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                    Nr.12
SCHLESISCHE BERGWACHT
Seite 223
Hermann und sein Motorrad
Ende der zwanziger Jahre war das Mo­
torrad bei der erwachsenen Jugend ein sehr
begehrtes Verkehrsmittel. Einige der jun­
gen Leute in unserem Dorf hatten bereits
ihr Fahrrad mit dem im Verkehr schnelle­
ren Fahrzeug gewechselt.
So auch ein Landwirt, bereits in der Mit­
te seines Lebens stehend, aber auch immer
an allem, was technischer Fortschritt hieß,
interessiert. So war er auch der erste der
älteren Generation, der den Mut besaß, sich
ein Motorrad zu kaufen. So ein Motorrad
kam ihm ganz besonders gelegen, da er in
der Gemeinde bei fast allen Vereinen Mit­
glied war und auch einige öffentliche Äm­
ter, die es damals gab, vertrat. So blieb es
nicht aus, daß er viel "auf Achse" sein
mußte, was mit dem Fahrrad fast nicht
mehr zu bestreiten war.
Da er auch zu dieser Zeit Brandmeister
bei unserer freiwilligen Feuerwehr war,
das Spritzenhaus aber in der Mitte des Dor­
fes lag, er selbst jedoch im obersten Teil
des Ortes wohnte, ist es einige Male vor­
gekommen, daß bei einem Brand im Nach­
bardorf die Feuerwehr schon ohne ihn ab­
gefahren war, bevor er noch mit seinem
Fahrrad am Spritzenhaus ankam, und er
mußte hinterher fahren. Für ihn bedeutete
das außerdem noch eine große Strapaze, da
er auch noch mit einem übermäßigen Kör­
pergewicht fertig werden mußte. Kam er
dann keuchend und verschwitzt an seinem
Ziel an, mußte er es sich auch noch gefallen
lassen, von den jungen Feuerwehrleuten
wegen des Fahrrads verulkt zu werden. Das
konnte er schlecht verkraften, und so ent­
schloß er sich aus all diesen Gründen, ein
Motorrad zu kaufen.
Damals war es noch nicht so wie heute,
daß man erst eine Fahrprüfung ablegen
mußte, ehe man auf einem solchen Fahr­
zeug fahren durfte, sonst wäre Hermann
das nicht passiert, was ihm passiert ist.
Gleich am ersten Tag, als Hermann im
Besitz seines Motorrads war, wollte er na­
türlich den ersten Fahrversuch machen.
Aber es stellte sich bald heraus, daß das
nicht ganz so einfach war und jede "tech­
nische Neuerung" auch ihre Tücken besitzt.
Damit der Motor anspringen sollte, muß­
te Hermann 3 bis 4 Mal ordentlich die Pe­
dale treten und das etliche Male wiederho­
len, bis es ihm gelang. Dann beim Schalten
begann das Motorrad zu hopsen, daß ihn
die Angst überlief. Krampfhaft hielt er das
Vehikel fest. Es war ein Glück, daß das
Vorderrad gegen die Wand stand. In seiner
Angst versuchte er, das Motorrad wieder
abzuschalten, aber - oh Tücke des Ob­
jekts - an dem Hebel wo er drehte, stellte
es sich nicht ab, sondern der Motor wurde
immer lauter.
Seine Angst wurde immer größer, und
er rief laut nach Martha, seiner Frau. Die­
se kam gleich angelaufen und er rief ihr
zu, sie möge doch Arthur, der selbst ein
Motorrad hatte und Bescheid wußte, schnell
holen, da er nicht weit weg wohnte. Martha
hatte Glück, Arthur war zu Hause, kam
schnell und befreite Hermann aus seiner
mißlichen Lage. Hermann, der zwar über
Bärenkräfte verfügte, wäre in diesem Fall
wohl der Verlierer gewesen.
Nun bekam Hermann von Arthur erst
mal Unterricht im Umgang mit seinem Mo­
torrad. Er zeigte ihm die Handhabung der
Hebel und ließ ihn das alles so oft wieder­
holen, bis Hermann es kapiert hatte. Als
es soweit war, setzten sich beide auf das
Motorrad und starteten zum ersten Fahr­
versuch in Richtung Schillerbusch und zu­
rück, was auch zu vollster Zufriedenheit
beider gelang. An den folgenden Tagen
wiederholte Hermann diese Fahrten, und
als er sich sicher genug fühlte, fuhr er auch
durchs Dorf und später mit seiner Frau
auch nach Hirschberg zum Wochenmarkt.
Inzwischen fühlte sich Hermann auf dem
Motorrad so sicher, daß er sogar mit seiner
Frau zu einem Besuch nach Berlin in die
damalige Reichshauptstadt fuhr, die er oh­
ne Panne und Zwischenfälle meisterte.
Einen "Husarenritt" hat Hermann dann
später mal in Dorfmitte erleben müssen.
Unsere Dorfstraße hatte an dieser Stelle
eine Senke, diese verflachte sich nach bei­
den Seiten, um bei starkem Regen das
Wasser in den Graben abzuleiten. Gerade
an dieser Stelle hatte Hermann mit seinem
Motorrad ein Erlebnis, was er wohl sein
ganzes Leben lang nicht vergessen hat. Da
ich nebenan beim Grünfuttermähen war,
habe ich dieses Husarenstück aus nächster
Nähe mit ansehen können.
Ich wurde durch Motorgeräusch aufmerk­
sam und meine Neugier war geweckt, und
was sahen meine Augen, die die Straße
verfolgten? Es kam ein Motorrad in schnel­
lem Tempo mit Beifahrer auf dem Sozius
angefahren, welches die tiefste Stelle die­
ser Straßensenke durchfuhr. Da gab es für
beide auf dem Motorrad durch die Fede­
rung einen gewaltigen Stoß, wobei der auf
dem Sozius Sitzende mit samt dem Sitz
vom Motorrad gehoben wurde und unsanft
auf der Straße landete. Der Fahrer, eben
dieser Hermann, bemerkte aber nicht, daß
er seinen Sozius verloren hatte, sondern
fuhr mit unvermindertem Tempo weiter.
Erst als er zu Hause ankam, merkte er, daß
er nur noch allein auf seinem Motorrad saß.
Die Augen hätte ich sehen wollen, die Her­
mann bekam, als es ihm bewußt wurde,
was passiert war, und daß sein Beifahrer
fehlte.
LEtzterer hatte Glück gehabt, daß er sich
mit beiden Händen am Sozius festgehalten
hatte und mit dem Sattel auf die Straße
fiel, was durchaus seinem Hinterteil zugute
kam. Ich war auf die Straße gelaufen, 11m
zu sehen, ob etwas zu Bruch gegangen w
und ob Hilfe gebraucht wurde; beides war
nicht der Fall, Gott sei Dank!
Der Beifahrer war Herr Däsler, unser
Gemeindevorsteher, dem dieses Mißge-
schick passierte, und es hätte schlimm aus­
gehen können. Er meinte, bei diesen ver­
fluchten Kurven hätte er sich die Knochen
brechen können, womit er ja recht hatte.
Inzwischen kam Hermann mit seinem Mo­
torrad zurück, stellte es an die große Lin­
de, die an der Seite der Dorfstraße stand.
Hermann und Fritz Däsler waren beide
noch vom Schreck gezeichnet und keiner
konnte sprechen. Als Hermann endlich die
Sprache wiedergefunden hatte, meinte er
kleinlaut, er wüßte wohl, daß sich an dieser
Stelle ein Schlagloch befände, hätte aber
nicht mehr daran gedacht, sonst hätte er
es umfahren. Darauf meinte der Gemein­
devorsteher, daß das unbedingt sofort ab­
geändert werden müsse; und so wurde auch
alsbald das Hindernis beseitigt. Ich hatte
Mühe, das Lachen zu unterdrücken. Denn
die Motorradfahrer im Dorf kannten diese
bewußte Stelle und fuhren vorsichtig. Au­
tos kamen kaum durch das Dorf, sie be­
nutzten die großen Umgehungsstraßen. Und
die Bauern in unserem Dorf hatten zum
größten Teil "Pferde mit Hörnern", denen
ein Schlagloch nichts ausmachte. Zurrial die­
se mit einem anderen "Tempo" durch das
Dorf fuhren, als ein Motorradfahrer. Her­
mann hat an diesem Tag wohl mal zeigen
wollen, wie schnell sein Motorrad laufen
kann, was eben bei unserer Straße durch­
aus fehl am Platze war. Er ging einige Ma­
le an der Unfalls teIle auf und ab, und da
fand er auch die Schraube, welche sich am
Soziussitz gelöst hatte und an dem, was
geschehen war, mit Schuld war.
Leider deckt beide, Hermann und Fritz
Däsler, schon lange der kühle Rasen. Si­
cher würden sie beim Lesen dieser Zeilen
schmunzeln und an längst vergangene Zei-
�n zurückdenken, was bei mir nach so vie­
len vergangeneu Jahren der Fall ist.
Martin Rudolph, Wetschen
Magnat-Eisenerzbergwerk
in Schmiedeberg
Schmiedeberg am Fuße des Riesengebir­
ges, eingebettet zwischen hohen Bergen
zieht sich das Tal der Eglitz hinauf bis zum
Schmiedeberger Paß, der ja auch noch zu
Schmiedeberg gehörte, so daß eine Länge
von 7 km herauskam. Der Name Schmiede­
berg stammt nach alten überlieferungen
von den vielen Schmieden, die einst in die­
sem Tale ansässig waren. Die Schmieden
wurden alle mit Eisen beliefert, das im
oberen Teil der Stadt am Berge des Lan­
deshuter Kammes gefunden wurde, das
muß aber im zeitigen 18. Jahrhundert ge­
wesen sein. Damals wurde das Erz mit ma­
nueller Kraft gefördert, das heißt, es wur­
de noch mit Fäustel und Pickel aus dem
Berg gewonnen, wo es dann mit kleinen
Loren, genannt Hunde, von sogenannten
Förderjungen ans Tageslicht befördert
wurde und zu damaliger Zeit noch mit
Pferdegespannen nach Niederschmiedeberg
durch die Straßen, die noch mit Kopfstein­
pflaster gepflastert waren, zum Haupt­
bahnhof gebracht und dort in Güterwagen
verladen den Weg nach Oberschlesien in
die Hochöfen antraten.
Bis 1904, wo dann die Bahnstrecke wei­
ter gebaut wurde, die ja direkt am Projekt
Bergfreiheitgrube vorbeiging, wurde das
Erz dann direkt in die Güterwagen verla­
den. In den 30er Jahren wurde dann eine
elektromagnetische Erzaufbereitung ange­
gliedert, die dann das Erz vom tauben Ge­
stein elektromagnetisch trennte, wogegen
früher etliche Frauen an einer langen
Schüttelrinne standen und das taube Ge­
stein mit der Hand auslesen mußten.
Die Grube hatte einen Förderschacht mit
einer TiEfe von 575 m. Die Förderkörbe
hingen an einem endlosen, starken Seil,
das über eine Förderscheibe mit einem
Durchmesser von rund 12 m von einer
Dampfmaschine angetrieben wurde und so
das Erz bzw. die Bergleute in den Schacht
beförderte und wieder ans Tageslicht
brachte. Vor jedem Einfahren in den
...................................... �
: :
i DIE ZAHLKARTEN !
! Liebe Leser! !
• •
: Es ist wieder soweit. das Bezugs- !
! geld für das.2. Halbjahr ist fällig! i
• Aus Vereinfachungs gründen liegt •
! der ge s a m t e n Auflage wieder die :
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: Einzugsermächtigung, k ein e n Dau- :
: erauftrag und noch n ich t Ihr Be- :
: zugsgeld bezahlt haben. Vermeiden :
: Sie in unserem Interesse DoppeJzah- :
t lungen, da das ungeheure Mehrarbeit :
: bedeutet. :
: Bitte ersparen Sie uns Mahnungen. :
: Die Postgebühren belasten uns schon :
: außerordentlich! :
: Ihr :
: :
• •
: Bergwächter !
: .
. ..


Seite 224 SCHLESISCHE BERGWACHT Nr.12 Schacht war es noch Sitte, daß im Zechen­ haus eine kurze Gebetsstunde abgehalten wurde, um die Heilige Barbara um Gnade zu bitten. Dieser Brauch ist aber mit dem weiteren Ansteigen der Arbeitsproduktivi­ tät leider eingeschlafen, es war dann plötz­ lich keine Zeit mehr dazu. In den Jahren 1928 - 1929 war plötzlich kein Bedarf mehr an Erz vorhanden und die Grube stand bis 33-34 unter Wasser. Sie gehörte damals zum Konzern der Kö­ nig-Laurahütte in Oberschlesien. Erst als dann die Stadt Schmiedeberg mit den umliegenden Dörfern eine GmbH gründe­ te, wurde sie wieder leergepumpt und in Betrieb genommen und bis Kriegsende be­ trieben, jetzt aber unter polnischer Verwal­ tung wieder stillgelegt. Damals kamen die Hauer, so nannte man die Bergleute, aus den weit verstreuten Dörfern rund um die Gruben mit bis zu 30 - 40 km Anmarschweg zur Arbeit. Es ging schon damals rund um die Uhr: l. Schicht von 6.00 - 14.00, 2. Schicht von 14.00 - 22.00 und 3. Schicht von 22.00 bis 6.00 Uhr früh; und Bergmannsarbeit war schwere Arbeit, ja Schwerstarbeit. Es kamen sogar Bergarbeiter aus dem "Böhmischen", die nun jeden Tag über die Berge hinweg mußten, und das aber zu Fuß, es gab ja noch keine Omnibusse so wie heute. Wenn einer ein Fahrrad hatte, war er schon ein angesehener und reicher Mann, aber meistens nützte es auch nicht viel, denn die mußten ja nur Waldwege be­ nutzen, und das im Winter wie im Sommer. Es war immer ein herrlicher Anblick, wenn man von der Grube aus die Lichterschlan­ gen am gegenüberliegenden Berg auftau­ chen und wieder verschwinden sah im Dunkel der Tannen und Fichten. Es war noch nicht die Baumgrenze erreicht, erst bei 800 - 1000 Meter begann die Knieholz­ Region und dann waren die Berge nur noch Stein und Geröll. Eine kleine Episode, von mir selbst er­ lebt, möchte ich noch erzählen, da ich ja selbst etliche Jahre als Schlosser auf der "Bergfreiheitgrube" beschäftigt war. Die Schlosser und Maschinisten der verschiede­ nen Pumpstationen mußten abwechselnd auf Sonntags-Schichten fahren, die dann jedesmal von 6.00 Uhr früh bis 18.00 Uhr abends absolviert werden mußten. Und so erwischte es auch mich eines Sonntags. Ich fuhr also zur gewohnten Zeit ein, alles ver­ lief planmäßig, bis Mittag. Dann brach draußen ein schweres Gewitter los und der Strom fiel aus. Man teilte mir per Tele­ fon mit, daß der Blitz in das Transforma­ torenhaus eingeschlagen hat und somit die Stromzufuhr unterbrochen sei. Ich saß nun in 575 Meter Tiefe und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Aber was nicht kam, war der Strom, was aber immer höher stieg, war das Wasser. Die Latten und Bretter schwammen schon in der Maschinenstube. Zum Glück waren die Fundamente noch 1,50 Meter hoch gebaut, und darauf erst der Motor gleich gekuppelt mit der Wasserpumpe montiert. Die Pum­ pe förderte 3 cbm in der Minute, die Was­ serrohre der Steigleitung hatten einen Durchmesser von etwa 200 mrn, die Druck­ höhe betrug 100 Meter, so daß also auf der 475-m-Sohle die nächste Pumpstation stand, die dann das Wasser wieder weitergab, bis es schließlich ans Tageslicht kam und von dort dann in die Eglitz lief. Und nun zurück zu meinem Erlebnis, das ich so schnell nicht vergesse. Das Wasser stieg also immer weiter, das einzige Licht, das ich hatte, war die Karbidlampe. Am Te­ lefon wurde ich immer wieder vertröstet, es würde nicht mehr lange dauern, aber da unten wurden die Minuten zu Stunden, das Wasser stieg dann so hoch, daß es nur noch Zentimeter waren, bis die ganze Anlage unter Wasser stehen würde. Und was das bedeutete, war einem damals nicht ganz klar. Ein Entrinnen gab es nicht mehr, denn das Wasser stand ja schon im Schacht, so daß ein Ausfahren mit dem Förderkorb nicht mehr möglich war; und was das Schlimmste war, wir fuhren Untertage die Maschinen mit 3000 Volt Spannung und mußten die Schaltmesser nur mit Hilfe von isolierten Schaltstangen einschalten. Wenn das Wasser noch höher gestiegen wäre und die Schalter noch unter Wasser gestanden hätten, das wäre das Ende gewesen. Aber jetzt kam der erlösende Anruf, daß es wieder Strom gibt und ich konnte noch rechtzeitig vom Fundament aus die Schal­ ter bedienen und die Maschinen unter Spannung setzen, und nach zweistündigem Pumpen war die Gefahr des Ertrinkens ge­ bannt. Zur Beschaffenheit des Erzes wäre noch zu sagen, daß es von tiefschwarzer Farbe war und sehr schwer, oft von Schwefelkies durchzogen, das dann aussah, als wären es kleine Goldadern. Dieser Schwefelkies war aber nicht erwünscht im Erz, da er beim Schmelzen das Eisen brüchig machte, und es bedurfte einer besonderen Behandlung, diesen Schwefelkies vom Erz abzutrennen. Das mochte auch mit ein Grund gewesen sein, daß das Bergwerk immer wieder mal stillgelegt wurde. Und zum anderen war das Erz aus Schweden billiger. Das hohe Gewicht des Erzes läßt sich vielleicht so am besten verdeutlichen, daß ein Hund (Lore) immerhin 1 Tonne wog. Und wenn man einen beladenen Güterwa­ gen betrachtete, so befand sich in dessen Mitte ein kleines Häuflein, das aber 400 Zentner wog. Die Heilige Barbara ist die Schutzpatro­ nin der Bergrnänner, und es war immer ein schöner Anblick, wenn am Tage der Heiligen Barbara die Bergleute mit ihren traditionellen Trachten und Tschako und wehenden Federn je nach Rangord­ nung weiß, schwarz oder rot, durch die Straßen der Stadt zogen. Leider sind es nur noch wehmütige Erinnerungen an un­ sere schöne Heimat, die mir aber im Her­ zen treu bleiben. Alfred Hayn Dar Sunntichiaiger Mei Vetter Pohl aus dar Stoat, dar ging fiersch Laba garn uff die Joid, getroffa hott dar nä die Spur, dann kannta die Hosa schunn oh die zahn Juhr. Und sahnsa kumma dann lieba Herrn Pohl, glei machta se Mannla ei dam Kohl und huppsta und tanzta dudeldudeldei, und die Kugel ging ei da Krautstrunk nei. Heem gieht a wieder mit leerer Tosche an macht a letz ta Zug aus dar Flosche, a klunkert dorchs Dorf zum Bohnhofe hie und is vor Arger bal gelb, baI grien, uff emool do sitt a ne Gänsebrutt, verdomrnt, da erwacht sein Jägerblutt. Ach könnt ich dort nei emool paffa, ich fühls, ich tät bestimmt ene traffa. Und drüba oa dar Goartamauer, die Pfeife im Mund, lahnt derr Pauer. "Sie", spricht mei Jaiger, "ich tät garne amool wissa, ob ich nä amool uff die Gänse derft schissa. Is braucht ju nä imsuste geschan, ich koan euch ja zahn Biehma derrfür gahn." Dar Pauer spricht ei oller Ruh: "Ich hoa nischt derrgegen, schissa se och zu." A steckt die Mark ei seine Weste und mei Jaiger ziehlt schun feste. Puff Paff, a Gänserich kiezegroh leit mausetut getroffa do. Dar Jaiger gorkst an Freudenchoral: "He Sie, derrf ich nooch amool?" A reckt die zweete Mark ihm zu und jeener nickt und lacht derrzu. An wieder hoot a riesig Glicke, a troaf a Gansla eis Genicke. Ferr Freda steckt derr Herr Pohl jitzt glei die Gänse ei senn Rucksaak nei. Woas werrd sich meine Rosel freän, wenn ech ihr die war ei die Kiche leän. Und derr Pauer dar spricht treu und bieder: "Ade ade, kurnma se och baal amool wie­ der." Doch wie derr J'aiger tutt die erschta Schriete giehn, doo stutzt a und spricht zu damm Pauer hin: "Mei Lieber, ich muß sie doch amool froin, wie kinn sie denn ihre Gänse a su billig loon?" "Nu, ich risskier doch nischte derrbeine, die Gänse sein doch gornä meine!" (einges, von Gustav Mischer, 3180 Wolfs­ burg 1, Rothenfelder Straße 39) Breslau wieder Rastplatz In Bayern sollen die Uhren bekanntlich anders gehen, und so durften wir vor mehr als zehn Jahren schlesische Städtenamen zur Bezeichnung von Autobahn-Rastplät­ zen in Vorschlag bringen: Liegnitz, Oppeln und Hirschberg im Rie­ sengebirge an der AB 9 (Nürnberg - Mün­ chen) und Breslau an der AB 3 (Nürnberg - Würzburg) wiesen zur Freude vieler Rastsuchenden auf Schlesien hin. Doch vor zwei Jahren war "Breslau" plötzlich ver­ schwunden, denn dieser Platz zwischen Erlangen und HöchstadtJAisch bei Frauen­ aurach wurde zugunsten der Tank- und Er­ frischungsstation "Aurach" aufgelassen. Viel Verständnis fanden wir bei den Verhandlungen mit der Autobahndirektion Nürnberg, die uns die "Rückgabe Bres­ laus" an einem neuen Großrastplatz, der während der Gespräche noch im Bau war, zusagte und bei der Eröffnung erfüllte. Kapazität und La=e sind unserer Metro­ +ole sicherlich würdig und die Anordnung der großen offiziellen Hinweistafeln - na­ türlich weiß auf blau - ist so hervorra­ gend, daß alle Nord-Süd-Reisenden dieses "Breslau" einfach annehmen müssen, so­ fern sie über das Autobahnkreuz Nürnberg in die Richtungen Berlin, München, Re­ gens burg, Amberg oder Ansbach fahren wollen. Die BAB 3 (E 5) dürfte damit für alle Schlesier zu einer heimatlichen Autostraße geworden sein, denn man kann auch un­ willkürlich denken, die nächste Ausfahrt sei Breslau. Wer den Platz nicht anzufa­ ren wünscht, hat während der Stoßzeiten dank des zähflüssigen Verkehrs Gelegen­ heit, sich unser "Breslau" etwas länger an­ zusehen, das in dem Teilstück zwischen Autobahnkreuz FürthJErlangen und Nürn­ berg-Nord in der Nähe der Ausfahrt Ten­ nenlohe liegt. Wir freuen uns über diese Würdigung unserer Hauptstadt, die - stärker als am alten Standort - millionenfache Beachtung finden wird und sind dankbar. Heinz Lorenz r •• •••• • •• Visa-Anträge I für alle deutschen Ostgebiete und CSSR durch das der "Schlesischen Bergwacht" angegliederte Reisebüro der MAZ Inh. Ursula Bittkau Postfach 22, 3000 Hannover 68 • • •