Автор: Kästner E.  

Теги: fiktion  

Год: 1982

Текст
                    Lesestoff für Anfänger
DIE ZWILLINGE
(nach E. Kästner)
Moskau /Ä\ Vyssaja
1982	\KI7/ skola

BBK81.2 HeM-9 B 69 Pei{eH3eHT: kclhö. (puAOA. HatjK E. B. JKypadAeda AaanTaiiHH, KOMMeHTapuft h cjioßapb B. B C a Be.ibeBoP BjiH3Heubi (no 3. Kecraepy): Yqe6. nocoßne/ B 69 Coct. CaBejibeBa B. B, (Yqe6. nocoßne ajia Haqajib- noro qTeHHfl). — Ha hcm. hs. — M.: Bbicui. iiiKOJia, 1982 — 96 c. Ha TUT. ji. 3arJl.: Lesestoff für Anfänger. Die Zwillin- ge (nach E. Kästner). 25 k. Ue/ib nocoÖHH — nOMO^b CTyAeHTaM b pasBHTHH HaBiPKOB 6ec- nepeBOAHoro h noHHMaHHH HeMeuKoro TeKCTa. B iie.M paccKa- 3b!BaeTCH o TOM, K3K B JICTHCM IiaHCHOHaTe, B aJIbüHftCKHX TOpaX, BBep- Bbie BCTpeqaiOTCH Aße acbo^kh — JIyn3a h JIOTTa. Bee yAHBJieiibi hx nopasHTejibHbiM cxoactbom. .HaJiee cjieAyeT p«A HHTepecHbix siijisoaob H3 H<H3HH 3THX ACBO^eK I<HHra HanHCaHa XCHBblM paSTOBOpHblM J>3bIKOM. c 4602010000—153 B 001(01)-82----184~82 BBK 82.2 HeM-9 4 H(HeM> © AjianTaiiHH, KOMMenTapHÜ h cvioßapb. H3aarenbCTBü «Bbicuian uiKona», 1982
Erstes Kapitel Kennt ihr Seebühl1, das Gebirgsdorf am Bühlsee? Nein? Dann kennt ihr natürlich auch das Kinderheim Seebühl nicht, das bekannte Ferienheim für kleine Mädchen. Schade. Aber es macht nichts.1 2 3 Kinderheime ähneln einander wie Brote oder Gräser; wer eines kennt, kennt sie alle. Wer an ihnen vorüberspaziert, hört Gelächter und Geschrei; der spürt etwas vom Kinderglück und Frohsinn. Freilich abends haben die kleinen Mädchen oft Heim- weh s, manche von ihnen weinen sogar. Aber am Morgen ist das Heimweh vergessen. Dann klap- pern die Milchtassen; dann plappern die kleinen Mädchen um die Wette4 und rennen in den grünen See hinein, plan- schen und kreischen, schwimmen oder tun doch wenigstens so. So ist es auch in Seebühl am See, wo die Geschichte an- fängt, die hier erzählt wird. Eine etwas verzwickte Ge- schichte. Ihr müßt manchmal gut aufpassen, um alles genau zu verstehen. Zu Beginn ist alles noch ganz gemütlich. Vorläufig baden alle Mädchen im See, und am wildesten spielt ein kleines neunjähriges Mädchen mit lockigem I-hcr. Sic heißt Luise, Luise Palfy. Aus Wien. Da ertönt vom Hause her ein Gongschlag. Noch einer und ein dritter. Die Kinder und die Helferinnen, die noch baden, steigen ans Ufer. „Der Gong gilt für alle!6“ ruft Fräulein Ulrike. „Sogar für Luise.“ „Ich komme ja schon!“ schreit Luise. Und dann kommt sie tatsächlich. 1 Seebühl — ßeedioJib (H33B3Hne ropHofi AepeßyiiiKH) 2 Aber es mscht nichts. — Ho sto Himero. 3 Heimweh hsben — tockobstb 1 um die Wette pkppern — 3d.: 6ojit3tb des yMOJiKy 5 Der Gong gilt für slle! — fonr A3ctch am Bcex! 3
Punkt zwölf Uhr wird zu Mittag gegessen; und dann war- ten alle neugierig auf den Nachmittag. Warum? Am Nachmittag werden zwanzig „Neue“ erwartet. Zwan- zig kleine Mädchen aus Süddeutschland. Werden ein paar Angeber und Klatschbasen dabei sein? Vielleicht „uralte Damen“ von dreizehn oder schon vierzehn Jahren? Werden sie interessante Spielsachen mitbringen? Hoffentlich auch einen großen Gummiball! Trudes Ball hat keine Luft mehr. Und Brigitte gibt ihren Ball nicht heraus. Sie hat ihn im Schrank eingeschlossen, damit ihm nichts passiert. * * * Am Nachmittag stehen also Luise, Trude, Brigitte und die anderen Kinder an dem großen, weitgeöffneten Tor und warten gespannt auf den Autobus, der die Neuen von der nächsten Bahnstation abholen soll. Wenn der Zug pünkt- lich ankommt, dann ... Da hupt es schon! „Sie kommen!“ Der Autobus fährt vorsichtig in die Einfahrt und hält. Der Chauffeur steigt aus und hebt ein kleines Mädchen nach dem anderen aus dem Wagen, dann auch Koffer und Taschen und Puppen und Körbe und Tüten und Teddys und Roller und Schirmchen und Thermosflaschen und Regen- mäntel und Rucksäcke und Bilderbücher — eine bunte Fracht1. Zum Schluß steht in der Wagentür noch als zwanzigste ein ernstaussehendes kleines Mädchen. Als ihr der Chauffeur helfen will, schüttelt sie energisch den Kopf. „Danke, nein!“ sagt sie höflich und steigt ruhig und sicher aus dem Auto- bus. Unten blickt sie sich verlegen um. Plötzlich macht sie große, erstaunte Augen. Sie starrt Luise an! Nun reißt auch Luise die Augen auf1 2 und blickt der Neuen erschrocken ins Gesicht. Die anderen Kinder und Fräulein Ulrike schauen ebenfalls verwundert von einer zur anderen. Weswegen denn?. Luise und die Neue sehen sich zum Verwechseln ähnlich3! Zwar hat die eine lange Locken und die andere Zöpfe — aber das ist auch wirklich der einzige Unterschied! Da dreht sich Luise um und rennt, wie von Löwen und Tigern verfolgt, in den Garten. „Luise!“ ruft Fräulein Ulrike. „Luise!“ Dann zuckt sie 1 eine bunte Fracht — ^ero TaM tojibko Her 2 die Augen aufreißen — BbiTapamHTb maaa ot yAHBJieHHA 3 sich zum Verwechseln ähnlich sehen — 6bitb noxoaciiM Apyr Apyra KaK Aße KanJiw boabi 4
die Achseln1 und bringt die zwanzig Neuen ins Haus. Als letzte geht langsam und verwundert das Zopfmädchen. * * * Frau Holzmann, die Leiterin des Kinderheims, sitzt in ihrem Büro und bespricht mit der alten Köchin den Speise- zettel für die nächsten Tage. Da klopft es, und Fräulein Ul- rike, tritt.ein.. Sie meldet, daß die Neuen gesund, munter und vollzählig angekommen sind. „Freut mich. Danke schön.“ „Aber da ist noch etwas zu sagen ...1 2“ „Ja?“ die vielbeschäftigte Heimleiterin blickt kurz hoch.3 „Es handelt sich um Luise Palfy“, beginnt Fräulein Ul- rike zögernd. „Sie wartet vor der Tür ...“ „Was hat sie denn wieder angestellt?“ „Diesmal nichts“, sagt die Helferin, „nur ...“ Sie öffnet die Tür und ruft: „Kommt herein, ihr beiden!“ Nun treten zwei kleine Mädchen ins Zimmer. Während Frau Holzinann die Kinder erstaunt ansieht, sagt Fräulein Ulrike: „Die Neue heißt Lotte Körner und kommt aus München.“ „Seid ihr miteinander verwandt?“ Beide schütteln kaum erkennbar den Kopf. „Sie haben sich bis heute noch nie gesehen!“ sagt Fräu- lein Ulrike. „Seltsam, nicht wahr?“ „Wieso seltsam?“ fragt die Köchin. „Wie können sie sich gesehen haben, wenn die eine aus München kommt und die andere aus Wien?“ Frau Holzmann sagt freundlich: „Zwei Mädchen, die sich so ähnlich sind, werden sicher gute Freundinnen sein. Kommt, gebt euch die Hand!“ „Nein!“ ruft Luise und versteckt die Hände auf dem Rücken. Frau Holzmann zuckt die Achseln, denkt nach und sagt schließlich: „Ihr könnt gehen!“ Luise läuft zur Tür, reißt sie auf und rennt hinaus. Lotte grüßt und will langsam aus dem Zimmer gehen. „Noch einen Augenblick, Lottchen,“ sagt die Leiterin. Sie schlägt ein großes Buch auf. „Ich will gleich deinen Na- 1 die Achseln zucken — noxHMarb njienaMH 2 Aber da ist noch etwas zu sagen. — 3d.: Mue uyxHO eme wti.-to CKaaaTb. 3 kurz hochblicken—3d.: na MrHOBeHbe oipMBaeTcw ot ßywar 5
men eintragen, und wann und wo du geboren bist. Und wie deine Eltern heißen.“ „Ich habe nur noch eine Mutti“, flüstert Lotte. „Zuerst also deinen Geburtstag!“ * * * Lotte geht durch den Korridor, steigt die Treppen hin- auf, öffnet eine Tür und steht im Schrankzimmer. Ihr Kof- fer ist noch nicht ausgepackt. Sie fängt an, ihre Kleider, Hemden, Schürzen und Strümpfe in ihren Schrank zu legen. Durch das offene Fenster hört sie fernes Kinderlachen. Lotte hält die Fotografie einer jungen Frau in der Hand. Sie schaut das Bild zärtlich an und versteckt es dann sorg- fältig unter den Schürzen. Als sie die Tür schließen will, sieht sie einen Spiegel an der Tür. Ernst und aufmerksam betrachtet sie sich. Plötzlich wirft sieTHe Zöpfe nach hinten und'Tiämmt ihr Haar, bis es dem Lockenkopf von Luise Palfy ähnlich ist. * * * Luise sitzt mit ihren Freundinnen auf der Gartenmauer und überlegt. „Ich wäre nicht einverstanden,“ sagt Trude, ihre Wiener Klassenkameradin, „wenn eine andere mit meinem Gesicht herumläuft?1“ „Was soll ich denn machen?“ fragt Luise böse. „Zerkratze ihr das Gesicht!“ schlägt Monika vor. „Das beste wird sein, du beißt ihr die Nase ab!“ rät Christine. „Sie hat mir die ganzen Ferien verdorben!“ sagt Luise ärgerlich. „Sie kann doch nichts dafür!1 2“ erklärt Steffi. Da ertönt der Gong. Und die Mädchen springen von der Mauer. * * * Frau Holzmann sagt im Speisesaal zu Fräulein Ulrike: „Unsere kleinen Doppelgängerinnen sollen nebeneinander sitzen. Vielleicht hilft das!“ 1 Ich wäre nicht einverstanden wenn eine andere mit meinem Gesicht herumläuft — 3d,: H 6bi hh 3a hto ne noTepneJia, nwöbi KaKaa-To jipyraa pasryjiHBajia c mohm jihlxom 2 Sie kann doch nichts dafür! — Ona »e ne BHHOBaTa! 6
Die Kinder kommen lärmend in den Saal und gehen zu ihren Plätzen. Die Mädchen, die Dienst haben, tragen die Schüsseln mit der heißen Suppe zu den Tischen. Andere füllen die Teller. Fräulein Ulrike tritt hinter Luise und Trude, legt Trude die Hand auf die Schulter und sagt: „Du setzt dich neben Hilde Sturm!“ Trude dreht sich um und will etwas antworten. „Aber ...“ „Kein aber!1“ Trude zuckt die Achseln und steht beleidigt auf. Die Löffel klappern. Der Platz neben Luise ist leer, und alle Blicke richten sich darauf. Dann gehen — wie auf Kom- mando — alle Augen zur Tür1 2. Lotte ist eingetreten. „Da bist du ja endlich!“ sagt Fräulein Ulrike. „Komm, ich will dir deinen Platz zeigen.“ Sie bringt das stille, ernste Zopfmädchen zum Tisch. Luise blickt nicht hoch, sondern ißt wütend ihre Suppe. Lotte setzt sich gehorsam neben Luise und nimmt ihren Löffel, obwohl ihr der Hals wie zu- geschnürt ist3. Die anderen kleinen Mädchen sehen gespannt zu dem merkwürdigen Paar. Die dicke Steffi sitzt mit offenem Mund da. Luise kann und will sich nicht länger beherrschen. Mit aller Kraft tritt sie unter dem Tisch gegen Lottes Bein. Lotte zuckt vor Schmerz zusammen, sagt aber kein Wort. ♦ * * Am Tisch der Erwachsenen sagt die Helferin Gerda kopf- schüttelnd: „Es ist nicht zu glauben!4 Zwei völlig fremde Mädchen und eine solche Ähnlichkeit!“ Frau Holzmann blickt nachdenklich zu dem Tisch, an dem die beiden Mädchen sitzen. Dann sagt sie: „Lotte Kör- ner bekommt das Bett neben Luise Palfy! Sie müssen sich aneinander gewöhnen.“ * * * 1 Kein aber! — HwKaKHx BoapajKeHHÜ! 2 Dann gehen ... alle Augen zur Tür — H TyT Bee B3opti oöpamaioTCfl k ABepn 3 obwohl ihr der Hals wie zugeschnürt ist — 3d.: xoth b ropjie y nee kom ctoht 4 Es ist nicht zu glauben! — 3d.: Aa>Ke ne BepuTcn! 7
Es ist Nacht. Bis auf zwei schlafen alle Kinder.1 Diese zwei liegen Rücken an Rücken und tun, als würden sie fest schlafen.1 2 Sie liegen aber mit offenen Augen und starren in die Dunkelheit. Luise blickt böse auf die silbernen Kreise, die der Mond auf ihr Bett malt. Plötzlich horcht sie auf. Sie hört leises Weinen. Lotte preßt die Hände auf den Mund. Was hatte ihr die Mutter beim Abschied gesagt: „Ich freue mich sehr, daß du ein paar Wochen mit vielen fröhlichen Kindern Zusammen- sein wirst! Du bist zu ernst für dein Alter, Lottchen! Viel zu ernst! Du bist zu viel allein.3 Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, bin ich müde. Und du hast inzwischen nicht gespielt wie andere Kinder, sondern abgewaschen, ge- kocht, den Tisch gedeckt. Komm bitte aus den Ferien mit lachenden Augen zurück!4“ Nun liegt sie hier neben Luise, die ihr böse ist, weil sie ihr ähnelt. Lotte seufzt und weint leise. Plötzlich streichelt eine kleine fremde Hand über ihr Haar! Lottchen erschrickt, aber Luises Hand streichelt vor- sichtig weiter. Der Mond schaut durch das große Schlafsaalfenster und wundert sich. Da liegen zwei kleine Mädchen nebeneinander und haben nicht den Mut, sich anzusehen5. Lottchen, die eben noch weinte, sucht jetzt mit ihrer Hand langsam die streichelnde Hand von Luise. „Na, gut“, denkt der alte silberne Mond. „Da kann ich beruhigt untergehen!“ Und das tut er dann auch. Zweites Kapitel Lotte und Luise hatten am nächsten Morgen nicht den Mut, sich anzusehen, als sie aufwachten, als sie in weißen 1 Bis auf zwei schlafen alle Kinder. — Bee acth cn«T 3a HCKJiio'ie- HHeM Aßyx. 2 Diese zwei liegen Rücken an Rücken und tun, als würden sie fest schlafen. — 9th Aßoe JieHtaT OTBepHyBiuncb Apyr ot Apyra, AeJian bha, KaK öyATO 6bi ohh KpenKo cnnT. 8 Du bist zu viel allein. — Tbi cjihiukom mhoto BpeneHH npoBOAumb OAha. 4 Komm bitte aus den Ferien mit lachenden Augen zurück! — B03- BpamaücH noejie KanHKyji aomoh BeceJioii! 5 nicht den Mut haben, sich anzusehen — ne peiuaTbcn B3rjiHHyTb Apyr na Apyra 8
langen Nachthemden in den Waschsaal liefen, sich anzogen und frühstückten. Sie sahen sich auch noch nicht an, als sie gemeinsam am See entlang liefen, als sie Lieder sangen, tanzten und Blumen pflückten. Einmal kreuzten sich ihre raschen Blicke, aber nur ein einziges Mal. * * * Während Fräulein Ulrike auf der Wiese sitzt und liest, spielt Luise mit ihren Freundinnen Ball. Aber sie ist sehr unaufmerksam. Oft schaut sie sich um, als ob sie jemanden sucht und nicht finden kann. Trude fragt: „Wann beißt du denn nun endlich der Neuen die Nase ab, hm?“ „Sei nicht so dumm!“ sagt Luise. Christine blickt sie überrascht an: „Nanu! Ich denke, du bist wütend?“ „Ich kann doch nicht jedem, auf den ich wütend bin, die Nase abbeißen“, sagt Luise kühl. Und sie setzt hinzu: „Außer- dem bin ich gar nicht wütend!“ „Aber gestern warst du es doch!“ sagt Steffi. „Und wie wütend du warst!“ ergänzt Monika. „Beim Abendbrot hast du sie unter dem Tisch so stark getreten, daß sie beinahe aufgeschrien hätte1!“ „Na, bitte!1 2“ stellt Trude zufrieden fest. Voller Wut3 ruft Luise: „Wenn ihr nicht gleich aufhört, trete ich euch allen ans Bein!“ Damit wendet sie sich um und läßt die Mädchen stehen. „Luise weiß nicht, was sie will!“ meint Christine und zuckt die Achseln. * * * Lotte sit^t- allein auf der Wiese. Sie hat einen Blumen- kranz im Hä'ar4 und ist damit beschäftigt, einen zweiten Kranz zu flechten. Da fällt ein Schatten über ihre Schürze. Sie blickt hoch. Luise steht verlegen vor ihr. Lotte lächelt unmerklich, und Luise lächelt erleichtert zurück. 1 daß sie beinahe aufgeschrien hätte — mto ona HyTb ne BCKpHK- nyjia ot 6ojih a Na, bitte! —3d,: Bot BMAHiub! 3 Voller Wut — Bne ceön ot rneßa 4 Sie hat einen Blumenkranz im Haar — Ha ro.TOBe y nee bchok E3 UBCTOB 9
Lotte hält den Kranz hoch und fragt leise: „Willst du ihn haben?“ Luise setzt sich zu ihr und sagt erregt: „Ja, aber nur, wenn du ihn mir aufsetzt!“ Lotte setzt ihr den Kranz auf das Haar. Dann nickt sie und sagt: „Schön!“ Nun sitzen die beiden ähnlichen Mädchen gemeinsam auf der Wiese, schweigen und lächeln sich vorsichtig an. Dann fragt Luise: „Bist du mir noch böse?1“ Lotte schüttelt den Kopf. Luise sieht zu Boden und sagt schnell: „Es kam so plötz- lich! Der Autobus! Und dann du! So ein Schreck!“ Lotte nickt. „So ein Schreck!“ wiederholt sie. Luise beugt sich vor: „Eigentlich ist es doch sehr lustig!“ Lotte blickt ihr erstaunt in die leuchtenden Augen: „Lustig?“ Dann fragt sie leise: „Hast du Geschwister?“ „Nein!“ „Ich auch nicht“, sagt Lotte. sj» Sfc sfi Beide sind heimlich in den Waschsaal gegangen und stehen vor einem großen Spiegel. Lotte ist mit großem Eifer dabei1 2, Luises Locken mit Kamm und Bürste zu bearbeiten. Luise schreit: „Au!“ und „Oh!“ „Willst du endlich ruhig sein!“ schimpft Lotte und macht ein strenges Gesicht. „Höre auf zu schreien, wenn dir deine Mutti die Haare kämmt.“ „Ich habe doch gar keine Mutti!“ brummt Luise. „Deswe- gen bin ich auch ein so lautes Kind, sagt mein Vater.“ „Ist dein Vater sehr streng? Bestraft er dich manchmal?“ fragt Lotte interessiert, während sie Luises Haare kämmt. „Ach, nein! Dazu hat er mich viel zu lieb!3 Und außerdem ist er sehr beschäftigt.“ Dann sind Luises Zöpfe fertig, und nun schauen die Kin- der mit neugierigen Augen in den Spiegel. Ihre «Gesichter 1 Bist du mir noch böse? — Tbl BCe eine na Mena cepÄHiubca? 2 Lotte ist mit großem Eifer dabei — Jlorra c öojibuiHM ycepjmeM CTapaerca 3 Dazu hat er mich viel zu lieb! — 3d.-. Oh mchh cjihujkom chjibho JlfOÖHT, HTOÖbl HaKa3blBaTb 10
strahlen. Zwei völlig gleiche Mädchen sehen in den Spiegel, und zwei völlig gleiche Mädchen blicken aus dem Spiegel heraus. „Wie zwei Schwestern!“ flüstert Lotte begeistert. Der Mittagsgong ertönt. „Das wird lustig!“ ruft Luise. „Komm!“ Sie laufen aus dem Waschsaal und halten sich an den Händen. * * * Die anderen Kinder sitzen schon lange. Nur Luises und Lottes Stühle sind noch leer. Da öffnet sich die Tür und Lotte kommt herein. Sie setzt sich sofort auf Luises Stuhl. „Du, das ist Luises Platz! Denk an sein Bein!“ warnt Monika. Das Mädchen zuckt die Achseln und beginnt zu essen. Die Tür öffnet sich wieder und — nanu!? — Lotte kommt noch einmal herein. Sie geht mit unbeteiligtem Gesicht zu dem leeren Platz und setzt sich. Die anderen Mädchen am Tisch sind sprachlos. Jetzt schauen auch die Kinder von den Nebentischen herüber. Sie stehen auf und umringen die beiden Lottchen. Die Spannung legt sich erst1, als die beiden zu lachen anfangen. Bald darauf ertönt im Saal ein vielstimmiges Kin- dergelächter. Frau Holzmann ist ärgerlich, und mit strafendem Blick fragt sie: „Warum macht ihr soviel Lärm?“ Sie steht auf und geht zum Kreis der Mädchen. Als sie dann die beiden Zopfmädchen sieht, muß sie lachen: „Also, welche von euch ist nun Luise Palfy und welche Lotte Körner?“ „Das verraten wir nicht!“ sagt das eine Lottchen. Und wieder lachen alle Mädchen im Saal. „Ja, was sollen wir nun machen?“ ruft Frau Holzmann ratlos. „Vielleicht“, schlägt das zweite Lottchen vergnügt vor, „findet es doch jemand heraus?“ „Ich weiß etwas“, ruft Steffi. „Trude geht doch mit Luise in dieselbe Klasse! Trude muß es raten!“ Trude tritt langsam in den Vordergrund1 2, blickt aufmerk- sam von der einen Lotte zur anderen und schüttelt ratlos den Kopf. Dann lacht sie vergnügt und zieht das eine Lott- 1 Die Spannung legt sich erst — 3d.: Bceoömee BO3Öy>KAeHwe \\ier- Jiocb JiHiiJb Toraa 2 in den Vordergrund treten — BbiHTii BnepeA 11
chen am Zopf — und im nächsten Augenblick bekommt sie eine Ohrfeige! Trude legt die Hand an ihre Backe und ruft begeistert: „Das war Luise!“ Jetzt lachen alle Mädchen, Frau Holz- mann und die Helferinnen laut und vergnügt. ♦ * ♦ Luise und Lotte haben die Erlaubnis erhalten, ins Dorf zum Fotografen zu gehen, um Bilder vom „doppelten Lott- chen“ machen zu lassen1 und sie dann nach Hause zu schicken. Zu Hause werden sich alle darüber wundern. Der Fotograf, ein gewisser Herr Kramer, ist zuerst sehr erstaunt, macht dann aber 6 verschiedene Aufnahmen; In zehn Tagen sollen die Bilder fertig sein. Als die Mädchen gegangen sind, sagt er zu seiner Frau: „Weißt du was, ich werde ein paar schöne Fotos an eine Illustrierte1 2 schicken. Vielleicht interessiert sich die Redak- tion dafür!“ Vor dem Geschäft macht Luise ihre „dummen“ Zöpfe wieder auf, denn die stören sie. Und als Luise ihre Locken wieder schütteln kann, kehrt auch ihr Temperament wieder zurück. Sie lädt Lotte zu einem Glas Limonade ein. Lotte will nicht mitgehen, aber Luise sagt energisch: „Sag’ nicht nein! Mein Vater hat mir vorgestern wieder Taschengeld geschickt. Also los!“ Sie spazieren zum Waldgasthaus hinaus, setzen sich in den Garten, trinken Limonade und plaudern. Wenn zwei kleine Mädchen Freundinnen geworden sind, gibt es viel zu erzählen, zu fragen und zu beantworten. Die Hühner laufen gackernd zwischen den Gasthaustischen hin und her. Ein alter Jagdhund beschnuppert die beiden kleinen Gäste und legt sich dann beruhigt hin. „Ist dein Vater schon lange tot?“ fragt Luise. „Ich weiß es nicht“, sagt Lotte. „Mutti spricht niemals von ihm, und ich möchte sie nicht fragen.“ Luise nickt. „Ich kann mich an meine Mutti gar nicht mehr erinnern. Früher stand auf Vatis Flügel ein großes Bild von ihr. Einmal kam er ins Zimmer, als ich es mir ansah. Am nächsten Tag war das Bild fort. Wahrscheinlich hat er es in seinem Schreibtisch eingeschlossen.“ 1 um Bilder vom „doppelten Lottchen“ machen zu lassen — htoöw 3aKa3aTb 4>°T°rpa<J>HH «ÄBOÜHOft JIOTTOHKH» 2 Illustrierte — H^jnocTpnpoBaHHbift jKypnaJi 12
Die Hühner gackern. Der Jagdhund schläft. Ein kleines Mädchen ohne Vater und ein kleines Mädchen ohne Mutter trinken Limonade. „Du bist doch auch neun Jahre alt?“ fragt Luise. „Ja.“ Lotte nickt. „Am 14. Oktober werde ich zehn.“ Luise zuckt zusammen. „Am 14. Oktober?“ „Am 14. Oktober.“ Luise beugt sich vor und flüstert: „Ich auch!“ Lotte wird steif wie eine Puppe1. Hinterm Haus kräht ein Hahn. Der Jagdhund schnappt nach einer Biene1 2, die in seiner Nähe summt. Aus dem offenen Küchenfenster hört man die Wirtin ein Lied singen. Die beiden Kinder schauen sich wie hypnotisiert in die Augen. Lotte fragt aufgeregt: „Und — wo bist du geboren?“ Luise antwortet leise: „In Linz an der Donau.“ Lotte fährt sich mit der Zunge über die Lippen3. „Ich auch!“ Im Garten ist es ganz still. Nur die Baumwipfel bewegen sich. Lotte sagt langsam: „Ich habe ein Foto von ... von meiner Mutti im Schrank.“ Luise springt auf. „Zeig’s mir!“ Sie zieht Lotte vom Stuhl und aus dem Garten. „Nanu!“ ruft die Wirtin empört. „Was sind das für neue Moden? Limonade trinken und nicht zahlen?“ Luise erschrickt. Sie sucht mit zitternden Fingern in ihrem kleinen Geldbeutel, drückt der Frau einen Geldschein in die Hand und läuft zu Lotte zurück. „Ihr bekommt noch Geld zurück!4“ schreit die Frau. Aber die Kinder hören sie nicht. Sie rennen schnell davon. * * * Lotte kramt in ihrem Schrank. Unter dem Wäschestapel holt sie eine Fotografie hervor und hält sie der zitternden Luise hin. Luise schaut ängstlich auf das Bild. Dann hängen ihre auf leuchtenden Augen an dem Frauengesicht. Lotte schaut erwartungsvoll auf die andere. Überglück- 1 steif wie eine Puppe werden — saMepeTb (ot yAHBJieHHH) 2 nach einer Biene schnappen — nbrraTbca cxßaTHTb Mopaoft nueJiKy 3 Lotte fährt sich mit der Zunge über die Lippen. — JIoTTa hshkom oöjinsajia ryöbi. 4 Ihr bekommt noch Geld zurück! — BaM nojiaraetcfl cAaua! 13
lieh blickt Luise hoch, drückt das Bild fest an sich und flü- stert: „Meine Mutti!“ Lotte legt den Arm um Luises Hals. „Unsere Mutti!“ Zwei kleine Mädchen umarmen sich. Dieses Rätsel ist ge- löst, aber neue Rätsel, andere Geheimnisse warten auf sie. Der Gong tönt durch das Haus. Kinder rennen lachend und lärmend die Treppe hinunter. Luise will das Bild in den Schrank zurücklegen. Lotte sagt: „Ich schenke es dir!“ * * * Fräulein Ulrike steht im Büro vor dem Schreibtisch der Heimleiterin und hat ein ganz rotes Gesicht. „Ich kann nicht schweigen!“ sagt sie hastig. „Ich muß mich Ihnen anvertrauen. Ich weiß nicht, was wir tun sol- len!“ „Na. na!“ sagt Frau Holzmann. „Warum sind sie denn so aufgeregt, meine Liebe!“ „Wegen Luise Palfy und Lotte Körner! Ich habe im Auf- nahmebuch nachgeschlagen. Beide sind am selben Tag in Linz geboren. Das ist bestimmt kein Zufall!“ „Wahrscheinlich ist es kein Zufall, meine Liebe. Ich habe auch schon darüber nachgedacht.“ „Sie wissen es also?“ fragt Fräulein Ulrike und holt tief Luft1. „Natürlich! Nach ihrer Ankunft fragte ich die kleine Lotte nach ihren Daten. Ich trug sie ein und verglich sie mit Luises Geburtstag und Geburtsort. Beide stimmen überein.“ „Ja, ja. Und was geschieht nun?“ „Nichts!“ „Nichts?“ „Aber ..." „Kein Aber! Die Kinder wissen nichts. Sie waren heute beim Fotografen und werden die Bilder nach Hause schicken. Wenn sich dadurch das Rätsel löst, ist es gut. Wir werden jedoch nichts unternehmen. Ich danke Ihnen für Ihr Ver- ständnis./Und jetzt rufen sie, bitte, die Köchin.“ Fräu/ein Ulrike kann nichts verstehen, als sie das Büro verläßt. 1 tief Luft holen — rjryöoKO B3/ibixaTb 14
Drittes Kapitel Die Zeit vergeht. Haben die zwei kleinen Mädchen ihre Fotos bei Herrn Kramer im Dorf abgeholt? Schon längst! Hat sich Fräulein Ulrike neugierig erkundigt, ob sie die Bilder nach Hause geschickt haben? Schon längst! Haben Luise und Lotte diese Frage mit ja beantwortet? Schon längst! Und ebensolange liegen dieselben Fotos, in kleine Stücke zerrissen, auf dem Grunde des grünen Bühlsees bei Seebühl. Die Kinder haben Fräulein Ulrike angelogen. Sie wollen ihr Geheimnis nicht verraten! Sie wollen es gemeinsam verber- gen und vielleicht gemeinsam enthüllen! Und wer ihr Ge- heimnis erraten will, wird rücksichtslos beschwindelt. Sogar Lottchen hat keine Bedenken1. Die beiden Mädchen sind nun unzertrennlich. Trude, Steffi, Monika, Christine und die anderen sind manchmal böse auf Luise, eifersüchtig auf Lotte. Was soll man da ma- chen? Gar nichts. Wo’sollen wir sie jetzt wieder suchen? Sie sind im Schrankzimmer. Lotte holt für sich und die Schwester zwei gleiche Schürzen aus dem Schrank und sagt: „Die Schürzen hat Mutti beim Krause gekauft.“ „Aha,“ meint Luise, „das ist das Geschäft auf der Neu- hauser Straße, beim ..., wie heißt das Tor?“ „Karlstor.“ „Richtig, beim Kaistor!“ Die Mädchen wissen gegenseitig schon viel über die Le- bensgewohnheiten, die Schulkameradinnen, die Nachbarn, die Lehrerinnen und Wohnungen. Für Luise ist ja alles wich- tig, was mit der Mutter zusam.menhängt, und Lotte will von der Schwester alles über den Vater erfahren. Tag für Tag sprechen sie von nichts anderem, und noch abends flü- stern sie stundenlang in ihren Betten. Ein anderes Geheimnis beschäftigt sie sehr: Warum sind die Eltern nicht mehr zusammen? „Erst haben sie natürlich geheiratet“, erklärt Luise zum hundertsten Male. „Dann haben sie zwei kleine Mädchen bekommen. Und weil Mutti Luiselotte heißt, haben sie das ejne Kind Luise und das andere Lotte genannt. Das ist doch sehr nett! Damals haben sie sich noch geliebt, nicht wahr?“ „Bestimmt!“ sagt Lotte. „Aber später haben sie sich 1 Bedenken haben — coMHeBaTbc«, KOJieöaTbcn 15
sicher gezankt. Und sind voneinander fortgegangen. Und sie haben uns so geteilt wie vorher Muttis Vornamen!“ „Warum haben sie uns nicht gefragt, ob sie uns halbieren dürfen?“ „Damals konnten wir ja noch gar nicht sprechen!“ Die beiden Schwestern lächeln ratlos. Dann umarmen sie sich und gehen in den Garten. * * * Es ist Post gekommen. Überall, im Gras, auf der Mauer und auf den Gartenbänken sitzen kleine Mädchen und lesen Briefe. Lotte hält die Fotografie eines Mannes von etwa fünfund- dreißig Jahren in den Händen und blickt zärtlich auf den Vater. So sieht er also aus! Es ist schön, einen wirklichen, lebendigen Vater zu haben! Luise liest vor, was er ihr schreibt: „Mein liebes, ein- ziges Kind!“ — „So ein Schwindler!1“ sagt sie und blickt zur Schwester hoch. „Er weiß doch genau, daß er Zwillinge hat!“ Dann liest sie weiter: „Hast du denn ganz vergessen, wie dein Vater aussieht, daß du unbedingt noch zum Ferien- schluß eine Fotografie von ihm haben willst? Erst wollte ich dir ein Kinderbild von mir schicken. Aber du schreibst, daß es unbedingt ein ganz neues Bild sein muß! Na, da bin ich gleich zum Fotografen gelaufen, obwohl ich gar keine Zeit hatte, und habe ihm erklärt, warum ich das Bild so schnell brauche. Ich habe ihm gesagt, daß du mich sonst auf dem Bahnhof nicht wiedererkennst. Das hat er zum Glück verstanden. Und so bekommst du das Bild noch rechtzeitig. Es grüßt und küßt dich tausendmal dein Vater“ „Schön!“ sagt Lotte. „Und lustig ist er! Dabei sieht er auf dem Bild so ernst aus!“ „Wahrscheinlich wollte er vor dem Fotografen nicht la- chen“, antwortet Luise. „Vor anderen Leuten macht er immer ein strenges Gesicht. Aber wenn wir allein sind, kann er sehr lustig sein.“ Lotte hält das Bild ganz fest. „Und ich darf es wirklich behalten?“ „Natürlich“, sagt Luise, „deshalb habe ich den Vater doch darum gebeten.“ 1 So ein Schwindler! — Hy h oßMaHinHK! 16
♦ ♦ ♦ Steffi sitzt auf einer Bank, hält einen Brief in der Hand und weint. Sie weint ganz leise. Die Tränen laufen ohne Pause über das runde Kindergesicht. Trude spaziert vorbei, bleibt neugierig stehen, setzt sich daneben und schaut Steffi an. Christine kommt hinzu und setzt sich auf die andere Seite. Luise und Lotte nähern sich und bleiben stehen. „Was ist mit dir?“ fragt Luise. Steffi weint leise weiter. Plötzlich senkt sie die Augen und sagt leise: „Meine Eltern lassen sich scheiden1.“ „So eine Gemeinheit!1 2“ ruft Trude. „Dich schicken sie erst in die Ferien und dann tun sie inzwischen so etwas!“ „Der Papa liebt, glaube ich, eine andere Frau“, sagt Steffi. Luise und Lotte gehen schnell weiter. Was sie eben gehört haben, beschäftigt sie sehr stark. „Unser Vater“, fragt Lotte, „hat doch aber keine neue Frau?“ „Nein“, antwortet Luise. „Das würde ich wissen.3“ „Vielleicht eine, mit der er nicht verheiratet ist?“ fragt Lotte langsam. Luise schüttelt den Lockenkopf. „Bekannte hat er natür- lich. Auch Frauen. Aber du sagt er zu keiner!4 * Aber wie ist das mit Mutti? Hat Mutti einen — einen guten Freund?“ „Nein“, sagt Lotte. „Mutti hat mich und ihre Arbeit, und sonst will sie nichts vom Leben, sagt sie.“ Luise blickt die Schwester ratlos an. „Ja, aber warun sind sie denn dann geschjgden?“ Lotte denkt nach. „Vielleicht waren sie gar nicht auf dem Gericht. So wie Steffis Eltern das wollen?“ „Warum ist Vater in Wien und Mutti in München?“ fragt Luise. „Warum haben sie uns halbiert?“ „Warum“, überlegt Lotte und" spricht weiter, „warum haben sie uns nie erzählt, daß wir gar nicht allein, sondern eigentlich Zwillinge sind? Und warum hat Vater dir nichts davon erzählt, daß Mutti lebt?“ „Und Mutti hat dir nicht gesagt, daß Vati lebt!“ Luise ist empört. „Schöne Eltern haben wir!8 Na warte, wenn 1 sich scheiden lassen — pasBOAHTbcn 2 So eine Gemeinheit! — Bot sto no^JiocTb! 3 Das würde ich wissen. — H 6bi sto 3Ha;ia. 4 Aber du sagt er zu keiner! — Ho oh hh c KeM Ha tm! 6 Schöne Eltern haben wir! — Hy n poAHTeJiH y Hac! 17
wir den beiden einmal unsere Meinung sagen! Sie werden staunen!“ „Das dürfen wir doch gar nicht“, sagt Lottchen schüch- tern. „Wir sind doch nur Kinder!“ „Nur?“ fragt Luise und wirft den Kopf zurück. Viertes Kapitel Die Ferien gehen zu Ende1. Die Mädchen sind traurig, daß sie das Kinderheim verlassen müssen, aber gleichzeitig freuejn sie sich auf das Wiedersehen mit ihren Eltern und Geschwistern. Frau Holzmann plant ein kleines Abschiedsfest. Der Vater eines Mädchens, ein Kaufmann, hat eine große Kiste mit Lampions, Girlanden und vielen anderen Dingen ge- schickt. Nun schmücken die Helferinnen und die Kinder die Veranda und den Garten. Sie tragen Leitern von Baum zu Baum, hängen bunte Laternen und Girlanden in die Zweige und bereiten eine Tombola vor1 2. Andere schreiben auf kleine Zettel Losnummern. Der erste Hauptgewinn: ein Paar Roll- schuhe. „Wo sind denn die ,Locken und die Zöpfe*?“ fragt Fräu- lein Ulrike. (So nennt man jetzt Luise und Lotte.) „Ach die!“ meint Monika. „Die sitzen wieder irgendwo im Gras und halten sich an den Händen, damit der Wind sie nicht auseinanderweht3!“ * * * Die Zwillinge sitzen nicht irgendwo im Gras, sondern im Garten des Waldrestaurants. Sie halten sich auch nicht an den Händen — dazu haben sie keine Zeit. Vor ihnen liegen kleine Hefte, und die Mädchen halten Bleistifte in der Hand. Im Augenblick diktiert Lotte, und Luise schreibt: „Am lieb- sten ißt Mutti Nudelsuppe mit Rindfleisch. Das Rindfleisch kaufst du beim Fleischermeister Huber.“ Luise hebt den Kopf. „Fleischermeister Huber, Max- Emanuel-Straße“, sagt sie schnell. Lotte nickt zufrieden. „Das Kochbuch liegt im Küchen- schrank, im untersten Fach ganz links. Und in dem Buch liegen alle Rezepte, nach denen ich kochen kann.“ 1 zu Ende gehen — KOHvaTbca 2 eine Tombola vorbereiten — noAroTOBHTt jioTepeio 3 damit der Wind sich nicht auseinanderweht — htoöei BeTep He pa3BeHji hx 18
Luise notiert: „Kochbuch ... Küchenschrank ... unterstes Fach ... ganz links.“ Dann legt sie die Arme auf den Tisch und sagt: „Vor dem Kochen fürchte ich mich am meisten. Aber wenn es in den ersten Tagen nicht gut geht, kann ich vielleicht sagen, daß ich es in den Ferien verlernt habe.“ Lotte nickt und überlegt. „Du kannst mir ja gleich schrei- ben, wenn etwas nicht gut geht. Ich laufe jeden Tag zum Postamt und frage, ob ein Brief angekommen ist!“ „Ich auch“, sagt Luise. „Schreibe mir recht oft! Und du mußt im Restaurant Imperial viel essen! Vati freut sich immer, wenn es mir schmeckt.“ „Schade, daß du gerade Eierkuchen am liebsten ißt!“ sagt Lottchen ärgerlich. „Ich esse lieber Kalbsschnitzel und Gulasch.“ „Wenn du gleich am ersten Tag drei Eierkuchen ißt, oder vier oder fünf, kannst du danach sagen, daß du Eierkuchen nicht mehr sehen kannst!“ „Das ist möglich“, antwortet die Schwester, obwohl ihr schon bei dem Gedanken an fünf Eierkuchen schlecht wird.“ Dann lesen beide wieder in ihren Heftchen und fragen sich gegenseitig die Namen der Mitschülerinnen, die Gewohn- heiten der Lehrerin und den genauen Schulweg ab. „Der Schulweg ist für dich leichter als für mich“, meint Luise. „Du sagst Trude ganz einfach, sie soll dich am ersten Tag abholen. Das macht sie manchmal. Dann läufst du ruhig neben ihr her und merkst dir die Straßen!“ Lotte nickt. Plötzlich erschrickt sie. „Das habe ich dir noch gar nicht gesagt, — vergiß ja nicht, — Mutti einen Gutenachtkuß zu geben1, wenn du schlafen gehst.“ Luise blickt vor sich hin. „Das brauche ich mir nicht aufzuschreiben. Das vergesse ich bestimmt nicht!“ * * * Merkt ihr, was hier geschieht? Die Zwillinge wollen den Eltern nicht erzählen, daß sie alles wissen. Sie wollen nicht, daß sich Vater und Mutter entscheiden müssen. Und sie fürch- ten, daß die Eltern ihr Geschwisterglück sofort und endgültig beenden. Das darf aber nicht geschehen. Deshalb haben sie einen geheimen Plan voller Phantasie und Abenteuerlust. Er sieht so aus: Die beiden wollen die Kleider, die Frisuren, die Wohnungen und das ganze Leben tauschen. Luise will — mit Zöpfen wie Lotte — zur Mutter fahren, von der sie nur 1 Gutenachtkuß geben — noue^oßaTb h noxeJiaTt. cnoKoflHofi hohh 2» 19
eine Fotografie kennt. Und Lotte wird — mit Locken und so lustig und lebhaft wie Luise — zum Vater nach Wien fahren. Die Mädchen haben sich auf die bevorstehenden Aben- teuer gründlich vorbereitet. Ihre Heftchen sind voller No- tizen. Die Schwestern werden sich postlagernd schreiben1, wenn unerwartete Ereignisse eintreten. Vielleicht gelingt es den beiden zu erraten, warum die Eltern getrennt leben, und vielleicht werden sie dann eines schönen, eines wunderschönen Tages miteinander und mit beiden Eltern ... doch daran wagen sie nicht zu denken1 2 ... * * * Das Gartenfest am Vorabend soll die Generalprobe sein. Lotte kommt als lockige lustige Luise. Luise erscheint mit Zöpfen als brave Lotte.Und beide spielen ihre Rollen ausge- zeichnet. Keiner merkt den Tausch. Auch Trude nicht, Lui- ses Schulkameradin aus Wien! Es macht beiden großen Spaß3, einander laut beim eigenen Vornamen zu rufen4 5. Lotte schlägt vor Freude Purzelbäume8. Luise verhält sich so ruhig und still, als könnte sie kein Wässerchen trüben6 *. Die Lampions leuchten in den Bäumen. Die Girlanden schaukeln im Abendwind. Das Fest und die Ferien gehen zu Ende. Die Gewinne aus der Tombola werden verteilt. Steffi gewinnt den ersten Preis, die Rollschuhe. (Besser ist ein schwacher Trost als gar keiner!) Die Schwestern schlafen schließlich nach ihren neuen Rol- len in den vertauschten Betten und träumen vor Aufregung. Lotte zum Beispiel träumt, daß sie auf dem Bahnhof in Wien eine große Fotografie des Vaters erwartet, und daneben steht ein Hotelkoch in einer weißen Mütze mit einem Wagen voller warmer Eierkuchen — brrrl ♦ * ♦ Schon sehr früh am nächsten Morgen fahren in der Bahn- station von Seebühl zwei Züge ein. Sie kommen aus entge- 1 postlagernd schreiben — nncaib äo BocTpeöoßaHHfl 2 doch daran wagen sie nicht zu denken — ho 06 stom ohh Aaate h AyMaTb öoflTca 3 großen Spaß machen — AocTaBJiflTb orpoMHoe HacjiajKAeime 4 einander laut beim eigenen Vornamen zu rufen — rpoMKo Ha3H- BaTb Apyr Apyra HacToamnM HMeneM 5 Purzelbäume vor Freude schlagen — KyBbipKaTbca ot paAocrn 6 als könnte sie kein Wässerchen trüben — öyATo ona n boäbi He 3aMyTHT 20
gengesetzten Richtungen. Dutzende kleine Mädchen klettern in die Abteile. Lotte beugt sich aus dem Fenster. Aus einem Fenster des anderen Zuges winkt Luise. Beide lächeln sich zu und machen sich damit Mut1. Die Aufregung wächst. Wer weiß? Vielleicht möchten die kleinen Mädchen im letz- ten Augenblick doch noch. Aber nein, der Fahrplan hat das Wort. Der Stationsvor- steher gibt das Signal und beide Züge fahren gleichzeitig ab. Kinderhände winken. Lotte fährt als Luise nach Wien. Und Luise als Lotte nach München. Fünftes Kapitel München Hauptbahnhof, Bahnsteig 16. Die Lokomotive steht still und ruht aus. Im Strom der Reisenden bilden sich kleine Gruppen. Heimkehrende Mädchen umarmen ihre glück- lichen Eltern. Beim ersten Erzählen vergißt man sogar, daß man erst auf dem Bahnhof und noch nicht zu Hause ist! Allmählich wird der Bahnsteig aber doch leer. Zum Schluß wartet nur noch ein einziges Kind, ein kleines Mädchen mit Zöpfen und Schleifen. Bis zum gestrigen Tag trug es Locken. Bis zum gestrigen Tag hieß es Luise Palfy. Das Kind setzt sich—mutig und ängstlich zugleich — auf seinen Koffer. Es ist nicht leicht, im Bahnhof einer fremden Stadt auf seine Mutter zu warten, die man nur von einer Fotografie her kennt, und die nicht kommt! Frau Luiselotte Palfy, geborene Körner, nennt sich seit sechseinhalb Jahren (seit ihrer Scheidung) wieder Luiselotte Körner. Sie arbeitet als Bildredakteur einer Wochenzeitschrift. Sie wurde im Verlag aufgehalten, weil im letzten Augenblick noch aktuelles Material eintraf. Endlich hat sie ein Taxi gefunden. Endlich hat sie eine Bahnsteigkarte gelöst. Endlich hat sie in schnellem Lauf den Bahnsteig 16 erreicht. Der Bahnsteig ist leer! Nein! Ganz hinten sitzt ein Kind auf einem Koffer! Die junge Frau läuft so schnell sie kann über den Bahnsteig! Dem kleinen Mädchen auf dem Koffer zittern die Knie. Ein unerwartetes Gefühl ergreift das Kinderherz. Diese junge, glückliche, diese wirklich lebendige Frau ist ja die Mutter! 1 sich damit Mut machen — odoApaTb ceön sthm ?!
„Mutti!“ Luise rennt der Frau entgegen und legt ihr stürmisch die Arme um den Hals. „Mein Liebling“, flüstert die junge Frau und weint. „Endlich, endlich habe ich dich wieder!“ Der kleine Kindermund küßt leidenschaftlich ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Lippen, ihr Haar — ja sogar das Hütchen! * * * Sowohl im Restaurant als auch in der Küche des Wiener Hotels „Imperial“ sind Stammgäste wie Angestellte fröh- lich und aufgeregt, denn ihr Liebling, die Tochter des Opern- kapellmeisters Palfy, ist wieder dal Lotte, — Verzeihung! — Luise sitzt wie gewöhnlich auf ihrem Stuhl mit den zwei hohen Kissen und ißt mit größter Überwindung gefüllte Eierkuchen. Die Stammgäste kommen, einer nach dem anderen, zum Tisch. Sie streicheln das kleine Mädchen und fragen, wie es ihm im Ferienheim gefallen hat. Zugleich legen sie kleine Geschenke auf den Tisch wie Schokolade, Pralinen und Buntstifte. Dann nicken sie dem Kapellmeister zu und gehen an ihre Tische zurück. Heute wird ihnen das Essen endlich wieder richtig schmecken! Am besten schmeckt es freilich dem Herrn Kapellmeister. Obwohl er immer glaubte, daß eine „wahre Künstlernatur“1 im Leben einsam bleiben muß, und seine Ehe daher ein Feh- ler war, wird ihm warm ums Herz, als die Tochter schüchtern seine Hand ergreift. Ach, da kommt der Kellner Franz schon wieder mit einem neuen Eierkuchen. Lotte schüttelt den Kopf. „Ich kann nicht mehr!“ „Aber Luise!“ sagt der Kellner erstaunt. „Es ist doch erst der fünfte!“ Nachdem Herr Franz den Eierkuchen betrübt in die Kü- che zurückgetragen hat, sagt Lotte: „Weißt du was, Vati, ab morgen esse ich immer das, was du ißt!“ „Nanu“, ruft der Herr Kapellmeister erstaunt. „Was ist denn geschehen?“ Und dann erscheint der alte Herr Strobel mit Peperl. Peperl ist sein Hund. „Schau, Peperl!“ sagt er lächelnd, „wer wieder da ist! Geh hin und sag Luise guten Tag.“ 1 wahre Künstlernatur — hcthhhhh xyaokhhk 22
Peperl wedelt mit dem Schwanz1 und läuft an Palfys Tisch, um Luise, seiner alten Freundin, guten Tag zu sagen. Am Tisch beschnuppert Peperl das kleine Mädchen, läuft aber grußlos zu seinem Herrn zurück. tj(Was ist denn los?“ ruft Herr Strobel. „Erkennst du deine beste Freundin nicht wieder! Bloß weil sie ein paar Wochen auf dem Lande war? Und da reden die Leute immer vom sicheren Instinkt der Tiere!“ Lottchen aber denkt: „Ein Glück, daß die alten Herren nicht so klug wie der Peperl sind!“ * * * Der Herr Kapellmeister und seine Tochter sind mit den Geschenken der Stammgäste, dem Koffer und der Puppe zu Hause in der Rothenturmstraße eingetroffen. Resi, die Haushälterin, zeigt große Wiedersehensfreude. Aber Lotte weiß von Luise, daß Resi unaufrichtig ist1 2. Vater merkt natürlich nichts. Männer merken nie etwas! Er nimmt eine Theaterkarte aus der Brieftasche, gibt sie der Tochter und sagt: „Heute abend dirigiere ich Humper- dincks „Hänsel und Gretel“3. Resi bringt dich ins Theater und holt dich nach Schluß wieder ab.“ „Ohl“ Lotte strahlt. „Kann ich dich von meinem Platz aus sehen?“ „Natürlich!“ „Und siehst du manchmal zu meinem Platz?“ „Na selbstverständlich!“ „Und darf ich dir dann winken?“ „Ich werde sogar zurückwinken, Luise!“ Dann klingelt das Telefon. Am anderen Ende hört man eine Frauenstimme. Der Vater antwortet ziemlich einsilbig. Dann legt er den Hörer auf und hat auf einmal keine Zeit mehr. Er muß noch ein paar Stunden allein sein um zu kom- ponieren. Denn schließlich ist er nicht nur Kapellmeister, sondern auch Komponist. Und komponieren kann er nicht zu Hause. Nein, dafür hat er sein Atelier in der Ringstraße. „Also, auf Wiedersehen morgen mittag im .Imperial1!“ „Und ich darf dir in der Oper zuwinken, Vati?“ „Natürlich, Kind. Warum denn nicht?“ 1 mit dem Schwanz wedeln — noMaxuaaTb xboctom 2 unaufrichtig sein — öhtb ueHCKpeHHHM 2 Humperdincks „Hänsel und Gretel“ — onepa TyMnepÄHHKa «Fen- aeJib h fpere^b» 23
Der Vater küßt die Tochter auf die Stirn, setzt den Hut auf und schlägt die Tür zu. Das kleine Mädchen geht langsam zum Fenster und denkt bekümmert über das Leben nach. Die Mutter darf nicht zu Hause arbeiten. Der Vater kann nicht zu Hause arbeiten. Aber Lotte gibt diese Gedanken bald auf1. Dank der müt- terlichen Erziehung ist sie ein energisches und praktisches Persönchen. Sie nimmt ihr Heft mit den Notizen und beginnt, die Zimmer der schönen Wohnung für sich zu entdecken. Dann setzt sie sich an den Küchentisch, auf dem das Haus- haltsbuch liegt. Wie sie es von zu Hause gewöhnt ist, rechnet sie die Ausgaben nach* 2. Dabei fällt ihr folgendes auf: Erstens hat sich Resi, die Haushälterin, fast auf jeder Seite verrechnet. Und zweitens hat sie sich immer zu ihrem Vorteil verrechnet3. „Was machst du denn da?“ Resi steht in der Küchentür. „Ich habe in deinem Buch nachgerechnet“, sagt Lotte leise, aber bestimmt. „Was sind denn das für neue Moden?“ fragt Resi böse. „Du sollst nicht hier, sondern in der Schule rechnen!“ „Ich werde jetzt immer bei dir nachrechnen“, erklärt das Kind ruhig und springt vom Küchenstuhl. „Wir lernen in der Schule, aber nicht für die Schule, hat die Lehrerin gesagt.“ Damit marschiert Lotte aus der Küche, und Resi blickt ihr erstaunt nach. * * * Jetzt ist es Zeit, von Luises und Lottes Eltern zu berich- ten, und warum sie geschieden sind. Der Herr Kapellmeister Ludwig Palfy ist ein Künstler, und Künstler sind bekanntlich seltsame Lebewesen. Viele tragen Hüte mit einem breiten Rand und wehende Krawatten. Herr Palfy aber ist ordentlich gekleidet, sauber und faot elegant. Aber sein Innenlebenl Das ist kompliziert! Wenn ihm eine neue Melodie einfällt, muß er allein sein, um sie sofort niederzuschreiben. Das passiert manchmal auch in einer großen Gesellschaft. „Wo ist denn Palfy?“ fragt dann der Hausherr. Und irgendjemand antwortet: „Ihm ist wahr- scheinlich wieder eine Melodie eingefallen.“ Der Hausherr % die Gedanken aufgeben — nepecTaßaTb ayMaTb (o hcm-ji.) 2 die Ausgaben nachrechnen — noACHHTbißaTb pacxo^bi 3 hat sie sich immer zu ihrem Vorteil verrechnet — ona Bcer/ia 06- CHHTblBajiaCb B cboio nojibsy 24
lächelt zwar sauersüß1, denkt aber: „So ein unhöflicher Mensch!“ Man kann doch nicht einfach weglaufen. Doch der Kapellmeister Palfy, der kann esl Er lief auch aus der eigenen Wohnung fort, als er noch verheiratet war. Er war damals noch ganz jung, verliebt, ehrgeizig, glücklich und zugleich auch verrückt 1 Doch zu Hause schrien dann die kleinen Zwillinge Tag und Nacht. Deshalb zog er mit seinem Flügel in ein Atelier in der Ringstraße, als die Wiener Philharmoniker sein erstes Klavierkonzert uraufführten1 2. Und da er nun ganz in der Welt der Musik lebte, kam er nur noch sehr selten zu seiner jungen Frau und den schrei- enden Zwillingen. Luiselotte, Palfy, die damals kaum zwanzig Jahre alt war, fand das nicht sehr schön. Außerdem erzählte man ihr, daß ihr in seinem Atelier nicht nur Noten malte, sondern mit Opernsängerinnen Gesangsrollen studierte. Deshalb bean- tragte sie die Scheidung3. Nun konnte der Kapellmeister soviel allein sein, wie er wollte. Für Luise sorgte ein tüchtiges Kindermädchen. In seinem Atelier in der Ringstraße kümmerte sich um ihn — wie er es selbst gewollt hatte — kein Mensch. Das gefiel dem Kapellmeister aber auch nicht. O diese Künstler! Sie wissen wirklich nicht, was sie wol- len! Doch er komponierte und dirigierte fleißig und wurde von Jahr zu Jahr berühmter. Und wenn er mit sich unzufrie- den war, konnte er in seine andere Wohnung gehen und mit seinem Töchterchen Luise spielen. Immer wenn in München in einem Konzert neue Werke von Ludwig Palfy aufgeführt wurden, kaufte sich Luiselotte Körner eine Eintrittskarte. Sie saß dann mit gesenktem Kopf in einer der letzten, billigen Reihen und hörte aus der Musik ihres geschiedenen Mannes, daß er nicht glücklich war. Trotz seiner Erfolge und trotz seiner Einsamkeit. Sechstes Kapitel Frau Körner hat ihre Tochter schnell in die kleine Woh- nung in der Max-Emanuel-Straße gebracht. Dann mußte sie, 1 sauersüß lächeln — 3d.: BbiHyjKßeHHo yjibiöaTbca 2 als die Wiener Philharmoniker sein erstes Klavierkonzert urauf- führen — Koraa bchckhw cHMtjjoHiniecKHfi opKeCTp BnepBHe ncnojiHHJi ero nepBbifi ^opTenHaHHbifi KOHuep? 3 die Scheidung beantragen — noaaBaTb Ha pa3Boa 25
sehr ungern und sehr eilig wieder in den Verlag fahren. Ar- beit wartete auf sie. Und die Arbeit darf nicht warten. Luise — ach nein! — Lotte hat sich zuerst in der Woh- nung umgesehen. Dann hat sie die Schlüssel, das Portemon- naie1 und ein Netz genommen. Und nun macht sie Einkäufe. Beim Fleischer Huber kauft sie ein halbes Pfund Rindfleisch und Wurst. Und jetzt sucht sie das Lebensmittelgeschäft der Frau Wagenthaler, um Gemüse, Nudeln und Salz einzu- kaufen. Und Anni Habersetzer wundert sich sehr, daß ihre Mit- schülerin Lotte Körner mitten auf der Straße intensiv in einem Heftchen sucht. „Machst du auf der Straße Schulaufgaben?“ fragt sie neu- gierig. „Heute sind doch noch Ferien!“ Luise starrt das andere Mädchen erstaunt an. Es ist ja auch zu dumm, wenn dich jemand anspricht, den du genau kennen mußt, obwohl du ihn noch nie im Leben gesehen hast. Schließlich sagt sie entschlossen und vergnügt: „Kommst du mit? Ich muß zur Frau Wagenthaler, Gemüse einkaufen.“ Dann nimmt „Lotte“ das Mädchen bei der Hand — von dem sie nicht weiß, wie es heißt — und so gehen sie gemein- sam zum Laden der Frau Wagenthaler. Dabei merkt das Mädchen gar nicht, daß „Lotte“ den Weg nicht kennt. Frau Wagenthaler freut sich natürlich, daß Lottchen Körner mit so roten Backen aus den Ferien zurückgekehrt ist. Nach dem Einkauf erhalten die Mädchen von ihr Bon- bons und den Auftrag, Frau Körner und Frau Habersetzer zu grüßen. Luise ist erleichtert. Endlich weiß sie, daß die andere die Anni Habersetzer sein muß. (Im Heftchen steht: „Anni Habersetzer, ich war ihr dreimal böse, sie schlägt kleinere Kinder, besonders die Ilse Merck, die kleinste in der Klasse.“) Nun, das ist schon ein Anfang. Beim Abschied vor der Haustür sagt also Luise: „Bevor ich es vergesse1 2, Anni: Dreimal war ich dir schon böse, wegen der Ilse Merck und so ... Das nächste Mal bin ich dir nicht nur böse, sondern ..." Dabei macht sie eine ein- deutige Handbewegung und läuft davon. ,Das werden wir ja sehen', denkt Anni wütend. .Gleich 1 Portemonnaie, lies, [portmo'ne:] — nopTMOHe, KomeJieK 2 Bevor ich es vergesse — noKa a ne aaöbwia 26
morgen werden wir das sehen! Die ist wohl in den Ferien verrückt geworden!1* * * * Luise kocht. Sie hat eine Schürze von Mutti umgebunden und rennt zwischen dem Gasherd, auf dem Töpfe stehen, und dem Tisch, auf dem das Kochbuch liegt, aufgeregt hin und her. Immer wieder hebt sie die Topfdeckel hoch. Wenn ko- chendes Wasser überläuft, erschrickt sie. Wieviel Salz muß sie für das Nudelwasser nehmen? Einen halben Eßlöffel. Und dann: „Muskatnuß reiben!“ Wo steckt die Muskat- nuß? Wo ist das Reibeisen? Das kleine Mädchen sucht in den Schubfächern, steigt auf Stühle, sieht in alle Büchsen und Dosen, blickt auf die Uhr an der Wand, springt vom Stuhl herunter, nimmt eine Gabel, hebt einen Deckel hoch, verbrennt sich dabei die Finger, sticht mit der Gabel in das Rindfleisch — nein, es ist noch nicht weich! Plötzlich bleibt sie mit der Gabel in der Hand stehen. Was wollte sie suchen? Ach richtig! Die Muskatnuß und das Reibeisen. Nanu, was liegt denn da neben dem Kochbuch? Das Suppengrün! Das muß man doch putzen! Das muß doch in die Suppe hinein! Sie legt also die Gabel weg und nimmt ein Messer. Ob das Fleisch jetzt weich ist? Luise wäscht das Suppengrün unter der Wasserleitung und schabt die Möhre. Dabei schneidet sie sich in den Finger! Au! Und wenn das Fleisch weich ist, muß sie es aus dem Topf nehmen. Und in einer halben Stunde kommt Mutti! Und zwanzig Minuten vorher müssen die Nudeln in das kochende Wasser! Und wie es in der Küche aussieht! Und die Muskatnuß! Und das Reib- eisen! Und... Und... Und... Luise setzt sich erschöpft auf den Küchenstuhl. Ach Lott- chen! Es ist nicht leicht, deine Schwester zu sein! Hotel Imperial... Der alte Herr Strobel ... Peperl ... Herr Franz ... Und Vati ... Vati ... Und die Uhr tickt! In neunundzwanzig Minuten kommt Mutti! — In achtund- zwanzig und einer halben Minute! — In achtundzwanzig! Luise steht entschlossen auf und geht wieder zum Herd. Doch das Kochen ist eben schwierig. Entschlossenheit genügt vielleicht, um von einem hohen Turm zu springen. 1 Die ist wohl in den Ferien verrückt geworden! — Ona hto, c yMa coujjia hto-jih Ha KaHHKyjiax! 27
Aber um Nudeln mit Rindfleisch zu kochen, braucht man Kochkenntnisse. Als Frau Körner müde von der Arbeit nach Haus kommt, findet sie kein lächelndes Gesichtchen vor. Ihre kleine Tochter ist völlig erschöpft und unglücklich. Fast weinend sagt sie: „Schimpf nicht, Mutti! Ich glaube, ich kann nicht mehr ko- chen!“ „Aber Lottchen, Kochen verlernt man doch nicht!“ ruft die Mutter verwundert. Aber sie hat Zeit, sich zu wundern. Sie muß Kindertränen trocknen, die Suppe abschmecken, Teller und Bestecke aus dem Schrank holen und vieles mehr. Als sie endlich im Wohnzimmer unter der Lampe sitzen und die Nudelsuppe essen, tröstet die Mutter das kleine Mäd- chen und sagt: „Es schmeckt doch eigentlich sehr gut, nicht wahr?“ „Ja?“ Ein schüchternes Lächeln erscheint auf dem Kin- dergesicht. „Wirklich?“ Die Mutter nickt und lächelt still zurück. Luise atmet auf, und nun schmeckt ihr die Nudelsuppe so gut wie noch nie im Leben! Trotz Hotel Imperial und Eierkuchen. „In den nächsten Tagen werde ich kochen“, sagt die Mut- ter. „Du wirst dabei genau zusehen. Dann kannst du bald wieder kochen wie vor den Ferien.“ Die Kleine nickt eifrig. „Vielleicht sogar noch besser!“ sagt sie. Nach dem Essen waschen sie gemeinsam das Geschirr ab. Und Luise erzählt, wie schön es im Ferienheim war. (Aller- dings erzählt sie nichts von dem Mädchen, das genauso aus- sieht wie sie.) * * * .Zur gleichen Zeit sitzt Lottchen in Luises schönstem Kleid in einer Loge der Wiener Staatsoper. Sie blickt mit großen Augen zum Orchester hinunter, wo Kapellmeister Palfy die Ouvertüre von „Hänsel und Gretel“ dirigiert. Sie denkt: ,Wie wundervoll Vati im Frack aussieht! Und wie die Musiker ihm gehorchen, auch die ganz alten Herren. Wenn er ihnen mit dem Stock droht, spielen sie, so laut sie können. Und wenn er will, spielen sie auch ganz leise. Sicherlich haben sie vor ihm Angst! Aber mir hat er vorhin vergnügt zuge- winkt.* Die Tür geht auf, und eine elegante junge Dame kommt in die Loge. Sie setzt sich neben das Kind und lächelt ihm zu. 28
Lotte wendet sich schüchtern ab und sieht wieder zu, wie Vati dirigiert. Die junge Dame holt ein Opernglas hervor. Und eine Kon- fektschachtel. Und ein Programm. Und eine Puderdose. Bald sieht die Brüstung der Loge wie ein Schaufenster aus. Als die Ouvertüre zu Ende ist, applaudiert das Publikum begeistert. Der Herr Kapellmeister Palfy verbeugt sich einige Male. Als er wieder den Dirigentenstab hebt, sieht er zur Loge empor. Lotte winkt schüchtern mit der Hand. Vati lächelt noch zärtlicher als vorhin. Da merkt Lotte, daß nicht nur sie mit der Hand winkt, sondern auch die Dame neben ihr! Die Dame winkt Vati zu? Hat Vati vielleicht ihretwegen so zärtlich gelächelt? Und gar nicht wegen seiner Tochter? Ja, und wieso hat Luise nichts von der fremden Frau erzählt? Kennt Vati sie noch nicht lange? Warum darf sie ihm so ver- traulich zuwinken? Lotte wird heute noch an Luise schreiben und anfragen, ob sie etwas über die fremde Frau weiß. Mor- gen wird sie noch vor Schulbeginn zum Postamt gehen und den Brief nach München aufgeben. Auf der Bühne beginnt das Spiel von Hänsel und Gretel, das Lottchen immer stärker berührt. Sie vergleicht das Schicksal von Hänsel und Gretel mit ihrem eigenen Schicksal und dem der Schwester.1 Im Märchen wie im Leben lieben die Eltern ihre Kinder. Warum aber trennen sie sich dann von ihnen? Die Eltern von Hänsel und Gretel hatten kein Geld, um Brot für ihre Kinder zu kaufen. Warum aber haben ihre Eltern sich und die Kinder getrennt? Im Märchen wie im Leben sind die Eltern nicht böse, aber was sie tun, ist bösel Lottchen ist sehr aufgeregt und in ihre Gedanken ver- tieft. Deshalb erschrickt sie, als sich Fräulein Irene Gerlach (so heißt die elegante Dame) ihr zuwendet und ihr Konfekt anbietet. Sie blickt auf und sieht das Frauengesicht vor sich. Dabei stößt sie unbeabsichtigt an die Konfektschachtel, und unten im Parkett regnet es plötzlich Pralinen.1 2 Köpfe wen- 1 Sie vergleicht das Schicksal ... mit ihrem eigenen Schicksal und dem der Schwester. — Ona cpaBHHBaeT cyni>6y ... co CBoeft coßcTBeHHoft h cyÄbßofi CBOefl cecrpbi. 2 Dabei stößt sie unbeabsichtigt an die Konfektschachtel, und un- ten im Parkett regnet es plötzlich Pralinen. — üpu btom ona cJiyHaÜHO aaÄeßaeT KopoÖKy c KoncjjeTaMH, u ohh BÄpyr äojkäcm naÄaioT (ctin- jiiotcs) bhM3 Ha napKeT. 29
den sich nach oben. Leises Lachen mischt sich in die Musik. Fräulein Gerlach lächelt verlegen und ärgerlich. Das Kind erschrickt bis ins Herz1! „Entschuldigen Sie vielmals“, flüstert Lottchen. Die Dame lächelt verzeihend. „O, das macht nichts1 2, Luise.“ * * * Luise liegt zum ersten Mal in München im Bett. Die Mut- ter sitzt bei ihr und sagt: „So, mein Lottchen, nun schlaf und träume gut!“ „Gehst du auch bald zu Bett, Mutti?“ fragt das Kind. An der Wand gegenüber steht ein größeres Bett. Auf der Decke liegt Muttis Nachthemd. „Gleich“, sagt die Mutter, „aber erst, wenn du schläfst.“ Das Kind umarmt sie und gibt ihr einen Kuß. Dann noch einen. Und einen dritten. „Gute Nacht!“ Die junge Frau drückt das kleine Mädchen an sich. „Ich bin so froh, daß du wieder zu Hause bist“, flüstert sie. „Ich habe ja niemanden außer dir!“ Der Kopf des Kindes sinkt ermüdet auf das Kissen. Luiselotte Palfy, geborene Körner, horcht noch eine Weile auf die Atemzüge ihrer Tochter. Dann steht sie vorsichtig auf und geht leise ins Wohnzimmer zurück. Unter der Stehlampe liegt die Aktentasche. Frau Körner muß noch viel arbeiten. * * * Auch Lotte ist schlafengegangen. Resi hat sie ins Bett gebracht. Dann ist aber Lotte heimlich wieder aufgestanden und hat den Brief geschrieben, den sie morgen früh zum Postamt bringen will. Dann hat sie sich wieder leise in Luises Bett gelegt. Bevor sie das Licht ausschaltete, hat sie das Kinder- zimmer noch einmal in Ruhe betrachtet. Es ist ein großer, hübscher Raum mit Märchenbildern an den Wänden, mit einem Spielzeugschrank, mit einem Bücher- regal, mit einem Schreibtisch für die Schularbeiten, mit einem großen Kaufmannsladen, einem Puppenwagen, einem Pup- penbett — nichts fehlt in diesem Zimmer — außer der Haupt- sache! 1 bis ins Herz erschrecken — äo CMepra HcnyraTbcs 2 das macht nichts — HHMero 30
Hat sie sich nicht manchmal — ganz heimlich, damit Mutti nichts merkt — so ein schönes Zimmer gewünscht? Jetzt hat sie so ein Zimmer. Und doch fühlt sie sich nicht glücklich. Sie denkt an ihr kleines, einfaches Schlafzimmer, wo jetzt die Schwester liegt, an Muttis Gutenachtkuß, an den Lichtschein aus dem Wohnzimmer, wo Mutti noch ar- beitet. Sie erinnert sich, daß leise die Tür aufgeht, daß sie hört, wie Mutti an ihrem Bett stehen bleibt, dann zum eige- nen Bett hinübergeht, das Nachthemd anzieht und sich schla- fen legt. Warum steht nicht hier Vatis Bett im Nebenzimmer? Vielleicht würde er schnarchen, aber er wäre in der Nähe.1 Aber er schläft nicht nebenan, sondern in einem andern Haus. Vielleicht schläft er überhaupt noch nicht, sondern sitzt mit dem eleganten Fräulein in einem großen, hellen Saal. Vielleicht trinken sie Wein, lachen und tanzen. Viel- leicht nickt er ihr zärtlich zu, wie heute abend in der Oper, ihr, und nicht dem kleinen Mädchen. Lotte schläft ein. Und im Traum verbindet sich das Mär- chen von Hänsel und Gretel mit den aufregenden Erlebnissen der Zwillinge in München und Wien. Siebentes Kapitel Wochen sind seit jenem Tag und jener ersten Nacht in der fremden Welt und unter fremden Menschen vergangen. Wo- chen, in denen jeder Augenblick, jeder Zufall, jede Begeg- nung die Gefahr der Entdeckung enthielt1 2. Wochen mit sehr viel Aufregung, und mit postlagernden Briefen, in denen sich die Schwestern gegenseitig immer neue Auskünfte ga- ben. Es ist alles gut gegangen. Die Mädchen hatten auch ein bißchen Glück. Luise hat das Kochen „wieder“ gelernt. Die Lehrerinnen in München haben sich daran gewöhnt, daß die kleine Körner seit den Ferien weniger fleißig, ordentlich und aufmerksam, aber viel lebhafter ist. Und ihre Wiener Kolleginnen haben sich daran geyvöhnt, daß die Tochter des Kapellmeisters Palfy besser aufpaßt und besser rechnen kann. 1 Vielleicht würde er schnarchen, aber er wäre in der Nähe. — Mo- ste? 6HTb, OH 6bl H Xpanen, HO OH 6bIJI 6h TyT pflÄOM. 2 die Gefahr der Entdeckung enthielt — t3hjih 6h onacHOCTb 6uTb oöHapyxeHHbiMH 31
Sogar Peperl, der Hund des alten Herrn Strobel, sagt seit einiger Zeit wieder dem kleinen Mädchen am Tisch des Herrn Kapellmeisters .guten Tag*. Er hat sich daran gewöhnt, daß diese Luise anders als früher riecht. Bei den Menschen ist so vieles möglich, warum nicht auch das? Außerdem ißt jetzt die liebe Kleine nicht mehr so oft Eierkuchen, dafür aber mit großem Vergnügen Fleischgerichte. Eierkuchen ha- ben bekanntlich keine Knochen, Fleisch dagegen sehr viele. Deshalb kann man leicht verstehen, daß der Hund sein Ver- halten änderte. Auch Resi, die Haushälterin ist ein ganz anderer Mensch geworden. In ihrem Wesen war sie vielleicht gar nicht unehr- lich und faul; aber ihr fehlte jemand, der alles kontrofliert und sieht. Seit Lotte im Haus ist und alles prüft, alles entdeckt und alles über Küche und Haus weiß, arbeitet Resi sehr gut. Außerdem erhält Resi das Geld für ihre Einkäufe von Lotte, die jetzt das Wirtschaftsgeld verwaltet. Abends wird am Küchentisch gewissenhaft abgerechnet. Dem Vater ist schon aufgefallen, daß der Haushalt früher teurer war. Flerr Palfy gibt jetzt weniger Wirtschaftsgeld, trotzdem stehen immer frische Blumen auf Tisch, sowohl in der Wohnung als auch im Atelier. Sehr gemütlich ist es gewordenl Auch Fräulein Irene Gerlach ist aufgefallen, daß Herr Palfy jetzt öfter zu Hause ist. Sehr vorsichtig — denn Künst- ler sind empfindlichl — hat sie ihn nach dem Grund gefragt. „Ja, weißt du“, hat er gesagt, „als ich neulich nach Hause kam, sah ich Luise am Klavier sitzen und spielen. Und dazu sang sie ein kleines Liedchen. Ich war glücklich, denn früher wollte sie nie ans Klavier gehenl“ „Na und?“ hat Fräulein Gerlach leicht verärgert ge- fragt. „Was heißt hier ,Na und?1“, Herr Palfy lachte. „Seitdem gebe ich ihr Klavierunterricht! Es macht uns beiden große Freude.“ Fräulein Gerlach blickte verächtlich und erklärte spöt- tisch: „Ich dachte, du bist Komponist und nicht Klavier- lehrer für kleine Mädchen!“ Ludwig Palfy hat nur gelacht und gerufen: „Aber ich habe ja noch nie im Leben so viel komponiert, wie gerade jetzt? Und noch nie so etwas Gutes!“ „Was komponierst du denn?“ „Eine Kinderoper“, antwortete er. 32
* * * In den Augen der Lehrerinnen hat sich Luise verändert. In den Augen des Kindes haben sich Resi und Peperl verän- dert. In den Augen des Vaters hat sich die Wohnung verän- dert. So vieles hat sich in Wien verändert. Und in München hat sich natürlich auch manches verän- dert. Die Mutter hat gemerkt, daß Lottchen nicht mehr so häuslich und in der Schule nicht mehr so fleißig ist, daß sie aber viel lebhafter als früher ist. Da hat sie zu sich selbst gesagt: „Luiselotte, du hast aus einem Kind eine kleine Haus- hälterin gemacht. Seit sie ein paar Wochen mit anderen Kin- dern zusammen war1, im Gebirge und am See, ist sie ganz anders geworden. Sie ist ein lustiges, sorgloses kleines Mäd- chen. Du bist zu egoistisch gewesen. Freue dich, daß Lott- chen heiter und glücklich ist. Es macht nichts, wenn sie beim Abwaschen einen Teller zerschlägt! Oder wenn sie von der Lehrerin einen Brief mitbringt: .Lotte ist nicht mehr so aufmerksam und fleißig. Die Mitschülerin Anni Habersetzer hat von ihr gestern schon wieder vier Ohrfeigen erhalten.* Eine Mutter muß vor allem1 2 dafür sorgen, daß ihr Kind nicht zu früh das Paradies der Kindheit verläßt. So hat Frau Körner zu sich selber gesprochen und eines Tages schließlich auch zu Fräulein Linnekogel, Lottes Klas- senlehrerin. „Mein Kind“, hat sie gesagt, „soll ein Kind und nicht ein kleiner Erwachsener sein. Es ist besser, sie wird ein lebhaftes, fröhliches Mädchen, auch wenn sie nicht Ihre beste Schülerin bleibt!“ „Aber früher konnte sie doch beides vereinen“, hat Fräu- lein Linnekogel erklärt. „Warum sie es jetzt nicht mehr kann, weiß ich nicht. Als berufstätige Frau weiß ich zu wenig von meinem Kinde. Es hängt wahrscheinlich mit den Sommerferien zusammen. Aber ich weiß und sehe: Sie kann es nicht mehr, und das ist entscheidend!“ Darauf entgegnete Fräulein Linnekogel energisch: „Ich, als Erzieherin und Lehrerin Ihrer Tochter, habe andere Ziele. Ich muß und werde versuchen, die innere Harmonie des Kin- des wieder herzustellen.“ „Finden Sie wirklich, daß ein bißchen Unaufmerksamkeit 1 seit sie ein paar Wochen mit anderen Kindern zusammen war — C Tex nop KaK OHa napy HeaeJib npoöbiJia c ApyrnMH ÄeTbMH 2 vor allem — npe>KAe Bcero 33
in der Rechenstunde und ein paar Tintenkleckse im Schreib- heft ..." „Ein gutes Beispiel, Frau Körner! Das Schreibheft! Ge- rade Lottes Schrift zeigt, daß sie ihr seelisches Gleichgewicht verloren hat. Aber wir wollen nicht über die Schrift sprechen! Finden Sie es richtig, daß Lotte ihre Mitschülerinnen prü- gelt?“ „Mitschülerinnen?“ Frau Körner hat die Endung absicht- lich sehr betont. „Ich weiß nur, daß sie die Anni Habersetzer geschlagen hat.“ „Nur?“ „Und diese Anni Habersetzer hat die Ohrfeigen verdient. Jemand muß ihr die Ohrfeigen ja schließlich geben!“ „Aber Frau Körner!“ „Diese große, dicke Anni schlägt heimlich die Kleinsten der Klasse.“ „Wie bitte? Wirklich? Davon weiß ich ja gar nichts!“ „Dann fragen Sie nur die arme kleine Ilse Merck! Viel- leicht erzählt sie Ihnen einiges!“ „Und warum hat mir Lotte nichts gesagt, als sie bestraft wurde?“ „Dazu fehlt ihr wohl das seelische Gleichgewicht — um mit Ihren Worten zu sprechen“, erwidert Frau Körner leicht ironisch. Dann eilt sie in den Verlag und nimmt ein Taxi, um pünktlich zu sein. * * * Am Sonnabendmittag hat Mutti plötzlich den Rucksack gepackt und gesagt: „Zieh die festen Schuhe an! Wir fahren nach Garnisch1 und kommen erst morgen abend zurück!“ Luise hat ein bißchen ängstlich gefragt: „Mutti, wird das nicht zu teuer?“ Frau Körner war betroffen. Dann hat sie gelacht. „Wenn das Geld nicht reicht, verkaufe ich Dich unterwegs.“ Das Kind hat vor Freude getanzt. „Fein! Wenn du dann das Geld hast, laufe ich wieder weg und komme zu dir zu- rück! Und wenn du mich drei bis viermal verkauft hast, haben wir viel Geld und du mußt einen ganzen Monat nicht arbeiten!“ „So teuer bist du?“ 1 Garnisch — fapHHiii (HaasaHne wecTeMKa) 34
„Dreitausend Mark und elf Pfennige! Und die Mundhar- monika nehme ich auch mit!“ Das war ein herrliches Wochenende! Sie wanderten über Berg und Tal mit Mundharmonika und fröhlichem Gesang. Dann gingen sie durch hohe Wälder bergab. Walderdbeeren fanden sie und schöne, geheimnisvolle Blumen, auch kleine Alpenveilchen, die süß dufteten. Abends gerieten sie in ein Dorf, das Gries hieß. Dort nahmen sie ein Zimmer mit einem Bett, da sie wenig Geld hatten. Nach dem Abendbrot lagen sie zusammen in dem Bett. Von draußen, von den Wiesen hörten sie die kleine Nachtmusik der Grillen. Am Sonntagmorgen wanderten sie weiter durch Dörfer und in die Berge hinauf, deren Spitzen in der Sonne silbern glänzten. Auf einer Wiese, inmitten von Millionen Feld- blumen, aßen sie gekochte Eier und Käsebrote, und danach schliefen sie ein Weilchen. Später stiegen sie zum See hinunter und badeten natürlich. Auf der Hotelterrasse spendierte Mutti Kaffee und Kuchen. Und dann mußten sie schon zurückmarschieren. Sie saßen im Zug, waren vergnügt und von der Sonne braun gebrannt. Der nette Herr gegenüber wollte nicht glau- ben, daß das junge Mädchen neben Luise die Mutti und außer- dem eine berufstätige Frau war. Zu Hause fielen sie müde in ihre Betten. Zuletzt sagte das Kind: ,Mutti, heute war es schön — so schön wie nichts auf der Welt!“ Die Mutti konnte noch nicht sofort einschlafen. Soviel Freude hatte sie ihrem kleinen Mädchen bisher vorenthalten. Nun, es war noch nicht zu spät, sie konnten noch alles nach- holen. Das Kind war verändert. Und nun begann sich auch die junge Frau zu verändern. Achtes Kapitel Lottchen kommt mit dem Klavierspiel nur langsam vor- wärts. Ihre Schuld ist es nicht. Aber der Vater hat in den letzten Wochen wenig Zeit fürs Stundengeben. Vielleicht ist er so sehr mit der Kinderoper beschäftigt? Das ist schon möglich. Oder? Nun, kleine Mädchen fühlen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Wenn Väter von Kinderopern reden und über Fräulein Gerlach schweigen ... Kinder spüren wie kleine Tiere, woher Gefahr droht. 35
* * * Lotte tritt in der Rothenturmstraße aus der Wohnung und klingelt an der gegenüberliegenden Tür. Dort wohnt ein Maler, der Gabele heißt. Er ist ein netter, freundlicher Herr, der gern einmal ein Bild von Lotte zeichnen möchte, wenn sie Zeit hat. Herr Gabele öffnet. „Oh, die Luise!“ „Heute habe ich Zeit“, sagt sie. „Einen Augenblick“, ruft er und rennt in sein Arbeits- zimmer. Dort nimmt er ein großes Tuch vom Sofa und hängt damit ein Bild zu, das auf der Staffelei steht. Er malt gerade ein historisches Bild, das nicht für Kinder bestimmt ist. Dann führt er die Kleine herein, setzt sie in einen Sessel, nimmt einen Zeichblock in die Hand und beginnt zu skiz- zieren. „Du spielst ja gar nicht mehr so oft Klavier!“ meint er dabei. „Hat es Sie sehr gestört?“ „Gar nicht! Im Gegenteil! Ich vermisse dein Spiel!“ „Vati hat nicht mehr so viel Zeit“, sagt sie ernst. „Er komponiert eine Oper. Es wird eine Kinderoper sein.“ Herr Gabele freut sich darüber. Dann wird er ärgerlich. „Diese Fenster!“ schimpft er. „Man kann gar nichts sehen. Ich brauche ein Atelier!“ „Warum mieten Sie sich denn dann kein Atelier, Herr Gabele?“ „Weil’s keine freien Ateliers gibt. Ateliers sind selten!“ Nach einer Pause sagt das Kind: „Vati hat ein Atelier. Mit großen Fenstern. Und Licht von oben.“ Herr Gabele brummt. „In der Ringstraße“, erklärt Lotte. Und nach einer neuen Pause: „Zum Komponieren braucht man doch gar nicht so viel Licht wie zum Malen, nicht wahr?“ „Nein“, antwortet Herr Gabele. Lotte denkt nach. Dann sagt sie: „Eigentlich kann doch Vati mit Ihnen tauschen! Dann hätten Sie1 größere Fenster und mehr Licht zum Malen. Und Vati hätte1 2 seine Woh- nung, wo er komponiert, hier, neben der anderen Wohnung! Wäre das nicht sehr praktisch?3“ 1 Dann hätten Sie ... — Toraa y Bac 6bian 6t>i ... 2 Und Vati hätte ... — A y nanbi 6buia 6bi ... 3 Wäre das nicht sehr praktisch? — 3d.: 3to 6buio 6u oneHb yaoöHo, He TaK jih? 36
Herr Gabelle könnte manches gegen Lottes Pläne einwen- den1. Er kann aber mit dem Kind nicht über alles sprechen, darum erklärt er lächelnd: „Ja, das wäre wirklich praktisch. Es ist aber noch eine Frage, ob dein Papa ebenso denkt.“ Lotte nickt. „Ich werde ihn fragen! Sofort!“ $ Herr Palfy sitzt in seinem Atelier. Er hat Besuch.1 2 Fräu- lein Irene Gerlach mußte „zufällig“ ganz in der Nähe Ein- käufe machen, und da hat sie sich gedacht: ,Ich will mal schnell zu Ludwig hinaufgehen...1 Der Ludwig hat die Partiturseiten, an denen er kritzelt, beiseite gelegt und plaudert mit der Irene. Erst ärgert er sich ein bißchen, denn er kann es nicht leiden, wenn man ihn unangemeldet besucht und bei der Arbeit stört. Aber allmählich glättet sich seine Stirn. Es ist ja doch so ange- nehm, mit dieser schönen Dame zusammenzusitzen. Irene Gerlach weiß, was sie will. Sie will Herrn Palfy heiraten. Er ist berühmt. Er gefällt ihr. Sie gefällt ihm. Große Schwierigkeiten stehen also nicht im Wege. Zwar weiß er noch nichts von seinem künftigen Glück. Aber sie wird ihm diesen Gedanken schonend beibringen.3 Schließlich wird er sich einbilden, daß er selbst auf die Idee mit der Hei- rat gekommen ist. Ein Hindernis ist allerdings noch da: das Kind! Aber wenn Irene ihrem Ludwig erst ein, zwei Kinder geschenkt hat4, dann wird alles gut werden. Irene Gerlach wird doch mit. fliesetn ernsten scheuen Mädchen fertigwerden! Es klingelt. Ludwig öffnet. Und wer steht an der Tür! Das ernste, scheue Mädchen! Es hat einen Strauß in der Hand, knickst und sagt: „Guten Tag, Vati: Ich bringe dir frische Blumen!“ Dann spaziert es ins Atelier, knickst vor der Dame, nimmt eine Vase und verschwindet in der Küche. 1 könnte manches ... einwenden — Mor 6m Koe-mo BO3pa3HTb 2 Er hat Besuch. — y Hero rocTb. 3 Aber sie wird ihm diesen Gedanken schonend beibringen. — Ho 3Ty Mbicjib ona BHyuiwT eMy o^enb octopojkho. 4 Aber wenn Irene ihrem Lugwig erst ein, zwei Kinder geschenkt hat — 3d.: Ho Korjia Hpena nojiapHT CBoeMy JIioABHry ojiHoro hjih ÄByx MaJiHinefi 37
Irene lächelt ironisch. „Wenn man dich und deine Tochter sieht, hat man den Eindruck, daß du unter ihrem Pantoffel. stehst1.“ Der Herr Kapellmeister lacht verlegen. „Sie ist in der letzten Zeit so energisch, und außerdem ist das, was sie tut, so richtig — da kann man nichts machen1 2!“ Fräulein Gerlach zuckt mit den schönen Schultern. Lotte erscheint wieder. Erst stellt sie die frischen Blu- men auf den Tisch. Dann bringt sie Geschirr herbei und sagt, während sie die Tassen auf den Tisch stellt, zu Vati: „Ich koche nur rasch einen Kaffee. Wir müssen doch deinem Gast etwas anbieten.“ Vati und sein Gast sitzen erstaunt da. ,Und ich habe die- ses Mädchen für scheu gehalten3, denkt Fräulein Gerlach. ,0 wie dumm war ich!“ Nach kurzer Zeit taucht Lotte mit Kaffee, Zucker und Sahne auf, schenkt ein, schiebt dem Gast die Sahne und den Zucker hin, setzt sich dann neben ihren Vati und meint freundlich: „Ich trinke zur Gesellschaft einen Schluck mit.4 *“ Der Papa schenkt ihr Kaffee ein und fragt lächelnd: „Wie- viel Sahne, meine Dame?“ Das Kind kichert. „Halb und halb8, mein Herr.“ „Bitte sehr, meine Dame!“ „Vielen Dank, mein Herr!“ Man trinkt. Man schweigt. Schließlich sagt Lotte: „Ich war eben bei Herrn Gabele.“ „Hat er dich gezeichnet?“ fragt der Vater. „Nur ein bißchen“, meint Lotte. Noch einen Schluck Kaffee, dann fügt sie hinzu: „Er hat zu wenig Licht. Vor allem braucht er Licht von oben. So wie hier ..." „Dann soll er sich ein Atelier mit Oberlicht mieten“, bemerkt der Herr Kapellmeister sehr treffend und ahnt nicht, daß er dahin steuert, wohin Lotte ihn haben will6 *. „Das habe ich ihm auch schon gesagt“, erklärt sie ruhig. „Aber"sie sind alle vermietet, die Ateliers.“ 1 hat man den Eindruck, daß du unter ihrem Pantoffel stehst — co34aeTcn BnenaTJieHHe, hto tbi y nee noji KaöjiyKOM 2 da kann man nichts machen — TyT yxc HHqero ne nojieJiaeiiib 3 habe ... für scheu gehalten — cHHTajia ... öohsjihboh 4 Ich trinke zur Gesellschaft einen Schluck mit. — H Bbinbio BMecre C B3MH TJIOTOK K0(|)e. 6 Halb und halb —3d.: FIojmaniKH K0(|)e, nojmamKW cjihbok 6 daß er dahin steuert, wohin Lotte ihn haben will. — 3d.: hto oh KaK pa3 saroBopHJi o tom, o qeM JIoTTa caMa coÖHpaJiacb roBopHTb. 3R
,So ein kleines BiestI1 denkt Fräulein Gerlach. Denn sie weiß nun schon, was das Kind beabsichtigt. Und wirklich ... „Zum Komponieren braucht man eigentlich kein Ober- licht, Vati. Nicht?“ „Nein, eigentlich nicht.“ Das Kind atmet tief, blickt lange auf seine Schürze und fragt, als fiele ihm diese Frage eben erst ein1 2: „Willst du nicht mit Herrn Gabele tauschen, Vati?“ Gott sei Dank, jetzt ist es heraus!3 Lotte blickt den Papa an. Ihre Augen bitten furchtsam. Der Vater schaut halb ärgerlich, halb belustigt4 von dem kleinen Mädchen zu der eleganten Dame, die wieder ironisch lächelt. „Dann wird der Herr Gabele ein Atelier haben“, sagt das Kind, und die Stimme zittert ein wtenig. „Mit soviel Licht, wie er braucht. Und du wohnst direkt neben uns. Neben Resi und mir. Dann bist du allein, genau wie hier. Und wenn du nicht allein sein willst, kommst du bloß über den Flur und bist da. Du brauchst nicht einmal einen Hut aufzusetzen. Und mittags können wir zu Hause essen. Wenn das Essen fertig ist, klingeln wir dreimal an deiner Tür. — Wir kochen immer, was du willst. — Und wenn du Klavier spielst, hören wir’s durch die Wand ..." Die Kinderstimme klingt immer zögernder5 6 ... Fräulein Gerlach steht rasch auf. Sie muß schnellstens nach Hause. Wie die Zeit vergeht! Es waren ja aber auch sooo interessante Gespräche! Herr Kapellmeister begleitet seinen Gast hinaus. Er küßt die duftende Frauenhand. „Auf heute abend also!8“ sagt er. „Vielleicht hast du keine Zeit?“ „Wieso, meine Liebe?“ Sie lächelt. „Vielleicht ziehst du gerade um!“ Er lacht. „Lache nicht zu früh! Soviel ich deine Tochter kenne, hat sie bereits die Möbelpacker bestellt!“ Wütend eilt die Dame die Treppe hinunter. 1 so ein kleines Biestl — Bot MajieHbKan öecTual 2 als fiele ihm diese Frage eben erst ein — KaK öyjrro 6bi efi (Jlorre) TOJIbKO HTO npHIIIJia B TOJIOBy 3T3 MbICJIb 3 Gott sei Dank, jetzt ist es herausl — Qiaßa 6ory, ona BbicKaaa- jiacb! 4 halb ärgerlich, halb belustigt — nojiycepÄHTO, nojiymyTJiHBO 5 Die Kinderstimme klingt immer zögernder — JUtckhm rojioc 3By- hht Menee yßepeHHo. 6 Auf heute abend also!" — Ht3K, äo ßenepal 39
Als der Kapellmeister ins Atelier zurückkommt, hat Lotte schon begonnen, das Kaffeegeschirr abzuwaschen. Er schlägt ein paar Takte auf dem Flügel an.1 Er geht mit großen Schrit- ten in dem Raum auf und ab. Er starrt auf die Partitursei- ten... Lotte bemüht sich, nicht mit den Tellern und Tassen zu klappern. Als sie alles abgetrocknet und in den Schrank zurückgestellt hat, setzt sie ihr Hütchen auf und betritt leise das Atelier. „Auf Wiedersehen, Vati ... Kommst du zum Abendessen?“ „Nein, heute nicht.“ Das Kind nickt langsam und streckt ihm zum Abschied schüchtern die Hand hin. „Hör, Luise, — ich hab’s nicht gern, wenn sich andere Leute für mich den Kopf zerbrechen, auch meine Tochter nicht! Ich weiß selber, was ich brauche!“ „Natürlich, Vati“, sagt sie ruhig und leise. Noch immer hält sie die Hand zum Abschied ausgestreckt.1 2 Er drückt sie schließlich doch und sieht dabei, daß dem Kind Tränen in den Augen stehen. Ein Vater muß streng sein. Also tut er, als sähe er nichts3, sondern nickt kurz und setzt sich an den Flügel. Lotte geht schnell zur Tür, öffnet sie leise — und ist ver- schwunden. Der Herr Kapellmeister fährt sich übers Haar4. Kinder- tränen, das fehlte noch! Dabei soll man nun eine Kinderoper komponieren! Es ist schrecklich, wenn so einem kleinen Ge- schöpf Tränen in den Augen stehen... Seine Hände schlagen einige Töne an. Er neigt lauschend den Kopf. Er spielt die Tonfolge noch einmal. Es ist die Mollvariation5 6 eines fröhlichen Kinderliedes aus seiner Oper. Er ändert den Rhythmus®. Er arbeitet. O diese Künstler! Gleich wird er Notenpapier nehmen und Noten malen. Und schließlich wird er sich hochbefriedigt 1 Er schlägt ein paar Takte auf dem Flügel an. — Oh 6eper Ha pon- Jle HeCKOJlbKO TaKTOB. 2 Noch immer hält sie die Hand zum Abschied ausgestreckt. — Ona Bee eme ÄepjKHT pyKy npoTSHyroft Ha npomaHHe. 3 Also tut er, als sähe er nichts — man, oh ae-iaer bh«, KaK 6yxTO 6bi HHHero He saMenaer 4 ... fährt sich übers Haar — ... npoBOAHT pyKoft no BOJiocaiw 8 die Mollvariation — BapuauHH b MHHope 6 Rhythmus lies: ['rytmus] phtm 40
zurücklehnen und die Hände reiben, weil ihm ein so wun- derbar trauriges Lied in c-moll1 gelungen ist. * * * Wieder sind Wochen vergangen. Fräulein Irene Gerlach hat die Szene im Atelier nicht vergessen. Sie hat den Vor- schlag des Kindes, die Wohnung in der Ringstraße gegen die Wohnung des Malers Gabele zu tauschen, richtig ver- standen: Es war eine Kampfansage.1 2 Eine richtige Frau — und Irene Gerlach ist (obwohl Lotte sie nicht leiden mag3) eine richtige Frau, — die läßt sich nicht lange bitten4 5. Sie kennt ihre Waffen und weiß, sie zu gebrauchen.8 Alle ihre Pfeile hat sie auf die Zielscheibe, das Künstlerherz des Ka- pellmeisters, abgeschossen. Alle Pfeile haben ins Schwarze getroffen.6 Jetzt sitzen sie im Herzen des geliebten Mannes fest. Er kann sich nicht mehr wehren. „Ich will, daß du meine Frau wirst“, sagt er. Es klingt wie ein zorniger Befehl. Sie streichelt sein Haar, lächelt und meint spöttisch: „Dann werde ich morgen mein bestes Kleid anziehen, Lieb- ling, und bei deiner Tochter um deine Hand bitten.“ Wieder sitzt ein Pfeil in seinem Herzen? Und diesmal ist der Pfeil vergiftet. * * * Herr Gabele zeichnet Lotte. Plötzlich legt er den Blei- stift hin und sagt: „Was hast du denn heute, Luise?7 Du siehst ja aus wie sechs Tage Regenwetter!8“ Das Kind atmet schwer. „Ach, es ist nichts Besonderes!“ „Hängt’s mit der Schule zusammen?“ Sie schüttelt den Kopf. „Das wär’ nicht so schlimm.9“ Herr Gabele legt den Block weg. „Weißt du was? Wir 1 in c-moll — b ao-MWHope 2 Es war eine Kampfansage. — 3to 6liji bh3ob. 3 obwohl Lotte sie nicht leiden mag — xoth Jlorra ee h He blihocht 4 die läßt sich nicht lange bitten — He 3acTaBJineT ce6» AOJiro JKßaTb 5 Sie ... weiß, sie zu gebrauchen. — Ona ... yMeeT c hhm oöpamaTbcn 6 Alle Pfeile haben ins Schwarze getroffen. —Bee CTpeJibi nonajin b uejib. 7 Was hast du denn heute, Luise? — Hto c toöoh cerojiHH, JlyH3a? 8 Du siehst ja aus wie sechs Tage Regenwetter! — Y tcöh TaKofi nenaJibHbifi bha! 9 Das wär’ nicht so schlimm. — 3to 6biJio 6h He TaK njioxo. 41
wollen für heute Schluß machen!“ Er steht auf. „Geh spazie- ren. Das bringt den Menschen auf andere Gedanken!1“ „Oder vielleicht spiele ich ein bißchen auf dem Klavier?“ „Noch besser!“ sagt er. „Das höre ich durch die Wand. Da hab’ ich auch was davon.1 2“ Sie gibt ihm die Hand, knickst und geht. Er schaut gedankenvoll hinter der kleinen Person her. Er weiß, wie schwer Kummer auf ein Kinderherz drücken kann. Er war selber einmal ein Kind und hat es (im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen!3) nicht vergessen. Als aus der Nachbarwohnung Klavierspiel ertönt, nickt er zufrieden und beginnt, die Melodie mitzupfeifen. Dann zieht er mit einem Ruck die Decke von der Staffelei, nimmt Palette und Pinsel zur Hand, betrachtet das Bild und beginnt zu arbeiten. * * * Herr Ludwig Palfy kommt in die Rothenturmstraße. Er hängt den Mantel und den Hut an einen Garderobehaken. Luise spielt Klavier? Nun, sie muß eben jetzt ihr Spiel un- terbrechen und ihm eine Weile zuhören. Er zieht das Jackett straff4 5, dann öffnet er die Zimmertür. Das Kind schaut von den Tasten hoch6 und lächelt ihn an. „Vati? Wie schön!“ Sie springt vom Klavierstuhl. „Soll ich dir einen Kaffee machen?“ Sie will sofort in die Küche laufen. Er hält sie fest. „Danke, nein!“ sagt er. „Ich muß mit dir sprechen. Setz dich!“ Sie setzt sich in den großen Sessel, in dem sie klein wie eine Puppe aussieht, und blickt erwartungsvoll zu ihm hoch. Er räuspert sich nervös, geht ein paar Schritte auf und ab6 und bleibt vor dem Sessel stehen. „Also, Luise“, fängt er an, „es handelt sich um eine wichtige und ernste Angelegenheit7. Seit deine Mutter nicht mehr — nicht mehr da ist, bin ich allein gewesen. Sieben 1 Das bringt den Menschen auf andere Gedanken.— 3d.: 3to Teöa pa3BeeT. 2 Da hab’ ich auch was davon. — Toma h MHe hto-to nepenaaeT. 3 im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen — b oTJinnne ot 6ojil- UIHHCTBa B3pOCJIblX 4 Er zieht das Jackett straff. — Oh nonpaBJineT >KaBeT. 5 Das Kind schaut von den Tasten hoch. — PeöeHOK oTpbißaeT B3TJIHA OT KJiaBHUI. 6 auf und ab — B3aA h Bnepeji 7 es handelt sich um eine wichtige und ernste Angelegenheit — aeJio KacaeTcn Ba?KHoro h cepbe3Horo Bonpoca 42
lahre lang. Natürlich nicht ganz allein, ich hab’ ja dich ge- habt. Und ich hab’ dich ja noch!“ Das Kind schaut ihn mit großen Augen an. ,Wie dumm ich rede!“ denkt der Mann. Er hat eine Wut auf sich.1 „Kurz und gut1 2“, sagt er. „Ich will nicht länger allein sein. Es wird sich etwas ändern. In meinem und da- durch auch in deinem Leben.“ Ganz still ist’s im Zimmer. Eine Fliege summt, sie versucht durch die geschlossene Fensterscheibe ins Freie zu fliegen. „Ich habe mich entschlossen, wieder zu heiraten!“ „Nein!“ sagt das Kind laut. Es klingt wie ein Schrei. Dann wiederholt es leise: „Bitte nein, Vati, bitte nein, bitte, bitte nein!“ „Du kennst Fräulein Gerlach bereits. Sie hat sich sehr gern. Und sie wird dir eine gute Mutter sein.“ Lotte schüttelt in einem fort3 den Kopf und bewegt dabei lautlos die Lippen. Wie ein Automat, der keine Ruhe findet. Es sieht beängstigend aus. Deshalb blickt der Vater wieder weg und sagt:„Du wirst dich schneller, als du glaubst, an die neue Lage gewöhnen. Böse Stiefmütter kommen nur noch in Märchen vor. Also, Luise, ich weiß, daß ich mich auf dich verlassen kann. Du bist der vernünftigste kleine Kerl, den es gibt.4“ Und schon ist er aus der Tür. Das Kind sitzt wie betäubt. Herr Palfy drückt sich in der Garderobe den Hut5 6 7 aufs Künstlerhaupt. Da schreit das Kind im Zimmer. „Vati!“ Es klingt, als ob jemand ertränke*. ,In einem Wohnzimmer ertrinkt man nicht*, denkt Herr Palfy und geht. Er hat es sehr eilig.’ Denn er muß ja mit dem Sänger Luser arbeiten! Lotte ist aus ihrer Betäubung erwacht.8 Sie zwingt sich ruhig zu überlegen. Was ist zu tun?9 Denn daß man etwas tun 1 Er hat eine Wut auf sich. — Oh sjihtch Ha ceön. 2 Kurz und gut — Kopone roßopn 3 in einem fort — HenpepbiBHO 4 Du bist der vernünftigste kleine Kerl, den es gibt.—3d,: Tbi caMbifi paayMHbiH peöenoK Ha CBeTe. 5 Herr Palfy drückt sich ... den Hut — TocnoAMH Ilajib^H naxjio- öyHHJi ... uwinny 6 als ob jemand ertränke — 3d,: KaK KpHK yTonaiomero 7 Er hat es sehr eilig. — EMy oneHb HeKoraa. 8 Lotte ist aus ihrer Betäubung erwacht. — Jlorra oHHyjiacb ot CBoero oueneneHMH. 9 Was ist zu tun? — Hto aeJiaTb? 43
muß, ist klar. Niemals darf Vati eine andere Frau heiraten, niemals. Er hat ja eine Frau! Auch wenn sie nicht mehr bei ihm ist. Niemals wird Lotte eine neue Mutter dulden, niemals! Sie hat ja ihre Mutter, ihre über alles geliebte Mutti1! Mutti darf es nicht wissen. Sie darf das ganze große Ge- heimnis der beiden Kinder nicht wissen, und vor allem nicht, daß der Vater dieses Fräulein Gerlach zur Frau nehmen will! So bleibt nur noch ein Weg. Und diesen Weg muß Lott- chen selber gehen. Sie holt das Telefonbuch. Sie blättert mit zittrigen Fin- gern. „Gerlach“. Es gibt nicht sehr viele Gerlachs. „Ger- lach, Stefan. Generaldirektor. Koblenzallee 43.“ Vati hat neulich erzählt, daß Fräulein Gerlachs Vater Restaurants und Hotels gehören, auch das Hotel „Imperial“, wo sie täglich zu Mittag essen. „Koblenzallee 43“. Nachdem Resi erklärt hat, wie man zur Koblenzallee fahren muß, setzt sich das Kind den Hut auf, zieht den Man- tel an und sagt: „Ich gehe jetzt weg. “ „Was willst du denn in der Koblenzallee?“ fragt Resi neugierig. „Ich muß jemanden sprechen.1 2“ „Komm aber bald wieder!“ Das Kind nickt und macht sich auf den Weg.3 * * * Ein Stubetimädchen tritt in Irene Gerlachs elegantes Zim- mer und lächelt. „Ein Kind möchte Sie sprechen, gnädiges Fräulein. Ein kleines Mädchen.“ Das gnädige Fräulein hat sich gerade die Fingernägel frisch gelackt. Sie schwenkt die Hände durch die Luft4, damit der Lack schneller trocknet. „Ein kleines Mädchen?“ „Luise Palfy heißt’s.“ „Ah!“ sagt das gnädige Fräulein. „Führe sie herauf!“ Das Stubenmädchen verschwindet. Die junge Dame erhebt sich und wirft einen Blick in den Spiegel. Sie ist mit sich zufrieden. Als das Kind ins Zimmer tritt, befiehlt Fräulein Gerlach dem Stubenmädchen: „Mach’ uns Schokolade! Und bringe 1 ihre über alles geliebte Mutti — cbok> MaMy, KOTOpyio ona jiioöht öojibuie Bcero Ha CBeTe 2 Ich muß jemanden sprechen. — Mne Hy>KHo Koe c KeM neperoBo- pHTb. 3 Das Kind ... macht sich auf den Weg. — 3d.: PeöeHOK ... yxo/nrr. 4 Sie schwenkt die Hände durch die Luft — Ona paawaxHBaeT py- K3MH 44
Waffeln!“ Dann wendet sie sich freundlich an ihren Gast: „Wie nett, daß du mich besuchen kommst! Da sieht man es, wie unaufmerksam ich bin. Ich hätte dich längst schon ein- mal einladen sollen!1 Willst du nicht ablegen?“ „Danke“, sagt das Kind. „Ich will nicht lange bleiben.“ „So?“ Irene Gerlach verliert ihre gönnerhafte Miene kei- neswegs. „Aber zum Hinsetzen wirst du hoffentlich Zeit haben?1 2“ Das Kind setzt sich auf den Rand eines Stuhles und wen- det kein Auge von der Dame. Die Dame findet, daß die Situation allmählich lächerlich wird. Doch sie beherrscht sich. Es steht immerhin einiges auf dem Spiel.3 Auf dem Spiel, das sie gewinnen will und gewinnen wird. „Bist du hier zufällig vorbeigekommen?“ „Nein, ich muß Ihnen etwas sagen!“ Irene Gerlach lächelt bezaubernd. „Ich bin ganz Ohr.4 Was ist es denn?“ Das Kind rutscht vom Stuhl, steht nun mitten im Zimmer und erklärt: „Vati hat gesagt, daß Sie ihn heiraten wollen.“ „Hat er das wirklich gesagt?“ Fräulein Gerlach lacht auf. „Hat er nicht vielmehr gesagt, daß er mich heiraten will? Aber das ist wohl Nebensache. Also: Ja, Luise, dein Papa und ich, wir wollen uns heiraten. Und du und ich, wir werden gewiß sehr gut miteinander auskommen. Davon bin ich fest überzeugt. Du nicht? Paß auf, wenn wir erst einige Zeit zu- sammenwohnen, werden wir die besten Freundinnen sein. Wir wollen uns beide Mühe geben.5 Nicht wahr?“ Das Kind weicht zurück und sagt ernst: „Sie dürfen Vati nicht heiraten!“ „Und warum nicht?“ „Weil Sie es nicht dürfen!“ „Das ist keine sehr befriedigende Erklärung“, meint das Fräulein scharf. „Du willst mir verbieten, die Frau deines Vaters zu werden?“ „Ja!“ 1 Ich hätte dich längst schon einmal einladen sollen! — H y»<e AaBHo AOJDKHa 6biJia 6bi npHrjiacwTb tcöh! 2 Aber zum Hinsetzen wirst du hoffentlich Zeit haben? — Ho npH- cecTb-To y Teöfl Haw/ieTCH BpeMH? 3 Es steht immerhin einiges auf dem Spiel. — Bee >Ke 3/iecb MHoroe nocTaßjieHO Ha KapTy. 4 Ich bin ganz Ohr. — H cjiyuiaio Teön. 5 Wir wollen uns beide Mühe geben. — Mbi o6e AOJDKHbi npuJiOÄHTb k 3TOMy cTapaHHe. 45
„Das ist wirklich allerhand!1“ Die junge Dame ist auf- gebracht. „Ich muß dich bitten, jetzt nach Hause zu gehen. Ob ich deinem Vater von diesem merkwürdigen Besuch er- zähle, werde ich mir noch überlegen. Auf Wiedersehen!“ An der Tür wendet sich das Kind noch einmal um und sagt: „Lassen Sie uns so, wie wir sind! Bitte, bitte...“ Dann ist Fräulein Gerlach allein. Sie denkt nach. Die Heirat muß man beschleunigen. Und dann muß man dieses Kind in ein Internat stecken! Sofort! Hier kann nur die strengste Erziehung noch helfen. „Was wollen Sie denn?“ Das Stubenmädchen steht mit einem Tablett da. „Ich bringe die Schokolade und die Waf- feln. Wo ist denn das kleine Mädchen?“ „Scheren Sie sich zum Teufel!1 2“ * * * Der Herr Kapellmeister kommt, da er in der Oper diri- gieren muß, nicht zum Abendbrot. Resi sitzt, wie in solchen Fällen immer, mit dem Kind am Tisch. „Du ißt ja heute gar nichts“, bemerkt Resi vorwurfs- voll. „Was hast du denn?3“ Lotte schüttelt den Kopf und schweigt. Die Haushälterin ergreift die Kinderhand. „Du hast ja Fieber! Gleich gehst du ins Bett!“ Dann trägt sie das völlig apathische Geschöpf ins Kinderzimmer, zieht es aus und legt es ins Bett. „Nichts dem Vati erzählen!“ murmelt die Kleine. Ihre Zähne klappern. Resi türmt Kissen und Decken übereinan- der.4 Dann rennt sie zum Telefon und ruft den Hofrat Strobl an. Der alte Herr verspricht, sofort zu kommen. Er ist genau so aufgeregt wie die Resi. Sie ruft in der Staatsoper an. „Gut!“ antwortet man ihr. „In der Pause werden wir es dem Herrn Kapellmeister aus- richten.“ Resi rennt wieder ins Schlafzimmer. Das Kind schlägt um sich und stammelt unverständliche Worte. Die Decken und Kissen liegen am Boden. 1 Das ist wirklich allerhand! — 3to yx cjihihkom! 2 Scheren Sie sich zum Teufel! — yönpaftTecb k nepry! 3 Was hast du denn? — Uto c toöoü? 4 Resi türmt Kissen und Decken übereinander. — Pesu HaßaJiHBaeT noflyuiKH n OAestJia. 46
Wenn bloß der Herr Doktor käme!1 Was soll man machen? Kompressen? Aber was für? Welche? Kalte? Heiße? Nasse? Trockene? * * * In der Pause sitzt der Kapellmeister Palfy in der Gar- derobe der Sopranistin. Sie trinken einen Schluck Wein und reden vom Theater. Die Leute vom Theater reden immer vom Theater. Das ist nun einmal so.1 2 Da klopft es. „Herein!“ Ein Angestellter tritt ein. „Endlich finde ich Sie, Herr Kapellmeister!“ ruft der alte Mann aufgeregt. „Man hat uns aus der Rothenturmstraße angerufen. Das Fräulein Toch- ter ist plötzlich krank geworden. Der Herr Hofrat Strobl ist schon bei dem Kind.“ Der Herr Kapellmeister sieht blaß aus. „Danke schön“, sagt er leise. Der Angestellte geht. „Hoffentlich ist es nichts Schlimmes“, meint die Sän- gerin. „Hat die Kleine schon die Masern gehabt?“ „Nein“, sagt er und steht auf. „Entschuldige!“ Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hat, rennt er aus allen Kräf- ten. Wo ist ein Telefon? Er telefoniert: „Hallo, Irene!“ „Ja, Liebling? Ist denn schon Schluß? Ich bin noch nicht fertig zum Ausgehen.“ Er berichtet hastig, was er eben gehört hat. Dann sagt er: „Ich fürchte, wir können uns heute nicht sehen!“ „Natürlich nicht. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes. Hat die Kleine schon.die Masern gehabt?“ „Nein“, antwortet er ungeduldig. „Ich rufe dich morgen früh wieder an.“ Dann legt er den Hörer auf. Ein Signal ertönt. Die Pause ist zu Ende. Die Oper und das Leben gehen weiter. * * * Endlich ist die Oper aus! Der Kapellsmeister rast in der Rothenturmstraße die Treppe hinauf. Resi öffnet ihm. Sie hat noch den Hut auf, weil sie in der Nachtapotheke war. Der Hofrat sitzt am Bett. „Wie geht’s ihr denn?3“ fragt der Vater flüsternd. 1 Wenn bloß der Herr Doktor käme! — Ecjih 6h tojibko npHiueJi rocnoAHH aoktop! 2 Das ist nun einmal so. —3d.: TaK y>K boahtca. 3 Wie geht’s ihr denn? — KaK ona ceö« qyBCTByeT? 47
„Nicht gut“, antwortet der Hofrat. „Aber Sie können ruhig laut sprechen. Ich habe ihr eine Spritze gegeben.“ Lottchen liegt im Bett. Ihr Gesicht glüht, sie atmet schwer. Sie hat das Gesicht verzogen, als tue ihr der künst- liche Schlaf sehr weh.1 „Masern?“ „Keine .Spur1 2“, brummt der Hofrat. Resi kommt ins Zimmer und schluchzt leise. „Nun nehmen Sie endlich den Hut ab!“ sagt der Kapell- meister nervös. „Ach ja! Entschuldigen Sie!“ Resi nimmt den Hut ab und behält ihn in der Hand. Der Hofrat schaut die beiden fragend an. „Das Kind macht offenbar eine schwere seelische Krise durch“, meint er. „Wissen Sie davon? Haben Sie wenigstens eine Vermu- tung?3“ Resi sagt: „Ich weiß freilich nicht, ob das damit verbun- den ist, aber ... Heute nachmittag ist sie ausgegangen. Weil sie jemanden sprechen mußte! Und ehe sie ging, hat sie ge- fragt, wie sie am besten zur Koblenzallee kommt.“ „Zur Koblenzallee?“ fragt der Hofrat und schaut zu dem Kapellmeister hin. Palfy geht rasch zum Apparat und telefoniert. „War Luise heute nachmittag bei dir?“ „Ja“, sagt eine Frauenstimme. „Aber wieso erzählt sie dir das?“ Er gibt darauf keine Antwort, sondern fragt weiter: „Und was wollte sie?“ Fräulein Gerlach lacht ärgerlich. „Sie kann dir das selbst erzählen!“ „Antworte, bitte!“ Ein Glück, daß sie sein Gesicht nicht sehen kann! „Sie kam, um mir zu verbieten, deine Frau zu werden!“ erwidert sie gereizt. Er murmelt etwas und legt den Hörer auf. „Was fehlt ihr denn?4“ fragt Fräulein Gerlach. Dann merkt sie, daß das Gespräch getrennt ist. „So ein kleines 1 Sie hat das Gesicht verzogen, als tue ihr der künstliche Schlaf sehr weh. — JIhu.0 ee HCKaxeHo, KaK Oynro 6u HCKyccTBeHHbifi coh npn- VHHJieT eil 6ojib. 2 Keine Spur—ad.: Hnvero noÄOÖHoro 3Haben Sie wenigstens eine Vermutung? — Ho bm, no KpaftHeft Mepe, MTO-HHÖyÄt npeflnojiaraere? 4 Was fehlt ihr denn? — Hto c Heft raKoe? 48
Biest“, sagt sie halblaut, „kämpft mit allen Mitteln! Legt sich hin und spielt krank.1“ * * * Der Hofrat verabschiedet sich und gibt noch einige An- weisungen. Der Kapellmeister hält ihn an der Tür zurück. „Was fehlt dem Kind?“ „Nervenfieber. Ich komme morgen früh wieder. Gute Nacht wünsche ich.“ Der Kapellmeister geht ins Kinderzimmer, setzt sich neben das Bett und sagt zu Resi: „Ich brauche Sie nicht mehr. Schlafen Sie gut!“ „Aber es ist doch besser...“ Er schaut sie an. Sie geht. Sie hat den Hut noch immer in der Hand. Er streichelt das kleine, heiße Gesicht. Das Kind er- schrickt im Fieberschlaf und wirft sich wild zur Seite. Der Vater sieht sich im Zimmer um. Der Schulranzen liegt fertiggepackt1 2 auf dem Pult. Daneben sitzt Christi, die Puppe. Er steht leise auf, holt die Puppe, löscht das Licht aus und setzt sich wieder ans Bett. Nun sitzt er im Dunkeln und streichelt die Puppe, als wäre sie das Kind3. Ein Kind, das vor seiner Hand nicht erschrickt. Neuntes Kapitel Der Chefredakteur der illustrierten Zeitschrift, Herr Ber- nau, stöhnt laut. „Schwere Zeit, meine Liebe! Wo sollen wir ein aktuelles Titelbild hernehmen?“ Frau Körner, die an seinem Schreibtisch steht, sagt: „Man hat uns Fotos von der neuen Meisterin im Brustschwim- men geschickt.“ „Ist sie hübsch?“ Die junge Frau lächelt. „Fürs Schwimmen reicht es!4“ Herr Bernau kramt auf dem Tisch. „Ich habe neulich von einem Dorffotografen mehrere Fotos gekriegt. Zwillinge wa- ren darauf!“ Er wühlt zwischen Mappen und Zeitungen. 1 Legt sich hin und spielt krank. — «JIojkhtch b nocrejib h npHKH- ÄMBaeTCH ÖOJIbHOH. 2 fertiggepackt — 3d.: c KHHraMH h TeTpa^HMH 3 als wäre sie das Kind — KaK öy/pro 6h bto 6hji peöenoK 4 Fürs Schwimmen reicht es! —3d.: Rjih Macrepa cnopTa no njia- BaHHK) Bnojine xopouia! 49
„Zwei reizende kleine Mädchen! Zum Schiefen ähnlich!1 He, wo seid ihr denn, ihr kleinen Mädchen? So etwas gefällt dem Publikum immer. Eine nette Unterschrift dazu. Wenn wir schon nichts Aktuelles für das Titelbild finden können, dann sollen es eben diese hübschen Zwillinge sein!1 2 Na endlich!“ Er hat das Kuvert mit den Fotos entdeckt, schaut die Bilder an und nickt zufrieden. Dann reicht er Frau Körner die Fotos. Nach einiger Zeit blickt er schließlich hoch, weil seine Mitarbeiterin nichts sagt. „Nanu!“ ruft er. „Körner! Was ist mit Ihnen? Vielleicht ist Ihnen schlecht geworden?“ „Ein bißchen, Herr Bernau!“ Ihre Stimme schwankt. „Es geht schon wieder.3“ Sie starrt auf die Fotos. Sie liest die Absenderanschrift: „Josef Kramer, Fotograf, Seebühl am See.“ In ihrem Kopf dreht sich alles. „Vielleicht sollten wir das Foto doch nicht bringen4“, sagt sie. „Und warum nicht, hochgeschätzte Kollegin?“ „Ich denke, die Aufnahmen sind nicht echt.“ „Zusammenkopiert, was?5“ Herr Bernau lacht. „Da tun Sie dem Herrn Kramer zu viel Ehre an.6 So geschickt ist er nicht. Also, rasch ans Werk! Dichten Sie eine nette Unter- schrift bis morgen.“ Er nickt und beugt sich über neue Arbeit. Sie tastet sich hinüber in ihr Zimmer7, sinkt in ihren Sessel, legt die Fotos vor sich hin und preßt die Hände an die Schläfen. Die Gedanken fahren in ihrem Kopfe Karussell.8 Ihre bei- den Kinder! Das Kinderheim! Die Ferien! Natürlich! Aber, warum hat Lottchen nichts davon erzählt? Warum hat Lott- chen die Bilder nicht mitgebracht? Oh, die beiden haben ent- deckt, daß sie Geschwister sind! Und dann haben sie be- 1 Zum Schießen ähnlich! — IlopasHTeAbuo noxowne! 2 Wenn wir schon nichts Aktuelles für das Titelbild finden können, dann sollen es eben diese hübschen Zwillinge sein! — Ecjih yw mm He CMOMeM HaÜTH HHHero aKTyaJibHoro aah oöjiowkh, to yw nycrb Gyayr 3TH XOpOIIieHbKHe (.aeBOMKH) 6jIH3HeU.M! 3 Es geht schon wieder. — Mne ywe jiyMme. 4 Vielleicht sollten wir das Foto doch nicht bringen. — Mower ömth, HaM He cjieÄyeT Bce-raKH noMemaTb 4>oTorpa<j)HK> 8 Zusammenkopiert, was? — OororpatjiHMecKHü TpioK, Aa? 6 Da tun Sie dem Herrn Kramer zu viel Ehre an. — Bm OKa3MBaere rocnoflHHy KpaMepy cjihuikom mhofo Meern. ’ Sie tastet sich hinüber in ihr Zimmer — Ona omynbio AoOnpaercn Ao CBoefi KOMHaru 8 Die Gedanken fahren ... Karussell. —3d.: Mhcjih nyraioTCH ... 50
schlossen, nichts darüber zu sagen. Mein Gott, wie sie einan- der ähnlich sind! Nicht einmal das vielgepriesene Mutter- auge... Oh, ihr meine beiden, beiden Lieblinge! Über ihr Gesicht strömen Tränen, Tränen des Glücks und Tränen des Schmerzes. Wie gut, daß Herr Bernau in diesem Augenblick den Kopf nicht durch die Tür steckt. Frau Körner reißt sich zusammen.1 Gerade jetzt heißt es, den Kopf oben zu behalten1 2. Was soll geschehen? Was wird, was muß geschehen? ,Ich werde mit Lottchen reden!* denkt sie. Eiskalt durchfährt es die Mutter!3 Ein Gedanke schüt- telt wie eine unsichtbare Hand ihren Körper hin und her: Ist es denn Lotte, mit der sie sprechen will? * * * Frau Körner hat Fräulein Linnekogel, die Lehrerin, in der Wohnung aufgesucht. „Das ist eine mehr als merkwürdige Frage, die Sie an mich stellen“, sagt Fräulein Linnekogel. „Ob ich für möglich halte4, daß Ihre Tochter nicht Ihre Tochter, sondern ein anderes Mädchen ist? Erlauben Sie, aber...“ „Nein, ich bin nicht verrückt“, sagt Frau Körner und legt eine Fotografie auf den Tisch. Fräulein Linnekogel schaut das Bild an. Dann die Besu- cherin. Dann wieder das Bild. „Ich habe zwei Töchter“, sagt die Besucherin leise. „Die zweite lebt bei meinem ehemaligen Mann in Wien. Das Bild kam mir vor einigen Stunden durch einen Zufall in die Hände. Ich wußte nicht, daß sich die Kinder in den Ferien begegnet sind.“ Fräulein Linnekogel macht den Mund auf und zu wie ein Karpfen auf dem Ladentisch. Kopfschüttelnd schiebt sie die Fotografie von sich weg. Endlich fragt sie: „Und die beiden haben bis dahin5 nichts voneinander gewußt?“ Die junge Frau schüttelt den Kopf. „Nein. Mein Mann und ich haben es damals so beschlossen. Wir dachten, daß es so am besten ist.“ 1 Frau Korner reißt sich zusammen. — Opay Kepnep öepeT ceön b pyKH. 2 den Kopf oben zu behalten — ne TepnTb tojiobli 3 Eiskalt durchfährt es die Mutter! — Ee (MaTb) öpocaeT b Apo>Kb! 4 06 ich für möglich halte — AonycKaio Jin n Mbicjib 5 bis dahin — j\o 3Toro 51
„Und auch Sie haben von Ihrem Mann und Ihrem anderen Kind nie wieder gehört?“ „Nie.“ „Hat er wieder geheiratet?“ „Ich weiß es nicht. Ich glaube kaum. Er meinte, daß er sich nicht fürs Familienleben eignet.“ „So eine Geschichte“, sagt die Lehrerin. „Sind die Kinder wirklich auf die Idee gekommen, einander auszutauschen? Wenn ich an Lottchens charakteristische Wandlung denke... Und dann die Schrift, Frau Körner, die Schrift! Das erklärt manches.“ Die Mutter nickt und schaut starr vor sich hin. „Nehmen Sie mir meine Offenheit nicht übel1“, meint Fräulein Linnekogel. „Ich war nie verheiratet, ich bin Er- zieherin und habe keine eigenen Kinder, aber ich meine immer: Die verheirateten Frauen nehmen ihre Männer zu wichtig?1 2 3 Dabei ist nur eines wichtig: das Glück der Kin- der!“ Frau Körner lächelt schmerzlich. „Glauben Sie, daß meine Kinder glücklicher geworden wären, wenn ihre Eltern sich nicht getrennt hätten8?“ Fräulein Linnekogel sagt nachdenklich: „Ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Sie sind noch heute sehr jung. Sie waren, als Sie heirateten, fast ein Kind. Sie werden Ihr Leben lang jünger sein, als ich jemals gewesen bin. Was für den einen richtig wäre4 *, kann für den anderen falsch sein.“ Frau Körner steht auf. „Und was werden Sie tun?“ meint die Lehrerin. „Wenn ich das wüßte!8“ sagt die junge Frau. ♦ * * Luise steht vor einem Münchner Postschalter. „Nein“, sagt der Beamte für die postlagernden Sendungen6 *. „Nein, Fräulein Vergißmeinnicht, heute ist wieder nichts für Sie.“ 1 Nehmen Sie mir meine Offenheit nicht übel — He oömKaÄTecb H3 MeHfl 33 OTKpOBeHHOCTb 2 Die verheirateten Frauen nehmen ihre Männer zu wichtig! — 3a- My»HHe HteHmHHbl CJIHUIKOM HOCHTCH CO CBOHMH My»bHMH! 3 daß meine Kinder glücklicher geworden frären, wenn ihre Eltern sich nicht getrennt hätten — uto moh a^th ömjih 6m cnacTJiHBbie, ecjiH 6m HX pO^HTeJIH He pa3OIHJIHCb 4 Was für den einen richtig wäre — Hto ömjio 6m npaBHjibHMM AJiH OÄHoro 8 Wenn ich das wüßte! — Eohh 6h h Morjia sto 3HaTb! 6 der Beamte für die postlagernden Sendungen — (Miy>KamHH, bh- AaioiUHH nncbMa ao BoerpeöoBaHHH 52
Luise blickt ihn unschlüssig an. „Was kann das nur be- deuten?“ murmelt sie bedrückt. Der Beamte versucht zu scherzen. „Vielleicht ist aus dem Vergißmeinnicht ein .Vergißmich* geworden?1“ „Das kann nicht sein“, sagt sie. „Ich frage morgen wie- der nach.“ „Bitte sehr“, erwidert er lächelnd. * * * Frau Körner kommt nach Hause. Brennende Neugier und kalte Angst streiten in ihrem Herzen, daß es ihr fast den Atem nimmt1 2. Das Kind ist in der Küche. Topfdeckel klappern. „Heute riecht’s aber gut!“ sagt die Mutter. „Was gibt’s denn?“ „Schweinebraten mit Sauerkraut und Kartoffeln“, ruft die Tochter stolz. „Wie schnell du das Kochen gelernt hastl“ sagt die Mut- ter, scheinbar ganz harmlos3. „Nicht wahr?“ antwortet die Kleine fröhlich. „Ich hätte nie gedacht4 *, daß ich ..." Sie bricht entsetzt ab und beißt sich auf die Lippen. Jetzt nur die Mutter nicht ansehen! Die Mutter lehnt sich an die Tür und ist bleich. Bleich wie die Wand. Das Kind steht am offenen Küchenschrank und nimmt Ge- schirr heraus. Die Teller klappern wie bei einem Erdbeben. Da öffnet die Mutter mühsam den Mund und sagt: „Lui- se!“ Krach! Die Teller liegen in Scherben auf dem Boden.6 Luise dreht sich um. Ihre Augen sind vor Schreck geweitet. „Luise!“ wiederholt die Frau sanft und öffnet die Arme weit6. „Mutter!“ Das Kind hängt der Mutter am Halse und schluchzt lei- denschaftlich. 1 ... ist aus dem Vergißmeinnicht ein ,Vergißmich* geworden? — 3d.: H3 neaaßyÄKH ciajia «3a6yAKa»? 2 daß es ihr fast den Atem nimmt — mto ona ayrt ah ne sajitixaeTca 3 scheinbar ganz harmlos — BHeume coßepiueHHo cnoKofino 4 Ich hätte nie gedacht — H HHKor.ua He AyMajia 8 Die Teller liegen in Scherben auf dem Boden. — Ha noJiy Jie>KaT TapeJiKH, paaÖHTHe BApeCearn. • ... öffnet die Arme weit — ... rnnpoKo pacKpusaeT oÖihthh 53
Die Mutter sinkt in die Knie1 und streichelt Luise mit zitternden Händen. „Mein Kind, mein liebes Kind!“ Sie knien zwischen zerbrochenen Tellern. Auf dem Herd brennt der Schweinebraten an. Wasser läuft zischend1 2 aus den Töpfen in die Gastflammen. Die Frau und das kleine Mädchen merken von alledem nichts. * * * Stunden sind vergangen. Luise hat geredet, und die Mut- ter ihr zugehört. Es war eine lange, wortreiche Geschichte, und es war eine kurze, wortlose Freisprechung — ein Blick, ein Kuß, mehr war nicht nötig. Jetzt sitzen sie auf dem Sofa. Das Kind hat sich eng, ganz eng an die Mutter geschmiegt. Ach, ist das schön, end- lich darf man die Wahrheit sagen! So leicht ist einem zumute!3 Man muß sich an der Mutter festklammern, damit man nicht plötzlich davonfliegt! „Ihr seid zwei schlaue kleine Mädchen!“ meint die Mut- ter. Luise kichert vor lauter Stolz.4 (Ein Geheimnis hat sie allerdings immer noch nicht verraten: daß es da in Wien, wie Lotte ängstlich geschrieben hat, neuerdings ein gewisses Fräulein Gerlach gibt!5 Die Mutter seufzt. Luise schaut sie besorgt an. „Nun ja“, sagt die Mutter. „Aber was soll jetzt werden? Können wir tun, als sei nichts geschehen?6“ Luise schüttelt entschieden den Kopf. „Lottchen sehnt sich sicher sehr nach dir. Und du sehnst dich doch auch nach ihr, nicht wahr, Mutti?“ Die Mutter nickt. „Und ich ja auch“, gesteht das Kind. „Nach Lottchen und...“ „Und nach deinem Vater?“ 1 Die Mutter sinkt in die Knie — MaTb onycKaeTcn na KOJienn 2 zischend — rnnnn 3 So leicht ist einem zumute! — KaK cTajio JierKo na Ayuie! 4 Luise kichert vor lauter Stolz. — 3d.: Jlynaa yKpaßKon nocMen- BaeTcn ot cHacTbfl 6 daß es ... neuerdings ein gewisses Fräulein Gerlach gibt — hto ...c ne/iaBHero BpeMenn noHBHjiacb neKaa (ppcftJienH TepJiax 6 Können wir tun, als sei nichts geschehen? — Mo>KeM jih mu oc- TdBHTb BCe T3K, K3K ÖyATO 6bl HHUCrO He npOH3OIUJIO? 54
Luise nickt. Eifrig und schüchtern zugleich. „Und wenn ich nur wüßte1, warum Lottchen nicht mehr schreibt?“ „Ja“, murmelt die Mutter. „Ich bin recht in Sorge.1 2“ Zehntes Kapitel Lottchen liegt apathisch im Bett. Sie schläft. Sie schläft viel. „Schwäche“, hat Hofrat Strobl heute mittag gesagt. Der Herr Kapellmeister sitzt am Kinderbett und blickt ernst auf das kleine, schmale Gesicht hinunter. Er kommt seit mehreren Tagen nicht mehr aus dem Zimmer. In der Oper vertritt ihn ein anderer Dirigent. Man hat im Zimmer für ihn ein zweites Bett aufgestellt. Nebenan läutet das Telefon. Resi kommt auf Zehenspitzen3 ins Zimmer. „Ein Fern- gespräch aus München!4“ flüstert sie. Er steht leise auf und befiehlt ihr, bei dem Kind zu blei- ben. Dann schleicht er ins Nebenzimmer. München? Wer kann das sein? Wahrscheinlich die Konzertdirektion. Ach, sie sollen ihn gefälligst in Ruhe lassen5 6! Er nimmt den Hörer und meldet sich „Hier Palfy!“ „Hier Körner!“ ruft eine Frauenstimme aus München. „Was?“ fragt er verblüfft. „Wer? Luiselotte?“ „Ja!“ sagt die ferne Stimme. „Entschuldige, daß ich dich anrufe. Doch ich bin wegen des Kindes in Sorge®. Ich hoffe, es IsT nicht krank?“ „Doch.“ Er spricht leise. „Es ist krank!“ „Oh!“ Die ferne Stimme klingt sehr erschrocken. Herr Palfy runzelt die Stirn: „Aber ich verstehe nicht, wieso du...“ „Wir hatten so eine Ahnung7, ich und ... Luise!“ „Luise?“ Er lacht nervös. Dann lauscht er verwirrt und schüttelt den Kopf. Fährt sich aufgeregt durchs Haar.8 Die ferne Frauenstimme berichtet hastig, was man in solch einer Hast sagen kann. 1 Und wenn ich nur wüßte! — H ecjm 6h a ro/ibKo 3Hanal 2 Ich bin recht in Sorge. — $1 onenb oöecnoKoena. 3 auf Zehenspitzen — Ha uunouKax 4 Ein Ferngespräch aus München! — Bac BH3HBaer MioHxeH! 5 sie sollen ihn gefälligst in Ruhe lassen! — 3d.: Xotb 6h ohh He ßecnoKOMH ero ceiinac! 6 ... ich bin wegen des Kindes in Sorge — ... h öecnoKOiocb 3a pe- öeHKa 7 Wir hatten so eine Ahnung — y Hac 6n.no raxoe npeflnyBCTOHe 8 Fährt sich aufgeregt durchs Haar. — (Oh) b3bO4hob3hho npoßo- äht pyKoii no BOJiocaM. 55
„Sprechen Sie noch?“ erkundigt sich das Fräulein vom Amt1. „Ja, zum Donnerwetter!1 2“ Der Kapellmeister schreit es. Man kann sich seinen Zustand einigermaßen vorstellen. „Was fehlt denn dem Kind?3“ fragt die besorgte Stimme seiner geschiedenen Frau. „Nervenfieber“, antwortet er. „Die Krise ist vorbei, sagt der Arzt, aber die körperliche und seelische Erschöpfung sind sehr groß.“ „Ein tüchtiger Arzt?“ „Aber gewiß! Hofrat Strobl. Er kennt Luise schon von klein auf4 *. Ach, entschuldige, es ist ja Lotte! Er kennt sie also nicht!“ Er seufzt. Drüben in München seufzt eine Frau. Zwei Erwachsene sind ratlos. Ihre Zungen sind gelähmt. Und ihre Gehirne, scheint es, ihre Gehirne auch. In dieses gefährliche Schweigen hinein klingt eine wilde Kinderstimme. „Vati! Lieber, lieber Vati!“ schallt es aus der Ferne. „Hier ist Luise! Vati, sollen wir nach Wien kommen? Ganz schnell?“ Das erlösende Wort8 ist gesprochen. Die eisige Beklem- mung der Beiden Erwachsenen schmilzt. „Mein Liebling! Guten Tag!“ ruft der Vater. „Das ist ein guter Gedanke!“ „Nicht wahr?“ Das Kind lacht glücklich. „Wann könnt ihr denn hier sein?“ fragt er. Nun ertönt wieder die Stimme der jungen Frau. „Ich werde mich gleich erkundigen, wann morgen früh der erste Zug fährt.“ „Nehmt doch ein Flugzeug!“ schreit er. „Dann seid ihr schneller hier!“ — ,Wie kann ich nur so schreien!* denkt er. ,Das Kind soll doch schlafen!* Als er ins Kinderzimmer zurückkommt, steht Resi von ihrem Platz am Bett auf und will Weggehen. „Resi!“ flüstert er. Sie bleiben beide stehen. „Morgen kommt meine Frau.“ „Ihre Frau?“ „Pst!6 Nicht so laut! Meine ehemalige Frau! Lottchens Mutter!“ 1 das Fräulein vom Amt — TeJie4>ouucTKa 2 Ja, zum Donnerwetteri—Jfa, vepT bo3bmh! 3 Was fehlt denn dem Kind? — Hto c peßeHKOM? 4 von klein auf — c Majibix jict 6 Das erlösende Wort — CnacwreJibHoe cjiobo 8 Pstl — Turne! 56
„Lottchens?“ Er winkt lächelnd ab.1 Woher soll sie’s denn wissen? „Luise kommt auch mit!“ „Wieso? Da liegt sie doch, die Luise!“ Er schüttelt den Kopf. „Nein, das ist der Zwilling.“ „Zwilling?“ Die Familienverhältnisse des Herrn Kapell- meisters wachsen der armen Frau über den Kopf.1 2 „Sorgen Sie dafür, daß wir etwas zu essen haben! Über andere Fragen sprechen wir noch.“ Der Vater betrachtet das schlafende Kind. Er trocknet ihm die feuchte Stirn mit einem Tuch ab. Das ist nun also die andere kleine Tochter! Sein Lott- chen! Welche Tapferkeit und welche Willenskraft erfüllten dieses Kind, bevor Krankheit und Verzweiflung es nieder- warfen3! Vom Vater hat es diesen Heldenmut wohl nicht. Von wem? Von der Mutter? Wieder läutet das Telefon. Resi steckt den Kopf ins Zimmer. „Fräulein Gerlach!“ Herr Palfy schüttelt den Kopf, ohne sich umzuwenden. * * * Frau Körner erhält vom Herrn Bernau wegen „dringender Familienangelegenheiten“4 5 Urlaub. Sie telefoniert mit dem Flugplatz und bekommt für morgen früh zwei Flugplätze. Dann packt sie einen Koffer. Sie nimmt nur das Notwendigste mit. Die Nacht scheint endlos.6 Aber auch Nächte, die endlos scheinen, vergehen. * * * Als am nächsten Morgen der Herr Hofrat Strobl, von Pe- perl begleitet, vor dem Haus in der Rothenturmstraße an- kommt, fährt gerade ein Taxi vor. Ein kleines Mädchen steigt aus dem Auto — und schon springt Peperl wie besessen an dem Kind hoch6. Er bellt, er dreht sich wie ein Kreisel, er springt wieder hoch. 1 Er winkt lächelnd ab. — Y^bidancb, oh MameT pyKofi. 2 ... wachsen der armen Frau über den Kopf — 3d,: rojioßa y öejiHOH >KeHmHHbi njjeT KpyroM ot ... 3 bevor Krankheit und Verzweiflung es niederwarfen — nona 6o- jie3Hb h oTHaflHHe He cjiomhjih ero (peöeHKa) 4 wegen „dringender Familienangelegenheiten“ — no ceMeÜHbiM jje- jiaM, ne TepnamHM oTJiaraTeJibCTBa 5 Die Nacht scheint endlos. — KanteTcn, hto hohh ne öyjieT Konna. • ... springt Peperl wie besessen andern Kind hoch — ... IlenepJib npbiraeT, KaK ojiepJKFMbiH, BOKpyr peöeHKa 57
„Guten Tag, Peperl! Guten Tag, Herr Hofrat!“ Der Herr Hofrat vergißt vor Verwunderung, den Gruß zu erwidern. Plötzlich läuft er auf das Kind zu und schreit: „Bist du denn völlig verrückt? Marsch ins Bett!“ Luise und der Hund sausen ins Haustor. Eine junge Dame steigt aus dem Auto. „Das Kind kann sich ja den Tod holen!1“ schreit der Herr Hofrat empört. „Es ist nicht das Kind, das Sie meinen“, sagt die junge Dame freundlich. „Es ist die Schwester.“ * * * Resi öffnet die Korridortür. Draußen steht Peperl mit einem Kind. „Guten Tag, Resi!“ ruft das Kind und stürzt mit dem Hund ins Kinderzimmer. Die Haushälterin steht wie angewurzelt da und schlägt ein Kreuz.1 2 Dann kommt der alte Hofrat die Stufen empor. Er kommt mit einer bildhübschen Frau, die einen Reisekoffer trägt. „Wie geht es Lottchen?“ fragt die junge Dame hastig. „Etwas besser, glaub’ ich“, meint die Resi. „Darf ich Ihnen den Weg zeigen?“ „Danke, ich kenne den Weg!“ Und schon ist die Fremde im Kinderzimmer verschwunden. „Mutti!“ flüstert Lotte. Sie kann ihre Augen von der Mutter nicht abwenden. Die junge Frau streichelt wortlos die heiße Kinderhand. Sie kniet am Bett nieder und nimmt das zitternde Geschöpf in die Arme. Luise schaut blitzschnell zum Vater hinüber, der am Fenster steht. Dann tritt sie an Lottchens Bett, klopft die Kissen3, wendet sie um. Jetzt ist sie die kleine Hausfrau. Sie hat’s ja inzwischen gelernt! Der Herr Kapellmeister mustert die drei mit einem ver- stohlenen Seitenblick.4 Die Mutter mit ihren Kindern. Seine Kinder sind es ja natürlich auch! Und die junge Mutter war vor Jahren sogar einmal seine Frau! Versunkene Tage5, ver- 1 Das Kind kann sich ja den Tod holen! — 3d,: PeöenoK Mo>KeT CMepTeJibHo aaöojieTb! 2 Die Haushälterin steht wie angewurzelt da und schlägt ein Kreuz. — 3K0H0MK3 CTOHT K3K BK0HaHH3H H KpeCTHTCfl. 3 klopft die Kissen — B3ÖHBaeT no/iyuiKH 4 Der Herr Kappeilmeister mustert die drei mit einem verstohlenen Seitenblick. — Tochoahh Kane^bMekcTep yKpa/iKofi norjiH/jtiBaeT 3a HHMH. 5 Versunkene Tage — yiiie/umie ahh 58
gessene Stunden tauchen vor ihm auf. Lang, lang ist’s her.1 Peperl liegt wie vom Donner gerührt1 2 am Fußende des Bettes und blickt immer wieder von dem einen kleinen Mäd- chen zum anderen. Da klopft es. Die vier Menschen im Zimmer erwachen wie aus einem seltsamen Schlaf. Der Herr Hofrat tritt ein. Am Bett macht er halt. „Wie geht’s dem Patienten?“ „Gu-ut“, sagt Lottchen und lächelt müde. „Haben wir heute endlich Appetit?“ brummt er. „Wenn Mutti kocht“, flüstert Lottchen. Mutti nickt und geht ans Fenster. „Entschuldige, Ludwig, daß ich dir erst jetzt guten Tag sage!“ Der Kapellmeister drückt ihr die Hand. „Ich danke dir vielmals, daß du gekommen bist.“ „Aber ich bitte dich!3 Das war doch selbstverständlich! Das Kind...“ „Freilich, das Kind“, erwidert er. „Trotzdem!“ „Du siehst aus, als hättest du seit Tagen nicht geschla- fen4“, meint sie. „Ich werde es nachholen. Ich hatte Angst um ... um das Kind!“ „Es wird bald wieder gesund sein“, sagt die junge Frau. „Ich fühle es.“ Am Bett wispern die Kinder. Luise beugt sich dicht an Lottchens Ohr. „Mutti weiß nichts von Fräulein Gerlach. Wir dürfen’s ihr auch nie sagen!“ Lottchen nickt ängstlich. Der Herr Hofrat kann das Gespräch nicht hören, weil er das Thermometer prüft. „Die Temperatur ist fast normal,“ sagt er. „Du bist überm Berg!5 6 Herzlichen Glückswunsch, Luise!“ „Danke schön, Herr Hofrat“, antwortet die richtige Luise. „Oder meinen Sie mich?®“ fragt Lottchen und lacht vor- sichtig. Der Kopf tut dabei noch weh. „Ihr seid mir ein Paar Intriganten!“ knurrt er. „Sogar meinen Peperl habt ihr an der Nase herumgeführt!7“ Er 1 Lang, lang ist’s her. — 3to 6hjio TaK a3bho. 2 wie vom Donner gerührt — cjiobho nopaweHHbiH rpoMOM 3 Aber ich bitte dich!—3d.: noMHjiyii.: noMHJiyfi! 4 als hättest du seit Tagen nicht geschlafen — KaK öy/rro 6h th He.cnaji hcckojibko hohch 5 Du bist überm Berg! — Th cnacena! 6 Oder meinen Sie mich? — Momct 6htb, bh HMeere b Bit/iy Mena? 7 Sogar meinen Peperl habt ihr an der Nase herumgeführt! — Äa/Ke Moero IlenepjiH npoBejm bh! 59
hustet energisch, steht auf und sagt: „Komm, Peperl, reiß dich von den beiden Mädchen los!“ Peperl wedelt mit dem Schwanz. Dann schmiegt er sich an den Hofrat, der soeben dem Herrn Kapellmeister Palfy erklärt: „Eine Mutter, das ist eine Medizin! Die kann man nicht in der Apotheke holen!“ Er wendet sich an die junge Frau: „Werden Sie solange bleiben können, bis Luise — Ver- zeihung! — bis Lottchen wieder völlig gesund ist?“ „Wahrscheinlich, Herr Hofrat, und ich möchte es auch.“ „Na, also“, meint der alte Herr. „Der Herr Exgemahl wird sich damit schon abfinden.1“ Palfy öffnet den Mund. „Lassen Sie nur“, sagt der Hofrat spöttisch. „Das Künst- lerherz wird Ihnen natürlich bluten.1 2 Soviel Leute in der Wohnung! Aber nur Geduld, bald werden Sie wieder ganz allein sein.“ Er hat’s heute in sich3, der Hofrat! Die Tür öffnet er so rasch, daß Resi, die draußen horcht, am Kopf eine Beule kriegt4 *. „Mit einem sauberen Messer drücken!6“ empfiehlt er. „Ist schon gut. Der Ratschlag kostet nichts“, antwortet Resi. * * * Der Abend hat sich auf die Erde herabgesenkt. In Wien wie anderswo auch. Im Kinderzimmer ist es still. Luise schläft. Lotte schläft auch. Frau Körner und der Kapellmeister haben bis vor wenigen Minuten im Wohnzimmer gesessen. Sie haben manches be- sprochen, und sie haben noch mehr „beschwiegen“. Dann ist Palfy aufgestanden und hat gesagt: „So! Nun muß ich ge- hen!“ Dabei ist er sich etwas komisch erschienen. Er flieht ja aus der eigenen Wohnung! Sie bringt ihn bis zur Korridortür. Er zögert. „Wenn es wieder schlimmer wird — ich bin im Atelier.“ 1 Der Herr Exgemahl wird sich damit schon abfinden. — Focno- ähh öbiBinHH cynpyr BbiHyameH öy/ieT npHMHpHTbca c sthm. 2 Das Künstlerherz wird Ihnen natürlich bluten. — Barne apTHCTH- necKoe cepÄixe, kohchho, oöoJibeTC» KpoBbio. 3 Er hat’s heute in sich. — Oh ceroAHH b y/iape. 4 daß Resi ... am Kopf eine Beule kriegt — hto y Pe3H ... Ha tojio- Be 3CK3KHBaeT niHmKa 6 Mit einem sauberen Messer drücken! — npHjiojKH hhcthh hojk! 60
„Mach dir keine Sorgen!“ sagt sie zuversichtlich. „Vergiß lieber nicht, daß du viel Schlaf nachzuholen hast1.“ Er nickt. „Gute Nacht!“ „Gute Nacht!“ Während er langsam die Treppe hinabsteigt, ruft sie leise: „Ludwig!“ Er dreht sich fragend um. „Kommst du morgen zum Frühstück?“ „Ich komme!“ Als sie die Tür verschlossen und die Kette vorgehängt hat, bleibt sie noch eine Weile1 2 stehen. Er ist älter geworden. Fast sieht er schon wie ein richtiger Mann aus, ihr ehemaliger Mann. Dann wirft sie den Kopf zurück und geht, den Schlaf ihrer und seiner Kinder mütterlich zu bewachen3. * * * Eine Stunde später steigt, vor einem Haus in der Kärt- nerstraße, eine junge, elegante Dame aus einem Auto. Sie spricht mit dem mürrischen Portier. „Der Herr Kapellmeister?“ brummt er. „Ich weiß nicht, ob er im Atelier ist.“ „Im Atelier ist aber Licht“, sagt sie. „Also ist er da! Hier!4 *“ Sie drückt ihm Geld in die Hand und eilt, an ihm vorbei, zur Treppe. Er betrachtet den Geldschein und geht in seine Wohnung zurück. „Du?“ fragt Ludwig Palfy oben an der Tür. „Erraten!6“ bemerkt Irene Gerlach böse und tritt ins Atelier. Sie setzt sich, zündet sich eine Zigarette an und betrachtet den Mann prüfend. Er sagt nichts. „Warum kommst du nicht zum Telefon?“ fragt sie. „Fin- dest du das sehr geschmackvoll?“ „Ich war nicht fähig, mit dir zu sprechen. Mir war nicht danach zumute.® Das Kind war schwer krank.“ „Aber jetzt geht es ihm wohl besser. Sonst wärst du doch in der Rothenturmstraße.7“ 1 daß du viel Schlaf nachzuholen hast — wo Teöe ny>KHo xopo- meubKo oTocnaibca 2 eine Weile — HeKoTopoe BpeMH 3 den Schlaf ihrer und seiner Kinder mütterlich zu bewachen — ad.'. no-MarepuHCKH oxpamiTb coh ee h ero Aerefi 4 Hier! — BotI 6 Erratenl — YraASJil 6 Mir war nicht danach zumute. — Mue 6bUio He ao stoco. 7 Sonst wärst du doch in der Rotenturmstraße. — Unave th 6ha 6bi Ha PoTeHTypMUiTpace. 61
Er nickt. „Ja, es geht ihm besser. Außerdem ist meine Frau dort.“ „Wer?“ „Meine Frau. Meine ehemalige Frau. Sie kam heute mor- gen mit dem anderen Kind.“ „Mit dem anderen Kind?“ fragt die junge, elegante Frau. „Ja, es sind Zwillinge. Erst war Luise bei mir. Seit Fe- rienschluß dann das andere Mädchen. Doch das hab’ ich gar nicht bemerkt. Ich weiß es erst seit gestern.“ Die Dame lacht böse. „Deine Geschiedene hat das listig organisiert.“ „Sie weiß es auch erst seit gestern“, sagt er ungeduldig. Irene Gerlach verzieht ironisch die Lippen. „Die Situa- tion ist pikant, nicht wahr? In der einen Wohnung sitzt eine Frau, mit der du nicht mehr verheiratet bist, und in der anderen Wohnung — eine Frau, mit der du noch nicht ver- heiratet bist.“ Ihn packt der Ärger.1 „Es gibt viel mehr Wohnungen, wo Frauen sitzen, mit denen ich noch nicht verheiratet bin!“ „Ohl“ Sie erhebt sich. „Witzig kannst du auch sein?“ „Entschuldige, Irene, ich bin nervös!“ „Entschuldige, Ludwig, ich auch!“ Bums! Die Tür ist zu, und Fräulein Gerlach ist gegangen. Nachdem Herr Palfy einige Zeit auf die Tür gestarrt hat1 2, wandert er zum Flügel, blättert die Noten zu seiner Kinder- oper durch und setzt sich vor die Tasten. Eine Weile spielt er vom Blatt. Dann moduliert er. Und langsam, ganz langsam entsteht eine neue Melodie. Eine Melodie, so einfach und herzgewinnend! Elftes Kapitel Die Zeit, die, wie man weiß, Wunden heilt, heilt auch Krankheiten. Lottchen ist wieder gesund. Sie trägt auch wieder ihre Zopfe und Zopfschleifen. Und Luise hat wie einst ihre Locken, und sie schüttelt sie nach Herzenslust3. Sie helfen der Mutti und Resi beim Einkäufen4 und in der Küche. Sie spielen gemeinsam im Kinderzimmer. Sie singen 1 Ihn packt der Ärger. — Ero oxßaTbiBaeT 3JiocTb. 2 Nachdem Herr Palfy einige Zeit auf die Tur gestarrt hat — 3d.\ PocnoÄHH naJib(|)H HeKOTopoe BpeMH HeAoyMeHHo cmotpht Ha Aßepb, 3areM 3 nach Herzenslust — CKOJibKO eft 3axoHeTca 4 beim Einkäufen — jjeJiaTb noKynKH 62
zusammen, während Lottchen oder Vati am Klavier sitzt. Sie besuchen Herrn Gabele in der Nachbarwohnung. Oder sie führen Peperl aus, wenn der Herr Doktor Sprechstunde hat1. Und manchmal, ja, da schauen sich die Schwestern ängst- lich in die Augen. Was wird werden? * * * Am 14. Oktober haben die beiden Mädchen Geburtstag. Sie sitzen mit den Eltern im Kinderzimmer. Zwei Geburts- tagskuchen stehen da, jeder mit zehn brennenden Lichtern1 2. Vati hat einen wunderschönen „Geburtstagsmarsch für Zwil- linge“ gespielt. Nun dreht er sich auf dem Klavierschemel herum und fragt: „Warum durften wir euch eigentlich nichts schenken?“ Lottchen holt tief Atem und sagt:3 „Weil wir uns etwas wünschen wollen, was man nicht kaufen kann!“ „Was wünscht ihr euch denn?“ fragt die Mutti. Nun ist Luise an der Reihe, tief Atem zu holen.4 Dann erklärt sie, aufgeregt: „Lotte und ich wünschen uns von euch zum Geburtstag, daß wir von jetzt ab immer zusammenblei- ben dürfen!“ Endlich hat sie das ausgesprochen. Die Eltern schweigen. Lotte sagt ganz leise: „Dann braucht ihr uns auch nie im Leben wieder etwas zu schenken!5 Zu keinem Geburts- tag mehr.“ Die Eltern schweigen noch immer. „Ihr könnt es doch wenigstens versuchen!“ Luise hat Trä- nen in den Augen, „Wir werden bestimmt gut folgen.6 Noch viel mehr als jetzt. Und es wird überhaupt alles viel, viel schöner werden!“ Lotte nickt. „Das versprechen wir euch!“ 1 wenn der Herr Doktor Sprechstunde hat — Kor^a y rocnoAHHa AOKTopa npneMHbie liacbi 2 jeder mit zehn ... Lichtern — Ha k3>kaom no agchtb ... CBeneft (B pnAe CTpaH npHHHTo b achl po>KAeHHH yKpaiuaTb npasAHHHHbiH nHpor 3a>KeHHbiMH CBenaMH. Kojihhcctbo CBenen cooTBeTCTByeT Bospacry a^h- Horo JiHira). 3 Lottchen holt tief Atem und sagt — Thjkc^o B3A0XHyB, JIottxch TOBOpHT 4 Nun ist Luise an der Reihe, tief Atem zu holen. — Tenepb Hacra- jia onepeAb Jlynsbi thjkcjio B3AbixaTb. 5 Dann braucht ihr uns auch nie im Leben wieder etwas zu schen- ken! — TorAa BaM HHKorAa b jkhshh He Hy>KHo 6yAeT HaM HTO-HHÖyAb AapHTb! 6 Wir werden bestimmt gut folgen. — 3d.: Mbi BcerAa öyAew nocnyni- HHMH. 63
„Unser Ehrenwort“, fügt Luise hastig hinzu. Der Vater steht vom Klaviersessel auf. „Hast du nichts dagegen1, Luiselotte, wenn wir ein paar Worte miteinander sprechen?“ „Nein, Ludwig“, erwidert seine ehemalige Frau. Und nun gehen die zwei ins Nebenzimmer. Die Tür schließt sich hin- ter ihnen. „Daumen drücken!1 2“ flüstert Luise aufgeregt. Vier kleine Daumen werden von vier kleinen Händchen fest gedrückt. „Wir dürfen nicht an uns denken, sondern an die Kinder“, sagt jetzt Palfy nebenan und schaut dabei auf den Fußboden. „Zweifellos wäre es besser3, die Kinder nicht zu trennen.“ „Bestimmt“, meint die junge Frau. Er schaut noch immer auf den Fußboden. „Wir haben vieles gutzumachen.4 *“ Er räuspert sich. „Ich bin also damit einverstanden, daß du ... daß du beide Kinder zu dir nach München nimmst.“ Sie greift sich ans Herz. „Vielleicht“, fährt er fort, „erlaubst du, daß sie mich im Jahr vier Wochen besuchen?“ Als sie nichts erwidert, meint er: „Oder drei Wochen? Oder vierzehn Tage wenigs- tens? Denn obwohl du es nicht glauben wirst, ich habe die beiden sehr lieb.“ „Warum soll ich dir denn das nicht glauben?“ sagt sie. Er zuckt die Achseln. „Ich habe es zu wenig bewiesen!“ „Doch! An Lottchens Krankenbett!“ sagt sie. „Und woher willst du wissen, daß die beiden glücklich würden8, wenn sie ohne Vater aufwachsen?“ „Ohne dich ginge es doch erst recht nicht!6“ „Ach, Ludwig, hast du wirklich nicht gemerkt, wonach sich die Kinder sehnen7 und was sie nur nicht aussprechen?“ „Natürlich hab ich’s gemerkt!“ Er tritt ans Fenster. „Natürlich weiß ich, was sie wollen! Sie wollen, daß auch du und ich zusammenbleiben!“ 1 Hast du nichts dagegen...? — Th HHtero He HMeernb npoTHB ...? 2 Daumen drückenl — floxejiaeM ycnexa! (ßyice. saxMH b JiaAOHb 6ojibuiofi najieu,!) 8 Zweifellos wäre es besser — Bhc bchkofo comhchhh, 6hjio 6h Jiy<uue 4 Wir haben vieles gutzumachen. — HaM Hy»HO MHoroe HcnpaBHTb. 8 daß die beiden glücklich würden — vto o6e ohh öyayT cuacTJiHBH 8 Ohne dich ginge es doch erst recht nicht! — 3d.: Bea Te6a 6hjio 6h coBceM njioxo! ’ wonach sich die Kinder sehnen — o veM MemaraT äbth 64
„Vater und Mutter wollen sie haben, unsere Kinder! Ist das unbescheiden?“ fragt die junge Frau forschend. „Nein! Aber es gibt auch bescheidene Wünsche, die nicht erfüllbar sind!“ Er steht am Fenster wie ein Junge, der in die Ecke ge- stellt wurde und der aus Trotz nicht wieder hervorkommen will. „Warum nicht erfüllbar?“ Überrascht wendet er sich um! „Das fragst du mich? Nach allem, was war?“ Sie schaut ihn ernst an und nickt, kaum merklich. Dann sagt sie: „Ja! Nach allem, was war!“ Luise steht an der Tür und preßt ein Auge ans Schlüssel- loch? Lotte steht daneben und hält beide kleinen Fäuste weit von sich. „Oh, oh, oh!“ murmelt Luise. „Vati gibt Mutti einen Kuß!1 2“ Lottchen schiebt, ganz gegen ihre Gewohnheit, die Schwe- ster unsanft beiseite und starrt selbst durchs Schlüsselloch. „Nun?“ fragt Luise. „Noch immer?“ „Nein“, flüstert Lottchen und richtet sich strahlend hoch. „Jetzt gibt Mutti Vati einen Kuß!“ Da fallen sich die Zwillinge jauchzend in die Arme.3 4 Zwölftes Kapitel Herr Benno Grawunder, ein alter erfahrener Beamter im Standesamt Wiens, nimmt eine Trauung vor. Diese Trauung bringt ihn ein bißchen aus der Fassung? Die Braut ist die ehemalige Frau des Bräutigams. Die beiden zum Verwech- seln ähnlichen zehnjährigen Mädchen sind die Kinder des Brautpaars. Der eine Trauzeuge, ein Kunstmaler namens Anton Gabele, hat keinen Schlips um5. Dafür hat der andere Zeuge, Doktor Strobl, einen Hund! Und der Hund hat im Vorzimmer, wo er eigentlich bleiben sollte, einen solchen 1 Luise ... preßt ein Auge ans Schlüsselloch. — Jlynsa ... no^mn- AblBaeT B 3aMOHHyiO CKBaJKHHy. 2 Vati gibt Mutti einen Kuß! — Ilana ue/iyeT yawy! 3 Da fallen sich die Zwillinge jauchzend in die Arme. — 3d.: W 6.iH3Heubi, JiHKya, öpocaiOTCH Apyr Äpyry b o6i>hthh. 4 Diese Trauung bringt ihn ... aus der Fassung. — 3to öpaxocoue- Tanne npHBOAWT ero ... b pacTepHHHOCTt. 5 Der eine Trauzeuge ... hat keinen Schlips um — 3d.: Oahh CBHAeTeJien ... npncyrcTByeT 6e3 raJicTyKa 65
Lärm gemacht, daß man ihn hereinholen mußte1. Und so nahm auch er an der standesamtlichen Trauung teil. Ein Hund als Trauzeuge! Nein, so was!1 2 Lottchen und Luise sitzen auf ihren Stühlen und sind glücklich wie die Schneekönige. Und sie sind nicht nur glücklich, sondern auch stolz! Denn sie selber sind ja an dem herrlichen, unfaßbaren Glück schuld!3 Es war gar nicht leicht, dieses Glück zu erkämpfen. Abenteuer, Tränen, Angst, Lügen, Verzweiflung, Krankheit — alles war gewesen! Nach der Zeremonie flüstert Herr Gabele mit Herrn Palfy. Dabei zwinkern die beiden einander geheimnisvoll zu.4 Aber warum sie flüstern und zwinkern, weiß außer ihnen niemand. Palfy wendet sich an seine Frau und sagt: „Ich habe eine gute Idee! Weißt du was? Wir fahren zunächst in die Schule und melden Lotte an!“ * $ & Herr Kilian, der Direktor der Mädchenschule, ist sehr erstaunt, als Kapellmeister Palfy und seine Frau eine zweite Tochter anmelden, die der ersten aufs Haar gleicht5. Aber er hat als alter Schulmann manches erlebt, was nicht weniger merkwürdig war. Er hat die neue Schülerin ordnungsgemäß in ein großes Buch eingetragen, dann lehnt er sich gemütlich im Schreib- tischsessel zurück und sagt: „Als ich ein junger Lehrer war, passierte mir einmal eine interessante Geschichte. Ich muß Ihnen und den beiden Mädchen das erzählen! Da kam im Frühling ein neuer Bub in meine Klasse. Ein Bub aus einer armen Familie, aber blitzsauber und, wie ich bald merkte, sehr fleißig. Er hat gut gelernt. Im Rechnen war er sogar in kurzer Zeit der Beste von allen. Das heißt: nicht immer! Erst dachte ich bei mir6: ,Wer weiß, woran’s liegen mag7!‘ Dann dachte ich: ,Das ist doch seltsam! Manchmal rechnet 1 daß man ihn hereinholen mußte — hto ero npmiwiocb BnycTWTb B 33JI 2 Nein, so was! — HeT, noAVMaTb tojibko! 3 Denn sie selber sind ja an dem herrlichen, unfaßbaren Glück schuld! — 3d.: FIoTOMy hto hmchho ohw — BWHOBHWUbi stofo OesipaHWH- hofo cHacTbfl! 4 Dabei zwinkern die beiden einander geheimnisvoll zu. — FIpii 3tom o6a MHoro3HaHWTeJibHo noAMiiniBaiOT jipyr jipyry. 8 die der ersten aufs Haar gleicht — KOTopan KaK Aße Kanjiw boam noxo>Ka Ha nepsyio • Erst dachte ich bei mir — BiiaHajie h Aywaji npo ce6n 7 woran’s liegen mag — hto Cbi sto mofjio 3HaHWTb 66
er wie am Schnürchen1 und macht keinen einzigen Fehler, andere Male geht es viel langsamer bei ihm.'“ Herr Kilian macht eine Pause und zwinkert Luise und Lotte wohlwollend zu.1 2 „Endlich verfiel ich auf eine selt- same Methode. Ich merkte mir in einem Notizbuch an, wann der Bub gut und wann er schlecht gerechnet hatte. Und da stellte sich ja nun etwas ganz Verrücktes heraus.3 Montags, mittwochs und freitags rechnete er gut. — Dienstags, don- nerstags und sonnabends rechnete er schlecht.“ „Nein, so was!“ sagt Herr Palfy. Und die zwei kleinen Mädchen rutschen neugierig auf den Stühlen. „Sechs Wochen beobachtete ich das“, fährt der alte Herr fort. „Es änderte sich nie! Montags, mittwochs, freitags — gut! Dienstags, donnerstags, sonnabends — schlecht! Eines schönen Abends ging ich in die Wohnung der Eltern und teilte ihnen meine rätselhafte Beobachtung mit. Sie schauten einander halb verlegen, halb belustigt4 an, und dann meinte der Mann: ,Das was Sie, Herr Lehrer, bemerkt haben, ist richtig!“ Dann pfiff er auf zwei Fingern. Und schon kamen aus dem Nebenzimmer zwei Jungen. Zwei, gleich groß und auch sonst vollkommen ähnlich! ,Es sind Zwillinge“, mein- te die Frau. ,Der Sepp ist der gute Rechner, der Toni — ist der andere.“ Nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte5, fragte ich: „Ja, liebe Leute, warum schickt ihr denn nicht alle beide in die Schule?“ Und der Vater antwortete mir: ,Wir sind arm, Herr Lehrer. Die zwei Buben haben zusam- men nur einen guten Anzug!““ Das Ehepaar Palfy lacht. Herr Kilian schmunzelt. Luise ruft: „Das ist eine Idee! Das machen wir auch!“ Herr Kilian droht mit dem Finger. * * * Als das Ehepaar mit den Zwillingen durch den Schulhof geht, ist gerade Frühstückspause. Hunderte kleiner Mädchen drängen sich heran. Man bestaunt Luise und Lotte. 1 wie am Schnürchen — 3d.: ÖJiecTniue 2 Herr Kilian ... zwinkert ... wohlwollend zu — Tccno/inH KmiwaH ... noAMwrwBaeT Ao6po?KeJiaTeJibHo ... 3 Und da stellte sich ... etwas ganz Verrücktes heraus. — H TyT BblHCHWJIOCb ... HeHTO HeBOOÖpa3WMOe. 4 halb verlegen, halb belustigt — nojiycMymeHHO, nojiymyTJiHBO 6 Nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte — npwA« hcckojibko b ceöfl 67
Endlich gelingt es Trude, sich bis zu den Zwillingen durch- zuboxen1. Schwer atmend blickt sie von einer zur anderen. „Nanu!“ sagt sie. Dann wendet sie sich gekränkt an Luise: „Erst verbietest du mir, hier in der Schule drüber zu reden, und nun kommt ihr so einfach hierher.“ „Ich hab’s dir verboten“, berichtigt Lotte. „Jetzt kannst du’s ruhig allen erzählen“, erklärt Luise. „Von morgen an kommen wir nämlich beide!“ Dann schiebt sich Herr Palfy wie ein Eisbrecher durch die Menge und führt seine Familie durchs Schultor. Trude wird inzwischen das Opfer der allgemeinen Neugierde. Sie teilt der lauschenden Mädchenmenge alles mit, was sie weiß. Es läutet. Die Pause ist zu Ende. Die Lehrerinnen betreten die Klassenzimmer. Die Klas- senzimmer sind aber leer. Die Lehrerinnen treten an die Fenster und starren empört auf den Schulhof hinunter. Der Schulhof ist überfüllt. Die Lehrerinnen dringen ins Zimmer des Direktors, um im Chor sich zu beklagen. „Nehmen Sie Platz, meine Damen!“ sagt er. „Der Schul- diener hat mir soeben die neue Nummer der illustrierten Zeitschrift gebracht. Das Titelblatt ist für unsere Schule recht interessant. Darf ich bitten?1 2 3“ Er reicht ihnen die Zeitschrift. Und nun vergessen auch die Lehrerinnen, genau wie im Schulhof die kleinen Mädchen, daß die Pause längst vorüber ist. * * * Fräulein Irene Gerlach steht, elegant wie immer, in der Nähe der Oper und starrt betroffen auf das Titelblatt, wo zwei kleine bezopfte Mädchen abgebildet sind^. Als sie hoch- blickt, starrt sie noch mehr. Denn an der Verkehrskreuzung hält ein Taxi, und in dem Taxi sitzen zwei kleine Mädchen mit einem Herrn, den sie gut gekannt hat, und einer Frau, die sie nie kennenlernen möchte4. Lotte zwickt die Schwester. „Du, dort drüben’“ „Aua! Was denn?“ 1 sich bis zu den Zwillingen durchzuboxen — npoöpaTbca k 6jih3- HeixaM 2 Darf ich bitten? — 3d.: flpoiuy Bac! 3 wo zwei kleine bezopfte Mädchen abgebildet sind — Ha KOTopoft H3OÖpaJKeHbl ABe ACBOHKH C KOCHHKaMH 4 die sie nie kennenlernen möchte — c KOTopon ona HHKorAa 6m ne xoTeaa 6mtb 3H3komoh 68
Lotte flüstert, daß es kaum zu hören ist1: „Fräulein Ger- lach!“ „Wo?“ „Rechts! Die mit dem Hut! Und mit der Zeitschrift in der Hand!“ Luise schielt zu der eleganten Dame hinüber. Am liebsten möchte sie ihr triumphierend die Zunge heraus- cfrpckpn 2 „Was habt ihr denn?“1 2 3 Verflixt! Nun hat die Mutti wohl doch etwas gemerkt. Da beugt sich, zum Glück, aus dem Auto, das neben dem Taxi wartet, eine alte Dame herüber. Sie hält der Mutti eine illustrierte Zeitschrift hin und sagt lächelnd: „Darf ich Ihnen ein passendes Geschenk machen?“ Frau Palfy nimmt die Zeitschrift, sieht das Titelbild, dankt lächelnd und gibt die Zeitschrift ihrem Mann. Die Autos setzen sich in Bewegung.4 Die alte Dame nickt zum .Abschied. Die Kinder klettern neben Vati auf den Wagensitz und bestaunen das Titelbild. „Dieser Herr Kramer!“ sagt Luise. „Uns so hineinzule- gen!5“ „Wir dachten doch, daß wir alle Fotos zerrissen haben!“ sagt Lotte. „Er hat ja die Platten!“ erklärt die Mutti. „Da kann er noch Hunderte von Bildern abziehen!“ „Wie gut, daß er euch angeschmiert hat6“, stellt der Vater fest. „Ohne ihn wäre Mutti nicht hinter euer Geheim- nis gekommen.7 Und ohne ihn wäre heute keine Hochzeit gewesen.“ Luise dreht sich plötzlich um und schaut zur Oper zurück. Aber von Fräulein Gerlach ist weit und breit nichts mehr zu sehen.8 1 Lotte flüstert, daß es kaum zu hören ist — Jlorra uiermeT eßßa CJIblUlHO 2 Am liebsten möchte sie ihr triumphierend die Zunge heraus- strecken. — 3d.: C K3KHM TOp>KeCTBOM OH3 nOK333JI3 6bl efl H3blK. 3 Was habt ihr denn? — Hto c b3Mh? 4 Die Autos setzen sich in Bewegung. — AßTOMauiiiHbi oTteaniaioT. 6 Uns so hineinzulegen! — TaK Hac noAßecTu! 6 Wie gut, daß er euch angeschmiert hat — KaK xopouio, mto oh Bac noAßeJi 7 Ohne ihn wäre Mutti nicht hinter euer Geheimnis gekommen. — Be3 Hero MaMa He pa3ra/iajia 6bi Barnen TaüHbi. 8 Aber von Fräulein Gerlach ist weit und breit nichts mehr zu sehen. — 3d.: Ho (jjpenjieHH fep/iax h cjiea npocTbiJi. 69
Lotte sagt zur Mutti: „Wir werden dem Herrn Kramer einen Brief schreiben, und uns bei ihm bedanken!“ * * * Das Ehepaar klettert in der Rotenturmstraße mit den Zwillingen die Treppe hinauf. In der offenen Tür wartet schon Resi in ihrem sonntäglichen Kleid und überreicht der jungen Frau einen großmächtigen Blumenstrauß. „Ich danke Ihnen schön, Resi“, sagt die junge Frau. „Und ich freue mich, daß Sie bei uns bleiben wollen!“ „Bitte schön!“ Resi reißt die Tür auf. „Moment!“ sagt der Herr Kapellmeister. „Ich muß erst einmal in die andere Wohnung!“ Alle außer ihm erstarren. Schon am Hochzeitstag will er wieder ins Atelier in die Kärtnerstraße? (Nein, Resi erstarrt ganz und gar nicht! Sie lacht vielmehr lautlos in sich hinein.1) Herr Palfy geht zu Herrn Gabeles Wohnungstür, holt einen Schlüssel aus der Tasche und schließt ganz ruhig auf! Lottchen rennt zu ihm. An der Tür ist ein neues Schild angebracht, und auf dem neuen Schild steht der Name „Pal- fy!“ „O Vati!“ ruft sie überglücklich. Da steht auch schon Luise neben ihr, liest das Schild und beginnt mit der Schwester zu tanzen. „Nun ist’s genug!“ ruft schließlich der Herr Kapell- meister. „Jetzt geht ihr mit Resi in die Küche und helft ihr!“ Er schaut auf die Uhr. „Ich zeig’ der Mutti inzwischen meine Wohnung. Und in einer halben Stunde essen wir. Dann klingelt ihr!“ Er nimmt die junge Frau an der Hand. An der gegenüberliegenden Tür macht Luise einen Knicks und sagt: „Auf gute Nachbarschaft1 2, Herr Kapellmeister!“ * * * Die junge Frau legt Hut und Mantel ab. „Was für eine Überraschung!meint sie leise. „Eine angenehme Überraschung?“ fragt er. Sie nickt. „Es war schon lange Lottchens Wunsch. Dann wurde es 1 Sie lacht ... lautlos in sich hinein. — Ona nocMeHBaeTCH npo ceöfl. 2 Auf gute Nachbarschaft! — IlpHHTHoro coceACTBa! 70
auch mein Wunsch“, erzählt er zögernd. „Gabele hat den Feldzugsplan bis ins kleinste1 ausgearbeitet.“ „Deswegen also mußten wir erst noch in die Schule?“ Sie treten ins Arbeitszimmer. Auf dem Flügel steht die Fotografie einer jungen Frau aus einer vergangenen, unver- gessenen Zeit. Er legt den Arm um sie.1 2 „Im dritten Stock links werden wir zu viert3 glücklich sein, und im dritten Stockwerk rechts ich allein, aber mit euch Wand an Wand.“ „Soviel Glück!“ Sie schmiegt sich an ihn. „Jedenfalls mehr, als wir verdienen“, sagt er ernst. „Aber nicht mehr, als wir ertragen können.“ „Ich hätte nie geglaubt4 *, daß es das gibt!“ „Was?“ „Daß man verlorenes Glück nachholen kann.“ Er deutet auf ein Bild an der Wand. Aus dem Rahmen schaut, von Gabele gezeichnet8, ein kleines, ernstes Kinder- gesicht auf die Eltern herab. „Jede Sekunde unseres neuen Glücks“, sagt er, „verdanken wir unseren Kindern.“ * * * Luise steht mit einer Küchenschürze auf einem Stuhl und heftet das Titelblatt der illustrierten Zeitschrift an die Wand. „Schön“, sagt Resi andächtig. Lottchen, gleichfalls in einer Küchenschürze, arbeitet am Herd. Resi tupft sich eine Träne aus dem Augenwinkel und fragt dann, noch immer vor der Fotografie stehend: „Welche von euch beiden ist denn nun eigentlich welche?“ Die kleinen Mädchen schauen einander betroffen an. Dann starren sie auf die Fotografie. Dann blicken sie erneut einan- der an. „Also...“ sagt Lottchen zögernd. „Ich saß, als uns der Herr knipste, — glaub ich, — links“, meint Luise nachdenklich. Lotte schüttelt den Kopf. „Nein, ich saß links. Oder?“ „Ja, wenn ihr’s selber nicht wißt, welche welche ist!1 schreit Resi außer sich und beginnt zu lachen. „Nein, wir wissen’s wirklich selber nicht!“ ruft Luise begeistert. Und nun lachen alle drei, daß ihr Gelächter bis in die Nebenwohnung hinüberdringt. 1 bis ins kleinste — bo Bcex /jeTa/mx 2 Er legt den Arm um sie. — Oh oÖHWwaeT ee. 3 zu viert — BneTBepoM 4 Ich hätte nie geglaubt — HwKoma 6bi ne noBepmia Ä von Gabele gezeichnet — HapwcoBaHHbift faöeJie 71
Dort drüben fragt die Frau, fast erschrocken: „Wirst du denn bei solchem Lärm arbeiten können?“ Er geht an den Flügel und sagt, während er den Deckel öffnet: „Nur bei solchem Lärm!“ Er spielt seiner Frau aus der Kinderoper das Duett vor, das bis in die Küche der Nach- barwohnung dringt. Als das Lied verklungen ist, fragt Lottchen verlegen: „Wie ist das eigentlich, Resi? Wo nun Vati und Mutti wieder mit uns zusammen sind, können Luise und ich doch noch Geschwister bekommen1?“ „Ja, freilich!“ erklärt Resi zuversichtlich. „Wollt ihr denn welche haben?“ „Natürlich“, meint Luise energisch. „Buben oder Mädels?“ erkundigt sich Resi angelegent- lich. „Buben und Mädels!“ sagt Lotte. Luise aber ruft aus Herzensgrund: „Und lauter Zwil- linge!“1 2 1 ... können Luise und ich doch noch Geschwister bekommen — Beat y Jlyusbi h y mchh MoryT noHBHTbca öpaTba h cecrpbi 2 Luise aber ruft aus Herzensgrund : „Und lauter Zwillinge!“ — A JIyH3a pajjocTHo BocK.nmaeT: «H tojibko 6;iH3Heiibi!»
Alphabetisches Wörterverzeichnis A abbeißen (biß ab, abgebissen) ot- KycbißaTb abbilden H3o6pa>KaTb abbrechen (brach ab, abgebro- chen) OÖpblBaTbCH, 3aMOJIK3Tb (o penn) Abendbrot m -s yjKWH Abendessen n -s yjKWH abends BeuepoM Abenteuer n -s, - npHKjnoqemie Abenteuerlust f - JKajKßa npw- KjnoneHHH abfinden, sich (fand sich ab, sich abgefunden) npwMiipflTb- ch abfragen paccnpamiiBaTb abholen saxßaTbißaTb; 3a6npaTb; 33XOAHTb ablaufen (lief ab, abgelaufen) OKaHHHBaTbCH ablegen CHMuaTb (najibTo) Abreise f -, -n oTtesA Abschied m - (e)s npomamie; beim Abschied Ha npomanwe Abschiedsfest n -es, -e npomajib- HblH npa3AHHK abschießen (schoß ab, abgeschos- sen) BbiCTpejiHTb; BbinycKaTb (cTpejiy) abschmecken npoöoßaTb (nwmy) Absenderanschrift f -, -en a/ipec OTnpaBWTejifl absichtlich HapouHO, c HaMepe- HweM absolut aöcojiiOTHbiw, öesycjioß- HblH Abteil n -s, -e Kyne, otacji ab trocknen BbiTiipaTb abwaschen (wusch ab, abgewa- schen) MblTb, CMblBaTb ab wehren 0Tpax<aTb, OTÖwßaTb abwenden, sich (wandte sich ab, sich abgewandt) OTBopauMßarb- CH abziehen (zog ab, abgezogen) ot- nenaTbiBaTb Achsel f -, -n njieno ahnen noAO3peßaTb, AorajbiBaTb- CH ähneln noxoAMTb Ha (Koro-AHöo) ähnlich noxo>KHH (Ha Koro-nnöo) Ähnlichkeit f -, -en cxoactbo Aktenmappe f -, -n nanKa c 6y- MaraMii allein oahh allerdings npaßAa; xoth allgemein o6mnfi, Bceo6mnii allmählich nocTeneHHbifi, nocTe- neHHo Alpenveilchen n -s, - a.ibnHH- cKan cjHianKa als Korjia also snamiT, iiTaK, cTa.io öbitb Alter n -s, - ßospacT anbieten (bot an, angeboten) npeanaraTb; yromaTb anblicken B3rjiHHyTb Ha (Koro- .th6o, hto-jimöo) anbrennen (brannte an, ange- brannt) nojropaTb andächtig GjiaroroBeftHO ander Apyroft ändern MeHHTb, n3MeHHTb anders miaue, no-jipyroMy an fangen (fing an, angefangen) HaUHHaTbCH angebracht yMecTHbifi, ne.iecoo6- pa3Hbifi angelegentlich iiacTofiuiiBO angenehm npiiHTHbiH angeschmiegt Tecno npHJKaBmncb Angestellte tn -n, -n cjiy>KamHfr Angst f -, Ängste cTpax ängstlich GonsnuBbin, poöKnif anhalten (hielt an, angehalten} HaCTaB.IHTb. npilCTaBJlHTb ankommen (kam an, angekom- men) npnöbiBaTb, npHe3>KaTb an lächeln, sich y/ibiöaTbCH Apyr ap\ ry 73
an lügen (log an, angelogen) 06- AiaHbiBaTb anmclden sanwcbißaTb b uiKOjiy anmerken OTMenaTb, saMenan», noxienaTb anrufen (rief an, angerufen) 3bo- HHTb no Tejie(j)OHy anschauen CMOTpeTb Ha Koro- JIHÖO, H3 HTO-JIHÖO anschlagen (schlug an, ange- schlagen) y^apHTb no KnaBH- UI3M anschmieren noABOAHTb kofo-jih- 60 ansehen (sah an, angesehen) cmo- TpeTb Ha Koro-jiHÖo ansprechen (sprach an, ange- sprochen) 3aroßapHBaTb c KeM- jihöo; oöpamaTbca k KOMy- J11160 anstarren ycTaßHTbCH Ha Koro- □1160 anstellen HaTBopMTb; anstellen, Sich npHTBOpHTbCH Antwort f -, -en otbct anvertrauen AOßepnTb Anweisung f -en yicasaHMe, HacTaßjieHiie anziehen, sich (zog sich an, sich angezogen) vt oaeBaTbca Anzug m -(e)s, Anzüge koctiom, oje>KAa anzünden 3ax<nraTb; 3aKypMBaTb ärgerlich cepAHTbiu, 3jioü ärgern, sich 3JiHTbcn, cepAHTbcn Arm m -es, -e pyna Atelier (lies: [ate'lie: ]) n -s, -s aTe.ibe Atemzug m -es, Atemzüge Abi- xaHiie, bsaox atmen AbimaTb aua! — oü! (ßocKJiuuaHMe) auf und ab Ty^a h cKua aufatmen oöJierneHHO bsaox- HyTb aufblicken B3rjiHuyTb ßßepx aufeinander Apyr na ^pyra auffallen (fiel auf, aufgefallen) öpocaTbCH b rjiasa auf führen HcnojiHHTb auf geben (gab auf, aufgegeben) OTKa3blBaTbCH OT HCFO-JIHÖO aufgebracht sein öbiTb pas^pa- JKCHHblM aufgeregt sein öbiTb bsbojiho- BaHHblM aufhalten, sich (hielt sich auf, sich aufgehalten) saAepjKM- B3TbCH auf heben (hob auf, aufgehoben) nOAHHM3Tb aufhören nepecTaßaTb auflachen paccMeaTbca auf legen KjiacTb auf lösen pa3BH3biBaTb aufmerksam BHHMaTejibHbiü Aufnahme f -, -n chhmok Aufnahmebuch n -(e)s, Aufnah- mebücher KHHra yqeTa nocTy- naiomMx aufpassen BHHMaTejibHo cjie/iMTb Paß auf! riocnyuiaü-Ka! Aufregung f -, -en BO36yjKAeHue, Bon Heime aufreißen (riß auf, aufgerissen) 1. BbrrapamMTb (rjiasa) 2. pßa- HyTb; pacnaxHyTb (Aßepb) aufschauen noAHHTb rjiasa, cmot- peTb Bßepx aufschlagen (schlug auf, aufge- schlagen) pacKpbißaTb aufschließen (schloß auf, auf- geschlossen) OTnupaTb aufschreien (schrie auf, aufge- schrien) BCKpHKHBaTb aufsetzen HaaeßaTb (ronoBiion yöop) aufsperren paseßaTb (pot); Bbi- nymiTb (rjiasa) aufspringen (sprang auf, aufge- sprungen) BCKaKHBaTb aufstehen (stand auf, aufge- standen) BCTaßaTb, noAHHMaTb- CH aufs teilen nocTaBHTb aufsuchen OTbicKiißaTb auftauchen noHBjiHTbca, ßcn.ibi- B3Tb Auftrag m -(e)s, Aufträge nopy- neHHe auf wachen npocbinaTbcn (ot cHa) aufwachsen (wuchs auf, aufge- wachsen) BbipacTaTb Augenblick m (e)s, -e MHHyTa, MOMCHT Augenwinkel m -s, - yronoK ma3a aus sein OKaHHHBaTbcn ausarbeiten BbipaöaTbiBaTb auseinanderwehen pa3BenTb b pa3Hbie CTOpOHbl 74
ausfragen paccnpamwBaTb, Bbic- npamiiBaTb ausführen BbiBojiiTb Ausgabenspalte f -, -n rpa^a pacxoAOB ausgehen (ging aus, ausgegangen) BblXOAHTb ausgezeichnet OTnimHbiH, npeßoc- xojHbiii aushändigen BbiAaiiaTb Ha pyKH auskommen (kam aus, ausge- komnien) jiaAHTb, yjKWBaTbCH Auskunft f -, Auskünfte CBe/ie- hhh auslöschen racriTb, TymiiTb ausrichten nepe^aBaTb ausschalten BbncnonaTb aussehen (sah aus, ausgesehen) BblF/UWTb außer Kpowe, CBepx, 3a hckjiio- HeHiieM, BHe außerdem Kpoue Toro aussprechen (sprach aus, ausge- sprochen) npOH3HOCHTb aussteigen (stieg aus, ausgestie- gen) BblXOJHTb, CXOJUlTb ausstrecken pac™ rußaTb, npoTH- rwßaTb austauschen o6.MeHHTb(cn) ausziehen (zog aus, ausgezogen) pa3ACBaTb B Backe f -, -n meica Badematz ni -es, Bademätze Ky- naiomuHCH Majibiui Bahnhof m -s, Bahnhöfe BOK3aj Bahnstation f -, -en cTamudfl (>k.-a.) Bahnsteig m -(e)s, -e neppoH, nnaTifiopMa Bahnsteigkarte f -, -n neppoHHbiw öwjieT Balance (lies: [ba'lä.s] f -, -n paBHOBecwe bald BCKope baumeln öojiTaTb (Horawu) Baumwipfel m -s, - KpoHa ae- peßa Beamte tn -n, -n cjiyjKamnfi, HHHOBHHK beängstigen cTpamiiTb, öecnoico- HTb beantworten OTBeqaTb (Ha Bon- poc) bearbeiten oöpaöaTbißaTb bedanken, sich ÖJiarojjapMTb bedeuten 3uaiiHTb bedrückt noAaBJieHHbiü Befehl ni -(e)s, -e npHKas befriedigen yAOBjieTBopnTb befriedigend yAOBjieTBopuTe/ib- Hbiii Begegnung f -, -en BCTpena begeistern BocxumaTb, baoxhob- jihtb begleiten npoBO>KaTb, conpo- BO>KjaTb behalten (behielt, behalten) oc- TaBJiHTb, Aep>KaTb Behältnis n -ses, -se cocyA; 6aH- Ka beherrschen, sich B.na/ieTb coöofi beide 06a, oöe beinahe oohth, qyTb He ... beiseite b CTopoHy beißen (biß, gebissen) KycaTb Bekannte m -n, -n 3naKOMbiü bekanntlich KaK hsbcctho beklagen, sich HcanoBaTbCfl (Ha hto<iu6o) Beklemmung f -en ckob3h- HOCTb bekümmern, sich saöoTiiTbcn (o KOM-n , o iieM-ji.) bekümmert rpycTHbiii, osaöo- qeHHbiii bellen nasiTb bemerken 3aMeqaTb, cnasaTb bemühen, sich CTapaTbca benehmen, sich (benahm sich, sich benommen) bccth ceön Benehmen n -s, 6es pl noßeAe- HHe, oöpameHMe beobachten HaöjnoAaTb Beobachtung f -, -en naönioAeHHe beraten (beriet, beraten) oöcvjk- A3Tb bereiten npHroTOBJiHTb bereits y>Ke bergab no,i ropy, c ropbi berichten paccKa3bißaTb, cooö- maTb berichtigen nonpaß/iHTb berufstätig paöoTaiomMw; HMeio- mnfi caMocTOHTejibHbiii 3apa- ÖOTOK beruhigen ycnoKaiißaib berühmt 3HaMeHHTblÜ, H3BCCT- HblH beschäftigen samiMaTb 75
bescheiden cKpoMHbift beschleunigen ycKopnTb beschließen (beschloß, beschlos- sen) pemaTb beschnuppern oömoxHßaTb beschweigen (beschwieg, be- schwiegen) oöxoahtl MO.ma- HHCM beschwindeln oÖMaubiBaTb besonders ocoölih; ocoöchho besorgt c TpeBorofi besprechen (besprach, bespro- chen) o6cy>KAaTb bestaunen CMOTpeTb c yAHBne- HneM ua... bestrafen HaK33biB3Tb, uiTpacpo- B3Tb Beste m -n, -n HaHny<miHH Besteck n -(e)s, -e npnöop (k eje) bestellen 3aKa3biB3Tb, Hauu- M3Tb bestimmen npeAHasuauaTb bestimmt naBepnoe, onpe/ie/ieH- HO Besucherin f -, -nen noceTirre/ib- HHLia betäuben omejiOM/isiTb, or/iy- inaTb betonen noAliepKHyTb betrachten paccM3TpnB3Tb, cmo- TpeTb H3 KOrO-JIHÖO, H3 HTO- jhöo betreten (betrat, betreten) bxo- autb (b aom), BCTynaTb na hto-jihöo betroffen sein ölitl yAHB/ieu- HblM, CMymeHHbIM betrübt sein oropqaTbcn betrügerisch jijkhbhä Bettkante f -, -n Kpaft KpoBaTu beugen uaKjioHHTb bevor paubuie, npe>KAe new, no- na ne bewegen, sich ABHraTbCH beweisen (bewies, bewiesen) ao- K33blB3Tb bezaubernd oöBopoHCHTenbHo bezopft C K0CHHK3MH biegen (bog, gebogen) cßopami- B3Tb Biene f -, -n rmejia Bienenstock m -(e)s, Bienen- stöcke ynefi Biest n -(e)s, -er öecTun bilden ^opNiynupoBaTb, oöpaso- BblB3Tb Bilderbuch n -(e)s, Bilderbücher (AeTCKan) K*HH>KKa c KapTHH- K3MH bildhübsch ouapoBaTeAbHbift Bildredakteur m -s, -e xyAO- HCeCTBeUHblÜ peA3KTOp billig AemeBbiH bißchen; ein bißchen hcmhohcko, qyTOHKy Bissen m -s, - KycoK bitten (bat, gebeten) npocim» blaß öjieAHbiü blättern nepenncTbiBaTb bleich ÖJie/iHbin Blick m -(e)s B3op, B3rjiHA blicken CMOTpeTb, EiHACTb. B3rna- nyTb blitzen cBepnaTb blitzsauber cBepKatoiunü que- totoh bloß TOJlbKO Blumenkranz ni -es, Blumen- kränze BCHOK H3 UBCTOB Blumenstrauß m -es, Blumen- sträuße ÖyKCT UBCTOB blutjung oneHb mojioaoh Boden m -s, Böden 3cmjih brauchen nyacjiaTbCH Braut f -, Bräute ueßecTa Bräutigam m -s, -e »cemix Brautpaar n -s /Kenux c ueBec- TOÜ brennen (brannte, gebrannt) ro- peTt, cropaTb (HeTepneuueM, HcejiaHueM) brennend ropnuruu, Hcryqnu Brieftasche f -, -n 6yM3>KHHK (nopTMOne) bringen (brachte, gebracht) npu- hochtl; npoßOHtaTb brummen BopnaTb, ryAeTb Brustschwimmen n -s njiaßaHue cthacm «öpacc» Brüstung f -en nepoa, 6a- niocTpaAa Bube m -n, -n MajimnuiKa (AacKam.) Bücherständer m -s, - KHHHcnaa nojnca Buchstand m -(e)s, Buchstände KHHHCHblÜ KHOCK, JiapeK Bühne f -, -n cuena bums! 6ax! bunt necTpbifi, ubcthoh, pa3- HOO6p3 3llblii 76
Buntstift tn -(e)s, -e ubcthoh Kapanjiaiii Büro n -s, -s KOHTopa, Kanuejin- pua, öiopo Bürste f -, -n meTKa C Cafe (lies: [ka'fe: ]) n -s, -s Kacjje D dabei npn 3tom dadurch sthm, önarojiapH 3TOMy dafür 3a 3to, 3a to, bmccto stoto dagegen npoTHB stoto dahin Ty^a dahinschmelzen (schmolz da- hin, dahingeschmolzen) yjie- TyqHTbca, pacTaflTt; pacnjia- BHTbCH damals b to BpeuH damit c tcm, htoöbi Dampf tn -(e)s, Dämpfe nap dampfend AbiunmnncH danach 33tcm, uotom, nocjie 3to- ro daneben BO3jie, TyT >Ke, okojio Dank m -(e)s, 6e3 pl öjiarojiap- HOCTb, npH3H3TeJIbHOCTb dank ö.naroAapn daran 06 stom darauf na 3tom, BCJieji 3a sthm darüber h3a 3thm darunter cpeAH hhx Dasein n -s o6pa3 >km3hh, öbiTne dauern mhtbch, npojioji>KaTbCH dauernd nocTOHHHbift, to h acjio davon ot stoto 'davonfliegen (flog davon, da- vongeflogen) yneTaTb dazu 3TOTO, K TOMV Deckbett n -es, -en nepuna Decke f -, -n noKpbißajio, oachjio Deckel m -s, - KpbiuiKa decken H3KpbiB3Tb, noKpbißaTb denn pa3Be, t3k k3k deshalb noTOMy, nosTofi npHMHHe deswegen noTOMy, nosTOMy, no 3Toü npumine deuten yK33biB3Tb na hto-jiuöo dicht BnnoTHyio dichten comhhhtb dick TOJicTbift Dienst m -es, -e cjiy>K6a; Dienst haben Ae/KypnTb dienstags no BTopnuKaM dieselbe Ta >Ke caMan diesmal na stot pa3 Ding n -(e)s, -e Bemb Diplomingenieur (lies: [di'plo:m inse'nioir]) m -s, -e Annno- MHpOB3HHblfi HHHCenep direkt nenocpeACTBeHHO, npnwo Dirigentenstab tn -(e)s, Dirigen- tenstäbe najioHKa Mpuacepa dirigieren jnpnatupoBaTb doch OAH3KO, Bce-T3KH, HO Donau f JJynan donnerstags no qeTBepraM Doppelgängerin f -, -nen jiboh- HHK Dorffotograf zn-en, -en cejibCKiift (jjOTorpacj) dort T3M dösen ApexiaTb draußen cnapyacH drehen, sich BepTeTbcn dressieren /ipeccHpoBaTb dringen (drang, gedrungen) npo- HHK3TB drohen yrpo/KaTb, rpo3HTb drohend rpo3Hbiü, yrpoHcaiouuiü dröhnen rpexieTb, pa3MB3TbCH drüben no Ty cTopony drücken npHHiuxiaTb; no>KHMaTb; COB3T5 duften naxnyTb, ÖJiaroyxaTb duftend AymHCTbiü, 6/iaroyxa- ioihhü dulden TepneTb, nepenociiTb, CTpaMTb dumm TJiynbiü, Äypam<HH Dunkel n -s, 6e3 pl tcmhot3 Dunkelheit f -, 6e3 pl tcnuot« durchmachen nepe>KHBaTb, hc- nblTblB3Tb Dutzend n -s, -e Äio>KHHa E eben tojibko hto ebenfalls TaKHce ebenso t3k >Ke ebensolange TaK »<e aojto echt H3CTOHIHHÜ, nOMHHHblfi egoistisch aroHCTHHHbiH ehe npejKjie mcm Ehe f -, -n 6paK, cynpy>KecTßo ehemalig öbibiuhh Ehepaar n -s, -e cynpyni Ehrenwort n -s, -e necTHoe cjiobo ehrgeizig MecTOjnoÖHBbiH 77
Eierkuchen m -s, - omjct, hhh- Hima eifersüchtig peBHHBbiü eifrig c fotobhoctbio; nopbiBHCTo eigen coöcTBeiiHbift, cboh eigentlich coöctbchho roßopn eignen, sich foahtbch, noAXO- AHTb Eile f nocneniHOCTb; in aller Eile nacnex, nacKopo eilen cnemiiTb, ToponnTbca eilig cneniHbiti, cpoHHbifi; no- cneniHO einander apyr Apyra einbilden Boo6pa»<aTb Eindruck m -(e)s, Eindrücke Bne- HaTjieHue, cjica, OTnenaTOK einfach npocToft, necjiOHCHbiü einfahren (fuhr ein, eingefahren) noAiesHcaTb Einfahrt f -, -en Bopcrra, bbcsa Einfall m -(e)s, Einfälle baox- HOBeHHe einigermaßen ao HeKOTopoü cre- neHH Einkauf m -(e)s, Einkäufe no- KynKa, 33KynKa einladen (lud ein, eingeladen) npHTJiamaTb, 3B3Tb einsam oahhokhh Einsamkeit f - OAinionecTBo, yeAHiieHHocTb einschenken najiHBaTb einschlafen (schlief ein, einge- schlafen) 3acnyTb, ycinTb einschließen (schloß ein, cinge- schlossen) sanupaTb einsilbig oAHOcjiohXHbiu einst OAHa>KAbi, kofab-to eintragen (trug ein, eingetra- gen) 33HOCHTb, peFHCTpupO- B3Tb eintreffen (traf ein, eingetrof- fen) npnöbißaTb eintreten (trat ein, eingetreten) BXOAHTb, nOflBAHTbCfl Eintrittskarte f -n bxoahoü öhjict einverstanden sein öbitb corjiac- HblM einwenden (wandte ein, einge- wandt) BO3pa»<aTb einzig eAHHCTBennbiH Eis n -es jica Eisbärenfell n -s, -e iiiKypa 6e- jioro MeAßeAfl Eisbrecher m -s, - jicaokoji eisig neAHHoft elegant hshiuhbih, ajieraHTHbift empfehlen (empfahl, empfohlen) A3B3Tb COBCT, peKOMCHAOBaTb empfindlich o6ha4hbhh; hvb- CTBHTCJIbHblH empor BBepx, KBepxy empört sein BO3MymaTbca emporsehen (.sah empor, empor- gesehen) cMOTpeTb BBepx endgültig OKOHHaTejibHbiü endlich naKoneu Endung f -, -en oKonnaHHe energisch aHepruHHbiH entdecken oTKpbiBaTb (Tafiny), o6napy>KHBaTb Entdeckung f -, -en pacKpbinie, pasoöjia nenne entgegengesetzt npoTHBonojionc- Hblft entlang baojib entscheiden (entschied, entschie- den) peuiaTb hto-jihöo entschieden peuiHTejibHo entschließen, sich (entschloß sich, sich entschlossen) pe- UiaTbCH Entschlossenheit f - pemwMocTb Entschluß m -sses, Entschlüsse peuienne, HaMepenne entschuldigen hsbhhhtb entsetzt b yntace entstehen (entstand, entstan- den) npOHCXOAHTb, BO3HH- K3Tb entweichen (entwich, entwichen) yAajiHTbca entziehen (entzog, entzogen) chh- M3Tb; .TH III 3Tb Erdbeben n -s 3eMJieTpHccHne Ereignis n -ses, -se nponciuecT- Bue, coöbiTHe erfahren (erfuhr, erfahren) yana- BaTb (panee Hen3BecTiioe) erfahren onbiTHbiü, CBeAymim Erfolg m -(e)s, -e yenex erfüllbar 'fcbinojiHHMO erfüllen oxßaTbiBaTb, nanojiHsiTb ergänzen AonojiHHTb, AoöaBjiflTb ergreifen (ergriff, ergriffen) xßa- T3Tb erhalten (erhielt, erhalten) no- jiynaTb, coxpannTb, coAep- H<aTb 78
erheben; sich (erhob sich, sich erhoben) BcraBaTb erholen, sich OT^bixaTb, nonpaB- JHTbCH erinnern, sich BcnoMunaTb, noM- HHTb erkämpfen 33BoeBbiB3Tb erkennen (erkannte, erkannt) y3- HaBaTb (panee hsbccthoc) Erklärung f -, -en o6*bncHeHHe erklingen (erklang, erklungen) pa3AaB3Tbcn, 3ByqaTb erkundigen, sich ocBejioMJiHTbCH, cnpauiHBaTb Erlaubnis f -, Erlaubnisse pa3- peuienne erleben ncnbiTbiBaTb, nepe>KH- B3Tb erleichtern oöjierqaTb ernst cepbesHbifi erraten (erriet, erraten) oTrajbi- B3Tb erreichen AocTHraTb erscheinen (erschien, erschienen) nOHB^HTbCH, HBJlHTbCfl erschöpfen HCTomaTb. vtom-ihtb Erschöpfung f - HCTomenne erschrecken (erschrak, erschrok- ken) licnyraTbCH erschrocken Hcnyranno erst cnepßa, tojibko, jiuuib erstaunen yAHBjiHTbca, ii3yM- JlHTbCfl erstaunlich y^HBUTejibno; nopa- 3HTCJIbHO erstaunt yÄHBjieHHo; yAUBnen- HblH erstarren ocTOjiöeneTb, 3acTbiTb erstens Bo-nepßbix erstemal: zum erstenmal b nep- Bbifi pa3 ertönen pa3Ä3B3TbCH, 3a3ByM3Tb ertragen (ertrug, ertragen) nepe- HocuTb, TepneTb ertrinken (ertrank, ertrunken) TonyTb erwachsen B3pocjibifi Erwachsene m -n, -n B3pocjibifi erwarten >KÄaTb, o>KHÄaTb erwartungsvoll noJiHbifi o>KHÄa- HHH erwidern oTBeqaTb, BospaacaTb Erzieherin f -, -nen BoenuTa- TejibHHiia Erziehung f - BocnnTaHne Eßlöffel m -S, - CTOJIOB3H JIOJKK3 etwas hto-to, hcckojibko, ne- MHOrO Exgemahl m -s öbibiuhh cynpyr F fähig cnocoÖHbifi; fähig sein öbiTb- B COCTOHHHH fahren (fuhr, gefahren) bccth,. npoßecTH Fahrplan m -s, Fahrpläne pac- nHcanne äbhhcchhh noes^OB Fall m -(e)s, Fälle cjiyqafi fast noMTH, qyTb ne faul aeHHßbiü, thhjioh Faust f -, Fäuste KyjiaK Fehltritt m -(e)s, -e ouiHÖKa fein tohkiih Feldzugsplan m -es njian Aew- CTBHH Fell n -s, -e uiKypa, wex Fensterscheibe f -, -n okohhoc CTCKJIO Ferienheim n -(e)s, -e naucnonar fern ßajieKHH Ferne f -n jiajib fertigwerden cnpaßjinTbcn Fest n -es, -e npa3AHHi<, Top- HCeCTBO fest KpcnKO-uaKpenKo, npouno festklammern yuenuTbcsi feststellen ycTanaBnuBaTb, koh- CT3THpOB3Tb feucht BJia>KHbiü Feuerwehr f - no>KapHan ko- M3HA3 Fieber n -s BbicoKan TeMnepa- Typa Fieberschlaf rti -s jiHxopajioH- HblH COH, O3HOÖ Filmstar m -s, -s KHHO3Be3Aa Fingernagel m -s, Fingernägel HoroTb nanbua pyKM Firme f Firmen (pupya flechten (flocht, geflochten) njie- CTH Fleck m -(e)s, -e uhtho Fleischspeise f -, -n mhch3H nu- ma, MHCHoe öjiioao Fleiß m -es, 6e3 pl npujioKanne, ycepAHe Fliege f -, -n Myxa Flügel m -s, - poajib Flur f -, -en nojie, hhb3 Flur m -es, -e nepejiHHa; JiecT- HHHH3H KJICTK3 79
flüstern merrraTb Folge f -, -n nocae^oBaTejib- hoctl, cepHH folgend cneaytouriin folgsam nocjiyuiHbifi forschend ncnbiTyiomnn, nbiTJin- Bbiii fortfahren (fuhr fort, fortgefah- ren) npo/iODKaTb fortlaufen (lief fort, fortgelau- fen) yöeraTb, npo/ioj/KaTbCfl, ripocnipaTbcn, TnnyTbcn Fotogeschäft n -es, -e c|)OToaTe- nbe Frack tn -s (jjpaK Freie ti npocwp; ins Freie na npocwp, na cße- /KJift BO3/iyx freilich npaß^a Freisprechung f - onpaBAanne freitags no iiHTHwuaM freuen, sich pa^oBaTbcn freundlich Apy>KecTBeHHo; Jiac- KOBbll’l friedlich MiipHbiü frisch CB6/KMH Frisur f -, -en nppmecKa froh pajocTHbiü, Becenbifi fröhlich ßecejibifi, pa^ocTHbifi fühlen qyBCTBOBaTb, namynbi- B3Tb fül!en nanojiHHTb, najiHBaTb furchtbar yxtacno fürchten ÖosiTbcn, onacaTbcn furchtsam poöKwn, 6on3jiHBbin, TpycjiiBbiir Fußboden tn -s, Fußböden noji G Gabel / -, -n BHjKa gackern KyaaxTaTb ganz Becb, uejibiü, coßepiueHHO, eoßcc'i gar rqeHb, BOBce; gar nicht BOBce He ... Garderobe f -, -n KOCTiOMepnan (b rearpe) Garderobehaken m -s, - ßeiuajiKa Garten m -s, Gärten ca;i Gartenfest m -es, -e npa3AHHK b cajy Gartenmauer f -, -n caAOßan cTena Gasherd tn -(e)s, -e raaoßan na HTa Gast tn -es, Gä-ste toctb Gasthaustisch tn -es, -e ctojihk B K3(j)e gebären (gebar, geboren) poAHTb Gebirge n -s, - ropbi geboren yp Grennan Geburtstag m -(e)s, -e ächb ponc- AeHHH Gedächtnis n -ses naMHTb gedämpft npnrayuieHHo; c^ep- HCaHHblH Gedanke m -ns, -n Mbicjib, hach gedankenvoll 3aAyMaßinncb Geduld f - Tepnenne Gefahr f -, -en onacnocTb gefährlich onacHbifi gefallen (gefiel, gefallen) npa- BMTbCH geflochten 3anjieTeHHbift Gefühl n -s, -e qyBCTBO, omyme- Hue gefüllt C H3HHHK0M gegen npoTHB gegenseitig B3aHMHbiH, oöoioa- Hblft gegenüber nanpoTHß gegenüberliegend npoTHßojie>Ka- IIXHH Geheimnis n -ses, -se Tanna geheimnisvoll TanHCTßeHHbin Gehirn n -s, -e mo3t gehorchen cjiymaTbcn, noßMHO- B3TbCH gehören npnHaAJienoTb gehorsam nocjiyuiHO Gekicher n -s xnxnnaHbe gekränkt c oömaom Gelächter n -s cMex gelähmt napajiH3OB3H(Hbin) gelangen AoernraTb, aoxoamtb Geldbeutel m -s, - KomejieK Geldschein tn -es, -e AenoKHbin 3H3K (öyMancHbni) Geliebte rn -n, -n; f -n, -n bo3- jnoöjieHiibin; BO3jno6aeHHan gelingen (gelang, gelungen) y^a- B3TbCH Gemahl m -(e)s, -e cynpyr Gemeinheit f -, -en HnsocTb, noAaocTb gemeinsam oöuinn, Bwecre gemütlich yiOTHo; yAOÖHo; cno- KOHHblft, AOöpo/iyiiiHbiü genau ToqHbin, TOHb-B-TOHb, Toq- HO genauso tohho t3K nee 80
Generalprobe f -, -n renepajib- naa peneTHmia genieren (lies: [5e'ni:ran]), sich CTeCHHTbCH genügen ÖbiTb AocTaTOHHbiM, xßa- TaTb gerade npaMo, KaK pas geraten (geriet, geraten) nonacTb, oqyTHTbca geräumig npocTopnuH gereizt pasApaxceHHbiä Gesang m -(e)s, Gesänge nenne Gesangsrolle f -, -n cojibnaa napTHa (Mya.) geschehen (geschah, geschehen) nponcxoAHTb, cjiyaaTbca gescheit pasyMUbin, yMHbift Geschenk n -s, -e no^apoK geschieden pa3BeAeHHbin Geschiedene f - ÖbiBiuaa >Kena Geschirr n -(e)s, -e nocyjia geschlossen saKpbiTun geschmackvoll co BKycoM Geschöpf n -es, -e cymecTBo Geschrei n -s KpuK geschweige: geschweige (denn) tcm Öojiee, ne roBopa y»<e o ... geschwind cKopun, ÖucTpun Geschwister pl öpaTba n cecrpbi Gesellschaft f -, -en oßmecTBO, KOMnanna gesenkt onymennbin gespannt c jnoßonniTCTBOM, c ne- TepnenneM Geste f -, -n jkcct gestehen (gestand, gestanden) npnanasaTbca getrennt pasoßmennmn; oTAejibHo Gewinn tn -es, -e Bbinr- pbim gewinnen (gewann, gewonnen) BbiarpbiBaTb gewiß HaBepnaKa, tohho; ein gewisser hckhh Gewissen n -s coßecTb Gewissensbisse pl yrpbiaeHHa co- BeCTH gewöhnen, sich npußbiKaTb Cnpyr k Apyry); npaMapaTbca Gewohnheit f -, -en npuBbiHKa Girlande f -, -n rnpjiHHAa glätten, sich pasrjiaxcuBaTbca glauben BepuTb, nojiaraTb gleich ceaaac, TOTaac xce; oah- HaKOBblH Gleichaltrige m -n, -n poBecHftK gleichfalls paBHbiM oÖpaaoM, TaK>Ke gleichzeitig oAHOBpeMeHHbiü, oa- HOBpeMeHHO Glückwunsch tn -es, Glückwün- sche noajipaBjieHHe glühen ropeTb, nbiJiaTb gnädig MHJiocTHBbia; gnädiges Fräulein! CyAapbina! (oöpatqeHtie) gönnerhaft noKpoBHTejibCTBen- Hblß Gott tn -es, Götter 6or greifen, sich (griff sich, sich gegriffen) xßaTaTbca großmächtig BejiHKOAyuiHbifi; koji occa/ibH bin Grün n -s, 6e3 pl aejieHb Grund ni -es, Gründe aho gründlich ocnoBaTejibHbiH gucken rjiaAeTb Gummiball m -s, Gummibälle pe3HHOBbin Maa Gutenachtkuß tn -sses nouejiyft nepeA chom; einen Gutenacht- kuß geben nouejiosaTb nepeA CHOM H Hahn m -(e)s, Hähne neTyx Haken tn -s, - KpiOK; KpioaoK halb nanojioBHHy, nojioBnna halblaut Bnojirojioca hallen 3ByaaTb Hals tn -es, Hälse uiea halten (hielt, gehalten) ocTanaB- AHBaTbca; Aep>xaTb haltmachen ocTanaBjiHBaTbca Handbewegung f -, -en abhjkc- mie pyKoft; eine drohende Handbewegung machen rpo- 3HTb KyjiaKOM hängen BeuiaTb Harmonie f rapMOHHa hassen nenaBHAeTb Hast f - cneuiKa hastig ToponjiHBbift; nocneuiHo Hauptbahnhof tn -s, Hauptbahn- höfe UeHTpaJIbHHH BOK3aJI Hauptgewinn tn -(e)s, -e naß- Hblft BbIHrpblUI Hausfrau f -, -en xoanuKa AOMa Haushalt m -es AOMaumee xo- 3HHCTBO Haushälterin f -, -nen 3kohomk3 81
Haushaltsbuch ti -es, Haushalts- bücher KHHra AOMaiuHJix pacxo- AOB Hausherr m -n, -en xoshhh aomb häuslich AOMauiHHH Haustor n -s, -e napajmoe heben (hob, gehoben) noAHHMaTb heften npaKpenaaTb, npaKOjioTb heilen saxuiBaTb; jieaaTb heimkehren BO3BpamaTbca ao- MOH Heimleiterin f -, -nen aaBejiy- lomaa nancHonaTOM heimlich TaÜHo, yKpaAKoft Heirat f -, -en 6paK, >xeHHTb6a, 3aMy>KecTBO heiraten >xeHHTbca, BbixoAHTb 3a- My>K heiter Becejibiä, acHbift Heiterkeit f - Becejibe Heldenmut tn -es repoH3M Helferin f -, -nen BocnHTaTejib- HHua hell HCHbiH, CBeTjibin; sbohkhh her cioAa herabsenken, sich cnycKaTbca herandrängen, sich TonnHTbca heraufführen npoBOAHTb Haßepx herausblicken BbirviaAbiBaTb herausheben (hob heraus, her- ausgehoben) BbiABHraTb, bm- zieJlHTb, BHHHMaTb herausnehmen (nahm heraus, her- ausgenommen) BblHHMaTb herbei ciojia Herd tn (e)s, -e njiHTa Herde f -, -n cTajio herein BHyTpb, cio^a hernehmen (nahm her, herge- nommen) B3HTb, AOCTaTb herrlich npeßocxoAHbift, pockoui- Hblfi, BejIHKOJienHblH herrschen rocnoACTBOBaTb, ua- puTb herschauen CMOTpeTb Ha... herstellen BoccTaHaßjiHBaTb, yc- TanasjiHBaTb herüber ciOAa, Ha 3Ty cTopony herüberdringen (drang herüber, herübergedrungen) npoHHKaTb herumdrehen, sich KpyTHTbca, noßopa^HBaTbCH herumlaufen (lief herum, herum- gelaufen) pasryjiHBaTb herunter bhh3 herunterspringen (sprang herun- ter, heruntergesprungen) cnpbi- rHBaTb, npbiraTb bhh3 herunterzerren TanyTb bhhs hervor Bnepeji, Hapy>xy hervorholen AocraßaTb hervorkommen BbixoAHTb hervorstoßen (stieß hervor, her- vorgestoßen) BOCKJIHLiaTb herzgewinnend noKopaa cepjma herzig MHJibift, ayAecHbiH hierher aojia, ao chx nop, nona HTO hilflos ÖecnoMoniHbiÄ hin TyAa; hin und her TyAa h ciOAa hinauf Bßepx, Kßepxy hinaufsteigen (stieg hinauf, hin- aufgestiegen) noAHHMaTbca (no jiecTHHiie) hinaus Hapyacy hinausstürmen BbiÖeraTb napy- >xy Hindernis n -ses, -se npenaT- cTBae, noMexa hineinblicken 3arjiaAbiBaTb BHyTpb hin legen nojio>KHTb hinschieben (schob hin, hinge- schoben) noABHraTb (no na- npaßjieHHio k qeMy-jiaöo) hinstrecken npoTarHBaTb (pyKy) hinten no3aAH, c3aAH hinter no3aAH Hinterkopf m -es 3aTbiJioK hinüber no Ty cTopony hinüberbeugen, sich HaKjioHaTb- ca hinüberdringen (drang hinüber, hinübergedrungen) npoHHKaTb hinunter bhh3 hinuntersteigen (stieg hinunter, hinuntergestiegen) cnycKaTb- ca hinzu k 3TOMy hinzufügen AoÖaßjiaTb hochbefriedigt yAOBjieTBopeHHbiä hochblicken rjiaAeTb Bßepx, noA- HHMaTb rjiaaa hochgeschätzt ysaxaeMbiH höchst BblCUIHH, BHCOqaHUIHH, KpaÜHe; es ist die höchste Zeit yace nopa hochstrecken npoTarHBaTb 82
Hochzeitstag tn -es, -e Aehb CBa^b* 6h hocken ycaxtHBaTbca; cH^eTb na KOpTOHKaX hoffen HaAeHTbCH hoffentlich mojkct ÖHTb höflich bokjihbo Hofrat tn -s, Hofräte cobcthhk Höhepunkt tn -s, -e Bbicuian toh- Ka, KyjIbMHHaUHOHHHH FiyHKT holen AOCTaßaTb; noKynaTb horchen noACjiyuiHBaTb Hörer tn -s, - TejiecjjoHHaa Tpy6- Ka hübsch xopouienbKHH, mhjiobha- HblH Huhn n -s, Hühner Kypmia hupen ryAeTb, CHrnajiHTb hüpfen cocKaKHBaTb huschen npoMejibKHyTb; uiMbir- nyTb husten KauijiHTB I ihretwegen H3-3a nee, H3-3a hhx immerhin Bee >xe indessen tcm BpeMeneM inmitten cpejm, nocpejiHHe innen BHyTpn Innenleben n -s BHyTpeHHHH >KH3Hb Insel f -, -n octpob inzwischen Me>KAy tcm; tcm Bpe- MeneM irgendjemand KTo-HHÖyjib irgendwer kto-to irgendwie Koe-KaK irgendwo nie-HHöyAb ironisch HpoHHnecKHH J Jagdhund tn -es, -e oxoTHHHba co- 6axa jedenfalls bo bchkom cjiynae jedesmal bchkhh (Kalbin) pa3 jemand KTo-HHÖyjib jene Ta, Ty K Kaffee m -s, 6e3 pl Kocjje Kalb n -s, Kälber tcjichok Kalbsschnitzel tn -s, - tcjihhuh UIHHUeJIb Kamm tn -(e)s, Kämme pacnec- Ka, rpeÖemoK kämmen, sich nprfqecbiBäTbca Kante f -, -n Kpaft Kapitel n -s, - rjiaBa Karpfen tn -s, - Kapn Käsebrot n -s, -e ÖyTepÖpoA c CbipOM Kaufhaus n -es, Kaufhäuser Ma- ra3HH Kaufmanns laden tn -s, Kauf- mannläden Mara3HH kaum e#Ba, jinuib tojibko kehren noBopa^HBaTb keineswegs hhkohm oÖpasoM, HHqyTb Kellner tn -s, - ocjjHunaHT Kette f -, -n uenonKa kichern xnxHKaTb Kinderbild n -es, -er AeTCKaa KapTOHKa Kinderheim n -es, -e actckhü nancuoHaT Kindheit f - actctbo Kissen n -s, - no^yuiKa Kiste f -, -n hiiihk klappen jia^HTbCH klappern cTynaTb klatschen xJionaTb; paa/iaBaTbcfl Klavier n -s, -e (JjopTenbHHo, pOHJIb Klavierlehrer m -s, - yqnTejib nrpbi na poajie Klavierunterricht tn -(e)s, 6e3 pl ypoKH nrpbi na poajie Kleine f -, -n MajieHbKaa, Ma- JIHUIKa Klette f -, -n penefi klettern BjieaaTb, B36npaTbCH klimpern öpeHqaTb klingeln 3BOHHTb klopfen CTyqaTb, noxJionHBaTb klug yMHHH Knicks tn -es, -e peBepanc knicksen AejiaTb peBepanc Knie n -s, - kojicho knien onycKaTbca na kojichh knipsen (JjoTorpatjjiipoBaTb Knochen tn -s, - koctb Kochbuch n -es, Kochbücher Ky- jiHHapnaH KHnra kochen roTOBHTb, BapuTb, crpa- naTb kochend khuhiiihh Köchin f -, -nen KyxapKa Koffer tn -s, - hcmoahh Kollege tn -n, -n Kojijiera, to- Bapnm 83
Kommando n -s, -s KowaHjia, npuKaa komplizieren ocjiomhatb kompliziert cjiokhmö komponieren coaHHHTb MyawKy Komponist tn -es, -en komho3h- TOp Kompresse f -, -n KOMnpecc Konfektschachtel f -, -n ko- pOÖKa KOHCpeT Konzertdirektion f - KomiepTHoe 6iopo kopfschüttelnd noKa^HBaa rojio- BOH Korb tn -es, Körbe Kopsuna Körper tn -s, - tcjio körperlich $H3HqecKHH kosten ctohtb krach! 6au! Kraft f Kräfte CHjia krähen neTb (o neryxe) kramen nepeßnpaTb, pHTbca kränken oropqaTb, oÖHJxaTb Kranz tn -es, Kränze bchok kratzen, sich nonecuBaTb Krawatte f -, - rajicTyK Kreis tn -es, -e Kpyr kreischen npoH3HTejibHo KpnqaTb Kreisel tn -s, - rojia kreisrund no Kpyry; KpyrjibiH kreuzen, sich nepeceKaTbca, BCTpenaTbCH kriegen nojiyqaTb Krise f -, -n KpH3HC kritzeln nncaTb KapaKyjiHMH, ua- panaTb Küche f -, -n KyxHH Kuchen tn -s, - nnpoxiHoe, TopT Küchen lei ter f -, -n KyxoHHaa jiecTHHua Küchenschrank tn -es, Küchen- schränke KyxoHHbifi 6y4)eT kühl npoxJiaAHbifi, xojioahmh Kummer tn -s, 6e3 pl rope, ne- najib, CKopÖb kümmern, sich 3a6oTHTbca, 06- pamaTb BHUManne künftig ÖyjiyiiiHH; Bnpejib Künstler tn -s, - apTHCT Künstlerherz n -ens, -en cepjme apTHCTa Künstlernatur f -, -en apTHCTH- qecKaa Ayina Kunstmaler tn -s, - xyaojKHHK küssen uejiosaTb Kuvert n -s> -e kohbcpt Künstlerhaupt tn -s rojiosa ap* THCTa L lächeln yjibiÖaTbca, ycMexaTb- CH Lächeln n -s, 6e3 pl yjibiÖKa lächelnd yjibiöaacb Lachen n -s, 6e3 pl cmcx lächerlich cmcuihoh laden (lud, geladen) npnrjia- UiaTb, 3BaTb Ladentisch tn -es, -e npujiaBOK Lage f -, -n nojiojxeHHe Lampen fieber n -s boji nenne ne- peA BbixoAOM Ha cueny Lampion n -s, -s (JjonapnK lang AaBHo; ajihhheih langsam thxo, mcajichho längst AaBHo Lärm tn -(e)s, 6e3 pl inyM, cy- MaToxa lärmend rnyMHHH, inyMjiHBbiH lassen (ließ, gelassen) ocraBjiHTb Laterne f -, -n ({jonapb Laub n -(e)s jincTBa Lauf tn -es, Läufe 6er, npoöer lauschen npHCjiyuiHBaTbCH läuten 3BOHHTb lautlos 6e33ByqHHH, 6c3mojib- Hblft lebendig khboh Lebensmittelgeschäft n -es, -e npoAOBOjibCTBeHHaa jiaBKa Lebewesen n -s, - jkhboc cymecr- BO lebhaft khboh, Öohkhü, o>khb- JieHHblH leer nycTofi, nopo>KHHH legen oacTb lehnen, sich npHCjioHHTbca leiden (litt, gelitten) TepneTb, BblHOCHTb leidenschaftlich CTpacTHHÖ; 3a- xjieöbißaacb leider k coKajieHHio leise thxhh, e/ißa cjihuiho, ne- rpoMKo Leiter f -, -n JiecTHHua (npHcraB- naa), cTpeMHHKa Leiterin f -, -nen pyKOBOAHTejib- HHua, 3aBeAyK)maa Letzte tn -n, -n nocneAHHii (noc- jieAHaa, nocjieAHee) Licht n -(e)s, -e cbct 84
Lichtschein tn -es, -e jiyq cßeTa lieb mhjihh, uoporoft Lieblingsspeise f -n jnoÖHMoe 6jikw) Lippe f -n ry6a listig xHTpo Locke f -n jiokoh (mh. KyApn) lockig KyApHBblH Löffel tn -s, - jio>KKa löffeln qepnaTb • Logentür f -, -en ABepb b jio>xy Lokomotive f -, -n napoßoa, jio- KOMOTHB lösen: eine Fahrkarte lösen no- KynaTb (npoesAHofi) öhjict Losnummer f -, -n HOMep jiotc- peHHoro ÖHjieTa losreißen, sich (riß sich los, sich losgerissen) oTpbiBaTbca Lüge f -, -n jio>Kb Lupe f -, -n jiyna Lust f - pa^ocTb, yjioBOjibCTBHe lustig Becejibiu, saöaßHbiH M Mädel n -s, - jjeßonKa Magen tn -s, - jxejiyjioK Mal n -(e)s, -e pa3 malen pucosaTb, nncaTb Kpac- KaMH Maler tn -s, - xyjio>KHHK, >khbo- nHceii manch hhoh, HeKOTopbifi manchmal nHorna, ne pa3 manierlich yqTHßbifi Mappe f -, -n nanica, nopTcfjejib Märchenbild n -(e)s, -er $aHTac- THqecKaa KapTHHKa Masern pl Kopb Matz m -es, -e Majiwui Mauer f -, -n crena, orpajia (Ka- MeHHan) mehr Öojibiue; nicht mehr yx<e He ..., öojibine He ... meinen nojiaraTb, AyMaTb, noji- pa3yMesaTb Meinung f -, -en mhchhc Meister tn -s, - MacTep cnopTa melden cooömaTb, uoKjia/ibiBaTb Melodie f -, -n mcjioahh Menge f -, -n Tojina merken saMenaTb, oßpamaTb bhh- MaHne merklich saMeTHbiü merkwürdig cTpaHHbifi Metzger tn -s, - mhchhk; koji- ÖaCHHK mieten cHHMaTb, HaHHMaTb Mi Ich fasse f -, -n qauiKa ajih MOJIOKa mischen, sich BMeniHBaTbca, npH- MeiHHBaTbCH Mitarbeiterin f -, -nen coTpyji- HHua mitbringen (brachte mit, mit- gebracht) npHBO3HTb C COÖOH miteinander cobmcctho, Apyr c ApyroM mitpfeifen (pfiff mit, mitge- pfiffen) nOACBHCTHBaTb Mitschüler tn -s, - TOBapum no uiKOjie mittags b nojiACHb mitteilen cooßmaTb Mittel n -s, - cpejicTBo, cnocoö; jieKapcTBo mitten nocpeÄH mittwochs no cpejiaM Möbelpacker tn -s, - paöonHH no nepeBO3Ke MeÖejiH modulieren nepeßojiHTb b jipy- ryK) TonajibHocTb (My3.) möglich B03M0>KHbIH Möhre f -, -n MopKOBb Mond tn -es, -e mcchu, Jiyna montags no noHejiejibHHKaM müde ycTajibifi Mühe f -, -n ycHjiHe; sich Mühe geben npHjio>KHTb cTapaHHe mühsam c ÖojibuiHM TpyjiOM Mund tn -es, Münder poT, ycra Mundharmonika f -, -ken ryö- Han rapMOHHKa munter Öoaphh, BecejiHft, >kh- boh murmeln ÖopMOTaTb murren öypqaTb mürrisch BopqjiHBbiH Muskatnuß f -, Muskatnüsse Myc- KaTHbiü opex Mut tn -(e)s My>xecTBO, jiyx mütterlich no-MaTepHHCKH Mutti f -, -s MaMOHKa Mütze f -, -n inanKa, (J)ypa>KKa, KOjinaK N nach nocjie Nachbar tn -n, -n coceji nachdem nocjie Toro, KaK 85
nachdenken (dachte nach, nach- gedacht) jiyMaTb, pa3Mbiuwi5iTb nachdenklich aa/iyMHMBbiii nachher nocjie Toro, hotom nachholen HasepcTbiBaTb nach lassen (ließ nach, nachge- lassen) ocTaBjiBTb (nocjie ceöa) Nachmittag m -(e)s, -e nocjie- oöeueHHoe BpeMH nachrechnen nepecnwTbiBaTb nachschlagen (schlug nach, nach- geschlagen) cnpaBjiBTbCB nächst öjiwjKaiiiiiMii nachstarren CMOTpeTb bcjica Nachtapotheke f -, -n Ae>Kyp- Haa anieKa Nachthemd n -es, -en HOHHaa pyöainKa Nähe f -, 6e3 pl 6jm3OCTb näher 6jin>Ke nahgelegen 6jiM3jie>KamMM namens no mmchm nämlich tot, Ta, a mmchho, to ecTb nanu! Hy h Hy! naß MOKpblH, BJia>KHblH natürlich kohchho, paayMeeTca nebenan BO3jie, phaom, y, okojio nebeneinander pflAOM, Apyr BO3jie Apyra Nebensache f -, -n BTOpocreneH- Hoe aejio, mcjiohb Nebenzimmer n -s, - coceAHHH KOMHaTa neigen cKjioHHTb, HaooHiiTb Nervenfieber n -s HepBHaa jihxo- pa/iKa nervös HepBHbiü nett MHjibiii Netz n -es, -e ceTKa, cyMKa Neue m -n, -n hobhhok neuerdings HeaaBHo Neugier f -, 6e3 pl jnoöonbiT- CTBO neugierig c jnoöonbiTCTBOM; c He- TepneHHeM neulich HeaaBHO, Ha ahhx Neuling m -s, - hobhhok nichts HHnero nicken KHBaTb (tojioboh) nie(mals) HMKorjia niederlassen, sich (ließ sich nie- der, sich niedergelassen) ca- AHTbCH, OnyCTHTbCH niederschreiben (schrieb nieder, niedergeschrieben) aanncbiBaTb noch immer Bee eme Note f -n HOTa, OTMeTKa, no- MeTKa notieren OTMenaTb, aanncbiBaTb nötig Hy>KHO Notiz f -, -en 3aMeTKa, noMeTKa, OTMeTKa, 3anncb Notizbuch n -es, Notizbücher 3a- nHCHafl KHMJKKa Nudel f -, -n jianma Nudelsuppe f -, -n cyn c jianmoii 0 ob JIM oben Hasepxy, BBepxy Oberlicht n -es cbct, HaaaiomMM csepxy obgleich xoth, HecMOTpa Ha to, hto obwohl XOTH, HeCMOTpfl Ha TO, HTO offen OTKpbiTbiü, pacKpbiTbiü offenbar oneBMAHbiü Ohrfeige f -, -n nomenMHa Omnibus tn -ses, -se aBTodyc Opernglas n -es, Operngläser ÖMHOKJIb Opernsängerin f -, -nen cojincTKa onepbi Opfer n -s, - >KepTBa ordnungsgemäß b cootbctctbmm C yCTaHOBJieHHblM nOpMAKOM Ouvertüre f -, -n ysepTiopa P paar napHbiü; ein paar HecKOJibKo packen ynaKOBbisaTb, yKjiaAbi- saTb Packer tn -s, - ynaKOBiiiMK Palette f -, -n najiMTpa Paradies n -es, -e paü Parkett n -s, -e napKeT; napTep (nepeAHMe psi ah) Partiturseite f -, -n CTpaHnua napTMTypbi passend noAxoAHiUMÜ passieren npOMcxoAMTb, cjiynaTb- C5I pausbäckig tojictohickhm Pause f -n nepepbiB, nayaa, aHTpaKT Person f -, -en jimuo, hcjiobck Persönchen n -s, - ocoöowa pfeifen (pfiff, gepfiffen) CBMCTeTb 86
Pfeil tn -s, -e cTpejia Pfennig m -s, -e ncpeHHHr (mo- HeTa) Pferdeweide f -, -n nacTÖwme pflücken paaTb, cpbißaTb Pfund n -es, -e (pyHT Philharmonie f - (pnjiapMOHMH pikant nwKaHTHbiii (oneHb hhtc- pecHbifi) Pinsel tn -s, - kmctb planen njiamipoBaTb, npoeKTM- posaTb planschen njiecKaTbc«, nwienaTb no BO/ie plappern rapaTopMTb, Tpemaib Platte f - HeraTMB plaudern bcctm jierKwii paaro- Bop; öojiTaTb plötzlich Bapyr, BHeaanHO Portier tn -s, -s uiBeüuap Postamt n -s, Postämter non- TaMT postlagernd 40 BocTpedoBamm Postschalter m -s, - okho (hcl noume) praktisch npaKTMHHbiü Praline f -, -n inoKOjiaAHaa koh- cpeTa Preis m -es, -e ueiia, npM3, Ha- rpa/ia pressen npM>KMMaTb prügeln öhtb, kojiotmtb Puderdose f -, -n ny/ipeHMua Pult n -(e)s, -e momiTp Punkt: Punkt 3 Uhr tohho b Tpn naca Puppe f -, -n Kyoa Puppenwagen m -s, - KyKOJibHaa KOJIBCKa putzen HMCTHTb R Rahmen m -s, - paMa, jmepb Rand m -es, Ränder nojie (uijih- nbi) Ranzen m -s, - paneii, cyMKa rasch öbicTpbiü, cKOpbiü rasen MHaTbca raten (riet, geraten) coseTOBaTb; oira/ibiBaTb ratlos pacTepBHHo; öecnoMom- Hblft Ratschlag m -es, Ratschläge co- bct Rätsel n -s, - Tafina rätselhaft 3araAO4Hbiii, HenoHHT- HblÜ Raubtier n -es, -e xwiiiHoe >km- BOTHOe Raum m -es, Räume npocTpaH- ctbo, KOMHaia, noMememie räuspern, sich OTKainjiMBaTbca Rechenstunde f -, -n ypoK apw(j)- MCTMKM Rechnen n -s, 6e3 pl apn(j)MeTMKa rechnen cnwTaTb, BbiHMCJiHTb Rechner m -s, - MaieMaTHK recht oneHb; aobojibho rechtzeitig BOBpeM« reden roßopwTb, öece/iOBaTb Regenmantel m -s, Regenmäntel miam Reibeisen n -s, - TepKa reiben (rieb, gerieben) TepeTb, noTMpaTb reichen no^asaTb; xsaiaTb (öbiTb 40CT3T0HHblM) Reigen m -s, - xopOBOA Reihe f -, -n pn/i Reisekoffer tn -s, - Äopo/KHbiü neMO/iaH Reisende m -n, -n nacca>KMp reißen (riß, gerissen) psaib reizend npejiecTHbiii rennen (rannte, gerannt) 6po- caTbCH CTpeMrjiaB Restaurant (lies: [resto'ra.]) n -s, -s pecTopaH richten HaBO^MTb, HanpaBJiHTb richten, sich pyKOBOÄCTBOBaTb- ch, oöpamaTbCH Richtung f -en HanpaBjieHne riechen (roch, gerochen) nax- HyTb riesengroß rnraHTCKMii Rind n -es, -er KpynHbiw po- raTbift ckot Rindfleisch n -es roBHAMHa Rolle f -, -n pojib rollen KaTMTbca Roller tn -s, - caMOKa? Rollschuh tn -es, -e pojiwKOBbiw K0H6K Roman tn -s, -e poMaH Rücken n -s, - cnwHa rufen (rief, gerufen) KpunaTb, 3B3Tb rund KpyrjibiH runzeln MOpmuTb (jioö), xwy- pMTb (ÖpOBM) rutschen ep3aTb; cocKajibßbißaTb 87
s Sache f -, -n npe/iMe?, jjejio, 06- CTOflTejIbCTBO sachlich no-jjejiOBOMy Sahne f - cjihbkh Salz n -es, -e cojib Samtbrüstung f -, -en öapxaT- Haa 6ajnocTpa.ua, nepwjia Sanft KpOTKHÜ, MflrKHH, He>K- HblH Sauerkraut n -es KHCJiaa Kanyc- Ta sauersüß npWHy>K,neHHO säuseln niejiecTeTt; nienTaTb sausen MnaTbca schaben cKOÖjiWTb schade >Kajib scharf pe3Ko; aopKwfi Schatten tn -s, - TeHb schauen CMOTpeTb Schaufenster n -s, - BHTpuHa schaukeln Kanaib, KanaTbca Scheibe f -, -n okqhhoc ctckjio scheiden (schied, geschieden) pa3- BOÄWTb, OTJjejIBTb Scheidung f -, -en pa3B0A Schein tn -(e)s, -e achokheiw 3HaK (GyMaotctibitT) Schemel m -s, - TaöypeTKa schenken jjapwTb scheu 6ofl3jiWBbifi, nyrjiHBHH scheuen wsöeraTb, öoflTbca schicken nocbijiaib schieben (schob, geschoben) toji- KaTb; (sich) npoTHCKHBaTbca schielen KOCHTb rjiasaMH Schild n -es, -er BbisecKa schimmern MepuaTb, öjiwcTaTb schimpfen pyraib Schirm m -(e)s, -e 3oht Schirmchen n -s, - sohthk Schlaf tn -es, 6e3 pl coh Schläfe f -, -n bhcok schlaftrunken sacnaHHbiir, b no- jiycne schlagen, sich (schlug sich, sich geschlagen) ÖHTbca (BOKpyr ce- 6b) schlau xHTpbiö schleichen, sich (schlich sich, sich geschlichen) npoöpaTbca THXO; TafiKOM schleppen TauiHTb, hccth schließen (schloß, geschlossen) 3aKpbiBaTb schließlich »aKoneu, b kohuc kohuob schlimm njioxo schlingen (schlang, geschlungen) OÖBHBaTb schluchzen pbijjaTb, Bcxjiwnbi- Ba?b Schluck tn -s, -e tjiotok schlüpfen niMbirHyTb, lopKHyTb Schluß m -sses, -sse ko Heu; Schluß machen KouqaTb Schlüssel tn -s, - om schmal ocyHyBmwficfl schmecken HpaBHTbc« (no BKycy) schmelzen (schmolz, geschmol- zen) njiaBHTb, pacTanjiHBaib Schmerz tn -es, -en 6ojib Schmetterling m -(e)s, -e 6a- 6oHKa Schmetterlingsnetz n -es, -e ca- HOK AJIH jiobjih 6a6o<ieK schmiegen, sich npuncuMaTbCH, jiacKaTbcfl schmücken yKpamaTb schmunzeln yxMbijiflTbCfl schnappen >KaAHO xsaiaTb (3y- 6aMw) schnarchen xpaneib Schneekönig tn -s, -e chokhmh KOpOJIb schon y>Ke schön npeKpacHHH Schrank tn -(e)s, Schränke inKatj) Schrankzimmer n -s, - rapjjepoö- Ha$L Schreck 'm -(e)s, -e y>Kac, cipax schrecklich y>KacHbiH, >KyTKwfi Schrei m -(e)s, -e KpwK Schreibpult n -es, -e nwcbMeH- hhP ctoji (naptna) Schreibtisch m -es, -e nwcbMeH- Hblfi CTOJI Schreibtischsessel m -s, - xpecjio K nWCbMCHHOMy CTOJiy schreien (schrie, geschrien) Kpw- <iaTb schreiten (schritt, geschritten) maraTb Schrift f -, -en nonepK Schritt tn -es, -e mar, nociynb Schubfach n -es, Schubfächer bh- ÄBWJKHOfi 5III1HK (cmOAa) Schubkarren tn -s, - jiotok; Tan- Ka Schublade f -, -n bhabhjkhoü 5HIIHK 88
schüchtern HepeniHTejibHo; po6- KWfi Schuld f - BHHa; jjojir schuld sein ÖHTb bhhobhhm Schuldiener tn -s, - niKOjibHbifi cjiyjKamHW Schulhof tn -s, Schulhöfe niKOjib- HHH ABOp Schulmann tn -es, Schulmänner HIKOJIbHHH paÖOTHHK Schulranzen tn -s, - paneii, cyM- Ka Schulter f -, -n njieno Schultor n -s, -e mKOjibHHe bo- poia Schürze f -n (papiyK Schüssel f -n MHCKa, öjiiojio schütteln KanaTb, TpacTW Schwäche f - cjiaöocTb schwanken Apo>KaTb, KOJieöaTbca Schwanz tn -es, Schwänze xboct schweigen (schwieg, geschwiegen) MojmaTb Schweinebraten m -s jKapeHaa CBMHHHa Schwierigkeit f -, -en TpyAHOCTb, 3aTpyAHeHne Schwindler tn -s, - oÖMaHmHK See tn -s, -n oaepo seelisch AyxoBHbiw; AymeBHbm sehnen, sich TocKOßaTb seinerzeit b csoe BpeMfl, b to BpeMfl seit c, ot seitdem c Tex nop, c Toro BpeMe- HH selber caM, caMa, caMO selbstverständlich caMO coöofi pa- 3yMeeTCfl selten pejjKHH seltsam cTpaHHWH Sendung f -, -en OTnpaBjieHwe, nocbuiKa senken onycKaib, norpy>KaTb Sessel tn -s, - Kpecjio setzen ca>KaTb seufzen B3jibixaTb sicher HaßepHHKa, ysepeHHo silbern cepeöprsiHbiH sinken (sank, gesunken) onyc- KaTbCfl Situation f -, -en odcraHOBKa, cHTyauHfl skizzieren jjejiaTb HaöpocoK (sc- KH3) SO TaK, Ta KOB, TaKOH soeben tojibko hto sooft BCBKWfi pa3 KaK Sofa n -s, -s jjHBaH, KymeTKa sofort HeMejuieHHO sogar jia>Ke solch Ta KOH sommersprossig BecHynmaTbift Sonnabendmittag tn -s, -e cyö- ÖOTHHfi nOJIACHb sonnabends no cyööoTaM sonntäglich socKpecHbin Sonntagsmorgen m -s, - ßocKpec- Hoe yTpo sonst a to, HHane Sopranistin f -, -nen conpano (neBHita) Sorge f -, -n saöora, Tpesora sorgen saöoTHTbca, xjionoTaTb sorgfältig cTapaTejibHHH, Tma- TejibHbifi soviel cTOJibKO, TaK mhofo sowie TaK>Ke KaK h, KaK tojibko sowohl... als auch KaK ..., TaK h spannen HanparaTb, HaTHrHBaTb spannend yßjieKaTejibHbifi spät no3AHo spazieren nporyjiHßaTbca Speise f -, -n KymaHbe, öjiioao Speisesaal tn -s, Speisesäle cto- jiOBaa Speisezettel m -s, - mchio spendieren yromaTb, jjapHTb Spiegel m -s, - 3epKajio Spiel n -e(s), -e Hrpa Spielsache f -, -n HrpyniKa Spielzeugschrank m -(e)s, Spiel- zeugschränke iuKa(|) /um Hrpy- ni eK spitz ocTpbift; ejjKO spöttisch HacMenijiHßo; HpOHH- HeCKHH springen (sprang, gesprungen) npHraTb, cKaKaTb Spritze f -, -n yKOji spüren qyßCTBOßaTb Staatsoper f -, -n rocyaapcTBeH- Haa onepa Staffelei f -, -en MOjiböepT Stall tn -s, Ställe xjicb stammeln öopMOTaTb Stammgast tn -es, Stammgäste 3aßcerjiaTaH Standesamt n öiopo 3anHCH aK- tob rpajKjjaHCKoro coctohhhh (3ArC) 89
Stapel tn -s, - crona starren npwcTajibHo CMOTpeTt; yc- TaBHTbCfl Stationsvorsteher m, -s, - na- HajIbHHK CTaHUHH staunen nopajKaTbca stecken HaxoÄHTbca, öbiTb, TOp- qaib stecken noMemaib, cosaTb Stehlampe f -, -n Topuiep steigen (stieg, gestiegen) iioähh- MaTbCfl Stiefmutter f -, Stiefmütter Manexa Still THXO, 6e3MOJlBHbIW Stimme f -, -n rojioc Stimmung f -, -en HacTpoeHwe Stirn f -, -en jio6 Stock tn -(e)s, Stöcke najiKa, CTepjKeub; 3?a>K Stockwerk n -es, -e 3?a>K, apyc Stoffhund tn -es, -e HrpynienHaa coöaKa stöhnen cTOHaib stolz ropAbift stolzieren b3>kho hath stopfen niTonaTb stören MeinaTb, öecnoKOHTb stoßen (stieß, gestoßen) TOJiKaTb strafen HaKasbisaTb strahlen cwflTb, ÖJiwcTaTb sträuben, sich npOTHBHTbCH, co- npOTHBJIBTbCfl Strauß tn -sses, Sträuße öyKeT streben cTpeMHTbca, AOÖHBaTbca streicheln rjia/iWTb pyKoft, jiac- Kaib streiten (stritt, gestritten)cnopWTb streng cTporwii, cypoBbift Strom m -es, Ströme noTOK, Te- qeHwe strömen Te<ib, cTeKaTbca, Hanpas- JIBTbCfl Stubenmädchen n -s, - ropHHHHasi studieren H3yqaTb; yqwTbCH (b HHCTHTyTe) stundenlang qacaMH stürzen najjaTb, BajiHTbca summen >Ky>K>KaTb Suppengrün n -s, 6e3 pl se/ienb (npHnpasa) ajib cyna süß cjiaAKHÜ Süßigkeit f -en cnaAOCTb (MH. H.); CJiaCTH Szepter n tn -s, - cKwneTp; das Szepter führen ynpasjiHTb T Tablett n -s, -e no/inoc täglich ejKejiHeBHO Tal n -(e)s, Täler aoahha Tapferkeit f - cMejiocTb Tasche f -, -n cyMKa Taschengeld n -es KapMaHHbie AeHbrw Taste f -n oaBHma (pofljifl) tatsächlich AeftcTBHTejibHbiH, na caMOM jjejie tauchen norpy>KaTb tauschen MeHHTb(cfl) tausendmal Tbicsmy pa3 Taxi n -s, -s takch teilen AeJiHTb teilnehmen (nahm teil, teilge- nommen) ynacTBOBaib Telefonbuch n -es, Telefonbücher aÖOHCHTHafl KHH>KKa Teiler tn -s, - Tape/iKa teuer Aoporoft (no ctohmocth) Thermosflasche f -, -n TepMoc ticken THKaib Tier n -(e)s, -e 3sepb, jkwbothoc Tintenfaß n -sses, Tintenfässer nepHHjibHHua Tintenklecks tn -es, -e qepHHjib- Hoe nflTHO tippen AOTparwBaTbCB, cjierKa npHKacaibCfl Titelbild n -(e)s, -er HJiJiiocTpa- uhb na oöjio>KKe (>KypHajia) Titelblatt n -es, Titelblätter HJIJIIOCTpHpOBaHHafl OÖJlO>KKa (>KypHajia) Tombola f -, -len BemeBaa jiotc- pea Tonfolge f -, -n mcjioahh Topf m -(e)s, Töpfe KacTpiojifl Topfdeckel tn -s, - KpuuiKa ot KaCTpKMH Tor n -(e)s, -e Bopoia Träne f -, -n cjiesa träumen BHjjeTb bo cne, CHHTbca traurig nenajibHuft Trauung f -, -en öpaKOconeTa- Hwe, eine Trauung vornehmen 3a- omaTb öpaKoconeTaHwe Trauzeuge tn -n, -n CBHjjeTejib npw öpaKOconeTaHHH treffend MerKHfi treiben (trieb, getrieben) rnaTb Treppe f -, -n jiecTHHiia 90
treten (trat, getreten) bxoahtl, noAxoAHTb; HacTynaTb triumphieren TopacecTBOBaTb trocken cyxofi Trost tn -es yTenieHHe trösten yreinaTb Trotz tn -es, 6e3 pl ynpHMCTßo trotz HecMOTp« Ha, BonpeKH Tuch n -es, Tücher nojioTHO, no- KpbiBajio, nJiaTOK tüchtig AeJibHbifi, cTapaTejibHbifi; 0CH0B3TeJIbH0 tun (tat, getan) jjejiaTb; ncnoji- HHTb; npH^HHHTb tupfen BbiTHpaTb; AOTparHßaTbcn Turm tn -(e)s, Türme öaniHH, TeMHima Tüte f -, -n KyjieK U über H3A, Bbime, qepea überall noßciony, Bea^e überfüllen nepenoiHHTb überglücklich öeawepHO c^acT- JIHBblH überhaupt ßooöme überlaufen (lief über, übergelau- fen) jiHTbCH 4epe3 Kpaü überlegen oöjjyMbiBaTb; nojjyMaTb überraschen 3axB3TbiBaTb ßpac- njiox, nopaH<aTb Überraschung f -, -en hcojkh- AaHHOCTb, CK)pnpH3 überreden yroBapHBaTb, yöe>K- A3Tb überreichen nepejjaßaTb überwachen HaöjnojiaTb 3a kcm- JIHÖO überzeugt sein öbiTb yßepeHHbiM übrigens ßnpo^eM Ufer n -s, - öeper umarmen oÖHHMaTb umbinden (band um, umgebun- den) OTBH3blB3Tb, nepCBH3bl- B3Tb umdrehen noBopammaTb, sich oöopaqHBaTbCH, nepeßep- HyTbCH umringen 0Kpy>KaTb umschauen, sich 03HpaTbcn bo- Kpyr umsehen, sich (sah sich um, sich umgesehen) orjifljibiBaTbCfl BOKpyr umwenden, sich (wandte sich um, sich umgewandt) oöopannBaTb- csi umziehen (zog um,' umgezogen) nepee3>KaTb (Ha jjpyryio Kßap- THpy) unangemeldet 6e3 npeflßapHTejib- HOft AOrOBOpeHHOCTH unaufhörlich öecnpepbißHbiü unaufmerksam HeßHHMaTejibHO Unaufmerksamkeit f - HeßHHMa- TCJIbHOCTb unbedingt oönaaTejibHo, öeayc- JIOBHO unbescheiden HecKpoMHo unerwartet HeojKHflaHHbifi unfaßbar HeyjioßHMbifi, HenocTH- JKHMblfi ungeahnt Heo>KmiaHHbiii, Hem- BeCTHblfi Ungeduld f -, 6e3 pl HeTepneHHe ungeduldig pa3jjpa>KeHHo ungern hcoxotho unglaublich HeßepoHTHbiü ungnädig HejjoBOJibHO unsanft rpyöo, pe3K0 unschlüssig HepeiUHTejibHbiü unsichtbar HeßHAUMbiH unterbrechen (unterbrach, unter- brochen) npepbißaTb unterdrücken cjiep>KHBaTb, no- AaßJiHTb untergehen (ging unter, unter- gegangen) 33XOAHTb Unterschied tn -(e)s, -e pasjiH^ne Unterschrift f -, -en noanncb unterwegs b jjopore untrüglich öeaoniHÖo^HbiH unvergessen HeaaöbißaeMbiH unverständlich HenoHHTHbiü unvorhergesehen HenpejiBmieH- HblH, HeOJKH/iaHHbin uralt oqeHb ApeßHHÜ urauf führen craBHTb, ncnojiHHTb (nbecy) ßnepßbie Urlaub m -(e)s, -e omycK V Vase f -, -n Basa Vati tn -s, -s nano^Ka (jiacKam.} verächtlich npeapHTejibHbiü verändern, sich H3MeHHTbCH, ne- peMeHHTbCH verbeugen, sich KjiaHHTbCfl verbieten (verbot, verboten) 3a- npemaTb 91
verbinden (verband, verbunden) CBH3blB3Tb, COeAHHHTb verblüfft yjjHBjieHHO, oaajjaqeH- HO verbrennen (verbrannte, ver- brannt) oö>KHraTb verbringen (verbrachte, ver- bracht) npOBOAHTb (BpeMfl) verdanken öbiTb oönaaHHbiM verderben (verdarb, verdorben) nOpTHTb verdienen 3apa6aTbiB3Tb; 3acjiy- JKHBaTb verdutzt oaajiaqeHHbin, cMymen- Hbiii vereinen coBMemaTb; coejjHHHTb verfallen (verfiel, verfallen) 06- Hapy>KHBaTb; auf den Gedan- ken verfallen nanacTb Ha MblCJIb verflixt! ax! KaK HenpHHTHo! vergangen npomeAuiHfi vergehen (verging, vergangen) npoxoAHTb (o BpeMeHn) vergessen (vergaß, vergessen) 3a- öbißaTb vergiftet OTpaßjieHHbin Vergißmeinnicht n -(e)s, -e He- 3a6yAKa vergleichen (verglich, verglichen) CpaBHHBaTb Vergnügen n -s yAOBOJibCTBue vergnügen, sich 3a6aBJiHTbCH vergnügt Becejibiü, ÄOBOJibHbin verheiraten, sich BCTynaTb b 6paK verheiratet HceHaTbiü, 33My>KHflfl verkaufen npoAaßaTb Verkehrskreuzung f -, -en nepex- peCTOK verklären, sich npeoöpaHOTbcn, npOHCHHTbCH verklingen (verklang, verklun- gen) yMOJiKHyTb, OT3ByqaTb Verlag tn -(e)s, -e H3jiaTejibCTBO verlassen (verließ, verlassen) oc- T3BJlHTb, nOKHASTb verlegen cMymeHHbifi verlernen paay^HTbcn, 3a6biTb verliebt BjnoÖJieHHbiü verlieren (verlor, verloren) Te- pHTb, JiHUiaTbCfl; npOHrpbi- B3Tb vermieten cjjaBaTb (b HaeM) Vermutung f -, -en npejinojio>Ke- Hue vernünftig paayMHbiü verraten (verriet, verraten) bm- A3B3Tb verrechnen, sich oöc^HTaTbcn, oiuHÖHTbCfl (b pacMerax) verrückt cyMacmeAuiHÜ verschieden paajiHHHbifi verschließen (verschloß, ver- schlossen) 33nHpaTb verschwinden (verschwand, ver- schwunden) Hc^eaaTb Verschwörung f -, -en 3aroBop versprechen (versprach, verspro- chen) oöemaTb verständig paayMHbiß verständlich noHHTHbifi, flocryn- Hblfi verstecken npHTaTb, cKpMBaTb verstehen (verstand, verstanden) noHHMaTb versuchen npoöoßaTb, nbiTaibCH vertauscht oöMeHeHHbifi verteilen paajiaBaTb, pacnpejje- JIHTb vertiefen, sich norpyacaTbca vertraulich hmthmhuh, (J)aMHjib- HpHblfi vertreten (vertrat, vertreten) 3a- MemaTb verwandt sein öbiTb b pojjcTBe verwechseln nepenyTbiBaTb verwickeln 3anyTbiB3Tb verwirrt oaajjaqeHHO verwundern, sich yjjHBjiflTbCfl Verwunderung f - yjjHBJieHHe verzeihen (verzieh, verziehen) H3BHHHTb, npOUiaTb Verzeihung! W3bhhhtc! verziehen (verzog, verzogen) CKpHBHTb Verzweiflung f -, 6e3 pl onaa- Hue verzwickt 3anyTaHHbifi vielbeschäftigt 33HHTbiH vielgepriesen xßajieHbiü vielleicht mojkct öbiTb, noaca- jiyfi vielmals mhofo pa3 vielmehr cKopee viermal qeTbipex<AM völlig coßceM, coBepmeHHO vollkommen coBepuieHHbifi vollzählig b nojiHOM cocraBe Vorabend tn -es, -e KanyH voran Bnepejj, BnepejjH 92
vorbei mhmo vorbereiten noAroTOBjiflTb, npH- TOTOBJIHTb Vorbereitung f -, -en npHroTOB- jieHHe, nojiroTOBKa vorbeugen HaooHHTb BnepeA (ro- jioßy, TyjiOBHme) vorfahren (fuhr vor, vorgefah- ren) noAi>e3H<aTb vor finden (fand vor, vorgefun- den) 3aCT3BaTb vorgehen (ging vor, vorgegan- gen) npOHCXOÄHTb vorgestern TpeTbero ahh vorhängen BemaTb hto-jihöo vorher nepeA tcm, aapanee vorhin npe>KAe, HeAaBHO Vorkommen (kant vor, vorge- kommen) BCTpe^aTbCH, cjiy- qaTbca; KaaaTbc« vorläufig nona hto vor lesen (las vor, vorgelesen) HHTaTb BCJiyX Vomame m -ns, -n hmh vornehmen (nahm vor, vorge- nommen) npejinpHHHMaTb Vorschlag m -(e)s, Vorschläge npejvio>KeHHe vorschlagen (schlug vor, vorge- schlagen) npejviaraTb vorsichtig ocTopo>KHO vorspielen npoHrpHBaTb vorüber mhmo Vorwurf m -s, Vorwürfe ynpex vorwurfsvoll c ynpeKOM vorziehen (zog vor, vorgezogen) npejinoHHTaTb Vorzimmer n -s, - nepeAHHJi W Waffe f -n opyncne Waffel f -, -n Badjin Wagen tn -s, - aBTOMoÖHjib wagen oTBajKHTbca Ha, phcko- B3Tb Wagensitz tn -es, -e cHjjeHbe b aBTOMOÖHJie wahr HCTHHHblH, HaCTOHJUHH während b to BpeMH, KaK; noxa; BO BpeMH wahrscheinlich BepoHTHO Waldcafe n -s, -s Kac|)e b Jiecy Walderdbeere f -, -n jiecHaa 3eM- JIHHHK3 wandern nyTemecTBOBaTb, cTpan- CTB0B3Tb, OTnpaBJIHTbCH Wandlung f -, -en H3MeHeHHe Wange f -, -n mena warnen npeAOCTeperaTb „ warten acjiaTb warum noneMy, 3aqeM Wäsche f -, -n öejibe Wäschestapel tn -s, - cwnKa öejibfl Waschsaal tn -s, Waschsäle yMH- BajIbHH Wasserleitung f -, -en BOAonpo- BOA wedeln BHjiHTb xboctom Weg tn -s, -e Aopora, nyTb; sich auf den Weg machen OTnpaBJIHTbCH B nyTb wegen paAH, H3-33 wegschieben (schob weg, weg- geschoben) 0TTajIKHB3Tb wehen pasBeBaTbcn wehren, sich aamumaTbCfl, con- pOTHBJIHTbCH weiblich jkchckhh weich MHTKHH Weile f -, 6e3 pl BpeMH, Aocyr Wein tn -e(s), -e bhho weinen njiaxaTb Weinen n -s njian weiten pacwnpHTb weiter Aajibme weitgeöffnet umpoKo OTKpbiTbifi welch KOTOpblH, K3K0H wenden otboahtb wenden, sich (wandte sich, sich gewandt) (an+i4^.) oöpa- maTbefl; oöopaqHBaTbCH weniger MeHbme wenigstens no KpaHHefi Mepe werfen (warf, geworfen) 6po- C3Tb, KHA3Tb Werk n -(e)s, -e acjio, npoH3Be- AeHHe Wesen n -s, - cymecTBo, cyTb Aejia weswegen? H3-3a qero? Wette f -, -n napH, 3aKjiaA; um die Wette Hanepeöofi hto- jihöo AeJiaTb Wichtig B3>KHblH, BajKHO wiedererkennen (erkannte wie- der, wiedererkannt) y3H3BaTb Wien n -s Bena Wiener tn -s, - ypojKeHeii BeHbi Wiese f -, -n jiyr 93
wieso KaK TaK, kbkhm oßpaaoM Wild ÄHKHfi, ÖyHHblfi wildfremd coßepuieHHO 4y>Koü Willenskraft f - cmia bojih winken MaxaTb, jjejiaTb 3HaK Wipfel m -s, - BepxymKa, Ma- KyniKa wirklich jieücTBHTejibHbifi, Ha- CTOHJUHfi Wirt tn -(e)s, -e xoshhh Wirtin f -, -nen xo3HÜKa wispern menTaTb(cfl) wittern ^yHTb witzig ocTpoyMHbin wohl 3AOpOBblfi, XOpOUJO woh Iwo 1 lend 6jiaro>KejiaTejibHO Wohnzimmer n -s, - jKHjiaa kom- H3T3 womöglich no Bcefi BepoHTHoeTH wonach nocjie qero, o qeM wortlos MOjmajiHBbifi wortreich MHorocjioBHbifi wozu ajifl ^ero, k qeMy wühlen pbiTbc« Wunde f -, -n pana wunderbar nyaecHbiii, yjjHBH- TeJIbHHÖ wundem, sich yjjHBjiHTbCH wunderschön npeKpacHbifi wundervoll qyaecHbifi Wunsch m -es, Wünsche jKejiamie wünschen acejiaTb Wut f 6e3 pl flpocTb, 3jio6a wütend HpocTHbiü, paccBHpeneB- U1HH Z Zahn tn -s, Zähne 3yö zanken, sich öpaHHTbca zärtlich ne>KHbin Zehenspitze: auf den Zehenspit- zen Ha ubino^Kax zeichnen pucoßaTb Zeichenblock tn -s, Zeichenblöcke aJIbÖOM flJIH pHCOBaHHfl Zeitlang: eine Zeitlang hckoto- poe BpeMH zerbrechen (zerbrach, zerbro- chen) jiOMaTb (rojioßy) zerbrochen paaÖHTbifi zerkratzen pacuapanaTb, ncixa- panaTb zerreißen (zerriß, zerrissen) nop- B3Tb, pa3OpB3Tb zerren pfcatb, jjepraTb zerstören paapymaTb zerstreuen pacceHBaTb, paaöpa- CblB3Tb zerstreut pacceHHHbifi Zettel tn -s, - aanncKa, jihctok Zeuge tn -n, -n cBHjjeTejib ziehen (zog, gezogen) THHyTb, TamuTb ziehen, sich (zog sich, sich ge- zogen) THHyTbCH Ziel n -s, -e uejib Zielscheibe f -, -n MHweHb ziemlich jjOBOjibHo Zieraffe tn -n, -n Booöpa>Kajia zittern ApOH<aTb zittrig ÄpOHcamnü zögern MejvmTb, KOjieöaTbcn Zopf tn -(e)s, Zöpfe Koca (bojio- Cbl) Zopfschleife f -, -n öaHT zornig FHeBHbiü zucken noaepniBaTb, no>KHMaTb zücken pacKouiejiHTbca (uiytnA.) Zucker tn -s caxap zuerst cnepßa, BHaqajie Zufall tn -(e)s, Zufälle cjiynafi, cjiyqaÜHOcTb zufällig cjiyqafiHo zufrieden sein öbiTb aoBOJibHMM zugleich OAHOBpeMeHHO zuhören cjiymaTb zukommen (kam zu, zugekom- men) HaABHraTbCH Ha ... zukünftig öyAymHH zu lächeln yjibiöaTbcn (KOMy-jiH- 60) zunächst npe>Kjie Bcero, öjihjkc Bcero zünden 3a>KHraTb Zunge f -, -n H3MK zunicken KHBaTb zurechtkommen (kam zurecht, zurechtgekommen) npHxojjHTb BOBpeMH zurückkehren BO3BpamaTbCH zurücklächeln OTBeqaTb Ha yjibiö- Ky zurück lehnen, sich OTKjioHHTb- CH H333A zurückweichen (wich zurück, zu- rückgewichen) OTnpHHyTb zusammenfallen (fiel zusammen, zusammengefallen) coBnajjaTb Zusammenhang tn -(e)s, Zusam- menhänge CBH3b 94
Zusammenhängen (hing zusam- men, zusammengehangen) HMeTb CBH3b C qeM-JIHÖO zusammenzucken B3AparnB3Tb zuschieben (schob zu, zugescho- ben) nOÄOÄBHHyTb Zuschlägen (schlug zu, zuge- schlagen) 3axJionbiB3Tb (jjBepb) Zustand m -es, Zustände coctoh- une zuversichtlich c yßepeHHOCTbio zuwinken KimaTb, aaBatb snaK, nO43bIB3Tb zwar npaBjja, xoth Zweig m (e)s, -e BeTBb zweitens Bo-BTOpbix zwicken ymnnHyTb Zwilling tn -(e)s, -e 6jiH3Heu zwingen (zwang, gezwungen) npHHy>KÄaTb zwinkern MOpraTb zwischen Me>My; cpejjH
INHALTSVERZEICHNIS Erstes Kapitel .............................. 3 Zweites Kapitel ............................. 8 Drittes Kapitel ............................. 15 Viertes Kapitel ............................. 18 Fünftes Kapitel ............................. 21 Sechstes Kapitel ............................ 25 Siebentes Kapitel ........................... 31 Achtes Kapitel ............................. 35 Neuntes Kapitel ............................ 49 Zehntes Kapitel ............................. 55 Elftes Kapitel .............................. 62 Zwölftes Kapitel ............................ 65 Alphabetisches Wörterverzeichnis ... 73 BJIH3HEUH Ha HeMeitKOM jnbixe coeraBHTejib BuKTopun BuKTOpoöHa Caeejibeea PeaaKTOp H. A. H/ibUHa. Xyaojkhhk B B. Kopenee. XyAOxcecTBenHuft peaaK- i top C. r. AöeAUH. TexHHMecKHA peAaKTop P. C. Podtmeea. KoppeKTOp T. ß. PadneHKo HB Ns? 3754 H3A. N° H-325. CAano b naöop 18.12.81. IIOAn. b nenarb 25.02.82. cPopMar 1 84X108V32. ByM. thii. Nfe 1. TapHHTypa jinTepaTypnafl. rie^ai-b BbicoKa«. O6i>eM 5,04 ycji. neM. ji. 5,36 yc;i. Kp.-orr. 6,17 yH.-H3A. Ji. Tupaxc 35000 3K3. 3aK. i N° 845. Uena 25 koit. UsAareJibCTBO «Bbicniafl niKOJia>, MocKsa, K-51, HerjiHHHan yji., a- 29/14. OpAena TpyAOBoro KpacHoro 3H3MeHH MocKOBCKa« THnorpa^H« Xe 7 «Hcxpa I peBOJ»oiiHH> «CoK)3no;iHrpa4)npoMa> TocyAapcTBeHHoro KoMHTera CCCP no AeJiaM H3AaTe;ibCTB, najiHrpatfjHH n khhjkho# ToproBJin. MocKsa, 121019, nep. ÄKcaKosa, 13.