5 þ4Z 0 0 0 2 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} A*  1  1  C  0 A ¼ ðA * j c *Þ   5 f f c) Wir zeigen jetzt, dass das LGS für a ¼  2 nicht lösbar wird wieder auf Trapezform gebracht: 0 0  1 1 1 1  1 1 1  C B B  ðA j cÞ ¼ @ 2 1 2  2 A  2 Z1 ) @ 0  1  2 2  2  3 þ 2 Z1 0 4 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} A c c* A * enthält eine Nullzeile (grau unterlegt) und besitzt somit den Rang Rg ðA *Þ ¼ 2, die erweiterte Koeffizientenmatrix ðA * j c *Þ dagegen enthält keine Nullzeile und hat somit den Rang Rg ðA * j c *Þ ¼ 3 . Somit gilt: Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 2 und Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c *Þ ¼ 3 ) Rg ðAÞ 6¼ Rg ðA j cÞ Das LGS ist daher nicht lösbar. f f J45 Lösen Sie das inhomogene lineare Gleichungssystem 0 10 1 0 1 1 0 1 x 3 B CB C B C 2 A @ y A ¼ @ 0 A oder A x ¼ B @1 3 2 1 1 z 11 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A x B durch Invertierung der Koeffizientenmatrix A nach dem Gauß-Jordan-Verfahren. Wir zeigen zunächst, dass die Determinante der 3-reihigen Koeffizientenmatrix A nicht verschwindet und A somit regulär und daher invertierbar ist (Berechnung der Determinante nach Sarrus):   1  1 0  1 0    1 3  2   1 3 ) det A ¼  3 þ 0  1  6  2  0 ¼  12 6¼ 0   2 1 1  2 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A Die inverse Matrix A 1 berechnen 0  1 0 1   B ðA j EÞ ¼ @  1 3 2  2 1 1  |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A 0 1 B @0 0 0 0 1 0 12 1 3 1 0 0 B @0 1 0 0 0 1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E wir nach dem Gauß-Jordan-Verfahren (! FS: Kap. VII.1.5.2.2): 1 0 1  1 0 0 1 0 1  1 0 0  C B C 0 1 0 A þ Z1 ) @0 3 3  1 1 0 A  3 Z 3 ) 0 0 1  2 Z1 0 1 32 0 1 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} E 1  0  1 0   7 1 3C A : 12   2 0 1 0 ) 1 B @0 0 0 1 1 3 0 1 1  3=12  5=12  1=12  C   3=12 3=12 3=12 A ¼ ðE j A  1 Þ   7=12 1=12  3=12 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A1 1   Z3 1 0 0   C  2 0 1 A þ 3 Z3   7=12 1=12  3=12 )
2 Lineare Gleichungssysteme 555 Die inverse Matrix A 1 lautet somit: 0 0 1 1 5=12  1=12 3=12 5 1 3 1 B 1 B C C A  1 ¼ @  3=12 3=12 3=12 A ¼ 3 3A ¼ C @3 12 12 7=12 1=12  3=12 7 1 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} C Das inhomogene LGS A x ¼ B lösen wir mit Hilfe der inversen Matrix A 1 wie folgt (beide Seiten werden von links mit A 1 multipliziert): Ax ¼ B ) A 1 A x ¼ A 1 B |fflfflffl{zfflfflffl} E E x ¼ A 1 B |{z} x ) ) x ¼ A 1 B ¼ 1 ðC BÞ 12 Berechnung des Matrizenproduktes C B mit dem Falk-Schema: 3 0 11 B C 5 1 3 3 7 1 3 3 3 0 1 1 B Lösungsvektor: x ¼ ðC BÞ ¼ @ 12 12 48 24  12 Lösung: 1 0 1 48 4 C B C 24 A ¼ @ 2 A  12 1 x ¼ 4, y ¼ 2, z ¼  1 CB Bestimmen Sie unter Verwendung des Gaußschen Algorithmus in „elementarer Form“ (! Band 1: Kap. I.5.2) die Gleichung der Parabel, die durch die drei Punkte P 1 ¼ ð1;  8Þ, P 2 ¼ ð2;  12Þ und P 3 ¼ ð 1;  18Þ geht. J46 In den Lösungsansatz y ¼ a x 2 þ b x þ c setzen wir der Reihe nach die Koordinaten der drei Punkte P 1 , P 2 und P 3 ein und erhalten ein inhomogenes LGS mit drei Gleichungen und den drei unbekannten Koeffizienten a, b und c: P 1 ¼ ð1;  8Þ ) aþ bþc ¼  8 P 2 ¼ ð2;  12Þ ) 4 a þ 2 b þ c ¼  12 P 3 ¼ ð 1;  18Þ ) a b þ c ¼  18 Wir lösen das Gleichungssystem mit Hilfe des Gaußschen Algorithmus („elementares“ Rechenschema ! Bd. 1: Kap. I.5.2): a b c 1 1 1  8  5  4  E1 4 4 2 4 1 4  12 32  5 20  E1 1 1 1 1 1 1  18 8  17 5 2 3 20 15 2 0  10  12 E1 ci si ci : Absolutglied si : Zeilensumme Die grau unterlegten Zeilen bilden das gestaffelte System.
556 J Lineare Algebra Wir können an dieser Stelle abbrechen, da in der letzten Zeile nur noch eine Unbekannte auftritt. Das gestaffelte System besteht dann aus der Gleichung E 1 und den letzten beiden Gleichungen des Rechenschemas und wird schrittweise von unten nach oben gelöst: ðIÞ aþ bþ c ¼  8 ðIIÞ  2b  3c ¼ ðIIIÞ  2b Lösung: ) 20 )  10  3 c ¼ 20 ¼  10 ) b ¼ 5 a ¼  3, b ¼ 5, c ¼  10; J47 a þ 5  10 ¼  8 ) ) a  5 ¼ 8  3 c ¼ 30 ) ) a ¼ 3 c ¼  10 Parabelgleichung: y ¼  3 x 2 þ 5 x  10 Lösen Sie das lineare Gleichungssystem 0 10 1 0 1 1 5 2 u 4 B CB C B C 1 1A @ v A ¼ @0A @1 2 3 2 w 7 a) nach der Cramerschen Regel, b) mit Hilfe des Gaußschen Algorithmus (Zeilenumformungen in der erweiterten Koeffizientenmatrix), c) durch Invertierung der Koeffizientenmatrix nach dem Gauß-Jordan-Verfahren. a) Wir berechnen zunächst die benötigte Determinante D ¼ det A sowie die „Hilfsdeterminanten“ D 1 , D 2 und D 3 (jeweils nach der Regel von Sarrus):   5 2  1 5  1    1  1 1  1 1 ) D ¼  2  10 þ 6  4  3  10 ¼  23   2 3 2  2 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D ¼ det A Hilfsdeterminanten D 1 , D 2 und D 3 :   5 2  4 5 4   0  0 1  1 1 ) D 1 ¼  8  35 þ 0  14  12  0 ¼  69    7 3 2  7 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D1   2  1 4  1 4     1 0  1   1 0 ) D 2 ¼ 0  8  14  0 þ 7  8 ¼  23    2 7 2  2 7 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D2   5 4  1 5  1    1 1 0   1 1 ) D 3 ¼ 7 þ 0 þ 12  8  0 þ 35 ¼ 46   2 3 7  2 3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D3 Die Cramersche Regel liefert damit folgende Werte für die drei Unbekannten u, v und w: u ¼ Lösung: D1  69 ¼ 3; ¼  23 D v ¼ D2  23 ¼ 1; ¼  23 D u ¼ 3, v ¼ 1, w ¼  2 w ¼ D3 46 ¼ 2 ¼  23 D
2 Lineare Gleichungssysteme 557 f f b) Wir bringen die erweiterte Koeffizientenmatrix ðA j cÞ mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen in die Trapezform: 0 0 1  1  1 5 2  4 1 5 2  4   C B B C ðA j cÞ ¼ @  1 1  1  0 A þ Z 1 ) @0 6 1  4 A  13 ) 2  3  2  7  2 Z1 0  13  6   1  6 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A c 0 0 0 1 1    1 1 5 2  4 1 5 2 4 1 5 2  4    C B B B C C ) @ 0 6 1  4 A ¼ ðA * j c *Þ 78 13  52 A ) @ 0 78 13  52 A : 13 @0 0 0 1  2 0  78  36   6 þ Z 2 0 0  23  46 : ð 23Þ |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} A* c* Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 3 ; Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c *Þ ¼ 3 ; Anzahl der Unbekannten: n ¼ 3 Somit gilt Rg ðAÞ ¼ Rg ðA j cÞ ¼ r ¼ 3, das LGS ist daher lösbar und zwar wegen r ¼ n ¼ 3 eindeutig. Die Lösung berechnen wir aus dem gestaffelten System A * x ¼ c * schrittweise von unten nach oben: ðIÞ u þ 5v þ 2w ¼ 4 6v þ ðIIÞ ðIIIÞ Lösung: w ¼ 4 ) uþ54 ¼ uþ1 ¼ 4 ) 6v  2 ¼ 4 ) 6v ¼ 6 ) u ¼ 3 ) v ¼ 1 w ¼ 2 u ¼ 3, v ¼ 1, w ¼  2 c) Aus dem Lösungsteil a) ist bekannt, dass A wegen det A ¼  23 6¼ 0 regulär ist und somit eine Inverse A  1 besitzt, die wir jetzt mit dem Gauß-Jordan-Verfahren berechnen wollen (! FS: Kap. VII.1.5.2.2): 0 0 1 1   1 5 2  1 0 0 1 5 2  1 0 0   B B C C ) @0 6 1  1 1 0 A ) ðA j EÞ ¼ @  1 1  1  0 1 0 A þ Z 1   0  13  6  2 0 1 þ 2 Z 2 2  3  2 0 0 1  2 Z1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} A E 0 1 5 B 6 @0 0 1 0 2 1 4   1   1   0 0 1 2 1 0 þ 5 Z3 C 0 A þ 6 Z3 1  1 0  18  1 10  B 4  0 2 @0 1 0 0 1   1=23  13=23 1  1 0  18  1 10 5  C B 0  23  1 13 6 A : ð 23Þ @0 0  1  4  0 2 1  ð 1Þ 0 ) 1 þ 18 Z 3 5 C  1 A  4 Z3  6=23 ) 1  1 0 0  5=23  4=23 7=23  C B 6=23 1=23 A ¼ ðE j A  1 Þ @ 0 1 0  4=23  0 0 1  1=23  13=23  6=23 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} E A 1 0 Die inverse Matrix A 1 lautet damit: 1 1 0 0 5 4 7 5=23  4=23 7=23 1 B 1 C C B 6 1A ¼ B A  1 ¼ @ 4=23 6=23 1=23 A ¼ @ 4 23 23  1=23  13=23  6=23  1  13  6 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} B )
558 J Lineare Algebra Wir lösen jetzt die Matrizengleichung A x ¼ c nach dem unbekannten Vektor x auf, indem wir beide Seiten der Gleichung von links mit A 1 multiplizieren: Ax ¼ c A 1 A x ¼ A 1 c |fflfflffl{zfflfflffl} E ) E x ¼ A 1 c |{z} x ) ) x ¼ A 1 c ¼ 1 ðB cÞ 23 Berechnung des Matrizenproduktes B c nach dem Falk-Schema: B 5 4 1 c 4 0 7  4 7 6 1  13  6 69 23  46 Lösungsvektor: Lösung: 0 1 1 @ x ¼ ðB cÞ ¼ 23 23 0 1 1 3 69 23 A ¼ @ 1 A 2  46 u ¼ 3, v ¼ 1, w ¼  2 Bc Eine viereckige Netzmasche enthält die ohmschen Widerstände R 1 ¼ 1 W, R 2 ¼ 2 W, R 3 ¼ 5 W und R 4 ¼ 2 W sowie eine Spannungsquelle mit der Quellspannung U q ¼ 19 V (Bild J-2). IA R1 I1 ID I1 A D I4 Uq I2 R2 J48 R4 I4 I2 B IB C I3 R3 I3 Bild J-2 IC Die in den Knotenpunkten A und B zufließenden Ströme betragen I A ¼ 2 A und I B ¼ 1 A, der im Knotenpunkt C abfließende Strom I C ¼ 1 A. Berechnen Sie mit Hilfe des Gaußschen Algorithmus die vier Zweigströme I 1 , I 2 , I 3 und I 4 aus dem folgenden linearen Gleichungssystem: 1 0 0 10 1 IA 1 1 0 0 I1 B I C B 0 B C 1 1 0 C B C B C B I2 C B B CB C ¼ B C @ 0 @ IC A 0 1  1 A @ I3 A Uq  R 1 R2 R3 R4 I3 Mit den vorgegebenen Werten erhalten wir das folgende quadratische LGS (ohne Einheiten; die noch unbekannten Ströme sind dann in der Einheit Ampère anzugeben): 10 1 0 1 0 1 1 0 0 I1 2 B 0 1 1 B1C B C 0C C B I2 C B C B CB C ¼ B B C oder A I ¼ c @ 0 0 @ 1A 1  1 A @ I3 A 1 2 5 2 19 I4 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} |ffl{zffl} A I c
2 Lineare Gleichungssysteme 559 Trapezform: 1 1 0 3 0 0 1 0 1 1 5 2  1  2  1C  C  C  1A   21  3 Z 2 ) f Wir bringen zunächst die erweiterte Koeffizientenmatrix ðA j cÞ auf  0 0 1 1 1 0 0  2 1  1C B0 B 0 1 1 0  C B B  ðA j cÞ ¼ B ) B C @0 @ 0 0 1  1  1 A 1 2 5 2  19 þ Z 1 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A c 1 1 0 0 B0 1 1 0 B B @0 0 1 1 0 0 8 2  1  2  1C  C  C  1A   24  8 Z 3 0 ) 1 1 0 0 B0 1 1 0 B B @0 0 1 1 0 0 0 10 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A*  1  2  1C  C  C ¼ ðA * j c *Þ  1A   16 f 0 c* Es gibt keine Nullzeilen, daher ist Rg ðAÞ ¼ Rg ðA j cÞ ¼ r ¼ 4 und das LGS mit n ¼ 4 Unbekannten ist (aus physikalischer Sicht erwartungsgemäß) eindeutig lösbar ðr ¼ n ¼ 4Þ. Die Lösung erhalten wir aus dem gestaffelten System A * I ¼ c * (schrittweise von unten nach oben gelöst): ðIÞ I1 þ I2 ðIIÞ ¼ I 1 þ 1,6 ¼ 2 ) I 1 ¼ 0,4 ¼ 1 ) I 2  2,6 ¼  1 ) I 2 ¼ 1,6 ¼ 1 ) I 3  1,6 ¼ 1 ) I 3 ¼ 2,6 10 I 4 ¼ 16 ) I 4 ¼ 1,6 I3  I4 ðIVÞ I 1 ¼ 0,4 A; 0 J49 ) I2  I3 ðIIIÞ Lösung: 2 I 2 ¼ 1,6 A; 1 B @ 0 2 I 3 ¼ 2,6 A; I 4 ¼ 1,6 A 0 1 10 1 0 x1 l 1 B C CB C 2  1 A @ x2 A ¼ @ 1 A 2 x3 1l 3 Für welche Werte des reellen Parameters l besitzt das inhomogene lineare Gleichungssystem genau eine Lösung? Das inhomogene LGS A x ¼ c besitzt genau dann eine eindeutige Lösung, wenn det A 6¼ 0 gilt. Wir berechnen die 3-reihige Determinante nach der Regel von Sarrus:   l  1   1 l  1    0  2 1  0 2   2 1l 3 2 1l |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A det A ¼  6  2 l þ 0 þ 4  ð1  lÞ  0 ¼  2  2 l  1 þ l ¼  3  l Aus der Bedingung det A ¼  3  l 6¼ 0 folgt l 6¼  3 . Das LGS besitzt somit genau eine Lösung, wenn der Parameter l von  3 verschieden ist.
560 J Lineare Algebra Der in Bild J-3 skizzierte Balken der Länge 2 a mit loser Einspannung am linken Ende und schrägem Loslager am rechten Ende wird in der Balkenmitte durch eine schräg unter dem Winkel a > 0 angreifende konstante Kraft F belastet. F Balken a 45° a a FB F · sin a F · cos a J50 MA Balken FA F B · sin 45° Bild J-3 F B · cos 45° Die beiden Lagerkräfte F A und F B sowie das Moment M A genügen dabei dem folgenden linearen Gleichungssystem: 0 1 pffiffiffi 0 1 2 2 0 0 FA 1 2 F  sin a p ffiffi ffi B C B 0 a 2 1 C @ F A ¼ @ a F  sin a A B @ A pffiffiffi 2 F  cos a M A 0 2 0 Bestimmen Sie mit Hilfe der Cramerschen Regel die unbekannten Kräfte und Momente in Abhängigkeit vom Winkel a . Hinweis: Die anfallenden 3-reihigen Determinanten sollen nach dem Laplaceschen Entwicklungssatz berechnet werden. Für die Berechnung der drei Unbekannten F A , F B und M A benötigen wir die Determinante D ¼ det A der Koeffizientenmatrix A sowie die aus D gewonnenen „Hilfsdeterminanten“ D 1 , D 2 und D 3 (in D wird der Reihe nach die erste, zweite bzw. dritte Spalte durch den Spaltenvektor c der rechten Seite des LGS ersetzt). Wir berechnen diese Determinanten jeweils nach Laplace durch Entwicklung nach möglichst günstigen Zeilen bzw. Spalten. Koeffizientendeterminante D =  pffiffiffi 2 2  pffiffiffi  D ¼ det A ¼  0 a 2  pffiffiffi 0 2 D ¼ a 11 A 11 ¼ a 11   pffiffiffi 2 2   pffiffiffi ¼ 2   0 a 2  pffiffiffi 0 2 Hilfsdeterminante D 1   2 F  sin a   D 1 ¼  a F  sin a   2 F  cos a det A  0   1  0 Entwicklung nach den Elementen der 1: Spalte; wobei nur das Element a 11 ¼ 2 einen Beitrag leistet: ð 1Þ 1 þ 1  D 11 ¼ a 11 D 11 ¼   pffiffiffi  0  a 2 1 pffiffiffi pffiffiffi     ¼ 2 ð0  2 Þ ¼  2 2 1  ¼ 2   pffiffiffi   2 0 0 pffiffiffi 2 pffiffiffi a 2 pffiffiffi 2  0   1  0 Entwicklung nach den Elementen der 3: Spalte; wobei nur das Element a 23 ¼ 1 einen Beitrag leistet:
2 Lineare Gleichungssysteme 561 ¼ a 23  ð 1Þ 2 þ 3  D 23 ¼  a 23 D 23 ¼  pffiffiffi  2 F  sin a 2 0  pffiffiffi   2 F  sin a  2  pffiffiffi  a F  sin a a 2 1  ¼   pffiffiffi  ¼  2 F  cos a  2 pffiffiffi 2 F  cos a 2 0 pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼  ð2 2 F  sin a  2 2 F  cos aÞ ¼ 2 2 F ðcos a  sin aÞ D 1 ¼ a 23 A 23     ¼  1     Hilfsdeterminante  2   D2 ¼  0  0 D2 2 F  sin a a F  sin a 2 F  cos a  0   1  0 Entwicklung nach den Elementen der 1. Spalte (nur das Element a 11 ¼ 2 liefert einen Beitrag) : D 2 ¼ a 11 A 11 ¼ a 11  ð 1Þ 1 þ 1  D 11 ¼ a 11 D 11 ¼     2 2 F  sin a 0     a F  sin a   ¼ 2   0 a F  sin a 1  ¼ 2    2 F  cos a    0 2 F  cos a 0  Hilfsdeterminante D 3  pffiffiffi 2 2  p ffiffiffi  D3 ¼  0 a 2  pffiffiffi 0 2  2 F  sin a   a F  sin a   2 F  cos a   1   ¼ 2 ð0  2 F  cos aÞ ¼  4 F  cos a 0 Entwicklung nach den Elementen der 1. Spalte (nur das Element a 11 ¼ 2 liefert einen Beitrag) : D 3 ¼ a 11 A 11 ¼ a 11  ð 1Þ 1 þ 1  D 11 ¼ a 11 D 11 ¼   pffiffiffi 2   pffiffiffi 2 2 F  sin a    a 2 a F  sin a    pffiffiffi   ¼ 2   0 a 2 a F  sin a  ¼ 2   pffiffiffi  ¼    2 2 F  cos a  pffiffiffi 0 2 2 F  cos a  pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ¼ 2 ð2 2 a F  cos a  2 a F  sin aÞ ¼ 2 2 a F ð2  cos a  sin aÞ Berechnung der drei Unbekannten nach der Cramerschen Regel pffiffiffi D1 2 2 F ðcos a  sin aÞ ¼  F ðcos a  sin aÞ ¼ F ðsin a  cos aÞ ¼ FA ¼ pffiffiffi D 2 2 FB MA Lösung: D2  4 F  cos a 2 F  cos a ¼ ¼ ¼ ¼ pffiffiffi pffiffiffi D 2 2 2 2 D3 ¼ ¼ D pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 2  2 F  cos a ¼ 2 F  cos a pffiffiffi 2 pffiffiffi 2 a F ð2  cos a  sin aÞ ¼  a F ð2  cos a  sin aÞ ¼ a F ðsin a  2  cos aÞ pffiffiffi 2 2 F A ¼ F ðsin a  cos aÞ, FB ¼ pffiffiffi 2 F  cos a, M A ¼ a F ðsin a  2  cos aÞ
562 J Lineare Algebra J51 Jedem Punkt P ¼ ðx 1 ; x 2 ; x 3 Þ des 3-dimensionalen Raumes wird durch die Gleichung y ¼ A x in eindeutiger Weise ein Bildpunkt Q ¼ ð y 1 ; y 2 ; y 3 Þ zugeordnet. Dabei ist x der Ortsvektor von P und y der Ortsvektor des Bildpunktes Q und A die Abbildungsmatrix dieser linearen Abbildung. Bestimmen Sie die sog. Fixpunkte der Abbildung, d. h. diejenigen Punkte, die in sich selbst abgebildet 0 1 4 1 0 werden ( y ¼ x) für die Abbildungsmatrix A ¼ @ 0 3 1A. 3 3 1 Aus y ¼ A x und y ¼ x erhalten wir das folgende homogene LGS für den Ortsvektor x des Fixpunktes: Ax ¼ x ) A x  x ¼ A x  E x ¼ ðA  EÞ x ¼ 0 ) B x ¼ 0 |fflfflffl{zfflfflffl} B (E: 3-reihige Einheitsmatrix; 0: Nullvektor des 3-dimensionalen Raumes). Die Koeffizientenmatrix 1 0 1 0 1 0 3 1 0 1 0 0 4 1 0 C B C B C B 2 1A B ¼ A  E ¼ @0 3 1A  @0 1 0A ¼ @0 3 3 2 0 0 1 3 3 1 bringen wir durch elementare Zeilenumformungen auf Trapezform: 0 1 0 1 3 1 0 3 1 0 B C B C B ¼ @0 2 1A ) @0 2 1A 3  3  2  Z1 0  4  2 þ 2 Z2 0 ) 3 B @0 0 1 2 0 1 0 C 1A¼ B* Nullzeile 0 Die Koeffizientenmatrix B bzw. B * besitzt den Rang r ¼ 2, das homogene LGS mit n ¼ 3 Unbekannten hat somit unendlich viele Lösungen (Anzahl der Parameter: n  r ¼ 3  2 ¼ 1). Wir lösen jetzt das gestaffelte System B * x ¼ 0 von unten nach oben (als Parameter wählen wir x 2 ¼ l mit l 2 R): 1 l 3 3 x1 þ x2 ¼ 0 ) 3 x1 þ l ¼ 0 ) x1 ¼  ðIIÞ 2 x2 þ x3 ¼ 0 ) 2 l þ x3 ¼ 0 ) x3 ¼  2 l f ðIÞ l Lösung: x1 ¼  1 l, x 2 ¼ l, x 3 ¼  2 l 3 (mit l 2 R) Damit gibt es unendlich viele Fixpunkte mit den Koordinaten x 1 ¼  l=3, x 2 ¼ l und x 3 ¼  2 l (mit l 2 R). Diese Punkte gehen bei der Abbildung in sich selbst über. Lösen Sie die folgenden linearen Gleichungssysteme durch elementare Umformungen in den Zeilen der erweiterten Koeffizientenmatrix (Gaußscher Algorithmus): 0 J52 1 B aÞ @ 7 2 cÞ 1 5 C 11 A 3 x y ! 0 1 2 B C ¼ @7A 4 1 5 1 9  6 6  9 15 ! 1 x1 Bx C B 2C B C ¼ @ x3 A x4 u 2u bÞ 6u 3u 0  1  21 ! þ 3v þ 2w  18 v þ w þ 2v þ 3w þ v þ 5w ¼ 19 ¼  85 ¼ 1 ¼ 16
2 Lineare Gleichungssysteme 563 Ein inhomogenes lineares ðm; nÞ-System A x ¼ c ist nur lösbar, wenn der Rang der Koeffizientenmatrix A mit dem Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix ðA j cÞ übereinstimmt: Rg ðAÞ ¼ Rg ðA j cÞ ¼ r . Im Falle der Lösbarkeit hängt die Lösungsmenge noch wie folgt vom Rang r ab: r ¼ n ) genau eine Lösung r < n ) unendlich viele Lösungen mit n  r voneinander unabhängigen Parametern f a) Wir bringen die erweiterte Koeffizientenmatrix ðA j cÞ mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen auf Trapezform: 0 0 0 1 1  1   1 5  2 1 5  2 1 5  2  C   B B B C C ðA j cÞ ¼ @ 7 11  7 A  7 Z 1 ) @ 0  24   7 A ) @ 0  24   7 A þ 24 Z 3 )  2 Z1 2 3  4 0  13  0 : ð 13Þ 0 1 0 |fflfflffl{zfflfflffl} A c 1 B @0 0 5 0 1 0 1   2   7C A   0 ) 1 5 B @0 1 0 0 |ffl{zffl} A* 1   2   0C A ¼ ðA * j c *Þ   7 f 0 c* A * enthält eine Nullzeile (grau unterlegt), ðA * j c *Þ dagegen keine! Daraus folgt: Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 2 ; Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c *Þ ¼ 3 Somit ist Rg ðAÞ 6¼ Rg ðA j cÞ, das inhomogene LGS ist daher nicht lösbar. b) Die erweiterte Koeffizientenmatrix ðA j cÞ wird zunächst durch elementare Zeilenumformungen auf Trapezform gebracht:   0 0 1 1 1 3 2  19 1 3 2  19 B 2  18 1   85 C  2 Z B 0  24  3   123 C : ð 3Þ   C C 1 B B   ðA j cÞ ¼ B ) ) B C C @6 @0 2 3  1 A þ 6 Z1 20 15  115 A : 5 3 1 5  16  3 Z 1 0  8  1   41 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} A c 1 3 2 B0 8 1 B B @0 4 3 0 8 1  1  19  41 C  C  C  23 A  0,5 Z 2    41 þ Z 2 0 1 3 2 B0 8 1 B )B @ 0 0 2,5 0 0 0 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} A*         1 19 41 C C C ¼ ðA * j c *Þ 2,5 A 0 Nullzeile f 0 c* A * und ðA * j c *Þ enthalten jeweils eine Nullzeile (grau unterlegt). Es gilt: Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 3 ; Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c *Þ ¼ 3 ; Anzahl der Unbekannten: n ¼ 3 Somit ist Rg ðAÞ ¼ Rg ðA j cÞ ¼ r ¼ 3 und wegen r ¼ n ¼ 3 gibt es genau eine Lösung, die sich aus dem gestaffelten System A * x ¼ c * leicht berechnen lässt (von unten nach oben): ðIÞ ðIIÞ ðIIIÞ Lösung: u þ 3 v þ 2 w ¼ 19 ) u þ 15 þ 2 ¼ u þ 17 ¼ 19 w ¼ 41 ) 8 v þ 1 ¼ 41 2,5 w ¼ 2,5 ) w ¼ 1 8v þ u ¼ 2, v ¼ 5, w ¼ 1 ) 8 v ¼ 40 ) ) u ¼ 2 v ¼ 5
564 J Lineare Algebra f c) Zunächst wird die erweiterte Koeffizientenmatrix ðA j cÞ durch elementare Umformungen in den Zeilen in die Trapezform gebracht: ! !   1 5  1  9   1 1 5  1  9   1 ðA j cÞ ¼ ) )  6 6  9 15   21 : 3 2 2 3 5   7 þ 2 Z1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} A c !  1 5 1  9   1 ¼ ðA * j c *Þ 0 12  5  13   9 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A* c* Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ 2 ; Rg ðA j cÞ ¼ Rg ðA * j c *Þ ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten: n ¼ 4 Das inhomogene LGS ist lösbar, da Rg ðAÞ ¼ Rg ðA j cÞ ¼ r ¼ 2 ist. Es gibt aber wegen r < n unendlich viele Lösungen mit n  r ¼ 4  2 ¼ 2 Parametern. Wir lösen jetzt das gestaffelte System A * x ¼ c * schrittweise von unten nach oben und wählen dabei x 3 und x 4 als Parameter ðx 3 ¼ l, x 4 ¼ m mit l; m 2 R): 5 ðIÞ x 1 þ 5 x 2  x 3  9 x 4 ¼  1 ) x 1 þ ð5 l þ 13 m  9Þ  l  9 m ¼  1 ) 12 x1 þ 25 65 45 12 108 12 lþ m  l m ¼  12 12 12 12 12 12 x1 ¼  Lösung: f 12 x 2  5 x 3  13 x 4 ¼  9 x2 ¼ l m 1 ð5 l þ 13 m  9Þ 12 x1 ¼ x1 þ 13 43 45 12 l m ¼  12 12 12 12 ) 13 43 33 1 lþ mþ ¼ ð 13 l þ 43 m þ 33Þ 12 12 12 12 f ðIIÞ ) ) 12 x 2  5 l  13 m ¼  9 ) 12 x 2 ¼ 5 l þ 13 m  9 ) ðEinsetzen in Gleichung (I)Þ 1 1 ð 13 l þ 43 m þ 33Þ ; x 2 ¼ ð5 l þ 13 m  9Þ; x 3 ¼ l ; x 4 ¼ m 12 12 (mit l; m 2 R) Kontrolle (Einsetzen der gefundenen von zwei unabhängigen Parametern abhängigen Werte in die beiden Ausgangsgleichungen): 1 5 ð 13 l þ 43 m þ 33Þ þ ð5 l þ 13 m  9Þ  l  9 m ¼ ðI*Þ x 1 þ 5 x 2  x 3  9 x 4 ¼ 12 12 13 43 33 25 65 45 lþ mþ þ lþ m  l  9m ¼ 12 12 12 12 12 12       13 25 43 65 33 45 lþ ll þ mþ m  9m þ  ¼ ¼  12 12 12 12 12 12     12 108 12 ll þ m  9m  ¼ ðl  lÞ þ ð9 m  9 mÞ  1 ¼ 0 þ 0  1 ¼  1 ¼ 12 12 12 ¼  ðII*Þ  6 x 1 þ 6 x 2  9 x 3 þ 15 x 4 ¼  ¼  6 6 ð 13 l þ 43 m þ 33Þ þ ð5 l þ 13 m  9Þ  9 l þ 15 m ¼ 12 12 1 1 ð 13 l þ 43 m þ 33Þ þ ð5 l þ 13 m  9Þ  9 l þ 15 m ¼ 2 2 13 43 33 5 13 9 l m þ lþ m   9 l þ 15 m ¼ 2 2 2 2 2 2       13 5 43 13 33 9 ¼ lþ l  9l þ  mþ m þ 15 m þ   ¼ 2 2 2 2 2 2     18 30 42 l  9l þ  m þ 15 m  ¼ ð9 l  9 lÞ þ ð 15 m þ 15 mÞ  21 ¼  21 ¼ 2 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} ¼ 0 0
2 Lineare Gleichungssysteme J53 565 Der in Bild J-4 skizzierte verzweigte Stromkreis mit den Ohmschen Widerständen R 1 ¼ 5 W, R 2 ¼ 10 W und R 3 ¼ 20 W wird durch eine Gleichspannungsquelle mit der Quellenspannung U q ¼ 70 V gespeist. Die noch unbekannten Zweigströme I1 , I2 und I3 genügen dem folgenden linearen Gleichungssystem: R3 I3 0 10 1 0 1 0 I1 1 1 1 B C B C 0 A @ I2 A ¼ @  Uq A @  R1  R2 II Uq R3 I3 0 R2 t =0 Berechnen Sie diese Ströme mit Hilfe der Cramerschen Regel. I2 S R2 Uq I I1 R1 Bild J-4 f f Einsetzen der vorgegebenen Werte für die Teilwiderstände und die Spannung führen zu dem folgenden inhomogenen LGS (wir rechnen zunächst ohne Einheiten, die Teilströme sind dann in der Einheit Ampère anzugeben): 1 0 10 1 0 1 1 1 0 I1 C B CB C B 0 A @ I2 A ¼ @  70 A oder A I ¼ c @  5  10 0 10 20 70 I3 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} A I c Für die Cramersche Regel benötigen wir die Determinante D ¼ det A sowie die drei „Hilfsdeterminanten“ D 1 , D 2 und D 3 (in D wird der Reihe die 1., 2. bzw. 3. Spalte durch den Spaltenvektor c ersetzt):    1 1  1   1 1      5  10   5  10 0 ) D ¼ 200 þ 0 þ 50  0  0 þ 100 ¼ 350    0  10 20 0 10 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D ¼ det A   0 1  1  0 1      70  10   70  10 0    70 10 20  70 10 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D1    1 0 0 1  1     5  70   5  70 0    0 0 70 70 20  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D2    1 1 1 0  1     5  10  70   5  10    0 0 10 10 70  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D3 ) D 1 ¼ 0 þ 0 þ 700  700  0 þ 1400 ¼ 1400 ) D 2 ¼ 1400 þ 0 þ 350  0  0  0 ¼ 1750 ) D 3 ¼ 700 þ 0 þ 0  0  700 þ 350 ¼ 350
566 J Lineare Algebra Damit erhalten wir folgende Werte für die drei Teilströme I 1 , I 2 und I 3 (in Ampère): I1 ¼ Lösung: D1 1400 ¼ ¼ 4; D 350 I 1 ¼ 4 A, I2 ¼ I 2 ¼ 5 A, D2 1750 ¼ ¼ 5; D 350 I3 ¼ D3 350 ¼ ¼ 1 D 350 I3 ¼ 1 A Das in Bild J-5 skizzierte Rollensystem enthält in symmetrischer Anordnung drei gleiche Massen m 1 ¼ m 2 ¼ m 3 ¼ m, die durch ein über Rollen führendes Seil miteinander verbunden sind. Die noch unbekannten Beschleunigungen a1 , a2 und a3 dieser Massen sowie die im Seil wirkende konstante Seilkraft FS lassen sich mit Hilfe des Gaußschen Algorithmus aus dem linearen Gleichungssystem 1 10 1 0 0 a1 mg m 0 1 C B CB C B @ 0 m 4 A @ a3 A ¼ @ m g A 0 1 2 0 FS J54 berechnen (wegen der Symmetrie gilt a 1 ¼ a 2 ). Welchen Wert besitzen diese Größen? Anmerkung: Rolle und Seil werden als masselos angenommen, Reibungskräfte vernachlässigt (g: Erdbeschleunigung). m m m1 m2 a m Bild J-5 Wir bringen 0 m B B0 @ 1 0 zunächst  0 1   m 4   2 0  die erweiterte Koeffizientenmatrix durch elementare Zeilenumformungen auf Trapezform:  1 0 1 1 2 0  0 mg  C B C  C ) B ) mgA @ 0 m 4  mgA   0 m 0 1 m g  m  Z1 1  2 0  0  C m 4  m g A  2 m 1  m g þ 2 Z2 1 B @0 0 m3 0 ) 1 B @0 0 1  2 0  0  C m 4  m g A 0 9  3mg Da es keine Nullzeilen gibt, haben Koeffizientenmatrix und erweiterte Koeffizientenmatrix den gleichen Rang r ¼ 3 . Das quadratische LGS mit n ¼ 3 Unbekannten ist somit wegen r ¼ n ¼ 3 eindeutig lösbar. Die Lösung erhalten wir wie folgt aus dem gestaffelten System (von unten nach oben gelöst): a1 þ 2 a3 ðIÞ ðIIÞ m a 3 þ 4 FS ¼ m g ðIIIÞ Lösung: ¼ 0 a1 ¼ a2 ¼ 9 FS ¼ 3 m g 2 g, 3 a3 ¼  2 g ¼ 0 3 ) a1  ) m a3 þ ) FS ¼ 1 mg 3 1 g, 3 FS ¼ 1 mg 3 ) 4 mg ¼ mg 3 a1 ¼ ) 2 g 3 m a3 ¼  1 mg 3 ) a3 ¼  1 g 3 Physikalische Deutung: Die beiden äußeren Massen bewegen sich nach unten, die mittlere Masse mit halb so großer Beschleunigung nach oben.
3 Eigenwertprobleme 567 3 Eigenwertprobleme Lehrbuch: Band 2, Kapitel I.7 Formelsammlung: Kapitel VII.5 J55 Bestimmen Sie die Eigenwerte und Eigenvektoren der folgenden 2-reihigen Matrizen:     1 0 1 0,5 aÞ A ¼ bÞ B ¼ 8 2 2 1 Berechnen Sie ferner aus den Eigenwerten Spur und Determinante der Matrix (mit Kontrollrechnung). a) Das Eigenwertproblem lautet: ðA  l EÞ x ¼ 0 1l 8 oder 0 2l ! x1 x2 ! 0 0 ¼ ! Berechnung der Eigenwerte aus der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0:   0  1l  ¼ ð1  lÞ ð2  lÞ  0 ¼ ð1  lÞ ð2  lÞ ¼ 0 det ðA  l EÞ ¼  8 2l l1 ¼ 1 ; ) l2 ¼ 2 Wir berechnen jetzt die zugehörigen (normierten) Eigenvektoren. l1 ¼ 1 ðA  1 EÞ x ¼ 0 oder 0 8 0 1 ! ! x1 x2 0 0 ¼ ! Die Koeffizientenmatrix dieses homogenen LGS enthält eine Nullzeile (grau unterlegt) und besitzt daher den Rang r ¼ 1. Es gibt somit wegen n  r ¼ 2  1 ¼ 1 unendlich viele Lösungen mit einem Parameter. Das gestaffelte LGS besteht aus einer Gleichung mit den beiden Unbekannten x 1 und x 2 , von denen wir eine frei wählen dürfen (wir entscheiden uns für x 1 und setzen x 1 ¼ a mit a 6¼ 0): 8 x1 þ x2 ¼ 0 ) 8 a þ x2 ¼ 0 ) x2 ¼  8 a Somit gilt x 1 ¼ a und x 2 ¼  8 a. Diesen Eigenvektor normieren wir (für a > 0):     qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi a 1 x1 ¼ ¼ a ) j x1 j ¼ j a j  1 2 þ ð 8Þ 2 ¼ j a j  65 ¼ 1 8a 8   1 1 Normierter Eigenvektor zum Eigenwert l 1 ¼ 1: ~ x 1 ¼ pffiffiffiffiffi 8 65 l2 ¼ 2 ðA  2 EÞ x ¼ 0 oder 1 8 0 0 ! x1 x2 ! ¼ 0 0 ! oder ) 1 a ¼ pffiffiffiffiffi 65  x1 þ 0  x2 ¼ 0 8 x1 þ 0  x2 ¼ 0 Dieses homogene LGS lässt sich auf die erste Gleichung reduzieren (die beiden Gleichungen sind proportional), in der die Unbekannte x 2 jeden reellen Wert annehmen kann ð0  x 2 ¼ 0 für x 2 2 RÞ. Damit erhalten wir folgende vom Parameter x 2 ¼ b abhängige Lösung:  x1 þ 0  x2 ¼ 0 )  x1 þ 0  b ¼ 0 |ffl{zffl} 0 ) x1 ¼ 0 ; x 2 ¼ b ðmit b 6¼ 0Þ
568 J Lineare Algebra Normierung des Eigenvektors (für b > 0): ! ! pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0 0 02 þ 12 ¼ j b j ¼ 1 ¼ b ) j x2 j ¼ j b j  x2 ¼ b 1   0 Normierter Eigenvektor zum Eigenwert l 2 ¼ 2: ~ x2 ¼ 1 ) b ¼ 1 Die Eigenvektoren x 1 und x 2 sind linear unabhängig, da die Determinante der aus ihnen gebildeten Matrix nicht verschwindet:    a 0   6 0 ðda a 6¼ 0 und b 6¼ 0Þ  8a b  ¼ ab  0 ¼ ab ¼ Spur und Determinante der Matrix A Die Spur ist die Summe, die Determinante das Produkt der Eigenwerte: Sp ðAÞ ¼ l 1 þ l 2 ¼ 1 þ 2 ¼ 3 ; det A ¼ l 1  l 2 ¼ 1  2 ¼ 2 ; Kontrolle : Sp ðAÞ ¼ a 11 þ a 22 ¼ 1 þ 2 ¼ 3   1 0  ¼ 20 ¼ 2  Kontrolle : det A ¼  8 2 b) Das Eigenwertproblem lautet: ðB  l EÞ x ¼ 0 1l 0,5 2 1l oder ! x1 x2 ! 0 0 ¼ ! Berechnung der Eigenwerte aus der charakteristischen Gleichung det ðB  l EÞ ¼ 0:   0,5  1l  ¼ ð1  lÞ 2 þ 1 ¼ 1  2 l þ l 2 þ 1 ¼ l 2  2 l þ 2 ¼ 0 det ðB  l EÞ ¼  2 1l pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 ¼ 1j l 1=2 ¼ 1  1  2 ¼ 1  Berechnung der zugehörigen Eigenvektoren l1 ¼ 1 þ j ðB  ð1 þ jÞ EÞ x ¼ 0 oder j 2 0,5 j ! x1 x2 ! ¼ 0 0 ) ! Dieses homogene LGS besteht aus zwei proportionalen Gleichungen (multipliziert man die erste Gleichung mit  2 j, so erhält man die zweite Gleichung): ðIÞ  j x 1 þ 0,5 x 2 ¼ 0 j  ð 2 jÞ ) 2 j2 x1  j x2 ¼  2 x1  j x2 ¼ 0 ðidentisch mit ðIIÞÞ ðIIÞ  2 x 1  j x 2 ¼ 0 Das System lässt sich daher auf Gleichung (II) reduzieren, in der wir über x 1 oder x 2 frei verfügen dürfen (wir wählen x 2 als Parameter und setzen x 2 ¼ 2 a mit a 6¼ 0): ðIIÞ  2 x 1  j x 2 ¼ 0 )  2 x1  j 2 a ¼ 0 ) x1 ¼  j a Der Eigenvektor x 1 mit den Komponenten x 1 ¼  j a und x 2 ¼ 2 a wird noch normiert der Normierungsbedingung: x 1  x *1 ¼ 1 erhalten wir mit  x1 ¼ ja 2a   ¼ a j 2  und x *1 ¼ a (für a > 0). Aus   j 2 das folgende Ergebnis:  x 1  x *1 ¼ a j 2    j a ¼ a 2 ð j 2 þ 2 2 Þ ¼ a 2 ð1 þ 4Þ ¼ 5 a 2 ¼ 1 2 ) 1 a ¼ pffiffiffi 5
3 Eigenwertprobleme 569 Normierter Eigenvektor zum Eigenwert l 1 ¼ 1 þ j: l2 ¼ 1  j ðB  ð1  jÞ EÞ x ¼ 0 oder 1 ~ x 1 ¼ pffiffiffi 5 j 0,5 2 j !  j 2 x1 x2  ! ¼ 0 0 ! Wiederum erhalten wir zwei proportionale Gleichungen: ðIÞ j x 1 þ 0,5 x 2 ¼ 0 j  2 j ðIIÞ  2 x 1 þ ) 2 j2 x1 þ j x2 ¼  2 x1 þ j x2 ¼ 0 ðidentisch mit ðIIÞÞ j x2 ¼ 0 Das LGS lässt sich daher auf Gleichung (II) reduzieren, wobei wir über eine der beiden Unbekannten frei verfügen dürfen. Wir entscheiden uns für x 2 und setzen x 2 ¼ 2 b mit b 6¼ 0: ðIIÞ  2 x 1 þ j x 2 ¼ 0 )  2 x1 þ j 2 b ¼ 0 ) x1 ¼ j b Der Eigenvektor x 2 mit den Komponenten x 1 ¼ j b und x 2 ¼ 2 b soll noch normiert werden (für b > 0):  x 2  x *2 ¼ jb 2b    jb 2b          j j j j 2  ¼ ¼ b b ¼ b 2 2 2 2 1 b ¼ pffiffiffi ! 5 j 1 ~ x 2 ¼ pffiffiffi 2 5 ¼ b 2 ðj 2 þ 2 2 Þ ¼ b 2 ð1 þ 4Þ ¼ 5 b 2 ¼ 1 Normierter Eigenvektor zum Eigenwert l 2 ¼ 1  j: ) Die (parameterabhängigen) Eigenvektoren x 1 und x 2 sind linear unabhängig, denn die Determinante der aus ihnen gebildeten Matrix ist stets von null verschieden:    ja jb    ðda a 6¼ 0 und b 6¼ 0Þ  2 a 2 b  ¼  j 2 a b  j 2 a b ¼  j 4 a b 6¼ 0 Spur und Determinante der Matrix B Die Spur ist die Summe, die Determinante das Produkt der Eigenwerte: Sp ðBÞ ¼ l 1 þ l 2 ¼ ð1 þ jÞ þ ð1  jÞ ¼ 1 þ j þ 1  j ¼ 2 det B ¼ l 1  l 2 ¼ ð1 þ jÞ ð1  jÞ ¼ 1  j 2 ¼ 1 þ 1 ¼ 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3. Binom Kontrolle : Sp ðBÞ ¼ b 11 þ b 22 ¼ 1 þ 1 ¼ 2; J56   1 det B ¼  2  0,5  ¼ 1þ1 ¼ 2 1  Die Spiegelung eines Punktes P ¼ ðx 1 ; x 2 Þ an der (vertikalen) x 2 -Achse führt zum Bildpunkt   1 0 Q ¼ ð y 1 ; y 2 Þ und lässt sich durch die Abbildungsmatrix A ¼ beschreiben. Es gilt: 0 1 ! ! ! 1 0 x1 y1 ¼ oder y ¼ A x 0 1 y2 x2 x und y sind dabei die Ortsvektoren von P und Q . Bestimmen Sie diejenigen Punkte, deren Ortsvektoren bei der Abbildung in ein Vielfaches von sich selbst übergehen, d. h. für die y ¼ l x mit l 6¼ 0 gilt. Hinweis: Die Lösung dieser Aufgabe führt auf ein Eigenwertproblem. Versuchen Sie eine geometrische Deutung der Eigenwerte und ihrer zugehörigen Eigenvektoren.
570 J Lineare Algebra Die gesuchten Ortsvektoren x müssen die Bedingungen y ¼ A x und y ¼ l x erfüllen (mit l 2 R). Dies führt zu dem Eigenwertproblem Ax ¼ lx ) A x  l x ¼ A x  l E x ¼ ðA  l EÞ x ¼ 0 (E: 2-reihige Einheitsmatrix). Die Komponenten x 1 und x 2 der Ortsvektoren x genügen somit dem folgenden homogenen LGS: ! ! ! 1  l 0 x1 0 ðA  l EÞ x ¼ 0 oder ¼ 0 1l 0 x2 Die Eigenwerte sind die Lösungen der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0:   0   1  l  ¼ ð 1  lÞ ð1  lÞ  0 ¼ ð 1  lÞ ð1  lÞ ¼ 0 det ðA  l EÞ ¼  0 1l l1 ¼  1 ; ) l2 ¼ 1 Berechnung der zugehörigen Eigenvektoren l1 ¼  1 ðA þ 1 EÞ x ¼ 0 0 0 oder 0 2 ! x1 x2 ! ¼ 0 0 ! Dieses homogene LGS wird wie folgt gelöst (unendlich viele Lösungen):  0  x1 þ 0  x2 ¼ 0 ) x1 ¼ a ; x2 ¼ 0 ðmit dem reellen Parameter a 6¼ 0Þ 0  x1 þ 2 x2 ¼ 0     1 a ¼ a e x (mit a 6¼ 0) ¼ a Eigenvektor x 1 zum Eigenwert l 1 ¼  1: x 1 ¼ 0 0 l2 ¼ 1 ðA  1 EÞ x ¼ 0 oder 2 0 0 0 ! x1 x2 ! ¼ 0 0 ! Wir lösen dieses homogene LGS wie folgt (unendlich viele Lösungen):   2 x1 þ 0  x2 ¼ 0 ðmit dem reellen Parameter b 6¼ 0Þ ) x2 ¼ b ; x1 ¼ 0 0  x1 þ 0  x2 ¼ 0     0 0 ¼ b e y (mit b 6¼ 0) Eigenvektor x 2 zum Eigenwert l 2 ¼ 1: x 2 ¼ ¼ b 1 b Geometrische Deutung 1. Die zum Eigenwert l 1 ¼  1 gehörenden Eigenvektoren x 1 ¼ a e x beschreiben die Ortsvektoren der auf der (horizontalen) x 1 -Achse gelegenen Punkte P ¼ ða; 0Þ, die bei der Spiegelung an der vertikalen Achse (x 2 -Achse) in ihr Spiegelbild Q ¼ ð a; 0Þ übergehen (Richtungsumkehr des Ortsvektors, siehe Bild J-6). 2. Die zum Eigenwert l 2 ¼ 1 gehörenden Eigenvektoren x 2 ¼ b e y beschreiben die Ortsvektoren der auf der (vertikalen) x 2 -Achse gelegenen Punkte P ¼ ð0; bÞ, deren Lage sich bei der Spiegelung an der vertikalen Achse (x 2 -Achse) nicht verändert (der Ortsvektor bleibt erhalten, siehe Bild J-7). x2 x2 b Spiegelachse Q = (– a ; 0) –a Spiegelachse P = (a ; 0) a P = Q = (0; b) Bild J-6 x1 Bild J-7 x1
3 Eigenwertprobleme J57 571 Berechnen Sie jeweils (mit Kontrolle): 0 a B aÞ A ¼ @ b 0 die Eigenwerte der Matrix A und daraus Spur und Determinante der Matrix 1 b 0 C a bA b a 0 1 3 2 1 B C bÞ A ¼ @ 2 6  2 A 0 0 2 a) Die Eigenwerte der Matrix A sind die Lösungen der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0 (die Berechnung der 3-reihigen Determinanten erfolgt nach der Regel von Sarrus):   a  l b b 0  a  l      b b a  l ) a  l b     0 0 b b al |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det ðA  l EÞ det ðA  l EÞ ¼ ða  lÞ 3 þ 0 þ 0  0  b 2 ða  lÞ  b 2 ða  lÞ ¼ ða  lÞ 3  2 b 2 ða  lÞ ¼ ¼ ða  lÞ ½ ða  lÞ 2  2 b 2  det ðA  l EÞ ¼ 0 ) ða  lÞ 2  2 b 2 ¼ 0 Eigenwerte: l 1 ¼ a, ða  lÞ ða  lÞ 2  2 b 2  ¼ 0 al ¼ 0 ) l1 ¼ a ða  lÞ 2  2 b 2 ¼ 0 ða  lÞ 2 ¼ 2 b 2 ) a  l ¼  pffiffiffi pffiffiffi l 2 ¼ a þ 2 b, l 3 ¼ a  2 b ) pffiffiffi 2b ) ) l 2=3 ¼ a  pffiffiffi 2b Spur und Determinante der Matrix A Sp ðAÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 ¼ a þ ða þ pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 2 bÞ þ ða  2 bÞ ¼ a þ a þ 2 b þ a  2 b ¼ 3 a Kontrolle: Sp ðAÞ ¼ a 11 þ a 22 þ a 33 ¼ a þ a þ a ¼ 3 a pffiffiffi pffiffiffi det A ¼ l 1  l 2  l 3 ¼ a ða þ 2 bÞ ða  2 bÞ ¼ a ða 2  2 b 2 Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3. Binom: ða þ bÞ ða  bÞ ¼ a 2  b 2 mit a ¼ a; b ¼ Kontrolle (Regel   a b 0 a   b a b b   0 b a 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A pffiffiffi 2b von Sarrus): b a b ) det A ¼ a 3 þ 0 þ 0  0  a b 2  a b 2 ¼ a 3  2 a b 2 ¼ a ða 2  2 b 2 Þ b) Berechnung der Eigenwerte aus der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0:   2 2  1  3  l 3l     2 2 6l ) 6l 2    0 0 0 0 2l |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det ðA  l EÞ det ðA  l EÞ ¼ ð3  lÞ ð6  lÞ ð2  lÞ þ 0 þ 0  0  0  4 ð2  lÞ ¼ ¼ ð3  lÞ ð6  lÞ ð2  lÞ  4 ð2  lÞ ¼ ð2  lÞ ½ ð3  lÞ ð6  lÞ  4  ¼ ¼ ð2  lÞ ð18  3 l  6 l þ l 2  4Þ ¼ ð2  lÞ ðl 2  9 l þ 14Þ
572 J Lineare Algebra det ðA  l E Þ ¼ 0 l  9 l þ 14 ¼ 0 2 l2 ¼ 7 ; ) ) 2l ¼ 0 ð2  lÞ ðl 2  9 l þ 14Þ ¼ 0 l 2=3 9 ¼  2 ) l1 ¼ 2 l  9 l þ 14 ¼ 0 2 ) rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffi 81 9 81  56 9 25 9 5  14 ¼  ¼  ¼  4 2 4 2 4 2 2 ) l3 ¼ 2 Eigenwerte (neu nummeriert): l 1=2 ¼ 2, l3 ¼ 7 Spur und Determinante der Matrix A Sp ðAÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 ¼ 2 þ 2 þ 7 ¼ 11 Kontrolle: Sp ðAÞ ¼ a 11 þ a 22 þ a 33 ¼ 3 þ 6 þ 2 ¼ 11 det A ¼ l 1  l 2  l 3 ¼ 2  2  7 ¼ 28 Kontrolle (Regel von Sarrus):    3 2 1  3 2    2 6  2  2 6 ) det A ¼ 36 þ 0 þ 0  0  0  8 ¼ 28   0 0 2 0 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det A Normalschwingungen eines linearen Moleküls vom Typ X Y2 Ein lineares symmetrisches 3-atomiges Molekül vom Typ X Y 2 wie CO 2 oder NO 2 kann modellmäßig als ein System aus drei linear angeordneten Massenpunkten verstanden werden, die durch elastische Federn gekoppelt sind (Bild J-8). Bild J-8 Y J58 X Y Ein solches System ist zu harmonischen Schwingungen fähig, wobei in dieser Aufgabe nur die längs der Systemachse (Molekülachse) möglichen sog. Normalschwingungen untersucht werden sollen. Unter einer Normalschwingung eines Systems gekoppelter Massenpunkte versteht man einen Bewegungsablauf, bei dem alle Massen (Atome) mit der gleichen Kreisfrequenz w um ihre Gleichgewichtslagen schwingen. Die Schwingungen unterscheiden sich lediglich in den Phasenwinkeln und den Amplituden und lassen sich mathematisch durch ein System aus drei gekoppelten linearen Differentialgleichungen 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten beschreiben. Die weitere Behandlung führt schließlich auf das folgende Eigenwertproblem: 1 0 0 1 w 2a 0  w 2a A B C B C 2 2 B C ðK  l EÞ x ¼ 0 mit K ¼ @ 0 w a  w a A und x ¼ @ B A 2 C w  w2 2 w2 b b b Dabei sind A und B die Schwingungsamplituden der beiden äußeren Massen (Atome Y ) und C die Amplitude der Zentralmasse (Atom X ). Die in der Koeffizientematrix K auftretenden Größen w 2a und w 2b sind Konstanten, die von den Massen und der Federkonstanten der beiden Kopplungsfedern abhängen. Bestimmen Sie zunächst die Eigenwerte l der Matrix K und daraus die Kreisfrequenzen w der Norpffiffiffi malschwingungen, wobei w ¼ l gilt und nur positive Werte physikalisch sinnvoll sind (warum?). Wie lauten die zugehörigen Eigenvektoren (Schwingungsamplituden)?
3 Eigenwertprobleme 573 Die Eigenwerte und damit auch die Eigenkreisfrequenzen werden aus der charakteristischen Gleichung  2   wa  l 0  w 2a      det ðK  l EÞ ¼  0 w 2a  l  w 2a  ¼ 0     2 2  w2 w 2w  l  b b b bestimmt. Zunächst müssen wir die Determinante berechnen (Regel von Sarrus):  2   wa  l 0  w 2a  w 2a  l 0       0 w 2a  l ) 0 w 2a  l  w 2a       w2  w 2b 2 w 2b  l   w 2b  w 2b b det ðK  l EÞ ¼ ðw 2a  lÞ 2 ð2 w 2b  lÞ þ 0 þ 0  w 2a w 2b ðw 2a  lÞ  w 2a w 2b ðw 2a  lÞ  0 ¼ ¼ ðw 2a  lÞ 2 ð2 w 2b  lÞ  2 w 2a w 2b ðw 2a  lÞ ¼ ¼ ðw 2a  lÞ ½ ðw 2a  lÞ ð2 w 2b  lÞ  2 w 2a w 2b  ¼ ¼ ðw 2a  lÞ ð2 w 2a w 2b  w 2a l  2 w 2b l þ l 2  2 w 2a w 2b Þ ¼ ¼ ðw 2a  lÞ ðl 2  w 2a l  2 w 2b lÞ ¼ ðw 2a  lÞ ðl  w 2a  2 w 2b Þ l Damit erhalten wir folgende Eigenwerte: det ðK  l EÞ ¼ 0 l 1 ¼ w 2a ; ) ðw 2a  lÞ ðl  w 2a  2 w 2b Þ l ¼ 0 l 2 ¼ w 2a þ 2 w 2b ; ) l3 ¼ 0 ðdie 3 Faktoren werden der Reihe nach gleich null gesetztÞ pffiffiffi Daraus ergeben sich die folgenden Kreisfrequenzen für die Normalschwingungen ðw ¼ l > 0Þ: qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi w 1 ¼ l 1 ¼ w 2a ¼ w a ; w 2 ¼ l 2 ¼ w 2a þ 2 w 2b (l 3 ¼ 0 führt zu w 3 ¼ 0 und scheidet somit aus, physikalische Interpretation dieses Sonderfalls am Ende dieser Aufgabe.) Berechnung der Eigenvektoren (Schwingungsamplituden) 0 0 0 B 2 2 B l1 ¼ w a ) ðK  w a EÞ x ¼ 0 oder @ 0 0 2  w b  w 2b E Die Koeffizientenmatrix B ¼ K  umformungen auf Trapezform: 0 0 0  w 2a B B ¼ @ 0 0  w 2a w 2a  w 2b 0 B @  w 2b  w 2b  w 2b 0 0 0 0 2 w 2b 2 w 2b 1  1 0 1 A 0 C B C B C C 2 wa A @ BA ¼ @0A C 0 2w2  w2 b a dieses homogenen LGS bringen wir zunächst mit Hilfe elementarer Zeilen1 0 C A B @ ) w 2a  w 2b  w 2b 0 0 0 0 2 w 2b  w 2a  w 2a  w 2a 1 C A  Z2 )  Z2 0 : ð w 2b Þ C  w 2a A : ð w 2a Þ 0 10  w 2a ) 1 1 1 2 @0 0 1A ¼ B* 0 0 0 Nullzeile Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Es gibt somit wegen r < n ¼ 3 unendlich viele Lösungen, die noch von einem Parameter abhängen. Das gestaffelte System B * x ¼ 0 liefert dann die folgenden Lösungen (als Parameter wählen wir B ¼ a mit a 6¼ 0):
574 J Lineare Algebra ðIÞ A þ B  2C ¼ 0 ðIIÞ ) Aþa0 ¼ 0 ) A ¼ a C ¼ 0 ðin die obere Gleichung ðIÞ einsetzenÞ 0 1 0 1 1 a Eigenvektoren zum Eigenwert l 1 ¼ w 2a : x 1 ¼ @ a A ¼ a @ 1 A 0 0 0  2 w 2b B l 2 ¼ w 2a þ 2 w 2b ) ðK  ðw 2a þ 2 w 2b Þ EÞ x ¼ 0 oder B @ 0  w 2b Die Koeffizientenmatrix B ¼ K  ðw 2a þ 2 w 2b Þ E umformungen auf Trapezform: 0 1  2 w 2b 0  w 2a  2 Z 3 B C ) 0  2 w 2b  w 2a A @  w 2b  w 2b  w 2a 0 0 0 0 B @ 0  2 w 2b w 2b w 2b 0 1 C  w 2a A ) w 2a 10 0 1 1 0 A C 2CB BC ¼ B0C wa A@ A @ A 2 0 C w  w 2a 0  2 w 2b  w 2b a dieses homogenen LGS bringen wir mit Hilfe elementarer Zeilen0 0 2 w 2b w 2a 0  w 2b  2 w 2b  w 2b  w 2a  w 2a w 2b w 2a B @ w 2b B @ 0 (mit a 6¼ 0) C A þ Z2 )  ð 1Þ 1 C  w 2a A ¼ B *  2 w 2b 0 1 0 0 Nullzeile Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Es gibt wiederum unendlich viele Lösungen, die noch von einem Parameter abhängen. Sie werden wie folgt aus dem gestaffelten System B * x ¼ 0 bestimmt (als Parameter wählen wir die Unbekannte B und setzen B ¼ b mit b 6¼ 0; zunächst die untere Gleichung (II) lösen): ! 2 2 w b ðIÞ w 2b A þ w 2b B þ w 2a C ¼ 0 ) w 2b A þ w 2b b þ w 2a   b ¼ w 2b A þ w 2b b  2 w 2b b ¼ 0 w 2a ) w 2b A  w 2b b ¼ 0 ) w 2b A ¼ w 2b b ðIIÞ  2 w 2b B  w 2a C ¼ 0 )  2 w 2b b  w 2a C ¼ 0 )  w 2a C ¼ 2 w 2b b ) C ¼  0 Eigenvektoren zum Eigenwert l 2 ¼ w 2a þ 2 w 2b : ) ðK  0 EÞ x ¼ K x ¼ 0 oder 1 b B x2 ¼ @ 0 C B A ¼ b@ b 1 1 1 2 w 2b w 2a b C A ðmit b 6¼ 0Þ  2 w 2b =w 2a 10 1 0 1  w 2a 0 A C 2 C B BC ¼ B0C wa A @ A @ A 2 0 C 2w  ð2 w 2b =w 2a Þ b 0 l3 ¼ 0 ) A ¼ b B B @ w 2a 0 0 w 2a  w 2b  w 2b b Bevor wir dieses homogene LGS lösen, bringen wir die Koeffizientenmatrix K  0 E ¼ K auf Trapezform: 0 B B K ¼ B @ w 2a 0 0 w 2a  w 2b 0 1 0 1  w 2b 1 B B0 1 1C C @ A 0 1  1  Z2 1 : w 2a C C 2  w 2a C A : wa 2 w 2b : ð w 2b Þ  w 2a 0 ) 1 0 1 1 B B0 1 1C C @ A 1 1  2  Z1 ) 0 ) 1 1 0 1 B C @ 0 1  1 A¼ K * 0 0 0 Nullzeile Rg ðKÞ ¼ Rg ðK *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten: n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1
3 Eigenwertprobleme 575 Wir lösen jetzt das gestaffelte System K * x ¼ 0 von unten nach oben, wobei wir die Unbekannte C als Parameter wählen (C ¼ g mit g 6¼ 0): AC ¼ 0 ) Ag ¼ 0 ) BC ¼ 0 ) Bg ¼ 0 ) A ¼ g B ¼ g ðin die obere Gleichung einsetzenÞ 0 1 0 1 1 g @ @ A (mit g ¼ 6 0) Die zugehörigen Eigenvektoren lauten somit: x 3 ¼ g ¼ g 1 A 1 g Physikalische Deutung der Ergebnisse 1. Normalschwingung mit der Kreisfrequenz w 1 = w a Die Zentralmasse X ist in Ruhe, die beiden äußeren Massen schwingen mit gleicher Amplitude in Gegenphase (Bild J-9). bzw. Y X Y Bild J-9 Y 2. Normalschwingung mit der Kreisfrequenz w 2 ¼ X Y qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi w 2a þ 2 w 2b Die beiden äußeren Massen schwingen mit gleicher Amplitude in Phase, die Zentralmasse X mit einer i. a. anderen Amplitude in Gegenphase (Bild J-10). bzw. Y X Y Bild J-10 Y X Y 3. Translationsbewegung 0 1 1 Der Eigenvektor x 3 ¼ g @ 1 A zum Eigenwert l 3 ¼ 0 und damit zur Kreisfrequenz w 3 ¼ 0 beschreibt keine 1 Schwingung (sonst müsste w > 0 sein), sondern eine Translation, bei der sich alle drei Massen in gleicher Richtung in gleicher Weise bewegen (Bild J-11). Bild J-11 Y X Y 1 2 0 0 0 B0 2 0 0C C B A ¼ B C @1 2 0 1A 2 4 1 0 0 J59 Welche Eigenwerte besitzt diese Matrix? Berechnen Sie ferner det A und Sp ðAÞ . Die gesuchten Eigenwerte der Matrix A sind die Lösungen der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0. Die 4-reihige Determinante entwickeln wir zunächst nach den Elementen der 1. Zeile, wobei nur das 1. Element einen Beitrag liefert (die übrigen Elemente sind alle gleich null; gleichwertige Alternativen: Entwicklung nach der 2. Zeile oder der 3. oder 4. Spalte):
576 J Lineare Algebra  0 2l   0 2l  det ðA  l EÞ ¼  2  1   2 4  0  0 0   ¼ a 11 A 11 ¼ a 11  ð 1Þ 1 þ 1  D 11 ¼ a 11  D 11 ¼  l  1   1 l  0  2l   0  ¼ ð2  lÞ    1   2  0   2l   2l 0 0  ¼ ð2  lÞ    2  2  l  1   4  4 1 l  0 0  0    l  1   1 l  0 Die verbliebene 3-reihige Determinante entwickeln wir wiederum nach der 1. Zeile (auch hier gilt: nur das 1. Element liefert einen Beitrag) und erhalten schließlich:     0 0  2l  l 1    2   ¼ ð2  lÞ 2 ðl 2 þ 1Þ det ðA  l EÞ ¼ ð2  lÞ  ð2  lÞ    2  l  1  ¼ ð2  lÞ    1  l  4 1 l  det ðA  l EÞ ¼ 0 Eigenwerte: l 1=2 ¼ 2, ) 2 ð2  lÞ ðl þ 1Þ ¼ 0 2 ð2  lÞ 2 ¼ 0 ) l 1=2 ¼ 2 l2 þ 1 ) l2 ¼  1 ¼ 0 ) l 3=4 ¼  j l 3=4 ¼  j Determinante und Spur von A det A ¼ l 1  l 2  l 3  l 4 ¼ 2  2  j  ð jÞ ¼  4 j 2 ¼  4  ð 1Þ ¼ 4 ð j 2 ¼  1Þ Sp ðAÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 þ l 4 ¼ 2 þ 2 þ j  j ¼ 4 J60 Berechnen Sie die Eigenwerte und (auf möglichst einfache Art) die Determinante und Spur der Matrix A (mit Kontrollrechnung): 0 1 0 1 a 1 0 1 0 0 B C B C bÞ A ¼ @ 1 a 2 A aÞ A ¼ @ 2 3 0 A 0 2 a 0 1 2 a) Die Eigenwerte der Matrix A werden aus der charakteristischen Gleichung   0 0  1l   det ðA  l EÞ ¼  2 3l 0  ¼ 0  0 1 2l ermittelt. Determinantenberechnung nach der Regel von Sarrus:   0 0  1  l 0 1l    2  2 3  l 0 3  l )    0  1 2l 0 1 det ðA  l EÞ ¼ ð1  lÞ ð3  lÞ ð2  lÞ þ 0 þ 0  0  0  0 ¼ ð1  lÞ ð3  lÞ ð2  lÞ det ðA  l EÞ ¼ 0 Eigenwerte: l 1 ¼ 1, ) ð1  lÞ ð3  lÞ ð2  lÞ ¼ 0 l 2 ¼ 2, l3 ¼ 3 ) l1 ¼ 1 ; l2 ¼ 2 ; l3 ¼ 3
3 Eigenwertprobleme 577 Determinante und Spur der Matrix A det A ¼ l 1  l 2  l 3 ¼ 1  2  3 ¼ 6; Kontrollrechnung  1  det A ¼  2 0 Sp ðAÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 ¼ 1 þ 2 þ 3 ¼ 6 (A ist eine Dreiecksmatrix):  0 0   3 0  ¼ a 11  a 22  a 33 ¼ 1  3  2 ¼ 6; 1 2 Sp ðAÞ ¼ a 11 þ a 22 þ a 33 ¼ 1 þ 3 þ 2 ¼ 6 b) Berechnung der Eigenwerte aus der charakteristischen Gleichung   1 0  al   det ðA  l EÞ ¼  1 al 2  ¼ 0  0 2 al Determinantenberechnung nach der Regel von Sarrus:   1 0  a  l 1 al    1  1 a  l 2 a  l )    0  2 al 0 2 det ðA  l EÞ ¼ ða  lÞ 3 þ 0 þ 0  0  4 ða  lÞ  ða  lÞ ¼ ða  lÞ 3  5 ða  lÞ det ðA  l EÞ ¼ 0 ) ða  lÞ 3  5 ða  lÞ ¼ ða  lÞ ða  lÞ 2  5  ¼ 0 al ¼ 0 ða  lÞ 2  5 ¼ 0 Aus der oberen Gleichung folgt l 1 ¼ a, die untere Gleichung liefert zwei weitere Lösungen: pffiffiffi pffiffiffi ða  lÞ 2  5 ¼ 0 ) ða  lÞ 2 ¼ 5 ) a  l ¼  5 ) l 2=3 ¼ a  5 pffiffiffi pffiffiffi Eigenwerte: l 1 ¼ a, l 2 ¼ a þ 5 , l 3 ¼ a  5 Determinante und Spur der Matrix A pffiffiffi pffiffiffi det A ¼ l 1  l 2  l 3 ¼ a ða þ 5 Þ ða  5 Þ ¼ a ða 2  5Þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 3. Binom Sp ðAÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 ¼ a þ ða þ Kontrollrechnung:   a 1 0 a   1 a 2 1   0 2 a 0 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} det A 1 a 2 ) pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi 5 Þ þ ða  5 Þ ¼ a þ a þ 5 þ a  5 ¼ 3 a det A ¼ a 3 þ 0 þ 0  0  4 a  a ¼ a 3  5 a ¼ a ða 2  5Þ Sp ðAÞ ¼ a 11 þ a 22 þ a 33 ¼ a þ a þ a ¼ 3 a 0 J61 3 5 B Gegeben ist die 3-reihige Matrix A ¼ @ 1 3 0 2 a) sämtliche Eigenwerte, b) Spur und Determinante sowie c) die Eigenvektoren dieser Matrix. d) Sind die Eigenvektoren der Matrix A linear 1 0 C 2 A . Bestimmen Sie 3 unabhängig?
578 J Lineare Algebra a) Berechnung der Eigenwerte der Matrix A Die gesuchten Eigenwerte der Matrix A sind die Lösungen der charakteristischen Gleichung   5 0  3l   det ðA  l EÞ ¼  1 3l 2  ¼ 0  0 2 3l Berechnung der Determinante nach der Regel von Sarrus:   5 0  3  l 5 3l    1  3l 2  1 3l )   0 2 3l 0 2 det ðA  l EÞ ¼ ð3  lÞ 3 þ 0 þ 0  0  4 ð3  lÞ  5 ð3  lÞ ¼ ð3  lÞ 3  9 ð3  lÞ ¼ ¼ ð3  lÞ ð3  lÞ 2  9 det ðA  l EÞ ¼ 0 )  ð3  lÞ ð3  lÞ 2  9  ¼ 0 ð3  lÞ 2  9 ¼ 0 ) ð3  lÞ 2 ¼ 9 ) 3  l ¼ Eigenwerte: l 1 ¼ 3, l 2 ¼ 6, 3l ¼ 0 ) l1 ¼ 3 2 ð3  lÞ  9 ¼ 0 3 ) l 2=3 ¼ 3  3 ) l2 ¼ 6 ; l3 ¼ 0 l3 ¼ 0 b) Spur und Determinante der Matrix A Die Spur ist die Summe, die Determinante das Produkt der Eigenwerte: Sp ðAÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 ¼ 3 þ 6 þ 0 ¼ 9; det A ¼ l 1  l 2  l 3 ¼ 3  6  0 ¼ 0 Kontrollrechnung (Determinantenberechnung nach Sarrus): Sp ðAÞ ¼ a 11 þ a 22 þ a 33 ¼ 3 þ 3 þ 3 ¼ 9   3 5 0 3   1 3 2 1   0 2 3 0 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} det A 5 3 2 ) det A ¼ 27 þ 0 þ 0  0  12  15 ¼ 0 c) Berechnung der Eigenvektoren der Matrix A Die Berechnung der Eigenvektoren erfolgt aus der Gleichung ðA  l EÞ x ¼ 0: Eigenvektoren zum Eigenwert l 1 = 3 0 l1 ¼ 3 ) ðA  3 EÞ x ¼ 0 oder 0 B @1 0 5 0 2 0 1 10 1 0 0 x1 B C CB C 2 A @ x2 A ¼ @ 0 A x3 0 0 Die Koeffizientenmatrix B ¼ A  3 E dieses homogenen LGS bringen zunächst auf Trapezform („Gaußscher Algorithmus“): 0 1 0 1 0 0 5 0  2,5 Z 3 0 0 0 1 0 B C B C B B ¼ @1 0 2A ) @1 0 2A ) @0 0 0 2 0 0 2 0 0 2 wir durch elementare Zeilenumformungen 1 2 C 0A 0 0 ) 1 B @0 0 1 0 2 C 2 0 A¼ B * Nullzeile 0 0
3 Eigenwertprobleme 579 Die Matrix B hat also den Rang r ¼ Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ 2, die Anzahl der Unbekannten beträgt n ¼ 3. Es gibt daher wegen r < n ¼ 3 unendlich viele Lösungen mit einem Parameter (n  r ¼ 3  2 ¼ 1), die sich aus dem gestaffelten System B * x ¼ 0 leicht berechnen lassen (gewählter Parameter: x 3 ¼ a mit a 6¼ 0; zunächst die untere Gleichung lösen): ðIÞ x1 þ 2 x3 ¼ 0 ) ðIIÞ 2 x2 ¼ 0 x2 ¼ 0 ) x1 þ 2 a ¼ 0 ) x1 ¼  2 a ðin die obere Gleichung einsetzenÞ 0 1 0 1 2a 2 Eigenvektoren zum Eigenwert l 1 ¼ 3: x 1 ¼ @ 0 A ¼ a @ 0 A a 1 (mit a 6¼ 0) Eigenvektoren zum Eigenwert l 2 = 6 0 l2 ¼ 6 ) B @ ðA  6 EÞ x ¼ 0 oder 0 1 0 B C CB C 1 3 2 A @ x2 A ¼ @ 0 A 0 0 2 3 x3 3 5 0 10 x1 1 Die Koeffizientenmatrix B ¼ A  6 E wird zunächst auf Trapezform gebracht, das dann vorliegende gestaffelte System von unten nach oben gelöst: 0 0 0 1 1 1 3 5 0 þ 3 Z2 0 4 6 1 3 2 B B B C C C B ¼ @ 1 3 2A ) @1 3 2A ) @0 4 6 A þ 2 Z3 ) 0 2 3 0 2 3 0 2 3 0 1 3 B @0 0 2 1 0 C 0A 0 ) 2 3 1 3 2 0 0 1 C 2  3 A¼ B * B @0 0 Nullzeile Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Lösung des gestaffelten Systems B * x ¼ 0 (gewählter Parameter: x 3 ¼ b mit b 6¼ 0): ðIÞ x1  3 x2 þ 2 x3 ¼ 0 ) x 1  3  1,5 b þ 2 b ¼ x 1  2,5 b ¼ 0 ) 2 x2  3 x3 ¼ 0 ) 2 x2  3 b ¼ 0 x 2 ¼ 1,5 b ðEinsetzen in ðIÞÞ ðIIÞ ) 2 x2 ¼ 3 b 0 Eigenvektor zum Eigenwert l 2 ¼ 6: x2 1 0 1 2,5 b 2,5 ¼ @ 1,5 b A ¼ b @ 1,5 A b 1 ) x 1 ¼ 2,5 b (mit b 6¼ 0) Eigenvektoren zum Eigenwert l 3 = 0 0 l3 ¼ 0 ) ðA  0 EÞ x ¼ A x ¼ 0 oder 3 B @1 0 5 3 2 10 1 0 1 0 0 x1 B C CB C 2 A @ x2 A ¼ @ 0 A 0 x3 3 Die Koeffizientenmatrix A wird zunächst auf Trapezform gebracht, das dann vorliegende gestaffelte System von unten nach oben gelöst: 0 3 B A ¼ @1 0 0 1 B @0 0 3 0 2 5 3 2 1 2 C 0A 3 1 0  3 Z2 C 2A 3 0 ) 1 B @0 0 0 ) 3 2 0 0 B @1 0 1 4 6 C 3 2A 2 3 1 1 3 2 C B @ 0  4  6 A þ 2 Z3 0 2 3 0 ) ) 1 2 C 3 A¼ A * Nullzeile 0 Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1
580 J Lineare Algebra Lösung des gestaffelten Systems A * x ¼ 0 (gewählter Parameter: x 3 ¼ g mit g 6¼ 0): ðIÞ ðIIÞ x1 þ 3 x2 þ 2 x3 ¼ 0 ) x 1  4,5 g þ 2 g ¼ x 1  2,5 g ¼ 0 2 x2 þ 3 x3 ¼ 0 ) 2 x2 þ 3 g ¼ 0 ) x 2 ¼  1,5 g x 1 ¼ 2,5 g ðin Gleichung ðIÞ einsetzenÞ 0 Eigenvektor zum Eigenwert l 3 ¼ 0: 1 0 1 2,5 g 2,5 x 3 ¼ @  1,5 g A ¼ g @  1,5 A g 1 ) (mit g 6¼ 0) d) Die aus den drei Eigenvektoren x 1 , x 2 und x 3 gebildete Matrix ist regulär, da ihre Determinante einen von null verschiedenen Wert besitzt:      2 a 2,5 b 2,5 g  2,5     2 2,5      0 1,5 b  1,5 g  ¼ a b g   0 1,5  1,5  ¼  13,5 a b g 6¼ 0 ðda a 6¼ 0; b 6¼ 0; g 6¼ 0Þ   a   1 1 b g 1  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D ¼  13,5 (die drei Spalten haben der Reihe nach den gemeinsamen Faktor a, b bzw. g, den wir vor die Determinante ziehen dürfen). Die Determinante D wurde dabei wie folgt nach der Regel von Sarrus berechnet:   2,5   2 2,5   2 2,5    0 1,5  1,5  0 1,5 ) D ¼  3  3,75 þ 0  3,75  3  0 ¼  13,5 6¼ 0    1 1 1  1 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} D Folgerung: Die Eigenvektoren sind linear unabhängig. J62 Bestimmen Sie auf möglichst einfache Art Eigenwerte, Determinante und 1 0 4 0 0 0 0 1 0 1 0 0 5 B0 2 0 0C C B A ¼ B C; B ¼ @2 5 0A; C ¼ @ 0 @0 0 5 0A 3 1 4 0 0 0 0 2 Spur der folgenden Matrizen: 1 1 3 2 5A 0 7 A ist eine Diagonalmatrix, B und C sind Dreiecksmatrizen. Die gesuchten Eigenwerte dieser Matrizen sind daher mit den Hauptdiagonalelementen identisch. Die Spur ist stets die Summe, die Determinante stets das Produkt der Eigenwerte. Somit gilt: Matrix A Eigenwerte : l 1 ¼ 4, l 2 ¼  2, l 3 ¼ 5, l 4 ¼ 2 Sp ðAÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 þ l 4 ¼ 4  2 þ 5 þ 2 ¼ 9 det A ¼ l 1  l 2  l 3  l 4 ¼ 4  ð 2Þ  5  2 ¼  80 Matrix B Eigenwerte : l 1 ¼ 1, l 2 ¼ 5, l 3 ¼ 4 Sp ðBÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 ¼ 1 þ 5 þ 4 ¼ 10; Matrix C det B ¼ l 1  l 2  l 3 ¼ 1  5  4 ¼ 20 Eigenwerte : l 1 ¼  5, l 2 ¼ 2, l 3 ¼ 7 Sp ðCÞ ¼ l 1 þ l 2 þ l 3 ¼  5 þ 2 þ 7 ¼ 4; det C ¼ l 1  l 2  l 3 ¼ ð 5Þ  2  7 ¼  70
3 Eigenwertprobleme 581 Berechnen Sie die Eigenwerte und Eigenvektoren der 3-reihigen symmetrischen Matrix 0 1 1 2 2 A ¼ @2 1 2A: 2 2 1 J63 Bestimmen Sie ein System aus drei orthogonalen Eigenvektoren. Berechnung der Eigenwerte der Matrix A Die Eigenwerte sind die Lösungen der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0. Wir berechnen zunächst die Determinante nach der Regel von Sarrus:    1  l 2  2   1  l 2     2  2  1  l 2  1 l )    2  2 1  l 2 2 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det ðA  l EÞ det ðA  l EÞ ¼ ð 1  lÞ 3 þ 8 þ 8  4 ð 1  lÞ  4 ð 1  lÞ  4 ð 1  lÞ ¼ ¼ ð 1  lÞ 3  12 ð 1  lÞ þ 16 det ðA  l EÞ ¼ 0 ) ð 1  lÞ 3  12 ð 1  lÞ þ 16 ¼ ¼  1  3 l  3 l 2  l 3 þ 12 þ 12 l þ 16 ¼  l 3  3 l 2 þ 9 l þ 27 ¼ 0 Durch Probieren findet man die Lösung l 1 ¼ 3, mit Hilfe des Horner-Schemas die beiden (falls überhaupt vorhanden) restlichen Lösungen (Nullstellen des 1. reduzierten Polynoms): 1 3 l1 ¼ 3 1 l 1 ¼ 3, Eigenwerte: 9 27 3  18  27 6  9 0 )  l2  6 l  9 ¼ 0 ) l 2=3 ¼  3 ) l 2 þ 6 l þ 9 ¼ ðl þ 3Þ 2 ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1. Binom l 2=3 ¼  3 Eigenvektoren der Matrix A 0 1 10 1 4 2 2 0 x1 B B C CB C 2 A @ x2 A ¼ @ 0 A @2 4 x3 2 2 4 0 0 l1 ¼ 3 ) ðA  3 EÞ x ¼ 0 oder Wir bringen die Koeffizientenmatrix B ¼ A  gen auf Trapezform (Gaußscher Algorithmus): 0 1  4  2  2  2 Z2 B C B ¼ @2 4 2A ) 2  4  Z2 1 0 0 6 6 : 6 C B 2 A : ð 2Þ @2 4 3 E dieses homogenen LGS mit Hilfe elementarer Zeilenumformun0 B @2 4 2 0 0 0 6 6 0 0 ) C 2A 6 6 1 0 1 )  Z1 1 2 1 C B @ 0 1  1A¼ B* 0 0 0 Nullzeile Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1
582 J Lineare Algebra Das homogene LGS ist somit lösbar, die Lösungsmenge hängt aber wegen r < n von einem Parameter ab. Wir lösen jetzt das gestaffelte System B * x ¼ 0 (gewählter Parameter: x 3 ¼ a mit a 6¼ 0; zunächst die untere Gleichung lösen): ðIÞ x1 þ 2 x2  x3 ¼ 0 ) x2  x3 ¼ 0 ) x1 þ 2 a  a ¼ x1 þ a ¼ 0 ) x1 ¼  a x2  a ¼ 0 ) x2 ¼ a ðin die obere Gleichung einsetzenÞ 0 1 0 1 1 a (mit a 6¼ 0) Eigenvektoren zum Eigenwert l 1 ¼ 3: x 1 ¼ @ a A ¼ a @ 1 A 1 a 0 1 10 1 0 0 x1 2 2 2 B C CB C B l 2=3 ¼  3 ) ðA þ 3 EÞ x ¼ 0 oder @  2 2 2 A @ x2 A ¼ @ 0 A 0 x3 2 2 2 ðIIÞ Die Koeffizientenmatrix B ¼ A þ 3 E wird auf Trapezform gebracht: 0 2 2 B ¼ @2 2 2 2 1 2 2 A þ Z1 2 þ Z1 0 2 @0 0 ) 1 2 2 0 0A 0 0 ¼ B* 2 Nullzeilen Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ r ¼ 1 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  1 ¼ 2 Die Lösungsmenge enthält zwei voneinander unabhängige Parameter. Wir lösen jetzt das gestaffelte System B * x ¼ 0 (es besteht aus einer Gleichung mit drei Unbekannten; gewählte Parameter: x 2 ¼ b und x 3 ¼ g mit b 6¼ 0, g 6¼ 0): 2 x1  2 x2  2 x3 ¼ 0 ) 2 x1  2 b  2 g ¼ 0 2 x1 ¼ 2 b þ 2 g ) x1 ¼ b þ g 0 Eigenvektoren zum Eigenwert l 2 = 3 ¼  3: 1 bþg x ¼ @ b A g ) (mit b 6¼ 0 , g 6¼ 0) Sie sind wie folgt als Linearkombination zweier linear unabhängiger Eigenvektoren x 2 und x 3 darstellbar: 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 bþg b g 1 1 B C B C B C B C B C x ¼ @ b A ¼ @bAþ@ 0A ¼ b@1A þ g@0A ¼ x2 þ x3 g 0 g 0 1 |{z} |{z} x2 x3 Die Eigenvektoren x 2 und x 3 bilden zusammen mit dem zum Eigenwert l 1 ¼ 3 gehörenden Eigenvektor x 1 ein System linear unabhängiger Vektoren (Kontrolle: Determinante der 3 Eigenvektoren ist ungleich null). System aus drei orthogonalen Eigenvektoren Bei einer symmetrischen Matrix gilt: Die zu verschiedenen Eigenwerten gehörenden Eigenvektoren sind orthogonal. Damit sind x 1 und x 2 bzw. x 1 und x 3 orthogonale Eigenvektoren, und zwar unabhängig vom Wert der reellen Parameter a, b und g. Wir wählen die (speziellen) orthogonalen Vektoren ~ x 1 mit a ¼ 1 und ~ x 2 mit b ¼ 1, deren Skalarprodukt verschwindet: 0 1 0 1 1 1 B C B C ~ x1  ~ x2 ¼ @ 1 A  @ 1 A ¼  1 þ 1 þ 0 ¼ 0 1 0 ~ 1 als auch zu ~x 2 Der dritte noch fehlende Eigenvektor x 3 gehört zum Eigenwert l 2=3 ¼  3 und muss sowohl zu x 0 1 bþg B C orthogonal sein. Er ist in der Form ~x 3 ¼ @ b A darstellbar. Wir bestimmen die noch unbekannten Parameter b g und g so, dass die genannten Orthogonalitätsbedingungen erfüllt sind (die skalaren Produkte von ~ x 3 mit den Eigenvektoren ~ x 1 bzw. ~x 2 müssen verschwinden):
3 Eigenwertprobleme 583 0 1 0 1 1 bþg B C B C ~ 3 ¼ @ 1 A  @ b A ¼  1 ð b þ gÞ þ b þ g ¼  b  g þ b þ g ¼ 0 ~1  x x 1 g Diese Bedingung ist also unabhängig von den Parameterwerten stets erfüllt. 0 1 0 1 bþg 1 B C B C ~ x2  ~ x 3 ¼ @ 1 A  @ b A ¼ 1 ð b þ gÞ þ b ¼ b þ g þ b ¼ 2 b þ g ¼ 0 g 0 Wir setzen b ¼ 1 und erhalten g ¼  2 b ¼  2. Der Eigenvektor ~ x 3 besitzt damit der Reihe nach die (skalaren) Komponenten b þ g ¼ 1  2 ¼  1, b ¼ 1 und g ¼  2. Das gesuchte System aus drei orthogonalen Eigenvektoren lautet somit wie folgt: 0 1 0 1 0 1 1 1 1 B C B C B C ~ x 1 ¼ @ 1 A ; ~x 2 ¼ @ 1 A ; ~x 3 ¼ @ 1 A 1 0 2 Kontrolle (über Skalarproduktbildung): 0 1 0 1 1 1 B C B C B B C ~ x1  ~ x2 ¼ @ 1A  @1C A ¼  1 þ 1 þ 0 ¼ 0; 0 1 0 1 1 C B B ~ x2  ~ x3 ¼ @ 1 C A 0 0 B B @ 1 0 B ~ x1  ~ x3 ¼ B @ 1 1 0 C B B 1C A@ 1 1 1 C 1C A ¼ 1þ12 ¼ 0 2 1 C 1C A ¼ 1 þ 1 þ 0 ¼ 0 2 Bestimmen Sie die Eigenwerte und Eigenvektoren der 3-reihigen symmetrischen Matrix 0 1 0 1 0 A ¼ @ 1 0 1 A und zeigen Sie, dass die drei (zu verschiedenen Eigenwerten gehörenden) Eigen0 1 0 J64 vektoren ein orthogonales System bilden, d. h. paarweise aufeinander senkrecht stehen. Berechnung der Eigenwerte der Matrix A Die Lösungen der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0 liefern die Eigenwerte (Berechnung der 3-reihigen Determinante nach Sarrus):    l 1 0   l 1     1 l  1  l ) det ðA  l EÞ ¼  l 3 þ 0 þ 0  0 þ l þ l ¼  l 3 þ 2 l 1    0 1 l  0 1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det ðA  l EÞ pffiffiffi det ðA  l EÞ ¼ 0 )  l 3 þ 2 l ¼ l ð l 2 þ 2Þ ¼ 0 ) l 1 ¼ 0 ; l 2=3 ¼  2 pffiffiffi pffiffiffi Eigenwerte: l 1 ¼ 0, l 2 ¼ 2 , l 3 ¼  2 Berechnung der zugehörigen Eigenvektoren 0 l1 ¼ 0 ) ðA  0 EÞ x ¼ A x ¼ 0 oder 0 B @1 0 1 0 1 0 1 10 1 0 x1 0 B C CB C 1 A @ x2 A ¼ @ 0 A 0 x3 0
584 J Lineare Algebra Die Koeffizientenmatrix A bringen wir zunächst mit Hilfe elementarer Umformungen in den Zeilen auf Trapezform und lösen dann das gestaffelte System schrittweise von unten nach oben: 0 1 0 1 0 1 0 1 0 0 1 0 1 0 1 B C B C B C A ¼ @1 0 1A ) @1 0 1A ) @0 1 0A ¼ A* Nullzeile 0 1 0  Z1 0 0 0 0 0 0 Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Gestaffeltes System A * x ¼ 0 (gewählter Parameter: x 3 ¼ a mit a ¼ 6 0): ðIÞ x1 þ x3 ¼ 0 ) x1 þ a ¼ 0 x2 ¼ 0 ) x2 ¼ 0 ðIIÞ ) x1 ¼  a 0 1 1 1 a x1 ¼ @ 0 A ¼ a @ 0 A 1 a 0 Zum Eigenwert l 1 ¼ 0 gehörende Eigenvektoren: 0 pffiffiffi l2 ¼ 2 pffiffiffi ðA  2 EÞ x ¼ 0 oder ) pffiffiffi  2 1 pffiffiffi B @ 1  2 0 1 (mit a 6¼ 0) 0 1 10 1 0 x1 0 B C CB C ¼ 0A x @ A A @ 1 2 pffiffiffi 0 x3  2 pffiffiffi Koeffizientenmatrix B ¼ A  2 E auf Trapezform bringen, dann das gestaffelte System schrittweise von unten nach oben lösen: 1 0 1 0 pffiffiffi pffiffiffi 1  2 1  2 1 0 C pffiffiffi B pffiffiffi C B pffiffiffi B ¼ B ) B 1 0 C 1  2 1 C A þ 2 Z1 ) @ 2 A @ pffiffiffi pffiffiffi 0 1  2 0 1  2 0 pffiffiffi 1  2 B B0 @ 0 1 1 1 1 pffiffiffi C 2C A pffiffiffi  2 þ Z2 0 ) 1 B B0 @ 0 pffiffiffi  2 1 0 1 1 pffiffiffi C * 2C A¼ B Nullzeile 0 Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Gestaffeltes System B * x ¼ 0 (zunächst die untere Gleichung lösen; gewählter Parameter: x 3 ¼ b mit b 6¼ 0): pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ðIÞ x 1  2 x 2 þ x3 ¼ 0 ) x1  2  2 b þ b ¼ x1  2 b þ b ¼ x1  b ¼ 0 ) x1 ¼ b pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ðIIÞ  x 2 þ 2 x 3 ¼ 0 )  x 2 þ 2 b ¼ 0 ) x 2 ¼ 2 b ðin ðIÞ einsetzenÞ pffiffiffi Zum Eigenwert l 2 ¼ 2 gehörende Eigenvektoren: 1 0 1 0 1 b B pffiffiffi C B pffiffiffi C ðmit b 6¼ 0Þ x2 ¼ @ 2 b A ¼ b @ 2 A b l3 ¼  pffiffiffi 2 ) 1 ðA þ pffiffiffi 2 EÞ x ¼ 0 oder pffiffiffi Die Koeffizientenmatrix B ¼ A þ 2 E bringen System schrittweise von unten nach oben: 0 pffiffiffi 1 0 1 2 1 0 pffiffiffi B C B pffiffiffi B ¼ @ 1 ) @ 2 2 1 A pffiffiffi 0 0 1 2 0 pffiffiffi 2 B @ 1 0 0 1 10 1 0 x1 1 0 pffiffiffi B C CB C 2 1 A @ x2 A ¼ @ 0 A pffiffiffi 0 x3 1 2 wir zunächst auf Trapezform, anschließend lösen wir das gestaffelte 1 pffiffiffi 2 1 C pffiffiffi 1 0 A  2 Z1 pffiffiffi 1 2 )
3 Eigenwertprobleme 0 1 B @0 0 pffiffiffi 2 1 1 585 1 1 pffiffiffi C  2A pffiffiffi 2 þ Z2 Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ r ¼ 2 ; 0 ) 1 B @0 0 1 pffiffiffi 2 1 pffiffiffi C 1  2A ¼ B* Nullzeile 0 0 Anzahl der Unbekannten: n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Gestaffeltes System B * x ¼ 0 (gewählter Parameter: x 3 ¼ g mit g 6¼ 0): pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ðIÞ x 1 þ 2 x 2 þ x 3 ¼ 0 ) x 1 þ 2 ð 2 gÞ þ g ¼ x 1  2 g þ g ¼ x 1  g ¼ 0 ) x 1 ¼ g pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ðIIÞ  x2  2 x3 ¼ 0 )  x2  2 g ¼ 0 ) x2 ¼  2 g ðin ðIÞ einsetzenÞ 0 1 0 1 1 g pffiffiffi pffiffiffi pffiffiffi ðmit g 6¼ 0Þ Eigenvektoren zum Eigenwert l 3 ¼  2 : x 3 ¼ @  2 g A ¼ g @  2 A 1 g Wir zeigen jetzt mit Hilfe des Skalarproduktes, dass die drei Eigenvektoren x 1 , x 2 und x 3 orthogonal sind (die Bedingungen lauten: x i  x k ¼ 0 für i 6¼ k ; i; k ¼ 1; 2; 3): 1 0 0 1 0 0 1 1 1 1 1 1 B pffiffiffi C B C B pffiffiffi C B C x 1  x 2 ¼ a @ 0 A  b @ 2 A ¼ a b @ 0 A  @ 2 A ¼ a b ð  1 þ 0 þ 1Þ ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 1 1 1 0 0 1 0 1 0 1 1 1 1 1 1 p ffiffi ffi p ffiffi ffi B C B B C B C C x 1  x 3 ¼ a @ 0 A  g @  2 A ¼ a g @ 0 A  @  2 A ¼ a g ð  1 þ 0 þ 1Þ ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 1 1 1 0 0 0 1 0 1 0 1 1 1 1 1 1 B pffiffiffi C B pffiffiffi C B pffiffiffi C B pffiffiffi C x 2  x 3 ¼ b @ 2 A  g @  2 A ¼ b g @ 2 A  @  2 A ¼ b g ð1  2 þ 1Þ ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} 1 1 1 1 0 pffiffiffi Alternative: Zeigen, dass det ðx 1 x 2 x 3 Þ 6¼ 0 ist (Lösung: det ðx 1 x 2 x 3 Þ ¼  4 2  a b g 6¼ 0) 0 0 J65 1 B Gegeben ist die Matrix A ¼ @ 3 3 2 2 3 1 0 1 1 3 C B C 2 A und der Spaltenvektor x 1 ¼ @ 5 A . 4 8 a) Zeigen Sie: Der Vektor x 1 ist ein Eigenvektor der Matrix A . Wie lautet der zugehörige Eigenwert ? b) Bestimmen Sie die restlichen Eigenwerte und Eigenvektoren. a) Wenn der Vektor x 1 ein Eigenvektor der Matrix A ist, dann muss das Matrizenprodukt aus A und x 1 ein (noch unbekanntes) Vielfaches des Vektors x 1 sein, d. h. die Gleichung A x 1 ¼ l x 1 muss eine eindeutige Lösung für l ergeben: 0 10 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1 2 1 3 3 þ 10 þ 8 21 3 3l B CB C B C B C B C B C A x 1 ¼ @ 3 2 2 A @ 5 A ¼ @ 9 þ 10 þ 16 A ¼ @ 35 A ; l x 1 ¼ l @ 5 A ¼ @ 5 l A 3 3 4 8 9 þ 15 þ 32 56 8 8l 0 1 1 3l 21 B C B C @ 35 A ¼ @ 5 l A 8l 56 0 A x1 ¼ l x1 ) ) 9 8 > = < 3 l ¼ 21 > 5 l ¼ 35 > > : 8 l ¼ 56 ; ) l ¼ 7 Die drei Gleichungen mit der Unbekannten l führen jeweils zum gleichen Ergebnis l ¼ 7 . Somit ist der Vektor x 1 ein Eigenvektor der Matrix A zum Eigenwert l 1 ¼ 7 .
586 J Lineare Algebra b) Die Eigenwerte der Matrix A sind die Lösungen der charakteristischen Gleichung   2 1  1l   det ðA  l EÞ ¼  3 2l 2  ¼ 0  3 3 4l Die Berechnung der 3-reihigen Determinante nach Sarrus führt auf eine Gleichung 3. Grades für l:   2 2 1  1  l 1l    3  3 2  l ) 2  l 2     3 3 3 3 4l det ðA  l EÞ ¼ ð1  lÞ ð2  lÞ ð4  lÞ þ 12 þ 9  3 ð2  lÞ  6 ð1  lÞ  6 ð4  lÞ ¼ ¼ ð2  l  2 l þ l 2 Þ ð4  lÞ þ 21  6 þ 3 l  6 þ 6 l  24 þ 6 l ¼ ¼ ð2  3 l þ l 2 Þ ð4  lÞ þ ð3 l þ 6 l þ 6 lÞ þ ð21  6  6  24Þ ¼ ¼ 8  2 l  12 l þ 3 l 2 þ 4 l 2  l 3 þ 15 l  15 ¼ ¼  l 3 þ ð3 l 2 þ 4 l 2 Þ þ ð 2 l  12 l þ 15 lÞ þ ð8  15Þ ¼  l 3 þ 7l 2 þ l  7 Somit gilt: det ðA  l EÞ ¼ 0 )  l3 þ 7 l2 þ l  7 ¼ 0 Eine Lösung haben wir bereits in Teil a) bestimmt: l 1 ¼ 7. Die restlichen Lösungen erhalten wir aus dem 1. reduzierten Polynom mit Hilfe des Horner-Schemas (Abspalten des Linearfaktors l  7): 1 l1 ¼ 7 7 1 7 7 0 7 0 1 0 1 )  l2 þ 1 ¼ 0 ) l2 ¼ 1 ) l 2=3 ¼  1 Somit gibt es genau drei verschiedene Eigenwerte: l 1 ¼ 7, l 2 ¼ 1, l 3 ¼  1. Wir bestimmen jetzt die noch fehlenden Eigenvektoren zu den Eigenwerten l 2=3 ¼  1 . Eigenvektoren zum Eigenwert l 2 = 1 0 l2 ¼ 1 ) ðA  1 EÞ x ¼ 0 oder 0 B @3 3 2 1 3 0 1 10 1 0 x1 1 B C CB C 2 A @ x2 A ¼ @ 0 A 0 x3 3 Wir bringen dieses homogene LGS zunächst auf Trapezform: 0 0 B B3 @ 3 2 1 1 1 C 2C A 3 3 0 )  Z2 0 B B3 @ 0 2 1 0 1 1 C 2C A 2 1 0 B B3 @ 0 )  Z1 2 1 0 1 1 C 2C A 0 0 ) 3 B B0 @ 0 1 2 1 2 C 1C A 0 0 Nullzeile Der Rang der Koeffizientenmatrix ist r ¼ 2 (die Matrix enthält eine Nullzeile). Es gibt somit wegen r < n unendlich viele Lösungen, die noch von einem Parameter abhängen ðn  r ¼ 3  2 ¼ 1Þ. Das gestaffelte System wird wie folgt gelöst (wir wählen x 2 als Parameter, setzen also x 2 ¼ a mit a 6¼ 0): ðIÞ ðIIÞ 3 x1 þ x2 þ 2 x3 ¼ 0 2 x2 þ x3 ¼ 0 ) 3 x1 þ a  4 a ¼ 3 x1  3 a ¼ 0 ) 2 a þ x3 ¼ 0 ) x3 ¼  2 a Zum Eigenwert l 2 ¼ 1 gehören damit folgende Eigenvektoren: 0 1 0 1 a 1 B C B C x2 ¼ @ a A ¼ a @ 1 A ðmit a 6¼ 0Þ 2a 2 ) 3 x1 ¼ 3 a ) x1 ¼ a ðin Gleichung ðIÞ einsetzenÞ
3 Eigenwertprobleme 587 Eigenvektoren zum Eigenwert l 3 = – 1 0 l3 ¼  1 ) ðA þ 1 EÞ x ¼ 0 oder Dieses homogene LGS bringen wir 0 0 1 2 2 2 1 B C B B3 3 2C ) B @ A @3 3 3 5  Z2 0 2 B @3 3 2 3 3 10 1 0 1 1 0 x1 B C CB C 2 A @ x2 A ¼ @ 0 A x3 5 0 zunächst mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen 0 1 1 2 2 1 2 1 B C C B C 3 2C ) A  1,5 Z 1 ) @ 0 0 0,5 A  2 Z2 0 0 1 0 3 : 3 auf Trapezform: 0 1 2 2 1 B B 0 0 0,5 C C @ A 0 0 0 Nullzeile Rang der Matrix: r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Lösung des gestaffelten Systems (zunächst die untere Gleichung lösen, gewählter Parameter: x 2 ¼ b mit b 6¼ 0): ðIÞ 2 x1 þ 2 x2 þ x3 ¼ 0 ) 2 x1 þ 2 b þ 0 ¼ 2 x1 þ 2 b ¼ 0 0,5 x 3 ¼ 0 ) x3 ¼ 0 ðIIÞ ) 2 x1 ¼  2 b ) x1 ¼  b ðin ðIÞ einsetzenÞ Zum Eigenwert l 3 ¼  1 gehören somit folgende Eigenvektoren: 1 0 1 0 1 b C B C B ðmit b 6¼ 0Þ x3 ¼ @ b A ¼ b @ 1 A 0 0 0 J66 1 @ Wie lauten die Eigenwerte und Eigenvektoren der hermiteschen Matrix A ¼ 0 2j Zeigen Sie die lineare Unabhängigkeit der Eigenvektoren. 1 0 2j 0 0 A? 0 4 Berechnung der Eigenwerte der Matrix A Die Eigenwerte sind die Lösungen der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0 (die 3-reihige Determinante berechnen wir nach Sarrus):   1  l 0  2 j  1  l 0     0  0  l 0  l )    2j  0 4l 2j 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} det ðA  l EÞ det ðA  l EÞ ¼ ð1  lÞ ð lÞ ð4  lÞ þ 0 þ 0  4 j 2 l  0  0 ¼  l ð1  lÞ ð4  lÞ þ 4 l ¼ ¼  l ð1  lÞ ð4  lÞ  4 det ðA  l EÞ ¼ 0 Eigenwerte: l 1=2 ¼ 0, )  ¼  l ð4  l  4 l þ l 2  4Þ ¼  l ðl 2  5 lÞ  l ðl 2  5 lÞ ¼  l 2 ðl  5Þ ¼ 0 ) l 1=2 ¼ 0 ; l3 ¼ 5 Berechnung der zugehörigen Eigenvektoren 0 l 1=2 ¼ 0 ) ðA  0 EÞ x ¼ A x ¼ 0 oder 1 B @0 2j 10 1 0 1 0 2j 0 x1 CB C B C 0 0 A @ x2 A ¼ @ 0 A x3 0 4 0 l3 ¼ 5
588 J Lineare Algebra Wir bringen zunächst die Koeffizientenmatrix A  0 E ¼ A durch elementare Zeilenumformungen auf Trapezform: 0 1 A ¼ @0 2j 1 0 2j 0 0A  2 j  Z1 0 4 0 ) 1 1 0 2j @0 0 0A 0 0 0 ¼ A* 2 Nullzeilen Rg ðAÞ ¼ Rg ðA *Þ ¼ r ¼ 1 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  1 ¼ 2 Wir lösen das gestaffelte System A * x ¼ 0, das aus einer einzigen Gleichung besteht und dessen Lösungsmenge zwei unabhängige Parameter enthält (wir wählen x 2 ¼ a und x 3 ¼ b mit a 6¼ 0, b 6¼ 0): x1  2 j x3 ¼ 0 ) x1  2 j b ¼ 0 ) x1 ¼ 2 j b ¼ 2 b j Damit erhalten wir die folgenden von zwei Parametern a und b abhängenden Eigenvektoren zum (doppelten) Eigenwert l 1=2 ¼ 0: 0 1 2bj x ¼ @ a A ðmit a ¼ 6 0 ; b 6¼ 0Þ b Wir können diesen Eigenvektor auch wie folgt als Linearkombination zweier linear unabhängiger Eigenvektoren x 1 und x 2 darstellen, die nur von a bzw. b abhängen: 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 2bj 0 2bj 0 2j B C B C B C B C B C x ¼ @ a A ¼ @ a A þ @ 0 A ¼ a @ 1 Aþ b @ 0 A ¼ a x 1 þ b x 2 b 0 b 0 1 |{z} |ffl{zffl} x1 x2 0 l3 ¼ 5 ) ðA  5 EÞ x ¼ 0 oder 4 B @ 0 2j 0 5 0 0 1 10 1 0 x1 2j B C CB C 0 A @ x2 A ¼ @ 0 A 0 x3 1 Die Koeffizientenmatrix B ¼ A  5 E bringen wir zunächst auf Trapezform und lösen dann das gestaffelte System: 0 0 1 1 0 1 4 0 2j : 2 2 0 j 2 0 j B B C C B C B ¼ @ 0 5 0A ) @ 0 5 0 A¼ B * ) @ 0 5 0A Nullzeile 2j 0 1 0 0 0 2j 0  1 þ j Z1 Rg ðBÞ ¼ Rg ðB *Þ ¼ r ¼ 2 ; Anzahl der Unbekannten : n ¼ 3 ; Anzahl der Parameter : n  r ¼ 3  2 ¼ 1 Wir lösen das gestaffelte System B * x ¼ 0 (gewählter Parameter ist x 3 ¼ 2 g mit g 6¼ 0): ðIÞ  2 x1  j x3 ¼ 0 ðIIÞ  5 x2 ¼ 0 ) )  2 x1  j 2 g ¼ 0 )  2 x 1 ¼ j 2g ) x1 ¼  j g x2 ¼ 0 0 Eigenvektoren zum Eigenwert l 3 ¼ 5: 1 0 1 jg j x3 ¼ @ 0 A ¼ g @ 0 A 2g 2 ðmit g 6¼ 0Þ Die drei Eigenvektoren x 1 , x 2 und x 3 (mit g ¼ 1) sind linear unabhängig, da die aus ihnen gebildete Determinante von null verschieden ist (Determinantenberechnung durch Entwicklung nach den Elementen der 2. Zeile, wobei nur das Element a 21 ¼ 1 einen Beitrag leistet):   0 2j  det ðx 1 x 2 x 3 Þ ¼  1 0  0 1   2j ¼   1    j  0   2þ1  0  ¼ a 21 A 21 ¼ a 21  ð 1Þ  D 21 ¼ 1  ð 1Þ   1   0 2   j   ¼  ð4 j þ jÞ ¼  5 j 6¼ 0 2 2j 0 1   j   0  ¼  2
3 Eigenwertprobleme 589   1 2 Bestimmen Sie die Eigenwerte und Eigenvektoren der symmetrischen Matrix A ¼ . 2 2 x 2 gebildete Matrix Zeigen Sie dann, dass die mit den normierten Eigenvektoren ~ x 1 und ~ T ¼ ð~x 1 ~x 2 Þ die Matrix A auf Diagonalgestalt transformiert: J67 T1  A  T ¼ D ðD : DiagonalmatrixÞ Welche Bedeutung haben die Diagonalelemente dieser Diagonalmatrix? Das Eigenwertproblem lautet: ðA  l EÞ x ¼ 0 oder 1l 2 2 2  l ! x1 x2 ! ¼ 0 0 ! Die Eigenwerte berechnen wir aus der charakteristischen Gleichung det ðA  l EÞ ¼ 0:   2 1l   ¼ ð1  lÞ ð 2  lÞ  4 ¼ det ðA  l EÞ ¼  2 2  l  ¼  2  l þ 2 l þ l2  4 ¼ l2 þ l  6 ¼ 0 l 1=2 1  ¼  2 rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 25 1 5 þ6 ¼   ¼   4 2 4 2 2 ) ) l1 ¼ 2 ; l2 ¼  3 Berechnung der zugehörigen Eigenvektoren l1 ¼ 2 ) 1 2 ðA  2 EÞ x ¼ 0 oder 2 4 ! x1 x2 ! 0 0 ¼ ! Dieses homogene LGS reduziert sich auf eine Gleichung (wir wählen die erste Gleichung), da die beiden Gleichungen proportional sind: ðIÞ ðIIÞ  x 1 þ 2 x 2 ¼ 0 j  ð 2Þ ) 2 x1  4 x2 ¼ 0 ðidentisch mit Gleichung (II)Þ 2 x1  4 x2 ¼ 0 Wir dürfen daher über eine der beiden Unbekannten frei verfügen und wählen x 2 als Parameter (x 2 ¼ a mit a 6¼ 0): ðIIÞ ) 2 x1  4 a ¼ 0 ) 2 x 1 ¼ 4a ) x1 ¼ 2 a Der Eigenvektor x 1 mit den Komponenten x 1 ¼ 2 a und x 2 ¼ a x 1  x 1 ¼ 1; a > 0):     2a 2a x1  x1 ¼  ¼ 4 a2 þ a2 ¼ 5 a2 ¼ 1 ) a a pffiffiffi ! 2= 5 Normierter Eigenvektor zum Eigenwert l 1 ¼ 2: ~ x1 ¼ ¼ pffiffiffi 1= 5 l2 ¼  3 ) ðA þ 3 EÞ x ¼ 0 oder 4 2 2 1 ! x1 x2 ! ¼ 0 0 wird noch normiert (Normierungsbedingung: a2 ¼ 1 pffiffiffi 5 1 5 ) 1 a ¼ pffiffiffi 5   2 1 ! Wiederum erhalten wir zwei proportionale Gleichungen (die erste Gleichung ist das 2-fache der zweiten Gleichung):  ðIÞ 4 x 1 þ 2 x 2 ¼ 0 j : 2 ) 2 x1 þ x2 ¼ 0 ðIIÞ 2 x 1 þ x 2 ¼ 0
590 J Lineare Algebra Da die verbliebene Gleichung noch beide Unbekannte enthält, können wir x 1 oder x 2 frei wählen. Wir entscheiden uns für den Parameter x 1 ¼ b mit b 6¼ 0: 2 x1 þ x2 ¼ 0 ) 2 b þ x2 ¼ 0 ) x2 ¼  2 b Den Eigenvektor x 2 mit den Komponenten x 1 ¼ b und x 2 ¼  2 b müssen wir noch normieren ( b > 0):     b b 1 1  ¼ b2 þ 4 b2 ¼ 5 b2 ¼ 1 ) b2 ¼ ) b ¼ pffiffiffi x2  x2 ¼ 5 2b 2b 5 pffiffiffi !   1 1= 5 1 Normierter Eigenvektor zum Eigenwert l 2 ¼  3: ~ x2 ¼ ¼ pffiffiffi pffiffiffi 2  2= 5 5 Transformation der Matrix A auf Diagonalgestalt ~ 2 bilden wir die Transformationsmatrix T und deren Inverse T  1 : Mit den beiden normierten Eigenvektoren ~x 1 und x ! 1 pffiffiffi pffiffiffi !   pffiffiffi 2 1 2= 5 1= 5 1 1 1 1 ¼ pffiffiffi B ; T ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi B ¼ 5 B1 T ¼ ð~ x 1 ~x 2 Þ ¼ pffiffiffi pffiffiffi 1= 5  2= 5 5 1 2 5 5 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} B Die Matrix B invertieren wir nach dem Gauß-Jordan-Verfahren (! FS: Kap. VII.1.5.2.2): ! !   2 1  1 0 1  2  0 1 1 2 ) ) ðB j EÞ ¼   1 2 0 1 2 1 1 0  2 Z1 0 5 |fflfflffl{zfflfflffl} |ffl{zffl} B E ! !   1  2  0 1 1 0  2=5 1=5 þ 2 Z2 ) ¼ ðE j B  1 Þ 0 1  1=5  2=5 0 1  1=5  2=5 |ffl{zffl} |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} E B1   0   1 1 2 ! : 5 ) Somit gilt: T 1 pffiffiffi pffiffiffi  2=5 ¼ 5 B1 ¼ 5 1=5 1=5  2=5  pffiffiffi  2 5 ¼ 5 1 1 2  1 ¼ pffiffiffi 5   2 1 1 ¼ pffiffiffi B 1 2 5 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} B Wir transformieren die Matrix A mit Hilfe der Transformationsmatrix T und ihrer Inversen T  1 wie folgt auf Diagonalgestalt: 1 1 1 1 A ! D ¼ T  1  A  T ¼ pffiffiffi B  A  pffiffiffi B ¼ ðB  A  BÞ ¼ ðB  AÞ  B 5 5 5 5 Die Matrizenprodukte B  A und ðB  AÞ  B berechnen wir mit dem Falk-Schema: A B 2 1 1 2 1 2 4 3 2 2 2 6 BA 4 3 B 2 1 1  2 2 6 10 0 0  15 BA ðB  AÞ  B Damit erhalten wir: D ¼ T 1 1 1 ðB  AÞ  B ¼ AT ¼ 5 5  10 0 0  15   ¼ 2 0 0 3  Die Transformation führt in der Tat auf eine Diagonalmatrix, deren Diagonalelemente die Eigenwerte der Matrix A sind (l 1 ¼ 2 und l 2 ¼  3).
591 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 1 Wahrscheinlichkeit von Ereignissen Lehrbuch: Band 3, Kapitel II.1, 2 und 3 Formelsammlung: Kapitel XV.1, 2 und 3 Einer Lieferung von 30 elektronischen Bauteilen (darunter befinden sich unbekannterweise 2 defekte Teile) wird eine Stichprobe vom Umfang n ¼ 3 entnommen. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass K1 die Stichprobe a) ausschließlich einwandfreie Teile, b) mindestens 1 defektes Teil enthält. Wir betrachten die folgenden Ereignisse: A i : Die i-te Ziehung liefert ein einwandfreies Bauteil (i ¼ 1, 2, 3) a) Das Ereignis A 1 \ A 2 \ A 3 beschreibt dann die (nacheinander erfolgte) Ziehung dreier einwandfreier Bauteile. Nach dem Multiplikationssatz (! FS: Kap. XV.3.5) gilt dann für die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses: P 0 ¼ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 j A 1 Þ  P ðA 3 j A 1 \ A 2 Þ ¼ 28 27 26   ¼ 0,8069 30 29 28 80,7 % Berechnung der Wahrscheinlichkeiten P ðA 1 Þ, P ðA 2 j A 1 Þ und P ðA 3 j A 1 \ A 2 Þ Die Ziehung eines Bauteils erfolgt rein zufällig und ist für alle Bauteile gleichwahrscheinlich (es handelt sich um ein Laplace-Experiment ! FS: Kap. XV.3.3). P ðA 2 j A 1 Þ und P ðA 3 j A 1 \ A 2 Þ sind dabei bedingte Wahrscheinlichkeiten (! FS: Kap. XV.3.4). 1. Ziehung: 30 Teile, darunter 28 einwandfreie Teile; gezogen wird ein einwandfreies Teil (Ereignis A 1 Þ ) P ðA 1 Þ ¼ 28=30 2. Ziehung: Das Ereignis A 1 ist eingetreten (Ziehung eines einwandfreien Teils), unter den verbliebenen 29 Teilen befinden sich damit 27 einwandfreie Teile; gezogen wird wiederum ein einwandfreies Teil (Ereignis A 2 Þ ) P ðA 2 j A 1 Þ ¼ 27=29 3. Ziehung: Die Ereignisse A 1 und A 2 und somit das Ereignis A 1 \ A 2 sind eingetreten (zweimalige Ziehung eines einwandfreien Teils); unter den verbliebenen 28 Teilen befinden sich 26 einwandfreie Teile; gezogen wird wiederum ein einwandfreies Teil (Ereignis A 3 Þ ) P ðA 3 j A 1 \ A 2 Þ ¼ 26=28 b) P (mindestens 1 defektes Teil) ¼ 1  P 0 ¼ 1  0,8069 ¼ 0,1931 19,3 % © Springer Fachmedien Wiesbaden ein Teil von Springer Nature 2020 Papula/Klausurentrainer 2019 GmbH, 3B2 O:/Springer/Papula_Klausurentrainer_2019/3d/36vi011d.3d L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler – Klausur- und Übungsaufgaben, https://doi.org/10.1007/978-3-658-30271-9_11 Bearb.: DP
592 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Schwimmwettbewerb Die Gewinnchancen der vier Teilnehmer (A, B, C und D) eines Schwimmwettbewerbs verhalten sich auf- K2 grund der gezeigten Trainingsleistungen wie 4 : 2 : 3 : 1. Wie groß sind dann die Wahrscheinlichkeiten für folgende Ereignisse? a) A gewinnt, b) D gewinnt, c) A oder C gewinnt (wobei ein sog. „totes“ Rennen, d. h. gleicher Zieleinlauf ausgeschlossen wird). Die Gewinnchancen der Teilnehmer beschreiben wir durch die Wahrscheinlichkeiten P ðAÞ, P ðBÞ, P ðCÞ und P ðDÞ. Wir setzen (willkürlich) P ðDÞ ¼ p und damit P ðAÞ ¼ 4 p, P ðBÞ ¼ 2 p, P ðCÞ ¼ 3 p. Da einer der vier Teilnehmer gewinnt (sog. sicheres Ereignis), gilt: P ðAÞ þ P ðBÞ þ P ðCÞ þ P ðDÞ ¼ 4 p þ 2 p þ 3 p þ p ¼ 10 p ¼ 1 ) p ¼ 0,1 a) A gewinnt: P ðAÞ ¼ 4 p ¼ 4  0,1 ¼ 0,4 ¼ b 40 % b) D gewinnt: P ðDÞ ¼ p ¼ 0,1 ¼ b 10 % c) A oder C gewinnt, beschrieben durch das Ereignis A [ C , wobei sich die Ereignisse A und C gegenseitig ausschließen (ein „totes“ Rennen wurde ausgeschlossen). Aus dem Additionssatz für sich gegenseitig ausschließende Ereignisse folgen dann (! FS: Kap. XV.3.2): P ðA [ CÞ ¼ P ðAÞ þ P ðCÞ ¼ 4 p þ 3 p ¼ 7 p ¼ 7  0,1 ¼ 0,7 ¼ b 70 % Zwei Sportschützen treffen die Zielscheibe mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 % (Schütze Nr. 1) bzw. K3 40 % (Schütze Nr. 2), wie man aus den Trainingsleistungen schließen kann. a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Scheibe getroffen wird, wenn beide gleichzeitig schießen? b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit trifft nur einer der beiden Schützen? Wir betrachten die folgenden Ereignisse: A: 1. Schütze trifft; B: 2. Schütze trifft a) Die Scheibe wird getroffen, wenn das Ereignis A [ B eintritt (entweder trifft der 1. Schütze oder der 2. Schütze oder beide). Dann gilt nach dem Additionssatz für beliebige Ereignisse (! FS: Kap. XV.3.2): P ðA [ BÞ ¼ P ðAÞ þ P ðBÞ  P ðA \ BÞ Die Wahrscheinlichkeiten für die Ereignisse A und B sind bereits bekannt: P ðAÞ ¼ 0,2 und P ðBÞ ¼ 0,4. Die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis A \ B (beide Schützen treffen gleichzeitig) erhalten wir aus dem Multiplikationssatz für stochastisch unabhängige Ereignisse (! FS: Kap. XV.3.6): P ðA \ BÞ ¼ P ðAÞ  P ðBÞ ¼ 0,2  0,4 ¼ 0,08 (das Ergebnis des einen Schützen hat keinen Einfluss auf das Ergebnis des anderen Schützen). Die Scheibe wird somit mit der folgenden Wahrscheinlichkeit getroffen: P ðA [ BÞ ¼ P ðAÞ þ P ðBÞ  P ðA \ BÞ ¼ 0,2 þ 0,4  0,08 ¼ 0,52 ¼ b 52 % b) Uns interessiert das folgende Ereignis: C: Nur einer der beiden Schützen trifft D. h. entweder trifft der 1. Schütze und der 2. Schütze trifft nicht (Ereignis ðA \ BÞ oder umgekehrt der 2. Schütze trifft und der 1. Schütze trifft nicht (Ereignis ðB \ AÞ1) ). Somit lässt sich das Ereignis C wie folgt beschreiben: 1Þ A ist das zu A komplementäre Ereignis (der 1. Schütze trifft nicht). Analog B: Zu B komplementäre Ereignis (der 2. Schütze trifft nicht).
1 Wahrscheinlichkeit von Ereignissen 593 C ¼ ðA \ BÞ [ ðB \ AÞ Die Wahrscheinlichkeit, dass nur einer der beiden Schützen trifft, beträgt dann nach dem Additionssatz (die Ereignisse A \ B und B \ A schließen sich gegenseitig aus): P ðCÞ ¼ P ðA \ BÞ þ P ðB \ AÞ ¼ P ðAÞ  P ðBÞ þ P ðBÞ  P ðAÞ ¼ 0,2  0,6 þ 0,4  0,8 ¼ ¼ 0,12 þ 0,32 ¼ 0,44 ¼ b 44 % P ðAÞ ¼ 1  P ðAÞ ¼ 1  0,2 ¼ 0,8 ; P ðBÞ ¼ 1  P ðBÞ ¼ 1  0,4 ¼ 0,6 Windhundrennen An einem Windhundrennen nehmen vier Hunde (A, B, C und D) teil und zwar der Reihe nach mit den Gewinnchancen 10 %, 20 %, 20 % und 50 %. Es finden zwei Rennen unter jeweils gleichen Bedingungen K4 statt. Mit Hilfe des Ereignisbaumes (Baumdiagramms) sollen die Wahrscheinlichkeiten folgender Ereignisse (Rennergebnisse) bestimmt werden: a) Windhund A gewinnt das 1. und Windhund B das 2. Rennen; b) Windhund D gewinnt beide Rennen; c) Windhund B gewinnt das 1. und Windhund C das 2. Rennen oder umgekehrt. In beiden Rennen gelten für die Wahrscheinlichkeiten, das Rennen zu gewinnen: P ðAÞ ¼ 0,1; P ðBÞ ¼ P ðCÞ ¼ 0,2; P ðDÞ ¼ 0,5. Ereignisbaum (Baumdiagramm; siehe Bild K-1) 1. Rennen D 0, 0,5 D 5 0,2 O Eingezeichnet sind nur die interessierenden Pfade mit den entsprechenden Wahrscheinlichkeiten (Zwischen- und Endergebnisse; O: „Wurzel“ des Baumes = Ausgangspunkt), Der Ausgang des 1. Rennens hat dabei keinen Einfluss auf das 2. Rennen (es handelt sich hierbei um stochastisch unabhängige Ereignisse). 2. Rennen C 0,2 B 0,2 0,1 B 0,2 C 0,2 A B Bild K-1 Ereignisbaum Mit Hilfe der Pfadregeln (! FS: Kap. XV.3.7) erhalten wir die gesuchten Wahrscheinlichkeiten. Sie betragen: a) P ðO A BÞ ¼ P ðAÞ  P ðBÞ ¼ 0,1  0,2 ¼ 0,02 ¼ b 2% b) P ðO D DÞ ¼ P ðDÞ  P ðDÞ ¼ 0,5  0,5 ¼ 0,25 ¼ b 25 % c) P ðO B C [ O C BÞ ¼ P ðO B CÞ þ P ðO C BÞ ¼ P ðBÞ  P ðCÞ þ P ðCÞ  P ðBÞ ¼ 2  P ðBÞ  P ðCÞ ¼ ¼ 2  0,2  0,2 ¼ 0,08 ¼ b 8%
594 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Eine Warenlieferung besteht aus 200 ohmschen Widerständen, die in einem Werk auf drei verschiedenen Maschinen M 1 , M 2 und M 3 hergestellt wurden, wobei gilt: K5 Maschine M1 M2 M3 produzierte Stückzahl (in der Lieferung) 60 100 40 Ausschussanteil p i (i ¼ 1, 2, 3) 2% 3% 1% Der Lieferung wird rein zufällig ein Widerstand entnommen und auf seine Funktionsfähigkeit überprüft (intakt oder defekt). a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Widerstand defekt ist? b) Sollte der entnommene Widerstand defekt sein, mit welcher Wahrscheinlichkeit wurde er dann auf der Maschine M 1 produziert? Wir interessieren uns also für die folgenden Ereignisse: A i : Der entnommene Widerstand wurde auf der Maschine M i produziert (i ¼ 1, 2, 3) D: Der entnommene Widerstand ist defekt Die Wahrscheinlichkeiten der Ereignisse A i betragen dabei: P ðA 1 Þ ¼ 60 ¼ 0,3 ; 200 P ðA 2 Þ ¼ 100 ¼ 0,5 ; 200 P ðA 3 Þ ¼ 40 ¼ 0,2 200 Die gesuchten Lösungen (Wahrscheinlichkeiten) erhalten wir mit Hilfe des Baumdiagramms (Ereignisbaum; siehe Bild K-2). Drei Pfade führen vom Ausgangspunkt O („Wurzel“ des Baumes) über die Zwischenstationen A 1 bzw. A 2 bzw. A 3 nach D. Die Pfadregeln liefern dann die gesuchten Wahrscheinlichkeiten (! FS: Kap. XV.3.7). A3 0, O 0, 2 0,5 0, A2 3 01 0,03 0, D 02 A1 Bild K-2 Baumdiagramm a) P ðO A 1 DÞ ¼ P ðA 1 Þ  P ðD j A 1 Þ ¼ P ðA 1 Þ  p 1 ¼ 0,3  0,02 ¼ 0,006 P ðO A 2 DÞ ¼ P ðA 2 Þ  P ðD j A 2 Þ ¼ P ðA 2 Þ  p 2 ¼ 0,5  0,03 ¼ 0,015 P ðO A 3 DÞ ¼ P ðA 3 Þ  P ðD j A 3 Þ ¼ P ðA 3 Þ  p 3 ¼ 0,2  0,01 ¼ 0,002 Anmerkung: Die bedingten Wahrscheinlichkeiten P ðD j A i Þ sind die vorgegebenen Ausschussanteile, d. h. P ðD j A i Þ ¼ p i (i ¼ 1, 2, 3).
1 Wahrscheinlichkeit von Ereignissen 595 Die gesuchte totale Wahrscheinlichkeit des Ereignisses D beträgt damit: P ðDÞ ¼ P ðO A 1 DÞ þ P ðO A 2 DÞ þ P ðO A 3 DÞ ¼ 0,006 þ 0,015 þ 0,002 ¼ 0,023 ¼ b 2,3 % b) Die Formel von Bayes liefert dann (! FS: Kap. XV.3.7) die gesuchte Wahrscheinlichkeit dafür, dass der entnommene Widerstand defekt ist und auf der Maschine M 1 produziert wurde: P ðA 1 j DÞ ¼ P ðO A 1 DÞ PðDÞ ¼ 0,006 0,023 ¼ 0,2609 ¼ b 26,09 % Anmerkung: Es gibt genau einen „günstigen“ Pfad, nämlich O A 1 D, siehe Baumdiagramm (Bild K-2). Autorennen (Formel 1) Aufgrund der Ergebnisse aus den Vorjahren wird erwartet, dass zwei bestimmte Rennwagen W 1 und W 2 bei künftigen Rennen das Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % bzw. 90 % erreichen und zwar unabhängig voneinander. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeiten für folgende (zukünftige) Ereignisse (Renn- K6 ergebnisse): a) Beide Wagen erreichen das Ziel; b) Beide Wagen fallen aus; c) Genau einer der beiden Wagen erreicht das Ziel; d) Mindestens einer der beiden Wagen erreicht das Ziel. Wir betrachten die folgenden Ereignisse: A i : Wagen W i erreicht das Ziel (i ¼ 1, 2) A i : Wagen W i fällt aus (i ¼ 1, 2) Diese Ereignisse haben folgende Wahrscheinlichkeiten (A i ist das zu A i komplementäre Ereignis): P ðA 1 Þ ¼ 0,8 ; P ðA 1 Þ ¼ 0,2 ; P ðA 2 Þ ¼ 0,9 ; P ðA 2 Þ ¼ 0,1 Wir lösen die gestellte Aufgabe mit Hilfe des Additions- und Multiplikationssatzes für (stochastisch) unabhängige Ereignisse (! FS: Kap. XV.3.2 und 3.6). a) Ereignis ðA 1 \ A 2 Þ: Beide Wagen erreichen das Ziel. P ðA 1 \ A 2 Þ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ ¼ 0,8  0,9 ¼ 0,72 ¼ b 72 % b) Ereignis ðA 1 \ A 2 Þ: Beide Wagen fallen aus. P ðA 1 \ A 2 Þ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ ¼ 0,2  0,1 ¼ 0,02 ¼ b 2% c) Ereignis C ¼ ðA 1 \ A 2 Þ [ ðA 1 \ A 2 Þ: Entweder erreicht W 1 das Ziel und W 2 fällt aus (Ereignis A 1 \ A 2 ) oder W 1 fällt aus und W 2 erreicht das Ziel (Ereignis A 1 \ A 2 ). P ðCÞ ¼ P ðA 1 \ A 2 Þ [ ðA 1 \ A 2 Þ ¼ P ðA 1 \ A 2 Þ þ P ðA 1 \ A 2 Þ ¼ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ þ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ ¼ 0,8  0,1 þ 0,2  0,9 ¼ 0,08 þ 0,18 ¼ 0,26 ¼ b 26 % Anmerkung: Die Ereignisse A 1 \ A 2 und A 1 \ A 2 schließen sich gegenseitig aus.
596 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik d) Ereignis ðA 1 [ A 2 Þ: Entweder erreicht W 1 das Ziel und W 2 fällt aus oder umgekehrt W 2 erreicht das Ziel und W 1 fällt aus oder beide Wagen erreichen das Ziel. Mit dem Additionssatz für beliebige Ereignisse (! FS: Kap. XV.3.2) erhalten wir dann: P ðA 1 [ A 2 Þ ¼ P ðA 1 Þ þ P ðA 2 Þ  P ðA 1 \ A 2 Þ ¼ P ðA 1 Þ þ P ðA 2 Þ  P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ ¼ ¼ 0,8 þ 0,9  0,8  0,9 ¼ 1,7  0,72 ¼ 0,98 ¼ b 98 % Ein Bogenschütze trifft mit einer Wahrscheinlichkeit von p ¼ 0,3 ins „Schwarze“ (¼ Zentrum der Zielscheibe). Bestimmen Sie bei drei abgegebenen Schüssen die Wahrscheinlichkeiten der folgenden Ereignisse (Resultate): K7 a) 3 Treffer; b) 2 Treffer; c) mindestens 2 Treffer. d) Wie oft muss er mindestens schießen, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % wenigstens einmal zu treffen? Wir betrachten die Ereignisse T : Treffer und T : Fehlschuss mit den Wahrscheinlichkeiten P ðTÞ ¼ p ¼ 0,3 und P ðTÞ ¼ 1  P ðTÞ ¼ 1  0,3 ¼ 0,7. Das Ergebnis eines Versuches (Treffer oder Fehlschuss) ist dabei unabhängig vom Ergebnis des vorangegangenen Schussversuches (stochastisch unabhängige Ereignisse). a) Der Multiplikationssatz (! FS: Kap. XV.3.2) liefert für das Ereignis T T T (¼ 3 Treffer): P ð3 TrefferÞ ¼ P ðT T TÞ ¼ P ðTÞ  P ðTÞ  P ðTÞ ¼ 0,3  0,3  0,3 ¼ 0,3 3 ¼ 0,027 ¼ b 2,7 % b) Drei mögliche Ereignisse (Fehlschuss beim 1. bzw. 2. bzw. 3. Versuch): T T T, T T T, T T T. P ð2 TrefferÞ ¼ P ðT T TÞ þ P ðT T TÞ þ P ðT T TÞ ¼ 0,7  0,3  0,3 þ 0,3  0,7  0,3 þ 0,3  0,3  0,7 ¼ ¼ 3 ð0,7  0,3 2 Þ ¼ 0,189 ¼ b 18,9 % c) P ðmindestens 2 TrefferÞ ¼ P ð2 TrefferÞ þ P ð3 TrefferÞ ¼ 0,189 þ 0,027 ¼ 0,216 ¼ b 21,6 % (unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus a) und b)) d) Der Bogenschütze muss mindestens n Schüsse abgeben, um die Scheibe wenigstens einmal mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % zu treffen (n ist dabei zunächst noch unbekannt). Mit p ðiÞ bezeichnen wir die Wahrscheinlichkeit, dass der Schütze die Scheibe erstmals beim i-ten Schuss trifft (i ¼ 1, 2, . . . , n; alle vorangegangenen Schüsse sind Fehlschüsse). Dabei gilt: p ð1Þ ¼ 0,3 ; ... ; p ð2Þ ¼ 0,7  0,3 ¼ 0,3  0,7 1 ; p ð3Þ ¼ 0,7  0,7  0,3 ¼ 0,3  0,7 2 ; p ðnÞ ¼ 0,7  0,7 . . . 0,7  0,3 ¼ 0,3  0,7 n  1 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ðn  1Þ-mal Die ganzzahlige Unbekannte n genügt dann der folgenden Bedingung: p ð1Þ þ p ð2Þ þ p ð3Þ þ . . . þ p ðnÞ ¼ 0,3 þ 0,3  0,7 1 þ 0,3  0,7 2 þ . . . þ 0,3  0,7 n  1 ¼ 0,7 n  1 0,3 ð0,7 n  1Þ ¼ ¼ 1  0,7 n ¼ 0,9 ¼ 0,3 ð1 þ 0,7 1 þ 0,7 2 þ . . . þ 0,7 n  1 Þ ¼ 0,3  |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0,7  1  0,3 geometrische Reihe (! FS: Kap. I.3.3) 0,7 n ¼ 0,1 j ln ) ln 0,7 n ¼ ln 0,1 ) n  ln 0,7 ¼ ln 0,1 ) n ¼ ln 0,1 ln 0,7 ¼ 6,4557 )
1 Wahrscheinlichkeit von Ereignissen 597 Da n ganzzahlig sein muss (n ¼ Anzahl der abgegebenen Schüsse), lautet die Lösung n ¼ 7. D. h. der Schütze muss mindestens 7 Schüsse abgeben, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % wenigstens einmal die Scheibe zu treffen. Für die Montage eines Elektrogerätes werden u. a. drei verschiedene ohmsche Widerstände R 1 , R 2 und K8 R 3 und zwei verschiedene Kapazitäten (Kondensatoren) C 1 und C 2 benötigt, die alle aus Serienproduktionen mit Ausschusswahrscheinlichkeiten von 5 % (bei den Widerständen) und 3 % (bei den Kondensatoren) stammen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens 1 defektes Bauteil eingebaut wird und das Gerät damit nicht funktionsfähig (d. h. defekt) ist? Wir betrachten die folgenden stochastisch unabhängigen Ereignisse: A i : Einwandfreier Widerstand R i (i ¼ 1, 2, 3) B k : Einwandfreier Kondensator mit der Kapazität C k (k ¼ 1, 2) Zunächst bestimmen wir die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Ereignisses C ¼ A1 \ A2 \ A3 \ B1 \ B2 (das Elektrogerät enthält nur einwandfreie Bauteile). Der Multiplikationssatz für stochastisch unabhängige Ereignisse (! FS: Kap. XV.3.6) liefert dann mit P ðA i Þ ¼ 1  0,05 ¼ 0,95 und P ðB k Þ ¼ 1  0,03 ¼ 0,97 das folgende Ergebnis: P ðCÞ ¼ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 \ B 1 \ B 2 Þ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ  P ðB 1 Þ  P ðB 2 Þ ¼ ¼ 0,95  0,95  0,95  0,97  0,97 ¼ 0,95 3  0,97 2 ¼ 0,8067 Dann gilt für das zu C komplementäre Ereignis C (das Elektrogerät enthält mindestens 1 defektes Bauteil und ist damit nicht funktionsfähig): P ðCÞ ¼ 1  P ðCÞ ¼ 1  0,8067 ¼ 0,1933 ¼ b 19,33 % Fertigungsstraße mit drei Stationen Eine Fertigungsstraße mit drei Stationen S 1 , S 2 und S 3 , die unabhängig voneinander ausfallen können, wird in regelmäßigen zeitlichen Abständen gewartet, d. h. auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft. Den Ereignissen A i : Station S i funktioniert einwandfrei (i ¼ 1, 2, 3) K9 können dabei aufgrund langjähriger Erfahrungen die folgenden Wahrscheinlichkeitswerte zugeordnet werden: P ðA 1 Þ ¼ 0,97; P ðA 2 Þ ¼ 0,93; P ðA 3 Þ ¼ 0,95. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeiten der folgenden Ereignisse: a) B k : Genau k der 3 Stationen funktionieren einwandfrei (k ¼ 0, 1, 2, 3) Hinweis: k ¼ 0 bedeutet, dass keine Station funktioniert! b) C : Mindestens eine Station funktioniert! Die zu A i komplementären Ereignisse A i : Station S i funktioniert nicht einwandfrei (i ¼ 1, 2, 3) besitzen dann folgende Wahrscheinlichkeiten:
598 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik P ðA 1 Þ ¼ 1  P ðA 1 Þ ¼ 1  0,97 ¼ 0,03 ; P ðA 2 Þ ¼ 1  P ðA 2 Þ ¼ 1  0,93 ¼ 0,07 ; P ðA 3 Þ ¼ 1  P ðA 3 Þ ¼ 1  0,95 ¼ 0,05 Die Berechnung der gesuchten Wahrscheinlichkeiten erfolgt mit dem Additions- und Multiplikationssatz für stochastisch unabhängige Ereignisse (! FS: Kap. XV.3.2 und 3.6; die Stationen arbeiten unabhängig voneinander). a) k ¼ 0 Ereignis B 0 ¼ A 1 \ A 2 \ A 3 : Keine der 3 Stationen funktioniert. P 0 ¼ P ðB 0 Þ ¼ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ ¼ 0,03  0,07  0,05 ¼ ¼ 0,000 105 0,01 % Dieses Ereignis (alle 3 Stationen fallen aus) ist also sehr unwahrscheinlich! k ¼ 1 Ereignis B 1 ¼ ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ [ ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ [ ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ: Nur eine Station funktioniert (entweder funktioniert S 1 oder S 2 oder S 3 ; die beiden übrigen Stationen dagegen fallen aus). P 1 ¼ P ðB 1 Þ ¼ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ þ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ þ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ ¼ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ þ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ þ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ ¼ ¼ 0,97  0,07  0,05 þ 0,03  0,93  0,05 þ 0,03  0,07  0,95 ¼ ¼ 0,003 395 þ 0,001 395 þ 0,001 995 ¼ 0,006 785 k ¼ 2 0,68 % Ereignis B 2 ¼ ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ [ ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ [ ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ: Nur 2 Stationen funktionieren (entweder fällt S 1 aus oder S 2 oder S 3 ; die beiden übrigen Stationen dagegen funktionieren). P 2 ¼ P ðB 2 Þ ¼ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ þ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ þ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ ¼ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ þ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ þ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ ¼ ¼ 0,03  0,93  0,95 þ 0,97  0,07  0,95 þ 0,97  0,93  0,05 ¼ ¼ 0,026 505 þ 0,064 505 þ 0,045 105 ¼ 0,136 115 k ¼ 3 13,61 % Ereignis B 3 ¼ A 1 \ A 2 \ A 3 : Alle Stationen funktionieren. P 3 ¼ P ðB 3 Þ ¼ P ðA 1 \ A 2 \ A 3 Þ ¼ P ðA 1 Þ  P ðA 2 Þ  P ðA 3 Þ ¼ ¼ 0,97  0,93  0,95 ¼ 0,856 995 85,70 % Kontrolle der Rechnung: P 0 þ P 1 þ P 2 þ P 3 ¼ 0,000 105 þ 0,006 785 þ 0,136 115 þ 0,856 995 ¼ 1 b) P ðCÞ ¼ 1  P 0 ¼ 1  0,000 105 ¼ 0,999 895 100 % Man kann davon ausgehen, dass stets mindestens eine Station funktioniert. 2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsvariablen Lehrbuch: Band 3, Kapitel II.4 Formelsammlung: Kapitel XV.4 Integraltafel: Formelsammlung, Anhang Teil A („gelbe Seiten“) Hinweis: In den Lösungen wird die jeweilige Nummer des Integrals mit den entsprechenden Parameterwerten angegeben (z. B. Integral 313 mit a ¼ 2).
2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsvariablen 599 Ein homogener Würfel wird dreimal geworfen. Bestimmen Sie die Verteilung der diskreten Zufallsvariablen K10 X ¼ Anzahl der Würfe mit der Augenzahl 1 oder 6 a) Zeichnen Sie das zugehörige Stabdiagramm sowie den Verlauf der Verteilungsfunktion F ðxÞ. b) Berechnen Sie den Mittelwert m (Erwartungswert) sowie die Varianz s 2 der Zufallsvariablen X. a) Ereignis A: Wurf der Augenzahl 1 oder 6 Komplementäres Ereignis B ¼ A: Wurf der Augenzahl 2, 3, 4 oder 5 Alle Augenzahlen sind gleichwahrscheinlich mit der Wahrscheinlichkeit p ¼ 1=6 (Laplace-Experiment, ! FS: Kap. XV.3.3). Die Ereignisse A und B besitzen dann die Wahrscheinlichkeiten P ðAÞ ¼ 2=6 ¼ 1=3 und P ðBÞ ¼ 4=6 ¼ 2=3. Bei 3 Würfen sind genau 8 verschiedene Ergebnisse (Elementarereignisse) möglich: AAA, BAA, ABA, AAB, ABB, BAB, BBA, BBB. Die Zufallsvariable X kann die Werte 0, 1, 2, 3 annehmen. Der Multiplikations- und Additionssatz liefert dann die folgenden Wahrscheinlichkeitswerte (! FS: Kap. XV.3.2 und 3.6): X ¼ 0 Elementarereignis: BBB (B bei jedem der 3 Würfe) P ðX ¼ 0Þ ¼ P ðBBBÞ ¼ P ðBÞ  P ðBÞ  P ðBÞ ¼ X ¼ 1 2 2 2 8   ¼ 3 3 3 27 3 Elementarereignisse: ABB, BAB, BBA (A beim 1. bzw. 2. bzw. 3. Wurf) P ðX ¼ 1Þ ¼ P ðABBÞ þ P ðBABÞ þ P ðBBAÞ ¼ 3  P ðABBÞ ¼ 3  P ðAÞ  P ðBÞ  P ðBÞ ¼ ¼ 3 1 2 2 12   ¼ 3 3 3 27 (die Elementarereignisse unterscheiden sich lediglich in der Reihenfolge der Faktoren und sind daher gleichwahrscheinlich; jeweils einmal A und zweimal B). X ¼ 2 3 Elementarereignisse: BAA, ABA, AAB (B beim 1. bzw. 2. bzw. 3. Wurf) P ðX ¼ 2Þ ¼ P ðBAAÞ þ P ðABAÞ þ P ðAABÞ ¼ 3  P ðBAAÞ ¼ 3  P ðBÞ  P ðAÞ  P ðAÞ ¼ ¼ 3 2 1 1 6   ¼ 3 3 3 27 (die Elementarereignisse unterscheiden sich lediglich in der Reihenfolge der Faktoren und sind daher gleichwahrscheinlich; jeweils einmal B und zweimal A). X ¼ 3 Elementarereignis: AAA (A bei jedem der 3 Würfe) P ðX ¼ 3Þ ¼ P ðAAAÞ ¼ P ðAÞ  P ðAÞ  P ðAÞ ¼ 1 1 1 1   ¼ 3 3 3 27 Verteilungstabelle ð f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ: WahrscheinlichkeitsfunktionÞ xi 0 1 2 f ðx i Þ 8=27 12=27 6=27 F ðx i Þ 8=27 20=27 26=27 3 1=27 27=27 ¼ 1
600 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Stabdiagramm (Bild K-3) und Verteilungsfunktion (Treppenfunktion, Bild K-4) F (x) f (x) 1 26/27 12/27 20/27 8/27 6/27 8/27 1/27 Bild K-4 Bild K-3 0 1 b) m ¼ E ðXÞ ¼ 2 4 X 3 x x i  f ðx i Þ ¼ 0  i¼1 s 2 ¼ Var ðXÞ ¼ 4 X 0 2 3 x 8 12 6 1 0 þ 12 þ 12 þ 3 27 þ1 þ2 þ3 ¼ ¼ ¼ 1 27 27 27 27 27 27 ðx i  mÞ 2  f ðx i Þ ¼ ð0  1Þ 2  i¼1 ¼ 1 1 8 12 6 1 þ ð1  1Þ 2  þ ð2  1Þ 2  þ ð3  1Þ 2  ¼ 27 27 27 27 8 12 6 1 8þ0þ6þ4 18 2 þ0 þ1 þ4 ¼ ¼ ¼ 27 27 27 27 27 27 3 Ein Sportschütze trifft eine kreisförmige Zielscheibe vom Radius R ¼ 6 cm mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 %. Die Scheibe wurde durch zwei konzentrische Kreise mit den Radien r 1 ¼ 2 cm und r 2 ¼ 4 cm in drei kreisringförmige Bereiche unterteilt (Bild K-5). Bereich (I): R 0  r  r1 Bereich (II): r 1  r  r 2 r2 Bereich (III): r 2  r  R r1 K11 Bild K-5 Zielscheibe Trifft der Schütze die Scheibe, so erhält er in Abhängigkeit vom getroffenen Bereich die folgenden Punkte (bei einem Fehlschuss gibt es keinen Punkt): Getroffener Bereich (I) (II) (III) außerhalb (Fehlschuss) Punkte 10 6 2 0 Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeitsfunktion f ðxÞ. Welche Punktzahl kann man bei einem abgegebenen Schuss im Mittel erwarten?
2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsvariablen 601 Zufallsvariable: X ¼ erreichte Punktzahl (X ¼ 0, 2, 6, 10) Der Schütze trifft die Scheibe mit der Wahrscheinlichkeit P ðScheibeÞ ¼ 0,6 ¼ 3=5. Für die Vergabe der Punkte ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Treffwahrscheinlichkeit von Bereich zu Bereich verschieden ist. Ein sinnvoller Multiplikator, der die Lage des Bereiches auf der Scheibe angemessen berücksichtigt, ist das Verhältnis der Fläche des Bereiches zur Gesamtfläche der Scheibe. Somit erhalten wir die folgenden Treffwahrscheinlichkeiten für die einzelnen Bereiche: X ¼ 10 Treffer im Bereich (I) Ringfläche ðIÞ P ðX ¼ 10Þ ¼ f ð10Þ ¼ ¼ X ¼ 6 43 36  5 ¼ 12 3  12  5 ¼ Ringfläche ðIIÞ 1 35 p R2  3 ¼ 5 ð2 cmÞ 2 ð6 cmÞ 2  3 5 ¼ 4 cm 2 36 cm 2 3  ¼ 5 1 ¼ 15  P ðScheibeÞ ¼ Scheibenfläche ð16  4Þ cm 2 3  36 cm 2 ¼ 5 12  3 36  5 ¼ p ðr 22  r 12 Þ p R2 3  ¼ ð4 cmÞ 2  ð2 cmÞ 2 5 ð6 cmÞ 2 3  ¼ 5 1 5 Treffer im Bereich (III) P ðX ¼ 2Þ ¼ f ð2Þ ¼ ¼ X ¼ 0 ¼ p r 12 Treffer im Bereich (II) P ðX ¼ 6Þ ¼ f ð6Þ ¼ X ¼ 2 Scheibenfläche  P ðScheibeÞ ¼ Ringfläche ðIIIÞ Scheibenfläche ð36  16Þ cm 2 36 cm 2  3 ¼ 5  P ðScheibeÞ ¼ 20  3 36  5 ¼ p ðR 2  r 22 Þ p R2 453 43 3 5 ¼  3 5 ¼ ð6 cmÞ 2  ð4 cmÞ 2 ð6 cmÞ 2  3 ¼ 5 1 3 Scheibe verfehlt (Fehlschuss) P ðX ¼ 0Þ ¼ f ð0Þ ¼ 1  P ðScheibeÞ ¼ 1  3 5 0 2 f ðx i Þ ¼ 2 5 f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ Verteilungstabelle xi ¼ ¼ 5 2 6 1 15 3 ¼ 6 5 1 15 5 ¼ 10 3 1 15 15 Der Erwartungswert (Mittelwert) der Zufallsvariablen X, d. h. die mittlere Punktzahl beträgt damit: E ðXÞ ¼ 4 X i¼1 x i  f ðx i Þ ¼ 0  6 5 3 1 0 þ 10 þ 18 þ 10 38 þ2 þ6 þ 10  ¼ ¼ ¼ 2,53 15 15 15 15 15 15 Die stetige Zufallsvariable X genüge einer Exponentialverteilung mit der Wahrscheinlichkeitsdichte- K12 funktion f ðxÞ ¼ l  e  lx für x  0 (im übrigen Bereich verschwindet f ðxÞ; l > 0). Welchen   1 2 Erwartungswert besitzt die von X abhängige Funktion (Zufallsvariable) Z ¼ g ðXÞ ¼ X  ? l
602 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik " E ðZÞ ¼ E X  1 ð ¼ l 0 ¼ 1 l 1  2# 1 ð ¼ l  1 ð g ðxÞ  f ðxÞ d x ¼ 1 1 x  2 l 0  l  elx d x ¼ 1   ð 2 2 2x 1 l x  2lx þ 1 2 lx x  dx ¼ l   elx d x ¼ þ 2 e l l l2 0 1 ð  ðl 2 x 2  2 l x þ 1Þ  e  l x d x 0 Aufspalten des Integrals in 3 Teilintegrale liefert dann (! Integrale 312, 313 und 314, jeweils mit a ¼  l): E ðZÞ ¼ ¼ ¼ 1 " 1 ð l  l 1 2 lx 1 ð dx 2l  0 " l l 1 x e 2  l 0 Integral 314 Integral 313  l3  1 l dx þ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} e lx   2l ðl 2 x 2 þ 2 l x þ 2Þ  e  l x  2 l # 1 ð |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} ! l2 x2 þ 2 l x þ 2 2 x e lx e lx dx ¼ 0 |fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl} Integral 312  lx  1 l2 e lx ð l x  1Þ  e  l x   1 l 1 l #1 e lx ¼ 0  elx 1 ¼ 0    1 1 2 2 lx lx lx    ðl x þ 2 l x þ 2Þ  e þ 2 ð l x  1Þ  e þe ¼ ¼ l l 0 1 ¼  ¼  1  l2 1 l 2 ðl 2 x 2 þ 2 l x þ 2  2 l x  2 þ 1Þ  e  l x |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 0  ðl x þ 1Þ  e 2 2 lx 1 ¼  0 1 l 2 ð0  1Þ ¼ 1 ¼ 0 1 l2 Hinweis: lim P ðxÞ  e  l x ¼ 0 für ein beliebiges Polynom P ðxÞ und l > 0; hier ist P ðxÞ ¼ l 2 x 2 þ 1. x!1 Anmerkung: Der Erwartungswert E ðZÞ ¼ 1=l 2 ist die Varianz der Zufallsvariablen X! f (x) a Gegeben ist die in Bild K-6 skizzierte symmetrische Drei- K13 ecksverteilung einer stetigen Zufallsvariablen X. Berechnen Sie den Mittelwert m und die Varianz s 2 dieser Verteilung unter Berücksichtigung der Spiegelsymmetrie. –1 Bild K-6 1 x
2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsvariablen 603 Zunächst bestimmen wir den Parameter a durch Normierung der noch unbekannten Dichtefunktion f ðxÞ: ð1 f ðxÞ d x ¼ 2  a ¼ a ¼ 1 2 1 Das Integral entspricht und die Dichtefunktion 8 1 > > < f ðxÞ ¼ > > : 1þ dem Flächeninhalt A ¼ a des grau unterlegten gleichschenkligen Dreiecks. Somit ist a ¼ 1 f ðxÞ kann (abschnittsweise) durch die folgenden Geradengleichungen beschrieben werden: 9 x 0  x  1> > = f ür ¼ 1  jxj; 1  x  1 > > ; x 1  x  0 (für j x j > 1 gilt f ðxÞ ¼ 0Þ; j x j ¼ x für x  0 und j x j ¼  x für x  0) Berechnung des Mittelwertes (Erwartungswertes) m ¼ E ðXÞ 1 ð m ¼ E ðXÞ ¼ ð1 x  f ðxÞ d x ¼ x ð1  j x j Þ d x ¼ 0 1 1 Begründung: Eine (direkte) Berechnung des Integrals ist überflüssig. Denn f ðxÞ besitzt das Symmetriezentrum x 0 ¼ 0 (gerade Funktion, spiegelsymmetrisch zur y-Achse). Für eine solche Funktion gilt bekanntlich E ðXÞ ¼ x 0 , hier also E ðXÞ ¼ 0 (! FS: Kap. XV.4.3). Ohne diese Kenntnisse müssen Sie das Integral zunächst in zwei Teilintegrale zerlegen und diese dann berechnen: ð1 ð0 ð0 x ð1 þ xÞ d x þ m ¼ 1  ¼ ¼  x ð1  xÞ d x ¼ ðx þ x Þ d x þ 1 0 1 2 1 3 x þ x 2 3 ð1 0  1 2 1 3 x  x 2 3 þ 1 ðx  x 2 Þ d x ¼ 2 0 1 ¼ 0     1 1 1 1 0þ0 þ þ  0þ0 ¼ 2 3 2 3 1 1 1 1 þ þ  ¼ 0 2 3 2 3 Berechnung der Varianz s 2 ¼ Var ðXÞ h s ¼ Var ðXÞ ¼ E ðX  mÞ 2 2 i h ¼ E ðX  0Þ 2 i 1 ð ¼ E ðX Þ ¼ ð1 x  f ðxÞ d x ¼ 2 1 ð1 ¼ 2 ð1 x ð1  j x j Þ d x ¼ 2  0  ¼ 2 1 1  0þ0 3 4 0   ¼ 2 ðx 2  x 3 Þ d x ¼ 2 2 1 1  3 4 |fflfflffl{zfflfflffl} 1=12 0  ¼ 2 1  ð1 x ð1  xÞ d x ¼ 2  2 x 2 ð1  j x j Þ d x ¼ 2 1 3 1 4 x  x 3 4 1 ¼ 0 1 1 ¼ 12 6 Dabei haben wir die Integration auf das Intervall 0  x  1 beschränken können, da beide Faktoren des Integranden x 2 ð1  j x j Þ und somit auch der Integrand selbst gerade Funktionen sind und ferner die Integrationsgrenzen spiegelsymmetrisch zum Nullpunkt liegen (daher der Faktor 2 vor dem Integral; j x j ¼ x für x  0).
604 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Lebensdauer eines elektronischen Bauelementes Die „Lebensdauer“ T eines speziellen elektronischen Bauelementes ist eine stetige Zufallsvariable mit der von der Zeit t abhängigen Verteilungsfunktion K14 F ðtÞ ¼ 1  ð1 þ c tÞ  e  c t Welche durchschnittliche Lebensdauer c ¼ 0,001 h 1 ðc > 0 ; t in Stunden ¼ hÞ T hat ein solches Element für den Parameterwert ? Die für die Berechnung der durchschnittlichen Lebensdauer benötigte Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion f ðtÞ ist die 1. Ableitung der Verteilungsfunktion F ðtÞ. Mit der Produkt- und Kettenregel erhalten wir: F ðtÞ ¼ 1  ð1 þ c tÞ  e  c t ¼ 1  u v mit u ¼ 1 þ c t , v ¼ ect und u 0 ¼ c , v 0 ¼  c  e  c t F 0 ðtÞ ¼ f ðtÞ ¼ 0  ðu 0 v þ v 0 uÞ ¼  u 0 v  v 0 u ¼  c  e  c t þ c  e  c t ð1 þ c tÞ ¼ ¼ ð c þ c þ c 2 tÞ  e  c t ¼ c 2 t  e  c t T ist dann der Erwartungswert der Zufallsvariablen T : 1 ð T ¼ E ðTÞ ¼ 1 ð t  f ðtÞ d t ¼ c  2 1 t2  ect d t ¼ c2  c2 t 2 þ 2 c t þ 2  ect  c3 0 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 1 ¼ 0 Integral 314 mit a ¼  c 1 ¼  c  c t þ 2ct þ 2  e 2 2 ct 1 ¼  0 1 2 2 ð0  2Þ ¼ ¼ ¼ 2000 h c c 0,001 h  1 Hinweis: Für jede Polynomfunktion P ðtÞ und c > 0 gilt lim P ðtÞ  e  c t ¼ 0; hier ist P ðtÞ ¼ c 2 t 2 þ 2 c t þ 2. t!1 Fazit: Die durchschnittliche Lebensdauer eines Bauelementes beträgt 2000 Stunden. Mit einem homogenen Würfel wird solange gewürfelt, bis erstmals eine gerade Augenzahl (Elementarereignis g) oder insgesamt dreimal eine ungerade Augenzahl (Elementarereignis u) erscheint (Ereignis A). K15 a) Bestimmen Sie mit Hilfe des Ereignisbaumes die Verteilung der diskreten Zufallsvariablen X ¼ Anzahl der Würfe bis zum Eintreten des Ereignisses A b) Wie viele Würfe sind im Mittel nötig, bis das beschriebene Ereignis eintritt? a) Die Elementarereignisse g (gerade Augenzahl) und u (ungerade Augenzahl) sind gleichwahrscheinlich (jeweils 3 von 6 möglichen Ergebnissen). Daher gilt für die zugehörigen Wahrscheinlichkeiten p ðgÞ ¼ p ðuÞ ¼ 3=6 ¼ 1=2.
2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsvariablen 605 Ereignisbaum (Baumdiagramm; Bild K-7) 2. Wurf 1. Wurf 3. Wurf O: „Wurzel“ des Baumes (Ausgangspunkt) g 1/2 O g 1/2 1/2 u 1/2 1/2 g u 1/2 u Bild K-7 Ereignisbaum Mögliche Werte der Zufallsvariablen X : 1, 2, 3 1 2 X ¼ 1 Im 1. Wurf g: P ðX ¼ 1Þ ¼ P ðO gÞ ¼ p ðgÞ ¼ X ¼ 2 Zunächst u, dann g: P ðX ¼ 2Þ ¼ P ðO u gÞ ¼ p ðuÞ  p ðgÞ ¼ X ¼ 3 Zunächst zweimal u, dann im 3. Wurf g bzw. u: 1 1 1  ¼ 2 2 4 P ðX ¼ 3Þ ¼ P ðO u u gÞ þ P ðO u u uÞ ¼ p ðuÞ  p ðuÞ  p ðgÞ þ p ðuÞ  p ðuÞ  p ðuÞ ¼ ¼ 1 1 1 1 1 1 1 1 1   þ   ¼ þ ¼ 2 2 2 2 2 2 8 8 4 Wahrscheinlichkeitsfunktion f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ Verteilungstabelle xi 1 2 3 f ðx i Þ 1=2 ¼ 2=4 1=4 1=4 b) Erwartungswert der Zufallsvariablen X (mittlere Anzahl von Würfen bis zum Eintreten des Ereignisses A): E ðXÞ ¼ 3 X x i  f ðx i Þ ¼ 1  i¼1 2 1 1 2 2 3 7 þ2 þ3 ¼ þ þ ¼ 4 4 4 4 4 4 4 Fazit: Im Mittel benötigen wir also zwei Würfe bis zum Eintreten des Ereignisses A. Ein Schütze trifft die Zielscheibe mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von p ¼ 90 %. a) Wie lautet die Wahrscheinlichkeitsfunktion f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ für die diskrete Zufallsvariable K16 X ¼ Anzahl der abgegebenen Schüsse bis zum ersten Treffer? b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, die Scheibe bei insgesamt vier abgegebenen Schüssen zu treffen?
606 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik a) Der Schütze trifft erstmals beim x-ten Schuss (vorher also x  1 Fehlschüsse, jeweils mit der Wahrscheinlichkeit 1  p ¼ 1  0,9 ¼ 0,1). Mit dem Multiplikationssatz für stochastisch unabhängige Ereignisse (! FS: Kap. XV.3.6; die abgegebenen Schüsse beeinflussen sich nicht gegenseitig) erhalten wir die folgende Wahrscheinlichkeitsfunktion: f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ ð0,1  0,1  . . .  0,1Þ  0,9 ¼ 0,1 x  1  0,9 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} |{z} (X  1) Fehlschüsse ðx ¼ 1, 2, 3, . . .Þ 1 Treffer b) Treffer beim 1. oder 2. oder 3. oder spätestens beim 4. Schuss (die Wahrscheinlichkeiten addieren sich nach dem Additionssatz ! FS: Kap. XV.3.2): P ¼ f ð1Þ þ f ð2Þ þ f ð3Þ þ f ð4Þ ¼ 0,1 0  0,9 þ 0,1 1  0,9 þ 0,1 2  0,9 þ 0,1 3  0,9 ¼ ¼ ð0,1 0 þ 0,1 1 þ 0,1 2 þ 0,1 3 Þ  0,9 ¼ ð1 þ 0,1 þ 0,01 þ 0,001Þ  0,9 ¼ 1,111  0,9 ¼ 0,9999 1 Folgerung: Wegen P ¼ 0,9999 1 können wir davon ausgehen, dass der Schütze bei jeweils vier abgegebenen Schüssen fast immer die Scheibe mindestens einmal trifft! Qualitätskontrolle bei einer Warenanlieferung Einer Lieferung von 20 baugleichen elektronischen Elementen (unter denen sich 2 defekte befinden) wird zwecks Qualitätskontrolle eine Stichprobe vom Umfang k ¼ 3 entnommen. a) Wie viele Stichproben sind möglich? K17 b) Bestimmen Sie die Verteilung der diskreten Zufallsvariablen X ¼ Anzahl der defekten Elemente in einer Stichprobe c) Mit welcher Wahrscheinlichkeit enthält eine Stichprobe höchstens 1 defektes Element? Hinweis: Verwenden Sie bei der Lösung dieser Aufgabe die Hilfsmittel der Kombinatorik (! FS: Kap. XV.1). a) Aus n ¼ 20 Elementen werden rein zufällig und ohne Zurücklegen (wie bei einer Stichprobe allgemein üblich) k ¼ 3 Elemente entnommen. Es handelt sich hier also um Kombinationen 3. Ordnung ohne Wiederholung, da die Reihenfolge der Ziehung keine Rolle spielt und jedes der 20 Elemente höchstens einmal gezogen werden kann. Somit gibt es   20 20  19  18 C ð20 ; 3Þ ¼ ¼ ¼ 1140 3 123 verschiedene Möglichkeiten (Stichproben vom Umfang k ¼ 3). b) Wertebereich der Zufallsvariablen X : 0, 1, 2 (in der Stichprobe können sich höchstens 2 defekte Elemente befinden). In der Lieferung befinden sich 18 einwandfreie und 2 defekte Elemente. X ¼ 0 Die Stichprobe enthält nur einwandfreie Elemente. Die 3 einwandfreien Elemente stammen aus den insgesamt 18 einwandfreien Elementen der Lieferung. Die Anzahl der möglichen Stichproben mit ausschließlich einwandfreien Elementen beträgt dann   18  17  16 18 ¼ 816 C ð18 ; 3Þ ¼ ¼ 3 123
2 Wahrscheinlichkeitsverteilungen einer Zufallsvariablen 607 Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Stichprobe ist daher P ðX ¼ 0Þ ¼ f ð0Þ ¼ 816 ¼ 0,716 ¼ b 71,6 % 1140 (816 der insgesamt möglichen 1140 Stichproben enthalten nur einwandfreie Elemente) X ¼ 1 Die Stichprobe enthält 1 defektes und 2 einwandfreie Elemente (Bild K-8): 18 x 2x defekt einwandfrei Bild K-8 1 defektes Element aus 2 defekten Elementen ! Kombination 1. Ordnung ohne Wiederholung 2 einwandfreie Elemente aus 18 einwandfreien Elementen ! Kombinationen 2. Ordnung ohne Wiederholung Somit gibt es C ð2 ; 1Þ  C ð18 ; 2Þ ¼     2 18 2 18  17  ¼  ¼ 18  17 ¼ 306 1 2 1 1 2 mögliche Stichproben mit 1 defekten und 2 einwandfreien Elementen. Die zugehörige Wahrscheinlichkeit beträgt P ðX ¼ 1Þ ¼ f ð1Þ ¼ X ¼ 2 306 ¼ 0,268 ¼ b 26,8 % 1140 Die Stichprobe enthält 2 defekte und 1 einwandfreies Element. 2 defekte Elemente aus insgesamt 2 defekten Elementen ! Kombinationen 2. Ordnung ohne Wiederholung 1 einwandfreies Element aus insgesamt 18 einwandfreien Elementen ! Kombinationen 1. Ordnung ohne Wiederholung Somit gibt es C ð2 ; 2Þ  C ð18 ; 1Þ ¼     2 18 2  1 18  ¼ ¼ 1  18 ¼ 18  2 1 1 2 1 mögliche Stichproben mit 2 defekten und 1 einwandfreien Element. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Stichprobe beträgt dann P ðX ¼ 2Þ ¼ f ð2Þ ¼ 18 ¼ 0,016 ¼ b 1,6 % 1140 Verteilung ð f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ: Wahrscheinlichkeitsfunktion der Zufallsvariablen X Þ xi 0 1 2 f ðx i Þ 816 1140 306 1140 18 1140 Kontrolle: f ð0Þ þ f ð1Þ þ f ð2Þ ¼ 816 þ 306 þ 18 1140 ¼ ¼ 1 1140 1140
608 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik c) P ðX  1Þ ¼ P ðX ¼ 0Þ þ P ðX ¼ 1Þ ¼ f ð0Þ þ f ð1Þ ¼ 816 þ 306 1122 ¼ ¼ 0,984 1140 1140 Mit der hohen Wahrscheinlichkeit von 98,4 % befindet sich in einer Stichprobe vom Umfang k ¼ 3 höchstens 1 defektes Element. 3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen Wir erinnern: Liegt eine Gaußsche Normalverteilung mit den Parametern m (Mittelwert) und s (Standardabweichung) vor, so wird diese mit Hilfe der linearen Transformation U ¼ ðX  mÞ=s zunächst auf die Standardnormalverteilung (m ¼ 0; s ¼ 1) mit der Verteilungsfunktion F ðuÞ zurückgeführt. Tabelle der Verteilungsfunktion F ðuÞ der Standardnormalverteilung: Band 3 (Tabelle 1 im Anhang, Teil A) und Formelsammlung (Tabelle 1 im Anhang, Teil B) 3.1 Diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen Lehrbuch: Band 3, Kapitel II.6.1 bis 6.3 Formelsammlung: Kapitel XV.5 K18 Die Abgabe von Schrauben aus einer Serienproduktion mit einem Ausschussanteil von 4 % erfolgt in Packungen mit jeweils 100 Stück. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällig ausgewählte Packung 5 unbrauchbare Schrauben enthält? Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der unbrauchbaren Schrauben in einer Packung X ist binomialverteilt mit den Parametern n ¼ 100 (Anzahl Schrauben in einer Packung) und p ¼ 0,04 (Ausschussanteil). Die Wahrscheinlichkeitsfunktion dieser Zufallsvariablen lautet damit wie folgt (mit q ¼ 1  p ¼ 1  0,04 ¼ 0,96):     n 100  0,04 x  0,96 100  x ðx ¼ 0, 1, 2, . . . , 100Þ f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼  px  qnx ¼ x x Für die gesuchte Wahrscheinlichkeit f ð5Þ ¼ P ðX ¼ 5Þ erhalten wir dann:   100 100  99  98  97  96  0,04 5  0,96 95 ¼ 0,1595 P ðX ¼ 5Þ ¼  0,04 5  0,96 100  5 ¼ 5 12345 Wir können daher erwarten, dass rund 16 % aller Packungen 5 unbrauchbare Schrauben enthalten. Eine Baugruppe besteht aus 12 gleichartigen Elementen, die unabhängig voneinander in einem bestimmten Zeitintervall mit der für jedes Element gleichen Wahrscheinlichkeit von 5 % ausfallen können. Mit welcher Wahrscheinlichkeit fallen K19 a) genau 3 Elemente aus, b) mindestens 10 der 12 Elemente nicht aus? c) Die Baugruppe fällt komplett aus, wenn auch nur 1 Element ausfällt. Bestimmen Sie die Ausfallwahrscheinlichkeit der Baugruppe.
3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen 609 Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der im Zeitintervall ausgefallenen Elemente X ist binomialverteilt mit den Parametern n ¼ 12 (Anzahl der Elemente der Baugruppe) und p ¼ 0,05 (Ausfallwahrscheinlichkeit eines Elementes). Die Wahrscheinlichkeitsfunktion dieser Zufallsvariablen lautet somit (mit q ¼ 1  p ¼ 1  0,05 ¼ 0,95):     n 12 x nx f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ p q  0,05 x  0,95 12  x ¼ ðx ¼ 0, 1, 2, . . . , 12Þ x x a) b) X ¼ 3 Es fallen genau 3 Elemente aus:   12 12  11  10 P ðX ¼ 3Þ ¼  0,05 3  0,95 12  3 ¼  0,05 3  0,95 9 ¼ 0,0173 3 123 X  2 Es fallen höchstens 2 Elemente aus, d. h. entweder kein oder 1 oder 2 Elemente: P ðX  2Þ ¼ P ðX ¼ 0Þ þ P ðX ¼ 1Þ þ P ðX ¼ 2Þ ¼       12 12 12 0 12  0 1 12  1 þ  0,05  0,95 þ  0,05 2  0,95 12  2 ¼ ¼  0,05  0,95 1 2 0 ¼ 1  1  0,95 12 þ 12  0,05  0,95 11 þ 12  11  0,05 2  0,95 10 ¼ 12 ¼ 0,5404 þ 0,3413 þ 0,0988 ¼ 0,9805 Folgerung: Mit der hohen Wahrscheinlichkeit von rund 98 % fallen höchstens 2 Elemente aus. c) X  1 Mindestens 1 Element fällt aus (es können bis zu 12 Elemente ausfallen):   12 P ðX  1Þ ¼ 1  P ðX ¼ 0Þ ¼ 1   0,05 0  0,95 12 ¼ 1  0,5404 ¼ 0,4596 0 Die Ausfallwahrscheinlichkeit der Baugruppe beträgt in diesem Fall rund 46 %. Ein Bogenschütze trifft die Zielscheibe mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 %. Er gibt 10 Schüsse ab. K20 Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, die Scheibe a) genau 2-mal, b) mindestens 2-mal, c) keinmal zu treffen? d) Wie viele Treffer sind bei 10 abgegebenen Schüssen im Mittel zu erwarten? Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der Treffer bei 10 abgegebenen Schüssen X ist binomialverteilt mit den Parametern n ¼ 10 (Anzahl der abgegebenen Schüsse) und p ¼ 0,7 (Treffwahrscheinlichkeit). Die Wahrscheinlichkeitsfunktion dieser Zufallsvariablen lautet dann wie folgt (mit q ¼ 1  p ¼ 1  0,7 ¼ 0,3):     n 10  0,7 x  0,3 10  x ðx ¼ 0, 1, 2, . . . , 10Þ f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼  px  qnx ¼ x x a) X ¼ 2 Genau 2 Treffer:   10  9 10  0,7 2  0,3 8 ¼ 0,00145 P ðX ¼ 2Þ ¼  0,7 2  0,3 10  2 ¼ 2 12 b) X  2 0,15 % Mindestens 2 Treffer: P ðX  2Þ ¼ 1  P ðX ¼ 0Þ  P ðX ¼ 1Þ ¼ 1      10 10  0,7 0  0,3 10  0   0,7 1  0,3 10  1 ¼ 0 1 ¼ 1  1  1  0,3 10  10  0,7  0,3 9 ¼ 1  0,000 006  0,000 138 ¼ 0,999 856 1
610 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Wir können davon ausgehen, dass der Bogenschütze bei jeweils 10 abgegebenen Schüssen (fast immer) mindestens 2-mal die Scheibe trifft! c) X ¼ 0 Kein Treffer:   10 P ðX ¼ 0Þ ¼  0,7 0  0,3 10  0 ¼ 1  1  0,3 10 ¼ 0,000 006 ¼ b 0,0006 % 0 Folgerung: 10 Fehlschüsse sind (fast) unmöglich! d) Erwartungswert (Mittelwert): m ¼ n p ¼ 10  0,7 ¼ 7 Im Mittel trifft der Schütze bei 10 abgegebenen Schüssen 7-mal. Kartenspiel „Skat“ K21 Beim Skat (3 Spieler, 32 Karten) erhält jeder Spieler 10 Karten, die restlichen 2 Karten bleiben verdeckt. Mit welcher Wahrscheinlichkeit erhält ein Spieler a) alle 4 „Asse“, b) kein „Ass“? Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der „Asse“ eines Spielers X ist hypergeometrisch verteilt mit den folgenden Parametern: N ¼ 32 (Anzahl der Karten); M ¼ 4 (Anzahl der „Asse“); n ¼ 10 (Anzahl der Karten eines Spielers). Die Wahrscheinlichkeitsfunktion der diskreten Zufallsvariablen X lautet damit wie folgt:         M N M 4 32  4   x nx x 10  x ¼ ðx ¼ 0; 1; 2; 3; 4Þ f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼     N 32 n 10 a) X ¼ 4 Ein Spieler erhält alle 4 „Asse“:       28 ! 28 ! 28 ! 28 4 32  4  1 4 10  4 6 6 ! ð28  6Þ ! ð6 !Þ ð22 !Þ 6! 28 ! 10 !  ¼ ¼ ¼ P ðX ¼ 4Þ ¼ ¼ ¼   ¼   6 ! 32 ! 32 ! 32 ! 32 ! 32 32 10 10 10 ! ð32  10Þ ! ð10 !Þ ð22 !Þ 10 ! ¼ ð28 !Þ ð10 !Þ ð6 !Þ ð32 !Þ ¼ ð28 !Þ ð6 !Þ  7  8  9  10 ð6 !Þ ð28 !Þ  29  30  31  32 Umformungen: 10 ! ¼ ð6 !Þ  7  8  9  10 ; ¼ 7  8  9  10 29  30  31  32 ¼ 0,0058 32 ! ¼ ð28 !Þ  29  30  31  32 Fazit: Die Chance, dass ein Spieler alle 4 „Asse“ erhält, ist also sehr gering (die Wahrscheinlichkeit beträgt rund 0,6 %). b) X ¼ 0 Ein Spieler erhält kein „Ass“:       28 ! 28 ! 4 32  4 28 1  10 0 10  0 18 ! ð10 !Þ ð28  10Þ ! 28 ! 22 ! P ðX ¼ 0Þ ¼  ¼ ¼ ¼ ¼   ¼   18 ! 32 ! 32 ! 32 ! 32 32 10 10 ð10 !Þ ð32  10Þ ! 22 ! ¼ ð28 !Þ ð22 !Þ ð18 !Þ ð32 !Þ ¼ ð28 !Þ ð18 !Þ  19  20  21  22 ð18 !Þ ð28 !Þ  29  30  31  32 Umformungen: 22 ! ¼ ð18 !Þ  19  20  21  22 ; ¼ 19  20  21  22 29  30  31  32 ¼ 0,2034 32 ! ¼ ð28 !Þ  29  30  31  32 Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler kein „Ass“ erhält, beträgt rund 20,3 %.
3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen 611 Qualitätskontrolle bei Warenanlieferung Eine Kiste mit 100 gleichartigen Artikeln wird bei der Warenanlieferung einer Qualitätskontrolle unter- K22 worfen. Dabei werden der Kiste (rein zufällig und ohne Zurücklegen) 5 Artikel entnommen. Die Ware wird nur angenommen, wenn diese Stichprobe höchstens einen defekten Artikel enthält. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit der Annahme, wenn sich in der Kiste genau 4 defekte Artikel befinden? Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der defekten Artikel in der Stichprobe vom Umfang n ¼ 5 X ist hypergeometrisch verteilt mit den folgenden Parametern: N ¼ 100 (Anzahl der Artikel in der Kiste); M ¼ 4 (Anzahl der defekten Artikel in der Kiste); n ¼ 5 (Umfang der entnommenen Stichprobe). Damit erhalten wir die folgende Wahrscheinlichkeitsfunktion der diskreten Zufallsvariablen X:  f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ M x   N M nx   N n       4 100  4  x 5x ¼   100 5 ðx ¼ 0; 1; 2; 3; 4Þ Die Kiste wird nur angenommen, wenn die Stichprobe entweder keinen oder genau einen defekten Artikel enthält. Die Annahmewahrscheinlichkeit beträgt dann: P ðAnnahmeÞ ¼ P ðX ¼ 0Þ þ P ðX ¼ 1Þ ¼             96 96 4 100  4 4 100  4 1 þ4   5 4 0 50 1 51 ¼ ¼ þ ¼       100 100 100 5 5 5 96 ! ¼ ð5 !Þ ð96  5Þ ! þ4 96 ! ð4 !Þ ð96  4Þ ! 100 ! ð5 !Þ ð100  5Þ ! ¼ 96 ! 4  96 ! þ ð5 !Þ ð91 !Þ ð4 !Þ ð92 !Þ 100 ! ð5 !Þ ð95 !Þ ¼ Z N Zähler (Z) und Nenner (N) des Bruches werden noch wie folgt umgeformt: Z ¼ ¼ 96 ! 4  96 ! ð96 !Þ  92 4  ð96 !Þ  5 92  ð96 !Þ þ 20  ð96 !Þ þ ¼ þ ¼ ¼ ð5 !Þ ð91 !Þ ð4 !Þ ð92 !Þ ð5 !Þ ð91 !Þ  92 ð5 !Þ ð92 !Þ ð4 !Þ  5  ð92 !Þ |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} 92 ! 5! ð92 þ 20Þ  ð96 !Þ ð5 !Þ ð92 !Þ ¼ 112  ð96 !Þ ð5 !Þ ð92 !Þ ¼ 112  ð92 !Þ  93  94  95  96 ð5 !Þ  ð92 !Þ ¼ 112  93  94  95  96 5! Umformungen: Brüche auf den Hauptnenner ð5 !Þ ð92 !Þ bringen, d. h. den 1. Bruch mit 92 und den 2. Bruch mit 5 erweitern ! gemeinsamen Faktor 96 ! im Zähler ausklammern und dann zerlegen; 96 ! ¼ ð92 !Þ  93  94  95  96 ! Faktor 92 ! kürzen. N ¼ ð95 !Þ  96  97  98  99  100 100 ! 96  97  98  99  100 ¼ ¼ ð5 !Þ ð95 !Þ 5! ð5 !Þ ð95 !Þ Umformungen: 100 ! zerlegen ! 100 ! ¼ ð95 !Þ  96  97  98  99  100 ! gemeinsamen Faktor 95 ! kürzen.
612 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Damit erhalten wir: 112  93  94  95  96 P ðAnnahmeÞ ¼ Z 112  93  94  95 5! ¼ ¼ 0,9984 ¼ N 97  98  99  100 96  97  98  99  100 5! Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ware (Kiste) angenommen wird, ist also sehr hoch (sie beträgt rund 99,8 %). Unter 50 Packungen mit je 100 Schrauben (so lautet die Aufschrift) befinden sich 3 unvollständige Packungen (sie enthalten also weniger Schrauben als angegeben). K23 a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde beim Kauf von 5 Packungen 2 unvollständige Packungen erhält? b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit erhält ein Kunde beim Kauf von einer Packung eine vollständige Packung? Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der unvollständigen Packungen beim Kauf von n Packungen X ist hypergeometrisch verteilt mit den folgenden Parametern: N ¼ 50 (Anzahl der Packungen); M ¼ 3 (Anzahl der unvollständigen Packungen unter den 50 Packungen); n : Anzahl der gekauften Packungen; n ¼ 5 in Teilaufgabe a) bzw. n ¼ 1 in b). Die Wahrscheinlichkeitsfunktion der diskreten Zufallsvariablen X lautet damit wie folgt:  f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ M x   N M  nx   N n      3 50  3  x nx ¼   50 n ðx ¼ 0; 1; 2; . . . nÞ a) n ¼ 5 (5 gekaufte Packungen) X ¼ 2 2 unvollständige Packungen:         3  2 47  46  45 3 50  3 3 47    2 52 2 3 3  45 123 1 2 ¼ ¼ ¼ P ðX ¼ 2Þ ¼ ¼     50  49  48 50 50 50  49  48  47  46 5 5 45 123 45 ¼ 3  45 50  49  48 20 ¼ 3  45  20 ¼ 0,0230 50  49  48 2,3 % b) n ¼ 1 (1 gekaufte Packung) X ¼ 0 1 vollständige, d. h. keine unvollständige Packung:         3 50  3 3 47   0 10 0 1 1  47 ¼ 0,94 P ðX ¼ 0Þ ¼ P ðvollständigÞ ¼ ¼ ¼     50 50 50 1 1 Die Wahrscheinlichkeit, dass die eine gekaufte Packung vollständig ist, beträgt 94 %.
3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen 613 Emission von a-Teilchen (radioaktive Substanz) Bei der Emission von a-Teilchen einer bestimmten radioaktiven Substanz werden mit einem Zählrohr K24 in einer Stunde genau 1620 a-Teilchen registriert. Welche Wahrscheinlichkeit besteht, dass in einem 10Sekunden-Intervall a) genau 2, b) mehr als 2 a-Teilchen emittiert werden? Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der in einem 10-Sekunden-Intervall emittierten a-Teilchen X genügt einer Poisson-Verteilung mit dem noch unbekannten Parameter (Mittelwert) m, den wir wie folgt bestimmen (1 h ¼ 3600 s; h: Stunden; s: Sekunden): Mittlere Anzahl emittierter a-Teilchen pro Sekunde: 1620 ¼ 0,45 3600 Im 10-Sekunden-Intervall werden somit im Mittel m ¼ 10  0,45 ¼ 4,5 a-Teilchen emittiert. Die Wahrscheinlichkeitsfunktion der diskreten Zufallsvariable X lautet damit wie folgt: f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ a) X ¼ 2 X > 2 ðx ¼ 0; 1; 2; . . . Þ Genau 2 emittierte a-Teilchen: P ðX ¼ 2Þ ¼ b) mx 4,5 x  em ¼  e  4,5 x! x! 4,5 2  e  4,5 ¼ 0,1125 ¼ b 11,25 % 2! Mehr als 2 emittierte a-Teilchen: P ðX > 2Þ ¼ 1  P ðX  2Þ ¼ 1  P ðX ¼ 0Þ  P ðX ¼ 1Þ  P ðX ¼ 2Þ ¼   4,5 0 4,5 1 4,5 2 4,5 0 4,5 1 4,5 2  4,5  4,5  4,5 e e e þ þ  e  4,5 ¼   ¼ 1 ¼ 1 0! 1! 2! 0! 1! 2! ¼ 1  ð1 þ 4,5 þ 10,125Þ  e  4,5 ¼ 1  15,625  e  4,5 ¼ 0,8264 ¼ b 82,64 % „Endloskabel“ (Kabelrolle) Ein „Endloskabel“ (Kabelrolle) ist fehlerbehaftet, auf je 100 m Kabellänge kommen durchschnittlich 2 fehlerhafte Stellen. Das Kabel wird in Stücke von je 10 m Länge zerschnitten. Die diskrete Zufalls- K25 variable X ¼ Anzahl der fehlerhaften Stellen in einem Teilstück der Länge 10 m genügt einer Poisson-Verteilung mit dem noch unbekannten Parameter (Mittelwert) m. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein beliebiges 10 m langes Teilstück fehlerhaft ist, d. h. mindestens eine fehlerhafte Stelle besitzt? Wir bestimmen zunächst den Parameter m der Verteilung (Dreisatz!): 100 m Kabellänge ! 2 Fehler 10 m Kabellänge ! x Fehler ) ) x 2 ¼ 10 m 100 m ) x ¼ 2 2  10 ¼ ¼ 0,2 100 10 Wir setzen m ¼ x ¼ 0,2 und erhalten damit die folgende Wahrscheinlichkeitsfunktion der diskreten Zufallsvariablen X: f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ mx 0,2 x  em ¼  e  0,2 x! x! ðx ¼ 0; 1; 2; . . . Þ
614 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik X  1 Mindestens eine fehlerhafte Stelle: P ðfehlerhaftÞ ¼ P ðX  1Þ ¼ 1  P ðX < 1Þ ¼ 1  P ðX ¼ 0Þ ¼ 1  ¼ 1  e  0,2 ¼ 0,1813 0,2 0 1  e  0,2 ¼  e  0,2 ¼ 1  1 0! 18,1 % 3.2 Stetige Wahrscheinlichkeitsverteilungen Lehrbuch: Band 3, Kapitel II.6.4 und 6.5 Formelsammlung: Kapitel XV.6 „Lebensdauer“ einer Energiesparlampe Die „Lebensdauer“ T einer Energiesparlampe kann als eine exponentialverteilte stetige Zufallsvariable angesehen werden. Nach Angaben des Herstellers beträgt die mittlere Lebensdauer m ¼ 10 000 Stun- K26 den (h). Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit folgender Ereignisse: a) Die Lampe brennt in den ersten 1000 Betriebsstunden durch; b) Die Lampe brennt zwischen der 5000. und 6000. Stunde durch; c) Die Lampe brennt mindestens 12 000 Stunden. Die Verteilungsfunktion der stetigen Zufallsvariablen T (in diesem Zusammenhang auch als Ausfallswahrscheinlichkeit bezeichnet) mit dem Parameter l ¼ 1=m ¼ 1=10 000 ¼ 0,0001 lautet wie folgt (l in h 1 ): F ðtÞ ¼ P ðT  tÞ ¼ 1  e  l t ¼ 1  e  0,0001  t a) T  1000 ðt  0 ; t in hÞ Maximale Lebensdauer von 1000 Stunden: P ðT  1000Þ ¼ F ð1000Þ ¼ 1  e  0,0001  1000 ¼ 1  e  0,1 ¼ 0,0952 b) 5000  T  6000 9,5 % Lebensdauer zwischen 5000 und 6000 Stunden: P ð5000  T  6000Þ ¼ F ð6000Þ  F ð5000Þ ¼ ð1  e  0,0001  6000 Þ  ð1  e  0,0001  5000 Þ ¼ ¼ ð1  e  0,6 Þ  ð1  e  0,5 Þ ¼ 1  e  0,6  1 þ e  0,5 ¼  e  0,6 þ e  0,5 ¼ ¼  0,5488 þ 0,6065 ¼ 0,0577 c) T  12 000 5,8 % Die Lebensdauer beträgt mindestens 12 000 Stunden: P ðT  12 000Þ ¼ 1  P ðT < 12 000Þ ¼ 1  F ð12 000Þ ¼ 1  ð1  e  0,0001  12 000 Þ ¼ 1  ð1  e  1,2 Þ ¼ 30,1 % ¼ 1  1 þ e  1,2 ¼ e  1,2 ¼ 0,3012 Wartungsdauer einer Maschine Die Wartungsdauer T einer bestimmten Maschine ist eine nahezu exponentialverteilte stetige Zufalls- K27 variable mit einer mittleren Wartungsdauer von m ¼ 5 Stunden (h). Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Wartung a) höchstens 3 Stunden, b) zwischen 3 und 5 Stunden beträgt, c) länger als 6 Stunden dauert?
3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen 615 Die Verteilungsfunktion der Zufallsvariablen T mit dem Parameter l ¼ 1=m ¼ 1=5 ¼ 0,2 (in h 1 ) lautet wie folgt: F ðtÞ ¼ P ðT  tÞ ¼ 1  e  l t ¼ 1  e  0,2 t a) T  3 Die Wartungszeit beträgt höchstens 3 Stunden: P ðT  3Þ ¼ F ð3Þ ¼ 1  e  0,6 ¼ 0,4512 b) ðt  0 ; t in hÞ 3  T  5 45,1 % Die Wartungszeit liegt zwischen 3 und 5 Stunden: P ð3  T  5Þ ¼ F ð5Þ  F ð3Þ ¼ ð1  e  1 Þ  ð1  e  0,6 Þ ¼  e  1 þ e  0,6 ¼ 0,1809 c) T > 6 18,1 % Die Wartung dauert länger als 6 Stunden: P ðT > 6Þ ¼ 1  P ðT  6Þ ¼ 1  F ð6Þ ¼ 1  ð1  e  1,2 Þ ¼ e  1,2 ¼ 0,3012 30,1 % Funktionsdauer (Lebensdauer) eines elektronischen Bauelementes Die Funktionsdauer („Lebensdauer“) T eines speziellen elektronischen Bauelementes ist eine exponentialverteilte stetige Zufallsvariable mit einer mittleren Lebensdauer von m ¼ 20 000 Betriebsstunden. K28 Mit welcher Wahrscheinlichkeit fällt ein solches Element a) in den ersten 2000 Betriebsstunden, b) zwischen der 5000. und 8000. Betriebsstunde, c) nach über 25 000 Betriebsstunden aus? Die Verteilungsfunktion der Zufallsvariablen T mit dem Parameter l ¼ 1=m ¼ 1=20 000 ¼ 0,00005 (in h 1 ) lautet wie folgt (h: Stunde): F ðtÞ ¼ P ðT  tÞ ¼ 1  e  l t ¼ 1  e  0,00005  t a) T  2000 Ausfall in den ersten 2000 Betriebsstunden: P ðT  2000Þ ¼ F ð2000Þ ¼ 1  e  0,1 ¼ 0,0952 b) ðt  0 ; t in hÞ 5000  T  8000 9,5 % Ausfall zwischen der 5000. und 8000. Betriebsstunde: P ð5000  T  8000Þ ¼ F ð8000Þ  F ð5000Þ ¼ ð1  e  0,4 Þ  ð1  e  0,25 Þ ¼ ¼ 1  e  0,4  1 þ e  0,25 ¼  e  0,4 þ e  0,25 ¼ 0,1085 c) T > 25 000 10,9 % Ausfall nach über 25 000 Betriebsstunden: P ðT > 25 000Þ ¼ 1  P ðT  25 000Þ ¼ 1  ð1  e  1,25 Þ ¼ e  1,25 ¼ 0,2865 28,7 % Spannungsschwankungen in einem elektrischen Netz In einem elektrischen Netz treten zufallsbedingte Spannungsschwankungen auf. Die als normalverteilt K29 angesehene Zufallsvariable X ¼ elektrische Spannung (in Volt (V)) besitze den Mittelwert m ¼ 230 V und die Standardabweichung s ¼ 10 V. Ein an das Netz angeschlossenes Gerät kann bei einer Spannung unter 210 V nicht mehr betrieben werden. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Gerät sich wegen zu geringer Spannung abschaltet?
616 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik X < 210 Das Gerät ist außer Betrieb: bergang von der Zufallsvariablen X zur standardnormalverteilten Zufallsvariablen U ¼ X m X  230 ¼ : s 10   210  230 ¼ P ðU <  2Þ ¼ F ð 2Þ ¼ 1  F ð2Þ ¼ 1  0,9772 ¼ P ðX < 210Þ ¼ P U < 10 ¼ 0,0228 2,3 % ðaus Tab: 1Þ Zylindrische Bohrung in einem Werkstück Ein Werkstück aus Edelstahl soll eine zylindrische Bohrung mit einem Solldurchmesser von m ¼ 80 mm erhalten. Die Toleranzgrenzen liegen dabei zwischen x u ¼ 79,91 mm und x o ¼ 80,06 mm. Der Bohrautomat wird so eingestellt, dass der Durchmesser X der Bohrungen eine normalverteilte Zufallsvariable mit dem Mittelwert (¼ Sollwert) m ¼ 80 mm und der Standardabweichung s ¼ 0,03 mm ist. Ein K30 Werkstück gilt dann als Ausschuss, wenn der Durchmesser größer als x o ausfällt. Eine Nachbesserung (Nachbohrung) soll erfolgen, wenn der Durchmesser kleiner als x u ist. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Bohrung a) qualitätsgerecht ausfällt, der Durchmesser also innerhalb des Toleranzbereiches liegt, b) nachgebessert werden muss? c) Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird Ausschussware produziert? Bild K-9 zeigt den Toleranzbereich für den Durchmesser X der Bohrung: Toleranzbereich Sollwert x u = 79,91 μ = 80 x o = 80,06 x/mm Bild K-9 Toleranzbereich x < xu nachbohren qualitätsgerecht x > xo Ausschussware bergang von der Zufallsvariablen X zur standardnormalverteilten Zufallsvariablen U ¼ a) X m X  80 ¼ s 0,03 xu  X  xo Der Durchmesser liegt im Toleranzbereich (Bild K-9):   79,91  80 80,06  80 ¼ P ð 3  U  2Þ ¼  U  P ðx u  X  x o Þ ¼ P ð79,91  X  80,06Þ ¼ P 0,03 0,03  ¼ F ð2Þ  F ð 3Þ ¼ F ð2Þ  1  F ð3Þ ¼ F ð2Þ  1 þ F ð3Þ ¼ F ð2Þ þ F ð3Þ  1 ¼ ¼ 0,9772 þ 0,9987  1 ¼ 0,9759 97,6 % Folgerung: Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von rund 97,6 % sind die Bohrungen qualitätsgerecht, liegen also im vorgegebenen Toleranzbereich.
3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen b) 617 X < xu Der Durchmesser fällt zu klein aus (Nachbohrung):   79,91  80 P ðX < x u Þ ¼ P ðX < 79,91Þ ¼ P U < ¼ P ðU <  3Þ ¼ F ð 3Þ ¼ 1  F ð3Þ ¼ 0,03 ¼ 1  0,9987 ¼ 0,0013 ¼ b 0,13 % Folgerung: Eine Nachbohrung wird äußerst selten nötig sein! c) X > xo Der Durchmesser fällt zu groß aus (Ausschussware):   80,06  80 P ðX > x o Þ ¼ P ðX > 80,06Þ ¼ P U > ¼ P ðU > 2Þ ¼ 1  P ðU  2Þ ¼ 1  F ð2Þ ¼ 0,03 ¼ 1  0,9772 ¼ 0,0228 2,3 % Bei einer Serienproduktion beträgt der Ausschussanteil rund 2,3 %. Serienmäßige Herstellung elektrischer Widerstände K31 In einem Werk werden serienmäßig elektrische (ohmsche) Widerstände mit einem Sollwert von m ¼ 200 W hergestellt. Aufgrund langjähriger Erfahrung kann man dabei von einer Standardabweichung von s ¼ 1 W ausgehen. a) Wie groß ist der Ausschussanteil, wenn der Widerstand höchstens um 1 % vom Sollwert abweichen darf bei vorausgesetzter Normalverteilung? b) Wie viele Widerstände in einer Lieferung von n ¼ 500 Widerständen aus dieser Serienproduktion erfüllen im Mittel die Qualitätsforderung (maximal 1 % Abweichung vom Sollwert) somit nicht? Zufallsvariable: X ¼ ohmscher Widerstand (in Ohm (W)) X ist nach Voraussetzung normalverteilt mit dem Mittelwert (Sollwert) m ¼ 200 W und der Standardabweichung s ¼ 1 W. a) Maximale Abweichung vom Sollwert m ¼ 200 W:  1 %, d. h.  2 W Wir berechnen zunächst die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der produzierte ohmsche Widerstand X zwischen 198 W und 202 W, d. h. im Toleranzbereich liegt. bergang von X zur standardnormalverteilten Zufallsvariable U ¼ X m X  200 ¼ ¼ X  200 : s 1 P ðToleranzbereichÞ ¼ P ð198  X  202Þ ¼ P ð198  200  U  202  200Þ ¼ P ð 2  U  2Þ ¼  ¼ F ð2Þ  F ð 2Þ ¼ F ð2Þ  1  F ð2Þ ¼ F ð2Þ  1 þ F ð2Þ ¼ 2  F ð2Þ  1 ¼ ¼ 2  0,9772  1 ¼ 0,9544 Ausschussanteil: P ¼ 1  P ðToleranzbereichÞ ¼ 1  0,9544 ¼ 0,0456 4,6 % b) Anzahl fehlerhafter Widerstände (Ausschussanteil) in der Lieferung: n  P ¼ 500  0,0456 ¼ 22,8 23 Folgerung: Eine Lieferung von 500 Widerständen wird im Mittel 23 fehlerhafte Widerstände enthalten.
618 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Vollautomatische Abfüllanlage in einem Weingut In einem Weingut wird auf einer vollautomatischen Abfüllanlage eine große Menge Weißwein in Literflaschen abgefüllt. Nach den Angaben des Herstellers ist die Anlage so eingestellt, dass das Abfüllvolumen K32 X als eine normalverteilte Zufallsvariable mit dem Sollwert (Mittelwert) m ¼ 1 Liter ¼ 1000 cm 3 und der Standardabweichung s ¼ 20 cm 3 angesehen werden kann. a) Mit welcher Wahrscheinlichkeit enthält eine Flasche weniger als 960 cm 3 ? b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Abfüllvolumen X um maximal 1 % (nach unten bzw. oben) vom Sollwert abweicht? bergang von der Zufallsvariablen X zur standardnormalverteilten Zufallsvariablen U ¼ a) X m X  1000 ¼ : s 20 X < 960 Die Füllmenge ist kleiner als 960 cm 3 :   960  1000 ¼ P ðU <  2Þ ¼ F ð 2Þ ¼ 1  F ð2Þ ¼ 1  0,9772Þ ¼ P ðX < 960Þ ¼ P U < 20 ¼ 0,0228 2,3 % Folgerung: Rund 2,3 % der Literflaschen enthalten weniger als 960 cm 3 Wein. b) Maximale Abweichung vom Sollwert:  1 %, d. h.  10 cm 3 . Das Abfüllvolumen X liegt dann zwischen 990 cm 3 und 1010 cm 3 .   990  1000 1010  1000 P ð990  X  1010Þ ¼ P  U  ¼ P ð 0,5  U  0,5Þ ¼ 20 20  ¼ F ð0,5Þ  F ð 0,5Þ ¼ F ð0,5Þ  1  F ð0,5Þ ¼ F ð0,5Þ  1 þ F ð0,5Þ ¼ ¼ 2  F ð0,5Þ  1 ¼ 2  0,6915  1 ¼ 0,383 ¼ b 38,3 % Rund 38,3 % aller Flaschen enthalten entweder zu viel oder zu wenig Wein (maximale Abweichung vom Sollwert m ¼ 1000 cm 3 :  10 cm 3 ). 3.3 Approximationen diskreter Wahrscheinlichkeitsverteilungen Hinweise (1) (2) Die Approximationen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig (Faustregeln beachten). Bei der Approximation einer diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilung durch die Gaußsche Normalverteilung ist die sog. „Stetigkeitskorrektur“ zu berücksichtigen (! Lehrbuch: Band 3, Kapitel II.6.6). Lehrbuch: Band 3, Kapitel II.6.6 und 6.7 (Tabelle) Formelsammlung: Kapitel XV.5.4 (Tabelle) Ein Massenartikel wird mit einem Ausschussanteil von 1 % produziert und in Packungen mit jeweils 100 Stück in den Verkauf gebracht. Der Käufer einer Packung hat ein Reklamationsrecht, wenn sich in K33 der Packung mehr als 2 defekte Artikel befinden. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde reklamieren muss, a) unter Verwendung der Binomialverteilung, b) in der Näherung durch die Poisson-Verteilung?
3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen 619 a) Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der defekten Artikel in einer Packung X ist binomialverteilt mit den Parametern n ¼ 100 (Anzahl der Artikel in einer Packung), p ¼ 0,01 (Ausschussanteil) und q ¼ 1  p ¼ 1  0,01 ¼ 0,99. Die Wahrscheinlichkeitsfunktion dieser diskreten Zufallsvariablen lautet somit wie folgt:     n 100 x nx f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ p q ¼  0,01 x  0,99 100  x x x ðx ¼ 0; 1; . . . ; 100Þ Reklamationsrecht besteht, falls X > 2 ist: P ðX > 2Þ ¼ 1  P ðX  2Þ ¼ 1  P ðX ¼ 0Þ  P ðX ¼ 1Þ  P ðX ¼ 2Þ ¼       100 100 100 0 100  0 1 100  1   0,01  0,99   0,01 2  0,99 100  2 ¼ ¼ 1  0,01  0,99 1 2 0 ¼ 1  1  1  0,99 100  100  0,01  0,99 99  100  99  0,01 2  0,99 98 ¼ 12 ¼ 1  0,3660  0,3697  0,1849 ¼ 0,0794 ¼ b 7,94 % b) Die Faustregel für eine Approximation der Binomialverteilung durch die Poisson-Verteilung ist erfüllt (Faustregel: n p  10 und n  1500 p ! FS: Kap. XV.5.4): n p ¼ 100  0,01 ¼ 1 < 10 ; n ¼ 100 > 1500 p ¼ 1500  0,01 ¼ 15 Die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Poisson-Verteilung mit dem Parameter (Mittelwert) m ¼ n p ¼ 100  0,01 ¼ 1 lautet damit wie folgt: f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ mx 1x 1  e1  em ¼  e1 ¼ x! x! x! ðx ¼ 0; 1; . . . ; 100Þ Reklamationsrecht besteht, wenn X > 2 ist: P ðX > 2Þ ¼ 1  P ðX  2Þ ¼ 1  P ðX ¼ 0Þ  P ðX ¼ 1Þ  P ðX ¼ 2Þ ¼   1 1 1 1 1 1 1 1 1 ¼ 1 e e e þ þ  e1 ¼   ¼ 1 0! 1! 2! 0! 1! 2!   1  e  1 ¼ 1  2,5  e  1 ¼ 0,0803 ¼ ¼ 1 1þ1þ b 8,03 % 2 Kernreaktor mit 1200 Brennelementen An die Brennelemente eines Kernreaktors werden extrem hohe Qualitätsanforderungen gestellt. In einem K34 konkreten Fall beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Brennelement diesen Anforderungen nicht genügt, p ¼ 10  5 . Wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass alle 1200 Brennelemente des Reaktors die vorgeschriebenen Qualitätsbedingungen erfüllen? a) Exakte Rechnung, b) Näherungsrechnung mit der Poisson-Verteilung. Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der Brennelemente, die den Anforderungen nicht genügen a) X ist binomialverteilt mit den Parametern n ¼ 1200 (Anzahl der Brennelemente im Reaktor), p ¼ 10  5 ¼ 0,00001 (Ausfallwahrscheinlichkeit für ein Brennelement) und q ¼ 1  p ¼ 1  10  5 ¼ 0,99999. Die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Zufallsvariablen X lautet damit wie folgt:     1200 n x nx f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ p q ¼  0,00001 x  0,99999 1200  x x x ðx ¼ 0; 1; . . . ; 1200Þ
620 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik X ¼ 0 Alle Brennelemente erfüllen die Qualitätsanforderungen:   1200 P ðX ¼ 0Þ ¼  0,00001 0  0,99999 1200  0 ¼ 1  1  0,99999 1200 ¼ 0,9881 0 Rund 98,8 % der Brennelemente erfüllen die hohen Qualitätsanforderungen. b) Die Faustregel für die Approximation der Binomialverteilung durch die Poisson-Verteilung ist erfüllt (Faustregel: n p  10 und n  1500 p ! FS: Kap. XV.5.4): n p ¼ 1200  10  5 ¼ 0,012 < 10 ; n ¼ 1200 > 1500 p ¼ 1500  10  5 ¼ 0,015 Die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Poisson-Verteilung mit dem Parameter m ¼ n p ¼ 1200  10  5 ¼ 0,012 lautet damit wie folgt: f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ X ¼ 0 mx 0,012 x  em ¼  e  0,012 x! x! ðx ¼ 0; 1; . . . ; 1200Þ Alle Brennelemente genügen den Qualitätsanforderungen: P ðX ¼ 0Þ ¼ 0,012 0 1  e  0,012 ¼ e  0,012 ¼ 0,9881  e  0,012 ¼ 1 0! 98,8 % Die Näherungsrechnung mit der Poisson-Verteilung führt zum gleichen Ergebnis wie die exakte Rechnung mit der Binomialverteilung! Ampelschaltung Eine Landstraße ist wegen Bauarbeiten auf einer bestimmten Teilstrecke nur einspurig befahrbar (d. h. es gibt nur eine gemeinsame Fahrbahn für beide Richtungen). Die Verkehrsregelung erfolgt dabei durch eine Ampelschaltung. Aufgrund der (schlechten) Erfahrungen muss man davon ausgehen, dass ca. 5 % K35 der Autofahrer versuchen werden, die Ampel innerhalb der ersten 3 Sekunden der „Rotphase“ noch schnell zu passieren. a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass von 20 Fahrern mehr als einer die Ampel bei Rot passiert? Wie groß ist die mittlere Anzahl dieser Verkehrssünder? b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit verhalten sich höchstens 3 von 100 Fahrern verbotswidrig? Zu welchem Ergebnis führt eine Näherungsrechnung mit der Poisson-Verteilung? Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der Verkehrssünder („Rot-Sünder“) a) X ist binomialverteilt mit den Parametern n ¼ 20 (Anzahl der Autofahrer), p ¼ 0,05 (Anteil an Verkehrssündern) und q ¼ 1  p ¼ 1  0,05 ¼ 0,95. Die Wahrscheinlichkeitsfunktion dieser Zufallsvariablen lautet damit wie folgt:     n 20 x nx f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ p q ¼  0,05 x  0,95 20  x ðx ¼ 0; 1; . . . ; 20Þ x x X > 1 Mehr als 1 Verkehrssünder unter den 20 Fahrern: P ðX > 1Þ ¼ 1  P ðX  1Þ ¼ 1  P ðX ¼ 0Þ  P ðX ¼ 1Þ ¼     20 20  0,05 1  0,95 20  1 ¼ ¼ 1  0,05 0  0,95 20  0  1 0 ¼ 1  1  1  0,95 20  20  0,05  0,95 19 ¼ 1  0,3585  0,3774 ¼ 0,2641 Mittlere Anzahl an Verkehrssündern: m ¼ n p ¼ 20  0,05 ¼ 1 26,4 %
3 Spezielle Wahrscheinlichkeitsverteilungen b) X  3 621 Höchstens 3 Verkehrssünder unter 100 Fahrern: Exakte Rechnung: X ist binomialverteilt mit den Parametern n ¼ 100, p ¼ 0,05 und q ¼ 1  0,05 ¼ 0,95. Die Wahrscheinlichkeitsfunktion dieser Zufallsvariablen lautet daher:     100 n x nx  0,05 x  0,95 100  x f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ p q ¼ ðx ¼ 0; 1; . . . ; 100Þ x x Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich höchstens 3 von 100 Fahrern verkehrswidrig verhalten, beträgt dann: P ðX  3Þ ¼ P ðX ¼ 0Þ þ P ðX ¼ 1Þ þ P ðX ¼ 2Þ þ P ðX ¼ 3Þ ¼         100 100 100 100 0 100 1 99 2 98 ¼  0,05  0,95 þ  0,05  0,95 þ  0,05  0,95 þ  0,05 3  0,95 97 ¼ 0 1 2 3 ¼ 1  1  0,95 100 þ 100  0,05  0,95 99 þ 100  99 100  99  98  0,05 2  0,95 98 þ  0,05 3  0,95 97 ¼ 12 123 ¼ 0,00592 þ 0,03116 þ 0,08118 þ 0,13958 ¼ 0,25784 25,8 % Näherungsrechnung: Die Approximation durch die Poisson-Verteilung ist erlaubt, da die Faustregel für diese Näherung erfüllt ist (Faustregel: n p  10 und n  1500 p ! FS: Kap. XV.5.4): n p ¼ 100  0,05 ¼ 5 < 10 ; n ¼ 100 > 1500 p ¼ 1500  0,05 ¼ 75 Die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Poisson-Verteilung mit dem Parameter (Mittelwert) m ¼ n p ¼ 100  0,05 ¼ 5 lautet damit wie folgt: f ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ X  3 mx 5x  em ¼  e5 x! x! ðx ¼ 0; 1; . . . ; 100Þ Höchstens 3 Verkehrssünder unter 100 Fahrern:  P ðX  3Þ ¼ P ðX ¼ 0Þ þ P ðX ¼ 1Þ þ P ðX ¼ 2Þ þ P ðX ¼ 3Þ ¼ 50 51 52 53 þ þ þ 0! 1! 2! 3!   e 5 ¼ ¼ ð1 þ 5 þ 12,5 þ 20,8333Þ  e 5 ¼ 0,2650 ¼ b 26,5 % Dieser Näherungswert ist in guter bereinstimmung mit dem exakten Wert von 25,8 %. Telefon-Hotline Eine Hotline (1820 Uhr) erreichen in diesem Zeitraum durchschnittlich 100 Anrufe (wie man aus langjähriger Erfahrung weiß). Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass K36 a) mehr als 100 Anrufe eingehen, b) zwischen 60 und 80 Anrufe eingehen, c) weniger als 50 Anrufe erfolgen? Lösen Sie diese Aufgabe näherungsweise mit Hilfe der Normalverteilung! Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der eingehenden Anrufe (zwischen 18 und 20 Uhr) X ist poissonverteilt mit dem Parameter (Mittelwert) m ¼ 100, kann aber in diesem speziellen Fall durch die rechnerisch pffiffiffiwesentlich pffiffiffiffiffiffiffiffi bequemere Normalverteilung mit dem Mittelwert m ¼ 100 und der Standardabweichung s ¼ m ¼ 100 ¼ 10 ersetzt werden (die Faustregel m > 10 für diese Approximation ist erfüllt ! FS: Kap. XV.5.4).
622 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik bergang von der Zufallsvariablen X zur standardnormalverteilten Zufallsvariable U ¼ X m X  100 ¼ : s 10 (F ðxÞ: Verteilungsfunktion der Normalverteilung; F ðuÞ: Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung) Bei der Approximation ist die Stetigkeitskorrektur zu berücksichtigen, bei der die Grenzen um jeweils 0,5 nach außen hin verschoben werden! a) X > 100 Mehr als 100 Anrufe:  P ðX > 100Þ ¼ 1  P ðX  100Þ ¼ 1  F ð100 þ 0,5 Þ ¼ 1  F ð100,5Þ ¼ 1  F |{z} 100,5  100 10  ¼ Stetigkeitskorrektur ¼ 1  F ð0,05Þ ¼ 1  0,5199 ¼ 0,4801 b) 60  X  80 48 % Zwischen 60 und 80 Anrufe: P ð60  X  80Þ ¼ F ð80 þ 0,5Þ  F ð60  0,5Þ ¼ F ð80,5Þ  F ð59,5Þ ¼ " " Stetigkeitskorrektur     80,5  100 59,5  100 F ¼ F ð 1,95Þ  F ð 4,05Þ ¼ 10 10   ¼ 1  F ð1,95Þ  1  F ð4,05Þ ¼ 1  F ð1,95Þ  1 þ F ð4,05Þ ¼ ¼ F ¼ F ð4,05Þ  F ð1,95Þ ¼ 1  0,9744 ¼ 0,0256 c) X < 50 2,6 % Weniger als 50 Anrufe (höchstens 49 Anrufe):  P ðX < 50Þ ¼ P ðX  49Þ ¼ F ð49 þ 0,5 Þ ¼ F ð49,5Þ ¼ F |{z} 49,5  100 10  ¼ F ð 5,05Þ ¼ Stetigkeitskorrektur ¼ 1  F ð0,05Þ ¼ 1  1 ¼ 0 Wir folgern: Dieses Ereignis (weniger als 50 Anrufe) ist höchst unwahrscheinlich! Klausur mit Multiple-Choice-Aufgaben Eine Klausur besteht aus 50 Multiple-Choice-Aufgaben. Pro Aufgabe sind dabei 4 verschiedene Antworten (Lösungen) vorgegeben, darunter genau 1 richtige. Die Klausur gilt als bestanden, wenn min- K37 destens 20 Aufgaben richtig gelöst (angekreuzt) werden. Ein Student konnte sich (krankheitsbedingt) kaum vorbereiten und versucht nun, die Klausur durch zufälliges Ankreuzen der richtigen Antworten zu bestehen. Wie beurteilen Sie seine Chancen, d. h. mit welcher Wahrscheinlichkeit wird er die Klausur bestehen? Hinweis: Lösen Sie diese Aufgabe (näherungsweise) mit Hilfe der Normalverteilung. Zufallsvariable: X ¼ Anzahl der richtig gelösten Aufgaben (richtigen Antworten) X ist binomialverteilt mit den Parametern n ¼ 50 (Anzahl der Aufgaben), p ¼ 1=4 ¼ 0,25 (1 von 4 Antworten ist richtig) und q ¼ 1  p ¼ 1  0,25 ¼ 0,75. Der extrem hohe Rechenaufwand wird vermieden, wenn man die Binomialverteilung näherungsweise durch die rechnerisch wesentlich bequemere Normalverteilung ersetzt (die Faustregel für diese Approximation ist hier erfüllt: n p q ¼ 50  0,25  0,75 ¼ 9,375 > 9 ! FS: Kap. XV.5.4).
4 Wahrscheinlichkeitsverteilungen von mehreren Zufallsvariablen 623 Näherungsrechnung mit der Normalverteilung mit dem Mittelwert m ¼ n p ¼ 50  0,25 ¼ 12,5 und der Standardpffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi abweichung s ¼ n p q ¼ 9,375 unter Berücksichtigung der Stetigkeitskorrektur: X  20 Mindestens 20 richtige Antworten (Lösungen): bergang von der Zufallsvariablen X zur standardnormalverteilten Zufallsvariablen U ¼ P ðX  20Þ ¼ 1  P ðX  19Þ ¼ 1  F ð19 þ 0,5 Þ ¼ 1  F ð19,5Þ ¼ 1  F |{z} X m X  12,5 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi : s 9,375 ! 19,5  12,5 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 9,375 Stetigkeitskorrektur ¼ 1  F ð2,286Þ ¼ 1  0,9889 ¼ 0,0111 1,1 % Folgerung: Die Chance, die Klausur zu bestehen, ist sehr gering! 4 Wahrscheinlichkeitsverteilungen von mehreren Zufallsvariablen Lehrbuch: Band 3, Kapitel II.7 Formelsammlung: Kapitel XV.7 Die diskreten und stochastisch unabhängigen Zufallsvariablen X und Y genügen den folgenden Verteilungen (Wahrscheinlichkeitsfunktionen): K38 xi 0 2 5 yi 0 1 3 7 f 1 ðx i Þ 0,3 0,5 0,2 f 2 ðy i Þ 0,2 0,3 0,2 0,3 a) Bestimmen Sie den Mittelwert und die Varianz der beiden Verteilungen (Randverteilungen). b) Wie lautet die Wahrscheinlichkeitsfunktion f ðx ; yÞ der gemeinsamen Verteilung? a) E ðXÞ ¼ m x ¼ 3 X x i  f 1 ðx i Þ ¼ 0  0,3 þ 2  0,5 þ 5  0,2 ¼ 0 þ 1 þ 1 ¼ 2 i¼1 Var ðXÞ ¼ s 2x ¼ E ðX 2 Þ  m 2x ¼ 3 X i¼1 x i2  f 1 ðx i Þ  m 2x ¼ ð0 2  0,3 þ 2 2  0,5 þ 5 2  0,2Þ  2 2 ¼ ¼ ð0 þ 2 þ 5Þ  4 ¼ 7  4 ¼ 3 E ðYÞ ¼ m y ¼ 4 X y i  f 2 ðy i Þ ¼ 0  0,2 þ 1  0,3 þ 3  0,2 þ 7  0,3 ¼ 0 þ 0,3 þ 0,6 þ 2,1 ¼ 3 i¼1 Var ðYÞ ¼ s 2y ¼ E ðY 2 Þ  m 2y ¼ 4 X i¼1 y 2i  f 2 ðy i Þ  m 2y ¼ ð0 2  0,2 þ 1 2  0,3 þ 3 2  0,2 þ 7 2  0,3Þ  3 2 ¼ ¼ ð0 þ 0,3 þ 1,8 þ 14,7Þ  9 ¼ 16,8  9 ¼ 7,8
624 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik a) X und Y sind nach Voraussetzung stochastisch unabhängig. Somit gilt: f ðx ; yÞ ¼ f 1 ðxÞ  f 2 ðyÞ. Wir erhalten die folgende Verteilungstabelle: Y 0 1 3 7 0 0,06 0,09 0,06 0,09 0,30 2 0,10 0,15 0,10 0,15 0,50 5 0,04 0,06 0,04 0,06 0,20 0,20 0,30 0,20 0,30 |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} X f 1 ðxÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} f 2 ðyÞ Berechnung der Funktionswerte am Beispiel f ð2 ; 3Þ: f ð2 ; 3Þ ¼ f 1 ð2Þ  f 2 ð3Þ ¼ 0,5  0,2 ¼ 0,10 ðin der Tabelle grau unterlegtÞ Lagervorrat an Bauteilen Ein spezielles Bauteil eines Gerätes hat eine mittlere „Lebensdauer“ von m ¼ 30 h bei einer Standard- K39 abweichung von s ¼ 2 h (h: Stunde; die Art der Verteilung ist nicht bekannt). Fällt das Bauteil aus, so wird es durch ein gleichartiges aus dem Lager ersetzt. Reicht ein Vorrat von n ¼ 100 Bauteilen (für 1 Jahr) aus, wenn das Gerät im Jahr insgesamt 2950 h einwandfrei arbeiten soll? Die diskreten und stochastisch unabhängigen Zufallsvariablen X i ¼ Lebensdauer des i-ten Bauteils aus dem Lagervorrat (i ¼ 1, 2, . . . , 100) besitzen alle den gleichen Mittelwert m i ¼ m ¼ 30 h und die gleiche Standardabweichung s i ¼ s ¼ 2 h. Dann ist die Zufallsvariable Z ¼ 100 X X i ¼ Gesamtlebensdauer aller 100 Bauteile aus dem Lager i¼1 annähernd normalverteilt mit den folgenden Kennwerten (die Mittelwerte und Varianzen der Zufallsvariablen X i addieren sich jeweils): mz ¼ 100 X m i ¼ 100 m ¼ 100  30 h ¼ 3000 h i¼1 s 2z ¼ 100 X i¼1 s 2i ¼ 100 s 2 ¼ 100  ð2 hÞ 2 ¼ 400 h 2 ) s z ¼ 20 h Die Faustregel n > 30 für diese Näherung ist erfüllt, keine der n ¼ 100 Zufallsvariablen dominiert (! FS: Kap. XV.7.2.3). Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Vorrat von 100 Bauteilen für 1 Jahr ausreicht, beträgt dann:   2950  3000 P ðZ  2950Þ ¼ 1  P ðZ < 2950Þ ¼ 1  P U < ¼ 1  P ðU <  2,5Þ ¼ 20  ¼ 1  F ð 2,5Þ ¼ 1  1  F ð2,5Þ ¼ 1  1 þ F ð2,5Þ ¼ F ð2,5Þ ¼ 0,9938
4 Wahrscheinlichkeitsverteilungen von mehreren Zufallsvariablen 625 Hinweis: bergang von der normalverteilten Zufallsvariablen Z zur standardnormalverteilten Zufallsvariablen U ¼ Z  mz Z  3000 ; F ðuÞ ist die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung. ¼ 20 sz Fazit: Mit der hohen Wahrscheinlichkeit von fast 99,4 % wird der Vorrat von 100 Bauteilen (Ersatzteilen) für 1 Jahr ausreichen. Eine Urne enthält 2 weiße und 2 schwarze Kugeln. Nacheinander werden 2 Kugeln zufällig entnommen ohne Zurücklegen. Bestimmen Sie die gemeinsame Verteilung der beiden Zufallsvariablen K40 X; Y ¼ Farbe der gezogenen Kugel bei der 1. bzw. 2. Ziehung mit Hilfe des Ereignisbaums. Warum sind die beiden Variablen stochastisch abhängig? Wie lauten die zugehörigen Randverteilungen der gemeinsamen Verteilung? Baumdiagramm (Ereignisbaum; siehe Bild K-10) 1. Ziehung Vereinbarung: Die Zufallsvariablen X und Y besitzen den Wert 0, wenn eine weiße Kugel gezogen wurde und den Wert 1 bei Ziehung einer schwarzen Kugel. 2. Ziehung 1/3 1/2 1/2 2/3 2/3 1/3 Bild K-10 Baumdiagramm 1. Ziehung: In der Urne befinden sich gleichviele weiße und schwarze Kugeln (jeweils 2 Kugeln). Die Ziehung einer weißen bzw. schwarzen Kugel erfolgt somit in beiden Fällen mit der gleichen Wahrscheinlichkeit p ¼ 2=4 ¼ 1=2 (2 aus 4). 2. Ziehung: Das Ergebnis der 2. Ziehung hängt dagegen wesentlich davon ab, ob zunächst eine weiße oder eine schwarze Kugel gezogen wurde. Im 1. Fall befinden sich vor der 2. Ziehung 1 weiße und 2 schwarze Kugeln in der Urne, im 2. Fall ist es genau umgekehrt. Die Zufallsvariablen X und Y sind daher stochastisch abhängig. Aus dem Baumdiagramm (Ereignisbaum; siehe Bild K-10) entnehmen wir mit Hilfe der Pfadregeln (! FS: Kap. XV.3.7) die folgenden Werte der Wahrscheinlichkeitsfunktion f ðx ; yÞ der gemeinsamen Verteilung: Pð Þ ¼ f ð0 ; 0Þ ¼ 1 1 1  ¼ ; 2 3 6 Pð Þ ¼ f ð0 ; 1Þ ¼ 1 2 2  ¼ ; 2 3 6 Pð Þ ¼ f ð1 ; 0Þ ¼ 1 2 2  ¼ ; 2 3 6 Pð Þ ¼ f ð1 ; 1Þ ¼ 1 1 1  ¼ 2 3 6
626 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Verteilungstabelle (Wahrscheinlichkeitsfunktion f ðx ; yÞ der gemeinsamen Verteilung) Y 0 1 0 1=6 2=6 1=2 1 2=6 1=6 1=2 1=2 1=2 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} X f 1 ðxÞ |fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} f 2 ðyÞ Randverteilungen Wahrscheinlichkeitsfunktion f 1 ðxÞ und f 2 ðyÞ xi 0 1 yi 0 1 f 1 ðx i Þ 1=2 1=2 f 2 ðy i Þ 1=2 1=2 Produktionsdauer eines elektronischen Gerätes Die Herstellung eines elektronischen Gerätes erfolgt in 10 voneinander unabhängigen Arbeitsgängen. Die stetigen Zufallsvariablen T i ¼ Dauer des i-ten Arbeitsganges (in Stunden (h); i ¼ 1, 2, . . . , 10) sind dabei alle gleichverteilt im Zeitintervall 1 h  t  3 h und stochastisch unabhängig (jeder Ar- K41 beitsgang dauert also zwischen 1 und 3 Stunden). a) Bestimmen Sie zunächst den Mittelwert m i und die Standardabweichung s i der Zufallsvariablen T i. b) Die Gesamtproduktionsdauer wird durch die Zufallsvariable T ¼ 10 X T i beschrieben. Welchen Er- i¼1 wartungswert (Mittelwert) und welche Varianz besitzt diese Zufallsvariable? a) Die Zufallsvariablen T 1 bis T 10 besitzen alle dieselbe Gleichverteilung. Wir setzen X ¼ T i und bestimmen der Reihe nach die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion f ðxÞ, den Mittelwert m und die Varianz s 2 dieser Zufallsvariablen. Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion f ðxÞ (siehe Bild K-11) Normierung der Dichtefunktion: f (x) ð3 Symmetrieachse f ðxÞ d x ¼ 2 H ¼ 1 H ) H ¼ 1 2 1 H (Fläche des grau unterlegten Rechtecks) H 1 3 x x0 = 2 Bild K-11 Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion Somit gilt: f ðxÞ ¼ H ¼ 1 für 1  x  3 2
4 Wahrscheinlichkeitsverteilungen von mehreren Zufallsvariablen 627 Mittelwert: Das Symmetriezentrum der Gleichverteilung liegt bei x 0 ¼ 2. Daher ist m ¼ x 0 ¼ 2 (! FS: Kap. XV.4.3, Anmerkung 5). 1 ð Varianz : s ¼ Var ðXÞ ¼ E ðX Þ  m ¼ 2 2 ð3 x  f ðxÞ d x  m ¼ 2 2 2 1 1 3 3 1 x 1 4 ¼ ¼ 6 6 1 2 x d x  22 ¼ 2  1 3 x 6 1 3 4 ¼ 1   1 13 13  12 1 27  1  4 ¼  26  4 ¼ 4 ¼ ¼ 6 3 3 3 Für alle T i ¼ X gilt daher: m i ¼ m ¼ 2 h und s 2i ¼ s 2 ¼ 1 2 h . 3 b) Die Zufallsvariable T (¼ Summe aller T i ) besitzt damit den Mittelwert E ðTÞ ¼ m T ¼ 10 X m i ¼ 10 m ¼ 10  2 h ¼ 20 h i¼1 und die Varianz (! FS: Kap. XV.7.2.3) Var ðTÞ ¼ s 2T ¼ 10 X i¼1 s 2i ¼ 10 s 2 ¼ 10  1 2 10 2 h ¼ h 3 3 Gesamtwiderstand einer Reihenschaltung von ohmschen Widerständen Die Einzelwiderstände R 1 bis R 4 einer Reihenschaltung (siehe Bild K-12) können als stochastisch unabhängige und normalverteilte Zufallsgrößen mit den folgenden Mittelwerten und Standardabweichungen aufgefasst werden (alle Werte in Ohm (W)): K42 i 1 2 3 4 mi 100 150 70 si 2 3 80 pffiffiffi 3 100 V 150 V 80 V 70 V R1 R2 R3 R4 3 Bild K-12 Reihenschaltung von Widerständen a) Berechnen Sie den Mittelwert m und die Standardabweichung s des Gesamtwiderstandes 4 X R ¼ R i der Schaltung. i¼1 b) Bestimmen Sie die Grenzen des zum Mittelwert m symmetrischen Intervalls, in dem der Gesamtwiderstand R mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % vermutet wird. a) Die Mittelwerte und Varianzen addieren sich jeweils (! FS: Kap. XV.7.2.1): m ¼ 4 X m i ¼ ð100 þ 150 þ 80 þ 70Þ W ¼ 400 W i¼1 s2 ¼ 4 X i¼1 pffiffiffi s 2i ¼ ð2 2 þ 3 2 þ_ ð 3 Þ 2 þ 3 2 Þ W 2 ¼ ð4 þ 9 þ 3 þ 9Þ W 2 ¼ 25 W 2 ) b) Die normalverteilte Zufallsvariable R liegt mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % im Intervall j R  m j ¼ j R  400 j  c, d. h. es gilt P ð j R  400 j  cÞ ¼ 0,90 ðsiehe Bild K-13Þ s ¼ 5W
628 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik c c Bild K-13 400 – c 400 400 + c R/V Bestimmung der Schranke c Rm R  400 ¼ . bergang von der Zufallsvariablen R zur standardnormalverteilten Zufallsvariablen U ¼ s 5 Aus dieser Transformationsgleichung folgt j R  400 j ¼ 5 j U j und somit:     c c P ð j R  400 j  cÞ ¼ P ð5 j U j  cÞ ¼ P j U j  ¼ 2F  1 ¼ 0,90 ) 5 5     c c c 2F ¼ 1,90 ) F ¼ 0,95 ) ¼ u 0,95 ¼ 1,645 ) c ¼ 8,225 ðaus Tab: 2Þ 5 5 5 Lösung: j R  400 j  c ¼ 8,225 , 391,775 W  R  408,225 W 5 Häufigkeitsverteilungen und Kennwerte einer Stichprobe Lehrbuch: Band 3, Kapitel III.1 und 2 Formelsammlung: Kapitel XVI.1 und 2 Leistung baugleicher Pumpen Für die Leistung X baugleicher Pumpen ergab eine Stichprobe vom Umfang n ¼ 5 folgende Urliste K43 (alle Werte in Liter pro Minute (l=min)): 20,4 ; 21,2 ; 21,0 ; 20,8 ; 21,6 Bestimmen Sie den Mittelwert x, die Varianz s 2 und die Standardabweichung s dieser Stichprobe. x ¼ 5 1 X 1   105 ¼ 21 xi ¼ 5 i¼1 5 i xi x i2 1 20,4 416,16 2 21,2 449,44 3 21,0 441,00 1 s ¼ 51 4 20,8 432,64 ¼ 0,2 5 P 21,6 466,56 105,0 2205,80 2 s ¼ " 5 X i¼1 # x i2 5x 2 1 ¼ 4 ðin l=minÞ   2205,80  5  21 ðin ðl=minÞ 2 Þ pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffi s 2 ¼ 0,2 ¼ 0,4472 0,45 ðin l=minÞ 2 ¼
5 Häufigkeitsverteilungen und Kennwerte einer Stichprobe 629 Der Tagesproduktion von ohmschen Widerständen mit einem Sollwert von 100 W wurde eine Stichprobe vom Umfang n ¼ 20 mit der folgenden Häufigkeitsverteilung entnommen (alle Werte in Ohm (W); n i : absolute Klassenhäufigkeit; k ¼ 5 KlassenÞ: K44 i 1 2 3 4 5 xi 98 99 100 101 102 ni 1 3 12 2 2 Bestimmen Sie die Häufigkeitsfunktion f ðxÞ mit dem zugehörigen Stabdiagramm, die Verteilungsfunktion F ðxÞ, den Mittelwert x und die Standardabweichung s der Stichprobe. Verteilung ( f ðx i Þ ¼ n i =20) und Stabdiagramm, Bild K-14 f (x) i 1 2 3 4 5 xi 98 99 100 101 102 ni 1 3 12 2 2 f ðx i Þ 0,05 0,15 0,60 0,10 0,10 F ðx i Þ 0,05 0,20 0,80 0,90 1 0,60 0,50 0,40 0,30 0,20 Berechnung der Kennwerte (Maßzahlen) x, s 2 und s 0,15 i xi f ðx i Þ x i  f ðx i Þ 1 98 0,05 4,90 480,20 2 99 0,15 14,85 1 470,15 3 100 0,60 60,00 6 000,00 4 101 0,10 10,10 1 020,10 5 P 102 0,10 10,20 1 040,40 100,05 10 010,85 1 x ¼ 5 X x i  f ðx i Þ ¼ 100,05 x i2  f ðx i Þ 0,10 0,05 98 99 100 101 102 Bild K-14 Stabdiagramm ðin WÞ i¼1 20 s2 ¼ 20  1 s ¼ " 5 X i¼1 # x i2  f ðx i Þ  x pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s 2 ¼ 0,8921 ¼ 0,9445 2 20 ¼ 19 0,945   10 010,85  100,05 ðin WÞ 2 ¼ 0,8921 ðin W 2 Þ x/V
630 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik „Lebensdauer“ eines elektronischen Bauteils Der Serienproduktion eines bestimmten elektronischen Bauteils wurde eine Stichprobe vom Umfang n ¼ 40 entnommen. Dabei wurde die „Lebensdauer“ X dieser Elemente bestimmt und die Messwerte wie folgt in k ¼ 5 Klassen gleicher Breite D x ¼ 20 eingeteilt (alle Werte in Stunden (h); n i : absolute Klassenhäufigkeit): X K45 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 500520 520540 540560 560580 580600 4 8 18 6 4 ni a) Bestimmen Sie die Häufigkeitsfunktion mit dem zugehörigen Histogramm sowie die Verteilungsfunktion der Stichprobenverteilung. b) Berechnen Sie den Mittelwert sowie die Varianz und die Standardabweichung der Stichprobe. a) x~i : Klassenmitte; f ð~ x i Þ ¼ n i =40: Häufigkeitsfunktion; F ð~ x i Þ: Verteilungsfunktion (i ¼ 1, 2, . . . , 5) Klasse i 1 2 3 4 5 x~ i 510 530 550 570 590 ni 4 8 18 6 4 f ð~ x iÞ 0,10 0,20 0,45 0,15 0,10 F ð~ x iÞ 0,10 0,30 0,75 0,90 1 f(x) 0,45 0,40 0,30 0,20 0,15 0,10 Histogramm: Bild K-15 510 500 530 550 570 590 600 x/h Bild K-15 Histogramm b) i x~ i f ð~ x iÞ x~ i  f ð~ x iÞ x~ 2i  f ð~ x iÞ 5 X x ¼ x~ i  f ð~ x i Þ ¼ 549 1 510 0,10 51 26 010 i¼1 2 530 0,20 106 56 180 3 550 0,45 247,5 136 125 40 s ¼ 40  1 4 570 0,15 85,5 48 735 5 P 590 0,10 59 34 810 549 301 860 1 2 ¼ s ¼ 40 39 " 5 X i¼1 ðin hÞ # x~ 2i  f ð~ x iÞ  x 2 ¼   301 860  549 2 ¼ 470,769 pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s 2 ¼ 470,769 ¼ 21,697 21,70 ðin h 2 Þ ðin hÞ
5 Häufigkeitsverteilungen und Kennwerte einer Stichprobe 631 Benzinverbrauch eines PKW Der Benzinverbrauch X eines neuen PKW-Modells wurde anhand von n ¼ 25 zufällig ausgewählten Testfahrzeugen näher untersucht und ergab Verbrauchswerte zwischen 7 und 9,4 Liter pro 100 km Fahrstrecke (l=100 km), die wie folgt in k ¼ 5 Klassen gleicher Breite D ¼ 0,5 gruppiert wurden (alle Werte in l=100 km; n i : absolute Häufigkeit der i-ten Klasse): K46 Klasse Nr. i 1 2 3 4 5 x 7  x < 7,5 7,5  x < 8 8  x < 8,5 8,5  x < 9 9  x < 9,5 ni 2 4 12 6 1 Bestimmen Sie die folgenden Eigenschaften und Kennwerte (Maßzahlen) der gruppierten Stichprobe: Häufigkeits- und Verteilungsfunktion, Mittelwert, Varianz und Standardabweichung der Stichprobe. x~i : Klassenmitte; f ð~ x i Þ ¼ n i =25 bzw. F ð~ x i Þ: Häufigkeits- bzw. Verteilungsfunktion der gruppierten Stichprobe (i ¼ 1, 2, . . . , 5) Klasse i 1 2 3 4 5 x~i 7,25 7,75 8,25 8,75 9,25 ni 2 4 6 1 f ð~ x iÞ 0,08 0,16 0,48 0,24 0,04 F ð~ x iÞ 0,08 0,24 0,72 0,96 1 12 Histogramm: Siehe Bild K-16 f(x) 0,48 0,40 0,32 0,24 0,16 0,08 7,25 7,75 Bild K-16 Histogramm 8,25 8,75 9,25 x (in l/100 km)
632 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Berechnung der Kennwerte (Maßzahlen) x, s 2 und s Klasse i x~ i f ð~ x iÞ x~i  f ð~ x iÞ x~i2  f ð~ x iÞ 1 7,25 0,08 0,58 4,2050 2 7,75 0,16 1,24 9,6100 3 8,25 0,48 3,96 32,6700 4 8,75 0,24 2,10 18,3750 5 P 9,25 0,04 0,37 3,4225 1 8,25 68,2825 x ¼ 5 X x i Þ ¼ 8,25 x~ i  f ð~ ðin l=100 kmÞ i¼1 25 s ¼ 25  1 " 2 s ¼ 5 X i¼1 # x~ 2i  f ð~ x iÞ  x ¼ 2 pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s 2 ¼ 0,2292 ¼ 0,4787 0,48 25 24   ¼ 0,2292 68,2825  8,25 2 ðin ðl=100 kmÞ 2 Þ ðin l=100 kmÞ Vollautomatische Abfüllanlage einer Weinkellerei In einer Weinkellerei wurden auf einer vollautomatischen Abfüllanlage über 10 000 Literflaschen mit Weißwein gefüllt. Eine nach der Füllung gezogene Stichprobe vom Umfang n ¼ 50 ergab dabei (vermutlich aufgrund einer falschen Einstellung des Automaten) Fehlmengen bis zu 40 cm 3 pro Flasche mit der folgenden Häufigkeitsverteilung (Zufallsvariable: X ¼ Fehlmenge in einer Literflasche in cm 3 ; k ¼ 4 Klassen): K47 Klasse i 1 2 3 4 Fehlmenge X (in cm 3 ) 010 1020 2030 3040 Anzahl der Flaschen 6 20 16 8 a) Ermitteln Sie die Häufigkeitsfunktion mit dem zugehörigen Stabdiagramm sowie die Verteilungsfunktion der gruppierten Stichprobe. b) Berechnen Sie die Kennwerte (Maßzahlen) x, s 2 und s der Stichprobe. a) x~i : Klassenmitte; f ð~ x i Þ ¼ n i =50: Häufigkeitsfunktion der Stichprobe; F ð~ x i Þ: Verteilungsfunktion der Stichprobe (i ¼ 1, 2, 3, 4) Klasse i 1 2 3 4 x~i 5 15 25 35 ni 6 20 16 8 f ð~ x iÞ 0,12 0,40 0,32 0,16 F ð~ x iÞ 0,12 0,52 0,84 1
6 Parameterschätzungen 633 Stabdiagramm: siehe Bild K-17 ~ f (x) 0,40 0,32 0,16 0,12 0,04 Bild K-17 Stabdiagramm 5 b) x ¼ 4 X 15 25 35 ~ x/cm 3 x i Þ ¼ 5  0,12 þ 15  0,40 þ 25  0,32 þ 35  0,16 ¼ 20,20 x~ i  f ð~ ðin cm 3 Þ i¼1 50 s ¼ 50  1 2 50 ¼ 49 s ¼ " 4 X i¼1 # x~ 2i  f ð~ x iÞ  x ¼ 2 50 49   5 2  0,12 þ 15 2  0,40 þ 25 2  0,32 þ 35 2  0,16  20,20 2   50 3 þ 90 þ 200 þ 196  408,04 ¼  80,96 ¼ 82,6122 49 pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s 2 ¼ 82,6122 ¼ 9,0891 9,09 ¼ ðin cm 6 Þ ðin cm 3 Þ 6 Parameterschätzungen Voraussetzung für eine Parameterschätzung: Der Typ der Wahrscheinlichkeitsverteilung ist bekannt, die Parameter jedoch noch unbekannt und müssen daher geschätzt werden (z. B. Normalverteilung, deren Mittelwert m und Standardabweichung s noch unbekannt sind). 6.1 Punktschätzungen Bei einer Punktschätzung werden die unbekannten Parameter einer vom Typ her bekannten Verteilung geschätzt. Lehrbuch: Band 3, Kapitel III.3.2 und 3.3 Formelsammlung: Kapitel XVI.3.2 Brenndauer einer Leuchtstoffröhre Die Brenndauer T einer speziellen Leuchtstoffröhre genüge einer Verteilung mit der zeitabhängigen Dichtefunktion K48 f ðt; lÞ ¼ 2 l t  e  l t ; 2 t  0 (für t < 0 ist f ðt; lÞ ¼ 0Þ. Bestimmen Sie für den noch unbekannten Parameter l unter Verwendung der vorgegebenen Stichprobe t 1 ; t 2 ; . . . ; t n einen Schätzwert l^ nach der Maximum-LikelihoodMethode.
634 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Aufstellen der Likelihood-Funktion: L ¼ L ðlÞ ¼ f ðt 1 ; lÞ  f ðt 2 ; lÞ . . . f ðt n ; lÞ ¼ ð2 l t 1  e  l t 1 Þ ð2 l t 2  e  l t 2 Þ . . . ð2 l t n  e  l t n Þ ¼ 2 2 2 ¼ ð2 lÞ n  ðt 1  t 2 . . . t n Þ  e  l ðt 1 þ t 2 þ ... þ t n Þ ¼ ð2 lÞ n  a  e  l b ¼ ð2 lÞ n  a  e  b l 2 2 2 (mit den Abkürzungen a ¼ t 1  t 2 . . . t n und b ¼ t 12 þ t 22 þ . . . þ t n2 ; der Faktor 2 l tritt dabei n-mal auf) Rechenregel: e m 1  e m 2 . . . e m n ¼ e m 1 þ m 2 þ ... þ m n Wir verwenden die logarithmierte Form der Likelihood-Funktion:  L * ¼ ln L ðlÞ ¼ ln ð2 lÞ n  a  e  b l ¼ ln ð2 lÞ n þ ln a þ ln e  b l ¼ n  ln ð2 lÞ þ ln a  b l Rechenregeln: ln ðu v wÞ ¼ ln u þ ln v þ ln w ; ln u n ¼ n  ln u ; ln e m ¼ m Ableitungen 1. und 2. Ordnung von L * nach l bilden (Kettenregel): dL* 1 n ¼ n  2 þ0b ¼  b; dl 2l l d2 L* n n ¼  2 0 ¼  2 < 0 2 dl l l Maximum von L * und somit auch von L bestimmen: dL* ¼ 0 dl n b ¼ 0 l ) ) n ¼ b l ) l ¼ n b Da die 2. Ableitung stets negativ ist, ist auch die hinreichende Bedingung für ein Maximum erfüllt. Somit ist n n ¼ l^ ¼ 2 2 b t 1 þ t 2 þ . . . þ t n2 der gesuchte Schätzwert für den unbekannten Parameter l. Lebensdauer eines elektrischen Gerätes Die „Lebensdauer“ T eines bestimmten elektrischen Gerätes genügt einer speziellen Weibull-Verteilung mit der Dichtefunktion K49 f ðt; aÞ ¼ 1 1=3 a  t  2=3  e  a t ; 3 t  0 (für t < 0 gilt f ðt; aÞ ¼ 0Þ. Mit Hilfe der Maximum-Likelihood-Methode bestimme man einen ^ für den noch unbekannten Parameter a > 0 auf der Basis einer vorgegebenen StichSchätzwert a probe t 1 ; t 2 ; . . . ; t n . Aufstellen der Likelihood-Funktion, die anschließend logarithmiert wird: L ¼ L ðaÞ ¼ f ðt 1 ; aÞ  f ðt 2 ; aÞ . . . f ðt n ; aÞ ¼      1=3 1=3 1=3 1 1 1  2=3  2=3 a  t1 a  t2 a  t n 2=3  e  a t n  e  a t1  e  a t2 ¼ ... ¼ 3 3 3  ¼  ¼ 1 a 3 1 a 3 n  2=3  ðt 1 n  2=3  t2  c  eba 1=3 . . . t n 2=3 Þ  e  a ðt 1 1=3 1=3 þ t 2 þ ... þ t n Þ  Þ ¼ n 1 a  c  eab ¼ 3
6 Parameterschätzungen 635  2=3  2=3 (mit dedn Abkürzungen c ¼ t 1  t2 . . . t n 2=3 und b ¼ t 1 1=3 1=3 þ t2 þ . . . þ t n1=3 ; der Faktor dabei n-mal auf) 1 a tritt 3 Rechenregeln: e m 1  e m 2 . . . e m n ¼ e m 1 þ m 2 þ ... þ m n Logarithmieren (Rechenregeln: ln ðu v wÞ ¼ ln u þ ln v þ ln w; ln u n ¼ n  ln u; ln e m ¼ m): n  n     1 1 1 ba ba * ¼ ln a c  e a þ ln c þ ln e a þ ln c  b a ¼ n  ln L ¼ ln L ðaÞ ¼ ln 3 3 3 Wir bilden die benötigten Ableitungen 1. und 2. Ordnung von L * nach a: dL* 1 ¼ n da 1 d2 L* n n ¼  2 0 ¼  2 < 0 2 da a a 1 n þ0b ¼  b; 3 a  a 3 Die 1. Ableitung muss bei einem Maximum notwendigerweise verschwinden: dL* ¼ 0 da n b ¼ 0 a ) ) n ¼ b a ) a ¼ n b Die 2. Ableitung ist stets negativ, somit ist auch die hinreichende Bedingung für ein Maximum erfüllt. Damit ist ^ ¼ a n n ¼ 1=3 1=3 1=3 b t1 þ t2 þ . . . þ tn der gesuchte Schätzwert des Parameters a. Radioaktiver Zerfall Eine radioaktive Substanz emittiert regellos a-Teilchen, wobei die diskrete Zufallsvariable X ¼ Anzahl der in einem bestimmten Zeitintervall emittierten a-Teilchen in guter Näherung einer Poisson-Verteilung mit der Dichtefunktion f ðxÞ ¼ mx  em x! ðx ¼ 0, 1, 2, . . .Þ genügt. In einem Experiment wurde in n ¼ 100 aufeinander folgenden Zeitintervallen gleicher Länge K50 D t ¼ 10 s jeweils die Anzahl x i der emittierten a-Teilchen registriert (s: Sekunde). Das Messprotokoll hatte das folgende Aussehen (n i : Anzahl der Zeitintervalle mit x i emittierten a-Teilchen; i ¼ 1, 2, . . . , 6): i 1 2 3 4 5 6 xi 0 1 2 3 4 5 ni 2 14 22 35 23 4 Bestimmen Sie aus dieser Stichprobe einen Schätzwert m^ für den noch unbekannten Parameter m in der Dichtefunktion. Der gesuchte Schätzwert m^ ist der Mittelwert x der Stichprobe: m m^ ¼ x ¼ ¼ 6 X 1 1  ð2  0 þ 14  1 þ 22  2 þ 35  3 þ 23  4 þ 4  5Þ ¼ ni xi ¼ 100 i ¼ 1 100 1 1 ð0 þ 14 þ 44 þ 105 þ 92 þ 20Þ ¼  275 ¼ 2,75 100 100
636 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Die stetige Zufallsvariable T ¼ „Lebensdauer“ eines elektronischen Bauelementes K51 kann als exponentialverteilt mit dem (noch unbekannten) Parameter l angesehen werden. Bestimmen Sie anhand der folgenden Stichprobe vom Umfang n ¼ 10 einen Schätzwert l^ für den Parameter l (Stichprobe: Lebensdauer von 10 willkürlich entnommenen Bauelementen in der Einheit Stunde (h)): i t i =h 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 450 430 505 490 450 470 495 470 465 425 Wie lautet die Dichtefunktion dieser Exponentialverteilung? Der gesuchte Schätzwert l^ des Parameters l ist der Kehrwert des Stichprobenmittelwertes t (! FS: Kap. XVI.3.2.4): t ¼ ¼ 10 1 X 1  ð450 þ 430 þ 505 þ 490 þ 450 þ 470 þ 495 þ 470 þ 465 þ 425Þ h ¼ ti ¼ 10 i ¼ 1 10 1  4 650 h ¼ 465 h 10 1 1 Schätzwert: l^ ¼ ¼ ¼ 0,002 151 h  1 t 465 h Dichtefunktion: f ðtÞ ¼ l  e  l t ¼ 0,002 151  e  0,002 151  t ðt  0 ; t in hÞ Qualitätskontrolle K52 Aufgrund langjähriger Erfahrung kann man bei der Serienproduktion eines bestimmten Massenartikels von einem Ausschussanteil von höchstens 2 % ausgehen. Zwecks Qualitätskontrolle wird der Tagesproduktion eine Stichprobe vom Umfang n ¼ 120 entnommen, in der sich genau k ¼ 2 defekte Artikel befanden. Welchen Schätzwert p^ für den unbekannten Ausschussanteil p liefert diese Stichprobe? Schätzwert für den Ausschussanteil p (! FS: Kap. XVI.3.2.3): p^ ¼ k 2 1 ¼ ¼ n 120 60 1,67 % Fazit: Die Stichprobe ergibt für den Parameter p (Ausschussanteil) einen Wert unterhalb von 2 % und bestätigt damit den aus der langjährigen Erfahrung gewonnenen Wert. Serienmäßige Produktion von ohmschen Widerständen Die stetige Zufallsvariable R ¼ Ohmscher Widerstand K53 ist normalverteilt mit den noch unbekannten Parametern m (¼ Mittelwert) und s (¼ Standardabweichung). Welche Schätzwerte für diese Parameter liefert die folgende Stichprobe (Messung von n ¼ 8 Widerständen aus einer Tagesproduktion, alle Werte in der Einheit Ohm (W)): i 1 2 3 4 5 6 7 8 Ri 98,2 99,5 98,8 100,5 101,2 99,7 99,0 97,5
6 Parameterschätzungen 637 Wir bestimmen zunächst den Mittelwert R und die Varianz s 2 bzw. Standardabweichung s der Stichprobe: R ¼ ¼ s2 ¼ 8 1 X 1  ð98,2 þ 99,5 þ 98,8 þ 100,5 þ 101,2 þ 99,7 þ 99,0 þ 97,5Þ W ¼ Ri ¼ 8 i¼1 8 1  794,4 W ¼ 99,3 W 8 8 X 1 1 h ðR i  RÞ 2 ¼  ð98,2  99,3Þ 2 þ ð99,5  99,3Þ 2 þ ð98,8  99,3Þ 2 þ 8  1 i¼1 7 i þ ð100,5  99,3Þ 2 þ ð101,2  99,3Þ 2 þ ð99,7  99,3Þ 2 þ ð99,0  99,3Þ 2 þ ð97,5  99,3Þ 2 W 2 ¼ i 1 h 2 1,1 þ 0,2 2 þ 0,5 2 þ 1,2 2 þ 1,9 2 þ 0,4 2 þ 0,3 2 þ 1,8 2 W 2 ¼ 7 i 1 h 1 ¼ 1,21 þ 0,04 þ 0,25 þ 1,44 þ 3,61 þ 0,16 þ 0,09 þ 3,24 W 2 ¼  10,04 W 2 ¼ 1,4343 W 2 7 7 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi s ¼ s 2 ¼ 1,4343 W 2 ¼ 1,198 W ¼ Schätzwerte für die Parameter m und s (! FS: Kap. XVI.3.2.2): m m^ ¼ R ¼ 99,3 W ; s s^ ¼ s ¼ 1,198 W 1,20 W 6.2 Intervallschätzungen Bei einer Intervallschätzung wird ein sog. Vertrauens- oder Konfidenzintervall konstruiert, in dem der unbekannte Parameter einer vom Typ her bekannten Verteilung mit einer vorgegebenen (großen) Wahrscheinlichkeit vermutet wird. Lehrbuch: Band 3, Kapitel III.3.4 Formelsammlung: Kapitel XVI.3.3 Tabellen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik (Tabellen 2 bis 4): Band 3 (Anhang, Teil A) und Formelsammlung (Anhang, Teil B) Vollautomatische Abfüllanlage einer Weinkellerei In einer Weinkellerei wird eine größere Menge Weißwein auf einer automatischen Abfüllanlage in Literflaschen gefüllt. Die Zufallsvariable X ¼ Füllmenge einer Flasche (in l ¼ 1000 ml) ist dabei eine normalverteilte Größe mit der Standardabweichung s ¼ 2 ml (ein aus langjähriger Erfah- K54 rung gewonnener Wert). Zu Kontrollzwecken wurden n ¼ 80 gefüllte Flaschen wahllos entnommen und ihre Abfüllmenge gemessen. Diese Stichprobe ergab eine mittlere Füllmenge von x ¼ 999,2 ml, d. h. einen Wert knapp unterhalb des vorgegebenen Sollwertes m 0 ¼ 1 Liter ¼ 1000 ml. Muß die Abfüllanlage daher neu eingestellt werden? Anleitung: Bestimmen Sie zunächst ein Vertrauensintervall für den wahren (aber unbekannten) Mittelwert m der Zufallsvariablen X auf dem Vertrauensniveau g ¼ 95 % und treffen Sie dann eine Entscheidung.
638 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Wir lösen die Aufgabe schrittweise wie folgt (! FS: Kap. XVI.3.3.2): 1. Schritt: Das Vertrauensniveau ist vorgegeben (g ¼ 0,95). 0,95 2. Schritt: Berechnung der Konstanten c aus der Bedingung P ð c  U  cÞ ¼ g ¼ 0,95 für die standardnormalverteilte Zufallsvariable X m U ¼ pffiffiffi (siehe Bild K-18): s= n 0,025 0,025 –c 0 u c Bild K-18 P ð c  U  cÞ ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ 2  F ðcÞ ¼ 1,95 ) F ðcÞ ¼ 0,975 )  ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,95 c ¼ u 0,975 ¼ 1,960 ) ðaus Tab: 2Þ 3. Schritt: Der Mittelwert x der Stichprobe ist bereits bekannt: x ¼ 999,2 (in ml) 4. Schritt: Bestimmung des Vertrauensintervalls x  k  m  x þ k für den Mittelwert m s 2 Hilfsgröße k : k ¼ c pffiffiffi ¼ 1,960  pffiffiffiffiffi ¼ 0,44 n 80 Vertrauensintervall für den Mittelwert m (alle Werte in ml): 999,2  0,44  m  999,2 þ 0,44 , 998,76  m  999,64 Folgerung und Entscheidung: Der Sollwert m 0 ¼ 1000 ml liegt außerhalb des Vertrauensintervalls, d. h. die Füllmengen sind zu gering und die Abfüllanlage muss daher neu eingestellt werden. Umfrage eines Automobilclubs zum Benzinverbrauch eines PKW Die Umfrage eines Automobilclubs zum Benzinverbrauch eines bestimmten PKW-Modells ergab bei n ¼ 35 Teilnehmern für die als normalverteilt angesehene Zufallsvariable K55 X ¼ Benzinverbrauch im Stadtverkehr in Liter pro 100 km Fahrstrecke (l=100 km) folgende Werte: Mittelwert x ¼ 7,62 l=100 km; Standardabweichung s ¼ 1,12 l=100 km. Bestimmen Sie für den unbekannten Mittelwert m der Zufallsvariablen X ein Vertrauens- oder Konfidenzintervall auf dem Vertrauensniveau g ¼ 0,90. Es handelt sich in diesem Beispiel um eine sog. umfangreiche Stichprobe, da die Faustregel n > 30 für eine solche Stichprobe erfüllt ist: n ¼ 35 > 30 (! FS: Kap. XVI.3.3.3). Daher dürfen wir die Zufallsvariable X als normalverteilt mit dem noch unbekannten Mittelwert m und der bekannten Standardabweichung s s ¼ 1,12 l=100 km betrachten. Das gesuchte Vertrauensintervall läßt sich dann (wie in der Formelsammlung in Kap. XVI.3.3.2 beschrieben) schrittweise wie folgt bestimmen: 1. Schritt: Das Vertrauensniveau g ¼ 0,90 ist bereits vorgegeben. 2. Schritt: Berechnung der Konstanten c aus der Bedingung P ð c  U  cÞ ¼ g ¼ 0,90 für die standardnorX m malverteilte Zufallsvariable U ¼ pffiffiffi (siehe Bild K-19): s= n
6 Parameterschätzungen 639 P ð c  U  cÞ ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼  ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,90 2  F ðcÞ ¼ 1,90 c ¼ u 0,95 ¼ 1,645 ) F ðcÞ ¼ 0,95 0,90 ) 0,05 0,05 ðaus Tab: 2Þ –c 0 c u Bild K-19 3. Schritt: Der Mittelwert x ist bereits bekannt: x ¼ 7,62. 4. Schritt: Bestimmung des Vertrauensintervalls x  k  m  x þ k für den Mittelwert m s s 1,12 Hilfsgröße k : k ¼ c pffiffiffi ¼ c pffiffiffi ¼ 1,645  pffiffiffiffiffi ¼ 0,311 n n 35 Vertrauensintervall für den Mittelwert m (alle Werte in l=100 km): 7,62  0,311  m  7,62 þ 0,311 , 7,309  m  7,931 Die Serienproduktion von Bauteilen für elektronische Geräte erfolgt mit einem (noch unbekannten) Ausschussanteil p. Aus der laufenden Produktion wird eine Stichprobe vom Umnfang n ¼ 500 entnommen, wobei sich k ¼ 40 Bauteile als unbrauchbar (defekt) erweisen. Schätzen Sie den Parameter p K56 der binomialverteilten Grundgesamtheit und konstruieren Sie ein Vertrauensintervall auf dem Vertrauensniveau g ¼ 95 %: Hinweis: Zeigen Sie zunächst, dass es sich hier um eine sog. umfangreiche Stichprobe handelt (! FS: Kap. XVI.3.3.6). Schätzwert des Parameters p: p^ ¼ k 40 ¼ ¼ 0,08 n 500 Die Faustregel für eine sog. umfangreiche Stichprobe ist erfüllt: D ¼ n p^ ð1  p^Þ ¼ 500  0,08 ð1  0,08Þ ¼ 36,8 > 9 Die Zufallsvariable X ¼ Anzahl der defekten Bauteile in einer Stichprobe vom Umfang n ¼ 500 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ist daher nahezu normalverteilt mit den Parametern m ¼ n p (Mittelwert) und s ¼ n p ð1  pÞ (Standardabweichung). Das gesuchte Vertrauensintervall läßt sich damit schrittweise wie folgt bestimmen (! FS: Kap. XVI.3.3.6): 1. Schritt: Das Vertrauensniveau ist mit g ¼ 0,95 vorgegeben. 2. Schritt: Berechnung der Konstanten c aus der Bedingung P ð c  U  cÞ ¼ g ¼ 0,95 für die standardnorX m n P^  n p malverteilte Zufallsvariable U ¼ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi (siehe Bild K-20): n p ð1  pÞ s
640 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik P ð c  U  cÞ ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼  ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,95 2  F ðcÞ ¼ 1,95 c ¼ u 0,975 ¼ 1,960 ) F ðcÞ ¼ 0,975 0,95 ) 0,025 0,025 ðaus Tab: 2Þ –c 3. Schritt: Der Schätzwert für p ist bereits bekannt: p^ ¼ k=n ¼ 0,08 (siehe weiter oben). 0 u c Bild K-20 4. Schritt: Bestimmung des Vertrauensintervalls p^  k  p  p^ þ k für den Parameter p Hilfsgröße k: k ¼ c pffiffiffiffi 1,960 pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 36,8 ¼ 0,024 D ¼ n 500 Vertrauensintervall für den Ausschussanteil (Parameter) p: 0,08  0,024  p  0,08 þ 0,024 0,056  p  0,104 oder 5,6 %  p  10,4 % Geschwindigkeitskontrolle auf einer Autobahn An einem bestimmten Messpunkt auf einer Autobahn wurde die Geschwindigkeit von n ¼ 500 vorbeifahrenden Autos gemessen. Dabei wurden k ¼ 80 Verstöße wegen zu hoher Geschwindigkeit regis- K57 triert. Bestimmen Sie einen Schätzwert p^ sowie ein Vertrauens- oder Konfidenzintervall auf dem Vertrauensniveau g ¼ 95 % für den Anteil p an Fahrern, die mit zu hoher Geschwindigkeit gemessen wurden (p ist der Parameter einer Binomialverteilung mit der Zufallsvariablen X ¼ Anzahl der Fahrer mit zu hoher Geschwindigkeit). Schätzwert für den Anteil p: p^ ¼ k 80 ¼ ¼ 0,16 ¼ b 16 % n 500 Es handelt sich hier um eine sog. umfangreiche Stichprobe, da die Faustregel für eine solche Stichprobe erfüllt ist (! FS: Kap. XVI.3.3.6): D ¼ n p^ ð1  p^Þ ¼ 500  0,16 ð1  0,16Þ ¼ 67,2 > 9 Das gesuchte Vertrauensintervall für den Anteil p (Parameter einer Binomialverteilung) lässt sich dann in guter Näherung schrittweise wie folgt bestimmen (! FS: Kap. XVI.3.3.6): 1. Schritt: Das Vertrauensniveau g ¼ 0,95 ist vorgegeben. 2. Schritt: Berechnung der Konstanten c aus der Bedingung P ð c  U  cÞ ¼ g ¼ 0,95 für die standardnormalverteilte Zufallsvariable n P^  n p U ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi (siehe Bild K-21): n p ð1  pÞ 0,95 0,025 0,025 –c Bild K-21 0 c u
6 Parameterschätzungen 641 P ð c  U  cÞ ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ 2  F ðcÞ ¼ 1,95 ) F ðcÞ ¼ 0,975 )  ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,95 c ¼ u 0,975 ¼ 1,960 ) ðaus Tab: 2Þ 3. Schritt: Der Schätzwert p^ wurde bereits berechnet: p^ ¼ 0,16. 4. Schritt: Bestimmung des Vertrauensintervalls p^  k  p  p^ þ k für den Anteil p (siehe weiter oben) Hilfsgröße k: k ¼ c pffiffiffiffi 1,960 pffiffiffiffiffiffiffiffiffi D ¼  67,2 ¼ 0,032 n 500 Vertrauensintervall für den Anteil p: 0,16  0,032  p  0,16 þ 0,032 0,128  p  0,192 bzw: 12,8 %  p  19,2 % Umfrage über das Fahrverhalten eines PKW Sind Sie mit dem Fahrverhalten Ihres PKW zufrieden? So lautete die Umfrage eines Automobilclubs K58 unter den Besitzern eines bestimmten Automodells, das zu den Marktführern gehört (also in großer Stückzahl produziert wird). Unter den n ¼ 2000 befragten Personen waren k ¼ 48 unzufriedene Personen. Bestimmen Sie für den unbekannten Anteilswert p (Anteil der unzufriedenen Fahrer des Automodells) einen Schätzwert p^ sowie das Vertrauensintervall auf dem Vertrauensniveau g ¼ 95 %. Schätzwert für den Parameter p: p^ ¼ k 48 ¼ ¼ 0,024 n 2000 2,4 % der befragten Personen sind somit unzufrieden! Die Umfrage liefert eine sog. umfangreiche Stichprobe, da die Faustregel für eine solche Stichprobe erfüllt ist (! FS: Kap. XVI.3.3.6): D ¼ n p^ ð1  p^Þ ¼ 2000  0,024 ð1  0,024Þ ¼ 46,848 > 9 Das gesuchte Vertrauensintervall für den Anteilswert p lässt sich dann schrittweise wie folgt konstruieren. 0,95 1. Schritt: Das Vertrauensniveau g ¼ 0,95 ist vorgegeben. 2. Schritt: Berechnung der Konstanten c aus der Bedingung P ð c  U  cÞ ¼ g ¼ 0,95 für die annähernd standardnormalverteilte n P^  n p Zufallsvariable U ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi (Bild K-22): n p ð1  pÞ 0,025 0,025 –c 0 c Bild K-22 P ð c  U  cÞ ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ 2  F ðcÞ ¼ 1,95 ) F ðcÞ ¼ 0,975 )  ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,95 c ¼ u 0,975 ¼ 1,960 ðaus Tab: 2Þ 3. Schritt: Der Schätzwert des Parameters p ist bereits bekannt: p^ ¼ 0,024 (siehe weiter oben). 4. Schritt: Konstruktion des Vertrauensintervalls p^  k  p  p^ þ k für den Parameter p (Anteilswert) Hilfsgröße k: k ¼ c pffiffiffiffi 1,960 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi  46,848 ¼ 0,0067 D ¼ n 2000 u
642 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Vertrauensintervall für den Anteilswert (Parameter) p: 0,024  0,0067  p  0,024 þ 0,0067 0,0173  p  0,0307 1,73 %  p  3,07 % oder Systolischer Blutdruck Der systolische Blutdruck einer Person kann als eine normalverteilte Zufallsvariable X betrachtet werden. Die an n ¼ 8 Personen vorgenommenen Messungen ergaben dabei folgende Werte (in mm Hg): K59 i 1 2 3 4 5 6 7 8 xi 124 128 119 121 130 128 125 129 Bestimmen Sie für die folgenden Parameter der Normalverteilung jeweils ein Vertrauens- oder Konfidenzintervall auf dem Vertrauensniveau g ¼ 90 %: a) Mittelwert m, b) Varianz s 2 a) Da sowohl m als auch s 2 unbekannt sind, lässt sich mit Hilfe der t-Verteilung wie folgt ein Vertrauensintervall für den Mittelwert m bestimmen (! FS: Kap. XVI.3.3.3): 1. Schritt: Das Vertrauensniveau g ¼ 0,90 ist vorgegeben. 0,90 2. Schritt: Berechnung der Konstanten c aus der Bedingung P ð c  T  cÞ ¼ g ¼ 0,90 X m für die Zufallsvariable T ¼ pffiffiffi , die der S= n t-Verteilung mit f ¼ n  1 ¼ 8  1 ¼ 7 Freiheitsgraden genügt (siehe Bild K-23): 0,05 0,05 –c ) F ðcÞ ¼ 0,95 t c Bild K-23 P ð c  T  cÞ ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ 2  F ðcÞ ¼ 1,90 0 )  ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,90 c ¼ t ð0,95; 7Þ ¼ 1,895 ) ðaus Tab: 4Þ 3. Schritt: Berechnung des Mittelwertes x und der Varianz s 2 bzw. der Standardabweichung s der Stichprobe vom Umfang n ¼ 8. x ¼ s2 ¼ 8 1 X 1 1 xi ¼  ð124 þ 128 þ 119 þ 121 þ 130 þ 128 þ 125 þ 129Þ ¼  1004 ¼ 125,5 8 i¼1 8 8 8 X 1 1  ð124  125,5Þ 2 þ ð128  125,5Þ 2 þ ð119  125,5Þ 2 þ ðx i  xÞ 2 ¼ 8  1 i¼1 7  þ ð121  125,5Þ 2 þ ð130  125,5Þ 2 þ ð128  125,5Þ 2 þ ð125  125,5Þ 2 þ ð129  125,5Þ 2 ¼ ¼  1 1,5 2 þ 2,5 2 þ 6,5 2 þ 4,5 2 þ 4,5 2 þ 2,5 2 þ 0,5 2 þ 3,5 2 ¼ 7 1 1 2,25 þ 6,25 þ 42,25 þ 20,25 þ 20,25 þ 6,25 þ 0,25 þ 12,25Þ ¼  110 ¼ 15,7143 7 7 pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s ¼ s 2 ¼ 15,7143 ¼ 3,9641 ¼
6 Parameterschätzungen 643 4. Schritt: Konstruktion des Vertrauensintervalls x  k  m  x þ k für den Mittelwert m s 3,9641 Hilfsgröße k: k ¼ c pffiffiffi ¼ 1,895  pffiffiffi ¼ 2,6559 n 8 2,66 Vertrauensintervall (alle Werte in mm Hg): 125,5  2,66  m  125,5 þ 2,66 , 122,84  m  128,16 b) Ein Vertrauensintervall für die unbekannte Varianz s 2 lässt sich wie folgt mit Hilfe der Chi-Quadrat-Verteilung bestimmen: 1. Schritt: Das Vertrauensniveau g ¼ 0,90 ist vorgegeben. 2. Schritt: Berechnung der Konstanten c 1 und c 2 aus den Bedingungen F ðc 1 Þ ¼ 1 1 ð1  gÞ ¼ ð1  0,9Þ ¼ 0,05 und 2 2 für die Zufallsvariable Z ¼ ðn  1Þ F ðc 2 Þ ¼ 1 1 ð1 þ gÞ ¼ ð1 þ 0,90Þ ¼ 0,95 2 2 S2 , die einer Chi-Quadrat-Verteilung mit f ¼ n  1 ¼ 8  1 ¼ 7 Freis2 heitsgraden genügt (! FS: Kap. XVI.3.3.5 und Bild K-24): 0,90 F ðc 1 Þ ¼ 0,05 ) c 1 ¼ z ð0,05; 7Þ ¼ 2,17 0,05 0,05 ðaus Tab: 3 entnommenÞ F ðc 2 Þ ¼ 0,95 ) c 2 ¼ z ð0,95; 7Þ ¼ 14,06 ðaus Tab: 3 entnommenÞ 0 c1 c2 z Bild K-24 3. Schritt: Die Stichprobenvarianz s 2 ist bereits aus Teil a) bekannt: s 2 ¼ 15,7143. 4. Schritt: Konstruktion des Vertrauensintervalls k 1  s 2  k 2 für die Varianz s 2 Hilfsgrößen k 1 , k 2 : k1 ¼ ðn  1Þ s 2 ð8  1Þ  15,7143 ¼ ¼ 7,82 ; c2 14,06 Vertrauensintervall für die Varianz s 2 : k2 ¼ ðn  1Þ s 2 ð8  1Þ  15,7143 ¼ ¼ 50,69 c1 2,17 7,82  s 2  50,69 Stillstandszeiten bei Maschinen Bei Maschinen gibt es immer wieder sog. Stillstandszeiten, bedingt durch einen Ausfall (technischer Defekt) und einer sich anschließenden zeitaufwendigen Reparatur. Wir beschreiben diese Zeiten durch K60 eine stetige Zufallsvariable X, deren Verteilung jedoch zunächst unbekannt ist. Bei einem bestimmten Maschinentyp erhielt man bei insgesamt n ¼ 100 Ausfällen folgende Werte für den Mittelwert x und die Standardabweichung s der Stichprobe: x ¼ 1,5 h, s ¼ 0,8 h (h ¼ Stunde). Bestimmen Sie für den Mittelwert m der Zufallsvariablen X ein Vertrauens- oder Konfidenzintervall auf dem Vertrauensniveau g ¼ 95 %.
644 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Es liegt hier eine sog. umfangreiche Stichprobe vor, da die Faustregel n > 30 für eine solche Stichprobe erfüllt ist: n ¼ 100 > 30 (! FS: Kap. XVI.3.3.4). Daher dürfen wir die Zufallsvariable X als annähernd normalverteilt betrachten mit dem noch unbekannten Mittelwert m und der ebenfalls unbekannten Varianz s 2 . Die Konstruktion des gesuchten Vertrauensintervalls erfolgt damit wie in der Formelsammlung ausführlich beschrieben mit Hilfe der t-Verteilung (! FS: Kap. XVI.3.3.3). 1. Schritt: Das Vertrauensniveau g ¼ 0,95 ist vorgegeben. 0,95 2. Schritt: Berechnung der Konstanten c aus der Bedingung 0,025 0,025 P ð c  T  cÞ ¼ g ¼ 0,95 X m pffiffiffi , die einer S= n t-Verteilung mit f ¼ n  1 ¼ 100  1 ¼ 99 Freiheitsgraden genügt (siehe Bild K-25): –c für die Zufallsvariable T ¼ ) F ðcÞ ¼ 0,975 c t Bild K-25 P ð c  T  cÞ ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ 2  F ðcÞ ¼ 1,95 0 )  ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,95 c ¼ t ð0,975; 99Þ ¼ 1,984 ) ðaus Tab: 4Þ 3. Schritt: Mittelwert x und Standardabweichung s der Stichprobe sind bekannt: x ¼ 1,5 h; s ¼ 0,8 h. 4. Schritt: Konstruktion des Vertrauensintervalls x  k  m  x þ k für den Mittelwert m s 0,8 Hilfsgröße k : k ¼ c pffiffiffi ¼ 1,984  pffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0,16 n 100 Vertrauensintervall (alle Werte in h): 1,5  0,16  m  1,5 þ 0,16 oder 1,34  m  1,66 7 Parametertests Ein Parametertest ist ein statistisches Prüfverfahren für die unbekannten Parameter einer vom Typ her bekannten Wahrscheinlichkeitsverteilung. Lehrbuch: Band 3, Kapitel III.4 Formelsammlung: Kapitel XVI.4 Tabellen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik (Tabellen 2 bis 4): Band 3 (Anhang, Teil A) und Formelsammlung (Anhang, Teil B) Die Serienproduktion von Kondensatoren mit einer Kapazität von 100 mF (Sollwert) soll einer Qualitätskontrolle unterzogen werden. Die Kapazität X der Kondensatoren kann dabei als eine annähernd nor- K61 malverteilte Zufallsvariable mit einer Standardabweichung von s ¼ 2 mF angesehen werden. Eine Stichprobe von n ¼ 9 entnommenen Kondensatoren ergab eine mittlere Kapazität von x ¼ 97,5 mF. Man teste mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von a ¼ 1 %, ob der vorgegebene Sollwert (Mittelwert) m 0 ¼ 100 mF eingehalten wurde, die festgestellte Abweichung x ¼ 97,5 mF vom Sollwert m 0 ¼ 100 mF also zufallsbedingt ist. des Stichprobenmittelwertes
7 Parametertests 645 Zweiseitiger Test mit der Nullhypothese H 0 : m ¼ m 0 ¼ 100 und der Alternativhypothese H 1 : m 6¼ m 0 ¼ 100 (! FS: Kap. XVI.4.2.1): 1. Schritt: Die Irrtumswahrscheinlichkeit a ist vorgegeben (a ¼ 0,01). 2. Schritt: Berechnung des kritischen Wertes c 0,99 X  m0 X  100 Testvariable: U ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ 2= 9 s= n ¼ X  100 2=3 ¼ 3 0,005 0,005 ðX  100Þ 2 –c Berechnung des kritischen Wertes c aus der Bedingung P ð c  U  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,01 ¼ 0,99 0 u c Bild K-26 für die standardnormalverteilte Testvariable U (siehe Bild K-26): P ð c  U  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ 2  F ðcÞ ¼ 1,99 ) F ðcÞ ¼ 0,995 )  ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,99 c ¼ u 0,995 ¼ 2,576 ) ðaus Tab: 2Þ Annahmebereich (nichtkritischer Bereich):  2,576  u  2,576 3. Schritt: Berechnung des Testwertes u^ u^ ¼ 3 3 3 ðx  100Þ ¼ ð97,5  100Þ ¼  ð 2,5Þ ¼  3,75 2 2 2 4. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert u^ ¼  3,75 liegt außerhalb des Annahmebereiches, also im kritischen Bereich. Die Nullhypothese H 0 muss daher abgelehnt, der Sollwert m 0 ¼ 100 mF neu eingestellt werden. Benzinverbrauch eines PKW Der Benzinverbrauch eines PKW lässt sich in guter Näherung durch eine normalverteilte Zufallsvariable X beschreiben (Angabe in Liter pro 100 km Fahrstrecke (l=100 km)). Ein Automobilhersteller gibt für ein bestimmtes Modell einen mittleren Verbrauch von m 0 ¼ 7,5 l=100 km an. Diese Angabe wurde K62 von einer Fachzeitschrift mit Hilfe einer Stichprobe überprüft und führte zu dem folgenden Ergebnis: Bei n ¼ 25 Testfahrzeugen wurde ein mittlerer Benzinverbrauch von x ¼ 8,4 l=100 km ermittelt mit einer (empirischen) Standardabweichung von s ¼ 2,1 h=100 km, Prüfen Sie mit einem geeigneten einseitigen Test auf dem Signifikanzniveau a ¼ 5 %, ob die Angabe des Herstellers noch länger aufrecht erhalten werden kann. Einseitiger Test mit der Nullhypothese H 0 : m ¼ m 0  7,5 und der Alternativhypothese H 1 : m > m 0 ¼ 7,5 (Abgrenzung nach oben; ! FS: Kap. XVI.4.2.2). 1. Schritt: Das Signifikanzniveau a ¼ 0,05 ist vorgegeben. 2. Schritt: Da die Varianz s 2 unbekannt ist, lautet die Testvariable wie folgt: T ¼ X  m0 X  7,5 X  7,5 5 ðX  7,5Þ ¼ pffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffi ¼ S= n S= 25 S=5 S
646 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik T genügt dabei einer t-Verteilung mit f ¼ n  1 ¼ 25  1 ¼ 24 Freiheitsgraden. Die Berechnung des kritischen Wertes (kritischen Grenze) c erfolgt aus der Bedingung P ðT > cÞ H 0 ¼ a ¼ 0,05 unter Verwendung der Tabelle 4 (siehe Bild K-27): 0,95 0,05 Bild K-27 0 c t Annahmebereich P ðT > cÞ H 0 ¼ 1  P ðT  cÞ H 0 ¼ 1  F ðcÞ ¼ 0,05 c ¼ t ð0,95; 24Þ ¼ 1,711 ) F ðcÞ ¼ 0,95 ) ðaus Tab: 4Þ Annahmebereich (nichtkritischer Bereich): t  1,711 3. Schritt: Berechnung des Testwertes ^t ^t ¼ 5 ðx  7,5Þ 5 ð8,4  7,5Þ ¼ ¼ 2,143 s 2,1 4. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^t ¼ 2,143 liegt im kritischen Bereich (d. h. außerhalb des Annahmebereiches). Die Nullhypothese wird daher abgelehnt, der tatsächliche mittlere Benzinverbrauch ist größer als vom Hersteller angegeben. Auf einer Maschine werden Wellen von hoher Präzision in großer Stückzahl produziert. Als Genauigkeitsmaß dient dabei die Standardabweichung s des normalverteilten Wellendurchmessers X, die auf den Sollwert s 0 ¼ 0,1 mm eingestellt wurde. Zu Kontrollzwecken (Qualitätsüberwachung) wurde der laufenden Produktion eine Zufallsstichprobe vom Umfang n ¼ 15 entnommen. Die Auswertung ergab K63 eine im Vergleich zum Sollwert s 0 ¼ 0,1 mm deutlich größere (empirische) Standardabweichung von s ¼ 0,2 mm. Muss man die Maschine neu einstellen oder kann die beobachtete Abweichung als zufallsbedingt betrachtet werden? Anleitung: Führen Sie einen geeigneten einseitigen Test für die Varianz s 2 der Zufallsvariablen X (Wellendurchmesser) auf dem Signifikanzniveau a ¼ 5 % durch. ndert sich die dann getroffene Entscheidung, wenn der Test auf der Basis a ¼ 1 % durchgeführt wird? Wir testen die Nullhypothese H 0 : s 2  s 20 gegen die Alternativhypothese H 1 : s 2 > s 20 (einseitiger Test, Abgrenzung nach oben; ! FS: Kap. XVI.4.2.4): Test auf dem Signifikanzniveau a ¼ 0,05 1. Schritt: Das Signifikanzniveau ist vorgegeben (a ¼ 0,05). 2. Schritt: Berechnung der kritischen Grenze und des Annahmebereiches. Testvariable ist die Zufallsvariable Z ¼ ðn  1Þ S2 S2 1400 ¼ ð15  1Þ ¼  S2 2 2 mm 2 s0 ð0,1 mmÞ
7 Parametertests 647 0,95 Z genügt dabei einer Chi-Quadrat-Verteilung mit f ¼ n  1 ¼ 15  1 ¼ 14 Freiheitsgraden. Die kritische Grenze c wird aus der Bedingung 0,05 P ðZ  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,05 ¼ 0,95 wie folgt berechnet (siehe Bild K-28): c 0 P ðZ  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ ¼ 0,95 c ¼ z ð0,95; 14Þ ¼ 23,68 z ) Annahmebereich ðaus Tab: 3Þ Bild K-28 Annahmebereich: z  23,68 3. Schritt: Berechnung des Testwertes ^z der Testvariablen Z z ¼ ðn  1Þ ^ s2 1400 1400 1400 ¼  s2 ¼  ð0,2 mmÞ 2 ¼  0,04 mm 2 ¼ 1400  0,04 ¼ 56 mm 2 mm 2 s 20 mm 2 4. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^z ¼ 56 liegt außerhalb des Annahmebereiches, die Nullhypothese H 0 muss daher zugunsten der Alternativhypothese H 1 abgelehnt werden. Die Abweichung ist signifikant, d. h. nicht zufallsbedingt. Die Maschine muss daher neu eingestellt werden. Test auf dem Signifikanzniveau a ¼ 0,01 P ðZ  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ ¼ 1  a ¼ 1  0,01 ¼ 0,99 ) c ¼ z ð0,99; 14Þ ¼ 29,14 ðaus Tab: 3Þ Annahmebereich (nichtkritischer Bereich): z  29,14 Testentscheidung: Der (unveränderte) Testwert z^ ¼ 56 liegt auch in diesem Fall außerhalb des Annahmebereiches, d. h. die Entscheidung ist die gleiche wie im Fall a ¼ 5 % (H 0 wird abgelehnt). Die serienmäßige Herstellung eines bestimmten elektronischen Bauelements erfolgt nach den Angaben des Produzenten mit einem Ausschussanteil von höchstens p 0 ¼ 2 %. Bei Anlieferung einer größeren K64 Menge an einen Kunden wurde eine Gütekontrolle in Form einer Stichprobe von n ¼ 625 entnommenen Elementen durchgeführt. Unter diesen befanden sich k ¼ 16 defekte Elemente. berprüfen Sie die Angaben des Herstellers bezüglich des maximalen Ausschussanteils durch einen geeigneten einseitigen Test auf dem Signifikanzniveau a ¼ 1 %. Die Bedingung n p 0 ð1  p 0 Þ > 9 für eine umfangreiche Stichprobe aus der binomialverteilten Grundgesamtheit ist hier erfüllt (! FS: Kap. XVI.4.2.5): n p 0 ð1  p 0 Þ ¼ 625  0,02 ð1  0,02Þ ¼ 625  0,02  0,98 ¼ 12,25 > 9 Wir testen die Nullhypothese H 0 : p  p 0 ¼ 0,02 gegen die Alternativhypothese H 1 : p > p 0 ¼ 0,02 (einseitiger Test, Abgrenzung nach oben). 1. Schritt: Das Signifikanzniveau a ¼ 0,01 ist vorgegeben. 2. Schritt: Berechnung der kritischen Grenze und des Annahmebereiches
648 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Die kritische Grenze c wird aus der Bedingung P ðU > cÞ H 0 ¼ a ¼ 0,01 für die annähernd normalverteilte Zufallsvariable rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi n U ¼  ðP^  p 0 Þ ¼ p 0 ð1  p 0 Þ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 625 ¼  ðP^  0,02Þ ¼ 0,02 ð1  0,02Þ 0,99 0,01 0 c u Annahmebereich ¼ 178,5714 ðP^  0,02Þ Bild K-29 unter Verwendung der Tabelle 2 wie folgt bestimmt (siehe Bild K-29): P ðU > cÞ H 0 ¼ 1  P ðU  cÞ H 0 ¼ 1  F ðcÞ ¼ 0,01 c ¼ u 0,99 ¼ 2,326 ) F ðcÞ ¼ 0,99 ) ðaus Tab: 2Þ Annahmebereich (nichtkritischer Bereich): u  2,326 3. Schritt: Wir bestimmen den Schätzwert p^ des Parameters p und den Testwert u^ der Testvariablen U: p^ ¼ k 16 ¼ ¼ 0,0256 ¼ b 2,56 % n 625 u^ ¼ 178,5714 ð^ p  0,02Þ ¼ 178,5714 ð0,0256  0,02Þ ¼ 178,5714  0,0056 ¼ 1 4. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert u^ ¼ 1 liegt im Annahmebereich u  2,326. Die Angabe des Herstellers bezüglich eines maximalen Ausschussanteils von p 0 ¼ 2 % kann daher auf der Basis dieser Stichprobe nicht widerlegt werden, die festgestellte Abweichung ist zufallsbedingt. Vergleichsmessungen von ohmschen Widerständen Für Messungen von ohmschen Widerständen stehen zwei verschiedene Messgeräte A und B zur Verfügung, die auf unterschiedlichen Messmethoden beruhen. Vergleichsmessungen (Parallelmessungen) an fünf Widerständen ergaben das folgende Messprotokoll (alle Werte in Ohm (W)): Messung Nr. i 1 2 3 4 5 xi 150,2 151,8 148,5 150,5 149,2 yi 148,2 150,2 148,0 149,9 147,9 K65 Die Stichprobenwerte (Messwerte) sind Realisierungen der normalverteilten Zufallsvariablen X und Y (sie beschreiben die Messwerte der beiden Geräte). Testen Sie auf dem Signifikanzniveau a ¼ 1 %, ob beide Geräte (Messmethoden) als gleichwertig betrachtet werden können oder ob die beobachteten Abweichungen signifikant, d. h. nicht zufallsbedingt sind. Die beiden Stichproben (Messreihen) sind abhängig (sog. verbundene Stichproben), zu jedem Messwert x i gehört genau ein Messwert y i (mit i ¼ 1, 2, . . . , 5). Durch Differenzbildung z i ¼ x i  y i erhalten wir dann die folgende Stichprobe (Realisierungen der ebenfalls normalverteilten Zufallsvariablen Z ¼ X  Y; alle Werte in W): Messung Nr. i 1 2 3 4 5 zi ¼ xi  yi 2,0 1,6 0,5 0,6 1,3
7 Parametertests 649 Die Messgeräte A und B werden als gleichwertig betrachtet, wenn diese Stichprobe aus einer normalverteilten Grundgesamtheit mit dem Mittelwert m ¼ m 1  m 2 ¼ 0 stammt ( m 1 und m 2 sind die Mittelwerte der Zufallsvariablen X und Y). Wir testen daher die Nullhypothese H 0 : m ¼ m 0 ¼ 0 gegen die Alternativhypothese H 1 : m 6¼ m 0 ¼ 0 wie folgt (! FS: Kap. XVI.4.2.3.1 und 4.2.2). 1. Schritt: Das Signifikanzniveau a ¼ 0,01 ist vorgegeben. 2. Schritt: Da die Varianz s 2 der Zufallsvariablen Z ¼ X  Y unbekannt ist, müssen wir die Testvariable T ¼ pffiffiffi Z Z  m0 Z 0 pffiffiffi ¼ pffiffiffi ¼ 5  S= n S S= 5 verwenden, die einer t-Verteilung mit f ¼ n  1 ¼ 5  1 ¼ 4 Freiheitsgraden genügt (! FS: Kap. XV.4.2.2). Den kritischen Wert c bestimmen wir aus der Bedingung P ð c  T  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,01 ¼ 0,99 (siehe Bild K-30): 0,99 P ð c  T  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼  ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,99 2  F ðcÞ ¼ 1,99 ) F ðcÞ ¼ 0,995 c ¼ t ð0,995; 4Þ ¼ 4,604 ðaus Tab: 4Þ 0,005 0,005 ) –c 0 c t Annahmebereich Annahmebereich (nichtkritischer Bereich):  4,604  t  4,604 Bild K-30 3. Schritt: Berechnung des Mittelwertes z, der Varianz s 2 und der Standardabweichung s der Stichprobe sowie des Testwertes ^t der Testvariablen T 5 1 X 1  ð2,0 þ 1,6 þ 0,5 þ 0,6 þ 1,3Þ ¼ 1,2 z ¼ zi ¼ 5 i¼1 5 s2 ¼ ¼ 5 X 1 ðz i  zÞ 2 ¼  5  1 i¼1 i 1 h ð2,0  1,2Þ 2 þ ð1,6  1,2Þ 2 þ ð0,5  1,2Þ 2 þ ð0,6  1,2Þ 2 þ ð1,3  1,2Þ 2 ¼ 4 1 1 1 ð0,8 2 þ 0,4 2 þ 0,7 2 þ 0,6 2 þ 0,1 2 Þ ¼ ð0,64 þ 0,16 þ 0,49 þ 0,36 þ 0,01Þ ¼  1,66 ¼ 0,415 4 4 4 pffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s ¼ s 2 ¼ 0,415 ¼ 0,6442 ¼ Testwert: ^t ¼ pffiffiffi z pffiffiffi 1,2 5 ¼ 5 ¼ 4,165 s 0,6442 4. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^t ¼ 4,165 liegt im Annahmebereich. Die beobachtete Abweichung ist zufallsbedingt und wir dürfen die beiden Messgeräte (bzw. Messmethoden) als gleichwertig betrachten. K66 Ein elektronisches Bauelement wird in zwei Werken A und B in jeweils großer Stückzahl nach dem gleichen Verfahren hergestellt. Es wird vermutet, dass die im Werk A produzierten Elemente eine größere „Lebensdauer“ besitzen. Die Vermutung wird durch die folgende Stichprobenuntersuchung offenbar gestützt (die beiden Stichproben sind voneinander unabhängig; h ¼ Stunde): Werk Anzahl der untersuchten Elemente Mittlere Lebensdauer Standardabweichung A n 1 ¼ 100 x ¼ 2070 h s 1 ¼ 160 h B n 2 ¼ 100 y ¼ 2000 h s 2 ¼ 150 h
650 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Die beiden Zufallsvariablen X, Y (= Lebensdauer eines im Werk A bzw. B produzierten Elements) dürfen dabei als normalverteilte Größen mit unbekannten Mittelwerten ( m 1 bzw. m 2 ) und unbekannten Varianzen (s 21 bzw. s 22 ) vorausgesetzt werden. Zeigen Sie: Ein einseitig durchgeführter Differenzentest für die Mittelwerte auf dem Signifikanzniveau a ¼ 1 % bestätigt die Vermutung m 1 > m 2 . Hinweis: Beachten Sie, dass es sich hier um sog. umfangreiche Stichproben handelt. Wir testen die Nullhypothese H 0 : m 1  m 2 gegen die Alternativhypothese H 1 : m 1 > m 2 . Die unbekannten Varianzen bzw. Standardabweichungen der Zufallsvariablen X und Y dürfen dabei näherungsweise ersetzt werden durch die empirischen Werte, da die Faustregel für umfangreiche Stichproben (n 1 > 30 und n 2 > 30) erfüllt ist: n 1 ¼ n 2 ¼ 100 > 30. Daher gilt näherungsweise s1 s 1 ¼ 160 h und s2 s 2 ¼ 150 h (Testverfahren ! FS: Kap. XVI.4.2.3.2) 1. Schritt: Das Signifikanzniveau ist vorgegeben (a ¼ 0,01). 2. Schritt: Berechnung der kritischen Grenze und des Annahmebereiches X Y mit der Standardabweichung s sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffi s 21 s 22 ð160 hÞ 2 þ ð150 hÞ 2 ¼ þ ¼ 481 h ¼ 21,932 h n1 n2 100 Testvariable ist die standardnormalverteilte Zufallsvariable U ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi s 21 s2 s ¼ þ 2 n1 n2 Die kritische Grenze c wird aus der Bedingung 0,99 P ðU  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,01 ¼ 0,99 berechnet (siehe Bild K-31): 0,01 P ðU  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ ¼ 0,99 c ¼ u 0,99 ¼ 2,326 ) 0 ðaus Tab: 2Þ c u Annahmebereich Annahmebereich: u  c ¼ 2,326 Bild K-31 3. Schritt: Berechnung des Testwertes u^ der Testvariablen U u^ ¼ x y ð2070  2000Þ h 70 ¼ ¼ 3,192 ¼ s 21,932 h 21,932 4. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert u^ ¼ 3,192 liegt außerhalb des Annahmebereiches u  2,326. Die Nullhypothese H 0 wird daher zugunsten der Alternativhypothese H 1 abgelehnt. Die Stichprobenuntersuchung bestätigt also die Vermutung m 1 > m 2 , d. h. wir können davon ausgehen, dass die im Werk A produzierten Elemente eine größere Lebensdauer besitzen.
7 Parametertests 651 Gleichwertigkeit zweier Pumpen Die Gleichwertigkeit zweier Pumpen P1 und P 2 soll anhand einer Stichprobenuntersuchung nachgewiesen werden. Dabei wird vorausgesetzt, dass die beiden voneinander unabhängigen Zufallsvariablen X; Y ¼ Fördervolumen pro Minute der Pumpe P1 bzw. P 2 normalverteilt sind mit den unbekannten Mittelwerten m 1 und m 2 und den ebenfalls unbekannten (aber als gleich angenommenen) Varianzen s 21 und s 22 (s 21 ¼ s 22 ). Eine konkrete Stichprobenunter- K67 suchung vom gleichen Umfang n 1 ¼ n 2 ¼ n ¼ 10 brachte das folgende Ergebnis (empirische Mittelwerte und Standardabweichungen): Pumpe P1 x ¼ 70 l=min; s 1 ¼ 4,1 l=min Pumpe P 2 y ¼ 72 l=min; s 2 ¼ 4,3 l=min (l=min ¼ Liter pro Minute) Testen Sie mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit (Signifikanzzahl) von a ¼ 5 %, ob die Zufallsvariablen X und Y einer identischen Normalverteilung genügen ( m 1 ¼ m 2 ). Zweiseitiger Test mit der Nullhypothese H 0 : m 1 ¼ m 2 und der Alternativhypothese H 1 : m 1 6¼ m 2 (! FS: Kap. XVI.4.2.3.2) 1. Schritt: Das Signifikanzniveau ist vorgegeben (a ¼ 0,05). 2. Schritt: Bestimmung des kritischen Wertes und des Annahmebereiches Die Testvariable lautet (Sonderfall n 1 ¼ n 2 ¼ n ¼ 10 beachten): T ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi n s 21 þ s 22  ðX  YÞ ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 10 4,1 2 þ 4,3 2  ðX  YÞ ¼ 0,5322 ðX  YÞ T genügt einer t-Verteilung mit f ¼ n 1 þ n 2  2 ¼ n þ n  2 ¼ 2 n  2 ¼ 20  2 ¼ 18 Freiheitsgraden. Der kritische Wert c wird aus der Bedingung P ð c  T  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,05 ¼ 0,95 wie folgt berechnet (siehe Bild K-32): 0,95 P ð c  T  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ  F ð cÞ ¼ ¼ F ðcÞ  1  F ðcÞ  ¼ 2  F ðcÞ  1 ¼ 0,95 2  F ðcÞ ¼ 1,95 ) c ¼ t ð0,975; 18Þ ¼ 2,101 0,025 ¼ ) F ðcÞ ¼ 0,975 ðaus Tab: 4Þ 0,025 –c ) 0 c t Annahmebereich Bild K-32 Annahmebereich (nichtkritischer Bereich): 2,101  t  2,101 3. Schritt: Berechnung des Testwertes ^t der Testvariablen T ^t ¼ 0,5322 ðx  yÞ ¼ 0,5322 ð70  72Þ ¼ 0,5322  ð 2Þ ¼  1,0644 4. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^t ¼  1,0644 liegt im Annahmebereich, die Nullhypothese H 0 kann daher nicht abgelehnt werden. Die beiden Pumpen dürfen somit bezüglich ihrer Leistung als gleichwertig angesehen werden.
652 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 8 Chi-Quadrat-Test Der Chi-Quadrat-Test ist ein sog. Anpassungs- oder Verteilungstest: Einer Grundgesamtheit mit der unbekannten Verteilungsfunktion F ðxÞ wird eine bekannte Verteilungsfunktion F 0 ðxÞ „angepasst“. Lehrbuch: Band 3, Kapitel III.5.3 Formelsammlung: Kapitel XVI.5 Tabellen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik (Tabellen 1 und 3): Band 3 (Anhang, Teil A) und Formelsammlung (Anhang, Teil B) Beim Würfeln mit einem homogenen Würfel erwarten wir eine Gleichverteilung der sechs möglichen Augenzahlen (1, 2, . . . , 6) bei einer großen Anzahl von Würfen. Eine Stichprobe aus n ¼ 600 Würfen ergab für die Zufallsvariable X ¼ Augenzahl des Würfels K68 die folgende Verteilung: Augenzahl i n i ¼ Anzahl der Würfe mit der Augenzahl i 1 2 3 4 5 6 108 101 95 99 94 103 Spricht diese Stichprobe für oder gegen eine Gleichverteilung? Treffen Sie eine Entscheidung mit Hilfe des Chi-Quadrat-Tests auf dem Signifikanzniveau (Irrtumswahrscheinlichkeit) a ¼ 5 %. Gleichverteilung bedeutet, dass jede der sechs Augenzahlen mit der gleichen Wahrscheinlichkeit p i ¼ p ðiÞ ¼ 1=6 auftritt (es handelt sich um ein Laplace-Experiment). Nullhypothese H 0 und Alternativhypothese H 1 des Chi-Quadrat-Tests lauten daher wie folgt: H0 : pi ¼ 1 ; 6 H 1 : p i 6¼ 1 6 ði ¼ 1, 2, . . . , 6Þ 1. Schritt: Die Klasseneinteilung ist vorgegeben; die k ¼ 6 Klassen entsprechen den 6 Augenzahlen (Spalte 1 der nachfolgenden Tabelle). Die zugehörigen Besetzungszahlen (absoluten Häufigkeiten) n i sind ebenfalls bekannt und in der 2. Spalte der Tabelle aufgeführt. 2. Schritt: Berechnung der theoretischen Besetzungszahlen (Klassenhäufigkeiten) n i* Die Berechnung der theoretischen Besetzungszahlen ergibt die folgende Gleichverteilung (unter der Voraussetzung, dass die Nullhypothese zutrifft): i-te Klasse n i* ¼ n p i ¼ 600  1 ¼ 100 6 ðf ür i ¼ 1, 2, . . . , 6Þ Die Werte für p i und n i* sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt (Spalten 3 und 4):
8 Chi-Quadrat-Test Klasse Nr. i (Augenzahl i) 653 D n i ¼ n i  n i* ðD n i Þ 2 n i* ni pi n i* 1 108 1=6 100 8 64=100 2 101 1=6 100 1 1=100 3 95 1=6 100 5 25=100 4 99 1=6 100 1 1=100 5 94 1=6 100 6 36=100 6 103 1=6 100 3 9=100 600 1 600 0 136=100 P 3. Schritt: Berechnung des Testwertes ^z der Testvariablen Z Spalte 5 enthält die Abweichungen zwischen den beobachteten und den theoretischen Besetzungszahlen (D n i ¼ n i  n i*). Diese Werte werden quadriert und dann durch die jeweilige theoretische Besetzungszahl n i* dividiert (siehe Spalte 6). Durch Aufsummieren erhält man schließlich den gesuchten Testwert ^ z der Testvariablen Z (grau unterlegter Wert in der Tabelle): z ¼ ^ 6 6 X X ðD n i Þ 2 ðn i  n i*Þ 2 136 ¼ ¼ ¼ 1,36 100 n i* n i* i¼1 i¼1 4. Schritt: Berechnung der kritischen Grenze und des Annahmebereiches Die kritische Grenze c wird aus der Bedingung P ðZ  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,05 ¼ 0,95 für die Testvariable Z berechnet, die einer Chi-Quadrat-Verteilung mit f ¼ k  1 ¼ 6  1 ¼ 5 Freiheitsgraden genügt (siehe Bild K-33): 0,95 P ðZ  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ ¼ 0,95 c ¼ z ð0;95; 5Þ ¼ 11,07 ) ðaus Tab: 3Þ Annahmebereich: z  c ¼ 11,07 0,05 c 0 z Annahmebereich Bild K-33 5. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^ z ¼ 1,36 liegt im Annahmebereich z  11,07. Die Nullhypothese wird daher angenommen, d. h. nicht abgelehnt. Wir können somit von einer Gleichverteilung der Augenzahlen beim Würfeln ausgehen, die Stichprobe spricht für einen einwandfreien homogenen, d. h. unverfälschten Würfel.
654 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik „Lebensdauer“ einer Batterie Die „Lebensdauer“ einer speziellen Batterie lässt sich durch eine stetige Zufallsvariable T beschrei- ben, von der vermutet wird, dass sie einer Exponentialverteilung mit der Verteilungsfunktion F 0 ðtÞ ¼ 1  e 0,001  t genügt ( t in Stunden (h); t > 0). Eine Stichprobenuntersuchung mit n ¼ 100 wahllos herausgegriffenen Batterien aus der Serienproduktion führte zu dem folgenden Ergebnis (die 100 Messwerte der Lebensdauer T wurden dabei in k ¼ 6 Klassen mit den angegebenen K69 Besetzungszahlen n i aufgeteilt; i ¼ 1, 2, . . . , 6): 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 29 18 10 13 15 15 ni t i : Klassengrenze 0 400 800 1200 1600 2000 ! t/h Prüfen Sie mit dem Chi-Quadrat-Test, ob die Annahme (Vermutung) einer Exponentialverteilung bei einem gewählten Signifikanzniveau von a ¼ 5 % noch länger aufrechterhalten werden kann. Nullhypothese H 0 : F ðtÞ ¼ F 0 ðtÞ ¼ 1  e  0,001  t Alternativhypothese H 1 : F ðtÞ 6¼ F 0 ðtÞ Der Chi-Quadrat-Test wird schrittweise wie folgt durchgeführt: 1. Schritt: Die Einteilung der Stichprobenwerte (Messwerte) in k ¼ 6 Klassen ist vorgegeben, die Besetzungszahlen (beobachtete absolute Klassenhäufigkeiten) n i sind ebenfalls bekannt (Spalten 1 und 2 in der nachfolgenden Tabelle). 2. Schritt: Berechnung der Wahrscheinlichkeiten und hypothetischen Besetzungszahlen der Klassen Berechnung der Wahrscheinlichkeit p i mit der als wahr angenommenen Verteilungsfunktion F 0 ðtÞ ¼ 1  e  0,001  t ( p i ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Messwert in die i-te Klasse fällt; i ¼ 1, 2, . . . , 6): 1: Klasse: 0  T < 400 p 1 ¼ P ð0  T < 400Þ ¼ F 0 ð400Þ  F 0 ð0Þ ¼ ð1  e  0,4 Þ  ð1  e  0 Þ ¼ 1  e  0,4  1 þ e  0 ¼ ¼ e  0  e  0,4 ¼ 1  0,6703 ¼ 0,3297 2: Klasse: 400  T < 800 p 2 ¼ P ð400  T < 800Þ ¼ F 0 ð800Þ  F 0 ð400Þ ¼ ð1  e  0,8 Þ  ð1  e  0,4 Þ ¼ ¼ 1  e  0,8  1 þ e  0,4 ¼ e  0,4  e  0,8 ¼ 0,6703  0,4493 ¼ 0,2210 3: Klasse: 800  T < 1200 p 3 ¼ P ð800  T < 1200Þ ¼ F 0 ð1200Þ  F 0 ð800Þ ¼ ð1  e  1,2 Þ  ð1  e  0,8 Þ ¼ ¼ 1  e  1,2  1 þ e  0,8 ¼ e  0,8  e  1,2 ¼ 0,4493  0,3012 ¼ 0,1481 4: Klasse: 1200  T < 1600 p 4 ¼ P ð1200  T < 1600Þ ¼ F 0 ð1600Þ  F 0 ð1200Þ ¼ ð1  e  1,6 Þ  ð1  e  1,2 Þ ¼ ¼ 1  e  1,6  1 þ e  1,2 ¼ e  1,2  e  1,6 ¼ 0,3012  0,2019 ¼ 0,0993
8 Chi-Quadrat-Test 655 5: Klasse: 1600  T < 2000 p 5 ¼ P ð1600  T < 2000Þ ¼ F 0 ð2000Þ  F 0 ð1600Þ ¼ ð1  e  2 Þ  ð1  e  1,6 Þ ¼ ¼ 1  e  2  1 þ e  1,6 ¼ e  1,6  e  2 ¼ 0,2019  0,1353 ¼ 0,0666 6: Klasse: T  2000 p 6 ¼ P ðT  2000Þ ¼ 1  P ðT < 2000Þ ¼ 1  F 0 ð2000Þ ¼ 1  ð1  e  2 Þ ¼ ¼ 1  1 þ e  2 ¼ e  2 ¼ 0,1353 Die Berechnung der hypothetischen Besetzungszahlen n i* erfolgt nach der Formel n i* ¼ n p i ¼ 100 p i . Die Werte für p i und n i* sind in den Spalten 3 und 4 der folgenden Tabelle zusammengestellt: ðD n i Þ 2 n i* Klasse Nr. i ni pi n i* ¼ 150 p i D n i ¼ n i  n i* 1 29 0,3297 32,97  3,97 0,4780 2 18 0,2210 22,10  4,10 0,7606 3 10 0,1481 14,81  4,81 1,5622 4 13 0,0993 9,93 3,07 0,9491 5 15 0,0666 6,66 8,34 10,4438 6 P 15 0,1353 13,53 1,47 0,1597 100 1 100 0 14,3534 3. Schritt: Berechnung des Testwertes ^z der Testvariablen Z Zunächst werden die Abweichungen der beobachteten Besetzungszahlen von den hypothetischen Besetzungszahlen bestimmt (D n i ¼ n i  n i* ; Spalte 5 der Tabelle). Dann werden diese Differenzen quadriert und durch die jeweilige hypothetische Besetzungszahl n i* dividiert (Spalte 6). Durch Aufsummieren erhält man den gesuchten Testwert (in der Tabelle grau unterlegt): z ¼ ^ 6 6 X X ðD n i Þ 2 ðn i  n i*Þ 2 ¼ ¼ 14,3534 n i* n i* i¼1 i¼1 4. Schritt: Berechnung der kritischen Grenze und des Annahmebereiches Die kritische Grenze c wird aus der Bedingung P ðZ  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,05 ¼ 0,95 für die Testvariable Z berechnet (Z genügt einer Chi-Quadrat-Verteilung mit f ¼ k  1 ¼ 6  1 ¼ 5 Freiheitsgraden; siehe Bild K-34): 0,95 P ðZ  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ ¼ 0,95 c ¼ z ð0;95; 5Þ ¼ 11,07 ) 0,05 ðaus Tab: 3Þ Annahmebereich: z  c ¼ 11,07 0 c Annahmebereich Bild K-34 z
656 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 5. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^z ¼ 14,3534 liegt außerhalb des Annahmebereiches z  11,07, die Nullhypothese H 0 muss daher verworfen werden. Wir können also davon ausgehen, dass die Lebensdauer T der Batterien nicht exponentialverteilt ist. Es wird vermutet, dass die diskrete Zufallsvariable X einer Poisson-Verteilung genügt. Zu welchem Ergebnis führt ein auf dem Signifikanzniveau a ¼ 5 % durchgeführter Chi-Quadrat-Test, dem die folgende Stichprobe vom Umfang n ¼ 150 zugrunde liegt? K70 i 1 2 3 4 5 xi 0 1 2 3 4 ni 67 52 26 4 1 (n i : absolute Häufigkeit des Stichprobenwertes x i mit i ¼ 1, 2, . . . , 5) Der Parameter (Mittelwert) m der Poisson-Verteilung ist noch unbekannt und muss daher aus der Stichprobe geschätzt werden (Schätzwert ¼ Stichprobenmittelwert x): x ¼ ¼ 5 X 1 1 1  ð67  0 þ 52  1 þ 26  2 þ 4  3 þ 1  4Þ ¼ ð0 þ 52 þ 52 þ 12 þ 4Þ ¼ ni xi ¼ 150 i ¼ 1 150 150 120 ¼ 0,8 150 Somit gilt m x ¼ 0,8 und die Wahrscheinlichkeitsfunktion der vermuteten Poisson-Verteilung lautet damit: f 0 ðxÞ ¼ P ðX ¼ xÞ ¼ mx 0,8 x  em ¼  e  0,8 x! x! ðx ¼ 0, 1, 2, . . .Þ Wir testen die Nullhypothese H 0 : f ðxÞ ¼ f 0 ðxÞ gegen die Alternativhypothese H 1 : f ðxÞ 6¼ f 0 ðxÞ. 1. Schritt (Klasseneinteilung): Das Stichprobenmaterial muss zunächst (unter Beachtung der Regel, dass jede Klasse mindestens 5 Stichprobenwerte enthalten sollte) in Klassen unterteilt werden. Sinnvollerweise bilden wir k ¼ 4 Klassen: X ¼ 0, X ¼ 1, X ¼ 2 und X  3 mit der Reihe nach 67, 52, 26 und 5 Messwerten (siehe Spalten 1 und 2 der nachfolgenden Tabelle, die schrittweise erweitert wird). 2. Schritt: Berechnung der Wahrscheinlichkeiten p i ¼ f 0 ðx i Þ und der theoretischen Besetzungszahlen (absoluten Klassenhäufigkeiten) n i* ¼ n p i ¼ 150 p i (p i : Wahrscheinlichkeit, dass ein Stichprobenwert in die i-te Klasse fällt) p 1 ¼ P ðX ¼ 0Þ ¼ f 0 ð0Þ ¼ 0,8 0  e  0,8 ¼ 1  e  0,8 ¼ e  0,8 ¼ 0,4493 0! p 2 ¼ P ðX ¼ 1Þ ¼ f 0 ð1Þ ¼ 0,8 1  e  0,8 ¼ 0,8  e  0,8 ¼ 0,3595 1! p 3 ¼ P ðX ¼ 2Þ ¼ f 0 ð2Þ ¼ 0,8 2 0,64  e  0,8 ¼ 0,1438  e  0,8 ¼ 2 2! p 4 ¼ P ðX  3Þ ¼ 1  P ðX ¼ 0Þ  P ðX ¼ 1Þ  P ðX ¼ 2Þ ¼ 1  f 0 ð0Þ  f 0 ð1Þ  f 0 ð2Þ ¼ ¼ 1  0,4493  0,3595  0,1438 ¼ 0,0474 Die Werte für p i und n i* ¼ 150 p i bilden die Spalten 3 und 4 der folgenden Tabelle:
8 Chi-Quadrat-Test 657 Klasse i ni pi n i* ¼ 150 p i D n i ¼ n i  n i* ðD n i Þ 2 n i* 1 (X ¼ 0) 67 0,4493 67,395  0,395 0,0023 2 (X ¼ 1) 52 0,3595 53,925  1,925 0,0687 3 (X ¼ 2) 26 0,1438 21,570 4,430 0,9098 4 (X  3) P 5 0,0474 7,110  2,110 0,6262 150 1 150 0 1,6070 3. Schritt: Berechnung des Testwertes ^z der Testvariablen Z Wir bestimmen zunächst die Abweichungen der beobachteten Besetzungszahlen von den theoretischen Besetzungszahlen (D n i ¼ n i  n i*), quadrieren dann diese Werte und dividieren sie schließlich durch die entsprechende theoretische Besetzungszahl n i* (Spalten 5 und 6 der Tabelle). Durch Aufsummieren erhalten wir den gesuchten Testwert (in der Tabelle grau unterlegt): z ¼ ^ 4 4 X X ðD n i Þ 2 ðn i  n i*Þ 2 ¼ ¼ 1,6070 n i* n i* i¼1 i¼1 4. Schritt: Berechnung der kritischen Grenze und des Annahmebereiches Die kritische Grenze c bestimmen wir aus der Bedingung P ðZ  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,05 ¼ 0,95 (siehe Bild K-35) für die einer Chi-Quadrat-Verteilung genügenden Testvariable Z wie folgt (Anzahl der Freiheitsgrade: f ¼ ðk  1Þ  r ¼ ð4  1Þ  1 ¼ 2; k ¼ 4 Klassen; r ¼ 1: Anzahl der zunächst unbekannten Parameter): 0,95 P ðZ  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ ¼ 0,95 c ¼ z ð0;95; 2Þ ¼ 5,99 ) ðaus Tab: 3Þ 0,05 Annahmebereich: z  c ¼ 5,99 c 0 z Annahmebereich Bild K-35 5. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^z ¼ 1,6070 liegt im Annahmebereich z  5,99, die Nullhypothese H 0 wird daher angenommen (d. h. nicht abgelehnt). Die Zufallsvariable X darf daher als poissonverteilt mit dem Parameter m 0,8 angesehen werden. Es wird vermutet, dass die Zufallsvariable X standardnormalverteilt ist. Eine Stichprobe vom Umfang n ¼ 30 ergab folgende Verteilung bei einer Einteilung der Stichprobenwerte in k ¼ 4 Klassen: K71 i-te Klasse 1. Klasse 1 < x  1 2. Klasse 1 < x  0 3. Klasse 0 < x  1 4. Klasse 1 < x < 1 ni 5 9 11 5 (n i : absolute Klassenhäufigkeit; i ¼ 1, 2, 3, 4) Testen Sie mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit (Signifikanzzahl) von a ¼ 5 %, ob diese Vermutung durch die Stichprobe gestützt wird (Chi-Quadrat-Test verwenden).
658 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Chi-Quadrat-Test mit der Nullhypothese H 0 : F ðxÞ ¼ F ðxÞ („die Zufallsvariable X genügt der Standardnormalverteilung mit der Verteilungsfunktion F ðxÞ“) und der Alternativhypothese H 1 : F ðxÞ 6¼ F ðxÞ. 1. Schritt: Klasseneinteilung (bereits vorgegeben) k ¼ 4 Klassen mit 5, 9, 11 und 5 Stichprobenwerten (Spalten 1 und 2 der nachfolgenden Tabelle). 2. Schritt: Theoretische Häufigkeitsverteilung Wir berechnen mit der als wahr angenommenen Verteilungsfunktion F ðxÞ der Standardnormalverteilung (siehe Tabelle 1) die Wahrscheinlichkeiten für die vier Klassen: 1: Klasse p 1 ¼ P ðX   1Þ ¼ F ð 1Þ ¼ 1  F ð1Þ ¼ 1  0,8413 ¼ 0,1587 2: Klasse p 2 ¼ P ð 1 < X  0Þ ¼ F ð0Þ  F ð 1Þ ¼ F ð0Þ  1  F ð1Þ  ¼ F ð0Þ  1 þ F ð1Þ ¼ ¼ F ð0Þ þ F ð1Þ  1 ¼ 0,5 þ 0,8413  1 ¼ 0,3413 3: Klasse p 3 ¼ P ð0 < X  1Þ ¼ F ð1Þ  F ð0Þ ¼ 0,8413  0,5 ¼ 0,3413 4: Klasse p 4 ¼ P ðX > 1Þ ¼ 1  P ðX  1Þ ¼ 1  F ð1Þ ¼ 1  0,8413 ¼ 0,1587 Damit ergeben sich die folgenden Wahrscheinlichkeiten und hypothetischen Besetzungszahlen (absoluten Häufigkeiten) n i* ¼ n p i ¼ 30 p i , zusammengestellt in der folgenden Tabelle (Spalten 3 und 4): D n i ¼ n i  n i* ðD n i Þ 2 n i* Klasse i ni pi n i* ¼ 30 p i 1 5 0,1587 4,761 0,239 0,011 998 2 9 0,3413 10,239  1,239 0,149 929 3 11 0,3413 10,239 0,761 0,056 560 4 P 5 0,1587 4,761 0,239 0,011 998 0 0,230 485 30 1 30 3. Schritt: Berechnung des Testwertes ^z der Testvariablen Z Spalte 5 der Tabelle enthält die Abweichungen zwischen den beobachteten und den hypothetischen (theoretischen) Besetzungszahlen, Spalte 6 die quadrierten Abweichungen, dividiert durch die jeweilige hypothetische Besetzungszahl z (in der Tabelle grau unterlegt): n i*. Durch Aufsummieren dieser Werte erhält man den gesuchten Testwert ^ z ¼ ^ 4 4 X X ðD n i Þ 2 ðn i  n i*Þ 2 ¼ ¼ 0,230 485 n i* n i* i¼1 i¼1 4. Schritt: Berechnung der kritischen Grenze und des Annahmebereiches Die kritische Grenze c wird aus der Bedingung P ðZ  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,05 ¼ 0,95 für die einer ChiQuadrat-Verteilung mit f ¼ k  1 ¼ 4  1 ¼ 3 Freiheitsgraden genügenden Testvariable Z bestimmt (siehe Bild K-36):
8 Chi-Quadrat-Test 659 P ðZ  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ ¼ 0,95 c ¼ z ð0;95; 3Þ ¼ 7,81 0,95 ) ðaus Tab: 3Þ Annahmebereich: z  c ¼ 7,81 0,05 Bild K-36 c 0 z Annahmebereich 5. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^z ¼ 0,230 485 0,23 liegt im Annahmebereich z  7,81. Die Nullhypothese H 0 wird daher beibehalten (angenommen). Wir können somit davon ausgehen, dass die Stichprobenwerte aus einer normalverteilten Grundgesamtheit stammen (wie vermutet). Eine Stichprobenuntersuchung an n ¼ 50 Kondensatoren aus einer Serienproduktion soll darüber Aufschluss geben, ob das dabei untersuchte Merkmal X ¼ Kapazität des Kondensators (in Mikrofarad (mF)) als eine normalverteilte Zufallsvariable mit den noch unbekannten Parametern m (Mittelwert) und s (Standardabweichung) angesehen werden kann. Die 50 Messwerte lagen dabei zwischen 97 mF und K72 102 mF und wurden wie folgt in k ¼ 5 Klassen gleicher Breite D x ¼ 1 mF aufgeteilt: Klasse Nr. i 1 2 3 4 5 Klassenmitte x~ i (in mF) 97,5 98,5 99,5 100,5 101,5 Besetzungszahl n i 5 10 16 12 7 Prüfen Sie mit Hilfe des Chi-Quadrat-Tests auf dem Signifikanzniveau a ¼ 5 %, ob die Vermutung einer normalverteilten Kapazität begründet ist. Null- und Alternativhypothese des Tests lauten wie folgt:   x m ; H 1 : F ðxÞ 6¼ F 0 ðxÞ H 0 : F ðxÞ ¼ F 0 ðxÞ ¼ F s Dabei ist F ðuÞ mit u ¼ ðx  mÞ=s die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung (siehe Tabelle 1). Zunächst aber müssen wir die noch unbekannten Parameter m (Mittelwert) und s (Standardabweichung) der als wahr angenommenen Normalverteilung aus der Stichprobe schätzen (als Schätzwerte verwenden wir den Stichprobenmittelwert x und die Stichprobenstandardabweichung s ! FS: Kap. XVI.2.1): 5 1 X 1 n i x~ i ¼  ð5  97,5 þ 10  98,5 þ 16  99,5 þ 12  100,5 þ 7  101,5Þ ¼ 50 i ¼ 1 50 x ¼ ¼ 1 1 ð487,5 þ 985 þ 1592 þ 1206 þ 710,5Þ ¼  4981 ¼ 99,62 50 50 s2 ¼ 5 X 1 1 n i ð~ x i  xÞ 2 ¼  5 ð97,5  99,62Þ 2 þ 10 ð98,5  99,62Þ 2 þ 16 ð99,5  99,62Þ 2 þ 50  1 i ¼ 1 49 ¼ 1  69,28 ¼ 1,413 878 49 )  1 ð22,472 þ 12,544 þ 0,2304 þ 9,2928 þ 24,7408Þ ¼ 49 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi pffiffiffiffiffi 1,189 s ¼ s 2 ¼ 1,413 878 þ 12 ð100,5  99,62Þ 2 þ 7 ð101,5  99,62Þ 2 ¼ x ¼ 99,62 ; s s ¼ 1,189 (jeweils in mF)   x  99,62 Vermutete Verteilungsfunktion: F 0 ðxÞ ¼ F 1,189 Somit gilt näherungsweise: m
660 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 1. Schritt (Unterteilung in Klassen): Nach Vorgabe k ¼ 5 Klassen mit insgesamt n ¼ 50 Messwerten. 2. Schritt: Berechnung der Wahrscheinlichkeiten p i und der hypothetischen Besetzungszahlen n i* ¼ n p i ¼ 50 p i der einzelnen Klassen. Die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten p i erfolgt auf der Grundlage der folgenden Klasseneinteilung mit der Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung (Tabelle 1): 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse X < 98 98  X < 99 99  X < 100 100  X < 101 X  101  1: Klasse 2: Klasse  98  99,62 ¼ F ð 1,362Þ ¼ 1  F ð1,362Þ ¼ p 1 ¼ P ðX < 98Þ ¼ F 0 ð98Þ ¼ F 1,189 ¼ 1  0,9134 ¼ 0,0866     99  99,62 98  99,62 p 2 ¼ P ð98  X < 99Þ ¼ F 0 ð99Þ  F 0 ð98Þ ¼ F F ¼ 1,189 1,189   ¼ F ð 0,521Þ  F ð 1,362Þ ¼ ð1  F ð0,521Þ  1  F ð1,362Þ ¼ ¼ F ð1,362Þ  F ð0,521Þ ¼ 0,9134  0,6988 ¼ 0,2146 3: Klasse     100  99,62 99  99,62 F ¼ 1,189 1,189  ¼ F ð0,320Þ  F ð 0,521Þ ¼ F ð0,320Þ  ð1  F ð0,521Þ ¼ F ð0,320Þ þ F ð0,521Þ  1 ¼ p 3 ¼ P ð99  X < 100Þ ¼ F 0 ð100Þ  F 0 ð99Þ ¼ F ¼ 0,6255 þ 0,6988  1 ¼ 0,3243 4: Klasse     101  99,62 100  99,62 F ¼ p 4 ¼ P ð100  X < 101Þ ¼ F 0 ð101Þ  F 0 ð100Þ ¼ F 1,189 1,189 ¼ F ð1,161Þ  F ð 0,320Þ ¼ 0,8772  0,6255 ¼ 0,2517 5: Klasse p 5 ¼ P ðX  101Þ ¼ 1  P ðX < 101Þ ¼ 1  F 0 ð101Þ ¼ 1  F   101  99,62 ¼ 1,189 ¼ 1  F ð1,161Þ ¼ 1  0,8772 ¼ 0,1228 Die folgende Tabelle (die im nächsten Schritt noch um zwei weitere Spalten erweitert wird) enthält in der 3. Spalte die berechneten Wahrscheinlichkeiten p i und in der 4. Spalte die hypothetischen Besetzungszahlen (absoluten Klassenhäufigkeiten) n i* ¼ n p i ¼ 50 p i : Klasse Nr. i ni pi n i* ¼ 50 p i D n i ¼ n i  n i* ðD n i Þ 2 n i* 1 5 0,0866 4,33 0,67 0,1037 2 10 0,2146 10,73  0,73 0,0497 3 16 0,3243 16,215  0,215 0,0029 4 12 0,2517 12,585  0,585 0,0272 5 P 7 0,1228 6,14 0,86 0,1205 0 0,3040 50 1 50
9 Ausgleichskurven 661 3. Schritt: Berechnung des Testwertes ^z der Testvariablen Z Wir ergänzen die Tabelle um zwei Spalten. Spalte 5 enthält die Abweichungen zwischen den beobachteten und den theoretischen Besetzungszahlen (D n i ¼ n i  n i*). Diese Werte werden quadriert und durch die jeweilige theoretische Besetzungszahl n i* dividiert (Spalte 6). Aufsummieren dieser Werte liefert den gesuchten Testwert (in der Tabelle grau unterlegt): z ¼ ^ 5 5 X X ðD n i Þ 2 ðn i  n i*Þ 2 ¼ ¼ 0,3040 n i* n i* i¼1 i¼1 4. Schritt: Berechnung der kritischen Grenze und des Annahmebereiches Die Berechnung der kritischen Grenze c erfolgt aus der Bedingung P ðZ  cÞ H 0 ¼ 1  a ¼ 1  0,05 ¼ 0,95 (siehe Bild K-37) für die Testvariable Z, die einer Chi-Quadrat-Verteilung mit f ¼ ðk  1Þ  r ¼ ð5  1Þ  2 ¼ 2 Freiheitsgraden genügt (r ¼ 2: Anzahl der zunächst unbekannten Parameter, die erst geschätzt werden mussten): 0,95 P ðZ  cÞ H 0 ¼ F ðcÞ ¼ 0,95 c ¼ z ð0;95; 2Þ ¼ 5,99 ) ðaus Tab: 3Þ 0,05 Annahmebereich: z  c ¼ 5,99 0 c z Annahmebereich Bild K-37 5. Schritt (Testentscheidung): Der Testwert ^z ¼ 0,3040 liegt im Annahmebereich z  5,99. Die Vermutung, dass die Kapazität der Kondensatoren eine normalverteilte Zufallsgröße ist, wird damit bestätigt. 9 Ausgleichskurven Lehrbuch: Band 3, Kapitel IV.5 Formelsammlung: Kapitel XI.5 Zusammenhang zwischen Leistung und Drehzahl bei einem Dieselmotor Bei einem Dieselmotor besteht zwischen der Leistung Y und der Drehzahl X ein gewisser Zusammenhang. Dabei ist Y eine Zufallsvariable und X eine normale Variable. Zeigen Sie anhand der folgenden Stichprobe (bestehend aus n ¼ 6 Messpunkten), dass zwischen den beiden Variablen ein nahezu linea- K73 rer Zusammenhang besteht und bestimmen Sie dann die Ausgleichs- oder Regressionsgerade. i 1 2 3 4 5 6 xi 1000 1400 1800 2200 2600 3000 (in Umdrehungen pro Minute) yi 12,5 18,3 24,6 30,5 36,0 42,2 (in PS) Welche Motorleistung darf man bei 2500 Umdrehungen pro Minute erwarten?
662 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Alle benötigten „Hilfsgrößen“ (x i2 , y 2i , x i y i ) haben wir in der folgenden Tabelle zusammengestellt: x i2  10  4 y 2i x i y i  10  3 i xi yi 1 1 000 12,5 100 156,25 12,50 2 1 400 18,3 196 334,89 25,62 3 1 800 24,6 324 605,16 44,28 4 2 200 30,5 484 930,25 67,10 5 2 600 36,0 676 1 296,00 93,60 6 P 3 000 42,2 900 1 780,84 126,60 12 000 164,1 2 680 5 103,39 369,70 Berechnung der Mittelwerte x und y und des Korrelationskoeffizienten r x ¼ 6 6 1 X 1 1 X 1   12 000 ¼ 2000 ; y ¼   164,1 ¼ 27,35 xi ¼ yi ¼ 6 i¼1 6 6 i¼1 6 6 X xi yi  6  x  y 369,70  10 3  6  2000  27,35 r ¼ vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ! !   u 6 6 X u X 2 4  6  2000 2 Þ ð5103,39  6  27,35 2 2 2 2 t 2 680  10 xi  6  x yi  6  y i¼1 i¼1 i¼1 ð369,70  6  2  27,35Þ  10 3 41,5  10 3 ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 0,999 865   2,8  615,255  10 3 26,80  6  4  10 6  615,255 Wegen r ¼ 0,999 865 1 besteht zwischen der Leistung Y und der Drehzahl X ein linearer Zusammenhang. Bestimmung der Ausgleichs- oder Regressionsgeraden: Ansatz in der symmetrischen Form y  y ¼ a ðx  xÞ 6 X Steigung : a ¼ xi yi  6  x  y i¼1 6 X i¼1 ¼ x i2  6  x 2 369,70  10 3  6  2000  27,35 2680  10 4  6  2000 2 y  27,35 ¼ 0,014 821 ðx  2000Þ ¼ 0,014 821  x  29,642 Erwartete Leistung bei x ¼ 2500 Umdrehungen pro Minute: y ¼ 0,0148  2500  2,292 ¼ 34,708 34,7 ðin PSÞ ¼ 41,5  10 3 ¼ 0,014 821 2,8  10 6 ) y ¼ 0,0148  x  2,292
9 Ausgleichskurven 663 Barometrische Höhenformel Zwischen dem Luftdruck p und der Höhe h (gegenüber dem Meeresniveau h ¼ 0 gemessen) besteht bekanntlich der folgende exponentielle Zusammenhang (sog. barometrische Höhenformel bei vorausgesetzter konstanter Lufttemperatur): p ¼ p ðhÞ ¼ p 0  e  c h ðh in km ; p in barÞ Bestimmen Sie aus den folgenden 5 Messpunkten durch lineare Regression Näherungswerte für die K74 noch unbekannten Parameter p 0 und c > 0. i 1 2 3 4 5 hi 0,5 1 1,5 2 2,5 (in km) pi 0,961 0,880 0,845 0,795 0,744 (in bar) Anleitung: Die Gleichung zunächst logarithmieren (halblogarithmische Form), dann die Ausgleichsoder Regressionsgerade bestimmen. f |{z} y f ln p ¼ ln p 0  e  c h ¼ ln p 0 þ ln e  c h ¼ ln p 0  c h ¼  c h þ ln p 0 ¼ a x þ b |ffl{zffl} a x Rechenregeln: ln ðu vÞ ¼ ln u þ ln v ; Ansatz: y ¼ a x þ b mit b ln e n ¼ n y ¼ ln p; a ¼  c; h ¼ x und b ¼ ln p 0 Tabelle mit allen benötigten „Hilfsgrößen“ (y i ¼ ln p i , x i2 , y 2i , x i y i ) aufbauen: i xi ¼ hi pi y i ¼ ln p i x i2 y 2i xi yi 1 0,5 0,961  0,0398 0,25 0,001 584  0,0199 2 1 0,880  0,1278 1 0,016 333  0,1278 3 1,5 0,845  0,1684 2,25 0,028 359  0,2526 4 2 0,795  0,2294 4 0,052 624  0,4588 5 P 2,5 0,744  0,2957 6,25 0,087 438  0,7393  0,8611 13,75 0,186 338  1,5984 7,5 Berechnung der Mittelwerte x und y x ¼ 5 1 X 1 xi ¼   7,5 ¼ 1,5 ; 5 i¼1 5 y ¼ 5 1 X 1 yi ¼   ð 0,8611Þ ¼  0,1722 5 i¼1 5 Bestimmung der Ausgleichsgeraden: Ansatz in der symmetrischen Form y  y ¼ a ðx  xÞ 5 X Steigung : a ¼ xi yi  5  x  y i¼1 5 X i¼1 ¼ x i2  5  x 2  1,5984  5  1,5  ð 0,1722Þ 13,75  5  1,5 2 y þ 0,1722 ¼  0,1228 ðx  1,5Þ ¼  0,1228  x þ 0,1842 ¼  0,3069 ¼  0,1228 2,5
664 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Ausgleichsgerade: y ¼ a x þ b ¼  0,1228  x þ 0,0120 Berechnung der gesuchten Parameter p 0 und c: ln p 0 ¼ b ¼ 0,0120 p 0 ¼ e b ¼ e 0,0120 ¼ 1,012 ; ) c ¼  a ¼ 0,1228 Barometrische Höhenformel: p ¼ p 0  e  c h ¼ 1,012  e  0,1228 h ðh in km ; p in barÞ Zusammenhang zwischen Bremsweg und Geschwindigkeit bei einem Fahrzeug Zwischen dem Bremsweg s und der Geschwindigkeit v eines bestimmten Automodells wird ein nahezu quadratischer Zusammenhang angenommen. Bestimmen Sie aus der folgenden Messreihe die Ausgleichsparabel s ¼ a v 2 þ b v þ c: K75 Messung Nr. i 1 2 3 4 5 v i (in km=h) 50 70 80 100 120 s i (in m) 27 50 61 91 123 Welchen Bremsweg kann man bei einer Geschwindigkeit von v ¼ 75 km=h erwarten? Wir erstellen die folgende Tabelle mit den benötigten „Hilfsgrößen“ v 2i , v 3i , v 4i , v 2i  s i und v i s i : i vi si v 2i  10  2 v 3i  10  3 v 4i  10  4 v 2i  s i  10  2 1 50 27 25 125 625 675 1 350 2 70 50 49 343 2 401 2 450 3 500 3 80 61 64 512 4 096 3 904 4 880 4 100 91 100 1 000 10 000 9 100 9 100 5 P 120 123 144 1 728 20 736 17 712 14 760 420 352 382 3 708 37 858 33 841 33 590 Die drei Normalgleichungen für die noch Unbekannten a, b und c lauten (! FS: Kap. XI.5.3): ðIÞ 5 X i¼1 ! v 4i aþ 5 X i¼1 ! v 3i bþ 5 X i¼1 ! v 2i c ¼ 5 X v 2i  s i i¼1 ð37 858  10 4 Þ a þ ð3 708  10 3 Þ b þ ð382  10 2 Þ c ¼ 33 841  10 2 ðIIÞ 5 X i¼1 ! aþ v 3i 5 X i¼1 ! v 2i bþ 5 X ! vi c ¼ i¼1 5 X vi si i¼1 ð3 708  10 3 Þ a þ ð382  10 2 Þ b þ 420 c ¼ 33 590 ðIIIÞ 5 X i¼1 ! v 2i aþ 5 X ! vi b þ n c ¼ i¼1 ð382  10 2 Þ a þ 420 b þ 5 c ¼ 352 5 X i¼1 si vi si
9 Ausgleichskurven 665 Diese Gleichungen dividieren wir noch der Reihe nach durch den jeweiligen Koeffizienten von c, d. h. durch 382  10 2 bzw. 420 bzw. 5: ðIÞ 9 910,4712 a þ 97,0681 b þ c ¼ 88,5890 ðIIÞ 8 828,5714 a þ 90,9524 b þ c ¼ 79,9762 ðIIIÞ 7 640 a þ 84 b þ c ¼ 70,4 Jetzt eliminieren wir c durch geeignete Differenzbildung zweier Gleichungen: ðI *Þ ¼ ðI  IIÞ 1081,8998 a þ 6,1157 b ¼ 8,6128 ðII *Þ ¼ ðII  IIIÞ 1188,5714 a þ 6,9524 b ¼ 9,5762 Beide Gleichungen dividieren wir durch den jeweiligen Koeffizienten von b und eliminieren dann b durch Differenzbildung: ðI *Þ 176,9053 a þ b ¼ 1,4083 ðII *Þ 170,9584 a þ b ¼ 1,3774 5,9469 a ) ¼ 0,0309  ) a ¼ 0,005 196 ðI *Þ ) b ¼ 1,4083  176,9053 a ¼ 1,4083  176,9053  0,005 196 ¼ 0,489 100 ðIIIÞ ) c ¼ 70,4  7 640 a  84 b ¼ 70,4  7 640  0,005 196  84  0,489 100 ¼  10,38184 Lösung (gerundet auf 4 Nachkommastellen): a ¼ 0,0052; b ¼ 0,4891; c ¼  10,3818 s ¼ a v 2 þ b v þ c ¼ 0,0052 v 2 þ 0,4891 v  10,3818 ðs in m; v in km=hÞ Bremsweg bei der Geschwindigkeit v ¼ 75 km=h: v ¼ 0,0052  75 2 þ 0,4891  75  10,3818 ¼ 55,5507 ðin mÞ 55,6 Zusammenhang zwischen der Laufzeit und den Wartungskosten einer Maschine Zwischen den Laufzeiten und den Wartungskosten einer speziellen Maschine besteht offenbar ein linearer Zusammenhang, wie man dem folgenden Messprotokoll für die vergangenen 6 Monate entnehmen kann: K76 i 1 2 3 4 5 6 t i (in h) 50 46 56 60 54 58 y i (in Euro) 35 34 37 39 36 38 (i ¼ 1: letzter Monat; i ¼ 2: vorletzter Monat usw.; t i , y i : Laufzeit bzw. Wartungskosten im i-ten Monat; i ¼ 1, 2, . . . , 6) Bestimmen Sie die Ausgleichs- oder Regressionsgerade y ¼ a t þ b.
666 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Die benötigten „Hilfsgrößen“ t i2 , y 2i und t i y i haben wir in der folgenden Tabelle zusammengestellt: i ti yi t i2 y 2i ti yi 1 50 35 2 500 1 225 1 750 2 46 34 2 116 1 156 1 564 3 56 37 3 136 1 369 2 072 4 60 39 3 600 1 521 2 340 5 54 36 2 916 1 296 1 944 6 P 58 38 3 364 1 444 2 204 324 219 17 632 8 011 11 874 Berechnung der Mittelwerte t und y und des Korrelationskoeffizienten r t ¼ 6 1 X 1   324 ¼ 54 ; ti ¼ 6 i¼1 6 6 X y ¼ 6 1 X 1   219 ¼ 36,5 yi ¼ 6 i¼1 6 ti yi  6  t  y 11 874  6  54  36,5 r ¼ vffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ! ! u 6 6 X u X 2 17 632  6  54 2 Þ ð8 011  6  36,5 2 t ti  6  t2 y 2i  6  y 2 i¼1 i¼1 i¼1 48 48 ¼ 0,9839 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 136  17,5 48,785 244 Folgerung: Die Messpunkte liegen wegen r ¼ 0,9839 daher gerechtfertigt. 1 nahezu auf einer Geraden, die lineare Regression ist Regressionsgerade: Ansatz in der symmetrischen Form y  y ¼ a ðt  tÞ 6 X Steigung : a ¼ ti yi  6  t  y i¼1 6 X i¼1 ¼ t i2  6  t 2 11 874  6  54  36,5 17 632  6  54 2 ¼ 48 ¼ 0,3529 136 y  36,5 ¼ 0,3529 ðt  54Þ ¼ 0,3529  t  19,0566 ) y ¼ 0,3529  t þ 17,4434 Monatliche Absatzzahlen eines PKW (Trendkurve) Ein vor 6 Monaten neu auf den Markt gebrachtes PKW-Modell wurde im 1. Monat 810-mal verkauft, im soeben zu Ende gegangenen 6. Monat jedoch nur noch 260-mal. Die folgende Tabelle enthält die K77 stark rückläufigen monatlichen Absatzzahlen der letzten 6 Monate: i 1 2 3 4 5 6 xi 1 2 3 4 5 6 ni 810 645 506 402 320 260
9 Ausgleichskurven 667 x i : i-ter Verkaufsmonat, gezählt vom Verkaufsbeginn an (i ¼ 1, 2, . . . , 6) n i : Absatz im i-ten Verkaufsmonat Als Ausgleichskurve (Trendkurve) wähle man die exponentiell abnehmende Funktion n ¼ K  c x mit K > 0 und 0 < c < 1. a) Bestimmen Sie mit Hilfe der linearen Regression Näherungswerte für die noch unbekannten Kurvenparameter K und c. b) Welche monatlichen Absatzzahlen sind in den auf das vergangene Halbjahr folgenden 3 Monaten zu erwarten, wenn sich der Trend der rückläufigen Verkaufszahlen in der unter a) bestimmten Weise fortsetzt? Die Funktionsgleichung wird zunächst logarithmiert: ln n ¼ ln ðK  c x Þ ¼ ln K þ ln c x ¼ ln K þ x  ln c ¼ ðln cÞ  x þ ln K ¼ a x þ b |{z} |fflffl{zfflffl} |{z} y a b Rechenregeln: ln ðu vÞ ¼ ln u þ ln v; ln a m ¼ m  ln a Linearer Ansatz für die Regression: y ¼ a x þ b mit y ¼ ln n, a ¼ ln c, b ¼ ln K Die folgende Tabelle enthält die benötigten „Hilfsgrößen“ y i ¼ ln n i , x i2 und x i y i : i xi ni y i ¼ ln n i x i2 1 1 810 6,6970 1 6,6970 2 2 645 6,4693 4 12,9386 3 3 506 6,2265 9 18,6795 4 4 402 5,9965 16 23,9860 5 5 320 5,7683 25 28,8415 6 P 6 260 5,5607 36 33,3642 36,7183 91 124,5068 21 xi yi Berechnung der Mittelwerte x und y x ¼ 6 1 X 1   21 ¼ 3,5 ; xi ¼ 6 i¼1 6 y ¼ 6 1 X 1   36,7183 ¼ 6,1197 yi ¼ 6 i¼1 6 Regressionsgerade: Ansatz in der symmetrischen Form y  y ¼ a ðx  xÞ 6 X Steigung: a ¼ xi yi  6  x  y i¼1 6 X i¼1 ¼ x i2  6  x 2 124,5068  6  3,5  6,1197 91  6  3,5 2 ¼ y  6,1197 ¼  0,2290 ðx  3,5Þ ¼  0,2290  x þ 0,8015  4,0069 ¼  0,2290 17,5 ) y ¼  0,2290  x þ 6,9212 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl} a b
668 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Berechnung der Kurvenparameter c und K ln c ¼ a ) c ¼ e a ¼ e  0,2290 ¼ 0,7953 ; ln K ¼ b ) K ¼ e b ¼ e 6;9212 ¼ 1013,54 Trendkurve: n ¼ K  c x ¼ 1013,54  0,7953 x b) n ðx ¼ 7Þ 204 ; n ðx ¼ 8Þ n ðx ¼ 9Þ 162 ; 129 Entladung eines Kondensators Durch die Gleichung u ¼ u ðtÞ ¼ u 0  e  k t wird die zeitliche Entladung eines Kondensators mit der Kapazität C über einen ohmschen Widerstand R beschrieben (u: Kondensatorspannung; t: Zeit; u 0 : Spannung zu Beginn der Entladung, d. h. zum Zeitpunkt t ¼ 0; k ¼ 1=RC). Bestimmen Sie aus den folgenden 5 Messwerten die noch unbekannten Parameter u 0 und k: K78 i 1 2 3 4 5 ti 5 10 20 30 50 ui 39,0 30,5 18,2 11,1 in Sekunden (s) 4,2 in Volt (V) Anleitung: Die Gleichung zunächst durch Logarithmieren auf die halblogarithmische Form bringen, dann eine lineare Regression durchführen. |{z} f ln u ¼ ln u 0  e  k t ¼ ln u 0 þ ln e  k t ¼ ln u 0  k t ¼  k t þ ln u 0 ¼ a t þ b |fflffl{zfflffl} y a b Rechenregeln: ln ðv wÞ ¼ ln v þ ln w ; ln e m ¼ m Ansatz für die Ausgleichsgerade: y ¼ a t þ b y ¼ ln u; a ¼  k mit und b ¼ ln u 0 Tabelle erstellen mit den benötigten „Hilfsgrößen“ y i ¼ ln u i , t i2 und t i y i : i ti ui y i ¼ ln u i t i2 ti yi 1 5 39,0 3,663 562 25 18.317 81 2 10 30,5 3,417 727 100 34,177 27 3 20 18,2 2,901 422 400 58,028 44 4 30 11,1 2,406 945 900 72,208 35 5 P 50 4,2 1,435 085 2 500 71,754 25 13,824 741 3 925 254,486 12 115 Berechnung der Mittelwerte t und y t ¼ 5 1 X 1 ti ¼   115 ¼ 23 ; 5 i¼1 5 y ¼ 5 1 X 1 yi ¼   13,824 741 ¼ 2,764 948 5 i¼1 5
9 Ausgleichskurven 669 Regressionsgerade: Ansatz in der symmetrischen Form y  y ¼ a ðt  tÞ 5 X a ¼ ti yi  5  t  y i¼1 5 X i¼1 ¼ 254,486 12  5  23  2,764 948 3 925  5  t i2  5  t 2 23 2 ¼  63,4829 ¼  0,049 596 1280 y  2,764 948 ¼  0,049 596 ðt  23Þ ¼  0,049 596  t þ 1,140 708 ) y ¼  0,049 596  t þ 3,905 656 |fflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} a b Berechnung der Kurvenparameter u 0 und k ln u 0 ¼ b u 0 ¼ e b ¼ e 3,905 656 ¼ 49,682 661 ) k ¼  a ¼  ð 0,049 596Þ ¼ 0,049 596 49,68 0,0496 Lösung: u ¼ u ðtÞ ¼ u 0  e k t ¼ 49,68  e  0,0496  t ðt in s ; u in VÞ Welche Potenzfunktion v ¼ v ðuÞ ¼ K  u n mit den noch unbekannten Parametern K > 0 und K79 n > 0 passt sich den folgenden 4 Messpunkten „optimal“ an: Anleitung: Näherungsweise i 1 2 3 4 ui 1 3 4 5 vi 3,4 55,1 111,3 193,8 Berechnung der gesuchten Kurvenparameter mit Hilfe der linearen Regression. Wir bringen die Funktionsgleichung durch Logarithmieren auf die folgende (doppellogarithmische) Form: f ln v ¼ ln ðK  u n Þ ¼ ln K þ ln u n ¼ ln K þ n  ln u ¼ b þ a x ¼ a x þ b |{z} |{z} |{z} y b a x Linearer Ansatz: y ¼ a x þ b mit y ¼ ln v, x ¼ ln u, a ¼ n und b ¼ ln K Die folgende Tabelle enthält alle benötigten „Hilfsgrößen“ (x i ¼ ln u i , y i ¼ ln v i , x i2 und x i y i ): x i ¼ ln u i i ui 1 1 0 2 3 3 4 P vi y i ¼ ln v i x i2 xi yi 3,4 1,223 775 0 0 1,098 612 55,1 4,009 150 1,206 948 4,404 500 4 1,386 294 111,3 4,712 229 1,921 811 6,532 535 5 1,609 438 193,8 5,266 827 2,590 291 8,476 632 15,211 981 5,719 050 19,413 667 4,094 344 Berechnung der Mittelwerte x und y x ¼ 4 1 X 1   4,094 344 ¼ 1,023 586 ; xi ¼ 4 i¼1 4 y ¼ 4 1 X 1   15,211 981 ¼ 3,802 995 yi ¼ 4 i¼1 4
670 K Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik Ansatz der Ausgleichsgeraden (in symmetrischer Form): y  y ¼ a ðx  xÞ 4 X a ¼ xi yi  4  x  y i¼1 4 X i¼1 ¼ x i2  4  x 2 19,413 667  4  1,023 586  3,802 995 5,719 050  4  1,023 586 2 ¼ 3,842 897 ¼ 2,514 760 1,528 137 y  3,802 995 ¼ 2,514 760 ðx  1,023 586Þ ¼ 2,514 760  x  2,574 073 ) y ¼ 2,514 760  x þ 1,228 922 |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} |fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl} a b Berechnung der gesuchten Kurvenparameter K und n ln K ¼ b ) K ¼ e b ¼ e 1,228 922 ¼ 3,417 543 Lösung (Ausgleichskurve): v ¼ K  u n ¼ 3,418  u 2,5148 3,418 ; n ¼ a ¼ 2,514 760 2,5148